Das „Schwarze Brett“ - Kolbenschmidt Pierburg AG
Das „Schwarze Brett“ - Kolbenschmidt Pierburg AG
Das „Schwarze Brett“ - Kolbenschmidt Pierburg AG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Six Sigma optimiert<br />
Globale Märkte erfordern schnelle, hochflexible<br />
und anpassungsfähige Veränderungsprozesse –<br />
zur Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Seit Anfang 2005 hat sich bei der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserungssysteme<br />
ein weiterer Baustein hinzugesellt: Six Sigma. Aufbauend auf den<br />
zielorientierten und strukturierten Verbesserungsprozessen in<br />
den klassischen Problemfeldern Qualität, Kostenmanagement<br />
und Prozessoptimierung, soll mit Six Sigma ein stringentes Projektmanagement<br />
verfolgt werden (Details finden Sie auf Seite 7).<br />
Hauptversammlung: Lob für eine prima Performance<br />
Rheinmetall bleibt auf<br />
positivem Ertragspfad<br />
pr/rds Berlin/Düsseldorf. Der Rheinmetall-Konzern ist mit einer deutlichen Verbesserung<br />
der Ergebnisrendite in das Geschäftsjahr 2005 gestartet und bleibt – nach<br />
der Konzentration auf die beiden Kernaktivitäten Automotive und Defence – auf einem<br />
nachhaltig positiven Ertragspfad, der durch renditeorientiertes Wachstum gekennzeichnet<br />
ist. Wie Vorstandschef Klaus Eberhardt am 10. Mai 2005 auf der<br />
Hauptversammlung der Rheinmetall <strong>AG</strong> in Berlin erläuterte, erzielte der Konzern im<br />
ersten Quartal dieses Jahres ein Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) von<br />
33 Millionen € und steigerte bei einem – infolge von Desinvestitionen – verminderten<br />
Geschäftsvolumen die EBIT-Rendite von 3,9 Prozent auf 4,4 Prozent. Durch<br />
ein um sechs Millionen € verbessertes Zinsergebnis liegt das Vorsteuerergebnis<br />
(EBT) mit 21 Millionen € deutlich über dem Vorjahreswert von 14 Millionen €.<br />
Im Schwerpunkt wurde die Ergebnissteigerung<br />
durch die verbesserte Ertragskraft<br />
im Unternehmensbereich Defence<br />
(Rheinmetall DeTec) erreicht, der<br />
das Quartals-EBIT um elf Millionen €<br />
von minus zehn Millionen € auf eine<br />
Million € gesteigert hat. Der Bereich Automotive<br />
(<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong>) erwirtschaftete<br />
im ersten Quartal 2005 ein<br />
EBIT von 32 Millionen € und liegt damit<br />
operativ auf dem hohen Vorjahresniveau.<br />
Im entsprechenden Vorjahresergebnis<br />
war mit neun<br />
Millionen € der Ertrag<br />
aus dem Verkauf<br />
der restlichen<br />
Anteile der <strong>Pierburg</strong><br />
Instruments GmbH<br />
enthalten.<br />
Von Januar bis<br />
März 2005 erwirtschaftete Rheinmetall<br />
einen Konzernumsatz von 756 Millionen<br />
€. Aufgrund der Änderungen im<br />
Konsolidierungskreis ist der entsprechende<br />
Vorjahresumsatz (Vorjahr: 821<br />
Mio €) nicht vergleichbar. Bereinigt um<br />
Änderungen im Konsolidierungskreis<br />
und Wechselkurseffekte erreicht Rheinmetall<br />
ein solides organisches Wachstum<br />
von drei Prozent.<br />
Die Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 3/2005<br />
Kräftiger ist der Anstieg beim Auftragseingang<br />
ausgefallen. Bei den Kundenaufträgen<br />
verzeichnet Rheinmetall<br />
im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von<br />
14 Prozent auf 1,003 Milliarden € im<br />
Berichtsquartal. Zu dieser positiven<br />
Entwicklung haben vor allem strategisch<br />
wichtige Auftragserfolge im Defence-Bereich<br />
beigetragen.<br />
Trotz des schwierigeren Marktumfeldes<br />
hat der Unternehmensbereich Automotive<br />
im ersten Quartal 2005 seinen<br />
Umsatz mit<br />
492 Millionen €<br />
auf dem hohen Niveau<br />
des Vorjahresquartals<br />
gehalten.<br />
Rückläufige Volumen<br />
in einzelnen<br />
Märkten konnte<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> mit Serienanläufen<br />
(z.B. der weltweit ersten elektrischen<br />
Kühlmittelpumpe) sowie durch<br />
höhere Kundenabrufe bei Dieselkolben<br />
und bei Aluminium-Motorblöcken für<br />
europäische Premium-Hersteller ausgleichen.<br />
Im abrechnungsbedingt schwachen<br />
ersten Quartal steigerte Rheinmetall<br />
(Fortsetzung auf Seite 2)<br />
50 Jahre Bundeswehr<br />
Der 12. November 1955 ist die offizielle Geburtsstunde<br />
der Bundeswehr, deren Entwicklung – heute<br />
mehr denn je – einem permanenten Prozess des<br />
Wandels gleicht. Und auf diesem Weg hat Rheinmetall sie in den<br />
vergangenen fünf Jahrzehnten als verlässlicher Partner auf dem<br />
Gebiet der Ausrüstung stets begleitet. Mit der Konsequenz, dass<br />
die veränderten Aufgaben und Rahmenbedingungen der Bundeswehr<br />
auch ihre Auswirkungen auf die Arbeitsgebiete und Strukturen<br />
des Düsseldorfer Wehrtechnik-Unternehmens hatten. Hintergründe<br />
finden Sie im „Profil“-Sonderteil auf den Seiten 9 bis 16.<br />
IAA-PRÄSENTATION: Der Auftritt der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe auf der diesjährigen Internationalen Automobil-Ausstellung<br />
in Frankfurt am Main (15. – 25. September 2005) stellt die technische Kompetenz und Innovationskraft des Unternehmens<br />
heraus. Dieser Absicht entspricht natürlich auch der Messestand, der in seiner Gesamterscheinung mit zwei übergroßen<br />
Kolben ein technikorientiertes Outfit und einen einladenden Charakter erhalten wird (mehr zum Thema auf „Profil“-Seite 4).<br />
Jagd-Leidenschaft<br />
Die Liebe zur Jagd ist Hans Hubert Broich wahrscheinlich<br />
schon von seinen Eltern unbewusst in<br />
die Wiege gelegt worden. Denn als sie ihrem Filius<br />
den Namen gaben, wussten sie noch nichts von seiner späteren<br />
Passion. Hubertus ist der Schutzpatron der Jäger, die im Leben<br />
des 53-jährigen Abteilungsleiters Vertrieb Fabriken Ersatz<br />
VL1 immer schon eine große Rolle gespielt haben. Bereits als<br />
kleiner Junge hatte Broich viel Zeit auf dem Bauernhof der Großeltern<br />
im linksrheinischen Münchrath verbracht: „Ich war der<br />
Natur immer etwas näher als ein Städter.“ (Portrait auf Seite 23).<br />
NEC: Die Open Community leistet einen wirksamen Beitrag zum Transformationsprozess der Streitkräfte,<br />
der vor allem eine durchgehende Vernetzung vorhandener wie neuer Fähigkeiten erfordert – gezeigt in<br />
diesem Composing, das die koordinierte Bekämpfung eines mit Terroristen besetzten Flugzeugs darstellt.<br />
Internationale Unternehmen – darunter RDE – vernetzen ihre Kompetenzen<br />
Open Community für Bundeswehr<br />
oho Düsseldorf. Mit der Interessengemeinschaft<br />
„Open Community“ hat eine<br />
Reihe führender deutscher Technologieunternehmen<br />
eine wegweisende Initiative<br />
gestartet, die offene Standards für<br />
militärische Systemarchitekturen ermöglichen<br />
soll. Die Bundeswehr und<br />
andere Streitkräfte sollen von leistungsfähigen<br />
technischen Lösungen profitieren,<br />
die auf gemeinsamen Standards<br />
basieren und daher netzwerkfähig sind.<br />
Atos Origin, Diehl BGT Defence, CO-<br />
NET, CSC Ploenzke, ESG, IBM Deutschland,<br />
Rheinmetall Defence Electronics,<br />
Thales Defence Deutschland und Unilog<br />
Systems sind die Gründer der Open<br />
Community. Die beteiligten Firmen ver-<br />
pflichten sich, auf Basis anerkannter,<br />
offener ziviler und militärischer Standards<br />
in einem firmenübergreifenden<br />
Ansatz Interoperabilität zum Nutzen<br />
der Bundeswehr zu realisieren.<br />
Der Transformationsprozess der<br />
Streitkräfte – nicht nur der Bundeswehr<br />
– erfordert eine durchgehende<br />
plattform-, teilstreitkraft- und länderübergreifende<br />
Vernetzung vorhandener<br />
oder neu zu schaffender Fähigkeiten<br />
(NEC = Network Enabled Capabilities).<br />
Dies gilt vom Sensor über ein verbindendes<br />
Element der Führungsunterstützung<br />
bis hin zu den Wirksystemen.<br />
Die an Open Community beteiligten<br />
Unternehmen sehen ihre Initiative als<br />
Schutz gilt den<br />
Mitarbeiterdaten<br />
hs Düsseldorf. „Der Schutz der<br />
Mitarbeiterdaten hat erste Priorität!“,<br />
so definiert Dr. Klaus Pottmeyer<br />
seine Hauptaufgabe als Datenschutzbeauftragter<br />
der Rheinmetall<br />
<strong>AG</strong>. Bereits seit April 1993 in<br />
diesem Aufgabengebiet in der<br />
Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> tätig und von<br />
Mai 2004 an in gleicher Funktion<br />
für die Konzern-Holding und die anderen<br />
Rheinmetall-Gesellschaften<br />
am Standort Düsseldorf im Amt,<br />
trägt der gebürtige Essener dazu<br />
bei, dass sensible Daten nicht in<br />
falsche Hände gelangen. <strong>Das</strong> „Profil“<br />
sprach mit dem 49-jährigen Juristen<br />
– das Interview finden Sie<br />
auf den „Profil“-Seiten 18 + 19.<br />
wirksamen Beitrag der industriellen<br />
Seite, die Neuausrichtung der Bundeswehr<br />
durch geeignete Netzwerk-Lösungen<br />
zu unterstützen. Denn der Ansatz,<br />
militärische Einsätze teilstreitkraftübergreifend<br />
(Joint) und in Koalitionen<br />
durchzuführen (Combined), bedarf<br />
auch industriell einer engeren Abstimmung<br />
zwischen den Unternehmen und<br />
ihren Systemen.<br />
Open Community nutzt die Erfahrungen<br />
und das Know-how der Mitglieder<br />
zur komplexen Systemintegration und<br />
stellt damit sicher, dass die unterschiedlichen<br />
Forderungen und Bedürfnisse<br />
der Streitkräfte harmonisiert werden<br />
(siehe auch „Profil“-Seiten 6 + 7).<br />
Großauftrag über<br />
Panzermunition<br />
oho Düsseldorf. Rheinmetall hat<br />
jetzt einen Auftrag über Panzermunition<br />
für die Bundeswehr im Wert<br />
von rund 30 Millionen € erhalten.<br />
Mit Blick auf Auslandseinsätze<br />
der Bundeswehr schließt das Heer<br />
mit dieser auf der Wolfram-Technologie<br />
basierenden neu entwickelten<br />
Munition des Typs DM 63<br />
eine Fähigkeitslücke. Dank eines<br />
neuen Antriebs kann diese Wuchtmunition<br />
nicht nur in der jüngsten<br />
kampfwertgesteigerten Variante<br />
des Leopard-Panzers verwendet<br />
werden, sondern erweitert das<br />
Einsatzspektrum aller 350 verbliebenenLeopard-2-Kampffahrzeuge<br />
der Bundeswehr.<br />
Composing: Thorsten Ohmes/RDE
Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Erfolgreich gewirtschaftet – diese Botschaft zog sich wie ein roter Faden durch die Hauptversammlung der Rheinmetall <strong>AG</strong> und wurde von den rund 350 Aktionären und Aktionärsvertretern mit viel Lob bedacht.<br />
Hauptversammlung der Rheinmetall <strong>AG</strong> in Berlin: Lob für prima Performance<br />
Konzern bleibt auf dem Ertragspfad<br />
(Fortsetzung von Seite 1)<br />
DeTec den Umsatz um sieben Prozent<br />
auf 261 Millionen €. Der Auftragseingang<br />
der Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />
übertraf mit 490 Millionen € den entsprechenden<br />
Vorjahreswert um 63 Prozent.<br />
Zu dieser Steigerung haben im<br />
Wesentlichen bedeutende Großaufträge<br />
aus dem Ausland beigetragen, darunter<br />
– wie berichtet – die Bestellung<br />
von 32 ABC-Spürpanzern Fuchs aus<br />
den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
(„<strong>Das</strong> Profil“ 1/2005), der Vorserienauftrag<br />
für den neuen Schützenpanzer<br />
Puma und der Auftragseingang für die<br />
simulatorgestützte Ausbildung der Piloten<br />
des neuen Mehrzweckhubschraubers<br />
NH90.<br />
Gestützt auf die positive Geschäftsentwicklung<br />
im ersten Quartal 2005<br />
hält Rheinmetall laut Konzernchef<br />
Eberhardt trotz der eher verhaltenen<br />
konjunkturellen Entwicklung an den<br />
Zielen für 2005 fest. Rheinmetall geht<br />
für das Gesamtjahr 2005 von der Fortsetzung<br />
des organischen Wachstums<br />
und einer Steigerung beim Auftragseingang<br />
aus. Vor diesem Hintergrund<br />
plant das Düsseldorfer Unternehmen<br />
eine weitere Verbesserung der Konzernergebnisse<br />
gegenüber dem Vorjahr.<br />
Eberhardt: „Die Ergebnisse des ersten<br />
Quartals zeigen Rheinmetall weiter<br />
auf dem Weg des profitablen Wachstums.<br />
Der gute Jahresanfang stimmt<br />
uns positiv, dass wir bei einigermaßen<br />
stabilen Konjunkturverhältnissen diesen<br />
Kurs fortsetzen können und unsere<br />
Ziele für dieses Jahr erreichen.“<br />
Jede Menge Lob und Anerkennung<br />
aus dem Kreis der rund 350 im Berliner<br />
Hotel Maritim proArte anwesenden Ak-<br />
oho Heilbronn/Schwanenstadt. Mit<br />
gezielten Akquisitionen setzt der<br />
Rheinmetall-Konzern die Strategie des<br />
profitablen Wachstums weiter um. Mit<br />
dem Einstieg bei der AIM Infrarot-Module<br />
GmbH (Heilbronn), die künftig als<br />
Gemeinschaftsunternehmen mit dem<br />
bisherigen Gesellschafter Diehl geführt<br />
wird, und durch die Übernahme<br />
des Mittelkaliber-Spezialisten Arges<br />
m.b.H. in Schwanenstadt (Österreich)<br />
vollzieht das Düsseldorfer Unternehmen<br />
einen weiteren strategischen<br />
Schritt der Internationalisierung sowie<br />
der Komplettierung des Produktportfolios<br />
und baut seine Position als führendes<br />
Systemhaus der Heerestechnik<br />
aus. Beide Akquisitionen stehen noch<br />
unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen<br />
Genehmigung.<br />
Mit dem Kauf von 50 Prozent der Gesellschaftsanteile<br />
der AIM Infrarot-Mo-<br />
tionäre und Aktionärsvertreter erntete<br />
der Rheinmetall-Vorstand für die hervorragende<br />
unternehmerische Performance<br />
im Geschäftsjahr 2004, in dem<br />
man kräftige Steigerungen bei Ergebnis-<br />
und Kapitalrenditen erreichte, und<br />
gleichzeitig der 2000 eingeleitete Konzernumbau<br />
abgeschlossen wurde.<br />
Zur Erinnerung: Wie bereits berichtet,<br />
konnte das Düsseldorfer Unternehmen<br />
das Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern<br />
(EBIT) von 204 Millionen € auf 217<br />
Millionen € steigern – bei einem Umsatz<br />
von „nur noch“ 3,413 Milliarden €<br />
(2003: 4,248 Mrd. €). Deutlich erhöht<br />
wurde auch die EBIT-Rendite, die sich<br />
von 4,8 Prozent auf 6,4 Prozent verbesserte.<br />
Die Gesamtkapitalrendite (ROCE)<br />
wurde ein Jahr früher als erwartet an die<br />
Zielgröße von 15 Prozent herangeführt;<br />
im vergangenen Geschäftsjahr lag sie<br />
bei 14,9 Prozent (Vorjahr: 12,3%). <strong>Das</strong><br />
Zinsergebnis wurde um 13 Millionen €<br />
auf 71 Millionen € verbessert. <strong>Das</strong> Ergebnis<br />
vor Steuern lag bei 146 Millionen<br />
€ und damit um 22 Prozent über<br />
dem Vorjahreswert. Der Jahresüberschuss<br />
stieg aufgrund der niedrigeren<br />
Steuerquote sogar um annähernd 50<br />
Prozent auf 101 Millionen €. Auch die<br />
Bilanzqualität wurde weiter signifikant<br />
verbessert: Die Netto-Finanzverbindlichkeiten<br />
reduzierten sich um 76 Millionen<br />
€ auf 154 Millionen €. Die Eigenkapitalquote<br />
steig um vier Prozentpunkte<br />
auf 25 Prozent. <strong>Das</strong> Gearing<br />
(Netto-Finanzverbindlichkeiten in Relation<br />
zum Eigenkapital) sank von 31 Prozent<br />
in 2003 auf nunmehr 20 Prozent.<br />
Auf entsprechende Fragen aus Aktionärskreisen<br />
– darunter Thomas Hechtfischer<br />
von der Deutschen Schutzgemeinschaft<br />
für Wertpapierbesitz (DSW/<br />
dule GmbH, die sich bislang im Besitz<br />
der EHG Elektroholding GmbH (DaimlerChrysler<br />
<strong>AG</strong>) befanden, durch die<br />
Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH (Bremen) ergänzt Rheinmetall<br />
sein Kompetenzspektrum um einen<br />
hoch spezialisierten Hightech-Bereich.<br />
Die zur Diehl-Gruppe gehörige<br />
BGT Defence GmbH & Co. KG (Diehl<br />
Stiftung & Co.) hält unverändert 50<br />
Prozent der Anteile.<br />
AIM ist einer der bedeutendsten Hersteller<br />
von Sensoren für Infrarotsysteme.<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen hat mit Hochleistungs-Infrarotsensoren<br />
weltweit eine<br />
führende Marktposition, unter anderem<br />
auch als Zulieferer von Diehl<br />
und Rheinmetall. Mit rund 300 Mitarbeitern<br />
erwirtschaftete die AIM bei stetig<br />
steigendem Marktvolumen in 2004<br />
einen Jahresumsatz von rund 47 Millionen<br />
€. Auch im für europäische Unter-<br />
Düsseldorf) und Lars Labriga von der<br />
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger<br />
(SdK/München) – legte Eberhardt erneut<br />
ein „klares Bekenntnis“ zur Zwei-<br />
Säulen-Strategie des Düsseldorfer Unternehmens<br />
ab: „Wir gehen davon aus,<br />
dass wir die Entwicklung des Konzerns<br />
mit seinen beiden Unternehmensbereichen<br />
Automotive und Defence auch<br />
in Zukunft erfolgreich vorantreiben<br />
können.“<br />
Die in 2004 erreichte Zielstruktur mache,<br />
so der Rheinmetall-Konzernchef<br />
weiter, auch vor dem Hintergrund der<br />
Risikodiversifizierung Sinn: „Wir sind<br />
froh, diese beiden Säulen zu haben:<br />
Sie sind tragfähig, trotz des immensen<br />
Wissenstransfers zwischen beiden<br />
Sparten nicht unmittelbar miteinander<br />
verkoppelt und dazu konjunkturzyklisch<br />
unabhängig voneinander.“<br />
Gleichzeitig bekräftigte Eberhardt<br />
den unlängst auch anlässlich der diesjährigen<br />
Bilanzpressekonferenz skizzierten<br />
Anspruch auf eine führende<br />
Rolle bei der Konsolidierung der europäischen<br />
Heerestechnik-Industrie:<br />
„Wir wollen hier einen pro-aktiven Part<br />
spielen, zumal wir bisher schon viel auf<br />
diesem Sektor getan haben. Wir sehen<br />
uns deshalb in einer Pole-Position bei<br />
der anstehenden Konsolidierung der<br />
nationalen wie auch der europäischen<br />
Heerestechnik.“<br />
Ein eindeutiges Votum gab es erneut<br />
beim Stichwort Dividende: Aus dem Bilanzgewinn<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> von<br />
knapp 27,252 Millionen € für das Geschäftsjahr<br />
werden je Stammaktie 0,74<br />
€ und je Vorzugsaktie 0,80 € ausgeschüttet;<br />
dies kommt einer Erhöhung<br />
von jeweils 0,10 € gegenüber 2003<br />
gleich (siehe auch „Profil“-Seite 17).<br />
nehmen schwer zugänglichen US-<br />
Markt ist das Unternehmen mit hochwertigen<br />
Produkten erfolgreich.<br />
Diehl und Rheinmetall, die in mehreren<br />
Bereichen erfolgreiche Kooperationen<br />
betreiben, bewerten die neue<br />
Konstellation als einen weiteren wirksamen<br />
Beitrag zur Konsolidierung der<br />
nationalen Wehrtechnik. Hochwertige<br />
Gezielter Einstieg in Hightech-Firmen<br />
Ressourcen der Verteidigungsindustrie<br />
bleiben auch künftig in deutscher<br />
Hand.<br />
Mit der Übernahme der Arges<br />
m.b.H. setzt sich Rheinmetall frühzeitig<br />
an die Spitze in einem immer<br />
schneller wachsenden Markt für Mittelkaliberprodukte.<br />
Arges verfügt als<br />
Hersteller einer technologisch hoch<br />
entwickelten 40mm-Munitionsfamilie<br />
über eine hervorragende Marktstellung<br />
im Hinblick auf den künftigen<br />
Bedarf der Nato-Streitkräfte.<br />
Zuversichtlich: Rheinmetall-Vorstandschef Klaus Eberhardt auf der Hauptversammlung<br />
des Konzerns am 10. Mai dieses Jahres im Berliner Hotel Maritim proArte.<br />
Standortsicherung<br />
steht im Fokus<br />
dp Mühlheim.<br />
Interessenvertretung:<br />
Vor wenigen<br />
Wochen<br />
trafen sich die<br />
Vertreter von<br />
mehr als 40 Unternehmen<br />
zur<br />
Gründungsveranstaltung der „Gesellschaft<br />
der sicherheits- und wehrtechnischen<br />
Wirtschaft in Nordrhein-<br />
Westfalen e.V.“ (GSW-NRW) in der<br />
Staatskanzlei des Landes in Düsseldorf.<br />
Zentrale Aufgabe der Gesellschaft<br />
ist die Förderung gemeinschaftlicher<br />
Interessen der Mitglieder<br />
gegenüber Staat, Politik, Gesellschaft,<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und<br />
Forschung sowie deren Vertretung<br />
gegenüber nationalen und internationalen<br />
Organisationen und Einrichtungen.<br />
Vorsitzender der GSW-NRW<br />
ist Ulrich Aderhold, Geschäftsführer<br />
der CAE Elektronik GmbH (Stolberg).<br />
Nordrhein-Westfalen ist in der Tat<br />
ein wichtiger Standort für eine leistungsfähige<br />
sicherheits- und wehrtechnische<br />
Wirtschaft – diese Bewertung<br />
belegt allein ein Blick in die Statistik.<br />
So hat das Bundesamt für<br />
Wehrtechnik und Beschaffung beispielsweise<br />
im Jahr 2003 mit rund 29<br />
Prozent die meisten Inlandsaufträge<br />
an Unternehmen im bevölkerungsreichsten<br />
Bundesland vergeben. Immerhin<br />
hatten diese Order einen<br />
Wert von 235 Millionen €.<br />
Herausgeber: Rheinmetall <strong>AG</strong><br />
Verantwortlich: Peter Rücker<br />
Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />
Anschrift: Redaktion „<strong>Das</strong> Profil“<br />
Postfach 104261, 40033 Düsseldorf<br />
das.profil@rheinmetall-ag.com<br />
Detlef Moog, Vorstandsmitglied der<br />
Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> und einer der<br />
vier stellvertretenden Vorsitzenden<br />
der GSW-NRW, skizziert deren Hauptziele:<br />
„Im Mittelpunkt unserer Arbeit<br />
stehen die Standortsicherung der<br />
wehr- sowie sicherheitstechnischen<br />
Wirtschaft, die Öffnung von Märkten<br />
im Bereich der Sicherheitstechnik und<br />
-forschung sowie der Wehr- und Verteidigungsindustrie<br />
für Unternehmen<br />
mit Sitz in NRW, die Intensivierung der<br />
Zusammenarbeit und des Erfahrungsaustausches<br />
aller Mitglieder sowie<br />
Förderung der nationalen, europäischen<br />
und internationalen Kooperationsfähigkeit.“<br />
Darüber hinaus werde<br />
man, so Moog weiter, aktiv an landes-,<br />
bundes- sowie insbesondere europäischen<br />
Förderprogrammen teilhaben –<br />
so zum Beispiel am zukünftigen 7. EU-<br />
Forschungsrahmenprogramm, bei<br />
dem das Themenfeld Sicherheit eine<br />
exponierte Stellung innehat.<br />
Zum weiteren Aufgabenspektrum<br />
der neu gegründeten Interessenvertretung<br />
zählen die qualifizierte Beratung<br />
über die Förderungsmöglichkeiten<br />
durch die EU sowie die Bundes- bzw.<br />
Landesregierung, die Herstellung der<br />
Wettbewerbsgleichheit bei europaweiten<br />
und nationalen Ausschreibungen<br />
sowie die Harmonisierung der<br />
Exportbestimmungen für wehr- und<br />
sicherheitstechnisches Gerät und<br />
Dienstleistungen innerhalb der Europäischen<br />
Union. Moog: „Mit der in<br />
Mühlheim ansässigen Gesellschaft<br />
wird es zukünftig einen Ansprechpartner<br />
geben, der diesem wichtigen<br />
Industriezweig Gehör verschafft.“<br />
Drucktermin dieser Ausgabe: 11. Juli 2005<br />
Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />
Satz: Strack + Storch KG<br />
Gladbacher Straße 15<br />
40219 Düsseldorf<br />
Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH<br />
Juliusstraße 9-21<br />
47053 Duisburg<br />
Fotos (2): Thomas Klink
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 3<br />
Aktuatoren, Sekundärluftpumpen und Abgasklappen<br />
<strong>Pierburg</strong> eröffnet in<br />
Ústí neuen Standort<br />
bja Ústí nad Labem. Mit dem Pflanzen<br />
einer Linde, des Nationalbaumes<br />
der Tschechen, ist am 10. Juni 2005 der<br />
neu errichtete Standort der <strong>Pierburg</strong>-<br />
Gruppe im tschechischen Ústí nad Labem<br />
offiziell eingeweiht worden.<br />
Im Beisein von Vertretern aus Politik<br />
und Verwaltung sowie des Managements<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> und der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
dankte<br />
Dr. Hans-Joachim Esch, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH, allen am Bau Beteiligten für die<br />
termingetreue und perfekte Ausführung<br />
der Gewerke und hieß die neuen<br />
Mitarbeiter in der <strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
herzlich willkommen: „Ihr hohes persönliches<br />
Engagement und Ihre sehr<br />
guten technischen Kenntnisse waren<br />
wesentliche Kriterien, uns für diesen<br />
Standort zu entscheiden.“ Esch weiter:<br />
„Mit Ihrer Hilfe werden wir es schaffen,<br />
dieses Werk zu einem wichtigen Eckpfeiler<br />
unserer Unternehmensgruppe<br />
zu entwickeln.“<br />
Die <strong>Pierburg</strong> s.r.o. wurde im Mai vergangenen<br />
Jahres als eigenständige<br />
Gesellschaft innerhalb der <strong>Pierburg</strong>-<br />
Gruppe in Ústí gegründet, im November<br />
2005 folgte der erste Spatenstich.<br />
In einer Rekordzeit von nur vier Monaten<br />
wurden das Verwaltungsgebäude<br />
und die Produktionshalle mit einer Gesamtfläche<br />
von rund 3400 Quadratmetern<br />
errichtet. Darüber hinaus verfügt<br />
<strong>Pierburg</strong> über die Option, das Werk bei<br />
Bedarf auf 13 000 Quadratmeter Produktionsfläche<br />
ausbauen zu können.<br />
Zurzeit noch im Bau befindet sich ein<br />
Autobahnanschluss in direkter Nähe<br />
des Werkes, der nach der Fertigstellung<br />
in 2006 eine optimale Verkehrsanbindung<br />
der <strong>Pierburg</strong> s.r.o. sicherstellen<br />
wird.<br />
<strong>Das</strong> Verwaltungsgebäude mit seinen<br />
hellen Büroräumen wurde bereits im<br />
März dieses Jahres bezogen. In der Produktionshalle<br />
stehen die ersten Montageanlagen.<br />
Der 40 Meter breite und<br />
70 Meter lange Bau entspricht modernsten<br />
Produktionsansprüchen, da<br />
die freitragende Halle einen flexiblen<br />
Aufbau der Fertigungsketten zulässt.<br />
Der Empfindlichkeit bestimmter Produkte,<br />
wie zum Beispiel der elektrischen<br />
Aktuatoren, gegen elektrostatische<br />
Aufladung wurde bei der Planung<br />
Rechnung getragen. Ein elektrisch leitfähiger<br />
Boden garantiert den notwendigen<br />
Schutz. <strong>Das</strong> Logistikkonzept des<br />
Werkes beinhaltet einen geradlinigen<br />
Materialtransport durch die Halle und<br />
optimiert so Transportwege und Durchlaufzeiten.<br />
Geplant ist, dass sich die <strong>Pierburg</strong><br />
s.r.o. vor allem auf lohnintensive Montageaufträge<br />
konzentriert. Mit rund 30<br />
Mitarbeitern montiert das Werk mo-<br />
Blick in die Produktion am <strong>Pierburg</strong>-Standort in Ústí nad Labem, an dem elektrische<br />
Aktuatoren, Sekundärluftpumpen und Abgasklappen hergestellt werden.<br />
dp Berlin. Der Ausschuss Verteidigungswirtschaft<br />
(AVW) im Bundesverband<br />
der Deutschen Industrie e.V.<br />
(BDI) lobt aus Anlass des 50-jährigen<br />
Bestehens der Bundeswehr erstmalig<br />
in diesem Jahr den „Technologiepreis<br />
der wehrtechnischen Industrie“<br />
aus. Der AVW, in dem Rheinmetall<br />
als größter Anbieter für Heerestechnik<br />
in Deutschland vertreten ist, wurde<br />
im Jahr 2000 gegründet; er vertritt<br />
und formuliert branchenübergreifend<br />
die Interessen der gesamten<br />
deutschen wehrtechnischen Industrie<br />
auf nationaler und internationaler<br />
Ebene.<br />
Ziel der Stiftung dieses Preises ist,<br />
die wehrwirtschaftliche oder die sicherheitspolitische<br />
Bedeutung von Innovationen<br />
und kreativen technologischen<br />
Vorschlägen hervorzuheben.<br />
Hervorragende Leistungen werden gewürdigt,<br />
die den Bereich der inneren<br />
oder äußeren Sicherheitsvorsorge der<br />
Bundesrepublik Deutschland stärken.<br />
„Angesichts der veränderten sicherheitspolitischen<br />
Lage nach dem<br />
mentan elektrische Aktuatoren, Sekundärluftpumpen<br />
und Abgasklappen.<br />
Nach dem Konzept der Minifabriken<br />
werden die Arbeitsflüsse im Unternehmen<br />
geregelt. Dabei sind die autonomen,<br />
prozessbezogenen Fertigungseinheiten<br />
Arbeitsvorbereitung, Produktion,<br />
Qualität und Logistik in direkter<br />
Nähe zu den Montageabläufen angesiedelt<br />
und erlauben eine schnelle und<br />
flexible Reaktion entsprechend den<br />
Anforderungen der Produktion.<br />
Kreative Ideen<br />
zur Sicherheit<br />
11. September 2001 fühlt sich die<br />
deutsche Verteidigungsindustrie als<br />
Hochtechnologiebranche in besonderem<br />
Maße der inneren und äußeren<br />
Sicherheitsvorsorge Deutschlands<br />
und seiner Partner verpflichtet.<br />
Wehrtechnologischer Fortschritt basiert<br />
auf Innovation und Wissen. Diese<br />
wichtigen Rohstoffe bedürfen der<br />
gezielten Förderung!“, so Jury-Vorsitzender<br />
Friedrich Lürßen, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Lürssen<br />
Werft GmbH & Co. und Mitglied im<br />
Präsidium des BDI.<br />
Der „Technologiepreis der wehrtechnischen<br />
Industrie“ ist mit einem<br />
Preisgeld in Höhe von 10 000 € dotiert.<br />
Eine hochkarätig besetzte Jury,<br />
der auch Rheinmetall-Konzernchef<br />
Klaus Eberhardt sowie weitere Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und den Medien angehören,<br />
wählt die Sieger aus. Die<br />
Preisverleihung findet am Dienstag,<br />
8. November 2005, im Haus der Deutschen<br />
Wirtschaft in Berlin im Rahmen<br />
einer festlichen Veranstaltung statt.<br />
Gruppenbild mit Linde (v.l.n.r.): Geschäftsführer Thomas Schütz von <strong>Pierburg</strong> s.r.o., Oto Neubauer, Bürgermeister von<br />
Trmice, Dr. Andreas Müller, Geschäftsführer <strong>Pierburg</strong> s.r.o., Petr Gandalovic, Primator (Oberbürgermeister) der Stadt Ústí<br />
nad Labem, <strong>Pierburg</strong>-Chef Dr. Hans-Joachim Esch, Rheinmetall-Konzernchef Klaus Eberhardt, Dr. Gerd Kleinert, Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>, und Miroslav Pátek, Abgeordneter im Parlament der tschechischen Republik.<br />
ie <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
blickt erneut<br />
auf ein erfolgreiches<br />
Geschäftsjahr zurück.<br />
Wie Dr. Gerd Kleinert,<br />
Vorsitzender des<br />
Vorstandes der Führungsgesellschaft<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />
<strong>AG</strong>, am 4. Mai 2005 anlässlich<br />
der 8. ordentlichen Hauptversammlung<br />
der Gesellschaft in Heilbronn erläuterte,<br />
sei es der weltweit operierenden<br />
Unternehmensgruppe in 2004<br />
einmal mehr gelungen, die gesetzten<br />
operativen Ziele zu übertreffen; darüber<br />
hinaus habe man wesentliche<br />
Maßnahmen zur strategischen Weiterentwicklung<br />
des Unternehmens einleiten<br />
können. Bereinigt um umrechnungsbedingte<br />
Wechselkurseffekte,<br />
stieg der Umsatz der Firmengruppe,<br />
die Ende 2004 rund 11 360 Mitarbeiter<br />
beschäftigte, um 4,6 Prozent auf 1,94<br />
Milliarden €. Dies entspricht in etwa<br />
dem weltweiten Wachstum der Automobilproduktion.<br />
Zunächst der Blick auf die Finanzkennzahlen:<br />
<strong>Das</strong> Ergebnis vor Zinsen<br />
und Ertragsteuern (EBIT) stieg auf<br />
138,9 Millionen € (2003: 103,1 €);<br />
die EBIT-Rendite lag 2004 bei 7,2 Prozent<br />
(2003: 5,5%). <strong>Das</strong> Ergebnis vor<br />
Ertragsteuern (EBT) kletterte – wie bereits<br />
kurz berichtet („<strong>Das</strong> Profil“<br />
2/2005) – von 72,6 Millionen € auf<br />
110,8 Millionen €, der Jahresüberschuss<br />
auf 79,4 Millionen € (2003:<br />
43,2 Mio €). Der Free-Cash-Flow betrug<br />
119,9 Millionen € (2003: 68 Mio<br />
€). Die Investitionen stiegen auf<br />
132,7 Millionen € (2003: 126,5 Mio<br />
€). Die Gesamtkapitalrendite (ROCE)<br />
stieg auf 20 Prozent (2003: 13,8%).<br />
Die Nettofinanzverbindlichkeiten<br />
wurden zum Jahresende 2004 vollständig<br />
zurückgeführt – das Unternehmen<br />
ist damit frei von Bankschulden.<br />
Zur Geschäftsentwicklung der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
im Detail:<br />
<strong>Das</strong> Umsatzwachstum in 2004<br />
wurde im Wesentlichen durch die Bereiche<br />
Gleitlager, AT<strong>AG</strong> und MSI getragen.<br />
Der absolute Umsatzrückgang im<br />
Kolbenbereich ist ausschließlich währungsbedingt;<br />
nach Währungsbereinigung<br />
ergäbe sich auch hier ein Umsatzplus<br />
von rund drei Prozent. Regional<br />
hat sich die Firmengruppe in<br />
Westeuropa und im Nafta-Raum deutlich<br />
besser als der Markt entwickelt.<br />
★ Geschäftsbereich <strong>Pierburg</strong>: Der<br />
vergleichsweise geringe Umsatzzuwachs<br />
auf knapp 890 Millionen € ist<br />
in erster Linie bedingt durch den Verkauf<br />
des Produktbereiches elektrische<br />
Kraftstoffpumpen im Jahr 2003.<br />
Die Beteilungsgesellschaften der<br />
<strong>Pierburg</strong> GmbH erreichten durchweg<br />
deutlich höhere Umsätze als im Vorjahr<br />
mit einer besonders erfreulichen<br />
Entwicklung in Frankreich und Italien.<br />
<strong>Das</strong> EBT lag mit 58,8 Millionen € um<br />
mehr als 20 Prozent über dem Wert<br />
des Vorjahres. Ausschlaggebend dafür<br />
waren zum einen erfolgreich umgesetzteRestrukturierungsmaßnahmen<br />
in Deutschland und Italien, sowie<br />
der Buchertrag aus dem Verkauf<br />
der Beteilung an der <strong>Pierburg</strong> Instruments<br />
GmbH an die AVL. Die Investitionen<br />
stiegen um 7,6 Prozent auf 54,1<br />
Millionen €, die Kapitalrentabilität<br />
(ROCE) wuchs um fast zehn Prozentpunkte<br />
auf 35,5 Prozent.<br />
★ Geschäftsbereich Kolben: Der Umsatz<br />
lag hier 2004 bei 581,9 Millionen<br />
€ und stieg damit, bereinigt um<br />
Wechselkurseffekte, um drei Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr. Eine insgesamt<br />
sehr erfreuliche Umsatzentwicklung<br />
zeigten die Tochtergesellschaften<br />
in Frankreich, Tschechien<br />
und Brasilien sowie – wechselkursbereinigt<br />
– die amerikanische Toch-<br />
tergesellschaft KUS Inc. <strong>Das</strong> EBT<br />
stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,9<br />
Prozent auf 29,6 Millionen €. Die Investitionen<br />
von 46 Millionen €<br />
konnten wiederum vollständig durch<br />
den gestiegenen Brutto-Cash-Flow<br />
gedeckt werden.<br />
★ Geschäftsbereich KS Gleitlager:<br />
Dieser Bereich steigerte seinen Umsatz<br />
gegenüber dem Vorjahr um 8,8<br />
Prozent auf 160,2 Millionen €; ausschlaggebend<br />
dabei war ein starkes<br />
Mengenwachstum in allen Produktbereichen.<br />
<strong>Das</strong> Ergebnis vor Steuern<br />
(EBT) konnte unter anderem aufgrund<br />
der Restrukturierung des US-Geschäftes<br />
mit 15,1 Millionen € mehr als verdoppelt<br />
werden. Die Investitionen<br />
von 8,8 Millionen € wurden mit einem<br />
Brutto-Cash-Flow von 18,9 Millionen<br />
€ vollständig durch das laufende<br />
Geschäft finanziert. Die Kapitalrentabilität<br />
stieg um nahezu 20 Prozentpunkte<br />
auf 38,4 Prozent.<br />
★ Geschäftsbereich Aluminium-Technologie:<br />
<strong>Das</strong> größte vollständig organische<br />
Umsatzwachstum erzielte die<br />
KS Aluminium-Technologie <strong>AG</strong> mit +<br />
23 Millionen €. Besonders hervorzuheben<br />
ist jedoch die operative Ergebnisverbesserung:<br />
Nach Verlusten im<br />
EBIT von -13,3 Millionen € in 2002<br />
und -3,3 Millionen € in 2003 wurde<br />
der Turnaround in 2004 mit einem Ge-<br />
winn von fünf Millionen € geschafft;<br />
das entspricht einer Umsatzrendite<br />
von 2,7 Prozent. Die Investitionen von<br />
12,9 Millionen € konnten auch bei<br />
der AT<strong>AG</strong> vollständig aus dem eigenen<br />
Brutto-Cash-Flow von 13,6 Millionen<br />
€ finanziert werden.<br />
★ Geschäftsbereich Motor Service:<br />
Der Bereich Motor Service, in dem die<br />
weltweiten Aktivitäten im Aftermarket<br />
zusammengefasst sind, erzielte 2004<br />
einen Umsatz von 161,4 Millionen €<br />
und lag damit um 16,5 Prozent über<br />
dem Vergleichswert des Vorjahres.<br />
Neben dem Ausbau der Marktstellung<br />
in der Türkei und Brasilien hat hierzu<br />
vor allem die bereits erwähnte Akquisition<br />
im Bereich Motorenteile in<br />
Deutschland beigetragen. Im Wesentlichen<br />
bedingt durch die mit dieser<br />
Akquisition einhergehenden Sonderaufwendungen<br />
zur Integration der<br />
neuen Unternehmen ging das Ergebnis<br />
vor Ertragssteuern von 14,2 Millionen<br />
€ auf elf Millionen € zurück. Der<br />
Brutto-Cash-Flow erhöhte sich von<br />
Angepeilte operative<br />
Ziele erneut getoppt<br />
8,9 Millionen € auf 10,2 Millionen €,<br />
die Gesamtkapitalrentabilität betrug<br />
19,1 Prozent.<br />
Was die strategischen Geschäftsziele<br />
für 2005 betrifft, so konzentriert<br />
sich die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-<br />
Gruppe laut Vorstandschef Kleinert<br />
auf die Fortsetzung der Innovationsoffensive<br />
mit dem Ziel der Erschließung<br />
weiterer ertragsstarker Marktsegmente<br />
und die konsequente Umsetzung<br />
der Internationalisierungsstrategie<br />
mit den Schwerpunkten Asien/Pazifik<br />
sowie Nord- und Südamerika.<br />
Darüber hinaus stehen die weitere<br />
Optimierung von Geschäftsprozessen<br />
und Strukturen sowie die Fortführung<br />
des straffen Working-Capital-<br />
Managements zur Stärkung der Finanzkraft<br />
im Fokus.<br />
Kleinert: „Wir gehen bei unserer Planung<br />
für das laufende Geschäftsjahr<br />
von einer weiterhin stabilen Situation<br />
im westeuropäischen und deutschen<br />
Markt und einer schnellen Belebung<br />
der Absatzmärkte in USA und China<br />
aus. Ferner setzen wir eine Entwicklung<br />
der Währungsrelationen voraus,<br />
die dem realen Wirtschaftsverlauf<br />
entspricht. Unter diesen Voraussetzungen<br />
erwartet die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<br />
<strong>Pierburg</strong>-Gruppe für das Gesamtjahr<br />
2005 eine wiederum gute Performance<br />
auf dem Niveau des Vorjahres.“ dp<br />
Fotos (2): Thomas Klink
Seite 4 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Informationen aus erster Hand gab's für die Journalisten auch beim Besuch in Hartha – von Fertigungsleiter Rolf Bauer (l.) ebenso wie von KSPG-Vorstandschef Dr. Gerd Kleinert (mit elektrischer Kühlmittelpumpe).<br />
IAA-Vorpressekonferenz fand in Dresden statt<br />
Technische Kompetenz<br />
und Innovationskraft<br />
he Dresden. Über die Ausstellungs-<br />
Highlights der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />
auf der 61. Internationalen<br />
Automobil-Ausstellung (IAA) in<br />
Frankfurt am Main (15. – 25. September<br />
2005) informierte das Unternehmen<br />
jetzt die Regional- und Fachpresse<br />
auf einer Pressekonferenz in Dresden.<br />
Die Teilnahme des gesamten Vorstands<br />
des Automobilzulieferers sowie<br />
die Mitwirkung aller Entwicklungschefs<br />
der einzelnen Geschäftsbereiche<br />
sorgte für die notwendige fachliche<br />
Untermauerung der technischen Präsentationen<br />
und unterstrich außerdem<br />
vor den aus ganz Deutschland angereisten<br />
Medienvertretern die Wichtigkeit,<br />
die dieser in IAA-Jahren turnusmäßigen<br />
Veranstaltung im Hause beigemessen<br />
wird.<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> lädt zu dieser<br />
Veranstaltung regelmäßig vor den<br />
Messen ein, um den Fachmedien so<br />
die Gelegenheit zu geben, noch vor der<br />
Messe auf technische Neuerungen hinweisen<br />
zu können. Dresden bot sich<br />
dabei als idealer Standort an, zumal<br />
der Standort Hartha in erreichbarer Nähe<br />
der sächsischen Metropole liegt –<br />
ähnlich wie das neu errichtete tschechische<br />
<strong>Pierburg</strong>-Werk in Ústí nad Labem,<br />
das am Folgetag der Veranstaltung<br />
ebenfalls im Beisein der Pressevertreter<br />
eingeweiht wurde (siehe Beitrag<br />
auf „Profil“-Seite 3).<br />
Vorstandschef Dr. Gerd Kleinert erläuterte<br />
den Journalisten dabei neben der<br />
aktuellen Geschäftsentwicklung und<br />
den wesentlichen Ereignissen des vergangenen<br />
und laufenden Jahres unter<br />
anderem die Zielsetzung für den Auftritt<br />
von <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> auf<br />
der weltweit größten und wichtigsten<br />
Messe der internationalen Automobilindustrie:<br />
War der Messestand 2003<br />
noch geprägt von den zentralen Themen<br />
„Ressourcenschonung“ und „Umweltorientierung“,<br />
so wird die diesjährige<br />
Präsenz in Frankfurt die technische<br />
Kompetenz und Innovationskraft des<br />
it zahlreichen systemtechnischen<br />
Highlights<br />
präsentiert sich die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Firmengruppe<br />
auf der diesjährigen<br />
IAA in Frankfurt am Main. Der<br />
Tenor des Messeauftritts ist eindeutig:<br />
Herausgestellt werden die technische<br />
Kompetenz und die Innovationskraft<br />
des Unternehmens. Hier ein Überblick<br />
über die Produktneuheiten:<br />
Geschäftsbereich Kolben<br />
● Der Pumpkühlkanal von DynamiKS<br />
erreicht einen schnelleren<br />
Durchsatz des Kühlöls im Kolben und<br />
senkt die Temperatur im Bereich der<br />
ersten Ringnut.<br />
● Nennenswerte Markterfolge: Trotz<br />
seines niedrigen Gewichts erzielt der<br />
Leichtbaukolben LiteKS eine Verbesserung<br />
der Dauerfestigkeit und birgt<br />
darüber hinaus Potenzial für weitere<br />
Entwicklungen.<br />
Unternehmens herausstellen. Dem entspricht<br />
natürlich auch der Messestand,<br />
der in seiner Gesamterscheinung mit<br />
zwei übergroßen Kolben ein technikorientiertes<br />
Outfit und einen einladenden<br />
Charakter erhalten wird.<br />
Ganz im Zeichen innovativer Entwicklungen<br />
aus den Gruppenunternehmen<br />
wird der in diesem Jahr um fünf Meter<br />
verlängerte Stand in Halle 8 (F 04) seine<br />
Besucher mit einer eigens erstellten<br />
3-D-Animation über die verschiedenen<br />
Produktgruppen empfangen und so deren<br />
Funktionen in und am Motor auf<br />
faszinierende Weise verdeutlichen und<br />
erläutern. Interessierte Besucher können<br />
sich dabei im öffentlichen Bereich<br />
des rund 400 Quadratmeter großen<br />
Standes umfassend über die Produkte<br />
der Firmengruppe informieren. Für vertrauliche<br />
Informationen steht zudem<br />
ein so genannter Tech-Room bereit, der<br />
über eine spezielle Eingangskontrolle<br />
verfügt und in dem interessierten Kunden<br />
laufende Entwicklungsprojekte detailliert<br />
und in ruhiger Atmosphäre vorgestellt<br />
werden können.<br />
Im weiteren Verlauf der Pressekonferenz<br />
stellten die Vorsitzenden der<br />
Gruppenunternehmen die Produkt-<br />
Schwerpunkte aus den einzelnen Geschäftsbereichen<br />
vor (siehe Kasten<br />
am Fuß dieser „Profil“-Seite) und<br />
standen den Fachleuten für Fragen<br />
vom <strong>AG</strong>R-Kühler-Modul bis zum Laserschweißen<br />
von Hybridgleitlagern zur<br />
Verfügung.<br />
Ein anschließender Besuch im <strong>Pierburg</strong>-Werk<br />
in Hartha gab Gelegenheit,<br />
einmal mehr den Wandel zu dokumentieren,<br />
den der Standort in den Jahren<br />
seiner Zugehörigkeit zu <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> durchlaufen hat. Gleichzeitig<br />
wurde eine Weltneuheit präsentiert:<br />
Mit der in Hartha für BMW produzierten<br />
Elektrischen Kühlmittelpumpe hat <strong>Pierburg</strong><br />
als derzeit einziger Hersteller<br />
weltweit, der mit diesem Produkt in Serie<br />
ist, buchstäblich die innovative Nase<br />
vorn.<br />
● ContureKS steigert das Kühlvolumen,<br />
ohne die Spannung im Kolben<br />
selbst zu erhöhen, und kann zudem<br />
mit einer Kombikühlung für den Kolbenboden<br />
kombiniert werden.<br />
● Heavy duty means steel: <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
geht mit einem neu entwickelten<br />
Stahl-Nkw-Kolben in Serie.<br />
Geschäftsbereich <strong>Pierburg</strong><br />
● Kostengünstige High Performance<br />
Drosselklappe mit integrierter Lageregelung<br />
schafft bisher nicht erreichte<br />
Positioniergeschwindigkeit und ist<br />
20% schneller und leichter.<br />
● <strong>AG</strong>R-Kühler-Modul senkt Abgastemperatur<br />
um 180°C, macht so eine<br />
erhöhte <strong>AG</strong>R-Rate möglich und reduziert<br />
NOx-Bildung deutlich.<br />
● Integriertes Saugrohrmodul aus<br />
Aluminium verbessert Schadstoffverhalten<br />
und Wirkungsgrad des<br />
Motors bei gleichzeitigen Gewichts-<br />
<strong>Das</strong> Messegelände in Frankfurt am Main ist Mitte September 2005 Treffpunkt der 61. Internationalen Automobil-Ausstellung.<br />
Neuss. Am 22. Juni 2005 wurde bei<br />
<strong>Pierburg</strong> die nächste wichtige Runde<br />
von „Drive“ eingeläutet – die Vorstellung<br />
der neuen Organisationsstruktur.<br />
„Durch die Einführung des neuen<br />
Phasenmodells und des Gate-Review-<br />
Managements wurde eine Optimierung<br />
und Anpassung der Geschäftsprozesse<br />
notwendig“, so Geschäftsführer<br />
Peter-Sebastian Krause. Geschäftsführung<br />
und ein kleines Team<br />
der ersten Führungsebene haben die<br />
neuen Strukturen und Prozesse zusammen<br />
erarbeitet, denn „Wir möchten<br />
Technologie- und Kostenführer in<br />
der Automobilindustrie sein und unsere<br />
herausragende Marktposition<br />
und Qualität stärken, deshalb haben<br />
wir die ,Business Unit Organisation‘<br />
(BU-Organisation) ins Leben gerufen“,<br />
meint Drive-Projektverantwortlicher<br />
Dr. Karl Wübbeke. Die Business<br />
und Packaging-Vorteilen in der Montage.<br />
● Neuentwickeltes Niederdruck-<strong>AG</strong>R<br />
speziell für Turbodieselmotoren erreicht<br />
Schaltzeiten von 75 Millisekunden.<br />
● Mit ihren sehr unterschiedlichen<br />
Anwendungsmöglichkeiten werden<br />
Abgasklappen von der Akustikoptimierung<br />
bis zur Schadstoffreduzierung<br />
eingesetzt.<br />
● Elektrische Kühlmittelpumpen,<br />
wie sie <strong>Pierburg</strong> als weltweit erster<br />
Hersteller in Serie produziert, bieten<br />
viele Vorteile in der Motorkühlung. In<br />
Zukunft sind aber auch weitere Einsatzfelder<br />
im Automobilbau denkbar.<br />
● Mit dem neuen elektrischen Sekundärluftventil<br />
werden unabhängig<br />
von Pumpen- bzw. Unterdruck schnelle<br />
Reaktionszeiten und eine hohe Öffnungskraft<br />
erzielt.<br />
Unit verantwortet für ein Geschäftsfeld<br />
alle produktrelevanten Aufgaben<br />
und ist das Ohr zum Markt.<br />
Für jedes BU-Mitglied wurden Kompetenz-<br />
& Aufgabenbereiche festgelegt.<br />
Diese klare Strukturierung senkt<br />
das mögliche Konfliktpotenzial und<br />
hilft dabei, Projekte schneller und<br />
effizienter zu managen, eben mit<br />
„Drive“.<br />
Die wesentlichen Unterschiede zur<br />
bisherigen Organisation sind neben<br />
Es geht weiter mit „Drive“<br />
der Aufteilung in nun fünf Produktbereiche<br />
die Zuordnung von allen Aufgaben<br />
und Verantwortungen rund um<br />
das jeweilige Produkt in die neu geschaffenen<br />
Business Units.<br />
Wübbeke: „Diese neue Struktur hilft<br />
uns dabei, unsere Produkte optimal<br />
im Markt zu positionieren; sie bewirkt<br />
außerdem die Fokussierung auf produktspezifische<br />
Innovationen und<br />
GB Aluminium-Technologie:<br />
● AT<strong>AG</strong> entwickelt mit dem Einsatz<br />
von MMC (Aluminium-Matrix-Verbundstoffen)<br />
Zukunftskonzepte mit verbessertem<br />
Kosten/Nutzen-Verhältnis und<br />
hohem Potenzial für künftige Einsätze<br />
im Bau von Motorblöcken.<br />
● Auch beim Diesel: Der Leichtbauwerkstoff<br />
Aluminium hält im Hinblick<br />
auf Optimierungsmöglichkeiten bei<br />
Legierung, Wärmebehandlung und<br />
Gießverfahren noch ein ansehnliches<br />
Potenzial vor, das für zukünftige Entwicklungen<br />
im Pkw-Dieselbereich genutzt<br />
werden kann.<br />
Geschäftsbereich Gleitlager<br />
● Neu entwickelt für den Einsatz in<br />
hochbelasteten Otto- und Dieselmotoren<br />
wurde ein bleifreier Stahl-Aluminium-Verbundwerkstoff<br />
mit einer extrem<br />
hohen spezifischen Tragfähigkeit von<br />
85 MPa.<br />
konsequente Gestaltung von Produktions-<br />
und Prozesstechnologien. Last<br />
but not least hilft sie durch die Konzentration<br />
auf System- oder Komponentengeschäft,<br />
Produktsynergien<br />
zielgerichtet zu realisieren.“<br />
Die Hauptziele der neuen Organisation<br />
sind die bessere Nutzung der<br />
Markt- und Kostenpotenziale durch<br />
„Mehr Unternehmer in Unternehmen“<br />
sowie die Schaffung einer durchgängigen,<br />
weltweiten Verantwortung für<br />
die gesamte Produktlebenszeit. Hinzu<br />
kommen in diesem Zusammenhang<br />
die Steigerung der Leistungsfähigkeit<br />
zur Produktentwicklung durch<br />
die erfolgreiche Implementierung von<br />
Drive, die Nutzung bestehender Synergien<br />
im Forschungs- und Entwicklungsbereich<br />
sowie die Schaffung von<br />
zeitlichen Spielräumen für strategische<br />
Themen. pm<br />
● Für größte dynamische Tragfähigkeit<br />
sowie höchste Verschleißfestigkeit<br />
wurde ein bleifreies Sputterlager<br />
für Pleuellagerungen in hochbelasteten<br />
Dieselmotoren entwickelt, das die<br />
Leistungsfähigkeit aller bisher am<br />
Markt verfügbaren bleihaltigen Sputterlager<br />
deutlich übertrifft.<br />
● Die Leistungsfähigkeit des neuen<br />
Stahl-Kunststoffverbundwerkstoffes<br />
(P210) kommt insbesondere in Anwendungen<br />
mit hohem Mischreibungsanteil<br />
wie z. B. bei Diesel-Einspritzpumpen<br />
zur Geltung. Ist der Einsatz ähnlicher<br />
Werkstoffe bei ca. 140 °C begrenzt,<br />
so erträgt der neue Werkstoff mühelos<br />
250 °C und weist zudem extrem niedrige<br />
Verschleiß- und Reibwerte auf.<br />
● <strong>Das</strong> Laserschweißen von Hybridgleitlagern<br />
stellt als moderne Schüsseltechnologie<br />
auch eine vielversprechende<br />
Anwendung zum Fügen von<br />
Gleitelementen dar. he<br />
Fotos (2): Thomas Klink<br />
Foto: Messe Frankfurt
Fotos (2): Atelier Lünig/Bad Friedrichshall<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 5<br />
Stark: Produkte zur Unterdruckerzeugung.<br />
uch in anderen Weltregionen<br />
ist die MSI erfolgreich<br />
im Aftermarket-Geschäft<br />
vertreten.<br />
So berichtet zum Beispiel<br />
Jens Muhl, neben<br />
Weißrussland und anderen<br />
osteuropäischen Staaten zuständig<br />
für die seit Mai 2004 zur EU<br />
gehörende Mittelmeerinsel Zypern:<br />
„Vor kurzem führten wir ein <strong>Pierburg</strong>-<br />
Schulungsseminar durch. 300 Werkstattbesitzer<br />
waren anwesend. Der<br />
Umsatz, speziell von <strong>Pierburg</strong>-Ersatzteilen,<br />
wächst zusehends von Monat<br />
zu Monat. Bereits jetzt haben wir mit<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong>- und <strong>Pierburg</strong>-Produkten<br />
im griechischen Teil Zyperns einen<br />
Marktanteil von 80 Prozent.“<br />
Deutschlands Nachbarland und EU-<br />
Mitbegründer Frankreich kennt und<br />
schätzt die <strong>Kolbenschmidt</strong>-Qualität<br />
seit vielen Jahrzehnten. Denis Moreau<br />
ass seit über einem Jahr die<br />
acht osteuropäischen Länder<br />
Estland, Lettland, Litauen,<br />
Polen, Slowakei, Slowenien,<br />
Tschechien und Ungarn<br />
zur EU gehören, machte sich bei<br />
der MSI bereits im vergangenen Geschäftsjahr<br />
in einer sprunghaft nach<br />
oben angestiegenen Umsatzentwicklung<br />
bemerkbar. Mit Bulgarien und Rumänien<br />
stehen zudem weitere neue<br />
EU-Anwärter für das Jahr 2007 bereit.<br />
Großes Potenzial zur Umsatzsteigerung<br />
ist weiterhin in den Nicht-EU-<br />
Ländern in Osteuropa vorhanden.<br />
Der größte „Brocken“ entfällt dabei<br />
seit Jahren auf Russland. Auch in allen<br />
anderen Ländern der GUS (Gemeinschaft<br />
unabhängiger Staaten<br />
der ehemaligen Sowjetunion) kletterte<br />
der Umsatz bereits in den letzten<br />
15 Jahren unaufhaltsam nach oben –<br />
Tendenz weiter steigend.<br />
MSI-Umsatz: 90 Prozent stammen aus Exportgeschäft<br />
Rund um den Globus<br />
Erstausrüster-Qualität<br />
Neckarsulm. Die MSI Motor Service<br />
International GmbH in Neckarsulm, eine<br />
Tochtergesellschaft der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong>, hat im vergangenen<br />
Jahr einmal mehr mit dazu beigetragen,<br />
den Trend zu Spitzenwerten im<br />
Exportgeschäft in Deutschland zu halten.<br />
Zur Erinnerung: Trotz der im Vergleich<br />
zum US-Dollar starken €-Währung<br />
stieg der Wert der deutschen Ausfuhren<br />
2004 nach einer Veröffentlichung<br />
des statistischen Bundesamtes<br />
um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr,<br />
und zwar auf insgesamt 730,9 Milliarden<br />
€. Somit hat die deutsche Wirtschaft<br />
mehr Waren exportiert als jedes<br />
andere Land der Welt. <strong>Das</strong> Exportgeschäft<br />
wird als „Hauptmotor der deutschen<br />
Wirtschaft“ bezeichnet.<br />
Die MSI beliefert heute bereits 121<br />
der 192 aktuell existierenden Staaten<br />
auf der Welt. Ihre Waren finden in Alaska<br />
und in Argentinien, am Nordkap<br />
(Norwegen) und am „Kap der Guten<br />
<strong>Das</strong> Produktportfolio der MSI – hier ein Blick ins Sortiment – ist weltweit gefragt.<br />
ist Franzose und seit 18 Jahren für die<br />
MSI dienstlich unterwegs. „Mit den<br />
auf politischer Ebene geführten<br />
Freundschaften de Gaulle-Adenauer<br />
und Chirac-Schröder können wir auf<br />
geschäftlicher Basis durchaus mithalten.<br />
Mit der Firma KS Motorac S.A.S. in<br />
Lyon haben wir eine eigene Tochtergesellschaft<br />
im Land und sind direkt mit<br />
einem hochmodernen Lager vor Ort<br />
präsent. <strong>Kolbenschmidt</strong>-Qualität wird<br />
hier ganz groß geschrieben. Durch Erweiterung<br />
unserer Produktpalette wird<br />
der Markt weiter anwachsen.“<br />
Die EU-Länder Spanien, Italien, Portugal<br />
und England bleiben auf hohem<br />
Umsatzniveau, weil starkes Qualitätsbewusstsein<br />
Priorität hat. In Skandi-<br />
In den osteuropäischen Staaten war<br />
es schon zu Ostblock-Zeiten ein Plus,<br />
dass die Firma <strong>Kolbenschmidt</strong> als<br />
Erstausrüster Nutzfahrzeughersteller<br />
wie zum Beispiel die Firma Raba in<br />
Ungarn, die in MAN-Lizenz Ikarus-Motoren<br />
herstellte, belieferte. Der Senior-Sales-Manager<br />
der MSI, Manfred<br />
Mosthaf, bereist schon seit 40 Jahren<br />
den osteuropäischen Markt und<br />
kennt ihn wie seine Westentasche:<br />
„Seit Jahren werden die Ikarus-Busse<br />
und MAN-Nutzfahrzeuge im gesamten<br />
osteuropäischen Bereich mit unseren<br />
Ersatzteilen ausgerüstet.“<br />
Trotz der Krisen und Gefahren, wie<br />
zum Beispiel in den Ländern Ex-Jugoslawiens<br />
während des zehnjähri-<br />
navien sind <strong>Kolbenschmidt</strong>-Produkte<br />
in Erstausrüster-Qualität – speziell im<br />
Nutzfahrzeugbereich durch DAF, Volvo<br />
und Scania – stark vertreten. Dies<br />
wirkt sich auch auf die MSI-Umsätze<br />
positiv aus.<br />
In den Ländern Marokko, Tunesien,<br />
Algerien, Madagaskar und Mali gibt es,<br />
bedingt durch deren Vergangenheit als<br />
französische Kolonialstaaten, immer<br />
noch einen europäischen Fahrzeugmarkt<br />
mit großem Reparaturbedarf.<br />
Denis Moreau, der auch diesen französisch-sprachigen<br />
Teil der Welt betreut,<br />
berichtet: „In Marokko und Tunesien<br />
konnte bis vor vier Jahren jeder, der in<br />
Frankreich arbeitete, einmal jährlich<br />
nach Hause fahren und dabei ein Fahr-<br />
gen Krieges, hat der 60-jährige Osteuropa-Experte<br />
der MSI die Länder zu<br />
Zeiten des Umbruchs unentwegt besucht,<br />
um „zur rechten Zeit für neue<br />
Firmen in modernisierten Strukturen<br />
der richtige Ansprechpartner zu<br />
sein“: „Dabei waren zu Beginn der<br />
Einführung der freien Marktwirtschaft<br />
in den ehemaligen Ostblock-Staaten<br />
auch noch die alten Kontakte sehr<br />
wichtig“, erinnert sich Mosthaf.<br />
Entsprechend der damit verbundenen<br />
Umsatzsteigerung wird der Bereich<br />
Osteuropa mittlerweile von drei<br />
Gebietsverkaufsleitern betreut. Jana<br />
Johanides, die schon seit längerem<br />
mit Russland den umsatzstärksten regionalen<br />
Markt betreut, erzählt:<br />
zeug für die Familie überführen. So kamen<br />
hauptsächlich Peugeot 404 in<br />
diese Länder. Nach wie vor werden unsere<br />
heiß begehrten ‚Super kits‘ (Kolben,<br />
Zylinderbuchsen und Dichtungssatz)<br />
im Reparaturmarkt in großen<br />
Stückzahlen benötigt. In vielen Regionen<br />
dieser Länder gibt es nur Wüste.<br />
Der Sand setzt sich im ganzen Motor<br />
Qualität hat einen Namen: „KS Alemania“<br />
fest; die Motorenteile müssen oftmals<br />
schon nach nur zwei Jahren ausgewechselt<br />
werden“, ergänzt der in<br />
Deutschland lebende Normanne.<br />
In Südamerika zeigt die MSI auf dem<br />
Nutzfahrzeug-Sektor ebenfalls mit Erfolg<br />
Flagge. Nicht von ungefähr übrigens:<br />
Bei Herstellern wie Volvo und<br />
Scania, die auf dem südamerikani-<br />
„Durch die Öffnung zum Westen entstand<br />
ein enormer Nachholbedarf.<br />
Den größten Ruck gab es zur Jahrtausendwende.<br />
Allein von 1999 auf 2000<br />
konnte der Umsatz verdoppelt werden.<br />
Weil alles schnell gehen musste<br />
und die Kunden nicht warten wollten,<br />
wurden die MSI-Produkte von so genannten<br />
Abholern direkt von Neckar-<br />
Großes Potenzial im Osten Europas<br />
sulm über 2000 bis 3000 Kilometer<br />
Entfernung per Lastkraftwagen zu ihrem<br />
Lager transportiert. Heute gibt es<br />
spezialisierte Speditionen, die unsere<br />
Ware schnell und zuverlässig nach<br />
Russland bringen.“ Ähnliches gilt<br />
auch für Weißrussland und die Ukraine,<br />
den nach Russland umsatzstärksten<br />
Ländern der GUS. kbr<br />
Hoffnung“ in Südafrika ebenso Abnehmer<br />
wie in Sibirien und in Neuseeland.<br />
96 Millionen € der 106 Millionen € Gesamtumsatz<br />
im Jahr 2004, also 90 Prozent,<br />
wurden als Exporte weltweit getätigt.<br />
Knapp 50 Prozent davon entfielen<br />
im zurückliegenden Jahr auf Staaten<br />
der EU und auf Nicht-EU-Länder in Europa.<br />
255 Mitarbeiter in Deutschland und<br />
110 Beschäftigte der MSI-Gruppe weltweit<br />
kümmern sich um die Belange der<br />
Kunden. „Wir liefern Motorenteile in<br />
höchster Qualität. Unsere Kunden wünschen<br />
zusätzlich technische Beratung<br />
und Verkaufsunterstützung. Als Problemlöser<br />
für Handel und Werkstatt bieten<br />
wir unseren Partnern umfangreiche<br />
Dienstleistungen und die technische<br />
Kompetenz als Tochtergesellschaft eines<br />
großen Automobilzulieferers.“<br />
Hansjörg Rölle, Geschäftsführer der<br />
Motor Service International GmbH,<br />
nennt dies das „MSI plus – Konzept“. Dubai ist für MSI-Chef Hansjörg Rölle „wirtschaftliche Drehscheibe und strategisches Sprungbrett“ für den Mittleren Osten.<br />
Jüngstes Beispiel für die Umsetzung<br />
dieses Konzeptes im Markt ist die gemeinsame<br />
Pressekonferenz der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> <strong>AG</strong> und der Motor<br />
Service International GmbH in Dubai<br />
vor wenigen Wochen. Dr. A. Safieddine,<br />
Geschäftsinhaber der Firma Apex und<br />
seit langem MSI-Partner im Mittleren<br />
Osten, hatte dieses Meeting im Hotel<br />
Madinat Jumeirah in Dubai organisiert.<br />
Geladen war ein ausgewähltes Fachpublikum<br />
der arabischen Medien. MSI-<br />
Chef Rölle: „Die Pressekonferenz in Dubai<br />
hatte zum Ziel, die Marke ,<strong>Kolbenschmidt</strong>‘<br />
im Mittleren Osten noch bekannter<br />
zu machen.“<br />
Mit der Jebel Ali Freezone, der größten<br />
Freihandelszone der Welt, wurde<br />
Dubai in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten zum Magnet. Mehr als 1300<br />
Firmen haben sich dort bereits niedergelassen.<br />
Die Steuer- und Zollfreiheit<br />
und eine hervorragende Infrastruktur<br />
öffnen hier die Tore zu einem Markt mit<br />
1,4 Milliarden Konsumenten. „Dubai ist<br />
die Drehscheibe und das strategische<br />
Sprungbrett für den Mittleren Osten“,<br />
erläutert Hansjörg Rölle: „Deshalb war<br />
es wichtig, in diesem expandierenden<br />
Markt einen Bogen zu spannen zwischen<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong> als Erstausrüster<br />
namhafter Fahrzeug- und<br />
Motorenhersteller und der Motor Service<br />
International GmbH als Ergänzung<br />
für den Aftermarket-Bereich.“<br />
Weltweit profitiert das Exportgeschäft<br />
der MSI davon, dass <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
<strong>Pierburg</strong> unter anderem folgende<br />
Fahrzeughersteller als OEM-<br />
Kunden (OEM = Original Equipment<br />
Manufacturer) beliefert: Citroën, Iveco,<br />
BMW, DAF, Opel, Nissan, Perkins,<br />
Deutz, Toyota, Peugeot, Mazda, Ford,<br />
Fiat, MAN, Mercedes Benz, General<br />
Motors, MWM Diesel, VW und Volvo.<br />
Die Kolben und Gleitlager als Haupt-<br />
produkte von <strong>Kolbenschmidt</strong> sind<br />
schon seit 50 Jahren als Garant für<br />
Qualität im Erstausrüstermarkt international<br />
bekannt. In Ergänzung für den<br />
internationalen Aftermarket-Bereich<br />
liefert die MSI Ringsätze, Zylinderlaufbuchsen,<br />
Filter, Wasserpumpen, Zylinderköpfe<br />
und Ventile an Motoreninstandsetzer<br />
weltweit. <strong>Das</strong>selbe gilt für<br />
die Erstausrüster-Qualität der <strong>Pierburg</strong>-Produkte<br />
(z. B. Kraftstoffpumpen,<br />
Abgasrückführventile, Klappenstutzen,<br />
Luftmassensensoren, Vakuumpumpen).<br />
Durch gezielte Vermittlung<br />
von technischem Know-how und durch<br />
Unterstützung für Werkstätten gibt es<br />
für <strong>Pierburg</strong>-Produkte in diesem Zusammenhang<br />
ein großes Potenzial in<br />
wachsenden Märkten. Noch einmal<br />
MSI-Chef Rölle: „Mit den Produkten<br />
von <strong>Kolbenschmidt</strong> und <strong>Pierburg</strong> haben<br />
wir zwei starke Marken unter einem<br />
Dach.“ Karin Brück<br />
schen Kontinent über hohe Marktanteile<br />
verfügen, sitzt <strong>Kolbenschmidt</strong> in<br />
der Erstausrüstung mit am Tisch – ein<br />
Vorteil, der sich einmal mehr auch im<br />
Ersatzteilgeschäft der MSI auszahlt.<br />
„Ein weiterer wesentlicher Pluspunkt<br />
ist, dass in Brasilien die MSI-Tochtergesellschaft<br />
KSPA (KS Produtos Automotivos/Nova<br />
Odessa) den Markt vor<br />
Ort bedient. Mit steigenden Umsatzzahlen“,<br />
ergänzt Faustino Minchella,<br />
der mehrere Jahre in Brasilien gelebt<br />
bzw. gearbeitet hat und die Firma<br />
KSPA mit seinem profunden Fachwissen<br />
unterstützt hat.<br />
Auch in Bolivien, Peru und Chile gibt<br />
es ein hohes Nutzfahrzeug-Aufkommen;<br />
vorrangig sind dies Volvo- und<br />
Scania-Fahrzeuge. Assemblies sind<br />
hier die Haupt-Exportartikel. MSI-Vertriebsexperte<br />
Jakob Roos: „Qualität<br />
hat in Südamerika einen Namen: ,KS<br />
Alemania‘.“ kbr<br />
Foto: dpa
Seite 6 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Open Community für offene Schnittstellen<br />
Eine Gemeinschaft<br />
von Wettbewerbern<br />
emeinsam mit den Unternehmen<br />
Atos Origin,<br />
Diehl BGT Defence, CO-<br />
NET, CSC Ploenzke, ESG,<br />
IBM Deutschland, Thales<br />
Defence Deutschland und<br />
Unilog Systems gehört<br />
die Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH (RDE) zur Open Community. Die<br />
beteiligten Firmen sind zum Teil im<br />
Markt Wettbewerber und verpflichten<br />
sich, auf Basis anerkannter, offener ziviler<br />
und militärischer Standards in einem<br />
firmenübergreifenden Ansatz Interoperabilität<br />
zum Nutzen der Bundeswehr<br />
zu realisieren. Grund dafür ist die<br />
Neuausrichtung der Bundeswehr, die<br />
unter anderem mehr interne Kommunikation<br />
erfordert. Waren bisher alle Hersteller<br />
daran interessiert, ihre Eigenentwicklungen<br />
zu schützen, so gilt zunehmend<br />
der Ansatz, militärische Einsätze<br />
teilstreitkraftübergreifend (Joint) und in<br />
Koalitionen durchzuführen (Combined).<br />
Dies bedarf auch industriell einer engeren<br />
Abstimmung zwischen den Unternehmen<br />
und ihren Systemen.<br />
Ein regelrechter Verbund will die<br />
Open Community hingegen nicht sein,<br />
sondern stets eine offene Arbeitsgruppe,<br />
wie Joachim Dierig betont, der bei<br />
Rheinmetall Defence Electronics GmbH<br />
mit dem Thema federführend befasst<br />
ist: „Die Mitglieder werden natürlich<br />
auch künftig bei Ausschreibungen gegeneinander<br />
antreten, ein Zusammengehen<br />
würde aus kartellrechtlichen<br />
Gründen gar nicht möglich sein. Aber<br />
wir müssen alle lernen, nicht mehr nur<br />
unsere Techniken zu schützen, um<br />
möglicherweise Anschlussaufträge zu<br />
erhalten. Denn unsere Auftraggeber<br />
Foto: Marion Schlender<br />
dk Bremen. Unterschiedlichste Systeme, Standards und Techniken für den Informationsaustausch<br />
sind bei den Streitkräften im Einsatz. <strong>Das</strong> Nebeneinander<br />
in den Waffengattungen findet seine Entsprechung in unterschiedlichsten Kommunikationssystemen<br />
der verschiedenen Nationen. Offene Schnittstellen oder<br />
Standards – wie etwa in der Computerbranche üblich – fehlen heute häufig noch.<br />
Der Wunsch nach Interoperabilität nimmt jedoch vor dem Hintergrund multinationaler<br />
und gemischter Verbände zu. Dieser Aufgabe hat sich die Interessengemeinschaft<br />
„Open Community“ verschrieben, in der sich auch die Rheinmetall-DeTec-Firmengruppe<br />
engagiert: Offene Standards für militärische Systemarchitekturen<br />
sind das Ziel der Open Community. Die Bundeswehr und andere<br />
Streitkräfte sollen von leistungsfähigen technischen Lösungen profitieren, die<br />
auf gemeinsamen Standards basieren und dadurch netzwerkfähig werden.<br />
ie Transformation der<br />
Streitkräfte ist in vollem<br />
Gange. Künftig werden<br />
sich die Armeen stärker<br />
daran orientieren, welche<br />
Fähigkeiten sie benötigen,<br />
und daran ihre Beschaffung<br />
ausrichten. Zum Einsatz<br />
kommen gemischte Verbände, die<br />
auch auf unterster Ebene in der Lage<br />
sein müssen, miteinander zu kommunizieren.<br />
Durch Network Enabled Capabilities<br />
(NEC) soll diese Kommunikation<br />
erreicht werden; die Open Community<br />
wiederum schafft die Grundlagen<br />
dafür. Diese Kooperation unterschiedlichster<br />
Hersteller hat auch Konsequenzen<br />
für die Defence-Sparte von Rheinmetall,<br />
so Diplom-Ingenieur Joachim<br />
Dierig, General Manager für NEC bei der<br />
Rheinmetall Defence Electronics und<br />
derzeitig Sprecher der Open Community,<br />
im Gespräch mit „<strong>Das</strong> Profil“.<br />
Profil: Welche Aufgabe haben Sie<br />
übernommen?<br />
Dierig: Ich engagiere mich für Rheinmetall<br />
Defence in der Interessenge-<br />
NEC-Experte Joachim Dierig von der RDE.<br />
wollen offene Schnittstellen.“ Dies gilt<br />
seiner Ansicht nach zuerst für jene Systeme,<br />
die derzeit im Einsatz sind – wegen<br />
der zunehmenden internationalen<br />
Anforderungen an die Bundeswehr.<br />
Deren Einsatzverbände sind heute<br />
über alle Waffengattungen hinweg gemischt<br />
und müssen auch auf den unteren<br />
Führungsebenen kommunizieren<br />
können. „Da will man nicht mehr den<br />
Umweg über höhere Kommandoebenen<br />
wie Brigade, Division oder Korps<br />
nehmen, der umständlich und langsam<br />
ist“, so Dierig. Hinzu kommt die Zusammenarbeit<br />
bei multinationalen Einsätzen.<br />
Waren früher die Kampfverbände<br />
homogen, etwa ein Panzerbataillon,<br />
so besteht heute zum Beispiel das<br />
Problem, dass im Feld ein deutsches<br />
Fahrzeug nicht mit einem französischen<br />
kommunizieren kann. Dies führt<br />
dann in der Realität dazu, dass Informationen<br />
aus einem deutschen Verband<br />
bis zur Gefechtsstandebene<br />
hochlaufen müssen. Dort erst erfolgt<br />
dann der Austausch der Information,<br />
mündlich oder schriftlich, an die Partnerstreitkräfte,<br />
um dann wiederum den<br />
Weg durch deren Instanzen und Kommunikationssysteme<br />
bis ins Feld zu<br />
nehmen – ein denkbar umständliches<br />
Procedere.<br />
„Wir haben sehr viele eingeführte<br />
Systeme bei der Truppe, die keine offenen<br />
Schnittstellen haben. Dafür stets<br />
den Know-how-Schutz als Grund vorzuschieben,<br />
macht heute keinen Sinn<br />
mehr“, so Dierig. Langfristig habe es,<br />
so der gebürtige Westfale weiter, keinen<br />
Nutzen, wenn ein Unternehmen<br />
sich auf diese Weise Folgeaufträge erhoffe. <br />
meinschaft Open Community, die ja<br />
künftig offene Standards für militärische<br />
Systemarchitekturen ermöglichen<br />
soll. Damit hängt eng zusammen,<br />
den Streitkräften die Fähigkeit zu<br />
vernetzter Führung – so genannte Network<br />
Enabled Capabilities – zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Profil: Ist diese Aufgabe, da es sich<br />
ja vor allem um Kommunikationstechnik<br />
dreht, nur auf die RDE beschränkt?<br />
Dierig: Nein, eben nicht. Die Vision<br />
der Open Community, und damit auch<br />
die Fähigkeit zum vernetzten Handeln<br />
über verschiedene Systeme und Streitkräfte<br />
hinweg, berührt alle unsere Geschäftsbereiche.<br />
Ich bin zwar bei der<br />
RDE angesiedelt, arbeite aber in dieser<br />
Hinsicht eng mit den Bereichen<br />
Landsysteme, Waffe und Munition sowie<br />
Flugabwehrsysteme zusammen.<br />
Profil: Was heißt das genau?<br />
Dierig: Rheinmetall begleitet den<br />
Prozess der Transformation der Streitkräfte<br />
aktiv und gestaltet ihn mit. Es<br />
wird ja künftig nicht mehr so sein, dass<br />
Nachfolgebeschaffungen sich an Plattformen<br />
orientieren – getreu dem Motto:<br />
Ein Kampfpanzer ist 40 Jahre im<br />
Dienst, also wird ein Nachfolger konzipiert<br />
und bestellt. So werden Beschaffungen<br />
in Zukunft nicht mehr laufen.<br />
Eher wird gefragt: Brauchen wir überhaupt<br />
noch ein bestimmtes System?<br />
Profil: Was ändert sich dadurch?<br />
Dierig: In Zukunft wird fähigkeitsorientiert<br />
gedacht. Systeme werden für<br />
bestimmte Aufgaben gebraucht. Die-<br />
Leistungsfähige technische Lösungen: Die neue Open Community setzt sich für offene Schnittstellen in der Wehrtechnnik ein.<br />
Die Open Community wird künftig<br />
auch auf offene Standards setzen, die<br />
aus der zivilen Welt bekannt sind.<br />
Über dringend zu schützende Techniken<br />
könne und müsse man sich dann<br />
auf höherer Ebene wie der Nato einigen,<br />
sagt Joachim Dierig. Ein erster<br />
Ansatz auf diesem Weg ist das Software<br />
Defined Radio: So wie man einen<br />
Videorecorder auf einem PC nachahmen<br />
kann und dies heute breite Anwendung<br />
findet, so lässt sich durch<br />
spezielle Software ein Funkgerät auf<br />
dem Computer in einem Panzer nach-<br />
bilden. Vorteil: Je nachdem, welche<br />
Nationen in einem Verband zusammengefasst<br />
sind, werden die entsprechenden<br />
Konfigurationen ihrer Funkgeräte<br />
durch das Programm aufgerufen<br />
und virtuell nachgebildet. Die<br />
Kommunikation zwischen unterschiedlichen<br />
Funkgeräten und deren<br />
Techniken findet so von Einsatz zu<br />
Einsatz je nach Bedarf statt.<br />
Als Anbieter von Führungssystemen<br />
ist auch Rheinmetall Defence von die-<br />
se Aufgaben könnten durch einen<br />
Schützenpanzer abgedeckt werden,<br />
es kann aber auch ganz andere Möglichkeiten<br />
geben. <strong>Das</strong> heißt für Rheinmetall<br />
Defence, dass wir unsere Sichtweise<br />
bei der Entwicklung neuer Systeme<br />
ändern. Wir gehen also derzeit<br />
weg vom rein plattformorientierten<br />
Denken.<br />
Profil: Aber Plattformen gab es doch<br />
immer und gibt es weiterhin?<br />
Dierig: Ja, aber die militärischen<br />
Doktrinen haben sich geändert. Früher<br />
gab es die drei Gefechtsarten Angriff,<br />
Verteidigung und Verzögerung,<br />
in der beispielsweise die Plattform<br />
Kampfpanzer eine fest umrissene un-<br />
umstrittene Rolle hatte. Operationen,<br />
mit denen Streitkräfte heute konfrontiert<br />
werden, fordern eine deutlich<br />
breitere Fähigkeitspalette. Für zukünftige<br />
Beschaffungen wird grundsätzlich<br />
gefragt, mit welchem System kann ich<br />
optimal und möglichst viele der geforderten<br />
Fähigkeiten abdecken. Ein<br />
Kampfpanzer kann auch hier durchaus<br />
weiterhin eine Rolle spielen. Die Plattformen<br />
der Zukunft können jedoch<br />
auch ganz anders aussehen, als wir es<br />
uns heute vorstellen können.<br />
Profil: Was ergibt sich für Rheinmetall<br />
Defence daraus?<br />
Dierig: Als Rheinmetall Defence<br />
werden wir diese Anforderungen im<br />
sen Entwicklungen betroffen. „Wenn<br />
die Funkschnittstelle nicht offen ist,<br />
können die Daten dahinter nicht kommuniziert<br />
werden. Dies wollen wir mit<br />
der Open Community angehen“, sagt<br />
Joachim Dierig. So sei künftig denkbar,<br />
dass eine Panzerbesatzung nicht von<br />
Hand einen aufgeklärten Feindpanzer<br />
in ihre Karte einträgt und per Funk meldet,<br />
sondern dies in einen Computer<br />
eingibt und diese Meldung automatisch<br />
und online auf den Systemen des<br />
ganzen Verbandes und im Gefechtsstand<br />
erscheint. Transparenz für alle im<br />
Verbund, so lautet das Stichwort.<br />
Derzeit wird vor allem im Rahmen von<br />
Experimenten und Simulationen erprobt,<br />
wie bereits vorhandene Systeme<br />
durch Öffnen und Anpassen der<br />
Schnittstellen vernetzt werden können.<br />
Darüberhinaus können die Fähigkeiten<br />
neuer Systeme frühzeitig überprüft<br />
werden. Durch dieses als CDE (Concept<br />
Development and Experimentation)<br />
bekannte Prinzip lassen sich Möglichkeiten<br />
ausloten, bevor mehr investiert<br />
wird. So wie etwa die Bundeswehr die<br />
Experimentreihe Common Umbrella<br />
aufgesetzt hat.<br />
Die Open Community hat hierzu entsprechende<br />
Konzeptvorschläge unter-<br />
Verbund aller Unternehmensteile erfüllen.<br />
Hier spielen alle Bereiche zusammen:<br />
Fahrzeuge, Flugabwehr,<br />
Waffen und Munition sowie Vernetzungstechnik.<br />
Für uns bedeutet das:<br />
Im Verbund mit der ertragsorientierten<br />
Ausrichtung unserer vier Geschäftsbereiche<br />
kommt künftig deren<br />
intensivere Kooperation untereinander<br />
hinzu. Dies wird dann in Systeme<br />
münden, die die Transformation der<br />
Streitkräfte hin zu neuen Fähigkeiten<br />
wie der vernetzten Operationsführung<br />
ermöglichen.<br />
Profil: Können Sie konkreter werden?<br />
Dierig: Wir werden noch stärker im<br />
Auge haben, dass wir unseren Kun-<br />
den nicht nur Lösungen aus den einzelnen<br />
Bereichen anbieten können,<br />
sondern auch Kombinationen als Gesamtsysteme<br />
– so zum Beispiel Drohnen<br />
inklusive der notwendigen Fahrzeuge<br />
und Führungseinrichtungen.<br />
<strong>Das</strong> möchte ich, gemeinsam mit dem<br />
Vorstand, in die einzelnen Bereiche<br />
hineintragen. Von diesem – wenn Sie<br />
so wollen – fächerübergreifenden<br />
Denken und Handeln hängt zu einem<br />
guten Teil unser Erfolg in der Zukunft<br />
ab.<br />
Profil: Die Einsatzverbände sind bereits<br />
heute über alle Streitkräfte gemischt<br />
und zwar auf Kompanieebene,<br />
und da müssen sie kommunizieren<br />
breitet. „Wir sehen so schnell, ob bei<br />
eingeführten Systemen die Vernetzbarkeit<br />
nachhaltig verbessert werden kann<br />
oder ob ein neues System die gewünschten<br />
Fähigkeiten hat, indem wir<br />
Szenarien durchspielen“, blickt Dierig<br />
in die Zukunft.<br />
Vor allem kommt es zunächst darauf<br />
an, die eingesetzten Altsysteme anzupassen.<br />
Dies macht – auch international<br />
gesehen – Sinn. Viele Standards<br />
werden durch den US-Markt und das<br />
NCOIC (Network Centric Operations Industry<br />
Consortium) vorangetrieben, in<br />
dem Rheinmetall Defence Mitglied ist.<br />
„Mit der Open Community haben wir<br />
in Deutschland und europaweit die<br />
Chance, ein eigenes Gewicht aufzubauen“,<br />
betont Dierig. Dies setze auch<br />
Kreativität frei. Zwar könnten nach der<br />
Offenlegung von Schnittstellen auch<br />
heutige Konkurrenten bei Aufträgen<br />
mitbieten, die vorher durch Eigenentwicklungen<br />
abgeschottet waren. Davor<br />
sollte man aber die Scheu verlieren,<br />
sagt Joachim Dierig: „Denn es<br />
gibt ja auch immer die Chance, gemeinsam<br />
technisch weiterzukommen<br />
– wenn man enger zusammenarbeitet,<br />
auch mit Mitbewerbern.“ (Siehe<br />
auch „Profil“-Seite 7)<br />
können. Klassischerweise läuft die<br />
Kommunikation . . .<br />
Dierig: ...aber noch nach dem Prinzip<br />
der Drehstuhl-Schnittstelle: Ein Soldat<br />
empfängt Informationen einer Waffengattung<br />
am Bildschirm und überträgt<br />
sie manuell in ein anderes System.<br />
Was an Aufklärungsinformationen<br />
in einem Schützenpanzer oder durch eine<br />
Drohne anfällt, wird nur mühsam an<br />
eine Artilleriestellung übertragen. Will<br />
heißen: Wenn wir, wie in der Open<br />
Community, Informationen über Plattformen<br />
hinweg übertragen wollen, um<br />
die Kommunikation der Streitkräfte effizienter<br />
zu gestalten, dann werden wir<br />
das auch intern systematisch angehen.<br />
„Müssen fächerübergreifend arbeiten“<br />
Profil: Wie könnte das aussehen?<br />
Dierig: So wie etwa beim Projekt<br />
Feldlagerschutz. Hier haben wir aus<br />
allen Bereichen der Defence-Sparte<br />
die leistungsfähigen Lösungen aller<br />
vier Geschäftsbereiche zusammengefügt.<br />
Im September dieses Jahres werden<br />
wir in Unterlüß demonstrieren,<br />
wie sich durch eine intelligente Vernetzung<br />
und das Zusammenspiel von<br />
Sensoren und Effektoren Feldlager wesentlich<br />
besser als heute schützen lassen.<br />
Ich denke, es gibt noch viele solcher<br />
Möglichkeiten, Synergien der Bereiche<br />
zu nutzen und nach außen als<br />
Gesamtpaket zu präsentieren.<br />
Detlev Karg<br />
Composing: frei-stil/Fotos: IMZBw-Bildarchiv
Cartoon: Dirk Meissner<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
Seite 7<br />
dk Bremen. Interoperabilität istdas<br />
Gebot der Stunde bei den Streitkräften.<br />
Es gilt, neue Fähigkeiten durch<br />
das Zusammenwirken von Teilstreitkräften<br />
zu entwickeln. Diese neuen Fähigkeiten<br />
durch vernetzte Kommunikation<br />
sind durch Einsatzszenarien<br />
wie etwa friedensstiftende Missionen<br />
bedingt und prägen die Transformation<br />
der Streitkräfte maßgeblich mit.<br />
Bekanntlich werden die Streitkräfte in<br />
den USA und in der Nato im Rahmen<br />
der Transformation derzeit neu ausgerichtet<br />
und ausgerüstet. Moderne<br />
Streitkräfte operieren in Zukunft multinational<br />
und teilstreitkräfteübergreifend.<br />
<strong>Das</strong> heißt, Heer, Luftwaffe und<br />
Marine verschiedener Nationen arbeiten<br />
verstärkt im vernetzten Verbund<br />
zusammen. Eine Schlüsselrolle kommt<br />
dabei speziellen neuen Fähigkeiten,<br />
den so genannten Network Enabled<br />
Capabilities (NEC) zu: Sensoren, Effektoren<br />
sowie Führungs- und Unterstützungssysteme<br />
der verschiedenen<br />
Ebenen werden über eine IT-Architektur<br />
in einem Netzwerk verbunden.<br />
Gemeinsam im vernetzten Verbund mit Erfolg operieren<br />
erzeit erprobt die Rheinmetall<br />
Defence Electronics<br />
GmbH (RDE) in Bremen<br />
in einer NEC-Experimentalumgebung,<br />
wie<br />
das Zusammenwirken<br />
unterschiedlichster Systeme<br />
dereinst funktionieren könnte.<br />
Einsatzszenarien werden entwickelt<br />
und durchgespielt, bei denen wesentlich<br />
mehr automatisierte Vorgänge die<br />
Kommunikation zwischen Sensor- und<br />
Waffensystemen unterstützen, als dies<br />
heute der Fall ist. Die nicht kompatiblen<br />
Schnittstellen von Systemen, die in<br />
der Truppe eingeführt sind, machen<br />
derzeit häufig das Übertragen von Daten<br />
über verschiedene Systeme per<br />
Hand erforderlich. Diesen „Medienbruch“<br />
in der Kommunikation sollen<br />
NEC-fähige Systeme überwinden.<br />
Die Bedeutung<br />
von Six Sigma<br />
Neckarsulm. Six Sigma ist eine statistische<br />
Größe, die die Nullfehler-<br />
Qualität beschreibt. <strong>Das</strong> heißt, in einem<br />
von Six Sigma geprägten Prozess<br />
entstehen – bezogen auf eine<br />
Million Möglichkeiten – nur 3,4 fehlerhafte<br />
Ergebnisse. Anders gesagt,<br />
ist der Prozess mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von 99,99960 Prozent fehlerfrei.<br />
Basis bildet dabei die Gauß’sche<br />
Normalverteilung, bei der mit<br />
Sigma (Σ) die Standardabweichung<br />
eines Prozesses bezeichnet wird.<br />
Ein denkbares NEC-Szenario ist die gezielte Bekämpfung eines Terroristencamps. Künftig wäre dabei vorstellbar, dass die Aufklärungsdaten – etwa aus einem AWACS-Flugzeug –<br />
automatisiert an eine vor der Küste kreuzende Fregatte per Datenlink übermittelt werden. Diese könnte sie an eine zur Nahaufklärung eingesetzte KZO-Drohne weitergeben, die<br />
exaktere Bilder eines möglichen Zieles liefern kann. Diese wiederum stellt per Datenlink ebenfalls allen anderen Einheiten ihre Informationen zeitgleich und online zur Verfügung.<br />
Die Auswertung im Hauptquartier entscheidet dann über eine mögliche Bekämpfung des Ziels, die rasch erfolgen kann, weil alle Daten an allen Stationen bereits vorliegen.<br />
Ein durchaus realistisches Szenario für<br />
Network Enabled Capabilities ist die Bekämpfung<br />
eines terroristischen Lagers.<br />
Künftig wäre dabei denkbar, dass die<br />
Aufklärungsdaten – etwa aus einem<br />
AWACS-Flugzeug – automatisiert an eine<br />
vor der Küste kreuzende Fregatte per<br />
Datenlink übermittelt werden. Diese<br />
könnte sie an eine zur Nahaufklärung<br />
eingesetzte KZO-Drohne weitergeben,<br />
die exaktere Bilder eines möglichen Zieles<br />
liefern kann. Die Drohne stellt per<br />
Datenlink ebenfalls allen anderen Einheiten<br />
ihre Informationen zeitgleich und<br />
online zur Verfügung. Die Auswertung<br />
im Hauptquartier entscheidet dann über<br />
eine mögliche Bekämpfung des Ziels,<br />
die rasch erfolgen kann, weil alle Daten<br />
an allen Stationen bereits vorliegen.<br />
Ähnliches ließe sich für die Überwachung<br />
eines Luftraums denken, bei<br />
Die Methode zur Erreichung von<br />
Six Sigma folgt zwei Richtungen:<br />
Zum einen sollen bestehende Prozesse<br />
mit der DMAIC-Methode (Define-Measure-Analyze-Improve-Control)<br />
verbessert werden; zum anderen<br />
sollen nicht mehr funktionierende<br />
oder neue Prozesse mit der<br />
DMADV-Methode (Define-Measure-<br />
Analyze-Design-Verify) neu gestaltet<br />
werden. Im Geschäftsbereich KS<br />
Kolben ist man zunächst bestrebt,<br />
die DMAIC-Methode zu implementieren<br />
und hofft, dass Six Sigma in<br />
zwei Jahren ein fester Bestandteil<br />
der <strong>Kolbenschmidt</strong>-Firmengruppe<br />
sein wird. bja<br />
dem luft- und bodengestützte Aufklärung<br />
automatisiert zusammenwirken,<br />
um ein zeitnahes Lagebild an alle beteiligten<br />
Systeme und Stationen zu<br />
übermitteln, damit eine Flugabwehrstellung<br />
– ebenfalls weitgehend automatisiert<br />
– ein sich näherndes Flugobjekt<br />
bekämpfen kann. Die Offenlegung<br />
von Schnittstellen auch von anderen<br />
Herstellern ist bei diesen Szenarien<br />
entscheidend.<br />
Die Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH ist das erste Unternehmen, das<br />
den entsprechenden Forderungen der<br />
Bundeswehr nachgekommen ist, eingeführte<br />
Sensoren und Effektoren in einer<br />
Experimentalumgebung zusammenzuschalten.<br />
Der NEC-Demonstrator der<br />
RDE bildet dabei im Wesentlichen eigen<br />
entwickelte und bereits in der Bundeswehr<br />
eingeführte Komponenten ab.<br />
Dabei lassen sich unterschiedlichste<br />
Szenarien durchspielen. Etwa die, bei<br />
der drei Führungssysteme verbunden<br />
werden, die jeweils das Fahrzeug eines<br />
Fennek-Spähwagens, eines Panzerzugführers<br />
und eines Einzelpanzers darstellen.<br />
Die drei Fahrzeugführungssysteme<br />
sind im Experiment miteinander über<br />
taktische Funkgeräte vernetzt. Weitere<br />
Teilnehmer dieses Führungsnetzwerks<br />
sind ein Waffenträger des leichten Flugabwehrsystems<br />
(LeFlaSys) und zwei<br />
Führungssystemarbeitsplätze für die<br />
Ebene Bataillon oder Brigade.<br />
Wie die Kommunikation in einem solchen<br />
Verbund abläuft, lässt sich im Experiment<br />
ebenso darstellen wie in einer<br />
weiteren, wesentlich komplexeren Umgebung:<br />
In diesem Fall wirken die Panzerhaubitze<br />
M109 A2, die Tares-Kampfdrohne,<br />
das Aufklärungsfahrzeug Fen-<br />
nek mit der Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung<br />
und die Aufklärungsdrohne<br />
KZO zusammen. Angeschlossen<br />
ist zudem das taktische Simulationssystem<br />
TacSi von RDE. Dieses bietet die<br />
nötige virtuelle Realzeitsimulation und<br />
stellt so eine Umgebung zur Verfügung,<br />
wie sie sich im realen Einsatz zeigen<br />
würde: Fahrzeugpositionen, Geschwindigkeiten,<br />
aufgeklärte Ziele und Waffenwirkung<br />
– all das kann hier dargestellt<br />
werden, und zwar in einem Verbund,<br />
wie er sich künftig im Einsatz bewähren<br />
soll. Wo die Schwächen und<br />
Hürden liegen, wird hier ebenso sichtbar<br />
gemacht wie die mögliche Leistungsfähigkeit<br />
einer solchen Konfiguration.<br />
Die Ergebnisse dieser Experimente<br />
fließen in die Konzeption von Verbundsystemen<br />
ein, die die Transformation<br />
der Streitkräfte unterstützen.<br />
Six-Sigma-Projekt bei der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH: Qualität produzieren!<br />
Mit Gauß die Prozesse verbessern<br />
bja Neckarsulm. Seit Anfang 2005 hat<br />
sich bei der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH<br />
im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserungssysteme<br />
ein weiterer Baustein<br />
hinzugesellt: Six Sigma. Aufbauend<br />
auf den zielorientierten und strukturierten<br />
Verbesserungsprozessen in<br />
den klassischen Problemfeldern Qualität,<br />
Kostenmanagement und Prozessoptimierung,<br />
soll mit Six Sigma ein<br />
stringentes Projektmanagement, gepaart<br />
mit den Methoden des Qualitätsmanagements<br />
und der Statistik, verfolgt<br />
werden.<br />
Globale und kurzlebige Märkte erfordern<br />
schnelle, hochflexible und anpassungsfähige<br />
Veränderungsprozesse.<br />
Die Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
macht daher eine<br />
stetige Verbesserung bei jedem Prozessschritt<br />
erforderlich. Dazu Rainer<br />
Fluhr, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH und<br />
Schirmherr des Projektes: „In allen<br />
Top-Unternehmen wird Qualitätsmanagement<br />
als fortlaufender Prozess verstanden.<br />
So hat beispielsweise der Geschäftsbereich<br />
KS Kolben in den vergangenen<br />
zehn Jahren an seinen weltweiten<br />
Standorten eine ganze Anzahl<br />
von Aktivitäten erfolgreich durchgeführt,<br />
die allesamt das Ziel einer kontinuierlichen<br />
Prozessverbesserung verfolgten.<br />
Wir setzen diesen Weg mit Six<br />
Sigma konsequent fort.“<br />
<strong>Das</strong> Ausbildungsprogramm für Six<br />
Sigma wird im Kolben-Geschäftsbereich<br />
seit Anfang dieses Jahres in drei<br />
Stufen top-down durchgeführt. Beginnend<br />
im Januar 2005 in Neckarsulm,<br />
fanden bis März drei weitere „Champion<br />
Trainings“ in Deutschland, Brasilien<br />
und USA statt, in denen auf Management-Ebene<br />
ein Überblick über Konzept<br />
und Methoden von Six Sigma vermittelt<br />
wurden. Mit den jeweils zwei Tage<br />
umfassenden Trainingsveranstal-<br />
tungen sollten die „Champions“ in die<br />
Lage versetzt werden, die nächste Ebene<br />
– die so genannten „Black Belts“ –<br />
zu unterstützen.<br />
Am zweiten Trainingstag hieß es für<br />
die „Champions“, Projektvorschläge zu<br />
sammeln. Ziel war es, mit Hilfe von<br />
praktischen Übungen Projektideen zu<br />
definieren, auf die Six Sigma anwendbar<br />
ist, und die interne Strategieumsetzung<br />
zu forcieren. „Dabei hat sich gezeigt,<br />
dass wir mit diesem System ein<br />
enormes Potenzial umsetzen können:<br />
Es wurden mehr als 130 mögliche Verbesserungsansätze<br />
festgehalten. Dies<br />
unterstreicht den starken Anklang und<br />
die große Unterstützung für dieses Projekt<br />
an allen Standorten weltweit, die<br />
uns darüber hinaus bei der Umsetzung<br />
der in der nächsten Zeit gewonnenen<br />
Erkenntnisse zugute kommen werden“,<br />
erklärt Fluhr.<br />
Die Six-Sigma-Methode kann zur Optimierung<br />
jeder Art von Prozessen mit<br />
Erfolg angewandt werden. Da das Ergebnis<br />
der meisten Prozesse die Gauß’<br />
sche Normalverteilung und die darin<br />
beschriebene Standardabweichung<br />
Sigma (Σ) als Grundlage hat, war es für<br />
die ersten Projekte wichtig, Vorgänge<br />
mit einem hohen Wiederholungsgrad<br />
zu definieren. Nur so können die statistischen<br />
Werkzeuge von Six Sigma greifen,<br />
die Prozesse messbar gemacht<br />
und das Erlernte geübt werden. 138<br />
Projektideen konnten die „Champions“<br />
identifizieren, die dann selektiert<br />
und auf drei Projektvorschläge je<br />
„Black Belt“ reduziert wurden.<br />
Seit Anfang April 2005 folgt die zweite<br />
Stufe der Ausbildung. 18 Teilnehmer<br />
aus Deutschland und Frankreich,<br />
Tschechien, USA und Brasilien sind angetreten,<br />
um sich für den „Black Belt“<br />
zu qualifizieren und das damit verbundene<br />
vierwöchige Training zu absolvieren.<br />
In einem kombinierten Wechsel<br />
aus einwöchigem Training und fünfwöchiger<br />
operativer Projektarbeit im jeweiligen<br />
Unternehmen sollen die Projektleiter<br />
ihr Expertenwissen mit statistischen<br />
Analysewerkzeugen ergänzen.<br />
Jedes Mitglied der Gruppe bearbeitet<br />
während dieser Zeit einen der durch<br />
die „Champions“ ausgewählten Projektvorschläge.<br />
„Wichtig ist es, dass die Black-Belt-<br />
Gruppe in den vier Trainingswochen<br />
gut zusammenwächst, denn nach<br />
Schulungsende sollen die Teilnehmer<br />
in der dritten Stufe der Einführung von<br />
Six Sigma als Trainer für die Green<br />
Belts fungieren“, meint Johann Stanek,<br />
der als Master Black Belt bei <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
seit Anfang dieses Jahres<br />
für die Einführung von Six Sigma verantwortlich<br />
ist: „Da kann ein Austausch<br />
untereinander sehr hilfreich<br />
sein.“ Teilnehmer des Green-Belt-Trainings<br />
sollen in der Schulung Grundlagen<br />
und methodische Ansätze von Six<br />
Sigma erlernen und eigenständige<br />
Projekte geringerer Komplexität durchführen<br />
oder als Teammitglieder in den<br />
von den Black Belts geführten Projekten<br />
mitwirken.<br />
In ähnlicher Weise wie Volker von Ey,<br />
der seit Jahren das Thema Kontinuierlicher<br />
Verbesserungs-Prozess (KVP) bei<br />
<strong>Kolbenschmidt</strong> erfolgreich forciert, betreut<br />
Johann Stanek als Master Black<br />
Belt das Projekt Six Sigma. Der studierte<br />
Maschinenbauingenieur war in den<br />
letzten Jahren aufgrund seiner Aufgaben<br />
im Bereich der Arbeitsvorbereitung<br />
häufig mit Qualitätsthemen und<br />
Prozessoptimierungen konfrontiert<br />
und erkannte Six Sigma als zukunftsweisende<br />
Richtung. „Man muss Qualität<br />
produzieren und nicht prüfen. Dies<br />
bedeutet im praktischen Sinne, die Variation<br />
der Prozessergebnisse zu reduzieren.<br />
<strong>Das</strong> ist auch das Ziel von Six<br />
Sigma.“<br />
Composing: Thorsten Ohmes/RDE
Composing: René Dahlmanns<br />
Seite 8 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
ie international renommierteste<br />
„Fundgrube“<br />
für weltweit angewandte<br />
Normen und technische<br />
Dokumente – so lässt<br />
sich die 1949 von dem<br />
Engländer David Rowse<br />
gegründete ILI-Normendatenbank salopp<br />
umschreiben. 1969 brachte das<br />
Unternehmen mit Sitz in Ascot (Großbritannien)<br />
zum ersten Mal eine vollständige<br />
Sammlung der britischen<br />
Normen auf Mikrofilm auf den Markt.<br />
Anfang der achtziger Jahre des 20.<br />
Jahrhunderts aus der Initialen-Kombination<br />
der beiden (bis dato benutzten)<br />
Vermarktungsbezeichnungen<br />
„London Information“ und „Infonorme“<br />
entstanden, verfügt ILI heute als<br />
führende bibliografische Datenbank<br />
über jahrzehntelange Erfahrung und<br />
einen aktuellen Bestand, der mehr<br />
als 520 000 weltweite Normen (davon<br />
20 000 sofort versandfertig) aus allen<br />
nationalen bzw. internationalen Bereichen<br />
von Industrie und Wirtschaft<br />
umfasst (z.B. ISO, IEC, BS, EN, DIN,<br />
ASTM, US Mil Spes, ASME, NFPA und<br />
API).<br />
Nach dem Erfolg von ILI’s erster Datenbank<br />
– der 1989 erstmals publizierten<br />
„Standards Infobase“ – sind<br />
heute insgesamt neun spezielle Normendatenbanken<br />
im Angebot, die auf<br />
CD bzw. online erhältlich und nutzbar<br />
sind. In der Rheinmetall-DeTec-Firmengruppe<br />
und zukünftig auch im<br />
Unternehmensbereich Automotive<br />
werden derzeit die drei Datenbanken<br />
Standards Infobase, Material Infobase<br />
und Metall Infobase gezielt genutzt:<br />
★ Standards Infobase ist ein umfassender<br />
Informations-, Verwaltungsund<br />
Erwerbsservice für Normen. Diese<br />
bibliographische Normendatenbank<br />
Konzernweit über die „gate 2 ...“-Portale nutzbares Tool: Seit kurzem wird sowohl der<br />
Normenbestand von Rheinmetall-Defence als auch der des Unternehmensbereiches<br />
Automotive in der so genannten ILI-Normendatenbank gemeinsam verwaltet.<br />
oho Kiel. Für einen der größten Umzüge,<br />
die Kiel je gesehen hat, laufen bei<br />
der Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
(RLS) derzeit die Vorbereitungen auf<br />
Hochtouren. Auf die 482 Beschäftigten<br />
wartet ein neues Arbeitsumfeld, wenn<br />
die RLS im September 2005 ihren Betriebssitz<br />
von dem früheren MaK-Gelände<br />
im Stadtteil Friedrichsort ins rund<br />
zehn Kilometer entfernte Kiel-Suchsdorf<br />
verlegt. Erstmals werden dann alle<br />
Mitarbeiter unter einem Dach vereint<br />
sein – ein großer Vorteil gegenüber der<br />
Zersplitterung am bisherigen Standort,<br />
wo die Belegschaft über eine Vielzahl<br />
von Liegenschaften auf dem MaK-Gelände<br />
verstreut ist.<br />
„Mit dem Umzug erhält die Zentrale<br />
der Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />
endlich ein zeitgemäßes Gesicht“, freut<br />
sich Geschäftsführer Gert Winkler: „Der<br />
neue Firmensitz unterstreicht die veränderte<br />
Identität unseres Unternehmens<br />
hier in Kiel vom Produktions- zum<br />
Engineering- und Verwaltungszentrum.“<br />
Und in der Tat entstehen in den<br />
überdimensionalen Produktionshallen,<br />
in denen in vergangenen Jahrzehnten<br />
zum Beispiel hunderte von Leopard-<br />
Kampfpanzern gebaut wurden, heute<br />
längst Lokomotiven unter der Regie der<br />
benachbarten Vossloh <strong>AG</strong>.<br />
RLS hingegen bündelt in der schleswig-holsteinischen<br />
Landeshauptstadt<br />
heute die verschiedenen Zentralfunktionen<br />
der Gesellschaft, hat den Stand-<br />
ort aber auch mit dem Entwicklungsbereich<br />
zum Kompetenzzentrum für Unterstützungs-<br />
und schwere Fahrzeugsysteme<br />
ausgebaut. Die Produktion wurde<br />
bereits 2001 weitgehend nach Kassel<br />
bzw. Unterlüß verlagert, so dass heute<br />
neun von zehn Kieler Beschäftigten als<br />
Angestellte dem nicht gewerblichen Bereich<br />
zuzuordnen sind. Am vierten Unternehmensstandort,<br />
dem bayerischen<br />
Gersthofen, sind die Kompetenzen rund<br />
um die Fahrzeugtürme konzentriert.<br />
enthält mehr als 520 000 weltweit eingesetzte<br />
bzw. geltende Normen; die<br />
Informationen schließen z.B. Nummer,<br />
Titel, Ausgabe, Zusammenfassung,<br />
Inhaltverzeichnis sowie eine<br />
Aufstellung international entsprechender<br />
Normen ein. Ebenfalls enthalten<br />
sind alle relevanten EU-Richtlinien,<br />
die für die CE-Kennzeichnung von<br />
Produkten erforderlich sind. Um stets<br />
„up to date“ zu sein, steht Standards<br />
Infobase in Checkkontakt mit mehr als<br />
250 internationalen Normenherausgebern.<br />
★ Die Material Infobase ist die weltweit<br />
führende Datenbank für nichtmetallische<br />
Materialien und deren Hersteller.<br />
Sie enthält ausführliche Infos<br />
Einheitliches Normendatenbanksystem wird bei Rheinmetall Wirklichkeit<br />
ILI nun konzernweit „auf Sendung“<br />
akn Düsseldorf. <strong>Das</strong> Ziel, bestehende<br />
Systeme über technische Dokumentationen<br />
im Rheinmetall-Konzern zu vereinheitlichen<br />
und eine einheitliche,<br />
zentrale sowie über die einzelnen<br />
„gate 2 ...“-Konzernportale gesteuerte,<br />
konzernweit nutzbares Normendatenbank<br />
anzubieten, ist jetzt in die Tat umgesetzt<br />
worden. Seit wenigen Wochen<br />
wird sowohl der Normenbestand von<br />
Rheinmetall-Defence als auch der des<br />
Unternehmensbereiches Automotive in<br />
der so genannten ILI-Normendatenbank<br />
gemeinsam verwaltet. Ein entsprechender<br />
Vertrag wurde kürzlich unterschrieben.<br />
Die Datenbank ILI (Infonorme London<br />
Information) gibt Auskunft über weltweite<br />
Normen und Werkstoffe aus allen<br />
nationalen bzw. internationalen Bereichen<br />
von Industrie und Wirtschaft. Neben<br />
einer Datenbank für Normen (Standards<br />
Infobase) gibt es zusätzlich eine<br />
Datenbank für nicht-metallische (Material<br />
Infobase) und eine für metallische<br />
Werkstoffe und Materialien (Metals<br />
Infobase).<br />
„Jeder berechtigte Nutzer hat die<br />
Möglichkeit, nach benötigten Normen<br />
zu recherchieren, und kann sich die im<br />
Rheinmetall-Konzern vorhandenen<br />
bzw. genutzten Normen in aktueller<br />
Ausführung als Volltext anzeigen lassen.<br />
Ansonsten erhält man allgemeine<br />
Informationen über die Norm und<br />
nimmt Kontakt mit der zentralen Normenstelle<br />
in Kiel auf, die die benötigte<br />
Norm erwirbt und ins System stellt, wo<br />
sie dann zur Verfügung steht“, erläutert<br />
Jürgen Heuer, Normenverantwortlicher<br />
bei der Rheinmetall Waffe Munition<br />
GmbH (RWM) in Unterlüß.<br />
Darüber hinaus können auch interne<br />
Unterlagen wie Rheinmetall-Liefervor-<br />
zu über zehntausend Materialien bzw.<br />
Produkten (z.B. Polymere, Gummi,<br />
Harze, Klebstoffe, Halbzeuge), die den<br />
so genannten Leistungsblättern der<br />
Hersteller entnommen sind. Ein weiterer<br />
wichtiger Vorteil: Bei Bedarf lassen<br />
sich auch Materialeigenschaften vergleichen<br />
– ein Nutzen, der die Suche<br />
nach Alternativen nachhaltig erleichtert.<br />
★ Metals Infobase analysiert rund<br />
65 000 weltweite Metallklassifikationen<br />
und spezifiziert deren chemische<br />
Zusammenfassung, mechanische und<br />
physikalische Stoffeigenschaften,<br />
Form und Wärmebehandlung. Weiterhin<br />
enthält diese Datenbank ein Verzeichnis<br />
der Hersteller und bibliogra-<br />
schriften, amtliche technische Lieferbedingungen<br />
des Bundesamt für Wehrtechnik<br />
und Beschaffung (Prüf- und Fertigungsverfahren)<br />
sowie so genannte<br />
Hausnormen von Rheinmetall-Standorten<br />
einschließlich der entsprechenden<br />
Ansprechpersonen recherchiert werden.<br />
Obwohl im Konzern ein unterschiedlicher<br />
Bedarf an produktspezifischen<br />
Normen besteht, existiert ein allgemeiner<br />
Grundbestand an Normen ( z. B.<br />
über Qualitätsmanagement und Qualitätsprüfung,<br />
Brandschutz, Angaben in<br />
Zeichnungen, Schweißverfahren und<br />
Mess- und Prüfnormen), die jede Gesellschaft<br />
immer wieder benötigt. Jetzt<br />
sind diese Normen in einer Datenbank<br />
schnell und unkompliziert recherchierbar.<br />
Weitere Vorteile:<br />
★ Durch den normtechnischen Zusammenschluss<br />
gibt es nur noch eine zentrale<br />
Normenstelle in Kiel, die sich um<br />
die Verwaltung, Pflege und Beschaffung<br />
der Normen, Gesetze und Verordnungen<br />
kümmert.<br />
★ Alle benötigten Normen werden nur<br />
noch einmal beschafft und zentral verwaltet<br />
sowie aktualisiert. Dies hat eine<br />
erhebliche Kostenersparnis zur Folge.<br />
★ Der gesamte Rheinmetall-Normenbestand<br />
wird recherchierbar – jeder<br />
weiß, welche Norm bereits im Konzern<br />
vorhanden ist.<br />
★ Informationen über Hausnormen<br />
werden unter Wahrung der Vertraulichkeit<br />
in die Datenbank integriert.<br />
★ Zusätzlich vorhanden ist eine spezielle<br />
Metall- und Werkstoffdatenbank.<br />
Auf den Weg gebracht wurde das Projekt<br />
Anfang 2001 durch den Arbeitskreis<br />
Wissensmanagement bei Rhein-<br />
phische Eingaben von metallurgischen<br />
Normen.<br />
Darüber hinaus bietet ILI für die jeweiligen<br />
Datenbanken eine speziell<br />
konzipierte Software an, die die Verwaltung<br />
von Normen mit minimalem<br />
Aufwand erlaubt. So können eigene<br />
Notizen zu jedem Datensatz eingegeben<br />
werden, um zum Beispiel relevante<br />
Informationen festzuhalten oder eige-<br />
Ideale „Fundgrube“ für Normen<br />
Bevor die insgesamt 10 600 Quadratmeter<br />
Bürofläche und rund 6000<br />
Quadratmeter für die in Kiel verbliebene<br />
Fertigung und das Lager von der<br />
RLS-Belegschaft auf dem früheren Gelände<br />
der Heidelberger Druckmaschinen<br />
<strong>AG</strong> bezogen werden können, sind<br />
umfangreiche Um- und Neubaumaßnahmen<br />
erforderlich. Im bestehenden<br />
Verwaltungstrakt werden die Büros<br />
umfassend modernisiert und auf den<br />
künftigen Bedarf zugeschnitten. Für<br />
Große logistische Herausforderung Foto:<br />
die Entwicklung und Montage der<br />
schweren Fahrzeuge – vor allem Pionier-<br />
und Bergepanzer, aber auch Prototypen<br />
wie des Modells Boxer – wird<br />
in Kürze eigens eine neue Halle errichtet<br />
und mit Schwerlastkranen ausgerüstet.<br />
Der Umzug ist eine gewaltige logistische<br />
Herausforderung, die sorgfältige<br />
Vorbereitung erfordert. Insgesamt rund<br />
350 Lkw-Ladungen werden den Weg in<br />
den Kieler Stadtteil Suchsdorf antreten,<br />
was einer Brummi-Karawane von mehr<br />
als fünf Kilometern Länge entspricht.<br />
„Vom Aktenregal bis hin zum PC-Drucker<br />
werden alle Objekte per Scannercode<br />
erfasst und ihrem jeweiligen Zielort<br />
zugeordnet. Fast jeder Mitarbeiter<br />
weiß bereits heute, wo sein Schreibtisch<br />
künftig stehen wird“, so Dierk Bartels<br />
von der RLS-Projektleitung.<br />
Mit der Umzugslogistik wurde die<br />
Kieler Firma Max Jacobi beauftragt, die<br />
bereits beim Parlamentsumzug von<br />
ne Dateien für die im Unternehmen befindlichen<br />
Normen und Prozeduren in<br />
der Datenbank hinzuzufügen. Last but<br />
not least: Da Normen „lebende Dokumente“<br />
sind, die sich ständig ändern,<br />
kümmert sich ILI’s Tailored Updating<br />
Service um die regelmäßige Aktualisierung<br />
der Datenbestände. akn/rds<br />
metall Defence. Vor zwei Jahren legten<br />
RWM und Rheinmetall Landsysteme<br />
ihre Normenbestände in eine gemeinsame<br />
neue Datenbank mit dem Namen<br />
ILI (siehe auch Beitrag „Ideale Fundgrube<br />
für Normen“) zusammen, die<br />
die vor zehn Jahren eingeführten Softwaresysteme<br />
Perinorm und DocuWare<br />
ablöste. 2004 trat auch die Rheinmetall<br />
Defence Electronics GmbH (Bremen)<br />
dem gemeinsamen Datenbankprojekt<br />
bei.<br />
„Allein durch das Zusammenlegen<br />
der Normenbestände im Defence-Bereich<br />
ergaben sich für die einzelnen Firmen<br />
Einsparungen in erheblicher Höhe,<br />
da neue bzw. aktuelle Versionen<br />
von Normen nicht mehr doppelt gekauft<br />
werden müssen“, so Jürgen Heuer:<br />
„Zur Verdeutlichung: RDE, RLS und<br />
RWM hatten früher einen Gesamtbestand<br />
von 60 000 Normen. Durch das<br />
Zusammenlegen der Normenbestände<br />
konnten rund 20 000 Dubletten identifiziert<br />
und entfernt werden.“<br />
Zum Jahresende 2005 wird die Normen-<br />
und Werkstoffdatenbank-Lizenz<br />
auf den Status einer globalen Konzernlizenz<br />
angehoben „Dies hat den Vorteil,<br />
dass dann weltweit alle Rheinmetall-Standorte<br />
von der Datenbank und<br />
den – von allen beteiligten Firmen beigesteuerten<br />
– Normendokumenten<br />
profitieren können“, erklärt Jürgen<br />
Heuer.<br />
Zugang zu der ILI-Datenbank erhalten<br />
alle berechtigten Nutzer über die einzelnen<br />
Konzernportale „gate 2 detec“,<br />
„gate 2 automotive“ und „gate 2 rheinmetall“.<br />
Ihr Ansprechpartner bei allen Fragen<br />
zur Thematik: Heinz Jannig, Normenverantwortlicher<br />
bei der RLS in<br />
Kiel. E-Mail: Heinz.Jannig@Rheinmetall-LS.com<br />
Vogelperspektive: der zukünftige Sitz der Rheinmetall Landsysteme GmbH in Kiel.<br />
Bonn nach Berlin dafür gesorgt hat,<br />
dass jedes Teil seinen vorgesehenen<br />
Platz fand und die rasche Arbeitsfähigkeit<br />
des Bundestages wieder hergestellt<br />
wurde. Der Countdown für Bartels<br />
und seine Kollegen läuft: In zwei<br />
Schüben soll der Umzug der Verwaltung<br />
an den ersten beiden Wochenenden<br />
im September realisiert werden.<br />
Für die Verlagerung des Montagebereichs<br />
ist der Zeitraum vom 5. bis 18.<br />
September 2005 vorgesehen.<br />
Uwe Ullmann
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
Seite 9<br />
ie Spaltung Deutschlands im Jahre 1949 und der ein Jahr später beginnende Korea-Krieg stehen<br />
am Anfang des rund vier Jahrzehnte andauernden Ost-West Konfliktes mit seiner dominierenden<br />
Wirkung auf die westliche Sicherheitspolitik. Die Bundesrepublik Deutschland wurde<br />
in das westliche Sicherheitsbündnis einbezogen, und folgerichtig wurden die Aufgaben<br />
und Ausrüstung der deutschen Bundeswehr bis Ende der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
durch den Kalten Krieg geprägt. Die Sicherheitspolitik bestimmt die nationalen verteidigungs- und rüstungspolitischen<br />
Positionen und damit den Streitkräfte-Auftrag. Wesentliche Größen für die Ausrüstung<br />
der Streitkräfte sind der Streitkräfte-Auftrag, die Bedrohungslage, das verfügbare Budget, die vorhandenen<br />
industriellen Fähigkeiten und Technologien. Die sicherheitspolitischen Gegebenheiten blieben während<br />
des Kalten Krieges nahezu unverändert. Verteidigungspolitisch gab es Entwicklungen mit Ausprägungen<br />
wie Einsatz taktischer Nuklearwaffen im Rahmen der flexiblen Antworten (Flexible Response<br />
Implikationen für die Heeresrüstung von 1955 bis 2005<br />
Bundeswehr wandelte<br />
sich zur Einsatzarmee<br />
Düsseldorf. <strong>Das</strong> Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges war auch ein vorläufiges<br />
Ende der deutschen Rüstungsindustrie.<br />
Vorläufig, weil das westliche Sicherheitskonzept<br />
angesichts des Ost-<br />
West-Konfliktes bereits 1950 die Aufstellung<br />
deutscher Streitkräfte vorsah<br />
und, wie an anderer Stelle dieser Ausgabe<br />
ausführlicher berichtet, der personelle<br />
Aufbau der Bundeswehr seit<br />
Ende 1955 anlief.<br />
<strong>Das</strong> deutsche Heer erhielt zunächst<br />
schwere Waffen und Fahrzeuge ausländischer<br />
Hersteller. Bei den leichten Waffen<br />
griff man auf nationale Entwicklungen<br />
des Zweiten Weltkrieges zurück. Parallel<br />
zur Wiederaufrüstung mit Fremdgerätbegannen<br />
deutsche wehrtechnische Unternehmen<br />
mit eigenen Entwicklungen. Die<br />
Firma Rheinmetall und andere, überwiegend<br />
mittlerweile zum Rheinmetall-Konzern<br />
gehörende Unternehmen entwickelten<br />
Türme, Waffenanlagen, Munition und<br />
Fahrzeuge für die junge Bundeswehr, die<br />
nach und nach dem Heer zuliefen.<br />
er 12. November 1955 ist<br />
die offizielle Geburtsstunde<br />
der Bundeswehr. Denn<br />
an diesem Tag, dem 200.<br />
Geburtstag des preußischen<br />
Reformers Gerhard<br />
von Scharnhorst, nahmen<br />
die ersten 101 Freiwilligen ihre Ernennungsurkunden<br />
entgegen. Nachdem die<br />
Pläne zur Bildung einer „Europäischen<br />
Verteidigungsgemeinschaft“ gescheitert<br />
waren, wurde der Beitritt der Bundesrepublik<br />
Deutschland zur Nato vorbereitet<br />
und mit Inkrafttreten der „Pariser Verträge“<br />
am 5. Mai 1955 umgesetzt. Als logische<br />
Folge war damit die Aufstellung<br />
westdeutscher Streitkräfte verbunden.<br />
Am 1. April 1956 erhielten diese Streitkräfte<br />
offiziell den Namen „Bundeswehr“.<br />
Drei Monate später wurde durch<br />
das Wehrpflichtgesetz aus der Freiwilligen-<br />
eine Wehrpflichtarmee. Hiermit begann<br />
eine Erfolgsgeschichte: Millionen<br />
junger Männer – seit 1975 kamen Frauen<br />
hinzu (zuerst im Sanitätsdienst, inzwischen<br />
in allen Bereichen der Streitkräfte)<br />
– haben seither in der Bundeswehr<br />
ihren Beitrag zur Erhaltung des<br />
Friedens geleistet. Der 50. Jahrestag der<br />
Gründung der Bundeswehr ist damit<br />
gleichzeitig Sinnbild gewachsener Demokratie<br />
in der deutschen Nachkriegsgeschichte:<br />
Ohne die Verankerung einer<br />
demokratischen Gesinnung in der Truppe,<br />
politischer Neutralität und des Leitbildes<br />
vom „Staatsbürger in Uniform“<br />
hätte die Bundeswehr wohl niemals ein<br />
so positives Image in der Gesellschaft<br />
erlangen können; sie zählt laut Umfragen<br />
zu den Institutionen mit der höchsten<br />
Glaubwürdigkeit.<br />
Die Bundeswehr wurde kraft der Londoner<br />
und Pariser Abkommen von 1955<br />
als deutscher militärischer Beitrag zur<br />
gemeinsamen Verteidigung Westeuropas<br />
in der Atlantischen Allianz geschaffen<br />
und von vornherein als Bündnisarmee<br />
in den militärischen Integrationsrahmen<br />
der alliierten Streitkräfte Europas<br />
eingefügt. Dies war gewissermaßen<br />
die politische Geschäftsbasis für<br />
die Zulassung der Bundesrepublik<br />
Mit Konzepten der Bundeswehr und<br />
der Nato, die als „Kampf der verbundenen<br />
Waffen“ und „Air Land Battle“ bekannt<br />
wurden, konnten überlegene<br />
Streitkräftefähigkeiten hergestellt werden.<br />
Im Rahmen großer Manöver wurden<br />
die Fähigkeiten der Soldaten und<br />
der Führung ständig überprüft und die<br />
notwendigen Konsequenzen für Training<br />
und Ausrüstung abgeleitet.<br />
Ein wesentliches Merkmal der Heeresrüstung<br />
des Kalten Krieges war die<br />
technische Weiterentwicklung von<br />
Komponenten und Waffensystemen.<br />
<strong>Das</strong> war eine unmittelbare Folge aus<br />
dem Streitkräfte-Auftrag. Die Streitkräfte<br />
des Kalten Krieges mussten einen<br />
zahlenmäßig überlegenen Gegner<br />
schlagen können. Dieser Auftrag konnte<br />
nur durch überlegene Technik, überlegene<br />
Doktrin und besser ausgebildete<br />
Soldaten erfüllt werden.<br />
Die ständige Weiterentwicklung des<br />
vorhandenen Gerätes hat eine anhal-<br />
(Fortsetzung auf Seite 10)<br />
Deutschland zur Nato und die Freigabe<br />
der deutschen Souveränität durch die<br />
drei westlichen Siegermächte.<br />
Damit war die Bundeswehr von Anfang<br />
an Ausdruck und Mittel der Gleichberechtigung<br />
der Bundesrepublik im<br />
Bündnis und in Westeuropa.<br />
Dieser staats- und außenpolitische<br />
Charakter ist auch 1990 nach der Wiedervereinigung<br />
nicht verloren gegangen.<br />
Die Bundeswehr war also im Unterschied<br />
zu allen anderen europäischen<br />
Armeen stets eine internationale<br />
politische Größe, die nie zur alleinigen<br />
Disposition nationaler Entscheidung<br />
stand. Sie war von Anfang an integraler<br />
Bestandteil der Nato und zudem die<br />
einzige nationale Armee, deren Truppen<br />
– bis auf die der Territorialverteidigung<br />
mit den Heimatschutzbrigaden –<br />
sämtlich schon im Frieden dem Nato-<br />
Oberbefehl unterstellt wurden.<br />
Eine Schlüsselrolle bei der Verwirklichung der Transformation spielt die Fähigkeit zu Network Enabled Capabilities (NEC): Sensoren,<br />
Effektoren sowie Führungs- und Unterstützungssysteme der verschiedenen Ebenen werden zu einem Netzwerk verbunden.<br />
Während des Ost-West-Konflikts war<br />
das Bedrohungspotenzial des Warschauer<br />
Pakts bestimmend für die<br />
Struktur der Bundeswehr. Nach dessen<br />
Ende war deshalb eine Grundreform<br />
notwendig geworden. Dabei mussten<br />
anfangs eine mögliche Restbedrohung<br />
aus dem osteuropäischen Raum und<br />
sich zunächst nur vage abzeichnende<br />
neue Aufgaben miteinander in Einklang<br />
gebracht werden.<br />
Auch die innenpolitische Diskussion<br />
in Deutschland, die sich unter anderem<br />
zwischen 1990 und 1994 in der so genannten<br />
„out of area“-Debatte niederschlug,<br />
stand einer schnellen und<br />
gründlichen Reform im Wege. Erst nach<br />
dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
vom 12. Juli 1994 über die Auslandseinsätze<br />
der Bundeswehr waren<br />
die Voraussetzungen gegeben, die Bundeswehr<br />
gezielt auf derartige Aufgaben<br />
auszurichten. Es blieb jedoch vornehmlich<br />
aus innenpolitischen Gründen zunächst<br />
bei Veränderungen in kleinen<br />
Schritten. Die Anschläge des 11. September<br />
2001 und der darauf beginnende<br />
militärische Kampf gegen den Terror<br />
haben weitere Veränderungen der Reformen<br />
erforderlich gemacht.<br />
Inzwischen ist die Erkenntnis erwachsen,<br />
dass es nicht mehr möglich ist, einen<br />
am Ende der Reform anzustrebenden<br />
dauerhaften Sollzustand zu definieren,<br />
wie es für frühere Bundeswehrreformen<br />
unter den statischen Bedingungen<br />
des Kalten Krieges typisch war. Die sich<br />
schnell verändernde Lage erfordert es<br />
vielmehr, dass sich die Bundeswehr zu<br />
einer lernenden Organisation entwickelt,<br />
die ihre Umwelt kontinuierlich<br />
analysiert und sich dem Wandel anpasst.<br />
Um künftigen Gefahren gemeinsam<br />
mit internationalen Partnern dort zu<br />
begegnen, wo sie entstehen, passt sich<br />
die Bundeswehr mit diesem Prozess der<br />
Transformation an die neuen sicherheitspolitischen<br />
Herausforderungen an.<br />
Ziel ist dabei die nachhaltige Verbesserung<br />
ihrer Fähigkeit in dem Einsatzspektrum,<br />
das in den Verteidigungspolitischen<br />
Richtlinien vorgegeben wird.<br />
Dieses sind vor allem multinationale<br />
Einsätze zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung.<br />
Strukturen, Organisationsabläufe<br />
und Ausbildung werden<br />
hieran angepasst, Material- und Ausrüstungsplanung<br />
auf diesen Schwerpunkt<br />
konzentriert und an den finanziellen<br />
Möglichkeiten ausgerichtet. Daneben<br />
wird die grundsätzliche Befähigung<br />
zur herkömmlichen Landesverteidigung<br />
gegen einen Angriff mit konventionellen<br />
Kräften durch die allgemeine<br />
Wehrpflicht erreicht.<br />
Kern der Transformation ist die Schaffung<br />
von drei Kräftekategorien: Eingreifkräfte,<br />
Stabilisierungskräfte und<br />
Unterstützungskräfte. Diese werden für<br />
ihre jeweiligen Einsätze zielgerichtet<br />
ausgebildet und ausgerüstet. Die Entfaltung<br />
der Gesamtfähigkeit entsteht<br />
im streitkräftegemeinsamen Handeln<br />
von Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis<br />
und Zentralem Sanitätsdienst.<br />
Der beginnende Transformationsprozess<br />
findet Ausdruck in neuen Strukturen,<br />
einer angepassten Material- und<br />
Ausrüstungsplanung und einer bedarfsgerechten<br />
Stationierung. Die neu<br />
gestaltete Bundeswehr wird besser in<br />
der Lage sein, den Herausforderungen<br />
des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden<br />
und den Schutz der Bürgerinnen und<br />
Bürger sicherzustellen.<br />
Mit anderen Worten: Die Entwicklung<br />
der Bundeswehr gleicht – heute mehr<br />
denn je – einem permanenten Prozess<br />
des Wandels. Und auf diesem Weg hat<br />
Rheinmetall sie in den vergangenen<br />
Neue Herausforderungen in der Sicherheitspolitik<br />
Neue Herausforderungen in der Sicherheitspolitik: deutsche Soldaten in Kabul.<br />
Doktrin der Nato) oder die Verteidigung eines Angriffes des Warschauer Paktes durch Bekämpfung der<br />
nachrückenden Truppen (Follow on Forces Attack). Dies hatte rüstungstechnische Konsequenzen wie<br />
etwa die Aufstellung von konventionellen Mittelstreckenraketen. – Die rüstungsrelevanten Größen<br />
Politik, Streitkräfteauftrag, Industrie und Technologie haben sich in den neunziger Jahren drastisch<br />
verändert. Mit den im Mai 2003 erlassenen Verteidigungspolitischen Richtlinien hat der Bundesminister<br />
für Verteidigung den Streitkräfteauftrag der Bundeswehr mit der heute vorherrschenden sicherheitspolitischen<br />
Lage in Einklang gebracht. Im folgenden „Profil“-Beitrag betrachtet Dr. Burkhard Theile von<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> die Entwicklungen des politischen Umfeldes, den Streitkräfte-Auftrag und<br />
die Technologieentwicklung in 50 Jahren Bundeswehr. Dabei steht die Heeresrüstung im Vordergrund.<br />
<strong>Das</strong> hat nahe liegende Gründe: <strong>Das</strong> Heer hat einen überproportional hohen Anteil am derzeitigen<br />
Streitkräfteauftrag, und Rheinmetall Defence ist das größte europäische Unternehmen für Landsysteme.<br />
Foto: Michael Kappeler/ddp<br />
fünf Jahrzehnten als verlässlicher Partner<br />
auf dem Gebiet der Ausrüstung<br />
stets begleitet. Mit der Konsequenz,<br />
dass die veränderten Aufgaben und<br />
Rahmenbedingungen der Bundeswehr<br />
auch ihre Auswirkungen auf die Arbeitsgebiete<br />
und Strukturen Rheinmetalls<br />
hatten. In dieser „Profil“-Sonderausgabe<br />
wird dargestellt, wie sich die<br />
Aufgaben Rheinmetalls in den vergangenen<br />
fünf Jahrzehnten gewandelt haben.<br />
Angefangen bei herkömmlichen<br />
Infanterie- und Artillerie-Waffen für die<br />
Verteidigungsarmee im Rahmen des<br />
Nato-Bündnisses über die Turm- und<br />
Waffenentwicklung der Panzerfahrzeuge<br />
sowie deren Munition, ist Rheinmetall<br />
heute das führende europäische<br />
Systemhaus für Heerestechnik, das sowohl<br />
seinen Aufgaben beim Einsatz der<br />
Bundeswehr in internationalen Einsätzen<br />
als auch in der immer mehr an Bedeutung<br />
gewinnenden Homeland Security<br />
voll gerecht wird. dp<br />
Composing: frei-stil/Fotos: IMZBw-Bildarchiv
Seite 10 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Implikationen für die Heeresrüstung von 1955 bis 2005<br />
Bundeswehr wandelte<br />
sich zur Einsatzarmee<br />
(Fortsetzung von Seite 9)<br />
tende technologische Spitzenstellung<br />
der deutschen Heerestechnik gewährleistet.<br />
Die stetige Verbesserung vorhandenen<br />
Gerätes wird auch als Nachfolgedenken<br />
bezeichnet. So gehören<br />
der aus dem Kampfpanzer Leopard I<br />
weiterentwickelte Leopard II, die Waffenanlagen<br />
und Munition von Rheinmetall<br />
und die unter Federführung der<br />
heute zu Rheinmetall gehörenden Firma<br />
MaK entwickelte Panzerhaubitze<br />
2000 zur weltweit führenden Heerestechnologie.<br />
Die 120 mm Glattrohrkanone<br />
des Leopard II wurde an andere<br />
Nationen, darunter die USA, lizensiert.<br />
Der Leopard und die Panzerhaubitze<br />
2000 erreichten wegen ihrer technologischen<br />
Spitzenstellung Exporterfolge.<br />
★ Neuorientierung nach dem Fall der<br />
Mauer: Die durch den Fall der Berliner<br />
Mauer (November 1989) symbolisierte<br />
veränderte sicherheitspolitische Lage<br />
führte zunächst zu einer Verunsicherung<br />
über die verteidigungspolitische Ausrichtung<br />
der Nato und deren Mitglieder.<br />
Die westliche Öffentlichkeit setzte mit<br />
dem Zerfall des Warschauer Paktes den<br />
Wegfall aller sicherheitspolitischen Risiken<br />
gleich, und die Politik und Wähler<br />
wollten die „Friedensdividende“ einnehmen.<br />
So wurde der Haushalt des Bundesverteidigungsministeriums<br />
zum<br />
„Steinbruch“, um vor allem die Kosten<br />
für die Wiedervereinigungaufzubringen.<br />
Der investive<br />
Anteil des<br />
Verteidigungshaushaltes<br />
fiel<br />
von 8,7 Milliarden<br />
€ im Jahre 1989<br />
auf jährliche Werte<br />
zwischen 5,1<br />
und 6,1 Milliarden<br />
€ in den Folgejahren<br />
bis 2005. In-<br />
flationsbereinigt<br />
ergibt sich eine<br />
Dr. Burkhard Theile<br />
Reduktion von rund 50 Prozent, wenn<br />
man die Jahre 1989 und 2004 direkt miteinander<br />
vergleicht. <strong>Das</strong> hat natürlich<br />
Konsequenzen für die Heeresrüstung:<br />
Beschaffungsprogramme wurden verkleinert,<br />
verschoben oder gar gestrichen.<br />
Die Budgetkürzungen der neunziger<br />
Jahre hatten einen dramatischen Rückgang<br />
der rüstungsindustriellen Kapazitäten<br />
zur Folge. Die Heeresindustrie<br />
konnte die technologischen Fähigkeiten<br />
weitgehend durch Konsolidierung erhalten.<br />
Rheinmetall übernahm die Firmen<br />
MaK Systemtechnik, die Mauser Werke,<br />
Henschel Wehrtechnik, KuKa Wehrtechnik,<br />
WNC Nitrochemie, Buck und STN-Atlas.<br />
STN-Atlas wurde gemeinsam mit<br />
BAE Systems gekauft und nach rund<br />
fünf Jahren in zwei Unternehmen aufgeteilt,<br />
von denen eines die ganz zum Konzern<br />
gehörende Rheinmetall Defence<br />
Electronics GmbH (RDE) ist. Aus den beiden<br />
Fahrzeugfirmen Krauss-Maffei und<br />
Wegmann wurde das Gemeinschaftsunternehmen<br />
Krauss-Maffei Wegmann.<br />
Spezialist für<br />
die Flugabwehr<br />
eb/lb Zürich. Die Oerlikon Contraves<br />
<strong>AG</strong> bildet zusammen mit den Tochtergesellschaften<br />
in Deutschland, Italien,<br />
Kanada und im Fernen Osten den Geschäftsbereich<br />
Air Defence; sie ist die<br />
führende Rheinmetall-Firmengruppe<br />
im Bereich der Luftverteidigung. <strong>Das</strong><br />
Schweizer Unternehmen hat eine enge<br />
Verbindung zur Bundeswehr, und<br />
das bereits seit deren Aufbau 1955.<br />
Unter anderem bot Oerlikon der neuen<br />
Bundeswehr eine 2-cm-Kanone an.<br />
Auf dem Exportmarkt waren Rheinmetall<br />
und Oerlikon-Bührle bei der 2-cm-<br />
Bewaffnung jahrzehntelang Konkurrenten,<br />
was sich mit der Übernahme<br />
des technischen Know-how von Hispano<br />
Suiza durch Oerlikon in den siebzi-<br />
Die Industrie hat durch diesen Prozess<br />
die technologischen Fähigkeiten der<br />
Heeresindustrie in Deutschland erhalten<br />
können. Die Eingliederung von<br />
Elektronik, Simulation und Aufklärungsdrohnen<br />
in den Rheinmetall-Konzern<br />
war ein wichtiger Schritt zur Anpassung<br />
der industriellen Fähigkeiten an die Erfordernisse<br />
der modernen Heeresrüstung.<br />
Mechanische Systeme können<br />
durch den Einsatz von Elektronik in der<br />
Leistung erheblich gesteigert werden.<br />
Die Simulation wird über die reine Ausbildung<br />
hinaus für Systemuntersuchungen<br />
und Szenarienanalysen eingesetzt.<br />
1991 gingen die ersten deutschen Soldaten<br />
in einen Auslandseinsatz, um humanitäre<br />
Hilfe in Kambodscha zu leisten.<br />
Damit kam auf die Bundeswehr die Aufgabe<br />
zu, ihre Soldaten selbständig zu<br />
führen, eine Aufgabe, die bis dahin im<br />
Einsatzfall durch die Nato wahrgenommen<br />
worden wäre. Erste Grundsätze für<br />
die Entwicklung der Bundeswehr in einem<br />
neuen sicherheitspolitischen Umfeld<br />
waren im Weißbuch 1994 des Bundesministeriums<br />
für Verteidigung aufgestellt.<br />
In der neuen Bundeswehrstruktur<br />
finden wir die Führungskommandos der<br />
Teilstreitkräfte. Für die Heeresrüstung<br />
zeigte sich der Trend zu leichterem Gerät,<br />
das für die nun zunehmenden Einsätze in<br />
großer Entfernung benötigt wurde.<br />
Rüstungswirtschaftlich betrachtet,<br />
sind die neunziger Jahre durch die Verwaltung<br />
des Mangels gekennzeichnet.<br />
Neue Akzente wurden durch die Weizsäcker-Kommission<br />
im Jahre 2000 gesetzt.<br />
Die Kommission hatte die Aufgabe,<br />
Vorschläge für die Grundstrukturen<br />
einer neuen Bundeswehr zu machen.<br />
Der Kommissionsbericht löste mehrere<br />
Konzeptpapiere des Verteidigungsministers<br />
und des Generalinspekteurs<br />
aus. Viele geforderte Veränderungen<br />
wurden jedoch wegen fehlender Budgetmittel<br />
nicht umgesetzt.<br />
Die Heeresrüstung blieb zunächst konzeptionell<br />
plattform-orientiert, also z.B.<br />
bezogen auf ein gepanzertes Fahrzeug<br />
mit verschiedenen Missionseigenschaften.<br />
Der Bedarf richtete sich für die Zwecke<br />
von Auslandseinsätzen mehr in<br />
Richtung leichteren Gerätes aus.<br />
Die Diskussion um die sicherheitspolitischen<br />
Veränderungen in Europa und<br />
die problematische Budgetlage lenkten<br />
in den neunziger Jahren vor allem<br />
in Europa von den Auswirkungen der<br />
Entwicklung bei den Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien und ihrem<br />
zunehmenden Stellenwert in der<br />
Rüstungstechnik ab.<br />
Die Kehrseite der Technologiemedaille<br />
ist die Verfügbarkeit von Hochtechnologien<br />
für Terroristen, organisierte Kriminalität<br />
und Staaten, die das Völkerrecht<br />
nicht achten. Dies hat sicherheitspolitische<br />
Konsequenzen, die durch<br />
den 11. September 2001 schlagartig der<br />
Weltöffentlichkeit bewusst wurden.<br />
★ Streitkräftetransformation und Rüstungskonzepte:<br />
Die sicherheitspoliti-<br />
ger Jahren des 20. Jahrhunderts noch<br />
verstärkte. Wichtige Beschaffungen waren<br />
zudem das Feuerleitgerät „Superfledermaus“,<br />
der eigenentwickelte Flak-<br />
Panzer „Gepard“ sowie das Feuerleitgerät<br />
„Fera“ für die Raktenartillerie. Aber<br />
es gab auch zahlreiche Kooperationen<br />
mit anderen, heute zur Rheinmetall-<br />
Gruppe gehörenden Wehrtechnik-Gesellschaften,<br />
zum Beispiel mit den Mauser-Werken<br />
Oberndorf, mit KUKA beim<br />
„Arrow“-Flugabwehrsystem und mit der<br />
RWM im Projekt Corect, ein Modul zur<br />
Flugbahnkorrektur von Artillerieraketen.<br />
Die Contraves <strong>AG</strong> wurde 1936 als<br />
Studiengesellschaft für artilleristische<br />
Flugabwehr, die Instrumente zur Flugbahnvermessung<br />
und Ausbildungsgeräte<br />
produzierte, gegründet. 1944<br />
übernahm Oerlikon-Bührle die Aktienmehrheit<br />
der Contraves und erwarb<br />
damit das Geschäftsfeld elektronische<br />
Feuerleitsysteme. 1989 wurden der<br />
Rheinmetall verfügt in den Bereichen Fahrzeuge (z.B. Fuchs-Spürpanzer), Waffen und Munition, Nahbereichsflugabwehr, Simulation,<br />
Führungssysteme und Elektronik über das industrielle Leistungsspektrum für die Heeres-Ausrüstung von heute und morgen.<br />
schen Risiken der westlichen Industrienationen<br />
sind vielfältig – Terrororganisationen<br />
mit politischen oder ideologischen<br />
Handlungsmotiven, autoritär geführte<br />
Staaten, die das Völkerrecht<br />
missachten, Staaten mit unzureichender<br />
Regierungsautorität, deren Territorium<br />
als Basis von Terroristen genutzt<br />
wird, und schließlich die organisierte<br />
Kriminalität.<br />
Zur Abwehr dieser Risiken erhielt die<br />
Bundeswehr mit den Verteidigungspolitischen<br />
Richtlinien 2003 einen neuen<br />
Streitkräfteauftrag. Deutsche Streitkräfte<br />
werden, abgesehen von Evakuierungsmissionen,<br />
nur im Rahmen von<br />
Bündnisoperationen eingesetzt. Mit<br />
den Kategorien Eingreifkräfte, Stabilisierungskräfte<br />
und Unterstützungskräfte<br />
wurde eine fähigkeitsorientierte<br />
Streitkräftestruktur gebildet. Die operative<br />
und organisatorische Selbständigkeit<br />
der Teilstreitkräfte wird zugunsten<br />
der Streitkräftegemeinsamkeit verringert.<br />
Militärische Fähigkeiten werden<br />
durch miteinander vernetzte Systeme<br />
und Teilsysteme unterschiedlicher<br />
Teilstreitkräfte erzeugt. Der Strukturwandel<br />
des Militärs mit den einhergehenden<br />
Veränderungen der Doktrin,<br />
der Ausbildung, des Materials und der<br />
Ausbildung wird im Begriff Transformation<br />
zusammengefasst. Die Streitkräftetransformation<br />
wurde gleichermaßen<br />
durch die sicherheitspolitische wie die<br />
technologische Entwicklung ausgelöst.<br />
Die Bundeswehr hat den Transformationsprozess<br />
eingeleitet, und das Heer<br />
hat als eigenen Beitrag das Konzept<br />
„<strong>Das</strong> Heer in der Transformation“ erstellt.<br />
<strong>Das</strong> Heer muss über Fähigkeiten<br />
und Kräfte verfügen. Die schweren<br />
Kräfte werden wegen des Schutzes und<br />
der Feuerkraft, mittlere Kräfte wegen<br />
der Kombination von Mobilität, Durchsetzungsfähigkeit<br />
und Schutz und<br />
leichte Kräfte wegen ihrer Mobilität<br />
und Schnelligkeit benötigt. Durch die<br />
vernetzte Operationsführung werden<br />
die Streitkräfte optimal geschützt und<br />
eingesetzt. Die mechanische Schutzkomponente<br />
kann durch Aufklärung<br />
und rechtzeitige Gegenmaßnahmen ergänzt<br />
werden. Durch ein vollständiges<br />
und aktuelles Lagebild können auch<br />
mit geringem Waffeneinsatz große Effekte<br />
erzielt werden.<br />
<strong>Das</strong> moderne Heer versteht sich als<br />
System. <strong>Das</strong> setzt neue Maßstäbe für<br />
die Heeresrüstung. Die Plattformen<br />
werden bleiben, aber sie müssen vernetzt<br />
einsetzbar sein. Elektronische<br />
Systeme werden einen größeren Anteil<br />
am Wert des Heeresgerätes haben. Die<br />
Entwicklung neuer Konzepte für das<br />
System Heer wird auch durch die Methode<br />
der Konzeptentwicklung mit experimenteller<br />
Überprüfung (Concept<br />
Die Feuereinheit „Skyguard“ besteht aus zwei 35-mm-Ahead-Zwillingsgeschützen<br />
und einer Feuerleitung. Als Option läßt sich ein Lenkwaffenwerfer integrieren.<br />
wehrtechnische Teil von Oerlikon-<br />
Bührle und die Contraves <strong>AG</strong> zur Oerlikon<br />
Contraves <strong>AG</strong> fusioniert.<br />
Rheinmetall übernahm die Oerlikon<br />
Contraves <strong>AG</strong> im Jahre 1999 zwecks Stärkung<br />
des eigenen Mittelkaliberbereiches<br />
und tat damit einen weiteren Schritt zur<br />
notwendigen Konsolidierung der europäischen<br />
wehrtechnischen Industrie. Durch<br />
die technische Zusammenarbeit zwi-<br />
schen Oerlikon Contraves und dem<br />
heutigen RWM-Standort Oberndorf entstand<br />
ein weltweit führendes Kompetenzzentrum<br />
für mittelkalibrige Waffenund<br />
Munitionssysteme. Die Flugabwehrsysteme<br />
„Skyguard“, „Skyshield“<br />
und das Multi-Mission-System „Skyranger“<br />
gehören heute zu den bedeutendsten<br />
Aktivitäten von Oerlikon Contraves.<br />
Die „Skyshield“-Feuereinheit besteht<br />
Foto: Blattner<br />
Development and Experimentation =<br />
CD&E) geschehen. Diese Methode<br />
greift auf Modellbildung und Simulation<br />
zurück.<br />
Die Heeresrüstung war durch die Vielfalt<br />
und Anzahl von Plattformen und<br />
Gerät gekennzeichnet. Die heutige<br />
Heeresrüstung beruht auf Systemen.<br />
Heeresausrüster müssen die Forderungen<br />
des Systems „Heer“ verstehen und<br />
Lösungen anbieten können. Dazu müssen<br />
in der Industrie Plattform- und<br />
Elektronikkompetenz, Komponentenwissen<br />
und Systemfähigkeit nebeneinander<br />
vorhanden sein. Rheinmetall hat<br />
diese Entwicklung frühzeitig erkannt<br />
und verfügt in den Bereichen Fahrzeuge,<br />
Waffen und Munition, Nahbereichsflugabwehr,<br />
Simulation, Führungssysteme<br />
und Elektronik, einhergehend mit<br />
übergeordneten Systemfähigkeiten,<br />
über das industrielle Leistungsspektrum<br />
für die Ausrüstung des Heeres von<br />
heute und morgen.<br />
Dr. Burkhard Theile*<br />
* Dr. Burkhard Theile hat an der Technischen Universität<br />
Braunschweig Maschinenbau und Physik studiert und<br />
das Studium Diplom-Physiker abgeschlossen. Nach einem<br />
Forschungsaufenthalt am NASA Goddard Space<br />
Flight Center und der Promotion mit einem Thema der extraterrestrischen<br />
Physik war er, zuletzt als Oberassistent,<br />
in der raumfahrtwissenschaftlichen Forschung und Lehre<br />
tätig. Es folgten Tätigkeiten als Projektleiter bei der Firma<br />
Dornier mit einem zweijährigen Aufenthalt in Frankreich<br />
und – von 1985 bis 1990 – die Leitung der Dornier of North<br />
America in Washington, D.C. Von 1991 bis 2000 war er Bereichsleiter<br />
bei der heutigen Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH in Bremen. Seit Februar 2000 ist er Hauptabteilungsleiter<br />
Strategische Unternehmensentwicklung bei<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong>. Im August 2005 wird er altersbedingt<br />
diese Aufgabe an einen Nachfolger übergeben,<br />
aber weiterhin beim Bundesverband der Deutschen Industrie<br />
(BDI) und bei der AeroSpace and Defence Industries<br />
Association of Europe (ASD) in Brüssel Rheinmetall-<br />
Interessen vertreten.<br />
aus zwei einrohrigen Revolvergeschützen<br />
und einem Feuerleitgerät mit hochsensitivem<br />
3D-Suchradar, Verfolgungsradar<br />
und einer optronischen Sensorik.<br />
Die jüngste Version des Feuerleitgerätes<br />
„Skyguard“ ist mit zwei unabhängigen<br />
3D-Zielverfolgungssystemen ausgerüstet.<br />
<strong>Das</strong> Multi-Mission-System<br />
„Skyranger“ ist das neueste Produkt<br />
des Schweizer Flugabwehrspezialisten.<br />
Es wurde konzipiert zum Konvoischutz<br />
im internationalen Krisenmanagement<br />
und kann gegen Luft- und Bodenziele<br />
eingesetzt werden. <strong>Das</strong> 35mm-Ahead-<br />
Marinegeschütz „Millennium“ mit der<br />
35/ 1000-Revolverkanone, das Flugbahnkorrektur-Modul<br />
„Corect“ für Artillerieraketen<br />
oder die in Zusammenarbeit<br />
mit RWM Schweiz <strong>AG</strong> entwickelte<br />
Ahead-Technologie sind nur einige Beispiele<br />
aus dem aktuellen Entwicklungs-<br />
und Produktionsprogramm von<br />
Oerlikon Contraves.<br />
Composing: frei-stil/Fotos: IMZBw-Bildarchiv
<strong>Das</strong> Profil 3/20053 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
Seite 11<br />
Die politisch-strategische Bedeutung der Branche für Deutschland und Europa<br />
Rüstungsindustrie – ein<br />
Werkzeug für die Politik<br />
in Staatsbesuch ohne Ehrenformation<br />
der Streitkräfte?<br />
Undenkbar! Die Soldaten<br />
der Ehrenformation gar<br />
ohne Gewehre? Gleichfalls<br />
nicht vorstellbar! Bestimmte<br />
Rituale werden beachtet<br />
und eingehalten, wenn ein Staat den<br />
Repräsentanten eines anderen Staates<br />
durch sein Oberhaupt begrüßen lässt.<br />
Dazu zählt, dass der ankommende<br />
Staatsgast mit festgefügtem Zeremoniell<br />
empfangen wird: Roter Teppich, Entlangführen<br />
an der das Gewehr präsentierenden<br />
Abteilung von Soldaten, das<br />
empfangende Staatsoberhaupt geht<br />
höflich mit. Nationalhymnen. All das<br />
wird inszeniert und geschieht, um dem<br />
Staatsgast die ihm gebührende Ehre<br />
zuteil werden zu lassen. Und damit<br />
dem Staat, den er/sie repräsentiert.<br />
Erwähnenswert ist das deshalb, weil<br />
sich die Vorstellung von Staat kaum ohne<br />
die Verbindung zu Macht denken<br />
lässt. Die Armee bildet – neben anderen<br />
nicht minder wichtigen Größen – einen<br />
wesentlichen Teil der Staatsmacht.<br />
In sehr weit zurückliegenden Jahren,<br />
als die Bundesrepublik Deutschland<br />
noch nicht über die Bundeswehr verfügte,<br />
vor 1955 also, ließ der damalige<br />
Bundeskanzler Konrad Adenauer eine<br />
Abteilung der Polizei als Ehrenformation<br />
für Staatsgäste auftreten. Staatsmacht<br />
ganz bescheiden. Aber immerhin:<br />
Es waren die ersten Jahre nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg. Die Deutschen<br />
hatten allen Grund zur Bescheidenheit.<br />
Sie hätten ihn heute nicht mehr,<br />
denn sie haben aus ihrer Geschichte<br />
gelernt. Doch tun sie sich im Verständnis<br />
der Öffentlichkeit und der Gesellschaft<br />
darüber, welche Rolle genau<br />
Streitkräften in dem 1949 gegründeten<br />
deutschen (Teil)-Staat übertragen werden<br />
muss, immer noch sehr schwer.<br />
Soll die Bundeswehr „nur“ humanitäres<br />
Hilfskorps sein und „nur“ im Einsatz<br />
zur Sicherung von Frieden, den im Übrigen<br />
andere durch Kampf herbeigeführt<br />
haben? Am liebsten wünschten sich die<br />
einen so die heutigen Streitkräfte in unserem<br />
Staate. Die anderen allerdings<br />
wissen, dass in einer Welt, wie sie ist,<br />
und nicht nur von „Gut-Menschen“ regiert,<br />
Soldaten immer noch zum Kampfeinsatz,<br />
der die zerstörerische Wucht<br />
von Waffen einschließt, ausgebildet<br />
werden müssen. Auch die ultima ratio,<br />
das Führen von Krieg zu planen – im<br />
Clausewitzschen Sinne zu verstehen als<br />
„äußerstes Mittel“, nicht als „allerletztes<br />
Mittel“ – darf man nicht zum Denk-<br />
Tabu erheben, wenn in der Politik nur<br />
so der Erfolg möglich scheint.<br />
Nicht nur bei der Betrachtung von militärischer<br />
Macht ist heute diese lähmende<br />
Unentschiedenheit bei der politischen<br />
Einordnung der Aufgaben für Soldaten<br />
festzustellen. Sie schließt auch<br />
die Geräte ein, die Soldaten benutzen.<br />
Auch ihre Waffen, ihre Ausrüstung wird<br />
von vielen selbst 60 Jahre nach Kriegsende<br />
mit Skepsis, Zweifel, Zögern –<br />
letztlich ablehnend – gesehen. Wehrtechnik,<br />
Rüstung, selbst das Wort Verteidigung<br />
– lauter Begriffe, die im politischen<br />
Vokabular von heute keine Preise<br />
für Beliebtheit gewinnen könnten.<br />
So tut sich offensichtlich zwischen<br />
den Ebenen der handelnden Politik und<br />
der des Bewusstseins in der Gesellschaft<br />
ein weiter Spalt auf. Ein irritierendes<br />
Phänomen. Der Bundesverteidigungsminister<br />
darf inzwischen sagen<br />
und wird von niemandem dafür noch<br />
ernsthaft kritisiert, dass Deutschland<br />
auch am Hindukusch verteidigt wird.<br />
Der Bundeskanzler gilt gar als der größte<br />
Befürworter eines ständigen deutschen<br />
Sitzes im Weltsicherheitsrat.<br />
Deutsche Außenpolitik wirkt immer<br />
ambitionierter und will immer ambitionierter<br />
sein. Nach dem Motto<br />
„Deutschland mischt sich ein“ möchte<br />
man in Berlin dabei sein, wenn die Großen<br />
dieser Welt die Themen auf die<br />
globale Tagesordnung setzen und über<br />
sie entscheiden. Auch in der Sicherheitspolitik<br />
verfährt man so. Wenn für<br />
die Bundeswehr Auslandseinsätze geplant<br />
werden, dann wissen die Regierenden<br />
heute, dass Verantwortung<br />
übernommen werden muss. Folglich<br />
gilt es dafür zu sorgen, dass die Mittel<br />
dazu bereitgestellt werden. Nur so hat<br />
man das Recht, auf der Weltbühne an<br />
Entscheidungen mitzuwirken.<br />
Reden wir von den Mitteln, den Streitkräften<br />
und der Industrie, die sie ausrüstet.<br />
Mit der schlagwort-ähnlichen<br />
Bemerkung des Verteidigungsministers,<br />
Deutschland werde auch am Hindukusch<br />
verteidigt, geriet die politische<br />
Debatte über die neue Ausrichtung<br />
der Bundeswehr, die sogar mit<br />
weltweiten Einsätzen rechnen müsse,<br />
geradezu blitzartig in eine neue Dimension.<br />
Ähnliches müsste geschehen, damit<br />
die Diskussion endlich darüber einsetzt,<br />
was Deutschland (solange Europa<br />
auf diesem Sektor sich noch als we-<br />
nig handlungsfähig darstellt) an Rüstungsindustrie<br />
braucht, um entsprechend<br />
souverän und handlungsfähig<br />
zu bleiben.<br />
Nach dem Erlass modernisierter „Verteidigungspolitischer<br />
Richtlinien“<br />
(VPR) steht ein weiterer Schritt an zu<br />
tun, der Schritt hin zu einem nationalen<br />
Sicherheitskonzept, einem allum-<br />
fassenden staatlichen Dokument, in<br />
dem alle Bereiche der Sicherheitsvorsorge<br />
für Bürger, Gesellschaft und Wirtschaft<br />
in ein sinnvolles Miteinander<br />
verzahnt sind. <strong>Das</strong> aber fehlt. Vor allem<br />
das für die Rüstungswirtschaft. Eine Art<br />
Weißbuch dazu macht wahrlich Sinn.<br />
In einem kürzlich vom „Arbeitskreis<br />
Wehrtechnik und Arbeitsplätze der IG<br />
Metall zu Fragen der Industriepolitik in<br />
der Rüstungswirtschaft“ veröffentlichten<br />
Papier heißt es politisch hellsichtig:<br />
„Die wehrtechnische und technologische<br />
Basis eines Landes hat mehr als<br />
eine nur verteidigungs- und sicherheitspolitische<br />
Funktion. Sie ist auch<br />
Voraussetzung für Mitsprache und Einfluß<br />
nicht nur bei der anstehenden<br />
Neustrukturierung der europäischen<br />
Verteidigungsindustrie und der EntwicklungstrategischerTechnologien,<br />
sondern darüber<br />
hinaus auch<br />
bei der politischen<br />
Gestaltung der EuropäischenUnion.“<br />
Und weiter:<br />
„ Deutschland<br />
kann an diesen<br />
Entwicklungen nur<br />
dann gestaltend<br />
teilnehmen, wenn<br />
es über eigene<br />
Rüdiger Moniac<br />
wehrtechnologische<br />
Fähigkeiten<br />
verfügt, die es in Kooperationsprogramme<br />
einbringen kann. Deshalb tut<br />
die Bundesregierung gut daran, die<br />
Wehrtechnik als strategische Branche<br />
und Instrument der Außenpolitik zu begreifen<br />
und durch eine aktive Industriepolitik<br />
zu unterfüttern. Sie steht vor der<br />
Aufgabe, die strategischen Interessen<br />
unseres Landes zu definieren und Konzepte<br />
zu ihrer Umsetzung zu entwickeln.“<br />
<strong>Das</strong> sind richtige Ansätze. Die IG-Metaller,<br />
denen niemand unterstellen<br />
kann, von einer „Großmacht Deutschland“<br />
zu träumen, fürchten, dass,<br />
wenn in Berlin nicht aktiver auch die<br />
Rolle der Rüstungsindustrie als gestaltendes<br />
Element der Außen- und Sicherheitspolitik<br />
gestützt wird, die Interessen<br />
unseres Staates von anderen leichter<br />
beiseite geschoben werden könn-<br />
Sfor-Patrouille „on the road“: friedenssichernder Einsatz von Bundeswehrsoldaten in Bosnien-Herzegowina.<br />
ten und die der anderen zu dominant<br />
würden.<br />
Nicht nur die Bundeswehr braucht<br />
den Rückhalt der Politik und der Bürger.<br />
Auch die Rüstungsindustrie<br />
braucht ihn. Denn die Rüstungsindustrie<br />
versorgt nicht nur die Armee mit<br />
dem erforderlichen Material – und das<br />
zu angemessenen Preisen. Die wehr-<br />
Humanitäre Hilfe gehört seit jeher zum breitgefächerten Aufgabenspektrum der<br />
Bundeswehr. Hier helfen Soldaten während des Elbe-Hochwassers im Sommer 2003.<br />
technische Industrie kann und soll<br />
auch als Motor für technologische Innovation<br />
und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
auf dem Weltmarkt wirken.<br />
Diese Form der industriellen Basis<br />
treibt in Teilbereichen nicht nur die<br />
technologische Innovation. Von der<br />
Rüstungsindustrie werden auch Güter<br />
oder Technologien entwickelt, die nicht<br />
nur für die Streitkräfte zu nutzen sind,<br />
sondern der zivilen Wirtschaft Impulse<br />
geben für neue Produkte und Techniken<br />
(dual use). Eine zweifache Bedeutung<br />
also hat auch volkswirtschaftlich<br />
die Rüstungsindustrie. Nicht zuletzt<br />
diese Erkenntnis hat Eingang gefunden<br />
im Papier der IG Metall. Übrigens auch<br />
als „umgekehrte Spinn offs“ entdecken<br />
seine Autoren ein vielversprechendes<br />
Zukunftsfeld für die Rüstungsindustrie.<br />
Die Stellung Deutschlands ist zweifelsfrei<br />
auch durch Souveränitätsvorbehalte<br />
erschwert, sie krankt jedoch im<br />
Kern an Konzeptionslosigkeit und fehlender<br />
Strategie und Zukunftsvorsorge<br />
für diesen volkswirtschaftlich essentiellen<br />
Bereich. Angesichts der fiskalischen<br />
Situation müssen deshalb mit<br />
Blick auf die vorzüglichen Fähigkeiten<br />
der deutschen Industrie im zivilen Bereich<br />
‚umgekehrte Spinn offs‘ gesucht<br />
und gefördert werden. So ließen sich<br />
zum Beispiel die Mikrosystemtechnik<br />
und die optischen Technologien, aber<br />
auch die modernen Fertigungstechnologien<br />
und betrieblichen Organisationsformenprodukt-<br />
und prozessorientiert<br />
auf den<br />
Bereich der Wehrtechnikübertragen<br />
bzw. für ‚smarte‘<br />
Technologien<br />
Produkte der<br />
wehrtechnischen<br />
Zukunft nutzbar<br />
machen.<br />
Die Rüstungsindustrie,<br />
vor allem<br />
die deutsche,<br />
braucht folglich,<br />
wenn sie den<br />
Streitkräften nicht<br />
nur Rüstung im<br />
althergebrachten<br />
Sinne aus Stahl,<br />
Eisen und schwerer<br />
Panzerung anbieten<br />
will, technologisch<br />
eine<br />
neue Basis, aber<br />
auch im Denken<br />
der Politik und der<br />
Unternehmen selbst. Es genügt nicht,<br />
zähneknirschend anzuerkennen, dass<br />
eine gut funktionierende Armee Teil einer<br />
weit blickenden staatlichen Vorsorge<br />
für die Bürger ist. Streitkräfte zu haben,<br />
ist weder „gut“ noch „böse“. Erst<br />
die Absicht, Streitkräfte für bestimmte<br />
Ziele zu gebrauchen, lässt die ethische<br />
Kategorie hervortreten.<br />
Besser deshalb ist: Alle müssen den<br />
Sprung in eine völlig neue Sphäre wagen.<br />
Die Politik hat zu erkennen, dass<br />
eine Wirtschaftsbranche, die die Armee<br />
mit Waffen und Ausrüstung versorgt,<br />
ein strategisches Element von<br />
Außen- und Sicherheitspolitik ist und<br />
entsprechend staatlich gestützt und<br />
gefördert werden muss. Andere Staaten<br />
machen uns das vor.<br />
Die Unternehmen ihrerseits (und gewiss<br />
auch Rheinmetall) werden bei der<br />
Gestaltung ihrer Produktpalette im<br />
Rüstungsbereich analysieren, in welchen<br />
möglichen Konfliktszenarien<br />
künftig Soldaten sich durchsetzen<br />
müssen und welche technischen/technologischen<br />
Potenziale für ihre beste<br />
Ausrüstung dafür verfügbar sein werden.<br />
Dies verlangt sehr viel Wissen und<br />
Erfahrung, möglicherweise aber noch<br />
mehr Phantasie und wohl auch eine<br />
Prise Intuition – die Vorbedingung für<br />
Innovation.<br />
Darum die – für manchen wohl –<br />
phantastischen Fragen: Müssen Waffen<br />
überhaupt noch schießen, um den<br />
Gegner niederzuringen? Genügt es<br />
nicht, ihm den Gebrauch seiner Waffen<br />
zu verwehren? Oder auch, ihm Ziele<br />
vorzugaukeln, auf die er dann feuert,<br />
auch wenn diese gar nicht existieren?<br />
Wir stoßen mit solchen Fragen in völlig<br />
neue Technologiesphären hinein:<br />
Strahlung zur Ausschaltung gegnerischen<br />
Feuers. Oder: Informationstechnologie<br />
(IT), um die Sensoren des Gegners<br />
zu täuschen. Die Felder sind weit,<br />
auf denen derartige Innovationen stattfinden<br />
können.<br />
Auch dann, wenn nach einer kriegerischen<br />
Auseinandersetzung Aufbauarbeit<br />
zu leisten ist, wird moderne Ausrüstung<br />
von der Industrie bereitgestellt<br />
werden müssen. Denn die „Nachsorge“<br />
in vielen Kriegs- und Krisengebieten<br />
erfordert von Minenräumen über<br />
Kampfmittelbeseitigung und Umweltrekultivierung<br />
bis hin zum Aufbau einer<br />
funktionierenden Infrastruktur erhebliche<br />
technische und innovationsträchtige<br />
Tätigkeiten.<br />
Aber eins soll zum Schluss klargestellt<br />
werden: <strong>Das</strong> Wachbataillon der<br />
Bundeswehr braucht beim Staatsbesuch<br />
zum Präsentieren des Gewehrs<br />
– trotz aller Innovation – keine futuristische<br />
Strahlenwaffe. Der alte Karabiner<br />
tut’s auch. Rüdiger Moniac*<br />
*Rüdiger Moniac ist seit Jahrzehnten als Journalist auf<br />
den Gebieten Bundeswehr und Sicherheitspolitik tätig<br />
und hat sich in den jüngsten Jahren immer intensiver<br />
auch mit Fragen der Rüstungspolitik und der Rüstungsindustrie<br />
beschäftigt. Der 67-jährige Oberst der Reserve hat<br />
anfangs als Bonner Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung, später der Tageszeitung „Die Welt“ alle<br />
deutschen Verteidigungsminister von Helmut Schmidt,<br />
den späteren Bundeskanzler, bis zum heutigen Amtsinhaber<br />
Peter Struck auf ihren Erkundungs- und Kontaktreisen<br />
durch die Kontinente und die Kulturen begleitet. Seit<br />
drei Jahren arbeitet Moniac als Selbständiger in Berlin<br />
und schreibt unter anderem für Tages- und Wochenzeitungen.<br />
Darüber hinaus redigiert er für den Verband der<br />
Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. als Chefredakteur<br />
das Magazin für Sicherheitspolitik loyal in enger<br />
Absprache mit dem Verbandspräsidium und vor allem<br />
dem beauftragten Herausgeber Michael Sauer.<br />
Als Europas größter Anbieter von Heerestechnik gestaltet Rheinmetall Defence den Prozess der Transformation der Streitkräfte aktiv mit – mit Know-how, Systemfähigkeit und hochmoderner Systemtechnik.<br />
Fotos (2): IMZBw-Bildarchiv<br />
Composing: frei-stil
Seite 12 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
n diesem Jahr jährt sich zum sechzigsten<br />
Mal das Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges, das gleichzeitig den<br />
Zusammenbruch der deutschen<br />
wehrtechnischen Industrie bedeutete.<br />
Zahllose Produktionsanlagen<br />
wurden in den Monaten und Jahren<br />
nach dem 8. Mai 1945 geschlossen, beschlagnahmt<br />
und größtenteils demontiert.<br />
Der Plan der siegreichen Alliierten<br />
sah vor, dass im Deutschland nach Hitler<br />
nie mehr eine Waffe oder Patrone<br />
gefertigt werden sollte. <strong>Das</strong> Weiterbestehen<br />
deutscher Rüstungsfirmen war<br />
unerwünscht.<br />
Dennoch – und das ist das Außergewöhnliche<br />
an der Geschichte – bestanden<br />
viele dieser Unternehmen weiter.<br />
Unter anderem auch die zur Hälfte<br />
reichs- bzw. nach 1949 bundeseigene<br />
Rheinmetall-Borsig <strong>AG</strong>, die aufgrund<br />
der Kriegs- und Nachkriegsereignisse<br />
die meisten ihrer Werksanlagen und<br />
Vermögenswerte für immer verloren<br />
hatte. Vom wirtschaftlichen Aufschwung<br />
im Westen seit 1948 blieb die<br />
Gesellschaft dank der alliierten Vorschriften<br />
über den totalen Produktionsstop<br />
ausgeschlossen. Erst ab 1950<br />
versuchte Rheinmetall in Düsseldorf-<br />
Derendorf, einem Werk, das bis weit in<br />
die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
hinein fast nur aus Trümmern<br />
und Ruinen bestand, mit Büromaschinen,<br />
Kupplomaten, Tordrehkränen,<br />
Foto: Bundespresseamt/Denecke<br />
Historischer Akt mit symbolischer Bedeutung: Der damalige Bundeskanzler Konrad<br />
Adenauer spricht 1956 zu den ersten Freiwilligen der neu gegründeten Bundeswehr.<br />
Transport- und Verlademaschinen, Eisenbahn-Stoßdämpfern<br />
oder Gerbereimaschinen<br />
ein ziviles, wirtschaftlich<br />
erfolgreiches Produktprogramm aufzuziehen<br />
– nahezu vergeblich. Denn Erfahrungen<br />
in diesen Produktionszweigen<br />
besaß das Unternehmen nicht,<br />
und Facharbeiter waren schwer zu bekommen.<br />
Außerdem hatte die Konkurrenz<br />
einen Vorsprung von fünf Jahren<br />
gewonnen, der nicht mehr aufzuholen<br />
war.<br />
Warum aber unternahm man diese<br />
Anstrengung? Warum legte Rheinmetall,<br />
warum auch legte das Reich bzw.<br />
ab 1949 der Bund als neuer Eigentümer<br />
so großen Wert auf ein Weiterbestehen<br />
der Rheinmetall-Borsig <strong>AG</strong>, die nach Lage<br />
der Dinge keine Existenzgrundlage<br />
und -berechtigung mehr besaß?<br />
In den sechziger Jahren erlangt Rheinmetall Defence seine alte Stärke zurück<br />
Geschützentwicklung –<br />
made by Rheinmetall<br />
arallel zu den ersten waffentechnischen<br />
Aufträgen über<br />
die Lieferung des MG 42/59<br />
produzierte und bearbeitete<br />
Rheinmetall für die Bundeswehr<br />
seit 1956 auch automatische<br />
Waffen, Flak und<br />
Panzer-Waffenanlagen. Vorgesehen war<br />
seitens des Bundes die Einführung der<br />
automatischen 20-mm-Maschinenkanone<br />
HS 820 der Hispano Suiza S.A. in<br />
Genf, und zwar für die Bewaffnung des<br />
Schützenpanzers HS 30 wie auch für verschiedene<br />
Lastkraftwagen.<br />
Aufgrund bestehender Lizenzverträge<br />
– Rheinmetall hatte die Fertigungslizenz<br />
für die HS 820 einschließlich Munition<br />
im September 1956 von Hispano<br />
Suiza erworben – kam als Fertigungsfirma<br />
nur Rheinmetall in Frage, da die<br />
Waffe „weitgehend in Deutschland“<br />
gebaut werden sollte. Allerdings hatte<br />
Hispano Suiza wenig Erfahrung mit der<br />
Produktion von automatischen Maschinenkanonen<br />
und Panzerfahrzeugen.<br />
Die ursprüngliche HS 820 war deswegen<br />
nur ein Prototyp mit konstruktiven<br />
Mängeln gewesen, den erst Rheinmetall<br />
zur Serienreife entwickelte.<br />
Im rasch wiederaufgebauten Gebäude<br />
12 des Werkes Düsseldorf – entlang<br />
der Heinrich-Ehrhardt-Straße – begann<br />
im Februar 1958 die Serienfertigung<br />
der HS 820 unter dem Rheinmetall-eigenen<br />
Namen MK 20-1, deren erste<br />
Exemplare – zusammen mit der gleichzeitig<br />
gefertigten Munition – im selben<br />
Monat termingerecht an die Bundeswehr<br />
ausgeliefert wurden.<br />
In den sechziger Jahren kehrte Rheinmetall<br />
in einem weiteren Schritt zu seinem<br />
ureigenen Gebiet, der Entwicklung<br />
von schweren Waffen und Kanonen, zu-<br />
rück. Aus diesen Arbeiten gingen in<br />
den folgenden Jahren sowohl Weiterentwicklungen<br />
US-amerikanischer Systeme<br />
als auch Neukonstruktionen hervor.<br />
Die amerikanische 105-mm-Feldhaubitze<br />
M2 A1 sowie die Panzerhaubitze<br />
155 mm M 109 von Cadillac wurden<br />
von 1959 an kampfwertgesteigert<br />
und in ihrer Leistung den sowjetischen<br />
Geschützen angeglichen. Neben diese<br />
beiden Großprojekte trat die Eigenentwicklung<br />
einer 90-mm-Kanone, die als<br />
komplette Hauptbewaffnung in den<br />
„Jagdpanzer Kanone“ von Rheinstahl-<br />
Henschel übernommen wurde. Dieser<br />
Auftrag wurde 1967 erfolgreich abgeschlossen.<br />
Als Nachfolgemodell für die 20-mm-<br />
Kanone HS 820 plante der Bund eine<br />
Weiterentwicklung, die Rheinmetall unter<br />
der eigenen Bezeichnung Rh 202 anbot.<br />
Diese Waffe sollte nicht nur wesentlich<br />
preiswerter sein als die 20mm MK<br />
HS 820, sondern auch wesentlich besser:<br />
Sie musste „ein Maximum an Feuerbereitschaft,<br />
Lebensdauer, Wetterfestigkeit,<br />
Unempfindlichkeit gegen Schmutz,<br />
Flugsand und Wasser, Einfachheit der<br />
Bedienung und Wartung aufweisen“.<br />
Für die Verwendung der Rh 202 bot<br />
sich in erster Linie der von Henschel<br />
neu entwickelte und 1968 erstmals vorgeführte<br />
Schützenpanzer Marder an.<br />
Aber nicht nur der Marder, sondern alle,<br />
aufgrund der politischen Situation<br />
1968 (Einmarsch der Sowjettruppen in<br />
Prag) gleichzeitig eingeführten Waffensysteme<br />
– die Illing- und Flak-Zwilling-<br />
Lafetten (diese von Rheinmetall) sowie<br />
der Späh-Panzer-Rad-Schwimm 8x8 –<br />
wurden mit insgesamt 6630 Kanonen<br />
MK 20mm Rh 202 ausgerüstet. Die Serienfertigung<br />
in Düsseldorf und in der<br />
zweiten Fertigungsstätte bei Mauser in<br />
Oberndorf begann im Mai 1970. Anfängliche<br />
Probleme in der Fertigung<br />
waren schnell gelöst, und die Rh 202<br />
avancierte im Dienste der Bundeswehr<br />
zu einer Rheinmetall-Erfolgsgeschichte:<br />
1967 nahm das Bundesverteidigungsministerium<br />
diese automatische<br />
Kanone für die Einführung in allen<br />
Truppengattungen an: „Durch die einheitliche<br />
Verwendung der 20 mm Rh<br />
202 bei Heer, Luftwaffe und Marine ist<br />
damit in der Bundesrepublik Deutschland<br />
für eine überschaubare Zeit die<br />
waffen- und munitionsmäßige Standardisierung<br />
sichergestellt.“<br />
Weitere Einsatzmöglichkeiten ergaben<br />
sich, als Rheinstahl-Henschel 1976<br />
der Bundeswehr den neuen amphibischen<br />
8x8-Spähpanzer „Luchs“ vorstellte.<br />
Für diesen Panzer hatte Rheinmetall<br />
die Turmanlage (TS 7) entwickelt,<br />
und als Bewaffnung bekam der<br />
Luchs die Rh 202. Ebenfalls eine 20-<br />
mm-Waffe war die bereits erwähnte,<br />
seit 1968 entwickelte Zwillingsflak. Deren<br />
Einführung entsprach dem Auftrag<br />
an die Tieffliegerabwehr in der Luftwaffe,<br />
„tief und sehr tief anfliegende feindliche<br />
Luftfahrzeuge mit allen geeigneten<br />
Mitteln so rechtzeitig zu bekämpfen,<br />
dass sie vor Auslösen ihrer Waffen<br />
und Kampfmittel vernichtet oder zumindest<br />
am gezielten Angriff auf eine<br />
Luftwaffenanlage gehindert werden“.<br />
Im Dezember 1969 wurde ihre Einführung<br />
vom Haushaltsausschuss des<br />
Bundestages genehmigt; 1972 begann<br />
die Serienfertigung, und am 12. Oktober<br />
desselben Jahres wurden die ersten<br />
Seriengeräte der Zwillingsflak an<br />
die Einheiten der Bundeswehr ausgeliefert.<br />
Die letzten Geräte dieser Art lieferte<br />
Rheinmetall 1976.<br />
Ebenfalls zu erwähnen ist die Feldhaubitze<br />
155, auch – in Anlehnung an<br />
das damalige Jahrzehnt – FH 70 genannt.<br />
Diese war von Beginn an als trilaterales<br />
Projekt – das erste in der Geschichte<br />
der europäischen Nato-Staaten<br />
überhaupt – geplant: Neben<br />
Deutschland waren England und Italien<br />
an Konstruktion und Fertigung beteiligt.<br />
Von der englischen Firma Vickers<br />
stammte die Lafette, Oto Melara lieferte<br />
u.a. Wiege, Zieleinrichtungshalterung<br />
und Höhenrichtgetriebe, und<br />
Rheinmetall konstruierte die Waffe. Außerdem<br />
oblag diesen Hauptfertigern<br />
die Aufgabe der jeweilige Endmontage<br />
für die eigenen Truppen.<br />
Am 13. Oktober 1978 wurden die ersten<br />
Serien-Feldhaubitzen FH 70 an das<br />
Feldartillerie-Lehrbataillon 51 in Unterlüß<br />
ausgeliefert, die Serienfertigung<br />
wurde 1981 abgeschlossen. Und an<br />
Stelle des bereits in der Prototypenfertigungsphase<br />
gescheiterten – ebenfalls<br />
trilateralen – Projekts Panzerhaubitze<br />
70 präsentierte Rheinmetall eine erneut<br />
leistungsgesteigerte „gute alte“ Panzerhaubitze<br />
M 109 G, die mit dem Rohr der<br />
FH 70 ausgerüstet worden war. Damit<br />
wurde beim Testschießen mit dieser<br />
Der im Juni 1950 ausgebrochene Korea-Krieg<br />
hatte die weltweite Nachkriegsordnung<br />
sichtbar verändert. Aus<br />
den einstigen Alliierten Großbritannien<br />
und USA einer- und der Sowjetunion<br />
andererseits waren Feinde geworden.<br />
Der beginnende Ost-West-Konflikt hatte<br />
mit der Gründung der Bundesrepublik<br />
Deutschland und der DDR 1949 einen<br />
ersten Höhepunkt erreicht, in Korea<br />
wurde er erstmals militärisch ausgetragen.<br />
Berlin bildete den Mittelpunkt dieses<br />
weltweiten Konfliktes, die westlichen<br />
Alliierten verteidigten die Freiheit<br />
des Westens künftig an der Grenze zur<br />
DDR. Und dazu brauchte man auch die<br />
militärische Hilfe des früheren Gegners<br />
– in Form einer demokratisch gesinnten<br />
Armee, der Bundeswehr. Und damit war<br />
auch die Frage nach der Ausrüstung der<br />
Bundeswehr gestellt – und die einer<br />
einheimischen wehrtechnischen Industrie.<br />
Da die Bundesrepublik Deutschland<br />
keinen eigenen Rüstungsbetrieb unterhalten<br />
durfte, musste als erster Schritt<br />
mit dem Verkauf der Rheinmetall-Borsig<br />
<strong>AG</strong> an die Familie Röchling eine Pri-<br />
vatisierung des Unternehmens durchgeführt<br />
werden. Die neue Eigentümerfamilie<br />
erhielt eine einzige, aber wichtige<br />
Auflage: Sie musste im Auftrag des<br />
Bundes die wehrtechnische Produktion<br />
für die neu aufzustellende Bundeswehr<br />
sicherstellen.<br />
Bei Rheinmetall in Düsseldorf fehlte<br />
zunächst jede Grundlage für die Wiedereinrichtung<br />
einer wehrtechnischen Konstruktion<br />
und Fertigung. Der frühere<br />
Stamm von Facharbeitern und Konstrukteuren<br />
war längst in anderen Branchen<br />
untergekommen, und die Düsseldorfer<br />
Unternehmen, die seit einem Jahrzehnt<br />
am deutschen Wiederaufbau und Wirt-<br />
Vor 50 Jahren began<br />
Waffe eine bis dahin nie erzielte Reichweite<br />
von 24 Kilometern erreicht.<br />
Nicht alle Projekte auf dem Gebiet der<br />
Rohrartillerie, die im Laufe der fünf<br />
Jahrzehnte bei Rheinmetall geplant<br />
worden waren, wurden auch umgesetzt.<br />
Als die Mk 20mm Rh 202 auslief,<br />
konnte Rheinmetall für sein Erfolgsmodell<br />
eine Nachfolgevariante anbieten.<br />
Auf eigene Kosten hatten die Techniker<br />
und Ingenieure eine moderne Waffe<br />
entwickelt, die unter der Bezeichnung<br />
Mk Rh 205 erstmals 1977 in Unterlüß<br />
beschossen wurde. Der Bund stellte<br />
Mit der doppelkalibrigen Maschinenkanone Rh 503 fertigte Rheinmetall ein Waffensystem,<br />
mit dem unter anderem der kampfwertgesteigerte Marder 1 bewaffnet ist.<br />
Report-Verlag (Bonn) aus „Bundeswehr – 50 Jahre Einsatz für den Frieden“<br />
schaftswunder beteiligt waren, hatten<br />
den Markt der qualifizierten Kräfte<br />
längst abgeschöpft. Aber viele ehemalige<br />
Mitarbeiter kehrten gerne zurück zu<br />
Rheinmetall, nachdem es sich herumgesprochen<br />
hatte, dass im Stadtteil Derendorf<br />
wieder im größeren Rahmen gefertigt<br />
werden sollte. Allmählich gelang es,<br />
eine Kernmannschaft zusammenzustellen,<br />
die die konstruktions- und entwicklungstechnische<br />
Grundlage der neuen<br />
Waffenfertigung bildete.<br />
Neben dem Bau eigener Geschütze führte Rheinmetall auch Kampfwertsteigerungen<br />
fremder Systeme durch, z. B. für die 155-mm-Panzerhaubitze M 109 von Cadillac.<br />
Fotos (2): Rheinmetall<br />
dafür allerdings keine weiteren Mittel<br />
mehr zur Verfügung. Besser erging es<br />
Rheinmetall dagegen mit der Eigenentwicklung<br />
der fremdangetriebenen Rh<br />
503 – sowohl als 35-mm- als auch als<br />
50-mm-Bewaffnung, also als Doppelkaliberwaffe,<br />
konzipiert –, die seit 1986<br />
für einen neuen Schützenpanzer der<br />
Bundeswehr entwickelt wurde. Die Präsentation<br />
im November 1987 hatte zur<br />
Folge, dass im BWB die Entscheidung<br />
fiel, den neuen Schützenpanzer Marder<br />
2 von Henschel mit der Rh 503 auszustatten.<br />
Überraschend wurde der Marder 2 jedoch<br />
aus dem neuen Bundeswehrplan<br />
für 1994 gestrichen. <strong>Das</strong> bedeutete aber<br />
– zum Glück – nicht das Ende der Rh<br />
503. Anstelle des Marder 2 wurde die<br />
Maschinenkanone nun weiterentwickelt<br />
für die Kampfwertsteigerung des Marder<br />
1. Im September 1996 war es schließlich<br />
soweit: Rheinmetall präsentierte die<br />
Maschinenkanone Rh 503 mit der inzwischen<br />
leistungsgesteigerten Munitionsfamilie<br />
FAPDS 35/50mm. Mit dieser ersten<br />
fremdangetriebenen Maschinenkanone,<br />
die für die Bundeswehr entwickelt<br />
worden war, stand für die neue Schützenpanzergeneration<br />
ein Waffensystem<br />
auf höchstem technischen Niveau bereit.<br />
Die Entwicklung der Mk Rh 503 war<br />
damit abgeschlossen. lb
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
Seite 13<br />
Die Waffe, mit der Rheinmetall den<br />
Neubeginn der wehrtechnischen Produktion<br />
starten sollte, war das Maschinengewehr<br />
42. Dieses war während des<br />
Zweiten Weltkrieges das Standard-MG<br />
der Deutschen Wehrmacht gewesen<br />
und konstruktiv die beste automatische<br />
Handfeuerwaffe weltweit. Mitte<br />
Oktober 1955 fiel seitens des Bundesamtes<br />
für Wehrtechnik und Beschaffung<br />
(BWB) die Entscheidung für die<br />
Einführung des MG 42. Der Bund verlangte<br />
eine Grundausstattung von<br />
10324 Stück, eine Bevorratung von<br />
6100 Stück und veranschlagte einen<br />
Nachholbedarf von 510 Stück pro Jahr.<br />
<strong>Das</strong> hieß, „das Werk muss so ausgerichtet<br />
sein, dass es jährlich 24 400<br />
Stück in einer Schicht liefern kann“.<br />
Bis zur Auslieferung der ersten MG<br />
wollte sich der Bund mit amerikanischen<br />
Handfeuerwaffen behelfen. Damit<br />
waren die deutschen Ausbilder und<br />
Rekruten allerdings nicht zufrieden. Am<br />
21. August 1956 schloss Rheinmetall<br />
den Vertrag mit der Bundesrepublik<br />
Deutschland zur Lieferung von 16 400<br />
MG 42 für Nato-Patronen 7,62 mm ein-<br />
schließlich Ersatzteilen. Damit war der<br />
Grundstein für die Ausstattung der Bundeswehr<br />
mit eigenem Gerät gelegt.<br />
In einem angemieteten Betrieb in<br />
Neuenburg (Baden) begann im Juli<br />
1956 der Umbau von alten MG 42 aus<br />
Weltkriegsbeständen, danach auch die<br />
Fertigung der neuen und verbesserten<br />
Geräte. Nach dem Wiederaufbau des<br />
Gebäudes 27 im Werk Düsseldorf-Derendorf,<br />
dem heutigen „Living Office“,<br />
wurde die MG-Fertigung im Juni 1957<br />
dorthin verlegt. Die ersten Maschinengewehre<br />
aus der Düsseldorfer Fertigung<br />
wurden im Dezember 1957 an die<br />
Truppe ausgeliefert, die Neukonstruk-<br />
n die MG-Fertigung<br />
tionen kamen 1959 – mit besserer Treffbildleistung<br />
und einer erleichterten Beseitigung<br />
von Hülsenfängern – als MG<br />
42/59 oder MG 1 erstmals zur Auslieferung.<br />
Bis dahin hatte es lange Verhandlungen<br />
mit dem BWB über die Fertigungsabläufe,<br />
den Materialeinsatz, die<br />
Qualität von Entwicklungs- und Zulieferfirmen,<br />
die Forderungen der Güteund<br />
Abnahmestellen, das Probeschießen,<br />
selbst über die Art der Verpackung<br />
und vieles andere gegeben. Und natür-<br />
Spezialist für die Waffe des Kampfpanzers Leopard 2<br />
Ein Standardpanzer<br />
für die Bundeswehr<br />
Düsseldorf. Während des zweiten<br />
Weltkrieges hatte die deutsche Wehrmacht<br />
ein Panzerwaffenpotenzial besessen,<br />
das, wie sich besonders bei<br />
den Panzerschlachten mit der Sowjetunion<br />
gezeigt hatte, dem ihrer Gegner<br />
in vielen Fällen weit überlegen gewesen<br />
war. Nach der Kapitulation und der<br />
völligen Entwaffnung der Wehrmacht<br />
durch die alliierten Streitkräfte gab es<br />
diese technologische Überlegenheit allerdings<br />
nicht mehr. So kam es, dass<br />
nach Gründung der Bundeswehr die<br />
neue Truppe unter dem Dach der Nato<br />
zunächst auf ausländisches Material<br />
zurückgreifen musste, und das galt<br />
auch für die Panzerfahrzeuge und deren<br />
Bewaffnung. Gleichwohl sah der<br />
Bund die deutschen Unternehmen der<br />
Wehrtechnik in der Pflicht, sich an einer<br />
völligen Neubewaffnung der Truppe<br />
zu beteiligen. Diese verlangte nach einem<br />
Panzer, der die Erfordernisse des<br />
modernen Bewegungskrieges erfüllen<br />
musste. Ein besonderer Wunsch der<br />
noch ohne eigene Panzer dastehenden<br />
jungen Bundeswehr war es, die frühere<br />
technische Überlegenheit in einem einzelnen<br />
Fahrzeug zu bündeln.<br />
Sie forderte deshalb einen möglichst<br />
niedrigen „Standardpanzer mit einem<br />
Gefechtsgewicht von maximal 30 Tonnen<br />
und einem Leistungsgewicht von 30<br />
PS/t“. In einem Forderungskatalog vom<br />
November 1956 wurde aufgezählt:<br />
„Durchschlagsleistung der Waffe und Abstoßwirkung<br />
der Panzerung müssen sich<br />
gegenseitig so ergänzen, dass ein schwerer<br />
Feindpanzer (Stalin III) auf eine Entfernung<br />
vernichtet werden kann, die diesem<br />
noch keine vernichtende Wirkung gegen<br />
den eigenen mittleren Panzer ermöglicht.<br />
Ein solcher Panzer würde zugleich die<br />
Aufgaben des leichten Panzers im Rahmen<br />
der Panzer- und Panzergrenadierverbände,<br />
nämlich Gefechtsaufklärung und<br />
Sicherung, erfüllen können.“<br />
Ein beweglicher Standardpanzer, mit<br />
der entsprechenden Bewaffnung versehen,<br />
sollte auch die Aufgaben eines<br />
schweren Panzers übernehmen können.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit des<br />
Panzers sollte 65 Kilometer pro Stunde<br />
betragen und die Hauptbewaffnung<br />
aus einer 105-mm-Kanone bestehen.<br />
Die Militärs erwarteten nicht nur eine<br />
„übereilte“ Überarbeitung des M 47<br />
oder M 48 der USA, sondern „eine echte<br />
Neu-Entwicklung“, und das möglichst<br />
schnell: Der Standardpanzer sollte<br />
bereits 1961 eingeführt werden.<br />
Während die Bundeswehr in den ersten<br />
Jahren mit dem Kampfpanzer Patton<br />
M 48 A2C ausgerüstet wurde, der jedoch<br />
nur etwa halb so schnell war wie es der<br />
Forderung an den Standardpanzer entsprach,<br />
und aus der Schweiz den Schützenpanzer<br />
HS 30 bekam, arbeiteten zwei<br />
deutsche Konsortien an der Entwicklung<br />
des Standardpanzers. Rheinmetall hatte<br />
durchgesetzt, auf jeden Fall an der Turmentwicklung<br />
beteiligt zu werden, unabhängig<br />
davon, wessen Entwurf schließlich<br />
ausgewählt wurde. Für die Bewaffnung<br />
des Panzers beschloss der Bund,<br />
eine britische 105-mm-Kanone einzuführen,<br />
die in der Nato bereits verwendet<br />
wurde und zur Standardisierung von<br />
Waffe und Munition beitragen sollte. En-<br />
de August 1958 schloss Rheinmetall mit<br />
dem Bundesverteidigungsministerium<br />
einen Vertrag über die Entwicklung eines<br />
Geschützturmes einschließlich der 105mm-Waffenanlage<br />
mit britischen Rohren.<br />
Nach gründlicher Erprobung der von<br />
den Arbeitsgruppen entwickelten Panzer<br />
entschied sich der Bund für einen<br />
Prototypen, der im Herbst 1962 dem<br />
Von 1966 bis 1979 fertigte Rheinmetall das Maschinengewehr MG 3. Die Waffe war eine<br />
Fortentwicklung des MG 42, mit dem die Produktion 1956 wieder begonnen hatte.<br />
lich, immer und immer wieder, über<br />
den Preis.<br />
In den nächsten Jahren wurde eine<br />
Reihe kleiner konstruktiver Verbesserungen<br />
am MG 42/59 durchgeführt,<br />
zum Beispiel mit Blick auf die Laufhärtung,<br />
das Verriegelungsstück, die Dreibeinlafette,<br />
den Drehkranz für das Aufsetzen<br />
auf Fahrzeuge und die Härtung<br />
der Gurtglieder im Patronengurt. Er-<br />
schwerend wirkten sich dabei häufig<br />
die mangelnde Qualität eingekaufter<br />
Zulieferteile oder nicht eingehaltene<br />
Liefertermine durch die Unterlieferanten<br />
aus. Geradestehen gegenüber dem<br />
Bund musste letztlich Rheinmetall als<br />
Generalunternehmer.<br />
Problematisch waren auch die Verhandlungen<br />
über Anschlussaufträge.<br />
Im September 1959 lief der erste Liefer-<br />
Fotos (2): Rheinmetall<br />
auftrag aus, was zur Folge hatte, dass<br />
Arbeitskräfte entlassen werden mussten.<br />
Außerdem bestand bei Ausbleiben<br />
des Auftrages oder einer großen zeitlichen<br />
Lücke die Gefahr, dass Unterlieferanten<br />
absprangen, Maschinen verschrottet<br />
oder verkauft und später erneut<br />
teuer angeschafft werden mussten,<br />
oder dass Produktionsflächen<br />
brachlagen. 1959 schließlich erhielt<br />
Rheinmetall einen Anschlussauftrag<br />
auf weitere 5300 MG 42, 1963 erneut<br />
über 7300 Geräte. Dazu kam eine Reihe<br />
von Exportaufträgen: In enger Abstimmung<br />
mit dem Bundesverteidigungsministerium<br />
lieferte Rheinmetall das MG<br />
42 nach Dänemark, Norwegen, Indonesien<br />
(1960), Pakistan, Italien (1963),<br />
Sudan, Iran (1966) England, Burma<br />
oder Chile (1967).<br />
Mit technischen Verbesserungen<br />
vollzog sich die Entwicklung vom MG<br />
42/59 bzw. MG 1 zur Version MG 1 A6,<br />
das als MG 3 ab Juli 1966 an die Bundeswehr<br />
geliefert wurde. Danach verlor<br />
die MG-Fertigung für Rheinmetall<br />
an Bedeutung. Nach insgesamt<br />
139 000 gefertigten Maschinengewehren<br />
für den Bund und den Export lief<br />
die Fertigung schließlich 1979 aus.<br />
Alleiniger Lieferant für eine mittlerweile<br />
neue Generation von Maschinengewehren<br />
ist seitdem Heckler & Koch in<br />
Oberndorf am Neckar.<br />
Dr. Christian Leitzbach<br />
Modernster Kampfpanzer der Welt: Im März 2001 wurde der erste von 225 Leopard 2A6 an die Bundeswehr ausgeliefert.<br />
Panzerlehrbataillon 93 in Munster zur<br />
Verfügung gestellt wurde. „Der Versuch<br />
erhielt durch die Truppe schon damals<br />
den Decknamen ‚Leopard‘ – in der<br />
Hoffnung, dass dieser Name einstmals<br />
die nichtssagende Bezeichnung ‚Standardpanzer‘<br />
ablösen würde.“ Für die<br />
Null-Serienfertigung wurde am 17. Juli<br />
1963 die Münchner Krauss-Maffei als<br />
Generalunternehmer ausgewählt. Seit<br />
1964 entwickelte und fertigte Rheinmetall<br />
gemeinsam mit der Firma Wegmann<br />
aus Kassel die 105-mm-Waffen-<br />
So sah er als „Blaupause“ aus: der 1956 definierte „Standardpanzer mit einem Gefechtsgewicht<br />
von maximal 30 Tonnen und einem Leistungsgewicht von 30 PS/t“.<br />
anlage für diesen modernen Panzerprototypen.<br />
Im September 1965 übergab<br />
Krauss-Maffei den ersten Kampfpanzer<br />
„Leopard“ an die Bundeswehr.<br />
Er erfüllte in vollem Maße die Anforderungen,<br />
die zehn Jahre zuvor an den<br />
Standardpanzer der Bundeswehr gestellt<br />
worden waren. Insgesamt wurden<br />
bei Krauss-Maffei Wegmann als Generalunternehmer<br />
und der heutigen RLS<br />
sechs Lose gefertigt, von denen das<br />
letzte Los mit 250 Fahrzeugen Ende<br />
März 1976 ausgeliefert wurde.<br />
Die Kampfpanzerentwicklung hatte<br />
mit dem Leopard keineswegs ihr Ende<br />
erreicht. Kaum rollte dieser über die<br />
Truppenübungsplätze, dachte der<br />
Bund bereits über ein neues Projekt<br />
nach. Gemeinsam mit den USA sollte<br />
ein „Kampfpanzerprojekt der 70er Jahre“<br />
entwickelt werden, ein Panzer mit<br />
einer völlig neuartigen Waffenanlage<br />
und mit einem nie zuvor gebauten<br />
Rohrkaliber. Die Amerikaner, die von<br />
der Bewaffnung eine andere Vorstellung<br />
hatten als die Deutschen, stiegen<br />
bald aus dem Projekt aus, und der<br />
Bund betrieb das Projekt nun in eigener<br />
Regie unter dem Namen Leopard 2.<br />
War Rheinmetall beim Leopard 1 mit<br />
der eigenen 105-mm-Millimeter Kanone<br />
nicht zum Zuge gekommen, so änderte<br />
sich das bei der zukünftigen Bewaffnung<br />
des Leopard 2 grundlegend: Bereits<br />
im Jahr 1965 hatte unter der Federführung<br />
des späteren Rheinmetall-Geschäftsführers<br />
Dr.-Ing. Raimund Germershausen<br />
die Entwicklung der 120mm-Glattrohrkanone<br />
begonnen. <strong>Das</strong><br />
bisher übliche und nach dem damaligen<br />
Stand der Rohr-Technik nicht übertroffene<br />
Kaliber 105 mm sollte in puncto<br />
Panzerdurchschlagskraft und Treffgenauigkeit<br />
– unter möglichst weitgehender<br />
Einhaltung der Abmessungen und<br />
Gewichte der 105-mm-Waffe – leistungsgesteigert<br />
werden. Rheinmetall<br />
konnte nach zweijähriger Entwicklungsarbeit<br />
nachweisen, dass eine flügelstabilisierte<br />
Wuchtmunition aus glatten<br />
Rohren mit genügender Treffsicherheit<br />
verschossen werden konnte. Die Glattrohrkanone<br />
wurde 1975 bei einem trilateralen<br />
Vergleichsschießen gegen eine<br />
105-mm-US-Kanone mit gezogenem<br />
Rohr und eine englische 110-mm-Kanone,<br />
ebenfalls mit gezogenem Rohr, vorgestellt.<br />
Sie erwies sich gegenüber der<br />
Konkurrenz als überlegen. Eine weitere<br />
Erfolgsgeschichte aus dem Hause<br />
Rheinmetall nahm somit ihren Anfang.<br />
Seit Mitte der achtziger Jahre entwickelte<br />
sich der Leopard 2 zum Hauptprojekt<br />
der Fertigung bei Rheinmetall.<br />
Die Kampfwertsteigerung des Leopard<br />
1, die Serienfertigung der Rohre für die<br />
Panzerhaubitze M 109 A3 G oder die<br />
Entwicklung der fremdangetriebenen<br />
35-mm-Kanone Rh 503 nahmen wesentlich<br />
geringere Auftragsvolumina ein.<br />
<strong>Das</strong> hatte zur Folge, dass, als 1986 vom<br />
Bund nur ein kleines 6. Los von 150<br />
Fahrzeugen geordert wurde, Rheinmetall<br />
für 122 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen<br />
musste. Die schlechte Auftragslage<br />
hatte besonders für den Standort<br />
Düsseldorf seine Folgen: Die arbeitsintensive<br />
Prototypenfertigung wurde<br />
1986 stillgelegt und nach Unterlüß verlagert.<br />
1991 folgte die Panzerturmfertigung,<br />
die 1992 nach Beendigung des 8.<br />
Loses schließlich eingestellt wurde.<br />
959 Serientürme waren bis dahin allein<br />
für die Bundeswehr hergestellt worden.<br />
In den Folgejahren beschäftigte sich<br />
Rheinmetall weitgehend mit der<br />
Kampfwertsteigerung der beiden Leopard-Panzer.<br />
<strong>Das</strong> bislang letzte dieser<br />
Modernisierungsprogramme für den<br />
Leopard 2, nun für die Version A 6, lief<br />
1995 an. Dazu wurde der Panzer mit einem<br />
neuartigen L/55-Rohr und der dazugehörigen<br />
LKE II-Munition, der weltweit<br />
stärksten Panzermunition, ausgestattet,<br />
deren Erprobung 1997 erfolgreich<br />
verlief. Im März 2001 konnte der<br />
erste der 225 Kampfpanzer Leopard<br />
2A6, der modernste Kampfpanzer der<br />
Welt, an die Bundeswehr ausgeliefert<br />
werden. Dr. Christian Leitzbach<br />
Fotos (2): Rheinmetall
Seite 14 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
2004 wurde Rheinmetall Waffe Munition gegründet<br />
Kooperationspartner<br />
seit fünf Jahrzehnten<br />
it der Gründung der<br />
Rheinmetall Waffe<br />
Munition GmbH, die<br />
zusammen mit der<br />
Nitrochemie-Gruppe<br />
und der RWM Schweiz<br />
<strong>AG</strong> (frühere Oerlikon<br />
Contraves Pyrotec <strong>AG</strong>) seit Mitte 2004<br />
das Rheinmetall-Geschäftsfeld Weapon<br />
Ammunition (Rheinmetall Waffe<br />
Munition = RWM) bildet, wurde eine<br />
Entwicklung fortgesetzt, die – wie im<br />
Bereich Landsysteme auch – einen<br />
wichtigen Beitrag zur Konsolidierung<br />
der deutschen Heerestechnik leistet.<br />
Bereits in den fünf Jahrzehnten seit<br />
Gründung der Bundeswehr hatte es immer<br />
wieder Kooperationen zwischen<br />
den Unternehmen Rheinmetall W&M,<br />
Mauser, Buck, Nitrochemie und Nico<br />
gegeben, deren Kernkompetenzen,<br />
Kräfte und Ressourcen heute unter einem<br />
gemeinsamen unternehmerischen<br />
Dach gebündelt sind – eine Zusammenarbeit,<br />
die trotz der Konkurrenz auf<br />
manchen Gebieten immer möglich und<br />
auch notwendig war. Der Bund als Auftraggeber<br />
vergab seine Fertigungsaufträge<br />
meist an zwei Unternehmen, um<br />
das Risiko bei einem möglichen Ausfall<br />
einer Betriebsstätte gering zu halten.<br />
Rheinmetall suchte sich darüber hinaus<br />
immer wieder Kooperationspartner<br />
oder Unterauftragnehmer, zu denen<br />
eben auch die heute unter RWM operierenden<br />
Gesellschaften gehörten.<br />
Die 1872 gegründeten Mauser-Werke<br />
Oberndorf Waffensysteme hatten als renommierter<br />
Hersteller von Handfeuerwaffen<br />
Berühmtheit erlangt, für die Bundeswehr<br />
u.a. mit dem Hochleistungsgewehr<br />
SP 66 für Scharfschützen. In den<br />
siebziger Jahren baute das Unternehmen<br />
den Fertigungszweig Bord- und Maschinenkanonen<br />
für den Mittelkaliberbereich<br />
auf. Die MK 20 Rh 202 von<br />
hne Munition schießt<br />
eine Waffe nicht – das<br />
galt auch für die 2-cm-<br />
Maschinenkanone HS<br />
820, deren Prototyp<br />
von Hispano Suiza entwickelt<br />
und von Rheinmetall<br />
zur Serienreife gebracht sowie<br />
in Serie produziert wurde. So lag es<br />
nahe, Rheinmetall auch den Auftrag<br />
zur Entwicklung einer deutschen Munition<br />
zu geben, die – vergleichbar mit<br />
der bereits existierenden HS-Munition<br />
– in der HS 820 verschossen werden<br />
konnte. Um eine zügige Abwicklung<br />
des 1959 erteilten Auftrages zu gewährleisten,<br />
wurden mit Nachdruck<br />
die Errichtung eines Zylinderbaus in<br />
Düsseldorf, in dem die Stahlhülsenfertigung<br />
vorgenommen werden sollte,<br />
und die Wiederinbetriebnahme<br />
des im Krieg nur leicht beschädigten<br />
Laborierwerkes Neulüß durchgeführt.<br />
Im Zusammenhang mit dem Kampfpanzer<br />
Leopard 2 erhielt Rheinmetall<br />
den Auftrag zur Entwicklung einer neuen<br />
Munitionsgeneration. Beeindruckend<br />
war dabei nicht nur die Kalibergröße<br />
für Rohrwaffen, die von 105 mm<br />
(Leopard 1) auf 120 mm ausgedehnt<br />
wurde; innovativ war zudem die Forderung<br />
nach verbrennbaren Hülsen.<br />
Rheinmetall kooperierte auf diesem<br />
Sektor mit der Nitrochemie GmbH, einer<br />
Tochtergesellschaft des Essener<br />
Chemieunternehmens Wasag <strong>AG</strong>. Dieses<br />
Unternehmen selbst war führend in<br />
der technologischen Entwicklung der<br />
Rheinmetall wurde in Oberndorf als<br />
zweiter Fertigungsstätte in hohen Stückzahlen<br />
produziert. Im März 1995 übernahm<br />
Rheinmetall die Gesellschaftsanteile<br />
von der Diehl-Gruppe.<br />
Ob rückstoßfreie Kanone im Kaliber<br />
30 mm mit hülsenloser Munition, das<br />
Marineleichtgeschütz MLG 27 oder die<br />
Bordkanone BK 27 für die Kampfflugzeuggenerationen<br />
Tornado und Eurofighter<br />
– die früheren Mauser-Werke in<br />
Oberndorf nehmen im Mittelkaliberbereich<br />
eine führende Rolle bei der Ausstattung<br />
der Bundeswehr und der Nato-Streitkräfte<br />
ein. Der zur RWM GmbH<br />
gehörende Standort Oberndorf bildet<br />
heute gemeinsam mit der RWM<br />
Schweiz <strong>AG</strong> (Zürich) innerhalb des Geschäftsfeldes<br />
Weapon Ammunition das<br />
Kompetenzzentrum für automatische<br />
Maschinenkanonen, Waffensysteme<br />
und Munition im Mittelkaliberbereich.<br />
Flugzeugbordwaffen, Marinegeschütze<br />
und Fahrzeugbewaffnungen einschließlich<br />
deren Munition sind die<br />
Hauptprodukte.<br />
Die Standorte der früheren Gesellschaften<br />
Nico Pyrotechnik, Pyrotechnik<br />
Silberhütte und Buck Neue Technologien<br />
bilden heute das RWM-Geschäftssegment<br />
Schutzsysteme/Pyrotechnik. In<br />
Trittau und Silberhütte sind die Unternehmen<br />
der Nico-Gruppe seit etlichen<br />
Jahren in der Herstellung von Übungsmunition,<br />
Nebelwurfgranaten, Täuschkörpern<br />
und nicht-letaler Wirkmittel erfolgreich<br />
tätig. Ein 1986 vorgestellter<br />
„Tarnkappen“-Nebel, System „Alberich“,<br />
der von Infrarot- und Laserpeilstrahlen<br />
nicht durchdrungen werden kann, dient<br />
neben vielen anderen Produkten dem<br />
Schutz von Truppen oder militärischer<br />
Einrichtungen vor feindlichen Angriffen.<br />
Auch am Standort Neuenburg und<br />
Fronau ist RWM für die Bundeswehr in<br />
der Fertigung von künstlich erzeugten Ne-<br />
verbrennbaren Hülse, wohingegen Nitrochemie<br />
Spezialist für die Herstellung<br />
von Nitrozellulose war, die sich<br />
als idealer Grundstoff erwiesen hatte.<br />
Für die 1979 startende Serienproduktion<br />
der neuen 120-mm-Munition<br />
wurde in Neulüß 1978 eine neue Halle<br />
zur Laborierung errichtet, während die<br />
Treibkäfige sowie die Hülsenböden für<br />
die KE- und MZ-Munition im Düsseldorfer<br />
Zylinderbau gefertigt wurden.<br />
Für die nach Aschau gegebene Produktion<br />
der verbrennbaren Formteile<br />
richtete die Nitrochemie eine spezielle<br />
Anlage ein. Daneben wurden bei<br />
Rheinmetall eine 155-mm-Munition für<br />
die Feldhaubitze FH 70 sowie eine 35mm-Munition<br />
für die Verwendung im<br />
Fla-Panzer Gepard gefertigt.<br />
Sowohl die 105-mm- als auch die<br />
120-mm-Munition erfuhren seitdem<br />
Innovationen, die zu leistungsgesteigerten<br />
Versionen führten. Bei der 105mm-Munition<br />
betraf dies die erstmalige<br />
Anwendung eines Lochkegelleit-<br />
werkes. Der präzise mit neun Bohrungen<br />
durchlöcherte Kegel ermöglichte<br />
für Übungsmunition eine weitgehend<br />
identische, aber erheblich kürzere<br />
Flugbahn wie für scharfe Geschosse.<br />
So konnte die Munition auch auf kleinen<br />
Schießplätzen verschossen werden.<br />
Bei der 2. Generation der 120mm-Bewaffnung<br />
bestand die Neuerung<br />
in einer KE-(Monoblock)-Munition,<br />
deren Kernstück ein einheitlicher<br />
Penetrator war. Der Bund erteilte 1982<br />
über diese leistungsgesteigerte<br />
Foto: Bundeswehr/Martin Stollberg<br />
Kompetenter Partner nicht nur der Bundeswehr: Für die moderne, modular aufgebaute Panzerfaust 3, die derzeit bei den Streitkräften<br />
in Deutschland, der Schweiz, Japan, Italien und Südkorea in Verwendung ist, liefert RWM seit vielen Jahren die Übungsmunition.<br />
beln tätig. Dieser Tätigkeitsbereich hat eine<br />
große Bedeutung für das neue Geschäftsfeld<br />
Homeland-Security, u.a. bei<br />
der Vernebelung von Kraftwerken zwecks<br />
Schutz vor terroristischen Angriffen. Der<br />
Bereich Selbstschutzsysteme nimmt in<br />
der Produktpalette für militärische Abnehmer<br />
eine prominente Stellung ein.<br />
Besonders hervorzuheben ist das System<br />
„Maske“, das führende Produkt im Bereich<br />
infrarot-wirksamer Selbstschutznebel<br />
für Gefechtsfahrzeuge. Es wurde gemeinsam<br />
mit der Schweizerischen Munitionsgesellschaft<br />
in Thun entwickelt und<br />
ging im Jahre 2000 bei der Schweizerischen<br />
Armee in die Erprobungsphase.<br />
Auch die Marinescheinziele „Bullfighter“<br />
und „Mass“ sind wesentliche Umsatzträger.<br />
Gemeinsam mit der Nitrochemie-Gruppe<br />
arbeitet der Standort Neuenburg<br />
an der Entwicklung eines<br />
Täuschkörpers zum Schutz von Flugzeugen<br />
und Helikoptern vor modernen Flugkörpern.<br />
Außerdem wurde mit „Ramses“<br />
ein Gerät zum Personenschutz entwickelt,<br />
bei dem eine künstlich erzeugte<br />
Nebelwand zur Unterbrechung von<br />
Übungsmunition einen Auftrag über<br />
100 000 Stück.<br />
Die derzeit letzte, beim Kunden eingeführte<br />
Entwicklungsstufe bei der<br />
120-mm-Munition ist deren kampfwertgesteigerte<br />
Version LKE II (KE-Patrone<br />
DM 53), die weltweit stärkste<br />
Panzermunition für den Kampfpanzer<br />
Leopard 2 A6. 1997 ging diese Munition<br />
in die Erprobungsphase, auf die im<br />
Jahr 2000 die Serienfertigung folgte.<br />
Diese neue Munitionsgeneration, mit<br />
der Rheinmetall seine Stellung als<br />
weltweit größter Hersteller von Wolframmunition<br />
festigen konnte, wird zukünftig<br />
ergänzt durch eine neue Zweitmunition<br />
120mm HE, die durch die<br />
Verwendung neuartiger, insensitiver<br />
Sprengstoffe erhebliche Leistungsfortschritte<br />
aufweist und mit unterschiedlichen<br />
Zünderkonzepten ausgerüstet<br />
wird. Die neue Patrone soll den Leopard<br />
2 in die Lage versetzen, sich gegen<br />
ein neues breites Spektrum ungepanzerter<br />
oder leicht gepanzerter Be-<br />
drohungen, insbesondere gegen panzerbrechende<br />
Waffen, Ziele hinter<br />
Deckungen oder auch beim Kampf gegen<br />
weitreichende Panzerabwehrwaffen<br />
zu verteidigen.<br />
Eine ureigene Rheinmetall-Entwicklung<br />
stellte das im Oktober 1986 erstmals<br />
in Unterlüß vorgestellte Modulare<br />
Treibladungssystem (MTLS) dar.<br />
<strong>Das</strong> Prinzip dieser neuen Art der Bewaffnung,<br />
z.B. in Form der 155-mm-<br />
Munition für die Panzerhaubitze<br />
2000, war die exakte Ladungsbestim-<br />
Sichtlinien führt. Selbst mit einem<br />
Nachtsichtgerät oder via Laserentfernungsmesser<br />
ist die durch „Ramses“<br />
verdeckte Person nicht zu erkennen.<br />
Der Standort Aschau der Nitrochemie<br />
Wimmis <strong>AG</strong> war in der Vergangenheit<br />
ein wichtiger Kooperationspartner<br />
Rheinmetalls in der Herstellung verbrennbarer<br />
Hülsen für die 120-mm-Munition<br />
des Kampfpanzers „Leopard 2“.<br />
Seit der Gründung der Bundeswehr<br />
sind ein- und mehrbasige Treibladungspulver<br />
Bestandteil des umfangreichen<br />
Herstellungsspektrums des<br />
seit 1992 zu Rheinmetall gehörenden<br />
Werkes in Aschau. Ein großer Fertigungszweig<br />
ist seit 1995 die Serienfertigung<br />
des modularen Treibladungssystems<br />
155mm für die Artillerie – kurz:<br />
MTLS. Dieses hochmoderne, standardisierte<br />
Ladungssystem, bestehend<br />
aus zylindrischen Modulen, ersetzte<br />
nach und nach die verschiedenartigen<br />
Treibladungssysteme der Artillerie.<br />
Mit der Gründung der Nitrochemie <strong>AG</strong><br />
in Wimmis, einem Zusammenschluß der<br />
Nitrochemie Aschau GmbH und der Nit-<br />
mung pro abzufeuerndem Schuss. Der<br />
Vorteil der modularen Treibladung gegenüber<br />
herkömmlichen Ladungen<br />
bestand in der Standardisierung der<br />
bisherigen Typenvielfalt nicht kombinierbarer<br />
Ladungen. Dazu kam, dass<br />
durch die vereinfachte Zuführung der<br />
Treibladung die Kadenz erhöht wurde,<br />
keine Restladung als Abfall anfiel, die<br />
Module leicht verstaubar waren und<br />
zudem sowohl als Übungs- als auch<br />
als Gefechtsladungen verwendet werden<br />
konnten, so dass keine Überalterung<br />
mehr entstand.<br />
Rheinmetall ist auch in der Entwicklung<br />
so genannter „Intelligenter Munition“<br />
tätig. Um im Verteidigungskampf<br />
die Zivilbevölkerung nicht in allzu starke<br />
Mitleidenschaft zu ziehen, wird eine<br />
hohe Treffergenauigkeit verlangt,<br />
die bei direkt schießenden Waffen (z.<br />
B. bei den Kampfpanzern) bereits gegeben<br />
war. Die Rheinmetall-Entwicklung<br />
trug maßgeblich dazu bei, dass<br />
diese Forderung auch bei der indirekt<br />
Bahnbrechend mit viel Durchschlagskraft<br />
schießenden Artillerie (z.B. der Haubitze)<br />
erfüllt wurde. Unter dem Dach<br />
der mit der Firma Diehl gemeinsam gegründeten<br />
Entwicklungsgesellschaft<br />
GIWS begann 1988 die Arbeit an der<br />
Suchzündermunition ZEPL 155mm, die<br />
fortan unter dem Kürzel SMArt (Suchzündermunition<br />
für Artilleriesysteme)<br />
Bedeutung erlangte. Die ersten 250<br />
Systeme wurden im Dezember 1999<br />
an die Bundeswehr ausgeliefert.<br />
Erfahrungen internationaler Truppen<br />
im Kosovo oder in Bagdad, die ihre<br />
rochemie Wimmis <strong>AG</strong>, nahm 1998 ein<br />
deutsch-schweizerisches Gemeinschaftsunternehmen<br />
seine Arbeit auf,<br />
das vor dem Hintergrund der Bündelung<br />
nationaler Wehrtechnikpotenziale in Europa<br />
ein wichtiger Anbieter von Treibladungen,<br />
Ladungssystemen und Munitionskomponenten<br />
sowie von chemischen<br />
Zwischenprodukten ist. Die Produktion<br />
von Nitrozellulose, Rohmasse<br />
und einbasiger Treibladungssysteme ist<br />
seitdem in Wimmis im Berner Oberland<br />
angesiedelt; in Aschau findet die Herstellung<br />
mehrbasiger Treibladungspulver,<br />
verbrennbarer Formteile und der<br />
Chemieprodukte statt. Die Nitrochemie-<br />
Gruppe ist heute Generalunternehmer<br />
für Ladungssysteme der Artillerie und<br />
Partner der Munitionshersteller für Antriebskomponenten<br />
klein- bis großkalibriger<br />
Munitionssysteme. Seit Herbst<br />
2001 beliefert Nitrochemie im Rahmen<br />
eines Partnerschaftsabkommens auch<br />
den größten Munitionshersteller in Großbritannien,<br />
Royal Ordnance Defence, mit<br />
Treibladungspulvern und verbrennbaren<br />
Formteilen. Dr. Christian Leitzbach<br />
Munition aller Kaliber liefert die Rheinmetall<br />
Waffe Munition GmbH. <strong>Das</strong> Bild<br />
zeigt eine Auswahl von in Unterlüß hergestellter<br />
Munition aus dem Jahre 1997.<br />
Gegner meist im Häuserkampf stellen<br />
mussten, führten bei Rheinmetall seit<br />
2002 zur Entwicklung einer sogenannten<br />
sprengstofflosen „Pele“-<br />
Technologie (Penetrator mit erhöhtem<br />
Lateral-Effekt). Ziel dieser Entwicklung<br />
ist es, herkömmliche Mehrzweck-<br />
(MZ) oder High-Explosive-Munition<br />
(HE) so anzupassen, dass sie in<br />
bebautem Gebiet zur Truppenunterstützung<br />
eingesetzt werden kann, ohne<br />
erhebliche Schäden an der Außenseite<br />
des Ziels oder aber – wie mit<br />
durchschlagkräftiger Kinetic Energy-<br />
Wolfram-Anti-Panzer-Munition (KE) –<br />
auch noch hinter dem Ziel unabsehbare<br />
und unbeabsichtigte Folgen zu<br />
verursachen. lb<br />
Foto: Rheinmetall<br />
Report-Verlag (Bonn) aus „Bundeswehr – 50 Jahre Einsatz für den Frieden“
Fotos: IMZBw-Bildarchiv/Rheinmetall<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
Seite 15<br />
Erfolgreich in der Entwicklung von Flugsimulatoren für zivile und wehrtechnische Anwendungen: Die RDE in Bremen ist am Bau von Simulatoren zur Schulung künftiger Piloten für das größte und modernste<br />
Kampfflugzeug Eurofighter (M.) beteiligt. Auch Simulatoren zur Ausbildung im Kampfhubschrauber-Einsatz – etwa im „Tiger“ (l.) oder im Mehrzweckhubschrauber NH 90 (r.) – gehören zum RDE-Programm.<br />
Rheinmetall Defence Electronics: führend in der wehrtechnischen Elektronik<br />
„Fliegende Augen“ für die Artillerie<br />
lb Bremen. Von den Gesellschaften<br />
der Rheinmetall-DeTec-Gruppe hat ohne<br />
Zweifel die Rheinmetall Defence<br />
Electronics GmbH (RDE) die bewegteste<br />
Geschichte. Die RDE ging 2004 aus<br />
der früheren STN Atlas Elektronik<br />
GmbH mit Standorten in Bremen und<br />
Hamburg hervor, die wiederum ein Zusammenschluss<br />
zweier Unternehmen<br />
gewesen war: Die frühere Atlas-Werke<br />
<strong>AG</strong> war ursprünglich im Schiffsbau engagiert,<br />
die STN Systemtechnik Nord in<br />
der Elektronikentwicklung für den zivilen<br />
und militärischen Schiffbau.<br />
Die 1911 in Bremen gegründete Atlas-<br />
Werke <strong>AG</strong>, die ihre Ursprünge in einer<br />
1843 errichteten Eisengießerei und Maschinenbauanstalt<br />
hatte, war zu Beginn<br />
ein Werftbetrieb, in dem nach dem Ersten<br />
Weltkrieg auch schiffstechnische<br />
Apparate (besonders Echolote) hergestellt<br />
wurden. 1964 wurde – unter dem<br />
Dach des Krupp-Konzerns – die Abteilung<br />
Elektronik in einer eigenen Gesellschaft<br />
in Bremen-Sebaldsbrück ausge-<br />
gliedert. Im Laufe der nächsten Jahre<br />
avancierte dieser Bereich – besonders<br />
nach der Einstellung des Schiffsbaus<br />
1969 – zum eigentlichen Tätigkeitsschwerpunkt<br />
der Atlas-Gruppe. Die Aktivitäten<br />
der neuen Krupp Atlas Elektronik<br />
GmbH konzentrierten sich jedoch nicht<br />
allein auf die Schifffahrtsindustrie. Besonders<br />
nach dem Einstieg in die Simulationstechnik<br />
konnten Kunden aus allen<br />
Bereichen der Wirtschaft gewonnen<br />
werden, auch das Heer der Bundeswehr<br />
war darunter. Erste Großprojekte waren<br />
Europas modernste Schiffsführungs-<br />
und Simulationsanlage, die 1982 an der<br />
Fachhochschule in Hamburg in Betrieb<br />
genommen wurde, und der erste, im<br />
Jahre 1980 bei der Bundeswehr eingeführte<br />
Panzersimulator zur Ausbildung<br />
am Kampfpanzer Leopard 2.<br />
Ein wichtiger Einschnitt für die Geschichte<br />
der Krupp Atlas Elektronik bedeutete<br />
1991 die Integration in den Verbund<br />
der Vulkan-Werft in Bremen. Dieses<br />
Großunternehmen hatte bereits<br />
1990 die Marine- und Wehrtechnikbereiche<br />
von AEG und MBB aufgenommen,<br />
die Daimler-Benz aufgrund kartellrechtlicher<br />
Vorschriften verkaufen<br />
musste. Die unter dem Namen STN Systemtechnik<br />
Nord GmbH vereinigten Bereiche<br />
wurden innerhalb des Werftenverbundes<br />
Vulkan mit Atlas Elektronik<br />
zur STN Atlas Elektronik GmbH fusioniert.<br />
Beim Konkurs des Werftenverbundes<br />
wurde die STN Atlas Elektronik<br />
GmbH gerettet und gelangte 1997 gemeinschaftlich<br />
zum Rheinmetall-Konzern<br />
und zu British Aerospace.<br />
Auf den Gebieten der Heeres-, Marine-<br />
und Simulationstechnik leistete<br />
STN Atlas Elektronik Bahnbrechendes.<br />
In der Marinetechnik machte sich das<br />
Unternehmen vor allem mit Sonarsystemen,<br />
mit Waffeneinsatzsystemen für U-<br />
Boote, aber auch mit Schiffsführungsanlagen<br />
und VTS-Systemen (Vessel Trafic<br />
Service) einen Namen.<br />
Die Heerestechnik wird unter anderem<br />
von der Drohnenentwicklung bestimmt.<br />
Neben dem unbemannten<br />
Flugsystem „Taifun“, für das der Bund<br />
1997 einen Entwicklungsauftrag erteilte,<br />
waren es die Aufklärungs- und Überwachungsdrohne<br />
„Brevel“ und die<br />
Stördrohne „Mücke“, die auf der Internationalen<br />
Luft- und Raumfahrtausstellung<br />
von 1998 in Berlin Aufsehen erregten.<br />
<strong>Das</strong> KZO – Kleinfluggerät Zielor-<br />
tung – wurde an die Feuerkraft der Panzerhaubitze<br />
2000 angelehnt. Deren<br />
Leistungsfähigkeit, bis über 40 Kilometer<br />
punktgenau Ziele bekämpfen zu<br />
können, erforderte ein entsprechendes<br />
Aufklärungssystem für diese bisher<br />
noch nicht da gewesene Reichweite<br />
und Präzision – sozusagen das „fliegende<br />
Auge“ der Artillerie.<br />
1999 begannen die Truppenversuche,<br />
in deren Rahmen KZO den ersten erfolgreichen<br />
Testflug absolvierte. Bei<br />
weiteren Truppenübungen erwies es<br />
sich als das weltweit einzige System,<br />
das sowohl feste als auch bewegliche<br />
Ziele identifizieren, lokalisieren und<br />
die Koordinaten zur Bekämpfung direkt<br />
an die schießende Artillerie senden<br />
konnte. Im September 2004 startete<br />
KZO eine Mission auf der Lehrübung<br />
„System Artillerie“, auf der das Sichern<br />
und Überwachen einer demilitarisierten<br />
Zone demonstriert wurde. <strong>Das</strong> KZO-<br />
System übernahm dabei die präzise<br />
und schnelle Aufklärung der Feindlage,<br />
verzögerungsfreie Datenverarbeitung<br />
und -übermittlung sowie die Überwachung<br />
der Bekämpfung von ortsfesten<br />
und mobilen Zielen.<br />
Neben KZO konnte Rheinmetall Defence<br />
Electronics die Weiterentwicklung<br />
von „Taifun“ von einer weitestgehend<br />
autonom operierenden Kampfdrohne zu<br />
einem hochpräzise geführten Waffensystem<br />
präsentieren. Als Fernzielsuchund<br />
-bekämpfungsdrohne „Tares“ kann<br />
das neue taktische Waffensystem mit einer<br />
Reichweite von 200 Kilometern<br />
Feinderkundungen auf große Entfernung<br />
durchführen und ist für das Radar<br />
nahezu unsichtbar.<br />
Neu in der Drohnenfamilie ist die seit<br />
2004 in Zusammenarbeit mit der Technischen<br />
Universität Braunschweig entwickelte,<br />
wiederverwendbare Mini-<br />
Drohne „Carolo“. <strong>Das</strong> Mikroflugzeug,<br />
das völlig autonom und satellitengestützt<br />
fliegt, dient der unbemannten<br />
Aufklärung bzw. Überwachung und unterstützt<br />
aus der Luft den Soldaten bei<br />
der Aufklärung hinter einem Hügel<br />
oder um eine Häuserfront. „Carolo“ ist<br />
auch zivil einsetzbar, zum Beispiel in<br />
der Verkehrsüberwachung.<br />
Ein weiteres wichtiges Arbeitsgebiet<br />
im Bereich Landsysteme ist die Ausstattung<br />
des Kampfpanzers „Leopard<br />
Moderne Streitkräfte setzen heute alles daran, ihre Ausrüstung an die gestiegenen<br />
Anforderungen im Bereich Aufklärung und Informationsgewinnung anzupassen<br />
und dadurch eigene Menschen und Material zu schützen. Die von der Rheinmetall<br />
Defence Electronics GmbH (RDE) entwickelten Drohnensysteme erfüllen diese Aufgabe<br />
und bieten eine weltweit unerreichte Leistungsfähigkeit. Mit der Auslieferung<br />
der Aufklärungsdrohne KZO an das deutsche Heer zeigt RDE erneut kompetent Flagge.<br />
2“ mit modernster Feuerleittechnik.<br />
Diese findet auch in anderen Fahrzeugen<br />
Anwendung, zum Beispiel in modernen<br />
Schützenpanzern: Die Feuerleitanlagen<br />
„Faust“ und „SEOSS“ wurden<br />
für das bewegliche Gefecht gegen<br />
Land- und Luftziele konzipiert. Seit<br />
1997 war die heutige RDE verantwort-<br />
Herzstück des neuen Spähpanzers „Fennek“ (links mit dem Spähpanzer „Luchs“ im Hintergrund) ist die Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung (BAA) von RDE. Der dazugehörende<br />
Sensorkopf besitzt eine Tagsicht-Kamera, ein Wärmebildgerät und einen Entfernungsmesser. Ebenso zum Produktprogramm des Bremer Unternehmens gehört<br />
das Leichte Flugabwehrsystem (LeFlaSys), das beispielsweise im luftverlastbaren „Wiesel 2“, einer Eigenentwicklung der Rheinmetall Landsysteme, zum Einsatz kommt.<br />
lich für die Entwicklung eines Leichten<br />
Flugabwehrsystems (LeFlaSys) für die<br />
Bundeswehr und arbeitete an dessen<br />
Exportvariante „ASRAD-R“. Nach<br />
sechsjähriger Entwicklungstätigkeit<br />
wurde das System Ende 2000 von der<br />
Bundeswehr in Dienst gestellt, die Auslieferung<br />
des kompletten Systems im<br />
Jahre 2003 abgeschlossen.<br />
Der Geschäftsbereich Simulation ist<br />
sowohl auf militärischen als auch auf zivilen<br />
Geschäftsfeldern tätig. Zu den<br />
Großprojekten im Auftrag der Bundeswehr<br />
sowie einzelner Nato-Staaten gehören<br />
Simulatoren zur Gefechtsausbildung<br />
von Panzerbesatzungen, Fahrschulsimulatoren<br />
zur Fahrausbildung an<br />
Radfahrzeugen der Bundeswehr oder<br />
Flugsimulatoren. Seit 1998 ist die RDE<br />
an dem internationalen Joint Venture<br />
Eurofighter Simulation Systems in München<br />
beteiligt, um das weltweit größte<br />
und modernste Kampfflugzeug-Schulungsprogramm<br />
unter Einsatz von Ausbildungssimulatoren<br />
für zukünftige „Eurofighter“-Piloten<br />
zu entwickeln.<br />
Außerdem arbeitet das Bremer Unternehmen<br />
an Flugsimulatoren, die für<br />
Kampfflugzeuge, Hubschrauber – beispielsweise<br />
für den Kampfhubschrauber<br />
„Tiger“ oder den Mehrzweckhubschrauber<br />
NH 90 – und für zivile Verkehrsflugzeuge<br />
eine realistische Ausbildung<br />
ermöglichen. Ebenfalls zu erwähnen<br />
ist das Großprojekt Gefechtsübungszentrum<br />
(GÜZ), ein Trainingsgelände<br />
des Heeres, das 1997 auf dem<br />
Truppenübungsplatz Altmark in der<br />
Colbitz-Letzlinger Heide in einer ersten<br />
Ausbaustufe in Betrieb genommen<br />
wurde. In dieser Simulations-Ausbildungsstätte<br />
können unter realitätsnahen<br />
Bedingungen sämtliche Truppenteile<br />
des Heeres mit modernster Elektronik<br />
u.a. für Einsätze innerhalb internationaler<br />
Friedenstruppen trainieren.<br />
Fotos (3): IMZBw-Bildarchiv<br />
Composing: frei-stil/Fotos: IMZBw-Bildarchiv
Foto: Bundeswehr<br />
Seite 16 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Der von Rheinmetall Landsysteme produzierte Marder 1 kommt – neuerdings in kampfwertgesteigerter Version mit verbessertem Minenschutz – auch bei internationalen Militärmissionen wie hier im Kosovo zum Einsatz.<br />
Rheinmetall Landsysteme GmbH steht für Konsolidierung in der Heerestechnik<br />
Kompetenz: gepanzerte Fahrzeuge<br />
eit dem Jahr 1990 befindet<br />
sich Rheinmetall kontinuierlich<br />
auf dem Wege zum<br />
größten Wehrtechnik-Systemhaus<br />
in Europa. Lag<br />
das Tätigkeitsfeld der<br />
Rheinmetall GmbH seit<br />
1956 vor allem auf den Gebieten Handfeuerwaffen,<br />
Rohrartillerie, Turm- und<br />
Waffenfertigung für Panzer und gepanzerte<br />
Fahrzeuge sowie Munition, kam<br />
1991 mit der damaligen Krupp-Tochtergesellschaft<br />
MaK Systemgesellschaft<br />
das große Segment der Panzerfahrzeuge<br />
hinzu, das 1999 um die Wehrtechnikbereiche<br />
der Gesellschaften Henschel<br />
und KUKA erweitert wurde. Alle drei Firmen<br />
wurden 2000 zur Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH (RLS) mit den<br />
Standorten Kiel, Unterlüß, Kassel und<br />
Gersthofen (früher Augsburg) fusioniert.<br />
Der heutige RLS-<br />
Standort Kiel hatte<br />
sich bereits 1958<br />
mit Partnern an<br />
der Prototypenentwicklung<br />
des Standardpanzersbeteiligt,<br />
der unter der Generalunternehmerschaft<br />
von Krauss-Maffei als „Leopard“<br />
1965 erstmals an die Bundeswehr<br />
ausgeliefert wurde. Auf dessen<br />
Fahrgestell-Basis wurden auch einige<br />
Sondermodelle gefertigt: der Pionierpanzer<br />
„Dachs“, der Brückenlegepanzer<br />
„Biber“ und nicht zuletzt der Bergepanzer<br />
„Büffel“, der seit 1994 in der<br />
kampfwertgesteigerten Version „Bergepanzer<br />
3“ bei der Bundeswehr im<br />
Einsatz ist.<br />
Auch an der Fertigung des Kampfpanzers<br />
„Leopard 2“ war Rheinmetall<br />
Landsysteme beteiligt, und zwar neben<br />
Generalunternehmer Krauss-Maffei als<br />
Fahrzeughersteller. Ein weiteres wesentliches<br />
Produkt, der Schützenpanzer<br />
„Marder“, wurde in den heutigen<br />
Werken der RLS in Kiel und Kassel zwischen<br />
1970 und 1975 in 2000 Exemplaren<br />
gefertigt. 1971 wurde das erste Serienfahrzeug<br />
in den Dienst der Bundes-<br />
wehr gestellt. <strong>Das</strong> mit der 20-mm-Kanone<br />
Rh 202 von Rheinmetall bewaffnete<br />
Fahrzeug ist bis heute neben den<br />
beiden Kampfpanzern „Leopard 1“ und<br />
„Leopard 2“ das wichtigste gepanzerte<br />
Fahrzeug der Bundeswehr.<br />
Internationale Einsätze im Rahmen<br />
von UNO-Missionen (u. a. auf dem<br />
Balkan) hatten dazu geführt, dass für<br />
einen Schützenpanzer der Infanterie<br />
ein deutlich verbesserter Minenschutz<br />
nötig war. Dieses Erfordernis erfüllt<br />
heute im Wesentlichen der kampfwertgesteigerte<br />
„Marder 1 A5“, der im<br />
Juni 2001 die letzten Truppen- und Erprobungsversuche<br />
absolvierte. <strong>Das</strong><br />
erste Fahrzeug ging im Dezember<br />
2002 an die Panzergrenadiere, weitere<br />
neun Fahrzeuge wurden zum Beispiel<br />
Mitte März 2003 an die Kfor-<br />
Truppe im Kosovo ausgeliefert.<br />
Seit den frühen siebziger Jahren war<br />
der Kieler Standort auch mit dem Thema<br />
Beseitigung von Landminen befasst.<br />
Den ersten Einsatz erlebte der Prototyp<br />
des Minenräumpanzers „Keiler“ im früheren<br />
Kriegsgebiet Bosnien-Herzegowina.<br />
Dessen Räumsicherheit war es im<br />
Wesentlichen zu verdanken, dass die<br />
Flugzeuge der internationalen Hilfstruppen<br />
sicher in Mostar landen konnten.<br />
Insgesamt 24 Serienfahrzeuge wurden<br />
1997 und 1998 ausgeliefert. Bereits im<br />
Juni 1998 nahm ein zweites Minenräumsystem,<br />
die Bodenfräse „Rhino“, seinen<br />
Dienst in Kroatien auf und erzielte bei<br />
der Räumung von Minen in Ostslawonien<br />
außerordentlich gute Ergebnisse.<br />
Seit den achtziger Jahren fertigt RLS<br />
den kleinen luftverlastbaren Transportpanzer<br />
„Wiesel“, der in der Version<br />
MK20 mit der 20-mm-Waffenanlage Rh<br />
202 von Rheinmetall ausgestattet ist.<br />
Die Turmentwicklung fand am früheren<br />
RLS-Standort Augsburg statt. Die ersten<br />
Exemplare wurden 1990 an die 1.<br />
Luftlandedivision ausgeliefert. Im Juni<br />
1994 stellte die RLS eine in großen Teilen<br />
optimierte Version, den „Wiesel 2“,<br />
vor. Von diesem Fahrzeug wurden verschiedene<br />
Versionen entwickelt, z.B.<br />
als Trägerfahrzeug für das von der heutigen<br />
Rheinmetall Defence Electronics<br />
GmbH (Bremen) entwickelte „Leichte<br />
Flugabwehrsystem“, als Sanitäts-, Gefechtsstands-<br />
oder Pionierfahrzeug.<br />
Die bislang letzte Entwicklung aus der<br />
„Wiesel“-Serie betrifft den so genannten<br />
„digitalisierten Wiesel 2“. Dieser ist<br />
in der Lage, rechnergestützt, unbemannt<br />
und autonom zu fahren.<br />
1990 wurde die heutige Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH mit der Entwicklung<br />
und Fertigung des Fahrzeuges für<br />
die Panzerhaubitze 2000 und als Unterauftragnehmer<br />
für die Fertigung<br />
der 155-mm-Waffenanlagebeauftragt.<br />
Der Prototyp<br />
der Panzerhaubitze<br />
2000 konnte im<br />
Mai 1994 der Bundeswehr in Meppen<br />
vorgestellt werden.<br />
Rund 60 Prozent aller von der Bundeswehr<br />
genutzten gepanzerten Rad- und<br />
Kettenfahrzeuge stammten Ende der<br />
neunziger Jahre vom RLS-Standort Kassel,<br />
der früheren Henschel Wehrtechnik.<br />
Neben dem Schützenpanzer „Marder“<br />
sind der Spähpanzer „Luchs“ und<br />
der Transportpanzer „Fuchs“ in ihren<br />
zahlreichen Varianten international im<br />
Einsatz. Von besonderer Bedeutung ist<br />
dabei der ABC-Schutz, der in dem bei<br />
den amerikanischen Streitkräften eingeführten<br />
NBC-RS-FOX und im kampfwertgesteigerten<br />
„Spürfuchs“ bis zur<br />
Perfektion weiter entwickelt wurde.<br />
Am Standort Gersthofen ist die Turmentwicklung<br />
der Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH untergebracht. Auch die<br />
Teilefertigung für den neuen Schützenpanzer<br />
„Puma“ sichert in den nächsten<br />
Jahren Arbeitsplätze: RLS entwickelt in<br />
Technik für die Streitkräfte-Transformation: Dem Puma-Schützenpanzer fällt zukünftig eine<br />
zentrale Rolle bei der Verbesserung der Krisenreaktionsfähigkeit der Bundeswehr zu.<br />
Gersthofen die Waffenlafettierung und<br />
das Waffengehäuse sowie die Munitionszuführung<br />
und -magazinierung. Einschließlich<br />
Munitionshandling konnten<br />
diese Bauteile bereits erfolgreich erprobt<br />
werden. Der Standort Unterlüß<br />
schließlich dient der RLS als weiteres<br />
Kompetenzzentrum für die Turmfertigung<br />
und die Wiesel-Produktion, darüber<br />
hinaus für die Instandhaltung und<br />
den Kundendienst der Gesellschaft.<br />
Die größten Entwicklungs- und Beschaffungsprojekte<br />
der Bundeswehr<br />
stellen heute das Gepanzerte Gruppentransport-Kraftfahrzeug<br />
(GTK) und der<br />
Schützenpanzer „Puma“ dar. An beiden<br />
Projekten ist die Rheinmetall Landsysteme<br />
maßgeblich beteiligt. <strong>Das</strong> GTK<br />
soll den in der Bundeswehr seit 1962<br />
eingesetzten Mannschaftswagen M 113<br />
ersetzen. Unter dem Namen „Boxer“<br />
wurde 2003 der erste Prototyp vorgestellt.<br />
Der Puma-Schützenpanzer, dem<br />
zukünftig eine zentrale Rolle bei der<br />
Verbesserung der Krisenreaktionsfähigkeit<br />
der Bundeswehr zukommen<br />
wird, soll sukzessive an die Stelle des<br />
„Marder“ treten. Der Haushaltsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages<br />
bewilligte das Projekt Anfang Dezember<br />
2004.<br />
Im Zuge der Privatisierung von ursprünglichen<br />
Bundeswehraufgaben<br />
wird die RLS als Teilhaberin an der neuen<br />
Heeresinstandsetzungslogistik<br />
GmbH gemeinsam mit Krauss-Maffei<br />
Wegmann, der Industriewerke Saar<br />
und dem Bund über einen Zeitraum<br />
von acht Jahren die Einsatzfähigkeit<br />
von mindestens 70 Prozent aller einbezogenen<br />
Waffensysteme des Heeres<br />
gewährleisten. Dr. Christian Leitzbach<br />
Der Räumsicherheit des Minenräumpanzers „Keiler“ (Foto links) war es zu verdanken, dass die Flugzeuge der internationalen Hilfstruppen auch im früheren Bürgerkriegsgebiet in Kroatien sicher landen konnten.<br />
Neuer Mannschaftswagen für die Bundeswehr (Foto rechts) : Der unter der Beteiligung der Rheinmetall Landsysteme GmbH entwickelte „Boxer“ ersetzt zukünftig das seit 1962 eingesetzte Transportfahrzeug M 113.<br />
Fotos: Rheinmetall/IMZBw-Bildarchiv Composing: frei-stil/Fotos: IMZBw-Bildarchiv<br />
Report-Verlag (Bonn) aus „Bundeswehr – 50 Jahre Einsatz für den Frieden“
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Aus dem Konzern<br />
Seite 17<br />
Fotos (12) + Collage: Thomas Klink
Foto: Ariane Gehlert<br />
Seite 18 <strong>Das</strong> aktuelle Thema<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
er Schutz der Mitarbeiterdaten hat erste Priorität!“, so definiert Dr.<br />
Klaus Pottmeyer seine Hauptaufgabe als Datenschutzbeauftragter der<br />
Rheinmetall <strong>AG</strong>. Bereits seit April 1993 in diesem Aufgabengebiet in<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> tätig und von Mai 2004 an in gleicher Funktion<br />
für die Konzern-Holding und die anderen Rheinmetall-Gesellschaften<br />
am Standort Düsseldorf im Amt, trägt der gebürtige Essener pragmatisch<br />
dazu bei, dass sensible Daten nicht in falsche Hände gelangen. <strong>Das</strong> „Profil“<br />
sprach mit dem 49-jährigen Juristen, der seit 1988 im Unternehmen und<br />
heute als Syndikus der Rechtsabteilung der Rheinmetall <strong>AG</strong> sowie als Prokurist<br />
der Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong> und der Rheinmetall Waffe Munition GmbH tätig ist.<br />
„Profil“-Interview mit Dr. Klaus Pottmeyer<br />
Daten der Mitarbeiter<br />
genießen hohen Schutz<br />
Profil: Datenschutz – welchen Sinn<br />
und Zweck hat das?<br />
Pottmeyer: Anliegen des Datenschutzes<br />
ist es, die personenbezogenen Daten<br />
bestimmter natürlicher Personen<br />
gegen unbefugte Verarbeitung und<br />
Weitergabe an Dritte zu schützen.<br />
Profil: Was meinen Sie konkret damit?<br />
Pottmeyer: Man muss zum Beispiel<br />
ganz konsequent dafür Sorge tragen,<br />
dass es keinen unkontrollierten bzw.<br />
missbräuchlichen Datenaustausch zwischen<br />
verschiedenen Institutionen wie<br />
etwa Banken, Unternehmen und Behörden<br />
gibt. <strong>Das</strong> ist etwa dann der Fall,<br />
wenn der Datentransfer nicht durch eine<br />
spezielle Rechtsgrundlage gedeckt<br />
ist. Es ist jeweils im Einzelfall zu prüfen,<br />
ob ein Gesetz die Weitergabe von Daten<br />
erlaubt. Derartige Rechtsgrundlagen<br />
finden wir im Bundesdatenschutzgesetz<br />
(BDSG), aber z.B. auch im Einkommensteuergesetz<br />
und in den Gesetzen,<br />
die sich mit den Sozialversicherungsträgern<br />
befassen.<br />
Profil: Welche Angaben fallen konkret<br />
unter den Begriff „personenbezogene<br />
Daten“?<br />
Pottmeyer: Alle Angaben von natürlichen<br />
Personen über bestimmte Sachverhalte.<br />
Beim Mitarbeiter eines Unternehmens<br />
sind das so sensible Daten<br />
wie Personalnummer, Geburtsdatum,<br />
Konfession, Gehalt und Fehlzeiten.<br />
Bei einem Geschäftspartner fallen unter<br />
diese Kategorie unter anderem Kundennummer,<br />
Liefer- und Rechnungsadresse,<br />
Ansprechpartner, Bonität sowie<br />
Daten über die Liefer- und Zahlungstreue.<br />
Profil: Welche Daten genießen besonderen<br />
Schutz?<br />
Pottmeyer: Jeder Bürger ist Herr seiner<br />
personenbezogenen Daten. <strong>Das</strong><br />
bedeutet: Er allein entscheidet, wem er<br />
seine Daten preisgibt und ob diese danach<br />
verarbeitet oder an Dritte weitergegeben<br />
werden dürfen. Im Kleingedruckten<br />
von Verträgen oder auch auf<br />
Gewinnspielkarten findet man häufig<br />
einen Passus „Sind Sie einverstanden,<br />
dass Ihre Daten gespeichert und verarbeitet<br />
werden?“. Hier hat man die Mög-<br />
lichkeit, eine weitere Adressnutzung zu<br />
untersagen. <strong>Das</strong> Bundesverfassungsgericht<br />
spricht hier vom Recht auf „informationelle<br />
Selbstbestimmung“ als<br />
Ausfluss des allgemeinen Persönlichkeitsrechts.<br />
Profil: Elektronische Datenverarbeitung<br />
spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />
Pottmeyer: Zentral ist in diesem Zusammenhang<br />
der Begriff „Datei“. <strong>Das</strong><br />
ist eine Datensammlung, die nach be-<br />
stimmten Kriterien sortiert und ausgewertet<br />
werden kann. Wenn beispielsweise<br />
im Tabellenkalkulationsprogramm<br />
Excel oder im Datenbankprogramm<br />
Access jeweils zwei Daten wie<br />
Name und Anschrift erfasst sind, kann<br />
daraus eine alphabetisch nach Name<br />
oder numerisch nach Postleitzahl oder<br />
Ort sortierte Datei erstellt werden.<br />
Durch das Bundesdatenschutzgesetz<br />
sind sowohl elektronische als auch<br />
nicht automatisierte Dateien geschützt.<br />
Die guten alten Karteikarten, auf denen<br />
z.B. Mitarbeiterdaten niedergelegt werden,<br />
sind auch als Datei zu qualifizieren.<br />
Denn auch diese können – per<br />
Hand – nach verschiedenen Kriterien<br />
sortiert werden. Beim gewöhnlichen<br />
Geschäftsbrief sprechen wir auch davon,<br />
dass dieser in einer Datei auf dem<br />
PC gespeichert wird. Dies ist aber keine<br />
Datei im Sinne des BDSG. Es fehlt die<br />
Sortiermöglichkeit. Anders mag dies<br />
wiederum beim Serienbrief sein.<br />
Profil: Warum ist Datenschutz überhaupt<br />
notwendig?<br />
Pottmeyer: In unserer hochtechnisierten<br />
Welt wird es immer einfacher,<br />
Daten zu verarbeiten und auszuwerten.<br />
Viele öffentliche und private Einrichtungen<br />
– darunter das Finanzamt, die<br />
Staatsanwaltschaft, die Sozialversicherungsträger<br />
und Versandhäuser –<br />
sammeln Daten. Durch gezieltes Vergleichen<br />
und Zusammenführen der an<br />
verschiedenen Stellen gespeicherten<br />
Daten wird der Mensch regelrecht<br />
durchleuchtet. Auf diese Weise entsteht<br />
ein persönliches Profil, aus dem man<br />
bestimmte Schlüsse ziehen kann – zum<br />
Beispiel über sein Freizeit- oder Kaufverhalten,<br />
seine Musikvorlieben sowie<br />
seine Ess- und Trinkgewohnheiten.<br />
Profil: Zukunftsvisionen holen uns<br />
sehr schnell ein.<br />
Pottmeyer: Die Vision des gläsernen<br />
Menschen, wie sie George Orwell in<br />
seinem Roman „1984“ dargestellt hat,<br />
ist keine reine Utopie mehr. Datenschutz<br />
dient dazu, derartige Szenarien<br />
zu verhindern und dem Einzelnen einen<br />
Teil Anonymität zu gewährleisten.<br />
Profil: In Verbindung mit dem „Gesetz<br />
zur Förderung der Steuerehrlichkeit“<br />
trat am 1. April 2005 eine viel dis-<br />
kutierte Neuregelung der Abgabenordnung<br />
in Kraft.<br />
Pottmeyer: Diese Neuregelung ermöglicht<br />
es bestimmten Behörden, einfacher<br />
als bisher in Erfahrung zu bringen,<br />
ob jemand bei einer bestimmten<br />
Bank ein Konto oder Wertpapierdepot<br />
unterhält. Daten wie Konto- und Depotnummer,<br />
Anschrift und Geburtsdatum<br />
des Inhabers sowie Tag der Einrichtung<br />
und Auflösung des Kontos können automatisiert<br />
abgerufen werden.<br />
Profil: <strong>Das</strong> bedeutet im Klartext?<br />
Pottmeyer: Hier wurde der bis dato<br />
bestehende Schutz der Daten gelockert,<br />
um so genannten Steuersündern<br />
gezielter und schneller auf die Schliche<br />
zu kommen. Bei allen anerkennenswerten<br />
Gründen für das Vorgehen, Geldwäsche<br />
und Steuerhinterziehung im Interesse<br />
des Gemeinwohls aufzudecken<br />
und zu unterbinden: Wenn dies bis zur<br />
Perfektion betrieben wird, haben wir<br />
den gläsernen Menschen – das Szenario<br />
von George Orwell wird Realität.<br />
Eine gewichtige juristische Quelle: das Bundesdatenschutzgesetz – die gesetzliche Grundlage der Arbeit von Dr. Klaus Pottmeyer.<br />
„Hände weg“ von personenbezogenen Daten! Deren Schutz vor unbefugtem Zugriff hat bei Rheinmetall einen hohen Stellenwert.<br />
Profil: Der Datenaustausch via Internet…<br />
Pottmeyer: …birgt die Gefahr, dass<br />
der Nutzer zahlreiche Informationen<br />
über sich und sein Verhalten preisgibt.<br />
Beim Aufrufen bestimmter Seiten wird<br />
man registriert. Die besuchten Seiten<br />
werden protokolliert, wodurch ein Profil<br />
des InternetUsers erstellt werden<br />
kann. Außerdem gibt es eine Menge<br />
Fragebögen, die online ausgefüllt werden<br />
können. Wenn man diese Daten zu-<br />
sammenträgt, kann ein sehr individuelles<br />
Profil über den einzelnen Menschen<br />
erstellt werden. Dies setzen z.B. Marketing-Unternehmen<br />
oder Adresshändler<br />
ganz bewusst ein, um gezielt Werbung<br />
verbreiten zu können. Man muss sich<br />
darüber hinaus im Klaren sein, dass<br />
sich Firmen, die im Internet aktiv sind,<br />
gezielt austauschen. Deshalb sollte<br />
man im Internet auch nicht jeden Fragebogen<br />
ausfüllen und dadurch unnötig<br />
oft Angaben über sich preisgeben.<br />
Profil: Wenn man eine Internetbestellung<br />
aufgibt, muss man seine Adresse<br />
angeben…<br />
Pottmeyer: …und hat damit schon<br />
wichtige Auskünfte über sich preisgegeben.<br />
Wenn meine Angaben an Adresshändler<br />
weitergereicht werden,<br />
kann es passieren, dass ich mit Werbebriefen<br />
unterschiedlichster Firmen bedacht<br />
werde.<br />
Profil: Der rasante technische Fortschritt<br />
fördert diese Entwicklung.<br />
Pottmeyer: <strong>Das</strong> ist in der Tat so! Als<br />
Datenschutzbeauftragter muss man<br />
sich ständig mit den neuen technischen<br />
Möglichkeiten der Datenverarbeitung<br />
auseinandersetzen. Vor zehn<br />
Jahren hatten wir bestimmte Techniken<br />
der Vernetzung und Verlinkung noch<br />
nicht. Deswegen wird das Thema Datenschutz<br />
immer wichtiger werden. Je<br />
ausgereifter die technischen Möglichkeiten<br />
und Systeme sind, desto intensiver<br />
muss der Schutz persönlicher Daten<br />
betrieben werden.<br />
Profil: Seit wann ist Datenschutz<br />
überhaupt ein Thema?<br />
Pottmeyer: Noch in den siebziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts wurde das<br />
Thema Datenschutz sehr stiefmütter-<br />
lich behandelt. Erst seit Anfang der<br />
achtziger Jahre wird ihm besondere Bedeutung<br />
beigemessen. Dies hat vor allem<br />
mit der technischen Entwicklung zu<br />
tun, die auf dem IT-Sektor seither eingetreten<br />
ist.<br />
Profil: Welche gesetzlichen Pflichten<br />
hat ein Unternehmen hinsichtlich des<br />
firmenspezifischen Datenschutzes?<br />
Pottmeyer: Ein Unternehmen hat sicherzustellen,<br />
dass Daten nur dann<br />
verarbeitet oder an Dritte weitergegeben<br />
werden, wenn dafür eine gesetzliche<br />
Grundlage besteht. Wenn in einem<br />
Unternehmen mindestens 20 Personen<br />
mit der Verarbeitung von Daten befasst<br />
sind, ist ein Datenschutzbeauftragter<br />
zu bestellen. Dieser hat dafür zu sorgen,<br />
dass ein entsprechender organisatorischer<br />
Rahmen geschaffen und<br />
auch eingehalten wird. In dieser Funktion<br />
ist der Datenschutzbeauftragte damit<br />
unter anderem auch Anlaufstelle<br />
für alle Beschwerden, die sich auf Verstöße<br />
gegen die datenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen beziehen.<br />
Profil: Welche schützenswerten Daten,<br />
etwa Betriebsgeheimnisse über<br />
Produkte, gibt es neben den bereits genannten<br />
Mitarbeiterdaten (z.B. Gehalt,<br />
Fehlzeiten)?<br />
Pottmeyer: Neben personenbezogenen<br />
Daten gibt es viele andere schützenswerte<br />
Informationen. Man denke<br />
nur an Sachverhalte, die im sicherheitspolitischen<br />
Interesse behördlicherseits<br />
als Verschlusssachen eingestuft<br />
sind. Derartige Geheimnisse sind<br />
gesetzlich geschützt durch Geheimhaltungsvorschriften<br />
(VS – Einstufung als<br />
geheim, vertraulich, nur für den Dienst-<br />
(Fortsetzung auf Seite 19)<br />
Composing: René Dahlmanns
Composing: René Dahlmanns<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 <strong>Das</strong> aktuelle Thema<br />
Seite 19<br />
„Profil“-Interview mit dem Rheinmetall-Datenschutzexperten Dr. Klaus Pottmeyer – Pragmatismus als Leitlinie<br />
Die Daten der Mitarbeiter genießen einen hohen Schutz<br />
(Fortsetzung von Seite 18)<br />
gebrauch), aber das ist in anderen<br />
Vorschriften (z.B. im Geheimschutzhandbuch<br />
des Wirtschaftsministeriums)<br />
geregelt. Über diese Belange<br />
wacht der Sicherheitsbevollmächtigte<br />
des Unternehmens.<br />
Profil: Welchen Nutzen hat Datenschutz<br />
für das Unternehmen und seine<br />
Mitarbeiter?<br />
Pottmeyer: Gut funktionierender Datenschutz<br />
dient dazu, das Vertrauensverhältnis<br />
innerhalb des Unternehmens<br />
nachhaltig zu fördern und zu festigen.<br />
Profil: Welche gesetzlichen Vorgaben<br />
gibt es für den Rheinmetall-Konzern,<br />
und wie werden sie umgesetzt?<br />
Pottmeyer: Bei Rheinmetall steht der<br />
Schutz der Arbeitnehmerdaten im Vordergrund.<br />
Besondere Aufmerksamkeit<br />
gilt dabei zum Beispiel den Daten über<br />
Gehalt, Krankheit, Fehlzeiten und Arbeitszeit.<br />
In den einzelnen Unternehmen<br />
des Düsseldorfer Konzerns gibt es<br />
rechtsverbindliche Organisationsanweisungen<br />
zum Datenschutz. Diese<br />
sind auch im Intranet der einzelnen Unternehmen<br />
hinterlegt. Darin wird das<br />
Anliegen des Datenschutzes erläutert.<br />
Alle Mitarbeiter haben sich an die vorgeschriebenen<br />
Verhaltensweisen zu<br />
halten.<br />
Profil: Was sind dabei Ihre Hauptaufgaben?<br />
Pottmeyer: Neben den organisatorischen<br />
Fragen und den Mitarbeiterschulungen<br />
heißt dies, vor allem Beschwerden<br />
von Mitarbeitern aufzugreifen, die<br />
sich in ihren Rechten bezüglich des<br />
Schutzes ihrer persönlichen Daten verletzt<br />
sehen. Dabei ist es mein Ziel, nach<br />
rechtlicher Prüfung, zwischen den Beteiligten<br />
eine einvernehmliche Lösung<br />
zu finden. Außerdem führe ich in meinem<br />
unmittelbaren Betreuungskreis regelmäßig<br />
Mitarbeiterschulungen zum<br />
Thema Datenschutz durch. Bei der<br />
RWM GmbH ist diese Aufgabe auf die<br />
Bereichsdatenschutzbeauftragten und<br />
die einzelnen Abteilungsleiter übertragen.<br />
Profil: Sind Ihnen Fälle von Datenmissbrauch<br />
aus Ihrer langjährigen Tätigkeit<br />
bei Rheinmetall bekannt?<br />
Pottmeyer: Man kann sagen, dass<br />
sich bei Rheinmetall bisher keine größeren<br />
Verstöße gegen die datenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen zugetragen<br />
haben. Der „Datenschutz-<br />
GAU“ ist – Gott sei Dank – ausgeblieben.<br />
Kleinere Schwachstellen sind beseitigt<br />
worden. Dies zeigt, dass wir<br />
auch in den Belangen des Datenschutzes<br />
organisatorisch gut aufgestellt<br />
sind. Allerdings hat sich vor etwa zehn<br />
Jahren ein sehr spezieller Fall ereignet,<br />
der aus meiner Sicht sehr bedenklich<br />
ist. Insbesondere leitende Angestellte<br />
wurden systematisch von Vertreibern<br />
von Bauherrenmodellen angerufen.<br />
Dies geschah naturgemäß nach 17<br />
Uhr, wenn das Sekretariat nicht mehr<br />
besetzt und der leitende Angestellte<br />
unmittelbar das Telefon bediente. Offenkundig<br />
muss ein Rheinmetall-Mitarbeiter<br />
das firmeninterne Telefonbuch<br />
weitergegeben haben. <strong>Das</strong> ist<br />
strafbar! Hat der Mitarbeiter hierfür eine<br />
Provision erhalten, so kann dies mit<br />
einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren<br />
geahndet werden. Derjenige, der das<br />
Telefonbuch weitergegeben hat, konnte<br />
allerdings nicht ermittelt werden.<br />
Profil: Der Betreiber dieses Bauherrenmodells<br />
ist …<br />
Pottmeyer: … trotz seiner cleveren,<br />
aber nicht ganz legalen Vertriebsmethoden<br />
zwischenzeitlich in die Insolvenz<br />
gegangen; dadurch hat sich dieser<br />
Fall erledigt. In diesem Zusammenhang<br />
noch ein anderes Beispiel: In letzter<br />
Zeit werde ich häufiger von Verlagen<br />
angerufen, die ihre<br />
Produkte auf dem<br />
Gebiet des Datenschutzesvermarkten<br />
möchten. Woher<br />
haben die wohl meine<br />
Daten? Mit meiner<br />
Einwilligung erlangt<br />
haben sie diese<br />
sicherlich nicht.<br />
Hier vermute ich,<br />
dass Daten von bestimmtenTagungsundKonferenzveranstaltern<br />
unbefugt<br />
weitergegeben worden<br />
sind. Dies empfinde<br />
ich als skandalös!<br />
Verlage, die<br />
mit dem Datenschutz<br />
ihr Geld verdienen,<br />
sollten sich<br />
in besonderer Weise<br />
an die gesetzlichen<br />
Spielregeln halten.<br />
Profil: Wie viele<br />
Beschwerden erhalten<br />
Sie?<br />
Pottmeyer: Durchschnittlich<br />
zwei bis<br />
drei Beschwerden<br />
von Mitarbeitern<br />
pro Jahr. Einmal<br />
jährlich erstelle ich<br />
für den Vorstand einenRechenschaftsbericht,<br />
in dem u.a.<br />
diese Beschwerden<br />
aufgeführt werden.<br />
Profil: Welche konkreten<br />
Anfragen oder<br />
Beschwerden erreichten<br />
Sie zuletzt?<br />
Pottmeyer: Abrechnungenprivater<br />
Telefonate, die in<br />
unverschlossenen<br />
Umschlägen verschickt<br />
wurden. In Zusammenarbeit mit<br />
unserem Dienstleister IMS wird dieses<br />
Problem jetzt geklärt und sichergestellt,<br />
dass den gesetzlichen Vorgaben<br />
Genüge getan wird.<br />
Profil: Mit welchen Anfragen haben Sie<br />
sich außerdem auseinander gesetzt?<br />
Pottmeyer: Ein Kollege wollte eine<br />
Datenbank über bestimmte Mitarbeiter<br />
eines großen Kunden aufbauen. Darin<br />
wollte er auch Privatdaten aufnehmen.<br />
Die Kernfrage lautet nicht nur in diesem<br />
Kontext: Brauche ich diese Informationen<br />
für meine geschäftlichen Zwecke?<br />
Die Anschrift kann sinnvoll sein, wenn<br />
man jemanden außerhalb der Dienstzeiten<br />
erreichen muss. Bei Geburtstagen<br />
ist das schon eine ganz andere Frage.<br />
Gehört es zum Geschäftszweck,<br />
meinen Kunden zum Geburtstag zu<br />
gratulieren? Da kann man durchaus<br />
geteilter Meinung sein.<br />
Profil: Ein weiterer Fall?<br />
Pottmeyer: Vor einiger Zeit musste ich<br />
mich mit der Bußgeldstelle der Stadt<br />
Düsseldorf mit folgender Frage ausei-<br />
nander setzen: Wenn man im Auto geblitzt<br />
wird, ist es dann datenschutzrechtlich<br />
zulässig, dass auch die Person<br />
auf dem Beifahrersitz mit abgebildet<br />
wird? Der Datenschutzbeauftragte<br />
in Nordrhein-Westfalen sagt, dies sei<br />
absolut unzulässig. Die Bußgeldbehörden<br />
sind mittlerweile dazu übergegangen,<br />
den Beifahrer auszublenden.<br />
Telefon und Computer sind im Kommunikationszeitalter unverzichtbar. Datenverarbeitung<br />
bietet dabei große Chancen, aber auch Risiken. Personenbezogene<br />
Mitarbeiterdaten (z.B. Name, Gehalt und Fehlzeiten) genießen besonderen Schutz.<br />
Profil: Bestimmt werden ab und zu<br />
auch Dienstwagen geblitzt.<br />
Pottmeyer: <strong>Das</strong> lässt sich nicht immer<br />
vermeiden. Die Bilder von Dienstfahrzeugen<br />
kommen in unserer Poststelle<br />
an, und zwar in nicht verschlossenen<br />
Umschlägen mit dem Zusatz „persönlich/vertraulich,<br />
für den Leiter des Fahrdienstes“.<br />
So kann eine Vielzahl von<br />
Personen von dem Sachverhalt Kenntnis<br />
erlangen, obwohl dieser sie rein gar<br />
nichts angeht. Der Versand in unverschlossenen<br />
Umschlägen ist in diesen<br />
Fällen absolut unzulässig. Mir hat der<br />
NRW-Landesdatenschutzbeauftragte<br />
immer Recht gegeben und gesagt,<br />
dass die kompromittierenden Fotos im<br />
verschlossenen Umschlag verschickt<br />
werden müssen. Die Bußgeldstellen<br />
halten sich aber beharrlich nicht an<br />
diese Vorgaben.<br />
Profil: Wer unterstützt Sie in Ihrer Tätigkeit<br />
als Datenschutzbeauftragter?<br />
Pottmeyer: Wir haben ein Team von<br />
Bereichsdatenschutzbeauftragten. Diese<br />
sind an den einzelnen Standorten tä-<br />
tig. Sie gehen vor Ort Beschwerden<br />
nach und berichten mir darüber.<br />
Profil: Was kann jeder einzelne Mitarbeiter<br />
in der Praxis gegen Datenmissbrauch<br />
tun?<br />
Pottmeyer: Telefonisch keine Auskünfte<br />
über personenbezogene Daten geben.<br />
Am Telefon ist besondere Vorsicht<br />
geboten – egal, wer anruft, ob dies nun<br />
Gerichte, Staatsanwaltschaft,Finanzbehörden,Sozialversicherungsträger<br />
oder Anwaltskanzleien<br />
sind. Kritik<br />
ist stets angebracht<br />
– auch im<br />
Verhältnis zu tatsächlichenAutoritätspersonen<br />
und<br />
erst recht zu selbst<br />
ernannten. Selbst<br />
an das Kanzleramt<br />
würde ich personenbezogeneDaten<br />
nicht ohne vorherige<br />
Prüfung der<br />
Zulässigkeit weitergeben,<br />
und schon<br />
gar nicht am Telefon.<br />
Man sollte Autoritätspersonen,<br />
die am Telefon mitunter<br />
sehr selbstbewusst<br />
auftreten,<br />
niemals unkritisch<br />
antworten oder voreilig<br />
Daten ungeprüft<br />
weitergeben.<br />
Eine schriftliche Anfrage<br />
ist notwendig.<br />
Unsere entsprechende<br />
Antwort<br />
folgt, nachdem wir<br />
im Einzelfall überprüft<br />
haben, ob es<br />
für die konkrete Anfrage<br />
eine Rechtsgrundlage<br />
gibt.<br />
Dies ist der korrekte<br />
Weg.<br />
Profil: Wie kann<br />
jeder Mitarbeiter<br />
darüber hinaus da-<br />
zu beitragen, dass<br />
sensible Daten unter<br />
Verschluss bleiben?<br />
Pottmeyer: Die betriebsinterne Weitergabe<br />
von personenbezogenen Daten<br />
darf nur im verschlossenen Umschlag<br />
erfolgen. Sie ist grundsätzlich<br />
nur an den Betroffenen selbst oder seinen<br />
Vorgesetzten gestattet. An andere<br />
betriebsinterne Personen dürfen die<br />
Daten nur weitergereicht werden, wenn<br />
ein „need to know“ besteht.<br />
Die Weitergabe an Dritte außerhalb<br />
des Unternehmens erfolgt nur, wenn<br />
zuvor geprüft wurde, ob dafür eine<br />
rechtliche Ermächtigung besteht. In<br />
Zweifelsfällen bei mir nachfragen!<br />
Profil: Wann und wo sind Sie für die<br />
Mitarbeiter in Sachen Datenschutz erreichbar?<br />
Pottmeyer: Ständig über den Hausruf<br />
0211/473-4644 oder via Handy 0172/<br />
2688882.<br />
Profil: Was war Ihr erster Berührungspunkt<br />
mit der Thematik Datenschutz?<br />
Pottmeyer: Mein persönlicher Einstieg<br />
in die Computerwelt war 1992 der<br />
Kauf eines PC. Damals der letzte Stand<br />
der Technik: ein 486er (heute mega-<br />
out!). Seither interessiere ich mich sehr<br />
für die Computertechnologie. Ich finde<br />
es spannend, hier immer mehr dazuzulernen.<br />
Es fasziniert mich, was auf diesem<br />
Gebiet alles möglich ist und wie<br />
schnell die Entwicklung fortschreitet.<br />
Auf der anderen Seite erkennt man<br />
aber auch, mit welchen Gefahren dieser<br />
Fortschritt verbunden ist.<br />
Profil: Welche Akzente möchten Sie<br />
als Datenschutzbeauftragter setzen?<br />
Pottmeyer: Meine oberste Zielsetzung<br />
ist, die datenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen genauestens einzuhalten.<br />
Diese Tätigkeit übe ich mit einem<br />
hohen Maß an Pragmatismus aus.<br />
Profil: Bestimmt schwierig, die gesetzlichen<br />
Vorgaben 1:1 umzusetzen?<br />
Pottmeyer: Ja, wie das Beispiel Geburtstagslisten<br />
hautnah zeigt: Diese<br />
werden bekanntlich in vielen Abteilungen<br />
geführt. Erstellung und Unterhaltung<br />
solcher Listen sind nach dem Datenschutzrecht<br />
ohne schriftliche Einwilligung<br />
der Betroffenen verboten. Trotzdem<br />
liegen diese Daten mutmaßlich im<br />
Interesse der Mitarbeiter. Die freuen<br />
sich halt, wenn die lieben Kollegen zum<br />
Geburtstag gratulieren. Zumindest gilt<br />
dies fürdie überwiegende Zahl der Mitarbeiter.<br />
Hier sollte man nicht das Kind<br />
mit dem Bade ausschütten. In derartigen<br />
Fällen werde ich pragmatisch handeln<br />
und nur dann einschreiten, wenn<br />
konkrete Beschwerden vorliegen.<br />
Profil: In der „Profil“-Printausgabe<br />
werden Dienstjubiläen und Sterbefälle<br />
veröffentlicht.<br />
Pottmeyer: Dies ist richtig und wichtig.<br />
Die Veröffentlichung dieser Daten<br />
ist ein Teil unserer Unternehmenskultur.<br />
Ich denke, dass einem Mitarbeiter, der<br />
dem Unternehmen 25, 40 oder gar 50<br />
Jahre treue Dienste geleistet hat, auch<br />
auf diese Weise Dank und Anerkennung<br />
ausgesprochen werden soll. <strong>Das</strong>selbe<br />
gilt bezüglich des Gedenkens verstorbener<br />
Kolleginnen und Kollegen. Die<br />
weitaus überwiegende Zahl der Jubilare<br />
bzw. der Angehörigen verstorbener Mitarbeiter<br />
legt großen Wert darauf, im<br />
„Profil“ mit einer Nennung geehrt zu<br />
werden. Von daher sollte diese Tradition<br />
fortgesetzt werden, obwohl der<br />
Buchstabe des Gesetzes ein anderer ist.<br />
Sollte im Einzelfall eine Erwähnung in<br />
der Rheinmetall-Konzernzeitung nicht<br />
gewünscht sein, finden wir in Zusammenarbeit<br />
mit der jeweiligen Personalabteilung<br />
eine pragmatische Lösung.<br />
Profil: Elektronische und herkömmliche<br />
Briefkästen werden immer mehr<br />
mit Werbung verstopft. Was tun Sie, um<br />
Ihre persönlichen Daten vor unerwünschter<br />
Nutzung zu schützen?<br />
Pottmeyer: Ich glaube, dagegen kann<br />
man sich in unserer computerisierten<br />
Welt nicht vollständig schützen. Schutz<br />
ist nur möglich, wenn man sich beharrlich<br />
weigert, seine Email-Adresse über<br />
das Internet weiterzugeben. Heute ist<br />
das kaum noch möglich.<br />
Profil: Welche Entwicklungen sehen<br />
Sie in der Zukunft?<br />
Pottmeyer: Die Entwicklung der Informationstechnologie<br />
wird rasant vorwärts<br />
gehen – vermutlich sogar noch schneller<br />
als in den vergangenen Jahren. Innerhalb<br />
eines Zeitraumes von nur einem<br />
halben Jahr erleben wir hier jeweils<br />
Quantensprünge. Je feinsinniger die<br />
Möglichkeiten sind, je kleiner die Prozessoren<br />
werden, umso wichtiger werden<br />
die Datenschutzaspekte für uns alle.<br />
Hendrik Schuur
Cartoon (2): Dirk Meissner<br />
Seite 20 Aus dem Konzern<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Was macht eigentlich … Product Manager Mike Trepte bei der RLS in Kiel?<br />
„Offenes Ohr“ für die<br />
Sorgen der Anwender<br />
släuft gut, das Geschäft<br />
mit dem Wiesel. Mike<br />
Trepte kann zufrieden<br />
sein, ausruhen darf er sich<br />
jedoch nicht. Der 33-jährigeDiplom-Wirtschaftsingenieur<br />
kam im August<br />
2004 zur Rheinmetall Landsysteme<br />
GmbH in Kiel (RLS). Dort ist er als Product<br />
Manager für das leichte, luftverladbare<br />
und gepanzerte Wiesel-Fahrzeug<br />
verantwortlich. Über Auftragsnot<br />
kann sich der gebürtige Hesse (Wolfhagen)<br />
nicht beschweren. <strong>Das</strong> Bundesamt<br />
für Wehrtechnik und Beschaffung<br />
(BWB) erteilte erst vor kurzem einen<br />
Auftrag über 36 Fahrzeuge und<br />
signalisierte die Order von 42 weiteren<br />
Fahrzeugen in den kommenden<br />
zwei Jahren. Instandsetzungsprojekte<br />
mit den in Krisengebieten (z.B. Afghanistan)<br />
eingesetzten Wiesel laufen zudem<br />
parallel.<br />
Als Product Manager koordiniert Trepte<br />
ein Produktteam, das sich aus einem<br />
Systemingenieur, dem Konstruktionsteam<br />
(elektrische und mechanische<br />
Konstruktion), den Disponenten, dem<br />
Einkauf in Unterlüß und in Kiel, der Fertigung,<br />
dem ebenfalls an beiden<br />
Standorten arbeitenden Vertrieb (neuerdings:Produktmanagementunterstützung)<br />
sowie der Qualitätssicherung<br />
zusammensetzt.<br />
In diesem fachlich-funktionellen Umfeld<br />
wird klassische Projektarbeit geleistet:<br />
Trepte kalkuliert Ablaufpläne<br />
und versucht vor allem, sowohl den<br />
Zeitplan als auch das Budget strikt einzuhalten.<br />
Er begleitet sein Produkt federführend<br />
von der ersten Konstruktion<br />
bis zur Auslieferung und ist darüber<br />
hinaus auch für<br />
die spätere Betreuung<br />
der im Einsatz<br />
befindlichen Wiesel<br />
verantwortlich.<br />
Seine Zuständigkeit<br />
endet letztlich<br />
erst, wenn das<br />
Fahrzeug zum Beispiel<br />
aus der aktiven<br />
Nutzung der<br />
Bundeswehr herausgenommen<br />
wird – was bei<br />
wehrtechnischen<br />
Systemen mitunter<br />
erst nach drei Jahrzehntengeschehen<br />
kann.<br />
Doch nicht nur<br />
interne Dienstleister<br />
müssen koordiniert<br />
werden; es<br />
gibt auch externe<br />
Firmen, die wichtige Zulieferer für das<br />
vielfältig einsetzbare Fahrzeugsystem<br />
sind. So arbeiteten die Rheinmetall Defence<br />
Electronics GmbH zusammen mit<br />
dem Pforzheimer Unternehmen Thales<br />
Defence Deutschland GmbH und der<br />
Firma Telefunken Racoms (Ulm) an<br />
dem Aufklärungs- und Führungssystem<br />
des Aufklärer Wiesel. Für das hochmoderne<br />
Navigations- und Kartographisiersystem<br />
ist die Liftec GmbH (Freiburg)<br />
verantwortlich.<br />
Für Mike Trepte ist Kommunikationsfähigkeit<br />
eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen,<br />
um als Product Manager<br />
erfolgreich arbeiten zu können.<br />
Zu seinen Aufgaben gehört denn auch<br />
die ständige Kontaktpflege mit den jeweils<br />
verantwortlichen Fachleuten. So<br />
spricht Trepte zum Beispiel mit seinem<br />
Einkäufer über die aktuelle Situation<br />
bei der Stahlbeschaffung, schaut in der<br />
Fertigung vorbei, ob die jeweiligen Ar-<br />
beiten im Zeitplan liegen, und ist auch<br />
bei der Ausbildung von Soldaten im<br />
Hinblick auf neue Elektronik in den<br />
Fahrzeugen vor Ort. Zielorientiertes<br />
Denken und die Fähigkeit zu strukturierter<br />
und strategisch ausgerichteter<br />
Planung (etwa der Ablaufpläne oder<br />
der Kostenentwicklung) sind weitere<br />
wichtige persönliche Fähigkeiten, die<br />
für einen Produktmanager unabdingbar<br />
sind.<br />
Zu seinem früheren Metier hält der<br />
ehemalige Bundeswehrsoldat und<br />
heutige Hauptmann der Reserve immer<br />
noch gerne Kontakt. So befragt er zum<br />
Beispiel die jungen Soldaten nach ihren<br />
Erfahrungen und Meinungen mit<br />
dem Wiesel, um ein direktes Feedback<br />
zu erhalten. Eigentlich ist dies nicht üblich,<br />
da der Kontakt über die verantwortlichen<br />
Offiziere erfolgt, die Probleme<br />
intern mit ihren Soldaten besprechen.<br />
Trepte hört jedoch gerne zu,<br />
wenn es um Erfahrungen aus erster<br />
Hand mit „seinem“ Produkt geht: „Aus<br />
eigener Erfahrung weiß ich, dass für<br />
die Soldaten, die ein Produkt letztlich<br />
bedienen, der Komfort besonders<br />
wichtig ist.“ So wurde zum Beispiel der<br />
Schalensitz in den neuen Wiesel-Modellen<br />
gegen einen bequemeren Hängesitz<br />
(ähnlich einer Hängematte) getauscht.<br />
Dieser absorbiert Stöße deutlich<br />
besser und ermöglicht einen längeren<br />
Aufenthalt in dem Fahrzeug.<br />
Andere Aufgabenstellungen im Rahmen<br />
von Systemmodifizierungen ergeben<br />
sich in der Regel aus der rasanten<br />
Entwicklung der Technik: Sie erfordert<br />
im Zweifelsfall den Austausch von Instrumenten,<br />
wobei das Gewicht des<br />
Wiesel jedoch nicht die definierten<br />
Stets ein „offenes Ohr“ für die Sorgen der Anwender: Product Manager Mike Trepte<br />
von der RLS im Gespräch mit einem Soldaten. Trepte ist verantwortlich für das<br />
leichte, luftverladbare und gepanzerte Wiesel-Fahrzeug des Kieler Systemanbieters.<br />
2,75 Tonnen übersteigen darf – oberste<br />
Richtschnur und Bedingung ist hier die<br />
Luftverladbarkeit per CH-53-Helikopter.<br />
Bei Einhaltung dieser Gewichtsklasse<br />
ist es möglich, zwei der Wiesel 1 zu verladen.<br />
Der Aufklärer Wiesel ist durch<br />
seine umfangreiche Aufklärungs-, Führungs-<br />
und Kommunikationsausstattung<br />
schwerer – er kann, so wie die bis<br />
zu 4,5 Tonnen schwere Wiesel-2-Variante,<br />
nur einzeln verladen werden.<br />
Auch bei derartigen Optimierungs-<br />
bzw. Nachrüstprojekten hält Trepte als<br />
verantwortlicher Product Manager alle<br />
Fäden in der Hand.<br />
<strong>Das</strong> ausgeprägte Verständnis, sein<br />
„offenes Ohr“ für die „Sorgen und Nöte“<br />
der Soldaten lässt sich aus Treptes<br />
langjähriger beruflicher Beziehung zur<br />
Bundeswehr erklären. Nach dem dreieinhalbjährigen<br />
Studium (bis 1998) an<br />
der Helmut-Schmidt-Universität (Universität<br />
der Bundeswehr Hamburg) war<br />
er im zweiten Halbjahr 1999 als Nachrichten-Auswerteroffizier<br />
in Bosnien-<br />
Herzegowina tätig. Zuvor arbeitete er<br />
„beim Bund“ in diversen Bereichen:<br />
Zunächst als Zugführer und Batterie-<br />
Offizier verantwortete er im Jahr 2000<br />
als Projektleiter die Hardware-Einführung<br />
eines vernetzten E-Learningsystems,<br />
ein Jahr später dann als Leiter<br />
der Softwareentwicklung die Programmierung<br />
eines Ausbildungssimulators.<br />
Beide Bereiche vereinte er von Ende<br />
2002 an als Dezernatsleiter bei der<br />
Heeresflugabwehrschule in Rendsburg<br />
im Softwarepflege- und Änderungsdezernat.<br />
„Den Ausbildungssimulator – damit<br />
ist die Softwareversion eines Flugabwehrkanonenpanzers<br />
Gepard 1A2 gemeint<br />
– habe ich in die Bundeswehr<br />
eingeführt, im Rahmen einer Erprobungsphase<br />
auf Herz und Nieren getestet<br />
und in diesem Zusammenhang<br />
meine (damals) industriellen Partner<br />
mit unseren Wünschen sicherlich auch<br />
genervt – ich stand ja damals auf der<br />
anderen, der Kundenseite“, konstatiert<br />
Trepte nicht ohne Schmunzeln. Heute<br />
arbeitet er für den Wiesel-Systemhersteller<br />
RLS. Er kennt beide Seiten – ein<br />
unschätzbarer Wert für den Erfolg im<br />
Geschäft.<br />
Weitere Erfahrungen in der Projektkoordination<br />
sammelte Trepte 2003 bei der<br />
Firma Formel D, einem privaten Dienstleister<br />
mit Sitz in Troisdorf, der der Automobilindustrie<br />
bei der Einführung neuer<br />
Produkte mit kundenorientierten Leistungen<br />
zur Seite steht. Während dieser<br />
Zeit studierte der passionierte Hobbybörsianer<br />
an der Fernuniversität Hagen<br />
sowie an der Universität of Wales und<br />
machte im März 2004 seinen Master of<br />
Business Administration (MBA).<br />
Durch beide Studien ist Mike Trepte<br />
heute bei allen Fragen der Wirtschaftlichkeit<br />
bestens gerüstet. Kalkulation<br />
und Budgetplanung der Aufträge fallen<br />
ebenso in seinen Zuständigkeitsbereich<br />
wie die Entscheidung,<br />
ob<br />
bzw. welche externen<br />
Firmen bei<br />
den jeweiligen<br />
Projekten unter<br />
Vertrag genommen<br />
werden –<br />
einschließ lich<br />
der damit verbundenenKostenermittlung.<br />
Oberstes Ziel ist<br />
in diesem Kontext<br />
das betriebswirtschaftlichoptimale<br />
und ertragsorientierte<br />
Foto: Uwe Ullmann<br />
Arbeiten. Genauigkeit<br />
in jeder Beziehung,<br />
vor allem<br />
auch im Hinblick<br />
auf die mit<br />
dem Auftraggeber<br />
vereinbarte Zeitschiene, hat dabei<br />
oberste Priorität. „So müssen beispielsweise<br />
die fixierten Auslieferungstermine<br />
sehr genau eingehalten werden;<br />
andernfalls könnten zum Teil<br />
empfindliche Konventionalstrafen greifen“,<br />
erläutert Trepte.<br />
Um den von ihm erstellten Zeitplan<br />
einzuhalten, ist der junge Product Manager<br />
stets darum bemüht, seine Projekt-Mitstreiter<br />
zu motivieren. Er leistet<br />
dabei immer wieder Überzeugungsar-<br />
beit, etwa, indem er den ständigen Dialog<br />
zu den jeweiligen Ansprechpartnern<br />
im Unternehmen oder bei den externen<br />
Projektleitern sucht. Ein besonders zeitaufwändiger<br />
Ausdruck dieser engen<br />
und notwendigen Kommunikation sind<br />
zum Beispiel sein ständiges Pendeln<br />
und die Videokonferenzen zwischen<br />
Kiel und Unterlüß, den beiden RLS-<br />
Standorten, an denen der Wiesel gefertigt<br />
bzw. gewartet wird. Nils Mertens<br />
ereits in mittelalterlichen<br />
Handelsorganisationen<br />
der Hanse, Fugger und<br />
Welser soll es ihn gegeben<br />
haben – den Product<br />
Manager. Doch so, wie wir<br />
ihn heute kennen, gibt es<br />
ihn erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts.<br />
Damals wurde beim amerikanischen<br />
Waschmittelkonzern Procter &<br />
Gamble der junge Neil H. McElroy damit<br />
beauftragt, sich ausschließlich um<br />
die Entwicklung der Seife „Camay“ zu<br />
kümmern. Die Intensivbetreuung des<br />
Produktes machte sich bezahlt –<br />
Camay enthielt gegenüber den meisten<br />
Import-Seifen keine Farbstoffe. <strong>Das</strong><br />
Weiß suggerierte Reinheit, und Frauen<br />
liebten den reinigenden Artikel<br />
nicht zuletzt wegen seines Namensursprungs<br />
– Camay, abgekupfert vom<br />
französischen Wort „Camee“, das für<br />
„cameo“ (der Diamant) steht.<br />
Um den Ablauf von Neuentwicklungen<br />
von der Idee bis zum werbe- bzw.<br />
verkaufsreifen Produkt zu koordinieren,<br />
setzen Unternehmen seit langem<br />
Produktmanager ein. Diese sind an allen<br />
Entwicklungsstufen eines Produktes<br />
beteiligt und müssen bereits bei<br />
der Planung - oft auch schon in deren<br />
Vorfeld - Marktanalysen durchführen,<br />
um später effizient und erfolgreich verkaufen<br />
zu können. Aber auch nach der<br />
Markteinführung ist es von Interesse,<br />
welche Position das Produkt erreicht<br />
hat. Reporting und Marktanalyse sind<br />
daher stark mit dem Produktmanagement<br />
verwurzelt. So können etwaige<br />
Beschwerden vorhergesehen und<br />
rechtzeitig sinnvolle bzw. notwendige<br />
Modifikationen vorgenommen werden<br />
– einschließlich Kritikmanagement,<br />
wenn zum Beispiel verärgerte Verbraucher<br />
ihrem Unmut Luft machen.<br />
Natürlich – und notabene vor vielem<br />
anderen – wird der Wettbewerb<br />
beobachtet, um zum Beispiel den<br />
Zeitpunkt der eigentlichen Produktpositionierung<br />
„just in time“, also<br />
zum genau richtigen Zeitpunkt,<br />
punktgenau festzulegen. Ziel ist es<br />
schließlich, nicht ein Produkt von<br />
vielen herzustellen (bekannt als so<br />
genannter „me too“-Effekt), sondern<br />
es besonders, wenn nicht einzigartig,<br />
darzustellen und entsprechend<br />
im Markt zu positionieren.<br />
Zum Anforderungsprofil: Exakte<br />
Zielplanung sowie die Fähigkeit zur<br />
konstruktiven Zusammenarbeit mit<br />
Forschung- und Entwicklungsbereichen<br />
gehören ebenso zu den beruflichen<br />
Voraussetzungen wie die Bereitschaft,<br />
international tätig zu sein. Resultierend<br />
aus der Breite seines Aufgabengebietes,<br />
arbeitet der Produktmanager<br />
meistens im Team. Kommunikation<br />
und Flexibilität sind denn<br />
auch weitere primäre Eigenschaften,<br />
die in diesem Beruf unabdingbar<br />
sind. Als kreativer Kopf seines Aufgabenbereiches<br />
muss der Produktmanager<br />
Fantasie haben – und diese<br />
auch anderen greifbar bzw. begreifbar<br />
machen können.<br />
<strong>Das</strong> Tätigkeitsfeld eines Produktmanagers<br />
ist sehr weitläufig und va-<br />
riiert je nach Industriezweig. In der<br />
Konsumgüterindustrie steht beispielsweise<br />
die Konzeptionierung eines Prototyps<br />
oder Gestaltung der Produktverpackung<br />
bezüglich Form- und Farbgestaltung<br />
im Vordergrund, während es<br />
in der Chemie- und Pharmaindustrie<br />
vermehrt um Forschung und klinische<br />
Entwicklungsprogramme geht.<br />
In beiden Industriezweigen ist die<br />
Marktforschung Kern des Berufs –<br />
stehen doch Qualität und Zufriedenheit<br />
des Kunden im Vordergrund. Dabei<br />
muss natürlich beachtet werden,<br />
dass Produkte grundsätzlich im<br />
Wettbewerb stehen und vor allem<br />
bestehen müssen.<br />
In diesem Zusammenhang spielt<br />
auch die Lifecycle-Planung eine<br />
wichtige Rolle. Hierbei werden die<br />
Lebensdauer eines Produktes beobachtet<br />
und der Zeitpunkt einer<br />
Neuauflage festgelegt. Die Komplexität<br />
des Berufs hängt hier vor allem<br />
davon ab, ob ein Produkt neu- oder<br />
„lediglich“ umgestaltet wird. In jedem<br />
Fall muss der zuständige Produktmanager<br />
auch als Projektmanager<br />
fungieren können. Er trägt von<br />
der Idee bis zur Realisierung Verant-<br />
Ideen-Koordinator für<br />
das spätere Endprodukt<br />
wortung und ist – trotz Einbindung<br />
entsprechender Spezialisten – bei<br />
jeder Entscheidung maßgeblich<br />
involviert.<br />
Unternehmen stellen bevorzugt<br />
Wirtschaftsingenieure als Produktmanager<br />
ein, weil diese als Generalisten<br />
sowohl über den technischen<br />
als auch wirtschaftlichen Background<br />
verfügen, um die interdisziplinären<br />
Aufgaben eines Produktmanagers<br />
zu meistern. Der Weg vom<br />
Hörsaal in den einzelnen Betrieb ist<br />
so breit gefächert wie sich das zukünftige<br />
Zuständigkeitsfeld differenziert<br />
zeigt. Der am häufigsten genannte<br />
Berufseinstieg geschieht<br />
über ein Praktikum.<br />
Auf der Suche nach einem direkten<br />
Ausbildungsweg zum Produktmanager<br />
findet man häufig einen Hinweis<br />
auf den Beruf des Projektmanagers –<br />
ein weiteres Indiz für die operative<br />
und inhaltliche Nähe beider Berufsfelder.<br />
In der Regel wird für den Zugang<br />
eine Ausbildung als Diplom-Wirtschaftsingenieur<br />
gefordert; aber auch<br />
Ingenieure anderer Branchen sowie<br />
Diplom-Kaufleute, -Volkswirte, -Betriebswirte<br />
oder diplomierte Medienwissenschaftler<br />
haben bei entsprechender<br />
Qualifikation gute Chancen.<br />
Die österreichische Fachhochschule<br />
in Wels bietet darüber hinaus den Studiengang<br />
„Innovations- und Produktmanagement“<br />
mit Abschluss zum<br />
Diplom-Ingenieur an.<br />
Der Einstieg selbst sieht jedoch<br />
schwieriger aus. Um sich bei der Vielzahl<br />
von Interessierten hervor zu heben,<br />
müssen zukünftige Produktmanager<br />
bereits bei der Bewerbung zeigen,<br />
dass sie potenziertes Denkvermögen<br />
und die Fähigkeit zur ständigen Weiterentwicklung<br />
besitzen. Und damit frühzeitig<br />
dokumentieren, dass sie das<br />
Zeug zum ldeen-Koordinator für das<br />
(jeweilige) Endprodukt haben . . . mts
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Aus dem Konzern<br />
Seite 21<br />
Die Auswahl der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH (links) gewann das 25. Fußballturnier der Rheinmetall <strong>AG</strong> mit einem 5:0 Kantersieg gegen die Mannschaft der KS Gleitlager GmbH (Standort Papenburg).<br />
Team der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH aus Neckarsulm gewinnt 25. Rheinmetall-Fußballturnier gegen KS-Gleitlager-Mannschaft aus Papenburg<br />
Kicker zeigten Treffsicherheit trotz tropischer Temperaturen<br />
ckr Neuss. Die Auswahl der KS <strong>Kolbenschmidt</strong><br />
GmbH (Standort Neckarsulm)<br />
hat Ende Mai 2005 das 25. Fußballturnier<br />
der Rheinmetall <strong>AG</strong> in<br />
Neuss gewonnen. Dabei erzielten die<br />
Neckarsulmer im Endspiel einen 5:0<br />
Kantersieg gegen die Mannschaft der<br />
KS Gleitlager GmbH (Standort Papenburg).<br />
Bei 34 Grad im Schatten dominierten<br />
die Baden-Württemberger in<br />
der Partie von Beginn an und ließen<br />
dem Gegner keine Chance.<br />
Lobenswert äußerte sich Organisator<br />
und Turnierleiter Josef Trierweiler, Betriebsratsmitglied<br />
der <strong>Pierburg</strong> GmbH,<br />
vor allem über die „sportliche und vorbildhafte<br />
Disziplin der Teilnehmer“. Im<br />
gesamten Turnierverlauf gab es nur eine<br />
einzige gelbe Karte. Der Titelvertei-<br />
itte der siebziger<br />
Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
erhielt die<br />
heutige RLS (damals<br />
MaK) von der Bundeswehr<br />
den Auftrag,<br />
einen luftverlastbaren<br />
Transportpanzer zu entwickeln,<br />
der den Namen Wiesel bekommen<br />
sollte. Dieser hatte allerdings zunächst<br />
keine besonders gute Lobby<br />
bei den Verteidigungshaushältern.<br />
Selbst die fünf Millionen D-Mark, die<br />
nötig gewesen wären, die Entwicklung<br />
wenigstens als Schubkastenlösung zu<br />
Ende zu führen, wurden nicht bewilligt.<br />
Dabei benötigten ihn die Fallschirmtruppen<br />
sehr dringend, und auch aus<br />
dem Ausland wurde nachgefragt.<br />
Schließlich setzte sich der Wiesel allerdings<br />
gegen alle Bedenken durch,<br />
und zu Beginn der achtziger Jahre<br />
konnte die Serienfertigung des kleinen<br />
Fahrzeuges beginnen – in der Version<br />
MK20, ausgestattet mit einem<br />
Turm der Kuka-Wehrtechnik und der<br />
20-mm-Waffenanlage Rh 202 von<br />
Rheinmetall. Der erste Wiesel wurde<br />
1990 an die 1. Luftlandedivision aus-<br />
diger, die Kicker von <strong>Pierburg</strong>-Neuss,<br />
errangen beim diesjährigen Wettkampf<br />
den 3. Platz. Im kleinen Endspiel, das<br />
aus organisatorischen Gründen nur<br />
durch Elfmeter-Schießen entschieden<br />
wurde, setzten sich die Gastgeber mit<br />
4:3 gegen die Ballkünstler der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH vom Standort Hartha durch. Den<br />
5. Platz errang die <strong>Pierburg</strong> GmbH<br />
(Standort Nettetal) gegen die Rheinmetall-Sportfreunde<br />
aus Unterlüß mit einem<br />
klaren 2:0 Sieg.<br />
570 Kilometer und damit am weitesten<br />
war die Mannschaft aus Hartha gereist,<br />
um bei dem Turnier mit den Kollegen<br />
dabei sein zu können. Sechs<br />
Mannschaften und insgesamt 102 Aktive<br />
kamen zum Wettstreit auf die Sportanlage<br />
des VfR Neuss.<br />
geliefert, und zwar in den beiden Bewaffnungen<br />
MK 20 Rh 202 und dem<br />
nachtkampffähigen Raketensystem<br />
TOW. Im Juni 1994 stellte MaK eine<br />
weitere Version eines gepanzerten,<br />
luftverlastbaren Fahrzeuges vor, den<br />
Wiesel 2.<br />
Mit dem Wiesel 1 weitgehend logistisch<br />
identisch, schließt das Wiesel-2-<br />
Konzept in seinen Ausführungen als<br />
Mannschaftstransport-, Führungsoder<br />
Sanitätsfahrzeug sowie als Trägerfahrzeug<br />
für Waffensysteme bestehende<br />
Ausrüstungslücken. <strong>Das</strong> betraf<br />
unter anderem die Forderung nach höherer<br />
Nutzlast, einem wesentlich vergrößerten<br />
Innenraum (sieben statt drei<br />
Mann Besatzung), einer niedrigeren<br />
Silhouette, geringerem Bodendruck<br />
(wichtig in Schnee- und Sumpfgelände),<br />
einer höheren Zuladungsfähigkeit<br />
von bis zu einer Tonne sowie veränderten<br />
und höheren Motorleistungen.<br />
Für das von der heutigen Rheinmetall<br />
Defence Electronics GmbH entwickelte<br />
Leichte Flugabwehrsystem Le-<br />
FlaSys wurde der Wiesel 2 1995 erstmals<br />
als Trägerfahrzeug geordert.<br />
Rheinmetall und die frühere MaK ent-<br />
Trierweiler weiß, welche positive innerbetriebliche<br />
Bedeutung der Fußball<br />
hat: „Solche sportlichen Ereignisse<br />
binden. Im Laufe der Zeit entstehen so<br />
manche Freundschaften. Auch die Unternehmen<br />
profitieren davon. Denn<br />
wenn man Leute braucht und die schon<br />
kennt, verkürzt das den Dienstweg. <strong>Das</strong><br />
ist einfach ideal.“ Konzern-Betriebsratsvorsitzender<br />
Wolfgang Tretbar pflichtete<br />
ihm bei: „<strong>Das</strong> bringt viel für die Gesamtzusammenhänge<br />
bei Rheinmetall. Denn<br />
jede gemeinsame Aktion wirkt sich dauerhaft<br />
auf das Betriebsklima aus.“<br />
<strong>Das</strong> positive Gelingen des diesjährigen<br />
Turniers war unter anderem auch<br />
auf das Engagement des Teams um<br />
Christoph Sauer zurückzuführen. Sieben<br />
ehrenamtliche Helfer, darunter vier<br />
wickelten 1997 gemeinsam einen<br />
hoch mobilen Panzermörser auf Basis<br />
des Fahrzeuges Wiesel 2, der ebenso<br />
wie dieser im Hubschrauber luftverlastbar<br />
war. Ausgestattet war dieses<br />
unter Schutz bedienbare Gerät mit einer<br />
rücklaufbeweglichen 120-mm-<br />
Mörserwaffenanlage. Mit der Vorstellung<br />
eines Truppenversuchsmusters<br />
1999 gelang es der Rheinmetall-Gruppe,<br />
erstmals ein – dazu eigenfinanziertes<br />
– komplexes Waffensystem<br />
vollständig auf der Basis konzerneigener<br />
Resourcen (Fahrzeug, Waffe, Munition,<br />
Aufklärungsmittel, Feuerleitung)<br />
zu realisieren.<br />
Eine weitere Version stellt ein Wiesel-Sanitätsfahrzeug<br />
dar, das im November<br />
1997 als Truppenversuchsmuster<br />
ausgeliefert wurde und 1999<br />
die technische Reife und Truppenver-<br />
Wiesel für viele Einsatzvarianten<br />
wendbarkeit bescheinigt bekam. In<br />
den Jahren 2002 und 2003 wurden davon<br />
in Unterlüß 20 von der Bundeswehr<br />
georderte Serienfahrzeuge gefertigt<br />
und an die Truppe ausgeliefert.<br />
Auch ein Truppenversuchsmuster<br />
„Wiesel 2 Gefechtsstand“ kam 1999<br />
zur Auslieferung. Im Mai 2001 wurde<br />
Azubis aus Neuss, waren im Akkord damit<br />
beschäftigt, die durstigen Spielerkehlen<br />
zu löschen.<br />
Nach Auslosung der Gruppen wurden<br />
die Vorrundenspiele ausgetragen. Danach<br />
setzte sich in Gruppe 1 die Mannschaft<br />
aus Neuss durch, gefolgt von den<br />
Teams aus Hartha und Nettetal. Währenddessen<br />
ergab sich für Gruppe 2 folgende<br />
Klassifizierung: Papenburg, Neckarsulm,<br />
Unterlüß. Somit trafen im ersten<br />
Halbfinale Neuss auf Neckarsulm<br />
und im zweiten Spiel Hartha auf Papenburg.<br />
Dabei siegte Neckarsulm nach leidenschaftlichem<br />
Kampf mit 2:1. Nach regulärer<br />
Spielzeit konnte die 2. Partie zunächst<br />
nicht entschieden werden (0:0).<br />
Die Hobbykicker aus Papenburg erreichten<br />
nach Elfmeterschießen (4:3) das Fi-<br />
Eine von zahlreichen Einsatzmöglichkeiten: der luftverlastbare Wiesel in der Sanitätsversion<br />
(r.), hier zusammen mit einem Sanitätstransporter vom Typ Bv206Sw, den<br />
die RLS in Kooperation mit dem schwedischen Hersteller Alvis Hägglunds vermarktet.<br />
zudem – nunmehr von der Rheinmetall<br />
Landsysteme – in Kiel das erste<br />
Fahrzeug der Version Wiesel 2 Pionier-<br />
Erkundungstrupp als Truppenversuchsmuster<br />
an die Bundeswehr<br />
übergeben. Diese, ebenfalls uneingeschränkt<br />
luftverlastbare Wiesel-Variante<br />
war mit einer ABC-Schutzanlage<br />
und mit unterschiedlichen pionierspezifischen<br />
Gerätesätzen für verschiedene<br />
Einsatzmissionen (z. B. für den<br />
Sperr-, Spreng- oder Gewässererkundungseinsatz)<br />
ausgestattet.<br />
nale. Im Vordergrund dieses sportlichen<br />
Ereignisses stand jedoch „die<br />
Freude der Sportler am Spiel getreu<br />
dem olympischen Motto: Dabei sein ist<br />
alles. Trotz tropischer Temperaturen war<br />
das eine Riesensache“, so Trierweiler.<br />
Drei Schiedsrichter sorgten für den korrekten<br />
Ablauf der Spiele. Für die Erfassung<br />
der statistischen Daten während<br />
der elf Einzelspiele war „Punktestandsammler“<br />
Tobias Maukel verantwortlich.<br />
Bei der traditionellen Abschlussfeier<br />
mit Siegerehrung durch Trierweiler in<br />
der Kantine der <strong>Pierburg</strong> GmbH in Neuss<br />
erhielt jede Mannschaft einen Pokal und<br />
eine Fairness-Urkunde. Als Torschützenkönig<br />
wurde Ayhan Tunc geehrt. Viermal<br />
hatte der Neckarsulmer seine Treffsicherheit<br />
unter Beweis gestellt.<br />
Die bislang letzte Entwicklung aus<br />
der Wiesel-Serie betrifft den so genannten<br />
„digitalisierten Wiesel 2“. Bei<br />
diesem Projekt wurde 1997 erstmals<br />
ein gepanzertes Kettenfahrzeug ohne<br />
mechanische Ansteuerung der Funktionen<br />
Lenken, Gas, Bremse und<br />
Gangwahl realisiert. Der Vorteil dieses<br />
Fahrzeuges: Es ist in der Lage, rechnergestützt,<br />
unbemannt und autonom<br />
zu fahren und somit befähigt, in Gebieten<br />
zu operieren, die der Mensch<br />
nicht unbedingt betreten sollte. lb<br />
Fotos (7): Danetzki + Weidner
Foto: Atelier Lüning/Bad Friedrichshall<br />
Seite 22 Aus dem Konzern<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005<br />
Dialog am Schaumodel (Foto l.): Kundendienstleiter Dustin Smith (l.) erklärt Techniker Carlos Andrade von der Firma Krauti Portugal die Funktion und Wirkungsweise von Abgasrückführung und Sekundärluft. MSI-<br />
Trainer Achim Villmow (Foto M. – 2.v.r.) erläutert den Einsatz eines Scann-Tools zum Auslesen von Fehlercodes; aufmerksame Zuhörer sind (v.l.n.r.) Mick McGuire, Paul Mooney, Sam Andy, Lloydt Parchment, Simon<br />
Schnaibel und Carlos Andrade. MSI-Mitarbeiter Bernd Stauden (Foto r. – 2.v.r.) stellt – v.l.n.r. – Leonardo Zappella, Uwe Schilling, Joseph Voda und Jakob Roos die <strong>Pierburg</strong>-Produktpalette im Aftermarket-Geschäft vor.<br />
Train-the-Trainer-Seminar bei der MSI in Dormagen<br />
Technik-„Schulbank“<br />
für die Multiplikatoren<br />
rds Dormagen. Gezielter Know-how-<br />
Transfer an kompetente Multiplikatoren:<br />
Zum ersten Mal fand jetzt am MSI-<br />
Standort Dormagen eine international<br />
besetzte Schulungsveranstaltung statt,<br />
in deren Rahmen elf Servicetechniker<br />
bzw. Ingenieure intensiv mit den weltweit<br />
im Aftermarket offerierten <strong>Pierburg</strong>-<br />
Produkte zur Schadstoffreduzierung.<br />
Produkten vertraut gemacht wurden.<br />
<strong>Das</strong> dreitägige Seminar unter dem Motto<br />
„Train the Trainer“ (TtT) vereinte elf<br />
Vertreter wichtiger MSI- bzw. <strong>Pierburg</strong>-<br />
Kunden aus Italien, Irland, Großbritannien,<br />
Frankreich, der Volksrepublik China<br />
sowie den USA, die ihrerseits von einem<br />
kompetenten Expertenteam unter Leitung<br />
des Dormagener Kundendienstleiters<br />
Dustin Smith betreut wurden.<br />
Dieser erläutert den strategischen Hintergrund<br />
des TiT-Projektes, dessen Premiere<br />
im vergangenen Jahr in Neckarsulm<br />
stattfand: „Die weltweite Nachfrage<br />
an Schulungen steigt. Diesem ausdrücklichen<br />
Wunsch unserer Kunden –<br />
immerhin liefert die MSI das Produktspektrum<br />
von <strong>Kolbenschmidt</strong> und <strong>Pierburg</strong><br />
in gut 120 Staaten der Welt – stehen<br />
begrenzte personelle und finanzielle<br />
Ressourcen gegenüber. Um dennoch<br />
unser Know-how an die jeweiligen<br />
Marktpartner weiterzugeben, arbeiten<br />
wir mit so genannten Multiplikatoren zusammen.<br />
Diese werden von uns intensiv<br />
auf unsere Produkte geschult und geben<br />
später ihr Wissen – gewissermaßen<br />
als verlängerter Arm der MSI – an die<br />
Kunden in den einzelnen Ländern bzw.<br />
Regionalmärkten weiter.“<br />
Zum Aufgabenspektrum der Multiplikatoren<br />
gehören denn auch – und zwar<br />
jeweils vor Ort – die Durchführung technischer<br />
Schulungen, die Etablierung eines<br />
technischen Services, der Ausbau<br />
der technischen Hotline, der Verkauf<br />
sowie die Bewertung und das Handling<br />
von Reklamationen. Smith: „Unser Market-Service-Team<br />
betreut, unterstützt<br />
und schult diesen Personenkreis sehr<br />
intensiv – per Telefon ebenso wie per E-<br />
Mail, vor Ort und eben auch durch regelmäßige<br />
Train-the-Trainer-Seminare.“<br />
Über die Resonanz auf die TiT-Schulungspremiere<br />
am MSI-Standort Dormagen<br />
freut sich der 34-jährige Kundendienstleiter<br />
für <strong>Pierburg</strong>-Produkte<br />
ganz besonders. Smith: „<strong>Das</strong> Schulungsprogramm<br />
und dessen Präsentation<br />
erhielten von den Seminarteilnehmern<br />
durchweg sehr gute Noten – was<br />
uns natürlich freut. Ebenso gut kam bei<br />
unseren internationalen Gästen die<br />
Möglichkeit zur Kontaktpflege und zum<br />
Erfahrungsaustausch untereinander<br />
an. Begrüßt wurde darüber hinaus das<br />
neue MSI-Angebot, zukünftig regelmäßige<br />
Schulungen via ‚Virtual Classroom‘<br />
– also online per Internet –<br />
durchzuführen.“ Die erste Schulung<br />
dieser Art für <strong>Pierburg</strong>-Produkte geht in<br />
wenigen Wochen „auf Sendung“.<br />
<strong>Das</strong> Allradfahrzeug Caracal verfügt über ein hohes Niveau an modularem ballistischem<br />
Schutz und Minenschutz. <strong>Das</strong> Fahrzeug bietet Platz für bis zu fünf Personen,<br />
eignet sich für vielfältigste Missionen (z.B. Aufklärung, Führung, Transport und<br />
Patrouille) und ist als Waffenträger in unterschiedlichsten Varianten einsetzbar.<br />
Neues aus dem Hause <strong>Pierburg</strong>: Dr. Ludwig Dammer vor dem modernen Company Information Board am Firmensitz in Neuss.<br />
Weltweit einheitliches Visualisierungskonzept bei der <strong>Pierburg</strong> GmbH<br />
<strong>Das</strong> „Schwarze Brett“<br />
in modernem Gewand<br />
ckr Neuss. In der <strong>Pierburg</strong>-Gruppe wird<br />
seit einigen Monaten eine neue Informationsstrategie<br />
umgesetzt. Dabei handelt<br />
es sich um ein einheitliches, übersichtliches<br />
und optisch ansprechendes<br />
Visualisierungskonzept, zu dessen Bestandteilen<br />
auch das neuartige Company<br />
Information Board (CIB) gehört.<br />
„Dieses moderne Infoinstrument gibt<br />
ab sofort detaillierte Hintergrunderläuterungen<br />
zum jeweiligen Werk“, skizziert<br />
Dr. Ludwig Dammer, Leiter Strategische<br />
Produktionsplanung bei <strong>Pierburg</strong>.<br />
Mehr noch: Mit CIB werde, so<br />
Dammer weiter, firmenweit und deutlich<br />
sichtbar dokumentiert, dass der<br />
Neusser Automobilzulieferer „für hohe<br />
Dynamik, fortschrittliche Technik und<br />
offene Kommunikation“ stehe.<br />
Beim Company Information Board handelt<br />
es sich keineswegs um das altbekannte<br />
und bewährte „Schwarze Brett“<br />
oder die klassische Pinnwand. CIB<br />
kommt in modernem Gewand daher: Eine<br />
1,3 mal zwei Meter große Plexiglaswand<br />
mit glänzend metallenen Seitenhaltern<br />
dient – an jeweils zentraler Stelle<br />
in den einzelnen Werken – als Informati-<br />
af/oho Düsseldorf/Kiel. Rheinmetall<br />
und IVECO-Magirus haben eine Vereinbarung<br />
zur Zusammenarbeit auf dem<br />
Gebiet der geschützten Radfahrzeuge in<br />
der 6- bis 8-Tonnen-Klasse für den deutschen<br />
Markt geschlossen. Die Rheinmetall<br />
Landsysteme GmbH (RLS in Kiel) erhält<br />
die Rechte an dem von IVECO neu<br />
entwickelten Fahrzeug LMV (Light Modular<br />
Vehicle) für den deutschen Markt.<br />
Damit ist die RLS systemverantwortlich<br />
für die Anpassung des Fahrzeugs<br />
auf den Bedarf der Bundeswehr sowie<br />
die Integration verwendungsbezogener<br />
Baugruppen und Waffenstationen.<br />
Die Vereinbarung legt ferner die Grundlage<br />
für eine mögliche Vermarktung<br />
des Fahrzeugs im Ausland auch durch<br />
Rheinmetall. <strong>Das</strong> neue RLS-Fahrzeug<br />
wird unter dem Namen „Caracal“ vertrieben.<br />
Bei der Namensgebung stand<br />
onsträger. Seitliche Taschen, ebenfalls<br />
aus Kunststoff, enthalten Broschüren<br />
zum Mitnehmen. In der Mitte, sozusagen<br />
im Herzen des Infobaords, befinden sich<br />
eine Übersicht und die Statusberichte<br />
des jeweiligen Standortes. Alle elf weltweiten<br />
<strong>Pierburg</strong>-Produktionsstätten werden<br />
ab sofort über diese auf den jeweiligen<br />
Standort zugeschnittene, individuelle<br />
Infoquelle für Kunden, Lieferanten und<br />
Mitarbeiter verfügen.<br />
Mittels CIB kann der Betrachter mit<br />
einem Blick detailliertes Wissen über<br />
wichtige Standortfaktoren erwerben.<br />
Dazu gehören unter anderem die Aspekte<br />
Qualität, Anlageneffizienz (OEE),<br />
Lieferservicegrad, Krankenstand, Housekeeping<br />
und Umweltverträglichkeit.<br />
„So gibt beispielsweise eine Tabelle<br />
zum Thema Lieferservicegrad Aufschluss<br />
über die Lieferperformance<br />
nach Menge und Zeit. Die Grafik zur<br />
Qualität wiederum zeigt den Status der<br />
Lieferanten-, Prozess- und Kundenqualität<br />
der letzten zwölf bzw. sechs Monate<br />
sowie der zurückliegenden vier Wochen<br />
für das gesamte Produktionswerk auf“,<br />
erläutert CIB-Projektleiter Dammer.<br />
die bewegliche und mutige afrikanische<br />
Großkatze Pate, die auch unter<br />
dem Namen Wüstenluchs bekannt ist.<br />
<strong>Das</strong> Fahrzeug wurde bereits in intensiven<br />
Erprobungen auch in außereuropäischen<br />
Einsatzszenarien erfolgreich<br />
qualifiziert und wird in großer Stückzahl<br />
von den Armeen Großbritanniens<br />
und Italiens beschafft. Die Bundeswehr<br />
hat im Rahmen des Vorhabens<br />
„Geschützte Führungs- und Transportfahrzeuge“<br />
entsprechenden Bedarf an<br />
gut geschützten und zugleich hochmobilen<br />
Fahrzeugen angemeldet.<br />
Ein Interessenbekundungsverfahren<br />
läuft seit Anfang März dieses Jahres.<br />
Mit dem Caracal bieten Rheinmetall<br />
und IVECO nunmehr ein Fahrzeug an,<br />
das den vielfältigen Anforderungen gerecht<br />
wird und einen wesentlichen Beitrag<br />
zum Schutz der Soldaten im Ein-<br />
Details zum Thema Arbeitssicherheit<br />
werden ebenso präsentiert wie Informationen<br />
zum Stichwort Umwelt: Hier<br />
können Interessierte zum Beispiel erfahren,<br />
welche umweltpolitischen Ziele<br />
– etwa Umweltbelange und Energiesparmaßnahmen<br />
– Bestandteil des jeweiligen<br />
standortspezifischen Umweltprogramms<br />
sind. Last but not least findet<br />
man an jedem CIB auch „Newsline“,<br />
die englischsprachige Ausgabe<br />
der Rheinmetall-Konzernzeitung „<strong>Das</strong><br />
Profil“. Die Boards selbst sind an prägnanter<br />
Stelle, in der Regel im Eingangsbereich,<br />
zu finden.<br />
Dr. Hans-Joachim Esch, Vorsitzender<br />
der <strong>Pierburg</strong>-Geschäftsführung, hatte<br />
die neue, einheitliche und übersichtliche<br />
Info-Strategie Anfang dieses Jahres<br />
initiiert. Der erste Standort, an dem<br />
das neue Visualisierungskonzept der<br />
<strong>Pierburg</strong>-Gruppe umgesetzt wurde, war<br />
das Werk in Livorno (Italien).<br />
Alle <strong>Pierburg</strong>-Werke rund um den Globus<br />
verfügen mittlerweile über das Company<br />
Information Board. In Deutschland<br />
sind das die Produktionsstätten in<br />
Neuss, Berlin, Hartha und Nettetal. Hinzu<br />
kommen die Standorte in Frankreich<br />
(Thionville), in Spanien (Abadiano), in<br />
Italien (Lanciano und Livorno), in den<br />
USA (Fountain Inn) und in Brasilien (Nova<br />
Odessa). Neu ist das Werk in Ústí<br />
(Tschechien), das vor wenigen Wochen<br />
offiziell eingeweiht wurde.<br />
Kooperation zwischen der Rheinmetall Landsysteme GmbH und IVECO-Magirus<br />
„Caracal“ ist Schutz für Soldaten<br />
satz leisten kann. Gleichzeitig schließt<br />
Rheinmetall seine bislang bestehende<br />
Portfoliolücke bei den Radfahrzeugen<br />
und baut damit seine weltweit anerkannte<br />
Position als kompetentes Systemhaus<br />
und Hersteller hochwertiger<br />
geschützter Radfahrzeuge weiter aus.<br />
Der Caracal ist ein hochmobiles, geländegängiges<br />
Allradfahrzeug. Er verfügt<br />
über ein hohes Niveau an modularem<br />
ballistischem Schutz und Minenschutz.<br />
Er ist mit einem modernen<br />
Dieselmotor der neuesten Generation<br />
ausgestattet und verfügt über eine<br />
leistungsfähige Einzelradaufhängung.<br />
<strong>Das</strong> Fahrzeug bietet Platz für bis zu<br />
fünf Personen, eignet sich für vielfältigste<br />
Missionen (z.B. Aufklärung,<br />
Führung, Transport und Patrouille)<br />
und ist als Waffenträger in unterschiedlichsten<br />
Varianten einsetzbar.<br />
Foto: Danetzki + Weidner<br />
Foto: Ariane Gehlert
Fotos (4): Danetzki + Weidner<br />
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Menschen im Blickpunkt<br />
Seite 23<br />
Hubertus: Ehedem<br />
ein „wilder Gesell“<br />
Bonn. Früher war die römische Göttin<br />
Diana die Schutzpatronin der Jäger.<br />
Heute hat diese „Funktion“ der<br />
Heilige Hubertus übernommen. Ganz<br />
jung ist dieser Patron allerdings auch<br />
nicht: Denn er wurde um 655 geboren<br />
und starb 727. Wegen angeblicher<br />
Wundertaten wurde Hubertus, der<br />
erst in Lüttich und dann in Maastricht<br />
als Bischof tätig war, bereits 16 Jahre<br />
nach seinem Tod heilig gesprochen.<br />
Bevor Hubertus allerdings ein<br />
Mann mit edlen Tugenden geworden<br />
war, soll er laut der „Hirschlegende“<br />
ein recht wilder Gesell gewesen sein<br />
und sogar an kirchlichen Feiertagen<br />
seiner Jagdleidenschaft gefrönt ha-<br />
<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter Hans Hubert Broich<br />
mit dem Blaser-Jagdgewehr (Großkaliberbergstutzen<br />
mit zwei Kugelläufen) …<br />
elche Hülsenlängen<br />
sind bei Schrotpatronen<br />
üblich?“ „Was ist ein<br />
Monokular?“ „Welche<br />
Anschlagarten gibt es<br />
beim Büchsenschuss?“ „Wo kommt<br />
Rotlauf beim Wild vor?“ Dies sind nur<br />
einige Beispiele, die im Fragenkatalog<br />
im theoretischen Teil (schriftlich und<br />
mündlich) der Prüfung zur Erlangung<br />
eines Jagdscheins auftreten können.<br />
Denn wer den grünen Rock anziehen<br />
will, und das sind jährlich etwa 11 000<br />
Bundesbürger, muss erst einmal büffeln,<br />
was das Zeug hält. Wildbiologie,<br />
Wildhege, Naturschutz, Jagdbetrieb,<br />
ben. Erst als ihm das Kreuz Christi<br />
zwischen den Geweihstangen eines<br />
Hirschen erschienen ist, hat sich der<br />
Jäger eines besseren besonnen und<br />
gelobte, nie mehr an kirchlichen Feiertagen<br />
zu jagen.<br />
Die Legende, die seit dem 15. Jahrhundert<br />
mit dem Heiligen Hubertus<br />
in Verbindung gebracht wird, soll als<br />
Warnung vor übertriebenen Leidenschaften<br />
verstanden werden. Jedes<br />
Jahr am 3. November ist das Fest des<br />
Heiligen. Ihm zu Ehren werden Gottesdienste<br />
abgehalten und Gesellschaftsjagden<br />
veranstaltet. Übrigens<br />
haben einige Länder - so zum Beispiel<br />
Österreich - einen eigenen<br />
Schutzpatron. <strong>Das</strong> ist in diesem Fall<br />
der Heilige Eustachius, dem immer<br />
am 20. September jeden Jahres gehuldigt<br />
wird. ckr<br />
und 339 940 Jagdscheininhaber<br />
gibt es in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Mit<br />
79 410 Jägern liegt Nordrhein-Westfalen<br />
an der Spitze,<br />
gefolgt von Niedersachsen mit<br />
58 814 Waidmännern. Rund 90 Prozent<br />
aller Jäger sind Mitglied im Deutschen<br />
Jagdschutzverband (DJV), der<br />
bedeutendsten Organisation der Jäger<br />
hierzulande. Der DJV mit Sitz in<br />
Bonn ist die 1949 gegründete Dachorganisation<br />
aller 16 Landesjagdverbände.<br />
Als anerkannter Naturschutzverband<br />
hat er sich unter anderem<br />
den Schutz und die Erhaltung einer<br />
artgerechten Tierwelt auf die Fahne<br />
geschrieben. Auch die Vertretung der<br />
Jägerschaft auf nationaler und internationaler<br />
Ebene ist eine der Aufgaben<br />
der Organisation.<br />
Eine bedeutende Rolle spielt neben<br />
der Aus- und Weiterbildung der Waidmänner<br />
vor allem die Pflege des<br />
Brauchtums. Dazu gehören nach traditionellem<br />
Verständnis unter anderem<br />
die Jägerlieder, die -sprache mit<br />
rund 3000 Wörtern, das Töten von<br />
verletztem Wild, die Ehrung erlegter<br />
Tiere, HubertusGottesdienste und<br />
das so genannte Tottrinken. Dabei<br />
handelt es sich um den Genuss eines<br />
guten Tropfens, wenn ein Jäger besonderes<br />
Waidmannsheil hatte. Viele<br />
der Bräuche gelten spätestens seit<br />
den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
als ungeschriebenes Gesetz,<br />
dürfen jedoch nicht unreflektiert<br />
<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter Hans Hubert Broich ist Waidmann aus Leidenschaft<br />
„Wildschweinjagd ist Adrenalin pur“<br />
Grevenbroich/Neuss. Die Liebe zur<br />
Jagd ist Hans Hubert Broich wahrscheinlich<br />
schon von seinen Eltern unbewusst<br />
in die Wiege gelegt worden. Denn als sie<br />
ihrem Filius den Namen gaben, wussten<br />
sie noch nichts von seiner späteren Passion.<br />
Hubertus ist der Schutzpatron der<br />
Jäger, die im Leben des 54-jährigen Abteilungsleiters<br />
Vertrieb Fabriken Ersatz<br />
VL1 immer schon eine große Rolle gespielt<br />
haben. Bereits als kleiner Junge<br />
hatte Broich viel Zeit auf dem Bauernhof<br />
der Großeltern im linksrheinischen<br />
Münchrath verbracht. Dort half der<br />
Dreikäsehoch die Hühner zu füttern,<br />
Kartoffeln zu ernten und Bohnen zu<br />
pflücken. „Ich war der Natur immer etwas<br />
näher als ein Städter“,<br />
so der ausgeprägte<br />
Landmensch. Doch auch<br />
das Interesse an den unterschiedlichsten<br />
Waffen<br />
war bei Broich schon sehr<br />
früh ausgeprägt. Bereits<br />
im Alter von acht Jahren<br />
bekam der durchsetzungsstarke<br />
Junge, nach<br />
Abstimmung im Familienrat,<br />
das erste Luftgewehr<br />
geschenkt. Und auch als<br />
Treiber machte er schon<br />
im Kindesalter erste Erfahrungen<br />
mit der Jagd.<br />
Im Alter von 27 Jahren<br />
ging für den Münchrather ein großer<br />
Traum in Erfüllung: Er absolvierte die<br />
Jägerprüfung, die in Fachkreisen wegen<br />
ihres hohen Anspruchs auch „das grüne<br />
Abitur“ (siehe Infokasten auf dieser<br />
„Profil“-Seite) genannt wird. Als frischgebackener<br />
Jäger zog es ihn zunächst<br />
voller Tatendrang an die Mosel, wo ein<br />
Freund ein Jagdrevier gepachtet hatte.<br />
Denn auch nach der bestandenen Prüfung<br />
sind die Jäger, laut deutscher Gesetzgebung,<br />
drei Jahre lang nicht jagdpachtfähig<br />
und müssen daher auf Ein-<br />
Wildschadensverhütung, Führung von<br />
Jagdhunden – das sind nur einige der<br />
Wissensgebiete, auf denen der angehende<br />
Waidmann fit sein muss. Auch<br />
Paragraphen wie die der Fleischhygieneverordnung<br />
dürfen für den Schützen<br />
keine „böhmischen Dörfer“ sein.<br />
Denn der Umgang mit dem erlegten<br />
Tier, das oft als Wildbret die Feinschmecker-Tafel<br />
erreichen soll, ist gesetzlich<br />
festgelegt. Auch sind Kenntnisse<br />
im Jagd-, Waffen-, und Bundesartengesetz<br />
dringend erforderlich.<br />
Wissensgrundlagen werden in Kursen<br />
(ein- bis zweimal wöchentlich) gelegt,<br />
die je nach Bundesland zwischen<br />
ladungen Gleichgesinnter hoffen. An<br />
der Mosel haben Broich und sein<br />
Freund dann so manches Abenteuer erlebt,<br />
denn die beiden hatten sich dort<br />
auf die Wildschweinjagd spezialisiert.<br />
„<strong>Das</strong> ist Adrenalin pur“, gesteht der<br />
<strong>Pierburg</strong>-Mitarbeiter.<br />
Denn so richtig brenzlig kann es für<br />
den Jäger werden, wenn es ihm nicht<br />
gelingt, das Tier mit einem gezielten<br />
Schuss zu töten. Ist das Wild nur „angeschweißt“<br />
(angeschossen), so muss er<br />
sich auf die Nachsuche begeben. Und<br />
vor allem bei verwundeten Wildschweinen<br />
kann das sehr gefährlich sein. <strong>Das</strong><br />
Gewaff, die Eckzähne eines Keilers,<br />
sind furchterregend – und das beiliebe<br />
ist kein Jägerlatein. Beim Aufspüren angeschossenen<br />
Wildes ist auch heute<br />
der Einsatz von Hunden notwendig –<br />
bei Hans Hubert Broich macht das „Faty“.<br />
Hierbei handelt es sich um einen<br />
Kopov, eine slowakische Bracke, die ihren<br />
Herrn auf Schritt und Tritt folgt.<br />
Keineswegs handelt es sich bei der<br />
Jagd, so Broich, „um rücksichtsloses<br />
Abknallen“ der Tiere. Anzahl und Art<br />
des Wildes, das zum Abschuss freigegeben<br />
ist, unterliegen strengen Regelungen.<br />
Jäger müssen die festgelegten<br />
sechs und zwölf Monate dauern können.<br />
Diese Vorbereitungslehrgänge<br />
sind in elf Bundesländern Pflicht.<br />
Zu den Ausnahmen zählen Berlin,<br />
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Sachsen und Sachsen-Anhalt. In die-<br />
sen Bundesländern kann sich der Prüfungskandidat<br />
auch ohne vorherigen<br />
Lehrgang, der in der Regel von der zuständigen<br />
Kreisjägerschaft angeboten<br />
wird, zur Prüfung anmelden.<br />
Weil jedoch ohne praktische Erfah-<br />
übernommen werden. Einige sind<br />
mittlerweile sogar verboten.<br />
Traditionell und nach wie vor von großer<br />
Bedeutung sind die Jagdhörner, die<br />
der Verständigung untereinander dienen.<br />
Heutzutage sind fünf verschiedene<br />
in Gebrauch – wie etwa das 130 Zentimeter<br />
lange Fürst-Pleß- oder das Clewingsche-Jagdhorn.<br />
Sie werden für<br />
<strong>Das</strong> Jagdwesen in Deutschland<br />
Schonzeiten einhalten und sich an die<br />
Abschusspläne der Unteren Jagdbehörde<br />
halten. Jedes Frühjahr ist ein Pächter<br />
verpflichtet, eine Bestandsermittlung<br />
der Tiere vorzunehmen. Von Januar bis<br />
April muss er alle Tiere, unter Berücksichtigung<br />
ihres Alters und Geschlechts,<br />
in seinem Revier gezählt haben.<br />
Am einfachsten ist die Erfassung des<br />
Rehwildes. Denn „das ist meist standorttreu“,<br />
so der Waidmann. Nach Abstimmung<br />
mit der zuständigen Unteren<br />
Jagdbehörde wird dann der Abschussplan<br />
erstellt. Bei Missachtung allein<br />
dieser Vorgabe kann der Jäger seinen<br />
Jagdschein verlieren. Die Bestandsermittlung<br />
erfolgt allerdings hauptsächlich<br />
beim Hochwild. Dazu<br />
gehört Rot-, Muffel-,<br />
Schwarz- und Auerwild,<br />
das überwiegend noch in<br />
Bayern anzutreffen ist.<br />
Vor allem bei den Borstentieren,<br />
die oft auch an<br />
der Schweinepest erkranken,<br />
muss einer Überpopulation<br />
Einhalt geboten<br />
werden.<br />
Heute zieht es den Hobby-Jäger,<br />
der in der <strong>Pierburg</strong><br />
GmbH als Abteilungsleiter<br />
für den komplettenFabrikenersatzteiledienst<br />
(Erstausrüstung)<br />
verantwortlich ist, meistens nach Tschechien.<br />
„Vor allem die Gastfreundschaft<br />
der Menschen begeistert mich immer<br />
wieder aufs Neue“, so der 54-jährige<br />
Hobbyjäger. Besonders fasziniert ihn<br />
die Region um Jicin, die wegen ihrer malerischen<br />
Schönheit auch das „Böhmische<br />
Paradies“ genannt wird, und Petrovice<br />
in der Oberlausitz. Broichs größter<br />
Traum ist es, einmal in den Karpaten zu<br />
jagen. „Mich faszinieren die urigen Wälder<br />
und die absolute Einsamkeit“, gesteht<br />
der Naturfreund. Claudia Krahn<br />
rungen kein wirkliches Lernen möglich<br />
ist, muss der Anwärter an den Wochenenden<br />
auf dem Schießstand trainieren<br />
und im Revier unter anderem<br />
das Fährtenlesen lernen. So verrät die<br />
Tiefe eines Abdrucks Gewicht und Al-<br />
Büffeln für das „grüne Abitur“<br />
ter eines Tieres. Der Schütze lernt aus<br />
solchen Beobachtungen, Rückschlüsse<br />
über die Bestandsdichte und Zusammensetzung<br />
der Wildarten im Revier<br />
zu ziehen. Außerdem müssen die<br />
Jagdschein-Aspiranten lernen, wie<br />
Leitsignale wie etwa „Aufbruch zur<br />
Jagd“, allgemeine Botschaften (z. B.<br />
„Jagd vorbei“) und Wild- oder Totsignale<br />
(etwa „Fuchs tot“) eingesetzt. „Halali“<br />
ertönt immer als freudiger Abschluss<br />
und kann auch als Zeichen zur<br />
Fortsetzung der Jagd in den nächsten<br />
Tagen verstanden werden. ckr<br />
… und mit dem so genannten Pirschstock,<br />
der zwecks sicherer Schußabgabe<br />
auch als Zielstock eingesetzt wird.<br />
man Ackerrandstreifen, Hecken und<br />
Wildäcker anlegt, um auch den nichtjagbaren<br />
Tierarten neuen Lebensraum<br />
zu schaffen.<br />
Um die Treffsicherheit der angehenden<br />
Jäger zu kontrollieren, gibt es die<br />
Schießprüfung. Dabei muss der sichere<br />
Umgang mit der Jagdwaffe unter Beweis<br />
gestellt werden. Mindestens 16<br />
Jahre alt müssen die zukünftigen<br />
Waidmänner sein. Allerdings erhalten<br />
sie dann erst bis zur Vollendung des<br />
18. Lebensjahres den Jugendjagdschein.<br />
Dieser gestattet die Jagd nur<br />
in Begleitung einer fachkundigen Aufsichtsperson.<br />
ckr<br />
Composing: frei-stil
Eine Partnerschaft, die verbindet<br />
Rheinmetall DeTec zählt zu den größten und bedeutendsten Partnern der Bundeswehr.<br />
Fünfzig Jahre vertrauensvolle Zusammenarbeit, langjährige Erfahrung, innovative<br />
Stärken und vielfältige Kompetenzen auf dem Gebiet der Heerestechnik zeichnen<br />
Rheinmetall DeTec als einen kompetenten Partner aus. Rheinmetall DeTec unterstützt<br />
heute und in Zukunft den Transformationsprozess der Bundeswehr – von der Landesverteidigung<br />
hin zu einer Armee im Einsatz – durch innovative Lösungen bei der<br />
Ausrüstung und zum Schutz der Soldaten.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter: www.rheinmetall-detec.com<br />
Rheinmetall DeTec <strong>AG</strong><br />
Rheinmetall Allee 1<br />
40476 Düsseldorf<br />
Telefon 0211 473-01<br />
Telefax 0211 473-4746<br />
www.rheinmetall-detec.com<br />
50 Jahre Partner<br />
Der Bundeswehr<br />
Rheinmetall DeTec –<br />
<strong>Das</strong> führende europäische Kompetenzhaus für Heerestechnik