Grundherrschaft Sonnenburg
Grundherrschaft Sonnenburg
Grundherrschaft Sonnenburg
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<strong>Grundherrschaft</strong> <strong>Sonnenburg</strong><br />
Die Gründung des Klosters <strong>Sonnenburg</strong> fällt ins 1. Jahrhundert<br />
König Heinrich II. (1002 – 1024 oberster Lehensherr) verlieh die Grafschaft<br />
Pustertal gegen Amts- und Kriegsdienste Volkhold, dem Grafen von Lurn<br />
und Pustertal. Volkhold wandelte seine Burg Suanapurch, deren Entstehung<br />
geschichtlich nicht dokumentiert ist, um 1020 in ein Benediktinerinnenkloster<br />
um und berief seine Nichte Wichburg vom Kloster St. Georgen am Lengensee<br />
als erste Äbtissin. Volkhold stattete das Kloster <strong>Sonnenburg</strong> lehensweise<br />
mit einer reichen <strong>Grundherrschaft</strong> (Gütern und Ämtern) aus. Das Urbar von<br />
1296 zählt den gesamten grundherrschaftlichen Besitz des Stiftes mit den<br />
darauf lastenden Dienst- und Abgabeverpflichtungen auf.<br />
Das Kloster <strong>Sonnenburg</strong> gibt von seiner <strong>Grundherrschaft</strong><br />
- adeligen Herren Höfe, Einzelgrundstücke, Wälder,<br />
Nutzungsrechte und Leibeigene zur Nutzung, die<br />
so genannten „Einfache Lehen“<br />
- Bauern Höfe, Einzelgrundstücke, Gebäude gegen<br />
Naturalabgaben und Arbeitsdienste zur Bewirtschaftung<br />
- hörigen Amtleuten Güter gegen Entrichtung spezialisierter<br />
Dienste, die so genannten „Amtlehen“<br />
Urbarbesitz der <strong>Grundherrschaft</strong> <strong>Sonnenburg</strong><br />
Amt des Landes<br />
(orographisch links der Gader)<br />
Welschellen, St. Martin in Thurn,<br />
St. Lorenzen (<strong>Sonnenburg</strong>, Pflaurenz,<br />
Fassing, Saalen, Moos, St. Martin,<br />
Onach), Stegen, Dietenheim, Percha,<br />
Wielenbach, Antholz<br />
5 Meierhöfe<br />
65 Zinshöfe (Lehenhöfe)<br />
1 Schwaighof<br />
4 Mühlen<br />
24 gesonderte Grundstücke<br />
Amt Mühlwald<br />
Mühlwald, Lappach,<br />
Michelreis, Weißenbach<br />
124 Zinshöfe (Lehenhöfe)<br />
<strong>Sonnenburg</strong><br />
Amt Eisacktal<br />
Villanders, Klausen<br />
1 Meierhof<br />
7 Zinshöfe (Lehenhöfe)<br />
3 Weingüter<br />
Amt Gadertal<br />
(orographisch rechts der Gader)<br />
Wengen, Enneberg, St. Vigil<br />
Abtei (Pedratsches, St. Leonhard,<br />
Stern, St. Kassian), Corvara, Kertz (Chierz)<br />
in Buchenstein, Prags<br />
4 Meierhöfe<br />
209 Zinshöfe (Lehenhöfe)<br />
15 Schwaighöfe<br />
12 Mühlen<br />
4 gesonderte Grundstücke<br />
Amt Etschtal<br />
Bozen, Truden, Neumarkt<br />
Aldein, Mais (Ober- und<br />
Untermais bei Meran)<br />
Eppan (Girlan)<br />
3 Zinshöfe (Lehenhöfe)<br />
ferner eine Anzahl<br />
Häuser, Weingärten u. a.<br />
Grundstücke
Zu Lehen weitergegeben:<br />
Amtlehen: 68 Lehengüter, 42 Äcker<br />
Einfache (ausgetane) Lehen: 3 Meierhöfe, 13 Schwaighöfe, 161 Zinslehen<br />
(Lehenhöfe), 11 Häuser, 1 Mühle, 70 Äcker, 26 Wiesen, 12 Güter (Gärten),<br />
3 Weingärten, 66 Joch Grund, 1 Berg mit drei Teilrechten, 1 Fischerei, 1<br />
Wald, 23 Pferdefuhrrechte- und einige Leibeigene<br />
Jährliche Abgaben der einzelnen Ämter<br />
Urbarbesitz<br />
Amt des Landes:<br />
4 Mark und 4 Pfund an Geld, 130 Mutt 386 Schot und 96 Galven an Korn,<br />
8 Galven Mohn, 2 Pfund Pfeffer, 46 Schafe, 32 Lämmer, 22 Kitze, 15<br />
Schweine, 108 Hühner, 147 Fleischstücke, 1 Ziegenfell, 2458 Eier, 182<br />
Brote und Milch, 6 Schott und 70 Reisten Flachs, 1 Fuder Heu, 24 Fuder<br />
Dünger, Holz für Speisesaal und Pfister des Klosters, 46 Schindel, 42<br />
Stangen und Kraut für den Gebrauch<br />
Amt Gadertal:<br />
30 Mark in Geld, 173 Mutt, 607 Schot und 660 Galven Korn, 1 Rind, 8<br />
Kälber, 397 Schafe, 462 Lämmer, 16 Schweine, 5 Kitz, 40 Hühner, 351<br />
Fleischstücke, 38 Felle, von 348 Schafen die Wolle, 4728 Eier, dazu<br />
noch Schmalz, Milch, Käse, Brot, Holz und die Jagderträgnisse von zwei<br />
Jagdgebieten<br />
Amt Mühlwald:<br />
11 Pfund Perner Geld, 460 Schot und 249 Galven Korn, 140 Schafe, 28<br />
Lämmer, 269 Fleischschultern<br />
1148 Reisten Flachs, 2084 Eier, 24 Laib Almkäse, 31 Galven Salz<br />
Amt Etschland:<br />
7 Mark, 7 Pfund an Geld, 28 Mutt Korn, 7 Fuhren, 44 Yhrn Wein, das ist der<br />
Ertrag von 9 Gütern, 4 Mähler zur Weinbeschau<br />
Amt Eisacktal:<br />
6 Pfund Perner Geld, 6 Fuhren, 19 Yhrn Wein, das ist der Ertrag von 9<br />
Gütern, 9 Mähler zur Weinbeschau
Zur Klärung der Begriffe<br />
Amtlehen: Sie wurden für verschiedene Dienstleistungen an Hörige vergeben.<br />
Die Bezeichnung der Amtlehen lässt auf die Art der Dienstleistungen schließen:<br />
Rosslehen, Botenlehen, Hirtenlehen, Fischlehen, Zimmerlehen, Fasslehen,<br />
Schmiedlehen, Lederlehen, Schlosserlehen, Köhlerlehen, Kirschnerlehen,<br />
Weberlehen, Färberlehen, Honiglehen, Feuerlehen, Kammerlehen, Küchenlehen,<br />
Pfisterlehen.<br />
Einfache Lehen: Als Lehensträger von <strong>Sonnenburg</strong> scheinen auf die Grafen von<br />
Flavon, (1214 mit der Vogtei über <strong>Sonnenburg</strong> belehnt), die Edlen von Enn, von<br />
Wangen, die Herrn von Taufers; Grafen von Tirol, weitere siebzehn Adelsherrn<br />
darunter die Herrn von Rodank, Michelsburg, Welsperg, Schöneck und freie<br />
Bauern<br />
<strong>Grundherrschaft</strong>: Sie bestand darin, dass der Eigentümer von Grund und<br />
Boden auch Herrschaftsrechte über Menschen ausübte. Der <strong>Grundherrschaft</strong><br />
oblag in erster Instanz die Gerichtsbarkeit über Untertanen, die Verwaltung, die<br />
Sicherung der Verteidigungsbereitschaft, die Erhaltung des Straßen- Wegenetzes<br />
und die Wahrung der öffentlichen Ordnung, der Vollzug der Anordnungen des<br />
Landesfürsten.<br />
Meier, Meierhof: In jedem Dorf ist ein Meierhof Verwaltungszentrum der<br />
<strong>Grundherrschaft</strong>. Den Meierhof oder Herrenhof, bestehend aus den ertragreichsten<br />
Gründen, verwaltet der Meier. Dieser hatte im Dorfe auch meist die Abgaben<br />
von den kleineren Höfen (Huben) einzusammeln, die der Grundherrn zu erblichem<br />
oder kurzfristigem Leihrecht gegen jährliche Abgaben in landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen und Arbeitsdiensten an Bauern übergeben hat.<br />
Schwaighöfe: Sie sind Einzelhöfe oder Weilersiedlungen, die in höheren Lagen<br />
angelegt wurden und sich gemäß ihrer Höhenlage hauptsächlich mit Viehzucht<br />
und Milchwirtschaft befassten. Sie sind fast überall in Tirol die Vorläufer der<br />
Bergbauernhöfe.<br />
Lehenhof / Zinshof: Die große Mehrzahl der Bauern hatten ihre Güter (Zinsgüter<br />
oder Zinslehen, auch Urbargüter oder Baurecht genannt) von einem Grundherrn<br />
(geistlich oder weltlich) gegen Leihe und jährliche Abgaben (Grundzins)<br />
oder Arbeitsdienste inne. Der Bauer konnte ein Zinsgut oder Lehengut zu Erbleihe<br />
oder zu Freistiftrecht haben. Das Grundbesitzrecht für die Bauern wird Erbleihe<br />
genannt, wenn sie die Güter zu erblicher Leihe gegen jährlichen Zins inne hatten.<br />
Es wird Freistiftrecht genannt, wenn der Grundherr das Gut dem Baumann nur für<br />
eine gewisse Zeit lieh und es dem Grundherrn freistand, dem Baumann das Gut<br />
wieder wegzunehmen. Im Mittelalter war in Tirol neben der Erbleihe besonders im<br />
görzischen Teil des Pustertales auch das Freistiftrecht als Grundleihe üblich.<br />
Urbar: Güter- und Abgabenverzeichnis einer <strong>Grundherrschaft</strong> mit Verzeichnis von<br />
Abgaben und Diensten sowie der Inhaber der Güter<br />
Hörige Amtleute: An Grund und Boden des Grundherrn gebunden Personen, die<br />
ein Bauerngut gegen Dienstleistungen zur Leihe hatten<br />
Vogt: Vertreter des geistlichen Grundherrn in weltlichen Angelegenheiten vor<br />
Gericht.<br />
Quelle: Die ältesten Urbare des Benediktinerinnenstiftes <strong>Sonnenburg</strong> im Pustertal,<br />
hg. von Karl Wolfsgruber (Österreichische Urbare III/5/1), Wien 1968.
Eppan<br />
Meran<br />
Girlan<br />
Ober- Untermais<br />
Bozen<br />
Enn<br />
Montan<br />
Neumarkt<br />
Kampill/<br />
Bozen<br />
Brenner Weißenbach<br />
Amt<br />
Eisacktal<br />
Villanders<br />
Amt Etschland<br />
Aldein<br />
Urbarbesitz des Klosters<br />
Truden<br />
Brixen<br />
Amt Mühlwald<br />
Lappach<br />
Amt des<br />
Landes<br />
Corvara<br />
Mühlwald<br />
<strong>Sonnenburg</strong><br />
Onach<br />
Welschellen<br />
St. Martin<br />
i. Thurn<br />
Stern<br />
Stegen<br />
Buchenstein<br />
(Livinalongo)<br />
Sand in Taufers<br />
Wielenbach<br />
Dietenheim<br />
Percha<br />
Bruneck<br />
St. Lorenzen<br />
Amt<br />
Gadertal<br />
Enneberg<br />
Wengen<br />
Pedratsches<br />
St Kassian<br />
Rasen<br />
Antholz<br />
Prags<br />
St. Vigil
Jaufenburg<br />
St. Leonhard i.<br />
Passeier<br />
Grafen von<br />
Tirol<br />
Tirol<br />
Meran<br />
Firmian<br />
Sigmundskron<br />
Grafen von<br />
Flavon<br />
Bozen<br />
Trautson<br />
Mühlbachl<br />
bei Matrei<br />
Brenner<br />
Voitsberg<br />
Vahrn<br />
Villanders<br />
Villanders<br />
Wangen<br />
Ritten<br />
Enn bei<br />
Weineck<br />
Montan<br />
Neumarkt<br />
Einfache Lehen<br />
Brixen<br />
Schöneck<br />
Pfalzen<br />
Rodank<br />
Rodeneck<br />
Kastelrutt<br />
Kastelruth<br />
<strong>Sonnenburg</strong><br />
Ehrenbur<br />
Ehrenburg<br />
St. Martin<br />
i. Thurn<br />
Taufers<br />
Sand i.Taufers<br />
Bruneck<br />
Rasen<br />
Antholz<br />
WelspergWelsberg<br />
Michelsburg<br />
St. Lorenzen Prags