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Kolmation Methoden zur Erkennung und Bewertung - Fischnetz

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<strong>Kolmation</strong><br />

EAWAG<br />

Eidg. Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung<br />

<strong>und</strong> Gewässerschutz<br />

Überlandstrasse 133, 8600 Dübendorf<br />

<strong>Methoden</strong> <strong>zur</strong> <strong>Erkennung</strong> <strong>und</strong> <strong>Bewertung</strong><br />

Zürich, den 14. Juni 2002<br />

Schälchli, Abegg + Hunzinger<br />

dipl. Ing. ETH / SIA, Fluss- <strong>und</strong> Wasserbau<br />

Reinhardstr. 14, CH-8008 Zürich Tel.: 01 / 251 51 74, Fax: 01 / 251 51 78


Inhalt<br />

1 Problemstellung <strong>und</strong> Auftrag 1<br />

2 Innere <strong>Kolmation</strong> 2<br />

2.1 Einflussgrössen 2<br />

2.2 Dekolmation 3<br />

2.3 Morphologische Unterschiede 4<br />

2.4 Eingriffe 6<br />

3 <strong>Bewertung</strong>sverfahren der inneren <strong>Kolmation</strong> 7<br />

3.1 Methodischer Ansatz 7<br />

3.2 <strong>Bewertung</strong>sklassen 8<br />

3.3 Konkretes Vorgehen 15<br />

4 Äussere <strong>Kolmation</strong> 1 7<br />

4.1 Phänomen 17<br />

4.2 Auswirkungen 18<br />

4.3 Beurteilung 19<br />

Anhang<br />

1 Literaturverzeichnis 21<br />

2 Ansätze <strong>zur</strong> Erfassung <strong>und</strong> Beurteilung der inneren <strong>Kolmation</strong> 23


1 Problemstellung <strong>und</strong> Auftrag<br />

Die Sohle von Fliessgewässern wird vorwiegend durch fluviale Ablagerungen aus kiesigem bis<br />

schottrigem Material aufgebaut. Der Abfluss transportiert unterschiedliche Feststoffmengen in<br />

Schweb oder als Geschiebe gerinneabwärts. Dringt Oberflächenwasser in die poröse Gewässersohle,<br />

so werden die Wasserinhaltstoffe (Schwebstoffe) ausfiltriert. Dieser Ablagerungsprozess<br />

findet massgebend in der obersten Schicht oder bereits auf der Gewässersohle statt. Die<br />

Ablagerung der Feinpartikel im Porenraum der Sohle wird als innere <strong>Kolmation</strong> <strong>und</strong> diejenige<br />

auf der Gewässersohle als äussere <strong>Kolmation</strong> bezeichnet.<br />

Durch die innere <strong>Kolmation</strong> wird die Sohle verdichtet, der Porenraum verkleinert, die Durchlässigkeit<br />

reduziert <strong>und</strong> damit die Sauerstoffzufuhr verringert.<br />

Die äussere <strong>Kolmation</strong> führt zu einem instabilen Substrat <strong>und</strong> zu einer Abnahme der Durchlässigkeit<br />

mit entsprechend verringerter Sauerstoffzufuhr.<br />

Das Lückensystem des Sohlenmaterials stellt einen bedeutenden Lebensraum für das Makrozoobenthos<br />

<strong>und</strong> die Reproduktion von kieslaichenden Fischen dar. Von entscheidender Bedeutung<br />

sind der verfügbare Porenraum mit einer Durchströmung, welche die Zufuhr von Sauerstoff<br />

gewährleistet. Durch die innere <strong>und</strong> die äussere <strong>Kolmation</strong> kann dieser Lebensraum massgebend<br />

beeinträchtigt werden.<br />

Die innere <strong>Kolmation</strong> ist ein Prozess, der von verschiedenen Einflussgrössen abhängig ist <strong>und</strong><br />

durch anthropogene Tätigkeiten verstärkt werden kann. Sie ist auf der Gewässersohle häufig<br />

nicht als solche zu erkennen <strong>und</strong> es bestehen wegen der Komplexität des Prozesses, keine<br />

einfachen Berechnungsansätze. Zur Zeit besteht keine einfache <strong>und</strong> zuverlässige Methode <strong>zur</strong><br />

Grobklassierung der inneren <strong>Kolmation</strong>. Im Rahmen des vorliegenden Auftrages von <strong>Fischnetz</strong><br />

soll diese Lücke geschlossen werden.<br />

In Kapitel 2 sind die wesentlichen Einflussgrössen, die Dekolmation sowie die Bedeutung der<br />

Morphologie <strong>und</strong> die Auswirkung von Verbauungen auf die innere <strong>Kolmation</strong>, beschrieben.<br />

In Kapitel 3 wird eine neue Methode <strong>zur</strong> Beurteilung der inneren <strong>Kolmation</strong> mit entsprechender<br />

<strong>Bewertung</strong>sskala beschrieben.<br />

In Kapitel 4 sind <strong>zur</strong> Ergänzung wesentliche Aspekte der äusseren <strong>Kolmation</strong> zusammengefasst.<br />

Alle Kapitel enthalten Literaturhinweise. Das Literaturverzeichnis ist im Anhang zu finden.<br />

1


2 Innere <strong>Kolmation</strong><br />

2.1 Einflussgrössen<br />

Massgebend für die innere <strong>Kolmation</strong> einer Flusssohle sind die vom Abfluss transportierten<br />

Schwebstoffe <strong>und</strong> eine in die Sohle gerichtete Sickerströmung. Dadurch gelangen die Feinpartikel<br />

in den Lückenraum unter der Deckschicht, wo sie ausfiltriert <strong>und</strong> abgelagert werden.<br />

Für die innere <strong>Kolmation</strong> von besonderer Bedeutung sind dabei die feinen Schwebstoffpartikel<br />

der Silt- <strong>und</strong> Tonfraktion, die aufgr<strong>und</strong> ihrer kohäsiven Eigenschaft die Sohle verfestigen <strong>und</strong><br />

die Durchlässigkeit entscheidend verringern. Reine Sandablagerungen führen zu einer vergleichsweise<br />

geringen Durchlässigkeitsabnahme. In Tabelle 2 sind die Korngrössenbereiche der<br />

Fraktionen Ton, Silt, Sand, Kies <strong>und</strong> Steine angegeben. Eine innere <strong>Kolmation</strong> kann sich bei<br />

der Exfiltration von Gr<strong>und</strong>wasser nicht <strong>und</strong> bei klarem Abfluss nur unwesentlich entwickeln.<br />

In Tabelle 1 sind die wesentlichen Einflussgrössen <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die innere <strong>Kolmation</strong><br />

aufgeführt (/2/ /3/ /5/ /10/ /14/).<br />

Einflussgrösse Langsame <strong>Kolmation</strong> Rasche <strong>Kolmation</strong><br />

Schwebstoffkonzentration<br />

(C)<br />

Kornverteilung<br />

des<br />

Sohlenmaterials<br />

(KV)<br />

Sickerströmung,<br />

hydraulischer<br />

Gradient (i)<br />

Abfluss, Sohlenschubspannung<br />

(Q)<br />

Wassertemperatur<br />

Bei tiefem C (klarem Wasser) praktisch<br />

vernachlässigbare <strong>Kolmation</strong>sentwicklung<br />

Beispiele: Niederwasserabfluss im<br />

Winter oder Seeausfluss<br />

Sohlen mit schmaler KV zeigen eine<br />

höhere Porosität. Zur Auffüllung des<br />

Lückenraums sind mehr Feinpartikel<br />

erforderlich, d.h. langsamere <strong>Kolmation</strong>sentwicklung<br />

Beispiel: Rollkieslage, Sohle im Bereich<br />

von Schnellen (riffle)<br />

Hohe hydraulische Gradienten (tiefer<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel) führen zu starker<br />

innerer <strong>Kolmation</strong><br />

Beispiel: Perkolierende Infiltration,<br />

verstärkt in Furt<br />

Kleine Schubspannungen zeigen<br />

keinen Einfluss auf die <strong>Kolmation</strong>sentwicklung<br />

Beispiel: eher in Rinne<br />

Erhöhte Wassertemperaturen (Sommer)<br />

resp. kleine Zähigkeiten führen<br />

zu verstärkter innerer <strong>Kolmation</strong><br />

Tabelle 1 Einflussgrössen der inneren <strong>Kolmation</strong>.<br />

Hohe C führen zu einer raschen<br />

Durchlässigkeitsabnahme <strong>und</strong><br />

Verfestigung der Sohle<br />

Beispiele: Hochwasserabfluss ohne<br />

Dekolmation, Spülungen<br />

Bei Sohlen mit breiter (gut abgestufter)<br />

KV bildet sich unter der<br />

Deckschicht relativ rasch eine dünne<br />

<strong>Kolmation</strong>sschicht<br />

Beispiel: Rinne (pool), Furt (run)<br />

Bei kleinen hydraulischen Gradienten<br />

bilden sich dünne <strong>Kolmation</strong>shorizonte.<br />

Die innere <strong>Kolmation</strong> kann<br />

sich nur beschränkt ausbilden.<br />

Beispiel: Hochliegender Gr<strong>und</strong>wasserspiegel,<br />

eher in Rinne<br />

Steigende Schubspannungen führen<br />

zu einer beschleunigten <strong>Kolmation</strong>sentwicklung<br />

(Einvibrieren der Feinpartikel).<br />

Dies trifft zu, solange keine Dekolmation<br />

der Sohle eintritt (vgl. Kap. 2.2)<br />

Beispiel: eher in Furt<br />

Tiefe Wassertemperaturen (Winter)<br />

resp. grosse Zähigkeiten führen zu<br />

verzögerter innerer <strong>Kolmation</strong><br />

2


Fraktion Ton Silt Sand Kies Steine<br />

Ø [mm] < 0.002 0.002 - 0.06 0.06 - 2 2 - 60 60 - 200<br />

Transport als Schwebstoffe Geschiebe<br />

Tabelle 2 Klassifikation der Korngrössen nach DIN 4022 (vgl. z.B. Zanke U. (1982): Gr<strong>und</strong>lagen der Sedimentbewegung.<br />

Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York) .Grobe Zuteilung der Fraktionen in<br />

Geschiebe <strong>und</strong> Schwebstoffe 1 .<br />

2.2 Dekolmation<br />

Die Dekolmation einer Gewässersohle setzt ein, wenn der Abfluss (Q), resp. die Sohlenschubspannung<br />

(Θ) einen Wert (QK , ΘK ) erreicht, bei dem einzelne Komponenten der Deckschicht<br />

bewegt werden. Dabei wird der unter der Deckschicht liegende <strong>Kolmation</strong>shorizont<br />

weggespült <strong>und</strong> die Durchlässigkeit nimmt im betroffenen Sohlenbereich sprunghaft zu. An<br />

benachbarten Stellen, wo die Deckschicht noch stabil ist, bleibt die innere <strong>Kolmation</strong> bestehen.<br />

Erreicht der Abfluss, resp. die Sohlenschubspannung einen Wert (QD ,ΘD ), wo die Deckschicht<br />

der Gewässersohle grossflächig aufreisst, so kommt es <strong>zur</strong> Umlagerung <strong>und</strong> Neubildung der<br />

Sohle <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en zu einer vollständigen Dekolmation. Dabei steigt die Durchlässigkeit<br />

auf den Wert des unkolmatierten Sohlenmaterials an.<br />

Bei abklingendem Hochwasser wird der grobporige Lückenraum langsam wieder mit Sand<br />

verfüllt <strong>und</strong> der <strong>Kolmation</strong>sprozess beginnt von neuem.<br />

Dekolmation <strong>und</strong> wiedereinsetzende <strong>Kolmation</strong>sentwicklung bestimmen die <strong>Kolmation</strong>sganglinie,<br />

die durch den Verlauf der Sohlendurchlässigkeit, die abgelagerte <strong>Kolmation</strong>smasse<br />

oder das Sickerwasservolumen beschrieben werden kann.<br />

Bei natürlichen Fliessgewässern mit lockerem Sohlensubstrat finden jährlich mehrmals Hochwasserereignisse<br />

statt, die zu einer Dekolmation der Sohle führen. Anthropogene Eingriffe wie<br />

Wasserableitungen, Verbauungen oder Eingriffe in den Geschiebehaushalt können dazu führen,<br />

dass die Sohle weniger oder gar nicht mehr dekolmatiert. Umgekehrt kann es in Schwallstrecken<br />

während den natürlichen Niederwasserperioden (Winter) zu vermehrten Sohlenumlagerungen<br />

kommen, was ebenfalls zu einer Beeinträchtigung des Lebensraums führen kann.<br />

1<br />

Ob ein Korn als Geschiebe oder in Schweb transportiert wird, ist abhängig von der Fliessgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> der Turbulenz.<br />

3


2.3 Morphologische Unterschiede<br />

Die Morphologie von Fliessgewässern übt einen wesentlichen Einfluss auf die örtliche Entwicklung<br />

der inneren <strong>Kolmation</strong> aus. Die charakteristische Abfolge von Furt, Schnelle, Kolk<br />

<strong>und</strong> Rinne führt zu einem abgestuften Wasserspiegel, zu unterschiedlichen Strömungsverhältnissen<br />

<strong>und</strong> einer Sickerströmung in der Gewässersohle, die von der Furt <strong>zur</strong> Schnelle<br />

gerichtet ist /17/. Bezüglich der inneren <strong>Kolmation</strong> ergeben sich folgende Unterschiede /1/:<br />

Furt: Der hohe Wasserspiegel führt zu einem grossen hydraulischen Gradienten der<br />

Sickerströmung, was zu einer hohen Infiltrationsrate führt (gute Sauerstoffzufuhr).<br />

Umgekehrt führen der hohe Gradient <strong>und</strong> die grosse Fliessgeschwindigkeit (hohe<br />

Schubspannung) zu einer ausgeprägten Ausbildung der Deckschicht, einem tieferen<br />

Eintrag der Feinpartikel <strong>und</strong> damit zu einer stärkeren Durchlässigkeitsabnahme der<br />

Gewässersohle.<br />

Schnelle: Die Exfiltration von Porenwasser verhindert oder beschränkt die innere <strong>Kolmation</strong><br />

(v.a. bei Niederwasserabfluss, weniger ausgeprägt bei grösseren Abflüssen).<br />

Kolk (falls vorhanden):<br />

Bei Abflussänderung lokale Umlagerung des<br />

Sohlenmaterials, keine eigentliche Deckschichtbildung.<br />

Bei abklingendem Hochwasser häufig<br />

Schwebstoffablagerung auf der Sohle (äussere<br />

<strong>Kolmation</strong>). Bei ausgeprägten Kolken (unterhalb<br />

von Schwellen) kann sich an der Gegenböschung<br />

eine Rollkieslage bilden.<br />

Rollkies am unteren Ende eines Kolks bachabwärts<br />

einer kleinen Schwelle. Enziwigger bei Hergiswil.<br />

Blaue Pfeile markieren die Strömungsrichtung.<br />

Rinne: Der tiefe Wasserspiegel führt zu kleinerem hydraulischen Gradienten der Sickerströmung<br />

<strong>und</strong> zu vergleichsweise tiefer Infiltrationsrate. Der kleine Gradient <strong>und</strong> die<br />

tiefe Fliessgeschwindigkeit (resp. Sohlenschubspannung) bewirken, dass sich die<br />

<strong>Kolmation</strong> nicht so stark ausbildet, wie in der Furt.<br />

Neben diesen Makrosohlenformen zeigen auch kleinräumige Strukturen grosse Unterschiede<br />

der inneren <strong>Kolmation</strong>:<br />

Erhöhte Sohlenbereiche sind der Strömung stark ausgesetzt, in den Zwischenräumen können<br />

sich kaum Schwebstoffe ablagern (Spülen der Grobporen) <strong>und</strong> eine innere <strong>Kolmation</strong> entwickelt<br />

sich, wenn überhaupt, nur in tieferen Schichten.<br />

4


Im Strömungsschatten von Hindernissen (Steine, Blöcke) führen Abflussschwankungen zu<br />

einer Verlagerung der Wirbelzone in Fliessrichtung. Feingeschiebe <strong>und</strong> Schwebstoffe werden<br />

regelmässig umgelagert oder aufgewirbelt. Es kann sich keine Deckschicht ausbilden. Geringe<br />

innere <strong>Kolmation</strong>, lokal äussere <strong>Kolmation</strong>.<br />

Entlang von Kiesbankböschungen kann sich<br />

keine Abpflästerungsschicht ausbilden. Die<br />

Strömungsverhältnisse führen oft zu Wirbelbildung<br />

<strong>und</strong> Ablösungen, welche die innere<br />

<strong>Kolmation</strong> beschränken oder verhindern. Bei<br />

steilen Böschungen (auch bei einer Geschiebefront)<br />

kann es <strong>zur</strong> Bildung von grobporigen<br />

Rollkieslagen kommen (keine oder stark<br />

verzögerte <strong>Kolmation</strong>sentwicklung).<br />

Rollkieslage entlang Kiesbankböschung,<br />

Enziwigger bei Hergiswil.<br />

Generell führen unregelmässige Strukturen (Sohle <strong>und</strong> Ufer) bei schwankendem Abfluss zu<br />

lokal stark variablen Strömungsverhältnissen. Damit verb<strong>und</strong>en sind meistens auch grössere<br />

Unterschiede in der <strong>Kolmation</strong>sentwicklung, das heisst, dass in gut strukturierten Gewässerabschnitten<br />

meist Sohlenbereiche ohne ausgeprägte innere <strong>Kolmation</strong> vorhanden sind.<br />

Wie in Kapitel 2.2 erwähnt, kann sich bei regelmässiger Sohlenumlagerung keine ausgeprägte<br />

innere <strong>Kolmation</strong> entwickeln. Dasselbe gilt auch bei regelmässigem Geschiebetransport mit der<br />

Umlagerung von Geschiebebänken. In diesen Ablagerungen kann sich die innere <strong>Kolmation</strong><br />

kaum entwickeln. Selbst in kanalisierten Fliessgewässern mit aktivem Geschiebetransport<br />

zeigen grössere Sohlenbereiche eine nur geringe oder vernachlässigbare <strong>Kolmation</strong>.<br />

Lockere Geschiebeablagerungen in der kanalisierten<br />

<strong>und</strong> mit Schwellen verbauten Luthern (LU)<br />

bei Briseck.<br />

Detail der locker gelagerten <strong>und</strong> grobporigen Ablagerungen.<br />

5


Bei Fliessgewässern, wo sich die Morphologie bei Hochwasserereignissen ändert, wird die<br />

Sohle durch die Verlagerung von Furt, Schnelle <strong>und</strong> Rinne tiefgründig umgelagert. Dadurch<br />

werden auch tieferliegende <strong>Kolmation</strong>shorizonte erodiert. Dementsprechend kann bei Gewässern<br />

mit hoher morphologischer Dynamik von geringer innerer <strong>Kolmation</strong> ausgegangen<br />

werden.<br />

2.4 Eingriffe<br />

Anthropogene Tätigkeiten können die innere <strong>Kolmation</strong> örtlich <strong>und</strong> zeitlich nachhaltig beeinflussen.<br />

Nachfolgend sind wesentliche <strong>und</strong> häufig anzutreffende Eingriffe aufgeführt.<br />

Kanalisierung, Begradigung<br />

Kanalisierte <strong>und</strong> begradigte Fliessgewässer verfügen über eine ebene Sohle mit einheitlich<br />

geneigten Böschungen. Das prismatische Gerinne zeigt eine gleichförmige Strömung, was zu<br />

einer Sohle mit gleichmässiger Kornverteilung führt. Sofern Flusswasser infiltriert, besteht eine<br />

einheitliche Sickerströmung durch die Gewässersohle, die zu einer gleichmässigen Entwicklung<br />

der inneren <strong>Kolmation</strong> führt. Gegenüber natürlich belassenen Fliessgewässern fehlen unregelmässige<br />

Sohlenstrukturen, welche die <strong>Kolmation</strong> örtlich begrenzen oder verhindern (vgl. Kap.<br />

2.3).<br />

Schwellen<br />

Querbauwerke (Schwellen, Sperren, Sohlgurten, Traversen) sind Fixpunkte im Längenprofil<br />

eines Fliessgewässers. Oberstrom der Querbauwerke ist die Sohle stark abgepflästert <strong>und</strong><br />

wegen der ausgeprägten Sickerströmung stark bis vollständig kolmatiert. Die Dekolmation der<br />

Sohle wird durch die Sohlenfixpunkte weitgehend verhindert. Gerinneaufwärts wird der<br />

Einfluss mit zunehmender Entfernung vom Querbauwerk kleiner.<br />

Wasserableitungen<br />

Durch das Ableiten von Wasser zu Nutzungszwecken oder zum Hochwasserschutz nimmt im<br />

betroffenen Gewässer die Häufigkeit von Hochwasserereignissen, die zu einer Dekolmation der<br />

Sohle führen, ab. Zwischen solchen Ereignissen kann sich die innere <strong>Kolmation</strong> stärker ausbilden.<br />

In extremen Fällen (z.B. unterstrom von Stauseen) wird durch die Wasserableitung eine<br />

Dekolmation der Sohle langfristig verunmöglicht. Wegen erhöhter Trübung bei Niederwasserabfluss<br />

führt die Wasserableitung auch häufig zu einer Verstärkung der äusseren<br />

<strong>Kolmation</strong>.<br />

6


Schwall<br />

Der tägliche Abflussschwall führt in der Regel zu einer Erhöhung der Trübung (Resuspension<br />

abgelagerter Feinsedimente), des hydraulischen Gradienten der Sickerströmung (höherer<br />

Wasserspiegel) <strong>und</strong> der Sohlenschubspannung. Der <strong>Kolmation</strong>sprozess wird dadurch beschleunigt<br />

<strong>und</strong> verstärkt. Im Alpenrhein wirkt sich der Kraftwerkschwall in der Winterperiode für die<br />

aquatische Lebensgemeinschaft ungünstig aus, da sich unter natürlichen Niederwasserabfluss-<br />

Verhältnissen die innere <strong>Kolmation</strong> nur beschränkt entwickeln würde /1/.<br />

Geschiebehaushalt<br />

Ausbleibende Geschiebezufuhr kann zu einer<br />

Eintiefung des Gerinnes, einer Abnahme des<br />

Sohlengefälles <strong>und</strong> zu einer zunehmenden<br />

Ausbildung der Deckschicht bis <strong>zur</strong> vollständigen<br />

Abpflästerung führen. Feingeschiebebänke<br />

fehlen <strong>und</strong> die Sohle wird<br />

durch fast einheitlich grosse dachziegelartig<br />

gelagerte Steine abgedeckt. Eine Dekolmation<br />

der Sohle findet immer seltener statt<br />

<strong>und</strong> die Sohle ist weitgehend kolmatiert.<br />

Bild oben:<br />

Eingetieftes Hauptgerinne, Aare Restwasserstrecke<br />

Wildegg-Brugg.<br />

Bild unten:<br />

Stark ausgeprägte Abpflästerung, Aare Restwasserstrecke<br />

Wildegg-Brugg.<br />

3 <strong>Bewertung</strong>sverfahren der inneren <strong>Kolmation</strong><br />

3.1 Methodischer Ansatz<br />

Für Zustandsabklärungen der Gewässersohle wird eine praxisgerechte Methodik gesucht, mit<br />

der relativ rasch eine grobe <strong>und</strong> zuverlässige <strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> erfolgen kann.<br />

In Anhang 2 sind alle in der Literatur gef<strong>und</strong>enen <strong>Methoden</strong> <strong>zur</strong> Erfassung der inneren <strong>Kolmation</strong><br />

zusammengestellt. Keines dieser Verfahren erlaubt eine zuverlässige <strong>und</strong> rasche Grobbewertung<br />

der inneren <strong>Kolmation</strong>. <strong>Bewertung</strong>sansätze mit geringem Aufwand sind ungenau<br />

<strong>und</strong> liefern häufig subjektive Resultate. Zuverlässige Messeinrichtungen sind sehr kostspielig<br />

<strong>und</strong> die Berechnung der inneren <strong>Kolmation</strong> erfordert umfangreiche Datengr<strong>und</strong>lagen.<br />

7


Im folgenden wird ein <strong>Bewertung</strong>sverfahren vorgeschlagen, das auf der Beobachtung der<br />

<strong>Kolmation</strong> an verschiedenen Schweizerischen Fliessgewässern beruht. Das <strong>Bewertung</strong>sverfahren<br />

stützt sich auf die folgenden drei Punkte:<br />

1. Die innere <strong>Kolmation</strong> wird in erster Linie dort beobachtet, wo sie stattfindet. Das heisst,<br />

dass die Feinmaterialablagerungen unter der Deckschicht untersucht <strong>und</strong> beurteilt werden<br />

(<strong>Bewertung</strong> der <strong>Kolmation</strong>shorizonte). Dies ist nur in trockenen Bereichen 2 der Gewässersohle<br />

möglich <strong>und</strong> daher vorzugsweise bei Niederwasserabfluss durchzuführen. Die<br />

<strong>Bewertung</strong> erfolgt nach den in Kapitel 3.2 angegebenen <strong>Bewertung</strong>sklassen.<br />

Für die <strong>Bewertung</strong> genügen bereits schmale Uferbereiche oder kleine Bänke, die in der<br />

Mehrzahl aller Gewässer zu finden sind. Auf die Beurteilung von über längere Distanzen<br />

vollständig benetzten Gewässersohlen wird in Kapitel 3.3 eingegangen.<br />

2. Bei der Beurteilung sind die gr<strong>und</strong>legenden Prozesse der <strong>Kolmation</strong>sentwicklung zu<br />

berücksichtigen. Dies betrifft den zeitlichen Ablauf (Zeitpunkt der Beobachtung), die<br />

Sickerwasserverhältnisse (In-, Exfiltration 3 ) sowie lokale morphologische Unterschiede.<br />

3. Die Beurteilung ist durch übergeordnete Beobachtungen abzusichern <strong>und</strong> zu ergänzen.<br />

Massgebend sind eine Grobbeurteilung des Geschiebehaushalts, der Morphologie <strong>und</strong> der<br />

Eingriffe (Verbauungen, Nutzungen).<br />

Das konkrete Vorgehen einer Beurteilung ist in Kapitel 3.3 beschrieben.<br />

3.2 <strong>Bewertung</strong>sklassen<br />

Für die <strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> werden an verschiedenen Stellen in trockenen Uferbereichen<br />

oder auf Kiesbänken die Steine der Deckschicht vorsichtig entfernt. Die Probenahmestellen<br />

sollen in ebenen Bereichen (keine Hochpunkte, keine Mulden) nahe der Wasserlinie<br />

gewählt werden.<br />

Die <strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> stützt sich ab auf die Zusammensetzung des Substrats<br />

<strong>und</strong> des verfügbaren Lückenraums (Grob- <strong>und</strong> Feinporen 4 ) unter der Deckschicht.<br />

2 Werden im benetzten Sohlenbereich einzelne Deckschichtkörner entfernt, so werden sofort darunterliegende<br />

Feinsedimente aufgewirbelt (Trübung!) was eine ungestörte Beurteilung der <strong>Kolmation</strong>shorizonte<br />

verunmöglicht.<br />

3 Wie bereits erwähnt, kann sich bei einer Exfiltration von Gr<strong>und</strong>wasser keine oder nur eine beschränkte<br />

innere <strong>Kolmation</strong> ausbilden. Gr<strong>und</strong>wasserspiegelmessungen oder Gr<strong>und</strong>wasserkarten geben in der Regel<br />

einen zuverlässigen Hinweis, ob Gr<strong>und</strong>wasser exfiltriert. Wenn keine Angaben verfügbar sind, so ist zu<br />

berücksichtigen, dass in Schnellen häufig Gr<strong>und</strong>wasser exfiltriert. In den anderen Gewässerabschnitten<br />

ist von einer Infiltration von Flusswasser auszugehen.<br />

4 Als Grobporen werden Öffnungen mit einem Durchmesser > 1 mm bezeichnet. Feinporen haben einen<br />

Durchmesser < 1mm <strong>und</strong> sind von Auge noch sichtbar. In siltig - tonigem Material sind von Auge keine<br />

Poren zu erkennen.<br />

8


Die Untersuchung des Substrats <strong>und</strong> des Lückenraums erlaubt die Unterscheidung von 5<br />

<strong>Bewertung</strong>sklassen. Entscheidend für die Zuordnung zu einer Klasse ist der sichtbare Anteil der<br />

Korngrössenklassen Steine, Kies, Sand, <strong>und</strong> kohäsivem Material (Silt, Ton) unter der Deckschicht.<br />

Für die <strong>Kolmation</strong> massgebend ist der Anteil der kohäsiven Partikel.<br />

In Tabelle 3 sind die 5 <strong>Bewertung</strong>sklassen mit den massgebenden Indikatoren zusammengestellt.<br />

Es wird unterschieden zwischen keiner, schwacher, mittlerer, starker <strong>und</strong> vollständiger<br />

<strong>Kolmation</strong>.<br />

Auf den nachfolgenden Seiten sind für alle 5 <strong>Bewertung</strong>sstufen Referenzbeispiele dargestellt.<br />

Klasse <strong>Bewertung</strong><br />

1 Keine <strong>Kolmation</strong><br />

2 Schwache <strong>Kolmation</strong><br />

3 Mittlere <strong>Kolmation</strong><br />

4 Starke <strong>Kolmation</strong><br />

5 Vollständige <strong>Kolmation</strong><br />

Indikatoren<br />

Substrat <strong>und</strong> Lückenraum unter der Deckschicht<br />

Substrat grobkörnig (Steine, Kies)<br />

Nur wenig Sand- <strong>und</strong> keine kohäsiven Ablagerungen<br />

Lückenraum dominant grobporig<br />

Substrat locker <strong>und</strong> breit abgestuft (Steine, Kies, Sand)<br />

Keine kohäsiven Ablagerungen sichtbar (Silt, Ton)<br />

Lückenraum grob- bis feinporig<br />

Substrat leicht verfestigt<br />

Kontaktfläche etwa 1/4 mit kohäsiven Feinpartikeln verfüllt,<br />

übrige Kontaktfläche v.a. Sand, aber auch Kies <strong>und</strong> Steine)<br />

Lückenraum zu 3/4 feinporig, bei kohäsiven Ablagerungen<br />

keine Poren sichtbar<br />

Substrat deutlich verfestigt<br />

Kontaktfläche etwa <strong>zur</strong> Hälfte mit kohäsiven Feinpartikeln<br />

verfüllt, übrige Kontaktfläche vorwiegend Sand<br />

Örtlich noch feinporiger Lückenraum sichtbar<br />

Substrat stark verfestigt<br />

Kontaktfläche praktisch flächendeckend mit kohäsiven<br />

Feinpartikeln verfüllt<br />

Kein Lückenraum sichtbar<br />

Tabelle 3 5-stufige <strong>Bewertung</strong>sskala der inneren <strong>Kolmation</strong> mit den massgebenden Indikatoren.<br />

9


<strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> 10<br />

Klasse 1: Keine <strong>Kolmation</strong><br />

Indikatoren (unter Deckschicht):<br />

Substrat grobkörnig (Steine, Kies, wenig Sand)<br />

Keine kohäsiven Ablagerungen<br />

Lückenraum grobporig<br />

Beispiel: Töss Saland, 3.2.02<br />

Ansicht Substrat <strong>und</strong> Lückenraum nach Entfernen der Deckschicht (vgl. Bild unten rechts)<br />

Beispiel 2: Emme bei Goldbach, 17.3.02 Sohle Probenahmestelle Töss Saland (vgl. Bild<br />

oben) mit entferntem Deckschichtbereich


<strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> 11<br />

Klasse 2: Schwache <strong>Kolmation</strong><br />

Indikatoren (unter Deckschicht):<br />

Substrat locker <strong>und</strong> breit abgestuft (Steine, Kies, Sand)<br />

Keine kohäsiven Ablagerungen sichtbar<br />

Lückenraum grob- feinporig (deutlicher Unterschied zu Klasse 1)<br />

Beispiel: Emme Burgdorf, 17.3.02<br />

Ansicht Substrat <strong>und</strong> Lückenraum nach Entfernen der Deckschicht (vgl. Bild unten rechts)<br />

Beispiel 2: Enziwigger, bachabwärts Hergiswil,<br />

17.3.02<br />

Sohle Probenahmestelle Emme Burgdorf<br />

(vgl. Bild oben) mit entferntem Deckschichtbereich<br />

(rot umrandet)


<strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> 12<br />

Klasse 3: Mittlere <strong>Kolmation</strong><br />

Indikatoren (unter Deckschicht):<br />

Substrat leicht verfestigt<br />

Lückenraum feinporig, örtlich mit kohäsiven Feinpartikeln verfüllt (ca. 1/4 der Kontaktfläche mit<br />

der Deckschicht)<br />

Übrige Kontaktfläche v.a. Sand (auch Kies, Steine)<br />

Beispiel: Limmat Restwasserstrecke KW Dietikon, 2.2.02<br />

Ansicht Substrat <strong>und</strong> Lückenraum nach Entfernen der Deckschicht (vgl. Bild unten rechts)<br />

Beispiel 2<br />

Kleine Emme Wolhusen, 17.3.02<br />

Deckschicht der Probenahmestelle (vgl. Bild<br />

oben) mit entferntem Bereich (rot umrandet)


<strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> 13<br />

Klasse 4: Starke <strong>Kolmation</strong><br />

Indikatoren (unter Deckschicht):<br />

Substrat deutlich verfestigt, durch <strong>Kolmation</strong>smasse Steine aneinander klebend<br />

Lückenraum etwa <strong>zur</strong> Hälfte mit kohäsiven Feinpartikeln verfüllt, übrige Kontaktfläche<br />

vorwiegend Sand<br />

Örtlich feinporiger Lückenraum sichtbar<br />

Beispiel: Ilfis, Trubschachen, 17.3.02<br />

Ansicht Substrat <strong>und</strong> Lückenraum nach Entfernen der Deckschicht (vgl. Bild unten rechts)<br />

Beispiel 2: Limmat Restwasserstrecke KW<br />

Dietikon, 2.2.02<br />

Sohle Probenahmestelle Ilfis (vgl. Bild oben)<br />

mit entferntem Deckschichtbereich (rot<br />

umrandet)


<strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> 14<br />

Klasse 5: Vollständige <strong>Kolmation</strong><br />

Indikatoren (unter Deckschicht):<br />

Substrat stark verfestigt<br />

Lückenraum praktisch flächendeckend mit kohäsiven Feinpartikeln verfüllt, keine Feinporen<br />

sichtbar<br />

Beispiel: Luthern, Hofstatt, 17.3.02<br />

Ansicht Substrat <strong>und</strong> Lückenraum nach Entfernen der Deckschicht (vgl. Bild unten rechts)<br />

Beispiel 2: Reppisch Mündungsstrecke, 2.2.02 Sohle Probenahmestelle Luthern (vgl. Bild<br />

oben) mit entferntem Deckschichtbereich (rot<br />

umrandet)


3.3 Konkretes Vorgehen<br />

Die Beurteilung der inneren <strong>Kolmation</strong> erfolgt in drei Schritten, die sich mit der Gewässersohle,<br />

den Eigenschaften des Untersuchungsabschnitts, sowie mit dem Gewässersystem befassen.<br />

Schritt 1: <strong>Bewertung</strong> der Gewässersohle anhand der <strong>Bewertung</strong>sklassen<br />

Die innere <strong>Kolmation</strong> wird anhand Tabelle 2 <strong>und</strong> der Referenzbeispiele bewertet. Durch die<br />

Beprobung mehrerer Stellen können lokale Unterschiede der inneren <strong>Kolmation</strong> festgestellt <strong>und</strong><br />

durch Mittelbildung der einzelnen <strong>Bewertung</strong>en die Untersuchungsstrecke als Ganzes beurteilt<br />

werden. Die Beobachtungen werden durch eine Beurteilung der Sohlenverfestigung („Stiefelprobe<br />

1 “) im benetzten Bereich ergänzt. Damit kann eine zuverlässige <strong>Bewertung</strong> der inneren<br />

<strong>Kolmation</strong> durchgeführt werden.<br />

Zudem wird empfohlen, die Resultate mit den Fragen der Schritte 2 <strong>und</strong> 3 zu überprüfen.<br />

Dadurch ergibt sich ein ganzheitliches Bild der im Gewässer ablaufenden <strong>Kolmation</strong>sprozesse.<br />

Bei Gewässern, wo die gesamte Sohlenbreite über längere Distanzen auch bei Niederwasserabfluss<br />

benetzt ist, kann keine direkte <strong>Bewertung</strong> der <strong>Kolmation</strong> durchgeführt werden. Unter<br />

diesen Verhältnissen stützt sich die Beurteilung auf die Stiefelprobe <strong>und</strong> Abklärungen der<br />

Schritte 2 <strong>und</strong> 3. Dabei ist die Beurteilung des Geschiebehaushalts <strong>und</strong> der Sohlenmorphologie<br />

(Ausbildung der Deckschicht, Vorkommen von Sohlenstrukturen <strong>und</strong> Geschiebebänken) von<br />

grosser Bedeutung. Die <strong>Bewertung</strong> der inneren <strong>Kolmation</strong> ohne direkte Beobachtung (Schritt 1)<br />

erfordert f<strong>und</strong>ierte Kenntnisse der Flussmorphologie <strong>und</strong> der <strong>Kolmation</strong>sprozesse. Die resultierende<br />

<strong>Bewertung</strong> ist gröber <strong>und</strong> weniger zuverlässig als bei Anwendung von Schritt 1.<br />

Die Beantwortung der Fragen der Schritte 2 <strong>und</strong> 3 ergibt zudem ein differenziertes Bild über den<br />

morphologischen Zustand <strong>und</strong> den Geschiebehaushalt des Gewässerabschnitts sowie die<br />

bestehenden Eingriffe.<br />

Schritt 2: Eigenschaften des Gewässerabschnitts<br />

Frage 2.1 Beurteilung der Morphologie, Vorkommen von Sohlenstrukturen. Vielfältige Morphologie<br />

hemmt die innere <strong>Kolmation</strong>, resp. führt zu unterschiedlicher Ausbildung<br />

der inneren <strong>Kolmation</strong>; monotone Morphologie fördert die innere <strong>Kolmation</strong> (vgl.<br />

Kap. 2.3).<br />

Frage 2.2 Erfassen <strong>und</strong> Beurteilen von Flussverbauungen bezüglich der Auswirkungen auf<br />

die innere <strong>Kolmation</strong>. Kanalisierung (Einengung), Uferverbauungen <strong>und</strong><br />

Schwellen fördern in der Regel die innere <strong>Kolmation</strong> (Kap. 2.4). Künstlich<br />

abgepflästerte Sohlen sind meist vollständig kolmatiert.<br />

1 Die <strong>Kolmation</strong> wird beurteilt anhand des Aufwandes, der mit dem Fuss zum Aufbrechen <strong>und</strong> Aufwühlen<br />

der Deckschicht erforderlich ist. Für die (subjektive) Beurteilung sind Erfahrungen mit der Festigkeit von<br />

unkolmatierten <strong>und</strong> kolmatierten Sohlen erforderlich (vgl. Anhang 2, Punkt 1.2).<br />

15


Frage 2.3 Bestehen lokale Unterschiede in der Korngrössenverteilung der Deckschicht (Sortierung)?<br />

Bei einer Sortierung des Substrats kann von variabler <strong>Kolmation</strong> ausgegangen<br />

werden. Häufig deutet Sortierung auf einen nicht vernachlässigbaren<br />

Geschiebehaushalt hin (geringe oder nur lokale Abpflästerung).<br />

Frage 2.4 Besteht lokal oder sohlendeckend ein Algenbewuchs? Fehlender Bewuchs deutet<br />

auf regelmässigen (oder nicht lange <strong>zur</strong>ückliegenden) Geschiebetransport. Ein<br />

Bewuchs mit Algen deutet nicht zwingend auf eine ausgeprägte <strong>Kolmation</strong>.<br />

Schritt 3: Gewässertyp, Feststoffhaushalt <strong>und</strong> Eingriffe<br />

Frage 3.1: Wie ist das Trübeaufkommen zu bewerten?<br />

hoch : z.B. Einzugsgebiet mit vielen Hanganrissen. Häufig in Form von Schwebstoffablagerungen<br />

auf der Gewässersohle (äussere <strong>Kolmation</strong>) zu erkennen.<br />

Rasche <strong>Kolmation</strong>sentwicklung.<br />

mittel : Gewässermehrheit.<br />

gering : z.B. Seeausfluss. Ausbleibende bis sehr langsame <strong>Kolmation</strong>sentwicklung.<br />

Frage 3.2: Wie ist das Geschiebeaufkommen zu bewerten?<br />

hoch : viele Geschiebebänke, meist fehlende bis schwache <strong>Kolmation</strong>.<br />

mittel : Kiesbänke vorhanden, mittlere <strong>Kolmation</strong> (resp. keine bis starke <strong>Kolmation</strong>).<br />

gering : ausgeprägte Sohlenpflästerung, meist ausgeprägte <strong>Kolmation</strong>.<br />

Frage 3.3: Hydrologie, Dekolmation:<br />

Gibt es Informationen, wie lange das letzte bedeutende Hochwasserereignis<br />

<strong>zur</strong>ückliegt?<br />

Gibt es Informationen, ob die Deckschicht regelmässig oder nur selten aufreisst<br />

(Dekolmation, Kap. 2.2)?<br />

Frage 3.4: Eingriffe in das Abfluss- <strong>und</strong> Geschieberegime (Kap. 2.4)?<br />

Handelt es sich um eine Restwasserstrecke ? Wasserableitungen führen zu weniger<br />

häufigem Aufreissen der Deckschicht, seltenerer Dekolmation <strong>und</strong> damit ausgeprägterer<br />

innerer <strong>Kolmation</strong>.<br />

Handelt es sich um eine Schwallstrecke ? Durch den Abflussschwall wird in der<br />

Regel die innere <strong>Kolmation</strong> verstärkt.<br />

Liegt der Untersuchungsabschnitt in einem Rückstaubereich (z.B. Stauwurzel<br />

eines Flusskraftwerks, einzelne Mündungsstrecken)? Wegen der abnehmenden<br />

Schleppkraft nur noch seltene oder ausbleibende Dekolmation, frische Geschiebeablagerungen<br />

kolmatieren zunehmend (innere <strong>und</strong> ev. auch äussere <strong>Kolmation</strong>).<br />

16


4 Äussere <strong>Kolmation</strong><br />

4.1 Phänomen<br />

Die äussere <strong>Kolmation</strong> betrifft die Ablagerung von Schwebstoffen (Sand, Silt, Ton) auf der<br />

schottrigen Gewässersohle. Dadurch werden die Zwischenräume <strong>und</strong> zunehmend auch die<br />

Steinoberseiten mit Feinsedimenten bedeckt.<br />

Äussere <strong>Kolmation</strong> durch Sandablagerungen<br />

im Uferbereich. Alpenrhein bei Mastrils.<br />

17<br />

Äussere <strong>Kolmation</strong> in einer Ruhigwasserzone<br />

durch kohäsive Ablagerungen. Alpenrhein<br />

bei Bad Ragaz.<br />

Die äussere <strong>Kolmation</strong> ist ein Phänomen, das in allen Fliessgewässern mit Schwebstofftransport<br />

auftritt. Bei Niederwasser ist der Abfluss meist klar <strong>und</strong> es werden kaum<br />

Schwebstoffe abgelagert. Ein Abflussanstieg ist meist auch mit einer Erhöhung der Trübung<br />

verb<strong>und</strong>en. Die zugeführten Schwebstoffe werden dann in Bereichen mit geringer Fliessgeschwindigkeit<br />

abgelagert. Bei Mittelwasserabfluss sind dies beispielsweise Flachufer,<br />

Buchten <strong>und</strong> Hinterwasser, wo Sandbänke entstehen können. Bei Hochwasserabfluss werden<br />

die Schwebstoffe vorallem in den Überschwemmungsflächen abgelagert. Dies führt <strong>zur</strong><br />

Auflandung von Vorländern oder Auensukzessionsflächen. In eingeengten <strong>und</strong> kanalisierten<br />

Gewässern findet wegen der gleichmässig hohen Fliessgeschwindigkeit häufig keine äussere<br />

<strong>Kolmation</strong> statt. Demgegenüber führen Stauhaltungen <strong>zur</strong> Ablagerung von ausgedehnten <strong>und</strong> in<br />

Fliessrichtung zunehmend mächtigeren Feinsedimentablagerungen. Auch in Schwallstrecken<br />

oder infolge von Spülungen kann die äussere <strong>Kolmation</strong> verstärkt werden.<br />

Die Ablagerung eines Schwebstoffkorns bestimmter Grösse auf der Sohle ist abhängig vom<br />

Korndurchmesser (resp. von der Sinkgeschwindigkeit) <strong>und</strong> der Fliessgeschwindigkeit des<br />

Wassers. Gute Resultate, ob ein Korn als Schweb oder über die Sohle als Geschiebe transportiert<br />

wird, gibt die Formel von Kresser /9/:<br />

2<br />

vGrenz = 360 g d


mit vGrenz = Grenzgeschwindigkeit des Wassers, d = Korndurchmesser. Bei vm > vGrenz wird das<br />

Korn als Schweb, bei vm < vGrenz als Geschiebe transportiert oder ist in Ruhe (vm = mittlere<br />

Fliessgeschwindigkeit).<br />

Bei der Ablagerung der Schwebstoffe kommt es zu einer Sortierung der Feinpartikel. In leicht<br />

überströmten Uferbereichen (v < 0.5 m/s) kommt es oft <strong>zur</strong> Ablagerung von Sand, wogegen die<br />

kohäsiven Partikel der Silt- <strong>und</strong> Tonfraktion vorallem in praktisch stehenden Gewässerbereichen<br />

abgelagert werden.<br />

Ändert sich der Abfluss, so ändert sich auch die Fliessgeschwindigkeit <strong>und</strong> damit die Sohlenbereiche,<br />

wo die verschiedenen Schwebstofffraktionen abgelagert werden. Bei einer Abflussabnahme<br />

können Sandablagerungen durch feinere Partikel überdeckt werden. Eine Abflusszunahme<br />

führt zu Resuspension <strong>und</strong> Transport von abgelagerten Feinsedimenten, wobei die<br />

Schwebstoffe in neu entstandenen Ruhigwasserzonen (z.B. in Überflutungsgebieten) wieder<br />

abgelagert werden können.<br />

4.2 Auswirkungen<br />

Die äussere <strong>Kolmation</strong> ändert die Eigenschaften der Gewässersohle, wodurch der entsprechende<br />

Lebensraum auf vielfältige Weise beeinflusst oder beeinträchtigt werden kann:<br />

1. Durch die Ablagerung von Schwebstoffen werden die Zwischenräume der Deckschichtkörner<br />

aufgefüllt <strong>und</strong> der Zugang in den Lückenraum der Gewässersohle für das Makrozoobenthos<br />

erschwert.<br />

2. Feinsedimentablagerungen sind instabil. Eine Abflussänderung (insbesondere Abflusszunahme)<br />

führt <strong>zur</strong> Umlagerung von Feinpartikeln. Die Sohlenoberfläche ist als<br />

Lebensraum nicht mehr nutzbar, wie dies eine stabile schottrige Gewässersohle ist.<br />

3. Feinsedimentablagerungen reduzieren die Infiltration von Flusswasser <strong>und</strong> damit die<br />

Sauerstoffzufuhr in die Gewässersohle. Insbesondere kohäsive Feinsedimente sind<br />

schlecht durchlässig <strong>und</strong> zeigen einen vergleichsweise hohen Erosionswiderstand. Reine<br />

Sandablagerungen sind in der Regel noch gut durchlässig <strong>und</strong> werden bei ansteigender<br />

Fliessgeschwindigkeit rasch erodiert.<br />

Fallbeispiele der Auswirkungen der äusseren <strong>Kolmation</strong> auf das Makrozoobenthos sind in /19/<br />

<strong>und</strong> /1/ beschrieben.<br />

Bei unbeeinflussten (geschiebeführenden) Fliessgewässern spielt die äussere <strong>Kolmation</strong> der<br />

Gewässersohle oft eine untergeordnete Rolle. Im Bereich der Hauptströmung ist die<br />

Fliessgeschwindigkeit so gross, dass sich keine Schwebstoffe ablagern können oder die<br />

Trübung des Abflusses ist vernachlässigbar (z.B. Niederwasserabfluss in der Winterperiode).<br />

Bei Fliessgewässern mit Einzugsgebieten mit hohem Feinsedimenteintrag (z.B. aus Ufer- <strong>und</strong><br />

18


Hanganrissen, Erosionsrinnen) kann es auch in Niederwasserperioden zu einer bedeutenden<br />

äusseren <strong>Kolmation</strong> kommen /1/.<br />

Durch anthropogene Eingriffe kann die äussere <strong>Kolmation</strong> stark beeinflusst werden. Eine<br />

verstärkte äussere <strong>Kolmation</strong> ist vorallem nach Spülungen in der unterliegenden Gewässerstrecke,<br />

in Schwallstrecken (v.a. im Winter), in Restwasserstrecken oder bei anthropogenen<br />

Tätigkeiten, welche die Trübung massgebend erhöhen, zu erwarten. In Flussstauhaltungen führt<br />

die Ablagerung von Schwebstoffen <strong>zur</strong> Verlandung der Stauhaltung.<br />

4.3 Beurteilung<br />

Die äussere <strong>Kolmation</strong> ist gekennzeichnet durch die Mächtigkeit, die Ausdehnung, die Zusammensetzung<br />

<strong>und</strong> die zeitliche Änderung der Feinsedimentablagerungen. Dementsprechend sind<br />

folgende Parameter geeignet, die äussere <strong>Kolmation</strong> zu erfassen:<br />

1. Deckungsgrad <strong>und</strong> Mächtigkeit der Ablagerungen. Der Deckungsgrad (engl. „embeddedness“)<br />

betrifft die prozentuale Bedeckung der Gewässersohle mit Feinsedimenten /13/ /19/.<br />

Die Mächtigkeit der Ablagerungen ist abhängig von der Schwebstoffzufuhr <strong>und</strong> der Fliessgeschwindigkeit.<br />

Der Parameter wird im Feld beobachtet.<br />

2. Die flächige Ausdehnung von Schwebstoffablagerungen auf der Gewässersohle, resp. die<br />

Ausdehnung der Sohlenbereiche, die mit Feinsedimenten bedeckt sind. Diese können im<br />

Feld kartiert werden. Deren Ausdehnung ist abhängig von den lokalen Strömungsverhältnissen,<br />

resp. von der lokalen Fliessgeschwindigkeit bei schwebstoffführenden<br />

Abflüssen. Je kleiner die Fliessgeschwindigkeit, desto feiner die Schwebstoffpartikel, die<br />

sich ablagern können (vgl. Formel von Kresser, Kap. 4.1, sowie Formeln von Kozeny<br />

<strong>und</strong> Banscher /14/).<br />

In der Studie „Trübung <strong>und</strong> Schwall im Alpenrhein“ /1/ wurde die flächige Ausdehnung der<br />

äusseren <strong>Kolmation</strong> in Abhängigkeit der täglichen Abflussschwankungen (Schwall) durch<br />

Feldbeobachtungen <strong>und</strong> Berechnungen ermittelt <strong>und</strong> kartografisch dargestellt.<br />

Ein Beipiel für die Kartierung der flächigen Ausdehnung <strong>und</strong> der Mächtigkeit von Schwebstoffablagerungen<br />

ist in /13/ zu finden.<br />

3. Die Zusammensetzung der abgelagerten Feinsedimente an einem Ort ist abhängig vom<br />

Abflussgeschehen <strong>und</strong> der aktuellen Fliessgeschwindigkeit. Eine Unterscheidung zwischen<br />

Sand <strong>und</strong> feineren (kohäsiven) Sedimenten ist zweckmässig. Beobachtung im Feld.<br />

4. Die zeitliche Änderung von Feinsedimentablagerungen ist abhängig vom Abflussgeschehen<br />

<strong>und</strong> der Schwebstoffzufuhr. Eine Abschätzung, welche Sohlenbereiche bei einer bestimmten<br />

Abflusszunahme freigespült werden, kann mit der Formel von Kresser durchgeführt<br />

werden (vgl. Punkt 2).<br />

19


Abgesehen von stark schwebstoffführenden Fliessgewässern, wie beispielsweise der Landquart<br />

<strong>und</strong> dem Alpenrhein oder kleinen Bächen in den Talebenen, deren Sohle häufig aus Feinsedimenten<br />

bestehen, spielt die äussere <strong>Kolmation</strong> häufig eine untergeordnete Rolle. Zur Beurteilung<br />

der äusseren <strong>Kolmation</strong> genügt es daher in den meisten Fällen, den Deckungsgrad der<br />

Sohle mit Feinsedimenten im Feld zu schätzen.<br />

20


Anhang 1<br />

Literaturverzeichnis<br />

/1/ Arbeitsgemeinschaft Schälchli, Abegg + Hunzinger, Limnex AG, ARGE Limnologie,<br />

Universität für Bodenkultur (2001): Trübung <strong>und</strong> Schwall im Alpenrhein. Im Auftrag der<br />

Internationalen Regierungskommission Alpenrhein.<br />

/2/ Banscher E. (1976): Gesetzmässigkeiten der <strong>Kolmation</strong>sentwicklung. Wasserwirtschaft,<br />

Wassertechnik, (9), 320 - 323.<br />

/3/ Brunke M. (1999): Colmation and depth filtration within streambeds: Retention of<br />

particles in hyporheic interstices. International Review of Hydrobiology, 2:99-117.<br />

/4/ Cunningham, Anderson & Bouwer (1987): Effects of Sediment - Laden Flow on Channel<br />

Bed Clogging. J. of Irrigation and Drainage Eng., ASCE, Vol. 113, No. 1, 106-118.<br />

/5/ Diplas P. and Parker G. (1990): Deposition and Removal of Fines in Gravel-Bed<br />

Streams. Proceedings of the Third International Workshop on Gravel Bed Rivers,<br />

Firenze, 24-28. Sept. 1990.<br />

/6/ Frostick, L.E., Lucas, P.M., Reid, I. (1984): The Infiltration of Fine Matrices into<br />

Coarse - Grained Alluvial Sediments and ist Implications for Stratigraphical Interpretation.<br />

J. Geol. Society, Vol. 141, Part 6, 955-965.<br />

/7/ Grimm N.B. (1996): Surface-Subsurface Interactions in Streams. Methods in Stream<br />

Ecology. Ed. by Hauer F.R. and Lamberti G.A.. Chapter 30:625-646. Academic Press.<br />

/8/ Kaleris V. (1983): Strömungsvorgänge in natürlichen Sickerkörpern in der Nähe von<br />

Oberflächengewässern. Wasserwirtschaft 73, 11.<br />

/9/ Kresser W. (1964): Gedanken <strong>zur</strong> Geschiebe- <strong>und</strong> Schwebstoffführung der Gewässer.<br />

Österreichische Wasserwirtschaft, H 1/2, 6-11.<br />

/10/ Kustermann H. (1962): Der Einfluss der Organismen in Kiesschotterböden der Flüsse auf<br />

die Wasserversickerung. Monatsbull. Schweiz. Verein von Gas- <strong>und</strong> Wasserfachmännern,<br />

No. 2,3,4.<br />

/11/ Lee D.R., Cherry J.A. (1978): A Field Exercise on Gro<strong>und</strong>water Flow Using Seepage<br />

Meters and Mini-piezometers. Journal of Geol. Education, v.27, 6-10.<br />

/12/ Munchenberger F. (1979): Abflussmessungen in Oberflächengewässern für Gr<strong>und</strong>wasserbilanzierungen.<br />

Gas Wasser Abwasser, H9, 401-407.<br />

/13/ Reiser D.W., Ramey M.P., Lambert T.R. (1985): Review of Flushing Flow Requirements<br />

in Regulated Streams. Pacific Gas and Electric Company, Department of<br />

Engineering Research, San Ramon, California.<br />

21


14/ Schälchli U. (1993): Die <strong>Kolmation</strong> von Fliessgewässersohlen: Prozesse <strong>und</strong> Berechnungsgr<strong>und</strong>lagen.<br />

Diss. ETH Nr. 10293 <strong>und</strong> Mitteilung Nr. 124 der Versuchsanstalt für<br />

Wasserbau, Hydrologie <strong>und</strong> Glaziologie der ETH Zürich.<br />

/15/ Schälchli U. (1995): Basic Equations for Siltation of Riverbeds. J. of Hydr. Eng., Vol.<br />

121, No. 3, 274-287.<br />

/16/ The design and use of a hydraulic potentiomanometer for direct measurement of<br />

differences in hydraulic head between gro<strong>und</strong>water and surface water. Limnol.<br />

Oceanogr., 33(5), 1988, 1209-1214.<br />

/17/ Thibodeaux L.J. & Boyle J.D. (1987): Bedform-generated Convective Transport in<br />

Bottom Sediment. Nature, Vol 325 22 Jan., 341-343.<br />

/18/ Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie <strong>und</strong> Glaziologie der ETH Zürich (1990): Die<br />

Langetensohle. Bericht über die Auswirkungen der Hochwasserableitung auf die<br />

Langetensohle zwischen dem Entlastungsbauwerk <strong>und</strong> Langenthal. Im Auftrag des<br />

Hochwasserschutzverbandes unteres Langetental.<br />

/19/ Zweig L.D., Rabeni C.F. (2001): Biomonitoring for deposited sediment using benthic<br />

invertebrates: a test on 4 Missouri streams. J. of the North American Benthological<br />

Society, 20(4):643-657.<br />

22


Ansätze <strong>zur</strong> Erfassung <strong>und</strong> Beurteilung der inneren <strong>Kolmation</strong> Anhang 2<br />

Es bestehen verschiedene Ansätze <strong>zur</strong> Beurteilung der inneren <strong>Kolmation</strong>. In untenstehender Tabelle werden qualitative, messtechnische <strong>und</strong> rechnerische<br />

Ansätze unterschieden. Bei den qualitativen Verfahren wird versucht, in einer Begehung die <strong>Kolmation</strong> aufgr<strong>und</strong> charakteristischer Merkmale zu klassifizieren.<br />

Die messtechnischen Ansätze untersuchen entweder die Zusammensetzung des Sohlenmaterials <strong>und</strong> der eingelagerten Feinsedimente oder den Druckabfall<br />

des Infiltrats beim Durchströmen der Gewässersohle. Bei den Berechnungsansätzen wird in Funktion verschiedener gemessener Grössen die zeitliche Entwicklung<br />

der <strong>Kolmation</strong> ermittelt.<br />

Nr. Ansatz Vorgehen, Eingabegrössen Vor-, Nachteile<br />

Beurteilung<br />

1 Qualitative Beurteilung<br />

1.1 Visuelle Beurteilung Äussere Erscheinung (Verfüllung der Lückenräume zwischen<br />

den Deckschichtkörnern, Morphologie, Sortierung<br />

Korngrössen)<br />

1.2 Verfestigung der<br />

Deckschicht<br />

„Stiefelprobe“<br />

2 Messtechnische Verfahren<br />

Vorkommen von Laichplätzen<br />

Aufwand <strong>und</strong> Kraft, die <strong>zur</strong> Auflockerung der Deckschicht<br />

erforderlich ist.<br />

Beurteilung mit Siefel, Eisenstange oder dgl.<br />

2.1 Sedimentfallen Vergraben von gelochten Behältern, die mit einer bekannten<br />

Kornmischung gefüllt sind<br />

Ausgraben <strong>und</strong> aussieben der Mischung, bestimmen der<br />

Feinsedimentanteile verschiedener Grössenklassen<br />

2.2 Siebanalysen Schichtweise Entnahme von Sohlenmaterial <strong>und</strong> aussieben<br />

der Proben<br />

Kolmatierte Schichten zeigen einen höheren Anteil an Feinpartikeln<br />

Geringer Aufwand<br />

Bei kleinen Gewässern auch im benetzten Bereich möglich<br />

Subjektive Beurteilung (Ausbildung innere <strong>Kolmation</strong> muss nicht mit<br />

äusserer Erscheinung übereinstimmen)<br />

Hinweis auf geringe innere <strong>Kolmation</strong><br />

Geringer Aufwand<br />

Subjektive Beurteilung (der Eindruck der Verfestigung ist auch von der<br />

Korngrössenverteilung abhängig)<br />

Mittlerer Aufwand<br />

Die Masse der eingetragenen Sedimente ist abhängig von der eingebauten<br />

Kornmischung<br />

Die Sickerströmung entspricht nicht den natürlichen Verhältnissen<br />

Nur qualitative Beurteilung möglich<br />

Als Nebenprodukt von biologischen Untersuchungen interessant z.B. <strong>zur</strong><br />

Beurteilung der natürlichen Reproduktion von kieslaichenden Fischen<br />

durch Vibertkästen<br />

Aufwand gross (vorallem in benetzten Sohlenbereichen)<br />

Je gröber das Sohlenmaterial, umso grösser muss die beprobte Fläche<br />

der Gewässersohle sein<br />

Deutliche <strong>Kolmation</strong>sunterschiede können durch relativ kleine Mengenunterschiede<br />

hervorgerufen werden<br />

Abgestufte Beurteilung der <strong>Kolmation</strong> kaum möglich<br />

Literatur<br />

/18/<br />

/18/<br />

/1/ /6/<br />

/18/


2.3 Druckdifferenz Messung des Porenwasserdrucks unter der Deckschicht<br />

Druckdifferenz zum Wasserspiegel des Fliessgewässers<br />

als Mass der <strong>Kolmation</strong><br />

2.4 Infiltrationsmessung Einschlagen oder aufsetzen eines Zylinders / Rohres auf<br />

die Gewässersohle, zuführen von Wasser, sodass der<br />

Wasserspiegel im Rohr höher als im Gewässer ist, beobachten<br />

des Absinkens des Wasserspiegels in Funktion<br />

der Zeit <strong>und</strong> berechnen der Durchlässigkeit<br />

Verschiedene Verfahren<br />

2.5 Gr<strong>und</strong>wasserstand Vergleich der Abflussganglinie (oder der Wasserspiegelganglinie<br />

im Fliessgewässer) mit gewässernahen Gr<strong>und</strong>wasserstandsganglinien<br />

2.6 Abflussmessungen Abflussmessung in zwei Querprofilen unter Berücksichtigung<br />

von Zu- <strong>und</strong> Abflüssen.<br />

Die Abflussdifferenz ergibt die Sickerwassermenge<br />

(Infiltration pro m2)<br />

3 Berechnungsverfahren<br />

3.1 Durchlässigkeit in<br />

Funktion der Zeit<br />

Berechnung der Sohlendurchlässigkeit in Funktion der<br />

massgebenden Einflussgrössen im Fliessgewässer<br />

Aufwand mittel<br />

Die Messung des Porenwasserdrucks ist mit einer Störung des Sohlenaufbaus<br />

verb<strong>und</strong>en (Bildung von Grobporen, Rissen, etc).<br />

In feinkörnigen (sandigen) Gewässersohlen empfehlenswerter Ansatz<br />

Aufwand klein bis mittel<br />

Durch das Einschlagen des Rohres in die schottrige Gewässersohle wird<br />

das Korngefüge gestört <strong>und</strong> die Durchlässigkeit erhöht /8/ (fehleranfällige<br />

Messung)<br />

Bessere Resultate werden bei vorgängigem Vergraben eines Anschlussrohres<br />

erzielt. Die Messung erfolgt erst nach der Einlagerung von<br />

Schwebstoffen /10/ (bei dieser Versuchsanordnung ist keine Dekolmation<br />

möglich)<br />

Bei gutem hydraulischem Anschluss widerspiegelt die Gr<strong>und</strong>wasserstandsganglinie<br />

die Abflussganglinie<br />

Bei stark kolmatierter Sohle ist keine oder eine nur sehr geringe Abhängigkeit<br />

des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels vom Abfluss festzustellen.<br />

Häufig sind keine entsprechenden Messungen verfügbar<br />

Keine differenzierte <strong>Bewertung</strong> der <strong>Kolmation</strong> möglich<br />

Aufwand mittel<br />

Diffuse Zuflüsse werden nicht berücksichtigt<br />

Die Infiltration liegt häufig im Bereich der Messgenauigkeit (kleine Infiltration<br />

im Verhältnis zum Gewässerabfluss)<br />

Infiltration im unkolmatierten Zustand ist nicht bekannt (wichtiger<br />

Referenzwert)<br />

Nur in Einzelfällen gute Resultate, <strong>Bewertung</strong> der <strong>Kolmation</strong> nicht eindeutig<br />

Aufwand gross<br />

Zuverlässiger Berechnungsansatz für innere <strong>Kolmation</strong> <strong>und</strong> Dekolmation<br />

Messung vieler Eingabeparameter erforderlich (Ganglinien Abfluss, Trübung,<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel, Temperatur sowie Siebanalyse des Sohlenmaterials)<br />

/7/ /16/<br />

/7/ /8/ /11/<br />

/18/<br />

/18/<br />

/12/<br />

/1/ /15/

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