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Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung

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Jahresbericht<br />

2003/2004


<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>, Dezember 2004<br />

Am Römerturm 3, 50667 Köln<br />

Telefon (0221) 27 74 96-0, Telefax (0221) 27 74 96-29<br />

Homepage: http://www.fritz-thyssen-stiftung.de<br />

E-mail: fts@fritz-thyssen-stiftung.de<br />

ISSN: 0930-4592<br />

Gestaltung, Text und Herstellung: Georg Olms Verlag AG, Hildesheim


Inhalt<br />

V <strong>Vorwort</strong><br />

XI Aufgabe und Tätigkeit<br />

XII <strong>Stiftung</strong>sorgane<br />

1 Geschichte, Sprache und Kultur<br />

3 Philosophie<br />

17 Theologie und Religionswissenschaft<br />

35 Geschichtswissenschaften<br />

74 Altertumswissenschaft; Archäologie<br />

96 Kunstwissenschaften<br />

113 Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

143 Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />

159 Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

160 Wirtschaftswissenschaften<br />

171 Rechtswissenschaft<br />

186 Politikwissenschaft<br />

197 Soziologie<br />

206 Ethnologie<br />

212 Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />

247 Medizin und Naturwissenschaften<br />

283 Internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />

293 Bibliotheksbeihilfen und Erwerb von Forschungsmaterial<br />

295 Kleinere wissenschaftliche Tagungen und Forschungsstipendien<br />

Seite III


Seite IV<br />

338 Finanzübersicht<br />

338 Bilanz zum 31. Dezember 2003<br />

341 Ertrags- und Aufwandsrechnung 2003<br />

342 Bewilligte Mittel 2003 nach Förderungsbereichen und<br />

Förderungsarten<br />

345 Bibliographie<br />

395 Register<br />

415 Bildnachweis<br />

INHALT


<strong>Vorwort</strong><br />

Mit dem Jahresbericht 2003/2004 stellt die gemeinnützige <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> die Entwicklung ihrer Förderbereiche und Schwerpunkte<br />

in diesem Zeitraum vor und informiert über neu in die Förderung<br />

aufgenommene Forschungsprojekte. Über Ergebnisse früherer<br />

Förderungsmaßnahmen und eine Vielzahl geförderter Publikationen<br />

wird ebenfalls berichtet.<br />

Aufgabe der <strong>Stiftung</strong> ist die Wissenschaftsförderung an wissenschaftlichen<br />

Hochschulen und Forschungsstätten. Für diesen Zweck<br />

hat die <strong>Stiftung</strong> im Berichtszeitraum mehr als 13,6 Millionen Euro<br />

aufgewandt.<br />

✳<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert ihre Fördertätigkeit im Wesentlichen<br />

auf drei ausgewählte Bereiche: „Geschichte, Sprache<br />

und Kultur“, „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie „Medizin<br />

und Naturwissenschaften“. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dabei<br />

vor allem der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Inhaltlich weist die Fördertätigkeit ein breites Themenspektrum auf.<br />

Das Schwergewicht der Förderung liegt jedoch, entsprechend dem<br />

Willen der Stifterinnen, bei der Unterstützung von Forschungsvorhaben<br />

in den Geisteswissenschaften und in der Medizin. Als Instrumentarien<br />

stehen der <strong>Stiftung</strong> die Projektförderung, die Stipendienvergabe<br />

sowie die Förderung wissenschaftlicher Veranstaltungen<br />

zur Verfügung. Die <strong>Stiftung</strong> entwickelt jedoch auch eigene Initiativen<br />

und führt selbst Programme durch.<br />

Im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und Kultur“ will die<br />

<strong>Stiftung</strong> auf Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften mit<br />

angemessener Offenheit reagieren. Hierbei unterstützt sie besonders<br />

Projekte mit interdisziplinären Ansätzen; aber auch die Kooperation<br />

mit anderen Wissenschaftsbereichen, wie den Sozialwissenschaften<br />

oder auch den Naturwissenschaften, erachtet sie als besonders<br />

förderungswürdig.<br />

Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ unterstützt<br />

die <strong>Stiftung</strong> insbesondere Vorhaben, die Voraussetzungen<br />

und Folgen der Wandlungsprozesse untersuchen, die die heutigen<br />

Gesellschaften kennzeichnen. Soweit diese Wandlungsprozesse im<br />

Rahmen der Globalisierung alle nationalen Grenzen überwunden<br />

Seite V


Seite VI<br />

haben und zunehmend die Gesellschaften bis in die Privatsphäre jedes<br />

Einzelnen hinein beeinflussen, sind sie auch eine Herausforderung<br />

an die Wissenschaften, sich mit diesem Phänomen zu befassen.<br />

✳<br />

Die medizinische Grundlagenforschung steht im Mittelpunkt der<br />

Förderung des Bereichs „Medizin und Naturwissenschaften“. Seit<br />

mehreren Jahren hat die <strong>Stiftung</strong> sich hier der Erforschung von<br />

Krankheiten gewidmet, deren Entstehung entscheidend auf Gendefekten<br />

beruht oder die mit Prädispositionsgenen assoziiert sind.<br />

Im Rahmen des Programms „Molekulare Pathogenese und Modelle<br />

der Krankheitsentstehung“ möchte die <strong>Stiftung</strong> Hilfestellung geben,<br />

wobei sie Forschungsvorhaben jüngerer Wissenschaftler bevorzugt<br />

fördert und auch die in den Kliniken arbeitenden Forscher zur Antragstellung<br />

ermutigen möchte. In den zurückliegenden Jahren hat<br />

die <strong>Stiftung</strong> in diesem Programm jeweils rund 2 Millionen Euro für<br />

Forschungsvorhaben bereitgestellt und damit wichtige Arbeiten,<br />

beispielsweise zur Alzheimer-Krankheit oder zur Tumorentstehung,<br />

ermöglicht.<br />

Im Berichtszeitraum wurde im Bereich der Medizin eine Reihe von<br />

Projekten unterstützt, die sich mit Störungen des Immunsystems, insbesondere<br />

mit Autoimmunkrankheiten, beschäftigen. Normalerweise<br />

unterscheidet das Immunsystem zwischen Freund und Feind, d.h. es<br />

lässt körpereigene Substanzen unbehelligt und bekämpft nur<br />

Fremdkörper. Manchmal jedoch richtet sich das Immunsystem gegen<br />

körpereigene Strukturen, was zu schweren Erkrankungen führt,<br />

die nicht selten tödlich enden. Bei der Multiplen Sklerose (Projekt<br />

von Dr. M. Prinz, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen)<br />

kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung der Mark- oder<br />

Myelinscheiden in Gehirn und Rückenmark, welche die Nervenfasern<br />

umhüllen und so gegen das Umfeld elektrisch isolieren. Hierdurch<br />

kommt es zu Lähmungserscheinungen und Funktionsstörungen<br />

verschiedener innerer Organe sowie zu schweren Entzündungserscheinungen.<br />

Eine weitere schwere Autoimmunerkrankung ist<br />

der systemische Lupus erythematodes; hier sind Haut, Nieren und<br />

verschiedene andere innere Organe betroffen. Mit der Charakterisierung<br />

der Proteine, die beim systemischen Lupus erythematodes<br />

an der Oberfläche Antigen präsentierender Zellen liegen und die<br />

Autoimmunreaktion in Gang setzen, möchte Dr. Decker am Interfakultären<br />

Institut für Zellbiologie der Universität Tübingen Moleküle<br />

identifizieren, an denen eine Therapie der Krankheit ansetzen<br />

könnte. Ein neues, transgenes Tiermodell zur Analyse dieser Krankheit<br />

entwickelt mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Prof. M. Bachmann<br />

am Institut für Immunologie der Universität Dresden.<br />

✳<br />

VORWORT


VORWORT<br />

In Anbetracht der Dringlichkeit vieler gesellschaftlicher und politischer<br />

Aufgaben unserer Zeit, deren Bewältigung von höchster Relevanz<br />

in nationalen wie auch internationalen Kontexten ist, begrüßen<br />

wir es sehr, wenn sich Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen<br />

mit den ihnen eigenen Mitteln mit diesen Themen und Fragestellungen<br />

auseinandersetzen.<br />

Ein besonderes Interesse haben Wissenschaftler im Berichtszeitraum<br />

dem großen Themenkomplex der interkulturellen Verständigung<br />

entgegengebracht, wobei in den meisten der von der <strong>Stiftung</strong><br />

zahlreich geförderten Forschungsvorhaben aus diesem Themenfeld<br />

dem religiösen Aspekt eine zentrale Bedeutung zukommt. So untersucht<br />

etwa Dr. A. Horstmann (Institut für Ethnologie, Universität<br />

Münster) in dem Projekt „Bedingungen und Auflösung konfessioneller<br />

Koexistenz“ am Beispiel gemischtkonfessioneller Gebiete in<br />

Südthailand die Struktur interethnischer Beziehungen in lokalen<br />

und globalen Kontexten im Spannungsfeld nationaler Integration<br />

und Weltreligion. Neben der Betonung der Weltreligion in modernen<br />

Anerkennungsdiskursen kann sich demnach vor allem auch die<br />

politische Ideologie des Staates negativ auf das friedliche Zusammenleben<br />

verschiedener kultureller bzw. religiöser Gruppen innerhalb<br />

einer Gesellschaft auswirken. Auch ein von Professor H. Joas<br />

am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien<br />

(Universität Erfurt) durchgeführtes Forschungsvorhaben untersucht<br />

die Zusammenhänge zwischen Religion, Staat, Politik und<br />

Gesellschaft – hier allerdings aus einer religionswissenschaftlichen<br />

Perspektive. Im Rahmen dieses Projekts mit dem Titel „Die Entzauberung<br />

der säkularen Gesellschaft“ werden am Beispiel des „Kopftuchstreits“<br />

in Deutschland und Frankreich die jeweiligen öffentlichen<br />

Debatten um den Umgang des Staates mit einer „fremden“<br />

Kultur bzw. religiösen Praxis analysiert. So unterschiedlich die jeweils<br />

in Deutschland und Frankreich geführten Diskussionen um<br />

das öffentliche Tragen des Kopftuches auch sind, offenbaren sie<br />

doch beide eine große gesellschaftliche Verunsicherung im Umgang<br />

mit anderskulturellen bzw. -konfessionellen, hier insbesondere muslimischen<br />

Mitbürgern.<br />

Dabei tun sich auch diese vielfach schwer, sich selbst innerhalb ihrer<br />

lokalen bzw. nationalen Gesellschaft kulturell zu verorten, und<br />

das nicht nur als Teile christlich-abendländisch geprägter Gesellschaften.<br />

Neben der Religion können auch die Bildung und die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse die eigene kulturelle Identitätsbildung<br />

maßgeblich beeinflussen. Diese drei Faktoren stehen im Zentrum<br />

des von Professor A. Gingrich (Kommission für Sozialanthropologie<br />

der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien) und Dr.<br />

R. Loimeier (Universität Bayreuth) durchgeführten Forschungsvorhabens<br />

„Dimensionen der Identitätsbildung. Gedachte und gelebte<br />

Zugehörigkeit in der islamischen Welt“. Dem Projekt liegt die Vorstellung<br />

zugrunde, dass Identitäten bewegliche Konstrukte sind, die<br />

sich je nach Situation verfestigen und auch verlagern können, deren<br />

Flexibilität jedoch begrenzt ist. Eine empirische Untersuchung in<br />

Seite VII


Seite VIII<br />

VORWORT<br />

ausgewählten Regionen des Nahen Ostens soll über kognitive und<br />

soziale Veränderungsprozesse Aufschluss geben, die im besonderen<br />

Kontext von Flucht und Vertreibung auftreten. Auch Professor<br />

N. Rehrmann und Dr. A. Barboza (Technische Universität Dresden)<br />

stellen die Identitätsproblematik in den Mittelpunkt ihres Forschungsvorhabens<br />

mit dem Titel „Das Vermächtnis von Sefarad. Die<br />

jüdisch-sephardischen Traditionen im Identitätsdiskurs der jüdischen<br />

Literatur Lateinamerikas im 20. Jahrhundert“. Anhand einer<br />

Auswahl vornehmlich fiktionaler Werke wird die Bedeutung und<br />

Funktion der sephardischen Traditionen in der lateinamerikanischen<br />

Literatur für die Selbstdefinition der jüdischen Einwanderer<br />

aufgezeigt. Das Projekt leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur<br />

Erforschung der kulturellen Identität Lateinamerikas insgesamt, die<br />

auch heute noch einen zentralen Gegenstand der dortigen intellektuellen<br />

Diskussion darstellt.<br />

Ein zweiter Themenkomplex, der in vielen der von der <strong>Stiftung</strong> im<br />

Berichtszeitraum unterstützen Projekte behandelt wird, ist die Frage<br />

der Verantwortung. Gemeint ist hier zunächst die Verantwortung,<br />

die jeder Einzelne für sich selbst und sein soziales Umfeld trägt. Diese<br />

steht im Mittelpunkt eines von Dr. L. Heidbrink am Philosophischen<br />

Seminar der Universität Heidelberg durchgeführten Forschungsvorhabens<br />

„Perspektiven der Verantwortungsgesellschaft. Zur Neuverortung<br />

des Verantwortungsprinzips in komplexen sozialen Prozessen“.<br />

Die projektleitende Frage lautet: Wie können Akteure in komplexen<br />

sozialen Prozessen zur Übernahme von Verantwortung bewegt werden,<br />

ohne dass ungerechtfertigte Zurechnungen und Erwartungshaltungen<br />

aufkommen? Als einer der wichtigsten Akteure im gesamtgesellschaftlichen<br />

Kontext ist sicherlich der Staat zu nennen.<br />

Von ihm erwarten die Bürger nicht nur eine grundlegende soziale<br />

Absicherung im Rentenalter, sondern etwa auch die staatlich garantierte<br />

Versorgung im Falle einer Arbeitslosigkeit. Das Modell eines<br />

grundlegend umgestalteten Gesundheitssystems als wesentlicher<br />

Teil der sozialen Sicherung in Deutschland soll im Rahmen des Forschungsvorhabens<br />

„Deutschlands soziale Sicherung am Scheideweg?<br />

Nachhaltige Auswege aus der Dauerkrise“ entwickelt werden.<br />

Der Projektleiter, Professor K.-D. Henke (Technische Universität<br />

Berlin), orientiert sich dabei am Gesundheitssystem Singapurs,<br />

welches in besonderem Maße auf einer privaten Vorsorge in Form<br />

von Gesundheitssparkonten aufbaut. Ein ähnliches Modell wird zurzeit<br />

auch in Deutschland unter dem Stichwort „Kapitaldeckung“<br />

diskutiert, welches bereits partiell im Rahmen der „Riester-Rente“<br />

zur nachhaltigeren Gestaltung der Mittelaufbringung im deutschen<br />

Sozialsystem realisiert wurde.<br />

Staaten tragen jedoch nicht nur ihren Bürgern gegenüber Verantwortung,<br />

sondern stehen durch ihr Agieren auf internationaler Ebene<br />

auch in einer globalen Verantwortlichkeit. Der hierdurch aufgeworfenen<br />

Frage nach der Legitimität globalen Regierens soll im Forschungsvorhaben<br />

„Exploring and Analyzing the Role of Accountability<br />

in Global Governance“ (Dr. W. Reinicke, Global Public Policy


VORWORT<br />

Institute, Berlin/Genf) nachgegangen werden: Wie kann Regieren<br />

jenseits des Nationalstaats verantwortlich gestaltet werden – auch<br />

und vor allem, wenn nichtstaatliche Institutionen, wie Unternehmen<br />

und Nicht-Regierungsorganisationen, zu wichtigen Akteuren werden?<br />

Ziel des Projektes ist es, erste Elemente der Akteurs- und Prozessverantwortlichkeit<br />

im Rahmen eines „pluralistischen Systems<br />

der Verantwortlichkeit“ im globalen Regieren zu entwickeln.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> begrüßt es sehr, dass sich die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

diesen aktuellen und die Zukunftsfähigkeit unserer<br />

Gesellschaft stark beeinflussenden Fragestellungen widmen. Die<br />

geisteswissenschaftlichen Disziplinen leisten bei der Klärung dieser<br />

Fragen ihren eigenen unverzichtbaren Beitrag.<br />

✳<br />

Im Februar 2004 schied Dr. h.c. Alfred Freiherr von Oppenheim aus<br />

dem Kuratorium der <strong>Stiftung</strong> aus. Die Arbeit von Freiherr Oppenheim<br />

in den Gremien der <strong>Stiftung</strong> wird von den Kuratoren und den<br />

Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats dankbar gewürdigt. Als<br />

neues Mitglied wurde Christopher Freiherr von Oppenheim in das<br />

Kuratorium kooptiert.<br />

Als neues Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der <strong>Stiftung</strong> wurde<br />

Professor Georg Braungart berufen.<br />

Den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der <strong>Stiftung</strong> sind<br />

wir für ihre Arbeit bei der sachkundigen und umsichtigen Prüfung<br />

und Beratung der Anträge und Begleitung der von der <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />

Programme und Projekte sehr zu Dank verpflichtet. In diesen<br />

Dank schließen wir alle Gutachter und Kommissionsmitglieder<br />

ein, die die <strong>Stiftung</strong> zu Projekten und Förderungsschwerpunkten<br />

beraten haben.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> dankt vielen Persönlichkeiten, Institutionen und Ressorts<br />

für die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit im Berichtszeitraum.<br />

Neben wissenschaftsfördernden <strong>Stiftung</strong>en im In- und Ausland<br />

zählen dazu insbesondere die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

und die Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Für das Kuratorium<br />

Manfred Schneider<br />

Ekkehard D. Schulz Horst Siebert<br />

Seite IX


Aufgabe und Tätigkeit<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde am 7. Juli 1959 von Frau Amélie<br />

<strong>Thyssen</strong> und ihrer Tochter Anita Gräfin Zichy-<strong>Thyssen</strong> im Gedenken<br />

an August und <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> errichtet. Die <strong>Stiftung</strong> hat ihren<br />

Sitz in Köln. Sie ist die erste große private wissenschaftsfördernde<br />

Einzelstiftung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik<br />

Deutschland errichtet wurde.<br />

Ausschließlicher Zweck der <strong>Stiftung</strong> ist nach ihrer Satzung die unmittelbare<br />

Förderung der Wissenschaft an wissenschaftlichen Hochschulen<br />

und Forschungsstätten, vornehmlich in Deutschland, unter<br />

besonderer Berücksichtigung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> hat hierzu ihre Tätigkeit auf die Förderung bestimmter<br />

und zeitlich übersehbarer Forschungsvorhaben im Rahmen ihres<br />

Förderungsprogramms und ihrer finanziellen Möglichkeiten konzentriert.<br />

Sie unterstützt dabei auch kleinere wissenschaftliche<br />

Tagungen, vergibt Stipendien an junge Wissenschaftler, die ihre<br />

Hochschulausbildung bereits mit der Promotion abgeschlossen haben,<br />

finanziert mehrere internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />

und fördert auch in begrenztem Umfang die Publikation<br />

der Resultate von ihr unterstützter Forschungsarbeiten.<br />

Über ihre Tätigkeit berichtet die <strong>Stiftung</strong> jährlich und versendet<br />

Hinweise für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse<br />

http://www.fritz-thyssen-stiftung.de abrufbar sind. Sie nimmt Anregungen<br />

und Anträge entgegen, entfaltet jedoch auch Initiativen,<br />

definiert im Rahmen ihrer Förderungsbereiche besondere Schwerpunkte<br />

und regt thematisch interessierte und ausgewiesene Wissenschaftler<br />

zu Untersuchungen an. Dabei begrüßt sie es, wenn auch<br />

die Kapazität und die Ansätze ausländischer Wissenschaftler in ihre<br />

Förderungsarbeit einbezogen werden können.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> veranstaltet wissenschaftliche Symposien und Vorlesungsreihen,<br />

hat eine Reihe von Modellprogrammen zur Förderung<br />

besonders befähigter Nachwuchswissenschaftler geplant und organisiert.<br />

Eigene Forschungsinstitute oder Lehreinrichtungen unterhält die<br />

<strong>Stiftung</strong> nicht. Sie fördert grundsätzlich auch keine Projekte, die sich<br />

auf Bereiche beziehen, aus denen die Erträge der <strong>Stiftung</strong> stammen.<br />

Seite XI


Kuratorium<br />

Wissenschaftlicher<br />

Beirat<br />

Seite XII<br />

<strong>Stiftung</strong>sorgane<br />

Die Satzung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> sieht drei Organe vor:<br />

Kuratorium<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Vorstand<br />

Das aus sieben Mitgliedern bestehende Kuratorium stellt nach<br />

Anhörung des Wissenschaftlichen Beirats die Richtlinien auf, nach<br />

denen der <strong>Stiftung</strong>szweck im Einzelnen erreicht werden soll und<br />

entscheidet über die Verwendung der <strong>Stiftung</strong>smittel. Es beruft die<br />

Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats und den Vorstand, dessen<br />

Geschäftsführung es überwacht. Das Kuratorium ergänzt sich durch<br />

Kooptation.<br />

Dem Kuratorium gehören an (Stand 1.12.2004):<br />

Dr. Manfred Schneider, Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Ekkehard D. Schulz, Stellvertretender Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert, Stellvertretender Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Frühwald<br />

Dr. Arend Oetker<br />

Christopher Freiherr von Oppenheim<br />

Dipl.Vw. Erwin Staudt<br />

Der Wissenschaftliche Beirat berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Durchführung<br />

der <strong>Stiftung</strong>saufgaben, vor allem bei der Vergabe der Förderungsmittel.<br />

Mitglieder sind (Stand 1.10.2004):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies, Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Lothar Gall, Stellvertretender Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Beyreuther<br />

Prof. Dr. Dres. h.c. Hubert E. Blum<br />

Prof. Dr. Gottfried Boehm<br />

Prof. Dr. Georg Braungart<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz<br />

Prof. Dr. Peter Gruss<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Otfried Höffe<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus J. Hopt<br />

Prof. Dr. Andreas Kablitz<br />

Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg<br />

Prof. Dr. Dieter Langewiesche<br />

Prof. Dr. Christoph Markschies<br />

Prof. Dr. Stefan M. Maul<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Papier<br />

Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker<br />

Prof. Dr. Paul Zanker


STIFTUNGSORGANE<br />

Dem Vorstand obliegen die Durchführung der <strong>Stiftung</strong>saufgaben<br />

und die Verwaltung des Vermögens der <strong>Stiftung</strong>. Er führt die laufenden<br />

Geschäfte. Vorstand der <strong>Stiftung</strong> ist Jürgen Chr. Regge.<br />

Die <strong>Stiftung</strong>sgremien tagten gemeinsam am 8. Februar und am<br />

5. Juli 2003 sowie am 14. Februar und am 18./19. Juni 2004.<br />

Vorstand<br />

Seite XIII


Geschichte, Sprache<br />

und Kultur


Seite 2<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Ein Prozess zunehmender Spezialisierung ist für die Geschichte<br />

und Gegenwart aller Fächer und Wissensbereiche kennzeichnend.<br />

Er führt fachintern immer wieder zu einem Überdenken des<br />

Wissenskanons und der Methoden, die in einer Disziplin als verbindlich<br />

angesehen werden, und zur Neuordnung der Gegenstandsbereiche,<br />

mit denen sich ein Fach befasst. Fachextern wird dieser Prozess<br />

von einer Neubestimmung der Beziehungen zu anderen Fächern<br />

begleitet, die veränderte Disziplinkoalitionen und die Bildung neuer<br />

Fächer zur Folge haben kann. In den letzten Jahrzehnten haben sich<br />

diese Wandlungsprozesse in den Wissenschaften durch die zunehmende<br />

Globalisierung und das Vordringen der elektronischen Medien<br />

noch weiter beschleunigt und zugleich qualitativ verändert. Der<br />

Kulturenkontakt wird enger. Zugleich entwickeln sich Medien universaler<br />

Kommunikation, die Sprach- und Kulturgrenzen immer<br />

durchlässiger und Gleichzeitigkeit zu einem bestimmenden Merkmal<br />

des wissenschaftlichen Austauschs machen.<br />

Stärker noch als in der Vergangenheit versuchen einzelne Disziplinen,<br />

auf diese Wandlungsprozesse mit neuen Nomenklaturen und<br />

nicht zuletzt Umbenennungen des Fachnamens zu reagieren. Für die<br />

Geisteswissenschaften gilt dies in besonderem Maße – nicht nur in<br />

Deutschland, sondern auch dort, wo es um die „Humanities“ oder die<br />

„Sciences humaines“ geht. Im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache<br />

und Kultur“ soll auf die eben genannten Wandlungsprozesse der<br />

Geisteswissenschaften mit angemessener Offenheit reagiert werden.<br />

Unstrittig ist, dass sich die klassischen Geisteswissenschaften deutschen<br />

Ursprungs – nicht zuletzt unter dem Einfluss der angelsächsischen<br />

Forschung – zu Kulturwissenschaften entwickelt haben. Sie haben<br />

ihre eurozentrische Perspektive abgelegt und nutzen seit langem<br />

Theorie- und Methodenangebote aus anderen Fachgruppen zu ihrem<br />

eigenen Vorteil. Sie sind nicht länger darauf konzentriert, ein erkenntnistheoretisches<br />

Paradigma in Absetzung von den Naturwissenschaften<br />

zu entwickeln, sondern sehen, um nur ein Beispiel<br />

zu nennen, die Fruchtbarkeit der Kooperation mit den kognitiven<br />

Neurowissenschaften. Nicht zuletzt der Querschnittbereich „Bild und<br />

Bildlichkeit“ soll Forschungen unterstützen, die nicht nur verschiedene<br />

Fächer, sondern Fachkulturen in der Orientierung an einem<br />

neuen „ikonischen Erkenntnismodell“ miteinander vernetzen.<br />

Gleichzeitig soll im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und<br />

Kultur“ das Erbe der traditionellen Geisteswissenschaften gewahrt<br />

und fruchtbar weiterentwickelt werden. Trotz aller fachlichen Neukombinationen<br />

bleibt der Rückbezug auf „traditionelle“ Fächer wie<br />

die Philosophie und die Theologie wichtig, die ebenfalls in Wandlungsprozessen<br />

begriffen sind, zugleich aber weiterhin erkenntnisleitende<br />

Orientierungen bieten, die allen Fächern im weiten Bereich<br />

der Geistes- und Kulturwissenschaften von Nutzen sein können.<br />

Auf die Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften will die<br />

<strong>Stiftung</strong> dabei mit angemessener Offenheit reagieren. Sie will auf der<br />

einen Seite Projekte fördern, die – nicht zuletzt unter dem Einfluss


PHILOSOPHIE<br />

angelsächsischer Forschung – als „kulturwissenschaftlich“ bezeichnet<br />

werden können und insbesondere den interdisziplinären Kontakt<br />

mit den Sozialwissenschaften suchen. Sie will ihr Augenmerk auf Forschungsvorhaben<br />

richten, die auf eine Kooperation mit den Naturwissenschaften<br />

– insbesondere den kognitiven Neurowissenschaften<br />

– abzielen. Zugleich will sie die Forschungstraditionen „klassischer“<br />

geisteswissenschaftlicher Disziplinen – insbesondere der Philosophie<br />

und der Theologie – weiterhin fördern, die allen Fächern im weiten<br />

Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften zur Anregung dienen<br />

können.<br />

Philosophie<br />

Die Philosophie kann bei jedem Thema der Alltagserfahrung und der<br />

Wissenschaften ansetzen. Infolgedessen ist sie nicht bloß Teil oder<br />

Gesprächspartner der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie trägt<br />

ebenso zu Grundlagendebatten in der Mathematik und den Naturwissenschaften<br />

sowie der Medizin und Technik bei. Und vor allem<br />

lässt sie sich auch auf Fragen von Recht und Gerechtigkeit, von<br />

Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, von Bewusstsein, Selbstbewusstsein<br />

und Sprache, von Bildung und Kunst unmittelbar ein.<br />

Im deutschen Sprachraum herrschte freilich nach einer langen Zeit<br />

systematischen Denkens die Philosophiegeschichte vor – teils die<br />

Geschichte früherer Epochen, teils die Rezeption jener Traditionen,<br />

die nach dem Exil der entsprechenden Vertreter als angloamerikanische<br />

oder auch als analytische Philosophie bekannt geworden sind.<br />

Heute drängt sich – unter anderem – zweierlei auf: einerseits die<br />

Vermittlung der analytischen Philosophie mit transzendentalem, hermeneutischem<br />

und dialektischem Denken, andererseits ein systematisches<br />

Philosophieren, das sich aber wieder vom Reichtum der<br />

Philosophiegeschichte inspirieren lässt. Da der Anspruch der Philosophie<br />

auf universal gültige Begriffe und Argumente unter Kritik<br />

geraten ist, stellt sich eine dritte Aufgabe: Entweder den Anspruch auf<br />

universale Gültigkeit und zugleich die Idee der einen allgemeinmenschlichen<br />

Vernunft aufzugeben oder aber ihren Anspruch, zumal<br />

in Zeiten der Globalisierung, in Form inter- und transkultureller<br />

Diskurse zu erneuern.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die Philosophie in ihrer ganzen<br />

historischen und systematischen Breite, dabei ausdrücklich auch<br />

Epochen und Gebiete, die nicht im Hauptstrom der gegenwärtigen<br />

Forschung liegen. In der Geschichte der Philosophie setzt sie einen<br />

gewissen Schwerpunkt bei den Klassikern: ihrer Interpretation und<br />

Kommentierung, hier sowohl innerhalb als auch außerhalb der griechischen<br />

und der deutschen Hoch-Zeit der Philosophie. In der systematischen<br />

Philosophie fördert sie die philosophieinterne Grundlagenforschung,<br />

beispielsweise die Erkenntnis- und die Gegenstandstheorie,<br />

die Moralbegründung und philosophische Ästhetik.<br />

Seite 3


Mengzi<br />

Menschenrechtsfrage<br />

Seite 4<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Nicht weniger wichtig sind ihr Themen, die nach einer disziplinären<br />

Öffnung verlangen: in der theoretischen Philosophie, bei Themen<br />

wie Sprache, Bewusstsein und Geist, eine Öffnung zu den Neuro-<br />

und Kognitionswissenschaften; in der praktischen Philosophie, etwa<br />

bei Recht, Staat und Politik einschließlich ihrer globalen Perspektive,<br />

eine Öffnung zu den Rechts- und Sozialwissenschaften; und<br />

in der philosophischen Ästhetik nicht nur die Öffnung zur Literatur,<br />

sondern auch zu den bildenden Künsten, der Architektur und der<br />

Musik.<br />

Das Buch Mengzi im Kontext der Menschenrechtsfrage steht im<br />

Mittelpunkt des von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts, das von Prof.<br />

H. Roetz (Fakultät für Ostasienwissenschaften, Geschichte und Philosophie<br />

Chinas, Universität Bochum) geleitet wird.<br />

Gegenstand des Forschungsprojekts sind die „menschenrechtsrelevanten“<br />

Passagen des Mengzi, eines auf den konfuzianischen Philosophen<br />

Meng Ke bzw. Mengzi (372-281 v. Chr.) zurückgehenden<br />

Grundtextes der chinesischen Kultur, sowie ihre Rezeptionsgeschichte<br />

in verschiedenen kulturellen Kontexten. Das Projekt soll den Sinn<br />

der betreffenden Stellen im Lichte der modernen Menschenrechtsdebatte<br />

untersuchen und wichtigen Marksteinen ihrer historischen<br />

Interpretation und Wirkung bis in unsere Tage nachgehen.<br />

Das nach traditioneller Ansicht von Mengzi („Meister Meng“, lat.<br />

Mencius, nach Konfuzius der „zweite Genius“ des Konfuzianismus)<br />

gegen Ende seines Lebens zusammen mit Schülern verfasste gleichnamige<br />

Werk zählt zu den am besten überlieferten philosophischen<br />

Texten der chinesischen Antike. Mengzi entwickelte eine Konzeption<br />

der „menschlichen Politik“ (ren zheng), für die „das Volk das<br />

Höchste“ und „der Herrscher das Unwichtigste“ ist. Der Mensch verfügt<br />

mit seiner ihm vom „Himmel“ verliehenen angeborenen guten<br />

Natur über die „Ansätze“ zu moralischem Urteilen und Handeln.<br />

Die Politik hat die Aufgabe, ihm durch Bereitstellung bester Bedingungen<br />

die Entwicklung dieser Ansätze zu ermöglichen, nicht aber<br />

ihn durch strenge Inzuchtnahme allererst gemeinschaftsfähig zu<br />

machen.<br />

Zusammen mit Werken wie dem Lunyu (Konfuzius’ „Gesammelten<br />

Worten“), dem Yijing und dem Laozi zählt das Mengzi zu den wenigen<br />

chinesischen Texten, die zu einem Teil auch der westlichen Geistesgeschichte<br />

geworden sind. Allerdings liegt die Wirkungsgeschichte,<br />

die der Text außerhalb Ostasiens erfahren hat, weitgehend im<br />

Dunkeln. Chinesische Autoren behaupten sogar einen Einfluss auf<br />

die Herausbildung der Idee der Menschenrechte selber. Diese These<br />

ist bislang jedoch nicht überzeugend belegt, wobei allerdings der<br />

tiefe Eindruck, den der Konfuzianismus auf die Aufklärung gemacht<br />

hat, außer Frage steht. Ebenfalls unzureichend geklärt ist die Rolle,<br />

die das Mengzi im Umfeld der Gründung des Völkerbundes sowie bei<br />

der Abfassung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gespielt<br />

hat. Manche amerikanische Autoren nehmen konfuzianische


PHILOSOPHIE<br />

Theoreme heute offen für kommunitaristische Positionen und für<br />

eine Kritik des westlichen Liberalismus in Anspruch. Zu dem Projekt<br />

gehört deshalb eine bislang fehlende Bestandsaufnahme der westlichen<br />

Debatten.<br />

Das Mengzi hat vor allem deshalb Aufmerksamkeit gefunden, weil es<br />

proto-demokratisch klingende, an naturrechtliche Menschenrechtsbegründungen<br />

erinnernde und in Richtung Autonomie weisende<br />

Theoreme enthält, die sich als mögliche Quelle für eine chinesische<br />

Adaption der Menschenrechtsidee anbieten. Allerdings ist diese<br />

Interpretation umstritten. Gleichwohl ist das Mengzi der wichtigste<br />

Anknüpfungspunkt für den Versuch einer chinesischen Fundierung<br />

der Menschenrechte geworden. Durch eine vergleichende Untersuchung<br />

ausgewählter exemplarischer Rezeptionen des Mengzi in<br />

China, Japan und im Westen soll die systematische Relevanz dieses<br />

Werkes für die Explikation interkultureller Gemeinsamkeiten in der<br />

Menschenrechtsfrage geklärt werden.<br />

Über den Fortgang des Projektes informiert die Website www.ekohaus.de/menzius/uebersicht.htm.<br />

Für das Projekt „Contemporary German Perspective (Deutsche Klassiker<br />

der Philosophie in der zeitgenössischen deutschen Debatte)“ erhielt<br />

Prof. O. Höffe, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen,<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Nach einer langen Zeit der Skepsis der anglo-amerikanischen Philosophie<br />

gegenüber der Philosophiegeschichte werden seit einigen<br />

Jahren gerade in den USA die großen deutschen Klassiker wie Kant,<br />

Hegel, Nietzsche, Husserl und andere wieder intensiv studiert. Aufgrund<br />

der veränderten Sprachanforderungen kann jedoch die Literatur<br />

zu diesen Klassikern von vielen englisch-sprachigen Dozenten<br />

und Studenten nicht mehr gelesen werden, so dass ein hohes forschungspolitisches<br />

Interesse besteht, die besten Beiträge deutscher<br />

Hochschullehrer zu den deutschen Klassikern der Philosophie ins<br />

Englische zu übertragen.<br />

Geplant ist die Herausgabe von acht bis zwölf themenspezifischen<br />

Bänden durch Prof. Höffe gemeinsam mit Prof. R. Pippin, University<br />

of Chicago. Der erste Band „Hegel, The Philosophy of Right“ ist bereits<br />

erschienen. Der Band zu Kants „Moral- und Rechtsphilosophie“<br />

geht demnächst an den Verlag, der Band zur „Kritik der reinen Vernunft“<br />

ist kurz vor der Fertigstellung. Für den Band „Die Philosophie<br />

Friedrich Nietzsches“ ist die Auswahl der Beiträge bereits getroffen<br />

und die Übersetzung in Vorbereitung.<br />

Als weitere Bände sind zunächst vorgesehen:<br />

– Die Philosophie Edmund Husserls und<br />

– Die Philosophie Martin Heideggers.<br />

Deutsche<br />

Klassiker<br />

Seite 5


New<br />

Science<br />

Seite 6<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die Bände sollen jeweils eine Einführung der Herausgeber, etwa<br />

15 wegweisende Texte aus den letzten zwei bis drei Jahrzehnten,<br />

eine kommentierte Bibliographie, ein Register und Hinweise zu den<br />

Autoren enthalten.<br />

Prof. D. Groh, (Fachgruppe Geschichte/Soziologie, Universität Konstanz)<br />

erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Die New<br />

Science im göttlichen Weltplan. Traditionen optimistischer und pessimistischer<br />

Deutungen von Mensch, Natur und Geschichte von der<br />

nachreformatorischen Zeit bis zu Newton und Leibniz.“<br />

Ziel des Projekts ist es, das theologisch-philosophische Umfeld zu<br />

rekonstruieren, in dem die New Science entstanden ist und die<br />

direkten Einflüsse dieses Umfeldes an einzelnen Beispielen nachzuzeichnen.<br />

Als Leitlinie dienen dabei negative und positive Anthropologie,<br />

negative und positive Sicht auf Natur sowie apokalyptische<br />

und millenaristische Traditionen, wie sie Groh in seinem Buch<br />

„Schöpfung im Widerspruch“ (Frankfurt/Main 2003) bis zur Reformation<br />

untersucht hat.<br />

Die Reformatoren lehnten zwar alle grundsätzlich Endzeitprophezeiungen<br />

und Prognosen über eine möglicherweise anbrechende<br />

Heilszeit ab, doch entwickelte sich in ihrem Gefolge seit den 1550er<br />

Jahren eine apokalyptisch-millenaristische Strömung. Eine entscheidende<br />

Rolle spielte dabei der Nachfolger Zwinglis in Zürich, Heinrich<br />

Bullinger. Dessen Bundestheologie wird in einem ersten Kapitel<br />

„Zürcher Vorspiel“ auf fünfzig Seiten rekonstruiert – in eins mit<br />

seinem nicht zu überschätzenden Einfluss auf die verschiedenen in<br />

England sich ausbildenden theologisch-religiösen Richtungen. Bullinger<br />

war der wichtigste Vermittler zwischen der Reformation auf<br />

dem Kontinent und in England. Das zweite Kapitel behandelt unter<br />

dem Titel „Englisches Vorspiel: Die apokalyptische Tradition im England<br />

der Frühen Neuzeit, weltgeschichtlicher Dualismus von Gut und<br />

Böse und neuer Millenarismus“, die wichtigsten Theologischen und<br />

religiösen Voraussetzungen für das Entstehen der New Science bis<br />

weit ins 17. Jahrhunderts. In Arbeit befindet sich ein drittes Kapitel,<br />

das Francis Bacon millenaristisch inspiriertes Wissenschaftsprogramm<br />

skizziert, das die Mitglieder der Royal Society im Vorfeld von<br />

deren Gründung und auch später noch stark beeinflusst hat. Die unterschwellige<br />

calvinistische Überzeugung trat im Laufe des 17. Jahrhunderts<br />

in Forschungsorganisation und Forscherpersönlichkeiten an<br />

die Oberfläche, dass sich Gottes Plan, die Welt zu vervollkommnen,<br />

in der entstehenden neuen Wissenschaft realisierte. England sollte<br />

darin eine Vorreiterrolle zukommen.<br />

Eine wichtige Rolle spielten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />

in England Henry Moore und die Cambridger Platoniker, die ein theologisch-philosophisches<br />

Positivierungs- und Harmonisierungsprogramm<br />

zur Rettung der Einheit des christlich-platonisch verstandenen<br />

Kosmos als ihre spezifische Antwort auf den kopernikanischen<br />

Schock entwickelten. Die Wissenschaftler, die sich in der Royal


PHILOSOPHIE<br />

Society versammelten, waren bis zu Isaak Newton und darüber hinaus<br />

von der Aufgabe beherrscht, in Natur und Gesellschaft die göttlichen<br />

Gesetze zu entdecken und – etwa in der Astronomie und<br />

Mechanik – mathematisch zu formulieren. Es ging um die Dechiffrierung<br />

von Gottes natürlicher Offenbarung, des „Buchs der Natur“, ob<br />

es in mathematischen Lettern (Galilei, Newton) geschrieben war oder<br />

ob die Bewegungen der Himmelkörper die „Weltharmonie“ zum<br />

Klingen brachten (Kepler). Indem der Mensch sich in der Erforschung<br />

der Natur bewährte, arbeitete er mit am Heilsplan Gottes; und die<br />

durch den Sündenfall verloren gegangene Herrschaft über die Natur<br />

ließe sich in naher Zukunft zurückgewinnen. So kam es, dass die<br />

Forschergemeinde im Europa des 17. Jahrhunderts ihre Ziele durch<br />

die göttliche Vorsehung legitimiert sah.<br />

Das Forschungsvorhaben fragt nicht in erster Linie nach dem jeweils<br />

Neuen in der Entwicklung der Wissenschaften in der Frühen Neuzeit,<br />

sondern umgekehrt nach dem Fortwirken von Traditionen und vorgegebenen<br />

Perspektiven. Es soll klären, wie lange religiös-theologisch<br />

fundierte Denkmuster mit den Anfängen moderner Wissenschaften<br />

verbunden bzw. amalgamiert waren und welche Rolle solche<br />

metaphysischen Traditionsbestände bei deren Entwicklung bis zum<br />

Beginn des 18. Jahrhunderts spielten.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Groh, Dietrich: Heinrich Bullingers Bundestheologie. – In: Zeitschrift<br />

für Kirchengeschichte. 1. 2004.<br />

Groh, Dietrich: Die apokalyptische Tradition im England der<br />

frühen Neuzeit, weltgeschichtlicher Dualismus von Gut und Böse<br />

und neuer Millenarismus. [In Vorbereitung]<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. H. Poser (Institut für Philosophie,<br />

Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte, Technische<br />

Universität Berlin) bei der Erstellung einer Kritisch-vollständigen<br />

Ausgabe von G. W. Leibnizens „Novissima Sinica“ mit Kommentaren<br />

und einer deutschen Übersetzung.<br />

Leibniz hatte die Entdeckung Chinas in seiner Zeit verfolgt, begleitet,<br />

philosophisch reflektiert und aktiv mitzugestalten versucht. Mit einer<br />

Reihe von China-Missionaren pflegte er persönliche Beziehungen<br />

und Briefkontakte; diese Kontakte ermöglichten die Herausgabe<br />

jenes Materials, das als „Novissima Sinica“ im April 1697 erschien,<br />

zweite Auflage 1699.<br />

Weitreichende Ziele verfolgte Leibniz seinerzeit mit der Veröffentlichung<br />

der „Novissima Sincia“. In der möglich gewordenen Verbindung<br />

zwischen Europa und China sah er eine Schicksalsentscheidung<br />

der Vorsehung und glaubte, das Ergebnis dieser Verbindung werde<br />

ein ungeheurer Zuwachs an Vernunft, Sittlichkeit und Lebenserleichterung<br />

auf beiden Seiten sein, ohne jedoch die kulturelle Besonder-<br />

G. W.<br />

Leibniz<br />

„Novissma<br />

Sinica“<br />

Seite 7


Seite 8<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

heit der jeweiligen Regionen darüber einzubüßen; tief besorgt über<br />

den seit langem andauernden Ritenstreit, trat Leibniz nachdrücklich<br />

für den Standpunkt der Jesuiten ein und mahnte die Verantwortlichen<br />

zur Vor- und Weitsicht; im chinesischen Konfuzianismus erblickte er<br />

ein Pendant zum Platonismus und schlug gar vor, als Gegenleistung<br />

zur christlichen Mission in China chinesische Missionare nach Europa<br />

einzuladen; angesichts der Probleme der Jesuitenmission in China<br />

und in Europa regte er diskret an, neben der römischen Mission eine<br />

protestantische ins Leben zu rufen.<br />

In einer Welt, die einerseits ökonomisch, verkehrstechnisch und weltpolitisch<br />

zu einer eng vernetzten Einheit zusammengewachsen und<br />

andererseits gerade wegen der Vernetztheit umso mehr konfliktgeladen<br />

ist, braucht die Aktualität des Leibnizschen Universalismus<br />

kaum hervorgehoben zu werden. Wir müssen lernen, aus verschiedenen<br />

Ursprüngen gewachsene Kulturen ineinander übersetzbar zu<br />

machen, gerade auch dann, wenn wir sie in ihrer Besonderheit nicht<br />

nivellieren, sondern ihre Vielfalt als den geistigen Reichtum unserer<br />

Welt erhalten wollen.<br />

Die Aufgabe des Forschungsvorhabens liegt darin, die Archivmaterialien<br />

einschließlich der nicht von Leibniz stammenden Texte im<br />

Zusammenhang mit den „Novissima Sincia“ zu sichten und zu bearbeiten<br />

sowie sämtliche Materialien, insbesondere die Leibniz-<br />

Projekt „Erstellung einer Kritisch-vollständigen Ausgabe von G. W.<br />

Leibnizens ‚Novissima Sinica‘“: Titelbild der zweiten Auflage der<br />

„Novissima Sinica“


PHILOSOPHIE<br />

schen Schriften, mit einer ausführlichen und die chinesische Ideenund<br />

Wissenschaftsgeschichte einbeziehenden Erläuterung zu versehen.<br />

Prof. R. Brandt, (Institut für Philosophie, Universität Marburg) betreut<br />

das von der <strong>Stiftung</strong> geförderte Projekt „Erneute Untersuchungen zu<br />

Kants physischer Geographie“<br />

Gegenstand des Forschungsprojekts ist die systematische Erforschung<br />

des Komplexes „Kants Physische Geographie“, eines in der<br />

Öffentlichkeit, aber auch unter Kant-Kennern fast unbekannten Gebiets<br />

des Königsberger Philosophen.<br />

Immanuel Kant (1724-1804) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen<br />

der Neuzeit. Grundlegend sind seine Werke zur Metaphysik,<br />

Naturphilosophie, Ethik oder Erkenntnistheorie (z.B. die „Kritik der<br />

reinen Vernunft“ oder die „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“).<br />

Weniger bekannt ist, dass Kant zwischen der zweiten Hälfte der<br />

fünfziger Jahre und der Mitte der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts<br />

konstant eine zu seinen Lebzeiten zentrale Disziplin betrieben<br />

hat, die Physische Geographie. Unter diesem Titel wurden Mathematische<br />

und Kosmische Geographie (die Stellung der Erde im Planetensystem),<br />

Physische Geographie im engeren Sinne (die Erde im<br />

Hinblick auf die Verteilung und Wirkung der Elemente Feuer, Wasser,<br />

Luft und Erde sowie auf die vier Reiche der Mineralien, Pflanzen,<br />

Tiere und Menschen) und Moralische oder Politische Geographie<br />

behandelt. In weiten Gebieten verwertete Kant jeweils die Informationen<br />

anderer Autoren, er entwickelte jedoch immer wieder eigene<br />

systematische Zugriffe. Offenbar verfolgte er rege die einschlägigen<br />

Publikationen der wichtigsten europäischen Akademien in Paris,<br />

St. Petersburg, Stockholm, London und Berlin. Insofern kann die von<br />

Kant gehaltene Vorlesung als Spiegelung der Kantischen Lektüre<br />

gerade der naturphilosophischen bzw. naturwissenschaftlichen Arbeiten<br />

seiner Zeit gelesen werden. Kants Interesse an den aktuellen<br />

Entwicklungen der Lebenswissenschaften seiner Epoche dürfte darüber<br />

hinaus für die Entwicklung seiner Spätphilosophie von besonderem<br />

Belang gewesen sein.<br />

Um 1757 verfasste Kant ein umfangreiches Manuskript zur Physischen<br />

Geographie, das er höchstwahrscheinlich publizieren wollte.<br />

Diesen Plan hat Kant dann jedoch aufgrund eigener anderer Interessen<br />

oder der großen Fülle kompetenter fremder Publikationen aufgegeben.<br />

Er benutzte das Manuskript weiterhin für eine Vorlesung zur<br />

Physischen Geographie, die um 1757 begann und die Kant bis zum<br />

Ende seiner Vorlesungstätigkeit (1796) ständig hielt. Ungeklärt ist die<br />

Frage, wie lange Kant diesem Konzept in seinen Vorlesungen tatsächlich<br />

folgte. Der Text ist – von wenigen autographen Seiten abgesehen<br />

– nur in diversen, mehr oder weniger fehlerhaften Abschriften überliefert,<br />

deren früheste zu Beginn der 1770er Jahren angefertigt worden<br />

ist. Ferner existieren Nachschriften der Vorlesungen, u.a. von<br />

Johann Gottfried Herder, der seit 1762 an der Königsberger Univer-<br />

I. Kant<br />

Physische<br />

Geographie<br />

Seite 9


Kant-<br />

Lexikon<br />

Seite 10<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

sität studierte und von Kant wesentliche Impulse für seine intellektuelle<br />

Entwicklung erhielt.<br />

Im Rahmen der Studie sollen zunächst die sich aus der Überlieferungslage<br />

ergebenden historisch-philosophischen Kernfragen (Datierung,<br />

Verwandtschaft) beantwortet werden. Danach sollen – auf<br />

der Basis der verfügbaren Zeugnisse – die essentiellen Dreh- und<br />

Angelpunkte in der inhaltlich-konzeptionellen Fortentwicklung der<br />

Vorlesung bei Kant identifiziert und beschrieben werden. Und<br />

schließlich soll ein Vorschlag erarbeitet werden, der die Leitlinien<br />

einer historisch-kritischen Edition der Vorlesung und Präsentation ihrer<br />

Quellen umschreibt. Bereits abgeschlossen werden konnten die<br />

bibliographischen Recherchen zu den Quellen der Vorlesung sowie<br />

ihrer Königsberger Entstehungsgeschichte.<br />

Für die Erstellung eines Kant-Lexikons in drei Bänden erhalten Prof.<br />

G. Mohr, (Kulturwissenschaften – Philosophie, Universität Bremen),<br />

Prof. J. Stolzenberg (Institut für Philosophie, Universität Halle) und<br />

Priv. Doz. Dr. M. Willaschek (Institut für Philosophie, Universität<br />

Frankfurt/M.) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Mit der „Kritik der reinen Vernunft“ führt Kant eine neue Terminologie<br />

ein, die den begrifflichen Anforderungen der Grundlegung einer<br />

kritischen Transzendentalphilosophie gerecht werden soll. Wie die<br />

ersten Rezensionen sowie sogar die von Anhängern Kants versuchten<br />

„Erläuterungen“ zeigen, konfrontiert Kant seine Leser mit einer nur<br />

schwer durchdringbaren Terminologie, deren ungenaues, vor allem<br />

aber ein mit überkommenen Semantiken kontaminiertes Verständnis<br />

unversehens in gravierende Missverständnisse der grundlegenden<br />

Argumente und ihres systematischen Zusammenhangs führt. In den<br />

folgenden Werken, der „Kritik der praktischen Vernunft“ und der<br />

„Kritik der Urteilskraft“, sowie in den anderen Schriften der 1780er<br />

und 1790er Jahre setzt sich dies fort.<br />

Dies erklärt den bemerkenswerten Umstand, dass bereits zu Kants<br />

Lebzeiten, seit den 1780er Jahren, mehrfach Kommentare, Kompendien<br />

und Wörterbücher zu seinem Werk erschienen sind. Die Geschichte<br />

der Nachschlagewerke zu Kants Schriften beginnt 1786<br />

mit dem 130 Seiten schmalen „Wörterbuch zum leichtern Gebrauch<br />

der Kantischen Schriften“ von Carl Christian Erhard Schmid. Das<br />

nächste nennenswerte Unternehmen ist Georg Samuel Albert Mellins<br />

„Encyclopädisches Wörterbuch der kritischen Philosophie“, Leipzig<br />

1797-1804. Hierbei handelt es sich um ein ausführliches und gründliches<br />

Hilfsmittel, das bis heute nützlich ist. Freilich muss es sich<br />

auf die veröffentlichten Werke Kants beschränken. 1930 erscheint<br />

Rudolf Eislers „Kant-Lexikon“, das gegenüber Mellin einen substantiellen<br />

Fortschritt darstellt, da es neben den von Kant veröffentlichten<br />

Schriften auch Briefe und handschriftliche Nachlassfragmente Kants<br />

mit einbezieht. Der „Eisler“, das erfolgreichste Kant-Lexikon des<br />

20. Jahrhunderts, ist bis heute ein viel benutztes Wörterbuch. Es hat<br />

zweifellos seine Verdienste, ist aber unvollständig und inkohärent.


PHILOSOPHIE<br />

Da Eislers Kant-Lexikon sich überdies auf alte, heute nicht mehr<br />

gültige und auch nicht mehr verfügbare Ausgabe bezieht, hat es für<br />

heutige Benutzer nur noch einen sehr eingeschränkten Wert. Auch<br />

andere Nachschlagewerke – wie z.B. das „Systematische Handlexikon<br />

zu Kants Kritik der reinen Vernunft“ von Heinrich Ratke, Leipzig<br />

1929, oder aktuellere fremdsprachige Wörterbücher zur Kantschen<br />

Terminologie – wie R. Verneaux’ „Le Vocabulaire de Kant“, Paris 1967<br />

bzw. 1973 oder H. Caygills „A Kanz Dictionary“, Oxford 1995 – können<br />

das Desiderat eines umfassenden, wissenschaftlichen Ansprüchen<br />

genügenden Kant-Lexikons nicht beheben.<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung eines<br />

dreibändigen Kant-Lexikons, das das Kantische Werk zeitgemäß, auf<br />

der Grundlage der aktuellen Text-Editionen von Kants Werk und<br />

unter Bezugnahme auf die Kant-Forschung des 20. Jahrhunderts,<br />

lexikalisch angemessen erschließt. Das Kant-Lexikon soll gleichzeitig<br />

als CD-ROM oder Online erschienen, um den modernen Anforderungen<br />

an effiziente Datenverarbeitung zu genügen.<br />

Das Lexikon wird ca. 2.300 Einträge enthalten. Es wird auf drei Bände<br />

mit jeweils ca. 500 Seiten zweispaltig angelegt. Alle philosophisch<br />

relevanten Termini der Philosophie Kants, alle von Kant genannten<br />

und für seine Philosophie relevanten Personennamen sowie alle Titel<br />

der Schriften Kants sollen aufgenommen werden. Textgrundlage für<br />

die Erhebung der Stichworte sind die Bände 1 bis 9 sowie 21 und<br />

22 der Akademie-Ausgabe. Die in den anderen Bänden der Akademie-Ausgabe<br />

enthaltenen Briefe, Nachlass-Reflexionen und Vorlesungsmitschriften<br />

werden insoweit herangezogen, als sie der Erläuterung<br />

der in den von Kant selbst veröffentlichten Werken sowie im<br />

„Opus postumum“ verwendeten Terminologie und Namen dienlich<br />

sind.<br />

Die Artikel sollen so verfasst sein, dass Leser mit philosophischen<br />

Grundkenntnissen (z.B. Studierende im Hauptstudium) sie verstehen<br />

können. Das oberste Ziel ist eine genaue und verständliche Erläuterung<br />

des Stichworts und der damit verbundenen Aspekte des Kantischen<br />

Denkens auf dem Stand der gegenwärtigen Kant-Forschung. In<br />

zweiter Linie wird es dann darum gehen, Interpretationsschwierigkeiten<br />

und Forschungskontroversen anzusprechen und somit den<br />

Forschungsstand selbst zu thematisieren.<br />

In dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekt „Vorbereitungsarbeiten<br />

zu einer russischen Übersetzung von ausgewählten<br />

Schriften Wilhelm Diltheys“ wird eine sechsbändige Ausgabe erarbeitet,<br />

die sich inhaltlich z.T. an der – gleichfalls von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> geförderten – amerikanischen Dilthey-Ausgabe orientiert.<br />

Eine Forschungsgruppe in Moskau (bis zu seinem Tod 1995<br />

unter Leitung von Prof. A. Michailov, jetzt koordiniert von Dr. N. Plotnikov)<br />

wird fachlich begleitet von einem Beirat, dem die Proff. Eimermacher,<br />

Haardt, Lessing und Rodi (Dilthey-Forschungsstelle Bochum)<br />

und Prof. A. Michailov, Minsk, angehören.<br />

W. Dilthey<br />

Russische<br />

Übersetzung<br />

Seite 11


W. Dilthey<br />

PortugiesischeÜbersetzung<br />

A. Bogdanov<br />

Philosophie<br />

Russland<br />

Seite 12<br />

Bisher erschienene Publikationen:<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Diltej, Vilgelm: Sobranie Socinenij v sˇesti tomach. Pod. Obsˇčej red.:<br />

A.V. Michajlova i N.S. Plotnikova. – Moskva: Dom intellektualnoj<br />

knigi.<br />

[Dilthey, Wilhelm: Ausgewählte Werke in 6 Bänden]<br />

Tom 1. Vvedenie v nauki o duche. Onym polazanija osnov dlja<br />

izučenija ob sˇčestva i istorii. Perevod s nemeckogo pod red.: V.S.<br />

Malachova. 2000. 762. S. [Einleitung in die Geisteswissenschaften]<br />

Tom 3. Postrojenie istoricheskogo mira v naukach o duche.<br />

Perevod s nemeckogo pod red.: V.A. Kurennoj. 2004. 488 S. [Der<br />

Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften]<br />

Tom 4. Germenevtika i teorija literatury. Perevod s nemeckogo pod<br />

red.: V.V. Birichina i N.S. Plotnikova. 2001. 531 S. [Hermeneutik<br />

und Literaturtheorie]<br />

Germenevtika – Psichologija – Istorija. Vilgelm Diltej i sovremennaja<br />

filosofija. Pod red.: N.S. Plotnikova. – Moskva: Tri Kvadrata,<br />

2002. 208 S. [Hermeneutik – Psychologie – Geschichte. Wilhelm<br />

Dilthey und die gegenwärtige Philosophie]<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt Vorbereitungsarbeiten zu einer<br />

portugiesisch-brasilianischen Übersetzung von ausgewählten Schriften<br />

Wilhelm Diltheys. Eine zweibändige Studienausgabe von je ca.<br />

250 Seiten wird von Prof. M. N. C. P. Amaral, Universität von São<br />

Paulo, Brasilien, herausgegeben. Sie wird unterstützt von einem Beirat,<br />

dem die Proff. J. P. Monteiro, Lissabon, R. G. Filipe, Lissabon, und<br />

F. Rodi, Bochum, sowie der Leiter des Goethe-Instituts Lissabon,<br />

K. Scharf, angehören.<br />

Ein erstes Treffen der Arbeitsgruppe hat im September/Oktober 2003<br />

in Lissabon stattgefunden.<br />

Für die Durchführung des Projekts „Aleksandr Bogdanov und der<br />

philosophische Diskurs in Russland“ erhält Prof. S. Plaggenborg<br />

(Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften, Universität Marburg)<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Forschungsvorhaben möchte der in der heutigen philosophischen<br />

Debatte häufig anzutreffenden Ansicht entgegentreten, dass aus<br />

dem vorrevolutionären Russland keine denkerischen Impulse für den<br />

philosophischen Diskurs der Moderne ausgegangen sind, und nachweisen,<br />

dass die russische Philosophie, die um 1900 eine Blüte erlebte,<br />

nicht nur auf dem Felde der von ihr vorrangig besetzten Religionsphilosophie<br />

Maßstäbe gesetzt, sondern auch einen Systemphilosophen<br />

hervorgebracht hat, dessen Werk von ungeahnter Aktualität<br />

ist. Es handelt sich um Aleksandr Bogdanov (1873-1928), Mediziner,<br />

Psychologe und Philosoph, der in seinen zu Beginn des 20. Jahrhun-


PHILOSOPHIE<br />

derts entstandenen Schriften den zeitgenössischen Diskurs aufgegriffen<br />

und vorangetrieben hat.<br />

Bogdanov ist für heutige Philosophen und Vertreter der Geistesgeschichte<br />

eher bekannt als Vordenker des „Proletkult“, der proletarischen<br />

Kulturrevolution nach der Oktoberrevolution 1917, also als<br />

Programmatiker und Praktiker einer von Lenin unterdrückten Richtung.<br />

Aus diesem Grunde und weil er 1908 in einen philosophischen<br />

Streit mit Lenin geriet, spielte er für die sowjetische Philosophiegeschichte<br />

keine Rolle. Im Westen rezipierte man Bogdanov nur sehr<br />

eingeschränkt, weil er bis zu jenem Streit ein führendes Mitglied der<br />

Bolschewiki war. Diese Etikettierungen haben dazu geführt, dass<br />

Bogdanov als Philosoph unbeachtet blieb. Nach dem Zusammenbruch<br />

des Kommunismus ist es möglich, ohne ideologische Scheuklappen<br />

auch auf Denker unter den Bolschewiki, die es vor 1917 gab,<br />

zu achten.<br />

In dem Projekt geht es jedoch nicht um eine isolierte Betrachtung einer<br />

Person, sondern das Projekt will an Bogdanov das Systemdenken<br />

des russischen Positivismus (die Verbindung von Natur-, Erkenntnisund<br />

Gesellschaftstheorie) darstellen, seine Bedeutung in der russischen<br />

Geistesgeschichte bestimmen, um auf dieser Grundlage den<br />

russischen „philosophischen Diskurs der Moderne“ auf seinem Höhepunkt<br />

zu untersuchen sowie Bezüge zu heutigen philosophischen und<br />

soziologischen Diskussionen im Umkreis der Moderne herstellen, die<br />

grob gekennzeichnet mit den Begriff „starker“ und „schwacher“ Naturalismus<br />

und „kritischer“ Rationalismus sowie in verschiedenen<br />

Mikro- und Makrotheorien der Gesellschaft umrissen sind. Damit soll<br />

auch der Geschichte Mittel- und Osteuropas und dem Kontext des<br />

Wandels der Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen<br />

zur modernen Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit gewidmet<br />

werden.<br />

Für das internationale Projekt „Jüdische und Islamische Hermeneutik<br />

als Kulturkritik“ im Rahmen des Arbeitskreises Islam und Moderne<br />

am Wissenschaftskolleg zu Berlin stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. D. Grimm<br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

Das Projekt „Jüdische und Islamische Hermeneutik als Kulturkritik“<br />

hat sich die kulturell-religiöse Grenzüberschreitung zur Aufgabe gemacht.<br />

Unter Leitung von Almut Bruckstein und Navid Kermani (seit<br />

Sommer 2003 Angelika Neurwirth) lesen und debattieren führende<br />

Wissenschaftler aus Iran, arabischen Ländern, den Vereinigten Staaten,<br />

Israel, Südafrika und Europa Texte und Fragen der jüdischen und<br />

islamischen Tradition. Gemeinsam ist ihnen das Interesse einer säkularen<br />

Hermeneutik, die sich aus der Arbeit an den Strukturen religiöser<br />

und anderer kanonischer Texte herausbildet. Die Kritik an der<br />

politischen Instrumentalisierung der religiösen Quellen erwächst aus<br />

der Arbeit an der Tradition selbst und bezieht diese ausdrücklich mit<br />

ein. Inmitten der politischen Polarisierung der religiösen Traditionen,<br />

der zunehmenden Gewalt im Nahen Osten und nicht zuletzt im Zuge<br />

Jüdische<br />

und<br />

Islamische<br />

Kulturkritik<br />

Seite 13


Verantwortungsgesellschaft<br />

Seite 14<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Internationales Projekt: „Jüdische und Islamische Hermeneutik als<br />

Kulturkritik“: Teilnehmer des Workshops „Cultural Patterns of<br />

Apostasy, Heresy, and Conversion“ (22.-25.04.2004)<br />

der tiefgreifenden Veränderungen nach dem „elften September“,<br />

schafft das Projekt ein Forum und stetig wachsendes Netzwerk für<br />

ein gemeinsames jüdisch-muslimisches Gegendenken. Die auf drei<br />

Jahre angelegte gemeinsame Arbeit geschieht über fast unüberwindlich<br />

gewordene Grenzlinien hinweg.<br />

Im Jahr 2003/4 fanden im Zusammenhang mit dem Projekt ein Berliner<br />

Seminar, vier Workshops, einige Vortragsveranstaltungen sowie eine<br />

internationale Sommerakademie zu Fragen der Grenzziehungen von<br />

Kanon und Gemeinschaft in Judentum, Islam und Christentum statt.<br />

An den Diskussionen nahmen Nachwuchswissenschaftler und Hochschullehrer<br />

der Arabistik, Islamwissenschaft, Judaistik und Theologie,<br />

sowie die von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> im Rahmen des Projekts<br />

geförderten Post-Doktoranden (aus Iran, Israel und der Türkei) teil.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Priv. Doz. Dr. L. Heidbrink, (Philosophisches Seminar,<br />

Universität Kiel) Fördermittel für die Durchführung des Projekts<br />

„Perspektiven der Verantwortungsgesellschaft. Zur Neuverortung<br />

des Verantwortungsprinzips in komplexen sozialen Prozessen“ zur<br />

Verfügung.<br />

Die Rede von der Verantwortungsgesellschaft hat in den letzten<br />

Jahren eine geradezu explosive Konjunktur erfahren. Überall werden<br />

neue Verantwortlichkeiten eingefordert – in der Umwelt – und Bio-


PHILOSOPHIE<br />

politik, beim Umbau des Sozialstaats, der Erneuerung der Gesundheitssysteme<br />

und der Reform des Arbeitsmarktes, aber auch in internationalen<br />

politischen und ökonomischen Zusammenhängen. Der<br />

Ruf nach Verantwortung ertönt in den unterschiedlichsten Bereichen<br />

unserer Gesellschaft. Die Bundesregierung fordert die verstärkte<br />

Eigenverantwortung der Bürger in der medizinischen Selbstversorgung<br />

und der Finanzierung der Renten. Firmen und Konzerne schreiben<br />

sich die Leitlinien der Corporate Social Responsibility auf ihre<br />

Fahnen. Umweltinitiativen, Bürgerrechtsbewegungen und NGOs<br />

klagen die globale Verantwortung der Industrienationen für den<br />

nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Belange<br />

unterentwickelter Länder ein.<br />

Die allerorten zu beobachtende Zunahme an Verantwortungsforderungen<br />

steht jedoch in krassem Widerspruch zu den gesellschaftlichen<br />

Realitäten. In hochmodernen Gesellschaften, die auf der<br />

Herausbildung von eigenständigen Funktionssystemen wie der Wirtschaft,<br />

dem Recht, der Politik, der Wissenschaft und Technik beruhen,<br />

wird es immer schwieriger, für die in Gang gesetzten Prozesse verantwortliche<br />

Urheber und Ursachen zu finden. Klimatisch bedingte<br />

Überschwemmungen und Waldbrände, periodisch wiederkehrende<br />

Tierseuchen und Lebensmittelskandale, unternehmerische Bilanzfälschungen<br />

und Gewinnmanipulationen sind nur einige Beispiele<br />

dafür, wie schwierig es ist, mit moralischen Forderungen auf ökonomische<br />

Prozesse einzuwirken und kollektive Schadensverläufe auf<br />

eindeutig identifizierbare Ursachen und Verursacher zurückzuführen.<br />

Normative Unsicherheit und kognitive Ungewissheit sind zu<br />

Hauptkennzeichen hochmoderner Gesellschaften geworden, die durch<br />

die Entwicklung zu vernetzten Wissens- und Informationsgesellschaften<br />

vor neue Handlungsherausforderungen gestellt sind.<br />

Die Zielsetzung des Forschungsvorhabens besteht darin, ein anwendungsorientiertes<br />

Verantwortungskonzept zu erarbeiten, das den gewandelten<br />

Kontexten hochkomplexer Sozialsysteme angemessen ist.<br />

Zu diesem Zweck sollen keine neuen Verantwortungsethiken, sondern<br />

systematische Grundstrukturen entwickelt werden, die durch<br />

entsprechende Differenzierungen den jeweiligen Problemkontexten<br />

angepasst werden. Es geht darum, ein integratives Verantwortungskonzept<br />

zu entwerfen, das durch methodische Universalität und kontextualistische<br />

Spezifität zugleich gekennzeichnet ist.<br />

Die leitenden Frage lautet: Wie können Akteure in komplexen sozialen<br />

Prozessen zur Verantwortung gezogen werden und Verantwortlichkeiten<br />

übernehmen, ohne dass ungerechtfertige Zurechnungen<br />

und normativ-kognitive Überforderungen entstehen. Hierzu ist es<br />

erforderlich, von den bestehenden soziokulturellen Verhältnissen<br />

auszugehen, in die Individuen, Gruppen, Verbände, Unternehmen,<br />

Institutionen und Organisationen eingebunden sind. Dieses Vorgehen<br />

beruht auf einem kontextualistischen Ansatz, der die Akteursperspektive<br />

mit der Strukturlogik komplexer Sozialprozesse verbindet.<br />

Gegen die falsche Polarisierung von Handlungstheorie und<br />

Seite 15


Politische<br />

Philosophie<br />

Sozialphilosophie<br />

Seite 16<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Systemtheorie setzt das Projekt auf eine Vermittlung von sozialem<br />

Handeln und systematischer Selbstorganisation. Im Rückgriff auf<br />

aktuelle Steuerungstheorien soll gezeigt werden, dass Eingriffe in<br />

autopoietische Prozesse sehr wohl möglich sind, wenn die bestehenden<br />

Verantwortungskompetenzen von gesellschaftlichen Akteuren<br />

genutzt und befördert werden.<br />

Dazu bedarf es einer kritischen Hermeneutik des ethischen und kognitiven<br />

Vermögens sozial Handelnder, die über ihre begrenzten<br />

Fähigkeiten der Verantwortungsübernahme aufgeklärt werden müssen.<br />

Hinzu kommt die Einbeziehung von Systemstrukturen, die mit<br />

phänomenologischer Nüchternheit analysiert werden müssen, um die<br />

Verkettung und Vernetzung in Gang gesetzter Entscheidungs- und<br />

Handlungsfolgen genauer erkennen zu können. Die Einbeziehung<br />

komplexer Handlungsfolgen in den verantwortungspraktischen<br />

Horizont macht zum einen Formen des prozeduralen Konfliktmanagements<br />

notwendig, das über vorläufige Regulierungen, korporative<br />

Absprachen und den kollektiven Austausch von Wissen die Risiken<br />

unkontrollierbarer Prozesse zu mindern versucht. Zum anderen ist es<br />

erforderlich, dass die Akteure (Individuen, Gruppen, Unternehmen,<br />

Organisationen) zu Formen der normativen Selbstbindung übergehen<br />

und sich die Folgen ihrer Operationen aus eigener Initiative<br />

zuschreiben, auch wenn – moralisch und rechtlich – keine objektiven<br />

Zurechnungsgründe vorliegen. Denn erst durch die Berücksichtigung<br />

handlungspraktischer Grenzen und systembedingter Kontingenzen<br />

wird es möglich, ein anwendungsfähiges Verantwortungsprinzip zu<br />

entwickeln, das sich in die komplexe Praxis hochmoderner Gesellschaften<br />

umsetzen lässt.<br />

Für die Erstellung eines Handbuchs der Politischen Philosophie und<br />

Sozialphilosophie erhielt Prof. W. Hinsch (Lehrstuhl für praktische<br />

Philosophie, Universität des Saarlandes) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Der Form nach ist „Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />

ein nach Lemmata alphabetisch geordnetes lexikalisches<br />

Nachschlagewerk. Begriffe, Themen und Probleme werden im<br />

systematischen Zusammenhang enzyklopädisch unter einem Lemma<br />

behandelt. Die Lemmata sind so angelegt, dass sie systematisch einen<br />

thematischen Bereich erschließen. Neben Einträgen zu Sachthemen<br />

soll das „Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />

auch Einträge zu Personen enthalten.<br />

„Das Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />

soll für den deutschsprachigen Raum eine bisher so noch nicht vorhandene,<br />

umfassende, differenzierte und wissenschaftlich verlässliche<br />

Darstellung der gegenwärtigen Politischen Philosophie und<br />

Sozialphilosophie bieten. Das Handbuch zielt auf die möglichst übersichtliche,<br />

umfassende und gleichwohl kompakte Darstellung des<br />

vorliegenden Wissensstoffs der beiden zusammenhängenden Sachgebiete<br />

in alphabetischer Anordnung. Angestrebt wird die Zusammenstellung<br />

wissenschaftlicher Einzelerkenntnisse, Fragestellungen


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

und Probleme und ihre Einordnung in einen größeren Zusammenhang.<br />

Das Handbuch greift über den Bereich der Politischen Philosophie<br />

und Sozialphilosophie im engeren Sinne hinaus und berücksichtigt,<br />

wo nötig, relevante Themen der Praktischen Philosophie im<br />

weiteren Sinne. Doch auch über den Bereich der Philosophie hinaus<br />

sollen Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse benachbarter und<br />

sachlich einschlägiger Einzelwissenschaften aufgenommen werden:<br />

der Sozial- und Rechtswissenschaften ebenso wie der empirischen<br />

Humanwissenschaften und der Natur- und Technikwissenschaften.<br />

Der Schwerpunkt des inhaltlichen Aufbaus der Handbuchartikel liegt<br />

auf der Exposition von Sachproblemen, Methoden und theoretischen<br />

Ansätzen. Insofern es für ein angemessenes Verständnis notwendig<br />

oder hilfreich ist, soll die systematische Darstellung jedoch durch die<br />

nötigen historischen Ausführungen ergänzt werden. Die Artikel<br />

sollen als Sachartikel ein Höchstmaß an Informationen vermitteln.<br />

Diese Informationen sollten für alle an der Philosophie Interessierten<br />

aus sich heraus verständlich sein.<br />

„Das Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />

richtet sich an die an politisch-sozialen Themen interessierte akademische<br />

und nicht-akademische Öffentlichkeit. Für die akademische<br />

Lehre und Forschung soll das Handbuch als Nachschlagewerk und<br />

als Quelle für knappe Einführungen den reichen gegenwärtigen<br />

Stand der Theoriebildung in der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie<br />

dokumentieren. Der interessierten Öffentlichkeit in Politik,<br />

Verwaltung und Publizistik soll es Informationen darüber bieten,<br />

in welchen Weisen die Politische Philosophie und Sozialphilosophie<br />

zum Verständnis und zur Lösung gegenwärtiger gesellschaftlicher<br />

Probleme beitragen kann.<br />

Theologie und Religionswissenschaft<br />

Im Fächerkanon der Wissenschaften bilden „Theologie“ und „Religionswissenschaft“<br />

zumindest in Deutschland getrennte Disziplinen.<br />

Theologie steht dann in aller Regel für die christliche Theologie in<br />

ihren exegetisch-philologischen, historischen, systematischen und<br />

praktisch-theologischen Disziplinen. Das Fach Religionswissenschaft<br />

scheint demgegenüber in erster Linie für Religionen außerhalb des<br />

Christentums zuständig zu sein. Tatsächlich liegen die Verhältnisse<br />

komplizierter. Einerseits reflektieren auch nichtchristliche Religionen<br />

ihren Glauben und ihre Geschichte und bilden auf diese Weise<br />

Theologien aus, wie zum Beispiel das Judentum und der Islam.<br />

Andererseits erfährt die Selbstwahrnehmung und -deutung aller<br />

Religionen durch die Religionswissenschaft inhaltliche und methodische<br />

Brechungen. Theologie und Religionswissenschaft bearbeiten,<br />

so gesehen, teils divergente, teils konvergente Felder, wenn sie<br />

sich der Geschichte, den Institutionen und den kulturellen sowie<br />

politischen Wirkungen der Religionen zuwenden.<br />

Seite 17


Konkordanz<br />

Alt-/Reichsaramäische<br />

Inschriften<br />

Seite 18<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> nimmt Anträge aus allen Bereichen der<br />

Theologie und Religionswissenschaft entgegen. Sie trägt durch ihre<br />

Förderpolitik der Breite der thematischen Felder, der Spezialisierung<br />

der Disziplinen und der Vielfalt der Methoden Rechnung. Historische<br />

und philologische Projekte, wie beispielsweise Editionen, sind ebenso<br />

willkommen wie Studien zur gegenwärtigen Lebenswelt der<br />

Religionen oder deren gesellschaftlichen Funktion im Wandel der<br />

Zeiten. Außerdem fördert die <strong>Stiftung</strong> Projekte, die ungeachtet der<br />

interdisziplinären Strukturen, die bereits in der Theologie und Religionswissenschaft<br />

selber liegen, auf Synergieeffekte mit weiteren<br />

Wissenschaftsdisziplinen zielen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Dr. D. Schwiderski (Alttestamentliches Seminar,<br />

Evangelisch-Theologische Fakultät, Universität Münster) Mittel für<br />

eine Konkordanz der bislang publizierten mehr als 2500 alt- und<br />

reichsaramäischen Inschriften (10. Jh. – 3. Jh. v. Chr.) zur Verfügung.<br />

Die mittlerweile mehr als 2500 publizierten alt- und reichsaramäischen<br />

Inschriften und Fragmente des 10. bis 3. Jh. v. Chr. sind für Orientalisten,<br />

Althistoriker, Alttestamentler und Semitisten von kaum zu überschätzender<br />

Bedeutung. Die Tatsache, dass das sogenannte Reichsaramäische<br />

zur Lingua franca innerhalb des Perserreiches aufstieg, bewirkte<br />

eine weite Verbreitung der Textzeugnisse von Kleinasien, Ägypten<br />

und Syrien-Palästina bis ins heutige Afghanistan. Die damit verbundene<br />

Zuständigkeit unterschiedlicher Fachdisziplinen sowie die über<br />

mehr als ein Jahrhundert sich erstreckende sukzessive Entdeckung<br />

und Publikation der Texte hat eine kaum überschaubare Streuung der<br />

Textpublikationen zur Folge. Vor diesem Hintergrund erscheint es<br />

dringend wünschenswert, den Zugang zum gesamten Textbestand zu<br />

erleichtern sowie einen systematischen Zugriff für historische, religionsgeschichtliche<br />

und philologische Studien zu ermöglichen. Diese<br />

zweifache Zielsetzung soll durch eine den gesamten Wortbestand umfassende<br />

Konkordanz in Verbindung mit der bereits erschienenen Gesamtedition<br />

„Die alt- und reichsaramäischen Inschriften. – The old and<br />

imperial Aramaic inscriptions.“ (Hrsg.: Dirk Schwiderski. – Berlin;<br />

New York: de Gruyter. Bd. 2. Texte und Bibliographie. XXVI, 445 S.<br />

(Fontes et Subsidia ad Bibliam pertinentes; 2)) als Referenzband erreicht<br />

werden. Zu jeder Inschrift wird der aramäische Text in Quadratschrift<br />

einschließlich der üblichen Markierungen von Ergänzungen<br />

und Textunsicherheiten geboten, ferner die maßgeblichen bisherigen<br />

Editionen sowie weiterführende bibliographische Hinweise.<br />

Ein sämtliche Inschriften des genannten Zeitraums (10.-3. Jh. v. Chr.)<br />

umfassendes Projekt wurde 1997 von Dr. Schwiderski an der Forschungsstelle<br />

für Sprache, Literatur und Religion des nordwestsemitischen<br />

Raumes (Münster) als Grundlage für die Erforschung der<br />

aramäischen Religion initiiert und auch bereits in wesentlichen Punkten<br />

durchgeführt.<br />

In der abschließenden Phase erfolgt nun die computerunterstützte<br />

philologische Analyse mit dem Ziel, den gesamten Wortbestand der


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Inschriften nach Lexemen und Stämmen geordnet mit Stellenangaben,<br />

sinnvollen Sätzen bzw. Satzausschnitten und Glossar (deutsch,<br />

englisch) in Form einer klassischen Konkordanz zur Verfügung zu<br />

stellen. Dabei werden sowohl die wichtigsten Deutungsvarianten<br />

berücksichtigt als auch alle Eigennamen (z.B. Orts-, Personen- und<br />

Gottesnamen) erfasst.<br />

Für eine Edition mandäischer Handschriften erhält Prof. R. Voigt<br />

(Seminar für Semitistik und Arabistik, Freie Universität Berlin) Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist Dr. B. Burtea.<br />

Die Mandäer sind die einzige noch bestehende gnostische Religionsgemeinschaft.<br />

Ihre heute noch ca. 15.000 Anhänger lebten bis vor den<br />

Golfkriegen an den Flüssen des südlichen Irak (vor allem an Euphrat<br />

und Tigris) und im südwestlichen Iran und sind heute, nachdem gerade<br />

diese Regionen von den Kriegen schwer getroffen wurden, weitgehend<br />

in die Diaspora verstreut – deshalb besteht die Gefahr, dass<br />

ihre mündliche und schriftliche Tradition verloren geht. Dabei ist gerade<br />

sie für mehrere akademische Disziplinen von hohem Interesse:<br />

für die Semitistik, weil die mandäische Sprache als südöstlichster<br />

aramäischer Dialekt mit der Sprache des babylonischen Talmuds am<br />

engsten verwandt ist und zudem als einziger Dialekt keine griechischen<br />

Einflüsse in Lexik und Syntax aufweist; für die Religionswissenschaft,<br />

weil die Mandäer nicht nur die letzte gnostische, sondern<br />

zudem eine exemplarisch ritualistische Religionsgemeinschaft sind,<br />

und für die Theologie, weil mandäische Quellen auffällige und<br />

erklärungsbedürftige Ähnlichkeiten und Verbindungen zum Neuen<br />

Testament enthalten.<br />

Die mandäische Literatur ist allein religiöser Natur und besteht aus<br />

kultischen Texten, Kommentaren, Legenden, theologisch-mythologischen<br />

Traktaten, Priesterspekulationen, Lehrunterweisungen und<br />

Zaubertexten, in denen vorislamisches mesopotamisches Gedankengut<br />

bewahrt wird. Erste wichtige Editionen dieser Schriften erfolgten<br />

in den 50er und 60er Jahren, ausgehend vom Institut für Semitistik<br />

und Arabistik der Freien Universität Berlin, das damals – unter<br />

R. Macuch – für mehrere Jahrzehnte eines der weltweit wichtigsten<br />

Zentren mandäischer Forschung war. Nach dessen Tod wurde einzig<br />

die Editionsarbeit mandäischer Handschriften weitergeführt. Prof.<br />

Voigt bemüht sich seit Jahren, in Forschung und Lehre die große Berliner<br />

Tradition mandäischer Studien wiederzubeleben.<br />

So plant er in dem vorgeschlagenen Projekt die erstmalige Herausgabe<br />

zweier wichtiger Handschriften aus der weltweit umfangreichsten<br />

mandäistischen Sammlung, der Drower Collection der Bodleian<br />

Library Oxford, mit begleitender Übersetzung und begleitendem<br />

Kommentar. Es handelt sich dabei um:<br />

– Zihrun Raza Kasia: „Zihrun, das verborgene Geheimnis“ und<br />

– Zrazta d-Hibil Ziua: „Das Amulett des Glanz-Abel“.<br />

Mandäische<br />

Handschriften<br />

Seite 19


Mu’tazilite<br />

Manuscripts<br />

Seite 20<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die erstgenannte Handschrift zählt zu den kultisch-liturgischen Texten<br />

– der Kultus ist die Grundlage des gesamten religiösen Lebens der<br />

Mandäer –, die nur für Priester bestimmt waren. Sie enthalten Ritenkommentare<br />

und sog. „geheime“ Texte, in denen die priesterliche<br />

Lehre dargelegt wird. Die Totenmesse, die Gegenstand des Zihrun<br />

Raza Kasia ist, wurde in der Forschung bislang noch nicht beschrieben<br />

und behandelt.<br />

Die zweite Handschrift ist die populärste und sogleich umfangreichste<br />

mandäische Rolle magischen Inhalts. Diese magischen Texte verwenden<br />

einen anderen Wortschatz als die theologischen und rituellen<br />

Werke und dokumentieren die Entwicklung religiöser Vorstellungen<br />

von der vorislamischen Zeit bis in die spätere Periode der mandäischen<br />

Geschichte. Als Komplement zu den priesterlichen Spekulationen<br />

und den mythischen Werken gewähren sie einen Einblick in<br />

die Vorstellungen von Krankheit, Unglück und Schicksal des einfachen<br />

Mandäers.<br />

Beide Textrollen sollen sprachlich sowie in ihrem kultischen bzw.<br />

dämonologischen Gehalt erschlossen werden. Dabei soll insbesondere<br />

die Herausbildung der Tradierung priesterlichen Fachwissens<br />

sowie das Verhältnis des mandäischen Gedankengutes zu anderen<br />

Kulturen erhellt werden, das charakteristisch für Texte jener synkretistischen<br />

Religion ist.<br />

Prof. S. Schmidtke (Institut für Islamwissenschaft, Fachbereich<br />

Geschichts- und Kulturwissenschaften, Freie Universität Berlin) und<br />

Dr. D. Sklare (Center for the Study of Judeo-Arabic Literature, Ben<br />

Zvi Institute, Jerusalem) erhalten <strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt<br />

„Mu’tazilite Manuscripts“<br />

Die Mutazila war eine mittelalterliche theologische Schule, welche<br />

die spekulative Dogmatik im Islam begründet hat. Sie betonte die Bedeutung<br />

der Vernunft und des freien Willens und beschäftigte sich mit<br />

Fragen nach der Wesenheit Gottes und des Menschen, der Offenbarung<br />

und dem göttlichen Gesetz. Unter dem Kalifen Mamun wurde<br />

die Mutazila 827 zur offiziellen Lehre. Der Widerstand der muslimischen<br />

Orthodoxie erreichte allerdings, dass bereits unter dem Kalifen<br />

Mutawakkil (847 bis 861) die Vorherrschaft der Mutazila gebrochen<br />

wurde. Im sunnitischen Islam verlor diese theologische Schule völlig<br />

ihre Bedeutung. Einfluss behielt die dagegen bei den schiitischen<br />

Richtungen des Islam und im karaitischen Judentum, einer um das<br />

Jahr 765 von Anan ben David in Bagdad gegründeten Glaubensrichtung,<br />

deren Mitglieder nur die buchstabengetreue Auslegung der<br />

jüdischen Schriften akzeptieren. Karaitische Gelehrte erstellten Kopien<br />

und Übersetzungen der mutazilitischen Literatur und setzten<br />

sich mit den Lehren der Mutazila kritisch auseinander. Einige der geistigen<br />

Köpfe der alten jüdischen Akademien von Sura und Pumbedita<br />

in Bagdad übernehmen in ihren Werken sogar die mutazilitische<br />

Weltsicht. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts spaltete sich die<br />

mutazilitische Bewegung in zwei Hauptrichtungen: die Schulen von


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Bagdad und Basra. Die Hauptvertreter der basranischen Richtung<br />

waren Abu – ’Alı - al-Jubba – ’ı - (gest. 916) und sein Sohn Abu – Hăshim<br />

(gest. 933) sowie ’Abd al-Jabba – r (gest. 1025) und sein Schüler Abu –<br />

I-Husayn al-Basrı - (gest. 1044). Verschiedene moderne Reformbestrebungen<br />

sehen in der Wiedergewinnung mutazilitischer Rationalität<br />

eine wichtige Voraussetzung für einen neuen Aufschwung der muslimischen<br />

Welt.<br />

Die mutazilitische Literatur hat insgesamt keine weite Verbreitung<br />

gefunden. Die Lehren der Mutazila sind zumeist nur durch die Werke<br />

ihrer Gegner überliefert, und lediglich wenige Texte liegen im<br />

Original vor. Authentische Manuskripte findet man heute hauptsächlich<br />

in zwei Quellen: In jemenitischen öffentlichen und privaten<br />

Handschriftensammlungen und in der Firkovitsch Sammlung von<br />

jüdisch-arabischen Manuskripten, die sich in der Russischen Nationalbibliothek<br />

in St. Petersburg befindet.<br />

Das Forschungsprojekt soll drei Ziele verfolgen:<br />

– die Erstellung einer detaillierten Übersicht der Manuskripte der<br />

Mutazila und die Verfilmung des noch unveröffentlichten Materials,<br />

– die Identifikation und Katalogisierung der Handschriften,<br />

– die Vorbereitung wissenschaftlicher Editionen von möglichst vielen<br />

Werken der mutazilitischen Theologie (u.a. des Kita – b al-Muhı - t des<br />

’Abd al-Jabba – r, des Kita – b Tasaffuh al-adilla des Abu – I-Husayn al-<br />

Basrı - ).<br />

Prof. R. Feldmeier (Lehrstuhl Neues Testament, Universität Göttingen)<br />

und Prof. H.-G. Nesselrath (Seminar für Klassische Philologie,<br />

Universität Göttingen) erhielten für das von ihnen betreute und herausgegebene<br />

Projekt „SAPERE. Texte und Darstellungen zu Religion,<br />

Ethik und Philosophie der Kaiserzeit“ Mittel der <strong>Stiftung</strong>. Weitere<br />

Herausgeber sind Prof. U. Berner (Lehrstuhl Religionswissenschaft,<br />

Universität Bayreuth), Prof. B. Heininger (Lehrstuhl Neues Testament,<br />

Universität Würzburg) und Dr. R. Hirsch-Luipold (Seminar Neues Testament,<br />

Universität Göttingen, Sprecher des Herausgebergremiums).<br />

Das Forschungs- und Editionsprojekt SAPERE (Scripta Antiquitatis<br />

Posterioris ad Ethicam Religionemque pertinentia) hat zum Ziel, ausgewählte<br />

Schriften, die zu den Grundlagen des abendländischen<br />

Denkens über Mensch, Gesellschaft und Religion gehören, zu übersetzen<br />

und zu erschließen. Je nach Eigenart des Einzeltextes wird ein<br />

Team von Spezialisten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengestellt,<br />

das den Text im Austausch miteinander durch Einzelbeiträge<br />

kommentiert. SAPERE möchte dabei bewusst an alle Konnotationen<br />

des lateinischen sapere anknüpfen: nicht nur an die<br />

Intellektuelle (die Kant in der Übersetzung von sapere aude, „Habe<br />

Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, zum Wahlspruch<br />

der Aufklärung gemacht hat), sondern auch an die des „Schmeckens“;<br />

SAPERE möchte Leserinnen und Leser nicht zuletzt auch „auf den<br />

Geschmack“ der behandelten Texte bringen.<br />

Sapere<br />

Seite 21


Seite 22<br />

Im Berichtszeitraum ist folgender Band erschienen:<br />

Dion von Prusa: Menschliche Gemeinschaft und göttliche Ordnung.<br />

Die Borysthenes-Rede. Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />

Essays versehen von Heinz-Günther Nesselrath, Balbina<br />

Bäbler, Maximilian Forschner, Albert de Jong. – Darmstadt: Wiss.<br />

Buchges., 2003. 207 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris<br />

ad Ethicam Religionemque pertinentia; B. 6)<br />

In seiner „Borysthenes-Rede“ zeichnet der griechische Redner und<br />

Philosoph Dion von Prusa nicht nur das faszinierende Bild der Stadt<br />

Olbia/Borysthenes, eines Außenpostens der hellenischen Zivilisation,<br />

sondern entwickelt auch platonisch und stoisch geprägte Vorstellungen<br />

von guter menschlicher Gemeinschaft und dem harmonischen<br />

Zusammenleben von Göttern und Menschen in einem vernunftgeleiteten<br />

Kosmos – Ausführungen, die auch heutige Leser zum nach- und<br />

Weiterdenken über ihre eigene Rolle in ihren Gemeinwesen und in<br />

der Welt überhaupt anregen können.<br />

Folgende Bände werden in Kürze erscheinen:<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Apuleius, Der Gott des Sokrates. (SAPERE; Bd. 7)<br />

Die Schrift des Rhetors und platonischen Philosophen Apuleius von<br />

Madaura/Nordafrika (2. Jh n. Chr.) ist ein öffentlich gehaltener Lehrvortrag,<br />

in dem der Autor der in der Antike viel verhandelten Fragen<br />

nachgeht, was das sog. „Daimonion“ sei, auf das Sokrates sich in den<br />

„Platonischen Dialogen“ und in den Schriften Xenophons so häufig<br />

beruft. Um diese Frage umfassend zu beantworten, entwirft Apuleius<br />

ein fast vollständiges System mittelplatonischer Theologie. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei die Lehre von den Dämonen; denn Apuleius will<br />

nachweisen, dass das „Daimonion“ der persönliche Dämon (Schutzgeist)<br />

des Sokrates ist. Die Schrift stellt das ausführlichste und reichste<br />

Dokument zur Lehre der Mittelplatoniker von den Dämonen dar.<br />

Als Lehrvortrag ist es zugleich ein spektakuläres Zeugnis für die<br />

Redekunst des 2. Jh. n. Chr.<br />

Die Bild-Tafel des Kebes: Allegorie des Lebens (SAPERE; Bd.8)<br />

Ein rätselhaftes Bild auf einer Weihtafel im Heiligtum des Kronos führt<br />

die Teilnehmer dieses Dialogs auf zentrale Fragen bei der Suche nach<br />

persönlichem Glück. Das Bild zeigt eine Allegorie des Weges bis hin<br />

zum Gipfel des Glücks. Auf diesem Weg muss der Mensch personifizierte<br />

Versuchungen und Laster sowie die Scheinbildung hinter sich<br />

lassen, um sich von der wahren Bildung zu Tugend und Glück führen<br />

zu lassen.<br />

Der wegen seiner Anschaulichkeit und pädagogischen Qualität bis<br />

zum Ende des 19. Jh. beliebte, dann aber in Vergessenheit geratene<br />

Text wird nach über hundert Jahren erstmals wieder mit einer deutschen<br />

Übersetzung und Anmerkungen vorgelegt. Dem vertieften


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Verständnis dienen neben einer Einführung sowie einer Diskussion<br />

der Verfasserfrage fünf Essays zu philologischen, philosophie- und<br />

religionsgeschichtlichen Aspekten der Schrift, ihren motivgeschichtlichen<br />

Hintergründen sowie ihrer Rezeption in der Kunst und Pädagogik.<br />

Lukian, Der Tod des Peregrinos. (SAPERE; Bd. 9)<br />

Im Jahre 167 n. Chr. beging in Olympia der wandernde Philosoph<br />

Peregrinus, der sich selbst Proteus nannte, Selbstmord, indem er sich<br />

Ende der olympischen Spiele öffentlich selbst verbrannte. Unter den<br />

Augenzeugen dieser Tat war auch der Schriftsteller Lucian von<br />

Samosata, der seinem Freund Kronius in seiner Schrift „Der Tod des<br />

Peregrinus“ von dem Ereignis berichtet. Aber nicht nur die Umstände<br />

des Verbrennungstodes sind Inhalt des Werkes; Lucian lässt auch<br />

das Leben dieses zu Lebzeiten berühmten und nach seinem Tod kultisch<br />

verehrten Mannes Revue passieren. In seiner Inszenierung, die<br />

an Peregrinus kein gutes Haar lässt, kommen dabei zunächst ein<br />

glühender Anhänger, dann ein Verächter des Peregrinus zu Wort,<br />

schließlich Lucian selbst, der in gewohnt scharfer und spöttischer<br />

Manier stets brillant formulierend berichtet und kommentiert. Dabei<br />

trifft sein Spott neben den Kynikern auch die Christen, in deren Reihen<br />

Peregrinus eine kurze aber bemerkenswerte Karriere machte.<br />

Dies hat dem Autor zwar im mittelalterlichen Lexikon des Suidas die<br />

Androhung ewiger Verdammnis eingebracht, hat aber andererseits<br />

dem hier vorliegenden Werk stets das Interesse der Theologen und<br />

Historiker gesichert.<br />

Folgende Bände sind in Vorbereitung:<br />

Die Worte der Sieben Weisen. (SAPERE; Bd.10) und<br />

Ps.-Platon, Über den Tod (Axiochos). (SAPERE; Bd. 11).<br />

Prof. E. Jüngel D.D. (Institut für Hermeneutik, Evangelisch-Theologische<br />

Fakultät, Universität Tübingen) erhält <strong>Stiftung</strong>smittel für die<br />

Durchführung des Projekts „Der Mensch vor Gott am Anfang und<br />

Ende seines Lebens – Der Beitrag der mittelalterlichen „De-anima“ –<br />

Interpretationen für die bioethische Frage nach der Herkunft und die<br />

eschatologische Frage nach der Zukunft des Menschen“.<br />

Wenn Beginn und Ende des Lebens eines Menschen in den Blick<br />

kommen, stellen sich immer auch zwei Fragen. Die erste ist die für die<br />

Bioethik relevante Frage nach der Herkunft des Menschen: wo liegt<br />

die menschliche Würde konstituierende Grenze auf dem Weg vom<br />

„etwas zu jemand“, ab wann also kann man von einem zur Welt gekommenen<br />

Menschen sagen, dass er ein menschliches Lebewesen,<br />

ein lebendiger Mensch ist? Die zweite ist die eschatologisch relevante<br />

Frage nach der Zukunft des Menschen: Hat das menschliche<br />

Individuum angesichts des drohenden Übergangs vom „jemand zu<br />

etwas“, also auch über den irdischen Tod hinaus, Hoffnung auf<br />

Herkunft<br />

und<br />

Zukunft des<br />

Menschen<br />

Seite 23


Seite 24<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Leben? Eine Antwort auf diese beiden Fragen steht vor der Schwierigkeit,<br />

dass für den Menschen Anfang und Ende seiner Existenz<br />

nicht unmittelbar greifbar sind. Sie genauer zu bestimmen, ist nicht<br />

zuletzt deshalb für die wissenschaftliche Arbeit eine stets neu zu bewältigende<br />

Aufgabe, zumal angesichts der Tatsache, dass die moderne<br />

Reproduktionsmedizin und molekulare Zellbiologie einen neuen<br />

Schub von Abgrenzungsproblemen in Fragen der Schutzwürdigkeit<br />

vorgeburtlichen menschlichen Lebens provoziert haben. Bei der<br />

Suche nach einer Antwort kann die Theologie einen wichtigen Beitrag<br />

leisten, indem sie Gott als denjenigen aufweist, der angesichts<br />

der Konfrontation mit dem Nichts das menschliche Geschöpf zu konstituieren<br />

und zu bewahren vermag.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, im Rückgang auf antike und mittelalterliche<br />

Quellen sowie durch gezielte Analysen einschlägiger<br />

theologischer Texte des 20. Jahrhunderts den Fragen nach der Herkunft<br />

und Zukunft des Lebens eines Menschen nachzugehen, um auf<br />

diesem Hintergrund das Gespräch mit der aktuellen theologischen,<br />

naturwissenschaftlichen und philosophischen Forschung zu eröffnen.<br />

Näherhin soll danach gefragt werden, welchen Beitrag die klassische<br />

Anthropologie mit der Unterscheidung von Leib, Seele und Geist zur<br />

aktuellen Diskussion um die Konstituierung der menschlichen Person<br />

leisten und wie der christliche Gottesglaube die Existenz des Menschen<br />

zu Beginn des Lebens und im Sterben begründen kann.<br />

Das Projekt wird sich in seiner geistesgeschichtlichen Dimension auf<br />

die Rezeption der aristotelischen Schrift „De anima“ konzentrieren.<br />

Aristoteles hat mit diesem Opus als erster Philosoph der Seele eine<br />

eigene systematische Untersuchung gewidmet. In der Frage der<br />

Abgrenzung des Gegenstandsbereiches und der Methodik hat er<br />

Neuland betreten und die Lehre von der Seele der Naturwissenschaft<br />

eingegliedert. „De anima“ wurde dann für die mittelalterliche Anthropologie<br />

die entscheidende Gesprächsplattform für Lehrentscheidungen.<br />

Die gezielte Lektüre der mittelalterlichen Diskussion soll auf<br />

deren welterschließende Kraft aufmerksam machen. Entsprechend<br />

sind die alten Texte mit dem strengen Fokus aktuell aufgeworfener<br />

bioethischer und eschatologischer Problemlagen zu lesen, um so die<br />

innertheologische sowie die interdisziplinärer Verständigung über<br />

diese Problemlagen zu vertiefen.<br />

Ein erster geistesgeschichtlicher Erkundungsgang nimmt zunächst<br />

die Diskussion der entsprechenden Fragen bei Thomas von Aquin in<br />

den Blick. Interpretiert werden sollen einschlägige Passagen des „De<br />

anima“ – Kommentars des Aquinaten im Kontext des thomanischen<br />

Gesamtwerks. Der Erkundungsgang durch die Aristoteles-Interpretationen<br />

hat sich von Thomas aus sukzessiv konzentrisch zu erweitern<br />

und soll schließlich vom Frühmittelalter bis in die Renaissancephilosophie<br />

aus greifen (u.a. Albertus Magnus, Averroes, Johannes Philoponus,<br />

Bonaventura, Ockham, Pietro Pomponazzi). In einem zweiten<br />

geistesgeschichtlichen Erkundungsgang sind wichtige theologische<br />

Positionen des 20. Jahrhunderts in systematischer Perspektive zu


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

analysieren. Dazu zählen exemplarisch die Beiträge von Barth,<br />

Rahner und Pannenberg. Die Lektüre soll im Gespräch mit der erarbeiteten<br />

mittelalterlichen Diskussion erfolgen und beachten, dass<br />

Pannenberg und Barth auf Einsichten reformatorischer Theologie<br />

zurückgreifen und ebenso wie Rahner die idealistische Philosophie<br />

und Theologie reflektieren.<br />

Schließlich soll im Austausch mit der alt- und neutestamentlichen<br />

Fachexegese gründlich untersucht werden, welche biblischen Texte<br />

die „De anima“-Interpreten herangezogen haben und wie sie mit<br />

diesen Texten argumentativ verfahren sind. Zugleich soll die kontroverse<br />

bioethische Diskussion um den Übergang von „etwas zu<br />

jemand“ interdisziplinär und innerhalb der Theologie aufgearbeitet<br />

werden. Die Diskussion ist in ihren Argumentationsstrategien und<br />

theologischen Voraussetzungen auf dem Hintergrund der oben aufgeführten<br />

Forschungsschwerpunkte zu sichten. Gleiches gilt für die<br />

Frage nach der eschatologischen Zukunft des Menschen.<br />

Prof. W. Geerlings (Katholisch-Theologische Fakultät, Universität<br />

Bochum) erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> eine Startfinanzierung<br />

für die Edition einer kommentierten, zweisprachigen Gesamtausgabe<br />

der Werke Augustinus, die anschließend von der Görres-Gesellschaft<br />

fortgeführt wird. Bearbeiter ist Dr. L. Mechlinsky.<br />

Im Berichtszeitraum wurde der Band „De moribus ecclesiae et de<br />

moribus Manichaeorum“ (348 S.) publiziert. Es handelt sich hierbei<br />

um eine erstmalige kommentierte Gesamtübersetzung dieses Werkes.<br />

Damit hat die Manichäismus-Forschung einen wichtigen neuen<br />

Text erhalten. Autorin ist Dr. E. Rutzenhöfer.<br />

In Druck geht im Sommer 2004 der Band Possidius „Vita Augustini“.<br />

Der Band enthält neben den bisherigen Editionen einen kompletten<br />

Abdruck des Augustinischen Briefes 228, der bisher gar nicht oder nur<br />

gekürzt publiziert war. Ebenfalls neu abgedruckt und kommentiert<br />

wird das „Indiculum“, das erste Verzeichnis der Werke Augustins, das<br />

Possidius seiner Vita angefügt hat. Insofern stellt diese Edition einen<br />

Fortschritt der Augustinusforschung dar. Verfasser ist W. Geerlings.<br />

Augustins „De baptismo“ – ebenfalls eine deutsche Erstübersetzung<br />

– befindet sich in der Bearbeitung und wird voraussichtlich im Sommer<br />

2004 zum Druck gehen.<br />

Weiterhin liegt in der Bearbeitung von M. Rasche Übersetzung, Einleitung<br />

und Kommentar von „De diversis quaestionibus 83“ vor. Auch<br />

hierbei handelt es sich um eine erstmalige, kommentierte Ausgabe.<br />

Die Herausgeber haben sich bemüht, den Neuübersetzungen Vorrang<br />

zu geben vor schon oft übersetzten Werken. Deshalb wird<br />

vermutlich Ende 2004 ein erster Band der „Sermones“ Augustins, die<br />

bisher in keiner Gesamtübersetzung vorliegen, erscheinen. Mit<br />

dieser Aufgabe ist Dr. L. Mechlinsky betraut. Er soll gleichzeitig eine<br />

Augustinus<br />

Gesamtausgabe<br />

Seite 25


Berner<br />

„Kunstbuch“<br />

Seite 26<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Untersuchung zur Sprache Augustins in den „Sermones“ vorlegen<br />

und damit die Forschungen der Nijmwegener-Schule von Prof. Chr.<br />

Mohrmann wiederaufgreifen und weiterführen.<br />

Ebenfalls in Angriff genommen ist von Prof. Fiedrowicz die Gesamtübersetzung<br />

der „Enarrationes in Psalmos“. Zu den großen Corpora<br />

gehört auch die Gesamtausgabe der Briefe Augustins. Prof. W. Löhr,<br />

Hamburg, hat sich dieser Aufgabe angenommen und hofft, 2005 den<br />

ersten Band vorlegen zu können. Der große Kommentar Augustins<br />

zum „Johannes-Evangelium“ wird von K. Pollmann bearbeitet.<br />

Aus dem Kreis der Herausgeber hat Prof. Neuschäfer, Göttingen,<br />

Übersetzung und Kommentierung von „Contra Faustum“ übernommen.<br />

Auch hierbei handelt es sich um eine Erstübersetzung dieses für<br />

die Manichäismusforschung überaus wichtigen Werkes, das in den<br />

letzten Jahren in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses gerückt<br />

ist. Ebenfalls aus dem Kreis der Herausgeber hat sich Chr. Horn der<br />

Übersetzung von „De civitate dei“ angenommen.<br />

Insgesamt sind über dreißig Mitarbeiter eingeworben worden, die<br />

verbindlich zugesagt haben, eine Augustinische Schrift zu bearbeiten.<br />

Damit ist ein beachtlicher Mitarbeiterstamm gewonnen, der zusammen<br />

mit dem Herausgebergremium Garantie für eine langfristige<br />

Verwirklichung der Augustinus-Edition bietet.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. G. Seebaß, (Wissenschaftlich-Theologisches<br />

Seminar, Universität Heidelberg) Fördermittel für den Abschluss der<br />

Arbeiten an der Edition des Berner „Kunstbuchs“ zur Verfügung.<br />

Bei dem in der Burgerbiliothek Bern aufbewahrtem „Kunstbuch“<br />

handelt es sich um einen handschriftlichen Sammelband aus der ersten<br />

Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er enthält 42 längere Traktate und<br />

dazu einige kürzere einleitende und überleitende Texte, wobei der<br />

Schreiber der Handschrift, Jörg Maler, den Text mit zahlreichen Marginalien<br />

(meist Angaben biblischer Kapitel, aus denen im Text zitiert<br />

wird oder die nach Malers Auffassung irgendwie mit dem Text zusammenhängen)<br />

und kommentierenden Glossen versehen hat. Als<br />

man die Bedeutung der Handschrift für die Erforschung des frühen<br />

oberdeutschen und des von Pilgram Marpeck geprägte Täufertums<br />

erkannte, beauftrage die Täuferaktenkommission des Vereins für<br />

Reformationsgeschichte Dr. H. Fast den Band in der Reihe der „Quellen<br />

und Forschungen zur Geschichte der Täufer“ zu edieren, dessen<br />

Arbeit von Dr. M. Rothkegel zu Abschluss gebracht werden wird.<br />

Die Texte werden mit zwei Apparaten ediert, einem textkritischen<br />

Apparat und einem erläuternden Anmerkungsapparat, außerdem<br />

wird zu allen Bibelstellen die heutige Verszählung hinzugefügt. Der<br />

textkritische Apparat enthält erstens Erläuterungen zu problematischen<br />

Lesungen, zweitens weist er editorisch notwenige Abweichungen<br />

des edierten Textes vom Manuskript nach und verzeichnet<br />

drittens bei denjenigen Traktaten, die auch außerhalb des Kunst-


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

buches überliefert sind, die Lesarten anderer relevanter Textzeugen.<br />

Der Anmerkungsapparat enthält den Nachweis für biblische Anspielungen,<br />

ferner knappe Erklärungen schwieriger Worte und Wendungen<br />

sowie knappe Sacherläuterungen. Der Edition ist eine allgemeine<br />

Einleitung vorangestellt, außerdem erhält jeder einzelne Traktat<br />

jeweils eine kurze spezielle Einleitung.<br />

Die Edition soll in drei Schritten druckfertig gemacht werden: Zunächst<br />

wurde der gesamte von Fast transkribierte Text sorgfältig mit<br />

einem Mikrofilm der Handschrift verglichen, was eine große Zahl von<br />

Korrekturen erbrachte. Dieser Arbeitsschritt wurde Anfang Februar<br />

2004 abgeschlossen.<br />

Der zweite Arbeitsschritt ist die Erstellung des korrigierten Textes der<br />

Edition und beider Apparate, die Überprüfung der von bereits von<br />

Fast identifizierten Bibelstellen und der Nachweis der von ihm nicht<br />

erkannten Anspielungen. Das war trotz des Einsatzes des Computerprogramms<br />

Bibleworks zeitaufwendiger als erwartet, einmal wegen<br />

der großen Zahl solcher Zitate und Anspielungen, vor allem aber, weil<br />

einige Autoren offenbar ad hoc aus der Vulgata zu übersetzen pflegten.<br />

Als unerwartet zeitraubend erwies es sich, die textkritischen<br />

Apparate für die mehrfach überlieferten Texte zu erstellen. Die von<br />

Fast bereits vorgenommenen Sacherläuterungen wurden stark gekürzt.<br />

Die lexikalischen Erläuterungen wurden überprüft und in<br />

vielen Fällen korrigiert. Dieser zweite Arbeitsschritt ist weithin abgeschlossen.<br />

Der dritte Arbeitsschritt umfasst die Beschaffung und Sichtung der<br />

von Fast zitierten Sekundärliteratur, die Einarbeitung einiger von ihm<br />

nicht mehr berücksichtigter neuerer Publikationen und die Bearbeitung<br />

bzw. Neufassung der Einleitungen zu den einzelnen Stücken.<br />

Dabei werden größere interpretierende Ausführungen Fasts, die zwar<br />

wertvoll sind, aber nicht eigentlich in eine Edition gehören, stark<br />

gekürzt oder ganz wegfallen. Dieser dritte Arbeitsschritt verläuft<br />

zeitlich parallel zu den beiden ersten. Insgesamt sollen die Arbeiten<br />

im Oktober 2004 abgeschlossen werden, so dass anschließend die<br />

Drucklegung beginnen kann.<br />

Prof. T. Bremer (Ökumenisches Institut, Universität Münster) erhält<br />

<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Bauern und kirchliche Obrigkeit:<br />

Nordrussland und die Ukraine zwischen 1648 und 1762“.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die unterschiedlichen<br />

Reaktionen der russischen und ukrainischen Bauern auf die religiösen<br />

Herausforderungen des 17. Jahrhunderts. Näherhin geht es um<br />

die Frage, warum die bedeutendsten religiösen Reformen in der<br />

Ukraine, z.B. die Reformen des Metropoliten Petro Mohyla oder die<br />

Konvertierung der drei orthodoxen Diözesen zur Kirchenunion, nur<br />

auf geringen Widerstand der Gemeindemitglieder stießen, während<br />

die liturgische Reform des Patriarchen Nikon in Russland gleichzeitig<br />

erbitterten Widerstand der Gläubigen hervorrief.<br />

Bauern<br />

Kirche<br />

Russland /<br />

Ukraine<br />

Seite 27


Seite 28<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die Untersuchung setzt mit dem Anfang der Aufstandsbewegung unter<br />

Rohdan Chemel’nyckyj (1648) ein, die zu umfangreichen sozialen,<br />

politischen und religiösen Veränderungen in der Ukraine führte. Wichtigstes<br />

politisches Ergebnis dieses Krieges war die Teilung der Ukraine<br />

in einen rechtsufrigen polnischen Teil, der in die Jurisdiktion der<br />

nach der Kirchenunion von Brest (1596) entstandenen griechischkatholischen<br />

(unierten) Kirche integriert wurde, und in den linksufrigen<br />

russischen Teil. In diese Zeit fallen auch die Kirchenreformbemühungen<br />

des Patriarchen von Moskau, Nikon. Auf den Moskauer<br />

Synoden von 1654, 1655 und 1656 erwirkte er die Angleichung der<br />

Liturgie an die byzantinische, was jedoch zu einer Widerstandsbewegung<br />

der „Altgläubigen“ führte, die die Reformen als Einbruch in<br />

die geheiligte russische Tradition empfanden, den Kampf gegen den<br />

Staat aufnahmen und ein Schisma innerhalb der russischen Orthodoxie<br />

auslösten. In den 1680er Jahren verhängte der Staat z.T. drakonische<br />

Maßnahmen gegen diese „Altgläubigen“. Ein Ukas von 1685<br />

verfügte ihre Verfolgung und Verurteilung als Aufständische und<br />

Staatsfeinde. Tausende von ihnen wurden hingerichtet, viele entzogen<br />

sich den Häschern durch Selbstverbrennung. Auch die kanonische<br />

Unterstellung der Kiever Metropolie unter das Moskauer Patriarchat<br />

und die Vertreibung der unierten Geistlichen sollten der Wiederherstellung<br />

der Position der orthodoxen Kirche dienen. Der Untersuchungszeitraum<br />

reicht bis zum Regierungsantritt Katharinas II.<br />

(1762), die das ganze System der Finanzierung der Kirchen reformierte.<br />

Unter anderem wurde feste Preise für die Kasualien eingeführt. Die<br />

Regierungszeit Katharinas der Großen brachte auch die Einführung<br />

der Leibeigenschaft in der linksufrigen Ukraine, die die Handlungsmöglichkeiten<br />

der dörflichen Kirchengemeinde reduzierte.<br />

Während die Durchführung der vom Patriarchen Nikon (1653-1658)<br />

begonnen liturgischen Reform seit den 1680er Jahren auf den Widerstand<br />

der Bauern des russischen Nordens stieß, ging zur gleichen<br />

Zeit der Übergang der drei „westlichen“ ukrainischen Diözesen<br />

(Peremys˘l, L’viv und Luck) zur Kirchenunion relativ friedlich vonstatten.<br />

Die Hypothese ist, dass diese Unterschiede durch die Rolle der<br />

Kirchengemeinde zu erklären sind. Die Untersuchung geht davon<br />

aus, dass die konfessionelle Teilung der Ukraine seit der Mitte des<br />

17. Jahrhunderts in einen orthodoxen und einen griechisch-katholischen<br />

(sog. „unierten“) Teil nicht nur eine Folge der Aufteilung der<br />

Ukraine zwischen der polnischen Adelsrepublik und dem Moskauer<br />

Staat war, sondern auch durch die strukturellen Eigenschaften der<br />

rechtsufrigen bzw. linksufrigen Ukraine ermöglicht wurde. Es wird<br />

vermutet, dass die Kirchenunion sich dort durchsetzte, wo die Priesterwahl<br />

nicht vorhanden war, zum Beispiel in Galizien, weil sie einen<br />

unüberwindlichen Widerspruch zum Tridentinum darstellte. Umgekehrt<br />

hatte dort, wo die Kirchengemeinde einflussreich und das Recht<br />

der Priesterwahl gegeben war, die Kirchenunion wenig Chancen.


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Für das Projekt „Vorlesungen über die Kirchengeschichte (im Rahmen<br />

der Abteilung II – Vorlesungen – der Kritischen Gesamtausgabe<br />

der Werke Friedrich Schleiermachers)“ stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof. K.-V.<br />

Selge (Schleiermacherforschungsstelle an der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften, Berlin) Fördermittel bereit.<br />

Schleiermacher las im Laufe seiner akademischen Lehrtätigkeit dreimal<br />

die Kirchengeschichte: im Sommersemester 1806 in Halle las er<br />

eine einstündige Einleitung in das Studium der Kirchengeschichte, in<br />

den Wintersemestern 1821/22 und 1825/26 jeweils ein fünfstündiges<br />

Kompendium der Kirchengeschichte. In Schleiermachers theologischem<br />

System ist die Kirchengeschichte das Herzstück der historischen<br />

Theologie. Sie erforscht und stellt dar, wie sich die in Christus<br />

gesetzte Offenbarung in der Zeit auf die Menschheit verbreitet hat;<br />

insofern kann man sie als das empirische Gegenstück zur christlichen<br />

Sittenlehre ansehen.<br />

Die Vorlesungen sind durch Manuskripte Schleiermachers und durch<br />

einige studentische Nachschriften von 1821/22 dokumentiert. Bei den<br />

Schleiermacherschen Manuskripten handelt es sich einerseits um<br />

eine umfangreiche Materialsammlung (über 200 Seiten numerierte<br />

Exzerpte aus Quellen und aus der Sekundärliteratur über die Kirchengeschichte<br />

bis etwa 1700), andererseits um Aufrisse der einzelnen<br />

Vorlesungsstunden. Zu berücksichtigen ist auch die ältere,<br />

unkritische Ausgabe der Kirchengeschichte durch Eduard Bonnell<br />

(Friedrich Schleiermacher, Sämtliche Werke, Band I/11, Berlin 1840),<br />

die noch auf inzwischen verlorene Nachschriften der Vorlesung<br />

1825/26 zurückgreifen konnte.<br />

Schon vor dem Beginn der Förderung wurde mit der Arbeit an der Edition<br />

angefangen. Zunächst wurden die Schleiermacherschen Manuskripte<br />

transkribiert. Die Transkription ist jetzt vorläufig abgeschlossen;<br />

sie umfasst etwa 250 Seiten, zahlreiche unsichere Wörter sind noch zu<br />

klären. Die nächsten Arbeitsschritte sind die Transkription einer Nachschrift<br />

und Sachrecherchen zum Inhalt der Vorlesungen welche zur<br />

Klärung noch unsicherer Lesungen in Schleiermachers Manuskripten<br />

beitragen sollen. Die Sachrecherchen gehen vor allem der Frage nach,<br />

welche Literatur und welche Quellenausgaben Schleiermacher zur<br />

Präparation seiner Vorlesungen benutzt hat. Bisher konnte bei etwa<br />

der Hälfte der Exzerpte die Quelle ermittelt werden.<br />

Dr. Chr. Nottmeier (Lehrstuhl Praktische Theologie, Theologische<br />

Fakultät, FU Berlin) erhält für die Edition ausgewählter Schriften<br />

Adolf von Harnacks in vier Bänden Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Der Kirchenhistoriker Adolf von Harnack (1851-1930), geboren im<br />

livländischen Dorpat, Professor in Leipzig, Gießen, Marburg und seit<br />

1888 in Berlin, gehörte zu den wichtigsten protestantischen Theologen<br />

um 1900. Neben wegweisenden kirchenhistorischen Arbeiten<br />

hatte er zeitweilig erheblichen Einfluss auf die preußische Universitäts-,<br />

Wissenschafts- und Bildungspolitik. Er rief die Kirchenväter-<br />

F. SchleiermacherKirchengeschichte<br />

A. von<br />

Harnack<br />

Seite 29


Kirche<br />

SBZ / DDR<br />

Seite 30<br />

kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften ins Leben<br />

und war von 1911 bis 1930 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft<br />

zur Förderung der Wissenschaften. Als Präsident des „Evangelischsozialen<br />

Kongresses“ auch im Rahmen der bürgerlichen Sozialreformer<br />

engagiert, bemühte er sich unter Einsatz seiner zahlreichen Kontakte<br />

bis zu den Reichskanzlern Bülow und Bethmann Hollweg um<br />

eine behutsame Reform des Reiche im Lichte bürgerlich-liberaler<br />

Wertideale. Während des Krieges forcierte er dieses Engagement<br />

durch Denkschriften und Beteiligung an verschiedenen gelehrtenpolitischen<br />

Aktivitäten, die auf einen raschen Verständigungsfrieden<br />

sowie die Liberalisierung des politischen Systems des Kaiserreiches<br />

abzielten. Nach dem Krieg gehörte er zu den wenigen aktiven Befürwortern<br />

der jungen Demokratie von Weimar, an deren Verfassung er<br />

als Beauftragter der Regierung aktiv mitgearbeitet hat.<br />

Die auf vier Bände angelegte Auswahledition versteht sich als Ergänzung<br />

zu den bisher vorliegenden und leicht zugänglichen Sammlungen<br />

(„Reden und Aufsätze“, „Kleine Schriften zur Alten Kirche“). Ziel der<br />

Edition ist es, Harnacks Beitrag zu den theologischen wie kulturellen<br />

Debatten um 1900 zu verdeutlichen, von gängigen Klischees im Blick<br />

auf seine geschichtstheoretischen wie theologischen Prämissen wegzuführen<br />

sowie den grundlegenden Zusammenhang von Harnacks<br />

Theologie mit seinem wissenschafts- wie auch sozialpolitischen Engagement<br />

zu erhellen. Sie stellt damit nicht allein Materialien zu einem<br />

noch immer ausstehenden historischen und systematischen Gesamtbild<br />

Harnacks, sondern zur Theologie-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts insgesamt bereit, indem sie<br />

Harnack als einen der wichtigsten Repräsentanten des protestantischliberalen<br />

sozialmoralischen Milieus um 1900 einzuordnen versucht.<br />

Die vier Bände bieten: (I) Verstreute Texte und Kleine Schriften,<br />

(II) Rezensionen, (III) Ausgewählte Vorträge und Vorlesungen aus<br />

dem Nachlass, (IV) Dokumente zu Biographie und Werk. Dabei sollen<br />

alle Arbeitsgebiete und Tätigkeitsbereiche Harnacks in der Auswahl<br />

berücksichtigt werden. Die einzelnen Texte werden mit einer<br />

historischen Einleitung sowie knappen Sacherläuterungen versehen.<br />

Als erstes erscheinen die Bände I und II, an denen die editorischen<br />

Arbeiten bereits weit vorangeschritten sind.<br />

Im Berichtszeitraum erschien folgender Beitrag:<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Nottmeier, Christian: Ausgewählte neueste Literatur zu Adolf von<br />

Harnack. – In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte. 7. 2004. S. 286-<br />

290.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. V. Leppin (Lehrstuhl für Kirchengeschichte,<br />

Theologische Fakultät, Universität Jena) für das Projekt „Die Evangelisch-Lutherische<br />

Kirche in Thüringen in der SBZ und Frühzeit der<br />

DDR: Eine Untersuchung über Kontinuitäten und Diskontinuitäten<br />

einer landeskirchlichen Identität in der SBZ/DDR“ Fördermittel zur<br />

Verfügung.


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Das Forschungsvorhaben hat die Untersuchung der landeskirchlichen<br />

Identität der Evangelisch-Lutherischen Thüringens unter den<br />

Bedingungen der SBZ und nachfolgend der DDR zum Ziel. Gegenstand<br />

des Projektes ist die formative Phase innerhalb der DDR, das<br />

heißt die Jahre vom Kriegsende 1945 bis etwa 1957/58.<br />

Die Thüringer Kirche zeichnete sich seit ihrer Gründung 1919 durch<br />

eine ausgeprägte Vielgestaltigkeit aus, die die Herausbildung einer<br />

klaren Identität in der Zeit der Weimarer Republik verhinderte. Nach<br />

der Machtübernahme eliminierten die übermächtigen und radikalen<br />

Thüringer Deutschen Christen das unter demokratischen Verhältnissen<br />

existierende, teils theologisch teils regional begründete Nebeneinander<br />

vielfältiger theologisch-kirchlicher Strömungen. Nur eine<br />

relativ schwache Bekennende Kirche und ein Zusammenschluss<br />

liberaler Theologen waren als Oppositionsgruppen zu den Deutschen<br />

Christen noch vorhanden. Nach 1945 gewann in Thüringen wiederum<br />

eine kirchenpolitische Richtung die Oberhand, die über Thüringen<br />

hinaus gesamtkirchen-politisch große Bedeutung für das geteilte<br />

Deutschland hatte. Der eigentlich im lutherischen Konfessionalismus<br />

beheimatete Landesbischof Moritz Mitzenheim, der mit seiner Spielart<br />

einer einseitig staatsaffirmativen Zwei-Reiche-Lehre eine kirchenpolitische<br />

Vorreiterposition im Sinne des SED-Staates einnahm, verdrängte<br />

einerseits die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft wiederum<br />

in eine Oppositionsrolle und beließ andererseits das Kirchenregiment<br />

in den Händen kirchlich-liberaler, aber auch ehemals deutschchristlicher<br />

Persönlichkeiten, die sich im Weimarer Arbeitskreis gesammelt<br />

und in den juristischen Oberkirchenrat Gerhard Lotz ihren spiritus<br />

rector hatten. Der kirchenpolitische Weg dieser Kirchenleitung, der<br />

sich bis etwa 1957/58 entwickelte und bis etwa 1970 anhielt, wurde<br />

von SED, MfS, aber auch von der Ost-CDU begleitet und unterstützt.<br />

Ziel des Projektes ist die Untersuchung und monographische Darstellung<br />

von Kontinuitäten und Diskontinuitäten beim Neuaufbau einer<br />

Landeskirche in der SBZ und DDR. Die Thüringer Landeskirche eignet<br />

sich für eine solche Studie wegen ihrer kirchlich-theologischen,<br />

regionalen und auch mentalen Vielgestaltigkeit besonders gut, weil<br />

hier die Fortwirkung verschiedener Identitäten innerhalb nur einer<br />

Landeskirche über die Systeme hinweg untersucht werden kann. So<br />

ist etwa die Frage zu stellen, inwieweit die starken, einst auch als<br />

Zusammenschlüsse existierenden kirchlich-liberalen Traditionen in<br />

den Regionen der ehemaligen sächisch-ernestinischen Herzogtümer,<br />

die stark lutherisch konfessionellen Prägungen Ost- und Nordthüringens,<br />

die volkskirchlichen Gegebenheiten Südthüringens, die religiössozialistischen<br />

Milieus in einigen Thüringer Kleinstädten oder die<br />

einst weithin vorhandene völkisch-nationale und später deutschchristliche<br />

Bewegung noch über 1933 und 1945 fortwirkten und<br />

welche Konsequenzen solche Kontinuitäten für das innerkirchliche<br />

Gefüge und die Existenz von Kirche im staatlichen Rahmen hatte.<br />

Die Analyse der Entwicklung der Thüringer Kirche nach 1945 wird<br />

mit der Entnazifizierung und der Neubildung der Kirchenleitung ein-<br />

Seite 31


KopftuchstreitDeutschland<br />

/<br />

Frankreich<br />

Seite 32<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

setzen und dabei den – auch langfristigen – Auswirkungen der vergleichsweise<br />

umfangreichen personellen Umschichtung der Pfarrerschaft<br />

auf die spätere Gestalt der Kirche nachgehen. Die Untersuchungen<br />

des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in der SBZ bis<br />

zu den ersten, auch in Thüringen drastischen Zusammenstößen um<br />

1952/53 wird daran angeschlossen. Schließlich wird die Herausbildung<br />

des speziellen, in seinen personellen, theologischen und gruppenpolitischen<br />

Ursachen weithin im Dunkeln liegenden „Thüringer<br />

Weges“ zu beleuchten sein, der im Umfeld des umstrittenen Kommuniques<br />

zwischen DDR-Regierung und einigen Kirchenvertretern (unter<br />

ihnen Mitzenheim) vom 21. Juli 1958 einen öffentlichen und wirksamen<br />

Ausdruck fand. Diese kirchenpolitische Sonderposition soll in<br />

ihrer theologisch-kirchlichen Eigenart und in ihren gesamtkirchlichen<br />

Auswirkungen beschrieben werden. Letztlich ist die Frage zu<br />

beantworten, inwieweit der „Thüringer Weg“ auf die regionalen und<br />

personellen Besonderheiten Thüringens zurückging oder ob er als ein<br />

durch mannigfaltige, nur in Grundzügen erforschte Einflüsse zustande<br />

gekommenes Produkt der SED bezeichnet werden kann.<br />

Untersuchungsebenen sind die Kommunikations- und Entscheidungsvorgänge<br />

zwischen Staat und Kirchenleitung, innerhalb der<br />

Kirchenleitung und der Synode, innerhalb der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />

in Deutschland. Dabei werden parallele Entwicklungen insbesondere<br />

in der benachbarten Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens<br />

und der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen einzubeziehen<br />

sein, um Besonderheiten, Vergleichbarkeiten und deren<br />

Gründe herauszuarbeiten. Die Untersuchung soll diese nur ansatzweise<br />

erforschten Zusammenhänge analysieren und dadurch einen<br />

Beitrag zur Geschichte der evangelischen Kirchen in der DDR und in<br />

beiden Deutschland im Allgemeinen und der Evangelisch-Lutherischen<br />

Kirche in Thüringen im Speziellen leisten.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. H. Joas (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche<br />

Studien, Universität Erfurt) Fördermittel für das<br />

Projekt „Die Entzauberung der säkularen Gesellschaft. Der „Kopftuchstreit“<br />

als Brennpunkt einer neuen Debatte um das Verhältnis von<br />

Religion, Staat, Politik und Gesellschaft in Frankreich und Deutschland“<br />

bereit.<br />

In dem Projekt sollen die seit Ende der achtziger Jahre durch die Konflikte<br />

um das islamische Kopftuch entbrannten öffentliche Debatten<br />

um das Verhältnis von Religion, Staat, Politik und Gesellschaft in<br />

Deutschland und Frankreich untersucht werden.<br />

Der „Kopftuchstreit“ wurde in Frankreich Ende der achtziger Jahre<br />

ausgelöst, als 1989 drei muslimische Schülerinnen von einem Gymnasium<br />

im Pariser Vorort Creil verwiesen wurden, weil sie es abgelehnt<br />

hatten, im Unterricht ihre Kopfbedeckung abzulegen. Der<br />

Konflikt wurde von den Medien begierig aufgegriffen. Bereits in den<br />

ersten Reaktionen wurde deutlich, dass die französische Öffentlich-


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

keit die Ereignisse von Creil als einen Konflikt wahrnahm, bei dem<br />

die Grundlagen der französischen Gesellschaft – der laizistischrepublikanische<br />

Wertekonsens – auf dem Spiel standen.<br />

Politischerseits wurden verschiedene Regelungsversuche für den<br />

schulischen Raum unternommen: So erließ z.B. Lionel Jospin noch<br />

1989 eine Verfügung, die das Tragen des Kopftuchs nicht grundsätzlich<br />

untersagte, sondern eine Einzelfallregelung vorsah. Seit dem<br />

Sommer 2003 beschäftigte der Konflikt wieder die Assemblée Nationale,<br />

die im Dezember 2003 in ihren Abschlussberichten übereinstimmend<br />

ein gesetzliches Kopftuchverbot einforderte. Unmittelbar<br />

danach erklärte Jacques Chirac in einer feierlichen Grundsatzrede<br />

die Laizität zum Kern der republikanischen Moral und gab seiner<br />

Sorge vor ihrer drohenden kommunitaristischen Aushöhlung Ausdruck,<br />

der nur durch ein Verbot „de tenues ou de signes qui manifestent<br />

ostensiblement l´appartenance religieuse“ begegnet werden<br />

könnte. Kurz vor der Hundertjahrfeier des 1905 verabschiedeten<br />

Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat schienen damit, ausgelöst<br />

durch ein öffentliches Symbol einer immigrierten Religion, die<br />

Weichen in Richtung Konsolidierung des laizistischen Selbstverständnisses<br />

der französischen Gesellschaft gestellt.<br />

Im sehr viel jüngeren deutschen „Kopftuchstreit“ treten andere gesellschaftliche<br />

Sensibilitäten zutage, in denen sich eine vom französischen<br />

Verständnis abweichende Konzeption des gesellschaftlichen<br />

Ortes der Religion spiegelt. So entzündete sich die öffentliche Diskussion<br />

in Deutschland an der Kopfbedeckung einer muslimischen<br />

Lehrerin. Doch auch hier forderte der konkrete Konfliktfall dazu heraus,<br />

eine Abwägung vorzunehmen zwischen der grundrechtlich geschützten<br />

Freiheit des religiösen Bekenntnisses und der ebenfalls im<br />

Grundgesetz verankerten weltanschaulichen Neutralität des Staates,<br />

der die Beamten in ihrem Dienst verpflichtet sind. Der Zweite Senat<br />

des Bundesverfassungsgerichts sprach im September 2003 sein Urteil,<br />

das der Beschwerdeführerin in Teilen Recht gibt, insofern es feststellt,<br />

dass ihr Ausschluss vom Schuldienst aufgrund des Kopftuchs im geltenden<br />

Recht des Landes Baden-Württemberg keine hinreichende<br />

gesetzliche Grundlage finde. Zugleich aber urteilen die Karlsruher<br />

Richter, dass ein gesetzliches Verbot des Tragens religiöser Symbole<br />

im Schuldienst nicht prinzipiell verfassungswidrig sei. In ihrer ausführlichen<br />

Urteilsbegründung machen sie allerdings auch deutlich,<br />

dass die grundsätzliche Frage zu klären sei, ob religiöse Symbole<br />

überhaupt – seien es Kopftuch, Kreuz, Ordenstracht, Kippa o.a. – in<br />

einer zunehmend pluralen Gesellschaft einen Platz im schulischen<br />

Raum haben sollten oder nicht. Damit gaben die Verfassungsrichter<br />

die Verantwortung für ihre Klärung in die deutsche Gesellschaft und<br />

in die Gesetzgebungskompetenz der in diesem Fall zuständigen<br />

Landesparlamente, die unverzüglich reagierten: Nicht nur kündigten<br />

einige Bundesländer umgehend Gesetzesinitiativen zum Kopftuchverbot<br />

an, auch löste das Karlsruher Urteil eine hochemotionalisierte<br />

öffentliche Debatte über den Ort der Religion – der christlichen Traditionen<br />

ebenso wie des Islam – in der deutschen Gesellschaft aus.<br />

Seite 33


Seite 34<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Der „Kopftuchstreit“ zeugt in beiden Ländern von gesellschaftlichen<br />

Verunsicherungen, die weit über ihren Anlass hinaus darauf verweisen,<br />

dass der Ort der Religion, den die Säkularisierungstheorie in die<br />

Privatsphäre und damit ins gesellschaftliche Jenseits verlegt hatte,<br />

grundsätzlich wieder strittig geworden ist. Hervorgerufen wurden<br />

die aktuellen Irritationen durch den mit dem Kopftuch augenfällig<br />

symbolisierten Anspruch des Islam auf öffentliche Präsenz. Dieser<br />

Anspruch kollidiert mit den historisch gewachsenen religionsrechtlichen<br />

Rahmen in Frankreich (Laizität) und Deutschland (Kooperationsmodell).<br />

Diese sind wesentlich durch die Konfliktgeschichte des<br />

Christentums mit dem modernen Staat sowie durch innerchristliche<br />

Konfessionskämpfe geprägt und spiegeln folglich den religionsgeschichtlichen<br />

Erfahrungshintergrund einer Zeit, in der der Islam noch<br />

keine bedeutende Stimme in den europäischen Gesellschaften hatte.<br />

Die Konfliktlinien, die sich in den aktuellen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen<br />

um eine Neuverortung der Religionen im Gefüge<br />

der französischen und deutschen Gesellschaft ergeben, treten im<br />

„Kopftuchstreit“ exemplarisch zutage.<br />

Das geplante Projekt ist daher in religionswissenschaftlicher Perspektive<br />

auf die Frage ausgerichtet, wie die französische und deutsche<br />

Öffentlichkeit im „Kopftuchstreit“ ihr Verhältnis zur Religion<br />

thematisieren und inwiefern dabei Anzeichen einer „Entzauberung“<br />

des christlich-säkularen bzw. laizistischen Konsenses erkennbar sind.<br />

Dies soll durch eine Untersuchung der diskursiven Strategien erfolgen,<br />

mit denen in Rechtsprechung, Politik und Zivilgesellschaft die<br />

mit dem Kopftuch erhobenen religiösen Ansprüche der Musliminnen<br />

in vertraute semantische „Codes“ gleichsam „übersetzt“ werden.<br />

Idealtypisch sollen drei „Übersetzungsstrategien“ unterschieden werden:<br />

So wird im „Kopftuchstreit“ in Frankreich und Deutschland der<br />

mit dem Kopftuch symbolisch erhobene religiöse Anspruch erstens in<br />

einen politischen Anspruch übersetzt (das Kopftuch als politisches<br />

Symbol „fundamentalistischer“ bzw. „islamistischer“ Gesinnung),<br />

zweitens in einen rechtlichen Anspruch (das Kopftuch als Zeichen für<br />

Inanspruchnahme des Rechts auf Religionsfreiheit) und drittens in<br />

einen kulturellen Anspruch (das Kopftuch als Instrument im zivilgesellschaftlichen<br />

Kampf um die Anerkennung differenter kultureller<br />

Identität). Alle drei „Übersetzungsstrategien“ zielen darauf, das<br />

religiöse Irritationspotential des islamischen Kopftuchs abzubauen,<br />

indem sie das mit dem Kopftuch öffentlich sichtbar gemachte religiöse<br />

Bekenntnis zu einer in Europa noch weitgehend „fremden“ Religion<br />

in die Rahmen der gängigen und erlernten Regulierungsmuster im<br />

Umgang mit der „eigenen“ Religion einfügen und damit gesellschaftlich<br />

verhandelbar machen. In dem Projekt sollen die jeweiligen<br />

Ausprägungen dieser „Übersetzungscodes“ sowie ihr „Mischungsverhältnis“<br />

in Frankreich und Deutschland auf der Grundlage der<br />

jeweiligen Debattenbeiträge zum „Kopftuchstreit“ untersucht und in<br />

den verschiedenen religionsgeschichtlichen und –rechtlichen Konstellationen<br />

beider Länder verortet werden. Die vergleichende Untersuchung<br />

wird sich dabei an der Frage orientieren, ob und wie im<br />

„Kopftuchstreit“ die Weichen für eine Neuaushandlung des historisch


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

jeweils unterschiedlich gestalteten Verhältnisses von Religion, Staat,<br />

Politik und Zivilgesellschaft gestellt werden und inwieweit sich, auch<br />

im Hinblick auf den europäischen Einigungsprozess, dabei konvergierende<br />

Antworten auf die Religionsfrage abzeichnen.<br />

Geschichtswissenschaften<br />

Die Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten national<br />

wie international eine außerordentliche Ausweitung erfahren,<br />

sachlich wie methodisch. An die Seite der politischen Geschichte,<br />

der Geistesgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sind<br />

kulturwissenschaftliche Perspektiven getreten, an die Seite der<br />

Geschichte der Nationen, der Epochen, übergreifender Strukturen<br />

die der Regionen, der Städte, einzelner sozialer Gruppen, an die der<br />

Makro- die so genannte Mikrogeschichte. Die Entstehung eines vereinten<br />

Europa führt dazu, auch für die Vergangenheit verstärkt nach<br />

europäischen Gemeinsamkeiten zu fragen; die Tendenzen zur<br />

Globalisierung regen an, nach neuen Möglichkeiten zu suchen,<br />

Geschichte in weltgeschichtlicher Absicht zu schreiben. Dieser<br />

Ausweitungs- und Differenzierungsprozess bis hin zur disziplinären<br />

Verselbständigung wurde begleitet von einer Fülle methodischer<br />

Neuansätze und Perspektivenwechsel, die ihren ursprünglichen Gegenstand<br />

nicht selten überschritten und weiterreichende Geltungsansprüche<br />

erhoben.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> steht Förderungsanträgen aus allen Bereichen<br />

der Geschichtswissenschaften offen. Sie hat dabei in der Vergangenheit<br />

innovativen Vorhaben eine besondere Aufmerksamkeit<br />

gewidmet und möchte dies in Zukunft noch verstärken. Wie bisher<br />

lädt sie vor allem zu Förderungsanträgen ein, deren Projekte sich mit<br />

dem Wandel der Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen<br />

zur modernen Gesellschaft – also vom 18. bis zum 20. Jahrhundert<br />

befassen – und deren Auswirkungen auf unterschiedliche<br />

Lebensbereiche untersuchen, die von der Alltagswelt über die Gesellschaft<br />

und Politik bis hin zur Veränderung der Mentalitäten und der<br />

Weltbilder reichen.<br />

Prof. D. Hägermann (Institut für Geschichte, Universität Bremen)<br />

erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „NOMEN ET<br />

STATUS – Erstellung einer elektronischen Datenbank der Namen<br />

bäuerlicher Unterschichten an Hand fränkisch-karolingischer Urbare<br />

und Inventare des 8. und 9. Jahrhunderts“.<br />

Das Forschungsvorhaben „Nomen et Status“ ist Teil des Dachprojekts<br />

„Nomen et Gens“, in dessen Rahmen ein Corpus der kontinentalgermanischen<br />

Personennamen und Personen des 3. bis 8. Jahrhunderts<br />

erstellt wird. Dieses Vorhaben ist vor allem philologisch-historisch<br />

ausgerichtet; es strebt eine vollständige Aufnahme und namenkundliche<br />

Bearbeitung der überlieferten germanischen Personennamen<br />

Nomen et<br />

Status<br />

Seite 35


Medizinische<br />

Ethik<br />

1500-1900<br />

Seite 36<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

an. Durch die Berücksichtigung der mit den Namen und ihren Trägern<br />

überlieferten Informationen, der sprach- und kulturräumlichen<br />

und gentilen Herkunft der Namen, der Namen an einem Ort, ihre<br />

Verbreitung innerhalb bestimmter geographischer Räume lassen sich<br />

nicht nur sozial-, kultur- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte der<br />

Namensrezeption und das Verhältnis von Person und Gemeinschaft<br />

erfassen, sondern auch geographische Ausbreitungsgebiete und die<br />

Abhängigkeit von Geographie und Namengebung bestimmen.<br />

Das Projekt „Nomen et Status“ versteht sich im Zusammenhang des<br />

übergreifenden Forschungsvorhabens „Nomen et Gens“ als begleitende<br />

geschichtswissenschaftliche Pilotstudie, die den Quellenwert<br />

fränkisch-karolingischer Personennamen an Hand spezieller Studien<br />

nutzen und erweisen möchte. Gegenstand der Analyse sind zwölf<br />

urbiale und inventarische Texte, die in der Zeit von ca. 700 (Saint-<br />

Martin-de-Tour) bis 892 (Prüm) im Gebiet zwischen Loire und Rhein<br />

und zwischen Südfrankreich und Friesland entstanden.<br />

Die Untersuchung gilt den bäuerlichen Unterschichten. Die als Quellengrundlage<br />

für das Namensmaterial heranzuziehenden Urbare und<br />

Inventare enthalten, nachdem das Polyptychon von St. Germain des<br />

Prés vollständig aufgenommen ist, 15053 Namensnennungen von<br />

Abhängigen, halb- und minderfreien Bauern sowie unfreien Knechten<br />

und Mägden. Eine weitere Besonderheit der urbialen Überlieferungen<br />

stellt die jeweilige Verbindung von Ort- und Personennamen<br />

dar, so dass sie als wirtschaftliche, soziale, politische und<br />

geographische Quellen zu benutzen sind.<br />

Nach dem ersten Förderjahr sind inzwischen sämtliche Namensbelege<br />

aufgenommen und in etwa die Hälfte dieser Einzelbelege zu<br />

einzelnen Personen zusammengeführt. (Weitere Informationen im<br />

Internet: www.zait.uni-bremen.de/nomen_et_status)<br />

Prof. M. Stolberg (Institut für Geschichte der Medizin, Universität<br />

Würzburg) erhält für das Projekt „Wege zu einer Alltagsgeschichte<br />

der medizinischen Ethik: Der Umgang mit Schwerkranken 1500 bis<br />

1900“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Geschichte der medizinischen Ethik hat in den vergangenen Jahren<br />

viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Darin spiegelt sich nicht<br />

zuletzt das Bewusstsein der kulturellen Kontingenz und historischen<br />

Verwurzelung der verschiedenen ethischen Grundpositionen, welche<br />

die gegenwärtigen Ethikdebatten bestimmen. Für die Zeit vor 1900<br />

beschränkt sich die Forschung bisher freilich fast ausschließlich auf<br />

die Analyse gelehrter Schriften vor allem zur ärztlichen Pflichtenlehre.<br />

Der vorwiegend normative, deontologische Charakter des älteren<br />

medizinethischen Schrifttums gibt allerdings kaum Aufschluss darüber,<br />

wie Ärzte und andere Heilkundige früherer Jahrhunderte in<br />

ihrem Alltag tatsächlich mit ethischen Fragen und Wertekonflikten<br />

umgingen. Eine Alltagsgeschichte medizinethischer Praxis ist daher<br />

ein dringendes Desiderat.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Es zählt zu den Topoi der modernen Ethikdebatte, dass sich die<br />

schwierigen Fragen des heutigen Umgangs mit Sterbenden vor allem<br />

der modernen, hochtechnisierten Medizin verdanken, die ungeahnte<br />

Möglichkeiten einer künstlichen Lebensverlängerung verfügbar<br />

gemacht hat. Aber so einflussreich dieser technologische Wandel<br />

zweifellos ist, so darf er doch nicht vergessen lassen, dass auch Ärzte<br />

und Laien früherer Jahrhunderte oft mit schwersten und terminalen<br />

Krankheitsfällen konfrontiert waren und dass auch sie grundsätzlich<br />

davon überzeugt waren, dass die verfügbaren Therapien einen entscheidenden<br />

Unterschied machen konnten, da sie wesentlich zur<br />

Heilung betragen, aber möglicherweise auch den Tod beschleunigen<br />

konnten. Die Frage, ob sie in bestimmten schweren Krankheitsfällen<br />

weiterbehandeln sollten oder nicht, ob sie ein stark wirkendes Medikament<br />

oder eine riskante Operation anraten sollten oder nicht, bewegte<br />

auch die Ärzte und Chirurgen früherer Jahrhunderte ständig.<br />

Aus dem gleichen Grund und insbesondere wegen des Fehlens hochwirksamer<br />

Schmerzmittel musste man sich auch mit der Frage der<br />

Sterbehilfe auseinandersetzen. Die Ärzte waren es gewohnt, dass die<br />

Kranken zumindest in den höheren Schichten ihre diagnostischen<br />

und therapeutischen Urteile eingehend diskutieren wollten und gegebenenfalls<br />

in Zweifel zogen.<br />

Zentrales Anliegen des Forschungsvorhabens ist es, Wege zu einer<br />

Alltagsgeschichte der medizinischen Ethik an einem zentralen<br />

medizinethischen Problembereich exemplarisch aufzuzeigen, der<br />

Geschichte des Umgangs mit Schwerkranken und Sterbenden. Die<br />

Fokussierung auf die alltägliche Praxis soll dabei mit dem Versuch<br />

verbunden werden, ethische Konfliktsituationen auch aus der Perspektive<br />

der Kranken und Angehörigen heraus zu begreifen und<br />

ihre subjektiven Erfahrungen jener der Ärzte an die Seite zu stellen<br />

und mit ihnen zu kontrastieren.<br />

Als Quellen sollen dementsprechend in erster Linie erfahrungs- und<br />

praxisnahe Texte dienen, nämlich insbesondere Tausende von brieflichen<br />

Laienkonsultationen und autobiographische Texte aus dem<br />

deutschsprachigen und niederländischen Raum sowie die ausgedehnte<br />

medizinische und chirurgische Kasuistik im zeitgenössischen ärztlichen<br />

Schrifttum. Patientenbriefe verdanken sich in erster Linie der<br />

früher in den höheren Schichten recht verbreiteten Praxis einer brieflichen<br />

Konsultation und schriftlichen Fernbehandlung. Um den abwesenden<br />

Arzt eine fundierte Diagnose zu ermöglichen, beschrieben viele<br />

Kranke nicht nur ausführlich die Beschwerden und den bisherigen<br />

Krankheitsverlauf. Darüber hinaus spiegeln die Patientenbriefe ihrerseits<br />

die Interaktion zwischen Kranken und Ärzten. Der Arzt äußerte<br />

seine Meinung und empfahl eine bestimmte Therapie, die Patienten<br />

oder ihre Angehörigen fragten nach, verwiesen auf die abweichenden<br />

Meinungen anderer, stimmten schließlich zu oder widersetzten sich. In<br />

den ärztlichen Fallgeschichten schilderten die Ärzte das Beschwerdebild,<br />

die jeweiligen Krankengeschichte, die bisherigen Behandlungsversuche<br />

anderer Ärzte und nicht zuletzt das eigene Vorgehen, den<br />

Erfolg oder Misserfolg der eigenen Behandlung. Ergänzend sollen<br />

Seite 37


Islamisches<br />

Recht<br />

Seite 38<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

auch andere, meist nur punktuell verfügbare Quellen zur heilkundlichen<br />

Praxis und zu den persönlichen Erfahrungen der Heilkundigen<br />

herangezogen werden, ärztliche Autobiographien und Briefwechsel<br />

beispielsweise, Praxis- und Krankenhausjournale, Streitschriften über<br />

(angeblich) misslungene Behandlungen und dergleichen.<br />

Der gewählte Untersuchungszeitraum soll es erlauben, auch längerfristige<br />

Veränderungen zu verfolgen. Besondere Interessen verdienen<br />

in diesem Zusammenhang:<br />

– Veränderungen der vorherrschenden Strukturen und Rahmenbedingungen<br />

der Arzt-Patienten-Interaktion.<br />

– Der graduelle und innerhalb der einzelnen Schichten sehr unterschiedlich<br />

verlaufende Verlust religiöser Gewissheiten, die Säkularisierung<br />

der Normbegründung und der schwindende Glauben an<br />

eine göttlich vorwegbestimmte „letzte Stunde“.<br />

– Die medizinische Entwicklung, die vor allem in der operativen<br />

Chirurgie und in Form neuer Medikamente neue, viel versprechende<br />

therapeutische Möglichkeiten eröffnete und die ärztlichen<br />

Konzepte und Theorien dem Laienverständnis zunehmend unzugänglich<br />

machte.<br />

Für die Durchführung des Projekts „Islamisches Recht in der Mamlukenzeit<br />

– Untersuchungen zur Praxis des islamischen Rechts im Spätmittelalter“<br />

stellte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Prof. T. Nagel (Seminar<br />

für Arabistik, Universität Göttingen) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Bearbeiterin ist Dr. S. Saghbini.<br />

Die S˘ uru – t-Bücher bilden einen Zweig der islamisch-juristischen Literatur.<br />

Sie sind für bestimmte Zwecke verfasst worden und richten sich<br />

hauptsächlich an den islamischen Juristen (Kadi, Gerichtsschreiber<br />

und Notar), um ihm die Anwendung des islamischen Gesetzes zu erleichtern.<br />

Sie enthalten zahlreiche Muster von Urkundenformularen<br />

verschiedener Verträge (z.B. Verkauf, Schenkung, Eheschließung,<br />

etc.). Zahlreiche Editionen sind schon auf diesem Gebiet bearbeitet<br />

worden und erschienen.<br />

Grundlage dieses Projektes sind vier umfangreiche, jeweils mehr als<br />

200 Seiten umfassende Handschriften, die in den Bibliotheken von<br />

Berlin, Paris, Rom und Kairo vorhanden sind. Es handelt sich dabei um<br />

ein weiteres Werk der S˘ uru – t-Bücher mit dem Titel „al-kaukab almus˘riq<br />

fima – yahta – g˘ ilaihi ’l-muwattiq“. Ursprünglich stammte es von<br />

einem Rechtsexperten auf dem Gebiet der S˘ uru – t-Bücher, namens<br />

Muhammad b. Abdalla – h b. Abdalmun im al-G˘ arawa – nı - as˘-S˘ a – fı - ı - . Nach<br />

den wenigen Angaben über sein Leben stammte er aus G˘ arawa – n in<br />

Ägypten. Sein Todesdatum ist unbekannt, doch sicher ist, dass er zur<br />

Zeit der Mamlukenherrschaft lebte. Seiner kurzen Biographie ist zu<br />

entnehmen, dass er zwei weitere Werke neben dem oben genannten<br />

verfasst hat.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes sind vorrangig die vier Handschriften<br />

zu vergleichen, um eine präzise Edition erstellen zu können.<br />

Für die in Berlin befindliche Handschrift konnte, trotz ihrer schweren<br />

Lesbarkeit, unter anderem festgestellt werden, dass es sich um die<br />

älteste der vier handelt und sie somit die Basis der Arbeit bildet. Die<br />

in der Nationalbibliothek in Paris befindliche Handschrift konnte<br />

bereits mit oben genannter verglichen, beschrieben und kommentiert<br />

werden.<br />

Für die Erstellung einer Prosopographie des Christlichen Äthiopien<br />

im 16. Jahrhundert, mit Beiträgen zur historischen Ethnographie und<br />

Geographie, erhält Prof. St. Weninger (Institut für Orientalistik und<br />

Sprachwissenschaft, Fachgebiet Semitistik, Universität Marburg) Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Im subsaharischen Afrika ist Äthiopien ein Staatswesen von singulärer<br />

zeitlicher Tiefe und Kontinuität, mit Wurzeln, die bis in die<br />

Antike zurückreichen. Allerdings haben in der historischen Forschung<br />

die verschiedenen Epochen und Perioden der äthiopischen<br />

Geschichte in deutlich unterschiedlichem Maß Aufmerksamkeit<br />

erfahren. So ist nicht zuletzt das 16. Jahrhundert in der Äthiopistik<br />

bisher nur wenig beachtet worden.<br />

Das 16. Jahrhundert in Äthiopien ist eine Zeit des Umbruchs und<br />

Übergangs. Zuvor dagegen bilden die rund 240 Jahre von der Restauration<br />

der so genannten „Salomonidischen Dynastie“, 1270 bis<br />

zum Beginn der Herrschaft Libnä Dingils (1508), eine relativ homogene<br />

Periode. Diese „mittelalterliche“ historische Phase ist gekennzeichnet<br />

durch eine kontinuierliche Südexpansion des äthiopischen<br />

Kaiserreichs sowie durch das Bemühen um eine Christianisierung der<br />

in Abhängigkeit gebrachten Gebiete von Seiten der alteinheimischen<br />

Orthodoxen Kirche, die mit den politischen Instanzen des Christlichen<br />

Kaiserreichs wie geistliche Wechselbeziehung stand. Die territoriale<br />

wie geistliche Südexpansion kommt jedoch im 16. Jahrhundert zum<br />

Stillstand. Dem liegen drei Entwicklungen zugrunde: Der „Grosse<br />

Krieg“, den die vereinigten islamischen Sultanate des Südostens unter<br />

ihrem charismatischen Anführer Ahmad Gran von 1527-43 gegen<br />

das Christliche Kaiserreich des Hochlands führten, führte die Muslime<br />

zwischenzeitlich zur Eroberung fast des gesamten Hochlandes.<br />

Das zweite fundamental neue Phänomen des 16. Jahrhunderts ist die<br />

große Nordwanderung der Oromo-Nomaden in das alte Kernland des<br />

Christlichen Kaiserreichs. Das Auftreten der Portugiesen auf der<br />

äthiopischen Bühne ist das dritte gänzlich neue Element in der Geschichte<br />

des 16. Jahrhunderts. Traten sie zunächst als politische und<br />

militärische Verbündete gegen die Muslime in Erscheinung, so wandelte<br />

sich in der zweiten Jahrhunderthälfte das Bild. Von nun an war<br />

Portugal in Äthiopien vor allem durch Jesuiten-Priester präsent.<br />

Selbst in geringer Zahl entfalteten sie durch ihre effektive Missionsarbeit,<br />

insbesondere am Könighof und im hohen Adel, mittelfristig erhebliche<br />

Wirkung und stellten die althergebrachte, beidseitig vorteilhafte<br />

Allianz zwischen Staat und Orthodoxer Nationalkirche in Frage.<br />

Äthiopien<br />

16. Jahrhundert<br />

Seite 39


Fürstliche<br />

Höfe Spätmittelalter<br />

Seite 40<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die Entwicklungen des 16. Jahrhunderts erschütterten in umfassender<br />

Weise Traditionen und überlieferte Strukturen im christlich-äthiopischen<br />

Staat, auf real-politisch-territorialer Ebene genauso wie in<br />

der Sphäre der Weltbilder, Denkweisen und Ideologien. Erst ab den<br />

1630er Jahren kam es mit der Etablierung der neuen Hauptstadt<br />

Gondär nördlich des Tana-Sees wieder zu einer dauerhaften Neuordnung<br />

der Verhältnisse.<br />

Das Forschungsvorhaben basiert in erster Linie auf der Auswertung<br />

von schriftlichen Quellen des 16. Jahrhunderts im Hinblick auf die gesuchten<br />

Informationen prosopographischer, ethnographischer und<br />

geographischer Art. Das zu bearbeitende Quellenkorpus besteht aus<br />

einer Vielzahl unterschiedlicher Gattungen. Die indigene äthiopische<br />

Historiographie nimmt im 16. Jahrhundert einen steilen Aufschwung:<br />

Wo vorher nur, intermittierend, knappe Berichte vorliegen, entstehen<br />

nun regelmäßig ausführliche Chroniken. Dazu kommen erstmals verlässliche<br />

europäische Quellen. Diese europäischen Zeugnisse stammen<br />

so gut wie ausnahmslos aus der Feder von Portugiesen, von denen<br />

sich etliche über längere Zeit in Äthiopien aufhielten; andere<br />

Autoren schrieben aus zweiter Hand, gründeten ihre Mitteilungen<br />

jedoch auf Augenzeugenberichte. Schließlich liegt aus dem 16. Jahrhundert<br />

ein einzigartiges arabisches Dokument aus Äthiopien vor, die<br />

so genannte „Eroberung Äthiopiens“ (Futuh al-habasa). Diese Quelle<br />

berichtet, aus islamischer Perspektive, mit einer Fülle an Details<br />

vom „Grossen Krieg“.<br />

Die im Zuge der Arbeit erhobenen personenbezogenen Daten sollen<br />

ermöglichen, transpersonale Muster und Strukturen zu erkennen.<br />

Regelmäßig wiederkehrende biographische Elemente etwa dürften<br />

typische Sozialprofile und Karriereverläufe sichtbar werden lassen,<br />

Herkunft und Handeln der Akteure könnten Auskunft über regionale<br />

Besonderheiten und Spannungen innerhalb des Äthiopischen Kaiserreichs<br />

geben.<br />

„Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich.<br />

Bilder und Begriffe“ ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Projekts von Prof. W. Paravicini (Deutsches Historisches<br />

Institut, Paris) und Prof. G. Fouquet (Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,<br />

Universität Kiel).<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit Hilfe eines Handbuchs das<br />

Phänomen des fürstlichen Hofes im spätmittelalterlichen Deutschen<br />

Reich in seiner Funktion als Herrschaftsmittelpunkt und Herrschaftsmittel<br />

sowie die Darstellung von Macht in Architektur und städtebaulicher<br />

Gestaltung der fürstlichen Residenzen zu dokumentieren.<br />

Diese Handbuch ist auf drei, einander ergänzende Teile angelegt,<br />

dessen erster Teil im Oktober 2003 im Thorbecke Verlag im Druck<br />

erschienen ist.<br />

Im Berichtszeitraum waren noch Arbeiten am dynastisch-topographischen<br />

Teil des Handbuchs abzuschließen. Der nunmehr in der


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Entstehung begriffene zweite Band, der Bilder und Begriffe behandelt,<br />

umfasst drei Dachartikel und 59 Artikel mit 159 Stichworten in<br />

drei Funktionsbereichen, die wiederum in 18 Unterfunktionen gegliedert<br />

sind. Die Begriffe werden durch Abbildungen illustriert, so<br />

dass eine anschauliche Systematik höfischer Kultur im späten Mittelalter<br />

geboten wird. Darüber hinaus ist auch zu diesem Teil eine<br />

Datenbank mit der Artikelstruktur im Internet zugänglich (http://<br />

resikom.adw-goettingen.gwdg.de), die in Zukunft eine Online-Veröffentlichung<br />

von zusätzlichen Informationen und Abbildungen im<br />

Kontext der Artikel ermöglichen wird.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches<br />

Handbuch. Hrsg. von Werner Paravicini.<br />

Bearb. Von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer. Akademie der<br />

Wissenschaften zu Göttingen, Residenzen-Kommission. – Ostfildern:<br />

Thorbecke, 2003. (Residenzenforschung; Bd. 15,1)<br />

Teilbd. 1. Dynastien und Höfe. XXXIII, 915 S.<br />

Teilbd. 2. Residenzen. VI,721 S.<br />

Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Erste Ergebnisse<br />

des Handbuchprojekts der Residenzen-Kommission der<br />

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. – In: Forschungen<br />

und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte. [Im Druck]<br />

Für die Erstellung einer Publikation zum Thema „Höfe und Residenzen<br />

im spätmittelalterlichen Reich. Quellentypen und Texte“ erhalten<br />

Prof. W. Paravicini und Prof. G. Fouquet (Residenzen-Kommission,<br />

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Der geplante Band „Quellentypen und Texte“ in der Reihe des Handbuchs<br />

„Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich“ soll<br />

nach Dynastie, Topographie, Bild und Begriff die Quelle als Ausgangspunkt<br />

des Wissens über Struktur und Funktion spätmittelalterlicher<br />

Herrschaftsorganisation in den Mittelpunkt rücken. Dabei<br />

sollen folgende Fragestellungen im Vordergrund stehen: Welche<br />

Quellentypen sind für die Erforschung der Phänomene Hof und Residenz<br />

in Alteuropa relevant? Wo findet man sie, wie sind sie erschlossen?<br />

Welche bislang in der Forschung vernachlässigten Quellenarten<br />

können spezifische Fragen der Hof- oder der Residenzenforschung<br />

beantworten? Welche modernen Editionen stehen für die Arbeit zur<br />

Verfügung, wo fehlen solche? Aus welchen Textbeständen ziehen wir<br />

unser Wissen über den spätmittelalterlichen Hof und seine Residenzen?<br />

Sachlich, räumlich und zeitlich orientiert sich der vorgesehene Band<br />

an den vorangegangenen Teilen des Handbuchs, also auf Hof und Residenz<br />

und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in der Zeit<br />

zwischen dem 13. Jahrhundert und dem Ende des Dreißigjährigen<br />

Höfe und<br />

Residenzen<br />

Spätmittelalter<br />

Seite 41


Farbstoffe<br />

Weltmarkt<br />

1580-1914<br />

Seite 42<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Krieges. Aus diesem Kontext sollen die Quellentexte stammen, die<br />

exemplarisch für die verschiedenen Quellengattungen vorgestellt<br />

werden. Neben den einschlägigen Quellen der Hof- und Residenzenforschung<br />

wie Hofordnungen, Fürstenspiegel, Rechnungen und Hofstaatslisten<br />

sollen auch seltener in der Forschung herangezogene<br />

Quellengattungen wie Anschläge, Inschriften, Flugblätter, Reiseberichte<br />

und Quartierzettel berücksichtigt werden. Insgesamt sind bislang<br />

knapp fünfzig Quellentypen ermittelt worden, die einzeln vorgestellt<br />

und durch einen exemplarischen Text verdeutlicht werden<br />

sollen. Dieses Konzept ist grundsätzlich neu, da es die Vorzüge einer<br />

Quellenkunde mit einem Materialband verbindet und daher sowohl<br />

für die Forschung als auch für didaktische Zwecke in der Hochschule<br />

geeignet ist.<br />

Das Handbuch wird auf zwei Bände von zusammen ca. 1200 Seiten<br />

angelegt sein. Register sind aufgrund der geplanten Online-Veröffentlichung<br />

nicht vorgesehen. Die geplante Quellenkunde der Hofund<br />

Residenzenforschung wird vielfach auf die Artikel in den ersten<br />

beiden Teilbänden des Handbuchs referieren und gleichzeitig zu deren<br />

Vervollständigung beitragen. Erst mit dem die Handbuchreihe<br />

abschließenden dritten Band wird den Benutzern des Handbuchs ein<br />

systematischer Zugang zu den Quellen der Hof- und Residenzenforschung<br />

eröffnet, der weiterhin ein Desiderat der Forschung ist.<br />

Prof. H. Berghoff (Institut für Wirtschaft- und Sozialgeschichte, Universität<br />

Göttingen) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt<br />

„Die Farben der Globalisierung. Strukturbrüche des Weltmarktes für<br />

textile Farbstoffe zwischen 1580 und 1914“.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Erforschung der<br />

Bildung und Rekonfiguration des Weltmarktes für textile Farbstoffe<br />

vom Ende des 16. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Die langfristige Entwicklung der europäischen Wirtschaft vom Spätmittelalter<br />

bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts ist durch das Vordringen<br />

des Marktprinzips, die zunehmende kommerzielle Relevanz<br />

von Wissen in der Entwicklung komplexerer und effizienterer Produktionsweisen<br />

sowie die Ausweitung zum Welthandel gekennzeichnet.<br />

Aus europäischer Perspektive lassen sich dabei zwei Phasen<br />

früher „Globalisierung“ unterscheiden: Zunächst die nach den Entdeckungsfahrten<br />

einsetzende „Europäische Expansion“, die seit dem<br />

16. Jahrhundert im Zeichen des Handelskapitalismus Warenströme<br />

weltweit auf Europa ausrichtete und dann auf der Basis von tiefen<br />

Eingriffen in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse außereuropäischer<br />

Regionen (Kolonialismus) intensivierte. Im Gefolge der<br />

Industrialisierung steigerte sich dann Ende des 19. Jahrhunderts die<br />

Integration internationaler Waren-, Finanz- und Arbeitsmärkte in<br />

unbekannter Weise und begründete neue globale Abhängigkeitsverhältnisse.<br />

Auf diese Weise entstand eine Weltwirtschaft im modernen<br />

Sinne. Trotz der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Verwerfungen zwischen dem Beginn des Ersten Weltkriegs und dem


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Ende des Kalten Krieges waren bis zu Zäsur von 1914 Grundschemata<br />

weltwirtschaftlichen Austausches geschaffen, die ungeachtet der<br />

Unterbrechung durch die Epochen der beiden Weltkriege bis in die<br />

Gegenwart fortwirken. Die im jetzigen Wandel globaler Strukturen<br />

erkennbaren Trends können darum vielfach als – nach einer Phase<br />

längerer Stagnation wieder beschleunigte – äußerst langfristig angelegte<br />

Entwicklungen identifiziert werden. Beide der jetzigen Entwicklungen<br />

vorausgehenden Globalisierungsschübe im Zeitraum<br />

von etwa 1580 bis 1914 bedürfen daher dringend größerer Beachtung.<br />

Mit dem kolonialen Ausgreifen ergaben sich für Europa neuartige<br />

Möglichkeiten des Ressourcenzugriffs, die in der ständischen, sich<br />

über Farben und Kleidung zeichenhaft reproduzierenden Welt der<br />

Frühen Neuzeit besondere Bedeutung hatten. Die Ausbildung eines<br />

Weltmarktes diente zunächst zur Stützung einer nicht egalitären Gesellschaft.<br />

Dominierten vor dem kolonialen Ausgreifen heimische<br />

Färbepflanzen wie Waid und heimische Gewerbe den Konsum, so<br />

veränderten die neuen Farben wie Cochenille oder Indigo die Marktbedingungen<br />

tief greifend. Doch das Fallbeispiel textiler Farbstoffe<br />

erlaubt mehr als die Analyse relativen Bedeutungsverlustes heimischer<br />

Rohstoffmärkte und der Differenzierung von Konsumgütern. Es<br />

zeigt, dass Globalisierung ein interdependenter, kein linearer Prozess<br />

ist. Denn die im 16./17. Jahrhundert entstandenen Marktstrukturen<br />

mit ihren vorrangig überseeischen Produktionszentren verschoben<br />

sich im 1800 und am Ende des 19. Jahrhundert grundlegend. Mit der<br />

Farbstoffsynthese gelang es, die Herstellung wieder vollständig in<br />

Europa zu konzentrieren. Die Farbstoffproduktion kehrte im zweiten,<br />

von der Industrialisierung angeschobenen Globalisierungsschub wieder<br />

in das „alte Zentrum“ zurück, also nach Europa, insbesondere in<br />

das Deutsche Reich. Die industriell betriebene Farbsynthese erlaubte<br />

nicht nur (letztlich wettbewerbsentscheidende) Kostendegressionen,<br />

sondern schuf vor allem auch ein ungekanntes, sich stets erweiterndes<br />

Spektrum neuer Farben, das die zum Massenphänomen werdenden<br />

Modezyklen immer stärker beschleunigte und einen neuen<br />

Umgang mit der Farbigkeit von Kleidung ermöglichte. Der schon länger<br />

angelegte Übergang zu einem konsumistischen Umgang mit<br />

Grundprodukten menschlichen Daseins trat in seine Durchbruchphase<br />

ein.<br />

Die Konstruktion und Rekonfiguration globaler Märkte, das soll dieses<br />

Projekt exemplarisch zeigen, sind nicht als Ergebnis abstrakter<br />

Marktkräfte zu verstehen, sondern müssen als Resultate eines von<br />

verschiedenen Seiten beeinflussten, mit unterschiedlichen Interessen<br />

gesteuerten Prozesses analysiert werden. So ergeben sich folgende<br />

Leitfragen: Auf welche Weise wurden transkontinentale Märkte von<br />

interessierten Akteuren konstituiert und in ihrer Entwicklung mit<br />

Anreizen und Sanktionen gehemmt oder gefördert? Wie versuchten<br />

die Akteure, Verfügungsgewalt über für sie relevante Aspekte von<br />

Produktion, Vermittlung oder Konsum zu erlangen und zu verteidigen?<br />

Welche Bedeutung besaßen Nachfrageimpulse des Marktes,<br />

welche Angebotsausweitungen? Wie änderte sich dabei das Verhält-<br />

Seite 43


Sachsen<br />

Universitätsentwicklung<br />

18./19.<br />

Jahrhundert<br />

Seite 44<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

nis von (National-)Staat und (Farbstoff-)Wirtschaft? Was waren die<br />

Ursachen für den Erfolg bestimmter Farbstoffe? Wer waren die Gewinner,<br />

wer die Verlierer dieses Prozesses?<br />

Das Projekt hat methodisch das Ziel, wirtschaftswissenschaftliche<br />

Konzepte mit neueren kulturwissenschaftlichen Zugriffsweisen zu<br />

verknüpfen und den Markt zur zentralen Untersuchungskategorie zu<br />

erheben. Dabei werden verschiedene wirtschafts- und sozialhistorische<br />

Traditionsstränge wie Produktionsforschung, klassische Handelsgeschichte<br />

und Konsumgeschichte integriert. Dazu ist zunächst in einer<br />

statistischen Deskription der Marktentwicklung eine zuverlässige<br />

Datengrundlage über Handelsströme und -volumen zu schaffen, um<br />

dann für ausgewählte Phasen schubhafter Veränderung in einer multidimensionalen<br />

Analyse den Einfluss von Wissen und Technologie,<br />

von Kostenstrukturen und Kaufkraft, von Präferenzschemata und<br />

schließlich von interessengeleiteten und machtbasierten Entscheidungen<br />

auf diese Marktentwicklung abzuschätzen.<br />

Mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> und unter Leitung von Prof. U. von<br />

Hehl (Historisches Seminar, Universität Leipzig) und Prof. G. Wartenberg<br />

(Institut für Kirchengeschichte, Universität Leipzig) arbeitet<br />

Dr. M. Huttner an dem Forschungsprojekt „Universitätsentwicklung<br />

in Sachsen im Spannungsfeld von einzelstaatlicher Wissenschaftspolitik<br />

und überregional-nationalen Leitbildern im 18. und 19. Jahrhundert“.<br />

Auf der Suche nach den Ursprüngen der „modernen Universität“ in<br />

Deutschland wurde bis vor kurzem stets auf die Vorbildfunktion bestimmter,<br />

weithin kopierter „Modelluniversitäten“ verwiesen. Demzufolge<br />

hat die Erneuerung des fest in den territorialen Polyzentrismus<br />

des Alten Reiches eingebundenen deutschen Hochschulwesens<br />

im 18. Jahrhundert ganz im Zeichen der von den universitären<br />

Neugründungen Halle und Göttingen ausgehenden Reformimpulse<br />

gestanden. Die Erfolgsgeschichte der deutschen Universitäten im<br />

19. Jahrhundert verknüpft sich in dieser Vorstellung mit der mit den<br />

Namen Humboldts assoziierten und in Berlin modellhaft institutionalisierten<br />

Universitätsidee. Im Lichte neuer Frageansätze und Befunde<br />

tendiert die universitätshistorische Forschung derzeit dazu, die<br />

bis dato kaum in Frage gestellte Interpretation universitärer Wandlungsprozesse<br />

als Realisierungen bestimmter hochschulpolitischer<br />

Erfolgsmodelle zu relativieren bzw. sie zugunsten einer differenzierten<br />

Wahrnehmung der Mannigfaltigkeit universitätsgeschichtlicher<br />

Entwicklungs- und Reformwege aufzubrechen. In diesem Fragehorizont<br />

will das Projekt den Strukturwandel der sächsischen Hochschulen<br />

Leipzig und Wittenberg (bis 1813/17) in der für die Entstehung<br />

und Etablierung des modernen Bildungs- und Wissenschaftssystems<br />

entscheidenden Umbruchsphase vom 18. zum 19. Jahrhundert beleuchten<br />

und die an diesem Modernisierungsprozess beteiligten<br />

Wirkkräfte dingfest machen, wobei das Hauptaugenmark dem relativen<br />

Gewicht von regionenspezifischen Einflussgrößen und überregional<br />

wirksamen Faktoren gilt.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Die dem Projekt zugrunde liegende Fragestellung lässt sich nach<br />

mehreren Richtungen hin differenzieren und präzisieren. Zunächst<br />

soll eine sozialgeschichtliche Komponente universitätsgeschichtlicher<br />

Veränderungen in den Blick genommen werden: der durch<br />

veränderte Rekrutierungspraktiken für das Lehrpersonal bewirkte<br />

Wandel der Sozialgestalt der Universitäten, die sich im Laufe des<br />

19. Jahrhunderts von vorwiegend regional geprägten Anstalten zu<br />

Einrichtungen entwickelten, die in einen den gesamten deutschen<br />

Sprachraum erfassenden Austausch von Professoren eingebunden<br />

waren. Auf einer zweiten Ebene soll dann die in das moderne System<br />

wissenschaftlicher Disziplinen mündende Ausdifferenzierung des<br />

akademischen Fächerkanons untersucht werden. Durch Rekonstruktion<br />

des an den sächsischen Hochschulen vertretenen Fächerspektrums<br />

sollen insbesondere die regionenspezifische Verlaufsmuster<br />

dieser Disziplinbildungsprozesse in ihrer Bedingtheit durch wissenschaftsimmanente<br />

Impulse und externe Faktoren beleuchtet werden.<br />

Drittens soll nach der Regionenspezifik universitärer Modernisierungsprozesse<br />

und den dahinter wirksamen Leitvorstellungen gefragt<br />

und die (initiierende oder eher reaktive) Rolle des Staates beim<br />

Umbau der Universitätsstrukturen untersucht werden. Die Arbeiten<br />

an dem Projekt können sich auf eine sehr reichhaltige Überlieferung<br />

von großenteils noch nicht systematisch ausgewerteten Quellenbeständen<br />

stützen. Im Zentrum der Recherchen stehen zum einen die<br />

semesterweise veröffentlichten Vorlesungsverzeichnisse, zum anderen<br />

die stattlichen und universitären Akten zu Berufsvorgängen und<br />

zu universitätspolitischen Reform- und Modernisierungsmaßnahmen.<br />

Zwecks umfassender Rekonstruktion der in Presse, Landtag und<br />

Öffentlichkeit geführten hochschulpolitischen Diskurse werden daneben<br />

auch publizistische Zeugnisse herangezogen.<br />

Aus dem Projekt sind im Berichtszeitraum folgende Publikationen<br />

hervorgegangen:<br />

Huttner, Markus: Der Mythos Humboldt auf dem Prüfstand. Neue<br />

Studien zu Wirklichkeit und Wirkkraft des (preußisch-)deutschen<br />

Universitätsmodells im 19. und 20. Jahrhundert. – In: Jahrbuch für<br />

Universitätsgeschichte. 7. 2004. S. 280-285.<br />

Huttner, Markus: Vorlesungsverzeichnisse als historische Quelle.<br />

Zu Entstehungsgeschichte, Überlieferungslage und Aussagewert<br />

Leipziger Lektionskataloge vom 17. zum 19. Jahrhundert. – In:<br />

Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur.<br />

Beiträge zur Geschichte der Universität Leipzig vom Kaiserreich<br />

bis zur Auflösung des Landes Sachsen. Hrsg.: Ulrich von Hehl.<br />

Leipzig 2004. S. 28-48.<br />

Für die Untersuchung der Entwicklung, Organisation und Inhalte<br />

des Navigationsunterrichts in Norddeutschland vom ausgehenden<br />

18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung 1871 erhält Prof. K. Reich<br />

(Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und<br />

Technik, Universität Hamburg) <strong>Stiftung</strong>smittel.<br />

Navigationsunterricht<br />

19. Jahrhundert<br />

Seite 45


Seite 46<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Inhalte und die Organisation<br />

des Navigationsunterrichts in den verschiedenen Einrichtungen<br />

Norddeutschlands bis zum zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts komparativ<br />

zu untersuchen.<br />

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren Schifffahrt und Handel<br />

die mit Abstand bedeutendsten Wirtschaftszweige der norddeutschen<br />

Küstenländer. Die nautische Ausbildung von Seeleuten erfolgte zunächst<br />

ausschließlich auf privater, nicht institutionalisierter Basis, und<br />

zwar durch das Erlernen der mathematischen, astronomischen und<br />

instrumentellen Grundlagen von alten Steuerleuten und Kapitänen.<br />

Erst am Ende des 18. Jahrhunderts begann sich durch den verstärkten<br />

Schiffsverkehr nach Übersee und steigende Anforderungen an<br />

die Schiffsführer ein Bedürfnis nach systematischer Ausbildung zu<br />

artikulieren, das zu ersten Gründungen von Navigationsschulen führte.<br />

Qualität und Umfang des Unterrichts in diesen Anstalten waren<br />

sehr stark von den jeweiligen Lehrerpersönlichkeiten und den Lehrmethoden<br />

anhängig. Das Spektrum reichte hierbei von der „Abrichtung“,<br />

d.h., im Auswendiglernen kochbuchartiger Zusammenstellungen<br />

nautischer Probleme, die ohne tiefer gehendes Verständnis<br />

mechanisch lösbar waren, bis hin zu einer systematisch begründeten,<br />

sehr anschaulichen und auf den Vorstellungshorizont der Schüler<br />

abgestimmten Vermittlung des Stoffes. Nach allem, was bisher über<br />

das Prüfungswesen und die Prüfungsstatistik bekannt ist, scheinen<br />

die Schulen erfolgreich gewesen zu sein, die einen theoretisch anspruchsvollen<br />

Stoff anwendungsorientiert vermitteln haben. 1869<br />

beendete ein Gesetz, mit dem die Aufsicht über die Prüfung und<br />

Befähigung von Seeleuten zunächst auf den Norddeutschen Bund<br />

und wenig später auf das Deutsche Reich überging, die Vielfalt der<br />

verschiedenen Ausbildungsvorschriften und -ansätze.<br />

Der Forschungsstand zur Navigationsgeschichte generell ist geographisch<br />

sehr unterschiedlich und qualitativ uneinheitlich. Es gibt<br />

einige Überblicksdarstellungen insbesondere aus dem angelsächsischen<br />

Bereich, die im Allgemeinen mehr technisch, d.h. an einer<br />

Beschreibung der unterschiedlichen Navigationsverfahren orientiert<br />

sind. Auch zu den einzelnen deutschen Navigationsschulen fehlt es<br />

an einer umfassenden historischen Untersuchung ebenso wie an<br />

einer Untersuchung der Unterrichtsinhalte.<br />

Mit dem Forschungsprojekt soll ein bislang vernachlässigtes Gebiet<br />

der Geschichte der angewandten Mathematik bearbeitet und versucht<br />

werden, an die Göttinger Arbeiten Wagners anzuknüpfen. Die<br />

Untersuchung soll zum Ziel haben<br />

– die Personen, welche Navigationsunterricht erteilen, ihrem Herkommen<br />

und ihrer Ausbildung nach festzustellen,<br />

– die unterschiedlichen Unterrichtsinhalte und -methoden wie auch<br />

Organisationen der einzelnen Schulen einer kritischen Würdigung<br />

zu unterziehen,


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

– die Entwicklung des nautischen Lehrbuches vom 18. bis zum ausgehenden<br />

19. Jahrhundert nachzuzeichnen,<br />

– eine Datenbank zur Geschichte des Navigationsunterrichts und der<br />

erhaltenen Navigationsinstrumente in Deutschland aufzubauen.<br />

Mit dem Badischen Parlamentarismus 1819 bis 1870/71 (Teilband des<br />

Handbuchs der Geschichte des deutschen Parlamentarismus) ist ein<br />

Projekt befasst, für das Prof. W. Pyta (Historisches Institut, Universität<br />

Stuttgart) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> erhält.<br />

Der badische Parlamentarismus zeichnete sich im 19. Jahrhundert<br />

durch eine beträchtliche Entwicklungsdynamik aus, zu der insbesondere<br />

die rasche Ausbildung von politischen Parteien und Fraktionen<br />

im engeren Sinne beitrug. Von Anfang an versuchte die Zweite Kammer<br />

des badischen Landesparlaments zielstrebig und vielfach auch<br />

mit Erfolg, die parlamentarischen Kompetenzen auf zentralen Gebieten<br />

zu erweitern. Richtungsweisende Reformerfolge, etwa die Einführung<br />

der Pressefreiheit (1832), die faktische Durchführung der<br />

budget-rechtlichen Ausgabekontrolle (1843), die Aneignung des Initiativrechts<br />

und diverse strittige Errungenschaften wie die Ablösung<br />

der Feudallasten (1831 ff.) oder Justizreformen verleihen dem badischen<br />

Landesparlament damals schon einen besonderen Rang. Der<br />

badische Radikalismus der 1840er Jahre, die Revolutionsereignisse<br />

mit der kurzlebigen badischen Republik, die „Neue Ära“ der Jahre<br />

von 1859 bis 1866 mit dem badischen „Kulturkampf“ und dem in<br />

diesem Zusammenhang aufgebrachten Schlagwort vom badischen<br />

Projekt „Badischer Parlamentarismus 1819 bis 1870/71“: Blick in den<br />

großen Sitzungssaal des Badischen Landtags<br />

Parlamentarismus<br />

Baden<br />

Seite 47


Sexuelle<br />

Gewalt in<br />

Russland<br />

Seite 48<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

„liberalen Musterland“ markieren weitere Aspekte der Geschichte<br />

des badischen Parlamentarismus im 19. Jahrhundert.<br />

Gemäß der Gesamtkonzeption der Reihe „Handbuch des deutschen<br />

Parlamentarismus“ gliedert sich das Projekt in zwei Hauptteile, deren<br />

erster den Rahmenbedingungen der Parlamentstätigkeit gewidmet<br />

sein wird: Vorgeschichte und Entwicklung der Verfassungsordnung,<br />

verfassungsmäßiges und praktisches Verhältnis zwischen Erster und<br />

Zweiter Kammer, Wahlrecht und Wahlen, Sozialgeschichte des badischen<br />

Parlamentarismus, Entstehung und Entwicklung von Fraktionen<br />

und Parteien unter den spezifischen Bedingungen der konstitutionellen<br />

Monarchie.<br />

Der zweite Teil wird chronologisch die Geschichte des badischen Parlamentarismus<br />

untersuchen. In sieben Hauptkapiteln, deren Abgrenzung<br />

sich aus den großen Zäsuren ergibt, wird es insbesondere um<br />

den Wandel im Verhältnis zwischen Parlament und Regierung, um<br />

die Veränderungen des Parlaments zwischen 1819 und 1870 gehen.<br />

Damit wird eine auf die Institution „Ständeversammlung“ zentrierte<br />

politische Geschichte Badens erstellt, die die wesentlichen sozialen,<br />

wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte einbezieht.<br />

Prof. J. Baberowski (Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin) werden für das Projekt „Die Wahrnehmung<br />

sozialer Gruppen durch das Prisma sexueller Gewalt in Sankt Petersburg<br />

1864 bis 1914“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bereitgestellt.<br />

Das Forschungsprojekt fragt nach der wechselseitigen Wahrnehmung<br />

sozialer Gruppen durch das Prisma sexueller Gewalt im Sankt<br />

Petersburg der Jahre 1864 bis 1914. Es soll untersucht werden, wie die<br />

Interpretationen sexueller Gewalt von Vorstellungen über Geschlecht<br />

und Klasse beeinflusst waren. Zudem ist zu untersuchen, wie die<br />

Diskussionen über sexuelle Gewalt auf die großen russischen Fragen<br />

der Zeit nach Zivilisation, Sittlichkeit und Fortschritt einwirkten.<br />

Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung, dass sich Bedeutung<br />

und Stellenwert sexueller Gewalt in Russland seit Mitte des neunzehnten<br />

Jahrhunderts wandelten. Die seit den 1860er Jahren entstehenden,<br />

ausgesprochen populären Boulevardzeitungen trugen durch<br />

ihre ausführliche Berichterstattung über Kriminalität zu einem subjektiv<br />

empfundenen Anstieg von sexueller Gewalt bei. Neue wissenschaftliche<br />

Disziplinen und Methoden wie die Kriminalstatistik beeinflussten<br />

die Wahrnehmung sexueller Gewalt. Migranten aus dem<br />

ländlichen Russland, die in Sankt Petersburg arbeiteten, brachten eine<br />

dörfliche und damit fremde Kultur in diejenige Stadt, die als besonders<br />

europäisch, als das „Fenster zum Westen“ galt. Die diversen sozialen<br />

Gruppen, die auf engstem Raume zusammen in der Hauptstadt des<br />

Russischen Reiches lebten, bewegten sich zwar weiterhin in unterschiedlichen<br />

kulturellen und geographischen Räumen. Trotzdem waren<br />

die Neuankömmlinge in der Stadt spürbar: Kriminalität, Rowdytum<br />

oder sexuelle Gewalt wurden mit ihnen in Verbindung gebracht.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Das Forschungsprojekt stellt die Frage, wie sexuelle Gewalt je nach<br />

dem sozialen Milieu, in dem sie stattfand, beurteilt und erklärt wurde.<br />

Inwiefern war Geschlecht konstitutiv für die Interpretationen<br />

sexueller Gewalt und galt dies quer durch die Schichten der russischen<br />

Gesellschaft? Welche Vorstellungen kursierten über die Sexualität<br />

der Unterschichten im Unterschied zu der der gehobenen Kreise?<br />

Wie wurden die vielfältigen Formen sexueller Gewalt (Vergewaltigung,<br />

Lustmord, sadistische Praktiken etc.) in den unterschiedlichen<br />

sozialen Milieus beurteilt? Wie wirkte sich sexuelle Gewalt in den<br />

städtischen Unterschichten auf die von der Elite geführte Diskussion<br />

über den zukünftigen Weg Russlands als europäisches oder aber<br />

slawisches Gemeinwesen aus? Das Forschungsprojekt fragt nicht<br />

nach der tatsächlichen Entwicklung sexueller Gewalt im vorrevolutionären<br />

Sankt Petersburg, sondern nach den Bedeutungen und Erklärungen,<br />

die sexuelle Gewalt durch die damals lebenden Menschen<br />

erhielt.<br />

Der Briefwechsel zwischen Leo Frobenius und Wilhelm II. ist Gegenstand<br />

einer Untersuchung, die mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> von<br />

Prof. M.-L. Recker (Historisches Seminar, Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität Frankfurt a.M.) durchgeführt wird. Ihr Ergebnis soll die<br />

Veröffentlichung einer Auswahl der Briefe mit kritischer Kommentierung<br />

und einer einführenden Darstellung zu der Beziehung der<br />

beiden Protagonisten sein.<br />

Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und der damit verbundene<br />

Untergang des Kaiserreiches griffen auch das Selbstbild derjenigen<br />

an, die es gestützt und sich mit ihm identifiziert hatten.<br />

Erklärungen, die das deutsche „Schicksal“ in einen größeren Zusammenhang<br />

stellten und ihm einen Sinn zusprechen konnten, fanden<br />

enormen Zuspruch. Große Resonanz hatte daher auch die „Kulturmorphologie“<br />

des Ethnologen Leo Frobenius. Sie war nicht nur Bestandteil<br />

der für die deutsche Zwischenkriegszeit kennzeichnenden<br />

gestaltorientierten Denkrichtung und konnte zahlreiche zeitgenössische<br />

Intellektuelle begeistern, sondern war vor allem auch politischer<br />

Deutung zugänglich.<br />

Dieser aktualisierende Bezug der Kulturmorphologie brachte ihren<br />

Schöpfer auch in eine enge Verbindung mit dem zentralen Repräsentanten<br />

des untergegangenen Systems, dem ehemaligen Kaiser. Ab<br />

1923 besuchte ihn Frobenius regelmäßig in seinem Doorner Exil.<br />

Hieraus entwickelte sich die jährlich versammelte „Doorner Arbeits-<br />

Gemeinschaft“, ein Kreis deutscher und niederländischer Fachgelehrter<br />

aus Völkerkunde, Altphilologie, Vor- und Frühgeschichte,<br />

Religionswissenschaft und Theologie um Frobenius. Wilhelm dilettierte<br />

selbst und hielt bei diesen Tagungen Vorträge, für die ihm nicht<br />

selten der Frankfurter Forscher die Feder geführt hatte. Vor allem<br />

aber fand das enge Verhältnis zwischen Frobenius und seinem prominenten<br />

„Schüler“ Niederschlag in einem intensiven Briefwechsel,<br />

der ab dem Jahr 1924 überliefert ist und erst mit dem Tod des Ethnologen<br />

1938 endet.<br />

Frobenius<br />

und<br />

Wilhelm II.<br />

Seite 49


<strong>Fritz</strong><br />

Hartung<br />

Seite 50<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Seinen Kern bilden 214 zwischen Wilhelm und Frobenius unmittelbar<br />

gewechselte Schreiben, die durch über 1000 Schriftstücke ihrer engsten<br />

Mitarbeiter ergänzt werden. Die Schriftstücke reichen von Telegrammen<br />

bis zu plastischen persönlichen Berichten, die Frobenius<br />

von seinen Expeditionen sandte und die durch seine überschwängliche<br />

Entdeckerfreude auf einen Umfang von bis zu siebzig Seiten<br />

anwachsen konnten. Die Briefe geben aufschlussreiche Einblicke in<br />

die Arbeitsweise des Forschungsreisenden und Kulturtheoretikers<br />

Frobenius, vor allem aber beleuchten sie die zwei Bereiche, die ihn<br />

mit Wilhelm am engsten verbanden: Zum einen erfreute sich der ehemalige<br />

Monarch seiner Wissenschaftspatronage und half Frobenius<br />

durch seine Verbindungen – nicht zuletzt in die preußische Kulturbürokratie.<br />

Die Grundlage dieser Unterstützung war aber ein für den sprunghaften<br />

Hohenzollern ungewöhnlich beständiges Interesse an den<br />

Forschungen des Frankfurter Gelehrten, die zunehmende Faszination<br />

durch die kulturmorphologische Mythendeutung, besonders auch mit<br />

dem rituellen Königsmord, in der der gescheiterte Monarch Sinngebung<br />

für seinen eigenen Sturz fand. Durch den Briefwechsel ziehen<br />

sich daher Bezüge auf den Weltkrieg, die Revolution von 1918,<br />

die Republik und auch den Aufstieg der Nationalsozialisten.<br />

Für das Projekt „<strong>Fritz</strong> Hartung (1883-1967) – Wissenschaftliche Korrespondenz<br />

eines Historikers zwischen Kaiserreich und zweiter Nachkriegszeit<br />

[Quellenedition mit biographischer Einleitung]“ erhalten<br />

Prof. W. Neugebauer (Institut für Geschichte, Universität Würzburg)<br />

und Dr. K. Neitmann (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam)<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist Priv. Doz. Dr. H.-Chr.<br />

Kraus.<br />

In den letzten Jahren ist die Geschichte der deutschen Geschichtswissenschaft<br />

zu einem Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung<br />

geworden, und es geht dabei regelmäßig sowohl um Traditionskritik<br />

als auch um den Versuch, historiographische Grundlagen<br />

der Geschichtsforschung zu rekonstruieren. <strong>Fritz</strong> Hartung (1883-<br />

1967) war über lange Jahrzehnte ein besonders einflussreicher Historiker<br />

in Deutschland. Er hat vom späten Kaiserreich bis in die Zeit<br />

nach 1945 in insgesamt fünf politischen Ordnungen gewirkt, so dass<br />

eine quellenintensive Auseinandersetzung mit seiner Person neue<br />

Aufschlüsse über das Fach und über die Fachkultur erwarten lässt.<br />

Es geht bei dem Forschungsvorhaben also ganz wesentlich um ein<br />

Stück Wissenschaftspolitik des 20. Jahrhunderts und zugleich um die<br />

Stellung <strong>Fritz</strong> Hartungs in seinem Fach.<br />

<strong>Fritz</strong> Hartung lehrte als Privatdozent an der Universität Halle und als<br />

Professor an den Universitäten Kiel und Berlin; das von ihm in Lehre<br />

und Forschung behandelte Themenfeld deckt die gesamte neuzeitliche<br />

Geschichte vom ausgehenden Mittelalter bis zur jüngsten<br />

Zeitgeschichte ab. Hartung zählte außerdem zu den produktivsten<br />

Historikern seiner Zeit, insgesamt legte er 22 selbstständige Veröf-


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Projekt „<strong>Fritz</strong> Hartung<br />

(1883-1967) – WissenschaftlicheKorrespondenz<br />

eines Historikers<br />

zwischen Kaiserreich<br />

und zweiter<br />

Nachkriegszeit“:<br />

<strong>Fritz</strong> Hartung (ca. 1948)<br />

fentlichungen vor. Das Spektrum seiner Arbeiten reicht von verfassungs-<br />

und verwaltungsgeschichtlichen Spezialmonographien bis hin<br />

zu großen Überblicksdarstellungen zu fast allen Perioden der neueren<br />

und neusten Geschichte. Mit vielen seiner Schriften, auch mit<br />

eher populär gehaltenen Darstellungen, prägte Hartung in seiner Zeit<br />

das „kleindeutsch-borussische“ Geschichtsbild vor allem des norddeutsch-protestantischen<br />

Bildungsbürgertums. Von Bedeutung bleiben<br />

nicht zuletzt Hartungs interdisziplinärer Ansatz, der die juristische<br />

Rechts- und Verfassungsgeschichte, auch die neuere Staatsund<br />

Verfassungstheorie genau wahrnahm sowie aufmerksam und<br />

kritisch rezipierte, sowie seine international vergleichende verfassungsgeschichtliche<br />

Fragestellung, die sich etwa in seinen Studien<br />

zur Krone als Staatssymbol oder zur europäischen konstitutionellen<br />

Monarchie zeigt.<br />

Neben seiner Tätigkeit als Forscher, wissenschaftlicher Autor und<br />

akademischer Lehrer hat <strong>Fritz</strong> Hartung auch im Bereich der Wissenschaftsorganisation<br />

und Wissenschaftspolitik einen zeitweilig sehr<br />

bedeutenden Einfluss ausgeübt. Er gehörte u.a. den Akademien der<br />

Wissenschaften in Berlin und München an und war ebenfalls Mitglied<br />

der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der<br />

Wissenschaften, der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae<br />

Historica sowie des Beirats des Instituts für Zeitgeschichte. Gerade in<br />

schwieriger Zeit war er darum bemüht, die Qualitätsstandards der<br />

Seite 51


Geschichtsbilder<br />

1919-1923<br />

Seite 52<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Wissenschaft gegen die Ansprüche einer politischen Instrumentalisierung<br />

der Geschichte zu verteidigen; so hat er sich sowohl während<br />

der NS-Zeit wie auch während der Frühzeit der DDR gegen die<br />

Berufung wissenschaftlich schwacher, dafür aber „politisch genehmer“<br />

Kollegen in die Berliner Akademie gewehrt.<br />

Nicht zuletzt bleibt Hartung auch als politische Figur von nicht geringem<br />

Interesse. Während des Kaiserreichs überzeugter Anhänger der<br />

Monarchie, verstand er sich in der Weimarer Republik als konservativer<br />

Vernunftrepublikaner. In den Jahren 1932/34 amtierte er als<br />

Dekan der Philosophischen Fakultät, doch dem NS-Regime biederte<br />

er sich nicht an, musste aber zeitweise mit ihm kooperieren. Hartung<br />

war, zusammen mit einigen anderen bürgerlich-konservativ gesinnten<br />

Kollegen, seit 1935 Mitglied des Beirats des „Reichsinstituts für<br />

Geschichte des neuen Deutschlands“, doch er hat an den Sitzungen<br />

selten teilgenommen. Zuweilen hat er, wie sich anhand einiger Veröffentlichungen<br />

aus den Jahren der NS-Zeit nachweisen lässt, teils<br />

vorsichtige, teils auch recht deutliche Kritik an den Versuchen geübt,<br />

nationalsozialistische Gedankengut in die Wissenschaft zu tragen.<br />

Wie bereits eine erste Sichtung das sehr umfangreiche Nachlasses<br />

ergeben hat, stand <strong>Fritz</strong> Hartung mit fasst allen wichtigen deutschen<br />

Historikern und bedeutenden anderen Gelehrten seiner Zeit in<br />

z. T. lebhafter brieflicher Verbindung; dazu gehören u.a. R. Fester,<br />

F. Meinecke, H. Oncken, W. Goetz, H. Aubin, H. Rothfels, K. Brandi,<br />

H. Heimpel, G. Ritter, W. Mommsen. Durch die geplante Edition werden<br />

die bereits vorliegenden Editionen der Briefe einflussreicher Zeitgenossen<br />

und Kollegen Hartungs, wie Friedrich Meinecke, Gerhard<br />

Ritter, Heinrich Ritter von Srbik, Siegfried A. Kaehler und Friedrich<br />

Thimme, sinnvoll ergänzt werden.<br />

Prof. D. Langewiesche (Historisches Seminar, Abteilung für Neuere<br />

Geschichte, Universität Tübingen) erhielt von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />

für das Projekt „Geschichtspolitik in geschichtsloser Zeit.<br />

Geschichtsbilder in Parlamentsdebatten nach dem Ersten Weltkrieg<br />

in Deutschland und Österreich (1919-1923)“.<br />

Eine „Zusammenbruchsgesellschaft“ wie die deutsche hat es schwer,<br />

durch generationenübergreifende Geschichtsbilder einen Grundkonsens<br />

in ihren Werten zu schaffen, der Kontinuität im Wandel ermöglicht.<br />

Die zahlreichen politischen Umbrüche in der jüngeren deutschen<br />

Geschichte (1803/06 – 1848/49 – 1866/1871 – 1918/19 – 1933 –<br />

1945/49 – 1989/90) waren stets auch Geschichtszäsuren. Daher stand<br />

die Nation wiederholt vor der Aufgabe, historische Erfahrung umzuwerten<br />

und sich historisch neu zu „erfinden“. Stets ging es dabei um<br />

den Versuch, die Gegenwart als folgerichtiges Ergebnis der Vergangenheit<br />

auszuweisen. Wie die Parlamente der ersten deutschen und<br />

der ersten österreichischen Republik die historische Zäsur, die sie<br />

entstammten, geschichtspolitisch legitimierten, welche geschichtspolitischen<br />

Sinnstiftungsversuche sie unternahmen, wird in diesem<br />

Forschungsprojekt untersucht.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Ein einheitliches Geschichtsbild hatte es nie gegeben, doch die geschichtspolitische<br />

Kraft, die von den preußisch-deutschen Siegen auf<br />

dem Weg zum deutschen Nationalstaat ausgegangen war, hatte die<br />

dominanten Geschichtsvorstellungen verengt. Der Untergang des<br />

monarchischen Nationalstaates und die Etablierung einer demokratischen<br />

Republik öffneten den geschichtspolitischen Diskurs und<br />

politisierten ihn zugleich. Man stritt über die Zukunft, indem man sich<br />

auf die Geschichte berief. Parlamente avancierten deshalb zu zentralen<br />

geschichtspolitischen Diskursarenen.<br />

Das Spektrum konkurrierender Geschichtsbilder in der parlamentarisch-politischen<br />

Öffentlichkeit auszuleuchten und die gesellschaftliche<br />

Konstruktion von Geschichtsbildern als Geschichte geschichtspolitischer<br />

Deutungskämpfe zu erfassen, ist die Aufgabe dieses<br />

Projektes. Untersucht werden Debatten der Weimarer Nationalversammlung,<br />

des deutschen Reichstages und ausgewählter Landtage<br />

(Preußen, Württemberg, Hamburg) sowie vergleichend Debatten<br />

des Nationalrates Österreichs. Es geht darum zu analysieren, wie<br />

Geschichtsbilder im demokratischen Kampf um Macht und Herrschaft<br />

entfaltet und eingesetzt wurden und welche Vorstellungen von<br />

nationaler Identität man dabei entworfen hat. „Kontinuität“ und „Gemeinschaft“<br />

sind die zentralen Analysekategorien des Projektes,<br />

denn sie ermöglichen es, danach zu fragen, ob die Geschichtsbilder,<br />

mit denen versucht wurde, Politik zu legitimieren, darauf ausgerichtet<br />

waren, Partieübergreifende historische Erfahrung aufzurufen, um<br />

einen breiten nationalen Konsens zu ermöglichen.<br />

Das Projekt will das Untersuchungsfeld Geschichtspolitik mit der<br />

Nationalismusforschung zusammenführen. Indem es von den Parlamentarien<br />

als konkreten geschichtspolitischen Akteuren ausgeht, erweitert<br />

und präzisiert es die durch Maurice Halbwachs inspirierte<br />

Forschung zum „kollektiven Gedächtnis“: Das Handlungs- und<br />

Diskursfeld wird eindeutig abgesteckt und zugleich dezentralisiert,<br />

denn indem Länderparlament einbezogen werden, geraten auch jene<br />

Geschichtsbilder in den Blick, die an der Idee einer deutschen Föderativnation<br />

orientiert blieben. Die deutsche Geschichte verlief in<br />

föderativen Bahnen. Historische Erinnerungsforschung muss dies<br />

erfassen.<br />

Für die Edition der Sitzungsprotokolle der Fraktion der Deutschen<br />

Demokratischen Partei/Deutschen Staatspartei im preußischen Landtag<br />

– 1919 bis 1932 stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof. K. Hildebrand (Kommission<br />

für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien,<br />

Bonn) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Ziel des Projekts ist die Edition der im Bundesarchiv Koblenz liegenden<br />

Sitzungsprotokolle der Fraktion der Deutschen Demokratischen<br />

Partei (DDP) bzw. nach 1930 der Deutschen Staatspartei (DStP) im<br />

preußischen Landtag von 1919 bis 1932. Die in drei Kladden mit insgesamt<br />

über tausend Seiten vorliegenden Protokolle geben aus erster<br />

Hand Einblick in die Geschichte des Linksliberalismus in Preußen<br />

Sitzungsprotokolle<br />

Preußischer<br />

Landtag<br />

Seite 53


Seite 54<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

und damit in die Handlungszwänge und -spielräume einer Partei,<br />

deren Niedergang und Ende die Abwendung von weiten Teilen des<br />

liberalen Bürgertums von der republikanischen Staatsform und letztlich<br />

auch den Untergang der in Weimar errichteten Demokratie umschreiben.<br />

Die am 20. November 1918 gegründete DDP trat die Nachfolge der<br />

Fortschrittlichen Volkspartei an und unterstrich damit die Kontinuität<br />

des deutschen Parteiensystems auch über den Umbruch von 1918 hinweg.<br />

Die Partei avancierte zu einem Sammelbecken herausragender<br />

Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft, unter ihnen auch<br />

der Staatsrechtler Hugo Preuß, der maßgeblich an der Ausarbeitung<br />

der Weimarer Verfassung beteiligt war, der langjährige preußische<br />

Finanzminister und erste Präsident des Bundesverfassungsgerichts<br />

der Bundesrepublik Deutschland, Hermann Höpker-Aschoff, sowie<br />

der Dozent für Geschichte und Politik und spätere erste Bundespräsident<br />

der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss.<br />

Nach ihrem überragenden Wahlerfolg (18,6 Prozent) bei den Nationalversammlungswahlen<br />

von 1919 bildete sie zusammen mit der SPD<br />

und dem Zentrum die so genannte Weimarer Koalition, in der Arbeiterschaft<br />

und Bürgertum sich zu einem politischen Neubeginn<br />

zusammenfanden. An das Selbstverständnis als Verfassungspartei<br />

knüpfte auch das traditionelle liberale Postulat an, nicht klassenbezogene<br />

Sonderwünsche, sondern die Interessen der Gesamtgesellschaft<br />

zu repräsentieren. Die im Juli 1930 erfolgende Umbenennung<br />

der Partei in Deutsche Staatspartei brachte die Staatsorientierung der<br />

Partei noch einmal sichtbar zum Ausdruck. Hatte die DDP 1919 von<br />

der allgemeinen Furcht des Bürgertums vor dem Bolschewismus und<br />

dem damit verbundenen Bestreben, eine absolute Mehrheit der<br />

Sozialisten zu verhindern, profitiert und fast ein Fünftel der Wählerstimmen<br />

auf sich vereinigen können, so musste sie im Verlauf der<br />

Weimarer Republik drastische Stimmeneinbussen hinnehmen, die<br />

sich, mit der Ausnahme der Dezemberwahlen von 1924, beständig<br />

fortsetzten und sie 1932 auf das Niveau einer unbedeutenden Splitterpartei<br />

(1,0 Prozent) herabdrückten. Nach der Machtergreifung Hitlers<br />

verfügte die Partei mit ihren fünf Abgeordneten über keinen Fraktionsstatus<br />

mehr, verleugnete mit der Zustimmung zum „Ermächtigungsgesetz“<br />

auch ihr demokratisches Selbstverständnis, so dass die<br />

Selbstauflösung der Partei am 28. Juni 1933 einen Schlusspunkt unter<br />

eine im Grunde längst abgeschlossene Entwicklung setzte.<br />

Die DDP/DStP gehörte in Preußen sämtliche Kabinetten an und verfügte<br />

dadurch trotz ihres relativ geringen Mandatsanteils seit 1921<br />

über beträchtlichen Einfluss im größten deutschen Land, das sich<br />

nach 1918 von einem Hemmfaktor politischer Modernisierung zum<br />

Vorbild demokratischer Stabilität und zum Bollwerk der Demokratie<br />

entwickelte. Die stabilen Regierungsverhältnisse in Preußen bis 1932<br />

ermöglichten auch im Reich nach 1923 eine relative Konsolidierung<br />

im Innern, da Preußen das mit Abstand größte deutsche Land war und<br />

etwa zwei Drittel des Territoriums und der Bevölkerung umfasste.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Ungeachtet einer Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten über das Parteiensystem<br />

in der Weimarer Republik weist die Liberalismusforschung<br />

für jene Zeit noch zahlreiche blinde Stellen auf. Dies wird<br />

insbesondere dann offenkundig, wenn die hohe Aggregationsebene<br />

des Reiches verlassen und die Entwicklung des Liberalismus in den<br />

deutschen Ländern in den Blick genommen wird. Trotz einiger jüngerer<br />

Untersuchungen über den preußischen Parlamentarismus im<br />

Allgemeinen und über die preußischen Demokraten im Besonderen,<br />

bestehen weiterhin erhebliche Forschungsdefizite, denen durch die<br />

Publikation der Sitzungsprotokolle der preußischen Landtagsfraktion<br />

der DDP bzw. der DStP begegnet werden kann.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. W. Plumpe (Historisches Seminar, Universität<br />

Frankfurt/M.) Fördermittel für das Projekt „Zwischen ökonomischer<br />

Theorie und Sozialphilosophie. Die „Krise“ der Nationalökonomie in<br />

der Weimarer Republik 1918-1933“ zur Verfügung.<br />

Vor 1914 wurde die deutsche Nationalökonomie dominiert von der<br />

Jüngeren Historischen Schule, die sich auf historische Erkenntnisweisen<br />

in Abgrenzungen gegen das theoretische Modelldenken der<br />

österreichischen Grenznutzenschulen stützte. Die Perspektive der<br />

Jüngeren Historischen Schule war langfristig und geschichtsphilosophisch<br />

eingebettet. In Gustav Schmoller hatte sie eine bestimmende<br />

Forscherpersönlichkeit, dessen evolutionärer Institutionalismus<br />

die methodische Richtschnur der Disziplin vorgab, wobei die „empirischen“<br />

wirtschaftlichen Gesetze nur finales Resultat der mit großem<br />

Fleiß zusammengetragenen historischen Materialsammlung darstellen<br />

konnten. Diese Methoden der Nationalökonomie und ihre Institutionen<br />

waren eng mit der Ordnung des Kaiserreichs verbunden, das<br />

nach ihrer Ansicht durch die institutionelle Trennung von Gesellschaft<br />

und Staat (gestützt auf eine gut ausgebildete Bürokratie) in der<br />

Lage war, sukzessive soziale Reformen zu verwirklichen – welche die<br />

sozialen Fraktionskämpfe abschwächen und ausgleichen sollten –,<br />

um so das Schreckensszenario einer Revolution zu verhindern.<br />

Nach 1918 änderte sich die Situation für die deutsche Nationalökonomie<br />

fundamental: Das Kaiserreich ging im Ersten Weltkrieg<br />

faktisch wie ideologisch unter und die Nationalökonomie sah sich mit<br />

einer historischen Situation konfrontiert, in der politische Unruhen,<br />

gesellschaftliche Desintegration und Wirtschaftskrisen ein Klima der<br />

Unsicherheit schufen, in dem vormals unhinterfragbare Gewissheiten<br />

nicht mehr galten. Wichtige Autoritäten, wie Gustav Schmoller, Adolf<br />

Wagner, Max Weber (für die österreichische Grenznutzenschule:<br />

Böhm-Bawerk, v. Philippovich, Wieser), deren Deutungskompetenz<br />

nun fehlte, waren während oder relativ kurze Zeit nach dem Ersten<br />

Weltkrieg gestorben. Die gesellschaftlich-politische Ordnung war anders<br />

als im Kaiserreich nun kein selbstverständliches Bezugssystem<br />

mehr, sondern ihrerseits in die wissenschaftliche Diskussion hineingestellt.<br />

Die Methoden und Institutionen der Nationalökonomie<br />

hatten ihre Legitimität verloren, mussten neu begründet und den<br />

Problemen der Zeit angepasst werden. Dazu kamen Wirtschaftskrisen<br />

Nationalökonomie<br />

Weimarer<br />

Republik<br />

Seite 55


Seite 56<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

in vormals nicht gekannter Ausprägung, die dazu führten, dass die<br />

Nationalökonomie als Wissenschaft verstärkt in der Pflicht stand,<br />

diese Krisen zu erklären und Möglichkeiten zu ihrer Überwindung<br />

aufzuzeigen.<br />

Die aus dieser Lage resultierende existentielle Unsicherheit bildet<br />

den historischen Hintergrund dafür, dass die Nationalökonomie in der<br />

Weimarer Republik über die Bearbeitung von Einzelfragen hinaus eine<br />

Vielzahl von grundlegenden Ordnungskonzeptionen entwickelte,<br />

welche die Zerrissenheit und fehlende Integration der deutschen Gesellschaft<br />

nach 1918 heilen sollte. Diese Ordnungskonzeptionen, die<br />

ausgehend von den verschiedensten Spielarten des Wirtschaftsparlamentarismus<br />

über Ständestaatskonzeptionen bis hin zu Agrarstaatsphantasien<br />

und organisch-esoterischen Modellen reichten, bezogen<br />

sich dabei aber nur zum Teil auf die durch den Krieg bedingten Probleme<br />

der deutschen Gesellschaft. Sie diagnostizierten vielmehr darüber<br />

hinaus strukturelle Defekte moderner Gesellschaften, die nach<br />

grundlegenden Lösungen verlangten. Dementsprechend wurden<br />

zahlreiche Lösungsmöglichkeiten mit sozialphilosophischer Emphase<br />

diskutiert, aber weder in den Zeitdiagnosen, noch in den Therapieempfehlungen<br />

Einigkeit erzielt, so dass gerade die verstärkte Suche<br />

nach Auswegen aus der Nachkriegskrise selbst zum Krisenfaktor<br />

wurde: Die „krisenhafte Erfahrung sich beschleunigender Modernisierungsprozesse<br />

in allen Lebensbereichen“ (Wolfgang Hardtwig),<br />

die Zerrissenheit des Individuums, der Mangel an Lebensorientierung<br />

provozierten zumindest in Teilen der Nationalökonomie ein<br />

hybrides „Könnenbewusstsein“, das selbst ein Krisensymptom war.<br />

Diese unglückselige Situation kulminierte schließlich Ende der 20er<br />

Jahre, als die Nationalökonomie der Weltwirtschaftskrise und der mit<br />

ihr einhergehenden Massenarbeitslosigkeit machtlos gegenüberstand.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist die historische Rekonstruktion der<br />

Krisensemantik der deutschen Nationalökonomie nach dem Ersten<br />

Weltkrieg, die sowohl Deutschlands Gesellschaft und Wirtschaft wie<br />

sich selbst in einer existentiellen Krise sah. Die Forschungshypothese<br />

der Untersuchung geht entsprechend davon aus, dass die institutionelle<br />

und semantische Entwicklung der deutschen Nationalökonomie<br />

nur verständlich wird, wenn man sie als Folge dieser historischen<br />

Konstellation und als Antwort auf sie versteht. Die geplante Untersuchung<br />

will sich mit der Frage auseinandersetzen, wie die Nationalökonomie<br />

auf die skizzierte historische Situation reagierte und warum<br />

sie in eine „Krise“ geriet, die sie während der gesamten Zeit der<br />

Weimarer Republik nicht überwand. Die inhaltlichen und methodischen<br />

Aspekte der Krise der Nationalökonomie sollen dabei anhand<br />

von drei exemplarisch ausgewählten Debatten (Kartelle und Monopole,<br />

Konjunkturtheorie, Kapitalismuskritik) nachvollzogen werden,<br />

um zu zeigen, inwiefern es innerhalb bestimmter thematisch abgegrenzter<br />

Diskussionen nicht zu einer Einigung kam und wie die<br />

normativ-inhaltlichen Konflikte sich schließlich zu methodologisch<br />

divergierenden Positionen verhärteten.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. H.-P. Ullmann (Historisches Seminar, Universität Köln) erhält<br />

<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Totenerinnerung und Nationsvorstellung<br />

im Kriegerdenkmalbau und -kult der Weimarer Republik“.<br />

Das Projekt untersucht mit dem massenhaften Kriegerdenkmalbau<br />

eines der wichtigsten kulturellen Phänomene der Zwischenkriegszeit.<br />

Dieser wurde bislang ausschließlich von seiner politischen Seite<br />

her betrachtet. Danach trugen die Kriegsdenkmäler durch den „politischen<br />

Totenkult“ (R. Koselleck) einen übersteigerten Nationalismus<br />

in die krisengeschüttelte Gesellschaft der Weimarer Zeit und dienten<br />

als nationale Waffen der gewaltsamen Überwindung der Gegenwart.<br />

So betrachtet kommen die Monumente nur als ein Teil der politischen<br />

Vorgeschichte des Nationalsozialismus in den Blick. Im Unterschied<br />

zur bisherigen Forschung geht es dem Projekt um eine Sozial- und<br />

Kulturgeschichte des Denkmalbaus, die seine intentionale Vielfalt<br />

ebenso einfängt wie nationalistische Prägungen oder religiöse Trauerprozesse<br />

am Totenmal und ästhetische wie pragmatische Absichten<br />

ebenso mit bedenkt. Im Zentrum stehen die sozialen Trägergruppen<br />

des Monumentenbaus, zumal ihre Totenerinnerungen und Nationsvorstellungen,<br />

aber auch die Dynamik der Denkmalsprache und die<br />

öffentliche Wahrnehmung des Denkmalkults. Zwei Fragen leiten die<br />

Untersuchung: Wie mündeten vertane Chancen eines zeitgemäßen<br />

Gefallenengedenkens in den politischen Totenkult? Und auf welche<br />

Weise wurde die Nation im Monument kulturell umgedeutet?<br />

Ziel des Neuansatzes ist es, die vermeintlich „harten“ Kriegerdenkmäler<br />

als Produkte spezifischer Teilkulturen offen zu legen und damit<br />

die vorherrschende These vom politischen Totenkult zu dekonstruieren.<br />

Das setzt allerdings den Wechsel der Untersuchungsperspektive<br />

voraus. Die Errichtung der Totenmale soll in diesem Projekt nicht<br />

weiter von ihrer Wirkungs-, sondern von ihrer Entstehungsgeschichte<br />

her als ein Prozess beschrieben werden, der zwischen sozialen<br />

Akteuren und innerhalb einzelner Phasen durchaus unterschiedlich<br />

verlief. Die Untersuchung der Planungsverläufe wird damit insbesondere<br />

divergierende Totenerinnerungen beleuchtet, während den<br />

Gestaltungs- und Rezeptionsprozessen die Entwicklung nationaler<br />

Dispositionen entnommen werden soll.<br />

Für das Projekt „Dienst am ‚Volkskörper’ – der Arzt als Gesellschaftsanalytiker.<br />

Zum Wandel des Selbstverständnisses deutscher und französischer<br />

Ärzte im Ersten Weltkrieg: Kriegswahrnehmung und Strategien<br />

zur Kompetenzerweiterung einer Profession“ stellte die <strong>Stiftung</strong><br />

Prof. D. Langewiesche (Historisches Seminar, Abteilung für Neuere<br />

Geschichte, Universität Tübingen) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Mit fortschreitender Professionalisierung trat die ärztliche Tätigkeit<br />

zunehmend aus dem privaten Arzt-Patienten-Verhältnis in den<br />

öffentlichen Raum. Welche Bedeutung dabei dem Ersten Weltkrieg<br />

zukam, soll in diesem Projekt vergleichend für Deutschland und<br />

Frankreich erforscht werden. Unter den Kriegsbedingungen erweiterte<br />

sich der Kompetenzbereich, den Ärzte für sich beanspruchten,<br />

Kriegerdenkmalbau<br />

Weimarer<br />

Republik<br />

Ärzte<br />

Erster<br />

Weltkrieg<br />

Seite 57


Polarexpeditionen<br />

1900-1945<br />

Seite 58<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

vom individuellen Menschen auf den gesamten „Volkskörper“. Beide<br />

mussten, so das ärztliche Selbstverständnis, medizinisch versorgt<br />

werden, um die Gesellschaft militärisch und industriell funktionstüchtig<br />

zu machen. Angesichts einer im Krieg physisch und psychisch<br />

im höchsten Maße geschädigten Bevölkerung traten die Ärzte<br />

verstärkt als Experten hervor, die sich am Wiederaufbau einer wehrund<br />

arbeitsfähigen, d.h. aus ärztlicher Sicht „gesünderen“ Gesellschaft<br />

maßgeblich zu beteiligen suchten. Der Krieg schuf also neue<br />

Impulse für ein Diskurs- und Aktionsfeld, das es den Ärzten ermöglichte,<br />

die Gesamtgesellschaft einer medizinischen Diagnose zu<br />

unterziehen sowie den Zerstörungen des Kriegs ein spezifisch ärztliches<br />

Gestaltungsfeld, die Arbeit an einem „gesunden“ Volkskörper,<br />

entgegenzustellen. Das Projekt will im deutsch-französischen Vergleich<br />

dazu beitragen, die Bedeutung des Ersten Weltkriegs und<br />

einer hochgradig militarisierten Medizin für die ärztliche Professionalisierung<br />

sowie für die gesellschaftliche Medikalisierung angemessen<br />

einschätzen zu können.<br />

In einem ersten Schritt werden Professionsmerkmale und strukturelle<br />

Handlungsrahmen der deutschen und der französischen Ärzteschaft<br />

gegenübergestellt – Ausmaß der Berufsautonomie gegenüber<br />

dem Staat, den Patienten oder dritten Instanzen wie den Krankenkassen,<br />

Organisierungsgrad und -formen, Einkommensstrukturen,<br />

Ausbildungswege und generations- und geschlechtsspezifische Zusammensetzung<br />

der Ärzteschaft.<br />

Anhand konkreter ärztlicher Aktionsfelder (Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten,<br />

Kampagne gegen Alkohol- und Tabakgenuss,<br />

Ernährungsgewohnheiten, psychische Kriegsfolgen) werden sodann<br />

die handlungsleitenden Vorstellungswelten der beiden nationalen<br />

Ärzteschaften verglichen. Der ärztliche Kriegsdiskurs über die hygienischen<br />

Maßnahmen fiel unterschiedlich aus, je nachdem ob er sich<br />

auf den Soldaten-, den Frauen- oder den „Volkskörper“ insgesamt<br />

richtete. Gefragt wird nach den Gesellschaftskonzepten, die diesen<br />

Vorstellungen zugrunde lagen, und nach den Veränderungen im Laufe<br />

des Krieges. Erkennbar wird das von Ärzten entworfene Bild der<br />

gegenwärtigen und der künftigen Gesellschaft und den Aufgaben,<br />

die den Medizinern und jedem einzelnen Bürger für die Gesundheit<br />

des Individuums und des „Volkskörpers“ zugemessen wird.<br />

Die Studie fragt vor allem nach dem internen ärztlichen Austausch<br />

unter Allgemeinmedizinern, deren Fachpresse die zentrale Quellengrundlage<br />

bildet. Zusätzlich werden Handbücher und Kompendien<br />

sowie medizinische Nachschlagewerke ausgewertet. Um einschätzen<br />

zu können, wie dieser fachlich-akademische Diskurs den populärwissenschaftlichen<br />

beeinflusst hat, werden ergänzend auch Schriften,<br />

die sich an ein Laienpublikum richteten, einbezogen.<br />

Prof. K. Reich (Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik<br />

und Technik, Universität Hamburg) erhält für die Wissenschaftsgeschichtliche<br />

Aufarbeitung ausgewählter deutscher Polar-


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

expeditionen im Zeitraum 1900 bis 1945 hinsichtlich der Geschichte<br />

der Polarforschung und Polararchäologie/Denkmalschutz Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiterin ist Priv. Doz. C. Lüdeck.<br />

Zunächst wurden durch Bibliotheksrecherchen sowie bei Archivbesuchen<br />

im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Hamburg)<br />

und im Institut für Länderkunde Materialien über deutsche<br />

Marinewetterstationen aus dem 2. Weltkrieg in Spitzbergen und<br />

die Basisstation der ersten deutschen Südpolarexpedition (1901-1903)<br />

auf den Kerguelen im Südindischen Ozean zusammengetragen.<br />

Daneben konnte aus Privatbesitz umfangreiches Fotomaterial der<br />

Expedition von Theordor Lerner erschlossen werden, die 1912 der<br />

verunglückten Schröder-Stranz-Expedition Hilfe bringen wollte.<br />

Es wurde damit begonnen, aus Lieferlisten, Tagebüchern und Berichten<br />

alle verfügbaren Informationen über den Bau von Stationshäusern<br />

und Observatorien zusammenzutragen, um später vor Ort die Relikte<br />

entsprechend deuten zu können. Eine große Bedeutung haben dabei<br />

auch bisher unbekannte Fotos aus Archiven und Privatbesitz, die<br />

demnächst eingescannt werden sollen. Erste Ergebnisse wurde zur<br />

Veröffentlichung vorbereitet, die demnächst erscheinen werden:<br />

Lüdecke, Cornelia: „Haudegen“ – a German marine weather<br />

station in Svalbard – slowly decaying! – In: Hertage at Risk. 2004.<br />

Lüdecke, Cornelia: German meteorological and magnetic base<br />

station on the Kerguelen (1901-1903). – In: Publication of the International<br />

Polar Heritage Commission. 2004.<br />

Die Industrieökonomische Analyse des Rheinisch-Westfälischen<br />

Kohlensyndikats (1893-1914) ist Gegenstand des Projekts, das die von<br />

der <strong>Stiftung</strong> unterstützte Arbeitsgruppe am Institut für Wirtschaftsund<br />

Sozialgeschichte der Universität Münster unter der Leitung von<br />

Prof. U. Pfister, Prof. R. H. Tilly und Dr. Th. Bittner durchführt.<br />

Für den Aufstieg Deutschlands zu einer führenden Volkswirtschaft<br />

zwischen 1871 und 1913 hatte der Montansektor eine entscheidende<br />

Bedeutung. Die jährlichen Wachstumsraten der Kohle- und Roheisenproduktion<br />

von vier bzw. sechs Prozent lagen deutlich über dem<br />

Anstieg des Nettosozialprodukts von ca. zwei Prozent. Zugleich vereinigten<br />

die Unternehmen des Bergbaus und des Hüttenwesens<br />

knapp ein Zehntel des nominalen Aktienkapitals aller deutschen<br />

Aktiengesellschaften auf sich.<br />

Dieser dynamische Wachstumsprozess fand innerhalb von institutionellen<br />

Rahmenbedingungen statt, die sich vor allem mit den Begriffen<br />

Kollusion und Konzentration umschreiben lassen. Sowohl der<br />

deutsche Bergbau als auch die Eisen- und Stahlindustrie waren durch<br />

ausgeprägte Kartellbildung gekennzeichnet: 1907 entfielen im Bergbau<br />

knapp drei Viertel der Bruttowertschöpfung auf kartellierte<br />

Unternehmen. Zu den größten und erfolgreichsten Kartellen gehörte<br />

Kohlensyndikat<br />

1893-1914<br />

Seite 59


Jüdische<br />

Frage<br />

Polen<br />

1930-1939<br />

Seite 60<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

das 1893 geschaffene und erst 1945 aufgelöste Rheinisch-Westfälische<br />

Kohlensyndikat (RWKS). Neben der Kartellbildung ist als zweites<br />

institutionelles Merkmal die vertikale und horizontale Unternehmenskonzentration<br />

herauszustellen.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen die Interaktion von Kartellierung<br />

und Konzentration im Bergbau, sowie die Auswirkung<br />

beider Prozesse auf die Entwicklung des Sektors untersucht werden.<br />

Konkret soll geklärt werden, ob die Kartellbildung außergewöhnlich<br />

hohe Renditen für die Kartellunternehmen nach sich zog, ob die Mitglieder<br />

von gesamtwirtschaftlichen Schwankungen abgeschottet<br />

worden sind und ob die vertikale und horizontale Unternehmenskonzentration<br />

durch die Kartellierung gefördert worden ist. Verschiedene<br />

volks- und betriebswirtschaftliche Untersuchungsmethoden,<br />

u.a. Bilanzanalysen und Ereignisstudien, werden dazu verwendet.<br />

Dazu werden zurzeit Bilanzdaten und Aktienkurse von<br />

Kartellunternehmen in einer Datenbank erfasst. Erste Auswertungen<br />

ergaben, dass sich durch die Gründung des Kartells keine statistisch<br />

haltbaren Einflüsse auf die wirtschaftliche Bewertung von sechs untersuchten<br />

und am Kartell beteiligten Unternehmen belegen lassen.<br />

Durch eine weitere Pilotstudie konnte dieses vorläufige Ergebnis dahingehend<br />

differenziert werden, dass sich zumindest für Großunternehmen<br />

leicht überdurchschnittliche Renditen statistisch nachweisen<br />

lassen, was mit der Reduzierung des für größere Unternehmen<br />

relativ bedeutsamen gesamtwirtschaftlichen Risikos erklärt werden<br />

kann.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Veröffentlichungen:<br />

Bittner, Thomas: An event-study of the Rhenish-Westphalian Coal<br />

Syndicate. Hrsg.: Universität Münster, Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie.<br />

– Münster, 2003. 34 Bl. (Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge;<br />

Nr. 352)<br />

Bittner, Thomas: Kartelle und Wachstum im deutschen Kaiserreich.<br />

Wirtschaftshistorische Erkenntnisse und industrieökonomische<br />

Forschungsperspektiven. – In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte.<br />

2002. S. 137-157.<br />

Prof. D. Dahlmann (Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />

Bonn) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Die<br />

Judenheit und die ‚jüdische Frage’ im polnischen innenpolitischen<br />

Diskurs, 1930 bis 1939“.<br />

In dem Forschungsvorhaben soll untersucht werden, welchen Stellenwert<br />

die „jüdische Frage“ im polnischen innenpolitischen Diskurs<br />

hatte und welche Rolle der Antisemitismus im öffentlichen Leben in<br />

Polen spielte. Chronologisch umfasst das Projekt die dreißiger Jahre,<br />

die Zeit des anwachsenden Antisemitismus, des Judenboykotts und<br />

der Judenpogrome.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Die 1918 ausgerufene Republik Polen war ein Vielvölkerstaat, in dem<br />

über dreißig Prozent der Bevölkerung den nationalen Minderheiten<br />

angehörten. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Polen betrug im<br />

Jahre 1939 über 3,4 Mio. und bildete einen Anteil von etwa zehn<br />

Prozent der Gesamtbevölkerung. Die ersten antijüdischen Parolen in<br />

der polnischen Publizistik des 20. Jahrhunderts verkündete Roman<br />

Dmowski, der führende Ideologe, Schöpfer des polnischen Nationalismus<br />

und Gründer der polnischen Nationalen Partei, bereits im Jahre<br />

1912. In den darauf folgenden Jahren formulierte Dmowski das<br />

Programm des polnischen Antisemitismus in vielen Publikationen,<br />

vor allem in seinem Buch „Die Nachkriegswelt und Polen“ (1931) und<br />

in einer Reihe von Presseartikeln unter dem Titel „Der Umbruch“<br />

(1934). Seine Meinungen zur jüdischen Frage hatten einen entscheidenden<br />

Einfluss auf die Mitglieder und Anhänger des so genannten<br />

„Nationalen Lagers“, dem die meisten nationalistischen und rechtsradikalen<br />

Gruppierungen und Parteien angehörten. Die Grundlage<br />

des Antisemitismus des Nationalen Lagers bildete die Überzeugung<br />

von der angeblichen wirtschaftlichen Expansion der jüdischen Bevölkerung,<br />

der zufolge die Polen von ihren Arbeitsplätzen verdrängt<br />

wurden.<br />

Anfang der dreißiger Jahre nahm die antijüdische Propaganda im<br />

oppositionellen Nationalen Lager an Intensität immer mehr zu und<br />

eskalierte in vielen Zwischenfällen und Ausschreitungen gegen die<br />

jüdischen Mitbürger. So wurden z.B. die Universitäten in Warschau,<br />

Krakau, Lemberg und Wilna zum Schauplatz erbitterter Auseinandersetzungen<br />

zwischen den nationaldemokratischen sowie den sozialistischen<br />

und jüdischen Studentenorganisationen um die Einführung<br />

eines Numerus clausus und eines Sitzbänkeghettos in den Hörsälen.<br />

Der Antisemitismus der Nationaldemokraten wurde auch tatkräftig<br />

durch einige hohe kirchliche Würdenträger und durch den katholischen<br />

Klerus unterstützt, insbesondere durch zahlreiche Geistliche,<br />

die der Nationalen Partei nahe standen.<br />

Die polnische Regierung und vor allem Marschall Pilsudski nahmen<br />

zum Antisemitismus der Nationaldemokratie zunächst eine ablehnende<br />

Haltung ein. Pilsudski wollte mit seiner Konzeption einer staatlichen<br />

Loyalität, die im krassen Gegensatz zum Nationalstaat der<br />

Endecja stand, alle Minderheiten an dem Aufbau eines starken, multinationalen<br />

Staat teilnehmen lassen. Die Eskalation des politischen<br />

Kampfes der Opposition nach dem Tode Pilsudskis im Mai 1935, aber<br />

auch die Radikalisierung der jungen Generation im Regierungslager<br />

der „Sanacja“ sowie der Einfluss des Nationalsozialismus auf die<br />

politische Machtsysteme in Polen waren die Hauptursache für die<br />

Wende der Regierung nach rechts. Offiziell hatte sich zwar die Einstellung<br />

der Regierung zum Antisemitismus nicht geändert, aber seit<br />

1937 wurden die Überlegungen zu Möglichkeiten und Formen einer<br />

organisierten Emigration der Juden aus Polen intensiviert.<br />

Der Antisemitismus fand in der Zwischenkriegszeit einen günstigen<br />

Nährboden in Polen. Er war ein integraler Bestandteil der Identitäts-<br />

Seite 61


Großer<br />

Terror<br />

1937/1938<br />

Seite 62<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

diskurse einer Nation, die nach 123 Jahren der Teilung durch die<br />

Nachbarmächte ihre verlorene Unabhängigkeit wieder erlangt hatte<br />

und einen Nationalstaat aufzubauen bestrebt war. Dabei erwies sich<br />

das traditionelle religiöse Feindbild vom Juden im katholisch geprägten<br />

polnischen Nationalismus als dankbare Projektionsfläche, die mit<br />

vermeintlichen neuen Gefahren für das moderne Polen überschrieben<br />

wurde. Der Jude war demnach der „innere Feind“ der immer<br />

bereit war, sich mit den Gegnern Polens, sei es den Deutschen, sei es<br />

den Kommunisten, bei günstiger politischer Konstellation zu verbünden.<br />

Diese Suche nach dem „Eigenen“ durch partikulare Ausgrenzung<br />

des „Anderen“ erwies sich jedoch als destabilisierendes Instrument<br />

in einem Staat, der es nicht verstand, seine heterogene<br />

Bevölkerung zu integrieren und so ein geordnetes und produktives<br />

Zusammenleben von Polen, Deutschen, Russen, Ukrainern und eben<br />

auch Juden in ihrer religiösen und kulturellen Vielfalt und sozialen<br />

und wirtschaftlichen Dynamik zu gewährleisten.<br />

Mit Mittelpunkt des Projektes stehen die Fragen nach dem innenpolitischen<br />

Diskurs über den Antisemitismus, seine Ursachen und<br />

Funktionen in Gesellschaft und Politik sowie über die Lösungsvorschläge<br />

der „jüdischen Frage“ in ihrer politischen, sozialen, kulturellen<br />

und wirtschaftlichen Dimension. Dabei werden sowohl der Antisemitismus<br />

und dessen Instrumentalisierung durch das oppositionelle<br />

Nationale Lager als auch die Reaktion auf diesen stärker werdenden<br />

Druck durch die regierende Sanacja in den Blick genommen.<br />

Für die Durchführung des Projekts „Der ‚Große Terror’“ in der sowjetischen<br />

Provinz 1937-1938. Zur Umsetzung des Befehls Nr. 00447<br />

in den Gebieten Char’kov (Ukraine) und Kalinin (Tver’)“ stellt die <strong>Stiftung</strong><br />

Prof. B. Bonwetsch (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität<br />

Bochum) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Am 31. Juli 1937 wurde der Befehl Nr. 00447 des Volkskommissars des<br />

Innern Ez˘ov vom Politbüro des ZK der KPdSU bestätigt. Es handelt<br />

sich um ein 15 Seiten langes Dokument, das 1992 erstmals, jedoch unvollständig,<br />

in der russischen Zeitung Trud publiziert wurde. Der<br />

Befehl ordnete an, ehemalige Kulaken, Kriminelle, Anhänger von<br />

Religionsgemeinschaften, ehemalige Mitglieder politischer Parteien,<br />

Bürgerkriegsgegner der Bol’s˘eviki (Weiße), Kosaken und ehemalige<br />

Funktionsträger des zaristischen Staates in Lager oder Gefängnisse<br />

einzuweisen bzw. hinzurichten. Die Urteile wurden in Schnellverfahren<br />

von den berüchtigten außergerichtlichen Dreiergremien, den<br />

„Troiki“, ausgesprochen: Ihnen gehörten in der Regel der Leiter des<br />

örtlichen NKVD, der Erste Parteisekretär und der Erste Staatsanwalt<br />

an.<br />

Nach heutigen Schätzungen wurden ca. 770.000 Menschen im Rahmen<br />

dieser Operation, die von August 1937 bin November 1938<br />

andauerte, verurteilt, davon 378.000 zum Tode und 389.000 zu<br />

Haftstrafen. Unter dem Opfern des Großen Mordens 1937-38 befanden<br />

sich auffallend viele einfache Bürger. Ausschlaggebend für eine


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Verhaftung waren dabei weniger die individuelle Schuld als vielmehr<br />

Faktoren wie Klassenzugehörigkeit, politische sowie soziale Vergangenheit<br />

oder Herkunft und im Falle von Kriminellen bzw. Rückfalltäterschaft,<br />

Kontakte zum kriminellen Milieu, Arbeitslosigkeit und<br />

Obdachlosigkeit. Der „Große Terror“ im Rahmen des Befehls Nr.<br />

00447 scheint – wie die Historiker Junge und Binner festgestellt<br />

haben – unterschiedliche, sich teilweise überlappende Stoßrichtungen<br />

gehabt zu haben:<br />

– Terror als Instrument von „Sozialtechnologie“ (Repressalien gegen<br />

Kriminalisierte, Lagerhäftlinge),<br />

– Terror zur Lösung ökonomischer und struktureller Probleme (Repressalien<br />

gegen Kulaken bzw. Einzelbauern),<br />

– Terror zur Bekämpfung des ideologischen Gegners und zur Verwirklichung<br />

der kommunistischen Utopie (Repressalien gegen<br />

Religionsgemeinschaften, Sozialisten),<br />

– Terror als politische Präventivmaßnahme bzw. zur Herrschaftssicherung<br />

(Repressalien gegen ehemalige Angehörige der zaristischen<br />

Armee, Kulaken).<br />

Die nur in Ansätzen existente Forschung war bisher darauf gerichtet,<br />

den Befehl aus der Sicht der Moskauer Zentren, der Parteiführung<br />

und des NKVD zu betrachten, dabei verblieben die Opfer weitgehend<br />

in der Anonymität. Ziel des Projekts ist es, einen Perspektivenwechsel<br />

vorzunehmen und Umsetzung und Auswirkungen des Befehls<br />

„vor Ort“ zu untersuchen. Dabei sollen zwei speziell ausgewählte<br />

Provinzen der ehemaligen Sowjetunion im Mittelpunkt stehen, und<br />

zwar die Gebiete Kalinin (heute Tver´) und Char´kov (Ukraine).<br />

Explizit stellt das Projekt die Opfer der Massenrepressionen in den<br />

Vordergrund und wird darüber hinaus den spezifischen Charakter<br />

der Unterdrückung in den jeweiligen Gebieten erforschen. Anhand<br />

der Untersuchungsakten soll u.a. geklärt werden, wer faktisch die<br />

Todesurteile gefällt hat. Dabei ist der Grad der Arbeitsteilung von der<br />

Überwachung der Person oder Sammlung von kompromittierendem<br />

Material, der Verhaftung, des Verhörs, der Befragung von Zeugen,<br />

der Ausarbeitung der Anklage, der Urteilsfällung vor den „Troiki“ bis<br />

zur Urteilsvollstreckung zu untersuchen. Besondere Aufmerksamkeit<br />

verdienen in diesem Zusammenhang die Verhörprotokolle und Zeugenaussagen.<br />

Zusätzlichen Aufschluss über die Rolle des NKVD können<br />

Protokolle der Befragungen von Mitarbeitern des NKVD geben,<br />

die den Untersuchungsakten der Rehabilitierungsverfahren ab Mitte<br />

der fünfziger Jahre beigefügt wurden. Teil des Projekts ist es auch,<br />

das Verhältnis der Peripherie zum Zentrum im Rahmen des Befehls<br />

00447 zu untersuchen. Hier geht es um die Interaktion zwischen dem<br />

Zentrum und den ausgewählten Provinzen, d.h. um die jeweiligen<br />

Spielräume, den Grad der Kontrolle und die Intensität des Informationsflusses.<br />

Die regional über den „Großen Terror“ erschlossenen<br />

Seite 63


NS-<br />

Haftstätten<br />

Weißrussland<br />

Seite 64<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Materialien sollen schließlich in den Gesamtkontext der Unterdrückungspolitik<br />

des Stalin-Regimes gestellt werden, d.h. übergreifende<br />

Aspekte wie die Kriegsgefahr und die Kampagnen zu den<br />

Wahlen zum Obersten Sowjet müssen mitberücksichtigt werden.<br />

Konkret bedeutet dies auch, den Befehl 00447 und seine Durchführung<br />

mit der zweiten Massenoperation gegen die sog. feindlichen<br />

Nationalitäten und den Repressionsmaßnahmen gegen die Eliten zu<br />

vergleichen.<br />

Prof. W. Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />

Universität Berlin) erhält <strong>Stiftung</strong>smittel für die Durchführung des<br />

Projekts „Nationalsozialistische Haft- und Mordstätten in Weißrussland:<br />

Die Geschichte des Ghettos von Minsk und des Vernichtungslagers<br />

Maly Trostenec.“<br />

Im Kontext der Forschungen zur NS-Vernichtungspolitik sind die<br />

Konzentrationslager in den vergangenen Jahren verstärkt ins Blickfeld<br />

des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Mit der Intensivierung<br />

der Forschung zu diesem Untersuchungsgegenstand wurde zugleich<br />

die eklatanten Defizite im Wissen um diese Orte offenbar: Insbesondere<br />

die „Lagerlandschaft“ in den besetzten Gebieten der Sowjetunion<br />

und des Baltikums erscheint bis heute in hohem Maße als eine<br />

„terra incognita“.<br />

Mit der Fokussierung auf Weißrussland wird in diesem Projekt eine<br />

Region der ehemaligen Sowjetunion in den Blick genommen, die<br />

während des Zweiten Weltkrieges ein Zentrum nationalsozialistischer<br />

Vernichtungspolitik bildete. Jüngeren Schätzungen zufolge forderten<br />

der Krieg und die deutsche Besatzungszeit zwischen 1941 und 1944<br />

hier rund drei Millionen Opfer, darunter fast die gesamte jüdische<br />

Einwohnerschaft der damaligen Sowjetrepublik: Von den 820.000<br />

Juden Weißrusslands wurden 650.000 bis 700.000 in Mordaktionen<br />

und Vernichtungslagern umgebracht. Zu den Opfern des Holocaust<br />

in diesem Land zählen ferner Zehntausende zentraleuropäischer<br />

Juden, die aus dem Reichsgebiet, dem „Protektorat Böhmen und<br />

Mähren“, aber auch aus dem „Generalgouvernement“ nach Weißrussland<br />

verschleppt worden waren.<br />

Das Forschungsvorhaben strebt eine lokalhistorisch orientierte Untersuchung<br />

der NS-Judenverfolgung und -vernichtung und ihrer Auswirkungen<br />

auf die betroffene Bevölkerungsgruppe am Beispiel des<br />

Minsker Ghettos und des Lagerkomplexes von Maly Trostenec an.<br />

Dabei wird unter Rekurs auf Christian Gerlach davon ausgegangen,<br />

dass der Judenmord in Weißrussland einer spezifischen Struktur folgte,<br />

die von der rassistisch-antisemitistischen Ideologie der nationalsozialistischen<br />

Okkupationsmacht ebenso getragen wurde wie von<br />

deren besatzungs- und wirtschaftpolitischen Interessen. Übergreifend<br />

wird die Judenvernichtung in diesem Land als ein Vorgang begriffen,<br />

der mit ersten Pogromen sowie der Internierung männlicher<br />

wehrfähiger Juden und der Ermordung jüdischer Angehöriger der<br />

Intelligenzberufe in Zivilgefangenenlagern unmittelbar nach dem


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Einmarsch der deutschen Wehrmacht begann. Als weiterer Schritt<br />

folgte die Isolierung der jüdischen Bevölkerung in Ghettos, die ab<br />

Juli in fast allen Städten des Landes als Orte der systematischen<br />

Entrechtung und Ausbeutung der Juden errichtet wurden. So wurden<br />

die Inhaftierten unter Hungerrationen zur Zwangsarbeit erpresst.<br />

Etwa zeitgleich setzten auch Massentötungsaktionen ein, die bis<br />

Herbst 1942 fast alle einem bestimmten Grundmuster folgten: Es gab<br />

kaum Massaker, dem keine „Selektion“ der noch benötigten Arbeitskräfte<br />

vorausging. Gerade Alte, Kranke, Schwache und Kinder fielen<br />

immer wieder Mordaktionen zum Opfer. Ab Herbst 1942 erfolgte ein<br />

Wandel in der „Judenpolitik“ der deutschen Besatzungsmacht: Im<br />

Zuge der Liquidierung der Ghettos wurden die Massenmorde auf<br />

ausnahmslos alle noch verbleibenden Juden ausgedehnt. Dieser<br />

Vernichtungskampagnen unterlagen nach Gerlach nicht mehr<br />

ökonomischer Kalkulationen, sondern waren einzig durch die antisemititische<br />

Ideologie der deutschen Besatzungsmacht sowie der<br />

Reichszentrale in Berlin motiviert.<br />

Diese Grundmuster des Judenmordes in Weißrussland – von der Ausbeutung<br />

zur Vernichtung – wurde auch in Minsk angewandt. Wie<br />

Gerlach gezeigt hat, verlief die Organisation und Durchführung der<br />

NS-Judenvernichtung in Weißrussland allerdings nicht synchron,<br />

sondern in Abhängigkeit von spezifischen lokalen Gegebenheiten<br />

wie etwa der Wohnungs- und Ernährungslage, dem Arbeitskräftebedarf,<br />

dem Kriegsverlauf sowie den Interessen und Motivationen<br />

der Machtträger vor Ort. Entsprechend dürfte die Rekonstruktion<br />

örtlicher Vorgänge zu einer Erweiterung und Vertiefung der Kenntnisse<br />

über die Planung und Umsetzung der NS-Vernichtungspolitik<br />

in Weißrussland beitragen.<br />

Vor dem Hintergrund der Befunde der Geschichtsschreibung zur<br />

NS-Vernichtungspolitik, der Konzentrationslager- und Weißrusslandforschung<br />

liegen die Ziele des Forschungsvorhabens<br />

– in der Erstellung einer präzisen Topographie des Minsker Ghettos<br />

und des Lagerkomplexes von Maly Trostenec und seiner Exekutionsplätze<br />

Blagovs˘c˘ina und S˘ as˘kovka sowie in der Erarbeitung<br />

einer Chronologie dieser Mordstätten und in einer möglichst genauen<br />

Erfassung der Opferzahl,<br />

– in der Rekonstruktion der unterschiedlichen Phasen deutscher Politik<br />

gegenüber Ghetto und Lager und den daraus resultierenden<br />

verschiedenen Funktionen dieser Orte unter Berücksichtigung des<br />

Planungshorizontes der Verantwortlichen in der Reichszentrale,<br />

des Verhaltens und der Motivation der Machtträger vor Ort sowie<br />

des Kriegsverlaufes,<br />

– in der Identifizierung von Überlebensstrategien insbesondere der<br />

Ghetto-Insassen in den verschiedenen Phasen deutscher Vernichtungspolitik,<br />

wobei hier sowohl die Rolle des Judentums und der<br />

Vertreter des jüdischen Widerstands in den Blick zu nehmen als<br />

Seite 65


Strafvollzug<br />

Plötzensee<br />

Seite 66<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

auch der unterschiedliche kulturelle Hintergrund der Inhaftierten<br />

zu berücksichtigen ist,<br />

– in der Klärung der Verhaltensweisen der nichtjüdischen Zivilbevölkerung<br />

und der Partisanenbewegung gegenüber den Ghettound<br />

Lagerinsassen.<br />

Das Forschungsprojekt basiert hauptsächlich auf der Auswertung<br />

archivarischen Materials. Neben amtlichem Schriftgut aus der Besatzungszeit<br />

stellen auch die ab 1945 entstandenen Ermittlungsakten in<br />

NS-Verfahren einen wesentlichen Quellenfundus dar. Eine dritte<br />

wichtige Gruppe bilden Augenzeugen- und Erinnerungsberichte von<br />

Überlebenden des Minsker Ghettos und des Lagerkomplexes Maly<br />

Trostenec in gedruckter und ungedruckter Form.<br />

Für das Projekt „Strafvollzug in der nationalsozialistischen Diktatur –<br />

Das Beispiel des Gefängnisses Berlin-Plötzensee 1933-1945“ erhielt<br />

Prof. P. Steinbach (Institut für Geschichte, Universität Karlsruhe (TH))<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Ziel des Projekts ist eine exemplarische Studie über den Strafvollzug<br />

in der nationalsozialistischen Diktatur. Zuerst soll die Bedeutung des<br />

Strafgefängnisses Plötzensee im organisationsgeschichtlichen Gesamtzusammenhang<br />

des NS-Strafvollzugs herausgearbeitet werden.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Vollstreckung von<br />

Todesurteilen. Denn Plötzensee war mit 2.891 Hinrichtungen die<br />

Richtstätte, wo zwischen 1933 und 1945 die meisten Todesurteile der<br />

zivilen Justiz vollstreckt wurden. Es soll auch untersucht werden, wie<br />

die Ansätze für einen humanen Strafvollzug aus der Zeit der Weimarer<br />

Republik beseitigt wurden und welche Kontinuitäten im Vollzug<br />

über das Jahr 1933 hinaus von Bedeutung waren. Zugleich soll die<br />

zentrale Bedeutung des Strafvollzugs für die Verfolgung des deutschen<br />

und internationalen Widerstands gegen den Nationalsozialismus<br />

aufgezeigt werden. Dies ist am Beispiel des „multifunktionalen“<br />

Gefängnisses Plötzensee (Untersuchungshaftanstalt des Volksgerichtshofes,<br />

Gefängnis und Hinrichtungsstätte) sehr gut möglich.<br />

Im Mittelpunkt der Studie steht die Analyse der Lebensbedingungen<br />

der Häftlinge. Diese ist – einzigartig für den Strafvollzug im „Dritten<br />

Reich“ – mit Hilfe der vollständig überlieferten Gefangenenkarteikarten<br />

und einer großen Zahl von Gefangenenpersonalakten möglich.<br />

So können die Entwicklung der Häftlingszahlen, der Anteil der<br />

einzelnen Häftlingsnationalitäten, die den Inhaftierungen zu Grunde<br />

liegenden Delikte, die jeweiligen Strafmaße sowie die Lebensbedingungen,<br />

etwa die Zwangsarbeit, die Ernährung, die medizinische<br />

Versorgung, die Versuche der Gegenwehr (etwa durch Fluchtversuche)<br />

und die damit verbundenen Sanktionen (etwa durch Hausstrafen),<br />

detailliert und auch in ihren Veränderungen nachgezeichnet<br />

werden. Unter dieser doppelten Fragestellung ist eine differenzierte<br />

Analyse des Strafvollzugs zwischen 1933 und 1945 am Beispiel des<br />

Gefängnisses Plötzensee möglich.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Ausgangspunkt ist das Jahr 1933, in dem Plötzensee über rund 1.500<br />

Haftplätze verfügte. Ein Rückgriff auf die Zeit davor wird aber notwendig<br />

sein, um Veränderungen und Kontinuitäten über das Jahr<br />

1933 hinaus erkennen zu können. Gerade für Plötzensee sind die<br />

Unterschiede zwischen Untersuchungshaft, Haft-, Gefängnis- und<br />

Zuchthausstrafe sowie Sicherungsverwahrung besonders herauszuarbeiten,<br />

da hier unterschiedlichste Gefangenengruppen einsaßen. In<br />

Plötzensee wurden vor allem Gefängnisstrafen vollstreckt. Es gab<br />

aber auch „Kurzstrafen“, Zuchthausgefangene, „Schutzhäftlinge“,<br />

Untersuchungsgefangene des Volksgerichtshofes sowie zum Tode<br />

Verurteilte.<br />

Kapazitätsprobleme, die institutionelle Einbindung sowie der sich<br />

verändernde Charakter des Strafvollzugs, insbesondere die strikte<br />

Ausrichtung auf die Zwangsarbeit der Häftlinge müssen genauer<br />

untersucht werden. Plötzensee unterhielt – eine von der Forschung<br />

völlig unbeachtete Tatsache – eine Vielzahl von Außenkommandos<br />

für die Häftlingszwangsarbeit.<br />

Im Förderzeitraum erschien folgender Bericht:<br />

Bästlein, Klaus, und Johannes Tuchel: Das Strafgefängnis von<br />

Plötzensee als Ort der nationalsozialistischen Justizgeschichte. –<br />

In: Die Mahnung. 51,5. 2004. S. 1/2<br />

Für die Wissenschaftlich-kritische Edition des „Wochenspruchs der<br />

NSDAP“ erhielt Prof. B. Sösemann, Institut für Kommunikationsgeschichte<br />

und angewandte Kulturwissenschaften, Freie Universität<br />

Berlin, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Der „Wochenspruch der NSDAP“ war vermutlich das Druckerzeugnis<br />

mit dem höchsten Verbreitungsgrad während der NS-Diktatur.<br />

Kaum ein anderes Medium, das der Propagandaapparat der NSDAP<br />

hervorbrachte, verkörpert aus kommunikationshistorischer Perspektive<br />

die ideologische Durchdringung der deutschen Gesellschaft mit<br />

nationalsozialistischem Gedankengut so vollständig wie dieses in<br />

wöchentlichem Turnus von der Reichspropagandaleitung herausgegebene<br />

Kleinplakat. Diese Parteieinrichtung vertrieb den zum Teil<br />

sehr aufwendig gestalteten Wochenspruch als Schmuckblatt mit<br />

Zitaten der nationalsozialistischen Führungsspitze und ihr passend<br />

erscheinenden Wendungen aus dem reichen Schatz der deutschen<br />

Kulturgeschichte in millionenfacher Auflage. Preußische Reformer,<br />

Könige und Militärs, Schriftsteller und Dichter verschiedener Epochen<br />

wurden als Zitatgeber zu Anwälten und Vordenkern nationalsozialistischer<br />

Ziele und Anschauungen stilisiert und in eine Reihe mit<br />

Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Rudolf Heß oder<br />

Heinrich Himmler gestellt.<br />

Eine Edition sämtlicher zwischen 1933 und 1945 publizierten Ausgaben<br />

des „Wochenspruchs der NSDAP“ schien wegen der unklaren<br />

Überlieferungssituation lange nicht durchführbar. Die jahrelange<br />

NSDAP<br />

Wochenspruch<br />

Seite 67


Seite 68<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Projekt „Wissenschaftlich-kritische Edition des ‚Wochenspruchs der<br />

NSDAP’“: Aufwendig gestalteter Wochenspruch als Schmuckblatt,<br />

für den zu propagandistischen Zwecken Zitate aus der deutschen<br />

Geistesgeschichte entnommen und im Sinne des Nationalsozialismus<br />

umgedeutet wurden. Preußische Reformer, Könige und Militärs,<br />

Dichter und andere Kunstschaffende verschiedener Epochen wurden<br />

so als Vordenker nationalsozialistischer Ziele und Anschauungen<br />

präsentiert und in eine Reihe mit Adolf Hitler, Joseph Goebbels oder<br />

Rudolf Heß gestellt.<br />

Sammeltätigkeit brachte einen Bestand von weit über 800 verschiedenen<br />

Ausgaben des Wochenspruchs zusammen – darunter die vollständige<br />

„Reichsausgabe“. Ziel dieser Akquise war es von vornherein,<br />

die wichtige zeitgeschichtliche Quelle für die historische,<br />

kommunikationswissenschaftliche und interkulturelle Forschung<br />

sowie den Kreis interessierter Laien zu erschließen und sie durch<br />

einen wissenschaftlich-kritischen Ansatz als Teil der kontrollierten<br />

Öffentlichkeit im Nationalsozialismus zu erfassen.<br />

Im Editionsprojekt werden in zeitlicher Ordnung die einzelnen<br />

Spruchblätter als verkleinerte Abbildung zusammen mit einer Transkription<br />

des jeweiligen Spruchtextes wiedergegeben. Außerdem<br />

bieten zusätzliche Angaben zum Spruchgeber, zur Zitatstelle, zum<br />

Grafiker und zu anderen Details dem Benutzer relevante Informa-


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

tionen für die Deutung und Einordnung der jeweiligen Quelle in das<br />

zeithistorische Umfeld. Die historische Kommunikationssituation und<br />

die jeweilige propagandistische Zielsetzung dürften auf diesem Weg<br />

auch für den interessierten Laien nachvollziehbar sein. Mit der wissenschaftlich-kritischen<br />

Edition des „Wochenspruchs der NSDAP“<br />

wird eine Publikationsform angestrebt, die über den Kreis der fachwissenschaftlichen<br />

Forschungen hinaus einen interdisziplinär arbeitenden<br />

Adressatenkreis anspricht. Weitere Informationen zum Projekt<br />

können der Homepage der Arbeitsstelle www.fu-berlin/akip<br />

entnommen werden.<br />

Für das Projekt „Der Mord an den europäischen Juden und die deutsche<br />

Gesellschaft. Wissen und Haltung der Bevölkerung 1941-1945“<br />

erhält Prof. W. Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />

Universität Berlin) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Forschungsprojekt untersucht, in welchem Maße der deutschen<br />

Bevölkerung der Genozid an den europäischen Juden vor 1945 bekannt<br />

wurde und wie sie diese Informationen aufnahm. Die Aufarbeitung<br />

dieses Themas ist als Beitrag zu der weit über Deutschland<br />

sowie die Jahre 1941 bis 1945 hinausreichenden Frage zu verstehen,<br />

wie es zum Menschheitsverbrechen Holocaust kommen konnte.<br />

Dabei hat die Frage nach dem Kenntnisstand und der Haltung der<br />

Deutschen deshalb besondere Bedeutung, weil eine Mitverantwortung<br />

der Bevölkerung nur auf einer geschichtswissenschaftlich fundierten<br />

Basis seriös diskutiert werden kann. Die Realisierung des<br />

Judenmordes lässt sich nicht auf technische Vorgänge und das Handeln<br />

weniger Krimineller reduzieren, sondern auch der Kenntnisstand<br />

und die Haltung der Deutschen ist für das Tempo und den Umfang<br />

des Genozids von Relevanz gewesen.<br />

Die Erforschung der NS-Zeit ist mittlerweile so weit fortgeschritten,<br />

dass diese Periode eine der am besten analysierten Zeitabschnitte<br />

überhaupt ist. Dennoch ist die historisch, politisch, psychologisch und<br />

ethisch brisante Frage nach der „subjektiven Tatseite“ des Holocaust<br />

immer noch unzureichend beantwortet. Begünstigt wird der wenig<br />

befriedigende Forschungsstand zu diesem Thema zunächst durch die<br />

außenordentliche schwierige Quellenlage: Der Judenmord wurde<br />

von dem nationalsozialistischen Regime unter strengster Geheimhaltung<br />

als „Geheime Reichssache“ in Gang gesetzt. Außerdem haben<br />

die Verantwortlichen weitgehend auf schriftliche Anweisungen und<br />

Befehle verzichtet. Die damals dennoch angefertigten Dokumente<br />

wurden vor dem Untergang des NS-Staates in großem Ausmaß vernichtet.<br />

Auch generalisierende Aussagen über das, was der Bevölkerung<br />

unterhalb der Ebene der Hauptverantwortlichen in Staat und<br />

Partei von dem Genozid bekannt war und wie Hinweise auf den<br />

Judenmord aufgenommen wurden, sind kaum möglich. Walter Laqueur<br />

formulierte deshalb zum Kenntnisstand der Deutschen vor<br />

1945: „Es ist zwar richtig, dass nur eine Handvoll Deutscher alles über<br />

die ,Endlösung’ wusste, aber nur wenige wussten gar nichts.“<br />

Genozid<br />

1941-1945<br />

Seite 69


Simon-<br />

Dubnow-<br />

Vorlesung<br />

Seite 70<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Das Forschungsvorhaben soll zum einen die noch sehr verstreut vorliegenden<br />

Forschungsergebnisse bündeln, zum anderen durch die<br />

systematische Auswertung von bisher vernachlässigten Quellen den<br />

Forschungsstand vorantreiben. Die Recherche wird dabei bewusst<br />

auf zeitgenössische Dokumente konzentriert. Quellen, die nach 1945<br />

entstanden sind, werden – wie auch Zeitzeugenbefragungen – erst in<br />

zweiter Linie berücksichtigt. Im Zentrum der systematischen Recherchen<br />

stehen Ermittlungsakten der Gestapo und Justiz. Erst nachrangig<br />

werden weitere Quellengruppen hinzugezogen (Lageberichte,<br />

Verordnungen, Zeitungsartikel, alliierte Rundfunksendungen etc.).<br />

Die Auswertung konzentriert sich vor allem auf Äußerungsdelikte<br />

(„Heimtücke“, „Wehrkraftzersetzung“, „Rundfunkverbrechen“, „Grober<br />

Unfug“). Sie bieten den besten Einblick in die subjektive Haltung<br />

der Bevölkerung im Hinblick auf den Judenmord. Ins Blickfeld geraten<br />

durch diesen Zugriff Bevölkerungskreise, die bisher weitgehend,<br />

fernab von Schlüsselstellungen und literarischen Selbstdarstellungen,<br />

im „sozialen Dunkelfeld“ ausgeblendet worden sind. Neben<br />

Äußerungsdelikten finden auch Verfolgungsvorgänge Beachtung,<br />

sofern sie Hinweise auf den Kenntnisstand der Bevölkerung im Dritten<br />

Reich enthalten. Dies gilt vor allem für „Rassenschandedelikte“<br />

oder „Judenhilfe“. Kernfrage dieser Analyse der Quellen wird sein,<br />

inwieweit die in den vorliegenden Einzelfällen festgestellten Äußerungen<br />

und Haltungen Hinweise auf die allgemeine Rezeption des<br />

Genozids in der deutschen Bevölkerung zulassen.<br />

Die Recherchen sind noch nicht abgeschlossen. Schon jetzt jedoch,<br />

nachdem tausende Dokumente in über dreißig in- und ausländische<br />

Archiven ausgewertet worden sind, kann folgendes festgestellt werden:<br />

Schon bald nach dem Überfall auf die Sowjetunion und den<br />

Massenmorden der Einsatzgruppen und Polizeibataillone an jüdischen<br />

Männern, Frauen und Kindern, drangen erste Nachrichten<br />

über die Geschehnisse ins Reichsgebiet. Die Dichte der Meldungen<br />

über das Schicksal der osteuropäischen und der deportierten Juden<br />

verstärkte sich vor allem seit Herbst 1942 immer mehr. Nicht zuletzt<br />

vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Kriegslage wurden<br />

im Laufe des Jahres 1943 in allen Regionen und allen Milieus Gerüchte<br />

über den Genozid an den Juden zumeist zunehmend besorgt aufgenommen<br />

– man fürchtete die Rache der Alliierten und des von der<br />

NS-Propaganda als deren „Hintermann“ dargestellten „Weltjudentums“.<br />

Dieser Prozess verstärkte sich weiter bis zum Spätsommer<br />

1943, als an dem Wahrheitsgehalt der umgehenden Gerüchte über<br />

die Verbrechen „im Osten“ immer weniger gezweifelt werden konnte.<br />

Nun schon – nicht erst 1945 –, das zeigen erste Forschungsergebnisse,<br />

begann der Versuch der Deutschen, die unangenehmen Realitäten<br />

zu verdrängen.<br />

Mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> veranstaltet das Simon-<br />

Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität<br />

Leipzig unter der Leitung von Prof. D. Diner (Simon-Dubnow-<br />

Institut, Universität Leipzig) jedes Jahr eine öffentliche Vorlesung<br />

zum Gegenstand seiner Forschungen.


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Am 18. Dezember 2003 hielt der Historiker Anson Rabinbach von der<br />

Universität Princeton vor einer großen Zuhörerschaft die vierte<br />

Simon-Dubnow-Vorlesung mit dem Titel „Raphael Lemkin und der<br />

Begriff vom Genozid“. Anson Rabinbach lehrt als Professor für Zeitgeschichte<br />

an der Universität Princeton und ist Direktor des Instituts<br />

für European Cultural Studies. Er ist einer der führenden Historiker<br />

auf dem Gebiet der Kultur- und Geistesgeschichte Europas in der<br />

Moderne, dessen weit gespannte Erkenntnisinteressen nationalgeschichtliche<br />

Paradigmen transzendieren.<br />

In der Simon-Dubnow-Vorlesung griff Rabinbach einen zentralen<br />

Aspekt seiner aktuellen Forschungen auf. Sein Vortrag behandelte<br />

die Prägung des Begriffs „Genozid“ durch den polnisch-jüdischen<br />

Juristen Raphael Lemkin (1901-1959). Vor dem Hintergrund der<br />

Massenmorde in Ruanda sowie der Politik gezielter „ethnischer Säuberungen“,<br />

etwa im Jugoslawien-Konflikt, haben der Begriff des<br />

„Völkermords“ und die damit verbundenen völkerrechtlichen Konzepte<br />

in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion eine verstärkte<br />

Beachtung erfahren. Wie Rabinbach schilderte, hatten die<br />

Vereinten Nationen bereits 1948, nicht zuletzt aufgrund Lemkins Engagements,<br />

eine Völkermordkonvention verabschiedet. Die USA<br />

weigerten sich jahrzehntelang, die Konvention zu ratifizieren; angesichts<br />

des offenen Rassismus vor allem in den Südstaaten spielten<br />

dabei auch innenpolitische Erwägungen eine Rolle. Die Ratifizierung<br />

erfolgte erst nach Ronald Reagans viel kritisiertem Besuch in Bitburg<br />

1985, fast genau 50 Jahre nach der ursprünglichen Verabschiedung<br />

der Konvention, fällte das Internationale Kriegsverbrechertribunal für<br />

Ruanda in Arusha erstmals ein Urteil nach der UN-Völkermordkonvention.<br />

Die Geschichte de Begriffs „Genozid“ lässt sich in die Zwischenkriegszeit<br />

zurückverfolgen, in eine Phase tief greifender politischer<br />

und geistiger Krisen in der Folge des Zusammenbruchs der großen<br />

Imperien in Europa. Rabinbach arbeitete die Verknüpfung der Begriffsgenese<br />

mit Lemkins Biographie heraus. Raphael Lemkin, 1901<br />

in Ostpolen geboren, war seit 1929 Staatsanwalt in Warschau. Seit<br />

seinem Studium in Lodz und Heidelberg beschäftigte er sich wissenschaftlich<br />

mit völkerrechtlichen Fragen. Als im September 1939<br />

Deutschland Polen überfiel, floh er zunächst nach Riga. Rabinbach<br />

zitierte in seinem Vortrag aus den ungedruckten Memoiren Lemkins,<br />

in denen dieser von einem Gespräch mit Simon Dubnow in dessen<br />

Rigaer Wohnung über die den Juden drohende Katastrophe berichtet.<br />

Von Riga gelangte Lemkin über Schweden in die USA. Fast alle seine<br />

Angehörigen fielen der Shoah zum Opfer. In den USA publizierte<br />

Lemkin 1944 die viel beachtete Studie Axis Rule in Occupied Europe,<br />

in der er den Begriff des Genozids entwickelte. Lemkin unterstrich<br />

zwar, dass die Juden „eine der wichtigsten Zielgruppen deutscher<br />

Genozidpolitik“ waren, stellte aber ihr Schicksal neben die Leiden<br />

des polnischen Volkes, das, wie er annahm, ebenfalls vernichtet worden<br />

sollte, sowie neben das Los anderer Minderheiten, deren rechtlicher<br />

Status in den Friedensverträgen nach dem Ersten Weltkrieg<br />

Seite 71


Leo-Baeck-<br />

Institut<br />

Seite 72<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

nicht eindeutig geregelt worden war. Anhand von Zitaten aus unveröffentlichten<br />

autobiographischen Dokumenten Lemkins zeigte<br />

Rabinbach eindrucksvoll, wie Lemkin seine eigene Biographie, d.h.<br />

seine Erfahrungen als Jude, in den Hintergrund stellte, indem er<br />

immer wieder die allgemeine Dimension des Genozids-Konzeptes<br />

betonte. Tatsächlich ist gerade in den 1990er Jahren die breite und<br />

etwas unscharfe Definition des Begriffes wiederholt kritisiert worden.<br />

Lemkin starb 1959 völlig verarmt in New York. Der Schöpfer des<br />

völkerrechtlich so bedeutsamen Begriffs „Völkermord“ war über<br />

lange Zeit fast vergessen. Seit einigen Jahren ist mit der Diskussion<br />

über das Genozid-Konzept jedoch auch das Interesse an der Person<br />

Lemkin wieder stark gewachsen. Die Universität Yale verleiht einen<br />

Raphael-Lemkin-Preis für Internationale Menschenrechte, und die<br />

Vereinten Nationen würdigten Lemkin anlässlich seines hundertsten<br />

Geburtstages im Jahr 2001 mit einer Gedenkveranstaltung.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte dem Leo-Baeck-Institut Jerusalem für das Projekt<br />

„Die Geschichte des Leo-Beack Instituts, 1955-2005“ Fördermittel zur<br />

Verfügung. Das Projekt wird von einem internationalen Historikerteam<br />

unter Leitung von Prof. Chr. Hoffmann (Historisches Institut,<br />

Universität Bergen) durchgeführt.<br />

Das im Mai 1955 in Jerusalem gegründete Leo-Baeck-Institut zur<br />

Erforschung der Geschichte und Kultur der deutsch sprechenden<br />

Juden (LBI) hat mit seinen Arbeitszentren in London, New York und<br />

Jerusalem und (seit 1989) einer Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft<br />

in der Bundesrepublik Deutschland durch die Sammlung von<br />

Quellen und Dokumenten und die Initiierung, Durchführung und<br />

Publikation von Forschungen maßgeblich dazu beigetragen, die<br />

deutsch-jüdische Geschichte der Neuzeit als ein internationales Forschungsfeld<br />

zu etablieren. Dass diese Geschichte heute weithin als<br />

eine Geschichte in ihrem eigenen Recht und nicht bloß als Vorgeschichte<br />

des Holocausts wahrgenommen wird, ist ein wesentliches<br />

Verdienst des LBI. Bereits in den ersten zwei Jahrzehnten seines<br />

Bestehens wandelte sich das Institut von einem Kulturinstitut einer<br />

Emigrantengruppe, das seine Mitarbeiter überwiegend aus den eigenen<br />

Reihen rekrutierte und dabei auch Laien und Zeitzeugen einbezog,<br />

zu einem Forschungsinstitut, das prinzipiell alle Fachwissenschaftler<br />

vereinigte und in den verschiedenen Ländern weit in den<br />

akademischen Bereich hinein wirkte. Die wissenschaftsgeschichtliche<br />

Bedeutung des LBI liegt nicht zuletzt in der produktiven Vermittlung<br />

und Vernetzung ursprünglich getrennter Bereiche: zwischen<br />

Zeitzeugen und Fachwissenschaft, zwischen verschiedenen Fachdisziplinen<br />

(Geschichte, Sozialwissenschaft, Germanistik, Sprachwissenschaft,<br />

Judaistik, Religionswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften<br />

etc.), zwischen jüdischer und deutscher Geschichte, zwischen<br />

unterschiedlichen akademischen Milieus und Deutungstraditionen in<br />

den USA, England, Israel und Deutschland. Es war vermutlich gerade<br />

diese von vornhinein gegebene Vielfalt der Herangehensweise<br />

und Sichtweisen, die die Forschungsarbeit des Instituts so interessant,


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

produktiv und wirkungsvoll gemacht hat. Schließlich erlaubt die<br />

Geschichte des LBI, zentrale Fragen des gegenwärtigen Geschichtsdiskurses<br />

(Zusammenhang zwischen kollektivem Gedächtnis und<br />

Geschichtsschreibung, Determiniertheit vs. Offenheit der deutschjüdischen<br />

Geschichte vor dem Holocaust) im Detail empirisch zu<br />

erforschen.<br />

Im Februar 2004 fand in Tutzing eine Arbeitstagung des LBI statt,<br />

deren Ergebnisse zum 50. Jahrestag der Gründung des Instituts (Mai<br />

2005) in einem englischsprachigen Sammelband vorliegen sollen.<br />

Für das Projekt „Klassiker der Geschichtswissenschaft. Bio-/Bibliographisches<br />

Informationssystem zur Geschichte der Geschichtswissenschaft“<br />

erhielt Dr. H. Rudolph (FB III – Neuere und Neueste<br />

Geschichte, Universität Trier) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Internet avanciert auch im Bereich der Geschichtswissenschaft<br />

immer mehr zu einem zentralen Informationsmedium. Umso wichtiger<br />

erscheint es, Lehrenden und Studenten der Geschichtswissenschaft,<br />

darüber hinaus aber auch interessierten Laien, fachspezifische<br />

Informationsquellen zur Verfügung zu stellen, deren Inhalte überprüft<br />

und deshalb verlässlich sind. Während die Anzahl der thematisch<br />

ausgerichteten Internetangebote mit historischen Inhalten inzwischen<br />

schon schwer überschaubar ist, fehlt bislang ein Nachschlagewerk,<br />

das in übersichtlicher Form grundlegende Daten zur<br />

Leben, Werk und Rezeption herausragender Historiker und Historikerinnen<br />

enthält und somit eine schnelle Information zur Geschichte<br />

der Geschichtswissenschaft im Internet erlaubt. Denn gerade die gezielte<br />

Auseinandersetzung mit theoretischen Ansätzen, Methoden<br />

und Paradigmen, verknüpft mit dem Leben und Werk einflussreicher<br />

Forscherpersönlichkeiten, macht die Geschichte erst zur Geschichtswissenschaft.<br />

Das Nachschlagewerk übernimmt hier eine wichtige<br />

Orientierungsfunktion und fördert den Transfer von wissenschaftlicher<br />

Erkenntnis in die Gesellschaft.<br />

Das hier konzipierte Informationssystem geht dabei inhaltlich und<br />

funktional über herkömmliche biographische Lexika zur Geschichtswissenschaft<br />

in Buchform hinaus. Primär werden deutsche, westeuropäische<br />

und nordamerikanische Vertreter der Geschichtswissenschaft<br />

aufgenommen, da angloamerikanische, französische und<br />

italienische Historiengraphietraditionen derzeit den stärksten Einfluss<br />

auf die deutsche Geschichtswissenschaft ausüben. Es können<br />

aber auch ausgewählte Wissenschaftler anderer Fächer mit einem<br />

Eintrag verzeichnet werden, wenn sie inhaltlich oder methodisch<br />

einen starken Einfluss auf die Geschichtswissenschaft ausgeübt<br />

haben. Das Nachschlagewerk soll somit den ideengeschichtlichen<br />

und methodischen Fundus abbilden, auf dem aktuelle Strömungen<br />

der Geschichtswissenschaft aufbauen, und damit internationale und<br />

interdisziplinäre Perspektiven der Geschichtswissenschaft fördern.<br />

Die zeitliche Perspektive des Lexikons umfasst zunächst das 16. bis<br />

20. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf dem 19. und dem 20.<br />

Geschichtswissenschaft<br />

Klassiker<br />

Seite 73


Historia<br />

Scientiarum<br />

Seite 74<br />

Jahrhundert liegt. Gegenüber dem Buch bietet das Internet eine<br />

Reihe wichtiger Vorteile. So lassen sich mehrere Informationsmedien<br />

kombinieren. Indem das Lexikon auch Primärquellen zugänglich<br />

macht, dient es gleichzeitig als Reader zur Geschichte der Geschichtswissenschaft.<br />

In das Lexikon sollen zudem sukzessive weitere<br />

Personen aufgenommen und die Inhalte der Einzelbeiträge aktualisiert<br />

werden.<br />

Das Projekt wird in Kooperation mit dem inzwischen von mehreren<br />

Standpunkten aus betreuten Internetportal zur Geschichtswissenschaft<br />

www.historicum.net durchgeführt. Auf dieser inzwischen breit<br />

etablierten Internetplattform wird es auch publiziert werden. Damit<br />

ist sichergestellt, dass das Angebot einerseits eine breite Resonanz<br />

findet und andererseits auch auf Dauer in seiner Existenz gesichert ist<br />

und von Fachkräften betreut wird.<br />

Von vielen Autoren des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, die für die<br />

historisch orientierten Geisteswissenschaften eine Quellengrundlage<br />

darstellen, fehlen Gesamtausgaben oder größere Teilsammlungen.<br />

Bei der bekannten Bestandsstreuung im deutschen Bibliothekswesen<br />

ist die Benutzung des Œuvres eines solchen Autors in seiner Gesamtheit<br />

praktisch kaum möglich.<br />

Das Editionsprogramm der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> macht wichtige<br />

Werke der deutschen Wissenschaftsgeschichte neu zugänglich. Es erstreckt<br />

sich ebenso auf die Geisteswissenschaften wie auf die Naturwissenschaften.<br />

Es umfasst Werke, von denen es – trotz ihrer historischen<br />

Bedeutung und ihrer fortdauernden Wirkung – bislang weder<br />

moderne Ausgaben noch Nachdrucke gibt.<br />

Das gesamte Editionsprogramm wird Bibliotheken in Mittel- und Osteuropa<br />

in Form einer Bibliothekenbeihilfe zur Verfügung gestellt. Die<br />

Bände erscheinen seit Herbst 1996 in der Reihe „Historica Scientiarum<br />

– ein Editionsprogramm zur Geschichte der Wissenschaften<br />

in Deutschland“ (Hrsg. von Bernhard Fabian und Olaf Breidbach,<br />

Johannes Burkhardt, Knut Wolfgang Nörr, Bertram Schefold, Hans-<br />

Werner Schütt und Walter Sparn) im Olms Verlag Hildesheim.<br />

Altertumswissenschaft; Archäologie<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die Erforschung alter, meist prähistorischer Kulturen hat weltweit zu<br />

einer dramatischen Expansion der Ausgrabungswissenschaften und<br />

zu einer Fülle neuer, oft hochspezialisierter Archäologien geführt. Dabei<br />

spielt die Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Naturwissenschaftlern<br />

eine immer größere Rolle. Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

muss sich angesichts dieser Ausweitung der Forschungen auf bestimmte<br />

Bereiche konzentrieren. Im Zentrum ihrer Förderung steht<br />

traditionsgemäß der Mittelmeerraum, wobei der Schwerpunkt bei den<br />

griechischen und italienischen Kulturen und deren Beziehungen zu


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

den Nachbarn liegt. Archäologie wird dabei als eine historische Disziplin<br />

im Rahmen der klassischen Altertumswissenschaft verstanden.<br />

Es können alle Formen der archäologischen Forschung, seien sie<br />

mehr theoretischer oder praktischer Art, gefördert werden. Das Interesse<br />

der <strong>Stiftung</strong> ist jedoch weniger auf reine Materialvorlagen und<br />

Katalogarbeiten als vielmehr auf Projekte gerichtet, die klar definierte<br />

historische Fragestellung verfolgen, sich durch methodisch interessante<br />

Ansätze auszeichnen oder neue Techniken im Bereich der Ausgrabungen<br />

oder Datenverarbeitung anwenden.<br />

Einen Vorrang genießen Arbeiten, die spezifische Eigenarten und<br />

Veränderungen einer Kultur in konkreten historischen Kontexten beschreiben<br />

und analysieren. Als besonders vielversprechend wird z.B.<br />

die Erforschung antiker Städte unter Beteiligung von Forschern unterschiedlicher<br />

Spezialkompetenz angesehen. Auch die traditionellen<br />

kunsthistorischen Ansätze können im Rahmen einer solchen integrierten<br />

Betrachtungsweise neue Bedeutung gewinnen: Als Projektion<br />

der Werte und Ideale einer Gesellschaft steht die Bilderwelt in<br />

einem ständigen Spannungsverhältnis zur Alltagswelt. Als besonders<br />

fruchtbar haben sich in letzter Zeit Studien erwiesen, die kulturvergleichend<br />

arbeiten und Phänomene der Akkulturation oder des<br />

Kulturverfalls thematisieren.<br />

Im Bereich der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie werden<br />

insbesondere Vorhaben gefördert, die methodisch oder sachlich<br />

interdisziplinären Charakter haben und sich gegebenenfalls mit den<br />

Fragestellungen der Archäologie verbinden lassen. Für die Geschichtswissenschaft<br />

sind dies vornehmlich Projekte aus den Bereichen der<br />

Religions-, Wirtschafts-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte, für die<br />

Philologie Untersuchungen von Texten im gleichen Fragehorizont.<br />

Beachtung verdient dabei der Dialog der altertumswissenschaftlichen<br />

Disziplinen und Teildisziplinen untereinander mit dem Ziel, die Erfahrung<br />

ausdifferenzierter Methoden der Einzelfächer in integrative<br />

Ansätze einzubringen. Analoges gilt für die alte Geschichte als Teil<br />

einer umfassenden Geschichtswissenschaft und für die Klassische<br />

Philologie als Sprach- und Literaturwissenschaft und in Relation zur<br />

Philosophie und zur antiken Wissenschaft.<br />

Schließlich sind Forschungsansätze zu begrüßen, die die Altertumswissenschaft<br />

insgesamt mit den anderen Kulturwissenschaften in<br />

Beziehung setzen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. F. Bertemes (Institut für Prähistorische Archäologie,<br />

Universität Halle-Wittenberg) Fördermittel für das Projekt<br />

„Verwandtschafts- und Residenzstrukturen in der Spätkupferzeit Süddeutschlands:<br />

Ein deutsch-britisches Netzwerkprojekt“ bereit.<br />

Am Beispiel der Fundsituation der so genannten Glockenbecherkultur<br />

in Süddeutschland (2500-2200 v. Chr.) soll in Zusammenarbeit mit<br />

VerwandtschaftsundResidenzstrukturenSpätkupferzeit<br />

Seite 75


GöttersymboleAltmesopotamien<br />

Seite 76<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

deutschen und britischen Wissenschaftlern der Übergang von der<br />

weitgehend agrarisch strukturierten Gemeinschaft zur komplexen,<br />

arbeitsteiligen Gesellschaft unter der Fragestellung von Verwandtschafts-<br />

und Residenzstrukturen naturwissenschaftlich untersucht<br />

werden. Da die Glockenbecherkultur die geographisch am weitesten<br />

ausgedehnte Einheit materieller Kultur im Europa des 3. Jahrtausends<br />

v. Chr. war und sich hier mittlerweile rund 250 Fundstellen aufgetan<br />

haben, bieten sich vor allem mit den 15 Nekropolen ideale<br />

Möglichkeiten, die Verwandtschafts- und Belegungsstrukturen zu<br />

analysieren, zumal bereits einschlägige Studien zur Chronologie<br />

sowie zum Totenritual und zu Ausstattung der Gräber vorliegen. Darüber<br />

hinaus sind die für das Projekt herangezogenen Gräberfelder<br />

von Irbach, Lkr. Straubing-Bogen (24 Gräber), und Alburg-Lerchenhaid,<br />

Stkr. Straubing (18 Gräber), nur 12 km voneinander entfernt<br />

und können beide ins 23. Jh. v. Chr. datiert werden; Geschlecht und<br />

Alter der bestatteten Körper konnten bereits ansatzweise bestimmt<br />

werden. Durch die Extraktion und Sequenzierung von ehemals<br />

mitochondrischer DNA aus den Skeletten soll versucht werden, die<br />

familiären Konstellationen zu überprüfen und die Körper mittels 14C-<br />

Datierung chronologisch sicher einzuordnen: Entweder ist es eine Familie<br />

oder es sind mehrere, die auf einem geschlossenen Gräberfeld<br />

bestattet sind. Möglicherweise bestehen aber auch überhaupt keine<br />

verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Individuen<br />

des Gräberfeldes. Falls sich Familienverbände in den Gräbern<br />

nachweisen lassen, so wäre in einem zweiten Schritt zu untersuchen,<br />

ob zumindest einige der Frauen von außerhalb in diese erweiterten<br />

Familien eingeheiratet haben. Angestrebt wird eine Genealogie aller<br />

Bestatteten der jeweiligen Gräber. Durch die Bestimmung von Verwandtschafts-<br />

und Residenzstrukturen sollen Aussagen getroffen<br />

werden, die für die Sozialorganisation des gesamten spätkupferzeitlichen<br />

Europa des 3. Jahrtausends v. Chr. relevant sind. Sollte sich<br />

erweisen, dass Sozialeinheiten rund um die erweiterte Familie organisiert<br />

sind und dass Frauen sich zwischen diesen Einheiten bewegt<br />

haben, könnten daraus neue Schlussfolgerungen für Handel, soziale<br />

Netzwerke, Kulturwechsel und Bevölkerungsbewegungen gezogen<br />

werden.<br />

Prof. P. A. Miglus (Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische<br />

Archäologie, Universität Heidelberg) erhält von der <strong>Stiftung</strong><br />

Fördermittel für das Projekt „Götterdarstellungen und Göttersymbole<br />

als Ausdruck der altmesopotamischen Weltanschauung –<br />

Eine Untersuchung zur anthropomorphen und symbolischen Wiedergabe<br />

von Gottheiten in der assyrischen und babylonischen Kunst“.<br />

Trotz des umfangreichen, größtenteils bereits publizierten Bildmaterials<br />

und der zahlreichen Schriftquellen ist bislang nur wenig über die<br />

grundsätzlichen Prinzipien der Verbildlichung religiöser Gedanken<br />

und Vorstellungen im antiken Mesopotamien bekannt. Während das<br />

Erfassen, Sichten und Ordnen der materiellen Hinterlassenschaften<br />

stets im Vordergrund standen, sind Untersuchungen zu den Inhalten<br />

der mesopotamischen Bildwelt nicht nur selten geblieben, sondern im


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

Einzelnen auch korrekturbedürftig. Ziel der Untersuchung ist, die<br />

Bild- und Textzeugnisse aus Assyrien und Babylonien im Hinblick auf<br />

die bedeutenden Götterdarstellungen der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends<br />

bis zur Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. unter dem Blickwinkel<br />

ikonischer Fragestellungen neu zu bewerten.<br />

Bereits in den ältesten Textzeugnissen manifestiert sich eine eindeutig<br />

anthropomorphe Vorstellung vom Wesen der Götter; ab etwa 2400<br />

erscheint mit der Hörnerkrone in der altorientalischen Kunst ein für<br />

ganz Mesopotamien verbindliches Kennzeichen anthropomorpher<br />

Götterbilder, das in Kombination mit verschiedenen Gewandtypen<br />

oder Tier- bzw. Mischwesen bis ins 5. Jh. v. Chr. maßgeblich geblieben<br />

ist. Jedoch lassen sich für jedes dieser Kennzeichen zu allen Zeiten<br />

auch Ausnahmen nachweisen. So sind die Gottheiten in der nachaltbabylonischen<br />

Zeit nicht immer eindeutig zu identifizieren, nicht<br />

nur weil ihnen die wiedererkennbaren Attribute fehlen, sondern auch<br />

weil die symbolischen Darstellungen von Göttern gegenüber den anthropomorphen<br />

Darstellungen immer weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

Während die symbolischen Typen im Verlauf des 3. Jahrtausends<br />

v. Chr. eher selten waren, treten ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends<br />

v. Chr. immer neue Darstellungsoptionen auf, wobei sich die<br />

Sujets in der assyrischen und babylonischen „Bildkultur“ unterschiedlich<br />

zu entwickeln beginnen.<br />

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die anthropomorphen und symbolischen<br />

Götterdarstellungen in Assyrien und Babylonien im angesprochenen<br />

Zeitraum im Hinblick auf die grundsätzlichen Prinzipien<br />

ihrer Verbildlichung, ihrer bildgeschichtlichen Entwicklung in beiden<br />

Kulturkreisen und ihrer Funktion als Ausdruck und Instrument religiöser<br />

Vorstellungen zu untersuchen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das Forschungsprojekt „Die<br />

Urbanistik des hellenistischen Palmyra“ (Prof. A. Schmidt-Colinet,<br />

Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien).<br />

Die bisher nur aus literarischen Quellen bekannte vorrömisch-hellenistische<br />

Stadt von Palmyra/Syrien wird im Rahmen eines Kooperationsprojektes<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts, des Instituts<br />

für Klassische Archäologie der Universität Wien und der Generaldirektion<br />

der Altertümer und Museen Syriens archäologisch erforscht.<br />

Im Anschluss an eine geophysikalische Prospektion des betreffenden<br />

Geländes werden durch Testschnitte und Sondagen exemplarisch<br />

Ausschnitte der urbanistischen Strukturen dieser unter dem Sand verborgenen<br />

Siedlung erfasst. Stratigraphische Untersuchungen liefern<br />

dabei feste Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung der entsprechenden<br />

Baustrukturen.<br />

Als bisheriges Ergebnis kann – erstmals für Palmyra – eine kontinuierliche<br />

Besiedlung des Platzes vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in das<br />

3. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen werden. Dabei lassen sich im<br />

Keramikbefund reiche Importe und lokal produzierte Ware unter-<br />

Palmyra<br />

Seite 77


Seite 78<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Projekt „Die Urbanistik des hellenistischen Palmyra“: Areal der hellenistischen<br />

Stadt, Fragmente eines Stuckgesimses, 1.-2. Jh. n. Chr.<br />

scheiden. Eine – für Palmyra ebenfalls zum ersten Mal durchgeführte<br />

– archäozoologische Untersuchung der Tierknochenfunde liefert erste<br />

Erkenntnisse über Haustierhaltung und -nutzung im hellenistischrömischen<br />

Palmyra.<br />

Zuletzt wurde im Zentrum der Siedlung eine monumentale hofartige<br />

Anlage angeschnitten. Einzelne Räume waren mit qualitätvoller<br />

Wandmalerei und Stuckgesimsen ausgestattet, die sich aus zahlreichen<br />

Fragmenten wiedergewinnen lassen. Die aufwendige Architekturdekoration,<br />

verschiedene Kleinfunde und die prominente Lage im<br />

Zentrum der Stadt lassen hier eine Anlage offiziellen bzw. öffentliche<br />

Charakters vermuten, die ihre engsten bautypologischen Parallelen<br />

einerseits in syrischen Hofheiligtümern, andererseits in parthischsassanidischen<br />

Karawanenbauten des Vorderen Orients besitzt. Weitere<br />

Grabungen und Forschungen sollen Baugeschichte und Interpretation<br />

dieser Anlage im urbanistischen Kontext klären.<br />

Folgende Kurzberichte sind während des Berichtszeitraums erschienen:<br />

Schmidt-Colinet, Andreas: Nouvelles données sur Palmyre hellénitique.<br />

– In : TOPOI. Suppl. 4. 2003. S. 299-303.<br />

Schmidt-Colinet, Andreas: Untersuchungen zur Urbanistik des<br />

hellenistischen Palmyra. – In: Kulturkonflikte im Vorderen Orient


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

an der Wende vom Hellenismus zur römischen Kaiserzeit. Hrsg.:<br />

Klaus Stefan Freyberger; Agnes Henning; Henner von Hesberg.<br />

Orient-Archäologie. Bd. 11. 2003. S. 19-22.<br />

Schmidt-Colinet, Andreas: Zur Urbanistik des hellenistischen Palmyra.<br />

– In: Stadt und Landschaft in der Antike. Anodos Suppl. 3.<br />

2003. S. 10-12; 23-34.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. Arnold (Seminar für Semitistik, Universität<br />

Heidelberg) bei dem Projekt „Ausgrabung bedrohter Denkmäler<br />

in Zafar (Hauptstadt der Himyaren) – spätvorislamische Frühgeschichte<br />

im Jemen“.<br />

Ziel des Projekts war es, die späthimyarische Zeit und ihre Kulturverhältnisse<br />

anhand von Grabungen und Kartierungen auszuleuchten.<br />

Diesbezüglich wurden 230 Inschriften und 1000 Reliefs im Ortsmuseum<br />

fotografisch aufgenommen und katalogisiert. Bei eingehender<br />

Betrachtung erweist sich die in der Forschung nur unzureichend<br />

diskutierte antike Stadt Zafar als unerwartet reiche Informationsquelle<br />

für die spätvorislamische Zeit.<br />

Anhand der Kartierung des 110 Hektar großen Stadtkerns lokalisierte<br />

der Projektleiter, Dr. P. Yule, Paläste sowie das Befestigungswerk<br />

und untersuchte ausgewählte kleinere Bauten, die im Zusammenhang<br />

mit Inschriften und Plastiken interpretiert wurden. Die Kartierung<br />

Zafars liefert nicht nur einen Katalog der Befunde für denkmalpflegerische<br />

und Forschungszwecke, sondern dient auch als Grundlage<br />

für eine animierte Computersimulation der frühmittelalterlichen<br />

Stadt.<br />

In den Jahren 2003 und 2004 hat die Expedition jeweils zwei nebeneinander<br />

liegende Grabungsflächen im westlichen Steilhang des<br />

Husn Raydan untersucht. Ergebnis dieser Grabungen war das Vorkommen<br />

stratifizierter Keramik, Plastik und Architektur in den frühen<br />

und späten Phasen. Himyarische Großplastik aus der Grabung stellt<br />

Menschen und Tiere dar. Anhand von stratifizierten Radiokarbonbestimmungen<br />

soll ermöglicht werden, Zeithorizonte innerhalb der<br />

himyarischen Epoche festzustellen, in der Herrscher die Stadt gestalteten.<br />

Hierbei sollen vor allem Erkenntnisse über die religionsgeschichtliche<br />

Gemengelage von polytheistischen, jüdischen, christlichen,<br />

und anderen monotheistischen Religionen getroffen und im<br />

Kontext künstlerischer Manifestationen untersucht werden.<br />

In unmittelbarer Nähe von Zafar erbrachte die Rettungsgrabung und<br />

Dokumentation eines 14 m tiefen späthimyarischen Fürstengrabes<br />

aus dem 6. nachchristlichen Jahrhundert Informationen zu den Kulturverhältnissen<br />

im Zeitraum des Vorhabens. Es enthielt wertvolle<br />

Funde, einschließlich eines beschrifteten und verzierten Zaumzeugs.<br />

Fluren, die sich wegen ihrer Größe nicht für eine Grabung eigneten,<br />

wurde mit Magnetometermessungen erfasst. Die daraus gewonnenen<br />

Zafar /<br />

Jemen<br />

Seite 79


Seite 80<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Projekt „Ausgrabung bedrohter Denkmäler in Zafar (Hauptstadt der<br />

Himyaren) – spätvorislamische Frühgeschichte im Jemen“: Späthimyarische<br />

silbertauschierte Zäumung (H. 21,5 cm, zurzeit im Zafar<br />

Museum aufbewahrt) aus dem Fürstengrab arl in al-’Irafah


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

Erkenntnisse liefern in Kombination mit den erfolgten hochauflösenden<br />

Satellitenaufnahmen die Möglichkeit, die Entwicklung der fragmentarisch<br />

überlieferten Stadtverteidigungen besser zu verstehen.<br />

Ergänzend zur Kartierung, sind mehr als 6000 Fotos und Zeichnungen<br />

der Funde, Befunde und Arbeitsschritte in digitalem Format in<br />

einer Datenbank erfasst.<br />

Folgende Publikationen sind im Berichtszeitraum 2003 erschienen:<br />

Yule, Paul: Beyond the pale of near Eastern archaeology. Anthropomorphic<br />

figures from al-Aqir near Bahla – ', Sultanate of Oman. –<br />

In: Man and mining – Mensch und Bergbau. (Der Anschnitt; Beih.<br />

16). Bochum 2003. S. 537-542.<br />

Yule, Paul: Zafar. Eine Stadt und ihre Geheimnisse. – In: Ruperto<br />

Carolo. 3. 2003. S. 4-10.<br />

Prof. H. Lohmann (Institut für Archäologie, Universität Bochum) wurden<br />

von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Mykale-Survey“<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Im Jahre 2002 wurde die Erforschung der Mykale, eines westkleinasiatischen<br />

Gebirgszugs fortgesetzt, an dessen Südhang das jüngere<br />

Priene und an dessen Nordflanke Melia und das jüngere Panionion lagen,<br />

das gleichzeitig mit dem jüngeren Priene Mitte des 4. Jhs. v. Chr.<br />

neu gegründet wurde. Melia vermutet man in einem karischen Ringwall<br />

auf dem Kale Tepe beim heutigen Güzelçamlı, zu Unrecht, wie<br />

eine kritische Überprüfung des dortigen Befundes ergab. Der karische<br />

Ort Melia wurde schon im 7. Jh. v. Chr. von der Ionischen Amphiktyonie<br />

zerstört, seine Reste bis heute nicht sicher lokalisiert. Der Bund<br />

„aller lonier“ scharte sich in archaischer Zeit um eine Kultstätte des<br />

Poseidon-Helikonios, die nach dem Zeugnis des antiken Historikers<br />

Herodot in der Mykale lag und noch ihrer Entdeckung harrt.<br />

Nachdem im Jahre 2001 der kleine Ort Thebei im Südwesten der<br />

Mykale untersucht und neu vermessen wurde, konzentrierten sich die<br />

Arbeiten des Jahres 2002 auf die gesamte westliche Mykale von der<br />

Linie Tuzburgazı / Güzelçamlı bis zu Westspitze, dem antiken Kap<br />

Trogilion. Mit einer Sondergenehmigung des Jandarma-Oberkommando<br />

in Kus¸adası war es erstmals möglich, das militärische Sperrgebiet<br />

im Westen der Mykale zwischen dem Milli Park (Nationalpark)<br />

und der Westspitze eingehend zu erforschen. Dabei wurden auch die<br />

beiden samischen Phrouria auf der Nordseite der Mykale erstmals<br />

wieder in Augenschein genommen. Die heute wesentlich verbesserte<br />

Kenntnis der antiken Keramik erlaubt neue Aussagen zu ihrer Zeitstellung<br />

und Baugeschichte. An der Westspitze der Mykale wurden<br />

mehrere ausgedehnte prähistorische Fundstellen, eine römische<br />

Meeresvilla mit kleinem Fischbecken und die Abfallhalde einer<br />

großen spätrömischen Töpferei entdeckt. Aus dem hochbedeutenden<br />

frühbyzantinischen Kloster Hagios Antonios, das in einer geschützten<br />

Mulde unterhalb des Gipfels des Dayıog˘ lou Tepe auf 950 müM liegt,<br />

Mykale<br />

Survey<br />

Seite 81


Karasis<br />

Hellenistische<br />

Festung<br />

Seite 82<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

konnten einige besonders schöne frühbyzantinische Architekturteile<br />

geborgen und in das Museum von Balat überführt werden.<br />

Im Berichtszeitraum gingen folgende Publikationen aus dem Projekt<br />

hervor:<br />

Lohmann, Hans: Mélia, le Panionion et le culte de Poséidon Héliconios.<br />

– In: Les cultes locaux dans les mondes grec et romain.<br />

Actes du colloque de Lyon, 7-8 Juin 2001. Eds. : G. Labarre ; J.-M.<br />

Moret. Lyon 2004. S. 31-49 ; Abb. 1-12.<br />

Lohmann, Hans: Mélia, das Panionion und der Kult des Poseidon<br />

Helikonios. – In: Neue Forschungen zu Ionien. Kolloquium, Münster,<br />

1.-3. März 2004. Asia Minor Studein. Hrsg.: E. Schwertheim;<br />

E. Winter. [Im Druck]<br />

Lohmann, Hans: Survey in Thebaen an der Mykale. 1. Kampagne<br />

2001. – In: 20. Ara t rma Sonu lar Toplant s, Ankara, 27-31 May s<br />

2002. Ankara 2003. S. 247-260; Abb. 1-10.<br />

Lohmann, Hans: Survey in der Mykale. 2. Kampagne 2002. – In:<br />

21. Ara t rma Sonu lar Toplant s, Ankara, 26-31 May s 2003. Ankara<br />

2004. [Im Druck]<br />

Lohmann, Hans: Zur historischen Topographie des südlichen<br />

Ionien. – In: Orbis terrarum. 8. 2002. 2004. [Im Druck]<br />

Für das Projekt „Karasis. Archäologische Bauforschung zu einer hellenistischen<br />

Festung in Kilikien“ stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. A. Hoffmann<br />

(Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts, Istanbul) Fördermittel<br />

zur Verfügung.<br />

In den Ausläufern des Taurusgebirges liegt in der Provinz Adana am<br />

nördlichen Rand der Çukurova-Ebene ein isolierter Höhenrücken mit<br />

dem Namen Karasis, der bis über 1000 m hoch aufsteigt. Obwohl ihre<br />

Mauern noch bis zu 15 m hoch aufrecht stehen, wurde auf dem<br />

Berggipfel und damit in abgelegener Position erst 1996 eine ausgedehnte<br />

Burganlage entdeckt, die auf Grund der Mauerwerkscharakteristika<br />

in hellenistische Zeit datiert worden ist. Die Anlage mit einer<br />

Ausdehnung von über 1 km gliedert sich in eine schmale, lang gestreckte<br />

und relativ einfach gestaltete Unterburg und eine wesentlich<br />

differenziertere, ebenfalls lang gestreckte Oberburg. Die Türme der<br />

Unterburg sind mit Waffenreliefs und der Darstellung eines Elefanten<br />

geschmückt, dem Wappentier des seleukidischen Königshauses. In<br />

der hochkomplexen Festung auf dem Karasis mit ihren gesteigerten<br />

Repräsentationsansprüchen wird man zwei Tagereisen von ihrer<br />

Hauptstadt Antiochia am Orontes entfernt am ehesten eine Baumaßnahme<br />

der seleukidischen Könige erkennen können.<br />

Wegen ihres ungewöhnlich guten Erhaltungszustands kann die Festung<br />

auf dem Karasis als ein Idealprojekt archäologischer Baufor-


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

Projekt „Karasis. Archäologische Bauforschung zu einer hellenistischen<br />

Festung in Kilikien“: Oberburg, Speicherbau von Süden<br />

schung angesehen werden, das wichtige Aufschlüsse zur Geschichte<br />

des hellenistischen Kilikien erwarten lässt. Mit Genehmigung der türkischen<br />

Antikenverwaltung wurden 2003 in Kooperation mit Prof. M.<br />

H. Sayar von der Istanbul Universität die Arbeiten zur Untersuchung<br />

dieser bisher vollkommen unerforschten Burganlage aufgenommen.<br />

Mit einem begleitenden siedlungsgeographischen Survey unter der<br />

Leitung von Prof. M. De Vos von der Universität Trient wird zur<br />

Klärung der Grundlagen des Festungsbaus die historische Entwicklung<br />

der Region erkundet.<br />

Neben der detaillierten Dokumentation der Festung lieferte eine<br />

topographische Vermessung erste Grundlagen zur Darstellung der<br />

räumlichen Zuordnung ihrer Baureste, aber gleichermaßen auch<br />

zum Verständnis des baulichen Gefüges dieses typologisch ungewöhnlich<br />

vielfältigen Ensembles. Um aber die Gesamtanlage im größeren<br />

Zusammenhang des weitgehend unzugänglichen Geländes sowohl<br />

in Plänen, als auch in dreidimensionaler digitaler Form darstellen zu<br />

können und damit ein Verständnis der spezifischen lokalen Voraussetzungen<br />

zu ermöglichen, wird mit Hilfe der Luftbildphotogrammetrie<br />

ein Geländemodell angefertigt. Zugleich konnten Luftbilder der<br />

benachbarten antiken Städte Anazarbos und Hierapolis Kastabala<br />

hergestellt werden, in denen zukünftig weitere archäologische Forschungen<br />

aufgenommen werden sollen. Die Auswertung und Umsetzung<br />

der Luftbildaufnahmen zu einem dreidimensionalen Geländemodell<br />

ist der Fachhochschule Karlsruhe übertragen worden. Diese<br />

Arbeiten stehen vor dem Abschluss; ein vorläufiges Modell liegt bereits<br />

vor.<br />

Seite 83


Antakya /<br />

Türkei<br />

Seite 84<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Für archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Antakya /<br />

Türkei (Antiochia am Orontes) erhielt Prof. G. Brands (Institut für<br />

Orientalische Archäologie und Kunst, Universität Halle-Wittenberg)<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die von Seleukos I. um 300 v. Chr. gegründete Stadt Antiochia am<br />

Orontes entwickelte sich im Laufe der römischen Kaiserzeit zu einer<br />

der bedeutendsten Metropolen der antiken Welt, die in einem Atemzug<br />

mit Rom, Konstantinopel und Alexandria genannt wurde. Infolge<br />

der kontinuierlichen nachantiken Siedlungstätigkeit sowie durch<br />

die vom Orontes und Pramenios verursachte Aufschwemmung des<br />

Stadtgebietes gilt Antiochia heute weiterhin als „Lost Ancient City“.<br />

Daran haben auch die zwischen 1932 und 1939 durchgeführten Ausgrabungen<br />

wenig ändern könne, bei denen es offenbar in erster Linie<br />

um die möglichst gezielte Freilegung von feudalen Wohnhäusern und<br />

ihrer Mosaikausstattung ging. Demgegenüber traten Untersuchungen<br />

zur städtebaulichen Entwicklung Antiochias zwischen Hellenismus<br />

und Spätantike ebenso zurück wie die Beschäftigung mit den<br />

zahlreichen, zumeist kaiserzeitlichen Bauten, die sich im Stadtgebiet<br />

erhalten haben. Aufgrund fehlender Stratigraphien und einer nachlässigen<br />

Dokumentation ist zudem die Chronologie selbst ergrabenen<br />

Befunde unklar.<br />

Projekt „Archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Antakya<br />

/ Türkei (Antiochia am Orontes)“: Die Stadtmauer an der Nordflanke<br />

des Silpiusberges wird über die Kammlinie in die Parmeniosschlucht<br />

hinabgeführt. Jenseits der Schlucht erscheint das Plateau<br />

des Staurin, auf dem vermutlich die hellenistische Stadterweiterung<br />

(Epiphaneia) zu lokalisieren ist. In der Ebene am linken Bildrand<br />

liegt das antike Stadtgebiet mit dem Basileia-Viertel.


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

Mehr als siebzig Jahre nach den ersten, amerikanisch-französischen<br />

Ausgrabungen soll mit neuen Untersuchungen in Antakya begonnen<br />

werden, deren Ziel es ist, einen Gesamtplan der Stadt zu erstellen, die<br />

erhaltene Bausubstanz vollständig zu erfassen und durch Bauaufnahmen<br />

zu erschließen. Voraussetzung dafür bildet zum einen die geodätische<br />

Erkundung des morphologisch überaus anspruchsvollen<br />

Geländes und die Planung eines Festpunktnetzes, das gleichermaßen<br />

den Ansprüchen der topographischen Geländeaufnahme, einer großräumigen,<br />

GIS-gestützten Fundkartierung sowie der Bauaufnahme<br />

genügt. Ein wichtiger Bestandteil der Unternehmung sind darüber<br />

hinaus geophysikalische Testmessungen an fünf ausgewählten Arealen<br />

des Stadtgebietes. Von ihnen sind, abgesehen von der Klärung der<br />

Messbedingungen, erste Aufschlüsse über die Bebauung, etwa auf<br />

dem Staurin-Berg, zu erwarten, in der mutmaßlich die in den antiken<br />

Schriftquellen erwähnte, bislang aber unzutreffend lokalisierte hochhellenistische<br />

Neustadtgründung Epiphaneia zu erkennen ist.<br />

Im Zentrum der ersten Kampagne steht die Untersuchung der Stadtmauern,<br />

von der sich auf einer Länge von über 6 km teils beträchtliche<br />

Reste erhalten haben. Eine vorläufige Kartierung des Mauerverlaufs<br />

sowie formtreue Aufmaße ausgewählter Abschnitte bilden<br />

die Grundlage für eine umfassende Bauaufnahme des gesamten Bestandes.<br />

Erst mit ihrer Hilfe werden sich die literarisch überlieferten<br />

Mauerbauphasen – zwischen seleukidischer Gründung und Spätantike<br />

– mit dem Befund synchronieren lassen. Erfasst werden bei dieser<br />

Gelegenheit auch die im Bereich des Silpiusgipfels sowie an seinen<br />

südlichen Ausläufern erhaltenen Zisternen und Wasserverteiler.<br />

Sie sind, wie das von Prokop (Mitte 6. Jh.) erwähnte „Eiserne Tor“, ein<br />

noch heute gut erhaltenes Stauwehr in der Parmeniosschlucht, für die<br />

Rekonstruktion der Wasserversorgung der kaiserzeitlichen Stadt von<br />

Wichtigkeit. Im Rahme einer Begehung wird schließlich der durch<br />

Neubaumaßnahmen gefährdete Bautenbestand auf dem am Orontes<br />

gelegenen Areal der „Basileia“, darunter Hippodrome, Thermen und<br />

der so genannten Tempel, vorläufig dokumentiert. Zentrales Anliegen<br />

der Untersuchungen in Antakya ist es, der Frage nach Struktur<br />

und Wandel Antiochias, die bislang fast ausschließlich mit Hilfe der<br />

antiken Schriftquellen beantwortet wird, auch von archäologischer<br />

Seite Substanz zu verleihen.<br />

Für die Untersuchung der Siedlungstopographie im Territorium der<br />

griechischen Koloniestadt Gela (Sizilien) von der Zeit der griechischen<br />

Kolonisation bis zum Ende der Antike erhält Prof. J. Bergemann<br />

(Institut für Archäologie, Ruhr-Universität Bochum) Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Mit einer breit angelegten Kampagne sollen die griechische Kolonie<br />

Gela auf Sizilien erforscht und die Siedlungsstrukturen in der Chora<br />

(dazugehöriges Umland) der antiken Stadt für den Zeitraum 8. Jh. v.<br />

Chr. (griechische Kolonisation) bis zum 9. Jh. n. Chr. (Ankunft der<br />

Araber) rekonstruiert werden. Damit soll eine Lücke der Erforschung<br />

der griechischen Kolonisation geschlossen werden. Das Projekt wird<br />

Gela /<br />

Sizilien<br />

Seite 85


Seite 86<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

sich auf drei Epochen konzentrieren: „Die griechische Epoche von der<br />

Kolonisation zur Spätklassik“ bezieht sich auf die Peripherie der<br />

Siedlung, wobei sich das Untersuchungsgebiet bis etwa 25 km ins<br />

Binnenland erstreckt. Am Beispiel der dort vorgefundenen vorgriechischen<br />

Siedlungszentren (z.B. Butera, Monte Desusino) soll u.a.<br />

geklärt werden, welche Bedingungen die Griechen bei ihrer Landnahme<br />

im 7. Jh. v. Chr. vorgefunden und in welchem Verhältnis die<br />

Ansiedlungen der Voreinwohner zur kolonialen Polis gestanden<br />

haben. Dabei sollen das Vorgehen der Kolonisierung, die Sicherung<br />

der Landnahme, die Entstehung suburbaner Heiligtümer und die<br />

wechselseitige Beeinflussung der Volksgruppen sowie das Verhältnis<br />

zwischen Stadt und Umland nachgezeichnet und die konkrete Situation<br />

in der Chora von Gela mit anderen jüngeren Kolonialbewegungen<br />

– etwa den römischen Kolonialgründungen oder der kolonialen<br />

Expansion Europas in der Neuzeit – verglichen werden. Darüber hinaus<br />

werden u.a. die Besitzverhältnisse an Grund und Boden in ihrer<br />

Auswirkung auf die soziale Struktur der agrarischen Gesellschaft zu<br />

klären und die naturräumlichen Gegebenheiten in ihrem Wandel<br />

(z.B. Verlandung von Seen, Wiederaufforstung von Wäldern, Terrassierung<br />

steiler Berghänge für die Landwirtschaft) zu beschreiben<br />

sein. Es konnte bereits festgestellt werden, dass den Siedlern aus dem<br />

Mutterland beste Bedingungen geboten wurden, u.a. die Wahl der<br />

Siedlungspunkte und vergleichsweise viel Land.<br />

Die durchgeführten Kampagnen in den Jahren 2002/2003 und das<br />

dabei zu Tage beförderte Fundmaterial – rund 90 neue Fundstellen<br />

wurden entdeckt (Gehöfte, Nekropolen, Steinbrüche, Heiligtümer) –<br />

haben erwiesen, dass die Siedlungstätigkeit im Territorium Gela im<br />

gesamten Zeitraum von der Bronzezeit bis zur byzantinischen Zeit mit<br />

der Methode eines Surveys verfolgt werden kann. Daher sollen die<br />

Zeit des „Hellenismus“ näher untersucht und die Zerstörung Galas im<br />

Jahre 282 v. Chr. sowie die Umsiedlung der Bewohner in den Blick<br />

genommen werden. In diesem Zusammenhang wird nach den Konsequenzen<br />

des Niedergangs der zentralen Siedlung für die isolierten<br />

Gehöfte und für die umliegenden Siedlungen zu fragen sein. Darüber<br />

hinaus werden die „Römische Kaiserzeit und Spätantike“ und die<br />

Umwälzungen in der römischen Republik zu untersuchen sein, in<br />

deren Folge sich der Landbesitz oftmals auf wenige Großgrundbesitzer<br />

verteilte. Prof. Bergemann hebt die Latifundien als Charakteristikum<br />

der kaiserlichen Landwirtschaft Siziliens hervor und möchte<br />

anhand zahlreicher Funde aus der späten Kaiserzeit und der byzantinischen<br />

Zeit Aussagen zur Siedlungsweise im Umkreis der großen<br />

Villen (z.B. Piazza Armenina) herausarbeiten.<br />

Im Rahmen des Folgeprojekts sollen neben den bereits angesprochenen<br />

Problemfeldern einige weitere Fragen erörtert werden: So wird<br />

es u.a. darum gehen, die Siedlungsstrukturen im Umfeld von Butera<br />

und die Grenzziehung von Gela nach Norden und damit die Ausdehnung<br />

der Chora zu bestimmen. Zudem sollen die westliche Küstenebene,<br />

das Straßensystem und einige der Siedlungsgebiete im Intensiv-Survey<br />

untersucht, Fundzusammensetzungen und die sich daraus


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

ergebende Funktion der Fundstelle geklärt sowie – in drei ausgewählten<br />

Gebieten – die prähistorischen Gräber kartiert werden. Der<br />

Versuch eines geophysikalischen Surveys (2004) soll bei Erfolg 2005<br />

fortgesetzt werden. Für das Jahr 2006 ist die Fundbearbeitung im<br />

Museum von Caltanissetta vorgesehen.<br />

Für die Ausgrabung römischer Grabdenkmäler in Duppach / Vulkaneifel<br />

erhielt Prof. D. Boschung (Archäologisches Institut, Universität<br />

zu Köln) Fördermittel von der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Im Anschluss an die vorjährigen Untersuchungen konnten 2003 die<br />

beiden monumentalen römischen Grabdenkmäler in Duppach-Weiermühle<br />

abschließend untersucht werden. Der Schwerpunkt dieser<br />

Kampagne lag auf der Untersuchung des älteren der beiden Denkmäler<br />

(Grabmal A). Dabei wurde die Fundamentgrube mit einer<br />

Größe von 7 m x 8 m und einer Tiefe von mehr als 5 m dokumentiert.<br />

Diese Daten bilden neben den mittlerweile ca. 900 Skulpturenfragmenten<br />

die Basis für eine spätere Rekonstruktion des Grabdenkmals<br />

mit mehr als 20 m Höhe.<br />

Projekt „Ausgrabung römischer Grabdenkmäler in Duppach / Vulkaneifel“:<br />

Blick von Norden auf das römische Wohn- und Wirtschaftsgebäude<br />

Römische<br />

Grabdenkmäler<br />

Vulkaneifel<br />

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Seite 88<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Ein um die Grabdenkmäler in Analogie zu anderen Fundstellen vermutetes<br />

Gräberfeld konnte trotz großflächiger Sondagen in östliche<br />

und westliche Richtung nicht nachgewiesen werden. Dies ist ein<br />

Indiz dafür, dass bei den Grabdenkmälern nicht alle Bewohner der<br />

Villa, sondern lediglich die Besitzerfamilie bestattet wurde. Parallel zu<br />

den Grabdenkmälern wurde eine 6 m breite römische Privatstraße dokumentiert,<br />

die bereits in den geomagnetischen Voruntersuchungen<br />

in ca. 150 m Entfernung festgestellt worden war, und deren Verlauf<br />

nun wichtige Hinweise auf die Gesamtkonzeption der Anlage liefert.<br />

Die Kombination der Straße mit den linear angeordneten Grabdenkmälern<br />

ist als Gräberstraße zu interpretieren. Für einen solchen Befund<br />

im ländlichen Bereich existieren bislang nur wenige Parallelen.<br />

Des Weiteren wurde ein in den geomagnetischen Untersuchungen festgestellter<br />

Baubefund in unmittelbarer Nähe der Grabdenkmäler archäologisch<br />

untersucht. Hierbei handelt es sich nach einer Auswertung<br />

der Funde und Befunde um ein römisches Wohn- und Wirtschaftsgebäude,<br />

das nach seinem Bau im zweiten Jahrhundert n. Chr. bis zum<br />

Verlassen Ende des vierten Jahrhunderts mehrere Bauphasen und Nutzungsänderungen<br />

erfuhr. In Bezug auf die Grabdenkmäler ist dieses<br />

Gebäude von größter Wichtigkeit, da hier abgeschlagene Skulpturenblöcke<br />

von einem der Grabdenkmäler sekundär verbaut wurden. Der<br />

Einbau der Blöcke ist anhand der Kleinfunde in die zweite Hälfte des<br />

vierten Jahrhunderts zu datieren. Dass die Grabdenkmäler im vierten<br />

Jahrhundert nicht peu à peu abgebaut wurden, zeigt neben diesem Befund<br />

auch ein bereits 2002 entdeckter und 2003 abschließend dokumentierter<br />

Unterstand direkt bei Grabmal B. Er wurde errichtet, um die<br />

Grabdenkmäler vor Witterungseinflüssen geschützt abbauen zu können.<br />

Aufgrund der Grabungskampagnen von 2002 und 2003 kann nicht<br />

nur das Aussehen der Grabdenkmäler rekonstruiert werden, auch ihr<br />

Abbau in der Spätantike lässt sich nun genauer verfolgen.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen bereits folgende Vorberichte zum<br />

Projekt:<br />

Vorbericht im Internet: http://www.grabdenkmaeler-duppach.<br />

praeges.de/<br />

Henrich, Peter; Marianne Tabaczek: Greifen als Grabwächter.<br />

Zwei neue monumentale römische Grabdenkmäler bei Duppach-<br />

Weiermühle in der Westlichen Vulkaneifel (Kreis Daun, Rheinland<br />

Pfalz). – In: Antike Welt. 34. 2003. S. 15-21.<br />

Henrich, Peter; Marianne Tabaczek: Die römischen Grabdenkmäler<br />

von Duppach-Weiermühle, Kreis Daun. – In: Archäologie in<br />

Rheinland-Pfalz 2002. Mainz 2003. S. 85-89.<br />

Henrich, Peter; Marianne Tabaczek: Die römischen Grabdenkmäler<br />

von Duppach-Weiermühle, Kreis Daun. – In: Funde und Ausgrabungen<br />

im Bezirk Trier. 34. 2002. S. 64-72.


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

Henrich, Peter: Die römischen Grabdenkmäler von Duppach-<br />

Weiermühle, Kreis Daun. – In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk<br />

Trier. 35. 2003. S. 46-52.<br />

Prof. T. Hölscher (Lehrstuhl für Klassische Archäologie, Universität<br />

Heidelberg) und HD Dr. B. Borg (Archäologisches Institut, Universität<br />

Heidelberg) erhalten Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsvorhaben<br />

„Raum und Ritual im Römischen Triumph“. Bearbeiter ist<br />

Dr. S. Schipporeit.<br />

In dem Vorhaben soll der Wegverlauf des römischen Triumphzuges<br />

als Selbstinszenierung des römischen Staates untersucht und das<br />

Wechselverhältnis zwischen topographischer bzw. architektonischer<br />

Gestaltung des Raumes und ritueller Handlung verstehbar gemacht<br />

werden.<br />

Gestalt und Ausstattung des sakralen bzw. öffentlichen Raumes, die<br />

Form der Tempel und ihre Lage zu anderen Bauten haben sich nicht<br />

zufällig ergeben, sondern sind Ergebnis bewusster, religiös wie politisch<br />

motivierter Entscheidungen. Die Möglichkeit, den öffentlichen<br />

Raum im Zeichen des Kultes und der Macht zu formen, implizierte<br />

einen ständigen Wandel im Ritual (Kultvarianz) und in der Aufführung<br />

(Performanz), wobei der Festzug des Triumphes die Gestalt<br />

der umgebenden Architektur nach und nach beeinflussen und die<br />

Monumente umgekehrt Einfluss auf das kultische Handeln und seine<br />

Wahrnehmung nehmen konnten. In Verbindung mit zeichenhaften<br />

Symbolen, erzählerischen Bildelementen etc. konnten dabei Sinnzusammenhänge<br />

und Assoziationsfelder im Hinblick auf innen- und<br />

außenpolitische Zielsetzungen geschaffen werden.<br />

Während die politische und religionshistorische Entwicklung des<br />

Ritualkomplexes Triumph bereits gut erschlossen und die „Triumphbögen“<br />

als prominenteste Monumente des Prozessionsweges ausführlich<br />

erforscht worden sind, fand in der Forschung das Verhältnis<br />

zwischen kultischem Handeln und dem urbanen Rahmen nur am<br />

Rande Beachtung. Anhand archäologischer Befunde und mit Hilfe<br />

literarischer, numismatischer und epigraphischer Quellen soll daher<br />

der rituelle Handlungsraum entlang des Triumphweges rekonstruiert<br />

werden. Dieser zieht von seinem Ausgangspunkt im südlichen Marsfeld<br />

vor dem Pomerium, der sakralen Stadtgrenze, über die Porta<br />

Triumphalis in die Stadt um den Palatin herum bis zu seinem Endpunkt<br />

auf dem Kapitol, dem Tempel des luppiter Optimius Maximus.<br />

In diesem Zusammenhang werden Bilderschmuck, Inschriften und<br />

Bauten in ihrer funktionalen, ikonographischen und religionshistorischen<br />

Beziehung zum Festzug untersucht, um die wechselseitige<br />

Durchdringung von religiöser Kommunikation, öffentlichem Raum<br />

und politischer Macht interpretieren zu können. Die in der Zwischenzeit<br />

erarbeiteten Thesen und Ergebnisse werden zurzeit vom<br />

Bearbeiter vor Ort in Rom mit Unterstützung des Deutschen Archäologischen<br />

Instituts in Rom verifiziert und vertieft.<br />

Römischer<br />

Triumph<br />

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Seite 90<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Projekt „Raum und Ritual im Römischen Triumph“: Kaiser Marc<br />

Aurel zieht im Triumphwagen in die Stadt Rom ein. Ein Tempel und<br />

die Porta Triumphalis markieren die sakrale Stadtgrenze, die die<br />

Bereiche des militärischen Draußen und des städtischen Drinnen<br />

trennt. Beim Ritual des Triumphzuges wird das siegreiche Heer<br />

wieder in den sakralen Raum der Hauptstadt zurückgeführt und<br />

integriert. – Relief von einem Triumphbogen des Marc Aurel, 176 n.<br />

Chr., Rom, Palazzo di Conservatori


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

Dr.-Ing. U. Wulf-Rheidt, (Lehrstuhl für Baugeschichte, Universität<br />

Cottbus) und Dr.-Ing. K. Heine (Lehrstuhl für Vermessungskunde,<br />

Universität Cottbus) erstellen mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Ein<br />

digitales Bauwerksinformationssystem für die „Domus Severiana“<br />

und das „Gartenstadium“ auf dem Palatin in Rom.<br />

Auf der Grundlage der Bauaufnahme und der Baudokumentation<br />

rund um die „Domus Severiana“ und das „Gartenstadium“ – die<br />

in den Jahren 1998 bis 2003 im Auftrag der römischen Antikenverwaltung<br />

von der BTU Cottbus (Lehrstühle für Baugeschichte und Vermessungskunde)<br />

durchgeführt wurden – konnten neue Erkenntnisse<br />

im Hinblick auf die Nutzung der einzelnen Gebäudeteile in den unterschiedlichen<br />

Ausbaustadien der Kaiserpaläste gewonnen werden.<br />

So konnte beispielsweise die allgemein vertretene Forschungsmeinung,<br />

wonach die „Terme Severiane“ und die „Arcate“ unabhängige<br />

Einzelbauten darstellen, revidiert und nachgewiesen werden, dass<br />

die heute getrennt erscheinende Bereiche auf einen Gebäudekomplex<br />

im Südosten des Palatins bezogen werden müssen und daher als<br />

Einheit mit dem „Gartenstadium“ und der Gesamtanlage des flavischen<br />

Kaiserpalasts begriffen werden muss. Im Zusammenhang mit<br />

den Grabungen rund um die „Vigna Barberini“ durch die École<br />

Française gehen die Projektleiterinnen davon aus, dass eine differenzierte<br />

Phasenabfolge und Neuinterpretation des Kaiserpalastes notwendig<br />

ist, wobei der bisher als blockhaft geschlossene und introvertiert<br />

rekonstruierte Palast des Domitian deutlich größer anzunehmen<br />

und im Kontext mit den umliegenden Parkanlagen und Villentrakten<br />

zu deuten sein wird. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse ist<br />

zudem davon auszugehen, dass das „Gartenstadium“ nicht als Anhängsel<br />

der Repräsentationstrakte im Norden des Palastes zu verstehen<br />

ist, sondern vielmehr als vermittelnde Übergangszone zwischen<br />

den eher offiziellen Räumen der „Domus Augustana“ und der privaten,<br />

villenähnlichen Anlage im Südosten. Da bislang eine umfassende<br />

Darstellung und Deutung dieses Palastbereiches fehlt, steht eine<br />

schlüssige Gesamtinterpretation der Kaiserpaläste in den unterschiedlichen<br />

Bauphasen noch aus.<br />

Ziel ist die Erstellung eines integrierten Informationsmodells, bestehend<br />

aus 3D-CAD-Modell, digitalem Raumbuch (Datenbank mit verschiedenen<br />

Suchroutinen, in welcher alle Informationen eines<br />

Raumes abgelegt sind) und Archiven für Foto- und Plandokumentationen<br />

für den gesamten Bereich der „Domus Severiana“ und des<br />

„Gartenstadium“ als Grundlage für eine präsentations- und publikationsfähige<br />

Interpretation und Gesamtdokumentation.<br />

Prof. M. Moog-Grünewald (Romanisches Seminar, Universität Tübingen)<br />

erhält <strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Mythologie der Antike –<br />

Ihre Wirkung und Rezeption in Literatur, Kunst und Musik – Ein<br />

Handbuch“.<br />

Eine Überschau über die nicht wenigen, derzeit im Handel erhältlichen<br />

Lexika der griechisch-römischen Mythologie lässt erkennen,<br />

Domus<br />

Severiana<br />

Gartenstadium<br />

Rom<br />

Mythologie<br />

der<br />

Antike<br />

Seite 91


Seite 92<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

dass vor allem zweierlei von keinem davon geleistet wird: nämlich –<br />

neben einer Nacherzählung und Belegen der gängigsten Varianten<br />

eines Mythos – systematisch auch dessen Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte<br />

vor der frühen Antike bis in die Gegenwart eingehend zu<br />

dokumentieren und die bislang vorliegende, umfangreiche Forschung<br />

kritisch aufzuarbeiten, um solcherart in den einzelnen Lemmata<br />

wie in deren Zusammenspiel neue Forschungsakzente zu setzen<br />

bzw. eine Grundlage für weitere Forschungsarbeiten zu bieten.<br />

Deshalb soll das geplante Handbuch in ausführlichen Artikeln die<br />

breite Wirkung und Rezeption herausragender Figuren der griechisch-römischen<br />

Mythologie in Literatur, Kunst und Musik, aber<br />

auch Philosophie und Psychologie von der frühen Antike bis in die<br />

Gegenwart darstellen.<br />

Eine etwa 30-40seitige Einleitung soll zunächst einen historischen<br />

und systematischen Überblick geben über die je epochal (u.U. auch<br />

national) unterschiedlichen Modi der Mythenrezeption und als<br />

Bezugspunkt der einzelnen Artikel dienen, so dass diese auf eine<br />

Wiederholung grundlegender historischer, epistemologischer Gegebenheiten<br />

verzichten können. Diese Einleitung soll u.a. behandeln:<br />

– Wesen und Rolle des Mythos in der Antike; Werke und Gattungen<br />

der Mythenrezeption; Mythographen (u.a. Ovid, Hygin, Apollodor)<br />

und Mythenkritik;<br />

– frühchristliche, neuplatonische und mittelalterliche Allegoresen;<br />

– große mythographische Werke der frühen Neuzeit; die Rolle von<br />

Übersetzungen und Kommentaren; epistemologische und ästhetische<br />

Gründe für den Aufschwung der Mythenrezeption in der<br />

Renaissance; Legitimität der Mythologie im Christentum;<br />

– Mythenkritik des 18. Jahrhunderts; Travestien und Entheroisierung;<br />

Ästhetisierung des Lebens im Zeichen der Mythologie (Arcadia);<br />

Politisierung des Mythos (Französische Revolution); „klassizistischer“<br />

Rückbezug auf die Antike als geschmacksbildende<br />

Maßnahme;<br />

– Historisierung und Philologisierung der Mythen im 18. und 19.<br />

Jahrhundert; Karikatur der Gegenwart im mythologischen Gewand<br />

(Heine, Offenbach); (Wieder-)Entdeckung des Dionysischen im<br />

19. Jahrhundert;<br />

– Neuaufleben der Mythenrezeption im 20. Jahrhundert (Freud,<br />

Horkheimer/Adorno, Blumeberg); Mythendiskussion der 1990er<br />

Jahre.<br />

Die einzelnen (geplanten ca. 80) Artikel sollen exemplarisch an herausragenden<br />

(Text)Zeugnissen übergeordnete Aspekte, Traditions-<br />

Filiationen und -Brüche sichtbar machen, dabei jede schematische<br />

Reihung vermeiden und darum auch nicht jedes einzelne Rezeptionsdokument<br />

verzeichnen. Vielmehr sollen sie in Literatur, Kunst und<br />

Musik – programmatisch nicht nach Disziplinen getrennt, sondern<br />

nach epochalen, ideologischen, ästhetischen Gesichtspunkten korreliert<br />

– folgende Aspekte erhellen:


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

– die spezifische Einbindung der mythologischen Figur in den jeweiligen<br />

historischen, ideologischen und ästhetischen Rezeptionshorizont<br />

durch die verschiedenen Jahrhunderte;<br />

– intertextuelle, interdisziplinäre und intermediale Verweisungen;<br />

– die epochenspezifische Bedeutung einzelner Figuren (z.B. Herakles<br />

in der Renaissance);<br />

– die gattungs- und medienspezifische Relevanz der einzelnen Figuren<br />

(Orpheus für die Oper); die Indienstnahme einzelner Figuren<br />

für politische, psychologische bzw. psychoanalytische, philosophische,<br />

allgemein ideologische und ästhetische Interessen (Prometheus,<br />

Ödipus) etc..<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Priv. Doz. Dr. R. Bees (Philologisches Seminar, Universität<br />

Tübingen) Fördermittel für eine Abhandlung zu Poseidonios<br />

zur Verfügung.<br />

Die gegenwärtige Forschung zur Poseidonios von Apameia (ca. 135-<br />

50 v. Chr.), einem der bedeutendsten Stoiker und größten Philosophen<br />

seiner Zeit, ist weithin geprägt von der Unsicherheit bezüglich der<br />

ihm zuzuschreibenden Zeugnisse und Fragmente. Die letzte Gesamtdarstellung<br />

liegt überdies vierzig Jahre zurück. Das Forschungsvorhaben<br />

sucht die Quellenfrage auf eine sichere Grundlage zu stellen,<br />

indem die Darstellung ausschließlich auf Zeugnisse gestützt wird, die<br />

nachgewiesenermaßen auf Poseidonios zurückgehen. Auf Grundlagen<br />

des Gesicherten wird versucht, ein Gesamtbild des Philosophen<br />

und seines Werkes zu entwerfen, das von den Zeugnissen ausgeht<br />

und nicht von einem vorgefassten Bild.<br />

Poseidonios von Apameia (ca. 135-50 v. Chr.) zählt zu den bedeutendsten<br />

Vertretern der stoischen Schule, die für 500 Jahre die antike<br />

philosophische Diskussion bestimmte. Er ragt nicht nur innerhalb ihrer<br />

sog. Mittleren Periode (3.-1. Jh. v. Chr.) hervor, sondern übertraf<br />

durch die Breite seiner Forschung, eigenwillige und neuartige Ansätze<br />

gewiss auch alle anderen zeitgenössischen Philosophen. Seine<br />

Wirkung ist evident schon dadurch, dass von keinem anderen Stoiker<br />

– außer dem Vielschreiber Chrysipp – eine größere Zahl namentlich<br />

bezeugter Fragmente erhalten ist. Noch mehr als sein Lehrer Panaitios<br />

von Rhodos trieb er unter dem Einfluss der jüngeren Akademie<br />

Philons von Lafissa den Synkretismus der griechischen Stoa durch<br />

Aufnahme platonischer und aristotelischer Elemente voran und trug<br />

wesentlich zu Ausformung der römischen Stoa bei. Die Zusammenschau<br />

der Fragmente lässt einen Gelehrten von Rang fassbar werden,<br />

der alle Bereiche der Wissenschaften bearbeitet und bereichert hat.<br />

Über die bisher vorgelegten Arbeiten zu Poseidonios hinausgehend,<br />

ist das Ziel des hier vorgestellten Projektes, ein vollständiges Bild des<br />

Philosophen und seines Werkes auf Grundlage der griechischen<br />

Zeugnisse und in kritischer Auseinandersetzung mit der älteren Forschung<br />

zu geben. Grundsätzlich entscheidend bei der Darstellung<br />

wird sein, dass nicht von einem bestimmten vorgefassten Bild des<br />

Poseidonios ausgegangen, sondern seine Position aus den Zeugnissen<br />

Poseidonios<br />

Seite 93


Empedokles<br />

Rezeption<br />

Seite 94<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

erschlossen wird. Die Aufgabe versteht sich als eine Rekonstruktion,<br />

die die Stellung des Poseidonios innerhalb der Stoa und in der griechischen<br />

Philosophie insgesamt abzugrenzen sucht. Dabei ist das<br />

Verhältnis des Poseidonios zu den Schulgründern wie zu seinen<br />

direkten Vorgängern (Diogenes v. Babylon, Panaitios) zu erfragen.<br />

Wichtig ist aber auch eine Bewertung seiner Haltung zur Philosophie<br />

Platons, des Aristoteles und Epikur, denen er näher kam als irgendein<br />

anderer Stoiker. Diese Besonderheit lässt sich auch durch Berücksichtigung<br />

der Kritik von Seiten konkurrierender Schulen erklären,<br />

so dass also der Blick auf die gesamte hellenistische Diskussion zu<br />

lenken ist.<br />

Voraussetzung für eine wissenschaftlich korrekte Darstellung ist die<br />

Abgrenzung dessen, was sicher von Poseidonios stammt, von dem,<br />

was ihm von der gelehrten Forschung lediglich zugeschrieben wurde.<br />

Hierbei handelt es sich zum einen um gemeinstoische Lehre, die<br />

Poseidonios auch vertreten hat, aber keineswegs als erster und auch<br />

nicht in einer für ihn besonderen Weise. Zum anderen findet man<br />

unter dem Poseidonios Zugeschriebenen Inhalte, die weder von ihm<br />

stammen noch von einem anderen Stoiker.<br />

Der erste Schritt ist demnach die Sonderung des Echten vom Unechten,<br />

wobei sich die Durchführung an den beiden Fragmentausgaben von<br />

Edelstein-Kidd bzw. Theiler orientieren kann. Es ist vorgesehen, alle<br />

Fragmente, die bei Theiler zusätzlich aufgeführt sind, zunächst im Einzelnen<br />

zu überprüfen. Darauf aufbauend kann dann eine Zusammenschau<br />

von Poseidonios’ Lehre gegeben werden, die im Besonderen zu<br />

untersuchen hat, wo Poseidonios orthodoxer Lehre folgt, wo er eigenständige<br />

Positionen vertritt und schließlich wo er rezipiert wurde. Die<br />

Darstellung orientiert sich dabei an dem Lehrgebäude der Stoa, das<br />

sich – nach der von Poseidonios präferierten Reihenfolge – in Physik,<br />

Ethik und Logik gliedert, zum anderen berücksichtigt sie im Besonderen<br />

die von Poseidonios eingehend behandelten Gebiete, die durch<br />

sichere Zeugnisse und Werkfragment erschließbar sind: Geographie<br />

(einschließlich Hydrologie, Seismologie, Mineralogie), Geschichtsschreibung,<br />

Kulturentstehungslehre, Mathematik. Dadurch ist die Gliederung<br />

in zwei Hauptabschnitte vorgegeben, in denen die gesicherten<br />

Fragmente zu einem Gesamtbild des Gelehrten verbunden werden.<br />

Prof. O. Primavesi (Institut für Klassische Philologie, Universität München)<br />

erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Tradition<br />

und Konstruktion eines Vorsokratikers: Empedokles-Lektüren in<br />

Antike und byzantinischem Mittelalter“.<br />

Empedokles von Akragas, der philosophische Lehrdichter der griechischen<br />

Klassik, ist zum einen durch die Aristotelische Rezeption<br />

seiner Vier-Elementen-Theorie zum Ahnherrn der antiken und mittelalterlichen<br />

Physik geworden. Zum andern gilt seine pathetische<br />

Ich-Erzählung vom gefallenen Gott („Daimon“) dem späteren Platonismus<br />

als die wichtigste poetische Beglaubigung der (später auch<br />

von der Gnosis vertretenen) Lehre, dass das irdische Dasein des Men-


ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />

schen als ein gottfernes Exil verstanden werden muss. Ob und wie<br />

diese beiden, je für sich wirkungsgeschichtlich folgenreichen Aspekte<br />

seiner Dichtung philosophisch und poetisch miteinander verbunden<br />

waren, ist in der Forschung bis heute umstritten. Das hat seinen<br />

Grund unter anderem darin, dass die Texte des Empedokles in den<br />

derzeit bekannten mittelalterlichen Handschriften nur indirekt überliefert<br />

sind, also durch Zitate und Testimonien anderer Autoren. Diese<br />

indirekte Überlieferung ist zwar bei Empedokles umfangreicher als<br />

bei jedem griechischen Philosophen vor ihm, aber erstens sind diese<br />

Texte von Hermann Diels im 19. Jahrhundert nur bis zum spätantiken<br />

Neuplatonismus systematisch erfasst und sogar in der maßgeblichen<br />

wissenschaftlichen Edition der Poetarum Philosophorum Fragmenta<br />

von 1901 nur in einer Auswahl dokumentiert worden. Zweitens<br />

erlaubt der Filter der indirekten Überlieferung nicht zu ermitteln,<br />

inwieweit die Verbindung von Physik und Daimonologie – samt den<br />

sie ermöglichenden Verfahren von Personifikation und Allegorie –<br />

ihren Ort schon in der poetischen Produktion des Philosophen selbst<br />

hatte oder erst in seiner späteren Rezeption.<br />

1994 wurden in der Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg<br />

unedierte Bruchstücke aus einer antiken Papyrushandschrift<br />

des Empedokleischen Naturgedichts identifiziert, die ca. 80 mehr<br />

oder minder vollständige Verse enthalten und die von Martin und<br />

Primavesi, in der kommentierten editio princeps 1999 publiziert wurden.<br />

Erstmalig liegen damit direkt überlieferte Textfragmente vor. Die<br />

inhaltliche Bedeutung dieses Fundes besteht darin, dass er das Problem<br />

der systematischen Beziehungen zwischen Physik und Daimonologie<br />

unabweisbar von Neuem aufwirft: Denn in jenen Fragmenten<br />

erscheinen Formulierungen, die eindeutig dem theoretischen Horizont<br />

der Empedokleischen Physik zugehören, unmittelbar mit solchen<br />

verbunden, die als Bezugnahme auf den gefallenen Gott verstanden<br />

werden müssen.<br />

Eine Interpretation dieser Papyrusfragmente ist freilich ohne Rückgriff<br />

auf die indirekte Überlieferung nur sehr eingeschränkt möglich.<br />

Um dabei die Gefahr einer zirkulären Argumentation zu vermeiden,<br />

d.h. in den Fund nicht spätere Interpretationen hineinzuprojizieren,<br />

ist ein rezeptionsgeschichtlich reflektierter Umgang mit der Überlieferung<br />

unabdingbar.<br />

Deshalb plant Prof. Primavesi eine interpretierende Darstellung der<br />

Empedokles-Rezeption in Antike und byzantinischem Mittelalter. Sie<br />

soll die Überlieferung der Originaltexte und Zeugnisse vollständig<br />

erfassen und ihre verschiedenen Stränge sowie deren je verschiedene<br />

Methoden und Ziele erhellen. Die Dokumentation wird drei historische<br />

Schwerpunkte haben, zu denen sich die intensivste Empedokles-Rezeption<br />

nachweisen lässt:<br />

– der Peripatos (Aristoteles, Theophrast, Eudem), Plutarch und<br />

Simplicius (als Höhepunkt der neu-platonischen Rezeption seit<br />

Plotin und Porphyrius);<br />

Seite 95


Seite 96<br />

– drei Autoren an der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Chr., nämlich<br />

Clemens von Alexandria, Sextus Empiricus und Hippolytos von<br />

Rom;<br />

– die byzantinischen Aristoteleskommentatoren (etwa ab dem 9. Jh.<br />

n. Chr.).<br />

Innerhalb dieser Schwerpunkte gilt es, von den Hauptvertretern der<br />

Überlieferung jeweils aufzuzeigen: Zitierpraxis, Terminologie der<br />

Paraphrasen, Interpretationsthesen und -methoden, Funktion und Zielsetzung<br />

ihrer Rezeption im Kontext ihrer Zeit und dem Horizont der Tradition.<br />

Als Nahziel soll damit eine methodisch kontrollierte Auswertung<br />

der Straßburger Neufunde ermöglicht und als Fernziel ein Methodenwechsel<br />

in der Vorsokratikeredition vorbereitet werden: vom Rekonstruktionsversuch<br />

des Originals zur Dokumentation der Rezeptionen.<br />

Kunstwissenschaften<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die mit den Künsten befassten Disziplinen, insbesondere Kunstgeschichte<br />

und Musikgeschichte sowie Theater- und Medienwissenschaft,<br />

sehen sich dank der Dynamik des kulturellen und sozialen<br />

Wandels in vielfacher Weise herausgefordert. Es geht heute weniger<br />

um neue Avantgarden oder künstlerische Fortschritte, vielmehr um<br />

eine dramatische Verschiebung der Kontexte, in denen diese Künste<br />

gedeihen. Ein verändertes Gegenwartsbewusstsein stellt sie vielfach<br />

in Frage, es ermöglicht aber auch eine Neuaneignung ihrer Inhalte<br />

und eine Erweiterung des wissenschaftlichen Problemkanons.<br />

Das lässt sich am Beispiel des Bildes, das auch Thema eines eigenen<br />

Projektbereichs der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist, illustrieren. Waren Bilder<br />

bis vor kurzem vor allem Gegenstand der Kunstgeschichte, haben<br />

sie durch die elektronische Revolution einen ganz anderen Status gewonnen.<br />

Das Bild ist zu einem universellen Medium der Information,<br />

der Verständigung und der Erkenntnis geworden, das sich einer<br />

einzelnen Disziplin kaum mehr zuordnen lässt. Es besitzt jetzt auch<br />

instrumentelle Funktionen.<br />

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Fortsetzung des „normalen<br />

Wissenschaftsprozesses“ aktuelle Probleme ausblenden würde, die<br />

gebotenen Chancen und Herausforderungen nicht zu nutzen vermöchte.<br />

Eine Diskussion der im Gange befindlichen Veränderung ist<br />

gefordert, mehr noch: der daraus resultierenden Verschiebung der<br />

gültigen wissenschaftlichen Leitvorstellungen. Die Kunstwissenschaften<br />

insgesamt sind gehalten, ihre genuinen Beiträge im vielstimmigen<br />

Konzert der Disziplinen die ihnen zukommende Rolle im<br />

kulturellen Kontext zu präzisieren.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert Vorhaben aus dem gesamten Bereich<br />

der Kunstwissenschaften und ihrer Nachbargebiete, insbeson-


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

dere aber solche Projekte, die sich mit Grundlagen und Quellen befassen,<br />

mit methodischen Fragen, der Erörterung von Leitkategorien,<br />

mit interdisziplinären Recherchen, insgesamt mit solchen wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen, die sich durch Problembewusstsein<br />

und hohes Reflexionsniveau auszeichnen. Die Finanzierung reiner<br />

Katalogisierungs- und Editionsprojekte zählt nicht zu den prioritären<br />

Förderanliegen der <strong>Stiftung</strong>.<br />

„REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler“, ein von<br />

der <strong>Stiftung</strong> gefördertes, historisch-kunsthistorisches Kooperationsprojekt<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. H. Bredekamp,<br />

Kunstgeschichtliches Seminar) und der Universität Fribourg/Schweiz<br />

(Prof. V. Reinhardt, Seminar für Allgemeine und Schweizer Geschichte),<br />

ist der Erforschung der römischen Grabkultur in der Frühen Neuzeit<br />

gewidmet. Es arbeitet dabei als interdisziplinäres Projekt sowohl mit<br />

kunsthistorischen wie auch historischen Fragestellungen und Methoden.<br />

Zu allen Zeiten haben gesellschaftliche Eliten ihre Stellung durch die<br />

künstlerisch-visuelle Inszenierung der Vergangenheit zu legitimieren<br />

und ihre Zukunft zu sichern gesucht. Selten jedoch spielte die aufwendige<br />

Erinnerung an die Vorfahren eine so große Rolle wie im Rom<br />

der Renaissance und des Barock, wovon sich noch heute überzeugen<br />

kann, wer die zahlreichen römischen Kirchen betritt. Von der einfachen<br />

Marmorplatte bis zu kostspieligen skulpturalen Meisterwerken<br />

reicht die Bandbreite der Produktion und wirft die Frage nach den<br />

gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen dieser in Quantität und<br />

Qualität einmaligen Grabkultur auf.<br />

Ein gewichtiger Grund liegt sicherlich in der einzigartigen politischen<br />

Verfassung des Kirchenstaates als einer kirchlichen Wahlmonarchie.<br />

Denn in raschem Rhythmus wechselten in Rom die Herrscher und<br />

zugleich mit ihnen die Herrscherfamilien und ihre Anhängerschaft.<br />

Daraus resultierte eine ungewöhnlich intensive Konkurrenz um den<br />

sozialen Aufstieg; man ist versucht von einer „Hyperkonkurrenz“ zu<br />

sprechen, die den idealen Nährboden für eine intensive, tatsächlich<br />

ja auch bis heute bestaunte künstlerische Produktivität auf allen Gebieten<br />

schuf. Im Medium der Grabkunst galt es für die Angehörigen<br />

der römischen Oberschicht nicht nur, immer wieder auf herausragende<br />

Familienangehörige zu verweisen, um damit die gesellschaftliche<br />

Position in der Gegenwart und für die Zukunft zu stabilisieren und<br />

nach Möglichkeit zu dynamisieren. Dieser Verweis musste – eine<br />

Folge der intensiven Konkurrenzsituation – in möglichst neuen, aufsehenerregenden<br />

Formen erfolgen. Wer auf sich hielt, verfügte nicht<br />

nur über eine Grab- und Familienkapelle, sondern stattete diese nach<br />

zum Teil sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten entsprechend aus.<br />

Die scheinbar für die Ewigkeit bestimmte marmorne Erinnerung an<br />

die Vorfahren gewinnt aus der „Vogelperspektive“ über die Jahrhunderte<br />

hinweg eine erstaunliche Lebendigkeit und gestattet<br />

grundlegende Rückschlüsse auf die Etablierungs- und Behauptungsstrategien<br />

frühmoderner Eliten.<br />

Papst- und<br />

Kardinalsgrabmäler<br />

Seite 97


Villa<br />

Imperiale<br />

Seite 98<br />

Informationen zu Fragestellungen, Ergebnissen und Publikationen<br />

des Projekts unter: www.requiem-projekt.de<br />

Im Berichtszeitraum neu erschienen Publikationen:<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Behrmann, Carolin, et al.: The Roman Papal- and Cardinal Tombs<br />

of the Early Modern Age. Introductory remarks on a research project.<br />

– In: Analecta Romana Instituti Danici 29 (2003) S. 101-117.<br />

Bredekamp, Horst und Rheinhardt, Volker in Zusammenarbeit mit<br />

Arne Karsten und Philipp Zitzlsperger (Hrsg.): Totenkult und Wille<br />

zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter.<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004.<br />

Karsten, Arne (Hrsg.): Jagd nach dem roten Hut. Kardinalskarrieren<br />

im barocken Rom. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004.<br />

Karsten, Arne und Zitzlsperger, Philipp (Hrsg.): Tod und Verklärung.<br />

Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit, Böhlau-Verlag,<br />

Köln u.a., 2004.<br />

Der Historienzyklus der Villa Imperiale (1530-1536). Zur Entstehung<br />

und Funktion eines neuen Typs des Memoriale als Sequenz gebauter<br />

und gemalter Scheinarchitektur steht im Mittelpunkt eines Forschungsvorhabens,<br />

das Prof. J. Pieper (Lehrstuhl für Baugeschichte<br />

und Denkmalpflege, RWTH Aachen) mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> durchführt.<br />

Zwischen 1530 und 1536 ließ Eleonora Gonzaga oberhalb von Pesaro<br />

neben einem Jagdhaus der Sforza die neue Villa Imperiale errichten<br />

und machte sie ihrem Ehemann, Francesco Maria della Rovere (Herzog<br />

von Urbino), zum Geschenk. Zur gleichen Zeit veranlasste die<br />

Bauherrin, dass der schon bestehende Bau zu einer Memorialanlage<br />

für die ruhmreichen Taten ihres Ehemanns umgebaut werden sollte.<br />

Während die ältere Anlage im folgenden u.a. mit aufgestocktem<br />

Wehrturm nachgerüstet und damit als „Scheinkastell“ ganz bewusst<br />

im architektonischen Gewand des zurückliegenden Jahrhunderts gekleidet<br />

wurde, präsentierte sich der Neubau – der Formensprache<br />

Bramantes folgend – ganz auf der Höhe der Zeit. Die inszenierte Gegenüberstellung<br />

einer kriegerischen Vergangenheit und der daraus<br />

sich herleitenden Machtstellung in der Gegenwart, die bereits mit<br />

dem architektonischen Ensemble anklingt, war durchaus beabsichtigt<br />

und setzte sich im Inneren mit den miteinander verbundenen<br />

Villen fort: Im ehemaligen Familienpalast wurden Fenster und Türen<br />

stark verkleinert oder zugemauert, um größtmögliche Wandflächen<br />

als Malgrund für die historisierenden Heldentaten des Hausherrn zu<br />

gewinnen. Diese standen im üppigen Kontext mit landschaftlichen<br />

Scheinausblicken, Tapisserien und ebenso illusionistisch dargestellten<br />

Deckenarchitekturen. Der Besucher, der durch den Triumphbogen<br />

zwischen Alt- und Neubau eintrat, wurde von Raum zu Raum<br />

geführt, an den chronologisch aufeinander folgenden Gärten des


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Neubaus, bis hin zur Dachterrasse mit dem Panoramablick über das<br />

Hügelland von Urbino. Während der Neubau in seiner Funktion als<br />

Gartenpalast Ort des sommerlichen Familienlebens und höfischer<br />

Feste war, damit also die Gegenwart repräsentierte, war der zum<br />

Memoriale umgebaute Altbau nicht mehr bewohnbar und diente<br />

nunmehr allein der glorifizierenden Selbstdarstellung della Roveres,<br />

der sich in der Vergangenheit gegen seine Widersacher hatte behaupten<br />

können.<br />

Obwohl sich die Forschung seit dem späten 19. Jh. mit dem beschriebenen<br />

Ensemble auseinandergesetzt und dabei überaus verdienstvolle<br />

Erkenntnisse im Hinblick auf die Autorschaft der Fresken<br />

zusammengetragen hat, sind gerade die Gegenüberstellung von Vergangenheit<br />

und Gegenwart, die dynamische Durchdringung von<br />

Figurenmalerei, Scheinarchitektur, Bauwerk, Garten und tatsächlichen<br />

Ausblicken in die Natur nicht ausreichend untersucht worden.<br />

Tatsächlich ist die Kombination von Schein und Wirklichkeit in der<br />

Gattungsgeschichte des Historienzyklus neu, das Memoriale als<br />

reiner Durchgangsraum eine Vorwegnahme der Galerie und die illusionistische<br />

Erweiterung der Räume mit den Mitteln der Malerei ein<br />

Verweis auf den Barock. Erst die ganzheitliche Betrachtung macht<br />

eine umfassende Interpretation des Ensembles möglich, wobei eine<br />

Reihe von Detailfragen zu klären sein wird.<br />

Ziel des Projektes ist eine Monographie, in der das Freskenprogramm<br />

in Aufmaß, Skizze und Fotodokumentation erfasst und seine Gegenstände<br />

(Themen, Personen, Emblemata etc.) bestimmt werden sollen.<br />

Ferner soll die Publikation einen Abschnitt enthalten, der die originalen<br />

von den übermalten bzw. den restaurierten Flächen unterscheidet<br />

und die architektonischen Eingriffe bei der Umgestaltung des Altbaus<br />

dokumentiert. Zentrale Bedeutung kommt schließlich der kunsthistorischen<br />

Deutung des gesamten Ensembles zu.<br />

Im ersten Abschnitt des Förderungszeitraumes wurden bisher die<br />

Kampagnen zur Aufnahme der freskierten Räume durchgeführt, die<br />

Wandabwicklungen wurden mit hoher Detailgenauigkeit gemessen<br />

und gezeichnet und digital fotografiert, ferner wurde die Deckenkonstruktion<br />

erfasst. Bisher war man in der Literatur einhellig der Meinung,<br />

dass die freskierten Gewölbe in Ziegel ausgeführt waren, was<br />

angesichts der geringen Wandstärken und der Lage im Obergeschoss<br />

der alten Villa als große Kühnheit des Architekten interpretiert wurde.<br />

Es war deshalb eine große Überraschung, dass die Gewölbe ausnahmslos<br />

als Scheingewölbe in abgehängter Holzkonstruktion mit<br />

Lattung, Rohrung und Putz ausgeführt sind. Typologisch imitierten sie<br />

dennoch detailgetreu das schwere toskanische Muldengewölbe mit<br />

ringsum einschneidenden Kappen (volta a vela), wie es im Denkmalbestand<br />

der Frührenaissance überaus häufig vorkommt, allerdings<br />

ausschließlich in massiver Mauerwerkstechnik. Für die abgehängte<br />

Konstruktion in Holz und Putz, die man gemeinhin dem Barock zurechnet,<br />

liefern nunmehr die auf Ende der 1520er Jahre zu datierenden<br />

Scheingewölbe ein sehr frühes Datum, möglicherweise ohne<br />

Seite 99


Johann<br />

Friedrich<br />

Reiffenstein<br />

Seite 100<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Präzedenz. Sie sind ein weiterer – sehr eindrucksvoller – Beleg für den<br />

als Arbeitshypothese formulierten Illusionismus der Anlage, der<br />

offensichtlich bis in die konstruktive Struktur des Gebäudes durchgehalten<br />

wurde.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützte die Bibliotheca Hertziana (Prof. E. Kieven,<br />

Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom) in Kooperation mit<br />

dem Forschungszentrum für Europäische Aufklärung Potsdam bei<br />

dem Forschungsprojekt „Reisen, Korrespondieren und Vermitteln im<br />

Europa der Aufklärung. Der römische Antiquar Johann Friedrich<br />

Reiffenstein (1719-1793).“ Projektbearbeiter ist Dr. C. Frank.<br />

Geplant ist eine Monographie über den aus Ostpreußen stammenden<br />

Antiquar Johann Friedrich Reiffenstein, der sich in den Jahren zwischen<br />

1762 und 1793 im Erdgeschoss des römischen Palazzo Zuccari<br />

(heute Bibliotheca Hertziana) eingerichtet hatte und von dort aus<br />

seine überaus erfolgreiche Tätigkeit als Kunstagent ausübte.<br />

Durch die Sichtung der Korrespondenzen des Kunstagenten Friedrich<br />

Melchior Grimm in Moskauer und Petersburger Archiven konnte<br />

sowohl Reiffensteins Briefwechsel mit Grimm (1778-1793) als auch<br />

seine Korrespondenz mit der Petersburger Akademie der Schönen<br />

Künste (1768-1793) weitgehend rekonstruiert werden. Umfang wie<br />

Bedeutung dieser Konvolute für die vergleichende kunst- und kulturgeschichtliche<br />

Forschung legten es nahe, dieses Korpus um weitere<br />

Überlieferungen in deutschen und anderen europäischen Archiven<br />

zu ergänzen, um einzelne Kontexte wiederherzustellen und bislang<br />

verdeckte Wechselbeziehungen, so z.B. zwischen Rom, Gotha und<br />

Sankt Petersburg, erkennbar zu machen. Nachdem diese Erhebungsphase<br />

nun als weitgehend abgeschlossen gelten darf, präsentieren<br />

sich aus allen Wirkungsphasen Reiffensteins etwas mehr als 400 Briefe,<br />

von denen über die Hälfte weder bekannt waren noch von der Forschung<br />

bislang zur Kenntnis genommen werden konnten. Fülle und<br />

Dichte der Überlieferung ermöglichen im Rahmen des Projektes eine<br />

detaillierte Analyse der Rolle eines aufgeklärten Reisebegleiters und<br />

auch der eines Vermittlers von Kunst und Kulturbeziehungen an die<br />

aufgeklärten Höfe Nord- und Osteuropas, insbesondere Deutschlands.<br />

Die skizzierte Studie über Reiffenstein als eine der zentralen<br />

Vermittlerpersönlichkeiten im römischen Kunst- und Kulturgeschehen<br />

der Jahre 1762-1793 beabsichtigt somit ein seit geraumer Zeit<br />

überfälliges Desiderat aus den Bereichen der Kunstgeschichte, der<br />

Literaturwissenschaft und historischen Reiseforschung aufzuarbeiten.<br />

Im Berichtszeitraum ist die Arbeit an der Studie maßgeblich vorangeschritten.<br />

Einzelne Ergebnisse konnten aus Anlass von Vorträgen in<br />

Basel, Berlin, Bergamo, Rom und Washington vorgestellt werden. Diese<br />

betrafen in der Hauptsache die im vorangegangenen Berichtszeitraum<br />

erarbeiteten Studien zur Bedeutung Roms in den Korrespondenzen<br />

Katharinas II. von Russland, zu den römischen Ursprüngen<br />

des Architekten Giacomo Quarenghi sowie zur Schweizer Sammlungsgeschichte<br />

der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die äußerst


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

aufwendige und zeitraubende Transkription von Reiffenstein aktivem<br />

deutschen Briefwechsel konnte zur Hälfte abgeschlossen werden.<br />

Mit dem Abschluss der Transkriptionsarbeiten am verbleibenden<br />

Briefwechsel sowie an Reiffensteins Journalen seiner Reisen in die<br />

Schweiz (1760/61) und nach Italien (1762) ist in der ersten Hälfte des<br />

Jahres 2004 zu rechnen. Darüber hinaus haben sich im Berichtszeitraum<br />

neue, bislang unbekannte französische Briefwechsel in russischen<br />

Archiven lokalisieren lassen.<br />

Bibliographie der projektrelevanten Publikationen für 2002/2003:<br />

Frank, Christoph, et al.: Diderot, Guiard and Hozdon. Projects for a<br />

funerary monument at Gotha I-II. – In: The Burlington Magazine.<br />

144,1189. 2002. S. 213-221; 144,1193. 2003. S. 475-484.<br />

Frank, Christoph: ’A Man more jealous of glory than of wealth’.<br />

Houdon´s dealing with Russia. – In: Jean Antoine Houdon –<br />

sculptor of the enlightenment. [Ausstelungskatalog]. Ed.: A.L.<br />

Poulet. Washington; Los Angeles 2003. S. 50-60; Cat.-Nos 25; 57.<br />

Frank, Christoph, et al.: Etat des choses. A recently discovered<br />

document by Houdon. – In: Jean Antoine Houdon – sculptor of the<br />

enlightenment. [Ausstellungskatalog]. Ed.; A.L. Poulet. Washington;<br />

Los Angeles 2003. S. 28-39; 355-360.<br />

Frank, Christoph: ’et que je n´aurais ni paix ni repos jusqu’à ce que<br />

cela soit sur pied’. Johann Friedrich Reiffenstein, consigliere e<br />

agente di Caterina II. – In : Pinakotheke. 16/17. 2003. S. 44-48.<br />

[Auch in Russ.]<br />

Frank, Christoph: L’arte e l’architettura romane nella corrispondenza<br />

di Vaterina II die Russia. (Con una appendice documentaria<br />

sul viaggio in Russia di Giacomo Quarenghi e Giacomo Trombara<br />

nel 1779). – In: Dal mito al progetto. La cultura architettonica dei<br />

meastri italiani e ticinesi nella Russia neoclassica. [Ausstellungsktalog].<br />

Eds.: Nicola Navone; Letizia Tedeschi. Bd.1. Mendrisio;<br />

Lugano 2003. S. 61-91; Cat.-Nos 43. [Auch als russ. Ausg., anlässlich<br />

der Ausstellung in St. Petersburg; Ermitage]<br />

Frank, Christoph, et al.: Nudity and chastitiy. Houdon´s statue of<br />

Diana in light of newly discovered documents. – In: The Sculpture<br />

Journal. Bd. 10. 2003. S. 4-20.<br />

Prof. B. Schock-Werner (Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn;<br />

Dombaumeisterin in Köln), und Dr. Rolf Lauer (Dombauverwaltung<br />

des Metropolitankapitels der Hohen Domkirche Köln; Leiter des Dombauarchivs)<br />

erhalten für das Forschungsprojekt „Bestandserfassung<br />

des Metall- und Emailbeschlages am Dreikönigenschrein im Kölner<br />

Dom und Geschichte seiner Restaurierungen“ Fördermittel von der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Dreikönigenschrein<br />

Seite 101


Seite 102<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Projekt „Bestandserfassung des Metall- und Emailbeschlages am<br />

Dreikönigenschrein im Kölner Dom und Geschichte seiner Restaurierungen“:<br />

Bestandserfassung und Dokumentation am Dreikönigenschein<br />

Der Kölner Dreikönigenschrein, der größte und künstlerisch bedeutendste<br />

der rhein-maasländischen Reliquienschreine, hat seit seiner<br />

Entstehung um 1190 eine überaus wechselvolle Geschichte erlebt, die<br />

wissenschaftlich bislang noch nicht aufgearbeitet worden ist: Als der<br />

Schrein, der Nikolaus von Verdun zugeschrieben wird, und in dem<br />

die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt werden, angesichts<br />

der napoleonischen Bedrohung zu Beginn des 19. Jh. in seine<br />

Einzelteile zerlegt und evakuiert wurde, ging ein großer Teil des Ensembles<br />

verloren. Die Restaurierung von 1807 suchte den Verlust des<br />

Originalzustands auszugleichen, indem der Schrein um 40 cm gekürzt<br />

und die Beschläge entsprechend umgeordnet wurden. 1961-73<br />

sollte in einer zweiten Restaurierung der ursprüngliche Zustand so<br />

weit wie möglich wieder hergestellt, das Figurenprogramm rekonstruiert<br />

und der Schrein durch neue Beschläge ergänzt werden. Da-


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

bei wurde der alte Holzkern entfernt (heute in der Kölner Domschatzkammer).<br />

Ziel des Vorhabens ist es, die Unterlagen zu den beiden Restaurierungen<br />

erstmals wissenschaftlich auszuwerten, dabei vorhandenes<br />

Foto- und Zeichenmaterial (RhAD) einzubeziehen und eine umfassende<br />

Autopsie des Schreins durchzuführen. Die Ergebnisse der<br />

Bestandserfassung und der Dokumentation sollen als Band 2 in der<br />

Reihe „Die großen Reliquienschreine des Mittelalters“ publiziert werden.<br />

Die Bearbeiterin, Dr. D. Kemper, hat inzwischen die umfangreichen<br />

Restaurierungsunterlagen von 1961-73 durchgearbeitet, den Schein in<br />

seiner heutigen Form inventarisiert und mit der Katalogisierung der<br />

Beschläge begonnen. Zusätzlich zu den knapp 3000 am Schrein angebrachten<br />

Beschlagselementen haben sich in der Restaurierungswerkstatt<br />

über 1000 abgenommene Fragmente erhalten. Diese sind inzwischen<br />

fotografiert, vermessen und beschrieben und werden in<br />

die Gesamtbewertung der Restaurierungsgeschichte einbezogen. Auf<br />

diese Weise sollen die restauratorischen Eingriffe festgestellt und die<br />

originalen Beschläge von den im 19. und 20. Jh. neu hinzugekommenen<br />

Teilen unterschieden werden. Darüber hinaus können so die zahlreichen<br />

Eingriffe des 16.-18. Jh. erstmals dokumentiert werden.<br />

Projekt „Bestandserfassung des Metall- und Emailbeschlages am<br />

Dreikönigenschrein im Kölner Dom und Geschichte seiner Restaurierungen“:<br />

Fragmente von 1961-1973 ausgetauschten Beschlagteilen<br />

des Dreikönigenschreins<br />

Seite 103


Berlin<br />

Italienische<br />

Malerei<br />

Seite 104<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

In dem zu erarbeitenden Katalog sollen sowohl alle am Schrein befindlichen<br />

Beschlagteile als auch diejenigen Teile erfasst werden, die<br />

verloren gegangen sind. Damit soll die Untersuchung Aufschluss über<br />

den Originalzustand geben und übergreifende Erkenntnisse für die<br />

rhein-maasländische Goldschmiedekunst des ausgehenden 12. und<br />

des beginnenden 13. Jahrhunderts ergeben. Daran schließt sich die<br />

Frage nach der Datierung und der noch unsicheren Autorschaft des<br />

Schreins an – ein Vergleich mit dem ebenfalls von Nikolaus von Verdun<br />

geschaffenen Werken, dem Marienschrein in Tournai und dem<br />

Klosterneuburger Altar, ist unerlässlich.<br />

Für die Katalogisierung der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts<br />

(Oberitalien) stellt die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Dr. St. Weppelmann<br />

(Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, Berlin) Fördermittel<br />

zur Verfügung.<br />

Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin bearbeitet seit<br />

Januar 2004 ihre ca. 170 Tafelbilder umfassende Abteilung oberitalienischer<br />

Gemälde des 15. Jahrhunderts. Ziel ist die Erstellung eines<br />

wissenschaftlichen Bestandskatalogs dieses Sammlungsteils.<br />

In der ersten Phase des Arbeitsvorhabens erfolgte eine Auswertung<br />

der museumsinternen Dokumentation (z.B. ältere Restaurierungsberichte<br />

und Reproduktionen). Inventarlisten wurden im Hinblick auf<br />

die jüngere Geschichte der Werke kontrolliert. In diesem Zusammenhang<br />

konnten wichtige Daten über die im Krieg verlorenen Gemälde<br />

erhoben werden, die bislang nur unzureichend Beachtung fanden.<br />

Des Weiteren wurde begonnen, zusammenhängende Werkgruppen<br />

zu erforschen. Dabei standen die venezianische Malerfamilie der<br />

Vivarini sowie mehrere Gemälde des Venezianers Giovanni Bellini<br />

(gest. 1516) und seiner Werkstatt im Vordergrund. Die Recherchen<br />

wurden vornehmlich am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-<br />

Planck-Institut) durchgeführt. Zahlreiche Forschungsergebnisse<br />

stützen sich ferner auf eine Arbeit vor originalen Vergleichswerken<br />

in Kirchen und Museen Oberitaliens. Neue Erkenntnisse konnten<br />

besonders im Blick auf einen großen, mehrteiligen Altaraufsatz des<br />

Alvise Vivarini (1444-1504/5) erarbeitet werden, den nach der Darstellung<br />

des mittleren Bildfeldes (Abb.) so genannten „Pfingstaltar“,<br />

ein Hauptwerk der venezianischen Malerei des 15. Jahrhunderts.<br />

Eine mehrtägige Kampagne zur Untersuchung aller Gemälde wurde<br />

inzwischen abgeschlossen. Durch das Verfahren der digitalen Infrarotreflektographie<br />

wurden die unter der Malschicht verborgenen Vorzeichnungen<br />

der Bilder untersucht. Diese Daten geben Auskunft über<br />

den Entstehungsprozess eines Werkes und liefern Anhaltspunkte für<br />

eine Feststellung der Autorschaft. Gleichzeitig sind spektrophotometrische<br />

Analysen vorgenommen worden, die Informationen über die<br />

verwendeten Pigmente liefern. Im Zuge der Untersuchungen wurden<br />

alle Werke durch Makrophotographien dokumentiert, um aktuelle<br />

farbige Abbildungen bereitzustellen, die während der Arbeit in Italien<br />

konsultierbar sind.


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Projekt „Katalogisierung der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts<br />

(Oberitalien)“: Alvise Vivarini, Die Herabkunft des hl. Geistes<br />

auf Maria und die Aposteln (Mitteltafel des Pfingstaltars), ca. 1478,<br />

Berlin, Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin<br />

Seite 105


Altenburg<br />

Umbrische<br />

Gemälde<br />

Dessau<br />

Möbelbaukunst<br />

Seite 106<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Für die Neubearbeitung eines Bestandskatalogs der umbrischen Malerei<br />

des 15. und 16. Jahrhunderts im Lindenau-Museum in Altenburg<br />

wurden J. Penndorf (Direktorin des Lindenau-Museums, Altenburg)<br />

von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel bewilligt.<br />

Seit dem letzten Bericht konnten die Recherchen zur 16 Tafeln abgeschlossen<br />

werden. Es handelt sich dabei um neun Madonnen-Bilder,<br />

ein größeres Andachtsbild und um sechs Tafeln einer ehemaligen<br />

Deckendekoration. Bei den Madonnen-Bildern sind generell Präzisierungen<br />

anhand stilistischer Merkmale und Motivübernahmen<br />

hinsichtlich ihrer Zuschreibungen erfolgt. Im Museums-Katalog von<br />

1961 war noch häufig die Formulierung „umbrisch um 1500“ gewählt<br />

worden. Das Giovanni Santi bzw. seiner Nachfolge zugeschriebene<br />

Andachtsbild wurde vor allem stilistisch und ikonographisch untersucht.<br />

Zu den sechs Tafeln einer Deckendekoration, die nach neuen<br />

Erkenntnissen aus dem Palazzo des Domenico della Rovere in Rom<br />

stammen sollen, konnte eine Quelle aufgefunden werden, anhand<br />

derer die Zuschreibung an einen Künstler möglich wird, die auch<br />

stilistisch haltbar ist.<br />

Ein Großteil der zu bearbeitenden Bilder wurde bereits genau untersucht;<br />

von allen Bildern konnten Infrarotreflektographien angefertigt<br />

werden, die zum Teil bereits ausgewertet sind.<br />

Zum Verständnis der Sammlung der umbrischen Tafeln erfolgten weiterführende<br />

Studien zu den Anfängen von Sammlungen der „Primitivi“<br />

in Deutschland, zur Person Bernhard August von Lindenaus und<br />

vor allem zu seinen Beziehungen mit dem Archäologen Emil Braun,<br />

der einen großen Teil der umbrischen Tafeln für ihn in Rom erwarb.<br />

Hierfür wurde die in Altenburg liegende Korrespondenz der beiden<br />

studiert. In Rom konnten Nachforschungen zu Emil Braun im Archiv<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts erfolgen. Im Staatsarchiv in<br />

Rom wurde gezielt nach Dokumenten zum Kunsthandel der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts gesucht.<br />

Als nächste Arbeiten stehen die Auswertung der Literatur zu zwei<br />

Seitentafeln des Piermatteo d´Amelia anhand vergleichender technischer<br />

und stilistischer Untersuchungen zur Mitteltafel des Polyptychons,<br />

Nachforschungen zur Provenienz und Zugehörigkeit der<br />

fünf Predellentafeln von Luca Signorelli / Girolamo Genga sowie die<br />

Sammlung von Zeichnungen und Beispielen der Wiederverwendung<br />

von Kartons zu den beiden Tafeln von Perugino (Werkstatt) an.<br />

Dr. W. Savelsberg (Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Dessau) erhielt von<br />

der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Aneignung und Neuschöpfung<br />

in der Dessauer Möbelkunst vor 1800“<br />

Leopold III. Friedrich von Anhalt-Dessau (reg. 1758-1817) bemühte<br />

sich intensiv, seinen Kleinstaat (ca. 90.000 Einwohner) wirtschaftlich<br />

wie kulturell zu reformieren. Hierzu umgab er sich mit Reformern unterschiedlichster<br />

Berufssparten. Im Laufe seiner Regentschaft gelang


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

es ihm nicht nur, die Elementarkenntnisse der Untertanen zu erweitern,<br />

sondern das Land in eine einmalige Kulturlandschaft zu verwandeln.<br />

Im Zentrum seiner Interessen standen der Park und das<br />

Schloss in Wörlitz mit seinen vielen Nebengebäuden, die als jederzeit<br />

frei zugängliche Musteranlagen dienten. Hier und in den anderen von<br />

ihm errichteten oder umgebauten Schlossanlagen setzte der Fürst die<br />

auf Reisen durch Italien und England gewonnen Eindrücke um. Ihm<br />

zur Seite stand als Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff<br />

(1736-1800), der hier die ersten klassizistischen und neugotischen<br />

Gebäude auf deutschem Boden entwarf. Diese sind mit ihrer einzigartigen,<br />

fast vollständig erhaltenen Erstausstattung ein Gesamtkunstwerk<br />

ersten Ranges. Erdmannsdorff ließ sich hierbei von den auf den<br />

Reisen gesehenen Vorbildern und den in Büchern und Zeitschriften<br />

veröffentlichten Musterentwürfen inspirieren.<br />

Im Rahmen der vom Fürsten betriebenen Wirtschaftsreformen sollte<br />

fast alles von heimischen Künstlern und Handwerkern hergestellt<br />

werden, die hierzu in neuen, aus England stammenden Herstellungsverfahren<br />

geschult wurden. Aus Kostengründen und zu Förderung<br />

der heimischen Industrie griff man nach Möglichkeit auf lokale Rohstoffe<br />

zurück. An Stelle importierter Edelhölzer wurde in Dessau z.B.<br />

deshalb häufig das Holz von Birnbäumen verwendet, die zuvor als<br />

Obstlieferant gedient hatten. An Hand der für Leopold III. hergestellten<br />

Möbelensembles lässt sich die Umsetzung der von Erdmannsdorff<br />

1771 in seinen „Gedanken über eine allgemein verbreitende Unterrichtsanstalt<br />

zu mechanischen Gewerben und zu bildender Kunst für<br />

Dessau“ entwickelten Überlegungen überprüfen, die die heimischen<br />

Handwerker in die Lage versetzen sollten, Gegenstände von bester<br />

und preiswerter Qualität herzustellen. Viele der von „Fürst Franz“<br />

erworbenen Möbel wurden von Dessauer Tischlern produziert, von<br />

denen bislang nur Johann Andreas Irmer namentlich bekannt ist. Die<br />

Erzeugnisse erreichten eine derartige Qualität, dass der in hoher<br />

Stückzahl produzierte „Fürst-Franz-Stuhl“ von Goethe, dem preußischen<br />

Königshaus und den Markgrafen von Baden bestellt wurde.<br />

Das Forschungsvorhaben dient neben der erstmaligen vollständigen,<br />

beschreibenden und photographischen Erfassung aller Möbel der<br />

„Fürst-Franz-Zeit“ sowie der Auswertung historischer Schlussbeschreibungen<br />

und Inventare der Bennennung der konkreten Vorbilder<br />

und ihrer Vermittlung (englische und französische Vorlagewerke<br />

und „Modezeitschriften“) sowie der Aufarbeitung der Wirtschaftsfördermaßnahmen<br />

und der arbeitsteiligen Handwerksorganisation.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> fördert ein unter der Leitung von Prof. H. Marx erstelltes<br />

Gesamtverzeichnis der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen, Dresden.<br />

Im Rahmen des Projektes wird das erste Gesamtverzeichnis der<br />

Gemäldegalerie Alter Meister seit 1930 erarbeitet. Alle ca. 2500<br />

Gemälde des Galeriebestandes sowie alle Verluste werden mit den<br />

wichtigsten Angaben in knapper Form aufgeführt und sämtlich mit<br />

Dresden<br />

Gemäldegalerie<br />

Alte<br />

Meister<br />

Seite 107


Seite 108<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Projekt „Gesamtverzeichnis der Gemäldegalerie Alte Meister der<br />

Staatlichen Kunstsammlungen“: Blick in Raum 118 der Gemäldegalerie<br />

Alte Meister mit Werken von Correggio, Jacopo Bassano, Schiavone<br />

und Paris Bordon. Links Durchblick in Raum 117 mit Raffaels<br />

Sixtinischer Madonna und dem hl. Georg von Dosso und Battista Dossi<br />

Schwarz-Weiß-Abbildungen illustriert, Neuzugänge und weitere<br />

Veränderungen im Galeriebestand insbesondere seit 1945 werden<br />

berücksichtigt.<br />

Mit Beginn der Förderung im November 2003 wurden zunächst in<br />

Absprache mit allen beteiligten Wissenschaftlern die redaktionellen<br />

Vorgaben für das Verzeichnis präzisiert. Neben den wichtigsten technischen<br />

Daten, Beschriftungen und, sofern möglich, Provenienzangaben<br />

sollen nun jeweils die ersten Erwähnungen in einem Inventar und<br />

in einem Katalog aufgeführt werden, soweit sie sich ermitteln lassen.<br />

Daraus lässt sich nicht nur ableiten, wann ungefähr ein Gemälde in<br />

die Sammlung kam, sondern auch, wann es zuerst ausgestellt wurde,<br />

was sich sowohl museums- als auch geschmacksgeschichtlich auswerten<br />

lässt.<br />

Inzwischen konnten die bisher nicht systematisch in Datensätzen erfassten<br />

Gemälde der deutschen und französischen Schulen sowie die<br />

dazu gehörigen Verlustbilder weitgehend aufgenommen werden. Die<br />

Angaben der Standortkartei wurden mit den in den letzten Jahrzehnten<br />

kontinuierlich geführten Bildakten abgeglichen und ergänzt sowie,<br />

falls notwendig, revidiert. Zuschreibungen und Provenienzangaben<br />

waren zu überprüfen. Ferner waren für ca. die Hälfte der Einträge<br />

die ersten Erwähnungen in den Katalogen von 1765 bis 1930 bzw. den<br />

historischen Galerieinventaren erst zu ermitteln – eine Arbeit, die besonderen<br />

Spürsinn erfordert; einige Lücken in komplizierten Fällen


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

sind hier noch zu schließen. Die Bestandslisten der italienischen und<br />

der niederländischen Schulen wurden von den zuständigen Konservatoren<br />

überprüft, deren weitere Ergänzung und redaktionelle Vereinheitlichung<br />

ist bereits aufgenommen worden, wobei auch hier der<br />

Abgleich mit den älteren Galeriekatalogen und -inventaren im Vordergrund<br />

steht. In den verbleibenden Fördermonaten soll neben den<br />

anderen begonnenen Arbeiten die Erfassung der Miniaturen abgeschlossen<br />

werden, auch sind noch offene Fragen zu klären – im Falle<br />

einiger Porträts etwa ist die Identität der Dargestellten zu ermitteln, in<br />

manchen Fällen sind nochmals die Original zurate zu ziehen –; die<br />

Verzeichnisse und Register bleiben ebenfalls zu erstellen. Für die einleitenden<br />

Texte liegen teilweise Entwürfe vor; mit der Sichtung der<br />

Schwarz-Weiß-Fotografien samt notwendiger Nachbestellungen<br />

wurde begonnen, sie ist für den Bestand der italienischen Malerei<br />

nahezu abgeschlossen.<br />

Das Gesamtverzeichnis wird somit den derzeitigen Stand eines wichtigen<br />

Bereichs der wissenschaftlichen Erforschung der Bestände der<br />

Galerie dokumentieren; zugleich trägt die Arbeit an ihm dazu bei,<br />

hier noch bestehende Lücken zu schließen. Dies zeigt sich insbesondere<br />

bei der recht aufwendigen Ermittlung jener Gemälde aus<br />

ehemals königlichem Besitz, die zwar nicht zum Kernbestand der<br />

Galerie gehören und die nach 1945 ebenso wie Gemälde aus Fremdbesitz<br />

von bestimmten Sammelorten in die Galerie gelangten, die<br />

aber schon nach dem Ersten Weltkrieg in Staatsbesitz übergegangen<br />

waren. Dies ist nun im Nachhinein mit Hilfe verschiedener Dokumente<br />

zu belegen.<br />

Für das Projekt „Museum und Kunst in totalitären Systemen. Zur<br />

Geschichte der Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft<br />

bzw. der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zwischen 1918 und<br />

1989“ erhält Prof. M. Roth (Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Mit der Studie soll die Geschichte der Dresdner Museumssammlungen<br />

zur Zeit der totalitären Systeme erstmals zusammenhängend aufgearbeitet<br />

werden. In welchem Ausmaß wurden das Museum, seine<br />

Mitarbeiter und die Kunst für politische und ideologische Zwecke instrumentalisiert?<br />

Die Frage nach strukturellen Gemeinsamkeiten im<br />

Umgang totalitärer Systeme mit Kunstwerken, Museen, Wissenschaftlern<br />

und Sammlern soll im Zentrum der Forschung stehen. Ausgehend<br />

von der konkreten Museumssituation in Dresden, wird die<br />

Beschlagnahmung „entarteter“ Kunst seit 1933 und die Enteignung<br />

jüdischer Kunstsammler sowie die Aktivitäten im Zusammenhang mit<br />

dem „Führermuseum“ in Linz zu untersuchen sein. Darüber hinaus<br />

sollen die Verbringung des Großteils der Dresdner Sammlung als so<br />

genannte Beutekunst in die Sowjetunion, die Schlossbergung in der<br />

ersten Nachkriegszeit und die triumphale Heimkehr eines Teils der<br />

Dresdner Kunstsammlung in den 1950er Jahren thematisiert und<br />

somit ein Beitrag zur Geschichte einer der größten und traditionsreichsten<br />

Sammlungen geleistet werden.<br />

Museum<br />

Totalitarismus<br />

Seite 109


Deutschland/<br />

Frankreich<br />

Kunst<br />

nach 1945<br />

Seite 110<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Dem Projekt liegt die These zugrunde, dass das Museum auch unter<br />

totalitären Bedingungen funktionieren und seine wissenschaftlichen<br />

und kulturellen Aufgaben daher unterordnen musste. Anpassung,<br />

partieller Widerstand und Verweigerung sollen, je nach sammlungsinterner<br />

und externer Bedeutung, exemplarisch herausgegriffen und<br />

untersucht werden. Der Schwerpunkt soll dabei auf der NS-Zeit und<br />

der Enteignung jüdischer Sammler liegen. Da die Konzeption des<br />

„Führermuseums“ in Linz von Dresden aus gesteuert wurde und die<br />

von den eher unpolitisch einzuschätzenden Sonderbeauftragten in<br />

halb Europa zusammengekauften und beschlagnahmten Kunstwerke<br />

mit dem Fundus vermischt wurden, unterscheidet sich die Dresdner<br />

Situation wesentlich von der aller anderen deutschen Museen.<br />

Bei der Aufarbeitung der Museumsgeschichte sollen Gespräche mit<br />

aktiven und ehemaligen Mitarbeitern geführt und durch die systematische<br />

Befragung von Zeitzeugen die lückenhafte Aktenlage geschlossen<br />

werden. Als wichtigster Zeitzeuge wird Werner Schmidt befragt<br />

werden: Er war von Mitte der 1950er bis Anfang der 1990er<br />

Jahre Direktor des Kupferstichkabinetts. Neben der bereits angelaufenen<br />

Archivrecherche im eigenen Haus muss die Quellenlage durch<br />

Recherchen u.a. im Sächsischen Hauptstaatsarchiv, im Dresdner<br />

Stadtarchiv sowie im Bundesarchiv in Koblenz und Berlin vertieft<br />

werden. In weiteren Arbeitsphasen sollen Struktur, Funktion und Personal<br />

der Dresdner Sammlung in ihrer wechselvollen Geschichte<br />

untersucht, Beziehung und Einflussnahmen zwischen Museum und<br />

Hochschule sowie der vom System abhängige Umgang mit Förderern,<br />

Stiftern und Sammlern analysiert und die sich wandelnden Besitzverhältnisse<br />

von der fürstlichen Sammlung zu einer Kulturstiftung aufgearbeitet<br />

werden. Zudem wird das herausragende Ereignis im<br />

Dresdner Kunstleben der Weimarer Republik, die internationale<br />

Kunstausstellung von 1926, zu rekonstruieren sein, da der damalige<br />

Direktor und spätere Sonderbeauftragte des Führers, Hans Posse,<br />

durch die provozierend moderne Auswahl der gezeigten Werke ins<br />

rechtsradikale Visier geriet. Auf der Grundlage unpublizierter Fotos<br />

und Filme schließt sich daran die längst überfällige Rekonstruktion<br />

der Dresdner Ausstellung „Entartete Kunst“ (1933) an. Darüber hinaus<br />

wird einerseits der Museumsbetrieb während des Zweiten Weltkrieges,<br />

die Rolle der Sonderbeauftragten sowie der Auslagerungsort<br />

Schloss Weesenstein zu untersuchen sein; andererseits wird es darum<br />

gehen, die Nachkriegszeit in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern<br />

aus Moskau aufzuarbeiten, wobei Schloss Pillnitz als Sammelpunkt<br />

und Zentralmuseum der Roten Armee genauer zu beschreiben und<br />

die Rolle der neuen Museumsdirektoren in ihrem Bemühen, das<br />

Museum neu aufzustellen und Kriegsverluste wettzumachen, zu<br />

untersuchen sein werden.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. T. W. Gaethgens (Deutsches Forum für<br />

Kunstgeschichte, Paris) weiterhin bei dem Vorhaben „Französische<br />

Kunst im Nachkriegsdeutschland – Deutsche Moderne in Frankreich<br />

nach 1945. Deutsch-französisches Forschungsprojekt zum Kunst- und<br />

Kulturtransfer im 20. Jahrhundert“.


KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Projekt „Französische Kunst im Nachkriegsdeutschland – Deutsche<br />

Moderne in Frankreich nach 1945. Deutsch-französisches Forschungsprojekt<br />

zum Kunst- und Kulturtransfer im 20. Jahrhundert“:<br />

„La peinture française moderne / Moderne französische Malerei“.<br />

Ausstellungskatalog (Umschlag), Berlin 1946.<br />

Es handelt sich um die erste große Wanderausstellung der Franzosen<br />

in der Zone française d´Occupation und in Berlin, auf der 1946/47 insgesamt<br />

130 Gemälde von hundert Künstlern einen Bogen schlugen<br />

von der klassischen Moderne bis hin zur Gegenwart.<br />

Im Oktober 1948 erhielt der Direktor der Karlsruher Kunsthalle Kurt<br />

Martin von der französischen Militärregierung in der Zone d´Occupation<br />

française achtzig Graphiken der französischen Moderne, darunter<br />

Blätter von Chagall, Braque, Matisse und Picasso, zum Geschenk.<br />

Als Gegengabe wurde der Militärregierung das Gemälde „Jour heureux“<br />

von Willi Baumeister überreicht, das man nach Paris ins Musée<br />

de l´Art Moderne überführte. Dieser symbolische Kunsttausch bildete<br />

gewissermaßen den offiziellen Auftakt der deutsch-französischen<br />

Kunst- und Kulturbeziehungen nach 1945. Sehr schnell versuchten<br />

die ehemaligen Kriegsgegner, auf politischer, künstlerischer wie<br />

Seite 111


Seite 112<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

kunstkritischer Ebene die durch Krieg und Diktatur unterbrochenen<br />

Kontakte mit unterschiedlichen Mitteln und Intentionen wiederherzustellen<br />

und zu fördern.<br />

Diese intensiven und vielfältigen Beziehungen zwischen den beiden<br />

Nachbarländern von 1945 bis zur documenta II (1959), nach der die<br />

amerikanische Kunst zum neuen Modell der europäischen wurde,<br />

stehen im Mittelpunkt des Projekts. Seine Aufgabe ist es, den bisher<br />

erst in Ansätzen erforschten deutsch-französischen Kunst- und Kulturtransfer<br />

im genannten Zeitraum zu rekonstruieren, die vielfältigen<br />

grenzüberschreitenden Kontakte in ihrem historischen Kontext zu<br />

beschreiben sowie nach den Trägern und unterschiedlichen Motivationen<br />

dieser bilateralen Beziehungen zu fragen. So soll untersucht<br />

werden, in welchem Verhältnis das deutsche Interesse, durch die<br />

Neuorientierung an der französischen Moderne wieder Anschluss an<br />

die internationale Kunstszene zu finden und sich zur westlichen Wertegemeinschaft<br />

zu bekennen, mit den kulturpolitischen Zielen der<br />

französischen Militärregierung stand, die Überlegenheit der französischen<br />

Kunst zu demonstrieren. Dem gegenüber steht die Pionierleistung<br />

einzelner Persönlichkeiten – Künstler, Sammler, Galeristen<br />

sowie Kunsthistoriker und -kritiker – als Kulturvermittler zwischen<br />

den zwei Nationen (u.a. Willi Baumeister, Ottomar Domnick, Will<br />

Grohmann, Édouard Jaguer, Michel Tapié).<br />

Dazu werden in einer Datenbank die wichtigsten kunstkritischen und<br />

-historischen Schriften (v.a. Zeitschriften), aber auch unbekanntes<br />

Archivmaterial erfasst und analysiert, eine Dokumentation der<br />

deutsch-französischen Ausstellungen erstellt sowie durch die systematische<br />

Rekonstruktion der Künstlerkontakte der hohe Stellenwert<br />

der réconciliation franco-allemande für die Entwicklung der Nachkriegsmoderne<br />

und ihrer kunsttheoretischen Debatten über Abstraktion/Figuration<br />

in beiden Ländern aufgezeigt.<br />

Das deutsch-französische Forschungsunternehmen versteht sich als<br />

Beitrag zur europäischen Geschichte der Nachkriegsmoderne sowie<br />

als Möglichkeit der gezielten wissenschaftlichen Nachwuchsförderung.<br />

Seine bilaterale Grundlagenforschung erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunsthistorischen Institut der Freien Universität<br />

Berlin sowie mit Kollegen und Institutionen beider Länder und unterschiedlicher<br />

Disziplinen.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Deutsche und französische Kunst, 1945-1960. Quellen und Kommentare<br />

zur Kunstkritik. Hrsg.: Martin Schieder, Philipp Gurbrod<br />

und Aymone Nicolas. [In Vorbereitung]<br />

Kunst im Aufbruch. Positionen zur deutsch-französischen Kunstgeschichte,<br />

1945-1960. Hrsg.: Martin Schieder und Isabelle Ewig.<br />

[In Vorbereitung]


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Meyer, Andrea: KunstTransfer Deutschland – Frankreich, 1945-<br />

1960. Anmerkungen zu einer Tagung des Forschungsprojekts<br />

Französische Kunst im Nachkriegsdeutschland. Deutsche Moderne<br />

in Frankreich nach 1945 am Deutschen Forum für Kunstgeschichte<br />

in Paris, 20. Juli 2002. – In: Kunstchronik. 56. 2003. S.<br />

109-113.<br />

Schieder, Martin: Expansion/Integration. Die Kunstausstellungen<br />

der französischen Besatzung im Nachkriegsdeutschland. – München,<br />

Berlin: Deutscher Kunstverl., 2003. 118 S. (Passerelles; 3)<br />

Schieder, Martin: Im Blick des anderen. Die deutsch-französischen<br />

Kunstbeziehungen 1949-1960. [In Vorbereitung]<br />

Schieder, Martin: Stromprickelnd befeuert. K.O. Götz und die<br />

Pariser Kunstszene in den 50er Jahren. – In: K.O. Götz – Impuls und<br />

Intention. Werke aus dem Saarland Museum und aus Saarbrücker<br />

Privatbesitz, Ausstellungskatalog Saarland Museum. Hrsg. von<br />

Ralph Melcher. Worms 2004. S. 67-78.<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – wie die meisten<br />

anderen Geisteswissenschaften – seit den 60er Jahren erhebliche<br />

Veränderungen erfahren. Dieser Wandel betrifft ebenso die Methodik<br />

dieser Fächer wie die Neubestimmung ihrer Gegenstände. Zu<br />

den Konsequenzen dieser Veränderung zählt nicht zuletzt die zunehmende<br />

Autonomie von Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft,<br />

die sich inzwischen zu weitgehend selbstständigen und sehr<br />

ausdifferenzierten Fächern entwickelt haben. Maßgeblich für den<br />

skizzierten Veränderungsprozess war eine deutliche Theoretisierung,<br />

die für die Linguistik ein vorrangiges Interesse an synchronen<br />

Fragestellungen bewirkt hat. Für die Literaturwissenschaft ist spätestens<br />

seit den 70er Jahren eine intensive Debatte über die Möglichkeiten<br />

und Varianten einer Wissenschaft von der Literatur<br />

entstanden. Diese Bemühungen um eine fortschreitende Theoretisierung<br />

des Fachs haben eine Reihe von Paradigmen neben der traditionell<br />

dominanten Literaturgeschichte, wie „Rezeptionsästhetik“,<br />

„Literatursoziologie“, „Literatursemiotik“ oder „Dekonstruktion“,<br />

hervorgebracht. Mit der theoretischen Revision der Sprach- und<br />

Literaturwissenschaften ging die Veränderung ihres Gegenstandsbereichs<br />

einher. Nicht nur die vor allem schriftlich fixierten Hochsprachen<br />

oder ein überkommener Kanon von Texten bilden heute die<br />

Objekte der Forschung, zunehmend ist die Pluralität von sprachlichen<br />

wie literarischen Ausdrucksformen in den Blick dieser Disziplinen<br />

getreten. Zumal für die Literaturwissenschaft hat die in<br />

jüngerer Zeit geführte Diskussion um Eigenheiten und Funktionen<br />

der Medien noch einmal eine erhebliche Revision ihres Objektbereichs<br />

mit sich gebracht. Zunehmend treten die Beziehungen<br />

Seite 113


De poetis<br />

Latinis<br />

Seite 114<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

zwischen Literatur, Film, neuen Medien etc. in das Zentrum des<br />

Interesses. Zum Profil dieser Disziplinen gehört auch die aktuelle Debatte<br />

um ihren Status als Kulturwissenschaften, die inzwischen zur<br />

These vom „cultural turn“ geführt hat.<br />

In Anbetracht der skizzierten Ausdifferenzierung der Sprach- und<br />

Literaturwissenschaften fördert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> vorrangig<br />

Projekte, die grundlegende Fragen der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

zum Gegenstand haben. Vor allem ist sie an Forschungsvorhaben<br />

interessiert, bei denen die Untersuchung von Sprache und<br />

Text selbst im Zentrum steht. Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt ebenso Projekte,<br />

denen historische Fragestellungen zugrunde liegen, wie solche,<br />

die den theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen gewidmet sind.<br />

Ein besonderes Augenmerk gilt Projekten, die Beziehungen zu anderen<br />

Fächern herstellen. Dabei ist vor allem an Disziplinen gedacht,<br />

die ebenfalls sprachliche Gegenstände erforschen, wie die Philosophie<br />

oder die Theologie.<br />

Mit der „Literaturgeschichtsschreibung in der frühen Neuzeit. Petrus<br />

Crinitus’ De poetis Latinis (1505)“ ist ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes<br />

Projekt befasst, das Prof. G. Vogt-Spira am Institut für Altertumswissenschaften<br />

(Universität Greifwald) durchführt. Bearbeiterin ist<br />

Dr. A. Mastrogianni.<br />

Ziel des Projekts ist die Erschließung der Schrift von Petrus Crinitus<br />

„De poetis Latinis“, die ungeachtet ihrer hohen Bedeutung nur in<br />

alten, schwer zu benutzenden Drucken vorliegt, im kategorialen<br />

Horizont frühneuzeitlicher Literaturgeschichtsschreibung.<br />

Petrus Crinitus’ Schrift „De poetis Latinis Libri V“ (zuerst Florenz<br />

1505 oder 1506) ist die erste gedruckte lateinische Literaturgeschichte<br />

der Neuzeit. Crinitus´ Werk, das in 95 Kapiteln jeweils einen<br />

Autor behandelt und dabei eine Sammlung und Systematisierung<br />

der Überlieferung bietet, schließt an die antiquarische Literaturforschung<br />

an – explizit genanntes Modell bildet Suetons im 15. Jahrhundert<br />

wieder entdeckte Schrift „De grammaticis et rhetoribus“.<br />

Die Schrift bleibt für das gesamte 16. Jahrhundert maßgeblich und<br />

wird bis ins 18. Jahrhundert viel benutzt. Allein bis in die Mitte des<br />

16. Jahrhunderts erfährt sie neun weitere Auflagen und mindestens<br />

zehn Teilabdrucke. Sie ist damit ein Schlüsselwerk der Literaturgeschichtsschreibung<br />

und erfüllt eine Scharnierfunktion in der<br />

Vorstellungsbildung über die antike lateinische Dichtung; denn die<br />

„moderne“ Literaturgeschichtsschreibung der klassischen Philologie<br />

in den letzten beiden Jahrhunderten ist ihrerseits von den Weichenstellungen<br />

der Renaissance abhängig.<br />

Crinitus’ Schrift soll durch eine zweisprachige kritische Edition wieder<br />

zugänglich gemacht und in der Eigenart ihrer literarhistorischen<br />

Vorgehensweise sowohl für die lateinische Literaturgeschichte als<br />

auch als Paradigma frühneuzeitlicher Literaturgeschichtsschreibung<br />

im zeitgenössischen Umfeld erschlossen werden. Damit soll zugleich


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

die in der Literaturgeschichtsschreibungsforschung bis in die 80er<br />

Jahre des 20. Jahrhunderts hinein als kanonisch geltende Anschauung<br />

korrigiert werden, dass von historischer Forschung auf dem<br />

Gebiet der römischen Literaturgeschichte vor der Begründung der<br />

philologisch-historischen Wissenschaften Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

nicht die Rede sein kann. Das paradigmatische Verfolgen des<br />

wirkungsgeschichtlichen Aspekts verspricht außerdem, Fortschreibung<br />

und Transformation des Wissens sowie methodischen Wandel<br />

deutlich werden zu lassen – im Kontext der Frage, wie man zu verschiedenen<br />

Zeiten unterschiedlich mit Literatur umgegangen ist.<br />

Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />

Vogt-Spira, Gregor: Imitation als Paradigma der Textproduktion.<br />

Problemfelder der Nachahmung in Julius Caesars Scaligers Poetik.<br />

– In: Die Präsenz der Antike im Übergang vom Mittelalter zur<br />

Frühen Neuzeit. Abhandlungen Akademie Göttingen, Phil.-Hist.<br />

Klasse. Hrsg.: L. Grenzmann u.a. 3. Folge. Bd. 26. 2004. S. 249-273.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. B. Kellner (Seminar für Deutsche Philologie,<br />

Georg-August-Universität Göttingen) und Prof. P. Strohschneider<br />

(Institut für Deutsche Philologie, Ludwig-Maxmilians-Universität<br />

München) für das Forschungsvorhaben „Kommentare zum Wartburgkrieg“<br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

So prominent der „Sängerkrieg auf der Wartburg“ in Deutschland als<br />

Mythos ist, so sehr bedarf das unter dem Sammeltitel „Wartburgkrieg“<br />

geführte komplexe Geflecht mittelhochdeutscher Sangspruch-<br />

und meisterlicher Dichtungen bis heute der systematischen<br />

editorischen, interpretatorischen sowie literarhistorischen und wissensgeschichtlichen<br />

Erschließung.<br />

Seine mangelnde Aufarbeitung ergibt sich zum einen aus der Komplexität<br />

der Überlieferungslage. Das Textkonglomerat liegt – unter<br />

verschiedenen Autorennamen – in einer Vielzahl verschiedener<br />

Codices und Fragmente vor, die nicht nur nach Graphie und Wortlaut,<br />

sondern auch nach Strophenbestand und -anordnung so stark<br />

divergieren, dass alle Versuche einer systematischen oder editorisch<br />

plausiblen Sortierung bislang scheiterten. Zum anderen wird der<br />

Zugang erschwert durch die historische Fremdheit der hier begegnenden<br />

Redeformen sowie durch deren vielfältige Verrätselungsverfahren<br />

auf allen Ebenen des Textes.<br />

Um diese unbefriedigende Forschungssituation zu ändern, soll das<br />

Projekt zunächst für den Kernbereich der „Wartburgkrieg“-Gedichte,<br />

nämlich „Fürstenlob“, „Rätselspiel“ und „Zabulons Buch“, bereinigte<br />

Abdrucke der von den drei Haupthandschriften überlieferten<br />

Textfassungen bereitstellen. In einem zweiten Schritt soll für diese<br />

Texte eine ausführliche Kommentierung erarbeitet werden. Diese<br />

wird von der Annahme getragen sein, dass das Textfeld „Wartburgkrieg“<br />

in seiner ungewöhnlichen Problemdichte und Differenziert-<br />

Wartburgkrieg<br />

Seite 115


Historienbibeln<br />

Seite 116<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

heit einen Literaturzusammenhang erhellt, dem paradigmatische<br />

Bedeutung für viele Aspekte der hoch- und spätmittelalterlichen<br />

Dichtung zukommt. Diese Texte können als eine Selbstbeschreibung<br />

höfischer Literatur verstanden werden, ihrer Traditionen und Geltungsansprüche,<br />

ihrer poetischen Strategien und ästhetischen Konzepte<br />

sowie ihrer Wissensansprüche.<br />

Um diese komplexen Zusammenhänge zu erhellen, werden die<br />

Kommentare mehrschichtig angelegt: Erstens klären sie konkrete<br />

Probleme der Wortbedeutung, der Grammatik, der Textüberlieferung<br />

und zeitgenössischer Anspielungen; zweitens werden sie den<br />

Schrift- und Textstatus der „Wartburgkrieg“-Gedichte fokussieren,<br />

drittens die Verfahren der textuellen Kohärenzbildung (in Argumentationsmustern,<br />

Metaphorik etc.), viertens Methoden und Strategien<br />

der Popularisierung gelehrten Wissens in der Volkssprache rekonstruieren,<br />

fünftens sollen sie die Forschung zu diesen Bereichen<br />

dokumentieren. Konkordanzen, Literaturverzeichnisse und Register<br />

ergänzen die Kommentare.<br />

Die konkrete Ausarbeitung der bereinigten Textfassungen und der<br />

Kommentar hat im März 2003 begonnen. Inzwischen liegen Textabdrucke<br />

von „Fürstenlob“ und „Zabulons Buch“ sowie Arbeitsfassungen<br />

der entsprechenden Kommentarteile vor. Eine im April 2004<br />

veranstaltete Tagung mit Vorträgen und Arbeitsgesprächen zum<br />

„Wartburgkrieg“ bot Gelegenheit, den aktuellen Arbeitsstand mit<br />

namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu diskutieren,<br />

und wird den Fortgang des Projekts maßgeblich fördern.<br />

Prof. J.-D. Müller, (Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters,<br />

Bayerische Akademie der Wissenschaften, München) erhält<br />

für das Projekt „Historienbibeln“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Projekt gilt der Erschließung, überlieferungsgeschichtlichen und<br />

ikonographischen Erforschung und monographischen Präsentation<br />

eines bestimmten Typs illustrierter deutschsprachiger Handschriften,<br />

nämlich der „Historienbibeln“. Das Vorhaben steht im Zusammenhang<br />

mit dem „Katalog der deutschsprachigen illustrierten<br />

Handschriften des Mittelalters“. Dieser Katalog, der von der Bayerischen<br />

Akademie der Wissenschaften erarbeitet wird, beschreibt<br />

sämtliche mittelalterlichen Handschriften deutscher Sprache sowie<br />

deutsch-lateinische Mischhandschriften, die illustriert sind oder zur<br />

Illustration vorgesehene Bildlücken aufweisen, und erfasst ergänzend<br />

Inkunabeln und Postinkunabeln jener Texte und Stoffe, welche<br />

auch in ihrer handschriftlichen Überlieferung Illustrationen erhalten.<br />

Er erschließt den überlieferungsgeschichtlichen Zusammenhang<br />

zwischen Literatur und bildender Kunst, die Ikonographie bestimmter<br />

literarischer Stoffe und Stoffkreise sowie die Rolle der Illustration<br />

im Entwicklungsprozess der Volkssprache.<br />

Der Katalog ordnet seine Beschreibungsobjekte alphabetisch nach<br />

Stoffgruppen. Dabei hat es sich als sinnvoll erwiesen, einzelne be-


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

sonders umfangreiche Stoffgruppen aus dem fortlaufenden Gesamtkatalog<br />

auszugliedern, um sie in Form einer Einzelpublikation speziell<br />

interessierten Rezipienten zugänglich zu machen.<br />

Um solch einen Fall handelt es sich auch bei der Stoffgruppe „Historienbibeln“.<br />

So bezeichnet werden Prosatexte, die in freier Bearbeitung<br />

den biblischen Erzählungsstoff möglichst vollständig, erweitert<br />

durch apokryphe und profangeschichtliche Zutaten und<br />

unter Ausschluss oder zumindest Zurückdrängung der erbaulichen<br />

Glosse darbieten. Die Kartei des Katalogs umfasst z.Z. 56 solcher<br />

Handschriften, denen meist umfangreiche Bildzyklen beigegeben<br />

sind.<br />

Die geplante Publikation soll eine Zusammenschau der Gesamtüberlieferung<br />

der Historienbibeln leisten, dabei bislang vernachlässigte<br />

Überlieferungsgruppen und Einzelhandschriften erschließen,<br />

stilgeschichtliche und detail-kodikologische Befunde integrieren<br />

und auf Fragen eingehen, wie sie das besondere Profil dieser Stoffgruppen<br />

nahe legt: Welche Bibeltexte werden wie illustriert? Wie<br />

sind Text und Bild funktional aufeinander bezogen? Wo liegen in den<br />

Bildzyklen die narrativen Schwerpunkte? Inwiefern liefern die Illustrationen<br />

Rezeptionsangebote, die es erlauben, die jeweilige Handschrift<br />

als Erbauungs-, Schul- oder Geschichtsbuch im kulturellen<br />

Leben des 15. Jahrhunderts zu verorten? Welche Verbindungen<br />

bestehen zwischen den Bildmodellen oder Historienbibeln und denjenigen<br />

anderer Stoffgruppen (v.a. Bibel/Bibelerzählung und Weltchroniken)?<br />

etc.<br />

Mit der Behandlung dieser Fragen, wird die Monographie die literatur-<br />

und kunstgeschichtliche Erforschung der deutschen Bibelprosa<br />

– im Prozess der Ausgliederung volkssprachlicher Schriftlichkeit aus<br />

dem Lateinischen – vorantreiben und durch den Reichtum des präsentierten<br />

Materials Anregungen für benachbarte Disziplinen (Bibelund<br />

Geschichtsikonographie, Frömmigkeitsgeschichte, Volkskunde,<br />

mittelalterliche Geschichtsphilosophie) bieten.<br />

Für die Erstellung eines Handbuches Minnereden (mit Auswahledition)<br />

erhält Priv. Doz. Dr. L. Lieb, (Institut für Germanistik, TU Dresden)<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die so genannten „Minnereden“ sind eine der bedeutendsten literarischen<br />

Gattungen des deutschen Spätmittelalters. Sie führen thematisch<br />

den deutschen Minnesang weiter und enthalten nicht selten<br />

subtile und narrativ entfaltete Reflexionen eines minnenden „Ich“<br />

über die Regeln, das „Wesen“ und den „Sinn“ der Liebe. Diese Texte<br />

eröffnen ungeahnte Zugänge zur Kultur des 14. und 15. Jahrhunderts<br />

sowie zu Status und Funktion von vormoderner Literatur, weil<br />

sie einerseits offenbar sehr populär waren (über fünfhundert verschiedenen<br />

Minnereden sind überliefert), andererseits – auf eine in<br />

der neuzeitlichen Ästhetik ungebräuchliche Weise – von Stereotypie<br />

geprägt sind.<br />

Handbuch<br />

Minnereden<br />

Seite 117


Seite 118<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Doch bieten die bislang bestehenden wenigen Standardwerke zu<br />

den Minnereden (aus den 1960er Jahren stammend) lediglich ein bis<br />

heute nicht überarbeitetes Verzeichnis, eine überlieferungsorientierte,<br />

chronologische Gesamtdarstellung, die jedoch auf das 14. Jahrhundert<br />

und auf Autorennamen konzentriert ist, sowie eine eher<br />

inhaltliche Beschreibung speziell der Minneallegorien. Die Texte<br />

selbst liegen, wenn sie nicht verstreut oder an entlegenen Orten<br />

ediert wurden, überwiegend in Abdrucken von Sammelhandschriften<br />

des 15. Jahrhunderts vor. Auf diese Situation reagierend, möchte<br />

das Projekt ein Arbeitsinstrument erstellen, das neue Einblicke in<br />

die Gattung verschafft, einen schnellen und fundierten Zugriff auf<br />

das Material erlaubt und eine Grundlage für dessen weitere Erforschung<br />

bildet. Erstellt werden soll ein Handbuch, das in drei Teile<br />

gegliedert sein soll:<br />

– Einführung: Sie soll die Faszination der Minnereden im kulturellen<br />

Kontext des späten Mittelalter aufzeigen, deren narrative und<br />

deskriptive „Bausteine“ zwischen Stereotypie und Variabilität<br />

sowie den Fundus ihrer Topiken und Verfahren systematisch beschreiben.<br />

In Einzelkapiteln sollen u.a. behandelt werden: die<br />

Rolle des Ichs; die Argumente der Liebenden; Konventionen der<br />

Körperthematisierung; die Allegorien der Liebe; mediale Aspekte<br />

von Mündlichkeit versus Schriftlichkeit; textinterne Modellierungen<br />

der Minnenredengemeinschaft. Dabei soll auch jeweils kulturwissenschaftlich<br />

aufgezeigt werden, an welchen Diskursen des<br />

Spätmittelalters – etwa dem universitären der Wissensvermittlung<br />

oder dem juridischen mit seiner zunehmenden Ausdifferenzierung<br />

– die Minnereden partizipieren und wie sie sich zwischen<br />

diesen als eigenständiger Diskurs situieren. In drei Überblickskapiteln<br />

sollen schließlich die Überlieferungsarten (Einzelüberlieferung,<br />

Sammelhandschriften, Streuüberlieferung), übergreifende<br />

rhetorische Charakteristika und die mutmaßliche Funktionalität<br />

und Pragmatik der Minnereden umrissen werden.<br />

– Ein Repertorium sämtlicher heute bekannter Minnereden: in dessen<br />

Rahmen sollen die einzelnen Minnereden thematisch und –<br />

differenzierter als in früheren Verzeichnissen – inhaltlich aufgeschlüsselt<br />

und in ihren intertextuellen Relationen dargestellt werden,<br />

zusammen mit Hinweisen, was an einer Rede auffallend oder<br />

ungewöhnlich ist.<br />

– Eine Auswahledition (mit einem Gesamtumfang von ca. 9.000 Versen):<br />

Sie soll repräsentative und bisher unbekannte Minnereden<br />

zugänglich machen und dabei gerade die kürzeren und mittellangen<br />

Stücke berücksichtigen. Eine groß angelegte Neuedition aller<br />

oder auch nur der meisten Minnereden ist im Rahmen des Projektes<br />

weder machbar noch wünschenswert. Für die gegenwärtige<br />

Forschung und Lehre vordringlich ist eine reflektierte Auswahl,<br />

die das Korpus – zumindest der kürzeren und mittellangen Minnereden<br />

(bis zu ca. 800 Versen) – repräsentativ und editionsphilologisch<br />

verlässlich erschließt.


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Alle drei Teile des Handbuches sollen in hohem Grade vernetzt sein,<br />

indem etwa die Einführung ihre Argumentation anhand der edierten<br />

Texte belegt oder das Repertorium seine Beschreibung auf die Darlegungen<br />

der Einführung gründet.<br />

Für das Projekt „Deutscher Humanismus 1480-1520. Verfasserlexikon“<br />

erhält Prof. F. J. Worstbrock (Institut für Deutsche Philologie,<br />

Universität München) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Ära des Aufstiegs des deutschen Humanismus zu einer selbstständig<br />

wurzelnden Bewegung, die in den Jahrzehnten um 1500<br />

nahezu alle Bereiche des intellektuellen Lebens neu zu orientieren<br />

vermochte, zählt zu jenen Umbruchzeiten der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte<br />

in Deutschland, denen an Tiefe und Breite der<br />

Wirkung nur wenige andere vergleichbar sind. Sie erfreut sich längst<br />

eines international belebten und ebenso interdisziplinären Interesses,<br />

an dem heute auch mehr jüngere Wissenschaftler teilnehmen als<br />

je zuvor, doch ist sie bisher nicht Gegenstand einer planvoll entwickelten<br />

gesamthaften Erforschung geworden, die sich der für<br />

einen sinnvollen Fortgang unverzichtlichen Sicherung der heuristischen,<br />

prosopographischen, werkbibliographischen und forschungsgeschichtlichen<br />

Grundlagen mächtig gezeigt hätte. Diesem in der<br />

deutschen Literaturwissenschaft und Humanismusforschung allgemein<br />

bekannten Defizit sucht das Projekt mit dem Instrument eines<br />

Verfasserlexikons abzuhelfen, das nach dem methodischen Muster<br />

des „Verfasserlexikons der deutschen Literatur des Mittelalters“ im<br />

Entstehen begriffen ist. Das Projekt kann sich nicht auf ein hergebrachtes<br />

Ensemble von Größen wie Aventin, Seb. Brant, Celtis,<br />

Hutten, Peutinger, Pirckheimer usf. beschränken. Die Bemühungen<br />

und Leistungen des deutschen Humanismus, die Rezeption der Italiener<br />

und die Auseinandersetzung mit ihnen, die Debatten um die<br />

religiöse und die Reichsreform, der Diskurs „Deutsche Nation und<br />

deutsche Geschichte“, die Entdeckung und versuchte Rekonstruktionen<br />

des frühen und hohen Mittelalters, die Entwicklung der Landesbeschreibung,<br />

die Schulreformen, die Etablierung einer deutschen<br />

Übersetzungsliteratur und anderes mehr werden von vielen<br />

getragen und können nur unter Berücksichtigung aller Beteiligten<br />

erfasst werden. Aber auch die humanistische Jurisprudenz, die<br />

Medizin und Pharmazie, Mathematik und Astronomie und die im Zuge<br />

der Entdeckung der neuen Welt unumgänglich gewordene neue<br />

Geographie, die gerade von deutschen Humanisten entscheidend<br />

gefördert wird – der Name Amerika wurde hier kreiert –, gehören ins<br />

Spektrum. So kommen etwa 200 Autoren zusammen, die durch ihr<br />

Werk den definitiven Bestand der humanistischen Literatur und Wissenschaft<br />

der Epoche ausmachen. Ihre Zahl gewährleistet auch, dass<br />

alle wichtigen Personenbeziehungen aufgedeckt werden können,<br />

somit das gesamte humanistische Netz greifbar wird. Das Projekt erhebt<br />

den Anspruch, dass alle Artikel des Lexikons aus den Quellen<br />

und in kritischer Auseinandersetzung mit der Forschung erarbeitet<br />

werden. Person und Werk nicht weniger Autoren aber sind überhaupt<br />

erstmals Gegenstand gründlicher Recherche, und daher wer-<br />

Deutscher<br />

Humanismus<br />

Seite 119


Documenta<br />

Orthographica<br />

Seite 120<br />

den zahlreiche Artikel nicht allein ergänzende Forschungsleistungen<br />

erbringen, sondern auch von Grund auf neue.<br />

Prof. R. Bergmann (Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft und<br />

ältere deutsche Literatur, Universität Bamberg), Prof. F. Debus (Germanistisches<br />

Seminar, Universität Kiel) und Prof. D. Nerius (Institut<br />

für Germanistik, Universität Rostock) erhalten Fördermittel für das<br />

Projekt „Documenta Orthographica. Quellen zur Geschichte der<br />

deutschen Orthographie vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“.<br />

Das Projekt beabsichtigt, bisher nicht oder seit langem nicht wieder<br />

veröffentlichte Arbeiten aus der Geschichte der deutschen Orthographie<br />

und der orthographischen Theorie sowie bisher unpublizierte<br />

oder weitgehend unzugängliche Dokumente zur Reform der deutschen<br />

Orthographie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu<br />

machen.<br />

Die auf ca. 30 Bände angelegte Reihe „Documenta Orthographica“<br />

soll sich in eine ältere und eine neuere Abteilung gliedern und nur<br />

schwer erreichbare oder unbekannte Arbeiten und Dokumente in<br />

kommentierter Fassung enthalten.<br />

In der älteren Abteilung A werden Quellenschriften zur Geschichte<br />

der deutschen Orthographie und zu den um die Orthographie geführten<br />

zeitgenössischen Auseinandersetzungen aus dem 16. bis 18.<br />

Jahrhundert ediert.<br />

In der neueren Abteilung B liegt der Schwerpunkt auf der Neuerschließung<br />

von z.T. weit verstreuten Arbeiten von Sprachwissenschaftlern<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts, die die Einheitsorthographie<br />

maßgeblich beeinflusst haben sowie auf der Publikation von<br />

Dokumenten zu den Bemühungen um eine Reform der deutschen<br />

Orthographie.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

Abteilung A: 16.-18. Jahrhundert<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Bd. 8,1/2. Die Bemühungen um die deutsche Orthographie in der<br />

2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hrsg. von Petra Ewald. – Hildesheim:<br />

Olms, 2004.<br />

Als gesonderter Band ist vorgesehen und in Bearbeitung: J. F. Heynatz,<br />

Deutsche Sprachlehre zum Gebrauch der Schulen. Hrsg. von<br />

Petra Ewald (ersetzt den ursprünglich vorgesehenen Band über J. H.<br />

Lochner).<br />

Neu aufgenommen und in Bearbeitung ist: J. S. V. Popovic, Orthographische<br />

Schriften. Hrsg. von R. Reutner.


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Abteilung B: 19./20. Jahrhundert<br />

Statt Jacob Grimms Schriften zur deutschen Orthographie (im Wesentlichen<br />

bereits zugänglich) werden die als Bd. 2,1/2 vorgesehenen<br />

Auseinandersetzungen um die deutsche Orthographie im<br />

19. Jahrhundert als Bd. 1 und 2 erscheinen.<br />

Im Druck befinden sich:<br />

Bd. 3. Die orthographischen Schriften von Daniel Sanders. Hrsg.<br />

von Ilse Rahnenführer.<br />

Bd. 4. Konrad Dudens Schriften zur deutschen Orthographie.<br />

Hrsg. von Dieter Nerius.<br />

Bd. 6. Wilmanns, Wilhelm: Die Orthographie in den Schulen<br />

Deutschlands. Hrsg. von Friedhelm Debus.<br />

Bd. 11. Dokumente zu den Bemühungen um eine Reform der deutschen<br />

Orthographie in der Ostzone und der DDR von 1945 bis<br />

1974. Hrsg. von Dieter Herberg.<br />

In Bearbeitung befindet sich:<br />

Bd. 7. Dokumentation zur Geschichte der deutschen Orthographie<br />

in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hrsg.<br />

von H. Strunk.<br />

Priv. Doz. Dr. W. W. Schnabel, (Institut für Germanistik, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg) arbeitet mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> an dem<br />

Projekt „Literarischer Untergrund. Schriftstellerische Produktion in<br />

nichtakademischen Milieus des 17. bis 19. Jahrhunderts.“<br />

Der Bestand an deutscher Literatur, wie er sich im Licht heutiger<br />

literaturwissenschaftlicher Forschung als kanonisiert erweist, stammt<br />

bis weit ins 19. Jahrhundert im Wesentlichen von männlichen protestantischen<br />

Angehörigen der akademischen Bildungsschicht, die<br />

durch eben diesen Hintergrund über einen relativ homogenen Wissenshorizont<br />

verfügen. Dabei trifft man bei unvoreingenommener<br />

Auswertung zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert auf eine<br />

überraschend hohe Zahl von Autoren, die trotz fehlender höherer<br />

Schul- oder gar Universitätsbildung produktiv am literarischen Leben<br />

teilnahmen. Kaufleute, Buchhändler, Apotheker, Kunsthandwerker,<br />

selbständige Handwerker und Gesellen bzw. (später) Arbeiter verfassten<br />

und publizierten Gelegenheitslyrik, Dramen, Erzählungen,<br />

Novellen, Autobiographien, Reisebeschreibungen, Reimchroniken,<br />

erbauliche Schriften, Gebet- und Gesangsbücher, die sich zum Teil<br />

an den Konventionen der „Bildungsliteratur“ orientierten, zum Teil<br />

aber inhaltlich und formal auch anderen, eigenen Traditionen folgten.<br />

Das Projekt soll ersten die Entstehungsbedingungen und Funktionen<br />

solcher Literatur rekonstruieren, die in bildungsfernen Kontexten<br />

LiterarischerUntergrund<br />

Seite 121


Seite 122<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

entstanden ist („Sitz von Literatur im Leben“). Zum anderen sollen<br />

deren Formen, rhetorische Verfahren und Kunstmittel und immanente<br />

Poetik analysiert werden.<br />

Anstatt der in der Literaturwissenschaft bisher gängigen Opposition<br />

zwischen „Gelehrtenliteratur“ versus „Volks-“ und „populäre Literatur“<br />

wird dafür ein Milieu-Modell angewandt, das auf sozial- und<br />

bildungsgeschichtlichen Quellen basiert und eine angemessenere<br />

Binnendifferenzierung auch nicht-intellektueller Autorenkreise erlaubt:<br />

darin werden Milieus durch eine Vielzahl korrelierter Elemente<br />

(neben Geburts- und Rechtsstand auch Konfession und Bildungsgang,<br />

Beruf und Status, Vermögen, soziale Loyalitäten etc.) bestimmt<br />

und ihre verschiedenen Stufungen der Teilhabe an der „Bildungstradition“,<br />

d.h. den akademisch vermittelten Wissensinhalten und<br />

Formvorschriften, ermittelt. Indem dieser Ansatz relativ direkte<br />

Interdependenzen zwischen Rhetorizität der Texte und außerliterarischen<br />

sozialen Kontexten aufzudecken erlaubt, kann ein Bild mehrerer<br />

„literarischer Kulturen“ entwickelt werden, welche in einer<br />

komplexen historischen Gemengelage nebeneinander existieren<br />

und jeweils über eine eingrenzbare Trägerschicht und bestimmte<br />

Geltungsbereiche verfügen.<br />

Da die Untersuchung auf eine gewisse Überlieferungsdichte entsprechender<br />

literarischer Werke angewiesen ist und andererseits<br />

umfangreiche literaturexterne Kontexte (Sozial-, Bildungs-, Druckund<br />

Distributionsgeschichte etc.) einbeziehen muss, ist aus Gründen<br />

der Arbeitsökonomie ein exemplarisches Vorgehen geboten. In geographischer<br />

Hinsicht bietet es sich an, die Reichsstadt Nürnberg zu<br />

fokussieren, die im 17. und 18. Jahrhundert ein Wirtschaftszentrum<br />

mit breitem Handelsbürgertum und einer geistig interessierten<br />

Handwerkerschaft war und im frühen 19. Jahrhundert zum Motor<br />

der Industrialisierung in Bayern wurde. Anders als in vergleichbaren<br />

Städten (etwa Frankfurt, Regensburg oder Ulm) ist hier die Überlieferung<br />

des einschlägigen Materials außerordentlich reichhaltig.<br />

Zeitlich wird die Untersuchung auf das frühe 17. Jahrhundert bis zur<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts eingegrenzt. Denn im 16. Jahrhundert<br />

lässt sich eine bildungsferne Literaturproduktion nur schwer greifen;<br />

im 17. Jahrhundert nimmt dagegen die Überlieferungsdichte merklich<br />

zu (u.a. aufgrund einer Intensivierung der Lese- und Schreibfähigkeit<br />

und einer Erweiterung des literarischen Publikums). Im<br />

Laufe des 19. Jahrhunderts erfolgt ein neuerlicher Umbruch, der es<br />

sinnvoll macht, die Untersuchung hier enden zu lassen: denn die<br />

Zurückdrängung der antiken Bildungstradition als zentralem Wertmaßstab,<br />

der Umschwung zu einer Gefühlsästhetik, welche die<br />

subjektive Befindlichkeit des jeweiligen Autors priorisiert, zudem<br />

verbesserte Publikationsmöglichkeiten, die „Explosion“ des Lesepublikums<br />

und die zeitweilige Politisierung bestimmter literarischer<br />

Strömungen schaffen die Grundlage für eine Kanonisierung auch<br />

von Literatur, die abseits der Bildungstradition entsteht.


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Angesichts des sehr disparaten Materials und der Vielzahl der Autoren<br />

sollen schließlich in erster Linie gut dokumentierte (milieu-übergreifende<br />

oder für ein bestimmtes Milieu besonders charakteristische)<br />

Textsorten bzw. Gattungen betrachtet werden: Poetische<br />

Neujahrswünsche; Hochdeutsche Lyrika; Religiöse Literatur; Mundartlyrik;<br />

Autobiographik und Reisebeschreibung; Literarische Sammelformeln<br />

(Periodika); Stammbuchinskriptionen; Pasquille; Erzählund<br />

Sachliteratur.<br />

Angezielt wird dabei keine ästhetische Rehabilitation dieses Schriftguts,<br />

sondern eine historische Rekonstruktion, die erhellt, welche<br />

ästhetischen Normen sich die Autoren und Texte selbst setzten, an<br />

welches Publikum sie sich wandten, ob und inwiefern sie sich an der<br />

akademischen Bildungstradition orientierten oder älteren, anderen<br />

Traditionen folgten. In der Beantwortung dieser Fragen sollen literaturexterne<br />

und -interne Aspekte gleichermaßen berücksichtigt und<br />

systematisch korreliert werden.<br />

Für ein Schiller-Wörterbuch auf CD-Rom stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof.<br />

R. Lühr, (Philosophische Fakultät, Institut für Indogermanistik, Universität<br />

Jena) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Das 1997 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena begonnene<br />

Schiller-Wörterbuch wird über die Bedeutung, Verwendungsweise,<br />

Belegfrequenz und kontextuelle Funktion aller (ca. 32.000) Wörter in<br />

Schillers Sprache informieren. Jedes Lemma wird eine Paraphrase,<br />

eine Übersetzung ins Englische sowie eine semantische, morphologische<br />

und syntaktische Aufschlüsselung bieten. Drei gesonderte<br />

Abschnitte werden Wortbildung, Ableitungen des behandelten Wortes<br />

und Unterschiede zum modernen Sprachgebrauch erhellen.<br />

Da eine Druckversion des Gesamtmaterials an die fünfzig Bände<br />

umfasst hätte, soll das Wörterbuch in zweifacher Weise dargeboten<br />

werden: in einer komprimierten Printversion von fünf Bänden, die<br />

für interessierte rezeptive Nutzer gedacht ist und jede angesetzte<br />

Bedeutung mit jeweils einem charakteristischen Beleg und einem<br />

sprachhistorischen Kommentar dokumentiert. Für die wissenschaftliche<br />

Nutzung soll dagegen eine CD-Rom-Version mit dem vollständigen<br />

Belegmaterial und vielseitigen Recherchemöglichkeiten erstellt<br />

werden.<br />

Dass Schillers Sprache heute noch weitgehend unerforscht ist geht<br />

nicht zuletzt auf das Fehlen einer wissenschaftstauglichen elektronischen<br />

Erschließung zurück. Die elektronisch verfügbaren Einzelkorpora<br />

sind vielfach nur eingeschränkt zugänglich und in ihren sehr<br />

unterschiedlichen und teilweise unzulänglichen Annotationsstandards<br />

nicht kompatibel. Sogar die Computerversion der Schiller-<br />

Nationalausgabe erlabt lediglich eine Volltextsuche, womit nicht<br />

alle unterschiedlichen Belege für ein bestimmtes Wort gefunden<br />

werden können.<br />

F. Schiller<br />

Wörterbuch<br />

Seite 123


Internet-<br />

Edition<br />

Goethe /<br />

Lenz<br />

Seite 124<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Die CD-Rom wird demgegenüber nicht nur sämtliche orthographische<br />

Varianten und Flexionsformen jedes Wortes finden können,<br />

sondern zudem – indem auch der analytische Teil der Lexikonartikel<br />

durchschaut werden kann – erlauben, Kompositions- und Ableitungstypen,<br />

Regionalismen, Archaismen oder ganze Wortfelder etc. zu<br />

erheben. Der beigegebene sprachhistorische Kommentar wird die<br />

Unterschiede der Schillerschen Sprache zum Gegenwartsdeutschen<br />

aufzeigen und damit Missverständnisse ausräumen, die infolge der<br />

200-jährigen Sprachentwicklung vielfach auftreten.<br />

Bisher wurden zu allen 32 Bänden der Schiller-Nationalausgabe digitalisierte<br />

Suchdateien und vollständige Wortlisten erstellt, so dass nun<br />

zu jedem Wort (mit Ausnahme der Artikel und Personalpronomina) eine<br />

vollständige Belegsammlung zur Verfügung steht. Die Dateien und<br />

Listen müssen nun konvertiert und die Artikel mit Steuerzeichen versehen<br />

werden, um die beschriebene gezielte Recherche zu ermöglichen:<br />

diese interne Strukturierung und die Erstellung der entsprechenden<br />

Suchmaske sollen im Rahmen des Projekts geleistet werden.<br />

Für eine Exemplarische Internet-Edition der Werke des jungen<br />

Goethe und Jakob Michael Reinhold Lenz’ stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof.<br />

K. Eibl (Institut für deutsche Philologie, Universität München) und<br />

Prof. F. Jannidis (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft, TU<br />

Darmstadt) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Das Vorhaben soll einen Maßstab für die wissenschaftlich verantwortete<br />

Veröffentlichung von Texten der deutschen Literatur im<br />

Internet setzen und anderen Editionen ein Werkzeug zu vergleichbaren<br />

Publikationen an die Hand geben. Ziel ist die Erstellung einer<br />

Internet-Edition der Werke und Schriften von Goethe und von Jakob<br />

Michael Reinhold Lenz, zugleich soll für die Internetpublikation ein<br />

Programmpaket entwickelt werden. Dieses Programmpaket soll<br />

interessierten Editoren zur Verfügung gestellt werden; ferner soll die<br />

Arbeitsweise und die Software so ausführlich dokumentiert werden,<br />

dass eine schnelle Verwendung durch andere Editoren möglich ist.<br />

Entsprechend der Zielsetzung umfasst das Projekt mehrere eigenständige<br />

Arbeitsprozesse:<br />

– Die vorhandene Edition „Der junge Goethe in seiner Zeit“ wird für<br />

die Publikation im Internet aufbereitet.<br />

– Die zu Lebzeiten veröffentlichten Werke des Sturm-und-Drang-<br />

Autors Jakob Michael Reinhold Lenz werden in der Originalfassung<br />

erfasst, digitalisiert und für die Internet-Publikation aufbereitet.<br />

– Die Werke von Lenz werden im Stil einer Studienausgabe kommentiert<br />

und mit anderen Texten der Edition verlinkt.<br />

– Das Publikationsprogramm, bestehend aus dem Publishing-<br />

Framework Cocoon und der XML-Datenbank eXist, wird weiter<br />

entwickelt, so dass es alle technischen Anforderungen der geplanten<br />

Editionspublikation abdeckt.


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

– Das Publikationsprogramm muss allgemein für die Internetpublikation<br />

von Editionen und insbesondere für die Publikation der<br />

Werke Goethe und Lenz´ konfiguriert werden.<br />

– Damit auch andere Editoren das Publikationsprogramm verwenden<br />

können, soll eine ausführliche Dokumentation erstellt werden.<br />

Am Ende des Projekts werden zwei Ergebnisse stehen: Erstens werden<br />

die Werke des jungen Goethe und von Lenz, zweier zentraler<br />

Autoren des Sturm und Drang, in verlässlichen Texten nach der<br />

Gestalt ihres Erstdrucks kostenlos im Internet zur Verfügung stehen.<br />

Zweitens wird die Software, mit der diese Texte publiziert worden<br />

sind, in einem Format vorliegen, die ihre Verwendung durch andere<br />

Editoren sehr vereinfachen wird, so dass es für diese problemlos<br />

möglich sein wird, kleine und mittlere Editionen im Internet zu publizieren.<br />

Für die Edition der Briefe von und an Stifter sowie der „Schulakten“<br />

Adalbert Stifters erhält Prof. H. Birus – seit Januar 2004 Nachfolger<br />

von Prof. W. Müller-Seidel als Vorsitzender der Kommission für<br />

Neuere deutsche Literatur bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,<br />

München – eine Startfinanzierung der <strong>Stiftung</strong>; die<br />

Finanzierung wird anschließend vom Freistaat Bayern übernommen.<br />

Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat Stifter als wesentlichen<br />

Vorläufer der literarischen Moderne gewürdigt. Ein wichtiger Aspekt<br />

hierbei war, dass sein Werk wie kaum ein anderes im 19. Jahrhundert<br />

für die Wissenschaften seiner Zeit aufgeschlossen war. Besonders<br />

deutlich geht dies aus seinen Briefen und den sog. „Schulakten“<br />

hervor, deren Edition im Rahmen der Historisch-Kritischen Ausgabe<br />

der Werke und Briefe Adalbert Stifters Anliegen des Projekts ist. Die<br />

Ausgabe war von Anfang an als eine Einheit konzipiert, bestehend<br />

aus drei Teilen: den literarischen Werken, den Briefen und den<br />

„Schulakten“. Ihr erster Teil, das dichterische Werk im engeren<br />

Sinne, liegt in seinen Textbänden mittlerweile weitgehend abgeschlossen<br />

vor.<br />

Stifters Briefe (in der Kartei sind derzeit 1044 erfasst, darunter eine<br />

große Zahl unveröffentlicht, sowie 575 Briefe an ihn) wurden wegen<br />

ihrer inhaltlichen Bandbreite und stilistisch-ästhetischen Qualität<br />

immer wieder als exemplarisch für die Briefkultur des 19. Jahrhunderts<br />

bezeichnet. Andererseits sind Stifters Briefwechsel nicht nur<br />

biographisch für eine Kenntnis des Autors und seiner Lebensbedingung<br />

aufschlussreich, sondern darüber hinaus auch für die Erforschung<br />

einer Poetik zwischen „Idealismus“ und „Realismus“ sowie<br />

für sein Verständnis von Autorschaft äußerst wertvoll. Sie beleuchten<br />

die Problematik von literarischer Produktion, Distribution und Rezeption<br />

im damaligen Österreich (Fragen der Werkentstehung, des<br />

literarischen Marktes, der Zensur und des Umgangs mit ihr etc.). Vor<br />

allem dokumentieren sie exemplarisch den Stand der kulturellen<br />

Reflexion der Naturwissenschaften in der Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />

A. Stifter<br />

Seite 125


F. Kafka<br />

Seite 126<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

denn Stifter verfolgte die Entwicklungen in Mineralogie, Geologie,<br />

Astronomie, Physik, Botanik und Medizin. Seine Korrespondenz<br />

spiegelt unmittelbar die wachsende wissenschaftliche und institutionelle<br />

Ausdifferenzierung dieser Wissensgebiete und die Schwierigkeiten,<br />

jene Entwicklungen im Auge zu behalten. Dabei wird die<br />

Historisch-Kritische Ausgabe – sofern und wann immer dies anhand<br />

erhaltener Handschriften möglich ist – Stifters Briefe, in deren Wortlaut<br />

und Textbestand Stifters Nachlassverwalter Johann Aprent an<br />

zahlreichen Stellen „bearbeitend“ eingegriffen hat, in ihrer ursprünglichen<br />

Form wiederherstellen und dokumentieren.<br />

Bei den sog. „Schulakten“ handelt es sich dagegen um ein komplexes<br />

Korpus heterogener Texte: Memoranda, Visitationsberichte, Gutachten,<br />

Entwürfe, Vorschläge, amtliche Schriftstücke etc. Dieses Quellenmaterial<br />

verspricht entscheidende sozial- und ideengeschichtliche<br />

Aufschlüsse im Bereich der Pädagogik und Bildungsgeschichte. Von<br />

den eigenen Schulerfahrungen über seine Hauslehrtätigkeit bis hin zu<br />

seiner Arbeit als k.k. Schulrat, reflektiert Stifter intensiv über pädagogische<br />

Konzepte, Bildung und deren institutionelle Aspekte oder<br />

über die staatliche Bildungspolitik und faktische Verhältnisse in den<br />

Schulen, die er aus intimer Kenntnis kritisch beurteilt. Mit der Veröffentlichung<br />

der „Schulakten“ soll zugleich editionswissenschaftliches<br />

Neuland betreten werden. Zwar enthalten auch andere historischkritische<br />

Ausgaben amtliche Dokumente als unverzichtbaren Bestandteil<br />

(etwa in den Fällen Goethes, Kafkas oder Benns), aber es<br />

fehlen durchweg überzeugende praktische Lösungsmöglichkeiten der<br />

editorischen Darstellung, an deren Entwicklung die Herausgeber der<br />

Stifter-Ausgabe derzeit arbeiten.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Stifter, Adalbert: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe.<br />

Im Auftr. der Kommission für Neuere deutsche Literatur<br />

der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. von Alfred<br />

Doppler und Hartmut Laufhütte. – Stuttgart: Kohlhammer. Bd. 3,2.<br />

Erzählungen. Bd. 2. Hrsg. von Johannes John und Sibylle von<br />

Steinsdorff. 2003.<br />

Prof. G. Neumann (Institut für Deutsche Philologie, Universität München)<br />

erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für die Erstellung einer<br />

Monographie zu Franz Kafka.<br />

Neuere Publikationen zu Franz Kafka tendieren – möglicherweise<br />

gerade wegen der ständig anwachsenden Unüberschaubarkeit des<br />

internationalen Forschungspanoramas – entweder dazu, sehr spezielle<br />

Aspekte von Kafkas Leben und Werk in den Blick zu nehmen,<br />

oder sie bieten auf globale Weise resümierende und „popularisierende“<br />

Darstellungen.<br />

Dabei ist der besondere, ja singuläre Status dieses Kafkaschen „Werkes“<br />

weitgehend außer Acht geblieben, der als eine Struktur einan-


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

der überkreuzender performativer und repräsentativer Strebungen<br />

zu beschreiben ist; also als die unablässige Verflechtung von Handlungssequenzen<br />

mit Passagen von Deutung und Bedeutungsstiftung<br />

– mithin als eine Art verstörter Metapoesie. Denn Kafkas ganze<br />

Aufmerksamkeit richtet sich auf die paradoxe Verquickung von Anfängen<br />

mit deren fortgesetzter, unaufhaltsamer Korrosion; auf das<br />

Spiel zwischen Handeln und Bedeutungsakt, zwischen Bewegung<br />

und Stillstand also, welches Kafka selbst einmal mit der Formel vom<br />

„stehenden Sturmlauf“ bezeichnet hat. Kafkas Texte hören nicht auf,<br />

die Erfahrung der gleichzeitigen Notwendigkeit und Unmöglichkeit<br />

von Anfängen zu umspielen: dem Anfang des Lebens, dem Anfang<br />

der Kultur, dem Anfang des Subjekts, dem Anfang der Mythologie,<br />

dem Anfang des Handelns und dem Anfang des Schreibens. In<br />

diesem einzigartigen Werk werden nicht Geschichten geschrieben,<br />

sondern die Lücken aufgefasst und transzendiert, die sich in ihnen<br />

öffnen. Kafkas „Werk“, dessen Schriftspuren auf der Grenze zwischen<br />

Aufzeichnung und Löschung verlaufen, kann so in der Tat als<br />

eine negative Metapoetik bezeichnet werden, als das Schreiben über<br />

die Unmöglichkeit von Schreiben.<br />

Diesem aus den Texten Kafkas gewonnenen komplexen Befund<br />

kann keine Chronik, keine Biographie, keine Sequenz exemplarischer<br />

Interpretationen und auch keine geistesgeschichtlich orientierte<br />

Monographie allein gerecht werden. Vielmehr scheint es nötig,<br />

Kafkas Schreiben, das als ein Handeln und ein Sinngeben zugleich<br />

verstanden wird, als eine Ethnographie der eigenen Kultur zu lesen,<br />

sie in ihrem befremdeten Blick auf das Eigene zu begreifen; dem<br />

Blick, der dem Rätsel der Verkeilung von Statik und Dynamik im<br />

Prozess der Kultur gilt. Es ist eine neue Form literarischer Darstellung,<br />

mit deren Hilfe das Stocken des „Prozesses“ und der nie endende<br />

Aufschub des „Urteils“ in Szene gesetzt werden.<br />

Angesichts dieser Situation sollen nun in einer umfassenden Darstellung<br />

des „Phänomens“ Kafka als eines „Phänomens“ der<br />

Moderne schlechthin die folgenden drei Aspekte miteinander in Beziehung<br />

gesetzt werden: die kulturanthropologische Dimension; die<br />

minuziöse Interpretation der Leitszenarien von Kafkas Schreiben, die<br />

die Spannung zwischen Performanz und Repräsentation vor Augen<br />

stellen – der publizierten wie der zu Lebzeiten des Autors unveröffentlichten<br />

literarischen Texte, aber auch der Tagebücher und Briefe<br />

–; sowie zuletzt eine Einbettung dieser beiden Momente in eine<br />

Rekonstruktion der kulturhistorischen Situation, aus der heraus dieses<br />

Œuvre entstanden ist. Als maßgebliche Einflussfaktoren sind hier<br />

zu berücksichtigen: die Prager deutsche Literatur, die Geschichte des<br />

Judentums, die soziale und politische Lage Böhmens, die Kultur und<br />

Subkultur des „europäischen Mittelpunktes“ Prag zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts. Methodisch will das Projekt eine literarhistorische<br />

Perspektive mit einem diskursanalytischen Ansatz sowie sozialpsychologischen<br />

Verfahren und einer kultursemiotischen Arbeitsweise<br />

verbinden: also Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft<br />

verstehen.<br />

Seite 127


B. Brecht<br />

Briefwechsel<br />

Seite 128<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Prof. H. Haarmann (Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte<br />

Kulturwissenschaft, Freie Universität Berlin) erhält von der<br />

<strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Editionsprojekt „‚Dear Bertie!’ Briefe an<br />

Bertolt Brecht im Exil, 1933-48.“<br />

Mit dem Abschluss der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter<br />

Ausgabe (1988-2000) liegt das Werk Bertolt Brechts nahezu geschlossen<br />

vor. In dieser Ausgabe sind drei Bände den Brecht-Briefen<br />

vorbehalten (Bde. 28, 29 und 30; erschienen 1998). Auf die Briefpartner<br />

und deren Briefe konnte dort lediglich im Kommentar und in<br />

knapper Form eingegangen werden.<br />

Das Editionsprojekt „Dear Bertie!“ Briefe an Bertolt Brecht 1933-<br />

1948 (mit der zitierten Anrede pflegte George Grosz seine Briefe an<br />

Brecht zu beginnen) versteht sich als eine Ergänzung zu dieser Ausgabe<br />

und soll einem Desiderat der Brechtforschung Rechnung tragen:<br />

es soll die Briefe an Brecht in dessen Exilzeit 1933-1948 in einer<br />

zweibändigen Ausgabe der Öffentlichkeit zugänglich machen. Besondere<br />

Aufmerksamkeit soll dabei Briefen gelten, auf die Brecht<br />

nicht geantwortet hat oder für die dessen Antwortschreiben verloren<br />

gegangen sind, denn diese werden in der großen Brecht-Ausgabe<br />

nicht einmal erwähnt. Das Briefkorpus spiegelt einen wichtigen Lebensabschnitt<br />

Brechts, die Zeit seines durch den Nationalsozialismus verursachten<br />

Exils, aus der Sicht anderer Autoren und erhellt darüber<br />

hinaus – indem es einen vergleichbaren Blick auf eine historische<br />

Zeitspanne ermöglicht, die für den Geschichtsverlauf Mitte des<br />

20. Jahrhunderts als weichenstellend anzusehen ist – weitreichende<br />

Zusammenhänge von kunst-, kultur- und mentalitätsgeschichtlicher<br />

Relevanz.<br />

Materialbasis werden die im Bertolt-Brecht-Archiv der <strong>Stiftung</strong> Archiv<br />

der Akademie der Künste vorhandenen Briefe sein. Als ein<br />

Glücksfall kommt hinzu, das gerade jetzt die völlig unbekannten<br />

Schweizer Funde, die Brechts Rückkehr und Zukunft nach Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs betreffen, für das Brecht-Archiv angekauft werden<br />

konnten. Damit steht dem Projekt neues Material erstmals zur<br />

Verfügung. Daneben müssen auch die Bestände der <strong>Stiftung</strong><br />

nochmals gesichtet werden, die aus der ehemaligen Westakademie<br />

stammen (u.a. das Piscator-Archiv sowie die George Grosz-, Harry<br />

Buckwitz-, Herbert Jhering-Archive). Da für die Ausgabe auch<br />

etwaige noch vorhandene Lücken im Briefbestand geschlossen<br />

werden sollen, sind daneben Recherchen in weiteren Nachlässen<br />

und Archiven des In- und Auslandes vorgesehen (z.B. im Deutschen<br />

Literaturarchiv Marbach, der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/<br />

Main sowie in den USA bei German Intellectual Émigré Collection,<br />

New York, bei den Hermann Borchert-Erben und in der George<br />

Grosz-Sammlung, Princeton).<br />

Zu erfassen und zu kommentieren sein werden ca. 650-700 Dokumente,<br />

von denen über achtzig Prozent bisher noch nicht publiziert<br />

wurden. Unter den Verfassern befinden sich Walter Benjamin,


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Johannes R. Becher, Bernard von Brentano, Alfred Döblin, Hanns<br />

Eisler, Lion Feuchtwanger, George Grosz, Erwin Piscator, Margarete<br />

Steffin, Kurt Weill und Arnold Zweig. Die Briefe sollen transkribiert<br />

und chronologisch geordnet, sodann ausführlich kommentiert werden.<br />

Historische Sachverhalte und Personen sollen dabei nur erläutert<br />

werden, wofern sie heute unbekannt sind. Ein Personenregister<br />

und eine Übersicht aller bekannten Briefe an Brecht aus diesem Zeitraum<br />

sollen beigegeben werden. Dabei kann auf vorliegende Teileditionen<br />

(der Briefe von M. Steffin und E. Piscator) Bezug genommen<br />

werden.<br />

Prof. G. Kettmann und Prof. H.-J. Solms (Germanistisches Institut,<br />

Universität Halle-Wittenberg) erhalten von der <strong>Stiftung</strong> eine Zwischenfinanzierung<br />

für die Erstellung eines Mittelelbischen Wörterbuches.<br />

Mundartwörterbücher sind Grundlagenwerke nicht nur für Linguistik<br />

und Dialektologie, sondern auch für Nachbarwissenschaften<br />

(Soziologie, Volkskunde, Wirtschafts-/Rechtsgeschichte), denn der<br />

Wortschatz spiegelt die wichtigen Wissensbereiche der jeweiligen<br />

Regionalkultur (Sitte und Brauchtum, Volksglauben, landwirtschaftliches<br />

und handwerkliches Berufswesen etc.).<br />

Ziel speziell des Mittelelbischen Wörterbuches ist die Erfassung des<br />

mundartlichen Wortschatzes (sprachräumliche Verteilung, Wortbedeutung,<br />

Lautformen, Anwendungsbeispiele) in dem Gebiet von<br />

Sachsen-Anhalt. Innerhalb des Forschungskomplexes „Wortgeographie<br />

der deutschen Mundarten“ soll es die Lücke zwischen den<br />

Geltungsarealen des Schleswig-Holsteinischen und des Mecklenburgischen<br />

Wörterbuches im Norden, des Thüringischen und Obersächsischen<br />

Wörterbuches im Süden, des Niedersächsischen Wörterbuches<br />

im Westen und des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuches<br />

im Osten schließen. Eine solche systematische Erfassung des mittelelbischen<br />

Wortschatzes ist seit langem ein Forschungsdesiderat.<br />

Der Wortbestand soll umfassend erhoben, nach seiner Bedeutung<br />

sowie lautlich dokumentiert und im Hinblick auf die sprachgeographische<br />

Struktur und – soweit möglich – auf seine soziologische<br />

Schichtung und stilistischen Funktionen erschlossen werden. Die<br />

einzelnen Wortartikel gliedern sich in: Lemma; grammatische Angaben;<br />

Bedeutungsangaben; Informationen zu Beleghäufigkeit und<br />

geographischer Verbreitung; Belege; Formen. Besonderer Wert wird<br />

dabei auf das Einbeziehen volkskundlich relevanter Sachverhalte<br />

gelegt, soweit diese an die behandelten Wörter angeschlossen werden<br />

können; etwa sollen die Beispielsätze nicht nur den Gebrauch<br />

des Wortes in verschiedenen Satzzusammenhängen verdeutlichen,<br />

sondern gleichzeitig in Lebenswelt und Denkweise der Mundartsprecher<br />

einführen. Da im Untersuchungsgebiet niederdeutsche und<br />

mitteldeutsche Mundarten sich überlagern, wurde für das Ansetzen<br />

der Stichworte ein Verweissystem erarbeitet, das sowohl von mitteldeutschen<br />

als auch von standardsprachlichen Formen zu dem niederdeutschen<br />

Hauptlemma zu kommen erlaubt. Nicht zuletzt sollen<br />

MittelelbischesWörterbuch<br />

Seite 129


Wortbildung<br />

Seite 130<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

im Rahmen des Wörterbuchs, aus der Perspektive des Wortschatzes,<br />

auch sprachhistorische Prozesse erhellt werden, die sich in jener<br />

Übergangslandschaft zwischen dem Nieder- und dem Mitteldeutschen<br />

vollzogen.<br />

Mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> widmet sich Prof. G. Rauh (FB 4:<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften Anglistik / Linguistik, Universität<br />

Wuppertal) dem Projekt „Wortbildung und das Lexikon“.<br />

In der ersten Projektphase wurden komplexe Wörter analysiert, die<br />

mindestens einen Wortbestandteil (Morphem) beinhalten, der im<br />

Englischen nicht selbständig existiert. Die Daten umfassten Derivate<br />

auf -ism (nihilsm), -ous (pusillanimous) und -al (mortal) sowie neoklassische<br />

Komposita (astronaut, fungicide).<br />

Die Analysen haben bestätigt, was sich bereits in den Vorarbeiten<br />

abzeichnete, nämlich dass traditionelle Kategoriennamen wie „Nomen“,<br />

„Adjektiv“ oder „Verb“ lexikalische Einheiten unzureichend<br />

definieren. Daher erfolgt die Repräsentation des Inputs und Outputs<br />

von Wortbildungsprozessen mittels spezifischer Merkmalmengen.<br />

Die Wortendung (Suffix) -ism verbindet sich z.B. nur mit Adjektiven,<br />

die graduierbar sind und daher ein Merkmal [+ gradable] tragen<br />

(liberal, romantic). Adjektive mit dem Merkmal [- gradable] sind von<br />

der Kombination mit -ism ausgeschlossen (dead, infinite). Merkmale<br />

wie [± gradable] machen die Kategorie „Adjektiv“ vorhersagbar und<br />

somit überflüssig. Lexikalische Informationen werden hier auf ein<br />

Minimum reduziert und dementsprechend in einem minimalistischen<br />

Lexikon (MinLex) repräsentiert.<br />

Eine Besonderheit dieses in den Vorarbeiten konzipierten und in der<br />

ersten Projektphase weiterentwickelten Lexikons MinLex besteht<br />

darin, dass dieses u.a. eine sprachhistorische Komponente einführt,<br />

die z.B. angibt, das nihil- (in nihilism) auf lat. nihil „nichts“ zurückgeht.<br />

Gemäß der Konzeption von MinLex, das als Modell des mentalen<br />

Lexikons von Sprechern des Englischen aufgefasst werden kann,<br />

ist diese Komponente jedoch nur Sprechern mit Fremdsprachenkenntnissen<br />

zugänglich. Für monolinguale Sprecher wird der Lexikoneintrag<br />

eines Morphems wie nihil- auf orthographische und lautliche<br />

Repräsentationen sowie auf rein strukturelle Informationen,<br />

welche die Kompatibilität des Morpems mit dem Suffix -ism durch einen<br />

hier neu entwickelten Mechanismus gewährleisten, beschränkt.<br />

Der Informationsgehalt der etymologischen Komponente variiert<br />

entsprechend den Fremdsprachenkenntnissen der individuellen<br />

Sprecher und reicht von den Bedeutungen der entlehnten Morpheme<br />

bis zu den Wortbildungsmustern, an denen die Morpheme in der<br />

Quellensprache beteiligt waren. Eine Untersuchung früherer Muster<br />

ergab, dass diese die neuenglischen Wortbildungsmechanismen<br />

nachhaltig geprägt haben.<br />

Die hier vorgeschlagene etymologische Komponente wird insbesondere<br />

durch die vielen neoklassischen Komposita gerechtfertigt, bei


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

deren Bildung ganz bewusst auf griechische bzw. lateinische Morpheme<br />

zurückgegriffen wird und die zur Bezeichnung neuer technologischer,<br />

naturwissenschaftlicher und medizinischer Konzepte<br />

zunehmend benötigt werden (nanoscope, biosphere, phonoelectrocardioscope).<br />

Die Analysen haben ergeben, dass solche Komposita<br />

im Englischen aufgrund der Kombination nicht selbständig vorkommender<br />

Morpheme markiert sind und auf einer anderen Ebene des<br />

Lexikons gebildet werden als heimische Komposita (boathouse). Prototypische<br />

neoklassische Komposita wurden von Hybrid-Bildungen<br />

(bionics, microwave, hamburgerology) abgegrenzt, die auf unterschiedliche<br />

Art von den hier erarbeiteten klassischen Wortbildungsmustern<br />

abweichen.<br />

Prof. J. Rolshoven (Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität<br />

zu Köln) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Selbstorganisierendes<br />

semantisches Wissen“.<br />

Die Ermittlung der Bedeutung sprachlicher Zeichen ist ein schwieriges<br />

Unterfangen. Dies bezeugen die vielfachen und oftmals unbefriedigenden<br />

Versuche maschineller Sprachverarbeitung und maschineller<br />

Übersetzung. Die damit verbundenen Schwierigkeiten<br />

stehen in einem bemerkenswerten Kontrast zu der Leichtigkeit und<br />

Sicherheit menschlichen Sprachgebrauchs. Zur Lösung dieser Fragen<br />

ist es angesichts der Komplexität der Probleme und der Datenfülle<br />

naheliegend, das Bedeutungspotential sprachlicher Zeichen<br />

durch ein Selbstlernendes maschinelles System zu erfassen. Ein solches<br />

System macht sich die Verarbeitungs- und Speicherkapazitäten<br />

modernern informationsverarbeitender Techniken zu Nutze. Dabei<br />

werden unterschiedliche Heuristiken angewandt und zueinander in<br />

Konkurrenz gesetzt. Konkurrierende Heuristiken sind Voraussetzung<br />

für selbstlernende und selbstorganisierende Systeme. Für das<br />

Projekt Selbstorganisierendes semantisches Wissen wurde ein solches<br />

softwaretechnologisches Framework implementiert. Das Framework<br />

(SEMALD: System zur Evaluierung Multipler Algorithmen auf<br />

Linguistischen Daten) verwertet unterschiedliche Heuristiken und<br />

deren Kombinationen. SEMALD beschreitet nicht einen einzigen,<br />

linearen Weg, sondern traversiert ein System von konkurrierenden<br />

Pfaden mit zahlreichen Kreuzungs- und Verzweigungspunkten. Damit<br />

stehen für die Bearbeitung eines Untersuchungsgegenstandes<br />

vielfache Methoden zur Verfügung. SEMALD ist ein Wettbewerbssystem,<br />

in dem sich Prozessketten im Wettstreit um eine bestmögliche<br />

Kombination und Sequenz verschiedener Verfahren zur Bildung<br />

semantischer Strukturen in natürlichen Sprachen befinden.<br />

Die Strukturbildung ist in dem Projekt ausschließlich datengetrieben.<br />

Eine der Komponenten zur Strukturbildung ist der Distributional<br />

Classifier. Diese Komponente ist die heute dank moderner Hardund<br />

Software möglich gewordene Umsetzung von Ideen des (amerikanischen)<br />

Strukturalismus zur Ermittlung von Bedeutung aus der<br />

Verteilung kleinster bedeutungs- oder funktionstragender sprachlicher<br />

Einheiten. Die Analyse der distributiven Eigenschaften führt<br />

Semantisches<br />

Wissen<br />

Seite 131


Seite 132<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

zur Bildung extensionaler, empirisch fundierter Klassen natürlichsprachiger<br />

Daten. Die Klassenbildung operiert auf unterschiedlichen<br />

Ebenen. Sie geht von der Ebene der Morpheme aus, die automatisch<br />

durch ein valides Segmentierungsverfahren gewonnen werden und<br />

operiert dann rekursiv auf höheren linguistischen Ebenen. Dabei<br />

werden zur hierarchischen Strukturierung Operator-Operand-Strukturen<br />

gebildet. Die Anwendung dieser selbstlernenden Analysetechniken<br />

ist eine Alternative zur rechnergestützten Analyse sprachlicher<br />

Strukturen mit klassischen Parsern, deren Steuerinformationen<br />

manuell erstellt werden müssen.<br />

Eine weitere SEMALD-Komponente ist die GaphEngine. Sie setzt<br />

auf dem Segmentierungsverfahren des DistributionalClassifiers auf<br />

und versucht, in dem in Morpheme zergliederten Eingabetexten Paradigmen<br />

zu erkennen, zu gruppieren und zu hierarchisieren. Jeder<br />

Satz aus einem Textkorpus wird in einen Graphen überführt, dessen<br />

Knoten Wörter repräsentieren und dessen Kanten Positionen kodieren.<br />

Die GraphEngine-Komponente beginnt nun, den konstruierten<br />

Graphen zu komprimieren, indem durch paarweise Pfadvergleiche<br />

ähnliche Sätze erkannt und verschmolzen werden. Unterschiede<br />

zwischen zwei Pfaden werde dabei als zwei in paradigmatischer<br />

Relation stehende Konstituenten interpretiert und als Hypothese anstelle<br />

der Konstituenten in den Graph integriert. Die Graphen bilden<br />

dann syntaktische Informationen ab und können zunächst in ein<br />

Rekursives Übergangsnetzwerk und anschließend in ein Erweitertes<br />

Übergangsnetzwerk überführt werden. Netzwerke dieser Art sind<br />

äquivalent zu formalen Grammatiken. Daher ist die automatische<br />

Erzeugung solcher Netzwerke der automatischen Rekonstruktion<br />

von Grammatiken für natürliche Sprachen gleichzusetzen. Diese<br />

Transformationen bilden die Grundoperationen zur Entwicklung eines<br />

selbstlernenden syntaktischen Parsers.<br />

Die fortgesetzte und kombinierende Anwendung dieser und weiterer<br />

datengetriebener, induktiver Methoden auf allen linguistischen<br />

Ebenen ist eine Voraussetzung für eine selbstorganisierende Semantik.<br />

Sie steht – holistisch vorgehend und wegen der Größe und der<br />

Kombinierbarkeit der Daten auf informationstechnologische Werkzeuge<br />

angewiesen – im Gegensatz zum üblichen linguistischen Vorgehen.<br />

Im traditionellen linguistischen Vorgehen können spezifische<br />

linguistische Modelle lediglich Teilaspekte im händischen linguistischen<br />

Modellieren abbilden. Damit aber lassen sich semantische<br />

Systeme in ihrer Komplexität und Dynamik nicht erfassen. Dies zeigt<br />

sich dann auch im Scheitern maschineller Sprachverarbeitung. Die<br />

Ergebnisse des Projekts Selbstorganisierende Semantik sind hingegen<br />

nach 18 Monaten der Projektlaufzeit vielversprechend. Als<br />

erfreulicher und nachhaltiger Seiteneffekt des Projekts konnte mit<br />

SEMALD softwaremäßig eine Infrastruktur geschaffen werden, die<br />

auch zukünftig die Übertragung semantischer Informationsverarbeitung<br />

empirisch gesichert auf weitere Sprachen ermöglicht.


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. E. Schütz, (Philosophische Fakultät II, Institut für Deutsche<br />

Literatur, Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. St. Porombka,<br />

(Institut für deutsche Literatur, Universität Hildesheim) erhalten<br />

<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Das populäre deutschsprachige Sachbuch<br />

im 20. Jahrhundert (1918-2000). Geschichte, Theorie und Praxis<br />

einer literarischen Gattung.“<br />

Sachbücher transportieren Weltbilder bzw. konservieren mit ihren<br />

Erzähl- und Erklärungsmuster Fragestellungen ihrer Zeit und deren<br />

mögliche Beantwortungen. Damit sind sie historische Dokumente,<br />

die deutlicher als etwa literarische und journalistische Texte Auskunft<br />

über gesellschaftliche Problemstellungen und Mentalitäten<br />

geben. Von den Autoren dieser Gattung sind zwei Schlüsselqualifikationen<br />

gefordert, die in der gegenwärtigen Wissensgesellschaft<br />

besonders relevant sind: die Reduktion von Komplexität, also die<br />

Übersetzung von Fachwissen in allgemein Verständliches, und die<br />

Narrativierung von Wissensbeständen, d.h. die Umsetzung in überzeugende<br />

Erzählmodelle. Seitens der Leser ist der Bereich der sog.<br />

non-fiction einer der wenigen des Buchmarktes, in dem die Nachfrage<br />

derzeit zumindest auf hohem Niveau stagniert, weshalb auch<br />

künftig Konzepte für gute Sachbücher und ausgebildete Autoren für<br />

dieses Genre gefragt sein werden. Dem stehen eklatante Lücken in<br />

der literaturwissenschaftlichen Erschließung gegenüber: es gibt<br />

bislang keine empirische Bestandsaufnahme des Sachbuchs als<br />

Literatur, keine Literatur-, Motiv- und Sozialgeschichte oder Ermittlung<br />

der historischen Poetik des Sachbuchs und – obwohl längst<br />

Studiengänge für kreatives und professionelles Schreiben bestehen<br />

– keine Lehrformen und Curricula für das Schreiben von Sachbüchern.<br />

Angesichts dessen will das Projekt erstens ein literaturwissenschaftliches<br />

Instrumentarium für die historische und analytische<br />

Beschreibung des Genres erarbeiten und zweitens Anleitungen für<br />

das professionelle Konzeptionieren, Schreiben und Lektorieren von<br />

Sachbüchern entwerfen und erproben. Als Sachbücher werden<br />

dabei Langtexte verstanden, die vornehmlich wissenschaftliche<br />

Inhalte der Wirklichkeit allgemein verständlich darstellen wollen,<br />

sich dabei (latent) literarischer, meist narrativer Verfahren bedienen<br />

und infolge ihres Informationsgehalts und ihres Darbietungsstils<br />

als belehrend-informativ rezipiert werden. Zunächst soll ein<br />

Textkorpus von ca. 500 Büchern, die dieser Definition genügen,<br />

erstmals zusammengestellt und in einer ausführlich kommentierten,<br />

bebilderten und durch Dokumente ergänzten Datenbank mit<br />

umfänglichen Recherchemöglichkeiten präsentiert werden. Auf<br />

deren Basis soll dann die Poetik des Sachbuchs im 20. Jahrhundert<br />

erschlossen werden: zum einen historisch, als Ableitung rhetorischer<br />

Mechanismen von ausgewählten Sachbüchern, zum anderen<br />

mit einer didaktischen Zielsetzung als Leitfaden für eine künftige<br />

Praxis des Genres. Die genannten Aufgaben sollen in fünf parallel<br />

laufenden und miteinander verknüpften Teilprojekten geleistet<br />

werden:<br />

Sachbuch<br />

20. Jahrhundert<br />

Seite 133


Jüdische<br />

Literatur<br />

Lateinamerika<br />

Seite 134<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

– Datenbank – Das Sachbuch im 20. Jahrhundert;<br />

– Literaturgeschichte des Sachbuchs;<br />

– Poetologie und Theorie des Sachbuchs im Kontext verwandter<br />

Gattungen;<br />

– Erhebung von Schreibanweisungen für das Sachbuch in der Vergangenheit;<br />

– Entwicklung und Erprobung von Leitlinien für die Erarbeitung<br />

von Sachbüchern.<br />

„Das Vermächtnis von Sefarad. Die jüdisch-sephardischen Traditionen<br />

im Identitätsdiskurs der jüdischen Literatur Lateinamerikas im<br />

20. Jahrhundert“ ist Gegenstand eines von der <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Forschungsprojektes am Institut für Romanistik, Technische Universität<br />

Dresden (Prof. N. Rehrmann und Dr. A. Barboza).<br />

Südamerika erlebte zwei große jüdische Einwanderungswellen. Die<br />

erste setzte bald nach 1492 ein, als sephardische Juden – auf der<br />

Flucht vor der Inquisition – in großer Anzahl die ersten spanischen<br />

Kolonien bevölkerten. Da sich während des 16. Jahrhunderts auch<br />

die Inquisition in Lateinamerika etablierte und die jüdische Bevölkerung<br />

(u.a. mit Zwangskonversionen) verfolgte, war deren kultureller<br />

Einfluss im 19. Jahrhundert nahezu verschwunden.<br />

Ein zweiter – nun mehrheitlich von Aschkenasen gebildeter – Zustrom<br />

im 19. und 20. Jahrhundert ließ das jüdische Leben zu einem<br />

wichtigen Faktor in der lateinamerikanischen Gesellschaft und Kultur<br />

werden, v.a. in Brasilien und Argentinien. Diese Immigranten<br />

trafen auf einen Identitätsdiskurs der kreolischen Eliten, der sich seinerseits<br />

intensiv mit dem spanischen Mutterland auseinandersetzte.<br />

Das „Vermächtnis von Sefarad“, d.h. der kulturellen Traditionen des<br />

spanisch „jüdischen Goldzeitalters“ (Heine), wurde so für die aschkenasischen<br />

Einwanderer zum Medium ihrer Selbstdefinition: Indem<br />

sie sich als Erben der sephardisch-spanischen Traditionen begriffen,<br />

legitimierten sie sich als integraler Bestandteil der lateinamerikanischen<br />

Kultur. Zeitgleich erlebte die sephardische Tradition bei den<br />

Intellektuellen auch der alten Welt eine markante Aufwertung (u.a.<br />

wegen der Synthese von Glauben und Vernunft, an der Sepharden-<br />

Philosophen wie Maimonides gearbeitet hatten). Im kollektiven Gedächtnis<br />

aller Juden wurde Sefarad sogar ansatzweise mythisiert,<br />

nämlich als jene singuläre Gegebenheit in der europäischen Geschichte,<br />

die Juden, Mauren und Christen in einem friedlichen und<br />

kulturell äußerst fruchtbaren Zusammenleben jahrhundertlang vereinte.<br />

Diesen Tatsachen zufolge kam es in Lateinamerika im 19. Jahrhundert<br />

zu einer – von der Forschung bereits festgestellten – „Resephardisierung“<br />

bzw. einem „Neosephardismus“. Bis heute ist die Orientierung<br />

an der sephardischen Tradition ein zentraler Topos des<br />

Identitätsdiskurses der jüdischen Literatur, insbesondere in Argentinien.<br />

Sefarad fungiert dabei heute als historisches Leitbild für ein<br />

multikulturelles Zusammenleben in den heutigen Gesellschaften


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Lateinamerikas, als historische Folie zur Auseinandersetzung mit<br />

dem zeitgenössischen Antisemitismus, als thematisches Forum für<br />

eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit jüdischer Identität in<br />

der Gegenwart.<br />

Eine entscheidende Erweiterung erfährt die Sepharad-Thematik<br />

im 20. Jahrhundert, als jüdisch-lateinamerikanische Autoren vor<br />

Antisemitismus oder argentinischer Diktatur nach Spanien ins Exil<br />

fliehen und dort dem Erbe der sephardischen Kultur unmittelbar<br />

begegnen.<br />

Das Projekt wird die Bedeutung und Funktion der sephardischen<br />

Traditionen im Identitätsdiskurs der jüdischen Literatur Lateinamerikas<br />

erhellen und damit einen Beitrag zur Erforschung der kulturellen<br />

Identität Lateinamerikas insgesamt leisten. Materialbasis wird<br />

eine große Bandbreite von bislang weitgehend unerschlossenen<br />

Quellen sein: fiktionale und nichtfiktionale Literatur der „Gründerväter“<br />

des sephardischen Identitätsdiskurses in Lateinamerika,<br />

argentinische Zeitschriften; Werke repräsentativer nichtjüdischer<br />

Autoren Argentiniens/Lateinamerikas, die sich mit der sephardischspanischen<br />

Thematik auseinandersetzten; der Neosephardismus im<br />

Œuvre neuerer und neuerster aschkenasischer und sephardischer<br />

Autoren/innen, auch derjenigen, die seit den 70er Jahren nach Spanien<br />

auswanderten.<br />

Folgende Publikationen sind im Berichtszeitraum erschienen:<br />

Rehrmann, Norbert: Ein Land im Zeichen des Kreuz-Galgens. Das<br />

spanisch-jüdische Erbe im Werk des argentinischen Schriftstellers<br />

Abel Posse. – In: Hispanorama. 99. 2003.<br />

Barboza, Amalia: Memoria, historia y literatura. Una lectura sociológica<br />

sobre la construcción de la identidad sefardí en los judíos de<br />

Argentina. – In: Raíces. Revista Judía de Cultura. 59. 2004.<br />

El Pegado de Sefarad. Los judíos sefardíes en la historia y la<br />

literatura de América Latina, Espanã, Portugal y Alemania. Ed.:<br />

Norbert Rehrmann. – Salamanca : Amarú Ediciones, 2003.<br />

Im Berichtszeitraum wurden Prof. J. Küpper (Institut für Romanische<br />

Philologie, Freie Universität Berlin) Mittel zur Verfügung gestellt für<br />

das Projekt „Der Diskurs des Sehens in der literarischen Moderne“.<br />

Das Projekt wird bearbeitet von Dr. B. Rommel.<br />

Die Untersuchung setzt sich am Beispiel Stéphane Mallarmés mit der<br />

Frage der Visualität auseinander, um von hier aus die Frage nach der<br />

Darstellungsproblematik moderner Lyrik neu zu formulieren. Die<br />

These lautet, dass Mallarmés Poetologie alternative Verfahren der<br />

Mimesis reflektiert. Diese werden zum einen über zeitgenössische<br />

Formationen des Blicks vermittelt; weiterhin kommt der Körper ins<br />

Spiel. Darüber tritt die poetologische Reflexion in ein Wechselver-<br />

Diskurs des<br />

Sehens<br />

Seite 135


Seite 136<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

hältnis zum zeitgenössischen Diskurs des Sehens. Sie lässt sich damit<br />

in ein Diskursumfeld einbetten, über das deutlich wird, dass sie<br />

viel stärker als meist angenommen an wahrnehmungs- und mediengeschichtlichen<br />

Entwicklungen partizipiert. Die Mallarmésche Auseinandersetzung<br />

mit Verfahren der Mimesis hat folglich eine kulturelle<br />

Dimension, die in der bisherigen Analyse nicht hinreichend<br />

aufgearbeitet worden ist.<br />

Die Untersuchung zeigt, dass die Suche nach alternativen Darstellungsformen<br />

zum einen einen Kontext in der häufig als konkurrierend<br />

wahrgenommenen modernen Sehwirklichkeit besitzt. Mit ihren<br />

neuen visuellen Erfahrungen, stimuliert durch neuartige Sehapparate<br />

oder innovative Verfahren der Bildherstellung, liefert dies vielfältige<br />

Ansatzpunkte für eine Reformulierung der Mimesisproblematik.<br />

Ein zentraler Beobachtungsgegenstand ist zudem die Mode, die als<br />

visualitätsbezogene moderne Form der Körpermodellierung einen<br />

modellbildenden Stellenwert gewinnt. Zum zweiten findet die poetologische<br />

Konzeptionalisierung ein spezifisches diskursives Umfeld,<br />

in dem die Visualität und der wahrnehmende Körper zum Gegenstand<br />

eines neuen Wissens werden. Neben die tradierten wahrnehmungstheoretischen<br />

Fundierungen des Sehens tritt das Wissen der<br />

Physiologie. Die experimentelle Erforschung visueller Wahrnehmungsvorgänge<br />

hat eine Neudefinition des Sehens als neuronalem<br />

Funktionszusammenhang zur Folge. Eine junge Zweigdisziplin setzt<br />

an einer anderen Richtung solcher Forschungen an und wertet die<br />

Suche nach einer möglichst störfreien Aufnahme optischer Impulse<br />

für die Erforschung des Lesens aus. In den lesephysiologischen<br />

Experimenten wird das Auge einem besonderen Training unterzogen.<br />

Hier geht es um die Aufnahme visueller Information, die über<br />

die Form der Drucktypen und die Textgestalt vermittelt wird. Von<br />

hier aus lässt sich die Darstellungsproblematik nicht zuletzt in einem<br />

für die moderne Lyrik hochrelevanten Medienumfeld lokalisieren.<br />

Die Ergebnisse der Leseforschung werden in der Dritten Republik<br />

gezielt zur extensiven Verschriftlichung eingesetzt. Deren Parameter<br />

ist eine Typographie, die idealiter vom Auge überflogen werden<br />

kann.<br />

Der Textgestalt gilt nun auch das besondere Interesse der sog. piktoralen<br />

Poetiken, die den Drucktext zum Sehobjekt ausbauen und dem<br />

Sehakt poetologische Geltung verschaffen. Diese visualitätsbezogene<br />

Reflexion setzt in den 30er Jahren ein und findet mit der Mallarméschen<br />

Poetologie einen Höhe- und Wendepunkt, insofern hier die<br />

somatische und kognitive Dimension der literarischen Darstellung in<br />

die Konzeption eingehen. Schon der junge Mallarmé greift auf naturwissenschaftlich-medizinisches<br />

Wissen als Ressource ästhetischer<br />

Modellbildung zurück. Explizit zeigen das auch die späten poetologischen<br />

Essays, beispielhaft die Überlegungen zu einem Spezialfall<br />

des Sehens, dem Lesen: Mallarmé nutzt die Beobachtung, dass<br />

Lesen körperliche Symptome zeitigen kann (womit tendenziell die<br />

Abstraktionsleistung der Schrift wieder rückgängig gemacht wird)<br />

für eine Neudefinition der Literatur, deren optisches Dispositiv der


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

standardisierten schnellen Informationsaufnahme ausdrücklich widersteht<br />

und die Automatisierung des Lesevorgangs unterläuft. In<br />

den „Divagations“ (1897) gewinnt dann eine Poetologie Kontur, die<br />

darstellerische Alternativen zu den massenmedialen Formen der<br />

Visualität auszuloten sucht, indem sie grundlegende Positionen mit<br />

der Besprechung von Autoren, Kunstformen und Medien vermittelt.<br />

Im Rückblick auf die Vertreter der Moderne des 19. Jahrhunderts<br />

verleiht Mallarmé hierüber zugleich dem Projekt einer ästhetischen<br />

Avantgarde Kontur, deren Poetologie er mit einem Buch an die junge<br />

Literatur und Kunstszene seiner Zeit weiterreicht.<br />

Im Untersuchungszeitraum erschienene Publikation:<br />

Rommel, Bettina: In den Randzonen von Hören und Sehen. Formen<br />

und Funktionen des Schweigens im literarischen Diskurs<br />

Stéphane Mallarmés. – In: The Language of silence. Hrsg.: S.<br />

Jäkel; A. Timonen. Bd. 2. Turku 2004. S. 149-163.<br />

Für das Projekt „Inside the Darkened Theater: James Joyce, Early<br />

Cinema, and the Rhetoric of the Image” stellt die <strong>Stiftung</strong> dem Wissenschaftskolleg<br />

zu Berlin (Prof. D. Grimm, Rektor des Wissenschaftskollegs<br />

zu Berlin) Fördermittel zur Verfügung. Projektbearbeiter<br />

sind Dr. S. Danius, (Fachbereich Literatur, Universität Uppsala<br />

(Schweden)) und H. Zischler, (Deutsche Film- und Fernsehakademie,<br />

Berlin).<br />

Historisch fällt die sog. „klassische Moderne“ mit den Anfängen der<br />

Filmkunst zusammen. Das Projekt geht davon aus, dass von dem<br />

neuen Medium des Films – mit dem sich in der Folgezeit die wichtigsten<br />

Autoren des internationalen 20. Jahrhunderts (Marcel Proust<br />

und André Malraux, Malcolm Lowry und Virginia Woolf, Franz<br />

Kafka und Thomas Mann) auseinandersetzten – entscheidende Anregungen<br />

für die Literatur der Moderne ausgingen. Der Stummfilm<br />

erlaubte eine visuelle Repräsentation der (u.a. zeitgenössischen)<br />

Wirklichkeit, die dem Rezipienten einen unmittelbaren Realismus<br />

suggerierte, aber diese Wirklichkeit ihrer natürlichen Geräuschkulisse<br />

entkleidete und sie in der visuellen Syntax zu kompensieren<br />

hatte. Zugleich schuf er auch eine neue Art des Kunst-Rezipienten:<br />

als passive anonyme und urbane Masse. Die Art und das Ausmaß,<br />

in dem die Ästhetik des neuen Mediums die literarische Produktion<br />

beeinflusste, sind bis heute noch kaum erforscht.<br />

Kaum ein Autor erscheint als so geeigneter Untersuchungsgegenstand,<br />

um den fehlenden Brückenschlag zwischen kinematographischer<br />

und literaturwissenschaftlicher Forschung zu leisten, wie<br />

James Joyce. Denn die meisten Werke dieses zentralen Exponenten<br />

der literarischen Moderne – von den „Dubliners“ über „Ulysses“ zu<br />

„Finnegans Wake“ – zeugen in der einen oder anderen Weise von<br />

seinem anhaltenden Interesse am Medium des Kinofilms, und er<br />

gründete Dublins erstes Kino (1909).<br />

J. Joyce<br />

Filmkunst<br />

Seite 137


Literarische<br />

Heterotopien<br />

Seite 138<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Im Gegenzug wirkten seine literarischen Experimente auf die Theorie<br />

des Film zurück: Der für die filmische Montage bahnbrechende<br />

Regisseur („Panzerkreuzer Potemkin“) und Filmtheoretiker Sergei<br />

Eisenstein war fasziniert von Joyces „Ulysses“ und bezeichnete diesen<br />

Roman in seinen Vorlesungen als beispielhaftes „Training eines<br />

visuellen Bewusstseins“. Als Folge davon perspektiviert die heutige<br />

Forschung, sofern sie sich dem Einfluss des Kinofilms auf Joyces<br />

Schaffen widmet, dessen literarische Werke durchweg im Licht von<br />

Eisensteins Theoretisierung und Praxis – und damit anachronistisch,<br />

denn Eisensteins Vorlesungen stammen erst aus den 1920er Jahren.<br />

Im Gegensatz dazu soll das vorgeschlagene Projekt sich historisch<br />

auf Joyces produktivste Jahre in Triest konzentrieren 1904-1918, in<br />

denen die Erzählungen der „Dubliners“, „Portrait of the Artist as a<br />

Young Man“ und die Anfänge des „Ulysses“ entstanden. Triest, damals<br />

ein kosmopolitischer Hafen und Knotenpunkt zwischen dem<br />

Habsburgischen Reich und dem Balkan, verfügte bereits 1905 über<br />

17 etablierte Kinos, damals eine ungewöhnlich große Anzahl. Joyce<br />

soll diese mehrmals wöchentlich frequentiert haben.<br />

Das Projekt soll sich in drei Schritte gliedern, die vom Biographischen<br />

ins Theoretische führen. Zunächst soll ein Register der Filme erstellt<br />

werden, die Joyce in diesen Jahren tatsächlich sah, sodann sollen –<br />

unter Einbeziehung der neueren kinematographischen Forschung –<br />

Joyces literarische Werke, vor allem die „Dubliners“ und „Ulysses“,<br />

daraufhin untersucht werden, inwieweit deren narrative Techniken<br />

und Innovationen auf Einflüsse der Ästhetik des Stummfilms zurückgeführt<br />

werden können. In einem dritten Schritt soll das grundsätzliche<br />

Verhältnis der literarischen Moderne zu den Anfängen der<br />

Filmkunst ins Auge gefasst und nach Spezifika einer „Rhetorik des<br />

Bildes“ (oder Rhetorisierung der Bilder) in der Ästhetik der Moderne<br />

gefragt werden.<br />

Literarische Heterotopien untersucht ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes<br />

Projekt, das von Prof. R. Warning (Institut für Romanische Philologie,<br />

Universität München) durchgeführt wird.<br />

Michel Foucault bezeichnet als „Heterotopien“ real existierende Orte<br />

innerhalb einer Gesellschaft, die deren Struktur ganz oder zum Teil<br />

in sich abbilden und sie zugleich – auf eine in ihrer Umgebung nicht<br />

gebräuchliche Weise – neu konfigurieren, so dass das Ergebnis<br />

diese Umgebung in Frage stellt. Heterotopien sind damit gleichsam<br />

kleine realisierte Utopien und Gegenbilder der Gesellschaft. Foucaults<br />

Auflistung von Heterotopien ist ein Katalog ohne systematischen Anspruch:<br />

Sterbehospiz, Klinik, Gefängnis, Friedhof, Theater, Garten,<br />

Museum, Bibliothek, Jahrmarkt, Feriendorf, Bordell, Kolonie, Schiff.<br />

Das Forschungsvorhaben will das bei Foucault (wissens-)soziologisch<br />

verstandene Konzept der Heterotopie für die Literaturwissenschaft<br />

fruchtbar machen. Mit diesem Ansatz situiert sich das Projekt<br />

im Kontext des sog. „topographical turn“, d.h. der Ablösung der bis


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

etwa 1900 vorherrschenden Beschäftigung mit Zeit und Geschichte<br />

durch ein dominantes Interesse an Räumen und Raumbeziehungen<br />

im 20. Jahrhundert, das mit der kulturwissenschaftlichen Öffnung<br />

der Literaturwissenschaft einhergeht. Dabei sollen die Begriffe „Kulturwissenschaft“,<br />

„Literaturwissenschaft“ und die ihnen zugeordnete<br />

„Wende“ in der Untersuchung selbst erstens kritisch mitreflektiert<br />

werden, zweitens wird das Projekt zeigen, dass und inwiefern dieses<br />

Zeitdenken nicht völlig getilgt und ersetzt wird, sondern integraler<br />

Bestandteil auch der raumorientierten literarischen Entwürfe bleibt.<br />

Die bisherigen Arbeiten bestanden aus Fallstudien, bei denen sich<br />

die strukturellen und begrifflichen Grundentscheidungen des Projekts<br />

durchweg befolgen ließen und insofern ihre Bestätigung erfuhren,<br />

die thematischen Vorgaben Foucaults aber auch bereits überschritten<br />

werden mussten. In ihnen ist die Heterotopie des Theaters<br />

repräsentiert mit Shakespeares „Twelfth Night“, die des öffentlichen<br />

Parks mit dem Luxembourg in Rilkes „Malte Laurids Brigge“, die des<br />

Friedhofs mit der Aire Saint-Mittre in Zolas „Fortune des Rougon“<br />

und dem Montmartre in Célines „Voyage au bout de la nuit“, die des<br />

Hospizes mit Thomas Manns „Zauberberg“ und die der Passage mit<br />

Jacques Rédas „Les ruines de Paris“. Kurz vor dem Abschluss stehen<br />

Studien zu Chavignolles, dem Schauplatz von Flauberts „Bouvard et<br />

Pécuchet“ und zu Sodom und Gomorrha in Prousts „A la recherche<br />

du temps perdu“. Mit heterotopen Schauplätzen der Legende im<br />

frühneuzeitlichen Spanien kann vermutlich ein zunächst nicht vorgesehener<br />

thematischer Bereich in das Projekt eingebracht werden.<br />

Überhaupt hat sich bei der Sammlung weiterer Materialien die Gattungsfrage<br />

als wesentlicher Faktor in den Vordergrund geschoben.<br />

So hat das Theater, weniger als Institution, sondern in seiner theatralischen<br />

Performanz und hier zumal in der Komödie, offenbar immer<br />

schon eine Tendenz zu heterotopen Auslagerungen gehabt,<br />

weist aber einen diesbezüglich markanten Schub in der Renaissance<br />

auf. Sei der Renaissance sind auch deutlich Abkopplungen heterotoper<br />

Raummodellierungen von utopischen zu beobachten. Die<br />

Geschichte der Gattung Idylle weist ähnliche Befunde auf. Hier<br />

zeichnet sich seit dem 18. Jahrhundert ein Funktionsübergang vom<br />

positiv gewerteten Fluchtraum zur heterotopen Anti-Idylle mit<br />

kritisch-subversiver Perspektivierung der Gesellschaft ab. Am ergiebigsten<br />

aber sind insgesamt zweifellos das 19. und das 20. Jahrhundert,<br />

insofern gerade die literarische Heterotopie den Übergang<br />

vom dominanten Zeit- zum dominanten Rauminteresse nicht einfach<br />

mitmacht, sondern immer auch reflektiert und in dieser Reflexion ein<br />

Zeitinteresse wachhält, das der rein wissenssoziologisch interessierte<br />

„topographical turn“ gegenwärtig fast schon vergessen zu haben<br />

scheint.<br />

Im Berichtszeitraum gingen folgende Publikationen hervor:<br />

Warning, Rainer: Pariser Heterotopien. Der Zeitungsverkäufer am<br />

Luxembourg in Rilkes Malte Laurids Brigge. – München : Verl. der<br />

Bayer. Akademie der Wiss., 2003. 36 S. (Sitzungsberichte / Bayeri-<br />

Seite 139


Komödie<br />

Renaissance<br />

Seite 140<br />

sche Akademie der Wissenschaften: Philosophisch-Historische<br />

Klasse. 2003,1)<br />

Warning, Rainer: Shakespeares Komödie als Heterotopie. Auswege<br />

aus dem New Historicism. – In: Kulturwissenschaftliche<br />

Frühneuzeitforschung. Beiträge zur Identität der Germanistik.<br />

Hrsg.: Kathrin Stegbauer u.a. Berlin 2004. S. 71-90.<br />

Als druckfertiges Typoskript liegen vor:<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Warning, Rainer: Die Heterotopie von Chavignolles. Enzyklopädie<br />

und Idiotie in Flauberts „Bouvard et Pécuchet“.<br />

Warning, Rainer: Abweichungsheterotopien. Rilkes Salpêtriére<br />

und Thomas Manns Zauberberg.<br />

Warning, Rainer: Friedhofsheterotopien. Zola und Céline.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. R. Behrens (Romanisches Seminar, Universität<br />

Bochum) für das Projekt „Raum, Handlung, Menschenbild. Sinnbildende<br />

Funktionen der räumlichen Dimension in der italienischen<br />

Komödie der Renaissance“ Fördermittel zur Verfügung.<br />

Die commedia erudita der italienischen Renaissance versteht sich<br />

schon an ihren Ursprüngen als volkssprachliches Theater mit starkem<br />

Orts- und Gegenwartsbezug und strebt auf das städtische Foyer<br />

als ihren eigentlichen „Sitz im Leben“ zu. So entwickelt sie ihre<br />

Handlungssequenzen geradezu obsessiv entlang einer Vielfalt von<br />

kontrastiven Räumen sozialer Ordnung (Haus, Treppe, Keller, Bettgemach,<br />

Fenster, Ballustrade, Straße, Markt, Kirche usw.). Das Projekt<br />

will die Raumstruktur, die diesen Komödientexten des 16. Jahrhunderts<br />

eingeschrieben ist, rekonstruieren und im Sinne einer<br />

neuzeitlichen Anthropologie deuten. Seine leitende Fragestellung<br />

lautet: Wie wirkt sich die institutionelle und mimetische Einbettung<br />

der Komödientexte in die städtische und/oder höfische Verständigung<br />

über die „vita privata e civile“ auf das in ihnen verhandelte<br />

Menschenbild aus?<br />

Neuere kultur- und theatergeschichtliche Studien haben den generellen<br />

städtischen Horizont für die commedia erudita herausgearbeitet<br />

und diese entweder auf die jeweilige Stadt ihrer Entstehung und<br />

Uraufführung oder auf das Konzept der Idealstadt (città ideale) als<br />

Referenzrahmen bezogen. Das Bühnenbild, so der Forschungskonsens,<br />

richte das Geschehen auf die in der fiktionalen Stadtarchitektur<br />

idealtypisch verwirklichte Zentralperspektive aus. Die Komödienhandlung<br />

selbst wird von der literaturgeschichtlichen Forschung<br />

in der Regel als Inszenierung einer Dynamik von Unordnung gesehen,<br />

die zur Ridikülisierung von Lastern im bürgerlichen Leben<br />

dient, aber immer auf eine räumlich vorgestellte Achse der Idealität<br />

ausgerichtet bleibt.


SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Diesen Ansatz will das Projekt prinzipiell vorantreiben, dabei erstens<br />

auch den Handlungsraum „Land“ und die Binnengliederung des<br />

(städtischen) Hauses mitbedenken und zweitens auf abstrakter<br />

Ebene für die literaturwissenschaftliche Renaissanceforschung einen<br />

Weg zur Korrelierung von Räumlichkeit, Anthropologie und erzählender<br />

bzw. mimetischer Darstellung weisen. Dafür soll an die<br />

Erkenntnisse der auf Lebensformen ausgerichteten Kulturgeschichte<br />

sowie an die jüngere Kunst- und Architekturgeschichte angeknüpft<br />

werden, insbesondere an die Bestimmung der Perspektive als<br />

symbolischer Form, deren Entdeckung und Ausdifferenzierung in<br />

der späten Renaissance ein Spannungsfeld zwischen objektivierender<br />

Weltsicht und Einsicht in das subjektive Moment der Welterfassung<br />

eröffnet hat.<br />

Für das Projekt „Figur als Szene. Zu Strukturen und Prozessen<br />

„figuraler“ Darstellung in Literatur und Theater“ stellt die <strong>Stiftung</strong><br />

Professor G. Brandstetter (Institut für Theaterwissenschaften, Freie<br />

Universität Berlin) Fördermittel bereit. Projektbearbeiter sind Dr.<br />

S. Peters und Chr. Schmitt.<br />

Ziel des Projekts ist es, die Aktualität und Reichweite des Topos<br />

„Figur“ im Rahmen einer allgemeinen Theorie der Darstellung auszuloten<br />

und zu erhellen: Mit der Figur hat man ebenso in der<br />

Rhetorik wie in der Wahrnehmungstheorie zu tun, sie ist körperliche<br />

Gestalt und dynamisches Muster, Sprachfigur und Bewegungsbild<br />

gleichermaßen.<br />

Die Arbeit im Projekt hat derzeit drei Schwerpunkte:<br />

– Eine Buch-Publikation zu Geschichte, Theorie und Systematik des<br />

Topos „Figur“ ist in Vorbereitung. Der Band soll den Zusammenhang<br />

von „Figur – Repräsentation – Performanz“ umgreifen und<br />

so Status und Potential der „Figur“ in der Darstellungstheorie<br />

bestimmen. Zu diesem Zweck werden bisher vorhandene Forschungsfelder<br />

zum Begriff „Figur“ zusammengeführt und konkrete<br />

historische Beispiele der Darstellung von „Figur“ in Texten,<br />

Bildern und Szene/Performance exemplarisch untersucht.<br />

– Von der „Figur als Szene“ zur „Figur der Szene“:<br />

Die Figur „als Szene“ (siehe Projekt-Titel) zu begreifen, heißt der<br />

Figur als einem Topos von Verwandlung besondere Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Exemplarisch geschieht dies derzeit in einer<br />

Untersuchung der ästhetischen Figuration des Theatervorhangs:<br />

Der Theatervorhang steht für die Differenz zwischen Szene und<br />

Publikum, ist pars pro toto des Theaters. Sobald das Theater mit<br />

dieser Funktion des Vorhangs zu spielen beginnt, wird der Vorhang<br />

daher zur Figur der Szene selbst.<br />

– Schließlich widmet sich das Projekt der Frage, wie sich der spezifische<br />

Beitrag des Figuralen für die Herstellung von Evidenz beschreiben<br />

lässt, in welchen historischen Traditionen und welchen<br />

Figur als<br />

Szene<br />

Seite 141


Metatextualität<br />

Seite 142<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

intermedialen Konstellationen von Bild, Text und Szene sich dieses<br />

Potential entfaltet. Dabei geht die Projektleiterin von der Hypothese<br />

aus, dass dieses Potential gerade in der Zwischenstellung<br />

der Figur zwischen Schrift und Bild, Text und Image, schriftlicher<br />

Repräsentation und Performance liegt. Ein Schwerpunkt der<br />

Untersuchung liegt derzeit auf der Figuration von Evidenz im<br />

Szenario des Vortrags. Von Interesse sind dabei insbesondere<br />

Vortragsformen, die eine Vielzahl von medialen Übergängen zwischen<br />

Rede, Bild und Performance umgreifen.<br />

Prof. R. Zaiser (Romanisches Seminar, Universität zu Köln) widmet<br />

sich mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Inszenierte Poetik:<br />

Metatextualität in der italienischen Literatur der frühen Neuzeit“.<br />

„Metatextualität“ wird dem Projekt als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen<br />

der literarischen Fiktion gelten, die den jeweiligen Text<br />

selbst in einem oder in mehreren seiner Aspekte zum Gegenstand<br />

der Reflexion machen. Die Forschung hat dieses Phänomen am<br />

Beispiel des narrativen Diskurses der Moderne entdeckt und infolge<br />

eines begriffsbildenden Artikels von Roland Barthes „Littérature et<br />

méta-langage“ (1959) und dann vor allem in der Intertextualitätsdiskussion<br />

der 60er und 70er Jahre (maßgeblich war hier Julia<br />

Kristeva und die sog. Tel-Quel-Gruppe) als Charakteristiken der<br />

Postmoderne gesehen. Dass sich auch in früheren Epochen metatextuelle<br />

Strukturen aufzeigen lassen, führte dazu, dass solche Texte<br />

als „Vorläufer“ eines postmodernen Textverständnisses gesehen<br />

wurden. In Absetzung hiervon wird das Projekt vertreten, dass metatextuelle<br />

Strukturen zwar transhistorisch vorfindlich, aber jeweils<br />

historisch funktionalisiert sind und nur im Kontext jeder einzelnen<br />

Epoche adäquat und ertragreich analysiert werden können.<br />

Im ersten Teil der Untersuchung soll eine Typologie der Formen von<br />

„Metatextualität“ entwickelt werden, die auf Narrativik, Dramatik<br />

und Lyrik gleichermaßen anwendbar ist. Strukturell gesehen, kann<br />

Metatextualität in jeder der Gattungen auf drei Ebenen lokalisiert<br />

sein:<br />

– auf der Ebene der Vermittlungsinstanz (Erzähler im narrativen<br />

Text, lyrisches Ich im Gedicht, epische Vermittlerfigur im Drama);<br />

– auf der Ebene der Figurenrede (Erzählfiguren, dramatis personae,<br />

Sprecher im Gedicht und<br />

– auf der Ebene der Textstruktur (Erzählung in der Erzählung,<br />

Theater im Theater, Gedicht im Gedicht).<br />

Elemente auf jeder dieser drei Ebenen können „metatextuell“ dazu<br />

eingesetzt werden, den fiktionalen Status eines Textes, seine Entstehungsbedingungen<br />

oder Wirk-Strategien bloßzulegen. Dies löst eine<br />

Signalwirkung aus, welche die erhöhte Aufmerksamkeit des Lesers<br />

auf diese Strukturen lenkt. Anders als in eigenständigen Poetiken<br />

oder dichtungstheoretischen Abhandlungen, erreicht eine solcherart<br />

textintern „inszenierte Poetik“ (worunter alle Formen der Metatex-


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

tualität zu verstehen sind) unmittelbar die breitere Leserschaft und<br />

erfüllt damit einen pragmatischen Zweck, den das Projekt in Verbindung<br />

mit seiner Hauptthese sehen wird.<br />

Es geht nämlich davon aus, dass ein verstärkter Einsatz von Metatextualität<br />

in der Literaturgeschichte symptomatisch ist für einen<br />

Wandel der Dichtungskonzeption und dazu dient, neue poetologische<br />

Konzepte zu profilieren, zu konsolidieren und ihnen zur Durchsetzung<br />

zu verhelfen.<br />

Diese These soll der Hauptteil der Untersuchung textanalytisch am<br />

Beispiel der italienischen Renaissance- und Barockliteratur belegen:<br />

Hier wird zu zeigen sein, dass in den genannten Epochen vor allem<br />

jene Gattungen Metatextualität kultivieren, welche sich nicht durch<br />

Berufung auf die aristotelische Poetik legitimieren können – etwa die<br />

petrarkistische Lyrik, die Ritterepik der Renaissance, der Schäferroman<br />

und das Pastoraldrama, das barocke Epos und die Kunstmärchensammlung.<br />

Diese neuen Gattungen konstituieren sich in der<br />

poetologischen Diskussion, indem sie ihre Selbstreflexion den Texten<br />

selbst einschreiben und sich auf diese Weise eine Akzeptanz<br />

durch die Leserschaft erschließen.<br />

Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />

Die Entwicklung der Informationstechnologien zeitigt unabsehbare<br />

soziale, politische und kulturelle Nachwirkungen. Insbesondere die<br />

so genannten Neuen Medien (Video, Internet, Cyberspace u.a.) lösten<br />

lebhafte Debatten aus, die sehr oft in spekulative Einschätzungen<br />

und historische Prognosen mündeten. Der Zeitpunkt ist mittlerweile<br />

gekommen, die veränderte Rolle des Bildes kritisch und wissenschaftlich<br />

zu untersuchen. Es zeigt sich sehr schnell, dass sich neben<br />

der Bildkultur in den Künsten instrumentelle Bildwelten in den Wissenschaften<br />

ausgeformt haben. Seitdem Bilder technisch erzeugbar<br />

sind, verstärkte und verfeinerte sich die Möglichkeit, sie im Erkenntnisprozess<br />

einzusetzen. Die fortschreitende Bildtechnologie fungiert<br />

immer öfter als ein Auge von genuiner Leistungskraft, welches aus<br />

Theorie und Praxis der Natur- und der Biowissenschaften, einschließlich<br />

der Medizin, nicht mehr wegzudenken ist. Mehr als ein<br />

bloßes Hilfsmittel, für das es lange gegolten hat, wirkt das Bild auf<br />

den Charakter dessen ein, was es zu erkennen gibt. Es ist deswegen<br />

angemessen, von einem ikonischen Erkenntnismodell oder Paradigma<br />

zu sprechen, das neben dasjenige der Sprache und der Mathematik<br />

tritt, als eines Mediums der Generierung, der Mitteilung, der Veranschaulichung<br />

von Wissen. Um so mehr, als es über eine eigene Logik<br />

zu verfügen scheint, deren Beschaffenheit und Tragweite einer genaueren<br />

Untersuchung harren. Die fortschreitende technische Verfeinerung<br />

des ikonischen Instrumentariums, seine Effizienz und<br />

Nutzbarkeit sind geeignet, den Blick auf seine erkenntnisleitende<br />

Rolle zu verstellen. Um so wichtiger ist die in Gang befindliche Aus-<br />

Seite 143


Sprach-<br />

Bilder<br />

Seite 144<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

bildung eines reflexiven Wissens, auch in den Naturwissenschaften<br />

bzw. der Wissenschaftsgeschichte.<br />

Der Aufstieg der Bilder, ihre veränderte Funktion im Haushalt des<br />

Wissens, setzt sie instand, das überkommene Gefüge der Disziplinen<br />

und Methoden neu zu erschließen. Die alte Teilung der zwei (oder<br />

auch drei) Kulturen beginnt sich zu verändern angesichts investigativer<br />

Bilder, die im Repräsentationsprozess der Naturwissenschaften<br />

von der subatomaren Welt bis zu derjenigen der Astronomie, in der Erforschung<br />

und Therapie des menschlichen Körpers, aber auch in der<br />

Kunst oder Historie entwickelt bzw. eingesetzt werden. Eine neue<br />

Plausibilität gewinnen Kooperationen, z.B. zwischen Physik, Biowissenschaften,<br />

Neurologie, Psychologie, Wissenschaftsgeschichte,<br />

Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Geschichte, Kulturwissenschaft<br />

u.a. Der erweiterte Gebrauch der Bilder erfordert zugleich auch<br />

eine Kritik, die imstande ist, die Grenzen der Wirksamkeit, die damit<br />

verbundenen Verzerrungen und Verkennungen, zu durchschauen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist bestrebt, Forschungen im Bereich des<br />

ikonischen Erkenntnismodells anzuregen und zu unterstützen. Im<br />

Zentrum stehen dabei Analysen von bildlichen Erkenntnisvorgängen<br />

und Repräsentationsformen, was aber Projekte zu ihrer neuen<br />

oder veränderten Nutzung keineswegs ausschließt. Eine besondere<br />

Chance besitzen dabei jene Disziplinen, die – wie die Kunst- und<br />

Kulturgeschichte oder auch die Philosophie – über einen differenzierten<br />

Bildbegriff verfügen, dann, wenn sie sich den erweiterten<br />

transdisziplinären Aufgaben stellen. Willkommen sind insbesondere<br />

solche Projekte, welche die eingefahrenen Bahnen verlassen, zwischen<br />

den getrennten Wissensfeldern Verbindungen und Zusammenhänge<br />

herstellen, interfakultäre Problemstellungen als Anfang<br />

einer veränderten Wissenskultur nutzen. Gefördert werden u.a. auch<br />

solche Unternehmen, die sich mit der Logik der Bilder, der Bildanthropologie,<br />

Problemen der Bildwissenschaft, der Bildkultur und<br />

Bildgeschichte, dem Verhältnis ästhetischer und kognitiver Leistungen<br />

oder der instrumentellen Rolle des Bildes im Repräsentationsprozess<br />

der Wissenschaften befassen.<br />

Prof. Th. Rentsch, (Institut für Philosophie, Universität Dresden) erhält<br />

von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Sprach-Bilder.<br />

An den Grenzen der Sprache. Zur Aktualität von Bildlichkeit in der<br />

Philosophie“. Bearbeiter ist Dr. D. Mende.<br />

Im Zentrum des Projektes steht die Frage nach der Funktion und dem<br />

Status sprachlicher Bilder, Metaphern und insbesondere der Metapher<br />

des „Bildes“ im philosophischen Diskurs.<br />

Bevor in der Moderne die technischen Möglichkeiten zur massenhaften<br />

(Re-)Produktion visueller Bilder gegeben waren, hat eine<br />

andere Art von Bildern im Haushalt des abendländischen Wissens<br />

eine zentrale Rolle gespielt: Sprach-Bilder oder Metaphern und nicht<br />

zuletzt die Metapher des Bildes. Der Text des abendländischen Wis-


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

sens ist durchzogen und vor allem – das ist die zentrale These des<br />

Projektes – strukturiert von seinen Sprach-Bildern. Dabei spielen<br />

wiederum visuelle Sprach-Bilder eine besondere Rolle. Das okzidentale<br />

Denken ist von einem fundamentalen „ocularcentrism“ bestimmt:<br />

Metaphern aus dem Bereich des Sehens und der Sichtbarkeit<br />

sind insbesondere bei der Bestimmung von Wissen und Erkenntnis<br />

zentral. Insofern rekonstruiert das Projekt die metaphorische Vorgeschichte<br />

der gegenwärtigen Dominanz einer sich ganz unmetaphorisch<br />

gebenden Bildlichkeit.<br />

Der Ansatz des Projektes ist sprachphilosophisch, näherhin metaphorologisch.<br />

Untersucht werden soll einerseits die Funktion von<br />

Sprach-Bildern/Metaphern in der Philosophie allgemein und andererseits<br />

die Metaphorik des „Bildes“ im Besonderen. Ausgangspunkt<br />

ist die in der Philosophie der Moderne wahrgenommene Negativität<br />

der Sprache. Insbesondere in der Philosophie spielt diese Metapher<br />

(Erkenntnis und Wahrheit als Abbildung) eine grundsätzliche Rolle.<br />

Gerade in dieser fundamentalen Negativität tritt die Sprache als<br />

Bedingung der Möglichkeit von Wissen in den Blick.<br />

Historisch durchquert das Projekt den Zeitraum von Augustinus über<br />

Kant bis zu Blumenberg und Derrida. Die sprachphilosophischen<br />

Untersuchungen der neueren Metaphorologie (Blumenberg) haben<br />

dabei die Bedeutung sprachlicher Bilder bei der Erschließung fundamentaler<br />

Orientierungen (Metaphysik, Theologie) herausgearbeitet.<br />

In dem Projekt soll die Orientierungsleistung sprachlicher Bilder<br />

(Metaphern), aber auch kritisch die Strukturierung von Orientierung<br />

durch die Beschaffenheit von Bildern untersucht werden. Der erste<br />

Teil geht der Frage einer angemessenen Sprache einer modernen<br />

Metaphysik nach. Hier werden gerade von der interdisziplinären<br />

Untersuchung der vor-neuzeitlichen Metaphysik und Theologie<br />

entscheidende Impulse erwartet. Im zweiten Teil wird der Zusammenhang<br />

von Bildlichkeit und Freiheit als Desiderat der praktischen<br />

Philosophie entwickelt. Der dritte Abschnitt umreißt eine historischmetaphorologische<br />

Studie zur philosophiehistorischen Wandlung<br />

der Verwendung der Bild-Metapher in der theoretischen Philosophie<br />

bei Kant, Husserl, Wittgenstein und Blumenberg. Das besondere<br />

Augenmerk gilt der Verwandlung dieser Metaphorik im Übergang<br />

von der Bewusstseinsphilosophie (Kant, Husserl) zur Sprachphilosophie<br />

(Wittgenstein, Blumenberg). Dieser Teil zielt auf eine metaphorologische<br />

historisch-kritische Rekonstruktion der Strukturierung<br />

der philosophischen Meta-Sprache durch bestimmte Metaphern, vor<br />

allem der Bild-Metapher.<br />

Prof. J. Brüning (Institut für Mathematik / Hermann von Helmholtz-<br />

Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität Berlin) erhält <strong>Stiftung</strong>smittel<br />

für das Projekt „Zeigen und Verweisen. Das Diagramm<br />

als Kulturtechnik“.<br />

Der Gegenstand des Forschungsprojektes ist die visuelle Produktion<br />

von Abstraktion und Idealität. Anhand einer Kulturgeschichte ma-<br />

Diagramm<br />

als Kulturtechnik<br />

Seite 145


Seite 146<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

thematischer Beweisverfahren soll untersucht werden, wie deduktive<br />

Wahrheit auf den Bildflächen der Geometrie erzeugt wird. Eine<br />

entscheidende Rolle spielt dabei das Diagramm, das in der griechischen<br />

Geometrie eine Fortentwicklung erfährt, die es der reinen Anschauung<br />

entreißt und zu einem bildlosen Instrument des Zeigens<br />

und Verweisens macht. Der Fokus des Projektes liegt deshalb auf<br />

dem Verhältnis von Visualität und Bildlosigkeit und auf der Frage,<br />

wie Evidenz und Wahrheit ab 440 v. Chr. so sichtbar im deduktiven<br />

Beweis zu einer Funktion des Bildes werden kann.<br />

Die Entstehung der deduktiven Mathematik verdankt sich im Wesentlichen<br />

einer kulturtechnischen Innovation, einer Kombination<br />

aus Buchstaben und Linien – dem beschrifteten Diagramm. Der<br />

früheste Gebrauch des beschrifteten Diagramms findet sich um 440<br />

v. Chr. in den Möndchenquadraturen des Hippokrates v. Chios. Seit<br />

der Mitte des 5. Jahrhunderts ermöglicht es das beschriftete Diagramm,<br />

Zahlen, Buchstaben und Linien ineinander zu überführen,<br />

Visualität durch den Rückgriff auf Buchstaben und Zahlen bildlos zu<br />

erzeugen. Diese neue Form der Visualität, die nicht mehr allein auf<br />

Anschauung und Anzahlenkunde gründet, ermöglicht eine Technik<br />

des Zeigens und Verweisens, die eng mit den ersten mathematischen<br />

Lehrbüchern, dem Format der Elementbücher (stoicheia) verknüpft<br />

ist. In den „Elementen“ des Euklid erreicht sie vorläufig eine beispiellose<br />

Formalisierung.<br />

Das Projekt wählt deshalb die Verweistechnik der Euklidischen<br />

Elemente als Ausgangspunkt und stellt die Beweise, die den Satz des<br />

Pythagoras (Elemente I 47) umgeben, ins Zentrum seiner Untersuchungen.<br />

Dabei werden zwei Blickwinkel favorisiert, die eng miteinander<br />

verbunden sind, ein systematischer und ein diachroner.<br />

– Die systematische Perspektive lenkt das Augenmerk auf die axiomatische<br />

Struktur der „Elemente“, indem es mit I 47 den Fluchtpunkt<br />

des 1. Buches der „Elemente“ wählt und seine Transformationen<br />

und Rekombinationen in den „Elementen“ aufsucht, um an<br />

einem einzigen Lehrsatz die Mechanik des Verweisens – jene<br />

Kulturtechnik, die maßgeblich zur Ausbildung der deduktiven<br />

Mathematik führte –, zu untersuchen. Hierbei liegt der Fokus auf<br />

den Wechselbeziehungen zwischen Bild, Schrift und Zahl und auf<br />

der Frage, wie das beschriftete Diagramm die „bildlose Schau“<br />

der deduktiven Mathematik ins Bild setzt.<br />

– Während die synchrone Betrachtung euklidimmanent der Verweisstruktur<br />

folgt und so beispielsweise die negative Axiomatik<br />

des Trapezes in den „Elementen“ selber aufsucht, steht im Zentrum<br />

der diachronen Betrachtung der Gnomon und der Übertrag<br />

einer astronomischen Kulturtechnik der Zeit und des Raumes auf<br />

die Bildflächen der deduktiven Mathematik. Das Projekt weitet<br />

deshalb den Blick auf die frühen griechischen Verwendungsweisen<br />

des Gnomon. Fokussiert wird der Übertrag einer räumlichen<br />

Kulturtechnik auf die Bildfläche des Diagramms.


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

Das Untersuchungsfeld reicht dabei vom Böschungsmaß der Babylonier<br />

und Ägypter, das sie nutzten, ohne jemals einen Begriff für<br />

rechte Winkel gehabt zu haben, über die astronomischen Praktiken<br />

von Thales und Anaximander und die Erdumfangsmessungen von<br />

Eratosthenes bis zu den induktiven Rechensteinbeweisen der Psephoi-<br />

Arithmetik, die sich um den Winkelhaken (gnomon) gruppieren, und<br />

seinen geometrischen Ausformungen in der Anlegung der Flächen.<br />

Während die Spuren der Pspehoi-Arithmetik und die Lehre vom<br />

Geraden und Ungeraden sich nur noch in den Fragmenten finden<br />

und sich nur indirekt aus dem 9. Buch der „Elemente“ erschließen<br />

lassen, ist mit den Mödchenquadraturen und dem 2. Buch der „Elemente“<br />

die geometrische Algebra ausreichend dokumentiert. Der<br />

historische Aufriss soll die Genese des deduktiven Beweisverfahrens<br />

aus der Anschauung und Anzahlenkunde sichtbar machen und<br />

zeigen, wie gerade Linie und rechter Winkel zum Agenten des deduktiven<br />

Beweises aufsteigen konnten.<br />

Während die elementaren geometrischen Operationen, das Ziehen<br />

einer geraden Linie oder das Fällen des Lotes, die visuellen Traditionen<br />

des Diagramms darstellen, steht die Ordinalität, die von der Buchstabenreihe<br />

auf die Zahlen vererbt wird und die Konstruktion des<br />

Beweises durch eine einzige Zeichnung herstellt, im Zeichen der Bildlosigkeit.<br />

Das Projekt fokussiert dabei zwei Zahlsysteme, die akrophonische<br />

Zahlschrift und die Buchstabenzahlen, und ihre unterschiedlichen<br />

Verwendungsweisen. Die akrophonische Zahlschrift diente der<br />

Bezeichnung der Abakusspalten, die Buchstabenzahlen der Anschreibung<br />

von Proportionen, zur Beschriftung von Diagrammen. Das Projekt<br />

versucht hierbei zu zeigen, wie die bildlose Seite des Diagramms aus<br />

der Unterscheidung zwischen Kardinalität und Ordinalität erwächst.<br />

Diese beiden Kategorien lassen sich dabei weniger auf einen Begriff<br />

bringen. Sie müssen operational erschlossen werden. Das Hauptaugenmerk<br />

liegt darum auf dem ersten Universalmedium der Mathematik,<br />

dem Abakus, der als Rechenbrett und widerbeschreibbare Tafel<br />

sowohl in der Arithmetik als auch in der Geometrie Karriere macht.<br />

Die Materialbasis bilden die Beweise, die sich um den Satz des<br />

Pythagoras („Elemente“ I 47) gruppieren und seine Transformationen<br />

vornehmlich im 2. und 12. Buch der „Elemente“. Mit ihnen soll<br />

nachvollzogen werden, wie aus den arithmetischen Beweisen der<br />

Rechensteine über die Hypotenuse und Diagonale die gerade Linie<br />

als Lot und Zeiger zum wirkungsmächtigsten Instrument des deduktiven<br />

Beweisverfahrens aufsteigt. Diese Schnittstellen zwischen den<br />

arithmetischen und geometrischen Kulturtechniken sind deshalb für<br />

das Projekt von zentraler Bedeutung. Sie sollen er ermöglichen, jene<br />

Spannung zu denken, die das beschriftete Diagramm zum Produzenten<br />

von Idealität und Abstraktion macht.<br />

Prof. E. Bippus (Hochschule für Künste, Bremen) arbeitet mit Unterstützung<br />

der <strong>Stiftung</strong> an dem Projekt „Kunst des Forschens. Techniken<br />

der Wissensbildung und -strukturierung in einer künstlerischwissenschaftlichen<br />

Praxis“.<br />

Wissensbildung<br />

und -strukturierung<br />

Seite 147


Seite 148<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Das seit der Aufklärung vorherrschende Paradigma, wonach Wissen<br />

nicht durch Bilder, sondern durch Worte transportiert wird, hat sich<br />

im Bereich der Wissensvermittlung lange halten können, doch werden<br />

gerade in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger bildgebende<br />

Verfahren genutzt, um unsichtbare Prozesse und theoretische<br />

Gegenstände zu versinnlichen und damit Wissen hervorzubringen.<br />

Das Bild als Quelle von Wissensprodukten bildet die Schnittstelle<br />

zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Denkweise. Die<br />

Kreuzpunkte und Überschneidungen herauszuarbeiten, um künstlerisches<br />

Forschen als wissensbildende Tätigkeit transparent und<br />

künstlerisches Denken für die allgemeine Wissensproduktion fruchtbar<br />

zu machen, ist Ziel des Projektes. Das Vorhaben versteht sich<br />

nicht als rein theoretische Untersuchung, sondern soll Theorie und<br />

Praxis durch die Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Bereichen<br />

Kunst, Design und Digitalen Medien miteinander verschränken.<br />

Das Projekt gliedert sich in fünf Teile: In den ersten drei Schritten soll<br />

es darum gehen, die Darstellungstechniken als wissenskonstituierende<br />

und -strukturierende Verfahren historisch zu beleuchten,<br />

die Bildkonzeption der Moderne in Relation zu stellen und das<br />

Verhältnis von Kunst und Wissenschaft in der zweiten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts aufzuarbeiten. Dabei sollen Werke und Schriften<br />

von Leonardo da Vinci, Galileo Galilei und Albrecht Dürer im Kontext<br />

zeitgenössischer Wissenschaftsparadigmen analysiert werden,<br />

um die historische Verklammerung von Kunst und Wissenschaft zu<br />

verdeutlichen: Leonardo führte die technische Zeichnung als neues<br />

Medium wissenschaftlicher Erkenntnis ein und distanzierte sich damit<br />

vom textorientierten Wissen der Scholastik. Seitdem zeigte sich<br />

jegliche Wissenschaft und Wissenstheorie hinsichtlich ihrer Modellbildung<br />

auf bildliche Darstellungsweisen angewiesen. Die Tatsache,<br />

dass Galileo Galilei sich ausgiebig mit der Zeichenkunst befasste,<br />

befähigte ihn, seine durch das Teleskop gemachten Beobachtungen<br />

des Mondes in eine zweidimensionale Darstellung zu übersetzen; die<br />

Analogiebildung von Zeichnen und Beobachten, die mehr Interpretation<br />

als reine Wiedergabe ist, erlaubte es, noch nie Gesehenes<br />

geistig zu durchdringen und begreifbar zu machen.<br />

Im anschließenden Schritt sollen die „Forschungen in der zeitgenössischen<br />

Kunst“ u.a. im Zusammenhang mit ihren sozialen,<br />

kulturellen, geschlechtlichen und institutionellen „Artikulationen“<br />

untersucht werden. Eine Reihe zeitgenössischer Künstler – wie etwa<br />

Renée Greens „Archiv afroamerikanischer Kultur und Politik“, Christine<br />

Borlangs Problematisierung von Wissenschaft und Anatomie in<br />

der Nazizeit oder Mark Dions Untersuchungen von Ordnungs- und<br />

Repräsentationsweisen in der Wissenschaft – ist von einem forschenden<br />

Interesse getragen. Da ihre Arbeiten stets über den künstlerischen<br />

Kontext hinausweisen und dabei zur theoretischen Diskussion<br />

jenseits der Ästhetik anregen, sind Arbeiten mit konventionellen<br />

Bildbegriffen nicht mehr zu fassen. An ausgewählten Beispielen soll<br />

gezeigt werden, von welchen thematischen Voraussetzungen die<br />

Künstler ausgehen, welche Forschungskriterien wirksam sind und


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

welche Methoden des Forschens und des Präsentierens an welchen<br />

Orten zum Einsatz kommen.<br />

Der „künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung“ soll im abschließenden<br />

fünften Schritt nachgegangen werden, wobei Kriterien einer<br />

künstlerisch-wissenschaftlichen Praxis erarbeitet werden sollen. Dabei<br />

geht das Projekt davon aus, dass theoretische Schriften aus den<br />

Bereichen Kunst, Wissenschaft, Philosophie und Ästhetik zwar Konzepte<br />

zeitgenössischer Kunst infizieren, deren Vermittlung an den<br />

Kunsthochschulen allerdings nur unzureichend funktioniert, so dass<br />

Praxis und Theorie meist unverbunden bleiben. Daher möchte Prof.<br />

Bippus in einer experimentellen Projektphase in Zusammenarbeit<br />

mit Künstlern und Wissenschaftlern eine künstlerisch-wissenschaftliche<br />

Praxis erarbeiten, die die Theorie stärker im studentischen Alltag<br />

implementiert, um damit eine Durchdringung theoretischen Denkens<br />

zu ermöglichen. Die Aneignung wissenschaftlicher Erkenntnis<br />

ist Voraussetzung dafür, um die Grenzen zwischen Wissenschaft und<br />

Kunst neu zu definieren und um Einfluss auf die Organisation und<br />

Vermittlung des produzierten Wissens zu nehmen. Eine künstlerischwissenschaftliche<br />

Methode würde eine Öffnung auf Wissensbereiche<br />

ermöglichen, die im Bereich der Wissenschaft nicht berührt werden:<br />

So vermag Kunst mit dem Abgrund des Nicht-Wissens zu<br />

konfrontieren und gibt zugleich Momenten des Unbewussten und<br />

der Imagination Raum. Angesichts der Meinung einiger Wissenschaftstheoretiker,<br />

die Wissenschaft als einen „Umgang mit dem<br />

Nichtwissen“ bezeichnen und „Erkennen als Ereignis“ charakterisieren,<br />

werden die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft<br />

durchlässig. Um die Künste als unverzichtbare Formen des Wissens<br />

zu begreifen, soll ein Konzept entwickelt werden, das Theorie und<br />

künstlerische Praxis miteinander verschränkt. Werden also im historischen<br />

Teil die „Experimentalsysteme“ Leonardos und Galileos<br />

exemplarisch als Darstellungstechniken untersucht, soll in einer<br />

projektorientierten Verklammerung von Theorie und Praxis die Forschung<br />

der zeitgenössischen Kunst in den Blick genommen werden.<br />

Prof. R. Hoeps (Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie, theologische<br />

Ästhetik und Bilddidaktik, Universität Münster) arbeitet mit Mitteln<br />

der <strong>Stiftung</strong> an „Grundlinien der Bildtheologie“.<br />

Das Bild und die abendländische Geschichte der Bilder sind im<br />

Wesentlichen durch das Christentum geprägt, die materielle Bildkultur<br />

über Jahrhunderte hinweg beinahe ausschließlich durch religiöse<br />

Vorstellungen und Ansprüche bestimmt worden. Dennoch<br />

konnte die Theologie als akademische Disziplin bislang keine eigenständige<br />

Fachrichtung begründen, die sich mit dem Bild als<br />

wesentlicher Quelle theologischer Erkenntnis auseinandersetzt.<br />

Vielmehr werden die christlich relevanten Bilderfragen entweder<br />

nur beiläufig behandelt (Liturgiewissenschaft, Religionspädagogik)<br />

oder verlieren an wissenschaftlicher Differenzierung, sobald sie in<br />

kunst- und kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen durch historische<br />

bzw. ästhetische Kategorien dominiert werden. Zudem gelang<br />

Bildtheologie<br />

Seite 149


ReformatorischeBildkonzepte<br />

Seite 150<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

der wissenschaftliche Austausch zwischen den Kunst- und Kulturwissenschaften<br />

sowie der philosophischen Ästhetik auf der einen<br />

und der Theologie auf der anderen Seite nur sporadisch und war von<br />

vielen Zufälligkeiten abhängig.<br />

Ziel des Vorhabens ist es, ein interdisziplinäres Forschungsfeld zu<br />

eröffnen, das die isoliert voneinander betriebenen Einzelstudien unter<br />

bildtheologischen Gesichtspunkten versammelt, die divergierenden<br />

Perspektiven in einen wechselseitigen Dialog bringt und in<br />

systematisch geordneten und überschaubaren Abhandlungen darstellt.<br />

Dabei sollen die einzelnen Beiträge Berührungspunkte zwischen<br />

kunst- bzw. kulturwissenschaftlichen und theologischen Fragestellungen<br />

im Hinblick auf Bild und Bildlichkeit markieren und<br />

Grundlagen der Verständigung zwischen den Disziplinen entwickeln.<br />

Das Projekt wird von einem international und fachübergreifend besetzten<br />

Arbeitskreis betrieben. Die geplante Publikation soll theologische<br />

Legitimationsfragen des Bildes klären, seine religiösen<br />

Funktionen und semantischen Aspekte abhandeln und das prekäre<br />

Verhältnis von Kunst und christlicher Religion in der Moderne thematisieren.<br />

Der in der Bearbeitung befindliche erste Band befasst<br />

sich mit den wesentlichen Stationen christlich motivierter Bildkontroversen<br />

in der europäischen Kulturgeschichte seit der Antike. Die<br />

von ausgewiesenen Fachwissenschaftlern entwickelten Beiträge<br />

werden auf Tagungen des Arbeitskreises diskutiert und auf dieser<br />

Basis zu einem konsistenten Grundlagenwerk zusammengefügt.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Dr. S. Wegmann, (Institut für Kunstgeschichte,<br />

Universität Leipzig) an dem Forschungsprojekt „Reformatorische<br />

Bildkonzepte. Die lutherische Konfessionalisierung in der<br />

Kunst des 16. Jahrhunderts“.<br />

Ziel der Untersuchung ist eine kunsthistorische Bewertung und Einordnung<br />

des reformatorischen, insbesondere lutherisch geprägten<br />

Bildverständnisses im Prozess der Konfessionalisierung. Von Interesse<br />

sind dabei insbesondere Stellung und Aufgabe des Bildmediums<br />

im Kontext von Identitätsbildung, Abgrenzung und Rechtfertigung<br />

der eigenen Lehre gegen die römisch päpstliche, aber auch gegen<br />

Lehren anderer reformatorischer Parteien.<br />

Den Ausgangspunkt der Arbeit bilden dabei zunächst drei Altarretabel,<br />

die sich nach Auswertung der angelegten Materialsammlung<br />

als besonders aussagekräftig erwiesen: das Wittenberger Retabel<br />

aus der Cranach-Werkstatt (1546), Michael Ostendorfers<br />

Altarbild für die Neupfarrkirche in Regensburg (1555) und Heinrich<br />

Gödings Retabel für das ehem. Kloster Güldenstern in Mühlberg/<br />

Elbe (1566). Die exemplarisch ausgewählten Werke stehen an Brennpunkten<br />

der kirchenhistorischen und politischen Entwicklung des<br />

16. Jahrhunderts: Wittenberg als Ausgangspunkt der lutherischen<br />

Lehren, die Reichsstadt Regensburg, die der Reformation aufge-


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

schlossen gegenüberstand, eine direkte Konfrontation mit Karl V.<br />

jedoch zu meiden suchte und Mühlberg als Ort der kriegerischen<br />

Niederlage des Schmalkaldischen Bundes und letztlich dennoch<br />

des politischen Triumphs des protestantischen Fürstenbundes über<br />

Karl V.<br />

Formal präsentieren sich die Retabel zunächst eng der spätmittelalterlichen<br />

Tradition der Flügelretabel verbunden. Doch über den<br />

Weg des Bekannten vermitteln sie die neue Lehre, die Ausübung der<br />

gottesdienstlichen Handlungen nach der protestantischen Ordnung,<br />

zurückgeführt auf Christus selbst in der Ausführung des Abendmahls<br />

und fortgeführt durch die Wittenberger Reformatoren, Luther,<br />

Melanchthon und Bugenhagen, durch Regensburger und Mühlberger<br />

Prediger, bzw. durch die jeweiligen Gemeinden. Michael Ostendorfer<br />

betont dabei deutlicher die Traditionslinie, nach der sich die<br />

lutherische Kirche nicht als neue Kirche verstand, sondern als diejenige,<br />

welche in Wahrheit die Tradition fortsetzte. So leitet das<br />

Retabel über Szenen des alten und neuen Testaments das eigene<br />

Handeln her und betont im Zentrum den Lehrauftrag, den Christus<br />

den Aposteln und in deren Nachfolge den Lutheranern erteilt. Heinrich<br />

Göding bedient sich für den bildlichen Traditionsbeweis eines<br />

künstlerischen Bravourstücks: Auf der Predella wird das Altarretabel<br />

selbst dargestellt, während die Gemeinde das Abendmahl empfängt,<br />

diese Szene setzt sich in einer unendlichen Folge auf dem wiederum<br />

innerhalb der Szene gezeigten Retabel fort. So offenbart sich im<br />

scheinbar endlosen Raumkontinuum eine Traditionslinie, die am<br />

Handeln Christi angebunden wird.<br />

Den aufgezeigten Fragestellungen wird anhand der Retabel unter<br />

Einbeziehung des historischen Umfeldes, im Vergleich mit anderen<br />

Bildmedien und im Hinblick auf die Entwicklung und Funktion der<br />

protestantischen Kirchenausstattung, auf den Umgang mit altgläubigen<br />

Ikonographien, auf die Funktion des Porträts und auf die Stellung<br />

des Künstlers und Auftraggebers nachgegangen.<br />

Folgende Publikation ist im Berichtszeitraum erschienen:<br />

Wegmann, Susanne: Luthers Bildkritik. Theorie und Realität der<br />

Umsetzung am Beispiel der Weltgerichtsikonographie. – In: Forschung;<br />

107 – Kunstwissenschaftliche Studien; Bd. 1. 2004. S. 35-<br />

56.<br />

Dr. J. Trempler (Institut für Kunstgeschichte, Humboldt-Universität,<br />

Berlin) untersucht mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Die Katastrophe als<br />

ikonisches Erkenntnismodell.<br />

Das Projekt soll den Wandel von Katastrophendarstellungen seit dem<br />

18. Jahrhundert untersuchen und herausarbeiten, wodurch verschiedene<br />

Bildthemen überhaupt erst als Katastrophe wahrgenommen<br />

wurden und wie die jeweilige bildnerische Interpretation den Charakter<br />

des tatsächlichen Ereignisses veränderte und funktionalisier-<br />

Katastrophendarstellungen<br />

Seite 151


Seite 152<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

te. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass der aus der Dramentheorie<br />

entliehene Begriff „Katastrophe“ (griech.: umschlagen,<br />

umdrehen) in der allgemeinen Vorstellung des fortgeschrittenen<br />

18. Jahrhunderts nicht mehr ausschließlich im Sinne eines verheerenden<br />

Unglücks, sondern auch als Wendepunkt (Peripetie) zum<br />

Guten verstanden wurde. So ist die Katastrophe zur Zeit der Aufklärung<br />

beispielsweise als Wendepunkt und Epochenschwelle positiv<br />

ausgelegt worden. Je nach Blickwinkel kann der Untergang eines<br />

Individuums oder einer Gesellschaft demnach als Tragödie oder aber<br />

als notwendige Voraussetzung für Fortschritt, also entweder positiv<br />

oder negativ, gezeichnet werden.<br />

Das Projekt verfolgt den Plan, die Katastrophe als ikonisches Erkenntnismodell<br />

in die Kunstgeschichte einzuführen und dabei zu<br />

zeigen, dass Bilder verschiedenen Inhalts (Vulkansausbrüche, Erdbeben,<br />

Schiffbrüche, Stadtbrände etc.) eine vergleichbare Strategie<br />

verfolgen, um den Charakter einer Katastrophe in eine bestimmte<br />

Richtung zu lenken. Da die Katastrophenbilder – vom großen Erdbeben<br />

in Lissabon (1755) bis hin zu den Kriegs- und Terrordarstellungen<br />

des 21. Jahrhunderts – vor allem durch ein modernes Geschichtsbewusstsein,<br />

einen zunehmenden Individualismus und die<br />

Allmachtsvorstellungen der Naturwissenschaften geprägt sind, sollen<br />

die Untersuchungen auf diese drei Bereiche abheben.<br />

Katastrophen als Kristallisationspunkt (Epochenschwelle in der<br />

Geschichte): Die elementare Gewalt der Natur wird nicht mehr als<br />

das Walten Gottes verstanden, sondern als Movens für den Fortschritt.<br />

So wurde beispielsweise das Erdbeben in Lissabon von einigen<br />

Kunstschaffenden als produktive Kraft verstanden, die aus zerstörten<br />

Kirchen als Synonym für die überwundene Vergangenheit<br />

und neu erbauten Palästen ein neues Lissabon entstehen lassen. Das<br />

Erdbeben wird zum Auslöser eines Aufbruchs in eine neue Gesellschaft.<br />

In gleichem Zusammenhang wird zu untersuchen sein, wie<br />

die Sehgewohnheiten christlicher Bilderzählung für die profane Bildstrategie<br />

genutzt werden: so erscheinen z.B. Darstellungen von<br />

Überschwemmungskatastrophen dramatischer und folgenschwerer,<br />

wenn der Künstler ganz bewusst auf die Darstellungstradition der<br />

Sintflut anspielt und die ertrinkenden Opfer mit den biblischen Sünden<br />

identifiziert. Während die Katastrophenbilder des 19. Jahrhunderts<br />

die Abfolge historischer Wendepunkte thematisierten, also<br />

Ereignisse der Vergangenheit, die die eigene Gegenwart positiv<br />

beeinflusst haben, ändert sich der Betrachterstandpunkt mit der<br />

europäischen Kriegseuphorie des 20. Jahrhunderts: Nunmehr ist die<br />

eigene Gegenwart unerträglich geworden, und das Mittel, diese zu<br />

überwinden, wird in die zukünftige Katastrophe gelegt. Der ersehnte<br />

heilsame Gewaltausbruch war besonders im deutschen Expressionismus<br />

ein verbreitetes Motiv, das häufig religiös codiert war. Erst mit<br />

der Kriegserfahrung hat sich das Gestaltungsprinzip des historisch<br />

heilsamen Fortschreitens verbraucht. So zeigt beispielsweise Max<br />

Beckmann in seiner Radierung „Die Granate“ von 1915, dass die<br />

Katastrophe jeden treffen kann. Nicht der historische Augenblick,


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

sondern das Leid und die Vernichtung des Individuums werden zum<br />

Thema.<br />

Der Tod des Individuums als Katastrophe: Katastrophen werden für<br />

die Denker der Aufklärung zu einer intellektuellen Herausforderung,<br />

da Ereignisse, die nicht vernünftig erklärt werden können, das<br />

aufgeklärte System auf die Probe stellen. Die in diesem Zusammenhang<br />

zu betrachtenden Bilder stehen für Handeln und Scheitern im<br />

Angesicht eines übermächtigen Ereignisses. So zeigt die „Szene aus<br />

der Sintflut“ von Henri-Pierre Danloux (1802) Menschen, die in aussichtloser<br />

Lage auf sich gestellt sind und nicht mehr auf göttlichen<br />

Beistand hoffen können. Ob der Mensch nun aus dem christlichen<br />

Kontext isoliert oder aber – wie bei Edvard Munchs berühmten Bild<br />

„Der Schrei“ – gesellschaftlich an den Rand gedrängt ist, geht es bei<br />

aller Unterschiedlichkeit um eine vergleichbare Strategie, nämlich<br />

die Darstellung der bevorstehenden Katastrophe. Vor diesem Hintergrund<br />

soll geprüft werden, inwieweit man Bildstrategien des<br />

19. Jahrhunderts mit Bilderwelten des frühen und späteren 20. Jahrhunderts<br />

vergleichen kann.<br />

Katastrophen im Schauspiel der Natur (Historisierung/Verwissenschaftlichung<br />

der Natur): Mit zunehmender naturwissenschaftlicher<br />

Erkenntnis wurde das auf Dogmen beruhende christlich-heilsgeschichtliche<br />

Weltbild immer häufiger hinterfragt. Dabei wurde die<br />

Natur nicht mehr nur als selbstverständlicher Lebensraum empfunden,<br />

sondern vielmehr als eigentlicher Gegenstand der Betrachtung<br />

entdeckt. Die Natur wird Spiegel der Gesellschaft und bestimmt zunehmend<br />

das Denken und die Sprache. Neue Begriffe, wie „Naturschauspiel“<br />

oder „Naturgefühl“, werden genauso gebräuchlich wie<br />

der Ausdruck „Naturkatastrophe“: Zwar gab es immer elementare<br />

Gewalt, aber diese Ereignisse mit „Naturkatastrophe“ zu bezeichnen,<br />

ist modern. Wie aber das neu erfundene Kompositwort ins Bild<br />

gesetzt wurde, soll im Verlauf des Projektes ausgearbeitet und an<br />

charakteristischen Beispielen aufgearbeitet werden.<br />

Für die Veranstaltungsreihe „Bilder jenseits des Bildes“ im Hamburger<br />

Bahnhof, Berlin, erhielt das Zentrum für Literaturforschung (Dr.<br />

S. Flach) in Kooperation mit dem Museum für Gegenwart Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Veranstaltung „Bilder jenseits des Bildes“ diskutierte die Aufwertung<br />

der Bilder für die Geschichte des Wissens und der Wissenschaften,<br />

in der Analyse sowohl des in Bildern repräsentierten Wissens<br />

als auch der bildlichen Repräsentation von Wissen. Dabei<br />

konzentrierte sich das Interesse der Reihe über die ästhetische und<br />

ikonographische Dimension von Bildern hinaus auf dessen Bedeutung<br />

und Funktion in den Wissenschaften, auf das Bild in seiner<br />

Darstellungs- und Visualisierungsfunktion und auf das Bild als<br />

Erkenntnismodell und -medium. Der Blick der Veranstaltungsreihe<br />

galt dabei der erkenntnisleitenden Rolle, die Bilder in den durch<br />

technische Medien bestimmten Wahrnehmungen einnehmen.<br />

Bilder<br />

jenseits des<br />

Bildes<br />

Seite 153


Seite 154<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Mit der Veranstaltung „Bilder jenseits des Bildes“ wurde die Frage<br />

nach den neuen Bildern in Form eines Dialoges zwischen Wissenschaftlern/Theoretikern<br />

und Künstlern verfolgt. In diesem Dialog<br />

waren die Künstler und ihre Arbeiten nicht Gegenstand der Analyse<br />

oder Interpretation von Wissenschaftlern, vielmehr gingen die eigenen<br />

Erkenntnisweisen künstlerischer Arbeiten in die Frage nach<br />

dem Bild gleichberechtigt ein. Das heißt, es wurden ganz explizit<br />

auch die künstlerischen Forschungsansätze thematisiert.<br />

Die Veranstaltung wurde von vier konkreten Fragestellungen geleitet:<br />

– „Der Ausstieg aus dem Bild“:<br />

Mit dieser ersten Veranstaltung (07.11.2003) wurde die Frage<br />

„Was ist ein Bild“ (G. Boehm) auf künstlerische Werke ausgeweitet,<br />

die sich durch die Verwendung digitaler Medien dem klassischen<br />

Bildbegriff entziehen. Diskutiert wurde in dieser ersten<br />

Veranstaltung die grundlegende Frage, wie ein Bildbegriff, der<br />

sowohl über den klassischen Bildbegriff hinausgeht als auch von<br />

Künsten und Sciences gleichermaßen eingesetzt wird, beschrieben<br />

werden kann. Als Gäste geladen waren Cerith Wyn Evans,<br />

Siegfried Gohr und Boris Groys.<br />

– „Bilder des Wissens“:<br />

Mit der Frage nach der ikonischen Differenz zwischen tableau und<br />

image beschäftigt sich die neu etablierte Bildwissenschaft. Sie untersucht,<br />

ob und inwiefern Sprache und Bild oder: Textualität und<br />

Visualität, unauflöslich miteinander verschränkt sind und den<br />

Menschen in grundlegender Weise angehen. Dann nämlich<br />

kommt das Wissen der Bilder selbst ins Spiel, die nicht mehr nur<br />

als ästhetische Objekte, mit der die wissenschaftliche Praxis<br />

visualisiert wird, angesehen werden können. Dieses Wissen der<br />

Bilder wurde in dieser Veranstaltung (11.12.2003) analysiert, um<br />

die These einer grundsätzlichen Nachträglichkeit der Bilder gegenüber<br />

wissenschaftlicher Erkenntnis zu überwinden – vielmehr<br />

noch, es ging um das grundlegende Wissen der Bilder selbst. An<br />

der Veranstaltung nahmen Peter Kogler, Barbara M. Stafford und<br />

Hans-Jörg Rheinberger als Gäste teil.<br />

– „Art and Science“:<br />

Mit dem unaufhaltsamen Aufstieg des Computers als Bildmedium<br />

hat sich ein neuer Künstlertypus entwickelt, der sowohl mit künstlerischen<br />

Methoden das Medium Computer weiterentwickelt als<br />

auch selbst als Wissenschaftler tätig ist. Diese neue Funktion des<br />

Künstlersubjektes wurde in dieser Veranstaltung (08.01.2004) von<br />

Monika Fleischmann, Monika Wagner und Ernst Pöppel untersucht.<br />

– „Das lebende Bild“:<br />

Im Mittelpunkt stand die technische Simulation von Leben. Artificial<br />

Life fragt nach den Gesetzmäßigkeiten des Lebens und


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

strebt danach, diese in Computersimulationen zu erzeugen. Diskutiert<br />

wurde in dieser Veranstaltung (05.02.2004) zum einen die<br />

Entwicklung in der bildlichen Kunst auf der einen und der Informatik<br />

auf der anderen Seite, um den spezifischen Bildbegriff, der<br />

mit der Vorstellung des Lebendigen verbunden ist, zu erörtern.<br />

Als Diskutanten waren Christa Sommerer, Horst Bredekamp und<br />

Wolfgang Coy zu dieser Veranstaltung eingeladen.<br />

Nach dem Modell angelsächsischer „Lectures“ richtete die <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bereits 1979 eine Serie von <strong>Thyssen</strong>-Vorträgen ein.<br />

Gerade für Wissenschaftler in benachbarten Fachgebieten sind<br />

solche Vorträge wertvoll, da sie oft Zusammenfassungen neuer<br />

Forschungen darstellen, von denen viele Anregungen ausgehen<br />

können. Die <strong>Stiftung</strong> betrachtet die Einführung solcher Vortragsreihen<br />

als ein von ihr besonders zu förderndes Anliegen.<br />

Bisher wurden fünf Vortragsfolgen abgeschlossen.<br />

– „Preußen – seine Wirkung auf die deutsche Geschichte“ in Berlin,<br />

– „Auseinandersetzungen mit der Antike“ in München,<br />

– „1945 und die Folgen – Kunstgeschichte eines Wiederbeginns“ in<br />

Köln,<br />

– „Das künftige Mitteleuropa – Tradition und Perspektiven“ in Prag,<br />

– „The Impact of German Tradition on the Humanitites and Sciences“<br />

in Tel Aviv und Jerusalem.<br />

Gemeinsam mit dem Präsidenten der Humboldt-Universität (Prof.<br />

J. Mlynek) eröffnete der damalige Vorsitzende des Kuratoriums der<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> (Dr. K. Liesen) im Dezember 2001 in Berlin<br />

eine neue Vorlesungsreihe unter dem Titel „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen<br />

zur Ikonologie der Gegenwart“. Verantwortlich für die wissenschaftliche<br />

Organisation und Durchführung sind Prof. G. Boehm,<br />

(Kunsthistorisches Seminar, Universität Basel) und Prof. H. Bredekamp<br />

(Kunstgeschichtliches Seminar, Humboldt-Universität Berlin).<br />

Visuelle Kompetenz gehört zu den Grundanforderungen so gut wie<br />

jeder wissenschaftlichen Disziplin und jeder Technik; sie verbindet<br />

gleichermaßen Kultur- wie Naturwissenschaften. Der ubiquitären<br />

Nutzung steht jedoch die Unsicherheit gegenüber, was Bilder über<br />

den jeweiligen Anlass hinaus zu leisten vermögen und wie sie erkenntnistheoretisch<br />

zu beurteilen sind. So aufwendig auch vor allem<br />

technische Bilder gestaltet werden, so unbefriedigend erscheint es,<br />

dass bis heute eine weitgehend abbildhafte Theorie vorherrscht, welche<br />

die Bilder in ihrem eigenem Medium entwertet und entschärft.<br />

Aus diesem Grund steht die Vorlesungsreihe unter dem Generaltitel<br />

„Ikonologie der Gegenwart“. Mit dem Hinweis auf die vor etwa hun-<br />

<strong>Thyssen</strong><br />

Vorlesungen<br />

Ikonologie<br />

der<br />

Gegenwart<br />

Seite 155


Seite 156<br />

GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />

Im Rahmen der „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen<br />

zur Ikonologie<br />

der Gegenwart“ hielt Prof. Armin<br />

Zweite am 19. Februar 2004<br />

im Audimax der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin einen Vortrag<br />

mit dem Titel „Strategien gegen<br />

die Indifferenz. Drei Beispiele<br />

heutiger ästhetischer Produktion“<br />

dert Jahren gegründete, mit dem Namen Aby Warburg verbundene<br />

Ikonologie soll betont werden, dass Bilder eine unübertragbare Autonomie<br />

besitzen, gegenüber der eine umso höhere Anstrengung<br />

aufzuwenden ist, um sie historisch und begrifflich zu bestimmen.<br />

„Ikonologie der Gegenwart“ bedeutet in diesem Sinn die Begründung<br />

einer „Logik der Bilder“.<br />

Für die Auftaktveranstaltung am 4.12.2001 im Audimax der Humboldt-Universität<br />

zu Berlin konnte der Leiter der Documenta 11,<br />

Okwui Enwezor,mit einem Vortrag zum Thema „Großausstellungen<br />

und die Antinomien einer transnationalen globalen Form“ gewonnen<br />

werden.<br />

Am 26.6.2002 hielt Prof. Barbara Stafford (Universität Chicargo/<br />

Arnheim-Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin) einen<br />

Vortrag zum Thema „Image in the Middle: Analogy as Media Theory“.<br />

Am 14.11.2002 sprach Prof. Karl Kardinal Lehmann (Vorsitzender<br />

der Deutschen Bischofskonferenz) zum Thema „Das Bild zwischen<br />

Glauben und Sehen“.<br />

Die Frage „Wie kommt das Böse in die Welt?“ stand im Mittelpunkt<br />

des Vortrags, den Prof. Wolfram Hogrebe (Philosophisches Seminar,<br />

Universität Bonn) am 17.06.2003 an der Humboldt-Universität zu<br />

Berlin hielt.


Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

Zu einem Vortrag mit dem Titel „Strategien gegen die Indifferenz.<br />

Drei Beispiele heutiger ästhetischer Produktion“ von Prof. Armin<br />

Zweite (Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen) am<br />

19.02.2004 luden Prof. J. Mlynek (Präsident der Humboldt-Universität)<br />

und Dr. M. Schneider (Vorsitzender des Kuratoriums der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>) in den Audimax der Humboldt-Universität nach<br />

Berlin ein.<br />

Seite 157


Staat, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft


Seite 160<br />

Für die Moderne ist die zunehmende Beschleunigung des gesellschaftlichen<br />

Wandels von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter der<br />

Globalisierung hat dieser Beschleunigungsprozess zu Veränderungen<br />

der sozialen Lebenswelt geführt, die die Grundlagen nationaler<br />

Rechts- und Wirtschaftsordnungen erschüttern, den Anspruch des<br />

demokratischen Verfassungsstaates, das einzig legitime Modell politischer<br />

Ordnung in der modernen Welt zu sein, in Frage stellen,<br />

traditionale Institutionen menschlichen Zusammenlebens verändern<br />

und bis in die Alltagswelt des Einzelnen hinein Chancen für neue<br />

Kulturkontakte eröffnen, damit zugleich aber die Gefahren neuer<br />

Kulturkonflikte erhöhen. Diese Wandlungsprozesse stellen auch<br />

Selbstverständlichkeiten in Frage, die bisher in vielen Disziplinen<br />

erkenntnisleitend waren: Wenn beispielsweise Nationalökonomien<br />

zunehmend in der Weltwirtschaft aufgehen, internationale Rechtsordnungen<br />

nationale Rechtsregime in die Schranken weisen und<br />

Nationalstaaten sich zu größeren Einheiten zusammenschließen und<br />

sich damit ihrer Souveränität begeben, können davon Wissenschaften<br />

nicht unberührt bleiben, deren Gegenstände die Wirtschaft, das<br />

Recht und der Staat sind.<br />

Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ will die<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> insbesondere Forschungsvorhaben unterstützen,<br />

die die Voraussetzungen und die Folgen der Wandlungsprozesse<br />

untersuchen, die die heutigen Gesellschaften kennzeichnen. Sie<br />

konzentriert sich dabei auf Projekte, die sich den Wirtschaftswissenschaften,<br />

den Rechtswissenschaften, der Politikwissenschaft, der<br />

Soziologie und der Ethnologie zuordnen lassen. Sie schließt damit<br />

Forschungen in anderen Bereichen der Sozialwissenschaften nicht<br />

aus. Sie fördert Projekte, die die Methodenvielfalt produktiv befördern<br />

und komparativ orientiert sind – sowohl was den europäischen<br />

Raum als auch europaübergreifende Fragestellungen angeht. Sie<br />

legt besonderen Wert auf die Förderung von Projekten, die an der<br />

Schnittstelle mehrerer Disziplinen angesiedelt sind. Nicht zuletzt<br />

werden solche interdisziplinären Projekte im Querschnittbereich der<br />

„Internationalen Beziehungen“ unterstützt, welchen die <strong>Stiftung</strong><br />

traditionell fördert.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> will sowohl Projekte exemplarischen Zuschnitts mit<br />

deutlich empirischem Charakter fördern als auch Arbeitsvorhaben,<br />

die vorrangig von theoretischen Interessen geleitet werden.<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Gravierende Arbeitsmarktprobleme im Hinblick auf die erschreckend<br />

hohe und persistente Arbeitslosigkeit, demographischer<br />

Wandel, Veränderungen der Verlaufsmuster von Wachstum und<br />

Konjunktur, ein tief greifender Wandel des institutionellen Gefüges<br />

der nationalen Wirtschaften und der internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

im Rahmen des internationalen Standortwettbewerbs


WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

sowie globale Verteilungsfragen fordern insbesondere die Wirtschaftswissenschaften<br />

heraus. Viele dieser Erscheinungen sind im<br />

Rahmen zuvor herrschender Erklärungssysteme nicht zutreffend<br />

analysiert worden. Der Bedarf an theoretisch abgestützten und empirisch<br />

sorgfältig überprüften Diagnosen und Erklärungen ist deshalb<br />

groß. Beiträge zur Erforschung noch nicht ausreichend verstandener<br />

wirtschaftlicher Erscheinungen und ihrer Konsequenzen für<br />

Wirtschaft, Gesellschaft und das politische System zu fördern, ist ein<br />

Ziel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>. Die folgenden Stichworte mögen<br />

Hinweise auf Prioritäten geben. Doch sollen sie nicht davon abhalten,<br />

auch andere innovative Projekte zu unterbreiten.<br />

Im Mittelpunkt der Förderung sollen interdisziplinär und empirisch<br />

angelegte Projekte stehen. Dies betrifft zum einen die Teilgebiete der<br />

Wirtschaftswissenschaft, wie beispielsweise Volkswirtschaftslehre,<br />

Betriebswirtschaftslehre, Ökonometrie, Wirtschaftsgeschichte, zum<br />

anderen die Nachbardisziplinen, wie etwa Soziologie, Rechtswissenschaft<br />

und Politische Wissenschaften. Vorzug genießen Studien mit<br />

einer soliden theoretischen Grundlage, einer überzeugenden Überprüfung<br />

mit Hilfe anspruchsvoller Verfahren der empirischen Wirtschaftsforschung<br />

und wirtschaftspolitisch gehaltvollen, innovativen<br />

Schlussfolgerungen. International vergleichende Forschungen sind<br />

besonders willkommen.<br />

Themen für gesamtwirtschaftliche Analysen können sich beispielsweise<br />

auf die EU-Erweiterung, die internationale Migration, die<br />

institutionellen Regelwerke etwa auf dem Arbeitsmarkt und die Herausforderungen<br />

an die Systeme der sozialen Sicherung beziehen.<br />

Einzelwirtschaftliche, insbesondere betriebswirtschaftliche Studien<br />

können unter anderem Finanzmarktanalyse oder Aspekte aus dem<br />

Bereich der „Corporate Governance“ zum Inhalt haben, wohingegen<br />

die üblichen Befragungen von Unternehmen nur ausnahmsweise<br />

gefördert werden. Enge Bezüge zu den Wirtschaftswissenschaften<br />

weisen etwa das Arbeitsrecht und das Wettbewerbsrecht auf, die<br />

Soziologie kann wichtige Beiträge zu Erwerbsbiographien und die<br />

Politischen Wissenschaften zur Erklärung und Überwindung institutioneller<br />

Starrheiten liefern, um jeweils nur eines unter zahlreichen<br />

Beispielen aufzuführen.<br />

Prof. K.-D. Henke, FG Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie,<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, Technische Universität (TU)<br />

Berlin, erhält Mittel für das Projekt „Deutschlands soziale Sicherung<br />

am Scheideweg? Nachhaltige Auswege aus der Dauerkrise.“<br />

Durch die vielfältigen einschneidenden Veränderungen der weltweiten<br />

Wirtschaftsbeziehungen ist das bewährte deutsche System<br />

der sozialen Sicherung in eine lang anhaltenden Krise geraten, die<br />

sich im Laufe der Zeit immer weiter verschärft. Die meisten wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen befassen sich immer noch mit der<br />

Erarbeitung der Ursachen der Sozialstaatskrise, anstatt sich mit konkreten<br />

Auswegen aus dem Dilemma zu befassen. Das durchgeführ-<br />

Soziale<br />

Sicherung in<br />

Deutschland<br />

Seite 161


Seite 162<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

te Forschungsprojekt setzt genau an dieser Stelle an. Es hat als konkretes<br />

Ziel, ein Reformprojekt zu untersuchen, das einen nachhaltigen<br />

Ausweg und damit ein zukunftsträchtig umgestaltetes Gesundheitssystem<br />

als Teil der sozialen Sicherung in Deutschland<br />

beschreibt.<br />

In internationalen Benchmarks erscheint das Gesundheitssystem<br />

Singapurs fast durchgängig auf den vorderen Plätzen. Singapur hat<br />

ein einzigartiges Gesundheitssystem entwickelt, das – bei hohen<br />

Qualitätsstandards – seit seiner Einführung im Jahre 1984 die Gesundheitsausgaben<br />

auf sehr niedrigem Niveau hält. Einschließlich<br />

staatlicher Ausgaben wurden in Singapur im Jahre 1999 nur 3 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit ausgegeben. In<br />

Deutschland wurden im gleichen Zeitraum hingegen 10,8 Prozent<br />

des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit verausgabt.<br />

Seine Form der Mittelaufbringung gilt in Fachkreisen als besonders<br />

visionär, da es in besonderem Maße auf privater Vorsorge aufbaut,<br />

die in Deutschland auch unter dem Stichwort Kapitaldeckung diskutiert<br />

wird. Konkret zahlt jeder Bürger monatlich einen Teil seines<br />

Bruttoeinkommens sowohl in eine Krankenversicherung als auch auf<br />

ein obligatorisches Gesundheitssparkonto ein. Die Krankenversicherung<br />

erstattet nur Ausgaben für teure stationäre Krankenhausaufenthalte<br />

und chronische Krankheiten. Die übrigen Ausgaben<br />

finanziert jeder Bürger selbst durch sein individuelles Gesundheitssparkonto.<br />

Für einkommensschwache Teile der Bevölkerung wird<br />

die Gesundheitsversorgung aus Steuermitteln aufgebracht.<br />

Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Singapur wurde das<br />

Gesundheitssystem eingehend untersucht. Dabei wurden Interviews<br />

mit Wissenschaftlern und Praktikern des Gesundheitswesens durchgeführt<br />

und diverse Krankenhäuser bzw. Arztpraxen besichtigt.<br />

Als Ergebnis des Forschungsaufenthaltes kann festgehalten werden,<br />

dass die private Vorsorge in Form von Gesundheitssparkonten zu einer<br />

hohen Patientensouveränität geführt hat. Da die Patienten finanziell<br />

an den Ausgaben direkt beteiligt sind, legen sie sehr viel Wert<br />

darauf, die Behandlungsform entscheidend mitzubestimmen. Darüber<br />

hinaus stellt das Instrument der Medical Savings Accounts<br />

eine Möglichkeit dar, das Gesundheitssystem zumindest teilweise<br />

gegen die Alterung der Bevölkerung zu immunisieren, da jeder Bürger<br />

für sich spart und nicht auf das Einkommen anderer Generationen<br />

angewiesen ist.<br />

Insgesamt könnte das vorgestellte Konzept einen ersten Schritt zu einer<br />

nachhaltigeren Gestaltung der Mittelaufbringung des deutschen<br />

Gesundheitssystems darstellen. In der Rentenversicherung wurde im<br />

Rahmen der „Riester-Rente“ bereits eine teilkapitalgedeckte Lösung<br />

realisiert. Um den Gesundheitsmarkt als zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt<br />

und personalintensive Dienstleistungsbranche nicht zu<br />

gefährden, muss in den nächsten Jahren dringend auch eine Diskus-


WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

sion über eine Ansparlösung in der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

geführt werden.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

Schreyögg, Jonas: Medical savings accounts. Eine ökonomische<br />

Analyse von Gesundheitssparkonten unter besonderer Berücksichtigung<br />

des Gesundheitssystems in Singapur. – Baden-Baden:<br />

Nomos Verl.-Ges., 2003. 176 S. (Europäische Schriften zu Staat<br />

und Wirtschaft; Bd. 13)<br />

Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss. 2003<br />

Schreyögg, Jonas: Medical savings accounts. Eine internationale<br />

Bestandsaufnahme des Konzeptes der Gesundheitssparkonten<br />

und seine Implikationen für Deutschland. – In: Zeitschrift für die<br />

gesamte Versicherungswissenschaft. 92. 2003. S. 507-532.<br />

Schreyögg, Jonas: Gerechtigkeit in Gesundheitssystemen aus<br />

ökonomischer Perspektive. – Berlin: TU, 2003. (Diskussionspapier/Technische<br />

Universität Berlin; 2003,12)<br />

Schreyögg, Jonas: Gerechtigkeit in Gesundheitssystemen aus ökonomischer<br />

Perspektive. – In: Das Gesundheitswesen. [Im Druck]<br />

Henke, Klaus-Dirk, et. al.: Eine ökonomische Analyse unterschiedlicher<br />

Finanzierungsmodelle der Krankenversorgung in<br />

Deutschland. – Berlin: TU, 2003. 16 Bl. (Diskussionspapier/Technische<br />

Universität Berlin; 2003,4)<br />

Henke, Klaus-Dirk, et. al.: Eine ökonomische Analyse unterschiedlicher<br />

Finanzierungsmodelle der Krankenversorgung in<br />

Deutschland. Evaluating reform proposals für financing health<br />

care in Germany. – In: Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften/<br />

Journal of Public Health. 2004,4.<br />

Prof. J. Eeckhoff, Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität zu<br />

Köln, wurden 2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Nicht-Intendierte<br />

Wirkungsmechanismen der Arbeitsmarktpolitik – Selbstverstärkende<br />

Verantwortungsübernahme, endogene Einstellungsänderungen<br />

und soziale Pfadabhängigkeiten.“<br />

Ziel des Projektes ist es, die unbeabsichtigten Auswirkungen der<br />

Arbeitsmarktpolitik auf den Arbeitsmarkt und auf die Verhaltensweisen<br />

der Unternehmen, Beschäftigten, Arbeitslosen und deren Interessenvertreter<br />

zu untersuchen.<br />

Die Ausgangslage lässt sich folgendermaßen kennzeichnen: Die<br />

Hauptverantwortung für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit liegt<br />

aufgrund der Bedeutung der Lohnpolitik innerhalb des institutionellen<br />

Umfelds der deutschen Tarifautonomie bei den Tarifvertragsparteien.<br />

Lohnforderungen auf Seiten der Gewerkschaften stehen die<br />

Wirkungen<br />

der<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Seite 163


Seite 164<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Rentabilitätsgrenzen auf Arbeitgeberseite gegenüber, die lediglich<br />

zu beschäftigungssichernden Löhnen und zunehmend zu Investitionen<br />

in Ländern mit günstigeren Produktionsbedingungen führen.<br />

Zu einer Lösung des Problems der bestehenden Hochlohnarbeitslosigkeit<br />

trägt die Tarifautonomie dadurch nicht bei und die Gesellschaft<br />

trägt – über den Schutz der Tarifautonomie – dafür eine Teilverantwortung.<br />

Im Mittelpunkt des Projekts stehen jedoch nicht die Anreiz- und<br />

Funktionszusammenhänge im institutionellen Gefüge der Tarifautonomie<br />

und deren Korrektur. Vielmehr soll die These untersucht<br />

werden, dass verschiedene Reaktionen der Akteure im politischen<br />

Prozess, die eigentlich die Probleme der Arbeitslosigkeit lösen oder<br />

zumindest abfedern sollen, ihrerseits selbstverstärkend zum Problem<br />

beitragen. So beeinflusst die Politik durch kollektive Unterstützungssysteme<br />

bei Arbeitslosigkeit, durch Verbreitung von Normen<br />

und Moralvorstellungen, durch aktive Arbeitsmarktpolitik die Erwartungshorizonte<br />

der Bürger an die Tarifparteien und Arbeitslosen,<br />

die Motivation der Arbeitssuchenden und die erwogenen Alternativen<br />

zur Erwerbstätigkeit. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen<br />

können sich so nicht nur ineffizient sondern sogar kontraproduktiv<br />

darstellen.<br />

Als Arbeitshypothesen sollen drei Wirkungskanäle untersucht werden:<br />

Selbstverstärkung durch öffentliche Wahrnehmung der Verantwortung<br />

beim Staat: Ohne aktive Arbeitsmarktpolitik, staatlich getragene<br />

Bildungsmaßnahmen, frühzeitige Rentenzugangsmöglichkeiten<br />

und soziale Sicherungssysteme wäre mit einer Steigerung des<br />

Reintegrationswunsches auf Seiten der Arbeitslosen und mit einem<br />

erhöhten Druck auf die Tarifvertragsparteien zur stärkeren Gewichtung<br />

des Beschäftigungsziels zu rechnen. Selbstverstärkend wirkt<br />

sich die aktive Lohnpolitik aber dadurch aus, dass die Verantwortung<br />

für die Arbeitsmarktsituation in der öffentlichen Wahrnehmung weniger<br />

bei den Tarifparteien als zunehmend beim Staat gesucht wird.<br />

Dies führt zu einer Konzentration der Politik auf nur kurzfristige<br />

Entlastungsmaßnahmen, den bereits Beschäftigten als Wähler und<br />

damit schließlich zu privilegierenden Konkurrenzschutzmaßnahmen<br />

und ausgedehnten Marktzutrittsbarrieren.<br />

Einstellungsänderungen aufgrund fehlender Institutionen: Diese<br />

zweite Arbeitshypothese widmet sich der Eigenbemühung des Arbeitssuchenden<br />

um berufliche Wiedereingliederung. Hier kann im<br />

langfristigen Kontext der Entscheidungen über gesellschaftliche<br />

Institutionen nicht von stabilen Präferenzen ausgegangen werden,<br />

da erstere wahrscheinlich Einfluss auf die Normbildung nehmen und<br />

der gesellschaftliche Umgang mit Langzeitarbeitslosigkeit Rückwirkungen<br />

auf die Selbsthilfebemühungen einzelner Arbeitsloser<br />

hat. Hypothetisch nehmen hier individuell rationale aber kollektiv<br />

schädliche Verhaltensweisen, die durch fehlerhaft konstruierte Insti-


WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

tutionen ermöglicht werden, nachträglich Einfluss auf die Motivation<br />

der Arbeitslosen.<br />

Endogene Normbildung durch soziale Pfadabhängigkeit: Vorbenannte<br />

Effekte lassen sich durch Modelle mit multiplen Gleichgewichten<br />

erfassen, bei denen dem Effekt einer „kritischen Masse“<br />

besondere Bedeutung zukommt. Dabei geht es um Phänomene sozialer<br />

Pfadabhängigkeiten, die Probleme erst zeitversetzt auftreten<br />

lassen und dann nur schwer umzukehren sind. Zugleich treten<br />

„Lock-in“-Effekte und Selbstverstärkungstendenzen auf.<br />

Methodisch soll zunächst ein stilisiertes Makromodell nicht-kompetitiver<br />

Arbeitsmärkte entwickelt werden. Darin werden die den<br />

Arbeitshypothesen entsprechenden Wirkungszusammenhänge verortet<br />

und theoretisch ausformuliert. An die Auswertung der vorhandenen<br />

Fachliteratur schließt sich die systematische Verknüpfung und<br />

konzentrierte Anwendung verschiedenster Theoriezweige auf das<br />

Problem der Arbeitsmarktpolitik an. Parallel wird eine anekdotische<br />

Evidenz zur Überprüfung der Plausibilität der Ergebnisse angestrebt.<br />

Dr. L. von Auer, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Universität<br />

Magdeburg, wurden 2003 Mittel bewilligt für das Projekt „Spendenförderung,<br />

Steueraufkommen und Staatsausgaben: Eine empirische<br />

Analyse.“<br />

Sowohl in den USA, als auch in Deutschland werden steuerliche<br />

Spendenanreize dadurch gesetzt, dass geleistete Spenden bei der<br />

Berechnung der Einkommensteuerschuld steuerlich abzugsfähig<br />

sind. Sie werden bei der Bestimmung des zu versteuernden Einkommens<br />

vom Bruttoeinkommen abgezogen, was für den Spender zu einer<br />

Reduzierung seiner Steuerschuld führt. Folglich subventioniert<br />

der Staat jede individuelle Spende in dem Ausmaß der entgangenen<br />

Steuereinnahmen. Dies bedeutet, dass eine Spende von 1 € den Spender<br />

selbst weniger als 1 € kostet. Man sagt auch, der „Spendenpreis“<br />

ist kleiner als 1.<br />

Die Stärke des von dieser implizierten Subvention ausgehenden Anreizeffektes<br />

wurde in den USA seit dem Ende der 60er Jahre in etlichen<br />

Studien untersucht. In Deutschland existieren jedoch, abgesehen<br />

von einer Studie aus dem Jahr 1986, keine solchen<br />

Forschungsarbeiten. Ziel des Projektes ist es, auf Basis der gewonnenen<br />

Erkenntnisse Reformvorschläge zu untersuchen, die möglicherweise<br />

eine Verbesserung gegenüber dem bestehenden Abzugssystem<br />

darstellen.<br />

Die Hauptaufgabe des Projektes besteht darin, genau zu quantifizieren,<br />

wie stark die Spendenbereitschaft vom Spendenpreis und vom<br />

verfügbaren Einkommen des Steuerzahlers abhängt. Zu diesem<br />

Zweck wird eine Stichprobe der Lohn- und Einkommensteuerstatistik<br />

aus dem Jahre 1998 ausgewertet. Dieser Datensatz umfasst ca.<br />

3 Millionen anonymisierte Steuererklärungen, in denen Daten zum<br />

Spendenförderung<br />

Seite 165


Finanzverhalten<br />

von Banken<br />

Seite 166<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Einkommen, zur geleisteten Spende und zum weiteren individuellen<br />

Haushaltscharakteristika (z.B. Konfession) enthalten sind. Damit<br />

wird auch der von amerikanischen Studien gewohnte Datenumfang<br />

deutlich übertroffen.<br />

Um das tatsächlich verfügbare Einkommen eines Steuerzahlers aus<br />

der Steuererklärung zu ermitteln, ist ein komplexes Verfahren erforderlich,<br />

dessen Konstruktion inzwischen abgeschlossen ist.<br />

Die Daten sollen mittels verschiedener statistisch-ökonomischer<br />

Methoden ausgewertet werden. Zunächst sollen traditionelle Methoden<br />

Anwendung finden, die eine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen<br />

amerikanischer Pionierarbeiten ermöglichen. Anschließend<br />

werden moderne Methoden angewendet. Sie sind in der Lage, die in<br />

den Daten vorhandenen Informationen wesentlich besser zu nutzen.<br />

Abschließend werden die gewonnenen Ergebnisse dazu herangezogen,<br />

die Wirkungen derjenigen Reformvorschläge zu simulieren,<br />

welche in der Literatur und der politischen Diskussion kursieren. Zu<br />

diesen Reformvorschlägen gehört die komplette Abschaffung der<br />

Abzugsfähigkeit von Spenden oder die Ersetzung der Abzugsfähigkeit<br />

durch Steuergutschriften. Dabei soll insbesondere die Wirkung<br />

auf das Spendenniveau und die Staatsausgaben (bzw. die staatlichen<br />

Einnahmeausfälle) untersucht werden. Ziel des Projektes ist es letztlich,<br />

in die politische Debatte einen empirisch fundierten Vorschlag<br />

einbringen zu können.<br />

Für das Projekt „Finanzverhalten von Banken unter dem Einfluss von<br />

Bankenregulierung und politischen Faktoren“ erhält Prof. W. Franz,<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim, Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>. Projektleiter ist Prof. M. Weber, Universität<br />

Mannheim.<br />

Ziel des Projektes ist es, einen vertieften Einblick in die Determinanten<br />

der Eigenkapital- und Ausschüttungsquote deutscher Banken zu<br />

erhalten. Bisherige empirische Untersuchungen zu diesem Thema<br />

widmeten sich zumeist Nichtbankunternehmen oder aber US-amerikanischen<br />

Banken. Deren Ergebnisse sind aber aufgrund der Einzigartigkeit<br />

der deutschen Bankenlandschaft mit ihren drei Säulen<br />

„private Kreditbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften“<br />

nicht ohne weiteres übertragbar. Für das deutsche Bankensystem<br />

existieren keine spezifischen Untersuchungen, die auf die institutionellen<br />

Unterschiede abstellen.<br />

Unter Verwendung der Bankbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank<br />

für den Zeitraum 1992-2001 wurde zunächst die Eigenkapitalquote<br />

der drei Bankgruppen im Rahmen einer dynamischen Panelanalyse<br />

mit Hilfe bankwirtschaftlicher und aufsichtsrechtlicher<br />

Kennzahlen erklärt. Die Ergebnisse bestätigen die so genannte<br />

regulatorische Puffer-Theorie, gemäß derer die Banken in einem<br />

bestimmten Umfang mehr Eigenkapital halten möchten als auf-


WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

sichtsrechtlich gefordert. Die Banken mit einem moderaten regulatorischen<br />

Eigenkapitalpuffer erhöhen das Eigenkapital und das Portfoliorisiko<br />

gleichgerichtet, um ihren regulatorischen Eigenkapitalpuffer<br />

zu halten. Dieser Zusammenhang findet sich jedoch nicht für<br />

private Kreditbanken mit einer sehr großen Eigenkapitalquote. Banken<br />

mit einem nur geringen Eigenkapitalpuffer versuchen diesen zu<br />

stärken und erhöhen ihre Eigenkapitalquote überdurchschnittlich.<br />

Ferner legen die bisherigen Ergebnisse nahe, dass der so genannte<br />

Diversifikationseffekt für Sparkassen weniger stark ausgeprägt ist<br />

als für private Kreditbanken. Nur für letztere findet sich ein signifikant<br />

negativer Zusammenhang zwischen Bankgröße und der Eigenkapitalquote.<br />

Folgende weitere Arbeitsschritte sind vorgesehen:<br />

– Bestimmen der Determinanten der Ausschüttungsquote deutscher<br />

Banken: Empirisch wird überprüft, ob bisherige Erkenntnisse zu<br />

den Determinanten der Ausschüttungshöhe von Nichtbankunternehmen<br />

auf deutsche Banken übertragbar sind oder inwiefern<br />

sich aufgrund der Bankenregulierung Besonderheiten ergeben.<br />

Fernen sollen mögliche Interdependenzen zwischen der Ausschüttungshöhe<br />

der Sparkassen an den öffentlichen Gewährträger<br />

und dessen Finanzlage untersucht und damit potentielle politische<br />

Einflüsse aufgezeigt werden.<br />

– Durchführung einer Umfrage unter deutschen Kreditinstituten:<br />

Abschließend werden Bankvorstände zu den nach ihrer Ansicht<br />

relevanten Determinanten der Eigenkapital- und Ausschüttungsquote<br />

befragt. Ihre Einschätzungen sollen daraufhin mit den vorher<br />

empirisch ermittelten Ergebnissen verglichen werden.<br />

Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />

Kleff, Volker, and Martin Weber: How do banks determine<br />

capital? Empirical evidence for Germany. – Mannheim: ZEW,<br />

2003. 41 S. (ZEW discussion paper; 03-66).<br />

Für das Projekt „Umweltökonomische Event-Studien: Eine Anwendung<br />

moderner finanzökonomischer Ansätze“ wurden Prof. W. Franz,<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim,<br />

Mittel bewilligt. Hauptverantwortliche Bearbeiter sind Dr. A. Ziegler<br />

und Dr. M. Schröder.<br />

Ziel des Projektes ist es, mit Hilfe von Event-Studien zu untersuchen,<br />

welchen Effekt umweltfreundliches oder umweltschädliches unternehmerisches<br />

Handeln, Umweltkatastrophen und umweltpolitische<br />

Maßnahmen auf die Aktienrendite einzelner Unternehmen oder<br />

Branchen in Deutschland besitzen.<br />

Event-Studien sind Analysen des Effektes spezifischer Ereignisse auf<br />

die Entwicklung von Aktienkursen. In der umweltökonomischen<br />

Umweltökonomische<br />

Event-<br />

Studien<br />

Seite 167


Seite 168<br />

Forschung werden Event-Studien zur Analyse der Reaktion von<br />

Aktienkursen auf neue Informationen zur Umweltperformance von<br />

Unternehmen herangezogen, neuerdings auch zur Untersuchung<br />

des Einflusses überraschender umweltpolitischer Maßnahmen.<br />

Sowohl für die Umweltpolitik als auch für das Management, die Anleger<br />

und die Investoren sind Erkenntnisse über den Effekt von umweltfreundlichem<br />

oder -schädlichem unternehmerischem Handeln<br />

auf die Aktienrendite von Unternehmen von großem Interesse. Denn<br />

wenn der Aktienmarkt umweltfreundliches Verhalten honoriert und<br />

umweltschädliches Verhalten bestraft, besteht ein zentraler Ansatzpunkt<br />

von Regulierungen darin, die Veröffentlichung und Verbreitung<br />

von Informationen zur Umweltperformance von Unternehmen<br />

zu gewährleisten. Falls allerdings kein nennenswerter Einfluss nachgewiesen<br />

werden kann, können solche Programme kaum weitergehende<br />

umweltpolitische Maßnahmen ersetzen.<br />

Umweltökonomische Event-Studien betrachten die Reaktion von<br />

Aktienkursen auf neue Informationen zur Umweltperformance von<br />

Unternehmen wie z.B. zur Menge von Schadstoffemissionen, zu<br />

Bewertungen zur Nachhaltigkeit, zu Strafen bzw. Klagen wegen<br />

illegaler umweltschädlicher Aktionen oder zu Störfällen. Dabei wird<br />

die tatsächliche Kursentwicklung um die „normale“, d.h. erwartete,<br />

Aktienrendite bereinigt.<br />

In allen bisherigen umweltökonomischen Event-Studien basiert die<br />

Schätzung der „anomalen“, d.h. bereinigten, Aktienrenditen auf<br />

dem traditionellen Marktmodell. Zu Beginn der 1990er Jahre wurden<br />

aber Multifaktormodelle entwickelt, die einen deutlich höheren Erklärungsgehalt<br />

für Aktienrenditen aufweisen als das Marktmodell.<br />

Zudem liegt den existierenden Event-Studien lediglich eine kurzfristige<br />

Betrachtungsweise zu Grunde. Dadurch werden aber denkbare<br />

Überreaktionen des Aktienmarktes, die sich langfristig abschwächen<br />

können, nicht untersucht. Des Weiteren können<br />

Reaktionen auch erst mit Verzögerung auftreten. Bei der daher angezeigten<br />

Untersuchung eines längeren Zeitraumes soll auf in der<br />

finanzökonomischen Forschung entwickelte Verfahren zurückgegriffen<br />

werden, welche bislang noch keinen Eingang in die umweltökonomische<br />

Forschung gefunden haben. Ferner fehlt es bislang<br />

an umweltökonomischen Event-Studien für europäische und insbesondere<br />

für deutsche Aktiengesellschaften.<br />

Das Projekt gliedert sich in drei Teile:<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Der erste Teil dient der Datenerfassung und Datenaufbereitung. Einerseits<br />

gilt es hier, bedeutende aktuelle umweltrelevante Ereignisse<br />

in Deutschland und deren Relevanz für einzelne Aktiengesellschaften<br />

und Branchen zu identifizieren und zu analysieren.<br />

Untersucht werden sollen umweltfreundliches und -schädliches<br />

unternehmerisches Handeln mit Hilfe von Veröffentlichungen von<br />

Unternehmensbewertungen zur Nachhaltigkeit. Ferner dient das


WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

Hochwasser der Elbe im Jahre 2002 zur Untersuchung von Umweltkatastrophen.<br />

Schließlich sollen umweltpolitische Maßnahmen anhand<br />

der Einigung zum Gesetzesvorhaben zum Kernenergieausstieg<br />

im Jahre 2000 analysiert werden. Andererseits umfasst die Datenerfassung<br />

und -aufbereitung vor allem auch den Kapitalmarktbereich.<br />

Bislang liegen Finanzmarktdaten zuverlässig nur bis Mitte der<br />

1990er Jahre vor. Sie sollen um aktuelle Daten erweitert werden.<br />

In einem zweiten, finanzökonomischen Teil soll zunächst mit diesen<br />

Daten eine umfassende Analyse der Güte von Multifaktormodellen<br />

zur Erklärung von Renditen am deutschen Aktienmarkt durchgeführt<br />

werden. Zu diesem Zweck sollen die Ergebnisse der<br />

Schätzungen des bisher ausschließlich verwendeten Marktmodells<br />

und verschiedener Varianten von Multifaktormodellen miteinander<br />

verglichen werden. Darüber hinaus ist auch ein Vergleich des<br />

Erklärungsgehalts des Marktmodells und verschiedener Multifaktormodelle<br />

unter der Verwendung monatlicher sowie täglicher<br />

Finanzmarktdaten vorgesehen.<br />

Im dritten Teil soll schließlich auf Basis der im ersten Teil gewonnen<br />

Daten der Effekt der erwähnten aktuellen umweltrelevanten Ereignisse<br />

in Deutschland auf die Aktienrendite einzelner Unternehmen<br />

oder Branchen untersucht werden. Im Mittelpunkt steht dabei der<br />

Vergleich der Effekte im Rahmen kurz- oder langfristiger Event-<br />

Studien. Mit dem Vergleich verschiedener Ansätze im Rahmen von<br />

Event-Studien soll auch untersucht werden, ob die in bisherigen<br />

kurzfristigen umweltökonomischen Event-Studien alleinige Anwendung<br />

des Marktmodells nicht zu fehlerhaften Schlussfolgerungen<br />

hinsichtlich der Auswirkung einzelner Ereignisse (z.B. aktueller umweltpolitischer<br />

Maßnahmen) führen kann.<br />

Prof. V. Ulrich, Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre III, insbes. Finanzwissenschaft,<br />

Universität Bayreuth, erhält Fördermittel für das Projekt<br />

„Gesundheitsnachfrage, Humankapitalakkumulation und endogenes<br />

Wachstum.“<br />

Im Rahmen des Projektes wird untersucht, wie sich die Nachfrage<br />

nach Gesundheitsleistungen auf die Humankapitalakkumulation<br />

und damit auch auf das ökonomische Wachstum auswirkt. Dabei ist<br />

sowohl die Ebene des Individuums als auch die der Gesamtwirtschaft<br />

zu betrachten.<br />

Auf mikroökonomischer Ebene wird das Individuum als Produzent<br />

seiner Gesundheit verstanden. Den Hintergrund bildet die Annahme,<br />

dass jeder Mensch über einen Gesundheitskapitalstock verfügt, der<br />

mit dem Alter abnimmt. Ein gesunder Lebensstil und vor allem die<br />

Inanspruchnahme medizinischer Leistungen können dem entgegenwirken.<br />

Konkret erfolgt die individuelle Produktion von Gesundheit<br />

durch den Einsatz von Gesundheitsleistungen und Zeit. Des Weiteren<br />

bestimmt das individuelle Bildungsniveau als zweite Humankapitalkomponente,<br />

wie effizient Gesundheit produziert werden kann. Ak-<br />

GesundheitHumankapital<br />

Seite 169


Wachstum<br />

in Transformationsländern<br />

Seite 170<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

tuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Aufteilung der zur<br />

Verfügung stehenden Zeit auf Arbeitszeit und Zeit für die eigene<br />

Gesundheitsproduktion von entscheidender Bedeutung ist.<br />

Das Forschungsvorhaben untersucht insbesondere die Zeitallokation,<br />

welche das verfügbare Volkseinkommen und damit die Nachfrage<br />

nach Gesundheitsleistungen auf makroökonomischer Ebene<br />

mitbestimmt. Diesem positiven Einkommenseffekt wirken die Opportunitätskosten<br />

der Gesundheitsinvestitionen in Form von Einkommensverzichten<br />

entgegen, da es dadurch zu einer Einschränkung<br />

der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen kommt. Hier<br />

zeigen erste Ergebnisse, dass die verfügbaren Ressourcen einer<br />

Volkswirtschaft und die Veränderung gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

eine wichtige Rolle spielen. Institutionelle Vorgaben,<br />

z.B. in Form von Steuern und sozialen Sicherungssystemen,<br />

beeinflussen dabei zunächst die Zeitallokation und hierüber schließlich<br />

das Erwerbseinkommen. Zusätzlich wird die Gesundheitsnachfrage<br />

durch die demographische Entwicklung, den technischen Fortschritt<br />

sowie spezifische Charakteristika des Gesundheitssystems<br />

determiniert.<br />

Zur Integration des Gesundheitsmarktes in entsprechende Wachstumsmodelle<br />

ist eine makroökonomische Modellierung notwendig,<br />

die in der ökonomischen Forschung bislang nur in Ansätzen existiert.<br />

Deshalb wird in diesem Projekt ein neues Modell zum Wachstum des<br />

Gesundheitsmarktes entwickelt. Zu zeigen bleibt weiterhin, wie sich<br />

diese Ergebnisse auf die Humankapitalakkumulation auswirken und<br />

welche Wachstumsimplikationen sich daraus ergeben. Abschließend<br />

sind die theoretischen Überlegungen mit Hilfe multivariater statistischer<br />

Verfahren zu überprüfen.<br />

Für das Projekt „Determinanten des Wachstums und der Wohlfahrt in<br />

Transformationsländern“ erhalten Prof. S. Klasen, Volkswirtschaftliches<br />

Seminar, Universität Göttingen, und Prof. H.-W. Sinn, ifo Institut<br />

für Wirtschaftsforschung an der Universität München, München,<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Ziel dieses Projektes ist es, die Determinanten des Wirtschaftswachstums,<br />

der Ungleichheit und des Wohlstandes in Transformationsländern<br />

empirisch zu untersuchen. In einem ersten Teilprojekt<br />

wird erforscht, ob sich nach dem anfänglichen Transformationsschock<br />

mittlerweile in zumindest einigen Transformationsländern<br />

ein neoklassisches Wachstumsmuster, das auf Akkumulation und<br />

technischem Fortschritt beruht, herausgebildet hat. Denn nach dem<br />

Zusammenbruch des planwirtschaftlichen Systems sollte zunächst<br />

die Schaffung von Märkten unmittelbar zu mehr Allokationseffizienz<br />

und damit zu stärkerem Wachstum der Transformationsökonomien<br />

führen. In der zweiten Phase des Transformationsprozesses sollten<br />

allmählich Kapitalakkumulation und technischer Fortschritt zur<br />

Quelle einer positiven und – gemäß der neoklassischen Konvergenzhypothese<br />

– überdurchschnittlich starken Wachstumsdynamik wer-


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

den. Als vorläufiges Ergebnis der Analyse des umfangreichen Datenmaterials<br />

lässt sich festhalten, dass sich in der zweiten Hälfte der<br />

Transformationsdekade tatsächlich ein neoklassisches Wachstumsmuster<br />

abzeichnet, während die Entwicklung des Wirtschaftswachstums<br />

zu Beginn der 1990er Jahre gar nicht im Einklang mit der neoklassischen<br />

Theorie steht.<br />

In einem zweiten Teilprojekt werden die Wechselwirkungen zwischen<br />

Wachstum, Ungleichheit und Wohlfahrt untersucht. Hier wird<br />

zum einen die Entwicklung von Ungleichheit und Wohlfahrt auf der<br />

Basis neuerer Daten analysiert, zum anderen werden die Wechselwirkungen<br />

zwischen Ungleichheit und Wachstum, im Lichte neuester<br />

Erkenntnisse der empirischen Wachstumsliteratur, genauer untersucht.<br />

Insbesondere wird der Frage nachgegangen, inwieweit die<br />

immer noch relativ geringe (obwohl stark angewachsene) Einkommensungleichheit<br />

und auch die relativ geringe geschlechtsspezifische<br />

Ungleichheit sich als wachstumsfördernd herausstellen könnten,<br />

wie dies in anderen Regionen der Welt der Fall ist. Als<br />

vorläufiges Ergebnis der Untersuchung des Wachstumseinflusses<br />

von Ungleichheit zeichnet sich ein im Schnitt aller betrachteten<br />

Länder negativer Einfluss der anfänglichen Ungleichheit auf das<br />

Wirtschaftswachstum ab. Mit zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen<br />

schwächt sich dieser negative Einfluss jedoch ab und wandelt sich in<br />

einen positiven um. Nach einzelnen Länderblöcken – mittel- und<br />

osteuropäische Länder, GUS-Länder etc. – unterschieden stellt sich<br />

hingegen eine wachstumsfördernde Wirkung der Zunahme der<br />

Ungleichheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie eine zunehmend<br />

wachstumshemmende Wirkung des starken Anstiegs der<br />

Ungleichheit in Staaten der ehemaligen Sowjetunion heraus.<br />

Rechtswissenschaft<br />

Die Rechtswissenschaft steht heute vor nur schwer miteinander zu<br />

vereinbarenden Aufgaben. Die klassische, systematisch-dogmatische<br />

Arbeit am Gesetzestext hat angesichts der Gesetzesflut und der<br />

Überfülle von Judikaten in einem Rechts- und Rechtswegestaat<br />

große praktische, aber auch wissenschaftliche Bedeutung. Die moderne<br />

Industriegesellschaft lässt die Konzentration allein auf Rechtsanwendung<br />

jedoch nicht mehr zu. Rechtspolitische Fragen drängen<br />

– etwa: Wie kann der Gesetzgeber seine Zwecke erreichen? Wo besteht<br />

überhaupt Regulierungsbedarf? Inwieweit tut Deregulierung<br />

(und damit verbundene Regulierung) Not? Wie sollte das Zusammenspiel<br />

der Rechtssetzer, zu denen de facto längst auch das Bundesverfassungsgericht<br />

und die letztinstanzlichen Gerichte und<br />

mittlerweile auch der Europäische Gerichtshof gehören, der verschiedenen<br />

Rechtsanwender und der Rechtswissenschaft ablaufen?<br />

Welche Sanktionen, rechtliche und außerrechtliche, versprechen<br />

Erfolg? Wie könnten Staatsaufsicht und self-regulation zusammenspielen?<br />

Dabei stellt sich die Frage nach dem Verhältnis der Rechts-<br />

Seite 171


Grundrechte<br />

Seite 172<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

wissenschaft zu anderen Disziplinen, namentlich zu den Wirtschaftswissenschaften,<br />

zur Politikwissenschaft, Rechts- und Staatsphilosophie<br />

und zu Soziologie. Bei alledem greift der klassische nationalstaatliche<br />

Rahmen für die Rechtsordnung und die Rechtswissenschaft<br />

heute allenthalben zu kurz. Kaum eine Rechtsmaterie ist mehr<br />

ohne Europarecht denkbar, das vorrangig ist und, wo es eingreift, auf<br />

nationale, systematisch-dogmatische Besonderheiten keine Rücksicht<br />

nehmen kann. Allerdings bietet das Europarecht keine flächendeckende<br />

Rechtsordnung, sondern ist schon nach dem Subsidiaritätsgrundsatz<br />

auf das Zusammenwirken mit den nationalen Rechtsordnungen<br />

und Rechtswissenschaft(en) angewiesen. Die Frage, wie<br />

die richtige Grenze zwischen europäischer und nationaler Regelung<br />

verläuft bzw. gezogen werden sollte, ist politisch, praktisch und wissenschaftlich<br />

ungelöst. Neben dem Europarecht ist das eigentlich internationale<br />

und transnationale Recht, zumal in der Form zahlreicher<br />

Abkommen und angesichts internationaler Organisationen, denen<br />

Deutschland zugehört, wichtiger denn je. Das belegt zuletzt die<br />

WTO, die einen wichtigen Schritt hin zu einer Weltwirtschaftsordnung<br />

darstellt. Rechtsvergleichung ist längst zu einem Kerngebiet<br />

der Rechtswissenschaft geworden. Rechtsangleichung, etwa die Frage<br />

nach einem europäischen Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />

wird immer wichtiger.<br />

Institutioneller Wandel und Transformation vollziehen sich nicht nur<br />

in mittel- und osteuropäischen Ländern, sondern auch in Deutschland<br />

und den westlichen Industriestaaten, allen voran den USA, und<br />

stellen auch die Rechtswissenschaft vor ganz neue Herausforderungen.<br />

Gerichtliche, schiedsgerichtliche und andere Mechanismen für<br />

Streitbeilegung und Streitvermeidung sind gefordert.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />

über klassische, innerdeutsche, systematisch-dogmatische Arbeit<br />

hinausgehen, also einzelne Gesetze, Rechtsgebiete, Disziplinen oder<br />

Staatsgrenzen überschreiten. Ob solche Untersuchungen eher privat-<br />

oder öffentlichrechtlich, eher materiell- oder verfahrensrechtlich<br />

oder z.B. dem Handels- und Wirtschaftsrecht, dem Umweltrecht oder<br />

anderen Rechtsgebieten zugehören, ist ohne Belang. Das heißt nicht,<br />

dass nur europarechtlich ausgreifende, rechtsvergleichende und interdisziplinäre<br />

Arbeiten gefördert würden. Aber Projekte, die Recht<br />

funktional untersuchen, genießen Vorrang: Die <strong>Stiftung</strong> möchte einen<br />

Beitrag leisten zur Untersuchung von Recht in einer modernen,<br />

vielfältig international eingebundenen Industriegesellschaft.<br />

Prof. D. Merten, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

Speyer, und Prof. H.-J. Papier, Universität München, Präsident<br />

des Bundesverfassungsgerichts, Karlsruhe, erhalten von der <strong>Stiftung</strong><br />

Fördermittel für das Projekt „Handbuch der Grundrechte in Deutschland<br />

und Europa.“<br />

Das Handbuch wird den Grundrechtsbestand der europäischen Staaten<br />

wie auch der Europäischen Gemeinschaft unter besonderer


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

Projekt „Handbuch der Grundrechte<br />

in Deutschland und Europa“:<br />

Am 15. Januar 2004<br />

stellte der damalige Bundespräsident<br />

Dr. Johannes Rau<br />

den ersten Band des „Handbuches<br />

der Grundrechte in<br />

Deutschland und Europa“ im<br />

Schloss Bellevue vor.<br />

Berücksichtigung der deutschen Grundrechte aufbereiten und<br />

wechselseitige Einflüsse im Interesse eines „Jus Commune Europaeum“<br />

aufhellen. Die letzte größere Gesamtdarstellung der Grundrechte<br />

in Deutschland und Europa ist in den Jahren 1954 bis 1966<br />

erschienen.<br />

Das Handbuch soll den Lesern aus Wissenschaft und Praxis eine verlässliche<br />

Bestandsaufnahme der Grundrechte in Deutschland und<br />

Europa zur Verfügung stellen. Es soll Ursprung, Inhalt und Entwicklung<br />

der geltenden Grundrechte wiedergeben, dadurch die wissenschaftliche<br />

Diskussion anregen sowie Grundlagen für die Rechtsanwendung<br />

bieten.<br />

Dieses Handbuch ist auf ca. 7.500 Seiten in neun Bänden angelegt.<br />

Die Herausgeber werden durch einen wissenschaftlichen Beirat<br />

unterstützt, dem sechs deutsche und fünf ausländische Staatsrechtslehrer<br />

angehören.<br />

Band I, der die geschichtliche Entwicklung und die Grundlagen der<br />

Grundrechte darstellt, ist Ende 2003 im C. F. Müller Verlag, Heidelberg,<br />

erschienen (Handbuch der Grundrechte in Deutschland und<br />

Europa. Hrsg. von Detlef Merten und Hans-Jürgen Papier. – Heidelberg:<br />

C.F. Müller. – Bd. 1. Entwicklung und Grundlagen. Mit Beitr.<br />

von Peter Badura u.a. 2004. XXVIII, 1062 S.). Der Band wurde vom<br />

damaligen Bundespräsidenten Dr. J. Rau am 15.01.2004 im Schloss<br />

Bellevue vorgestellt, wobei der Bundespräsident in einer Ansprache<br />

Seite 173


Staatsrecht<br />

Informationsrecht<br />

Seite 174<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

auf die Bedeutung der Grundrechte und das fruchtbare Spannungsverhältnis<br />

von Verfassungsgerichtsbarkeit und Staatsrechtslehre<br />

hinwies aber auch kritisch anmerkte, dass „viele Bürger nicht mehr<br />

die Grenzen ihrer Grundrechte im Ganzen des Gemeinwesens und<br />

im Verhältnis zu den anderen Grundrechtsträgern erkennen“.<br />

Band II des Handbuchs, der sich den Allgemeinen Lehren der Grundrechte<br />

in Deutschland widmet, wird in Kürze erscheinen.<br />

Prof. em. K. Stern, Institut für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre,<br />

Universität zu Köln, erhält Fördermittel für den Abschluss des<br />

von ihm verfassten Handbuchs „Staatsrecht der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Band IV.“<br />

Im Rahmen dieses Werkes von Prof. Stern erschienen bisher die Bände<br />

I und II, welche die staatsrechtlichen Grundlagen und den organisatorischen<br />

Teil der Verfassung behandeln, die Bände III/1 und<br />

III/2 mit den allgemeinen Grundrechtslehren und Band V, der die<br />

historischen Grundlagen und die Wiedervereinigung Deutschlands<br />

umfasst. Band IV wird die einzelnen Grundrechte behandeln und soll<br />

das Gesamtwerk damit als in sich geschlossene Darstellung aus einem<br />

Konzept vollenden.<br />

Bisher gibt es zwar nicht wenige Staatsrechtslehrbücher, welche<br />

sich den einzelnen Grundrechten widmen, diese sind jedoch Werke<br />

kürzeren oder mittleren Umfangs. Neben den großen Grundrechtskommentaren<br />

existiert bisher kein umfassendes Werk nach den<br />

Ideen und der Grundkonzeption eines einzelnen Verfassers. Alle<br />

Kommentare und Handbücher wurden von einer Vielzahl von Autoren<br />

verfasst.<br />

Im Werk von Klaus Stern wird in allen Paragraphen besonderer Wert<br />

auf die Behandlung der Parallelen zum Europäischen Grundrechtssystem<br />

einschließlich der Europäischen Grundrechtecharta sowie zu<br />

den internationalen Grundrechten gelegt. Außerdem werden rechtsvergleichende<br />

Aspekte zu der Grundrechtsausgestaltung in anderen<br />

Staaten nicht nur marginal erörtert.<br />

Angesichts der umfangreichen Literatur zu den Grundrechten in<br />

Deutschland und Europa und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />

sowie der Verfassungsgerichte anderer Länder wird<br />

auch Band IV entsprechend der Grundlage des Werkes nicht schlank<br />

ausfallen können. Dennoch soll durch Querschnittdarstellungen und<br />

Verknüpfungen einzelner Grundrechte unter einem Oberthema das<br />

Werk in seinem Umfang nicht ausufern.<br />

Das Projekt „Informationsgesetzbuch“ von Prof. M. Kloepfer, Institut<br />

für öffentliches Recht und Völkerrecht, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, (Geschäftsführung des Projekts seit Juni 2001) und Prof.<br />

F. Schoch (Freiburg) unter Mitwirkung von Prof. H. Garstka (Berlin)<br />

erhält weitere Fördermittel.


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

Ziel des Projektes ist es, die derzeitige Informationsordnung der<br />

Bundesrepublik Deutschland neu zu ordnen, so dass ein Ausgleich<br />

zwischen Informationsfreiheitsinteressen (Informationszugang) und<br />

Informationsrestriktionsinteressen (Datenschutz) hergestellt wird.<br />

Die rechtlichen Vorgaben sind an die bestehende technologische<br />

und gesellschaftliche Realität beim allgegenwärtigen Umgang mit<br />

Informationen anzupassen. Es sind einheitliche Maßstäbe für den<br />

rechtlichen Umgang mit Informationen verschiedenster Art zu schaffen.<br />

Dazu werden allgemeingültige Regelungen und Prinzipien für<br />

eine umfassende Kodifikation des Umgangs mit Informationen und<br />

Informationsverarbeitungstechnologien entwickelt, welche den Entwicklungen<br />

der jüngsten Vergangenheit ebenso gerecht werden wie<br />

denen der Zukunft. Ergebnis der Arbeiten im Rahmen des Projekts<br />

wird ein ausformulierter wissenschaftlich begründeter Gesetzentwurf<br />

zu einem Allgemeinen Teil eines Informationsgesetzbuches<br />

sein.<br />

Grundlage der Arbeiten ist die Analyse informationsbezogener Freiheitschancen<br />

und -risiken anhand empirischer Beobachtungen der<br />

technischen Entwicklungen (Nutzung von Chipkarten, die Kryptographie<br />

und ihre Einsatzmöglichkeiten) und der diesbezüglich bisher<br />

bestehenden rechtlichen Vorgaben. Weitverzweigte informationsbezogene<br />

Einzelregelungen des Landes-, Bundes-, Europa- und<br />

Völkerrechts zum Datenschutz-, Medien-, Post- und Telekommunikationsrecht<br />

sowie vieler weiterer Rechtsgebiete werden auf ihnen<br />

zugrunde liegende verallgemeinerbare Grundsätze untersucht, die<br />

Eingang in den Allgemeinen Teil finden können. Aus dem gesellschaftlichen<br />

Bereich sind insbesondere die Reformdiskussion zum<br />

Datenschutzrecht, das Vorhaben eines Informationsfreiheitsgesetzes<br />

des Bundes und die Orientierung auf Selbstregulierung und Selbstschutz<br />

zu berücksichtigen.<br />

Bereits veröffentlicht ist der Abschnitt „Zugang zu staatlichen Informationen“<br />

mit einer systematischen Einführung, ausformulierten<br />

Paragraphen und einer Begründung. Der eigenständige Entwurf<br />

eines Informationsfreiheitsgesetzes liegt als Publikation vor unter:<br />

Schoch, Friedrich; Michael Kloepfer; unter Mitw. Von Hansjürgen<br />

Garstka. Informationsfreiheitsgesetz (IFG-ProfE). Entwurf eines<br />

Informationsfreiheitsgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.<br />

– Berlin: Duncker & Humblot, 2002, 342 S. (Beiträge zum<br />

Informationsrecht; Bd. 1).<br />

Fertig gestellt ist inzwischen das Kapitel „Datenrecht“ zur Neuregulierung<br />

des Datenschutzrechts. Innovative Regelungen sind insbesondere<br />

in den Abschnitten „Rechte der betroffenen Personen“,<br />

„Datenschutzstellen“, „Selbstregulierung“ und „Datensicherheit“<br />

getroffen. Weitgehend abgeschlossen ist ein eigenständiges Kapitel<br />

zur umfassenden Regelung staatlichen Informationsverhaltens,<br />

einschließlich Regelungen zu Statistiken und Registern des Bundes,<br />

das teilweise völlig neuartige Regelungen enthält. Ebenfalls ab-<br />

Seite 175


Recht für<br />

Informationsnetzwerke<br />

Seite 176<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

geschlossen wurde ein eigenständiges Kapitel zum Schutz von<br />

Geheimnissen. Die künftige Arbeit wird sich vor allem mit den allgemeinen<br />

Prinzipien und übergreifenden Regelungen des Informationsrechts<br />

befassen.<br />

Dr. D. Wielsch, Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und Zivilrecht, Universität<br />

Frankfurt am Main, wurden 2004 Fördermittel bewilligt für<br />

eine Untersuchung zum Zugang zu Informationen und Informationsinfrastrukturen<br />

in Netzwerkzusammenhängen.<br />

Ziel des Projekts ist es, Rechtsprinzipien und -regeln für die Erzeugung<br />

und Verteilung von Informationen und Wissen in Netzwerkumgebungen<br />

zu untersuchen.<br />

Im Vordergrund der Untersuchung steht das Eigentum als das zentrale<br />

Institut, mit dem in privaten Rechtsbeziehungen die Gewährung<br />

oder die Verweigerung von Zugang zu Handlungsmöglichkeiten<br />

geregelt ist. Funktional untersucht werden soll insbesondere<br />

das geistige Eigentum, welches im Bereich immaterieller Gegenstände<br />

(wie Informationen und Wissen) über die Handlungsfreiheit<br />

des Rechteinhabers entscheidet. Mit der Fokussierung auf das geistige<br />

Eigentum wird berücksichtigt, dass Informationen und Informationsstrukturen<br />

in den westlichen Industrieländern überwiegend als<br />

private Güter ausgestaltet sind.<br />

Die Grundsätze und Grenzen des Rechts des geistigen Eigentums<br />

sollen im Hinblick auf seine Verschränkungen mit dem Kartellrecht,<br />

dem Informationsrecht und den grundrechtlichen Kommunikationsfreiheiten<br />

rechtstheoretisch und rechtsdogmatisch unter Berücksichtigung<br />

praktischer Fragen untersucht werden. Daneben wird auf die<br />

Einsichten zurückgegriffen, die die Wirtschaftwissenschaft bisher<br />

über die Gesetzmäßigkeiten der New Economy gesammelt hat.<br />

Das Projekt widmet sich dem Problem, dass die Eröffnung oder die<br />

Beschränkung des Zugangs zu Informationsinfrastrukturen in den<br />

Händen privater Akteure liegt, die zur Ordnung ihrer Beziehungen<br />

auf selbstgeschaffene Regeln für die Teilhabe zurückgreifen oder<br />

auch nur eine faktische Kontrolle durch Standards ausüben. Ein<br />

Beispiel für derart kontrollierte Netzwerke ist die Firma Microsoft,<br />

die durch das missbräuchliche Management ihrer geistigen Eigentumsrechte<br />

nicht nur ihre Vorherrschaft im Bereich der Betriebssysteme<br />

festigte, sondern auch den Markt der Internetbrowser zu<br />

beherrschen suchte.<br />

Diesen privaten Strukturen kommt aber auch eine eminente öffentliche<br />

Bedeutung zu, insbesondere im Hinblick auf gesellschaftliche<br />

Kommunikations- und Innovationsprozesse. Die öffentliche<br />

Dimension privatrechtlicher Strukturen in diesem Bereich<br />

stellt sich als Problem in allen modernen Industrie- bzw. Wissensgesellschaften.<br />

Daher wird das Projekt die USA rechtsvergleichend<br />

heranziehen.


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

Ein weiteres Anliegen des Projektes ist die Erarbeitung von Grundsätzen<br />

eines „Informationskartellrechts“, in dem Sätze des bestehenden<br />

Kartellrechts im Kontext immaterieller Güter und Netzwerkumwelten<br />

zu respezifizieren sind. Das Kartellrecht ist bisher nur auf eine<br />

Wirtschaft körperlicher Güter zugeschnitten. In Marktwirtschaften<br />

wird der Einsatz eigentumsrechtlich geschützter Ressourcen grundsätzlich<br />

durch den Wettbewerbsmechanismus gesteuert. Bei der Produktion<br />

und Distribution von Informationen und Wissen treten jedoch<br />

häufig Netzwerkeffekte auf, die zu Vermachtung der betreffenden<br />

Märkte führen. Es besteht hier das Problem, dass einerseits informationsgetragene<br />

Innovationen einen dynamischen Wettbewerb erfordern,<br />

andererseits aber die Marktmacht von Wettbewerbssiegern im<br />

Interesse weiter bestehenden Wettbewerbs kontrollieren werden muss.<br />

Es werden weiterführende Erkenntnisse darüber erwartet, wie zentrale<br />

privatrechtliche Institute in Netzwerken zu respezifizieren sind<br />

und Informations- und Wissensressourcen optimal eingesetzt werden<br />

können.<br />

Für das Forschungsvorhaben „Gesamtkodifikation eines einfachen<br />

und gerechten Steuergesetzbuches“ erhält Prof. P. Kirchhof, Institut<br />

für Finanz- und Steuerrecht, Universität Heidelberg, Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Projekt hat sich zur Aufgabe gemacht, das geltende Steuerrecht<br />

von seinen Lenkungs-, Subventions- und Ausnahmetatbeständen zu<br />

befreien. Der historisch gewachsene Besteuerungsgrund muss wieder<br />

einsichtig werden, so dass jeder Steuerpflichtige nachvollziehen kann,<br />

welche Last er zu tragen hat und was der rechtfertigende Grund für<br />

den staatlichen Zugriff ist. Auf diese Weise wird die Besteuerung wieder<br />

für alle unausweichlich und gerecht. Sachverhaltsgestaltungen,<br />

die allein aus steuerlichen Gründen ergriffen werden, verlieren in einem<br />

reformierten Steuerrecht ihr Gewicht. Die Gleichheit der Last wird<br />

gesichert, wenn die Höhe der Steuern durch das rechtliche Gewand<br />

eines wirtschaftlichen Vorgangs nicht mehr beeinflusst werden kann.<br />

Wird die Steuer auf alle Schultern verteilt, kann sie auch maßvoll sein.<br />

Die Kodifikation eines Bundessteuergesetzbuches fasst die derzeit<br />

mehr als 200 Steuergesetze zu einem einzigen Einkommensteuergesetz<br />

zusammen, das auch die Körperschaftsteuer in sich aufnimmt.<br />

Zusätzlich dazu reduziert es die 36 Bundessteuern auf vier: eine<br />

Einkommensteuer (einschließlich Körperschaftsteuer), eine Umsatzsteuer,<br />

eine Erbschaftsteuer (einschließlich Schenkungsteuer) sowie<br />

eine Sonderverbrauchsteuer. Ergänzt werden die vier materiellen<br />

Steuergesetze durch ein eigenes Verfahrensrecht, das gleichsam<br />

als Allgemeiner Teil sämtliche Rechtsbeziehungen zwischen dem<br />

Staat und seinen Financiers, den Bürgern, regelt.<br />

Dadurch entsteht wieder ein übersichtliches, in sich geschlossenes<br />

Steuersystem. Der Steuerpflichtige kann seine Steuererklärung wieder<br />

guten Gewissens abgeben, wenn er mit seiner Unterschrift die<br />

Steuerrecht<br />

Seite 177


Seite 178<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Richtigkeit des Erklärten nach bestem Wissen und Gewissen bestätigt.<br />

Der Finanzbeamte gewinnt aus dem Gesetz und nicht aus<br />

Verwaltungsvorschriften seinen Handlungsmaßstab. Zudem bietet<br />

eine derartige Kodifikation für Unternehmen und Steuerberater eine<br />

verlässliche Planungsgrundlage, so dass Investitionsentscheidungen<br />

wieder auf einem sicheren steuerlichen Fundament getroffen werden<br />

können.<br />

Insofern gibt ein vereinfachtes Steuersystem der Wirtschaft einen<br />

Prosperitätsimpuls. Der erwerbswirtschaftlich tätige Mensch hat den<br />

Kopf wieder frei für seinen Markt, sein Produkt und seine Kunden.<br />

Er braucht seine Denk- und Organisationskraft kaum noch auf die<br />

Steuern zu richten. Ein niedriger, wettbewerbsfähiger Steuersatz<br />

stärkt den Standort Deutschland in der Wirtschaftswelt und lockt<br />

qualifizierte Arbeitskräfte und Kapital an.<br />

Als erster konkreter Beitrag erschien im Dezember 2003 ein Reformentwurf<br />

für ein erneuertes Einkommensteuersystem:<br />

Kirchhof, Paul: Einkommensteuergesetzbuch. Ein Vorschlag zur<br />

Reform der Einkommen- und Körperschaftsteuer. Kommentierte<br />

Ausg. mit Rechtsverordnung und Glossar. – Heidelberg: C.F. Müller,<br />

2003. XVI, 367 S. (Schriftenreihe des Instituts für Finanz- und<br />

Steuerrecht: Forschungsgruppe Bundessteuergesetzbuch; Bd. 2)<br />

sowie im März 2004 ein Werk über die Erneuerungsbedürftigkeit des<br />

gesamten Steuersystems:<br />

Kirchhof, Paul: Der sanfte Verlust der Freiheit. – München: Hanser,<br />

2004. 240 S.<br />

Die reformierte Einkommensteuer behandelt Arbeit und Kapital<br />

gleichrangig. Sie kennt nur noch eine Einkunftsart, gewichtet alle<br />

Einkünfte der Steuerpflichtigen gleich. Durch diese Zusammenfassung<br />

lassen sich Lastenunterschiede ausschließen, weil einkunftsspezifische<br />

Sondervorschriften nicht mehr nötig sind. Zudem sorgt<br />

das neue Einkommensteuerrecht für eine rechtsformneutrale Besteuerung<br />

der Personen- und Kapitalgesellschaften, indem alle<br />

erwerbswirtschaftlich tätigen Personenzusammenschlüsse in der<br />

Rechtsfigur der „steuerjuristischen Person“ vereinigt werden. Darüber<br />

hinaus wird eine familiengerechte Besteuerung sichergestellt<br />

und die Einbettung des deutschen Staates sowie seiner Wirtschaftssubjekte<br />

ins internationale Steuerrecht berücksichtigt.<br />

Gegenwärtig wird der fertig gestellte Entwurf eines Steuerbilanzrechts<br />

erprobt, der in Übereinstimmung mit dem Einkommensteuerrecht<br />

auf eine periodengerechte, den tatsächlichen wirtschaftlichen<br />

Verhältnissen entsprechende Besteuerung setzt. Steuerliche Wahlrechte<br />

und Vergünstigungen sollen gestrichen werden, die Bemessungsgrundlage<br />

für die Besteuerung bilanzierender Unternehmen<br />

deren tatsächlichen Wert zum Bilanzstichtag wiedergeben.


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

Für das Projekt „Verwaltungsrechtswissenschaft“ wurden Prof.<br />

W. Hoffmann-Riem, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Hamburg,<br />

Prof. E. Schmidt-Aßmann, Institut für deutsches und europäisches<br />

Verwaltungsrecht, Universität Heidelberg, Prof. A. Vosskuhle,<br />

Institut für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie, Universität<br />

Freiburg, Fördermittel bewilligt.<br />

Ziel des Projektes ist die Publikation eines auf drei Bände mit je 1000<br />

Seiten angelegten Handbuchs der Verwaltungsrechtswissenschaft.<br />

Ausgehend von einem durch die Projektleiter entwickelten konzeptionellen<br />

Rahmen soll im wissenschaftlichen Diskurs mit ausgewiesenen<br />

Autoren eine aufeinander abgestimmte und in sich schlüssige<br />

Gesamtdarstellung erarbeitet werden, die die bisherigen Forschungsergebnisse<br />

zur Reform der Verwaltung und des Verwaltungsrechts<br />

systematisch zusammenführt und fortentwickelt. Das Werk soll in<br />

seiner Kohärenz und Innovationskraft sowohl hohen wissenschaftlichen<br />

Ansprüchen genügen, als auch Praktikern jeglichen Hintergrunds<br />

einen übersichtlichen Zugang zu wesentlichen Grundfragen,<br />

Theoriekonzepten und neueren Entwicklungen im Verwaltungsrecht<br />

eröffnen.<br />

Aus methodischer Sicht ist das Projekt gekennzeichnet durch das<br />

Verständnis der „Verwaltungsrechtswissenschaft als Steuerungswissenschaft“,<br />

eine erweiterte Systemperspektive, das Denken in Referenzgebieten<br />

und die Offenheit für die Erkenntnisse anderer Disziplinen:<br />

– Ein steuerungswissenschaftlicher Ansatz ermöglicht es, neben<br />

den verwaltungsrechtlichen Handlungsformen auch die Verwaltungsmaßstäbe,<br />

das Verwaltungsorganisationsrecht, das Verwaltungsverfahren<br />

sowie die Finanzmittel und die beteiligten Akteure<br />

in die Betrachtung einzubeziehen und Wechselbeziehungen in<br />

diesem komplexen Wirkungsgefüge offen zu legen. Indem man<br />

neuartige Formen des Verwaltungshandelns, etwa die Mediation<br />

und den gezielten Einsatz von ökonomisch inspirierten Regulierungsansätzen,<br />

die statt auf Befehl und Zwang stärker auf Motivation<br />

und Selbstverantwortung setzen, in die Betrachtung einbezieht,<br />

wird das verwaltungsrechtliche Denken von seiner bisher<br />

meist vorherrschenden Kontroll- auf eine Handlungsperspektive<br />

umgestellt.<br />

– Erkenntnisfördernde und rationalisierende Kraft erhält der Steuerungsansatz<br />

durch die Verknüpfung mit juristischem Systemdenken,<br />

das darauf angelegt ist, die gewonnenen Einsichten über das<br />

Handlungsgefüge der Verwaltung in die bestehende Systematik<br />

einzupassen, überkommene Systemzäsuren zu überwinden und<br />

neue verallgemeinerungsfähige Strukturen zu gewinnen. Ausgehend<br />

von einer typologischen Realanalyse werden über die Ausbildung<br />

neuer erkenntnisleitender Schlüsselbegriffe schließlich<br />

neue allgemeine Rechtsgedanken, Prinzipien, Wertentscheidungen<br />

und Institute entwickelt.<br />

Verwaltungsrechtswissenschaft<br />

Seite 179


Europäisierung<br />

des<br />

Ausländerrechts<br />

Seite 180<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

– Angesichts der starken Innendifferenzierung des ohnehin heterogenen<br />

Verwaltungsrechts durch Ausbildung immer neuer Spezialgebiete<br />

ist ein Arbeiten in Referenzgebieten geboten. Gemeint<br />

ist das Bemühen, einerseits die in Spezialgebieten gewonnenen<br />

Erkenntnisse auf ihre Verallgemeinerungsfähigkeit hin<br />

zu befragen, andererseits aber die vorgefundenen allgemeinen<br />

Lehrsätze mit neuen Lösungsansätzen zu konfrontieren.<br />

– Getragen wird das Projekt schließlich von einem differenziertintegrativen<br />

Methodenverständnis, das es erlaubt, Theorie, Dogmatik<br />

und Empirische Sozialwissenschaften zusammenzuführen, ohne<br />

die Eigenständigkeit jeder dieser Betrachtungsweisen zu negieren.<br />

Der konzeptionelle Rahmen des Projektes wurde weiter konkretisiert.<br />

Entwürfe der Beiträge zum ersten Band des Werkes sollen demnächst<br />

im Rahmen von Workshops diskutiert und aufeinander abgestimmt<br />

werden.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> untersucht Prof. K. Hailbronner, Forschungszentrum<br />

für internationales und europäisches Ausländer- und<br />

Asylrecht, Universität Konstanz, die Auswirkungen der Europäisierung<br />

des Ausländer- und Asylrechts auf das nationale deutsche Recht.<br />

Durch den Amsterdamer Vertrag aus dem Jahre 1996 wurde nahezu<br />

der gesamte Bereich der Asyl- und Ausländerpolitik in die Rechtssetzungskompetenz<br />

der Europäischen Gemeinschaft überführt. Das<br />

wirft die Frage auf, wieviel europäisches Recht notwendig ist und wie<br />

es beschaffen sein soll, um den verschiedenen nationalen Interessen<br />

gerecht zu werden.<br />

Das Projekt befasst sich zunächst mit folgenden, bereits verabschiedeten<br />

Rechtsakten des Asyl- und Flüchtlingsrechts: Der Richtlinie zu den<br />

Mindestaufnahmebedingungen für Asylantragsteller, der Dublin-IIund<br />

Eurodac-Verordnung und dem Flüchtlingsfonds. Erstere soll<br />

durch Festlegung von Mindestnormen eine Weiterbewegung der<br />

Asylantragsteller verhindern. Sie dürfen sich nicht aussuchen, in welchem<br />

Staat der Antrag geprüft wird. Zu klären ist, ob die Richtlinie notwenig<br />

zu einer Rechtsangleichung auf niedrigstem Niveau führt oder<br />

ob sie zu einer Hebung des Standards von Asylsuchenden und damit<br />

zu unerwünschten Anziehungseffekten führen kann. Diese Erwartung<br />

soll auch in Bezug auf das deutsche Asylrecht untersucht werden.<br />

Hinsichtlich der Dublin-II-Verordnung ist zu klären, ob sich zu ihren<br />

Gunsten ein Anwendungsvorrang gegenüber der Sicherer-Drittstaat-<br />

Regel ergibt und ob letztere daneben anwendbar bleibt. Ferner ist zu<br />

analysieren, wie sich die Verordnung auf die Lastenverteilung zwischen<br />

den EG-Mitgliedsstaaten und auf eine Ost-Erweiterung auswirkt.<br />

Ferner gilt es, die Effektivität des Eurodac-Systems zur verbesserten<br />

Durchsetzung der Dublin-Regeln zu untersuchen. Behörden sollen in<br />

kürzester Zeit überprüfen können, ob ein Asylbewerber bereits in


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

einem anderen Mitgliedsstaat einen Antrag gestellt, illegal eine<br />

Außengrenze überschritten oder sich illegal in einem Mitgliedsstaat<br />

aufgehalten hat.<br />

Hinsichtlich des Flüchtlingsfonds ist zu klären, ob und wie fondsfinanzierte<br />

Maßnahmen tatsächlich zu einem effektiven Lastenausgleich<br />

zwischen den Ländern der Europäischen Union geführt haben.<br />

Für das Asylrecht noch geplant ist einerseits die Richtlinie zur Qualifikation<br />

der Flüchtlingseigenschaft. Diese soll als umfassendes<br />

Regelwerk sowohl die Flüchtlingsanerkennung als auch die subsidiäre<br />

Schutzgewährung umfassen. Die Richtlinie sieht verschiedene<br />

Definitionsmerkmale und Auslegungsregeln für den Begriff des<br />

„Flüchtlings“ vor. Das könnte unmittelbare Auswirkungen auf die<br />

Anerkennungspraxis in Deutschland haben und Änderungen der<br />

deutschen Regeln erforderlich machen. Der Vorschlag erlaubt überdies<br />

die Flüchtlingsanerkennung auch bei nichtstaatlicher Verfolgung.<br />

Subsidiärer Schutz soll gewährt werden, wenn die Voraussetzungen<br />

der Flüchtlingsanerkennung nicht vorliegen, aber dennoch<br />

ein Schutzbedürfnis gegeben ist. In einem zweiten Teil der Richtlinie<br />

werden die statusrechtlichen Folgen der Flüchtlingsanerkennung<br />

und des subsidiären Schutzes festgelegt, wie z.B. Sozialhilfeleistungen.<br />

In diesem Zusammenhang soll die Frage der Übereinstimmung<br />

mit den derzeitigen deutschen Bestimmungen stehen. Die teilweise<br />

vorgesehene Gleichbehandlung von subsidiär Schutzberechtigten<br />

mit den Staatsangehörigen des Aufnahmelandes könnte zu erheblichen<br />

Unterschieden bei den Leistungsstandards in den Mitgliedsstaaten<br />

führen. Die angestrebte Harmonisierung der Leistungen<br />

droht dadurch in ihre Gegenteil verkehrt zu werden.<br />

Des weiteren ist eine Richtlinie über Mindestnormen für das Asylverfahren<br />

vorgesehen, welche dessen Vollharmonisierung in den<br />

Ländern der Europäischen Union anstrebt, um einerseits den Missbrauch<br />

von Asylantragstellungen zu unterbinden und andererseits<br />

einen angemessenen Zugang zum Asylschutz zu ermöglichen. Es ist<br />

zu prüfen, ob diese Richtlinie die Änderung des Asylverfahrensrechts<br />

in wesentlichen Punkten notwendig machen würde.<br />

Der zweite Teil des Projekts widmet sich dem Visumrecht. Nach der<br />

Visumverordnung (EUVisumVO) müssen Staatsangehörige bestimmter<br />

Staaten beim Überschreiten der Außengrenzen im Besitz eines<br />

Visums sein; andere sind von der Visumspflicht befreit. Das nationale<br />

Recht gilt hier nur noch teilweise bzw. subsidiär. Die Problematik<br />

der Verordnung zeigt sich etwa bei einem kolumbianischen Staatsangehörigen,<br />

der nach der EUVisumVO visumpflichtig ist, nicht aber<br />

nach deutschem Ausländerrecht. Hier ist eine komplizierte Rechtslage<br />

mit bedeutsamen Konsequenzen für die ausländerrechtliche<br />

Praxis geschaffen worden. Zusätzlich wirft die Verordnung zahlreiche<br />

Fragen hinsichtlich der Voraussetzungen für den Aufenthalt,<br />

die Erwerbstätigkeit und die Ausreisepflicht auf. Eine Neukonzeption<br />

des Ausländergesetzes erscheint geboten.<br />

Seite 181


Urteilsabsprachen<br />

Seite 182<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Ferner führt die unterschiedliche Funktion des Schengen-Visums in<br />

den Mitgliedsstaaten zu großen Rechtsunsicherheiten. Um diese zu<br />

vermeiden und gleiche Standards zu gewährleisten, ist eine Vereinheitlichung<br />

gewisser Mindestvoraussetzungen, z.B. für das Verfahren<br />

bei Ablehnung von Visumanträgen, durchaus sinnvoll.<br />

Projektbegleitend soll eine Tagung in Brüssel durchgeführt werden,<br />

zu welcher neben Vertretern der Wissenschaft Mitarbeiter der Europäischen<br />

Kommission und des Bundesministeriums des Inneren<br />

eingeladen werden sollen. Abschließend soll eine weitere Fachtagung<br />

zur Präsentation und Diskussion der wissenschaftlichen Ergebnisse<br />

in Berlin stattfinden.<br />

Prof. K. Altenhain, Lehrstuhl für Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und<br />

Medienrecht, Universität Düsseldorf, wurden Mittel bewilligt für das<br />

Projekt „Die Praxis der Absprachen an den Wirtschaftsstrafkammern<br />

in Nordrhein-Westfalen.“<br />

Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, rechtstatsächliche Erkenntnisse<br />

über die Praxis der Urteilsabsprachen vor den Wirtschaftsstrafkammern<br />

in Nordrhein-Westfalen zu gewinnen.<br />

Absprachen zwischen den Beteiligten eines Strafverfahrens über das<br />

materielle Ergebnis einer noch durchzuführenden oder bereits laufenden<br />

Hauptverhandlung gehören heute zum Gerichtsalltag. Zentraler<br />

Gegenstand ist die Erklärung des Gerichts, im Falle des vom<br />

Angeklagten in Aussicht gestellten Geständnisses eine bestimmte<br />

Strafobergrenze nicht zu überschreiten. Daher werden derartige<br />

Absprachen in Abgrenzung von Vereinbarungen über Verfahrensfragen<br />

auch als „Urteilsabsprachen“ bezeichnet.<br />

Durch die Zusammenarbeit von Juristen und Sozialwissenschaftlern<br />

will das Projekt einen Beitrag zu rechtspolitischen Diskussion über<br />

die inhaltlichen Grenzen und verfahrensmäßigen Voraussetzungen<br />

dieser Urteilsabsprachen leisten. Durch die Befragung von Vertretern<br />

sämtlicher daran beteiligter Gruppen von Berufsjuristen wird<br />

sich ein aktuelles Bild ergeben über Verbreitung und Entwicklung<br />

des Phänomens der Urteilsabsprachen in Wirtschaftsstrafverfahren<br />

sowie über seine Bewertung durch die daran Beteiligten. Die Konzentration<br />

auf Wirtschaftsstrafverfahren geschieht vor dem Hintergrund<br />

der enormen praktischen Bedeutung von Absprachen gerade<br />

in diesem Strafrechtssegment. Aufgrund der tatsächlichen und rechtlichen<br />

Komplexität der aufzuarbeitenden Lebenssachverhalte dürfte<br />

gerade hier das Streben der Verfahrensbeteiligten nach einer Entformalisierung<br />

der Hauptverhandlung besonders ausgeprägt sein.<br />

Schwerpunkt des Projekts ist die empirisch bislang nicht aufgegriffene<br />

Frage, wie die inhaltlichen und verfahrensmäßigen Zulässigkeitsvoraussetzungen,<br />

die der Bundesgerichtshof (BGH) 1997 in seiner<br />

Leitentscheidung für eine Verständigung über das Ergebnis<br />

einer bevorstehenden oder laufenden Hauptverhandlung formuliert


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

hat, von den Strafrechtspraktiken bei den Tatgerichten bewertet und<br />

umgesetzt werden.<br />

Zur Erforschung der Entstehungsbedingungen und konkreten Erscheinungsformen<br />

von Urteilsabsprachen in Wirtschaftsstrafverfahren<br />

werden Interviews mit fünfzig Vorsitzenden Richtern von Wirtschaftsstrafkammern<br />

und jeweils fünfzig Staatsanwälten und<br />

Strafverteidigern mit dem entsprechenden Tätigkeitsschwerpunkt<br />

geführt. Auf der Grundlage eines im Projekt entwickelten Fragebogens<br />

werden die Befragten hierbei nicht nur nach ihrer Wahrnehmung<br />

und Bewertung des Absprachenphänomens und der diesbezüglichen<br />

BGH-Rechtsprechung im Allgemeinen befragt, sondern<br />

vor allem auch zur Genese und konkreten Ausgestaltung derjenigen<br />

Urteilsabsprachen, an denen sie mitgewirkt haben.<br />

Die anschließende, Datenbank gestützte Auswertung der Interviews<br />

wird zunächst zeigen, inwieweit die Verfahrensbeteiligten bei den Tatgerichten<br />

überhaupt Kenntnis von der Absprachenrechtsprechung des<br />

BGH haben. Ferner wird sie die innerhalb der BGH-Senate und der<br />

Wissenschaft diskutierte Frage beantworten, ob die Absprachenpraxis<br />

den Leitlinien des BGH entspricht. Werden Diskrepanzen festgestellt,<br />

soll nach den Ursachen und eventueller Einheitlichkeit in der Abweichung<br />

gesucht werden. Bei weitgehender Übereinstimmung wird der<br />

Frage nachgegangen, ob sich innerhalb des von der Revisionsrechtsprechung<br />

definierten Rahmens auch im Detail einheitliche Handlungsstrukturen<br />

herausgebildet haben. Dann interessiert, ob die Praxis<br />

die ihr vorgegebenen Orientierungsmaßstäbe als ausreichend<br />

bewertet oder sogar ein subjektives Bedürfnis nach weiterer Regulierung<br />

durch den BGH oder den Gesetzgeber empfindet.<br />

Die Ergebnisse des Projekts sollen der Debatte um eine weitere<br />

Regulierung der Absprachenpraxis erstmals seit der Grundsatzentscheidung<br />

des BGH eine aktuelle und verlässliche empirische Datenbasis<br />

liefern. Erwartet werden außerdem praxisorientierte Impulse<br />

für die jüngst angestoßene Diskussion über eine Reform der<br />

Strafprozessordnung und eine gesetzliche Verankerung konsensualer<br />

Elemente im Hauptverfahren. Schließlich könnten die Ergebnisse<br />

der Untersuchung aufzeigen, wie ein Absprachenreglement aussehen<br />

muss, das den Anspruch erhebt, sowohl rechtsstaatlich als<br />

auch praxistauglich zu sein.<br />

Für das Projekt „Magdeburger Recht in Polen (Krakau) – Rechtsquellenedition“<br />

wurden Prof. F. Ebel, Fachbereich Rechtswissenschaft,<br />

Deutsche Rechtsgeschichte, Freie Universität Berlin, 2004 Mittel bewilligt.<br />

Ziel des Projekts ist die Erstellung einer wissenschaftlichen Edition<br />

aus dem Bereich der Rechtsgeschichte für Krakau, deren Quellen<br />

auch für die Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, die Osteuropaforschung<br />

wie für die Philologie wichtig sind. Die Quellen stammen<br />

aus dem hohen und späten Mittelalter.<br />

Magdeburger<br />

Recht in<br />

Polen<br />

Seite 183


Juristenausbildung<br />

in der EU<br />

Seite 184<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Krakau ist für Fragen der Besiedlung, Wirtschaftsstruktur und allgemeinpolitisch<br />

für die Forschung schon lange von großer Bedeutung.<br />

Die Rechtsprechung der Magdeburger Schöffen als Instrument des<br />

Kulturtransfers und der kulturellen und wirtschaftlichen Auseinandersetzung<br />

kann kaum überschätzt werden. Dabei spielt das Magdeburgische<br />

Recht, welches das Recht aller polnischen (und litauischen,<br />

ukrainischen u.a.) Städte wurde, eine besondere Rolle. Selbst<br />

nach den antideutschen Pogromen in der Stadt blieb der Kulturfaktor<br />

Recht ein entscheidendes Element im kleinpolnischen Königreich.<br />

Die Edition, die den Originalsprüchen soweit wie möglich nahe kommen<br />

will, ist daher von dringendem Interesse für die Forschung – aus<br />

deutscher wie aus polnischer Sicht.<br />

Krakau ist seit der Bewidmungsurkunde von 1257 eine Stadt Magdeburgischen<br />

Rechts. Seit wann die Anfänge des Rechtszugs nach<br />

Magdeburg datieren, ist bei der gegenwärtigen Quellenlage nicht<br />

feststellbar. Die Grundlage der Edition bilden Schöffensprüche der<br />

kleinen Stadt Pilso, die selbst in Krakau ihren Oberhof hatte, Magdeburger<br />

Schöffensprüche und der Codex Bregensis, sämtlich Quellen<br />

aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.<br />

Ziel der Edition ist es, den Text zu veröffentlichen, wie er zum fraglichen<br />

Zeitpunkt Gegenstand der Rechtsprechung des Krakauer<br />

Schöffengerichts gewesen ist. Dazu gehören die Magdeburger Sentenzen<br />

wie die Schreibervermerke aus Krakau. Zum anderen ist die<br />

literarische Gestalt der Magdeburgischen Urteile in einer möglichst<br />

der Ursprungsfassung entsprechenden Gestalt editorisch erkennbar<br />

zu machen. Dazu gehören editionskritische Anmerkungen sowie die<br />

umfängliche Konkordanzpräsentation. Durch geeignete Texteinblendungen<br />

werden auch Bestandteile, die nicht der eigentlichen<br />

Spruchtätigkeit Magdeburgs für Krakau zuzuordnen, aber dennoch<br />

in die Überlieferungsmasse der Magdeburger Urteile zu zählen sind,<br />

in der Edition erkennbar werden.<br />

Prof. F. Ranieri, Lehrstuhl für Europäisches Zivilrecht und Neuere europäische<br />

Rechtsgeschichte, Forschungsstelle für Europäisches Zivilrecht/Droit<br />

civil européen, Universität des Saarlandes, Saarbrücken, wurden<br />

2003 Fördermittel bewilligt für das Projekt „Der Europäische Jurist:<br />

Juristenausbildung in der Europäischen Union. Voraussetzung und Hindernisse<br />

für ein transnationales „europäisches“ Ausbildungsmodell.“<br />

Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines didaktischen Ausbildungs-<br />

und Vermittlungsmodells, das nicht auf eine additive Zusammensetzung<br />

von nationalen Abschnitten juristischer Ausbildung reduziert<br />

ist, sondern sich spezifisch und gemeinsam an Absolventen<br />

aus verschiedenen europäischen Rechtsordnungen richtet.<br />

Der europäische Rechts- und Justizraum hat zunehmend die juristischen<br />

Professionen, vor allem die Anwaltschaft verändert und zu einer<br />

fortschreitenden Verflechtung der europäischen Justizsysteme<br />

geführt. Das Tätigkeitsfeld des in der Praxis agierenden Juristen be-


RECHTSWISSENSCHAFT<br />

schränkt sich dabei nicht mehr auf die nationale Rechtsordnung, sondern<br />

erfordert mehr und mehr wenigstens Grundlagenkenntnisse<br />

der Rechtsordnungen der übrigen Mitgliederstaaten. Gleichwohl ist<br />

die Juristenausbildung trotz mancher Initiativen im Kern national geblieben.<br />

So bleibt die gewährleistete Niederlassungs- und vor allem<br />

Dienstleistungsfreiheit der Anwaltschaft nur theoretisch, wenn der<br />

juristische Nachwuchs nicht bereits im Rahmen seiner universitären<br />

Aus- und Fortbildung Grundlagenkenntnisse der ihm fremden<br />

Rechtsordnungen vermittelt bekommt.<br />

Die gemeinschaftsrechtliche Entwicklung definiert zugleich die erste<br />

Aufgabenstellung des Forschungsprojekts: Information über den<br />

Stand der rechtlichen Umsetzung, vor allem aber über die praktische<br />

Handhabung des von der EU zur Verfügung gestellten rechtlichen<br />

Rahmens in den einzelnen Ländern. Unerlässlich ist eine detaillierte<br />

Bestandsaufnahme der rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen<br />

und Rahmenbedingungen bei der Ausbildung von Juristen in<br />

den einzelnen europäischen Ländern.<br />

Trotz eines regen internationalen Diskurses fehlt derzeit eine auch<br />

historisch und funktional strukturierte und vor allem rechtsvergleichend<br />

angelegte Gesamtdarstellung, die die tatsächlichen und funktionalen<br />

Gleichartigkeiten der verschiedenen Modelle von Ausbildung<br />

und Prüfung nachweist.<br />

Diesem Bedürfnis kann unter Erweiterung und systematischer Auswertung<br />

der am Lehrstuhl von Prof. Ranieri bereits angelegten umfangreichen<br />

Materialiendokumentation zum juristischen Unterricht<br />

in der Europäischen Union Rechnung getragen werden.<br />

Dazu soll ergänzend die bereits bestehende Zusammenarbeit mit<br />

Kollegen vertieft werden, die im europäischen Ausland in der Ausbildung<br />

tätig sind. Prof. Ranieri lehrt selbst seit Jahren Zivilrecht in<br />

mehreren europäischen Ländern und pflegt Kontakte in Italien,<br />

Großbritannien, Frankreich und in der Schweiz.<br />

Die zweite Aufgabenstellung ist die Entwicklung eines europäischen<br />

juristischen Ausbildungskonzepts, das nach Inhalt, didaktischer<br />

Ausrichtung in Vermittlung und Anforderungen geeignet sein soll,<br />

Universitätsabsolventen aus verschiedenen Ausbildungstraditionen<br />

in gemeinsamen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für juristische<br />

Aufgaben in mehreren EU-Ländern zu qualifizieren und vorzubereiten.<br />

Die Arbeit an der ersten Aufgabenstellung ist schon weit fortgeschritten.<br />

In diesem Rahmen ist ein Webportal entstanden (http://<br />

ranieri.jura.uni-sb.de/forschungsstelle/europaeischer jurist/indexframe.<br />

htm), in welchem in detaillierter Weise die nationalen juristischen<br />

Ausbildungssysteme vergleichend gegenübergestellt werden sollen.<br />

Nicht nur die entsprechenden rechtlichen Grundlagen der Juristenausbildung,<br />

sondern vor allem auch deren tatsächliche Rahmenbe-<br />

Seite 185


Seite 186<br />

dingungen, werden dargestellt: Gerade in der Prüfungsmethodik,<br />

welche jeweils durch konkrete Beispiele veranschaulicht wird, sind<br />

erhebliche Unterschiede in den einzelnen europäischen Ausbildungsordnungen<br />

festzustellen.<br />

Durch diese umfassende Bestandsaufnahme ist auch ein wichtiger<br />

Schritt im Hinblick auf die zweite Aufgabenstellung des Forschungsprojekts<br />

– die Entwicklung eines europäischen juristischen<br />

Ausbildungskonzepts – getätigt worden. In dieser Hinsicht wurde<br />

bereits exemplarisches Unterrichtsmaterial für einen europäischen<br />

Rechtsunterricht gesammelt und entworfen, welches in der praktischen<br />

Unterrichtsrealität der internationalen Lehrveranstaltungen<br />

in Saarbrücken, etwa im Centre Juridique Franco-Allemand und am<br />

Europa-Institut, erprobt werden soll.<br />

Am Ende des Projekts werden Ergebnisse erwartet z.B. darüber, in<br />

welchem Umfang Übersetzungen der jeweiligen Rechtstexte erforderlich<br />

sind und inwieweit der Zugang zu den Quellen in der jeweiligen<br />

Originalsprache möglich und didaktisch zu verwirklichen ist.<br />

Ferner soll der Frage nachgegangen werden, ob sich hier eine einzige<br />

oder aber bewusst mehrere Unterrichtssprachen empfehlen und<br />

ob eine systematische oder eher fallorientierte Präsentation des<br />

Rechtsstoffs vorzuziehen ist.<br />

Schon jetzt sprechen Indizien dafür, dass die kasuistische, fallbezogene<br />

Methode, die typisch ist für den Rechtsunterricht an den<br />

amerikanischen Law Schools, auch als Vorbild für neue Formen von<br />

„europäischem“ Unterricht und Prüfungen dienen kann und wahrscheinlich<br />

dienen wird.<br />

Politikwissenschaft<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Unter den Fragen, denen sich die Politikwissenschaft am Anfang<br />

des 21. Jahrhunderts gegenübersieht, hat die nach der Zukunft des<br />

demokratischen Verfassungsstaates besonderen Rang. Sein Anspruch,<br />

auf die Dauer das einzig legitime Modell politischer Ordnung<br />

in der modernen Welt zu sein, ist durch das zu Ende gegangene<br />

Jahrhundert bekräftigt worden. Aber die Gegenfrage, ob er<br />

nicht doch das voraussetzungsreiche Produkt einer spezifischen<br />

Kultur sei, ist noch keineswegs definitiv beantwortet. Es könnte<br />

sein, dass der weltweite Prozess der Erosion der Bestandsbedingungen<br />

nicht-demokratisch organisierter Herrschaft und der Prozess<br />

des Aufbaus der Voraussetzungen für den demokratisch-verfassungsstaatlichen<br />

Modus der Politik zwei ganz verschiedene Dinge<br />

sind.<br />

Auch ist die Frage offen, wie sich der demokratische Verfassungsstaat<br />

gegenüber den neuartigen Herausforderungen bewähren wird,<br />

vor denen er schon steht oder demnächst stehen wird. Welche Mög-


POLITIKWISSENSCHAFT<br />

lichkeiten, wenn nicht die Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />

so doch Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen, hat<br />

Politik der demokratisch-verfassungsstaatlichen Spielart in der Welt<br />

des 21. Jahrhunderts? Wie wird sie umgehen mit dem wachsenden<br />

Problemdruck beispielsweise der Umweltkrise? Wie wird sie fertig<br />

mit der außerordentlichen Beschleunigung, auch der Intensität, mit<br />

der Prozesse des sozialen Wandels ablaufen, von den dramatischen<br />

demographischen Entwicklungen bis zum „Wertewandel“? Und wie<br />

verändern diese Prozesse die Rahmenbedingungen, die Handlungsmöglichkeiten<br />

der Politik? Ebenso dringlich ist die Frage, wie die<br />

Politik, die gerade als demokratisch verfasste Politik an umgrenzte<br />

Räume gebunden bleibt, mit der zunehmenden Erosion der Bedeutung<br />

territorialer Grenzen zurecht kommt. Einfacher gefragt: Wie<br />

lässt sich in entgrenzten Räumen noch regieren?<br />

Es ist denkbar, dass unterschiedliche Ausprägungen des demokratischen<br />

Verfassungsstaates unterschiedlich gut mit den Herausforderungen<br />

umzugehen vermögen, die zu bestehen sind. Das ist eine<br />

Frage, die das besondere Interesse der vergleichenden Forschung<br />

verdient. In jedem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Ensemble von<br />

Institutionen und Regeln, das den demokratischen Verfassungsstaat<br />

ausmacht, einem gesteigerten Entwicklungsdruck ausgesetzt sein<br />

wird. Die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit dieses Typus von<br />

politischer Ordnung ist deshalb ein Thema, aus dem sich viele Fragestellungen<br />

ergeben. Dabei kommt über die empirische Forschung<br />

hinaus auch die politische Philosophie ins Spiel, insofern es nämlich<br />

notwendig zu jeder Weiterentwicklung des demokratischen Verfassungsstaates<br />

gehört, sich stetig der Legitimitätsbedingungen demokratischer<br />

Politik zu vergewissern.<br />

Es ist dieser Gesamtkomplex von Fragen, dessen Bearbeitung durch<br />

die Politikwissenschaft die <strong>Stiftung</strong> insbesondere unterstützen möchte.<br />

Prof. E. Jesse, Fachgebiet Politikwissenschaft, Technische Universität<br />

Chemnitz, erhält Fördermittel für das Projekt „Demokratische Verfassungsstaaten.<br />

Institutionelle Grundform und Policy-Leistungen.“<br />

Das Projekt setzt sich ein zweifaches Ziel. Zum einen sollen vergleichend<br />

die Strukturen, Funktionen und spezifischen Probleme von institutionellen<br />

Grundformen der Demokratie analysiert werden; zum<br />

zweiten soll die Frage geklärt werden, ob ein empirischer Zusammenhang<br />

zwischen diesen Grundformen und der Demokratiestabilität<br />

wie den Leistungen einer Demokratie in den Feldern Freiheit,<br />

(innere) Sicherheit und (wirtschaftliche) Wohlfahrt besteht.<br />

Als institutionelle Grundformen der Demokratie gelten die parlamentarische,<br />

semipräsidentielle und präsidentielle Regierungsform.<br />

In der Untersuchung soll nicht zuletzt auch die institutionelle Vielfalt<br />

innerhalb der Regierungsformen dargelegt werden. Die Regierungsform<br />

wird dazu mit verschiedenen anderen institutionellen Ausprägungen<br />

wie Wahlsystem und Bikameralismus in Bezug gesetzt<br />

Verfassungsstaaten<br />

Seite 187


Wahlentscheidung<br />

Seite 188<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

werden. Auf breiter Grundlage werden die Regierungsformen auf<br />

Gemeinsamkeit und Unterschiede hin untersucht; zudem soll analysiert<br />

werden, ob sich in der Regierungspraxis Tendenzen zur<br />

Annäherung der Grundformen erkennen lassen oder ob sich diese<br />

eher voneinander entfernen.<br />

Um eine tragfähige Antwort auf die Untersuchungsfragen gewährleisten<br />

zu können, stellt das Projekt 89 Demokratien im Untersuchungszeitraum<br />

1945 bis 2004 auf den Prüfstand. Übergreifende<br />

Fragen des Projekts lauten: Welche Binnenunterschiede weisen die<br />

Regierungsformen auf? Unterscheiden sich etwa die parlamentarischen<br />

Demokratien mit Verhältniswahlsystemen grundlegend<br />

von jenen mit Mehrheitswahlsystemen? Sind die Binnenunterschiede<br />

zwischen den Demokratien einer Regierungsform größer<br />

oder kleiner als die durchschnittlichen Unterschiede zwischen den<br />

Demokratien in den drei Regierungsformen? Welche Rolle spielen<br />

weitere Variablen wie Bikameralismus und Aspekte des Parteiensystems?<br />

In einem zweiten Schritt soll zunächst der Zusammenhang zwischen<br />

Regierungsform und Demokratiestabilität ergründet werden. Anschließend<br />

rückt der Zusammenhang zwischen Regierungsform und<br />

Policy-Leistungen in den Bereichen Freiheit, Wohlfahrt und (innere)<br />

Sicherheit in den Mittelpunkt der Betrachtung. Diese Teile sollen<br />

einen Beitrag zur Frage nach der „besten“ Form der Demokratie<br />

anbieten.<br />

Zur Operationalisierung der Leistungen in den Politikfeldern werden<br />

aus internationalen Datensammlungen (Freedom House, International<br />

Labour Organization, Interpol, World Bank, World Health Organization)<br />

empirische Indikatoren genutzt. Im Bereich der Freiheit<br />

dienen als Indikatoren die Werte für bürgerliche und politische<br />

Freiheitsrechte von Freedom House. Im Hinblick auf die Wohlfahrt<br />

sind das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf wie die Arbeitslosenquote<br />

und Inflationsrate zentrale Messgrößen. Gradmesser der (inneren)<br />

Sicherheit sind die Zahl der politisch motivierten Gewalttaten und<br />

Aufstände wie die Zahl der Gewaltdelikte Mord und Totschlag.<br />

Für das Projekt „Der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf<br />

die Wahlentscheidung“ wurden Dr. S. Schumann, Institut für Politikwissenschaft,<br />

Universität Mainz, 2003 Mittel bewilligt.<br />

Das Projekt hat im Kern zum Ziel, den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften<br />

auf Wahlintentionen (und damit auf das Wählerverhalten)<br />

sowie auf weitere Variablen, die mit dem Wählerverhalten in<br />

Verbindung stehen (wie etwa Werthaltungen, Religiosität, Rechtsextremismus<br />

etc.) zu untersuchen. Damit wird eine bislang vernachlässigte<br />

Variable innerhalb der empirischen Wahlforschung sowie<br />

generell der empirischen Sozialforschung in die Analysen einbezogen.<br />

An dem interdisziplinär angelegten Projekt arbeiten etwa<br />

zwanzig Forscherinnen und Forscher aus zehn Universitäten mit.


POLITIKWISSENSCHAFT<br />

Ein weiteres Ziel ist es, ein „umfragetaugliches“ Instrument zur<br />

Persönlichkeitsmessung zu validieren, das in künftigen Untersuchungen<br />

problemlos eingesetzt werden kann. Hierzu werden im<br />

Sinne des so genannten Big-Five-Ansatzes „Offenheit für Erfahrung“,<br />

„Gewissenhaftigkeit“, „Verträglichkeit“, „Extraversion“ und<br />

„Neurotizismus“ erfasst.<br />

Obwohl in dem Projekt der Zusammenhang zwischen Wahlintentionen<br />

und Persönlichkeitsmessung systematisch untersucht wird, kann<br />

aus theoretischen Gründen ein direkter Einfluss kaum unterstellt<br />

werden. Vielmehr ist anzunehmen, dass derartige Zusammenhänge<br />

über andere, zwischengeschaltete Prozesse vermittelt sind. Derartige<br />

komplexe Vorgänge sollen anhand verschiedener wissenschaftlicher<br />

Ansätze untersucht werden.<br />

Für die empirische Untersuchung wurden bundesweit 2500 Personen<br />

repräsentativ befragt (mündliche Interviews). 1500 der befragten<br />

Personen beantworteten zusätzlich einen schriftlichen Fragebogen.<br />

Auf diese Weise konnten sehr viele Informationen pro Person erhoben<br />

werden. Mündlich wurden insbesondere solche Fragen gestellt,<br />

bei denen es wichtig ist, die Verteilung der Antworten im Elektorat<br />

zu kennen und Fragen, bei denen zur Auswertung sehr hohe Fallzahlen<br />

benötigt werden. Schriftlich gestellt wurden vorwiegend<br />

Fragen, bei denen lediglich Zusammenhänge mit anderen Variablen<br />

untersucht werden sollten.<br />

Für Ende 2004 ist das Erscheinen eines Sammelbandes geplant, in<br />

dem die Ergebnisse der Analysen des Forscherteams zusammengestellt<br />

sind. Der Reader soll den Anstoß dazu geben, Persönlichkeitseigenschaften<br />

generell in der empirischen Sozialforschung und<br />

speziell in der Wahlforschung als Erklärungsvariablen wieder zu<br />

berücksichtigen. Daneben soll ein Instrument zur breiten Persönlichkeitsmessung<br />

vorgestellt werden, das für Umfragen ausgelegt ist<br />

und aufgrund kurzer Beantwortungszeiten dort auch problemlos eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Priv. Doz. Dr. M. Seeleib-Kaiser, Department of Social Policy and<br />

Social Work, Oxford University, wurden 2003 Fördermittel bewilligt<br />

für das Projekt „Parteien in kontinentaleuropäischen Wohlfahrtsdemokratien:<br />

Christdemokraten und Sozialdemokraten im Wettbewerb?“<br />

Das Vorhaben zielt auf die Klärung der Frage, ob sich zwischen<br />

christdemokratischen und sozialdemokratischen Parteien in Deutschland,<br />

Österreich und den Niederlanden Unterschiede in der Formulierung<br />

und Umsetzung der Wirtschafts- und Sozialpolitik feststellen<br />

lassen und inwieweit die Durchsetzung programmatischer Positionen<br />

in diesem Bereich durch institutionelle Rahmenbedingungen<br />

eingeschränkt wird. Historisch gelten Deutschland, Österreich und<br />

die Niederlande als Ausprägungen des Typus eines „konservativen“<br />

Wohlfahrtsstaates, in denen christdemokratischen Parteien ein maßgeblicher<br />

Einfluss auf die Gestaltung des wirtschafts- und sozial-<br />

Parteien in<br />

Wohlfahrtsdemokratien<br />

Seite 189


Seite 190<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

politischen Lebens zukommt. Die Untersuchung umfasst den Zeitraum<br />

von 1975 bis zur Gegenwart. Dabei soll die Regierungspraxis<br />

dieser Parteien zum einen im Blick auf die programmatischen Konzepte,<br />

zum anderen unter Berücksichtigung der Konditionen zur<br />

Umsetzung dieser Konzepte analysiert werden.<br />

Anhand des Forschungsstandes lassen sich zunächst grundlegende<br />

programmatische Charakteristika sozial- und christdemokratischer<br />

Parteien in der Wirtschafts- und Sozialpolitik feststellen, die unterschiedliche<br />

Politikziele, Grundverständnisse und Instrumentenpräferenzen<br />

betreffen. Ausgangspunkt dieses Projektes ist die Parteiendifferenztheorie,<br />

wonach es in der Vergangenheit hinsichtlich<br />

der wohlfahrtsstaatlichen Politik von Bedeutung war, welche der<br />

beiden Parteien die Regierung stellte. Diese These wurde durch jüngere<br />

Forschungsarbeiten zumindest eingeschränkt.<br />

Drei Arbeitshypothesen werden auf der Grundlage der bisherigen<br />

Forschung formuliert:<br />

– Die Differenzannahme geht gemäß der Parteiendifferenztheorie<br />

davon aus, dass sich die Parteien sowohl in ihrer Programmatik als<br />

auch ihrer Regierungspraxis deutlich voneinander unterscheiden.<br />

– die Konvergenzthese unterstellt zwecks Maximierung des Stimmenpotentials<br />

und aufgrund schwindender staatlicher Steuerungsmöglichkeiten<br />

einen Trend zur Angleichung christ- und sozialdemokratischer<br />

Positionen und Praxis.<br />

– Die Diffusionsthese geht von einem generellen Profilverlust beider<br />

Parteienfamilien und entsprechenden Auswirkungen auf das<br />

Regierungshandeln aus.<br />

Zur Prüfung der Thesen werden als zentrale Elemente untersucht:<br />

der parteipolitische Diskurs, aber auch strukturelle Schranken des<br />

Regierungshandelns (etwa durch Globalisierung und den Verlust<br />

staatlicher Gestaltungsautonomie), außerparlamentarische Machtressourcen<br />

(z.B. gewerkschaftlicher Organisationsgrad der Wähler),<br />

sowie institutionelle Restriktionen durch Vetospieler (Zentralbanken,<br />

föderale Gewalten, Tarifpartner, supranationale Institutionen).<br />

Um die aufgeworfenen Fragen zu beantworten wird methodisch auf<br />

einen Mix zurückgegriffen, der insbesondere die diskursive Praxis<br />

der Parteien und die Herausbildung von Ideen und Programmen<br />

anhand diskursanalytischer Verfahren in den Mittelpunkt stellt.<br />

Ein internationaler und intertemporaler Vergleich der Ergebnisse soll<br />

abschließend induktiv der Frage nachgehen, ob und inwieweit die<br />

Parteiendifferenztheorie in den einzelnen Politikbereichen noch<br />

trägt.


POLITIKWISSENSCHAFT<br />

Im Berichtszeitraum wurden u.a. publiziert:<br />

Seeleib-Kaiser, Martin: Peter Bleses: The dual transformation of the<br />

German welfare state. – Basingstoke: Palgrave/Macmillan, 2004.<br />

Seeleib-Kaiser, Martin: Continuity and change? Red-Green social<br />

policy after 16 years of Christian-Democratic rule. – In: Germany<br />

on the road to „Normalcy”. Policies and politics of the Red-Green<br />

federal government (1998-2002). Hrsg.: Werner Reutter. New York<br />

2004. S. 123-143.<br />

Seeleib-Kaiser, Martin: Politikwechsel nach Machtwechsel? – In:<br />

Sozial- und Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün. Hrsg.: Antonia<br />

Gohr; Martin Seeleib-Kaiser. Wiesbaden 2003. S. 11-27.<br />

Seeleib-Kaiser, Martin: Rot-Grün am Ende? – In: Sozial- und<br />

Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün. Hrsg.: Antonia Gohr; Martin<br />

Seeleib-Kaiser. Wiesbaden 2003. S. 347-361.<br />

Seeleib-Kaiser, Martin: The welfare state. Incremental transformation.<br />

– In: Developments in German politics. Eds.: Stephen<br />

Padgett et al. 3. Basingstoke 2003. S. 143-160.<br />

Dr. W. Reinicke, Global Public Policy Institute (GPPi), Berlin/Genf,<br />

wurden 2003 Fördermittel bewilligt für das Projekt „Exploring and<br />

Analyzing the Role of Accountability in Global Governance.” Bearbeiter<br />

sind Th. Benner und J. M. Witte.<br />

Internationale Politik ist längst nicht mehr die Sache von Nationalstaaten<br />

und zwischenstaatlichen Organisationen allein: Unternehmen<br />

und Nicht-Regierungsorganisationen spielen in verschiedensten<br />

Konstellationen wichtige Rollen in der globalen Politik. In vielen<br />

internationalen Politikbereichen sind sie nicht mehr nur tätig als<br />

Lobby-Organisationen, sondern übernehmen – im Zusammenspiel<br />

mit Regierungen und internationalen Organisationen – wichtige<br />

„Governance“-Funktionen. Dies wirft zunehmend Fragen nach der<br />

Legitimität globalen Regierens auf.<br />

Wie kann man Regieren jenseits des Nationalstaats verantwortlich<br />

gestalten, auch und vor allem wenn nichtstaatliche Akteure zu wichtigen<br />

Akteuren werden? Ziel ist es, erste Elemente der Akteurs- und<br />

Prozessverantwortlichkeit im Rahmen eines „pluralistischen Systems<br />

der Verantwortlichkeit“ im globalen Regieren zu entwickeln und auf<br />

seine empirische Umsetzung zu untersuchen. Verantwortlichkeit<br />

wird in diesem Zusammenhang als ein Schlüssel zur Erhöhung der<br />

Legitimität von „Global Governance“ angesehen.<br />

Das Projekt konzentriert sich auf drei Elemente:<br />

– Das Konzept Verantwortlichkeit („accountability“) im globalen<br />

Regieren:<br />

Verantwortlichkeit<br />

im<br />

globalen<br />

Regieren<br />

Seite 191


Seite 192<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Was sind die zentralen Elemente eines „pluralistischen Systems<br />

von Verantwortlichkeit“? Wie können jenseits utopischer Vorstellungen<br />

globaler Demokratie konkrete Veranwortlichkeitsmechanismen<br />

für globales Regieren entwickelt werden?<br />

– Verantwortlichkeit der Akteure:<br />

Welche Mechanismen können zur Verantwortlichkeit der verschiedenen<br />

Akteure (internationale Organisationen, Unternehmen,<br />

NGOs) in der globalen Arena beitragen? Welche Unterschiede<br />

gibt es zwischen den verschiedenen Sektoren (öffentlich,<br />

privat, zivilgesellschaftlich)? Wie kann die Effektivität verschiedener<br />

Mechanismen (z.B. Transparenz, Finanzberichterstattung,<br />

„naming and shaming“) erhöht werden?<br />

– Verantwortlichkeit öffentlich-privater Partnerschaften und Netzwerke:<br />

Wie können die Prozesse in neuen Formen sektorenübergreifenden<br />

Regierens verantwortlich gestaltet werden? Inwieweit befördern<br />

oder behindern Verantwortlichkeitsmechanismen die sektorenübergreifende<br />

Kooperation in Netzwerken und öffentlichprivaten<br />

Partnerschaften?<br />

Das Global Public Policy Institute hat ein internationales Team von<br />

Forschern zusammengestellt, die Überblicksbeiträge zu jedem der<br />

großen Themenkomplexe anfertigen. Ausgewählte Praktiker steuern<br />

Kurzkommentare zu den Überblickdarstellungen bei.<br />

Die Entwürfe der Beiträge wurden in einem Kreis von Nachwuchswissenschaftlern<br />

und Praktikern diskutiert. Die Beiträge sollen als<br />

Arbeitspapiere des Global Public Policy Institute sowie 2005 in einem<br />

Sammelband veröffentlicht werden.<br />

Erste Projektergebnisse finden sich in den folgenden Publikationen<br />

der Projektverantwortlichen:<br />

Benner, Thorsten; Jan Martin Witte: Everybody´s Business.<br />

Accountability, partnerships, and the future of Global Governance.<br />

– In: The Partnership Principle. Governance in the 21st Century.<br />

Eds.: Susan Stern; Elisabeth Seligmann, London 2004.<br />

Benner, Thorsten; Jan Martin Witte: Das Prinzip Verantwortlichkeit.<br />

Partnerschaften und die Zukunft globalen Regierens. – In:<br />

Das Prinzip Partnerschaft. Neue Formen der Governance im<br />

21. Jahrhundert Hrsg.: Alfred-Herrhausen-Gesellschaft. München<br />

2004.<br />

Benner, Thorsten, et al.: Multisectoral networks in Global Governance.<br />

Towards a pluralistic system of accountability. – In: Government<br />

and Opposition. Spec. Iss.: Global Governance and Public<br />

Accountabilitiy. 39,2. 2004. S. 191-210.


POLITIKWISSENSCHAFT<br />

Für das Projekt „Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IKTs) in Afrika. Die Bedeutung von IKTs im Entwicklungsprozess<br />

Tansanias“ erhält Prof. C. Jakobeit, Institut für Politische Wissenschaft,<br />

Universität Hamburg, weitere Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage nach der Bedeutung<br />

von IKT im Entwicklungsprozess Tansanias. Hintergrund ist<br />

die seit Ende der 90er Jahre geführte Debatte, die mit Schlagworten<br />

wie „IKT für Entwicklung“ oder „digitaler Graben“ als Potential der<br />

neuen Technologien für Entwicklungsländer thematisiert und eine beachtliche<br />

Aufmerksamkeit in der entwicklungspolitischen Diskussion<br />

geweckt hat. Dabei ist die zentrale Frage nicht, ob von IKT<br />

positive Wirkungseffekte ausgehen können, denn längst haben IKT<br />

den afrikanischen Kontinent erreicht und sind in den urbanen Zentren<br />

und zunehmend auch in ländlichen Gebieten alltägliche Kommunikationsmittel.<br />

Es geht vielmehr darum, Strategien einer nachhaltigen<br />

IKT-Förderung zu identifizieren und die Technologien in den größeren<br />

Kontext von Entwicklung zu stellen. Positive Wirkungen von IKT messen<br />

sich nicht an der Summe von individuellen Projekterfolgen, sondern<br />

an der Lösung von Zielkonflikten innerhalb der Entwicklungsagenda.<br />

Dabei stellen die Abwägung von Opportunitätskosten sowie<br />

eine knappe Ressourcenausstattung eine enorme Herauforderung an<br />

die gesellschaftliche, politische und ökonomische Steuerungsfähigkeit.<br />

Deshalb sind Analyse und Bewertung möglicher Handlungsstrategien<br />

sowie die Identifizierung von Zielsektoren, in denen hohe politische,<br />

ökonomische oder soziale Rückflüsse aus dem Technologieeinsatz<br />

erwartet werden können, zentrale Bezugspunkte der Analyse.<br />

Das Länderbeispiel Tansania bietet sich für eine solche Betrachtung<br />

an. Gesellschaftliche und politische Stabilität sowie nachhaltige wirtschaftliche<br />

Reformen schaffen günstige Analysebedingungen. Vor<br />

allem aber ist Tansania eines der afrikanischen Länder, die seit nunmehr<br />

zehn Jahren eine aktive IKT-Förderpolitik betreiben, so dass<br />

Aussagen über Reichweite und Grenzen eingeschlagener Förderstrategien<br />

zur Technologienutzung auch über einen längeren Zeitraum<br />

möglich sind. Darüber hinaus zeigt der Länderfall exemplarisch,<br />

mit welchen Problemen sich Entwicklungsländer konfrontiert<br />

sehen, wenn wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zunehmend von<br />

der Verfügbarkeit von IKT als Standortfaktor abhängt.<br />

Im Mittelpunkt des Projektes standen zwei Feldaufenthalte in<br />

Tansania. Ziel des ersten Aufenthaltes war vor allem die Analyse und<br />

Systematisierung der Wirkungen von Politikgestaltung, Regulierung<br />

und Marktentwicklung, die insbesondere durch Experteninterviews<br />

erschlossen wurden. Der zweite Aufenthalt fokussierte komplementäre<br />

Sektoruntersuchungen in den Bereichen eGovernment, Gesundheit,<br />

Bildung, Klein- und Mittelunternehmen, NRO sowie ländliche<br />

IKT-Nutzung mit qualitativen und quantitativen Untersuchungsmethoden.<br />

Eine Projektwebseite, auf der über die jeweiligen Fortschritte<br />

berichtet wird, wurde eingerichtet unter http://www.duei.<br />

de/iak/ show.php/de/content/forschung/projektnielinger.html.<br />

Informationstechnologien<br />

in Tansania<br />

Seite 193


Dezentralisierung<br />

und Armut<br />

Seite 194<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Folgende Publikationen sind bisher aus dem Projekt hervorgegangen:<br />

Nielinger, Olaf: Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte<br />

in Afrika. Eine Bilanz nach 10 Jahren. – In: Afrika-Jahrbuch. 2003.<br />

[Im Druck]<br />

Nielinger, Olaf: Crating an environment for ICT in Tanzania.<br />

Policy, regulation and markets. 2004, April.<br />

http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext7.pdf<br />

Nielinger, Olaf: Afrika und der UN-Gipfel zur Informationsgesellschaft.<br />

Institut für Afrika-Kunde; Deutsches Übersee-Institut. –<br />

Hamburg: IAK, 2003. 8 Bl. (Afrika im Blickpunkt; 2003, Nr. 4)<br />

http://www.duei.de/iak/de/content/aktuelles/pdf/AiB4-03.pdf<br />

Nielinger, Olaf: Wider die große Erwartung. Afrika und der UN-<br />

Gipfel zur Informationsgesellschaft. – In: Der Überblick – Zeitschrift<br />

für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit.<br />

93. 2003. S. 55-57.<br />

Nielinger, Olaf: Rural ICT utilisation in Tanzania. Empirical findings<br />

from Kasulu, Magu and Sengerema. 2003, Oct.<br />

http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext6.pdf<br />

Nielinger, Olaf: Fact sheet. ICT utilisation by Non-Governmental<br />

Organisations (NGOs) in Tanzania. 2003, June.<br />

http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext1.pdf<br />

Nielinger, Olaf: Fact sheet. ICT utilisation of Small and Medium<br />

Enterprises (SME) in Tanzania. 2003, April.<br />

http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext2.pdf<br />

Nielinger, Olaf: Fact sheet. Tanzania IT-Vendor Survey. 2002, Dec.<br />

http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext4.pdf<br />

Dr. A. Mehler, Institut für Afrika-Kunde, Hamburg, wurden 2004<br />

Mittel bewilligt für ein Projekt über die Auswirkungen der Dezentralisierung<br />

auf die Armut in Uganda. Projektleiter ist Prof. R. Kappel,<br />

Institut für Afrikanistik, Universität Leipzig.<br />

Der Zusammenhang zwischen Dezentralisierung und Armutsbekämpfung<br />

in Entwicklungsländern soll am Beispiel Ugandas theoretisch<br />

und empirisch untersucht werden.<br />

Armutsbekämpfung ist in den 90er Jahren im Rahmen der Weltbank<br />

und des Internationalen Währungsfonds zum übergeordneten Ziel


POLITIKWISSENSCHAFT<br />

der entwicklungspolitischen Bemühungen geworden. Dabei wird die<br />

Mehrdimensionalität des Armutsbegriffes betont, der neben einer<br />

ökonomischen auch eine humane, soziale, kulturelle und politische<br />

Seite aufweist.<br />

Dezentralisierung wird häufig als Bestandteil von „Good Governance“<br />

betrachtet. Hier wird Dezentralisierung verstanden als Schaffung<br />

autonomer, entscheidungsbefugter subnationaler Verwaltungen im<br />

Sinne einer Devolution. Umstritten ist in der Forschung allerdings, ob<br />

und unter welchen Bedingungen dezentrale Strukturen effektiv zur<br />

Armutsbekämpfung beitragen. Bislang haben ohnehin nur wenige<br />

Beiträge diesen Zusammenhang explizit behandelt.<br />

Uganda bietet sich für eine Untersuchung dieser Frage an, da es seit<br />

Mitte der 90er Jahre eine Dezentralisierung eingeleitet hat, zudem<br />

seit gut zehn Jahren Erfolge in der Armutsbekämpfung erzielt und<br />

eine gute Datenlage hierzu vorhanden ist.<br />

Eine umfassende Bestandsaufnahme des ugandischen Dezentralisierungsprozesses<br />

seit 1993 und der Armutspolitik des Landes (vor allem<br />

in Vor-Ort-Recherchen) bildet den Ausgangspunkt der Studie.<br />

Bei der anschließenden theoretischen Modellbildung werden die<br />

Wirkungszusammenhänge der Armutsbekämpfung in unterschiedlichen<br />

Dimensionen (anhand von Variablen wie Einkommen, Konsum,<br />

Bildung, Analphabetenrate oder politischer und sozialer Partizipation)<br />

erfasst. Ziel des theoretischen Teils ist die Identifizierung<br />

der Transmissionsmechanismen, über die Dezentralisierung diese<br />

Dimensionen beeinflusst. Hierbei sind lokale Einnahmen und Ausgaben<br />

zu berücksichtigen; zudem müssen Faktoren wie Korruption,<br />

die Rolle von Interessengruppen sowie institutionelle Rahmenbedingungen<br />

in die Analyse einbezogen werden.<br />

Der empirische Teil dient dazu, die Armutseffekte der ugandischen<br />

Dezentralisierung mikroökonometrisch abzuschätzen. Als Quelle<br />

dienen repräsentative Haushaltsbefragungen durch das Uganda<br />

Bureau of Statistics, das seit 1992 Größen wie Beschäftigung, Einkommen,<br />

Konsumausgaben, Bildung, Gesundheit und Migration<br />

erhebt. Aus den Daten sind geeignete endogene und exogene Variablen<br />

zu identifizieren. So sollen Zusammenhänge zwischen verschiedenen<br />

Ausprägungen von Armut und Einflussgrößen wie Alter,<br />

Bildung, Geschlecht oder Anzahl der Familienmitglieder geprüft<br />

werden.<br />

Da die Dezentralisierung in unterschiedlichen Distrikten Ugandas<br />

phasenverschoben eingeführt wurde, kann in Anlehnung an den methodischen<br />

Ansatz der „Difference in Differences“ eine Behandlungsgruppe<br />

mit einer Kontrollgruppe vergleichen werden. Zur Behandlungsgruppen<br />

zählt die Gesamtheit der armen Individuen in<br />

den frühzeitig dezentralisierten Distrikten, während die Kontrollgruppe<br />

aus zunächst nicht dezentralisierten Distrikten gewonnen<br />

wird. Verglichen wird die Armutsentwicklung (nach unterschied-<br />

Seite 195


Ernst<br />

Fraenkel<br />

Lecture<br />

Series<br />

Seite 196<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

lichen Dimensionen) in beiden Gruppen jeweils vor und nach dem<br />

Zeitpunkt der Dezentralisierung. Die methodische Forderung, dass<br />

beide Gruppen identischen makroökonomischen Bedingungen<br />

unterliegen und in ihrer Zusammensetzung keinen systematischen<br />

Änderungen unterworfen sind, ist – mit Ausnahme des bürgerkriegsbelasteten<br />

Norden – weitgehend gegeben.<br />

Abschließend sollen die empirischen Ergebnisse mit Fallstudien anderer<br />

Länder verglichen werden, um verallgemeinernde Aussagen<br />

zu gewinnen, die auch für weitere entwicklungspolitische Entscheidungen<br />

erhebliche Bedeutung gewinnen können.<br />

Studenten, Wissenschaftler und eine USA-interessierte Öffentlichkeit<br />

will die Ernst Fraenkel Lecture Series ansprechen, die unter der<br />

Leitung von Prof. C.-L. Holtfrerich am John F. Kennedy-Institut für<br />

Nordamerikastudien (Freie Universität Berlin) mit zwei bis vier Vorträgen<br />

je Semester stattfindet.<br />

Für diese sowohl vom Präsidium der Freien Universität Berlin als<br />

auch von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderte Vorlesungsreihe<br />

konnten international renommierte Wissenschaftler gewonnen werden.<br />

Die Palette der Themen ist breit gefächert: neben den Schwerpunkten<br />

Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auch solche<br />

aus Kultur-, Literatur- und Geschichtswissenschaften.<br />

Im Berichtszeitraum wurden folgende Vorträge gehalten:<br />

Gilmore, Michael: Words and Deeds: Reinterpretation of the<br />

American Renaissance. Juni 2003.<br />

Marx, Leo: recovering the „Ur” – Theory of American Studies.<br />

Juni 2003.<br />

Im Rahmen der „Ernst Fraenkel<br />

Lecture Series“ hielt Prof. Joseph<br />

E. Stiglitz am 26. Januar<br />

2004 einen Vortrag zum Thema<br />

„The Roaring Nineties. Der Entzauberte<br />

Boom“.


SOZIOLOGIE<br />

Oren, Ido: Our Enemies and US. America´s Rivalries and the<br />

Making of Political Science. November 2003.<br />

Pease, Donald E., jr.: Pip: Figuring the Limits of Ahab’s Rhetoric of<br />

Persuasion. Januar 2004.<br />

Stiglitz, Joseph E.: The Roaring Nineties. Der Entzauberte Boom.<br />

Januar 2004.<br />

Soziologie<br />

Seit ihrer Entstehung versteht sich die Soziologie als Schlüsseldisziplin<br />

der modernen Industriegesellschaft. Der Wandel der Industriegesellschaft<br />

stellt die Soziologie daher vor besondere Herausforderungen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> möchte in dieser Umbruchperiode<br />

insbesondere sozialwissenschaftliche Forschungsvorhaben fördern,<br />

die den Wandel von der Arbeits- zur Wissensgesellschaft zum Thema<br />

haben und Ausblicke auf künftige Entwicklungen der Industriegesellschaft<br />

eröffnen. Dieser Wandel soll in all seinen Auswirkungen<br />

untersucht werden, die nicht nur die Arbeitswelt, sondern beispielsweise<br />

auch biographische Karrieren, Veränderungen familialer<br />

Strukturen und Umbrüche der Mentalitäten sowie Innovationen der<br />

Lebensstile und der Lebensführung betreffen. Dazu gehören Untersuchungen<br />

zu neuen Formen der Erwerbsarbeit und der Berufswege<br />

ebenso wie Wandlungen traditioneller Biographiemuster und des<br />

Freizeitverhaltens. Von Bedeutung wären Analysen zum Wandel<br />

der Geschlechterbeziehungen, die sich durch den Wertzuwachs bestimmter<br />

Tätigkeitsfelder ergeben (Kindererziehung, Altenpflege,<br />

Betreuungsaktivitäten), sowie Untersuchungen zum Wandel der<br />

Generationenbeziehungen, die heute aufgrund dramatischer demographischer<br />

Umbrüche unübersehbar sind. Erwünscht wären Studien,<br />

die sich dem Umbau der traditionalen Arbeitsgesellschaft zur<br />

Wissensgesellschaft widmen, in der die Schaffung neuen Wissens,<br />

dessen intelligente Nutzung und schnelle Anwendung von vorrangiger<br />

Bedeutung sind. Aufmerksamkeit sollte neuen Prozessen des<br />

Lehrens und Lernens gewidmet werden, die traditionale Sozialisationsagenturen<br />

von der Schule bis zur Universität verändern; wir<br />

stehen vor entscheidenden Revisionen der Didaktik und der Curricula.<br />

Im Bereich der Soziologie räumt die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Projekten<br />

eine hohe Priorität ein, die unser Verständnis des sozialen Wandels<br />

in der Gegenwart mit Blick auf die Gesellschaft der Zukunft befördern<br />

könnten.<br />

Prof. J. Berger und Dr. C. G. Ullrich, Lehrstuhl für Soziologie III, Universität<br />

Mannheim, wurden 2003 Mittel bewilligt für das Projekt<br />

„Akzeptanz des Wohlfahrtsstaates.“ Das Projekt wird am Mannheimer<br />

Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) durchgeführt.<br />

Akzeptanz<br />

Wohlfahrtsstaat<br />

Seite 197


Soziale<br />

Differenzierung<br />

Seite 198<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Ziel des Projektes ist es, zu untersuchen, inwieweit der Wohlfahrtsstaat<br />

in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland Unterstützung<br />

findet. Erstmalig für die Bundesrepublik Deutschland sollen<br />

dazu in einer systematischen und gezielt auf die Fragestellung ausgerichteten<br />

Primärerhebung Akzeptanzurteile über die zentralen Institutionen<br />

des Wohlfahrtsstaates erhoben werden. Zwei Zielsetzungen<br />

werden damit verfolgt:<br />

– Gewinnung eines repräsentativen Bildes über den Grad der Akzeptanz<br />

wohlfahrtsstaatlicher Institutionen in der Bundesrepublik<br />

sowie über Akzeptanzunterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen.<br />

Dazu sollen Akzeptanzurteile zu zentralen Leistungsarten<br />

etwa: Gesetzliche Renten- und Krankenversicherungen,<br />

Arbeitslosenversicherung und Arbeitsförderung, Leistungen<br />

nach dem BSGH, Wohngeld, Kindergeld und BAFÖG erhoben<br />

werden. Akzeptanz wird dabei als Konstrukt verstanden, welches<br />

durch mehrere Indikatoren erfasst werden soll (u.a. Unzufriedenheit<br />

mit der Leistungs- und Beitragserhöhung, Beurteilung der<br />

Absicherungsform, tatsächliches und intendiertes Akzeptanzverhalten),<br />

– Erklärung positiver und negativer Akzeptanzurteile gegenüber<br />

dem Wohlfahrtsstaat. Auf der Basis eines multifaktoriellen Erklärungsmodells<br />

sollen die Ursachen wohlfahrtsstaatlicher wie<br />

-kritischer Akzeptanzurteile nachgewiesen werden. Das Erklärungsmodell<br />

soll neben interessenrationalen auch normative und<br />

kognitive Erklärungsfaktoren umfassen. Es wird davon ausgegangen,<br />

dass Akzeptanzurteile gegenüber wohlfahrtsstaatlichen Institutionen<br />

grundsätzlich durch die soziale und politische Lage<br />

(u.a. Einkommen, Alter, sozialversicherungsrechtlicher Status),<br />

durch den Kenntnisstand der Befragten (insbesondere Kenntnisse<br />

über die wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen selbst wie über Beitragshöhen<br />

und über eigene Handlungsoptionen), durch subjektive<br />

Interessendefinitionen sowie durch Wertüberzeugungen<br />

(u.a. allgemeine wie bereichsspezifische Solidaritäts- und Gerechtigkeitsvorstellungen)<br />

geprägt werden.<br />

Zur Datenerhebung ist die mündliche Befragung einer repräsentativen<br />

Stichprobe volljähriger, deutschsprachiger Personen mit Hilfe<br />

eines standardisierten Fragebogens vorgesehen. Die Auswertung<br />

soll Ergebnisse zur Höhe und Verteilung der Akzeptanz wohlfahrtsstaatlicher<br />

Institutionen liefern. Damit soll einerseits an vorliegende<br />

quantitative Studien angeknüpft werden, andererseits soll versucht<br />

werden, durch Weiterentwicklung und Ergänzung der Indikatoren<br />

und Erklärungsfaktoren zu einem schlüssigen Bild zu gelangen. Erste<br />

Ergebnisse werden für den August 2004 erwartet.<br />

Prof. P. Flora, Lehrstuhl für Soziologie I, Universität Mannheim, wurden<br />

2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Soziale Differenzierung<br />

und soziale Transfers. Eine vergleichende Analyse von Deutschland,<br />

Großbritannien und Italien im Zeitraum 1980-2000.“


SOZIOLOGIE<br />

Ziel des Projekts ist es, in einem Vergleich von drei Ländern<br />

(Deutschland, Großbritannien, Italien) für den Zeitraum 1980-2000<br />

den Zusammenhang von sozialstaatlichen Reformen und sozialstrukturellen<br />

Veränderungen zu untersuchen.<br />

Der europäische Wohlfahrtsstaat hat in zunehmendem Maße die Verteilung<br />

von Einkommen und Dienstleistungen beeinflusst und damit<br />

letztlich auch die soziale Differenzierung und Gruppenbildung der europäischen<br />

Gesellschaften. Damit hat er zwar zu ihrem relativ friedfertigen<br />

und demokratisch gefestigten Charakter beigetragen. Dennoch<br />

machten sich in den letzten beiden Jahrzehnten Probleme bemerkbar.<br />

Dazu zählten einerseits die mit dem Ausbau von Sozialstaaten verbundenen<br />

Kosten. Andererseits gab es auch strukturelle Veränderungen,<br />

welche die traditionelle Struktur des Wohlfahrtsstaates in Frage stellten.<br />

Diese betreffen das Verhältnis der Geschlechter und eine gestiegene<br />

Instabilität der Familien, die Alterung der Bevölkerung und das<br />

Verhältnis der Generationen, die Einwanderung und das Verhältnis<br />

von Staatsbürgern zu Zuwanderern, allgemein die Beziehungen von<br />

Erwerbstätigkeit und sozialer Sicherheit, von Familie und Staat.<br />

Aufgrund dieser sozialstrukturellen Veränderungen und andauernden<br />

Probleme sind die europäischen Sozialstaaten in den letzten<br />

zwei Jahrzehnten in eine Phase finanzieller Konsolidierung und institutionellen<br />

Umbaus eingetreten. Daher versucht das Projekt, die<br />

Sozialstaatsanalyse mit einer Sozialstrukturanalyse zu verbinden<br />

und zwar durch die Verknüpfung einer Makro- und Mikrodatenanalyse<br />

(Aggregatdaten, institutionelle Daten, Mikrodaten). Die Auswahl<br />

der drei Länder rechtfertigt sich durch die unterschiedliche<br />

Gestalt ihrer Sozialstaaten.<br />

Bisher war diese Entwicklung fast ausschließlich Gegenstand politikwissenschaftlicher,<br />

meist angelsächsischer Studien. Diese beschäftigten<br />

sich hauptsächlich mit der Frage, wie und warum sich die<br />

Sozialstaaten unter dem ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen<br />

Veränderungsdruck der letzten Jahrzehnte verändert haben.<br />

Indem das Projekt aber nach den Konsequenzen des Wandels für die<br />

Einkommenssituation verschiedener Bevölkerungsgruppen fragt,<br />

ergänzt es die politikwissenschaftliche Forschung um eine soziologische<br />

Betrachtung. Insofern versteht es sich als Weiterführung der<br />

Arbeiten im Rahmen des Growth to Limits-Projekts, welches die<br />

wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der Nachkriegszeit bis Anfang der<br />

achtziger Jahre untersuchte.<br />

Das Projekt gliedert sich in fünf inhaltliche Abschnitte: Zunächst sollen<br />

aufgrund theoretischer Überlegungen und Kenntnis der Länder<br />

relevante und vergleichbare Bevölkerungsgruppen festgelegt werden,<br />

die in den Mikrodaten aufzufinden und mit den Aggregatdaten<br />

verknüpft sind. Daraufhin soll die Entwicklung der Einkommenssituation<br />

dieser Gruppen, mit besonderer Berücksichtigung der<br />

Sozialtransfers, im Vergleich der drei Länder analysiert werden. In<br />

einem dritten Schritt soll die unterschiedliche Behandlung dieser<br />

Seite 199


Frauen<br />

und Beruf<br />

Seite 200<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Gruppen in Zeit und Raum mit den Grundmerkmalen und der Veränderung<br />

der Institutionen der sozialen Sicherheit verknüpft werden.<br />

Die relative Bedeutung der Gruppen in Zeit und Raum kann<br />

daraufhin mit den sozialstrukturellen Veränderungen der drei Länder<br />

verbunden werden. Schließlich sollen die gewonnenen Ergebnisse<br />

vor dem Hintergrund länderspezifischer Dienstleistungskontexte<br />

diskutiert werden, um dadurch der Bedeutung der sozialen<br />

Dienste für die Lebenschancen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Dr. R. Leicht, Institut für Mittelstandsforschung, Universität Mannheim,<br />

wurden Mittel bewilligt für ein Projekt zum Thema „Neue Erwerbs-<br />

und Arbeitsformen: Selbständige Frauen zwischen Beruf und<br />

Familie, Professionalität und Marginalität.“<br />

Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es, Umfang, Gestalt und<br />

Entwicklung selbständiger Erwerbsarbeit von Frauen ländervergleichend<br />

zu untersuchen und ihre Bestimmungsfaktoren zu identifizieren.<br />

In Anbetracht zunehmender Heterogenität selbständiger Erwerbsarbeit<br />

soll danach gefragt werden, welche Erwerbs- und<br />

Arbeitsformen selbständige Frauen verfolgen und welchen Sozialcharakter<br />

zunehmende Frauenselbständigkeit hat, d.h. auch wie<br />

professionell ihre Tätigkeiten im Vergleich zu Männern sind.<br />

Als Determinanten für die insgesamt geringen Gründungsaktivitäten<br />

von Frauen sowie für spezielle Selbständigkeitsformen müssen<br />

neben den institutionellen länderspezifischen Rahmenbedingungen<br />

vor allem auch individuelle (Wissens-) Ressourcen sowie Faktoren im<br />

Kontext von Familie, Haushalts- und Lebenssituation in Betracht gezogen<br />

werden. Da Frauen nach wie vor die Hauptverantwortung für<br />

Hausarbeit und Familie zugeschrieben wird, wächst – so eine zentrale<br />

These – der Wunsch nach individueller und flexibler Arbeitsgestaltung,<br />

der dann aber auch in der beruflichen Selbständigkeit<br />

Kompromisse in zeitlicher, örtlicher und materieller Hinsicht erzwingt.<br />

Es ist anzunehmen, dass geschlechterspezifisch unterschiedliche<br />

Ressourcenausstattungen auch mit unterschiedlichen Arbeitsund<br />

Selbständigkeitsformen gekoppelt sind.<br />

Weiter wird davon ausgegangen, dass die vermuteten Zusammenhänge<br />

sowohl durch die jeweilige Geschlechterkultur, vor allem aber<br />

durch die institutionellen Rahmenbedingungen eines Landes mit<br />

determiniert werden. Eine maßgebliche Rolle spielen demnach die<br />

länderspezifischen institutionellen Regulierungen im Zugang zur<br />

Selbständigkeit, die unterschiedliche Ausgestaltung staatlicher Familienpolitik<br />

(z.B. Kinderbetreuung) sowie die nationalen Arbeitsmarktbedingungen.<br />

Um die Wirkung dieser verschiedenen Einflussfaktoren<br />

herauszuarbeiten, sollen die meisten Untersuchungen<br />

ländervergleichend durchgeführt werden.<br />

Erforderlich sind dafür umfangreiche repräsentative Datensätze mit<br />

aussagekräftigen Indikatoren und ausreichenden Differenzierungs-


SOZIOLOGIE<br />

und Analysemöglichkeiten auf Aggregat- und Mikroebene. Um die<br />

Bedeutung institutioneller Rahmenbedingungen abzuschätzen, werden<br />

neben Daten aus Deutschland auch Daten aus Ländern benötigt,<br />

die sich in den entscheidenden makrostrukturellen Ausgangslagen<br />

davon unterscheiden. Gedacht ist an die USA und ein skandinavisches<br />

oder ein südeuropäisches Land.<br />

Für das Forschungsvorhaben „Wandel der Alltagspraxis in Paarbeziehungen.<br />

Zum Zusammenhang von paargemeinschaftlicher Alltagspraxis,<br />

Identität und geschlechtertypischer Arbeitsteilung im Ost-<br />

West-Vergleich“ wurden Prof. J. Huinink, Institut für Empirische und<br />

Angewandte Sozialforschung, Universität Bremen, Fördermittel bewilligt.<br />

Der Wandel in der sich fortschreitend modernisierenden Gesellschaft<br />

hat vor den Paarbeziehungen nicht Halt gemacht. Die Geschlechtsrollen<br />

und Selbstbilder von Beziehungspartnern in Paarbeziehungen<br />

und die Erwartungen und Ansprüche der Menschen an das Zusammenleben<br />

mit einem Partner haben sich stark verändert. Wesentliche<br />

Merkmale der paarbezogenen Alltagsorganisation, wie etwa eine<br />

geschlechtstypische Arbeitsteilung im Haushalt, bleiben jedoch von<br />

der zunehmenden „Individualisierung“ relativ unberührt. Dies gilt<br />

auch in der DDR bzw. in Ostdeutschland.<br />

Vor dem Hintergrund der noch offenen wissenschaftlichen Diskussion<br />

zu diesen gegenläufigen Phänomenen untersucht das Forschungsvorhaben,<br />

wie sich in der heutigen Zeit die „soziale Konstruktion“<br />

paargemeinschaftlicher Beziehungen (Berger/Kellner 1965) vollzieht,<br />

die sich in gegenseitigen Erwartungsstrukturen der Partner<br />

einander gegenüber und in alltagsnotwendigen Arrangements und<br />

Routinen zusammenlebender Beziehungspartner niederschlägt. Die<br />

Untersuchung konzentriert sich auf die Organisation der Hausarbeit<br />

in Paargemeinschaften und vergleicht dabei west- und ostdeutsche<br />

Paare.<br />

Im Sinne eines handlungstheoretischen Ansatzes wird ein individuell<br />

rationales Verhalten der Akteure im Sinne der „bounded rationality“<br />

unterstellt. Es wird angenommen, dass individuelle Motive für das<br />

Zusammenleben in einer Paargemeinschaft ausschlaggebend sind.<br />

Die Paarbeziehung wird als komplexer Austauschzusammenhang<br />

begriffen, da sie sowohl psychisch-emotionale Befriedigung durch<br />

die enge intime Interaktion mit einer geliebten Person vermittelt, als<br />

auch einen instrumentellen Austausch von Leistungen und Gütern<br />

zwischen den Partnern ermöglicht und nach sich zieht (Foa/Foa 1980;<br />

Koppetsch 2001).<br />

Die Analysen sollen mit einem bereits vorhandenen Datensatz<br />

durchgeführt werden. Bei den Daten handelt es sich um qualitative<br />

Interviews mit 64 Paaren aus Ost- und Westdeutschland aus einer<br />

früheren Forschung von Prof. Huinink und von Dipl. Soz. Röhler, dem<br />

jetzigen Bearbeiter. In einem Fragebogen wurden jeweils ergänzend<br />

Alltagspraxis<br />

in<br />

Paarbeziehungen<br />

Seite 201


Identitätsbildung<br />

im Islam<br />

Seite 202<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

standardisierte Daten erhoben. Die Stichprobe wurde neben der Ost-<br />

West-Differenzierung nach verschiedenen Lebensformen sowie nach<br />

Paaren mit und ohne Kinder unterteilt. Dazu gehören auch vier Ost-<br />

West-Paare, die bei der ersten Bearbeitung noch nicht in die Auswertung<br />

einbezogen waren. Diese sind jetzt besonders wichtig für<br />

den geplanten vertieften Vergleich ost- und westdeutscher Handlungsmuster,<br />

da stark abweichende Erwartungshorizonte der Partner<br />

unterstellt werden müssen. Die ergänzend zu den qualitativen Interviews<br />

erhobenen standardisierten Daten erlauben es, qualitative und<br />

quantitative Methoden bei der Auswertung zu kombinieren.<br />

Grundlage der Re-Analyse der vorhandenen Interviewtexte bildet<br />

ein Modell des Zusammenhangs von Identität, Alltagspraxis und<br />

Arbeitsteilung in Paarbeziehungen. Auf der Basis des theoretischen<br />

Modells soll unter besonderer Berücksichtigung nichtehelicher und<br />

ehelicher Formen von Paarbeziehungen, von Paaren mit und ohne<br />

Kinder im Haushalt und vergleichend zwischen Ost- und Westdeutschland<br />

eine typologische Systematisierung erfolgen. Indem auf<br />

der Grundlage dieses Modells der Zusammenhang zwischen paargemeinschaftlicher<br />

Alltagspraxis und der Stabilisierung individueller<br />

Identität untersucht wird, kann auch ein Erklärungsbeitrag zum<br />

makrostrukturellen Phänomen der Stabilität der Arbeitsteilung zwischen<br />

den Geschlechtern geliefert werden.<br />

Prof. A. Gingrich, Kommission für Sozialanthropologie der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften, Wien, und Priv. Doz. Dr.<br />

F. Loimeier, Lehrstuhl für Islamwissenschaft, Universität Bayreuth,<br />

wurden Fördermittel bewilligt für das Projekt „Dimensionen der<br />

Identitätsbildung. Gedachte und gelebte Zugehörigkeiten in der<br />

islamischen Welt.“<br />

Thema des Forschungsvorhabens sind rituelle, historische, lokale<br />

und geschlechtsspezifische Grunddimensionen von gedachten und<br />

gelebten Identitäten in der islamischen Welt, die von zunehmender<br />

Globalisierung ergriffen sind und darauf reagieren. In einer interdisziplinär<br />

angelegten Studie sollen kognitive und soziale Veränderungsprozesse<br />

in ausgewählten Regionen des Nahen Ostens aus<br />

sozialanthropologischer und islamwissenschaftlicher Perspektive<br />

untersucht und miteinander verglichen werden. Ziel ist die Entwicklung<br />

eines kulturwissenschaftlichen Identitätskonzepts für islamisch<br />

geprägte Lokalkulturen.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass Identitäten bewegliche Konstrukte<br />

sind, die sich je nach Situation verfestigen und auch verlagern<br />

können, deren Flexibilität aber dennoch begrenzt ist. Neben Kapital,<br />

Gütern, Technologien und dem breiten Spektrum an Ideellem bewegen<br />

sich auch die Menschen selbst in zunehmendem Maße und<br />

immer schneller über den Globus. Dies verlangt nach einer Konzeptualisierung<br />

der sozialen und kulturellen Welt, die sowohl den<br />

Global-Lokal-Nexus als auch die von „Deterritorialisierung“ ausgehenden<br />

Impulse erschließt.


SOZIOLOGIE<br />

Es sollen Faktoren untersucht werden, die maßgeblich Identitätskonstruktionen<br />

beeinflussen, nämlich Bildung, Religion und Wirtschaft.<br />

Dabei wird erkenntnistheoretisch von der Gleichwertigkeit<br />

von „ideellen“ (kosmologischen und kognitiven) und praktischen<br />

(sozioökonomischen und historischen) Faktoren ausgegangen.<br />

Die empirische Untersuchung konzentriert sich auf Probleme von<br />

Identität im Kontext von Flucht und Vertreibung. Bei somalischen<br />

Flüchtlingen in Ägypten sowie palästinensischen Flüchtlingen im<br />

Libanon und im Gazastreifen sollen die Konstruktionen von Identitäten<br />

und Gruppenbildungen und die Veränderungen hinsichtlich<br />

Genderrollen erforscht werden. Dabei spielen die ökonomische<br />

Situation sowie Religiosität und Bildung eine zentrale Rolle.<br />

Im Untersuchungsfeld, das der „islamischen Welt“ zuzurechnen ist,<br />

sind überlokale und lokale Prozesse zu berücksichtigen. Überlokale<br />

Faktoren sind hier Flüchtlingsströme und gemeinsame islamische<br />

Normen und Tabus. Im Mittelpunkt stehen aber jeweils lokal bedingte,<br />

ideelle und praktische Aspekte unterschiedlicher Identitäten.<br />

Mit dem Preis für sozialwissenschaftliche Aufsätze (begründet durch<br />

Prof. E. K. Scheuch) soll der Zeitschriftenaufsatz als Mittel der wissenschaftlichen<br />

Kommunikation hervorgehoben werden. Es ist dies<br />

der einzige Zeitschriftenpreis in den Sozialwissenschaften außerhalb<br />

des englischsprachigen Bereichs. Nach der Meinung der Gründer<br />

des Preises ist der Zeitschriftenaufsatz das wichtigste Mittel der wissenschaftlichen<br />

Kommunikation innerhalb der Soziologie und den<br />

angrenzenden Gebieten; das Buch ist dagegen bevorzugt das Mittel,<br />

um über die Fachgrenzungen hinaus und tendenziell abgeschlossene<br />

Entwicklungen eines Fachs darzustellen. Zeitschriftenaufsätze<br />

sind aber selbst im deutschen Sprachbereich über so viele Periodika<br />

verstreut, dass der wissenschaftliche Dialog sehr aufgesplittert ist.<br />

Durch Versenden von Sonderdrucken wird diese Zersplitterung nur<br />

unvollkommen ausgeglichen. Mit der Preisverleihung sollen als<br />

Korrektiv über die Grenzen der Leserschaft jeweiliger Zeitschriften<br />

allgemeine Maßstäbe bekräftigt werden.<br />

Die Auswahl der Arbeiten erfolgt in zwei Stufen. Die Herausgeber und<br />

Redakteure von dreizehn deutschsprachigen Zeitschriften in den Sozialwissenschaften<br />

schlagen jeweils bis zu zwei Aufsätze vor. Die Zeitschriften<br />

sind: Angewandte Sozialforschung, Berliner Journal für Soziologie,<br />

Geschichte und Gesellschaft, Kölner Zeitschrift für Soziologie<br />

und Sozialpsychologie, Leviathan, Österreichische Zeitschrift für<br />

Soziologie, Politische Vierteljahresschrift, Schweizerische Zeitschrift<br />

für Soziologie, Sociologia Internationalis, Soziale Welt, Zeitschrift für<br />

Politik, Zeitschrift für Sozialpsychologie und Zeitschrift für Soziologie.<br />

Die Jury setzt sich zurzeit zusammen aus den Professoren:<br />

R. Geißler (Universität-GHS Siegen)<br />

R. Jessen (Universität zu Köln)<br />

Preis für<br />

sozialwissenschaftliche<br />

Aufsätze<br />

Seite 203


Seite 204<br />

G. Nunner-Winkler (MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften,<br />

Arbeitsbereich Psychologie, München)<br />

H.-G. Soeffner (Universität Konstanz, Vorsitz)<br />

J. Weiß (Universität-GHS Kassel)<br />

P. Windolf (Universität Trier).<br />

Für das Jahr 2002 wurden von den Zeitschriftenredaktionen 21 Arbeiten<br />

zur Prämierung vorgeschlagen. In ihrer Sitzung am 27. Februar<br />

2004 vergab die Jury jeweils einen ersten und zweiten Preis,<br />

sowie zwei dritte Preise:<br />

Den ersten Preis (dotiert mit € 1.500) erhielt:<br />

Jan Delhey (Berling): „Korruption in Bewerberländern zur Europäischen<br />

Union. Institutionenqualität und Korruption in vergleichender<br />

Perspektive“ (Soziale Welt, Jg. 53, S. 345-366);<br />

den zweiten Preis (dotiert mit € 1.000) erhielt:<br />

Helmut Thome (Halle): „Kriminalität im Deutschen Kaiserreich,<br />

1883-1902. Eine Sozialökologische Analyse“ (Geschichte und Gesellschaft,<br />

Jg. 28, S. 519-553);<br />

einen dritten Preis (dotiert mit jeweils € 500) haben erhalten:<br />

Ralph Rotte (Aachen): „Der Liberale und Demokratische Frieden<br />

als „neues Paradigma“ der Internationalen Politik? Theoretische<br />

und empirische Probleme“ (Zeitschrift für Politik, Jg. 49, S. 380-<br />

404) und<br />

Andreas Wimmer (Bonn): „Multikulturalität oder Ethnisierung?<br />

Kategorienbildung und Netzwerkstrukturen in drei schweizerischen<br />

Immigrantenquartieren“ (Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31,<br />

S. 4-26).<br />

Im Rahmen ihrer Sitzung am 7. Oktober 2004 zeichnete die Jury folgende<br />

Aufsätze des Zeitschriftenjahrgangs 2003 aus:<br />

Den ersten Preis (dotiert mit € 1.500) erhielt:<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Martin Heidenreich: „Territoriale Ungleichheiten in der erweiterten<br />

EU“ (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,<br />

Jg. 55, S. 1-28);<br />

den zweiten Preis (dotiert mit € 1.000) erhielten die Autoren:<br />

Markus Freitag, Adrian Vatter und Christoph Müller: „Bremse<br />

oder Gaspedal? Eine empirische Untersuchung zur Wirkung der<br />

direkten Demokratie auf den Steuerstaat“ (Politische Vierteljahresschrift,<br />

Jg. 44, S. 348-369);


SOZIOLOGIE<br />

die beiden dritten Preise (dotiert mit jeweils € 500) erhielten:<br />

Thomas Klein: „Die Geburt von Kindern in paarbezogener Perspektive.<br />

Fertility in Male-Female-Partnership“ (Zeitschrift für<br />

Soziologie, Jg. 32, S. 506-527) und<br />

Christian Peters: „Politische Architektur und die Sichtbarkeit der<br />

Macht. Die Selbstdarstellung der ,Berliner Republik’ am Beispiel<br />

des Bundeskanzleramtes“ (Sociologia Internationalis, Jg. 41, S.<br />

181-208).<br />

Prof. K. Michalski, Institut für die Wissenschaften vom Menschen<br />

(IWM), Wien, Prof. D. Simon, Berlin-Brandenburgische Akademie<br />

der Wissenschaften (BBAW), Berlin, und A. Muschg, Akademie der<br />

Künste (AdK), Berlin, wurden Mittel bewilligt für das Projekt „Die<br />

Bedeutung des Todes in der heutigen Gesellschaft.“<br />

Das Projekt zielt auf eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema „Tod“ im Hinblick auf die für die Gegenwart charakteristischen<br />

Problemperspektiven in ihrer Genese ebenso wie in ihren<br />

möglichen künftigen Entwicklungstendenzen.<br />

Die Frage nach dem Tod ist eine Grundfrage des Menschen insofern,<br />

als sie zugleich die Frage nach dem Leben enthält. Ferner betrifft sie<br />

das Sterben als Vorgang, und schließlich ist die Frage nach dem Ende<br />

des Lebens auch eine Frage nach der Grenze des Wissens in der<br />

menschlichen Gesellschaft. Die Arbeit konzentriert sich hauptsächlich<br />

auf zwei Bereiche: auf Strategien der „symbolischen“ und der<br />

„materiellen“ Bewältigung des Todes in den kommunikativen und<br />

institutionellen Praktiken der Gegenwart, wobei insbesondere der<br />

spezifisch abendländisch-westliche, epochale Charakter des Verständnisses<br />

vom Tod zur Diskussion stehen soll.<br />

Dem Projekt liegt die Hypothese zugrunde, dass die europäisch/<br />

westliche Moderne wie in vielen anderen Hinsichten so auch im Verhältnis<br />

zum Tod durch eine Bruch mit der Tradition gekennzeichnet<br />

ist, der sich an drei allgemeinen Tendenzen ablesen lässt:<br />

– Im Zuge des Prozesses der Säkularisierung verschwindet der Tod<br />

aus der Öffentlichkeit. Dieses Verschwinden ist es, das den häufig<br />

artikulierten Eindruck der Verdrängung oder Tabuisierung des<br />

Todes auslöst. Umso signifikanter ist jedoch die Wiederkehr des<br />

öffentlich Verdrängten auf der Seite des Privaten.<br />

– Der immense „Problemstau“, den diese Entwicklung auslöst, wird<br />

abgefedert oder auch nur verdeckt durch den Aufstieg der Wissenschaft<br />

zum gesellschaftlichen Leitdiskurs anstelle der Religion.<br />

Damit einher geht ein Übergang von „symbolischen“ zu „materiellen“<br />

Strategien zur Bewältigung des Todes. Insofern als die<br />

reale Bewältigung, das „Ende des Todes“ ein gewissermaßen in<br />

mythischer Zukunftsferne liegendes Ziel wäre, behalten letzt-<br />

Tod<br />

Seite 205


Seite 206<br />

lich doch auch die so genannten „materiellen“ Strategien zur Bewältigung<br />

des Todes symbolischen Charakter.<br />

– Ganz besondere Anforderungen ergeben sich aus dieser Konstellation<br />

für die Kunst. Unter dem Vorzeichen von Religion als gesellschaftlichem<br />

Leitdiskurs hatte sie in kultischen und rituellen<br />

Zusammenhängen ihren Platz. Ihre Funktion bestand darin, die<br />

Alltagswirklichkeit zu transzendieren und die hinter den Dingen<br />

liegende transzendente Dimension zu versinnbildlichen. Mit dem<br />

Niedergang ihres ursprünglichen metaphysischen Bezugsrahmens<br />

verliert die Kunst diese Stellung zwar, aber die bewahrt das<br />

ihr eigentümliche Potential der Alterität; das heißt die Fähigkeit,<br />

das der Wirklichkeit gegenüber andere in der und durch die ästhetische<br />

Gestaltung symbolisch sichtbar werden zu lassen. Nicht<br />

zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Wissenschaft sich jedes<br />

Bezugs auf die Transzendenz enthält, wächst der Kunst neue<br />

Bedeutung zu.<br />

Ausgehend vom Traditionsbruch der Moderne und der damit verbundenen<br />

Säkularisierung der modernen Gesellschaft, in deren<br />

Folge der Tod aus der Öffentlichkeit verschwand, verdrängt und<br />

tabuisiert wurde, die Religion aufhörte, der alle Bereiche und Aspekte<br />

umfassende Leitdiskurs der Gesellschaft zu sein, und die Wissenschaft<br />

die Religion in dieser Funktion ablöste, sollen Fragenkomplexe<br />

nach dem Verhältnis von Tod und Wissenschaft, Recht/<br />

Rechtssystem, Politik, Religion/Theologie, Kultur/Kulte und Rituale,<br />

Lebensstil/Ästhetik thematisiert werden.<br />

Ein erstes internationales und interdisziplinäres Kolloquium im Rahmen<br />

des Projektes fand im Juni 2004 am Institut für die Wissenschaften<br />

vom Menschen, Wien, statt.<br />

Ethnologie<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Die Ethnologie, entstanden als Wissenschaft „fremder“, d.h. nichtwestlicher<br />

Kulturen, ist zu einer Sozialwissenschaft geworden, die<br />

prinzipiell alle Gesellschaften analysiert und daher dem umfassenden<br />

Kulturvergleich in der Gegenwart besondere Chancen eröffnet.<br />

Wie in der Geschichte setzt sich heute auch in der Ethnologie das Bewusstsein<br />

von der Pluralität der Moderne immer stärker durch. Im<br />

Bereich der Ethnologie möchte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – ohne<br />

Hervorhebung einer bestimmten Region – insbesondere kulturvergleichende<br />

Studien fördern, die im Zeitalter der Globalisierung<br />

unser Bewusstsein dafür schärfen, dass im Leben der Menschen und<br />

Völker die Einbettung in lokale Kontexte des Lebens und Arbeitens<br />

keineswegs an Bedeutung verloren hat. Zugleich möchte sie durch<br />

die von ihr geförderten Projekte deutlich machen, dass Interdependenzen,<br />

die Gesellschaften und Kulturen übergreifen, immer stärker<br />

unser Leben bestimmen. Die <strong>Stiftung</strong> fördert dabei Projekte, die sich


ETHNOLOGIE<br />

mit der „nicht-westlichen“ Welt befassen, ebenso wie Studien, die<br />

aus der verfremdenden Perspektive des Ethnologen einen frischen<br />

Blick auf Probleme entwickelter Industriegesellschaften werfen oder<br />

sich der Analyse von Gegenwartsgesellschaften im Übergang zu<br />

Markt, Demokratie und Rechtsstaat widmen. Die geförderten Projekte<br />

sollten dabei unter einer systematischen Fragestellung stehen;<br />

Einzelfallstudien und ethnographische Feldforschungen werden in<br />

der Regel nicht gefördert. Von besonderer Bedeutung wären Studien,<br />

die verdeutlichen, wie eng die Geschichte und Gegenwart<br />

westlicher Kulturen mit der außerwestlichen Welt verknüpft sind. In<br />

der Analyse solcher „connected histories“ hätte auch die Historische<br />

Anthropologie ihren Platz. Im Rahmen einer so verstandenen Ethnologie<br />

soll Studien eine hohe Priorität eingeräumt werden, die sich mit<br />

den Folgen der demographischen Revolution in verschiedenen Regionen<br />

der Erde beschäftigen. Erwünscht wären ferner Projekte,<br />

die Fragestellungen „klassischer“ Disziplinen durch die Einbeziehung<br />

des ethnographischen Vergleichs eine neue Dimension eröffnen:<br />

Dies gilt insbesondere für den Bereich der Wirtschaft und des<br />

Rechts.<br />

Dr. K. Schneider und Dr. B. Fenner, Rautenstrauch-Joest-Museum für<br />

Völkerkunde, Köln, wurden 2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Die<br />

australischen Ureinwohner als ‚Studienobjekte’. Eine Untersuchung<br />

zur wissenschaftlichen Rezeption des Fremden am Beispiel der Australienreise<br />

des Anthropologen Hermann Klaatsch zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts anhand seines Nachlasses und seiner Sammlung“.<br />

Hermann Klaatsch (1863-1916), Professor für Anatomie, Anthropologie<br />

und Ethnographie an der Universität Breslau und Direktor des<br />

dortigen Museums für Völkerkunde und Anthropologie, galt zu<br />

seiner Zeit als einer der profiliertesten Verfechter der evolutionistischen<br />

Abstammungslehre in Deutschland. Zur Gewinnung von Anschauungsmaterial<br />

für vergleichende Studien rezenter australischer<br />

Ureinwohner mit prähistorischen Hominidenfunden in Europa<br />

unternahm er eine dreijährige Forschungsreise nach Australien<br />

(1904-1907), während der er Physis und Kultur der Aborigines<br />

studierte. Zugleich nutzte er die Reise zum Erwerb einer umfassenden<br />

ethnographischen Sammlung, die sich heute überwiegend in<br />

drei deutschen Museen, insbesondere dem Rautenstrauch-Joest-<br />

Museum für Völkerkunde in Köln, befindet.<br />

Aus dem Besitz seines Enkels Heinz Klaatsch in New Jersey (USA)<br />

wurden erst jetzt umfangreiche Primärquellen zugänglich. Es handelt<br />

sich um Tagebücher, Notizhefte sowie umfangreiche manuskriptartige<br />

Briefe, die seinen dreijährigen Aufenthalt in Australien<br />

lückenlos belegen. Sie geben Aufschluss über Motivation, Ablauf,<br />

Umstände und Erfolg der Forschung.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, das im Nachlass erhaltene<br />

Schriftgut und Bildmaterial sowie die von Klaatsch angelegte ethnographische<br />

Sammlung wissenschaftsgeschichtlich auszuwerten.<br />

Aborigines<br />

Hermann<br />

Klaatsch<br />

Seite 207


Konfessionelle<br />

Koexistenz<br />

Thailand<br />

Seite 208<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Folgende Fragen sollen im Mittelpunkt der Auswertung stehen:<br />

– Wie verstand sich Hermann Klaatsch als Forscher und Wissenschaftler?<br />

– Wie behauptete er sich als Protagonist einer kontrovers diskutierten<br />

theoretischen Richtung (evolutionistische Abstammungslehre)<br />

im wissenschaftlichen Diskurs seiner Zeit?<br />

– Auf welche Weise erfolgte die wissenschaftliche Rezeption der<br />

von Klaatsch besuchten Aborigene-Gruppen? Welche Differenzierungen<br />

und Klassifizierungen nahm er vor? Unterschied er sich<br />

in seinem Fachurteil von anderen Wissenschaftlern seiner Zeit,<br />

ggf. inwieweit?<br />

– Unter welchen Bedingungen entstand die Sammlung? Welches<br />

waren die Intentionen und Interessen der beteiligten Akteure<br />

(Museen, Sammler, Aborigines)? Wie wurde dadurch die Zusammensetzung<br />

der Sammlung beeinflusst? Nach welchen impliziten<br />

und expliziten Kriterien wurde die Sammlung angelegt? Nach<br />

welchen Gesichtspunkten wurden die Objekte nach Abschluss<br />

der Reise unter den Museen aufgeteilt?<br />

Die Untersuchung will damit einen Beitrag zur Geschichte der Ethnologie<br />

und Anthropologie, zur Geschichte der wissenschaftlichen<br />

Rezeption des Fremden sowie zur Wissenschaftsethik leisten.<br />

Für das Forschungsvorhaben „Bedingungen und Auflösung konfessioneller<br />

Koexistenz: Ritueller Austausch, Transformation und die Reproduktion<br />

sozialer Beziehungen in Südthailand“ wurden Dr. A. Horstmann,<br />

Institut für Ethnologie, Universität Münster, Fördermittel bewilligt.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die lokalen Mechanismen<br />

der Koexistenz in thaisprachigen Dörfern Südthailands. In<br />

Nakhon Si Thammarat sollen die Struktur der interethnischen<br />

Beziehungen in lokalen und globalen Kontexten und ihre Vitalität<br />

bzw. Veränderungen im Spannungsfeld nationaler Integration und<br />

Weltreligion untersucht werden.<br />

Von der historischen Entwicklung her gliedert sich die Kulturlandschaft<br />

Südthailands in einen thaisprachigen und in einen malaiischsprachigen<br />

Teil. In diesen voneinander getrennten Kulturräumen<br />

verlaufen die interkulturellen Beziehungen unterschiedlich. Während<br />

Buddhisten und Muslime u.a. in Nakhon Si Thammarat, Songkla,<br />

Patthalung, Trang und Satun harmonisch koexistieren und es zu gegenseitiger<br />

Durchdringung, Vermischung und Annäherung kommt,<br />

sind die Beziehungen im malaiischsprachigen Teil zwischen Thais<br />

und Malaien durch Distanz und Feindseligkeit gekennzeichnet.<br />

Buddhisten und Muslime in den thaisprachigen Gebieten Südthailands<br />

teilen eine homologe Sozialstruktur. Sie unterscheiden sich


ETHNOLOGIE<br />

weder im sozialen, politischen noch im wirtschaftlichen Bereich. Die<br />

Wirtschaftsweise basiert auf Fischfang, Obst, Kautschuk/Ölpalme<br />

und auf Kleinhandel. Die sozialen Beziehungen sind über lokale<br />

Institutionen der Reziprozität und Redistribution geregelt, wobei die<br />

Entleihung des Fremden und seine Integration in lokale Systeme<br />

einen fundamentalen Mechanismus der Auseinandersetzung des<br />

Fremden mit dem Eigenen darstellen. Eine wichtige Funktion übernimmt<br />

dabei in den Dorfgemeinschaften der gemeinsame rituelle<br />

Austausch, durch den die soziale Solidarität immer wieder neu zum<br />

Ausdruck gebracht wird.<br />

Die Konvertierung der großen Mehrheit der Thais zum Buddhismus<br />

und der Malaien zum Islam hat hier keineswegs die lokale Kosmologie<br />

gesetzt. Die lokalen Gemeinschaften haben vielmehr Weltreligion<br />

in ihre lokale Struktur relativiert. Positionen im Dorf werden<br />

kosmologisch zugewiesen bzw. legitimiert. Die Häuser haben<br />

dasselbe Design, unterscheiden sich nur durch Details, z.B. Koranzitate.<br />

Von außen lässt sich die Konfessionszugehörigkeit nicht identifizieren.<br />

Zudem ist Konvertierung in beide Richtungen üblich.<br />

Im malaiisch-dominierten kommunalen Diskurs werden dagegen<br />

thaisprachige Muslime als minderwertig gesehen, da sie unreines<br />

Essen zu sich nähmen, nicht die Moschee aufsuchten und die Gebete<br />

nicht einhielten. Thaisprachige Muslime werden daher auch nicht<br />

als vollwertige Mitglieder der „umma“, der muslimischen Gemeindeversammlung,<br />

anerkannt. Sie werden von den Malaien in Patani<br />

bezichtigt, von thailändischen kosmologischen Einflüssen verunreinigt<br />

zu sein und die islamische Literatur nicht in den heiligen<br />

Schriften Jawi oder Arabisch wahrzunehmen.<br />

In den achtziger und neunziger Jahren scheint auch das lokale System<br />

in den gemischtkonfessionellen Gebieten Südthailands Risse<br />

bekommen zu haben. Die religiöse Unterscheidung wird stärker<br />

betont. Im Zuge der Marktintegration verwischen die kosmologisch<br />

zugewiesenen Positionen über Ressourcen. Konvertierungen vom<br />

Islam zum Buddhismus werden unter dem Einfluss islamischer<br />

Reformbewegungen verboten. Rituelle Praktiken werden überprüft,<br />

und die Teilnahme an den Festen der jeweils anderen wird<br />

beendet.<br />

Im Rahmen des Projekts soll untersucht werden, wie es zu einem<br />

Wechsel von Koexistenz zur sozialen Konstruktion von Antagonismus<br />

und Feindschaft kommt, welche Ideen, Werte und soziale Handlungsmuster<br />

die Interaktion von Menschen unterschiedlicher Konfessionen<br />

bestimmen und unter welchen Bedingungen diese Interaktionen<br />

einen antagonistischen Charakter zeigen. Die Antwort auf<br />

diese Fragen liegt – so die These – im Kollaps der auf Integration des<br />

Fremden basierenden lokalen kosmischen Systeme durch staatliche<br />

Einflüsse, die Kräfte der Marktausdehnung und durch Integration in<br />

Prozesse kultureller Globalisierung. Das soziale System muss zusammenbrechen,<br />

wenn die Integration des Fremden in lokale Insti-<br />

Seite 209


Identitätskonstruktionen<br />

Mauritius<br />

Seite 210<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

tutionen außer Kraft gesetzt wird und in der Interaktion Tausch und<br />

Solidarität aufgekündigt werden. Überlokale Faktoren, welche die<br />

Mechanismen der Koexistenz aushöhlen, sind: die Betonung der<br />

Weltreligion in modernen Anerkennungsdiskursen, die politische<br />

Ideologie des Staates sowie die zunehmende Verarmung im Zuge der<br />

Marktexpansion. In der Spirale der Rivalität und des kulturellen<br />

Wettbewerbs werden schließlich Muster der Lebensführung zu<br />

Fragen politischer Legitimität aufgeladen und gewaltsame Konfliktlösungen<br />

provoziert.<br />

Bei Feldstudien in Thailand soll die lokale Geschichte der Dörfer<br />

und ihre Integration in größere Zusammenhänge aus den Erzählungen<br />

der Dorfbewohner rekonstruiert werden. Methodisch wird sich<br />

die Forschungsarbeit auf die „Schnittpunkte“ konzentrieren, d.h.<br />

nachbarschaftliche Beziehungen, religiöse Rituale und Mythen sowie<br />

gemeinsame Aktivitäten der gemischt-konfessionellen Bewohner.<br />

Prof. B. Schnepel, Institut für Ethnologie, und Prof. R. Ludwig, Institut<br />

für Romanistik, Universität Halle-Wittenberg, wurden Mittel bewilligt<br />

für das Projekt „Performative Aushandlungen und Konstruktionen<br />

von Identitäten in einer hybriden Kultur: Das Beispiel Mauritius.“<br />

Mauritus (mit seiner 60 km Nord-Süd- und 45 km Ost-West-<br />

Erstreckung) verfügt über eine einzigartige multikulturelle Gesellschaft.<br />

Die ursprünglich unbewohnte Insel wurde im 18. Jahrhundert<br />

durch die Franzosen besiedelt, die für den Zuckerrohr-Anbau Sklaven<br />

aus Ost- und Westafrika dorthin holten, und geriet dann bis 1968<br />

unter britische Oberhoheit (blieb aber in Sprache und Kultur nach<br />

Frankreich ausgerichtet). Nach dem Verbot der Sklaverei 1835 wurden<br />

für den Zuckerrohrbau Arbeiter aus Indien angeworben, die bis<br />

heute eine politische Mehrheit darstellen; zeitgleich bildete sich mit<br />

den „coloureds“ oder „gens de couleur“, Kindern von Plantagenbesitzern<br />

und afrikanischen Sklaven, eine neue Bevölkerungsgruppe<br />

aus. Heute werden auf dem – ökonomisch florierenden – Mauritius<br />

15 Sprachen gesprochen, darunter Englisch (Staatssprache), Französisch,<br />

Kreol, Hindi, Urdu, Tamil, Arabisch und Kantonesisch. Laut<br />

dem letzten Zensus von 1982 bestand die Bevölkerung aus 52 % Hindus,<br />

16 % Muslimen, 3 % Sino-Mauritiern und 29 % „General Population“<br />

(darin bilden die Kreolen, d.h. die Nachkommen der ehemaligen<br />

afrikanischen Sklaven in Vermischung mit den anderen<br />

Bevölkerungsgruppen, den größten Anteil).<br />

Dass aus dieser multi-ethnischen Gemengelage ein (von wenigen<br />

historischen Ausnahmen abgesehen) gewaltfreies, stabiles und funktionierendes<br />

Gemeinwesen hervorgegangen ist, nimmt das Projekt<br />

zum Anlass zu fragen, auf welchen gemeinsamen Nenner alle Identitäten,<br />

die sich als mauritisch verstehen, gebracht werden können<br />

und in welchen Formen der „Identitätsarbeit“ kulturelle Spannungen<br />

dort bewältigt werden, um solche Stabilität zu ermöglichen.


ETHNOLOGIE<br />

Die Untersuchung wird von folgenden vier Thesen geleitet:<br />

– Mauritius bzw. die Mauritier können bis heute nur eine hybride<br />

Identität ausbilden, die im kommunikativen Handeln beständig<br />

neu ausgehandelt und (re)produziert wird.<br />

– Dies geschieht vor allem über kulturelle Performanzen, weshalb<br />

ein – nach den einzelnen Medien differenziertes – Performanz-<br />

Modell der geeignetste Ansatz zur Beschreibung jener charakteristischen<br />

Situation ist.<br />

– Die zwei als exemplarisch ausgewählten Bereiche der Performanz<br />

– der Séga-Tanz und die kreolische Sprache – sind zentrale Foren<br />

zur Austragung dieser Identitätsarbeit.<br />

– Gerade das zeitgleiche Wirken von Medien kulturell verschiedenen<br />

Ursprungs erlaubt die Aufrechterhaltung des dynamischen<br />

Gleichgewichts in jenem ethnisch hybriden Gemeinwesen.<br />

In den beiden Teilprojekten sollen statistische Erhebungen, Interviews<br />

und audio-visuelle Dokumentationen vor Ort vorgenommen<br />

werden, die jeweils allen Mitarbeiten zur Verfügung stehen werden.<br />

Für die Teilprojekte bestehen folgende Planungen:<br />

Der Séga gilt als Erbe afrikanisch-stämmiger Sklaven, findet aber bei<br />

allen ethnischen Gruppen identifikatorische Akzeptanz; er wird für<br />

Touristen in Hotels oder auf privaten Festen getanzt und ist ein<br />

demokratisch allen zugängliches, Musik, Sprache und Bewegung<br />

umfassendes Medium. In systematischer Feldforschung sollen Geschichte<br />

und Gegenwart dieses Tanzes erhellt und u.a. folgende<br />

Fragen beantwortet werden: Welches sind die „offiziellen“ Imagebildungen,<br />

die für die Identität des Tanzes wichtig sind? Wie setzen<br />

sich die Tanzgruppen nach Anzahl, Geschlecht sowie sozialer, religiöser<br />

und ethnischer Herkunft zusammen? Wie sehen Proben, Aufführungen,<br />

Inszenierungen, Kostüme, Bühnen, Interaktionen mit<br />

dem Publikum etc. aus? Welches Zusammenspiel von Musik, Choreographie<br />

und Text ist feststellbar? Als Untersuchungsgrundlage<br />

soll eine Liste aller auf Mauritius professionell agierenden Séga-<br />

Gruppen erstellt werden; sodann sollen Interviews mit führenden<br />

Mitgliedern geführt und anschließend einzelne Gruppen genauer erforscht<br />

werden (im Zuge dessen sollen möglichst viele Aufführungen<br />

filmisch dokumentiert und mit den Mitteln der Theaterethnologie<br />

ausgewertet werden).<br />

Das Kreolische, ursprünglich das Idiom speziell der Sprechergruppe<br />

der Afromauritier, ist die eigentliche Verbindungssprache auf der Insel<br />

(„offizielle“ Sprachen sind das Englische und Französische), war<br />

aber lange dem informellen, oralen Bereich vorbehalten und wurde<br />

für minderwertig erachtet. Heute zeichnen sich – in der Verwaltung,<br />

den Medien und an der Universität – Tendenzen eines Statuswandels<br />

des Kreolischen ab: es ist im Begriff, sich zu einem Symbol nationaler<br />

Seite 211


Seite 212<br />

Identität zu entwickeln. Um diese Entwicklung fassbar zu machen,<br />

soll zwei Fragenkomplexen nachgegangen werden: In welchen<br />

identitär-kommunikativen Funktionen wird das Kreol (im Unterschied<br />

zu andern Sprachen) eingesetzt? Wie sind diese Diskurse<br />

strukturiert, welche grammatischen Konstruktionen und welche<br />

Lexik kommen zur Anwendung und wann und in welcher Weise wird<br />

das Kreol mit anderen Sprachen vermischt?<br />

Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />

Die Verdichtung der Staatsgrenzen überschreitenden Beziehungen<br />

ist eine der bestimmenden Entwicklungen der letzten Jahrzehnte gewesen<br />

und wird eine der bestimmenden Entwicklungen der nächsten<br />

Jahrzehnte bleiben. Es ist wichtig, diesen Prozess wissenschaftlich<br />

zu begleiten. Dabei sind insbesondere die Politikwissenschaft,<br />

die Rechtswissenschaft und die Wirtschaftswissenschaften gefordert.<br />

Während die Ökonomie sehr rasch die Chancen ergreift, die sich aus<br />

der zunehmenden ökonomischen Irrelevanz von Staatsgrenzen<br />

ergeben, fällt es der Politik viel schwerer, sich grenzüberschreitend<br />

regional oder gar weltweit handlungsfähig zu machen. Sie bleibt<br />

ungeachtet des europäischen Verfassungsexperimentes in hohem<br />

Maße an die territorial begrenzte Staatlichkeit gebunden. Auch das<br />

Recht tut sich nicht leicht, mit dem Tempo, in dem die Verdichtung<br />

der internationalen Beziehungen fortschreitet, mitzuhalten. Die Frage,<br />

inwieweit der Verdichtung eine Verrechtlichung folgen wird und<br />

aus normativen Gründen auch folgen soll, ist ein wichtiges Untersuchungsobjekt.<br />

Es sind die Wechselwirkungen zwischen den ganz<br />

unterschiedlich verlaufenden Prozessen der Entterritorialisierung<br />

der Ökonomie, des Rechtes und der Politik, deren Untersuchung die<br />

<strong>Stiftung</strong> besonders fördern möchte. Dabei geht sie davon aus, dass<br />

bei der Bewältigung dieser Aufgaben die Zusammenarbeit zwischen<br />

deutschen und ausländischen Institutionen, Forschergruppen und<br />

Wissenschaftlern besonders sachdienlich und daher förderungswürdig<br />

ist.<br />

– Politikwissenschaft<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Verdichtung der internationalen und transnationalen Beziehungen<br />

heißt insbesondere, dass internationale Organisationen, internationale<br />

Regime und andere neuartige Formen internationaler Zusammenarbeit<br />

an Bedeutung gewinnen. Die Potentiale – Chancen wie<br />

Grenzen – multilateraler institutionalisierter Konflikt- und Problembearbeitung<br />

in dem sich wandelnden internationalen System zu untersuchen,<br />

ist eine der besonders zukunftsbedeutsamen Aufgaben<br />

der Politikwissenschaft. Dabei betrifft ein wichtiger Aspekt der Entwicklung<br />

das wachsende Gewicht von Nicht-Regierungsorganisationen.<br />

Eine Sonderstellung kommt der EU zu. Sie ist weltweit die einzige<br />

Staatengemeinschaft, in der der Zusammenschluss bisher<br />

souveräner Staaten zu einer echten Föderation gelungen ist. Die


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Entwicklung der EU analytisch zu begleiten, bleibt deshalb eine<br />

zentrale Aufgabe für die Wissenschaft.<br />

Das Interesse der <strong>Stiftung</strong> an den sich mehr und mehr institutionalisierenden<br />

neuen multilateralen Formen der Problem- und Konfliktbearbeitung<br />

ist kein ausschließliches. Insbesondere die transatlantische<br />

Partnerschaft, der die Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong> immer<br />

schon galt, bleibt für sie ein Thema.<br />

In der zunehmenden Verdichtung der Weltverhältnisse haben regionale<br />

Entwicklungen, regionale Krisen oft starke Auswirkungen auf<br />

die Weltpolitik. Die <strong>Stiftung</strong> kann und will nicht beliebige Regionalstudien<br />

fördern. Wohl aber möchte sie Untersuchungen unterstützen,<br />

die den Wechselwirkungen zwischen regionalen Krisenkonstellationen<br />

und der Weltpolitik nachgehen. Dabei lässt sich die <strong>Stiftung</strong><br />

auch von der Überlegung leiten, dass es in Deutschland nach wie<br />

vor an breiter wissenschaftlicher Kompetenz für wichtige Weltregionen<br />

(Ost- und Südasien, Lateinamerika, Schwarzafrika, den Nahen<br />

und den Mittleren Osten, die asiatischen Gebiete der ehemaligen<br />

Sowjetunion) fehlt. Diese Kompetenzen aufzubauen, ist dringlich<br />

geboten.<br />

Die Unterscheidung zwischen Grundlagenforschung und angewandter<br />

Forschung ist auch für den Bereich „Internationale Beziehungen“<br />

nicht ohne Bedeutung. Gleichwohl erscheint es gerade hier<br />

nicht sinnvoll, die Förderung strikt auf die Grundlagenforschung zu<br />

beschränken. Ohne die Bereitschaft und Fähigkeit der Wissenschaft,<br />

die Gestaltungsaufgaben internationaler Politik auch als wissenschaftliche<br />

Herausforderungen hinreichend konkret aufzunehmen,<br />

bleibt die Grundlagenforschung unfruchtbar. Es bedarf eines Dialogs<br />

mit der Praxis. Wissenschaftliche Aktivitäten, die sich um solche<br />

Offenheit zur Praxis hin bemühen, können deshalb durchaus förderungswürdig<br />

sein.<br />

– Rechtswissenschaft<br />

Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung sind klassische<br />

Gebiete der Rechtswissenschaft, die seit jeher den grenzüberschreitenden<br />

Sachverhalten und der Regelung in anderen Rechtsordnungen<br />

als eigenem Erkenntnisgegenstand und als Beispiel für das<br />

eigene Recht Aufmerksamkeit schenken. Die Einbettung des deutschen<br />

Rechts in die Europäische Union hat nicht nur ein eigenes<br />

Rechtsgebiet, das Europarecht, begründet, sondern zu einer unauflösbaren,<br />

flächendeckenden Durchdringung von europäischem und<br />

nationalem Recht geführt. Das reicht vom Staatsrecht über das Verwaltungs-,<br />

insbesondere Wirtschaftsverwaltungsrecht, bis hin in alle<br />

Teile des Privat- und Wirtschaftsrechts, die heute allesamt nicht mehr<br />

rein national begriffen werden können. Hinzu kommt die Verflechtung<br />

mit anderen europäischen und außereuropäischen Staaten<br />

mittels internationaler Verträge und Organisationen, in vielfältigen<br />

bilateralen und multilateralen Wirtschaftsbeziehungen und durch<br />

Seite 213


Seite 214<br />

ganz verschiedenartige, teils rechtliche, teils außerrechtliche Formen<br />

der internationalen Kooperation.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />

über das klassische, deutsche Internationale Privatrecht hinausgehen<br />

und Kooperationen und Verflechtungen vor allem in Europa<br />

und mit den USA, aber auch mit anderen Ländern untersuchen. Ein<br />

besonderes Augenmerk gilt selbstverständlich der europäischen<br />

Integration einschließlich des Heranrückens der mittel- und osteuropäischen<br />

Länder an die EU. Interessant und wünschenswert<br />

wären z.B. auch Untersuchungen zum gemeineuropäischen Recht,<br />

wie sie für das Vertrags-, Delikts-, Bereicherungs- und Verfassungsrecht<br />

bereits begonnen worden sind, u.a. im Handels-, Gesellschafts-,<br />

Bank-, Insolvenz- und Prozessrecht. Dabei geht es um mehr als bloße<br />

bilaterale Rechtsvergleichung, sondern über die Aufarbeitung der<br />

Rechtsangleichung in der Europäischen Union hinaus um die<br />

Erfassung der gemeineuropäischen Grundstrukturen.<br />

– Wirtschaftswissenschaften<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Alte und neue Konflikte belasten die internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

zu Beginn des neuen Jahrhunderts. Die Integration der<br />

Entwicklungsländer sowie der ehemals sozialistischen Staaten in die<br />

Weltwirtschaft ist nach wie vor mit immensen Problemen behaftet,<br />

und internationale Finanzkrisen stellen immer noch ein Gefahrenpotential<br />

dar. Neue Konflikte resultieren aus tatsächlichen und vermeintlichen<br />

Nachteilen der Globalisierung und als zu gering angesehenen<br />

Fortschritten im internationalen Umweltschutz und der<br />

Welthandelsordnung. Zunehmend geraten internationale Institutionen<br />

in die Kritik, welche in verstärktem Umfang von Nicht-Regierungsorganisationen<br />

getragen wird, wie etwa Attac.<br />

Die zunehmende Integration der Weltwirtschaft ist mithin von Krisen<br />

vielfältiger Art begleitet. Sie verlangen sowohl von den politischen<br />

Instanzen der einzelnen Staaten als auch von den mannigfachen<br />

zwischenstaatlichen Koordinationsinstanzen und den internationalen<br />

Organisationen Entscheidungen. Allerdings ist der Charakter der<br />

den Krisen zugrunde liegenden Veränderungen vielfach noch nicht<br />

ausreichend geklärt. Und noch weniger Klarheit herrscht hinsichtlich<br />

der wünschenswerten Kompetenzverteilung zur Regelung von internationalen<br />

Wirtschaftsbeziehungen und über die verfügbaren<br />

Methoden der Stabilisierung der Güter- und Finanzmärkte. Deshalb<br />

erscheinen – auch bei grundsätzlicher Anerkennung der Bedeutung<br />

der Selbstregulierung der Märkte – vertiefende Analysen der politischen<br />

Gestaltungsnotwendigkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

internationaler Wirtschaftsbeziehungen dringend.<br />

Von anhaltend großem Interesse ist die Analyse der Wechselbeziehungen<br />

zwischen den Prioritäten der nationalen Politik und der<br />

Außenwirtschaftspolitik der Staaten bzw. der Staatenverbände<br />

(EWG, EU). Über längere Zeit hinweg schienen nach dem Zweiten


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Weltkrieg die aus der Zwischenkriegszeit bekannten Konflikte zwischen<br />

binnenwirtschaftlichen Zielsetzungen und außenwirtschaftlichen<br />

Erfordernissen von geringerem Gewicht. Internationale Verteilungskämpfe<br />

standen nicht im Vordergrund der öffentlichen<br />

Auseinandersetzung. Das hat sich im Zusammenhang mit grundlegenden<br />

Veränderungen der Standortbedingungen der Produktion,<br />

erhöhter Mobilität von Kapital und Arbeit, rasch angewachsener<br />

Arbeitslosigkeit und deutlicher hervortretender Grenzen der Finanzierung<br />

der erhöhten Staatsausgaben verändert. Es ist eine wichtige<br />

Frage, ob die Spielräume autonomer Politik der Staaten, wie vielfach<br />

behauptet wird, tatsächlich geringer geworden sind und gar<br />

weiter schwinden werden. In zunehmendem Maße werden nationale<br />

Institutionen und Regelwerke, einschließlich der Steuer- und Sozialversicherungssysteme,<br />

unter internationalen Wettbewerbsdruck<br />

geraten. Diesen Herausforderungen muss sich die nationale Wirtschaftspolitik<br />

stellen.<br />

Die europäische Integration wirft eine Fülle neuartiger Fragen auf,<br />

für deren Beantwortung Methodenvielfalt besonders nützlich erscheint.<br />

Interessieren sollte u.a., von welchen Kräften eine Eigendynamik<br />

erwartet werden könnte, die die gegenwärtig bestehenden<br />

Abwehrmechanismen im Hinblick auf die schrittweise Ausbildung<br />

bundesstaatlicher Ordnungselemente überwindet.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> ist besonders interessiert an Arbeiten zur empirischen<br />

Überprüfung der Ergebnisse von politischen Maßnahmen im Bereich<br />

der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, sei es von Maßnahmen<br />

einzelner Staaten, von international abgestimmtem Verhalten oder<br />

von Maßnahmen internationaler Organe. Wie auch im nationalen<br />

Rahmen werden im Feld der internationalen Beziehungen viel zu selten<br />

Kontrollen des Erfolgs von Programmen durchgeführt. Sie sollten<br />

Aufschluss über die Treffsicherheit von Prognosen und die Wirkungsbedingungen<br />

von Politik geben.<br />

Dr. M. Höreth, Seminar für politische Wissenschaft, Universität Bonn,<br />

wurden Fördermittel bewilligt für das Projekt „Politische Integration<br />

durch Rechtsprechung. Föderale Vergleichserfahrungen als Bausteine<br />

einer Theorie europäischer Verfassungsgerichtsbarkeit: Europäischer<br />

Gerichtshof (EuGH), Bundesverfassungsgericht (BVerfG)<br />

und U.S. Supreme Court im Vergleich.“<br />

Anhand eines Vergleichs zwischen dem Europäischen Gerichtshof,<br />

dem Bundesverfassungsgericht und dem U.S. Supreme Court sollen<br />

Erfahrungen von Verfassungsgerichtsbarkeit in föderalen Systemen<br />

nutzbar gemacht werden, um die Rolle des EuGH im europäischen<br />

Integrationsprozess besser verstehen und erklären zu können.<br />

Ein Überblick über den Forschungsstand anhand der dominierenden<br />

Erklärungsansätze (juristisch-normativ, neofunktionalistisch, neorealistisch)<br />

ergibt für das Projekt eine zweifache Herausforderung, der<br />

Rechnung zu tragen ist: Zum einen sollten Normen neben Interessen<br />

EuGH<br />

Seite 215


Seite 216<br />

und Machtkalkülen stärker als handlungsleitende Faktoren herausgearbeitet<br />

werden, zum zweiten müssen verfassungspolitisch komparative<br />

Vorgehensweisen stärker ausgeschöpft werden.<br />

Von folgenden Hypothesen wird ausgegangen:<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

– Die Schaffung von Verfassungsgerichten führt zu einer Weiterentwicklung<br />

und Anpassung der politischen Ordnung sowie zu einer<br />

Beeinflussung des strategischen Verhaltens der politischen Akteure.<br />

– Die Ausweitung verfassungsrechtlicher Diskurse auf den politischen<br />

Prozess stärkt zwangsläufig die Position der Verfassungsrichter.<br />

– Verfassungsgerichte verselbständigen sich zunehmend und werden<br />

– in den Begriffen der Delegationstheorie – von „agents“ zu<br />

„principals“.<br />

Für das Arbeitsprogramm ergeben sich folgende vier Phasen: Die<br />

erste Phase dient der Einführung in Problematik und Forschungsstand<br />

und behandelt insbesondere die grundsätzliche Frage richterlichen<br />

Einflusses auf die Integrationsentwicklung; nach der Klärung<br />

methodischer Problem soll ein eigener Forschungsansatz vorgestellt<br />

werden. Im Mittelpunkt der zweiten Phase steht die vergleichende<br />

historische Analyse der Herausbildung richterlichen Prüfungsrechts<br />

sowie seiner unterschiedlichen Ausprägungen in Europa und den<br />

USA vor allem unter der Perspektive der ideengeschichtlichen<br />

Herkunft und der verfassungspolitischen Durchsetzung. In der dritten<br />

Phase werden die forschungsleitenden Hypothesen durch einen<br />

systematischen Vergleich der Rechtsprechung des EuGH, BVerfG<br />

und Supreme Court in Wahrnehmung ihrer Streitschlichtungs- und<br />

Integrationsfunktion sowie einer Bewertung der diesbezüglichen<br />

politischen Auswirkungen überprüft. Für die Funktion als Integrationsmotor<br />

werden bereits Vorüberlegungen angestellt, die sich den<br />

Problemkomplexen der Entschärfung von Kompetenzkonflikten der<br />

Grundrechtsjudikatur, dem Minderheitenschutz sowie der „Pazifizierung“<br />

von Konflikten widmen. In der vierten Phase sollen die<br />

Ergebnisse mit Blick auf die Herausbildung einer empirischen Theorie<br />

europäischer Verfassungsgerichtsbarkeit ausgewertet werden.<br />

In methodischer Hinsicht wird angestrebt, die forschungsleitenden<br />

Fragen in einem kohärenten Konzept zu bündeln. Dabei bietet sich<br />

zum einen der Rückgriff auf neo-institutionalistische Ansätze an,<br />

welche in institutionellen Arrangements Ausdruck einer normativen<br />

und wertbezogenen Ordnung sehen. In der Frage der Vergleichbarkeit<br />

der drei Gerichte kann, bei allen Unterschieden, von einer gemeinsamen<br />

Erfahrung mit dem Föderalismus als Integrationskonzept<br />

ausgegangen werden.<br />

Als Untersuchungsmethoden sind qualitative Inhaltsanalysen in Form<br />

von Rechtsprechungsevaluation und Dokumentanalyse vorgesehen


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

sowie explorative und Leitfaden-Interviews mit unterschiedlichen<br />

Akteuren (ehemalige Richter, Referenten, Generalanwälte, Politiker<br />

und Prozessvertreter). Als Quellen stehen neben Urteilstexten und<br />

-begründungen auch Stellungnahmen von Prozessbeteiligten sowie<br />

teilweise von betroffenen politischen Akteuren zur Verfügung.<br />

Dr. B. Rittberger, Nuffield College, University of Oxford, und Priv.<br />

Doz. Dr. F. Schimmelfennig, Mannheimer Zentrum für Europäische<br />

Sozialforschung, Universität Mannheim wurden Fördermittel bewilligt<br />

für Untersuchungen zur Konstitutionalisierung in der Europäischen<br />

Union: Die Prozesse der Parlamentarisierung und Institutionalisierung<br />

der Menschenrechte.<br />

Ziel des Projekts ist es, Parlamentarisierung und Institutionalisierung<br />

der Menschenrechte als Teil einer Konstitutionalisierung der EU<br />

theoriegeleitet zu erklären. Es geht darum, die Ursachen und die<br />

Mechanismen beider Prozesse in der EU zu analysieren.<br />

Bisherige theoretische Ansätze, die im Rahmen der „Rationalismus-<br />

Konstruktivismus“-Debatte diskutiert werden, sind nur unzureichend<br />

in der Lage, die Thematik zu erfassen; deshalb wird das von<br />

Schimmelfennig entwickelte synthetische Konzept des „strategischen<br />

Handelns in internationalen Gemeinschaften“ herangezogen.<br />

Dieses geht von strategischen Kalkülen der Akteure aus, die aber<br />

zugleich durch Nutzung gemeinschaftlich akzeptierter Werte argumentativ<br />

ihre Interesse verfolgen und damit Verhandlungsmacht<br />

gewinnen können.<br />

Daran anknüpfend wird ein modellhafter Zusammenhang zur Konstitutionalisierung<br />

in den beiden Themenfeldern erstellt, verbunden<br />

mit folgenden Erwartungen:<br />

– Die Präferenzen der Akteure variieren entsprechend ihren verfassungspolitischen<br />

Traditionen und Leitbildern (Ideen) sowie der<br />

erwarteten Verteilung der Autonomie- und Kompetenzgewinne<br />

und -verluste (Interessen).<br />

– Konstitutionalisierung vollzieht sich durch rhetorisches Handeln,<br />

indem Akteure ihre Argumente auf der Basis von Gemeinschaftswerten<br />

und -normen strategisch zur Durchsetzung ihrer konstitutionellen<br />

Ideen und Interessen verwenden.<br />

– Die Reichweite der Veränderungen des Kompetenzgefüges in<br />

konstitutionellen Entscheidungen ist beeinflusst durch das Ausmaß<br />

der damit übertragenen nationalen Befugnisse auf die EU<br />

(Salienz), die Resonanz der angesprochenen Werte und Normen<br />

bei den Akteuren, den Grad an Öffentlichkeit des Entscheidungsprozesses,<br />

den Grad an argumentativer Glaubwürdigkeit der<br />

Befürworter und das Ausmaß an Legitimität der vertretenen Werte<br />

und Normen.<br />

Konstitutionalisierung<br />

in der EU<br />

Seite 217


GesprächskreisTransatlantische<br />

Beziehungen<br />

Seite 218<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

– Als Ergebnis von Veränderungen in der Kompetenzverteilung ist<br />

eine Stärkung der Legitimität der zugrunde liegenden Norm und<br />

eine höhere Wahrscheinlichkeit weiterer Konstitutionalisierung<br />

bei späteren Entscheidungen zu erwarten, nicht jedoch ein grundlegender<br />

Präferenzwandel der Akteure.<br />

Untersuchungseinheiten sind die konstitutionellen Entscheidungen<br />

der EU in Form der Verhandlungen und Entscheidungen über die<br />

Gemeinschaftsverträge und ihre Revision (von der EGKS bis zum<br />

jüngsten Vertragsentwurf des Konvents); diese sollen im Blick auf die<br />

Veränderung der Kompetenzverteilung in den Themenbereichen<br />

Parlamentarisierung und Institutionalisierung der Menschenrechte<br />

ausgewertet werden. Hierzu werden Kategorien gebildet, die von<br />

nicht erfolgten über deklaratorische und informelle bis hin zu formellen<br />

Kompetenztransfers reichen.<br />

Methodisch ist zunächst eine Konditionalanalyse vorgesehen, um die<br />

Bedingungen konstitutioneller Entscheidungen zu prüfen. Anhand<br />

des Verfahrens der „Qualitative Comparative Analysis“ (QCR) wird<br />

hierzu eine Operationalisierung vorgenommen, die mit binären<br />

Datenstrukturen arbeitet. Ziel ist die Erarbeitung komplexer Bedingungskonstellationen,<br />

die für eine Vielzahl konstitutioneller Entscheidungen<br />

Gültigkeit beanspruchen können.<br />

Danach soll in einer Prozessanalyse untersucht werden, ob der konstitutionelle<br />

Entscheidungsprozess tatsächlich durch rhetorisches<br />

Handeln und sozialen Einfluss geprägt war. Hierzu sind Indikatoren<br />

zu entwickeln, anhand derer sich Handlungs- und Einflussmodi unterscheiden<br />

lassen. Anschließend wird der Entscheidungsprozess rekonstruiert<br />

und mit Hilfe der Indikatoren ausgewertet. Als Quellen<br />

dienen offizielle Dokumente, Memoiren, Presseberichte und Interviews.<br />

Aufgrund des hohen Aufwands kann die Prozessanalyse nur<br />

für ausgewählte Fälle durchgeführt werden, die sich aus den Ergebnissen<br />

der Konditionalanalyse ergeben werden.<br />

Prof. E. Sandschneider (Otto-Wolff-Direktor des Forschungsinstituts),<br />

Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Berlin<br />

erhält Mittel für einen „Gesprächskreis Transatlantische Beziehungen“.<br />

Unter dem Vorsitz von Prof. em. H. Haftendorn, FU Berlin, und<br />

K. D. Voigt, Koordinator für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit,<br />

Auswärtiges Amt, wurde damit ein Forum in der Hauptstadt<br />

Berlin geschaffen, das dem kontinuierlichen Dialog über aktuelle<br />

und mittelfristige Probleme der transatlantischen Beziehungen dient.<br />

Der Gesprächskreis Transatlantische Beziehungen wird organisiert<br />

und betreut von Dr. B. May, Stellv. Direktor des Forschungsinstituts<br />

der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und Leiter der<br />

Arbeitsstelle USA / Transatlantische Beziehungen.<br />

Der Mitgliederkreis umfasst ca. sechzig überwiegend jüngere Vertreter<br />

aus Ministerien, dem Bundestag, aus Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Medien, die sich mit den transatlantischen Beziehungen beschäftigen.


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Bereits seit Januar 2001 stellt der „Gesprächskreis Transatlantische<br />

Beziehungen“ ein Forum für den kontinuierlichen Dialog über aktuelle<br />

und mittelfristige Probleme der transatlantischen Beziehungen<br />

dar.<br />

Der Gesprächskreis will durch Diskussion aktueller transatlantischer,<br />

amerikanischer oder europäischer Themen mit amerikanischen Referenten<br />

seinen Mitgliedern die Gelegenheit zur konstruktiven Kritik<br />

wichtiger transatlantischer Probleme geben und damit zu Verbesserung<br />

der transatlantischen Beziehungen beitragen.<br />

Bisher fanden die folgenden Sitzungen statt:<br />

– am 23. Januar 2001, Prof. Stephen F. Szabo (Ass. Dean, Paul Nitze<br />

School of Advanced International Studies, Johns Hopkins University,<br />

Washington DC): „The Future of Transatlantic Relations<br />

under the New U.S. Administration“;<br />

– am 28. Mai 2001, Prof. J. S. Nye Jr. (Dekan der John F. Kennedy<br />

School, Harvard): „America as Number One. How long Will it<br />

Last? Implications for Transatlantic Relations”;<br />

– am 1. Oktober 2001, Col. William Wise (USAF, ret.): „International<br />

Terrorism as a Transatlantic Issue”;<br />

– am 10. Januar 2002, Ambassador Robert Hunter (U.S. Ambassador<br />

to NATO 1993-98 RAND Corporation, Washington DC): „European<br />

Security and Defense Policy as a Transatlantic Issue”;<br />

– am 16. Januar 2002, Prof. Angela Stent (Professor of Government<br />

and Director of the Center for Eurasian, Russian an East European<br />

Seite 219


EU und<br />

China<br />

Seite 220<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Studies in the Georgetown School of Foreign Service): „Russia as<br />

a New Strategic Partner of the United States of America”;<br />

– am 27. Mai 2002 Prof. Henry Nau (Professor of Political Science<br />

and International Affairs at The Elliott School of International<br />

Affairs, The George Washington University, Washington DC):<br />

„Transatlantic Economic Relations after September 11th: what has<br />

changed?”;<br />

– am 19. November 2002, Prof. Stephen S. Szabo (Professor of European<br />

Studies, The Paul H. Nitze School of Advanced International<br />

Studies, Johns Hopkins University, Washington DC): „Transatlantic<br />

Relations after the Elections in Germany and the United<br />

States: Problems and Prospects”;<br />

– am 10. Februar 2003, Stanley R. Sloan (President of VIC-Vermont):<br />

„U.S. Hegemony and European Autonomy: Challenge to the<br />

Transatlantic Relationship”;<br />

– am 3. Mai 2003, Gary L. Geipel (Vice President and Director of<br />

Research, Hudson Institute, Indianapolis): „The Middle East and<br />

Transatlantic Relations”.<br />

– am 24. Mai 2004, Daniel Benjamin, (Center for Strategic and<br />

International Studies, Washington DC): „German-American Relations<br />

and the Greater Middle East”.<br />

Prof. E. Sandschneider, Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft<br />

für Auswärtige Politik (DGAP), Berlin erhält Fördermittel für<br />

das Projekt „Die EU und China zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die<br />

interregionalen Beziehungen unter Bedingungen globalisierter Wirtschafts-<br />

und Sicherheitspolitik sowie der europäischen Neuordnung.“<br />

Das Projekt hat die Aufgabe, innenpolitische wie internationale Entwicklungen<br />

und ihre Auswirkungen auf die EU-China-Beziehungen<br />

zu untersuchen. Dabei werden systematische wie theoretische Ansätze<br />

genutzt.<br />

Fünf strategische Trends sind für die Thematik von erheblicher Bedeutung:<br />

– die Entwicklung der globalen Politik und des Kontextes der Globalisierung,<br />

– die Entwicklung in Asien im Zusammenhang mit dem Aufstieg<br />

Chinas zur Großmacht,<br />

– der Verlauf der ökonomischen und politischen Transformationsprozesse<br />

und ihre Folgen für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

sowie für die weltwirtschaftliche Integration Chinas,<br />

– die Entwicklungen in der EU selbst (Erweiterung nach Osten und<br />

Vertiefung der außen- sowie sicherheitspolitischen Integration im<br />

Rahmen von GASP und ESVP),


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

– die Folgen des 11. September 2001: Kampf dem internationalen<br />

Terrorismus und die Folgen der Militärintervention in Afghanistan<br />

und des jüngsten Irak-Kriegs.<br />

Die Debatte um die angemessene westliche Strategie gegenüber<br />

China bewegt sich schon lange zwischen den Polen „Engagement“<br />

und „Eindämmung“ und weist daneben eine Vielzahl von kombinatorischen<br />

Varianten auf. Eine kooperative Haltung zu China ist<br />

insgesamt zwar geboten, zu beachten sind jedoch auch die innenpolitischen<br />

Unwägbarkeiten und ihre Konsequenzen für die Außenpolitik<br />

des Landes.<br />

Auch das Fehlen einer kohärenten europäischen Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik stellt sich als Problem dar. Die Asien- und Chinapolitik<br />

der EU hat zwar seit den neunziger Jahren unter maßgeblicher<br />

Beteiligung Deutschlands eine Aufwertung erfahren, wird aber nicht<br />

zuletzt durch die innereuropäische wirtschaftliche Konkurrenz und<br />

das Fehlen einer Gemeinsamen Europäischen Außen- und Sicherheitspolitik<br />

(GASP) erschwert. Die Zusammenarbeit im Rahmen des<br />

Asia-Europe-Meetings (ASEM) entspricht zwar einer interregionalen<br />

Logik und einem Streben nach wirtschaftlichem Austausch und internationaler<br />

Sicherheit, sie muss im Laufe des Projekts aber noch eingehend<br />

auf ihre Erfolgsbilanz hin geprüft werden.<br />

Im Kontext der europäischen Asienstrategie hat sich seit den frühen<br />

90er Jahren eine Politik herausgebildet, die durch das China-Konzept<br />

von 1998 eine neue Grundlage erhalten hat. Darin wird auf die<br />

Verstärkung des politischen Dialogs, die Unterstützung des Reformprozesses<br />

und verstärkte finanzielle Hilfeleistungen verwiesen. Sicherheitspolitische<br />

Fragen erweisen sich dagegen als problematisch.<br />

Die chinesische Politik und die Beziehungen Chinas zur EU werden<br />

in Zukunft vor allen Dingen geprägt sein durch sicherheitspolitische<br />

Kooperation sowie sozioökonomische Herausforderungen Chinas.<br />

Trotz bereits bestehender sicherheitspolitischer Kooperations- und<br />

Dialogsformen muss die Zusammenarbeit zwischen der EU und<br />

China angesichts globaler Herausforderungen erheblich intensiviert<br />

werden. Die Nichtverbreitung von Massenvernichtungsmitteln und<br />

die Rüstungskontrolle bilden hier zentrale Bezugspunkte.<br />

Im sozioökonomischen Bereich wird der WTO-Beitritt Chinas weitere<br />

Reformen erfordern und damit Auswirkungen auf das gesellschaftliche,<br />

politische und wirtschaftliche Gefüge des Landes zeitigen. Das<br />

Projekt wird sich deshalb auch den innenpolitischen Transformationsprozessen<br />

und der Entwicklung des politischen Systems widmen.<br />

Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />

Umbach, Frank: Atommacht Nordkorea – was tun? – In: Internationale<br />

Politik. 58. 2003. S. 65-68.<br />

Seite 221


Seite 222<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Umbach, Frank: Bring China into the game! – In: Internationale<br />

Politik. 58. 2003. S. 77-81.<br />

Umbach, Frank: Europa-Asien-USA. Veränderungen im Verhältnis<br />

der Machtfaktoren zueinander. – In: Trend. 1. 2003. S. 40-44.<br />

Umbach, Frank: Europäische Energiesicherheit im Spannungsfeld<br />

internationaler Ordnungspolitik. – In: Reader Sicherheitspolitik/<br />

SiPo. Hrsg.: Streitkräfteamt, Informations- und Medienzentrale<br />

der Bundeswehr. 10. 2002. S. 42-56.<br />

Umbach, Frank: Future impacts of Chinese and Asien dependency<br />

upon energy from the Middle East and Central Asia. – In: The<br />

impact of asian powers on global developments. Eds.: Erich Reiter;<br />

Peter Hazdra. Heidelberg 2004. S. 143-163.<br />

Umbach, Frank: Globale Energiesicherheit. Strategische Herausforderungen<br />

für die europäische und deutsche Außenpolitik. –<br />

München: Oldenburg, 2003. 328 S.<br />

Umbach, Frank: Implications of recent development on the Future<br />

Arms Control Agenda. Council for Security Cooperation in the<br />

Asia-Pacific (CSCAP), 20th meeting of the Working Group on Confidence<br />

and Security Building Measures (CSBMs), Singapore,<br />

Aug. 10-12, 2003.<br />

http://www.dhap.org/texte/CSCAP2003umbach.pdf<br />

Umbach, Frank: Militärstrategische Entwicklungen in China. – In:<br />

Internationale Politik. 58,2. 2003. S. 23-28.<br />

Umbach, Frank: Nuclear energy issues. Global dimensions and<br />

security challenges. – In: Recherches & Documents / Fondation<br />

pour la Recherche Stratégique. 30. 2003. Bl. 25-46.<br />

Umbach, Frank: Die sicherheitspolitische und militärstrategische Entwicklung<br />

Chinas vor und nach dem 11. September 2001. – In: Jahrbuch<br />

für internationale Sicherheitspolitik. Bd. 3. 2003. S. 529-549.<br />

Umbach, Frank: Strategische Annäherung an die Vereinigten<br />

Staaten. Chinas Zustimmung zur UN-Resolution 1441. – In: Brandherd<br />

Irak. US-Hegemonieanspruch, die UNO und die Rolle Europas.<br />

Hrsg.: Bernd W. Kubbig. Frankfurt a.M.; New York 2003.<br />

S. 212-216.<br />

Umbach, Frank: US-foreign and security policy of the Bush-Administration.<br />

Unilateralism, bilateralism, multilateralism or minilateralism<br />

vis á vis North Korea and its nuclear ambition? Paper<br />

presented at the Asia-Pacific Security Forum 2002 „Asian-Pacific<br />

Security Environment: Emerging realities”, Hawaii, Nov. 9-10,<br />

2002. http://www.dgap.org [DGAP]<br />

http://www.inpr.org.tw [INPR]


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Für das Forschungsvorhaben „Die Globalisierung der japanischen<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ wurden Prof. E. Sandschneider,<br />

Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik (DGAP), Berlin, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Untersucht werden sollen die Veränderungen der japanischen Sicherheits-<br />

und Verteidigungspolitik von 2001 bis Mitte 2006 sowie die<br />

dafür relevanten Erklärungsansätze.<br />

Seit dem 11. September 2001 ist ein deutlicher Neuorientierungsprozess<br />

in der japanischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik im<br />

Gange, der verstärkt globale Herausforderungen und Bedrohungen<br />

(wie den Terrorismus, Massenvernichtungswaffen, die Krise im Nahen<br />

Osten und die beschleunigte Globalisierung) in den Blick nimmt.<br />

Daneben bleiben die regionalen Bedrohungspotentiale in Form der<br />

nordkoreanischen Aufrüstung, des Konflikts um die Taiwanstraße<br />

und die Sicherheit im Südchinesischen Meer virulent. Auch ein verstärkter<br />

Einsatz der militärischen Selbstverteidigungskräfte Japans<br />

ist sichtbar, wie das Beispiel des Einsatzes im Irak zeigt. Aus Sicht<br />

der regionalen Nachbarn verknüpfen sich damit Befürchtungen vor<br />

einem Bruch Japans mit seiner traditionell restriktiven Sicherheitspolitik.<br />

Innenpolitisch ist die Neuausrichtung der japanischen Politik im<br />

Kontext verfassungsrechtlicher Diskussionen, der Politik Premier<br />

Koizumis der vollendeten Tatsachen, eines Rollenwandels des Militärs<br />

und eines Generationswechsels in der japanischen Gesellschaft<br />

zu verstehen.<br />

Ziel ist es zunächst, die innen- wie außenpolitischen Faktoren des<br />

Wandels japanischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik und dessen<br />

spezifische Ausprägungen zu identifizieren, die sich nach der<br />

aktuellen Diskussion zwischen Normalisierung, zögerlichem Realismus,<br />

Renationalisierung oder gar Remilitarisierung bewegen.<br />

Zweitens soll geprüft werden, ob der Forschungsansatz der „Strategic<br />

Culture“ in der Lage ist, die Neuausrichtung der japanischen<br />

Politik zu erklären. Dieser Ansatz berücksichtigt eine kulturelle<br />

Perspektive nationaler Sicherheit und analysiert Ideen, Werte, Ziele,<br />

Normen, Paradigmen und Symbole, die sich mit den Begriffen<br />

von nationaler und kollektiver Sicherheit verbinden. Seit den 90er<br />

Jahren ist er verstärkt auf den asiatisch-pazifischen Raum angewandt<br />

worden. Im Unterschied zur Zivilmachtthese, welche eine<br />

nicht-militärische Tradition japanischer Außenpolitik nach dem Ende<br />

des Zweiten Weltkrieges beschreibt, erweist sich der „Strategic<br />

Culture“-Ansatz als spezifischer auf die Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

zugeschnitten und zudem wertneutral in der Frage<br />

der Anwendung militärischer Gewalt. Deshalb wird er als forschungsleitende<br />

Kategorie genutzt und zum Ansatz einer „strategischen<br />

Sicherheitskultur“ ausgebaut. Vier Analyseebenen stehen<br />

dabei im Mittelpunkt:<br />

Japanische<br />

Sicherheitspolitik<br />

Seite 223


Politische<br />

Reformen<br />

Nordafrika/<br />

Nahost<br />

Seite 224<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

– Annahmen über das strategische Umfeld, die Bedrohungsperzeptionen<br />

und andere kognitive Faktoren in der politisch-militärischen<br />

Elite Japans,<br />

– Bewertung der Natur der Bedrohungen und Absichten potentieller<br />

und aktueller Gegner,<br />

– die Effizienz der Anwendung militärischer Gewalt bei potentiellen<br />

und aktuellen Konflikten sowie im internationalen Krisenmanagement,<br />

– innen- und außenpolitische Faktoren für den Wandel der „Strategic<br />

Culture“ Japans.<br />

Aus dem Forschungsstand ergibt sich ein Bedarf für eine umfassende<br />

Analyse japanischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach<br />

dem 11. September 2001; zudem fehlt eine Untersuchung über das<br />

Verhältnis von globaler und regionaler Sicherheit; schließlich soll das<br />

bislang vernachlässigte europäisch-japanische Verhältnis behandelt<br />

werden.<br />

Methodisch wird das Projekt nach Erfassung der theoretischen<br />

Grundlagen zu den internationalen Beziehungen maßgebliche internationale<br />

Quellen und Sekundärliteratur auswerten sowie Interviews<br />

in Asien, den USA und Europa mit Vertretern politischer und<br />

akademischer Eliten führen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte, Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut,<br />

Hamburg, Mittel für das Projekt „Nordafrika/Nahost zwischen westlichem<br />

Demokratisierungsdruck und autochthonen Reformansätzen.<br />

Perspektiven politischer Transformation und außenpolitische Rückwirkungen.“<br />

In sieben islamischen Ländern (Marokko, Algerien, Ägypten, Saudi-<br />

Arabien, Jordanien, Libanon, Syrien) sollen die Wahrnehmungen<br />

und Reaktionen gegenüber westlichen Demokratisierungsbestrebungen<br />

vergleichend untersucht werden.<br />

Folgende Kernfragen sollen dabei näher betrachtet werden:<br />

– Wie reagieren politische und gesellschaftliche Akteure in den<br />

Untersuchungsländern auf die westlichen Demokratisierungsbestrebungen?<br />

– Welche Position nehmen sie grundsätzlich gegenüber Konzepten<br />

pluralistischer Demokratie ein?<br />

– Welche eigenen, autochthonen Reformansätze lassen sich identifizieren,<br />

und in welchem Verhältnis stehen diese zu den externen<br />

Demokratisierungsversuchen?<br />

– Welche Meinungen und Einstellungen werden sich mittelfristig<br />

durchsetzen?<br />

Der nahöstlich/nordafrikanische Raum ist seit dem 11. September<br />

2001 stärker in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Eine<br />

zentrale Stoßrichtung der internationalen Aufmerksamkeit gilt


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

dabei der Demokratisierung der Region, die insbesondere von USamerikanischer<br />

und europäischer Seite in unterschiedlichen Initiativen<br />

– wie der von Washington lancierten „Greater Middle East<br />

(Partnership) Initiative“ oder der deutsch-französischen Idee einer<br />

„strategischen Partnerschaft“ mit dem Mittleren Osten – angestrebt<br />

wird. Angesichts des Scheiterns vergangener Demokratisierungsversuche<br />

stellt sich die Fra-ge, ob aktuell bessere Erfolgsaussichten<br />

bestehen. An diesem Punkt setzt das Vorhaben an, indem es beabsichtigt,<br />

die Bedingungen einer demokratischen Transformation<br />

anhand öffentlicher Wahrnehmungen und Einstellungen in den betroffenen<br />

Ländern nachzuvollziehen.<br />

Politisch ist eine solche Untersuchung hochgradig relevant, da sie<br />

Erkenntnisse über die künftige Entwicklungsrichtung der politischen<br />

Systeme in der Region erwarten lässt; angesichts deutlicher<br />

Tendenzen eines sich verschärfenden Verhältnisses zwischen „westlichen“<br />

und „islamischen“ Gesellschaften im Zuge des Kampfes<br />

gegen den Terrorismus und der Kriege in Afghanistan und im Irak<br />

könnten allerdings die westlichen „raumfremden“ Demokratisierungsversuche<br />

erschwert und darüber hinaus auch autochthone Reformanstrengungen<br />

gefährdet werden.<br />

Die Studie ist in zwei Hauptteile untergliedert. In einem ersten<br />

Hauptteil sollen unter Nutzung der demokratischen Transformationsforschung<br />

folgende Themen behandelt werden:<br />

– der Reformdruck und -bedarf in den betreffenden Ländern,<br />

– die autochthonen Reformbemühungen in nationalen und regionalen<br />

Reformansätzen,<br />

– die externen Demokratisierungsprojekte der USA und der EU.<br />

Hierzu werden primär schriftliche Quellen (Dokumente, Reden, Erklärungen,<br />

Kommentare und Sekundärliteratur) ausgewertet.<br />

In einem zweiten – empirischen – Hauptteil sind Länderstudien angesiedelt,<br />

die auf der Grundlage eines gemeinsamen Rasters den<br />

Einstellungen politischer und gesellschaftlicher Akteure (Staatsführung,<br />

Opposition, islamistische Organisationen, Menschenrechts-,<br />

Frauengruppen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften) nachgehen.<br />

Hierzu werden Länderbearbeiter Inhaltsanalysen auf der<br />

Grundlage von Primär- und Sekundärquellen sowie qualitative leitfadengestützte<br />

Interviews durchführen. Das Projekt nutzt hierzu ein<br />

enges Netzwerk bewährter wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit<br />

in- und ausländischen, vorzugsweise aus der Region stammenden,<br />

Partnern.<br />

Das Vorhaben ist als geschlossenes Projekt angelegt, bettet sich aber<br />

in das Sonderforschungsprogramm am Deutschen Orient-Institut<br />

zum Thema „Entwicklungsdimensionen in Nordafrika, Nah- und<br />

Mittelost bis 2010“ ein.<br />

Seite 225


Afrikapolitik<br />

der EU<br />

Seite 226<br />

Prof. G. Müller-Brandeck-Bocquet, Institut für Politische Wissenschaft,<br />

Universität Würzburg, wurden 2003 Fördermittel bewilligt für<br />

das Projekt „Die Afrikapolitik der Europäischen Union: Neue Ansätze<br />

und Perspektiven.“<br />

Ziel des Projektes ist es, die bisherige Afrikapolitik der EU zu erfassen,<br />

ihre aktuelle Neuausrichtung zu analysieren und Vorschläge für<br />

ihre Optimierung zu erarbeiten.<br />

Aktuell werden drei Schwerpunkte bearbeitet:<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

– 40 Jahre europäische Afrikapolitik – eine Bestandsaufnahme:<br />

Bilanziert wird das europäische Entwicklungsengagement in<br />

Afrika von 1958 bis Ende der 1990er Jahre. Obwohl die unterschiedlichen<br />

vertraglichen Grundlagen kontinuierlich weiterentwickelt<br />

wurden, hat sich die sozioökonomische Performance der<br />

meisten afrikanischen Länder drastisch verschlechtert. Dies ist<br />

auf konzeptionelle Schwächen und divergierende Partikularinteressen<br />

innerhalb der EG ebenso zurückzuführen wie auf internationale<br />

Entwicklungen, die seitens der Gemeinschaft nur begrenzt<br />

zu beeinflussen sind. Gleichzeitig mangelt es in vielen<br />

afrikanischen Staaten nach wie vor an politisch-gesellschaftlichen<br />

Strukturen, die einen nachhaltigen Entwicklungsprozess<br />

befördern könnten.<br />

– Das Akteursprofil: Interinstitutionelle und pfeilerübergreifende<br />

Zusammenarbeit:<br />

Allgemein erscheint die Europäische Union als fragmentierter Akteur.<br />

Während Außenhandels- und Entwicklungspolitik in den<br />

Aufgabenbereich der I. Säule fallen, sind die aktuellen konfliktpräventiven<br />

und sicherheitspolitischen Maßnahmen laut EU-Vertrag<br />

Sache der II. Säule. Gerade im Bezug auf Afrika aber hat die<br />

Kommission seit Mitte der 1990er Jahre durch ihre konzeptionellen<br />

Initiativen auch in der GASP an Einfluss gewonnen. Untersucht<br />

wird, inwieweit diese Veränderungen und die praktische<br />

Zusammenarbeit in der Afrikapolitik zu pfeilerübergreifenden<br />

Strukturen führen und die EU insgesamt als kohärenten Akteur<br />

stärken können.<br />

– Paradigmenwechsel – Die EU auf dem Weg zu einem neuen<br />

sicherheitspolitischen Ansatz (im Dialog mit der SWP/Berlin):<br />

Im Zentrum der Analyse steht der Paradigmenwechsel der EU in der<br />

Afrikapolitik seit Beginn der 1990er Jahre. Bereits mit Einführung<br />

der GASP wurden die bis dato vorrangig auf Handel und Entwicklung<br />

ausgerichteten Beziehungen politischer. Das neue Paradigma<br />

„Konfliktprävention“, anfänglich noch in einem engen sicherheitsund<br />

verteidigungspolitischen Verständnis diskutiert, wurde Ende<br />

der 1990er Jahre weiter gefasst. So wurde 2000 mit der EU-OAU-<br />

Gipfelkonferenz in Kairo ein regionaler afrikapolitischer Dialog<br />

initiiert, der die einzelnen afrikapolitischen Ansätze der EU unter<br />

einem strategischeren Dach vereinen soll. Nach zu erwartenden


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Startschwierigkeiten hat dieser hochpolitische Dialog heute mit der<br />

Gründung der Afrikanischen Union und der New Partnership for<br />

Africa´s Development (NEPAD), aber auch mit der Formulierung<br />

der „Europäischen Sicherheitsstrategie“ eine neue Perspektive<br />

erhalten, die Ansatzpunkte der aktuellen Untersuchung ist.<br />

Für das Projekt „Jus Publicum Europaeum“ wurden Prof. A. von Bogdandy,<br />

Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und<br />

Völkerrecht, Heidelberg, und Prof. P. M. Huber, Lehrstuhl für Öffentliches<br />

Recht und Staatsphilosophie, Universität München, Fördermittel<br />

bewilligt.<br />

Ziel des Projekts ist es, ein Handbuch für das Öffentliche Recht zu<br />

schaffen, welches die theoretischen und dogmatischen Grundzüge<br />

des Öffentlichen Rechts in Europa darstellen soll. Im Mittelpunkt<br />

stehen dabei die wesentlichen Strukturen der nationalen Verfassungs-<br />

und Verwaltungsordnungen, welche auch rechtsvergleichend<br />

dargestellt werden sollen.<br />

In der Europäischen Union ergeben sich durch ein „Mehr-Ebenen-<br />

Rechtssystem“ Unsicherheiten der Rechtsetzung und -anwendung<br />

auf der Ebene der einzelnen Staaten und der EU. Die eigentlichen<br />

Funktionen der EU – <strong>Stiftung</strong> von Rechtsfrieden, Rechtsicherheit und<br />

die Koordinierung politischer Ziele – werden in immer geringerem<br />

Umfang erfüllt. Mit der Erweiterung der Europäischen Union und<br />

dem möglichen Beitritt der Türkei stellen sich Fragen nach den Wertentscheidungen<br />

und gemeinsamen Grundsätzen.<br />

Unabhängig von den rechtlichen Voraussetzungen politischer Gemeinschaften<br />

besteht Konsens darüber, dass eine leistungsfähige,<br />

in ihren Wertungen transparente und Rechtssicherheit verbürgende<br />

Rechtsordnung für die Zukunft Europas unverzichtbar ist. Der europäische<br />

Rechtsraum verlangt daher eine leistungsfähige Rechtswissenschaft,<br />

die Rechtstheorie, Rechtsgeschichte, Rechtsdogmatik<br />

und Rechtsvergleichung umfassen muss.<br />

Die Entwicklung einer leistungsfähigen Rechtsdogmatik auf europarechtlicher<br />

Ebene wird durch das Fehlen von rechts- und insbesondere<br />

verfassungstheoretischen Figuren behindert. Wie die Arbeiten<br />

des Verfassungskonvents zeigen, sind die Anforderungen des demokratischen<br />

Konzepts in der EU und für ihre Organe diffus. Weitere<br />

Probleme ergeben sich beispielsweise aus der Verwirklichung des<br />

Grundrechtsschutzes in der Union und aus der Kompetenzverteilung<br />

zwischen der EU und ihren Mitgliedsstaaten. Selbst die Struktur der<br />

Grundfreiheiten, ihr Verhältnis zu den Grundrechten und zur Wettbewerbsordnung<br />

sind nicht hinreichend geklärt.<br />

Diese wissenschaftliche Lücke soll durch die Erstellung eines Handbuchs<br />

geschlossen werden, in dem die verfassungs- und verwaltungsrechtlichen<br />

Grundlagen der Mitgliedsstaaten offen gelegt werden<br />

und dann auf die allgemeinen Prinzipien und Strukturen des<br />

Öffentliches<br />

Recht in<br />

Europa<br />

Seite 227


Verfassungsreform<br />

Seite 228<br />

Öffentlichen Rechts in Europa eingegangen werden soll – insgesamt<br />

für und auf Basis eines transnationalen Dialogs.<br />

Das Handbuch wird sich in drei Bände gliedern:<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Der erste Band befasst sich mit den Grundlagen der nationalen Verfassungen<br />

und deren Wissenschaft. In einem ersten rechtsvergleichenden<br />

Teil sollen die Grundstrukturen der Verfassungs- und Regierungssysteme<br />

von Mitgliedsstaaten der EU und der Schweiz<br />

untersucht werden. Der zweite Teil widmet sich der „offenen Staatlichkeit“<br />

der Mitgliedsstaaten und der Europäisierung ihrer Verfassungsordnung.<br />

Hieraus soll ein gesamteuropäischer Befund abgeleitet<br />

werden. Der dritte Teil gilt der Wissenschaft vom Verfassungsrecht.<br />

Der zweite Band stellt das Verwaltungsrecht in Europa dar und erfasst<br />

die grundlegenden Charakteristika oder nationalen Verwaltungsrechtssysteme<br />

in ihrer historischen Entwicklung, in ihren Systementscheidungen<br />

und Strukturen. Im ersten Teil werden die<br />

Systeme des nationalen Verwaltungsrechts und ihre Entwicklung<br />

rechtsvergleichend dargestellt, im zweiten Teil die Öffnung der<br />

nationalen Verwaltungen für ihre Europäisierung und im dritten Teil<br />

der Stand der Verwaltungsrechtswissenschaft.<br />

Der dritte Band widmet sich schließlich den Prinzipien und Strukturen<br />

des Öffentlichen Rechts im europäischen Rechtsraum und dem<br />

Verfassungsrecht der Europäischen Union. Der erste Teil beschäftigt<br />

sich mit den historischen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen<br />

des gemeineuropäischen Verfassungsrechts. Der zweite Teil<br />

befasst sich mit Gestalt, Finalität und Grenzen der Integration. Im<br />

dritten Teil geht es um Homogenität und Autonomie.<br />

Für jeden Band ist ein ausländischer Mitherausgeber vorgesehen,<br />

um den transnationalen Zuschnitt des Werkes zu unterstreichen. Für<br />

Band I hat sich Prof. P. Cruz Villalón, ehemaliger Präsident des<br />

spanischen Verfassungsgerichts, dazu bereit erklärt, für Band II<br />

Prof. S. Cassese, Rom. Das Werk soll zunächst in deutscher Sprache<br />

erscheinen. Die Bände werden von einem europäischen Autorenteam<br />

verfasst und sollen in einem Abstand von eineinhalb Jahren erscheinen,<br />

beginnend im Jahr 2005. Im Herbst des jeweiligen Vorjahres<br />

sind Symposien geplant, im Rahmen derer die Autoren die<br />

vorgesehenen Beiträge vorstellen.<br />

Prof. J. Schwarze, Institut für Öffentliches Recht, Abt. Europa- und<br />

Völkerrecht, Universität Freiburg erhält Fördermittel für das Projekt<br />

„Der Beitrag des europäischen Verfassungskonvents zur europäischen<br />

Verfassungsreform.“<br />

Im Juli 2003 hat das Europäische Verfassungskonvent nach sechzehnmonatiger<br />

Beratung unter dem Vorsitz des früheren französischen<br />

Staatspräsidenten Giscard d´Estaing einen Entwurf für einen<br />

„Vertrag über eine Verfassung für Europa“ vorgelegt. Mit dem Ver-


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

fassungskonvent hat sich die Europäische Union zum zweiten Mal<br />

bei der Fortentwicklung ihrer Rechtsordnung der sog. Konventmethode<br />

bedient. Zuvor wurde bereits die Charta der Grundrechte<br />

der Europäischen Union von einem Konvent entworfen. Die Erarbeitung<br />

des geplanten Verfassungsvertrages durch einen Konvent stellt<br />

jedoch eine weitaus ehrgeizigere Zielsetzung dar. Schließlich soll die<br />

Europäische Union mit dem Verfassungsvertrag auf eine neue und<br />

bessere konstitutionelle Grundlage gestellt werden.<br />

Ziel des Projektes ist es, die Arbeit des Verfassungskonvents sowohl<br />

im Hinblick auf die Arbeitsweise als auch im Hinblick auf die Ergebnisse<br />

zu analysieren und zu bewerten. Unter dem Blickwinkel<br />

des Verfassungs- und Europarechts wird danach gefragt, ob es dem<br />

Konvent gelungen ist, gemäß seinen vier Hauptaufgaben geeignete<br />

Vorschläge für die Abgrenzung der Kompetenzen, den rechtlichen<br />

Status der Grundrechtecharta, eine generelle Vereinfachung des bestehenden<br />

Vertragsrechts sowie eine verstärkte Einbeziehung der<br />

nationalen Parlamente zu entwickeln. Daneben wird untersucht, ob<br />

sich das Konventsmodell bewährt hat und daher – wie es der Konvent<br />

selbst vorgeschlagen hat – zum Regelverfahren für künftige<br />

Änderungen der europäischen Verträge gemacht werden sollte.<br />

Ein von Prof. Schwarze herausgegebenes Buch ist erschienen, welches<br />

die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojekts in sich vereinigt:<br />

Der Verfassungsentwurf des Europäischen Konvents. Verfassungsrechtliche<br />

Grundstrukturen und wirtschaftsverfassungsrechtliches<br />

Konzept. Jürgen Schwarze [Hrsg.]. Institut für Öffentliches Recht der<br />

Universität Freiburg. – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004. 769 S.<br />

(Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft; Bd. 301).<br />

Der Band enthält Beiträge namhafter, sachkundiger Persönlichkeiten,<br />

die aus Anlass von zwei im Herbst 2003 in Freiburg abgehaltenen<br />

Konferenzen entstanden sind und welche die verfassungsrechtlichen<br />

Grundentscheidungen des Konventsentwurfs sowie das<br />

wirtschaftsverfassungsrechtliche Konzept desselben behandeln. Zugleich<br />

wird zum Gelingen des Konventsmodells Stellung genommen.<br />

Schließlich werden die wesentlichen Ergebnisse in einem Résumé<br />

des Herausgebers zusammengefasst. Dabei werden auch Bezüge<br />

zwischen dem Verfassungsentwurf des Konvents und dem Grundlagenteil<br />

eines Europäischen Verfassungsvertrags („Freiburger<br />

Entwurf“) hergestellt, der ebenfalls im Rahmen eines von der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts von einer deutsch-französischen<br />

Arbeitsgruppe entworfen und dem Konvent zugeleitet wurde.<br />

Prof. S. Grundmann, Institut für Zivilrecht und Zivilprozessrecht, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, und Prof. A. K. Schnyder, Juristische<br />

Fakultät, Universität Zürich, werden Mittel für das Projekt „IUS<br />

COMMUNITATIS – 12 Lehrbücher zum Europäischen materiellen<br />

Recht“ bereitgestellt.<br />

Die Reihe IUS COMMUNITATIS beschäftigt sich mit den wichtigsten<br />

Gebieten des europäischen, einheitlichen oder doch zumindest<br />

Europäisches<br />

Recht<br />

Seite 229


Europarecht<br />

Seite 230<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

harmonisierten Rechts. Diese werden in elf Einzelbände dargestellt<br />

– vom Europäischen Gesellschafts-, Vertrags-, Wettbewerbs- oder<br />

Arbeitsrecht bis hin zum Europäischen Umwelt-, Außenwirtschaftsoder<br />

auch Immaterialgüterrecht. Zivilprozess-, Verwaltungs- und<br />

Bank-Versicherungsrecht ergänzen den Bestand, zuletzt kam das<br />

entstehende Verfassungsrecht hinzu. Dabei sind die europäisch einheitlichen<br />

oder doch zumindest harmonisierten Normbestände häufig,<br />

teils recht flächendeckend darstellerisch eingebettet in einen<br />

rechtsvergleichenden Überblick über die wichtigsten Lösungen in<br />

den Mitgliedsstaaten, die sich in den nicht harmonisierten Bereichen<br />

finden. So wird jede Materie wiederum (wie in Lehrbüchern<br />

zum nationalen Recht) als zusammenhängender Organismus und<br />

geschlossen dargestellt – nunmehr jedoch auf europäischem Niveau.<br />

Das Projekt versteht sich als ein Beitrag zum Übergang von einer<br />

vor allem nationalen Rechtswissenschaft hin zu einer verstärkt<br />

(auch) europäischen. Dies wurde in früheren Berichten näher dargestellt<br />

(s. Jahresbericht 2001/2002, S. 232 f.). Da auch die Bezüge<br />

etwa zur ökonomischen Theorie betont wurden, lag es nahe, zuletzt<br />

auch eine große Europäische Rechtsgeschichte (von Hattenhauer)<br />

hinzuzunehmen.<br />

Im aktuellen Berichtszeitraum trat das Projekt in die Endphase. Die<br />

Bände Europäisches Gesellschaftsrecht und Europäische Rechtsgeschichte<br />

sind erschienen (Juni 2004), die Bände Europäisches Zivilprozessrecht<br />

sowie Europäisches Bank- und Versicherungsrecht<br />

erscheinen noch 2004, der Rest 2005, einige „Nachzügler“ 2006. In<br />

der Reihe IUS COMMUNITATIS wird dann für fast alle Kerngebiete<br />

des materiellen Rechts, die substantiell europäisiert erscheinen, eine<br />

Darstellung im genannten Zuschnitt zu finden sein.<br />

Dies erscheint als guter Zeitpunkt. Das Europäische Recht gilt nicht<br />

mehr nur in Teilen des Kontinents, es gilt ab Mai 2004 in fast ganz<br />

Europa mit nur noch gewissen Lücken an den äußersten Rändern<br />

und in der Schweiz. Aus der Gemeinschaft wird zunehmend Europa,<br />

und ihr Recht bildet zunehmend die gemeineuropäische Klammer für<br />

die nationalen Rechtsvarianten. Zudem fixiert Europäisches Recht<br />

in steigendem Maße alle wesentlichen Eckpunkte der nationalen<br />

Rechte in den genannten Gebieten.<br />

Prof. H. Hirte, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Hamburg,<br />

werden Fördermittel für auslandsrechtliche, rechtsvergleichende<br />

und europarechtliche Lehrveranstaltungen bereitgestellt.<br />

Im Rahmen des Programms werden ausländische Rechtswissenschaftler<br />

nach Hamburg eingeladen, um als Gastprofessoren auslandsrechtliche,<br />

rechtsvergleichende und europarechtliche Lehrveranstaltungen<br />

– wenn möglich in ihrer Muttersprache – abzuhalten.<br />

Im Wintersemester 2003/2004 fanden folgende Vorlesungen statt:<br />

– Raymond Davern (King´s College London): „English Legal System:<br />

Introduction to Common Law Reasoning”;


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

– Prof. Jan Schans Christensen (Universität Kopenhagen): „Current<br />

Trends and Perspectives in European Company Law”;<br />

– Maria Lee (King´s College London): „EC Environmental Law”.<br />

Prof. Ph. Kunig, Lehrstuhl für Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Völkerrecht,<br />

und Prof. H. Grothe, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales<br />

Privat- und Verfahrensrecht sowie Rechtsvergleichung,<br />

Freie Universität Berlin, wurden Fördermittel für das Projekt „Rechtsstaatliches<br />

Verfahrensrecht – Mindeststandards für internationales<br />

Zivilverfahren“ bewilligt.<br />

Ziel des Projekts ist es, im Wege einer übergreifenden, systematischen<br />

Untersuchung Mindeststandards des internationalen Zivilverfahrensrechts<br />

zu identifizieren.<br />

Der Zivilprozess des deutschen Rechts kennt eine Reihe von Verfahrensmaximen,<br />

die von verfassungsrechtlichen Vorgaben geprägt<br />

sind. So stehen die Grundsätze der Mündlichkeit, Unmittelbarkeit,<br />

Öffentlichkeit, freien richterlichen Beweiswürdigung und auch die<br />

Dispositions- und Verhandlungsmaxime unter dem Einfluss höherrangigen<br />

Rechts. Standards setzen aber nicht nur das Grundgesetz,<br />

sondern auch der EU-Vertrag, die EU-Grundrechte-Charta sowie die<br />

Europäischen Menschenrechtskonvention, ferner das allgemeine<br />

Völkerrecht. Die Auswirkungen des Neben- und Miteinanders verschiedener<br />

derartiger rechtsstaatlicher Gewährleistungen auf allen<br />

rechtlichen Ebenen sind national hinlänglich Gegenstand wissenschaftlicher<br />

Forschungen gewesen. Eine übergreifende systematische<br />

Untersuchung im Bereich des internationalen Zivilverfahrensrechts<br />

fehlt indes.<br />

Hier stellen sich im Kern zwei Fragen:<br />

Erstens, inwieweit differieren die Prüfungsmaßstäbe? Diese erste<br />

Frage hängt mit den Rechtsquellen des internationalen Zivilverfahrensrechts,<br />

auch mit der Verfahrensinstitutionalisierung zusammen.<br />

Der internationale Zivilprozess vor dem jeweiligen<br />

nationalen Gericht ist nur noch teilweise Gegenstand der jeweiligen<br />

autonomen nationalen Rechtssetzung. Vor allem im Bereich<br />

der Zuständigkeit, der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer<br />

Entscheidungen, aber auch der Zustellung und der Rechtshilfe<br />

spielen Staatsverträge und zunehmend sekundäres Gemeinschaftsrecht<br />

eine Rolle. Bei Rechtsakten der EU stellt sich dabei<br />

die Frage nach der Vereinbarkeit und die nach der Beeinflussung<br />

durch die verfahrensspezifischen Wertungen des primären Gemeinschaftsrechts.<br />

Sofern internationale Zivilverfahren vor privatautonomen<br />

Schiedsstellen stattfinden, etwa im Zusammenhang<br />

mit Verbraucherklagen, muss geklärt werden, inwiefern die<br />

rechtsstaatlichen Verfahrensgrundsätze der deutschen Verfassung<br />

und die des allgemeinen und besonderen Völkerrechts überhaupt<br />

gelten. Soweit dies zu bejahen ist, müsste gefragt werden,<br />

RechtsstaatlichesVerfahrensrecht<br />

Seite 231


Staatsanwaltschaften<br />

in<br />

Europa<br />

Seite 232<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

ob sie unmittelbar gelten oder dem Gesetzgeber vorschreiben,<br />

ein diesen Grundsätzen entsprechendes Schiedsverfahren zu regeln.<br />

Zweitens, welche Besonderheiten bringt die Internationalität der<br />

Sachverhalte mit sich? Hier können die Anforderungen, die durch<br />

höherrangiges Recht an das konkrete Verfahren gestellt werden, danach<br />

differenzieren, inwieweit eine personale oder territoriale Nähebeziehung<br />

zum Normgeber besteht. So muss beispielsweise der Umfang<br />

rechtlichen Gehörs, den Artikel 103 GG einem in Deutschland<br />

durchzuführenden Verfahren abverlangt, keineswegs mit dem übereinstimmen,<br />

was von europäischen Verordnungen im Rahmen eines<br />

deutschen Anerkennungsverfahren von einem ausländischen Erkenntnisverfahren<br />

zu fordern ist.<br />

Bezugspunkte beider Fragestellungen sind sowohl das Erkenntnisals<br />

auch das Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahren. Dabei<br />

wird eingegangen auf die internationalen Zuständigkeiten der Gerichte<br />

und das damit verbundene Problem des „Forum Shopping“,<br />

also das Ausnutzen der unterschiedlichen Zuständigkeiten in mehreren<br />

Staaten, um etwa das für den Kläger angenehmere Kollisionsrecht<br />

und damit das günstigere materielle Recht zur Anwendung<br />

gelangen zu lassen. Ferner wird auf Probleme der Zustellung, der Beweisaufnahme,<br />

der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer<br />

Urteile, des einstweiligen Rechtsschutzes und der Insolvenz- und<br />

Schiedsverfahren eingegangen.<br />

Sollten sich hier für die zivilrechtliche Seite des Projekts rechtspolitische<br />

Defizite feststellen lassen, so ist beabsichtigt, rechtspolitische<br />

Empfehlungen für eine Abhilfe zu erarbeiten. Aus verfassungsrechtlicher<br />

und völkerrechtlicher Perspektive wird ein<br />

Beitrag erhofft zu dem im Zuge der Europäisierung, zunehmend<br />

aber auch der Globalisierung in Gang gekommenen wissenschaftlichen<br />

Dialog über die Konsensfähigkeit überkommener rechtsstaatlicher<br />

Kerne.<br />

Prof. M.-M. Jehle, Juristisches Seminar, Universität Göttingen, erhält<br />

weitere Mittel für das Projekt „Die Funktion der Staatsanwaltschaft<br />

im Kriminaljustizsystem – ein europäischer Vergleich.“<br />

Ziel des Projektes ist es, durch vergleichende Untersuchung der<br />

Staatsanwaltschaften verschiedener europäischer Länder ihre nationale<br />

Rolle und Funktion innerhalb des Kriminaljustizsystems zu verstehen<br />

sowie Gemeinsamkeiten und wichtige Unterschiede herauszuarbeiten.<br />

Dadurch sollen Möglichkeiten, aber auch Probleme der<br />

zum Teil bereits angebahnten europäischen Entwicklung ausgelotet<br />

werden sowohl in Bezug auf Harmonisierung als auch auf die geplante<br />

supranationale Staatsanwaltschaft (Eurojust).<br />

Um diese Ziele zu erreichen, wird das Projekt die Staatsanwaltschaften<br />

aus zwei Perspektiven untersuchen:


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

– Aus kriminologischer Sicht. Hierbei wird die Staatsanwaltschaft<br />

als Teil des Kriminaljustizsystems als Ganzes betrachtet – ein System,<br />

das unter erheblichem Druck steht, mit ständig ansteigenden<br />

Fallzahlen fertig zu werden und in dem die staatsanwaltschaftliche<br />

Ebene immer mehr zum entscheidenden (ent)kriminalisierenden<br />

Stadium wird. Dies umfasst auch die organisationssoziologische<br />

Fragestellung, wie die Staatsanwaltschaften mit<br />

steigenden Fall- und Verfahrenszahlen umgehen, indem sie ihre<br />

Arbeitsbelastung durch vereinfachte Methoden und Verfahren<br />

reduzieren.<br />

– Aus rechtswissenschaftlicher Sicht wird die Verlagerung der Kompetenzen<br />

auf die staatsanwaltschaftliche Ebene kritisch untersucht<br />

unter den Aspekten des Legalitäts- und Opportunitätsprinzips,<br />

der Verfahrensgarantien und des Schutzes der Menschenrechte<br />

des Angeklagten.<br />

Die Studie wird durch ein Netzwerk von Experten aus unterschiedlichen<br />

europäischen Ländern (einschließlich Beitrittskandidaten der<br />

EU) unterstützt. Die Göttinger Projektbearbeiter werden mit Partnerinstitutionen<br />

in England und Wales, Frankreich, den Niederlanden,<br />

Polen und Schweden zusammenarbeiten, um die nötigen<br />

landesspezifischen Informationen zu erhalten. Auf diese Weise erarbeitet<br />

die Untersuchung eine Basis für die Entwicklung von Harmonisierungsvorschlägen,<br />

aber auch für supranationale Lösungen<br />

der Zukunft, wo sie für erforderlich gehalten werden. Gleichzeitig<br />

wendet sich die Studie einem viel zu wenig erforschten Gebiet zu,<br />

das indes immer mehr zur zentralen Entscheidungsebene des sich<br />

wandelnden Justizsystems wird – mit weitreichenden Konsequenzen<br />

für die Gesellschaft und die grundlegenden Prinzipien eines<br />

Rechtsstaates.<br />

Zunächst wurde auf der Grundlage einer Literaturrecherche und in<br />

Zusammenarbeit mit den Partnern ein gemeinsamer Fragenkatalog<br />

entwickelt, der dann in ein einheitliches Datenerhebungsinstrument<br />

umgesetzt wurde, welches sowohl rechtliche als auch rechtstatsächliche<br />

Aspekte erfasst. Nach Probeläufen findet nunmehr die endgültige<br />

Datenerhebung in den beteiligten Ländern statt. Eine vorläufige<br />

Bewertung auf einem Partnerschaftstreffen (Oktober 2004) wird die<br />

Grundlage für eine synoptische Zusammenfassung und vergleichende<br />

Evaluation bilden, die als Abschluss des Projekts auf einer internationalen<br />

Fachkonferenz (voraussichtlich September 2005) diskutiert<br />

werden sollen.<br />

Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />

Jehle, Jörg-Martin: Die Funktion der Staatsanwaltschaft im europäischen<br />

Vergleich, Skizze eines empirischen Forschungsprojekts.<br />

– In: Strafrecht, Biorecht, Rechtsphilosophie. Festschrift für<br />

Hans-Ludwig Schreiber zum 70. Geburtstag am 10. Mai 2003.<br />

Heidelberg 2003. S. 173-183.<br />

Seite 233


Grenzregionen<br />

in der EU<br />

Seite 234<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Jehle, Jörg-Martin: The prosecution service function in relation to<br />

the principles of legality and opportunity. Vortrag bei dem 5. Treffen<br />

der Generalstaatsanwälte der Europaratsmitgliedsstaaten.<br />

http://www.coe.int/T/E/Legal_affiars/Legal_co-operation/Conferences_and_high-level_meetings/European_Public_Prosecutors<br />

(„Past Conferences”, „Celle”)<br />

Für das Projekt „Grenzhemmnisse und Grenzregionen im europäischen<br />

Integrationsprozess“ wurden Prof. Th. Straubhaar, Hamburgisches<br />

Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), Mittel bewilligt.<br />

Das Projekt befasst sich mit den Auswirkungen des europäischen Integrationsprozesses<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung von inneren<br />

Grenzregionen in der EU und den damit verbundenen Implikationen<br />

für die EU-Erweiterung.<br />

Die Bedeutung der Grenzregionsforschung zeigt sich angesichts der<br />

EU-Erweiterung, die das Gewicht von Grenzregionen in der EU beträchtlich<br />

erhöht. Aus geographischer Sicht im Brennpunkt der Integration<br />

stehen insbesondere die Grenzregionen zwischen „alten“<br />

und „neuen“ Mitgliedsstaaten als zukünftige innere Grenzregionen.<br />

Für diese erwartet auch die EU-Kommission Anpassungserfordernisse<br />

und -probleme und befürwortet eine Begleitung des Integrationsprozesses<br />

durch geeignete politische Maßnahmen.<br />

Dazu bedarf es einer Einschätzung der zu erwartenden Integrationseffekte<br />

und der Entwicklung der neuen inneren EU-Grenzregionen<br />

unter weiterer Analyse der gegenwärtigen und zu prognostizierenden<br />

ökonomischen Grenzhemmnisse.<br />

Das Projekt soll dazu beitragen, den Kenntnisstand über den Charakter<br />

und die Veränderung von Grenzhemmnissen sowie die Effekte<br />

ihres Abbaus auf die wirtschaftliche Entwicklung von Grenzregionen<br />

zu erhöhen. Auf der Grundlage der Ergebnisse sollen<br />

Schlussfolgerungen für die Entwicklung dieser Regionen im Zuge<br />

der Erweiterung gezogen und politische Handlungsempfehlungen<br />

für die Gestaltung und Begleitung des Integrationsprozesses in<br />

Grenzregionen abgeleitet werden.<br />

Zu diesem Zweck sind vier Untersuchungsmodule vorgesehen:<br />

– Empirische Analyse der Integrationseffekte in europäischen<br />

Grenzregionen. Ausgehend vom Zentrum-Peripherie-Modell der<br />

neuen Standorttheorie, wird im Rahmen einer Regressionsanalyse<br />

der Zusammenhang zwischen dem Abbau von Grenzhemmnissen,<br />

also der Veränderung des Marktzugangs, und der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung von Regionen im Zuge von Integrationsprozessen<br />

untersucht.<br />

– Untersuchung bestehender Grenzhemmnisse in der EU. Im Zuge<br />

einer Shift-Share-Analyse erfolgt eine Identifizierung von Grenz-


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

hemmnissen durch einen indirekten grenzüberschreitenden Vergleich<br />

der nationalen Komponenten, der Standortkomponente<br />

und der Strukturkomponente der untersuchten Regionen. Ergänzende<br />

Analysen der Anreize und Barrieren grenzüberschreitender<br />

Aktivitäten sowie institutioneller und administrativer Unterschiede<br />

in Grenzregionen liefern zusätzliche Informationen über die Art<br />

und Ursachen von Grenzhemmnissen, die Schlussfolgerungen<br />

über ihre Beeinflussbarkeit durch integrationspolitische Maßnahmen<br />

ermöglichen sollen.<br />

– Entwicklungsszenarien für Grenzregionen in der erweiterten EU.<br />

Auf der Grundlage der in den beiden ersten Modulen erzielten<br />

Ergebnisse werden hier Szenarien zur Entwicklung der Regionen<br />

entlang der Grenzen zwischen den alten und neuen EU-Mitgliedsstaaten<br />

abgeleitet.<br />

– Politische Begleitung des Integrationsprozesses – Analyse der Handlungsnotwendigkeiten<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten. Angestrebt<br />

wird eine Diskussion zu den Entwicklungsperspektiven von Grenzregionen<br />

und zu den Instrumenten, die geeignet sind, Grenzhemmnisse<br />

abzubauen.<br />

In ersten empirischen Analysen wurde der Zusammenhang zwischen<br />

dem regionalen Lohnniveau und dem Marktzugang für einen Querschnitt<br />

europäischer Regionen untersucht. Die Regressionsergebnisse<br />

weisen darauf hin, dass die Europäische Union durch eine räumliche<br />

Lohnstruktur geprägt wird: Zwischen dem regionalen Lohnniveau<br />

und der Erreichbarkeit von Kaufkraft besteht ein enger positiver Zusammenhang.<br />

Die hierbei ermittelte Reichweite der Nachfrageverflechtungen,<br />

die zwischen den Regionen bestehen, ist relativ groß.<br />

Aufgrund der Resultate ist zu erwarten, dass eine durch den Abbau<br />

von Grenzhemmnissen bedingte Veränderung des Marktzugangs<br />

Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen hat.<br />

Der im Rahmen der Regressionsanalyse identifizierte Wirkungszusammenhang<br />

wird in den folgenden Analyseschritten für eine Simulation<br />

der Integrationseffekte in europäischen Grenzregionen genutzt.<br />

Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />

Niebuhr, Annekatrin: Market access and regional disparities. New<br />

Economic geography in Europe. Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv<br />

(HWWA). – Hamburg 2004. 29 S. (HWWA Discussion<br />

Paper; 269)<br />

Für das Projekt „Die Steuer- und Abgabebelastung von Expatriates im<br />

internationalen Vergleich“ wurden Prof. Chr. Spengel, Lehrstuhl für<br />

Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaftliche<br />

Steuerlehre, Universität Gießen, und Priv. Doz. Dr. Th. Büttner,<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim, Fördermittel<br />

bewilligt.<br />

Steuerlast<br />

von<br />

Expatriates<br />

Seite 235


Seite 236<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Ziel des Projekts ist es, die steuerliche Standortbedingungen für so<br />

genannte Expatriates, i.e. unternehmensintern und grenzüberschreitend<br />

Entsandte, in verschiedenen Ländern und Regionen unter Berücksichtigung<br />

verschiedener Gestaltungsspielräume bei der betrieblichen<br />

Entsendungspolitik quantitativ zu analysieren.<br />

Grenzüberschreitende Personalentsendungen innerhalb von Konzernen<br />

gewinnen im Zuge der Internationalisierung der Geschäftstätigkeit<br />

wachsende Bedeutung. Das Erschließen ausländischer Märkte<br />

erfordert regelmäßig die physische Präsenz hochqualifizierter Mitarbeiter<br />

eines Unternehmens im ausländischen Markt. Solche Expatriates<br />

bleiben auch beim Fortbestehen der internationalen Geschäftstätigkeit<br />

im Rahmen von Kontroll- und Managementtätigkeiten und<br />

beim konzerninternen Wissenstransfer von großer Bedeutung.<br />

In diesem Kontext ist die effektive Steuer- und Abgabebelastung der<br />

Expatriates in drei Bereichen von hoher Relevanz:<br />

Erstens für das Unternehmen bei der Steuerplanung, da es die Belastung<br />

der Expatriates regelmäßig durch Nettolohnvereinbarungen<br />

kompensiert. Ein Gestaltungsspielraum ergibt sich hier durch Variation<br />

der Entsendedauer, Zusammensetzung des Gehalts und Gestaltung<br />

der Arbeitsverträge.<br />

Zweitens ist die Abgabenbelastung ein wichtiger Faktor im interregionalen<br />

und internationalen Standortwettbewerb. Da die Entsendung<br />

Hochqualifizierter zu Wohlfahrtssteigerung und Wirtschaftswachstum<br />

sowohl am Standort des entsendenden als auch<br />

aufnehmenden Unternehmens nebst Region führen kann, wird regelmäßig<br />

über steuerlich Vergünstigungen versucht, ausländische<br />

Hochqualifizierte zu gewinnen.<br />

Drittens widerspricht die Ausnutzung der vorhandenen Gestaltungsspielräume<br />

und die Nutzung der Standortvorteile der um Harmonisierung<br />

bemühten Steuerpolitik der Europäischen Union, die gerade<br />

einen Abbau von steuerlich bedingten Hindernissen und<br />

Vergünstigungen im EU-Binnenmarkt bezweckt.<br />

Trotz der steigenden Bedeutung für die nationale Steuer- und Standortpolitik<br />

fehlt es aber derzeit sowohl in der volks- als auch in der<br />

betriebswirtschaftlichen Literatur, die nur nationale Einzelfelder abdeckt,<br />

an einer systematischen Ermittlung und Quantifizierung der<br />

Steuer- und Abgabebelastung von Expatriates im internationalen<br />

Vergleich.<br />

Ziel des Projekts ist es daher, die steuerlichen Standortbedingungen<br />

für Expatriates in Deutschland, in 16 weiteren Ländern Europas sowie<br />

in den USA unter Berücksichtigung der verschiedenen Gestaltungsspielräume<br />

bei der betrieblichen Entsendungspolitik quantitativ<br />

zu analysieren. Damit lassen sich erstmals umfassend die<br />

Standortattraktivität der analysierten Länder für Personalenent-


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

scheidungen messen und vergleichen sowie Einflussgrößen bei verschiedenen<br />

Entsendungsgestaltungen quantitativ bestimmen. Die<br />

zu erwartenden Erkenntnisse sind nicht nur für Unternehmen als<br />

Richtschnur bei der Entsendungsgestaltung von Interesse, sondern<br />

auch für den Standortwettbewerb zwischen Regionen sowie für die<br />

Harmonisierungsbemühungen der EU.<br />

Methodisch kann zu diesem Zweck auf ein unter Beteiligung von Prof.<br />

Spengel am ZEW entwickeltes Simulationsmodell zurückgegriffen<br />

werden, welches speziell die effektive Steuer- und Abgabebelastung<br />

von Hochqualifizierten misst. Es berücksichtigt mehrperiodische Elemente<br />

der Vergütung und unterscheidet zwischen verschiedenen<br />

Einkommensstufen, Gehaltzusammensetzungen sowie dem Familienstand<br />

des Hochqualifizierten. Damit geht es über die sonstigen Quantifizierungsmethoden<br />

hinaus, die der Beantwortung von Verteilungsfragen<br />

und der Ermittlung allgemeiner Arbeitskosten dienen.<br />

Allerdings betrachtet das ZEW-Modell derzeit nur nationale Tatbestände.<br />

Im Rahmen des Projektes soll das Modell daher auf Cross-<br />

Border-Tatbestände erweitert werden. Dazu zählt die Erarbeitung<br />

der relevanten steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Regelungen<br />

bei der Personalentsendung und die methodische und<br />

EDV-technische Umsetzung des Modells, die im nächsten Schritt die<br />

beschriebene quantitative Analyse der Steuer- und Abgabebelastung<br />

ermöglichen wird.<br />

Die Analyse wird erstens sämtliche Länderkombinationen von Entsende-<br />

und Domizilstaat in einer Matrix darstellen und zweitens die grenzüberschreitende<br />

Personalentsendung von Deutschland in die 16 weiteren<br />

Staaten bewerten und so eine Entscheidungshilfe für Unternehmen<br />

bilden. Der dritte Analyseschritt widmet sich der grenz-überschreitenden<br />

Personalentsendung aus den übrigen 16 Ländern nach Deutschland<br />

und macht dadurch den nationalen Steuerstandort transparent.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. Th. Straubhaar, Hamburgisches Welt-<br />

Wirtschafts-Archiv (HWWA), Hamburg, Mittel für das Projekt „Neue<br />

internationale Mobilität der Produktion?“<br />

Ziel des Projekts ist die theoriegeleitete empirische Untersuchung<br />

der „neuen internationalen Mobilität“ deutscher Auslandsinvestoren<br />

mit Konzentration auf die investitionsträchtigen Niedriglohnregionen<br />

China und die mittel- und osteuropäischen Länder.<br />

Das Projekt geht von der Grundannahme aus, dass gravierende langfristige<br />

oder abrupte Veränderungen der relativen Standortbedingungen<br />

erhebliche Auswirkungen auf die Standortentscheidung für<br />

Investitionen von international orientierten Unternehmen haben wie<br />

auch auf bisher auf das Inland beschränkte Firmen. Die Öffnung<br />

Chinas und der mittel- und osteuropäischen Länder (kurz: MOE-Länder,<br />

MOEL) sowie der EU-Beitritt der MOEL, stellen markante Einschnitte<br />

in die internationale Hierarchie der Standortbedingungen<br />

Produktionsmobilität<br />

Seite 237


Seite 238<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

dar. Damit hat sich nicht nur die Zahl potentieller Anlageländer mit<br />

niedrigen Löhnen, großem Marktpotential oder auch geografischer/<br />

kultureller Näher vergrößert. Vielmehr treten ganz neue Merkmalskombinationen<br />

auf, wie etwa im Falle Chinas die Kombination von<br />

extrem niedrigen Löhnen und einem großen Absatzmarkt.<br />

Wenn dies – wie angenommen – eine „neue internationale Mobilität“<br />

der Produktion bedingt, so sind erhebliche Veränderungen in Umfang<br />

und Struktur der Direktinvestitionen zu erwarten. Auch vor dem<br />

Hintergrund der aktuellen Diskussion um Produktionsverlagerungen<br />

in Niedriglohnländern sollen im Rahmen des Projekts unter<br />

Verwendung moderner ökonomischer Methoden und auf einer neuen<br />

Datenbasis folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– Welchen Stellenwert haben die MOEL und China im Internationalisierungsprozess<br />

deutscher Unternehmen? Gibt es für bestimmte<br />

Branchengruppen – etwa für arbeitsintensiv gegenüber<br />

wissensintensiv produzierende – traditionell typische Standortabfolgen<br />

im Ausland und wie haben sich diese verändert?<br />

– Handelt es sich um zusätzliche Direktinvestitionen oder um Querverlagerungen<br />

aus vorherigen Anlageländern? Wie sind Querverlagerungen,<br />

die insbesondere für lohnintensive Branchen zu<br />

erwarten sind, identifizierbar?<br />

– Inwieweit relativieren heterogene Entwicklungen auf Unternehmensebene,<br />

also etwa starke Expansionen oder Direktinvestitionen,<br />

das Gesamtbild ständig zunehmender Auslandsengagements?<br />

Unterschiede im Investitionsverhalten sind hier anhand<br />

der Merkmale Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, Umfang<br />

und Breite der Internationalisierung zu differenzieren.<br />

– Werden mit der Öffnung Chinas und dem EU-Beitritt der MOEL<br />

neue Investorenschichten erschlossen, also etwa KMU aufgrund<br />

sinkender Transaktionskosten zu Investitionen motiviert?<br />

– Macht die vermutete Zunahme der Direktinvestitionen in beiden<br />

betrachteten Regionen eine Neubewertung der Beschäftigung in<br />

Deutschland erforderlich?<br />

Die theoretische Grundlage zur Beantwortung dieser Fragen bildet<br />

ein Mosaik aus verschiedenen Theorien der Direktinvestitionen, namentlich<br />

die Theorie der Industrieökonomik, die Stufenmodelle der<br />

Uppsala-Schule, der Transaktionskosten- oder Internationalisierungsansatz,<br />

die Theorie der vertikalen bzw. horizontalen Internationalisierung,<br />

die Theorie der internationalen Standortwahl und die<br />

eklektische Theorie von Dunning. Diese Theorien lassen in der<br />

Zusammenschau folgende Auswirkungen der neuen Investitionsbedingungen<br />

erwarten:<br />

– In den MOEL wie auch in China werden sowohl kostenorientierte<br />

als auch absatzorientierte Investitionen vorgenommen.


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

– Produktionsverlagerungen sind umso wahrscheinlicher, je niedriger<br />

die versunkenen Kosten bereits vorgenommener Investitionen<br />

sind. Starke Branchenunterschiede sind daher zu erwarten.<br />

– Die MOEL sind auch für Erstinvestoren attraktiver geworden,<br />

China dagegen eher für bereits internationalisierte Investoren.<br />

In der empirisch orientierten Literatur werden wesentliche Teilaspekte,<br />

wie etwa die Querverlagerungen oder die Heterogenität<br />

der Investoren, bisher vernachlässigt oder die Ergebnisse sind zu<br />

unterschiedlich, als dass sie zuverlässige Folgerungen hinsichtlich<br />

Verlagerungswirkungen und Beschäftigungseffekten zulassen. Bisher<br />

waren allerdings nur sektoral aggregierte Durchschnittsdaten für<br />

die ausländischen Investitionsobjekte und die deutschen Investoren<br />

verfügbar.<br />

Neben diesen Makrodaten der amtlichen Statistik greift das Projekt<br />

nun aber auch auf Mikrodaten der K3-Statistik der Deutschen Bundesbank<br />

zurück, die als Zeitreihen von 1996-2002 verfügbar und<br />

einzeln nach Investoren und Investitionen aufgeschlüsselt sind. Für<br />

gastland- und ältere investorenspezifische Daten wird ergänzend<br />

auf internationale Statistiken (OECD, IMF usw.) und kommerzielle<br />

Datenbanken (Hoppenstedt, AMADEUS, MARKUS) zurückgegriffen.<br />

Je nach Fragestellung unterscheiden sich die anzuwendenden ökonometrischen<br />

Methoden. Durch Profit-Analysen und multiple Regressionen<br />

wird überprüft, inwieweit die deutschen Direktinvestitionen<br />

von bestimmten Typen von Unternehmen getragen werden und<br />

welche sonstigen Faktoren die Investitionsentscheidung bestimmen.<br />

Dabei werden investor-, branchen- und gastlandspezifische Kontrollvariablen<br />

einbezogen. Eine Berücksichtigung von investorspezifischen<br />

Heterogenitäten erfolgt durch Panel-Regressionen, ggf.<br />

ergänzt durch dynamische Panel-Analysen.<br />

Prof. M. Buch, Institut für Weltwirtschaft, Kiel, Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie,<br />

Universität Tübingen, wurden 2003 Mittel bewilligt<br />

für das Projekt „Volatility in the Global Economy: The Role of Financial<br />

Markets“. Projektleiter seit Frühjahr 2004 ist Dr. C. Pierdzioch.<br />

Die Integration der internationalen Finanz- und Kapitalmärkte hat in<br />

den vergangenen Jahrzehnten rapide zugenommen. Bestärkt durch<br />

die Erfahrung mit internationalen Finanzkrisen, hat sich in den<br />

letzten Jahren die Überzeugung gebildet, dass die Liberalisierung<br />

der Finanzmärkte auch negative Effekte auf die makroökonomische<br />

Stabilität haben kann.<br />

Aus theoretischer Sicht kann die Globalisierung der Finanzmärkte<br />

positive wie negative Wirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben.<br />

Vorteilhaft ist, dass sich Risiken durch die internationalen Finanzmärkte<br />

besser diversifizieren lassen. Zudem lassen sich Konsum- und<br />

Einkommensströme besser verstetigen als in geschlossenen Volks-<br />

Globalisierung<br />

der<br />

Finanzmärkte<br />

Seite 239


Seite 240<br />

wirtschaften. Allerdings können internationale Finanzmärkte auch<br />

die bereits bestehenden Verzerrungen in den Finanzsektoren vormals<br />

abgeschotteter Nationalökonomien verstärken. Hieraus resultierende<br />

Schwankungen des Outputs können negative Folgen für<br />

das Wirtschaftswachstum haben.<br />

In der empirischen Literatur hat der Zusammenhang zwischen der<br />

Globalisierung der Finanzmärkte und der realwirtschaftlichen Volatilität<br />

bisher nicht viel Beachtung gefunden. Zwar gibt es Hinweise, dass<br />

die realwirtschaftliche Volatilität abgenommen und die Kapitalmobilität<br />

zugenommen hat, dieser Zusammenhang wurde jedoch bisher<br />

kaum systematisch überprüft. Neuere Modelle über den Zusammenhang<br />

zwischen Offenheit der Finanzmärkte und Konjunkturschwankungen<br />

wurden bisher nicht empirisch getestet. Ziel des Forschungsprojektes<br />

ist es, die Auswirkungen der globalen Integration der Finanzmärkte<br />

auf die Konjunkturschwankungen empirisch zu untersuchen.<br />

Drei Projektsphasen sind vorgesehen.<br />

– In einer ersten Phase sollen Modelle entwickelt werden, welche<br />

den Zusammenhang zwischen Globalisierung der Finanzmärkte<br />

und Konjunkturkrisen darstellen. Erste modelltheoretische Untersuchungen<br />

zum Zusammenhang zwischen der globalen Integration<br />

der Finanzmärkte, der Struktur von Finanzsystemen und realwirtschaftlicher<br />

Volatilität wurden bereits durchgeführt. Weitere<br />

modelltheoretische Analysen sind geplant.<br />

– In einer zweiten Phase sollen die theoretischen Analysen durch<br />

empirische Studien ergänzt werden. So wurde zum Beispiel in<br />

einer bereits durchgeführten empirischen Analyse untersucht, ob<br />

die in theoretischen Modellen häufig getroffene Annahme, dass<br />

die internationale Integration von Finanzmärkten unabhängig ist<br />

von zyklischen konjunkturellen Schwankungen, empirisch haltbar<br />

ist. In weiteren empirischen Arbeiten wurde aufgezeigt, dass<br />

die engere internationale Verzahnung der Güter- und Finanzmärkte<br />

tendenziell mit geringeren volkswirtschaftlichen Schwankungen<br />

einhergeht. Um die Ursachen der geringeren volkswirtschaftlichen<br />

Schwankungen zu identifizieren, wurden weitere<br />

empirische Analysen durchgeführt, die auch gezielt auf die zeitliche<br />

Entwicklung von gesamtwirtschaftlichen Schwankungen<br />

in der deutschen Volkswirtschaft eingingen. Weitere empirische<br />

Arbeiten sind geplant.<br />

– In einer abschließenden Phase sollen die Ergebnisse aufgearbeitet<br />

und ihre Konsequenzen für die Wirtschaft untersucht werden. Das<br />

Projekt will damit ein Beitrag zur Globalisierungsdebatte leisten.<br />

Bisher sind folgende Publikationen entstanden:<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

Buch, Claudia M., et al.: Globalisierung und Konjunkturzyklen. –<br />

In: Wirtschaftsdienst. 2004,1. S. 59-64.


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Buch, Claudia M., et al.: Business cycle volatility in Germany. Rev.<br />

Fass. – In: German Economic Review. [Im Druck]<br />

Buch, Claudia M., et al.: Financial openness and business cycle<br />

volatility. Rev. Fass. [Ersch. vorauss. 2005 in: Journal of Inernational<br />

Money and Finance]<br />

Buch, Claudia M., et al.: Integrating imperfect financial markets.<br />

Implications for business cycle volatility. Überarb. Fass. von Kiel<br />

Working Paper. No. 1161. 2004.<br />

Buch, Claudia M., et al.: Der Rückgang konjunktureller Schwankungen<br />

in Deutschland. Bessere Geldpolitik oder nur Glück gehabt?<br />

– In: Zeitschrift für Wirtschaftpolitik. [Im Druck]<br />

Prof. W. Pohlmeier, Lehrstuhl für Volkswirtschafslehre, insbesondere<br />

Ökonometrie, Universität Konstanz, wurden 2003 Mittel bewilligt für<br />

das Projekt „Marktmikrostruktur und Preisdynamik auf Devisenmärkten.“<br />

Das Projekt widmet sich der Analyse individuellen Händlerverhaltens<br />

auf internationalen Devisenmärkten. Ziel ist es, die durch die<br />

Marktmikrostruktur bedingten Einflussfaktoren der Wechselkursdynamik<br />

empirisch zu untersuchen und mit Hilfe von ökonometrischen<br />

Modellen die Interdependenzen zwischen Wechselkursdynamik,<br />

Informationsschocks und Handelsstrategien auf der Basis<br />

von Orderbuchdaten zu analysieren.<br />

Um diese Interdependenzen von Handelsstrategien, Informationsschocks<br />

und Wechselkursbewegungen empirisch zu analysieren,<br />

werden insbesondere Informationen über Transaktionsdaten des Devisenmarktes<br />

sowie detaillierte Informationen über das Orderbuch<br />

benötigt. Dem Projekt steht hierfür ein einmaliger Datenfundus zur<br />

Verfügung, der es nun erlaubt, sowohl die Wechselkursdynamik auf<br />

Transaktionsebene als auch die Dynamik des Orderbuches ökonometrisch<br />

abzubilden. Die Züricher Firma OANDA, ein „Electronic<br />

Market Maker“ im Devisenbereich, stellt ihr komplettes Orderbuch<br />

zur Verfügung, welches einen Preisdaten- und einen Transaktionsdatensatz<br />

umfasst, der den Handel von 17 Devisenpaaren über den<br />

Zeitraum vom 01.10.2003 bis 31.03.2004 sekundengenau dokumentiert<br />

und individuelles Händlerverhalten verfolgen lässt.<br />

Die junge Fachrichtung der so genannten Ökonometrie ultrahochfrequenter<br />

Daten verbindet hierzu Methoden der Mikroökonometrie<br />

mit solchen der Zeitreihenanalyse. Bisher haben aber nur wenige<br />

Studien den Versuch unternommen, die Kennzeichen des Handelsprozesses,<br />

etwa Transaktionspreisveränderungen und Handelsintensitäten,<br />

in einem mulitvariaten Kontext zu schätzen. Außerdem ist die<br />

Behandlung des Faktors Zeit auf der Transaktionsebene theoretisch<br />

wie empirisch strittig. Alternative intrinsische Zeitskalen haben gerade<br />

aufgrund der Nicht-Verfügbarkeit ultrahochfrequenter Daten<br />

Wechselkursdynamik<br />

Seite 241


Handelsintegration<br />

EU<br />

Seite 242<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

kaum Anwendung und Beachtung auf Mikrostrukturebene gefunden.<br />

Ein besonderes Augenmerk wird auf die Analyse des den Wechselkurs<br />

generierenden Prozesses gelegt. Perioden mit makroökonomischen<br />

News Announcements und Perioden, in denen kein explizites<br />

News Event vorliegt, werden dabei unterschieden. Des Weiteren<br />

wird in den jeweiligen Perioden das strategische Verhalten individueller<br />

Händler bzw. unterschiedlicher Händlertypen untersucht.<br />

Dabei wird insbesondere auf Handelsstrategien in der Nähe von<br />

markanten Wechselkursen eingegangen.<br />

Auf Basis umfangreicher eigener Vorarbeiten werden multivariate<br />

Verfahren zur simultanen, dynamischen Modellierung einzelner<br />

Handelskennzeichen wie Preise, Geld-Brief-Spannen, gehandeltem<br />

Volumen und Inter-Transaktionsdauern (weiter-)entwickelt, um Interdependenzen<br />

zwischen Handelsstrategien, News Announcements<br />

und Wechselkursen in einem ökonometrischen Modell abzubilden<br />

und strategieinduzierte Preissprünge zu identifizieren. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt liegt in der Modellierung multivariater Punktprozesse.<br />

Diese Ansätze bilden den Ausgangspunkt für die Analyse von Orderbuchdynamiken<br />

sowie der Interdependenzen zwischen verschiedenen<br />

Typen von Orderprozessen, gegeben der jeweilige Zustand<br />

des Orderbuches. Unter Berücksichtigung des jeweiligen Marktzustandes<br />

ermöglicht dies eine Untersuchung der Faktoren, die einen<br />

Marktteilnehmer in seinen Handlungsentscheidungen beeinflussen.<br />

Schließlich sollen neue intrinsische Zeitskalen entwickelt werden,<br />

die auf Wendepunkten im Preis- und Volumenprozess basieren und<br />

das Potential nichtäquidistanter ultrahochfrequenter Daten voll ausschöpfen<br />

können.<br />

Mit dem entwickelten Instrumentarium soll dann die besondere Bedeutung<br />

des Zusammenhangs zwischen Umfang und zeitlichem Auftreten<br />

von Stop-Loss- und Take-Profit-Aufträgen, differenziert nach<br />

der jeweiligen Händlerkategorie, für die Wechselkursdynamik empirisch<br />

untersucht werden. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob<br />

die Durchführung unterschiedlicher kursorientierter Aufträge jeweils<br />

einen eigenen Einfluss auf die Wechselkursveränderungen<br />

impliziert und ob somit drastische Wechselkursschwankungen, trotz<br />

des Nichtvorhandenseins von News Announcements mit Hilfe der<br />

Charakteristik des Orderflusses erklärt werden können. Ferner soll<br />

zwischen Markttagen unterschiedlicher Aktivität differenziert und<br />

dadurch aufgezeigt werden, ob Kursbewegungen an aktiveren Tagen<br />

zu stärkeren positiven Rückwirkungen führen.<br />

Prof. H. Klodt, Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, wurden<br />

2004 Fördermittel bewilligt für das Projekt „Regionale Schwerpunkte<br />

der Handelsintegration in einer erweiterten Europäischen Union.“<br />

Ziel des Projektes ist es, die Determinanten wirtschaftlicher Integration<br />

in einer erweiterten Europäischen Union herauszuarbeiten und


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

eine ökonomische Landkarte für das Europa des 21. Jahrhunderts zu<br />

entwerfen. Es soll dargestellt werden, wie der Erweiterungsprozess<br />

zum Ausbau eines vielschichtigen Netzwerks von Austauschbeziehungen<br />

unterschiedlicher Intensität und neue regionale Schwerpunkte<br />

der Handelsintegration entstehen.<br />

Die Aktualität des Forschungsvorhabens ergibt sich aus der Erweiterung<br />

der Europäischen Union. Erstmals findet eine Erweiterung nach<br />

Osten statt, die acht erfolgreiche Transformationsländer umfasst.<br />

Zudem wird durch die Aufnahme der beiden Mittelmeeranrainer<br />

Malta und der Republik Zypern die Erweiterung nach Süden vorerst<br />

abgeschlossen. Aus ökonomischer Sicht führt dieser Erweiterungsprozess<br />

zu einem europäischen Binnenmarkt nie gekannten Ausmaßes:<br />

Güter, Dienstleistungen und Produktionsfaktoren können im<br />

Rahmen einer großen europäischen Arbeitsteilung entsprechend den<br />

komparativen Vorteilen der alten und neuen Partner ausgetauscht<br />

werden, ohne auf nennenswerte institutionelle Hindernisse zu stoßen.<br />

Aus der Möglichkeit einer weit reichenden wirtschaftlichen Integration<br />

in Europa folgt aber nicht, dass unmittelbar ein homogener Wirtschaftsraum<br />

entstehen wird. Im Gegenteil kann vermutet werden,<br />

dass die europäische Integration wirtschaftliche Unterschiede der<br />

Mitgliedsstaaten nicht ausgleicht. Ebenso liegt es nahe, dass sich ein<br />

vielschichtiges Netzwerk von Austauschbeziehungen unterschiedlicher<br />

Intensität entwickeln wird.<br />

Zu diesem Zweck sollen in einem ersten Untersuchungsschritt theoretische<br />

Ansätze und empirische Erkenntnisse aus der einschlägigen<br />

Literatur dargestellt werden, die der Erklärung regionaler Integrationsmuster<br />

dienen. Auf dieser Grundlage sollen die relevanten<br />

Einflussfaktoren identifiziert werden, die auf die Neuordnung der<br />

europäischen Arbeitsteilung im Zuge des Erweiterungsprozesses<br />

wirken. Dazu zählen generell die bisherigen institutionellen Rahmensetzungen<br />

für die Zusammenarbeit in der EU, Standortmerkmale<br />

und das wirtschaftliche Profil der alten und neuen EU-Mitglieder.<br />

Hinzu kommt die Einbindung der Mitgliedsländer in historisch<br />

gewachsene Wirtschafts-, Rechts- und Kulturräume, wodurch Pfadabhängigkeiten<br />

in den außenwirtschaftlichen Beziehungen entstanden<br />

sein können. Diese Determinanten der wirtschaftlichen Integration<br />

können unter dem Begriff „Entfernung“ zusammengefasst werden,<br />

wobei es sich um tatsächliche geographische oder „virtuelle“<br />

Entfernungen handeln kann. Grundsätzlich nimmt mit zunehmender<br />

Entfernung die Intensität des wirtschaftlichen Wechselspiels zwischen<br />

den Ländern ab.<br />

In den weiteren Untersuchungsschritten sollen diese Entfernungsparameter<br />

operationalisiert werden, um ihren Einfluss auf die Austauschbeziehungen<br />

der Beitrittsländer zu bestimmen und um regionale<br />

Schwerpunkte der Handelsintegration in einer erweiterten EU zu<br />

identifizieren. Dies soll mit einer Reihe einander ergänzender empirischer<br />

Analysen gelingen. Dabei steht ein Gravitationsmodell im Mit-<br />

Seite 243


EuropäischerErdgasmarkt<br />

Seite 244<br />

STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />

telpunkt, mit dem die regionalen Handelsstrukturen der Beitrittsländer<br />

erklärt und die zukünftige Arbeitsteilung in einer erweiterten<br />

Europäischen Union simuliert werden soll. Darüber hinaus soll eine<br />

Gravitationsanalyse ausländischer Direktinvestitionen in den Beitrittsländern<br />

zusätzliche Informationen zur wirtschaftlichen Integration<br />

geben. Ergänzend sollen mit Hilfe einer Cluster-Analyse die Erkenntnisse<br />

über die regionalen Integrationsräume in einer erweiterten EU<br />

vervollständigt und durch geeignete Indikatoren das sektorale Grundmuster<br />

des Integrationsprozesses herausgearbeitet werden.<br />

Am Ende der Untersuchungen solle ein empirisch fundierter Entwurf<br />

einer ökonomischen Landkarte für das Europa des 21. Jahrhunderts<br />

stehen, der die außenwirtschaftlichen Verflechtungen von alten und<br />

neuen EU-Mitgliedsstaaten sichtbar macht. Prognostisch werden<br />

dabei auch Rumänien und Bulgarien berücksichtigt.<br />

Prof. W. Ströbele, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Universität<br />

Münster, erhält Fördermittel für das Projekt „Interdependente<br />

Strategieoptionen auf dem Erdgas- und Klimazertifikatemarkt – Empirisch-theoretische<br />

Untersuchung möglicher Konsequenzen.“<br />

Russland verfügt über ca. ein Drittel der weltweit vorhandenen Erdgasreserven<br />

und ist neben Norwegen und Algerien der mit Abstand<br />

wichtigste Exporteur von Erdgas in die EU. Durch die im Kyoto-<br />

Protokoll zugeteilten Emissionsrechte sowie die relativ günstigen<br />

Vermeidungsoptionen könnte Russland bei Ratifizierung des Kyoto-<br />

Protokolls auch ein dominanter Spieler auf dem potentiellen Markt<br />

für Treibhausgase werden. Durch Marktmacht auf den Kyoto-Märkten<br />

hätte Russland die Möglichkeit, den Preis für die Emission von<br />

Treibhausgasen zu beeinflussen. Somit könnte Russland das Preisverhältnis<br />

der fossilen Energieträger zu Gunsten von Erdgas, vor<br />

allem gegenüber der Kohle in der Stromerzeugung beeinflussen, um<br />

den eigenen Erdgasabsatz zu erhöhen. Die starke Position auf beiden<br />

Märkten erlaubt es Russland, die Interdependenz im eigenen Optimierungskalkül<br />

strategisch zu nutzen.<br />

Das Projekt analysiert den eben beschriebenen Wirkungsverbund<br />

zwischen dem russischen Zertifikate-Angebot und der Extraktionsmenge<br />

von Erdgas. Dabei sollen die wesentlichen Rahmenbedingungen<br />

für die relevanten Akteure herausgearbeitet werden, um auf<br />

dieser Grundlage mögliche Strategien sowie deren Auswirkungen<br />

auf die EU, insbesondere in Bezug auf die Versorgungssicherheit mit<br />

Erdgas, zu untersuchen. Die strategischen Entscheidungssituationen<br />

werden mit Hilfe der Ressourcenökonomik und spieltheoretischen<br />

Konzepten sowohl theoretisch als auch mit numerischen Computermodellen<br />

untersucht. Für die Analyse der Auswirkungen auf die<br />

Mitgliedsländer der EU ist die Anwendung eines Allgemeinen<br />

Gleichgewichtsmodells vorgesehen.<br />

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Aktionsmöglichkeiten<br />

Russlands auf den Zertifikate-Märkten unter den gegebenen recht-


Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

lichen Rahmenbedingungen im Wesentlichen von dem volkswirtschaftlichen<br />

Wachstum und der Verbesserung der Treibhausgaseffizienz<br />

bestimmt werden. Ein hinreichend starkes Wirtschaftswachstum<br />

bindet die freien Emissionsrechte für den eigenen Bedarf,<br />

während eine höhere Treibhausgaseffizienz die Steigerung des potentiellen<br />

Zertifikate-Angebots zur Folge hat. Mögliche Strategieansätze<br />

Russlands auf dem Zertifikate-Markt, welche durch die Zielsetzung<br />

einer kurzfristigen Beschaffung von Devisen und die<br />

zukünftigen Absatzchancen von Erdgas geprägt werden, lassen sich<br />

aufzeigen. Der europäische Ergasmarkt wird dabei implizit entweder<br />

als Oligopol oder als Monopol mit Wettbewerbsrand modelliert. Relevant<br />

für das Zertifikat-Angebot ist in diesem Zusammenhang der<br />

Wirkungsverbund mit der Ukraine, die ebenfalls über ein hohes Kontingent<br />

an freien Zertifikaten verfügt. Die Nachfrageseite wird bei<br />

der nicht Ratifizierung durch die USA als wettbewerblich unterstellt.<br />

Die beschriebenen Konstellationen dienen als Einstiegspunkte für<br />

die weitere spieltheoretische Analyse der interdependenten Märkte<br />

für Treibhausgase und Ergas.<br />

Seite 245


Medizin und<br />

Naturwissenschaften


Alzheimersche<br />

Krankheit<br />

Seite 248<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Einem Anliegen der Stifterinnen entsprechend erfährt die medizinische<br />

Forschung die besondere Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong>sgremien.<br />

Zur Zeit konzentriert sich die <strong>Stiftung</strong> auf den Förderungsschwerpunkt<br />

„Molekulare Pathogenese und Modelle der<br />

Krankheitsentstehung“. Es werden in diesem Programm molekularbiologische<br />

Untersuchungen über solche Krankheiten unterstützt,<br />

deren Entstehung entscheidend auf Gendefekten beruht oder bei<br />

denen Gene zur Entstehung komplexer Krankheiten beitragen.<br />

Besonders gefördert werden Vorhaben zur Identifizierung und funktionellen<br />

Analyse von Genen für monogene und komplex-genetische<br />

Krankheiten in vitro und in vivo, zur Etablierung und Evaluation von<br />

Zell- und Tiermodellen der Krankheitsentstehung, sowie zur Analyse<br />

von prädisponierenden oder die Krankheit modifizierenden Genen.<br />

Rein methodische Untersuchungen, deskriptive populationsgenetische<br />

und Linkage-Studien, diagnostische und überwiegend therapieorientierte<br />

Vorhaben sowie Forschungsvorhaben ohne direkten<br />

Krankheitsbezug werden grundsätzlich nicht in das Förderungsprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Bevorzugt unterstützt werden jüngere Wissenschaftler mit einschlägigen<br />

Erfahrungen auf dem Gebiet des Forschungsschwerpunktes.<br />

Bei klinisch tätigen Forschern geht die <strong>Stiftung</strong> davon aus, dass<br />

der/die Geförderte während der Projektlaufzeit zu mindestens 80<br />

Prozent von der klinischen Arbeit freigestellt wird.<br />

Für aus dem Ausland zurückkehrende Nachwuchswissenschaftler<br />

vergibt die <strong>Stiftung</strong> im Rahmen des Förderungsschwerpunktes Rückkehrstipendien<br />

mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr. Klinische<br />

Forscher sollen hierdurch die Möglichkeit erhalten, unter Freistellung<br />

von Tätigkeiten innerhalb der Patientenversorgung, ihre im<br />

Ausland begonnenen Projekte zu beenden und neu erlernte Methoden<br />

in Deutschland zu implementieren.<br />

Eine von der <strong>Stiftung</strong> bestellte Kommission von Wissenschaftlern<br />

berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Förderung in diesem Schwerpunkt, regt<br />

Forschungsvorhaben an, prüft die Anträge und Berichte und verfolgt<br />

die Entwicklung des Programms. Die <strong>Stiftung</strong> versendet Hinweise<br />

für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse der <strong>Stiftung</strong><br />

(http://www.fritz-thyssen-stiftung.de) direkt abrufbar sind.<br />

Für Untersuchungen zur Neurodegeneration und Neurogenese bei<br />

der Alzheimer Demenz erhält Priv. Doz. Dr. T. A. Bayer, Klinik für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum des Saarlandes<br />

Homburg, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass bei der Entstehung der Alzheimerschen<br />

Krankheit ß-Amyloid-Peptide eine wichtige Rolle spielen.<br />

Man findet sie in großen Mengen im Gehirn von Alzheimer-Patien-


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

ten zu „senilen Plaques“ abgelagert. Amyloidpeptide entstehen<br />

durch enzymatische Abspaltung aus dem Vorläuferprotein APP<br />

(amyloid precursor protein). Das zweite allgemein zu beobachtende<br />

zelluläre Krankheitsmerkmal sind Neurofibrillenbündel (NFT, neurofibrillar<br />

tangles), pathologische Veränderungen des Zytoskeletts<br />

der Nervenzellen, die diese schließlich absterben lassen. Ein Hauptbestandteil<br />

dieser Bündel ist das Protein Tau, das bei Alzheimer-<br />

Patienten hyperphosphoryliert ist. Das Amyloidpeptid Aß und Tau<br />

wirken unter bestimmten Umständen neurotoxisch und führen so zu<br />

einer allmählichen Degeneration und schließlich zum Absterben der<br />

Neuronen. Trotz aller Erkenntnisse im Hinblick auf die Entstehung<br />

der Krankheit gibt es bislang noch keine wirkungsvolle Therapie zu<br />

ihrer Behandlung.<br />

Man weiß, dass auch im adulten menschlichen Gehirn noch Nervenzellen<br />

neu gebildet und für Regenerationsprozesse herangezogen<br />

werden können. Die Vorläuferzellen hierzu entstehen in zwei Regionen<br />

des Hippocampus und man hat beobachtet, dass die Produktion<br />

solcher Vorläuferzellen bei Hirnschädigungen, wie sie beispielsweise<br />

durch den Sauerstoffmangel bei Hirninfarkten und Schlaganfällen<br />

entstehen, angeregt wird. Die neu entstandenen Vorläufer wandern<br />

in die geschädigten Regionen ein und integrieren sich dort in bestehende<br />

Netzwerke. Vor diesem Hintergrund erscheinen solche<br />

körpereigenen Stammzellen auch bei der Frage nach einer wirksamen<br />

Alzheimer-Therapie als ein hoffnungsvoller Ansatz.<br />

Man hat versucht, das Verhalten körpereigener Stammzellen unter<br />

den Bedingungen der Alzheimerschen Erkrankung zu untersuchen,<br />

diese Studien sind in ihren Aussagen jedoch bislang widersprüchlich:<br />

In transgenen Mäusen, bei denen ein erhöhter Aß-Spiegel vorliegt,<br />

wurde eine Hemmung der Neuentstehung von Stammzellen<br />

unter dem Einfluss des Aß-Peptids gefunden, in Gewebsuntersuchungen<br />

an frisch verstorbenen Patienten hingegen findet man<br />

eine erhöhte Neurogeneseaktivität im Hippocampus. Diesen Widerspruch<br />

aufzuklären ist Gegenstand des Projekts.<br />

Dr. Bayer verfügt über ein geeignetes Tiermodell zur Klärung dieser<br />

Frage, eine transgene Maus, bei der mutiertes APP zusammen mit Presenilin-1<br />

exprimiert ist und bei der man in der Pyramidenzellenschicht<br />

des Hippocampus einen signifikanten alzheimerähnlichen Neuronenverlust<br />

beobachtet. Bei diesen Tieren findet man noch vor dem Auftreten<br />

von Plaques Aß-Ablagerungen im Nervenzelleninneren, die<br />

offenbar zum Absterben dieser Zellen beitragen. Im Gyrus dentatus<br />

des Hippocampus ist jedoch kein derartiger Zellverlust zu beobachten,<br />

was sich mit der beobachteten erhöhten Proliferation von Stammzellen<br />

in dieser Region erklären ließe. Offenbar waren diese endogenen<br />

Stammzellen jedoch in den bislang betrachteten Fällen nicht in der<br />

Lage, den Zellverlust an Pyramidenzellen aufzufangen.<br />

Alzheimerpatienten weisen in vielen Fällen depressive Symptome<br />

auf, die mit Antidepressiva behandelt werden, und man hat beob-<br />

Seite 249


APP<br />

Seite 250<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

achtet, dass einige Antidepressiva die Neurogenese fördern können.<br />

Damit ergibt sich möglicherweise die Chance, dass sich die Stammzellproliferation<br />

durch eine frühzeitige Gabe solcher Präparate rechtzeitig<br />

anregen und damit eventuell auch der Neuronenverlust der<br />

Pyramidenzellenschicht aufhalten ließe. Hauptanliegen des Projekts<br />

ist die detaillierte vergleichende Analyse von Stammzellproliferation<br />

und Neurogenese bei gesunden Tieren und Tieren mit mutiertem<br />

APP, sowie die Untersuchung der Möglichkeit, den Verlust an differenzierten<br />

Neuronen durch eine frühzeitige medikamentöse Stimulierung<br />

der Stammzelllproliferation aufzuhalten.<br />

Dr. S. Kins, ZMBH-Zentrum für Molekulare Biologie, Universität Heidelberg,<br />

erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die Charakterisierung<br />

der axonalen Sortierungssequenz von APP und Identifizierung der zugrunde<br />

liegenden molekularen Sortierungsmaschinerie.<br />

Neurohistologisch ist die Alzheimer Demenz gekennzeichnet durch<br />

das Auftreten großer extrazellulärer Ablagerungen des Peptids Aß<br />

sowie durch abnorme fibrilläre Ablagerungen in den Nervenzellen.<br />

Mit diesen beiden Merkmalen einher geht der fortschreitende Verlust<br />

von Nervenzellen, durch den es zu den bekannten Symptomen<br />

kommt. Wodurch die Degeneration der Nervenzellen im Einzelnen<br />

zustande kommt ist noch immer unklar. Aus Versuchen an genetisch<br />

manipulierten Drosophila weiß man, das der Hauptbestandteil der<br />

Neurofibrillenbündel, das Protein Tau, in großen Mengen zytotoxisch<br />

wirken und Nervenzellen zum Absterben bringen kann.<br />

Allerdings lag Tau bei diesen Tieren nicht in Form neurofibrillärer<br />

Ablagerungen vor, sondern man beobachtete eine abnorme Anschwellung<br />

der Nervenzellfortsätze (Axone). Diese Beobachtung legt<br />

den Verdacht nahe, dass die Neurodegeneration durch eine Störung<br />

des axonalen Transports zustanden kommen könnte.<br />

Das Peptid Aß entsteht durch enzymatische Spaltung aus dem Vorläuferprotein<br />

APP (amyloid precursor protein), einem Transmembranprotein,<br />

das an der zellulären Signalverarbeitung teilhat: Durch<br />

die Bindung eines bestimmten Signalmoleküls an der Zellaußenseite<br />

des Proteins wird sein im Zellinneren gelegener Teil abgespalten,<br />

tritt in Kontakt mit anderen Faktoren, gelangt selbst oder in Kombination<br />

mit diesen in den Zellkern und sorgt dort für die An- und Abschaltung<br />

von Genen. Der Abschnitt, der als Aß abgespalten und<br />

letztlich extrazellulär abgelagert wird, erstreckt sich über einen<br />

Teil der Transmembrandomäne und einen kurzen extrazellulären<br />

Abschnitt des Proteins. Man weiß inzwischen, dass genau dieser<br />

Abschnitt auch für den axonalen Transport von APP notwendig ist:<br />

APP wird im Zellkörper hergestellt und dann zu den Nervenzellfortsätzen<br />

(Axonen und Dendriten) transportiert. Nimmt man APP<br />

die Aß-Region, wird diese Verteilung gestört, Aß fungiert demnach<br />

als intrazelluläres „Sortierungssignal“ für APP.<br />

Dr. Kins hat einige weitere Strukturen gefunden, die an der korrekten<br />

APP-Verteilung beteiligt sind: Am Carboxylende von APP befin-


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

det sich ebenfalls ein kritischer Abschnitt, das basolaterale Sortierungssignal<br />

BaSS, das an ein Protein bindet, dem man den Namen<br />

PAT1 (protein interacting with APP) gegeben hat. Eine Veränderung<br />

der PAT1-Expression in Kulturzellen führte zu einer Veränderung der<br />

APP-Ausschüttung. Es drängt sich die Vermutung auf, dass es zwischen<br />

den verschiedenen Sortierungssignalen ein Gleichgewicht geben<br />

muss, das eine harmonische APP-Prozessierung und Verteilung<br />

garantiert. Störungen wie eine erhöhte Aß-Produktion – bedingt beispielsweise<br />

durch eine Mutation im APP-Gen oder in einem der spaltenden<br />

Enzyme – würden den axonalen Transport aus dem Gleichgewicht<br />

bringen. Wie die Maschinerie im Detail aussieht, die der<br />

regulären intrazellulären APP-Verteilung zugrunde liegt, welche<br />

Interaktionspartner noch daran beteiligt sind, was dieses System aus<br />

dem Gleichgewicht bringen kann und wie das geschieht, beziehungsweise<br />

ob und wie sich dies verhindern lassen kann, soll im<br />

Rahmen des Projekts geklärt werden.<br />

Die Bedeutung von Synphilin-1 und Synphilin-1-interagierenden Proteinen<br />

für das Ubiquitin-Proteasomen-System und die selektive Vulnerabilität<br />

dopaminerger Neurone bei der Parkinson-Krankheit ist das<br />

Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />

von Dr. R. Krüger, Zentrum für Neurologie und Hertie-Institut für klinische<br />

Hirnforschung, Universität Tübingen.<br />

Die Parkinson-Krankheit (idiopathisches Parkinson-Syndrom, IPS)<br />

ist eine der häufigsten Nervenverfallskrankheiten. Zu der Krankheit<br />

können verschiedene Genveränderungen beitragen, die alle zu<br />

Störungen des Proteinabbaus in den Zellen führen. Dieser erfolgt<br />

normalerweise dadurch, dass ein Protein namens Ubiquitin an die<br />

abzubauenden Proteinmoleküle angeheftet wird; die so markierten<br />

Moleküle werden dann in großen Proteinkomplexen, den Proteasomen,<br />

in ihre Bausteine zerlegt. Die Mutationen, die zum IPS<br />

führen, betreffen verschiedene an diesem Vorgang beteiligte Proteine;<br />

durch den gestörten Proteinabbau sammeln sich übergroße<br />

Proteinmengen als Einschlusskörper in den Nervenzellen an und beeinträchtigen<br />

deren Funktion.<br />

Im Einzelnen sind die beteiligten Vorgänge nicht geklärt. Insbesondere<br />

war bisher nicht klar, welche Zusammenhänge zwischen den<br />

verschiedenen Proteinen bestehen, die beim IPS verändert sein können.<br />

Ein Protein namens Synphilin-1 tritt mit zwei bei erblichen Formen<br />

der Parkinson-Krankheit veränderten Proteinen in Wechselwirkung,<br />

und eine bestimmte Mutation von Synphilin-1 selbst führt<br />

zu Störungen beim Proteinabbau. Dr. Krüger konnte ein weiteres<br />

Protein namens S6-ATPase als Interaktionspartner von Synphilin-1<br />

identifizieren. Dieses ist Bestandteil der regulatorischen Untereinheit<br />

des Proteasoms und stellt erstmals eine direkte Verbindung zwischen<br />

Synphilin-1 und der Proteinabbau-Maschinerie dar. Aufbauend auf<br />

diesen Erkenntnissen werden in dem Forschungsprojekt die beteiligten<br />

Mechanismen weiter untersucht. Dr. Krüger konnte zeigen,<br />

dass S6 ATPase im Zusammenspiel mit Synphilin-1 zu einer Zunah-<br />

Parkinson-<br />

Krankheit<br />

Seite 251


Angststörungen<br />

Seite 252<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

me von Proteineinschlüssen in Zellen führt und dass dies mit einer<br />

Abnahme der Proteasomen-Aktivität verbunden ist. Als weiterer<br />

Hinweis auf eine Beteiligung von S6 ATPase an der Krankheitsentstehung<br />

beim IPS konnte das Protein in charakteristischen Einschlusskörpern<br />

in Gehirnen von IPS Patienten nachgewiesen werden.<br />

An Zellkulturen sollen mit gentechnischen, biochemischen und<br />

immunologischen Methoden folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– Warum wirkt die beobachtete Mutation von Synphilin-1 sich nur<br />

in Nervenzellen schädlich aus?<br />

– Welche anderen Gene werden durch die Mutation von Synphilin-<br />

1 in ihrer Aktivität beeinflusst?<br />

– Über welche Mechanismen beeinflussen Synphilin-1 bzw. S6-AT-<br />

Pase die Proteasomenfunktion?<br />

– Schaffen auch Mutationen im Gen für die S6-ATPase eine Disposition<br />

für das IPS?<br />

Dr. C. Gross, EMBL-Monterotondo, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong><br />

für das Projekt „Combined Genetic Screen for Gene-Environment<br />

Interactions Underlying Anxiety Behavior in Mouse and Humans“.<br />

Angststörungen sind relativ häufig und kommen bei ca. vier Prozent<br />

der Bevölkerung vor. An solchen affektiven Störungen sind sowohl<br />

genetische Faktoren als auch die Umwelt beteiligt: Zwillingsstudien<br />

zufolge die Gene zu 30 bis 40 und die Umwelt zu 60 bis 70 Prozent.<br />

Wie anfällig jemand letztlich für bestimmte psychische Störungen ist,<br />

scheint dabei in einem Wechselspiel beider Faktorengruppen festgelegt<br />

zu werden. So zeigt eine Langzeitstudie, dass bei Menschen<br />

mit einer bestimmten Variante des Serotonin-Transporter-Gens<br />

(SERT) die Depressionsanfälligkeit davon abhängt, wie viele psychisch<br />

belastende Situationen sie in ihrer Kindheit erlebt haben.<br />

Ebenso hat man bei Affen beobachtet, dass die Fürsorge in den ersten<br />

Lebensmonaten ausschlaggebend dafür war, ob dieselbe Genvariante<br />

zu einer Stoffwechselveränderung und der damit verbundenen<br />

erhöhten Ängstlichkeit führte oder nicht. Im Rahmen des<br />

Projektes soll an Mäusen mit klar definierter genetischer Ausstattung<br />

nach Genen gesucht werden, die die Anfälligkeit für frühe mütterliche<br />

Einflüsse modulieren.<br />

Die Tatsache, dass es ängstliche und weniger ängstliche Mausstämme<br />

gibt, spricht dafür, dass sich die Gehirne beider Stämme zumindest<br />

teilweise in ihrer molekularen Zusammensetzung und neuronalen<br />

Verknüpfung unterscheiden. Bei Versuchen zeigte sich jedoch,<br />

dass die Ausprägung der Ängstlichkeit beim erwachsenen Tier von<br />

intrauterinen und postnatalen Signalen der Mausmutter abhängen<br />

kann. Bisher weiß man allerdings nicht, welche Prozesse auf molekularer<br />

Ebene oder welche Hirnstrukturen an diesem Wechselspiel zwischen<br />

genetischer Ausstattung und Umwelteinflüssen beteiligt sind.


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Dr. Gross beabsichtigt daher, zunächst ein System zu etablieren, mit<br />

dem genetisch identische (nicht ängstliche) Mäuse aufgrund präund<br />

postnataler Einflüsse ängstliche Verhaltensweisen zeigen. Mithilfe<br />

des stabileren Systems sollen dann Gene identifiziert werden,<br />

die die Anfälligkeit für diese Einflüsse erhöhen oder senken. Dafür<br />

sollen verschiedene Gene in Knockout-Mäusen ausgeschaltet werden:<br />

Neben Genen für den Serotonin-Transporter und den Serotonin-<br />

1A-Rezeptor solche, die in den Serotoninstoffwechsel eingreifen, sowie<br />

solche, die für die Synapsenbildung oder die Verarbeitung der<br />

Umwelt im visuellen System zuständig sind. In Fällen, in denen keine<br />

Knockout-Mäuse etabliert werden können, sollen die entsprechenden<br />

Genprodukte verstärkt gebildet werden. Mit diesem Testsystem<br />

sollen nicht nur die beteiligten Gene identifiziert, sondern<br />

auch herausgefunden werden, in welchen Geweben es zur Modulation<br />

der von der Umwelt beeinflussten Gene kommt. Langfristig<br />

soll dann anhand der bei den Mausmodellen gefundenen Kandidatengene<br />

überprüft werden, ob diese beim menschlichen Verhalten<br />

ebenfalls eine Rolle spielen.<br />

Für Untersuchungen zur Pathogenese der benignen familiären neonatalen<br />

Konvulsionen (BFNC) erhält Priv. Doz. Dr. H. Lerche, Poliklinik<br />

für Neurologie, Universitätsklinikum Ulm, Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Verschiedene Formen der Epilepsie haben genetische Ursachen.<br />

Verändert sind dabei in den bisher bekannten Fällen v.a. Gene, die<br />

den Bauplan für so genannte Ionenkanäle enthalten, Proteine der<br />

Nervenzellenmembran, die den Durchtritt elektrisch geladener Teilchen<br />

(Ionen) durch die Membran regulieren und deshalb für die Weiterbildung<br />

von Nervenimpulsen eine wichtige Rolle spielen. Eine<br />

solche genetisch bedingte Epilepsieform sind die benignen familiären<br />

neonatalen Konvulsionen (BFNC). Bei dieser gutartigen Erkrankung<br />

treten epileptische Anfälle nur in den ersten Lebensmonaten<br />

auf, später aber meist nicht mehr, und auch die weitere<br />

Gehirnentwicklung verläuft normal. Ursache sind Defekte in zwei<br />

Genen namens KCNQ2 und KCNQ3, die für Kaliumionen-Kanäle<br />

kodieren. Bisher ist nicht bekannt, warum der Defekt sich nur im<br />

frühen Säuglingsalter bemerkbar macht.<br />

In dem Projekt soll zum einen die Ursache des selektiven Auftretens<br />

der Anfälle in der Neugeborenenperiode untersucht werden. Experimente<br />

an Hirnschnitten der Maus mit den ersten kommerziell erhältlichen<br />

Antikörpern gegen diese beiden Kanäle zeigten tatsächlich<br />

eine Veränderung während der Entwicklung, und zwar v.a. ein<br />

sich änderndes Expressionsmuster, das während der Reifung des<br />

Gehirns eine zunehmende Färbung von Axonen zeigt, den Nervenfasern,<br />

die Informationen an die nächsten Nervenzellen weiterleiten.<br />

Dr. Lerche versucht derzeit durch in-situ Hybridisierungen und die<br />

Generation neuer, noch spezifischerer Antikörper diese ersten Ergebnisse<br />

zu untermauern. Mit hochaffinen Antikörpern sind dann<br />

auch Experimente an Gehirnschnitten von Menschen geplant. Er-<br />

Epilepsie<br />

Seite 253


Temporallappen-<br />

Epilepsie<br />

Seite 254<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

gänzend soll mit elektrophysiologischen Methoden nach Funktionsabweichungen<br />

in den Gehirnzellen in Abhängigkeit vom Lebensalter<br />

gesucht werden.<br />

Der zweite Teil des Projekts gilt dem Wirkungsmechanismus der<br />

Gendefekte. Mit verschiedenen molekularbiologischen und elektrophysiologischen<br />

Methoden soll an Zellkulturen geklärt werden, wie<br />

sich Mutationen in verschiedenen Abschnitten der beiden Proteine<br />

auf die Durchlässigkeit der Membran für Kaliumionen und die Funktionsfähigkeit<br />

der Zellen auswirken.<br />

Dr. D. Böhm, Institut für Humangenetik, Universität Göttingen, erhält<br />

Fördermittel für das Projekt „Isolierung von differentiell exprimierten<br />

Faktoren im axonal reorganisierten Hippocampus einer PLC-b1-defizienten<br />

Mausmutante und Analyse ihrer Bedeutung hinsichtlich der<br />

Pathogenese der humanen Temporallappen-Epilepsie (TLE)“.<br />

Das heterogene Krankheitsbild der Epilepsie kann durch Funktionsstörungen<br />

im Gehirn oder durch genetische Faktoren ausgelöst werden.<br />

Es ist durch wiederholte zerebral ausgelöste Anfälle gekennzeichnet,<br />

bei denen es unter anderem zu Bewusstseinstrübungen,<br />

Krämpfen, Zuckungen, abnormen Sinnesempfindungen und Halluzinationen<br />

kommen kann. Ursachen hierfür ist ein ungewöhnlich<br />

starkes Feuern von Nervenzellengruppen im Gehirn. Diese exzessiven<br />

neuronalen Entladungen können fokal – das heißt, in einem<br />

umschriebenen Gehirnareal – auftreten und sich dann ausbreiten,<br />

oder gleich generalisiert erfolgen. Am häufigsten ist die fokale Schläfen-<br />

oder Temporallappen-Epilepsie (TLE), die zu 90 bis 95 Prozent<br />

von den im Schläfenlappen liegenden Hirnstrukturen Hippocampus<br />

oder Amygdala ausgeht (mediale TLE).<br />

Dr. Böhm hat mit einer Mausmutante, die keine Phospholipase-b1<br />

(PLC-b1) besitzt, ein Tiermodell entwickelt, an dem Faktoren, die für<br />

die Ausbildung der TLE eine Rolle spielen, analysiert werden können,<br />

ohne dass die Krankheit erst experimentell ausgelöst werden<br />

muss. Das Enzym Phospholipase-b1 wird überwiegend im Hippocampus,<br />

einem Teil der Großhirnrinde, exprimiert. Fehlt das Enzym,<br />

kommt es im Hippocampus der Maus zu denselben morphologischen<br />

Veränderungen, die man auch bei TLE-Patienten findet.<br />

In dem ersten Jahr der Förderung wurden bereits mehrere Faktoren<br />

isoliert, die für die Pathogense der TLE, d.h. für das Aufwachsen von<br />

Axonen und die Neubildung von Synapsen verantwortlich sein können.<br />

Dazu wurde eine Methode verwendet, die es ermöglicht, in dem<br />

pathologischen Gewebe der Mausmutante veränderte Gen-Aktivitäten<br />

zu detektieren, die ursächlich für die Pathogenese der TLE, oder<br />

wenigstens in die Ausbildung des Krankheitsbildes involviert sind.<br />

Zurzeit werden diese Faktoren überprüft und auf ihre mögliche Bedeutung<br />

bezüglich der Fragestellung analysiert.


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Prof. W. Stoffel, Institut für Biochemie, Universität Köln, erhält Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Konventionelle und konditionierte<br />

null-allelische Mausmutanten des Glutamattransporters GLT-1<br />

als Modelle zum Studium des exzitatorischen Neuronentods“.<br />

Während der Erregungsleitung im Gehirn werden an den Übergängen<br />

(Synapsen) zwischen den Nervenzellen verschiedene Neurotransmitter<br />

ausgeschüttet. Diese Signalsubstanzen werden anschließend<br />

von spezialisierten Proteinen, den Neurotransmitter-Transportern,<br />

wieder aus dem synaptischen Spalt entfernt. Nachdem die zugehörigen<br />

Gene zu den Transportern für mehrere Neurotransmitter bereits<br />

vor längerer Zeit charakterisiert wurden, konnte Prof. Stoffel das Gen<br />

eines Transporters für Glutamat analysieren; dieses Gen trägt die Bezeichnung<br />

GLAST-1. Weitere Glutamattransporter (GLT-1, EAAC-1)<br />

wurden anschließend von anderen Arbeitsgruppen beschrieben. Da<br />

dem Glutamat eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Epilepsie<br />

und verschiedener anderer Gehirnkrankheiten zugeschrieben<br />

wird, ist die funktionelle Untersuchung der zugehörigen Transportproteine<br />

und ihrer Gene von größter Bedeutung.<br />

Um die beteiligten Mechanismen aufzuklären, hat Prof. Stoffel bereits<br />

mit gentechnischen Methoden bei Mäusen die Gene für GLT-1<br />

und EAAC-1 ausgeschaltet. Erstaunlicherweise zeigen die Tiere jedoch<br />

keine erkennbaren pathologischen Veränderungen. Dagegen<br />

konnte eine japanische Arbeitsgruppe durch entsprechende Manipulationen<br />

am GLT-1-Gen eine Epilepsieerkrankung erzeugen. Aus<br />

den Befunden geht jedoch nicht genau hervor, ob die gentechnische<br />

Veränderung einen Funktionsverlust des Glutamattransporters zur<br />

Folge hat oder aber das Absterben der Nervenzellen, das möglicherweise<br />

von nicht mehr funktionsfähigen, am veränderten GLT-1-Gen<br />

erzeugten Proteinfragmenten ausgelöst wird.<br />

Im Rahmen des Projekts möchte Prof. Stoffel das GLT-1-Gen deshalb<br />

so ausschalten, dass auch keine Rest-Proteinfragmente mehr entstehen<br />

können. Da solche Mäuse möglicherweise schon vor der Geburt<br />

sterben, sollen weitere Tiere in einem Parallelexperiment auch so behandelt<br />

werden, dass das Gen zunächst funktionsfähig bleibt und<br />

erst nach der Geburt durch gezielte Behandlung der Tiere abgeschaltet<br />

werden kann. Auf diese Weise soll geklärt werden, ob die<br />

fehlende Funktion des Glutamattransporters GLT-1 zu Epilepsie oder<br />

anderen Krankheitserscheinungen führt. Durch Kreuzung mit den<br />

bereits vorhandenen Mäusen, bei denen andere Glutamattransporter<br />

ausgeschaltet sind, können außerdem Aufschlüsse über die Wirkung<br />

von Doppeldefekten gewonnen werden.<br />

Für das Projekt „Molekulare Grundlage Epilespie-assoziierter neuronaler<br />

Migrationsstörungen“ wurden Dr. L. Aigner, Neurologische Universitätsklinik,<br />

Universität Regensburg, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Wenn im Rahmen der Embryonalenentwicklung das Gehirn entsteht,<br />

wandern die zukünftigen Nervenzellen vom Ort der Entstehung an<br />

Glutamattransporter<br />

Neuronale<br />

Migration<br />

Seite 255


Gehirnentwicklung<br />

Seite 256<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

ihren Bestimmungsort, wo sie sich zu ihrer endgültigen Form differenzieren<br />

und vielfältige Verbindungen zu Nachbar-Nervenzellen<br />

ausbilden. Dieser komplexe Vorgang steht unter der Kontrolle eines<br />

genetischen Programms, an dem zahlreiche Gene beteiligt sind.<br />

Defekte in diesen Genen können dazu führen, dass Gruppen von<br />

Nervenzellen nicht an die richtige Stelle im Gehirn gelangen („neuronale<br />

Heterotopie“). Wie sich in den letzten Jahren herausgestellt<br />

hat, ist neuronale Heterotopie in vielen Fällen die Ursache epileptischer<br />

Erkrankungen.<br />

Die Arbeitsgruppe von Dr. Aigner beschäftigt sich seit mehreren Jahren<br />

mit einem Gen namens DCX, das an der Steuerung der Nervenzellwanderung<br />

beteiligt ist. Das zugehörige Protein bindet an die<br />

Mikrotubuli, Bestandteile des Strukturgerüstes in den Zellen. Die<br />

Arbeitsgruppe konnte bei Patienten mehrere bisher unbekannte<br />

Mutationen des DCX-Gens identifizieren, die Ausprägung des Gens<br />

während der Nervenzellenentwicklung charakterisieren, die Auswirkungen<br />

der Mutationen auf die Bindung von DCX an die Mikrotubuli<br />

untersuchen, die Steuerungsabschnitte des DCX-Gens charakterisieren<br />

und diese gentechnisch in Mäuse einschleusen sowie<br />

zellbiologische Verfahren für weitere Untersuchungen entwickeln.<br />

Diese Arbeiten sollen nun ergänzt und erweitert werden. Mit gentechnischen,<br />

biochemischen, zell- und molekularbiologischen Methoden<br />

sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– In welchen Zelltypen wird das DCX-Gen während der Embryonenentwicklung<br />

und bei Erwachsenen ausgeprägt? Stimmt die<br />

Hypothese, dass dies ausschließlich in den Vorläufern der Nervenzellen<br />

geschieht?<br />

– Welche Veränderungen sind in den Nervenzellvorläufern gentechnisch<br />

veränderter Mäuse zu beobachten, bei denen man das<br />

DCX-Gen gezielt ausgeschaltet hat? Ist die normale Wanderung<br />

dieser Zellen gestört?<br />

– Findet man in Zellmaterial, das bei der chirurgischen Behandlung<br />

von Epilepsiepatienten anfällt, Veränderungen im DCX-Gen und<br />

im Muster seiner Ausprägung?<br />

Prof. O. Reiner, Department of Molecular Genetics, The Weizmann<br />

Institute of Science, Rehovot, Israel, und Prof. G. Eichele, Max-<br />

Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie, Hannover, wurden<br />

für das Projekt „Multidisciplinary Approach for Deciphering Signaling<br />

Pathways in the Developing Brain“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Wenn im Rahmen der Embryonalentwicklung das Gehirn entsteht,<br />

wandern die zukünftigen Nervenzellen vom Ort ihrer Entstehung an<br />

ihren Bestimmungsort, wo sie dann vielfältige Verbindungen zu<br />

Nachbar-Nervenzellen ausbilden. Diese Verknüpfungen sind in<br />

ihrer Gesamtheit die Ursache für die Kognitions- und Wahrneh-


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

mungsleistungen des Gehirns. Der ganze Vorgang wird von Genen<br />

gesteuert; deren Defekte können zu schweren Gehirnentwicklungsstörungen<br />

und geistigen Behinderungen führen, u.a. zu einer Krankheit<br />

namens Lissenzephalie. Über den Mechanismus der Wanderung<br />

von Nervenzellen liegen bereits erste Kenntnisse vor: Man weiß z.B.,<br />

dass an der Lissenzephalie zwei Gene namens LIS1 und DCX mitwirken.<br />

Wie die Herstellung der Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen<br />

gesteuert wird, ist dagegen noch fast völlig unbekannt;<br />

hier wären Kenntnisse aber von großer Bedeutung, weil man dann<br />

u.U. die Bildung neuer Verknüpfungen anregen und so Nervenverfallskrankheiten<br />

wie Alzheimer und Parkinson entgegenwirken<br />

könnte.<br />

Im Rahmen des Projekts sollen die Funktion des Gens DCX genauer<br />

untersucht werden. Nach ersten Befunden tritt das zugehörige Protein<br />

mit Neurabin II in Wechselwirkung, einem Bestandteil des Protein-Strukturgerüstes<br />

der Zellen; Prof. Reiner und Prof. Eichele konnten<br />

nachweisen, dass DCX mit Signalübertragungsproteinen der<br />

Zellen interagiert, aber auch mit JIP-1, einem weiteren strukturgebenden<br />

Protein.<br />

Auf diesen Erkenntnissen aufbauend sollen sowohl an Zellkulturen<br />

als auch an gentechnisch veränderten Mäusen mit gentechnischen,<br />

molekularbiologischen, zellbiologischen und biochemischen Methoden<br />

folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– Welche chemischen Veränderungen spielen sich an Neurabin II<br />

und/oder JIP-1 in Verbindung mit den Interaktionen mit DCX ab?<br />

– An welchen Stellen in den Zellen sind die Proteine lokalisiert?<br />

– Wie wirken sich die Wechselwirkungen auf andere Teile des zelleigenen<br />

Strukturgerüstes aus?<br />

– Welche anderen, bereits bekannten Proteine enthalten Strukturbestandteile,<br />

die denen von DCX ähneln und möglicherweise auf<br />

ähnliche Funktionseigenschaften schließen lassen?<br />

– In welchen Geweben werden diese Proteine produziert?<br />

– Mit welchen Proteinen können die verschiedenen Teile des DCX-<br />

Proteinmoleküls in Wechselwirkung treten?<br />

– Welche anderen Strukturbestandteile findet man in den Proteinen,<br />

die in einem Abschnitt ihrer Molekülkette dem DCX-Protein<br />

ähneln?<br />

Prof. D. Monard, Friedrich Miescher Institute for Biological Research,<br />

Basel, wurden für das Projekt „Role of extracellular proteolysis in the<br />

onset and progression of neurological disorders?” Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

NervensystemEntwicklungsstörungen<br />

Seite 257


Optikusatrophie<br />

Seite 258<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Die Gewebe des menschlichen Organismus funktionieren nur dann<br />

reibungslos, wenn ihr Strukturzusammenhang durch ein kompliziertes<br />

Wechselspiel verschiedener Faktoren erhalten bleibt. Dies gilt<br />

insbesondere auch für das Nervensystem. Hier spielen proteinabbauende<br />

Enzyme, die als Serinproteasen bezeichnet werden, sowie<br />

ihre Hemmstoffe, Serpine genannt, eine wichtige Rolle. Bei Mausmodellen<br />

verschiedener Nervenkrankheiten beobachtet man Störungen<br />

des Gleichgewichts zwischen Serinproteasen und Serpinen,<br />

und zwar häufig schon bevor die eigentlichen Krankheitssymptome<br />

zu erkennen sind. Im Labor von Prof. Monard existiert eine gentechnisch<br />

veränderte Mauslinie, bei der man das Gen für ein Serpin<br />

namens PN-1 nach Belieben ein- und ausschalten kann. Tiere, die<br />

PN-1 in anormal großer oder geringer Menge produzieren, zeigen<br />

Entwicklungsstörungen des Nervensystems.<br />

Prof. Monard will genau untersuchen, wie sich PN-1 auf die Entwicklung<br />

von Nervenkrankheiten auswirkt. Hierzu stehen verschiedene<br />

Mauslinien mit bekannten pathologischen Veränderungen des<br />

Nervensystems zur Verfügung. Durch Kreuzung dieser Tiere mit dem<br />

Stamm, dessen PN-1-Gen sich künstlich regulieren lässt, und anschließend<br />

biochemische Tests sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– Sind Veränderungen im Gleichgewicht zwischen Serinproteasen<br />

und ihren Hemmstoffen nachzuweisen, bevor die jeweilige neurologische<br />

Erkrankung ausbricht?<br />

– Kann man den Ausbruch der Krankheit oder ihren Verlauf beeinflussen,<br />

indem man durch künstliche Aktivierung von PN-1 in dieses<br />

Gleichgewicht eingreift?<br />

– Ist bei künstlichem Eingriff in das Gleichgewicht eine biochemische<br />

Veränderung an einem Rezeptor zu beobachten, der bekanntermaßen<br />

für die Wirkung der Serinproteasen unentbehrlich<br />

ist, und trägt eine solche Veränderung des Rezeptors zum Krankheitsbild<br />

bei?<br />

Für das Projekt „Molekulare Pathogenese der OPA-assoziierten autosomal<br />

dominant erblichen Optikusatrophie“ wurden Dr. B. Wissinger,<br />

Abteilung Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie,<br />

Universitäts-Augenklinik Tübingen, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Neben dem Sehnervschwund als Folge von Krankheitsprozessen wie<br />

dem Glaukom findet man auch erblich bedingte Degenerationsformen,<br />

von denen die autosomal dominante Optikusatrophie (adOA)<br />

die häufigste ist. An ihr erkranken Patienten jeden Alters. Anzeichen<br />

dafür sind eine allmähliche Verschlechterung des Sehvermögens, die<br />

mit einer Störung des Farbsehens im Blau-Gelb-Bereich sowie einem<br />

Ausfall des zentralen Gesichtsfeldes einhergeht und letztlich sogar<br />

zu Blindheit führen kann. Histologisch ist die Krankheit dadurch cha-


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

rakterisiert, dass die Ganglienzellen in der Netzhaut zugrunde gehen,<br />

und im Sehnerv immer weniger Nervenfasern zu finden sind.<br />

Verantwortlich für diese Degeneration ist in den meisten Fällen das<br />

auf dem Chromosom 3 lokalisierte Gen OPA1. Dieses wird in fast<br />

allen Geweben exprimiert, in der Retina jedoch am häufigsten. Bei<br />

dem OPA1-Protein handelt es sich um eine mit dem Dynamin verwandte<br />

GTPase, die auf der inneren Mitochondrienmembran der<br />

Zelle lokalisiert ist und eine Rolle beim Auf- und Umbau mitochondrialer<br />

Membransysteme zu spielen scheint; eine genaue Charakterisierung<br />

der biologischen Funktion des Proteins steht allerdings<br />

noch aus. Erste Hinweise aus Studien, in denen die OPA1-Expression<br />

unterdrückt wurde, zeigten Potentialveränderungen an der Mitochondrienmembran<br />

und eine erhöhte Apoptoserate der betroffenen<br />

Zellen.<br />

Dr. Wissinger konnte bereits Mutationen im OPA1-Gen als Ursache<br />

der adOA nachweisen. In molekulargenetischen Untersuchungen<br />

wurde beobachtet, dass zum einen die meisten genetischen OPA1-<br />

Mutationen zu einer Verkürzung des Proteins führen, zum anderen<br />

das mutierte Allel beziehungsweise das Protein selber verloren geht<br />

oder aber die mutierten Transkripte schnell wieder abgebaut werden.<br />

Das könnte dazu führen, dass das Protein in den Ganglienzellen<br />

der Retina nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden ist, damit<br />

diese Zellen ihre Funktionen aufrecht erhalten und überleben<br />

können.<br />

Dr. Wissinger verfügt über ein Tiermodell mit einer pathophysiologisch<br />

relevanten OPA1-Mutation. Dieses Modell soll zum einen charakterisiert<br />

und die Veränderungen, die bei den Mutanten gegenüber<br />

dem Wildtyp auftreten, detailliert histologisch beschrieben<br />

werden. Außerdem soll mit Hilfe von Expressionsanalysen an verschiedenen<br />

Zellsystemen untersucht werden, welche funktionelle<br />

Bedeutung das OPA1-Protein in den Mitochondrien und dabei speziell<br />

in den Ganglienzellen der Retina besitzt. Darüber hinaus soll untersucht<br />

werden, warum bei Patienten mit einer autosomal dominant<br />

erblichen Optikusatrophie die retinalen Ganglienzellen verschwinden,<br />

welche Faktoren zur Entwicklung dieses degenerativen Prozesses<br />

führen und seinen klinisch selbst innerhalb einer Familie sehr<br />

variablen Verlauf bestimmen.<br />

Für Molekular- und epigenetische Untersuchungen zur Myoklonus-<br />

Dystonie erhielt Priv. Doz. Dr. C. Klein, Klinik für Neurologie, Medizinische<br />

Universität Lübeck, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Myoklonus-Dystonie (M-D) ist ein Syndrom aus schnellen Muskelzuckungen<br />

(Myoklonus) und anhaltenden drehenden und<br />

schraubenden Bewegungen, aus denen abnorme Körperhaltungen<br />

resultieren (Dystonie). Die Erkrankung beginnt typischerweise im<br />

Kindes- oder frühen Erwachsenenalter, und die Symptome bessern<br />

sich erheblich unter Alkoholeinfluss. Neben den motorischen Störun-<br />

Myoklonus-<br />

Dystonie<br />

Seite 259


Seite 260<br />

gen finden sich bei zahlreichen M-D-Patienten auch psychiatrische<br />

Auffälligkeiten. Der Erbgang ist autosomal-dominant, die Mutationen<br />

führen jedoch nicht immer zur Krankheit: Insbesondere ist es<br />

nicht gleichgültig, ob ein Mutationsträger die Genveränderungen<br />

vom Vater oder von der Mutter geerbt hat, d.h. die väterliche und die<br />

mütterlich Genkopie werden unterschiedlich ausgeprägt; dieses als<br />

Imprinting bezeichnete Phänomen, das man nur von relativ wenigen<br />

Genen kennt, wird durch die unterschiedliche Bindung von Methylgruppen<br />

an die DNA des väterlichen und mütterlichen Gens verursacht.<br />

Die normale physiologische Funktion der defekten Genprodukte<br />

und damit auch der Entstehungsmechanismus der Krankheit<br />

sind jedoch nicht bekannt.<br />

Molekulargenetische Untersuchungen der M-D zeigten, dass Mutationen<br />

in mindestens vier unterschiedlichen Genen mit dem klinischen<br />

Bild einer M-D assoziiert sein können (SGCE, D2-Dopaminrezeptor,<br />

DYT1 und ein neuer Genort auf Chromosom 18). Die<br />

wichtige Rolle des SGCE-Gens und seines Imprintings bestätigten<br />

neue Befunde: In einer Studie zur Häufigkeit von SGCE-Mutationen<br />

an insgesamt 30 konsekutiv gesammelten M-D-Familien konnte die<br />

Arbeitsgruppe von Dr. Klein Mutationen bei sechs Familien nachweisen.<br />

Dabei trugen zwei nicht verwandte Familien die gleiche<br />

Mutation, die interessanterweise zuvor bereits bei fünf anderen<br />

Familien identifiziert wurde und einen so genannten Mutations-„hot<br />

spot“ nahe legt. Bei einer großen kanadischen Familie, die eine<br />

reduzierte Penetranz zeigt, wurde eine neue Mutation auch auf<br />

cDNA-Ebene nachgewiesen und zeigte ein mit einem maternalen<br />

Imprinting-Mechanismus vereinbares Vererbungs- und Erkrankungsmuster.<br />

Außerdem konnte die erste Familie mit einer de novo<br />

SGCE-Mutation beschrieben werden.<br />

Neben den rein genetischen Untersuchungen hat sich die Arbeitsgruppe<br />

von Dr. Klein in Zusammenarbeit mit amerikanischen und<br />

holländischen Kollegen mit der genaueren Charakterisierung der<br />

klinischen Auffälligkeiten bei der M-D befasst und identifizierte<br />

Zwangserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, bipolare affektive<br />

Störungen und Alkoholabhängigkeit sowie Epilepsie als wahrscheinlichen<br />

Teil des Krankheitsspektrums.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Foncke, E.M.J., et al.: Hereditary myoclonus-dystonia associated<br />

with epilepsy. – In: Neurology. 60. 2003. S. 1988-1990.<br />

Hendrich, K., et al.: Myoclonus-dystonia. Detection of novel,<br />

recurrent, and de novo SGCE mutations. – In: Neurology. 62. 2004.<br />

S. 1229-1231.<br />

Klein, Christine: Genetik der Dystonien. – In: Fortschr Neurol<br />

Psychiatr. 72. 2004. S. 220-234.


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Kock, Norman, et al.: Clinical and genetic features of myoclonusdystonia<br />

in 3 cases. A video presentation. – In: Mov Disord. 19.<br />

2004. S. 231-234.<br />

Schüle, B., et al.: Genetic heterogeneity in ten families with myoclonus-dystonia.<br />

– In: J Neurol Neurosurg Psychiatry. [Im Druck]<br />

„Interaktion von SMN mit FGF-2“ ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong><br />

geförderten Forschungsvorhabens von Dr. P. Claus und Prof.<br />

C. Grothe, Zentrum Anatomie, Abteilung Neuroanatomie, Medizinische<br />

Hochschule Hannover.<br />

Die Spinale Muskelatrophie SMA ist eine schwere Krankheit des<br />

Nervensystems; ihre unmittelbare Ursache ist das Absterben von<br />

Motoneuronen (Nervenzellen, die der Bewegungssteuerung dienen)<br />

im Rückenmark. Diese Zellen besitzen sehr lange Fortsätze mit denen<br />

sie Muskeln innervieren. Es gibt mehrere Formen der SMA; die<br />

schwerste endet in den beiden ersten Lebensjahren tödlich, leichtere<br />

Formen führen erst später zum Tode. Ursache sind Mutationen in<br />

einem Gen namens SMN. Über die physiologischen Funktionen des<br />

Proteins, das anhand dieses Gens produziert wird, ist noch wenig bekannt;<br />

es ist u.a. im Cytoplasma und im Zellkern an der Zusammenstellung<br />

von Proteinkomplexen beteiligt, die für den Mechanismus<br />

der Genausprägung unentbehrlich sind. Dr. Claus und Prof. Grothe<br />

konnten nachweisen, dass es spezifisch in Wechselwirkung mit einem<br />

Wachstumsfaktor namens FGF-2 tritt. Der Zusammenhang zwischen<br />

dem Defekt von SMN und der Krankheitsentstehung ist jedoch rätselhaft,<br />

insbesondere da das Protein in vielen Zelltypen produziert<br />

wird, und ausschließlich die Motoneuronen durch den Proteindefekt<br />

zu Grunde gehen.<br />

Projektziel ist die Analyse der Wechselwirkungen zwischen SMN<br />

und FGF-2. FGF-2 bindet dabei direkt an SMN. Diese Wechselwirkung<br />

beeinflusst das Wachstum von Nervenzell-Fortsätzen. In diesen<br />

Strukturen scheint sich SMN an der Bildung und dem Transport verschiedener<br />

RNA-Protein Komplexe zu beteiligen. Zu diesem Zweck<br />

stehen gentechnisch veränderte Mausstämme zur Verfügung, die<br />

das Gen für FGF-2 entweder überhaupt nicht oder übermäßig stark<br />

ausprägen. An Kulturen von Zellen dieser Mäuse sowie an Patientenzellen<br />

sollen mit molekularbiologischen, gentechnischen, immunologischen<br />

und biochemischen Methoden folgende Fragen beantwortet<br />

werden:<br />

– Wie wirkt sich die fehlende bzw. übermäßig starke Produktion von<br />

FGF-2 auf die Verbindung zwischen diesem Protein und SMN<br />

aus? Lassen sich mit immunologischen Verfahren Unterschiede zu<br />

normalen Zellen nachweisen?<br />

– Ist die Interaktion zwischen den beiden Proteinen in den Zellen<br />

von SMA-Patienten verändert, deren SMN-Protein ja in seiner<br />

Struktur von dem normalen Protein abweicht?<br />

Spinale<br />

Muskelatrophie<br />

Seite 261


Multiple<br />

Sklerose<br />

Seite 262<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

– Welchen Einfluss hat die Wechselwirkung zwischen SMN und<br />

FGF-2 auf den Mechanismus der Genausprägung, an dem SMN<br />

bekanntermaßen mitwirkt?<br />

Die in vivo-Rolle des hirneigenen angeborenen Immunsystems („innate<br />

immune system“) im Mausmodell der Multiplen Sklerose ist das<br />

Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />

von Dr. M. Prinz, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen.<br />

Die Fortsätze von Nervenzellen sind von einer Schicht aus dicht<br />

gepackten Membranen, dem Myelin, umgeben. Zum einen isoliert<br />

diese so genannte Markscheide die einzelnen Fortsätze voneinander<br />

wie der Isoliermantel eines Kabels, zum anderen garantiert sie eine<br />

rasche elektrische Weiterleitung bei minimalen „Kabel“-Durchmesser.<br />

Eine Zerstörung der Myelinschicht beeinträchtigt die Leitungsfähigkeit<br />

der Nervenzellen. Bei der multiplen Sklerose kommt es zu<br />

einer fortschreitenden Zerstörung der Markscheiden des zentralen<br />

Nervensystems und dadurch bedingt zu Nervenausfällen, Lähmungserscheinungen<br />

und Funktionsstörungen verschiedener innerer<br />

Organe, sowie zu schweren Entzündungserscheinungen. Sie ist<br />

die wohl häufigste entzündliche Entmarkungserkrankung des ZNS.<br />

Man weiß, dass sie auf Autoimmunprozesse zurückzuführen ist, darüber,<br />

welche dies im einzelnen sind, und wie sie ausgelöst werden,<br />

weiß man nach wie vor relativ wenig. Seit langem gibt es ein Tiermodell<br />

für diese Erkrankung, die Experimentelle Autoimmune<br />

Enzephalomyelitis, EAE bei Mäusen.<br />

Bei den Reaktionen des Immunsystems unterscheidet man zwischen<br />

angeborener und erworbener Immunität. Während sich die erworbene<br />

Immunität durch den wiederholten Kontakt mit Antigenen erst<br />

entwickelt, setzt die angeborene Immunität einen Organismus in die<br />

Lage, ein Pathogen bereits beim allerersten Kontakt zu erkennen<br />

und zu bekämpfen. Bewerkstelligt wird dies durch bestimmte Zelltypen<br />

des Immunsystems – Makrophagen und neutrophile Granulozyten<br />

–, auf deren Oberfläche es Rezeptoren für bestimmte, immer<br />

wiederkehrende Moleküle auf der Oberfläche von pathogenen Bakterien<br />

und andere körperfremde Substanzen gibt. Diese Rezeptoren<br />

werden als Toll-ähnliche Rezeptoren (toll like receptors, kurz TLR)<br />

bezeichnet. Man kennt heute zehn verschiedene TLRs. Ihnen allen<br />

gemeinsam ist ein cytoplasmatisches Adapterprotein namens<br />

MyD88, das an der intrazellulären Signalübertragung beteiligt ist.<br />

Bei Mäusen, die an dem Äquivalent der multiplen Sklerose, der EAE<br />

erkrankt sind, konnte gezeigt werden, dass die Krankheitsempfänglichkeit<br />

vom Vorhandensein dieses Adapterproteins abhängt (MyD88defiziente<br />

Mäuse erkranken weit weniger häufig), was auf eine Beteiligung<br />

des angeborenen Immunsystems an der Entstehung dieser<br />

Autoimmunkrankheit schließen lässt. Überdies wurde bei EAE-Mäusen<br />

eine verstärkte Expression eines Toll-ähnlichen Rezeptors nachgewiesen.


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Im Rahmen des Projekts soll daher zunächst am Mausmodell geklärt<br />

werden, welche Rolle TLRs bei der Entwicklung von multipler<br />

Sklerose spielen könnten, ob ein bestimmter TLR hierbei entscheidend<br />

ist, und möglicherweise als Ansatzpunkt für eine Therapie dienen<br />

kann. Da TLR-exprimierende Zellen sowohl im ZNS als auch im<br />

Blut auftreten, sollen die entsprechenden Experimente auch an Mäusen<br />

durchgeführt werden, bei denen MyD88 und die jeweiligen TLRs<br />

nur im blutbildenden System des Knochenmarks ausgeschaltet wurden.<br />

Dr. P. Decker, Interfakultäres Institut für Zellbiologie, Universität<br />

Tübingen, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsvorhaben<br />

„identification of human T-helper cell autoepitopes derived<br />

from nucleosomes in systemic lupus erythematosus“.<br />

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine schwere, entzündliche<br />

Erkrankung, von der verschiedene Organe und Gelenke<br />

betroffen sein können. Zu den typischen Symptomen zählen auch<br />

schmerzhafte Hautschäden. Ursache des SLE ist ein Autoimmunmechanismus:<br />

Das Immunsystem bildet fälschlich Antikörper gegen<br />

körpereigene Strukturen (Autoantigene). Zu den wichtigsten Autoantigenen<br />

gehören die Nucleosomen, DNA-Proteinkomplexe aus<br />

den Zellkernen. Einzelne Peptide (Abschnitte der Proteinketten) aus<br />

den Nucleosomen werden – ähnlich wie in der gesunden Immunreaktion<br />

die Peptide von Viren oder Bakterien – an der Oberfläche<br />

„Antigen präsentierender“ Zellen des Immunsystems „zur Schau<br />

gestellt“ und veranlassen auf diese Weise die ebenfalls zum Immunsystem<br />

gehörenden T-Helferzellen, die Antikörperproduktion in<br />

Gang zu setzen. Bisher ist jedoch nicht bekannt, welche Peptide aus<br />

den Nucleosomenproteinen beim SLE auf diese Weise die Antikörperproduktion<br />

anregen.<br />

In dem Forschungsprojekt sollen deshalb diejenigen Abschnitte der<br />

Nucleosomenproteine identifiziert werden, die beim SLE an der<br />

Oberfläche der Antigen präsentierenden Zellen liegen und so die<br />

Produktion der Autoantikörper aktivieren. Dr. Decker stehen zu diesem<br />

Zweck bereits zellbiologisch reine Kulturen entsprechender<br />

Blutzellen von SLE-Patienten zur Verfügung. Nach Charakterisierung<br />

dieser Zellen sollen aus ihnen dann mit immunologischen und<br />

biochemischen Methoden die Peptide isoliert und charakterisiert<br />

werden, die für die Autoimmunreaktion verantwortlich sind. Diese<br />

Peptide sollen jeweils daraufhin untersucht werden, ob und in welchem<br />

Umfang sie die T-Helferzellen aktivieren.<br />

Mit der Charakterisierung der Peptide, die beim SLE an der Oberfläche<br />

der Antigen präsentierenden Zellen liegen und die Autoimmunreaktion<br />

in Gang setzen, möchte Dr. Decker als Fernziel<br />

Moleküle identifizieren, an denen eine Therapie der Krankheit ansetzen<br />

könnte.<br />

Systemischer<br />

Lupus<br />

erythematodes<br />

Seite 263


SLE<br />

Tiermodell<br />

Seite 264<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

„Systemischer Lupus Erythematodes: Ein neues, transgenes Tiermodell<br />

zur Analyse der Initiation, Verlauf und gentechnischen Prädisposition<br />

einer Autoimmunerkrankung“ ist der Gegenstand eines durch<br />

die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens von Prof. M. Bachmann,<br />

Institut für Immunologie, Universität Dresden.<br />

Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem des<br />

Körpers auf körpereigene Eiweiße oder Gewebe reagiert. Um zu klären,<br />

wie es zu einer solchen Autoaggression kommt, wurden bereits<br />

zahlreiche Hypothesen aufgestellt – diese reichen von Kreuzreaktivität<br />

aufgrund ähnlicher körperfremder Antigene über Fehlsteuerungen<br />

des Immunsystems bis hin zu gentechnischen Einflüssen.<br />

Genauso vielfältig ist auch das Erscheinungsbild der Autoimmunerkrankungen,<br />

zu denen die multiple Sklerose ebenso zählt wie der<br />

Diabetes mellitus Typ 1. Beim Systemischen Lupus Erythematodes<br />

(SLE) handelt es sich um eine generalisierte Autoimmunerkrankung,<br />

die einen sehr variablen Krankheitsverlauf hat und zu Entzündungserscheinungen<br />

in zahlreichen lebenswichtigen Organsystemen<br />

führen kann. Charakteristisch ist lediglich das Auftreten von Autoantikörpern<br />

gegen Zellkernbestandteile wie DNA, RNA oder Proteine,<br />

die bei der Transkription und Translation eine Rolle spielen. Zu<br />

letzteren zählt beispielsweise La (SS-B), gegen das 20-30 Prozent der<br />

SLE-Patienten und 70-85 Prozent der Patienten mit Sjögren-Syndrom,<br />

einer anderen Autoimmunkrankheit, Autoantikörper bilden.<br />

In Vorarbeiten entwickelte Prof. Bachmann zwei Mauslinien, von<br />

denen die eine für eine native, die andre für eine mutierte Form von La<br />

(SS-B) transgen waren; doch nur die Mäuse mit der mutierten Form<br />

dieses humanen Autoantigens zeigten SLE-Symptome. Etwa 30 Prozent<br />

der SLE-Patienten weisen Antikörper gegen diese mutierte Form<br />

auf. Daraus zieht Prof. Bachmann den Schluss, dass die funktionsuntüchtige<br />

Mutation tatsächlich exprimiert und somit die RNA-Kontrollmechanismen<br />

der Zelle umgangen werden. Die mutierte Form<br />

wird bei den Patienten jedoch nicht in allen Zellen exprimiert. Noch<br />

weiß man nicht, wie viele Zellen in welchen Geweben und zu welchem<br />

Zeitpunkt vom Ausfall dieser Funktion betroffen sein müssen, damit es<br />

zu einer systemischen Autoimmunerkrankung kommt. Außerdem ist<br />

noch unklar, welche Gene zusätzlich nicht involviert sind. Da von Patienten<br />

meist nur Serum- und Gewebeproben aus der Zeit nach dem<br />

Krankheitsausbruch vorliegen, sind diese Fragen nur mit Hilfe von<br />

Tiermodellen zu beantworten. Das derzeit verfügbare Mausmodell<br />

weist jedoch noch etliche Defizite auf: Die endogene La-Form ist nicht<br />

ausgeschaltet, die Genexpression für La ist sehr komplex, und das mutierte<br />

La wird schon vor der Entwicklung des Immunsystems ständig<br />

und in allen Geweben exprimiert. Und obwohl die Mäuse genetisch<br />

gleich sind, setzt die Immunantwort nicht zur gleichen Zeit ein; außerdem<br />

bilden nicht alle Mäuse die gleichen Autoantikörper.<br />

Ziel des Projekts ist es daher, ein Mausmodell zu entwickeln, das auf<br />

die vorgesehenen Untersuchungen zugeschnitten ist und die Situation<br />

bei SLE-Patienten so gut wie möglich wiedergibt. Dafür soll das


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

endogene Gen ausgeschaltet sowie zeitlich und räumlich gestaffelt<br />

von der nativen auf die mutierte Form des Gens umgeschaltet werden<br />

können, um die Folgen zu analysieren und weitere krankheitsrelevante<br />

Gene zu finden. Auf diese Weise könnte anhand eines<br />

mutierten Gens beispielhaft die Entstehung, der Verlauf und die<br />

Ausprägung einer Autoimmunerkrankung verfolgt werden.<br />

„Nucleinsäuren-spezifische Toll-like Rezeptoren in der Pathogenese<br />

des Systemischen Lupus Erythematosus und der Lupusnephritis“ ist<br />

das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />

von Priv. Doz. Dr. H.-J. Anders, Medizinische Poliklinik, Klinikum<br />

der Universität München.<br />

Der systemische Lupus erythematosus (SLE), eine schwere chronische<br />

Erkrankung, ist durch entzündliche Vorgänge an zahlreichen Organen<br />

– insbesondere auch an den Nieren (Lupusnephritis) – gekennzeichnet<br />

und führt vielfach schon in jungen Jahren zum Tode. Ursache ist ein<br />

Autoimmunmechanismus: Das Immunsystem richtet sich fälschlich<br />

gegen Bestandteile des eigenen Organismus; es wird dabei vermutlich<br />

durch körpereigene Nucleinsäuren (DNA und RNA) stimuliert und<br />

greift diese an. Andererseits stimulieren aber körperfremde Nucleinsäuren<br />

(z.B. von Bakterien oder Viren) auch beim Gesunden das Immunsystem.<br />

Diese Nucleinsäuren binden dabei an so genannte Tolllike<br />

Rezeptoren (TLR), die daraufhin die Immunreaktion in Gang setzen.<br />

Das Immunsystem muss also zwischen körpereigenen und körperfremden<br />

Nucleinsäuren unterscheiden können, und ein Versagen<br />

dieses Mechanismus wird als Ursache des SLE vermutet.<br />

Um die beteiligten Mechanismen genauer aufzuklären, möchte Dr.<br />

Anders der Frage nachgehen, ob TLR beim SLE an der Autoimmunreaktion<br />

beteiligt sind. An Mäusen, die auf Grund gentechnischer<br />

Veränderungen ein SLE-ähnliches Krankheitsbild ausprägen, sollen<br />

mit molekularbiologischen und immunologischen Methoden folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

– Lässt sich der Krankheitsverlauf bei den Mäusen durch Applikation<br />

unterschiedlicher Nucleinsäuretypen beeinflussen?<br />

– Werden verschiedene TLR durch die Gabe solcher Nucleinsäuren<br />

im lebenden Tier aktiviert?<br />

– Ist eine ähnliche Aktivierung auch in Kulturen von Immunzellen<br />

nachzuweisen?<br />

– Lässt sich der Krankheitsverlauf beeinflussen, wenn man den Tieren<br />

Immunzellen injiziert, die zuvor im Labor mit Nucleinsäuren<br />

stimuliert wurden, oder wenn man solche Zellen transplantiert?<br />

– Lässt sich die Stimulation der TLR und damit auch der Autoimmunmechanismus<br />

hemmen, wenn man die Rezeptoren mit<br />

anderen Nucleinsäuren absättigt?<br />

Toll-like<br />

Rezeptoren<br />

Seite 265


Sepsis<br />

Signalwege<br />

Sepsis TL-<br />

Rezeptoren<br />

Seite 266<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

„Sepsis als Folge prädisponierender, dysfunktioneller Gene: molekularbiologische<br />

und pathophysiologische Auswirkungen von genetischen<br />

Variationen stressinduzierbarer Signalwege“ ist Gegenstand<br />

eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens von Priv.<br />

Doz. Dr. U. Senftleben, Universitätsklinik für Anästhesiologie und<br />

Intensivmedizin, Universität Ulm.<br />

Die Sepsis entsteht durch Bakterien, die sich über den gesamten Organismus<br />

verbreiten und Giftstoffe ausschütten. Dies führt im Krankheitsverlauf<br />

zu starken Reaktionen des Immunsystems mit hohem<br />

Fieber und allgemeinen Entzündungserscheinungen sowie zur<br />

Schädigung mehrerer Organe; die Sterblichkeit liegt trotz aller Fortschritte<br />

der Intensivmedizin immer noch bei 20 bis 50 Prozent.<br />

Ersten Hinweisen zufolge sind manche Patienten aus genetischen<br />

Gründen besonders anfällig für eine Sepsis. Beteiligt sind dabei aber<br />

offenbar zahlreiche Gene, was genauere Analysen sehr erschwert.<br />

Insbesondere scheinen viele Genabweichungen mit der Krankheit<br />

assoziiert zu sein, ohne aber kausal zu ihr beizutragen. Andererseits<br />

sind offenbar zwei Signalübertragungswege der Immunzellen entscheidend<br />

an der Krankheitsentstehung beteiligt. Beide werden<br />

durch das bakterielle Produkt LPS aktiviert. In dem einen steht ein<br />

Protein namens NF-Kappa B an entscheidender Stelle, in dem anderen<br />

eine als MAP-Kinasen bezeichnete Enzymgruppe.<br />

Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, die Rolle des über NF-<br />

Kappa B verlaufenden Signalweges für die Entstehung der Sepsis<br />

genauer zu beleuchten. Dr. Senftleben möchte in Mäusen das körpereigene<br />

Immunsystem inaktivieren und es durch gentechnisch<br />

veränderte Immunzellen ersetzen, in denen jeweils einzelne Gene<br />

für entzündungsfördernde, im Rahmen des NF-Kappa B-Signalweges<br />

und anderer Signalwege aktive Proteine ausgeschaltet wurden.<br />

Nachdem an diesen Tieren experimentell eine Sepsis erzeugt wurde,<br />

soll mit biochemischen, mikrobiologischen, physiologischen und immunologischen<br />

Methoden nach Veränderungen der Entzündungsreaktion<br />

gegenüber Tieren mit den intakten Proteinen gesucht werden.<br />

Auf diese Weise soll sich zeigen, welche kausale Rolle die<br />

einzelnen Signalübertragungsproteine bei der Entstehung der Sepsis<br />

spielen.<br />

Erste Ergebnisse zeigen, dass der NF-Kappa B-Signalweg nicht nur<br />

die Entzündung unterhält, sondern dass er auch wichtig ist, um im<br />

Rahmen der Sepsis eine regelrechte Immunabwehr aufrecht zu erhalten.<br />

Diese protektive Aufgabe muss bei der Entwicklung zukünftiger<br />

Therapien berücksichtigt werden, die darauf abzielen, die<br />

NF-Kappa B-vermittelte Entzündung vollständig zu blockieren.<br />

Die Funktionelle Analyse von Single-Nucleotide Polymorphismen<br />

(SNP) bei Toll-like Rezeptoren und ihre klinische Evaluation zur Prädiktion<br />

einer Sepsisprädisposition ist Gegenstand eines durch die<br />

<strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens von Dr. P. Ahamad-Nejad


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

und Prof. M. Neumaier, Institut für Klinische Chemie, Universitätsklinikum<br />

Mannheim.<br />

Die Sepsis („Blutvergiftung“) gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen<br />

in westlichen Industriestaaten; darüber hinaus ist sie einer<br />

der wesentlichen Gründe dafür, dass Patienten auf Intensivstationen<br />

sterben. Ausgelöst wird dieser Prozess, wenn bestimmte Erreger<br />

oder ihre Produkte in den Blutkreislauf gelangen und dort eine massive<br />

Entzündungsreaktion auslösen. Die dabei aktivierten Makrophagen<br />

setzen bestimmte Botenstoffe frei und sorgen unter anderen<br />

dafür, dass der Blutdruck sinkt und es in den Gefäßen zu Gerinnungsreaktionen<br />

kommt; unbehandelt gleitet der Patient dann<br />

rasch in einen septischen Schock mit hohem Fieber und vielfältigem<br />

Organversagen, an dem er innerhalb weniger Stunden bis Tage<br />

verstirbt.<br />

Eine Schlüsselrolle bei diesem komplexen Krankheitsgeschehen<br />

spielen Rezeptoren des angeborenen Immunsystems, die mit dazu<br />

beitragen, dass das System sofort Pathogene erkennen und auch<br />

bekämpfen kann. Gelangen beispielsweise pathogene Bakterien<br />

oder ihre Produkte in die Blutbahn, so treffen sie an der Zellmembran<br />

der Makrophagen auf Rezeptoren aus der „Toll-like“-Familie. Sobald<br />

das Pathogen auf der Zellmembran von Makrophagen mit<br />

Rezeptoren aus der „Toll-like“-Familie, so genannten TL-Rezeptoren<br />

(TLR), in Kontakt kommt, werden Zytokine freigesetzt. Diese Botenstoffe<br />

gehören zu einer Signalkette, über die beim Eindringen von<br />

Erregern unmittelbar unsere Immunabwehr aktiviert und mitunter<br />

äußerst heftige Entzündungsreaktionen ausgelöst werden. Welchen<br />

Anteil die Mitglieder der TLR-Familie sowie die von ihnen ausgelöste<br />

Signalkaskade an der Ausbildung einer Sepsis haben, liegt bisher<br />

noch weitgehend im Dunkeln. Man weiß zwar, dass Patienten mit<br />

bestimmten Mutationen in einem Mitglied der TLR-Familie häufiger<br />

einen septischen Schock erleiden, allerdings wurden bisher lediglich<br />

bei zwei der zehn TLRs drei DNA-Sequenz-Varianten mit funktioneller<br />

Bedeutung gefunden.<br />

Dr. Ahamad-Nejad und Prof. Neumaier wollen daher weiter nach<br />

funktionell relevanten Abweichungen in der Aminosäuresequenz<br />

(Single-Nucleotide-Polymorphismen, SNP) von TLRs suchen. Dafür<br />

sollen zuerst mehrere derartige Rezeptoren sowie einige Botenstoffe<br />

kloniert werden, die in der Signalkette das Signal von der Rezeptoren<br />

übernehmen und weiterleiten; diese Botenstoffe bezeichnet<br />

man auch als „Adaptormoleküle“. Diese Elemente der für die Ausprägung<br />

der Sepsis relevanten Signalkette sollen dann durch<br />

Einführung von Mutationen an bestimmten Stellen in den für die<br />

Genexpression relevanten Sequenzen abgeändert und damit möglicherweise<br />

inaktiviert werden. Anhand der unter diesen Bedingungen<br />

gebildeten Produkte soll dann in einem Zellsystem überprüft<br />

werden, welche dieser Genvarianten funktionell für die Erkrankung<br />

relevant sind. Abschließend soll die klinische Bedeutung der Ergebnisse<br />

anhand eines Abgleichs der DNA von Sepsis-Patienten mit der<br />

Seite 267


Neutropenie<br />

Seite 268<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

von gesunden Spendern geklärt werden; dazu soll mit Hilfe von<br />

Daten, die im Rahmen einer Sepsis-Studie von Patienten erhoben<br />

wurden, untersucht werden, welche Veränderungen in den Gensequenzen<br />

der Patienten mit bestimmten Charakteristika ihres klinischen<br />

Status einhergehen.<br />

Im Berichtszeitraum ist folgende Publikation erschienen:<br />

Ahmad-Nejad, Parviz, et al.: The toll-like receptor 2 R753Q polymorphism<br />

defines a subgroup of patients with atopic dermatitis<br />

having severe phenotype. – In: J Allergy Clin Immunol. 113. 2004.<br />

S. 565-567.<br />

Für Untersuchungen zum Funktionsverlust des transkriptionellen<br />

Repressors Gfi1 bei kongenitaler Neutropenie wurden Prof. T. Möröy,<br />

Institut für Zellbiologie, Universitätsklinikum Essen, Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Als Neutropenie bezeichnet man allgemein einen Mangel an einer<br />

bestimmten Sorte von weißen Blutzellen, den neutrophilen Granulocyten,<br />

die für die Infektionsabwehr von großer Bedeutung sind.<br />

Granulozyten entstehen im Verlauf der Blutbildung aus Vorläuferzellen<br />

im Knochenmark, sie werden durch körpereigene oder bakterielle<br />

Stoffe an den Infektionsort gelockt, nehmen dort Fremdkörper,<br />

Bakterien oder zerstörtes Gewebe auf und „verdauen“ dieses enzymatisch<br />

unter Bildung von Wasserstoffsuperoxyd. Fehlt es an diesen<br />

Zellen, können Organismen einer Infektion nicht mehr wirkungsvoll<br />

begegnen. Neutropenien können erworben sein – durch andere Erkrankungen<br />

oder Medikamente hervorgerufen werden – oder angeboren.<br />

Bei kongenitalen oder angeborenen Neutropenien ist die Zahl<br />

der Granulocyten permanent erniedrigt, in manchen Fällen fehlen<br />

sie ganz. Die Betroffenen leider unter schweren bakteriellen Infektionen,<br />

unter anderem unter Hautabzessen und Lungenentzündungen,<br />

man fasst diese Erkrankungen auch unter dem Begriff schwere<br />

chronische Neutropenien (SCN) zusammen. Es gibt auch eine zyklische<br />

Form der Neutropenie, bei der Neutrophilenzahl in dreiwöchigen<br />

Intervallen zu- und abnimmt.<br />

Der Mangel an Granulozyten ist auf eine gestörte Reifung und Differenzierung<br />

der Vorläuferzellen aus dem Knochenmark zurückzuführen,<br />

ursächlich verantwortlich dafür scheint unter anderem eine<br />

Mutation bei einem hierfür notwendigen Wachstumsfaktor (G-CSFR,<br />

granulocyte colony stimluating factor). Bei Patienten mit der zyklischen<br />

Form der Neutropenie findet sich durchgängig eine Mutation<br />

im Gen für neutrophile Elastase, einem wichtigen proteolytischen<br />

Enzym, die nichtzyklische Form scheint genetisch heterogener. Aus<br />

neueren Arbeiten geht hervor, dass das Gen für ELA2 durch den<br />

Transkriptionsrepressor Gfi1 reguliert wird. Bei einer Patientengruppe<br />

mit nichtzyklischer SCN konnten Mutationen im Gfi1-Gen nachgewiesen<br />

werden.


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Der Arbeitsgruppe von Prof. Möröy ist es gelungen, eine Gfi-Mausmutante<br />

herzustellen, in der das Gfi-Gen ausgeschaltet ist. Diese Tiere<br />

entwickeln eine schwere Neutropenie mit vermehrter Bildung unreifer<br />

Vorläuferzellen, das Krankheitsbild ähnelt dem von Patienten<br />

mit kongenitaler Neutropenie. Bei SCN-Patienten hat man unterdessen<br />

zwei verschiedene Mutationen im Gfi-Gen nachgewiesen, im einen<br />

Fall wird die Bindungsfähigkeit an die DNA gestört, im anderen<br />

Fall die interaktive Domäne des Proteins. Ziel des Projekts ist es daher,<br />

die Funktionsweise von Gfi auf molekularer Ebene zu verstehen.<br />

Dazu sollen am Tiermodell verschiedene Mutationen auf ihre molekularen<br />

Konsequenzen untersucht werden – wie verändert sich das<br />

Protein selbst durch die Mutation, wie seine Interaktion mit verschiedenen<br />

anderen Proteinen, welchen Einfluss haben diese einzelnen<br />

Schritte auf die Granulozytenreifung und gibt es Möglichkeiten,<br />

diesen Einfluss zu unterbinden?<br />

Prof. M. Digweed, Institut für Humangenetik, Virchow-Klinikum,<br />

Humboldt-Universität Berlin, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die<br />

Analyse der DNA-Reparatur bei der Fanconi-Anämie.<br />

Die Fanconi-Anämie ist die häufigste ererbte Form so genannter<br />

aplastischer Anämie; es handelt sich hierbei um eine Blutkrankheit,<br />

bei der das Knochenmark nicht mehr in der Lage ist, die verschiedenen<br />

Blutstammzellen (weiße und rote Blutkörperchen, Blutplättchen)<br />

zu produzieren. Der Verlauf ist durchweg schwer, mit den Blutbildanomalien<br />

einher gehen oft, aber nicht immer, Skelettfehlbildungen,<br />

Nierenschäden, Pigmentstörungen, in vielen Fällen auch Minderwuchs.<br />

Das Risiko, eine Leukämie zu entwickeln, ist bei den Fanconi-Anämie-Patienten<br />

stark erhöht. Die Fanconi-Anämie wird autosomal<br />

rezessiv vererbt.<br />

Eines der Hauptsymptome der Krankheit ist eine ausgeprägte Chromosomeninstabiliät,<br />

auch sind Zellen von Fanconi-Anämie-Patienten<br />

gegenüber Verbindungen, die DNA-Interstrangvernetzungen<br />

auslösen, das heißt, irreguläre Verknüpfungen zwischen den beiden<br />

DNA-Einzelsträngen verursachen, besonders empfindlich und reagieren<br />

auffällig auf den Einfluss ionisierender Strahlung. Den lichtmikroskopisch<br />

deutlich beobachtbaren Chromosomenschäden liegen,<br />

wie man weiß, DNA-Doppelstrangbrüche zugrunde. All das deutet<br />

darauf hin, dass die zelleigenen DNA-Reparaturmechanismen gestört<br />

sind.<br />

In Säugerzellen sind bisher zwei grundsätzlich verschiedene Arten<br />

von Reparaturmechanismen für DNA-Doppelstrangbrüche beschrieben:<br />

die homologe Rekombination, bei der der homologe DNA-Abschnitt<br />

des Schwesterchromatides zur Reparatur herangezogen wird,<br />

und die homologieunabhängige End-Verknüpfung. Die homologieunabhängige<br />

Reparatur kann weiter in mindestens zwei verschiedene<br />

Mechanismen unterteilt werden und spielt beim Säugetier eine<br />

weit größere Rolle als bei niedrigeren Organismen wie z.B. Hefe.<br />

Fanconi-<br />

Anämie<br />

Seite 269


Killerzellen<br />

Seite 270<br />

Für eine fehlerfreie homologe Rekombination ist das Produkt des<br />

Gens RAD51 von essentieller Bedeutung. In der Gruppe von Prof.<br />

Digweed konnte gezeigt werden, das bei der Einwirkung von ionisierender<br />

Strahlung auf FA-Zellen dieser Mechanismus deutlich eingeschränkt<br />

ist.<br />

In dem aktuellen Forschungsvorhaben werden molekulare Werkzeuge<br />

eingesetzt, die die Folgen der eingeschränkten RAD51-Aktivität<br />

in FA-Zellen untersuchen sollen. Reporterplasmide werden in<br />

Zellen eingeführt, integrieren dort in die chromosomale DNA und erlauben<br />

aufgrund ihrer Beschaffenheit, gezielt einen einzigen DNA-<br />

Doppelstrangbruch zu induzieren, dessen Schicksal danach verfolgt<br />

werden kann. Der Vergleich von normalen Zellen mit FA-Zellen hat<br />

bisher gezeigt, dass solche Doppelstrangbrüche tatsächlich seltener<br />

durch die – RAD51-vermittelte – homologe Rekombination beseitigt<br />

werden, dafür häufiger über die homologieunabhängigen Reparaturwege.<br />

Als nächstes Ziel soll geklärt werden, welcher der alternativen homologieunabhängigen<br />

Reparaturwege besonders zum Einsatz in FA-<br />

Zellen kommt und zweitens, ob ein direkter Zusammenhang mit den<br />

für FA-Zellen charakteristischen Chormosomen-Translokationen besteht.<br />

Da solche Chromosomenanomalien einen Hauptbeitrag zum<br />

erhöhten Krebsrisiko der Patienten leisten, wäre somit ein wichtige<br />

Schritt zur Aufklärung der molekularen Pathogenese der Erkrankung<br />

Fanconi-Anämie gemacht.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Digweed, Martin: Response to environmental carcinogens in DNA<br />

repair deficient disorders. – In: Toxicology. 193. 2003. S. 111-124.<br />

Kalb, Reinhard, et al.: Lack of sensivity of primary Fanconi anemia<br />

fibroblasts towards UV and ionizing irradiation. – In: Radiation Research.<br />

161. 2004. S. 318-325.<br />

Dr. O. Mandelboim, Hadassah Medical School, The Lautenberg Center<br />

for General and Tumor Immunology, the Hebrew University of<br />

Jerusalem, wurden für das Projekt „Studying the function of human<br />

Natural Killer cells in a newly identified family of patients suffering<br />

from TAP2 deficiency” Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) gehören zum Immunsystem<br />

und töten u.a. Krebszellen und Zellen, die von Viren infiziert sind.<br />

Auf der Oberfläche solcher Zellen sind normalerweise so genannte<br />

MHC-Proteine vorhanden, und auf den NK-Zellen befinden sich<br />

Rezeptoren, welche die MHC-Proteine erkennen und dann die Aktivität<br />

der NK-Zellen entweder anregen oder hemmen. Dr. Mandelboim<br />

hat eine Familie identifiziert, deren Mitglieder auf Grund eines<br />

Gendefektes ein Protein namens TAP2 nicht mehr produzieren können;<br />

TAP2 bringt die MHC-Moleküle normalerweise in eine Form, in


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

der sie von den hemmenden Rezeptoren der NK-Zellen erkannt werden.<br />

Entgegen den Erwartungen ist bei diesen Patienten aber keine<br />

erhöhte Aktivität der NK-Zellen zu beobachten. Man muss deshalb<br />

davon ausgehen, dass die fehlende MHC-Hemmung durch andere<br />

Mechanismen ausgeglichen wird. Insbesondere bilden die Patienten<br />

ein Protein namens CAECAM, das ebenfalls an der Regulation der<br />

NK-Zellen beteiligt ist, in stark erhöhter Menge. Der Rezeptor<br />

NKp46 dagegen, der die NK-Zellen aktiviert, wird in geringerer<br />

Menge gebildet.<br />

Im Rahmen des Projekts soll an den Angehörigen der von Dr. Mandelboim<br />

entdeckten Familie genauer untersucht werden, wie die<br />

fehlende MHC-Hemmung der NK-Zellen kompensiert wird. Als<br />

Untersuchungsmaterial dienen Blutproben der Patienten sowie Zellkulturen<br />

von NK-Zellen. Mit gentechnischen, molekularbiologischen<br />

und immunologischen Methoden sollen folgende Fragen beantwortet<br />

werden:<br />

– Wie sieht der genetische Defekt, der zur Funktionsunfähigkeit des<br />

TAP-Systems führt, im Einzelnen aus?<br />

– Durch welche Mechanismen wird die Produktion von CAECAM<br />

gesteigert und die von NKp46 vermindert? Erfolgt diese Regulation<br />

über größere Entfernungen zwischen den Zellen, oder ist<br />

dazu der unmittelbare Kontakt von Zelle zu Zelle erforderlich?<br />

– Ist die Produktion anderer Rezeptoren und der MHC-Proteine<br />

selbst bei den Patienten mit dem TAP-Defekt verändert?<br />

– Sind bei den Patienten mit dem TAP-Defekt weitere immunologische<br />

Besonderheiten zu erkennen?<br />

Priv. Doz. Dr. B. Ludewig, Laborforschungsabteilung, Kantonsspital<br />

St. Gallen, werden für das Forschungsvorhaben „Immunopathological<br />

basis of virus-induced cardiovascular disease“ Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Atherosklerose, Herzinfarkt und<br />

Myokarditis) sind in den Industrieländern die häufigste Todesursache.<br />

Zu den Entzündungsprozessen, die zur Atherosklerose<br />

führen, tragen epidemiologischen Befunden zufolge nicht nur Lebensweise<br />

und genetische Disposition bei, sondern auch infektiöse<br />

Krankheitserreger, insbesondere Chlamydien oder Viren. Solche<br />

Erreger könnten sich entweder im Organismus festsetzen und so<br />

eine chronische Immunreaktion (Entzündung) auslösen, oder aber<br />

sie könnten eine Autoimmunreaktion (d.h. eine Immunreaktion gegen<br />

körpereigene Strukturen) in Gang setzen, die dann ebenfalls zur Entzündung<br />

führt. Im Rahmen einer solchen Immunreaktion werden<br />

körpereigene Proteine auf so genannten antigenpräsentierenden<br />

Zellen den T-Zellen des Immunsystems zugänglich gemacht, die<br />

daraufhin weitere Immunprozesse in Gang setzen. Welche dieser<br />

Herz-<br />

Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

Seite 271


Gefäßbildung<br />

Seite 272<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

beiden Möglichkeiten in diesem Falle zutrifft, ist bisher nicht geklärt.<br />

Möglicherweise sind auch beide Mechanismen von Bedeutung,<br />

wenn die Autoimmunreaktion auf die zunächst einsetzende Reaktion<br />

gegen Antigene der Krankheitserreger folgt.<br />

Dr. Ludewig will mit Hilfe geeigneter, gentechnisch veränderter<br />

Mäuse und mit immunologischen Methoden die Frage beantworten,<br />

ob sich Virusbestandteile im Organismus festsetzen und so eine lange<br />

anhaltende Immunreaktion auslösen können, die dann entscheidend<br />

zur Entstehung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung beiträgt; weiterhin<br />

soll die Frage beantwortet werden, ob eine solche virusinduzierte<br />

Immunantwort in eine Autoimmunreaktion übergehen kann.<br />

Im Berichtszeitraum ist folgende Publikation erschienen:<br />

Ludewig, Burkhard, et al: Immunopathogenesis of atherosclerosis.<br />

– In: Journal of Leukocyte Biology. 76. 2004.<br />

Das „HHT1-Gen Endoglin in der Zelladhäsion“ ist Gegenstand eines<br />

durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens von Dr. A.<br />

Lux, Institut für Molekularbiologie und Zellkulturtechnik, Fachhochschule<br />

Mannheim.<br />

Die Abkürzung HHT1 steht für hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie,<br />

eine autosomal dominant vererbte Erkrankung des Gefäßsystems,<br />

bei der es bei den Betroffenen spätestens im vierten Lebensjahrzehnt<br />

zu Gefäßumbildungen kommt, durch die das kapilläre<br />

Feinnetz zwischen Venen und Arteriolen verloren geht und es punktuell<br />

zu einer starken Gefäßerweiterung kommt. Gleichzeitig ändert<br />

sich die muskulöse Struktur der Gefäßwand und sie verliert an Elastizität.<br />

Vermutlich durch den aufgrund des fehlenden Kapillarsystems<br />

erhöhten Blutdruck kommt es zu wiederholt auftretenden<br />

spontanen Blutungen, die je nach Ort der Blutung lebensbedrohlich<br />

sein können. Betroffen sind neben Haut und Schleimhäuten auch<br />

innere Organe, die Krankheit ist weiter verbreitet als früher angenommen,<br />

die durchschnittliche Häufigkeit wurde unlängst errechnet<br />

mit 1:5000 bis 1:8000.<br />

Seit etwa zehn Jahren kennt man zwei Gene, die im Falle einer<br />

Mutation den Ausbruch der Krankheit zur Folge haben können: das<br />

Endoglin-Gen aus der Gruppe der TGFß-Rezeptoren vom Typ III und<br />

ALK, das Gen für einen TGFß-Rezeptor vom Typ I. Beide Rezeptoren<br />

sind primär auf Zellen der Blutgefäßinnenwand exprimiert. Untersuchungen<br />

an Endoglin-knock-out-Mäusen haben gezeigt, dass<br />

Endoglin bereits im Rahmen der embryonalen Gefäßbildung ein<br />

wichtiger Faktor ist. Ein Verlust von Endoglin führt zu schweren<br />

Störungen der Herzentwicklung, und bei über 70 Prozent der Gefäße<br />

fehlen die umgebenden glatten Muskelzellen. In Bezug auf Endoglin<br />

heterozygote Mäuse sind lebensfähig, zeigen aber den HHT-<br />

Phänotyp, das heißt sie eignen sich als Mausmodell für diese Krankheit.<br />

Eine Überexpression von Endoglin in Mausfibroblasten führt zu


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Veränderungen der Zellmorphologie und zu einer verminderten<br />

Migrationsfähigkeit der Zellen. Über die eigentliche Wirkung des<br />

Endoglins auf molekularer Ebene ist bisher wenig bekannt, man weiß,<br />

dass es einen hemmenden Einfluss auf die TGFß-Signaltransduktion<br />

ausübt, doch deuten Arbeiten von Dr. Lux darauf hin, dass dies nicht<br />

notwendigerweise der primäre Grund für die Erkrankung ist.<br />

In dem Projekt soll daher eingehend analysiert werden, mit welchen<br />

Proteinen des Zytoskeletts und der Extrazellulärmatrix (Fibronektin,<br />

Kollagen, Fibrilin) Endoglin wechselwirkt. An einem Assaysystem<br />

zur Analyse der Migrationsaktivität von Zellen soll dann überprüft<br />

werden, welche Auswirkungen der Verlust der Endoglin-Expression<br />

beziehungsweise die Überexpression von Endoglin auf die Ausbildung<br />

gefäßähnlicher Strukturen in vitro hat.<br />

„Molekulare Analyse der Pathobiochemie der vorderen Mittellinienentwicklung<br />

und der beteiligten Signalnetzwerke“ ist das Thema<br />

eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens von Dr.<br />

S. Schweiger, Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Berlin.<br />

Während der Embryonalentwicklung muss sich in der vorderen<br />

Körpermitte eine Längsnaht schließen. Bei dieser Entstehung der<br />

„vorderen Mittellinie“ kommt es gelegentlich zu Fehlern, die sich<br />

dann in relativ häufigen Fehlbildungen wie Lippen-Gaumen-Spalte,<br />

Herzfehlern oder Hypospadie (Fehlbildungen der männlichen Harnröhre)<br />

äußern. Bei den meisten Betroffenen sind mehrere Gene<br />

defekt, einige Krankheitsbilder werden aber auch durch Mutationen<br />

in jeweils einem einzigen Gen hervorgerufen. Alle diese Gendefekte<br />

sind bekannt. Dr. Schweiger konnte eine Genveränderung nachweisen,<br />

die eine Fehlbildung namens Opitz BBB/G-Syndrom (OS)<br />

hervorruft, und in den Zellen die Funktionsstörung des zugehörigen<br />

Proteins, das die Bezeichnung MID1 trägt, charakterisieren. MID1<br />

bildet unter anderem einen Komplex mit dem Protein PP2A, der dann<br />

seinerseits weitere Protein- und Genaktivitäten reguliert. Auch das<br />

Protein TGFß, das bekanntermaßen zahlreiche Wachstumsvorgänge<br />

steuert, interagiert mit dem MID1/PP2A-Kompelx.<br />

Im Rahmen des Projekts sollen die bisher bekannten Gendefekte und<br />

die Funktionsstörungen der zugehörigen Proteine in ein größeres<br />

Gesamtbild eingeordnet werden. Zu diesem Zweck möchte Dr.<br />

Schweiger mit molekularbiologischen, biochemischen und zellbiologischen<br />

Methoden folgende Fragen beantworten:<br />

– Welche weiteren Wirkungen von TGFß werden durch die Interaktion<br />

mit MID1/PP2A in Gang gesetzt?<br />

– Kann man die Signalwirkung von TGFß abschwächen, indem man<br />

die Produktion seines Interaktionspartners MID1 vermindert?<br />

– Beeinflusst die Anheftung von Phosphatgruppen an TGFß, die das<br />

Protein bekanntermaßen aktiviert, dessen Wirkung auf Proteine<br />

Mittellinienentwicklung<br />

Seite 273


Cleidocraniale<br />

Dysplasie<br />

Seite 274<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

namens Smad, die ebenfalls bei einer Form der Mittellinienfehlbildung<br />

defekt sind?<br />

– Gibt es möglicherweise weitere, bisher unbekannte Moleküle, die<br />

ebenfalls mit MID1 interagieren?<br />

Für die Identifizierung von therapeutisch relevanten Genen für die<br />

Knorpel- und Knochenbildung durch die Analyse des Maus-Modells<br />

für die cleidocraniale Dysplasie erhalten Dr. V. Seitz und S. Stricker,<br />

Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin, Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Die cleidocraniale Dysplasie (CCD) ist eine monogene dominante<br />

Erbkrankheit, die durch Mutationen im menschlichen runx-2-Gen<br />

ausgelöst wird. Dieses Gen spielt eine zentrale Rolle bei der Ausbildung<br />

des Skeletts – vor allem bei der Knochen-, aber auch bei der<br />

Knorpelbildung. Bei Patienten, bei denen eine Kopie dieses Gens<br />

mutiert ist, ist die Knochenbildung gestört. Bei ihnen schließen sich<br />

die Knochenfenster im Schädel nur sehr langsam, sie haben eine geringere<br />

Körpergröße und in den meisten Fällen fehlt das Schlüsselbein.<br />

Für dieses Syndrom existiert ein Tiermodell, das eine gezielte<br />

Inaktivierung („Knockout“) einer Kopie des runx-2-Gens trägt. Werden<br />

durch Verkreuzen dieser Tiere beide Kopien des Gens inaktiviert,<br />

sind die Tiere nicht lebensfähig. Das Skelett, das sich in diesen<br />

Tieren bis zu Geburt entwickelt hat, zeigt zwar eine normale<br />

Verteilung und Gestalt der einzelnen Skelettelemente, diese bestehen<br />

jedoch nur aus Knorpelgewebe. Die Tiere sind nicht in der Lage,<br />

Knochen aufzubauen, da ihnen die notwendigen Zelltypen für den<br />

Knochenhaushalt – die knochenaufbauenden Osteoblasten und die<br />

Knochen und Korpel resorbierenden Osteoklasten – fehlen.<br />

Mit Hilfe dieses runx-2-Modells soll untersucht werden, welche<br />

Gene an der Differenzierung von Osteoblasten, Osteoklasten und<br />

Knorpelzellen beteiligt sind. Anschließend soll charakterisiert werden,<br />

welche Funktion Runx-2 und die mit ihm kooperierenden Partner<br />

innerhalb der Signalketten der Knochen- und Knorpelbildung<br />

haben. Dr. Seitz und Dr. Stricker hoffen, dabei auch auf bisher unbekannte<br />

Gene zu stoßen, die die Knochen- und Knorpelbildung positiv<br />

beeinflussen können und damit unter Umständen auch für eine<br />

Therapie der cleidocranialen Dysplasie in Frage kommen. In Vorversuchen<br />

wurden bereits 150 Gene gefunden, die im Oberarm des<br />

Wildtyps verglichen zur runx-2-Mutante deutlich unterschiedlich<br />

exprimiert werden und damit möglicherweise zur Runx-2-Signalkette<br />

gehören.<br />

Bisher konnte für 80 dieser Kandidatengene durch quantitative PCR<br />

die unterschiedliche Expression zwischen Wildtyp und Mutante bestätigt<br />

werden. Für 62 dieser Gene wurde durch die Technik der insitu<br />

Hybridisierung gezeigt, in welchen Gewebetypen sie aktiv sind.<br />

Dabei konnten im entstehenden Knorpel und Knochen 36 aktive<br />

Gene nachgewiesen werden, die damit als Kandidaten für weitere


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

funktionelle Experimente in Frage kommen. Sieben dieser Gene sind<br />

bisher unbekannt, für sie ist noch keinerlei Funktion erforscht.<br />

Die Bedeutung der Insulin-Signaltransduktion in hypothalamischen<br />

Neuronen in der Regulation der Energiehomöostase und der Glukoneogenese<br />

ist Gegenstand eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />

von Prof. J. C. Brüning, Institut für Genetik, Universität<br />

zu Köln.<br />

Insulin ist das wichtigste Blutzucker-regulierende Hormon: Es senkt<br />

den Blutzuckerspiegel, indem es einerseits für einen verstärkten<br />

Transport der Glucose aus dem Blut in die Muskelzellen sorgt und<br />

andererseits die Neubildung von Glucose in der Leber hemmt. Zu<br />

diesem Zweck bindet es an ein geeignetes Zelloberflächenprotein,<br />

den Insulinrezeptor, der das Signal ins Zellinnere vermittelt. Wie<br />

Prof. Brüning nachweisen konnte, wirkt das Insulin über seinen<br />

Rezeptor jedoch auch auf hypothalamische Neuronen, eine Untergruppe<br />

der Nervenzellen im Gehirn; dies führt zu einer Verminderung<br />

der Nahrungsaufnahme. Eine ähnliche Wirkung hat auch das<br />

von Fettzellen abgegebene Hormon Leptin, zu dem wiederum ein<br />

eigener Rezeptor gehört. Bisher ist deshalb nicht klar, in welchem<br />

Umfang das Insulin über seinen Rezeptor und den nachgeschalteten<br />

Signalweg in den Nervenzellen am Energiestoffwechsel und damit<br />

letztlich auch an der Entstehung von Übergewicht beteiligt ist.<br />

Im Rahmen des Projekts soll deshalb die Bedeutung des Insulin-Signalweges<br />

in den hypothalamischen Neuronen und seine Beziehung<br />

zum Leptin-Signalweg genauer untersucht werden. Zu diesem<br />

Zweck möchte Prof. Brüning gentechnisch veränderte Mäuse herstellen,<br />

in denen sich die Aktivität der Gene für Insulin- und Leptinrezeptor<br />

nach Belieben steuern lässt. An diesen Tieren sollen dann<br />

mit biochemischen, physiologischen und histologischen Methoden<br />

folgende Fragen beantwortet werden:<br />

– Wie wirkt sich die Inaktivität des Insulinrezeptors in Zellen aus,<br />

die eine bestimmte Form des Leptinrezeptors produzieren?<br />

– Wie gezielt lässt sich der Insulinrezeptor ausschließlich in Nervenzellen<br />

ausschalten?<br />

– Welche physiologischen Unterschiede sind nach Ausschalten des<br />

Nervenzell-Insulinrezeptors im Vergleich zu normalen Tieren zu<br />

beobachten?<br />

– Kommt es nach Ausschaltung des Nervenzell-Insulinrezeptors<br />

schneller zu einer Fettsucht?<br />

– Wie wirkt sich die Ausschaltung des Nervenzell-Insulinrezeptors<br />

auf die Neubildung von Glucose in der Leber aus?<br />

Insulin-<br />

Signalweg<br />

Seite 275


Alkoholabhängigkeit<br />

Seite 276<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Dr. H. Scholz, Theodor Boveri Institut für Biowissenschaften, Universität<br />

Würzburg, wurden für das Forschungsvorhaben „Functional<br />

dissection of the serotonergic neurotransmitter system in ethanol<br />

tolerance in Drosophila“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff des Zentralnervensystems,<br />

Neurone in verschiedenen Geweben und im Gehirn sprechen auf<br />

diesen Transmitter an. Das serotonerge System ist ein besonders<br />

effektives Netzwerk des Gehirns. Vom Mittelhirn ausgehend durchziehen<br />

seine Fortsätze alle Hirnbereiche und schütten an ihren Enden<br />

(den serotonergen Präsynapsen) während des gesamten Tages<br />

regelmäßig (drei- bis fünfmal/Sekunde) ihren Botenstoff Serotonin<br />

aus, der die Erregbarkeit der nachgeschalteten Nervenzellen beeinflusst:<br />

Auf diese Weise übt das serotonerge System einen ständig präsenten<br />

global wirksamen „Harmonisierungseffekt“ auf die im ZNS<br />

ablaufenden Informationsprozesse aus. Eine Fehlregulation des<br />

Serotoninspiegels wird mit der Entstehung von Depressionen in<br />

Zusammenhang gebracht. Fehlregulation kann entweder bedeuten,<br />

dass zu wenig Serotonin produziert wird, oder aber, dass produziertes<br />

Serotonin nicht lange genug wirken kann, weil es zu rasch entfernt<br />

und abgebaut wird. Dies geschieht normalerweise durch die<br />

Wirkung des so genannten Serotonintransporters, der freigesetztes<br />

Serotonin wiederaufnimmt, aus dem Extrazellulärraum entfernt und<br />

so dessen Wirksamkeit beendet.<br />

Man weiß seit einiger Zeit, dass es individuelle Unterschiede in Bezug<br />

auf die Dichte an Serotonintransportern gibt. Eine verringerte<br />

Serotonintransporterdichte im Kortex führt zu einer permanent verminderten<br />

Effizienz der Wiederaufnahme des freigesetzten Transmitters.<br />

Die erhöhte Konzentration und längere Verweildauer von<br />

Serotonin im extrazellulären Raum ermöglicht eine längere andauernde<br />

und weiter reichende Interaktion dieses Transmitters mit den<br />

Rezeptoren der nachgeschalteten Zellen.<br />

Bekannt ist überdies, dass es bei Alkoholabhängigkeit zur Entwicklung<br />

einer Ethanoltoleranz kommt, die sowohl auf Veränderungen<br />

des Stoffwechsels als auch auf neuronale Anpassungsprozesse<br />

zurückzuführen ist, wobei die molekularen Details dieser Entwicklung<br />

noch längst nicht geklärt sind. Man hat bei Alkoholabhängigen<br />

eine deutliche Verminderung der verfügbaren Serotonintransporter<br />

im Hirnstamm beobachtet. Damit wird das serotonerge System zu<br />

einem interessanten Gegenstand für die Untersuchung des Zusammenhangs<br />

zwischen Toleranz und Abhängigkeit auf molekularer<br />

Ebene.<br />

Der Serotonintransporter ist, wie man weiß, in der Evolution stark<br />

konserviert, und reguliert auch bei der Taufliege Drosophila melanogaster<br />

die Wirkung des Serotonins. Dr. Scholz konnte zeigen, dass<br />

sich dieser Organismus als genetisches Modell zur Untersuchung der<br />

Rolle des Serotonins bei der Entwicklung der Ethanoltoleranz eignet.<br />

Neben der Analyse der Prozesse auf molekularer Ebene sollen Ver-


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

haltenstests bei Fliegen mit unterschiedlicher genetischer Disposition<br />

Aufschluss über die Bedeutung des Serotonins für die Gehirnentwicklung<br />

im Allgemeinen und die Bereitschaft zur Entwicklung<br />

einer Ethanoltoleranz im Besonderen geben.<br />

„Conditional Expression of DNA Methyltransferase 1 in Transgenic<br />

Mice: Analysis of Cancer Incidence, Genomic Stability and Retroviral<br />

Mutagenesis” ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />

Forschungsvorhabens von Prof. R. Jaenisch, Whitehead Institute for<br />

Biomedical Research, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge,<br />

USA.<br />

Seit vielen Jahren bemüht sich die Krebsforschung darum, die genetischen<br />

Ursachen des Tumorwachstums aufzudecken. In jüngster<br />

Zeit ist man jedoch mehr und mehr zu der Erkenntnis gelangt, dass<br />

für die Tumorentstehung auch epigenetische Faktoren eine wichtige<br />

Rolle spielen, unter anderem ein veränderter Methylierungsstatus<br />

der DNA.<br />

Gewisse Bereiche der DNA können im Verlauf der Entwicklung<br />

durch das Anhängen von Methylgruppen stillgelegt werden. So wird<br />

der Methylierungsstatus von DNA während der frühen Embryonalentwicklung<br />

mehrfach völlig umstrukturiert. Die DNA des Blastozystenstadiums<br />

beispielsweise ist in weiten Teilen unmethyliert, ab<br />

der Einnistung der Gastrula tragen alle Körperzellen ein gewisses<br />

Methylierungsmuster, und es kommt zu bestimmten Zeitpunkten der<br />

Entwicklung nur vereinzelt zur Demethylierung – und damit der<br />

Aktivierung – bestimmter Gene. Einige Sequenzen aber sind ständig<br />

unmethyliert, dazu gehören die sogenannten CpG-Inseln.<br />

CpG-Inseln finden sich in der unmittelbaren Umgebung des Transkriptionsstartpunktes<br />

aktiver Gene, es handelt sich dabei um Sequenzen,<br />

die auffallend reich sind an den Basen Cytosin und Guanin.<br />

Sämtliche Wirbeltiere besitzen spezifische Enzyme zur Methylierung<br />

solcher CG-Sequenzen, die man bislang in der Umgebung sogenannter<br />

Haushaltsgene (Gene, deren Information in allen Zellen<br />

benötigt wird, unabhängig vom Zustand der Entwicklung und Differenzierung)<br />

und vieler gewebsspezifischer Gene gefunden hat.<br />

Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang CpGs, die mit<br />

Tumorsuppressorgenen assoziiert sind. Werden sie methyliert,<br />

kommt es zur Ausschaltung des betreffenden Tumorsuppressorgens,<br />

und dies könnte in vielen Fällen ein entscheidender Schritt zur Initiation<br />

des Tumorwachstums sein.<br />

In vielen Tumoren findet man neben der Hypermethylierung von<br />

Zellen jedoch auch Bereiche, die „untermethyliert“ sind, in ihnen ist<br />

die Methylierung weniger ausgeprägt als in gesunden Zellen. In diesen<br />

Fällen könnte der umgekehrte Vorgang eine Rolle spielen: Durch<br />

Methylierung stillgelegte Onkogene werden durch Demethylierung<br />

plötzlich aktiviert und veranlassen die Zelle auf diese Weise, unkontrolliert<br />

zu wachsen. Im Rahmen des Projekts soll daher geklärt wer-<br />

Methylierung<br />

Seite 277


Neuroendokrine<br />

Tumore<br />

Seite 278<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

den, ob ein veränderter Methylierungszustand ursächlich an der Entstehung<br />

von Tumoren beteiligt ist.<br />

Für Untersuchungen zur molekularen Pathogenese sporadischer<br />

neuroendokriner Tumore des gastroentero-pankreatischen Systems<br />

erhält Dr. Ch. Arnold, Medizinische Klinik und Poliklinik, Abteilung<br />

Innere Medizin ll, Universitätsklinikum Freiburg, Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong>.<br />

Die neuroendokrinen Tumoren (NET) bilden eine in Bezug auf ihre<br />

Lokalisation, ihr biologisches Verhalten und ihre Prognose sehr<br />

heterogene Gruppe von Tumoren, am häufigsten betroffen sind<br />

Appendix, Rektum und Ileum. Die Malignität hängt entscheidend<br />

von der Größe des Primärtumors, seiner Lokalisation, seiner endokrinen<br />

Aktivität und der Art der endokrinen Zellen ab. Man hat<br />

diese Tumoren früher als ,Karzinoide’ bezeichnet, dieser Name sollte<br />

ihren intermediären Status zwischen einer gutartigen Geschwulst<br />

und einen Karzinom veranschaulichen.<br />

Klassifiziert werden neuroendokrine Tumoren nach der Lokalisation<br />

des Primärtumors, der Art der von ihnen sezernierten Verbindungen<br />

und ihrer Tumorbiologie, man unterscheidet gut differenzierte<br />

nicht angioninvasive endokrine Tumoren mit grundsätzlich<br />

gutartigem Verhalten; es folgen die überwiegend hormoninaktiven<br />

NET, die als benigne oder als ,low grade malignant’ eingestuft werden.<br />

In der dritten Gruppe finden sich gut differenzierte endokrin<br />

aktive angioinvasive NET mit eindeutiger ,low grade malignancy’,<br />

die hormonell aktiv oder inaktiv sein können. Am Ende der Reihe<br />

steht die Gruppe der schlecht differenzierten, in ihrem Verhalten<br />

hochmalignen NET. NET entstehen in der Mehrheit der Fälle sporadisch,<br />

eine Ausnahme machen das von Hippel-Landau-Syndrom<br />

(VHL) und die multiple endokrine neoplasie 1 (MEN1), die familiär<br />

gehäuft auftreten. Bei der MEN1 sind Mutationen im MEN1-Gen<br />

auf Chromosom 11q13 nachgewiesen, die Funktion seines Produkts<br />

ist bislang nicht bekannt. Auch bei 40 Prozent der sporadischen<br />

Tumoren finden sich Mutationen in diesem Gen, bei den übrigen<br />

sind verschiedene andere Chromosomeninstabilitäten bekannt.<br />

Bisher sind jedoch die tatsächlich betroffenen Gene nur in wenigen<br />

Fällen charakterisiert, so weiß man zum Beispiel dass das Tumorsuppressorgen<br />

p16 offenbar eine Rolle bei der Tumorentstehung<br />

spielt, im allgemeinen aber lässt sich bisher wenig über die molekularen<br />

Vorgänge aussagen. Ziel des Projekts ist es daher, die<br />

molekulare Pathogenese dieser Tumoren zu analysieren. Dr. Arnold<br />

verfügt über Biopsiematerial aus 300 Tumoren und mehrere neuroendokrine<br />

Zelllinien. Mit immunhistochemischen und molekularbiologischen<br />

Methoden sollen deren Expressionsmuster auf Gemeinsamkeiten<br />

und Gesetzmäßigkeiten hin untersucht werden, in<br />

der Hoffnung, so Marker zu identifizieren, aus denen sich schlussendlich<br />

Schlüsse über den weiteren Krankheitsverlauf ziehen lassen.


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

Für das Projekt „Pathogenese von Tumoren bei der Neurofibromatose<br />

2: Die Rolle der kleinen GTPasen“ erhält Priv. Doz. Dr. C. O.<br />

Hanemann, Zentrum für klinische Forschung, Universität Ulm, Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Bei Neurofibromatose handelt es sich um eine autosomal dominant<br />

vererbte Erkrankung, bei der sich an der Haut, im peripheren Nervensystem<br />

und im Zentralnervensystem Hauttumore ausbilden. Sie<br />

gehört mit einer Häufigkeit von einem Betroffenen auf 3 000 bis 5 000<br />

Personen zu den häufigsten Erbkrankheiten.<br />

Man unterscheidet fünf Typen, darunter die häufigere Neurofibromatose<br />

vom peripheren Typ (anzutreffen bei ca. 85 Prozent aller<br />

Betroffenen) oder Typ 1-Neurofibromatose, und die Neurofibromatose<br />

Typ 2 – oder Neurofibromatose vom zentralen Typ. Letztere wird<br />

verursacht durch Mutationen auf Chromosom 22 und die Betroffenen<br />

entwickeln Tumoren am Hörnerv, so genannte Cafe-au-lait Flecke<br />

der Haut, benigne Hirntumoren und Tumoren der Wirbelsäule, sowie<br />

eine Linsentrübung des Auges.<br />

Zu den Tumoren, die im Rahmen der Neurofibromatose 2 auftreten,<br />

gehören vor allem Schwannome und Meningiome, gutartige, langsam<br />

wachsende Tumoren, die aber aufgrund ihrer Lage oftmals nicht<br />

behandelbar sind und die Betroffenen stark einschränken können.<br />

Ursache der Tumorenentstehung ist eine Mutation im NF2-Gen,<br />

einem Tumorsuppressorgen, dessen Produkt das Protein Merlin ist.<br />

Merlin gehört zur Familie der ERM-Proteine (ERM steht für Enzrin,<br />

Radixin und Moesin), das sind Proteine, die an der Verankerung<br />

zellulärer Strukturen in der Zellmembran beteiligt sind.<br />

Merlin wirkt als einziger Vertreter dieser Familie als Tumorsuppressor,<br />

bei allen anderen ist eher eine tumorfördernde Wirkung nachgewiesen<br />

oder wird vermutet. Merlin spielt ebenso wie die anderen<br />

Vertreter dieser Proteinfamilie bei einer Reihe von zellulären Prozessen<br />

eine wichtige Rolle, unter anderem hat es Einfluss auf die Zellproliferation<br />

und wirkt dabei in gewissen Situationen offenbar als<br />

„Bremse“, indem es die von Ezrin bewirkten Wachstumssignale<br />

blockiert. Ein Verlust beider Allele führt zur Tumorentstehung. Inaktiviert<br />

wird Merlin durch das Anhängen von Phosphatgruppen (Phosphorylierung)<br />

und bewerkstelligt wird dies unter anderem durch ein<br />

Enzym namens Rac1, eine der so genannten kleinen GTPasen aus<br />

der RHO-Familie. Die Vertreter dieser Familie sind wichtige Elemente<br />

der zellulären Signalübermittlung, die in aktiver und inaktiver<br />

Form vorliegen können. Im aktivierten Zustand enthalten sie ein<br />

Molekül Guanosintriphosphat, von dem sie eine Phosphatgruppe auf<br />

ein anderes Molekül, in diesem Falle das aktivierte Merlin, übertragen<br />

können, das dadurch inaktiviert wird.<br />

Welche weiteren Vertreter außer Rac1 aus dieser Proteinfamilie eine<br />

Rolle bei der Aktivierung beziehungsweise Blockade zellulären<br />

Wachstums innehaben, und wie diese durch den Verlust von Merlin<br />

Neurofibromatose<br />

Seite 279


Non-<br />

Hodgkin-<br />

Lymphome<br />

p49-<br />

Proteine<br />

Seite 280<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

beeinflusst werden, will Dr. Hanemann molekularbiologisch und immunhistochemisch<br />

untersuchen.<br />

Für die Funktionelle Analyse von deregulierten und inaktivierten Genen<br />

in Non-Hodkin-Lymphomen des B-CLL und MCL-Typs erhält<br />

Prof. P. Lichter, Abteilung Molekulare Genetik, Deutsches Krebsforschungszentrum,<br />

Heidelberg, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Zu den Lymphomen (Krebserkrankungen der Lymphorgane) gehören<br />

neben dem häufigsten Typ, der als Hodgkin-Lymphom bezeichnet<br />

wird, auch die so genannten Non-Hodgkin-Lymphome B-CLL<br />

(chronisch-lymphatische Leukämie vom B-Zell-Typ) und MCL (Mantel-Zell-Lymphom).<br />

Beide Krankheiten unterschieden sich zwar geringfügig<br />

im klinischen Bild, zeigen aber große Gemeinsamkeiten<br />

hinsichtlich ihrer genetischen Unterschiede zu gesunden Zellen. Bei<br />

beiden wird eine ganze Reihe von Genen falsch reguliert: Manche<br />

Gene werden übermäßig stark ausgeprägt, andere fehlen völlig.<br />

Mehrere derartige Abweichungen konnte Prof. Lichter an Zellkulturen<br />

von B-CLL und MCL-Zellen bereits genauer charakterisieren.<br />

Im Rahmen des Projekts soll an diesen Zellkulturen untersucht werden,<br />

welchen Beitrag die einzelnen Genveränderungen zum krebsartigen<br />

Erscheinungsbild der Zellen leisten. Zu diesem Zweck möchte<br />

Prof. Lichter die Zellen mit gentechnischen Methoden so<br />

manipulieren, dass in verschiedenen Unter-Zelllinien jeweils nur<br />

einzelne Defekte kompensiert werden, während alle anderen unbeeinflusst<br />

bleiben.<br />

Prof. A. Nordheim, Interfakultäres Institut für Zellbiologie, Universität<br />

Tübingen, werden für das Projekt „Inhibitoren von p53: Identifizierung<br />

einer neuen WD40-Proteinfamilie mit Bedeutung für die<br />

neoplastische Progression menschlicher Tumorzellen“ Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Ein charakteristisches Kennzeichen von Tumorzellen sind Genschäden,<br />

die eine unkontrollierte Zellvermehrung zur Folge haben. Bei<br />

einem großen Teil der Tumoren spielt ein Gen namens p53 eine<br />

wichtige Rolle: Es sorgt normalerweise dafür, dass die Zellen<br />

„Selbstmord“ (Apoptose) begehen, wenn ihre Vermehrung durch<br />

Schäden anderer Gene außer Kontrolle gerät. Ist die Funktion des<br />

p53-Proteins gestört, kann Tumorbildung die Folge sein. Das p53-<br />

Protein tritt im Rahmen seiner Tätigkeit mit zahlreichen anderen<br />

Proteinen in Wechselwirkung, die in geschädigter Form seine Funktion<br />

beeinträchtigen können. Unter etwa hundert solchen Interaktionspartnern,<br />

die Prof. Nordheim identifiziert hat, ist eine Gruppe<br />

mit der Bezeichnung p49 besonders interessant: Diese Proteine enthalten<br />

ungewöhnliche Strukturbestandteile, die bekanntermaßen<br />

an Signalübertragungsmechanismen (u.a. im Zellkern) mitwirken,<br />

und die entsprechenden Gene liegen in einem Chromosomenabschnitt,<br />

der bei Brust- und Eierstockkrebs verändert ist. Prof.<br />

Nordheim möchte deshalb an Zellkulturen und gentechnisch ver-


„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />

änderten Mäusen die physiologische Funktion der p49-Proteine genauer<br />

untersuchen.<br />

Dr. H. Hermeking, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried,<br />

wurden für die Identifizierung Melanom-assoziierter Onkogene und<br />

Tumor-Suppressorgene mittels digitaler Karyotypisierung Fördermittel<br />

bewilligt.<br />

Das maligne Melanom ist eine bösartige Krebserkrankung der Haut,<br />

deren Häufigkeit in den Industrieländern während der letzten Jahre<br />

stark zugenommen hat. Melanome metastasieren sehr früh und sind<br />

deshalb in vielen Fällen tödlich. Ihre Ursache sind wie bei den meisten<br />

Krebserkrankungen genetische Veränderungen. Dabei können<br />

entweder so genannte Onkogene (Gene, die normalerweise das Zellwachstum<br />

anregen) in zu vielen Kopien vorliegen (Amplifikation), so<br />

dass sich ihre Wirkung übermäßig verstärkt, oder Tumorsuppressorgene<br />

(Gene, die normalerweise das Zellwachstum hemmen) sind<br />

verloren gegangen (Deletion), so dass sie ihre Hemmwirkung nicht<br />

mehr ausüben können; die Folge ist in beiden Fällen unkontrolliertes,<br />

krebsartiges Zellwachstum.<br />

Einige Onkogene und Tumorsuppressorgene, die am malignen<br />

Melanom beteiligt sein können, kennt man bereits, insbesondere bei<br />

der erblichen Form der Krankheit, die in bestimmten Familien immer<br />

wieder auftritt. In der Mehrzahl der Krankheitsfälle sind die verursachenden<br />

Gene aber nicht bekannt.<br />

Dr. Hermeking möchte weitere Onkogene und Tumorsuppressorgene,<br />

die an der Entstehung des malignen Melanoms beteiligt sind,<br />

identifizieren und charakterisieren. Als Untersuchungsmaterial dient<br />

Tumorgewebe von Patienten. Im ersten Jahr der Förderung wurden<br />

im Labor von Dr. Hermeking mit Hilfe der digitalen Karyotypisierung<br />

eine größere Anzahl von metastasierenden Melanomen untersucht.<br />

Dabei wurde eine Vielzahl von genetischen Veränderungen identifiziert.<br />

Momentan werden diese Befunde durch unabhängige Methoden<br />

bestätigt. Um die klinische Relevanz der gefundenen Veränderungen<br />

zu bestimmen, müssen die an einzelnen Melanomen<br />

identifizierten Veränderungen nun an einer großen Zahl von Patienten<br />

und Zell-Linien untersucht werden. Außerdem soll die Funktion<br />

der identifizierten Gene mit Hilfe von zellbiologischen Techniken in<br />

primären Melanozyten, Hautmodellen und Melanomzellen untersucht<br />

werden.<br />

Melanom<br />

Seite 281


Internationale Stipendien-<br />

und Austauschprogramme<br />

Seite 283


Collegium<br />

Budapest<br />

Gotha /<br />

Erfurt<br />

Seite 284<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Erfahrungsaustausch und Kooperation zwischen Wissenschaftlern<br />

aus verschiedenen Ländern erweisen sich in vielen Fällen als<br />

stimulierend für die Weiterentwicklung in den meisten Forschungsfelder.<br />

Dies gilt für die Arbeit des erfahrenen Hochschullehrers wie<br />

auch für die des Nachwuchswissenschaftlers.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> ist flexibel beim Einsatz benötigter Mittel, kann auch<br />

ausländische Wissenschaftler in eine Projektkooperation einbeziehen<br />

helfen und unterstützt vielfach Projekte, an welchen deutsche<br />

und ausländische Wissenschaftler gemeinsam arbeiten. In gleicher<br />

Weise dient z.B. auch eine gezielte Förderung eines internationalen<br />

Austausches von Nachwuchswissenschaftlern der internationalen<br />

wissenschaftlichen Zusammenarbeit und hilft, die engeren fachlichen<br />

Verbindungen aufrechtzuerhalten, die von Emigranten nach dem<br />

Kriege wieder aufgenommen waren.<br />

Auf Initiative des Wissenschaftskollegs zu Berlin, eingebettet in einen<br />

europäischen Förderverbund, ist mit dem Collegium Budapest das<br />

erste Institute for Advanced Study in Ost-/Mitteleuropa entstanden, das<br />

die dortigen Wissenschaften fördern und die Wissenschaftsbeziehungen<br />

zwischen West und Ost stärken soll. Seit Anbeginn hat die <strong>Stiftung</strong><br />

das wissenschaftliche Programm maßgeblich finanziell unterstützt.<br />

In von Jahr zu Jahr wechselnden Fachkonstellationen und Schwerpunktbildungen<br />

soll im Collegium Budapest durch die Arbeit hervorragender<br />

Wissenschaftler aus Ost und West die Chance genutzt<br />

werden, in der Nachkriegszeit voneinander getrennte kulturelle und<br />

wissenschaftliche Traditionen wieder zusammenzuführen. Es werden<br />

jährlich 25 bis 30 wissenschaftliche Mitglieder berufen, die jeweils<br />

für einen Zeitraum von bis zu zehn Monaten an individuellen<br />

Projekten oder in Schwerpunktgruppen in Budapest arbeiten. Seit<br />

1992 sind rund 450 Wissenschaftler eingeladen worden. Die thematischen<br />

Hauptgewichte liegen auf dem Prozess der Umgestaltung<br />

und Integration Mittel- und Osteuropas, den vergleichenden Sozialund<br />

Geisteswissenschaften, den theoretischen Naturwissenschaften.<br />

In den letzten Jahren wurden vermehrt Einladungen an Wissenschaftler<br />

ausgesprochen, die sich mit vergleichender Forschung der<br />

Geschichte der mittel- und osteuropäischen Region befassten. Seit<br />

einigen Jahren arbeiten Geisteswissenschaftler, in erster Linie Historiker,<br />

Kunsthistoriker und Anthropologen zum Thema Multiple<br />

Antiquities, Multiple Modernities in East Central Europe. Im Mittelpunkt<br />

steht die zentrale Aufgabe, eine sorgfältig vergleichende Analyse<br />

der politischen Geschichte der Geisteswissenschaften in der<br />

Region gemeinsam zu erstellen.<br />

An der Universität Erfurt (Präsident: Dr. W. Bergsdorf) unterstützt die<br />

<strong>Stiftung</strong> das „Herzog-Ernst-Stipendienprogramm“.<br />

Das Programm für Gastwissenschaftler soll die wissenschaftliche Beschäftigung<br />

mit den Beständen der Forschungsbibliothek Gotha för-


INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Begrüßung der ersten Herzog-Ernst-Stipendiaten an der Universitäts-<br />

und Forschungsbibliothek Erfurt / Gotha durch den Vizepräsidenten<br />

für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der<br />

Universität Erfurt, Prof. Eberhard Tiefensee, am 1. März 2004.<br />

dern und intensivieren. Die vormalige Herzogliche Bibliothek auf<br />

Schloss Friedenstein in Gotha beherbergt eine der wichtigsten<br />

Sammlungen alter Drucke und Handschriften in der Bundesrepublik<br />

– 220.000 Bände mit Drucken vor 1851 und ca. 10.500 Bände Handschriften.<br />

Damit ist die Gothaer Bibliothek nach den Staatsbibliotheken<br />

in Berlin und München und neben der Herzog-August-Bibliothek<br />

in Wolfenbüttel die bedeutendste Bibliothek historischer<br />

Bestände des 16. und 18. Jahrhunderts in Deutschland.<br />

Die wissenschaftlich-inhaltliche Ausrichtung des Stipendienprogramms<br />

ist darauf abgestellt, den vielfältigen Beständen und dem<br />

universellen Geist der Gothaer Bibliothek Rechnung zu tragen. In<br />

diesem Sinne besitzt das Programm thematisch und interdisziplinär<br />

einen offenen Charakter. Folgende inhaltliche Schwerpunkte sind<br />

vorgesehen und sollen besonders markant vertretene Sammelgebiete<br />

der Forschungsbibliothek reflektieren:<br />

– Kultur des deutschen und europäischen Fürstenhofes Gotha;<br />

– Die herzogliche Bibliothek und die Ausbildung der Wissenskulturen<br />

– von den frühneuzeitlichen Reiseberichten und Länderkunden<br />

zu den modernen Geo- und Astrowissenschaften;<br />

– Rezeption und Geschichte der europäischen Literatur – von der<br />

Nationalliteratur zur Weltliteratur;<br />

Seite 285


Maison des<br />

Sciences de<br />

l´Homme<br />

Deutsche<br />

Gegenwartsliteratur<br />

Seite 286<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

– Geschichte der Religionskulturen des klassischen Altertums, des<br />

Protestantismus und des Islams;<br />

– Philosophie und Literatur der deutschen und europäischen Aufklärung.<br />

Informationen zum Stipendienprogramm unter:<br />

http://www.uni-erfurt.de/forschung/herzog-ernst-stipendien/<br />

An der Maison des Sciences de l´Homme, Paris (Prof. Maurice Aymard)<br />

unterstützt die <strong>Stiftung</strong> das Clemens Heller Programm zur Förderung<br />

von Forschungsaufenthalten jüngerer französischer Wissenschaftler<br />

in Deutschland.<br />

Die Fondation des Maison des Sciences de l´Homme (MSH) ist eine<br />

öffentliche Einrichtung zur Förderung innovativer und interdisziplinärer<br />

Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie<br />

stellt französischen und ausländischen Forschern und Forschungsgruppen<br />

Infrastruktur und Serviceleistungen (u.a. eine der bedeutendsten<br />

sozialwissenschaftlichen Forschungsbibliotheken in Frankreich)<br />

zur Verfügung.<br />

Die MSH ist eine europäische Plattform internationaler Wissenschaftskooperation.<br />

In Zusammenarbeit mit, teilweise auch im Auftrag<br />

von französischen Ministerien und Wissenschaftsorganisationen<br />

führt sie eine Reihe bedeutender Programme zur Einladung<br />

ausländischer Wissenschaftler nach Frankreich durch, insbesondere<br />

für Postdoktoranden. Das im Jahre 2003 neu eingerichtete<br />

„Clemens Heller“-Programm soll demgegenüber die Mobilität jüngerer<br />

französischer Wissenschaftler nach Deutschland verstärken,<br />

vor allem für Projekte, die über die üblichen Deutschlandstudien<br />

hinausgehen.<br />

Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des „Clemens Heller“-<br />

Programms Stipendien an junge französische Nachwuchswissenschaftler<br />

aus den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Anthropologie<br />

und bestimmten Bereichen der Geschichtswissenschaft für<br />

einen drei- bis neunmonatigen Forschungsaufenthalt an wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen in Deutschland vergeben.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> förderte ein auf fünf Jahre befristetes<br />

„Gaststipendienprogramm“ am Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige<br />

Gegenwartsliteratur an der Washington University, St. Louis,<br />

MO. (Direktor: Prof. P. M. Lützeler).<br />

Das Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />

ist vor zwanzig Jahren mit dem Ziel der Vertiefung des kulturellen<br />

Austausches zwischen den USA und den deutschsprachigen Ländern<br />

gegründet worden. Es erhält von über 140 Verlagen in den<br />

deutschsprachigen Ländern jährlich ca. 900 literarische Erstveröffentlichungen.<br />

Als Gegenleistung erstellt das Zentrum kommentierte<br />

Jahresbibliographien, die German Departments oder Sections


INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

amerikanischer bzw. kanadischer Universitäten und deutschen Universitäten<br />

und Literaturarchiven zur Verfügung gestellt werden.<br />

Im Frühjahr 2001 besuchte Prof. H.-G. Bayerdörfer, im Frühjahr 2002<br />

Prof. K. Scherpe und im Frühjahr 2004 Prof. C. Liebrand das Zentrum.<br />

Die Wissenschaftler veranstalteten ein Wochenend-Seminar zur Gegenwartsliteratur<br />

oder hielten einen Vortrag bei einem Symposium<br />

an der Washington University.<br />

Am Bologna-Center of the Paul H. Nitze School of Advanced International<br />

Studies, The Johns Hopkins University, Bologna, werden mit<br />

Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Stipendien für Studien- und Forschungsaufenthalte<br />

an deutsche Nachwuchswissenschaftler vergeben.<br />

Das Bologna Center wurde 1955 als bislang einzige amerikanische „full<br />

time resident“ Graduate School of International Relations in<br />

Europa gegründet. Das Center ist integraler Bestandteil der Johns<br />

Hopkins University School of Advanced International Studies in Washington<br />

D.C. Das Center bietet amerikanischen Nachwuchswissenschaftlern,<br />

aber auch jüngeren Wissenschaftlern anderer Länder, Möglichkeiten<br />

zur wissenschaftlichen Aus- und Fortbildung, die je nach<br />

Aus- und Fortbildungsstand zu voll anerkannten akademischen Abschlüssen<br />

einer amerikanischen Universität führen können (M.A., Ph.D.).<br />

Die Antragstellung kann nur beim Center direkt erfolgen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert am Institute of Advanced Study,<br />

Princeton, ein Gaststipendienprogramm.<br />

Gegenstand der Initiative der <strong>Stiftung</strong> ist ein Stipendienprogramm<br />

für die „School of Historical Studies“ am Institute for Advanced<br />

Study in Princeton. Die „School of Historical Studies“ wurde 1935 als<br />

„School of Humanistic Studies“ gegründet. Die Verbindung mit der<br />

deutschen Wissenschaft war über Emigranten und deren Schüler bis<br />

in die sechziger Jahre besonders intensiv. Die wissenschaftliche<br />

Arbeit an den „Schools“ des Institute für Advanced Study ist geprägt<br />

durch die gleichzeitige Anwesenheit von ständigen „Faculty Members“,<br />

den „Members with Long-term Appointments“ sowie den<br />

„Visiting Members“. Die gemeinsamen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

garantieren den „Visiting Members“ einen offenen Gedankenaustausch<br />

und eine intensive Arbeitsatmosphäre. Als Mitglieder<br />

des Instituts sind sie berechtigt, die Lehr- und Forschungseinrichtungen<br />

der Princeton University in vollem Umfang zu nutzen.<br />

Das Institut wird in die Lage versetzt, in größerem Umfang als bisher<br />

deutsche Wissenschaftler zu einem Forschungsaufenthalt einzuladen.<br />

Das Stipendienprogramm soll deutschen Wissenschaftlern,<br />

die den Disziplinen Altertumswissenschaften, Geschichtswissenschaft<br />

oder Kunstgeschichte angehören sollten, einen Forschungsaufenthalt<br />

ermöglichen. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch<br />

das Institute for Advanced Study.<br />

Bologna-<br />

Center<br />

Princeton<br />

Seite 287


DHI<br />

Washington<br />

Jerusalem<br />

Weizmann<br />

Institute<br />

Seite 288<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Am Deutschen Historischen Institut in Washington wurde 2001 ein<br />

„Jürgen-Heideking-Fellowship der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für moderne<br />

und internationale Geschichte“ eingerichtet.<br />

Im Rahmen des Stipendienprogramms werden Forschungen zur<br />

amerikanischen, deutschen und internationalen Geschichte sowie<br />

zur Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen unterstützt.<br />

Das Programm wird durch ein paralleles Fellowship des Annette<br />

Kade Charitable Trust Fund (New York City) ergänzt, das an<br />

Doktoranden vergeben wird. Dieses komplementäre Förderungsmodell<br />

zielt auf hochqualifizierte deutsche und amerikanische Wissenschaftler.<br />

Die Arbeitsorte der Fellows sind Washington, D.C., Köln<br />

und Madison, WI. Den von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Fellows soll ermöglicht werden, von Köln aus ein großes wissenschaftliches<br />

Projekt dem Abschluss zuzuführen und sich durch einen<br />

einjährigen Gastaufenthalt mit der akademischen Welt zu vernetzen.<br />

Zielgruppe sind hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler, die<br />

eine abgeschlossene Promotion vorweisen können, aber noch keine<br />

Lehrstuhl (full professorship) erhalten haben. Die Auswahl der<br />

Stipendiaten erfolgt durch eine gemeinsame Kommission des Deutschen<br />

Historischen Instituts Washington und des Historischen Seminars<br />

der Universität Köln.<br />

Das dritte Jürgen-Heideking-Fellowship der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

wurde an Dorothee Brantz, Ph.D. (University of Chicago) vergeben.<br />

Sie wird ab Dezember 2004 ihre Dissertation „Slaughter and the<br />

City: The History of the Modern Abattoir in Nineteenth-Century<br />

Paris, Berlin, and Chicago“ für den Druck überarbeiten und um weitere<br />

Abschnitte ergänzen, die sich mit der Medikalisierung des<br />

Schlachtens und der Mechanisierung der Fleischproduktion beschäftigen.<br />

Außerdem wird sie ihr neues Forschungsprojekt zur<br />

Umweltgeschichte des Krieges im 20. Jahrhundert weiter vorantreiben.<br />

Empfänger des dritten Kade-Heideking-Fellowships ist Michael<br />

Lenz (Universität zu Köln) für sein Dissertationsprojekt „Cultural<br />

Origins of the Second Amendment“.<br />

Prof. Y. Becker, International School for Molecular Biology and Microbiology,<br />

Hebrew University of Jerusalem, wurden Mittel zur Vergabe<br />

von Stipendien im Bereich der Medizinischen Mikrobiologie bereitgestellt.<br />

Mit Hilfe dieser Mittel konnten bisher drei palästinensische Studenten<br />

ihre Studien an der International School for Molecular Biology<br />

and Microbiology (ISMBM) in Jerusalem aufnehmen bzw. fortsetzen.<br />

Das Center for Experimental Physics am Weizmann Institute in Rehovot,<br />

Israel, erhält Mittel für ein auf drei Jahre befristetes Stipendienprogramm.


INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Die Messungen zur Elektronen-Lokalisierung im Quantum Hall<br />

Effekt werden mit einem speziellen Tieftemperatur-Rastersondenmikroskop<br />

durchgeführt, das sich in einem akustisch abgeschirmten<br />

Labor befindet. Hier werden von Dr. Jens Martin die Koordinaten des<br />

Scan-Piezos programmiert.<br />

Das Harari Center ist in erster Linie Fragestellungen im Bereich der<br />

Teilchenphysik gewidmet. Das durch die <strong>Stiftung</strong> finanzierte Programm<br />

soll deutschen Physikern einen Forschungsaufenthalt am<br />

Center ermöglichen.<br />

Im Berichtszeitraum wurde die Arbeit von Dr. J. Martin unterstützt.<br />

Prof. F. Stern, Center for German Studies, Ben Gurion University of<br />

the Negev, Beer Sheva, wurden für eine Vortragsreihe in Deutsch-<br />

Jüdischen Studien Fördermittel bewilligt.<br />

Angesichts der Jüdischen Studien an Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />

in Deutschland, andern europäischen Ländern, in den<br />

USA und in Israel lassen sich einige Tendenzen benennen, die in der<br />

Weiterentwicklung der Deutsch-Jüdischen Studien, der Lehr- und<br />

Forschungsschwerpunkte, der Publikationen und der öffentlichen<br />

Wirkung dieses wissenschaftlichen Feldes eine Rolle spielen. Die<br />

Wissenschaft von Kultur und Geschichte des Judentums hat seit dem<br />

ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sowohl eine spezifisch deutsche<br />

Entwicklung durchgemacht, als auch international, insbesondere in<br />

den USA und Israel Generationen von Wissenschaftlern geprägt. Vor<br />

dem Hintergrund der reichhaltig dokumentierten wissenschaftlichen<br />

Entwicklung lassen sich aktuelle Forschungstendenzen und Fragestellungen<br />

benennen, die insbesondere bei deutsch-jüdischen<br />

Beer Sheva<br />

Seite 289


Vietnam<br />

Germanistik<br />

China<br />

Germanistik<br />

Seite 290<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Themen zum Tragen kommen. Eine Besonderheit deutsch-jüdischer<br />

Kultur und Geschichte seit der Shoah ist es, dass diese Themen nicht<br />

in einem akademischen Raum allein behandelt werden, sondern in<br />

der öffentlichen Sphäre eine wichtige Rolle spielen, wie gerade die<br />

Debatten der vergangenen Jahre belegen. Das Interesse an diesem<br />

Forschungs- und Lehrbereich soll durch konzentrierte wissenschaftliche<br />

Präsentationen auf hohem internationalem Niveau auch in<br />

Richtungen gelenkt werden, die einer eher monumentalisierenden<br />

oder romantisierenden Sichtweise durch neue Forschungsergebnisse<br />

entgegenwirken. Die Vortragsreihe in Deutsch-Jüdischen Studien<br />

richtet sich daher an ein akademisches und außeruniversitäres Publikum,<br />

wobei der Veröffentlichung der Vorträge in deutscher und hebräischer<br />

Sprache große Bedeutung zukommt.<br />

Prof. C. H. Ngan, Hanoi University of Foreign Studies, Vietnam, erhält<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die Teilnahme vietnamesischer<br />

Germanistik-Dozenten am Magister-Aufbaustudiengang „Deutsch<br />

als Fremdsprache“ an der Ramkhamhaeng University in Bangkok,<br />

Thailand.<br />

Die Verbindung im Bereich akademischer Weiterqualifizierung zwischen<br />

Vietnam und Deutschland reichen bis in die 50er Jahre zurück.<br />

Insbesondere wurde in diesem Zusammenhang Deutsch für Stipendiaten<br />

gelehrt, die in einjährigen Intensivkursen auf ein Hochschulstudium<br />

in der DDR vorbereitet wurden. Nach der Wende und der<br />

damit verbundenen Wiedervereinigung Deutschlands veränderte<br />

sich der Aufgaben- und Anwendungsbereich des Faches „Deutsch<br />

als Fremdsprache“: Es wurde und wird ein Schwerpunkt auf die<br />

Ausbildung vietnamesischer Fachkräfte gelegt, die nach ihrem B.A.-<br />

Studium in Vietnam selbst als Dozenten für „Deutsch als Fremdsprache“<br />

oder in der Tourismuswirtschaft arbeiten.<br />

Im Hinblick sowohl auf die gestiegenen Anforderungen an die Dozenten<br />

als auch auf die Überalterung des Lehrkörpers an der Hanoi<br />

University of Foreign Studies war und ist eine akademische Weiterbildung<br />

der jüngeren Wissenschaftler dringend angezeigt. Da in<br />

Vietnam jedoch bislang keine Möglichkeiten zur Erlangung eines<br />

M.A.-Grades in „Deutsch als Fremdsprache“ bestehen, hat die Deutsche<br />

Abteilung an der Hanoi University of Foreign Studies eine<br />

Kooperation mit der Bangkoker Ramkhamhaeng University initiiert,<br />

so dass mehrere jüngere Dozenten dort an einem Master-Aufbaustudiengang<br />

teilnehmen können. Die ersten Absolventen dieses Studiengangs<br />

schlossen 2004 erfolgreich ab.<br />

Für das Projekt „Aktuelle Horizonte der Chinesischen Germanistik“<br />

erhielt Prof. Zhang Yushu, Deutsche Abteilung der Peking-Universität,<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Projekt hat die Förderung der Germanistik in China zum Ziel<br />

und will dieses über zwei gesonderte Wege verfolgen: zum einen<br />

durch die deutschsprachige Publikation „Literaturstraße. Chine-


INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

sisch-deutsches Jahrbuch für Sprache, Literatur und Kultur“, zum<br />

anderen durch drei internationale Symposien und zwei nationale<br />

Fachkolloquien in den Jahren 2004 bis 2008.<br />

Am 1.-4. April 2004 fand an der Renmin Universität von China in Peking<br />

das erste Literaturstraße-Symposium mit dem Titel „Deutsche<br />

Literaturgeschichte – Sackgasse oder „Literaturstraße“ der internationalen<br />

Germanistik?" statt. Veranstalter waren die Herausgeber<br />

der Literaturstraße, Prof. Y. Zhang und Prof. H. Thomé, Institut für<br />

Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart. Über 30 zumeist junge<br />

chinesische Germanistinnen und Germanisten nahmen an diesem<br />

Auftakt-Symposium teil. Dazu kamen noch einige japanische und<br />

deutsche Wissenschaftler. Das Themenspektrum umfasste Beiträge<br />

zur Literaturgeschichte, zur germanistischen Linguistik, Untersuchungen<br />

zu einzelnen Werken oder Aspekten von Werken der Autoren<br />

Hesse, Heine, Döblin, Th. Mann, Hebbel, Zweig, Grass, Handke,<br />

Süskind, Wohmann, Schlink u.a., teilweise kritische Überlegungen<br />

zur „Auslandsgermanistik“, zur Methodik des deutschen Sprachunterrichts<br />

in China und zum Thema interkulturelle Kommunikation.<br />

Für 2005 ist ein zweites internationales Symposium in Peking geplant,<br />

das Friedrich Schiller gewidmet sein soll. Ziel aller im Rahmen<br />

des Projekts geplanten Veranstaltungen ist es, den jungen chinesischen<br />

Germanisten immer stärker international Gehör zu verschaffen.<br />

Hierbei dient die deutsche Literaturgeschichte ebenso wie die<br />

wohlverstandene Aktualität literarischer Texte dem Kulturendialog,<br />

der das Medium der Literaturstraße als „neue Seidenstraße“ und<br />

Brücke zwischen West und Ost benutzt.<br />

Im Berichtszeitraum ist folgende Publikation erschienen:<br />

Literaturstraße. Chinesisch-deutsches Jahrbuch für Sprache, Literatur<br />

und Kultur. Hrsg. Von Zhang Yushu, Hans-Georg Kemper,<br />

Horst Thomé. – Bd. 4. – Würzburg: Königshausen & Neumann,<br />

2003. 367 S.<br />

Auch mehr als zehn Jahre nach der friedlich Revolution in den Ländern<br />

Ostmittel- und Osteuropas stellt die dort gegebene Mangellage<br />

an den Hochschulen eine Herausforderung, auch für private Förderungseinrichtungen,<br />

dar. Nach wie vor fehlt es häufig an ausreichender<br />

technischer Ausstattung, aber auch an befähigten Lehrkräften.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> beteiligt sich daher gemeinsam<br />

mit der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-<strong>Stiftung</strong>, der Gemeinnützigen<br />

Hertie-<strong>Stiftung</strong>, der Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> GmbH und<br />

dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft an der <strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />

„Johann Gottfried Herder“. Diese Initiative, deren Durchführung<br />

beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)<br />

und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) liegt, soll die Entsendung<br />

erfahrener, emeritierter deutscher Hochschullehrer zur Übernahme<br />

von Lehraufgaben an mittel- und osteuropäischen Hochschulen<br />

ermöglichen.<br />

<strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />

J. G.<br />

Herder<br />

Seite 291


Südosteuropa<br />

Seite 292<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Seit dem Jahr 2000 ermöglicht die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> der Alexander<br />

von Humboldt-<strong>Stiftung</strong>, Bonn, ein Sonderprogramm für den<br />

wissenschaftlich-kulturellen Wiederaufbau in Südosteuropa durchzuführen.<br />

Vorrangiges Ziel ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

aus Südosteuropa schnell und unbürokratisch mit Fachkollegen in<br />

Deutschland in Kontakt zu bringen. Hoch qualifizierte Nachwuchswissenschaftler<br />

aus der Region können in kurzen Forschungsaufenthalten<br />

von bis zu fünf Monaten erste wissenschaftliche Kontakte zur<br />

deutschen Forschungslandschaft knüpfen. Pate stehen hierbei rund<br />

1.400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Südosteuropa,<br />

die in den vergangenen 50 Jahren von der Humboldt-<strong>Stiftung</strong> als<br />

Forschungsstipendiaten und -preisträger („Humboldtianer“) gefördert<br />

wurden. Bisher haben 31 Humboldtianer im Rahmen dieses Sonderprogramms<br />

ihr Forschungsstipendium in Deutschland fortgesetzt<br />

und 27 Nachwuchskräfte zum Abschluss ihrer Promotion oder für<br />

Postdoc-Studien an Universitäten und Forschungseinrichtungen in<br />

Deutschland gearbeitet. Nachhaltige Wirkung wird durch die Möglichkeit<br />

eines weiteren Forschungsaufenthaltes der Nachwuchswissenschaftler<br />

im Folgejahr erzielt. Zusätzlich fördern die beiden<br />

<strong>Stiftung</strong>en die Fortsetzung der Forschungsarbeit in den jeweiligen<br />

Heimatländern durch Bücher- und kleinere Gerätespenden.<br />

Zur Förderung des regionalen Wissenschaftsdialogs können Humboldtianer<br />

im Rahmen des Sonderprogramms eine finanzielle Unterstützung<br />

zur Organisation und Durchführung von Fachtagungen zu<br />

Themen erhalten, die für sie besondere Priorität haben. Voraussetzung<br />

ist die Teilnahme von Wissenschaftlern aus mehreren Ländern<br />

der Region sowie die Einbeziehung von Wissenschaftlern aus<br />

Deutschland. Die Beteiligung von mindestens 25 Prozent Nachwuchswissenschaftlern<br />

ist erwünscht, die auf diese Weise an die<br />

Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung in Deutschland<br />

herangeführt werden. Von Mai 2003 bis Mai 2004 wurden acht<br />

Tagungen erfolgreich veranstaltet. Besonders in den Sprachwissenschaften<br />

wurde durch die Fachtagungen an die seit Jahren unterbrochene<br />

Tradition regelmäßiger regionaler Treffen erfolgreich<br />

angeknüpft. Historiker, Philosophen und Sozialwissenschaftler entwickeln<br />

Initiativen zur Mitwirkung der Wissenschaft am grundlegenden<br />

Wandel des gesellschaftlichen und politischen Umfeldes in den<br />

Ländern der Region.


Bibliotheksbeihilfen und Erwerb<br />

von Forschungsmaterial<br />

Bibliotheksbeihilfen und Beihilfen zum Erwerb von Forschungsmaterial<br />

werden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> in Einzelfällen, insbesondere<br />

zur Unterstützung von wissenschaftlichen Arbeiten in<br />

den Förderungsbereichen der <strong>Stiftung</strong> und vorzugsweise an Einrichtungen<br />

ohne öffentlich-rechtlichen Haushaltsträger, bereitgestellt.<br />

Seite 293


Kleinere wissenschaftliche<br />

Tagungen und Forschungsstipendien<br />

Die Unterstützung kleinerer wissenschaftlicher Tagungen und die<br />

Vergabe von Stipendien ist auf die Förderungsbereiche der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert und bildet einen wesentlichen Anteil<br />

ihrer Förderungsarbeit.<br />

Ebenso vielfältig wie die Fachgebiete und Themen, denen diese Veranstaltungen<br />

gewidmet sind, sind auch ihre Anlage, Zielsetzung und<br />

Wirkung. Sie leiten bei interdisziplinären Fragestellungen den Beginn<br />

der Kooperation von Experten verschiedener Fachrichtungen<br />

ebenso ein, wie sie den internationalen Austausch im engeren Fachgebiet<br />

unterstützen, sie vermitteln durch wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch<br />

Anregungen und Arbeitshilfe und sie können auf die<br />

Diskussion und Ausarbeitung eines konkreten Themas bis zur Publikation<br />

der gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse zielen. Nicht zuletzt<br />

geben sie auch der fördernden <strong>Stiftung</strong> Informationen und Anregungen<br />

für ihre Arbeit.<br />

Bei der Förderung der Wissenschaft berücksichtigt die <strong>Stiftung</strong> besonders<br />

den wissenschaftlichen Nachwuchs und vergibt Stipendien<br />

an jüngere promovierte Wissenschaftler. In einer Zeit, in der auch für<br />

sehr qualifizierte junge Wissenschaftler in vielen Fachgebieten die<br />

Chance, Hochschullehrer zu werden, gering ist, bringt die Vergabe<br />

von Stipendien für eine <strong>Stiftung</strong> besondere Verpflichtungen und Probleme.<br />

Es gilt, ausgezeichnet Befähigten die Voraussetzungen zu<br />

möglichst selbständiger wissenschaftlicher Arbeit für einen Zeitraum<br />

zu schaffen, der lang genug ist, hervorragende Qualifikation zu beweisen,<br />

jedoch so begrenzt, dass auch noch adäquate alternative Berufswege<br />

möglich sind, wenn das ursprünglich angestrebte Ziel nicht<br />

erreichbar ist.<br />

Auch im Einzelfall ist der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> weder die Vergabe<br />

von Stipendien aus überwiegend sozialen Erwägungen noch eine<br />

Dauerfinanzierung möglich. Die <strong>Stiftung</strong> unterhält auch kein Programm<br />

zur Vergabe von Promotionsstipendien. Die <strong>Stiftung</strong> hält<br />

jedoch Doktorarbeiten von wissenschaftlichen Mitarbeitern im Rahmen<br />

geförderter Forschungsprojekte ausgewiesener Wissenschaftler<br />

für erwünscht.<br />

Um einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit der „sonstigen Förderungsmaßnahmen“<br />

zu geben, werden im folgenden Tagungen<br />

und Stipendien in ihrer Verteilung auf die einzelnen Wissenschaftsgebiete<br />

aufgeführt, wobei neben dem Namen des Stipendiaten/der<br />

Stipendiatin ggf. der des betreuenden Hochschullehrers genannt<br />

wird.<br />

Seite 295


Seite 296<br />

Philosophie<br />

Tagungen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. W. Carl, Philosophisches Seminar, Universität Göttingen:<br />

„What good is a will?“<br />

10./12.1.2003 in Göttingen<br />

Prof. A. Kemmerling, Philosophisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Kontextualität von Sprache, Denken und Wissen“<br />

23./25.1.2003 in Heidelberg<br />

Prof. A. Gethmann-Siefert, Institut für Philosophie, FernUniversität<br />

Hagen:<br />

„Kultur und Technik – Die phänomenologische Auseinandersetzung<br />

mit den Grundlagen der technischen Kultur bei Oskar Becker und<br />

Martin Heidegger“<br />

13./14.2.2003 in Hagen<br />

Dr. H.-P. Burth, Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz:<br />

„Ethik und Politik als Spannungsverhältnis gesellschaftlicher Professionsethiken<br />

(am Beispiel der politischen Debatte um die Lebenswissenschaften)“<br />

13./15.3.2003 in Mainz<br />

Priv. Doz. Dr. A. Hirsch, Institut für Philosophie, Universität Hildesheim:<br />

„Die Forderung nach Gerechtigkeit. Emmanule Lévinas´ Philosophie<br />

des Politischen“<br />

11./13.4.2003 in Hildesheim<br />

Prof. G. Schönrich, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, TU Dresden:<br />

„Normativität und Faktizität“<br />

30.4./2.5.2003 in Dresden<br />

Prof. E. Martens, Institut für Didaktik der Sprachen / Didaktik der<br />

Philosophie, Universität Hamburg / Prof. J. Rohbeck, Institut für<br />

Philosophie, Philosophische Fakultät, TU Dresden:<br />

„Ethisch-philosophische Basiskompetenz“<br />

23./24.5.2003 in Hamburg<br />

Priv. Doz. Dr. C. Held, Philosophisches Seminar I, Universität Freiburg:<br />

„Mental models and the mind – An interdisciplinary perspective<br />

on three decades of research in cognitive science and philosophy of<br />

mind“<br />

26./28.6.2003 in Freiburg


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. M. Carrier, Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie,<br />

Universität Bielefeld:<br />

„Science and Values“<br />

9./12.7.2003 in Bielefeld<br />

Dr. S. Hartmann / Prof. L. Bovens, Fachbereich Philosophie, Universität<br />

Konstanz:<br />

Sommerschule „Philosophy, Probability and the Special Sciences“<br />

27.7./2.8.2003 in Konstanz<br />

Prof. G. Kruip, Forschungsinstitut für Philosophie, Hannover:<br />

„Geist – Leib Seele: Naturalismus und Menschenbild“<br />

6.9.2003 in Hannover<br />

Prof. M. Pauen, Institut für Philosophie, Universität Magdeburg:<br />

„Epiphenomenalism: dead end or way out?“<br />

21./22.9.2003 in Bielefeld<br />

Dr. R. A. H. King, Philosophie-Department, Universität München:<br />

„Common to soul and body“<br />

22./24.9.2003 in München<br />

Dr. M. Bordt S. J., Institut für Religionsphilosophie, Hochschule für<br />

Philosophie, München:<br />

„Aristoteles Physik Buch VIII Kapitel 4-6<br />

3./5.10.2003 in München<br />

Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />

„Ethics and priorities in health care. A European perspective”<br />

9./12.10.2003 in Tübingen<br />

Prof. T. Borsche, Institut für Philosophie, Universität Hildesheim:<br />

„Mensch-Sprache-Kultur. Herder im Spiegel der Zeiten und Nationen.<br />

Verwerfungen der Rezeptionsgeschichte“<br />

13./15.10.2003 in der Villa Vigoni<br />

Prof. G. Rechenauer / Priv. Doz. Dr. M. Janka, Institut für Klassische<br />

Philologie, Universität Regensburg / Prof. R. Schönberger, Institut<br />

für Philosophie, Universität Regensburg:<br />

„Frühgriechisches Denken“<br />

24./25.10.2003 in Regensburg<br />

Prof. I. Fehér, Universität Budapest:<br />

„Die europäische Universitätsidee und der Deutsche Idealismus.<br />

Entstehung, Gestalten, Perspektiven“<br />

6./9.11.2003 in Budapest<br />

Prof. K. Homann, Philosophie-Department, Universität München:<br />

„Wirtschaftsethik der Globalisierung“<br />

3./5.12.2003 in München<br />

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Seite 298<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. F. Pukelsheim, Institut für Mathematik, Universität Augsburg /<br />

Dr. H. Schwaetzer, Institut für Cusanus-Forschung, Theologische<br />

Fakultät, Universität Trier:<br />

„Das Mathematikverständnis des Nikolaus von Kues: mathematische,<br />

naturwissenschaftliche und philosophisch-theologische Dimensionen“<br />

8./10.12.2003 in Kloster Irsee<br />

Priv. Doz. Dr. R. Schumacher, Institut für Philosophie, Universität<br />

Berlin:<br />

„Philosophische Konzeptionen der Skepsis in der frühen Neuzeit“<br />

15./17.1.2004 in Heidelberg<br />

Prof. W. Hogrebe, Philosophisches Seminar A, Universität Bonn:<br />

„Mantik“<br />

5./6.2.2004 in Bonn<br />

Prof. A. Gethmann-Siefert, Institut für Philosophie, FernUniversität<br />

Hagen:<br />

„Die intellektuelle Situation im Bonn der späten 40er Jahre. Zu Umfeld<br />

und Wirkung der Philosophie Oskar Beckers“<br />

12./13.2.2004 in Hagen<br />

Prof. G. Schurz / M. Werning, Philosophisches Institut, Universität<br />

Düsseldorf:<br />

„Compositionality, concepts and cognition“<br />

26.2./1.3.2004 in Düsseldorf<br />

Dr. R. Charbonnier, Zentrum für Gesundheitsethik an der Evangelischen<br />

Akademie Loccum, Hannover:<br />

„Bilder des Menschlichen. Die Bedeutung von Wahrnehmung und<br />

Interpretation des Embryos für den Ethikdiskurs“<br />

17./19.3.2004 in Rehburg-Loccum<br />

Priv. Doz. Dr. U. J. Schneider, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel:<br />

„Hegel in Frankreich“<br />

29.4./1.5.2004 in Berlin<br />

Prof. W. G. Jacobs, Instytut Filozofii, Uniwersytet Wroclawski (Breslau):<br />

„Geschichte und Philosophie vor und nach Hegel“<br />

19./23.5.2004 in Wroclaw<br />

Prof. I. Schüssler, Section de philosophie, Universität Lausanne:<br />

„Das ,zweite Hauptwerk’ Martin Heideggers: Beiträge zur Philosophie<br />

(Vom Ereignis)“<br />

20./22.5.2004 in Lausanne


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. G. Wolters, Fachbereich Philosophie, Universität Konstanz:<br />

„Fifth international fellows conference for philosophy of science<br />

(Pittsburgh)”<br />

26./29.5.2004 in Ryto (Polen)<br />

Prof. H. F. Fulda / Dr. Ch. Krijnen, Philosophisches Seminar, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Systemphilosophie als Selbsterkenntnis? Hegel und der Neukantianismus“<br />

4./5.6.2004 in Heidelberg<br />

Prof. T. Metzinger, Philosophisches Seminar, Universität Mainz:<br />

„The philosophy and cognitive science of actions, intentions and the<br />

will“<br />

8./10.7.2004 in Mainz<br />

Dr. M. van Ackeren, Institut für Philosophie, Katholisch-Theologische<br />

Fakultät, Universität Bochum:<br />

„Weltanschauungen oder Vernunft? Die politische Identität des<br />

Westens im Spiegel des Platonismus“<br />

23./25.7.2004 in Hamburg<br />

Prof. J. Jantzen, Schelling-Kommission, Bayerische Akademie der<br />

Wissenschaften, München:<br />

„Was ist der Mensch? Philosophie – Wissenschaft – Anthropologie<br />

bei Kant und Schelling“<br />

8./11.9.2004 in Zürich<br />

Prof. H. Adler, Department of German, University of Wisconsin-<br />

Madison:<br />

„Prejudice and enlightenment”<br />

16./19.9.2004 in Madison<br />

Dr. J. Kunesˇ, Filozoficky´ ustav, Praha:<br />

„Hegels Einleitung in die Phänomenologie des Geistes“<br />

29.9./1.10.2004 in Prag<br />

Prof. M. Herberger, Institut für Rechtsinformatik, Universität Saarbrücken:<br />

„Recht und Frieden“<br />

1./2.10.2004 in Merzig<br />

Prof. J. M. Krois, Institut für Philosophie, HU Berlin:<br />

„Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg“<br />

1./2.10.2004 in Hamburg<br />

Prof. P. Valenza, Storico-Filosofiche e Pedagogiche, Dipartimento di<br />

Ricerche, Facoltá di Filosofia, Università di Roma:<br />

„III. Internationale Reinhold-Tagung”<br />

6./9.10.2004 in Rom<br />

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Seite 300<br />

Dr. M. Bordt, Institut für Religionsphilosophie, Hochschule für Philosophie,<br />

München:<br />

„Aristoteles´ Metaphysik H (Buch VIII)“<br />

14./17.10.2004 in München<br />

Priv. Doz. Dr. U. Reitemeyer, Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft,<br />

Universität Münster:<br />

„Pluralität und Identität in der globalen Gesellschaft. Ludwig Feuerbach<br />

zum 200. Geburtstag“<br />

22./23.10.2004 in Münster<br />

Dr. C. Nielsen / I. Chvatík, Centrum fenomenologicky´ch bádání, Prag:<br />

„Die Phänomenologie und das Leib-Seele-Problem“<br />

27./29.10.2004 in Prag<br />

Prof. K. Düsing / Prof. K. E. Kaehler / Priv. Doz. Dr. D. Lohmar, Husserl-Archiv,<br />

Universität Köln:<br />

„Interdisziplinäre Perspektive der Phänomenologie. Husserl Arbeitstage<br />

2004“<br />

5./6.11.2004 in Köln<br />

Prof. W. Vossenkuhl, Institut für Philosophie, Universität München:<br />

„Das verborgene Hauptwerk? Untersuchungen zum philosophischen<br />

Ort des ‚Big Typescript’ im Werk Ludwig Wittgensteins“<br />

29./30.11.2004 in München<br />

Prof. A. Kemmerling, Philosophisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Objekt und Objektivität“<br />

16./18.12.2004 in Heidelberg<br />

Stipendien:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. P. Blazˇek: „Der Kommentar des Bartholomäus von Brügge zur<br />

pseudoaristotelischen Schrift Yconomica“ (Jena)<br />

Dr. G. Fröhlich: „Form und Wert. Die Einheit ethischer Begründungen<br />

bei Immanuel Kant, Max Scheler und Edmund Husserl“ (Regensburg)<br />

F. Goppelsröder: „Wahrnehmung – Sprachspiel – Geste. Möglichkeiten<br />

der Kunstphilosophie nach Wittgenstein“ (Prof. Gebauer, Berlin)<br />

Dr. S. Heßbrüggen-Walter: „Normen des Denkens: Philosophie der<br />

Logik zwischen 1550 und 1800“ (Münster)<br />

Dr. A. Jori: „Zwischen Theologie und Kosmologie“ (Tübingen)<br />

Dr. D. Loewe: „Kosmopolitische Staatsbürgerschaft“ (Tübingen)<br />

Dr. A. Pinzani: „Staatsbürgerschaft und Demokratie im Zeitalter der<br />

Globalisierung“ (Tübingen)


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. N. Plotnikov: „Die Sprache der Philosophie im internationalen<br />

Vergleich. Das Beispiel des deutsch-russischen Wissens- und Kulturtransfers“<br />

(Bochum)<br />

Dr. R. Yousefi: „Das Islambild im christlichen Abendland“ (Trier)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Prof. G. W. Bertram: Forschungsaufenthalt in Pittsburgh, USA zum<br />

Thema „Die Bedeutung der Sprache für die Entwicklung einer zweiten<br />

Natur“<br />

Theologie und Religionswissenschaft<br />

Tagungen:<br />

Prof. T. Wobbe, Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Erfurt:<br />

„Religionssoziologie“<br />

18./19.3.2003 in Erfurt<br />

Prof. H. Deuser, Fachbereich Evangelische Theologie, Universität<br />

Frankfurt a. M.:<br />

„Religion in dialogue with social science”<br />

1./3.8.2003 in Schmitten<br />

Dr. B. Nitsche / Prof. K.-J. Kuschel, Institut für Ökumenische Forschung,<br />

Universität Tübingen:<br />

„Gottesdenken in interreligiöser Perspektive. Raimon Panikkars<br />

Trinitätstheologie im Dialog zwischen Buddhismus, Hinduismus und<br />

Christentum“<br />

3./4.9.2003 in Tübingen<br />

Prof. L. Hölscher, Lehrstuhl für Neuere Geschichte III, Universität<br />

Bochum:<br />

„Die Organisation der Religionen im neuzeitlichen Staat: Politischreligiöse<br />

Organisationsbegriffe im europäischen Vergleich“<br />

6./7.10.2003 in Florenz<br />

Dr. G. Thomas / Dr. A. Schüle, Wissenschaftlich-theologisches Seminar,<br />

Universität Heidelberg:<br />

„Perspektiven der theologischen Rezeption Niklas Luhmanns“<br />

24./26.10.2003 in Heidelberg<br />

Prof. A. Beutel, Seminar für Kirchengeschichte II, Universität Münster:<br />

„Kommunikationsmedien religiöser Aufklärung“<br />

14./16.11.2003 in Wittenberg<br />

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Seite 302<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. B. Kranemann, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, Universität<br />

Erfurt:<br />

„Gottesdienst in Zeitgenossenschaft. Relecture der Konzilskonstitution<br />

‚Sacrosanctum Concilium’ in postmoderner Gesellschaft“<br />

12./13.12.2003 in Erfurt<br />

Prof. R. Schröder, Lehrstuhl für Philosophie, Theologische Fakultät,<br />

Universität Berlin:<br />

„Sprachräume für Gott – Lebensräume für Menschen“<br />

21./22.2.2004 in Berlin<br />

Prof. R. Anselm, Lehrstuhl für Ethik, Theologische Fakultät, Universität<br />

Göttingen:<br />

„Identität und Konflikt“<br />

7./8.3.2004 in Tutzing<br />

Prof. W. Schluchter, Institut für Soziologie, Universität Heidelberg:<br />

„Die protestantische Ethik und der ‚Geist´ des Kapitalismus“<br />

25./27.3.2004 in Heidelberg<br />

Prof. R. Berndt, Hugo von Sankt Viktor-Institut, Philosophisch-Theologische<br />

Hochschule St. Georgen, Frankfurt a. M.:<br />

„Bibel und Exegese in Sankt-Viktor zu Paris. Form und Funktion<br />

eines Grundtextes im europäischen Rahmen“<br />

18./21.4.2004 in Mainz<br />

Priv. Doz. Dr. Ch. Soboth, Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung,<br />

Universität Halle-Wittenberg / Dr. W. Haefs, Interdisziplinäres<br />

Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung,<br />

Universität Halle-Wittenberg:<br />

„Literatur und Theologie im 18. Jahrhundert“<br />

3./6.6.2004 in Halle<br />

Prof. G. Wieland, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität<br />

Tübingen:<br />

„Von Anselm bis Abälard“<br />

28.6./2.7.2004 in Stuttgart<br />

Dr. K.-J. Hummel, Kommission für Zeitgeschichte, Forschungsstelle<br />

Bonn:<br />

„Kirchen im Krieg 1939-1945“<br />

6./7.10.2004 in München<br />

Dr. E.-M. Becker, Institut für Neues Testament II, Theologische<br />

Fakultät, Universität Erlangen-Nürnberg / Prof. P. Pilhofer, Institut<br />

für Neues Testament I, Theologische Fakultät, Universität Erlangen-<br />

Nürnberg:<br />

„Biographie und Persönlichkeit des Paulus“<br />

21./22.10.2004 in Erlangen


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. K. Kremer, Institut für Cusanusforschung, Theologische Fakultät,<br />

Universität Trier:<br />

„Die Sermones des Nikolaus von Kues“<br />

21./23.10.2004 in Trier<br />

Prof. J.-Ch. Hummel, Fachbereich Evangelische Theologie, Universität<br />

Marburg:<br />

„Vom Ertrag der neueren Kirchengeschichte für Kirche und Gesellschaft“<br />

29./31.10.2004 in Münster<br />

Prof. A. Beutel, Seminar für Kirchengeschichte II, Evangelisch-Theologische<br />

Fakultät, Universität Münster:<br />

„Kirchenverständnis in der Aufklärungszeit“<br />

19./21.11.2004 in Wittenberg<br />

Prof. C. Mayer, Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse, Akademie<br />

der Wissenschaften und der Literatur, Mainz:<br />

„Gnade – Freiheit – Rechtfertigung: Augustinische Topoi und ihre<br />

Wirkungsgeschichte“<br />

25./27.11.2004 in Mainz<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. N. Brosova: Forschungsaufenthalt in Freiburg zum Thema„Phänomenologie<br />

der Religionen“<br />

Dr. I. Keul: Forschungsaufenthalt in Indien zum Thema „Soziale und<br />

rituelle Aspekte gegenwärtiger Yogini-Verehrung in Indien“<br />

Prof. H. Wolf: Forschungsaufenthalte in Rom zum Projekt „Pius XI“<br />

Geschichtswissenschaften<br />

Tagungen:<br />

Prof. L. Raphael, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Trier:<br />

„Übergangsgesellschaften? Europa 1750-1850“<br />

10./11.1.2003 in Trier<br />

Prof. H. Sundhaussen, Osteuropa Institut, FU Berlin / Dr. S. Trubeta<br />

/ Dr. Chr. Voss, Historisches Seminar, Universität Freiburg:<br />

„Minorities in Greece – historical issues and new perspectives“<br />

30.1/1.2.2003 in Berlin<br />

Dr. P. Monnet, Mission Historique Française en Allemagne, Max-<br />

Planck-Institut für Geschichte, Göttingen:<br />

„Die ,neuen Leibeigenschaften’ in Mittel- und Nordeuropa<br />

(13.-16. Jahrhundert)“<br />

6./8.2.2003 in Göttingen<br />

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Seite 304<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. G. Wartenberg, Institut für Kirchengeschichte, Universität Leipzig:<br />

„Historiographie und Theologie“<br />

14./16.2.2003 in Meißen<br />

Prof. H. Berghoff, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität<br />

Göttingen:<br />

„Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte“<br />

24./26.2.2003 in Göttingen<br />

Dr. H. E. Bödeker, Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen:<br />

„Bibliothek als Archiv. Bibliotheken, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte“<br />

20./23.3.2003 in Göttingen<br />

Prof. M. Häberlein, Historisches Seminar, Universität Freiburg:<br />

„Geld, Kredit und Markt in vorindustriellen Gesellschaften – III. Irseer<br />

Arbeitskreis für vorindustrielle Wirtschafts- und Sozialgeschichte“<br />

21./23.3.2003 in Irsee<br />

Prof. M. Simon, Abteilung Kulturanthropologie / Volkskunde, Deutsches<br />

Institut, Universität Mainz:<br />

„‚Körperbilder´. Zur kulturellen Konstruktion von Normalität und<br />

Krankheit seit der Aufklärung“<br />

26./28.3.2003 in Würzburg<br />

Dr. H. Ottomeyer, Deutsches Historisches Museum, Berlin:<br />

„Zeichen, Raum und höfisches Zeremoniell an den deutschen Höfen<br />

der frühen Neuzeit“<br />

28./30.3.2003 in Berlin<br />

Prof. G. Wartenberg / Dr. J. Flöter, Institut für Sächsische Geschichte<br />

und Volkskunde e.V., Dresden:<br />

„Die sächsischen Fürsten- und Landesschulen“<br />

1./3.4.2003 in Meißen<br />

Prof. Ch. Kleßmann, Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V.,<br />

Potsdam:<br />

„Der 17. Juni 1953 und die Krisengeschichte des sozialistischen<br />

Systems“<br />

3./4.4.2003 in Berlin<br />

Prof. H.-J. König, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät, Katholische Universität Eichstätt:<br />

„Erinnern und Vergessen im kollektiven Gedächtnis lateinamerikanischer<br />

Gesellschaften im Spannungsfeld von Diktatur, Re-Demokratisierung<br />

und Globalisierung“<br />

3./5.4.2003 in Eichstätt


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. K. Brüggemann, Universität Tartu, Estland:<br />

„Narva, Russia and the Baltic Sea Region: Borders, contacts and<br />

identities in peace and war. II. international conference on political<br />

and cultural relations between Russia and the Baltic Region States”<br />

1./3.5.2003 in Narva<br />

Prof. M. North, Historisches Institut, Universität Greifswald:<br />

„Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal im Spannungsfeld<br />

zwischen Schweden und dem Alten Reich“<br />

17.5.2003 in Wismar<br />

Prof. M. Borgolte, Institut für vergleichende Geschichte Europas im<br />

Mittelalter, Philosophische Fakultät, HU Berlin:<br />

„<strong>Stiftung</strong>en in den großen Kulturen des alten Europa“<br />

13./14.6.2003 in Berlin<br />

Prof. A. Kappeler, Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />

Wien:<br />

„Die Geschichte des Moskauer Russland aus der Perspektive seiner<br />

Regionen“<br />

19./21.6.2003 in Wien<br />

Prof. L. Kuchenbuch, Geschichte und Gegenwart Alteuropas, Historisches<br />

Institut, FernUniversität Hagen:<br />

„Die Ausbildung von Gemeinden im Mittelalter. Historische Perspektiven“<br />

19./22.6.2003 in Xanten<br />

Dr. S. Wefers, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Universität<br />

Jena.<br />

„Johann Friedrich I. – der lutherische Kurfürst – Anlässlich seines<br />

500. Geburtstages“<br />

30.6./2.7.2003 in Jena<br />

Prof. R. vom Bruch, Institut für Geschichtswissenschaft, Philosophische<br />

Fakultät I, Humboldt-Universität Berlin:<br />

„Die Universität Berlin als Forschungsuniversität 1820-1860“<br />

3./5.7.2003 in Berlin<br />

Dr. R. Sartorti, Osteuropa-Institut, FU Berlin / Prof. G. Witte, Institut<br />

für Slawistik, HU Berlin:<br />

„Wasser – Stadt. 300 Jahre St. Petersburg“<br />

10./14.7.2003 in Berlin<br />

Prof. S. Uhlig / A. Martinez Alòs-Moner, Asien-Afrika Institut, Universität<br />

Hamburg:<br />

„Historische und anthropologische Einblicke in die Missionsaktivitäten<br />

in Äthiopien“<br />

25./26.7.2003 in Hamburg<br />

Seite 305


Seite 306<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. B. Bonwetsch, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität<br />

Bochum:<br />

„Alltags- und Kulturgeschichte Deutschlands und der Sowjetunion,<br />

1920er bis 1950er Jahre“<br />

5./9.9.2003 in Charkow / Ukraine<br />

Dr. M. Rogg, Abteilung Forschung, Militärgeschichtliches Forschungsamt,<br />

Potsdam:<br />

„Mars und die Musen – Das Wechselspiel von Militär, Krieg und<br />

Kunst in der Frühen Neuzeit“<br />

22./24.9.2003 in Potsdam<br />

Prof. M. A. Meyer / J. Schulz-Hardt, Leo Baeck Institut, Jüdisches<br />

Museum Frankfurt:<br />

„Deutsch-jüdische Geschichtswissenschaft und schulischer Kanon“<br />

24./26.9.2003 in Berlin<br />

Prof. R. Ch. Schwinges, Historisches Institut, Universität Bern:<br />

„Examen, Titel, Promotionen: Akademisches und staatliches Qualifikationswesen<br />

vom 13. bis zum 21. Jahrhundert“<br />

24./28.9.2003 in Ottobeuren<br />

Dr. M. Kaiser, Philosophikum, Historisches Seminar, Universität Köln:<br />

„Membra unius capitis: Neue Studien zu Herrschaftsauffassungen<br />

und -praxis in Kurbrandenburg (1640-1688)“<br />

29.9./1.10.2003 im Schloss Oranienburg<br />

Prof. Ch. Kleßmann, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam:<br />

„Sozialismus im Alltag: Diktatur und Gesellschaft in der DDR und in<br />

der Volksrepublik Polen“<br />

23./25.10.2003 in Potsdam<br />

Prof. B. Seidensticker, Institut für Griechische und Lateinische Philologie,<br />

FU Berlin:<br />

„Symposion zum 100jährigen Todestag von Theodor Mommsen“<br />

6./8.11.2003 in Berlin<br />

Dr. U. von Petz, Institut für Raumplanung, Universität Dortmund:<br />

„Geschichte des Öffentlichen Raums“<br />

14./15.11.2003 in Dortmund<br />

Prof. J. Halfmann / Prof. M. Schulte, Zentrum für Interdisziplinäre<br />

Technikforschung, TU Dresden:<br />

„Zwei Kulturen – revisited“<br />

4./5.12.2003 in Dresden<br />

Priv. Doz. Dr. A. Bauerkämper / Priv. Doz. Dr. M. Schulze Wessel /<br />

Dr. D. Schönpflug, Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas,<br />

Berlin:<br />

„Religion und Revolution – ein europäischer Vergleich“<br />

4./6.12.2003 in Berlin


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. J. Baberowski, Institut für Geschichtswissenschaften, Geschichte<br />

Osteuropas, Philosophische Fakultät I, HU Berlin:<br />

„Emotional codes and affective expressiveness in modern dictatorships<br />

– Rausch und Diktatur II“<br />

11./13.12.2003 in Berlin<br />

Priv. Doz. Dr. A. Bauerkämper, Zentrum für Vergleichende Geschichte<br />

Europas, Berlin / Prof. K. Jarausch, Zentrum für Zeithistorische<br />

Forschung, Potsdam:<br />

„Demokratiewunder? Die Vereinigten Staaten von Amerika und die<br />

Demokratisierung Westdeutschlands von 1945 bis zur Mitte der<br />

sechziger Jahre“<br />

12./13.12.2003 in Berlin<br />

Dr. B. Schalhorn, Ost-Akademie, Institut für Ost-West-Fragen, Universität<br />

Lüneburg:<br />

„70 Jahre danach: Die Hungersnot in der Ukraine und in anderen<br />

Regionen der Sowjetunion 1932-1933“<br />

19./20.12.2003 in Lüneburg<br />

Prof. K.-H. Spieß, Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters<br />

und Historische Hilfswissenschaften, Universität Greifswald:<br />

„Das Papsttum im Mittelalter“<br />

Vortragsreihe im Wintersemester 2002/2003<br />

Prof. D. Grimm, Wissenschaftskolleg zu Berlin:<br />

„Historische Sondierungen und methodische Reflektionen zur<br />

Korangenese. Wege zur Rekonstruktion des vorkanonischen Koran“<br />

21./25.1.2004 in Berlin<br />

Prof. A. Schaser / Dr. A. Epple, Historisches Seminar, Universität<br />

Hamburg:<br />

„Im Netz des Positivismus? Vom Nutzen und Nachteil des Internets<br />

für die historische Erkenntnis“<br />

12./14.2.2004 in Hamburg<br />

Prof. B. Kasten, Historisches Institut, Universität des Saarlandes,<br />

Saarbrücken:<br />

„Tätigkeitsfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen<br />

(in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft) von ca. 500 –<br />

ca. 1000“<br />

12./15.2.2004 in Bremen<br />

Prof. Fr. Lenger, Historisches Institut, Universität Gießen:<br />

„Die räumliche Dimension sozialer Ungleichheit seit 1945: innereuropäische<br />

Vergleiche“<br />

26./27.2.2004 in Berlin<br />

Priv. Doz. Dr. S. Schmitt, Historisches Seminar III, Universität Mainz:<br />

„Städtische Gesellschaft und Kirche im Spätmittelalter“<br />

26./28.2.2004 in Hochstetten-Dhaun<br />

Seite 307


Seite 308<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. A. Nützenadel, Historisches Seminar, Universität Köln:<br />

„Taxation, state and civil society in Germany and the United States,<br />

18th - 20th centuries”<br />

18./20.3.2004 in Washington D.C.<br />

Priv. Doz. Dr. S. Lässig, Deutsches Historisches Institut, Washington<br />

D.C.:<br />

„Toward a biographical turn? – Die Biographie in der modernen<br />

Geschichtswissenschaft – Die moderne Geschichtswissenschaft in<br />

der Biographie“<br />

25./27.3.2004 in Washington<br />

Dr. H. Stadtland, Institut für soziale Bewegungen, Universität Bochum:<br />

„Sozialgeschichte der modernen Arbeitsgesellschaft. Konzeptionelle<br />

Perspektiven am Beginn des 21. Jahrhunderts“<br />

2./3.4.2004 in Bochum<br />

Dr. A. Owzar, Historisches Seminar, Universität Münster:<br />

„Das Königreich Westphalen und das Großherzogtum Berg. Quellen,<br />

Forschungen und Deutungen“<br />

15./16.4.2004 in Münster<br />

Priv. Doz. Dr. M. Gierl, Forschungszentrum Europäische Aufklärung,<br />

Potsdam:<br />

„Das Haus Salomon und seine Nachbarn. Institution und Wahrnehmung<br />

in der Frühen Neuzeit“<br />

13./15.5.2004 in Potsdam<br />

Prof. Ch. Reinle, Historisches Seminar, Universität Bochum:<br />

„Rechtsverständnis und Handlungsstrategien im mittelalterlichen<br />

Konfliktaustrag“<br />

2./5.6.2004 in Bochum<br />

Dr. M. Frey, Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities<br />

and Social Sciences, Royal Netherlands Academy of Arts and<br />

Sciences, Wassenaar, Niederlande:<br />

„The development of development policies: Theories, actors and<br />

structures, 1945-1970”<br />

7./8.6.2004 in Amsterdam<br />

HD Dr. G. Ch. Berger Waldenegg / HD Dr. F. Loetz, Historisches<br />

Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Große Männer der extremen Rechten. Probleme historischer Biographik<br />

des 20. Jahrhunderts“<br />

23./24.6.2004 in Heidelberg<br />

Priv. Doz. Dr. M. Krieger, Historisches Institut, Universität Greifswald:<br />

„Water and state in Europe and Asia“<br />

24./27.6.2004 in Greifswald


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. H. Schulze, German Historical Institute, London:<br />

„Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas”<br />

1./4.7.2004 in Cumberland Lodge, Windsor<br />

HD Dr. H.-U. Wiemer, Seminar für Alte Geschichte, Universität Marburg:<br />

„Staatlichkeit und politisches Handeln im römischen Reich“<br />

9./11.7.2004 in Marburg<br />

Dr. S. Rau, Sonderforschungsbereich Institutionalität und Geschichtlichkeit,<br />

TU Dresden:<br />

„Probleme, Methoden und Perspektiven der Historiographiegeschichte<br />

der Frühen Neuzeit jenseits der Modernisierungstheorie“<br />

16./17.7.2004 in Potsdam<br />

Prof. T. Pierenkemper, Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte,<br />

Universität Köln:<br />

„Adel als Unternehmer im bürgerlichen Zeitalter“<br />

28./30.7.2004 in Bad Driburg<br />

Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit, Universität Tübingen / Prof. A. Schindling,<br />

Historisches Seminar, Universität Tübingen:<br />

„Die Reiche Mittel- und Osteuropas: Mechanismen der Integration<br />

und Unterwerfung (16.-20. Jahrhundert)“<br />

5./12.9.2004 in Krakau<br />

Prof. H. Dippel, Fachgruppe Geschichte, Universität Kassel:<br />

„Georg Forster (1754-1794): Ein Aufbruch in neue Welten“<br />

8./11.9.2004 in Kassel und München<br />

Dr. H. Fangerau, Institut für Geschichte, Universität Düsseldorf /<br />

Dr. K. Nolte, Abteilung für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität<br />

Göttingen:<br />

„‚Moderne’ Anstaltspsychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert – Legitimation<br />

und Kritik“<br />

9./11.9.2004 in Göttingen<br />

Prof. N. A. Rupke, Institut für Wissenschaftsgeschichte, Universität<br />

Göttingen:<br />

„Doomsday science – then and now. Naturwissenschaft und Weltuntergang-Szenarien<br />

in historischer Perspektive“<br />

7./9.10.2004 in Göttingen<br />

Prof. R. Johler / Prof. U. Jeggle, Ludwig-Uhland-Institut für Empirische<br />

Kulturwissenschaft, Universität Tübingen:<br />

„Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und<br />

Shoah“<br />

10./11.10.2004 in Tübingen<br />

Seite 309


Seite 310<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Priv. Doz. Dr. M. Sabrow, Zentrum für Zeithistorische Forschung,<br />

Potsdam:<br />

„Geschichtsbilder und Erinnerungsgenerationen. Neuere Forschungen<br />

zum Umgang mit der nationalsozialistischen Diktatur und<br />

dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Europa nach 1945“<br />

14./15.10.2004 in Potsdam<br />

Prof. D. Beyrau, Institut für osteuropäische Geschichte und Landeskunde,<br />

Geschichtswissenschaftliche Fakultät, Universität Tübingen:<br />

„Geschichte der Osteuropäischen Geschichte: Paradigmenwechsel<br />

in einer historischen Disziplin“<br />

14./16.10.2004 in Tübingen<br />

Prof. K. Herbers / Dr. N. Jaspert, Institut für Geschichte, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg:<br />

„Grenzen und Grenzüberschreitung in Südwest- und Mittelosteuropa.<br />

Mittelalterliche Peripherien im Vergleich“<br />

14./16.10.2004 in Erlangen/Nürnberg<br />

Prof. M. Jehne / Dr. des. R. Pfeilschifter, Institut für Geschichte, TU<br />

Dresden:<br />

„Herrschaft ohne Integration? Rom und Italien in republikanischer Zeit“<br />

28./30.10.2004 in Dresden<br />

Prof. M. Borgolte, Institut für vergleichende Geschichte Europas im<br />

Mittelalter, Philosophische Fakultät I, HU Berlin:<br />

„<strong>Stiftung</strong>skonjunkturen im interkulturellen Vergleich“<br />

29./30.10.2004 in Berlin<br />

Prof. H. Schramm / Dr. L. Schwarte, Institut für Theaterwissenschaft,<br />

FU Berlin:<br />

„Spektakuläre Experimente – Praktiken der Evidenzproduktion im<br />

17. Jahrhundert“<br />

4./6.11.2004 in Berlin<br />

Priv. Doz. Dr. H.-U. Musolff, Fakultät für Pädagogik, Universität Bielefeld:<br />

„Elementarbildung und Berufs(aus)bildung in und außerhalb der<br />

Schule 1450 – 1750“<br />

10./11.11.2004 in Bielefeld<br />

Dr. M. Dabag, Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Universität<br />

Bochum:<br />

„Wissenschaft im Einsatz“<br />

18./19.11.2004 im Museum Bochum<br />

Prof. W. Hardtwig, Institut für Geschichtswissenschaften, Philosophische<br />

Fakultät I, HU Berlin:<br />

„Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands<br />

1900-1933“<br />

18./20.11.2004 in Berlin


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. K. H. Pohl, Abteilung Geschichte und ihre Didaktik II, Historisches<br />

Seminar, Universität Kiel:<br />

„Museum und Geschichtskultur“<br />

25./27.11.2004 in Kiel und Schleswig<br />

Prof. M. Schulze Wessel, Historisches Seminar, Universität München:<br />

„Zwangsmigration und neue Gesellschaft in Ostmitteleuropa nach<br />

1945“<br />

2./3.12.2004 in München<br />

Dr. U. Lotz-Heumann, Institut für Geschichtswissenschaften, Geschichte<br />

der Frühen Neuzeit, Philosophische Fakultät I, HU Berlin:<br />

„Konversion und Konfession in der Frühen Neuzeit“<br />

9./11.12.2004 in Berlin<br />

Stipendien:<br />

Dr. L. Berezhnaya: „Topographie der Heilsgeschichte. Das ‚Neue<br />

Jerusalem’ in der ruthenischen Kultur des 17. Jahrhunderts“ (Budapest)<br />

Dr. T. Boghardt: „The Zimmermann telegram. Germany, Britain and<br />

the American entry into World War I“ (Washington)<br />

Dr. A. Brendecke: „Herrschaft, Verwaltung und Information. Spanische<br />

Datenerhebungen durch Fragebögen zur Erfassung und Beherrschung<br />

Neuspaniens (1524-1598)“ (München)<br />

Dr. P. O. Cohrs: „Der ungefestigte Friede – Anglo-amerikanische<br />

Strategien des friedlichen Wandels und die internationale Stabilisierung<br />

Europas 1926-1932“<br />

Dr. J. Hellbeck: „Werkstätten des sowjetischen Selbst: Tagebücher<br />

aus dem Stalinismus“ (Gießen)<br />

Dr. St. Wendehorst: „Die Wissenschaftsgemeinschaft zwischen Nation<br />

und Weltbürgertum. Karrieren, Strukturen und Selbstverständnis<br />

am Beispiel des Wissenschaftsstandorts Leipzig (ca. 1750 bis 1900)“<br />

(Prof. Diner, Leipzig)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Prof. T. Adam: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema<br />

„Philantrophy und Bürgertum in deutschen, kanadischen und amerikanischen<br />

Städten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“<br />

Priv. Doz. Dr. M. Brechtken: Forschungsaufenthalt in Großbritannien<br />

und Deutschland zum Thema „Politische Memoiren“<br />

T. Endalew: Forschungsaufenthalt in Durham, England zum Thema<br />

„Geschichte Äthiopiens“<br />

Seite 311


Seite 312<br />

Prof. T. Etzemüller: Forschungsaufenthalt in Schweden zum Thema<br />

„Alva und Gunnar Myrdal als Prototypen des schwedischen Sozialingenieurs<br />

und der Aufbau des schwedischen folkhem („Volksheim“)“<br />

Dr. M. Gräser: Forschungsaufenthalt in Chicago zum Thema „Wohlfahrtsgesellschaft<br />

und Wohlfahrtsstaat. Bürgerliche Sozialreform<br />

und welfare state building in den USA und in Deutschland 1880-<br />

1940“<br />

Prof. D. Krause-Vilmar: Forschungsaufenthalt in Deutschland und<br />

Polen zum Thema „Die Ermordung der europäischen Juden im<br />

Spiegel der Zeugnisse von Häftlingen des Konzentrationslagers<br />

Auschwitz“<br />

Dr. J. Plamper: Forschungsaufenthalt in Cambridge, England zum<br />

Thema „The Stalin cult: Practices of symbolic power“<br />

Dr. C.-C. W. Szejnmann: Forschungsaufenthalt in Schleswig zum<br />

Thema „Vergleichende Regionalgeschichte des Nationalsozialismus“<br />

Altertumswissenschaft; Archäologie<br />

Tagungen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. S. Weninger, Institut für Orientalistik und Sprachwissenschaft,<br />

Universität Marburg:<br />

„Epigraphik und Archäologie des antiken Südarabien“<br />

26./27.9.2003 in Marburg<br />

Prof. W. Hoepfner, Institut für Klassische Archäologie, FU Berlin:<br />

„Die griechische Agora“<br />

14./15.3.2004 in Berlin<br />

Priv. Doz. Dr. R. Struwe, Institut für Geschichtswissenschaften, HU<br />

Berlin:<br />

„Von der Geburt bis zum Tode. Individuelle und gesellschaftliche<br />

Dimensionen von Alter und Geschlecht in der Urgeschichte“<br />

26./28.3.2004 in Berlin<br />

Prof. C. Jäggi, Christliche Archäologie und Kunstgeschichte, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg:<br />

„Archäologie der Reformation“<br />

15./17.4.2004 in Erlangen<br />

Dr. S. Heilen, Institut für Altertumskunde, Universität Münster:<br />

„Die Entwicklung der Astrologie im Altertum und Mittelalter“<br />

23.7.2004 in Münster


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. F. Lüth, Archäologisches Landesmuseum, Lübstorf / T. Damgård-Sørensen,<br />

Viking Ship Museum, Roskilde, Dänemark:<br />

„Wulfstans voyage. New lights on viking age seafaring on the ethnic<br />

geography of Mare Balticum”<br />

24./25.9.2004 in Wismar<br />

Dr. B. Schweizer / Priv. Doz. Dr. U. Veit, Institut für Ur- und Frühgeschichte,<br />

Universität Tübingen:<br />

„Körperinszenierung – Objektsammlung – Monumentalisierung:<br />

Totenritual und Grabkult in frühen Gesellschaften. Archäologische<br />

Quellen in kulturwissenschaftlicher Perspektive“<br />

14./16.10.2004 in Tübingen<br />

Priv. Doz. Dr. R. von den Hoff, Archäologisches Institut, Universität<br />

München:<br />

„Structure, Image, Ornament: Architectural Sculpture in the Greek<br />

World”<br />

27./28.11.2004 in Athen<br />

Stipendien:<br />

Dr. H. Gzella: „Tempus, Aspekt und Modalität im Reichsaramäischen<br />

in synchroner und diachroner Perspektive“ (Heidelberg)<br />

Dr. P. Henrich: „Die römischen Grabdenkmäler von Duppach. Typologische<br />

und chronologische Analyse, Rekonstruktion und Interpretation“<br />

(Köln)<br />

Dr. M. Langanke: „Wissenschaftstheoretische Untersuchungen zur<br />

Leistungsfähigkeit relativer und absoluter Datierungsverfahren in<br />

der Ur- und Frühgeschichte“ (Erlangen)<br />

Dr. M. Sommer: „Das römische Vorderasien (69-305 n. Chr.): Akkulturation<br />

und Identitätsbildung an der imperialen Peripherie“ (Freiburg)<br />

Dr. H. Schulze: „Die Bilderwelt der protoattischen Keramik und die<br />

früharchaische Adelsgesellschaft“ (Frankfurt a. M.)<br />

Kunstwissenschaften<br />

Tagungen:<br />

Prof. R. Reschke, Seminar für Ästhetik, Institut für Kultur und Kulturwissenschaften,<br />

HU Berlin:<br />

„Ästhetik – Aufgabe(n) einer Wissenschaftsdisziplin?“<br />

27.2./1.3.2003 in Berlin<br />

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Seite 314<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. E. Spickernagel, Institut für Kunstpädagogik, Universität<br />

Gießen / S. Roggendorf, Anglistisches Seminar, Universität Heidelberg<br />

/ Dr. S. Ruby, Kunstgeschichte, Universität Gießen:<br />

„Kunstdiskurs und weibliche Portraitkultur“<br />

7./8.3.2003 in Schloss Rauischholzhausen<br />

Prof. W. Plumpe, Historisches Seminar, Universität Frankfurt:<br />

„August <strong>Thyssen</strong> und Schloss Landsberg. Ein Unternehmer und sein<br />

Haus“. Interdisziplinärer Workshop: „Bürgertum und Bürgerlichkeit<br />

zwischen 1870 und 1930. Kontinuität und Wandel“<br />

26./28.3.2003 im Schloss Landsberg<br />

Prof. L. Lütteken, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Zürich:<br />

„Autorität und Autoritäten in musikalischer Theorie, Komposition<br />

und Aufführung der Renaissance“<br />

25.4.2003 in Trossingen<br />

Prof. S. von Falkenhausen, Kunstgeschichtliches Seminar, Philosophische<br />

Fakultät III, Humboldt-Universität Berlin:<br />

„Die Bildmedien der Kunstgeschichte“<br />

20./21.6.2003 in Berlin<br />

Dr. des. A. Karentzos / Dr. B. Schmitz, Nationalgalerie im Hamburger<br />

Bahnhof, Berlin:<br />

„Der Orient, die Fremde. Positionen zeitgenössischer Kunst“<br />

20./21.6.2003 in Berlin<br />

Prof. L. Welker, Department Kunstwissenschaften, Institut für Musikwissenschaften,<br />

Universität München:<br />

„Der Mensuralcodex St. Emmeram (Clm 14274): Entstehung, Bestand,<br />

Kontext“<br />

20./21.6.2003 in München<br />

Prof. M. Zenck, Historische Musikwissenschaft, Universität Bamberg:<br />

„Die Darstellung und Darstellbarkeit von Gewalt, Schrecken und<br />

Tod in den Künsten, Medien und Ethnien“<br />

3./6.7.2003 in Bamberg<br />

Prof. L. Lütteken, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Zürich:<br />

„Vom Umgang mit Quellen“<br />

26.9.2003 in Lübeck<br />

Prof. F. W. Riedel, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Mainz:<br />

„Kirchenmusik zwischen Säkularisation und Restauration“<br />

1./5.10.2003 in der Abtei Ottobeuren<br />

Prof. M. Nastasi, Staatliche Hochschule für Musik, Freiburg:<br />

„Kritik – Phänomenalität – Kunst – Freiburger Symposion zum 100.<br />

Geburtstag Theodor W. Adornos“<br />

2./5.10.2003 in Freiburg


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. U. Pfisterer / Dr. A. Zimmermann, Kunstgeschichtliches Seminar,<br />

Universität Hamburg:<br />

„Transgressionen /Animationen: Das Kunstwerk als Lebewesen“<br />

17./19.10.2003 in Hamburg<br />

Prof. G. Satzinger, Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn:<br />

„Die Renaissance-Medaille in Italien und Deutschland“<br />

24./25.10.2003 in Bonn<br />

Prof. H. Bredekamp, Kunstgeschichtliches Seminar, Humboldt-Universität<br />

Berlin:<br />

„Dissimulazione onesta oder Die ehrenwerte Verstellung. Von der<br />

Weisheit der versteckten Beunruhigung in Wort, Bild und Tat“<br />

21./22.11.2003 in Berlin<br />

Prof. H. Karge, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft, Universität<br />

Dresden:<br />

„Gottfried Semper – Dresden und Europa. Die moderne Renaissance<br />

der Künste“<br />

27./29.11.2003 in Dresden<br />

Prof. S. Majetschak, Kunsthochschule Kassel, Universität Kassel:<br />

„Bildwissenschaft. Probleme und Perspektiven eines Forschungsprogramms“<br />

11./13.2.2004 in Kassel<br />

Prof. F. Zöllner, Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig:<br />

„Exotisch, weisheitlich und uralt. Europäische Konstruktionen Altägyptens“<br />

14./15.2.2004 in Leipzig<br />

Dr. S. Wegmann, Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig:<br />

„Kunst und Kultur der Reformationszeit“<br />

19./22.2.2004 in Leipzig<br />

Dr. Ch. Brüstle / Dr. G. Heldt / Dr. E. Weber, Musikwissenschaftliches<br />

Seminar, FU Berlin:<br />

„‚...Von Grenzen und Ländern, Zentren und Rändern…’. Der Erste<br />

Weltkrieg und die Verschiebungen in der musikalischen Geographie<br />

Europas“<br />

26./29.2.2004 in Berlin<br />

Prof. G. Schweppenhäuser, Fachbereich Gestaltung, Fachhochschule<br />

Würzburg-Schweinfurt:<br />

„Zeit der Bilder – Bilder der Zeit“<br />

15./16.4.2004 in Würzburg<br />

Prof. K. E. Grözinger, Kollegium Jüdische Studien, Universität Potsdam:<br />

„Die Neue Jüdische Schule: Forschungsschwerpunkte“<br />

10./11.5.2004 in Potsdam<br />

Seite 315


Seite 316<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. M. V. Schwarz, Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien:<br />

„Was aus dem Bild fällt. Figuren des Details in der Kunstgeschichte“<br />

11./12.6.2004 in Wien<br />

Dr. C. Bork, Musikwissenschaftliches Seminar, HU Berlin:<br />

„Musikalische Analyse und kulturgeschichtliche Kontextualisierung“<br />

24./25.6.2004 in Berlin<br />

Prof. H.-R. Meier, Denkmalkunde und angewandte Bauforschung,<br />

TU Dresden:<br />

„Denkmale in der Stadt – die Stadt als Denkmal“<br />

25./26.6.2004 in Dresden<br />

Prof. K. Mehner, Institut für Musikwissenschaft, Universität Leipzig:<br />

„Musik zwischen ästhetischer Interpretation und soziologischem<br />

Verständnis“<br />

28./30.6.2004 in Leipzig<br />

Dr. L. Blunck, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte, TU Berlin:<br />

„Werke im Wandel? Dialoge mit der Gegenwartskunst“<br />

2.7.2004 in Berlin<br />

Prof. B. R. Appel / Dr. M. Wendt, Robert-Schumann-Forschungsstelle,<br />

Düsseldorf:<br />

„Robert Schumann, das Violoncello und die Cellisten seiner Zeit“<br />

15./16.7.2004 in Düsseldorf<br />

Dr. J. Veit, Musikwissenschaftliches Seminar, Detmold:<br />

„Musikalisches Erbe im digitalen Zeitalter – Chancen und Probleme<br />

neuer Techniken“<br />

20.9.2004 in Weimar<br />

Dr. T. Müller-Bahlke, Frankesche <strong>Stiftung</strong>en, Halle:<br />

„,Singt dem Herrn nah und fern’. Das Freylinghausensche Gesangbuch<br />

im Spiegel seiner 300jährigen Wirkungsgeschichte“<br />

29.9./2.10.2004 in Halle<br />

Prof. T. Leinkauf, Philosophisches Seminar, Universität Münster:<br />

„Rembrandt und Vermeer – Lichtgefüge des 17. Jahrhunderts“<br />

6./7.10.2004 in Wolfenbüttel<br />

Dr. O. Peters / Priv. Doz. Dr. U. Rehm, Kunsthistorisches Institut, Universität<br />

Bonn:<br />

„Kontinuität und Neubeginn. Kunstgeschichte im westlichen Nachkriegsdeutschland“<br />

7./9.10.2004 in Bonn<br />

Prof. K. H. Kiefer, Institut für Deutsche Philologie, Universität München:<br />

„Carl Einstein im Exil – Kunst und Politik in den 30er Jahren“<br />

8./10.10.2004 in Köln


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. B. Nicolai, Fachbereich Kunstgeschichte, Universität Trier:<br />

„Modernity and early cultures“<br />

15./17.10.2004<br />

Prof. K. Sykora, Institut für Kunstwissenschaft, Hochschule für Bildende<br />

Künste, Braunschweig / Dr. L. Derenthal, Deutsches Centrum<br />

für Photographie an der Nationalbibliothek und der Kunstbibliothek,<br />

Berlin:<br />

„Fotografische Leidenschaften“<br />

29./31.10.2004 in Braunschweig<br />

Priv. Doz. Dr. M. Diers, Kunstgeschichtliches Seminar, HU Berlin:<br />

„Topos Raum – Zur Aktualität des Raumes in den Künsten der Gegenwart“<br />

17./20.11.2004 in Berlin<br />

Stipendien:<br />

Dr. F. Fehrenbach: „‚Lebendigkeit’ als ästhetische Kategorie in der<br />

Bildenden Kunst des 13.-18. Jahrhunderts“ (Berlin)<br />

Dr. A. Fröhlich: „Monographie mit Werkverzeichnis der Gemälde,<br />

Handzeichnungen und Druckgraphik des Dresdner Landschaftsmalers<br />

Johann Christian Klengel (1751-1824)“ (Prof. Paul, Dresden)<br />

Dr. B. Haas: „Historische Farbenlehre. Ein Beitrag zur Geschichte<br />

des Bildes“ (Freiburg)<br />

Dr. J. Imorde: „Affektübertragung“ (Münster)<br />

Dr. K. Leonhard: „Wahrnehmungsformen des Barock. Sehen und<br />

Bilden“ (Prof. Kohle, München)<br />

Dr. N. van der Meulen: „Weltsinn und Sinneswelten in Zwiefalten“<br />

(Basel)<br />

Dr. K. Oehl: „Corona Schröter (1751-1802) – Sängerin, Komponistin<br />

und Schauspielerin in der Gunst Goethes“ (Hannover)<br />

Dr. L. Sickel: „Virginio Orsini, Herzog von Bracciano (1572-1615).<br />

Ein römischer Fürst in der Spätrenaissance, Diplomat und Mäzen<br />

der Künste“ (Rom)<br />

Dr. U. M. Schumann: „Friedrich Weinbrenner – Praktische Ästhetik<br />

und ästhetische Praxis im Klassizismus“ (Zürich)<br />

Dr. M. Tischer: „Komponieren für und wider den Staat. Paul Dessau<br />

in der DDR“ (Prof. Chr. Schmidt, Berlin)<br />

Dr. C. Wenzel: „Zum Problem des Erkenntnispotentials von Bild und<br />

Schrift“ (Heidelberg)<br />

Seite 317


Seite 318<br />

Dr. S. Werr: „Opera seria und Anthropologie. Überlegungen zur<br />

höfischen Oper im frühen und mittleren 18. Jahrhundert am Beispiel<br />

der Münchner Theater“ (Prof. Döhring, Bayreuth)<br />

Dr. H. Wiegel: „Les musées de papier de Salomon Reinach (1858-<br />

1932): Forschungen und Quellen. Der Nachlaß eines französischen<br />

Gelehrten deutscher Abstammung im Netzwerk der antiquarischen<br />

Forschung Europas“ (Prof. Schnapp, Paris)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. I. Ciulisova: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema<br />

„The Frankenthal School: The Paintings in Slovak Art Collections in<br />

Germany“<br />

Dr. I. Katenhusen: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema<br />

„Biographie des deutsch-amerikanischen Kunsthistorikers Alexander<br />

Dorner“<br />

Prof. K. Kozlowski: Forschungsaufenthalt in Bayreuth zum Thema<br />

„Richard Wagners Parsifal: Summa asthetica, summa theologica“<br />

Priv. Doz. Dr. J. M. Merz: Forschungsaufenthalt in London zum Thema<br />

„Monographie über Pietro da Cortona als Architekt“<br />

Priv. Doz. Dr. M. Schmidt: Forschungsaufenthalt in Venedig zum<br />

Thema „Typologien des Schöpferischen. Eine Fallstudie zu Mozarts<br />

Don Giovanni und der Opera buffa des Veneto“<br />

Prof. M. Zenck: Forschungsaufenthalt in Basel zu Archivarbeiten zu<br />

„Ainsi parlait Zarathoustra“ (Pierre Boulez)<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Tagungen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. R. Voigt, Seminar für Semitistik und Arabistik, Fachbereich Geschichts-<br />

und Kulturwissenschaften, FU Berlin:<br />

„Und das Leben ist siegreich! – Mandäische und samaritanische<br />

Literatur zum Gedenken an Rudolf Macuch (1919-1993)“<br />

1./2.10.2003 in Berlin<br />

Prof. F. Göbler, Institut für Slavistik, Universität Mainz:<br />

„Russische Emigration von 1917 bis 1991. Literatur – Sprache – Kultur“<br />

15./18.10.2003 in Mainz


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. U. Heftrich, Slavisches Institut, Universität Heidelberg / Prof.<br />

H.-D. Löwe, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Die nationalsozialistische Rassen- und Vernichtungspolitik: Formen<br />

künstlerischer Erinnerung in Osteuropa – Literatur, Film, Musik<br />

und Kunst“<br />

29.10/2.11.2003 in Heidelberg<br />

Prof. H. Schramm / Dr. L. Schwarte, FB Philosophie und<br />

Geisteswissen-schaften, FU Berlin:<br />

„Instrumente in Wissenschaft und Kunst – Zur Architektonik kultureller<br />

Grenzen im 17. Jahrhundert“<br />

30.10./1.11.2003 in Berlin<br />

Prof. U. Ott, Schiller-Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv,<br />

Marbach:<br />

„Literarische und politische Deutschlandkonzepte 1938 bis 1949“<br />

30.10/2.11.2003 in Marbach<br />

Prof. S. Martus, Institut für deutsche Literatur, Universität Berlin /<br />

Priv. Doz. Dr. S. Scherer / 1, Franz Schnabel Haus, Institut für Literaturwissenschaft,<br />

Universität Karlsruhe:<br />

„Lyrik im 19. Jahrhundert“<br />

19./22.11.2003 in Berlin<br />

Priv. Doz. Dr. V. Dörr / Prof. N. Oellers / Prof. H. J. Schneider, Germanistisches<br />

Seminar, Universität Bonn:<br />

„Deutsche Tragödie im europäischen Kontext“<br />

20./22.11.2003 in Bonn<br />

Prof. B. Zelinsky, Slavisches Institut, Universität Köln:<br />

„Das Böse in der russischen Kultur“<br />

21./22.11.2003 in Köln<br />

Prof. S. Reichmuth / Dr. F. Schwarz, Seminar für Orientalistik und<br />

Islamwissenschaften, Universität Bochum:<br />

„Horizonte des Individuellen in der arabischen Schriftkultur des<br />

17. und 18. Jahrhunderts“<br />

12./13.12.2003 in Bochum<br />

Prof. Ch. Reitz / Dr. M. Horster, Institut für Altertumswissenschaften,<br />

Philosophische Fakultät, Universität Rostock:<br />

„Wissensvermittlung in dichterischer Gestalt“<br />

19./21.2.2004 in Rostock<br />

Prof. T. Koebner, Filmwissenschaft, Universität Mainz:<br />

„Bildtheorie des Films“<br />

2./4.3.2004 in Mainz<br />

Seite 319


Seite 320<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. M. Reh / Priv. Doz. Dr. R. Kießling / T. Schumann, Asien-Afrika-<br />

Institut, Universität Hamburg:<br />

„Gefährdete Sprachen im Kontakt: die Plateau-Sprachen Nigerias“<br />

25./26.3.2004 in Hamburg<br />

Prof. P.-A. Alt, Institut für deutsche Philologie, Universität Würzburg:<br />

„Traum-Diskurse der Romantik“<br />

25./27.3.2004 in Würzburg<br />

Dr. C. Müller, Institut für Linguistik, Deutsche und Niederländische<br />

Philologie, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, FU<br />

Berlin:<br />

„Gestural communication in nonhuman and human primates“<br />

28./30.3.2004 in Leipzig<br />

Prof. D. Sevin, Department of Germanic & Slavic Languages,<br />

Vanderbilt University, Nashville, USA:<br />

„International symposium on the reception of Georg Büchner”<br />

15./18.4.2004 in Nashville, USA<br />

Prof. B. Kellner, Seminar für Deutsche Philologie, Universität Göttingen<br />

/ Prof. P. Strohschneider, Institut für Deutsche Philologie, Universität<br />

München:<br />

„Die mittelhochdeutschen Gedichte vom Wartburgkrieg“<br />

27./29.4.2004 im Wasserschloss Willershausen<br />

Prof. A. Kablitz, Romanisches Seminar, Universität Köln / Prof. S. G.<br />

Nichols, Department of Romance Languages and Literatures, Johns<br />

Hopkins University, Baltimore, USA:<br />

„Representing the cognitive senses in historiography, philosophy<br />

and literature, 500-1500 CE”<br />

6./8.5.2004 in Florenz<br />

Prof. H. Wollmann, Institut für Sozialwissenschaft, HU Berlin / Dr. V.<br />

Hoffmann-Martinot, Institut d´Etudes Politiques de Bordeaux, Pessac:<br />

„Staats- und Verwaltungsmodernisierung in Frankreich und Deutschland<br />

im Vergleich“<br />

14./15.5.2004 in Bordeaux<br />

Prof. G. Rohdenburg, Fachbereich Anglistik/Sprachwissenschaft,<br />

Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn:<br />

„Grammatical differences between British and American English“<br />

2./4.6.2004 in Paderborn<br />

Priv. Doz. Dr. O. Neudeck, Institut für Germanistik, TU Dresden:<br />

„Triviale Minne? Konventionalität und Formen der Partizipation in<br />

spätmittelalterlicher Liebesdichtung“<br />

3./6.6.2004 in Dresden


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. K. Pollmann, The Netherlands Institute for Advanced Study in<br />

the Humanities and Social Sciences (NIAS), Royal Netherlands<br />

Academy and Sciences, Wassenaar:<br />

„Dichtung und Exegese. Auslegungsformen in der lateinischen<br />

Dichtung der Spätantike und des Mittelalters“<br />

10./13.6.2004 in Wassenaar, Niederlande<br />

Prof. G. Regn, Institut für Italienische Philologie, Universität München<br />

/ Prof. A. Kablitz, Romanisches Seminar, Universität Köln:<br />

„Petrarca(s) Philologie“<br />

10./13.6.2004 in Köln<br />

Prof. I. Hijiya-Kirschnereit / Dr. A. Germer, Deutsches Institut für<br />

Japanstudien, Philipp-Franz-von-Siebold-<strong>Stiftung</strong>, Tokyo:<br />

„Gender and nation: Historical perspectives on Japan“<br />

10./12.6.2004 in Tokyo<br />

Prof. H. Steinecke, Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität<br />

Paderborn:<br />

„Hermann Broch. Politik, Menschenrechte – und Literatur?“<br />

24./26.6.2004 in Dortmund<br />

Prof. K. Stierle, Fachbereich Literaturwissenschaft, Universität Konstanz:<br />

„Die Legende der Zeiten im Kunstwerk der Erinnerung“<br />

1./3.7.2004 in Konstanz<br />

Prof. G. Braungart, Deutsches Seminar, Universität Tübingen:<br />

„Spiritismus und ästhetische Moderne. Berlin und München als<br />

Zentren“<br />

29.7./1.8.2004 in Tübingen<br />

Prof. Ch. Hardmeier, Lehrstuhl für Altes Testament, Theologische<br />

Fakultät, Universität Greifswald / Dr. V. Depkat, Abteilung Geschichte,<br />

John-F.-Kennedy Institut, FU Berlin:<br />

„Narrative Sinnbildung“<br />

30.8./11.9.2004 in Greifswald<br />

HD Dr. I. H. Warnke, Fachbereich Germanistik, Universität Kassel /<br />

Dr. K. Adamzik, Département de langue et de littérature allemandes,<br />

Genf:<br />

„Diskurslinguistik: Methoden – Gegenstände – Grenzen“<br />

1./3.9.2004 in Kassel<br />

Prof. W. Seifert, Japanologisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„TAKEUCHI Yoshimi – Thinker of a different modernity in East Asia?“<br />

7./11.9.2004 in Heidelberg<br />

Prof. K. W. Hempfer, Institut für Romanische Philologie, FU Berlin:<br />

„Sprachen der Lyrik“<br />

9./12.9.2004 in Berlin<br />

Seite 321


Seite 322<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. J. Lang, Lehrstuhl Romanische Philologie I, Institut für<br />

Romanistik, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />

„Cabo Verde: Origens da sua sociedade e do seu crioulo“<br />

23./25.9.2004 in Erlangen<br />

Prof. M. Scheffel / Dr. des. A. Blödorn, Lehrstuhl für Neuere deutsche<br />

Literaturgeschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft,<br />

Universität Wuppertal / Dr. des. D. Langer, Institut für neuere deutsche<br />

Literatur und Medien, Universität Kiel:<br />

„Stimme(n) im Text. Narratologische Positionsbestimmungen“<br />

24./26.9.2004 in Wuppertal<br />

Dr. N. Hömke, Latinistik, Institut für Altertumswissenschaften, Philosophische<br />

Fakultät, Universität Rostock / Dr. M. Baumbach, Seminar<br />

für Klassische Philologie, Universität Heidelberg:<br />

„Fremde Wirklichkeiten – Das Phantastische in der griechischen<br />

und römischen Literatur“<br />

30.9./3.10.2004 in Rostock<br />

Prof. E. Stark, Institut für Romanische Philologie, FU Berlin:<br />

„Specificity and the evolution/emergence of nominal determination<br />

systems in Romance”<br />

8./9.10.2004 in Berlin<br />

Prof. M. Hundt / Dr. N. Nesselhauf, Anglistisches Seminar, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Corpus linguistics – Perspectives for the future“<br />

21./23.10.2004 in Heidelberg<br />

Prof. H. Breinig, Lehrstuhl für Amerikanistik, Universität Erlangen-<br />

Nürnberg:<br />

„Wahn und Wahrnehmung: Interamerikanische Diskurse der Gegenwart“<br />

5./6.11.2004 in Erlangen<br />

Prof. G. Stieg / Dr. K. Hausbei, Institut D`Allemand D`Asnières,<br />

Université Paris – Sorbonne Nouvelle / Dr. St. Gödicke, Université<br />

Bordeaux – Michel de Montaigne:<br />

„Wahlverwandschaften zwischen deutsch- und russischsprachiger<br />

Literatur (1880-1940)“<br />

18./20.11.2004 in Paris<br />

Prof. B. Hansen, Institut für Slavistik, Universität Regensburg:<br />

„Modality in Slavonic languages – new perspectives“<br />

19./21.11.2004 in Regensburg<br />

Priv. Doz. Dr. C. Schönig, Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen<br />

Gesellschaft, Istanbul:<br />

„Sprachdebatte und Sprachpraxis des Türkischen: Aktuelle Tendenzen“<br />

3./4.12.2004 in Istanbul


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. S. Weigel, Zentrum für Literaturforschung, Geisteswissenschaftliche<br />

Zentren Berlin:<br />

„Erich Auerbach. Geschichte und Aktualität eines europäischen<br />

Philologen“<br />

9./11.12.2004 in Berlin<br />

Prof. W. Stockinger, Institut für Germanistik, Universität Leipzig:<br />

„Christian Felix Weiße und die Leipziger Aufklärung“<br />

16.12.2004 in Leipzig<br />

Stipendien:<br />

Dr. P. Brandes: „Das Leben der Bilder – Literarische Bildlichkeit im<br />

Spannungsfeld von Klassik und Romantik: Goethe, Eichendorff,<br />

Hoffmann, Heine“ (Hamburg)<br />

Dr. des. T. Diefenbach: „Zur Literatur der ‚kulturellen Besinnung’ in<br />

der Volksrepublik China“ (Köln)<br />

Dr. T. Fischer: „Psychiatrische Literaturbetrachtung und ,Irrenkunst’<br />

(1880-1945)“ (Marburg)<br />

Dr. M. Formisano „Die ‚Kriegskunst´ des spätlateinischen Autors<br />

Vegetius: Bedeutung im spätantiken Kultursystem und Rezeptionsgeschichte<br />

bis zur Renaissance“ (Berlin)<br />

Dr. M. Hahn: „Diagnostik. Zur literarischen Refunktionalisierung<br />

anthropologischen Wissens bei Gottfried Benn“ (Konstanz)<br />

Dr. D. Lütvogt: „Zeit und Zeitlichkeit in der Dichtung der Wislawa<br />

Szymborska“ (Mainz)<br />

Dr. R. Marchionni: „Mittelalterliche Horaz-Kommentare als textkritische<br />

Fundgrube für Horaz und als Zeuge spätantiker und mittelalterlicher<br />

Denkweisen – Die Beispiele des Commentator Cruquianus<br />

und des Sciendum-Kommentars“ (Berlin)<br />

Dr. O. Nikitinski: „Äußerungen zur Rolle des Lateinischen im Verhältnis<br />

zu den Nationalsprachen in Deutschland und Holland“<br />

(München)<br />

Dr. C. Schapkow: „Mit stets neuer Bewunderung und neuem Staunen:<br />

Die Rezeption der iberisch-sefardischen Kultur am Beispiel des<br />

deutschsprachigen Judentums im 19. Jahrhundert“ (Leipzig)<br />

Dr. E. Tarantul: „Europäischer Dämonenglaube in den Schriften der<br />

Chasside Aschkenas“ (Heidelberg)<br />

Dr. G. Tsomis: „Quintus Smyrnaeus: Originalität und Rezeption im<br />

zehnten Buch der Posthomerica“ (Frankfurt)<br />

Seite 323


Seite 324<br />

Dr. V. Zhdanova: „Code-Switching und Code-Mixing unter russischsprachigen<br />

Immigranten in Deutschland als Indikator soziokultureller<br />

Identität“ (Bochum)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. H. Gwosdek: Forschungsaufenthalt in Dublin zum Thema „An<br />

introduction of the eight partes of speech and the construction of the<br />

same. The English part of the ‚Lily-Grammar’ (1542)”<br />

Dr. A. Jansen: Forschungsaufenthalt in Philadelphia, USA zum<br />

Thema „Die Professionalisierung von Wissenschaft im Kontext der<br />

Formierung der amerikanischen Nation. Eine vergleichende Studie<br />

über Alexander Dallas Bache und William Barton Rogers“<br />

Prof. D. Kapp: Forschungsaufenthalt in Indien zum Thema „Erforschung<br />

der illiteraten Sprache der Parenga oder Gorum“<br />

Prof. B. Nugel: Forschungsaufenthalt in Los Angeles, USA zum Thema<br />

„Katalogisierung des Nachlasses von Aldous Huxley“<br />

Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft<br />

Tagungen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. H.-J. Albrecht, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches<br />

und internationales Strafrecht, Freiburg:<br />

„Organised crime in Europe: Conceptions, patterns and policies in<br />

the European Union and beyond“<br />

27.2./1.3.2003 in Freiburg<br />

Dr. R. Alleweldt, F.I.T. - Frankfurter Institut für Transformationsstudien,<br />

Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder):<br />

„Menschenrechte und Rechtsstaat“<br />

27./30.3.2003 in Frankfurt (Oder)<br />

Prof. A. Trunk, Institut für Osteuropäisches Recht, Universität Kiel:<br />

„International and comparative maritime law“<br />

11./17.5.2003 in St. Petersburg<br />

Prof. M. Lehmann-Waffenschmidt, Fakultät Wirtschaftswissenschaften,<br />

TU Dresden:<br />

„Sommerschule mit Workshop für Nachwuchswissenschaftler zur<br />

Evolutorischen Ökonomik im Mai 2003 in Buchenbach bei Freiburg“<br />

14./17.5.2003 in Buchenbach bei Freiburg


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. K. Knorr Cetina / Dr. A. Preda, Fachbereich Geschichte und<br />

Soziologie, Universität Konstanz:<br />

„Constance conference on social studies of finance: inside financial<br />

markets, financial knowledge and interaction patterns in global<br />

financial markets“<br />

16./18.5.2003 in Konstanz<br />

Prof. K. Acham, Universität Graz / Prof. K. W. Nörr, Forschungsstelle<br />

für internationale Privatrechtsgeschichte, Universität Tübingen /<br />

Prof. B. Schefold, Universität Frankfurt a. M.:<br />

„Der Gestaltungsanspruch der Wissenschaft: Gegenstände, Methoden,<br />

Ziele – Annäherungen an die Zeit zwischen 1965 und 1985“<br />

22./25.5.2003 in Graz<br />

Prof. T. Lux, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Kiel:<br />

„Workshop on economics with interacting heterogeneous agents“<br />

29./31.5.2003 in Kiel<br />

E.-O. Schulze / Dr. G. Licht, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung,<br />

Mannheim:<br />

„Innovation, location and European integration“<br />

23./26.6.2003 in Mannheim<br />

Prof. S. Haering, Klaus-Mörsdorf-Studium für Kanonistik, Universität<br />

München:<br />

„Zwanzig Jahre Codex Iuris Canonici“<br />

3./4.7.2003 in München<br />

Prof. H. Bauer, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Universität Dresden:<br />

„Demokratie in Europa“<br />

10./12.7.2003 in Speyer<br />

Prof. W. Erbguth, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Juristische Fakultät,<br />

Universität Rostock:<br />

„Die Bedeutung der Rechtssprechung im System der Rechtsquellen:<br />

Europarecht und nationales Recht“<br />

17./20.9.2003 in Rostock<br />

Prof. T. Baums, Institut für Bankrecht, Universität Frankfurt a. M.:<br />

„Arbeitnehmer – Mitbestimmung in Europa“<br />

29./30.9.2003 in Heidelberg<br />

Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />

„Die EU auf dem Weg zu einer Verfassung: Der Entwurf des Konvents“<br />

23./26.10.2003 in Tübingen<br />

Prof. R. Hasse / Prof. U. Vollmer, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,<br />

Universität Leipzig:<br />

„Incentives and economic behaviour“<br />

13./14.11.2003 in Leipzig<br />

Seite 325


Seite 326<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. D. Simon, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,<br />

Berlin:<br />

„Sozialistische Reformen. Die Sowjetunion, die Tschechoslowakei,<br />

Polen, Ungarn, die DDR und Jugoslawien in komparativer Perspektive“<br />

27./29.11.2003 in Blankensee<br />

Prof. K. Brockhoff / Dr. J. Bauer, Otto-Beisheim-Hochschule, Wissenschaftliche<br />

Hochschule für Unternehmensführung, Vallendar:<br />

„Leitbildentwicklung für moderne Hochschulen: Workshop Persönlichkeitsbildung“<br />

28./29.1.2004 in Vallendar<br />

Prof. S. Schaltegger, Centrum für Nachhaltigkeitsmanagement, Universität<br />

Lüneburg:<br />

„Nachhaltigkeitsrechnungswesen und -berichtserstattung“<br />

3./5.3.2004 in Lüneburg<br />

Prof. J. Kokott, Institut für europäisches und internationales Wirtschaftsrecht,<br />

Universität St. Gallen:<br />

„Wandel des Staatsbegriffs“<br />

17./18.3.2004 in St. Gallen<br />

Prof. P. Windolf, Fachbereich Soziologie, Universität Trier:<br />

„Finanzmarkt-Kapitalismus“<br />

24./27.3.2004 in Bad Herrenalb<br />

Prof. P. J. Tettinger / Prof. K. Stern / Prof. S. Hobe, Institut für Öffentliches<br />

Recht und Verwaltungslehre, Universität Köln:<br />

„Kölner Workshop zur Europäischen Grundrechte-Charta“<br />

25./27.3.2004 in Köln<br />

Prof. B. Dölemeyer, Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte,<br />

Frankfurt a. M.:<br />

„Richterliche Anwendung und Umsetzung des Code civil in seinen<br />

europäischen Geltungsbereichen außerhalb Frankreichs“<br />

6./8.5.2004 in Frankfurt<br />

Dr. J. Günther, Institut für Wirtschaftsforschung, Halle/Saale:<br />

„Kontinuität und Wandel ausländischer Direktinvestitionen in Ostmitteleuropa“<br />

13./14.5.2004 in Halle<br />

Prof. B. Simma, Institut für Internationales Recht, Völker- und Europarecht,<br />

Universität München:<br />

„International law in Europe: between tradition and renewal“<br />

13./15.5.2004 in Florenz<br />

Prof. A. M. Rabello, Faculty of Law, University of Haifa:<br />

„From the Code Napoleon to the European Code”<br />

30.5./1.6.2004 in Haifa


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. A. Trunk, Institut für Osteuropäisches Recht, Universität Kiel:<br />

„Russisches Internationales Privatrecht im europäischen Kontext“<br />

11./12.6.2004 in Kiel<br />

Priv. Doz. Dr. Ch. Böhringer / E.-O. Schulze, Zentrum für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung, Mannheim:<br />

„The management of global commons“<br />

21./23.6.2004 in Mannheim<br />

Dr. A. Constant, I Z A – Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit,<br />

Bonn:<br />

„Frontiers in immigrant performance“<br />

25./26.6.2004 in Bonn<br />

Prof. U. Becker, Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales<br />

Sozialrecht, München:<br />

„Grundfragen und Organisation der Sozialversicherung im Rechtsvergleich<br />

zwischen China und Deutschland“<br />

28.6./2.7.2004 auf Schloss Ringberg im Tegernsee<br />

Dr. B. <strong>Fritz</strong>, Institut für Iberoamerika-Kunde, Hamburg:<br />

„New issues in regional monetary coordination: understanding<br />

north-south and south-south arrangements“<br />

7./9.7.2004 in Hamburg<br />

Prof. H.-D. Assmann, Juristische Fakultät, Universität Tübingen:<br />

„Das Recht vor den Herausforderungen neuer Technologien“<br />

12./18.7.2004 in Tübingen<br />

Prof. em. K.-H. Böckstiegel, Deutsche Vereinigung für Internationales<br />

Recht, Universität Köln / Prof. A. Randelzhofer, Institut für<br />

Völkerrecht, FU Berlin:<br />

„Konferenz der International Law Association (ILA)“<br />

16./21.8.2004 in Berlin<br />

Prof. D. Simon, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,<br />

Berlin:<br />

„Das Europa der Diktatur. Vichy und das Recht“<br />

16./19.9.2004 in Blankensee<br />

Priv. Doz. Dr. S. Brakensiek, Abteilung Geschichte, Fakultät für<br />

Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Universität<br />

Bielefeld:<br />

„Generationengerechtigkeit? Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht<br />

1500-1850“<br />

23./25.9.2004 in Bielefeld<br />

Prof. W. Gropp / Prof. T. Marauhn, Academia Juris Internationalis,<br />

Universität Gießen:<br />

„Organisierte Kriminalität und kriminelle Organisationen”<br />

26.9./2.10.2004 in Gießen<br />

Seite 327


Seite 328<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. L.-H. Röller / Prof. K. A. Konrad, Wissenschaftszentrum Berlin<br />

für Sozialforschung:<br />

„Collusion and cartels“<br />

21./23.10.2004 in Berlin<br />

Priv. Doz. Dr. J. Arnold, Max-Planck-Institut für ausländisches und<br />

internationales Strafrecht, Freiburg:<br />

„Strafverfolgung von Staatskriminalität – Vergeltung, Wahrheit und<br />

Versöhnung nach politischen Systemwechseln“<br />

29./31.10.2004 in Berlin<br />

Prof. R. Hofmann / Prof. A. Zimmermann, Walther-Schücking-Institut<br />

für Internationales Recht, Universität Kiel:<br />

„Unity and diversity in international law“<br />

4./7.11.2004 in Kiel<br />

Prof. J. Masing, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Universität<br />

Augsburg:<br />

„Demokratie unter den Bedingungen offener Staatlichkeit“<br />

19./20.11.2004 in Augsburg<br />

Prof. B. Heß, Institut für Auslandsrecht, Universität Heidelberg:<br />

„Unabhängigkeit und Unparteilichkeit des Richters“<br />

26./28.11.2004 in Heidelberg<br />

Dr. W. Koeniger, IZA, Bonn:<br />

„Labor markets and institutions: Determinants and outcomes“<br />

3./4.12.2004 in Bonn<br />

Stipendien:<br />

Dr. S. Brenner: „Der Einfluß von endogenen Wechselkosten von<br />

Konsumenten auf die Wettbewerbsintensität eines Marktes“ (Berlin)<br />

B. Janusz: „Konfliktregion Kaspisches Meer. Überlegungen zur Frage<br />

eines tragfähigen Rechtsregimes“ (Dr. Zunker, Berlin)<br />

H. J. Jiménez Guanipa: „Liberalisierung der venezolanischen Energiewirtschaft<br />

im Rahmen der Andengemeinschaft“ (Prof. Tettinger,<br />

Köln)<br />

Dr. M. Kellner: „Steuerung der Finanzverwaltung: Untersuchung<br />

der normativen Bindungs- und Lenkungsstrukturen im Bundesstaat“<br />

(Frankfurt a. M.)<br />

B. Zanker: „Creating an international lender of the last resort: political<br />

aspects and implications of restructuring the international monetary<br />

fund“ (Dr. Zunker, Berlin)


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Reisebeihilfen:<br />

Prof. G. Brüggemeier: Forschungsaufenthalte in Frankreich und<br />

Schottland zum Thema „Haftungsrecht. Eine europäische Grundlegung“<br />

Dr. E. M. Cordero González: Forschungsaufenthalt in Deutschland<br />

zum Thema „Zwischenstaatliche Zusammenarbeit bei Amtshilfe in<br />

Steuerfragen: Steuerlicher Informationsaustausch und Erhebung<br />

von Steuern”<br />

Dr. D. Dietrich: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema<br />

„International capital markets of multinational corporations and the<br />

international transmission of business cycle fluctuations“<br />

Dr. M. Gruber: Forschungsaufenthalt in Philadelphia, USA zum<br />

Thema „Marketingplanung während der Gründungsvorbereitung“<br />

Dr. Z. Nemessányi: Forschungsaufenthalt in Deutschland zu den<br />

Themen „Wettbewerbsrecht“ und „Kommissionsverträge“<br />

Prof. E. Picker: Forschungsaufenthalt in Taiwan zu den Themen<br />

„Haftung des Arztes für die Geburt eines unerwünschten Kindes“<br />

und „Modernisierung des Schulrechts“<br />

Prof. em. R. Richter: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema<br />

„Theorie des Marktes“<br />

Politikwissenschaft und Soziologie<br />

Tagungen:<br />

Dr. Ch. Ahlert, Programme in Comparative Media Law and Policy,<br />

Centre for Socio-Legal Studies, Wolfson College, Oxford:<br />

„The politics of code”<br />

6.2.2003 in Oxford<br />

Dr. A. Gohr, International University Bremen / Priv. Doz. Dr. M. Seeleib-Kaiser,<br />

Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />

„Sozial- und Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün“<br />

28./30.3.2003 in Bremen<br />

Prof. R. Fisch / Priv. Doz. Dr. D. Beck, Forschungsinstitut für Öffentliche<br />

Verwaltung, Speyer:<br />

„Erfahrungen mit Methoden zur Handhabung komplexer Aufgaben<br />

in Wirtschaft und Verwaltung“<br />

31.3./2.4.2003 in Speyer<br />

Seite 329


Seite 330<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. A. Bienfait / Dr. S. Sigmund, Institut für Soziologie, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Das Weber Paradigma“<br />

10./12.4.2003 in Heidelberg<br />

Dr. A. Mehler, Institut für Afrika-Kunde, Hamburg:<br />

„Parties, party systems and elections in Africa south of the Sahara“<br />

22./23.5.2003 in Hamburg<br />

Prof. R. Galle, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft,<br />

Universität Essen / Prof. H. Pfeiffer, Institut für Romanistik, HU Berlin:<br />

„Aufklärung“<br />

28.5./1.6.2003 in Veitshöchheim<br />

Prof. J. Wassmann, Institut für Ethnologie, Universität Heidelberg:<br />

„Space games. Neue interdisziplinäre Forschungsansätze zu Raumorientierung,<br />

Raumwahrnehmung und Raumkognition“<br />

30./31.5.2003 in Heidelberg<br />

Dr. B. May, Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik, Berlin:<br />

„America’s changing role in the world. Implications for world order<br />

und transatlantic relations”<br />

26./28.6.2003 in Berlin<br />

Prof. Ch. Welzel, International University Bremen:<br />

„Reassessing democracy”<br />

20./22.7.2003 in Bremen<br />

Prof. L. Kühnhardt, Zentrum für Europäische Integrationsforschung,<br />

Universität Bonn:<br />

„Der Barcelona-Prozeß: Steuerung unter den Bedingungen asymmetrischer<br />

Interdependenzen und neuer geopolitischer Konstellationen:<br />

Der Barcelona-Prozeß nach dem Irak-Krieg“<br />

4./5.9.2003 in Bonn<br />

Dr. M. Jopp, Institut für Europäische Politik, Berlin:<br />

„Der Entwurf des Europäischen Verfassungsvertrags: Die Ergebnisse<br />

des Konvents auf dem Prüfstand“<br />

26./27.9.2003 in Berlin<br />

Prof. I. Srubar, Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />

„Osterweiterung der Europäischen Union – Strategien der Modernisierung“<br />

9./12.10.2003 in Prag<br />

Dr. G. Maihold, Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz,<br />

Berlin:<br />

„Venezuela am Scheideweg – Folgen einer ersten Systemkrise des<br />

neuen lateinamerikanischen Populismus“<br />

15./16.10.2003 in Berlin


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. R. Hettlage, Institut für Soziologie, Universität Regensburg:<br />

„Europa und die europäische Soziologie. Gibt es eine europäische<br />

Soziologie?“<br />

29./30.10.2003 in München<br />

Prof. N. Stehr, Kulturwissenschaftliches Institut, Essen:<br />

„Die Moralisierung der Märkte“<br />

30.10./1.11.2003 in Essen<br />

Prof. C. Leggewie, ZMI – Zentrum für Medien und Interaktivität,<br />

Universität Gießen:<br />

„Grenzen der Interaktivität“<br />

13./14.11.2003 in Gießen<br />

Dr. F. Kannetzky, Institut für Philosophie, Universität Leipzig:<br />

„Soziogenese und Kooperation“<br />

14./15.11.2003 in Leipzig<br />

Prof. B. Hüppauf, Deutsches Haus, New York University / Prof. P.<br />

Weingart, Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld:<br />

„Images of sciences and scientists in visual media“<br />

21./22.11.2003 in New York<br />

Prof. S. Maasen, Wissenschaftsforschung, Universität Basel:<br />

„Scientific expertise and political decision-making“<br />

4./6.12.2003 in Basel<br />

Priv. Doz. Dr. C. Schönig, Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen<br />

Gesellschaft, Istanbul:<br />

„Cultural changes in the Turkic world since 1990”<br />

6./7.12.2003 in Istanbul<br />

Prof. T. von Winter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Marburg:<br />

„Interessenverbände in Deutschland“<br />

16./18.1.2004 in Marburg<br />

Prof. H. Meulemann / Prof. M. Wagner, Seminar für Soziologie, Universität<br />

Köln:<br />

„Soziologische Theologie – Fortschritt wohin?“<br />

5.2.2004 in Köln<br />

Prof. H. Schwengel, Institut für Soziologie, Universität Freiburg:<br />

„Global tendencies and local strategies in southeast Asia“<br />

6./7.2.2004 in Freiburg<br />

Prof. W. Knöbl, Munk Centre for International Studies, University<br />

Toronto:<br />

„Military intervention and peacekeeping in the 21st century”<br />

11./13.3.2004 in Toronto<br />

Seite 331


Seite 332<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. O. Niedermayer / Dr. R. Stöss, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften,<br />

FU Berlin:<br />

„Zweite Expertenkonferenz zur Ausarbeitung einer Empfehlung für<br />

die Messung von rechtsextremen Einstellungen in Deutschland“<br />

29./30.3.2004 in Berlin<br />

Prof. D. Pollack, Fakultät für Kulturwissenschaft, Europa-Universität<br />

Viadrina, Frankfurt/Oder:<br />

„Der Wandel der sozialen Stellung von Religion in modernen Gesellschaften“<br />

2./4.4.2004 in New York<br />

Dr. J. Joachim, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hannover:<br />

„Civil society and global governance: Comparing the role of nonstate<br />

actors in the United Nations and the European Union”<br />

20.4.2004 in Montreal<br />

Priv. Doz. Dr. K. Holzinger, Fachbereich Politikwissenschaft, Universität<br />

Duisburg-Essen:<br />

„Sources of cross-national policy convergence”<br />

23./24.4.2004 in Hamburg<br />

Prof. J. Golte, Lateinamerika-Institut, FU Berlin / Dr. M. Fischer,<br />

Ethno-logisches Museum, Berlin:<br />

„Indiegegenwart – Indigene Realitäten im südamerikanischen Tiefland“<br />

23./25.4.2004 in Berlin<br />

Prof. C. Colliot-Thélène, Centre Marc Bloch, Berlin:<br />

„Komparatismus auf globaler Ebene“<br />

3./5.6.2004 in Berlin<br />

Prof. R. Walz, Bucerius Law School, Hamburg:<br />

„Interessenvertretung durch NGOs auf EU-Ebene”<br />

11.6.2004 in Hamburg<br />

Prof. L. Kühnhardt, Zentrum für Europäische Integrationsforschung,<br />

Universität Bonn:<br />

„Der Barcelona-Prozeß: Öffnung und Weiterentwicklung unter den<br />

Bedingungen asymmetrischer Möglichkeiten einer KSZE-analogen<br />

Rahmenstruktur für Europa, die USA und den Greater Middle East“<br />

24./25.6.2004 in Bonn<br />

Dr. G. Maihold, Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz,<br />

Berlin:<br />

„Der andere Atlantik – der ‚schwarze Atlantik’ in Geschichte und<br />

Gegenwart“<br />

25./27.6.2004 in Berlin


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. A. Zunker, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik, Berlin:<br />

„Das Europäische Parlament nach den Wahlen. Funktionen und<br />

Aufgabenprofile 2004-2009“<br />

2./3.7.2004 in Berlin<br />

Prof. W. Matiaske, Internationales Institut für Management, Universität<br />

Flensburg:<br />

„Deutschland regional – Sozialwissenschaftliche Datensätze im Forschungsverbund“<br />

9./10.7.2004 in Berlin<br />

Prof. C. J. Sundberg, Karolinska Institutet, CMI, Stockholm:<br />

„EuroScience Open Forum“<br />

25./28.8.2004 in Stockholm<br />

Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut, Hamburg:<br />

„Libyen, Zukunft zwischen Afrika und Europa“<br />

13./14.9.2004 in Tripolis<br />

Prof. R. Haubl, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt a. M.:<br />

„Mikropolitisches Handeln von männlichen und weiblichen Leitungskräften“<br />

17./19.9.2004 in Frankfurt a. M.<br />

Priv. Doz. Dr. A. Busch, Hertford College, Oxford, GB / Dr. J. Faust,<br />

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn / Priv. Doz. Dr. D.<br />

Fuchs, Institut für Sozialwissenschaften, Universität Stuttgart:<br />

„Internationale Politische Ökonomie in Deutschland – Bestandsaufnahme<br />

und Forschungsperspektiven“<br />

22./24.9.2004 in Arnoldshain<br />

Dr. M. Jopp, Institut für Europäische Politik, Berlin:<br />

„Der Europäische Verfassungsvertrag: Grundstein für ein demokratisches<br />

und handlungsfähiges Europa?“<br />

23./24.9.2004 in Berlin<br />

Prof. J. Tenscher / Prof. M. Meier, Institut für Sozialwissenschaften,<br />

Campus Landau, Universität Koblenz-Landau:<br />

„Campaigning for Europe“<br />

1./3.10.2004 in Landau<br />

Prof. V. Rittberger, Institut für Politikwissenschaft, Universität Tübingen<br />

/ Prof. M. Nettesheim, Juristische Fakultät, Universität Tübingen:<br />

„Changing patterns of authority in the global political economy”<br />

13./17.10.2004 in Tübingen<br />

Dr. G. Erdmann, Institut für Afrika-Kunde, Berlin:<br />

„Thirty years of third wave. Lessons and perspectives of democratization”<br />

14./16.10.2004 in Berlin<br />

Seite 333


Seite 334<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. S. Fröhlich, Institut für Politische Wissenschaft, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg:<br />

„Geostrategic implications of Euro-Atlantic enlargement“<br />

25.10.2004 in Brüssel<br />

Prof. H. Meulemann, Institut für Angewandte Sozialforschung, Universität<br />

Köln:<br />

„Sozialer Wandel und Mediennutzung in der Bundesrepublik<br />

Deutschland: Nutzung der Daten der Media-Analyse von 1972 bis<br />

2000 für Sekundäranalysen“<br />

5./6.11.2004 in Köln<br />

Priv. Doz. Dr. D. Strüber, Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst:<br />

„Ontogenese aggressiven und gewalttätigen Verhaltens“<br />

17./19.11.2004 in Delmenhorst<br />

Dr. P. Birle, Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz,<br />

Berlin:<br />

„Brasilien im amerikanischen Kontext zu Beginn des 21. Jahrhunderts“<br />

2./4.12.2004 in Berlin<br />

Prof. J. Friedrichs, Forschungsinstitut für Soziologie, Universität Köln /<br />

Prof. J. Blasius, Seminar für Soziologie, Universität Bonn:<br />

„Inside Poverty Areas“<br />

2./4.12.2004 in Köln<br />

Dr. T. Bonacker, Institut für Soziologie, Universität Marburg / Dr. A.<br />

Reckwitz, Lehrstuhl für Kultursoziologie, Europa-Universität Viadrina,<br />

Frankfurt/Oder:<br />

„Multiple Modernities? Kulturalistische Theorien der Moderne“<br />

10./11.12.2004 in Essen<br />

Stipendien:<br />

Dr. Chr. Ahlert: „The future of the net“ (Gießen)<br />

Dr. S. Boomers: „Litauische Migranten und Unternehmertum. Zur<br />

Entstehung neuer ökonomischer Strukturen durch transnationale<br />

Migrationsnetzwerke“ (Berlin)<br />

Dr. K. Dykmann: „Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik<br />

der Europäischen Union – Eine gemeinsame Strategie für Lateinamerika”<br />

(Prof. Brüne, Hamburg)<br />

S. Erdle: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Vergleichende<br />

Untersuchung von Marokko und Tunesien“ (Priv. Doz. Dr. Perthes,<br />

Berlin)


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. I. Glosemeyer: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Welche regionalen<br />

und internationalen Auswirkungen hat die Verschiebung<br />

des Kräfteverhältnisses zwischen der Königsfamilie und anderen politischen<br />

Akteuren in Saudi-Arabien?“ (Priv. Doz. Dr. Perthes, Berlin)<br />

L. Holländer: „Die Rolle der Bundeswehr in der Sicherheitspolitik<br />

des vereinten Deutschland“ (Dr. Zunker, Berlin)<br />

Dr. D. Jörke: „Die anthropologische Wende in der politischen Theorie“<br />

(Greifswald)<br />

Dr. M. Neumann: „Epistemologie sozialwissenschaftlicher Simulation“<br />

(Osnabrück)<br />

T. Rid: „Militär – Macht – Medien: Konzepte, Anwendungen und<br />

Konsequenzen öffentlichkeitsrelevanter Informationsoperationen<br />

der amerikanischen Streitkräfte“ (Dr. Zunker, Berlin)<br />

Dr. G. Vogt: „Transnationalisierung Grüner Netzwerke. Zivilgesellschaftliches<br />

Engagement zum Umweltschutz – Japan und die USA<br />

im Vergleich“ (Ithaca, USA)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Priv. Doz. Dr. H. Basu: Forschungsaufenthalt in Tansania und Indien<br />

zum Thema „Kontinuität und Diskontinuität in afrikanischen Heilund<br />

Besessenheitskulten in der Diaspora: Konzeptuelle Verbindungen<br />

zwischen Goma in Gujarat und Ngoma in Tansania“<br />

Dr. M. Dickhardt: Forschungsaufenthalt in Papua-Neuguinea zum<br />

Thema „Die Mächtigkeit des Bösen und seine Wirkungen in<br />

Geschichte und Gegenwart Papua Neuguineas aus ethnologischer<br />

Perspektive“<br />

Prof. R. B. Jain: Forschungsaufenthalt in Durban zum Thema „Bureaucracy<br />

and development in the Third World: Emergin trends in<br />

good governance at the threshold of twenty first Century”<br />

Dr. A. Motel-Klingebiel: Forschungsaufenthalt in Norwegen zum<br />

Thema „Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse<br />

im Gesellschaftsvergleich: Die Interdependenz von Familie und<br />

Wohlfahrtsstaat in Norwegen und Deutschland. Perspektiven der<br />

Weiterentwicklung sozialer Sicherung im Alter“<br />

Dr. Ch. Papilloud: Forschungsaufenthalt in Paris, Caen, Tours, Melbourne<br />

und Petrograd zum Thema „Georges Gurvitch – Deutschsprachige<br />

Abhandlungen“<br />

Dr. S. Pogorelskaja: Forschungsaufenthalt in Bonn zum Thema<br />

„Deutsche außenpolitische Kultur im Wandel (vor der Wiedervereinigung<br />

bis zur Gegenwart)“<br />

Seite 335


Seite 336<br />

Prof. R. Shpakova: Forschungsaufenthalt in Heidelberg zum Projekt<br />

„Probleme der bürgerlichen Gesellschaft in Russland: Max Weber<br />

und die Gegenwart“<br />

Prof. S. A. Schirm: Forschungsaufenthalt in Toronto zum Thema<br />

„Globalisierung und global economic governance“<br />

Prof. D. Urban: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema „Entwicklungsverläufe<br />

sozio-politischer Wertorientierungen“<br />

Medizin und Naturwissenschaften<br />

Tagungen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. K. Clausberg, Kunst- und Bildungswissenschaften im Fachbereich<br />

Kulturwissenschaften, Universität Lüneburg / Prof. C. Weiller,<br />

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitäts-Klinikum,<br />

Hamburg-Eppendorf:<br />

„Ausdruck – Ausstrahlung – Aura: Synästhesien der Beseelung im<br />

Medienzeitalter“<br />

11./13.4.2003 in Hamburg<br />

Dr. H. Vogelsang / Prof. T. Rösch / Dr. G. Keller, Chirurgische Klinik<br />

und Poliklinik, TU München:<br />

„Annual meeting of the international gastric cancer linkage consortium“<br />

22./23.5.2003 in München<br />

Dr. E. Dahl, Zentrum für Dermatologie und Andrologie, Universitätsklinikum<br />

Gießen:<br />

„Procreative liberty. The scope and limits of reproductive freedom”<br />

13./14.6.2003 in Gießen<br />

Prof. K. Schnetz, Institut für Genetik, Universität Köln:<br />

Kölner Frühjahrstagung „Cell dynamics – subcellular and cellular<br />

movements“<br />

3./5.3.2004 in Köln<br />

Prof. H. Jaeger, International University Bremen:<br />

„Interdisziplinäres Kolleg 2004: Körper und Bewegung“<br />

5./12.3.2004 in Bremen<br />

Dr. E. Dahl, Zentrum für Dermatologie und Andrologie, Universitätsklinikum,<br />

Universität Gießen:<br />

„Physician-assisted suicide: Medical, moral, legal and social implications”<br />

19./21.3.2004 in Gießen


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. D. Richter, Institut für Zellbiochemie und Klinische Neurobiologie,<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf:<br />

„From genes to therapy“<br />

16./20.5.2004 in Hamburg<br />

Prof. M. M. Müller, Institut für Allgemeine Psychologie, Universität<br />

Leipzig / Prof. Ch. Herrmann, Biologische Psychologie, Universität<br />

Magdeburg / Prof. A. K. Engel, Institut für Neurophysiologie und<br />

Pathophysiologie, Universitätsklinikum Eppendorf, Universität Hamburg:<br />

„Function and meaning of fast neuronal oscillations – a controversy<br />

in cognitive neuroscience“<br />

6./8.8.2004 in Delmenhorst<br />

Prof. P. Gierschik, Abteilung Pharmakologie und Toxikologie, Universität<br />

Ulm:<br />

„Functional genomics of signal transduction“<br />

17./20.9.2004 in Ottrott/Frankreich<br />

Prof. A. Frewer, Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der<br />

Medizin, Medizinische Hochschule Hannover:<br />

„Das Maß für die Forschung. 40 Jahre Deklaration von Helsinki.<br />

Fortschritt der Medizinethik?“<br />

2./3.10.2004 in Hannover<br />

Stipendien:<br />

Dr. E. Kostova: „The DAZ gene family- essential factors for complete<br />

human spermatogenesis“ (Münster)<br />

Dr. A. N. Semmo: „Virus-spezifische T-Zell-Antwort und viraler<br />

Escape bei der Hepatitis C Virus-Infektion“ (Freiburg)<br />

Dr. M. Slawik: „Charakterisierung der AKT2/PKBß-Mutation bei<br />

Personen mit schwerer Insulinresistenz“ (Freiburg)<br />

Dr. Ch. Thoma: „Analyse der molekularen Pathophysiologie der<br />

hereditären Hämochromatose mit Hilfe des HFE k.o. Mausmodelles<br />

und cDNA Microarrays (‚Iron Chip’)“ (Heidelberg)<br />

Seite 337


Seite 338<br />

Finanzübersicht<br />

Bilanz zum 31. Dezember 2003<br />

Aktiva<br />

Stand Ab- Stand<br />

1.1.2003 Zugang Abgang schreibung 31.12.2003<br />

€ € € € €<br />

Anlagevermögen<br />

Finanzanlagen<br />

Aktien der<br />

<strong>Thyssen</strong>Krupp AG<br />

im Nennwert<br />

€ 65.372.160,00 92.377.985,82 92.377.985,82<br />

Sonstige Finanzanlagen 99.596.743,75 13.981.672,01 7.903.059,76 105.675.356,00<br />

191.974.729,57 13.981.672,01 7.903.059,76 198.053.341,82<br />

Sachanlagen<br />

Bebautes Grundstück 172.815,35 0,50 12.094,35 160.720,50<br />

Geschäftsausstattung 126.758,50 178.573,80 1.340,50 59.347,80 244.644,00<br />

299.573,85 178.573,80 1.341,00 71.442,15 405.364,50<br />

Umlaufvermögen<br />

Forderungen 108.912,39<br />

Kassenbestand 1.214,78<br />

Bankguthaben 1.554.569,70<br />

1.664.696,87<br />

200.123.403,19


FINANZÜBERSICHT<br />

€ €<br />

Passiva<br />

Kapital<br />

<strong>Stiftung</strong>skapital 122.619.011,35<br />

Rücklagen<br />

Rücklage gem. § 58 Ziffer 7a AO 52.582.248,00<br />

Rücklage für noch zu bewilligende<br />

Förderungsmaßnahmen 2.000.000,00<br />

54.582.248,00<br />

Ergebnisvortrag 3.378.195,93<br />

Rückstellungen<br />

Rückstellungen für bewilligte<br />

Zuwendungen an die Wissenschaft 17.208.664,72<br />

Pensionsrückstellungen 2.258.085,00<br />

Verbindlichkeiten<br />

19.466.749,72<br />

77.198,19<br />

200.123.403,19<br />

Seite 339


FINANZÜBERSICHT<br />

Ertrags- und Aufwandsrechnung 2003<br />

€ €<br />

Erträge<br />

Erträge aus dem <strong>Stiftung</strong>svermögen<br />

Erträge aus Beteiligungen 10.214.400,00<br />

Erträge aus Investmentfonds 4.129.629,16<br />

Zinserträge 86.877,27<br />

Aufwendungen<br />

Zuwendungen an die Wissenschaft 13.553.111,00<br />

Erstattungen und Auflösungen<br />

von Rückstellungen – 2.716.357,51<br />

Rückfluß aus Druckbeihilfen – 17.306,94<br />

14.430.906,43<br />

10.819.446,55<br />

Verluste aus dem Abgang<br />

von Finanzanlagen 218.846,83<br />

Aufwendungen für Öffentlichkeitsarbeit 57.710,98<br />

Aufwendungen für <strong>Stiftung</strong>sgremien 12.812,31<br />

Verwaltungskosten 1.161.838,34<br />

Abschreibungen auf Sachanlagen 71.442,15<br />

12.342.097,16<br />

Jahresergebnis<br />

2.088.809,27<br />

Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr 3.590.874,66<br />

Entnahme aus der Rücklage für noch<br />

zu bewilligende Förderungsmaßnahmen 4.500.000,00<br />

Einstellung in die Rücklage für noch<br />

zu bewilligende Förderungsmaßnahmen – 2.000.000,00<br />

Einstellung in die Rücklage<br />

gemäß § 58 Ziffer 7a AO – 4.801.488,00<br />

Ergebnisvortrag 3.378.195,93<br />

Seite 341


Seite 342<br />

Bewilligte Mittel 2003 nach Förderungsbereichen<br />

und Förderungsarten<br />

FINANZÜBERSICHT<br />

Projekte Stipendien<br />

€ €<br />

Geschichte, Sprache und Kultur 6.141.564,61 322.716,00<br />

Bild und Bildlichkeit 28.010,00<br />

Staat, Wirtschaft und Gesellschaft 1.835.202,38 124.420,00<br />

Internationale Beziehungen 245.115,57 17.090,00<br />

Medizin und<br />

Naturwissenschaften 1.790.825,00 110.610,00<br />

Internationale Stipendien-<br />

und Austauschprogramme 1.344.056,14<br />

10.012.707,56 1.946.902,14


FINANZÜBERSICHT<br />

Wissenschaftliche<br />

Veranstaltungen Druckbeihilfen Sonstiges insgesamt<br />

€ € € €<br />

865.148,47 98.409,00 90.852,05 7.518.690,13<br />

28.010,00<br />

340.865,30 58.570,00 27.255,62 2.386.313,30<br />

34.295,00 1.152,00 3.364,89 301.017,46<br />

26.817,00 26.582,64 1.954.834,64<br />

20.189,33 1.364.245,47<br />

1.267.125,77 158.131,00 168.244,53 13.553.111,00<br />

Vorstand: Jürgen Chr. Regge<br />

Seite 343


Seite 344<br />

FINANZÜBERSICHT<br />

Auszug aus dem Bericht der PwC Deutsche Revision AG zur Prüfung<br />

des Rechnungswesens und des Jahresabschlusses der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> zum 31. Dezember 2003.


Bibliographie<br />

Bibliographie der in den Jahren 2003/2004 mit Unterstützung der<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> erschienenen Publikationen<br />

Die Bibliographie verzeichnet nach Sachgebieten sowohl Monographien<br />

als auch unselbständig erschienene Schriften der Berichtsjahre<br />

2003/2004 sowie Nachträge aus vergangenen Jahren, die aus Projekten<br />

und Stipendien hervorgegangen oder durch Druckkosten<br />

oder sonstige Beihilfen unterstützt worden sind.<br />

Philosophie<br />

Ästhetik. Aufgabe(n) einer Wissenschaftsdisziplin. Karin Hirdina;<br />

Renate Reschke [Hrsg.]. – Freiburg i.Br.: Rombach, 2004. 279 S.<br />

(Rombach Wissenschaften: Reihe Litterae; Bd. 120)<br />

Bolzano, Bernard: Gesamtausgabe. Hrsg. von Eduard Winter u.a. –<br />

Stuttgart-Bad-Cannstatt: frommann-holzboog. (Bolzano, Bernard:<br />

Reihe 2: Nachlass; B: Wissenschaftliche Tagebücher; Bd. 20)<br />

20. Zur Physik 2 (1841-1847). Hrsg. von Jan Berg. 2003. 263 S.<br />

Compositionality, concepts & cognition. An interdisciplinary conference<br />

in cognitive science. Heinrich-Heine Universität Düsseldorf,<br />

February 28 to March 3, 2004. Markus Werning; Edouard Machery;<br />

Gerhard Schurz [eds.]. – Düsseldorf: Heinrich Heine Univ., 2004. 54 S.<br />

Dilthey, Wilhelm: Sobranie Sočinenij v sˇesti tomach. Pod obsˇčej: A.V.<br />

Michajlova i N.S. Plotnikova. – Moskva: Tri Quadrata.<br />

[Dilthey, Wilhelm: Ausgewählte Werke in 6 Bänden]<br />

Tom 3. Postroenie istoričeskogo mira v naukach o duche. Perevod<br />

s nemeckogo pod red.: V.A. Kurennogo. 2004. 418 S. [Der Aufbau der<br />

geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften]<br />

Dilthey und Cassirer. Die Deutung der Neuzeit als Muster von Geistes-<br />

und Kulturgeschichte. Thomas Leinkauf [Hg.]. – Hamburg: Meiner,<br />

2003. 170 S. (Cassirer-Forschungen; Bd. 10)<br />

Ethisierung – Ethikferne. Wie viel Ethik braucht die Wissenschaft?<br />

Hrsg. von Katja Becker, Eva-Maria Engelen und Milosˇ Vec. Die<br />

Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der<br />

Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher<br />

Leopoldina. – Berlin: Akademie Verl., 2003. 243 S.<br />

Fechner und die Folgen außerhalb der Naturwissenschaften. Interdisziplinäres<br />

Kolloquium zum 200. Geburtstag Gustav Theodor Fechners.<br />

Hrsg. von Ulla Fix, unter Mitarb. von Irene Altmann, Irene. –<br />

Tübingen: Niemeyer, 2003. VI, 303 S.<br />

Seite 345


Seite 346<br />

BIBLIOGRAPHIE<br />

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Jonathan Barnes etc. Fondation Hardt (Genf). – Genf: Fondation<br />

Hardt, 2002. 369 S. (Entretiens sur l'antiquité classique; T. 49)<br />

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Univ. Pr., 2004. XII,274 S.<br />

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(agenda Philosophy; 1)<br />

Hahn, Marcus: Die Stellung des Gehirns im Leben. Gottfried Benn<br />

und die philosophische Anthropologie Max Schelers. – In: Disziplinen<br />

des Lebens – Zwischen Anthropologie, Literatur und Politik.<br />

Hrsg.: Ulrich Bröckling u.a. Tübingen 2004. S. 87-110.<br />

Hegel on ethics and politics. Ed. by Robert B. Pippin and Otfried<br />

Höffe. Transl. By Nicholas Walker. – Cambridge, UK: Cambirdge<br />

Univ. Pr., 2004. XVIII,340 S. (The German philosophical tradition)<br />

Hegels enzyklopädisches System der Philosophie. Von der „Wissenschaft<br />

der Logik“ zur Philosophie des absoluten Geistes. Hrsg. von<br />

Hans-Christian Lucas; Burkhard Tuschling; Ulrich Vogel. – Stuttgart-<br />

Bad Cannstatt: frommann-holzboog, 2004. 515 S. (Spekulation und<br />

Erfahrung: Texte und Untersuchungen zum Deutschen Idealismus;<br />

Bd. 51)<br />

Heidegger, Martin: Zu Ernst Jünger. Hrsg. von Peter Trawny. –<br />

Frankfurt a.M.: Klostermann, 2004. XVI,472 S. (Heidegger, Martin:<br />

Gesamtausgabe; Abt. 4: Hinweise und Aufzeichnungen; Bd. 90)<br />

Henrich, Dieter: Grundlegung aus dem Ich. Untersuchungen zur Vorgeschichte<br />

des Idealismus Tübingen-Jena (1790-1794). – Bd. 1.2. –<br />

Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2004. 1740 S.<br />

Höffe, Otfried: Kants Kritik der Reinen Vernunft. Die Grundlegung<br />

der modernen Philosophie. – 3. Aufl. – München: Beck, 2004. 378 S.<br />

Höffe, Otfried: Wirtschaftsbürger, Staatsbürger, Weltbürger. Politische<br />

Ethik im Zeitalter der Globalisierung. – München: Beck, 2004.<br />

309 S.<br />

Jori, Alberto: Aristotele. – Milano: Mondadori, 2003. XI,561 S. (Sintesi)<br />

Kunst, Hermeneutik, Philosophie. Das Denken Hans-Georg Gadamers<br />

im Zusammenhang des 20. Jahrhunderts. Akten des Internationalen<br />

Symposiums Budapest, 19.-22. Oktober 2000. Hrsg. von István<br />

M. Fehér. – Heidelberg: Univ.-Verl. Winter, 2003. 235 S. (Beiträge zur<br />

Philosophie; N.F.)<br />

Lebensstile und Gruppenidentitäten in Sowjetrußland während der<br />

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in different cultural contexts. Ed. by Görge K. Hasselhoff<br />

and Otfried Fraisse. – Würzburg: Ergon Verl., 2004. 634 S. (Ex<br />

Oriente Lux – Rezeptionen und Exegesen als Traditionskritik; Bd. 4)<br />

Nicolaus Cusanus. Perspektiven seiner Geistphilosophie. Internationale<br />

Tagung junger Cusanus-ForscherInnen vom 24.-26. Mai 2002<br />

am Institut für Cusanus-Forschung an der Univ. und der Theolog.<br />

Fak. Trier. In Verb. mit Klaus Reinhardt hrsg. von Harald Schwaetzer.<br />

– Regensburg: Roderer, 2003. 252 S. (Philosophie interdisziplinär)<br />

Normativität und Faktizität. Skeptische und transzendentalphilosophische<br />

Positionen im Anschluß an Kant. Gerhard Schönrich [Hg.]. –<br />

Dresden: Thelem bei w.e.b., 2004. 204 S. (Studien zur Philosophie<br />

und Logik; Bd. 1)<br />

Philosophie in Osteuropa. Stand der Forschung und der Veröffentlichungen.<br />

Hrsg. von Georgi Kapriev. Pavo Barisˇić u.a. [Mitarb.]. –<br />

Sofia: Publ. House East-West, 2004. 211 S.<br />

Potentiale des menschlichen Geistes. Freiheit und Kreativität.<br />

Praktische Aspekte der Philosophie Marsilio Ficinos (1433-1499).<br />

Matthias Bloch; Burkhard Mojsisch [Hg.]. – Stuttgart: Steiner, 2003.<br />

274 S.<br />

Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Introductions aux dialogues<br />

de Platon (1804-1828). Leçons d'histoire de la philosophie (1819-<br />

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Sinai, Nicolai: Menschliche oder göttliche Weisheit? Zum Gegensatz<br />

von philosophischem und religiösem Lebensideal bei al-Ghazali und<br />

Yehunda ha-Levi. – Würzburg: Ergon Verl., 2003. IX,112 S. (Ex Oriente<br />

Lux – Rezeptionen und Exegesen als Traditionskritik; Bd. 2)<br />

Subjektivität im Kontext. Erkundungen im Gespräch mit Dieter Henrich.<br />

Hrsg. von Dietrich Korsch und Jörg Dierken. – Tübingen: Mohr<br />

Siebeck, 2004. X,240 S. (Religion in Philosophy and Theology; 8)<br />

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Nachdr. der Ausg. Halle [1709]. Hrsg. und mit einem Vorw. vers. von<br />

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Hrsg. und eingel. von Thomas Behme. – Stuttgart-Bad Cannstatt:<br />

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(Weigel, Erhard: Werke; I)<br />

Theologie und Religionswissenschaft<br />

Adolf von Harnack. Christentum, Wissenschaft und Gesellschaft. Wissenschaftliches<br />

Symposion aus Anlaß des 150. Geburtstages. Hrsg.<br />

von Kurt Nowak, Otto Gerhard Oexle, Trutz Rendtorff, Kurt-Victor<br />

Selge. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. 318 S. (Veröffentlichungen<br />

des Max-Planck-Instituts für Geschichte; Bd. 204)<br />

Die alt- und reichsaramäischen Inschriften. – The old and imperial<br />

Aramaic inscriptions. Hrsg.: Dirk Schwiderski. – Berlin; New York: de<br />

Gruyter.<br />

Bd. 2. Texte und Bibliographie. 20XX. XXVI,445 S. (Fontes et Subsidia<br />

ad Bibliam pertinentes; 2)<br />

Außereuropäische Christentumsgeschichte. (Asien, Afrika, Lateinamerika)<br />

1450-1990. Hrsg. von Klaus Koschorke, Frieder Ludwig,<br />

Mariano Delgado. Unter Mitw. Von Roland Spliesgart. – Neukirchen-<br />

Vluyn: Neukirchner Verl., 2004. VII,342 S. (Kirchen- und Theologiegeschichte<br />

in Quellen; Bd. 6)<br />

Dion von Prusa: Menschliche Gemeinschaft und göttliche Ordnung.<br />

Die Borysthenes-Rede. Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />

Essays versehen von Heinz-Günther Nesselrath, Balbina Bäbler,<br />

Maximilian Forschner, Albert de Jong. – Darmstadt: Wiss. Buchges.,<br />

2003. 207 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam<br />

REligionemque pertinentia; Bd. 6)<br />

Dochhorn, Jan: Die Historia de Melchisedech (Hist Melch). Einführung,<br />

editorischer Vorbericht und Editiones Praeliminares. – In: Le<br />

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European traditions in the study of religion in Africa. Ed. by Frieder<br />

Ludwig and Afe Adogame in coop. with Ulrich Berner and Christoph<br />

Bochinger. – Wiesbaden: Harrassowitz, 2004. VII, 404 S.<br />

Ferchl, Dieter: Die Deutung der „rätselhaften Buchstaben“ des Korans.<br />

– Steyerberg, 2003. 231 S.<br />

Frühjudentum und Neues Testament im Horizont Biblischer Theologie.<br />

Mit einem Anhang zum Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi<br />

Testamenti. Hrsg. von Wolfgang Kraus und Karl-Wilhelm Niebuhr<br />

unter Mitarb. von Lutz Doering. – Tübingen: Mohr Siebeck, 2003.


BIBLIOGRAPHIE<br />

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Jörg Rüpke [Hrsg.]. – Marburg: diagonal-Verl., 2003. 208 S. (Europäische<br />

Religionsgeschichte; Bd. 2)<br />

Die Geschichte der heiligen Maria in einer alten äthiopischen Handschrift.<br />

Einl. und Übers.: Stefan Bombeck. – Witten: Digital Print,<br />

2004.<br />

Bd. 1. Einleitung und Text. 498 Sp.<br />

Bd. 2. Übersetzung. 246 S.<br />

Groh, Dietrich: Heinrich Bullingers Bundestheologie. – In: Zeitschrift<br />

für Kirchengeschichte. 1. 2004.<br />

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übers. von Stephan Egger. – Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2003. 268 S.<br />

(édition discours; Bd. 21) (Maurice Halbwachs in der édition discours;<br />

Bd. 6)<br />

Klesmer, Klassik, jiddisches Lied. Jüdische Musikkultur in Osteuropa.<br />

Hrsg. von Karl E[rich] Grözinger. – Wiesbaden: Harrassowitz,<br />

2004. 242 S. (Jüdische Musik – Studien und Quellen zur jüdischen<br />

Musikkultur; Bd. 1)<br />

Laube, Stefan: Das Lutherhaus Wittenberg. Eine Museumsgeschichte.<br />

Mit einem Exkurs zur Sammlungsgeschichte von Uta Kornmeier<br />

im Auftrag der <strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. –<br />

Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2003. 403 S. (Schriften der <strong>Stiftung</strong><br />

Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt; Bd. 3)<br />

Liturgische Theologie: Aufgaben systematischer Liturgiewissenschaft.<br />

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2004. 392 S.<br />

Bd. 3. Elementa Philosophiae Practicae. Nachdr. der Ausg. Halle<br />

1707. 2004. 617 S.<br />

Bd. 4. Introductio ad Historiam Philosophiae Ebraeorum. Accedit<br />

Dissertatio de Haeresi Valentiniana. Nachdr. der Ausg. Halle 1702.<br />

2004. 594 S.<br />

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Hrsg.: Hermann Weber; Andreas Herbst. – Berlin: Dietz, 2004. 992 S.<br />

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Gaspari, Adam Christian: Der Deputations-Receß. Mit historischen,<br />

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Hrsg. von Hans-Jürgen Becker. – Hildesheim usw.:<br />

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T. 2. Nachdr. der Ausg. Hamburg 1803. 2003. 363 S.; 2 Falttaf.<br />

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Klein, Christine: Genetik der Dystonien. – In: Fortschr Neurol Psychiatr.<br />

72. 2004. S. 220-234.<br />

Klein, Christine: Myoclonus and myoclonus-dystonias. – In: Genetics<br />

of Movement Disorders. Chapter 40. 2003. S. 451-471.<br />

Klein-Hessling, Stefan, et al.: Protein kinase a regulates GATA-3dependent<br />

activation of IL-5 gene expression in Th2 cells. – In: The<br />

Journal of Immunology. 2003. S. 2956-2961.<br />

Kock, Norman, et al.: Clinical and genetic features of myoclonus-dystonia<br />

in 3 cases. A video presentation. – In: Mov Disord. 19. 2004. S. 231-234.<br />

Körperlichkeit und Kultur 2003. Körperbilder. Dokumentation des<br />

6. Arbeitstreffens des „Netzwerk Gesundheit und Kultur in der volkskundlichen<br />

Forschung“, Würzburg, 26.-28. März 2003. Rainer Alsheimer;<br />

Michael Simon [Hg.]. – Bremen: Univ., 2004. 246 S. + CD-<br />

ROM: Begleit-DVD zu einem Beitrag (Volkskunde & Historische<br />

Anthropologie; Bd. 9)<br />

Kunz, Jürgen, et al.: Identification of a novel mutation in WFS1 in a<br />

family affected by low-frequency hearing impairment. – In: Mutation<br />

Research. 525. 2003. S. 121-124.<br />

Kuper, Jochen, et al.: The active site of the molybdenum cofactor biosynthetic<br />

protein domain Cnx1G. – In: Archives of Biochemistry and<br />

Biophysics. 411. 2003. S. 36-46.<br />

Kuper, Jochen, et al.: In vivo detection of molybdate-binding proteins<br />

using a competition assay with ModE in Escherichia coli. – In: FEMS<br />

Microbiology Letters. 218. 2003. S. 187-193.<br />

Lange, M., et al.: Functional imaging in PNH caused by a new FilaminA<br />

mutation. – In: Neurology. 62. 2004. S. 151/152.<br />

Lehmann, Tomas: Die Kirchenbauten in Cimitile/Nola. Ergebnisse<br />

der Forschungen der letzten 15 Jahre. – In: Cimitile e Paolino di Nola<br />

la tomba di S. Felice e il centro di pellegrinaggio trent'anni die ricerche.<br />

Città del Vaticano 2003. S. 95-127.<br />

Seite 393


Seite 394<br />

BIBLIOGRAPHIE<br />

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plaque load in a transgenic mouse model of Alzheimer's disease. –<br />

In: American Journal of Pathology. 164. 2004. S. 1495-1502.<br />

Uyanik, Gökhan, et al.: ARX mutations in X-linked lissencephaly<br />

with abnormal genitalia. – In: Neurology. 61. 2003. S. 232-235.<br />

Uyanik, Gökhan, et al.: Neuronale Migrationsstörungen. Klinik und<br />

Molekulargewicht der Lissenzephalien. – In: Akt Neurol. 30. 2003.<br />

S. 328-334.<br />

Wachs, Frank-Peter, et al.: High efficacy of clonal growth and<br />

expansion of adult neural stem cells. – In: Laboratory Investigation.<br />

83. 2003. S. 949-962.<br />

Wie bestimmt man den „moralischen Status“ von Embryonen? Wolfgang<br />

Lenzen [Hrsg.]. – Paderborn: mentis, 2004. 329 S.<br />

Wiegand, Volker, et al.: Transport of plasma membrane-derived cholesterol<br />

and the function of Niemann-Pick C1 protein. – In: FASEB<br />

J. 17. 2003. S. 782-784.<br />

Zühlke, Christine, et al.: Phenotypical variability of expanded alleles<br />

in the TATA-binding protein gene. Reduced penetrance in SCA17? –<br />

In: J Neurol. 250. 2003. S. 161-163.


Register<br />

D as Register verzeichnet neben den Sachbegriffen auch die von der <strong>Stiftung</strong> im<br />

Berichtsjahr geförderten Institutionen. Die Ansetzung erfolgt mit Ausnahme der<br />

Archive, Bibliotheken und Museen (s. dort) sowie der als Abteilung, Fachbereich,<br />

Fakultät, Lehrstuhl, Professur oder Sektion ausgewiesenen Universitätsinstitute<br />

(s. Universität oder Fachhochschule) unter dem offiziellen Namen nach der gegebenen<br />

Wortfolge. Im Bericht werden auf den Seiten 296-337 weitere Bewilligungsempfänger<br />

genannt, die im Register nicht enthalten sind.<br />

Äthiopien: christliche Prosopographie<br />

(16. Jh.) 39 f.<br />

Afrika<br />

– Demokratisierungsdruck: Nordafrika<br />

224 f.<br />

– EU: Afrikapolitik 226 f.<br />

– Tansania: Informations- und Kommunikationstechnologien/IKTs<br />

193 f.<br />

– Uganda: Dezentralisierung und<br />

Armut 194 ff.<br />

Akademie der Wissenschaften (Wien),<br />

Kommission für Sozialanthropologie<br />

202<br />

Akademie der Wissenschaften zu<br />

Göttingen 41<br />

Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong><br />

(Bonn) 292<br />

Alfried Krupp von Bohlen und<br />

Halbach-<strong>Stiftung</strong> (Essen) 291<br />

Alkoholabhängigkeit 276 f.<br />

Alltagsgeschichte: medizinische Ethik<br />

36 ff.<br />

Alttestamentliches Seminar,<br />

Evangelisch-Theologische Fakultät<br />

(Univ. Münster) 18<br />

Alzheimer-Demenz: APP (Amyloid<br />

Precursor Protein) 248 ff., 250 f.<br />

Anämie: Fanconi-Anämie 269 f.<br />

Angststörungen 252 f.<br />

Anhalt-Dessau: Möbelbaukunst (vor<br />

1800) 106 f.<br />

Antakya s. Antiochia<br />

Antiochia/Antakya (Türkei): Stadtarchäologie<br />

84 f.<br />

Antisemitismus<br />

– Polen (1930-1939) 60 ff.<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 70 ff.<br />

– Weißrussland (1941-1944) 64 ff.<br />

Antike<br />

– Altmesopotamien: Götterdarstellungen<br />

76 f.<br />

– Antiochia/Antakya (Türkei): Stadtarchäologie<br />

84 f.<br />

– Empedokles-Rezeption 94 ff.<br />

– Gela (Sizilien): Stadtarchäologie 85 ff.<br />

– Ionien: Mykale-Survey 81 f.<br />

– Karasis (Türkei/Kilikien): Festung<br />

82 f.<br />

– Mythologie: Handbuch 91 ff.<br />

– Palatin (Rom): Domus Severiana und<br />

Gartenstadium 91<br />

– Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />

Urbanistik 77 ff.<br />

– Poseidonios von Apameia 93 f.<br />

– römischer Triumpfzug: Raum und<br />

Ritual 89 f.<br />

– Vulkaneifel: römische Grabdenkmäler<br />

87 ff.<br />

– Zafar (Jemen): Stadtarchäologie<br />

79 ff.<br />

APP s. Alzheimer-Demenz<br />

Aramäische Inschriften<br />

(10.-3. Jh.v.Chr.): Konkordanz 18 f.<br />

Aramäischer Dialekt: mandäische<br />

Handschriften 19 f.<br />

Arbeitsmarkt<br />

– Arbeitsmarktpolitik 163 ff.<br />

– Gesundheitsnachfrage und Humankapitalakkumulation<br />

169 f.<br />

– selbständige Frauen: Beruf und<br />

Familie 200 f.<br />

Seite 395


Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie,<br />

Theologische Ästhetik und Bilddidaktik<br />

(Univ. Münster) 149<br />

Archäologisches Institut (Univ. Heidelberg)<br />

89<br />

Archäologisches Institut (Univ. Köln) 87<br />

Architektur (gemalte): Villa Imperiale<br />

(Pesaro/Italien) 98 ff.<br />

Archive: Brandenburgisches Landeshauptarchiv<br />

(Potsdam) 50<br />

Aristoteles: De anima 23 ff.<br />

Armut: Dezentralisierung in Uganda<br />

194 ff.<br />

Assyrien: Götterdarstellungen<br />

(Altmesopotamien) 76 f.<br />

Atherosklerose 271 f.<br />

Augenkrankheiten: Optikusatrophie<br />

258 f.<br />

Augustinus 25 f.<br />

Ausländer- und Asylrecht: Europäisierung<br />

180 ff.<br />

Australien/Aborigines: Rezeption des<br />

Fremden (Hermann Klaatsch) 207 f.<br />

Autoimmunerkrankungen: systemischer<br />

Lupus erythematodes/SLE 263,<br />

264 f., 265<br />

Babylonien: Götterdarstellungen<br />

(Altmesopotamien) 76 f.<br />

Baden: Parlamentarismus<br />

(1819-1870/71) 47 f.<br />

Banken (Deutschland): Finanzverhalten<br />

166 f.<br />

Bauern und kirchliche Obrigkeit (1648-<br />

1762): Russland und Ukraine 27 f.<br />

Bayerische Akademie der Wissenschaften<br />

(München)<br />

– Kommission für Deutsche Literatur<br />

des Mittelalters 116<br />

– Kommission für Neuere Deutsche<br />

Literatur 125<br />

BBAW s. Berlin-Brandenburgische<br />

Akademie der Wissenschaften/<br />

BBAW (Berlin)<br />

Berlin: Gefängnis Berlin-Plötzensee<br />

(1933-1945) 66 f.<br />

Berlin-Brandenburgische Akademie der<br />

Wissenschaften/BBAW (Berlin) 205<br />

– Schleiermacherforschungsstelle 29<br />

Seite 396<br />

REGISTER<br />

Berner „Kunstbuch“ (täuferische<br />

Handschrift) 26 f.<br />

Bibelforschung: Historienbibeln des<br />

Mittelalters 116 f.<br />

Bibliotheken<br />

– Bibliotheca Hertziana/Max-Planck-<br />

Institut für Kunstgeschichte (Rom)<br />

100<br />

– Burgerbibliothek (Bern): Berner<br />

„Kunstbuch“ 26 f.<br />

– Forschungsbibliothek Gotha (Schloß<br />

Friedenstein), vorm. Herzogliche<br />

Bibliothek 284 f.<br />

Bildhauerkunst s. Plastik<br />

Bildkonzepte (reformatorische) 150 f.<br />

Bildthemen: Katastrophendarstellungen<br />

seit dem 18. Jh. 151 ff.<br />

Bildtheologie: Kultur, Kunst und<br />

Theologie 149 f.<br />

Bildungsferne Literaturproduktion<br />

(17.-19. Jh.) 121 ff.<br />

Bildwahrnehmung: jenseits des Bildes<br />

153 ff.<br />

Bioethische Fragen 23 ff.<br />

Biographien:<br />

– Kafka, Franz 126 f.<br />

– Klassiker der Geschichtswissenschaft<br />

(Internet-Edition) 73 f.<br />

Blutkrankeiten:<br />

– Fanconi-Anämie 269 f.<br />

– Neutropenie 268 f.<br />

Blutvergiftung s. Sepsis<br />

Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />

Bologna-Center of the Paul H. Nitze<br />

School of Advanced International<br />

Studies (The Johns Hopkins Univ.):<br />

Stipendienprogramm 287<br />

Brecht, Bertolt 128 f.<br />

Briefe<br />

– Brecht, Bertolt 128 f.<br />

– Frobenius, Leo: Wilhelm II 49 f.<br />

– Hartung, <strong>Fritz</strong> 50 ff.<br />

– Reiffenstein, Johann Friedrich 100 f.<br />

– Stifter, Adalbert 125 f.<br />

Buch Mengzi: Menschenrechte 4 f.<br />

Budapest: Collegium Budapest 284<br />

Buddhismus: Thailand 208 ff.<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

s. Deutschland<br />

Bundesverfassungsgericht/BVerfG<br />

(Karlsruhe) 172


REGISTER<br />

– Europäischer Gerichtshof/EuGH und<br />

U.S. Supreme Court im Vergleich<br />

215 ff.<br />

BVerfG s. Bundesverfassungsgericht<br />

(Karlsruhe)<br />

Byzantinische Zeit: Empedokles-<br />

Rezeption 94 ff.<br />

Center for Experimental Physics<br />

(Rehovot) s. Harari Center for<br />

Experimental Physics, Weizmann<br />

Institute<br />

Center for German Studies (Ben Gurion<br />

Univ. of the Negev): Vortragsreihe<br />

Deutsch-Jüdische Studien 289 f.<br />

China<br />

– Buch Mengzi: Menschenrechte 4 f.<br />

– chinesische Germanistik: Universität<br />

Peking, Deutsche Abteilung 290 f.<br />

– EU 220 ff.<br />

– Novissima Sinica (Leibniz, Gottfried<br />

Wilhelm) 7 ff.<br />

– Produktionsverlagerung nach China<br />

als Niedriglohnland 237 ff.<br />

Christentum: Bildtheologie 149 f.<br />

Cleidocraniale Dysplasie 274 f.<br />

Clemens Heller-Programm: Stipendienprogramm<br />

286<br />

Collegium Budapest 284<br />

Computer als Bildmedium 153 ff.<br />

Corpus kontinentalgermanischer<br />

Personennamen und Personen<br />

(3.-8. Jh.) 35 f.<br />

Crinitus, Petrus: „De poetis Latinis“<br />

114 f.<br />

Datenbank<br />

– NOMEN ET STATUS (bäuerliche<br />

Unterschichten in fränkisch-karolingischer<br />

Zeit) 35 f.<br />

– semantisches Wissen: SEMALD 131 f.<br />

Datenschutz (Bundesrep. Deutschland):<br />

Informationsgesetzbuch 174 ff.<br />

DDP/DStP (Preußischer Landtag):<br />

Sitzungsprotokolle (1919-1932) 53 ff.<br />

DDR/SBZ: Evangelisch-Lutherische<br />

Kirche 30 ff.<br />

Demokratie<br />

– Naher Osten 224 f.<br />

– Nordafrika 224 f.<br />

– Verfassungsstaaten 187 f.<br />

– Wählerverhalten: Persönlichkeitsfaktoren<br />

188 f.<br />

Department of Molecular Genetics,<br />

The Weizmann Institute of Science<br />

(Rehovot, Israel) 256<br />

Department of Social Policy and Social<br />

Work (Oxford Univ.) 189<br />

Depression: Angststörungen 252 f.<br />

Deutsche Demokratische Republik<br />

s. DDR<br />

Deutsche Film- und Fernsehakademie<br />

(Berlin) 137<br />

Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik/DGAP (Berlin) 218, 220, 223<br />

Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

(Speyer) 172<br />

Deutsches Archäologisches Institut<br />

(Istanbul) 82<br />

Deutsches Forum für Kunstgeschichte<br />

(Paris) 110<br />

Deutsches Historisches Institut/DHI<br />

(Paris) 40<br />

Deutsches Historisches Institut/DHI<br />

(Washington): Jürgen-Heideking-<br />

Fellowship 288<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum,<br />

Abt. Molekulare Genetik (Heidelberg)<br />

280<br />

Deutsches Orient-Institut (Hamburg)<br />

224<br />

Deutschland<br />

– Ärzte (Erster Weltkrieg) 57 f.<br />

– Arbeitsmarktpolitik 163 ff.<br />

– Banken: Finanzverhalten 166 f.<br />

– Datenschutz: Informationsgesetzbuch<br />

174 ff.<br />

– DDR s. dort<br />

– Expatriates: Steuerlast 235 ff.<br />

– französische Kunst nach 1945<br />

110 ff.<br />

– Geistiges Eigentum: Recht 176 f.<br />

– Geschichtspolitik (1919-1923) 52 f.<br />

– Gesundheitssystem 161 ff.<br />

– Grundrechte: Handbuch 172 ff.<br />

– Informationsgesetzbuch 174 ff.<br />

– Informationsnetzwerke 176 f.<br />

– Kartellrecht 176 f.<br />

Seite 397


– Kohlensyndikat (Rheinisch-Westfälisches):<br />

1893-1914 59 f.<br />

– Nachkriegszeit 110 ff.<br />

– Parlamentarismus (1819-1870/71)<br />

47 f.<br />

– Polarexpeditionen (1900-1945) 58 f.<br />

– Sozialstaatskrise 161 ff.<br />

– Spendenförderung 165 f.<br />

– Staatsrecht: Handbuch Band IV 174<br />

– Steuerrecht: EU 177 f.<br />

– Umweltökonomische Studien 167 ff.<br />

– Verwaltungsrechtswissenschaft:<br />

Handbuch 179 f.<br />

– Weimarer Republik s. dort<br />

– Wohlfahrtsstaat: Akzeptanz 197 f.;<br />

soziale Differenzierung 198 ff.<br />

DGAP s. Deutsche Gesellschaft für<br />

Auswärtige Politik (Berlin)<br />

DHI s. Deutsches Historisches Institut<br />

Diabetes s. Zuckerkrankheit<br />

Digitale Medien<br />

– Bilder jenseits des Bildes 153 ff.<br />

– Domus Severiana und Gartenstadium<br />

(Palatin) 91<br />

Dilthey, Wilhelm<br />

– Übersetzung ins Portugiesische 12<br />

– Übersetzung ins Russische 11 f.<br />

Dilthey-Forschungsstelle (Bochum) 11<br />

DNA<br />

– Fanconi-Anämie 269 f.<br />

– Tumorentstehung: Methylierungsstatus<br />

der DNA 277 f.<br />

Documenta Orthographica (16.-20. Jh.)<br />

120 f.<br />

Dombauverwaltung des Metropolitankapitels<br />

der Hohen Domkirche Köln<br />

101<br />

Dreikönigenschrein (Kölner Dom):<br />

Bestandserfassung 101 ff.<br />

Drittes Reich s. Nationalsozialismus<br />

Duppach-Weiermühle (Eifel): römische<br />

Grabdenkmäler 87 ff.<br />

Dysplasie (cleidocraniale) 274 f.<br />

Editionen<br />

– Augustinus 25 f.<br />

– Berner „Kunstbuch“ 26 f.<br />

– Briefe s. dort<br />

– Crinitus, Petrus 114 f.<br />

Seite 398<br />

REGISTER<br />

– Dilthey, Wilhelm: Übersetzung ins<br />

Portugiesische 12; Übersetzung ins<br />

Russische 11 f.<br />

– Goethe, Johann Wolfgang von:<br />

Internet-Edition 124 f.<br />

– Harnack, Adolf von 29 f.<br />

– Hartung, <strong>Fritz</strong> 50 ff.<br />

– Historia Scientiarum (17.-19. Jh.):<br />

Reprintprogramm 74<br />

– islamisches Recht (Mamelukenzeit)<br />

38 f.<br />

– Kant, Immanuel: physische Geographie<br />

9 f.<br />

– Leibniz, Gottfried Wilhelm: Novissima<br />

Sinica 7 ff.<br />

– Lenz, Jakob Michael Reinhold:<br />

Internet-Edition 142 f.<br />

– SAPERE (Scripta Antiquitatis<br />

Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />

pertinentia) 21 ff.<br />

– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />

Ernst 29<br />

– Stifter, Adalbert: Schulakten und<br />

Briefe 125 f.<br />

– Übersetzungen deutscher Klassiker<br />

der Philosophie ins Englische 5 f.<br />

– Wochenspruch (1933-1945): NSDAP<br />

67 ff.<br />

Eifel: römische Grabdenkmäler 87 ff.<br />

EMBL-Monterotondo 252<br />

Empedokles-Rezeption: Antike<br />

und byzantinisches Mittelalter<br />

94 ff.<br />

Embryonalentwicklung<br />

– Gehirns 255 f., 256 f.<br />

– Mittellinienentwicklung 273 f.<br />

England s. Großbritannien<br />

Epilepsie 253 f., 254, 255 f.<br />

Erdgasmarkt (EU): Klimazertifikatmarkt<br />

244 f.<br />

Ernst Fraenkel Lecture Series: FU<br />

Berlin 196 f.<br />

Erster Weltkrieg: Ärzte (Deutschland/<br />

Frankreich) 57 f.<br />

Erwerbsarbeit (Bundesrep. Deutschland):<br />

selbständige Frauen: Beruf<br />

und Familie 200 f.<br />

ESVP s. Europäische Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik<br />

EU s. Europäische Union<br />

EuGH s. Europäischer Gerichtshof


REGISTER<br />

Europa<br />

– Migration von Juden: Simon-Dubnow-Vorlesung<br />

(Univ. Leipzig) 70 ff.<br />

– Mittel- und Osteuropa s. dort<br />

– textile Farbstoffe: Handel (1580-<br />

1914) 42 ff.<br />

Europäische Union/EU<br />

– Afrikapolitik 226 f.<br />

– Ausländer- und Asylrecht 180 ff.<br />

– China 220 ff.<br />

– Erdgasmarkt 244 f.<br />

– Europäisches Recht 229 f.<br />

– Expatriates: Steuerlast 235 ff.<br />

– Grenzregionen: Integrationsprozess<br />

234 f.<br />

– Grundrechte 172 ff.<br />

– Handelsintegration 242 ff<br />

– Juristenausbildung 184 ff.<br />

– Menschenrechte 217 f.<br />

– öffentliches Recht 227 f.<br />

– Staatsanwaltschaften 232 f.<br />

– Steuerrecht: Deutschland 177 f.<br />

– Strafrecht 182 f.<br />

– Transatlantische Beziehungen:<br />

Gesprächskreis 218 ff.<br />

– Verfassungsvertrag 228 f.<br />

– Wohlfahrtsdemokratien: Parteien<br />

189 ff.<br />

Europäischer Gerichtshof/EuGH:<br />

BVerfG und U.S. Supreme Court im<br />

Vergleich 215 ff.<br />

Europarecht<br />

– Lehrbücher: IUS COMMUNITATIS<br />

229 f.<br />

– Vorlesungen (Univ. Hamburg) 230<br />

Evangelisch-Lutherische Kirche:<br />

SBZ/DDR 30 ff.<br />

Expatriates (Deutschland und EU):<br />

Steuerlast 235 ff.<br />

Fanconi-Anämie 269 f.<br />

Farbstoffe (textile): Weltmarkt<br />

(1580-1914) 42 ff.<br />

Figurale Darstellung in Literatur und<br />

Theater 141 f.<br />

Filmkunst: James Joyce 137 f.<br />

Finanzmärkte: Globalisierung 239 ff.<br />

Finanzverhalten: Banken (Deutschland)<br />

166 f.<br />

Forschungsinstitut der Deutschen<br />

Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik/DGAP (Berlin) s. Deutsche<br />

Gesellschaft für Auswärtige Politik/DGAP<br />

(Berlin)<br />

Forschungsstelle für Europäisches<br />

Zivilrecht/Droit civil européen (Univ.<br />

des Saarlandes) 184<br />

Forschungszentrum für Internationales<br />

und Europäisches Ausländer- und<br />

Asylrecht (Univ. Konstanz) 180<br />

Foucault, Michel: literarische Heterotopien<br />

138 ff.<br />

Fraenkel, Ernst: Ernst Fraenkel Lecture<br />

Series: FU Berlin 196 f.<br />

Fränkisch-karolingische Zeit: NOMEN<br />

ET STATUS (Datenbank bäuerlicher<br />

Unterschichten) 35 f.<br />

Frankreich<br />

– Ärzte (Erster Weltkrieg) 57 f.<br />

– deutsche Kunst nach 1945 110 f.<br />

– Kopftuchstreit 32 ff.<br />

Frauen: berufliche Selbständigkeit und<br />

Familie 200 f.<br />

Freiburger Entwurf: Europäischer<br />

Verfassungsvertrag 228 f.<br />

Freie Universität Berlin<br />

– Fachbereich Rechtswissenschaft,<br />

Deutsche Rechtsgeschichte 183<br />

– Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,<br />

Internationales Privat- und Verfahrensrecht<br />

sowie Rechtsvergleichung<br />

231<br />

– Lehrstuhl für Staatsrecht, Verwaltungsrecht<br />

und Völkerrecht 231<br />

– Theologische Fakultät, Lehrstuhl<br />

Praktische Theologie 29<br />

Fremdenrezeption (Aborigines, Australien):<br />

Hermann Klaatsch 207 f.<br />

Friedrich Miescher Institute for Biological<br />

Research (Basel) 257<br />

Frobenius, Leo: Wilhelm II 49 f.<br />

Frühe Neuzeit<br />

– Crinitus, Petrus: „De poetis Latinis“<br />

114 f.<br />

– deutscher Humanismus: Verfasserlexikon<br />

119 f.<br />

– Metatextualität: italienische Literatur<br />

142 f.<br />

– Papst- und Kardinalsgrabmäler 97 f.<br />

Seite 399


Gartenkunst: Palatin (Rom) 91<br />

Gefäßkrankheiten: hämorrhagische<br />

Teleangiektase 272 f.<br />

Gehirnforschung<br />

– Alzheimer-Krankheit 248 ff., 250 f.<br />

– Angststörungen 252 f.<br />

– Danon-Syndrom<br />

– Depression: Angststörungen 252 f.<br />

– Embryonalentwicklung 255 f., 256 f.<br />

– Entwicklungsstörungen des Nervensystems<br />

257 f.<br />

– Epilepsie 253 f., 254, 255 f.<br />

– Glutamatransporter: Neuronentod<br />

255<br />

Geistiges Eigentum: Recht 176 f.<br />

Gemeinnützige Hertie-<strong>Stiftung</strong><br />

(Frankfurt a.M.) 291<br />

Genozid s. Holocaust<br />

Geographie (physische): Immanuel<br />

Kant 9 f.<br />

Germanistisches Institut (Univ. Halle-<br />

Wittenberg) 129<br />

Geschichtswissenschaften<br />

– Historia Scientiarum (17.-19. Jh.):<br />

Reprintprogramm 74<br />

– Jürgen-Heideking-Fellowship (Deutsches<br />

Historisches Institut/DHI, Washington)<br />

288<br />

– Klassiker: Internet-Edition 73 f.<br />

Geschlechtsrollen<br />

– Islam 202 f.<br />

– Paarbeziehungen: Alltagspraxis<br />

201 f.<br />

Gesprächskreis: Transatlantische<br />

Beziehungen 218 ff.<br />

Gesundheitsnachfrage und Humankapitalakkumulation<br />

169 f.<br />

Ghettos (NS-Zeit): Weißrussland 64 ff.<br />

Global Governance 191 f.<br />

Global Public Policy Institute/GPPi<br />

(Berlin/Genf) 191<br />

Globalisierung/Internationalisierung/<br />

Weltmarkt<br />

– Buddhismus: Thailand 208 ff.<br />

– Expatriates: Steuerlast 235 ff.<br />

– Finanzmärkte 239 ff.<br />

– internationale Politik: Verantwortlichkeit<br />

191 f.<br />

– Produktionsverlagerung in<br />

Niedriglohnländer 237 ff.<br />

– textile Farbstoffe (1580-1914) 42 ff.<br />

Seite 400<br />

REGISTER<br />

Glockenbecherkultur: Süddeutschland<br />

75 f.<br />

Glutamatransporter: Neuronentod 255<br />

Gnostizismus: mandäische Handschriften<br />

19 f.<br />

Goethe, Johann Wolfgang von:<br />

Internet-Edition 124 f.<br />

Götterdarstellungen: Altmesopotamien<br />

76 f.<br />

GPPi s. Global Public Policy Institute<br />

(Berlin/Genf)<br />

Gräber und Grabmäler<br />

– Papst- und Kardinalsgrabmäler 97 f.<br />

– römische: Vulkaneifel 87 ff.<br />

Grenzregionen (EU): Integration 234 f.<br />

Griechische Koloniestadt Gela<br />

(Sizilien): Ausgrabungen 85 ff.<br />

Großbritannien: soziale Differenzierung<br />

im Wohlfahrtsstaat 198 ff.<br />

Grundrechte (Deutschland und<br />

Europa): Handbuch 172 ff.<br />

Hadassah Medical School, The Lautenberg<br />

Center for General and Tumor<br />

Immunology (Hebrew Univ. Jerusalem)<br />

270<br />

Hämorrhagische Teleangiektase 272 f.<br />

Hamburger Bahnhof (Berlin): Veranstaltungsreihe<br />

„Bilder jenseits des<br />

Bildes“ 153 ff.<br />

Hamburgisches Welt-Wirtschafts-<br />

Archiv/HWWA 234, 237<br />

Handbücher<br />

– Grundrechte: Deutschland und<br />

Europa 172 ff.<br />

– Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen<br />

Reich 40 f., 41 f.<br />

– Minnereden 117 ff.<br />

– Mythologie: Antike 91 ff.<br />

– Parlamentarismus in Deutschland<br />

(1819-1870/71) 47 f.<br />

– Politische Philosophie/Sozialphilosophie<br />

16 f.<br />

– Staatsrecht: Band IV 174<br />

– Verwaltungsrechtswissenschaft<br />

(Bundesrep. Deutschland) 179 f.<br />

Handelsintegration: EU 242 ff.<br />

Handschriften<br />

– Berner „Kunstbuch“ 26 f.


REGISTER<br />

– fränkisch-karolingische Urbare 35 f.<br />

– Historienbibeln des Mittelalters 116 f.<br />

– mandäische 19 f.<br />

– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />

Hanoi University of Foreign Studies,<br />

Vietnam: Magister-Aufbaustudiengang<br />

„Deutsch als Fremdsprache“<br />

an der Ramkhamhaeng University<br />

(Bangkok) 290<br />

Harari Center for Experimental<br />

Physics, Weizmann Institute of<br />

Science (Rehovot): Stipendienprogramm<br />

Teilchenphysik 288 f.<br />

Harnack, Adolf von 29 f.<br />

Hartung, <strong>Fritz</strong> 50 ff.<br />

Hautkrankheiten<br />

– Lupus erythematodus (systemischer)<br />

263, 264 f., 265<br />

– Melanom 281<br />

– Neurofibromatose 279 f.<br />

Heiliges Römisches Reich Deutscher<br />

Nation: Höfe und Residenzen<br />

40 f., 41 f.<br />

Hellenistische und Römische Zeit<br />

– Ionien: Mykale-Survey 81 f.<br />

– Karasis (Türkei/Kilikien): Festung<br />

82 f.<br />

– Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />

Urbanistik 77 ff.<br />

Herder, Johann Gottfried: <strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />

„Johann Gottfried Herder“<br />

291<br />

Hermann von Helmholtz-Zentrum für<br />

Kulturtechnik (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 145<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen 271 f.<br />

Herzog-Ernst-Stipendienprogramm<br />

284 f.<br />

Heterotopien (literarische) 138 ff.<br />

Himyaren-Hauptstadt Zafar (Jemen):<br />

Ausgrabungen 79 ff.<br />

Historia Scientiarum (17.-19. Jh.):<br />

Reprintprogramm 74<br />

Historienbibeln des Mittelalters 116 f.<br />

Historisches Institut (Univ. Stuttgart) 47<br />

Historisches Seminar (Univ. Frankfurt<br />

a.M.) 49, 55<br />

Historisches Seminar (Univ. Köln) 57<br />

Historisches Seminar (Univ. Leipzig) 44<br />

Historisches Seminar, Abt. für Neuere<br />

Geschichte (Univ. Tübingen) 52, 57<br />

Hochschule für Künste (Bremen) 147<br />

Höfe und Residenzen: Deutsches Reich<br />

(Spätmittelalter) 40 f., 41 f.<br />

Holocaust<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 70 ff.<br />

– Wissen und Haltung der deutschen<br />

Bevölkerung (1941-1945) 69 f.<br />

Humanismus (deutscher): Verfasserlexikon<br />

(1480-1520) 119 f.<br />

Humankapitalakkumulation und<br />

Gesundheitsnachfrage 169 f.<br />

Humboldt-Universität (Berlin): Philosophische<br />

Fakultät II 133<br />

Identitätsbildung: Islam 202 f.<br />

ifo-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(Univ. München) 170<br />

IFZ s. Institut für Zellbiologie/IFZ<br />

(Univ. Klinikum Essen)<br />

Ikonologie<br />

– Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen<br />

(Humboldt-Univ.) 155 ff.<br />

– Katastrophendarstellungen seit dem<br />

18. Jh. 151 ff.<br />

IKTs s. Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

in Afrika<br />

Immunologie<br />

– Autoimmunerkrankungen s. auch<br />

dort<br />

– Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

271 f.<br />

– Killerzellen 270 f.<br />

– Sepsis: Signalwege 266; TL-Rezeptoren<br />

266 ff.<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien/IKTs<br />

in Afrika: Tansania<br />

193 f.<br />

Informationsgesetzbuch: Bundesrep.<br />

Deutschland 174 ff.<br />

Informationsnetzwerke: Recht 176 f.<br />

Inschriften (aramäische): Konkordanz<br />

(10.-3. Jh. v.Chr.) 18 f.<br />

Institut für Afrika-Kunde (Hamburg)<br />

194<br />

Institut für Afrikanistik (Univ. Leipzig)<br />

194<br />

Institut für Altertumswissenschaften<br />

(Univ. Greifswald) 114<br />

Seite 401


Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und<br />

Zivilrecht (Univ. Frankfurt a.M.) 176<br />

Institut für Archäologie (Univ. Bochum)<br />

81, 85<br />

Institut für Biochemie (Univ. Köln) 255<br />

Institut für Biowissenschaften (Univ.<br />

Würzburg) 276<br />

Institut für Deutsche Literatur (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 133<br />

Institut für Deutsche Literatur (Univ.<br />

Hildesheim) 133<br />

Institut für Deutsche Philologie (Univ.<br />

München) 115, 119, 124, 126<br />

Institut für Deutsches und Europäisches<br />

Verwaltungsrecht (Univ. Heidelberg)<br />

179<br />

Institut für die Wissenschaft vom<br />

Menschen/IWM (Wien) 205<br />

Institut für Empirische und Angewandte<br />

Sozialforschung (Univ. Bremen) 201<br />

Institut für Ethnologie (Univ. Halle-<br />

Wittenberg) 210<br />

Institut für Ethnologie (Univ. Münster)<br />

208<br />

Institut für Finanz- und Steuerrecht<br />

(Univ. Heidelberg) 177<br />

Institut für Genetik (Univ. Köln) 275<br />

Institut für Germanistik (TU Dresden)<br />

117<br />

Institut für Germanistik (Univ. Erlangen-Nürnberg)<br />

121<br />

Institut für Germanistik (Univ. Rostock)<br />

120<br />

Institut für Geschichte (Univ. Bremen)<br />

35<br />

Institut für Geschichte (Univ. Karlsruhe)<br />

66<br />

Institut für Geschichte (Univ. Würzburg)<br />

50<br />

Institut für Geschichte der Medizin<br />

(Univ. Würzburg) 36<br />

Institut für Geschichte der Naturwissenschaften,<br />

Mathematik und<br />

Technik (Univ. Hamburg) 45, 58<br />

Institut für Geschichtswissenschaften<br />

(Humboldt-Univ. Berlin) 48<br />

Institut für Hermeneutik, Evangelisch-<br />

Theologische Fakultät (Univ. Tübingen)<br />

23<br />

Institut für Humangenetik (Univ.<br />

Göttingen) 254<br />

Seite 402<br />

REGISTER<br />

Institut für Humangenetik, Virchow-<br />

Klinikum (Humboldt-Univ. Berlin)<br />

269<br />

Institut für Immunologie (Univ.<br />

Dresden) 264<br />

Institut für Indogermanistik (Univ.<br />

Jena) 123<br />

Institut für Islamwissenschaft, Fachbereich<br />

Geschichts- und Kulturwissenschaften<br />

(FU Berlin) 20<br />

Institut für Kirchengeschichte (Univ.<br />

Leipzig) 44<br />

Institut für Klassische Archäologie<br />

(Univ. Wien) 77<br />

Institut für Klassische Philologie (Univ.<br />

München) 94<br />

Institut für Klinische Chemie (Univ.-<br />

Klinikum Mannheim) 267<br />

Institut für Kommunikationsgeschichte<br />

und Angewandte Kulturwissenschaften<br />

(FU Berlin) 67, 128<br />

Institut für Kunstgeschichte (Humboldt-<br />

Univ. Berlin) 151<br />

Institut für Kunstgeschichte (Univ.<br />

Leipzig) 150<br />

Institut für Mathematik/Hermann von<br />

Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik<br />

(Humboldt-Univ. Berlin) 145<br />

Institut für Mittelstandsforschung<br />

(Univ. Mannheim) 200<br />

Institut für Molekularbiologie und<br />

Zellkulturtechnik (Fachhochschule<br />

Mannheim) 272<br />

Institut für Neuropathologie (Univ.<br />

Göttingen) 262<br />

Institut für Öffentliches Recht, Abt.<br />

Europa und Völkerrecht (Univ. Freiburg)<br />

228<br />

Institut für Öffentliches Recht und<br />

Verwaltungslehre (Univ. Köln) 174<br />

Institut für Öffentliches Recht und<br />

Völkerrecht (Humboldt-Univ. Berlin)<br />

174<br />

Institut für Orientalische Archäologie<br />

und Kunst (Univ. Halle Wittenberg)<br />

84<br />

Institut für Orientalistik und Sprachwissenschaft,<br />

Fachgebiet Semitistik<br />

(Univ. Marburg) 39<br />

Institut für Philosophie (TU Dresden)<br />

144


REGISTER<br />

Institut für Philosophie (Univ. Halle) 10<br />

Institut für Philosophie (Univ. Marburg)<br />

9<br />

Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie,<br />

Wissenschafts- und Technikgeschichte<br />

(TU Berlin) 7<br />

Institut für Politikwissenschaft (Univ.<br />

Mainz) 188<br />

Institut für Politische Wissenschaft<br />

(Univ. Hamburg) 193<br />

Institut für Politische Wissenschaft<br />

(Univ. Würzburg) 226<br />

Institut für Prähistorische Archäologie<br />

(Univ. Halle-Wittenberg) 75<br />

Institut für Romanische Philologie<br />

(FU Berlin) 135<br />

Institut für Romanische Philologie<br />

(Univ. München) 138<br />

Institut für Romanistik (TU Dresden)<br />

134<br />

Institut für Romanistik (Univ. Halle-<br />

Wittenberg) 210<br />

Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft<br />

(TU Darmstadt) 124<br />

Institut für Staatswissenschaft und<br />

Rechtsphilosophie (Univ. Freiburg)<br />

179<br />

Institut für Theaterwissenschaften<br />

(FU Berlin) 141<br />

Institut für Ur- und Frühgeschichte und<br />

Vorderasiatische Archäologie (Univ.<br />

Heidelberg) 76<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre (TU<br />

Berlin) 161<br />

Institut für Weltwirtschaft (Univ. Kiel)<br />

239, 242<br />

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

(Univ. Göttingen) 42<br />

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

(Univ. Münster) 59<br />

Institut für Wirtschaftspolitik (Univ.<br />

Köln) 163<br />

Institut für Zellbiologie (Univ.-Klinikum<br />

Essen) 268<br />

Institut für Zivilrecht und Zivilprozessrecht<br />

(Univ. Erlangen-Nürnberg) 229<br />

Institute for Advanced Study<br />

(Princeton)<br />

– Collegium Budapest 284<br />

– School of Historical Studies: Gaststipendienprogramm<br />

287<br />

Insulin-Signalweg 275<br />

Interfakultäres Institut für Zellbiologie<br />

(Univ. Tübingen) 263, 280<br />

International School for Molecular<br />

Biology and Microbiology (Hebrew<br />

Univ. Jerusalem): Stipendienprogramm<br />

Medizinische Mikrobiologie<br />

288<br />

Internationalisierung s. Globalisierung<br />

Internet<br />

– Domus Severiana und Gartenstadium<br />

(Palatin): Informationssystem 91<br />

– Goethe, Johann Wolfgang: Jakob<br />

Michael Reinhold Lenz 124 f.<br />

– Klassiker der Geschichtswissenschaft<br />

73 f.<br />

Irak: mandäische Handschriften 19 f.<br />

Islam<br />

– Identitätsbildung 202 f.<br />

– Kopftuchstreit: Deutschland/Frankreich<br />

32 ff.<br />

– Kulturkritik (jüdische und islamische)<br />

13 f.<br />

– Mamelukenzeit: islamisches Recht<br />

38 f.<br />

– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />

– Thailand 208 ff.<br />

Israel<br />

– Center for German Studies<br />

(Ben Gurion Univ. of the Negev):<br />

Vortrags-reihe deutsch-jüdische<br />

Studien 289 f.<br />

– International School for Molecular<br />

Biology and Microbiology (Hebrew<br />

Univ. Jerusalem): Stipendienprogramm<br />

Medizinische Mikrobiologie<br />

288<br />

– Weizmann Institute of Science<br />

(Rehovot): Stipendienprogramm<br />

Teilchenphysik am Harari Center for<br />

Experimental Physics 288 f.<br />

Italien<br />

– Bologna-Center of the Paul H. Nitze<br />

School of Advanced International<br />

Studies (The Johns Hopkins Univ.):<br />

Stipendienprogramm 287<br />

– Gela (Sizilien): Stadtarchäologie<br />

85 ff.<br />

– Komödie der Renaissance 140 f.<br />

– Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />

Literatur 142 f.<br />

Seite 403


– oberitalienische Malerei (15. Jh.):<br />

Staatliche Museen/Gemäldegalerie<br />

(Berlin) 104<br />

– Palatin (Rom): Domus Severiana und<br />

Gartenstadium 91<br />

– Pesaro: Villa Imperiale 98 ff.<br />

– umbrische Gemälde (15./16. Jh.):<br />

Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />

– Wohlfahrtsstaat: soziale Differenzierung<br />

198 ff.<br />

IUS COMMUNITATIS: Lehrbücher<br />

zum europäischen materiellen Recht<br />

229 f.<br />

IWM s. Institut für die Wissenschaft<br />

vom Menschen/IWM (Wien)<br />

Japan: Sicherheitspolitik 223 f.<br />

Jemen: Ausgrabungen in Zafar 79 ff.<br />

John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien<br />

(FU Berlin) 196<br />

Joyce, James: Filmkunst 137 f.<br />

Juden<br />

– deutsch-jüdische Studien (Center for<br />

German Studies, Ben Gurion Univ.<br />

of the Negev, Beer Sheva): Vortragsreihe<br />

289 f.<br />

– Holocaust: Wissen und Haltung der<br />

deutschen Bevölkerung (1941-1945)<br />

69 f.<br />

– Kulturkritik (jüdische und islamische)<br />

13 f.<br />

– Lateinamerika: jüdisch-sephardische<br />

Literatur (20. Jh.) 134 f.<br />

– Leo-Baeck-Institut Jerusalem:<br />

Geschichte 72 f.<br />

– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />

– Polen (1930-1939) 60 ff.<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 70 ff.<br />

– Zafar/Jemen (jüdisch-himyarische<br />

Hauptstadt): Ausgrabungen 79 ff.<br />

Jürgen-Heideking-Fellowship<br />

(Deutsches Historisches Institut/DHI,<br />

Washington): moderne und internationale<br />

Geschichte 288<br />

Juristenausbildung: EU 184 ff.<br />

Juristisches Seminar (Univ. Göttingen)<br />

232<br />

Seite 404<br />

REGISTER<br />

Kafka, Franz 126 f.<br />

Kant, Immanuel: physische Geographie<br />

9 f.<br />

Karasis (Türkei/Kilikien): Festung 82 f.<br />

Karolingisch-fränkische Zeit: NOMEN<br />

ET STATUS (Datenbank bäuerlicher<br />

Unterschichten) 35 f.<br />

Kartellrecht: Informationskartellrecht<br />

176 f.<br />

Kataloge<br />

– Dreikönigenschrein (Kölner Dom):<br />

Bestandserfassung 101 ff.<br />

– Gemälde: Gesamtverzeichnis (Staatliche<br />

Kunstsammlungen<br />

Dresden/Gemäldegalerie Alte Meister<br />

107 ff.<br />

– Historienbibeln des Mittelalters<br />

116 f.<br />

– Möbelbaukunst vor 1800 (Anhalt-<br />

Dessau) 106 f.<br />

– oberitalienische Malerei: Staatliche<br />

Museen/Gemäldegalerie (Berlin)<br />

104<br />

– umbrische Gemälde (15./16. Jh.):<br />

Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />

Katastrophendarstellungen seit dem<br />

18. Jh. 151 ff.<br />

Kaukasus s. Südkaukasus<br />

Killerzellen 270 f.<br />

Kirchengeschichte<br />

– Harnack, Adolf von 29 f.<br />

– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />

Ernst 29<br />

Kirchenlieder s. Liturgische Musik<br />

Klaatsch, Hermann 207 f.<br />

Klimazertifikatmarkt (EU): Erdgasmarkt<br />

244 f.<br />

Klinik für Neurologie (Medizin. Univ.<br />

Lübeck) 259<br />

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

(Univ.-Klinikum des Saarlandes<br />

Homburg) 248<br />

Knochen- und Knorpelerkrankungen:<br />

cleidocraniale Dysplasie 274 f.<br />

Kohlensyndikat (Rheinisch-Westfälisches):<br />

1893-1914 59 f.<br />

Kommission für Geschichte des<br />

Parlamentarismus und der politischen<br />

Parteien (Bonn) 53<br />

Kommunikationswissenschaft: NSDAP-<br />

Wochenspruch (1933-1945) 67 ff.


REGISTER<br />

Komödie der Renaissance (italienische)<br />

140 f.<br />

Konfessionalisierung (lutherische):<br />

Kunst (16. Jh.) 150 f.<br />

Konfessionelle Koexistenz: Buddhisten<br />

und Muslime in Thailand 208 ff.<br />

Konfuzianismus: Buch Mengzi 4 f.<br />

Kopftuchstreit: Deutschland/Frankreich<br />

32 ff.<br />

Korrespondenzen s. Briefe<br />

Kriegerdenkmalbau: Weimarer<br />

Republik 57<br />

Künstlerisch-wissenschaftliche Praxis:<br />

Wissensbildung 147 ff.<br />

Kulturkritik (jüdische und islamische)<br />

13 f.<br />

Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Dessau)<br />

106<br />

Kulturtechniken (arithmetische und<br />

geometrische): Diagramm 145 ff.<br />

Kulturwissenschaften: Bildtheologie<br />

149 f.<br />

Kunst<br />

– Bildtheologie 149 f.<br />

– Ikonologie der Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-<br />

Vorlesungen (Humboldt-Univ. Berlin)<br />

155 ff.<br />

– Katastrophendarstellungen seit dem<br />

18. Jh. 151 ff.<br />

– Konfessionalisierung (lutherische):<br />

16. Jh. 150 f.<br />

Kunst- und Kulturtranfer nach 1945:<br />

Deutschland/Frankreich 110 ff.<br />

Kunstgeschichtliches Seminar (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 97, 155<br />

Kunsthandwerk: Möbelbaukunst in<br />

Anhalt-Dessau (vor 1800) 106 f.<br />

Kunsthistorisches Institut (Univ. Bonn)<br />

101<br />

Kunsthistorisches Seminar (Univ. Basel)<br />

155<br />

Kupferzeit: Glockenbecherkultur<br />

(Süddeutschland) 75 f.<br />

Laborforschungsabteilung (Kantonsspital<br />

St. Gallen) 271<br />

Landtag (preußischer): Sitzungsprotokolle<br />

der DDP/DStP (1919-1932)<br />

53 ff.<br />

Lateinamerika: Jüdische Literatur<br />

(20. Jh.) 134 f.<br />

Lebensqualitiät: Gesundheitsnachfrage<br />

und Humankapitalakkumulation<br />

169 f.<br />

Lehrbücher: europäisches materielles<br />

Recht: IUS COMMUNITATIS 229 f.<br />

Lehrveranstaltungen s. Vorlesungen<br />

Leibniz, Gottfried Wilhelm: Novissima<br />

Sinica 7 ff.<br />

Lenz, Jakob Michael Reinhold und<br />

Johann Wolfgang von Goethe: Internet-Edition<br />

124 f.<br />

Leo-Baeck-Institut Jerusalem:<br />

Geschichte 72 f.<br />

Levante: Hominidenforschung<br />

Lexika s. Nachschlagewerke<br />

Lieder (geistliche) s. Liturgische Musik<br />

Literatur und Sprache<br />

– Brecht, Bertolt 128 f.<br />

– chinesische Germanistik: Universität<br />

Peking, Deutsche Abteilung 290 f.<br />

– Crinitus, Petrus: „De poetis Latinis“<br />

114 f.<br />

– deutsche Gegenwartsliteratur: Gaststipendienprogramm<br />

(Max-Kade-<br />

Zentrum, St. Louis, Mo.) 286 f.<br />

– Documenta Orthographica<br />

(16.-20. Jh.) 120 f.<br />

– Empedokles-Rezeption: Antike und<br />

byzantinisches Mittelalter 94 ff.<br />

– figurale Darstellung 141 f.<br />

– „Deutsch als Fremdsprache“: Magister-Aufbaustudiengang<br />

an der<br />

Ramkhamhaeng University (Bangkok)<br />

290<br />

– Heterotopien (literarische) 138 ff.<br />

– Historienbibeln des Mittelalters 116 f.<br />

– Irak: mandäische Handschriften 19 f.<br />

– Joyce, James 137 f.<br />

– jüdische 134 f.<br />

– Kafka, Franz 126 f.<br />

– Komödie der Renaissance (italienische)<br />

140 f.<br />

– Lateinamerika: Jüdische Literatur<br />

(20. Jh.) 134 f.<br />

– literarischer Untergrund (17.-19. Jh.)<br />

121 ff.<br />

– mandäische Literatur 19 f.<br />

– Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />

Italien 142 f.<br />

Seite 405


– Minnereden (spätes Mittelalter)<br />

117 ff.<br />

– Mittelelbisches Wörterbuch 129 f.<br />

– nicht-intellektuelle Autoren (17.-19.<br />

Jh.) 121 ff.<br />

– Sachbücher (populäre) 133 f.<br />

– semantisches Wissen 131 f.<br />

– sephardisch-jüdische Traditionen:<br />

Lateinamerika (20. Jh.) 134 f.<br />

– Sprach-Bilder/Metapher: Philosophie<br />

144 f.<br />

– Visualität: Diskurs des Sehens in der<br />

literarischen Moderne 135 ff.<br />

– Wartburg: Sängerkrieg (mittelhochdeutsche<br />

Sang- und Spruchdichtungen)<br />

115 f.<br />

Lupus erythematodes (systemischer)/<br />

SLE 263, 264 f., 265<br />

Lymphome: Non-Hodgkin 280<br />

Lyrik<br />

– literarischer Untergrund (17.-19. Jh.)<br />

121 ff.<br />

– Metatextualität (frühe Neuzeit):<br />

Italien 142 f.<br />

– Minnereden (spätes Mittelalter)<br />

117 ff.<br />

– nicht-intellektuelle Autoren<br />

(17.-19. Jh.) 121 ff.<br />

– Wartburg: Sängerkrieg (mittelhochdeutsche<br />

Sang- und Spruchdichtungen)<br />

115 f.<br />

Magdeburger Recht in Polen 183 f.<br />

Maison des Sciences de l’Homme (Paris):<br />

„Clemens Heller“-Programm 286<br />

Malerei<br />

– Bildtheologie 149 f.<br />

– „entartete“ Kunst: Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden 109 f.<br />

– Freskenzyklus (Scheinarchitektur):<br />

Villa Imperiale (Pesaro/Italien) 98 ff.<br />

– Gesamtverzeichnis: Staatliche<br />

Kunstsammlungen Dresden/Gemäldegalerie<br />

Alte Meister 107 ff.<br />

– Katastrophendarstellungen seit dem<br />

18. Jh. 151 ff.<br />

– oberitalienische Malerei (15. Jh.):<br />

Staatliche Museen/Gemäldegalerie<br />

(Berlin) 104<br />

Seite 406<br />

REGISTER<br />

– umbrische (15./16. Jh.): Lindenau-<br />

Museum (Altenburg) 106<br />

Mamelukenzeit: islamisches Recht<br />

38 f.<br />

Mannheimer Zentrum für Europäische<br />

Sozialforschung/MZES (Univ. Mannheim)<br />

217<br />

Marktmikrostruktur: Wechselkursdynamik<br />

241 f.<br />

Mathematik (deduktive): Diagramm als<br />

Kulturtechnik 145 ff.<br />

Mauritius: Identitätskonstruktionen in<br />

der multikulturellen Gesellschaft<br />

210 ff.<br />

Max-Kade-Zentrum für Deutschsprachige<br />

Gegenwartsliteratur<br />

(Washington Univ., St. Louis, Mo.):<br />

Gaststipendienprogramm 286 f.<br />

Max-Planck-Institut für Ausländisches<br />

Öffentliches Recht und Völkerrecht<br />

(Heidelberg) 227<br />

Max-Planck-Institut für Biochemie<br />

(Martinsried) 281 f.<br />

Max-Planck-Institut für Experimentelle<br />

Endokrinologie (Hannover) 256<br />

Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte,<br />

Bibliotheca Hertziana (Rom) 100<br />

Max-Planck-Institut für Molekulare<br />

Genetik (Berlin) 273, 274<br />

Max-Weber-Kolleg für Kultur- und<br />

Sozialwissenschaftliche Studien<br />

(Univ. Erfurt) 32<br />

Medizinische Ethik (1500-1900) 36 ff.<br />

Medizinische Klinik und Poliklinik,<br />

Abt. Innere Medizin II (Univ.-Klinikum<br />

Freiburg) 278<br />

Medizinische Poliklinik (Klinikum der<br />

Univ. München) 265<br />

Melanom 281<br />

Mengzi (konfuzianischer Philosoph) 4 f.<br />

Mensch<br />

– Herkunft und Zukunft 23 ff.<br />

– Tod: Bedeutung in der heutigen<br />

Gesellschaft 205 f.<br />

Menschenrechte<br />

– China: konfuzianischer Philosoph<br />

Mengzi 4 f.<br />

– EU 217 f.<br />

Mesopotamien: Götterdarstellungen<br />

(Altmesopotamien) 76 f.<br />

Metapher s. Sprachbilder


REGISTER<br />

Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />

italienische Literatur 142 f.<br />

Migration von Juden: Simon-Dubnow-<br />

Vorlesung (Univ. Leipzig) 70 ff.<br />

Mikrobiologie (medizinische): Stipendienprogramm<br />

(International School<br />

for Molecular Biology and Microbiology,<br />

Hebrew Univ. Jerusalem) 288<br />

Mittelalter<br />

– Dreikönigenschrein (Kölner Dom)<br />

101 ff.<br />

– Historienbibeln 116 f.<br />

– Höfe und Residenzen: Deutsches<br />

Reich 40 f., 41 f.<br />

– Magdeburger Recht in Polen 183 f.<br />

– mandäische Handschriften 19 f.<br />

– Minnereden: Handbuch 117 ff.<br />

– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />

– Wartburg: Sängerkrieg 115 f.<br />

Mittel- und Osteuropa<br />

– Collegium Budapest: Fellow-Stipendien<br />

284<br />

– Hochschulförderung durch die <strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />

„Johann Gottfried<br />

Herder“ 291<br />

– Niedriglohnländer: Produktionsverlagerung<br />

237 ff.<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 70 ff.<br />

Mittellinienentwicklung: Embryo 273 f.<br />

Möbelbaukunst in Anhalt-Dessau (vor<br />

1800) 106 f.<br />

Multikulturelle Gesellschaft: Identitätskonstruktionen<br />

auf Mauritius 210 ff.<br />

Multiple Sklerose 262 f.<br />

Mundarten: Mittelelbisches Wörterbuch<br />

129 f.<br />

Museen<br />

– Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />

– Museum für Gegenwart (Berlin) 153<br />

– Rautenstrauch-Joest-Museum für<br />

Völkerkunde (Köln) 207<br />

– Staatliche Kunstsammlungen Dresden<br />

109<br />

– Staatliche Kunstsammlungen/<br />

Gemäldegalerie Alte Meister<br />

(Dresden) 107<br />

– Staatliche Museen/Gemäldegalerie<br />

(Berlin) 104<br />

Muskelkrankheiten<br />

– Myoklonus-Dystonie 259 ff.<br />

– Spinale Muskelatrophie 261 f.<br />

Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />

Mykale-Survey: Topographie des<br />

antiken Ionien 81 f.<br />

Myoklonus-Dystonie 259 ff.<br />

Mythologie: Antike 91 ff.<br />

MZES s. Mannheimer Zentrum für<br />

Europäische Sozialforschung<br />

Nachkriegszeit (nach 1945): deutschfranzösischer<br />

Kunst- und Kulturtransfer<br />

110 ff.<br />

Nachschlagewerke/Lexika/Wörterbücher<br />

– Äthiopien: christliche Prosopographie<br />

(16. Jh.) 39 f.<br />

– aramäische Inschriften (10.-3. Jh. v.<br />

Chr.): Konkordanz 18 f.<br />

– Humanismus (deutscher): Verfasserlexikon<br />

(1480-1520) 119 f.<br />

– Kant-Lexikon 10 f.<br />

– Klassiker der Geschichtswissenschaft<br />

(Internet-Edition) 73 f.<br />

– Mittelelbisches Wörterbuch 129 f.<br />

– Mythologie (griechisch-römische)<br />

91 ff.<br />

– Schiller-Wörterbuch (CD-Rom) 123 f.<br />

– Wortbildung: Lexikon 130 f.<br />

Naher Osten: Demokratisierungsdruck<br />

224 f<br />

Nationalökonomie: Weimarer Republik<br />

55 f.<br />

Nationalsozialismus<br />

– „entartete“ Kunst: Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden 109 f.<br />

– Holocaust: Wissen und Haltung der<br />

Bevölkerung (1941-1945) 69 f.<br />

– NSDAP-Wochenspruch (1933-1945)<br />

67 ff.<br />

– Strafvollzug: Gefängnis Berlin-Plötzensee<br />

(1933-1945) 66 f.<br />

– Weißrussland: NS-Haftstätten 64 ff.<br />

Navigationsgeschichte: Norddeutschland<br />

(18./19. Jh.) 45 ff.<br />

Netzwerkprojekt (deutsch-britisches):<br />

Glockenbecherkultur 75 f.<br />

Neuplatonismus: Traditionen der Weltdeutungen<br />

bis zu Beginn des 18.<br />

Jahrhunderts (New Science) 6 f.<br />

Seite 407


Neuroendokrine Tumore 278<br />

Neurofibromatose 279 f.<br />

Neurologie<br />

– Alzheimer-Demenz 248 ff., 250 f.<br />

– Entwicklungsstörungen des Nervensystems<br />

257 f.<br />

– Epilepsie 253 f., 254, 255 f.<br />

– Multiple Sklerose 262 f.<br />

– Muskelatropie: spinale 261 f.<br />

– Myoklonus-Dystonie 259 ff.<br />

– Neurofibromatose 279 f.<br />

– Parkinson-Krankeit 251 f.<br />

Neurologische Univ.-Klinik (Regensburg)<br />

255<br />

Neutropenie 268 f.<br />

New Science: Traditionen der Weltdeutungen<br />

bis zu Beginn des<br />

18. Jahrhunderts 6 f.<br />

Niedriglohnländer: Produktionsverlagerung<br />

237 ff.<br />

NOMEN ET STATUS: Datenbank<br />

fränkisch-karolingischer Unterschichten<br />

35 f.<br />

Non-Hodgkin-Lymphome 280<br />

Norddeutschland: Navigationsgeschichte<br />

(18./19. Jh.) 45 ff.<br />

Nordrhein-Westfalen: Urteilsabsprachen<br />

an den Wirtschaftsstrafkammern<br />

182 f.<br />

Novissima Sinica: Gottfried Wilhelm<br />

Leibniz 7 ff.<br />

Nuffield College (Univ. Oxford) 217<br />

Öffentliches Recht: EU 227 f.<br />

Ökumenisches Institut (Univ. Münster)<br />

27<br />

Optikusatrophie 258 f<br />

Orthographie: Documenta Orthographica<br />

(16.-20. Jh.) 120 f.<br />

Ostdeutschland s. Neue Bundesländer<br />

Paarbeziehungen: Alltagspraxis 201 f.<br />

Palatin (Rom): Domus Severiana und<br />

Gartenstadium 91<br />

Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />

Urbanistik 77 ff.<br />

Papst- und Kardinalsgrabmäler 97 f.<br />

Seite 408<br />

REGISTER<br />

Parkinson-Krankheit 251 f.<br />

Parlamentarismus in Deutschland<br />

(1819-1870/71) 47 f.<br />

Parlamentsdebatten (1919-1923):<br />

Geschichtsbilder 52 f.<br />

Parteien<br />

– EU: Christdemokraten und Sozialdemokraten<br />

189 ff.<br />

– Wählerverhalten: Persönlichkeitsfaktoren<br />

188 f.<br />

– Wohlfahrtsdemokratien (EU) 189 ff.<br />

Paul H. Nitze School of Advanced<br />

International Studies, Bologna-<br />

Center (The Johns Hopkins Univ.):<br />

Stipendienprogramm 287<br />

Persönlichkeitsfaktoren: Wählerverhalten<br />

188 f.<br />

Pesaro (Italien): Villa Imperiale 98 ff.<br />

Philologisches Seminar (Univ.<br />

Tübingen) 93<br />

Philosophie<br />

– Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />

– Dilthey, Wilhelm 11 f., 12<br />

– Kant, Immanuel 9 f., 10 f.<br />

– Konfuzianismus: Buch Mengzi 4 f.<br />

– Mensch: Herkunft und Zukunft<br />

23 ff.<br />

– Neuplatonismus 6 f.<br />

– New Science: Traditionen der<br />

Weltdeutungen bis zu Beginn<br />

des 18. Jahrhunderts 6 f.<br />

– Politische Philosophie/Sozialphilosophie:<br />

Handbuch 16 f.<br />

– Poseidonios von Apameia 93 f.<br />

– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />

Ernst 29<br />

– Sprach-Bilder 144 f.<br />

– Übersetzung deutscher Klassiker ins<br />

Englische 5 f.<br />

– Übersetzungen Diltheys: ins Portugiesische<br />

12; ins Russische 11 f.<br />

Philosophisches Seminar (Univ. Kiel) 14<br />

Physik: Stipendienprogramm Teilchenphysik<br />

am Harari Center for Experimental<br />

Physics, Weizmann Institute<br />

of Science (Rehovot) 288 f.<br />

Plastik: Papst- und Kardinalsgrabmäler<br />

97 f.<br />

Plötzensee (Berlin): Strafvollzug in der<br />

NS-Zeit (1933-1945) 66 f.<br />

Poetik s. Lyrik


REGISTER<br />

Polarexpeditionen (1900-1945):<br />

Deutschland 58 f.<br />

Polen<br />

– jüdische Frage (1930-1939) 60 ff.<br />

– Magdeburger Recht 183 f.<br />

Poliklinik für Neurologie (Univ.-Klinikum<br />

Ulm) 253<br />

Politische Philosophie/Sozialphilosophie:<br />

Handbuch 16 f.<br />

Poseidonios von Apameia 93 f.<br />

Preis für sozialwissenschaftliche<br />

Arbeiten in Zeitschriften 203 ff.<br />

Preußischer Landtag (1919-1932):<br />

Sitzungsprotokolle (DDP/DStP) 53 ff.<br />

Princeton (Institute for Advanced<br />

Study, School of Historical Studies):<br />

Gaststipendienprogramm 287<br />

Proletkult der russischen Kulturrevolution:<br />

Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />

Prosopographie (christliche): Äthiopien<br />

(16. Jh.) 39 f.<br />

Protestantismus<br />

– Evangelisch-Lutherische Kirche:<br />

SBZ/DDR 30 ff.<br />

– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />

Ernst 29<br />

Ramkhamhaeng University (Bangkok):<br />

Magister-Aufbaustudiengang<br />

„Deutsch als Fremdsprache“<br />

(Hanoi University of Foreign Studies,<br />

Vietnam) 290<br />

Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> (Stuttgart) 291<br />

Rechtsgeschichte: Magdeburger Recht<br />

in Polen 183 f.<br />

Reformation: Bildkonzepte 150 f.<br />

Reiffenstein, Johann Friedrich 100 f.<br />

Religionspädagogik: Bildtheologie 149 f.<br />

Reliquienschrein: Dreikönigenschrein<br />

(Kölner Dom) 101 ff.<br />

Reprintprogramm: Historia Scientiarum<br />

(17.-19. Jh.) 74<br />

Residenzen und Höfe: Deutsches Reich<br />

(Spätmittelalter) 40 f. 41 f.<br />

Residenzen-Kommission (Akademie<br />

der Wissenschaften zu Göttingen) 41<br />

Restaurierung: Dreikönigenschrein<br />

(Kölner Dom) 101 ff.<br />

Robert-Bosch-<strong>Stiftung</strong> 291<br />

Römische Gartenkunst: Palatin (Rom)<br />

91<br />

Römische Grabdenkmäler: Vulkaneifel<br />

87 ff.<br />

Römischer Triumphzug: Raum und<br />

Ritual 89 f.<br />

Romanisches Seminar (Univ. Bochum)<br />

140<br />

Romanisches Seminar (Univ. Köln) 142<br />

Romanisches Seminar (Univ. Tübingen)<br />

91<br />

Ruhrgebiet: Rheinisch-Westfälisches<br />

Kohlensyndikat (1893-1914) 59 f.<br />

Ruhr-Universität Bochum s. Universität<br />

Bochum<br />

Russland<br />

– Bauern und Kirche (1648-1762) 27 f.<br />

– Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />

– Erdgasmarkt (EU) 244 f.<br />

– Sankt Petersburg: sexuelle Gewalt<br />

(1864-1914) 48 f.<br />

RWTH Aachen: Lehrstuhl für Baugeschichte<br />

und Denkmalpflege 98<br />

Sachbücher (populäre): 20. Jh. 133 f.<br />

Sachsen: Universitätsentwicklung<br />

(18./19. Jh.) 44 f.<br />

Sängerkrieg auf der Wartburg 115 f.<br />

Sankt Petersburg: sexuelle Gewalt<br />

(1864-1914) 48 f.<br />

SAPERE s. Scripta Antiquitatis<br />

Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />

pertinentia<br />

SBZ (Sowjetisch Besetzte Zone) s. DDR<br />

Schifffahrt und Handel (18./19. Jh.):<br />

Norddeutschland 45 ff.<br />

Schiller, Friedrich: Wörterbuch 123 f.<br />

Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst<br />

29<br />

Schleiermacherforschungsstelle<br />

(Berlin-Brandenburgische Akademie<br />

der Wissenschaften, Berlin) 29<br />

School of Historical Studies, Institute<br />

for Advanced Study (Princeton):<br />

Gaststipendienprogramm 287<br />

Schulakten: Adalbert Stifter 125 f.<br />

Scripta Antiquitatis Posterioris ad<br />

Ethicam REligionemque pertinentia<br />

(SAPERE) 21 ff.<br />

Seite 409


Selbständigkeit (berufliche): Frauen<br />

200 f.<br />

SEMALD: System zur Evaluierung<br />

Multipler Algorithmen auf Linguistischen<br />

Dateien 131 f.<br />

Semantisches Wissen: Corpus linguistischer<br />

Rohdaten (mehrsprachig)<br />

131 f.<br />

Seminar für Allgemeine und Schweizer<br />

Geschichte (Univ. Fribourg/Schweiz)<br />

97<br />

Seminar für Arabistik (Univ. Göttingen)<br />

38<br />

Seminar für Deutsche Philologie (Univ.<br />

Göttingen) 115<br />

Seminar für Klassische Philologie (Univ.<br />

Göttingen) 21<br />

Seminar für Osteuropäische Geschichte<br />

(Univ. Bonn) 60<br />

Seminar für Politische Wissenschaft<br />

(Univ. Bonn) 215<br />

Seminar für Semitistik (Univ. Heidelberg)<br />

79<br />

Seminar für Semitistik und Arabistik<br />

(FU Berlin) 19<br />

Seminar Neues Testament (Univ.<br />

Göttingen) 21<br />

Sephardisch-jüdische Traditionen:<br />

Lateinamerika (20. Jh.) 134 f.<br />

Sepsis: Signalwege 266; TL-Rezeptoren<br />

266 ff.<br />

Sepulkralkunst s. Gräber und Grabmäler<br />

Serotonin- und Noradrenalin-Transporter:<br />

Depression 252 f.<br />

Sexuelle Gewalt: Sankt Petersburg<br />

(1864-1914) 48 f.<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik:<br />

Japan 223 f.<br />

Simon-Dubnow-Institut für Jüdische<br />

Geschichte und Kultur e.V. (Univ.<br />

Leipzig) 70<br />

Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ. Leipzig)<br />

70 ff.<br />

Sitzungsprotokolle (Preußischer Land<br />

tag): DDP/DStP (1919-1932) 53 ff.<br />

Sizilien: Gela (Ausgrabungen) 85 ff.<br />

Sklerose (Multiple) 262 f.<br />

Skulptur s. Plastik<br />

Sowjetunion: Ukraine: Großer Terror<br />

(1937/1938) 62 ff.<br />

Seite 410<br />

REGISTER<br />

Soziale Konstruktion: Paarbeziehungen<br />

und Geschlechtsrollen 201 f.<br />

Sozialphilosophie/Politische Philosophie:<br />

Handbuch 16 f.<br />

Sozialstaat (Deutschland): Sozialstaatskrise<br />

161 ff.; Sozialreformen 198 ff.<br />

Sozialsysteme: Verantwortungsgesellschaft<br />

14 ff.<br />

Sozialwissenschaften<br />

– Clemens Heller-Programm (Maison<br />

des Sciences de l’Homme, Paris) 286<br />

– Zeitschriftenaufsätze: Preise 203 ff.<br />

Spendenförderung: Deutschland und<br />

USA 165 f.<br />

Spinale Muskelatrophie 261 f.<br />

Sprache s. Literatur und Sprache<br />

Sprachbilder/Metapher: Philosophie<br />

144 f.<br />

Staatsanwaltschaften: EU 232 f.<br />

Staatsrecht (Bundesrep. Deutschland):<br />

Handbuch Band IV 174<br />

Staatsterror: Sowjetunion 62 ff.<br />

Stadtarchäologie/Stadtforschung<br />

– Antiochia/Antakya (Türkei): Stadtarchäologie<br />

84 f.<br />

– Gela (Sizilien) 85 ff.<br />

– Mykale-Survey: Topographie des<br />

antiken Ionien 81 f.<br />

– Palmyra (Syrien) 77 ff.<br />

– Zafar (Jemen): Hauptstadt der<br />

Himyaren 79 ff.<br />

Steuer- und Abgabebelastung von<br />

Expatriates: Deutschland und EU<br />

235 ff.<br />

Steuerrecht: Deutschland/EU 177 f.<br />

Stifter, Adalbert 125 f.<br />

Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft (Essen) 291<br />

<strong>Stiftung</strong>sinitiative „Johann Gottfried<br />

Herder“ (<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />

Alfried Krupp von Bohlen und<br />

Halbach-<strong>Stiftung</strong>, Gemeinnützige<br />

Hertie-<strong>Stiftung</strong>, Robert Bosch<br />

<strong>Stiftung</strong>, Stifterverband für die<br />

Deutsche Wissenschaft) 291<br />

Stoische Schule: Poseidonios von<br />

Apameia 93 f.<br />

Strafrecht 66 f., 182 f.<br />

Strafvollzug (NS-Zeit): Gefängnis<br />

Berlin-Plötzensee (1933-1945)<br />

66 f.


REGISTER<br />

Suchtkrankheiten: Alkoholabhängigkeit<br />

276 f.<br />

Südosteuropa: Sonderprogramm für<br />

den wissenschaftlich-kulturellen<br />

Wiederaufbau 292<br />

Syrien: vorrömisch-hellenistische<br />

Urbanistik (Palmyra) 77 ff.<br />

Systemischer Lupus erythematodes/<br />

SLE 263, 264 f., 265<br />

Täufertum: Berner „Kunstbuch“ 26 f.<br />

Tansania: Informations- und Kommunikationstechnologien/IKTs<br />

in Afrika<br />

193 f.<br />

Technische Universität (Berlin): Fachgebiet<br />

Finanzwissenschaft und<br />

Gesundheitsökonomie 161<br />

Technische Universität (Chemnitz):<br />

Fachgebiet Politikwissenschaft 187<br />

Teilchenphysik s. Physik<br />

Temporallappen-Epilepsie 254<br />

Thailand<br />

– Buddhismus/Islam: konfessionelle<br />

Koexistenz 208 ff.<br />

– Magister-Aufbaustudiengang<br />

„Deutsch als Fremdsprache“ (Hanoi<br />

University of Foreign Studies,<br />

Vietnam) an der Ramkhamhaeng<br />

University (Bangkok) 290<br />

Theater<br />

– figurale Darstellung 141 f.<br />

– Komödie der italienischen Renaissance<br />

140 f.<br />

– Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />

Italien 142 f.<br />

Theologie: Bildtheologie 149 f.<br />

Thüringen: Evangelisch-Lutherische<br />

Kirche 30 ff.<br />

<strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen 155<br />

– Ikonologie der Gegenwart (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 155 ff.<br />

Tod: Bedeutung und Bewältigung in<br />

der heutigen Gesellschaft 205 f.<br />

Totalitäre Systeme: Museum und Kunst<br />

109 f.<br />

Transatlantische Beziehungen:<br />

Gesprächskreis 218 ff.<br />

Transformationsländer: Wachstumsdeterminanten<br />

170 f.<br />

Triumphzug (römischer): Raum und<br />

Ritual 89 f.<br />

Türkei<br />

– Antakya/Antiochia: Stadtarchäologie<br />

84 f.<br />

– Festung Karasis (Kilikien) 82 f.<br />

– Topographie des antiken Ionien<br />

(Mykale-Survey) 81 f.<br />

Tumorentstehung und Tumorkrankheiten<br />

– Killerzellen 270 f.<br />

– Melanom 281<br />

– Methylierungsstatus der DNA 277 f.<br />

– Neuroendokrine Tumore 278<br />

– Neurofibromatose 279 f.<br />

– Non-Hodgkin-Lymphome 280<br />

– p49-Proteine 280 f.<br />

– Tumorsuppression 281 f.<br />

UdSSR s. Sowjetunion<br />

Übersetzungen<br />

– Augustinus 25 f.<br />

– Diltheys, Wilhelm: Übersetzungen<br />

ins Portugiesische 12; ins Russische<br />

11 f.<br />

– Klassiker der Philosophie: Übersetzungen<br />

ins Englische 5 f.<br />

– Leibniz, Gottfried Wilhelm: Novissima<br />

Sinica 7 ff.<br />

– Scripta Antiquitatis Posterioris Ad<br />

Ethicam REligionemque pertinentia<br />

(SAPERE) 21 ff.<br />

Uganda: Dezentralisierung und Armut<br />

194 ff.<br />

Ukraine:<br />

– Bauern und Kirche (1648-1762) 27 f.<br />

– Großer Terror (1937/1938) 62 ff.<br />

Umbrische Gemälde (15./16. Jh.):<br />

Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />

Umweltökonomische Studien 167 ff.<br />

Ungarn: Collegium Budapest (Fellow-<br />

Stipendien) 284<br />

United Nations s. Vereinte Nationen<br />

Universität Bamberg: Lehrstuhl für<br />

Deutsche Sprachwissenschaft und<br />

Ältere Deutsche Literatur 120<br />

Universität Bayreuth<br />

– Lehrstuhl für Islamwissenschaft 202<br />

– Lehrstuhl Religionswissenschaft 21<br />

Seite 411


– Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre III,<br />

insbes. Finanzwissenschaft 169<br />

Universität Bochum (Ruhr-Universität)<br />

– Fakultät für Geschichtswissenschaft<br />

62<br />

– Fakultät für Ostasienwissenschaften,<br />

Geschichte und Philosophie Chinas<br />

4<br />

– Katholisch-Theologische Fakultät 25<br />

Universität Bremen: Kulturwissenschaften<br />

– Philosophie 10<br />

Universität Cottbus<br />

– Lehrstuhl für Baugeschichte 91<br />

– Lehrstuhl für Vermessungskunde 91<br />

Universität Düsseldorf: Lehrstuhl für<br />

Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und<br />

Medienrecht 182<br />

Universität des Saarlandes (Saarbrücken)<br />

– Lehrstuhl für Europäisches Zivilrecht<br />

und Neuere Europäische Rechtsgeschichte<br />

184<br />

– Lehrstuhl für Praktische Philosophie<br />

16<br />

Universität Erfurt 284<br />

Universität Gießen: Lehrstuhl für<br />

Betriebswirtschaftslehre mit dem<br />

Schwerpunkt Betriebswirtschaftliche<br />

Steuerlehre 235<br />

Universität Göttingen: Lehrstuhl Neues<br />

Testament 21<br />

Universität Hamburg: Fachbereich<br />

Rechtswissenschaft 179, 230<br />

Universität Heidelberg: Lehrstuhl für<br />

Klassische Archäologie 89<br />

Universität Jena<br />

– Philosophische Fakultät 123<br />

– Theologische Fakultät, Lehrstuhl für<br />

Kirchengeschichte 30<br />

Universität Kiel: Lehrstuhl für Sozial-<br />

und Wirtschaftsgeschichte 40<br />

Universität Köln: Sprachliche Informationsverarbeitung<br />

131<br />

Universität Konstanz<br />

– Fachgruppe Geschichte/Soziologie 6<br />

– Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Ökonometrie 241<br />

Universität Magdeburg: Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaft 165<br />

Universität Mannheim<br />

– Lehrstuhl für Soziologie I 198<br />

Seite 412<br />

REGISTER<br />

– Lehrstuhl für Soziologie III 197<br />

Universität Marburg: Fachbereich<br />

Geschichte und Kulturwissenschaften<br />

12<br />

Universität München 172<br />

– Lehrstuhl für Öffentliches Recht und<br />

Staatsphilosophie 227<br />

Universität Münster: Lehrstuhl für<br />

Volkswirtschaftslehre 244 f.<br />

Universität Peking, Deutsche Abteilung<br />

290<br />

Universität Trier: FB III – Neuere und<br />

Neueste Geschichte 73<br />

Universität Tübingen: Lehrstuhl für<br />

Wirtschaftstheorie 239<br />

Universität Uppsala: Fachbereich<br />

Literatur 137 f.<br />

Universität Würzburg: Lehrstuhl Neues<br />

Testament 21<br />

Universität Wuppertal: Fachbereich 4,<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Anglistik/Linguistik 130<br />

Universität Zürich: Juristische Fakultät<br />

229<br />

Universitäts-Augenklinik (Tübingen)<br />

258<br />

Universitätsentwicklung: Sachsen<br />

(18./19. Jh.) 44 f.<br />

Universitätsklinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin (Univ. Ulm) 266<br />

Unternehmer/Unternehmen: umweltökonomisches<br />

Handeln 167 ff.<br />

Urteilsabsprachen: Wirtschaftsstrafkammern<br />

(Nordrhein-Westfalen) 182 f.<br />

USA s. Vereinigte Staaten<br />

U.S. Supreme Court: EuGH und<br />

BVerfG und im Vergleich 215 ff.<br />

Utopien (realisierte): Heterotopien<br />

(literarische) 138 ff.<br />

Verantwortungsgesellschaft 14 ff.<br />

Vereinigte Staaten von Amerika<br />

– Bologna-Center of the Paul H. Nitze<br />

School of Advanced International<br />

Studies (The Johns Hopkins Univ.):<br />

Stipendienprogramm 287<br />

– deutsche Gegenwartsliteratur: Gaststipendienprogramm<br />

(Max-Kade-<br />

Zentrum, St. Louis, Mo.) 286 f.


REGISTER<br />

– Princeton, Institute for Advanced<br />

Study, School of Historical Studies:<br />

Gaststipendienprogramm 287<br />

– Spendenförderung 165 f.<br />

– Transatlantische Beziehungen:<br />

Gesprächskreis 218 ff.<br />

– U.S. Supreme Court: EuGH und<br />

BVerfG im Vergleich 215 ff.<br />

Verfassungsrecht: EU 228 f.<br />

Verfassungsstaaten (demokratische)<br />

187 f.<br />

Verfassungsvertrag: EU 228 f.<br />

Umweltökonomische Studien 167 ff.<br />

Verwaltungsrechtswissenschaft<br />

(Bundesrep. Deutschland): Handbuch<br />

179 f.<br />

Vietnam: Magister-Aufbaustudiengang<br />

„Deutsch als Fremdsprache“ (Hanoi<br />

University of Foreign Studies) an<br />

der Ramkhamhaeng University<br />

(Bangkok/Thailand) 290<br />

Villa Imperiale (Pesaro/Italien) 98 ff.<br />

Visualität: Diskurs des Sehens in der<br />

literarischen Moderne 135 ff.<br />

Volkswirtschaftliches Seminar (Univ.<br />

Göttingen) 170<br />

Vorlesungen<br />

– deutsch-jüdische Studien (Center<br />

for German Studies, Ben Gurion<br />

Univ. of the Negev, Beer Sheva)<br />

289 f.<br />

– Ernst Fraenkel Lecture Series (FU<br />

Berlin) 196 f.<br />

– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />

Ernst 29<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 70 ff.<br />

– <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen 155; Ikonologie<br />

der Gegenwart (Humboldt-<br />

Univ. Berlin) 155 ff.<br />

Vulkaneifel s. Eifel<br />

Wählerverhalten: Persönlichkeitsfaktoren<br />

188 f.<br />

Wartburg: Sängerkrieg 115 f.<br />

Wechselkursdynamik 241 f.<br />

Weimarer Republik<br />

– Frobenius, Leo: Wilhelm II 49 f.<br />

– Kriegerdenkmalbau 57<br />

– Nationalökonomie 55 f.<br />

Weißrussland: NS-Haftstätten 64 ff.<br />

Weizmann Institute of Science<br />

(Rehovot, Israel) 256<br />

– Stipendienprogramm Teilchenphysik<br />

am Harari Center for Experimental<br />

Physics 288<br />

Weltdeutungen (optimistische und<br />

pessimistische): New Science 6 f.<br />

Weltmarkt s. Globalisierung<br />

Whitehead Institute for Biomedical<br />

Research, Massachusetts Institute of<br />

Technology (Cambridge/USA) 277<br />

Wilhelm II: Leo Frobenius 49 f.<br />

Wirtschaftsstrafkammern (Nordrhein-<br />

Westfalen): Urteilsabsprachen 182 f.<br />

Wirtschaftswachstum: Determinanten<br />

170 f.<br />

Wissensbildung<br />

– Bilder jenseits des Bildes 153 ff.<br />

– künstlerisch-wissenschaftliche<br />

Praxis 147 ff.<br />

Wissenschaftlich-Theologisches<br />

Seminar (Univ. Heidelberg) 26<br />

Wissenschaftsethik: Rezeption des<br />

Fremden (Australien, Aborigines)<br />

207 f.<br />

Wissenschaftsgeschichte: Historia<br />

Scientiarum (17-19. Jh.) 74<br />

Wissenschaftskolleg (Berlin) 13, 137<br />

Wissensvermittlung<br />

– Bilder und Worte 147 ff.<br />

– populäre Sachbücher (20. Jh.) 133 f.<br />

Wochenspruch (1933-1945): NSDAP<br />

67 ff.<br />

Wörterbücher s. Nachschlagewerke/<br />

Lexika/Wörterbücher<br />

Wohlfahrtsdemokratien: Parteien<br />

189 ff.<br />

Wohlfahrtsstaat<br />

– Akzeptanz: Bundesrep. Deutschland<br />

197 f.<br />

– soziale Differenzierung: Bundesrep.<br />

Deutschland; Großbritannien; Italien<br />

198 ff.<br />

Wohlstand: EU/Transformationsländer<br />

170 f.<br />

Wortbildung: Lexikon 130 f.<br />

Wortgeographie: Mittelelbisches<br />

Wörterbuch 129 f.<br />

Seite 413


Zafar/Jemen (Hauptstadt der<br />

Himyaren): Ausgrabungen 79 ff.<br />

Zeitschriftenaufsätze: Preis für sozialwissenschaftliche<br />

Arbeiten 203 ff.<br />

Zentrum Anatomie, Abt. Neuroanatomie<br />

(Medizinische Hochschule<br />

Hannover) 261<br />

Zentrum für Antisemitismusforschung<br />

(TU Berlin) 64, 69<br />

Zentrum für Deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />

(Washington Univ.,<br />

St. Louis/Mo.) s. Max-Kade-Zentrum<br />

für Deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung/ZEW<br />

(Mannheim) 166,<br />

167, 235<br />

Seite 414<br />

REGISTER<br />

Zentrum für Klinische Forschung (Univ.<br />

Ulm) 279<br />

Zentrum für Literaturforschung (Berlin)<br />

153<br />

Zentrum für Neurologie und Hertie-<br />

Institut für Klinische Hirnforschung<br />

251<br />

ZEW s. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(Mannheim)<br />

Zivilverfahrensrecht (internationales)<br />

231 f.<br />

ZMBH-Zentrum für Molekulare Biologie<br />

(Univ. Heidelberg) 250<br />

Zuckerkrankheit: Insulin-Signalweg<br />

275


Bildnachweis: Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und<br />

Technikgeschichte der Technischen Universität Berlin (Abb. S. 8); G. Khalil (Abb.<br />

S. 14); Verlag Badisches Denkmälerarchiv, W. Kratt (Abb. S. 47); Aus Privatbesitz<br />

(Abb. S. 51); Arbeitsstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle<br />

Publizistik an der Freien Universität Berlin (Abb. S. 68); Institut für Klassische<br />

Archäologie der Universität Wien, A. Schmidt-Colinet (Abb. S. 78); P. Yule (Abb.<br />

S. 80); Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts, A. Hoffmann<br />

(Abb. S. 83); Institut für Orientalische Archäologie und Kunst der Universität<br />

Halle-Wittenberg (Abb. S. 84); Archäologisches Institut der Universität zu Köln,<br />

D. Boschung (Abb. S. 87); Institut für Altertumswissenschaften der Universität<br />

Heidelberg (Abb. S. 90); L. Schmitt (Abb. S. 102); Verlag Kölner Dom, B. Lambert<br />

(Abb. S. 103); Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin, Berlin (Abb. S. 105);<br />

Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden (Abb.<br />

S. 108); Kunsthistorisches Institut der Freien Universität Berlin (Abb. S. 111); Kunstgeschichtliches<br />

Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin (Abb. S. 156); Verlag<br />

C.F. Müller (Abb. S. 173); John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der<br />

Freien Universität Berlin (Abb. S. 196); Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik, Berlin (Abb. S. 219); Forschungszentrum Altes Buch / Alte Karte Gotha /<br />

Erfurt an der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt / Gotha (Abb. S. 285);<br />

Center for Experimental Physics am Weizmann Institute in Rehovot, Israel (Abb.<br />

S. 289)<br />

Seite 415

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