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~tz~ry - Macrostomorpha

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IV. b 74<br />

Meixner<br />

zahlreich aber am Vorderende oder auch am Hinterende und deren<br />

Anhängen sowie an den Seitenrändern (Fig. 2, 5-7) in ± symmetrischer<br />

Anordnung, oft zu Gruppen vereint. Bei Beschränkung des Cilienkleides<br />

auf die Kriechsohle (S. 20) bleiben sie erhalten.<br />

b) Spezifische S tr ö m u n g s - S i n n es 0 r g a n e sind bisher nur<br />

-zro<br />

c.<br />

ez -<br />

- -cd<br />

-:-:-~';"-.-"Wh-k<br />

._~_rm<br />

~ lJ<br />

, tfI!.---dm<br />

,E.


Turbellaria: Morphologie IV. b 75<br />

einem Sinnesstreifen (Sinneskante) umsäumt. - Bei vielen Gaienulida<br />

und Microsiomida ist ein Paar vielzelliger \V i m per g r üb c he n ,<br />

bei manchen Gumulata und P1'oseriaia sind 1, selten 2 Paare, oder nur<br />

1 unpaares terminales Grübchen (wie bei manchen Land-Tricladen)<br />

vorhanden (Fig. 7, 78, 89). Bei Wasser-Triclaclen wird das Vorderende<br />

von mehreren (bis etwa 8) Paaren kleiner seichter GrÜbche.n bzw.<br />

--th.<br />

Fig. 76. Hau t s i n n e SOl' g a n e von Al e sos tom i n a e (M.r.sostoma lingua<br />

Abildg., Hoth?'omffsostoma esseni Braun): A Dbersicht!ibild, dargestellt nac~l dem<br />

Osmium-Toluidinblau-Verfahren nach GELE!, mit Tl1sthaaren (th), den AurIkularorganen<br />

(au?', Kurzstiftfeldern) und Strömungs~innesorganen (Langstiftgruppen) , von<br />

denen die Paare I und III lateroventral, Ir und IV dorsolateral liegen.<br />

B Querschnitt vor den Augen (au), Verlauf der centripetalen Sinneszellfortsätze<br />

schematisiert, Zellkörper der AuricularorganB vielleicht nicht nur in der Nähe. der<br />

Cerebralganglien (c), sondern aueh subepithel ial gelegen wie die der Strömungssinnesorgane<br />

und TastzelJen (tz). - 0 adorales Strömungssinnesorgan (III) allS<br />

einem Läügsschnitt, leicht schema,tisiert, Cilien gestrichelt dargestellt. 1200: 1. -<br />

A nach MÜLLER 1936 und GELE! 19:30 kombiniert, Bund 0 nach GELE! 1930.<br />

Sinnesfelder umgeben CFig. 73); das hinterste Paar ist hei Siißnmsser­<br />

Tdclaclen in Form gebogener Sinnesrinnen, der A u I' i k u 1a l' - S i n ­<br />

ne s 0 I' g a n e ("Ohrflecken") entwickelt, die sich bei hochdifferenzicrten<br />

Arten als einziges Paar fast bis zur vordersten Körperspitze erstrecken<br />

(Fig. 82). Bei Neorhabdocoela entspricht ihnen 1 Paar n idlt<br />

vertiefter Sinnesepithelstreifen (Dalyelliiclae) bzw. bandförmigcr, eilicnfreier<br />

Kur z s ti f tf eId e l' (Fig. 76: Typhloplanidae). Nach Entl'cl'­<br />

nung dieser Organe z. B. durch Dekapitierung geht jedes Willcl'lIngsvermögen<br />

verloren. - Hierher gehören auch die den VOl'Clrl'kijl'pcr<br />

mancher Cumulata umgebende q u e re W i m per r i n n e (Fig. 1: F,<br />

100), weiter bei Polycladen quer- oder längsverlaufende \"1 i m per­<br />

I' i n n e n sowie einzelne Sinneszellen mit langbewim portor apika leI'<br />

Grube (Fig. 75 E). Das Fr 0 n tal 0 l' g a n (S. 21) wird Cllleh mitunter<br />

als Organ des chemischen Sinnes (? Kontaktgeruch) angesprochen. Üher


IV. b 76<br />

Meixner<br />

eine Differenzierung des chemischen Sinnes in einen Geruchs- und einen<br />

G€'schmackssinn siehe S. 85.<br />

cl) Als L ich t s i n n e s 0 r g a n e (Photorezeptoren) dienen meist<br />

im Parenchym gelegene, invertierte Pi g m e n tb e ehe r 0 c e 11 e n, nur<br />

ausnahmsweise e p i t hel i ale P i g m e n t f 1eck e (gewisse Acoela,<br />

Microstomiclae). Erstere bestehen aus einem 1- bis mehrzelligen Pigmentbecher<br />

und einer oder wenigen, bei vielen Tricladen und Polycladen<br />

zahlreichen Sehzellen, deren distale, vom Lichteinfalle abgewendeten Teile,<br />

die Sehstäbchen oder Retinakolben, apikal oder peripher eine dichte,<br />

fibrilläre Längs- bzw. Radiärstreifung des Plasmas (Fig. 77), den<br />

.~ -- •... ~.•.....-.-<br />

--.-.-:".::.' "<br />

.B<br />

FiCl.77a. LänClsschnitte durch Au (Yen: A .Mesostoma eraci Schmidt (Typhloplanoi'la)<br />

mit' nur J i:>i~neskolben (sk), de8s~n apikale Pl&smastreifung (str, "Stiftehenkappe")<br />

vom ZeJlköl'per durch eine Zwischenzone (zw) abgegrenzt 1st; Sehnerv (n), Ganglienzellen<br />

(gz) und Fasersubstanz (e) des Gehirnes. - B Euplanaria gonncephala Duges<br />

('1'l'ieladida-Paludicola), mit zahlreichen Sinneskolben (sz, ihre Zellkörper) inner~1alb<br />

eines vielzel1;~en Pigmentbechers (pb, Kerne pb/c). ~ Richtung des Lichteinfall~s.<br />

Nach HESSE 1.:396.<br />

"Stiftchen- oder Stäbchensaum" zeigen (LEHMENSICK 1936). Bei Polycladen<br />

sind die Sehzellen oft epithelartig angeordnet. Übergänge zu<br />

konvertierten (reversen) Retinaaugen sind nur bei manchen Land­<br />

Triclaclen bekannt. Meist und ursprünglich ist nur 1 Paar Augen vorhanden,<br />

das dem Gehirn anhängt oder in dieses ± tief eingebettet ist<br />

und von ihm direkt innerviert wird; bei manchen Curnulaia und _7I.leorhabclocoela<br />

ist jedes Auge in 2 oder 3 zerfallen (Fig. 9 B, 36, 38). Bei<br />

einigen Tricladicla-Paludicola, (vielen -Terricola) und allen Polyclaclen<br />

erhöht sich ihre Zahl sehr (Konvergenz) und kann bei den Polycladen<br />

mit dem Alter von mindestens 2 (= 1 Paar, bei Larven; Fig. 93, 99) bis<br />

auf Hunderte anwachsen, die teils in Gruppen über dem Gehirn oder<br />

auch an der Basis der Tentakeln liegen (Fig. 3), teils wie bei jenen<br />

Triclculen den Körperrancl vorn oder fast ringsum säumen und vom<br />

Hautnervenplexus innerviert werden. - Bei Meerestricladen entstehen<br />

durch Einlagerung einer stark lichtbrechenden, schleimig-gallertigen<br />

Substanz in die Membran, die die Öffnung des Pigmentbechers als Fortsetzlmg<br />

seines Randes abschließt, eine ± dicke linsenähnliche Bildung.


Turbellaria: Morphologie IV. b 77<br />

Auch bei gewissen Neorlzabdocoela des Meeres gibt es Linsenbildung'cn<br />

oder die Sehstäbchen (Sehkolben) selbst sind stark lichtbrechend oder<br />

sie sind in einer stärker lichtbrechenden Flüssigkeit eingebettet (Fig.<br />

9 C, 77 b).<br />

Bei den in Sand oder Schlamm lehenden Formen kann bei Erhaltenbleiben<br />

der Sehzellen das Pigment fehlen, so bisweilen bei .Aionocelis<br />

lineata, konstant aber bei manchen Otoplanen (Otoplana foliacea u. a.,<br />

Fig. 77 b), in deren Gehirnkapsel dorsal 1 Paar dicht nebeneinander ]i~skI<br />

I \<br />

.' .<br />

:"';'.:: :<br />

',1.','..<br />

:,.'\,<br />

~~2~\~(~H>~f'<br />

11. . 9Z sk<br />

Fig. 77 b. Au gen: A Phonorhynchus helgolandicus Meczn. (Eukalypto1'hynchia,<br />

vgl. Fig. 24 B) mit 2 durch eine Pigments(:heidewand (pz, Pigmentzelle) geschiedenen,<br />

in einer lichtbrechenden FlÜssigkeit eingebetteten Sehkolben (sk); 1030 : 1. -<br />

B Utoplana foliacea n. sp. (siehe Fig. 7 A), schiefer Querschnitt durch das Gehirn<br />

mit dem dorsal dicht unter der membranäsen Gehirnkapsel (ck) liegenden Paar pigmentloser<br />

SehkoJben (sk), Fasersubstanz (faL peripherer, iederseits verdickter Belag<br />

von Ganglienzellen (gz). - A nach MEIXNER 1925, B Original.<br />

gender Sehkolben eingeschlossen ist; daß es sich tatsächlich um solche<br />

handelt, zeigt die im Sande der Strandzone lebende statocystenlose<br />

Nematoplana, bei der ein die beiden Sehkolben trennender, d. h. gegeneinander<br />

abschirmender Pigment-Doppelbecher noch vorhanden ist (Fig.<br />

44). Viele Acoela, Alloeocoela und Neorhabclocoela des Sand-Biotopes<br />

sind aber wirklich augenlos (S. 134), von den Cumulata und Kalyptorhynchia<br />

etwas mehr als die Hälfte der Arten. Unter den Polycladen<br />

fehlen die Augen nur bei AceTos typhlus (und bei Plehnia arctica).<br />

An Stelle von Augen hat Stenostomum 1 Paar eigenartiger, pigmentloser<br />

sogenannter "schüsselförmiger Organe" (Fig. 78).<br />

e) Ein S eh wer e 13 i n ne SOl' g an in Form einer S tat 0 z y 13 t e<br />

kommt nur den Acoe~a, manchen Catenulida und den PToseriata, mit<br />

Ausnahme der Nematoplanidae und Bothrioplanidae zu. Bei den Acoela<br />

ist sie gewöhnlich ringsum vom Gehirn Ul;1geben (Fig. 1), bei den P1'OseTiata<br />

aber dem Gehirn dicht vorgelagert oder in dieses vorn ± tief<br />

bis völlig eingesenkt (Fig. 5-7,', 55). Sie stellt ein kugeliges Bläschen<br />

dar, deren epitheliale Wand membranös und wimperlos ist und 2 bis<br />

zahlreiche Zellkerne enthält, die sich nach innen vorwölben. Der Statolith<br />

-- bei Nemertoderma sind 2 vorhanden (Fig. 87) - ruht frei in<br />

einer klaren Flüssigkeit, ist meist kugelig qder oval, bei manchen Proseriatct<br />

aber von viereckigem (Fig. 5 B) oder sechseckigem Umriß (CoelofJynopora,<br />

Fig. 6); seine Substanz ist optisch homogen, offenbar eine


IV. lJ 78 Meixner<br />

kutikulare AlJscheidullg", die aher bei den PTose'riata so flüssig sein muß,<br />

daß sich an Schnitten vom Statolithen keine Spur erhält. Ein Gehalt<br />

an CaC0 3 ist nicht nachweisbar. Dem Statolithen liegen vorn 1, 2 oder<br />

3 Paare von Zellkernen ("Nebensteinchen") an, die den Statolithenbildungszellen<br />

zugehören.<br />

•<br />

Für den durch Ausschaltversuche an<br />

Tricladen (KÖHLER 1932) wahrscheinlich<br />

gemachten T e m 11 e rat urs in n und<br />

Hau t I ich t s i n n sind spezifische Re-<br />

i~'<br />

3a. 30 3c<br />

)<br />

Fig. 78.<br />

Steno.~tomum leucops Duges<br />

(Catenulida) , Vorderkörper nn.:-:h<br />

Quetschpräparat: Gehirn (g) mit<br />

1 Paar durch abgesetzte Ganglien<br />

(gU) innervierter großet Wimpergruben<br />

(wa) und 1 Paar<br />

schüsseIförmiger. allS lichtbrechenden<br />

Kügelchen zusammengesetzter<br />

Orgalle (sn, links oben<br />

in stark vergrößerter Flächenansicht),<br />

Pharynx simplr.x mit<br />

Drüsen (phd), unpaariger,<br />

medianf~r Hauptexkretionskann.l<br />

vorn in (len dünneren, "rÜcklaufenden"<br />

und sich verzweige!'}­<br />

den Kanal (eie) umbiegend.<br />

L. von Ketten mit R Zooiden bis<br />

etwa 5 mm.<br />

Nach O'l'T 1892 aus GRAF!" 1909.<br />

Fig. 79.<br />

Plagiostomum vittatum Lellckart (ygI. Fig. 4 C):<br />

1 und 2 Jungtiere aus dem Plankton von Helgoland,<br />

3 a-:3 f versdliBdene Zeichnungstypen nach dem<br />

LC'brn, Pi~mont trüb kirschrot, feinmaschig<br />

(punktlert bzw. schwarz dargestellt),<br />

1 häufigste Variante, von der sich z. B. 3 a durch<br />

Pigmentierung des hinteren hellen Querbandes ableitct<br />

lISW.; es gibt auch Varianten wie 3 c mit<br />

heller Schwanzspitze und als Extrem solche mit<br />

Pigment auf dem ganzen Rücken.<br />

3d<br />

Je<br />

1-2 nach RElflINGER 1934,<br />

3 nach GRAFF 1882 und 1911.<br />

Jf<br />

L. bis 2 (3) mrn.<br />

zeptoren noch nicht nachgewiesen (siehe Physiologie!) .<br />

•<br />

15. Val' i abi li t ä t. - a) Außer individueller Veränderlichkeit der<br />

Pi gm e n tz e ich nun g besonders bei manchen Polycladen und Cu­<br />

1n.ulata (Fig. 79) zeigt die Färbung mancher N eorhabclocoela ± ausgeprägte<br />

S ta n d 0 I' t s - M 0 d i f i kat ion. So ist bei Promesostoma<br />

marmoratum das retikuläre, längsstreißge, sepia- bis schwarzbraune<br />

Mesenchympigment des Rückens, das die Individuen aus der Vegetationszone,<br />

dem Bottsand usw. 'schmückt, an den Tieren aus tiefer gel€,genen<br />

Sandbiotopen sehr reduziert, nur in der Umgebung der Augen<br />

erhalten oder völlig geschwunden (v. nuclum) und tritt die diffuse<br />

bräunlichrosa oder rotbraune basale Epithelfärbung stark hervor. Von<br />

Promesostoma hamiferum gibt es eine schwarzviolette (Bottsand) und<br />

eine hellgelbe Form ohne Mesenchympigment (Sand bei Bülk, S. 129),<br />

wie ähnlich bei den nahe verwandten atlantischen Arten Promesostoma<br />

ovoideum und P. solea. - Bei pigmentarmen oder pigmentlosen Turbellarien<br />

spielt für die Gesamtfärbung der Dar m i n haI t die Hauptrolle<br />

und, da bei den Polyclaclen der Darm sich im ganzen Körper reich


Turbellaria: Morphologie IV. b 70<br />

verzweigt, wechselt ihre Färbung mit der aufgenommenen Nahrung,<br />

so besonders bei Euryleptiden, die wie Cycloporus papillosus mit Vorliebe<br />

Synascidien (Botryllus) oder auch Schwämme abweiden und je<br />

nach deren Färbung lebhaft gelb, rot, grün oder schwärzlich gefärbt<br />

erscheinen und damit zugleich die Farbe ihrer jeweiligen Umgebung<br />

annehmen; bei längerem Hungern blassen sie natürlich ab.<br />

b) Neben Variabilität der Augenzahl bei Polycladen und vieläugigen<br />

Tricladen (Polycelis u. a) gibt es z. B. bei Monocelis lineata in<br />

größerer Wassertiefe (z. B. Feinsand bei Schilksee) fast oder ganz<br />

pigmentlose Individuen ohne Augenpigment oder nur mit asymmetrischen<br />

Resten desselben. In der F 0 I' m des P i g m e n tb e ehe r s<br />

zeigen besonders manche Cumulata auffallende Variabilität.<br />

c) CYClOpOTUS papillosus ist gewöhnlich durch große kräftige Hau t­<br />

pa p i 11 e n ausgezeichnet (S. 15). Diese sind aber an manchen<br />

Orten (z. B. Gullmarfjord, Trondhjemfjord, Mittelmeer) ganz wim>;ig<br />

oder fehlen (v. laevigatus).<br />

d) Bei Provortex balticus scheint die Größe des Pharynx an einem<br />

und demselben Orte stark zu schwanken, nach V. GRAFF von %-~<br />

der Körperlänge.<br />

e) Auffallend ist weiter bei Notoplana atomata eine Variabilität in<br />

der Ge web e k 0 n s ist e n z bei verschiedenem Tiefenvorkommen: Die<br />

Exemplare aus der Litoralzone sind ziemlich resistent, sogar' transpoi-tfähig,<br />

die aus der Sublitoralzone schon viel zarter; die aus 100 bis<br />

150 m Tiefe heraufgebrachten aber zerfielen sehr rasch und konnten bei<br />

vorsichtigster Behandlung nicht länger als 1 Stunde am Leben erhalten<br />

werden (BOCK 1913). Es sind offenbar Standortsmodifikationen analog<br />

jenen bei Asterias rubens oder I}.orallen.<br />

f) Bei manchen N eorhabdocoela weisen die K u ti k u 1 a I' b i 1dun ­<br />

gen des m ä n n 1ich e n K 0 pul a ti 0 n Sol' g a n e s sehr auffallende<br />

individuelle Variationen auf, die mancherorts vielleicht als<br />

S ta n d 0 I' t s m 0 d i f i kat ion e n oder Ras sen auftreten. So<br />

scheint Promesostoma marmoratum in verschiedenen Biotopen der Ostsee<br />

im großen und ganzen konstante Varianten des Penisstilettes auszubilden<br />

(Fig. 80) und es wird zu erweisen sein, ob die aus dem<br />

Atlantik und seinen Nebenmeeren bekannten ähnlichen Varianten entsprechend<br />

biotop-gebunden sind. Bei Gyratrix hermaphroditus,<br />

einer Art, die im Süß-. und schwachsalzigem Brackwasser (bis um<br />

6%0) eine bedeutendere Größe als in vollsalzigen Meeren erreicht<br />

(S. 119, Fig. 98), ist das Penis-Stilett der marinen Exemplare kÜrzer<br />

(etwa 110 bis 130 f-l) als bei denen aus Süßwasser (etwa 150 bis 170 f-l),<br />

der Ductus vaginalis ist bei jenen etwa 12 f-l lang, bei diesen 20 f-l und<br />

rnehr, während die Stilettscheide bei jenen wie bei diesen ungefähr<br />

gleiche Länge (meist 40 bis 45 f-l) behält; doch gibt 'es in Brackwässern<br />

wahrscheinlich Übergänge.<br />

g) Bei Anaperus nimmt die Zahl der Bursa-Mundstücke mit dem<br />

Alter (Wachstum) zu und variiert am erwachsenen Tiere ± stark


IV. b 80<br />

Meixner<br />

(Fig. 1 D). - Worauf das Fehlen oder Vorhandensein einer Bursa bei<br />

Polycystis robusta (Fig. 63) beruht, ist nicht aufgeklärt.<br />

)<br />

Fig. 80. Promesostoma marmoratum SchuItze (Proxenetidae) , Variabilität des Penis­<br />

Stilettes bei Exemplaren aus der Kieler Bucht: A Ne!;>enfahrwassertonne A vor Bülk<br />

(mittelgrober Sand in 8 m Tiefe), kleine (bis etwa 1 mm lange) Tiere mit oft intensiv<br />

diffus braun-rosa gefärbter Epithelbasis, aber mit sehr spärlichem Mesenchympigment<br />

oder ohne solches, Stilett mit cuticularem lappenförmigem Basalanhang (a)<br />

und einfacher,<br />

etwas verdickter Spitze. - Bund C Kalberger Heide (Botttill.nd) und Veget/l.tionszone<br />

bei Strande (Feinsand) , groL\e (bis über 1.5 oder 2 mm) lll.nge Tiere mit<br />

starkem schwarzbraunem, längsfaserigem Parenchympigment (Norrnaltypus!), Stilett<br />

± lang, in der Ruhe eng spiralig aufgerollt, ohne Basalanhang, ver der Spitze mdst<br />

mit ± beweglichem Sporn (s). - D Staller Grund bei Eckernförde (Feinsand mit<br />

Rotalgen in etwa 16 m Tiefe), Tiere ähnlich wie in A, ihr Stilett aber ohne Basalanhang<br />

und mit kompliziert geformter Spitze (Knätchenbildung); Kornsekretbehälter<br />

(kb) mit starker Spiralmuskelhülle, trichterförmige Basis (tr) des Stilettes.<br />

A-D 250 : 1, Al_Cl 500 : 1,' Dl noch stärker vergrößert. - Originale.<br />

h) Bezüglich der verschieden starken Ausbildung der Ne p h r i­<br />

cl i e n siehe S. 97.<br />

~ensäußerungen (Physiolo~ A. Fortbewegung, - Die Fähigkeit<br />

zu f re i e m S c h w i m m e n mit Hilfe der Kraft koordinierten<br />

Cilienschlages, dem ursprünglichen Motor der Fortbewegung, ist<br />

fast allen Turbellarien bis zu einer Körperlänge von etwa 2.5 mm eigen,


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 81<br />

also auch Jungtieren sowie den Polycladen-Larven. Auch die pelagisch<br />

lebenden, bis 2.6 mm langen Ketten von Alaurina composita schwimmen<br />

gewöhnlich senkrecht aufwärts, ebenso bisweile:q. die von Stenostomum<br />

und, allerdings sehr langsam, die bis 7 fmn langen dünnen Ketten von<br />

Microstornum lineare. Reicht bei Zunahme des Körpervolumens die<br />

Kraft des \Vimperschlages nicht mehr aus, da die Vergrößerung der<br />

Körperoberfläche in der 2., die des Volumens und damit des Gewichtes<br />

in der 3. Potenz erfolgt, dann geht ihr oft mit einer Rotation um die<br />

Längsachse oder auch mit einer Schl'aubendrehung verbundenes<br />

Schwimmen in ein Glei t e n ohne Rotation auf der Unterlage über,<br />

das vor allem durch den Schlag der ventralen Wimpern zustandekommt<br />

(W i m per kr i e c h e n) und durch gleichzeitige AbschE'idung von<br />

Schleim zur Verminderung der Reibung (Ausgleichen von Unebenheiten)<br />

erleichtert wird. Es kann so zu einer Beschränkung der Wimpern auf<br />

das Vorderende und die Bauchseite oder eines Teiles derselben kommen<br />

(S. 20). Bei weiterer Größenzunahme (Seriata) wird das Wimperkriechen<br />

unterstützt durch kleinste, makroskopisch nicht sichtbare, unregelmäßig<br />

rasch nacheinander von vorn nach hinten laufende<br />

·Wellen, die durch abwechselnde Kontraktion und Streckung der Ringund<br />

Längsfasern der ventralen Hautmuskulatur, vielleicht auch unter<br />

Mitwirkung der dorsoventralen Muskeln entstehen, wobei erythrophiles<br />

Sekret von Klebdrüsen (Haftzellenring der Tricladen, Fig. 19, 74) eine<br />

innige Verbindung mit der Unterlage herstellt. Man kann elektiv durch<br />

Zusatz von LiCl den Cilienschlag, durch Zusatz von MgCl 2 die Muskulatur<br />

ausschalten (lähmen) und daraus ersehen, inwieweit jener oder<br />

diese bei der Fortbewegung beteiligt ist: Bei kleinen bzw. jungen Turbellarien,<br />

z. B. Acoela, wird sie durch LiCl, bei großen Tricladen durch<br />

NgCl 2 gehemmt. Bei über 1 oder 2 cm langen Arten, also vielen Tricladen<br />

und Polycladen, scheint der Cilienschlag von nur ganz untergeordneter<br />

Bedeutung, ihr langsames G lei t kr i e c h e n daher re in<br />

mus ku 1ä I' e r Natur zu sein. - Durch die Gleitbewegung wird eine<br />

Geschwin"digkeit bis zu 2 oder 3 mm in der Sekunde erreicht.<br />

Der Cilienschlag ist in der Hegel stereotyp von vorn nach hinten<br />

gerichtet, dauert auch am ruhenden oder narkotisierten Tier forf, einen<br />

nach hinten gerichteten Wasserstrom erzeugend, ist also anscheinend<br />

weder direkt noch indirekt (durch die Hautmuskulatur) dem Nervensystem<br />

unterstellt. Die Schwimm- oder Gleitbewegung ist dann stets<br />

nach vorwärts<br />

~<br />

gerichtet: Ci 1i 0 - i I' I' e g u 1a tor i s c her Typ u s.<br />

Dazu im Gegensatz vermögen Catenulida (Stenostomum) beim freien<br />

Schwimmen den Schlag der Cilien umzukehren und dadurch in der<br />

Richtung der verlängerten Körperachse rückwärts zu schwimmen oder<br />

auch die" Cilienhewegung teilweise (z. B. bei Wendungen an der Krümmungsseite)<br />

oder vollständig (in der Ruhe) einzustellen, ähnlich wie<br />

Paramaecium, jedoch im Zusammenhange mit muskulären Körperbewegungen.<br />

Diese koordinierte Regulierung geht offenbar vom Nervensystem<br />

aus, das den Cilien und den Hautmuskeln unabhängig voneinander<br />

motorische Impulse zusendet und deren Arbeit willkÜrlich modifiziert;<br />

denn bei Ausschaltung des Nervensystems durch Narkotika vor-<br />

G]' i m p c & W a g 1er, Tierwelt der Nord- und Ostsee IV. b 6


\<br />

I<br />

IV. b 82<br />

Meixner<br />

liert Stenostomum diese Regulationsfähigkeit und schlagen die Cilien<br />

dann völlig automatisch gleichförmig und ununterbrochen stereotyp<br />

etwas schräg nach hinten und erzeugen eine dauernde Vorwärtsbewegung<br />

unter langsamer Rotation um die Längsachse, bei Ventralkrümmung<br />

des Vorderendes unter Spiraldrehung: Ci 1i 0 - r e g u 1a tor i­<br />

s ehe r Typ u s.<br />

Neben der Gleitbewegung gibt es noch andere Bewegungsformen :<br />

S pan n end e sKI' i e c h e n nach Egelart wird vornehmlich von Turbellarien<br />

mit Haftorganen (S. 22) ausgeführt. Sie werden gewöhnlich<br />

durch stärkere Reize ausgelöst, stellen Fluchtreaktionen dar und<br />

gehen ± bald wieder in Gleiten über. Bei DenclTocoelul1t lacteurn (Fig.<br />

81) folgt auf Reizung des Vorderkörpers eine einzige starke, sehr<br />

schnell über den ganzen Körper<br />

hinlaufende Kontraktionswelle<br />

der Längsmuskulatur,<br />

wobei sich die Saugscheibe des<br />

Kopfes anheftet und der Hinterkörper<br />

nachgezogen wird;<br />

die folgende Verdünnungswello<br />

a.<br />

0.<br />

c. der Ringmuskulatur schiebt<br />

Fig. 81. . sodann nach Ablösen der<br />

Dendl'ocoelum lacteum Müller (siehe Fig. 43),<br />

Verhalten des Vordenndes bei der Saugscheibe den Körper nach<br />

spannenden Fortbewegung: vorn. Starke Reizung am Vorderende,<br />

so auch Dekapitie­<br />

a in au~get'trecktem, noch nicht befestigtem<br />

Zustande, bAnheften unier Vorwölben der<br />

SaugschrÜbe, c Einbuchten des Stirnrandes rung, führt zu Ausweichbewegungen<br />

nach der Seite hin,<br />

(Zuriickziehen der Saugscheibe)<br />

beim Nachziehen des Körpers.<br />

Nach STEINMANN-BRESSL.-\.U 1913. aber höchstens in geringem<br />

Maße zu einer nach rÜckwärts<br />

gerichteten Spannbewegung, die auch durch räumliche Einengung ausgelöst<br />

'werden kann.<br />

Manche Polycladen, besonders manche Leptoplaniclen, zeigen, stark<br />

gereizt, s pan n end e B ewe gun g, und zwar eine d i tax i s ehe,<br />

bei der sie ihre Körperhälften abwechseln'd vorschieben, cl. h. den seit··<br />

lichen Kopfrand der einen Hälfte von der Unterlage loslösen, vorsetzen<br />

und diese Körperhälfte dann nachziehen, so auch beim Kriechbeginn.<br />

Viele Polyclaclen, besonders Leptoplaniclen (so Stylochoplana)<br />

werden durch starke Berührungsreize zu freiem Schwimmen<br />

durch muskuläre vertikale Schlängelbewegung ihres platten Körpers<br />

veranlaßt, die der der Kieferegel gleicht, und zwar stets von der Kriechbewegung<br />

aus, niemals von der Ruhe. Hierbei gehen die Wellen (2 bis<br />

3 Wellenberge sichtbar) vom erhobenen Vorclerende aus und erheben<br />

schließlich den ganzen Körper ins freie vVasser; namentlich großen,<br />

platten Polyclaclen genügen schon undulierende Bewegungen der Seitenteile<br />

des Körpers, um vorzüglich schwimmen zu können.<br />

Besonders mannigfaltige Anpassungen zeigt die Fortbewegung der<br />

Sandbewohner im Zusammenhang mit ihrer Körperform: Förmliches<br />

Laufen auf elen ventralen, anscheinend thigmotaktisch starr gehaltenen,<br />

gesteiften Cj]ien zeigen z. B. die Otoplanen und ähneln hierin den<br />

)<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 83<br />

GastTotTicha. Bei Reizung des Vorderendes durch Berührung ziehen<br />

sie unter Anheftung des Hinterendes ihren Körper blitzartig zurück;<br />

spannendes Kriechen ist häufig (S. 135). Größere, im gestreckten Zustande<br />

oft über 2 cm lange PToseTiala haben einen faden- oder bandförmigen<br />

Körper (Fig. 6, 21 Ai), der sich bei gleichmäßigem Gleiten<br />

durch die Spalträume zwischen den Sandkörnern außerordentlich zu verdünnen<br />

und zu strecken vermag (Fig. 6 D, 7 B); überdies können diese<br />

Arten sich unter extremer Verdünnung durch tief einschneidende Kontraktion<br />

ihrer starken Hautringmuskeln durch enge Klüfte durchzwängen,<br />

indem durch nachfolgende Verkürzung und Verdickung ihres Körpers<br />

durch Kontraktion der oft mehrschichtigen Längsmuskulatur das verdünnte<br />

Stück förmlich durch die Kluft gezogen wird. In schroffem<br />

Gegensatze dazu steht die mit der fadenförmigen Otoplana filum nahe<br />

verwandte, blattförmige Oloplana foliacea aus dem Schell (Fig. 7 A).<br />

Im freischwimmenden Jugendzustande hat diese Art noch eine ziemlich<br />

schlanke Körperform und kommt auch hinsichtlich der Kontraktionsfähigkeit<br />

der Mehrzahl der in der Jugend sehr schlanken Otoplanen<br />

nahe; beim Wimperkriechen ist sie aber fast formbeständig und<br />

bewegt sich mit einem durch kurze Pausen unterbrochenen Gleiten<br />

(Laufen), also in kurzen Sätzen, von Schellstück zu Schellstück, und<br />

ebenso an der Glaswand der Jiquarien, z. B. gelegentlich positiv geotaktischer<br />

Bewegungen (S. 86). Bei starker Beunruhigung heftet sie<br />

sich unter Annahme einer breit ovalen Blattform an die Unterlage (Fig.<br />

1(0) und ver:rp.ag bei Reizung mit den Seitenteilen des Körpers eigenartig<br />

wellenförmig zu wippen; ihre Hautmuskulatur ist ziemlich<br />

schwach.<br />

Die motorischen Impulse gehen sowohl bei der ci}jo-regula~orischen<br />

als auch bei der cilio-irregulatorischen Fortbewegung, beim freien<br />

Schwimmen ebenso wie beim Kriechen gewöhnlich vom betreffenden<br />

gereizten Teile des Hautnervenplexus aus, nicht aber' vom Gehirn, da<br />

nach dessen Ausschaltung (z. B. durch Abschneiden des Vorderendes)<br />

die Befähigung zu koordinierten Bewegungen erhalten bleibt; nur bedarf<br />

es zu ihrer Auslösung zuweilen stärkerer Reize. Für die ditaxische<br />

Spannbewegung der Polycladen jedoch scheinen die Gehirnganglien<br />

durch die Längsnerven Antriebe zu geben, da jede Gehirnhälfte nur die<br />

zugehörige Körperhälfte beherrscht und nach halbseitiger Gehirnexstirpation<br />

dann eine Kreisbewegung erfolgt (OLMSTED 1922). Ebellsoist<br />

für die spontane Auslösung ihres muskulären Schwimmens ein unverletztes<br />

Gehirn erforderlich. Das hochdifferenzierte Gehirn der Polycladen<br />

(S, 72) mit den ihm unmittelbar zugeordneten Sinnesorganen<br />

spielt also nicht bloß die Rolle eines durch besonders niedrige Reizschwelle<br />

ausgezeichneten Lokomotionszentrums, eines Reizschwellenerniedrigers<br />

(MOORE), so daß am gehirnlosen Tier durch einfache Verstärkung<br />

des Reizes (mechanische Reizung der Gehirnnervenstümpfe,<br />

physiko-chemiscje Reizung durch Phenol, KOl usw.) im Wege des<br />

Hautnervenplexus dieselben Reaktionen zu erzielen wären wie am intakten<br />

Tiere. Dies gilt nach LEVETZOW (1936) bestenfalls fü r die<br />

allereinfachsten Bewegungsreaktionen, nicht aber für die zusammen-<br />

IV. b .ß*


IV. b 84<br />

Meixner<br />

gesetzten, orientierten, polarisierten spontanen Be\vegungen, die sicher<br />

vom Gehil'll behelTscht sind, 130 z. B. fÜr elen echten Umdrehreflex<br />

(siehe S. 85 b: Thigmotaxis).<br />

Die manchen Süßwasser- (und Lanel-)Turbellarien eigene Fähigkeit,<br />

sich mit einem Schleimsekret-Faden von einem höhergelegenen Ort,<br />

z. B. von der Wasseroberfläche oder einer Pflanze, auf einen tiefergelegenen<br />

herabzulassen bzw. sich an dem Faden im Wasser schwebend<br />

zu erhalten, ist von Meeres- und Brackwasser-Turbellarien bisher nicht<br />

bekannt.<br />

B. Reaktionen auf Reize (SiunesIeben).<br />

a) Namentlich bei der Kriechbewegung 'wird das oft in besonderer<br />

Weise umgestaltete Vorderende von der Unterlage abgehoben und uuunterbrochen<br />

nach allen Seiten hin bewegt, Suchbewegungen, die offenbar<br />

der T a n g 0 - und der ehe m 0 l' e z e p t ion dieneIl. \VährBnd<br />

der Nahrungsaufnahme und während der Kopula tritt oft weitgehende<br />

GleichgÜltigkeit gegenüber mechanischen Reizen ein. - Über die betreffenden<br />

Sinnesorgane siehe S. 73-75. Im besonderen sei auf die<br />

FÜnktion der A u l' i k u 1ar - S in n e 13 0 l' g a n edel' Triclaclen (Fig.82)<br />

\ [ eingegangen, deren bewimperte<br />

--:''\~\,(/It'~% tL. :;) l1,~/ Sinnesrinne, wie die vVimpergrüb-<br />

-C(}~~t.JJ!.~j~ chen ander~r Turbellarien: aus wei-<br />

':.~JJ.(;< " , ' \~i~ tem Umkr81se Wasser nut suspen-<br />

/ -~!11, \\~~;: eHerten Teilchen, so auch Riech- und<br />

.~~~, ,\\\~rt Geschmacksstoffen, heranbeförderl,<br />

':::~~~Jf:- )1(1 J das. sodann durch den l~ach außen,<br />

':/...-~f1I\ ::\~:/" gel'lcht~ten S~hlag. der VVll11pern auf<br />

. : \ den helden ehe Rmne begrenzenden<br />

, \Vülsten wieder herausgeführt wird.<br />

Auf diese Weise entstehen entlang'<br />

der Rinne 2 Saugstrudel, durch die<br />

Fig.8:2.<br />

Dendrocoel111n lacteum lVlüller,<br />

Fun k t ion cl (. I' A u I' i k u I a r ­<br />

o r g 11. n e: Die '\Vimprrn des Kopfes<br />

schla.gen zu heiden Seiten seinei'<br />

Vorderecken entgcgenge~etzt und<br />

erzeugen jederseits 2 'WirbeL a.us deren<br />

Zusammenwirken sich jedersrit.s ein<br />

St,ugstrudel ergibt, der die 'Wassllrteilchen<br />

mit großer Beschleunigung in<br />

die Rinnen der heidert Auriku!a!"org:me<br />

befördert. - Nach S'rEINMANN 1929.<br />

eben das ,:Vassel' mit großer Gesclnvindigkeit<br />

in die Rinne angesaugt<br />

wird, suspendierte Teilchen, im<br />

Versuche Karmin oder Tusche, in<br />

ihr vorübergehend verdichtet werden<br />

und an ihrem Hinterende wieder<br />

austreten. Weicht nun die Kriechrichtung<br />

des Tieres von der Richtung'<br />

des yon der Beute ausgehenden Diffusionsgefälles<br />

der chemischen Reizstoffe<br />

ab, so werden offenbar die heiden Aurikularorgane ungleich stark<br />

gereizt und wird das Tier, wenn es chemorezeplorisch gestimmt ist,<br />

seine Bewegungsrichtung durch Suchbewegungen solange ändern, his<br />

die Organe heider Seiten gleich stark gereizt "verden. So wird das Tier<br />

tropo-chemotaktisch zu seiner Beute hin geleitet. Durch vitale Methylviolett-Färbung<br />

können diese Organe vorÜbergehend in ihrer Leistungsfähigkeit<br />

herabgesetzt 'werden, da der Farbstoff in den Rinnen durch<br />

Sekret festgehalten wird. - Die 'V i 111 per g r u ben von Sfenosfontun?<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 85<br />

(Fig. 78) beherrschen alle Phasen des Nahrungserwerbes, vom chemischen<br />

Alarm über ausgesprochen tropochemotaktische Fernorientierung<br />

bis zur Nahrungsaufnahme. Bei Phaenocora (Typhloplanidae) geht die<br />

Fernorientierung von den Kopfseiten aus, entsprechend den Aurikularorganen<br />

der Triclaclen, während sein Vordenand wahrscheinlich nur die<br />

Orientierung auf ganz kurze Entfernung, die Nahrungsprüfung sowie<br />

die Auslösung der Pharynxtätigkeit besorgt. Auch die Tricladen nehmen<br />

diese Prüfung mit der Vorderrandmitte vor; doch scheint ihr Pharynx<br />

auch ohne jene vorhergehende Prüfung zugreifen zu können. Bei<br />

Bothromesostoma (Mesostominae) wird die chemotropotaktische Fernorientierung<br />

(Alarm, Suchen und Finden der Beute - Geruch) allein<br />

von den hinteren, bei Bothromesosto1JW esseni in die Seitenfurchen des<br />

Körpers hineinreichenden Hälften der a u l' i k u I are n Kur z s t i f t ­<br />

f eId e l' ausgelöst, die Nahorientierung (Prüfen der Nahrung unter Berührung,<br />

Wahrnehmung von Geschmacksstoffen) aber wohl hauptsächlich<br />

von ihren vorderen Hälften, die eben wegen ihrer freien Lage an<br />

den Kopfseiten hierfür besonders geeignet erscheinen; von diesen gehen<br />

auch die Impulse zur Ausstülpung des Pharynx und zur Aufrechterhaltung<br />

seiner Saugtätigkeit aus. Demgemäß finden die Tiere nach<br />

Entfernung der vorderen Hälften zwar die Nahrung, prüfen sie aber<br />

nicht und nehmen sie auch nicht auf; nach Entfernung der hinteren<br />

aber wird sie nach Berührung geprüft und gefressen, jedoch auf die<br />

Ferne nicht gefunden. Ob an den Feldern eine scharfe Trennung in<br />

eine nur riechende und eine nur schmeckende Zone besteht, ist nicht<br />

sicher erwiesen. Der Pharynx scheint nur auf Reizung der Aurikularfelder<br />

(vordere Hälfte), nicht auf direkt ihn treffende chemische Reize<br />

hin als Schluckorgan in Tätigkeit zu t'reten, vermag jedoch nach Ausstülpung<br />

das Diffusionszentrum von Köderstoffen, physiologischer Kochsalzlösung<br />

und anderen nicht abschreckenden Stoffen gut zu lokalisieren,<br />

d. h. aus jeder Körperlage heraus mit seiner Spitze wohlgezielt in sie<br />

einzutauchen, ebenso wie der Planarien-Pharynx (MÜLLER 1936).<br />

b) Thigmotaxis. - Die Erscheinung, daß auf dem Rücken zu liegen<br />

kommende Triclaclen oder Polycladen, überhaupt, ± abgeplattete Turbellarien,<br />

ihre Kriechsohle durch schraubenartige, stets vom Vorderende<br />

ausgehende Wendung unter gleichzeitig einsetzender Kriechbewegung<br />

reflektorisch wieder mit der Unterlage in flächenhafte Berührung<br />

bringen, wird offenbar durch Thigmotaxis vermittelt, die somit auf der<br />

Rückenseite negativen, auf der Bauchseite positiven Charakter hat. Dieser<br />

vom Gehirn ausgelöste e c h t e Um d I' e h - R e f I e x hat mit Geotaxis<br />

nichts zu tun, da die Tiere oft an der Unterseite von Steinen, Blättern<br />

oder des Wasseroberflächenhäutchens mit nach unten gekehrtem Rücken<br />

in normaler Weise kriechen. Ein Umdrehen tritt auch an geh i I' n­<br />

los e n Teilst.ücken aus verschiedenen Körperregionen ein, beginnt jedoch<br />

an der zufällig zuerst mit dem Boden in Berührung kommenden<br />

Stelle der Bauchseite (e c h te pos i ti v e T h i g m 0 tax i s; LE­<br />

VETZOW 1936). - Man kann die Thigmotaxis von am Oberllächenhäutchen<br />

des Wassers kriechenden Tieren durch Überschichten mit oberflächen-aktiven<br />

Stoffen (Herabsetzung der Oberflächenspannung) un-


IV. b 86<br />

Meixner<br />

möglich machen; dann sinken sie sofort ab, gegebenenfalls nur der<br />

Körperteil, der mit jenen Stoffen in Berührung gekommen ist (FISCHER<br />

& DUVAL 1926). Auf positiver Thigmotaxis beruht offenbar auch das<br />

durch mechanische Reize bewirkte Anheften an der Unterlage mit den<br />

Haftorganen, die bei vielen Formen aus dem Meeressande den Körper<br />

rings umgeben (Fig. 11, 21, 22). ttber thigmotaktische Cilien-Reaktion<br />

siehe S. 82.<br />

c) Pos i t i veR h e 0 tax i s ist bislang nur für wenige Turbellarien,<br />

meist TTicladen des Süßwassers, nachgewiesen. Ihre Strömungsempfindlichkeit<br />

nimmt von vorn nach hinten stark ab und ist im Bereiche<br />

der Aurikularsinnesorgane am größten, so daß cliesen Organen<br />

neben ihrer chemotaktischen Leistung vielleicht auch eine rheotaktische<br />

zukommt. - Auch von den Strömungssinnesorganen der Mesostominae<br />

(S. 74) sind die beiden vorderen Paare (Fig. 76 I und II) weitaus<br />

die führenden, und zwar bewirkt das vorderste lateroventrale Paar I<br />

nur die Kopfsteuerung, während die 2 hinteren Paare (III und IV) die<br />

beiden vorderen unterstützen, allein aber nicht imstande sind, sie zu<br />

ersetzen. Vielleicht werden die ziemlich steifen, die Gllien weit überragenden<br />

Stifte durch die relative Bewegung des Wassers gegenüber<br />

dem Körper gereizt (GELEI 1930).<br />

d) Über T her m 0 tax i s weiß man bei den Turbellarien des Meerund<br />

Brackwassers nichts. Sie sind wahrscheinlich meist ± eurytherm<br />

(S. 122). - Mesostoma ling'tta verträgt bis 42° C Wärme.<br />

e) Ge 0 t akt i s ehe Be weg u n gen sind nur an mit Statocysten<br />

versehenen Turbellarien sichergestellt. So sammelt sich Convoluta roscoftensis<br />

im unbewegten Wasser seichter Ebbetümpel (Ärmelkanal) in<br />

ungeheuren Mengen über der Oberfläche des Sandes an, die als spinatgrüne,<br />

nach Trimethylamin duftende Flecke bisweilen über 200 m 2 bedecken<br />

(siehe Phototaxis!); schon bei leichter Erschütterung, so bei<br />

Einsetzen der Flut, lassen sie sich sofort zu Boden sinken und ziehen<br />

sich in tiefere Schichten des Sandes zurück. Ebenso hegeben sich Otoplanen,<br />

die an der ,Glaswancl des Aquariums hochgekrochen sind, auf<br />

Erschütterung hin sofort reflektorisch in den Sand, und zwar auf beliebig<br />

geneigten Ebenen s t e t s m ö g I ich s t sen k I' e c h t, als 0<br />

auf dem kür z e s t e n Weg e: pos i t i v e G e 0 tax i s. Beim<br />

Aufwärtskriechen jedoch orientiert sich Otoplana wie ein statocystenloses<br />

Tier, d. h. sie vergrößert mit der Zunahme des Neigungswinkels<br />

der Kriechebene auch den Winkel ihrer Kriechbahn mit der Horizontalen,<br />

so daß sie, wenn die Kriechebene senkrecht steht, in der Regel<br />

senkrecht aufwärts kriecht. Jen e s pos i t i v - t I' 0 P 0 g e 0 t akt i ­<br />

sc h e 0 I' i e n ti e I' u n g s ver m ö gen, das offenbar Fluchtreaktion<br />

vermittelt, ist an das V 0 I' ha nd e n sei n der S tat 0 c y s te<br />

ge k n ü p f t; denn nach deren experimenteller Entfernung erfolgt sie<br />

nicht mehr. Bei sehr schwacher Erschütterung _dauert die positive geotaktische<br />

Bewegung aber nur kurz an: Die Otoplanen drehen sich bald<br />

wieder um und sind "negativ geotaktisch". Daß die Schwerkraft als<br />

Zugkraft wirkt, ergibt sich daraus, daß jene Convoluten, wenn sie<br />

)<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie)<br />

IV, h H7<br />

gleichzeitig der 'Wirkung einer Fliehkraft ausgesetzt werden, sich deullieh<br />

in der Resultierenden bewegen (FRAENKEL 1929).<br />

f) Li eh t si n n. - Nach an T1"icladen des Süßwassers angesleillen<br />

Versuchen wird die Orientierung auf Lichtreize einerseits durch die<br />

Hau t ("Hautlichtsinn"), andererseits durch die Au gen (S. 71i)<br />

vermittelt, und zwar werden von jener wie von diesen 2 Richtmechanismen<br />

ausgelöst, die p hob i s ehe und die top i s ehe 0 r i e n ­<br />

ti e I' u n g s w eis e. So wirken bei der phobischen Orientierung zum<br />

Dunkeln im auffallenden Lichte die v 0 I' wie gen dan die Au gen<br />

ge b und e n e n Sc h I' eck I' e akt ion e n an der Dunkel-HeIl-Grenze,<br />

z. B. beim Übertritt von einer dunklen auf eine helle Unterlage bei<br />

reaktionslosem Übertritt in entgegengesetzter Richtung, mit der zum<br />

größeren Anteil dem "Hautlichtsinn" zuzuschreibenden P hot 0 kin e s e<br />

zusammen. Diese äußert sich darin, daß die Tiere im Dunkeln größere<br />

Neigung zur Ruhe haben, durch Belichtung (Übertragung ins Helle)<br />

ebenso wie durch Steigerung der Lichtintensität aber zum Kriechen<br />

bzw. zur Vergrößerung der Kriechgeschwindigkeit angeregt werden.<br />

Bei Licht von konstanter Stärke finden sie aurch ungeordnete, phobisch<br />

orientierte Suchbewegungen (Versuch und Irrtum) offenbar auf Grund<br />

feiner Unterschiedsempfindlichkeit für abgestufte Lichtstärken (Lichtgefälle)<br />

unter allmählichem Schwinden der Photokinese schließlich die<br />

jeweils dunkelste(n) Stelle(n) - nach Ausschaltung der Augen auch<br />

allein mit Hilfe des Hautlichtsinnes - und kommen dort zur Ruhe.<br />

Die photokinetischen Bewegungen geköpfter Tiere sind aber gegen­<br />

Über denen normaler oder nur geblendeter verringert. - Entsprechend<br />

dem allgemeinen, von vorn nach hinten absteigenden Stoffwechselgefälle<br />

(Axialgradienten) erscheint nämlich das Vorderende photokinetisch<br />

am empfindlichsten, d. h. wenn die Photokinese durch photochemische<br />

Umsetzungen ausgelöst wird, würden diese im Vorderende<br />

am größten sein. Die größere Lichtempfindlichkeit desselben<br />

bedingt ein allerdings in der Richtung nur ungenau bestimmtes Abwenden<br />

und Wegkriechen von einer Lichtquelle, also eine der negali 'lell,<br />

durch die Augen ausgelösten Phototaxis entsprechende Reaktion, wie<br />

geköpfte oder geblendete und ebenso von Natur augenlose Turbellariell<br />

(S. 77) zeigen, und zwar kommt bei pigmentlosen Arten (Dendrl)­<br />

coelum lacteum) der Haut ein größerer richtender Anteil, größere Sensibilität<br />

zu als bei pigmentierten (Euplanaria). - Nach Versuchen :111<br />

Euplanm'ia, Polycelis nigra und Dendrocoelum lacteum findet im l\.iil'­<br />

per eine starke Lichtabsorption statt, die bei den pigmentierten A1'1"11<br />

aber nur wenig erhöht ist (geringe Schutzwirkung des Pigf1)(111 (I',';!),<br />

Die Durchlässigkeit des Körpers ist für kurzweIliges Licht Cl lIall, \' i 11­<br />

lett, langwelliges Ultraviolett) am größten; stärker wird hel'l'its (:,,11,<br />

und Gelbgrün sowie das kurzweIlige Ultraviolett (unle!' :l()() ,1/1/)<br />

zurückgehalten (MERKER & GILBERT 1932). Ob und inwipwl'i( dic'~c'<br />

Verschiedenheiten bei der Photokinese bzw. bei der Orie 111 il' I'tlll g 111 il<br />

Hilfe des Hautlichtsinnes mitwirken, ist unbekannt.<br />

Weitaus genauere und raschere top i sc h e 0 r i C 11 I i l' I' tl 11 l-(<br />

wird durch die A u gen vermittelt. Sie befähigen zum TI i (0 hIli 11 g ,'I -


IV. b 88<br />

Meixner<br />

se h e n, bei vieläugigen Arten auf Grund dieses Richtungssehens der<br />

Einzelaugen vermutlich auch zum Be weg u n g s s ehe n, indem vorbeischwimmende<br />

Objekte oder ihre Schatten der Reihe nach. je nach<br />

der Bewegungsrichtung verschiedene Ozellen erregen. Infolge der selbst<br />

bei höchster Differenzierung verhältnismäßig geringen Zahl der Sehzellen<br />

kommt es aber wohl nie zu ein e m Bi I d s ehe n. - Geköpfte<br />

oder geblendete Tiere erhalten erst nach Regeneration der Augen<br />

die alte Sicherheit in der Orientierung zum Lichte wieder und zwar<br />

bessert sich das topische (und ebenso das phobische) Orientierungsvermögen<br />

allmählich und stetig, noch bevor die Regeneration der Augen<br />

durch Pigmentierung äußerlich sichtbar geworden ist, offenbar durch<br />

Neubildung von Sehzellen im noch unpigmentierten Auge.<br />

Auf einseitige waagerechte Belichtung reagieren zweiäugige Turbellarien<br />

meist durch Abwenden von der Lichtquelle in der Richtung des<br />

Lichteinfalles (n e g a t i v e P hot 0 tax i s), und zwar viel genauer<br />

als geblendete oderaugenlose vermöge ihres Hautlichtsinnes. Diese<br />

Reaktion hat in der bilateral-symmetrischen Stellung und im Bau der<br />

Augen ihre Voraussetzung. Die Pigmentbecher mit ihren ± weiten<br />

Öffnungen sind im allgemeinen nach vorn und seitwärts oben gerichtet,<br />

so daß die Sehfelder der Augen getrennt sind und beide Augen bestenfalls<br />

durch von vorn und oben einfallendes Licht gleichzeitig gereizt<br />

werden können. Wahrscheinlich setzen überdies meist nur solche Strahlen<br />

einen Reiz, die die Sehzellen annähernd in ihrer Längsachse treffen,<br />

so daß schon Augen mit wenigen, z. B. 2 oder 3 Sehelementen, die miteinander<br />

stets Winkel einschließen, zum R ich tun g s s ehe n geeignet<br />

erscheinen, gar wenn sie durch eine Pigmentwand geschieden sind<br />

oder Zerfall in Einzelaugen eingetreten ist (Fig. 24 H, 27, 36, 77 b A).<br />

Augen mit zahlreichen, ± radiär gestellten Sehzellen würden diese dann<br />

je nach der Lichtrichtung gr u: p p e n w eis e gereizt werden. und damit<br />

ein ver f ein e I' t e s R ich tun g s s ehe n ermöglichen. Vielleicht<br />

wird dieses auch durch Linsenbildungen verbessert, die anscheinend<br />

auf marine Arten beschränkt sind (S. 76). - Die negative<br />

Phototaxis kann man als tropotaktische Reaktion mit der Vorstellung )<br />

erklären, daß, solange eine (asymmetrische) Reizung eines der beiden<br />

Augen andauert, von diesem Impulse der Längsmuskulatur der anderen<br />

Körperseite 'zufließen, deren Kontraktion dann zu tropotaktischem Wegkrümmen<br />

vom Lichte und zum Wegkriechen in der Richtung des Lichteinfalles<br />

führt, bis, gewöhnlich nach einigem leichten Hin- und Herpendeln,<br />

beide Augen von hinten her gleich wenig oder gar kein Licht<br />

empfangen (Fig. 83). - Weiter wird zu erweisen sein, ob die an Euplanaria<br />

maculata Leidy nach einseitiger Blendung beobachtete Reaktion<br />

-- Umwenden nach der augentragenden Seite, wenn allein die Sehzellen<br />

des hinteren Augenrandes gereizt werden - größere Verbreitung hat. -<br />

Auf ventrale Belichtung reagieren Süßwasser-Tricladen mit Einstellung<br />

ihrer Rückenseite zum Lichte; diese Li c h tr ü c k e n ein s t e l)u n g<br />

erfolgt abgeschwächt auch nach beidseitiger Blendung mit Hilfe" des<br />

Hautlichtsinnes, aber nicht mehr nach Köpfung (BOCK 1936).<br />

Im Gegensatze zu den Turbellarien der meisten Süßwässel', die in<br />

In


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 89<br />

der Regel n e g a ti v p hot 0 t akt i s c h gestimmt sind, d. h. im<br />

Aquarium sich an Stellen schwächster Belichtung sammeln, verhalten<br />

sich z. B. unter den Neorhabdocoela viele Arten der Vegetationsione des<br />

Meeres (und auffallellderweise auch die endemischen Neorhabdocoela<br />

des Baikal-Sees nach NASONOV 1935) pos i ti v p hot 0 t akt i s eh.<br />

Diese Stimmungsunterschiede können aber nicht auf chemischen Ver-<br />

DI<br />

Fig. 83. .<br />

Kriechhahn einer negativphototaktischen<br />

Planarie bei<br />

eins'3itiger Belichtung unter<br />

dreimaligem Wechsel der<br />

Lichtrichtung (Il, IIl. IV);<br />

1-4 sind die den Reizrlchtungen<br />

entsprechenden geraden<br />

Wegstrecken<br />

Nach KÜHN 1919.<br />

schiedenheiten des Mediums beruhen, da ein Wasserwechsel keinen Einfluß<br />

hat. Natürlich sind auch die Bewohner mariner Sand- und<br />

Schlammbiotope ausgesprochen n e ga t i v p hot 0 ta k ti s eh und ist<br />

Umstimmung z. B. freilebender Meerestricladen zu positiver Phototaxis<br />

experimentell unmöglich; selbst eingekapselt verlassen sie bei direkter<br />

Belichtung ihre Cyste (S. 133). Nach Köpfung kommt aber bei ihnen<br />

eine Reaktion auf Lichtreize überhaupt nicht zum Ausdruck (WIL­<br />

HELMI 1909). Die Commensalen (Bdellouridae) und Ektoparasiten<br />

(Micropharynginae) zeigen keine Phototaxis, haben sie offenbar sekundär<br />

durch starke Geruchsbindung an ihre Wirte eingebüßt. ­<br />

E c h t e pos i t i v e P hot 0 tax i s beobachtet man weiter an den<br />

},{üllerschen Larven der Polycladen, vielleicht auch, falls nicht negative<br />

Geotaxis vorliegt, an jenen Turbellarien, die, wie Alaurina c01nposila<br />

oder Microstomum lineare, ± senkrecht aufwärts zu schwimmen vermögen<br />

(S. 81, 126). - Hingegen ist das in Aquarien oft eintretende<br />

Ansammeln und Gleitschwimmen der Turbellarien an der Wasseroberfläche<br />

wahrscheinlich durch ihr großes Sauerstoffbedürfnis, nicht aber<br />

durch positive Phototaxis verursacht. Sekundärer Natur ist die<br />

s tal' k e pos i ti v e P hot 0 tax i s jener Acoela und N eorhabdocoela,<br />

die symbiotische Algen führen (S. 140); sie ist hedingt durch<br />

das Lichlbedürfnis der Algen für ihre Assimilationsarbeit. und wirkt<br />

offenbar der bei Licht und bei Dunkelheit verschiedene Stoffwechsel der


IV. b 90<br />

Meixner<br />

Algen als Reiz für jene Orientierung der Würmer, da sie den eben aus<br />

den Eiern ausgeschlüpften, noch symbiontenfreien Tieren fehlt. -<br />

Ein Fa rb e n s ehe n nachzuweisen ist mit keiner der heute bekannten<br />

Methoden, von der anscheinend nicht verwendbaren Dressurmethode<br />

abgesehen, gelungen (LEMKE 1935): Die Tricladen (Euplanaria,<br />

Dend1'ocoelum) bevorzugen im Durchschnitte den jeweils dunkleren<br />

Untergrund (neg. Phototaxis!), so auch Schwarz gegenüber Farbe, Farbe<br />

gegenüber Weiß. Daß sie aber die langweIligen Farben Rot bis Gelbgrün<br />

und Purpur häufiger, die kurzweIligen (Blaugrün bis Tiefblau)<br />

seltener aufsuchen, als es dem durchschnittlichen Farbbesuch (gegenüber<br />

Schwarz bzw. Weiß) entspricht - auch geblendete Tiere lassen<br />

diese "Gelbholdheit" und "Blauscheu" (BEUTHER) schwach erkennen<br />

-, so beruht dies nach den für sie von LEMKE nachgewiesenen heterochromen<br />

Helligkeitsgleichungen darauf, daß ihnen der Bereich der<br />

langweIligen Farben dunkler erscheint als der kurzweIlige, daß sie also<br />

die Farben lediglich nach relativen Helligkeitswer<br />

t e nun t e r s ehe i den, aber nicht qualitativ. Die Beobachtungen<br />

an Convoluta roscoffensis, einem pos i ti v phototaktischen<br />

acoelen TurbeIlar (s.o.), das in abnehmender Anzahl sich hinter monochromatischem<br />

grünem, gelbem, blauem und rotem Licht ansammelt,<br />

stimmen daher gut mit obigen Befunden an den Tricladen überein;<br />

durch Schädigung ihrer Zoochlorellen ne g at i v gestimmt, bevorzugen<br />

die Convoluten sodann gleich den Tricladen die rote Farbe. - Auch für<br />

1a n g weil i g e s r ein e s U 1t r a v i oie t t sind jene Tricladen hochgradig<br />

empfindlich, und zwar vor allem ihre Augen, aber auch die Haut.<br />

Die von den Augen im Ultraviole~t ausgehenden treibenden und richtenden<br />

Impulse sind sogar stärker als im gewöhnlichen Licht, so daß<br />

diese Tiere sehr genau tropotaktisch reagieren (Fluchtreflex!) und im<br />

Zweilichterversuch die Linie gleicher Helligkeit sehr sicher herausfinden<br />

(n e g a ti v e P hot 0 tel 0 tax i s). -<br />

g) Ass 0 z i a t ion e n. - Die Turbellarien (Stenostomum, Polycladen,<br />

Tricladen) scheinen sogar zu assoziativen Leistungen fähig zu<br />

sein, also Lernvermögen zu besitzen. So ließen sich Süßwasse1·-Tricladen<br />

durch mechanische, (Erschütterungen) oder elektrische Strafreize auf<br />

Vermeidung von glatter gegenüber rauher (oder gewelltel'), von senkrechter<br />

gegenüber waagerechter Unterlage, von Hell gegenüber Dunkel<br />

und umgekehrt dressieren, auf die von Hell entsprechend ihrer ausgeprägt<br />

negativ-phototaktischen Grundstimmung natürlich mit viel besserem<br />

Erfolge als auf die von Dunkel, was ebenso für Stenostomum und<br />

Leptoplana festgestellt wurde (HOVEY 1929, DILK 1937, SOEST 1937).<br />

C. Stoffwechsel. - 1) Nah run g s e r wer b und Nah run g s­<br />

aufnah m e.. - Die mit einem nichtausstülpbaren Munde oder P h a ­<br />

r y n x si m pIe x ausgerüsteten Turbellarien sind entweder Mikrophagen<br />

oder Makrophagen oder beides, indem sie unter Betätigung<br />

seiner Muskulatur und wohl .auch seiner kräftigen Bewimperung einerseits<br />

Schlamm oder Detritus mit allerlei Bakterien, Algen und Kleingetier<br />

vom Boden aufschlürfen, abweiden oder' während des Schwim-<br />

)<br />

1


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 91<br />

mens Phyto- und Zooplankton schlucken, wie z. B. Stenostomum leucops<br />

und Alaurina composita, andererseits aber auch größere Tiere<br />

(Rotatorien, Entomostraken) im ganzen unter starker Erweiterung des<br />

Mundes und des Pharynx, große Beute durch allmähliches Umgreifen<br />

schlucken, so die Microstomiden, die selbst OHgochaeten, Insektenlarven<br />

oder Hydren bewältigen und sich um sie bisweilen zu förmlichen Freßgesellschaften<br />

versammeln. Acoela mit bauchseits eingeschlagenen, be­<br />

'wegHchen Seitenteilen des Körpers (S. 15, Fig. 1) scheinen mit diesen<br />

die Nahrung zum Munde zu leiten. - Turbellarien mit Phar<br />

y n x pli c a t u s , also vor allem die Seriata und Polycladida, strecken<br />

ihn gewöhnlich erst, wenn sie mit ihrem Körper die Beute (Anneliden,<br />

Nematoden, Ringelkrebse, Schnecken, verletzte oder tote Fische und andere<br />

Tierleichen) berühren, über sie kriechen oder sich über sie wölben,<br />

um sie gegebenenfalls auch durch Überschütten mit Sekreten zu fesseln,<br />

durch die Beute chemisch gereizt, hervor. Sie können aber den Pha~<br />

rynx der Beute, wenn sie nahe ist, auch mit Vehemenz entgegenstrecken,<br />

mit ihm wie suchend umhertasten, eine ebenfalls durch chemische Naheorientierung<br />

(S. 85) ausgelöste Reaktion. Die<br />

zilienfreie Ringzone am Pharynxmunde erleichtert<br />

sodann unter Mithilfe der sich hier<br />

entleerenden klebenden Sekrete (S. 39) das<br />

dichte Anlegen an die Beute (Adhaesion) und<br />

damit das Ergreifen und Festhalten zwecks wirksamster,<br />

außerordentlich kräftiger peristaltischer<br />

Saugarbeit; so vermag dieser Pharynx Stücke<br />

weicher Beute abzureißen oder sich in sie tief<br />

einzusenken (Fig. 84). In seiner Form als<br />

Kragen- oder Krausenpharynx erscheint er besonders<br />

geeignet, größere Beutestücke zu umgreifen<br />

oder wie mit einem Tuche ganz zu umhüllen.<br />

- Gelegentlich werden auch an den hinterlassenen<br />

Kriechspuren (S. 21, 81) zufällig<br />

haftenbleibende Tiere (Kleinkrebse u. a.) aufgenommen.<br />

Dendrocoelum lacteum kann sogar aktiv<br />

mit Sekret fangen, indem es das Vorderende mit<br />

Fig.84.<br />

Proce1'odes lobata Schmidt<br />

(siehe Fig. 86)<br />

beim Fressen von<br />

Sardellenfleisch : Durch<br />

peristaltische Kontraktion<br />

des Pharynx wird jeweilig<br />

eine Anschwellung<br />

dcssr.lben mit der in ihr<br />

enthaltenen Nahrungsportion<br />

darmwärts<br />

verschoben.<br />

Nach WILHELMI 1909.<br />

der Saugscheibe (Fig. 85) rasch gegen die Beute vorstößt und diese<br />

dann mit erythrophilem Sekret der dort mündenden Drüsen an dcr<br />

Unterlage festklebt.<br />

Andere Verhaltensweisen zeigen die T u I' bell a I' i e n mit P h a ­<br />

r y n x b u Ibo s u s: Die freilebenden Dalyellioida verfolgen ihre Beute<br />

(Rotatorien, Turbellarien, Kleinkrebse u. a.) kriechend oder Bchwimmend<br />

und ergreifen und verschlucken sie unversehrt, oft mit dem Kopfe<br />

voran, unter starker Erweiterung ihres bisweilen außergewöhnlidl<br />

großen Pharynx doliiformis (Fig. 9), wobei die Wimpern (Papillen)<br />

am Pharynxmunde (S. 39) als Tastorgane, vielleicht auch als Chemorezeptoren<br />

dienen. Sie sind typische Schlingel' wie die Formen mit Ph.<br />

simplex, können aber wie diese zugleich Mikrophagensein, die ihren<br />

Darm mit Diatomeen, so manche Provorticidae (Provortex affinis, Bai-


IV. b 92<br />

Mei:xner<br />

caliella u. a.), oder anderen Algen (S. 140 Symbionten 1) füllen: z. B.<br />

Dalyelliiclae. Die entoparasitischen Graffillinen und Anoplodiiden saugen<br />

mit ihrem kleinen, kugeligen, in der Längsachse verkürzten Pharynx<br />

(Fig. 17) den Darm- oder Leibeshöhlen-Inhalt ihrer Wirte, also flüssige<br />

und ± aufbereitete Nahrung. Demgemäß hat der Pharynx der Dalyellioicla<br />

reichliche und kräftige Muskulatur, aber nur spärliche Drüsen,<br />

bei Entoparasiten anscheinend gar keine. - Die mit einem typischen<br />

drÜsenreichen P haI' y n x I' 0 S u 1a tu s versehenen Turbellarien<br />

)<br />

Fig. sr>. Dendl'ocoetum lacteum MÜll. (siehe Fig. S1) beim Fangen und Aussaugen<br />

einer Daphnie: In den 4 ersten Phasen (RÜd:enansichten) wird die Saugscheibe unter<br />

starker Vel'schmälerung des V orderkörpers pfeilschnell nach vorn gegen die vorbeischwimmende<br />

Beute geschleudert. mit der Saugscheibe ergriffen unJ. mit Sekret an<br />

die Unterlage geklebt, wobei sich der Körper nach vorn hin zusammenzieht; in den<br />

beiden folgenden Phasen (Bauthansichten) kriecht die Planarie Über die angeheftete<br />

Daphnie" um sie dann mit df'm Pharynx gemäcldich auszusaugen.<br />

Naeh WILHELm 1015.<br />

(S. 38) stellen hingegen wohl den fortgeschrittensten Ernährungstypus<br />

dar: Die Typhloplanidae kleben ihre Beute, vorzüglich Kleinkrehse<br />

(Cladoceren, Copepoden), danehen auch Annoliden, oft zuerst an der<br />

vorderen Körperspitze mit dem Sekrete der dort ausmÜndenden SUi.hchendrüsen<br />

(Fig. 10) fest; von Mesostoma-Arten ist bekannt, daß sie<br />

hierfür mit dem Vorderkörper einen raschen Schlag gegen das Beutetier<br />

führen. Den Trigonostomidae und den primitiveren Eukalyptorhynchia<br />

dient zum Beuteerwerhe ein besonderer, in der Ruhe eingestülpter<br />

bzw. eingezogener, Üherraschend gegen die Beute vorschnellbarer<br />

Rüsselapparat (Fig. 23, 24), an dessen Spitze Klebdrüsen, z. T.<br />

modifizierte Stäbchendrüsen. mÜnden. Dieser RÜssel hat bei den meisten<br />

KalyptorhynchiCl der Sand-Biotope mannigfalbge Umbildungen und<br />

Ausgestaltungen erfahren; er hat bei den Gnathorhynchidae zwei gegeneinander<br />

einschlagbare Haken erhalten und ist bei den Schizo1'hyncllia<br />

zn einem SpaltrÜssel geworden, mit dem die Beute, z. B. Nematoden,<br />

umgriffen oder wie mit einer Pinzette oder Zange ergriffen werden<br />

kann (Fig. 25'-:'-33 und S. 27-33). In allen }


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 93<br />

körpers an den Mund bzw. in den Greifbereich des Pharynx gebracht<br />

"\verden, der nun, und meist nur sein Saum (Greifwulst, S. 38), hervorgestreckt<br />

wird und sich, unterstützt von Sekreten der Pharynxdrüsen,<br />

an der Beute festsaugt, ähnlich wie der Pharynx plicatus<br />

(s.o.), um sie auszusaugen, so daß unverdauliche größere Hartteile,<br />

wie Chitinpanzer, nicht in den Darm gelangen; weiche Beute kann auch<br />

im ganzen geschluckt werden. Inwieweit eine Lähmung (Betäubung,<br />

Schockwirkung) schon beim Ankleben mit dem Vorderende oder Rüssel<br />

oder erst beim Ansaugen des Pharynx oder bei beiden Handlungen<br />

durch Giftwirkung gewisser Sekrete erfolgt, ist auch wegen der<br />

Schnelligkeit dieser Vorgänge nicht klar zu beurteilen. Nun können<br />

aber Formen mit weit vorn mündendem, ± tonnenförmiggestrecktem<br />

Pharynx, wie die Trigonostomidae und viele Schizorhynchia (Fig. 23,<br />

11, 32), Beutetiere (z. B. Nematoden) auch im ganzen verschlucken,<br />

Arten mit normalem Ph. rosulatus wenig bewegliche oder tote Beute, indem<br />

sie rasch über sie kriechen, sich auf sie "stürzen", unmittelbar mit<br />

ihm ansaugen, ohne vorheriges Ankleben ans Vorderende; sie können<br />

schließlich - und ebenso Cumulata mit Pharynx plicatus - auch<br />

Kleinnahrung (Detritus, Diatomeen) aufschlucken, wofür allerdings<br />

z. B. in reinen Sandbiotopen die Gelegenheit fehlt. - Die Curnulala<br />

mit Pharynx variabilis schließen sich ernährungsbiologisch wahrscheinlich<br />

zumeist den Dalyellioida an; Arten wie Gastropharynx (Fig. 39) jedoch<br />

benehmen sich vermutlich wie Typhloplarnidae mit typischem Ph.<br />

rosulatus. Unter den Typhloplanidae endlich haben die Phaenocorinae<br />

einen großen, tonnenförmigen Pharynx, saugen als Schlammbewohner vorwiegend<br />

an Oligochaeten, schlucken aber gelegentlich ganze Tiere, z. B.<br />

kleine Turbellarien, und haben im Pharynx reichlicher Drüsen als sie<br />

dem Tonnenpharynx der Dalyellioida zukommen. - Ausnahmsweise hilft<br />

auch das mit einem Stilett bewehrte männliche Kopulationsorgan bei<br />

der Bewältigung des Beutetieres mit (GY1'atrix und S. 62). - Der Bau<br />

der verschiedenen Pharynxtypen entspricht somit im allgemeinen der<br />

Art der Nahrungsaufnahme; doch besteht große Plastizität, weitgehende<br />

Regulationsfähigkeit in der Form des Erwerbes und der Aufnahme der<br />

Nahrung. Das verhältnismäßig häufige Vorkommen von Diatomeen im<br />

Darm von Schlingern erklärt sich zum Teile gewiß damit, daß beim<br />

Verschlingen von im Schlamme oder detritusreichen Sande lebenden<br />

Beutetieren jene nur nebenher mit aufgenommen werden und ihre 1.ll1­<br />

verdaulichen Kieselpanzer längere Zeit im Darm verbleiben. In den<br />

Fällen reiner Mikrophagie oder parasitischer Ernährung spielen<br />

Sinnesorgane beim Nahrungserwerbe zweifellos keine wesentliche oder<br />

gar keine Rolle; bei den Makrophagen aber ermöglichen, sofern sie<br />

heim Umherkriechen in oder auf dem Schlamme oder Sande nicht 7,Ufällig<br />

auf Beute stoßen, erst chemische Sinnesorgane als Fernorgane<br />

(Geruchsorgane, S. '84-85) das Aufspüren 'und, im Falle beweglicher<br />

Beute, das Verfolgen derselben; sie können daher vielfach (z. TI. mit<br />

Fleisch, S. 14) geködert werden.


IV. b 94<br />

Meixner<br />

Es wird schwer zu entscheiden sein, welche Art des Nahrungserwerbes<br />

die ursprüngliche ist, bei den coelaten Turbellarien wahrscheinlich<br />

die mit Fernorientierung.<br />

2) Ver da u u n gun dAs s i m i 1a t ion. - Von den Schlingern<br />

werden die verschluckten ± großen Beutetiere in der Regel im Darmlumen<br />

zu n ä c h s tex t rap 1 a s m a ti s eh weitgehend angedaut, erweicht,<br />

zum Zerfall gebracht, fermentativ gelöste Stoffe extrahiert und<br />

resorbiert, abgetrennte kleine Brocken aber, ebenso wie kleine Organismen,<br />

durch amöboide Fortsätze der Darmzellen oder Synzytien inkorporiert<br />

und s 0 dan n i n t I' a zell u 1ä I' Ci n t I' a p 1a s m a t i s c h)<br />

verdaut. Bei Turbellarien mit bewimpertem Darmepithel verlä.uft die<br />

Verdauung, etwa von Fetten abgesehen, I' ein ex tr a pI a s m a t i s c h<br />

und es ist zu bemerken, daß bei Rädertieren, die von der gewöhnlichen<br />

extrazellulären Verdauung sekundär zur intrazellulären Übergegangen<br />

sind, die Bewimperung des Darmes rückgebildet wurde und<br />

sein Epithel synzytialen Bau erhielt (REMANE 1930). - Re i n in t r a - )<br />

pi a s m a ti s c he Ver da u u n g ist allen Saugern eigen und werden<br />

gewöhnlich schon praeoral erweichte, in einen Brei verwandelte, also<br />

wohl ± vorverdaute Weichteile (z. B. von Krebsen) eingepumpt; während<br />

der Aufnahme verstärkt sich die amöboide Bewegung der Darmzellen,<br />

es kommt zu einer weitgehenden Synzytiierung, die bis zum<br />

völligen Schwunde des Darmlumens fortschreiten kann. Zu einer Vorverdauung<br />

kommt es wohl auch nach UmhÜllung der Beute mit dem<br />

Ph. plicatus, insbesondere dem Kragen- und Krausenpharynx. - Die<br />

Darmzellen der Tricladen sind Überdies befähigt, auch aus dem umgebenden<br />

Parenchym dienstunfähige Zellen (Dotterzellen, Drüsenzellen, Sperma)<br />

durch ba s ale P hag 0 z y tos e aufzunehmen und zu verdauen,<br />

zu welchem Zwecke sie auch aus dem Verbande des Epithels etwas herausrücken<br />

können, eine Fähigkeit, die an die Apolarität der Freßzellen<br />

der Acoela erinnert (S. 41, GELE!). Über die Verwertung überschüssiger<br />

Geschlechtsprodukte im Wege der Bursa bzw. einer Geschlechtstrakt-Darmverbindung<br />

siehe S. 68.<br />

Die bei Polycladen und Seriaten augenscheinlich infolge Fehlens<br />

eines säfteleitenden Kanal- (Blut- oder Lymph-)systems (S. 33) mit der<br />

Verbreiterung des Körpers (Abplattung) oft zunehmende Verzweigung<br />

des Darmes und die dadurch erreichte sehr bedeutende Vergrößerung<br />

der resorbierenden Darmoberfläche bilden wohl die funktionellen (phylogenetischen)<br />

Voraussetzungen für die in diesen Gruppen erreichte<br />

Steigerung der Körpergröße. Die Verteilung der Nahrung bis in die<br />

letzten Verzweigungen wird teils durch die Darmmuskulatur (S. 45),<br />

teils im Zusammenhange mit der Forthewegung durch die Haut- und<br />

Parenchymmuskulatur be·wirkt. Eine geregelte Peristaltik und damit<br />

Zirkulation fehlt. Doch gelangt die Nahrung z. B. bei den T1'icladen<br />

aus rein mechanischen Gründen zunächst in den vorderen Hauptdarm,<br />

da dieser in der direkten Verlängerung des Pharynx liegt und der Körper<br />

beim Fressen hinter der Pharynxwurzel gewöhnlich stark ktmtrahiert<br />

und eingefaltet ist; während und nach der Nahrungsaufnahme<br />

wird dann der Nahrungsbrei durch die Darmmuskeln in kräftigen


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b .95<br />

Strömen von vorn nach hinten und umgekehrt, ebenso aus den Ästen<br />

in den Hauptdarm und umgekehrt bewegt und erfolgt Phagozytose in<br />

allen Teilen des Darmes. Bei den Polycladen soll sich im zentralen<br />

Hauptdarm, dessen Zellen keine besondere amöboide Beweglichkeit<br />

haben, vornehmlich die Zerteilung zu phagozytierbaren Teilchen abspielen,<br />

die Phagozytose aber hauptsächlich in den Darmästen.<br />

über die Beteiligung von Drüsensekreten bei der Verdauungsarbeit<br />

wissen wir sehr wenig. Daß bestimmte Pharynxdrüsen, abgGsehen von<br />

anscheinend giftigen (lähmenden) Eigenschaften ihrer Sekrete gegenüber<br />

kleinen Beutetieren (S. 93), wenigstens für die extraplasmatische<br />

bzw. praeorale Verdauung Fermente liefern, ist für die Neorhabdocoela<br />

noch keineswegs erwiesen. Bei den Tricladen sollen nach WEST­<br />

BLAD die erythrophilen Drüsen lediglich das Haften des Pharynx an<br />

der Beute erleichtern (S. 91), die zyanophilen Drüsen aber seine Cilien<br />

geschmeidig erhalten, vor Verklebung durch das erythrophile schützen.<br />

- Das Sekret der K ö I' ne I' k 0 1ben (S. 45) dient nach WEST­<br />

BLAD dagegen bloß dazu, feste Nahrungs- und ebenso Kotteilchen zu<br />

verkitten, zu agglutinieren und dadurch die Phagozytose bzw. die Defäkation<br />

zu erleichtern. Das Fehlen der Körnerkolben im Darm der<br />

entoparasitischen Anoplodiidae und Graftillinae würde sich dann aus<br />

dem Vorhandensein bereits flüssiger, leicht resorbierbarer Nahrung gut<br />

verslehen lassen! S 0 dar f man w 0 h I a n n e h m e n) daß die<br />

Darmzellen selbst allgemein nicht nur zu resorb<br />

i e l' e nun das s i m i I i e l' e n) s 0 n der n aue h :b' e r m e n t e<br />

z u b i 1den ver m ö gen.<br />

Um die phagozytierten Nahrungsteilchen werden unter Wasserimbibition<br />

Vakuolen gebildet; die Darmzellen verlängern sich dadurch,<br />

schwellen kolpenförmig gegen das Darmlumen hin an und synzytiieren<br />

meist. Bei mit Rindsleber gefütterten Tricladen scheinen zuerst Proteinkugeln<br />

gebildet zu werden, die dann wenigstens zum Teile in Fettkügelchen<br />

als Reservestoff umgewandelt würden. Fett wird in größeren<br />

Tropfen von den Dal'mzellen inkorporiert und dann in kleinere Kügelchen<br />

zerlegt (? emulgiert), die ins Parenchym aufgenommen, ± verteilt<br />

und in großen blasigen Zellen gespeichert werden; die Umlagerung ins<br />

Parenchym geschieht wohl im Wege fermentativer Spaltung, Diffusion<br />

und Neubildung im Parenchym, in dem auch kein weiterer Transport<br />

durch WanderzelIen nachweisbar ist. Erst viele Tage nach einer Nahrungsaufnahme<br />

sind Assimilation und Reservestoffspeichernng beendet.<br />

- Es treten sicher Proteasen und Lipasen in Funktion. Karbohydrasen<br />

scheinen aber zu fehlen, da weder Stärkeverdauung noch Speicherung<br />

von Glykogen festgestellt werden konnte. Hämatin wird ebenfalls ungespalten<br />

ausgeschieden. über den Wechsel des PlI' unter dem die<br />

intrazelluläre Verdauung vor sich geht, herrscht völlige Unklarheit<br />

(LÖHNER, WESTBLAD). Wie es scheint, findet die Eiweißverdauung<br />

bei neutraler oder schwach"saurer Reaktion statt.<br />

3) D e f ä kat ion. - Unverdauliche Nahrungsreste aus Chitin,<br />

Zellulose, Kieselsäure, oder Fremdkörper, so auch im Veraucheschwer<br />

lösliche Farbstoffe (Carmin, Indigo, Zinnober) gelangen nicht ins Pa-


IV. b 96'<br />

Meixner<br />

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renchym, sondern werden nach Festheftung des Körpers zeitweise, sQ<br />

hei Tricladen gewöhnlich 1 bis 2 Tage nach einer Fütterung, durch den<br />

Mund entleert, oft nach vorherigem Einpumpen von Wasser in den<br />

Darm durch den herausgestreckten Pharynx. Dabei wird der Darminhalt<br />

mit großer Kraft durch wiederholte Kontraktion der ganzen Körpermuskulatur<br />

mehrmals hin und her gepreßt und werden die Teilchen,<br />

da sie anscheinend nicht durch passives Bersten der Darmvakuolen ins<br />

Lumen entleert werden,. förmlich aus ihnen herausgespült, herausgerissen<br />

und mit dem Sekrete der Körnerkolben gesammelt, verkittet<br />

und schließlich als schmutzige Flüssigkeit in feinem, bei Polycladen his<br />

mehrere cm langem Strahle CWESTBLAD) durch den geöffneten Pharynx<br />

gewaltsam ausgepreßt. Nach Entleerung der Hauptmasse des<br />

Kotes wird während der folgen~en Tage oft noch mehrmals nachgespült.<br />

Polycladen mit Afterporen, wie Cycloporus (Fig. 45), benützen<br />

auch diese zum Entleeren von Tropfen mit festen Konkretionen.<br />

4) H u n ger. - Viele Turbellarien, hesonders aber Tricladen, vermögen<br />

längere Hungerzeit gut zu ertragen, so Proce1'odiden über 9 Monate,<br />

Süßwasser-Arten über 1 Jahr. Sie verbrauchen hierbei, abgesehen<br />

von der noch im Darmepithel vorhandenen Nahrung, dessen Körnerkolbensekrete,<br />

weiter die im Parenchym gespeicherten Stoffe, Rhabdoide,<br />

bisweilen Augenpigment, schließlich schmelzen sie die Geschlechtsorgane,<br />

und zwar in umgekehrter Reihenfolge ihrer Ontogenie (S. 101),<br />

ein, also zuerst die Dotterstöcke, dann die Begattungsorgane und zuletzt<br />

die Keimstöcke und die Hoden, die alle an Ort und Stelle zerfallen<br />

und resorbiert werden. In den Darmzellen kommt es zu extremer Vakuolenbildung;<br />

die Defäkation unterbleibt wahrscheinlich. Ihre Körperlänge<br />

kann bis auf 1/12, ihr Volumen bis auf 1/300 abnehmen, wobei<br />

sich die übrigen (lebenswichtigen) Organe entsprechend verkleinern,<br />

die am raschesten wachsenden Körperteile am schnellsten, so daß sich<br />

Individuen mit großem Kopf und stark verkleinertem Hinterkörper<br />

ergeben. Den Neorhabdocoela fehlt, soweit bekannt, die Fähigkeit,<br />

Nahrungsmangel auf obige Weise zu kompensieren, ganz oder fast'<br />

ganz, offenbar im Zusammenhange mit dem ihnen im Gegensatze zu den<br />

Tricladen ebenfalls fast ganz abgehenden Restitutionsvermögen (S. 110);<br />

nach rascher Größenabnahme außerordentlich hinfällig geworden, erliegen<br />

sie bei leisester Berührung dem Zerfall.<br />

5) Ex k l' e ti 0 n. - Stoffwechselschlacken werden einerseits durch<br />

Par e n c h y mund Dar m, andererseits durch Pro ton e phI' i ­<br />

die n ausgeschieden. Solche fehlen allen Acoela und kommt bei ihnen<br />

daher nur die erste Ausscheidungsart in Frage. Tatsächlich nehmen<br />

sie Vitalfarben ins Par e n c h y m auf, zunächst in diffuser Verteilung.<br />

Dann reich81't sich allmählich das Zentralparenchym in der Umgebung<br />

des Mundes immer mehr mit dem Farbstoff an; er wird hier in Form<br />

kleiner Tröpfchen gespeichert und schließlich wie Kot durch den Mund<br />

entleert. Bei den co e 1at e n Tu I' bell a ll-i e n, die diese vielleicht<br />

primitive, schon den Coelenteraten eigene Exkretionsart bewahren, werden<br />

die ebenfalls zunächst im Parenchym als Tröpfchen gespeicherten<br />

Farbstoffe allmählich zum Darm befördert. von den Darmzellen, offen-<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b.97<br />

bar durch basale Phagozytose (S. 94), aufgenommen und im vVege<br />

des Darmes entleert; dort wie hier dürften bei dieser Beförderung<br />

neben Körperkontraktionen wanderfähige Speicherzellen (Athrozyten)<br />

mitwirken. Diese Exkretionsart scheint bei elen Tricladen elie Hauptrolle<br />

zu spielen, auch 1m normalen Leben; darauf deutet die osmoregulatorische<br />

Wasserausscheidung durch das Darmepithel (S. 118) sowie<br />

das Vorhandensein von rundlichen oder kristallinischen Konkrementen<br />

(? Purinbasen, Karbonaten) in Vakuolen der Parenchym- und<br />

Darmzellen und ihre Anhäufung (Speicherung) bei hungernden und<br />

alternden Individuen hin, die bisweilen als Pigmentierung in Erscheinung<br />

tritt. Die Ausscheidung von Pigmenten kann auch elurch das<br />

Deckepithel erfolgen.<br />

In den Pro ton e phI' i die n (S. 46) findet nach Versuchen<br />

mit Vitalfarben an Stenostornurn und Neorhabdocoela die Exkretion<br />

zur Hauptsache durch die Epithelien der Gefäßstämme, und zwar vornehmlich<br />

Ger dünneren "rücklaufenden" Kanäle statt; bei Kalyptorhynchiern<br />

(Fig. 47) wird durch sie Neutralrot abgeschieden, in der<br />

homogenen Plasmahülle ihres Mündungsabschnittes (Ampullen) aber<br />

Alizarin bzw. durch Alizarin färbbare Konkremente oder Vakuolen,<br />

während der übrige Teil der Hauptkanäle für Athrozytose inaktiv erscheint.<br />

Bei Tricladen ist das ganze Kanalsystem exkretorisch tätig,<br />

aber nur in geringem Maße, und scheinen die pharyngealen Gefäße<br />

besonders Methylenblau abzuscheiden. Die Terminalorgane haben neben<br />

ihrer hydromotorischen Funktion jedenfalls keine athrozytäre; sie zeigen<br />

nirgends Körnchen- hzw. Vitalfarben-Speicherung in ihren ·Wänden. ­<br />

Mit dem Kanalsystem stehen aber noch Zellen, zweifellos um g e b i 1­<br />

d e t e Par e n c h y m zell e n, in enger Beziehung, die zum Teil<br />

durch ihre Größe (große Kerne!) und stark vakuolisiertes Plasma auffallen<br />

und entweder, zu Komplexen verschmolzen, stark gewundene,<br />

symmetrisch gelegene Kanalstücke ± umhüllen (Fig. 46) oder ihnen<br />

einzeln mit Fortsätzen anhängen; außerdem hängen zahlreiche kleine<br />

Zellen mit langen, verästelten und netzartig verbundenen Fortsätzen<br />

namentlich den dünneren Gefäßstämmen ringsum an. Auf Grund ihrer<br />

Fähigkeit, aus der PerivisceralfLüssigkeit gelöste Stoffe (Vitalfarben)<br />

aufzunehmen, sie in Vakuolen oder in fester Form als Körnchen abzulagern<br />

und schließlich ins Kanallumen abzugeben, werden sie als<br />

A t h l' 0 Z Y t e n oder Par a n e p h r 0 z y t e n bezeichnet und leisten<br />

offenbar wichtige exkretorische Hilfsarbeit. Daß bei Turbellarien des<br />

Meeres und polyhalinen Brackwassers die Protonephridien schwächer<br />

entwickelt sind als hei denen des meso- bis oligohalinen Brackwassers<br />

und Süßwassers, weist auf ihre für das Leben im schwachsalzigen Wasser<br />

bedeutsame, die Einwanderung in dieses offenbar erleichternde zweite<br />

Aufgabe hin, überschüssiges, auf osmotischem Wege durch die Haut<br />

eingedrungenes Wasser auszuscheiden und so den osmotischen Werl<br />

der Körperflüssigkeit und Gewebe möglichst konstant zu erhalten, eine<br />

Arbeit, die wohl vorwiegend den Terminalorganen und Endkapillaren<br />

zufällt, sofern sie nicht hauptsächlich vom Darmepithel geleistet wircl,<br />

wie bei Tricladen (S. 118-120); mit dem vVasser werden zugleich die<br />

G r i m pe & W a g I ·e r, Tierwelt -der Nor-d- und Ostsee IV. b 7


IV. b 98<br />

Meixner<br />

Exkrete hinausgespült. Damit im Einklange sind bei Gyratrix hermuphroditus,<br />

einem im Meer-, Brack- und Süßwasser heimischen Kalyptorhynchier,<br />

die Exkretionskanäle an Süß- und Brackwasser-Individuen<br />

im Leben und an Schnitten stets deutlich sichtbar, an denen aus hochsalzigen<br />

Meeren aber kaum feststellbar; sie verschwinden (kollabieren)<br />

bei allmählicher Überführung aus Süßwasser in Meerwasser mit hohem<br />

Salzgehalt. In solchem leben auch fast alle Polycladen und wohl deshalb<br />

sind ihre Nephridien so wenig entwickelt und nur ausnahmsweise<br />

größere Kanäle an Schnitten gefunden worden. Ihre ebenfalls meist<br />

schwache Ausbildung bei entoparasitischen Turbellarien hat also ihren<br />

Grund nicht, wie man früher glaubte, in der entoparasitischen Lebensweise,<br />

sondern eben darin, daß sie durchweg in marinen wirbellosen<br />

Wirten leben und von marinen Formen abstammen (MEIXNER 1926,<br />

WESTBLAD 1926).<br />

6) At m u n g. - Die Sauerstoffaufnahme geschieht wahrscheinlich<br />

allein durch die Haut, wobei der Wimperschlag auch währencI der Ruhe<br />

für die Erneuerung des umgebenden Wassers sorgt. Das Sauerstoffbedürfnis<br />

der marinen Tricladen ist sehr gering. Nach Befunden an<br />

Süßmasser-Tdcladen tritt nach Nahrungsaufnahme und während Regenerationsvorgängen<br />

(S. 113) als Zeichen erhöhten Stoffwechsels eine<br />

Steigerung des Sauerstoffverbrauches ein, dagegen eine Herabsetzung<br />

desselben bei Sinken der Sauerstoffspannung des Wassers unter 1;1 des<br />

Sättigungswertes (bei 20° 0); auf vorübergehende Erniedrigung der<br />

Sauerstoffspannung reagieren sie mit einer Erhöhung des Sauel'stoffverbrauches,<br />

der bei vorhergehendem Nahrungsmangel sich noch weiter<br />

erhöht. - Für die Atmung, besonders für die Entfernung der Kohlensäure<br />

aus den Geweben, kommt vielleicht auch die Tätigkeit der Nephridien<br />

in Betracht, deren Wimperflammen nach Beobachtungen an Meso'­<br />

stoma in sauerstoffarmem Wasser ihre Schlagfrequenz erhöhen. - Das<br />

Schwinden der Reizbarkeit bei Sauerstoffmangel (Ersticken) ist wohl<br />

auf Lähmung durch Kohlensäure zurückzuführen.<br />

D. Fortpilanzung. - 1) G e s chI e eh t 1ich e F 0 I' t P f 1a n z u n g.<br />

Volle Geschlechtsreife tritt meist bei Erreichen einer bestimmten Körpergröße<br />

ein, bei pelagischen Polycladen oft schon in früher Jugend. ­<br />

Die Fortpflanzung ist in der Regel bisexuell und findet, der zwitterigen<br />

Organisation gemäß, e eh t ewe eh seI sei ti g e Beg a t tun g statt,<br />

bei der sehr verschiedene Stellungen eingenommen werden (Fig. 86).<br />

Als Einleitung beobachtet man oft ein Kriechen oder Schwimmen umeinander<br />

oder auch ein gegenseitiges Betasten namentlic:h der Geschlechtsregion<br />

mit dem Vorderende, ein förmliches "Liebesspiel".<br />

Sperma und Sekret (S. 54) werden meist (ursprünglich) hüllenlos<br />

übergeführt, bei manchen Siißmasser-Triclaclen und Polycladen aber in<br />

S per m a top hol' e n, die im männlichen Kopulationsorgan aus körnigem<br />

Sekret besonderer erythrophiler Drüsen geformt werden. Bei<br />

Typhloplaniden, besonders Oastrada-Arten, reißt wahrscheinlich der<br />

kutikulare, meist blind geschlossene Ductus eiaculatorius nach Ausstülpung<br />

und Füllung mit Sperma ab und dient als Spermatophore.<br />

- Bei manchen Dalyellia-Arten, so D. pallida, wird hingegen erst nach<br />

)<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 99<br />

der Kopula in der Bursa copulatrix unter Mitwirkung des Bursa­<br />

Epithels aus dem zugleich mit dem Sperma übergeführten Kornsekret<br />

eine retortenförmige Hülle gebildet, aus der Sperma wahrscheinlich in<br />

kleinen Mengen in das Receptaculum abgegeben werden kann ("Spermatodosen",<br />

MEIXNER 1915, BEAUCHAMP 1921).<br />

Manche, besonders mit einem Penisstilett ausgerüstete Acoela, Polycladida<br />

und Alloeocoela führen das Sperma durch einfachen Einstich<br />

A<br />

o<br />

Fig. 86. Beg a t tun g s s tell u n gen: A Procel'odes lobata Sehmidt: ein Tier<br />

hat sich nach "Besteigen" des Rückens eines anderen (passiveren), mit den Haftzellen<br />

des Hinterendes an der Unterlage festgehefteten Tieres auf dessen Bauchseite ?eg,,~en<br />

und werden unter starker Verbreiterung der Hinterkörper die Penes kreuzweise emgeführt;<br />

milchweiß, Darm durch Nahrung verschieden gefärbt; L. bi~ 7 (9) mm;<br />

Mittelmeer. - B Procerodes dohmi Wilhelmi, nach Vorspiel wie in A wird meist<br />

diese auch für die Paluclicola charakteristische Stellung eingenommen; Färbung wie<br />

A, L. bis 5 mm; Mittelmeer. Ähnliche Stellungen auch bei Polycladen.<br />

o und D Bothromesostoma pel'sonatum Schmidt, Begattung entvieder in schief gekreuzter<br />

Stellung unter Aneinanderlegen der Bauchseitfm (für Mesostominae typis,.~hl)<br />

oder hängend an der Wasserober!1äche ähnlich wie in B, aber mit abwärts gerichteten<br />

Hinterkörpern ; braun bis blauschwarz, mit hellen Seitenflecken am Vorderende. -<br />

E Gyl'atrix hermaphroditus Ehrenb. (siehe Fig. 47), Vorspiel und Kopula.<br />

A-B nach WILHELMI 1909, O-D nach BRINKMANN 1906, E nach H.ur.Ez 1879.<br />

an einer beliebigen Körperstelle ins Parenchym des Partners ein,<br />

manche Polycladen in Spermatophoren ei:q.geschlossen (s.o.), und g(~langt<br />

das Sperma, vermutlich chemotaktisch geleitet, zu den reifendell<br />

Eizellen: H y po der mal e Im prä g na t ion S. 56 und 6L<br />

SeI b s tb e f r u c h tun g ist nur bei Oto'tnesostoma audilivlIl1/, 1111<br />

nicht vollreifen Tieren sichergestellt und gelangen hier die Spe I'Jrlien<br />

anscheinend direkt aus den eigenen Hoden durchs Parenc~hYIll Zl! d('11<br />

Eizellen (HOFSTEN 1909); auch bei Fecampia (Fig. nG) 11. 11. 1'1111<br />

sie statthaben. Bei Tricladen gibt es nachweislich keine Selhsllwfl'llchtung<br />

(GELE! 1924, GOETSCH 1925).<br />

IV. 11 7


IV. l.:J 100 Meixner<br />

Die Besamung der Eizellen (Oozyten) findet wohl ausnahmslos vor<br />

Beginn der Reifungsteilungen statt, hisweilen außergewöhnlich frühzeitig<br />

(jÜngste Oozyten), so hei Ot01l1esost01J'l.a (s.o.).<br />

Da die Anlage und Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane<br />

meist der der weiblichen ± vorauseilt (P I' 0 ta n cl l' i e), so bei lecitho-<br />

A.<br />

17m<br />

tl!<br />

sp<br />

)<br />

ed<br />

mdr<br />

kk da et' m<br />

sb ed cd dei<br />

Fig. ~7, Neme1'tode1'ma sp. = ? lJathycota Steinuäck (Nrm(!I·todel·matidae), Längsschnitt-llekonstruklionen:<br />

A (junges) Tier in 2 -Gesr:hlechtsreife, B (altes) Tier mit<br />

vollentwickeltem o_Geschlechtsorganen, Bauplan Acoela-fihnlich, doch mit d,mtlieh<br />

VOIll Parenchym abgegrenztem Darms,vnzytium mit Lumen (da), Körnerkolben (lek)<br />

nur im ventralen Epithel, während sein dorsales, sehr hohes Epithel hauptsächlich<br />

die Verdauung und Resorption, so auch eigener Gesehleehtsprodukte, insbesondere<br />

Eizellen (ei), besorgen und zur Aufnahme von Kleinnahrnng zapfenarlig aus dem nur<br />

in A ausgebildeten einfachen Mundrohr (m) durch Kontraktion des Hautmuskelsu,l:kes<br />

(11m) hervorgepreßt werden dÜrfte; Deckepithel sehr hoch, synzytial, mit zahlreiche~,<br />

oft vielzelligen Schleimdrüsen und einzelligen serösen DrÜsen, Frontalorgan (f) mIt<br />

Drüsen ähnlicher Art (md?', cd), Nervensystem basiepithelial. orthogonal-netzförmig,<br />

mit 1 Paar vun Verdickungen ("Hehirn", cl hinter der Statozyste (st), die dureh<br />

5 (6) l\fllskelpaare dorsal, ventral und lateral aufgehängt (bewegbar), von sehr dÜnn'Jm<br />

Nen"engcwebe umhÜllt und besonders durch 1 Paar hlteraler Nerven mit ienen Verdickungen<br />

verbunden ist; Gonaden (mit dünner ParenchYlllliülle) in das dor;;ale<br />

Darmsyn:-;ytiull1 eingebettet (Ernäbrlln~!), Hoden (te) paarig - ihre größte Au:;­<br />

dehnung punktiert eingetragen -, Ovar (0) unpaarig (? ursprünglich paarig), Keimzone<br />

(mo.) in B stark entwickelt. Spermien (sp), die aus den Hoden in mehreren<br />

ZÜgen durch das Parenchym in die hier entstehende Samenblase (sb) einwandern<br />

und sich mit den Köpfen den Kornsekretdrüsen (ecl) ansetzen, Ductus eiaculll.torius<br />

(dei) - eine hewimperte Hn.uleinstülpung mit SchleimdrÜsen (cd) im Grunde. Ohne<br />

Vagina lllld ohne Bursa 1 Milcll'wciLl, Abis 0.75 mm, B bis 0.52 mrn lang, auf Lehmoder<br />

Schlnmmböden in bis 30 11\ (Skandinavif'll) lind in 250 m Tiefe (Grönland).<br />

Nu('h VYESTDL,ID 1837.<br />

,


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 101<br />

phoren Turbellarien die der Hoden und des männlichen BegattuJ;lgsapparates<br />

der der Keimstöcke (des Keimstockes) und der weiblichen<br />

Geschlechtsgänge, und dann erst die Schalen- und Kittdrüsen, zuletzt<br />

die' Dotterstöcke reifen, kommt es nicht selten zur Sperma-Übertragung<br />

in weiblich' noch unreife Tiere, in deren Bursa oder Receptaculum (S.<br />

65) das Sperma bis zur Eireifung durch die zugleich entleerten Sekrete<br />

.~ :<br />

.B ~~.-<br />

:.~•...<br />

~~<br />

- -~~·-.C--.~ bs<br />

-_:'_~.--'--" 9 TH]<br />

P--....•.<br />

~~=7"'======nn-<br />

A<br />

Fig. 88. Oercy1'a teissieri Steinmann (Tricladida Maricola, Cercy'l'inae):<br />

A kriechendes Tier, reinweiß mit großen und vielen kleinen dunkelbraunen Par.:mchympigmentl1ecken<br />

auf dem Rücken, die sich vor den beiden sehr kleinen Auge?- zu<br />

einer Querbinde verdichten. - Bund C Längsschnittsehernen des KopulatIOnsapparates<br />

: an weiblichen Tieren (B) ist. noch ein blasenförmiges Rudiment des 0­<br />

Kopulationsorganes, an männlichp.ll (C) keine Spur des ~ -Geschlechtsapparates erhalten<br />

(bei der nahe verwandten Sabussowia dioica Clap. aber noch die Bursaj.<br />

L. des ~ bis 4 mm, 0' etwas kleiner. - Nach STEINMANN 1930.<br />

der Körnerdrüsen des männlichen Kopulationsorganes beweglich erhalten<br />

wird, oder aber es erhält sich in den Vasa deferentia. - Hiugegen<br />

scheint bei Nemerloderma (Fig. 87) Pro t 0 gy nie vorzuliegen.<br />

Bei den Microstomidae spielt die geschlechtliche Fortpflanzung namentlich<br />

im Süß- (und? schwachen Brack-)wasser eine sehr untergeordnete<br />

Rolle für die Vermehrung und dient nur dazu, für die Übe r­<br />

windung ungünstiger Lebensbedingungen (z. B. Winter) einige wenige<br />

widerstandsfähige Eier zu erzeugen. In der übrigen Zeit findet u n g e ­<br />

s c h 1e c h t 1ich e Ver m ehr u n g cl u l' C h Qu e l' t eil u n g stu tt<br />

und setzt die Entwicklung der Geschlechtsorgane bereits am Ende dieser<br />

Periode, also z. B. im Herbste, unter allmählicher Unterdrückung der<br />

Zooid-Bildung ein (s. u.). In den Meeren mit höherem Salzgehalt, so<br />

in der Nordsee und auch in der Beltsee, aber trifft man diese WÜrmer,<br />

wohl entsprechend den hier durch die Jahreszeiten wenig beeinflu ßten<br />

C


IV. b 102<br />

Meixner<br />

Lebensbedingungen, auch im Sommer, also vielleicht das ganze Jahr,<br />

in normaler zwitteriger Geschlechtsreife (vergl. auch RIEDEL 1932),<br />

oder es dauert die ungeschlechtliche Vermehrung<br />

nur kurze Zeit,. wie z. B.· bei<br />

1'1j.... . ~r-#:::;;::i:i:ti)...j~<br />

.1JI 1 "<br />

1l72-'--<br />

1lIz ..<br />

~ .. --<br />

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. --. rnffl<br />

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--··rn 121<br />

~~~I ....m122<br />

~.-- ..~~~~<br />

. --·rn 211<br />

~'-~~M ---m218<br />

····-m221<br />

Fig.89.<br />

Microstomum lineare Müll.<br />

(Macrostomida) •<br />

Kette mit 16 Zooiden :<br />

Teilungsebenen der<br />

4 l'eilungssC'hritte I-IV un1<br />

zugehörige Septen in der<br />

Reihenfolge ihres Auftretons<br />

(arab. Indexziffern);<br />

den Zooiden zugehörige,<br />

ihrem Alter entsprechend<br />

verschie.lcn weit entwickelte<br />

. Pharyngen (m 111-m 222),<br />

wobei 1 jeweils den vorderen,<br />

2 den hinteren Pharynx der<br />

durch jeden Teilungsschritt<br />

entstehenden zwei Zooide bezeichnet.<br />

- Gelblich bis<br />

graubraun, Augen (au)<br />

ziegelrot. L. bis 8 mrn.<br />

Nach GRAFF 1875.<br />

Alaurina composita in der Zuidersee (S.<br />

126), und erreichen die Ketten nicht<br />

jene große Zahl von Zooiden wie im<br />

Süßwasser (S. 103). Infolge hochgradiger<br />

Protandrie kann bei Microstomum der<br />

männliche Geschlechtsapparat 'bei Anlage<br />

der Ovarien bereits ± zurückgebildet (funktionsunfähig)<br />

sein oder die männlichen Organe<br />

kommen überhaupt nicht mehr z:ur Anlage,<br />

so daß zeitweise nebeneinander reinmännliche,<br />

zwittrige und rein-weibliche<br />

Tiere, schließlich nur mehr rein-weibliche<br />

Tiere vo.rkommen. Der letzte Fall scheint<br />

bei den seit alters im Süßwasser beheimateten<br />

und in noch höherem Maße auf ungeschlechtliche<br />

Vermehrung durch Querteilung<br />

eingestellten Catenulida die Regel zu sein.<br />

Es ergibt sich f a k u I tat i v e oder 0 b 1i ­<br />

g a tor i s ehe Par t h e n 0 gen e s e.<br />

Durch hochgradige Protandrie, die zu<br />

Unterdrückung der entgegengesetzten Geschlechtsanlagen<br />

geführt hat, . ist offenbar<br />

auch, wie Organrudimente in beiden Geschlechtern<br />

bezeugen, die konstante Geschlechtertrennung<br />

bei den Meerestricladen<br />

Sabussorvia dioica und Cercyra" teissieri entstanden<br />

(Fig. 88).<br />

2) Autotomie und ungeschlechtli<br />

ehe F 0 l' t P f I an z u n g. - Die Fähig;<br />

keit mancher paludicoler Tricladen (z. B.<br />

Dendrocoelum lacteum), unter ungünstigen<br />

Bedingungen (hohel' Temperatur, Sauerstoffmangel)<br />

Teile des Hinterkörpers spontan<br />

abzuschnüren CA u tot 0 m i e), hat bei<br />

keiner der ins Brackwasser eindringenden.<br />

Arten zu normal zeitweiliger ungeschlechtlicher<br />

Vermehrung durch Querteilung geführt,<br />

wie es von einigen Süßwasserarten<br />

bekannt ist, bei denen sie in der Regel nur<br />

in einer einfachen Querdurchschnürung ohne<br />

regenerative Vorbereitung durch Neubildung<br />

von Organen besteht CA I' chi tom i e).<br />

Demgegenüber geht bei den Catenulidae und Microstomidae der ungeschlechtlichen<br />

Vermehrung ~urch Querteilung (s.o.) stets die Bildung<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 103<br />

lebenswichtiger Organe voraus, so vor allem die eines neuen Pharynx<br />

und seitens der Längsnervenstämme die eines neuen Gehirnes mit den<br />

zugehörigen' Sinnesorganen, den Augen und Wimpergrübchen (P ara ­<br />

tom i e). Bei den Catenulidae treten zuerst die Organanlagen für die<br />

einzelnen Zooide auf und erst später zeigen periphere ringförmige Einschnürungen<br />

die Lage der künftigen Tei- _<br />

lungsebenen an. Bei den Microstornidae';<br />

hingegen (Fig. 89) wird jede Teilung durch'<br />

Bildung eines Querseptums zwischen Hautmuskelschlauch<br />

und Darm eingeleitet,<br />

durch dessen Zugwirkung eine die beiden<br />

Zooide auch äußerlich trennende Ringfurche<br />

entsteht. Da meist noch vor Vollendung<br />

einer Teilung bereits die Anlage<br />

A<br />

B<br />

Fig.90.<br />

Alloeocoela-Cumulata (Plagiostomidae), Eiablage:<br />

A Plagiostomum girardi Schmidt<br />

klebt seine braune Eikapsel mit ihrem Stiel~hen<br />

an die Unterlage und scheint sie dann unter Vorwärtskriechen<br />

sich aus dem Atrium (= Uterus) zu<br />

ziehen (vgl. Fig. 38); farblos oder durch DaNlinhalt<br />

verschieden gefärbt; L. bis 3 mm.<br />

B Plagiostomum oyense Beaucha.mp, Abdom>m von<br />

Idotea neglecta mit 4 angehefteten Eikapseln.<br />

A nach BRESSLAU 1904, B nach BEAUCHAMP 1921.<br />

Fig. 91.<br />

Gyratrix hermaphroditus<br />

Ehrenb. (siehe Fig. 98):<br />

a unterer Teil eher Eikapsel<br />

aus dem Uterus mit dem glei~h<br />

der Kapselschale aus Schalentröpfehen<br />

der Dotter7.ellen ge_<br />

bildeten Stielehen (sti) und Ansatzwulst<br />

(mv), dem ein von<br />

den Kittdrüsen abgesonderter<br />

großer Sekrettropfen (tl')<br />

anllängt. 280: 1.<br />

bangeheftete Eik


IV. b 104<br />

Meixner<br />

durch die Brandung in das litorale oder neritische Pelagial, aus dem<br />

sie dann durch Absinken z. B. in benthale Schlammbiotope in für die<br />

Jungtiere ungeeignete Umgebung geraten würden, sicher vorteilhaft.<br />

So finden wir denn auch eine Anheftung mit den Sekreten besonderer<br />

Kittdrüsen in allen Gruppen weit verbreitet (S. 56, 59, 70 und Fig. 90­<br />

92); bei manchen Alloeocoela und Neorhabdocoela kommt es zur Ausbildung<br />

eines ± langen Sekretstieles mit Anheftungsplatte. Bezeichnenderweise<br />

sind diese Kittdrüsen bei den meisten Bewohnern fließender<br />

Süßwässer, also vor allem bei vielen Triclaclicla-Paludicola, erhalten geblieben,<br />

die wie die 111aricola ihre. großen Eikapseln mit (Euplanaria)<br />

oder ohne Stiel (Polycelis, Denclrocoelu1JL u. a.) an die Unterseite von<br />

Steinen heften. Aber auch einige Bewohner stehender Süßwässer, so<br />

untel' den Cumulata Plagiostomum lemani (nach den wie bei den<br />

Meeresarten gut entwickelten<br />

Kittdrüsen zu schließen),<br />

unter dE'n Neorhabdocoela<br />

fast alle Kalyptorhynchia,<br />

heften wie ihre<br />

marinen Verwandten die<br />

Eikapseln mit Stielen an.<br />

(:<br />

.<br />

.....<br />

"<br />

,'.<br />

. .<br />

B<br />

Fig. 92.<br />

Polycladida (Euryleptidne) , Biahhge:<br />

A Pl'osthece1'aeus vittatus Montagy (Fig. 40 B)<br />

bei der Eiablage in einer Glasschale<br />

(Bauchansicht) :<br />

Die Eier werden in Reihen nebeneinander abgelegt<br />

und durch eine gemeinsame Kil.t.m(ls~e zusammengehalten;<br />

aus der Geschlechtsöffnung (1) ist eben<br />

ein Ei ans/l:etrc(.en. 2: L<br />

B ()yclopDrus papillosus Lang, einzelnes Ei (mit<br />

.den 2 abgIJschnürten Richtl1ngskörpern) aus einem<br />

Eierhaufen, durch einen Stiel mit der gem·3in-<br />

Sil.men Kittmasse zusammenhängend.<br />

200 : 1, nach dem Leben.<br />

Na.ch BIlESSLAU 1928/33.<br />

vielleicht ein Hinweis auf<br />

ihre relativ junge Einwanderung<br />

aus dem Meere.<br />

- Bei den meisten<br />

Süßwasser- und sekundären<br />

Brackwasser-Arten<br />

werden hingegen die Eier<br />

frei abgelegt, so unter den<br />

P'roseriata bei Otomesosto1'na<br />

(und Bothrioplana)<br />

und unter den Neorhab-.<br />

docoela bei den Da.lyelliiden<br />

und Typhloplaniden.<br />

- Ob die für Monocelis<br />

alba und fusca beobachtete<br />

Anheftung ihrer<br />

kurzgestielten Eikapseln an Muscheln (Donax, Tellina) und zwar besonders<br />

an den Schalenrändern in der Umgebung der Siphonen oder<br />

auf den Siphonen selbst oder am Mantelrande bzw. an Balanen in Beziehung<br />

zu günstiger Sauerstoffversorgung steht, ist möglich und darf<br />

wohl ein Gasaustausch durch die Kapselschale angenommen werden<br />

(GIARD 1897). Daß von Turbellarien der Sandbiotope nur sehr selteu<br />

trächtige Tiere erbeutet werden, scheint seinen Grund darin zu haben,<br />

daß sie die Eier in tieferen Sandschichten ablegen.<br />

E. Entwicklung. - Die E n t w i c k I u n g cl e l' e n t oie c i t hai e n<br />

Eie r (S. 51) beginnt mit einer totalen, inäqualen S p ir al f ur ­<br />

c h u n g. Bei den Acoela sind die 2 ersten Blastomeren, bei den Polycladen<br />

die 4 ersten Blastomeren annähernd gleich groß und gelangen<br />

)


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie)<br />

bei den 3 folgenden stark inäqualen, abwechselnd laeotropen und dexiotropen<br />

Teilungen bei den Acoela immer je 2, bei den Polycladen immer<br />

je 4 kleinere Blastomeren, also Mi c rom e ren - Du e t t e bzw.<br />

- Qua I' t e t t e zur Abschnürung, die die 2 bzw. 4 Macromeren umwachsen<br />

und das Deckepithel (Ektoderm) des Wurmes liefern. Aus den<br />

Abkömmlingen des ersten Micromeren-Duetts bzw. -Quartetts entsteht<br />

das Zentralnervensystem, aus solchen des 2. und möglicherweise auch<br />

des 3. das periphere Parenchym der Acoela und das Parenchym ("Mesodenn")<br />

der Polycladen. Ein 4. inäqualer Teilungsschritt liefert ein viertes<br />

Micromeren-Duett bzw. -Quartett. Bei den Acoela geht aus diesem<br />

4. Duett und den Macromeren das zentrale Parenchym hervor, bei den<br />

Polycladen aus dem 4. Quartett (mit dem gesamten Dottervorrat), bisweilen<br />

aber nur aus einer der 4 Zellen (4 d) der Darm, vielleicht auch<br />

ein Teil des Parenchyms, während die Macromeren wohl nur an der<br />

Dottervel'arbeitung (als Vitellophagen) teilnehmen und sodann zerfallen.<br />

Es ergibt sich schließlich ei~e Sterrogastrula. Dieser Zustand<br />

bleibt bei den Acoela erhalten. Bei den Polycladen aber erfolgt im Anschluß<br />

an eine sekundare Ektodermeinstülpung im Bereiche des Blastoporus<br />

(Pharynxanlage !) die Bildung eines Darmlumens durch Dottereinschmelzung<br />

und bilden Abkömmlinge des 4. Micromeren-Quartetts<br />

bzw. der Micromere 4 d um dieses Darmlumen ein Wimperepithel.<br />

Bei manchen Polycladida-Cotylea und unter den Acotylea bei Stylochus<br />

pilidium Goette, also abgeleiteten Formen, wandelt sich der Embryo<br />

nicht direkt in das junge TurbellaI' um, sondern in eine für kurze<br />

Zeit frei umherschwärmende Larve, die durch 4 (G 0 e t t es c h e<br />

LaI' v e) oder embryonal 4, beim Ausschlüpfen bereits 8, von einer fortlaufenden<br />

Wimperschnur umsäumte Lappen (M ü lle I' s c heL a I' v e)<br />

ausgezeichnet ist (Fig. 93). Unter Zurückbildung dieser Lappen sinkt<br />

die Larve zu Boden und wandelt sich in den kriechenden Wurm um.<br />

Ausnahmsweise (Graffizoon lobatum Heath, Kalifornien) kann die<br />

Müllersche Larve Geschlechtsorgane ausbilden (Neotenie). Diese somit<br />

nur bei hochdifferenzierten Polycladen und ebensolchen Nemertinen zur<br />

Ausbildung kommenden Pro t I' 0 c h u 1a - LaI' v e n sind als Vorläufer<br />

der primitive Anneliden und Mollusken kennzeichnenden Trochophora­<br />

Larven aufzufassen.<br />

Die F u l' C h u n g der e k t 0 I e ci t haI e n Eie I' ist durch die<br />

Beigabe von Dotterzellen wesentlich abgeändert. Da die Aufeinanderfolge<br />

de'r einzelnen Teilungen sehr unregelmäßig und daher sehr unübersichtlich<br />

ist, ist die Zellfolge (cell-lineage) kaum mehr verfolgbar.<br />

Doch erkennt man hier und da Anklänge an den Spiralfurchungstyp<br />

der Polycladen. Am meisten unübersichtlich liegen die Dinge bei vielen<br />

Alloeocoela, besonders bei den Tricladida. - Die durch nahezu äquale<br />

Teilungen entstandenen ersten Blastomeren wandern in der Dolterzellmasse<br />

auseinander ("Blastomeren-Anarchie"), die Dotterzellen verschmelzen<br />

zu einem Dottersyncytium, dessen stark vakuolisierter peripherer<br />

Bezirk ihre Zellkerne enthält. Im Innern liegt feinkörnige oder<br />

feinschaumige Nährdottermasse mit den sich rege weiterteilenden<br />

Blastomeren. Diese schließen sich bei Zunahme ihrer Zahl wieder zu


IV. b 106<br />

Meixner<br />

einem rundlichen Zellhaufen zusammen (e mb r y 0 n ale s BI ast e m),<br />

an dem aber eine Sonderung von Keimblättern durch Gastrulation nicht<br />

erkennbar wird; die Anlagen der verschiedenen Organe differenzieren<br />

)<br />

8<br />

1 2<br />

B<br />

Fig. 93. Pol y C l a rJ, i da, Pro t r 0 c h u I a - L a r " e 11 :<br />

A GOETTEsche Larve von J:jtylochus pilidium Goette, von der linken Seit':l gese~en.<br />

mit 2 ventro-Iateralen Wimperlappen jederseits des Pharynx (ph), einem Unp9.arlgen<br />

Ventrallappen vor diesem und einern unpaarigen Doraallappen mit Wimperschopf<br />

(~cheitelplatte); Darm (da) unscharf gegen das Parenchym ab egrenzt (mit Dottervakuolen,<br />

en). 500: 1. - Bund 0 :MULLERsche Larven von Cycloporus 8 papillosus<br />

Lang (siehe Fig. 92) in linker Seitenansicht (jüngerer- Stadium) und in Ventralansicht<br />

(fertige Larve), 300 : 1; außer den 4 in A vorhandenen Lappen (2-3, 1, 8)<br />

wf'rden nacheinander noch je 1 Paar Seitenlappen dorsal (6-7) und ventral (4-5)<br />

gebildet; zwischen 4 und 5 liegt der Mund (in 0 sichtbar), Bewimperung in B nur<br />

an den Lappen, in 0 nur am Hinterende dargestellt; vordere Tastbor8te in A-C über<br />

dem Gehirn (c), das in A mit 2, in B-C mit 3 Augen versehen ist.<br />

A nach GOET'l'E 1382, B-O nach BnEssLAu 1928/33.<br />

sich direkt. Bei den Alloeocoela (mit Ausnahme der Tricladida) und<br />

bei den N eorhabdocoela rückt das embryonale Blastem während seiner<br />

Bildung allmählich aus dem Innern an eine Seite der Peripherie der<br />

Dotterzellmasse, die dann der Bauchseite des künftigen Embryos entspricht<br />

In diesem peripher verlagerten Blastem differenzieren sich so-


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 107<br />

dann hintereinander wie an einem Keimstreifen und oft von vornherein<br />

paarig die Anlage des Vorderkörpers (Kopfes) mit Gehirn, Augen und<br />

auswachsenden Längsnervenstämmen, dahinter die Anlage des Pharynx<br />

und als 3. Anlage die des Hinterkörpers. Die Differenzierung des Deck-<br />

Fig.94.<br />

Tricladida-Paludicala: S c h n i t t e<br />

durch Embryonen:<br />

A Blastomeren (bI) größtenteils<br />

zerstrput in der durch Zusammenfließen<br />

zahlreicher Dotterzellen entstandenen<br />

zentralen, feinkörnigen<br />

Dottermasse (do 2 ), die aber bereits<br />

von einigen Blastomeren unter Bildung<br />

einer Hüllmembran, des<br />

c<br />

I provisorischen Ektoderms (äH) , als<br />

epk dpk eigentlicher Embryo vom äußeren<br />

Dottersynzytium (dal, mit Zllllkernen n) abgegrenzt wird. - B Medianschnitt durch<br />

einen Embryo nach Bildung des Embryonalpharynx (eph) und des provisorischen<br />

Entoderms (iH), Lumen des provisorisehen Darmes mit Resten der aufgeschluckten<br />

äußeren Dotterzellmasse (da l ) angefüllt; zwischen äH und iH liegen die noch undifferenzierten<br />

Blastomeren (bI). - C Längsschnitt-Schema eines alten Embryo mit<br />

in Rückbildung begriffenem Embryonalpharynx (eph) und dem Keimstreifen, an dem<br />

die Anlagen des Vorderkörpers (vk), des definitiven Pharynx (dph) und des Hinter_<br />

körpers (hk) bereits differenziert sind. - A und C (Dendrocoelum lacteum Müll.)<br />

nach l


IV. b 108<br />

Meixner<br />

einem kleinen, muskulösen E m b I' Y 0 n a 1- P haI' y n x differenziert;<br />

im Anschlusse an dessen inneren Porus wird wiederum durch andere<br />

Blastomeren ein Hohlraum im Innern des Embryo umgrenzt (provisorisches<br />

Entoderm, innere Hüllmembran). Durch Schluckbewegungen<br />

wird nunmehr auch die periphere Dotterzellmasse in den provisorischen<br />

Darm aufgenommen, so daß der Embryo sich zu einer immer dünnerwandig<br />

werdenden Hohlkugel aufbläht. Bald nach dieser Dotteraufnahme<br />

gehen das provisorische Ektoderm und Entoderm sowie der<br />

Embryonalpharynx spurlos zugrunde und erfolgt die Anlage df's eigentlichen<br />

Embryos seitens der zwischen dem provisorischen Ektoderm und<br />

Entoderm eingeschlossenen Blastomeren; diese bilden das embryonale<br />

Blastem, das sich unter lebhafter Zellvermehrung wie oben zu einem<br />

Keimstreifen mit den 3 primären Keimanlagen differenziert. Von ihnen<br />

aus erfolgt auch zunächst in der Pharynx-, dann in der Kopf- und<br />

zuletzt in der Schwanzregion der allmähliche Ersatz der provisorischen<br />

Darmzellen und provisorischen Ektodermzellen durch d e f i n it i v e s<br />

E n tod e l' m und E k tod e I' m. Durch Einwachsen von Parenchymsepten<br />

wird der ursprünglich einfache Darm dreischenklig und entstehen<br />

die Seitendivertikel der Darmschenkel mit ihren sekundären und<br />

tertiären Verzweigungen. Die Anlage des Geschlechtsapparates erfolgt<br />

erst nach Verlassen der Eikapsel, somit völlig unabhängig· von der des<br />

• Darmes. Im übrigen verweise ich auf die Darstellung durch BRESSLAU<br />

(1928/33). - Eine Met a mol' p h 0 s e machen nur die Fecampiidae,<br />

Entoparasiten in Krebsen, durch, die als erwachsene Tiere bei Eintritt<br />

der Geschlechtsreife ihre Wirte verlassen, um sich an der Unterseite<br />

von Steinen in birnförmigen Sekretkokons zu encystieren und in diese<br />

ihre Eikapseln abzulegen; die aus ihnen ausschlüpfenden Jungtiere<br />

(Larven) haben eine längere Körperbewimperung als die erwachsenen,<br />

sie haben Rhabditen, 1 Paar Augen und einen vollständigen, noch von<br />

Dotterzellmassen erfüllten, wie bei Dalyelliiden gebauten Darm, bilden<br />

aber nach Einwanderung in ihre Wirte und Erreichen einer Länge von<br />

etwa 0.4 bis 0.5 mm die Augen und Rhabditen, sowie Mund, Pharynx,<br />

Ösophagus und später innerhalb ihrer Cyste mit dem Reifen der Geschlechtsdrüsen<br />

auch den Darm zurück (S. 35 und Fig. 95-96).<br />

F. Lebensdauer und Alterserscheinungen. - Bei kleinen bis mittelgroßen<br />

Turbellarien beträgt die Lebensdauer 2 bis 4 Wochen bis mehrere<br />

Monate, bei Polycladen schätzungsweise durchschnittlich 1 Jahr,<br />

bei Tricladen vielfach mehrere Jahre, so bei Dend1'ocoelum lacteum in<br />

der Gefangenschaft über 5 Jahre. Als Alterserscheinungen treten vielfach<br />

Speicherung von Pigmenten im Parenchym (S. 97), Degeneration<br />

der Geschlechtsdrüsen nach Ablauf der Fortpflanzungsperiode,<br />

und zwar gemäß der Protandrie (S. 100) zuerst der Hoden (Fig. 10 B),<br />

dann der Keimstöcke und zuletzt der Dotterstöcke, sowie erhöhte Anfälligkeit<br />

für parasitische Pilze (Kristalloide, S. 140) in Erscheinung.<br />

Die Dotterstöcke unterliegen bereits im Parenchym oder auch im<br />

Darm der Resorption; gelegentlich scheinen sie aber nach frühem<br />

Schwund der Hoden und Germarien zu hypertrophieren.


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 109<br />

Stenost01'num leucops konnte man über 2 Jahre agam (S. 101, 103)<br />

züchten, ohne physiologische Degeneration und Depression, was etwa<br />

170 Teilungsgenerationen entspricht, so daß für diese Art und ebenso<br />

Fig. 95. Fecampiidae: A Fecampia erythrocephala Giaru (1) im 'rhorax eines 4.5 mrn<br />

langen Care:inus maE


IV. b 110<br />

Meixner<br />

rE:nd welcher Zeit bei den Kontrolltieren 41 Teilungen stattfanden<br />

(HARTMANN 1922).<br />

G. Regeneration. - Außer dem normalen Zellersatz (p h y s i 0 logis<br />

c heR e gen e rat ion) und Wundverschluß (R e par a ti 0 n)<br />

vermögen viele Turbellarien ganze Organe und Körperteile vollwertig<br />

zu ersetzen und damit ihre Ganzheit wieder herzustellen. Dieses<br />

Res ti tut ion sv e l' m Ögen erscheint an systematische Gruppen<br />

gebunden: Es fehlt ganz oder nahezu ganz wahrscheinlich allen Neorhabdocoela<br />

(und ebenso den von ihnen abzuleitenden Temnocephalida,<br />

Trematodes und Gestodes) und führt der Verlust lebenswichtiger Organe,<br />

so vor allem des Gehirnes und des Pharynx, auch wenn nur diese<br />

Organe allein herausgeschnitten werden, zum Tode; sie vermögen im<br />

wesentlichen nur W und he i 1u n g durchzuführen. Diese vollzieht<br />

sich allgemein unter Nähern der Wundränder durch Kontraktion der<br />

Hautmuskulatur, oft unter provisorischem Abschluß durch Schleim, verquellende<br />

Rhabditen und ? Gerinnungsvorgänge (HAU 1936); sodann<br />

kommt es stets zur Bildung eines dünnen Verschlußhäutchens aus Epithelzellen,<br />

die sich vom Rande her über die Wundfläche schieben, und zu<br />

einem Neubau des Epithels und des Hautmuskelschlauches durch zugleich<br />

vom Parenchym her sich anlagernde und einwandernde Regenerationszellen<br />

(Ersatzzellen, S. 35); nach Anhäufung bisweilen sich noch durch<br />

Teilung vermehrend (manche Tricladen) , lassen sie einen Regenerations-Kegel"<br />

entstehen. - Einzelnen Acoela, vielen Gatenulida, MacTostomida,<br />

Polyclaclicla und Alloeocoela, unter diesen besonders den<br />

Triclaclicla, kommt hingegen ein ± ho h e s Res ti tut ion s verm<br />

ö gen zu, dessen nach Gattungen und Arten verschiedene Stärke im<br />

Zusammenhange mit ihrer verschiedenen Organisationshöhe zu stehen<br />

scheint: So können bei regenerationsfähigen Acoela z. B. nach tiefer<br />

Spaltung Doppelbildungen entstehen, Transplantationen. erfolgreich<br />

durchgeführt werden; doch kommt es niemals mehr zu einem Ersatz<br />

des Gehirnes und der Statocyste. Die Microstorrddae und Catenulidae<br />

vermögen aber sogar in Teilstücken von :Va der ursprünglichen Körperlänge<br />

den Kopf und Schwanz neu zu bilden, also sogar das Gehirn und<br />

die Wimpergrübchen zu ersetzen, eine Voraussetzung für ihre ungeschlechtliche<br />

Vermehrung (S. 103). Viel schlechter regenerieren die<br />

nur sexuell sich fortpflanzenden Macrostomiclae, und sind die an ihnen<br />

beobachteten Doppel- und Mehrfachbildungen auf Störungen in der<br />

Embryonalentwicklung (Trennung und nachträgliche Verschmelzung<br />

von Blastomeren) zurückzuführen, wie bei NeOThabdocoela. Polycladen<br />

und marieale Triclaclen sind nur bei unverletztem Gehirn voll restitutionsfähig;<br />

nach Entfernung des Vorderendes bzw. des Gehirns allein<br />

aber vermögen die meisten untersuchten Polycladen (Leptoplana u. a.)<br />

und manche maricole TTicladen (Proderodes litoralis, Fig. 97) zwar<br />

ein abgeschnittenes Schwanzende zu regenerieren, nicht aber das Vorderende<br />

und das Gehirn, und die Arten, die hierzu fähig sind (z. B. Cestoplana<br />

bzw. Cercyra) , auch nur dann, welln der Schnitt nicht zu weit<br />

hinter dem Gehirn geführt worden ist. Liegt nämlich dieser z. B. bei<br />

Meerestriclaclen unmittelbar vor der Pharynxwurzel, so entsteht manch-


Turbellaria: Lebensäußerungen (Physiologie) IV. b 111<br />

mal bere'its eine Schwanz-Heteromorphose, manchmal aber neben dieser<br />

noch ein Kopf; in dieser kurzen praepharyngealen Zone erfolgt also<br />

der Umschlag der Restitutionspotenzen. Bleibt ein Teil des Gehirnes<br />

erhalten, so ist das Vorderende ergänzungsfähig und können auch die<br />

Augen, nicht aber Nervengewebe regeneriert werden; doch kommt es zu<br />

keiner völligen Wiederherstellung der früheren Gestalt und Größe. -<br />

r1<br />

3-+--+*""'4--/- 3<br />

Fig. 97. Procerodes litoralis Ström, Restitution: a Umriß des ruhenden Tieres (mit<br />

bräunlichem bis schwärzlichem, häufig netzförmigem Rückenpigment und oft 3 dunklefen<br />

Langsstreifen am Vorderende, die bis zwischen die Augen, der mittlere oder<br />

die seitlichen bisweilen aber bis weit nach hinten reichen, bauchseits weißlichgrau ;<br />

die Operationsschnittlinien 1, 2 und 3. - b l und b 2 Ergebnis der Restitution eines<br />

vorn in 1-1 und hinten in 3-3 amputierten Tieres, 14 bzw. 56 Tage nach der Operation.<br />

- In Cl und C2 ist 14 bzw. 56 Tage nach Abtrennung des Kopfes mit dem<br />

Geh i I' n (in 2-2) und des Hinterendes in 3-3 keine Restitution des Kopfendes<br />

erfolgt. - cl pol are H e tel' 0 Jll 0 I' P h 0 se. 20 Tage nach Abtrennung des Kopfendes<br />

durch einen zwischen 1-1 und 2-2 quer durchs Gehirn geführten Schnitt. ­<br />

e D 0 p p e I b i I dun g, 20 Tage nach schräger Abtrennung des Vorderendes dicht<br />

hinter dem Gehirn; Regenerate weiß; L. bis 7 mm. - Nach LLOYD 1914.<br />

Die großartigsten Restitutionsleistungen vollbringen die paludicolen Tricladen,<br />

und zwar die relativ primitiven Euplanaria-Arten, während sie<br />

bei höher differenzierten Arten, wie Planaria torva oder" gar Dendrocoelum<br />

lacteum, viel geringer sind. .Tene Euplanarien sind als Fließwasser-Formen<br />

auch in der Natur bedeutenden Verletzungen ausgesetzt,<br />

neigen auch z. T. zur Selbstzerlegung (Architomi"e, S. 102); im Versuche<br />

sind Teilstücke bis zu 1/279 des ursprünglichen Körpervolumens,<br />

aus fast beliebigen Regionen herausgeschnitten, also auch gehirnlose,<br />

noch voll restitutionsfähig, und man kann manchmal durch fortgesetzte<br />

Wiederholung der Zerschneidung nach Beginn ihrer Regeneration bis<br />

zu Teilen von 1/1000, ja 1/1500 des ursprünglichen Volumens kommen.<br />

Restitutionsuntüchtig sind nur Körperabschnitte vor den Augen und das<br />

hinterste Schwanzstück. Einfache Zersc.hneidung führt oft zur Bildung<br />

(12<br />

e


IV. b 112<br />

Meixner<br />

von Doppelköpfen oder Doppelschwänzen (polare HeterOlJ10rphosen).<br />

Hieraus ergibt sich, daß das Restitutionsvermögen nicht unter dem direkten<br />

Einfluß des Zentralnervensystems, des Gehirnes steht; vielmehr<br />

scheint dem das Gehirn enthaltenden vordersten Körperteile bei der<br />

Restitution eine förmliche Organisatorfunktion eigen zu sein, indem<br />

das Vermögen zur Kopf-Restitution von vorn nach hinten, das zur<br />

Schwanz-Restitution von hinten nach vorn abnimmt. Es besteht somit<br />

eine p h y s i 0 log i s ehe Pol a l' i t ä tin F 0 l' m ein e s D i f f e ­<br />

I' e n z i e run g s g e fäll e s ("A x i a I g l' a die n t e n") vom Kopfende<br />

bzw. dem das Gehirn enthaltenden Bereich als dem Orte höchster Aktivität<br />

in der Richtung zum Schwanzende, das das Regenerationsgeschehen<br />

beherrscht und reguliert, so daß zum Beispiel bei Verpflanzung von<br />

Regenerationsknospen mit Kopfbeschaffenheit in die Schwanzregion<br />

Umkehrung der Polarität, bei Verpflanzung von Schwanzknospen in die<br />

Augengegend ortsgemäße Umbildung zu Köpfen erfolgen kann. - Das<br />

Bestehen einer solchen physiologischen Polarität, eines Reaktions- )<br />

gefälles, ergibt sich auch deutlich z. B. aus dem von vorn nach hinten<br />

abnehmenden Sauerstoffverbrauche des Körpers bei der Restitution ­<br />

Kopfstücke oder Teilstücke des Vorderkörpers verbrauchen mehr Sauerstoff<br />

als gleich große des Hinterkörpers -, sowie aus der von vorn<br />

nach hinten zunehmenden Widerstandskraft des Körpers gegenüber<br />

schwachen Giftlösungen (Alkalien, Säuren, Narkotika, KeN), die sich<br />

im allgemeinen in einem am Kopf beginnenden, nach hinten fortschreitenden<br />

Zerfall des Körpers äußert.<br />

Die Restitution vollzieht sich zunächst wie die Wundheilung hauptsächlich<br />

mit Hilfe der sich anhäufenden, oft durch Teilung vermehrenden<br />

Regenerationszellen, außerdem aber unter Degeneration von differenzierten<br />

Geweben, besonders der Gescnlechtsorgane, die in der Reihenfolge<br />

wie beim Hungern (S. 96), zuerst Dotterstöcke, dann Begattungsorgane,<br />

schließlich Keimstöcke und Hoden) eingeschmolzen<br />

werden, oder auch von Darmteilen, deren Zellen zerfallen und phagozytiert<br />

werden oder sich gar zu Regenerationszellen zurück- und umdifferenzieren<br />

(E p i mol' p h 0 s e). Die Neubildung erfolgt entweder<br />

unter dem organisierenden Einfluß noch vorhandener Organe oder<br />

Organteile oder aber unabhängig mitten im Regenerationsgewebe (z. B.<br />

Pharynx, Augen); die Teile des Geschlechtsapparates entstehen in der<br />

Heihenfolge, wie bei der normalen Entwicklung (S. 100). Die noch<br />

erhalten gebliebenen Teile des ursprünglichen Körpers erfahren in der<br />

Regel einen ± weitgehenden Umbau (M 0 l' P hall a xis). Die Voraussetzung<br />

für das Ausmaß der Restitution scheint - auf Grund von Zählungen<br />

der Regenerationszellen - die nach Arten verschiedene Menge des<br />

vorhandenen indifferenten (undeterminierten) oder noch umdeterminierbaren<br />

Zellmateriales zu sein, auf das die Restitutions-Organisatoren<br />

(chemische Stoffe, Feldwirkungen) determinierend wirken. - Man hat<br />

an Euplanm'ien durch Spaltung Doppel- und Mehrfachbildungen erzeugt,<br />

wobei das Ergebnis nicht nur von der Länge des Schnittes, sondern<br />

auch von dem Ausgang des Widerstreites zwischen dem auf die<br />

Wiederherstellung der Ganzheit des ursprünglichen Individuums gerichteten<br />

Einfluß und dem Streben der Spaltteile nach Herstellung ihrer


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 113<br />

eigenen- Ganzheit abhängig ist: Es kann z. B. nach, Entstehung überzähliger<br />

Regenerate, so auch bei Kopf~Heteromorphosen, nachträglich<br />

zu einer Wiederherstellung des ursprünglichen Individuums durch Einschmelzung<br />

oder Abschnürung dE'f überzähligen Kopfes usw. kommen<br />

oder aber bei einer Doppelbildung zur völligen Trennung in zwei ganze<br />

Individuen (R e - i nd i vi du al isa t i 0 n).Ein bei der Operation<br />

verletzter Pharynx wird in der Regel abgestoßen und durch einen, bisweilen<br />

2 oder mehrere ersetzt. Es lassen sich durch auto- und homoio-,<br />

ja sogar durch hetero-:-plastische Transplantationen bei Euplanarien<br />

außerordentlich groteske Monstra erzeugen. -<br />

Die Restitutionsvorgänge werden im allgemeinen durch höhere Temperatur,<br />

Bewegung und Sauerstoff, gute Ernährung und Dunkelhaltung<br />

gefördert, durch Radium- und Röntgenstrahlen, die je nach ihrer Länge<br />

und Dosierung die noch undifferenzierten Regenerationszellen schädigen,<br />

verzögert.<br />

Chemische Stoffe können je nach ihrer Art fördern, so besonders<br />

die Mg-Ionen (S. 121), oder hemmen. Bei Verwendung der<br />

für Wirbeltier-Gewebe üblichen physiologischen Salzlösungen wirkt eine<br />

Vermehrung des Gehaltes an Ca-Ionen günstig (S. 119). Das Optimum<br />

des osmotischen Druckes für die Regeneration von Proeerodes<br />

WoraUs liegt gerade unter dem des Meerwassers; doch tritt eine merkliche<br />

Verzögerung oder Verhinderung erst unter 15 und über 22.5 Atmosphären<br />

ein. - Das Restitutionsvermögen ausgewachsener Tiere ist<br />

wesentlich größer als das von Embryonen oder Jungtieren.<br />

I Ökologie und Verbreitung I<br />

1. Meer- und Süßwasser, horizontale Verbreitung. - Über die<br />

Verteilung der Turbellarien auf die Lebensräume der Erde gibt die<br />

Übersicht des Systems Aufschluß. Aus ihr ersieht man, daß mit Ausnahme<br />

der Catenulida und Temnocephalida, alter Süßwasserbewohner,<br />

alle Gruppen wenigstens mit ihren primitiv-organisierten, Formen im<br />

Meere beheimatet sind. Im übrigen sind unsere Kenntnisse über Bindung<br />

der freilebenden Arten an bestimmte Bereiche der Salzkonzentration und<br />

über ihre geographische Verbreitung noch viel zu lückenhaft, als daß<br />

die folgenden Zusammenstellungen im einzelnen ein gesichertes Bild<br />

über 40%0-30%0<br />

etwa 30%0-16%0<br />

etwa 16 (15)%0-(3) 2%0<br />

etwa 16%0-10 (8)%0<br />

etwa 10 (8)%0-5%0<br />

etwa 5%0-3 (2)%0<br />

etwa 2%0-0.2%0<br />

unter 0.2%0<br />

Meerwasser<br />

pol Y hali ne s "Brackwasser"<br />

(Fauna rein marin, aber an Artenzahl<br />

abnehmend)<br />

me so h al in es Brackwasser<br />

marin-brackisches Mischgebiet .<br />

(Fauna mit überwiegend marinem<br />

Einschlag)<br />

echtes Brackwassergebiet<br />

(maximale Entwicklung echter<br />

Brackwassertiere)<br />

brackisch'-limnisches Mischgebiet<br />

(Fauna mit überwiegend limnischem<br />

Einschlag)<br />

o I i g 0 h a 1i n es Brctckwasser<br />

(Fauna fast rein limnisch)<br />

Süß was s e r<br />

G r i m p e & vVa g 1er, Tierwelt de]' Nord- und Ostsee<br />

Nordsp.e-Skagerrak<br />

Kattegat<br />

Beltsee, östlich bis<br />

} Darsser Schwelle<br />

südliche Ostsee, nördlich<br />

bis Gotland mit<br />

}<br />

etwa 10-8%0<br />

nördliche Ostsee,<br />

Bottnischel' und<br />

Finnischer Meerbusen<br />

}<br />

IV. b 8


IV. b 114<br />

Meixner<br />

geben könnten. Der Einteilung der Gewässer lege ich unter Hinweis<br />

auf den kritischen Überblick REMANEs (1934) die von VXLIKANGAS<br />

(1933) nach dem .Gesamtsalzgehalt berechnete zugrunde:<br />

A) Aus dem N 0 r d a t I a n t~ k und dem Mit tel m e er,<br />

zum T eil e a u ß erd e mau s des sen N e ben m e e ren (Adria<br />

= A, Schwarzes Meer = Sch), ni c h tab e rau s der 0 s t see<br />

be k a n n t e, also in vollsalzigen Meeren undpolyhalinem Brackwasser<br />

(Sch) lebende ± s t e nah al i n e Art e n, die zum Teilt! (*) in der<br />

Nordsee noch nicht nachgewiesen worden sind oder vielleicht nicht über<br />

den Ärmelkanal und die Irische See. hinaus nach Norden reichen:<br />

>jeMicTostomum rubromaculatum, Prosthecemeus vittatus, Cycloporus<br />

papillosus (auch in Japan!), Oligocladus sanguinolentus, Stylostomum<br />

ellipse (auch in der Arktis und Subantarktis - Südspitze Afrikas und<br />

Amerikas), Monocelis fusca (A, Sch), *Sabussorvia dioica (A), *MonoophoTum<br />

striatum (A), *Allostoma austTiacum (A, Sch), VorticeToS<br />

aUTiculatum (A), *Plagiostomum girarcli, Alvaera dioica (A), *Promesostoma<br />

ovoideum (A), *Pr. solea solea (A, Sch), Proxenetesgracilis (A,<br />

Sch), *Trigonostomum setigerum (A, Sch), T. venenosum (A, Sch), *T.<br />

penicillatum (A), Paramesostoma neapolitanum<br />

mamertinus (A, Sch).<br />

(A, Sch), *Progyrator<br />

B) Aus dem No r da tl an ti k (N 0 r d see), dem NI i t t e 1­<br />

meer und zum Teile aus dessen Nebenmeeren bekannte<br />

Arten, die bis ins marin-brackische Mischgebiet<br />

(Beltsee) vorgedrungen, also euryhalin sind:<br />

Leptoplana tremella1'is (Seh, Rotes Meer), EU'rylepta COTnuta, Monocelis<br />

longiceps (A, Sch), Pseudostomum quadrioculatum (A, Sch) und<br />

klostermanni (A, Sch).<br />

Bis ins echte Brackwassergebiet, dieses sogar<br />

bevorzugend, sind verbreitet: Monocelis lineata (A, Seh),<br />

Proxenetes flabelNfer (Sch) und Promesostoma marmoratum (A, Seh).<br />

C) Bisher allein aus der Nordsee (N) oder aus dem<br />

N 0 r d a tl an ti k b e k a n n te Art e n, bei letzteren, wenn sie für<br />

die Nordsee (noch) nicht nachgewiesen sind, vielleicht den Ärmelkanal<br />

nach Norden nicht überschreiten, Angabe der bisherigen Fundstätten:<br />

Alaurina alba (N), Microstomum groenlandicum, M. lucidum (Bretagne,<br />

Färöer), M acrostomum ophiocephalum (Färöer), Omalostomum<br />

claparedei und schultzei (Bretagne, Kanal), Polyposthia similis (N),<br />

Gryptocelis loveni (N), Stylochus flevensis (N), Aceros typhlus (N),<br />

Pseudostomum arenarium (N), Gylindrostomum' elongatum (Kanal,<br />

Westgränland), Allostoma flavibacillum, A. fingalianum (Kanal, Insel<br />

Skye, Weißes Meer), Enterostomula dura (Bretagne), PlagiostomU1n<br />

koreni, P. fabrei (Bretagne), P. violaceum (Bretagne), P. elongatum<br />

. (Kanal) und P. caudatum (Kanal, Westgränland), M onotocelis gracilis<br />

(N), Goelogynopora gigantea (N), Bothriomolus constrictus (Kanal),<br />

Otoplana filum (N), O. foliacea (N), O. helgolandica (N), O. borealis<br />

(Färäer), Gercyra teissieri (Kanal), Procerodes lobata solowetzkiana<br />

(Färöer, Weißes Meer, Stammform im Mittelmeer), Uteriporus vulgaris<br />

(N, Kattegat), Prorhynchopsis minuta (Kanal), Provortex rubrobacillus<br />

)


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 115<br />

(Kanal), Jensenia oculifenc (Bretagne), Maehrenthalia (lgUis, M. intermedia<br />

(N), Byrsophlebs gTaffii, Astroforhynchus bificlus, Proxenetes<br />

cochlear und v. uncinatus, Promesostmna lenticulatwn~ (Kanal, Irische<br />

See, Färäer, Westgränlancl), TTigonostO'lnum armatum, T. breitfu.ssi (N.<br />

Darents-See, Westgränland), T. intermedium (N), T. brunchoTsti (N,<br />

"Westgränland), Cicerina tet1'adactyla (atlant. Küste Frankreichs), Gy­<br />

1'afrix atiemsi (N), Polycystis nägelii, P. (AcTorhynchus) caledonica (N),<br />

K oinocystis heinckei (N), N eophonorhynch'us arenarius (N), N eokoinocystis<br />

deseTtoTum (N), Pseudogyratrix helgolandica (N), Proschizorhynchus<br />

!aeroeensis (Faröel'), P. helgolandicus (N), Paraschizorhynchus<br />

m'enclTius (Arcachon), Thylacorhynchus arcassonensis (Arcachon), Chelipana<br />

vestibulm'is (Arcachon), Diascorhynch'Us glandulosus (Arcachon).<br />

D) Im No r d a tl a n ti k b z w. in cl erN 0 l' d sec' und bis<br />

in die Beltsee verbreitete, also ± euryhaline Arten,<br />

die bis ins marin-brackische Mischgebiet vorgecl<br />

run gen si n cl (im Sandbiotop = S):<br />

Alaurina c01nposiia, Microst01nwn papillosum (? Adria), Ornalostomum<br />

dubiul1t (Arcachon, Kiel), Di8cocelides langi, Stylochoplana<br />

l1wculata (sehr nahe verwandt mit St. agilis Mittelmeer-Kanal), Notoplana<br />

ato1twta (als vikariierende Art lebt in der Arktis N. kÜkenthali,<br />

im Mittelmeer N. vitrea), Plagiostotnum vitiatum und P. cinetum (S),<br />

Allostoma lJallidmn, Coelogynopora bresslatLi (S), C. biarmata und<br />

C. gynocotyla (S), Nematoplana coelogynoporoides (S), Jensenia anqulata,<br />

Protnesostoma excellens, Polycystis crocea, N eopolycystis t'ridentata<br />

(S), Phonorhynchus helgolandicus, Cicerina 1'emanei (S), Thylacvrhynchus<br />

conglobatus (S).<br />

E) Art e n, die vor cl e r h a n d nur aus cl erB e I t see<br />

(Kieler Bucht) he k a n n t si n d, manche * auch in echtem Brackwasser,<br />

viele im Sande (S):<br />

Haplophw'ynx rostntlus (S), Euxinia baltica (S), Gastroplzm'ynx CO'llt1'aetilis<br />

(S), Solenopharynx balticus (S), Monotoplana diorchis (S),<br />

Coelogynoponc tenuis (S), C. sch:ulzii (S), *Archimonotresis limophUa,<br />

Bothriomolus balticus (S), Otoplanidia endocystis (S), PaTotoplana capitata<br />

(S), Otoplana baUica (S), *Provortex tubiferus (S), *Pseudogmffilla<br />

arenicola, J ensenia macropharynx (S), Adenorhynchus baltic'us<br />

(S), Proxenetes arenaTius (S), *P. filum, *Promesostoma hamiferum, *P.<br />

lugubre, ParaciceTina laboeica (S), Blennorhynchus egregius (S), Ptyalo­<br />

'rhynchus coecus (S), Ethmorhynchus anophthalmus, Gyrat'rix proa'vus<br />

(S), Phon01'hynchus bitubatus, Neopolycystis hamata (S), Psarnmopolycystis<br />

bidens (S), Typhlopolycystis coeca (S), Prognathorhynchus<br />

dubius (S), Paragnathorhynchus subterraneus (S), Gnafh01'hynchns<br />

hastatus (S) und G. conocaudatus (S), Pro8chizoThynchus oculatus (S),<br />

ParaschizoThynchus mirabilis (S), SchizoThynchoides diZ;loTchis (S),<br />

Lecanorhynchus remanei (S), Psamnwrhynchus tubulipenis (S), Koleorhynchus<br />

paradoxus (S), Thylacorhynchus CCt'Udatus (S), Karkinorl/ynchus<br />

primitivus (S), Cheliplana coeca (S), RhinepeTCt Temanei (S) und<br />

R. vaginalis (S), Diascorhynchus borealis (S).<br />

IV. lJ 8';:'


IV. b 116<br />

Meixner<br />

F) Aus dem No r d at 1a 11 t i k b Z'w. der No I' d see und der<br />

Ostsee bekannte Arten, die bis in echtes Brackwasser<br />

bzw. auch ins brackisch-limnische Mischgebiet<br />

eindringen, also ausgeprägt euryhalin sind<br />

(35% 0 bis etwa 5% 0 Salzgehalt) und meist auch im Sandbiotop leben<br />

(siehe auch BI):<br />

A1'chilopsis unipunctata, Paramonotus hamatus, Foviella affi'nis,<br />

Procerodes litoralis (= ulvae), Provortex balticus (auch Westgrönland),<br />

P. atfinis (auch Nordamerika: N.S.A.), Cicerina brevicin'us, Placo­<br />

Thynchus octaculeatus, Diascorhynchus brevicandatus.<br />

G) Art enderB e 1t see und 0 s t see, die im m ar i n ­<br />

brackischen Mischgebiet und im echten Brackwas<br />

s er 1e ben, z. T. nur aus der Ostsee * bekannt sind, manche<br />

im reinen Sande (S):<br />

Promonotus schultzei (im Aralsee mit etwa 10.8% 0 : Promonotus<br />

orientalis!), *Sabussorvia punetata, *Penlacoelum fucoideum, Provortex<br />

psammophilus, *Vejdovskya pellucida, *Baicaliella brevitubus, *Promesostoma<br />

baltica, P. cochlearis, Polycystis 1'obusta, *Koinocystis tvae1'­<br />

minnensis, Procheliplana magnifica (S), Cheliplanilla caudata (S) und<br />

wohl noch andere Arten aus Liste E,<br />

H) I m M e e r e, i ni B I' a c k - und Süß was S G I' 1e ben d e ,<br />

extrem euryhaline und weitverbreitete Arten:<br />

Macrostomum appendiculatum (PaJäarktis, Java), Gyratrix hennaphroditus<br />

(Arktogäa, Java).<br />

J) Art end e s Süß was s e r s, die i m b r a c k i s c h - 1i m ­<br />

ni sc he n Mi s c hg e b i e t (Ryck bei Greifswald, Frisches und Kurisches<br />

Haff, Finnischer und Bottnischel' Meerbusen), ein z e 1n e ,~<br />

au chi m e eh t e n BI' a c k was seI' der 0 s t see vor kom me n:<br />

Stenostomum leucops, Microstomum lineare, Otomesostoma auditivum,<br />

*Plagiostomum lemani, Euplanaria polychroa (? lugubris), Planaria<br />

tm'va, Polycelis nigra, ';'Dendrocoelum lacteum, Dalyellia ornata,<br />

D. cuspidata, D. nigrifrons (nur aus dem Finnischen Meerbusen, aus<br />

Süßwasser noch nicht bekanntI), D. triquetra, D. pallida, D. armigera<br />

und D. picta oder eine verwandte Art, Castrada perspicua, C. stagnorum,<br />

C. lanceola, C; hotmwnni und C. intermedia, Phaenocora typhlops<br />

subsalina (Finnischer Meerbusen, Stammform im Süßwasser), Mesostoma<br />

lingua und Bothromesostoma personatum. - Die meisten dieser<br />

Arten haben eine sehr ausgedehnte Verhreitung in der Paläarktis oder<br />

gar in der Arktogäa, Castrada stagnorum, C. hotmanni und C. intermedia<br />

anscheinend eine boreo-alpine.<br />

Wahrscheinlich lebt der im Süßwass-er beheimatete, in Nordamerika<br />

auch in Brackwassertümpeln gefundene Prorhynchus stagnalis M.<br />

Schultze (Lecithoepitheliata) in Europa ebenfalls in solchen.<br />

Unter Berücksichtigung der noch sehr ungenügenden Erforschung<br />

ergibt sich jedenfalls, daß nur eine geringe Zahl von 'Arten der Nordsee<br />

und dem Mittelmeer gemeinsam ist; noch sehr viel geringer sind die<br />

Beziehungen zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer (Liste A und B)~<br />

wie schon REMANE (1936) z. B. für die Gastrotricha gezeigt hat.<br />

i<br />

11<br />

I


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 117<br />

J<br />

Unter den Ac 0 e l a, die In obigen Zusammenstellungen nicht lJcrücksichtigt<br />

worden sind, dringen nicht wenige Arten ins brackist:hc<br />

Gebiet, einige auch ins brackisch-limnische Mischgebiet (Finnischer<br />

Meerbusen), so Ghildia baltica (= spinosa := groenlandica) und Anaperus<br />

(Palrneniola) tvaerrninnensis, oder in Gebiete mit stark schwankendem<br />

Salzgehalt vor, wie z. B. Aphanostorna diversicolor, aber nur<br />

einzelne sind auf echtes Brackwasser beschränkt, so Avagina aurita,<br />

mit dem eine bei Artern am' Harz in einer Salzquelle von etwa<br />

43% 0 Salzgehalt aufgefundene Acoele nach REMANE (brieflich) identisch<br />

zu sein scheint. Die ebenfalls meist weitgehend stenohalinen<br />

Pol y cl ade n sind in den nördlichen Meeren auffallend arm an Arten<br />

und Formtypen: Von eJ-en 26 Familien sind nur 4 (6) mit 13 Arten vertreten;<br />

in der eigentlichen Ostsee scheinen sie völlig zu fehlen und nur<br />

wenige (5) Arten (Liste Bund D) sind in die Beltsee eingewandert;<br />

gleiches gilt fürs Schwarze Meer. Neben den Leptoplan'iden herrschen<br />

die im Mittelmeer besonders artenreichen Euryleptiden vor, während<br />

die noch wärmere Meere bevorzugenden Stylochidae nur in der ziemlich<br />

warmen Zuidersee (Balanus improvisus-Biozönose) durch Stylochus<br />

{levensis vertreten sind, eine mit St. pusillus Bock aus dem Pazi.fik nahe<br />

verwandte und offenbar mit der Schiffahrt eingeschleppte Art.<br />

Offensichtlich bildet eine S al z k 0 n zen t rat ion v 0 ri e t w a<br />

5 - 6% 0 - wie auch bei anderen Tieren - für die Ausbreitung von<br />

Meeres- bzw. poly- bis mesohalinen Brackwasser-Arten ins SÜßwasser<br />

und umgekehrt die e n t s c h eid end e G I' e n z e, die besonders deutlich<br />

in A e s tu a I' i e n durch eine (fast) tierlose Zone zwischen dem<br />

Bereiche der Nippflut- und Springflut-Grenze hervortritt. Zu den wenigen<br />

Turbellarien, die solche Aestuarien bevorzugen, gehört Procerodes<br />

litoralis (Liste F), eine Meerestrielade, die an den nordatlantischen<br />

Küsten Europas im Bereiche von Flußmündungen etwa zwischen der<br />

Nippflut- und Nippebbe-Grenze an der Unterseite von (mäßig großen)<br />

Steinen, die auf grobem Sand (Kies) aufliegen, lebt und hier wenigstens<br />

in einem Teil des Jahres fÜr etliche Stunden des Tages reinem<br />

.<br />

SÜß-<br />

.<br />

wasser, für etliche vollsalzigem Seewasser ausgesetzt ist, also gegenüber<br />

raschen, d. h. etwa innerhalb einer halben Stunde eintretenden extr.emen<br />

Änderungen des Salzgehaltes bzw. des osmotischen Wertes des<br />

Mediums außerordentlich widerstandsfähig sein muß. Dort, wo die<br />

Schwankungen des Salzgehaltes nicht so groß sind, kommt diese Art<br />

nach PANTIN in weitaus geringerer Menge vor. Dies erscheint allerdings<br />

besonders deshalb auffallend, da sie auch in unverdÜnntem Meerwasser<br />

mit bis etwa 40 o / 00 Salzgehalt und ebenso in Brackwasser mit<br />

etwa 6 bis 5 % 0 Salzgehalt lebt und monatelang ohne merkbare Schädigung<br />

in stark (bis etwa auf 1.75% 0 Salzgehalt) verdünntem Meerwasser<br />

gehalten werdEm kann. Im Ryck-Fluß bei Greifswald ist sie nur<br />

bis in die dänische Wiek mit einem Salzgehalt von 6% 0 vorgedrungen<br />

(BRANDTNER), und ähnlich in der Schlei bei Kiel. Zu dauerndem<br />

Leben im SÜßwasser ist sie jedoch nicht befähigt (s. u.).<br />

Ebensowenig vermögen die in den Listen B, Fund G verzeichneten<br />

Brackwasserarten fÜr dauernd ins Süßwasser einzudringen: So leben


IV. b 118<br />

Meixner<br />

im Unterlaufe des Ryck-Flusses außer Arten mariner Herkunft, wie<br />

Sabusso'Jvia punetata, Nonocelis lineata, Archilopsis unipunetata, Promesostoma<br />

marmoratwn einige Süßwasserarten (Macrostomum appendiculatum,<br />

Microstomum linem'e, Gyrai1'ix hermaphroditus sowie die 4<br />

unter J verzeichneten Tricladen) und sind hier, soweit sie in der Ufer­<br />

(Vegetations-) Zone und an der Oberfläche leben, vorübergehenden, durch<br />

Niederschläge bedingten Schwankungen des Salzgehaltes von etwa 6 bis<br />

0,3% 0 ausgesetzt; oberhalb der Greifswalder Schleuse, also hereits im<br />

brackisch-limnischen Mischgebiet, wurden jene 4 Brackwasserarten hereits<br />

vermißt und, da hier auch keine anderen Süßwasserarten dazugekommen<br />

sind, ergibt sich eine auch in der übrigen Fauna ersichtliche<br />

und für dieses Gebiet charakteristische Ver arm u n g (GRESENS 1928).<br />

Bei Sabussowia punetata und anderen Brackwasserarten werden lange<br />

Zeiten der Aussüßung hzw. der Winter im Eizustande überdauert.<br />

- Gleiches zeigt Baikaliella posieti Nasonow, eine mit Baikaliella b1'evitubus<br />

(Liste G) verwandte Provorticide, die im Schlamme eines mit<br />

dem japanischen Meere verbundenen Sees lebt und in Abhängigkeit von<br />

Ebbe und Flut Schwankungen der Salzkonzentration von 18,97 bis 5,5% 0<br />

ausgesetzt ist, ähnlich wie z. B. auch die Turbellarien im' Litoral von<br />

Odessa (18.9 bis 3%0; BEKLEMISCHEV 1927); nach Aussüßung des Sees<br />

d"l,;rch anhaltende Regen wurde sie vermißt. - Diese Turbellarien haben<br />

offenbar eine beschränkte Fähigkeit zur 0 s m 0 re g u 1a t ion, wenigstens<br />

nach den Befunden an Procerodes litoralis (WEIL & PANTIN<br />

1931, BEADLE 1934). ühertragung aus normalem in verdünntes Meerwasser<br />

hat bei dieser Art infolge osmotischen lJurchtrittes von \'Tassel~<br />

durch die Haut ins Parenchym neben Herabsetzung der Beweglichkeit<br />

ein Anschwellen des Körpers zur Folge, das im allgemeinen dem Grado .<br />

der Verdünnung entspricht. Die Schwellung erreicht z. B. nach übertragung<br />

in Seewasser mit 3.5 % 0 Salzgehalt oder Ga-armes Leitungswasser<br />

(Plymouth) nach 2-3 Stunden hzw. binnen einer Stunde ungefähr<br />

das Doppelte des ursprünglichen Volumens als Maximum. Dann<br />

nehmen die Tiere wieder etwas an Volumen ab, und zwar dadurch, daß<br />

das 'Wasser von den gegen das Lumen hin sich ausdehnenden Darmzellen<br />

in intrazelluläre Vakuolen aufgenommen wird, so daß das Parenchym<br />

nach etwa 12 Stunden wieder seinen normalen Wassergehalt zeigt,<br />

ein Gleichgewichtszustand mit Wiederherstellung voller Beweglichkeit.<br />

Die Vakuolen in den DarmzeUen sind während der ganzen Dauer des<br />

Aufenthaltes im verdünnten Seewasser sichtbar und war eine Abgabe<br />

ihres Inhaltes ins Darmlumen nie zu beobachten. Offenbar setzt die<br />

Haut weiterem Wassereintritt aktiven Widerstand entgegen, vermutlich<br />

durch Herabsetzung (Abnahme) ihrer asserdurchlässigkeit. Die Nahrungsphagozytose<br />

durch die Darmzellen (S. 94-95) ist während ihrer<br />

Vakuolisierung aufgehoben, die Nahrungsaufnahme herabgesetzt. Nach<br />

ZurÜckbringen der Tiere in normales Meerwasser gehen alle Erscheinungen<br />

stets wieder völlig zurück. - Umgekehrt verlieren Süßwassertricladen<br />

bei Versetzung in Salzlösungen rasch an Gewicht (Volumen).<br />

Nach Rückversetzung in Süßwasser nehmen sie dann wieder<br />

an Gewicht zu; jedoch werden stets nur etwa % des ursprünglichen<br />

)


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. h 1H)<br />

Gewichtsverlustes durch Wasseraufnahme ersetzt. Auch hier steht die<br />

Gewichtsänderung, d. h. die Änderung des osmotischen "Vertes im Körper,<br />

nicht immer in einem Äquivalenz-Verhältnis zum osmotischen<br />

Wert des Außenmedium (ADOLPH 1925). Gyratrix hermaphroditu3<br />

(Liste H), die im Süßwasser und Brackwasser eine bedeutendere Durchschnittsgröße<br />

(etwa 1,2 mm) erreicht als in vollsalzigen Meeren (etwa<br />

% mm), hat hier ein merklich kompakteres Parenchym als dort, was<br />

auch übertragungsversuche aus Süß-. in Meerwasser bestätigen (MEIX­<br />

NER 1929). - Bei Versetzung aus vollsalzigem in verdünntes Meerwasser<br />

(Procerodes litoraZis) nndet zugleich mit der Wasseraufnahme eine Abgabe<br />

von Salzen statt, die auf Grund der Messung der elektrischen 1..eitfähigkeit<br />

mit dem Augenblick der Übertragung beginnt und während<br />

des Aufschwellens des Volumens auf das Doppelte (s.o.) nicht 25%<br />

übersteigt. Die Verlustrate sinkt aber allmählich und ist dahcr die<br />

Permeabilität auch hinsichtlich der Salzabgabe unvollkommen. Die mit<br />

Wasseraufnahme und Salzverlust verbundene Volumzunahme ist somit<br />

beschränkt, es kommt zu keinem vollständigen osmotischen Ausgleich<br />

mit dem Süßwasser, so wie er mit dem Meerwasser statthat, sondern<br />

die Tiere sind bis zu einem gewissen Grade homoiosmotisch, sie vermögen<br />

für eine Zeit die Molarkonzentration der Körpersäfte auf einem<br />

Fixstand (Minimalkonzentration), auf der lebensnotwendigen Höhe über<br />

der Konzentration des Außenmediums, zu erhalten und so das Anschwellen<br />

zu beherrschen, und z war ge s chi e h t dies amI eie h ­<br />

testen bei Anwesenheit einer merklichen Menge von<br />

Ca - Ion e n (Ca-Chlorid oder Ca-Karbonat). So betdigt die Schwellung<br />

von Procerodes Zitoralis in kalkreichem Flußwasser (Wembury),<br />

dem sie zur Ebbezeit ausgesetzt ist, nur ungefähr % von der im Caarmen<br />

Leitungswasser (siehe oben) und vermag dort viel länger zu<br />

leben und bis zu 85% Salzverlust zu ertragen. In destilliertem Wasser<br />

geben die Tiere fortgesetzt Salz ab, bis schließlich Tod durch Zytolyse<br />

eintritt; in Ca-armem Leitungsvvasser geschieht dies binnen 3 Tagen.<br />

Durch Ca-Ionen wird zwar allgemein die Permeabilität (Geschwindig-<br />

. keit der Porenperrrieation) der Zellenbzw. Gewebe, des Deckepithels als<br />

Membran betrachtet, gegenÜber Wasser und Elektrolyten durch "Abdichtung"<br />

der Zellgrenzflächen I' e ver s i bel (? passiv) verringert (gehemmt);<br />

jedoch kann bei P1'ocerodes Zitm'alis die akt i v e 0 s m 0 tis<br />

ehe Res ist e n z der einzelnen Zellen durch Ca nicht endgültig<br />

aufrecht erhalten werden, sondern wird bei Verminderung des Gesamtsalzgehaltes<br />

auf etwa 0.7% 0 i I' I' e ver si bel zerstört: Die Zellen<br />

schwellen an und zerfallen (BEADLE 1934). Bei Vorhandensein von<br />

Ca-Salzen behält auch das zur Fortbewegung dienende Schleimsekret<br />

normale Konsistenz. Da ein minimaler. Ca-Gehalt genügt, ist die Verbreitung<br />

der Art an der KÜste durch den verschieden hohen Ca-Gehalt<br />

der SÜßwasserzuflüsse (meist weit Über 5 mg, z. B. 50.75 mg im Lit'3r)<br />

nicht beschränkt. Somit scheint ein gewisser Ca-Gehalt für die Einwanderung<br />

von Meerestieren ins Süßwasser von großer Bedeutung zu<br />

sein.<br />

Daß Meeresturbellarien (Convoluta roscoffensis, Procerodes wheatlandi<br />

- Nordamerika), in hypotonischem Meerwasser in Anzahl ge-


IV. b 120<br />

Meixner<br />

halten, länger am Leben bleiben als in einem gleichen vVasservolumen<br />

bei Einzelhaltung, ist einer meßbaren Ca-Ionen-Anrcicherung zuzuschreiben,<br />

die 'auch bei Zusatz z. B. eines wässerigen Procerodes­<br />

Extraktes eintritt. So kann auch an isoliert in stark hypotonischem<br />

Meerwasser gehaltenen Procerodes durch Erhöhung des Ca-Spiegels<br />

(Zusatz von CaCl 2 in einer Verdünnung von etwa M/2600 ab) der Eintritt<br />

der Cytolyse aufgehalten werden (OESTING & ALLEE 1935). Offenbar<br />

beruht darauf auch die bei Haltung in Ailzahl vergrößerte Resistenz<br />

der Convoluta gegenüber Metall- und Farbgiften oder Temperatursteigerung<br />

(BOHN & DRZEWINA Hl26, 1928; ALLEE 1928).<br />

Mit der Wasseraufnahme ist eine Steigerung des Sauers<br />

t 0 f f ver b I' a u c h e s der G ewe b e, d. h. der I n t e n s ~ t ä t<br />

der Zell a t m u n g verbunden. Procerocles litoralis erreicht schon<br />

20 Minuten nach Übertragung in verdünntes Meerwasser das Maximum<br />

des O 2 - Verbrauches und ist ein Absinken desselben dann nicht zu beobachten.<br />

Doch erhöht sie sich in gleichem Maße mit der Verdünnung<br />

des Meerwassers (BEADLE 1931), wobei auch die stark fördernde Wirkung<br />

des Ca auf die Zellatmung zu berücksichtigen ist. Diese Erhöhung<br />

der Atmungsintensität halten SCHLIEPER (1930, 1933) und BEADLE<br />

(1931, 1934) für ein Zeichen gesteigerten Energie-Aufwandes, der eben<br />

mit der aktiven Osmoregulation (Bildung der Wasservakuolen in den<br />

Darmzellen usw.) und osmotischen Resistenz notwendig verbunden sei,<br />

und es gelang BEADLE auch, durch Sauerstoffmangel oder die atmungshemmende<br />

Wirkung von Cyankalium den Osmoregulations-Mechanismus<br />

im hypotonischen Medium entsprechend der Stärke seiner Verdünnung<br />

± rasch zu unterbrechen (Verschwinden der Vakuolen in den Darmzellen,<br />

Anschwellen und Zerfall der Haut- und Pare'nchymzellen).<br />

Neuerdings hält SCHLIEPER (1936) aber die durch Wasseraufnahme<br />

in einem hypotonischen Medium oder durch Quellungswirkung reiner,<br />

nicht äquilibrierter Salzlösungen (NaCl, KCl, CaCl 2 ) herbeigeführte<br />

Erhöhung des vVassergehaltes, d. h. des Quellungszustandes des Protoplasmas,<br />

also eine Änderung seines kolloidalen Zustandes (? Vergrößerung<br />

der inneren atmenden Oberfläche der Zellen), als Grund für die<br />

Steigerung des Sauerstoffverbrauches, mit der dann eine osmoregulatorische<br />

Herabsetzung der Permeabilität der Körperoberfläche verbunden<br />

wäre. Doch sprechen obige Befunde BEADLEs und der Umstand, daß<br />

eine reversible Quellung der Zellplasmen nicht in Erscheinung tritt, dafür,<br />

daß durch aktive, Energie (0 2 ) erfordernde Tätigkeit der normale<br />

Permeabilitätsgrad hergestellt und erhalten sowie die Exkretion von<br />

vVasser im Darm herbeigeführt wird (CLAUS 1937). Es könnte daher<br />

bei der Einwanderung mariner Tiere ins Brack- und Süßwasser die<br />

durch die Herabsetzung des Salzgehaltes bedingte Atmungssteigerun;I,<br />

also der 02-Bedarf, eine wichtige Rolle als begrenzender Faktor spielen<br />

(REMANE 1934). Bei Procerodes lUoralis spielen nach BEADLE die<br />

Nephridien bei der vVegschaffung des Imbitionswassers keine erkennbare<br />

Rolle: Nach Übertragung in verdünntes Meerwasser wurden keine<br />

Veränderungen in der Tätigkeit der Wimperflammen und im Aussehen<br />

der Kanäle bemerkt, die auf ein Hinausschaffen von Wasser aus dem


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 121<br />

Parenchym hindeuten würden. Es scheint aber, daß andere Turbellarien,<br />

z. B. Neorhabdocoela, für die Aufrechterhaltung ihrer Molarkonzentration<br />

sich der Nephridien bedienen, und es fragt sich, oh ihr<br />

Darmepithel als osmoregulatorischer Wasserspeicher dann überhaupt<br />

in Funktion tritt (S. 98).<br />

Betreffs der für das Leben nötigen Z usa m m e n set z u n g des<br />

S al z geh alt e s im Me e I' e sei bemerkt, daß das Na-Ion allein<br />

eine zweifache toxische Wirkung ausübt, von denen in einer gewöhnlichen<br />

äquilibrierten Na-K-Ca-Lösung die eine durch die K-Iollen, die<br />

andere durch die Ca-Ionen aufgehoben wird, die also unabhängig voneinander<br />

antagonistisch (entgiftend) gegenüber den Na-Ionen wirken<br />

(RUBINSTEIN 1927). In Übereinstimmung damit wurde weiter an Procerodes<br />

lobalct (Liste C), einer auch ökologisch mit P. litoralis nahe verwandten<br />

Art, nachgewiesen, daß reine NaCl-Läsungen durch die Na­<br />

Ionen (wie allgemein) fast sofort schädigen und in kurzer Zeit zum<br />

Tode führen, daß in N aCl + KCl oder N aCl + CaClz-Lösungen der Tod<br />

weniger rasch eintritt und selbst in NaCI + KCI + CaCIz-Lösungen die<br />

Tiere nach einigen Tagen tiefgreifende Schädigungen zeigen. Erst der<br />

Zusatz von MgClz als 4. Salz gewährleistet auch in geringerer als im<br />

Meere vorhandener Menge völlig normales Leben für praktisch unbegrenzte<br />

Zeit. K kann durch Rb, nicht aber durch Cs ersetzt werden,<br />

Ca hingegen weder durch Sr noch Ba. Ca- und Mg-Ionen sind also<br />

jedenfalls unentbehrlich (BENAZZI 1934). - Die Menge der gelösten<br />

Salze hat für die Lebensfähigkeit ebenso wenig Bedeutung wie die<br />

Wasserstoff-Ionen-Konzentration.<br />

Für die meisten der in der Liste J (S. 116) verzeichneten Arten<br />

besteht kein Zweifel, daß sie erst se ku ndära u s dem Süßwasser<br />

in das brackisch-limnische :Mischgebiet<br />

ein g e d l' U n gen sind, also alte Süßwasserbewohner darstellen, da<br />

sie selbst oder ihre Gattungsgenossen sonst nur im Süß was s e l'<br />

leben, dieses also ihre Heimat ist. Unter ihnen bleibt das eury-ione<br />

Dendrocoelum lacteum (PH 4.2 bis 9.5) nach all mäh li ehe l' Erhöhung<br />

der Salzkonzentration sogar bei 15% 0 dauernd lebensfähig und<br />

unter 10% 0 auch fortpflanzungsfähig und kommt daher auch in der<br />

südlichen Ostsee (z. B. Characeenwiesen zwischen Hiddensee und Rügen)<br />

vor; nach pI ö tz 1ich e I' Konzentrationserhöhung liegt aber die<br />

Grenze der Lebensfähigkeit schon bei 7% 0 , für einzelne Individuen<br />

(Kümmertiere!) bei 8.9 oder 10.2% 0 (GRESENS 1928). Nicht ohne<br />

weiteres kann obiger Schluß auch für Plagiostomum Iemani, Otomesostoma<br />

auditivum und Bresslauilla relicta gezogen werden, deren Verwandte<br />

fast durchweg M e e res b e w 0 h n e r sind, während sie<br />

selbst in hochsalzigen Meeren fehlen: Das ausgeprägt eurytherme<br />

und oxyphile Plagiostomum lemani - außer P. Iacustre Baylis aus<br />

dem Tanganjika-See die einzige bekannte Süßwasserart der' Familie<br />

Plagiostomidae - besiedelt heute fließende' und stehende Süßwässor<br />

der Paläarktis (bis Japan!), namentlich größere Flüsse und Seen<br />

(Genfer-, Garda-, Ochrida-See), und zeigt andererseits Häufigkeit und<br />

weite Verbreitung im Brackwasser (Ostsee, Kaspisches Meer, lssyk-<br />

.<br />

\


IV. b 122<br />

Meixner<br />

Kul): Es lebt mit Vorliebe in wärmerem "'Nasser (geringe Verbreitung<br />

im Gebirge) im Schlamm oder Sand, an der Felsküste von Südschweden<br />

(Karlskrona, 8°I 00 Salzgehalt) aber auf Fucus vesiculosus,<br />

also in der Vegetationszone, der gewöhnlichen Wohnstätte der marinen<br />

Plagiostomidae. Daher ist Plagiostomum lemani eher marin-brackischer<br />

Herkunft, als (STEINBÖCK 1932) ein alter Süßwasserbewohner,<br />

der erst sekundär ins Brackwasser eingedrungen ist. - Otomesostoma<br />

auditivum, ein isoliert s;tehender, die Unterfamilie Otomesostou~inae<br />

repräsentierender Vertreter der Monoceliclidae, ist hingegen als alter,<br />

vielleicht schon präglazial zirkumpolar verbreiteter Süßwasserbewohner<br />

(Nordamerika, Grönland, Nord- und Mitteleuropa) anzusehen, der in<br />

Flüssen, Teichen und Seen stets auf Schlamm- oder Sandhoden, so auch<br />

in vielen Seen des Alpengebietes, aber nur ausnahms'weise im Hochgebirge<br />

(bis 2450 m ü. d. M.) lebt, und zwar augenscheinlich als ausgeprägt<br />

stenothermer Kaltwasserbewohner, der in den Alpen als boreoalpines<br />

Faunenelement, d. h. als Eiszeitrelikt, zu bewerten ist. Sein<br />

Vorkommen im schwachsalzigen Brackwasser des finnischen Meerbusens<br />

ist offenbar ein sekundäres. Die Graffillide Bresslauilla relicta kennt<br />

man bisher einerseits aus dem Schlamm stehender Süßwässer Mitteleuropas<br />

(Wörthersee in 15 bis 40 m Tiefe, Weiher in Köln a. Rh.),<br />

andererseits aus dem schwachen Brackwasser des Finnischen Meerbusens<br />

(etwa 30 cm tief, in feinem Quarzsand), in das sie vermutlich<br />

ebenfalls vom Süßwasser her eingewandert ist.<br />

Außer bei Plagiostomum lemani kommt nur noch in wenigen Fällen<br />

eine wohl verhältnismäßig späte Einwanderung aus dem Meere ins<br />

Süßwasser in Frage. Die im Grundwasser Europas - Graz (Österreich)<br />

und Straßburg (Elsaß) - anscheinend weit verbreitete Protomonotresis<br />

centrophora steht der im brackischen Bottsand und im<br />

Seegras-Schlamme hei Stein in der Kieler Bucht entdeckten Archimonoi1'esis<br />

(Fig. 4 B) derart nahe - die beiden Arten bilden eine eigene<br />

Unterfamilie Protomonotresinae von sehr ursprünglicher Stellung innerhalb<br />

der Cumulata! -, daß nur eine Ableitung jener als der weniger<br />

primitiv gebauten Art von dieser in Frage kommt. - Noch interessanter<br />

ist Gyratrix hermaphroditus: Unter den Eukalyptorhynchia des Süßwassers,<br />

die in ihrem Bau mit den Arten der litoralen Vegetationszone<br />

des Meeres so weitgehend übereinstimmen, daß sie meist in dieselben<br />

Gattungen gehören, also an ihrer Ableitung von diesen nicht zu zweifeln<br />

ist, nimmt G. hermaphroclitus eine Sonderstellung ein. Diese Art ist einerseits<br />

aus allen Süßwasser-Biotopen der Arktogäa bis ins Hochgebirge<br />

(2560 m ü. d. M.), so auch aus feuchtem Laub und Moos, aus der Tiefe<br />

großer Seen, aus Grundwässern usw. bekannt, andererseits lebt sie in<br />

vollsalzigen Meeren im sandigen Detritus des Kü&tenbewuchses (z. B.<br />

Adria) und in Brackwässern, im Amphioxus-Sande des Schwarzen<br />

Meeres und der Nordsee (S. 129), hier auch im groben Schell, weiter<br />

in stark salzhaltigen Tümpeln an der Meeresküste und im Binnenlande<br />

(z. B. Salzquelle bei Artern am Südharz mit 43% 0 Salz), hat<br />

also den weitaus g r Ö ß"t e n Leb e n sr a u m u n t er cl e n Tu I' be l­<br />

I a I' i e n inne, eine wohl einzig dastehende Anpassungsfähigkeit bei<br />

,<br />

)


Turbellaria: ökologie und Verbreitung IV. b 123<br />

geringer Variabilität (S. 79). Eine nahe verwandte Art, G. proavu.s,<br />

lebt in der Ostsee in etwa 8 m Tiefe im Sande (und Schlick). Die dritte<br />

bekannte Art der Gattung bzw. der Familie Gyratricidae, G. attemsi,<br />

kennt man bisher nur aus der Litoralzone der Küste von Helgoland.<br />

Die auf Grund des Geschlechtsapparates wohl eindeutig sich ergehende<br />

Reihung dieser 3 Arten - G. attemsi, G. proa1JUS, G. hermaphroditus<br />

(Fig.98) - legt den Einwanderungsweg klar vor Augen, der aus<br />

litoralen Sand- oder Schlammbiotopen des Meeres vor allem im v.rege<br />

der Flüsse bis in hochalpine Gewässer geführt hat (MEIXNER 1929).<br />

Betont sei noch, daß die GYTatriciden mit gewissen Kalyptorhynchiern<br />

des Sandes den Besitz einer getrennten Vagina und eines Ductus spermaticus<br />

gemein haben. - Über Otoplanen in Flußsanden siehe System!<br />

Von hohem zoogeographischen Interesse ist Pentacoelum fucoideum<br />

(Fig. 42) als derzeit einziger europäischer Vertreter der Familie Bdel­<br />

Zouridae, die man sonst nur von der atlantischen Küste Nordamerikas<br />

(Bdelloura und Syncoelidium - Ektokommensalen auf Limulus) und<br />

aus der Antarktis (Synsiphonium - freilebend) kennt.<br />

H. Parasitische Turbellarien. - Die par a s i t i s chI e ben den<br />

Turbellarien gehören durchweg marinen Gruppen<br />

zu. Als E k top ara s i t ist allein die MeerestricIade 1I1icropharynx<br />

parasitica zu nennen, deren Wirte, die Rochen Raja batis und clavata,<br />

in der Nordsee bis ins Kattegat und als Irrgäste noch in der Boltsee<br />

vorkommen, in der ausgesüßten Ostsee aber fehlen. Das Vorkommen<br />

einer 2. Art (Micropharynx murmanica Awerinzeff) im Murman-Meer<br />

auf der Rückenhaut von Raja radiata (Nahrung: Epithelzellen) deutet<br />

auf Wirtsgebundenheit hin; diese Rochenart des Nordatlantik dringt<br />

nur selten in die Beltsee vor und fehlt in der südlichen Nordsee.<br />

Von den E n top ara s i t e n lebt Cylindrostoma cyprinae in der<br />

Mantelhöhle zwischen den Kiemenblättern verschiedener Muscheln der<br />

Nord- und Ostsee, des Weißen Meeres, der Barents-See, des Mittelmeeres<br />

und seiner Nebenmeere, und Graffilla buccinicola in der Mitteldarmdrüse,<br />

angeblich auch in der Niere von Schnecken (Buccinum<br />

undatum L., Neptunea antiqua L.) im Nordatlantik und - nach dem<br />

Vorkommen dieser Wirte bis in die Beltsee - vielleicht auch hier. ­<br />

Hingegen ist bei den an bestimmte Echinodermen (und Sipunculiden) gebundenen<br />

Anoplodiiden mit einem Vorkommen in der Ostsee nicht zu<br />

rechnen, da selbst in die Beltsee nur 2 als Wirte nicht in Betracht kommende<br />

Echinodermen (Asterias rubens L. und Ophiura albida Forb.) eingedrungen<br />

sind. Während Syndesmis echinorum im Darm gewisser<br />

Seeigel (Echinus esculentus L. und E. acutus Lam., StTongylocentrotus<br />

dToebachiensis Müll. und Paracentrotus lividus Lam.) im Nordatlantik,<br />

Barents-See, Westgrönland und Mittelmeer lebt, sind Anoplodium stichopi,<br />

Anoplodiera voluta, Wahlia macrostylifera und eine Umagilla-Art (elegans<br />

Bock nom. nud.) auf die an der norwegischen Küste lebenden Seewalze<br />

Stichopus tremulus Gunn. beschränkt, in deren Leibeshöhle Anoplodium<br />

stichopi und in deren lehmerfülltem Vorderdarm die übrigen<br />

wohnen, in den dort neben Stichopus zahlreich vorkommenden anderen<br />

Holothurien (Mesothuria intestinalis Ase. und Bathyplotes natans Sars)


IV. b 124<br />

Meixner<br />

e~<br />

I<br />

I<br />

U<br />

I.<br />

kd+sd t~<br />

I<br />

I<br />

d! k'sb<br />

te<br />

sli<br />

Fig. 98 A, B, C.


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 125<br />

aber vermißt wurden. Dem hochgradigen wirts-spezifischen Parasitismus<br />

der Anoplodiidae kommt daher wohl ein höheres Alter zu als jenem<br />

von Cylindrostoma cyprinae oder der Graffilinen. Weshalb gerade jener<br />

Stichopus als Wirt mehrerer Anoplodiiden dient - in seinem Darm<br />

lebt außerdem ein TurbellaI' ungeklärter systematischer Stellung," Meara<br />

stichopi Bock nomen nudum (WESTBLAD 1926) -, ist völlig unklar.<br />

Aus dem Ä r m e 1k an a 1 (Plymouth) erst vor kUI'7.em gemeldet<br />

(LEIGH-SHARPE 1933, ATKINS 1934, CHRENKO 1934), nach dem Vorkommen<br />

ihrer Wirte zu schließen vielleicht auch bis in die Nordsee verbreitet<br />

sind folgende aus dem Mittelmeere und der Adria beschriebene<br />

Parasiten: Hypotrichina tergestina und Hypotrichina marsiliensis (Cumulata)<br />

leben ektoparasitisch (? ektokommensalisch) auf dem Körper<br />

"und im Schalenraume von Nebalia bipes O. Fabr. (Fig. 37), Anoplo­<br />

"dium pa1'asita und Umagilla forskalensis (Anoplodiidae) in der Leibeshöhle<br />

bzw. im Vorderdarm von Holothuria for~kalii Chiaije u. a. Arten;<br />

dazu kommt eine von Nordamerika aus Modiolus-Arten beschriebene<br />

Graffilline, Graffilla gemellipara, die bei Plymouth im Mantelraum<br />

(Kiemenhöhle) von Cardium edule L. schmarotzt. - Aus dem K a n a 1<br />

kennt man weiter seit langem die beiden Graffilliinen Paravortex cardii<br />

(im Magen von Cardium edule L.) und Paravortex scrobiculariae (im<br />

Magen und Darm einiger Muscheln, besonders Scrobicularia piperata<br />

Gm. und tenuis F. & H. und Tapesdecussata Meg., auch im Mittelmeer<br />

und in der Adria häufig), sowie die Anoplodiide Collastoma monorchis<br />

im Darm einer Sipunculide (Phascolosoma vulgare Blainv.). In der<br />

No I' d see muß auch mit dem Vorkommen der beiden Fecampiiden,<br />

Fecampia erythrocephala (Kanal, Irland) und F. xanthocephala<br />

(Kanal, He de Yeu, Irische See) gerechnet werden, die in der Leibeshöhle<br />

verschiedener Krebse leben "eS. 108), und zwar jene im Cephalothorax<br />

(nahe der Mitteldarmdrüse!) gewisser Krabben, so vornehmlich junger<br />

Carcinus maenas Leach, und Ges Einsiedlers Eupagurus bernhardus L.,<br />

diese im Thorax der Arthrostraken Idotea neglecta Sars und Gammarus<br />

locusta L., wobei sie durch ihre Raumbeanspruchung die Entwicklung<br />

der Geschlechtsdrüsen ihres Wirtes beschränken, ohne aber<br />

Kastration herbeizuführen (Fig. 96).<br />

Fig. 98. Gyratricidae, Hinterkörper, Längsschnitt-Rekonstruktionen:<br />

A Gyratrix attemsi Graff, 500:1. - B Gyratrix proavus Meixner, 550:1.<br />

o Gyratrix he1'maphroditus Ehrenb. (siehe Fig.4.7), 200:1.<br />

Ductus vaginalis (va) in A lang und in das c3'-Antrum sich von hinten her öffnend,<br />

in Bund 0 mit selbständiger Öffnung hinter ihm, in 0 überdies dorsal verlagert und<br />

stark verkürzt; Samen- und Kornsekretbehälter (sb, leb, ksb) nebeneinander geschaltet<br />

.(Fig. 53 B), dessen Stilett (sti) in A etwa 75 IJ" in B 120 IJ" in 0 110-170 IJ, lang,<br />

III A mit geschlossenem Sekretkanal, in Bund 0 außerdem mit dorsaler Samenrinne<br />

(sr); A mit einheitlichem Antrum, ohne Stilettscheide und mit einfachen Protraktor.en<br />

(pt), Bund 0 mit kutikularer, zur FÜhrung des langen Stilettes diEmender Scheide<br />

(sch), die dem äußeren Antrum zugehört, von eigenen Protraktoren (schp) bewegt<br />

w:ird und in C durch einen langen Stielfortsatz (schst) ausgezeichnet ist, an den sich<br />

~le Protraktore~ anheften (Aktionsbereich des Stilettes" dadurch bedeutend vergrößert) ;<br />

lllnerer Absehllltt des


IV. b 126<br />

Meixnel'<br />

Ein Bild über die Stärke des Befalls erhalten wir aus folgenden<br />

Zählungen: In 1 Mytilus modiolus L. fand WESTBLAD bis 454 Stück<br />

Cylindrostoma .cyprinae, in 1 Neptunea antiqua bis 80 Stück Graffilla<br />

b'Uccinicola, in 1 Echinus esculentus durchschnittlich 14 Syndesmis und<br />

in 1 Stichopus je bis 23 "tVahlia-, 8 Umagilla-, 30 Anoplodium-, bis<br />

90 Anoplodiera-und 8 Meara-Exemplare. Von Paravortex cardii waren<br />

bei Plymouth stellenweise bis 92% der Herzmuscheln (je mit bis 14<br />

Stück) befallen. Ein junger Carcinus maenas enthielt bis zu 9 Fecal1lpien.<br />

- Aufmerksam gemacht sei endlich auf Nerrnertoscolex parasitic'Us<br />

Greeff, ein in der Leibeshöhle von Echiurus pallasii Guel'in von<br />

GREEFF 1879 in der Nordsee, wahrscheinlich bei Helgoland, mehrmals<br />

gefundenes, turbellarien-ähnliches Tier von etwa 3 mm Länge, das seither<br />

nicht mehr beobachtet worden und dessen Stellung vollends ungeklärt<br />

ist.<br />

Als E p ö k von Idotea neglecta Sars lebt auf der' Insel Yeu Plagiostomum<br />

oyense, das seine gestielten Eikapseln in der Umgebung der<br />

Geschlechtsöffnung fast ausschließlich männlicher Asseln anheftet<br />

(Fig. 90).<br />

IH. Biotope (Biozönosen).<br />

A) P el a g i al: Während in wärmeren Meeren einzelne Acoela<br />

und mehrere Polycladen auch im erwachsenen Zustande ein pelagisches<br />

Leben führen, kennt man in den nordischen Meeren außer durch Cilien<br />

schwimmfähigen Larven und Jugendstadien verschiedener Turbellarien<br />

(s. u.) nur einen einzigen echten Planktonten, Alaurina composita (S.<br />

81 und Fig. 2 B): Diese an den nordatlantischen Küsten Europas<br />

verbreitete Art - eine nahverwandte (A. alba) lebt träge kriec;hend im<br />

litoralen Bewuchs - hat man in der Zuidersee (vor ihrer Trockenlegung!)<br />

im Sommer (Juni bis August) regelmäßig in ungeheuren Mengen<br />

beobachtet. Sie hat sich in dieser Zeit, begünstigt durch hohe<br />

Temperatur und die im Mai eintretende Hauptentwicklung der Diatomee<br />

Coscinodisc'Us . biconicus, die dort neben Tintinnen (Tintinnopsis fimb1'iat'Us<br />

u. a.) ihre Hauptnahrung bildet, anscheinend nur durch Querteilung<br />

(S. 102) intensiv vermehrt und sich jedes Jahr, offenbar mit<br />

dem Plankton der Jütland-Strömung, entlang der dänischen Küste durch<br />

das Skagerak bis in die Beltsee verbreitet, ohne in diesen Gebieten<br />

seßhaft zu werden, was nicht dem verringerten Salzgehalt zuzuschreiben<br />

ist. Sie trat dort somit als allogener, als Indikator für Strömungsgeschwindigkeit<br />

benützbarer Planktont jährlich fast datumgetreu<br />

pI ö t z I ich in M ass e n auf (HOFKER 1930). Mit der Golfstrom­<br />

Trift gelangte sie weit nach Norden (Weißes Meer), wurde aber im<br />

Plankton der belgischen Küste vermißt. Ob die nach 1 Exemplar aus<br />

dem Mittelmeer-Plankton (Malaga) beschriebene A. prolitera Busch mit<br />

A. composita identisch ist, ist sehr fraglich.<br />

Trotz der Fähigkeit zahlreicher Turbellarien, nach dem Verlassen<br />

des Eies frei zu schwimmen (S. 80), sind verhältnismäßig wenige<br />

Arten in ihrer Jugend für kürzere oder längere Zeit im Pelagial ange-:­<br />

troffen worden, vor allem im litoralen; sie sind überdies meist nur Ge.:.


Turbellaria: ökologie und Verbreitung IV. b 127<br />

legenheits-Planktonten, die durch die Brandung, namentlich nach Stür-<br />

Fig. 99. Potycladida (Leptoplanidae) , P el a gis c he J u gen d s ta die n aus<br />

der Kieler Förde: A ötylochoplana lIlaculata Quatrefages (vgl. Fig. 3). -<br />

B Höchstwahrscheinlich Notoplana atomata Müll. - Darmdivertikel nur schwa.;h entwickelt<br />

in B noch von Dotter erfüllt, Zahl der Augen gering. 260:1.<br />

Nach REMANE 1929.<br />

men, ins Plankton geraten und in ihm unfreiwillige Irrgäste darstellen,<br />

so Jugendstadien von Acoela, Seriata<br />

(Monocelis) und Neorhabdocoela, während<br />

die mancher Curnulata aus den<br />

Familien Pseudostornidae, Cylindrostornidae<br />

und Plagiostornidae sowie eini­<br />

-ph<br />

ph<br />

ger Polycladida (Leptoplanidae) oft<br />

regelmäßig im Küstenplankton anzutreffen<br />

sind (Fig. 99, 100). - Von Polycladen-Larven<br />

hat man bisher nur<br />

Müll e r s c heL a r v endes Stylochus<br />

flevernsis in der Zuidersee beobachtet;<br />

doch sind solche ja vor allem<br />

aus der Unterordnung Cotylea zu erwarten,<br />

die im Gebiete mit 6 Arten vertreten<br />

ist.<br />

B) Ben t haI: 1. L i tor ale s<br />

Benthal mit festem Unterg<br />

run d. - Hierher gehört das verhältnismäßig<br />

gut durchforschte Biotop<br />

der F eis k ü s t e, einschließlich<br />

der Uferverbauungen, Hummerkästen<br />

usw. mit ihrem Bewuchse von Pflanzen<br />

(Algen) und festsitzenden Tieren<br />

(Schwämmen, Hydroideri, Bryozoen,<br />

A<br />

B<br />

Fig. 100.<br />

Alloeocoela Cumulata,<br />

Jungtiere aus dem<br />

Küstenplankton :<br />

A Pseudostomidae, vermutlich von<br />

Pseudostomum quadrioculatum<br />

Leuck., dessen geschlechtsreife, bis<br />

1 mm lango Individuen auch noch<br />

schwimmfähig f>ind (Nordatlantik-<br />

Arktis). - B Cylindrostomidae<br />

(mehrr-re Gattungen möglich). ­<br />

Mit Wimperrinne vor dem Gehirn,<br />

dieses mit 4 Augen in fliner<br />

Kapsel; Pharynx plicatus (ph) in<br />

A nach vorn, in B nach hinten<br />

gerichtet. Darm punktiert.<br />

L. 0.04 bis 0.3 mm.<br />

Nach REISINGER 1934.<br />

Kolonien von MytHus, Balanus und der Ascidien Ciona, Botryllus u. a.),<br />

Ve g eta t ion s z 0 ne oder P h y tal genannt. Die meisten der hier<br />

-<br />

I<br />

•<br />

I<br />

t


IV. b 128<br />

Meixner<br />

in großer Individuenzahl vorkommenden Turbellarien-Arten sind nicht<br />

auf die Nordsee und Ostsee oder den Nordatlantik beschränkt, sondern<br />

viel weiter verbreitet (Liste A und B, S. 114).<br />

'.<br />

2. Ben t haI mit 1 0 c k e rem U n tel' g run d. - Es umfaßt<br />

zahlreiche, verschiedenartige, von Turbellarien sehr ungleichmäßig und<br />

meist von verschiedenen Arten besiedelte Biotope, von denen folgende<br />

hervorgehoben seien:<br />

a) Hel goI an d - N 0 l' dos t sei ted erD ü n e, ufernaher, vegetationsloser,<br />

feiner, ziemlich reiner, scharfkantiger Quarzsand im Bereiche<br />

der Gezeitenzone' mit gutdurchlüftetem Wasser; in bis etwa 1.5 m<br />

Tiefe unter der Ebbelinie: . Coelogynopora biarmata, C. bresslaui, C.<br />

gynocotyla, Otoplana helgolandica, Monotocelis gracilis, Cicerina 'femcinei,<br />

Proschizorhynchus helgolandicus, Thylacorhynchus conglobatus<br />

u. a.; sonstige Leitformen sind Halammohydra octopodides Remane<br />

(1927) und Protodrilus symbioticus Giard. -.<br />

Am l' u m - S y 1t - Sand der Strandzone mit Otoplanen und Nematoplana<br />

coelogynoporoides. In einer Zone unreinen Sandes an der oberen<br />

Flutgrenze ("Farbstreifenwatt" REMANEs) Macrostomum sp., Provortex<br />

balticus, Proxenetes flabellifer, Cicerina brevicirrua, Placorhynchus<br />

octaculeatus und Diascorhynchus sp.<br />

K i e 1erB u c h t (z. B. bei Schilksee), etwa 20 bis 30 cm breite<br />

Zone von grobem,. bei jedem Wellenschlage bewegtem Sande: Bothriomolus<br />

balticus, Coelogynopora biarmata, Otoplana baltica, Diascorhynchus<br />

brevicaudatus u. a.<br />

Grober, durch Gerölle und Klippen vor Bewegung ± geschützter<br />

Sand in abgeschlossenen Meeresteilen, in denen Brandung, Ebbe und<br />

Flut keine größeren Strandveränderungen hervorrufen und solche nur<br />

selten durch schweren Seegang entstehen, ist zugleich das bevorzugte<br />

Biotop der Meeres-Tricladen; in Äst u a I' i e n als typische Leitforrn<br />

Procerodes litoralis.<br />

Solchen Biotopen mit Otoplanen und Coelogynoporen (,,0 top la n a­<br />

Z 0 n e") entspricht z. B. an der at I a n ti s c he n K ii s t e Fra n k -<br />

re ich s die scharf begrenzte, durch dauernd herabfließendes Quell- )<br />

wasser brackische Zone am Fuße der Steilküste bei POl' tel (obere<br />

Grenze der Gezeitenstufel) mit auf Quarzgries gemischt mit kleinen<br />

Muscheltrümmern aufliegenden Steinen, unter denen Bothriomolus constrictus<br />

(im Frühjahre), Coelogynopora biarmata (im Herbste) zusammen<br />

mit Procerodes litoralis leben (HALLEZ 1910). Die Auffindung<br />

dieser Coelogynopora-Art in Grönland in einer ins Meer mündenden'<br />

warmen Quelle zeigt, wie Neigung zum Brackwasser leicht zur Einwanderung<br />

ins Süßwasser führt.<br />

Zum Vergleiche sei noch das Biotop des "Diatomeen­<br />

San des" herangezogen, feinen, wenig bewegten Sandes mit braunem,<br />

fleckeriförmigem Überzug (Rasen) aus Diatomeen und Pel'idineen, mit<br />

bestimmten Gastrotricha (Turbanella-Arten u. a., REMANE 1936), der<br />

z. B. an der a t 1a n ti s ehe n K ü s t e Fra n k l' e ich s (Amhleteuse,<br />

Arcachon) eine charakteristische Turbellarienfauna birgt (S. 115 unter


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 129<br />

C), einigermaßen entsprechend der des Feinsandes der Düne von Helgoland<br />

(5. 0.).<br />

b) Kieler Bucht (Schilksee). - Grundwasser der Sandküste,<br />

mit einem etwa von 15% 0 bis 2% 0 schwankenden Salzgehalt: .<br />

Coelogynopora schulzii, Nematoplana coelogynoporoides, Pam.gnathorhynchus<br />

subter'raneus, Karkinorhynchus coecus u. a., also mit einem<br />

sehr eigenartigen, marinen Formenbestand.<br />

c) K i eIe I' B u c h t - reiner, d. h. fast detritu~;freier mittelgrober<br />

bis grober, scharfkantiger Quarzsand in etwa 3 bis 16 m Tiefe, mit<br />

Halammohydra octopodides Remane (vgl. a), birgt die Hauptmenge<br />

typischer Sand-Turbellarien, so vorzüglich Kalyptorhynchia, die hier<br />

gegenüber den anderen. Tiergruppen gewöhnlich vorherrschen (S. 115<br />

Liste D und E). Überdeckung oder starke Beimischung von Detritus<br />

oder Schlamm etwa nach schweren Stürmen wirkt außerordentlich<br />

schädigend auf die Zusammensetzung der Fauna dieses Biotops ein.<br />

d) Hel g 0 la nd - ziemlich grober Quarzsand mit runden Kanten,<br />

mit etwas Detritus, in etwa 15 bis 18 m Tiefe (" Am phi 0 x u s ­<br />

San d "). Trotz umfangreicher, genauestel' Durchsuchung konnte, abgesehen<br />

von einzelnen Individuen von Gyratrix hermaphroditus, kein<br />

anderes TurbellaI' gefunden werden.<br />

e) Hel goI a nd - Wes t k ü s te (Westmauer), gemischter rundkantiger,<br />

grober Sand und Schell der Ebbezone, mit nur einer einzigen<br />

Acoela-Art in großer Zahl.<br />

f) Hel goI a nd - reiner Schell, hauptsächlich aus Steinehen,<br />

Bruchstücken von Molluskenschalen und Echinodermenskeletten, also<br />

aus Kalk bestehend, in etwa 6 m Tiefe, zwischen Klippzügen in nordwestlicher<br />

Verlängerung der Düne, mit Halammohydra schulzei Remane<br />

. (1927). In einem feinkörnigen Schell, der etwa in der Höhe der Nordspitze<br />

von Helgoland entnommen wurde, leben Coelogynopora gigantea,<br />

Otoplana filum und foliacea, Pseudogyrat'rix helgolandica und Koinocystis<br />

desertorum sowie 3 Acoela-Arten, in einem sehr groben Schell<br />

südlich der Nordspitze fast allein Otoplana foliacea, also ein außerordentlich<br />

eigenartiger Bestand.<br />

g) K i eIe I' B u eh t, ufernaher, detritusreicher Schlamm und Sand<br />

der Seegraszone bei Stein in etwa :Yz m Tiefe, in dem mit Ausnahme<br />

von Phonorhynchus bitubatus durchweg Arten wie z. B. im Bottsande<br />

leben.<br />

h) K i eIe I' B u c h t, Bottsand (KolLel'ger Heide): Fadenalgenwatten<br />

auf mit Sand gemischtem Schlammgrund in seieIlten Was3ergräben<br />

und Pfützen, mit durGhschnittlich geringerem Salzgehalt als in<br />

der Förde, aber mit mehr als etwa 7°/00, im Sommer stark erwärmt:<br />

Avagina aurita, Mac'rostomum appendiculatum u. a., Archimonotresis<br />

limophila, Monocelis lineata, A'rchilopsis unipunctata, Promonotus<br />

schultzei, P'rovo'rtex balticus und P. tubiterus, Proxenetes filum, Prnmesostoma<br />

marmoratum, P. lugub're und P. hamiferum, Polycystis<br />

robusta. Dfesem Biotop ähnelt z. B. das Brackwassergebiet bei Greifswald.<br />

G r i m p e & W a.g 1er, T.ierwelt der Nord- und Ostsee IV. LJ D


IV. b 130<br />

Meixner<br />

i) K i e 1erB u c h t, Enteromörpha-Zone, ein 20 bis 30 cm breiter<br />

Grünalgenstreifen, der in oder oberhalb der Mittelwasserlinie beginnt<br />

und nach oben durch eine Fadenalgenzone (mit Rhizoclonium riparium)<br />

begrenzt wird, mit extremen Salzgehalts- und Temperaturschwankungen,<br />

enthält Brackwasser-Arten der litoralen Sand- und Vegetationszone<br />

: Archilopsis unipunctata, Provortex balticus und P. affinis,<br />

Promesostoma marmoratum, außerdem (in der Wiker Bucht) Macrostomum<br />

timavi; in der Schlei, einem etwa 40 km langen Meeresarme ­<br />

Ästuarium, (bei Arnis) Procerodes litoralis und in tiefer gelegenem<br />

Sande (bei Missunde) Paramonotus kamatus. - Im R&.JCk bei Greifswald<br />

Sabussowia punctata (S. 118).<br />

rI<br />

Zum Vergleiche diene an der atlantischen KÜste Frankreichs das<br />

MÜndungsstück eines mit Entwässerungskanälen (Brackwassersümpfen)<br />

verbundenen Bachgebietes bei Saint-Jean de Luz (Basses-PyrEmees)<br />

mit kiesigem Untergrunde und Enteromorpha-Bewuchs, in das nur gelegentlich<br />

hohen Seeganges Meerwasser einfließt. Hier fand BEAU­<br />

CHAMP (1910, 1913) außer den Süßwasser-Arten Stenostomum leucops<br />

und Macrostomum appendiculatum eine Oonvoluta-Art, Enterostomula<br />

(Monoophorum) graffi Beauchamp (auch im Litoral bei Odessa ­<br />

Schwarzes Meer, S. 118), weiter eine Monocelidine, Archiloa rivularis,<br />

die hier offenbar Archilopsis unipunctata vertritt und bis in die Zone<br />

stark ausgesüßten Wassers (mit Planaria gonocephala und Polycelis<br />

nigra) hinaufreicht, endlich Provortex balticus und Promesostoma marmoratum.<br />

k) F i n n i s c her M e erb u sen bei T v a e I' m i n n e, ± feiner<br />

und detritusreicher Quarzsand der Strandzone in etwa 20 cm bis 1 'In<br />

Tiefe: Bresslauilla relicta, Proxenetes flabälifer, Polycystis (Acrorhynchus)<br />

robusta, Koinocystis tvaerminnensis und Placorhynchus oe.taculeatus.<br />

- In tiefer gelegenen Sanden Paramonotus hamatus, Archilopsis<br />

unipunctata, Dalyellia nigrifrons und Promesostoma baltica.<br />

1) K i eie l' B u c h t, Schlammformationen hei Nebenfahrwassertonne<br />

B: Mud aus e t wal 8 m T i e f e (mit ungeheuren Mengen<br />

von Ostracoden, Halacariden und Foraminiferen, aber sehr arm an<br />

Ciliaten) und S chI i c kau s 8 bis 10m Ti e f e (mit Lagis koreni,<br />

Nephthys und verschiedenen Mollusken, so Nassa reticulata, Cultellus<br />

pellucidus, Abra abra, Cardium fasciatuffi, Corbula gibba) sind außerordentlich<br />

arm an Turbellarien. Außer Eth1norhynchus anophthalmus<br />

als Leitform wurden nur eine Acoela-Art und Jungtiere einer neuen<br />

Kalyptorhynchia-Art festgestellt.<br />

m) Wes t k ü s t e S k a n d i n a v i e n s, weicher Schlamm oder<br />

Mud und fester Sand oder Schell (oft gemischt) in Tiefen von etwa 10<br />

bis über 100 (300) m, mit den Polycladen Discocelides langi, Polyposthia<br />

similis und Oryptocelides loveni als Leitformen. Diese 3 Arten,<br />

durchweg Acotylea-Oraspedommata und einzige Gattungsvertreter, sind<br />

im borealen Gebiete endemisch; in der Arktis vikariiert für Discocelides<br />

langi die nahe verwandte augenlose Plehnia arctica Plehn~ - Andere<br />

Turbellarien sind aus diesem Biotop noch nicht bekannt!<br />

Aus diesen Befunden lassen sich folgende Schlüsse ziehen:


Turbellaria: Ökologie lind Verbreitung IV. b 1:31.<br />

1) Die Turbellarien geben in besonderem Maße Leitformen ZUl' Kennzeichnung<br />

verschiedener Biotope ab. Vielleicht wird einmal eine gcnauere<br />

Unterteilung von Biozönosen im Quarzsand etwa nach der Korngröße<br />

und Tiefe der Lagerung u. a. gelingen, als es REMANE (1936)<br />

für die Gastrotricha und ich hier zu geben versucht haben.<br />

2) Gegenüber dem Turbellarienbestand des Vegetationsgürtels zeigt<br />

der der Sand- und Schellbiotope eine bemerkenswerte Auslese. Er besteht<br />

im wesentlichen aus bestimmten Acoela, Proseriata und Kalyptorhynchia,<br />

letztere in weitaus größerer Formenfülle als in der Vegetationszone,<br />

während andere Gruppen, so Polycladida, Cumulata und<br />

Neorhabdocoela (P1'oxenetidae, Trigonostomidae, Dalyellioida) nur<br />

spärlich vertreten sind oder fehlen,<br />

3) Manche Sandbiotope sind turbellarienreich sowohl nach Arten<br />

wie an Individuenzahl, andere dagegen aus nicht klar ersichtlichen<br />

Gründen auffallend arm (siehe d und e, rundkantiger Sand).<br />

4) Die hochangepaßte Fauna typischer Sandbiotope der, Beltsee<br />

(Liste E-G, S. 115--116) lebt z. T, auch in solchen des brackisch-limnisehen<br />

Mischgebietes (LUTHER 1918, KARLING 1931, 1935, 1937). So<br />

werden aus vegetationsfreien Quarzsandbiotopen des Finnischen Meerbusens<br />

(siehe k) neben Arten vom Baue jener des Vegetationsgürtels,<br />

unter den Kalyptorhynchia z. B. Polycystis robusta und Koinocystis'<br />

tvaerminnensis, auch aberrante, so eine Cicerina- und eine Gnathorhynchus-Art<br />

sowie Placorhynchus octaculeatus angegeben, und im<br />

Sande der Kurischen Nehrung hat REMANE jüngst Otoplanen, zahlreiche<br />

Schizorhynchia u. a. gefunden.<br />

5) Viele Arten des Sandes haben wahrscheinlich eine beschränkte<br />

geographische Verbreitung. Wenigstens scheinen die von der atlantischen<br />

Küste Südfrankreichs (Arcachon) beschriebenen Arten solchen<br />

der Nord- und Ostsee ökologisch zu entsprechen, so Cicerina tetradactyla<br />

- C. brevicirrus, Paraschizorhynchus aJ'enarius -, P. mirabilis,<br />

Thylacorhynchus arcassonensis - Th. conglobatus, Cheliplana<br />

vestibularis - Procheliplana magnifica, Diascorhynchus glandulosu6<br />

- D. borealis. Proschizorhynchus oculatus (Ostsee) vikariiert mit P.<br />

faeroeensis (Nordatlantik), Schizorhynchoides duplotestis vielleicht mit<br />

Schizorhynchus coecus (PorteI) und mit Sch. tataricus (Schwarzes<br />

Meer), Euxinia baltica mit Euxinia corniculata (Schwarzes Meer) und,<br />

falls Graffia capitata (Grönland) gattungsgleich mit Euxinia ist, auch<br />

mit dieser, weiter Bothriomolus constrictus mit B. balticus (beide im<br />

Brackwasser der Strandzone, S. 115 E, 128), die Otoplanen der Ostsee<br />

z. T. mit solchen der Nordsee, des Nordatlantik und des Mittelmeeres.<br />

Dabei ist jedoch hervorzuheben, daß aus den Sandbiotopen des Mittelmeeres<br />

ebenso wie aus denen der atlantischen Küste Europas und<br />

Amerikas nur ganz wenige Funde vorliegen, aus dem Pazifik überhaupt<br />

keine.<br />

6) Die im Atlantik im Sande· der' Gezeitenstufe lebenden Arten besiedeln<br />

in der Ostsee oft tiefer gelegene Sandbiotope (S. 115-116 D-G),<br />

vermutlich wegen des in der Tiefe größeren Salzgehaltes, was auch für<br />

andere Tiere gilt (REMANE 1934).<br />

VI. b 9*


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IV. b 132<br />

Meixner<br />

IV. Vertikale Verbreitung.<br />

Aus Tiefen von über 30 m sind fast nur Polycladen bekannt, und<br />

zwar in der Nordsee, Doch ist nach den Funden an der Westküste<br />

Grönlands in Tiefen bis über 400 m (S. 14) auch in der Nord- und Ostsee<br />

mit dem Vorkommen von Turbellarien verschiedener Gruppen,<br />

wahrscheinlich ebenfalls zumeist neuen Arten, zu rechnen, weiter mit<br />

einer größeren Tiefenverbreitung mancher bisher nur aus dem Lito.ral<br />

bekannter Arten, worauf z. B. das Vorkommen von Childia groenlandica<br />

und Promesostoma marmoratum an der Westküste Grönlands bis in<br />

Tiefen von über 200 m hinweist. Unter den Polycladen kommen 3 Arten,<br />

Discocelides langi, Polyposthia similis und Cryptocelides loveni in der<br />

Regel in Tiefen von 10 bis über 100 m, Discocelides sogar bis 300 m,<br />

in der Kieler Förde schon in etwa 8 rn Tiefe vor, und zwar aussc<br />

h 1i e ß 1ich auf Sc h 1a m m - und San d b 0 den (S. 130).<br />

Die übrigen Polycladen sind vornehmlich an die 1i tor ale B e ­<br />

w u c h s z 0 n e gebunden, also an Tiefen bis 30 oder 40 m. So wurde<br />

Stylochoplana maculata nur bis 10 m, Prostheceraeus vittatus bis 20 m<br />

tief gefunden. Oligocladus sanginolentus und Eurylepta cornuta leben<br />

vorzüglich auf Rotalgen, daher stets in etwas größerer Tiefe, meist 10<br />

bis 50 oder 60 rn, im Mittelmeer bis 120 m tief, also im Stillwasser<br />

und Dämmerlicht. Die Litoralzone bevorzugen Cycloporus papillosus,<br />

Stylostomum ellipse, Leptoplana tremellaris und N otoplana atornata;<br />

sie reichen auch in die obere Sublitoralzone hinab und leben besonders<br />

zwischen den Wurzeln von Braunalgen und auf ihnen, ferner auf Mytilus-<br />

und Ascidien-Kolonien (Färbungsvariabilität, S. 15, 78). Unter<br />

ihnen hat N otoplana atomata die weiteste Vertikalverbreitung, indem<br />

sie von der Gezeitenzone, in die auch Leptoplana trernellaris hinaufreicht,<br />

bis in Tiefen von 200 m, hier auf Bänken der Koralle Lophobelia,<br />

vorkommt. Auf Lophohelia wurde im Trondhjemfjord auch das<br />

einzige Exemplar des augenlosen Aceros typhlus erbeutet.<br />

In den tiefen Mulden der Ostsee von etwa 230 rn abwärts sind Turbellarienfunde<br />

kaum zu erwarten, weil infolge verhältnismäßig, langsamer<br />

Erneuerung des Wassers sich der Sauerstoff verringert und CO 2 ,<br />

in manchen auch H 2 S so sehr anhäuft, daß das Tierleben hier unmöglich<br />

wird (EKMAN 1935).<br />

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V. Beziehungen zur Umwelt.<br />

1. Per iod i sc he Ein f 1ü s se: G e z e i te n, Tag es - und<br />

J a'h I' e s z e i t e n. - Mit dem Wechsel von Ebbe und Flut sowie von<br />

Tag und Nacht verknüpfte periodische Vertikalwanderungen kennt man<br />

nur von Convoluta roscoffensis, die in ungeheuren Massen im Sande von<br />

Ebbetümpeln .des Ärmelkanales lebt und im Sande auch ihre Eier ablegt<br />

(Seite 86). Nur bei ruhigem Wasser, also bei Ebbe, und bei<br />

Licht, also am Tage, werden diese Acoela durch positive Phototaxis,<br />

herbeigeführt durch symbiontische Zoochlorellen (Seite 89), veraulaßt,<br />

den Sand zu verlassen und' sich an der Wasseroberfläche anzu­<br />

Rammeln; dagegen, daß hierbei auch negative Geotaxis mitwirkt, spricht,<br />

daß aus dem Ei geschlüpfte und noch zoochlorellenfreie Tiere jene<br />

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II


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 13:3<br />

Reaktion nicht zeigen. Die bei Erschütterungen, so hei Einll'itl der<br />

Flut, erfolgende Rückwanderung in den Sand jedoch wird zweifellos<br />

durch positive Geotaxis ausgelöst (Seite 86), desgleichen natürlich<br />

durch den Eintritt von Dunkelheit. Im Aquarium, nach Ausschaltung<br />

jeglicher periodischer Einflüsse, bleibt jener Wanderungsrhythmus noch<br />

für einige Zeit bestehen, klingt aber dann ab; da er von jungen, mit<br />

den erwachsenen in demselben Gefäß gehaltenen Individuen anfänglich<br />

nicht mitgemacht wird, handelt es sich nicht um eine vererbte Gewohnheit<br />

(Instinkt), sondern wohl um eine natürliche Dressur.<br />

Die Turbellarien des Litorals unserer Meere trifft man gewöhnlich<br />

vom Frühjahre (oft schon Februar) bis Herbst (September oder Oktober)<br />

in Geschlechtsreife (SOUTHERN 1936 u. a.). Bisweilen scheint aber ihre<br />

Geschlechtsreife und Trächtigkeit an die kühleren Jahreszeiten gebunden:<br />

So entbehrten alle Ende Juni und im August 1923 auf Helgoland<br />

gefangenen, etwa 1· mm langen Exemplare von Polyeystis eroeen<br />

des Geschlechtsapparates (MEIXNER 1925). REl\'IANE (1929) traf bei<br />

Kiel die Polyclade Notoplana atomata im Sommer bestenfalls mit<br />

Hoden und erst ab Dezember mit Ovarien (S. 100) und bei der Eiablage,<br />

Jungtiere sodann im Februar-März (Fig. 99 B); Stytoehoplana maeulata<br />

jedoch trug erst ab Mai Ovarien und ist Sommerlaicher. Siehe auch<br />

S. 118. - Demgegenüber scheint Gyratrix hermaphroditus im Süßwasser<br />

das ganze Jahr hindurch trächtig werden zu können. -<br />

Über Sommereibildung siehe Seite 71! Über die Einschaltungeiner<br />

geschlechtlichen, mit Eiablage und Tod endigenden Fortpflanzungsperiode<br />

im Herbste bei den das übrige Jahr sich ungeschlechtlich<br />

vermehrenden Catenulidae und Mierostomidae siehe S. 101-103, über<br />

das periodische Massenauftreten von Alaurina eomposita Seite 126.<br />

Die vielen Süßwasser- (besonders aber Land-)Turbellarien eigentümliche<br />

Fähigkeit, sich bei Eintritt ungünstiger Lebensbedingungen<br />

(Austrocknung, Winter, länger dauernde Überschwemmung), so auch<br />

nach reichlichen Mahlzeiten oder bei Nahrungsmangel mit Hautdrüsensekreten<br />

(mit oder ohne Beteiligung der Rhabdoide) zu e n c y s ti e ­<br />

ren, scheint meist infülge Fehlens solcher tiefgreifender Milieu-Änderungen<br />

für die Turbellarien des Meeres von geringer Bedeutung zu sein.<br />

Daß sie ihnen nicht abgeht, zeigen Versuche mit Meeres-Tricladen (Proeerades<br />

lobata), die sich z. B. zur Sicherung der Ruhe nach reichlicher<br />

Fütterung. und während größerer Regenerationsleistungen {Teilstücke<br />

quer zerschnittener Tiere!) mit oft noch durch Detritus inkrustierten<br />

Schleimkapseln umgeben; ebenso erfolgt bei den Fecampiidae nach<br />

ihrem parasitischen Leben regelmäßig Encystierung, verbunden mit<br />

Reifung der weiblichen Keimdrüsen und Eiablage (Fig. 96). - 'Weiter<br />

vermögen aber die Turbellarien in dem nur selten, zur Zeit der Springtiden<br />

oder bei stürmischem Wetter, unter Wasser liegenden Farbstreifen­<br />

Sandwatt (SCHULZ 1937) und besonders in der darüber folgenden, bereits<br />

z. B. von Landkäfern besiedelten Sandzone (Bledius arenarius­<br />

Dysehirius-Zone) bei erstaunlich geringem Feuchtigkeitsgehalt (nach<br />

SCHULZ etwa 18 Gewichtsprozenten) Wochen, ja Monate durchzuhalten,<br />

vielleicht ebenfalls im encystierten Zustande.


",<br />

IV. b 134<br />

Meixner<br />

Von Anaperus (Palmeniola) tvaerminnensis: einer schleimdrüsenl'eichen<br />

Acoele, gibt LUTHER (1912) an, daß sie sich zeitweise in durch<br />

Schleim zusammengehaltenen Röhren aus Mud-Teilchen aufhält.<br />

2. A n pas s u n g des K ö I' per bau e s. - Durch auffallende<br />

Organisationseigentümlichkeiten, die nur als Anpassungen erklärbar<br />

sind, zeichnen sich im besonderen die TurbeHarien. reiner Sandbiotope<br />

aus. Sie sind te i I sauf u n mit te 1bar e Ein fl ü s s e der<br />

Um w e 1t zurückführbar und augenscheinlich durch das Leben in<br />

dem feinen Lückensystem zwischen den Sandkörnern, das einem Kleinhöhlensystem<br />

vergleichbar ist, bedingt, te i 1s handelt es sich um<br />

tiefergehende Umbildungen im Zusammenhange<br />

mit dem Nahrungserwerbe und der geschlechtlichen<br />

Be t ä t i gun g. Zu ersteren sind zu zählen:<br />

a) Die Aus b i 1dun g 1a n ger, 0 f t d i c k e I' T ast h aar e<br />

(Tastgeißeln) als Tangorezeptoren, namentlich am Vorderende, oft auch<br />

an den Seiten, am Hinterende und auf dem Rücken (Fig. 5-7), weitverbreitet<br />

bei Höhlentieren.<br />

b) Die E n t s te h u n gei n e s d ü n n e n, mit f ein e n H ä I' ­<br />

ehe n be set z t e n S ch w an z a n h an g e s bei je einem Vertreter<br />

der Thylacorhynchidae und Karkinorhynchidae (Fig. 11 E, H). Er dient<br />

wohl zur taktilen Wahrnehmung sich von hinten her nähernder Beutetiere<br />

bzw. Feinde, ähnlich wie das Pygidialfilament bzw. der Kaudalcirrus<br />

(Appendix) 'gewisser ebenfalls sandbewohnender Polychaeten<br />

(Sigalionidae) und· Heteronemertinen (Micrurinae u. a.) und wird beim<br />

Schwimmen fast steif gehalten.<br />

c) Der Ver I u s t der A u gen bei e t w a 50 % der Art e n<br />

(Seite 77).<br />

d) Die U m b i 1dun g der K ö r per - und B ewe g tl n g s ­<br />

f 0 r m (Seite 82). Vermögen und Neigung zum Schwimmen sind verringert.<br />

e) Die Ver s t ä I' k u n gun d Neu b i 1dun g von d I' i.i s i I; e n<br />

An h e f tun g s 0 I' g an e n (Seite 22). Unter den wenigen in reinem<br />

Sande lebenden Cumulata zeichnet sich Gastropharynx durch starkes<br />

Haftvermögen des Hinterendes aus (eosinophile Drüsen, aber keine<br />

Haftpapillen!), ebenso Haplopharynx unter den Macrostomida und<br />

Adeno'rhynchus unter den Neorhabdocoela. - In der Reihe der Proseriata<br />

gibt es schon in der Bewuchszone Arten mit einem von Haftzellen<br />

umsäumten, einfach zugespitzten oder spatelförmig verbreiterten<br />

Hinterende (Monocelidinae); neben solchen (Fig. 5 A, C) leben im Sande·<br />

Arten mit mehreren Gürteln von bei der Anheftung buckel- oder zehenförmig<br />

hervortretenden Papillen (Fig. 5 B) . Die Otoplanidae haben ihr<br />

Hinterende oft zu einer Haftplatte verbreitert, die sich beim Anheften<br />

deutlich absetzt; sie tragen auch seitlich, oft bis weit nach vorn. Haftpapillen<br />

von Buckel- oder Zehenform (Konvergenz, Fig. 7). Otoplana<br />

toliacea hat außer einer Haftfläche am Hinterende einen den Körper<br />

mit Ausnahme des Vorderendes umsäumenden dichten Besatz von sägeartig<br />

vortretenden kleinen Klebhöckern. Der bandförmigen Coelogynopora<br />

gigantea (in Schell) verleihen eigenartig gebaute Schlauchdrüsen<br />

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IV. b 136<br />

Meixner<br />

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liehe Reihe ordnen lassen: Die Typhloplanidae können ihre Beuteobjekte<br />

an der vorderen Körpel'spitze mit dem Sekrete ihrer großen Stäbchen-.<br />

drüsen festkleben und sie dann zum Munde führen (S. 25, 92). Wenn<br />

nun Adenorhynchus einen außerordentlich streckungsfähigen Vorderkörper<br />

hat (Fig. 10 B), so erscheint dies vorteilhaft, um aus engen<br />

Spalten Beutetiere heranzuholen. - Bei den Kalyptorhynchiern mÜnden<br />

die Klebdrüsen am Endkegel des in der Ruhe eingestülpten, blit.zschnell<br />

gegen das Beutetier vorstreckbaren Rüssels aus (Seite 25).<br />

Augenscheinlich haben jedoch diese Klebdrüsen den meisten Kalyptorhynchiern<br />

der Sandbiotope für ihren Beuteerwerb nicht genügt. Als<br />

Beutetiere kommen dort vor allem glatte, muskelkräftige Nematoden,<br />

Archianelliden neben Krebsen (Harpacticiden) und Milben in Betracht,<br />

die innerhall:5 enger Klufträume sicher erfaßt, herangeholt und zum<br />

Pharynx geführt werden müssen. Bei den Cicerinidae und Ethmorhynchidae<br />

ist das Epithel der Rüsselscheide am Grunde des Endkegels<br />

drüsig differenziert, entweder ringsum oder in 4 Komplexen, in besonderer<br />

Stärke bei Blennorhynchus, Ptyalorhynchus und Ethmorhynchus<br />

(Seite 27) und wirken die Sekrete dieser Rüsselscheidendrüsen<br />

offenbar beim Festhalten, vielleicht auch beim Betäuben der Beute (vorzüglich<br />

Nematoden) wesentlich mit. Zweifellos noch viel sicherer als<br />

durch die Erhöhung der Klebfunktion durch Erwerb jener Rüsselscheidendrüsen<br />

erscheint gegenüber Beutetieren mit dicker, glatter Kutikula<br />

das Ergreifen mit 2 gegeneinanderwirkenden muskulösen Lippen<br />

oder kutikularen Haken, wie sie die Placorhynchidae bzw. die Gnathorhynchidae<br />

ausgebildet haben (Fig. 27, 28, 29 u. S. 27-31). Die 'höchste<br />

Vervollkommnung in dieser vermutlichen Ent\yicklungsreihe stellt wohl<br />

Paragnathorhynchus dar (Fig. 28), dessen Haken in 2 kutikula­<br />

1'isierten Spalten des Scheidenepithels eine förmliche Führung haben;<br />

überdies münden jederseits der .Haken Drüsensäcke aus, die in den<br />

dorsalen und ventralen Muskelwülsten eingebettet sind und deren· er1'­<br />

throphiles (? giftiges) Sekret beim Einschlagen der Haken in das Beutetier<br />

durch Muskeldruck entleert werden kann. Die Ausbildung von<br />

Greiflippen an dem Rüssel der Placorhynchidae führt zum Spaltrüssel<br />

der Schizorhynchia (Fig. 30-33), dessen selbständig bewegbare, ursprünglich<br />

rein muskulöse Spalthälften ± große Beutetiere wie mit einer<br />

Pinzette zu ergreifen oder zu umschlingen (Schizorhynchidae) , bei Ausbildung<br />

breiter, lippenförmiger Spalthälften (Thylacorhynchidae) kleinere<br />

Beuteobjekte zu umfassen vermögen, oder aber bei Ausbildung kutikularer<br />

Haken an den Enden der muskulösen Spalthälften (Karkinorhynchidae,<br />

Diascorhynchidae) in die Beute eingeschlagen oder eingestochen<br />

werden können, wie die Haken der Gnathorhynchidae. Seitlich<br />

zwischen den Basen der Sparthälften einmündende erythrophile Drüsen'<br />

liefern ein vielleicht klebendes und zugleich g'iftiges Sekret. Die bei den<br />

meisten Gnathorhynchidae durch die Ausbildung der dorsoventral ein··<br />

ander gegenüberstehenden Haken sich ergebende seitliche Abplattung<br />

des Rüssels, die den Schizorhynchia mit Ausnahme der Thylacorhynchidae<br />

in noch stärkerem Maße eigen ist, die starke Streckungsfähigkeit<br />

seiner muskulösen Spalthälften sowie die weite Vorstreckbarkeit des<br />

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Turbellaria: Ökologie und Verbreitung IV. b 137<br />

RÜssels lassen diese Bautypen, die eben aus s c h 1i e ß 1ich im Sandbio<br />

top ausgebildet worden sind, im höchsten Grade geeignet erscheinen,<br />

Beute aus engen Klüften herauszuholen. Extreme Ausbildung der<br />

Haken und Drüsen zeigen die Diasco1'hynchidae (Fig. 33), und unter<br />

den Karkinorhynchidae erscheint eine weitere Steigerung dadurch gegeben,<br />

daß an der muskulösen Basis der Haken bei Cheliplana und<br />

Rhinepera noch ein Paar von kurzen, spitzigen kutikulal'en Seitenlappen<br />

entstanden ist, die schließlich bei Cheliplanilla als lange Stäbe mit<br />

Gabelspitzen und T-förmig verbreiterter Basis auftreten und so gcnau<br />

zusammenzuwirken vermögen, daß die mit den Haken gefaßte Beute,<br />

vornehmlich Harpacticiden, wahrscheinlich auch Milben, zugleich von<br />

den Seiten her gehalten und am Entschlüpfen gehindert werden kann;<br />

die an der Innenseite der Haken vorhandenen 2 Paare von Nebenspitzen<br />

erhöhen wohl die Festigkeit des Griffes (Fig. 32 b). - Auch unter den<br />

Schizorhynchidae zeigt eine dem Schizorhynchoides duplotestis ähnliche<br />

Form, Carcharodorhynchus subterraneus (Grundwasser der Kurischen<br />

Nehrung, Bledius-Sand auf Amrum), eine sehr bemerkenswerte Vervollkommnung<br />

des Pinzetten-Bauprinzipes: Die Spalthälften des Rüssels<br />

dieser neuen Art sind auf ihrer Innenfläche jederseits mit 4 Längsreihen<br />

alternierend gestellter Kutikularzähnchen besetzt!<br />

Das häufige Fehlen der Rhabdoide bei vielen Proseriata und Kalyptorhynchia<br />

(z. B. allen Schizorhynchia) besagt augenscheinlich, daß<br />

in der Umwelt des Sandes ihre schützende Rolle (S. 20, 138) unnötig<br />

geworden ist; bei den Cicerinidae und Ethmorhynchidae u. a. sind sie<br />

durch Pseudorhabdoide ersetzt.<br />

Wie im Süßwasser, so besteht auch im Sandbiotop eine Tendenz<br />

zur Reduktion der paarigen Gonaden" zu unpaarigen, die man mit den<br />

relativ ungünstigen Ernährungsverhältnissen gegenüber jenen gÜnstigen<br />

im Bewuchsgürtel zu erklären versucht. So haben z. B. die meisten<br />

Solenopharyngidae, die Pseudograffillinae und viele Eukalyptorhynchia<br />

(alle Gyratricidae und Gnathorhynchidae, Neopolycystis, Neophono­<br />

'rhynchus, Psammopolycystis, Typhlopolycystis, Psammorhynchus,<br />

Pseudogyratrix U. a. sowie fast alle Schizorhynchia) ein unpaariges<br />

Germar, einige von ihnen einen unpaarigen Hoden und gleichzeitig oft<br />

auch ein unpaariges Vitellar. Mit der Aussüßung hängen diese Reduktionen<br />

aber sicherlich nicht zusammen; denn gerade die Eukalyptorhynchia<br />

des Süßwassers mit alleiniger Ausnahme von Gyratri~c her1naphroditus<br />

haben durchaus paarige Gonaden und sind auch im übrigen<br />

Bau mit den Polycystidae der .Vegetationszone des :Meeres sehr nahe<br />

verwandt, stammen daher zweifellos aus dieser. Gyratrix hermaphroditus<br />

aber stammt, wie schon früher dargelegt (S. 122-123) aus dem<br />

Meeressande, in dem diese Art heute noch lebt.<br />

Die auffallend häufige Verlagerung des Gesc<br />

h I e c h t s - b z w. Beg a t tun g s - ( Vag i na 1- ) pOl'usa n<br />

die hin tel' e K ö I' per s p i t z e - eine solche zeigen auch die entoparasitischen<br />

Anoplodiidae - legt den Gedanken nahe, daß es sich um<br />

eine zweckmäßige Anpassung der Begattungsstellung innerhalb enger<br />

Klufträume handelt, d. h. daß die Partner Hinterende an Hinterende


IV. b 138<br />

Meixner<br />

kopulieren. Tatsächlich zeigt kein bekannter Eukalytorhynchier der<br />

Vegetationszone und des Süßwassers dieser Verlagerung. Im Meeressande<br />

finden wir sie bei Gyratrix proavus, Polycystis tridentata, N eo.­<br />

phonorhynchus, Lekanorhynchus, Pseudogyratrix, Prognathorhynchus<br />

dubius und Gnathorhynchus hastatus; ihnen schließt sich Gyratrix hermaphroditus<br />

mit etwas dorsal verlagertem Vaginalporus an, während<br />

er bei Gyratrixattemsi ventral liegt und mit der männlichen Geschlechtsöffnung<br />

kombiniert ist (Fig. 98). Auch unter den wenigen Oumulata<br />

des Sandes tragen Gastropharynx und Pseudostomum Q.1·enarium dGn<br />

Geschlechts- bzw. Vaginalporus terminal am Hinterende (Fig. 36, 39).<br />

Es sei schließlich auf die bei Sand-Kalyptörhynchiern häufige Ausbildung<br />

einer gesonderten Vagina und damit eines Ductus spel'maticus,<br />

so bei den Oicerinidae, Gyrai'ricidae und Schizorhynchia, hingewiesen.<br />

Die par a s i ti s ehe n T u l' bell aT i e n entbehren aus im<br />

wesentlichen wohl gleichen Gründen, wie die des Sandes (siehe oben),<br />

meist der Rhabditen und sonstigen Hautdrüsen (alle Anoplodiidae, Fecampiidae<br />

Seite 108 und Hypotrichininae) und gewöhnlich auch der<br />

Augen, bisweilen aller Mesenchympigmente. Oylindrostoma cyprinae<br />

und die relativ primitiven Graffillinae haben meist noCh 2 ± kleine<br />

Augen, etwas Pigment, einzelne auch noch kleine Rhabditen oder<br />

Pseudorhabditen, so Oylindrostoma cyprinae.<br />

3. F ein d e, Par a s i t e n - Kom m e n s ale n, S c hut z ein ­<br />

l' ich tun gen. - Soweit bekannt, stellen im Wasser vornehmlich gewisse<br />

Fische und größere Krebse (Isopoden und Amphipoden) den<br />

Turbellarien nach (Seite 91) oder fressen sie nur gelegentlich. Klein­<br />

'turbellarien haben überdies in ihren eigenen Reihen Feinde, und zwar<br />

unter den Acoela, Oatenulida (Stenostomum), Microstomidae, Dalyellioida<br />

und Typhloplanida (Phaenocorinae) , die als Schlingel' eben gelegent~<br />

lieh auch Stammes- oder gar Artgenossen im ganzen verschlucken. Die<br />

auffallend geringe Zahl der Feinde ist zweifellos durch die bedeutende<br />

Schutzwirkung der vor allem zur Fortbewegung (Seite 81) und zum<br />

Nahrungserwerb (Seite 91-'92) in meist großer Menge abgesonderten,<br />

ungeformten oder rasch zu einem zähen Schleim verquellenden geformten<br />

Sekrete der Hautdrüsen bedingt, da wenigstens größere Turbellarien<br />

(Polycladen, Tricladen) trptz ihrer weichen Körperbeschaffenheit z. B.<br />

, von Fischen, Amphibien, Krebsen, Insektenlarven, Egeln als Nahrung<br />

in der Regel deutlich abgelehnt werden oder sie bei Berührung sogar<br />

zur Flucht veranlassen; offenbar verleihen die Sekrete den Turbellarien<br />

auch jene "Immunität" gegenüber dem Nesselgift der Hydrozoen, die<br />

es z. B.. Microstomiden und Tricladen gestattet, Hydren anzugreifen<br />

(Seite 91) bzw. ihnen frisch gefangene Beute abzunehmen, ohne selbst,<br />

gefangen zu werden. - Die Schutzwirkung ergibt sich anscheinend wie<br />

bei Schneckenschleim vor allem aus der mechanischen, klebenden Eigenschaft<br />

der Sekrete, die den Angreifer fesseln, außerdem möglicherweise<br />

aus ihrem Gehalt an vielleicht widerlich schmeckenden oder ätzenden<br />

Stoffen, denen aber toxische Bedeutung im allgemeinen nicht zuzukommen<br />

scheint. Denn die aus Süßwassertricladen (Dendrocoelum<br />

lacteum, Polycelis nigra u. a.) oder aus deren Haut oder Pharynx mit<br />

\


Turbellaria: Ökologie und Verbreitung<br />

IV. b lao<br />

physiologischer Kochsalzlösung gewonnenen Extrakte wirken zwar<br />

parenteral (subkutan, intrakardial oaer intraperitoneal) in Kleinsäuger<br />

oder intrakardial in Frösche eingespritzt - von einer geringen hämolytischen<br />

Eigenschaft abgesehen - als Herzgifte tödlich, vergleichbar<br />

Digitalis-Giften; jedoch hat sich weder nach Verfütterung von Tricladenbrei<br />

an Fische, Molche, Säuger, noch nach Einsetzen von Kleinkrebsen<br />

in jene Extrakte, noch bei Berührung mit dem Hautsekret selbst irgendeine<br />

schädigende, z. B. auch lähmende Wirkung feststellen lassen<br />

(ARNDT 1925). - Bezüglich des Gebrauches der oft in ± enger Beziehung<br />

zum Geschlechtsapparat stehenden Giftorgane, der Penisstiiette<br />

und Nesselzellen (Kleptokniden) sei auf S. 55, 62, 93 und 20 verwiesen.<br />

Als E n top ara si t e n kommen unter den Protozoen einerseits<br />

Flagellaten in Betracht, so Gryptobia (Trypanoplasma) dendrocoeli<br />

(Fantharn & Porter) intrazellulär in verschiedenen Geweben von DendTocoelum<br />

lacteum, besonders in der Bursa, und Euglena leucops Hall<br />

im Parenchym von Stenostomum leucops, andererseits Sporozoen im<br />

Darm von Tricladen und Polycladen, und zwar neben Goccidien und<br />

Haplosporidien besonders Gregarinen (Lankesteria-Arten), über deren<br />

Lebenszyklus man nur sehr wenig weiß, und schließlich Giliaten, so<br />

Holophrya virginia Kepner & Karroll im Mesenchym von Stenostvmum<br />

leucops (Amerika), Hoplitophrya uncinata M. Schultze im Darm von<br />

maricolen Tricladen (ProceTodes, Uteriporus) und Sieboldiellina (Dis~ophrya)<br />

planariarum Sieb. sowie seltener Ophryoglena parasitica Andre<br />

im Darm von paludicolen Tricladen (Dendrocoelum laeteu1n, Planaria<br />

torva u. a.). Als Epöken wurden folgende Giliaten gefunden: Goleps<br />

hirtus Müller auf Dalyellia cuspidata, ein Hypotrich auf Graffilla<br />

oemellipara (Seite 125) und Trichodina-Arten auf Tricladen' und Polycladen.<br />

Es sei bemerkt, daß eine Infektion der genannten, auch ins<br />

Brackwasser eindringenden Süßwasser-Turbellarien in jenem bisher nicht<br />

bekannt geworden ist. Unter den Metazoa spielen nur Trematoden und<br />

Nematoden eine Rolle. So findet man in den Geweben coelater Turbellarien<br />

bisweilen Gerearien und Agamodistomen frei oder (meist)<br />

eingekapselt, in Tricladen oft in großer Zahl. Trotzdem handelt es sich<br />

stets, auch im Hinblick auf die Unbeliebtheit der Turbellarien als Nahrung<br />

(Seite 138), eher um Verirrungen als um ,ein Zwischenwirtsverhältnis.<br />

Miracidien von Fasciola hepatica L. hingegen werden bei ihren<br />

Versuchen, in verschiedene Süß,yvasser-Tricladen als vermeinHiehe<br />

vVirte einzudringen, schon bei der ersten Berührung oder während des<br />

Einbohrens meist gelähmt und durch Quellung und Ablösung von<br />

EpithelzeJIen stets so schwer geschädigt, daß sie alsbald zugrunde gehen<br />

(MATTES 1932). Gegenüber diesen zarten, kleinen Larven kommt also<br />

doch eine Giftwirkung zur Geltung, die offenbar vom Hautsekret ausgeht,<br />

da isoliertes Sekret, nicht aber Planarien-Gewebsbreisie auslöst;<br />

vielleicht ist sie besonders auf das Rhabditensekret zurückzuführen, da<br />

durch Reizung der Planarien (Ausstoßung der Rhabditen) jene Wirkung<br />

erhöht wird. - Von Nematoden trifft man vor" allem Mermis­<br />

Larven vereinzelt im Parenchym, im Pharynxgewebe oder auch im<br />

Hoden von Alloeocoela (besonders Seriata) und N eorhabdocoela des<br />

Süß- und Brackwassers.


IV. b 140<br />

Meixner<br />

Zu den p f I an z I ich e n Par a s i t e n werden heute die "K r i ­<br />

s t a 11 0 i d e" gerechnet, einzellige kugelige Körper von 4, 6 bis ctw~<br />

13 fl, meist um 9 fl Durchmesser, die eine feste, dicke, mit einem groben<br />

vier- oder fünfeckigen Leistenrelief versehene Zellulose-Membran tragen<br />

und wahrscheinlich Dauersporen von parasitischen Pilzen, Olpidien<br />

(Archomycetes: Chytridiaceae) darstellen. Unter den Turbellarien befallen<br />

sie anscheinend nur alternde Individuen von MacTostom~da (MicTostomum)<br />

und N eOThabdocoela des Süßwassers. Nach Zerstörung des<br />

Darmes, der Gonaden (zuerst der Hoden, dann der Dotterstöcke), des<br />

Parenchyms und der Drüsen - die übrigen Organe bleiben erhalten ­<br />

verleihen die im Körper sich anhäufenden Kristalloide ihm eine mattweiße<br />

Farbe. Vermutlich gehören hierher auch die in Placorhynchu.s<br />

octaculeatus (Finnischer Meerbusen, 5% 0 Brackwasser) gefundenen<br />

Kristalloide, die durchschnittlich bloß 5.5 .u Durchmesser und eine feine<br />

Netzstruktur an der Oberfläche haben. Aus dem Meer ist kein Kristallaidenbefall<br />

bekannt.<br />

4. S y m bio n t e n. - EinzelnE: Acoela, Alloeocoela und N eOThabdoeoela<br />

bergen in ihrem Körper einzellige Algen. Im Meere sind es entweder<br />

gelbe bis braune Zoo x a n t hell e n (so bei Convoluta con-ooluta,<br />

PTomesostoma excellens und murmanicum) oder grüne Zoochlor<br />

e 11 e n (bei Convoluta Toscoffensis u. a.), diese wie jene fraglicher<br />

Artzugehörigkeit, da ihre Aufzucht bisher nicht gelungen ist. Bei<br />

den Arten aus dem Süß- und Brackwasser hingegen sind es Zooclo<br />

re 11 e n anderer Art, wahrscheinlich stets die leicht züchtbare<br />

Chlorella vulgaTis Beijerink, der auch gewisse Protozoen, Schwämme<br />

und Hydrozoen ihre grüne Farbe verdanken. Die Algen werden in allen<br />

bekannten Fällen erst von den aus den Eiern ausschlÜpfenden, stets<br />

noch algenfreien jungen Würmern mit der Nahrung in das Dal'mparenchym<br />

(Acoela) bzw. den Darm aufgenommen. Bei den beiden COn1JOluta-Arten<br />

soll es ursprünglich nur eine einzige Zelle sein, deren Abkömmlinge<br />

dann vorzüglich. peripher in Lücken des Randparenchyms<br />

eingelagert werden. Bei den Neorhabdocoela werden sie in die Darmzellen<br />

aufgenommen und si€deln sich entweder hier dauernd an (Dalyellia<br />

ornata u. a., PTomesostoma excellens und mUTmanieum) oder<br />

werden ins Parenchym abgegeben (manche CastTada-Arten, Phaenoco'f(t<br />

typhlops). Manche Arten enthalten stets oder fast stets Algen, so<br />

CastTada hofmanni und Dalyellia oTnata, manche traf man oft, so CastTada<br />

inteTmedia, PhaenocoTa typhlops, oder stets (Phaenocora typhlops<br />

subsalina) algenlos. Nach den bisherigen, noch nicht ausreichenden<br />

Untersuchungen darf eine Ergänzung des respiratorischen Stoffwechsels<br />

zu gegenseitigem Vorteile angenommen werden, indem die<br />

Algen das vom Tiere ausgeatmete Kohlendioxyd zur Photosynthese von<br />

Kohlehydraten verwerten und dem Tiere der bei diesem Assimilationsprozesse<br />

freiwerdende Sauerstoff zugute kommt. Ob auch Endprodukte<br />

des Eiweiß-Stoffwechsels des Tieres von den Algen und die Kohlehydrate<br />

der Algen von dem Tiere ausgenützt werden, ist sehr fraglich.<br />

. Die Entstehung und Erhaltung der Symbiose hat überdies eine weitgehende<br />

Resistenz der lebensfrischen Algen gegenüber den Verdauungs-<br />

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Tu rbellaria: Verwandtschaftsbeziehungen (Stammesgeschichte<br />

IV. h 11 I<br />

fermenten zur Voraussetzung; es werden daher, soviel bekannt,<br />

h e s t e n fall s d e gen e l' i e l' t e Al gen im Tierkörper verdaut. Die<br />

Tiere müssen daher ihrem normalen Nahrungserwerbe nachgehen. Sie<br />

sind auch ohne Algen lebensfähig! - Dazu im Gegensatze soll Convoluta<br />

convoluta, algenfrei gezüchtet, trotz genügender Nahrungsaufnahme<br />

im Wachturn zurückbleiben, Convoluta roscoffensis sogar die normale<br />

Nahrungsaufnahme einstellen, sobald die Algen durch reichliche Vermehrung<br />

genügend Kohlehydrat- und Eiweißnahrung liefern; dies soll<br />

aber dann eine Herabsetzung der Algenvermehrung infolge ansteigenden<br />

Stickstoffmangels und schließlich durch allmähliche Verdauung der<br />

Algen den Hungertod der Convoluten herbeiführen.<br />

5. Wir t s c h a f t 1ich e B e d e u t 11 n g. - Nur Alaurina composita<br />

scheint bei ihrem Massenauftreten im Plankton als Fischnahrung<br />

von einiger Bedeutung zu sein (S. 126).<br />

IVerwandtschaftsbeziehungen (StammesgeschichteI! GRAFF hat als<br />

Hauptmerkmal für die Klassifikation die :Form des Darmes gewählt<br />

und 5 Ordnungen unterschieden: Acoela, Rhabdocoela, Alloeocoela, Tricladida<br />

und Polycladida. Diese Einteilung. hat auch BRESSLAU (1928<br />

-1933) beibehalten. Im Anschlusse an Q.ie von beiden Alltoren genügend<br />

begrüI).dete Vorstellung, daß die Acoela die in wesentlichen<br />

Zügen primitivst organisierten Turbellarien und Würmer überhaupt<br />

sind, und unter Berücksichtigung anderer Merkmale, insbesondere des<br />

Pharynx- und Gonadenbaues, habe ich die Turbellarien in 6 Ordnungen<br />

geteilt: Acoela, Catenulida, Macrostomida, Polycladida, Alloeocoela und<br />

Neorhabclocoela und befmde mich damit in vollkommener Übereinstimmung<br />

mit dem von BRESSLAU (1. c. S. 255) gegebenen" Schema, aus<br />

dem sich die von mir seinerzeit (1926) vorgeschlagene Abtrennung der<br />

Catenulicla und Macrostomida von den Rhabclocoela als eigene Ordnungen<br />

zwingend ergibt. Derart grundsätzlich verschieden gebaute Formen,<br />

,,,'-ie die mit Pharynx simplex und Ovarien versehenen Catermlida und<br />

Macrostomida mit den durch einen Pharynx bulbosus ausgezeichneten<br />

Rhabdocoela-Lecithophora allein um ihres Stabdarmes willen (Seite<br />

41) - ein anderes wesentliches Merkmal haben sie nicht gemeinsam<br />

- in eine Gruppe Rhabdocoela zu vereinigen, erscheint unberechtigt.<br />

Denn einerseits haben viele Alloeocoela ebenfalls einen typischen "Stabdarm",<br />

so die Cumulata, andererseits besteht bei den Macrostomida eine<br />

starke Neigung zur Divertikelbildung, die bei Paramacrostomum Riedel<br />

(Grönland) eine so starke Ausprägung erreicht, daß auf eine solche<br />

z. B. der Polycladen-Darm ohne Schwierigkeit zurückgeführt werden<br />

kann (Seite 44). Überdies ist es ja auch bei einzelnen Rhabdocoelu­<br />

Lecithophora zu einer Gabelung des Darmes, ähnlich wie bei T1'ematoden<br />

gekommen (Seite 44, Desmote Beklem.). Die Kluft zwischen<br />

den Catenulida und Macrostomida einer- und den Rhabdocoela-Lecithophm'a<br />

andererseits ist jedenfalls weitaus tiefer als die zwischen den<br />

Alloeocoela und Tricladida; ich habe deshalb die Tricladida zu den<br />

Alloeocoela gestellt, die ohnehin eine sehr vielgestaltige, schwer definierhare<br />

Sammelgruppe darstellen und nunmehr die Archoophora (s. u.),


IV. b 142<br />

Meixner<br />

Lecithoepitheliata (ausschließlich der Hofsteniidae, s. u.), Gumulata und<br />

Seriata umfassen mögen, wobei unter den Seriata auch die Tricladida<br />

einbezogen werden, die von den primitiver gebauten, als Proseriata<br />

(= Grossocoela + Gyclocoela) zusammengefaßten Formen nur dUl'ch<br />

die Ausbildung eines EmbryonalphaTynx (Seite 108) und die extreme<br />

Spaltung des Darmes unterschieden werden. Die Rhabdocoela-Lecithophora<br />

stellen somit eine eigene Ordnung dar, die ich Neorhabdocoela.<br />

nenne und den primitiveren übrigen, mit einem "Stabdarm" versehenen<br />

Turbellarien, insbesondere den Gumulata, als höher differenzierte<br />

Parallelgruppe gegenüberstelle. Von N eorhabdocoela leiten sich<br />

offenbar die Temnocephalida und weiterhin mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

auch die Trematodes und Gestodes ab. - Die Hofsteniidae sind auf<br />

Grund ihrer wesentlichen Organisationszüge (Fehlen einer Basalmembran<br />

und einer Darmabgrenzung, Bau des Nervensystems, Besitz einer<br />

Statocyste und eines allerdings besonders stark entwickelten Pharynx<br />

simplex) ohne Schwierigkeit als hochdifferenzierte Acoela aufzufassen.<br />

Die N emertode1'1natidae reihen sich ebenfalls den Acoela an, wenn<br />

man von ihrem deutlich abgegrenzten Darm absieht. Schwieriger<br />

verhält es sich mit der Einreihung der Haplopharyngidae; durch<br />

den Besitz eines typischen Pharynx simplex und eines einfachen<br />

Ovariums (Microstomidae!)' schließen sie sich den Macrostomida<br />

(Opisthandropora) an, durch die Lage der männlichen Geschlechtsöffnung<br />

vor (rostral von) der weiblichen den Alloeocoela. Wenn man<br />

aber berücksichtigt, daß bereits unter den Acoela bei den Otocelidinae<br />

eine solche Umkehrung der Lagerung zu verzeichnen ist, steht ihrer­<br />

Einreihung zu den Macrostomida nichts im Wege. - Die von REISiN­<br />

GER (1935) den Rhabdocoela angereihten Proporoplanidae (Archoophora)<br />

sind d~rch Stellung und Bau ihres Pharynx plicatus und<br />

Darmes den Protomonotresinae ähnlich und als primitivste dzt. bekannte<br />

Gruppe unter die Alloeocoela zu stellen; sie sind durch den Besitz<br />

eines Frontalorganes, von Ovarien und eines wie bei Acoela (Proporidae)<br />

gebauten männlichen Kopulationsorganes ausgezeichnet.<br />

Was die Herkunft der Turbellarien überhaupt anlangt, kommt in<br />

notwendiger Anerkennung acoeloider oder mit einem ± scharf umgrenzten<br />

einfachen Darm und mit Pharynx simplex (S. 36, 41) versehene"<br />

Turbellarien als Urformen wohl nur die von GRAFF begründete<br />

PI an u I a - T he 0 r i e in Betracht, also eine Ableitung von niedrig<br />

organisierten Goelenterata etwa vom Typus der Planula-Larven.<br />

Näheres hierüber siehe BRESSLAU 1928/33.<br />

.:-- i'<br />

. ;<br />

I Literatur I<br />

Unter Hinweis auf die in KUKENTHAL-KuUMBACH. Handbuch der Zoologie. 2. Band,<br />

2. Hälfte: E. BRESSLAU (und E. REISINGER), Turbellaria, Berlin-Leipzig 1928/33, verzeichneten<br />

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'.'<br />

HmcH, F.: Beiträge zur Kenntnis der litoralen Lebensgemeinschaften inder polyund<br />

mes


•<br />

j<br />

IV. b 146<br />

Meixner: Verzeichnis der allgem. Abkürzungen der Figurel<br />

..<br />

Verzeichnis der allgemeinen Abkürzungen in den Figuren.<br />

ac (ag) Antrum bzw. Atrium genitale m Mund (Mundrohr)<br />

commune = gemeinsamer Vor- my (mbl) Myoblasten<br />

al<br />

am<br />

au<br />

bc<br />

bm<br />

bs (b)<br />

bst<br />

ci<br />

cib<br />

co<br />

da<br />

dal<br />

dc<br />

gv<br />

gvil<br />

gvc<br />

,qz<br />

h, hf,<br />

.feil<br />

1cda<br />

lck<br />

lcli<br />

1csd<br />

raum des Geschlechtsapparates n Zellkern (Nucleus)<br />

Antrllm bzw. Atrium femininum np Nervenplexus<br />

= weiblicher Vorraum 0 ·Ovarium = Eierstock<br />

Antrum bzw. Atrium masculinum od Oviduct = Eileiter<br />

== männlicher Vorraum ode gemeinsamer Oviduct<br />

Augen oe OClsophagus<br />

Bursa copulatrix = Begattungs- p Penis (Pr.nispapille)<br />

Eiergan<br />

tasche pa Parenchym (auch Randparen<br />

Bursamundstück chym der Acoela)<br />

Bursa seminalis == Samentasche pal Lückenräurne im Parenchvm<br />

Bursastiel (der in die Bursa ph Pharynx (sein Lumen phl)<br />

führende Teil des weiblichen phd Pharynxdrüsen<br />

Genitalkanales) phn Pharynxnervenring<br />

c Gehirn (cerebrum) pht Pharyngealtasche<br />

cd (cyd) cyanophile Drüsen (Schleim- pi Pigment<br />

drüsen) ps Penisseheide<br />

Cirrus (bestachelter, umstülp- pst Penis-Stilett (bzw. Stilett dl'<br />

barer Ductus eiar.ulatorius) Kornsekretbehälters)<br />

Cirrusbeutel (Bulbus und Cirrus pt Protraktoren<br />

umschließender Sack) H, Rüssel.<br />

männliches Kopulationsorgan Rd Rüsseldrüsen (übrige ßezeich<br />

Darm nungen der Rüsselteilo in Fig<br />

Darmlumen (bzw. Lumen im 241)<br />

Darmparenchym) rm Ringmuskeln,<br />

Ductus comTCunis (vereinigte rh Rhabdoide<br />

Germo- und Vitelloducte) rhd Rhabdoidendrüsen<br />

dd Darmdivertikel ' rs Receptaculum seminis bzw. 11.1<br />

dei (de) Ductus eiaculatorius solches diEmender Teil der' wei IJ<br />

dil Dilatatoren lichen Geschlechtsgänge<br />

dm Diagonalmuskeln rt Retraktoren<br />

do accessorisches Drüsenorgan .~ag Sammelgang des Ovariums<br />

dp Darmparenchym der Acocla sb echte äußere oder innere Sallion<br />

ds Ductus seminalis == Samp.ngang blase (Samenbohälter, VesicuJ;<br />

~dlsp DuCtus spermaticus seminalis)<br />

·.~v Ductus vaginalis (siehe va) sd Schalendrüsen (Sekret zur Ei<br />

ed erythrophile (seröse) Drüsen schalenbildung)<br />

ei Eizelle. bzw. Eikapsel (eile) se Sekret<br />

ek Exkretionskanal sp Spermien<br />

nli Exkretionsöffnung (-porus) sph Sphinkter<br />

ep Epithel st Statocyste<br />

f Frontalorgan sti siehe pst<br />

fi Fixatoren (MllskP.ln) sw (sy) Schwanzdrüsen am Körper<br />

fs falsche Samenblasen Hinterende ausmündende Kleb<br />

g Gehirn (sielJe .r) drüsen, bisweilen ein Syn7 11 tiur<br />

ge Germarium == Keimstock sz Sehzellen oder Zellkerne )SC<br />

ged Germiduct (szk)<br />

gm Grenzmernbran-Muskelseptum des t Tentakel<br />

Pharynx bulbosus te Hoden (Testis)<br />

Germovitellar == Keimdotterstock 'Pa Vagina := Ductus, vaginalis d?;<br />

Germovitelloduct ("Ovidur.t") vb (vab) Vaginalbursa<br />

gemeinsamer. Gerrnovitellodur:t vd Vas deferens := Samenleiter<br />

Ganglienzellen vi Vitellarium = Dotterstoek<br />

hg, hz Haftpapillen, -felder, vic gemeinsamer VitelIoduct = Dot<br />

-gürtel, -~lIen tergang<br />

hr Haftzellenring vid paariger Vitelloduct<br />

kb(ksb) Kornsekretbehälter (Körnerorü-' vn ventrale Längsnerven<br />

senblase. Vesicula granulorum) vä äußere Öffnung der. Vagina (de:<br />

Kittdrüsen (Anheftung der Eier) Ductus vaginalis)<br />

Ropfdarm. wg Wimpergrüb.chen·<br />

Körnerkolben (Darmdrüsen) wr Wimperrinne<br />

Körner- . oder Kornsekretdrü!len uUterus (Eihiilter)<br />

(ihr Sekret im leb ge!lpeichflrt) uJ Uterusdrüsen<br />

als Schalen- und Kittdrü::len 51e' männlicher Genitalkanal<br />

dienende Drüsen .~ Tc weiblicher Genitalkanal<br />

Li S~~tolith in der Statocyste 5, ~. cf männliche, weibliche, gemein<br />

tm La~gsmus~eln I same GeschleehtsölInung<br />

ln Langsm>rven '<br />

Alle Angaben über die meist an kriechenden Tieren gflmessene KörperJi,inge (L.) une<br />

die Vergrößerung sinl! Näherungswerte.<br />

\<br />

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