Bericht Try it! Oktober/November 2012 Gespräch mit - Femtec
Bericht Try it! Oktober/November 2012 Gespräch mit - Femtec
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<strong>Bericht</strong> Dokumentation <strong>Bericht</strong><br />
„<strong>Try</strong> <strong>it</strong>! Junge Frauen erobern die Technik“<br />
31. <strong>Oktober</strong> – 03. <strong>November</strong> <strong>2012</strong> an der TU Berlin<br />
„Wenn ihr das wollt, dann schafft ihr das auch!“<br />
Portra<strong>it</strong> von Carina Grühser, <strong>Femtec</strong>-Alumna<br />
Verfasst von Lisa Sophie Klesse, Berlin, 12. Klasse<br />
Teilnehmerin des bundeswe<strong>it</strong>en Schülerinnenworkshops der <strong>Femtec</strong>. GmbH<br />
Kontakt: <strong>Femtec</strong>. GmbH, Martina Battistini, Tel.: 030 314 25643, www.femtec.org, battistini@femtec.org<br />
Berlin, <strong>2012</strong><br />
Am 03.11.<strong>2012</strong> hatten wir, die Teilnehmerinnen des <strong>Try</strong> <strong>it</strong>!-Workshops aus der 11. bis 13. Klasse,<br />
die Möglichke<strong>it</strong>, uns in einer <strong>Gespräch</strong>srunde m<strong>it</strong> role models zu unterhalten, die in MINT- Bereichen<br />
berufstätig sind. Nach einer gemeinsamen Begrüßungsrunde teilten wir uns in drei kleinere<br />
<strong>Gespräch</strong>sgruppen auf. Eine dieser Gruppen bestürmte die<br />
<strong>Femtec</strong>-Alumna Carina Grühser m<strong>it</strong> Fragen, welche sie freundlich<br />
und offen beantwortete.<br />
Die technische Informatikerin machte 2008 ihren Diplom-<br />
Abschluss an der TU Berlin. Zunächst entwickelte sie bei einem<br />
Ingenieurdienstleister Bilderkennungssoftware zur Qual<strong>it</strong>ätssicherung:<br />
Diese analysiert zum Beispiel Schokoladentafeln oder<br />
Kontaktlinsen anhand von aufgenommenen Bildern und erkennt,<br />
ob eine Kante an der Tafel abgebrochen ist und sie dam<strong>it</strong> verkauft<br />
werden kann oder nicht. Anschließend wechselte sie jedoch<br />
zur geomecon GmbH, wo sie bis heute tätig ist. Sie entwickelt<br />
eine rissmechanische Simulationssoftware, m<strong>it</strong>hilfe derer man<br />
bestimmen könnte, ob eine Tunneldecke voraussichtlich stabil<br />
bleibt.<br />
In einer kleinen Runde von sieben Personen drehten sich unsere Fragen vom Studium bis zu ihrem<br />
heutigen Berufsleben. Die Fragen sind zusammenfassend dargestellt.<br />
Frage: „Was ist Informatik für ein Studiengang und wie sieht der Alltag aus? S<strong>it</strong>zt man nur am<br />
Computer und programmiert?“<br />
Sie erklärte uns, dass Informatik nicht gleich Programmieren hieße. Der Studiengang sei ein stark<br />
mathematisch-technischer Studiengang, der sich eher m<strong>it</strong> der Frage beschäftige, wie etwas funktioniere.<br />
Er bestehe aus viel Theorie, Mathe und Physik, wobei Frau Grühser der Bereich Elektrotechnik<br />
besonders angesprochen habe, weshalb sie in den Studiengang „Technische Informatik“<br />
wechselte. Obwohl sie in der Schule nie wirklich Informatik hatte und sich kaum m<strong>it</strong> Programmie-
en auskannte, habe sie doch ihr Studium m<strong>it</strong> einer guten Note abgeschlossen.<br />
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Die „Nerds“, erklärte sie uns m<strong>it</strong> einem Schmunzeln, seien einige der Leute gewesen, die nach<br />
einem halben Jahr das Studium wechselten oder abbrachen. Das heißt: Wenn jemand wirklich<br />
Informatik studieren wolle, solle er oder sie sich nicht wegen mangelnder Programmiererfahrung<br />
abschrecken lassen.<br />
Frage: „Wie läuft dein Alltag in deinem Betrieb ab? Welche Aufgaben hast du dort, und hast du<br />
alles dafür in deinem Studium gelernt?“<br />
„Eigentlich ist man Übersetzer“, meinte<br />
sie auf unsere Frage hin, was ihre<br />
genaue Aufgabe bei geomecon sei. Das<br />
Programmieren sei nur ein kleiner Teil<br />
ihrer Aufgabe. Sie rede m<strong>it</strong> den<br />
Geolog/innen und stelle sich ganz unterschiedliche<br />
Fragen, wie: „Wie gehen<br />
Steine kaputt? Warum gehen die Steine<br />
kaputt?“ Alle Antworten müsse sie<br />
für den Computer „übersetzen“ und<br />
die Formel so programmieren, dass er<br />
sie versteht. Dieses Handwerk habe sie<br />
zwar schon grundsätzlich an der Univers<strong>it</strong>ät erlernt, ihre Kenntnisse aber durch den täglichen<br />
praktischen Einsatz im Beruf auf verschiedene Anforderungen hin enorm vertiefen können. Eine<br />
Freundin von ihr, erzählte sie, habe auch Informatik studiert, doch würde sie heute gar nicht programmieren.<br />
Sie le<strong>it</strong>e die Informatiker/innen an und rede m<strong>it</strong> den Kund/innen über ihre Wünsche.<br />
Frage: „Wie war das als Frau in einem Informatik-Studiengang? Gibt es da Vorurteile, wird man<br />
komisch angesehen?“<br />
Zunächst gab sie uns die ungefähre Prozentzahl von Frauen in ihren Informatik-Studiengängen:<br />
Etwa 15 Prozent seien es in der reinen Informatik und drei Prozent in der Technischen Informatik<br />
gewesen. Man würde beachtet und es war, als würde jede/r eine/n kennen, doch sie sagte, diese<br />
Aufmerksamke<strong>it</strong> sei eher pos<strong>it</strong>iv gewesen. Vorurteile und Leute, die Kommentare abgeben, gebe<br />
es immer, doch Professor/innen erinnerten sich eher an eine der seltenen Studentinnen als an<br />
einen we<strong>it</strong>eren Mann, der Informatik studiere. Man bliebe im Gedächtnis.<br />
Frage: „Hast du neben dem Studium gearbe<strong>it</strong>et und was denkst du über das duale Studium?“<br />
Ihre Eltern haben Carina Grühser unterstützt, weshalb sie für ihre Unterkunft und Studiengebühren<br />
nicht hätte arbe<strong>it</strong>en gehen müssen, habe dies jedoch nebenbei getan, um ein wenig Geld für<br />
Urlaub und eigene Anschaffungen zu sparen. Sie würde auch jedem/jeder empfehlen, Arbe<strong>it</strong>serfahrung<br />
schon im Studium zu sammeln, z.B. als studentische Hilfskraft. Sie selbst würde eine Person<br />
m<strong>it</strong> Arbe<strong>it</strong>serfahrung einer anderen m<strong>it</strong> „nur“ einem super Lebenslauf vorziehen, wenn diese
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motiviert sei und Lust auf den Job habe. Aushänge für Jobs als studentische Hilfskraft gebe es an<br />
jedem schwarzen Brett, und wenn man Lust darauf habe und das wirklich wolle, dann bekomme<br />
man den Job häufig auch.<br />
Zum dualen Studium meinte sie, dass man dort ihrer Einschätzung nach viel praxis- und betriebsgebundener<br />
sei, weshalb es für sie nie in Frage gekommen sei, da sie immer eine allgemeingültige<br />
theoretisch fundierte Ausbildung anstrebte. Trotzdem blieben einem/einer viele Möglichke<strong>it</strong>en<br />
offen, auch wenn man in dem Unternehmen ausgebildet worden sei. Wir redeten auch noch über<br />
andere Möglichke<strong>it</strong>en der Finanzierung des Studiums wie Bafög, Studienkred<strong>it</strong>e und Stipendien.<br />
Frage: „Bist du schon mal durch eine Prüfung gefallen?“<br />
Tatsächlich ist sie das, doch sie meinte, es gebe immer eine zwe<strong>it</strong>e Chance in Form einer Nachprüfung.<br />
Zudem sei es bei ihr so gewesen, dass sie nur zwei von drei Prüfungen bestehen habe müssen.<br />
Frage: „War es von Anfang an klar, dass du in Berlin bleiben willst?“<br />
Für sie war von Anfang an klar, was für uns noch eine Frage ist: Wo wollen wir studieren? Sie erklärte<br />
uns, dass eine große Uni zwar unpersönlicher sei und man durch das Studium gehen könne,<br />
ohne wirklich jemanden kennen zu lernen, doch biete sie auch ein viel größeres Spektrum an verschiedenen<br />
Studiengängen. Dadurch habe man mehr Freihe<strong>it</strong> in seiner/ihrer Studiengestaltung,<br />
was ihr sehr wichtig gewesen sei. Wer ein schulisches System lieber möge, solle an eine kleine<br />
Univers<strong>it</strong>ät gehen.<br />
Frage: „Was sagst du zu Auslandsaufenthalten?“<br />
Sie sagte, dass sie eine tolle Erfahrung<br />
seien, doch wir sollten uns nicht unter<br />
Druck setzten. Wenn man das Geld und<br />
die Möglichke<strong>it</strong>en habe, solle man sie<br />
nutzen, doch wenn nicht, dann sei das<br />
auch in Ordnung. Jedoch, und das betonte<br />
sie, sei Englisch wichtig und man<br />
komme nicht darum herum, diese Sprache<br />
zu beherrschen.<br />
Frage: „Wie ist das m<strong>it</strong> Familie und Beruf, lässt sich das in deinem Beruf gut verbinden?“<br />
Bei der Frage erklärte sie uns, dass wer das wolle, es auch schaffen werde. Natürlich müssten<br />
dafür Kompromisse eingegangen werden, doch m<strong>it</strong> einem/einer aufgeschlossenen und kompromissbere<strong>it</strong>en<br />
Partner/in schaffe man alles. Außerdem meinte sie, dass es auch auf den Arbe<strong>it</strong>geber<br />
ankomme, wie reibungslos es funktioniere, eine Familie zu gründen. Flexible Arbe<strong>it</strong>sze<strong>it</strong>en<br />
wären eine Möglichke<strong>it</strong>, m<strong>it</strong> der der Arbe<strong>it</strong>geber helfen könnte.
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Frage: „Wie ist das im Beruf, macht man dort jeden Tag dasselbe oder kann man we<strong>it</strong>er dazulernen?<br />
Hast du Freize<strong>it</strong> und Ze<strong>it</strong> für deine Hobbies?“<br />
Dies war eine Frage, die wir in der Nachbesprechung m<strong>it</strong> der Gruppe noch einmal stellten, worauf<br />
Carina erwiderte, dass sie froh sei, wenn in ihrem Beruf einmal etwas Ähnliches wieder passiere,<br />
wo sie sagen könne: „Das kenne ich, da weiß ich, wie es gemacht wird!“ Doch es gebe auch andere<br />
Möglichke<strong>it</strong>en - durch We<strong>it</strong>erbildungen oder Fernstudiengänge.<br />
Die Freize<strong>it</strong>, die man habe, sei später vom Arbe<strong>it</strong>geber abhängig. Manche erwarteten, dass man<br />
selbst am Wochenende erreichbar sei, wie bei ihrem ersten Job; anderen dagegen sei das Wochenende<br />
heilig und achteten auf nicht zu viele Überstunden, wie bei ihrer jetzigen Anstellung.<br />
Insgesamt war es eine sehr interessante <strong>Gespräch</strong>srunde, aus der wir wieder m<strong>it</strong> neuen Informationen<br />
herausgingen. Doch das Wichtigste, was sie gesagt hat, war wohl:<br />
„Wenn ihr das wollt, dann schafft ihr das auch!“ und „Es gibt keine falschen Entscheidungen, einem<br />
stehen immer alle Wege offen, man muss es nur wollen!“<br />
Fotos: Jacek Ruta