Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
Konzern bleibt auf Wertsteigerungskurs - Kolbenschmidt Pierburg AG
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Fertigbearbeitung<br />
Die Fertigungstiefe bei den weltweit operierenden<br />
Automobilherstellern geht zurück, bei den<br />
Zulieferern nimmt sie hingegen kontinuierlich<br />
zu. Ein Beispiel, das diese Entwicklung unterstreicht, ist die<br />
jüngste Kooperation zwischen der Dr. Ing. h. c. F. Porsche <strong>AG</strong><br />
(Stuttgart) und der KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) in<br />
Neckarsulm. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte liefert<br />
AT<strong>AG</strong> das im Niederdruckguss-Verfahren gefertigte Aluminium-<br />
Zylinderkurbelgehäuse für den Porsche-Cayenne in bewährter<br />
„Alusil“-Legierung in Eigenregie montagefertig aus (Seite 7).<br />
<strong>Konzern</strong> <strong>bleibt</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>Wertsteigerungskurs</strong><br />
rdsBerlin/Düsseldorf. Weiter <strong>auf</strong> <strong>Wertsteigerungskurs</strong>: Der Rheinmetall-<strong>Konzern</strong><br />
strebt nach Angaben seines Vorstandsvorsitzenden auch in 2003 (und danach)<br />
Verbesserungen im operativen Ergebnis, den weiteren Abbau der Verschuldung<br />
sowie die – damit verbundene – Stärkung der Bilanzstruktur (durch<br />
Abbau der Finanzverbindlichkeiten + Erhöhung der Eigenkapitalquote) an. Diese<br />
Perspektive skizzierte <strong>Konzern</strong>chef Klaus Eberhardt <strong>auf</strong> der Hauptversammlung<br />
des Unternehmens am 27. Mai 2003 in Berlin, einhergehend mit einem<br />
(geplanten) organischen Umsatzwachstum von etwa fünf Prozent bei gleichzeitiger<br />
Erhöhung des Auslandsanteils (derzeit 61%) <strong>auf</strong> 65 Prozent (durch Steigerung<br />
der Aktivitäten vor allem in Asien und den Nafta-Staaten). Ins l<strong>auf</strong>ende Geschäftsjahr<br />
ist der <strong>Konzern</strong> „gut gestartet“, wie die in der Bundeshauptstadt<br />
vorgelegten Zahlen für das 1. Quartal 2003 belegen. Für die bisherigen Ergebnisse<br />
der 2000 begonnenen Neuausrichtung der Düsseldorfer Unternehmensgruppe<br />
erntete der <strong>Konzern</strong>vorstand im Hotel Maritim proArte einhelliges Lob<br />
aus den Reihen der rund 450 anwesenden Aktionäre und Aktionärsvertreter.<br />
Zunächst zur<br />
aktuellen Entwicklung,<br />
die von<br />
einem „erwartungsgemäßguten<br />
Start“ ins Jahr<br />
2003 geprägt ist: Mit 1,018 Milliarden<br />
€ blieb der Umsatz im ersten<br />
Quartal nur knapp unter dem Vorjahreswert<br />
(1. Quartal 2002: 1,024 Mrd<br />
€); um Änderungen im Konsolidierungskreis<br />
bereinigt, hat sich der<br />
Umsatz allerdings um vier Prozent erhöht.<br />
Zu diesem organischen Wachstum<br />
haben vor allem die Unternehmensbereiche<br />
Defence (+9%) und<br />
Automotive (+3%) beigetragen,<br />
während Electronics – vergleichbar<br />
gerechnet – <strong>auf</strong> Vorjahresniveau lag.<br />
Das weitere interne Wachstum des<br />
<strong>Konzern</strong>s ist durch die gute Auftragslage<br />
abgesichert: Der Auftragseingang<br />
hat im ersten Quartal 2003 um<br />
zwölf Prozent zugelegt; im Auftragsbestand<br />
ist ein Zuwachs von neun<br />
Prozent zu verzeichnen.<br />
Die Zeitung des Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s 3/2003<br />
Das Profil<br />
Ähnlich positiv sieht die Ertragssituation<br />
aus: Das im ersten Quartal<br />
2003 erzielte Ergebnis vor Zinsen und<br />
Ertragsteuern (EBIT) beträgt 22 Millionen<br />
€ gegenüber 26 Millionen € im<br />
Vorjahr. Beim Ergebnis vor Ertragsteuern<br />
(EBT) hat der deutliche Abbau der<br />
Verschuldung und die damit verbundene<br />
Verbesserung im Finanzergebnis<br />
jedoch zu einem Anstieg <strong>auf</strong> drei Millionen<br />
€ geführt (gegenüber 1 Mio €<br />
im 1. Quartal 2002).<br />
Übers aktuelle Geschäftsjahr – und<br />
darüber hinaus – gesehen, ist der<br />
Rheinmetall-Vorstand nach Eberhardts<br />
Worten „überzeugt, das Unternehmen<br />
auch in Zukunft erfolgreich<br />
wertsteigernd weiterentwickeln“ zu<br />
können: „Erstens, weil wir eine profitable<br />
wirtschaftliche Basis geschaffen<br />
haben und weil klare Ziele vor uns liegen,<br />
die ehrgeizig, aber auch realistisch<br />
sind. Zweitens, weil wir über innovative<br />
Produkte und Unternehmen<br />
verfügen, die am Markt sehr gut posi-<br />
(Fortsetzung <strong>auf</strong> Seite 2)<br />
Foto: Claudia Buhmann/Bildschön Hauptversammlung der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Zufrieden über die gute Performance des Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s in 2002: Aufsichtsratschef<br />
Klaus Greinert (l.) und Vorstandsvorsitzender Klaus Eberhardt.<br />
Praxiserfahrungen<br />
Groß angelegtes Projekt: Bis zum Jahr 2005<br />
sollen neben den Führungskräften auch die Tarifmitarbeiter<br />
im Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> das international<br />
anerkannte Management-Instrument „Führen mit<br />
Zielen“ (Management by Objectives) anwenden. Dass es gegen<br />
ein solches Vorhaben auch interne Schwierigkeiten und<br />
Widerstände geben kann, weiß Dr. Regine Mahlmann. In einem<br />
Beitrag für „Das Profil“ schildert die Unternehmensberaterin<br />
ihre aus der betrieblichen Praxis abgeleiteten Erfahrungen<br />
mit dem Instrument „Führen mit Zielen“ (Seiten 10 + 11).<br />
HOTEL DER SUPERLATIVE: Das „Gran Hotel Bali“ in der spanischen<br />
Touristikregion Benidorm ist mit 186 Metern das höchste Feriendomizil in<br />
Europa. Auf 48 Stockwerken befinden sich insgesamt 776 Zimmer, die zusammen<br />
über mehr als 1200 Anschlüsse an das hoteleigene Kommunikationsnetz verfügen.<br />
Dieses Netz, das von der Hirschmann Electronics S.A. (Madrid) gemeinsam<br />
mit dem Vertriebspartner Perez Cloquel S.L. (Alicante) installiert worden ist, ermöglicht<br />
den Teilnehmern die Nutzung eines vielfältigen Multimediaangebots –<br />
angefangen von zahlreichen analogen wie auch digitalen Radio- und Fernsehprogrammen<br />
über sechs Videokanäle bis hin zu interaktiven Datendiensten.<br />
Eberhardt wird<br />
Chef von Defence<br />
cd Düsseldorf/Ratingen. Mit dem<br />
Ausscheiden von Dr. Ernst-Otto Krämer<br />
(64) in den Ruhestand wird<br />
Klaus Eberhardt (55) am 1. März<br />
2004 – neben seiner Position als<br />
Vorstandschef der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
– auch die Position des Vorstandsvorsitzenden<br />
der Rheinmetall De-<br />
Tec <strong>AG</strong> übernehmen. Die frühzeitige<br />
Entscheidung der Aufsichtsräte<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> und der Rheinmetall<br />
DeTec <strong>AG</strong> über die Nachfolge<br />
von Krämer stellt sicher, dass an<br />
der Spitze des Defence-Bereichs,<br />
insbesondere mit Blick <strong>auf</strong> die politische<br />
Bedeutung des wehrtechnischen<br />
Geschäfts, ein reibungsloser<br />
Übergang möglich ist.<br />
Mit Magnetventilen<br />
Klein, aber fein – so lässt sich eine Produktgruppe<br />
der <strong>Pierburg</strong> GmbH klassifizieren, mit<br />
der das Neusser Unternehmen international<br />
hervorragend im Markt platziert ist. Die Rede ist von Magnetventilen,<br />
die – je nach technischer Anforderung und Systemkonzeption<br />
– rund ums Automobil für optimale Leistungsentfaltung,<br />
Komfort und Schadstoffreduzierung sorgen. Etwa 50000<br />
Einheiten werden derzeit pro Tag hergestellt – das sind etwa<br />
zwölf Millionen Stück pro Jahr, grob unterteilt in elektro-pneumatische<br />
Wandler und in Elektroumschaltventile (Seiten 12 + 13).<br />
Luftwaffe erhält<br />
1. Avior-System<br />
oho Holloman/Bremen. Die deutsche<br />
Luftwaffe zählt zu den ersten<br />
Kunden, die das neue Avior-<br />
Laserprojektionssystem der STN<br />
Atlas Elektronik GmbH in Flugsimulatoren<br />
einsetzen werden. Die<br />
Arbeitsgemeinschaft – ihr gehört<br />
auch die CAE Elektronik GmbH<br />
(Stolberg) an – ist jetzt be<strong>auf</strong>tragt<br />
worden, das Sichtsystem in den<br />
Flug- und Taktiksimulatoren für Tornado<br />
des Ausbildungszentrums der<br />
deutschen Luftwaffe in Holloman<br />
(US-Bundesstaat New Mexico) einzurüsten.<br />
An diesem Standort erfolgt<br />
die Grundausbildung für die<br />
Flugzeugführer und Waffensystemoffiziere<br />
von Luftwaffe und Marine.<br />
Foto: Gran Hotel Bali/Benidorm<br />
pr/rds Düsseldorf.<br />
Um den Rheinmetall-<br />
<strong>Konzern</strong> auch zukünftig<br />
in puncto Performance<br />
und Profitabilitätvoranzubringen,<br />
hat der Vorstand<br />
des Düsseldorfer Unternehmens<br />
jetzt ein bis Ende 2005 datiertes<br />
Wertsteigerungsprogramm mit dem<br />
Namen v 3 <strong>auf</strong>gelegt. Dieses Value-<br />
Programm mit seinen drei Stoßrichtungen<br />
Planerfüllung, Wertoptimierung<br />
und Top-Management soll das<br />
ertragsorientierte Wachstum des<br />
<strong>Konzern</strong>s in den kommenden Jahren<br />
sicherstellen.<br />
Für Rheinmetall bedeutet v 3 , so<br />
Vorstandschef Klaus Eberhardt im<br />
Gespräch mit der „Profil“-Redaktion,<br />
dass man den Unternehmenswert<br />
Mit v 3 zu mehr<br />
Wertschöpfung<br />
auch in Zukunft weiter erhöhen wird<br />
– eine Perspektive, für die während<br />
der dreijährigen Restrukturierungsphase<br />
der „Strategie der klaren<br />
Linie“ (2000 – 2002) eine „sichere<br />
profitable Basis“ geschaffen wurde:<br />
„Auf dem Weg, das ertragsorientierte<br />
Wachstum auch in Zukunft zu<br />
sichern, kann sich unser <strong>Konzern</strong><br />
keinen Stillstand leisten. Natürlich<br />
müssen wir in unseren Zielsetzungen<br />
realistisch bleiben, aber genauso<br />
brauchen wir einen hohen Anspannungsgrad.“<br />
v 3 hat drei Stoßrichtungen. Erstens:<br />
Planrealisierung und Ergebnisabsicherung<br />
in 2003. Zweitens: die<br />
weitere Steigerung der bisher bis<br />
2005 angepeilten EBIT-Rendite bei<br />
gleichzeitiger Reduzierung des<br />
Capital Employed. Drittens: Erreichung<br />
von Top-Performance durch<br />
Top-Management (das Interview im<br />
Wortlaut <strong>auf</strong> Seite 3).<br />
Standort Aschau<br />
wird 50 Jahre alt<br />
rs Aschau. Seit fünf Jahrzehnten<br />
ist die Nitrochemie Aschau GmbH<br />
mit einem innovativen Produktsortiment<br />
in den Sparten Wehrtechnik<br />
und chemische Zwischenprodukte<br />
erfolgreich <strong>auf</strong> internationalen<br />
Märkten präsent. Als Spezialist<br />
für mehrbasige Treibladungen, Ladungssysteme,Munitionskomponenten<br />
sowie einem breiten Angebot<br />
chemischer Erzeugnisse für die<br />
zivile Industrie ist es dem Unternehmen<br />
gelungen, profitable Kundenbeziehungen<br />
<strong>auf</strong>- und auszubauen.<br />
Am 20. September dieses<br />
Jahres feiert die Nitrochemie<br />
Aschau GmbH ihren 50. Geburtstag<br />
(mehr dazu <strong>auf</strong> Seite 9).
Fotos (5): Danetzki + Weidner<br />
Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
Defence-Kompetenz – beim Spürpanzer<br />
Fuchs, dem Marineleichtgeschütz<br />
MLG 27 und dem Minenschutz-Marder<br />
ebenso wie beim<br />
Penetrator und beim Wolf-Fahrzeug.<br />
Hauptversammlung der Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
<strong>Konzern</strong> <strong>bleibt</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>Wertsteigerungskurs</strong><br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
tioniert sind. Drittens, weil wir eine engagierte<br />
Führungscrew und eine tolle<br />
Belegschaft haben, die hart und erfolgsorientiert<br />
arbeiten. Unsere Mitarbeiter,<br />
unsere Produkte und die nach<br />
drei Restrukturierungsjahren gesicherte<br />
wirtschaftliche Basis – das sind unsere<br />
Erfolgsfaktoren heute und in der<br />
Zukunft. Dar<strong>auf</strong> bauen wir, und dar<strong>auf</strong><br />
dürfen Sie als Aktionäre vertrauen.“<br />
Zustimmung und nachhaltigen Beifall<br />
erntete Vorstandschef Eberhardt<br />
für den Rechenschaftsbericht 2002,<br />
den er mit einem grundsätzlichen<br />
Rückblick <strong>auf</strong> den seit 2000 unter dem<br />
Signum der „Strategie der klaren<br />
Linie“ erfolgreich vollzogenen Umbau<br />
des Düsseldorfer <strong>Konzern</strong>s verknüpfte:<br />
„Rheinmetall hat drei Jahre der Erneuerung<br />
hinter sich. Wir hatten uns<br />
(damals) vorgenommen, das Unternehmen<br />
so auszurichten, dass eine<br />
profitable Basis erreicht wird, von der<br />
aus wir Rheinmetall strategisch weiterentwickeln<br />
können, ohne dabei in unsicheres<br />
Fahrwasser zu geraten.“<br />
Diese Strategie habe, so Eberhardt<br />
weiter, bis heute zu „durchaus respektablen<br />
Ergebnissen“ geführt. „Wir haben<br />
die Restrukturierung in allen zentralen<br />
Punkten abgeschlossen. Wir haben<br />
ein organisches Wachstum in unseren<br />
Unternehmensbereichen, das<br />
deutlich über dem Industriedurchschnitt<br />
liegt. Die operative Ertragskraft<br />
hat zugenommen. Die Verschuldung<br />
wurde drastisch abgebaut, die Bilanzstruktur<br />
deutlich verbessert.“ Damit<br />
habe Rheinmetall den Handlungsspielraum<br />
wieder gewonnen, den<br />
man für die strategische Weiterentwicklung<br />
der insgesamt 13 Geschäftsbereiche<br />
des <strong>Konzern</strong>s brauche.<br />
Eberhardt: „Wir<br />
haben die dreijährigeRestrukturierungsphase<br />
mit<br />
einer fundamental<br />
guten Entwicklung<br />
in 2002 abschließen<br />
können<br />
(Umsatz = 4,6 Mrd<br />
€; Auftragseingang<br />
= 4,8 Mrd €;<br />
Auftragsbestand =<br />
4,2 Mrd €; EBIT =<br />
392 Mio €; EBT =<br />
213 Mio €; Kapitalrendite<br />
= 20,1 %;<br />
Cash flow = 587<br />
Mio €). Wir haben<br />
den Unternehmenswert<br />
für die<br />
Aktionäre enorm<br />
steigern können,<br />
und zwar durch die<br />
Erhöhung des Eigenkapitals<br />
und<br />
durch zusätzliche<br />
Liquidität.“<br />
Was die weitere<br />
Entwicklung anbelangt,<br />
vor allem<br />
mit Blick <strong>auf</strong> das<br />
l<strong>auf</strong>ende Geschäftsjahr,<br />
so<br />
sieht der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende<br />
„grundsätzlich eine positive<br />
Entwicklung“: „Das gilt für das Unternehmenswachstum,<br />
für den Gewinn<br />
sowie die weitere Verbesserung unserer<br />
Bilanzstruktur.“ Konjunkturelle Stabilität<br />
unterstellt, gehe man gegenwärtig<br />
von einem organischen Wachstum<br />
von knapp über fünf Prozent aus.<br />
Einhelliges Lob für gutes, wertorientiertes<br />
Wirtschaften – diese Bewertung<br />
zog sich wie ein roter Faden durch die<br />
zahlreichen Stellungnahmen aus Aktionärskreisen.<br />
Stellvertretend sei an<br />
dieser Stelle Lars Labryga von der in<br />
München ansässigen Schutzgemeinschaft<br />
für Kleinaktionäre zitiert: „Gratulation:<br />
Eine Entwicklung, in deren Rahmen<br />
immerhin 1,1 Milliarden € Umsatz<br />
verk<strong>auf</strong>t und trotzdem aus weitgehend<br />
organischem Wachstum im selben Zeitraum<br />
wieder ein nahezu gleiches Niveau<br />
hereingeholt wurden, ist sicherlich<br />
beeindruckend ... Was mich darüber<br />
hinaus gefreut hat, ist die (positive)<br />
ROCE-Entwicklung (Kapitalrendite<br />
stieg von 8,8 <strong>auf</strong> 20,1 %), die Halbierung<br />
der Nettoverschuldung (von 17%<br />
<strong>auf</strong> nunmehr 8%) und die sich in allen<br />
Bereichen positiv entwickelnde EBIT-<br />
Rendite.“ Ähnlich bilanzierte Dr. Jörg<br />
Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung<br />
für Wertpapierbesitz (Düsseldorf):<br />
„Die Haus<strong>auf</strong>gaben sauber abgearbeitet,<br />
außerordentlich erfolgreich.“<br />
Zufrieden zeigte sich auch Rheinmetall-Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Klaus<br />
Ein wichtiger Hebel für die Ergebnissteigerung: Seit Ende 1999 sank die Zahl<br />
der Rheinmetall-Mitarbeiter von ehedem etwa 33000 <strong>auf</strong> nunmehr 26000 (Ende 2002); der damit verbundene Produktivitätszuwachs – immerhin rund<br />
acht Prozent pro Jahr – hilft die Profitabilität des Düsseldorfer <strong>Konzern</strong>s sichern.<br />
Zukunft durch Innovation: Um „satte“<br />
fünf Prozent <strong>auf</strong> rund 207 Millionen €<br />
steigerte der Rheinmetall-<strong>Konzern</strong><br />
2002 seine Investitionen in Forschung<br />
& Entwicklung (F&E). Die F&E-<br />
Quote <strong>auf</strong> diesem Sektor, der weltweit<br />
rund 3300 Mitarbeiter beschäftigt, erhöhte<br />
sich damit von 4,3 Prozent <strong>auf</strong><br />
4,5 Prozent. Ein weiteres Indiz für das<br />
intensivierte F&E-Engagement: Rund<br />
800 Schutzrechte wurden im vergangenen<br />
Geschäftsjahr neu angemeldet.<br />
Greinert als Vertreter des Großaktionärs<br />
Röchling: „Wir können alle gemeinsam<br />
stolz <strong>auf</strong> das bis hierher Erreichte<br />
sein ... Es wurde eine außerordentlich<br />
gute Arbeit geleistet, besonders reflektiert<br />
an dem schwierigen Umfeld,<br />
in dem wir uns bewegt haben und in<br />
dem wir uns noch<br />
immer bewegen.<br />
Aber – und das ist<br />
eine Verpflichtung<br />
und Herausforderung<br />
im l<strong>auf</strong>enden<br />
Jahr und für den<br />
weiteren Weg: Wir<br />
wollen langfristige<br />
Erfolge, die allen<br />
Beteiligten zur Sicherung<br />
der Zukunft<br />
nutzen.“<br />
„Einstimmig“<br />
lautete das Votum<br />
der Aktionärsversammlung<br />
beim<br />
TagesordnungspunktGewinnverwendung<br />
für das<br />
Foto: Ariane Gehlert<br />
Geschäftsjahr<br />
2002: Je Stammaktie<br />
wird eine Dividende<br />
von 0,64<br />
€, je Vorzugsaktie<br />
eine Dividende<br />
von 0,70 € ausgeschüttet;<br />
bei beidenAktiengattungen<br />
ist dabei ein<br />
Sonderbonus von<br />
0,20 € zu berücksichtigen.<br />
Internationales Geschäft ausgebaut: Der Exportanteil am Gesamtumsatz des<br />
Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s – rund 4,6 Milliarden € – kletterte in 2002 von 58 <strong>auf</strong><br />
61 Prozent, Tendenz weiter steigend. Welche mittelfristigen Wachstumsperspektiven<br />
die regionalen Märkte dabei haben, zeigt die Grafik im unteren Teil.<br />
Europas Drohnen<br />
nehmen Gestalt an<br />
dp Paris/Bremen. Die französische<br />
Groupe Sagem (Paris) und die STN<br />
Atlas Elektronik GmbH (Bremen) haben<br />
kürzlich eine gemeinsame Vereinbarung<br />
über ihre Zusammenarbeit<br />
im Bereich ihrer Drohnenaktivitäten<br />
unterzeichnet. Wichtigstes<br />
Ziel dieser Vereinbarung ist die<br />
Entwicklung der vollständigen Interoperabilität<br />
zwischen den UAV-<br />
Systemen (Unmanned Aerial Vehicles)<br />
der beiden Unternehmen,<br />
insbesondere zwischen den Systemen<br />
Sperwer (Sagem) und KZO/Taifun<br />
von STN Atlas Elektronik.<br />
Die angestrebte Interoperabilität<br />
garantiert den sechs an diesen Programmen<br />
beteiligten Ländern ein gemeinsames<br />
Führungs- und Einsatzsystem<br />
zur Evaluation und zum Austausch<br />
von taktischen Beobachtungs–,AufklärungsundZielerfassungsdaten.<br />
Die große Erfahrung<br />
beider Unternehmen<br />
im Bereich<br />
taktischer Drohnensysteme<br />
wird zukünftig<br />
auch eine Erweiterung<br />
des derzeit möglichenMissionspotentials<br />
sicherstellen. Die<br />
Vereinbarung zwischen<br />
dem Bremer<br />
Spezialisten und Sagem<br />
legt weiterhin<br />
fest, die bestehenden<br />
Drohnensysteme mit<br />
Komponenten auszu-<br />
rüsten, die den neuen<br />
Anforderungen der<br />
Streitkräfte an diese<br />
Systeme entsprechen.<br />
DasProfil<br />
Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Verantwortlich: Peter Rücker<br />
Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />
Anschrift: Redaktion „Das Profil“,<br />
Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />
das.profil@rheinmetall-ag.com<br />
KZO-Drohne von STN Atals Elektronik.<br />
Die Groupe Sagem (Paris) ist ein international<br />
tätiges High-Tech-Unternehmen<br />
mit Niederlassungen in<br />
mehr als 20 Ländern. Sagem ist das<br />
zweitgrößte französische Unternehmen<br />
im Bereich Telekommunikation<br />
und der drittgrößte europäische <strong>Konzern</strong><br />
<strong>auf</strong> dem Gebiet der elektronischen<br />
Systeme für Verteidigung<br />
und Sicherheit. Das Unternehmen ist<br />
Weltmarktführer im Bereich der Biometrie<br />
und eines der führenden Unternehmen<br />
für taktische Drohnensysteme<br />
in Europa.<br />
Die französische Groupe Sagem und die STN Atlas Elektronik<br />
GmbH – hier ihr Taifun-System – arbeiten künftig<br />
<strong>auf</strong> dem Gebiet der Drohnensysteme zusammen.<br />
Satz: Strack+Storch KG,<br />
Gladbacher Straße 15,<br />
40219 Düsseldorf<br />
Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH,<br />
Juliusstraße 9-21,<br />
47053 Duisburg<br />
Drucktermin dieser Ausgabe:<br />
21. Juli 2003<br />
Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />
Composing (3): frei-stil
Das Profil 3/2003 Das aktuelle Thema<br />
Seite 3<br />
Die Jahre 2000 bis 2002 waren bei Rheinmetall vom Optimierungsprogramm der „Strategie<br />
der klaren Linie“ geprägt. Ein Programm, mit dessen Hilfe die unternehmerische Performance<br />
nachhaltig verbessert wurde – durch Konzentration <strong>auf</strong> drei Kernbereiche mit<br />
heute elf Geschäftsfeldern (und den Finanzbeteiligungen) sowie konsequente Umsetzung<br />
von Restrukturierungsmaßnahmen, die jährliche Einspareffekte von rund 100 Millionen<br />
€ bringen. Auch die unternehmerischen Kennzahlen sprechen eine deutliche Sprache: So<br />
konnte beispielsweise der Umsatz (in 2002) <strong>auf</strong> 4,6 Milliarden € gesteigert werden, obwohl der<br />
<strong>Konzern</strong> in Summe seit Anfang 2000 ein Geschäftsvolumen von rund 1,1 Milliarden € desinvestiert<br />
hat. In der Entwicklung seit 2000 bedeutet dies ein hohes organisches Wachstum von jährlich<br />
sechs Prozent, was sich auch in der aktuell guten Platzierung in den weltweiten Märkten widerspiegelt.<br />
Im selben Zeitraum erfuhr der Düsseldorfer <strong>Konzern</strong> eine deutliche Wertsteigerung, und<br />
zwar u.a. durch den drastischen Abbau der Netto-Finanzverbindlichkeiten, die Reduzierung des<br />
Working Capitals und die Steigerung des Cash-Flow. Sichtbares Zeichen für diese ertragsorientierte<br />
Entwicklung sind die entsprechenden Kennzahlen, die vor allem in 2002 – wie ausführlich<br />
berichtet – deutliche Sprünge nach oben zeigten (z.B. bei EBIT, ROCE, Cash-Flow und Eigenkapital).<br />
Um Rheinmetall auch in Zukunft in punkto Performance und Profitabilität voranzubringen,<br />
hat der Rheinmetall-Vorstand jetzt ein bis Ende 2005 ausgerichtetes Wertsteigerungsprogramm<br />
mit dem Namen v 3 <strong>auf</strong>gelegt. Dieses Value-Programm mit seinen drei Stoßrichtungen Planrealisierung/Ergebnisabsicherung,<br />
Wertoptimierung (+EBIT/-Capital Employed) und Top-Performance<br />
soll das ertragsorientierte Wachstum des <strong>Konzern</strong>s auch in Zukunft sicherstellen. Über das ehrgeizige<br />
Projekt, das als Kernelement der strategischen Weiterentwicklung des <strong>Konzern</strong>s gilt,<br />
sprach die „Profil“-Redaktion mit dem Vorstandsvorsitzenden der Rheinmetall <strong>AG</strong>, Klaus Eberhardt.<br />
„Profil“-Interview mit Rheinmetall-Vorstandschef Klaus Eberhardt zum bis Ende 2005 ausgerichteten Wertsteigerungsprogramm v 3<br />
Beim Thema Ertragssteigerung<br />
gibt es für uns keinen Stillstand<br />
Profil: Washat sich der Rheinmetall-<br />
Vorstand für die kommenden Jahre<br />
vorgenommen?<br />
Eberhardt: Unsere bisherigen Maßnahmen<br />
im Rahmen der „Strategie der<br />
klaren Linie“ haben uns <strong>auf</strong> eine sichere<br />
profitable Basis geführt. Dazu war<br />
eine umfassende Restrukturierung<br />
notwendig. Das war ganz wichtig, um<br />
unsere Freiheitsgrade für die strategische<br />
Weiterentwicklung, vor der wir<br />
jetzt stehen, zu erhöhen. Wenn uns die<br />
weltweite Konjunkturentwicklung keinen<br />
Strich durch die Rechnung macht,<br />
gehen wir im Jahr 2003 und danach<br />
von weiteren Verbesserungen bei Umsatz<br />
und Gewinn aus. Auf Basis unserer<br />
heutigen Unternehmensstruktur<br />
wollen wir Ende 2005 beim Umsatz um<br />
rund 20 Prozent zulegen, und zwar<br />
überproportional <strong>auf</strong> den asiatischen<br />
Märkten und im NAFTA-Raum. Natürlich<br />
muss die Kapitalrentabilität mitwachsen.<br />
Konkret peilen wir einen<br />
ROCE-Wert oberhalb von 20 Prozent<br />
an. Das sind ambitionierte Ziele. Denen<br />
muss sich jeder im Rheinmetall-<br />
<strong>Konzern</strong> verpflichtet fühlen, und dafür<br />
muss sich jeder einsetzen.<br />
Profil: Welche Maßnahmen sollen<br />
zur Zielerreichung beitragen?<br />
Eberhardt: An erster Stelle steht unser<br />
Potenzial an Wachstum aus eigener<br />
Kraft und durch den Hinzugewinn<br />
von Marktanteilen. Das treibt uns an.<br />
Dieses Potenzial müssen wir voll ausschöpfen.<br />
Außerdem helfen uns <strong>auf</strong><br />
der Kostenseite zunehmend die Restrukturierungserfolge<br />
aus der „Strategie<br />
der klaren Linie“. Striktes Kostenmanagement,<br />
Struktur- und Prozessvereinfachung<br />
bleiben aber <strong>auf</strong><br />
der Tagesordnung – und wir haben<br />
entschieden, gerade <strong>auf</strong> diesen Feldern<br />
unsere „Drehgeschwindigkeit“<br />
nochmals zu erhöhen. Außerdem wird<br />
der erfolgte Schuldenabbau zu Verbesserungen<br />
im Finanzergebnis führen.<br />
Auch hinsichtlich des Working-<br />
Capital-Managements fühlen wir uns<br />
angespornt durch die guten Erfolge<br />
des vergangenen Jahres.<br />
Profil: Bei den Zukunftsplänen<br />
spielt ein Projekt eine entscheidende<br />
Rolle: das neue Wertsteigerungsprogramm<br />
v 3 . Der Vorstand hat der<br />
Führungsmannschaft dieses „Kernelement<br />
der strategischen Weiterentwicklung“<br />
als „Pflichtprogramm“ in den<br />
bis Ende 2005 datierten Aufgabenkatalog<br />
geschrieben.<br />
Eberhardt: Ja, wir haben dieses Programm<br />
ins Leben gerufen, weil es von<br />
der bisherigen Restrukturierungsphase<br />
überleitet in die Phase der strategischen<br />
Weiterentwicklung, die Wachstum<br />
und Wertsteigerung bedeutet.<br />
Rheinmetall muss den Unternehmenswert<br />
auch in Zukunft weiter erhöhen –<br />
das sind wir unseren Aktionären ebenso<br />
schuldig wie unseren Mitarbeitern.<br />
Dies ist Verpflichtung und Herausforderung<br />
im l<strong>auf</strong>enden Jahr und für den<br />
weiteren Weg unseres <strong>Konzern</strong>s.<br />
Profil: Wie sehen die Hauptakzente<br />
von v 2 konkret aus?<br />
Eberhardt: v 3 hat drei Stoßrichtungen.<br />
Erstens: die Planrealisierung und<br />
Ergebnisabsicherung in 2003. Zweitens:<br />
eine weitere Steigerung der bisher<br />
bis 2005 angepeilten EBIT-Rendite<br />
von 6,6 <strong>auf</strong> dann 7,8 Prozent und<br />
gleichzeitig die Steigerung der Kapital-<br />
rendite, indem das Capital Employed<br />
um weitere 200 Millionen € reduziert<br />
wird. Drittens geht es um die Erreichung<br />
von Top-Performance durch<br />
Top-Management.<br />
Profil: Seit dem Jahr 2000 ist im Zuge<br />
der „Strategie der klaren Linie“ viel<br />
Veränderung im <strong>Konzern</strong> passiert.<br />
Rheinmetall hat sein Gesicht nachhaltig<br />
verändert und seinen Wert deutlich<br />
gesteigert. Jetzt wird mit v 3 konsequent<br />
weiter an der „Wertschraube“ gedreht<br />
– und zwar mit hoch angesetzten Vorgaben.<br />
Ist nicht irgendwann einmal<br />
das Ende der Fahnenstange erreicht?<br />
Eberhardt: Auf dem Weg, das ertragsorientierte<br />
Wachstum auch in Zukunft<br />
zu sichern, kann sich unser <strong>Konzern</strong><br />
keinen Stillstand leisten. Natürlich<br />
müssen wir in unseren Zielsetzungen<br />
realistisch bleiben, aber genauso<br />
brauchen wir einen hohen Anspannungsgrad.<br />
Gerade dann, wenn die<br />
konjunkturellen Rahmenbedingungen<br />
nicht so günstig sind, müssen wir unter<br />
Beweis stellen, dass wir besser werden.<br />
Gute Unternehmen überholen in<br />
der Krise.<br />
Profil: Kommen wir zu den Einzelheiten.<br />
Die erste Stoßrichtung von v 3 ist<br />
die Planrealisierung – im Grunde genommen<br />
doch eine Selbstverständlichkeit<br />
unternehmerischen Handelns?<br />
Klaus Eberhardt: Auf dem Weg zum ertragsorientierten<br />
Wachstum gibt es . . .<br />
Eberhardt: Eigentlich ja, aber bitte<br />
bedenken Sie, dass wir uns für 2003<br />
ehrgeizige Ziele vorgenommen haben.<br />
Wir haben für dieses Jahr eine weitere<br />
Ergebnisverbesserung geplant – und<br />
zwar aus dem operativen Geschäft heraus.<br />
Deshalb haben wir die unbedingte<br />
Planeinhaltung sehr bewusst als<br />
erste Stoßrichtung unseres v 3 -Programms<br />
definiert. Das hat auch etwas<br />
damit zu tun, dass wir das wiedergewonnene<br />
Vertrauen der Investoren und<br />
der Kapitalmärkte nicht enttäuschen<br />
dürfen.<br />
Profil: Gut, aber was kann der Vorstand<br />
mehr tun, als bei allen Verantwortlichen<br />
an die strikte Planungstreue<br />
zu appellieren?<br />
Eberhardt: Wir haben zum Beispiel<br />
die Geschäftsbereiche <strong>auf</strong>gefordert,<br />
präventiv ergebnissichernde Maßnahmen<br />
zu benennen und einzuleiten.<br />
Und das, obwohl wir uns im bisherigen<br />
Jahresverl<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> dem geplanten<br />
Ergebnispfad bewegen.<br />
Profil: Sie geben das passende<br />
Stichwort für die zweite Stoßrichtung<br />
von v 3 : Das Ergebnis vor Zinsen und<br />
Steuern, also das EBIT, ist eine der<br />
wichtigsten Bewertungsgrößen für<br />
den unternehmerischen Erfolg. v 3 -<br />
Stoßrichtung Nr. 2 heißt Wertoptimie-<br />
rung, und zwar durch einen höheren<br />
EBIT und durch deutlich niedrigeren<br />
Kapitaleinsatz. Im Klartext: Sie wollen<br />
bis Ende 2005 zum einen die durchschnittliche<br />
EBIT-Zielmarge im <strong>Konzern</strong><br />
um weitere 1,2 Prozentpunkte <strong>auf</strong><br />
dann 7,8 Prozent erhöhen; im selben<br />
Zeitraum soll das eingesetzte Kapital<br />
(Capital Employed) um 200 Millionen<br />
Euro verringert werden. Nun wird bei<br />
Rheinmetall schon seit längerem gezielt<br />
an der Verbesserung dieser<br />
Größen gearbeitet – lässt sich das<br />
überhaupt noch toppen?<br />
Eberhardt: Davon bin ich überzeugt.<br />
Im vergangenen Jahr haben neun von<br />
13 Geschäftsbereichen beim EBIT über<br />
Plan abgeschnitten. Das zeigt, dass<br />
wir das Potenzial für weitere Steigerungen<br />
haben.<br />
Profil: Wie soll dieses Potenzial gehoben<br />
werden?<br />
Eberhardt: Das ist nichts, was sich<br />
zentral steuern lässt. Dazu ist, im Unterschied<br />
zur Restrukturierungsphase<br />
in den vergangenen drei Jahren, jetzt<br />
viel Feinarbeit vor Ort notwendig. Deshalb<br />
haben wir die Unternehmensund<br />
Geschäftsbereiche <strong>auf</strong>gefordert,<br />
Ideen zu entwickeln. Und wir sind mit<br />
ihnen in einen Dialog darüber eingetreten,<br />
wie sie die neuen Zielmarken<br />
erreichen wollen. Das ist ein Kernelement<br />
im Rahmen unseres „strategischen<br />
Dialogs“, den wir in diesem Jahr<br />
erstmals der Geschäftsplanung vorgeschaltet<br />
haben.<br />
Profil: Sie sprechen von „Feinarbeit<br />
vor Ort“. Was kann das im Einzelfall<br />
bedeuten?<br />
Eberhardt: Das bedeutet zum Beispiel,<br />
dass das bestehende Produktportfolio<br />
innerhalb der Geschäftsbereiche<br />
kein Dogma sein darf. Jeder Bereich<br />
muss seine Prozesse und seine<br />
Produkte mit den Besten im Markt<br />
messen. Dabei liefert konsequentes<br />
Benchmarking objektive Vergleichskriterien.<br />
Bezogen <strong>auf</strong> das jeweilige Produktspektrum<br />
heißt dies natürlich, die<br />
Stars zu fördern und die Schlechten zu<br />
eliminieren. Wir müssen nicht alles<br />
richtig, sondern das Richtige machen.<br />
Das gilt im übrigen auch für die Vertriebsseite:<br />
Die Marschrichtung muss<br />
hier heißen: Kein Minus-Geschäft<br />
mehr in die Bücher nehmen!<br />
Profil: Eine weitere v 3 -“Stellschraube”<br />
ist die Reduzierung des eingesetzten<br />
Kapitals um zusätzliche 200 Millionen<br />
Euro bis Ende 2005. Welche Ansatzpunkte<br />
sehen Sie, um dieses Ziel<br />
zu schaffen?<br />
Eberhardt: Das hat natürlich viele Facetten.<br />
Wir haben im vergangenen Jahr<br />
mit der gezielten Reduzierung des<br />
Working Capital begonnen. Das war<br />
ein erster Schritt, der uns immerhin eine<br />
Reduzierung um 17 Prozent – gemessen<br />
am Jahr davor – gebracht hat.<br />
Das muss uns weiter beschäftigen.<br />
Außerdem müssen wir uns stärker<br />
dem investierten Kapital widmen. Hier<br />
gibt es, wie wir gerade bei <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> sehen, gute Möglichkeiten,<br />
unsere Kapitalrentabilität<br />
zu steigern. Das bedeutet ja nicht<br />
Sparsamkeit um jeden Preis. Aber:<br />
Durch intelligentes Investieren und<br />
Sparen lässt sich viel erreichen.<br />
Profil: Top-Performance heißt auch<br />
und vor allem Top-Management – damit<br />
sind wir bei der dritten Stoßrich-<br />
Das bei Rheinmetall bis Ende 2005 datierte v 3 -Wertsteigerungsprogramm hat<br />
drei Stoßrichtungen: Planrealisierung, Wertoptimierung und Top-Management.<br />
tung des v 3 -Wertsteigerungsprogrammes.<br />
Wenn Rheinmetall in der „ersten<br />
Liga“ mitspielen, das Kurspotential<br />
der Aktie voll ausschöpfen und den<br />
Kapitalmarktzugang verbreitern will,<br />
dann ...<br />
Eberhardt: ... müssen alle Führungskräfte<br />
systematisch und intensiv Werttreiber-Management<br />
betreiben. Nur<br />
dann sind wir damit erfolgreich.<br />
Profil: Eine andere Forderung in diesem<br />
Kontext heißt „Management-<br />
Excellence erzeugen“. Was meinen Sie<br />
damit konkret?<br />
Eberhardt: Erstens die Priorisierung<br />
des eigenen Arbeitseinsatzes: Das bedeutet<br />
zum Beispiel, sich beim selbstgesetzten<br />
Arbeits- und Aufgabenspektrum<br />
<strong>auf</strong> die eigentlichen Führungs<strong>auf</strong>gaben<br />
zu konzentrieren. Diese<br />
. . . für Rheinmetall keinen Stillstand.<br />
müssen das eigene Handeln dominieren;<br />
so genannte B- und C-Probleme<br />
sind abschließend zu lösen. Gefordert<br />
ist darüber hinaus die ständige Bereitschaft,<br />
strategische Fragen <strong>auf</strong>zuwerfen<br />
und diese im Sinne der definierten<br />
Unternehmensziele zu beantworten<br />
bzw. zu hinterfragen.<br />
Profil: Zweitens erwarten Sie von<br />
den Rheinmetall-Managern, sich „<strong>auf</strong><br />
Fotos (2): Christoph Schuhknecht<br />
die Führungsverantwortung für den<br />
Unternehmenswert“ zu konzentrieren.<br />
Im Klartext?<br />
Eberhardt: Das Management muss<br />
definieren, welche Maßnahmen den<br />
Unternehmenswert nachhaltig steigern,<br />
und diese dann auch umsetzen,<br />
tun! Außerdem, und hier kommt das<br />
konzernweit angelegte Projekt „Führen<br />
mit Zielen“ ins Spiel, muss das Value-<br />
Denken konsequent gefördert werden.<br />
Drittens gilt: Planung heißt Commitment,<br />
Verpflichtung. Planung ist – ich<br />
wiederhole es – bindend, was ihre<br />
Umsetzung betrifft.<br />
Profil: Ihre dritte „Excellence“-Anforderung<br />
heißt, sich an den „Besten“<br />
ausrichten und von ihnen lernen.<br />
Eberhardt: Dazu gehört beispielsweise<br />
konsequentes Wissensmanagement,<br />
mit dessen Hilfe Know-how aus<br />
dem <strong>Konzern</strong> ausgeschöpft und externes<br />
Wissen gezielt genutzt werden<br />
kann. Ein weiteres Instrument in diesem<br />
Zusammenhang ist das Benchmarking,<br />
also der bereits erwähnte regelmäßige<br />
Vergleich mit den jeweils<br />
Besten, was nach meiner Ansicht zur<br />
Professionalität der eigenen Arbeit dazugehört.<br />
Profil: Last but not least fordern Sie<br />
von den Führungscrews im Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>,<br />
„Gutes noch besser“ zu<br />
machen. Wie soll das gehen?<br />
Eberhardt: Es gibt ein geflügeltes<br />
Wort, das unternehmerisches Handeln<br />
treffend beschreibt: Das Bessere ist<br />
des Guten Feind. Wir müssen bei uns<br />
und unseren Mitarbeitern die Radikalität<br />
im Vorwärtsdenken aktivieren und<br />
lernen, Pragmatismus vor Perfektion<br />
zu stellen. Dadurch erzeugen wir die<br />
Entscheidungs- und Handlungsgeschwindigkeit,<br />
die wir brauchen.<br />
Denn: Wir müssen gerade die wirtschaftlich<br />
etwas schwierigeren Zeiten<br />
zum Überholen nutzen – darin hat<br />
Rheinmetall in der Tat schon einige Erfahrung.<br />
pr/rds
Seite 4 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
Hauptversammlung der Aditron <strong>AG</strong>: Squeeze-out beschlossen<br />
Grünes Licht für Aktienrückk<strong>auf</strong><br />
Düsseldorf.<br />
Grünes Licht: Die<br />
Hauptversammlung<br />
der Aditron<br />
<strong>AG</strong> in Düsseldorf<br />
hat am 15. Mai 2003 den vom<br />
Hauptaktionär Rheinmetall <strong>AG</strong> – er<br />
hielt zum besagten Termin 97,67 Prozent<br />
der Anteile an der Gesellschaft –<br />
initiierten Squeeze-out beschlossen.<br />
Auf der Grundlage dieses Beschlusses<br />
haben die Minderheitsaktionäre zwischenzeitlich<br />
eine Barabfindung in<br />
Höhe von 26,50 € je Namensaktie erhalten.<br />
Die Höhe der Barabfindung errechnete<br />
sich aus einer Unternehmensbewertung<br />
der Aditron <strong>AG</strong>, die<br />
durch ein unabhängiges Wirtschaftsprüfungsunternehmen<br />
erstellt und von<br />
einem gerichtlich bestellten sachverständigen<br />
Prüfer bestätigt wurde. Einige<br />
Aktionäre und Aktionärsvertreter<br />
gaben gegen den Squeeze-out-Beschluß<br />
Widerspruch zu Protokoll und<br />
kündigten die Einleitung eines<br />
Spruchstellenverfahrens an. Unter<br />
Squeeze-out versteht man die vollständige<br />
Übertragung der Aktien der<br />
Minderheitsaktionäre <strong>auf</strong> den Hauptaktionär<br />
(im vorliegenden Fall die<br />
Rheinmetall <strong>AG</strong>, Düsseldorf) gegen<br />
Zahlung einer Barabfindung.<br />
Vor der ausgesprochen sachlich und<br />
fair geführten Generalaussprache über<br />
den inzwischen vollzogenen Squeezeout,<br />
in deren Rahmen mehrere<br />
Kleinaktionäre und Aktionärsvertreter<br />
den ermittelten Unternehmenswert<br />
(417,9 Millionen € zum Stichtag 15.<br />
Mai 2003) als zu niedrig angesetzt bezeichneten<br />
und einzelne Bewertungsgrößen<br />
(z.B. bei der Marktrisikoprämie<br />
und beim Kapitalisierungszinssatz) infrage<br />
stellten, hatte Aditron-Vorstandsmitglied<br />
Reinhard Sitzmann<br />
ausführlich die Beweggründe für den<br />
Schritt skizziert, der <strong>auf</strong> den – mittlerweile<br />
ebenfalls vollzogenen – Rückzug<br />
des Unternehmens von der Börse (am<br />
24. Juni 2003) hinausgel<strong>auf</strong>en ist.<br />
Sitzmann: „Der geringe free float von<br />
weniger als 2,5 Prozent hat unseren<br />
Grafik : frei-stil<br />
Hauptaktionär (Rheinmetall <strong>AG</strong>) vor<br />
die Entscheidung gestellt, entweder<br />
einen <strong>auf</strong>wendigen Börsengang mit<br />
deutlicher Erhöhung des free float in<br />
Angriff zu nehmen oder die Aktien der<br />
übrigen Aktionäre vollständig zu übernehmen.<br />
Rheinmetall hat sich für einen<br />
Squeeze-out entschieden, da unter<br />
den gegenwärtigen Marktbedingungen<br />
ein adäquater Emissionspreis<br />
kaum zu erzielen wäre.“ Darüber hinaus<br />
habe sich der Rheinmetall-Vorstand,<br />
so Sitzmann weiter, im Rahmen<br />
des konzernweiten Wertsteigerungsprogrammes<br />
das Ziel gesetzt, Beteiligungs-<br />
und Führungsstrukturen zu verschlanken<br />
und zu vereinfachen.<br />
Zur Erinnerung: Die Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
war zum Zeitpunkt des diesjährigen<br />
Aktionärstreffens Eigentümerin von<br />
knapp 15,589 Millionen Aktien<br />
(15.5.2003) und damit unmittelbar mit<br />
97,67 Prozent am Grundkapital der<br />
Aditron <strong>AG</strong> beteiligt; weitere 1020 Aktionäre<br />
repräsentierten 2,33 Prozent<br />
des Grundkapitals. Sitzmann: „Angesichts<br />
dieses niedrigen Beteiligungsbesitzes<br />
der außenstehenden Aktionäre<br />
ist es für Rheinmetall folgerichtig,<br />
den hundertprozentigen Anteilsbesitz<br />
anzustreben. Dieser ermöglicht<br />
eine größere Flexibilität bei gesellschaftsrechtlichen<br />
Maßnahmen (z.B.<br />
Kapitalerhöhungen, Beteiligungserwerben).<br />
Das Unternehmen kann<br />
schneller <strong>auf</strong> Änderungen von wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen<br />
reagieren und neue Geschäftschancen<br />
ohne Zeitverzögerung wahrnehmen.<br />
Die <strong>auf</strong>wendige Beachtung einer Vielzahl<br />
gesetzlicher Vorschriften entfällt;<br />
dafür war in der Vergangenheit ein erheblicher<br />
zeitlicher und personeller<br />
sowie ein nicht unwesentlicher finanzieller<br />
Aufwand erforderlich.“<br />
Zuvor hatte Sitzmanns Vorstandskollege<br />
Dr. Michael Roesnick im Congress<br />
Center Düsseldorf noch einmal<br />
das sehr erfolgreich verl<strong>auf</strong>ene Geschäftsjahr<br />
2002 Revue passieren lassen.<br />
Wie bereits berichtet, erreichte<br />
der Umsatz der Firmengruppe trotz<br />
Zum Zeitpunkt der diesjährigen Hauptversammlung betrug der Rheinmetall-<br />
Anteil am Grundkapital 93,26 Prozent; im Vorjahr lag dieser noch bei 67,5 Prozent.<br />
rds Düsseldorf. Einen nachdrücklichen<br />
Appell, sich kurzfristig vom noch<br />
verbleibenden Aktienbesitz zu trennen,<br />
richtete Erika Cebulla von der Schutzgemeinschaft<br />
der Kleinaktionäre in Frankfurt<br />
am Main an die Adresse der Teilnehmer<br />
der diesjährigen Hauptversammlung<br />
der Jagenberg <strong>AG</strong> im Düsseldorfer<br />
Congress Center: „Jagenberg ist<br />
dem Ziel, das Unternehmen in Teilen zu<br />
verk<strong>auf</strong>en, (in 2002) ein großes Stück<br />
Journalisten <strong>auf</strong><br />
Informationstour<br />
rs Unterlüß/Munster. Vertreter der internationalen<br />
wehrtechnischen Fachpresse<br />
nutzten Anfang Juni 2003 die<br />
Gelegenheit, sich <strong>auf</strong> einer zweitägigen<br />
Pressereise über das Leistungsspektrum<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> im<br />
Kompetenzzentrum des Geschäftsbereiches<br />
Waffe und Munition in Unterlüß<br />
zu informieren. „Hintergrund der mehrtägigen<br />
Veranstaltung war es, insbesondere<br />
ausländischen Journalisten einen<br />
vertieften Einblick in das umfas-<br />
nähergekommen. Bis <strong>auf</strong> den Bereich<br />
Folientechnik (FT) ist alles verk<strong>auf</strong>t. Ich<br />
finde es (deshalb) sehr anständig, dass<br />
die Muttergesellschaft Rheinmetall uns<br />
Aktionären (Ende 2002) nochmals ein<br />
Barabfindungsangebot gemacht und<br />
uns (somit) ein weiteres Mal Gelegenheit<br />
gegeben hat, uns von diesem<br />
Unternehmen zu trennen . . . Im Grunde<br />
genommen gibt es hier keinen anderen<br />
Weg, ich sehe keinen anderen.“<br />
sende wehrtechnische Know-how der<br />
Firmen-Gruppe als dem führenden Systemhaus<br />
für Heerestechnik in Europa<br />
zu bieten“, erläutert Norbert Frank,<br />
stellvertretender Leiter für Marketing<br />
und Vertrieb des Unternehmensbereiches<br />
Defence.<br />
Diesen „vertieften Einblick“ erhielten<br />
17 Medienvertreter aus neun europäischen<br />
Staaten. Rheinmetall-Experten<br />
informierten die Journalisten<br />
zunächst über aktuelle Entwicklungen<br />
der Geschäftsfelder Waffe und Munition<br />
(W&M), Landsysteme, Wehrtechnische<br />
Elektronik und Flugabwehrsysteme.<br />
Im Mittelpunkt standen beispiels-<br />
ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
801,9 Millionen € (nach<br />
771,2 Mio € in 2001), was einer Steigerung<br />
von vier Prozent entspricht.<br />
Der Auftragseingang kletterte von<br />
806,1 Millionen € in 2001 <strong>auf</strong> 834,8<br />
Millionen €. Ende vergangenen Jahres<br />
wies die Aditron-Gruppe einen<br />
Auftragsbestand von 143,5 Millionen<br />
€ (nach 287,4 Mio € in 2001) <strong>auf</strong>, der<br />
– bereinigt um den Wert der verk<strong>auf</strong>ten<br />
Heimann Systems GmbH – <strong>auf</strong><br />
dem Niveau des Vorjahres lag.<br />
Roesnick: „Außerordentlich positiv<br />
stellt sich auch die Ergebnissituation<br />
der Aditron-Gruppe dar. Das EBIT (Ergebnis<br />
vor Zinsen und Steuern) erhöhte<br />
sich <strong>auf</strong> 327,1 Millionen €, maßgeblich<br />
geprägt vom erfolgreichen Verk<strong>auf</strong><br />
von Heimann Systems. Hinzu kamen<br />
Restrukturierungsmaßnahmen, die<br />
der strategischen Neupositionierung<br />
der drei fortgeführten Geschäftsfelder<br />
(Hirschmann, Preh + PAT) sowie operativen<br />
Verbesserungen dienten. Bereinigt<br />
um diese in 2001 und 2002 zu<br />
berücksichtigenden Sondereinflüsse<br />
verzeichnete Aditron eine Ergebnissteigerung<br />
von rund 32 Prozent <strong>auf</strong> 52<br />
Millionen €.“<br />
Die verbesserte Leistungsfähigkeit<br />
und die höhere Profitabilität der Aditron<br />
<strong>AG</strong> spiegelt sich laut Roesnick u.a.<br />
auch in der deutlich höheren Umsatzrendite<br />
wider, die binnen Jahresfrist<br />
von 3,4 Prozent <strong>auf</strong> 39,66 Prozent kletterte.<br />
Die EBIT-Rendite (2001 bei 5,1<br />
Prozent) stieg in 2002 <strong>auf</strong> 40,8 Prozent;<br />
bereinigt um die Effekte aus dem<br />
Verk<strong>auf</strong> von Heimann Systems lag sie<br />
bei „ebenfalls erfreulichen 6,5 Prozent“:<br />
„Das durchschnittliche Capital<br />
Employed (gebundenes Kapital) reduzierte<br />
sich um 80 Millionen € <strong>auf</strong> 215,7<br />
Millionen €. Damit erhöhte sich der<br />
ROCE (return on capital employed) –<br />
diese Kennzahl reflektiert die Ertragskraft<br />
des investierten Kapitals – <strong>auf</strong><br />
151,56 Prozent; bereinigt (also ohne<br />
Heimann Systems) wurde ein ROCE<br />
von eindrucksvollen 24,1 Prozent (nach<br />
13,5 % in 2001) erreicht.“ cd/rds<br />
Cebullas Einschätzung teilte im<br />
Grundsatz auch Geschäftsführer Thomas<br />
Hechtfischer von der in Düsseldorf<br />
ansässigen Deutschen Schutzvereinigung<br />
für Wertpapierbesitz (DSW),<br />
wobei sich der DSW-Aktionärssprecher<br />
für ein weiteres Aktienübernahmeangebot<br />
durch den Großaktionär<br />
Rheinmetall aussprach. Eine derartige<br />
Offerte allerdings schloß deren Vorstandschef<br />
Klaus Eberhardt – er ist<br />
gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Jagenberg <strong>AG</strong> –<br />
zuletzt <strong>auf</strong> der<br />
Hauptversammlung<br />
des Düsseldorfer<br />
<strong>Konzern</strong>s am 27. Mai 2003 in Berlin mit<br />
Nachdruck aus: „Ein drittes Übernahmeangebot<br />
wird es nicht geben.“<br />
Zur Erinnerung: Erstmals am 14. Dezember<br />
2000 startete Rheinmetall ein<br />
freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot<br />
für alle ausstehenden Vorzugsaktien<br />
der Jagenberg <strong>AG</strong>. Das damalige<br />
Angebot pro Aktie lag bei 2,30 Euro<br />
und damit deutlich über dem Schlusskurs<br />
der Aktie am Tag vor der Angebotsankündigung.<br />
Rund zwei Jahre<br />
später, Ende Dezember 2002, wurde<br />
weise Führungs- und Aufklärungssysteme<br />
der STN Atlas Elektronik GmbH<br />
und das W&M-Projekt „Monarc“ (siehe<br />
„Profil“ 1/2003), bei dem das<br />
155mm-Artilleriegeschütz der Panzerhaubitze<br />
2000 versuchsweise <strong>auf</strong> das<br />
Vordeck der neuen Marine-Fregatte<br />
F124 montiert worden ist. Darüber<br />
hinaus wurden Entwicklungen der<br />
Buck Neue Technologien GmbH im<br />
Bereich passiver Schutzsysteme sowie<br />
Türme und Waffenstationen der<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH und<br />
Neuheiten <strong>auf</strong> dem Gebiet Flugabwehrsysteme<br />
der Oerlikon Contraves<br />
<strong>AG</strong> ausführlich skizziert.<br />
International gepunktet (oberer Grafikteil): Der regionale Umsatz-Schwerpunkt<br />
der Aditron-Firmengruppe (in Summe 801,9 Mio €) lag 2002 unverändert <strong>auf</strong><br />
Europa – und zwar mit einem Anteil von rund 75 Prozent. Steigende Umsatzanteile<br />
sowie Systementscheidungen in den USA und im asiatischen Raum belegen<br />
gleichzeitig, dass die Strategie zum Ausbau der internationalen Präsenz<br />
erfolgreich ist. Umsatz nach Geschäftsbereichen (unterer Grafikteil): Rund<br />
801,9 Millionen € (+ 4 % gegenüber 2001) erwirtschafteten die Unternehmen<br />
der Aditron-Gruppe in 2002; davon entfielen 38,2 Prozent <strong>auf</strong> Hirschmann,<br />
26,3 Prozent <strong>auf</strong> Preh, 5,7 Prozent <strong>auf</strong> PAT und 29,8 Prozent <strong>auf</strong> die Ende<br />
November vergangenen Jahres verk<strong>auf</strong>te Heimann Systems GmbH.<br />
ein weiteres freiwilliges öffentliches<br />
K<strong>auf</strong>angebot zum Erwerb sämtlicher<br />
Aktien der Jagenberg <strong>AG</strong> an die außenstehenden<br />
Aktionäre abgegeben.<br />
Die in diesem Kontext angebotene<br />
Gegenleistung von 2,20 € je Stammbzw.<br />
Vorzugsaktie sei, das betonte<br />
Vorstandschef Beyer <strong>auf</strong> dem diesjährigen<br />
Aktionärstreffen im Congress<br />
Center Düsseldorf einmal mehr, fair<br />
und angemessen: „Betrachtet man<br />
den Kursverl<strong>auf</strong> im Jahr 2002 vor Be-<br />
Votum für den Aktienverk<strong>auf</strong><br />
kanntgabe des (zweiten) Übernahmeangebotes,<br />
so ist die angebotene Gegenleistung<br />
durchaus als großzügig zu<br />
bezeichnen. Von der Möglichkeit, aus<br />
der Gesellschaft auszusteigen, hat bisher<br />
eine Vielzahl von Aktionären Gebrauch<br />
gemacht.“<br />
Noch einige Details zum Geschäftsverl<strong>auf</strong><br />
in 2002: Vor dem Hintergrund<br />
einer weltweit weiterhin schwachen<br />
Konjunktur erzielte die Jagenberg-<br />
Gruppe, wie bereits berichtet, einen<br />
Umsatz von 212,3 Millionen € (Aus-<br />
Während der anschließenden Life-<br />
Demonstrationen <strong>auf</strong> dem W&M-Erprobungsgelände<br />
in Unterlüß hatten<br />
die Journalisten die Gelegenheit, sich<br />
– neben der Vorführung ausgewählter<br />
Produkte wie dem neuen Laser-Licht-<br />
Modul LLM-R von Oerlikon Contraves<br />
zur präzisen Zielerfassung bei Tag und<br />
Nacht – selbst von den Vorzügen der<br />
leistungsfähigen Defence-Technik zu<br />
überzeugen: So wurde zum Beispiel<br />
das <strong>auf</strong> Basis des Daimler-Chrysler-<br />
Geländewagens Wolf 270 CDI entwickelte<br />
Light Infantry Vehicle in ausgiebigen<br />
Geländefahrten <strong>auf</strong> „Herz<br />
und Nieren“ geprüft.<br />
landsanteil: 82 %). Der Auftragseingang<br />
betrug 229,6 Millionen €; der<br />
Auftragsbestand lag Ende vergangenen<br />
Jahres bei 48,3 Millionen €. Das<br />
betriebliche Ergebnis der Firmengruppe<br />
betrug minus 15,9 Millionen €; das<br />
Ergebnis vor Ertragssteuern zeigte einen<br />
Verlust von 21,7 Millionen €.<br />
In diesem Kontext bekräftigte Beyer<br />
noch einmal die Absicht, das Geschäft<br />
der beiden FT-Gesellschaften Kampf<br />
und Lemo fortzuführen, „soweit sich<br />
keine Möglichkeiten<br />
zur Desinvestition<br />
oder zur Zusammenarbeit<br />
mit geeigneten<br />
Partnern ergeben“: „Wir planen<br />
in jedem Fall die Desinvestion beider<br />
Gesellschaften. Sollte dies nicht<br />
möglich sein, kämen auch sinnvolle<br />
Partnerschaften oder möglicherweise<br />
die Aufgabe der industriellen Führerschaft<br />
in Frage.“ Der Umsatz im Jagenberg-Geschäftsbereich<br />
Folientechnik<br />
betrug 2002 rund 147,5 Millionen €.<br />
Kampf erwirtschaftete 85,2 Millionen<br />
€ Umsatz (+ 3 %); Lemo dagegen<br />
setzte nur rund 37,7 Millionen € um<br />
(–22 %).<br />
Den Abschluss der Reise bildete ein<br />
Besuch der Bundeswehr-Panzertruppenschule<br />
in Munster. Nach Präsentationen<br />
über Struktur und Aufgaben der<br />
Panzerverbände des Deutschen Heeres<br />
konnten sich die Besucher u. a. beim Simulatortraining<br />
und beim Life-Gefechtsschießen<br />
mit einem Leopard-II-Panzerzug<br />
vom hohen Ausbildungsniveau der<br />
Truppe überzeugen. Höhepunkt der<br />
Präsentation war das Angebot, einmal<br />
selbst mit einem Leopard-II-Kampfpanzer<br />
schießen zu dürfen. „Absolutly excellent!“<br />
(„Große Klasse!“) lautete<br />
dann auch das Fazit des polnischen<br />
Fachjournalisten Wojciech Luczak.<br />
Composing : frei-stil
Das Profil 3/2003 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 5<br />
Hauptversammlung der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong><br />
Viel Aktionärslob für<br />
die gute Performance<br />
rds Heilbronn.<br />
Weiterhin gute<br />
Marktperformance:<br />
Die Gesellschaften<br />
der<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe<br />
haben sich auch im 1. Quartal<br />
dieses Jahres trotz nach wie vor deutlich<br />
eingetrübter Rahmenbedingungen<br />
mehrheitlich erfolgreich in ihren<br />
Märkten behauptet. Wie der Vorstandsvorsitzende<br />
der Führungsgesellschaft<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
<strong>AG</strong>, Dr. Gerd Kleinert, am 21. Mai<br />
2003 <strong>auf</strong> der Hauptversammlung des<br />
Unternehmens in Heilbronn mitteilte,<br />
wurden die Umsatzerlöse in den ersten<br />
drei Monaten des l<strong>auf</strong>enden Geschäftsjahres<br />
im Jahresvergleich um<br />
2,5 Prozent <strong>auf</strong> 494,6 Millionen € gesteigert.<br />
Bedingt durch diese positive<br />
Umsatzentwicklung kletterte das Ergebnis<br />
vor Ertragsteuern und Zinsen<br />
(EBIT) um 1,9 Millionen € <strong>auf</strong> 22,2<br />
Millionen €; das Ergebnis vor Steuern<br />
(EBT) – immerhin 15,3 Millionen €<br />
– lag sogar um mehr als fünf Millionen<br />
€ über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.<br />
Die weitere geschäftliche<br />
Entwicklung sei, so Kleinert vor<br />
rund 500 Aktionären und Aktionärsvertretern<br />
im Konzert- und Kongresszentrum<br />
Harmonie, zwar mit Unsicherheiten<br />
behaftet; gleichwohl strebe<br />
die Firmengruppe für 2003 ein Ergebnis<br />
<strong>auf</strong> Vorjahresniveau an.<br />
„Insgesamt gut gewirtschaftet“ –<br />
diese erfreuliche Botschaft zog sich<br />
gewissermaßen wie ein roter Faden<br />
durch das diesjährige Aktionärstreffen<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> in<br />
Heilbronn. In der Tat: Die von Kleinert<br />
präsentierten Kennzahlen für das ver-<br />
Petra März im<br />
Amt bestätigt<br />
dp Kassel/Düsseldorf. Für weitere<br />
vier Jahre im Amt bestätigt: Einstimmig<br />
als <strong>Konzern</strong>schwerbehindertenvertrauensfrau<br />
wiedergewählt wurde<br />
kürzlich Petra März (51), k<strong>auf</strong>männische<br />
Angestellte bei der<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
am Standort Kassel. Ihre Stellvertreter<br />
sind Edwin Braun (Hirschmann<br />
Electronics – Neckartenzlingen) und<br />
Erich Hüsges (<strong>Pierburg</strong> – Werk Nettetal).<br />
Petra<br />
März, die diese<br />
Funktion bereits<br />
seit September<br />
2001<br />
innehat („Das<br />
Profil“ 5/2001):<br />
„Wir haben uns<br />
das Ziel gesetzt,<br />
die Ein-<br />
gliederung und<br />
Integration der<br />
Petra März<br />
Menschen mit Behinderungen in<br />
den Konzenunternehmen weiter zu<br />
fördern. Dabei geht es vor allem darum,<br />
entsprechende Integrationsvereinbarungen<br />
<strong>auf</strong> Unterkonzernbetriebsratsebene<br />
zu verhandeln<br />
und kurzfristig abzuschließen.“<br />
gangene Geschäftsjahr können sich –<br />
nicht nur im Branchenvergleich – allemal<br />
sehen lassen. Bei einem Gruppenumsatz<br />
von rund 1,883 Milliarden €<br />
(3,1 % Plus gegenüber 2001) stiegen<br />
das Ergebnis vor Ertragsteuern (EBT)<br />
<strong>auf</strong> 60,1 Millionen € und das EBIT (Ergebnis<br />
vor Zinsen + Ertragsteuern) <strong>auf</strong><br />
97,4 Millionen € (+8%). Kleinert:<br />
„Gleichzeitig konnte die Liquidität der<br />
Gruppe um 36 Prozent verbessert werden.<br />
Maßgeblich zu diesem Erfolg haben<br />
die flächendeckenden Maßnahmen<br />
zur Reduzierung des Working Capital<br />
um 24 Prozent beigetragen. Die<br />
im Vorjahr begonnenen Restrukturierungsmaßnahmen<br />
konnten teilweise<br />
abgeschlossen oder aber weit vorangetrieben<br />
werden. Die in den deutschen<br />
Werken der <strong>Pierburg</strong> GmbH vorgenommenen<br />
Projekte führten bereits<br />
zu einer deutlichen Verbesserung der<br />
Ertragslage („Das Profil“ 6/2002). Die<br />
Restrukturierung der US-Standorte<br />
wurde zudem deutlich forciert und<br />
zeigte im zweiten Halbjahr 2002 ebenfalls<br />
positive Ergebniseffekte.“<br />
Weitere Finanzkennzahlen: Der Free-<br />
Cash-Flow konnte um 135,5 Millionen<br />
€ <strong>auf</strong> 98,6 Millionen € erhöht werden;<br />
mehr als die Hälfte davon geht<br />
<strong>auf</strong> die bereits erwähnte, erfolgreiche<br />
Reduzierung des Working Capitals um<br />
24 Prozent <strong>auf</strong> rund 214,6 Millionen €<br />
zurück. Mit diesem hohen Cash-Zufluss<br />
ist es gleichzeitig gelungen, die<br />
Verschuldung der Firmengruppe binnen<br />
Jahresfrist um 70 Millionen € zu<br />
reduzieren. Die Gesamtkapitalrendite<br />
(ROCE) konnte <strong>auf</strong> 11,8 Prozent gesteigert<br />
werden. Kleinert: „Alle für den Erfolg<br />
des Unternehmens wichtigen<br />
Renditekennzahlen haben sich ver-<br />
Neue Mitglieder<br />
im Aufsichtsrat<br />
rds Heilbronn/Düsseldorf. Im<br />
Rahmen des diesjährigen Aktionärstreffens<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> wurden auch die Aufsichtsratsmitglieder<br />
der Anteilseigner<br />
neu gewählt. Deren sechs Vertreter<br />
im AR der Düsseldorfer Gesellschaft<br />
sind Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Klaus Eberhardt (Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong>, Düsseldorf), Dr. Andreas<br />
Beyer (Jagenberg <strong>AG</strong>, Neuss), Dr.<br />
Bernd M. Hönle (Röchling Industrie<br />
Verwaltung GmbH, Mannheim),<br />
Burkhard Leffers (Commerzbank<br />
<strong>AG</strong>, Frankfurt/Main), Dr. Herbert<br />
Müller (Rheinmetall <strong>AG</strong>, Düsseldorf)<br />
und Prof. Dr. Dirk Zumkeller<br />
(TH Karlsruhe, Karlsruhe). Die Arbeitnehmerseite<br />
wird vertreten<br />
durch Heinrich Kmett (KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH, Neckarsulm), Erich<br />
Hüskes (<strong>Pierburg</strong> GmbH, Nettetal),<br />
Gerhard Grasmeier (KS Gleitlager<br />
GmbH, St. Leon-Rot), Dr. Ludwig<br />
Dammer (<strong>Pierburg</strong> GmbH, Neuss)<br />
sowie Dr. Rudolf Luz (IG Metall,<br />
Heilbronn/Neckarsulm – stellvertretender<br />
AR-Vorsitzender) und<br />
Dietrich Termöhlen (IG Metall,<br />
Neuss).<br />
Kontinuierliches Wachstum dank weltweit erfolgreicher Marktperformance: Innerhalb eines halben Jahrzehnts kletterte der<br />
Umsatz der Kolbenschnmidt-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe von ehedem 1,473 Milliarden € (1998) <strong>auf</strong> nunmehr 1,883 Milliarden €.<br />
bessert. In Summe ist es uns damit<br />
gelungen, die Kapitalkosten des Unternehmens<br />
zu erwirtschaften.“ (Weitere<br />
Details zu den einzelnen Geschäftsbereichen<br />
finden Sie im Beitrag<br />
„Bei Motorblöcken der größte<br />
Umsatzsprung“.)<br />
„Durch die Bank“ zufrieden zeigten<br />
sich denn auch die zahlreichen Aktionäre<br />
und Aktionärsvertreter in der<br />
Heilbronner Harmonie. Stellvertretend<br />
brachte es Ulrich Gas von der<br />
Deutschen Schutzvereinigung für<br />
Wertpapierbesitz (Düsseldorf) <strong>auf</strong><br />
den Punkt: „Bei einem schwierigen<br />
weltwirtschaftlichen und konjunkturellen<br />
Umfeld ist es der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> geglückt, unter<br />
konsequenter Einhaltung der selbstgesetzten<br />
Ziele ein sehr gutes Gesamtergebnis<br />
vorzulegen. Besonders hervorzuheben<br />
ist dabei – in einer rezes-<br />
Preh-Werke sind<br />
erneut Vorreiter<br />
cd Bad Neustadt. Die Preh-Werke<br />
haben erneut ihre Vorreiterrolle bei<br />
der Investition in zukunftsfähige Datenverarbeitungssysteme<br />
gezeigt.<br />
Nachdem Preh bereits im September<br />
2002 als weltweit erstes Unternehmen<br />
seine Personalsysteme erfolgreich<br />
<strong>auf</strong> die neue SAP R/3 Enterprise-Software<br />
umgerüstet hatte,<br />
hatdas Unternehmen jetzt auch seine<br />
k<strong>auf</strong>männischen und logistischen<br />
IT-Systeme vollständig <strong>auf</strong><br />
diese SAP-Software umgestellt. Damit<br />
befinden sich sowohl die beiden<br />
deutschen Preh-Standorte Bad<br />
Neustadt und Willich als auch das<br />
Werk in Trofa (Portugal) <strong>auf</strong> dem<br />
neuesten Stand der Informationstechnologie.<br />
Dazu Dr. Ernst-Rudolf<br />
Bauer, k<strong>auf</strong>männischer Geschäftsführer:<br />
„Preh entwickelt und produziert<br />
für seine Kunden hochmoderne<br />
Produkte <strong>auf</strong> den Gebieten<br />
der Automobil- und Industrieelektronik.<br />
Entsprechend innovativ<br />
müssen wir auch bei unseren internen<br />
Prozessen organisiert sein. Zugleich<br />
unterstützt die Investition in<br />
effiziente, moderne IT-Lösungen die<br />
Sicherung von Arbeitsplätzen.“<br />
siven oder gar schon deflationären<br />
Phase – die erfolgreiche Reduzierung<br />
des Working Capitals mit dem Abbau<br />
von Verbindlichkeiten in Höhe von 70<br />
Millionen € sowie die erreichte Verbesserung<br />
der Liquidität von rund 20<br />
Millionen €.“<br />
Als ebenfalls „erfreuliches Ergebnis“<br />
dürfe man, so Rechtsanwalt Gas<br />
weiter, die Dividendenkontinuität (für<br />
2002 erneut 0,50 € je Stückaktie) feiern:<br />
„Diese Dividende bedeutet – bezogen<br />
<strong>auf</strong> den Schlusskurs der Aktie<br />
vom 31. Dezember 2002 – immerhin<br />
eine überdurchschnittliche und vor al-<br />
Der Rheinmetall-Unternehmensbereich Automotive hat im Vergleich zur internationalen Automobilindustrie gut gepunktet (Grafik links): In allen relevanten<br />
Märkten schnitt <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong> im Vergleich zur Branchenentwicklung besser ab. Beispiel Bundesrepublik Deutschland: Während die Automobilproduktion<br />
2002 insgesamt um 3,9 Prozent zurückging, stieg der Umsatz von Rheinmetall-Automotive um 2,5 Prozent <strong>auf</strong> 1,883 Milliarden €. Starke Internationalisierung<br />
mit einer Exportquote von mehr als 66 Prozent: Die rechte Grafik zeigt die Umsatzanteile nach Weltregionen im Jahresvergleich 2001/2002.<br />
lem sichere Rendite von 5,7 Prozent.<br />
Wenn man so manche Katastrophe<br />
des Neuen Marktes Revue passieren<br />
lässt, wird man bei Ihrem gesunden<br />
Unternehmen wieder an gute alte<br />
Weisheiten erinnert wie diese: Handwerk<br />
hat goldenen Boden. Wobei dies<br />
natürlich High-tech bedeutet, aber<br />
eben <strong>auf</strong> solidem handwerklichen<br />
und seriösem k<strong>auf</strong>männischen Fundament.“<br />
Nahtlos angeknüpft an das zurückliegende<br />
erfolgreiche Geschäftsjahr<br />
hat der Rheinmetall-Unternehmensbereich<br />
Automotive laut Vorstandschef<br />
Kleinert auch im ersten Quartal 2003.<br />
Trotz nach wie vor schwieriger Umfeldbedingungen<br />
konnten sich die Gesellschaften<br />
der Firmengruppe – wie bereits<br />
erwähnt - mehrheitlich mit Erfolg<br />
in ihren Märkten behaupten. Der Umsatz<br />
stieg um 2,5 Prozent <strong>auf</strong> 494,6<br />
Millionen €. Das EBT kletterte <strong>auf</strong> 15,3<br />
Millionen €, das EBIT <strong>auf</strong> 22,2 Millionen<br />
€. Erfreuliche Ergebnisbeiträge<br />
lieferten dabei die Werke in Spanien,<br />
Südamerika und Frankreich.<br />
Als wichtigste Zielsetzungen für<br />
2003 nannte Kleinert unter anderem<br />
die Realisierung wesentlicher Ergebnisverbesserungen<br />
aus der Restrukturierung<br />
der US-Aktivitäten, die erfolgreiche<br />
Bewältigung der Neuanläufe innovativer<br />
Motorblöcke im Bereich der<br />
KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> sowie<br />
die damit einhergehende, deutliche<br />
Verbesserung der Ergebnissituation<br />
dieses Bereiches: „Außerdem werden<br />
wir zu dem guten Ertragsniveau der<br />
Vorjahre im Gleitlagerbereich <strong>auf</strong> der<br />
Grundlage der zwischenzeitlich erfolgten<br />
Neuanläufe zurückkehren und das<br />
Working-Capital-Programm <strong>auf</strong> dem<br />
erreichten guten Niveau weiter stabilisieren.<br />
Priorität hat darüber hinaus der<br />
optimierte Einsatz der Investitionsmittel,<br />
verbunden mit dem weiteren<br />
Schuldenabbau.“<br />
HIRSCHMANN-PREMIERE von Erfolg gekrönt: Rund 200 Teilnehmer aus<br />
Industrie, Wissenschaft und Fachmedien haben sich am 8. und 9. Juli 2003 im<br />
Stuttgarter SI-Erlebnis-Centrum <strong>auf</strong> dem ersten Industrial-Ethernet-Kongress<br />
über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Automatisierungs- und Netzwerktechnik<br />
informiert. Das Spektrum der Vorträge reichte von Technologiefragen<br />
über Einsatzmöglichkeiten von Ethernet im industriellen Umfeld bis hin zu einem<br />
praxisorientierten Kow-how-Transfer mit den Schwerpunkten „Echtzeit“ und<br />
„Sicherheit“ im Datennetz. Zum Erfolg der Veranstaltung hatte nicht zuletzt die<br />
lange Liste hochkarätiger Referenten beigetragen, die Experten von Unternehmen<br />
wie z.B. Kuka Roboter, MAN Roland, Siemens und Volkswagen ebenso umfasste<br />
wie Wissenschaftler der Universität Karlsruhe und der Züricher Hochschule Winterthur.<br />
Zu den besonderen Highlights gehörte die pointierte und zugleich unterhaltsame<br />
Eröffnungsrede „Das Informationszeitalter und seine Herausforderung“<br />
des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten, Professor<br />
Dr. h.c. Lothar Späth (M.), hier beim Fototermin mit dem Rheinmetall-Vorstandsvorsitzenden<br />
Klaus Eberhardt (r.) und Hirschmann-Chef Reinhard Sitzmann (l.).<br />
Grafiken (3): frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
Foto: Steffen Burger/Stuttgart
Seite 6 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
Trotz schwierigerMarktbedingungen<br />
bei<br />
weiterhin starkerInternationalisierungvergleichsweise<br />
gut gewirtschaftet<br />
– dieser Gesamteindruck<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe<br />
bestätigt<br />
sich beim detaillierten<br />
Blick in die fünf Geschäftsbereiche<br />
des<br />
Rheinmetall-UnternehmensbereichesAutomotive.<br />
★ <strong>Pierburg</strong>: Die Umsatzerlöse<br />
konnten gegenüber<br />
dem Vorjahr<br />
um 64 Millionen € <strong>auf</strong><br />
883,8 Millionen € gesteigert<br />
werden; damit<br />
wurde der Umsatz des<br />
Vorjahres um rund<br />
acht Prozent übertroffen.<br />
Das Ergebnis vor<br />
Ertragsteuern lag bei<br />
52,9 Millionen € und<br />
damit um 40,3 Millionen<br />
€ über dem Vorjahresergebnis,<br />
wobei<br />
ein Einmaleffekt aus<br />
der Veräußerung der<br />
Minderheitsanteile der<br />
Preh GmbH & Co. KG<br />
enthalten ist.<br />
Zu der positiven Ergebnisentwicklungtrugen<br />
auch die Auslandsgesellschaften<br />
bei. Hervorzuheben<br />
ist vor allem die Carbureibar<br />
S.A. in Spanien, die im abgel<strong>auf</strong>enen<br />
Geschäftsjahr bei weiter gestiegenem<br />
Umsatz wieder einen wesentlichen<br />
Beitrag zum guten Ergebnis<br />
des Geschäftsbereichs lieferte.<br />
Die Investitionen lagen mit 56,7 Millionen<br />
€ um 23,7 Millionen € unter<br />
dem Vorjahresniveau; der hohe Differenzbetrag<br />
erklärt sich hauptsächlich<br />
aus der unterschiedlichen bilanziellen<br />
Behandlung von Werkzeugkostenzuschüssen.<br />
Die Investitionen<br />
wurden in erster Linie für Neuanläufe<br />
und zur Kapazitätserweiterunggetätigt.Schwer-<br />
punkte war neben<br />
den Vorbereitungen<br />
für den Serienanl<strong>auf</strong><br />
von zwei<br />
Saugrohrprojekten<br />
der Ausbau einer<br />
Linie zur Fertigung von elektrischen<br />
Drosselklappenstutzen in den USA.<br />
Die Gesamtkapitalrentabilität (ROCE)<br />
verbesserte sich deutlich um 16,4<br />
Prozentpunkte <strong>auf</strong> 25,3 Prozent. Neben<br />
dem Ergebnissprung trug dazu<br />
auch die erfolgreiche Optimierung<br />
des Capital Employed bei.<br />
★ Kolben: Dieser Geschäftsbereich<br />
hat seinen Umsatz in 2002 um vier<br />
Prozent <strong>auf</strong> 595,7 Millionen € gesteigert;<br />
der überwiegende Teil dieser<br />
Steigerung kommt aus dem nordamerikanischen<br />
Markt. Das Ergebnis vor<br />
Ertragsteuern (EBT) ist im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 5,9 Millionen €<br />
zurückgegangen. Bereinigt um Restrukturierungs<strong>auf</strong>wendungen<br />
in den<br />
USA in Höhe von 14,4 Millionen € ist<br />
dieser Wert jedoch operativ deutlich<br />
verbessert worden.<br />
Die deutsche KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH konnte das gute operative Ergebnisniveau<br />
des Vorjahres nicht halten.<br />
Wesentliche Ursache war neben<br />
dem starken Preisdruck die schwache<br />
Marktentwicklung in Westeuropa. In<br />
allen Beteiligungsgesellschaften wurden<br />
operative Verbesserungen des<br />
EBT erzielt. Besonders hervorzuheben<br />
ist dabei die brasilianische KS<br />
Pistões, in der nicht zuletzt <strong>auf</strong>grund<br />
der veränderten Wechselkursrelationen<br />
und durch den hohen Exportanteil<br />
ein deutlich verbessertes Ergebnis<br />
erreicht werden konnte.<br />
Die Summe der Investitionen lag im<br />
Geschäftsbereich Kolben mit 47,1 Millionen<br />
€ um 10,6 Millionen € unter<br />
dem Vorjahresniveau. Das entspricht<br />
einer Investitionsquote von 7,9 Pro-<br />
Bandbreite für die weltweiten Märkte: Der kleinste bei der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH gefertigte Kolben, den Roland Gacs (Teamleiter<br />
Endkontrolle Großkolben) hier zeigt, fährt im Smart mit. Der größte<br />
– im Hintergrund – hat einen Durchmesser von 640 Millimetern<br />
und wird von der Firma Wärtsila u.a. im Schiffsantrieb eingesetzt.<br />
zent. Schwerpunkte waren Erweiterungen<br />
im Bereich Gießerei und Bearbeitung.<br />
Die Investitionen der US-<br />
Tochtergesellschaften waren <strong>auf</strong> Restrukturierungsmaßnahmen<br />
und den<br />
Ausbau von Fertigungskapazitäten<br />
ausgerichtet.<br />
Die Gesamtkapitalrentabilität unterschritt<br />
mit acht Prozent den Vorjahreswert<br />
von 11,1 Prozent. Trotz deutlicher<br />
Verbesserungen des Working Capital<br />
konnte hier <strong>auf</strong>grund des gesunkenen<br />
Ertragsniveaus der Vorjahreswert<br />
nicht gehalten werden.<br />
Bei Motorblöcken der<br />
größte Umsatzsprung<br />
★ Gleitlager: Der Umsatz ist im Geschäftsjahr<br />
2002 mit 145,8 Millionen<br />
€ um 4,8 Prozent hinter dem Wert<br />
des Vorjahres zurückgeblieben. Ursache<br />
waren vor allem die Verschiebung<br />
von Serienanläufen bei der<br />
Führungsgesellschaft KS Gleitlager<br />
GmbH sowie niedrigere Abrufe<br />
von Serienprodukten im Bereich metallische<br />
Lager. Der Umsatzrückgang<br />
der KS Bearings Inc. in den USA war<br />
im Berichtsjahr <strong>auf</strong> den gezielten<br />
Ausl<strong>auf</strong> von Produkten und die Verlagerung<br />
von Produktlinien zurückzuführen.<br />
Der Geschäftsbereich Gleitlager<br />
blieb zwar mit einem EBT von 8,2 Mil-<br />
In Reih und Glied: der neue Rolls-<br />
Royce Phantom, für den die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-GruppeMotorblock<br />
und Sekundärluftsystem liefert.<br />
Foto: BMW Group/Rolls-Royce<br />
Foto: Thomas Klink<br />
lionen € hinter dem<br />
Ertragsniveau des<br />
Vorjahres zurück, befindet<br />
sich aber trotzdem<br />
<strong>auf</strong> einem immer<br />
noch vergleichsweise<br />
hohen Niveau. Der Ergebnisrückgang<br />
ist<br />
<strong>auf</strong> die bereits erwähntenUmsatzrückgänge,Restrukturierungs<strong>auf</strong>wendungen<br />
in den USA und erhöhte<br />
Fixkosten<br />
durch Produktneuanläufe<br />
zurückzuführen.<br />
Die Investitionen<br />
wurden um 1,9 Millionen<br />
€ <strong>auf</strong> 14,6 Millionen<br />
€ erhöht. Damit<br />
lag die Investitionsquote<br />
im abgel<strong>auf</strong>enen<br />
Geschäftsjahr<br />
bei zehn Prozent.<br />
Schwerpunkte waren<br />
in Deutschland Anlagen<br />
zur Fertigung und<br />
Bearbeitung von Vormaterialien.<br />
Die Investitionen<br />
in den USA<br />
erfolgten im wesentlichen<br />
im Rahmen des<br />
Restrukturierungsprogramms.<br />
Die ROCE-Kennzahl<br />
lag bei 20,2 Prozent.<br />
Erste Fortschritte bei<br />
der Optimierung des<br />
Working Capital<br />
reichten auch hier<br />
nicht aus, um den<br />
Einfluß der Ertragsrückgänge zu<br />
kompensieren.<br />
★ Aluminium-Technologie: Das Umsatzplus<br />
im derzeit stärksten Wachstumsbereich<br />
von <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />
<strong>Pierburg</strong> in 2002 von 9,6 Prozent war<br />
gestützt <strong>auf</strong> Stückzahlerhöhungen<br />
bei l<strong>auf</strong>enden Produkten sowie <strong>auf</strong><br />
den Serienanl<strong>auf</strong> von neuen Produkten<br />
und die erstmals für den Motor<br />
des Porsche-Cayenne vorgenommene<br />
Fertigbearbeitung von Modulen<br />
(siehe dazu Beitrag <strong>auf</strong> Seite 7 dieser<br />
„Profil“-Ausgabe).<br />
Der Vorsteuerverlust<br />
(EBT) betrug<br />
im abgel<strong>auf</strong>enen<br />
Geschäftsjahr 17,8<br />
Millionen €. DieserErgebnisrückgang<br />
geht insbesondere<br />
<strong>auf</strong> den<br />
Produktbereich<br />
Niederdruckguss zurück. Projektverschiebungen<br />
führten hier zu einer<br />
starken Parallelität von Neuanläufen,<br />
die <strong>auf</strong>grund des hohen Komplexitätsgrades<br />
der Produkte und durch<br />
die limitierten Ressourcen nur mit<br />
überdurchschnittlichen Anl<strong>auf</strong>verlusten<br />
realisiert werden konnten. Durch<br />
die Anl<strong>auf</strong>verzögerungen konnten<br />
außerdem geplante Produktivitätsverbesserungen<br />
nicht erreicht werden.<br />
Mittelzuführungen zu Drohverlustrückstellungen<br />
wirkten zusätzlich<br />
ergebnisbelastend.<br />
Die Investitionen erhöhten sich gegenüber<br />
Vorjahr leicht <strong>auf</strong> 21,6 Millionen<br />
€, liegen aber hochl<strong>auf</strong>bedingt<br />
noch <strong>auf</strong> hohem Niveau. Schwerpunktmäßig<br />
erfolgten die Investitionen<br />
für die Neuanläufe im Bereich<br />
Niederdruckguss.<br />
★ Motor Service: Der Umsatz in diesem<br />
Geschäftsbereich ist 2002 um<br />
3,3 Prozent <strong>auf</strong> 146,4 Millionen €<br />
zurückgegangen. Umsatzausfälle in<br />
stagnierenden Märkten Westeuropas<br />
konnten dabei nicht durch Umsätze<br />
aus anderen Regionen kompensiert<br />
werden. Das Ergebnis vor Steuern<br />
(EBT) konnte trotz dieser Situation mit<br />
13,1 Millionen € <strong>auf</strong> der Höhe des<br />
Vorjahresniveaus stabilisiert werden.<br />
Dies gelang durch Rationalisierungseffekte<br />
bei der Motor Service International<br />
GmbH sowie durch erfolgreiche<br />
Reorganisationsmaßnahmen in Toch-<br />
terunternehmen.<br />
Die Gesamtkapitalrentabilität konnte<br />
mit 20 Prozent durch eine deutliche<br />
Reduzierung des Working Capitals<br />
gleichfalls <strong>auf</strong> Vorjahreshöhe gehalten<br />
werden.<br />
Automotive <strong>auf</strong> IAA 2003 mit zahlreichen Neuheiten<br />
Innovative Systeme<br />
dienen Klimaschutz<br />
rs Unterlüß. „Faszination Auto“ – unter<br />
diesem Motto steht die diesjährige<br />
60. Internationale Automobil-Ausstellung<br />
(IAA) in Frankfurt am Main. In der<br />
Zeit vom 11. bis 21. September 2003<br />
werden rund 1000 Aussteller aus über<br />
40 Ländern erneut die Highlights und<br />
Trends der Automobilindustrie präsentieren.<br />
Auch die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
wird bei dieser – laut Veranstalter<br />
VDA (Verband der Automobilindustrie)<br />
– „weltweit größten Mobilitätsmesse“<br />
wieder mit einem eigenen<br />
Stand in Halle 8 vertreten sein.<br />
Im Vorfeld dieses alle zwei Jahre<br />
stattfindenden Großereignisses informierten<br />
sich Fachjournalisten Ende<br />
Juni dieses Jahres <strong>auf</strong><br />
einer IAA-Vorpressekonferenz<br />
in Unterlüß über<br />
vorgesehene Themen<br />
und Produktneuheiten.<br />
Zum Programm gehörten<br />
auch Testfahrten mit den<br />
Sport Utility Vehicles Porsche<br />
Cayenne und Volkswagen<br />
Touareg. Ferner<br />
erhielten die Journalisten Gelegenheit,<br />
das Light Infantry Vehicle vom Typ Wolf<br />
zu testen und im Kampfpanzer Leopard<br />
2 sowie im gepanzerten Kettenfahrzeug<br />
Wiesel mitzufahren (siehe<br />
Kasten <strong>auf</strong> dieser „Profil“-Seite).<br />
Ansprechpartner <strong>auf</strong> Gastgeberseite<br />
waren im Heerestechnik-Kompetenzzentrum<br />
der Rheinmetall-DeTec-Firmengruppe<br />
unter anderem Dr. Gert<br />
Kleinert, Vorstandsvorsitzender der<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>, sowie Experten<br />
aus den <strong>auf</strong> der Messe ausstellenden<br />
Geschäftsbereichen.<br />
Inhaltlich wird der IAA-Ausstellungsschwerpunkt<br />
in diesem Jahr bei den<br />
Themen Klimaschutz und Innovationen<br />
liegen. Dahinter steht der Gedanke,<br />
mit hochentwickelten Produkten<br />
den Kraftstoffverbrauch von Automobilen<br />
– und damit die Belastung der Umwelt<br />
– zu verringern. So wird die <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH in Frankfurt am Main Neuheiten<br />
und Weiterentwicklungen aus<br />
ihrem Produktportfolio präsentieren,<br />
die die System- und Elektronikkompetenz<br />
des Neusser Automotive-Spezialisten<br />
unterstreichen. Dazu gehören<br />
unter anderem die bedarfsgesteuerte<br />
elektrische Kühlwasserpumpe, die variabel<br />
regelbare Ölpumpe, eine Sekundärluftpumpe<br />
der dritten Generation,<br />
das Schubumluftventil sowie elektromotorische<br />
Abgasrückführventile zur<br />
besseren Verbrennung der Abgase.<br />
Mit viel PS durch<br />
dasTestgelände<br />
rs Unterlüß. Im Anschluss an die<br />
IAA-Vorpressekonferenz der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> Ende Juni 2003<br />
hatten die Journalisten die Möglichkeit,<br />
Sport Utility Vehicles (SUV) <strong>auf</strong><br />
dem zu Rheinmetall-Defence gehörenden<br />
Gelände des europäischen<br />
Kompetenzzentrums für Heerestechnik<br />
in Unterlüß zu testen (s. S. 17).<br />
„So eine Gelegenheit bekommt<br />
man nicht alle Tage“, fasst Thomas<br />
Sparrer, Redakteur der Leipziger<br />
Volkszeitung, die gerade hinter ihm<br />
liegende Geländefahrt <strong>auf</strong> dem rund<br />
53 Quadratkilometer großen Erprobungsterrain<br />
in der niedersächsischen<br />
Südheide zusammen. Mit<br />
„Gelegenheit“ sind vor allem die<br />
beiden von ihm getesteten Porsche-<br />
Cayenne-Varianten Turbo und Sauger<br />
sowie der Volkswagen Touareg in<br />
den Versionen V10 TDI (Diesel) und<br />
V6 (Benziner) gemeint. Sie haben eines<br />
gemeinsam: An Bord befindet<br />
sich hochmoderne Technik „made by<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong>“.<br />
Neben den genannten Automobilen<br />
stand den Medienvertretern auch<br />
das neue Light Infantry Vehicle <strong>auf</strong><br />
Basis des Daimler-Chrysler-Gelände-<br />
Das Ziel, Schadstoffbelastungen<br />
nachhaltig zu reduzieren, verfolgen<br />
auch die <strong>Kolbenschmidt</strong>-Firmen. Ermöglicht<br />
wird dies beispielsweise<br />
durch den Einsatz moderner Leichtmetalle,<br />
mit denen sich erhebliche<br />
Gewichtseinsparungen realisieren<br />
lassen. Die KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH<br />
stellt daher zur IAA 2003 neben Kolben<br />
mit integriertem Formkühlkanal<br />
für Dieselmotoren auch spezielle<br />
Leichtkolben – sogenannte LiteKS<br />
Kolben – für Ottomotoren vor. Als<br />
führender Hersteller von Lager und<br />
Buchsen wird die KS Gleitlager GmbH<br />
unter anderem bleifreie motorische<br />
und nichtmotorische Anwendungen<br />
präsentieren. Die KS<br />
Aluminium-Technologie<br />
<strong>AG</strong> wird mit hochmodernenZylinderkurbelgehäusen<br />
und einem fertigbearbeitetenMotorblock<br />
ihre Kompetenz im<br />
Guss von Motorblöcken<br />
unter Beweis stellen (siehe<br />
auch „AT<strong>AG</strong>-Projekt<br />
erweitert Wertschöpfungskette“ <strong>auf</strong><br />
Seite 7 dieser Ausgabe).<br />
Das Thema Klimaschutz wird sich<br />
auch in den Materialien für den Stand<br />
in Halle 8.0 (Stand F4) widerspiegeln.<br />
Neben ausgeprägten Holzelementen<br />
werden ein Wasserfall und zahlreiche<br />
Pflanzen für ein „gutes“ Klima sorgen.<br />
Vom 11. bis 21. September 2003 einmal<br />
mehr das Mekka der internationalen<br />
Automobilindustrie: das IAA-Messegelände<br />
in Frankfurt am Main.<br />
wagens Wolf für Fahrten durch unwegsames<br />
Gelände zur Verfügung.<br />
Wer Lust hatte, packte die Gelegenheit<br />
beim Schopfe, auch einmal im<br />
gepanzerten Kettenfahrzeug Wiesel<br />
oder im Kampfpanzer Leopard 2 mitzufahren.<br />
„Da ich nicht in der Armee<br />
war, kannte ich Panzer bisher nur<br />
von außen“, so Sparrer und ergänzt<br />
mit Blick <strong>auf</strong> das zivile Testprogramm:<br />
„Diese SUVs sind absolut<br />
klasse! Die sind nicht nur familientauglich,<br />
sie bringen auch jede Menge<br />
Fahrspaß!“<br />
Stefan Schlott, Redakteur der Fachzeitung<br />
Automobil Produktion, war<br />
ebenfalls von den voll geländegängigen<br />
Fahrzeugen angetan: „Es hat einfach<br />
viel Freude gemacht, den interessanten<br />
Parcours mit Cayenne,<br />
Touareg und Wolf zu befahren.“ Gut<br />
gefallen hat es auch Hans-Jürgen<br />
Wildhage (Foto), der für die vdi nachrichten<br />
an dem<br />
Termin teilnahm:<br />
„Mit den<br />
Fahrzeugen hier<br />
durchs Areal<br />
fahren zu können<br />
ist eine tolle<br />
Idee gewesen –<br />
ebenso die Mit-<br />
fahrgelegenheit<br />
in den Kettenfahrzeugen.“<br />
H.-J. Wildhage<br />
Foto: Thomas Klink<br />
Foto: VDA
Fotos (7): Thomas Klink<br />
Das Profil 3/2003 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 7<br />
Konzentriert sich am Firmensitz der KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> voll und ganz <strong>auf</strong> seine Arbeit: Michael Bergs beim Entgraten eines Porsche-Cayenne-Zylinderkurbelgehäuses (l.). In Bearbeitungszentren (M.)<br />
werden die Motorblöcke <strong>auf</strong> Fertigmaß gebracht. AT<strong>AG</strong>-Qualitätsfachmann Ulik Yalcincaya entgeht nichts: Mit geschultem Blick begutachtet der Fachmann das Kurbelgehäuse an der Endkontrolle (r.).<br />
Fertigbearbeitung beim Cayenne-Motorblock<br />
AT<strong>AG</strong>-Projekt erweitert<br />
Wertschöpfungskette<br />
Neckarsulm/Stuttgart. Ein Trend,<br />
der sich (immer deutlicher) abzeichnet:<br />
Die Fertigungstiefe <strong>auf</strong> Seiten der<br />
Automobilhersteller geht zurück, bei<br />
den Zulieferern nimmt sie hingegen<br />
kontinuierlich zu. Ein Beispiel, das<br />
diese Entwicklung unterstreicht, ist die<br />
jüngste Kooperation zwischen der Dr.<br />
Ing. h. c. F. Porsche <strong>AG</strong> (Stuttgart) und<br />
der zur Automotive-Sparte von Rheinmetall<br />
gehörenden KS Aluminium-<br />
Technologie <strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>) in Neckarsulm.<br />
Mit dem neuentwickelten Achtzylinder-Motorblock<br />
für die Porsche-Cayenne-Versionen<br />
S (Sauger) und Turbo<br />
aus dem Hause <strong>Kolbenschmidt</strong> betritt<br />
der Neckarsulmer Automobilzulieferer<br />
fertigungstechnisches Neuland. Zum<br />
ersten Mal in der Unternehmensgeschichte<br />
liefert AT<strong>AG</strong> das im Niederdruckguss-Verfahren<br />
gefertigte Aluminium-Zylinderkurbelgehäuse<br />
in<br />
bewährter „Alusil“-<br />
Legierung in Eigenregiemontagefertig<br />
aus. Der Vorteil<br />
für den Kunden:<br />
„Spanende Nachbearbeitungenseitens<br />
Porsche sind<br />
nicht mehr erforderlich.<br />
Vielmehr<br />
verlässt der fertigbearbeitete Motorblock<br />
unser Werksgelände zur anschließenden<br />
Komplettmontage direkt<br />
zum schwäbischen Sportwagenhersteller<br />
Richtung Stuttgart-Zuffenhausen“,<br />
so Dr.-Ing. Oliver Vogt, Produktlinienmanager<br />
Porsche und Abteilungsleiter<br />
Fertigbearbeitung („Das<br />
Profil“ 2/2003).<br />
Klaus Siller Dr. Oliver Vogt<br />
Der Wunsch von Porsche nach vertiefter<br />
Zusammenarbeit mit den württemberger<br />
Gießspezialisten fällt bei<br />
den Neckarsulmer Motorblockspezialisten<br />
<strong>auf</strong> fruchtbaren Boden. „Die integrierte<br />
Fertigbearbeitung bedeutet<br />
für uns eine deutliche Steigerung der<br />
Wertschöpfungskette“, erläutert AT<strong>AG</strong>-<br />
Vorstandsvorsitzender Horst Binnig<br />
und fügt hinzu: „Der Ausbau unseres<br />
neu erarbeiteten Know-hows in punkto<br />
Fertigbearbeitung ging von Anfang<br />
an mit einem außerordentlich steilen<br />
Produktionsanl<strong>auf</strong> einher. Denn: Der<br />
Cayenne ist ein echter Verk<strong>auf</strong>sschlager<br />
– entsprechend hoch sind die von<br />
Porsche abgerufenen Stückzahlen.<br />
Aufgrund dieses Erfolges werden wir<br />
künftig den Bereich der Fertigbearbeitung<br />
systematisch weiterentwickeln.<br />
Mit anderen Worten: Von der Entwicklung<br />
über das Gießen bis zur Auslieferung<br />
fertigbearbeiteter Serienteile werden<br />
wir verstärkt alles ‚aus einer Hand‘<br />
anbieten.“<br />
Für die Gießspezialisten ist der<br />
Cayenne-Motorblock das erste Projekt,<br />
bei dem das gegossene Zylinderkurbelgehäuse<br />
in rund 30 Bearbeitungsschritten<br />
präzise <strong>auf</strong> Fertigmaß gebracht<br />
wird. „Das gesamte Motorgehäuse<br />
wird in<br />
festgelegten ‚Operationen‘<br />
unter anderemvollautomatisch<br />
gefräst, entgratet<br />
und <strong>auf</strong><br />
Dichtigkeit getestet.“<br />
Mit diesen<br />
Worten beschreibt<br />
Klaus Siller, Produktionsleiter<br />
der<br />
Fertigbearbeitung,<br />
den Umfang der Arbeitsschritte. Dass<br />
dort, wo gehobelt wird, auch Späne<br />
fallen, trifft bei der Fertigbearbeitung<br />
des Cayenne-Motorblocks voll und<br />
ganz zu. Vogt: „Wiegen Ober- und Unterteil<br />
nach Verlassen der Gießzellen<br />
zusammen knapp 72 Kilogramm, wird<br />
das Gewicht mittels ‚Komplettveredelung‘<br />
durch unsere Bearbeitungsspe-<br />
zialisten um ganze 17 Kilogramm <strong>auf</strong><br />
rund 55 Kilogramm reduziert.“<br />
Sind alle Gewinde geschnitten, Bohrungen<br />
eingebracht, Ober- und Unterteil<br />
fest miteinander verschraubt, die<br />
Zylinderl<strong>auf</strong>flächen gehont und das<br />
komplette Modul gereinigt, erfolgt<br />
noch die Montage von Kleinteilen (z.B.<br />
Ölablassschraube). Siller: „Zur Absicherung<br />
unserer hohen Qualitätsstan-<br />
Jede noch so kleine Abweichung wird genauestens registriert: AT<strong>AG</strong>-Mitarbeiter Michael Czekalla bedient die moderne<br />
3D-Koordinatenmessmaschine zur Überprüfung vorgegebener Toleranzwerte eines Zylinderblocks für den Porsche-Cayenne.<br />
dards werden die Blöcke nach den einzelnen<br />
Bearbeitungsschritten unter<br />
anderem stichprobenartig <strong>auf</strong> einer 3-<br />
D-Koordinatenmaschine hinsichtlich<br />
der Einhaltung der geforderten Toleranzen<br />
sehr genau kontrolliert.“<br />
Bei der Entwicklung von Zylinderkurbelgehäusen<br />
gibt es ein Thema, das<br />
immer von besonderer Bedeutung ist.<br />
„Gewichtseinsparungen im modernen<br />
Motorenbau zu realisieren, ist nach<br />
wie vor eines der wichtigsten entwicklungstechnischen<br />
Ziele. Für Porsche<br />
stand daher von vornherein fest, den<br />
Achtzylinder-Motorblock des Cayenne<br />
aus einer Aluminium-Legierung gießen<br />
zu lassen. Mit Blick <strong>auf</strong> das Gewicht<br />
ist das von großem Vorteil: Im<br />
Vergleich zu Graugusslösungen lassen<br />
sich so 40 bis 50 Prozent an Gewicht<br />
einsparen”, skizziert der 36-jährige<br />
Vogt die Vorzüge von Aluminium. Die<br />
Cayenne-Motorblöcke bestehen, wie<br />
schon erwähnt, aus der speziellen<br />
„Alusil“-Legierung.<br />
Dieser Werkstoff bietet im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Aluminium-Legierungen<br />
einen entscheidenden Vorteil:<br />
Er sichert bei monolithischen (das<br />
heißt aus einem Material bestehenden)<br />
Motorblöcken – wie dem vierein-<br />
halb Liter Hubraum starken Cayenne<br />
V8 – die notwendige Verschleißfestigkeit<br />
auch für die Zylinderl<strong>auf</strong>flächen.<br />
Anders gesagt: Zusätzliche Zylinderl<strong>auf</strong>buchsen<br />
oder Beschichtungen<br />
sind nicht erforderlich. Diese Technik<br />
wurde bereits im Jahr 1973 in einer gemeinschaftlichen<br />
Entwicklung von<br />
Porsche und dem Geschäftsbereich<br />
Aluminium-Guss, ausdem sich die KS<br />
AT<strong>AG</strong> entwickelt hat, bis zum Einsatz<br />
im ersten europäischen Serienverbrennungsmotor<br />
(Porsche 911) mit<br />
Aluminium-Zylinderl<strong>auf</strong>flächen aus<br />
„Alusil“ vorangetrieben. Vogt: „Je nach<br />
Siliziumanteil werden Aluminium-Legierungen<br />
als unter- beziehungsweise<br />
übereutektisch bezeichnet.“ „Alusil“<br />
hat einen übereutektischen Siliziumanteil<br />
von 16 bis 18 Prozent, so dass<br />
beim Erstarren primäres Silizium aus-<br />
Qualität ist gefragt: Udo Seidler entgratet einen Motorblock (l.), sein Kollege Thomas Kolbeck (r.) checkt die Gussqualität nach Entnahme aus dem Gießwerkzeug.<br />
geschieden wird. Mit einem eigens<br />
entwickelten mehrstufigen Honverfahren<br />
wird das Silizium in den Zylinderbohrungen<br />
in Form von mikroskopisch<br />
kleinen und besonders harten Partikeln<br />
freigelegt und bildet die notwendige<br />
Verschleißfestigkeit der L<strong>auf</strong>fläche<br />
für Kolben und Kolbenringe.<br />
Gegossen wird das Zylinderkurbelgehäuse<br />
des Sport Utility Vehicle<br />
(SUV) aus dem Hause Porsche in<br />
hochmodernen Niederdruckguss-Anlagen.<br />
Dabei bezieht sich die Bezeichnung<br />
Niederdruckguss <strong>auf</strong> die Bedingungen<br />
während der Formfüllung und<br />
Erstarrung. „Unter dem Gießwerkzeug<br />
(Stahlkokille) befindet sich ein mit<br />
flüssiger Aluminiumlegierung gefüllter<br />
Warmhalteofen, der während des<br />
Gießvorgangs mit einem vergleichsweise<br />
niedrigen Überdruck (0,3 bis 0,6<br />
bar) be<strong>auf</strong>schlagt wird. Über ein<br />
Steigrohr gelangt die <strong>auf</strong>steigende<br />
Aluminium-Legierung in die Kokille<br />
und füllt diese turbulenzarm in rund<br />
50 Sekunden von unten nach oben.<br />
Die Erstarrung erfolgt hingegen in umgekehrter<br />
Richtung, von oben nach unten.“<br />
Mit diesen Worten beschreibt<br />
Werkstoffexperte Vogt den genauen<br />
Gießvorgang.<br />
Mit den Absatzzahlen des geländegängigen<br />
Cayenne ist man in Neckarsulm<br />
hochzufrieden. AT<strong>AG</strong>-Chef Binnig:<br />
„Wir arbeiten zur Zeit in drei<br />
Schichten an sechs Tagen in der Woche;<br />
damit lasten wir unsere Produktionskapazitäten<br />
voll aus. Neben der<br />
Sicherung bestehender Arbeitsplätze<br />
bauen wir gleichzeitig unseren Marktanteil<br />
im prestigeträchtigen Segment<br />
hochwertiger Automobile weiter aus.“<br />
Die Ziele des Unternehmens hinsichtlich<br />
der Fertigbearbeitung betreffen in<br />
der nahen Zukunft Projekte im Premium-Segment<br />
mit einigen 10 000 Motoren<br />
pro Jahr. Noch einmal Horst Binnig:<br />
„Für uns ist das SUV des profitabelsten<br />
Automobilherstellers der Welt eine<br />
zusätzliche Referenz, die das vorhandene<br />
Know-how <strong>auf</strong> den Gebieten<br />
Gießen und Bearbeiten großvolumiger<br />
Motorblöcke eindrucksvoll unterstreicht.“<br />
Neben dem Cayenne-V8 werden in<br />
Neckarsulm weitere Motorblöcke für<br />
den Einsatz in SUV-Fahrzeugen gegossen.<br />
Dies sind der V10 TDI und der R5<br />
TDI für den VW Touareg sowie die V8-<br />
Zylinderkurbelgehäuse 4,4i und 4,6is<br />
des BMW X5. Zum Fertigungsspektrum<br />
gehören ferner Motorblöcke für den<br />
Volvo XC 70 (R5 Diesel) sowie den<br />
Volvo XC 90 (Ottomotoren R5 und R6<br />
sowie R5 Diesel). Ralf Steinmann
Seite 8 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
GEGEN DEN TREND: Den konjunkturell schwierigen Rahmenbedingungen zum Trotz erfolgreich gewirtschaftet – diese Botschaft zog sich wie<br />
ein roter Faden durch die diesjährigen Hauptversammlungen (HV) der Rheinmetall <strong>AG</strong> (Berlin), <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> (Heilbronn) und Aditron<br />
<strong>AG</strong> (Düsseldorf). Dass Zufriedenheit in den Reihen der Aktionäre und Aktionärsvertreter angesagt war, zeigen exemplarisch auch die <strong>auf</strong> dieser<br />
„Profil“-Seite veröffentlichten fotografischen Streiflichter. Gleichzeitig wurden <strong>auf</strong> den Aktionärstreffen, zu denen auch die HV der Finanzbeteiligung<br />
Jagenberg <strong>AG</strong> (Düsseldorf) gehörte, operative und strategische Zielsetzungen für die unternehmerische Zukunft des Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s<br />
skizziert – einschließlich der auch weiterhin gültigen Kernaussage, Performance und Profitabilität der Unternehmensgruppe weiter zu verbessern.<br />
Fotos: Claudia Buhmann (5); Thomas Klink (9)
Das Profil 3/2003 Das Porträt<br />
Seite 9<br />
Das zur Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong><br />
gehörende deutsch-schweizerischeGemeinschaftsunternehmen<br />
Nitrochemie<br />
<strong>AG</strong> mit seinen beiden operativen<br />
Gesellschaften Nitrochemie<br />
Aschau GmbH (Aschau/Deutschland)<br />
und Nitrochemie Wimmis <strong>AG</strong> (Wimmis/Schweiz)<br />
ist in der Wehrtechnik<br />
bekannt als ein wichtiger europäischer<br />
Anbieter von Treibladungen, Ladungssystemen<br />
und Munitionskomponenten.<br />
Darüber hinaus bietet die Nitrochemie<br />
<strong>AG</strong> als kompetenter Partner<br />
auch chemische Zwischenprodukte<br />
und Dienstleistungen für die Chemieund<br />
Pharmaindustrie an. Die „Profil“-<br />
Zeittafel dokumentiert die wichtigsten<br />
Ereignisse in der nunmehr 50-jährigen<br />
Firmengeschichte.<br />
1938 In Aschau am Inn errichtet die<br />
Dynamit Nobel <strong>AG</strong> ein Werk zur Herstellung<br />
von Nitrocellulose.<br />
1945 Das Werk in Aschau wird von<br />
den Amerikanern beschlagnahmt, die<br />
Produktion eingestellt.<br />
1953 Die Wasag-Chemie <strong>AG</strong> in Essen<br />
gründet die WNC Nitrochemie GmbH<br />
und nimmt die frühere Nitrocellulose-<br />
Fabrik wieder in Betrieb. Zunächst<br />
wird nur Nitrocellulose („Schießwol-<br />
le“) für Lacke, Celluloid und Dynamit<br />
gefertigt.<br />
1959 Die Serienproduktion einbasiger<br />
Treibladungspulver wird <strong>auf</strong>genommen.<br />
1964 Das Aschauer Unternehmen<br />
beginnt mit der Serienproduktion von<br />
mehrbasigen Treibladungspulvern<br />
und mit der Abfüllung von Sprengstoffen<br />
in Granaten und Sprengladungen.<br />
1968 Die WNC Nitrochemie startet<br />
mit der Herstellung chemischer Zwi-<br />
50 Jahre Nitrochemie Aschau GmbH: weltweit gefragtes Know-how<br />
Position in Europa stetig ausgebaut<br />
rs Aschau. Seit nunmehr fünf Jahrzehnten<br />
ist die Nitrochemie Aschau<br />
GmbH mit einem innovativen Produktsortiment<br />
in den Sparten Wehrtechnik<br />
und – seit 1968 – Chemische Zwischenprodukte<br />
erfolgreich <strong>auf</strong> internationalen<br />
Märkten präsent. Nach der<br />
Mehrheitsbeteiligung durch die Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> Anfang der neunziger Jahre<br />
folgte 1998 als Antwort <strong>auf</strong> weltweit<br />
veränderte sicherheitspolitische Rahmenbedingungen<br />
der strategische Zusammenschluss<br />
mit der SM Schweizerische<br />
Munitionsunternehmung <strong>AG</strong> zur<br />
heutigen Nitrochemie-Gruppe mit einer<br />
Produktionsspezialisierung an<br />
den beiden Standorten in Oberbayern<br />
und im Berner Oberland (Schweiz). Als<br />
Spezialist für mehrbasige Treibladungen,<br />
Ladungssysteme, Munitionskomponenten<br />
sowie einem breiten Angebot<br />
chemischer Erzeugnisse für die zivile<br />
Industrie ist es dem Unternehmen<br />
am Standort in Oberbayern gelungen,<br />
profitable Kundenbeziehungen <strong>auf</strong>und<br />
für eine erfolgreiche Zukunft weiter<br />
auszubauen.<br />
Die Basis für den geschäftlichen Erfolg<br />
der Nitrochemie in Aschau wurde<br />
1953 gelegt. Damals gründete die Wasag-Chemie<br />
<strong>AG</strong> aus Essen die WNC<br />
Nitrochemie GmbH. Wurde anfänglich<br />
ausschließlich Nitrocellulose – besser<br />
bekannt unter dem Namen „Schieß-<br />
wolle“ – für Lacke, Celluloid und Dynamit<br />
gefertigt, konnte das Produktsortiment<br />
in den dar<strong>auf</strong> folgenden Jahren<br />
rasch und stetig ausgeweitet werden.<br />
Heute umfaßt die Produktpalette aus<br />
Aschau unter anderem Ladungssysteme<br />
für die Artillerie, Hochleistungstreibladungspulver<br />
für Anwendungen in Mittel-<br />
und Großkaliber oder verbrennbare<br />
Komponenten wie Hülsen. Im Bereich<br />
der chemischen Zwischenprodukte für<br />
die zivile Industrie bilden die Silane (Siliconhärter)<br />
die stärkste Produktgruppe,<br />
die als Zusatz in Dichtstoffen <strong>auf</strong> Siliconbasis,<br />
wie sie beispielsweise für<br />
Fenster, Türen oder im Sanitärbereich<br />
verwendet werden. Weitere Produkte<br />
sind unter anderem Säurechloride und<br />
Oxidationsprodukte.<br />
Die hochmodernen Erzeugnisse aus<br />
süddeutscher Fertigung – hier vor allem<br />
aus dem wehrtechnischen Bereich<br />
– waren auch für Rheinmetall<br />
von großem Interesse. „Mit deren Ein-<br />
Partner mit Kompetenz<br />
stieg im Jahre 1992 wurde die Nitrochemie<br />
Teil eines Wehrtechnik-Verbundes,<br />
in dem die Stärken voll eingebracht<br />
werden konnten“, erläutert Bodo<br />
Garbe, einer der drei Geschäftsführer<br />
der Nitrochemie <strong>AG</strong> und als solcher<br />
verantwortlich für Marketing und Vertrieb,<br />
den Einstieg des Ratinger Unternehmens.<br />
Eine neue Zeitrechnung begann für<br />
den bayerischen Standort im Jahr<br />
1998 durch das Joint-venture mit der<br />
Werner Köhn<br />
Bodo Garbe<br />
SM Schweizerische Munitionsunternehmung<br />
<strong>AG</strong> zur heutigen Nitrochemie-Gruppe.<br />
An der Managementgesellschaft<br />
hält die Rheinmetall DeTec<br />
<strong>AG</strong> 51 Prozent, an den operativen Gesellschaften<br />
55 Prozent; die restlichen<br />
Anteile befinden sich im Besitz der<br />
ehemaligen Schweizer Rüstungsbetriebe<br />
des Bundes, der heutigen<br />
RU<strong>AG</strong>-Holding.<br />
„Das war und ist eine Vernunftehe<br />
par excellence“, beschreibt Werner<br />
Köhn, stellvertretender Geschäftsführer<br />
der Nitrochemie <strong>AG</strong> und zuständig<br />
für die Ressorts Finanzen und Personal,<br />
den gesellschaftsrechtlichen Hintergrund:<br />
„Die Fusion hat Spezialisten<br />
aus beiden Ländern zusammengeführt<br />
und unsere gemeinsame Position<br />
auch im Markt gestärkt. Sie hat –<br />
dasmuß man ganz klar betonen – vor<br />
allem Synergien in der Entwicklung<br />
und Produktion und damit bessere<br />
Marktchancen gebracht.“<br />
Ein Zugewinn wurde vor zwei Jahren<br />
beispielsweise mit dem <strong>auf</strong> über zehn<br />
Jahre angelegten Partnerschaftsvertrag<br />
mit Royal Ordonance Ltd. (ROD),<br />
dem bedeutendsten englischen Munitionshersteller,<br />
erreicht („Das Profil“<br />
4/2001). Seit Frühjahr 2003 werden<br />
jährlich mehr als 300 Tonnen mehrbasiges<br />
Treibladungspulver und 200 000<br />
verbrennbare Munitionsformteile an<br />
die im südenglischen Filton firmierende<br />
Tochter von BAE-Systems (British<br />
Aerospace) geliefert. Im Gegenzug<br />
stellte ROD die eigene Pulverproduktion<br />
ein.<br />
Garbe weist in diesem Zusammenhang<br />
<strong>auf</strong> einen weiteren Ausbau der<br />
Kooperation mit den Briten hin: „Unsere<br />
Erwartungen an diese Form der<br />
langfristigen Kooperation haben sich<br />
bisher mehr als erfüllt. Nach der<br />
Schließung der ROD-Produktionsstätte<br />
im niederländischen Muiden im ersten<br />
Quartal 2004 wird die Nitrochemie<br />
die Chance haben, die Briten auch<br />
mit einbasigen Pulvern zu versorgen.<br />
Dies würde unsere Position als der europäische<br />
Anbieter von Treibladungspulver<br />
nachhaltig stärken.“ Diese<br />
– strategisch angelegte – Zusammenarbeit<br />
bringt dem Unternehmen<br />
mehr als nur ein Plus beim Umsatz.<br />
„Das muß ganz klar gesagt werden“,<br />
so Garbe, „die Kooperation mit den<br />
Briten sichert einen Großteil der bestehenden<br />
Arbeitsplätze.“<br />
Für den 49-jährigen Marketingfachmann<br />
ist die Zusammenarbeit mit den<br />
Briten ein wegweisendes Modell für die<br />
Zukunft. Garbe: „Wir sehen uns in<br />
Aschau und Wimmis mit demselben<br />
Problem konfrontiert: Konnten wir bis<br />
Ende der neunziger Jahre rund 80 Prozent<br />
unserer Umsätze <strong>auf</strong> den jeweili-<br />
Das aus zylindrischen Modulen bestehende MTLS-System gehört mit zu den erfolgreichsten Produkten der Aschauer<br />
Munitionsspezialisten. Verbrennbare Hülsenteile sind Bestandteil der Treibladung moderner Hochleistungsmunition.<br />
gen Heimmärkten Deutschland und<br />
Schweiz erzielen und nur 20 Prozent exportieren,<br />
wird sich dieses Verhältnis in<br />
den kommenden Jahren exakt umkehren!<br />
Hier machen sich die stetig sinkenden<br />
Verteidigungsbudgets deutlich bemerkbar.<br />
Wollen wir auch künftig eine<br />
führende Position <strong>auf</strong> den uns zugänglichen<br />
Märkten einnehmen, können wir<br />
das nur mit verstärkten Anstrengungen<br />
im Exportgeschäft realisieren.“<br />
Die vermehrte Konzentration <strong>auf</strong><br />
ausländische Märkte scheint sich bereits<br />
zu bestätigen, erläutert Finanzchef<br />
Köhn: „Mit unseren hochmodernen<br />
Produkten – beispielsweise dem<br />
modularen Treibladungssystem (MT-<br />
LS) oder den voll verbrennbaren Formteilen<br />
– haben wir uns als kompetenter<br />
und zuverlässiger Lieferant wehrtechnischer<br />
und chemischer Produkte<br />
international einen guten Ruf erworben.<br />
Das zahlt sich aus: In den kommenden<br />
Monaten erwarten wir für un-<br />
schenprodukte für den zivilen Industriesektor.<br />
1975 Im Unternehmen wird eine<br />
Pilotanlage für verbrennbare Munitionsformteile<br />
(„Hülsen“) entwickelt; von<br />
1980 an beginnt die Serienfertigung.<br />
1991 Bei der WNC Nitrochemie beginnt<br />
die Pilotlos-Fertigung des Diglykol-Röhrenpulvers,<br />
das in der<br />
Mehrzweckmunition für die 120-mm-<br />
Glattrohrkanone (Kampfpanzer „Leopard<br />
2“) zum Einsatz kommt.<br />
1992 Die Rheinmetall Industrie<br />
GmbH erwirbt eine 70-prozentige Beteiligung<br />
an der WNC Nitrochemie GmbH.<br />
1996 Die Serienfertigung des Modularen<br />
Treibladungssystems (MTLS) startet.<br />
sere Wehrtechniksparte neue Aufträge<br />
aus Griechenland, Frankreich und dem<br />
asiatischen Raum.“<br />
Im Bereich der chemischen und pharmazeutischen<br />
Komponentenfertigung<br />
läßt sich indes nicht soweit im Voraus<br />
planen. „Die Chemie ist ein sehr<br />
schnelllebiges Geschäft – entsprechend<br />
kurzfristig werden die Bestellungen<br />
getätigt und ausgeführt. Vom Auftragseingang<br />
bis zur Auslieferung an<br />
den Kunden vergehen höchstens sechs<br />
bis acht Wochen“, so Garbe. Aber auch<br />
hier stehen die Weichen <strong>auf</strong> Zuwachs:<br />
„Mit konsequenten Erneuerungsinvestitionen<br />
in unsere chemischen Anlagen<br />
von rund dreizehn Millionen € in<br />
den letzten fünf Jahren haben wir in<br />
Aschau die nötigen Voraussetzungen<br />
geschaffen, zusätzliches Wachstum zu<br />
realisieren“, ergänzt Garbe.<br />
Im Jahr 2002 konnte die Nitrochemie-<br />
Gruppe einen Umsatz von rund 93 Millionen<br />
€ erreichen. „Unser Ziel ist es,<br />
in den nächsten Jahren die Grenze von<br />
100 Millionen € zu überschreiten.“ Mit<br />
diesen Worten zeigt Werner Köhn die<br />
1998 Die zur Rheinmetall Industrie<br />
<strong>AG</strong> gehörende WNC Nitrochemie<br />
GmbH (Aschau) und der in Wimmis<br />
(Schweiz) tätige Geschäftsbereich<br />
„Pulver & Ladungen“ der SM Schweizerische<br />
Munitionsunternehmung <strong>AG</strong><br />
werden zur Nitrochemie <strong>AG</strong> mit Sitz in<br />
Wimmis zusammengefaßt. Der<br />
Aschauer Standort firmiert seither als<br />
Nitrochemie Aschau GmbH.<br />
2001 Die Firma geht eine strategische<br />
Partnerschaft mit Royal Ordnance<br />
Defence Ltd. in Filton (Großbritannien)<br />
ein und übernimmt die gesamte<br />
Belieferung des bedeutendsten<br />
britischen Munitionsherstellers<br />
mit mehrbasigem Pulver und verbrennbaren<br />
Formteilen. akn<br />
In modernen Siliconen enthaltene Silane der Nitrochemie Aschau GmbH bieten<br />
nahezu unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten: Ob Chemie-, Elektro- oder Freizeitindustrie<br />
– Kunststoffe finden sich in fast jedem Lebensbereich, auch im Sport.<br />
Ohne Silane nicht denkbar: Elastosilprofile<br />
dichten und dämpfen auch unter<br />
extremen Umwelt-Bedingungen.<br />
Richtung der Unternehmensentwicklung<br />
in den nächsten Jahren <strong>auf</strong>.<br />
Der Finanz- und Personalfachmann<br />
fügt hinzu: „Natürlich erfüllt es uns mit<br />
einem gewissen Stolz, dass wir hier am<br />
Standort Aschau nun schon seit 50 Jahren<br />
so erfolgreich tätig sind. Mit unserem<br />
Werk sind wir der zweitgrößte Arbeitgeber<br />
in der Region und bieten der<br />
Bevölkerung seit Generationen attraktive<br />
Arbeitsplätze direkt vor der Haustür.<br />
Unser Ziel ist es, die bestehenden rund<br />
500 Arbeitsplätze auch in den nächsten<br />
Jahren zu erhalten und die Ausbildungsstellen<br />
von zur Zeit knapp 20 weiter zu<br />
erhöhen. Da ist es von Bedeutung, dass<br />
unser Verhältnis zum Betriebsrat <strong>auf</strong><br />
sachlicher und fachlicher Ebene von gegenseitigem<br />
Vertrauen und einem regen<br />
Informationsaustausch geprägt ist.“<br />
Mit einem offiziellen Festakt, begleitet<br />
von zünftiger bayerischer Blasmusik,<br />
wird das 50-jährige Bestehen der<br />
Nitrochemie Aschau GmbH am 20.<br />
September dieses Jahres gebührend<br />
gefeiert. Für den Nachmittag ist ein<br />
großes Familienfest angesagt.<br />
Silane aus dem Hause Nitrochemie<br />
Aschau GmbH können in der Praxis Bestandteil<br />
chemischer Dichtungen sein.<br />
Fotos (3): mit freundlicher Genehmigung der Wacker-Chemie GmbH (München)
Foto: Photodisc<br />
Seite 10 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
Der mit Abstand wichtigste Faktor, der über Erfolg bzw. Misserfolg eines Unternehmens<br />
entscheidet, ist sein Human Capital. Engagierte Mitarbeiter, die sich mit<br />
„ihrem“ Unternehmen identifizieren und sich deshalb auch nach Kräften innovativ<br />
einbringen, sind von kaum abschätzbarem Wert. Genau hier setzt – wie bereits ausführlich<br />
berichtet („Das Profil“ 1/2003) – das international anerkannte<br />
Managementinstrument „Führen mit Zielen“ (Management by Objectives) an, das bis zum Jahr<br />
2005 neben allen Führungskräften auch die Tarifmitarbeiter im Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> einbeziehen<br />
soll. So anspruchsvolle Projekte wie FmZ können, das ist nicht nur unter Fachleuten unstrittig,<br />
nicht in einem Wurf erfolgreich gestartet und dauerhaft etabliert werden. Experten wie<br />
Dr. Regina Mahlmann, seit vielen Jahren mit der Thematik vertraut, wissen um die Schwierigkeiten,<br />
die sich bei „Führen mit Zielen“ <strong>auf</strong>tun – im Kleinen wie im Grossen. Im folgenden<br />
„Profil“-Beitrag schildert die promovierte Soziologin, die zwischen 1983 und 1990 an diversen<br />
Fakultäten der Universität Bielefeld und der Gesamthochschule Wuppertal wissenschaftlich<br />
„Führen mit Zielen“ – ein Erfahrungsbericht<br />
Einwände entkräften<br />
ist ein lohnendes Ziel<br />
Düsseldorf. Wie es so passiert: Auf<br />
einem Treffen von Trainern und Personalfachleuten<br />
kam ich ins Gespräch<br />
mit dem verantwortlichen Personalentwickler<br />
in einem größeren mittelständischen<br />
Unternehmen in der Bundesrepublik<br />
Deutschland, mit dem ich<br />
vor etwa vier Jahren das Projekt<br />
„Führen mit Zielen“ bzw.<br />
„Zielvereinbarung“<br />
(FmZ) konzipiert und<br />
eingeführt hatte. Selbstverständlich<br />
wurden Erinnerungen<br />
lebendig<br />
geschildert. Sie kreisten<br />
um zwei Themen: „Weißt du noch, mit<br />
welchen Widerständen und Einwänden<br />
wir ringen mussten?!“ Und:<br />
„Weißt du noch, wie wir mit den ersten<br />
Erfahrungen umgegangen sind – das<br />
hat sich gelohnt!“ In der Rückschau<br />
waren wir uns schnell einig: Es lohnt(e)<br />
sich, Widerstände zu überwinden.<br />
Genau zu diesen Aspekten möchte<br />
ich Ihnen eine Sammlung von Erfahrungen<br />
anbieten, die demonstrieren,<br />
dass<br />
★ FmZ der – auch zeitlich intensiven –<br />
Mühe wert ist,<br />
★ Stolpersteine der ersten Runde erfolgreich<br />
überwunden werden können,<br />
★ Einwände und Widerstände auch<br />
und vor allem ein Anreiz sind, sie im<br />
Sinne der unternehmerischen FmZ-<br />
Zielvorgaben konstruktiv zu entkräften<br />
bzw. zu überwinden.<br />
Typische Einwände: Sobald<br />
„Führen mit Zielen“ als verbindliche<br />
Methode in Unternehmen<br />
eingeführt wird, werden<br />
Einwände erhoben, die<br />
Ablehnung signalisieren. Das ist verständlich,<br />
erscheint es doch als ein<br />
Zusatz<strong>auf</strong>wand, Ziele abzustimmen,<br />
zu definieren und zu vereinbaren,<br />
mitsamt den einzelnen Schritten dieses<br />
Führungsinstruments. Die Spanne<br />
der Ablehnung reicht von „Was<br />
soll das denn jetzt?!“ bis hin zu „Das<br />
machen wir doch sowieso schon!“<br />
(Oft von ein- und derselben Person<br />
ausgerufen, die den Widerspruch selten<br />
bemerkt.)<br />
In meiner Beratungs- und Trainerpraxis<br />
tauchen drei Einwände in schöner<br />
Regelmäßigkeit <strong>auf</strong>. Ein weit verbreiteter<br />
Einwand lautet zum Beispiel: „Mit<br />
Zielen führe ich doch sowieso! Stellen<br />
Sie sich mal vor, was wäre,<br />
wenn wir keine Ziele<br />
hätten!“ – „Geben Sie<br />
mir doch bitte mal einige<br />
Beispiele von Zielen, damit<br />
wir vom selben Sachverhalt<br />
reden.“ – „Beispiele?<br />
Können Sie haben: Im Außendienst<br />
ist das zentrale Thema, den Umsatz<br />
zu steigern. Oder: den Kundenkontakt<br />
zu erhalten, die Bindung herzustellen.<br />
Diese Ziele hat von uns jeder.“<br />
– „Und wie überprüfen Sie diese<br />
Ziele bzw. deren Erreichung?“ – „Na,<br />
das sehe ich doch, zum Beispiel an<br />
den Zahlen!“ – „Okay, nehmen wir an,<br />
ich steigere als Ihr Mitarbeiter den Umsatz<br />
um 0,5 Prozent, habe dabei aber<br />
mein Budget, sagen wir, für Reisen<br />
und andere Kosten, die mit meinem<br />
Bemühen, Kunden zu halten, entstehen,<br />
um 16 Prozent überschritten.“ –<br />
„Natürlich hätten Sie die Ziele nicht erreicht!<br />
Das Umsatzziel steht bei drei<br />
Prozent, klarer Fall.“<br />
Fazit eins: Über Ziele wird selten „sowieso“<br />
geführt. Denn Ziele zu definieren,<br />
ist anstrengend und „kostet“ Zeit.<br />
Neben dem gewünschten Ergebnis<br />
muss ausgemacht sein, in welchem<br />
Zeitraum unter Nutzung welcher Ressourcen<br />
es erzielt werden soll. Und<br />
auch die Qualität muss formuliert sein.<br />
Die Mühe lohnt sich! Warum? Weil die<br />
Projektbeteiligten präzise wissen, was<br />
der Fall sein soll. Weil der Mitarbeiter<br />
einen exakt formulierten Auftrag verfolgen<br />
und folglich zielgenau arbeiten<br />
kann. Und weil beide FmZ-Partner vereinbart<br />
haben, welche Messlatten angelegt<br />
werden, wenn es darum geht,<br />
die Zielerreichung (auch: deren Grad)<br />
zu beurteilen und gegebenenfalls da-<br />
Volltreffer: Es lohnt, Widerstände beim Projekt „Führen mit Zielen“ zu überwinden.<br />
ran Gehalts- oder Bonusfragen zu entscheiden.<br />
Appell: Benutzen Sie bei den Gesprächen<br />
zu Zieldefinitionen eine<br />
Checkliste mit den Zielkriterien. Auf<br />
diese Weise können Sie im Prozess die<br />
Qualität Ihrer Zielformulierungen<br />
überprüfen.<br />
Ein weiterer Einwand knüpft sich an<br />
die Anforderung, Zielintervall- oder<br />
Meilensteingespräche zu führen: „Als<br />
ob ich so viel Zeit hätte, neben den<br />
zahlreichen fach- und arbeitsspezifischen<br />
Gesprächen auch noch Meilensteingespräche<br />
zu führen! Ich rede<br />
doch sowieso dauernd mit meinen<br />
Leuten!“ – „Worüber?“ – „Na, wie es<br />
läuft.“ – „Und: Wie läuft es bei Ihnen<br />
gerade?“ – „Ganz gut. Sind noch ein<br />
‚paar Haken‘ in einem wichtigen<br />
Angebot, aber das kriege ich schon<br />
hin. Wieso fragen Sie eigentlich?“ –<br />
„Welche Art von Antworten erhalten<br />
Sie denn von Ihren Mitarbeitern, wenn<br />
Sie sie zwischendurch fragen, wie es<br />
läuft? Ähnliche wie die, die Sie mir gerade<br />
gegeben haben?“ – „Manchmal<br />
ja, manchmal wird es konkreter. Wieso?“<br />
– „Ist es schon vorgekommen,<br />
dass Mitarbeiter oder Sie selbst ein<br />
Ziel völlig verfehlt haben und Sie im<br />
Nachhinein, in der Rekonstruktion des<br />
Abl<strong>auf</strong>s, festgestellt haben: Hätten wir<br />
doch bei der Entscheidung dies oder<br />
das getan?“ – „Sicher ist das schon<br />
vorgekommen.“<br />
Fazit zwei: Meilensteingespräche<br />
dienen der Ortung im Prozess und<br />
dem frühestzeitigen Erkennen von<br />
möglichen Abweichungen vom Ziel.<br />
Sie ermöglichen, durch Überprüfung<br />
<strong>auf</strong> der Zielgeraden zu bleiben und<br />
den Bedarf an Prozess- oder auch<br />
Zielkorrekturen sehr früh zu entdecken<br />
und entsprechend zu intervenieren.<br />
Appell: Bleiben Sie am Ball – und erhöhen<br />
Sie so die Wahrscheinlichkeit,<br />
tätig war, ihre aus der täglichen betrieblichen Praxis abgeleiteten Erfahrungen mit FmZ. Gleichzeitig<br />
gibt die 44-jährige Unternehmensberaterin – sie arbeitet seit mehr als zehn Jahren als<br />
(auch freiberufliche) Beraterin und Trainerin in Deutschland, Österreich und der Schweiz (u.a.<br />
am Management Zentrum St. Gallen) – eine Vielzahl konstruktiver Tipps, wie sich die FmZ-<br />
Philosophie und das entsprechende Handeln erfolgreich in den Köpfen der beteiligten Personen<br />
festsetzen können. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten ihrer aktuellen Arbeit gehören unter<br />
anderem das Einzel-Coaching von Führungskräften sowie die Themen Führung (Selbstführung,<br />
Mitarbeiter- bzw. Teamführung) und Konfliktmanagement. Darüber hinaus begleitet<br />
die gebürtige Braunschweigerin Unternehmen fachlich im Rahmen sogenannter Veränderungsprozesse,<br />
etwa im Zuge der Entwicklung und Einführung von Führungsinstrumenten. Vor<br />
diesem Hintergrund stellte sie im Februar dieses Jahres auch den Führungskräften der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong> das FmZ-Konzept vor; in ähnlicher Aufgabenstellung arbeitet Mahlmann bereits seit<br />
1995 für die zu Rheinmetall-Defence gehörende Oerlikon Contraves <strong>AG</strong> (Zürich). rds<br />
Die Welt ist voller Ziele – aber welche passen zur Unternehmensstrategie? „Führen mit Zielen“ gibt eine konstruktive Antwort.<br />
sinnvolle, funktionale und weiterbringende<br />
Ziele zu erreichen. Und außerdem<br />
Zeit zu sparen!<br />
Ein dritter Einwand: „Tja, bei FmZ<br />
soll ja wohl der Vorgesetzte Vorschläge<br />
für Ziele machen, nicht? Und genau<br />
das funktioniert bei uns nicht! Bei uns<br />
ist es genau umgekehrt: Die Mitarbeiter<br />
suchen sich mögliche Ziele und geben<br />
diese dann in die Diskussion.“ –<br />
„Worin liegt denn die Schwierigkeit?“<br />
– „Erstens: Woher soll ich die Ziele<br />
nehmen? Zweitens: Wie soll ich unsere<br />
Ziele mit den Zielen der nächsthöheren<br />
Ebene abstimmen, wenn ich<br />
vorher nicht die Ziele von meinem Vorgesetzten<br />
erhalte? Drittens: Wie sollte<br />
ich FmZ mit meinen<br />
Mitarbeitern<br />
durchführen,<br />
wenn mein Vorgesetzter<br />
das nicht<br />
macht?“<br />
„Zu Erstens: Sie<br />
sind doch ein Experte<br />
<strong>auf</strong> Ihrem<br />
Gebiet und wis-<br />
Regina Mahlmann<br />
sen, wor<strong>auf</strong> es ankommt,<br />
um Ihre<br />
Ziele zu erreichen. Was hindert Sie<br />
daran, als Ziele Projekte vorzuschlagen,<br />
die es Ihnen wert sind,<br />
besonderes Engagement einzusetzen?<br />
– Zu Zweitens: Sie sind verantwortlich<br />
dafür, die Ziele zu erreichen,<br />
die Sie mit Ihrem Vorgesetzten vereinbaren.<br />
Versäumt dieser es, die<br />
Ziele mit der Zielhierarchie und damit<br />
mit jenen Zielen, die er zu erfüllen hat,<br />
abzustimmen – dann ist das nicht Ihr<br />
Problem. Für Sie gilt das, was Sie mit<br />
ihm vereinbaren. – Zu Drittens: Da Sie<br />
Ihre Ziele nur dadurch erreichen können,<br />
dass Ihnen Ihre Mitarbeiter<br />
zuarbeiten – was hindert Sie daran,<br />
mit Ihren Mitarbeitern Ziele für Ihr<br />
Verantwortungsgebiet zu vereinbaren?“<br />
Fazit drei: Unabhängig davon, ob der<br />
Zielvereinbarungsprozess in der Hierarchie<br />
als top down und bottom up<br />
von allen Beteiligten eingehalten wird,<br />
sind Sie frei, Ziele vorzuschlagen und<br />
mit Ihren Mitarbeitenden zu vereinbaren<br />
und abzustimmen. Auch hier kann<br />
Ihnen die Checkliste der beachtenswerten<br />
Aspekte bei der Zielformulierung<br />
helfen.<br />
Appell: Vereinbaren Sie Ziele proaktiv<br />
für sich mit Ihrem/n Vorgesetzten<br />
und initiativ mit Ihren Mitarbeitenden.<br />
Sie erhöhen damit die Chance, effektiv<br />
zum Abteilungs- und daher zum Unternehmenserfolg<br />
beizutragen.<br />
Umgang mit Erfahrungen:<br />
Auch dann, wenn der erste<br />
Durchl<strong>auf</strong> von „Führen mit<br />
Zielen“ durch Workshops<br />
und Schulungen begleitet<br />
wurde (wie bei Rheinmetall der Fall),<br />
verläuft er selten reibungslos und wirft<br />
häufig Fragen <strong>auf</strong>. In der Praxis hat<br />
sich gezeigt, dass es ratsam ist, diese<br />
zu sammeln und nach Beendigung der<br />
ersten Runde die Erlebnisse und Vorgehensweisen<br />
in Workshops zum Thema<br />
zu machen. Diese Workshops haben<br />
vor allem zwei Ziele: zum Ersten<br />
den Erfahrungsaustausch einschließlich<br />
Lernprozess, zum Zweiten die Vorbereitung<br />
<strong>auf</strong> die zweite Runde nach<br />
Abl<strong>auf</strong> eines Jahres.<br />
Diese Workshops haben wir strukturiert.<br />
Empfehlenswert und dankbar<br />
sind folgende kardinale Fragestellungen:<br />
Was hat gut geklappt – und warum?<br />
Wo traten Probleme oder Hürden<br />
<strong>auf</strong> – und warum? Wie sind die Beteiligten<br />
damit umgegangen? Wo wünschen<br />
sie sich mehr Unterstützung,<br />
wie und von wem? Der Austausch von<br />
Erfahrungen zeigt den Beteiligten in<br />
der Regel, dass sie mit ihren Schwierigkeiten<br />
nicht allein dastehen und<br />
(Fortsetzung <strong>auf</strong> Seite 11)<br />
Karikatur: Dirk Meissner
Karikatur: Dirk Meissner<br />
Das Profil 3/2003 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 11<br />
„Führen mit Zielen“ – ein Erfahrungsbericht<br />
Einwände entkräften<br />
ist ein lohnendes Ziel<br />
(Fortsetzung von Seite 10) investiv, als sie helfen, den Einsatz im<br />
diese durchaus überwindbar sind.<br />
Hinzu kommt, dass (die eigenen) Probleme<br />
auch bei anderen Akteuren <strong>auf</strong>tauchten.<br />
Deshalb können auch kreative<br />
Lösungswege eingeschlagen werden,<br />
die ihrerseits als Anregungen für<br />
die eigene Praxis dienen.<br />
Die häufigsten Stolpersteine greifen<br />
die oben skizzierten Einwände <strong>auf</strong>. Um<br />
Wiederholungen an dieser Stelle zu vermeiden,<br />
sei lediglich gesagt: In den<br />
Workshops erarbeiten wir für jede<br />
schwierige Situation mehrere mögliche<br />
Auswege einschließlich Maßnahmenkatalog.<br />
Diejenigen, die mit den in Rede<br />
stehenden Problemen zu tun haben, erhalten<br />
so ein praktisches Handlungsprogramm,<br />
das sie in der nächsten Runde<br />
der Zielvereinbarungen umsetzen<br />
wollen. Insofern ist die pragmatische<br />
Ausrichtung in Form persönlich<br />
vertretbarer Maßnahmen<br />
gesichert.<br />
Eine Schwierigkeit<br />
taucht allerdings zusätzlich<br />
in fast allen Unternehmen<br />
<strong>auf</strong>, nämlich die<br />
Frage, welche Inhalte überhaupt zu<br />
einem Ziel als Gegenstand von<br />
„Führen mit Zielen“ erkoren werden<br />
dürfen. Als Frage: „Das Gerede um<br />
Ziele ist wirklich konfus! Wir haben<br />
zum Teil hitzig diskutiert, was denn<br />
überhaupt ein Ziel für ein FmZ-Projekt<br />
sein kann! Normale Tätigkeiten dürfen<br />
es nicht sein – aber damit verbringen<br />
wir den Hauptanteil unserer Zeit!“<br />
Dieser Punkt ist in der Praxis insofern<br />
heikel, als Unternehmen die Vorgaben,<br />
was zu einem (operativen<br />
und/oder strategischen) Ziel werden<br />
darf, unterschiedlich strikt handhaben.<br />
Ungeachtet der Differenzen gibt<br />
es allerdings einen gemeinsamen<br />
Nenner. Und dieser lautet: Grundsätzlich<br />
kommen als Ziele für FmZ nur<br />
solche Vorhaben in Frage, die<br />
a) die Abteilung bzw. den Bereich<br />
und damit das Unternehmen weiterbringen,<br />
b) zusätzlich vereinbart sind, also on<br />
top bewältigt werden müssen. Das<br />
können, um ein Beispiel zu nennen,<br />
Vorhaben sein, die die operative Ebene<br />
der Alltags<strong>auf</strong>gaben überschreiten<br />
und sozusagen <strong>auf</strong> der Meta-Ebene<br />
platziert sind, etwa das Nachdenken<br />
über die Abläufe (work-flow-Analyse)<br />
oder das Konzipieren eines Prozederes,<br />
das die Querabstimmungen von<br />
Tätigkeiten mit Schnittstellen verbessern<br />
soll. Diese Projekte sind insofern<br />
Alltag zu verbessern und <strong>auf</strong> diese<br />
ökonomisierende Weise auch dazu<br />
beisteuern, den Unternehmenserfolg<br />
zu steigern.<br />
Neben solchen „on top“-Projekten<br />
werden in der Praxis auch solche Aufgaben<br />
zu einem Ziel im Rahmen von<br />
FmZ zugelassen, die zwar dem Feld der<br />
eigentlichen Haupt-, Schwerpunktoder<br />
Kernverantwortungen zugehören,<br />
deren Wichtigkeit und Bedeutsamkeit<br />
jedoch hervorstechen und deren Erfüllung<br />
ganz besondere Anstrengungen<br />
und herausragenden Aufwand erfordert.<br />
In den Workshops nehmen wir uns<br />
beide Kategorien vor. In Kleingruppen<br />
(deren Zusammensetzung abteilungsspezifisch<br />
war) erarbeiten die Beteiligten<br />
Zielvorschläge für sinnvolle „on<br />
top“-Ziele und diskutieren<br />
ebenfalls jene Ziele, die<br />
zwar Teil ihrer ohnehin zu<br />
bewältigenden Aufgaben<br />
sind, die aber dennoch<br />
außergewöhnlichen Einsatz<br />
erfordern, Ressourcen<br />
binden und spezieller Aktionen<br />
bedürfen. Auch in diesem Fall stellen<br />
wir sicher, dass jede Gruppe mit konkreten<br />
und umsetzbaren Vorschlägen<br />
in der Mappe den Workshop verläßt.<br />
In einigen Unternehmen regten wir<br />
nach dieser Workshop-Runde an, sich<br />
Partner zu suchen, mit denen man<br />
<strong>auf</strong>tretende Schwierigkeiten diskutiert.<br />
Außerdem erwiesen sich<br />
Führungsforen als hilfreich in dem<br />
Prozess, die eigene Sicherheit im Umgang<br />
mit dem Instrument zu erhöhen<br />
und Problemsituationen zu besprechen<br />
sowie die Nachhaltigkeit zu garantieren.<br />
(Häufig wurden sie <strong>auf</strong> zwei<br />
Treffen im Jahr datiert.) Diese Hilfestellungen<br />
(zum Teil mit, zum Teil ohne externe<br />
Moderation) werden nach meiner<br />
Erfahrung während der ersten<br />
zwei bis drei Jahre in Anspruch genommen.<br />
Danach, so Stimmen von<br />
Beteiligten, „läuft es von selbst“.<br />
Ich kenne Fälle, in denen sich die Abteilung<br />
für diesen Zielvereinbarungsprozess<br />
jedes Jahr ein bis zwei Tage<br />
komplett zurückzieht. Auch das ist eine<br />
praktikable Variante, die zudem Zeit<br />
und Ideen konzentriert, um die Zeit zu<br />
sparen, die anfällt für die im Nachhinein<br />
notwendigen (Neu-)Abstimmungsrunden.<br />
Zeit, die man auch dafür<br />
benötigt, um beim (späteren) Projekt-<br />
Startschuss gleichzeitig loslegen zu<br />
können. Dr. Regina Mahlmann<br />
Ist mit einem elektronischen Antennensystem von Hirschmann Electronics ausgestattet: die neue 5er-Baureihe von BMW.<br />
5er-BMW mit moderner Hirschmann-Kommunikationstechnik<br />
Antennensystem sitzt hinter Glas<br />
toe München/Neckartenzlingen. Die<br />
Limousine der neuen 5er-Baureihe von<br />
BMW hat ein hochmodernes elektronisches<br />
Antennensystem an Bord, das in<br />
die Heckscheibe des Fahrzeugs integriert<br />
ist. Über dieses System, das von<br />
der Hirschmann Electronics GmbH &<br />
Co. KG entwickelt worden ist, können<br />
sowohl Radio (AM/FM) und Fernsehen<br />
empfangen als auch verschiedene<br />
Komfortfunktionen wie etwa Zentralverriegelung<br />
und Telestart der Standheizung<br />
betätigt werden. Neben einem<br />
innovativen Empfangskonzept zeichnet<br />
sich das Antennensystem durch<br />
ein einfaches Montageverfahren und<br />
integrierte Diagnosefunktionen aus.<br />
Das Empfangssystem besteht aus<br />
acht Antennen, die in Form von feinen<br />
Strukturen <strong>auf</strong> das Glas der Heckschei-<br />
be <strong>auf</strong>gebracht sind. Von diesen Antennen<br />
werden die Signale an ein sogenanntes<br />
Diversity-Modul weitergeleitet,<br />
das am oberen Rand der Scheibe<br />
untergebracht ist. In diesem Modul<br />
werden die Signale zum einen verstärkt,<br />
zum anderen wählt die Elektronik<br />
beim Radioempfang das jeweils<br />
beste Signal von den insgesamt vier<br />
FM-Antennen aus.<br />
Das Diversity-Modul läßt sich nach<br />
dem „Plug-and-Play“-Prinzip einfach in<br />
eine Haltevorrichtung einrasten, die<br />
bereits bei der Herstellung der Heckscheibe<br />
<strong>auf</strong> das Glas geklebt wird. „Da<br />
sich das Modul sowohl der Wölbung<br />
der Scheibe als auch der Linienführung<br />
der hinteren Dachpartie anpassen<br />
muss, haben wir eine neuartige, patentierte<br />
Anwendung der Semiflex-Leiter-<br />
platte entwickelt. Außerdem werden<br />
Leiterplatte und Plastikabdeckung per<br />
Ultraschall verschweißt. Dadurch ist es<br />
möglich, die Verbindung später wieder<br />
zu lösen, etwa mit Blick <strong>auf</strong> ein problemloses<br />
Recycling“, erläutert Wolfgang<br />
Kammerlander, Leiter des Hirschmann-Produktbereichs<br />
Car Communication<br />
Systems.<br />
Auch in puncto Servicefreundlichkeit<br />
setzt das Antennensystem neue Maßstäbe:<br />
Eine spezielle Software meldet<br />
den Status des gesamten Systems wie<br />
auch jeder einzelnen Antenne. Angezeigt<br />
werden diese Informationen <strong>auf</strong><br />
dem Display des Radiotuners. Detaillierte<br />
Informationen können mit einem<br />
speziellen Diagnosegerät über eine<br />
Schnittstelle im Fahrzeug abgerufen<br />
werden.<br />
Strahlende Gesichter beim obligatorischen Q1-Fototermin (v.l.n.r.): Sˇtefan Tyrpák und Jaroslav Sˇlajs (beide Ford-Tschechien),<br />
Milan Bohác˘ek und Peter Knipping (beide Metal Ústí), Petr Jedlicka (Ford Tschechien), Dr. Thomas Zipse (<strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH), Alan Towey (Ford-England) sowie Wolfgang Fitzner und Anthony Sheard (beide <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH).<br />
rds Ústí n.L./Neckarsulm. Imageträchtiger<br />
Erfolg mit geschäftlicher<br />
Perspektive für die tschechische Tochtergesellschaft<br />
der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH: Am 23. Mai dieses Jahres erhielt<br />
die Metal Ústí n.L., a.s. in Ústí den<br />
Q1-Award der Ford Motor Company. Mit<br />
diesem Preis zeichnet der zweitgrößte<br />
Automobilhersteller der Welt alljährlich<br />
exzellent arbeitende Geschäftspartner<br />
im Zuliefersektor aus. Bei Metal Ústí –<br />
im tschechischen Automotive-Werk<br />
sind rund 700 Mitarbeiter beschäftigt –<br />
werden gegenwärtig etwa 110 verschiedene<br />
Kolbentypen mit Durchmessern<br />
zwischen 32 und 150 Millimetern hergestellt.<br />
Zu den Kunden der Firma, die 1916 gegründet<br />
wurde, gehören u.a. die Volkswagen-Gruppe<br />
(mit Abstand größter<br />
Abnehmer) mit ihren Marken VW, Audi<br />
und Sˇkoda, Ford (darunter auch Volvo)<br />
sowie DaimlerChrysler (Smart); zukünftig<br />
werden auch Kolben für die A-Klasse<br />
hergestellt. Ford-England in Dagenham<br />
in der englischen Grafschaft Essex wird<br />
seit drei Jahren mit Dieselkolben beliefert,<br />
seit Jahresfrist auch in der Ausführung<br />
Common Rail (Modelle Focus<br />
und Van). Zum Kundenspektrum ge-<br />
hören ferner die Firmen Stihl, Husquarna,<br />
Wabco und Atlas Cobco.<br />
Für Metal-Ústí-Vorstandschef Peter<br />
Knipping und seinen Stellvertreter Milan<br />
Bohác˘ek ist die Auszeichnung, mit<br />
der Ford weltweit nur die besten Lieferanten<br />
belobigt, ein sichtbares Zeichen<br />
der seit langem l<strong>auf</strong>enden Anstrengungen<br />
von Management und Mitarbeitern,<br />
die Qualität von Produkt und Produktion<br />
– und damit die Kundenzufriedenheit<br />
– ständig und mit Nachdruck<br />
zu verbessern: „Der Q1-Preis bestätigt,<br />
dass unser Unternehmen die Forderungennach<br />
optimaler Qualität in vollem<br />
Umfang erfüllt. Bewertungskriterien<br />
sind beispielsweise das schon 1999<br />
auditierte Qualitätssicherungssystem<br />
nach ISO TS 16949, die ISO-Norm<br />
14001 (Umweltschutzmanagement)<br />
sowie die Verpflichtung, ständig nach<br />
prozess- bzw. produktorientierten Verbesserungen<br />
zu suchen.“<br />
Dass die Q1-Plakette des Detroiter<br />
Weltkonzerns nicht nur plakativer Ausdruck<br />
einer (bis dato) außerordentlich<br />
konstruktiven und – für beide Seiten –<br />
fruchtbaren Zusammenarbeit, sondern<br />
auch ein Indiz für weitere zukunftsgerichtete<br />
Projekte <strong>auf</strong> hohem Niveau ist,<br />
steht für die beiden Manager am tschechischen<br />
Standort der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />
<strong>Pierburg</strong>-Gruppe außer Zweifel. Milan<br />
Boháček: „Die Auszeichnung ist für uns<br />
Verpflichtung und Garantie für weiteres<br />
Wachstum. Und in der Tat gibtesmit<br />
Ford bereits neue Projekte und Aufträge<br />
– insofern honoriert unser langjähriger<br />
Kunde die mit Q1 demonstrativ ge-<br />
Ford: Q1-Preis für Metal Ústí<br />
zeigte Zufriedenheit auch geschäftlich.<br />
Für den Standort selbst bedeutet dies<br />
natürlich Stabilität und die Basis für eine<br />
weiterhin gute Entwicklung.“ Eine<br />
Perspektive, die sich im jüngsten Volvo-Projekt<br />
widerspiegelt: Für den<br />
schwedischen Automobilhersteller – er<br />
ist seit 1999 Teil der Ford Motor Company<br />
– liefert Metal Ústí seit kurzem einen<br />
neuen Kolben für die 2,5-Liter/5-<br />
Zylinder-Ottomotoren, die in den Modellen<br />
S40, V40, S60, V70 und S80 eingesetzt<br />
werden.<br />
Foto: BMW Group; Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung
Seite 12 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003 Das Profil 3/2003 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 13<br />
Erfolgreich: Albert Denne mit einem Magnetventilmodul,<br />
in dem drei elektro-pneumatische Wandler integriert sind.<br />
Fotos (3): Ariane Gehlert<br />
Etwa zwölf Millionen Magnetventile<br />
– im Tagesschnitt also<br />
rund 50000 Einheiten – in bis<br />
zu 150 unterschiedlichen Systemvarianten<br />
werden derzeit<br />
jährlich am <strong>Pierburg</strong>-Standort Neuss<br />
produziert. Das ist in der Tat ein Volumen,<br />
das ohne hochautomatisierte<br />
und äußerst flexibel einsetzbare Produktionsanlagen<br />
nicht zu bewältigen<br />
wäre, wie Fertigungsleiter Hubert Faßbender<br />
am Beispiel der elektro-pneumatischen<br />
Wandler (EPW) erläutert:<br />
„Die EPW-Fertigung erfolgt am Firmensitz<br />
<strong>auf</strong> sechs automatischen<br />
Montagebändern, wobei die Einzelteile<br />
<strong>auf</strong> Werkstück-Träger <strong>auf</strong>gesetzt und<br />
mittels Transportband zu den einzelnen<br />
Montage- und Überprüfungsstationen<br />
geleitet werden. Diese Stationen<br />
wiederum sind hoch technisierte Einheiten,<br />
mit deren Hilfe alle überwachten<br />
Einpressvorgänge und komplizierten<br />
Einstell- bzw. Prüfvorgänge sowie<br />
die Laserschweißungen und -beschriftungen<br />
automatisch durchgeführt werden.“<br />
Ähnliches gilt für das Bestücken<br />
der Werkzeugträger, das teilweise über<br />
automatische Zuführeinrichtungen<br />
geschieht; lediglich<br />
bei Systemteilen,<br />
die <strong>auf</strong>grund<br />
ihrer konstruktiven Auslegung nicht<br />
automatisch zugeführt werden können,<br />
wird per Hand bestückt.<br />
Dass die Fertigungslinien <strong>auf</strong>grund<br />
ihres hohen technischen Niveaus insbesondere<br />
von den Einrichtern ein<br />
hohes Maß an Fachkenntnissen ver-<br />
langen, ist für den 63jährigen stellvertretenden<br />
Werkleiter nicht nur Fakt,<br />
sondern auch ein Faktor, mit dem das<br />
Unternehmen immer wieder erfolgreich<br />
am Markt agieren kann. Faßbender:<br />
„Schließlich haben auch das in<br />
diesem Bereich vorhandene Fertigungs-Know-how<br />
sowie die Flexibilität<br />
von Technik und Teams dazu geführt,<br />
daß <strong>Pierburg</strong> hinsichtlich der produktionstechnischen<br />
Anforderungen und<br />
Standards in der Magnetventilfertigung<br />
international führend ist.“<br />
Apropos Internationalität: Zwischen<br />
dem Standort Neuss, an dem derzeit<br />
rund 190 Mitarbeiter mit der Herstellung<br />
der weltweit gefragten Magnetventile-Palette<br />
beschäftigt sind, und der<br />
tschechischen Firma Metal Ústí n.L.,a.s.<br />
gibt es seit Mai 2002 auch intensive geschäftliche<br />
Verbindungen. In Ústí nad<br />
Labem – dort produziert die Tochtergesellschaft<br />
der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH Motorkolben<br />
für PersonenundNutzkraftfahrzeuge<br />
sowie 2-Takt-<br />
Motoren und Kompressoren<br />
– werden spezielle Magnetventilmodule<br />
in Handarbeit montiert.<br />
Für Hubert Faßbender, der dem<br />
Neusser Automobilzulieferer seit mehr<br />
als 40 Jahren angehört, liegt der strategische<br />
Vorteil dieser grenzüberschreitenden<br />
Arbeitsteilung klar und<br />
deutlich <strong>auf</strong> der Hand: „Natürlich wird<br />
– <strong>auf</strong> den ersten Blick – zunächst einmal<br />
Arbeit mit einem relativ hohen<br />
manuellen Fertigungsanteil von<br />
Deutschland in ein Land verlegt, dessen<br />
Lohnkostenniveau deutlich unter<br />
dem deutschen liegt. Mittel- und langfristig<br />
sichert genau dies aber die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Firmengruppe<br />
in diesem Marktsegment: <strong>Pierburg</strong><br />
<strong>bleibt</strong> im nach wie vor hart umkämpften<br />
Markt wettbewerbsfähig, also im<br />
Geschäft, und sichert so auch die Arbeitsplätze<br />
in unserem Land.“ Ebenso<br />
gilt: Die Wertschöpfung, die aus der<br />
Magnetventil-Kooperation zwischen<br />
dem linksrheinischen Neuss und dem<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong>-Standort in Tschechien<br />
generiert wird, kommt dem gesamten<br />
Unternehmen zugute. rds<br />
Erfolgreich platzierte <strong>Pierburg</strong>-Produktgruppe sorgt für optimale Leistungsentfaltung, Komfort und Schadstoffreduzierung<br />
Mit Magnetventilen im Weltmarkt <strong>auf</strong> der „richtigen Spur“<br />
rds Neuss. Klein, aber fein – so läßt<br />
sich eine Produktgruppe der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH klassifizieren, mit der das<br />
Neusser Unternehmen international<br />
hervorragend im Markt platziert ist.<br />
Die Rede ist von Magnetventilen, die –<br />
je nach technischer Anforderung und<br />
Systemkonzeption – rund ums Automobil<br />
für optimale Leistungsentfaltung,<br />
Komfort und Schadstoffreduzierung<br />
sorgen. „Satte“ 50000 Einheiten<br />
werden derzeit pro Tag hergestellt –<br />
das sind etwa zwölf Millionen Stück<br />
pro Jahr, grob unterteilt in elektropneumatische<br />
Wandler (EPW) und in<br />
Elektroumschaltventile (EUV). Entsprechend<br />
vorzeigbar auch das Umsatzvolumen:<br />
Es schlägt aktuell mit<br />
rund 80 Millionen € (2002) sehr positiv<br />
zu Buche.<br />
Die grundsätzliche Funktionsweise<br />
der beiden Magnetventil-Varianten<br />
(EPW + EUV) erläutert Albert Denne,<br />
von Haus aus diplomierter Elektrotechnikingenieur<br />
und seit vielen Jahren<br />
als Abteilungsleiter verantwortlich<br />
für die Entwicklung der pfiffigen Reglersysteme:<br />
„Elektro-pneumatische<br />
Wandler dienen der kontinuierlichen<br />
Unterdruckeinstellung; sie funktionieren,<br />
salopp gesagt, ähnlich wie ein im<br />
Lichtschalter integrierter Dimmer.<br />
Elektroumschaltventile dagegen unterscheiden<br />
zwischen zwei Schaltzuständen,<br />
arbeiten also – ähnlich<br />
einem Lichtschalter – nach dem ‚ein/<br />
aus‘-Prinzip.“<br />
In der Tat: Die bei <strong>Pierburg</strong> produzierten<br />
und verhältnismäßig kleinen Magnetventile<br />
sind technische „Tausendsassas“<br />
– sie regeln je nach Einsatzgebiet<br />
eine Vielzahl von Funktionen. Einige<br />
Beispiele: EPW-Systeme sorgen z.B.<br />
für die kontinuierliche Unterdruckeinstellung<br />
bei der Abgasrückführung,<br />
beim variablen Turbolader, bei der<br />
kontinuierlichen Klappensteuerung<br />
(der Drosselklappe) und bei Partikelfiltern.<br />
Das AKF-Ventil wird zur Spülung<br />
des Aktivkohlefilters eingesetzt; das<br />
vorwiegend für den US-Export bestimmte<br />
AKF-Absperrventil (AAV)<br />
Fertigung ist sehr flexibel<br />
kommt bei der Tankdichtigkeitsdiagnose<br />
zum Tragen.<br />
Entwicklungsfachmann Denne:<br />
„GDI-Ventile werden bei Motoren mit<br />
Benzin-Direkteinspritzung eingesetzt.<br />
Sie sind in der Kraftstoffleitung eingebaut<br />
und dienen dazu, den Benzindruck<br />
der Vorförderpumpe – speziell<br />
beim Starten des heißen Motors – zu<br />
erhöhen. Andernfalls würde dieser<br />
erst gar nicht anspringen bzw. die<br />
Hochdruckeinspritzpumpe durch<br />
Dampfblasen beschädigt werden.“<br />
Elektroumschaltventile wiederum finden<br />
zum Beispiel Anwendung in den<br />
ebenfalls von <strong>Pierburg</strong> produzierten<br />
Schaltsaugrohren, die zwischen zwei<br />
Längenzuständen geschaltet werden.<br />
Weitere EUV-Einsatzgebiete sind Sekundärluftsysteme,<br />
Turbolader, Abgasklappen<br />
sowie Klimaanlagen.<br />
Dass Magnetventile aus dem linksrheinischen<br />
Neuss heiß begehrt sind<br />
und deshalb <strong>auf</strong> der „richtigen Spur“<br />
fahren, verwundert schon allein ob<br />
des breiten Einsatzspektrums von<br />
EPW und EUV nicht. Zu den Kunden<br />
zählen – das wird <strong>auf</strong> dieser „Profil“-<br />
Doppelseite deutlich genug – nahezu<br />
alle renommierten Automobilhersteller<br />
der Welt. Ob DaimlerChrysler (inklusive<br />
Smart und Mitsubishi), General<br />
Motors (einschließlich Opel, Saab<br />
und Vauxhall), Ford (mit Volvo), die<br />
Volkswagen-Gruppe (VW, Audi, Sˇkoda,<br />
Seat, Bugatti und Bentley), Porsche,<br />
MG Rover, BMW/Rolls-Royce, Renault<br />
und die PSA-Gruppe (Citroën/Peugeot),<br />
Fiat (mit Alfa Romeo, Lancia, Ferrari<br />
und Maserati) sowie Kia/Hyundai,<br />
Isuzu, Honda und Nissan sowie Lastkraftwagenhersteller<br />
wie DAF oder Iveco<br />
– sie alle setzen <strong>auf</strong> die kleinen Regelsysteme<br />
„made by <strong>Pierburg</strong>“.<br />
Albert Denne: „Bei den elektropneumatischen<br />
Wandlern sind wir mit<br />
etwa zwei Dritteln Anteil am Weltmarkt<br />
eindeutig die ‚Nummer 1‘; bei den<br />
Elektroumschaltventilen ist <strong>Pierburg</strong><br />
unter den ‚Top 3‘ vertreten. Die AKF-<br />
Absperrventile (AAV) sind ein ziemlich<br />
spezielles Segment, da diese Ventile<br />
nur für Export-Fahrzeuge nach USA<br />
verwendet werden; <strong>auf</strong> diesem Produktsektor<br />
gibt es neben <strong>Pierburg</strong> in<br />
Europa niemanden, der so etwas<br />
macht. Der Markt für GDI-Ventile – ein<br />
vergleichsweise junges Produkt – ist<br />
dagegen noch im Aufbau.“ Ein System<br />
mit Perspektive mithin.<br />
Apropos Ausblick: Daß die Neusser<br />
Ventilfachleute ihr entwicklungsspezifisches<br />
Pulver noch lange nicht verschossen<br />
haben, zeigt das elektrische<br />
Schubumluftventil – eine der neuesten<br />
Entwicklungen <strong>auf</strong> dem Sektor<br />
der Magnetventile. Denne: „Dabei<br />
handelt es sich um ein am Turbolader<br />
integriertes Ventil zur Vermeidung des<br />
sogenannten Turbolochs. Ein weiteres<br />
Entwicklungsprojekt ist ein hydraulisches<br />
Modulationsventil, das den –<br />
bei <strong>Pierburg</strong> im französischen<br />
Thionville produzierten – Ölpumpen<br />
vorgibt, nur so viel Kühlmittel zu fördern,<br />
wie tatsächlich notwendig ist.“<br />
Der Effekt ist so simpel wie nachhaltig:<br />
Man spart Kraftstoff.<br />
Hubert Faßbender: Die Magnetventilefertigung in Neuss besticht durch ihre hohe<br />
Flexibilität – ein nicht nur produktionstechnisches „Muss“ angesichts der Variantenvielfalt<br />
dieser international sehr erfolgreichen <strong>Pierburg</strong>-Produktgruppe.<br />
Detailblick in die Magnetventilfertigung am Firmensitz der <strong>Pierburg</strong> GmbH in<br />
Neuss: Annette Pfeifer bei der Montage des EPW-Bördelrings (EPW: elektro-pneumatischer<br />
Wandler), kompetent assistiert von Montagemeister Fritz Bommes.
Seite 14 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
In der <strong>Pierburg</strong>-Gruppe: Günstiger eink<strong>auf</strong>en mit dem Leadbuyer-Konzept<br />
Aktivitäten nun weltweit gebündelt<br />
Neuss. Der ständig steigende Wettbewerb<br />
bei Kosten und Qualität sowie<br />
die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
von Prozessen und Technologien erfordern<br />
gerade in international tätigen<br />
Unternehmen einen permanenten Informationsaustausch,<br />
um vorhandene<br />
Synergiepotenziale identifizieren und<br />
konsequent nutzen zu können. Aus<br />
diesem Grund wurde bei der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH das Leadbuyer-Konzept entwickelt,<br />
das die weltweiten Eink<strong>auf</strong>saktivitäten<br />
des Unternehmens –<br />
nach Materialgruppen sortiert – bündelt<br />
und das nun im Rahmen der allgemeinen<br />
Wertsteigerung weiter ausgebaut<br />
werden soll.<br />
„Unser Ziel ist es, das Know-how der<br />
Einkäufer aus den verschiedenen weltweiten<br />
Produktionsstandorten zusammenzuführen,<br />
um dadurch Ansatzpunkte<br />
für eine mögliche Senkung der<br />
Wichtiges Element im<br />
Leadbuyer-Konzept<br />
und von zentraler Bedeutung<br />
bei der Auswahl<br />
der Zulieferer ist<br />
die für jede Materialgruppe geführte<br />
Anbieterliste, auch „Bidderslist“<br />
genannt. Sie enthält sämtliche relevanten<br />
Eink<strong>auf</strong>sinformationen, dazu<br />
eine Bewertung der Lieferanten<br />
bezüglich Qualität, Logistik, Engineering<br />
und k<strong>auf</strong>männischer<br />
Aspekte. „Damit dieses System<br />
funktionierte, waren umfangreiche<br />
organisatorische Maßnahmen erforderlich,<br />
um einen standortübergreifenden<br />
Daten- und Informationsaustausch<br />
zu gewährleisten“,<br />
erläutert Oliver Casper, Eink<strong>auf</strong>skoordinator<br />
bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH in<br />
Neuss, die Anfänge der Bidderslist.<br />
Schnell informiert<br />
per „Bidderslist“<br />
Mit an erster Stelle standen dabei<br />
die Definition von einheitlichen<br />
Materialgruppen und Materialgruppen-Codes<br />
sowie die Programmierung<br />
einer standardisierten<br />
SAP-Anwendung, mit deren<br />
Hilfe sich nun sämtliche elementaren<br />
Eink<strong>auf</strong>sinformationen (z.B.<br />
Anzahl der Lieferanten, Ansprechpartner<br />
und Adressen, Zahlungsund<br />
Lieferbedingungen, nach Ländern<br />
<strong>auf</strong>geschlüsselte Umsätze<br />
pro Lieferant, Artikelanzahl) per<br />
Tastendruck <strong>auf</strong>rufen lassen. „Mit<br />
diesem Programm erreichen wir,<br />
dass sich jeder Standort in kürzester<br />
Zeit über alle wichtigen Zuliefererdaten<br />
informieren kann<br />
und bei Anfragen nicht länger <strong>auf</strong><br />
die Unterstützung der jeweiligen<br />
Landesvertreter angewiesen ist“,<br />
beschreibt Casper die Vorteile der<br />
neuen Anwendung. at<br />
rs Düsseldorf. Premiere <strong>auf</strong> der 60.<br />
Internationalen Automobilausstellung<br />
(IAA) in Frankfurt: Vom 11. bis 21. September<br />
2003 präsentiert die <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH unter anderem ein neues Ölpumpen-Konzept.<br />
Die an den Standorten<br />
im italienischen Livorno sowie<br />
französischen Thionville entwickelte<br />
vollvariable Öl-Flügelzellenpumpe<br />
bietet gegenüber konventionellen<br />
Pumpen einen deutlichen Vorteil,<br />
skizziert Dr. Oliver Grässel, <strong>Pierburg</strong>-<br />
Entwicklungsleiter für Italien: „Wir gehen<br />
davon aus, dass diesem – im<br />
kommenden Jahr serienreifen – Pumpensystem<br />
die Zukunft gehört. Denn:<br />
Mit der kontinuierlich geregelten<br />
Pumpe sind wir in der Lage, die Förderleistung<br />
dem tatsächlich benötigten<br />
Öl-Volumenstrom je nach Temperatur,<br />
Drehzahl und Lastzustand des<br />
Motors sehr flexibel anzugleichen.“<br />
Materialkosten und eine weitere Verbesserung<br />
der Produktqualität zu erhalten.“<br />
Mit diesen Worten beschreibt<br />
Geschäftsführer Udo Nenning – zuständig<br />
für den Eink<strong>auf</strong> und den Vertrieb<br />
bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH – die<br />
Grundidee des Leadbuyer-Konzeptes.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden<br />
<strong>auf</strong> Basis der Materialgruppen internationale<br />
Teams gebildet, die sich aus<br />
den Facheinkäufern der jeweils involvierten<br />
Standorte und einem Mitarbeiter<br />
der Qualitätssicherung zusammensetzen.<br />
Jeweils einem Einkäufer<br />
kommt dabei die Rolle eines so genannten<br />
Leadbuyers zu (frei übersetzt:<br />
führender Einkäufer), der damit für die<br />
Koordination des entsprechenden<br />
Teams verantwortlich ist.<br />
„Die Unterteilung unseres Eink<strong>auf</strong>svolumens<br />
in übersichtliche und überschaubare<br />
Einheiten sowie die Ein-<br />
Rainer Schröder Oliver Casper<br />
richtung von spezialisierten Teams ermöglichen<br />
uns die optimale Nutzung<br />
des vorhandenen Fachwissens und<br />
die differenzierte Entwicklung von materialgruppenspezifischen<br />
Zielen und<br />
Strategien“, erläutert Rainer Schröder,<br />
Abteilungsleiter für Fertigungsmaterial<br />
im Eink<strong>auf</strong> und verantwortlich für die<br />
Entwicklung des Leadbuyer-Konzeptes,<br />
die Vorteile. Weitere Team-Aufgaben<br />
sind die Entwicklung und Umsetzung<br />
der Ziele bzw. Strategien, die<br />
Bündelung von Eink<strong>auf</strong>sinformationen<br />
aus den einzelnen Werken sowie<br />
die Erstellung und Pflege einer dar<strong>auf</strong><br />
<strong>auf</strong>bauenden Anbieterliste, mit deren<br />
Hilfe die für ein Neugeschäft in Frage<br />
kommenden Lieferanten festgelegt<br />
werden.<br />
Für die Entwicklung und die Koordination<br />
der verschiedenen materialgruppenspezifischen<br />
Strategien und<br />
die fachliche Leitung der internationalen<br />
Teams ist die Position des Materialgruppen-Managers<br />
– Rainer<br />
Schröder – zuständig. Zu seinen Aufgaben<br />
zählen die Gewährleistung einer<br />
einheitlichen Vorgehensweise<br />
und die Erstellung von standardisierten<br />
Analysevorlagen, mit deren Hilfe<br />
dann ein materialgruppenspezifisches<br />
Dossier entsteht, das unternehmensweit<br />
Gültigkeit hat. Hinsichtlich<br />
der Strategiefindung und -<br />
umsetzung, der Realisierung des<br />
Einsparpotentials und der Entwicklung<br />
von Standards für die jeweiligen<br />
Materialgruppen wird Schröder von<br />
Giacomo Armenio, verantwortlicher<br />
Ölpumpenentwickler bei <strong>Pierburg</strong> in Livorno,<br />
ergänzt: „Genau hier liegt bisher<br />
der Schwachpunkt konventioneller ungeregelter<br />
Systeme, da sie durch die direkte<br />
Kopplung an die Motordrehzahl in<br />
höheren Umdrehungsbereichen erhebliche<br />
Verlustleistungen <strong>auf</strong>weisen. Darüber<br />
hinaus gilt: Dieser Effekt ist bei<br />
modernen Motoren <strong>auf</strong>grund neuer<br />
Komponenten – beispielsweise<br />
hydraulischer Ventilspielausgleich, Kolbenkühlung<br />
oder Nockenwellenverstellung<br />
– noch größer. Damit ungeregelte<br />
Pumpen diesen erhöhten Öldurchfluss<br />
auch im unteren Drehzahlbereich gewährleisten,<br />
müssten sie größer ausfallen.<br />
Mit neuen Kontrollsystemen ausgestattet,<br />
ist die variable Flügelzellenpumpe<br />
demgegenüber in der Lage, das<br />
verdrängte Ölvolumen in Abhängigkeit<br />
von Öldruck, Motortemperatur und<br />
Eink<strong>auf</strong>skoordinator Oliver Casper<br />
unterstützt, der gleichzeitig für die organisatorische<br />
und inhaltliche Abstimmung<br />
der mit dem Leadbuyer-<br />
Konzept verbundenen Zusammenkünfte<br />
verantwortlich ist.<br />
„Durch die regelmäßig stattfindenden<br />
Meetings stellen wir einen kontinuierlichen<br />
Informationsaustausch<br />
zwischen allen Beteiligten weltweit sicher“,<br />
erläutert Casper die einzelnen<br />
Abstimmungsprozesse. Teilnehmer<br />
sind neben den für die Materialgruppe<br />
zuständigen Facheinkäufern der Produktionsstandorte<br />
auch ein Vertreter<br />
der Qualitätssicherung Zuk<strong>auf</strong>teile sowie<br />
der Materialgruppenmanager und<br />
der Eink<strong>auf</strong>skoordinator. Ziel dieser<br />
Meetings ist es, die definierten Aktivitäten<br />
hinsichtlich Umsetzungsgrad<br />
und Wirksamkeit bezogen <strong>auf</strong> die Konzepte<br />
und die vorgegebenen Ziele zu<br />
überprüfen und gegebenenfalls neue<br />
Maßnahmen abzuleiten.<br />
Eine besondere Bedeutung im Rahmen<br />
der Abstimmungsprozesse<br />
kommt den Strategy Reviews zu. Hier<br />
treffen sich die Leadbuyer einschließlich<br />
des Eink<strong>auf</strong>skoordinators und des<br />
Materialgruppen-Managers mit den internationalen<br />
Eink<strong>auf</strong>sleitern sowie<br />
der Geschäftsführung, um die Materialgruppenstrategien<br />
<strong>auf</strong> ihre Wirksamkeit<br />
hinsichtlich der <strong>Pierburg</strong>-Gesamtstrategie<br />
zu prüfen. Als Hauptansatzpunkte<br />
für die internationale<br />
Strategiedefinition wurden zum Beispiel<br />
ein Global Sourcing (weltweiter<br />
Eink<strong>auf</strong>) mit Schwerpunkt in Niedriglohnländern,<br />
die Optimierung der<br />
Lieferantenbasis sowie die Bedarfsund<br />
Volumenbündelung bei ausgewählten<br />
Lieferanten festgelegt. Weitere<br />
Ansatzpunkte sind das technische<br />
Re-Design der Teile durch Materialsubstitution<br />
oder ähnliche Maßnahmen<br />
sowie die allgemeine Standardisierung<br />
von Teilen und Prozessen.<br />
Dass das Konzept <strong>auf</strong>geht, beweist<br />
ein Blick <strong>auf</strong> die Zahlen. Schröder:<br />
„Allein bei der Materialgruppe Sinterteile<br />
konnten wir seit Einführung der<br />
Leadbuyer-Systematik ein jährliches<br />
Einsparpotential von durchschnittlich<br />
fünf Prozent realisieren; im Bereich Potentiometer<br />
haben wir bereits ein ähnlich<br />
gutes Ergebnis erzielt.“ Aufgrund<br />
derart positiver Erfahrungen soll das<br />
erfolgreiche Konzept deshalb auch<br />
von derzeit sieben <strong>auf</strong> weitere Materialgruppen<br />
übertragen werden, um im<br />
Rahmen der allgemeinen Wertsteigerung<br />
zu einer Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität<br />
beizutragen.<br />
„Für genauere Einzelheiten ist es zwar<br />
noch zu früh, aber unser Ziel ist eine<br />
Steigerung des mit diesem Konzept<br />
abgedeckten Anteils am gesamten<br />
Eink<strong>auf</strong>svolumen von derzeit über 50<br />
Prozent <strong>auf</strong> dann 75 bis 80 Prozent“,<br />
so Rainer Schröder zu den weiteren<br />
Planungen. Andreas Tümpen<br />
–umdrehungen zu variieren. Im Ergebnis<br />
heißt das: Mit der vollvariablen Ölpumpe<br />
können die Leistungs<strong>auf</strong>nahme<br />
des Aggregats und die vorzeitige Alterung<br />
des Motoröls reduziert werden.<br />
Für den Autofahrer bedeutet das geringeren<br />
Kraftstoffverbrauch.“<br />
Die Leistungseinbußen ungeregelter<br />
Pumpen werden bei der vollvariablen<br />
Flügelzellenpumpe mit Hilfe eines ausgeklügelten<br />
mechanischen Regelungs-<br />
Ölpumpe senkt Energieverbrauch<br />
systems vermieden. Dabei wird das<br />
Prinzip der Exzentrizität ausgenutzt: Bei<br />
niedriger Drehzahl des Verbrennungsmotors<br />
wird – mittels eines druckgesteuerten<br />
Verstellringes – der maximale<br />
Öl-Volumenstrom gefördert. „Steigt die<br />
Drehzahl des Motors und damit der Öldruck,<br />
verringert das Pumpensystem<br />
die Durchflussmenge entsprechend<br />
und passt sich so dem realen Bedarf<br />
des Motors an. Mit anderen Worten:<br />
<strong>Pierburg</strong>-Produkte sind gefragt – nicht von ungefähr fahren sie in den hier gezeigten<br />
Automobilen der Premiumklasse mit. Dass dies so ist, ist auch ein Verdienst<br />
der Leadbuyer-Teams, die die weltweiten Eink<strong>auf</strong>saktivitäten bündeln und<br />
so unter anderem für eine weitere Verbesserung der Produktqualität sorgen.<br />
Das neue <strong>Pierburg</strong>-System ist effizienter<br />
als herkömmliche oder andere variable<br />
Lösungen“, so der 34-jährige Diplom-<br />
Ingenieur Armenio.<br />
Neben der verbesserten Ölversorgung<br />
der Antriebsaggregate – bei gleichzeitig<br />
geringerem Leistungsverbrauch – bieten<br />
die geregelten Pumpen einen weiteren<br />
Vorteil für die Automobilhersteller:<br />
„Unser Pumpen-Konzept ist einfach<br />
konstruiert und besteht aus nur wenigen<br />
Komponenten“, schildert Grässel.<br />
Den Kunden werden zwei Modelle<br />
kontinuierlich geregelter Ölpumpen zur<br />
Verfügung stehen. Parallel zur Grundversion<br />
wird eine sogenannte Mikro-<br />
Pumpe angeboten werden, die – bei<br />
gleichbleibender Leistung und demselben<br />
Wirkprinzip – in den Abmessungen<br />
noch einmal deutlich kleiner ausfällt.<br />
Weitere Maßnahmen sind bereits angedacht,<br />
deutet Armenio an: „Es ist durchaus<br />
vorstellbar, einzelne Bauteile oder<br />
die ganze Pumpe aus Kunststoff zu produzieren.“<br />
Noch im Spätsommer dieses Jahres<br />
erfolgt ein erster, breit angelegter<br />
Motortest bei einem großen Automobilhersteller.<br />
„Es ist davon auszugehen,<br />
dass wir im kommenden Jahr<br />
alle erforderlichen Prüfungen abschließen<br />
werden. Vor ihrem ersten<br />
Serieneinsatz müssen wir die vollvariablen<br />
Flügelzellenpumpen dann<br />
nur noch an die jeweiligen Motorspezifika<br />
der Kundenmodelle anpassen“,<br />
informiert der 36-jährige Diplom-Physiker<br />
Grässel.<br />
Sorgt über den gesamten Drehzahlund<br />
Lastbereich des Motors für konstanten<br />
Öldruck: die vollvariable Flügelzellenpumpe<br />
aus dem Hause <strong>Pierburg</strong><br />
– hier in einer Computersimulation.<br />
Fotos (3): BMW Group, DaimlerChrysler, Audi
Das Profil 3/2003 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 15<br />
Automotive im neuen BMW-Zwölfzylinder<br />
Innovationsbündel für<br />
geschmeidigen Antrieb<br />
rs Düsseldorf. Die Kennzahlen sprechen<br />
für sich: Der neue BMW-V12-Motor<br />
leistet bis zu 327 kW beziehungsweise<br />
445 PS und sprintet im Siebener<br />
in 5,5 Sekunden von null <strong>auf</strong> 100 Kilometer<br />
pro Stunde. Mit der EU4-Norm<br />
für Europa und ihrem LEV-Pendant<br />
(Low Emission Vehicle = Fahrzeug mit<br />
niedrigen Emissionen) für die USA erfüllt<br />
er die weltweit anspruchsvollsten<br />
Emissionsrichtlinien. Die zu dieser<br />
„Best-Performance“ erforderliche<br />
Spitzentechnologie – sie ist laut Hersteller<br />
für die „unerreichteL<strong>auf</strong>ruhe<br />
und Geschmeidigkeit<br />
des neuen Motorsverantwortlich“<br />
– kommt zu einem großen Teil von<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong>. Der zum<br />
Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> gehörende Automotive-Spezialist<br />
liefert neben der<br />
neuentwickelten Magnesium-Sauganlage<br />
den kompletten Motorblock aus<br />
bewährter Aluminium-Silizium-Sonderlegierung<br />
(„Alusil“) sowie das zur Emissionsreduzierung<br />
notwendige Sekundärluftsystem;<br />
hinzu kommen Magnetventile,<br />
Ölpumpe und Abgasklappe.<br />
Bei geöffneter Motorhaube ist es<br />
nicht zu übersehen: Das Oberteil der<br />
Sauganlage des neuen V12-Motors<br />
von BMW deckt das Aggregat nach<br />
oben hin ab und lässt die Dimensionen<br />
des Triebwerkes mit einem Blick<br />
erkennen. Die pulverlackbeschichtete<br />
Magnesium-Luftversorgungseinheit<br />
setzt sich aus vier Hauptkomponenten<br />
– einem Ober-, Mittel-, und Unterteil<br />
sowie zwei Zwischenflanschen – zusammen<br />
und wird im modernen<br />
Druckgussverfahren mit Maschi-<br />
nenschließkräften von bis zu 2400<br />
Tonnen erzeugt.<br />
Dem Ziel, die Luftversorgung des<br />
großvolumigen Motors so effizient wie<br />
möglich zu gestalten, ging ein gemeinsam<br />
verfolgtes, <strong>auf</strong>wendiges Entwicklungsverfahren<br />
voraus. „Von BMW<br />
kam die Vorgabe, dass die Sauganlage<br />
zum ersten Mal voll sichtbar sein wird<br />
– ohne die sonst übliche Kunststoffabdeckung.<br />
Dies stellte ganz besondere<br />
Ansprüche an die Teilegestaltung, da<br />
fertigungsbedingte Erfordernisse wie<br />
beispielsweise Schrauben und Spannflächen<br />
harmonisch in das Gesamtbild<br />
integriert werden mussten“, erläutert<br />
Axel Hemsing, zuständig für die BMW-<br />
V12-Saugrohrkonstruktion bei <strong>Pierburg</strong>,<br />
die entwicklungstechnischen<br />
Anfänge.<br />
Der 37-jährige Diplom-Ingenieur weiter:<br />
„Aus langjähriger Erfahrung und<br />
als weltweit einziger – und damit<br />
führender – Anbieter von Magnesium-<br />
Saugrohren in Druckgussschalenbauweise<br />
verfügen wir über das dazu notwendige<br />
Know-how. Das Ergebnis<br />
mehrjähriger Entwicklungsarbeit ist<br />
ein innovatives Spitzenprodukt mit einem<br />
Gewicht der Gussteile von nur<br />
sieben Kilogramm.“ Diese Gewichtsoptimierung<br />
beruht vorwiegend <strong>auf</strong><br />
dem Werkstoff Magnesium, der gegenüber<br />
Aluminium eine Gewichtsreduzierung<br />
von rund einem Drittel<br />
zulässt. Lediglich die Zwischenflansche<br />
bestehen aus Aluminium.<br />
Gewichtsreduzierung ist auch das<br />
entscheidende Stichwort im Zusammenhang<br />
mit dem Zylinderkurbelgehäuse<br />
für das automobile Flaggschiff<br />
aus der Münchener BMW-<br />
Premiere: „Motorklappe <strong>auf</strong>“ – und die <strong>Pierburg</strong>-Sauganlage ist voll sichtbar.<br />
Produktbereich<br />
ausgegliedert<br />
cd Neckartenzlingen. Die Hirschmann<br />
Electronics GmbH & Co. KG<br />
(Neckartenzlingen) hat ihren Produktbereich<br />
Multimedia Kommunikation<br />
mit Wirkung zum 1. Juni 2003 als<br />
100prozentige Tochtergesellschaft<br />
ausgegründet. Das Unternehmen<br />
trägt den Namen Hirschmann Multimedia<br />
Electronics GmbH und hat seinen<br />
Sitz ebenfalls in Neckartenzlingen.<br />
Hirschmann Multimedia Electronics<br />
beschäftigt über 60 Mitarbeiter,<br />
wobei die Produktion weiterhin innerhalb<br />
der Muttergesellschaft erfolgt.<br />
Die Geschäftsführung haben Dr. Ralf<br />
Klöpfer und Joachim Brandes übernommen.<br />
Hirschmann verfolgt mit der Ausgründung<br />
– und der damit verbundenen<br />
organisatorischen Eigenständigkeit<br />
– das Ziel, eine höhere Flexibilität<br />
sämtlicher Geschäftsprozesse sicherzustellen.<br />
Reinhard Sitzmann,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Hirschmann-Electronics-Gruppe:<br />
„Im Bereich Multimedia bewegen wir<br />
uns in einem extrem dynamischen,<br />
schnelllebigen Marktumfeld. Die Bedürfnisse<br />
unserer Kunden unterscheiden<br />
sich hier zum Teil deutlich von<br />
den Kundenanforderungen in anderen<br />
Geschäftsbereichen. Durch größtmögliche<br />
Unabhängigkeit wollen wir<br />
die Reaktionszeiten bei der Bereitstellung<br />
kundenspezifischer Lösungen<br />
verkürzen und den kreativen Unternehmergeist<br />
weiter forcieren.“<br />
Auf dem Gebiet der Multimedia-<br />
Kommunikationstechnik bietet<br />
Hirschmann Komponenten und Systeme<br />
für den Empfang, die Aufbereitung<br />
und die Verteilung von TV-,<br />
Radio- und Datensignalen in Hausnetzen.<br />
Hierzu gehören <strong>auf</strong>einander<br />
abgestimmte Produktkonzepte für<br />
Kabelanschluß, terrestrisches Fernsehen,<br />
den Satellitenempfang und<br />
interaktive Dienste.<br />
Der bisherige Hirschmann-Produktbereich<br />
Multimedia Kommunikation<br />
erzielte im Jahr 2002 einen Umsatz<br />
von 62,5 Millionen €. Neben Multimedia-Kommunikationsgerätenumfasstdas<br />
Produktspektrum der Hirschmann-Gruppe<br />
auch Antennensysteme,<br />
Steckverbinder und Leitungssätze<br />
für Automobile sowie Automatisierungs-<br />
und Netzwerksysteme.<br />
„Geballte Ladung“: Für den 7-er BMW mit 12-Zylindermotor liefert <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> neben der neu entwickelten<br />
Magnesium-Sauganlage den Motorblock aus bewährter Aluminium-Silizium-Sonderlegierung („Alusil“) sowie das zur<br />
Emissionsreduzierung notwendige Sekundärluftsystem; hinzu kommen Magnetventile, Ölpumpe und Abgasklappe.<br />
Axel Hemsing Dr. Eduard Köhler<br />
Schmiede. Wie beim Vorgänger<br />
stammt auch der aktuelle V12-Motorblock<br />
von der KS Aluminium-Technologie<br />
<strong>AG</strong> (AT<strong>AG</strong>). Das hochmoderne<br />
Zylinderkurbelgehäuse aus Leichtmetall<br />
gehört zu einer modularen BMW-<br />
Motorenbaureihe mit Familiencharakter.<br />
Bekannt unter dem Namen NGV-<br />
Engines (New Generation V-Engines =<br />
Neue V-Motoren-Generation) unterscheiden<br />
sich der ebenfalls von der<br />
AT<strong>AG</strong> gegossene BMW V8- und der<br />
V12-Motorblock lediglich in der Anzahl<br />
der Zylinder, im Bohrungsdurchmesser<br />
und im Bankwinkel (V8 = 90 0 ,<br />
V12 = 60 0 ).<br />
Der Motorblock des neuen Zwölfzylinders<br />
mit nach oben – das heißt im<br />
Bereich des Zylinderdecks – offenem<br />
Kühlwasserraum (bekannt als „open<br />
deck“-Konstruktion) besteht aus<br />
„Alusil“, einer bewährten hoch siliziumhaltigen<br />
Aluminium-Legierung.<br />
„Im Vergleich zu Graugusslösungen<br />
spart dies bis zu 50 Prozent an Gewicht“,<br />
so Dr. Eduard Köhler, Leiter<br />
Produktentwicklung der AT<strong>AG</strong>. Der<br />
spezielle Werkstoff bietet im Gegensatz<br />
zu herkömmlichen Alu-Legierungen<br />
die notwendige Verschleißfestig-<br />
Mit Neuheiten <strong>auf</strong><br />
der „Anga Cable“<br />
tho Köln. Die „Anga Cable“ in Köln<br />
ist die größte Fachmesse für Telekommunikation<br />
in Europa. An drei Tagen<br />
(3. bis 5. Juni 2003) präsentierten 154<br />
Aussteller aus 19 Ländern ihre Produkte<br />
und Dienstleistungen, darunter<br />
Hersteller von Antennen-, Kabel- und<br />
Satellitentechnik, Kabelnetz- und Satellitenbetreiber<br />
sowie Programmver-<br />
keit auch für die Zylinderl<strong>auf</strong>flächen.<br />
„Bei diesem Konzept wird während<br />
der Erstarrung primäres Silizium ausgeschieden,<br />
das an den beanspruchten<br />
Oberflächen in Form von kleinen,<br />
harten Körnern vorliegt. Diese Partikel<br />
bilden das Traggerüst für Kolben und<br />
Kolbenringe“, führt Köhler weiter aus.<br />
Vorteil dieses monolithischen (d.h.<br />
aus einem Material bestehenden)<br />
Konzeptes: Zylinderl<strong>auf</strong>buchsen sind<br />
bei der BMW-Spitzenmotorisierung<br />
nicht erforderlich. Köhler: „Mit dem<br />
V12-Auftrag unterstreicht die AT<strong>AG</strong><br />
ihre Kompetenz im Motoren-Premiumsegment<br />
und zeigt zugleich, dass<br />
sie den hochkomplexen<br />
Niederdruckguss-Prozess<br />
erfolgreich beherrscht.“<br />
Wie bei den Komponenten<br />
des Grundmotors setzt<br />
BMW auch in Sachen Emissionsreduzierung<br />
<strong>auf</strong> das<br />
fachliche Know-how der<br />
Automotive-Experten von<br />
Rheinmetall. Das Erreichen<br />
der strengen EU4- und LEV-<br />
Emissionsrichtlinien wird<br />
unter anderem durch den Einsatz eines<br />
effizienten Sekundärluftsystems<br />
ermöglicht. Die Einblasung von Sekundärluft<br />
in den Zylinderkopf in unmittelbarer<br />
Nähe der Auslassventile – in Verbindung<br />
mit dem Drei-Wege-Katalysator<br />
– führt dazu, Schadstoffe wie Kohlenmonoxid<br />
(CO) und Kohlenwasserstoff<br />
(HC) entscheidend zu senken<br />
und den Katalysator nach dem Kaltstart<br />
durch die bei der Nachverbrennung<br />
freiwerdende Wärme schneller<br />
<strong>auf</strong> Betriebstemperatur zu bringen.<br />
Das Sekundärluftsystem für den<br />
anstalter. Die Hirschmann Multimedia<br />
Electronics GmbH (Neckartenzlingen)<br />
nutzte den internationalen Branchentreff,<br />
um ein umfassendes Produktprogramm<br />
für die digitale Medienwelt<br />
von heute und morgen zu<br />
zeigen. Zu den Messeneuheiten<br />
gehörten u.a. ein Receiver für den<br />
Empfang digitaler Fernseh- und Radioprogramme,<br />
die terrestrisch abgestrahlt<br />
werden (sog. „DVB-T“), sowie<br />
ein digitales Einkabel-System für den<br />
Satelliten-Empfang. Mit Blick <strong>auf</strong> den<br />
Zwölfzylinder-Motor von BMW besteht<br />
aus einem von einem Gleichstrommotor<br />
angetriebenen, zweistufigen Radialgebläse<br />
der Leistungsklasse drei<br />
sowie zwei Sekundärluftventil-Modulen<br />
inklusive aller Halter und Leitungen.<br />
Magnetventile aus dem Hause <strong>Pierburg</strong><br />
sind ebenfalls an Bord. Ein speziell<br />
für den Zwölfzylinder entwickeltes<br />
GDI-Ventil ist beispielsweise direkt in<br />
die Kraftstoffleitung eingebaut und<br />
dient dazu, den Benzindruck der Vorförderpumpe<br />
bei einem Heißstart des<br />
Motors von vier <strong>auf</strong> sechs bar zu erhöhen.<br />
Ohne diese Technik würde das<br />
Aggregat nicht anspringen;<br />
außerdem könnte die<br />
Hochdruckeinspritzpumpe<br />
durch Dampfblasen beschädigt<br />
werden.<br />
Zur reibungslosen Ölversorgung<br />
des großvolumigen<br />
Motors verfügt der<br />
BMW-V12-Antrieb über eine<br />
2-Stufen-Ölpumpe von<br />
<strong>Pierburg</strong>. Sie sorgt für die<br />
leistungsabhängige Kühlung<br />
und Schmierung der bayerischen<br />
Spitzenmotorisierung.<br />
Um Komfort geht es schließlich bei<br />
der Abgasklappe, die <strong>Pierburg</strong> für den<br />
Zwölfzylinder-Motor an den Münchener<br />
Automobilhersteller liefert. Die von<br />
der Motorsteuerung kennfeldgesteuerte<br />
Abgasklappe regelt zwei verschieden<br />
ausgelegte Dämpfungssysteme<br />
im Nachschalldämpfer und sorgt so –<br />
über den gesamten Geschwindigkeitsbereich<br />
– für den jeweils richtigen<br />
„komfort-orientierten Sound“ der V12-<br />
Abgasanlage.<br />
Wurden vor wenigen Wochen <strong>auf</strong> der ANGA Cable in Köln von der (zum 1. Juni 2003 ausgegründeten) Hirschmann<br />
Multimedia Electronics GmbH erstmals vorgestellt: der Sat-Receiver CSR 60 CI und das Einkabel-System CEF 211 D.<br />
professionellen Bereich wurde ein<br />
modulares Kopfstellensystem für die<br />
Signal<strong>auf</strong>bereitung in mittleren Ortsund<br />
Flächennetzen vorgestellt.<br />
„Auf der Anga Cable konnten wir unmittelbar<br />
den Puls der Branche fühlen.<br />
Die zahlreichen Gespräche mit Kunden<br />
und Partnern haben gezeigt, dass<br />
sowohl unsere Produkte als auch die<br />
Marke Hirschmann nach wie vor einen<br />
ausgezeichneten Ruf genießen“,<br />
so Dr. Ralf Klöpfer, Geschäftsführer<br />
von Hirschmann Multimedia.<br />
Fotos (4): BMW Group
Fotos (3): Deere & Company European Office; Composing: frei-stil<br />
Seite 16 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Das Profil 3/2003<br />
Stammen von Preh: der neue Left-Hand-Reverser zur Bedienung einer stufenlosen<br />
Schaltung und das Kombi-Anzeigegerät für den Traktorenhersteller John Deere.<br />
Mit einem Umsatz von 13,9<br />
Milliarden Dollar im Geschäftsjahr<br />
2002 und rund<br />
44 000 Mitarbeitern ist John Deere<br />
der weltweit größte Landtechnikhersteller.<br />
Die Produktpalette umfasst<br />
außerdem Bau- und Forstmaschinen<br />
und Geräte für die Rasenund<br />
Grundstückspflege. Maschinen<br />
von John Deere werden in 15 Ländern<br />
der Erde hergestellt und in 160<br />
Märkten rund um den Globus verk<strong>auf</strong>t.<br />
In Deutschland ist das Unternehmen,<br />
das 1837 vom gleichnamigen<br />
Hufschmied in den USA gegründet<br />
wurde, seit 1956 aktiv. Damals<br />
übernahm John Deere in Mannheim<br />
– heute größter Standort von John<br />
Deere außerhalb der USA – das<br />
Extrem lange Haltbarkeit und<br />
klare Funktionalität stehen<br />
bei der Entwicklung von Traktorenprodukten<br />
im Vordergrund.<br />
Landwirte nehmen im<br />
harten Arbeitsalltag keine Rücksicht<br />
<strong>auf</strong> die Maschine, das führten sich die<br />
Ingenieure von Preh bei der Entwicklung<br />
der neuesten Produkte jedesmal<br />
sehr konkret vor Augen.<br />
Der neue Left-Hand-Reverser steuert<br />
– ähnlich einer Automatikschaltung im<br />
Auto, also ohne Kuppeln – die Funktionen<br />
Vorwärts, Rückwärts, Neutral und<br />
Parken. Er ergänzt damit den bereits bei<br />
Preh gefertigten IVT-Shifter zur Steuerung<br />
des stufenlosen Getriebes. Ein<br />
Produkt, dass man von Anfang an zusammen<br />
mit John Deere entwickelt hat.<br />
Bei der Arbeit <strong>auf</strong> den Feldern und<br />
Höfen ist der Reverser stark beansprucht,<br />
da ständig vor und zurück<br />
rangiert werden muß. Deshalb planten<br />
die Preh-Ingenieure eine verschleißfreie<br />
Positionserkennung über<br />
Hall-Schalter ein. So leidet die Technik<br />
nicht unter Sand und Schmutz.<br />
In Kombination mit perfekter Mechanik<br />
und Sensorik wird zudem ein<br />
Höchstmaß an Sicherheit erreicht: „Der<br />
Hebel darf ausschließlich nur an vordefinierten<br />
Punkten einrasten, wobei Zwischenstellungen<br />
nicht zulässig sind“,<br />
erläutert Dr. Hans-Michael Schmitt (Leiter<br />
Sensorik-Entwicklung). Landwirte<br />
arbeiten auch bei l<strong>auf</strong>ender Maschine<br />
außen am Traktor; das Fahrzeug darf<br />
sich dann <strong>auf</strong> keinen Fall von alleine in<br />
Bewegung setzen. Bernhard Knüttel,<br />
Weltmarktführer<br />
in der Landtechnik<br />
Werk der Heinrich Lanz <strong>AG</strong>, deren<br />
berühmter Lanz-Bulldog in Deutschland<br />
bis heute ein Synonym für Traktoren<br />
ist.<br />
John Deere knüpfte an diesen Erfolg<br />
an: In 2002 wurden in Mannheim<br />
37 300 Traktoren gefertigt. Für<br />
den deutschen Markt gibt das Unternehmen<br />
einen Marktanteil von<br />
20,8 Prozent an und ist damit<br />
Marktführer bei Traktoren. Die 5400<br />
Mitarbeiter in Deutschland, Hauptstandort<br />
des Unternehmens in Europa,<br />
haben im vergangenen Jahr<br />
2,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.<br />
tha<br />
der das pfiffige System entwickelt hat:<br />
„Nur eine intelligente Kombination aus<br />
Elektronik, Sensorik und Mechanik<br />
kann das gewährleisten.“<br />
Ungewöhnlichen Anforderungen sahen<br />
sich die Preh- Entwickler auch bei<br />
der Entwicklung von neuen Kombi-<br />
Anzeigeinstrumenten gegenüber. Eine<br />
wichtige Aufgabe war zum Beispiel, die<br />
Oberfläche kratzfest, staub- und wasserdicht<br />
zu gestalten – zumal Landwirte<br />
schwere Werkzeuge mitunter direkt<br />
<strong>auf</strong> dem eigentlichen Instrument ablegen.<br />
Die Preh-Lösung: Das Unternehmen<br />
verwendet – anstelle der üblicherweise<br />
eingesetzten Kunststoffabdeckungen<br />
– entspiegeltes Glas.<br />
Landwirte verlassen sich weltweit <strong>auf</strong> die hochwertigen Systeme der Firma Preh<br />
Dauertests bringen wertvolle Tipps<br />
Bad Neustadt. Bauern sind vergleichsweise<br />
geduldige Menschen.<br />
Sie bestellen die Felder, säen, hegen<br />
und pflegen, hoffen <strong>auf</strong> gute Klimaund<br />
Wetterbedingungen, damit – mitunter<br />
erst Monate später – die Ernte<br />
ertragreich sein wird. Danach beginnt<br />
der Zyklus von neuem, denn der kluge<br />
Landwirt weiß: Nur ein gepflegtes Feld<br />
bringt immer wieder gute Erträge.<br />
Ähnliches gilt für das Preh-Geschäftsfeld<br />
Nutzfahrzeuge: Seit über zehn<br />
Jahren bestellt das Bad Neustädter<br />
Unternehmen – ein Mitglied der Aditron-Gruppe<br />
– diesen Markt erfolgreich<br />
und fährt damit konstant gute Erträge<br />
ein. Geduld, verlässliche Pflege<br />
und beherzt schnelles „Zupacken“,<br />
wenn es um die gezielte und erfolgreiche<br />
Platzierung technischer bzw. technologischer<br />
Neuerungen geht, haben<br />
dafür gesorgt, dass sich die Produkte<br />
von Preh bei namhaften Landmaschinen-Herstellern<br />
rund um den Globus<br />
etabliert haben.<br />
Allen voran der US-Hersteller John<br />
Deere, heute Marktführer bei Traktoren,<br />
dessen Wachstumskurs Preh<br />
schon viele Jahre weltweit begleitet.<br />
Jüngste Produkte für diesen Kunden<br />
sind der Left-Hand-Reverser zur Bedienung<br />
einer stufenlosen Schaltung und<br />
ein Kombi-Anzeigen-Instrument in<br />
Traktoren. (siehe Kasten „Klare Funktionalität<br />
und lange Lebensdauer“)<br />
Seit 1988 ist Preh im Markt der Nutzfahrzeuge,<br />
zu denen auch Hächsler<br />
oder Mähdrescher zählen, aktiv. Heute<br />
gehören neben John Deere auch die<br />
Saame-Gruppe mit Deutz-Fahr, Lamborghini<br />
und Hürlimann zu den Kunden.<br />
„Erstes Preh-Produkt in diesem<br />
Bereich war ein Klimabedienteil“, erinnert<br />
sich Klaus Müller, Akquisiteur für<br />
die Nutzfahrzeugsparte: „Daraus ist<br />
dann eine komplette Produktpalette<br />
gewachsen.“ Später kam immer mehr<br />
Elektronik hinzu; außerdem fragten<br />
die Kunden Leuchtmodule und Schalttechnik<br />
für Hydraulik nach. Heute bietet<br />
Preh als Systemlieferant komplette<br />
Module einschließlich Gehäuse und<br />
Verkabelung.<br />
Der Einstieg in den Markt war nicht<br />
leicht. Preh hatte zwar schon Kompetenz<br />
als Zulieferer für die Automobilindustrie.<br />
„Als ‚einfache Zweitverwertung‘<br />
der alten Produkte aus dem Autosektor<br />
darf man sich die Nutzfahrzeugtechnik<br />
indes nicht vorstellen“,<br />
Klare Funktionalität und lange Lebensdauer<br />
Hat Preh an Bord: die 6020-Traktorenserie<br />
des US-Herstellers John Deere.<br />
Bei der Montage kommen – neben<br />
der herkömmlichen Schraubtechnik –<br />
bei bestimmten Traktorentypen zudem<br />
spezielle Klettverschlüsse zum<br />
Einsatz. Diese erleichtern Montage und<br />
Demontage enorm – eine Idee von<br />
Konstrukteur Gerold Eckert: „Einfach<br />
reindrücken, fertig – so simpel wird<br />
montiert und genauso einfach kann<br />
das Instrument bei einem Bruch der<br />
Glasplatte herausgenommen werden.“<br />
Ein anderes Beispiel: Von den Traktoren-Instrumenten<br />
wird eine klare Anzeige<br />
sämtlicher Leistungsdaten erwartet<br />
– und das auch unter widrigen<br />
Umständen. So wurde bei Preh eine<br />
Beleuchtungstechnik entwickelt, die<br />
warnt Klaus Müller. Zu beachten seien<br />
die besonderen Gesetzmäßigkeiten<br />
und Gegebenheiten des Spezialmarktes<br />
Landwirtschaft. In der Tat: Die Produktlebenszyklen<br />
sind wesentlich länger<br />
als bei andern Kraftfahrzeugen;<br />
von den Produkten selbst wird eine<br />
hohe Haltbarkeit erwartet.<br />
Das Wissen als Zulieferer für die Automobilindustrie<br />
habe man allerdings,<br />
so Müller weiter, als Grundlage verwenden<br />
können: „Gleichwohl sind die<br />
Anforderungen in der Landwirtschaft<br />
sehr viel differenzierter, vielschichtiger.<br />
Traktoren sind Arbeitsplätze, also<br />
stehen Funktionalität und Belastungsfähigkeit<br />
an erster Stelle.“ Ständige<br />
Schwingungen, starke Schläge <strong>auf</strong> den<br />
unebenen Feldern, allgegenwärtiger<br />
Staub und Wasser machen nicht an<br />
der Kabinentür Halt, sondern dringen<br />
bisin den letzten Winkel.<br />
Der US-Kunde John Deere verlangt<br />
deshalb aus gutem Grund die Prüfung<br />
aller Teile mit Arizona-Staub, dem<br />
denkbar feinsten Pulver, das selbst<br />
Klaus Müller Matthias Bischoff<br />
noch zwischen die Schichten von Displays<br />
dringen kann. Die Qualitätsprüfer<br />
bei Preh wissen von Landwirten,<br />
dass handelsübliche Autoradios <strong>auf</strong><br />
Traktoren schon nach kurzer Zeit kaputtgehen,<br />
weil sie den Staub nicht<br />
verkraften. Ein Preh-Bedienteil muß also<br />
widerstandsfähiger sein.<br />
Obwohl die Produkte in der geschützten<br />
Kabine eingebaut werden, müssen<br />
sie selbst gegen einen heißen Hochdruckwasserstrahl<br />
abgedichtet sein –<br />
beim Reinigen einer völlig verdreckten<br />
Kabine sind Landwirte nicht zimperlich,<br />
da kriegt das Anzeigeinstrument<br />
schon mal eine Dampfstrahldusche.<br />
Und was im Winter passiert, wenn das<br />
Wasser <strong>auf</strong> dem Instrument gefrieren<br />
könnte, muss bereits während der<br />
Konstruktion bedacht werden.<br />
Vielfältige Anforderungen, die bei<br />
Preh im engen Zusammenspiel der<br />
einzelnen Fachbereiche (z.B. Elektro-<br />
Weltweit Marktführer bei modernen Traktoren: John Deere – hier die 8020-Serie.<br />
eine sehr flache Bauweise des Kombiinstruments<br />
ermöglicht. Dabei wird eine<br />
transparente Scheibe eingesetzt,<br />
die <strong>auf</strong> der Rückseite mit Skalen und<br />
Symbolen farbig bedruckt ist. Durch<br />
einen speziellen Schliff der Scheibe<br />
kommt es zu einer Totalreflexion des<br />
Lichtes, so dass die bedruckten Bereiche<br />
im Nachtdesign optimal ausgeleuchtet<br />
werden. „Die sehr homogene<br />
Ausleuchtung wird mit wenigen Lichtquellen<br />
erreicht“, erläutert Ingenieur<br />
Bischoff. Im Gehäuse selbst arbeitet<br />
modernste Elektronik; Schrittmotoren<br />
für die Zeigerbewegung und Displays<br />
werden von einem Microcontroller angesteuert.<br />
Foto (3): Christian Thalheimer<br />
nik, Mechanik und Kunststoffverarbeitung)<br />
gelöst werden. Bei den Kunden<br />
hat sich diese Form der geballten, weil<br />
fächerübergreifenden Know-how-Nutzung<br />
herumgesprochen: „Sogenannte<br />
Problemprodukte“, so Müller, „bekommen<br />
wir häufiger <strong>auf</strong> den Tisch,<br />
wenn Mitbewerber die Anforderungen<br />
nicht erfüllen können.“ Der neue Left-<br />
Hand-Reverser ist dafür ein Beispiel.<br />
So wurde Preh mit einer neuen Lösung<br />
be<strong>auf</strong>tragt – inzwischen ist eine Weiterentwicklung<br />
in Arbeit und steht kurz<br />
vor Serienstart.<br />
Um sich die Fehler der Mitbewerber<br />
zu ersparen, tauschen die Entwickler<br />
von Preh regelmäßig ihre bequemen<br />
Bürostühle gegen den Sitz <strong>auf</strong> dem<br />
Traktor. Alle landwirtschaftlichen Produkte<br />
werden in Bad Neustadt in Traktoren<br />
eingebaut und in der Praxis getestet.<br />
Die Techniker fahren selbst mit<br />
den Maschinen in die Flur; es kommt<br />
auch vor, dass Bauern aus der landwirtschaftlich<br />
geprägten Region zwischen<br />
Rhön und Saale die Maschinen<br />
für tagelange Test<br />
im harten Dauereinsatz<br />
fahren.<br />
„Dieser Kontakt<br />
mit den Endkunden<br />
bringt uns<br />
wertvolle Erfahrungen<br />
und deckt<br />
Probleme <strong>auf</strong>, die<br />
nur der erfahrene<br />
Dr. H.-M. Schmitt<br />
Praktiker finden<br />
kann“, unter-<br />
streicht Instrumenteentwickler Matthias<br />
Bischoff den Wert der Tests<br />
durch Berufslandwirte. Aus diesen Erfahrungen<br />
heraus wurde beispielsweise<br />
auch die Haptik modifiziert.<br />
„Landwirte tragen oft Arbeitshandschuhe,<br />
deshalb sollten die Schalter<br />
größer und die Schaltstufen deutlicher<br />
spürbar sein als etwa beim Pkw“,<br />
ergänzt Vertriebsfachmann Müller.<br />
Auch bei der Entwicklung von Anzeigeinstrumenten<br />
fließen die <strong>auf</strong> freier<br />
Flur gewonnenen Erkenntnisse ein.<br />
Für Deutz-Fahr hatte Preh, wie berichtet,<br />
1994 das erste Anzeigeinstrument<br />
entwickelt. Jüngstes System in dieser<br />
Produktgruppe ist das Kombiinstrument<br />
„Best Value“ für John Deere. „Im<br />
Auto zählt an erster Stelle das Design,<br />
im Traktor stehen Haltbarkeit und Ergonomie<br />
oben an“, erläutert Bischoff<br />
die Veränderung der Prioritäten.<br />
Christian Thalheimer<br />
Eine Besonderheit aus dem Hause<br />
Preh ist das Doppelzeigerinstrument.<br />
Hier werden – unabhängig voneinander<br />
– zwei Zeiger gesteuert, um eine<br />
fixe Sollgeschwindigkeit einzustellen;<br />
gleichzeitig muss die Ist-Geschwindigkeit<br />
angezeigt werden. Die Software<br />
dazu wurde bei Preh entwickelt; dabei<br />
lösten die Programmierer auch gleich<br />
besonders anspruchsvolle Schnittstellen-Anforderungen<br />
des Kunden.<br />
Die aktuelle Gerätegeneration verfügt<br />
über eine sogenannte CAN-Bus-<br />
Schnittstelle, über die sämtliche Sensor-<br />
und Diagnosedaten übermittelt<br />
werden.<br />
Eine kostenoptimierte Version stellt<br />
das neue Best-Value-Instrument für<br />
John Deere dar – gleichzeitig die Basis<br />
für eine neue Produktreihe. Die<br />
Hardware wurde völlig neu entwickelt,<br />
die Software modular <strong>auf</strong>gebaut.<br />
„Das Best-Value-Instrument<br />
bietet dem Kunden hohe Systemqualität<br />
bei vergleichsweise moderatem<br />
Kosteneinsatz“, streicht Matthias Bischoff<br />
die Vorteile der Neuentwicklung<br />
heraus.<br />
Angesichts dieser geballten Systemkompetenz<br />
im Geschäftsfeld Nutzfahrzeuge<br />
wagt Ronald Schaare,<br />
Produktmanager für Automobilelektronik,<br />
einen Blick in die Zukunft:<br />
„Diese Mechatroniklösungen stellen<br />
unter Beweis, dass Preh über Knowhow<br />
und Ideen verfügt, um auch<br />
zukünftig intelligente Instrumentierungen<br />
für die Fahrzeughersteller zu<br />
entwickeln.“ tha
Das Profil 3/2003 Aus dem <strong>Konzern</strong><br />
Seite 17<br />
AUTOMOBILE AKZENTE: Die nicht alltägliche Gelegenheit, hochmoderne Automobiltechnik hautnah im Einsatz zu<br />
erleben, erhielten die Teilnehmer der Automotive-Vorpressekonferenz zur diesjährigen IAA. Auf dem Erprobungsgelände<br />
des Rheinmetall-Unternehmensbereiches Defence im niedersächsischen Unterlüß konnten sie die Sport Utility Vehicles<br />
Porsche Cayenne und VW Touareg ebenso <strong>auf</strong> „Herz und Nieren“ testen wie dasneue Light Infantry Vehicle-Fahrzeug vom<br />
Typ Wolf – und das in entsprechend anspruchsvollem, weil zum Teil unwegsamen Gelände. Zum Life-Programm gehörten<br />
ferner Fahrten mit dem Wiesel-Fahrzeug der Rheinmetall Landsysteme GmbH und dem Leopard 2, dem weltweit leistungsfähigsten<br />
Kampfpanzer. Dass die Offerte ankam, zeigen die von „Profil“-Fotograf Thomas Klink eingefangenen Impressionen.<br />
Fotos (18): Thomas Klink
Seite 18 Aus dem <strong>Konzern</strong><br />
Das Profil 3/2003<br />
Foto: Katja Kletzke; Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />
CIO-Experten zu<br />
Gast im IBM-Forum<br />
as Stuttgart/Düsseldorf. Premiere<br />
für das CIO-Team von Rheinmetall:<br />
Zum ersten Mal trafen sich kürzlich<br />
zwölf Chief Information Officer und IT-<br />
Verantwortliche aus den operativen<br />
Gesellschaften des Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s<br />
im Stuttgarter IBM-Forum. Gastgeber<br />
war die seit Anfang dieses Jahres<br />
zu IBM-Deutschland gehörende IBM<br />
Mittelstand Systeme GmbH (IMS) mit<br />
Sitz in Meerbusch, die – wie berichtet<br />
(„Das Profil“ 6/2002) – aus der früheren<br />
Rheinmetall Informationssysteme<br />
GmbH hervorgegangen ist.<br />
Im Mittelpunkt des regelmäßig stattfindenden,<br />
eintägigen Kundenforums<br />
standen die Diskussion und Weiterentwicklung<br />
der IT-Strategie des<br />
Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>s; außerdem<br />
dient es dem Gedankenaustausch<br />
über aktuelle Branchenthemen. Aktuelles<br />
Resultat: Die konzern-internen<br />
Kunden erwarten weitere Synergieeffekte<br />
von der zum Jahreswechsel er-<br />
folgten Umfirmierung – so das einhellige<br />
Fazit des informativen und konstruktiven<br />
Erfahrungsaustausches in<br />
der baden-württembergischen Landeshauptstadt.<br />
Genau an diesem Punkt setzt denn<br />
auch die IMS an, deren Angebotspalette<br />
zukünftig noch intensiver und<br />
gezielter <strong>auf</strong> kundenspezifische<br />
Belange ausgerichtet werden soll.<br />
IMS-Geschäftsführer Dr. Frank-Rainer<br />
Bolz: „Die Unternehmenszugehörig-<br />
Rheinmetall <strong>auf</strong> der VdW-Jahrestagung in Wolfsburg<br />
Die Mittler zwischen<br />
Tradition und Wandel<br />
Wolfsburg. Zum 37. Mal trafen sich<br />
jetzt bei der Volkswagen <strong>AG</strong> die Mitglieder<br />
der 1957 gegründeten Vereinigung<br />
deutscher Wirtschaftsarchivare<br />
(VdW) zu ihrer Jahrestagung, die diesmal<br />
unter dem Thema „Aufgaben und<br />
Visionen von Wirtschaftsarchiven“<br />
stattfand. Dabei zeigte sich einmal<br />
mehr, dass auch die Archive der Wirtschaft<br />
steten Veränderungen unterliegen.<br />
Einerseits sind sie die Institution<br />
im Unternehmen, die bei aller Veränderung<br />
in der Firmen-, Produkt- oder<br />
Gesellschafterstruktur die Gewähr bieten,<br />
dass die Tradition des sich wandelnden<br />
Unternehmens bewahrt wird<br />
und damit erkennbar <strong>bleibt</strong>; andererseits<br />
müssen sie sich – wie alle andere<br />
Bereiche der Gesellschaft auch –<br />
den veränderten Aufgaben<br />
und Bedürfnissen anpassen.<br />
Die Auswahl der Archive,<br />
die sich in Wolfsburg mit<br />
ihren veränderten Strukturen<br />
und Aufgaben darstellte, liest<br />
sich wie ein „Who’s Who“ der<br />
deutschen Unternehmen:<br />
Mannesmann, Sal. Oppenheim,<br />
Volkswagen, Bertels-<br />
mann, Henkel und – last but<br />
not least - Rheinmetall. Dabei<br />
war es interessant zu beobachten,<br />
dass gerade in den letzten Jahren bedeutsame<br />
Veränderungen in der deutschen<br />
Wirtschaftsarchiv-Landschaft<br />
stattgefunden haben. So wurde beispielsweise<br />
das Mannesmann-Archiv<br />
nach der Übernahme der Düsseldorfer<br />
Mannesmann <strong>AG</strong> durch die britische<br />
Firma Vodafone gezwungen, sich unter<br />
dem Dach der nun zum Salzgitter-<strong>Konzern</strong><br />
gehörenden Mannesmannröhren-<br />
Werke <strong>AG</strong> eine neue Identität zu su-<br />
Wolfgang Bügel<br />
Intensiver Gedankenaustausch über die zukünftige Gestaltung der vielfältigen geschäftlichen Kontakte: Chief<br />
Information Officer und IT-Verantwortliche aus dem Rheinmetall-<strong>Konzern</strong> informierten sich vor wenigen Wochen im<br />
Stuttgarter IBM-Forum über das breitgefächerte Dienstleistungsangebot der IBM Mittelstand Systeme GmbH<br />
(Meerbusch). Beim Fototermin mit dabei unter anderem Forums-Gastgeber und IMS-Chef Dr. Frank-Rainer Bolz (r.).<br />
chen und gleichzeitig die Kontinuität<br />
der Firmengeschichte zu bewahren.<br />
Die Archive der Volkswagen <strong>AG</strong> und<br />
des Bertelsmann-<strong>Konzern</strong>s befinden<br />
sich derzeit in der Aufbauphase, wobei<br />
in letzterem just zu Beginn der<br />
diesjährigen VdW-Tagung der erste Arbeitstag<br />
eingeläutet wurde. Henkel<br />
wandelte sich mit dem 125-jährigen<br />
Jubiläum vom „Spezialisten für angewandte<br />
Chemie“ zu einem Markenartikel-<br />
und Technologiehersteller; der<br />
Slogan „A brand like a friend“ („Eine<br />
Marke wie ein Freund“) gilt seitdem<br />
auch verstärkt für das <strong>Konzern</strong>archiv.<br />
Ausführlich stellte Rheinmetall-<br />
Historiker Dr. Christian Leitzbach das<br />
Archiv des Düsseldorfer <strong>Konzern</strong>s vor<br />
und verwies <strong>auf</strong> die strategischen<br />
Änderungen in der Unternehmensgeschichte,<br />
die<br />
1992 überhaupt erst zur Gründung<br />
eines <strong>Konzern</strong>archivs<br />
geführt hatten. Bis dahin hatte<br />
es ein Firmenarchiv gegeben,<br />
das ausschließlich <strong>auf</strong><br />
die Bedürfnisse der Wehrtechnik<br />
ausgerichtet gewesen war.<br />
Dies spiegelte sich vor allem<br />
in der Jubiläumsschrift der da-<br />
maligen Rheinmetall-Gruppe (1989) wider:<br />
Denn obwohl der <strong>Konzern</strong> bereits<br />
seit einigen Jahren <strong>auf</strong> den Säulen<br />
Wehrtechnik, Maschinenbau und Automobiltechnik<br />
ruhte, wurde in dieser<br />
Veröffentlichung vor allem die Geschichte<br />
des Unternehmensbereichs<br />
Wehrtechnik wiedergegeben. Der <strong>Konzern</strong>vorstand<br />
verfolgte seitdem das<br />
Ziel, auch das historische Archiv Rheinmetalls<br />
an die strategischen Forderungen<br />
eines diversifiziert ausgerichteten<br />
Modell und Originalvorlage: Viel Gefühl fürs Detail bewies der 28-jährige Schweißer<br />
Sven Bußmann der Rheinmetall Landsysteme. Im Maßstab 1 : 10 baute er die Karosserie<br />
des Wiesel 2 LeFlaSys (Leichtes Flugabwehrsystem) in 50 Stunden nach.<br />
keit hat zwar gewechselt, geblieben ist<br />
jedoch die Nähe zu den zahlreichen<br />
Kunden im Rheinmetall-<strong>Konzern</strong>. Der<br />
Zusammenschluss mit der IBM dient<br />
bekanntlich dazu, unser Dienstleistungsangebot<br />
noch stärker <strong>auf</strong> die<br />
Anforderungen unserer Kunden auszurichten.“<br />
Beispiel und Referenz für gelungenes<br />
SAP-Outsourcing ist die Preh-Werke<br />
GmbH & Co. KG in Bad Neustadt an<br />
der Saale. In partnerschaftlicher Zu-<br />
Mischkonzerns anzupassen. Dieses<br />
Vorhaben wurde 1992 mit der Einrichtung<br />
des <strong>Konzern</strong>archivs umgesetzt.<br />
Allerdings hatte diese Neupositionierung<br />
einen Schönheitsfehler: Das<br />
Zentralarchiv der Rheinmetall-Gruppe<br />
und das Archiv der wehrtechnischen<br />
Tochtergesellschaft bestanden etliche<br />
Jahre nebeneinander. Erst zu Beginn<br />
des Jahres 2002 gelang es, sie zusammenzuführen<br />
und das Archiv der<br />
Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> in das <strong>Konzern</strong>archiv<br />
zu integrieren – allerdings unter<br />
Abgabe der rein technik-bezogenen<br />
Archivalien an das Bundesamt für<br />
Wehrtechnik und Beschaffung.<br />
Am Beispiel der Fremdarbeiterproblematik<br />
erläuterte Leitzbach außerdem<br />
die Veränderung, die im L<strong>auf</strong>e der<br />
vergangenen Jahre auch im Umgang<br />
mit der historischen Forschung vor sich<br />
gegangen ist. Im Unterschied zu früheren<br />
Verfahrensweisen unterstützt<br />
Ein Schweißer<br />
zeigt viel Gefühl<br />
rs Unterlüß. Die Rohkarosserie des<br />
Wiesel 2 LeFlaSys (Leichtes Flugabwehrsystem)<br />
mißt rund 40 cm in der<br />
Länge, ist 18,5 cm breit und 13,5 cm<br />
hoch. Völlig unmöglich? Höchste Zeit,<br />
Sven Bußmann näher vorzustellen:<br />
Seit gut vier Jahren ist der 28-jährige<br />
als Schweißer bei der Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH (RLS) am Standort<br />
Unterlüß beschäftigt. Schon länger<br />
ließ dem engagierten Tüftler eine<br />
Frage keine Ruhe: „Ist es möglich, das<br />
Chassis des Wiesel 2 originalgetreu –<br />
aber en miniature – aus Blech nachzubauen?“<br />
Pläne wurden geschmiedet, Entwürfe<br />
gezeichnet, Maße entsprechend<br />
umgerechnet – Anfang 2003<br />
war es dann soweit: Mit dem erfor-<br />
sammenarbeit mit dem fränkischen<br />
Unternehmen wurde der Releasewechsel<br />
<strong>auf</strong> die betriebswirtschaftliche<br />
Lösung SAP-Enterprise mit Budgetunterschreitung<br />
erfolgreich gemeistert<br />
(„Das Profil“ 5/2002). Dabei konnte<br />
Preh <strong>auf</strong> ein eigenes Hardware-<br />
Upgrade verzichten, weil Hardware<br />
und Netzwerk von der IMS in Meerbusch<br />
im Outsourcing bereitgestellt<br />
werden. Die Hardware-Anpassung an<br />
die neue Software geschah entspre-<br />
Rheinmetall heute die seriöse Forschung<br />
<strong>auf</strong> diesem Gebiet. Die Beteiligung<br />
von Rheinmetall, Mannesmann<br />
und Henkel an der stadtgeschichtlichen<br />
Dokumentation „Zwangsarbeit in<br />
Düsseldorf“ (2002) unterstreicht die<br />
große Bedeutung dieses Themas und<br />
den Willen Rheinmetalls, gemeinsam<br />
mit den hieran beteiligten Wissenschaftlern<br />
zu arbeiten. Auch die Freigabe<br />
des Archivs an Forscher aus der<br />
Schweiz, die sich im Auftrage des<br />
Schweizer Bundesparlaments mit der<br />
Rolle ihres Landes im Zweiten Weltkrieg<br />
und damit auch mit dem früheren<br />
Rheinmetall-Borsig-Werk in Solothurn<br />
beschäftigten, weist in diese Richtung.<br />
Das Fazit Leitzbachs lautete: „Bei<br />
vielen Kollegen beschränken sich die<br />
Visionen derzeit dar<strong>auf</strong>, das eigene Archiv<br />
zu erhalten.“ Er wies allerdings,<br />
genau wie seine Vorredner von Mannesmann<br />
und Henkel, nachdrücklich<br />
derlichen theoretischen Rüstzeug<br />
im Kopf und dem notwendigen<br />
Equipment in der Hand schritt Bußmann<br />
zur Tat. Im Maßstab 1:10 wurde<br />
die Karosserie des Wiesel 2 komplett<br />
nachgebaut. In gut 50 Stunden<br />
setzte der gelernte Bootsbauer seinen<br />
Plan um – natürlich außerhalb<br />
der regulären Arbeitszeit: „Immer,<br />
wenn sich eine Gelegenheit bot, habe<br />
ich mich mit dem Nachbau auseinander<br />
gesetzt“, erinnert sich der<br />
gebürtige Celler. Harry Kuhlmann,<br />
Teamleiter der Abteilungen<br />
Schweißerei und Fertigung der<br />
Großgeräte bei der RLS in Unterlüß,<br />
bestätigt: „Sven hat in den Pausen<br />
lieber Blech bearbeitet, als sich mit<br />
seinem Brot zu beschäftigen.“<br />
Was hier in wenigen Zeilen beschrieben<br />
ist, stellte sich in der Realität<br />
weitaus schwieriger dar, denn<br />
dasModell ist – wie das große Vorbild<br />
chend des Mittelstandsmodells – on<br />
demand – im Hintergrund. Einen weiteren<br />
Vorteil nennt IMS-Chef Bolz:<br />
„Mengeneffekte ermöglichen es, den<br />
Kunden aus dem Rheinmetall-<strong>Konzern</strong><br />
ein lukratives Staffelpreissystem zu<br />
bieten.“<br />
Beziehen können die <strong>Konzern</strong>unternehmen<br />
ihre Anwendungen <strong>auf</strong> Basis<br />
von Standardprodukten und -dienst-<br />
leistungen im modularen Outsourcing,<br />
und zwar zu flexiblen Konditionen.<br />
Diese mittelstandsgerechte IT-Versorgung<br />
wird unter dem Dach der IBM<br />
auch in Zukunft weiter vorangetrieben.<br />
Chief Information Officer Heinz Dresia<br />
von der <strong>Konzern</strong>holding Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong>: „Anfang der neunziger Jahre haben<br />
wir Synergieeffekte gewonnen, indem<br />
wir das IT-Know-how der einzelnen<br />
Unternehmen in der RIS gebündelt<br />
haben. Ähnlich viel versprechend<br />
entwickelt sich heute die Zugehörigkeit<br />
unseres bevorzugten IT-Lieferanten<br />
zum IBM-<strong>Konzern</strong>: Die IMS kann<br />
sich inhaltlich weiterentwickeln und<br />
profitiert von der Innovationskraft eines<br />
globalen Technologieführers.“<br />
Der Vorstandsvorsitzende der VdW, Dr. Harry Niemann (r.), eröffnete die Tagung bei der Volkswagen <strong>AG</strong> in Wolfsburg, an<br />
der rund 160 Wirtschaftsarchivare und Wissenschaftler aus Deutschland und dem benachbarten Ausland teilnahmen.<br />
Foto: Thomas Bender<br />
<strong>auf</strong> die Bedeutung von Archiven auch<br />
in wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
hin – wichtig nicht nur im Rahmen der<br />
Traditionspflege, sondern auch bei der<br />
Wahrung von Rechten und der Überprüfung<br />
historischer Vorgänge, die<br />
zum Beispiel in Form von Prozessen<br />
in die heutige Zeit hineinreichen. „Firmenhistorische<br />
Überlieferung ist kein<br />
Luxus, den man sich leistet, sondern<br />
eine Notwendigkeit, die unter Umständen<br />
dazu beitragen kann, Kosten zu<br />
vermeiden, beispielsweise bei der Recherche<br />
nach Altlasten.“ Auch bei der<br />
Image- und der Markenpflege der Unternehmen<br />
– dieses Thema zog sich<br />
wie ein roter Faden durch die ganze<br />
Veranstaltung – sowie mit ihren<br />
Beiträgen zur Kommunal- und Wirtschaftsgeschichte<br />
leisten die Archive<br />
der Wirtschaft heute einen nicht unerheblichen<br />
Beitrag. Wolfgang Bügel*<br />
*Wolfgang Bügel, M. A. ist seit 1987 hauptamtlicher Archivar<br />
im <strong>Konzern</strong>archiv der Henkel KGaA (Düsseldorf).<br />
– komplett geschweißt. „Klar, dass<br />
ich keinen fünf Millimeter starken<br />
Panzerstahl verwenden konnte, aber<br />
auch mit dem ‚nur‘ einen Millimeter<br />
dicken Baustahl hat man seine liebe<br />
Müh, wenn es gilt, ein drei mal drei<br />
Millimeter kleines Stück Blech ordentlich<br />
zusammenzufügen – da gehört<br />
schon ein bisschen Feingefühl dazu“,<br />
erklärt Bußmann und fährt fort: „Am<br />
erstaunlichsten war die Erkenntnis,<br />
durch Hitzeeinwirkungen des<br />
Schweißens dieselben Verzüge im<br />
Material beobachten zu können wie<br />
beim Original.“<br />
Dass der echte Wiesel einen kleinen<br />
Bruder bekommen hatte, sprach sich<br />
am Standort herum wie ein L<strong>auf</strong>feuer.<br />
Der begeisterte Wassersportler erinnert<br />
sich genau: „Kaum hatte ich die<br />
letzte Schweißnaht gesetzt, kamen<br />
die ersten Kollegen zur Besichtigung<br />
und waren echt begeistert.“<br />
Foto: Volkswagen <strong>AG</strong>
Das Profil 3/2003 Aus dem <strong>Konzern</strong><br />
Seite 19<br />
Roll-out unter absolut realistischen Bedingungen: Auf dem Gelände des unternehmenseigenen Erprobungszentrums Unterlüß in der Lüneburger Heide konnten die neuen Sanitätstransporter der<br />
Bundeswehr ihre Leistungsfähigkeit in einem realitätsgetreuen Szenario unter Beweis stellen. Unsere Fotos zeigen den Bv206S (l.) sowie den Wiesel 2 (r.), beide in der SanTrp-Variante.<br />
oho Unterlüß. Mit der Übergabe der<br />
ersten Sanitätsfahrzeuge der Typen<br />
Wiesel 2 und Bv206S an die Bundeswehr<br />
<strong>auf</strong> dem Rheinmetall-Erprobungsgelände<br />
in Unterlüß hat der<br />
Fahrzeugspezialist Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH (RLS) kürzlich einmal<br />
mehr seine Position als führender<br />
Heeres-Ausrüster im Bereich der<br />
leichten gepanzerten Fahrzeuge unterstreichen<br />
können. In einer anspruchsvollen<br />
dynamischen Vorführung<br />
– verbunden mit dem realitätsgetreuen<br />
Szenario der Rettung<br />
und des geschützten Abtransports<br />
verwundeter Soldaten – wurde das<br />
Leistungsspektrum der Fahrzeuge vor<br />
Rheinmetall-Forum zum brandaktuellen Thema Benchmarking<br />
Aus den Stärken Anderer lernen<br />
Düsseldorf/Krefeld. Benchmarking<br />
– was ist das eigentlich? Dieser aus<br />
dem Englischen übernommene Begriff<br />
bezeichnet einen Bezugspunkt oder<br />
Vergleichswert. Ein Unternehmen, das<br />
ein Benchmarkingprojekt betreibt,<br />
möchte wissen: „Wo stehen wir im Vergleich<br />
zum Wettbewerb oder im Verhältnis<br />
zu den Besten der Welt in Bezug<br />
<strong>auf</strong> bestimmte Prozesse, Strukturen<br />
oder Produkte?“ Das Benchmarking<br />
ist also eine Methode, um den eigenen<br />
Standort besser zu bestimmen<br />
und aus Vergleichen mit anderen Unternehmen<br />
hinzu zu lernen. Dieser<br />
„Blick über den Tellerrand“ hilft, Verbesserungspotenziale<br />
im eigenen Unternehmen<br />
<strong>auf</strong>zuspüren. Von A wie<br />
Absatzlogistik bis Z wie Zertifizierungsprozess<br />
– wenn man mit der Frage<br />
„Was machen andere besser/schneller/kostengünstiger<br />
. . . als wir, und<br />
warum gelingt ihnen das?“ startet,<br />
gibt es kaum ein betriebliches Feld,<br />
das sich nicht für ein Benchmarking<br />
eignet.<br />
Das Rheinmetall-Kolleg hat dieses<br />
Thema <strong>auf</strong>gegriffen und am 28. Mai<br />
2003 in Krefeld das Forum Benchmarking<br />
veranstaltet. Mehr als 40 Fachund<br />
Führungskräfte aus allen Bereichen<br />
des <strong>Konzern</strong>s nutzten die Gelegenheit,<br />
sich anhand von fünf Vorträgen<br />
zu informieren.<br />
Alle Vorträge beleuchteten äußerst<br />
praxisnah die verschiedenen Facetten<br />
des Benchmarking. Erfahrungen mit<br />
einem Benchmarking der Entwicklungsbereiche<br />
der Oerlikon Contraves<br />
<strong>AG</strong> und von Siemens Schweiz wurden<br />
Die Veranstaltungsreihe Forum<br />
im Rheinmetall-Kolleg gibt interessierten<br />
Fach- und Führungskräften<br />
die Gelegenheit, sich<br />
über aktuelle Themen und Fragestellungen<br />
von konzernweiter Bedeutung<br />
zu informieren. Dabei wechseln sich<br />
kurze, prägnante Vorträge mit Diskussionsrunden<br />
ab. Die Referenten sind<br />
Experten aus den <strong>Konzern</strong>unternehmen,<br />
die einem interessierten Publikum<br />
zu einem<br />
speziellen Thema<br />
Herangehensweisen,<br />
Erfahrungen<br />
und Schlussfolgerungen<br />
darlegen<br />
Sanitätsfahrzeuge für Hilfseinsätze<br />
hochkarätigem Publikum u.a. aus den<br />
Reihen der Streitkräfte, des Ministeriums<br />
und der Beschaffungsbehörde<br />
sowie aus Politik und Medien unter<br />
Beweis gestellt.<br />
Dass insbesondere das Konzept des<br />
Wiesel 2 – einer eigenfinanzierten<br />
Entwicklung aus dem Hause RLS –<br />
nach intensiver mehrjähriger Arbeit<br />
nun konsequent zur Serienreife gebracht<br />
wurde, bewertete Gert Winkler,<br />
in Personalunion Mitglied des Vorstands<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong>, als<br />
von Michel Holy dargestellt (ehemaliger<br />
Leiter Qualitätsmanagement Entwicklung<br />
bei dem in Zürich ansässigen<br />
Defence-Unternehmen), der dieses<br />
Projekt im Jahre 2001 verantwortlich<br />
leitete. Holy machte eindringlich klar,<br />
dass eine der wichtigsten Voraussetzungen<br />
für den Erfolg eines solchen<br />
Vorhabens das unbedingte Commitment<br />
(Verpflichtung) der Unternehmensführung<br />
ist. Dies beinhaltet sowohl<br />
die Besetzung der Benchmarking-Projektgruppe<br />
mit den richtigen<br />
Mitarbeitern sowie die Bereitstellung<br />
der notwendigen Mittel als auch den<br />
festen Willen, erkanntes Verbesserungspotenzial<br />
auszuschöpfen und<br />
entsprechende Änderungen einzuführen.<br />
Selbstverständlich gehört auch eine<br />
gute Vorbereitung dazu. Die Benchmarkingpartner<br />
müssen sich sehr detailliert<br />
unter anderem Gedanken darüber<br />
machen, welche Themenkreise<br />
bearbeitet werden sollen, wie der notwendige<br />
Zeit<strong>auf</strong>wand kalkuliert und<br />
die erforderlichen Kennzahlen be-<br />
wichtigen Meilenstein für die von ihm<br />
geführte Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH. Das <strong>auf</strong> winterliche Nutzungsbedingungen<br />
spezialisierte Fahrzeug<br />
Bv206S modifiziert und vermarktet<br />
RLS in einer Kooperation mit dem<br />
schwedischen Hersteller Alvis Hägglunds.<br />
Insgesamt sind rund 230 Wiesel 2<br />
und 250 Fahrzeuge vom Typ Bv206S<br />
in diversen Varianten für die Bundeswehr<br />
geplant. Allerdings gab RLS-Chef<br />
Winkler seiner Befürchtung Ausdruck,<br />
schafft werden können. Kurz gesagt<br />
gilt, wie in jedem Projekt: Je besser die<br />
Planung und Vorbereitung, desto reibungsloser<br />
und effizienter gestaltet<br />
sich der Abl<strong>auf</strong>.<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
des Benchmarking stellt die Suche<br />
nach geeigneten Partnern dar. Der Vergleich<br />
mit direkten Wettbewerbern<br />
kann insbesondere für die Produktverbesserung<br />
entscheidende Impulse geben,<br />
ist aber in der Regel wohl nur indirekt<br />
möglich, indem Konkurrenzprodukte<br />
beschafft und analysiert oder<br />
gemeinsame Kunden befragt werden.<br />
Dass Benchmarking sehr wohl auch<br />
intern funktionieren kann, erläuterte<br />
Volker von Ey (Leiter Logistik und KVP<br />
– internationale Koordination – der KS<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH) am Beispiel<br />
des Vergleichs der weltweit angesiedelten<br />
Produktionswerke des Automotive-Geschäftsbereichs<br />
Kolben. Anhand<br />
einer Reihe von sorgfältig definierten<br />
Kennzahlen wurde so ein Rating<br />
erstellt, mit dem jede der zwölf<br />
beteiligten Produktionsstätten erkennen<br />
kann, wo spezifische Stärken und<br />
Schwächen liegen. Diese Kennzahlen<br />
beziehen sich z.B. <strong>auf</strong> die Anzahl fehlerhafter<br />
Teile, die Produktivität oder<br />
auch Fehltage, um nur einige zu nennen.<br />
Die einzeln ermittelten Kennzahlen<br />
werden zu einem Overall Performance<br />
Index (OPI) verdichtet, der es<br />
erlaubt, seit der Einführung in 2000<br />
jährlich den besten Standort mit dem<br />
OPI-Award auszuzeichnen.<br />
Auch die Vorträge von Ronald<br />
Schaare (Preh-Werke), Walter Braun-<br />
Aktuelle Themen im Kolleg-Forum<br />
und den Teilnehmern somit die Möglichkeit<br />
bieten, von dem bereits vorhandenen<br />
Know-how im <strong>Konzern</strong> zu<br />
profitieren.<br />
„Wir brauchen nicht zu jeder Fragestellung<br />
das Wissen externer<br />
Spezialisten einzuk<strong>auf</strong>en. Unsere<br />
eigenen Fachleute wissen auch eine<br />
ganze Menge. Wir wollen mit den Foren<br />
die Gelegenheit geben und die<br />
Bereitschaft fördern, Erfahrungen<br />
untereinander auszutauschen und<br />
am ‚best practice‘ zu partizipieren“,<br />
so Personaldirektor Ingo Hecke von<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong>: „Das kürzlich<br />
durchgeführte Forum zum Thema<br />
Benchmarking stellt somit die ideale<br />
Verknüpfung von Inhalt und Methode<br />
dar. Darüber hinaus bietet<br />
diese Veranstaltungsreihe die Möglichkeit,<br />
Kontakte zu Führungskräften<br />
in gleichartigen oder ähnlichen<br />
Verantwortungsbereichen zu knüpfen.“<br />
Übrigens: Die im Rheinmetall-Kolleg<br />
offerierte Forumsreihe wird auch<br />
weiterhin in lockerer Folge aktuelle<br />
Themen <strong>auf</strong>greifen. us<br />
dass die angespannte Situation im<br />
Wehretat die Be<strong>auf</strong>tragung weiterer<br />
Varianten verzögern könnte. Im<br />
schlimmsten Fall seien Produktionsunterbrechungen<br />
nicht auszuschließen.<br />
Generalleutnant Manfred Dietrich,<br />
stellvertretender Inspekteur des<br />
Heeres, unterstrich indes mit Blick<br />
<strong>auf</strong> die neuen Aufgaben der Bundeswehr<br />
den dringenden Bedarf der<br />
Truppe an mobilen und leichten<br />
Fahrzeugen dieser Art. Bei Hilfs-<br />
missionen, so Dietrich, gehörten die<br />
Soldaten mit lufttransportfähigem<br />
Gerät zu den „Kräften der ersten<br />
Stunde“. Die ersten Sanitätstransporter<br />
werden einem in Wildeshausen<br />
stationierten Bataillon der Division<br />
für spezielle Operationen (DSO) zukommen.<br />
Auch Manfred Schober, Vizepräsident<br />
des Bundesamtes für Wehrtechnik<br />
und Beschaffung, betonte die Bedeutung<br />
von Mobilität und Modernität<br />
in der Ausrüstung der Bundeswehr.<br />
Rheinmetall habe sich dank kurzer<br />
Entwicklungszeiten der Verantwortung<br />
gestellt, modernste Technik rasch zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Benchmarking „at it’s best“: Sich – wie im Wettkampf auch – mit den Besten<br />
messen, Verbesserungspotentiale <strong>auf</strong>spüren und aus den Stärken Anderer lernen.<br />
auer (KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH) und<br />
Clemens Böhrer (MSI Motor Service<br />
International GmbH) verdeutlichten<br />
weitere Bereiche des breiten Spektrums,<br />
das die Benchmarkingmethode<br />
zu bieten hat.<br />
Nach jedem Vortrag nutzten die Teilnehmer<br />
die Gelegenheit, zunächst in<br />
Tischgruppen, dann im Plenum rege<br />
zu diskutieren und den Referenten<br />
eingehend Fragen zu stellen. Die von<br />
Harald Ehrlich, Personalentwickler<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong>, moderierte<br />
Abschlussdiskussion machte noch<br />
einmal deutlich, wie breit gefächert<br />
die Anwendungsmöglichkeiten von<br />
Benchmarking sind. Ehrlich: „Sicherlich<br />
ist die Methode mit einigem<br />
Aufwand verbunden. Gerade in der<br />
Konzeptionsphase gilt es, genügend<br />
Zeit in eine saubere Planung zu investieren.<br />
Aber die Beiträge des Forums<br />
belegten eindrucksvoll, dass<br />
sich dieser Aufwand immer rechnet.“<br />
Für alle, die sich näher mit dem<br />
Thema befassen wollen oder bereits<br />
die Durchführung eines Benchmarking<br />
planen, hält das Rheinmetall-<br />
Kolleg eine vollständige Dokumentation<br />
aller Vorträge und Diskussionsbeiträge<br />
in Form einer CD-ROM bereit.<br />
Dort sind auch die Informationen zur<br />
Kontakt<strong>auf</strong>nahme mit den Referenten<br />
zu finden, die Interessenten gerne<br />
mit nützlichen Hinweisen für eigene<br />
Projekte zur Seite stehen. Kontakt:<br />
Uwe Stichert, Rheinmetall-Kolleg,<br />
Tel.: 0211/473-4003. Uwe Stichert<br />
Fotos (2): Heiko Heß/Cellesche Zeitung; RLS<br />
Foto: Photodisc