Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung
Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung
Vorwort - Fritz Thyssen Stiftung
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Jahresbericht<br />
2003/2004
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>, Dezember 2004<br />
Am Römerturm 3, 50667 Köln<br />
Telefon (0221) 27 74 96-0, Telefax (0221) 27 74 96-29<br />
Homepage: http://www.fritz-thyssen-stiftung.de<br />
E-mail: fts@fritz-thyssen-stiftung.de<br />
ISSN: 0930-4592<br />
Gestaltung, Text und Herstellung: Georg Olms Verlag AG, Hildesheim
Inhalt<br />
V <strong>Vorwort</strong><br />
XI Aufgabe und Tätigkeit<br />
XII <strong>Stiftung</strong>sorgane<br />
1 Geschichte, Sprache und Kultur<br />
3 Philosophie<br />
17 Theologie und Religionswissenschaft<br />
35 Geschichtswissenschaften<br />
74 Altertumswissenschaft; Archäologie<br />
96 Kunstwissenschaften<br />
113 Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
143 Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />
159 Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
160 Wirtschaftswissenschaften<br />
171 Rechtswissenschaft<br />
186 Politikwissenschaft<br />
197 Soziologie<br />
206 Ethnologie<br />
212 Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />
247 Medizin und Naturwissenschaften<br />
283 Internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />
293 Bibliotheksbeihilfen und Erwerb von Forschungsmaterial<br />
295 Kleinere wissenschaftliche Tagungen und Forschungsstipendien<br />
Seite III
Seite IV<br />
338 Finanzübersicht<br />
338 Bilanz zum 31. Dezember 2003<br />
341 Ertrags- und Aufwandsrechnung 2003<br />
342 Bewilligte Mittel 2003 nach Förderungsbereichen und<br />
Förderungsarten<br />
345 Bibliographie<br />
395 Register<br />
415 Bildnachweis<br />
INHALT
<strong>Vorwort</strong><br />
Mit dem Jahresbericht 2003/2004 stellt die gemeinnützige <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> die Entwicklung ihrer Förderbereiche und Schwerpunkte<br />
in diesem Zeitraum vor und informiert über neu in die Förderung<br />
aufgenommene Forschungsprojekte. Über Ergebnisse früherer<br />
Förderungsmaßnahmen und eine Vielzahl geförderter Publikationen<br />
wird ebenfalls berichtet.<br />
Aufgabe der <strong>Stiftung</strong> ist die Wissenschaftsförderung an wissenschaftlichen<br />
Hochschulen und Forschungsstätten. Für diesen Zweck<br />
hat die <strong>Stiftung</strong> im Berichtszeitraum mehr als 13,6 Millionen Euro<br />
aufgewandt.<br />
✳<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert ihre Fördertätigkeit im Wesentlichen<br />
auf drei ausgewählte Bereiche: „Geschichte, Sprache<br />
und Kultur“, „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie „Medizin<br />
und Naturwissenschaften“. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dabei<br />
vor allem der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />
Inhaltlich weist die Fördertätigkeit ein breites Themenspektrum auf.<br />
Das Schwergewicht der Förderung liegt jedoch, entsprechend dem<br />
Willen der Stifterinnen, bei der Unterstützung von Forschungsvorhaben<br />
in den Geisteswissenschaften und in der Medizin. Als Instrumentarien<br />
stehen der <strong>Stiftung</strong> die Projektförderung, die Stipendienvergabe<br />
sowie die Förderung wissenschaftlicher Veranstaltungen<br />
zur Verfügung. Die <strong>Stiftung</strong> entwickelt jedoch auch eigene Initiativen<br />
und führt selbst Programme durch.<br />
Im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und Kultur“ will die<br />
<strong>Stiftung</strong> auf Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften mit<br />
angemessener Offenheit reagieren. Hierbei unterstützt sie besonders<br />
Projekte mit interdisziplinären Ansätzen; aber auch die Kooperation<br />
mit anderen Wissenschaftsbereichen, wie den Sozialwissenschaften<br />
oder auch den Naturwissenschaften, erachtet sie als besonders<br />
förderungswürdig.<br />
Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ unterstützt<br />
die <strong>Stiftung</strong> insbesondere Vorhaben, die Voraussetzungen<br />
und Folgen der Wandlungsprozesse untersuchen, die die heutigen<br />
Gesellschaften kennzeichnen. Soweit diese Wandlungsprozesse im<br />
Rahmen der Globalisierung alle nationalen Grenzen überwunden<br />
Seite V
Seite VI<br />
haben und zunehmend die Gesellschaften bis in die Privatsphäre jedes<br />
Einzelnen hinein beeinflussen, sind sie auch eine Herausforderung<br />
an die Wissenschaften, sich mit diesem Phänomen zu befassen.<br />
✳<br />
Die medizinische Grundlagenforschung steht im Mittelpunkt der<br />
Förderung des Bereichs „Medizin und Naturwissenschaften“. Seit<br />
mehreren Jahren hat die <strong>Stiftung</strong> sich hier der Erforschung von<br />
Krankheiten gewidmet, deren Entstehung entscheidend auf Gendefekten<br />
beruht oder die mit Prädispositionsgenen assoziiert sind.<br />
Im Rahmen des Programms „Molekulare Pathogenese und Modelle<br />
der Krankheitsentstehung“ möchte die <strong>Stiftung</strong> Hilfestellung geben,<br />
wobei sie Forschungsvorhaben jüngerer Wissenschaftler bevorzugt<br />
fördert und auch die in den Kliniken arbeitenden Forscher zur Antragstellung<br />
ermutigen möchte. In den zurückliegenden Jahren hat<br />
die <strong>Stiftung</strong> in diesem Programm jeweils rund 2 Millionen Euro für<br />
Forschungsvorhaben bereitgestellt und damit wichtige Arbeiten,<br />
beispielsweise zur Alzheimer-Krankheit oder zur Tumorentstehung,<br />
ermöglicht.<br />
Im Berichtszeitraum wurde im Bereich der Medizin eine Reihe von<br />
Projekten unterstützt, die sich mit Störungen des Immunsystems, insbesondere<br />
mit Autoimmunkrankheiten, beschäftigen. Normalerweise<br />
unterscheidet das Immunsystem zwischen Freund und Feind, d.h. es<br />
lässt körpereigene Substanzen unbehelligt und bekämpft nur<br />
Fremdkörper. Manchmal jedoch richtet sich das Immunsystem gegen<br />
körpereigene Strukturen, was zu schweren Erkrankungen führt,<br />
die nicht selten tödlich enden. Bei der Multiplen Sklerose (Projekt<br />
von Dr. M. Prinz, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen)<br />
kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung der Mark- oder<br />
Myelinscheiden in Gehirn und Rückenmark, welche die Nervenfasern<br />
umhüllen und so gegen das Umfeld elektrisch isolieren. Hierdurch<br />
kommt es zu Lähmungserscheinungen und Funktionsstörungen<br />
verschiedener innerer Organe sowie zu schweren Entzündungserscheinungen.<br />
Eine weitere schwere Autoimmunerkrankung ist<br />
der systemische Lupus erythematodes; hier sind Haut, Nieren und<br />
verschiedene andere innere Organe betroffen. Mit der Charakterisierung<br />
der Proteine, die beim systemischen Lupus erythematodes<br />
an der Oberfläche Antigen präsentierender Zellen liegen und die<br />
Autoimmunreaktion in Gang setzen, möchte Dr. Decker am Interfakultären<br />
Institut für Zellbiologie der Universität Tübingen Moleküle<br />
identifizieren, an denen eine Therapie der Krankheit ansetzen<br />
könnte. Ein neues, transgenes Tiermodell zur Analyse dieser Krankheit<br />
entwickelt mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Prof. M. Bachmann<br />
am Institut für Immunologie der Universität Dresden.<br />
✳<br />
VORWORT
VORWORT<br />
In Anbetracht der Dringlichkeit vieler gesellschaftlicher und politischer<br />
Aufgaben unserer Zeit, deren Bewältigung von höchster Relevanz<br />
in nationalen wie auch internationalen Kontexten ist, begrüßen<br />
wir es sehr, wenn sich Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen<br />
mit den ihnen eigenen Mitteln mit diesen Themen und Fragestellungen<br />
auseinandersetzen.<br />
Ein besonderes Interesse haben Wissenschaftler im Berichtszeitraum<br />
dem großen Themenkomplex der interkulturellen Verständigung<br />
entgegengebracht, wobei in den meisten der von der <strong>Stiftung</strong><br />
zahlreich geförderten Forschungsvorhaben aus diesem Themenfeld<br />
dem religiösen Aspekt eine zentrale Bedeutung zukommt. So untersucht<br />
etwa Dr. A. Horstmann (Institut für Ethnologie, Universität<br />
Münster) in dem Projekt „Bedingungen und Auflösung konfessioneller<br />
Koexistenz“ am Beispiel gemischtkonfessioneller Gebiete in<br />
Südthailand die Struktur interethnischer Beziehungen in lokalen<br />
und globalen Kontexten im Spannungsfeld nationaler Integration<br />
und Weltreligion. Neben der Betonung der Weltreligion in modernen<br />
Anerkennungsdiskursen kann sich demnach vor allem auch die<br />
politische Ideologie des Staates negativ auf das friedliche Zusammenleben<br />
verschiedener kultureller bzw. religiöser Gruppen innerhalb<br />
einer Gesellschaft auswirken. Auch ein von Professor H. Joas<br />
am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien<br />
(Universität Erfurt) durchgeführtes Forschungsvorhaben untersucht<br />
die Zusammenhänge zwischen Religion, Staat, Politik und<br />
Gesellschaft – hier allerdings aus einer religionswissenschaftlichen<br />
Perspektive. Im Rahmen dieses Projekts mit dem Titel „Die Entzauberung<br />
der säkularen Gesellschaft“ werden am Beispiel des „Kopftuchstreits“<br />
in Deutschland und Frankreich die jeweiligen öffentlichen<br />
Debatten um den Umgang des Staates mit einer „fremden“<br />
Kultur bzw. religiösen Praxis analysiert. So unterschiedlich die jeweils<br />
in Deutschland und Frankreich geführten Diskussionen um<br />
das öffentliche Tragen des Kopftuches auch sind, offenbaren sie<br />
doch beide eine große gesellschaftliche Verunsicherung im Umgang<br />
mit anderskulturellen bzw. -konfessionellen, hier insbesondere muslimischen<br />
Mitbürgern.<br />
Dabei tun sich auch diese vielfach schwer, sich selbst innerhalb ihrer<br />
lokalen bzw. nationalen Gesellschaft kulturell zu verorten, und<br />
das nicht nur als Teile christlich-abendländisch geprägter Gesellschaften.<br />
Neben der Religion können auch die Bildung und die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse die eigene kulturelle Identitätsbildung<br />
maßgeblich beeinflussen. Diese drei Faktoren stehen im Zentrum<br />
des von Professor A. Gingrich (Kommission für Sozialanthropologie<br />
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien) und Dr.<br />
R. Loimeier (Universität Bayreuth) durchgeführten Forschungsvorhabens<br />
„Dimensionen der Identitätsbildung. Gedachte und gelebte<br />
Zugehörigkeit in der islamischen Welt“. Dem Projekt liegt die Vorstellung<br />
zugrunde, dass Identitäten bewegliche Konstrukte sind, die<br />
sich je nach Situation verfestigen und auch verlagern können, deren<br />
Flexibilität jedoch begrenzt ist. Eine empirische Untersuchung in<br />
Seite VII
Seite VIII<br />
VORWORT<br />
ausgewählten Regionen des Nahen Ostens soll über kognitive und<br />
soziale Veränderungsprozesse Aufschluss geben, die im besonderen<br />
Kontext von Flucht und Vertreibung auftreten. Auch Professor<br />
N. Rehrmann und Dr. A. Barboza (Technische Universität Dresden)<br />
stellen die Identitätsproblematik in den Mittelpunkt ihres Forschungsvorhabens<br />
mit dem Titel „Das Vermächtnis von Sefarad. Die<br />
jüdisch-sephardischen Traditionen im Identitätsdiskurs der jüdischen<br />
Literatur Lateinamerikas im 20. Jahrhundert“. Anhand einer<br />
Auswahl vornehmlich fiktionaler Werke wird die Bedeutung und<br />
Funktion der sephardischen Traditionen in der lateinamerikanischen<br />
Literatur für die Selbstdefinition der jüdischen Einwanderer<br />
aufgezeigt. Das Projekt leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur<br />
Erforschung der kulturellen Identität Lateinamerikas insgesamt, die<br />
auch heute noch einen zentralen Gegenstand der dortigen intellektuellen<br />
Diskussion darstellt.<br />
Ein zweiter Themenkomplex, der in vielen der von der <strong>Stiftung</strong> im<br />
Berichtszeitraum unterstützen Projekte behandelt wird, ist die Frage<br />
der Verantwortung. Gemeint ist hier zunächst die Verantwortung,<br />
die jeder Einzelne für sich selbst und sein soziales Umfeld trägt. Diese<br />
steht im Mittelpunkt eines von Dr. L. Heidbrink am Philosophischen<br />
Seminar der Universität Heidelberg durchgeführten Forschungsvorhabens<br />
„Perspektiven der Verantwortungsgesellschaft. Zur Neuverortung<br />
des Verantwortungsprinzips in komplexen sozialen Prozessen“.<br />
Die projektleitende Frage lautet: Wie können Akteure in komplexen<br />
sozialen Prozessen zur Übernahme von Verantwortung bewegt werden,<br />
ohne dass ungerechtfertigte Zurechnungen und Erwartungshaltungen<br />
aufkommen? Als einer der wichtigsten Akteure im gesamtgesellschaftlichen<br />
Kontext ist sicherlich der Staat zu nennen.<br />
Von ihm erwarten die Bürger nicht nur eine grundlegende soziale<br />
Absicherung im Rentenalter, sondern etwa auch die staatlich garantierte<br />
Versorgung im Falle einer Arbeitslosigkeit. Das Modell eines<br />
grundlegend umgestalteten Gesundheitssystems als wesentlicher<br />
Teil der sozialen Sicherung in Deutschland soll im Rahmen des Forschungsvorhabens<br />
„Deutschlands soziale Sicherung am Scheideweg?<br />
Nachhaltige Auswege aus der Dauerkrise“ entwickelt werden.<br />
Der Projektleiter, Professor K.-D. Henke (Technische Universität<br />
Berlin), orientiert sich dabei am Gesundheitssystem Singapurs,<br />
welches in besonderem Maße auf einer privaten Vorsorge in Form<br />
von Gesundheitssparkonten aufbaut. Ein ähnliches Modell wird zurzeit<br />
auch in Deutschland unter dem Stichwort „Kapitaldeckung“<br />
diskutiert, welches bereits partiell im Rahmen der „Riester-Rente“<br />
zur nachhaltigeren Gestaltung der Mittelaufbringung im deutschen<br />
Sozialsystem realisiert wurde.<br />
Staaten tragen jedoch nicht nur ihren Bürgern gegenüber Verantwortung,<br />
sondern stehen durch ihr Agieren auf internationaler Ebene<br />
auch in einer globalen Verantwortlichkeit. Der hierdurch aufgeworfenen<br />
Frage nach der Legitimität globalen Regierens soll im Forschungsvorhaben<br />
„Exploring and Analyzing the Role of Accountability<br />
in Global Governance“ (Dr. W. Reinicke, Global Public Policy
VORWORT<br />
Institute, Berlin/Genf) nachgegangen werden: Wie kann Regieren<br />
jenseits des Nationalstaats verantwortlich gestaltet werden – auch<br />
und vor allem, wenn nichtstaatliche Institutionen, wie Unternehmen<br />
und Nicht-Regierungsorganisationen, zu wichtigen Akteuren werden?<br />
Ziel des Projektes ist es, erste Elemente der Akteurs- und Prozessverantwortlichkeit<br />
im Rahmen eines „pluralistischen Systems<br />
der Verantwortlichkeit“ im globalen Regieren zu entwickeln.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> begrüßt es sehr, dass sich die Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
diesen aktuellen und die Zukunftsfähigkeit unserer<br />
Gesellschaft stark beeinflussenden Fragestellungen widmen. Die<br />
geisteswissenschaftlichen Disziplinen leisten bei der Klärung dieser<br />
Fragen ihren eigenen unverzichtbaren Beitrag.<br />
✳<br />
Im Februar 2004 schied Dr. h.c. Alfred Freiherr von Oppenheim aus<br />
dem Kuratorium der <strong>Stiftung</strong> aus. Die Arbeit von Freiherr Oppenheim<br />
in den Gremien der <strong>Stiftung</strong> wird von den Kuratoren und den<br />
Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats dankbar gewürdigt. Als<br />
neues Mitglied wurde Christopher Freiherr von Oppenheim in das<br />
Kuratorium kooptiert.<br />
Als neues Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der <strong>Stiftung</strong> wurde<br />
Professor Georg Braungart berufen.<br />
Den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der <strong>Stiftung</strong> sind<br />
wir für ihre Arbeit bei der sachkundigen und umsichtigen Prüfung<br />
und Beratung der Anträge und Begleitung der von der <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />
Programme und Projekte sehr zu Dank verpflichtet. In diesen<br />
Dank schließen wir alle Gutachter und Kommissionsmitglieder<br />
ein, die die <strong>Stiftung</strong> zu Projekten und Förderungsschwerpunkten<br />
beraten haben.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> dankt vielen Persönlichkeiten, Institutionen und Ressorts<br />
für die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit im Berichtszeitraum.<br />
Neben wissenschaftsfördernden <strong>Stiftung</strong>en im In- und Ausland<br />
zählen dazu insbesondere die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
und die Max-Planck-Gesellschaft.<br />
Für das Kuratorium<br />
Manfred Schneider<br />
Ekkehard D. Schulz Horst Siebert<br />
Seite IX
Aufgabe und Tätigkeit<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde am 7. Juli 1959 von Frau Amélie<br />
<strong>Thyssen</strong> und ihrer Tochter Anita Gräfin Zichy-<strong>Thyssen</strong> im Gedenken<br />
an August und <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> errichtet. Die <strong>Stiftung</strong> hat ihren<br />
Sitz in Köln. Sie ist die erste große private wissenschaftsfördernde<br />
Einzelstiftung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik<br />
Deutschland errichtet wurde.<br />
Ausschließlicher Zweck der <strong>Stiftung</strong> ist nach ihrer Satzung die unmittelbare<br />
Förderung der Wissenschaft an wissenschaftlichen Hochschulen<br />
und Forschungsstätten, vornehmlich in Deutschland, unter<br />
besonderer Berücksichtigung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hat hierzu ihre Tätigkeit auf die Förderung bestimmter<br />
und zeitlich übersehbarer Forschungsvorhaben im Rahmen ihres<br />
Förderungsprogramms und ihrer finanziellen Möglichkeiten konzentriert.<br />
Sie unterstützt dabei auch kleinere wissenschaftliche<br />
Tagungen, vergibt Stipendien an junge Wissenschaftler, die ihre<br />
Hochschulausbildung bereits mit der Promotion abgeschlossen haben,<br />
finanziert mehrere internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />
und fördert auch in begrenztem Umfang die Publikation<br />
der Resultate von ihr unterstützter Forschungsarbeiten.<br />
Über ihre Tätigkeit berichtet die <strong>Stiftung</strong> jährlich und versendet<br />
Hinweise für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse<br />
http://www.fritz-thyssen-stiftung.de abrufbar sind. Sie nimmt Anregungen<br />
und Anträge entgegen, entfaltet jedoch auch Initiativen,<br />
definiert im Rahmen ihrer Förderungsbereiche besondere Schwerpunkte<br />
und regt thematisch interessierte und ausgewiesene Wissenschaftler<br />
zu Untersuchungen an. Dabei begrüßt sie es, wenn auch<br />
die Kapazität und die Ansätze ausländischer Wissenschaftler in ihre<br />
Förderungsarbeit einbezogen werden können.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> veranstaltet wissenschaftliche Symposien und Vorlesungsreihen,<br />
hat eine Reihe von Modellprogrammen zur Förderung<br />
besonders befähigter Nachwuchswissenschaftler geplant und organisiert.<br />
Eigene Forschungsinstitute oder Lehreinrichtungen unterhält die<br />
<strong>Stiftung</strong> nicht. Sie fördert grundsätzlich auch keine Projekte, die sich<br />
auf Bereiche beziehen, aus denen die Erträge der <strong>Stiftung</strong> stammen.<br />
Seite XI
Kuratorium<br />
Wissenschaftlicher<br />
Beirat<br />
Seite XII<br />
<strong>Stiftung</strong>sorgane<br />
Die Satzung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> sieht drei Organe vor:<br />
Kuratorium<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Vorstand<br />
Das aus sieben Mitgliedern bestehende Kuratorium stellt nach<br />
Anhörung des Wissenschaftlichen Beirats die Richtlinien auf, nach<br />
denen der <strong>Stiftung</strong>szweck im Einzelnen erreicht werden soll und<br />
entscheidet über die Verwendung der <strong>Stiftung</strong>smittel. Es beruft die<br />
Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats und den Vorstand, dessen<br />
Geschäftsführung es überwacht. Das Kuratorium ergänzt sich durch<br />
Kooptation.<br />
Dem Kuratorium gehören an (Stand 1.12.2004):<br />
Dr. Manfred Schneider, Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Ekkehard D. Schulz, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Frühwald<br />
Dr. Arend Oetker<br />
Christopher Freiherr von Oppenheim<br />
Dipl.Vw. Erwin Staudt<br />
Der Wissenschaftliche Beirat berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Durchführung<br />
der <strong>Stiftung</strong>saufgaben, vor allem bei der Vergabe der Förderungsmittel.<br />
Mitglieder sind (Stand 1.10.2004):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies, Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Lothar Gall, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Beyreuther<br />
Prof. Dr. Dres. h.c. Hubert E. Blum<br />
Prof. Dr. Gottfried Boehm<br />
Prof. Dr. Georg Braungart<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz<br />
Prof. Dr. Peter Gruss<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Otfried Höffe<br />
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus J. Hopt<br />
Prof. Dr. Andreas Kablitz<br />
Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg<br />
Prof. Dr. Dieter Langewiesche<br />
Prof. Dr. Christoph Markschies<br />
Prof. Dr. Stefan M. Maul<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jürgen Papier<br />
Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker<br />
Prof. Dr. Paul Zanker
STIFTUNGSORGANE<br />
Dem Vorstand obliegen die Durchführung der <strong>Stiftung</strong>saufgaben<br />
und die Verwaltung des Vermögens der <strong>Stiftung</strong>. Er führt die laufenden<br />
Geschäfte. Vorstand der <strong>Stiftung</strong> ist Jürgen Chr. Regge.<br />
Die <strong>Stiftung</strong>sgremien tagten gemeinsam am 8. Februar und am<br />
5. Juli 2003 sowie am 14. Februar und am 18./19. Juni 2004.<br />
Vorstand<br />
Seite XIII
Geschichte, Sprache<br />
und Kultur
Seite 2<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Ein Prozess zunehmender Spezialisierung ist für die Geschichte<br />
und Gegenwart aller Fächer und Wissensbereiche kennzeichnend.<br />
Er führt fachintern immer wieder zu einem Überdenken des<br />
Wissenskanons und der Methoden, die in einer Disziplin als verbindlich<br />
angesehen werden, und zur Neuordnung der Gegenstandsbereiche,<br />
mit denen sich ein Fach befasst. Fachextern wird dieser Prozess<br />
von einer Neubestimmung der Beziehungen zu anderen Fächern<br />
begleitet, die veränderte Disziplinkoalitionen und die Bildung neuer<br />
Fächer zur Folge haben kann. In den letzten Jahrzehnten haben sich<br />
diese Wandlungsprozesse in den Wissenschaften durch die zunehmende<br />
Globalisierung und das Vordringen der elektronischen Medien<br />
noch weiter beschleunigt und zugleich qualitativ verändert. Der<br />
Kulturenkontakt wird enger. Zugleich entwickeln sich Medien universaler<br />
Kommunikation, die Sprach- und Kulturgrenzen immer<br />
durchlässiger und Gleichzeitigkeit zu einem bestimmenden Merkmal<br />
des wissenschaftlichen Austauschs machen.<br />
Stärker noch als in der Vergangenheit versuchen einzelne Disziplinen,<br />
auf diese Wandlungsprozesse mit neuen Nomenklaturen und<br />
nicht zuletzt Umbenennungen des Fachnamens zu reagieren. Für die<br />
Geisteswissenschaften gilt dies in besonderem Maße – nicht nur in<br />
Deutschland, sondern auch dort, wo es um die „Humanities“ oder die<br />
„Sciences humaines“ geht. Im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache<br />
und Kultur“ soll auf die eben genannten Wandlungsprozesse der<br />
Geisteswissenschaften mit angemessener Offenheit reagiert werden.<br />
Unstrittig ist, dass sich die klassischen Geisteswissenschaften deutschen<br />
Ursprungs – nicht zuletzt unter dem Einfluss der angelsächsischen<br />
Forschung – zu Kulturwissenschaften entwickelt haben. Sie haben<br />
ihre eurozentrische Perspektive abgelegt und nutzen seit langem<br />
Theorie- und Methodenangebote aus anderen Fachgruppen zu ihrem<br />
eigenen Vorteil. Sie sind nicht länger darauf konzentriert, ein erkenntnistheoretisches<br />
Paradigma in Absetzung von den Naturwissenschaften<br />
zu entwickeln, sondern sehen, um nur ein Beispiel<br />
zu nennen, die Fruchtbarkeit der Kooperation mit den kognitiven<br />
Neurowissenschaften. Nicht zuletzt der Querschnittbereich „Bild und<br />
Bildlichkeit“ soll Forschungen unterstützen, die nicht nur verschiedene<br />
Fächer, sondern Fachkulturen in der Orientierung an einem<br />
neuen „ikonischen Erkenntnismodell“ miteinander vernetzen.<br />
Gleichzeitig soll im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und<br />
Kultur“ das Erbe der traditionellen Geisteswissenschaften gewahrt<br />
und fruchtbar weiterentwickelt werden. Trotz aller fachlichen Neukombinationen<br />
bleibt der Rückbezug auf „traditionelle“ Fächer wie<br />
die Philosophie und die Theologie wichtig, die ebenfalls in Wandlungsprozessen<br />
begriffen sind, zugleich aber weiterhin erkenntnisleitende<br />
Orientierungen bieten, die allen Fächern im weiten Bereich<br />
der Geistes- und Kulturwissenschaften von Nutzen sein können.<br />
Auf die Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften will die<br />
<strong>Stiftung</strong> dabei mit angemessener Offenheit reagieren. Sie will auf der<br />
einen Seite Projekte fördern, die – nicht zuletzt unter dem Einfluss
PHILOSOPHIE<br />
angelsächsischer Forschung – als „kulturwissenschaftlich“ bezeichnet<br />
werden können und insbesondere den interdisziplinären Kontakt<br />
mit den Sozialwissenschaften suchen. Sie will ihr Augenmerk auf Forschungsvorhaben<br />
richten, die auf eine Kooperation mit den Naturwissenschaften<br />
– insbesondere den kognitiven Neurowissenschaften<br />
– abzielen. Zugleich will sie die Forschungstraditionen „klassischer“<br />
geisteswissenschaftlicher Disziplinen – insbesondere der Philosophie<br />
und der Theologie – weiterhin fördern, die allen Fächern im weiten<br />
Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften zur Anregung dienen<br />
können.<br />
Philosophie<br />
Die Philosophie kann bei jedem Thema der Alltagserfahrung und der<br />
Wissenschaften ansetzen. Infolgedessen ist sie nicht bloß Teil oder<br />
Gesprächspartner der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie trägt<br />
ebenso zu Grundlagendebatten in der Mathematik und den Naturwissenschaften<br />
sowie der Medizin und Technik bei. Und vor allem<br />
lässt sie sich auch auf Fragen von Recht und Gerechtigkeit, von<br />
Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, von Bewusstsein, Selbstbewusstsein<br />
und Sprache, von Bildung und Kunst unmittelbar ein.<br />
Im deutschen Sprachraum herrschte freilich nach einer langen Zeit<br />
systematischen Denkens die Philosophiegeschichte vor – teils die<br />
Geschichte früherer Epochen, teils die Rezeption jener Traditionen,<br />
die nach dem Exil der entsprechenden Vertreter als angloamerikanische<br />
oder auch als analytische Philosophie bekannt geworden sind.<br />
Heute drängt sich – unter anderem – zweierlei auf: einerseits die<br />
Vermittlung der analytischen Philosophie mit transzendentalem, hermeneutischem<br />
und dialektischem Denken, andererseits ein systematisches<br />
Philosophieren, das sich aber wieder vom Reichtum der<br />
Philosophiegeschichte inspirieren lässt. Da der Anspruch der Philosophie<br />
auf universal gültige Begriffe und Argumente unter Kritik<br />
geraten ist, stellt sich eine dritte Aufgabe: Entweder den Anspruch auf<br />
universale Gültigkeit und zugleich die Idee der einen allgemeinmenschlichen<br />
Vernunft aufzugeben oder aber ihren Anspruch, zumal<br />
in Zeiten der Globalisierung, in Form inter- und transkultureller<br />
Diskurse zu erneuern.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die Philosophie in ihrer ganzen<br />
historischen und systematischen Breite, dabei ausdrücklich auch<br />
Epochen und Gebiete, die nicht im Hauptstrom der gegenwärtigen<br />
Forschung liegen. In der Geschichte der Philosophie setzt sie einen<br />
gewissen Schwerpunkt bei den Klassikern: ihrer Interpretation und<br />
Kommentierung, hier sowohl innerhalb als auch außerhalb der griechischen<br />
und der deutschen Hoch-Zeit der Philosophie. In der systematischen<br />
Philosophie fördert sie die philosophieinterne Grundlagenforschung,<br />
beispielsweise die Erkenntnis- und die Gegenstandstheorie,<br />
die Moralbegründung und philosophische Ästhetik.<br />
Seite 3
Mengzi<br />
Menschenrechtsfrage<br />
Seite 4<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Nicht weniger wichtig sind ihr Themen, die nach einer disziplinären<br />
Öffnung verlangen: in der theoretischen Philosophie, bei Themen<br />
wie Sprache, Bewusstsein und Geist, eine Öffnung zu den Neuro-<br />
und Kognitionswissenschaften; in der praktischen Philosophie, etwa<br />
bei Recht, Staat und Politik einschließlich ihrer globalen Perspektive,<br />
eine Öffnung zu den Rechts- und Sozialwissenschaften; und<br />
in der philosophischen Ästhetik nicht nur die Öffnung zur Literatur,<br />
sondern auch zu den bildenden Künsten, der Architektur und der<br />
Musik.<br />
Das Buch Mengzi im Kontext der Menschenrechtsfrage steht im<br />
Mittelpunkt des von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts, das von Prof.<br />
H. Roetz (Fakultät für Ostasienwissenschaften, Geschichte und Philosophie<br />
Chinas, Universität Bochum) geleitet wird.<br />
Gegenstand des Forschungsprojekts sind die „menschenrechtsrelevanten“<br />
Passagen des Mengzi, eines auf den konfuzianischen Philosophen<br />
Meng Ke bzw. Mengzi (372-281 v. Chr.) zurückgehenden<br />
Grundtextes der chinesischen Kultur, sowie ihre Rezeptionsgeschichte<br />
in verschiedenen kulturellen Kontexten. Das Projekt soll den Sinn<br />
der betreffenden Stellen im Lichte der modernen Menschenrechtsdebatte<br />
untersuchen und wichtigen Marksteinen ihrer historischen<br />
Interpretation und Wirkung bis in unsere Tage nachgehen.<br />
Das nach traditioneller Ansicht von Mengzi („Meister Meng“, lat.<br />
Mencius, nach Konfuzius der „zweite Genius“ des Konfuzianismus)<br />
gegen Ende seines Lebens zusammen mit Schülern verfasste gleichnamige<br />
Werk zählt zu den am besten überlieferten philosophischen<br />
Texten der chinesischen Antike. Mengzi entwickelte eine Konzeption<br />
der „menschlichen Politik“ (ren zheng), für die „das Volk das<br />
Höchste“ und „der Herrscher das Unwichtigste“ ist. Der Mensch verfügt<br />
mit seiner ihm vom „Himmel“ verliehenen angeborenen guten<br />
Natur über die „Ansätze“ zu moralischem Urteilen und Handeln.<br />
Die Politik hat die Aufgabe, ihm durch Bereitstellung bester Bedingungen<br />
die Entwicklung dieser Ansätze zu ermöglichen, nicht aber<br />
ihn durch strenge Inzuchtnahme allererst gemeinschaftsfähig zu<br />
machen.<br />
Zusammen mit Werken wie dem Lunyu (Konfuzius’ „Gesammelten<br />
Worten“), dem Yijing und dem Laozi zählt das Mengzi zu den wenigen<br />
chinesischen Texten, die zu einem Teil auch der westlichen Geistesgeschichte<br />
geworden sind. Allerdings liegt die Wirkungsgeschichte,<br />
die der Text außerhalb Ostasiens erfahren hat, weitgehend im<br />
Dunkeln. Chinesische Autoren behaupten sogar einen Einfluss auf<br />
die Herausbildung der Idee der Menschenrechte selber. Diese These<br />
ist bislang jedoch nicht überzeugend belegt, wobei allerdings der<br />
tiefe Eindruck, den der Konfuzianismus auf die Aufklärung gemacht<br />
hat, außer Frage steht. Ebenfalls unzureichend geklärt ist die Rolle,<br />
die das Mengzi im Umfeld der Gründung des Völkerbundes sowie bei<br />
der Abfassung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gespielt<br />
hat. Manche amerikanische Autoren nehmen konfuzianische
PHILOSOPHIE<br />
Theoreme heute offen für kommunitaristische Positionen und für<br />
eine Kritik des westlichen Liberalismus in Anspruch. Zu dem Projekt<br />
gehört deshalb eine bislang fehlende Bestandsaufnahme der westlichen<br />
Debatten.<br />
Das Mengzi hat vor allem deshalb Aufmerksamkeit gefunden, weil es<br />
proto-demokratisch klingende, an naturrechtliche Menschenrechtsbegründungen<br />
erinnernde und in Richtung Autonomie weisende<br />
Theoreme enthält, die sich als mögliche Quelle für eine chinesische<br />
Adaption der Menschenrechtsidee anbieten. Allerdings ist diese<br />
Interpretation umstritten. Gleichwohl ist das Mengzi der wichtigste<br />
Anknüpfungspunkt für den Versuch einer chinesischen Fundierung<br />
der Menschenrechte geworden. Durch eine vergleichende Untersuchung<br />
ausgewählter exemplarischer Rezeptionen des Mengzi in<br />
China, Japan und im Westen soll die systematische Relevanz dieses<br />
Werkes für die Explikation interkultureller Gemeinsamkeiten in der<br />
Menschenrechtsfrage geklärt werden.<br />
Über den Fortgang des Projektes informiert die Website www.ekohaus.de/menzius/uebersicht.htm.<br />
Für das Projekt „Contemporary German Perspective (Deutsche Klassiker<br />
der Philosophie in der zeitgenössischen deutschen Debatte)“ erhielt<br />
Prof. O. Höffe, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen,<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Nach einer langen Zeit der Skepsis der anglo-amerikanischen Philosophie<br />
gegenüber der Philosophiegeschichte werden seit einigen<br />
Jahren gerade in den USA die großen deutschen Klassiker wie Kant,<br />
Hegel, Nietzsche, Husserl und andere wieder intensiv studiert. Aufgrund<br />
der veränderten Sprachanforderungen kann jedoch die Literatur<br />
zu diesen Klassikern von vielen englisch-sprachigen Dozenten<br />
und Studenten nicht mehr gelesen werden, so dass ein hohes forschungspolitisches<br />
Interesse besteht, die besten Beiträge deutscher<br />
Hochschullehrer zu den deutschen Klassikern der Philosophie ins<br />
Englische zu übertragen.<br />
Geplant ist die Herausgabe von acht bis zwölf themenspezifischen<br />
Bänden durch Prof. Höffe gemeinsam mit Prof. R. Pippin, University<br />
of Chicago. Der erste Band „Hegel, The Philosophy of Right“ ist bereits<br />
erschienen. Der Band zu Kants „Moral- und Rechtsphilosophie“<br />
geht demnächst an den Verlag, der Band zur „Kritik der reinen Vernunft“<br />
ist kurz vor der Fertigstellung. Für den Band „Die Philosophie<br />
Friedrich Nietzsches“ ist die Auswahl der Beiträge bereits getroffen<br />
und die Übersetzung in Vorbereitung.<br />
Als weitere Bände sind zunächst vorgesehen:<br />
– Die Philosophie Edmund Husserls und<br />
– Die Philosophie Martin Heideggers.<br />
Deutsche<br />
Klassiker<br />
Seite 5
New<br />
Science<br />
Seite 6<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die Bände sollen jeweils eine Einführung der Herausgeber, etwa<br />
15 wegweisende Texte aus den letzten zwei bis drei Jahrzehnten,<br />
eine kommentierte Bibliographie, ein Register und Hinweise zu den<br />
Autoren enthalten.<br />
Prof. D. Groh, (Fachgruppe Geschichte/Soziologie, Universität Konstanz)<br />
erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Die New<br />
Science im göttlichen Weltplan. Traditionen optimistischer und pessimistischer<br />
Deutungen von Mensch, Natur und Geschichte von der<br />
nachreformatorischen Zeit bis zu Newton und Leibniz.“<br />
Ziel des Projekts ist es, das theologisch-philosophische Umfeld zu<br />
rekonstruieren, in dem die New Science entstanden ist und die<br />
direkten Einflüsse dieses Umfeldes an einzelnen Beispielen nachzuzeichnen.<br />
Als Leitlinie dienen dabei negative und positive Anthropologie,<br />
negative und positive Sicht auf Natur sowie apokalyptische<br />
und millenaristische Traditionen, wie sie Groh in seinem Buch<br />
„Schöpfung im Widerspruch“ (Frankfurt/Main 2003) bis zur Reformation<br />
untersucht hat.<br />
Die Reformatoren lehnten zwar alle grundsätzlich Endzeitprophezeiungen<br />
und Prognosen über eine möglicherweise anbrechende<br />
Heilszeit ab, doch entwickelte sich in ihrem Gefolge seit den 1550er<br />
Jahren eine apokalyptisch-millenaristische Strömung. Eine entscheidende<br />
Rolle spielte dabei der Nachfolger Zwinglis in Zürich, Heinrich<br />
Bullinger. Dessen Bundestheologie wird in einem ersten Kapitel<br />
„Zürcher Vorspiel“ auf fünfzig Seiten rekonstruiert – in eins mit<br />
seinem nicht zu überschätzenden Einfluss auf die verschiedenen in<br />
England sich ausbildenden theologisch-religiösen Richtungen. Bullinger<br />
war der wichtigste Vermittler zwischen der Reformation auf<br />
dem Kontinent und in England. Das zweite Kapitel behandelt unter<br />
dem Titel „Englisches Vorspiel: Die apokalyptische Tradition im England<br />
der Frühen Neuzeit, weltgeschichtlicher Dualismus von Gut und<br />
Böse und neuer Millenarismus“, die wichtigsten Theologischen und<br />
religiösen Voraussetzungen für das Entstehen der New Science bis<br />
weit ins 17. Jahrhunderts. In Arbeit befindet sich ein drittes Kapitel,<br />
das Francis Bacon millenaristisch inspiriertes Wissenschaftsprogramm<br />
skizziert, das die Mitglieder der Royal Society im Vorfeld von<br />
deren Gründung und auch später noch stark beeinflusst hat. Die unterschwellige<br />
calvinistische Überzeugung trat im Laufe des 17. Jahrhunderts<br />
in Forschungsorganisation und Forscherpersönlichkeiten an<br />
die Oberfläche, dass sich Gottes Plan, die Welt zu vervollkommnen,<br />
in der entstehenden neuen Wissenschaft realisierte. England sollte<br />
darin eine Vorreiterrolle zukommen.<br />
Eine wichtige Rolle spielten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts<br />
in England Henry Moore und die Cambridger Platoniker, die ein theologisch-philosophisches<br />
Positivierungs- und Harmonisierungsprogramm<br />
zur Rettung der Einheit des christlich-platonisch verstandenen<br />
Kosmos als ihre spezifische Antwort auf den kopernikanischen<br />
Schock entwickelten. Die Wissenschaftler, die sich in der Royal
PHILOSOPHIE<br />
Society versammelten, waren bis zu Isaak Newton und darüber hinaus<br />
von der Aufgabe beherrscht, in Natur und Gesellschaft die göttlichen<br />
Gesetze zu entdecken und – etwa in der Astronomie und<br />
Mechanik – mathematisch zu formulieren. Es ging um die Dechiffrierung<br />
von Gottes natürlicher Offenbarung, des „Buchs der Natur“, ob<br />
es in mathematischen Lettern (Galilei, Newton) geschrieben war oder<br />
ob die Bewegungen der Himmelkörper die „Weltharmonie“ zum<br />
Klingen brachten (Kepler). Indem der Mensch sich in der Erforschung<br />
der Natur bewährte, arbeitete er mit am Heilsplan Gottes; und die<br />
durch den Sündenfall verloren gegangene Herrschaft über die Natur<br />
ließe sich in naher Zukunft zurückgewinnen. So kam es, dass die<br />
Forschergemeinde im Europa des 17. Jahrhunderts ihre Ziele durch<br />
die göttliche Vorsehung legitimiert sah.<br />
Das Forschungsvorhaben fragt nicht in erster Linie nach dem jeweils<br />
Neuen in der Entwicklung der Wissenschaften in der Frühen Neuzeit,<br />
sondern umgekehrt nach dem Fortwirken von Traditionen und vorgegebenen<br />
Perspektiven. Es soll klären, wie lange religiös-theologisch<br />
fundierte Denkmuster mit den Anfängen moderner Wissenschaften<br />
verbunden bzw. amalgamiert waren und welche Rolle solche<br />
metaphysischen Traditionsbestände bei deren Entwicklung bis zum<br />
Beginn des 18. Jahrhunderts spielten.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />
Groh, Dietrich: Heinrich Bullingers Bundestheologie. – In: Zeitschrift<br />
für Kirchengeschichte. 1. 2004.<br />
Groh, Dietrich: Die apokalyptische Tradition im England der<br />
frühen Neuzeit, weltgeschichtlicher Dualismus von Gut und Böse<br />
und neuer Millenarismus. [In Vorbereitung]<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. H. Poser (Institut für Philosophie,<br />
Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte, Technische<br />
Universität Berlin) bei der Erstellung einer Kritisch-vollständigen<br />
Ausgabe von G. W. Leibnizens „Novissima Sinica“ mit Kommentaren<br />
und einer deutschen Übersetzung.<br />
Leibniz hatte die Entdeckung Chinas in seiner Zeit verfolgt, begleitet,<br />
philosophisch reflektiert und aktiv mitzugestalten versucht. Mit einer<br />
Reihe von China-Missionaren pflegte er persönliche Beziehungen<br />
und Briefkontakte; diese Kontakte ermöglichten die Herausgabe<br />
jenes Materials, das als „Novissima Sinica“ im April 1697 erschien,<br />
zweite Auflage 1699.<br />
Weitreichende Ziele verfolgte Leibniz seinerzeit mit der Veröffentlichung<br />
der „Novissima Sincia“. In der möglich gewordenen Verbindung<br />
zwischen Europa und China sah er eine Schicksalsentscheidung<br />
der Vorsehung und glaubte, das Ergebnis dieser Verbindung werde<br />
ein ungeheurer Zuwachs an Vernunft, Sittlichkeit und Lebenserleichterung<br />
auf beiden Seiten sein, ohne jedoch die kulturelle Besonder-<br />
G. W.<br />
Leibniz<br />
„Novissma<br />
Sinica“<br />
Seite 7
Seite 8<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
heit der jeweiligen Regionen darüber einzubüßen; tief besorgt über<br />
den seit langem andauernden Ritenstreit, trat Leibniz nachdrücklich<br />
für den Standpunkt der Jesuiten ein und mahnte die Verantwortlichen<br />
zur Vor- und Weitsicht; im chinesischen Konfuzianismus erblickte er<br />
ein Pendant zum Platonismus und schlug gar vor, als Gegenleistung<br />
zur christlichen Mission in China chinesische Missionare nach Europa<br />
einzuladen; angesichts der Probleme der Jesuitenmission in China<br />
und in Europa regte er diskret an, neben der römischen Mission eine<br />
protestantische ins Leben zu rufen.<br />
In einer Welt, die einerseits ökonomisch, verkehrstechnisch und weltpolitisch<br />
zu einer eng vernetzten Einheit zusammengewachsen und<br />
andererseits gerade wegen der Vernetztheit umso mehr konfliktgeladen<br />
ist, braucht die Aktualität des Leibnizschen Universalismus<br />
kaum hervorgehoben zu werden. Wir müssen lernen, aus verschiedenen<br />
Ursprüngen gewachsene Kulturen ineinander übersetzbar zu<br />
machen, gerade auch dann, wenn wir sie in ihrer Besonderheit nicht<br />
nivellieren, sondern ihre Vielfalt als den geistigen Reichtum unserer<br />
Welt erhalten wollen.<br />
Die Aufgabe des Forschungsvorhabens liegt darin, die Archivmaterialien<br />
einschließlich der nicht von Leibniz stammenden Texte im<br />
Zusammenhang mit den „Novissima Sincia“ zu sichten und zu bearbeiten<br />
sowie sämtliche Materialien, insbesondere die Leibniz-<br />
Projekt „Erstellung einer Kritisch-vollständigen Ausgabe von G. W.<br />
Leibnizens ‚Novissima Sinica‘“: Titelbild der zweiten Auflage der<br />
„Novissima Sinica“
PHILOSOPHIE<br />
schen Schriften, mit einer ausführlichen und die chinesische Ideenund<br />
Wissenschaftsgeschichte einbeziehenden Erläuterung zu versehen.<br />
Prof. R. Brandt, (Institut für Philosophie, Universität Marburg) betreut<br />
das von der <strong>Stiftung</strong> geförderte Projekt „Erneute Untersuchungen zu<br />
Kants physischer Geographie“<br />
Gegenstand des Forschungsprojekts ist die systematische Erforschung<br />
des Komplexes „Kants Physische Geographie“, eines in der<br />
Öffentlichkeit, aber auch unter Kant-Kennern fast unbekannten Gebiets<br />
des Königsberger Philosophen.<br />
Immanuel Kant (1724-1804) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen<br />
der Neuzeit. Grundlegend sind seine Werke zur Metaphysik,<br />
Naturphilosophie, Ethik oder Erkenntnistheorie (z.B. die „Kritik der<br />
reinen Vernunft“ oder die „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“).<br />
Weniger bekannt ist, dass Kant zwischen der zweiten Hälfte der<br />
fünfziger Jahre und der Mitte der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts<br />
konstant eine zu seinen Lebzeiten zentrale Disziplin betrieben<br />
hat, die Physische Geographie. Unter diesem Titel wurden Mathematische<br />
und Kosmische Geographie (die Stellung der Erde im Planetensystem),<br />
Physische Geographie im engeren Sinne (die Erde im<br />
Hinblick auf die Verteilung und Wirkung der Elemente Feuer, Wasser,<br />
Luft und Erde sowie auf die vier Reiche der Mineralien, Pflanzen,<br />
Tiere und Menschen) und Moralische oder Politische Geographie<br />
behandelt. In weiten Gebieten verwertete Kant jeweils die Informationen<br />
anderer Autoren, er entwickelte jedoch immer wieder eigene<br />
systematische Zugriffe. Offenbar verfolgte er rege die einschlägigen<br />
Publikationen der wichtigsten europäischen Akademien in Paris,<br />
St. Petersburg, Stockholm, London und Berlin. Insofern kann die von<br />
Kant gehaltene Vorlesung als Spiegelung der Kantischen Lektüre<br />
gerade der naturphilosophischen bzw. naturwissenschaftlichen Arbeiten<br />
seiner Zeit gelesen werden. Kants Interesse an den aktuellen<br />
Entwicklungen der Lebenswissenschaften seiner Epoche dürfte darüber<br />
hinaus für die Entwicklung seiner Spätphilosophie von besonderem<br />
Belang gewesen sein.<br />
Um 1757 verfasste Kant ein umfangreiches Manuskript zur Physischen<br />
Geographie, das er höchstwahrscheinlich publizieren wollte.<br />
Diesen Plan hat Kant dann jedoch aufgrund eigener anderer Interessen<br />
oder der großen Fülle kompetenter fremder Publikationen aufgegeben.<br />
Er benutzte das Manuskript weiterhin für eine Vorlesung zur<br />
Physischen Geographie, die um 1757 begann und die Kant bis zum<br />
Ende seiner Vorlesungstätigkeit (1796) ständig hielt. Ungeklärt ist die<br />
Frage, wie lange Kant diesem Konzept in seinen Vorlesungen tatsächlich<br />
folgte. Der Text ist – von wenigen autographen Seiten abgesehen<br />
– nur in diversen, mehr oder weniger fehlerhaften Abschriften überliefert,<br />
deren früheste zu Beginn der 1770er Jahren angefertigt worden<br />
ist. Ferner existieren Nachschriften der Vorlesungen, u.a. von<br />
Johann Gottfried Herder, der seit 1762 an der Königsberger Univer-<br />
I. Kant<br />
Physische<br />
Geographie<br />
Seite 9
Kant-<br />
Lexikon<br />
Seite 10<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
sität studierte und von Kant wesentliche Impulse für seine intellektuelle<br />
Entwicklung erhielt.<br />
Im Rahmen der Studie sollen zunächst die sich aus der Überlieferungslage<br />
ergebenden historisch-philosophischen Kernfragen (Datierung,<br />
Verwandtschaft) beantwortet werden. Danach sollen – auf<br />
der Basis der verfügbaren Zeugnisse – die essentiellen Dreh- und<br />
Angelpunkte in der inhaltlich-konzeptionellen Fortentwicklung der<br />
Vorlesung bei Kant identifiziert und beschrieben werden. Und<br />
schließlich soll ein Vorschlag erarbeitet werden, der die Leitlinien<br />
einer historisch-kritischen Edition der Vorlesung und Präsentation ihrer<br />
Quellen umschreibt. Bereits abgeschlossen werden konnten die<br />
bibliographischen Recherchen zu den Quellen der Vorlesung sowie<br />
ihrer Königsberger Entstehungsgeschichte.<br />
Für die Erstellung eines Kant-Lexikons in drei Bänden erhalten Prof.<br />
G. Mohr, (Kulturwissenschaften – Philosophie, Universität Bremen),<br />
Prof. J. Stolzenberg (Institut für Philosophie, Universität Halle) und<br />
Priv. Doz. Dr. M. Willaschek (Institut für Philosophie, Universität<br />
Frankfurt/M.) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Mit der „Kritik der reinen Vernunft“ führt Kant eine neue Terminologie<br />
ein, die den begrifflichen Anforderungen der Grundlegung einer<br />
kritischen Transzendentalphilosophie gerecht werden soll. Wie die<br />
ersten Rezensionen sowie sogar die von Anhängern Kants versuchten<br />
„Erläuterungen“ zeigen, konfrontiert Kant seine Leser mit einer nur<br />
schwer durchdringbaren Terminologie, deren ungenaues, vor allem<br />
aber ein mit überkommenen Semantiken kontaminiertes Verständnis<br />
unversehens in gravierende Missverständnisse der grundlegenden<br />
Argumente und ihres systematischen Zusammenhangs führt. In den<br />
folgenden Werken, der „Kritik der praktischen Vernunft“ und der<br />
„Kritik der Urteilskraft“, sowie in den anderen Schriften der 1780er<br />
und 1790er Jahre setzt sich dies fort.<br />
Dies erklärt den bemerkenswerten Umstand, dass bereits zu Kants<br />
Lebzeiten, seit den 1780er Jahren, mehrfach Kommentare, Kompendien<br />
und Wörterbücher zu seinem Werk erschienen sind. Die Geschichte<br />
der Nachschlagewerke zu Kants Schriften beginnt 1786<br />
mit dem 130 Seiten schmalen „Wörterbuch zum leichtern Gebrauch<br />
der Kantischen Schriften“ von Carl Christian Erhard Schmid. Das<br />
nächste nennenswerte Unternehmen ist Georg Samuel Albert Mellins<br />
„Encyclopädisches Wörterbuch der kritischen Philosophie“, Leipzig<br />
1797-1804. Hierbei handelt es sich um ein ausführliches und gründliches<br />
Hilfsmittel, das bis heute nützlich ist. Freilich muss es sich<br />
auf die veröffentlichten Werke Kants beschränken. 1930 erscheint<br />
Rudolf Eislers „Kant-Lexikon“, das gegenüber Mellin einen substantiellen<br />
Fortschritt darstellt, da es neben den von Kant veröffentlichten<br />
Schriften auch Briefe und handschriftliche Nachlassfragmente Kants<br />
mit einbezieht. Der „Eisler“, das erfolgreichste Kant-Lexikon des<br />
20. Jahrhunderts, ist bis heute ein viel benutztes Wörterbuch. Es hat<br />
zweifellos seine Verdienste, ist aber unvollständig und inkohärent.
PHILOSOPHIE<br />
Da Eislers Kant-Lexikon sich überdies auf alte, heute nicht mehr<br />
gültige und auch nicht mehr verfügbare Ausgabe bezieht, hat es für<br />
heutige Benutzer nur noch einen sehr eingeschränkten Wert. Auch<br />
andere Nachschlagewerke – wie z.B. das „Systematische Handlexikon<br />
zu Kants Kritik der reinen Vernunft“ von Heinrich Ratke, Leipzig<br />
1929, oder aktuellere fremdsprachige Wörterbücher zur Kantschen<br />
Terminologie – wie R. Verneaux’ „Le Vocabulaire de Kant“, Paris 1967<br />
bzw. 1973 oder H. Caygills „A Kanz Dictionary“, Oxford 1995 – können<br />
das Desiderat eines umfassenden, wissenschaftlichen Ansprüchen<br />
genügenden Kant-Lexikons nicht beheben.<br />
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung eines<br />
dreibändigen Kant-Lexikons, das das Kantische Werk zeitgemäß, auf<br />
der Grundlage der aktuellen Text-Editionen von Kants Werk und<br />
unter Bezugnahme auf die Kant-Forschung des 20. Jahrhunderts,<br />
lexikalisch angemessen erschließt. Das Kant-Lexikon soll gleichzeitig<br />
als CD-ROM oder Online erschienen, um den modernen Anforderungen<br />
an effiziente Datenverarbeitung zu genügen.<br />
Das Lexikon wird ca. 2.300 Einträge enthalten. Es wird auf drei Bände<br />
mit jeweils ca. 500 Seiten zweispaltig angelegt. Alle philosophisch<br />
relevanten Termini der Philosophie Kants, alle von Kant genannten<br />
und für seine Philosophie relevanten Personennamen sowie alle Titel<br />
der Schriften Kants sollen aufgenommen werden. Textgrundlage für<br />
die Erhebung der Stichworte sind die Bände 1 bis 9 sowie 21 und<br />
22 der Akademie-Ausgabe. Die in den anderen Bänden der Akademie-Ausgabe<br />
enthaltenen Briefe, Nachlass-Reflexionen und Vorlesungsmitschriften<br />
werden insoweit herangezogen, als sie der Erläuterung<br />
der in den von Kant selbst veröffentlichten Werken sowie im<br />
„Opus postumum“ verwendeten Terminologie und Namen dienlich<br />
sind.<br />
Die Artikel sollen so verfasst sein, dass Leser mit philosophischen<br />
Grundkenntnissen (z.B. Studierende im Hauptstudium) sie verstehen<br />
können. Das oberste Ziel ist eine genaue und verständliche Erläuterung<br />
des Stichworts und der damit verbundenen Aspekte des Kantischen<br />
Denkens auf dem Stand der gegenwärtigen Kant-Forschung. In<br />
zweiter Linie wird es dann darum gehen, Interpretationsschwierigkeiten<br />
und Forschungskontroversen anzusprechen und somit den<br />
Forschungsstand selbst zu thematisieren.<br />
In dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekt „Vorbereitungsarbeiten<br />
zu einer russischen Übersetzung von ausgewählten<br />
Schriften Wilhelm Diltheys“ wird eine sechsbändige Ausgabe erarbeitet,<br />
die sich inhaltlich z.T. an der – gleichfalls von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> geförderten – amerikanischen Dilthey-Ausgabe orientiert.<br />
Eine Forschungsgruppe in Moskau (bis zu seinem Tod 1995<br />
unter Leitung von Prof. A. Michailov, jetzt koordiniert von Dr. N. Plotnikov)<br />
wird fachlich begleitet von einem Beirat, dem die Proff. Eimermacher,<br />
Haardt, Lessing und Rodi (Dilthey-Forschungsstelle Bochum)<br />
und Prof. A. Michailov, Minsk, angehören.<br />
W. Dilthey<br />
Russische<br />
Übersetzung<br />
Seite 11
W. Dilthey<br />
PortugiesischeÜbersetzung<br />
A. Bogdanov<br />
Philosophie<br />
Russland<br />
Seite 12<br />
Bisher erschienene Publikationen:<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Diltej, Vilgelm: Sobranie Socinenij v sˇesti tomach. Pod. Obsˇčej red.:<br />
A.V. Michajlova i N.S. Plotnikova. – Moskva: Dom intellektualnoj<br />
knigi.<br />
[Dilthey, Wilhelm: Ausgewählte Werke in 6 Bänden]<br />
Tom 1. Vvedenie v nauki o duche. Onym polazanija osnov dlja<br />
izučenija ob sˇčestva i istorii. Perevod s nemeckogo pod red.: V.S.<br />
Malachova. 2000. 762. S. [Einleitung in die Geisteswissenschaften]<br />
Tom 3. Postrojenie istoricheskogo mira v naukach o duche.<br />
Perevod s nemeckogo pod red.: V.A. Kurennoj. 2004. 488 S. [Der<br />
Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften]<br />
Tom 4. Germenevtika i teorija literatury. Perevod s nemeckogo pod<br />
red.: V.V. Birichina i N.S. Plotnikova. 2001. 531 S. [Hermeneutik<br />
und Literaturtheorie]<br />
Germenevtika – Psichologija – Istorija. Vilgelm Diltej i sovremennaja<br />
filosofija. Pod red.: N.S. Plotnikova. – Moskva: Tri Kvadrata,<br />
2002. 208 S. [Hermeneutik – Psychologie – Geschichte. Wilhelm<br />
Dilthey und die gegenwärtige Philosophie]<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt Vorbereitungsarbeiten zu einer<br />
portugiesisch-brasilianischen Übersetzung von ausgewählten Schriften<br />
Wilhelm Diltheys. Eine zweibändige Studienausgabe von je ca.<br />
250 Seiten wird von Prof. M. N. C. P. Amaral, Universität von São<br />
Paulo, Brasilien, herausgegeben. Sie wird unterstützt von einem Beirat,<br />
dem die Proff. J. P. Monteiro, Lissabon, R. G. Filipe, Lissabon, und<br />
F. Rodi, Bochum, sowie der Leiter des Goethe-Instituts Lissabon,<br />
K. Scharf, angehören.<br />
Ein erstes Treffen der Arbeitsgruppe hat im September/Oktober 2003<br />
in Lissabon stattgefunden.<br />
Für die Durchführung des Projekts „Aleksandr Bogdanov und der<br />
philosophische Diskurs in Russland“ erhält Prof. S. Plaggenborg<br />
(Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften, Universität Marburg)<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Forschungsvorhaben möchte der in der heutigen philosophischen<br />
Debatte häufig anzutreffenden Ansicht entgegentreten, dass aus<br />
dem vorrevolutionären Russland keine denkerischen Impulse für den<br />
philosophischen Diskurs der Moderne ausgegangen sind, und nachweisen,<br />
dass die russische Philosophie, die um 1900 eine Blüte erlebte,<br />
nicht nur auf dem Felde der von ihr vorrangig besetzten Religionsphilosophie<br />
Maßstäbe gesetzt, sondern auch einen Systemphilosophen<br />
hervorgebracht hat, dessen Werk von ungeahnter Aktualität<br />
ist. Es handelt sich um Aleksandr Bogdanov (1873-1928), Mediziner,<br />
Psychologe und Philosoph, der in seinen zu Beginn des 20. Jahrhun-
PHILOSOPHIE<br />
derts entstandenen Schriften den zeitgenössischen Diskurs aufgegriffen<br />
und vorangetrieben hat.<br />
Bogdanov ist für heutige Philosophen und Vertreter der Geistesgeschichte<br />
eher bekannt als Vordenker des „Proletkult“, der proletarischen<br />
Kulturrevolution nach der Oktoberrevolution 1917, also als<br />
Programmatiker und Praktiker einer von Lenin unterdrückten Richtung.<br />
Aus diesem Grunde und weil er 1908 in einen philosophischen<br />
Streit mit Lenin geriet, spielte er für die sowjetische Philosophiegeschichte<br />
keine Rolle. Im Westen rezipierte man Bogdanov nur sehr<br />
eingeschränkt, weil er bis zu jenem Streit ein führendes Mitglied der<br />
Bolschewiki war. Diese Etikettierungen haben dazu geführt, dass<br />
Bogdanov als Philosoph unbeachtet blieb. Nach dem Zusammenbruch<br />
des Kommunismus ist es möglich, ohne ideologische Scheuklappen<br />
auch auf Denker unter den Bolschewiki, die es vor 1917 gab,<br />
zu achten.<br />
In dem Projekt geht es jedoch nicht um eine isolierte Betrachtung einer<br />
Person, sondern das Projekt will an Bogdanov das Systemdenken<br />
des russischen Positivismus (die Verbindung von Natur-, Erkenntnisund<br />
Gesellschaftstheorie) darstellen, seine Bedeutung in der russischen<br />
Geistesgeschichte bestimmen, um auf dieser Grundlage den<br />
russischen „philosophischen Diskurs der Moderne“ auf seinem Höhepunkt<br />
zu untersuchen sowie Bezüge zu heutigen philosophischen und<br />
soziologischen Diskussionen im Umkreis der Moderne herstellen, die<br />
grob gekennzeichnet mit den Begriff „starker“ und „schwacher“ Naturalismus<br />
und „kritischer“ Rationalismus sowie in verschiedenen<br />
Mikro- und Makrotheorien der Gesellschaft umrissen sind. Damit soll<br />
auch der Geschichte Mittel- und Osteuropas und dem Kontext des<br />
Wandels der Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen<br />
zur modernen Gesellschaft besondere Aufmerksamkeit gewidmet<br />
werden.<br />
Für das internationale Projekt „Jüdische und Islamische Hermeneutik<br />
als Kulturkritik“ im Rahmen des Arbeitskreises Islam und Moderne<br />
am Wissenschaftskolleg zu Berlin stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. D. Grimm<br />
Fördermittel zur Verfügung.<br />
Das Projekt „Jüdische und Islamische Hermeneutik als Kulturkritik“<br />
hat sich die kulturell-religiöse Grenzüberschreitung zur Aufgabe gemacht.<br />
Unter Leitung von Almut Bruckstein und Navid Kermani (seit<br />
Sommer 2003 Angelika Neurwirth) lesen und debattieren führende<br />
Wissenschaftler aus Iran, arabischen Ländern, den Vereinigten Staaten,<br />
Israel, Südafrika und Europa Texte und Fragen der jüdischen und<br />
islamischen Tradition. Gemeinsam ist ihnen das Interesse einer säkularen<br />
Hermeneutik, die sich aus der Arbeit an den Strukturen religiöser<br />
und anderer kanonischer Texte herausbildet. Die Kritik an der<br />
politischen Instrumentalisierung der religiösen Quellen erwächst aus<br />
der Arbeit an der Tradition selbst und bezieht diese ausdrücklich mit<br />
ein. Inmitten der politischen Polarisierung der religiösen Traditionen,<br />
der zunehmenden Gewalt im Nahen Osten und nicht zuletzt im Zuge<br />
Jüdische<br />
und<br />
Islamische<br />
Kulturkritik<br />
Seite 13
Verantwortungsgesellschaft<br />
Seite 14<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Internationales Projekt: „Jüdische und Islamische Hermeneutik als<br />
Kulturkritik“: Teilnehmer des Workshops „Cultural Patterns of<br />
Apostasy, Heresy, and Conversion“ (22.-25.04.2004)<br />
der tiefgreifenden Veränderungen nach dem „elften September“,<br />
schafft das Projekt ein Forum und stetig wachsendes Netzwerk für<br />
ein gemeinsames jüdisch-muslimisches Gegendenken. Die auf drei<br />
Jahre angelegte gemeinsame Arbeit geschieht über fast unüberwindlich<br />
gewordene Grenzlinien hinweg.<br />
Im Jahr 2003/4 fanden im Zusammenhang mit dem Projekt ein Berliner<br />
Seminar, vier Workshops, einige Vortragsveranstaltungen sowie eine<br />
internationale Sommerakademie zu Fragen der Grenzziehungen von<br />
Kanon und Gemeinschaft in Judentum, Islam und Christentum statt.<br />
An den Diskussionen nahmen Nachwuchswissenschaftler und Hochschullehrer<br />
der Arabistik, Islamwissenschaft, Judaistik und Theologie,<br />
sowie die von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> im Rahmen des Projekts<br />
geförderten Post-Doktoranden (aus Iran, Israel und der Türkei) teil.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Priv. Doz. Dr. L. Heidbrink, (Philosophisches Seminar,<br />
Universität Kiel) Fördermittel für die Durchführung des Projekts<br />
„Perspektiven der Verantwortungsgesellschaft. Zur Neuverortung<br />
des Verantwortungsprinzips in komplexen sozialen Prozessen“ zur<br />
Verfügung.<br />
Die Rede von der Verantwortungsgesellschaft hat in den letzten<br />
Jahren eine geradezu explosive Konjunktur erfahren. Überall werden<br />
neue Verantwortlichkeiten eingefordert – in der Umwelt – und Bio-
PHILOSOPHIE<br />
politik, beim Umbau des Sozialstaats, der Erneuerung der Gesundheitssysteme<br />
und der Reform des Arbeitsmarktes, aber auch in internationalen<br />
politischen und ökonomischen Zusammenhängen. Der<br />
Ruf nach Verantwortung ertönt in den unterschiedlichsten Bereichen<br />
unserer Gesellschaft. Die Bundesregierung fordert die verstärkte<br />
Eigenverantwortung der Bürger in der medizinischen Selbstversorgung<br />
und der Finanzierung der Renten. Firmen und Konzerne schreiben<br />
sich die Leitlinien der Corporate Social Responsibility auf ihre<br />
Fahnen. Umweltinitiativen, Bürgerrechtsbewegungen und NGOs<br />
klagen die globale Verantwortung der Industrienationen für den<br />
nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Belange<br />
unterentwickelter Länder ein.<br />
Die allerorten zu beobachtende Zunahme an Verantwortungsforderungen<br />
steht jedoch in krassem Widerspruch zu den gesellschaftlichen<br />
Realitäten. In hochmodernen Gesellschaften, die auf der<br />
Herausbildung von eigenständigen Funktionssystemen wie der Wirtschaft,<br />
dem Recht, der Politik, der Wissenschaft und Technik beruhen,<br />
wird es immer schwieriger, für die in Gang gesetzten Prozesse verantwortliche<br />
Urheber und Ursachen zu finden. Klimatisch bedingte<br />
Überschwemmungen und Waldbrände, periodisch wiederkehrende<br />
Tierseuchen und Lebensmittelskandale, unternehmerische Bilanzfälschungen<br />
und Gewinnmanipulationen sind nur einige Beispiele<br />
dafür, wie schwierig es ist, mit moralischen Forderungen auf ökonomische<br />
Prozesse einzuwirken und kollektive Schadensverläufe auf<br />
eindeutig identifizierbare Ursachen und Verursacher zurückzuführen.<br />
Normative Unsicherheit und kognitive Ungewissheit sind zu<br />
Hauptkennzeichen hochmoderner Gesellschaften geworden, die durch<br />
die Entwicklung zu vernetzten Wissens- und Informationsgesellschaften<br />
vor neue Handlungsherausforderungen gestellt sind.<br />
Die Zielsetzung des Forschungsvorhabens besteht darin, ein anwendungsorientiertes<br />
Verantwortungskonzept zu erarbeiten, das den gewandelten<br />
Kontexten hochkomplexer Sozialsysteme angemessen ist.<br />
Zu diesem Zweck sollen keine neuen Verantwortungsethiken, sondern<br />
systematische Grundstrukturen entwickelt werden, die durch<br />
entsprechende Differenzierungen den jeweiligen Problemkontexten<br />
angepasst werden. Es geht darum, ein integratives Verantwortungskonzept<br />
zu entwerfen, das durch methodische Universalität und kontextualistische<br />
Spezifität zugleich gekennzeichnet ist.<br />
Die leitenden Frage lautet: Wie können Akteure in komplexen sozialen<br />
Prozessen zur Verantwortung gezogen werden und Verantwortlichkeiten<br />
übernehmen, ohne dass ungerechtfertige Zurechnungen<br />
und normativ-kognitive Überforderungen entstehen. Hierzu ist es<br />
erforderlich, von den bestehenden soziokulturellen Verhältnissen<br />
auszugehen, in die Individuen, Gruppen, Verbände, Unternehmen,<br />
Institutionen und Organisationen eingebunden sind. Dieses Vorgehen<br />
beruht auf einem kontextualistischen Ansatz, der die Akteursperspektive<br />
mit der Strukturlogik komplexer Sozialprozesse verbindet.<br />
Gegen die falsche Polarisierung von Handlungstheorie und<br />
Seite 15
Politische<br />
Philosophie<br />
Sozialphilosophie<br />
Seite 16<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Systemtheorie setzt das Projekt auf eine Vermittlung von sozialem<br />
Handeln und systematischer Selbstorganisation. Im Rückgriff auf<br />
aktuelle Steuerungstheorien soll gezeigt werden, dass Eingriffe in<br />
autopoietische Prozesse sehr wohl möglich sind, wenn die bestehenden<br />
Verantwortungskompetenzen von gesellschaftlichen Akteuren<br />
genutzt und befördert werden.<br />
Dazu bedarf es einer kritischen Hermeneutik des ethischen und kognitiven<br />
Vermögens sozial Handelnder, die über ihre begrenzten<br />
Fähigkeiten der Verantwortungsübernahme aufgeklärt werden müssen.<br />
Hinzu kommt die Einbeziehung von Systemstrukturen, die mit<br />
phänomenologischer Nüchternheit analysiert werden müssen, um die<br />
Verkettung und Vernetzung in Gang gesetzter Entscheidungs- und<br />
Handlungsfolgen genauer erkennen zu können. Die Einbeziehung<br />
komplexer Handlungsfolgen in den verantwortungspraktischen<br />
Horizont macht zum einen Formen des prozeduralen Konfliktmanagements<br />
notwendig, das über vorläufige Regulierungen, korporative<br />
Absprachen und den kollektiven Austausch von Wissen die Risiken<br />
unkontrollierbarer Prozesse zu mindern versucht. Zum anderen ist es<br />
erforderlich, dass die Akteure (Individuen, Gruppen, Unternehmen,<br />
Organisationen) zu Formen der normativen Selbstbindung übergehen<br />
und sich die Folgen ihrer Operationen aus eigener Initiative<br />
zuschreiben, auch wenn – moralisch und rechtlich – keine objektiven<br />
Zurechnungsgründe vorliegen. Denn erst durch die Berücksichtigung<br />
handlungspraktischer Grenzen und systembedingter Kontingenzen<br />
wird es möglich, ein anwendungsfähiges Verantwortungsprinzip zu<br />
entwickeln, das sich in die komplexe Praxis hochmoderner Gesellschaften<br />
umsetzen lässt.<br />
Für die Erstellung eines Handbuchs der Politischen Philosophie und<br />
Sozialphilosophie erhielt Prof. W. Hinsch (Lehrstuhl für praktische<br />
Philosophie, Universität des Saarlandes) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Der Form nach ist „Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />
ein nach Lemmata alphabetisch geordnetes lexikalisches<br />
Nachschlagewerk. Begriffe, Themen und Probleme werden im<br />
systematischen Zusammenhang enzyklopädisch unter einem Lemma<br />
behandelt. Die Lemmata sind so angelegt, dass sie systematisch einen<br />
thematischen Bereich erschließen. Neben Einträgen zu Sachthemen<br />
soll das „Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />
auch Einträge zu Personen enthalten.<br />
„Das Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />
soll für den deutschsprachigen Raum eine bisher so noch nicht vorhandene,<br />
umfassende, differenzierte und wissenschaftlich verlässliche<br />
Darstellung der gegenwärtigen Politischen Philosophie und<br />
Sozialphilosophie bieten. Das Handbuch zielt auf die möglichst übersichtliche,<br />
umfassende und gleichwohl kompakte Darstellung des<br />
vorliegenden Wissensstoffs der beiden zusammenhängenden Sachgebiete<br />
in alphabetischer Anordnung. Angestrebt wird die Zusammenstellung<br />
wissenschaftlicher Einzelerkenntnisse, Fragestellungen
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
und Probleme und ihre Einordnung in einen größeren Zusammenhang.<br />
Das Handbuch greift über den Bereich der Politischen Philosophie<br />
und Sozialphilosophie im engeren Sinne hinaus und berücksichtigt,<br />
wo nötig, relevante Themen der Praktischen Philosophie im<br />
weiteren Sinne. Doch auch über den Bereich der Philosophie hinaus<br />
sollen Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse benachbarter und<br />
sachlich einschlägiger Einzelwissenschaften aufgenommen werden:<br />
der Sozial- und Rechtswissenschaften ebenso wie der empirischen<br />
Humanwissenschaften und der Natur- und Technikwissenschaften.<br />
Der Schwerpunkt des inhaltlichen Aufbaus der Handbuchartikel liegt<br />
auf der Exposition von Sachproblemen, Methoden und theoretischen<br />
Ansätzen. Insofern es für ein angemessenes Verständnis notwendig<br />
oder hilfreich ist, soll die systematische Darstellung jedoch durch die<br />
nötigen historischen Ausführungen ergänzt werden. Die Artikel<br />
sollen als Sachartikel ein Höchstmaß an Informationen vermitteln.<br />
Diese Informationen sollten für alle an der Philosophie Interessierten<br />
aus sich heraus verständlich sein.<br />
„Das Handbuch der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie“<br />
richtet sich an die an politisch-sozialen Themen interessierte akademische<br />
und nicht-akademische Öffentlichkeit. Für die akademische<br />
Lehre und Forschung soll das Handbuch als Nachschlagewerk und<br />
als Quelle für knappe Einführungen den reichen gegenwärtigen<br />
Stand der Theoriebildung in der Politischen Philosophie und Sozialphilosophie<br />
dokumentieren. Der interessierten Öffentlichkeit in Politik,<br />
Verwaltung und Publizistik soll es Informationen darüber bieten,<br />
in welchen Weisen die Politische Philosophie und Sozialphilosophie<br />
zum Verständnis und zur Lösung gegenwärtiger gesellschaftlicher<br />
Probleme beitragen kann.<br />
Theologie und Religionswissenschaft<br />
Im Fächerkanon der Wissenschaften bilden „Theologie“ und „Religionswissenschaft“<br />
zumindest in Deutschland getrennte Disziplinen.<br />
Theologie steht dann in aller Regel für die christliche Theologie in<br />
ihren exegetisch-philologischen, historischen, systematischen und<br />
praktisch-theologischen Disziplinen. Das Fach Religionswissenschaft<br />
scheint demgegenüber in erster Linie für Religionen außerhalb des<br />
Christentums zuständig zu sein. Tatsächlich liegen die Verhältnisse<br />
komplizierter. Einerseits reflektieren auch nichtchristliche Religionen<br />
ihren Glauben und ihre Geschichte und bilden auf diese Weise<br />
Theologien aus, wie zum Beispiel das Judentum und der Islam.<br />
Andererseits erfährt die Selbstwahrnehmung und -deutung aller<br />
Religionen durch die Religionswissenschaft inhaltliche und methodische<br />
Brechungen. Theologie und Religionswissenschaft bearbeiten,<br />
so gesehen, teils divergente, teils konvergente Felder, wenn sie<br />
sich der Geschichte, den Institutionen und den kulturellen sowie<br />
politischen Wirkungen der Religionen zuwenden.<br />
Seite 17
Konkordanz<br />
Alt-/Reichsaramäische<br />
Inschriften<br />
Seite 18<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> nimmt Anträge aus allen Bereichen der<br />
Theologie und Religionswissenschaft entgegen. Sie trägt durch ihre<br />
Förderpolitik der Breite der thematischen Felder, der Spezialisierung<br />
der Disziplinen und der Vielfalt der Methoden Rechnung. Historische<br />
und philologische Projekte, wie beispielsweise Editionen, sind ebenso<br />
willkommen wie Studien zur gegenwärtigen Lebenswelt der<br />
Religionen oder deren gesellschaftlichen Funktion im Wandel der<br />
Zeiten. Außerdem fördert die <strong>Stiftung</strong> Projekte, die ungeachtet der<br />
interdisziplinären Strukturen, die bereits in der Theologie und Religionswissenschaft<br />
selber liegen, auf Synergieeffekte mit weiteren<br />
Wissenschaftsdisziplinen zielen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Dr. D. Schwiderski (Alttestamentliches Seminar,<br />
Evangelisch-Theologische Fakultät, Universität Münster) Mittel für<br />
eine Konkordanz der bislang publizierten mehr als 2500 alt- und<br />
reichsaramäischen Inschriften (10. Jh. – 3. Jh. v. Chr.) zur Verfügung.<br />
Die mittlerweile mehr als 2500 publizierten alt- und reichsaramäischen<br />
Inschriften und Fragmente des 10. bis 3. Jh. v. Chr. sind für Orientalisten,<br />
Althistoriker, Alttestamentler und Semitisten von kaum zu überschätzender<br />
Bedeutung. Die Tatsache, dass das sogenannte Reichsaramäische<br />
zur Lingua franca innerhalb des Perserreiches aufstieg, bewirkte<br />
eine weite Verbreitung der Textzeugnisse von Kleinasien, Ägypten<br />
und Syrien-Palästina bis ins heutige Afghanistan. Die damit verbundene<br />
Zuständigkeit unterschiedlicher Fachdisziplinen sowie die über<br />
mehr als ein Jahrhundert sich erstreckende sukzessive Entdeckung<br />
und Publikation der Texte hat eine kaum überschaubare Streuung der<br />
Textpublikationen zur Folge. Vor diesem Hintergrund erscheint es<br />
dringend wünschenswert, den Zugang zum gesamten Textbestand zu<br />
erleichtern sowie einen systematischen Zugriff für historische, religionsgeschichtliche<br />
und philologische Studien zu ermöglichen. Diese<br />
zweifache Zielsetzung soll durch eine den gesamten Wortbestand umfassende<br />
Konkordanz in Verbindung mit der bereits erschienenen Gesamtedition<br />
„Die alt- und reichsaramäischen Inschriften. – The old and<br />
imperial Aramaic inscriptions.“ (Hrsg.: Dirk Schwiderski. – Berlin;<br />
New York: de Gruyter. Bd. 2. Texte und Bibliographie. XXVI, 445 S.<br />
(Fontes et Subsidia ad Bibliam pertinentes; 2)) als Referenzband erreicht<br />
werden. Zu jeder Inschrift wird der aramäische Text in Quadratschrift<br />
einschließlich der üblichen Markierungen von Ergänzungen<br />
und Textunsicherheiten geboten, ferner die maßgeblichen bisherigen<br />
Editionen sowie weiterführende bibliographische Hinweise.<br />
Ein sämtliche Inschriften des genannten Zeitraums (10.-3. Jh. v. Chr.)<br />
umfassendes Projekt wurde 1997 von Dr. Schwiderski an der Forschungsstelle<br />
für Sprache, Literatur und Religion des nordwestsemitischen<br />
Raumes (Münster) als Grundlage für die Erforschung der<br />
aramäischen Religion initiiert und auch bereits in wesentlichen Punkten<br />
durchgeführt.<br />
In der abschließenden Phase erfolgt nun die computerunterstützte<br />
philologische Analyse mit dem Ziel, den gesamten Wortbestand der
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
Inschriften nach Lexemen und Stämmen geordnet mit Stellenangaben,<br />
sinnvollen Sätzen bzw. Satzausschnitten und Glossar (deutsch,<br />
englisch) in Form einer klassischen Konkordanz zur Verfügung zu<br />
stellen. Dabei werden sowohl die wichtigsten Deutungsvarianten<br />
berücksichtigt als auch alle Eigennamen (z.B. Orts-, Personen- und<br />
Gottesnamen) erfasst.<br />
Für eine Edition mandäischer Handschriften erhält Prof. R. Voigt<br />
(Seminar für Semitistik und Arabistik, Freie Universität Berlin) Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist Dr. B. Burtea.<br />
Die Mandäer sind die einzige noch bestehende gnostische Religionsgemeinschaft.<br />
Ihre heute noch ca. 15.000 Anhänger lebten bis vor den<br />
Golfkriegen an den Flüssen des südlichen Irak (vor allem an Euphrat<br />
und Tigris) und im südwestlichen Iran und sind heute, nachdem gerade<br />
diese Regionen von den Kriegen schwer getroffen wurden, weitgehend<br />
in die Diaspora verstreut – deshalb besteht die Gefahr, dass<br />
ihre mündliche und schriftliche Tradition verloren geht. Dabei ist gerade<br />
sie für mehrere akademische Disziplinen von hohem Interesse:<br />
für die Semitistik, weil die mandäische Sprache als südöstlichster<br />
aramäischer Dialekt mit der Sprache des babylonischen Talmuds am<br />
engsten verwandt ist und zudem als einziger Dialekt keine griechischen<br />
Einflüsse in Lexik und Syntax aufweist; für die Religionswissenschaft,<br />
weil die Mandäer nicht nur die letzte gnostische, sondern<br />
zudem eine exemplarisch ritualistische Religionsgemeinschaft sind,<br />
und für die Theologie, weil mandäische Quellen auffällige und<br />
erklärungsbedürftige Ähnlichkeiten und Verbindungen zum Neuen<br />
Testament enthalten.<br />
Die mandäische Literatur ist allein religiöser Natur und besteht aus<br />
kultischen Texten, Kommentaren, Legenden, theologisch-mythologischen<br />
Traktaten, Priesterspekulationen, Lehrunterweisungen und<br />
Zaubertexten, in denen vorislamisches mesopotamisches Gedankengut<br />
bewahrt wird. Erste wichtige Editionen dieser Schriften erfolgten<br />
in den 50er und 60er Jahren, ausgehend vom Institut für Semitistik<br />
und Arabistik der Freien Universität Berlin, das damals – unter<br />
R. Macuch – für mehrere Jahrzehnte eines der weltweit wichtigsten<br />
Zentren mandäischer Forschung war. Nach dessen Tod wurde einzig<br />
die Editionsarbeit mandäischer Handschriften weitergeführt. Prof.<br />
Voigt bemüht sich seit Jahren, in Forschung und Lehre die große Berliner<br />
Tradition mandäischer Studien wiederzubeleben.<br />
So plant er in dem vorgeschlagenen Projekt die erstmalige Herausgabe<br />
zweier wichtiger Handschriften aus der weltweit umfangreichsten<br />
mandäistischen Sammlung, der Drower Collection der Bodleian<br />
Library Oxford, mit begleitender Übersetzung und begleitendem<br />
Kommentar. Es handelt sich dabei um:<br />
– Zihrun Raza Kasia: „Zihrun, das verborgene Geheimnis“ und<br />
– Zrazta d-Hibil Ziua: „Das Amulett des Glanz-Abel“.<br />
Mandäische<br />
Handschriften<br />
Seite 19
Mu’tazilite<br />
Manuscripts<br />
Seite 20<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die erstgenannte Handschrift zählt zu den kultisch-liturgischen Texten<br />
– der Kultus ist die Grundlage des gesamten religiösen Lebens der<br />
Mandäer –, die nur für Priester bestimmt waren. Sie enthalten Ritenkommentare<br />
und sog. „geheime“ Texte, in denen die priesterliche<br />
Lehre dargelegt wird. Die Totenmesse, die Gegenstand des Zihrun<br />
Raza Kasia ist, wurde in der Forschung bislang noch nicht beschrieben<br />
und behandelt.<br />
Die zweite Handschrift ist die populärste und sogleich umfangreichste<br />
mandäische Rolle magischen Inhalts. Diese magischen Texte verwenden<br />
einen anderen Wortschatz als die theologischen und rituellen<br />
Werke und dokumentieren die Entwicklung religiöser Vorstellungen<br />
von der vorislamischen Zeit bis in die spätere Periode der mandäischen<br />
Geschichte. Als Komplement zu den priesterlichen Spekulationen<br />
und den mythischen Werken gewähren sie einen Einblick in<br />
die Vorstellungen von Krankheit, Unglück und Schicksal des einfachen<br />
Mandäers.<br />
Beide Textrollen sollen sprachlich sowie in ihrem kultischen bzw.<br />
dämonologischen Gehalt erschlossen werden. Dabei soll insbesondere<br />
die Herausbildung der Tradierung priesterlichen Fachwissens<br />
sowie das Verhältnis des mandäischen Gedankengutes zu anderen<br />
Kulturen erhellt werden, das charakteristisch für Texte jener synkretistischen<br />
Religion ist.<br />
Prof. S. Schmidtke (Institut für Islamwissenschaft, Fachbereich<br />
Geschichts- und Kulturwissenschaften, Freie Universität Berlin) und<br />
Dr. D. Sklare (Center for the Study of Judeo-Arabic Literature, Ben<br />
Zvi Institute, Jerusalem) erhalten <strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt<br />
„Mu’tazilite Manuscripts“<br />
Die Mutazila war eine mittelalterliche theologische Schule, welche<br />
die spekulative Dogmatik im Islam begründet hat. Sie betonte die Bedeutung<br />
der Vernunft und des freien Willens und beschäftigte sich mit<br />
Fragen nach der Wesenheit Gottes und des Menschen, der Offenbarung<br />
und dem göttlichen Gesetz. Unter dem Kalifen Mamun wurde<br />
die Mutazila 827 zur offiziellen Lehre. Der Widerstand der muslimischen<br />
Orthodoxie erreichte allerdings, dass bereits unter dem Kalifen<br />
Mutawakkil (847 bis 861) die Vorherrschaft der Mutazila gebrochen<br />
wurde. Im sunnitischen Islam verlor diese theologische Schule völlig<br />
ihre Bedeutung. Einfluss behielt die dagegen bei den schiitischen<br />
Richtungen des Islam und im karaitischen Judentum, einer um das<br />
Jahr 765 von Anan ben David in Bagdad gegründeten Glaubensrichtung,<br />
deren Mitglieder nur die buchstabengetreue Auslegung der<br />
jüdischen Schriften akzeptieren. Karaitische Gelehrte erstellten Kopien<br />
und Übersetzungen der mutazilitischen Literatur und setzten<br />
sich mit den Lehren der Mutazila kritisch auseinander. Einige der geistigen<br />
Köpfe der alten jüdischen Akademien von Sura und Pumbedita<br />
in Bagdad übernehmen in ihren Werken sogar die mutazilitische<br />
Weltsicht. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts spaltete sich die<br />
mutazilitische Bewegung in zwei Hauptrichtungen: die Schulen von
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
Bagdad und Basra. Die Hauptvertreter der basranischen Richtung<br />
waren Abu – ’Alı - al-Jubba – ’ı - (gest. 916) und sein Sohn Abu – Hăshim<br />
(gest. 933) sowie ’Abd al-Jabba – r (gest. 1025) und sein Schüler Abu –<br />
I-Husayn al-Basrı - (gest. 1044). Verschiedene moderne Reformbestrebungen<br />
sehen in der Wiedergewinnung mutazilitischer Rationalität<br />
eine wichtige Voraussetzung für einen neuen Aufschwung der muslimischen<br />
Welt.<br />
Die mutazilitische Literatur hat insgesamt keine weite Verbreitung<br />
gefunden. Die Lehren der Mutazila sind zumeist nur durch die Werke<br />
ihrer Gegner überliefert, und lediglich wenige Texte liegen im<br />
Original vor. Authentische Manuskripte findet man heute hauptsächlich<br />
in zwei Quellen: In jemenitischen öffentlichen und privaten<br />
Handschriftensammlungen und in der Firkovitsch Sammlung von<br />
jüdisch-arabischen Manuskripten, die sich in der Russischen Nationalbibliothek<br />
in St. Petersburg befindet.<br />
Das Forschungsprojekt soll drei Ziele verfolgen:<br />
– die Erstellung einer detaillierten Übersicht der Manuskripte der<br />
Mutazila und die Verfilmung des noch unveröffentlichten Materials,<br />
– die Identifikation und Katalogisierung der Handschriften,<br />
– die Vorbereitung wissenschaftlicher Editionen von möglichst vielen<br />
Werken der mutazilitischen Theologie (u.a. des Kita – b al-Muhı - t des<br />
’Abd al-Jabba – r, des Kita – b Tasaffuh al-adilla des Abu – I-Husayn al-<br />
Basrı - ).<br />
Prof. R. Feldmeier (Lehrstuhl Neues Testament, Universität Göttingen)<br />
und Prof. H.-G. Nesselrath (Seminar für Klassische Philologie,<br />
Universität Göttingen) erhielten für das von ihnen betreute und herausgegebene<br />
Projekt „SAPERE. Texte und Darstellungen zu Religion,<br />
Ethik und Philosophie der Kaiserzeit“ Mittel der <strong>Stiftung</strong>. Weitere<br />
Herausgeber sind Prof. U. Berner (Lehrstuhl Religionswissenschaft,<br />
Universität Bayreuth), Prof. B. Heininger (Lehrstuhl Neues Testament,<br />
Universität Würzburg) und Dr. R. Hirsch-Luipold (Seminar Neues Testament,<br />
Universität Göttingen, Sprecher des Herausgebergremiums).<br />
Das Forschungs- und Editionsprojekt SAPERE (Scripta Antiquitatis<br />
Posterioris ad Ethicam Religionemque pertinentia) hat zum Ziel, ausgewählte<br />
Schriften, die zu den Grundlagen des abendländischen<br />
Denkens über Mensch, Gesellschaft und Religion gehören, zu übersetzen<br />
und zu erschließen. Je nach Eigenart des Einzeltextes wird ein<br />
Team von Spezialisten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengestellt,<br />
das den Text im Austausch miteinander durch Einzelbeiträge<br />
kommentiert. SAPERE möchte dabei bewusst an alle Konnotationen<br />
des lateinischen sapere anknüpfen: nicht nur an die<br />
Intellektuelle (die Kant in der Übersetzung von sapere aude, „Habe<br />
Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, zum Wahlspruch<br />
der Aufklärung gemacht hat), sondern auch an die des „Schmeckens“;<br />
SAPERE möchte Leserinnen und Leser nicht zuletzt auch „auf den<br />
Geschmack“ der behandelten Texte bringen.<br />
Sapere<br />
Seite 21
Seite 22<br />
Im Berichtszeitraum ist folgender Band erschienen:<br />
Dion von Prusa: Menschliche Gemeinschaft und göttliche Ordnung.<br />
Die Borysthenes-Rede. Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />
Essays versehen von Heinz-Günther Nesselrath, Balbina<br />
Bäbler, Maximilian Forschner, Albert de Jong. – Darmstadt: Wiss.<br />
Buchges., 2003. 207 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris<br />
ad Ethicam Religionemque pertinentia; B. 6)<br />
In seiner „Borysthenes-Rede“ zeichnet der griechische Redner und<br />
Philosoph Dion von Prusa nicht nur das faszinierende Bild der Stadt<br />
Olbia/Borysthenes, eines Außenpostens der hellenischen Zivilisation,<br />
sondern entwickelt auch platonisch und stoisch geprägte Vorstellungen<br />
von guter menschlicher Gemeinschaft und dem harmonischen<br />
Zusammenleben von Göttern und Menschen in einem vernunftgeleiteten<br />
Kosmos – Ausführungen, die auch heutige Leser zum nach- und<br />
Weiterdenken über ihre eigene Rolle in ihren Gemeinwesen und in<br />
der Welt überhaupt anregen können.<br />
Folgende Bände werden in Kürze erscheinen:<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Apuleius, Der Gott des Sokrates. (SAPERE; Bd. 7)<br />
Die Schrift des Rhetors und platonischen Philosophen Apuleius von<br />
Madaura/Nordafrika (2. Jh n. Chr.) ist ein öffentlich gehaltener Lehrvortrag,<br />
in dem der Autor der in der Antike viel verhandelten Fragen<br />
nachgeht, was das sog. „Daimonion“ sei, auf das Sokrates sich in den<br />
„Platonischen Dialogen“ und in den Schriften Xenophons so häufig<br />
beruft. Um diese Frage umfassend zu beantworten, entwirft Apuleius<br />
ein fast vollständiges System mittelplatonischer Theologie. Im Mittelpunkt<br />
steht dabei die Lehre von den Dämonen; denn Apuleius will<br />
nachweisen, dass das „Daimonion“ der persönliche Dämon (Schutzgeist)<br />
des Sokrates ist. Die Schrift stellt das ausführlichste und reichste<br />
Dokument zur Lehre der Mittelplatoniker von den Dämonen dar.<br />
Als Lehrvortrag ist es zugleich ein spektakuläres Zeugnis für die<br />
Redekunst des 2. Jh. n. Chr.<br />
Die Bild-Tafel des Kebes: Allegorie des Lebens (SAPERE; Bd.8)<br />
Ein rätselhaftes Bild auf einer Weihtafel im Heiligtum des Kronos führt<br />
die Teilnehmer dieses Dialogs auf zentrale Fragen bei der Suche nach<br />
persönlichem Glück. Das Bild zeigt eine Allegorie des Weges bis hin<br />
zum Gipfel des Glücks. Auf diesem Weg muss der Mensch personifizierte<br />
Versuchungen und Laster sowie die Scheinbildung hinter sich<br />
lassen, um sich von der wahren Bildung zu Tugend und Glück führen<br />
zu lassen.<br />
Der wegen seiner Anschaulichkeit und pädagogischen Qualität bis<br />
zum Ende des 19. Jh. beliebte, dann aber in Vergessenheit geratene<br />
Text wird nach über hundert Jahren erstmals wieder mit einer deutschen<br />
Übersetzung und Anmerkungen vorgelegt. Dem vertieften
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
Verständnis dienen neben einer Einführung sowie einer Diskussion<br />
der Verfasserfrage fünf Essays zu philologischen, philosophie- und<br />
religionsgeschichtlichen Aspekten der Schrift, ihren motivgeschichtlichen<br />
Hintergründen sowie ihrer Rezeption in der Kunst und Pädagogik.<br />
Lukian, Der Tod des Peregrinos. (SAPERE; Bd. 9)<br />
Im Jahre 167 n. Chr. beging in Olympia der wandernde Philosoph<br />
Peregrinus, der sich selbst Proteus nannte, Selbstmord, indem er sich<br />
Ende der olympischen Spiele öffentlich selbst verbrannte. Unter den<br />
Augenzeugen dieser Tat war auch der Schriftsteller Lucian von<br />
Samosata, der seinem Freund Kronius in seiner Schrift „Der Tod des<br />
Peregrinus“ von dem Ereignis berichtet. Aber nicht nur die Umstände<br />
des Verbrennungstodes sind Inhalt des Werkes; Lucian lässt auch<br />
das Leben dieses zu Lebzeiten berühmten und nach seinem Tod kultisch<br />
verehrten Mannes Revue passieren. In seiner Inszenierung, die<br />
an Peregrinus kein gutes Haar lässt, kommen dabei zunächst ein<br />
glühender Anhänger, dann ein Verächter des Peregrinus zu Wort,<br />
schließlich Lucian selbst, der in gewohnt scharfer und spöttischer<br />
Manier stets brillant formulierend berichtet und kommentiert. Dabei<br />
trifft sein Spott neben den Kynikern auch die Christen, in deren Reihen<br />
Peregrinus eine kurze aber bemerkenswerte Karriere machte.<br />
Dies hat dem Autor zwar im mittelalterlichen Lexikon des Suidas die<br />
Androhung ewiger Verdammnis eingebracht, hat aber andererseits<br />
dem hier vorliegenden Werk stets das Interesse der Theologen und<br />
Historiker gesichert.<br />
Folgende Bände sind in Vorbereitung:<br />
Die Worte der Sieben Weisen. (SAPERE; Bd.10) und<br />
Ps.-Platon, Über den Tod (Axiochos). (SAPERE; Bd. 11).<br />
Prof. E. Jüngel D.D. (Institut für Hermeneutik, Evangelisch-Theologische<br />
Fakultät, Universität Tübingen) erhält <strong>Stiftung</strong>smittel für die<br />
Durchführung des Projekts „Der Mensch vor Gott am Anfang und<br />
Ende seines Lebens – Der Beitrag der mittelalterlichen „De-anima“ –<br />
Interpretationen für die bioethische Frage nach der Herkunft und die<br />
eschatologische Frage nach der Zukunft des Menschen“.<br />
Wenn Beginn und Ende des Lebens eines Menschen in den Blick<br />
kommen, stellen sich immer auch zwei Fragen. Die erste ist die für die<br />
Bioethik relevante Frage nach der Herkunft des Menschen: wo liegt<br />
die menschliche Würde konstituierende Grenze auf dem Weg vom<br />
„etwas zu jemand“, ab wann also kann man von einem zur Welt gekommenen<br />
Menschen sagen, dass er ein menschliches Lebewesen,<br />
ein lebendiger Mensch ist? Die zweite ist die eschatologisch relevante<br />
Frage nach der Zukunft des Menschen: Hat das menschliche<br />
Individuum angesichts des drohenden Übergangs vom „jemand zu<br />
etwas“, also auch über den irdischen Tod hinaus, Hoffnung auf<br />
Herkunft<br />
und<br />
Zukunft des<br />
Menschen<br />
Seite 23
Seite 24<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Leben? Eine Antwort auf diese beiden Fragen steht vor der Schwierigkeit,<br />
dass für den Menschen Anfang und Ende seiner Existenz<br />
nicht unmittelbar greifbar sind. Sie genauer zu bestimmen, ist nicht<br />
zuletzt deshalb für die wissenschaftliche Arbeit eine stets neu zu bewältigende<br />
Aufgabe, zumal angesichts der Tatsache, dass die moderne<br />
Reproduktionsmedizin und molekulare Zellbiologie einen neuen<br />
Schub von Abgrenzungsproblemen in Fragen der Schutzwürdigkeit<br />
vorgeburtlichen menschlichen Lebens provoziert haben. Bei der<br />
Suche nach einer Antwort kann die Theologie einen wichtigen Beitrag<br />
leisten, indem sie Gott als denjenigen aufweist, der angesichts<br />
der Konfrontation mit dem Nichts das menschliche Geschöpf zu konstituieren<br />
und zu bewahren vermag.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, im Rückgang auf antike und mittelalterliche<br />
Quellen sowie durch gezielte Analysen einschlägiger<br />
theologischer Texte des 20. Jahrhunderts den Fragen nach der Herkunft<br />
und Zukunft des Lebens eines Menschen nachzugehen, um auf<br />
diesem Hintergrund das Gespräch mit der aktuellen theologischen,<br />
naturwissenschaftlichen und philosophischen Forschung zu eröffnen.<br />
Näherhin soll danach gefragt werden, welchen Beitrag die klassische<br />
Anthropologie mit der Unterscheidung von Leib, Seele und Geist zur<br />
aktuellen Diskussion um die Konstituierung der menschlichen Person<br />
leisten und wie der christliche Gottesglaube die Existenz des Menschen<br />
zu Beginn des Lebens und im Sterben begründen kann.<br />
Das Projekt wird sich in seiner geistesgeschichtlichen Dimension auf<br />
die Rezeption der aristotelischen Schrift „De anima“ konzentrieren.<br />
Aristoteles hat mit diesem Opus als erster Philosoph der Seele eine<br />
eigene systematische Untersuchung gewidmet. In der Frage der<br />
Abgrenzung des Gegenstandsbereiches und der Methodik hat er<br />
Neuland betreten und die Lehre von der Seele der Naturwissenschaft<br />
eingegliedert. „De anima“ wurde dann für die mittelalterliche Anthropologie<br />
die entscheidende Gesprächsplattform für Lehrentscheidungen.<br />
Die gezielte Lektüre der mittelalterlichen Diskussion soll auf<br />
deren welterschließende Kraft aufmerksam machen. Entsprechend<br />
sind die alten Texte mit dem strengen Fokus aktuell aufgeworfener<br />
bioethischer und eschatologischer Problemlagen zu lesen, um so die<br />
innertheologische sowie die interdisziplinärer Verständigung über<br />
diese Problemlagen zu vertiefen.<br />
Ein erster geistesgeschichtlicher Erkundungsgang nimmt zunächst<br />
die Diskussion der entsprechenden Fragen bei Thomas von Aquin in<br />
den Blick. Interpretiert werden sollen einschlägige Passagen des „De<br />
anima“ – Kommentars des Aquinaten im Kontext des thomanischen<br />
Gesamtwerks. Der Erkundungsgang durch die Aristoteles-Interpretationen<br />
hat sich von Thomas aus sukzessiv konzentrisch zu erweitern<br />
und soll schließlich vom Frühmittelalter bis in die Renaissancephilosophie<br />
aus greifen (u.a. Albertus Magnus, Averroes, Johannes Philoponus,<br />
Bonaventura, Ockham, Pietro Pomponazzi). In einem zweiten<br />
geistesgeschichtlichen Erkundungsgang sind wichtige theologische<br />
Positionen des 20. Jahrhunderts in systematischer Perspektive zu
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
analysieren. Dazu zählen exemplarisch die Beiträge von Barth,<br />
Rahner und Pannenberg. Die Lektüre soll im Gespräch mit der erarbeiteten<br />
mittelalterlichen Diskussion erfolgen und beachten, dass<br />
Pannenberg und Barth auf Einsichten reformatorischer Theologie<br />
zurückgreifen und ebenso wie Rahner die idealistische Philosophie<br />
und Theologie reflektieren.<br />
Schließlich soll im Austausch mit der alt- und neutestamentlichen<br />
Fachexegese gründlich untersucht werden, welche biblischen Texte<br />
die „De anima“-Interpreten herangezogen haben und wie sie mit<br />
diesen Texten argumentativ verfahren sind. Zugleich soll die kontroverse<br />
bioethische Diskussion um den Übergang von „etwas zu<br />
jemand“ interdisziplinär und innerhalb der Theologie aufgearbeitet<br />
werden. Die Diskussion ist in ihren Argumentationsstrategien und<br />
theologischen Voraussetzungen auf dem Hintergrund der oben aufgeführten<br />
Forschungsschwerpunkte zu sichten. Gleiches gilt für die<br />
Frage nach der eschatologischen Zukunft des Menschen.<br />
Prof. W. Geerlings (Katholisch-Theologische Fakultät, Universität<br />
Bochum) erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> eine Startfinanzierung<br />
für die Edition einer kommentierten, zweisprachigen Gesamtausgabe<br />
der Werke Augustinus, die anschließend von der Görres-Gesellschaft<br />
fortgeführt wird. Bearbeiter ist Dr. L. Mechlinsky.<br />
Im Berichtszeitraum wurde der Band „De moribus ecclesiae et de<br />
moribus Manichaeorum“ (348 S.) publiziert. Es handelt sich hierbei<br />
um eine erstmalige kommentierte Gesamtübersetzung dieses Werkes.<br />
Damit hat die Manichäismus-Forschung einen wichtigen neuen<br />
Text erhalten. Autorin ist Dr. E. Rutzenhöfer.<br />
In Druck geht im Sommer 2004 der Band Possidius „Vita Augustini“.<br />
Der Band enthält neben den bisherigen Editionen einen kompletten<br />
Abdruck des Augustinischen Briefes 228, der bisher gar nicht oder nur<br />
gekürzt publiziert war. Ebenfalls neu abgedruckt und kommentiert<br />
wird das „Indiculum“, das erste Verzeichnis der Werke Augustins, das<br />
Possidius seiner Vita angefügt hat. Insofern stellt diese Edition einen<br />
Fortschritt der Augustinusforschung dar. Verfasser ist W. Geerlings.<br />
Augustins „De baptismo“ – ebenfalls eine deutsche Erstübersetzung<br />
– befindet sich in der Bearbeitung und wird voraussichtlich im Sommer<br />
2004 zum Druck gehen.<br />
Weiterhin liegt in der Bearbeitung von M. Rasche Übersetzung, Einleitung<br />
und Kommentar von „De diversis quaestionibus 83“ vor. Auch<br />
hierbei handelt es sich um eine erstmalige, kommentierte Ausgabe.<br />
Die Herausgeber haben sich bemüht, den Neuübersetzungen Vorrang<br />
zu geben vor schon oft übersetzten Werken. Deshalb wird<br />
vermutlich Ende 2004 ein erster Band der „Sermones“ Augustins, die<br />
bisher in keiner Gesamtübersetzung vorliegen, erscheinen. Mit<br />
dieser Aufgabe ist Dr. L. Mechlinsky betraut. Er soll gleichzeitig eine<br />
Augustinus<br />
Gesamtausgabe<br />
Seite 25
Berner<br />
„Kunstbuch“<br />
Seite 26<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Untersuchung zur Sprache Augustins in den „Sermones“ vorlegen<br />
und damit die Forschungen der Nijmwegener-Schule von Prof. Chr.<br />
Mohrmann wiederaufgreifen und weiterführen.<br />
Ebenfalls in Angriff genommen ist von Prof. Fiedrowicz die Gesamtübersetzung<br />
der „Enarrationes in Psalmos“. Zu den großen Corpora<br />
gehört auch die Gesamtausgabe der Briefe Augustins. Prof. W. Löhr,<br />
Hamburg, hat sich dieser Aufgabe angenommen und hofft, 2005 den<br />
ersten Band vorlegen zu können. Der große Kommentar Augustins<br />
zum „Johannes-Evangelium“ wird von K. Pollmann bearbeitet.<br />
Aus dem Kreis der Herausgeber hat Prof. Neuschäfer, Göttingen,<br />
Übersetzung und Kommentierung von „Contra Faustum“ übernommen.<br />
Auch hierbei handelt es sich um eine Erstübersetzung dieses für<br />
die Manichäismusforschung überaus wichtigen Werkes, das in den<br />
letzten Jahren in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses gerückt<br />
ist. Ebenfalls aus dem Kreis der Herausgeber hat sich Chr. Horn der<br />
Übersetzung von „De civitate dei“ angenommen.<br />
Insgesamt sind über dreißig Mitarbeiter eingeworben worden, die<br />
verbindlich zugesagt haben, eine Augustinische Schrift zu bearbeiten.<br />
Damit ist ein beachtlicher Mitarbeiterstamm gewonnen, der zusammen<br />
mit dem Herausgebergremium Garantie für eine langfristige<br />
Verwirklichung der Augustinus-Edition bietet.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. G. Seebaß, (Wissenschaftlich-Theologisches<br />
Seminar, Universität Heidelberg) Fördermittel für den Abschluss der<br />
Arbeiten an der Edition des Berner „Kunstbuchs“ zur Verfügung.<br />
Bei dem in der Burgerbiliothek Bern aufbewahrtem „Kunstbuch“<br />
handelt es sich um einen handschriftlichen Sammelband aus der ersten<br />
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er enthält 42 längere Traktate und<br />
dazu einige kürzere einleitende und überleitende Texte, wobei der<br />
Schreiber der Handschrift, Jörg Maler, den Text mit zahlreichen Marginalien<br />
(meist Angaben biblischer Kapitel, aus denen im Text zitiert<br />
wird oder die nach Malers Auffassung irgendwie mit dem Text zusammenhängen)<br />
und kommentierenden Glossen versehen hat. Als<br />
man die Bedeutung der Handschrift für die Erforschung des frühen<br />
oberdeutschen und des von Pilgram Marpeck geprägte Täufertums<br />
erkannte, beauftrage die Täuferaktenkommission des Vereins für<br />
Reformationsgeschichte Dr. H. Fast den Band in der Reihe der „Quellen<br />
und Forschungen zur Geschichte der Täufer“ zu edieren, dessen<br />
Arbeit von Dr. M. Rothkegel zu Abschluss gebracht werden wird.<br />
Die Texte werden mit zwei Apparaten ediert, einem textkritischen<br />
Apparat und einem erläuternden Anmerkungsapparat, außerdem<br />
wird zu allen Bibelstellen die heutige Verszählung hinzugefügt. Der<br />
textkritische Apparat enthält erstens Erläuterungen zu problematischen<br />
Lesungen, zweitens weist er editorisch notwenige Abweichungen<br />
des edierten Textes vom Manuskript nach und verzeichnet<br />
drittens bei denjenigen Traktaten, die auch außerhalb des Kunst-
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
buches überliefert sind, die Lesarten anderer relevanter Textzeugen.<br />
Der Anmerkungsapparat enthält den Nachweis für biblische Anspielungen,<br />
ferner knappe Erklärungen schwieriger Worte und Wendungen<br />
sowie knappe Sacherläuterungen. Der Edition ist eine allgemeine<br />
Einleitung vorangestellt, außerdem erhält jeder einzelne Traktat<br />
jeweils eine kurze spezielle Einleitung.<br />
Die Edition soll in drei Schritten druckfertig gemacht werden: Zunächst<br />
wurde der gesamte von Fast transkribierte Text sorgfältig mit<br />
einem Mikrofilm der Handschrift verglichen, was eine große Zahl von<br />
Korrekturen erbrachte. Dieser Arbeitsschritt wurde Anfang Februar<br />
2004 abgeschlossen.<br />
Der zweite Arbeitsschritt ist die Erstellung des korrigierten Textes der<br />
Edition und beider Apparate, die Überprüfung der von bereits von<br />
Fast identifizierten Bibelstellen und der Nachweis der von ihm nicht<br />
erkannten Anspielungen. Das war trotz des Einsatzes des Computerprogramms<br />
Bibleworks zeitaufwendiger als erwartet, einmal wegen<br />
der großen Zahl solcher Zitate und Anspielungen, vor allem aber, weil<br />
einige Autoren offenbar ad hoc aus der Vulgata zu übersetzen pflegten.<br />
Als unerwartet zeitraubend erwies es sich, die textkritischen<br />
Apparate für die mehrfach überlieferten Texte zu erstellen. Die von<br />
Fast bereits vorgenommenen Sacherläuterungen wurden stark gekürzt.<br />
Die lexikalischen Erläuterungen wurden überprüft und in<br />
vielen Fällen korrigiert. Dieser zweite Arbeitsschritt ist weithin abgeschlossen.<br />
Der dritte Arbeitsschritt umfasst die Beschaffung und Sichtung der<br />
von Fast zitierten Sekundärliteratur, die Einarbeitung einiger von ihm<br />
nicht mehr berücksichtigter neuerer Publikationen und die Bearbeitung<br />
bzw. Neufassung der Einleitungen zu den einzelnen Stücken.<br />
Dabei werden größere interpretierende Ausführungen Fasts, die zwar<br />
wertvoll sind, aber nicht eigentlich in eine Edition gehören, stark<br />
gekürzt oder ganz wegfallen. Dieser dritte Arbeitsschritt verläuft<br />
zeitlich parallel zu den beiden ersten. Insgesamt sollen die Arbeiten<br />
im Oktober 2004 abgeschlossen werden, so dass anschließend die<br />
Drucklegung beginnen kann.<br />
Prof. T. Bremer (Ökumenisches Institut, Universität Münster) erhält<br />
<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Bauern und kirchliche Obrigkeit:<br />
Nordrussland und die Ukraine zwischen 1648 und 1762“.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die unterschiedlichen<br />
Reaktionen der russischen und ukrainischen Bauern auf die religiösen<br />
Herausforderungen des 17. Jahrhunderts. Näherhin geht es um<br />
die Frage, warum die bedeutendsten religiösen Reformen in der<br />
Ukraine, z.B. die Reformen des Metropoliten Petro Mohyla oder die<br />
Konvertierung der drei orthodoxen Diözesen zur Kirchenunion, nur<br />
auf geringen Widerstand der Gemeindemitglieder stießen, während<br />
die liturgische Reform des Patriarchen Nikon in Russland gleichzeitig<br />
erbitterten Widerstand der Gläubigen hervorrief.<br />
Bauern<br />
Kirche<br />
Russland /<br />
Ukraine<br />
Seite 27
Seite 28<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die Untersuchung setzt mit dem Anfang der Aufstandsbewegung unter<br />
Rohdan Chemel’nyckyj (1648) ein, die zu umfangreichen sozialen,<br />
politischen und religiösen Veränderungen in der Ukraine führte. Wichtigstes<br />
politisches Ergebnis dieses Krieges war die Teilung der Ukraine<br />
in einen rechtsufrigen polnischen Teil, der in die Jurisdiktion der<br />
nach der Kirchenunion von Brest (1596) entstandenen griechischkatholischen<br />
(unierten) Kirche integriert wurde, und in den linksufrigen<br />
russischen Teil. In diese Zeit fallen auch die Kirchenreformbemühungen<br />
des Patriarchen von Moskau, Nikon. Auf den Moskauer<br />
Synoden von 1654, 1655 und 1656 erwirkte er die Angleichung der<br />
Liturgie an die byzantinische, was jedoch zu einer Widerstandsbewegung<br />
der „Altgläubigen“ führte, die die Reformen als Einbruch in<br />
die geheiligte russische Tradition empfanden, den Kampf gegen den<br />
Staat aufnahmen und ein Schisma innerhalb der russischen Orthodoxie<br />
auslösten. In den 1680er Jahren verhängte der Staat z.T. drakonische<br />
Maßnahmen gegen diese „Altgläubigen“. Ein Ukas von 1685<br />
verfügte ihre Verfolgung und Verurteilung als Aufständische und<br />
Staatsfeinde. Tausende von ihnen wurden hingerichtet, viele entzogen<br />
sich den Häschern durch Selbstverbrennung. Auch die kanonische<br />
Unterstellung der Kiever Metropolie unter das Moskauer Patriarchat<br />
und die Vertreibung der unierten Geistlichen sollten der Wiederherstellung<br />
der Position der orthodoxen Kirche dienen. Der Untersuchungszeitraum<br />
reicht bis zum Regierungsantritt Katharinas II.<br />
(1762), die das ganze System der Finanzierung der Kirchen reformierte.<br />
Unter anderem wurde feste Preise für die Kasualien eingeführt. Die<br />
Regierungszeit Katharinas der Großen brachte auch die Einführung<br />
der Leibeigenschaft in der linksufrigen Ukraine, die die Handlungsmöglichkeiten<br />
der dörflichen Kirchengemeinde reduzierte.<br />
Während die Durchführung der vom Patriarchen Nikon (1653-1658)<br />
begonnen liturgischen Reform seit den 1680er Jahren auf den Widerstand<br />
der Bauern des russischen Nordens stieß, ging zur gleichen<br />
Zeit der Übergang der drei „westlichen“ ukrainischen Diözesen<br />
(Peremys˘l, L’viv und Luck) zur Kirchenunion relativ friedlich vonstatten.<br />
Die Hypothese ist, dass diese Unterschiede durch die Rolle der<br />
Kirchengemeinde zu erklären sind. Die Untersuchung geht davon<br />
aus, dass die konfessionelle Teilung der Ukraine seit der Mitte des<br />
17. Jahrhunderts in einen orthodoxen und einen griechisch-katholischen<br />
(sog. „unierten“) Teil nicht nur eine Folge der Aufteilung der<br />
Ukraine zwischen der polnischen Adelsrepublik und dem Moskauer<br />
Staat war, sondern auch durch die strukturellen Eigenschaften der<br />
rechtsufrigen bzw. linksufrigen Ukraine ermöglicht wurde. Es wird<br />
vermutet, dass die Kirchenunion sich dort durchsetzte, wo die Priesterwahl<br />
nicht vorhanden war, zum Beispiel in Galizien, weil sie einen<br />
unüberwindlichen Widerspruch zum Tridentinum darstellte. Umgekehrt<br />
hatte dort, wo die Kirchengemeinde einflussreich und das Recht<br />
der Priesterwahl gegeben war, die Kirchenunion wenig Chancen.
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
Für das Projekt „Vorlesungen über die Kirchengeschichte (im Rahmen<br />
der Abteilung II – Vorlesungen – der Kritischen Gesamtausgabe<br />
der Werke Friedrich Schleiermachers)“ stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof. K.-V.<br />
Selge (Schleiermacherforschungsstelle an der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften, Berlin) Fördermittel bereit.<br />
Schleiermacher las im Laufe seiner akademischen Lehrtätigkeit dreimal<br />
die Kirchengeschichte: im Sommersemester 1806 in Halle las er<br />
eine einstündige Einleitung in das Studium der Kirchengeschichte, in<br />
den Wintersemestern 1821/22 und 1825/26 jeweils ein fünfstündiges<br />
Kompendium der Kirchengeschichte. In Schleiermachers theologischem<br />
System ist die Kirchengeschichte das Herzstück der historischen<br />
Theologie. Sie erforscht und stellt dar, wie sich die in Christus<br />
gesetzte Offenbarung in der Zeit auf die Menschheit verbreitet hat;<br />
insofern kann man sie als das empirische Gegenstück zur christlichen<br />
Sittenlehre ansehen.<br />
Die Vorlesungen sind durch Manuskripte Schleiermachers und durch<br />
einige studentische Nachschriften von 1821/22 dokumentiert. Bei den<br />
Schleiermacherschen Manuskripten handelt es sich einerseits um<br />
eine umfangreiche Materialsammlung (über 200 Seiten numerierte<br />
Exzerpte aus Quellen und aus der Sekundärliteratur über die Kirchengeschichte<br />
bis etwa 1700), andererseits um Aufrisse der einzelnen<br />
Vorlesungsstunden. Zu berücksichtigen ist auch die ältere,<br />
unkritische Ausgabe der Kirchengeschichte durch Eduard Bonnell<br />
(Friedrich Schleiermacher, Sämtliche Werke, Band I/11, Berlin 1840),<br />
die noch auf inzwischen verlorene Nachschriften der Vorlesung<br />
1825/26 zurückgreifen konnte.<br />
Schon vor dem Beginn der Förderung wurde mit der Arbeit an der Edition<br />
angefangen. Zunächst wurden die Schleiermacherschen Manuskripte<br />
transkribiert. Die Transkription ist jetzt vorläufig abgeschlossen;<br />
sie umfasst etwa 250 Seiten, zahlreiche unsichere Wörter sind noch zu<br />
klären. Die nächsten Arbeitsschritte sind die Transkription einer Nachschrift<br />
und Sachrecherchen zum Inhalt der Vorlesungen welche zur<br />
Klärung noch unsicherer Lesungen in Schleiermachers Manuskripten<br />
beitragen sollen. Die Sachrecherchen gehen vor allem der Frage nach,<br />
welche Literatur und welche Quellenausgaben Schleiermacher zur<br />
Präparation seiner Vorlesungen benutzt hat. Bisher konnte bei etwa<br />
der Hälfte der Exzerpte die Quelle ermittelt werden.<br />
Dr. Chr. Nottmeier (Lehrstuhl Praktische Theologie, Theologische<br />
Fakultät, FU Berlin) erhält für die Edition ausgewählter Schriften<br />
Adolf von Harnacks in vier Bänden Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Der Kirchenhistoriker Adolf von Harnack (1851-1930), geboren im<br />
livländischen Dorpat, Professor in Leipzig, Gießen, Marburg und seit<br />
1888 in Berlin, gehörte zu den wichtigsten protestantischen Theologen<br />
um 1900. Neben wegweisenden kirchenhistorischen Arbeiten<br />
hatte er zeitweilig erheblichen Einfluss auf die preußische Universitäts-,<br />
Wissenschafts- und Bildungspolitik. Er rief die Kirchenväter-<br />
F. SchleiermacherKirchengeschichte<br />
A. von<br />
Harnack<br />
Seite 29
Kirche<br />
SBZ / DDR<br />
Seite 30<br />
kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften ins Leben<br />
und war von 1911 bis 1930 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft<br />
zur Förderung der Wissenschaften. Als Präsident des „Evangelischsozialen<br />
Kongresses“ auch im Rahmen der bürgerlichen Sozialreformer<br />
engagiert, bemühte er sich unter Einsatz seiner zahlreichen Kontakte<br />
bis zu den Reichskanzlern Bülow und Bethmann Hollweg um<br />
eine behutsame Reform des Reiche im Lichte bürgerlich-liberaler<br />
Wertideale. Während des Krieges forcierte er dieses Engagement<br />
durch Denkschriften und Beteiligung an verschiedenen gelehrtenpolitischen<br />
Aktivitäten, die auf einen raschen Verständigungsfrieden<br />
sowie die Liberalisierung des politischen Systems des Kaiserreiches<br />
abzielten. Nach dem Krieg gehörte er zu den wenigen aktiven Befürwortern<br />
der jungen Demokratie von Weimar, an deren Verfassung er<br />
als Beauftragter der Regierung aktiv mitgearbeitet hat.<br />
Die auf vier Bände angelegte Auswahledition versteht sich als Ergänzung<br />
zu den bisher vorliegenden und leicht zugänglichen Sammlungen<br />
(„Reden und Aufsätze“, „Kleine Schriften zur Alten Kirche“). Ziel der<br />
Edition ist es, Harnacks Beitrag zu den theologischen wie kulturellen<br />
Debatten um 1900 zu verdeutlichen, von gängigen Klischees im Blick<br />
auf seine geschichtstheoretischen wie theologischen Prämissen wegzuführen<br />
sowie den grundlegenden Zusammenhang von Harnacks<br />
Theologie mit seinem wissenschafts- wie auch sozialpolitischen Engagement<br />
zu erhellen. Sie stellt damit nicht allein Materialien zu einem<br />
noch immer ausstehenden historischen und systematischen Gesamtbild<br />
Harnacks, sondern zur Theologie-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts insgesamt bereit, indem sie<br />
Harnack als einen der wichtigsten Repräsentanten des protestantischliberalen<br />
sozialmoralischen Milieus um 1900 einzuordnen versucht.<br />
Die vier Bände bieten: (I) Verstreute Texte und Kleine Schriften,<br />
(II) Rezensionen, (III) Ausgewählte Vorträge und Vorlesungen aus<br />
dem Nachlass, (IV) Dokumente zu Biographie und Werk. Dabei sollen<br />
alle Arbeitsgebiete und Tätigkeitsbereiche Harnacks in der Auswahl<br />
berücksichtigt werden. Die einzelnen Texte werden mit einer<br />
historischen Einleitung sowie knappen Sacherläuterungen versehen.<br />
Als erstes erscheinen die Bände I und II, an denen die editorischen<br />
Arbeiten bereits weit vorangeschritten sind.<br />
Im Berichtszeitraum erschien folgender Beitrag:<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Nottmeier, Christian: Ausgewählte neueste Literatur zu Adolf von<br />
Harnack. – In: Jahrbuch für Universitätsgeschichte. 7. 2004. S. 286-<br />
290.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. V. Leppin (Lehrstuhl für Kirchengeschichte,<br />
Theologische Fakultät, Universität Jena) für das Projekt „Die Evangelisch-Lutherische<br />
Kirche in Thüringen in der SBZ und Frühzeit der<br />
DDR: Eine Untersuchung über Kontinuitäten und Diskontinuitäten<br />
einer landeskirchlichen Identität in der SBZ/DDR“ Fördermittel zur<br />
Verfügung.
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
Das Forschungsvorhaben hat die Untersuchung der landeskirchlichen<br />
Identität der Evangelisch-Lutherischen Thüringens unter den<br />
Bedingungen der SBZ und nachfolgend der DDR zum Ziel. Gegenstand<br />
des Projektes ist die formative Phase innerhalb der DDR, das<br />
heißt die Jahre vom Kriegsende 1945 bis etwa 1957/58.<br />
Die Thüringer Kirche zeichnete sich seit ihrer Gründung 1919 durch<br />
eine ausgeprägte Vielgestaltigkeit aus, die die Herausbildung einer<br />
klaren Identität in der Zeit der Weimarer Republik verhinderte. Nach<br />
der Machtübernahme eliminierten die übermächtigen und radikalen<br />
Thüringer Deutschen Christen das unter demokratischen Verhältnissen<br />
existierende, teils theologisch teils regional begründete Nebeneinander<br />
vielfältiger theologisch-kirchlicher Strömungen. Nur eine<br />
relativ schwache Bekennende Kirche und ein Zusammenschluss<br />
liberaler Theologen waren als Oppositionsgruppen zu den Deutschen<br />
Christen noch vorhanden. Nach 1945 gewann in Thüringen wiederum<br />
eine kirchenpolitische Richtung die Oberhand, die über Thüringen<br />
hinaus gesamtkirchen-politisch große Bedeutung für das geteilte<br />
Deutschland hatte. Der eigentlich im lutherischen Konfessionalismus<br />
beheimatete Landesbischof Moritz Mitzenheim, der mit seiner Spielart<br />
einer einseitig staatsaffirmativen Zwei-Reiche-Lehre eine kirchenpolitische<br />
Vorreiterposition im Sinne des SED-Staates einnahm, verdrängte<br />
einerseits die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft wiederum<br />
in eine Oppositionsrolle und beließ andererseits das Kirchenregiment<br />
in den Händen kirchlich-liberaler, aber auch ehemals deutschchristlicher<br />
Persönlichkeiten, die sich im Weimarer Arbeitskreis gesammelt<br />
und in den juristischen Oberkirchenrat Gerhard Lotz ihren spiritus<br />
rector hatten. Der kirchenpolitische Weg dieser Kirchenleitung, der<br />
sich bis etwa 1957/58 entwickelte und bis etwa 1970 anhielt, wurde<br />
von SED, MfS, aber auch von der Ost-CDU begleitet und unterstützt.<br />
Ziel des Projektes ist die Untersuchung und monographische Darstellung<br />
von Kontinuitäten und Diskontinuitäten beim Neuaufbau einer<br />
Landeskirche in der SBZ und DDR. Die Thüringer Landeskirche eignet<br />
sich für eine solche Studie wegen ihrer kirchlich-theologischen,<br />
regionalen und auch mentalen Vielgestaltigkeit besonders gut, weil<br />
hier die Fortwirkung verschiedener Identitäten innerhalb nur einer<br />
Landeskirche über die Systeme hinweg untersucht werden kann. So<br />
ist etwa die Frage zu stellen, inwieweit die starken, einst auch als<br />
Zusammenschlüsse existierenden kirchlich-liberalen Traditionen in<br />
den Regionen der ehemaligen sächisch-ernestinischen Herzogtümer,<br />
die stark lutherisch konfessionellen Prägungen Ost- und Nordthüringens,<br />
die volkskirchlichen Gegebenheiten Südthüringens, die religiössozialistischen<br />
Milieus in einigen Thüringer Kleinstädten oder die<br />
einst weithin vorhandene völkisch-nationale und später deutschchristliche<br />
Bewegung noch über 1933 und 1945 fortwirkten und<br />
welche Konsequenzen solche Kontinuitäten für das innerkirchliche<br />
Gefüge und die Existenz von Kirche im staatlichen Rahmen hatte.<br />
Die Analyse der Entwicklung der Thüringer Kirche nach 1945 wird<br />
mit der Entnazifizierung und der Neubildung der Kirchenleitung ein-<br />
Seite 31
KopftuchstreitDeutschland<br />
/<br />
Frankreich<br />
Seite 32<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
setzen und dabei den – auch langfristigen – Auswirkungen der vergleichsweise<br />
umfangreichen personellen Umschichtung der Pfarrerschaft<br />
auf die spätere Gestalt der Kirche nachgehen. Die Untersuchungen<br />
des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche in der SBZ bis<br />
zu den ersten, auch in Thüringen drastischen Zusammenstößen um<br />
1952/53 wird daran angeschlossen. Schließlich wird die Herausbildung<br />
des speziellen, in seinen personellen, theologischen und gruppenpolitischen<br />
Ursachen weithin im Dunkeln liegenden „Thüringer<br />
Weges“ zu beleuchten sein, der im Umfeld des umstrittenen Kommuniques<br />
zwischen DDR-Regierung und einigen Kirchenvertretern (unter<br />
ihnen Mitzenheim) vom 21. Juli 1958 einen öffentlichen und wirksamen<br />
Ausdruck fand. Diese kirchenpolitische Sonderposition soll in<br />
ihrer theologisch-kirchlichen Eigenart und in ihren gesamtkirchlichen<br />
Auswirkungen beschrieben werden. Letztlich ist die Frage zu<br />
beantworten, inwieweit der „Thüringer Weg“ auf die regionalen und<br />
personellen Besonderheiten Thüringens zurückging oder ob er als ein<br />
durch mannigfaltige, nur in Grundzügen erforschte Einflüsse zustande<br />
gekommenes Produkt der SED bezeichnet werden kann.<br />
Untersuchungsebenen sind die Kommunikations- und Entscheidungsvorgänge<br />
zwischen Staat und Kirchenleitung, innerhalb der<br />
Kirchenleitung und der Synode, innerhalb der Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
in Deutschland. Dabei werden parallele Entwicklungen insbesondere<br />
in der benachbarten Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens<br />
und der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen einzubeziehen<br />
sein, um Besonderheiten, Vergleichbarkeiten und deren<br />
Gründe herauszuarbeiten. Die Untersuchung soll diese nur ansatzweise<br />
erforschten Zusammenhänge analysieren und dadurch einen<br />
Beitrag zur Geschichte der evangelischen Kirchen in der DDR und in<br />
beiden Deutschland im Allgemeinen und der Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche in Thüringen im Speziellen leisten.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. H. Joas (Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche<br />
Studien, Universität Erfurt) Fördermittel für das<br />
Projekt „Die Entzauberung der säkularen Gesellschaft. Der „Kopftuchstreit“<br />
als Brennpunkt einer neuen Debatte um das Verhältnis von<br />
Religion, Staat, Politik und Gesellschaft in Frankreich und Deutschland“<br />
bereit.<br />
In dem Projekt sollen die seit Ende der achtziger Jahre durch die Konflikte<br />
um das islamische Kopftuch entbrannten öffentliche Debatten<br />
um das Verhältnis von Religion, Staat, Politik und Gesellschaft in<br />
Deutschland und Frankreich untersucht werden.<br />
Der „Kopftuchstreit“ wurde in Frankreich Ende der achtziger Jahre<br />
ausgelöst, als 1989 drei muslimische Schülerinnen von einem Gymnasium<br />
im Pariser Vorort Creil verwiesen wurden, weil sie es abgelehnt<br />
hatten, im Unterricht ihre Kopfbedeckung abzulegen. Der<br />
Konflikt wurde von den Medien begierig aufgegriffen. Bereits in den<br />
ersten Reaktionen wurde deutlich, dass die französische Öffentlich-
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
keit die Ereignisse von Creil als einen Konflikt wahrnahm, bei dem<br />
die Grundlagen der französischen Gesellschaft – der laizistischrepublikanische<br />
Wertekonsens – auf dem Spiel standen.<br />
Politischerseits wurden verschiedene Regelungsversuche für den<br />
schulischen Raum unternommen: So erließ z.B. Lionel Jospin noch<br />
1989 eine Verfügung, die das Tragen des Kopftuchs nicht grundsätzlich<br />
untersagte, sondern eine Einzelfallregelung vorsah. Seit dem<br />
Sommer 2003 beschäftigte der Konflikt wieder die Assemblée Nationale,<br />
die im Dezember 2003 in ihren Abschlussberichten übereinstimmend<br />
ein gesetzliches Kopftuchverbot einforderte. Unmittelbar<br />
danach erklärte Jacques Chirac in einer feierlichen Grundsatzrede<br />
die Laizität zum Kern der republikanischen Moral und gab seiner<br />
Sorge vor ihrer drohenden kommunitaristischen Aushöhlung Ausdruck,<br />
der nur durch ein Verbot „de tenues ou de signes qui manifestent<br />
ostensiblement l´appartenance religieuse“ begegnet werden<br />
könnte. Kurz vor der Hundertjahrfeier des 1905 verabschiedeten<br />
Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat schienen damit, ausgelöst<br />
durch ein öffentliches Symbol einer immigrierten Religion, die<br />
Weichen in Richtung Konsolidierung des laizistischen Selbstverständnisses<br />
der französischen Gesellschaft gestellt.<br />
Im sehr viel jüngeren deutschen „Kopftuchstreit“ treten andere gesellschaftliche<br />
Sensibilitäten zutage, in denen sich eine vom französischen<br />
Verständnis abweichende Konzeption des gesellschaftlichen<br />
Ortes der Religion spiegelt. So entzündete sich die öffentliche Diskussion<br />
in Deutschland an der Kopfbedeckung einer muslimischen<br />
Lehrerin. Doch auch hier forderte der konkrete Konfliktfall dazu heraus,<br />
eine Abwägung vorzunehmen zwischen der grundrechtlich geschützten<br />
Freiheit des religiösen Bekenntnisses und der ebenfalls im<br />
Grundgesetz verankerten weltanschaulichen Neutralität des Staates,<br />
der die Beamten in ihrem Dienst verpflichtet sind. Der Zweite Senat<br />
des Bundesverfassungsgerichts sprach im September 2003 sein Urteil,<br />
das der Beschwerdeführerin in Teilen Recht gibt, insofern es feststellt,<br />
dass ihr Ausschluss vom Schuldienst aufgrund des Kopftuchs im geltenden<br />
Recht des Landes Baden-Württemberg keine hinreichende<br />
gesetzliche Grundlage finde. Zugleich aber urteilen die Karlsruher<br />
Richter, dass ein gesetzliches Verbot des Tragens religiöser Symbole<br />
im Schuldienst nicht prinzipiell verfassungswidrig sei. In ihrer ausführlichen<br />
Urteilsbegründung machen sie allerdings auch deutlich,<br />
dass die grundsätzliche Frage zu klären sei, ob religiöse Symbole<br />
überhaupt – seien es Kopftuch, Kreuz, Ordenstracht, Kippa o.a. – in<br />
einer zunehmend pluralen Gesellschaft einen Platz im schulischen<br />
Raum haben sollten oder nicht. Damit gaben die Verfassungsrichter<br />
die Verantwortung für ihre Klärung in die deutsche Gesellschaft und<br />
in die Gesetzgebungskompetenz der in diesem Fall zuständigen<br />
Landesparlamente, die unverzüglich reagierten: Nicht nur kündigten<br />
einige Bundesländer umgehend Gesetzesinitiativen zum Kopftuchverbot<br />
an, auch löste das Karlsruher Urteil eine hochemotionalisierte<br />
öffentliche Debatte über den Ort der Religion – der christlichen Traditionen<br />
ebenso wie des Islam – in der deutschen Gesellschaft aus.<br />
Seite 33
Seite 34<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Der „Kopftuchstreit“ zeugt in beiden Ländern von gesellschaftlichen<br />
Verunsicherungen, die weit über ihren Anlass hinaus darauf verweisen,<br />
dass der Ort der Religion, den die Säkularisierungstheorie in die<br />
Privatsphäre und damit ins gesellschaftliche Jenseits verlegt hatte,<br />
grundsätzlich wieder strittig geworden ist. Hervorgerufen wurden<br />
die aktuellen Irritationen durch den mit dem Kopftuch augenfällig<br />
symbolisierten Anspruch des Islam auf öffentliche Präsenz. Dieser<br />
Anspruch kollidiert mit den historisch gewachsenen religionsrechtlichen<br />
Rahmen in Frankreich (Laizität) und Deutschland (Kooperationsmodell).<br />
Diese sind wesentlich durch die Konfliktgeschichte des<br />
Christentums mit dem modernen Staat sowie durch innerchristliche<br />
Konfessionskämpfe geprägt und spiegeln folglich den religionsgeschichtlichen<br />
Erfahrungshintergrund einer Zeit, in der der Islam noch<br />
keine bedeutende Stimme in den europäischen Gesellschaften hatte.<br />
Die Konfliktlinien, die sich in den aktuellen gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen<br />
um eine Neuverortung der Religionen im Gefüge<br />
der französischen und deutschen Gesellschaft ergeben, treten im<br />
„Kopftuchstreit“ exemplarisch zutage.<br />
Das geplante Projekt ist daher in religionswissenschaftlicher Perspektive<br />
auf die Frage ausgerichtet, wie die französische und deutsche<br />
Öffentlichkeit im „Kopftuchstreit“ ihr Verhältnis zur Religion<br />
thematisieren und inwiefern dabei Anzeichen einer „Entzauberung“<br />
des christlich-säkularen bzw. laizistischen Konsenses erkennbar sind.<br />
Dies soll durch eine Untersuchung der diskursiven Strategien erfolgen,<br />
mit denen in Rechtsprechung, Politik und Zivilgesellschaft die<br />
mit dem Kopftuch erhobenen religiösen Ansprüche der Musliminnen<br />
in vertraute semantische „Codes“ gleichsam „übersetzt“ werden.<br />
Idealtypisch sollen drei „Übersetzungsstrategien“ unterschieden werden:<br />
So wird im „Kopftuchstreit“ in Frankreich und Deutschland der<br />
mit dem Kopftuch symbolisch erhobene religiöse Anspruch erstens in<br />
einen politischen Anspruch übersetzt (das Kopftuch als politisches<br />
Symbol „fundamentalistischer“ bzw. „islamistischer“ Gesinnung),<br />
zweitens in einen rechtlichen Anspruch (das Kopftuch als Zeichen für<br />
Inanspruchnahme des Rechts auf Religionsfreiheit) und drittens in<br />
einen kulturellen Anspruch (das Kopftuch als Instrument im zivilgesellschaftlichen<br />
Kampf um die Anerkennung differenter kultureller<br />
Identität). Alle drei „Übersetzungsstrategien“ zielen darauf, das<br />
religiöse Irritationspotential des islamischen Kopftuchs abzubauen,<br />
indem sie das mit dem Kopftuch öffentlich sichtbar gemachte religiöse<br />
Bekenntnis zu einer in Europa noch weitgehend „fremden“ Religion<br />
in die Rahmen der gängigen und erlernten Regulierungsmuster im<br />
Umgang mit der „eigenen“ Religion einfügen und damit gesellschaftlich<br />
verhandelbar machen. In dem Projekt sollen die jeweiligen<br />
Ausprägungen dieser „Übersetzungscodes“ sowie ihr „Mischungsverhältnis“<br />
in Frankreich und Deutschland auf der Grundlage der<br />
jeweiligen Debattenbeiträge zum „Kopftuchstreit“ untersucht und in<br />
den verschiedenen religionsgeschichtlichen und –rechtlichen Konstellationen<br />
beider Länder verortet werden. Die vergleichende Untersuchung<br />
wird sich dabei an der Frage orientieren, ob und wie im<br />
„Kopftuchstreit“ die Weichen für eine Neuaushandlung des historisch
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
jeweils unterschiedlich gestalteten Verhältnisses von Religion, Staat,<br />
Politik und Zivilgesellschaft gestellt werden und inwieweit sich, auch<br />
im Hinblick auf den europäischen Einigungsprozess, dabei konvergierende<br />
Antworten auf die Religionsfrage abzeichnen.<br />
Geschichtswissenschaften<br />
Die Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten national<br />
wie international eine außerordentliche Ausweitung erfahren,<br />
sachlich wie methodisch. An die Seite der politischen Geschichte,<br />
der Geistesgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sind<br />
kulturwissenschaftliche Perspektiven getreten, an die Seite der<br />
Geschichte der Nationen, der Epochen, übergreifender Strukturen<br />
die der Regionen, der Städte, einzelner sozialer Gruppen, an die der<br />
Makro- die so genannte Mikrogeschichte. Die Entstehung eines vereinten<br />
Europa führt dazu, auch für die Vergangenheit verstärkt nach<br />
europäischen Gemeinsamkeiten zu fragen; die Tendenzen zur<br />
Globalisierung regen an, nach neuen Möglichkeiten zu suchen,<br />
Geschichte in weltgeschichtlicher Absicht zu schreiben. Dieser<br />
Ausweitungs- und Differenzierungsprozess bis hin zur disziplinären<br />
Verselbständigung wurde begleitet von einer Fülle methodischer<br />
Neuansätze und Perspektivenwechsel, die ihren ursprünglichen Gegenstand<br />
nicht selten überschritten und weiterreichende Geltungsansprüche<br />
erhoben.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> steht Förderungsanträgen aus allen Bereichen<br />
der Geschichtswissenschaften offen. Sie hat dabei in der Vergangenheit<br />
innovativen Vorhaben eine besondere Aufmerksamkeit<br />
gewidmet und möchte dies in Zukunft noch verstärken. Wie bisher<br />
lädt sie vor allem zu Förderungsanträgen ein, deren Projekte sich mit<br />
dem Wandel der Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen<br />
zur modernen Gesellschaft – also vom 18. bis zum 20. Jahrhundert<br />
befassen – und deren Auswirkungen auf unterschiedliche<br />
Lebensbereiche untersuchen, die von der Alltagswelt über die Gesellschaft<br />
und Politik bis hin zur Veränderung der Mentalitäten und der<br />
Weltbilder reichen.<br />
Prof. D. Hägermann (Institut für Geschichte, Universität Bremen)<br />
erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „NOMEN ET<br />
STATUS – Erstellung einer elektronischen Datenbank der Namen<br />
bäuerlicher Unterschichten an Hand fränkisch-karolingischer Urbare<br />
und Inventare des 8. und 9. Jahrhunderts“.<br />
Das Forschungsvorhaben „Nomen et Status“ ist Teil des Dachprojekts<br />
„Nomen et Gens“, in dessen Rahmen ein Corpus der kontinentalgermanischen<br />
Personennamen und Personen des 3. bis 8. Jahrhunderts<br />
erstellt wird. Dieses Vorhaben ist vor allem philologisch-historisch<br />
ausgerichtet; es strebt eine vollständige Aufnahme und namenkundliche<br />
Bearbeitung der überlieferten germanischen Personennamen<br />
Nomen et<br />
Status<br />
Seite 35
Medizinische<br />
Ethik<br />
1500-1900<br />
Seite 36<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
an. Durch die Berücksichtigung der mit den Namen und ihren Trägern<br />
überlieferten Informationen, der sprach- und kulturräumlichen<br />
und gentilen Herkunft der Namen, der Namen an einem Ort, ihre<br />
Verbreitung innerhalb bestimmter geographischer Räume lassen sich<br />
nicht nur sozial-, kultur- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte der<br />
Namensrezeption und das Verhältnis von Person und Gemeinschaft<br />
erfassen, sondern auch geographische Ausbreitungsgebiete und die<br />
Abhängigkeit von Geographie und Namengebung bestimmen.<br />
Das Projekt „Nomen et Status“ versteht sich im Zusammenhang des<br />
übergreifenden Forschungsvorhabens „Nomen et Gens“ als begleitende<br />
geschichtswissenschaftliche Pilotstudie, die den Quellenwert<br />
fränkisch-karolingischer Personennamen an Hand spezieller Studien<br />
nutzen und erweisen möchte. Gegenstand der Analyse sind zwölf<br />
urbiale und inventarische Texte, die in der Zeit von ca. 700 (Saint-<br />
Martin-de-Tour) bis 892 (Prüm) im Gebiet zwischen Loire und Rhein<br />
und zwischen Südfrankreich und Friesland entstanden.<br />
Die Untersuchung gilt den bäuerlichen Unterschichten. Die als Quellengrundlage<br />
für das Namensmaterial heranzuziehenden Urbare und<br />
Inventare enthalten, nachdem das Polyptychon von St. Germain des<br />
Prés vollständig aufgenommen ist, 15053 Namensnennungen von<br />
Abhängigen, halb- und minderfreien Bauern sowie unfreien Knechten<br />
und Mägden. Eine weitere Besonderheit der urbialen Überlieferungen<br />
stellt die jeweilige Verbindung von Ort- und Personennamen<br />
dar, so dass sie als wirtschaftliche, soziale, politische und<br />
geographische Quellen zu benutzen sind.<br />
Nach dem ersten Förderjahr sind inzwischen sämtliche Namensbelege<br />
aufgenommen und in etwa die Hälfte dieser Einzelbelege zu<br />
einzelnen Personen zusammengeführt. (Weitere Informationen im<br />
Internet: www.zait.uni-bremen.de/nomen_et_status)<br />
Prof. M. Stolberg (Institut für Geschichte der Medizin, Universität<br />
Würzburg) erhält für das Projekt „Wege zu einer Alltagsgeschichte<br />
der medizinischen Ethik: Der Umgang mit Schwerkranken 1500 bis<br />
1900“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Geschichte der medizinischen Ethik hat in den vergangenen Jahren<br />
viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Darin spiegelt sich nicht<br />
zuletzt das Bewusstsein der kulturellen Kontingenz und historischen<br />
Verwurzelung der verschiedenen ethischen Grundpositionen, welche<br />
die gegenwärtigen Ethikdebatten bestimmen. Für die Zeit vor 1900<br />
beschränkt sich die Forschung bisher freilich fast ausschließlich auf<br />
die Analyse gelehrter Schriften vor allem zur ärztlichen Pflichtenlehre.<br />
Der vorwiegend normative, deontologische Charakter des älteren<br />
medizinethischen Schrifttums gibt allerdings kaum Aufschluss darüber,<br />
wie Ärzte und andere Heilkundige früherer Jahrhunderte in<br />
ihrem Alltag tatsächlich mit ethischen Fragen und Wertekonflikten<br />
umgingen. Eine Alltagsgeschichte medizinethischer Praxis ist daher<br />
ein dringendes Desiderat.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Es zählt zu den Topoi der modernen Ethikdebatte, dass sich die<br />
schwierigen Fragen des heutigen Umgangs mit Sterbenden vor allem<br />
der modernen, hochtechnisierten Medizin verdanken, die ungeahnte<br />
Möglichkeiten einer künstlichen Lebensverlängerung verfügbar<br />
gemacht hat. Aber so einflussreich dieser technologische Wandel<br />
zweifellos ist, so darf er doch nicht vergessen lassen, dass auch Ärzte<br />
und Laien früherer Jahrhunderte oft mit schwersten und terminalen<br />
Krankheitsfällen konfrontiert waren und dass auch sie grundsätzlich<br />
davon überzeugt waren, dass die verfügbaren Therapien einen entscheidenden<br />
Unterschied machen konnten, da sie wesentlich zur<br />
Heilung betragen, aber möglicherweise auch den Tod beschleunigen<br />
konnten. Die Frage, ob sie in bestimmten schweren Krankheitsfällen<br />
weiterbehandeln sollten oder nicht, ob sie ein stark wirkendes Medikament<br />
oder eine riskante Operation anraten sollten oder nicht, bewegte<br />
auch die Ärzte und Chirurgen früherer Jahrhunderte ständig.<br />
Aus dem gleichen Grund und insbesondere wegen des Fehlens hochwirksamer<br />
Schmerzmittel musste man sich auch mit der Frage der<br />
Sterbehilfe auseinandersetzen. Die Ärzte waren es gewohnt, dass die<br />
Kranken zumindest in den höheren Schichten ihre diagnostischen<br />
und therapeutischen Urteile eingehend diskutieren wollten und gegebenenfalls<br />
in Zweifel zogen.<br />
Zentrales Anliegen des Forschungsvorhabens ist es, Wege zu einer<br />
Alltagsgeschichte der medizinischen Ethik an einem zentralen<br />
medizinethischen Problembereich exemplarisch aufzuzeigen, der<br />
Geschichte des Umgangs mit Schwerkranken und Sterbenden. Die<br />
Fokussierung auf die alltägliche Praxis soll dabei mit dem Versuch<br />
verbunden werden, ethische Konfliktsituationen auch aus der Perspektive<br />
der Kranken und Angehörigen heraus zu begreifen und<br />
ihre subjektiven Erfahrungen jener der Ärzte an die Seite zu stellen<br />
und mit ihnen zu kontrastieren.<br />
Als Quellen sollen dementsprechend in erster Linie erfahrungs- und<br />
praxisnahe Texte dienen, nämlich insbesondere Tausende von brieflichen<br />
Laienkonsultationen und autobiographische Texte aus dem<br />
deutschsprachigen und niederländischen Raum sowie die ausgedehnte<br />
medizinische und chirurgische Kasuistik im zeitgenössischen ärztlichen<br />
Schrifttum. Patientenbriefe verdanken sich in erster Linie der<br />
früher in den höheren Schichten recht verbreiteten Praxis einer brieflichen<br />
Konsultation und schriftlichen Fernbehandlung. Um den abwesenden<br />
Arzt eine fundierte Diagnose zu ermöglichen, beschrieben viele<br />
Kranke nicht nur ausführlich die Beschwerden und den bisherigen<br />
Krankheitsverlauf. Darüber hinaus spiegeln die Patientenbriefe ihrerseits<br />
die Interaktion zwischen Kranken und Ärzten. Der Arzt äußerte<br />
seine Meinung und empfahl eine bestimmte Therapie, die Patienten<br />
oder ihre Angehörigen fragten nach, verwiesen auf die abweichenden<br />
Meinungen anderer, stimmten schließlich zu oder widersetzten sich. In<br />
den ärztlichen Fallgeschichten schilderten die Ärzte das Beschwerdebild,<br />
die jeweiligen Krankengeschichte, die bisherigen Behandlungsversuche<br />
anderer Ärzte und nicht zuletzt das eigene Vorgehen, den<br />
Erfolg oder Misserfolg der eigenen Behandlung. Ergänzend sollen<br />
Seite 37
Islamisches<br />
Recht<br />
Seite 38<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
auch andere, meist nur punktuell verfügbare Quellen zur heilkundlichen<br />
Praxis und zu den persönlichen Erfahrungen der Heilkundigen<br />
herangezogen werden, ärztliche Autobiographien und Briefwechsel<br />
beispielsweise, Praxis- und Krankenhausjournale, Streitschriften über<br />
(angeblich) misslungene Behandlungen und dergleichen.<br />
Der gewählte Untersuchungszeitraum soll es erlauben, auch längerfristige<br />
Veränderungen zu verfolgen. Besondere Interessen verdienen<br />
in diesem Zusammenhang:<br />
– Veränderungen der vorherrschenden Strukturen und Rahmenbedingungen<br />
der Arzt-Patienten-Interaktion.<br />
– Der graduelle und innerhalb der einzelnen Schichten sehr unterschiedlich<br />
verlaufende Verlust religiöser Gewissheiten, die Säkularisierung<br />
der Normbegründung und der schwindende Glauben an<br />
eine göttlich vorwegbestimmte „letzte Stunde“.<br />
– Die medizinische Entwicklung, die vor allem in der operativen<br />
Chirurgie und in Form neuer Medikamente neue, viel versprechende<br />
therapeutische Möglichkeiten eröffnete und die ärztlichen<br />
Konzepte und Theorien dem Laienverständnis zunehmend unzugänglich<br />
machte.<br />
Für die Durchführung des Projekts „Islamisches Recht in der Mamlukenzeit<br />
– Untersuchungen zur Praxis des islamischen Rechts im Spätmittelalter“<br />
stellte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Prof. T. Nagel (Seminar<br />
für Arabistik, Universität Göttingen) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Bearbeiterin ist Dr. S. Saghbini.<br />
Die S˘ uru – t-Bücher bilden einen Zweig der islamisch-juristischen Literatur.<br />
Sie sind für bestimmte Zwecke verfasst worden und richten sich<br />
hauptsächlich an den islamischen Juristen (Kadi, Gerichtsschreiber<br />
und Notar), um ihm die Anwendung des islamischen Gesetzes zu erleichtern.<br />
Sie enthalten zahlreiche Muster von Urkundenformularen<br />
verschiedener Verträge (z.B. Verkauf, Schenkung, Eheschließung,<br />
etc.). Zahlreiche Editionen sind schon auf diesem Gebiet bearbeitet<br />
worden und erschienen.<br />
Grundlage dieses Projektes sind vier umfangreiche, jeweils mehr als<br />
200 Seiten umfassende Handschriften, die in den Bibliotheken von<br />
Berlin, Paris, Rom und Kairo vorhanden sind. Es handelt sich dabei um<br />
ein weiteres Werk der S˘ uru – t-Bücher mit dem Titel „al-kaukab almus˘riq<br />
fima – yahta – g˘ ilaihi ’l-muwattiq“. Ursprünglich stammte es von<br />
einem Rechtsexperten auf dem Gebiet der S˘ uru – t-Bücher, namens<br />
Muhammad b. Abdalla – h b. Abdalmun im al-G˘ arawa – nı - as˘-S˘ a – fı - ı - . Nach<br />
den wenigen Angaben über sein Leben stammte er aus G˘ arawa – n in<br />
Ägypten. Sein Todesdatum ist unbekannt, doch sicher ist, dass er zur<br />
Zeit der Mamlukenherrschaft lebte. Seiner kurzen Biographie ist zu<br />
entnehmen, dass er zwei weitere Werke neben dem oben genannten<br />
verfasst hat.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes sind vorrangig die vier Handschriften<br />
zu vergleichen, um eine präzise Edition erstellen zu können.<br />
Für die in Berlin befindliche Handschrift konnte, trotz ihrer schweren<br />
Lesbarkeit, unter anderem festgestellt werden, dass es sich um die<br />
älteste der vier handelt und sie somit die Basis der Arbeit bildet. Die<br />
in der Nationalbibliothek in Paris befindliche Handschrift konnte<br />
bereits mit oben genannter verglichen, beschrieben und kommentiert<br />
werden.<br />
Für die Erstellung einer Prosopographie des Christlichen Äthiopien<br />
im 16. Jahrhundert, mit Beiträgen zur historischen Ethnographie und<br />
Geographie, erhält Prof. St. Weninger (Institut für Orientalistik und<br />
Sprachwissenschaft, Fachgebiet Semitistik, Universität Marburg) Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Im subsaharischen Afrika ist Äthiopien ein Staatswesen von singulärer<br />
zeitlicher Tiefe und Kontinuität, mit Wurzeln, die bis in die<br />
Antike zurückreichen. Allerdings haben in der historischen Forschung<br />
die verschiedenen Epochen und Perioden der äthiopischen<br />
Geschichte in deutlich unterschiedlichem Maß Aufmerksamkeit<br />
erfahren. So ist nicht zuletzt das 16. Jahrhundert in der Äthiopistik<br />
bisher nur wenig beachtet worden.<br />
Das 16. Jahrhundert in Äthiopien ist eine Zeit des Umbruchs und<br />
Übergangs. Zuvor dagegen bilden die rund 240 Jahre von der Restauration<br />
der so genannten „Salomonidischen Dynastie“, 1270 bis<br />
zum Beginn der Herrschaft Libnä Dingils (1508), eine relativ homogene<br />
Periode. Diese „mittelalterliche“ historische Phase ist gekennzeichnet<br />
durch eine kontinuierliche Südexpansion des äthiopischen<br />
Kaiserreichs sowie durch das Bemühen um eine Christianisierung der<br />
in Abhängigkeit gebrachten Gebiete von Seiten der alteinheimischen<br />
Orthodoxen Kirche, die mit den politischen Instanzen des Christlichen<br />
Kaiserreichs wie geistliche Wechselbeziehung stand. Die territoriale<br />
wie geistliche Südexpansion kommt jedoch im 16. Jahrhundert zum<br />
Stillstand. Dem liegen drei Entwicklungen zugrunde: Der „Grosse<br />
Krieg“, den die vereinigten islamischen Sultanate des Südostens unter<br />
ihrem charismatischen Anführer Ahmad Gran von 1527-43 gegen<br />
das Christliche Kaiserreich des Hochlands führten, führte die Muslime<br />
zwischenzeitlich zur Eroberung fast des gesamten Hochlandes.<br />
Das zweite fundamental neue Phänomen des 16. Jahrhunderts ist die<br />
große Nordwanderung der Oromo-Nomaden in das alte Kernland des<br />
Christlichen Kaiserreichs. Das Auftreten der Portugiesen auf der<br />
äthiopischen Bühne ist das dritte gänzlich neue Element in der Geschichte<br />
des 16. Jahrhunderts. Traten sie zunächst als politische und<br />
militärische Verbündete gegen die Muslime in Erscheinung, so wandelte<br />
sich in der zweiten Jahrhunderthälfte das Bild. Von nun an war<br />
Portugal in Äthiopien vor allem durch Jesuiten-Priester präsent.<br />
Selbst in geringer Zahl entfalteten sie durch ihre effektive Missionsarbeit,<br />
insbesondere am Könighof und im hohen Adel, mittelfristig erhebliche<br />
Wirkung und stellten die althergebrachte, beidseitig vorteilhafte<br />
Allianz zwischen Staat und Orthodoxer Nationalkirche in Frage.<br />
Äthiopien<br />
16. Jahrhundert<br />
Seite 39
Fürstliche<br />
Höfe Spätmittelalter<br />
Seite 40<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die Entwicklungen des 16. Jahrhunderts erschütterten in umfassender<br />
Weise Traditionen und überlieferte Strukturen im christlich-äthiopischen<br />
Staat, auf real-politisch-territorialer Ebene genauso wie in<br />
der Sphäre der Weltbilder, Denkweisen und Ideologien. Erst ab den<br />
1630er Jahren kam es mit der Etablierung der neuen Hauptstadt<br />
Gondär nördlich des Tana-Sees wieder zu einer dauerhaften Neuordnung<br />
der Verhältnisse.<br />
Das Forschungsvorhaben basiert in erster Linie auf der Auswertung<br />
von schriftlichen Quellen des 16. Jahrhunderts im Hinblick auf die gesuchten<br />
Informationen prosopographischer, ethnographischer und<br />
geographischer Art. Das zu bearbeitende Quellenkorpus besteht aus<br />
einer Vielzahl unterschiedlicher Gattungen. Die indigene äthiopische<br />
Historiographie nimmt im 16. Jahrhundert einen steilen Aufschwung:<br />
Wo vorher nur, intermittierend, knappe Berichte vorliegen, entstehen<br />
nun regelmäßig ausführliche Chroniken. Dazu kommen erstmals verlässliche<br />
europäische Quellen. Diese europäischen Zeugnisse stammen<br />
so gut wie ausnahmslos aus der Feder von Portugiesen, von denen<br />
sich etliche über längere Zeit in Äthiopien aufhielten; andere<br />
Autoren schrieben aus zweiter Hand, gründeten ihre Mitteilungen<br />
jedoch auf Augenzeugenberichte. Schließlich liegt aus dem 16. Jahrhundert<br />
ein einzigartiges arabisches Dokument aus Äthiopien vor, die<br />
so genannte „Eroberung Äthiopiens“ (Futuh al-habasa). Diese Quelle<br />
berichtet, aus islamischer Perspektive, mit einer Fülle an Details<br />
vom „Grossen Krieg“.<br />
Die im Zuge der Arbeit erhobenen personenbezogenen Daten sollen<br />
ermöglichen, transpersonale Muster und Strukturen zu erkennen.<br />
Regelmäßig wiederkehrende biographische Elemente etwa dürften<br />
typische Sozialprofile und Karriereverläufe sichtbar werden lassen,<br />
Herkunft und Handeln der Akteure könnten Auskunft über regionale<br />
Besonderheiten und Spannungen innerhalb des Äthiopischen Kaiserreichs<br />
geben.<br />
„Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich.<br />
Bilder und Begriffe“ ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />
Projekts von Prof. W. Paravicini (Deutsches Historisches<br />
Institut, Paris) und Prof. G. Fouquet (Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,<br />
Universität Kiel).<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit Hilfe eines Handbuchs das<br />
Phänomen des fürstlichen Hofes im spätmittelalterlichen Deutschen<br />
Reich in seiner Funktion als Herrschaftsmittelpunkt und Herrschaftsmittel<br />
sowie die Darstellung von Macht in Architektur und städtebaulicher<br />
Gestaltung der fürstlichen Residenzen zu dokumentieren.<br />
Diese Handbuch ist auf drei, einander ergänzende Teile angelegt,<br />
dessen erster Teil im Oktober 2003 im Thorbecke Verlag im Druck<br />
erschienen ist.<br />
Im Berichtszeitraum waren noch Arbeiten am dynastisch-topographischen<br />
Teil des Handbuchs abzuschließen. Der nunmehr in der
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Entstehung begriffene zweite Band, der Bilder und Begriffe behandelt,<br />
umfasst drei Dachartikel und 59 Artikel mit 159 Stichworten in<br />
drei Funktionsbereichen, die wiederum in 18 Unterfunktionen gegliedert<br />
sind. Die Begriffe werden durch Abbildungen illustriert, so<br />
dass eine anschauliche Systematik höfischer Kultur im späten Mittelalter<br />
geboten wird. Darüber hinaus ist auch zu diesem Teil eine<br />
Datenbank mit der Artikelstruktur im Internet zugänglich (http://<br />
resikom.adw-goettingen.gwdg.de), die in Zukunft eine Online-Veröffentlichung<br />
von zusätzlichen Informationen und Abbildungen im<br />
Kontext der Artikel ermöglichen wird.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches<br />
Handbuch. Hrsg. von Werner Paravicini.<br />
Bearb. Von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer. Akademie der<br />
Wissenschaften zu Göttingen, Residenzen-Kommission. – Ostfildern:<br />
Thorbecke, 2003. (Residenzenforschung; Bd. 15,1)<br />
Teilbd. 1. Dynastien und Höfe. XXXIII, 915 S.<br />
Teilbd. 2. Residenzen. VI,721 S.<br />
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Erste Ergebnisse<br />
des Handbuchprojekts der Residenzen-Kommission der<br />
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. – In: Forschungen<br />
und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte. [Im Druck]<br />
Für die Erstellung einer Publikation zum Thema „Höfe und Residenzen<br />
im spätmittelalterlichen Reich. Quellentypen und Texte“ erhalten<br />
Prof. W. Paravicini und Prof. G. Fouquet (Residenzen-Kommission,<br />
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Der geplante Band „Quellentypen und Texte“ in der Reihe des Handbuchs<br />
„Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich“ soll<br />
nach Dynastie, Topographie, Bild und Begriff die Quelle als Ausgangspunkt<br />
des Wissens über Struktur und Funktion spätmittelalterlicher<br />
Herrschaftsorganisation in den Mittelpunkt rücken. Dabei<br />
sollen folgende Fragestellungen im Vordergrund stehen: Welche<br />
Quellentypen sind für die Erforschung der Phänomene Hof und Residenz<br />
in Alteuropa relevant? Wo findet man sie, wie sind sie erschlossen?<br />
Welche bislang in der Forschung vernachlässigten Quellenarten<br />
können spezifische Fragen der Hof- oder der Residenzenforschung<br />
beantworten? Welche modernen Editionen stehen für die Arbeit zur<br />
Verfügung, wo fehlen solche? Aus welchen Textbeständen ziehen wir<br />
unser Wissen über den spätmittelalterlichen Hof und seine Residenzen?<br />
Sachlich, räumlich und zeitlich orientiert sich der vorgesehene Band<br />
an den vorangegangenen Teilen des Handbuchs, also auf Hof und Residenz<br />
und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in der Zeit<br />
zwischen dem 13. Jahrhundert und dem Ende des Dreißigjährigen<br />
Höfe und<br />
Residenzen<br />
Spätmittelalter<br />
Seite 41
Farbstoffe<br />
Weltmarkt<br />
1580-1914<br />
Seite 42<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Krieges. Aus diesem Kontext sollen die Quellentexte stammen, die<br />
exemplarisch für die verschiedenen Quellengattungen vorgestellt<br />
werden. Neben den einschlägigen Quellen der Hof- und Residenzenforschung<br />
wie Hofordnungen, Fürstenspiegel, Rechnungen und Hofstaatslisten<br />
sollen auch seltener in der Forschung herangezogene<br />
Quellengattungen wie Anschläge, Inschriften, Flugblätter, Reiseberichte<br />
und Quartierzettel berücksichtigt werden. Insgesamt sind bislang<br />
knapp fünfzig Quellentypen ermittelt worden, die einzeln vorgestellt<br />
und durch einen exemplarischen Text verdeutlicht werden<br />
sollen. Dieses Konzept ist grundsätzlich neu, da es die Vorzüge einer<br />
Quellenkunde mit einem Materialband verbindet und daher sowohl<br />
für die Forschung als auch für didaktische Zwecke in der Hochschule<br />
geeignet ist.<br />
Das Handbuch wird auf zwei Bände von zusammen ca. 1200 Seiten<br />
angelegt sein. Register sind aufgrund der geplanten Online-Veröffentlichung<br />
nicht vorgesehen. Die geplante Quellenkunde der Hofund<br />
Residenzenforschung wird vielfach auf die Artikel in den ersten<br />
beiden Teilbänden des Handbuchs referieren und gleichzeitig zu deren<br />
Vervollständigung beitragen. Erst mit dem die Handbuchreihe<br />
abschließenden dritten Band wird den Benutzern des Handbuchs ein<br />
systematischer Zugang zu den Quellen der Hof- und Residenzenforschung<br />
eröffnet, der weiterhin ein Desiderat der Forschung ist.<br />
Prof. H. Berghoff (Institut für Wirtschaft- und Sozialgeschichte, Universität<br />
Göttingen) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt<br />
„Die Farben der Globalisierung. Strukturbrüche des Weltmarktes für<br />
textile Farbstoffe zwischen 1580 und 1914“.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Erforschung der<br />
Bildung und Rekonfiguration des Weltmarktes für textile Farbstoffe<br />
vom Ende des 16. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
Die langfristige Entwicklung der europäischen Wirtschaft vom Spätmittelalter<br />
bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts ist durch das Vordringen<br />
des Marktprinzips, die zunehmende kommerzielle Relevanz<br />
von Wissen in der Entwicklung komplexerer und effizienterer Produktionsweisen<br />
sowie die Ausweitung zum Welthandel gekennzeichnet.<br />
Aus europäischer Perspektive lassen sich dabei zwei Phasen<br />
früher „Globalisierung“ unterscheiden: Zunächst die nach den Entdeckungsfahrten<br />
einsetzende „Europäische Expansion“, die seit dem<br />
16. Jahrhundert im Zeichen des Handelskapitalismus Warenströme<br />
weltweit auf Europa ausrichtete und dann auf der Basis von tiefen<br />
Eingriffen in die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse außereuropäischer<br />
Regionen (Kolonialismus) intensivierte. Im Gefolge der<br />
Industrialisierung steigerte sich dann Ende des 19. Jahrhunderts die<br />
Integration internationaler Waren-, Finanz- und Arbeitsmärkte in<br />
unbekannter Weise und begründete neue globale Abhängigkeitsverhältnisse.<br />
Auf diese Weise entstand eine Weltwirtschaft im modernen<br />
Sinne. Trotz der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Verwerfungen zwischen dem Beginn des Ersten Weltkriegs und dem
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Ende des Kalten Krieges waren bis zu Zäsur von 1914 Grundschemata<br />
weltwirtschaftlichen Austausches geschaffen, die ungeachtet der<br />
Unterbrechung durch die Epochen der beiden Weltkriege bis in die<br />
Gegenwart fortwirken. Die im jetzigen Wandel globaler Strukturen<br />
erkennbaren Trends können darum vielfach als – nach einer Phase<br />
längerer Stagnation wieder beschleunigte – äußerst langfristig angelegte<br />
Entwicklungen identifiziert werden. Beide der jetzigen Entwicklungen<br />
vorausgehenden Globalisierungsschübe im Zeitraum<br />
von etwa 1580 bis 1914 bedürfen daher dringend größerer Beachtung.<br />
Mit dem kolonialen Ausgreifen ergaben sich für Europa neuartige<br />
Möglichkeiten des Ressourcenzugriffs, die in der ständischen, sich<br />
über Farben und Kleidung zeichenhaft reproduzierenden Welt der<br />
Frühen Neuzeit besondere Bedeutung hatten. Die Ausbildung eines<br />
Weltmarktes diente zunächst zur Stützung einer nicht egalitären Gesellschaft.<br />
Dominierten vor dem kolonialen Ausgreifen heimische<br />
Färbepflanzen wie Waid und heimische Gewerbe den Konsum, so<br />
veränderten die neuen Farben wie Cochenille oder Indigo die Marktbedingungen<br />
tief greifend. Doch das Fallbeispiel textiler Farbstoffe<br />
erlaubt mehr als die Analyse relativen Bedeutungsverlustes heimischer<br />
Rohstoffmärkte und der Differenzierung von Konsumgütern. Es<br />
zeigt, dass Globalisierung ein interdependenter, kein linearer Prozess<br />
ist. Denn die im 16./17. Jahrhundert entstandenen Marktstrukturen<br />
mit ihren vorrangig überseeischen Produktionszentren verschoben<br />
sich im 1800 und am Ende des 19. Jahrhundert grundlegend. Mit der<br />
Farbstoffsynthese gelang es, die Herstellung wieder vollständig in<br />
Europa zu konzentrieren. Die Farbstoffproduktion kehrte im zweiten,<br />
von der Industrialisierung angeschobenen Globalisierungsschub wieder<br />
in das „alte Zentrum“ zurück, also nach Europa, insbesondere in<br />
das Deutsche Reich. Die industriell betriebene Farbsynthese erlaubte<br />
nicht nur (letztlich wettbewerbsentscheidende) Kostendegressionen,<br />
sondern schuf vor allem auch ein ungekanntes, sich stets erweiterndes<br />
Spektrum neuer Farben, das die zum Massenphänomen werdenden<br />
Modezyklen immer stärker beschleunigte und einen neuen<br />
Umgang mit der Farbigkeit von Kleidung ermöglichte. Der schon länger<br />
angelegte Übergang zu einem konsumistischen Umgang mit<br />
Grundprodukten menschlichen Daseins trat in seine Durchbruchphase<br />
ein.<br />
Die Konstruktion und Rekonfiguration globaler Märkte, das soll dieses<br />
Projekt exemplarisch zeigen, sind nicht als Ergebnis abstrakter<br />
Marktkräfte zu verstehen, sondern müssen als Resultate eines von<br />
verschiedenen Seiten beeinflussten, mit unterschiedlichen Interessen<br />
gesteuerten Prozesses analysiert werden. So ergeben sich folgende<br />
Leitfragen: Auf welche Weise wurden transkontinentale Märkte von<br />
interessierten Akteuren konstituiert und in ihrer Entwicklung mit<br />
Anreizen und Sanktionen gehemmt oder gefördert? Wie versuchten<br />
die Akteure, Verfügungsgewalt über für sie relevante Aspekte von<br />
Produktion, Vermittlung oder Konsum zu erlangen und zu verteidigen?<br />
Welche Bedeutung besaßen Nachfrageimpulse des Marktes,<br />
welche Angebotsausweitungen? Wie änderte sich dabei das Verhält-<br />
Seite 43
Sachsen<br />
Universitätsentwicklung<br />
18./19.<br />
Jahrhundert<br />
Seite 44<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
nis von (National-)Staat und (Farbstoff-)Wirtschaft? Was waren die<br />
Ursachen für den Erfolg bestimmter Farbstoffe? Wer waren die Gewinner,<br />
wer die Verlierer dieses Prozesses?<br />
Das Projekt hat methodisch das Ziel, wirtschaftswissenschaftliche<br />
Konzepte mit neueren kulturwissenschaftlichen Zugriffsweisen zu<br />
verknüpfen und den Markt zur zentralen Untersuchungskategorie zu<br />
erheben. Dabei werden verschiedene wirtschafts- und sozialhistorische<br />
Traditionsstränge wie Produktionsforschung, klassische Handelsgeschichte<br />
und Konsumgeschichte integriert. Dazu ist zunächst in einer<br />
statistischen Deskription der Marktentwicklung eine zuverlässige<br />
Datengrundlage über Handelsströme und -volumen zu schaffen, um<br />
dann für ausgewählte Phasen schubhafter Veränderung in einer multidimensionalen<br />
Analyse den Einfluss von Wissen und Technologie,<br />
von Kostenstrukturen und Kaufkraft, von Präferenzschemata und<br />
schließlich von interessengeleiteten und machtbasierten Entscheidungen<br />
auf diese Marktentwicklung abzuschätzen.<br />
Mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> und unter Leitung von Prof. U. von<br />
Hehl (Historisches Seminar, Universität Leipzig) und Prof. G. Wartenberg<br />
(Institut für Kirchengeschichte, Universität Leipzig) arbeitet<br />
Dr. M. Huttner an dem Forschungsprojekt „Universitätsentwicklung<br />
in Sachsen im Spannungsfeld von einzelstaatlicher Wissenschaftspolitik<br />
und überregional-nationalen Leitbildern im 18. und 19. Jahrhundert“.<br />
Auf der Suche nach den Ursprüngen der „modernen Universität“ in<br />
Deutschland wurde bis vor kurzem stets auf die Vorbildfunktion bestimmter,<br />
weithin kopierter „Modelluniversitäten“ verwiesen. Demzufolge<br />
hat die Erneuerung des fest in den territorialen Polyzentrismus<br />
des Alten Reiches eingebundenen deutschen Hochschulwesens<br />
im 18. Jahrhundert ganz im Zeichen der von den universitären<br />
Neugründungen Halle und Göttingen ausgehenden Reformimpulse<br />
gestanden. Die Erfolgsgeschichte der deutschen Universitäten im<br />
19. Jahrhundert verknüpft sich in dieser Vorstellung mit der mit den<br />
Namen Humboldts assoziierten und in Berlin modellhaft institutionalisierten<br />
Universitätsidee. Im Lichte neuer Frageansätze und Befunde<br />
tendiert die universitätshistorische Forschung derzeit dazu, die<br />
bis dato kaum in Frage gestellte Interpretation universitärer Wandlungsprozesse<br />
als Realisierungen bestimmter hochschulpolitischer<br />
Erfolgsmodelle zu relativieren bzw. sie zugunsten einer differenzierten<br />
Wahrnehmung der Mannigfaltigkeit universitätsgeschichtlicher<br />
Entwicklungs- und Reformwege aufzubrechen. In diesem Fragehorizont<br />
will das Projekt den Strukturwandel der sächsischen Hochschulen<br />
Leipzig und Wittenberg (bis 1813/17) in der für die Entstehung<br />
und Etablierung des modernen Bildungs- und Wissenschaftssystems<br />
entscheidenden Umbruchsphase vom 18. zum 19. Jahrhundert beleuchten<br />
und die an diesem Modernisierungsprozess beteiligten<br />
Wirkkräfte dingfest machen, wobei das Hauptaugenmark dem relativen<br />
Gewicht von regionenspezifischen Einflussgrößen und überregional<br />
wirksamen Faktoren gilt.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Die dem Projekt zugrunde liegende Fragestellung lässt sich nach<br />
mehreren Richtungen hin differenzieren und präzisieren. Zunächst<br />
soll eine sozialgeschichtliche Komponente universitätsgeschichtlicher<br />
Veränderungen in den Blick genommen werden: der durch<br />
veränderte Rekrutierungspraktiken für das Lehrpersonal bewirkte<br />
Wandel der Sozialgestalt der Universitäten, die sich im Laufe des<br />
19. Jahrhunderts von vorwiegend regional geprägten Anstalten zu<br />
Einrichtungen entwickelten, die in einen den gesamten deutschen<br />
Sprachraum erfassenden Austausch von Professoren eingebunden<br />
waren. Auf einer zweiten Ebene soll dann die in das moderne System<br />
wissenschaftlicher Disziplinen mündende Ausdifferenzierung des<br />
akademischen Fächerkanons untersucht werden. Durch Rekonstruktion<br />
des an den sächsischen Hochschulen vertretenen Fächerspektrums<br />
sollen insbesondere die regionenspezifische Verlaufsmuster<br />
dieser Disziplinbildungsprozesse in ihrer Bedingtheit durch wissenschaftsimmanente<br />
Impulse und externe Faktoren beleuchtet werden.<br />
Drittens soll nach der Regionenspezifik universitärer Modernisierungsprozesse<br />
und den dahinter wirksamen Leitvorstellungen gefragt<br />
und die (initiierende oder eher reaktive) Rolle des Staates beim<br />
Umbau der Universitätsstrukturen untersucht werden. Die Arbeiten<br />
an dem Projekt können sich auf eine sehr reichhaltige Überlieferung<br />
von großenteils noch nicht systematisch ausgewerteten Quellenbeständen<br />
stützen. Im Zentrum der Recherchen stehen zum einen die<br />
semesterweise veröffentlichten Vorlesungsverzeichnisse, zum anderen<br />
die stattlichen und universitären Akten zu Berufsvorgängen und<br />
zu universitätspolitischen Reform- und Modernisierungsmaßnahmen.<br />
Zwecks umfassender Rekonstruktion der in Presse, Landtag und<br />
Öffentlichkeit geführten hochschulpolitischen Diskurse werden daneben<br />
auch publizistische Zeugnisse herangezogen.<br />
Aus dem Projekt sind im Berichtszeitraum folgende Publikationen<br />
hervorgegangen:<br />
Huttner, Markus: Der Mythos Humboldt auf dem Prüfstand. Neue<br />
Studien zu Wirklichkeit und Wirkkraft des (preußisch-)deutschen<br />
Universitätsmodells im 19. und 20. Jahrhundert. – In: Jahrbuch für<br />
Universitätsgeschichte. 7. 2004. S. 280-285.<br />
Huttner, Markus: Vorlesungsverzeichnisse als historische Quelle.<br />
Zu Entstehungsgeschichte, Überlieferungslage und Aussagewert<br />
Leipziger Lektionskataloge vom 17. zum 19. Jahrhundert. – In:<br />
Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur.<br />
Beiträge zur Geschichte der Universität Leipzig vom Kaiserreich<br />
bis zur Auflösung des Landes Sachsen. Hrsg.: Ulrich von Hehl.<br />
Leipzig 2004. S. 28-48.<br />
Für die Untersuchung der Entwicklung, Organisation und Inhalte<br />
des Navigationsunterrichts in Norddeutschland vom ausgehenden<br />
18. Jahrhundert bis zur Reichsgründung 1871 erhält Prof. K. Reich<br />
(Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und<br />
Technik, Universität Hamburg) <strong>Stiftung</strong>smittel.<br />
Navigationsunterricht<br />
19. Jahrhundert<br />
Seite 45
Seite 46<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Inhalte und die Organisation<br />
des Navigationsunterrichts in den verschiedenen Einrichtungen<br />
Norddeutschlands bis zum zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts komparativ<br />
zu untersuchen.<br />
Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein waren Schifffahrt und Handel<br />
die mit Abstand bedeutendsten Wirtschaftszweige der norddeutschen<br />
Küstenländer. Die nautische Ausbildung von Seeleuten erfolgte zunächst<br />
ausschließlich auf privater, nicht institutionalisierter Basis, und<br />
zwar durch das Erlernen der mathematischen, astronomischen und<br />
instrumentellen Grundlagen von alten Steuerleuten und Kapitänen.<br />
Erst am Ende des 18. Jahrhunderts begann sich durch den verstärkten<br />
Schiffsverkehr nach Übersee und steigende Anforderungen an<br />
die Schiffsführer ein Bedürfnis nach systematischer Ausbildung zu<br />
artikulieren, das zu ersten Gründungen von Navigationsschulen führte.<br />
Qualität und Umfang des Unterrichts in diesen Anstalten waren<br />
sehr stark von den jeweiligen Lehrerpersönlichkeiten und den Lehrmethoden<br />
anhängig. Das Spektrum reichte hierbei von der „Abrichtung“,<br />
d.h., im Auswendiglernen kochbuchartiger Zusammenstellungen<br />
nautischer Probleme, die ohne tiefer gehendes Verständnis<br />
mechanisch lösbar waren, bis hin zu einer systematisch begründeten,<br />
sehr anschaulichen und auf den Vorstellungshorizont der Schüler<br />
abgestimmten Vermittlung des Stoffes. Nach allem, was bisher über<br />
das Prüfungswesen und die Prüfungsstatistik bekannt ist, scheinen<br />
die Schulen erfolgreich gewesen zu sein, die einen theoretisch anspruchsvollen<br />
Stoff anwendungsorientiert vermitteln haben. 1869<br />
beendete ein Gesetz, mit dem die Aufsicht über die Prüfung und<br />
Befähigung von Seeleuten zunächst auf den Norddeutschen Bund<br />
und wenig später auf das Deutsche Reich überging, die Vielfalt der<br />
verschiedenen Ausbildungsvorschriften und -ansätze.<br />
Der Forschungsstand zur Navigationsgeschichte generell ist geographisch<br />
sehr unterschiedlich und qualitativ uneinheitlich. Es gibt<br />
einige Überblicksdarstellungen insbesondere aus dem angelsächsischen<br />
Bereich, die im Allgemeinen mehr technisch, d.h. an einer<br />
Beschreibung der unterschiedlichen Navigationsverfahren orientiert<br />
sind. Auch zu den einzelnen deutschen Navigationsschulen fehlt es<br />
an einer umfassenden historischen Untersuchung ebenso wie an<br />
einer Untersuchung der Unterrichtsinhalte.<br />
Mit dem Forschungsprojekt soll ein bislang vernachlässigtes Gebiet<br />
der Geschichte der angewandten Mathematik bearbeitet und versucht<br />
werden, an die Göttinger Arbeiten Wagners anzuknüpfen. Die<br />
Untersuchung soll zum Ziel haben<br />
– die Personen, welche Navigationsunterricht erteilen, ihrem Herkommen<br />
und ihrer Ausbildung nach festzustellen,<br />
– die unterschiedlichen Unterrichtsinhalte und -methoden wie auch<br />
Organisationen der einzelnen Schulen einer kritischen Würdigung<br />
zu unterziehen,
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
– die Entwicklung des nautischen Lehrbuches vom 18. bis zum ausgehenden<br />
19. Jahrhundert nachzuzeichnen,<br />
– eine Datenbank zur Geschichte des Navigationsunterrichts und der<br />
erhaltenen Navigationsinstrumente in Deutschland aufzubauen.<br />
Mit dem Badischen Parlamentarismus 1819 bis 1870/71 (Teilband des<br />
Handbuchs der Geschichte des deutschen Parlamentarismus) ist ein<br />
Projekt befasst, für das Prof. W. Pyta (Historisches Institut, Universität<br />
Stuttgart) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> erhält.<br />
Der badische Parlamentarismus zeichnete sich im 19. Jahrhundert<br />
durch eine beträchtliche Entwicklungsdynamik aus, zu der insbesondere<br />
die rasche Ausbildung von politischen Parteien und Fraktionen<br />
im engeren Sinne beitrug. Von Anfang an versuchte die Zweite Kammer<br />
des badischen Landesparlaments zielstrebig und vielfach auch<br />
mit Erfolg, die parlamentarischen Kompetenzen auf zentralen Gebieten<br />
zu erweitern. Richtungsweisende Reformerfolge, etwa die Einführung<br />
der Pressefreiheit (1832), die faktische Durchführung der<br />
budget-rechtlichen Ausgabekontrolle (1843), die Aneignung des Initiativrechts<br />
und diverse strittige Errungenschaften wie die Ablösung<br />
der Feudallasten (1831 ff.) oder Justizreformen verleihen dem badischen<br />
Landesparlament damals schon einen besonderen Rang. Der<br />
badische Radikalismus der 1840er Jahre, die Revolutionsereignisse<br />
mit der kurzlebigen badischen Republik, die „Neue Ära“ der Jahre<br />
von 1859 bis 1866 mit dem badischen „Kulturkampf“ und dem in<br />
diesem Zusammenhang aufgebrachten Schlagwort vom badischen<br />
Projekt „Badischer Parlamentarismus 1819 bis 1870/71“: Blick in den<br />
großen Sitzungssaal des Badischen Landtags<br />
Parlamentarismus<br />
Baden<br />
Seite 47
Sexuelle<br />
Gewalt in<br />
Russland<br />
Seite 48<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
„liberalen Musterland“ markieren weitere Aspekte der Geschichte<br />
des badischen Parlamentarismus im 19. Jahrhundert.<br />
Gemäß der Gesamtkonzeption der Reihe „Handbuch des deutschen<br />
Parlamentarismus“ gliedert sich das Projekt in zwei Hauptteile, deren<br />
erster den Rahmenbedingungen der Parlamentstätigkeit gewidmet<br />
sein wird: Vorgeschichte und Entwicklung der Verfassungsordnung,<br />
verfassungsmäßiges und praktisches Verhältnis zwischen Erster und<br />
Zweiter Kammer, Wahlrecht und Wahlen, Sozialgeschichte des badischen<br />
Parlamentarismus, Entstehung und Entwicklung von Fraktionen<br />
und Parteien unter den spezifischen Bedingungen der konstitutionellen<br />
Monarchie.<br />
Der zweite Teil wird chronologisch die Geschichte des badischen Parlamentarismus<br />
untersuchen. In sieben Hauptkapiteln, deren Abgrenzung<br />
sich aus den großen Zäsuren ergibt, wird es insbesondere um<br />
den Wandel im Verhältnis zwischen Parlament und Regierung, um<br />
die Veränderungen des Parlaments zwischen 1819 und 1870 gehen.<br />
Damit wird eine auf die Institution „Ständeversammlung“ zentrierte<br />
politische Geschichte Badens erstellt, die die wesentlichen sozialen,<br />
wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte einbezieht.<br />
Prof. J. Baberowski (Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-<br />
Universität zu Berlin) werden für das Projekt „Die Wahrnehmung<br />
sozialer Gruppen durch das Prisma sexueller Gewalt in Sankt Petersburg<br />
1864 bis 1914“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bereitgestellt.<br />
Das Forschungsprojekt fragt nach der wechselseitigen Wahrnehmung<br />
sozialer Gruppen durch das Prisma sexueller Gewalt im Sankt<br />
Petersburg der Jahre 1864 bis 1914. Es soll untersucht werden, wie die<br />
Interpretationen sexueller Gewalt von Vorstellungen über Geschlecht<br />
und Klasse beeinflusst waren. Zudem ist zu untersuchen, wie die<br />
Diskussionen über sexuelle Gewalt auf die großen russischen Fragen<br />
der Zeit nach Zivilisation, Sittlichkeit und Fortschritt einwirkten.<br />
Ausgangspunkt des Projekts ist die Beobachtung, dass sich Bedeutung<br />
und Stellenwert sexueller Gewalt in Russland seit Mitte des neunzehnten<br />
Jahrhunderts wandelten. Die seit den 1860er Jahren entstehenden,<br />
ausgesprochen populären Boulevardzeitungen trugen durch<br />
ihre ausführliche Berichterstattung über Kriminalität zu einem subjektiv<br />
empfundenen Anstieg von sexueller Gewalt bei. Neue wissenschaftliche<br />
Disziplinen und Methoden wie die Kriminalstatistik beeinflussten<br />
die Wahrnehmung sexueller Gewalt. Migranten aus dem<br />
ländlichen Russland, die in Sankt Petersburg arbeiteten, brachten eine<br />
dörfliche und damit fremde Kultur in diejenige Stadt, die als besonders<br />
europäisch, als das „Fenster zum Westen“ galt. Die diversen sozialen<br />
Gruppen, die auf engstem Raume zusammen in der Hauptstadt des<br />
Russischen Reiches lebten, bewegten sich zwar weiterhin in unterschiedlichen<br />
kulturellen und geographischen Räumen. Trotzdem waren<br />
die Neuankömmlinge in der Stadt spürbar: Kriminalität, Rowdytum<br />
oder sexuelle Gewalt wurden mit ihnen in Verbindung gebracht.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Das Forschungsprojekt stellt die Frage, wie sexuelle Gewalt je nach<br />
dem sozialen Milieu, in dem sie stattfand, beurteilt und erklärt wurde.<br />
Inwiefern war Geschlecht konstitutiv für die Interpretationen<br />
sexueller Gewalt und galt dies quer durch die Schichten der russischen<br />
Gesellschaft? Welche Vorstellungen kursierten über die Sexualität<br />
der Unterschichten im Unterschied zu der der gehobenen Kreise?<br />
Wie wurden die vielfältigen Formen sexueller Gewalt (Vergewaltigung,<br />
Lustmord, sadistische Praktiken etc.) in den unterschiedlichen<br />
sozialen Milieus beurteilt? Wie wirkte sich sexuelle Gewalt in den<br />
städtischen Unterschichten auf die von der Elite geführte Diskussion<br />
über den zukünftigen Weg Russlands als europäisches oder aber<br />
slawisches Gemeinwesen aus? Das Forschungsprojekt fragt nicht<br />
nach der tatsächlichen Entwicklung sexueller Gewalt im vorrevolutionären<br />
Sankt Petersburg, sondern nach den Bedeutungen und Erklärungen,<br />
die sexuelle Gewalt durch die damals lebenden Menschen<br />
erhielt.<br />
Der Briefwechsel zwischen Leo Frobenius und Wilhelm II. ist Gegenstand<br />
einer Untersuchung, die mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> von<br />
Prof. M.-L. Recker (Historisches Seminar, Johann Wolfgang Goethe-<br />
Universität Frankfurt a.M.) durchgeführt wird. Ihr Ergebnis soll die<br />
Veröffentlichung einer Auswahl der Briefe mit kritischer Kommentierung<br />
und einer einführenden Darstellung zu der Beziehung der<br />
beiden Protagonisten sein.<br />
Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und der damit verbundene<br />
Untergang des Kaiserreiches griffen auch das Selbstbild derjenigen<br />
an, die es gestützt und sich mit ihm identifiziert hatten.<br />
Erklärungen, die das deutsche „Schicksal“ in einen größeren Zusammenhang<br />
stellten und ihm einen Sinn zusprechen konnten, fanden<br />
enormen Zuspruch. Große Resonanz hatte daher auch die „Kulturmorphologie“<br />
des Ethnologen Leo Frobenius. Sie war nicht nur Bestandteil<br />
der für die deutsche Zwischenkriegszeit kennzeichnenden<br />
gestaltorientierten Denkrichtung und konnte zahlreiche zeitgenössische<br />
Intellektuelle begeistern, sondern war vor allem auch politischer<br />
Deutung zugänglich.<br />
Dieser aktualisierende Bezug der Kulturmorphologie brachte ihren<br />
Schöpfer auch in eine enge Verbindung mit dem zentralen Repräsentanten<br />
des untergegangenen Systems, dem ehemaligen Kaiser. Ab<br />
1923 besuchte ihn Frobenius regelmäßig in seinem Doorner Exil.<br />
Hieraus entwickelte sich die jährlich versammelte „Doorner Arbeits-<br />
Gemeinschaft“, ein Kreis deutscher und niederländischer Fachgelehrter<br />
aus Völkerkunde, Altphilologie, Vor- und Frühgeschichte,<br />
Religionswissenschaft und Theologie um Frobenius. Wilhelm dilettierte<br />
selbst und hielt bei diesen Tagungen Vorträge, für die ihm nicht<br />
selten der Frankfurter Forscher die Feder geführt hatte. Vor allem<br />
aber fand das enge Verhältnis zwischen Frobenius und seinem prominenten<br />
„Schüler“ Niederschlag in einem intensiven Briefwechsel,<br />
der ab dem Jahr 1924 überliefert ist und erst mit dem Tod des Ethnologen<br />
1938 endet.<br />
Frobenius<br />
und<br />
Wilhelm II.<br />
Seite 49
<strong>Fritz</strong><br />
Hartung<br />
Seite 50<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Seinen Kern bilden 214 zwischen Wilhelm und Frobenius unmittelbar<br />
gewechselte Schreiben, die durch über 1000 Schriftstücke ihrer engsten<br />
Mitarbeiter ergänzt werden. Die Schriftstücke reichen von Telegrammen<br />
bis zu plastischen persönlichen Berichten, die Frobenius<br />
von seinen Expeditionen sandte und die durch seine überschwängliche<br />
Entdeckerfreude auf einen Umfang von bis zu siebzig Seiten<br />
anwachsen konnten. Die Briefe geben aufschlussreiche Einblicke in<br />
die Arbeitsweise des Forschungsreisenden und Kulturtheoretikers<br />
Frobenius, vor allem aber beleuchten sie die zwei Bereiche, die ihn<br />
mit Wilhelm am engsten verbanden: Zum einen erfreute sich der ehemalige<br />
Monarch seiner Wissenschaftspatronage und half Frobenius<br />
durch seine Verbindungen – nicht zuletzt in die preußische Kulturbürokratie.<br />
Die Grundlage dieser Unterstützung war aber ein für den sprunghaften<br />
Hohenzollern ungewöhnlich beständiges Interesse an den<br />
Forschungen des Frankfurter Gelehrten, die zunehmende Faszination<br />
durch die kulturmorphologische Mythendeutung, besonders auch mit<br />
dem rituellen Königsmord, in der der gescheiterte Monarch Sinngebung<br />
für seinen eigenen Sturz fand. Durch den Briefwechsel ziehen<br />
sich daher Bezüge auf den Weltkrieg, die Revolution von 1918,<br />
die Republik und auch den Aufstieg der Nationalsozialisten.<br />
Für das Projekt „<strong>Fritz</strong> Hartung (1883-1967) – Wissenschaftliche Korrespondenz<br />
eines Historikers zwischen Kaiserreich und zweiter Nachkriegszeit<br />
[Quellenedition mit biographischer Einleitung]“ erhalten<br />
Prof. W. Neugebauer (Institut für Geschichte, Universität Würzburg)<br />
und Dr. K. Neitmann (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam)<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist Priv. Doz. Dr. H.-Chr.<br />
Kraus.<br />
In den letzten Jahren ist die Geschichte der deutschen Geschichtswissenschaft<br />
zu einem Gegenstand wissenschaftlicher Auseinandersetzung<br />
geworden, und es geht dabei regelmäßig sowohl um Traditionskritik<br />
als auch um den Versuch, historiographische Grundlagen<br />
der Geschichtsforschung zu rekonstruieren. <strong>Fritz</strong> Hartung (1883-<br />
1967) war über lange Jahrzehnte ein besonders einflussreicher Historiker<br />
in Deutschland. Er hat vom späten Kaiserreich bis in die Zeit<br />
nach 1945 in insgesamt fünf politischen Ordnungen gewirkt, so dass<br />
eine quellenintensive Auseinandersetzung mit seiner Person neue<br />
Aufschlüsse über das Fach und über die Fachkultur erwarten lässt.<br />
Es geht bei dem Forschungsvorhaben also ganz wesentlich um ein<br />
Stück Wissenschaftspolitik des 20. Jahrhunderts und zugleich um die<br />
Stellung <strong>Fritz</strong> Hartungs in seinem Fach.<br />
<strong>Fritz</strong> Hartung lehrte als Privatdozent an der Universität Halle und als<br />
Professor an den Universitäten Kiel und Berlin; das von ihm in Lehre<br />
und Forschung behandelte Themenfeld deckt die gesamte neuzeitliche<br />
Geschichte vom ausgehenden Mittelalter bis zur jüngsten<br />
Zeitgeschichte ab. Hartung zählte außerdem zu den produktivsten<br />
Historikern seiner Zeit, insgesamt legte er 22 selbstständige Veröf-
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Projekt „<strong>Fritz</strong> Hartung<br />
(1883-1967) – WissenschaftlicheKorrespondenz<br />
eines Historikers<br />
zwischen Kaiserreich<br />
und zweiter<br />
Nachkriegszeit“:<br />
<strong>Fritz</strong> Hartung (ca. 1948)<br />
fentlichungen vor. Das Spektrum seiner Arbeiten reicht von verfassungs-<br />
und verwaltungsgeschichtlichen Spezialmonographien bis hin<br />
zu großen Überblicksdarstellungen zu fast allen Perioden der neueren<br />
und neusten Geschichte. Mit vielen seiner Schriften, auch mit<br />
eher populär gehaltenen Darstellungen, prägte Hartung in seiner Zeit<br />
das „kleindeutsch-borussische“ Geschichtsbild vor allem des norddeutsch-protestantischen<br />
Bildungsbürgertums. Von Bedeutung bleiben<br />
nicht zuletzt Hartungs interdisziplinärer Ansatz, der die juristische<br />
Rechts- und Verfassungsgeschichte, auch die neuere Staatsund<br />
Verfassungstheorie genau wahrnahm sowie aufmerksam und<br />
kritisch rezipierte, sowie seine international vergleichende verfassungsgeschichtliche<br />
Fragestellung, die sich etwa in seinen Studien<br />
zur Krone als Staatssymbol oder zur europäischen konstitutionellen<br />
Monarchie zeigt.<br />
Neben seiner Tätigkeit als Forscher, wissenschaftlicher Autor und<br />
akademischer Lehrer hat <strong>Fritz</strong> Hartung auch im Bereich der Wissenschaftsorganisation<br />
und Wissenschaftspolitik einen zeitweilig sehr<br />
bedeutenden Einfluss ausgeübt. Er gehörte u.a. den Akademien der<br />
Wissenschaften in Berlin und München an und war ebenfalls Mitglied<br />
der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der<br />
Wissenschaften, der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae<br />
Historica sowie des Beirats des Instituts für Zeitgeschichte. Gerade in<br />
schwieriger Zeit war er darum bemüht, die Qualitätsstandards der<br />
Seite 51
Geschichtsbilder<br />
1919-1923<br />
Seite 52<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Wissenschaft gegen die Ansprüche einer politischen Instrumentalisierung<br />
der Geschichte zu verteidigen; so hat er sich sowohl während<br />
der NS-Zeit wie auch während der Frühzeit der DDR gegen die<br />
Berufung wissenschaftlich schwacher, dafür aber „politisch genehmer“<br />
Kollegen in die Berliner Akademie gewehrt.<br />
Nicht zuletzt bleibt Hartung auch als politische Figur von nicht geringem<br />
Interesse. Während des Kaiserreichs überzeugter Anhänger der<br />
Monarchie, verstand er sich in der Weimarer Republik als konservativer<br />
Vernunftrepublikaner. In den Jahren 1932/34 amtierte er als<br />
Dekan der Philosophischen Fakultät, doch dem NS-Regime biederte<br />
er sich nicht an, musste aber zeitweise mit ihm kooperieren. Hartung<br />
war, zusammen mit einigen anderen bürgerlich-konservativ gesinnten<br />
Kollegen, seit 1935 Mitglied des Beirats des „Reichsinstituts für<br />
Geschichte des neuen Deutschlands“, doch er hat an den Sitzungen<br />
selten teilgenommen. Zuweilen hat er, wie sich anhand einiger Veröffentlichungen<br />
aus den Jahren der NS-Zeit nachweisen lässt, teils<br />
vorsichtige, teils auch recht deutliche Kritik an den Versuchen geübt,<br />
nationalsozialistische Gedankengut in die Wissenschaft zu tragen.<br />
Wie bereits eine erste Sichtung das sehr umfangreiche Nachlasses<br />
ergeben hat, stand <strong>Fritz</strong> Hartung mit fasst allen wichtigen deutschen<br />
Historikern und bedeutenden anderen Gelehrten seiner Zeit in<br />
z. T. lebhafter brieflicher Verbindung; dazu gehören u.a. R. Fester,<br />
F. Meinecke, H. Oncken, W. Goetz, H. Aubin, H. Rothfels, K. Brandi,<br />
H. Heimpel, G. Ritter, W. Mommsen. Durch die geplante Edition werden<br />
die bereits vorliegenden Editionen der Briefe einflussreicher Zeitgenossen<br />
und Kollegen Hartungs, wie Friedrich Meinecke, Gerhard<br />
Ritter, Heinrich Ritter von Srbik, Siegfried A. Kaehler und Friedrich<br />
Thimme, sinnvoll ergänzt werden.<br />
Prof. D. Langewiesche (Historisches Seminar, Abteilung für Neuere<br />
Geschichte, Universität Tübingen) erhielt von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />
für das Projekt „Geschichtspolitik in geschichtsloser Zeit.<br />
Geschichtsbilder in Parlamentsdebatten nach dem Ersten Weltkrieg<br />
in Deutschland und Österreich (1919-1923)“.<br />
Eine „Zusammenbruchsgesellschaft“ wie die deutsche hat es schwer,<br />
durch generationenübergreifende Geschichtsbilder einen Grundkonsens<br />
in ihren Werten zu schaffen, der Kontinuität im Wandel ermöglicht.<br />
Die zahlreichen politischen Umbrüche in der jüngeren deutschen<br />
Geschichte (1803/06 – 1848/49 – 1866/1871 – 1918/19 – 1933 –<br />
1945/49 – 1989/90) waren stets auch Geschichtszäsuren. Daher stand<br />
die Nation wiederholt vor der Aufgabe, historische Erfahrung umzuwerten<br />
und sich historisch neu zu „erfinden“. Stets ging es dabei um<br />
den Versuch, die Gegenwart als folgerichtiges Ergebnis der Vergangenheit<br />
auszuweisen. Wie die Parlamente der ersten deutschen und<br />
der ersten österreichischen Republik die historische Zäsur, die sie<br />
entstammten, geschichtspolitisch legitimierten, welche geschichtspolitischen<br />
Sinnstiftungsversuche sie unternahmen, wird in diesem<br />
Forschungsprojekt untersucht.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Ein einheitliches Geschichtsbild hatte es nie gegeben, doch die geschichtspolitische<br />
Kraft, die von den preußisch-deutschen Siegen auf<br />
dem Weg zum deutschen Nationalstaat ausgegangen war, hatte die<br />
dominanten Geschichtsvorstellungen verengt. Der Untergang des<br />
monarchischen Nationalstaates und die Etablierung einer demokratischen<br />
Republik öffneten den geschichtspolitischen Diskurs und<br />
politisierten ihn zugleich. Man stritt über die Zukunft, indem man sich<br />
auf die Geschichte berief. Parlamente avancierten deshalb zu zentralen<br />
geschichtspolitischen Diskursarenen.<br />
Das Spektrum konkurrierender Geschichtsbilder in der parlamentarisch-politischen<br />
Öffentlichkeit auszuleuchten und die gesellschaftliche<br />
Konstruktion von Geschichtsbildern als Geschichte geschichtspolitischer<br />
Deutungskämpfe zu erfassen, ist die Aufgabe dieses<br />
Projektes. Untersucht werden Debatten der Weimarer Nationalversammlung,<br />
des deutschen Reichstages und ausgewählter Landtage<br />
(Preußen, Württemberg, Hamburg) sowie vergleichend Debatten<br />
des Nationalrates Österreichs. Es geht darum zu analysieren, wie<br />
Geschichtsbilder im demokratischen Kampf um Macht und Herrschaft<br />
entfaltet und eingesetzt wurden und welche Vorstellungen von<br />
nationaler Identität man dabei entworfen hat. „Kontinuität“ und „Gemeinschaft“<br />
sind die zentralen Analysekategorien des Projektes,<br />
denn sie ermöglichen es, danach zu fragen, ob die Geschichtsbilder,<br />
mit denen versucht wurde, Politik zu legitimieren, darauf ausgerichtet<br />
waren, Partieübergreifende historische Erfahrung aufzurufen, um<br />
einen breiten nationalen Konsens zu ermöglichen.<br />
Das Projekt will das Untersuchungsfeld Geschichtspolitik mit der<br />
Nationalismusforschung zusammenführen. Indem es von den Parlamentarien<br />
als konkreten geschichtspolitischen Akteuren ausgeht, erweitert<br />
und präzisiert es die durch Maurice Halbwachs inspirierte<br />
Forschung zum „kollektiven Gedächtnis“: Das Handlungs- und<br />
Diskursfeld wird eindeutig abgesteckt und zugleich dezentralisiert,<br />
denn indem Länderparlament einbezogen werden, geraten auch jene<br />
Geschichtsbilder in den Blick, die an der Idee einer deutschen Föderativnation<br />
orientiert blieben. Die deutsche Geschichte verlief in<br />
föderativen Bahnen. Historische Erinnerungsforschung muss dies<br />
erfassen.<br />
Für die Edition der Sitzungsprotokolle der Fraktion der Deutschen<br />
Demokratischen Partei/Deutschen Staatspartei im preußischen Landtag<br />
– 1919 bis 1932 stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof. K. Hildebrand (Kommission<br />
für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien,<br />
Bonn) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Ziel des Projekts ist die Edition der im Bundesarchiv Koblenz liegenden<br />
Sitzungsprotokolle der Fraktion der Deutschen Demokratischen<br />
Partei (DDP) bzw. nach 1930 der Deutschen Staatspartei (DStP) im<br />
preußischen Landtag von 1919 bis 1932. Die in drei Kladden mit insgesamt<br />
über tausend Seiten vorliegenden Protokolle geben aus erster<br />
Hand Einblick in die Geschichte des Linksliberalismus in Preußen<br />
Sitzungsprotokolle<br />
Preußischer<br />
Landtag<br />
Seite 53
Seite 54<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
und damit in die Handlungszwänge und -spielräume einer Partei,<br />
deren Niedergang und Ende die Abwendung von weiten Teilen des<br />
liberalen Bürgertums von der republikanischen Staatsform und letztlich<br />
auch den Untergang der in Weimar errichteten Demokratie umschreiben.<br />
Die am 20. November 1918 gegründete DDP trat die Nachfolge der<br />
Fortschrittlichen Volkspartei an und unterstrich damit die Kontinuität<br />
des deutschen Parteiensystems auch über den Umbruch von 1918 hinweg.<br />
Die Partei avancierte zu einem Sammelbecken herausragender<br />
Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft, unter ihnen auch<br />
der Staatsrechtler Hugo Preuß, der maßgeblich an der Ausarbeitung<br />
der Weimarer Verfassung beteiligt war, der langjährige preußische<br />
Finanzminister und erste Präsident des Bundesverfassungsgerichts<br />
der Bundesrepublik Deutschland, Hermann Höpker-Aschoff, sowie<br />
der Dozent für Geschichte und Politik und spätere erste Bundespräsident<br />
der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss.<br />
Nach ihrem überragenden Wahlerfolg (18,6 Prozent) bei den Nationalversammlungswahlen<br />
von 1919 bildete sie zusammen mit der SPD<br />
und dem Zentrum die so genannte Weimarer Koalition, in der Arbeiterschaft<br />
und Bürgertum sich zu einem politischen Neubeginn<br />
zusammenfanden. An das Selbstverständnis als Verfassungspartei<br />
knüpfte auch das traditionelle liberale Postulat an, nicht klassenbezogene<br />
Sonderwünsche, sondern die Interessen der Gesamtgesellschaft<br />
zu repräsentieren. Die im Juli 1930 erfolgende Umbenennung<br />
der Partei in Deutsche Staatspartei brachte die Staatsorientierung der<br />
Partei noch einmal sichtbar zum Ausdruck. Hatte die DDP 1919 von<br />
der allgemeinen Furcht des Bürgertums vor dem Bolschewismus und<br />
dem damit verbundenen Bestreben, eine absolute Mehrheit der<br />
Sozialisten zu verhindern, profitiert und fast ein Fünftel der Wählerstimmen<br />
auf sich vereinigen können, so musste sie im Verlauf der<br />
Weimarer Republik drastische Stimmeneinbussen hinnehmen, die<br />
sich, mit der Ausnahme der Dezemberwahlen von 1924, beständig<br />
fortsetzten und sie 1932 auf das Niveau einer unbedeutenden Splitterpartei<br />
(1,0 Prozent) herabdrückten. Nach der Machtergreifung Hitlers<br />
verfügte die Partei mit ihren fünf Abgeordneten über keinen Fraktionsstatus<br />
mehr, verleugnete mit der Zustimmung zum „Ermächtigungsgesetz“<br />
auch ihr demokratisches Selbstverständnis, so dass die<br />
Selbstauflösung der Partei am 28. Juni 1933 einen Schlusspunkt unter<br />
eine im Grunde längst abgeschlossene Entwicklung setzte.<br />
Die DDP/DStP gehörte in Preußen sämtliche Kabinetten an und verfügte<br />
dadurch trotz ihres relativ geringen Mandatsanteils seit 1921<br />
über beträchtlichen Einfluss im größten deutschen Land, das sich<br />
nach 1918 von einem Hemmfaktor politischer Modernisierung zum<br />
Vorbild demokratischer Stabilität und zum Bollwerk der Demokratie<br />
entwickelte. Die stabilen Regierungsverhältnisse in Preußen bis 1932<br />
ermöglichten auch im Reich nach 1923 eine relative Konsolidierung<br />
im Innern, da Preußen das mit Abstand größte deutsche Land war und<br />
etwa zwei Drittel des Territoriums und der Bevölkerung umfasste.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Ungeachtet einer Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten über das Parteiensystem<br />
in der Weimarer Republik weist die Liberalismusforschung<br />
für jene Zeit noch zahlreiche blinde Stellen auf. Dies wird<br />
insbesondere dann offenkundig, wenn die hohe Aggregationsebene<br />
des Reiches verlassen und die Entwicklung des Liberalismus in den<br />
deutschen Ländern in den Blick genommen wird. Trotz einiger jüngerer<br />
Untersuchungen über den preußischen Parlamentarismus im<br />
Allgemeinen und über die preußischen Demokraten im Besonderen,<br />
bestehen weiterhin erhebliche Forschungsdefizite, denen durch die<br />
Publikation der Sitzungsprotokolle der preußischen Landtagsfraktion<br />
der DDP bzw. der DStP begegnet werden kann.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. W. Plumpe (Historisches Seminar, Universität<br />
Frankfurt/M.) Fördermittel für das Projekt „Zwischen ökonomischer<br />
Theorie und Sozialphilosophie. Die „Krise“ der Nationalökonomie in<br />
der Weimarer Republik 1918-1933“ zur Verfügung.<br />
Vor 1914 wurde die deutsche Nationalökonomie dominiert von der<br />
Jüngeren Historischen Schule, die sich auf historische Erkenntnisweisen<br />
in Abgrenzungen gegen das theoretische Modelldenken der<br />
österreichischen Grenznutzenschulen stützte. Die Perspektive der<br />
Jüngeren Historischen Schule war langfristig und geschichtsphilosophisch<br />
eingebettet. In Gustav Schmoller hatte sie eine bestimmende<br />
Forscherpersönlichkeit, dessen evolutionärer Institutionalismus<br />
die methodische Richtschnur der Disziplin vorgab, wobei die „empirischen“<br />
wirtschaftlichen Gesetze nur finales Resultat der mit großem<br />
Fleiß zusammengetragenen historischen Materialsammlung darstellen<br />
konnten. Diese Methoden der Nationalökonomie und ihre Institutionen<br />
waren eng mit der Ordnung des Kaiserreichs verbunden, das<br />
nach ihrer Ansicht durch die institutionelle Trennung von Gesellschaft<br />
und Staat (gestützt auf eine gut ausgebildete Bürokratie) in der<br />
Lage war, sukzessive soziale Reformen zu verwirklichen – welche die<br />
sozialen Fraktionskämpfe abschwächen und ausgleichen sollten –,<br />
um so das Schreckensszenario einer Revolution zu verhindern.<br />
Nach 1918 änderte sich die Situation für die deutsche Nationalökonomie<br />
fundamental: Das Kaiserreich ging im Ersten Weltkrieg<br />
faktisch wie ideologisch unter und die Nationalökonomie sah sich mit<br />
einer historischen Situation konfrontiert, in der politische Unruhen,<br />
gesellschaftliche Desintegration und Wirtschaftskrisen ein Klima der<br />
Unsicherheit schufen, in dem vormals unhinterfragbare Gewissheiten<br />
nicht mehr galten. Wichtige Autoritäten, wie Gustav Schmoller, Adolf<br />
Wagner, Max Weber (für die österreichische Grenznutzenschule:<br />
Böhm-Bawerk, v. Philippovich, Wieser), deren Deutungskompetenz<br />
nun fehlte, waren während oder relativ kurze Zeit nach dem Ersten<br />
Weltkrieg gestorben. Die gesellschaftlich-politische Ordnung war anders<br />
als im Kaiserreich nun kein selbstverständliches Bezugssystem<br />
mehr, sondern ihrerseits in die wissenschaftliche Diskussion hineingestellt.<br />
Die Methoden und Institutionen der Nationalökonomie<br />
hatten ihre Legitimität verloren, mussten neu begründet und den<br />
Problemen der Zeit angepasst werden. Dazu kamen Wirtschaftskrisen<br />
Nationalökonomie<br />
Weimarer<br />
Republik<br />
Seite 55
Seite 56<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
in vormals nicht gekannter Ausprägung, die dazu führten, dass die<br />
Nationalökonomie als Wissenschaft verstärkt in der Pflicht stand,<br />
diese Krisen zu erklären und Möglichkeiten zu ihrer Überwindung<br />
aufzuzeigen.<br />
Die aus dieser Lage resultierende existentielle Unsicherheit bildet<br />
den historischen Hintergrund dafür, dass die Nationalökonomie in der<br />
Weimarer Republik über die Bearbeitung von Einzelfragen hinaus eine<br />
Vielzahl von grundlegenden Ordnungskonzeptionen entwickelte,<br />
welche die Zerrissenheit und fehlende Integration der deutschen Gesellschaft<br />
nach 1918 heilen sollte. Diese Ordnungskonzeptionen, die<br />
ausgehend von den verschiedensten Spielarten des Wirtschaftsparlamentarismus<br />
über Ständestaatskonzeptionen bis hin zu Agrarstaatsphantasien<br />
und organisch-esoterischen Modellen reichten, bezogen<br />
sich dabei aber nur zum Teil auf die durch den Krieg bedingten Probleme<br />
der deutschen Gesellschaft. Sie diagnostizierten vielmehr darüber<br />
hinaus strukturelle Defekte moderner Gesellschaften, die nach<br />
grundlegenden Lösungen verlangten. Dementsprechend wurden<br />
zahlreiche Lösungsmöglichkeiten mit sozialphilosophischer Emphase<br />
diskutiert, aber weder in den Zeitdiagnosen, noch in den Therapieempfehlungen<br />
Einigkeit erzielt, so dass gerade die verstärkte Suche<br />
nach Auswegen aus der Nachkriegskrise selbst zum Krisenfaktor<br />
wurde: Die „krisenhafte Erfahrung sich beschleunigender Modernisierungsprozesse<br />
in allen Lebensbereichen“ (Wolfgang Hardtwig),<br />
die Zerrissenheit des Individuums, der Mangel an Lebensorientierung<br />
provozierten zumindest in Teilen der Nationalökonomie ein<br />
hybrides „Könnenbewusstsein“, das selbst ein Krisensymptom war.<br />
Diese unglückselige Situation kulminierte schließlich Ende der 20er<br />
Jahre, als die Nationalökonomie der Weltwirtschaftskrise und der mit<br />
ihr einhergehenden Massenarbeitslosigkeit machtlos gegenüberstand.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist die historische Rekonstruktion der<br />
Krisensemantik der deutschen Nationalökonomie nach dem Ersten<br />
Weltkrieg, die sowohl Deutschlands Gesellschaft und Wirtschaft wie<br />
sich selbst in einer existentiellen Krise sah. Die Forschungshypothese<br />
der Untersuchung geht entsprechend davon aus, dass die institutionelle<br />
und semantische Entwicklung der deutschen Nationalökonomie<br />
nur verständlich wird, wenn man sie als Folge dieser historischen<br />
Konstellation und als Antwort auf sie versteht. Die geplante Untersuchung<br />
will sich mit der Frage auseinandersetzen, wie die Nationalökonomie<br />
auf die skizzierte historische Situation reagierte und warum<br />
sie in eine „Krise“ geriet, die sie während der gesamten Zeit der<br />
Weimarer Republik nicht überwand. Die inhaltlichen und methodischen<br />
Aspekte der Krise der Nationalökonomie sollen dabei anhand<br />
von drei exemplarisch ausgewählten Debatten (Kartelle und Monopole,<br />
Konjunkturtheorie, Kapitalismuskritik) nachvollzogen werden,<br />
um zu zeigen, inwiefern es innerhalb bestimmter thematisch abgegrenzter<br />
Diskussionen nicht zu einer Einigung kam und wie die<br />
normativ-inhaltlichen Konflikte sich schließlich zu methodologisch<br />
divergierenden Positionen verhärteten.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Prof. H.-P. Ullmann (Historisches Seminar, Universität Köln) erhält<br />
<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Totenerinnerung und Nationsvorstellung<br />
im Kriegerdenkmalbau und -kult der Weimarer Republik“.<br />
Das Projekt untersucht mit dem massenhaften Kriegerdenkmalbau<br />
eines der wichtigsten kulturellen Phänomene der Zwischenkriegszeit.<br />
Dieser wurde bislang ausschließlich von seiner politischen Seite<br />
her betrachtet. Danach trugen die Kriegsdenkmäler durch den „politischen<br />
Totenkult“ (R. Koselleck) einen übersteigerten Nationalismus<br />
in die krisengeschüttelte Gesellschaft der Weimarer Zeit und dienten<br />
als nationale Waffen der gewaltsamen Überwindung der Gegenwart.<br />
So betrachtet kommen die Monumente nur als ein Teil der politischen<br />
Vorgeschichte des Nationalsozialismus in den Blick. Im Unterschied<br />
zur bisherigen Forschung geht es dem Projekt um eine Sozial- und<br />
Kulturgeschichte des Denkmalbaus, die seine intentionale Vielfalt<br />
ebenso einfängt wie nationalistische Prägungen oder religiöse Trauerprozesse<br />
am Totenmal und ästhetische wie pragmatische Absichten<br />
ebenso mit bedenkt. Im Zentrum stehen die sozialen Trägergruppen<br />
des Monumentenbaus, zumal ihre Totenerinnerungen und Nationsvorstellungen,<br />
aber auch die Dynamik der Denkmalsprache und die<br />
öffentliche Wahrnehmung des Denkmalkults. Zwei Fragen leiten die<br />
Untersuchung: Wie mündeten vertane Chancen eines zeitgemäßen<br />
Gefallenengedenkens in den politischen Totenkult? Und auf welche<br />
Weise wurde die Nation im Monument kulturell umgedeutet?<br />
Ziel des Neuansatzes ist es, die vermeintlich „harten“ Kriegerdenkmäler<br />
als Produkte spezifischer Teilkulturen offen zu legen und damit<br />
die vorherrschende These vom politischen Totenkult zu dekonstruieren.<br />
Das setzt allerdings den Wechsel der Untersuchungsperspektive<br />
voraus. Die Errichtung der Totenmale soll in diesem Projekt nicht<br />
weiter von ihrer Wirkungs-, sondern von ihrer Entstehungsgeschichte<br />
her als ein Prozess beschrieben werden, der zwischen sozialen<br />
Akteuren und innerhalb einzelner Phasen durchaus unterschiedlich<br />
verlief. Die Untersuchung der Planungsverläufe wird damit insbesondere<br />
divergierende Totenerinnerungen beleuchtet, während den<br />
Gestaltungs- und Rezeptionsprozessen die Entwicklung nationaler<br />
Dispositionen entnommen werden soll.<br />
Für das Projekt „Dienst am ‚Volkskörper’ – der Arzt als Gesellschaftsanalytiker.<br />
Zum Wandel des Selbstverständnisses deutscher und französischer<br />
Ärzte im Ersten Weltkrieg: Kriegswahrnehmung und Strategien<br />
zur Kompetenzerweiterung einer Profession“ stellte die <strong>Stiftung</strong><br />
Prof. D. Langewiesche (Historisches Seminar, Abteilung für Neuere<br />
Geschichte, Universität Tübingen) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Mit fortschreitender Professionalisierung trat die ärztliche Tätigkeit<br />
zunehmend aus dem privaten Arzt-Patienten-Verhältnis in den<br />
öffentlichen Raum. Welche Bedeutung dabei dem Ersten Weltkrieg<br />
zukam, soll in diesem Projekt vergleichend für Deutschland und<br />
Frankreich erforscht werden. Unter den Kriegsbedingungen erweiterte<br />
sich der Kompetenzbereich, den Ärzte für sich beanspruchten,<br />
Kriegerdenkmalbau<br />
Weimarer<br />
Republik<br />
Ärzte<br />
Erster<br />
Weltkrieg<br />
Seite 57
Polarexpeditionen<br />
1900-1945<br />
Seite 58<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
vom individuellen Menschen auf den gesamten „Volkskörper“. Beide<br />
mussten, so das ärztliche Selbstverständnis, medizinisch versorgt<br />
werden, um die Gesellschaft militärisch und industriell funktionstüchtig<br />
zu machen. Angesichts einer im Krieg physisch und psychisch<br />
im höchsten Maße geschädigten Bevölkerung traten die Ärzte<br />
verstärkt als Experten hervor, die sich am Wiederaufbau einer wehrund<br />
arbeitsfähigen, d.h. aus ärztlicher Sicht „gesünderen“ Gesellschaft<br />
maßgeblich zu beteiligen suchten. Der Krieg schuf also neue<br />
Impulse für ein Diskurs- und Aktionsfeld, das es den Ärzten ermöglichte,<br />
die Gesamtgesellschaft einer medizinischen Diagnose zu<br />
unterziehen sowie den Zerstörungen des Kriegs ein spezifisch ärztliches<br />
Gestaltungsfeld, die Arbeit an einem „gesunden“ Volkskörper,<br />
entgegenzustellen. Das Projekt will im deutsch-französischen Vergleich<br />
dazu beitragen, die Bedeutung des Ersten Weltkriegs und<br />
einer hochgradig militarisierten Medizin für die ärztliche Professionalisierung<br />
sowie für die gesellschaftliche Medikalisierung angemessen<br />
einschätzen zu können.<br />
In einem ersten Schritt werden Professionsmerkmale und strukturelle<br />
Handlungsrahmen der deutschen und der französischen Ärzteschaft<br />
gegenübergestellt – Ausmaß der Berufsautonomie gegenüber<br />
dem Staat, den Patienten oder dritten Instanzen wie den Krankenkassen,<br />
Organisierungsgrad und -formen, Einkommensstrukturen,<br />
Ausbildungswege und generations- und geschlechtsspezifische Zusammensetzung<br />
der Ärzteschaft.<br />
Anhand konkreter ärztlicher Aktionsfelder (Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten,<br />
Kampagne gegen Alkohol- und Tabakgenuss,<br />
Ernährungsgewohnheiten, psychische Kriegsfolgen) werden sodann<br />
die handlungsleitenden Vorstellungswelten der beiden nationalen<br />
Ärzteschaften verglichen. Der ärztliche Kriegsdiskurs über die hygienischen<br />
Maßnahmen fiel unterschiedlich aus, je nachdem ob er sich<br />
auf den Soldaten-, den Frauen- oder den „Volkskörper“ insgesamt<br />
richtete. Gefragt wird nach den Gesellschaftskonzepten, die diesen<br />
Vorstellungen zugrunde lagen, und nach den Veränderungen im Laufe<br />
des Krieges. Erkennbar wird das von Ärzten entworfene Bild der<br />
gegenwärtigen und der künftigen Gesellschaft und den Aufgaben,<br />
die den Medizinern und jedem einzelnen Bürger für die Gesundheit<br />
des Individuums und des „Volkskörpers“ zugemessen wird.<br />
Die Studie fragt vor allem nach dem internen ärztlichen Austausch<br />
unter Allgemeinmedizinern, deren Fachpresse die zentrale Quellengrundlage<br />
bildet. Zusätzlich werden Handbücher und Kompendien<br />
sowie medizinische Nachschlagewerke ausgewertet. Um einschätzen<br />
zu können, wie dieser fachlich-akademische Diskurs den populärwissenschaftlichen<br />
beeinflusst hat, werden ergänzend auch Schriften,<br />
die sich an ein Laienpublikum richteten, einbezogen.<br />
Prof. K. Reich (Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik<br />
und Technik, Universität Hamburg) erhält für die Wissenschaftsgeschichtliche<br />
Aufarbeitung ausgewählter deutscher Polar-
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
expeditionen im Zeitraum 1900 bis 1945 hinsichtlich der Geschichte<br />
der Polarforschung und Polararchäologie/Denkmalschutz Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiterin ist Priv. Doz. C. Lüdeck.<br />
Zunächst wurden durch Bibliotheksrecherchen sowie bei Archivbesuchen<br />
im Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (Hamburg)<br />
und im Institut für Länderkunde Materialien über deutsche<br />
Marinewetterstationen aus dem 2. Weltkrieg in Spitzbergen und<br />
die Basisstation der ersten deutschen Südpolarexpedition (1901-1903)<br />
auf den Kerguelen im Südindischen Ozean zusammengetragen.<br />
Daneben konnte aus Privatbesitz umfangreiches Fotomaterial der<br />
Expedition von Theordor Lerner erschlossen werden, die 1912 der<br />
verunglückten Schröder-Stranz-Expedition Hilfe bringen wollte.<br />
Es wurde damit begonnen, aus Lieferlisten, Tagebüchern und Berichten<br />
alle verfügbaren Informationen über den Bau von Stationshäusern<br />
und Observatorien zusammenzutragen, um später vor Ort die Relikte<br />
entsprechend deuten zu können. Eine große Bedeutung haben dabei<br />
auch bisher unbekannte Fotos aus Archiven und Privatbesitz, die<br />
demnächst eingescannt werden sollen. Erste Ergebnisse wurde zur<br />
Veröffentlichung vorbereitet, die demnächst erscheinen werden:<br />
Lüdecke, Cornelia: „Haudegen“ – a German marine weather<br />
station in Svalbard – slowly decaying! – In: Hertage at Risk. 2004.<br />
Lüdecke, Cornelia: German meteorological and magnetic base<br />
station on the Kerguelen (1901-1903). – In: Publication of the International<br />
Polar Heritage Commission. 2004.<br />
Die Industrieökonomische Analyse des Rheinisch-Westfälischen<br />
Kohlensyndikats (1893-1914) ist Gegenstand des Projekts, das die von<br />
der <strong>Stiftung</strong> unterstützte Arbeitsgruppe am Institut für Wirtschaftsund<br />
Sozialgeschichte der Universität Münster unter der Leitung von<br />
Prof. U. Pfister, Prof. R. H. Tilly und Dr. Th. Bittner durchführt.<br />
Für den Aufstieg Deutschlands zu einer führenden Volkswirtschaft<br />
zwischen 1871 und 1913 hatte der Montansektor eine entscheidende<br />
Bedeutung. Die jährlichen Wachstumsraten der Kohle- und Roheisenproduktion<br />
von vier bzw. sechs Prozent lagen deutlich über dem<br />
Anstieg des Nettosozialprodukts von ca. zwei Prozent. Zugleich vereinigten<br />
die Unternehmen des Bergbaus und des Hüttenwesens<br />
knapp ein Zehntel des nominalen Aktienkapitals aller deutschen<br />
Aktiengesellschaften auf sich.<br />
Dieser dynamische Wachstumsprozess fand innerhalb von institutionellen<br />
Rahmenbedingungen statt, die sich vor allem mit den Begriffen<br />
Kollusion und Konzentration umschreiben lassen. Sowohl der<br />
deutsche Bergbau als auch die Eisen- und Stahlindustrie waren durch<br />
ausgeprägte Kartellbildung gekennzeichnet: 1907 entfielen im Bergbau<br />
knapp drei Viertel der Bruttowertschöpfung auf kartellierte<br />
Unternehmen. Zu den größten und erfolgreichsten Kartellen gehörte<br />
Kohlensyndikat<br />
1893-1914<br />
Seite 59
Jüdische<br />
Frage<br />
Polen<br />
1930-1939<br />
Seite 60<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
das 1893 geschaffene und erst 1945 aufgelöste Rheinisch-Westfälische<br />
Kohlensyndikat (RWKS). Neben der Kartellbildung ist als zweites<br />
institutionelles Merkmal die vertikale und horizontale Unternehmenskonzentration<br />
herauszustellen.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen die Interaktion von Kartellierung<br />
und Konzentration im Bergbau, sowie die Auswirkung<br />
beider Prozesse auf die Entwicklung des Sektors untersucht werden.<br />
Konkret soll geklärt werden, ob die Kartellbildung außergewöhnlich<br />
hohe Renditen für die Kartellunternehmen nach sich zog, ob die Mitglieder<br />
von gesamtwirtschaftlichen Schwankungen abgeschottet<br />
worden sind und ob die vertikale und horizontale Unternehmenskonzentration<br />
durch die Kartellierung gefördert worden ist. Verschiedene<br />
volks- und betriebswirtschaftliche Untersuchungsmethoden,<br />
u.a. Bilanzanalysen und Ereignisstudien, werden dazu verwendet.<br />
Dazu werden zurzeit Bilanzdaten und Aktienkurse von<br />
Kartellunternehmen in einer Datenbank erfasst. Erste Auswertungen<br />
ergaben, dass sich durch die Gründung des Kartells keine statistisch<br />
haltbaren Einflüsse auf die wirtschaftliche Bewertung von sechs untersuchten<br />
und am Kartell beteiligten Unternehmen belegen lassen.<br />
Durch eine weitere Pilotstudie konnte dieses vorläufige Ergebnis dahingehend<br />
differenziert werden, dass sich zumindest für Großunternehmen<br />
leicht überdurchschnittliche Renditen statistisch nachweisen<br />
lassen, was mit der Reduzierung des für größere Unternehmen<br />
relativ bedeutsamen gesamtwirtschaftlichen Risikos erklärt werden<br />
kann.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Veröffentlichungen:<br />
Bittner, Thomas: An event-study of the Rhenish-Westphalian Coal<br />
Syndicate. Hrsg.: Universität Münster, Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie.<br />
– Münster, 2003. 34 Bl. (Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge;<br />
Nr. 352)<br />
Bittner, Thomas: Kartelle und Wachstum im deutschen Kaiserreich.<br />
Wirtschaftshistorische Erkenntnisse und industrieökonomische<br />
Forschungsperspektiven. – In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte.<br />
2002. S. 137-157.<br />
Prof. D. Dahlmann (Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />
Bonn) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Die<br />
Judenheit und die ‚jüdische Frage’ im polnischen innenpolitischen<br />
Diskurs, 1930 bis 1939“.<br />
In dem Forschungsvorhaben soll untersucht werden, welchen Stellenwert<br />
die „jüdische Frage“ im polnischen innenpolitischen Diskurs<br />
hatte und welche Rolle der Antisemitismus im öffentlichen Leben in<br />
Polen spielte. Chronologisch umfasst das Projekt die dreißiger Jahre,<br />
die Zeit des anwachsenden Antisemitismus, des Judenboykotts und<br />
der Judenpogrome.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Die 1918 ausgerufene Republik Polen war ein Vielvölkerstaat, in dem<br />
über dreißig Prozent der Bevölkerung den nationalen Minderheiten<br />
angehörten. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Polen betrug im<br />
Jahre 1939 über 3,4 Mio. und bildete einen Anteil von etwa zehn<br />
Prozent der Gesamtbevölkerung. Die ersten antijüdischen Parolen in<br />
der polnischen Publizistik des 20. Jahrhunderts verkündete Roman<br />
Dmowski, der führende Ideologe, Schöpfer des polnischen Nationalismus<br />
und Gründer der polnischen Nationalen Partei, bereits im Jahre<br />
1912. In den darauf folgenden Jahren formulierte Dmowski das<br />
Programm des polnischen Antisemitismus in vielen Publikationen,<br />
vor allem in seinem Buch „Die Nachkriegswelt und Polen“ (1931) und<br />
in einer Reihe von Presseartikeln unter dem Titel „Der Umbruch“<br />
(1934). Seine Meinungen zur jüdischen Frage hatten einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Mitglieder und Anhänger des so genannten<br />
„Nationalen Lagers“, dem die meisten nationalistischen und rechtsradikalen<br />
Gruppierungen und Parteien angehörten. Die Grundlage<br />
des Antisemitismus des Nationalen Lagers bildete die Überzeugung<br />
von der angeblichen wirtschaftlichen Expansion der jüdischen Bevölkerung,<br />
der zufolge die Polen von ihren Arbeitsplätzen verdrängt<br />
wurden.<br />
Anfang der dreißiger Jahre nahm die antijüdische Propaganda im<br />
oppositionellen Nationalen Lager an Intensität immer mehr zu und<br />
eskalierte in vielen Zwischenfällen und Ausschreitungen gegen die<br />
jüdischen Mitbürger. So wurden z.B. die Universitäten in Warschau,<br />
Krakau, Lemberg und Wilna zum Schauplatz erbitterter Auseinandersetzungen<br />
zwischen den nationaldemokratischen sowie den sozialistischen<br />
und jüdischen Studentenorganisationen um die Einführung<br />
eines Numerus clausus und eines Sitzbänkeghettos in den Hörsälen.<br />
Der Antisemitismus der Nationaldemokraten wurde auch tatkräftig<br />
durch einige hohe kirchliche Würdenträger und durch den katholischen<br />
Klerus unterstützt, insbesondere durch zahlreiche Geistliche,<br />
die der Nationalen Partei nahe standen.<br />
Die polnische Regierung und vor allem Marschall Pilsudski nahmen<br />
zum Antisemitismus der Nationaldemokratie zunächst eine ablehnende<br />
Haltung ein. Pilsudski wollte mit seiner Konzeption einer staatlichen<br />
Loyalität, die im krassen Gegensatz zum Nationalstaat der<br />
Endecja stand, alle Minderheiten an dem Aufbau eines starken, multinationalen<br />
Staat teilnehmen lassen. Die Eskalation des politischen<br />
Kampfes der Opposition nach dem Tode Pilsudskis im Mai 1935, aber<br />
auch die Radikalisierung der jungen Generation im Regierungslager<br />
der „Sanacja“ sowie der Einfluss des Nationalsozialismus auf die<br />
politische Machtsysteme in Polen waren die Hauptursache für die<br />
Wende der Regierung nach rechts. Offiziell hatte sich zwar die Einstellung<br />
der Regierung zum Antisemitismus nicht geändert, aber seit<br />
1937 wurden die Überlegungen zu Möglichkeiten und Formen einer<br />
organisierten Emigration der Juden aus Polen intensiviert.<br />
Der Antisemitismus fand in der Zwischenkriegszeit einen günstigen<br />
Nährboden in Polen. Er war ein integraler Bestandteil der Identitäts-<br />
Seite 61
Großer<br />
Terror<br />
1937/1938<br />
Seite 62<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
diskurse einer Nation, die nach 123 Jahren der Teilung durch die<br />
Nachbarmächte ihre verlorene Unabhängigkeit wieder erlangt hatte<br />
und einen Nationalstaat aufzubauen bestrebt war. Dabei erwies sich<br />
das traditionelle religiöse Feindbild vom Juden im katholisch geprägten<br />
polnischen Nationalismus als dankbare Projektionsfläche, die mit<br />
vermeintlichen neuen Gefahren für das moderne Polen überschrieben<br />
wurde. Der Jude war demnach der „innere Feind“ der immer<br />
bereit war, sich mit den Gegnern Polens, sei es den Deutschen, sei es<br />
den Kommunisten, bei günstiger politischer Konstellation zu verbünden.<br />
Diese Suche nach dem „Eigenen“ durch partikulare Ausgrenzung<br />
des „Anderen“ erwies sich jedoch als destabilisierendes Instrument<br />
in einem Staat, der es nicht verstand, seine heterogene<br />
Bevölkerung zu integrieren und so ein geordnetes und produktives<br />
Zusammenleben von Polen, Deutschen, Russen, Ukrainern und eben<br />
auch Juden in ihrer religiösen und kulturellen Vielfalt und sozialen<br />
und wirtschaftlichen Dynamik zu gewährleisten.<br />
Mit Mittelpunkt des Projektes stehen die Fragen nach dem innenpolitischen<br />
Diskurs über den Antisemitismus, seine Ursachen und<br />
Funktionen in Gesellschaft und Politik sowie über die Lösungsvorschläge<br />
der „jüdischen Frage“ in ihrer politischen, sozialen, kulturellen<br />
und wirtschaftlichen Dimension. Dabei werden sowohl der Antisemitismus<br />
und dessen Instrumentalisierung durch das oppositionelle<br />
Nationale Lager als auch die Reaktion auf diesen stärker werdenden<br />
Druck durch die regierende Sanacja in den Blick genommen.<br />
Für die Durchführung des Projekts „Der ‚Große Terror’“ in der sowjetischen<br />
Provinz 1937-1938. Zur Umsetzung des Befehls Nr. 00447<br />
in den Gebieten Char’kov (Ukraine) und Kalinin (Tver’)“ stellt die <strong>Stiftung</strong><br />
Prof. B. Bonwetsch (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität<br />
Bochum) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Am 31. Juli 1937 wurde der Befehl Nr. 00447 des Volkskommissars des<br />
Innern Ez˘ov vom Politbüro des ZK der KPdSU bestätigt. Es handelt<br />
sich um ein 15 Seiten langes Dokument, das 1992 erstmals, jedoch unvollständig,<br />
in der russischen Zeitung Trud publiziert wurde. Der<br />
Befehl ordnete an, ehemalige Kulaken, Kriminelle, Anhänger von<br />
Religionsgemeinschaften, ehemalige Mitglieder politischer Parteien,<br />
Bürgerkriegsgegner der Bol’s˘eviki (Weiße), Kosaken und ehemalige<br />
Funktionsträger des zaristischen Staates in Lager oder Gefängnisse<br />
einzuweisen bzw. hinzurichten. Die Urteile wurden in Schnellverfahren<br />
von den berüchtigten außergerichtlichen Dreiergremien, den<br />
„Troiki“, ausgesprochen: Ihnen gehörten in der Regel der Leiter des<br />
örtlichen NKVD, der Erste Parteisekretär und der Erste Staatsanwalt<br />
an.<br />
Nach heutigen Schätzungen wurden ca. 770.000 Menschen im Rahmen<br />
dieser Operation, die von August 1937 bin November 1938<br />
andauerte, verurteilt, davon 378.000 zum Tode und 389.000 zu<br />
Haftstrafen. Unter dem Opfern des Großen Mordens 1937-38 befanden<br />
sich auffallend viele einfache Bürger. Ausschlaggebend für eine
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Verhaftung waren dabei weniger die individuelle Schuld als vielmehr<br />
Faktoren wie Klassenzugehörigkeit, politische sowie soziale Vergangenheit<br />
oder Herkunft und im Falle von Kriminellen bzw. Rückfalltäterschaft,<br />
Kontakte zum kriminellen Milieu, Arbeitslosigkeit und<br />
Obdachlosigkeit. Der „Große Terror“ im Rahmen des Befehls Nr.<br />
00447 scheint – wie die Historiker Junge und Binner festgestellt<br />
haben – unterschiedliche, sich teilweise überlappende Stoßrichtungen<br />
gehabt zu haben:<br />
– Terror als Instrument von „Sozialtechnologie“ (Repressalien gegen<br />
Kriminalisierte, Lagerhäftlinge),<br />
– Terror zur Lösung ökonomischer und struktureller Probleme (Repressalien<br />
gegen Kulaken bzw. Einzelbauern),<br />
– Terror zur Bekämpfung des ideologischen Gegners und zur Verwirklichung<br />
der kommunistischen Utopie (Repressalien gegen<br />
Religionsgemeinschaften, Sozialisten),<br />
– Terror als politische Präventivmaßnahme bzw. zur Herrschaftssicherung<br />
(Repressalien gegen ehemalige Angehörige der zaristischen<br />
Armee, Kulaken).<br />
Die nur in Ansätzen existente Forschung war bisher darauf gerichtet,<br />
den Befehl aus der Sicht der Moskauer Zentren, der Parteiführung<br />
und des NKVD zu betrachten, dabei verblieben die Opfer weitgehend<br />
in der Anonymität. Ziel des Projekts ist es, einen Perspektivenwechsel<br />
vorzunehmen und Umsetzung und Auswirkungen des Befehls<br />
„vor Ort“ zu untersuchen. Dabei sollen zwei speziell ausgewählte<br />
Provinzen der ehemaligen Sowjetunion im Mittelpunkt stehen, und<br />
zwar die Gebiete Kalinin (heute Tver´) und Char´kov (Ukraine).<br />
Explizit stellt das Projekt die Opfer der Massenrepressionen in den<br />
Vordergrund und wird darüber hinaus den spezifischen Charakter<br />
der Unterdrückung in den jeweiligen Gebieten erforschen. Anhand<br />
der Untersuchungsakten soll u.a. geklärt werden, wer faktisch die<br />
Todesurteile gefällt hat. Dabei ist der Grad der Arbeitsteilung von der<br />
Überwachung der Person oder Sammlung von kompromittierendem<br />
Material, der Verhaftung, des Verhörs, der Befragung von Zeugen,<br />
der Ausarbeitung der Anklage, der Urteilsfällung vor den „Troiki“ bis<br />
zur Urteilsvollstreckung zu untersuchen. Besondere Aufmerksamkeit<br />
verdienen in diesem Zusammenhang die Verhörprotokolle und Zeugenaussagen.<br />
Zusätzlichen Aufschluss über die Rolle des NKVD können<br />
Protokolle der Befragungen von Mitarbeitern des NKVD geben,<br />
die den Untersuchungsakten der Rehabilitierungsverfahren ab Mitte<br />
der fünfziger Jahre beigefügt wurden. Teil des Projekts ist es auch,<br />
das Verhältnis der Peripherie zum Zentrum im Rahmen des Befehls<br />
00447 zu untersuchen. Hier geht es um die Interaktion zwischen dem<br />
Zentrum und den ausgewählten Provinzen, d.h. um die jeweiligen<br />
Spielräume, den Grad der Kontrolle und die Intensität des Informationsflusses.<br />
Die regional über den „Großen Terror“ erschlossenen<br />
Seite 63
NS-<br />
Haftstätten<br />
Weißrussland<br />
Seite 64<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Materialien sollen schließlich in den Gesamtkontext der Unterdrückungspolitik<br />
des Stalin-Regimes gestellt werden, d.h. übergreifende<br />
Aspekte wie die Kriegsgefahr und die Kampagnen zu den<br />
Wahlen zum Obersten Sowjet müssen mitberücksichtigt werden.<br />
Konkret bedeutet dies auch, den Befehl 00447 und seine Durchführung<br />
mit der zweiten Massenoperation gegen die sog. feindlichen<br />
Nationalitäten und den Repressionsmaßnahmen gegen die Eliten zu<br />
vergleichen.<br />
Prof. W. Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />
Universität Berlin) erhält <strong>Stiftung</strong>smittel für die Durchführung des<br />
Projekts „Nationalsozialistische Haft- und Mordstätten in Weißrussland:<br />
Die Geschichte des Ghettos von Minsk und des Vernichtungslagers<br />
Maly Trostenec.“<br />
Im Kontext der Forschungen zur NS-Vernichtungspolitik sind die<br />
Konzentrationslager in den vergangenen Jahren verstärkt ins Blickfeld<br />
des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Mit der Intensivierung<br />
der Forschung zu diesem Untersuchungsgegenstand wurde zugleich<br />
die eklatanten Defizite im Wissen um diese Orte offenbar: Insbesondere<br />
die „Lagerlandschaft“ in den besetzten Gebieten der Sowjetunion<br />
und des Baltikums erscheint bis heute in hohem Maße als eine<br />
„terra incognita“.<br />
Mit der Fokussierung auf Weißrussland wird in diesem Projekt eine<br />
Region der ehemaligen Sowjetunion in den Blick genommen, die<br />
während des Zweiten Weltkrieges ein Zentrum nationalsozialistischer<br />
Vernichtungspolitik bildete. Jüngeren Schätzungen zufolge forderten<br />
der Krieg und die deutsche Besatzungszeit zwischen 1941 und 1944<br />
hier rund drei Millionen Opfer, darunter fast die gesamte jüdische<br />
Einwohnerschaft der damaligen Sowjetrepublik: Von den 820.000<br />
Juden Weißrusslands wurden 650.000 bis 700.000 in Mordaktionen<br />
und Vernichtungslagern umgebracht. Zu den Opfern des Holocaust<br />
in diesem Land zählen ferner Zehntausende zentraleuropäischer<br />
Juden, die aus dem Reichsgebiet, dem „Protektorat Böhmen und<br />
Mähren“, aber auch aus dem „Generalgouvernement“ nach Weißrussland<br />
verschleppt worden waren.<br />
Das Forschungsvorhaben strebt eine lokalhistorisch orientierte Untersuchung<br />
der NS-Judenverfolgung und -vernichtung und ihrer Auswirkungen<br />
auf die betroffene Bevölkerungsgruppe am Beispiel des<br />
Minsker Ghettos und des Lagerkomplexes von Maly Trostenec an.<br />
Dabei wird unter Rekurs auf Christian Gerlach davon ausgegangen,<br />
dass der Judenmord in Weißrussland einer spezifischen Struktur folgte,<br />
die von der rassistisch-antisemitistischen Ideologie der nationalsozialistischen<br />
Okkupationsmacht ebenso getragen wurde wie von<br />
deren besatzungs- und wirtschaftpolitischen Interessen. Übergreifend<br />
wird die Judenvernichtung in diesem Land als ein Vorgang begriffen,<br />
der mit ersten Pogromen sowie der Internierung männlicher<br />
wehrfähiger Juden und der Ermordung jüdischer Angehöriger der<br />
Intelligenzberufe in Zivilgefangenenlagern unmittelbar nach dem
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Einmarsch der deutschen Wehrmacht begann. Als weiterer Schritt<br />
folgte die Isolierung der jüdischen Bevölkerung in Ghettos, die ab<br />
Juli in fast allen Städten des Landes als Orte der systematischen<br />
Entrechtung und Ausbeutung der Juden errichtet wurden. So wurden<br />
die Inhaftierten unter Hungerrationen zur Zwangsarbeit erpresst.<br />
Etwa zeitgleich setzten auch Massentötungsaktionen ein, die bis<br />
Herbst 1942 fast alle einem bestimmten Grundmuster folgten: Es gab<br />
kaum Massaker, dem keine „Selektion“ der noch benötigten Arbeitskräfte<br />
vorausging. Gerade Alte, Kranke, Schwache und Kinder fielen<br />
immer wieder Mordaktionen zum Opfer. Ab Herbst 1942 erfolgte ein<br />
Wandel in der „Judenpolitik“ der deutschen Besatzungsmacht: Im<br />
Zuge der Liquidierung der Ghettos wurden die Massenmorde auf<br />
ausnahmslos alle noch verbleibenden Juden ausgedehnt. Dieser<br />
Vernichtungskampagnen unterlagen nach Gerlach nicht mehr<br />
ökonomischer Kalkulationen, sondern waren einzig durch die antisemititische<br />
Ideologie der deutschen Besatzungsmacht sowie der<br />
Reichszentrale in Berlin motiviert.<br />
Diese Grundmuster des Judenmordes in Weißrussland – von der Ausbeutung<br />
zur Vernichtung – wurde auch in Minsk angewandt. Wie<br />
Gerlach gezeigt hat, verlief die Organisation und Durchführung der<br />
NS-Judenvernichtung in Weißrussland allerdings nicht synchron,<br />
sondern in Abhängigkeit von spezifischen lokalen Gegebenheiten<br />
wie etwa der Wohnungs- und Ernährungslage, dem Arbeitskräftebedarf,<br />
dem Kriegsverlauf sowie den Interessen und Motivationen<br />
der Machtträger vor Ort. Entsprechend dürfte die Rekonstruktion<br />
örtlicher Vorgänge zu einer Erweiterung und Vertiefung der Kenntnisse<br />
über die Planung und Umsetzung der NS-Vernichtungspolitik<br />
in Weißrussland beitragen.<br />
Vor dem Hintergrund der Befunde der Geschichtsschreibung zur<br />
NS-Vernichtungspolitik, der Konzentrationslager- und Weißrusslandforschung<br />
liegen die Ziele des Forschungsvorhabens<br />
– in der Erstellung einer präzisen Topographie des Minsker Ghettos<br />
und des Lagerkomplexes von Maly Trostenec und seiner Exekutionsplätze<br />
Blagovs˘c˘ina und S˘ as˘kovka sowie in der Erarbeitung<br />
einer Chronologie dieser Mordstätten und in einer möglichst genauen<br />
Erfassung der Opferzahl,<br />
– in der Rekonstruktion der unterschiedlichen Phasen deutscher Politik<br />
gegenüber Ghetto und Lager und den daraus resultierenden<br />
verschiedenen Funktionen dieser Orte unter Berücksichtigung des<br />
Planungshorizontes der Verantwortlichen in der Reichszentrale,<br />
des Verhaltens und der Motivation der Machtträger vor Ort sowie<br />
des Kriegsverlaufes,<br />
– in der Identifizierung von Überlebensstrategien insbesondere der<br />
Ghetto-Insassen in den verschiedenen Phasen deutscher Vernichtungspolitik,<br />
wobei hier sowohl die Rolle des Judentums und der<br />
Vertreter des jüdischen Widerstands in den Blick zu nehmen als<br />
Seite 65
Strafvollzug<br />
Plötzensee<br />
Seite 66<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
auch der unterschiedliche kulturelle Hintergrund der Inhaftierten<br />
zu berücksichtigen ist,<br />
– in der Klärung der Verhaltensweisen der nichtjüdischen Zivilbevölkerung<br />
und der Partisanenbewegung gegenüber den Ghettound<br />
Lagerinsassen.<br />
Das Forschungsprojekt basiert hauptsächlich auf der Auswertung<br />
archivarischen Materials. Neben amtlichem Schriftgut aus der Besatzungszeit<br />
stellen auch die ab 1945 entstandenen Ermittlungsakten in<br />
NS-Verfahren einen wesentlichen Quellenfundus dar. Eine dritte<br />
wichtige Gruppe bilden Augenzeugen- und Erinnerungsberichte von<br />
Überlebenden des Minsker Ghettos und des Lagerkomplexes Maly<br />
Trostenec in gedruckter und ungedruckter Form.<br />
Für das Projekt „Strafvollzug in der nationalsozialistischen Diktatur –<br />
Das Beispiel des Gefängnisses Berlin-Plötzensee 1933-1945“ erhielt<br />
Prof. P. Steinbach (Institut für Geschichte, Universität Karlsruhe (TH))<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Ziel des Projekts ist eine exemplarische Studie über den Strafvollzug<br />
in der nationalsozialistischen Diktatur. Zuerst soll die Bedeutung des<br />
Strafgefängnisses Plötzensee im organisationsgeschichtlichen Gesamtzusammenhang<br />
des NS-Strafvollzugs herausgearbeitet werden.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Vollstreckung von<br />
Todesurteilen. Denn Plötzensee war mit 2.891 Hinrichtungen die<br />
Richtstätte, wo zwischen 1933 und 1945 die meisten Todesurteile der<br />
zivilen Justiz vollstreckt wurden. Es soll auch untersucht werden, wie<br />
die Ansätze für einen humanen Strafvollzug aus der Zeit der Weimarer<br />
Republik beseitigt wurden und welche Kontinuitäten im Vollzug<br />
über das Jahr 1933 hinaus von Bedeutung waren. Zugleich soll die<br />
zentrale Bedeutung des Strafvollzugs für die Verfolgung des deutschen<br />
und internationalen Widerstands gegen den Nationalsozialismus<br />
aufgezeigt werden. Dies ist am Beispiel des „multifunktionalen“<br />
Gefängnisses Plötzensee (Untersuchungshaftanstalt des Volksgerichtshofes,<br />
Gefängnis und Hinrichtungsstätte) sehr gut möglich.<br />
Im Mittelpunkt der Studie steht die Analyse der Lebensbedingungen<br />
der Häftlinge. Diese ist – einzigartig für den Strafvollzug im „Dritten<br />
Reich“ – mit Hilfe der vollständig überlieferten Gefangenenkarteikarten<br />
und einer großen Zahl von Gefangenenpersonalakten möglich.<br />
So können die Entwicklung der Häftlingszahlen, der Anteil der<br />
einzelnen Häftlingsnationalitäten, die den Inhaftierungen zu Grunde<br />
liegenden Delikte, die jeweiligen Strafmaße sowie die Lebensbedingungen,<br />
etwa die Zwangsarbeit, die Ernährung, die medizinische<br />
Versorgung, die Versuche der Gegenwehr (etwa durch Fluchtversuche)<br />
und die damit verbundenen Sanktionen (etwa durch Hausstrafen),<br />
detailliert und auch in ihren Veränderungen nachgezeichnet<br />
werden. Unter dieser doppelten Fragestellung ist eine differenzierte<br />
Analyse des Strafvollzugs zwischen 1933 und 1945 am Beispiel des<br />
Gefängnisses Plötzensee möglich.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Ausgangspunkt ist das Jahr 1933, in dem Plötzensee über rund 1.500<br />
Haftplätze verfügte. Ein Rückgriff auf die Zeit davor wird aber notwendig<br />
sein, um Veränderungen und Kontinuitäten über das Jahr<br />
1933 hinaus erkennen zu können. Gerade für Plötzensee sind die<br />
Unterschiede zwischen Untersuchungshaft, Haft-, Gefängnis- und<br />
Zuchthausstrafe sowie Sicherungsverwahrung besonders herauszuarbeiten,<br />
da hier unterschiedlichste Gefangenengruppen einsaßen. In<br />
Plötzensee wurden vor allem Gefängnisstrafen vollstreckt. Es gab<br />
aber auch „Kurzstrafen“, Zuchthausgefangene, „Schutzhäftlinge“,<br />
Untersuchungsgefangene des Volksgerichtshofes sowie zum Tode<br />
Verurteilte.<br />
Kapazitätsprobleme, die institutionelle Einbindung sowie der sich<br />
verändernde Charakter des Strafvollzugs, insbesondere die strikte<br />
Ausrichtung auf die Zwangsarbeit der Häftlinge müssen genauer<br />
untersucht werden. Plötzensee unterhielt – eine von der Forschung<br />
völlig unbeachtete Tatsache – eine Vielzahl von Außenkommandos<br />
für die Häftlingszwangsarbeit.<br />
Im Förderzeitraum erschien folgender Bericht:<br />
Bästlein, Klaus, und Johannes Tuchel: Das Strafgefängnis von<br />
Plötzensee als Ort der nationalsozialistischen Justizgeschichte. –<br />
In: Die Mahnung. 51,5. 2004. S. 1/2<br />
Für die Wissenschaftlich-kritische Edition des „Wochenspruchs der<br />
NSDAP“ erhielt Prof. B. Sösemann, Institut für Kommunikationsgeschichte<br />
und angewandte Kulturwissenschaften, Freie Universität<br />
Berlin, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Der „Wochenspruch der NSDAP“ war vermutlich das Druckerzeugnis<br />
mit dem höchsten Verbreitungsgrad während der NS-Diktatur.<br />
Kaum ein anderes Medium, das der Propagandaapparat der NSDAP<br />
hervorbrachte, verkörpert aus kommunikationshistorischer Perspektive<br />
die ideologische Durchdringung der deutschen Gesellschaft mit<br />
nationalsozialistischem Gedankengut so vollständig wie dieses in<br />
wöchentlichem Turnus von der Reichspropagandaleitung herausgegebene<br />
Kleinplakat. Diese Parteieinrichtung vertrieb den zum Teil<br />
sehr aufwendig gestalteten Wochenspruch als Schmuckblatt mit<br />
Zitaten der nationalsozialistischen Führungsspitze und ihr passend<br />
erscheinenden Wendungen aus dem reichen Schatz der deutschen<br />
Kulturgeschichte in millionenfacher Auflage. Preußische Reformer,<br />
Könige und Militärs, Schriftsteller und Dichter verschiedener Epochen<br />
wurden als Zitatgeber zu Anwälten und Vordenkern nationalsozialistischer<br />
Ziele und Anschauungen stilisiert und in eine Reihe mit<br />
Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Rudolf Heß oder<br />
Heinrich Himmler gestellt.<br />
Eine Edition sämtlicher zwischen 1933 und 1945 publizierten Ausgaben<br />
des „Wochenspruchs der NSDAP“ schien wegen der unklaren<br />
Überlieferungssituation lange nicht durchführbar. Die jahrelange<br />
NSDAP<br />
Wochenspruch<br />
Seite 67
Seite 68<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Projekt „Wissenschaftlich-kritische Edition des ‚Wochenspruchs der<br />
NSDAP’“: Aufwendig gestalteter Wochenspruch als Schmuckblatt,<br />
für den zu propagandistischen Zwecken Zitate aus der deutschen<br />
Geistesgeschichte entnommen und im Sinne des Nationalsozialismus<br />
umgedeutet wurden. Preußische Reformer, Könige und Militärs,<br />
Dichter und andere Kunstschaffende verschiedener Epochen wurden<br />
so als Vordenker nationalsozialistischer Ziele und Anschauungen<br />
präsentiert und in eine Reihe mit Adolf Hitler, Joseph Goebbels oder<br />
Rudolf Heß gestellt.<br />
Sammeltätigkeit brachte einen Bestand von weit über 800 verschiedenen<br />
Ausgaben des Wochenspruchs zusammen – darunter die vollständige<br />
„Reichsausgabe“. Ziel dieser Akquise war es von vornherein,<br />
die wichtige zeitgeschichtliche Quelle für die historische,<br />
kommunikationswissenschaftliche und interkulturelle Forschung<br />
sowie den Kreis interessierter Laien zu erschließen und sie durch<br />
einen wissenschaftlich-kritischen Ansatz als Teil der kontrollierten<br />
Öffentlichkeit im Nationalsozialismus zu erfassen.<br />
Im Editionsprojekt werden in zeitlicher Ordnung die einzelnen<br />
Spruchblätter als verkleinerte Abbildung zusammen mit einer Transkription<br />
des jeweiligen Spruchtextes wiedergegeben. Außerdem<br />
bieten zusätzliche Angaben zum Spruchgeber, zur Zitatstelle, zum<br />
Grafiker und zu anderen Details dem Benutzer relevante Informa-
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
tionen für die Deutung und Einordnung der jeweiligen Quelle in das<br />
zeithistorische Umfeld. Die historische Kommunikationssituation und<br />
die jeweilige propagandistische Zielsetzung dürften auf diesem Weg<br />
auch für den interessierten Laien nachvollziehbar sein. Mit der wissenschaftlich-kritischen<br />
Edition des „Wochenspruchs der NSDAP“<br />
wird eine Publikationsform angestrebt, die über den Kreis der fachwissenschaftlichen<br />
Forschungen hinaus einen interdisziplinär arbeitenden<br />
Adressatenkreis anspricht. Weitere Informationen zum Projekt<br />
können der Homepage der Arbeitsstelle www.fu-berlin/akip<br />
entnommen werden.<br />
Für das Projekt „Der Mord an den europäischen Juden und die deutsche<br />
Gesellschaft. Wissen und Haltung der Bevölkerung 1941-1945“<br />
erhält Prof. W. Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />
Universität Berlin) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Forschungsprojekt untersucht, in welchem Maße der deutschen<br />
Bevölkerung der Genozid an den europäischen Juden vor 1945 bekannt<br />
wurde und wie sie diese Informationen aufnahm. Die Aufarbeitung<br />
dieses Themas ist als Beitrag zu der weit über Deutschland<br />
sowie die Jahre 1941 bis 1945 hinausreichenden Frage zu verstehen,<br />
wie es zum Menschheitsverbrechen Holocaust kommen konnte.<br />
Dabei hat die Frage nach dem Kenntnisstand und der Haltung der<br />
Deutschen deshalb besondere Bedeutung, weil eine Mitverantwortung<br />
der Bevölkerung nur auf einer geschichtswissenschaftlich fundierten<br />
Basis seriös diskutiert werden kann. Die Realisierung des<br />
Judenmordes lässt sich nicht auf technische Vorgänge und das Handeln<br />
weniger Krimineller reduzieren, sondern auch der Kenntnisstand<br />
und die Haltung der Deutschen ist für das Tempo und den Umfang<br />
des Genozids von Relevanz gewesen.<br />
Die Erforschung der NS-Zeit ist mittlerweile so weit fortgeschritten,<br />
dass diese Periode eine der am besten analysierten Zeitabschnitte<br />
überhaupt ist. Dennoch ist die historisch, politisch, psychologisch und<br />
ethisch brisante Frage nach der „subjektiven Tatseite“ des Holocaust<br />
immer noch unzureichend beantwortet. Begünstigt wird der wenig<br />
befriedigende Forschungsstand zu diesem Thema zunächst durch die<br />
außenordentliche schwierige Quellenlage: Der Judenmord wurde<br />
von dem nationalsozialistischen Regime unter strengster Geheimhaltung<br />
als „Geheime Reichssache“ in Gang gesetzt. Außerdem haben<br />
die Verantwortlichen weitgehend auf schriftliche Anweisungen und<br />
Befehle verzichtet. Die damals dennoch angefertigten Dokumente<br />
wurden vor dem Untergang des NS-Staates in großem Ausmaß vernichtet.<br />
Auch generalisierende Aussagen über das, was der Bevölkerung<br />
unterhalb der Ebene der Hauptverantwortlichen in Staat und<br />
Partei von dem Genozid bekannt war und wie Hinweise auf den<br />
Judenmord aufgenommen wurden, sind kaum möglich. Walter Laqueur<br />
formulierte deshalb zum Kenntnisstand der Deutschen vor<br />
1945: „Es ist zwar richtig, dass nur eine Handvoll Deutscher alles über<br />
die ,Endlösung’ wusste, aber nur wenige wussten gar nichts.“<br />
Genozid<br />
1941-1945<br />
Seite 69
Simon-<br />
Dubnow-<br />
Vorlesung<br />
Seite 70<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Das Forschungsvorhaben soll zum einen die noch sehr verstreut vorliegenden<br />
Forschungsergebnisse bündeln, zum anderen durch die<br />
systematische Auswertung von bisher vernachlässigten Quellen den<br />
Forschungsstand vorantreiben. Die Recherche wird dabei bewusst<br />
auf zeitgenössische Dokumente konzentriert. Quellen, die nach 1945<br />
entstanden sind, werden – wie auch Zeitzeugenbefragungen – erst in<br />
zweiter Linie berücksichtigt. Im Zentrum der systematischen Recherchen<br />
stehen Ermittlungsakten der Gestapo und Justiz. Erst nachrangig<br />
werden weitere Quellengruppen hinzugezogen (Lageberichte,<br />
Verordnungen, Zeitungsartikel, alliierte Rundfunksendungen etc.).<br />
Die Auswertung konzentriert sich vor allem auf Äußerungsdelikte<br />
(„Heimtücke“, „Wehrkraftzersetzung“, „Rundfunkverbrechen“, „Grober<br />
Unfug“). Sie bieten den besten Einblick in die subjektive Haltung<br />
der Bevölkerung im Hinblick auf den Judenmord. Ins Blickfeld geraten<br />
durch diesen Zugriff Bevölkerungskreise, die bisher weitgehend,<br />
fernab von Schlüsselstellungen und literarischen Selbstdarstellungen,<br />
im „sozialen Dunkelfeld“ ausgeblendet worden sind. Neben<br />
Äußerungsdelikten finden auch Verfolgungsvorgänge Beachtung,<br />
sofern sie Hinweise auf den Kenntnisstand der Bevölkerung im Dritten<br />
Reich enthalten. Dies gilt vor allem für „Rassenschandedelikte“<br />
oder „Judenhilfe“. Kernfrage dieser Analyse der Quellen wird sein,<br />
inwieweit die in den vorliegenden Einzelfällen festgestellten Äußerungen<br />
und Haltungen Hinweise auf die allgemeine Rezeption des<br />
Genozids in der deutschen Bevölkerung zulassen.<br />
Die Recherchen sind noch nicht abgeschlossen. Schon jetzt jedoch,<br />
nachdem tausende Dokumente in über dreißig in- und ausländische<br />
Archiven ausgewertet worden sind, kann folgendes festgestellt werden:<br />
Schon bald nach dem Überfall auf die Sowjetunion und den<br />
Massenmorden der Einsatzgruppen und Polizeibataillone an jüdischen<br />
Männern, Frauen und Kindern, drangen erste Nachrichten<br />
über die Geschehnisse ins Reichsgebiet. Die Dichte der Meldungen<br />
über das Schicksal der osteuropäischen und der deportierten Juden<br />
verstärkte sich vor allem seit Herbst 1942 immer mehr. Nicht zuletzt<br />
vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Kriegslage wurden<br />
im Laufe des Jahres 1943 in allen Regionen und allen Milieus Gerüchte<br />
über den Genozid an den Juden zumeist zunehmend besorgt aufgenommen<br />
– man fürchtete die Rache der Alliierten und des von der<br />
NS-Propaganda als deren „Hintermann“ dargestellten „Weltjudentums“.<br />
Dieser Prozess verstärkte sich weiter bis zum Spätsommer<br />
1943, als an dem Wahrheitsgehalt der umgehenden Gerüchte über<br />
die Verbrechen „im Osten“ immer weniger gezweifelt werden konnte.<br />
Nun schon – nicht erst 1945 –, das zeigen erste Forschungsergebnisse,<br />
begann der Versuch der Deutschen, die unangenehmen Realitäten<br />
zu verdrängen.<br />
Mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> veranstaltet das Simon-<br />
Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität<br />
Leipzig unter der Leitung von Prof. D. Diner (Simon-Dubnow-<br />
Institut, Universität Leipzig) jedes Jahr eine öffentliche Vorlesung<br />
zum Gegenstand seiner Forschungen.
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Am 18. Dezember 2003 hielt der Historiker Anson Rabinbach von der<br />
Universität Princeton vor einer großen Zuhörerschaft die vierte<br />
Simon-Dubnow-Vorlesung mit dem Titel „Raphael Lemkin und der<br />
Begriff vom Genozid“. Anson Rabinbach lehrt als Professor für Zeitgeschichte<br />
an der Universität Princeton und ist Direktor des Instituts<br />
für European Cultural Studies. Er ist einer der führenden Historiker<br />
auf dem Gebiet der Kultur- und Geistesgeschichte Europas in der<br />
Moderne, dessen weit gespannte Erkenntnisinteressen nationalgeschichtliche<br />
Paradigmen transzendieren.<br />
In der Simon-Dubnow-Vorlesung griff Rabinbach einen zentralen<br />
Aspekt seiner aktuellen Forschungen auf. Sein Vortrag behandelte<br />
die Prägung des Begriffs „Genozid“ durch den polnisch-jüdischen<br />
Juristen Raphael Lemkin (1901-1959). Vor dem Hintergrund der<br />
Massenmorde in Ruanda sowie der Politik gezielter „ethnischer Säuberungen“,<br />
etwa im Jugoslawien-Konflikt, haben der Begriff des<br />
„Völkermords“ und die damit verbundenen völkerrechtlichen Konzepte<br />
in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion eine verstärkte<br />
Beachtung erfahren. Wie Rabinbach schilderte, hatten die<br />
Vereinten Nationen bereits 1948, nicht zuletzt aufgrund Lemkins Engagements,<br />
eine Völkermordkonvention verabschiedet. Die USA<br />
weigerten sich jahrzehntelang, die Konvention zu ratifizieren; angesichts<br />
des offenen Rassismus vor allem in den Südstaaten spielten<br />
dabei auch innenpolitische Erwägungen eine Rolle. Die Ratifizierung<br />
erfolgte erst nach Ronald Reagans viel kritisiertem Besuch in Bitburg<br />
1985, fast genau 50 Jahre nach der ursprünglichen Verabschiedung<br />
der Konvention, fällte das Internationale Kriegsverbrechertribunal für<br />
Ruanda in Arusha erstmals ein Urteil nach der UN-Völkermordkonvention.<br />
Die Geschichte de Begriffs „Genozid“ lässt sich in die Zwischenkriegszeit<br />
zurückverfolgen, in eine Phase tief greifender politischer<br />
und geistiger Krisen in der Folge des Zusammenbruchs der großen<br />
Imperien in Europa. Rabinbach arbeitete die Verknüpfung der Begriffsgenese<br />
mit Lemkins Biographie heraus. Raphael Lemkin, 1901<br />
in Ostpolen geboren, war seit 1929 Staatsanwalt in Warschau. Seit<br />
seinem Studium in Lodz und Heidelberg beschäftigte er sich wissenschaftlich<br />
mit völkerrechtlichen Fragen. Als im September 1939<br />
Deutschland Polen überfiel, floh er zunächst nach Riga. Rabinbach<br />
zitierte in seinem Vortrag aus den ungedruckten Memoiren Lemkins,<br />
in denen dieser von einem Gespräch mit Simon Dubnow in dessen<br />
Rigaer Wohnung über die den Juden drohende Katastrophe berichtet.<br />
Von Riga gelangte Lemkin über Schweden in die USA. Fast alle seine<br />
Angehörigen fielen der Shoah zum Opfer. In den USA publizierte<br />
Lemkin 1944 die viel beachtete Studie Axis Rule in Occupied Europe,<br />
in der er den Begriff des Genozids entwickelte. Lemkin unterstrich<br />
zwar, dass die Juden „eine der wichtigsten Zielgruppen deutscher<br />
Genozidpolitik“ waren, stellte aber ihr Schicksal neben die Leiden<br />
des polnischen Volkes, das, wie er annahm, ebenfalls vernichtet worden<br />
sollte, sowie neben das Los anderer Minderheiten, deren rechtlicher<br />
Status in den Friedensverträgen nach dem Ersten Weltkrieg<br />
Seite 71
Leo-Baeck-<br />
Institut<br />
Seite 72<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
nicht eindeutig geregelt worden war. Anhand von Zitaten aus unveröffentlichten<br />
autobiographischen Dokumenten Lemkins zeigte<br />
Rabinbach eindrucksvoll, wie Lemkin seine eigene Biographie, d.h.<br />
seine Erfahrungen als Jude, in den Hintergrund stellte, indem er<br />
immer wieder die allgemeine Dimension des Genozids-Konzeptes<br />
betonte. Tatsächlich ist gerade in den 1990er Jahren die breite und<br />
etwas unscharfe Definition des Begriffes wiederholt kritisiert worden.<br />
Lemkin starb 1959 völlig verarmt in New York. Der Schöpfer des<br />
völkerrechtlich so bedeutsamen Begriffs „Völkermord“ war über<br />
lange Zeit fast vergessen. Seit einigen Jahren ist mit der Diskussion<br />
über das Genozid-Konzept jedoch auch das Interesse an der Person<br />
Lemkin wieder stark gewachsen. Die Universität Yale verleiht einen<br />
Raphael-Lemkin-Preis für Internationale Menschenrechte, und die<br />
Vereinten Nationen würdigten Lemkin anlässlich seines hundertsten<br />
Geburtstages im Jahr 2001 mit einer Gedenkveranstaltung.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellte dem Leo-Baeck-Institut Jerusalem für das Projekt<br />
„Die Geschichte des Leo-Beack Instituts, 1955-2005“ Fördermittel zur<br />
Verfügung. Das Projekt wird von einem internationalen Historikerteam<br />
unter Leitung von Prof. Chr. Hoffmann (Historisches Institut,<br />
Universität Bergen) durchgeführt.<br />
Das im Mai 1955 in Jerusalem gegründete Leo-Baeck-Institut zur<br />
Erforschung der Geschichte und Kultur der deutsch sprechenden<br />
Juden (LBI) hat mit seinen Arbeitszentren in London, New York und<br />
Jerusalem und (seit 1989) einer Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft<br />
in der Bundesrepublik Deutschland durch die Sammlung von<br />
Quellen und Dokumenten und die Initiierung, Durchführung und<br />
Publikation von Forschungen maßgeblich dazu beigetragen, die<br />
deutsch-jüdische Geschichte der Neuzeit als ein internationales Forschungsfeld<br />
zu etablieren. Dass diese Geschichte heute weithin als<br />
eine Geschichte in ihrem eigenen Recht und nicht bloß als Vorgeschichte<br />
des Holocausts wahrgenommen wird, ist ein wesentliches<br />
Verdienst des LBI. Bereits in den ersten zwei Jahrzehnten seines<br />
Bestehens wandelte sich das Institut von einem Kulturinstitut einer<br />
Emigrantengruppe, das seine Mitarbeiter überwiegend aus den eigenen<br />
Reihen rekrutierte und dabei auch Laien und Zeitzeugen einbezog,<br />
zu einem Forschungsinstitut, das prinzipiell alle Fachwissenschaftler<br />
vereinigte und in den verschiedenen Ländern weit in den<br />
akademischen Bereich hinein wirkte. Die wissenschaftsgeschichtliche<br />
Bedeutung des LBI liegt nicht zuletzt in der produktiven Vermittlung<br />
und Vernetzung ursprünglich getrennter Bereiche: zwischen<br />
Zeitzeugen und Fachwissenschaft, zwischen verschiedenen Fachdisziplinen<br />
(Geschichte, Sozialwissenschaft, Germanistik, Sprachwissenschaft,<br />
Judaistik, Religionswissenschaft, Wirtschaftswissenschaften<br />
etc.), zwischen jüdischer und deutscher Geschichte, zwischen<br />
unterschiedlichen akademischen Milieus und Deutungstraditionen in<br />
den USA, England, Israel und Deutschland. Es war vermutlich gerade<br />
diese von vornhinein gegebene Vielfalt der Herangehensweise<br />
und Sichtweisen, die die Forschungsarbeit des Instituts so interessant,
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
produktiv und wirkungsvoll gemacht hat. Schließlich erlaubt die<br />
Geschichte des LBI, zentrale Fragen des gegenwärtigen Geschichtsdiskurses<br />
(Zusammenhang zwischen kollektivem Gedächtnis und<br />
Geschichtsschreibung, Determiniertheit vs. Offenheit der deutschjüdischen<br />
Geschichte vor dem Holocaust) im Detail empirisch zu<br />
erforschen.<br />
Im Februar 2004 fand in Tutzing eine Arbeitstagung des LBI statt,<br />
deren Ergebnisse zum 50. Jahrestag der Gründung des Instituts (Mai<br />
2005) in einem englischsprachigen Sammelband vorliegen sollen.<br />
Für das Projekt „Klassiker der Geschichtswissenschaft. Bio-/Bibliographisches<br />
Informationssystem zur Geschichte der Geschichtswissenschaft“<br />
erhielt Dr. H. Rudolph (FB III – Neuere und Neueste<br />
Geschichte, Universität Trier) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Internet avanciert auch im Bereich der Geschichtswissenschaft<br />
immer mehr zu einem zentralen Informationsmedium. Umso wichtiger<br />
erscheint es, Lehrenden und Studenten der Geschichtswissenschaft,<br />
darüber hinaus aber auch interessierten Laien, fachspezifische<br />
Informationsquellen zur Verfügung zu stellen, deren Inhalte überprüft<br />
und deshalb verlässlich sind. Während die Anzahl der thematisch<br />
ausgerichteten Internetangebote mit historischen Inhalten inzwischen<br />
schon schwer überschaubar ist, fehlt bislang ein Nachschlagewerk,<br />
das in übersichtlicher Form grundlegende Daten zur<br />
Leben, Werk und Rezeption herausragender Historiker und Historikerinnen<br />
enthält und somit eine schnelle Information zur Geschichte<br />
der Geschichtswissenschaft im Internet erlaubt. Denn gerade die gezielte<br />
Auseinandersetzung mit theoretischen Ansätzen, Methoden<br />
und Paradigmen, verknüpft mit dem Leben und Werk einflussreicher<br />
Forscherpersönlichkeiten, macht die Geschichte erst zur Geschichtswissenschaft.<br />
Das Nachschlagewerk übernimmt hier eine wichtige<br />
Orientierungsfunktion und fördert den Transfer von wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis in die Gesellschaft.<br />
Das hier konzipierte Informationssystem geht dabei inhaltlich und<br />
funktional über herkömmliche biographische Lexika zur Geschichtswissenschaft<br />
in Buchform hinaus. Primär werden deutsche, westeuropäische<br />
und nordamerikanische Vertreter der Geschichtswissenschaft<br />
aufgenommen, da angloamerikanische, französische und<br />
italienische Historiengraphietraditionen derzeit den stärksten Einfluss<br />
auf die deutsche Geschichtswissenschaft ausüben. Es können<br />
aber auch ausgewählte Wissenschaftler anderer Fächer mit einem<br />
Eintrag verzeichnet werden, wenn sie inhaltlich oder methodisch<br />
einen starken Einfluss auf die Geschichtswissenschaft ausgeübt<br />
haben. Das Nachschlagewerk soll somit den ideengeschichtlichen<br />
und methodischen Fundus abbilden, auf dem aktuelle Strömungen<br />
der Geschichtswissenschaft aufbauen, und damit internationale und<br />
interdisziplinäre Perspektiven der Geschichtswissenschaft fördern.<br />
Die zeitliche Perspektive des Lexikons umfasst zunächst das 16. bis<br />
20. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf dem 19. und dem 20.<br />
Geschichtswissenschaft<br />
Klassiker<br />
Seite 73
Historia<br />
Scientiarum<br />
Seite 74<br />
Jahrhundert liegt. Gegenüber dem Buch bietet das Internet eine<br />
Reihe wichtiger Vorteile. So lassen sich mehrere Informationsmedien<br />
kombinieren. Indem das Lexikon auch Primärquellen zugänglich<br />
macht, dient es gleichzeitig als Reader zur Geschichte der Geschichtswissenschaft.<br />
In das Lexikon sollen zudem sukzessive weitere<br />
Personen aufgenommen und die Inhalte der Einzelbeiträge aktualisiert<br />
werden.<br />
Das Projekt wird in Kooperation mit dem inzwischen von mehreren<br />
Standpunkten aus betreuten Internetportal zur Geschichtswissenschaft<br />
www.historicum.net durchgeführt. Auf dieser inzwischen breit<br />
etablierten Internetplattform wird es auch publiziert werden. Damit<br />
ist sichergestellt, dass das Angebot einerseits eine breite Resonanz<br />
findet und andererseits auch auf Dauer in seiner Existenz gesichert ist<br />
und von Fachkräften betreut wird.<br />
Von vielen Autoren des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, die für die<br />
historisch orientierten Geisteswissenschaften eine Quellengrundlage<br />
darstellen, fehlen Gesamtausgaben oder größere Teilsammlungen.<br />
Bei der bekannten Bestandsstreuung im deutschen Bibliothekswesen<br />
ist die Benutzung des Œuvres eines solchen Autors in seiner Gesamtheit<br />
praktisch kaum möglich.<br />
Das Editionsprogramm der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> macht wichtige<br />
Werke der deutschen Wissenschaftsgeschichte neu zugänglich. Es erstreckt<br />
sich ebenso auf die Geisteswissenschaften wie auf die Naturwissenschaften.<br />
Es umfasst Werke, von denen es – trotz ihrer historischen<br />
Bedeutung und ihrer fortdauernden Wirkung – bislang weder<br />
moderne Ausgaben noch Nachdrucke gibt.<br />
Das gesamte Editionsprogramm wird Bibliotheken in Mittel- und Osteuropa<br />
in Form einer Bibliothekenbeihilfe zur Verfügung gestellt. Die<br />
Bände erscheinen seit Herbst 1996 in der Reihe „Historica Scientiarum<br />
– ein Editionsprogramm zur Geschichte der Wissenschaften<br />
in Deutschland“ (Hrsg. von Bernhard Fabian und Olaf Breidbach,<br />
Johannes Burkhardt, Knut Wolfgang Nörr, Bertram Schefold, Hans-<br />
Werner Schütt und Walter Sparn) im Olms Verlag Hildesheim.<br />
Altertumswissenschaft; Archäologie<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die Erforschung alter, meist prähistorischer Kulturen hat weltweit zu<br />
einer dramatischen Expansion der Ausgrabungswissenschaften und<br />
zu einer Fülle neuer, oft hochspezialisierter Archäologien geführt. Dabei<br />
spielt die Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Naturwissenschaftlern<br />
eine immer größere Rolle. Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
muss sich angesichts dieser Ausweitung der Forschungen auf bestimmte<br />
Bereiche konzentrieren. Im Zentrum ihrer Förderung steht<br />
traditionsgemäß der Mittelmeerraum, wobei der Schwerpunkt bei den<br />
griechischen und italienischen Kulturen und deren Beziehungen zu
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
den Nachbarn liegt. Archäologie wird dabei als eine historische Disziplin<br />
im Rahmen der klassischen Altertumswissenschaft verstanden.<br />
Es können alle Formen der archäologischen Forschung, seien sie<br />
mehr theoretischer oder praktischer Art, gefördert werden. Das Interesse<br />
der <strong>Stiftung</strong> ist jedoch weniger auf reine Materialvorlagen und<br />
Katalogarbeiten als vielmehr auf Projekte gerichtet, die klar definierte<br />
historische Fragestellung verfolgen, sich durch methodisch interessante<br />
Ansätze auszeichnen oder neue Techniken im Bereich der Ausgrabungen<br />
oder Datenverarbeitung anwenden.<br />
Einen Vorrang genießen Arbeiten, die spezifische Eigenarten und<br />
Veränderungen einer Kultur in konkreten historischen Kontexten beschreiben<br />
und analysieren. Als besonders vielversprechend wird z.B.<br />
die Erforschung antiker Städte unter Beteiligung von Forschern unterschiedlicher<br />
Spezialkompetenz angesehen. Auch die traditionellen<br />
kunsthistorischen Ansätze können im Rahmen einer solchen integrierten<br />
Betrachtungsweise neue Bedeutung gewinnen: Als Projektion<br />
der Werte und Ideale einer Gesellschaft steht die Bilderwelt in<br />
einem ständigen Spannungsverhältnis zur Alltagswelt. Als besonders<br />
fruchtbar haben sich in letzter Zeit Studien erwiesen, die kulturvergleichend<br />
arbeiten und Phänomene der Akkulturation oder des<br />
Kulturverfalls thematisieren.<br />
Im Bereich der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie werden<br />
insbesondere Vorhaben gefördert, die methodisch oder sachlich<br />
interdisziplinären Charakter haben und sich gegebenenfalls mit den<br />
Fragestellungen der Archäologie verbinden lassen. Für die Geschichtswissenschaft<br />
sind dies vornehmlich Projekte aus den Bereichen der<br />
Religions-, Wirtschafts-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte, für die<br />
Philologie Untersuchungen von Texten im gleichen Fragehorizont.<br />
Beachtung verdient dabei der Dialog der altertumswissenschaftlichen<br />
Disziplinen und Teildisziplinen untereinander mit dem Ziel, die Erfahrung<br />
ausdifferenzierter Methoden der Einzelfächer in integrative<br />
Ansätze einzubringen. Analoges gilt für die alte Geschichte als Teil<br />
einer umfassenden Geschichtswissenschaft und für die Klassische<br />
Philologie als Sprach- und Literaturwissenschaft und in Relation zur<br />
Philosophie und zur antiken Wissenschaft.<br />
Schließlich sind Forschungsansätze zu begrüßen, die die Altertumswissenschaft<br />
insgesamt mit den anderen Kulturwissenschaften in<br />
Beziehung setzen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. F. Bertemes (Institut für Prähistorische Archäologie,<br />
Universität Halle-Wittenberg) Fördermittel für das Projekt<br />
„Verwandtschafts- und Residenzstrukturen in der Spätkupferzeit Süddeutschlands:<br />
Ein deutsch-britisches Netzwerkprojekt“ bereit.<br />
Am Beispiel der Fundsituation der so genannten Glockenbecherkultur<br />
in Süddeutschland (2500-2200 v. Chr.) soll in Zusammenarbeit mit<br />
VerwandtschaftsundResidenzstrukturenSpätkupferzeit<br />
Seite 75
GöttersymboleAltmesopotamien<br />
Seite 76<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
deutschen und britischen Wissenschaftlern der Übergang von der<br />
weitgehend agrarisch strukturierten Gemeinschaft zur komplexen,<br />
arbeitsteiligen Gesellschaft unter der Fragestellung von Verwandtschafts-<br />
und Residenzstrukturen naturwissenschaftlich untersucht<br />
werden. Da die Glockenbecherkultur die geographisch am weitesten<br />
ausgedehnte Einheit materieller Kultur im Europa des 3. Jahrtausends<br />
v. Chr. war und sich hier mittlerweile rund 250 Fundstellen aufgetan<br />
haben, bieten sich vor allem mit den 15 Nekropolen ideale<br />
Möglichkeiten, die Verwandtschafts- und Belegungsstrukturen zu<br />
analysieren, zumal bereits einschlägige Studien zur Chronologie<br />
sowie zum Totenritual und zu Ausstattung der Gräber vorliegen. Darüber<br />
hinaus sind die für das Projekt herangezogenen Gräberfelder<br />
von Irbach, Lkr. Straubing-Bogen (24 Gräber), und Alburg-Lerchenhaid,<br />
Stkr. Straubing (18 Gräber), nur 12 km voneinander entfernt<br />
und können beide ins 23. Jh. v. Chr. datiert werden; Geschlecht und<br />
Alter der bestatteten Körper konnten bereits ansatzweise bestimmt<br />
werden. Durch die Extraktion und Sequenzierung von ehemals<br />
mitochondrischer DNA aus den Skeletten soll versucht werden, die<br />
familiären Konstellationen zu überprüfen und die Körper mittels 14C-<br />
Datierung chronologisch sicher einzuordnen: Entweder ist es eine Familie<br />
oder es sind mehrere, die auf einem geschlossenen Gräberfeld<br />
bestattet sind. Möglicherweise bestehen aber auch überhaupt keine<br />
verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Individuen<br />
des Gräberfeldes. Falls sich Familienverbände in den Gräbern<br />
nachweisen lassen, so wäre in einem zweiten Schritt zu untersuchen,<br />
ob zumindest einige der Frauen von außerhalb in diese erweiterten<br />
Familien eingeheiratet haben. Angestrebt wird eine Genealogie aller<br />
Bestatteten der jeweiligen Gräber. Durch die Bestimmung von Verwandtschafts-<br />
und Residenzstrukturen sollen Aussagen getroffen<br />
werden, die für die Sozialorganisation des gesamten spätkupferzeitlichen<br />
Europa des 3. Jahrtausends v. Chr. relevant sind. Sollte sich<br />
erweisen, dass Sozialeinheiten rund um die erweiterte Familie organisiert<br />
sind und dass Frauen sich zwischen diesen Einheiten bewegt<br />
haben, könnten daraus neue Schlussfolgerungen für Handel, soziale<br />
Netzwerke, Kulturwechsel und Bevölkerungsbewegungen gezogen<br />
werden.<br />
Prof. P. A. Miglus (Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische<br />
Archäologie, Universität Heidelberg) erhält von der <strong>Stiftung</strong><br />
Fördermittel für das Projekt „Götterdarstellungen und Göttersymbole<br />
als Ausdruck der altmesopotamischen Weltanschauung –<br />
Eine Untersuchung zur anthropomorphen und symbolischen Wiedergabe<br />
von Gottheiten in der assyrischen und babylonischen Kunst“.<br />
Trotz des umfangreichen, größtenteils bereits publizierten Bildmaterials<br />
und der zahlreichen Schriftquellen ist bislang nur wenig über die<br />
grundsätzlichen Prinzipien der Verbildlichung religiöser Gedanken<br />
und Vorstellungen im antiken Mesopotamien bekannt. Während das<br />
Erfassen, Sichten und Ordnen der materiellen Hinterlassenschaften<br />
stets im Vordergrund standen, sind Untersuchungen zu den Inhalten<br />
der mesopotamischen Bildwelt nicht nur selten geblieben, sondern im
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
Einzelnen auch korrekturbedürftig. Ziel der Untersuchung ist, die<br />
Bild- und Textzeugnisse aus Assyrien und Babylonien im Hinblick auf<br />
die bedeutenden Götterdarstellungen der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends<br />
bis zur Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. unter dem Blickwinkel<br />
ikonischer Fragestellungen neu zu bewerten.<br />
Bereits in den ältesten Textzeugnissen manifestiert sich eine eindeutig<br />
anthropomorphe Vorstellung vom Wesen der Götter; ab etwa 2400<br />
erscheint mit der Hörnerkrone in der altorientalischen Kunst ein für<br />
ganz Mesopotamien verbindliches Kennzeichen anthropomorpher<br />
Götterbilder, das in Kombination mit verschiedenen Gewandtypen<br />
oder Tier- bzw. Mischwesen bis ins 5. Jh. v. Chr. maßgeblich geblieben<br />
ist. Jedoch lassen sich für jedes dieser Kennzeichen zu allen Zeiten<br />
auch Ausnahmen nachweisen. So sind die Gottheiten in der nachaltbabylonischen<br />
Zeit nicht immer eindeutig zu identifizieren, nicht<br />
nur weil ihnen die wiedererkennbaren Attribute fehlen, sondern auch<br />
weil die symbolischen Darstellungen von Göttern gegenüber den anthropomorphen<br />
Darstellungen immer weiter an Bedeutung gewinnen.<br />
Während die symbolischen Typen im Verlauf des 3. Jahrtausends<br />
v. Chr. eher selten waren, treten ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends<br />
v. Chr. immer neue Darstellungsoptionen auf, wobei sich die<br />
Sujets in der assyrischen und babylonischen „Bildkultur“ unterschiedlich<br />
zu entwickeln beginnen.<br />
Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die anthropomorphen und symbolischen<br />
Götterdarstellungen in Assyrien und Babylonien im angesprochenen<br />
Zeitraum im Hinblick auf die grundsätzlichen Prinzipien<br />
ihrer Verbildlichung, ihrer bildgeschichtlichen Entwicklung in beiden<br />
Kulturkreisen und ihrer Funktion als Ausdruck und Instrument religiöser<br />
Vorstellungen zu untersuchen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das Forschungsprojekt „Die<br />
Urbanistik des hellenistischen Palmyra“ (Prof. A. Schmidt-Colinet,<br />
Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien).<br />
Die bisher nur aus literarischen Quellen bekannte vorrömisch-hellenistische<br />
Stadt von Palmyra/Syrien wird im Rahmen eines Kooperationsprojektes<br />
des Deutschen Archäologischen Instituts, des Instituts<br />
für Klassische Archäologie der Universität Wien und der Generaldirektion<br />
der Altertümer und Museen Syriens archäologisch erforscht.<br />
Im Anschluss an eine geophysikalische Prospektion des betreffenden<br />
Geländes werden durch Testschnitte und Sondagen exemplarisch<br />
Ausschnitte der urbanistischen Strukturen dieser unter dem Sand verborgenen<br />
Siedlung erfasst. Stratigraphische Untersuchungen liefern<br />
dabei feste Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung der entsprechenden<br />
Baustrukturen.<br />
Als bisheriges Ergebnis kann – erstmals für Palmyra – eine kontinuierliche<br />
Besiedlung des Platzes vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in das<br />
3. Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen werden. Dabei lassen sich im<br />
Keramikbefund reiche Importe und lokal produzierte Ware unter-<br />
Palmyra<br />
Seite 77
Seite 78<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Projekt „Die Urbanistik des hellenistischen Palmyra“: Areal der hellenistischen<br />
Stadt, Fragmente eines Stuckgesimses, 1.-2. Jh. n. Chr.<br />
scheiden. Eine – für Palmyra ebenfalls zum ersten Mal durchgeführte<br />
– archäozoologische Untersuchung der Tierknochenfunde liefert erste<br />
Erkenntnisse über Haustierhaltung und -nutzung im hellenistischrömischen<br />
Palmyra.<br />
Zuletzt wurde im Zentrum der Siedlung eine monumentale hofartige<br />
Anlage angeschnitten. Einzelne Räume waren mit qualitätvoller<br />
Wandmalerei und Stuckgesimsen ausgestattet, die sich aus zahlreichen<br />
Fragmenten wiedergewinnen lassen. Die aufwendige Architekturdekoration,<br />
verschiedene Kleinfunde und die prominente Lage im<br />
Zentrum der Stadt lassen hier eine Anlage offiziellen bzw. öffentliche<br />
Charakters vermuten, die ihre engsten bautypologischen Parallelen<br />
einerseits in syrischen Hofheiligtümern, andererseits in parthischsassanidischen<br />
Karawanenbauten des Vorderen Orients besitzt. Weitere<br />
Grabungen und Forschungen sollen Baugeschichte und Interpretation<br />
dieser Anlage im urbanistischen Kontext klären.<br />
Folgende Kurzberichte sind während des Berichtszeitraums erschienen:<br />
Schmidt-Colinet, Andreas: Nouvelles données sur Palmyre hellénitique.<br />
– In : TOPOI. Suppl. 4. 2003. S. 299-303.<br />
Schmidt-Colinet, Andreas: Untersuchungen zur Urbanistik des<br />
hellenistischen Palmyra. – In: Kulturkonflikte im Vorderen Orient
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
an der Wende vom Hellenismus zur römischen Kaiserzeit. Hrsg.:<br />
Klaus Stefan Freyberger; Agnes Henning; Henner von Hesberg.<br />
Orient-Archäologie. Bd. 11. 2003. S. 19-22.<br />
Schmidt-Colinet, Andreas: Zur Urbanistik des hellenistischen Palmyra.<br />
– In: Stadt und Landschaft in der Antike. Anodos Suppl. 3.<br />
2003. S. 10-12; 23-34.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. Arnold (Seminar für Semitistik, Universität<br />
Heidelberg) bei dem Projekt „Ausgrabung bedrohter Denkmäler<br />
in Zafar (Hauptstadt der Himyaren) – spätvorislamische Frühgeschichte<br />
im Jemen“.<br />
Ziel des Projekts war es, die späthimyarische Zeit und ihre Kulturverhältnisse<br />
anhand von Grabungen und Kartierungen auszuleuchten.<br />
Diesbezüglich wurden 230 Inschriften und 1000 Reliefs im Ortsmuseum<br />
fotografisch aufgenommen und katalogisiert. Bei eingehender<br />
Betrachtung erweist sich die in der Forschung nur unzureichend<br />
diskutierte antike Stadt Zafar als unerwartet reiche Informationsquelle<br />
für die spätvorislamische Zeit.<br />
Anhand der Kartierung des 110 Hektar großen Stadtkerns lokalisierte<br />
der Projektleiter, Dr. P. Yule, Paläste sowie das Befestigungswerk<br />
und untersuchte ausgewählte kleinere Bauten, die im Zusammenhang<br />
mit Inschriften und Plastiken interpretiert wurden. Die Kartierung<br />
Zafars liefert nicht nur einen Katalog der Befunde für denkmalpflegerische<br />
und Forschungszwecke, sondern dient auch als Grundlage<br />
für eine animierte Computersimulation der frühmittelalterlichen<br />
Stadt.<br />
In den Jahren 2003 und 2004 hat die Expedition jeweils zwei nebeneinander<br />
liegende Grabungsflächen im westlichen Steilhang des<br />
Husn Raydan untersucht. Ergebnis dieser Grabungen war das Vorkommen<br />
stratifizierter Keramik, Plastik und Architektur in den frühen<br />
und späten Phasen. Himyarische Großplastik aus der Grabung stellt<br />
Menschen und Tiere dar. Anhand von stratifizierten Radiokarbonbestimmungen<br />
soll ermöglicht werden, Zeithorizonte innerhalb der<br />
himyarischen Epoche festzustellen, in der Herrscher die Stadt gestalteten.<br />
Hierbei sollen vor allem Erkenntnisse über die religionsgeschichtliche<br />
Gemengelage von polytheistischen, jüdischen, christlichen,<br />
und anderen monotheistischen Religionen getroffen und im<br />
Kontext künstlerischer Manifestationen untersucht werden.<br />
In unmittelbarer Nähe von Zafar erbrachte die Rettungsgrabung und<br />
Dokumentation eines 14 m tiefen späthimyarischen Fürstengrabes<br />
aus dem 6. nachchristlichen Jahrhundert Informationen zu den Kulturverhältnissen<br />
im Zeitraum des Vorhabens. Es enthielt wertvolle<br />
Funde, einschließlich eines beschrifteten und verzierten Zaumzeugs.<br />
Fluren, die sich wegen ihrer Größe nicht für eine Grabung eigneten,<br />
wurde mit Magnetometermessungen erfasst. Die daraus gewonnenen<br />
Zafar /<br />
Jemen<br />
Seite 79
Seite 80<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Projekt „Ausgrabung bedrohter Denkmäler in Zafar (Hauptstadt der<br />
Himyaren) – spätvorislamische Frühgeschichte im Jemen“: Späthimyarische<br />
silbertauschierte Zäumung (H. 21,5 cm, zurzeit im Zafar<br />
Museum aufbewahrt) aus dem Fürstengrab arl in al-’Irafah
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
Erkenntnisse liefern in Kombination mit den erfolgten hochauflösenden<br />
Satellitenaufnahmen die Möglichkeit, die Entwicklung der fragmentarisch<br />
überlieferten Stadtverteidigungen besser zu verstehen.<br />
Ergänzend zur Kartierung, sind mehr als 6000 Fotos und Zeichnungen<br />
der Funde, Befunde und Arbeitsschritte in digitalem Format in<br />
einer Datenbank erfasst.<br />
Folgende Publikationen sind im Berichtszeitraum 2003 erschienen:<br />
Yule, Paul: Beyond the pale of near Eastern archaeology. Anthropomorphic<br />
figures from al-Aqir near Bahla – ', Sultanate of Oman. –<br />
In: Man and mining – Mensch und Bergbau. (Der Anschnitt; Beih.<br />
16). Bochum 2003. S. 537-542.<br />
Yule, Paul: Zafar. Eine Stadt und ihre Geheimnisse. – In: Ruperto<br />
Carolo. 3. 2003. S. 4-10.<br />
Prof. H. Lohmann (Institut für Archäologie, Universität Bochum) wurden<br />
von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Mykale-Survey“<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Im Jahre 2002 wurde die Erforschung der Mykale, eines westkleinasiatischen<br />
Gebirgszugs fortgesetzt, an dessen Südhang das jüngere<br />
Priene und an dessen Nordflanke Melia und das jüngere Panionion lagen,<br />
das gleichzeitig mit dem jüngeren Priene Mitte des 4. Jhs. v. Chr.<br />
neu gegründet wurde. Melia vermutet man in einem karischen Ringwall<br />
auf dem Kale Tepe beim heutigen Güzelçamlı, zu Unrecht, wie<br />
eine kritische Überprüfung des dortigen Befundes ergab. Der karische<br />
Ort Melia wurde schon im 7. Jh. v. Chr. von der Ionischen Amphiktyonie<br />
zerstört, seine Reste bis heute nicht sicher lokalisiert. Der Bund<br />
„aller lonier“ scharte sich in archaischer Zeit um eine Kultstätte des<br />
Poseidon-Helikonios, die nach dem Zeugnis des antiken Historikers<br />
Herodot in der Mykale lag und noch ihrer Entdeckung harrt.<br />
Nachdem im Jahre 2001 der kleine Ort Thebei im Südwesten der<br />
Mykale untersucht und neu vermessen wurde, konzentrierten sich die<br />
Arbeiten des Jahres 2002 auf die gesamte westliche Mykale von der<br />
Linie Tuzburgazı / Güzelçamlı bis zu Westspitze, dem antiken Kap<br />
Trogilion. Mit einer Sondergenehmigung des Jandarma-Oberkommando<br />
in Kus¸adası war es erstmals möglich, das militärische Sperrgebiet<br />
im Westen der Mykale zwischen dem Milli Park (Nationalpark)<br />
und der Westspitze eingehend zu erforschen. Dabei wurden auch die<br />
beiden samischen Phrouria auf der Nordseite der Mykale erstmals<br />
wieder in Augenschein genommen. Die heute wesentlich verbesserte<br />
Kenntnis der antiken Keramik erlaubt neue Aussagen zu ihrer Zeitstellung<br />
und Baugeschichte. An der Westspitze der Mykale wurden<br />
mehrere ausgedehnte prähistorische Fundstellen, eine römische<br />
Meeresvilla mit kleinem Fischbecken und die Abfallhalde einer<br />
großen spätrömischen Töpferei entdeckt. Aus dem hochbedeutenden<br />
frühbyzantinischen Kloster Hagios Antonios, das in einer geschützten<br />
Mulde unterhalb des Gipfels des Dayıog˘ lou Tepe auf 950 müM liegt,<br />
Mykale<br />
Survey<br />
Seite 81
Karasis<br />
Hellenistische<br />
Festung<br />
Seite 82<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
konnten einige besonders schöne frühbyzantinische Architekturteile<br />
geborgen und in das Museum von Balat überführt werden.<br />
Im Berichtszeitraum gingen folgende Publikationen aus dem Projekt<br />
hervor:<br />
Lohmann, Hans: Mélia, le Panionion et le culte de Poséidon Héliconios.<br />
– In: Les cultes locaux dans les mondes grec et romain.<br />
Actes du colloque de Lyon, 7-8 Juin 2001. Eds. : G. Labarre ; J.-M.<br />
Moret. Lyon 2004. S. 31-49 ; Abb. 1-12.<br />
Lohmann, Hans: Mélia, das Panionion und der Kult des Poseidon<br />
Helikonios. – In: Neue Forschungen zu Ionien. Kolloquium, Münster,<br />
1.-3. März 2004. Asia Minor Studein. Hrsg.: E. Schwertheim;<br />
E. Winter. [Im Druck]<br />
Lohmann, Hans: Survey in Thebaen an der Mykale. 1. Kampagne<br />
2001. – In: 20. Ara t rma Sonu lar Toplant s, Ankara, 27-31 May s<br />
2002. Ankara 2003. S. 247-260; Abb. 1-10.<br />
Lohmann, Hans: Survey in der Mykale. 2. Kampagne 2002. – In:<br />
21. Ara t rma Sonu lar Toplant s, Ankara, 26-31 May s 2003. Ankara<br />
2004. [Im Druck]<br />
Lohmann, Hans: Zur historischen Topographie des südlichen<br />
Ionien. – In: Orbis terrarum. 8. 2002. 2004. [Im Druck]<br />
Für das Projekt „Karasis. Archäologische Bauforschung zu einer hellenistischen<br />
Festung in Kilikien“ stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. A. Hoffmann<br />
(Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts, Istanbul) Fördermittel<br />
zur Verfügung.<br />
In den Ausläufern des Taurusgebirges liegt in der Provinz Adana am<br />
nördlichen Rand der Çukurova-Ebene ein isolierter Höhenrücken mit<br />
dem Namen Karasis, der bis über 1000 m hoch aufsteigt. Obwohl ihre<br />
Mauern noch bis zu 15 m hoch aufrecht stehen, wurde auf dem<br />
Berggipfel und damit in abgelegener Position erst 1996 eine ausgedehnte<br />
Burganlage entdeckt, die auf Grund der Mauerwerkscharakteristika<br />
in hellenistische Zeit datiert worden ist. Die Anlage mit einer<br />
Ausdehnung von über 1 km gliedert sich in eine schmale, lang gestreckte<br />
und relativ einfach gestaltete Unterburg und eine wesentlich<br />
differenziertere, ebenfalls lang gestreckte Oberburg. Die Türme der<br />
Unterburg sind mit Waffenreliefs und der Darstellung eines Elefanten<br />
geschmückt, dem Wappentier des seleukidischen Königshauses. In<br />
der hochkomplexen Festung auf dem Karasis mit ihren gesteigerten<br />
Repräsentationsansprüchen wird man zwei Tagereisen von ihrer<br />
Hauptstadt Antiochia am Orontes entfernt am ehesten eine Baumaßnahme<br />
der seleukidischen Könige erkennen können.<br />
Wegen ihres ungewöhnlich guten Erhaltungszustands kann die Festung<br />
auf dem Karasis als ein Idealprojekt archäologischer Baufor-
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
Projekt „Karasis. Archäologische Bauforschung zu einer hellenistischen<br />
Festung in Kilikien“: Oberburg, Speicherbau von Süden<br />
schung angesehen werden, das wichtige Aufschlüsse zur Geschichte<br />
des hellenistischen Kilikien erwarten lässt. Mit Genehmigung der türkischen<br />
Antikenverwaltung wurden 2003 in Kooperation mit Prof. M.<br />
H. Sayar von der Istanbul Universität die Arbeiten zur Untersuchung<br />
dieser bisher vollkommen unerforschten Burganlage aufgenommen.<br />
Mit einem begleitenden siedlungsgeographischen Survey unter der<br />
Leitung von Prof. M. De Vos von der Universität Trient wird zur<br />
Klärung der Grundlagen des Festungsbaus die historische Entwicklung<br />
der Region erkundet.<br />
Neben der detaillierten Dokumentation der Festung lieferte eine<br />
topographische Vermessung erste Grundlagen zur Darstellung der<br />
räumlichen Zuordnung ihrer Baureste, aber gleichermaßen auch<br />
zum Verständnis des baulichen Gefüges dieses typologisch ungewöhnlich<br />
vielfältigen Ensembles. Um aber die Gesamtanlage im größeren<br />
Zusammenhang des weitgehend unzugänglichen Geländes sowohl<br />
in Plänen, als auch in dreidimensionaler digitaler Form darstellen zu<br />
können und damit ein Verständnis der spezifischen lokalen Voraussetzungen<br />
zu ermöglichen, wird mit Hilfe der Luftbildphotogrammetrie<br />
ein Geländemodell angefertigt. Zugleich konnten Luftbilder der<br />
benachbarten antiken Städte Anazarbos und Hierapolis Kastabala<br />
hergestellt werden, in denen zukünftig weitere archäologische Forschungen<br />
aufgenommen werden sollen. Die Auswertung und Umsetzung<br />
der Luftbildaufnahmen zu einem dreidimensionalen Geländemodell<br />
ist der Fachhochschule Karlsruhe übertragen worden. Diese<br />
Arbeiten stehen vor dem Abschluss; ein vorläufiges Modell liegt bereits<br />
vor.<br />
Seite 83
Antakya /<br />
Türkei<br />
Seite 84<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Für archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Antakya /<br />
Türkei (Antiochia am Orontes) erhielt Prof. G. Brands (Institut für<br />
Orientalische Archäologie und Kunst, Universität Halle-Wittenberg)<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die von Seleukos I. um 300 v. Chr. gegründete Stadt Antiochia am<br />
Orontes entwickelte sich im Laufe der römischen Kaiserzeit zu einer<br />
der bedeutendsten Metropolen der antiken Welt, die in einem Atemzug<br />
mit Rom, Konstantinopel und Alexandria genannt wurde. Infolge<br />
der kontinuierlichen nachantiken Siedlungstätigkeit sowie durch<br />
die vom Orontes und Pramenios verursachte Aufschwemmung des<br />
Stadtgebietes gilt Antiochia heute weiterhin als „Lost Ancient City“.<br />
Daran haben auch die zwischen 1932 und 1939 durchgeführten Ausgrabungen<br />
wenig ändern könne, bei denen es offenbar in erster Linie<br />
um die möglichst gezielte Freilegung von feudalen Wohnhäusern und<br />
ihrer Mosaikausstattung ging. Demgegenüber traten Untersuchungen<br />
zur städtebaulichen Entwicklung Antiochias zwischen Hellenismus<br />
und Spätantike ebenso zurück wie die Beschäftigung mit den<br />
zahlreichen, zumeist kaiserzeitlichen Bauten, die sich im Stadtgebiet<br />
erhalten haben. Aufgrund fehlender Stratigraphien und einer nachlässigen<br />
Dokumentation ist zudem die Chronologie selbst ergrabenen<br />
Befunde unklar.<br />
Projekt „Archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Antakya<br />
/ Türkei (Antiochia am Orontes)“: Die Stadtmauer an der Nordflanke<br />
des Silpiusberges wird über die Kammlinie in die Parmeniosschlucht<br />
hinabgeführt. Jenseits der Schlucht erscheint das Plateau<br />
des Staurin, auf dem vermutlich die hellenistische Stadterweiterung<br />
(Epiphaneia) zu lokalisieren ist. In der Ebene am linken Bildrand<br />
liegt das antike Stadtgebiet mit dem Basileia-Viertel.
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
Mehr als siebzig Jahre nach den ersten, amerikanisch-französischen<br />
Ausgrabungen soll mit neuen Untersuchungen in Antakya begonnen<br />
werden, deren Ziel es ist, einen Gesamtplan der Stadt zu erstellen, die<br />
erhaltene Bausubstanz vollständig zu erfassen und durch Bauaufnahmen<br />
zu erschließen. Voraussetzung dafür bildet zum einen die geodätische<br />
Erkundung des morphologisch überaus anspruchsvollen<br />
Geländes und die Planung eines Festpunktnetzes, das gleichermaßen<br />
den Ansprüchen der topographischen Geländeaufnahme, einer großräumigen,<br />
GIS-gestützten Fundkartierung sowie der Bauaufnahme<br />
genügt. Ein wichtiger Bestandteil der Unternehmung sind darüber<br />
hinaus geophysikalische Testmessungen an fünf ausgewählten Arealen<br />
des Stadtgebietes. Von ihnen sind, abgesehen von der Klärung der<br />
Messbedingungen, erste Aufschlüsse über die Bebauung, etwa auf<br />
dem Staurin-Berg, zu erwarten, in der mutmaßlich die in den antiken<br />
Schriftquellen erwähnte, bislang aber unzutreffend lokalisierte hochhellenistische<br />
Neustadtgründung Epiphaneia zu erkennen ist.<br />
Im Zentrum der ersten Kampagne steht die Untersuchung der Stadtmauern,<br />
von der sich auf einer Länge von über 6 km teils beträchtliche<br />
Reste erhalten haben. Eine vorläufige Kartierung des Mauerverlaufs<br />
sowie formtreue Aufmaße ausgewählter Abschnitte bilden<br />
die Grundlage für eine umfassende Bauaufnahme des gesamten Bestandes.<br />
Erst mit ihrer Hilfe werden sich die literarisch überlieferten<br />
Mauerbauphasen – zwischen seleukidischer Gründung und Spätantike<br />
– mit dem Befund synchronieren lassen. Erfasst werden bei dieser<br />
Gelegenheit auch die im Bereich des Silpiusgipfels sowie an seinen<br />
südlichen Ausläufern erhaltenen Zisternen und Wasserverteiler.<br />
Sie sind, wie das von Prokop (Mitte 6. Jh.) erwähnte „Eiserne Tor“, ein<br />
noch heute gut erhaltenes Stauwehr in der Parmeniosschlucht, für die<br />
Rekonstruktion der Wasserversorgung der kaiserzeitlichen Stadt von<br />
Wichtigkeit. Im Rahme einer Begehung wird schließlich der durch<br />
Neubaumaßnahmen gefährdete Bautenbestand auf dem am Orontes<br />
gelegenen Areal der „Basileia“, darunter Hippodrome, Thermen und<br />
der so genannten Tempel, vorläufig dokumentiert. Zentrales Anliegen<br />
der Untersuchungen in Antakya ist es, der Frage nach Struktur<br />
und Wandel Antiochias, die bislang fast ausschließlich mit Hilfe der<br />
antiken Schriftquellen beantwortet wird, auch von archäologischer<br />
Seite Substanz zu verleihen.<br />
Für die Untersuchung der Siedlungstopographie im Territorium der<br />
griechischen Koloniestadt Gela (Sizilien) von der Zeit der griechischen<br />
Kolonisation bis zum Ende der Antike erhält Prof. J. Bergemann<br />
(Institut für Archäologie, Ruhr-Universität Bochum) Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong>.<br />
Mit einer breit angelegten Kampagne sollen die griechische Kolonie<br />
Gela auf Sizilien erforscht und die Siedlungsstrukturen in der Chora<br />
(dazugehöriges Umland) der antiken Stadt für den Zeitraum 8. Jh. v.<br />
Chr. (griechische Kolonisation) bis zum 9. Jh. n. Chr. (Ankunft der<br />
Araber) rekonstruiert werden. Damit soll eine Lücke der Erforschung<br />
der griechischen Kolonisation geschlossen werden. Das Projekt wird<br />
Gela /<br />
Sizilien<br />
Seite 85
Seite 86<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
sich auf drei Epochen konzentrieren: „Die griechische Epoche von der<br />
Kolonisation zur Spätklassik“ bezieht sich auf die Peripherie der<br />
Siedlung, wobei sich das Untersuchungsgebiet bis etwa 25 km ins<br />
Binnenland erstreckt. Am Beispiel der dort vorgefundenen vorgriechischen<br />
Siedlungszentren (z.B. Butera, Monte Desusino) soll u.a.<br />
geklärt werden, welche Bedingungen die Griechen bei ihrer Landnahme<br />
im 7. Jh. v. Chr. vorgefunden und in welchem Verhältnis die<br />
Ansiedlungen der Voreinwohner zur kolonialen Polis gestanden<br />
haben. Dabei sollen das Vorgehen der Kolonisierung, die Sicherung<br />
der Landnahme, die Entstehung suburbaner Heiligtümer und die<br />
wechselseitige Beeinflussung der Volksgruppen sowie das Verhältnis<br />
zwischen Stadt und Umland nachgezeichnet und die konkrete Situation<br />
in der Chora von Gela mit anderen jüngeren Kolonialbewegungen<br />
– etwa den römischen Kolonialgründungen oder der kolonialen<br />
Expansion Europas in der Neuzeit – verglichen werden. Darüber hinaus<br />
werden u.a. die Besitzverhältnisse an Grund und Boden in ihrer<br />
Auswirkung auf die soziale Struktur der agrarischen Gesellschaft zu<br />
klären und die naturräumlichen Gegebenheiten in ihrem Wandel<br />
(z.B. Verlandung von Seen, Wiederaufforstung von Wäldern, Terrassierung<br />
steiler Berghänge für die Landwirtschaft) zu beschreiben<br />
sein. Es konnte bereits festgestellt werden, dass den Siedlern aus dem<br />
Mutterland beste Bedingungen geboten wurden, u.a. die Wahl der<br />
Siedlungspunkte und vergleichsweise viel Land.<br />
Die durchgeführten Kampagnen in den Jahren 2002/2003 und das<br />
dabei zu Tage beförderte Fundmaterial – rund 90 neue Fundstellen<br />
wurden entdeckt (Gehöfte, Nekropolen, Steinbrüche, Heiligtümer) –<br />
haben erwiesen, dass die Siedlungstätigkeit im Territorium Gela im<br />
gesamten Zeitraum von der Bronzezeit bis zur byzantinischen Zeit mit<br />
der Methode eines Surveys verfolgt werden kann. Daher sollen die<br />
Zeit des „Hellenismus“ näher untersucht und die Zerstörung Galas im<br />
Jahre 282 v. Chr. sowie die Umsiedlung der Bewohner in den Blick<br />
genommen werden. In diesem Zusammenhang wird nach den Konsequenzen<br />
des Niedergangs der zentralen Siedlung für die isolierten<br />
Gehöfte und für die umliegenden Siedlungen zu fragen sein. Darüber<br />
hinaus werden die „Römische Kaiserzeit und Spätantike“ und die<br />
Umwälzungen in der römischen Republik zu untersuchen sein, in<br />
deren Folge sich der Landbesitz oftmals auf wenige Großgrundbesitzer<br />
verteilte. Prof. Bergemann hebt die Latifundien als Charakteristikum<br />
der kaiserlichen Landwirtschaft Siziliens hervor und möchte<br />
anhand zahlreicher Funde aus der späten Kaiserzeit und der byzantinischen<br />
Zeit Aussagen zur Siedlungsweise im Umkreis der großen<br />
Villen (z.B. Piazza Armenina) herausarbeiten.<br />
Im Rahmen des Folgeprojekts sollen neben den bereits angesprochenen<br />
Problemfeldern einige weitere Fragen erörtert werden: So wird<br />
es u.a. darum gehen, die Siedlungsstrukturen im Umfeld von Butera<br />
und die Grenzziehung von Gela nach Norden und damit die Ausdehnung<br />
der Chora zu bestimmen. Zudem sollen die westliche Küstenebene,<br />
das Straßensystem und einige der Siedlungsgebiete im Intensiv-Survey<br />
untersucht, Fundzusammensetzungen und die sich daraus
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
ergebende Funktion der Fundstelle geklärt sowie – in drei ausgewählten<br />
Gebieten – die prähistorischen Gräber kartiert werden. Der<br />
Versuch eines geophysikalischen Surveys (2004) soll bei Erfolg 2005<br />
fortgesetzt werden. Für das Jahr 2006 ist die Fundbearbeitung im<br />
Museum von Caltanissetta vorgesehen.<br />
Für die Ausgrabung römischer Grabdenkmäler in Duppach / Vulkaneifel<br />
erhielt Prof. D. Boschung (Archäologisches Institut, Universität<br />
zu Köln) Fördermittel von der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Im Anschluss an die vorjährigen Untersuchungen konnten 2003 die<br />
beiden monumentalen römischen Grabdenkmäler in Duppach-Weiermühle<br />
abschließend untersucht werden. Der Schwerpunkt dieser<br />
Kampagne lag auf der Untersuchung des älteren der beiden Denkmäler<br />
(Grabmal A). Dabei wurde die Fundamentgrube mit einer<br />
Größe von 7 m x 8 m und einer Tiefe von mehr als 5 m dokumentiert.<br />
Diese Daten bilden neben den mittlerweile ca. 900 Skulpturenfragmenten<br />
die Basis für eine spätere Rekonstruktion des Grabdenkmals<br />
mit mehr als 20 m Höhe.<br />
Projekt „Ausgrabung römischer Grabdenkmäler in Duppach / Vulkaneifel“:<br />
Blick von Norden auf das römische Wohn- und Wirtschaftsgebäude<br />
Römische<br />
Grabdenkmäler<br />
Vulkaneifel<br />
Seite 87
Seite 88<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Ein um die Grabdenkmäler in Analogie zu anderen Fundstellen vermutetes<br />
Gräberfeld konnte trotz großflächiger Sondagen in östliche<br />
und westliche Richtung nicht nachgewiesen werden. Dies ist ein<br />
Indiz dafür, dass bei den Grabdenkmälern nicht alle Bewohner der<br />
Villa, sondern lediglich die Besitzerfamilie bestattet wurde. Parallel zu<br />
den Grabdenkmälern wurde eine 6 m breite römische Privatstraße dokumentiert,<br />
die bereits in den geomagnetischen Voruntersuchungen<br />
in ca. 150 m Entfernung festgestellt worden war, und deren Verlauf<br />
nun wichtige Hinweise auf die Gesamtkonzeption der Anlage liefert.<br />
Die Kombination der Straße mit den linear angeordneten Grabdenkmälern<br />
ist als Gräberstraße zu interpretieren. Für einen solchen Befund<br />
im ländlichen Bereich existieren bislang nur wenige Parallelen.<br />
Des Weiteren wurde ein in den geomagnetischen Untersuchungen festgestellter<br />
Baubefund in unmittelbarer Nähe der Grabdenkmäler archäologisch<br />
untersucht. Hierbei handelt es sich nach einer Auswertung<br />
der Funde und Befunde um ein römisches Wohn- und Wirtschaftsgebäude,<br />
das nach seinem Bau im zweiten Jahrhundert n. Chr. bis zum<br />
Verlassen Ende des vierten Jahrhunderts mehrere Bauphasen und Nutzungsänderungen<br />
erfuhr. In Bezug auf die Grabdenkmäler ist dieses<br />
Gebäude von größter Wichtigkeit, da hier abgeschlagene Skulpturenblöcke<br />
von einem der Grabdenkmäler sekundär verbaut wurden. Der<br />
Einbau der Blöcke ist anhand der Kleinfunde in die zweite Hälfte des<br />
vierten Jahrhunderts zu datieren. Dass die Grabdenkmäler im vierten<br />
Jahrhundert nicht peu à peu abgebaut wurden, zeigt neben diesem Befund<br />
auch ein bereits 2002 entdeckter und 2003 abschließend dokumentierter<br />
Unterstand direkt bei Grabmal B. Er wurde errichtet, um die<br />
Grabdenkmäler vor Witterungseinflüssen geschützt abbauen zu können.<br />
Aufgrund der Grabungskampagnen von 2002 und 2003 kann nicht<br />
nur das Aussehen der Grabdenkmäler rekonstruiert werden, auch ihr<br />
Abbau in der Spätantike lässt sich nun genauer verfolgen.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen bereits folgende Vorberichte zum<br />
Projekt:<br />
Vorbericht im Internet: http://www.grabdenkmaeler-duppach.<br />
praeges.de/<br />
Henrich, Peter; Marianne Tabaczek: Greifen als Grabwächter.<br />
Zwei neue monumentale römische Grabdenkmäler bei Duppach-<br />
Weiermühle in der Westlichen Vulkaneifel (Kreis Daun, Rheinland<br />
Pfalz). – In: Antike Welt. 34. 2003. S. 15-21.<br />
Henrich, Peter; Marianne Tabaczek: Die römischen Grabdenkmäler<br />
von Duppach-Weiermühle, Kreis Daun. – In: Archäologie in<br />
Rheinland-Pfalz 2002. Mainz 2003. S. 85-89.<br />
Henrich, Peter; Marianne Tabaczek: Die römischen Grabdenkmäler<br />
von Duppach-Weiermühle, Kreis Daun. – In: Funde und Ausgrabungen<br />
im Bezirk Trier. 34. 2002. S. 64-72.
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
Henrich, Peter: Die römischen Grabdenkmäler von Duppach-<br />
Weiermühle, Kreis Daun. – In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk<br />
Trier. 35. 2003. S. 46-52.<br />
Prof. T. Hölscher (Lehrstuhl für Klassische Archäologie, Universität<br />
Heidelberg) und HD Dr. B. Borg (Archäologisches Institut, Universität<br />
Heidelberg) erhalten Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsvorhaben<br />
„Raum und Ritual im Römischen Triumph“. Bearbeiter ist<br />
Dr. S. Schipporeit.<br />
In dem Vorhaben soll der Wegverlauf des römischen Triumphzuges<br />
als Selbstinszenierung des römischen Staates untersucht und das<br />
Wechselverhältnis zwischen topographischer bzw. architektonischer<br />
Gestaltung des Raumes und ritueller Handlung verstehbar gemacht<br />
werden.<br />
Gestalt und Ausstattung des sakralen bzw. öffentlichen Raumes, die<br />
Form der Tempel und ihre Lage zu anderen Bauten haben sich nicht<br />
zufällig ergeben, sondern sind Ergebnis bewusster, religiös wie politisch<br />
motivierter Entscheidungen. Die Möglichkeit, den öffentlichen<br />
Raum im Zeichen des Kultes und der Macht zu formen, implizierte<br />
einen ständigen Wandel im Ritual (Kultvarianz) und in der Aufführung<br />
(Performanz), wobei der Festzug des Triumphes die Gestalt<br />
der umgebenden Architektur nach und nach beeinflussen und die<br />
Monumente umgekehrt Einfluss auf das kultische Handeln und seine<br />
Wahrnehmung nehmen konnten. In Verbindung mit zeichenhaften<br />
Symbolen, erzählerischen Bildelementen etc. konnten dabei Sinnzusammenhänge<br />
und Assoziationsfelder im Hinblick auf innen- und<br />
außenpolitische Zielsetzungen geschaffen werden.<br />
Während die politische und religionshistorische Entwicklung des<br />
Ritualkomplexes Triumph bereits gut erschlossen und die „Triumphbögen“<br />
als prominenteste Monumente des Prozessionsweges ausführlich<br />
erforscht worden sind, fand in der Forschung das Verhältnis<br />
zwischen kultischem Handeln und dem urbanen Rahmen nur am<br />
Rande Beachtung. Anhand archäologischer Befunde und mit Hilfe<br />
literarischer, numismatischer und epigraphischer Quellen soll daher<br />
der rituelle Handlungsraum entlang des Triumphweges rekonstruiert<br />
werden. Dieser zieht von seinem Ausgangspunkt im südlichen Marsfeld<br />
vor dem Pomerium, der sakralen Stadtgrenze, über die Porta<br />
Triumphalis in die Stadt um den Palatin herum bis zu seinem Endpunkt<br />
auf dem Kapitol, dem Tempel des luppiter Optimius Maximus.<br />
In diesem Zusammenhang werden Bilderschmuck, Inschriften und<br />
Bauten in ihrer funktionalen, ikonographischen und religionshistorischen<br />
Beziehung zum Festzug untersucht, um die wechselseitige<br />
Durchdringung von religiöser Kommunikation, öffentlichem Raum<br />
und politischer Macht interpretieren zu können. Die in der Zwischenzeit<br />
erarbeiteten Thesen und Ergebnisse werden zurzeit vom<br />
Bearbeiter vor Ort in Rom mit Unterstützung des Deutschen Archäologischen<br />
Instituts in Rom verifiziert und vertieft.<br />
Römischer<br />
Triumph<br />
Seite 89
Seite 90<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Projekt „Raum und Ritual im Römischen Triumph“: Kaiser Marc<br />
Aurel zieht im Triumphwagen in die Stadt Rom ein. Ein Tempel und<br />
die Porta Triumphalis markieren die sakrale Stadtgrenze, die die<br />
Bereiche des militärischen Draußen und des städtischen Drinnen<br />
trennt. Beim Ritual des Triumphzuges wird das siegreiche Heer<br />
wieder in den sakralen Raum der Hauptstadt zurückgeführt und<br />
integriert. – Relief von einem Triumphbogen des Marc Aurel, 176 n.<br />
Chr., Rom, Palazzo di Conservatori
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
Dr.-Ing. U. Wulf-Rheidt, (Lehrstuhl für Baugeschichte, Universität<br />
Cottbus) und Dr.-Ing. K. Heine (Lehrstuhl für Vermessungskunde,<br />
Universität Cottbus) erstellen mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Ein<br />
digitales Bauwerksinformationssystem für die „Domus Severiana“<br />
und das „Gartenstadium“ auf dem Palatin in Rom.<br />
Auf der Grundlage der Bauaufnahme und der Baudokumentation<br />
rund um die „Domus Severiana“ und das „Gartenstadium“ – die<br />
in den Jahren 1998 bis 2003 im Auftrag der römischen Antikenverwaltung<br />
von der BTU Cottbus (Lehrstühle für Baugeschichte und Vermessungskunde)<br />
durchgeführt wurden – konnten neue Erkenntnisse<br />
im Hinblick auf die Nutzung der einzelnen Gebäudeteile in den unterschiedlichen<br />
Ausbaustadien der Kaiserpaläste gewonnen werden.<br />
So konnte beispielsweise die allgemein vertretene Forschungsmeinung,<br />
wonach die „Terme Severiane“ und die „Arcate“ unabhängige<br />
Einzelbauten darstellen, revidiert und nachgewiesen werden, dass<br />
die heute getrennt erscheinende Bereiche auf einen Gebäudekomplex<br />
im Südosten des Palatins bezogen werden müssen und daher als<br />
Einheit mit dem „Gartenstadium“ und der Gesamtanlage des flavischen<br />
Kaiserpalasts begriffen werden muss. Im Zusammenhang mit<br />
den Grabungen rund um die „Vigna Barberini“ durch die École<br />
Française gehen die Projektleiterinnen davon aus, dass eine differenzierte<br />
Phasenabfolge und Neuinterpretation des Kaiserpalastes notwendig<br />
ist, wobei der bisher als blockhaft geschlossene und introvertiert<br />
rekonstruierte Palast des Domitian deutlich größer anzunehmen<br />
und im Kontext mit den umliegenden Parkanlagen und Villentrakten<br />
zu deuten sein wird. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse ist<br />
zudem davon auszugehen, dass das „Gartenstadium“ nicht als Anhängsel<br />
der Repräsentationstrakte im Norden des Palastes zu verstehen<br />
ist, sondern vielmehr als vermittelnde Übergangszone zwischen<br />
den eher offiziellen Räumen der „Domus Augustana“ und der privaten,<br />
villenähnlichen Anlage im Südosten. Da bislang eine umfassende<br />
Darstellung und Deutung dieses Palastbereiches fehlt, steht eine<br />
schlüssige Gesamtinterpretation der Kaiserpaläste in den unterschiedlichen<br />
Bauphasen noch aus.<br />
Ziel ist die Erstellung eines integrierten Informationsmodells, bestehend<br />
aus 3D-CAD-Modell, digitalem Raumbuch (Datenbank mit verschiedenen<br />
Suchroutinen, in welcher alle Informationen eines<br />
Raumes abgelegt sind) und Archiven für Foto- und Plandokumentationen<br />
für den gesamten Bereich der „Domus Severiana“ und des<br />
„Gartenstadium“ als Grundlage für eine präsentations- und publikationsfähige<br />
Interpretation und Gesamtdokumentation.<br />
Prof. M. Moog-Grünewald (Romanisches Seminar, Universität Tübingen)<br />
erhält <strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Mythologie der Antike –<br />
Ihre Wirkung und Rezeption in Literatur, Kunst und Musik – Ein<br />
Handbuch“.<br />
Eine Überschau über die nicht wenigen, derzeit im Handel erhältlichen<br />
Lexika der griechisch-römischen Mythologie lässt erkennen,<br />
Domus<br />
Severiana<br />
Gartenstadium<br />
Rom<br />
Mythologie<br />
der<br />
Antike<br />
Seite 91
Seite 92<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
dass vor allem zweierlei von keinem davon geleistet wird: nämlich –<br />
neben einer Nacherzählung und Belegen der gängigsten Varianten<br />
eines Mythos – systematisch auch dessen Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte<br />
vor der frühen Antike bis in die Gegenwart eingehend zu<br />
dokumentieren und die bislang vorliegende, umfangreiche Forschung<br />
kritisch aufzuarbeiten, um solcherart in den einzelnen Lemmata<br />
wie in deren Zusammenspiel neue Forschungsakzente zu setzen<br />
bzw. eine Grundlage für weitere Forschungsarbeiten zu bieten.<br />
Deshalb soll das geplante Handbuch in ausführlichen Artikeln die<br />
breite Wirkung und Rezeption herausragender Figuren der griechisch-römischen<br />
Mythologie in Literatur, Kunst und Musik, aber<br />
auch Philosophie und Psychologie von der frühen Antike bis in die<br />
Gegenwart darstellen.<br />
Eine etwa 30-40seitige Einleitung soll zunächst einen historischen<br />
und systematischen Überblick geben über die je epochal (u.U. auch<br />
national) unterschiedlichen Modi der Mythenrezeption und als<br />
Bezugspunkt der einzelnen Artikel dienen, so dass diese auf eine<br />
Wiederholung grundlegender historischer, epistemologischer Gegebenheiten<br />
verzichten können. Diese Einleitung soll u.a. behandeln:<br />
– Wesen und Rolle des Mythos in der Antike; Werke und Gattungen<br />
der Mythenrezeption; Mythographen (u.a. Ovid, Hygin, Apollodor)<br />
und Mythenkritik;<br />
– frühchristliche, neuplatonische und mittelalterliche Allegoresen;<br />
– große mythographische Werke der frühen Neuzeit; die Rolle von<br />
Übersetzungen und Kommentaren; epistemologische und ästhetische<br />
Gründe für den Aufschwung der Mythenrezeption in der<br />
Renaissance; Legitimität der Mythologie im Christentum;<br />
– Mythenkritik des 18. Jahrhunderts; Travestien und Entheroisierung;<br />
Ästhetisierung des Lebens im Zeichen der Mythologie (Arcadia);<br />
Politisierung des Mythos (Französische Revolution); „klassizistischer“<br />
Rückbezug auf die Antike als geschmacksbildende<br />
Maßnahme;<br />
– Historisierung und Philologisierung der Mythen im 18. und 19.<br />
Jahrhundert; Karikatur der Gegenwart im mythologischen Gewand<br />
(Heine, Offenbach); (Wieder-)Entdeckung des Dionysischen im<br />
19. Jahrhundert;<br />
– Neuaufleben der Mythenrezeption im 20. Jahrhundert (Freud,<br />
Horkheimer/Adorno, Blumeberg); Mythendiskussion der 1990er<br />
Jahre.<br />
Die einzelnen (geplanten ca. 80) Artikel sollen exemplarisch an herausragenden<br />
(Text)Zeugnissen übergeordnete Aspekte, Traditions-<br />
Filiationen und -Brüche sichtbar machen, dabei jede schematische<br />
Reihung vermeiden und darum auch nicht jedes einzelne Rezeptionsdokument<br />
verzeichnen. Vielmehr sollen sie in Literatur, Kunst und<br />
Musik – programmatisch nicht nach Disziplinen getrennt, sondern<br />
nach epochalen, ideologischen, ästhetischen Gesichtspunkten korreliert<br />
– folgende Aspekte erhellen:
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
– die spezifische Einbindung der mythologischen Figur in den jeweiligen<br />
historischen, ideologischen und ästhetischen Rezeptionshorizont<br />
durch die verschiedenen Jahrhunderte;<br />
– intertextuelle, interdisziplinäre und intermediale Verweisungen;<br />
– die epochenspezifische Bedeutung einzelner Figuren (z.B. Herakles<br />
in der Renaissance);<br />
– die gattungs- und medienspezifische Relevanz der einzelnen Figuren<br />
(Orpheus für die Oper); die Indienstnahme einzelner Figuren<br />
für politische, psychologische bzw. psychoanalytische, philosophische,<br />
allgemein ideologische und ästhetische Interessen (Prometheus,<br />
Ödipus) etc..<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Priv. Doz. Dr. R. Bees (Philologisches Seminar, Universität<br />
Tübingen) Fördermittel für eine Abhandlung zu Poseidonios<br />
zur Verfügung.<br />
Die gegenwärtige Forschung zur Poseidonios von Apameia (ca. 135-<br />
50 v. Chr.), einem der bedeutendsten Stoiker und größten Philosophen<br />
seiner Zeit, ist weithin geprägt von der Unsicherheit bezüglich der<br />
ihm zuzuschreibenden Zeugnisse und Fragmente. Die letzte Gesamtdarstellung<br />
liegt überdies vierzig Jahre zurück. Das Forschungsvorhaben<br />
sucht die Quellenfrage auf eine sichere Grundlage zu stellen,<br />
indem die Darstellung ausschließlich auf Zeugnisse gestützt wird, die<br />
nachgewiesenermaßen auf Poseidonios zurückgehen. Auf Grundlagen<br />
des Gesicherten wird versucht, ein Gesamtbild des Philosophen<br />
und seines Werkes zu entwerfen, das von den Zeugnissen ausgeht<br />
und nicht von einem vorgefassten Bild.<br />
Poseidonios von Apameia (ca. 135-50 v. Chr.) zählt zu den bedeutendsten<br />
Vertretern der stoischen Schule, die für 500 Jahre die antike<br />
philosophische Diskussion bestimmte. Er ragt nicht nur innerhalb ihrer<br />
sog. Mittleren Periode (3.-1. Jh. v. Chr.) hervor, sondern übertraf<br />
durch die Breite seiner Forschung, eigenwillige und neuartige Ansätze<br />
gewiss auch alle anderen zeitgenössischen Philosophen. Seine<br />
Wirkung ist evident schon dadurch, dass von keinem anderen Stoiker<br />
– außer dem Vielschreiber Chrysipp – eine größere Zahl namentlich<br />
bezeugter Fragmente erhalten ist. Noch mehr als sein Lehrer Panaitios<br />
von Rhodos trieb er unter dem Einfluss der jüngeren Akademie<br />
Philons von Lafissa den Synkretismus der griechischen Stoa durch<br />
Aufnahme platonischer und aristotelischer Elemente voran und trug<br />
wesentlich zu Ausformung der römischen Stoa bei. Die Zusammenschau<br />
der Fragmente lässt einen Gelehrten von Rang fassbar werden,<br />
der alle Bereiche der Wissenschaften bearbeitet und bereichert hat.<br />
Über die bisher vorgelegten Arbeiten zu Poseidonios hinausgehend,<br />
ist das Ziel des hier vorgestellten Projektes, ein vollständiges Bild des<br />
Philosophen und seines Werkes auf Grundlage der griechischen<br />
Zeugnisse und in kritischer Auseinandersetzung mit der älteren Forschung<br />
zu geben. Grundsätzlich entscheidend bei der Darstellung<br />
wird sein, dass nicht von einem bestimmten vorgefassten Bild des<br />
Poseidonios ausgegangen, sondern seine Position aus den Zeugnissen<br />
Poseidonios<br />
Seite 93
Empedokles<br />
Rezeption<br />
Seite 94<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
erschlossen wird. Die Aufgabe versteht sich als eine Rekonstruktion,<br />
die die Stellung des Poseidonios innerhalb der Stoa und in der griechischen<br />
Philosophie insgesamt abzugrenzen sucht. Dabei ist das<br />
Verhältnis des Poseidonios zu den Schulgründern wie zu seinen<br />
direkten Vorgängern (Diogenes v. Babylon, Panaitios) zu erfragen.<br />
Wichtig ist aber auch eine Bewertung seiner Haltung zur Philosophie<br />
Platons, des Aristoteles und Epikur, denen er näher kam als irgendein<br />
anderer Stoiker. Diese Besonderheit lässt sich auch durch Berücksichtigung<br />
der Kritik von Seiten konkurrierender Schulen erklären,<br />
so dass also der Blick auf die gesamte hellenistische Diskussion zu<br />
lenken ist.<br />
Voraussetzung für eine wissenschaftlich korrekte Darstellung ist die<br />
Abgrenzung dessen, was sicher von Poseidonios stammt, von dem,<br />
was ihm von der gelehrten Forschung lediglich zugeschrieben wurde.<br />
Hierbei handelt es sich zum einen um gemeinstoische Lehre, die<br />
Poseidonios auch vertreten hat, aber keineswegs als erster und auch<br />
nicht in einer für ihn besonderen Weise. Zum anderen findet man<br />
unter dem Poseidonios Zugeschriebenen Inhalte, die weder von ihm<br />
stammen noch von einem anderen Stoiker.<br />
Der erste Schritt ist demnach die Sonderung des Echten vom Unechten,<br />
wobei sich die Durchführung an den beiden Fragmentausgaben von<br />
Edelstein-Kidd bzw. Theiler orientieren kann. Es ist vorgesehen, alle<br />
Fragmente, die bei Theiler zusätzlich aufgeführt sind, zunächst im Einzelnen<br />
zu überprüfen. Darauf aufbauend kann dann eine Zusammenschau<br />
von Poseidonios’ Lehre gegeben werden, die im Besonderen zu<br />
untersuchen hat, wo Poseidonios orthodoxer Lehre folgt, wo er eigenständige<br />
Positionen vertritt und schließlich wo er rezipiert wurde. Die<br />
Darstellung orientiert sich dabei an dem Lehrgebäude der Stoa, das<br />
sich – nach der von Poseidonios präferierten Reihenfolge – in Physik,<br />
Ethik und Logik gliedert, zum anderen berücksichtigt sie im Besonderen<br />
die von Poseidonios eingehend behandelten Gebiete, die durch<br />
sichere Zeugnisse und Werkfragment erschließbar sind: Geographie<br />
(einschließlich Hydrologie, Seismologie, Mineralogie), Geschichtsschreibung,<br />
Kulturentstehungslehre, Mathematik. Dadurch ist die Gliederung<br />
in zwei Hauptabschnitte vorgegeben, in denen die gesicherten<br />
Fragmente zu einem Gesamtbild des Gelehrten verbunden werden.<br />
Prof. O. Primavesi (Institut für Klassische Philologie, Universität München)<br />
erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Tradition<br />
und Konstruktion eines Vorsokratikers: Empedokles-Lektüren in<br />
Antike und byzantinischem Mittelalter“.<br />
Empedokles von Akragas, der philosophische Lehrdichter der griechischen<br />
Klassik, ist zum einen durch die Aristotelische Rezeption<br />
seiner Vier-Elementen-Theorie zum Ahnherrn der antiken und mittelalterlichen<br />
Physik geworden. Zum andern gilt seine pathetische<br />
Ich-Erzählung vom gefallenen Gott („Daimon“) dem späteren Platonismus<br />
als die wichtigste poetische Beglaubigung der (später auch<br />
von der Gnosis vertretenen) Lehre, dass das irdische Dasein des Men-
ALTERTUMSWISSENSCHAFT; ARCHÄOLOGIE<br />
schen als ein gottfernes Exil verstanden werden muss. Ob und wie<br />
diese beiden, je für sich wirkungsgeschichtlich folgenreichen Aspekte<br />
seiner Dichtung philosophisch und poetisch miteinander verbunden<br />
waren, ist in der Forschung bis heute umstritten. Das hat seinen<br />
Grund unter anderem darin, dass die Texte des Empedokles in den<br />
derzeit bekannten mittelalterlichen Handschriften nur indirekt überliefert<br />
sind, also durch Zitate und Testimonien anderer Autoren. Diese<br />
indirekte Überlieferung ist zwar bei Empedokles umfangreicher als<br />
bei jedem griechischen Philosophen vor ihm, aber erstens sind diese<br />
Texte von Hermann Diels im 19. Jahrhundert nur bis zum spätantiken<br />
Neuplatonismus systematisch erfasst und sogar in der maßgeblichen<br />
wissenschaftlichen Edition der Poetarum Philosophorum Fragmenta<br />
von 1901 nur in einer Auswahl dokumentiert worden. Zweitens<br />
erlaubt der Filter der indirekten Überlieferung nicht zu ermitteln,<br />
inwieweit die Verbindung von Physik und Daimonologie – samt den<br />
sie ermöglichenden Verfahren von Personifikation und Allegorie –<br />
ihren Ort schon in der poetischen Produktion des Philosophen selbst<br />
hatte oder erst in seiner späteren Rezeption.<br />
1994 wurden in der Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg<br />
unedierte Bruchstücke aus einer antiken Papyrushandschrift<br />
des Empedokleischen Naturgedichts identifiziert, die ca. 80 mehr<br />
oder minder vollständige Verse enthalten und die von Martin und<br />
Primavesi, in der kommentierten editio princeps 1999 publiziert wurden.<br />
Erstmalig liegen damit direkt überlieferte Textfragmente vor. Die<br />
inhaltliche Bedeutung dieses Fundes besteht darin, dass er das Problem<br />
der systematischen Beziehungen zwischen Physik und Daimonologie<br />
unabweisbar von Neuem aufwirft: Denn in jenen Fragmenten<br />
erscheinen Formulierungen, die eindeutig dem theoretischen Horizont<br />
der Empedokleischen Physik zugehören, unmittelbar mit solchen<br />
verbunden, die als Bezugnahme auf den gefallenen Gott verstanden<br />
werden müssen.<br />
Eine Interpretation dieser Papyrusfragmente ist freilich ohne Rückgriff<br />
auf die indirekte Überlieferung nur sehr eingeschränkt möglich.<br />
Um dabei die Gefahr einer zirkulären Argumentation zu vermeiden,<br />
d.h. in den Fund nicht spätere Interpretationen hineinzuprojizieren,<br />
ist ein rezeptionsgeschichtlich reflektierter Umgang mit der Überlieferung<br />
unabdingbar.<br />
Deshalb plant Prof. Primavesi eine interpretierende Darstellung der<br />
Empedokles-Rezeption in Antike und byzantinischem Mittelalter. Sie<br />
soll die Überlieferung der Originaltexte und Zeugnisse vollständig<br />
erfassen und ihre verschiedenen Stränge sowie deren je verschiedene<br />
Methoden und Ziele erhellen. Die Dokumentation wird drei historische<br />
Schwerpunkte haben, zu denen sich die intensivste Empedokles-Rezeption<br />
nachweisen lässt:<br />
– der Peripatos (Aristoteles, Theophrast, Eudem), Plutarch und<br />
Simplicius (als Höhepunkt der neu-platonischen Rezeption seit<br />
Plotin und Porphyrius);<br />
Seite 95
Seite 96<br />
– drei Autoren an der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Chr., nämlich<br />
Clemens von Alexandria, Sextus Empiricus und Hippolytos von<br />
Rom;<br />
– die byzantinischen Aristoteleskommentatoren (etwa ab dem 9. Jh.<br />
n. Chr.).<br />
Innerhalb dieser Schwerpunkte gilt es, von den Hauptvertretern der<br />
Überlieferung jeweils aufzuzeigen: Zitierpraxis, Terminologie der<br />
Paraphrasen, Interpretationsthesen und -methoden, Funktion und Zielsetzung<br />
ihrer Rezeption im Kontext ihrer Zeit und dem Horizont der Tradition.<br />
Als Nahziel soll damit eine methodisch kontrollierte Auswertung<br />
der Straßburger Neufunde ermöglicht und als Fernziel ein Methodenwechsel<br />
in der Vorsokratikeredition vorbereitet werden: vom Rekonstruktionsversuch<br />
des Originals zur Dokumentation der Rezeptionen.<br />
Kunstwissenschaften<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die mit den Künsten befassten Disziplinen, insbesondere Kunstgeschichte<br />
und Musikgeschichte sowie Theater- und Medienwissenschaft,<br />
sehen sich dank der Dynamik des kulturellen und sozialen<br />
Wandels in vielfacher Weise herausgefordert. Es geht heute weniger<br />
um neue Avantgarden oder künstlerische Fortschritte, vielmehr um<br />
eine dramatische Verschiebung der Kontexte, in denen diese Künste<br />
gedeihen. Ein verändertes Gegenwartsbewusstsein stellt sie vielfach<br />
in Frage, es ermöglicht aber auch eine Neuaneignung ihrer Inhalte<br />
und eine Erweiterung des wissenschaftlichen Problemkanons.<br />
Das lässt sich am Beispiel des Bildes, das auch Thema eines eigenen<br />
Projektbereichs der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist, illustrieren. Waren Bilder<br />
bis vor kurzem vor allem Gegenstand der Kunstgeschichte, haben<br />
sie durch die elektronische Revolution einen ganz anderen Status gewonnen.<br />
Das Bild ist zu einem universellen Medium der Information,<br />
der Verständigung und der Erkenntnis geworden, das sich einer<br />
einzelnen Disziplin kaum mehr zuordnen lässt. Es besitzt jetzt auch<br />
instrumentelle Funktionen.<br />
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Fortsetzung des „normalen<br />
Wissenschaftsprozesses“ aktuelle Probleme ausblenden würde, die<br />
gebotenen Chancen und Herausforderungen nicht zu nutzen vermöchte.<br />
Eine Diskussion der im Gange befindlichen Veränderung ist<br />
gefordert, mehr noch: der daraus resultierenden Verschiebung der<br />
gültigen wissenschaftlichen Leitvorstellungen. Die Kunstwissenschaften<br />
insgesamt sind gehalten, ihre genuinen Beiträge im vielstimmigen<br />
Konzert der Disziplinen die ihnen zukommende Rolle im<br />
kulturellen Kontext zu präzisieren.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert Vorhaben aus dem gesamten Bereich<br />
der Kunstwissenschaften und ihrer Nachbargebiete, insbeson-
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
dere aber solche Projekte, die sich mit Grundlagen und Quellen befassen,<br />
mit methodischen Fragen, der Erörterung von Leitkategorien,<br />
mit interdisziplinären Recherchen, insgesamt mit solchen wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen, die sich durch Problembewusstsein<br />
und hohes Reflexionsniveau auszeichnen. Die Finanzierung reiner<br />
Katalogisierungs- und Editionsprojekte zählt nicht zu den prioritären<br />
Förderanliegen der <strong>Stiftung</strong>.<br />
„REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler“, ein von<br />
der <strong>Stiftung</strong> gefördertes, historisch-kunsthistorisches Kooperationsprojekt<br />
der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. H. Bredekamp,<br />
Kunstgeschichtliches Seminar) und der Universität Fribourg/Schweiz<br />
(Prof. V. Reinhardt, Seminar für Allgemeine und Schweizer Geschichte),<br />
ist der Erforschung der römischen Grabkultur in der Frühen Neuzeit<br />
gewidmet. Es arbeitet dabei als interdisziplinäres Projekt sowohl mit<br />
kunsthistorischen wie auch historischen Fragestellungen und Methoden.<br />
Zu allen Zeiten haben gesellschaftliche Eliten ihre Stellung durch die<br />
künstlerisch-visuelle Inszenierung der Vergangenheit zu legitimieren<br />
und ihre Zukunft zu sichern gesucht. Selten jedoch spielte die aufwendige<br />
Erinnerung an die Vorfahren eine so große Rolle wie im Rom<br />
der Renaissance und des Barock, wovon sich noch heute überzeugen<br />
kann, wer die zahlreichen römischen Kirchen betritt. Von der einfachen<br />
Marmorplatte bis zu kostspieligen skulpturalen Meisterwerken<br />
reicht die Bandbreite der Produktion und wirft die Frage nach den<br />
gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen dieser in Quantität und<br />
Qualität einmaligen Grabkultur auf.<br />
Ein gewichtiger Grund liegt sicherlich in der einzigartigen politischen<br />
Verfassung des Kirchenstaates als einer kirchlichen Wahlmonarchie.<br />
Denn in raschem Rhythmus wechselten in Rom die Herrscher und<br />
zugleich mit ihnen die Herrscherfamilien und ihre Anhängerschaft.<br />
Daraus resultierte eine ungewöhnlich intensive Konkurrenz um den<br />
sozialen Aufstieg; man ist versucht von einer „Hyperkonkurrenz“ zu<br />
sprechen, die den idealen Nährboden für eine intensive, tatsächlich<br />
ja auch bis heute bestaunte künstlerische Produktivität auf allen Gebieten<br />
schuf. Im Medium der Grabkunst galt es für die Angehörigen<br />
der römischen Oberschicht nicht nur, immer wieder auf herausragende<br />
Familienangehörige zu verweisen, um damit die gesellschaftliche<br />
Position in der Gegenwart und für die Zukunft zu stabilisieren und<br />
nach Möglichkeit zu dynamisieren. Dieser Verweis musste – eine<br />
Folge der intensiven Konkurrenzsituation – in möglichst neuen, aufsehenerregenden<br />
Formen erfolgen. Wer auf sich hielt, verfügte nicht<br />
nur über eine Grab- und Familienkapelle, sondern stattete diese nach<br />
zum Teil sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten entsprechend aus.<br />
Die scheinbar für die Ewigkeit bestimmte marmorne Erinnerung an<br />
die Vorfahren gewinnt aus der „Vogelperspektive“ über die Jahrhunderte<br />
hinweg eine erstaunliche Lebendigkeit und gestattet<br />
grundlegende Rückschlüsse auf die Etablierungs- und Behauptungsstrategien<br />
frühmoderner Eliten.<br />
Papst- und<br />
Kardinalsgrabmäler<br />
Seite 97
Villa<br />
Imperiale<br />
Seite 98<br />
Informationen zu Fragestellungen, Ergebnissen und Publikationen<br />
des Projekts unter: www.requiem-projekt.de<br />
Im Berichtszeitraum neu erschienen Publikationen:<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Behrmann, Carolin, et al.: The Roman Papal- and Cardinal Tombs<br />
of the Early Modern Age. Introductory remarks on a research project.<br />
– In: Analecta Romana Instituti Danici 29 (2003) S. 101-117.<br />
Bredekamp, Horst und Rheinhardt, Volker in Zusammenarbeit mit<br />
Arne Karsten und Philipp Zitzlsperger (Hrsg.): Totenkult und Wille<br />
zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter.<br />
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004.<br />
Karsten, Arne (Hrsg.): Jagd nach dem roten Hut. Kardinalskarrieren<br />
im barocken Rom. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004.<br />
Karsten, Arne und Zitzlsperger, Philipp (Hrsg.): Tod und Verklärung.<br />
Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit, Böhlau-Verlag,<br />
Köln u.a., 2004.<br />
Der Historienzyklus der Villa Imperiale (1530-1536). Zur Entstehung<br />
und Funktion eines neuen Typs des Memoriale als Sequenz gebauter<br />
und gemalter Scheinarchitektur steht im Mittelpunkt eines Forschungsvorhabens,<br />
das Prof. J. Pieper (Lehrstuhl für Baugeschichte<br />
und Denkmalpflege, RWTH Aachen) mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> durchführt.<br />
Zwischen 1530 und 1536 ließ Eleonora Gonzaga oberhalb von Pesaro<br />
neben einem Jagdhaus der Sforza die neue Villa Imperiale errichten<br />
und machte sie ihrem Ehemann, Francesco Maria della Rovere (Herzog<br />
von Urbino), zum Geschenk. Zur gleichen Zeit veranlasste die<br />
Bauherrin, dass der schon bestehende Bau zu einer Memorialanlage<br />
für die ruhmreichen Taten ihres Ehemanns umgebaut werden sollte.<br />
Während die ältere Anlage im folgenden u.a. mit aufgestocktem<br />
Wehrturm nachgerüstet und damit als „Scheinkastell“ ganz bewusst<br />
im architektonischen Gewand des zurückliegenden Jahrhunderts gekleidet<br />
wurde, präsentierte sich der Neubau – der Formensprache<br />
Bramantes folgend – ganz auf der Höhe der Zeit. Die inszenierte Gegenüberstellung<br />
einer kriegerischen Vergangenheit und der daraus<br />
sich herleitenden Machtstellung in der Gegenwart, die bereits mit<br />
dem architektonischen Ensemble anklingt, war durchaus beabsichtigt<br />
und setzte sich im Inneren mit den miteinander verbundenen<br />
Villen fort: Im ehemaligen Familienpalast wurden Fenster und Türen<br />
stark verkleinert oder zugemauert, um größtmögliche Wandflächen<br />
als Malgrund für die historisierenden Heldentaten des Hausherrn zu<br />
gewinnen. Diese standen im üppigen Kontext mit landschaftlichen<br />
Scheinausblicken, Tapisserien und ebenso illusionistisch dargestellten<br />
Deckenarchitekturen. Der Besucher, der durch den Triumphbogen<br />
zwischen Alt- und Neubau eintrat, wurde von Raum zu Raum<br />
geführt, an den chronologisch aufeinander folgenden Gärten des
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Neubaus, bis hin zur Dachterrasse mit dem Panoramablick über das<br />
Hügelland von Urbino. Während der Neubau in seiner Funktion als<br />
Gartenpalast Ort des sommerlichen Familienlebens und höfischer<br />
Feste war, damit also die Gegenwart repräsentierte, war der zum<br />
Memoriale umgebaute Altbau nicht mehr bewohnbar und diente<br />
nunmehr allein der glorifizierenden Selbstdarstellung della Roveres,<br />
der sich in der Vergangenheit gegen seine Widersacher hatte behaupten<br />
können.<br />
Obwohl sich die Forschung seit dem späten 19. Jh. mit dem beschriebenen<br />
Ensemble auseinandergesetzt und dabei überaus verdienstvolle<br />
Erkenntnisse im Hinblick auf die Autorschaft der Fresken<br />
zusammengetragen hat, sind gerade die Gegenüberstellung von Vergangenheit<br />
und Gegenwart, die dynamische Durchdringung von<br />
Figurenmalerei, Scheinarchitektur, Bauwerk, Garten und tatsächlichen<br />
Ausblicken in die Natur nicht ausreichend untersucht worden.<br />
Tatsächlich ist die Kombination von Schein und Wirklichkeit in der<br />
Gattungsgeschichte des Historienzyklus neu, das Memoriale als<br />
reiner Durchgangsraum eine Vorwegnahme der Galerie und die illusionistische<br />
Erweiterung der Räume mit den Mitteln der Malerei ein<br />
Verweis auf den Barock. Erst die ganzheitliche Betrachtung macht<br />
eine umfassende Interpretation des Ensembles möglich, wobei eine<br />
Reihe von Detailfragen zu klären sein wird.<br />
Ziel des Projektes ist eine Monographie, in der das Freskenprogramm<br />
in Aufmaß, Skizze und Fotodokumentation erfasst und seine Gegenstände<br />
(Themen, Personen, Emblemata etc.) bestimmt werden sollen.<br />
Ferner soll die Publikation einen Abschnitt enthalten, der die originalen<br />
von den übermalten bzw. den restaurierten Flächen unterscheidet<br />
und die architektonischen Eingriffe bei der Umgestaltung des Altbaus<br />
dokumentiert. Zentrale Bedeutung kommt schließlich der kunsthistorischen<br />
Deutung des gesamten Ensembles zu.<br />
Im ersten Abschnitt des Förderungszeitraumes wurden bisher die<br />
Kampagnen zur Aufnahme der freskierten Räume durchgeführt, die<br />
Wandabwicklungen wurden mit hoher Detailgenauigkeit gemessen<br />
und gezeichnet und digital fotografiert, ferner wurde die Deckenkonstruktion<br />
erfasst. Bisher war man in der Literatur einhellig der Meinung,<br />
dass die freskierten Gewölbe in Ziegel ausgeführt waren, was<br />
angesichts der geringen Wandstärken und der Lage im Obergeschoss<br />
der alten Villa als große Kühnheit des Architekten interpretiert wurde.<br />
Es war deshalb eine große Überraschung, dass die Gewölbe ausnahmslos<br />
als Scheingewölbe in abgehängter Holzkonstruktion mit<br />
Lattung, Rohrung und Putz ausgeführt sind. Typologisch imitierten sie<br />
dennoch detailgetreu das schwere toskanische Muldengewölbe mit<br />
ringsum einschneidenden Kappen (volta a vela), wie es im Denkmalbestand<br />
der Frührenaissance überaus häufig vorkommt, allerdings<br />
ausschließlich in massiver Mauerwerkstechnik. Für die abgehängte<br />
Konstruktion in Holz und Putz, die man gemeinhin dem Barock zurechnet,<br />
liefern nunmehr die auf Ende der 1520er Jahre zu datierenden<br />
Scheingewölbe ein sehr frühes Datum, möglicherweise ohne<br />
Seite 99
Johann<br />
Friedrich<br />
Reiffenstein<br />
Seite 100<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Präzedenz. Sie sind ein weiterer – sehr eindrucksvoller – Beleg für den<br />
als Arbeitshypothese formulierten Illusionismus der Anlage, der<br />
offensichtlich bis in die konstruktive Struktur des Gebäudes durchgehalten<br />
wurde.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützte die Bibliotheca Hertziana (Prof. E. Kieven,<br />
Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom) in Kooperation mit<br />
dem Forschungszentrum für Europäische Aufklärung Potsdam bei<br />
dem Forschungsprojekt „Reisen, Korrespondieren und Vermitteln im<br />
Europa der Aufklärung. Der römische Antiquar Johann Friedrich<br />
Reiffenstein (1719-1793).“ Projektbearbeiter ist Dr. C. Frank.<br />
Geplant ist eine Monographie über den aus Ostpreußen stammenden<br />
Antiquar Johann Friedrich Reiffenstein, der sich in den Jahren zwischen<br />
1762 und 1793 im Erdgeschoss des römischen Palazzo Zuccari<br />
(heute Bibliotheca Hertziana) eingerichtet hatte und von dort aus<br />
seine überaus erfolgreiche Tätigkeit als Kunstagent ausübte.<br />
Durch die Sichtung der Korrespondenzen des Kunstagenten Friedrich<br />
Melchior Grimm in Moskauer und Petersburger Archiven konnte<br />
sowohl Reiffensteins Briefwechsel mit Grimm (1778-1793) als auch<br />
seine Korrespondenz mit der Petersburger Akademie der Schönen<br />
Künste (1768-1793) weitgehend rekonstruiert werden. Umfang wie<br />
Bedeutung dieser Konvolute für die vergleichende kunst- und kulturgeschichtliche<br />
Forschung legten es nahe, dieses Korpus um weitere<br />
Überlieferungen in deutschen und anderen europäischen Archiven<br />
zu ergänzen, um einzelne Kontexte wiederherzustellen und bislang<br />
verdeckte Wechselbeziehungen, so z.B. zwischen Rom, Gotha und<br />
Sankt Petersburg, erkennbar zu machen. Nachdem diese Erhebungsphase<br />
nun als weitgehend abgeschlossen gelten darf, präsentieren<br />
sich aus allen Wirkungsphasen Reiffensteins etwas mehr als 400 Briefe,<br />
von denen über die Hälfte weder bekannt waren noch von der Forschung<br />
bislang zur Kenntnis genommen werden konnten. Fülle und<br />
Dichte der Überlieferung ermöglichen im Rahmen des Projektes eine<br />
detaillierte Analyse der Rolle eines aufgeklärten Reisebegleiters und<br />
auch der eines Vermittlers von Kunst und Kulturbeziehungen an die<br />
aufgeklärten Höfe Nord- und Osteuropas, insbesondere Deutschlands.<br />
Die skizzierte Studie über Reiffenstein als eine der zentralen<br />
Vermittlerpersönlichkeiten im römischen Kunst- und Kulturgeschehen<br />
der Jahre 1762-1793 beabsichtigt somit ein seit geraumer Zeit<br />
überfälliges Desiderat aus den Bereichen der Kunstgeschichte, der<br />
Literaturwissenschaft und historischen Reiseforschung aufzuarbeiten.<br />
Im Berichtszeitraum ist die Arbeit an der Studie maßgeblich vorangeschritten.<br />
Einzelne Ergebnisse konnten aus Anlass von Vorträgen in<br />
Basel, Berlin, Bergamo, Rom und Washington vorgestellt werden. Diese<br />
betrafen in der Hauptsache die im vorangegangenen Berichtszeitraum<br />
erarbeiteten Studien zur Bedeutung Roms in den Korrespondenzen<br />
Katharinas II. von Russland, zu den römischen Ursprüngen<br />
des Architekten Giacomo Quarenghi sowie zur Schweizer Sammlungsgeschichte<br />
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die äußerst
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
aufwendige und zeitraubende Transkription von Reiffenstein aktivem<br />
deutschen Briefwechsel konnte zur Hälfte abgeschlossen werden.<br />
Mit dem Abschluss der Transkriptionsarbeiten am verbleibenden<br />
Briefwechsel sowie an Reiffensteins Journalen seiner Reisen in die<br />
Schweiz (1760/61) und nach Italien (1762) ist in der ersten Hälfte des<br />
Jahres 2004 zu rechnen. Darüber hinaus haben sich im Berichtszeitraum<br />
neue, bislang unbekannte französische Briefwechsel in russischen<br />
Archiven lokalisieren lassen.<br />
Bibliographie der projektrelevanten Publikationen für 2002/2003:<br />
Frank, Christoph, et al.: Diderot, Guiard and Hozdon. Projects for a<br />
funerary monument at Gotha I-II. – In: The Burlington Magazine.<br />
144,1189. 2002. S. 213-221; 144,1193. 2003. S. 475-484.<br />
Frank, Christoph: ’A Man more jealous of glory than of wealth’.<br />
Houdon´s dealing with Russia. – In: Jean Antoine Houdon –<br />
sculptor of the enlightenment. [Ausstelungskatalog]. Ed.: A.L.<br />
Poulet. Washington; Los Angeles 2003. S. 50-60; Cat.-Nos 25; 57.<br />
Frank, Christoph, et al.: Etat des choses. A recently discovered<br />
document by Houdon. – In: Jean Antoine Houdon – sculptor of the<br />
enlightenment. [Ausstellungskatalog]. Ed.; A.L. Poulet. Washington;<br />
Los Angeles 2003. S. 28-39; 355-360.<br />
Frank, Christoph: ’et que je n´aurais ni paix ni repos jusqu’à ce que<br />
cela soit sur pied’. Johann Friedrich Reiffenstein, consigliere e<br />
agente di Caterina II. – In : Pinakotheke. 16/17. 2003. S. 44-48.<br />
[Auch in Russ.]<br />
Frank, Christoph: L’arte e l’architettura romane nella corrispondenza<br />
di Vaterina II die Russia. (Con una appendice documentaria<br />
sul viaggio in Russia di Giacomo Quarenghi e Giacomo Trombara<br />
nel 1779). – In: Dal mito al progetto. La cultura architettonica dei<br />
meastri italiani e ticinesi nella Russia neoclassica. [Ausstellungsktalog].<br />
Eds.: Nicola Navone; Letizia Tedeschi. Bd.1. Mendrisio;<br />
Lugano 2003. S. 61-91; Cat.-Nos 43. [Auch als russ. Ausg., anlässlich<br />
der Ausstellung in St. Petersburg; Ermitage]<br />
Frank, Christoph, et al.: Nudity and chastitiy. Houdon´s statue of<br />
Diana in light of newly discovered documents. – In: The Sculpture<br />
Journal. Bd. 10. 2003. S. 4-20.<br />
Prof. B. Schock-Werner (Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn;<br />
Dombaumeisterin in Köln), und Dr. Rolf Lauer (Dombauverwaltung<br />
des Metropolitankapitels der Hohen Domkirche Köln; Leiter des Dombauarchivs)<br />
erhalten für das Forschungsprojekt „Bestandserfassung<br />
des Metall- und Emailbeschlages am Dreikönigenschrein im Kölner<br />
Dom und Geschichte seiner Restaurierungen“ Fördermittel von der<br />
<strong>Stiftung</strong>.<br />
Dreikönigenschrein<br />
Seite 101
Seite 102<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Projekt „Bestandserfassung des Metall- und Emailbeschlages am<br />
Dreikönigenschrein im Kölner Dom und Geschichte seiner Restaurierungen“:<br />
Bestandserfassung und Dokumentation am Dreikönigenschein<br />
Der Kölner Dreikönigenschrein, der größte und künstlerisch bedeutendste<br />
der rhein-maasländischen Reliquienschreine, hat seit seiner<br />
Entstehung um 1190 eine überaus wechselvolle Geschichte erlebt, die<br />
wissenschaftlich bislang noch nicht aufgearbeitet worden ist: Als der<br />
Schrein, der Nikolaus von Verdun zugeschrieben wird, und in dem<br />
die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt werden, angesichts<br />
der napoleonischen Bedrohung zu Beginn des 19. Jh. in seine<br />
Einzelteile zerlegt und evakuiert wurde, ging ein großer Teil des Ensembles<br />
verloren. Die Restaurierung von 1807 suchte den Verlust des<br />
Originalzustands auszugleichen, indem der Schrein um 40 cm gekürzt<br />
und die Beschläge entsprechend umgeordnet wurden. 1961-73<br />
sollte in einer zweiten Restaurierung der ursprüngliche Zustand so<br />
weit wie möglich wieder hergestellt, das Figurenprogramm rekonstruiert<br />
und der Schrein durch neue Beschläge ergänzt werden. Da-
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
bei wurde der alte Holzkern entfernt (heute in der Kölner Domschatzkammer).<br />
Ziel des Vorhabens ist es, die Unterlagen zu den beiden Restaurierungen<br />
erstmals wissenschaftlich auszuwerten, dabei vorhandenes<br />
Foto- und Zeichenmaterial (RhAD) einzubeziehen und eine umfassende<br />
Autopsie des Schreins durchzuführen. Die Ergebnisse der<br />
Bestandserfassung und der Dokumentation sollen als Band 2 in der<br />
Reihe „Die großen Reliquienschreine des Mittelalters“ publiziert werden.<br />
Die Bearbeiterin, Dr. D. Kemper, hat inzwischen die umfangreichen<br />
Restaurierungsunterlagen von 1961-73 durchgearbeitet, den Schein in<br />
seiner heutigen Form inventarisiert und mit der Katalogisierung der<br />
Beschläge begonnen. Zusätzlich zu den knapp 3000 am Schrein angebrachten<br />
Beschlagselementen haben sich in der Restaurierungswerkstatt<br />
über 1000 abgenommene Fragmente erhalten. Diese sind inzwischen<br />
fotografiert, vermessen und beschrieben und werden in<br />
die Gesamtbewertung der Restaurierungsgeschichte einbezogen. Auf<br />
diese Weise sollen die restauratorischen Eingriffe festgestellt und die<br />
originalen Beschläge von den im 19. und 20. Jh. neu hinzugekommenen<br />
Teilen unterschieden werden. Darüber hinaus können so die zahlreichen<br />
Eingriffe des 16.-18. Jh. erstmals dokumentiert werden.<br />
Projekt „Bestandserfassung des Metall- und Emailbeschlages am<br />
Dreikönigenschrein im Kölner Dom und Geschichte seiner Restaurierungen“:<br />
Fragmente von 1961-1973 ausgetauschten Beschlagteilen<br />
des Dreikönigenschreins<br />
Seite 103
Berlin<br />
Italienische<br />
Malerei<br />
Seite 104<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
In dem zu erarbeitenden Katalog sollen sowohl alle am Schrein befindlichen<br />
Beschlagteile als auch diejenigen Teile erfasst werden, die<br />
verloren gegangen sind. Damit soll die Untersuchung Aufschluss über<br />
den Originalzustand geben und übergreifende Erkenntnisse für die<br />
rhein-maasländische Goldschmiedekunst des ausgehenden 12. und<br />
des beginnenden 13. Jahrhunderts ergeben. Daran schließt sich die<br />
Frage nach der Datierung und der noch unsicheren Autorschaft des<br />
Schreins an – ein Vergleich mit dem ebenfalls von Nikolaus von Verdun<br />
geschaffenen Werken, dem Marienschrein in Tournai und dem<br />
Klosterneuburger Altar, ist unerlässlich.<br />
Für die Katalogisierung der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts<br />
(Oberitalien) stellt die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Dr. St. Weppelmann<br />
(Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, Berlin) Fördermittel<br />
zur Verfügung.<br />
Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin bearbeitet seit<br />
Januar 2004 ihre ca. 170 Tafelbilder umfassende Abteilung oberitalienischer<br />
Gemälde des 15. Jahrhunderts. Ziel ist die Erstellung eines<br />
wissenschaftlichen Bestandskatalogs dieses Sammlungsteils.<br />
In der ersten Phase des Arbeitsvorhabens erfolgte eine Auswertung<br />
der museumsinternen Dokumentation (z.B. ältere Restaurierungsberichte<br />
und Reproduktionen). Inventarlisten wurden im Hinblick auf<br />
die jüngere Geschichte der Werke kontrolliert. In diesem Zusammenhang<br />
konnten wichtige Daten über die im Krieg verlorenen Gemälde<br />
erhoben werden, die bislang nur unzureichend Beachtung fanden.<br />
Des Weiteren wurde begonnen, zusammenhängende Werkgruppen<br />
zu erforschen. Dabei standen die venezianische Malerfamilie der<br />
Vivarini sowie mehrere Gemälde des Venezianers Giovanni Bellini<br />
(gest. 1516) und seiner Werkstatt im Vordergrund. Die Recherchen<br />
wurden vornehmlich am Kunsthistorischen Institut in Florenz (Max-<br />
Planck-Institut) durchgeführt. Zahlreiche Forschungsergebnisse<br />
stützen sich ferner auf eine Arbeit vor originalen Vergleichswerken<br />
in Kirchen und Museen Oberitaliens. Neue Erkenntnisse konnten<br />
besonders im Blick auf einen großen, mehrteiligen Altaraufsatz des<br />
Alvise Vivarini (1444-1504/5) erarbeitet werden, den nach der Darstellung<br />
des mittleren Bildfeldes (Abb.) so genannten „Pfingstaltar“,<br />
ein Hauptwerk der venezianischen Malerei des 15. Jahrhunderts.<br />
Eine mehrtägige Kampagne zur Untersuchung aller Gemälde wurde<br />
inzwischen abgeschlossen. Durch das Verfahren der digitalen Infrarotreflektographie<br />
wurden die unter der Malschicht verborgenen Vorzeichnungen<br />
der Bilder untersucht. Diese Daten geben Auskunft über<br />
den Entstehungsprozess eines Werkes und liefern Anhaltspunkte für<br />
eine Feststellung der Autorschaft. Gleichzeitig sind spektrophotometrische<br />
Analysen vorgenommen worden, die Informationen über die<br />
verwendeten Pigmente liefern. Im Zuge der Untersuchungen wurden<br />
alle Werke durch Makrophotographien dokumentiert, um aktuelle<br />
farbige Abbildungen bereitzustellen, die während der Arbeit in Italien<br />
konsultierbar sind.
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Projekt „Katalogisierung der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts<br />
(Oberitalien)“: Alvise Vivarini, Die Herabkunft des hl. Geistes<br />
auf Maria und die Aposteln (Mitteltafel des Pfingstaltars), ca. 1478,<br />
Berlin, Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin<br />
Seite 105
Altenburg<br />
Umbrische<br />
Gemälde<br />
Dessau<br />
Möbelbaukunst<br />
Seite 106<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Für die Neubearbeitung eines Bestandskatalogs der umbrischen Malerei<br />
des 15. und 16. Jahrhunderts im Lindenau-Museum in Altenburg<br />
wurden J. Penndorf (Direktorin des Lindenau-Museums, Altenburg)<br />
von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel bewilligt.<br />
Seit dem letzten Bericht konnten die Recherchen zur 16 Tafeln abgeschlossen<br />
werden. Es handelt sich dabei um neun Madonnen-Bilder,<br />
ein größeres Andachtsbild und um sechs Tafeln einer ehemaligen<br />
Deckendekoration. Bei den Madonnen-Bildern sind generell Präzisierungen<br />
anhand stilistischer Merkmale und Motivübernahmen<br />
hinsichtlich ihrer Zuschreibungen erfolgt. Im Museums-Katalog von<br />
1961 war noch häufig die Formulierung „umbrisch um 1500“ gewählt<br />
worden. Das Giovanni Santi bzw. seiner Nachfolge zugeschriebene<br />
Andachtsbild wurde vor allem stilistisch und ikonographisch untersucht.<br />
Zu den sechs Tafeln einer Deckendekoration, die nach neuen<br />
Erkenntnissen aus dem Palazzo des Domenico della Rovere in Rom<br />
stammen sollen, konnte eine Quelle aufgefunden werden, anhand<br />
derer die Zuschreibung an einen Künstler möglich wird, die auch<br />
stilistisch haltbar ist.<br />
Ein Großteil der zu bearbeitenden Bilder wurde bereits genau untersucht;<br />
von allen Bildern konnten Infrarotreflektographien angefertigt<br />
werden, die zum Teil bereits ausgewertet sind.<br />
Zum Verständnis der Sammlung der umbrischen Tafeln erfolgten weiterführende<br />
Studien zu den Anfängen von Sammlungen der „Primitivi“<br />
in Deutschland, zur Person Bernhard August von Lindenaus und<br />
vor allem zu seinen Beziehungen mit dem Archäologen Emil Braun,<br />
der einen großen Teil der umbrischen Tafeln für ihn in Rom erwarb.<br />
Hierfür wurde die in Altenburg liegende Korrespondenz der beiden<br />
studiert. In Rom konnten Nachforschungen zu Emil Braun im Archiv<br />
des Deutschen Archäologischen Instituts erfolgen. Im Staatsarchiv in<br />
Rom wurde gezielt nach Dokumenten zum Kunsthandel der ersten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts gesucht.<br />
Als nächste Arbeiten stehen die Auswertung der Literatur zu zwei<br />
Seitentafeln des Piermatteo d´Amelia anhand vergleichender technischer<br />
und stilistischer Untersuchungen zur Mitteltafel des Polyptychons,<br />
Nachforschungen zur Provenienz und Zugehörigkeit der<br />
fünf Predellentafeln von Luca Signorelli / Girolamo Genga sowie die<br />
Sammlung von Zeichnungen und Beispielen der Wiederverwendung<br />
von Kartons zu den beiden Tafeln von Perugino (Werkstatt) an.<br />
Dr. W. Savelsberg (Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Dessau) erhielt von<br />
der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Aneignung und Neuschöpfung<br />
in der Dessauer Möbelkunst vor 1800“<br />
Leopold III. Friedrich von Anhalt-Dessau (reg. 1758-1817) bemühte<br />
sich intensiv, seinen Kleinstaat (ca. 90.000 Einwohner) wirtschaftlich<br />
wie kulturell zu reformieren. Hierzu umgab er sich mit Reformern unterschiedlichster<br />
Berufssparten. Im Laufe seiner Regentschaft gelang
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
es ihm nicht nur, die Elementarkenntnisse der Untertanen zu erweitern,<br />
sondern das Land in eine einmalige Kulturlandschaft zu verwandeln.<br />
Im Zentrum seiner Interessen standen der Park und das<br />
Schloss in Wörlitz mit seinen vielen Nebengebäuden, die als jederzeit<br />
frei zugängliche Musteranlagen dienten. Hier und in den anderen von<br />
ihm errichteten oder umgebauten Schlossanlagen setzte der Fürst die<br />
auf Reisen durch Italien und England gewonnen Eindrücke um. Ihm<br />
zur Seite stand als Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff<br />
(1736-1800), der hier die ersten klassizistischen und neugotischen<br />
Gebäude auf deutschem Boden entwarf. Diese sind mit ihrer einzigartigen,<br />
fast vollständig erhaltenen Erstausstattung ein Gesamtkunstwerk<br />
ersten Ranges. Erdmannsdorff ließ sich hierbei von den auf den<br />
Reisen gesehenen Vorbildern und den in Büchern und Zeitschriften<br />
veröffentlichten Musterentwürfen inspirieren.<br />
Im Rahmen der vom Fürsten betriebenen Wirtschaftsreformen sollte<br />
fast alles von heimischen Künstlern und Handwerkern hergestellt<br />
werden, die hierzu in neuen, aus England stammenden Herstellungsverfahren<br />
geschult wurden. Aus Kostengründen und zu Förderung<br />
der heimischen Industrie griff man nach Möglichkeit auf lokale Rohstoffe<br />
zurück. An Stelle importierter Edelhölzer wurde in Dessau z.B.<br />
deshalb häufig das Holz von Birnbäumen verwendet, die zuvor als<br />
Obstlieferant gedient hatten. An Hand der für Leopold III. hergestellten<br />
Möbelensembles lässt sich die Umsetzung der von Erdmannsdorff<br />
1771 in seinen „Gedanken über eine allgemein verbreitende Unterrichtsanstalt<br />
zu mechanischen Gewerben und zu bildender Kunst für<br />
Dessau“ entwickelten Überlegungen überprüfen, die die heimischen<br />
Handwerker in die Lage versetzen sollten, Gegenstände von bester<br />
und preiswerter Qualität herzustellen. Viele der von „Fürst Franz“<br />
erworbenen Möbel wurden von Dessauer Tischlern produziert, von<br />
denen bislang nur Johann Andreas Irmer namentlich bekannt ist. Die<br />
Erzeugnisse erreichten eine derartige Qualität, dass der in hoher<br />
Stückzahl produzierte „Fürst-Franz-Stuhl“ von Goethe, dem preußischen<br />
Königshaus und den Markgrafen von Baden bestellt wurde.<br />
Das Forschungsvorhaben dient neben der erstmaligen vollständigen,<br />
beschreibenden und photographischen Erfassung aller Möbel der<br />
„Fürst-Franz-Zeit“ sowie der Auswertung historischer Schlussbeschreibungen<br />
und Inventare der Bennennung der konkreten Vorbilder<br />
und ihrer Vermittlung (englische und französische Vorlagewerke<br />
und „Modezeitschriften“) sowie der Aufarbeitung der Wirtschaftsfördermaßnahmen<br />
und der arbeitsteiligen Handwerksorganisation.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> fördert ein unter der Leitung von Prof. H. Marx erstelltes<br />
Gesamtverzeichnis der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen<br />
Kunstsammlungen, Dresden.<br />
Im Rahmen des Projektes wird das erste Gesamtverzeichnis der<br />
Gemäldegalerie Alter Meister seit 1930 erarbeitet. Alle ca. 2500<br />
Gemälde des Galeriebestandes sowie alle Verluste werden mit den<br />
wichtigsten Angaben in knapper Form aufgeführt und sämtlich mit<br />
Dresden<br />
Gemäldegalerie<br />
Alte<br />
Meister<br />
Seite 107
Seite 108<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Projekt „Gesamtverzeichnis der Gemäldegalerie Alte Meister der<br />
Staatlichen Kunstsammlungen“: Blick in Raum 118 der Gemäldegalerie<br />
Alte Meister mit Werken von Correggio, Jacopo Bassano, Schiavone<br />
und Paris Bordon. Links Durchblick in Raum 117 mit Raffaels<br />
Sixtinischer Madonna und dem hl. Georg von Dosso und Battista Dossi<br />
Schwarz-Weiß-Abbildungen illustriert, Neuzugänge und weitere<br />
Veränderungen im Galeriebestand insbesondere seit 1945 werden<br />
berücksichtigt.<br />
Mit Beginn der Förderung im November 2003 wurden zunächst in<br />
Absprache mit allen beteiligten Wissenschaftlern die redaktionellen<br />
Vorgaben für das Verzeichnis präzisiert. Neben den wichtigsten technischen<br />
Daten, Beschriftungen und, sofern möglich, Provenienzangaben<br />
sollen nun jeweils die ersten Erwähnungen in einem Inventar und<br />
in einem Katalog aufgeführt werden, soweit sie sich ermitteln lassen.<br />
Daraus lässt sich nicht nur ableiten, wann ungefähr ein Gemälde in<br />
die Sammlung kam, sondern auch, wann es zuerst ausgestellt wurde,<br />
was sich sowohl museums- als auch geschmacksgeschichtlich auswerten<br />
lässt.<br />
Inzwischen konnten die bisher nicht systematisch in Datensätzen erfassten<br />
Gemälde der deutschen und französischen Schulen sowie die<br />
dazu gehörigen Verlustbilder weitgehend aufgenommen werden. Die<br />
Angaben der Standortkartei wurden mit den in den letzten Jahrzehnten<br />
kontinuierlich geführten Bildakten abgeglichen und ergänzt sowie,<br />
falls notwendig, revidiert. Zuschreibungen und Provenienzangaben<br />
waren zu überprüfen. Ferner waren für ca. die Hälfte der Einträge<br />
die ersten Erwähnungen in den Katalogen von 1765 bis 1930 bzw. den<br />
historischen Galerieinventaren erst zu ermitteln – eine Arbeit, die besonderen<br />
Spürsinn erfordert; einige Lücken in komplizierten Fällen
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
sind hier noch zu schließen. Die Bestandslisten der italienischen und<br />
der niederländischen Schulen wurden von den zuständigen Konservatoren<br />
überprüft, deren weitere Ergänzung und redaktionelle Vereinheitlichung<br />
ist bereits aufgenommen worden, wobei auch hier der<br />
Abgleich mit den älteren Galeriekatalogen und -inventaren im Vordergrund<br />
steht. In den verbleibenden Fördermonaten soll neben den<br />
anderen begonnenen Arbeiten die Erfassung der Miniaturen abgeschlossen<br />
werden, auch sind noch offene Fragen zu klären – im Falle<br />
einiger Porträts etwa ist die Identität der Dargestellten zu ermitteln, in<br />
manchen Fällen sind nochmals die Original zurate zu ziehen –; die<br />
Verzeichnisse und Register bleiben ebenfalls zu erstellen. Für die einleitenden<br />
Texte liegen teilweise Entwürfe vor; mit der Sichtung der<br />
Schwarz-Weiß-Fotografien samt notwendiger Nachbestellungen<br />
wurde begonnen, sie ist für den Bestand der italienischen Malerei<br />
nahezu abgeschlossen.<br />
Das Gesamtverzeichnis wird somit den derzeitigen Stand eines wichtigen<br />
Bereichs der wissenschaftlichen Erforschung der Bestände der<br />
Galerie dokumentieren; zugleich trägt die Arbeit an ihm dazu bei,<br />
hier noch bestehende Lücken zu schließen. Dies zeigt sich insbesondere<br />
bei der recht aufwendigen Ermittlung jener Gemälde aus<br />
ehemals königlichem Besitz, die zwar nicht zum Kernbestand der<br />
Galerie gehören und die nach 1945 ebenso wie Gemälde aus Fremdbesitz<br />
von bestimmten Sammelorten in die Galerie gelangten, die<br />
aber schon nach dem Ersten Weltkrieg in Staatsbesitz übergegangen<br />
waren. Dies ist nun im Nachhinein mit Hilfe verschiedener Dokumente<br />
zu belegen.<br />
Für das Projekt „Museum und Kunst in totalitären Systemen. Zur<br />
Geschichte der Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft<br />
bzw. der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zwischen 1918 und<br />
1989“ erhält Prof. M. Roth (Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Mit der Studie soll die Geschichte der Dresdner Museumssammlungen<br />
zur Zeit der totalitären Systeme erstmals zusammenhängend aufgearbeitet<br />
werden. In welchem Ausmaß wurden das Museum, seine<br />
Mitarbeiter und die Kunst für politische und ideologische Zwecke instrumentalisiert?<br />
Die Frage nach strukturellen Gemeinsamkeiten im<br />
Umgang totalitärer Systeme mit Kunstwerken, Museen, Wissenschaftlern<br />
und Sammlern soll im Zentrum der Forschung stehen. Ausgehend<br />
von der konkreten Museumssituation in Dresden, wird die<br />
Beschlagnahmung „entarteter“ Kunst seit 1933 und die Enteignung<br />
jüdischer Kunstsammler sowie die Aktivitäten im Zusammenhang mit<br />
dem „Führermuseum“ in Linz zu untersuchen sein. Darüber hinaus<br />
sollen die Verbringung des Großteils der Dresdner Sammlung als so<br />
genannte Beutekunst in die Sowjetunion, die Schlossbergung in der<br />
ersten Nachkriegszeit und die triumphale Heimkehr eines Teils der<br />
Dresdner Kunstsammlung in den 1950er Jahren thematisiert und<br />
somit ein Beitrag zur Geschichte einer der größten und traditionsreichsten<br />
Sammlungen geleistet werden.<br />
Museum<br />
Totalitarismus<br />
Seite 109
Deutschland/<br />
Frankreich<br />
Kunst<br />
nach 1945<br />
Seite 110<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Dem Projekt liegt die These zugrunde, dass das Museum auch unter<br />
totalitären Bedingungen funktionieren und seine wissenschaftlichen<br />
und kulturellen Aufgaben daher unterordnen musste. Anpassung,<br />
partieller Widerstand und Verweigerung sollen, je nach sammlungsinterner<br />
und externer Bedeutung, exemplarisch herausgegriffen und<br />
untersucht werden. Der Schwerpunkt soll dabei auf der NS-Zeit und<br />
der Enteignung jüdischer Sammler liegen. Da die Konzeption des<br />
„Führermuseums“ in Linz von Dresden aus gesteuert wurde und die<br />
von den eher unpolitisch einzuschätzenden Sonderbeauftragten in<br />
halb Europa zusammengekauften und beschlagnahmten Kunstwerke<br />
mit dem Fundus vermischt wurden, unterscheidet sich die Dresdner<br />
Situation wesentlich von der aller anderen deutschen Museen.<br />
Bei der Aufarbeitung der Museumsgeschichte sollen Gespräche mit<br />
aktiven und ehemaligen Mitarbeitern geführt und durch die systematische<br />
Befragung von Zeitzeugen die lückenhafte Aktenlage geschlossen<br />
werden. Als wichtigster Zeitzeuge wird Werner Schmidt befragt<br />
werden: Er war von Mitte der 1950er bis Anfang der 1990er<br />
Jahre Direktor des Kupferstichkabinetts. Neben der bereits angelaufenen<br />
Archivrecherche im eigenen Haus muss die Quellenlage durch<br />
Recherchen u.a. im Sächsischen Hauptstaatsarchiv, im Dresdner<br />
Stadtarchiv sowie im Bundesarchiv in Koblenz und Berlin vertieft<br />
werden. In weiteren Arbeitsphasen sollen Struktur, Funktion und Personal<br />
der Dresdner Sammlung in ihrer wechselvollen Geschichte<br />
untersucht, Beziehung und Einflussnahmen zwischen Museum und<br />
Hochschule sowie der vom System abhängige Umgang mit Förderern,<br />
Stiftern und Sammlern analysiert und die sich wandelnden Besitzverhältnisse<br />
von der fürstlichen Sammlung zu einer Kulturstiftung aufgearbeitet<br />
werden. Zudem wird das herausragende Ereignis im<br />
Dresdner Kunstleben der Weimarer Republik, die internationale<br />
Kunstausstellung von 1926, zu rekonstruieren sein, da der damalige<br />
Direktor und spätere Sonderbeauftragte des Führers, Hans Posse,<br />
durch die provozierend moderne Auswahl der gezeigten Werke ins<br />
rechtsradikale Visier geriet. Auf der Grundlage unpublizierter Fotos<br />
und Filme schließt sich daran die längst überfällige Rekonstruktion<br />
der Dresdner Ausstellung „Entartete Kunst“ (1933) an. Darüber hinaus<br />
wird einerseits der Museumsbetrieb während des Zweiten Weltkrieges,<br />
die Rolle der Sonderbeauftragten sowie der Auslagerungsort<br />
Schloss Weesenstein zu untersuchen sein; andererseits wird es darum<br />
gehen, die Nachkriegszeit in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern<br />
aus Moskau aufzuarbeiten, wobei Schloss Pillnitz als Sammelpunkt<br />
und Zentralmuseum der Roten Armee genauer zu beschreiben und<br />
die Rolle der neuen Museumsdirektoren in ihrem Bemühen, das<br />
Museum neu aufzustellen und Kriegsverluste wettzumachen, zu<br />
untersuchen sein werden.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. T. W. Gaethgens (Deutsches Forum für<br />
Kunstgeschichte, Paris) weiterhin bei dem Vorhaben „Französische<br />
Kunst im Nachkriegsdeutschland – Deutsche Moderne in Frankreich<br />
nach 1945. Deutsch-französisches Forschungsprojekt zum Kunst- und<br />
Kulturtransfer im 20. Jahrhundert“.
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Projekt „Französische Kunst im Nachkriegsdeutschland – Deutsche<br />
Moderne in Frankreich nach 1945. Deutsch-französisches Forschungsprojekt<br />
zum Kunst- und Kulturtransfer im 20. Jahrhundert“:<br />
„La peinture française moderne / Moderne französische Malerei“.<br />
Ausstellungskatalog (Umschlag), Berlin 1946.<br />
Es handelt sich um die erste große Wanderausstellung der Franzosen<br />
in der Zone française d´Occupation und in Berlin, auf der 1946/47 insgesamt<br />
130 Gemälde von hundert Künstlern einen Bogen schlugen<br />
von der klassischen Moderne bis hin zur Gegenwart.<br />
Im Oktober 1948 erhielt der Direktor der Karlsruher Kunsthalle Kurt<br />
Martin von der französischen Militärregierung in der Zone d´Occupation<br />
française achtzig Graphiken der französischen Moderne, darunter<br />
Blätter von Chagall, Braque, Matisse und Picasso, zum Geschenk.<br />
Als Gegengabe wurde der Militärregierung das Gemälde „Jour heureux“<br />
von Willi Baumeister überreicht, das man nach Paris ins Musée<br />
de l´Art Moderne überführte. Dieser symbolische Kunsttausch bildete<br />
gewissermaßen den offiziellen Auftakt der deutsch-französischen<br />
Kunst- und Kulturbeziehungen nach 1945. Sehr schnell versuchten<br />
die ehemaligen Kriegsgegner, auf politischer, künstlerischer wie<br />
Seite 111
Seite 112<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
kunstkritischer Ebene die durch Krieg und Diktatur unterbrochenen<br />
Kontakte mit unterschiedlichen Mitteln und Intentionen wiederherzustellen<br />
und zu fördern.<br />
Diese intensiven und vielfältigen Beziehungen zwischen den beiden<br />
Nachbarländern von 1945 bis zur documenta II (1959), nach der die<br />
amerikanische Kunst zum neuen Modell der europäischen wurde,<br />
stehen im Mittelpunkt des Projekts. Seine Aufgabe ist es, den bisher<br />
erst in Ansätzen erforschten deutsch-französischen Kunst- und Kulturtransfer<br />
im genannten Zeitraum zu rekonstruieren, die vielfältigen<br />
grenzüberschreitenden Kontakte in ihrem historischen Kontext zu<br />
beschreiben sowie nach den Trägern und unterschiedlichen Motivationen<br />
dieser bilateralen Beziehungen zu fragen. So soll untersucht<br />
werden, in welchem Verhältnis das deutsche Interesse, durch die<br />
Neuorientierung an der französischen Moderne wieder Anschluss an<br />
die internationale Kunstszene zu finden und sich zur westlichen Wertegemeinschaft<br />
zu bekennen, mit den kulturpolitischen Zielen der<br />
französischen Militärregierung stand, die Überlegenheit der französischen<br />
Kunst zu demonstrieren. Dem gegenüber steht die Pionierleistung<br />
einzelner Persönlichkeiten – Künstler, Sammler, Galeristen<br />
sowie Kunsthistoriker und -kritiker – als Kulturvermittler zwischen<br />
den zwei Nationen (u.a. Willi Baumeister, Ottomar Domnick, Will<br />
Grohmann, Édouard Jaguer, Michel Tapié).<br />
Dazu werden in einer Datenbank die wichtigsten kunstkritischen und<br />
-historischen Schriften (v.a. Zeitschriften), aber auch unbekanntes<br />
Archivmaterial erfasst und analysiert, eine Dokumentation der<br />
deutsch-französischen Ausstellungen erstellt sowie durch die systematische<br />
Rekonstruktion der Künstlerkontakte der hohe Stellenwert<br />
der réconciliation franco-allemande für die Entwicklung der Nachkriegsmoderne<br />
und ihrer kunsttheoretischen Debatten über Abstraktion/Figuration<br />
in beiden Ländern aufgezeigt.<br />
Das deutsch-französische Forschungsunternehmen versteht sich als<br />
Beitrag zur europäischen Geschichte der Nachkriegsmoderne sowie<br />
als Möglichkeit der gezielten wissenschaftlichen Nachwuchsförderung.<br />
Seine bilaterale Grundlagenforschung erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunsthistorischen Institut der Freien Universität<br />
Berlin sowie mit Kollegen und Institutionen beider Länder und unterschiedlicher<br />
Disziplinen.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />
Deutsche und französische Kunst, 1945-1960. Quellen und Kommentare<br />
zur Kunstkritik. Hrsg.: Martin Schieder, Philipp Gurbrod<br />
und Aymone Nicolas. [In Vorbereitung]<br />
Kunst im Aufbruch. Positionen zur deutsch-französischen Kunstgeschichte,<br />
1945-1960. Hrsg.: Martin Schieder und Isabelle Ewig.<br />
[In Vorbereitung]
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Meyer, Andrea: KunstTransfer Deutschland – Frankreich, 1945-<br />
1960. Anmerkungen zu einer Tagung des Forschungsprojekts<br />
Französische Kunst im Nachkriegsdeutschland. Deutsche Moderne<br />
in Frankreich nach 1945 am Deutschen Forum für Kunstgeschichte<br />
in Paris, 20. Juli 2002. – In: Kunstchronik. 56. 2003. S.<br />
109-113.<br />
Schieder, Martin: Expansion/Integration. Die Kunstausstellungen<br />
der französischen Besatzung im Nachkriegsdeutschland. – München,<br />
Berlin: Deutscher Kunstverl., 2003. 118 S. (Passerelles; 3)<br />
Schieder, Martin: Im Blick des anderen. Die deutsch-französischen<br />
Kunstbeziehungen 1949-1960. [In Vorbereitung]<br />
Schieder, Martin: Stromprickelnd befeuert. K.O. Götz und die<br />
Pariser Kunstszene in den 50er Jahren. – In: K.O. Götz – Impuls und<br />
Intention. Werke aus dem Saarland Museum und aus Saarbrücker<br />
Privatbesitz, Ausstellungskatalog Saarland Museum. Hrsg. von<br />
Ralph Melcher. Worms 2004. S. 67-78.<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – wie die meisten<br />
anderen Geisteswissenschaften – seit den 60er Jahren erhebliche<br />
Veränderungen erfahren. Dieser Wandel betrifft ebenso die Methodik<br />
dieser Fächer wie die Neubestimmung ihrer Gegenstände. Zu<br />
den Konsequenzen dieser Veränderung zählt nicht zuletzt die zunehmende<br />
Autonomie von Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft,<br />
die sich inzwischen zu weitgehend selbstständigen und sehr<br />
ausdifferenzierten Fächern entwickelt haben. Maßgeblich für den<br />
skizzierten Veränderungsprozess war eine deutliche Theoretisierung,<br />
die für die Linguistik ein vorrangiges Interesse an synchronen<br />
Fragestellungen bewirkt hat. Für die Literaturwissenschaft ist spätestens<br />
seit den 70er Jahren eine intensive Debatte über die Möglichkeiten<br />
und Varianten einer Wissenschaft von der Literatur<br />
entstanden. Diese Bemühungen um eine fortschreitende Theoretisierung<br />
des Fachs haben eine Reihe von Paradigmen neben der traditionell<br />
dominanten Literaturgeschichte, wie „Rezeptionsästhetik“,<br />
„Literatursoziologie“, „Literatursemiotik“ oder „Dekonstruktion“,<br />
hervorgebracht. Mit der theoretischen Revision der Sprach- und<br />
Literaturwissenschaften ging die Veränderung ihres Gegenstandsbereichs<br />
einher. Nicht nur die vor allem schriftlich fixierten Hochsprachen<br />
oder ein überkommener Kanon von Texten bilden heute die<br />
Objekte der Forschung, zunehmend ist die Pluralität von sprachlichen<br />
wie literarischen Ausdrucksformen in den Blick dieser Disziplinen<br />
getreten. Zumal für die Literaturwissenschaft hat die in<br />
jüngerer Zeit geführte Diskussion um Eigenheiten und Funktionen<br />
der Medien noch einmal eine erhebliche Revision ihres Objektbereichs<br />
mit sich gebracht. Zunehmend treten die Beziehungen<br />
Seite 113
De poetis<br />
Latinis<br />
Seite 114<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
zwischen Literatur, Film, neuen Medien etc. in das Zentrum des<br />
Interesses. Zum Profil dieser Disziplinen gehört auch die aktuelle Debatte<br />
um ihren Status als Kulturwissenschaften, die inzwischen zur<br />
These vom „cultural turn“ geführt hat.<br />
In Anbetracht der skizzierten Ausdifferenzierung der Sprach- und<br />
Literaturwissenschaften fördert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> vorrangig<br />
Projekte, die grundlegende Fragen der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
zum Gegenstand haben. Vor allem ist sie an Forschungsvorhaben<br />
interessiert, bei denen die Untersuchung von Sprache und<br />
Text selbst im Zentrum steht. Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt ebenso Projekte,<br />
denen historische Fragestellungen zugrunde liegen, wie solche,<br />
die den theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen gewidmet sind.<br />
Ein besonderes Augenmerk gilt Projekten, die Beziehungen zu anderen<br />
Fächern herstellen. Dabei ist vor allem an Disziplinen gedacht,<br />
die ebenfalls sprachliche Gegenstände erforschen, wie die Philosophie<br />
oder die Theologie.<br />
Mit der „Literaturgeschichtsschreibung in der frühen Neuzeit. Petrus<br />
Crinitus’ De poetis Latinis (1505)“ ist ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes<br />
Projekt befasst, das Prof. G. Vogt-Spira am Institut für Altertumswissenschaften<br />
(Universität Greifwald) durchführt. Bearbeiterin ist<br />
Dr. A. Mastrogianni.<br />
Ziel des Projekts ist die Erschließung der Schrift von Petrus Crinitus<br />
„De poetis Latinis“, die ungeachtet ihrer hohen Bedeutung nur in<br />
alten, schwer zu benutzenden Drucken vorliegt, im kategorialen<br />
Horizont frühneuzeitlicher Literaturgeschichtsschreibung.<br />
Petrus Crinitus’ Schrift „De poetis Latinis Libri V“ (zuerst Florenz<br />
1505 oder 1506) ist die erste gedruckte lateinische Literaturgeschichte<br />
der Neuzeit. Crinitus´ Werk, das in 95 Kapiteln jeweils einen<br />
Autor behandelt und dabei eine Sammlung und Systematisierung<br />
der Überlieferung bietet, schließt an die antiquarische Literaturforschung<br />
an – explizit genanntes Modell bildet Suetons im 15. Jahrhundert<br />
wieder entdeckte Schrift „De grammaticis et rhetoribus“.<br />
Die Schrift bleibt für das gesamte 16. Jahrhundert maßgeblich und<br />
wird bis ins 18. Jahrhundert viel benutzt. Allein bis in die Mitte des<br />
16. Jahrhunderts erfährt sie neun weitere Auflagen und mindestens<br />
zehn Teilabdrucke. Sie ist damit ein Schlüsselwerk der Literaturgeschichtsschreibung<br />
und erfüllt eine Scharnierfunktion in der<br />
Vorstellungsbildung über die antike lateinische Dichtung; denn die<br />
„moderne“ Literaturgeschichtsschreibung der klassischen Philologie<br />
in den letzten beiden Jahrhunderten ist ihrerseits von den Weichenstellungen<br />
der Renaissance abhängig.<br />
Crinitus’ Schrift soll durch eine zweisprachige kritische Edition wieder<br />
zugänglich gemacht und in der Eigenart ihrer literarhistorischen<br />
Vorgehensweise sowohl für die lateinische Literaturgeschichte als<br />
auch als Paradigma frühneuzeitlicher Literaturgeschichtsschreibung<br />
im zeitgenössischen Umfeld erschlossen werden. Damit soll zugleich
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
die in der Literaturgeschichtsschreibungsforschung bis in die 80er<br />
Jahre des 20. Jahrhunderts hinein als kanonisch geltende Anschauung<br />
korrigiert werden, dass von historischer Forschung auf dem<br />
Gebiet der römischen Literaturgeschichte vor der Begründung der<br />
philologisch-historischen Wissenschaften Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
nicht die Rede sein kann. Das paradigmatische Verfolgen des<br />
wirkungsgeschichtlichen Aspekts verspricht außerdem, Fortschreibung<br />
und Transformation des Wissens sowie methodischen Wandel<br />
deutlich werden zu lassen – im Kontext der Frage, wie man zu verschiedenen<br />
Zeiten unterschiedlich mit Literatur umgegangen ist.<br />
Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />
Vogt-Spira, Gregor: Imitation als Paradigma der Textproduktion.<br />
Problemfelder der Nachahmung in Julius Caesars Scaligers Poetik.<br />
– In: Die Präsenz der Antike im Übergang vom Mittelalter zur<br />
Frühen Neuzeit. Abhandlungen Akademie Göttingen, Phil.-Hist.<br />
Klasse. Hrsg.: L. Grenzmann u.a. 3. Folge. Bd. 26. 2004. S. 249-273.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. B. Kellner (Seminar für Deutsche Philologie,<br />
Georg-August-Universität Göttingen) und Prof. P. Strohschneider<br />
(Institut für Deutsche Philologie, Ludwig-Maxmilians-Universität<br />
München) für das Forschungsvorhaben „Kommentare zum Wartburgkrieg“<br />
Fördermittel zur Verfügung.<br />
So prominent der „Sängerkrieg auf der Wartburg“ in Deutschland als<br />
Mythos ist, so sehr bedarf das unter dem Sammeltitel „Wartburgkrieg“<br />
geführte komplexe Geflecht mittelhochdeutscher Sangspruch-<br />
und meisterlicher Dichtungen bis heute der systematischen<br />
editorischen, interpretatorischen sowie literarhistorischen und wissensgeschichtlichen<br />
Erschließung.<br />
Seine mangelnde Aufarbeitung ergibt sich zum einen aus der Komplexität<br />
der Überlieferungslage. Das Textkonglomerat liegt – unter<br />
verschiedenen Autorennamen – in einer Vielzahl verschiedener<br />
Codices und Fragmente vor, die nicht nur nach Graphie und Wortlaut,<br />
sondern auch nach Strophenbestand und -anordnung so stark<br />
divergieren, dass alle Versuche einer systematischen oder editorisch<br />
plausiblen Sortierung bislang scheiterten. Zum anderen wird der<br />
Zugang erschwert durch die historische Fremdheit der hier begegnenden<br />
Redeformen sowie durch deren vielfältige Verrätselungsverfahren<br />
auf allen Ebenen des Textes.<br />
Um diese unbefriedigende Forschungssituation zu ändern, soll das<br />
Projekt zunächst für den Kernbereich der „Wartburgkrieg“-Gedichte,<br />
nämlich „Fürstenlob“, „Rätselspiel“ und „Zabulons Buch“, bereinigte<br />
Abdrucke der von den drei Haupthandschriften überlieferten<br />
Textfassungen bereitstellen. In einem zweiten Schritt soll für diese<br />
Texte eine ausführliche Kommentierung erarbeitet werden. Diese<br />
wird von der Annahme getragen sein, dass das Textfeld „Wartburgkrieg“<br />
in seiner ungewöhnlichen Problemdichte und Differenziert-<br />
Wartburgkrieg<br />
Seite 115
Historienbibeln<br />
Seite 116<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
heit einen Literaturzusammenhang erhellt, dem paradigmatische<br />
Bedeutung für viele Aspekte der hoch- und spätmittelalterlichen<br />
Dichtung zukommt. Diese Texte können als eine Selbstbeschreibung<br />
höfischer Literatur verstanden werden, ihrer Traditionen und Geltungsansprüche,<br />
ihrer poetischen Strategien und ästhetischen Konzepte<br />
sowie ihrer Wissensansprüche.<br />
Um diese komplexen Zusammenhänge zu erhellen, werden die<br />
Kommentare mehrschichtig angelegt: Erstens klären sie konkrete<br />
Probleme der Wortbedeutung, der Grammatik, der Textüberlieferung<br />
und zeitgenössischer Anspielungen; zweitens werden sie den<br />
Schrift- und Textstatus der „Wartburgkrieg“-Gedichte fokussieren,<br />
drittens die Verfahren der textuellen Kohärenzbildung (in Argumentationsmustern,<br />
Metaphorik etc.), viertens Methoden und Strategien<br />
der Popularisierung gelehrten Wissens in der Volkssprache rekonstruieren,<br />
fünftens sollen sie die Forschung zu diesen Bereichen<br />
dokumentieren. Konkordanzen, Literaturverzeichnisse und Register<br />
ergänzen die Kommentare.<br />
Die konkrete Ausarbeitung der bereinigten Textfassungen und der<br />
Kommentar hat im März 2003 begonnen. Inzwischen liegen Textabdrucke<br />
von „Fürstenlob“ und „Zabulons Buch“ sowie Arbeitsfassungen<br />
der entsprechenden Kommentarteile vor. Eine im April 2004<br />
veranstaltete Tagung mit Vorträgen und Arbeitsgesprächen zum<br />
„Wartburgkrieg“ bot Gelegenheit, den aktuellen Arbeitsstand mit<br />
namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu diskutieren,<br />
und wird den Fortgang des Projekts maßgeblich fördern.<br />
Prof. J.-D. Müller, (Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters,<br />
Bayerische Akademie der Wissenschaften, München) erhält<br />
für das Projekt „Historienbibeln“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Projekt gilt der Erschließung, überlieferungsgeschichtlichen und<br />
ikonographischen Erforschung und monographischen Präsentation<br />
eines bestimmten Typs illustrierter deutschsprachiger Handschriften,<br />
nämlich der „Historienbibeln“. Das Vorhaben steht im Zusammenhang<br />
mit dem „Katalog der deutschsprachigen illustrierten<br />
Handschriften des Mittelalters“. Dieser Katalog, der von der Bayerischen<br />
Akademie der Wissenschaften erarbeitet wird, beschreibt<br />
sämtliche mittelalterlichen Handschriften deutscher Sprache sowie<br />
deutsch-lateinische Mischhandschriften, die illustriert sind oder zur<br />
Illustration vorgesehene Bildlücken aufweisen, und erfasst ergänzend<br />
Inkunabeln und Postinkunabeln jener Texte und Stoffe, welche<br />
auch in ihrer handschriftlichen Überlieferung Illustrationen erhalten.<br />
Er erschließt den überlieferungsgeschichtlichen Zusammenhang<br />
zwischen Literatur und bildender Kunst, die Ikonographie bestimmter<br />
literarischer Stoffe und Stoffkreise sowie die Rolle der Illustration<br />
im Entwicklungsprozess der Volkssprache.<br />
Der Katalog ordnet seine Beschreibungsobjekte alphabetisch nach<br />
Stoffgruppen. Dabei hat es sich als sinnvoll erwiesen, einzelne be-
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
sonders umfangreiche Stoffgruppen aus dem fortlaufenden Gesamtkatalog<br />
auszugliedern, um sie in Form einer Einzelpublikation speziell<br />
interessierten Rezipienten zugänglich zu machen.<br />
Um solch einen Fall handelt es sich auch bei der Stoffgruppe „Historienbibeln“.<br />
So bezeichnet werden Prosatexte, die in freier Bearbeitung<br />
den biblischen Erzählungsstoff möglichst vollständig, erweitert<br />
durch apokryphe und profangeschichtliche Zutaten und<br />
unter Ausschluss oder zumindest Zurückdrängung der erbaulichen<br />
Glosse darbieten. Die Kartei des Katalogs umfasst z.Z. 56 solcher<br />
Handschriften, denen meist umfangreiche Bildzyklen beigegeben<br />
sind.<br />
Die geplante Publikation soll eine Zusammenschau der Gesamtüberlieferung<br />
der Historienbibeln leisten, dabei bislang vernachlässigte<br />
Überlieferungsgruppen und Einzelhandschriften erschließen,<br />
stilgeschichtliche und detail-kodikologische Befunde integrieren<br />
und auf Fragen eingehen, wie sie das besondere Profil dieser Stoffgruppen<br />
nahe legt: Welche Bibeltexte werden wie illustriert? Wie<br />
sind Text und Bild funktional aufeinander bezogen? Wo liegen in den<br />
Bildzyklen die narrativen Schwerpunkte? Inwiefern liefern die Illustrationen<br />
Rezeptionsangebote, die es erlauben, die jeweilige Handschrift<br />
als Erbauungs-, Schul- oder Geschichtsbuch im kulturellen<br />
Leben des 15. Jahrhunderts zu verorten? Welche Verbindungen<br />
bestehen zwischen den Bildmodellen oder Historienbibeln und denjenigen<br />
anderer Stoffgruppen (v.a. Bibel/Bibelerzählung und Weltchroniken)?<br />
etc.<br />
Mit der Behandlung dieser Fragen, wird die Monographie die literatur-<br />
und kunstgeschichtliche Erforschung der deutschen Bibelprosa<br />
– im Prozess der Ausgliederung volkssprachlicher Schriftlichkeit aus<br />
dem Lateinischen – vorantreiben und durch den Reichtum des präsentierten<br />
Materials Anregungen für benachbarte Disziplinen (Bibelund<br />
Geschichtsikonographie, Frömmigkeitsgeschichte, Volkskunde,<br />
mittelalterliche Geschichtsphilosophie) bieten.<br />
Für die Erstellung eines Handbuches Minnereden (mit Auswahledition)<br />
erhält Priv. Doz. Dr. L. Lieb, (Institut für Germanistik, TU Dresden)<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die so genannten „Minnereden“ sind eine der bedeutendsten literarischen<br />
Gattungen des deutschen Spätmittelalters. Sie führen thematisch<br />
den deutschen Minnesang weiter und enthalten nicht selten<br />
subtile und narrativ entfaltete Reflexionen eines minnenden „Ich“<br />
über die Regeln, das „Wesen“ und den „Sinn“ der Liebe. Diese Texte<br />
eröffnen ungeahnte Zugänge zur Kultur des 14. und 15. Jahrhunderts<br />
sowie zu Status und Funktion von vormoderner Literatur, weil<br />
sie einerseits offenbar sehr populär waren (über fünfhundert verschiedenen<br />
Minnereden sind überliefert), andererseits – auf eine in<br />
der neuzeitlichen Ästhetik ungebräuchliche Weise – von Stereotypie<br />
geprägt sind.<br />
Handbuch<br />
Minnereden<br />
Seite 117
Seite 118<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Doch bieten die bislang bestehenden wenigen Standardwerke zu<br />
den Minnereden (aus den 1960er Jahren stammend) lediglich ein bis<br />
heute nicht überarbeitetes Verzeichnis, eine überlieferungsorientierte,<br />
chronologische Gesamtdarstellung, die jedoch auf das 14. Jahrhundert<br />
und auf Autorennamen konzentriert ist, sowie eine eher<br />
inhaltliche Beschreibung speziell der Minneallegorien. Die Texte<br />
selbst liegen, wenn sie nicht verstreut oder an entlegenen Orten<br />
ediert wurden, überwiegend in Abdrucken von Sammelhandschriften<br />
des 15. Jahrhunderts vor. Auf diese Situation reagierend, möchte<br />
das Projekt ein Arbeitsinstrument erstellen, das neue Einblicke in<br />
die Gattung verschafft, einen schnellen und fundierten Zugriff auf<br />
das Material erlaubt und eine Grundlage für dessen weitere Erforschung<br />
bildet. Erstellt werden soll ein Handbuch, das in drei Teile<br />
gegliedert sein soll:<br />
– Einführung: Sie soll die Faszination der Minnereden im kulturellen<br />
Kontext des späten Mittelalter aufzeigen, deren narrative und<br />
deskriptive „Bausteine“ zwischen Stereotypie und Variabilität<br />
sowie den Fundus ihrer Topiken und Verfahren systematisch beschreiben.<br />
In Einzelkapiteln sollen u.a. behandelt werden: die<br />
Rolle des Ichs; die Argumente der Liebenden; Konventionen der<br />
Körperthematisierung; die Allegorien der Liebe; mediale Aspekte<br />
von Mündlichkeit versus Schriftlichkeit; textinterne Modellierungen<br />
der Minnenredengemeinschaft. Dabei soll auch jeweils kulturwissenschaftlich<br />
aufgezeigt werden, an welchen Diskursen des<br />
Spätmittelalters – etwa dem universitären der Wissensvermittlung<br />
oder dem juridischen mit seiner zunehmenden Ausdifferenzierung<br />
– die Minnereden partizipieren und wie sie sich zwischen<br />
diesen als eigenständiger Diskurs situieren. In drei Überblickskapiteln<br />
sollen schließlich die Überlieferungsarten (Einzelüberlieferung,<br />
Sammelhandschriften, Streuüberlieferung), übergreifende<br />
rhetorische Charakteristika und die mutmaßliche Funktionalität<br />
und Pragmatik der Minnereden umrissen werden.<br />
– Ein Repertorium sämtlicher heute bekannter Minnereden: in dessen<br />
Rahmen sollen die einzelnen Minnereden thematisch und –<br />
differenzierter als in früheren Verzeichnissen – inhaltlich aufgeschlüsselt<br />
und in ihren intertextuellen Relationen dargestellt werden,<br />
zusammen mit Hinweisen, was an einer Rede auffallend oder<br />
ungewöhnlich ist.<br />
– Eine Auswahledition (mit einem Gesamtumfang von ca. 9.000 Versen):<br />
Sie soll repräsentative und bisher unbekannte Minnereden<br />
zugänglich machen und dabei gerade die kürzeren und mittellangen<br />
Stücke berücksichtigen. Eine groß angelegte Neuedition aller<br />
oder auch nur der meisten Minnereden ist im Rahmen des Projektes<br />
weder machbar noch wünschenswert. Für die gegenwärtige<br />
Forschung und Lehre vordringlich ist eine reflektierte Auswahl,<br />
die das Korpus – zumindest der kürzeren und mittellangen Minnereden<br />
(bis zu ca. 800 Versen) – repräsentativ und editionsphilologisch<br />
verlässlich erschließt.
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Alle drei Teile des Handbuches sollen in hohem Grade vernetzt sein,<br />
indem etwa die Einführung ihre Argumentation anhand der edierten<br />
Texte belegt oder das Repertorium seine Beschreibung auf die Darlegungen<br />
der Einführung gründet.<br />
Für das Projekt „Deutscher Humanismus 1480-1520. Verfasserlexikon“<br />
erhält Prof. F. J. Worstbrock (Institut für Deutsche Philologie,<br />
Universität München) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Ära des Aufstiegs des deutschen Humanismus zu einer selbstständig<br />
wurzelnden Bewegung, die in den Jahrzehnten um 1500<br />
nahezu alle Bereiche des intellektuellen Lebens neu zu orientieren<br />
vermochte, zählt zu jenen Umbruchzeiten der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte<br />
in Deutschland, denen an Tiefe und Breite der<br />
Wirkung nur wenige andere vergleichbar sind. Sie erfreut sich längst<br />
eines international belebten und ebenso interdisziplinären Interesses,<br />
an dem heute auch mehr jüngere Wissenschaftler teilnehmen als<br />
je zuvor, doch ist sie bisher nicht Gegenstand einer planvoll entwickelten<br />
gesamthaften Erforschung geworden, die sich der für<br />
einen sinnvollen Fortgang unverzichtlichen Sicherung der heuristischen,<br />
prosopographischen, werkbibliographischen und forschungsgeschichtlichen<br />
Grundlagen mächtig gezeigt hätte. Diesem in der<br />
deutschen Literaturwissenschaft und Humanismusforschung allgemein<br />
bekannten Defizit sucht das Projekt mit dem Instrument eines<br />
Verfasserlexikons abzuhelfen, das nach dem methodischen Muster<br />
des „Verfasserlexikons der deutschen Literatur des Mittelalters“ im<br />
Entstehen begriffen ist. Das Projekt kann sich nicht auf ein hergebrachtes<br />
Ensemble von Größen wie Aventin, Seb. Brant, Celtis,<br />
Hutten, Peutinger, Pirckheimer usf. beschränken. Die Bemühungen<br />
und Leistungen des deutschen Humanismus, die Rezeption der Italiener<br />
und die Auseinandersetzung mit ihnen, die Debatten um die<br />
religiöse und die Reichsreform, der Diskurs „Deutsche Nation und<br />
deutsche Geschichte“, die Entdeckung und versuchte Rekonstruktionen<br />
des frühen und hohen Mittelalters, die Entwicklung der Landesbeschreibung,<br />
die Schulreformen, die Etablierung einer deutschen<br />
Übersetzungsliteratur und anderes mehr werden von vielen<br />
getragen und können nur unter Berücksichtigung aller Beteiligten<br />
erfasst werden. Aber auch die humanistische Jurisprudenz, die<br />
Medizin und Pharmazie, Mathematik und Astronomie und die im Zuge<br />
der Entdeckung der neuen Welt unumgänglich gewordene neue<br />
Geographie, die gerade von deutschen Humanisten entscheidend<br />
gefördert wird – der Name Amerika wurde hier kreiert –, gehören ins<br />
Spektrum. So kommen etwa 200 Autoren zusammen, die durch ihr<br />
Werk den definitiven Bestand der humanistischen Literatur und Wissenschaft<br />
der Epoche ausmachen. Ihre Zahl gewährleistet auch, dass<br />
alle wichtigen Personenbeziehungen aufgedeckt werden können,<br />
somit das gesamte humanistische Netz greifbar wird. Das Projekt erhebt<br />
den Anspruch, dass alle Artikel des Lexikons aus den Quellen<br />
und in kritischer Auseinandersetzung mit der Forschung erarbeitet<br />
werden. Person und Werk nicht weniger Autoren aber sind überhaupt<br />
erstmals Gegenstand gründlicher Recherche, und daher wer-<br />
Deutscher<br />
Humanismus<br />
Seite 119
Documenta<br />
Orthographica<br />
Seite 120<br />
den zahlreiche Artikel nicht allein ergänzende Forschungsleistungen<br />
erbringen, sondern auch von Grund auf neue.<br />
Prof. R. Bergmann (Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft und<br />
ältere deutsche Literatur, Universität Bamberg), Prof. F. Debus (Germanistisches<br />
Seminar, Universität Kiel) und Prof. D. Nerius (Institut<br />
für Germanistik, Universität Rostock) erhalten Fördermittel für das<br />
Projekt „Documenta Orthographica. Quellen zur Geschichte der<br />
deutschen Orthographie vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“.<br />
Das Projekt beabsichtigt, bisher nicht oder seit langem nicht wieder<br />
veröffentlichte Arbeiten aus der Geschichte der deutschen Orthographie<br />
und der orthographischen Theorie sowie bisher unpublizierte<br />
oder weitgehend unzugängliche Dokumente zur Reform der deutschen<br />
Orthographie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu<br />
machen.<br />
Die auf ca. 30 Bände angelegte Reihe „Documenta Orthographica“<br />
soll sich in eine ältere und eine neuere Abteilung gliedern und nur<br />
schwer erreichbare oder unbekannte Arbeiten und Dokumente in<br />
kommentierter Fassung enthalten.<br />
In der älteren Abteilung A werden Quellenschriften zur Geschichte<br />
der deutschen Orthographie und zu den um die Orthographie geführten<br />
zeitgenössischen Auseinandersetzungen aus dem 16. bis 18.<br />
Jahrhundert ediert.<br />
In der neueren Abteilung B liegt der Schwerpunkt auf der Neuerschließung<br />
von z.T. weit verstreuten Arbeiten von Sprachwissenschaftlern<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts, die die Einheitsorthographie<br />
maßgeblich beeinflusst haben sowie auf der Publikation von<br />
Dokumenten zu den Bemühungen um eine Reform der deutschen<br />
Orthographie.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
Abteilung A: 16.-18. Jahrhundert<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Bd. 8,1/2. Die Bemühungen um die deutsche Orthographie in der<br />
2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hrsg. von Petra Ewald. – Hildesheim:<br />
Olms, 2004.<br />
Als gesonderter Band ist vorgesehen und in Bearbeitung: J. F. Heynatz,<br />
Deutsche Sprachlehre zum Gebrauch der Schulen. Hrsg. von<br />
Petra Ewald (ersetzt den ursprünglich vorgesehenen Band über J. H.<br />
Lochner).<br />
Neu aufgenommen und in Bearbeitung ist: J. S. V. Popovic, Orthographische<br />
Schriften. Hrsg. von R. Reutner.
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Abteilung B: 19./20. Jahrhundert<br />
Statt Jacob Grimms Schriften zur deutschen Orthographie (im Wesentlichen<br />
bereits zugänglich) werden die als Bd. 2,1/2 vorgesehenen<br />
Auseinandersetzungen um die deutsche Orthographie im<br />
19. Jahrhundert als Bd. 1 und 2 erscheinen.<br />
Im Druck befinden sich:<br />
Bd. 3. Die orthographischen Schriften von Daniel Sanders. Hrsg.<br />
von Ilse Rahnenführer.<br />
Bd. 4. Konrad Dudens Schriften zur deutschen Orthographie.<br />
Hrsg. von Dieter Nerius.<br />
Bd. 6. Wilmanns, Wilhelm: Die Orthographie in den Schulen<br />
Deutschlands. Hrsg. von Friedhelm Debus.<br />
Bd. 11. Dokumente zu den Bemühungen um eine Reform der deutschen<br />
Orthographie in der Ostzone und der DDR von 1945 bis<br />
1974. Hrsg. von Dieter Herberg.<br />
In Bearbeitung befindet sich:<br />
Bd. 7. Dokumentation zur Geschichte der deutschen Orthographie<br />
in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hrsg.<br />
von H. Strunk.<br />
Priv. Doz. Dr. W. W. Schnabel, (Institut für Germanistik, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg) arbeitet mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> an dem<br />
Projekt „Literarischer Untergrund. Schriftstellerische Produktion in<br />
nichtakademischen Milieus des 17. bis 19. Jahrhunderts.“<br />
Der Bestand an deutscher Literatur, wie er sich im Licht heutiger<br />
literaturwissenschaftlicher Forschung als kanonisiert erweist, stammt<br />
bis weit ins 19. Jahrhundert im Wesentlichen von männlichen protestantischen<br />
Angehörigen der akademischen Bildungsschicht, die<br />
durch eben diesen Hintergrund über einen relativ homogenen Wissenshorizont<br />
verfügen. Dabei trifft man bei unvoreingenommener<br />
Auswertung zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert auf eine<br />
überraschend hohe Zahl von Autoren, die trotz fehlender höherer<br />
Schul- oder gar Universitätsbildung produktiv am literarischen Leben<br />
teilnahmen. Kaufleute, Buchhändler, Apotheker, Kunsthandwerker,<br />
selbständige Handwerker und Gesellen bzw. (später) Arbeiter verfassten<br />
und publizierten Gelegenheitslyrik, Dramen, Erzählungen,<br />
Novellen, Autobiographien, Reisebeschreibungen, Reimchroniken,<br />
erbauliche Schriften, Gebet- und Gesangsbücher, die sich zum Teil<br />
an den Konventionen der „Bildungsliteratur“ orientierten, zum Teil<br />
aber inhaltlich und formal auch anderen, eigenen Traditionen folgten.<br />
Das Projekt soll ersten die Entstehungsbedingungen und Funktionen<br />
solcher Literatur rekonstruieren, die in bildungsfernen Kontexten<br />
LiterarischerUntergrund<br />
Seite 121
Seite 122<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
entstanden ist („Sitz von Literatur im Leben“). Zum anderen sollen<br />
deren Formen, rhetorische Verfahren und Kunstmittel und immanente<br />
Poetik analysiert werden.<br />
Anstatt der in der Literaturwissenschaft bisher gängigen Opposition<br />
zwischen „Gelehrtenliteratur“ versus „Volks-“ und „populäre Literatur“<br />
wird dafür ein Milieu-Modell angewandt, das auf sozial- und<br />
bildungsgeschichtlichen Quellen basiert und eine angemessenere<br />
Binnendifferenzierung auch nicht-intellektueller Autorenkreise erlaubt:<br />
darin werden Milieus durch eine Vielzahl korrelierter Elemente<br />
(neben Geburts- und Rechtsstand auch Konfession und Bildungsgang,<br />
Beruf und Status, Vermögen, soziale Loyalitäten etc.) bestimmt<br />
und ihre verschiedenen Stufungen der Teilhabe an der „Bildungstradition“,<br />
d.h. den akademisch vermittelten Wissensinhalten und<br />
Formvorschriften, ermittelt. Indem dieser Ansatz relativ direkte<br />
Interdependenzen zwischen Rhetorizität der Texte und außerliterarischen<br />
sozialen Kontexten aufzudecken erlaubt, kann ein Bild mehrerer<br />
„literarischer Kulturen“ entwickelt werden, welche in einer<br />
komplexen historischen Gemengelage nebeneinander existieren<br />
und jeweils über eine eingrenzbare Trägerschicht und bestimmte<br />
Geltungsbereiche verfügen.<br />
Da die Untersuchung auf eine gewisse Überlieferungsdichte entsprechender<br />
literarischer Werke angewiesen ist und andererseits<br />
umfangreiche literaturexterne Kontexte (Sozial-, Bildungs-, Druckund<br />
Distributionsgeschichte etc.) einbeziehen muss, ist aus Gründen<br />
der Arbeitsökonomie ein exemplarisches Vorgehen geboten. In geographischer<br />
Hinsicht bietet es sich an, die Reichsstadt Nürnberg zu<br />
fokussieren, die im 17. und 18. Jahrhundert ein Wirtschaftszentrum<br />
mit breitem Handelsbürgertum und einer geistig interessierten<br />
Handwerkerschaft war und im frühen 19. Jahrhundert zum Motor<br />
der Industrialisierung in Bayern wurde. Anders als in vergleichbaren<br />
Städten (etwa Frankfurt, Regensburg oder Ulm) ist hier die Überlieferung<br />
des einschlägigen Materials außerordentlich reichhaltig.<br />
Zeitlich wird die Untersuchung auf das frühe 17. Jahrhundert bis zur<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts eingegrenzt. Denn im 16. Jahrhundert<br />
lässt sich eine bildungsferne Literaturproduktion nur schwer greifen;<br />
im 17. Jahrhundert nimmt dagegen die Überlieferungsdichte merklich<br />
zu (u.a. aufgrund einer Intensivierung der Lese- und Schreibfähigkeit<br />
und einer Erweiterung des literarischen Publikums). Im<br />
Laufe des 19. Jahrhunderts erfolgt ein neuerlicher Umbruch, der es<br />
sinnvoll macht, die Untersuchung hier enden zu lassen: denn die<br />
Zurückdrängung der antiken Bildungstradition als zentralem Wertmaßstab,<br />
der Umschwung zu einer Gefühlsästhetik, welche die<br />
subjektive Befindlichkeit des jeweiligen Autors priorisiert, zudem<br />
verbesserte Publikationsmöglichkeiten, die „Explosion“ des Lesepublikums<br />
und die zeitweilige Politisierung bestimmter literarischer<br />
Strömungen schaffen die Grundlage für eine Kanonisierung auch<br />
von Literatur, die abseits der Bildungstradition entsteht.
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Angesichts des sehr disparaten Materials und der Vielzahl der Autoren<br />
sollen schließlich in erster Linie gut dokumentierte (milieu-übergreifende<br />
oder für ein bestimmtes Milieu besonders charakteristische)<br />
Textsorten bzw. Gattungen betrachtet werden: Poetische<br />
Neujahrswünsche; Hochdeutsche Lyrika; Religiöse Literatur; Mundartlyrik;<br />
Autobiographik und Reisebeschreibung; Literarische Sammelformeln<br />
(Periodika); Stammbuchinskriptionen; Pasquille; Erzählund<br />
Sachliteratur.<br />
Angezielt wird dabei keine ästhetische Rehabilitation dieses Schriftguts,<br />
sondern eine historische Rekonstruktion, die erhellt, welche<br />
ästhetischen Normen sich die Autoren und Texte selbst setzten, an<br />
welches Publikum sie sich wandten, ob und inwiefern sie sich an der<br />
akademischen Bildungstradition orientierten oder älteren, anderen<br />
Traditionen folgten. In der Beantwortung dieser Fragen sollen literaturexterne<br />
und -interne Aspekte gleichermaßen berücksichtigt und<br />
systematisch korreliert werden.<br />
Für ein Schiller-Wörterbuch auf CD-Rom stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof.<br />
R. Lühr, (Philosophische Fakultät, Institut für Indogermanistik, Universität<br />
Jena) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Das 1997 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena begonnene<br />
Schiller-Wörterbuch wird über die Bedeutung, Verwendungsweise,<br />
Belegfrequenz und kontextuelle Funktion aller (ca. 32.000) Wörter in<br />
Schillers Sprache informieren. Jedes Lemma wird eine Paraphrase,<br />
eine Übersetzung ins Englische sowie eine semantische, morphologische<br />
und syntaktische Aufschlüsselung bieten. Drei gesonderte<br />
Abschnitte werden Wortbildung, Ableitungen des behandelten Wortes<br />
und Unterschiede zum modernen Sprachgebrauch erhellen.<br />
Da eine Druckversion des Gesamtmaterials an die fünfzig Bände<br />
umfasst hätte, soll das Wörterbuch in zweifacher Weise dargeboten<br />
werden: in einer komprimierten Printversion von fünf Bänden, die<br />
für interessierte rezeptive Nutzer gedacht ist und jede angesetzte<br />
Bedeutung mit jeweils einem charakteristischen Beleg und einem<br />
sprachhistorischen Kommentar dokumentiert. Für die wissenschaftliche<br />
Nutzung soll dagegen eine CD-Rom-Version mit dem vollständigen<br />
Belegmaterial und vielseitigen Recherchemöglichkeiten erstellt<br />
werden.<br />
Dass Schillers Sprache heute noch weitgehend unerforscht ist geht<br />
nicht zuletzt auf das Fehlen einer wissenschaftstauglichen elektronischen<br />
Erschließung zurück. Die elektronisch verfügbaren Einzelkorpora<br />
sind vielfach nur eingeschränkt zugänglich und in ihren sehr<br />
unterschiedlichen und teilweise unzulänglichen Annotationsstandards<br />
nicht kompatibel. Sogar die Computerversion der Schiller-<br />
Nationalausgabe erlabt lediglich eine Volltextsuche, womit nicht<br />
alle unterschiedlichen Belege für ein bestimmtes Wort gefunden<br />
werden können.<br />
F. Schiller<br />
Wörterbuch<br />
Seite 123
Internet-<br />
Edition<br />
Goethe /<br />
Lenz<br />
Seite 124<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Die CD-Rom wird demgegenüber nicht nur sämtliche orthographische<br />
Varianten und Flexionsformen jedes Wortes finden können,<br />
sondern zudem – indem auch der analytische Teil der Lexikonartikel<br />
durchschaut werden kann – erlauben, Kompositions- und Ableitungstypen,<br />
Regionalismen, Archaismen oder ganze Wortfelder etc. zu<br />
erheben. Der beigegebene sprachhistorische Kommentar wird die<br />
Unterschiede der Schillerschen Sprache zum Gegenwartsdeutschen<br />
aufzeigen und damit Missverständnisse ausräumen, die infolge der<br />
200-jährigen Sprachentwicklung vielfach auftreten.<br />
Bisher wurden zu allen 32 Bänden der Schiller-Nationalausgabe digitalisierte<br />
Suchdateien und vollständige Wortlisten erstellt, so dass nun<br />
zu jedem Wort (mit Ausnahme der Artikel und Personalpronomina) eine<br />
vollständige Belegsammlung zur Verfügung steht. Die Dateien und<br />
Listen müssen nun konvertiert und die Artikel mit Steuerzeichen versehen<br />
werden, um die beschriebene gezielte Recherche zu ermöglichen:<br />
diese interne Strukturierung und die Erstellung der entsprechenden<br />
Suchmaske sollen im Rahmen des Projekts geleistet werden.<br />
Für eine Exemplarische Internet-Edition der Werke des jungen<br />
Goethe und Jakob Michael Reinhold Lenz’ stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof.<br />
K. Eibl (Institut für deutsche Philologie, Universität München) und<br />
Prof. F. Jannidis (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft, TU<br />
Darmstadt) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Das Vorhaben soll einen Maßstab für die wissenschaftlich verantwortete<br />
Veröffentlichung von Texten der deutschen Literatur im<br />
Internet setzen und anderen Editionen ein Werkzeug zu vergleichbaren<br />
Publikationen an die Hand geben. Ziel ist die Erstellung einer<br />
Internet-Edition der Werke und Schriften von Goethe und von Jakob<br />
Michael Reinhold Lenz, zugleich soll für die Internetpublikation ein<br />
Programmpaket entwickelt werden. Dieses Programmpaket soll<br />
interessierten Editoren zur Verfügung gestellt werden; ferner soll die<br />
Arbeitsweise und die Software so ausführlich dokumentiert werden,<br />
dass eine schnelle Verwendung durch andere Editoren möglich ist.<br />
Entsprechend der Zielsetzung umfasst das Projekt mehrere eigenständige<br />
Arbeitsprozesse:<br />
– Die vorhandene Edition „Der junge Goethe in seiner Zeit“ wird für<br />
die Publikation im Internet aufbereitet.<br />
– Die zu Lebzeiten veröffentlichten Werke des Sturm-und-Drang-<br />
Autors Jakob Michael Reinhold Lenz werden in der Originalfassung<br />
erfasst, digitalisiert und für die Internet-Publikation aufbereitet.<br />
– Die Werke von Lenz werden im Stil einer Studienausgabe kommentiert<br />
und mit anderen Texten der Edition verlinkt.<br />
– Das Publikationsprogramm, bestehend aus dem Publishing-<br />
Framework Cocoon und der XML-Datenbank eXist, wird weiter<br />
entwickelt, so dass es alle technischen Anforderungen der geplanten<br />
Editionspublikation abdeckt.
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
– Das Publikationsprogramm muss allgemein für die Internetpublikation<br />
von Editionen und insbesondere für die Publikation der<br />
Werke Goethe und Lenz´ konfiguriert werden.<br />
– Damit auch andere Editoren das Publikationsprogramm verwenden<br />
können, soll eine ausführliche Dokumentation erstellt werden.<br />
Am Ende des Projekts werden zwei Ergebnisse stehen: Erstens werden<br />
die Werke des jungen Goethe und von Lenz, zweier zentraler<br />
Autoren des Sturm und Drang, in verlässlichen Texten nach der<br />
Gestalt ihres Erstdrucks kostenlos im Internet zur Verfügung stehen.<br />
Zweitens wird die Software, mit der diese Texte publiziert worden<br />
sind, in einem Format vorliegen, die ihre Verwendung durch andere<br />
Editoren sehr vereinfachen wird, so dass es für diese problemlos<br />
möglich sein wird, kleine und mittlere Editionen im Internet zu publizieren.<br />
Für die Edition der Briefe von und an Stifter sowie der „Schulakten“<br />
Adalbert Stifters erhält Prof. H. Birus – seit Januar 2004 Nachfolger<br />
von Prof. W. Müller-Seidel als Vorsitzender der Kommission für<br />
Neuere deutsche Literatur bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,<br />
München – eine Startfinanzierung der <strong>Stiftung</strong>; die<br />
Finanzierung wird anschließend vom Freistaat Bayern übernommen.<br />
Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat Stifter als wesentlichen<br />
Vorläufer der literarischen Moderne gewürdigt. Ein wichtiger Aspekt<br />
hierbei war, dass sein Werk wie kaum ein anderes im 19. Jahrhundert<br />
für die Wissenschaften seiner Zeit aufgeschlossen war. Besonders<br />
deutlich geht dies aus seinen Briefen und den sog. „Schulakten“<br />
hervor, deren Edition im Rahmen der Historisch-Kritischen Ausgabe<br />
der Werke und Briefe Adalbert Stifters Anliegen des Projekts ist. Die<br />
Ausgabe war von Anfang an als eine Einheit konzipiert, bestehend<br />
aus drei Teilen: den literarischen Werken, den Briefen und den<br />
„Schulakten“. Ihr erster Teil, das dichterische Werk im engeren<br />
Sinne, liegt in seinen Textbänden mittlerweile weitgehend abgeschlossen<br />
vor.<br />
Stifters Briefe (in der Kartei sind derzeit 1044 erfasst, darunter eine<br />
große Zahl unveröffentlicht, sowie 575 Briefe an ihn) wurden wegen<br />
ihrer inhaltlichen Bandbreite und stilistisch-ästhetischen Qualität<br />
immer wieder als exemplarisch für die Briefkultur des 19. Jahrhunderts<br />
bezeichnet. Andererseits sind Stifters Briefwechsel nicht nur<br />
biographisch für eine Kenntnis des Autors und seiner Lebensbedingung<br />
aufschlussreich, sondern darüber hinaus auch für die Erforschung<br />
einer Poetik zwischen „Idealismus“ und „Realismus“ sowie<br />
für sein Verständnis von Autorschaft äußerst wertvoll. Sie beleuchten<br />
die Problematik von literarischer Produktion, Distribution und Rezeption<br />
im damaligen Österreich (Fragen der Werkentstehung, des<br />
literarischen Marktes, der Zensur und des Umgangs mit ihr etc.). Vor<br />
allem dokumentieren sie exemplarisch den Stand der kulturellen<br />
Reflexion der Naturwissenschaften in der Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />
A. Stifter<br />
Seite 125
F. Kafka<br />
Seite 126<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
denn Stifter verfolgte die Entwicklungen in Mineralogie, Geologie,<br />
Astronomie, Physik, Botanik und Medizin. Seine Korrespondenz<br />
spiegelt unmittelbar die wachsende wissenschaftliche und institutionelle<br />
Ausdifferenzierung dieser Wissensgebiete und die Schwierigkeiten,<br />
jene Entwicklungen im Auge zu behalten. Dabei wird die<br />
Historisch-Kritische Ausgabe – sofern und wann immer dies anhand<br />
erhaltener Handschriften möglich ist – Stifters Briefe, in deren Wortlaut<br />
und Textbestand Stifters Nachlassverwalter Johann Aprent an<br />
zahlreichen Stellen „bearbeitend“ eingegriffen hat, in ihrer ursprünglichen<br />
Form wiederherstellen und dokumentieren.<br />
Bei den sog. „Schulakten“ handelt es sich dagegen um ein komplexes<br />
Korpus heterogener Texte: Memoranda, Visitationsberichte, Gutachten,<br />
Entwürfe, Vorschläge, amtliche Schriftstücke etc. Dieses Quellenmaterial<br />
verspricht entscheidende sozial- und ideengeschichtliche<br />
Aufschlüsse im Bereich der Pädagogik und Bildungsgeschichte. Von<br />
den eigenen Schulerfahrungen über seine Hauslehrtätigkeit bis hin zu<br />
seiner Arbeit als k.k. Schulrat, reflektiert Stifter intensiv über pädagogische<br />
Konzepte, Bildung und deren institutionelle Aspekte oder<br />
über die staatliche Bildungspolitik und faktische Verhältnisse in den<br />
Schulen, die er aus intimer Kenntnis kritisch beurteilt. Mit der Veröffentlichung<br />
der „Schulakten“ soll zugleich editionswissenschaftliches<br />
Neuland betreten werden. Zwar enthalten auch andere historischkritische<br />
Ausgaben amtliche Dokumente als unverzichtbaren Bestandteil<br />
(etwa in den Fällen Goethes, Kafkas oder Benns), aber es<br />
fehlen durchweg überzeugende praktische Lösungsmöglichkeiten der<br />
editorischen Darstellung, an deren Entwicklung die Herausgeber der<br />
Stifter-Ausgabe derzeit arbeiten.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />
Stifter, Adalbert: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe.<br />
Im Auftr. der Kommission für Neuere deutsche Literatur<br />
der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. von Alfred<br />
Doppler und Hartmut Laufhütte. – Stuttgart: Kohlhammer. Bd. 3,2.<br />
Erzählungen. Bd. 2. Hrsg. von Johannes John und Sibylle von<br />
Steinsdorff. 2003.<br />
Prof. G. Neumann (Institut für Deutsche Philologie, Universität München)<br />
erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für die Erstellung einer<br />
Monographie zu Franz Kafka.<br />
Neuere Publikationen zu Franz Kafka tendieren – möglicherweise<br />
gerade wegen der ständig anwachsenden Unüberschaubarkeit des<br />
internationalen Forschungspanoramas – entweder dazu, sehr spezielle<br />
Aspekte von Kafkas Leben und Werk in den Blick zu nehmen,<br />
oder sie bieten auf globale Weise resümierende und „popularisierende“<br />
Darstellungen.<br />
Dabei ist der besondere, ja singuläre Status dieses Kafkaschen „Werkes“<br />
weitgehend außer Acht geblieben, der als eine Struktur einan-
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
der überkreuzender performativer und repräsentativer Strebungen<br />
zu beschreiben ist; also als die unablässige Verflechtung von Handlungssequenzen<br />
mit Passagen von Deutung und Bedeutungsstiftung<br />
– mithin als eine Art verstörter Metapoesie. Denn Kafkas ganze<br />
Aufmerksamkeit richtet sich auf die paradoxe Verquickung von Anfängen<br />
mit deren fortgesetzter, unaufhaltsamer Korrosion; auf das<br />
Spiel zwischen Handeln und Bedeutungsakt, zwischen Bewegung<br />
und Stillstand also, welches Kafka selbst einmal mit der Formel vom<br />
„stehenden Sturmlauf“ bezeichnet hat. Kafkas Texte hören nicht auf,<br />
die Erfahrung der gleichzeitigen Notwendigkeit und Unmöglichkeit<br />
von Anfängen zu umspielen: dem Anfang des Lebens, dem Anfang<br />
der Kultur, dem Anfang des Subjekts, dem Anfang der Mythologie,<br />
dem Anfang des Handelns und dem Anfang des Schreibens. In<br />
diesem einzigartigen Werk werden nicht Geschichten geschrieben,<br />
sondern die Lücken aufgefasst und transzendiert, die sich in ihnen<br />
öffnen. Kafkas „Werk“, dessen Schriftspuren auf der Grenze zwischen<br />
Aufzeichnung und Löschung verlaufen, kann so in der Tat als<br />
eine negative Metapoetik bezeichnet werden, als das Schreiben über<br />
die Unmöglichkeit von Schreiben.<br />
Diesem aus den Texten Kafkas gewonnenen komplexen Befund<br />
kann keine Chronik, keine Biographie, keine Sequenz exemplarischer<br />
Interpretationen und auch keine geistesgeschichtlich orientierte<br />
Monographie allein gerecht werden. Vielmehr scheint es nötig,<br />
Kafkas Schreiben, das als ein Handeln und ein Sinngeben zugleich<br />
verstanden wird, als eine Ethnographie der eigenen Kultur zu lesen,<br />
sie in ihrem befremdeten Blick auf das Eigene zu begreifen; dem<br />
Blick, der dem Rätsel der Verkeilung von Statik und Dynamik im<br />
Prozess der Kultur gilt. Es ist eine neue Form literarischer Darstellung,<br />
mit deren Hilfe das Stocken des „Prozesses“ und der nie endende<br />
Aufschub des „Urteils“ in Szene gesetzt werden.<br />
Angesichts dieser Situation sollen nun in einer umfassenden Darstellung<br />
des „Phänomens“ Kafka als eines „Phänomens“ der<br />
Moderne schlechthin die folgenden drei Aspekte miteinander in Beziehung<br />
gesetzt werden: die kulturanthropologische Dimension; die<br />
minuziöse Interpretation der Leitszenarien von Kafkas Schreiben, die<br />
die Spannung zwischen Performanz und Repräsentation vor Augen<br />
stellen – der publizierten wie der zu Lebzeiten des Autors unveröffentlichten<br />
literarischen Texte, aber auch der Tagebücher und Briefe<br />
–; sowie zuletzt eine Einbettung dieser beiden Momente in eine<br />
Rekonstruktion der kulturhistorischen Situation, aus der heraus dieses<br />
Œuvre entstanden ist. Als maßgebliche Einflussfaktoren sind hier<br />
zu berücksichtigen: die Prager deutsche Literatur, die Geschichte des<br />
Judentums, die soziale und politische Lage Böhmens, die Kultur und<br />
Subkultur des „europäischen Mittelpunktes“ Prag zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts. Methodisch will das Projekt eine literarhistorische<br />
Perspektive mit einem diskursanalytischen Ansatz sowie sozialpsychologischen<br />
Verfahren und einer kultursemiotischen Arbeitsweise<br />
verbinden: also Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft<br />
verstehen.<br />
Seite 127
B. Brecht<br />
Briefwechsel<br />
Seite 128<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Prof. H. Haarmann (Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte<br />
Kulturwissenschaft, Freie Universität Berlin) erhält von der<br />
<strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Editionsprojekt „‚Dear Bertie!’ Briefe an<br />
Bertolt Brecht im Exil, 1933-48.“<br />
Mit dem Abschluss der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter<br />
Ausgabe (1988-2000) liegt das Werk Bertolt Brechts nahezu geschlossen<br />
vor. In dieser Ausgabe sind drei Bände den Brecht-Briefen<br />
vorbehalten (Bde. 28, 29 und 30; erschienen 1998). Auf die Briefpartner<br />
und deren Briefe konnte dort lediglich im Kommentar und in<br />
knapper Form eingegangen werden.<br />
Das Editionsprojekt „Dear Bertie!“ Briefe an Bertolt Brecht 1933-<br />
1948 (mit der zitierten Anrede pflegte George Grosz seine Briefe an<br />
Brecht zu beginnen) versteht sich als eine Ergänzung zu dieser Ausgabe<br />
und soll einem Desiderat der Brechtforschung Rechnung tragen:<br />
es soll die Briefe an Brecht in dessen Exilzeit 1933-1948 in einer<br />
zweibändigen Ausgabe der Öffentlichkeit zugänglich machen. Besondere<br />
Aufmerksamkeit soll dabei Briefen gelten, auf die Brecht<br />
nicht geantwortet hat oder für die dessen Antwortschreiben verloren<br />
gegangen sind, denn diese werden in der großen Brecht-Ausgabe<br />
nicht einmal erwähnt. Das Briefkorpus spiegelt einen wichtigen Lebensabschnitt<br />
Brechts, die Zeit seines durch den Nationalsozialismus verursachten<br />
Exils, aus der Sicht anderer Autoren und erhellt darüber<br />
hinaus – indem es einen vergleichbaren Blick auf eine historische<br />
Zeitspanne ermöglicht, die für den Geschichtsverlauf Mitte des<br />
20. Jahrhunderts als weichenstellend anzusehen ist – weitreichende<br />
Zusammenhänge von kunst-, kultur- und mentalitätsgeschichtlicher<br />
Relevanz.<br />
Materialbasis werden die im Bertolt-Brecht-Archiv der <strong>Stiftung</strong> Archiv<br />
der Akademie der Künste vorhandenen Briefe sein. Als ein<br />
Glücksfall kommt hinzu, das gerade jetzt die völlig unbekannten<br />
Schweizer Funde, die Brechts Rückkehr und Zukunft nach Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs betreffen, für das Brecht-Archiv angekauft werden<br />
konnten. Damit steht dem Projekt neues Material erstmals zur<br />
Verfügung. Daneben müssen auch die Bestände der <strong>Stiftung</strong><br />
nochmals gesichtet werden, die aus der ehemaligen Westakademie<br />
stammen (u.a. das Piscator-Archiv sowie die George Grosz-, Harry<br />
Buckwitz-, Herbert Jhering-Archive). Da für die Ausgabe auch<br />
etwaige noch vorhandene Lücken im Briefbestand geschlossen<br />
werden sollen, sind daneben Recherchen in weiteren Nachlässen<br />
und Archiven des In- und Auslandes vorgesehen (z.B. im Deutschen<br />
Literaturarchiv Marbach, der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/<br />
Main sowie in den USA bei German Intellectual Émigré Collection,<br />
New York, bei den Hermann Borchert-Erben und in der George<br />
Grosz-Sammlung, Princeton).<br />
Zu erfassen und zu kommentieren sein werden ca. 650-700 Dokumente,<br />
von denen über achtzig Prozent bisher noch nicht publiziert<br />
wurden. Unter den Verfassern befinden sich Walter Benjamin,
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Johannes R. Becher, Bernard von Brentano, Alfred Döblin, Hanns<br />
Eisler, Lion Feuchtwanger, George Grosz, Erwin Piscator, Margarete<br />
Steffin, Kurt Weill und Arnold Zweig. Die Briefe sollen transkribiert<br />
und chronologisch geordnet, sodann ausführlich kommentiert werden.<br />
Historische Sachverhalte und Personen sollen dabei nur erläutert<br />
werden, wofern sie heute unbekannt sind. Ein Personenregister<br />
und eine Übersicht aller bekannten Briefe an Brecht aus diesem Zeitraum<br />
sollen beigegeben werden. Dabei kann auf vorliegende Teileditionen<br />
(der Briefe von M. Steffin und E. Piscator) Bezug genommen<br />
werden.<br />
Prof. G. Kettmann und Prof. H.-J. Solms (Germanistisches Institut,<br />
Universität Halle-Wittenberg) erhalten von der <strong>Stiftung</strong> eine Zwischenfinanzierung<br />
für die Erstellung eines Mittelelbischen Wörterbuches.<br />
Mundartwörterbücher sind Grundlagenwerke nicht nur für Linguistik<br />
und Dialektologie, sondern auch für Nachbarwissenschaften<br />
(Soziologie, Volkskunde, Wirtschafts-/Rechtsgeschichte), denn der<br />
Wortschatz spiegelt die wichtigen Wissensbereiche der jeweiligen<br />
Regionalkultur (Sitte und Brauchtum, Volksglauben, landwirtschaftliches<br />
und handwerkliches Berufswesen etc.).<br />
Ziel speziell des Mittelelbischen Wörterbuches ist die Erfassung des<br />
mundartlichen Wortschatzes (sprachräumliche Verteilung, Wortbedeutung,<br />
Lautformen, Anwendungsbeispiele) in dem Gebiet von<br />
Sachsen-Anhalt. Innerhalb des Forschungskomplexes „Wortgeographie<br />
der deutschen Mundarten“ soll es die Lücke zwischen den<br />
Geltungsarealen des Schleswig-Holsteinischen und des Mecklenburgischen<br />
Wörterbuches im Norden, des Thüringischen und Obersächsischen<br />
Wörterbuches im Süden, des Niedersächsischen Wörterbuches<br />
im Westen und des Brandenburg-Berlinischen Wörterbuches<br />
im Osten schließen. Eine solche systematische Erfassung des mittelelbischen<br />
Wortschatzes ist seit langem ein Forschungsdesiderat.<br />
Der Wortbestand soll umfassend erhoben, nach seiner Bedeutung<br />
sowie lautlich dokumentiert und im Hinblick auf die sprachgeographische<br />
Struktur und – soweit möglich – auf seine soziologische<br />
Schichtung und stilistischen Funktionen erschlossen werden. Die<br />
einzelnen Wortartikel gliedern sich in: Lemma; grammatische Angaben;<br />
Bedeutungsangaben; Informationen zu Beleghäufigkeit und<br />
geographischer Verbreitung; Belege; Formen. Besonderer Wert wird<br />
dabei auf das Einbeziehen volkskundlich relevanter Sachverhalte<br />
gelegt, soweit diese an die behandelten Wörter angeschlossen werden<br />
können; etwa sollen die Beispielsätze nicht nur den Gebrauch<br />
des Wortes in verschiedenen Satzzusammenhängen verdeutlichen,<br />
sondern gleichzeitig in Lebenswelt und Denkweise der Mundartsprecher<br />
einführen. Da im Untersuchungsgebiet niederdeutsche und<br />
mitteldeutsche Mundarten sich überlagern, wurde für das Ansetzen<br />
der Stichworte ein Verweissystem erarbeitet, das sowohl von mitteldeutschen<br />
als auch von standardsprachlichen Formen zu dem niederdeutschen<br />
Hauptlemma zu kommen erlaubt. Nicht zuletzt sollen<br />
MittelelbischesWörterbuch<br />
Seite 129
Wortbildung<br />
Seite 130<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
im Rahmen des Wörterbuchs, aus der Perspektive des Wortschatzes,<br />
auch sprachhistorische Prozesse erhellt werden, die sich in jener<br />
Übergangslandschaft zwischen dem Nieder- und dem Mitteldeutschen<br />
vollzogen.<br />
Mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> widmet sich Prof. G. Rauh (FB 4:<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften Anglistik / Linguistik, Universität<br />
Wuppertal) dem Projekt „Wortbildung und das Lexikon“.<br />
In der ersten Projektphase wurden komplexe Wörter analysiert, die<br />
mindestens einen Wortbestandteil (Morphem) beinhalten, der im<br />
Englischen nicht selbständig existiert. Die Daten umfassten Derivate<br />
auf -ism (nihilsm), -ous (pusillanimous) und -al (mortal) sowie neoklassische<br />
Komposita (astronaut, fungicide).<br />
Die Analysen haben bestätigt, was sich bereits in den Vorarbeiten<br />
abzeichnete, nämlich dass traditionelle Kategoriennamen wie „Nomen“,<br />
„Adjektiv“ oder „Verb“ lexikalische Einheiten unzureichend<br />
definieren. Daher erfolgt die Repräsentation des Inputs und Outputs<br />
von Wortbildungsprozessen mittels spezifischer Merkmalmengen.<br />
Die Wortendung (Suffix) -ism verbindet sich z.B. nur mit Adjektiven,<br />
die graduierbar sind und daher ein Merkmal [+ gradable] tragen<br />
(liberal, romantic). Adjektive mit dem Merkmal [- gradable] sind von<br />
der Kombination mit -ism ausgeschlossen (dead, infinite). Merkmale<br />
wie [± gradable] machen die Kategorie „Adjektiv“ vorhersagbar und<br />
somit überflüssig. Lexikalische Informationen werden hier auf ein<br />
Minimum reduziert und dementsprechend in einem minimalistischen<br />
Lexikon (MinLex) repräsentiert.<br />
Eine Besonderheit dieses in den Vorarbeiten konzipierten und in der<br />
ersten Projektphase weiterentwickelten Lexikons MinLex besteht<br />
darin, dass dieses u.a. eine sprachhistorische Komponente einführt,<br />
die z.B. angibt, das nihil- (in nihilism) auf lat. nihil „nichts“ zurückgeht.<br />
Gemäß der Konzeption von MinLex, das als Modell des mentalen<br />
Lexikons von Sprechern des Englischen aufgefasst werden kann,<br />
ist diese Komponente jedoch nur Sprechern mit Fremdsprachenkenntnissen<br />
zugänglich. Für monolinguale Sprecher wird der Lexikoneintrag<br />
eines Morphems wie nihil- auf orthographische und lautliche<br />
Repräsentationen sowie auf rein strukturelle Informationen,<br />
welche die Kompatibilität des Morpems mit dem Suffix -ism durch einen<br />
hier neu entwickelten Mechanismus gewährleisten, beschränkt.<br />
Der Informationsgehalt der etymologischen Komponente variiert<br />
entsprechend den Fremdsprachenkenntnissen der individuellen<br />
Sprecher und reicht von den Bedeutungen der entlehnten Morpheme<br />
bis zu den Wortbildungsmustern, an denen die Morpheme in der<br />
Quellensprache beteiligt waren. Eine Untersuchung früherer Muster<br />
ergab, dass diese die neuenglischen Wortbildungsmechanismen<br />
nachhaltig geprägt haben.<br />
Die hier vorgeschlagene etymologische Komponente wird insbesondere<br />
durch die vielen neoklassischen Komposita gerechtfertigt, bei
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
deren Bildung ganz bewusst auf griechische bzw. lateinische Morpheme<br />
zurückgegriffen wird und die zur Bezeichnung neuer technologischer,<br />
naturwissenschaftlicher und medizinischer Konzepte<br />
zunehmend benötigt werden (nanoscope, biosphere, phonoelectrocardioscope).<br />
Die Analysen haben ergeben, dass solche Komposita<br />
im Englischen aufgrund der Kombination nicht selbständig vorkommender<br />
Morpheme markiert sind und auf einer anderen Ebene des<br />
Lexikons gebildet werden als heimische Komposita (boathouse). Prototypische<br />
neoklassische Komposita wurden von Hybrid-Bildungen<br />
(bionics, microwave, hamburgerology) abgegrenzt, die auf unterschiedliche<br />
Art von den hier erarbeiteten klassischen Wortbildungsmustern<br />
abweichen.<br />
Prof. J. Rolshoven (Sprachliche Informationsverarbeitung, Universität<br />
zu Köln) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Selbstorganisierendes<br />
semantisches Wissen“.<br />
Die Ermittlung der Bedeutung sprachlicher Zeichen ist ein schwieriges<br />
Unterfangen. Dies bezeugen die vielfachen und oftmals unbefriedigenden<br />
Versuche maschineller Sprachverarbeitung und maschineller<br />
Übersetzung. Die damit verbundenen Schwierigkeiten<br />
stehen in einem bemerkenswerten Kontrast zu der Leichtigkeit und<br />
Sicherheit menschlichen Sprachgebrauchs. Zur Lösung dieser Fragen<br />
ist es angesichts der Komplexität der Probleme und der Datenfülle<br />
naheliegend, das Bedeutungspotential sprachlicher Zeichen<br />
durch ein Selbstlernendes maschinelles System zu erfassen. Ein solches<br />
System macht sich die Verarbeitungs- und Speicherkapazitäten<br />
modernern informationsverarbeitender Techniken zu Nutze. Dabei<br />
werden unterschiedliche Heuristiken angewandt und zueinander in<br />
Konkurrenz gesetzt. Konkurrierende Heuristiken sind Voraussetzung<br />
für selbstlernende und selbstorganisierende Systeme. Für das<br />
Projekt Selbstorganisierendes semantisches Wissen wurde ein solches<br />
softwaretechnologisches Framework implementiert. Das Framework<br />
(SEMALD: System zur Evaluierung Multipler Algorithmen auf<br />
Linguistischen Daten) verwertet unterschiedliche Heuristiken und<br />
deren Kombinationen. SEMALD beschreitet nicht einen einzigen,<br />
linearen Weg, sondern traversiert ein System von konkurrierenden<br />
Pfaden mit zahlreichen Kreuzungs- und Verzweigungspunkten. Damit<br />
stehen für die Bearbeitung eines Untersuchungsgegenstandes<br />
vielfache Methoden zur Verfügung. SEMALD ist ein Wettbewerbssystem,<br />
in dem sich Prozessketten im Wettstreit um eine bestmögliche<br />
Kombination und Sequenz verschiedener Verfahren zur Bildung<br />
semantischer Strukturen in natürlichen Sprachen befinden.<br />
Die Strukturbildung ist in dem Projekt ausschließlich datengetrieben.<br />
Eine der Komponenten zur Strukturbildung ist der Distributional<br />
Classifier. Diese Komponente ist die heute dank moderner Hardund<br />
Software möglich gewordene Umsetzung von Ideen des (amerikanischen)<br />
Strukturalismus zur Ermittlung von Bedeutung aus der<br />
Verteilung kleinster bedeutungs- oder funktionstragender sprachlicher<br />
Einheiten. Die Analyse der distributiven Eigenschaften führt<br />
Semantisches<br />
Wissen<br />
Seite 131
Seite 132<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
zur Bildung extensionaler, empirisch fundierter Klassen natürlichsprachiger<br />
Daten. Die Klassenbildung operiert auf unterschiedlichen<br />
Ebenen. Sie geht von der Ebene der Morpheme aus, die automatisch<br />
durch ein valides Segmentierungsverfahren gewonnen werden und<br />
operiert dann rekursiv auf höheren linguistischen Ebenen. Dabei<br />
werden zur hierarchischen Strukturierung Operator-Operand-Strukturen<br />
gebildet. Die Anwendung dieser selbstlernenden Analysetechniken<br />
ist eine Alternative zur rechnergestützten Analyse sprachlicher<br />
Strukturen mit klassischen Parsern, deren Steuerinformationen<br />
manuell erstellt werden müssen.<br />
Eine weitere SEMALD-Komponente ist die GaphEngine. Sie setzt<br />
auf dem Segmentierungsverfahren des DistributionalClassifiers auf<br />
und versucht, in dem in Morpheme zergliederten Eingabetexten Paradigmen<br />
zu erkennen, zu gruppieren und zu hierarchisieren. Jeder<br />
Satz aus einem Textkorpus wird in einen Graphen überführt, dessen<br />
Knoten Wörter repräsentieren und dessen Kanten Positionen kodieren.<br />
Die GraphEngine-Komponente beginnt nun, den konstruierten<br />
Graphen zu komprimieren, indem durch paarweise Pfadvergleiche<br />
ähnliche Sätze erkannt und verschmolzen werden. Unterschiede<br />
zwischen zwei Pfaden werde dabei als zwei in paradigmatischer<br />
Relation stehende Konstituenten interpretiert und als Hypothese anstelle<br />
der Konstituenten in den Graph integriert. Die Graphen bilden<br />
dann syntaktische Informationen ab und können zunächst in ein<br />
Rekursives Übergangsnetzwerk und anschließend in ein Erweitertes<br />
Übergangsnetzwerk überführt werden. Netzwerke dieser Art sind<br />
äquivalent zu formalen Grammatiken. Daher ist die automatische<br />
Erzeugung solcher Netzwerke der automatischen Rekonstruktion<br />
von Grammatiken für natürliche Sprachen gleichzusetzen. Diese<br />
Transformationen bilden die Grundoperationen zur Entwicklung eines<br />
selbstlernenden syntaktischen Parsers.<br />
Die fortgesetzte und kombinierende Anwendung dieser und weiterer<br />
datengetriebener, induktiver Methoden auf allen linguistischen<br />
Ebenen ist eine Voraussetzung für eine selbstorganisierende Semantik.<br />
Sie steht – holistisch vorgehend und wegen der Größe und der<br />
Kombinierbarkeit der Daten auf informationstechnologische Werkzeuge<br />
angewiesen – im Gegensatz zum üblichen linguistischen Vorgehen.<br />
Im traditionellen linguistischen Vorgehen können spezifische<br />
linguistische Modelle lediglich Teilaspekte im händischen linguistischen<br />
Modellieren abbilden. Damit aber lassen sich semantische<br />
Systeme in ihrer Komplexität und Dynamik nicht erfassen. Dies zeigt<br />
sich dann auch im Scheitern maschineller Sprachverarbeitung. Die<br />
Ergebnisse des Projekts Selbstorganisierende Semantik sind hingegen<br />
nach 18 Monaten der Projektlaufzeit vielversprechend. Als<br />
erfreulicher und nachhaltiger Seiteneffekt des Projekts konnte mit<br />
SEMALD softwaremäßig eine Infrastruktur geschaffen werden, die<br />
auch zukünftig die Übertragung semantischer Informationsverarbeitung<br />
empirisch gesichert auf weitere Sprachen ermöglicht.
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Prof. E. Schütz, (Philosophische Fakultät II, Institut für Deutsche<br />
Literatur, Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. St. Porombka,<br />
(Institut für deutsche Literatur, Universität Hildesheim) erhalten<br />
<strong>Stiftung</strong>smittel für das Projekt „Das populäre deutschsprachige Sachbuch<br />
im 20. Jahrhundert (1918-2000). Geschichte, Theorie und Praxis<br />
einer literarischen Gattung.“<br />
Sachbücher transportieren Weltbilder bzw. konservieren mit ihren<br />
Erzähl- und Erklärungsmuster Fragestellungen ihrer Zeit und deren<br />
mögliche Beantwortungen. Damit sind sie historische Dokumente,<br />
die deutlicher als etwa literarische und journalistische Texte Auskunft<br />
über gesellschaftliche Problemstellungen und Mentalitäten<br />
geben. Von den Autoren dieser Gattung sind zwei Schlüsselqualifikationen<br />
gefordert, die in der gegenwärtigen Wissensgesellschaft<br />
besonders relevant sind: die Reduktion von Komplexität, also die<br />
Übersetzung von Fachwissen in allgemein Verständliches, und die<br />
Narrativierung von Wissensbeständen, d.h. die Umsetzung in überzeugende<br />
Erzählmodelle. Seitens der Leser ist der Bereich der sog.<br />
non-fiction einer der wenigen des Buchmarktes, in dem die Nachfrage<br />
derzeit zumindest auf hohem Niveau stagniert, weshalb auch<br />
künftig Konzepte für gute Sachbücher und ausgebildete Autoren für<br />
dieses Genre gefragt sein werden. Dem stehen eklatante Lücken in<br />
der literaturwissenschaftlichen Erschließung gegenüber: es gibt<br />
bislang keine empirische Bestandsaufnahme des Sachbuchs als<br />
Literatur, keine Literatur-, Motiv- und Sozialgeschichte oder Ermittlung<br />
der historischen Poetik des Sachbuchs und – obwohl längst<br />
Studiengänge für kreatives und professionelles Schreiben bestehen<br />
– keine Lehrformen und Curricula für das Schreiben von Sachbüchern.<br />
Angesichts dessen will das Projekt erstens ein literaturwissenschaftliches<br />
Instrumentarium für die historische und analytische<br />
Beschreibung des Genres erarbeiten und zweitens Anleitungen für<br />
das professionelle Konzeptionieren, Schreiben und Lektorieren von<br />
Sachbüchern entwerfen und erproben. Als Sachbücher werden<br />
dabei Langtexte verstanden, die vornehmlich wissenschaftliche<br />
Inhalte der Wirklichkeit allgemein verständlich darstellen wollen,<br />
sich dabei (latent) literarischer, meist narrativer Verfahren bedienen<br />
und infolge ihres Informationsgehalts und ihres Darbietungsstils<br />
als belehrend-informativ rezipiert werden. Zunächst soll ein<br />
Textkorpus von ca. 500 Büchern, die dieser Definition genügen,<br />
erstmals zusammengestellt und in einer ausführlich kommentierten,<br />
bebilderten und durch Dokumente ergänzten Datenbank mit<br />
umfänglichen Recherchemöglichkeiten präsentiert werden. Auf<br />
deren Basis soll dann die Poetik des Sachbuchs im 20. Jahrhundert<br />
erschlossen werden: zum einen historisch, als Ableitung rhetorischer<br />
Mechanismen von ausgewählten Sachbüchern, zum anderen<br />
mit einer didaktischen Zielsetzung als Leitfaden für eine künftige<br />
Praxis des Genres. Die genannten Aufgaben sollen in fünf parallel<br />
laufenden und miteinander verknüpften Teilprojekten geleistet<br />
werden:<br />
Sachbuch<br />
20. Jahrhundert<br />
Seite 133
Jüdische<br />
Literatur<br />
Lateinamerika<br />
Seite 134<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
– Datenbank – Das Sachbuch im 20. Jahrhundert;<br />
– Literaturgeschichte des Sachbuchs;<br />
– Poetologie und Theorie des Sachbuchs im Kontext verwandter<br />
Gattungen;<br />
– Erhebung von Schreibanweisungen für das Sachbuch in der Vergangenheit;<br />
– Entwicklung und Erprobung von Leitlinien für die Erarbeitung<br />
von Sachbüchern.<br />
„Das Vermächtnis von Sefarad. Die jüdisch-sephardischen Traditionen<br />
im Identitätsdiskurs der jüdischen Literatur Lateinamerikas im<br />
20. Jahrhundert“ ist Gegenstand eines von der <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />
Forschungsprojektes am Institut für Romanistik, Technische Universität<br />
Dresden (Prof. N. Rehrmann und Dr. A. Barboza).<br />
Südamerika erlebte zwei große jüdische Einwanderungswellen. Die<br />
erste setzte bald nach 1492 ein, als sephardische Juden – auf der<br />
Flucht vor der Inquisition – in großer Anzahl die ersten spanischen<br />
Kolonien bevölkerten. Da sich während des 16. Jahrhunderts auch<br />
die Inquisition in Lateinamerika etablierte und die jüdische Bevölkerung<br />
(u.a. mit Zwangskonversionen) verfolgte, war deren kultureller<br />
Einfluss im 19. Jahrhundert nahezu verschwunden.<br />
Ein zweiter – nun mehrheitlich von Aschkenasen gebildeter – Zustrom<br />
im 19. und 20. Jahrhundert ließ das jüdische Leben zu einem<br />
wichtigen Faktor in der lateinamerikanischen Gesellschaft und Kultur<br />
werden, v.a. in Brasilien und Argentinien. Diese Immigranten<br />
trafen auf einen Identitätsdiskurs der kreolischen Eliten, der sich seinerseits<br />
intensiv mit dem spanischen Mutterland auseinandersetzte.<br />
Das „Vermächtnis von Sefarad“, d.h. der kulturellen Traditionen des<br />
spanisch „jüdischen Goldzeitalters“ (Heine), wurde so für die aschkenasischen<br />
Einwanderer zum Medium ihrer Selbstdefinition: Indem<br />
sie sich als Erben der sephardisch-spanischen Traditionen begriffen,<br />
legitimierten sie sich als integraler Bestandteil der lateinamerikanischen<br />
Kultur. Zeitgleich erlebte die sephardische Tradition bei den<br />
Intellektuellen auch der alten Welt eine markante Aufwertung (u.a.<br />
wegen der Synthese von Glauben und Vernunft, an der Sepharden-<br />
Philosophen wie Maimonides gearbeitet hatten). Im kollektiven Gedächtnis<br />
aller Juden wurde Sefarad sogar ansatzweise mythisiert,<br />
nämlich als jene singuläre Gegebenheit in der europäischen Geschichte,<br />
die Juden, Mauren und Christen in einem friedlichen und<br />
kulturell äußerst fruchtbaren Zusammenleben jahrhundertlang vereinte.<br />
Diesen Tatsachen zufolge kam es in Lateinamerika im 19. Jahrhundert<br />
zu einer – von der Forschung bereits festgestellten – „Resephardisierung“<br />
bzw. einem „Neosephardismus“. Bis heute ist die Orientierung<br />
an der sephardischen Tradition ein zentraler Topos des<br />
Identitätsdiskurses der jüdischen Literatur, insbesondere in Argentinien.<br />
Sefarad fungiert dabei heute als historisches Leitbild für ein<br />
multikulturelles Zusammenleben in den heutigen Gesellschaften
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Lateinamerikas, als historische Folie zur Auseinandersetzung mit<br />
dem zeitgenössischen Antisemitismus, als thematisches Forum für<br />
eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit jüdischer Identität in<br />
der Gegenwart.<br />
Eine entscheidende Erweiterung erfährt die Sepharad-Thematik<br />
im 20. Jahrhundert, als jüdisch-lateinamerikanische Autoren vor<br />
Antisemitismus oder argentinischer Diktatur nach Spanien ins Exil<br />
fliehen und dort dem Erbe der sephardischen Kultur unmittelbar<br />
begegnen.<br />
Das Projekt wird die Bedeutung und Funktion der sephardischen<br />
Traditionen im Identitätsdiskurs der jüdischen Literatur Lateinamerikas<br />
erhellen und damit einen Beitrag zur Erforschung der kulturellen<br />
Identität Lateinamerikas insgesamt leisten. Materialbasis wird<br />
eine große Bandbreite von bislang weitgehend unerschlossenen<br />
Quellen sein: fiktionale und nichtfiktionale Literatur der „Gründerväter“<br />
des sephardischen Identitätsdiskurses in Lateinamerika,<br />
argentinische Zeitschriften; Werke repräsentativer nichtjüdischer<br />
Autoren Argentiniens/Lateinamerikas, die sich mit der sephardischspanischen<br />
Thematik auseinandersetzten; der Neosephardismus im<br />
Œuvre neuerer und neuerster aschkenasischer und sephardischer<br />
Autoren/innen, auch derjenigen, die seit den 70er Jahren nach Spanien<br />
auswanderten.<br />
Folgende Publikationen sind im Berichtszeitraum erschienen:<br />
Rehrmann, Norbert: Ein Land im Zeichen des Kreuz-Galgens. Das<br />
spanisch-jüdische Erbe im Werk des argentinischen Schriftstellers<br />
Abel Posse. – In: Hispanorama. 99. 2003.<br />
Barboza, Amalia: Memoria, historia y literatura. Una lectura sociológica<br />
sobre la construcción de la identidad sefardí en los judíos de<br />
Argentina. – In: Raíces. Revista Judía de Cultura. 59. 2004.<br />
El Pegado de Sefarad. Los judíos sefardíes en la historia y la<br />
literatura de América Latina, Espanã, Portugal y Alemania. Ed.:<br />
Norbert Rehrmann. – Salamanca : Amarú Ediciones, 2003.<br />
Im Berichtszeitraum wurden Prof. J. Küpper (Institut für Romanische<br />
Philologie, Freie Universität Berlin) Mittel zur Verfügung gestellt für<br />
das Projekt „Der Diskurs des Sehens in der literarischen Moderne“.<br />
Das Projekt wird bearbeitet von Dr. B. Rommel.<br />
Die Untersuchung setzt sich am Beispiel Stéphane Mallarmés mit der<br />
Frage der Visualität auseinander, um von hier aus die Frage nach der<br />
Darstellungsproblematik moderner Lyrik neu zu formulieren. Die<br />
These lautet, dass Mallarmés Poetologie alternative Verfahren der<br />
Mimesis reflektiert. Diese werden zum einen über zeitgenössische<br />
Formationen des Blicks vermittelt; weiterhin kommt der Körper ins<br />
Spiel. Darüber tritt die poetologische Reflexion in ein Wechselver-<br />
Diskurs des<br />
Sehens<br />
Seite 135
Seite 136<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
hältnis zum zeitgenössischen Diskurs des Sehens. Sie lässt sich damit<br />
in ein Diskursumfeld einbetten, über das deutlich wird, dass sie<br />
viel stärker als meist angenommen an wahrnehmungs- und mediengeschichtlichen<br />
Entwicklungen partizipiert. Die Mallarmésche Auseinandersetzung<br />
mit Verfahren der Mimesis hat folglich eine kulturelle<br />
Dimension, die in der bisherigen Analyse nicht hinreichend<br />
aufgearbeitet worden ist.<br />
Die Untersuchung zeigt, dass die Suche nach alternativen Darstellungsformen<br />
zum einen einen Kontext in der häufig als konkurrierend<br />
wahrgenommenen modernen Sehwirklichkeit besitzt. Mit ihren<br />
neuen visuellen Erfahrungen, stimuliert durch neuartige Sehapparate<br />
oder innovative Verfahren der Bildherstellung, liefert dies vielfältige<br />
Ansatzpunkte für eine Reformulierung der Mimesisproblematik.<br />
Ein zentraler Beobachtungsgegenstand ist zudem die Mode, die als<br />
visualitätsbezogene moderne Form der Körpermodellierung einen<br />
modellbildenden Stellenwert gewinnt. Zum zweiten findet die poetologische<br />
Konzeptionalisierung ein spezifisches diskursives Umfeld,<br />
in dem die Visualität und der wahrnehmende Körper zum Gegenstand<br />
eines neuen Wissens werden. Neben die tradierten wahrnehmungstheoretischen<br />
Fundierungen des Sehens tritt das Wissen der<br />
Physiologie. Die experimentelle Erforschung visueller Wahrnehmungsvorgänge<br />
hat eine Neudefinition des Sehens als neuronalem<br />
Funktionszusammenhang zur Folge. Eine junge Zweigdisziplin setzt<br />
an einer anderen Richtung solcher Forschungen an und wertet die<br />
Suche nach einer möglichst störfreien Aufnahme optischer Impulse<br />
für die Erforschung des Lesens aus. In den lesephysiologischen<br />
Experimenten wird das Auge einem besonderen Training unterzogen.<br />
Hier geht es um die Aufnahme visueller Information, die über<br />
die Form der Drucktypen und die Textgestalt vermittelt wird. Von<br />
hier aus lässt sich die Darstellungsproblematik nicht zuletzt in einem<br />
für die moderne Lyrik hochrelevanten Medienumfeld lokalisieren.<br />
Die Ergebnisse der Leseforschung werden in der Dritten Republik<br />
gezielt zur extensiven Verschriftlichung eingesetzt. Deren Parameter<br />
ist eine Typographie, die idealiter vom Auge überflogen werden<br />
kann.<br />
Der Textgestalt gilt nun auch das besondere Interesse der sog. piktoralen<br />
Poetiken, die den Drucktext zum Sehobjekt ausbauen und dem<br />
Sehakt poetologische Geltung verschaffen. Diese visualitätsbezogene<br />
Reflexion setzt in den 30er Jahren ein und findet mit der Mallarméschen<br />
Poetologie einen Höhe- und Wendepunkt, insofern hier die<br />
somatische und kognitive Dimension der literarischen Darstellung in<br />
die Konzeption eingehen. Schon der junge Mallarmé greift auf naturwissenschaftlich-medizinisches<br />
Wissen als Ressource ästhetischer<br />
Modellbildung zurück. Explizit zeigen das auch die späten poetologischen<br />
Essays, beispielhaft die Überlegungen zu einem Spezialfall<br />
des Sehens, dem Lesen: Mallarmé nutzt die Beobachtung, dass<br />
Lesen körperliche Symptome zeitigen kann (womit tendenziell die<br />
Abstraktionsleistung der Schrift wieder rückgängig gemacht wird)<br />
für eine Neudefinition der Literatur, deren optisches Dispositiv der
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
standardisierten schnellen Informationsaufnahme ausdrücklich widersteht<br />
und die Automatisierung des Lesevorgangs unterläuft. In<br />
den „Divagations“ (1897) gewinnt dann eine Poetologie Kontur, die<br />
darstellerische Alternativen zu den massenmedialen Formen der<br />
Visualität auszuloten sucht, indem sie grundlegende Positionen mit<br />
der Besprechung von Autoren, Kunstformen und Medien vermittelt.<br />
Im Rückblick auf die Vertreter der Moderne des 19. Jahrhunderts<br />
verleiht Mallarmé hierüber zugleich dem Projekt einer ästhetischen<br />
Avantgarde Kontur, deren Poetologie er mit einem Buch an die junge<br />
Literatur und Kunstszene seiner Zeit weiterreicht.<br />
Im Untersuchungszeitraum erschienene Publikation:<br />
Rommel, Bettina: In den Randzonen von Hören und Sehen. Formen<br />
und Funktionen des Schweigens im literarischen Diskurs<br />
Stéphane Mallarmés. – In: The Language of silence. Hrsg.: S.<br />
Jäkel; A. Timonen. Bd. 2. Turku 2004. S. 149-163.<br />
Für das Projekt „Inside the Darkened Theater: James Joyce, Early<br />
Cinema, and the Rhetoric of the Image” stellt die <strong>Stiftung</strong> dem Wissenschaftskolleg<br />
zu Berlin (Prof. D. Grimm, Rektor des Wissenschaftskollegs<br />
zu Berlin) Fördermittel zur Verfügung. Projektbearbeiter<br />
sind Dr. S. Danius, (Fachbereich Literatur, Universität Uppsala<br />
(Schweden)) und H. Zischler, (Deutsche Film- und Fernsehakademie,<br />
Berlin).<br />
Historisch fällt die sog. „klassische Moderne“ mit den Anfängen der<br />
Filmkunst zusammen. Das Projekt geht davon aus, dass von dem<br />
neuen Medium des Films – mit dem sich in der Folgezeit die wichtigsten<br />
Autoren des internationalen 20. Jahrhunderts (Marcel Proust<br />
und André Malraux, Malcolm Lowry und Virginia Woolf, Franz<br />
Kafka und Thomas Mann) auseinandersetzten – entscheidende Anregungen<br />
für die Literatur der Moderne ausgingen. Der Stummfilm<br />
erlaubte eine visuelle Repräsentation der (u.a. zeitgenössischen)<br />
Wirklichkeit, die dem Rezipienten einen unmittelbaren Realismus<br />
suggerierte, aber diese Wirklichkeit ihrer natürlichen Geräuschkulisse<br />
entkleidete und sie in der visuellen Syntax zu kompensieren<br />
hatte. Zugleich schuf er auch eine neue Art des Kunst-Rezipienten:<br />
als passive anonyme und urbane Masse. Die Art und das Ausmaß,<br />
in dem die Ästhetik des neuen Mediums die literarische Produktion<br />
beeinflusste, sind bis heute noch kaum erforscht.<br />
Kaum ein Autor erscheint als so geeigneter Untersuchungsgegenstand,<br />
um den fehlenden Brückenschlag zwischen kinematographischer<br />
und literaturwissenschaftlicher Forschung zu leisten, wie<br />
James Joyce. Denn die meisten Werke dieses zentralen Exponenten<br />
der literarischen Moderne – von den „Dubliners“ über „Ulysses“ zu<br />
„Finnegans Wake“ – zeugen in der einen oder anderen Weise von<br />
seinem anhaltenden Interesse am Medium des Kinofilms, und er<br />
gründete Dublins erstes Kino (1909).<br />
J. Joyce<br />
Filmkunst<br />
Seite 137
Literarische<br />
Heterotopien<br />
Seite 138<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Im Gegenzug wirkten seine literarischen Experimente auf die Theorie<br />
des Film zurück: Der für die filmische Montage bahnbrechende<br />
Regisseur („Panzerkreuzer Potemkin“) und Filmtheoretiker Sergei<br />
Eisenstein war fasziniert von Joyces „Ulysses“ und bezeichnete diesen<br />
Roman in seinen Vorlesungen als beispielhaftes „Training eines<br />
visuellen Bewusstseins“. Als Folge davon perspektiviert die heutige<br />
Forschung, sofern sie sich dem Einfluss des Kinofilms auf Joyces<br />
Schaffen widmet, dessen literarische Werke durchweg im Licht von<br />
Eisensteins Theoretisierung und Praxis – und damit anachronistisch,<br />
denn Eisensteins Vorlesungen stammen erst aus den 1920er Jahren.<br />
Im Gegensatz dazu soll das vorgeschlagene Projekt sich historisch<br />
auf Joyces produktivste Jahre in Triest konzentrieren 1904-1918, in<br />
denen die Erzählungen der „Dubliners“, „Portrait of the Artist as a<br />
Young Man“ und die Anfänge des „Ulysses“ entstanden. Triest, damals<br />
ein kosmopolitischer Hafen und Knotenpunkt zwischen dem<br />
Habsburgischen Reich und dem Balkan, verfügte bereits 1905 über<br />
17 etablierte Kinos, damals eine ungewöhnlich große Anzahl. Joyce<br />
soll diese mehrmals wöchentlich frequentiert haben.<br />
Das Projekt soll sich in drei Schritte gliedern, die vom Biographischen<br />
ins Theoretische führen. Zunächst soll ein Register der Filme erstellt<br />
werden, die Joyce in diesen Jahren tatsächlich sah, sodann sollen –<br />
unter Einbeziehung der neueren kinematographischen Forschung –<br />
Joyces literarische Werke, vor allem die „Dubliners“ und „Ulysses“,<br />
daraufhin untersucht werden, inwieweit deren narrative Techniken<br />
und Innovationen auf Einflüsse der Ästhetik des Stummfilms zurückgeführt<br />
werden können. In einem dritten Schritt soll das grundsätzliche<br />
Verhältnis der literarischen Moderne zu den Anfängen der<br />
Filmkunst ins Auge gefasst und nach Spezifika einer „Rhetorik des<br />
Bildes“ (oder Rhetorisierung der Bilder) in der Ästhetik der Moderne<br />
gefragt werden.<br />
Literarische Heterotopien untersucht ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes<br />
Projekt, das von Prof. R. Warning (Institut für Romanische Philologie,<br />
Universität München) durchgeführt wird.<br />
Michel Foucault bezeichnet als „Heterotopien“ real existierende Orte<br />
innerhalb einer Gesellschaft, die deren Struktur ganz oder zum Teil<br />
in sich abbilden und sie zugleich – auf eine in ihrer Umgebung nicht<br />
gebräuchliche Weise – neu konfigurieren, so dass das Ergebnis<br />
diese Umgebung in Frage stellt. Heterotopien sind damit gleichsam<br />
kleine realisierte Utopien und Gegenbilder der Gesellschaft. Foucaults<br />
Auflistung von Heterotopien ist ein Katalog ohne systematischen Anspruch:<br />
Sterbehospiz, Klinik, Gefängnis, Friedhof, Theater, Garten,<br />
Museum, Bibliothek, Jahrmarkt, Feriendorf, Bordell, Kolonie, Schiff.<br />
Das Forschungsvorhaben will das bei Foucault (wissens-)soziologisch<br />
verstandene Konzept der Heterotopie für die Literaturwissenschaft<br />
fruchtbar machen. Mit diesem Ansatz situiert sich das Projekt<br />
im Kontext des sog. „topographical turn“, d.h. der Ablösung der bis
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
etwa 1900 vorherrschenden Beschäftigung mit Zeit und Geschichte<br />
durch ein dominantes Interesse an Räumen und Raumbeziehungen<br />
im 20. Jahrhundert, das mit der kulturwissenschaftlichen Öffnung<br />
der Literaturwissenschaft einhergeht. Dabei sollen die Begriffe „Kulturwissenschaft“,<br />
„Literaturwissenschaft“ und die ihnen zugeordnete<br />
„Wende“ in der Untersuchung selbst erstens kritisch mitreflektiert<br />
werden, zweitens wird das Projekt zeigen, dass und inwiefern dieses<br />
Zeitdenken nicht völlig getilgt und ersetzt wird, sondern integraler<br />
Bestandteil auch der raumorientierten literarischen Entwürfe bleibt.<br />
Die bisherigen Arbeiten bestanden aus Fallstudien, bei denen sich<br />
die strukturellen und begrifflichen Grundentscheidungen des Projekts<br />
durchweg befolgen ließen und insofern ihre Bestätigung erfuhren,<br />
die thematischen Vorgaben Foucaults aber auch bereits überschritten<br />
werden mussten. In ihnen ist die Heterotopie des Theaters<br />
repräsentiert mit Shakespeares „Twelfth Night“, die des öffentlichen<br />
Parks mit dem Luxembourg in Rilkes „Malte Laurids Brigge“, die des<br />
Friedhofs mit der Aire Saint-Mittre in Zolas „Fortune des Rougon“<br />
und dem Montmartre in Célines „Voyage au bout de la nuit“, die des<br />
Hospizes mit Thomas Manns „Zauberberg“ und die der Passage mit<br />
Jacques Rédas „Les ruines de Paris“. Kurz vor dem Abschluss stehen<br />
Studien zu Chavignolles, dem Schauplatz von Flauberts „Bouvard et<br />
Pécuchet“ und zu Sodom und Gomorrha in Prousts „A la recherche<br />
du temps perdu“. Mit heterotopen Schauplätzen der Legende im<br />
frühneuzeitlichen Spanien kann vermutlich ein zunächst nicht vorgesehener<br />
thematischer Bereich in das Projekt eingebracht werden.<br />
Überhaupt hat sich bei der Sammlung weiterer Materialien die Gattungsfrage<br />
als wesentlicher Faktor in den Vordergrund geschoben.<br />
So hat das Theater, weniger als Institution, sondern in seiner theatralischen<br />
Performanz und hier zumal in der Komödie, offenbar immer<br />
schon eine Tendenz zu heterotopen Auslagerungen gehabt,<br />
weist aber einen diesbezüglich markanten Schub in der Renaissance<br />
auf. Sei der Renaissance sind auch deutlich Abkopplungen heterotoper<br />
Raummodellierungen von utopischen zu beobachten. Die<br />
Geschichte der Gattung Idylle weist ähnliche Befunde auf. Hier<br />
zeichnet sich seit dem 18. Jahrhundert ein Funktionsübergang vom<br />
positiv gewerteten Fluchtraum zur heterotopen Anti-Idylle mit<br />
kritisch-subversiver Perspektivierung der Gesellschaft ab. Am ergiebigsten<br />
aber sind insgesamt zweifellos das 19. und das 20. Jahrhundert,<br />
insofern gerade die literarische Heterotopie den Übergang<br />
vom dominanten Zeit- zum dominanten Rauminteresse nicht einfach<br />
mitmacht, sondern immer auch reflektiert und in dieser Reflexion ein<br />
Zeitinteresse wachhält, das der rein wissenssoziologisch interessierte<br />
„topographical turn“ gegenwärtig fast schon vergessen zu haben<br />
scheint.<br />
Im Berichtszeitraum gingen folgende Publikationen hervor:<br />
Warning, Rainer: Pariser Heterotopien. Der Zeitungsverkäufer am<br />
Luxembourg in Rilkes Malte Laurids Brigge. – München : Verl. der<br />
Bayer. Akademie der Wiss., 2003. 36 S. (Sitzungsberichte / Bayeri-<br />
Seite 139
Komödie<br />
Renaissance<br />
Seite 140<br />
sche Akademie der Wissenschaften: Philosophisch-Historische<br />
Klasse. 2003,1)<br />
Warning, Rainer: Shakespeares Komödie als Heterotopie. Auswege<br />
aus dem New Historicism. – In: Kulturwissenschaftliche<br />
Frühneuzeitforschung. Beiträge zur Identität der Germanistik.<br />
Hrsg.: Kathrin Stegbauer u.a. Berlin 2004. S. 71-90.<br />
Als druckfertiges Typoskript liegen vor:<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Warning, Rainer: Die Heterotopie von Chavignolles. Enzyklopädie<br />
und Idiotie in Flauberts „Bouvard et Pécuchet“.<br />
Warning, Rainer: Abweichungsheterotopien. Rilkes Salpêtriére<br />
und Thomas Manns Zauberberg.<br />
Warning, Rainer: Friedhofsheterotopien. Zola und Céline.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellt Prof. R. Behrens (Romanisches Seminar, Universität<br />
Bochum) für das Projekt „Raum, Handlung, Menschenbild. Sinnbildende<br />
Funktionen der räumlichen Dimension in der italienischen<br />
Komödie der Renaissance“ Fördermittel zur Verfügung.<br />
Die commedia erudita der italienischen Renaissance versteht sich<br />
schon an ihren Ursprüngen als volkssprachliches Theater mit starkem<br />
Orts- und Gegenwartsbezug und strebt auf das städtische Foyer<br />
als ihren eigentlichen „Sitz im Leben“ zu. So entwickelt sie ihre<br />
Handlungssequenzen geradezu obsessiv entlang einer Vielfalt von<br />
kontrastiven Räumen sozialer Ordnung (Haus, Treppe, Keller, Bettgemach,<br />
Fenster, Ballustrade, Straße, Markt, Kirche usw.). Das Projekt<br />
will die Raumstruktur, die diesen Komödientexten des 16. Jahrhunderts<br />
eingeschrieben ist, rekonstruieren und im Sinne einer<br />
neuzeitlichen Anthropologie deuten. Seine leitende Fragestellung<br />
lautet: Wie wirkt sich die institutionelle und mimetische Einbettung<br />
der Komödientexte in die städtische und/oder höfische Verständigung<br />
über die „vita privata e civile“ auf das in ihnen verhandelte<br />
Menschenbild aus?<br />
Neuere kultur- und theatergeschichtliche Studien haben den generellen<br />
städtischen Horizont für die commedia erudita herausgearbeitet<br />
und diese entweder auf die jeweilige Stadt ihrer Entstehung und<br />
Uraufführung oder auf das Konzept der Idealstadt (città ideale) als<br />
Referenzrahmen bezogen. Das Bühnenbild, so der Forschungskonsens,<br />
richte das Geschehen auf die in der fiktionalen Stadtarchitektur<br />
idealtypisch verwirklichte Zentralperspektive aus. Die Komödienhandlung<br />
selbst wird von der literaturgeschichtlichen Forschung<br />
in der Regel als Inszenierung einer Dynamik von Unordnung gesehen,<br />
die zur Ridikülisierung von Lastern im bürgerlichen Leben<br />
dient, aber immer auf eine räumlich vorgestellte Achse der Idealität<br />
ausgerichtet bleibt.
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Diesen Ansatz will das Projekt prinzipiell vorantreiben, dabei erstens<br />
auch den Handlungsraum „Land“ und die Binnengliederung des<br />
(städtischen) Hauses mitbedenken und zweitens auf abstrakter<br />
Ebene für die literaturwissenschaftliche Renaissanceforschung einen<br />
Weg zur Korrelierung von Räumlichkeit, Anthropologie und erzählender<br />
bzw. mimetischer Darstellung weisen. Dafür soll an die<br />
Erkenntnisse der auf Lebensformen ausgerichteten Kulturgeschichte<br />
sowie an die jüngere Kunst- und Architekturgeschichte angeknüpft<br />
werden, insbesondere an die Bestimmung der Perspektive als<br />
symbolischer Form, deren Entdeckung und Ausdifferenzierung in<br />
der späten Renaissance ein Spannungsfeld zwischen objektivierender<br />
Weltsicht und Einsicht in das subjektive Moment der Welterfassung<br />
eröffnet hat.<br />
Für das Projekt „Figur als Szene. Zu Strukturen und Prozessen<br />
„figuraler“ Darstellung in Literatur und Theater“ stellt die <strong>Stiftung</strong><br />
Professor G. Brandstetter (Institut für Theaterwissenschaften, Freie<br />
Universität Berlin) Fördermittel bereit. Projektbearbeiter sind Dr.<br />
S. Peters und Chr. Schmitt.<br />
Ziel des Projekts ist es, die Aktualität und Reichweite des Topos<br />
„Figur“ im Rahmen einer allgemeinen Theorie der Darstellung auszuloten<br />
und zu erhellen: Mit der Figur hat man ebenso in der<br />
Rhetorik wie in der Wahrnehmungstheorie zu tun, sie ist körperliche<br />
Gestalt und dynamisches Muster, Sprachfigur und Bewegungsbild<br />
gleichermaßen.<br />
Die Arbeit im Projekt hat derzeit drei Schwerpunkte:<br />
– Eine Buch-Publikation zu Geschichte, Theorie und Systematik des<br />
Topos „Figur“ ist in Vorbereitung. Der Band soll den Zusammenhang<br />
von „Figur – Repräsentation – Performanz“ umgreifen und<br />
so Status und Potential der „Figur“ in der Darstellungstheorie<br />
bestimmen. Zu diesem Zweck werden bisher vorhandene Forschungsfelder<br />
zum Begriff „Figur“ zusammengeführt und konkrete<br />
historische Beispiele der Darstellung von „Figur“ in Texten,<br />
Bildern und Szene/Performance exemplarisch untersucht.<br />
– Von der „Figur als Szene“ zur „Figur der Szene“:<br />
Die Figur „als Szene“ (siehe Projekt-Titel) zu begreifen, heißt der<br />
Figur als einem Topos von Verwandlung besondere Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Exemplarisch geschieht dies derzeit in einer<br />
Untersuchung der ästhetischen Figuration des Theatervorhangs:<br />
Der Theatervorhang steht für die Differenz zwischen Szene und<br />
Publikum, ist pars pro toto des Theaters. Sobald das Theater mit<br />
dieser Funktion des Vorhangs zu spielen beginnt, wird der Vorhang<br />
daher zur Figur der Szene selbst.<br />
– Schließlich widmet sich das Projekt der Frage, wie sich der spezifische<br />
Beitrag des Figuralen für die Herstellung von Evidenz beschreiben<br />
lässt, in welchen historischen Traditionen und welchen<br />
Figur als<br />
Szene<br />
Seite 141
Metatextualität<br />
Seite 142<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
intermedialen Konstellationen von Bild, Text und Szene sich dieses<br />
Potential entfaltet. Dabei geht die Projektleiterin von der Hypothese<br />
aus, dass dieses Potential gerade in der Zwischenstellung<br />
der Figur zwischen Schrift und Bild, Text und Image, schriftlicher<br />
Repräsentation und Performance liegt. Ein Schwerpunkt der<br />
Untersuchung liegt derzeit auf der Figuration von Evidenz im<br />
Szenario des Vortrags. Von Interesse sind dabei insbesondere<br />
Vortragsformen, die eine Vielzahl von medialen Übergängen zwischen<br />
Rede, Bild und Performance umgreifen.<br />
Prof. R. Zaiser (Romanisches Seminar, Universität zu Köln) widmet<br />
sich mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Inszenierte Poetik:<br />
Metatextualität in der italienischen Literatur der frühen Neuzeit“.<br />
„Metatextualität“ wird dem Projekt als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen<br />
der literarischen Fiktion gelten, die den jeweiligen Text<br />
selbst in einem oder in mehreren seiner Aspekte zum Gegenstand<br />
der Reflexion machen. Die Forschung hat dieses Phänomen am<br />
Beispiel des narrativen Diskurses der Moderne entdeckt und infolge<br />
eines begriffsbildenden Artikels von Roland Barthes „Littérature et<br />
méta-langage“ (1959) und dann vor allem in der Intertextualitätsdiskussion<br />
der 60er und 70er Jahre (maßgeblich war hier Julia<br />
Kristeva und die sog. Tel-Quel-Gruppe) als Charakteristiken der<br />
Postmoderne gesehen. Dass sich auch in früheren Epochen metatextuelle<br />
Strukturen aufzeigen lassen, führte dazu, dass solche Texte<br />
als „Vorläufer“ eines postmodernen Textverständnisses gesehen<br />
wurden. In Absetzung hiervon wird das Projekt vertreten, dass metatextuelle<br />
Strukturen zwar transhistorisch vorfindlich, aber jeweils<br />
historisch funktionalisiert sind und nur im Kontext jeder einzelnen<br />
Epoche adäquat und ertragreich analysiert werden können.<br />
Im ersten Teil der Untersuchung soll eine Typologie der Formen von<br />
„Metatextualität“ entwickelt werden, die auf Narrativik, Dramatik<br />
und Lyrik gleichermaßen anwendbar ist. Strukturell gesehen, kann<br />
Metatextualität in jeder der Gattungen auf drei Ebenen lokalisiert<br />
sein:<br />
– auf der Ebene der Vermittlungsinstanz (Erzähler im narrativen<br />
Text, lyrisches Ich im Gedicht, epische Vermittlerfigur im Drama);<br />
– auf der Ebene der Figurenrede (Erzählfiguren, dramatis personae,<br />
Sprecher im Gedicht und<br />
– auf der Ebene der Textstruktur (Erzählung in der Erzählung,<br />
Theater im Theater, Gedicht im Gedicht).<br />
Elemente auf jeder dieser drei Ebenen können „metatextuell“ dazu<br />
eingesetzt werden, den fiktionalen Status eines Textes, seine Entstehungsbedingungen<br />
oder Wirk-Strategien bloßzulegen. Dies löst eine<br />
Signalwirkung aus, welche die erhöhte Aufmerksamkeit des Lesers<br />
auf diese Strukturen lenkt. Anders als in eigenständigen Poetiken<br />
oder dichtungstheoretischen Abhandlungen, erreicht eine solcherart<br />
textintern „inszenierte Poetik“ (worunter alle Formen der Metatex-
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
tualität zu verstehen sind) unmittelbar die breitere Leserschaft und<br />
erfüllt damit einen pragmatischen Zweck, den das Projekt in Verbindung<br />
mit seiner Hauptthese sehen wird.<br />
Es geht nämlich davon aus, dass ein verstärkter Einsatz von Metatextualität<br />
in der Literaturgeschichte symptomatisch ist für einen<br />
Wandel der Dichtungskonzeption und dazu dient, neue poetologische<br />
Konzepte zu profilieren, zu konsolidieren und ihnen zur Durchsetzung<br />
zu verhelfen.<br />
Diese These soll der Hauptteil der Untersuchung textanalytisch am<br />
Beispiel der italienischen Renaissance- und Barockliteratur belegen:<br />
Hier wird zu zeigen sein, dass in den genannten Epochen vor allem<br />
jene Gattungen Metatextualität kultivieren, welche sich nicht durch<br />
Berufung auf die aristotelische Poetik legitimieren können – etwa die<br />
petrarkistische Lyrik, die Ritterepik der Renaissance, der Schäferroman<br />
und das Pastoraldrama, das barocke Epos und die Kunstmärchensammlung.<br />
Diese neuen Gattungen konstituieren sich in der<br />
poetologischen Diskussion, indem sie ihre Selbstreflexion den Texten<br />
selbst einschreiben und sich auf diese Weise eine Akzeptanz<br />
durch die Leserschaft erschließen.<br />
Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />
Die Entwicklung der Informationstechnologien zeitigt unabsehbare<br />
soziale, politische und kulturelle Nachwirkungen. Insbesondere die<br />
so genannten Neuen Medien (Video, Internet, Cyberspace u.a.) lösten<br />
lebhafte Debatten aus, die sehr oft in spekulative Einschätzungen<br />
und historische Prognosen mündeten. Der Zeitpunkt ist mittlerweile<br />
gekommen, die veränderte Rolle des Bildes kritisch und wissenschaftlich<br />
zu untersuchen. Es zeigt sich sehr schnell, dass sich neben<br />
der Bildkultur in den Künsten instrumentelle Bildwelten in den Wissenschaften<br />
ausgeformt haben. Seitdem Bilder technisch erzeugbar<br />
sind, verstärkte und verfeinerte sich die Möglichkeit, sie im Erkenntnisprozess<br />
einzusetzen. Die fortschreitende Bildtechnologie fungiert<br />
immer öfter als ein Auge von genuiner Leistungskraft, welches aus<br />
Theorie und Praxis der Natur- und der Biowissenschaften, einschließlich<br />
der Medizin, nicht mehr wegzudenken ist. Mehr als ein<br />
bloßes Hilfsmittel, für das es lange gegolten hat, wirkt das Bild auf<br />
den Charakter dessen ein, was es zu erkennen gibt. Es ist deswegen<br />
angemessen, von einem ikonischen Erkenntnismodell oder Paradigma<br />
zu sprechen, das neben dasjenige der Sprache und der Mathematik<br />
tritt, als eines Mediums der Generierung, der Mitteilung, der Veranschaulichung<br />
von Wissen. Um so mehr, als es über eine eigene Logik<br />
zu verfügen scheint, deren Beschaffenheit und Tragweite einer genaueren<br />
Untersuchung harren. Die fortschreitende technische Verfeinerung<br />
des ikonischen Instrumentariums, seine Effizienz und<br />
Nutzbarkeit sind geeignet, den Blick auf seine erkenntnisleitende<br />
Rolle zu verstellen. Um so wichtiger ist die in Gang befindliche Aus-<br />
Seite 143
Sprach-<br />
Bilder<br />
Seite 144<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
bildung eines reflexiven Wissens, auch in den Naturwissenschaften<br />
bzw. der Wissenschaftsgeschichte.<br />
Der Aufstieg der Bilder, ihre veränderte Funktion im Haushalt des<br />
Wissens, setzt sie instand, das überkommene Gefüge der Disziplinen<br />
und Methoden neu zu erschließen. Die alte Teilung der zwei (oder<br />
auch drei) Kulturen beginnt sich zu verändern angesichts investigativer<br />
Bilder, die im Repräsentationsprozess der Naturwissenschaften<br />
von der subatomaren Welt bis zu derjenigen der Astronomie, in der Erforschung<br />
und Therapie des menschlichen Körpers, aber auch in der<br />
Kunst oder Historie entwickelt bzw. eingesetzt werden. Eine neue<br />
Plausibilität gewinnen Kooperationen, z.B. zwischen Physik, Biowissenschaften,<br />
Neurologie, Psychologie, Wissenschaftsgeschichte,<br />
Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Geschichte, Kulturwissenschaft<br />
u.a. Der erweiterte Gebrauch der Bilder erfordert zugleich auch<br />
eine Kritik, die imstande ist, die Grenzen der Wirksamkeit, die damit<br />
verbundenen Verzerrungen und Verkennungen, zu durchschauen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist bestrebt, Forschungen im Bereich des<br />
ikonischen Erkenntnismodells anzuregen und zu unterstützen. Im<br />
Zentrum stehen dabei Analysen von bildlichen Erkenntnisvorgängen<br />
und Repräsentationsformen, was aber Projekte zu ihrer neuen<br />
oder veränderten Nutzung keineswegs ausschließt. Eine besondere<br />
Chance besitzen dabei jene Disziplinen, die – wie die Kunst- und<br />
Kulturgeschichte oder auch die Philosophie – über einen differenzierten<br />
Bildbegriff verfügen, dann, wenn sie sich den erweiterten<br />
transdisziplinären Aufgaben stellen. Willkommen sind insbesondere<br />
solche Projekte, welche die eingefahrenen Bahnen verlassen, zwischen<br />
den getrennten Wissensfeldern Verbindungen und Zusammenhänge<br />
herstellen, interfakultäre Problemstellungen als Anfang<br />
einer veränderten Wissenskultur nutzen. Gefördert werden u.a. auch<br />
solche Unternehmen, die sich mit der Logik der Bilder, der Bildanthropologie,<br />
Problemen der Bildwissenschaft, der Bildkultur und<br />
Bildgeschichte, dem Verhältnis ästhetischer und kognitiver Leistungen<br />
oder der instrumentellen Rolle des Bildes im Repräsentationsprozess<br />
der Wissenschaften befassen.<br />
Prof. Th. Rentsch, (Institut für Philosophie, Universität Dresden) erhält<br />
von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Sprach-Bilder.<br />
An den Grenzen der Sprache. Zur Aktualität von Bildlichkeit in der<br />
Philosophie“. Bearbeiter ist Dr. D. Mende.<br />
Im Zentrum des Projektes steht die Frage nach der Funktion und dem<br />
Status sprachlicher Bilder, Metaphern und insbesondere der Metapher<br />
des „Bildes“ im philosophischen Diskurs.<br />
Bevor in der Moderne die technischen Möglichkeiten zur massenhaften<br />
(Re-)Produktion visueller Bilder gegeben waren, hat eine<br />
andere Art von Bildern im Haushalt des abendländischen Wissens<br />
eine zentrale Rolle gespielt: Sprach-Bilder oder Metaphern und nicht<br />
zuletzt die Metapher des Bildes. Der Text des abendländischen Wis-
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
sens ist durchzogen und vor allem – das ist die zentrale These des<br />
Projektes – strukturiert von seinen Sprach-Bildern. Dabei spielen<br />
wiederum visuelle Sprach-Bilder eine besondere Rolle. Das okzidentale<br />
Denken ist von einem fundamentalen „ocularcentrism“ bestimmt:<br />
Metaphern aus dem Bereich des Sehens und der Sichtbarkeit<br />
sind insbesondere bei der Bestimmung von Wissen und Erkenntnis<br />
zentral. Insofern rekonstruiert das Projekt die metaphorische Vorgeschichte<br />
der gegenwärtigen Dominanz einer sich ganz unmetaphorisch<br />
gebenden Bildlichkeit.<br />
Der Ansatz des Projektes ist sprachphilosophisch, näherhin metaphorologisch.<br />
Untersucht werden soll einerseits die Funktion von<br />
Sprach-Bildern/Metaphern in der Philosophie allgemein und andererseits<br />
die Metaphorik des „Bildes“ im Besonderen. Ausgangspunkt<br />
ist die in der Philosophie der Moderne wahrgenommene Negativität<br />
der Sprache. Insbesondere in der Philosophie spielt diese Metapher<br />
(Erkenntnis und Wahrheit als Abbildung) eine grundsätzliche Rolle.<br />
Gerade in dieser fundamentalen Negativität tritt die Sprache als<br />
Bedingung der Möglichkeit von Wissen in den Blick.<br />
Historisch durchquert das Projekt den Zeitraum von Augustinus über<br />
Kant bis zu Blumenberg und Derrida. Die sprachphilosophischen<br />
Untersuchungen der neueren Metaphorologie (Blumenberg) haben<br />
dabei die Bedeutung sprachlicher Bilder bei der Erschließung fundamentaler<br />
Orientierungen (Metaphysik, Theologie) herausgearbeitet.<br />
In dem Projekt soll die Orientierungsleistung sprachlicher Bilder<br />
(Metaphern), aber auch kritisch die Strukturierung von Orientierung<br />
durch die Beschaffenheit von Bildern untersucht werden. Der erste<br />
Teil geht der Frage einer angemessenen Sprache einer modernen<br />
Metaphysik nach. Hier werden gerade von der interdisziplinären<br />
Untersuchung der vor-neuzeitlichen Metaphysik und Theologie<br />
entscheidende Impulse erwartet. Im zweiten Teil wird der Zusammenhang<br />
von Bildlichkeit und Freiheit als Desiderat der praktischen<br />
Philosophie entwickelt. Der dritte Abschnitt umreißt eine historischmetaphorologische<br />
Studie zur philosophiehistorischen Wandlung<br />
der Verwendung der Bild-Metapher in der theoretischen Philosophie<br />
bei Kant, Husserl, Wittgenstein und Blumenberg. Das besondere<br />
Augenmerk gilt der Verwandlung dieser Metaphorik im Übergang<br />
von der Bewusstseinsphilosophie (Kant, Husserl) zur Sprachphilosophie<br />
(Wittgenstein, Blumenberg). Dieser Teil zielt auf eine metaphorologische<br />
historisch-kritische Rekonstruktion der Strukturierung<br />
der philosophischen Meta-Sprache durch bestimmte Metaphern, vor<br />
allem der Bild-Metapher.<br />
Prof. J. Brüning (Institut für Mathematik / Hermann von Helmholtz-<br />
Zentrum für Kulturtechnik, Humboldt-Universität Berlin) erhält <strong>Stiftung</strong>smittel<br />
für das Projekt „Zeigen und Verweisen. Das Diagramm<br />
als Kulturtechnik“.<br />
Der Gegenstand des Forschungsprojektes ist die visuelle Produktion<br />
von Abstraktion und Idealität. Anhand einer Kulturgeschichte ma-<br />
Diagramm<br />
als Kulturtechnik<br />
Seite 145
Seite 146<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
thematischer Beweisverfahren soll untersucht werden, wie deduktive<br />
Wahrheit auf den Bildflächen der Geometrie erzeugt wird. Eine<br />
entscheidende Rolle spielt dabei das Diagramm, das in der griechischen<br />
Geometrie eine Fortentwicklung erfährt, die es der reinen Anschauung<br />
entreißt und zu einem bildlosen Instrument des Zeigens<br />
und Verweisens macht. Der Fokus des Projektes liegt deshalb auf<br />
dem Verhältnis von Visualität und Bildlosigkeit und auf der Frage,<br />
wie Evidenz und Wahrheit ab 440 v. Chr. so sichtbar im deduktiven<br />
Beweis zu einer Funktion des Bildes werden kann.<br />
Die Entstehung der deduktiven Mathematik verdankt sich im Wesentlichen<br />
einer kulturtechnischen Innovation, einer Kombination<br />
aus Buchstaben und Linien – dem beschrifteten Diagramm. Der<br />
früheste Gebrauch des beschrifteten Diagramms findet sich um 440<br />
v. Chr. in den Möndchenquadraturen des Hippokrates v. Chios. Seit<br />
der Mitte des 5. Jahrhunderts ermöglicht es das beschriftete Diagramm,<br />
Zahlen, Buchstaben und Linien ineinander zu überführen,<br />
Visualität durch den Rückgriff auf Buchstaben und Zahlen bildlos zu<br />
erzeugen. Diese neue Form der Visualität, die nicht mehr allein auf<br />
Anschauung und Anzahlenkunde gründet, ermöglicht eine Technik<br />
des Zeigens und Verweisens, die eng mit den ersten mathematischen<br />
Lehrbüchern, dem Format der Elementbücher (stoicheia) verknüpft<br />
ist. In den „Elementen“ des Euklid erreicht sie vorläufig eine beispiellose<br />
Formalisierung.<br />
Das Projekt wählt deshalb die Verweistechnik der Euklidischen<br />
Elemente als Ausgangspunkt und stellt die Beweise, die den Satz des<br />
Pythagoras (Elemente I 47) umgeben, ins Zentrum seiner Untersuchungen.<br />
Dabei werden zwei Blickwinkel favorisiert, die eng miteinander<br />
verbunden sind, ein systematischer und ein diachroner.<br />
– Die systematische Perspektive lenkt das Augenmerk auf die axiomatische<br />
Struktur der „Elemente“, indem es mit I 47 den Fluchtpunkt<br />
des 1. Buches der „Elemente“ wählt und seine Transformationen<br />
und Rekombinationen in den „Elementen“ aufsucht, um an<br />
einem einzigen Lehrsatz die Mechanik des Verweisens – jene<br />
Kulturtechnik, die maßgeblich zur Ausbildung der deduktiven<br />
Mathematik führte –, zu untersuchen. Hierbei liegt der Fokus auf<br />
den Wechselbeziehungen zwischen Bild, Schrift und Zahl und auf<br />
der Frage, wie das beschriftete Diagramm die „bildlose Schau“<br />
der deduktiven Mathematik ins Bild setzt.<br />
– Während die synchrone Betrachtung euklidimmanent der Verweisstruktur<br />
folgt und so beispielsweise die negative Axiomatik<br />
des Trapezes in den „Elementen“ selber aufsucht, steht im Zentrum<br />
der diachronen Betrachtung der Gnomon und der Übertrag<br />
einer astronomischen Kulturtechnik der Zeit und des Raumes auf<br />
die Bildflächen der deduktiven Mathematik. Das Projekt weitet<br />
deshalb den Blick auf die frühen griechischen Verwendungsweisen<br />
des Gnomon. Fokussiert wird der Übertrag einer räumlichen<br />
Kulturtechnik auf die Bildfläche des Diagramms.
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
Das Untersuchungsfeld reicht dabei vom Böschungsmaß der Babylonier<br />
und Ägypter, das sie nutzten, ohne jemals einen Begriff für<br />
rechte Winkel gehabt zu haben, über die astronomischen Praktiken<br />
von Thales und Anaximander und die Erdumfangsmessungen von<br />
Eratosthenes bis zu den induktiven Rechensteinbeweisen der Psephoi-<br />
Arithmetik, die sich um den Winkelhaken (gnomon) gruppieren, und<br />
seinen geometrischen Ausformungen in der Anlegung der Flächen.<br />
Während die Spuren der Pspehoi-Arithmetik und die Lehre vom<br />
Geraden und Ungeraden sich nur noch in den Fragmenten finden<br />
und sich nur indirekt aus dem 9. Buch der „Elemente“ erschließen<br />
lassen, ist mit den Mödchenquadraturen und dem 2. Buch der „Elemente“<br />
die geometrische Algebra ausreichend dokumentiert. Der<br />
historische Aufriss soll die Genese des deduktiven Beweisverfahrens<br />
aus der Anschauung und Anzahlenkunde sichtbar machen und<br />
zeigen, wie gerade Linie und rechter Winkel zum Agenten des deduktiven<br />
Beweises aufsteigen konnten.<br />
Während die elementaren geometrischen Operationen, das Ziehen<br />
einer geraden Linie oder das Fällen des Lotes, die visuellen Traditionen<br />
des Diagramms darstellen, steht die Ordinalität, die von der Buchstabenreihe<br />
auf die Zahlen vererbt wird und die Konstruktion des<br />
Beweises durch eine einzige Zeichnung herstellt, im Zeichen der Bildlosigkeit.<br />
Das Projekt fokussiert dabei zwei Zahlsysteme, die akrophonische<br />
Zahlschrift und die Buchstabenzahlen, und ihre unterschiedlichen<br />
Verwendungsweisen. Die akrophonische Zahlschrift diente der<br />
Bezeichnung der Abakusspalten, die Buchstabenzahlen der Anschreibung<br />
von Proportionen, zur Beschriftung von Diagrammen. Das Projekt<br />
versucht hierbei zu zeigen, wie die bildlose Seite des Diagramms aus<br />
der Unterscheidung zwischen Kardinalität und Ordinalität erwächst.<br />
Diese beiden Kategorien lassen sich dabei weniger auf einen Begriff<br />
bringen. Sie müssen operational erschlossen werden. Das Hauptaugenmerk<br />
liegt darum auf dem ersten Universalmedium der Mathematik,<br />
dem Abakus, der als Rechenbrett und widerbeschreibbare Tafel<br />
sowohl in der Arithmetik als auch in der Geometrie Karriere macht.<br />
Die Materialbasis bilden die Beweise, die sich um den Satz des<br />
Pythagoras („Elemente“ I 47) gruppieren und seine Transformationen<br />
vornehmlich im 2. und 12. Buch der „Elemente“. Mit ihnen soll<br />
nachvollzogen werden, wie aus den arithmetischen Beweisen der<br />
Rechensteine über die Hypotenuse und Diagonale die gerade Linie<br />
als Lot und Zeiger zum wirkungsmächtigsten Instrument des deduktiven<br />
Beweisverfahrens aufsteigt. Diese Schnittstellen zwischen den<br />
arithmetischen und geometrischen Kulturtechniken sind deshalb für<br />
das Projekt von zentraler Bedeutung. Sie sollen er ermöglichen, jene<br />
Spannung zu denken, die das beschriftete Diagramm zum Produzenten<br />
von Idealität und Abstraktion macht.<br />
Prof. E. Bippus (Hochschule für Künste, Bremen) arbeitet mit Unterstützung<br />
der <strong>Stiftung</strong> an dem Projekt „Kunst des Forschens. Techniken<br />
der Wissensbildung und -strukturierung in einer künstlerischwissenschaftlichen<br />
Praxis“.<br />
Wissensbildung<br />
und -strukturierung<br />
Seite 147
Seite 148<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Das seit der Aufklärung vorherrschende Paradigma, wonach Wissen<br />
nicht durch Bilder, sondern durch Worte transportiert wird, hat sich<br />
im Bereich der Wissensvermittlung lange halten können, doch werden<br />
gerade in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger bildgebende<br />
Verfahren genutzt, um unsichtbare Prozesse und theoretische<br />
Gegenstände zu versinnlichen und damit Wissen hervorzubringen.<br />
Das Bild als Quelle von Wissensprodukten bildet die Schnittstelle<br />
zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Denkweise. Die<br />
Kreuzpunkte und Überschneidungen herauszuarbeiten, um künstlerisches<br />
Forschen als wissensbildende Tätigkeit transparent und<br />
künstlerisches Denken für die allgemeine Wissensproduktion fruchtbar<br />
zu machen, ist Ziel des Projektes. Das Vorhaben versteht sich<br />
nicht als rein theoretische Untersuchung, sondern soll Theorie und<br />
Praxis durch die Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Bereichen<br />
Kunst, Design und Digitalen Medien miteinander verschränken.<br />
Das Projekt gliedert sich in fünf Teile: In den ersten drei Schritten soll<br />
es darum gehen, die Darstellungstechniken als wissenskonstituierende<br />
und -strukturierende Verfahren historisch zu beleuchten,<br />
die Bildkonzeption der Moderne in Relation zu stellen und das<br />
Verhältnis von Kunst und Wissenschaft in der zweiten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts aufzuarbeiten. Dabei sollen Werke und Schriften<br />
von Leonardo da Vinci, Galileo Galilei und Albrecht Dürer im Kontext<br />
zeitgenössischer Wissenschaftsparadigmen analysiert werden,<br />
um die historische Verklammerung von Kunst und Wissenschaft zu<br />
verdeutlichen: Leonardo führte die technische Zeichnung als neues<br />
Medium wissenschaftlicher Erkenntnis ein und distanzierte sich damit<br />
vom textorientierten Wissen der Scholastik. Seitdem zeigte sich<br />
jegliche Wissenschaft und Wissenstheorie hinsichtlich ihrer Modellbildung<br />
auf bildliche Darstellungsweisen angewiesen. Die Tatsache,<br />
dass Galileo Galilei sich ausgiebig mit der Zeichenkunst befasste,<br />
befähigte ihn, seine durch das Teleskop gemachten Beobachtungen<br />
des Mondes in eine zweidimensionale Darstellung zu übersetzen; die<br />
Analogiebildung von Zeichnen und Beobachten, die mehr Interpretation<br />
als reine Wiedergabe ist, erlaubte es, noch nie Gesehenes<br />
geistig zu durchdringen und begreifbar zu machen.<br />
Im anschließenden Schritt sollen die „Forschungen in der zeitgenössischen<br />
Kunst“ u.a. im Zusammenhang mit ihren sozialen,<br />
kulturellen, geschlechtlichen und institutionellen „Artikulationen“<br />
untersucht werden. Eine Reihe zeitgenössischer Künstler – wie etwa<br />
Renée Greens „Archiv afroamerikanischer Kultur und Politik“, Christine<br />
Borlangs Problematisierung von Wissenschaft und Anatomie in<br />
der Nazizeit oder Mark Dions Untersuchungen von Ordnungs- und<br />
Repräsentationsweisen in der Wissenschaft – ist von einem forschenden<br />
Interesse getragen. Da ihre Arbeiten stets über den künstlerischen<br />
Kontext hinausweisen und dabei zur theoretischen Diskussion<br />
jenseits der Ästhetik anregen, sind Arbeiten mit konventionellen<br />
Bildbegriffen nicht mehr zu fassen. An ausgewählten Beispielen soll<br />
gezeigt werden, von welchen thematischen Voraussetzungen die<br />
Künstler ausgehen, welche Forschungskriterien wirksam sind und
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
welche Methoden des Forschens und des Präsentierens an welchen<br />
Orten zum Einsatz kommen.<br />
Der „künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung“ soll im abschließenden<br />
fünften Schritt nachgegangen werden, wobei Kriterien einer<br />
künstlerisch-wissenschaftlichen Praxis erarbeitet werden sollen. Dabei<br />
geht das Projekt davon aus, dass theoretische Schriften aus den<br />
Bereichen Kunst, Wissenschaft, Philosophie und Ästhetik zwar Konzepte<br />
zeitgenössischer Kunst infizieren, deren Vermittlung an den<br />
Kunsthochschulen allerdings nur unzureichend funktioniert, so dass<br />
Praxis und Theorie meist unverbunden bleiben. Daher möchte Prof.<br />
Bippus in einer experimentellen Projektphase in Zusammenarbeit<br />
mit Künstlern und Wissenschaftlern eine künstlerisch-wissenschaftliche<br />
Praxis erarbeiten, die die Theorie stärker im studentischen Alltag<br />
implementiert, um damit eine Durchdringung theoretischen Denkens<br />
zu ermöglichen. Die Aneignung wissenschaftlicher Erkenntnis<br />
ist Voraussetzung dafür, um die Grenzen zwischen Wissenschaft und<br />
Kunst neu zu definieren und um Einfluss auf die Organisation und<br />
Vermittlung des produzierten Wissens zu nehmen. Eine künstlerischwissenschaftliche<br />
Methode würde eine Öffnung auf Wissensbereiche<br />
ermöglichen, die im Bereich der Wissenschaft nicht berührt werden:<br />
So vermag Kunst mit dem Abgrund des Nicht-Wissens zu<br />
konfrontieren und gibt zugleich Momenten des Unbewussten und<br />
der Imagination Raum. Angesichts der Meinung einiger Wissenschaftstheoretiker,<br />
die Wissenschaft als einen „Umgang mit dem<br />
Nichtwissen“ bezeichnen und „Erkennen als Ereignis“ charakterisieren,<br />
werden die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft<br />
durchlässig. Um die Künste als unverzichtbare Formen des Wissens<br />
zu begreifen, soll ein Konzept entwickelt werden, das Theorie und<br />
künstlerische Praxis miteinander verschränkt. Werden also im historischen<br />
Teil die „Experimentalsysteme“ Leonardos und Galileos<br />
exemplarisch als Darstellungstechniken untersucht, soll in einer<br />
projektorientierten Verklammerung von Theorie und Praxis die Forschung<br />
der zeitgenössischen Kunst in den Blick genommen werden.<br />
Prof. R. Hoeps (Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie, theologische<br />
Ästhetik und Bilddidaktik, Universität Münster) arbeitet mit Mitteln<br />
der <strong>Stiftung</strong> an „Grundlinien der Bildtheologie“.<br />
Das Bild und die abendländische Geschichte der Bilder sind im<br />
Wesentlichen durch das Christentum geprägt, die materielle Bildkultur<br />
über Jahrhunderte hinweg beinahe ausschließlich durch religiöse<br />
Vorstellungen und Ansprüche bestimmt worden. Dennoch<br />
konnte die Theologie als akademische Disziplin bislang keine eigenständige<br />
Fachrichtung begründen, die sich mit dem Bild als<br />
wesentlicher Quelle theologischer Erkenntnis auseinandersetzt.<br />
Vielmehr werden die christlich relevanten Bilderfragen entweder<br />
nur beiläufig behandelt (Liturgiewissenschaft, Religionspädagogik)<br />
oder verlieren an wissenschaftlicher Differenzierung, sobald sie in<br />
kunst- und kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen durch historische<br />
bzw. ästhetische Kategorien dominiert werden. Zudem gelang<br />
Bildtheologie<br />
Seite 149
ReformatorischeBildkonzepte<br />
Seite 150<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
der wissenschaftliche Austausch zwischen den Kunst- und Kulturwissenschaften<br />
sowie der philosophischen Ästhetik auf der einen<br />
und der Theologie auf der anderen Seite nur sporadisch und war von<br />
vielen Zufälligkeiten abhängig.<br />
Ziel des Vorhabens ist es, ein interdisziplinäres Forschungsfeld zu<br />
eröffnen, das die isoliert voneinander betriebenen Einzelstudien unter<br />
bildtheologischen Gesichtspunkten versammelt, die divergierenden<br />
Perspektiven in einen wechselseitigen Dialog bringt und in<br />
systematisch geordneten und überschaubaren Abhandlungen darstellt.<br />
Dabei sollen die einzelnen Beiträge Berührungspunkte zwischen<br />
kunst- bzw. kulturwissenschaftlichen und theologischen Fragestellungen<br />
im Hinblick auf Bild und Bildlichkeit markieren und<br />
Grundlagen der Verständigung zwischen den Disziplinen entwickeln.<br />
Das Projekt wird von einem international und fachübergreifend besetzten<br />
Arbeitskreis betrieben. Die geplante Publikation soll theologische<br />
Legitimationsfragen des Bildes klären, seine religiösen<br />
Funktionen und semantischen Aspekte abhandeln und das prekäre<br />
Verhältnis von Kunst und christlicher Religion in der Moderne thematisieren.<br />
Der in der Bearbeitung befindliche erste Band befasst<br />
sich mit den wesentlichen Stationen christlich motivierter Bildkontroversen<br />
in der europäischen Kulturgeschichte seit der Antike. Die<br />
von ausgewiesenen Fachwissenschaftlern entwickelten Beiträge<br />
werden auf Tagungen des Arbeitskreises diskutiert und auf dieser<br />
Basis zu einem konsistenten Grundlagenwerk zusammengefügt.<br />
Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Dr. S. Wegmann, (Institut für Kunstgeschichte,<br />
Universität Leipzig) an dem Forschungsprojekt „Reformatorische<br />
Bildkonzepte. Die lutherische Konfessionalisierung in der<br />
Kunst des 16. Jahrhunderts“.<br />
Ziel der Untersuchung ist eine kunsthistorische Bewertung und Einordnung<br />
des reformatorischen, insbesondere lutherisch geprägten<br />
Bildverständnisses im Prozess der Konfessionalisierung. Von Interesse<br />
sind dabei insbesondere Stellung und Aufgabe des Bildmediums<br />
im Kontext von Identitätsbildung, Abgrenzung und Rechtfertigung<br />
der eigenen Lehre gegen die römisch päpstliche, aber auch gegen<br />
Lehren anderer reformatorischer Parteien.<br />
Den Ausgangspunkt der Arbeit bilden dabei zunächst drei Altarretabel,<br />
die sich nach Auswertung der angelegten Materialsammlung<br />
als besonders aussagekräftig erwiesen: das Wittenberger Retabel<br />
aus der Cranach-Werkstatt (1546), Michael Ostendorfers<br />
Altarbild für die Neupfarrkirche in Regensburg (1555) und Heinrich<br />
Gödings Retabel für das ehem. Kloster Güldenstern in Mühlberg/<br />
Elbe (1566). Die exemplarisch ausgewählten Werke stehen an Brennpunkten<br />
der kirchenhistorischen und politischen Entwicklung des<br />
16. Jahrhunderts: Wittenberg als Ausgangspunkt der lutherischen<br />
Lehren, die Reichsstadt Regensburg, die der Reformation aufge-
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
schlossen gegenüberstand, eine direkte Konfrontation mit Karl V.<br />
jedoch zu meiden suchte und Mühlberg als Ort der kriegerischen<br />
Niederlage des Schmalkaldischen Bundes und letztlich dennoch<br />
des politischen Triumphs des protestantischen Fürstenbundes über<br />
Karl V.<br />
Formal präsentieren sich die Retabel zunächst eng der spätmittelalterlichen<br />
Tradition der Flügelretabel verbunden. Doch über den<br />
Weg des Bekannten vermitteln sie die neue Lehre, die Ausübung der<br />
gottesdienstlichen Handlungen nach der protestantischen Ordnung,<br />
zurückgeführt auf Christus selbst in der Ausführung des Abendmahls<br />
und fortgeführt durch die Wittenberger Reformatoren, Luther,<br />
Melanchthon und Bugenhagen, durch Regensburger und Mühlberger<br />
Prediger, bzw. durch die jeweiligen Gemeinden. Michael Ostendorfer<br />
betont dabei deutlicher die Traditionslinie, nach der sich die<br />
lutherische Kirche nicht als neue Kirche verstand, sondern als diejenige,<br />
welche in Wahrheit die Tradition fortsetzte. So leitet das<br />
Retabel über Szenen des alten und neuen Testaments das eigene<br />
Handeln her und betont im Zentrum den Lehrauftrag, den Christus<br />
den Aposteln und in deren Nachfolge den Lutheranern erteilt. Heinrich<br />
Göding bedient sich für den bildlichen Traditionsbeweis eines<br />
künstlerischen Bravourstücks: Auf der Predella wird das Altarretabel<br />
selbst dargestellt, während die Gemeinde das Abendmahl empfängt,<br />
diese Szene setzt sich in einer unendlichen Folge auf dem wiederum<br />
innerhalb der Szene gezeigten Retabel fort. So offenbart sich im<br />
scheinbar endlosen Raumkontinuum eine Traditionslinie, die am<br />
Handeln Christi angebunden wird.<br />
Den aufgezeigten Fragestellungen wird anhand der Retabel unter<br />
Einbeziehung des historischen Umfeldes, im Vergleich mit anderen<br />
Bildmedien und im Hinblick auf die Entwicklung und Funktion der<br />
protestantischen Kirchenausstattung, auf den Umgang mit altgläubigen<br />
Ikonographien, auf die Funktion des Porträts und auf die Stellung<br />
des Künstlers und Auftraggebers nachgegangen.<br />
Folgende Publikation ist im Berichtszeitraum erschienen:<br />
Wegmann, Susanne: Luthers Bildkritik. Theorie und Realität der<br />
Umsetzung am Beispiel der Weltgerichtsikonographie. – In: Forschung;<br />
107 – Kunstwissenschaftliche Studien; Bd. 1. 2004. S. 35-<br />
56.<br />
Dr. J. Trempler (Institut für Kunstgeschichte, Humboldt-Universität,<br />
Berlin) untersucht mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Die Katastrophe als<br />
ikonisches Erkenntnismodell.<br />
Das Projekt soll den Wandel von Katastrophendarstellungen seit dem<br />
18. Jahrhundert untersuchen und herausarbeiten, wodurch verschiedene<br />
Bildthemen überhaupt erst als Katastrophe wahrgenommen<br />
wurden und wie die jeweilige bildnerische Interpretation den Charakter<br />
des tatsächlichen Ereignisses veränderte und funktionalisier-<br />
Katastrophendarstellungen<br />
Seite 151
Seite 152<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
te. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass der aus der Dramentheorie<br />
entliehene Begriff „Katastrophe“ (griech.: umschlagen,<br />
umdrehen) in der allgemeinen Vorstellung des fortgeschrittenen<br />
18. Jahrhunderts nicht mehr ausschließlich im Sinne eines verheerenden<br />
Unglücks, sondern auch als Wendepunkt (Peripetie) zum<br />
Guten verstanden wurde. So ist die Katastrophe zur Zeit der Aufklärung<br />
beispielsweise als Wendepunkt und Epochenschwelle positiv<br />
ausgelegt worden. Je nach Blickwinkel kann der Untergang eines<br />
Individuums oder einer Gesellschaft demnach als Tragödie oder aber<br />
als notwendige Voraussetzung für Fortschritt, also entweder positiv<br />
oder negativ, gezeichnet werden.<br />
Das Projekt verfolgt den Plan, die Katastrophe als ikonisches Erkenntnismodell<br />
in die Kunstgeschichte einzuführen und dabei zu<br />
zeigen, dass Bilder verschiedenen Inhalts (Vulkansausbrüche, Erdbeben,<br />
Schiffbrüche, Stadtbrände etc.) eine vergleichbare Strategie<br />
verfolgen, um den Charakter einer Katastrophe in eine bestimmte<br />
Richtung zu lenken. Da die Katastrophenbilder – vom großen Erdbeben<br />
in Lissabon (1755) bis hin zu den Kriegs- und Terrordarstellungen<br />
des 21. Jahrhunderts – vor allem durch ein modernes Geschichtsbewusstsein,<br />
einen zunehmenden Individualismus und die<br />
Allmachtsvorstellungen der Naturwissenschaften geprägt sind, sollen<br />
die Untersuchungen auf diese drei Bereiche abheben.<br />
Katastrophen als Kristallisationspunkt (Epochenschwelle in der<br />
Geschichte): Die elementare Gewalt der Natur wird nicht mehr als<br />
das Walten Gottes verstanden, sondern als Movens für den Fortschritt.<br />
So wurde beispielsweise das Erdbeben in Lissabon von einigen<br />
Kunstschaffenden als produktive Kraft verstanden, die aus zerstörten<br />
Kirchen als Synonym für die überwundene Vergangenheit<br />
und neu erbauten Palästen ein neues Lissabon entstehen lassen. Das<br />
Erdbeben wird zum Auslöser eines Aufbruchs in eine neue Gesellschaft.<br />
In gleichem Zusammenhang wird zu untersuchen sein, wie<br />
die Sehgewohnheiten christlicher Bilderzählung für die profane Bildstrategie<br />
genutzt werden: so erscheinen z.B. Darstellungen von<br />
Überschwemmungskatastrophen dramatischer und folgenschwerer,<br />
wenn der Künstler ganz bewusst auf die Darstellungstradition der<br />
Sintflut anspielt und die ertrinkenden Opfer mit den biblischen Sünden<br />
identifiziert. Während die Katastrophenbilder des 19. Jahrhunderts<br />
die Abfolge historischer Wendepunkte thematisierten, also<br />
Ereignisse der Vergangenheit, die die eigene Gegenwart positiv<br />
beeinflusst haben, ändert sich der Betrachterstandpunkt mit der<br />
europäischen Kriegseuphorie des 20. Jahrhunderts: Nunmehr ist die<br />
eigene Gegenwart unerträglich geworden, und das Mittel, diese zu<br />
überwinden, wird in die zukünftige Katastrophe gelegt. Der ersehnte<br />
heilsame Gewaltausbruch war besonders im deutschen Expressionismus<br />
ein verbreitetes Motiv, das häufig religiös codiert war. Erst mit<br />
der Kriegserfahrung hat sich das Gestaltungsprinzip des historisch<br />
heilsamen Fortschreitens verbraucht. So zeigt beispielsweise Max<br />
Beckmann in seiner Radierung „Die Granate“ von 1915, dass die<br />
Katastrophe jeden treffen kann. Nicht der historische Augenblick,
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
sondern das Leid und die Vernichtung des Individuums werden zum<br />
Thema.<br />
Der Tod des Individuums als Katastrophe: Katastrophen werden für<br />
die Denker der Aufklärung zu einer intellektuellen Herausforderung,<br />
da Ereignisse, die nicht vernünftig erklärt werden können, das<br />
aufgeklärte System auf die Probe stellen. Die in diesem Zusammenhang<br />
zu betrachtenden Bilder stehen für Handeln und Scheitern im<br />
Angesicht eines übermächtigen Ereignisses. So zeigt die „Szene aus<br />
der Sintflut“ von Henri-Pierre Danloux (1802) Menschen, die in aussichtloser<br />
Lage auf sich gestellt sind und nicht mehr auf göttlichen<br />
Beistand hoffen können. Ob der Mensch nun aus dem christlichen<br />
Kontext isoliert oder aber – wie bei Edvard Munchs berühmten Bild<br />
„Der Schrei“ – gesellschaftlich an den Rand gedrängt ist, geht es bei<br />
aller Unterschiedlichkeit um eine vergleichbare Strategie, nämlich<br />
die Darstellung der bevorstehenden Katastrophe. Vor diesem Hintergrund<br />
soll geprüft werden, inwieweit man Bildstrategien des<br />
19. Jahrhunderts mit Bilderwelten des frühen und späteren 20. Jahrhunderts<br />
vergleichen kann.<br />
Katastrophen im Schauspiel der Natur (Historisierung/Verwissenschaftlichung<br />
der Natur): Mit zunehmender naturwissenschaftlicher<br />
Erkenntnis wurde das auf Dogmen beruhende christlich-heilsgeschichtliche<br />
Weltbild immer häufiger hinterfragt. Dabei wurde die<br />
Natur nicht mehr nur als selbstverständlicher Lebensraum empfunden,<br />
sondern vielmehr als eigentlicher Gegenstand der Betrachtung<br />
entdeckt. Die Natur wird Spiegel der Gesellschaft und bestimmt zunehmend<br />
das Denken und die Sprache. Neue Begriffe, wie „Naturschauspiel“<br />
oder „Naturgefühl“, werden genauso gebräuchlich wie<br />
der Ausdruck „Naturkatastrophe“: Zwar gab es immer elementare<br />
Gewalt, aber diese Ereignisse mit „Naturkatastrophe“ zu bezeichnen,<br />
ist modern. Wie aber das neu erfundene Kompositwort ins Bild<br />
gesetzt wurde, soll im Verlauf des Projektes ausgearbeitet und an<br />
charakteristischen Beispielen aufgearbeitet werden.<br />
Für die Veranstaltungsreihe „Bilder jenseits des Bildes“ im Hamburger<br />
Bahnhof, Berlin, erhielt das Zentrum für Literaturforschung (Dr.<br />
S. Flach) in Kooperation mit dem Museum für Gegenwart Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Veranstaltung „Bilder jenseits des Bildes“ diskutierte die Aufwertung<br />
der Bilder für die Geschichte des Wissens und der Wissenschaften,<br />
in der Analyse sowohl des in Bildern repräsentierten Wissens<br />
als auch der bildlichen Repräsentation von Wissen. Dabei<br />
konzentrierte sich das Interesse der Reihe über die ästhetische und<br />
ikonographische Dimension von Bildern hinaus auf dessen Bedeutung<br />
und Funktion in den Wissenschaften, auf das Bild in seiner<br />
Darstellungs- und Visualisierungsfunktion und auf das Bild als<br />
Erkenntnismodell und -medium. Der Blick der Veranstaltungsreihe<br />
galt dabei der erkenntnisleitenden Rolle, die Bilder in den durch<br />
technische Medien bestimmten Wahrnehmungen einnehmen.<br />
Bilder<br />
jenseits des<br />
Bildes<br />
Seite 153
Seite 154<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Mit der Veranstaltung „Bilder jenseits des Bildes“ wurde die Frage<br />
nach den neuen Bildern in Form eines Dialoges zwischen Wissenschaftlern/Theoretikern<br />
und Künstlern verfolgt. In diesem Dialog<br />
waren die Künstler und ihre Arbeiten nicht Gegenstand der Analyse<br />
oder Interpretation von Wissenschaftlern, vielmehr gingen die eigenen<br />
Erkenntnisweisen künstlerischer Arbeiten in die Frage nach<br />
dem Bild gleichberechtigt ein. Das heißt, es wurden ganz explizit<br />
auch die künstlerischen Forschungsansätze thematisiert.<br />
Die Veranstaltung wurde von vier konkreten Fragestellungen geleitet:<br />
– „Der Ausstieg aus dem Bild“:<br />
Mit dieser ersten Veranstaltung (07.11.2003) wurde die Frage<br />
„Was ist ein Bild“ (G. Boehm) auf künstlerische Werke ausgeweitet,<br />
die sich durch die Verwendung digitaler Medien dem klassischen<br />
Bildbegriff entziehen. Diskutiert wurde in dieser ersten<br />
Veranstaltung die grundlegende Frage, wie ein Bildbegriff, der<br />
sowohl über den klassischen Bildbegriff hinausgeht als auch von<br />
Künsten und Sciences gleichermaßen eingesetzt wird, beschrieben<br />
werden kann. Als Gäste geladen waren Cerith Wyn Evans,<br />
Siegfried Gohr und Boris Groys.<br />
– „Bilder des Wissens“:<br />
Mit der Frage nach der ikonischen Differenz zwischen tableau und<br />
image beschäftigt sich die neu etablierte Bildwissenschaft. Sie untersucht,<br />
ob und inwiefern Sprache und Bild oder: Textualität und<br />
Visualität, unauflöslich miteinander verschränkt sind und den<br />
Menschen in grundlegender Weise angehen. Dann nämlich<br />
kommt das Wissen der Bilder selbst ins Spiel, die nicht mehr nur<br />
als ästhetische Objekte, mit der die wissenschaftliche Praxis<br />
visualisiert wird, angesehen werden können. Dieses Wissen der<br />
Bilder wurde in dieser Veranstaltung (11.12.2003) analysiert, um<br />
die These einer grundsätzlichen Nachträglichkeit der Bilder gegenüber<br />
wissenschaftlicher Erkenntnis zu überwinden – vielmehr<br />
noch, es ging um das grundlegende Wissen der Bilder selbst. An<br />
der Veranstaltung nahmen Peter Kogler, Barbara M. Stafford und<br />
Hans-Jörg Rheinberger als Gäste teil.<br />
– „Art and Science“:<br />
Mit dem unaufhaltsamen Aufstieg des Computers als Bildmedium<br />
hat sich ein neuer Künstlertypus entwickelt, der sowohl mit künstlerischen<br />
Methoden das Medium Computer weiterentwickelt als<br />
auch selbst als Wissenschaftler tätig ist. Diese neue Funktion des<br />
Künstlersubjektes wurde in dieser Veranstaltung (08.01.2004) von<br />
Monika Fleischmann, Monika Wagner und Ernst Pöppel untersucht.<br />
– „Das lebende Bild“:<br />
Im Mittelpunkt stand die technische Simulation von Leben. Artificial<br />
Life fragt nach den Gesetzmäßigkeiten des Lebens und
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
strebt danach, diese in Computersimulationen zu erzeugen. Diskutiert<br />
wurde in dieser Veranstaltung (05.02.2004) zum einen die<br />
Entwicklung in der bildlichen Kunst auf der einen und der Informatik<br />
auf der anderen Seite, um den spezifischen Bildbegriff, der<br />
mit der Vorstellung des Lebendigen verbunden ist, zu erörtern.<br />
Als Diskutanten waren Christa Sommerer, Horst Bredekamp und<br />
Wolfgang Coy zu dieser Veranstaltung eingeladen.<br />
Nach dem Modell angelsächsischer „Lectures“ richtete die <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bereits 1979 eine Serie von <strong>Thyssen</strong>-Vorträgen ein.<br />
Gerade für Wissenschaftler in benachbarten Fachgebieten sind<br />
solche Vorträge wertvoll, da sie oft Zusammenfassungen neuer<br />
Forschungen darstellen, von denen viele Anregungen ausgehen<br />
können. Die <strong>Stiftung</strong> betrachtet die Einführung solcher Vortragsreihen<br />
als ein von ihr besonders zu förderndes Anliegen.<br />
Bisher wurden fünf Vortragsfolgen abgeschlossen.<br />
– „Preußen – seine Wirkung auf die deutsche Geschichte“ in Berlin,<br />
– „Auseinandersetzungen mit der Antike“ in München,<br />
– „1945 und die Folgen – Kunstgeschichte eines Wiederbeginns“ in<br />
Köln,<br />
– „Das künftige Mitteleuropa – Tradition und Perspektiven“ in Prag,<br />
– „The Impact of German Tradition on the Humanitites and Sciences“<br />
in Tel Aviv und Jerusalem.<br />
Gemeinsam mit dem Präsidenten der Humboldt-Universität (Prof.<br />
J. Mlynek) eröffnete der damalige Vorsitzende des Kuratoriums der<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> (Dr. K. Liesen) im Dezember 2001 in Berlin<br />
eine neue Vorlesungsreihe unter dem Titel „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen<br />
zur Ikonologie der Gegenwart“. Verantwortlich für die wissenschaftliche<br />
Organisation und Durchführung sind Prof. G. Boehm,<br />
(Kunsthistorisches Seminar, Universität Basel) und Prof. H. Bredekamp<br />
(Kunstgeschichtliches Seminar, Humboldt-Universität Berlin).<br />
Visuelle Kompetenz gehört zu den Grundanforderungen so gut wie<br />
jeder wissenschaftlichen Disziplin und jeder Technik; sie verbindet<br />
gleichermaßen Kultur- wie Naturwissenschaften. Der ubiquitären<br />
Nutzung steht jedoch die Unsicherheit gegenüber, was Bilder über<br />
den jeweiligen Anlass hinaus zu leisten vermögen und wie sie erkenntnistheoretisch<br />
zu beurteilen sind. So aufwendig auch vor allem<br />
technische Bilder gestaltet werden, so unbefriedigend erscheint es,<br />
dass bis heute eine weitgehend abbildhafte Theorie vorherrscht, welche<br />
die Bilder in ihrem eigenem Medium entwertet und entschärft.<br />
Aus diesem Grund steht die Vorlesungsreihe unter dem Generaltitel<br />
„Ikonologie der Gegenwart“. Mit dem Hinweis auf die vor etwa hun-<br />
<strong>Thyssen</strong><br />
Vorlesungen<br />
Ikonologie<br />
der<br />
Gegenwart<br />
Seite 155
Seite 156<br />
GESCHICHTE, SPRACHE UND KULTUR<br />
Im Rahmen der „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen<br />
zur Ikonologie<br />
der Gegenwart“ hielt Prof. Armin<br />
Zweite am 19. Februar 2004<br />
im Audimax der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin einen Vortrag<br />
mit dem Titel „Strategien gegen<br />
die Indifferenz. Drei Beispiele<br />
heutiger ästhetischer Produktion“<br />
dert Jahren gegründete, mit dem Namen Aby Warburg verbundene<br />
Ikonologie soll betont werden, dass Bilder eine unübertragbare Autonomie<br />
besitzen, gegenüber der eine umso höhere Anstrengung<br />
aufzuwenden ist, um sie historisch und begrifflich zu bestimmen.<br />
„Ikonologie der Gegenwart“ bedeutet in diesem Sinn die Begründung<br />
einer „Logik der Bilder“.<br />
Für die Auftaktveranstaltung am 4.12.2001 im Audimax der Humboldt-Universität<br />
zu Berlin konnte der Leiter der Documenta 11,<br />
Okwui Enwezor,mit einem Vortrag zum Thema „Großausstellungen<br />
und die Antinomien einer transnationalen globalen Form“ gewonnen<br />
werden.<br />
Am 26.6.2002 hielt Prof. Barbara Stafford (Universität Chicargo/<br />
Arnheim-Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin) einen<br />
Vortrag zum Thema „Image in the Middle: Analogy as Media Theory“.<br />
Am 14.11.2002 sprach Prof. Karl Kardinal Lehmann (Vorsitzender<br />
der Deutschen Bischofskonferenz) zum Thema „Das Bild zwischen<br />
Glauben und Sehen“.<br />
Die Frage „Wie kommt das Böse in die Welt?“ stand im Mittelpunkt<br />
des Vortrags, den Prof. Wolfram Hogrebe (Philosophisches Seminar,<br />
Universität Bonn) am 17.06.2003 an der Humboldt-Universität zu<br />
Berlin hielt.
Querschnittbereich „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
Zu einem Vortrag mit dem Titel „Strategien gegen die Indifferenz.<br />
Drei Beispiele heutiger ästhetischer Produktion“ von Prof. Armin<br />
Zweite (Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen) am<br />
19.02.2004 luden Prof. J. Mlynek (Präsident der Humboldt-Universität)<br />
und Dr. M. Schneider (Vorsitzender des Kuratoriums der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>) in den Audimax der Humboldt-Universität nach<br />
Berlin ein.<br />
Seite 157
Staat, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft
Seite 160<br />
Für die Moderne ist die zunehmende Beschleunigung des gesellschaftlichen<br />
Wandels von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter der<br />
Globalisierung hat dieser Beschleunigungsprozess zu Veränderungen<br />
der sozialen Lebenswelt geführt, die die Grundlagen nationaler<br />
Rechts- und Wirtschaftsordnungen erschüttern, den Anspruch des<br />
demokratischen Verfassungsstaates, das einzig legitime Modell politischer<br />
Ordnung in der modernen Welt zu sein, in Frage stellen,<br />
traditionale Institutionen menschlichen Zusammenlebens verändern<br />
und bis in die Alltagswelt des Einzelnen hinein Chancen für neue<br />
Kulturkontakte eröffnen, damit zugleich aber die Gefahren neuer<br />
Kulturkonflikte erhöhen. Diese Wandlungsprozesse stellen auch<br />
Selbstverständlichkeiten in Frage, die bisher in vielen Disziplinen<br />
erkenntnisleitend waren: Wenn beispielsweise Nationalökonomien<br />
zunehmend in der Weltwirtschaft aufgehen, internationale Rechtsordnungen<br />
nationale Rechtsregime in die Schranken weisen und<br />
Nationalstaaten sich zu größeren Einheiten zusammenschließen und<br />
sich damit ihrer Souveränität begeben, können davon Wissenschaften<br />
nicht unberührt bleiben, deren Gegenstände die Wirtschaft, das<br />
Recht und der Staat sind.<br />
Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ will die<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> insbesondere Forschungsvorhaben unterstützen,<br />
die die Voraussetzungen und die Folgen der Wandlungsprozesse<br />
untersuchen, die die heutigen Gesellschaften kennzeichnen. Sie<br />
konzentriert sich dabei auf Projekte, die sich den Wirtschaftswissenschaften,<br />
den Rechtswissenschaften, der Politikwissenschaft, der<br />
Soziologie und der Ethnologie zuordnen lassen. Sie schließt damit<br />
Forschungen in anderen Bereichen der Sozialwissenschaften nicht<br />
aus. Sie fördert Projekte, die die Methodenvielfalt produktiv befördern<br />
und komparativ orientiert sind – sowohl was den europäischen<br />
Raum als auch europaübergreifende Fragestellungen angeht. Sie<br />
legt besonderen Wert auf die Förderung von Projekten, die an der<br />
Schnittstelle mehrerer Disziplinen angesiedelt sind. Nicht zuletzt<br />
werden solche interdisziplinären Projekte im Querschnittbereich der<br />
„Internationalen Beziehungen“ unterstützt, welchen die <strong>Stiftung</strong><br />
traditionell fördert.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> will sowohl Projekte exemplarischen Zuschnitts mit<br />
deutlich empirischem Charakter fördern als auch Arbeitsvorhaben,<br />
die vorrangig von theoretischen Interessen geleitet werden.<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Gravierende Arbeitsmarktprobleme im Hinblick auf die erschreckend<br />
hohe und persistente Arbeitslosigkeit, demographischer<br />
Wandel, Veränderungen der Verlaufsmuster von Wachstum und<br />
Konjunktur, ein tief greifender Wandel des institutionellen Gefüges<br />
der nationalen Wirtschaften und der internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
im Rahmen des internationalen Standortwettbewerbs
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
sowie globale Verteilungsfragen fordern insbesondere die Wirtschaftswissenschaften<br />
heraus. Viele dieser Erscheinungen sind im<br />
Rahmen zuvor herrschender Erklärungssysteme nicht zutreffend<br />
analysiert worden. Der Bedarf an theoretisch abgestützten und empirisch<br />
sorgfältig überprüften Diagnosen und Erklärungen ist deshalb<br />
groß. Beiträge zur Erforschung noch nicht ausreichend verstandener<br />
wirtschaftlicher Erscheinungen und ihrer Konsequenzen für<br />
Wirtschaft, Gesellschaft und das politische System zu fördern, ist ein<br />
Ziel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>. Die folgenden Stichworte mögen<br />
Hinweise auf Prioritäten geben. Doch sollen sie nicht davon abhalten,<br />
auch andere innovative Projekte zu unterbreiten.<br />
Im Mittelpunkt der Förderung sollen interdisziplinär und empirisch<br />
angelegte Projekte stehen. Dies betrifft zum einen die Teilgebiete der<br />
Wirtschaftswissenschaft, wie beispielsweise Volkswirtschaftslehre,<br />
Betriebswirtschaftslehre, Ökonometrie, Wirtschaftsgeschichte, zum<br />
anderen die Nachbardisziplinen, wie etwa Soziologie, Rechtswissenschaft<br />
und Politische Wissenschaften. Vorzug genießen Studien mit<br />
einer soliden theoretischen Grundlage, einer überzeugenden Überprüfung<br />
mit Hilfe anspruchsvoller Verfahren der empirischen Wirtschaftsforschung<br />
und wirtschaftspolitisch gehaltvollen, innovativen<br />
Schlussfolgerungen. International vergleichende Forschungen sind<br />
besonders willkommen.<br />
Themen für gesamtwirtschaftliche Analysen können sich beispielsweise<br />
auf die EU-Erweiterung, die internationale Migration, die<br />
institutionellen Regelwerke etwa auf dem Arbeitsmarkt und die Herausforderungen<br />
an die Systeme der sozialen Sicherung beziehen.<br />
Einzelwirtschaftliche, insbesondere betriebswirtschaftliche Studien<br />
können unter anderem Finanzmarktanalyse oder Aspekte aus dem<br />
Bereich der „Corporate Governance“ zum Inhalt haben, wohingegen<br />
die üblichen Befragungen von Unternehmen nur ausnahmsweise<br />
gefördert werden. Enge Bezüge zu den Wirtschaftswissenschaften<br />
weisen etwa das Arbeitsrecht und das Wettbewerbsrecht auf, die<br />
Soziologie kann wichtige Beiträge zu Erwerbsbiographien und die<br />
Politischen Wissenschaften zur Erklärung und Überwindung institutioneller<br />
Starrheiten liefern, um jeweils nur eines unter zahlreichen<br />
Beispielen aufzuführen.<br />
Prof. K.-D. Henke, FG Finanzwissenschaft und Gesundheitsökonomie,<br />
Institut für Volkswirtschaftslehre, Technische Universität (TU)<br />
Berlin, erhält Mittel für das Projekt „Deutschlands soziale Sicherung<br />
am Scheideweg? Nachhaltige Auswege aus der Dauerkrise.“<br />
Durch die vielfältigen einschneidenden Veränderungen der weltweiten<br />
Wirtschaftsbeziehungen ist das bewährte deutsche System<br />
der sozialen Sicherung in eine lang anhaltenden Krise geraten, die<br />
sich im Laufe der Zeit immer weiter verschärft. Die meisten wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen befassen sich immer noch mit der<br />
Erarbeitung der Ursachen der Sozialstaatskrise, anstatt sich mit konkreten<br />
Auswegen aus dem Dilemma zu befassen. Das durchgeführ-<br />
Soziale<br />
Sicherung in<br />
Deutschland<br />
Seite 161
Seite 162<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
te Forschungsprojekt setzt genau an dieser Stelle an. Es hat als konkretes<br />
Ziel, ein Reformprojekt zu untersuchen, das einen nachhaltigen<br />
Ausweg und damit ein zukunftsträchtig umgestaltetes Gesundheitssystem<br />
als Teil der sozialen Sicherung in Deutschland<br />
beschreibt.<br />
In internationalen Benchmarks erscheint das Gesundheitssystem<br />
Singapurs fast durchgängig auf den vorderen Plätzen. Singapur hat<br />
ein einzigartiges Gesundheitssystem entwickelt, das – bei hohen<br />
Qualitätsstandards – seit seiner Einführung im Jahre 1984 die Gesundheitsausgaben<br />
auf sehr niedrigem Niveau hält. Einschließlich<br />
staatlicher Ausgaben wurden in Singapur im Jahre 1999 nur 3 Prozent<br />
des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit ausgegeben. In<br />
Deutschland wurden im gleichen Zeitraum hingegen 10,8 Prozent<br />
des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit verausgabt.<br />
Seine Form der Mittelaufbringung gilt in Fachkreisen als besonders<br />
visionär, da es in besonderem Maße auf privater Vorsorge aufbaut,<br />
die in Deutschland auch unter dem Stichwort Kapitaldeckung diskutiert<br />
wird. Konkret zahlt jeder Bürger monatlich einen Teil seines<br />
Bruttoeinkommens sowohl in eine Krankenversicherung als auch auf<br />
ein obligatorisches Gesundheitssparkonto ein. Die Krankenversicherung<br />
erstattet nur Ausgaben für teure stationäre Krankenhausaufenthalte<br />
und chronische Krankheiten. Die übrigen Ausgaben<br />
finanziert jeder Bürger selbst durch sein individuelles Gesundheitssparkonto.<br />
Für einkommensschwache Teile der Bevölkerung wird<br />
die Gesundheitsversorgung aus Steuermitteln aufgebracht.<br />
Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Singapur wurde das<br />
Gesundheitssystem eingehend untersucht. Dabei wurden Interviews<br />
mit Wissenschaftlern und Praktikern des Gesundheitswesens durchgeführt<br />
und diverse Krankenhäuser bzw. Arztpraxen besichtigt.<br />
Als Ergebnis des Forschungsaufenthaltes kann festgehalten werden,<br />
dass die private Vorsorge in Form von Gesundheitssparkonten zu einer<br />
hohen Patientensouveränität geführt hat. Da die Patienten finanziell<br />
an den Ausgaben direkt beteiligt sind, legen sie sehr viel Wert<br />
darauf, die Behandlungsform entscheidend mitzubestimmen. Darüber<br />
hinaus stellt das Instrument der Medical Savings Accounts<br />
eine Möglichkeit dar, das Gesundheitssystem zumindest teilweise<br />
gegen die Alterung der Bevölkerung zu immunisieren, da jeder Bürger<br />
für sich spart und nicht auf das Einkommen anderer Generationen<br />
angewiesen ist.<br />
Insgesamt könnte das vorgestellte Konzept einen ersten Schritt zu einer<br />
nachhaltigeren Gestaltung der Mittelaufbringung des deutschen<br />
Gesundheitssystems darstellen. In der Rentenversicherung wurde im<br />
Rahmen der „Riester-Rente“ bereits eine teilkapitalgedeckte Lösung<br />
realisiert. Um den Gesundheitsmarkt als zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt<br />
und personalintensive Dienstleistungsbranche nicht zu<br />
gefährden, muss in den nächsten Jahren dringend auch eine Diskus-
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
sion über eine Ansparlösung in der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />
geführt werden.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
Schreyögg, Jonas: Medical savings accounts. Eine ökonomische<br />
Analyse von Gesundheitssparkonten unter besonderer Berücksichtigung<br />
des Gesundheitssystems in Singapur. – Baden-Baden:<br />
Nomos Verl.-Ges., 2003. 176 S. (Europäische Schriften zu Staat<br />
und Wirtschaft; Bd. 13)<br />
Zugl.: Berlin, Techn. Univ., Diss. 2003<br />
Schreyögg, Jonas: Medical savings accounts. Eine internationale<br />
Bestandsaufnahme des Konzeptes der Gesundheitssparkonten<br />
und seine Implikationen für Deutschland. – In: Zeitschrift für die<br />
gesamte Versicherungswissenschaft. 92. 2003. S. 507-532.<br />
Schreyögg, Jonas: Gerechtigkeit in Gesundheitssystemen aus<br />
ökonomischer Perspektive. – Berlin: TU, 2003. (Diskussionspapier/Technische<br />
Universität Berlin; 2003,12)<br />
Schreyögg, Jonas: Gerechtigkeit in Gesundheitssystemen aus ökonomischer<br />
Perspektive. – In: Das Gesundheitswesen. [Im Druck]<br />
Henke, Klaus-Dirk, et. al.: Eine ökonomische Analyse unterschiedlicher<br />
Finanzierungsmodelle der Krankenversorgung in<br />
Deutschland. – Berlin: TU, 2003. 16 Bl. (Diskussionspapier/Technische<br />
Universität Berlin; 2003,4)<br />
Henke, Klaus-Dirk, et. al.: Eine ökonomische Analyse unterschiedlicher<br />
Finanzierungsmodelle der Krankenversorgung in<br />
Deutschland. Evaluating reform proposals für financing health<br />
care in Germany. – In: Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften/<br />
Journal of Public Health. 2004,4.<br />
Prof. J. Eeckhoff, Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität zu<br />
Köln, wurden 2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Nicht-Intendierte<br />
Wirkungsmechanismen der Arbeitsmarktpolitik – Selbstverstärkende<br />
Verantwortungsübernahme, endogene Einstellungsänderungen<br />
und soziale Pfadabhängigkeiten.“<br />
Ziel des Projektes ist es, die unbeabsichtigten Auswirkungen der<br />
Arbeitsmarktpolitik auf den Arbeitsmarkt und auf die Verhaltensweisen<br />
der Unternehmen, Beschäftigten, Arbeitslosen und deren Interessenvertreter<br />
zu untersuchen.<br />
Die Ausgangslage lässt sich folgendermaßen kennzeichnen: Die<br />
Hauptverantwortung für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit liegt<br />
aufgrund der Bedeutung der Lohnpolitik innerhalb des institutionellen<br />
Umfelds der deutschen Tarifautonomie bei den Tarifvertragsparteien.<br />
Lohnforderungen auf Seiten der Gewerkschaften stehen die<br />
Wirkungen<br />
der<br />
Arbeitsmarktpolitik<br />
Seite 163
Seite 164<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Rentabilitätsgrenzen auf Arbeitgeberseite gegenüber, die lediglich<br />
zu beschäftigungssichernden Löhnen und zunehmend zu Investitionen<br />
in Ländern mit günstigeren Produktionsbedingungen führen.<br />
Zu einer Lösung des Problems der bestehenden Hochlohnarbeitslosigkeit<br />
trägt die Tarifautonomie dadurch nicht bei und die Gesellschaft<br />
trägt – über den Schutz der Tarifautonomie – dafür eine Teilverantwortung.<br />
Im Mittelpunkt des Projekts stehen jedoch nicht die Anreiz- und<br />
Funktionszusammenhänge im institutionellen Gefüge der Tarifautonomie<br />
und deren Korrektur. Vielmehr soll die These untersucht<br />
werden, dass verschiedene Reaktionen der Akteure im politischen<br />
Prozess, die eigentlich die Probleme der Arbeitslosigkeit lösen oder<br />
zumindest abfedern sollen, ihrerseits selbstverstärkend zum Problem<br />
beitragen. So beeinflusst die Politik durch kollektive Unterstützungssysteme<br />
bei Arbeitslosigkeit, durch Verbreitung von Normen<br />
und Moralvorstellungen, durch aktive Arbeitsmarktpolitik die Erwartungshorizonte<br />
der Bürger an die Tarifparteien und Arbeitslosen,<br />
die Motivation der Arbeitssuchenden und die erwogenen Alternativen<br />
zur Erwerbstätigkeit. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen<br />
können sich so nicht nur ineffizient sondern sogar kontraproduktiv<br />
darstellen.<br />
Als Arbeitshypothesen sollen drei Wirkungskanäle untersucht werden:<br />
Selbstverstärkung durch öffentliche Wahrnehmung der Verantwortung<br />
beim Staat: Ohne aktive Arbeitsmarktpolitik, staatlich getragene<br />
Bildungsmaßnahmen, frühzeitige Rentenzugangsmöglichkeiten<br />
und soziale Sicherungssysteme wäre mit einer Steigerung des<br />
Reintegrationswunsches auf Seiten der Arbeitslosen und mit einem<br />
erhöhten Druck auf die Tarifvertragsparteien zur stärkeren Gewichtung<br />
des Beschäftigungsziels zu rechnen. Selbstverstärkend wirkt<br />
sich die aktive Lohnpolitik aber dadurch aus, dass die Verantwortung<br />
für die Arbeitsmarktsituation in der öffentlichen Wahrnehmung weniger<br />
bei den Tarifparteien als zunehmend beim Staat gesucht wird.<br />
Dies führt zu einer Konzentration der Politik auf nur kurzfristige<br />
Entlastungsmaßnahmen, den bereits Beschäftigten als Wähler und<br />
damit schließlich zu privilegierenden Konkurrenzschutzmaßnahmen<br />
und ausgedehnten Marktzutrittsbarrieren.<br />
Einstellungsänderungen aufgrund fehlender Institutionen: Diese<br />
zweite Arbeitshypothese widmet sich der Eigenbemühung des Arbeitssuchenden<br />
um berufliche Wiedereingliederung. Hier kann im<br />
langfristigen Kontext der Entscheidungen über gesellschaftliche<br />
Institutionen nicht von stabilen Präferenzen ausgegangen werden,<br />
da erstere wahrscheinlich Einfluss auf die Normbildung nehmen und<br />
der gesellschaftliche Umgang mit Langzeitarbeitslosigkeit Rückwirkungen<br />
auf die Selbsthilfebemühungen einzelner Arbeitsloser<br />
hat. Hypothetisch nehmen hier individuell rationale aber kollektiv<br />
schädliche Verhaltensweisen, die durch fehlerhaft konstruierte Insti-
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
tutionen ermöglicht werden, nachträglich Einfluss auf die Motivation<br />
der Arbeitslosen.<br />
Endogene Normbildung durch soziale Pfadabhängigkeit: Vorbenannte<br />
Effekte lassen sich durch Modelle mit multiplen Gleichgewichten<br />
erfassen, bei denen dem Effekt einer „kritischen Masse“<br />
besondere Bedeutung zukommt. Dabei geht es um Phänomene sozialer<br />
Pfadabhängigkeiten, die Probleme erst zeitversetzt auftreten<br />
lassen und dann nur schwer umzukehren sind. Zugleich treten<br />
„Lock-in“-Effekte und Selbstverstärkungstendenzen auf.<br />
Methodisch soll zunächst ein stilisiertes Makromodell nicht-kompetitiver<br />
Arbeitsmärkte entwickelt werden. Darin werden die den<br />
Arbeitshypothesen entsprechenden Wirkungszusammenhänge verortet<br />
und theoretisch ausformuliert. An die Auswertung der vorhandenen<br />
Fachliteratur schließt sich die systematische Verknüpfung und<br />
konzentrierte Anwendung verschiedenster Theoriezweige auf das<br />
Problem der Arbeitsmarktpolitik an. Parallel wird eine anekdotische<br />
Evidenz zur Überprüfung der Plausibilität der Ergebnisse angestrebt.<br />
Dr. L. von Auer, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Universität<br />
Magdeburg, wurden 2003 Mittel bewilligt für das Projekt „Spendenförderung,<br />
Steueraufkommen und Staatsausgaben: Eine empirische<br />
Analyse.“<br />
Sowohl in den USA, als auch in Deutschland werden steuerliche<br />
Spendenanreize dadurch gesetzt, dass geleistete Spenden bei der<br />
Berechnung der Einkommensteuerschuld steuerlich abzugsfähig<br />
sind. Sie werden bei der Bestimmung des zu versteuernden Einkommens<br />
vom Bruttoeinkommen abgezogen, was für den Spender zu einer<br />
Reduzierung seiner Steuerschuld führt. Folglich subventioniert<br />
der Staat jede individuelle Spende in dem Ausmaß der entgangenen<br />
Steuereinnahmen. Dies bedeutet, dass eine Spende von 1 € den Spender<br />
selbst weniger als 1 € kostet. Man sagt auch, der „Spendenpreis“<br />
ist kleiner als 1.<br />
Die Stärke des von dieser implizierten Subvention ausgehenden Anreizeffektes<br />
wurde in den USA seit dem Ende der 60er Jahre in etlichen<br />
Studien untersucht. In Deutschland existieren jedoch, abgesehen<br />
von einer Studie aus dem Jahr 1986, keine solchen<br />
Forschungsarbeiten. Ziel des Projektes ist es, auf Basis der gewonnenen<br />
Erkenntnisse Reformvorschläge zu untersuchen, die möglicherweise<br />
eine Verbesserung gegenüber dem bestehenden Abzugssystem<br />
darstellen.<br />
Die Hauptaufgabe des Projektes besteht darin, genau zu quantifizieren,<br />
wie stark die Spendenbereitschaft vom Spendenpreis und vom<br />
verfügbaren Einkommen des Steuerzahlers abhängt. Zu diesem<br />
Zweck wird eine Stichprobe der Lohn- und Einkommensteuerstatistik<br />
aus dem Jahre 1998 ausgewertet. Dieser Datensatz umfasst ca.<br />
3 Millionen anonymisierte Steuererklärungen, in denen Daten zum<br />
Spendenförderung<br />
Seite 165
Finanzverhalten<br />
von Banken<br />
Seite 166<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Einkommen, zur geleisteten Spende und zum weiteren individuellen<br />
Haushaltscharakteristika (z.B. Konfession) enthalten sind. Damit<br />
wird auch der von amerikanischen Studien gewohnte Datenumfang<br />
deutlich übertroffen.<br />
Um das tatsächlich verfügbare Einkommen eines Steuerzahlers aus<br />
der Steuererklärung zu ermitteln, ist ein komplexes Verfahren erforderlich,<br />
dessen Konstruktion inzwischen abgeschlossen ist.<br />
Die Daten sollen mittels verschiedener statistisch-ökonomischer<br />
Methoden ausgewertet werden. Zunächst sollen traditionelle Methoden<br />
Anwendung finden, die eine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen<br />
amerikanischer Pionierarbeiten ermöglichen. Anschließend<br />
werden moderne Methoden angewendet. Sie sind in der Lage, die in<br />
den Daten vorhandenen Informationen wesentlich besser zu nutzen.<br />
Abschließend werden die gewonnenen Ergebnisse dazu herangezogen,<br />
die Wirkungen derjenigen Reformvorschläge zu simulieren,<br />
welche in der Literatur und der politischen Diskussion kursieren. Zu<br />
diesen Reformvorschlägen gehört die komplette Abschaffung der<br />
Abzugsfähigkeit von Spenden oder die Ersetzung der Abzugsfähigkeit<br />
durch Steuergutschriften. Dabei soll insbesondere die Wirkung<br />
auf das Spendenniveau und die Staatsausgaben (bzw. die staatlichen<br />
Einnahmeausfälle) untersucht werden. Ziel des Projektes ist es letztlich,<br />
in die politische Debatte einen empirisch fundierten Vorschlag<br />
einbringen zu können.<br />
Für das Projekt „Finanzverhalten von Banken unter dem Einfluss von<br />
Bankenregulierung und politischen Faktoren“ erhält Prof. W. Franz,<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim, Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>. Projektleiter ist Prof. M. Weber, Universität<br />
Mannheim.<br />
Ziel des Projektes ist es, einen vertieften Einblick in die Determinanten<br />
der Eigenkapital- und Ausschüttungsquote deutscher Banken zu<br />
erhalten. Bisherige empirische Untersuchungen zu diesem Thema<br />
widmeten sich zumeist Nichtbankunternehmen oder aber US-amerikanischen<br />
Banken. Deren Ergebnisse sind aber aufgrund der Einzigartigkeit<br />
der deutschen Bankenlandschaft mit ihren drei Säulen<br />
„private Kreditbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften“<br />
nicht ohne weiteres übertragbar. Für das deutsche Bankensystem<br />
existieren keine spezifischen Untersuchungen, die auf die institutionellen<br />
Unterschiede abstellen.<br />
Unter Verwendung der Bankbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank<br />
für den Zeitraum 1992-2001 wurde zunächst die Eigenkapitalquote<br />
der drei Bankgruppen im Rahmen einer dynamischen Panelanalyse<br />
mit Hilfe bankwirtschaftlicher und aufsichtsrechtlicher<br />
Kennzahlen erklärt. Die Ergebnisse bestätigen die so genannte<br />
regulatorische Puffer-Theorie, gemäß derer die Banken in einem<br />
bestimmten Umfang mehr Eigenkapital halten möchten als auf-
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
sichtsrechtlich gefordert. Die Banken mit einem moderaten regulatorischen<br />
Eigenkapitalpuffer erhöhen das Eigenkapital und das Portfoliorisiko<br />
gleichgerichtet, um ihren regulatorischen Eigenkapitalpuffer<br />
zu halten. Dieser Zusammenhang findet sich jedoch nicht für<br />
private Kreditbanken mit einer sehr großen Eigenkapitalquote. Banken<br />
mit einem nur geringen Eigenkapitalpuffer versuchen diesen zu<br />
stärken und erhöhen ihre Eigenkapitalquote überdurchschnittlich.<br />
Ferner legen die bisherigen Ergebnisse nahe, dass der so genannte<br />
Diversifikationseffekt für Sparkassen weniger stark ausgeprägt ist<br />
als für private Kreditbanken. Nur für letztere findet sich ein signifikant<br />
negativer Zusammenhang zwischen Bankgröße und der Eigenkapitalquote.<br />
Folgende weitere Arbeitsschritte sind vorgesehen:<br />
– Bestimmen der Determinanten der Ausschüttungsquote deutscher<br />
Banken: Empirisch wird überprüft, ob bisherige Erkenntnisse zu<br />
den Determinanten der Ausschüttungshöhe von Nichtbankunternehmen<br />
auf deutsche Banken übertragbar sind oder inwiefern<br />
sich aufgrund der Bankenregulierung Besonderheiten ergeben.<br />
Fernen sollen mögliche Interdependenzen zwischen der Ausschüttungshöhe<br />
der Sparkassen an den öffentlichen Gewährträger<br />
und dessen Finanzlage untersucht und damit potentielle politische<br />
Einflüsse aufgezeigt werden.<br />
– Durchführung einer Umfrage unter deutschen Kreditinstituten:<br />
Abschließend werden Bankvorstände zu den nach ihrer Ansicht<br />
relevanten Determinanten der Eigenkapital- und Ausschüttungsquote<br />
befragt. Ihre Einschätzungen sollen daraufhin mit den vorher<br />
empirisch ermittelten Ergebnissen verglichen werden.<br />
Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />
Kleff, Volker, and Martin Weber: How do banks determine<br />
capital? Empirical evidence for Germany. – Mannheim: ZEW,<br />
2003. 41 S. (ZEW discussion paper; 03-66).<br />
Für das Projekt „Umweltökonomische Event-Studien: Eine Anwendung<br />
moderner finanzökonomischer Ansätze“ wurden Prof. W. Franz,<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim,<br />
Mittel bewilligt. Hauptverantwortliche Bearbeiter sind Dr. A. Ziegler<br />
und Dr. M. Schröder.<br />
Ziel des Projektes ist es, mit Hilfe von Event-Studien zu untersuchen,<br />
welchen Effekt umweltfreundliches oder umweltschädliches unternehmerisches<br />
Handeln, Umweltkatastrophen und umweltpolitische<br />
Maßnahmen auf die Aktienrendite einzelner Unternehmen oder<br />
Branchen in Deutschland besitzen.<br />
Event-Studien sind Analysen des Effektes spezifischer Ereignisse auf<br />
die Entwicklung von Aktienkursen. In der umweltökonomischen<br />
Umweltökonomische<br />
Event-<br />
Studien<br />
Seite 167
Seite 168<br />
Forschung werden Event-Studien zur Analyse der Reaktion von<br />
Aktienkursen auf neue Informationen zur Umweltperformance von<br />
Unternehmen herangezogen, neuerdings auch zur Untersuchung<br />
des Einflusses überraschender umweltpolitischer Maßnahmen.<br />
Sowohl für die Umweltpolitik als auch für das Management, die Anleger<br />
und die Investoren sind Erkenntnisse über den Effekt von umweltfreundlichem<br />
oder -schädlichem unternehmerischem Handeln<br />
auf die Aktienrendite von Unternehmen von großem Interesse. Denn<br />
wenn der Aktienmarkt umweltfreundliches Verhalten honoriert und<br />
umweltschädliches Verhalten bestraft, besteht ein zentraler Ansatzpunkt<br />
von Regulierungen darin, die Veröffentlichung und Verbreitung<br />
von Informationen zur Umweltperformance von Unternehmen<br />
zu gewährleisten. Falls allerdings kein nennenswerter Einfluss nachgewiesen<br />
werden kann, können solche Programme kaum weitergehende<br />
umweltpolitische Maßnahmen ersetzen.<br />
Umweltökonomische Event-Studien betrachten die Reaktion von<br />
Aktienkursen auf neue Informationen zur Umweltperformance von<br />
Unternehmen wie z.B. zur Menge von Schadstoffemissionen, zu<br />
Bewertungen zur Nachhaltigkeit, zu Strafen bzw. Klagen wegen<br />
illegaler umweltschädlicher Aktionen oder zu Störfällen. Dabei wird<br />
die tatsächliche Kursentwicklung um die „normale“, d.h. erwartete,<br />
Aktienrendite bereinigt.<br />
In allen bisherigen umweltökonomischen Event-Studien basiert die<br />
Schätzung der „anomalen“, d.h. bereinigten, Aktienrenditen auf<br />
dem traditionellen Marktmodell. Zu Beginn der 1990er Jahre wurden<br />
aber Multifaktormodelle entwickelt, die einen deutlich höheren Erklärungsgehalt<br />
für Aktienrenditen aufweisen als das Marktmodell.<br />
Zudem liegt den existierenden Event-Studien lediglich eine kurzfristige<br />
Betrachtungsweise zu Grunde. Dadurch werden aber denkbare<br />
Überreaktionen des Aktienmarktes, die sich langfristig abschwächen<br />
können, nicht untersucht. Des Weiteren können<br />
Reaktionen auch erst mit Verzögerung auftreten. Bei der daher angezeigten<br />
Untersuchung eines längeren Zeitraumes soll auf in der<br />
finanzökonomischen Forschung entwickelte Verfahren zurückgegriffen<br />
werden, welche bislang noch keinen Eingang in die umweltökonomische<br />
Forschung gefunden haben. Ferner fehlt es bislang<br />
an umweltökonomischen Event-Studien für europäische und insbesondere<br />
für deutsche Aktiengesellschaften.<br />
Das Projekt gliedert sich in drei Teile:<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Der erste Teil dient der Datenerfassung und Datenaufbereitung. Einerseits<br />
gilt es hier, bedeutende aktuelle umweltrelevante Ereignisse<br />
in Deutschland und deren Relevanz für einzelne Aktiengesellschaften<br />
und Branchen zu identifizieren und zu analysieren.<br />
Untersucht werden sollen umweltfreundliches und -schädliches<br />
unternehmerisches Handeln mit Hilfe von Veröffentlichungen von<br />
Unternehmensbewertungen zur Nachhaltigkeit. Ferner dient das
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
Hochwasser der Elbe im Jahre 2002 zur Untersuchung von Umweltkatastrophen.<br />
Schließlich sollen umweltpolitische Maßnahmen anhand<br />
der Einigung zum Gesetzesvorhaben zum Kernenergieausstieg<br />
im Jahre 2000 analysiert werden. Andererseits umfasst die Datenerfassung<br />
und -aufbereitung vor allem auch den Kapitalmarktbereich.<br />
Bislang liegen Finanzmarktdaten zuverlässig nur bis Mitte der<br />
1990er Jahre vor. Sie sollen um aktuelle Daten erweitert werden.<br />
In einem zweiten, finanzökonomischen Teil soll zunächst mit diesen<br />
Daten eine umfassende Analyse der Güte von Multifaktormodellen<br />
zur Erklärung von Renditen am deutschen Aktienmarkt durchgeführt<br />
werden. Zu diesem Zweck sollen die Ergebnisse der<br />
Schätzungen des bisher ausschließlich verwendeten Marktmodells<br />
und verschiedener Varianten von Multifaktormodellen miteinander<br />
verglichen werden. Darüber hinaus ist auch ein Vergleich des<br />
Erklärungsgehalts des Marktmodells und verschiedener Multifaktormodelle<br />
unter der Verwendung monatlicher sowie täglicher<br />
Finanzmarktdaten vorgesehen.<br />
Im dritten Teil soll schließlich auf Basis der im ersten Teil gewonnen<br />
Daten der Effekt der erwähnten aktuellen umweltrelevanten Ereignisse<br />
in Deutschland auf die Aktienrendite einzelner Unternehmen<br />
oder Branchen untersucht werden. Im Mittelpunkt steht dabei der<br />
Vergleich der Effekte im Rahmen kurz- oder langfristiger Event-<br />
Studien. Mit dem Vergleich verschiedener Ansätze im Rahmen von<br />
Event-Studien soll auch untersucht werden, ob die in bisherigen<br />
kurzfristigen umweltökonomischen Event-Studien alleinige Anwendung<br />
des Marktmodells nicht zu fehlerhaften Schlussfolgerungen<br />
hinsichtlich der Auswirkung einzelner Ereignisse (z.B. aktueller umweltpolitischer<br />
Maßnahmen) führen kann.<br />
Prof. V. Ulrich, Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre III, insbes. Finanzwissenschaft,<br />
Universität Bayreuth, erhält Fördermittel für das Projekt<br />
„Gesundheitsnachfrage, Humankapitalakkumulation und endogenes<br />
Wachstum.“<br />
Im Rahmen des Projektes wird untersucht, wie sich die Nachfrage<br />
nach Gesundheitsleistungen auf die Humankapitalakkumulation<br />
und damit auch auf das ökonomische Wachstum auswirkt. Dabei ist<br />
sowohl die Ebene des Individuums als auch die der Gesamtwirtschaft<br />
zu betrachten.<br />
Auf mikroökonomischer Ebene wird das Individuum als Produzent<br />
seiner Gesundheit verstanden. Den Hintergrund bildet die Annahme,<br />
dass jeder Mensch über einen Gesundheitskapitalstock verfügt, der<br />
mit dem Alter abnimmt. Ein gesunder Lebensstil und vor allem die<br />
Inanspruchnahme medizinischer Leistungen können dem entgegenwirken.<br />
Konkret erfolgt die individuelle Produktion von Gesundheit<br />
durch den Einsatz von Gesundheitsleistungen und Zeit. Des Weiteren<br />
bestimmt das individuelle Bildungsniveau als zweite Humankapitalkomponente,<br />
wie effizient Gesundheit produziert werden kann. Ak-<br />
GesundheitHumankapital<br />
Seite 169
Wachstum<br />
in Transformationsländern<br />
Seite 170<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
tuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Aufteilung der zur<br />
Verfügung stehenden Zeit auf Arbeitszeit und Zeit für die eigene<br />
Gesundheitsproduktion von entscheidender Bedeutung ist.<br />
Das Forschungsvorhaben untersucht insbesondere die Zeitallokation,<br />
welche das verfügbare Volkseinkommen und damit die Nachfrage<br />
nach Gesundheitsleistungen auf makroökonomischer Ebene<br />
mitbestimmt. Diesem positiven Einkommenseffekt wirken die Opportunitätskosten<br />
der Gesundheitsinvestitionen in Form von Einkommensverzichten<br />
entgegen, da es dadurch zu einer Einschränkung<br />
der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen kommt. Hier<br />
zeigen erste Ergebnisse, dass die verfügbaren Ressourcen einer<br />
Volkswirtschaft und die Veränderung gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
eine wichtige Rolle spielen. Institutionelle Vorgaben,<br />
z.B. in Form von Steuern und sozialen Sicherungssystemen,<br />
beeinflussen dabei zunächst die Zeitallokation und hierüber schließlich<br />
das Erwerbseinkommen. Zusätzlich wird die Gesundheitsnachfrage<br />
durch die demographische Entwicklung, den technischen Fortschritt<br />
sowie spezifische Charakteristika des Gesundheitssystems<br />
determiniert.<br />
Zur Integration des Gesundheitsmarktes in entsprechende Wachstumsmodelle<br />
ist eine makroökonomische Modellierung notwendig,<br />
die in der ökonomischen Forschung bislang nur in Ansätzen existiert.<br />
Deshalb wird in diesem Projekt ein neues Modell zum Wachstum des<br />
Gesundheitsmarktes entwickelt. Zu zeigen bleibt weiterhin, wie sich<br />
diese Ergebnisse auf die Humankapitalakkumulation auswirken und<br />
welche Wachstumsimplikationen sich daraus ergeben. Abschließend<br />
sind die theoretischen Überlegungen mit Hilfe multivariater statistischer<br />
Verfahren zu überprüfen.<br />
Für das Projekt „Determinanten des Wachstums und der Wohlfahrt in<br />
Transformationsländern“ erhalten Prof. S. Klasen, Volkswirtschaftliches<br />
Seminar, Universität Göttingen, und Prof. H.-W. Sinn, ifo Institut<br />
für Wirtschaftsforschung an der Universität München, München,<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Ziel dieses Projektes ist es, die Determinanten des Wirtschaftswachstums,<br />
der Ungleichheit und des Wohlstandes in Transformationsländern<br />
empirisch zu untersuchen. In einem ersten Teilprojekt<br />
wird erforscht, ob sich nach dem anfänglichen Transformationsschock<br />
mittlerweile in zumindest einigen Transformationsländern<br />
ein neoklassisches Wachstumsmuster, das auf Akkumulation und<br />
technischem Fortschritt beruht, herausgebildet hat. Denn nach dem<br />
Zusammenbruch des planwirtschaftlichen Systems sollte zunächst<br />
die Schaffung von Märkten unmittelbar zu mehr Allokationseffizienz<br />
und damit zu stärkerem Wachstum der Transformationsökonomien<br />
führen. In der zweiten Phase des Transformationsprozesses sollten<br />
allmählich Kapitalakkumulation und technischer Fortschritt zur<br />
Quelle einer positiven und – gemäß der neoklassischen Konvergenzhypothese<br />
– überdurchschnittlich starken Wachstumsdynamik wer-
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
den. Als vorläufiges Ergebnis der Analyse des umfangreichen Datenmaterials<br />
lässt sich festhalten, dass sich in der zweiten Hälfte der<br />
Transformationsdekade tatsächlich ein neoklassisches Wachstumsmuster<br />
abzeichnet, während die Entwicklung des Wirtschaftswachstums<br />
zu Beginn der 1990er Jahre gar nicht im Einklang mit der neoklassischen<br />
Theorie steht.<br />
In einem zweiten Teilprojekt werden die Wechselwirkungen zwischen<br />
Wachstum, Ungleichheit und Wohlfahrt untersucht. Hier wird<br />
zum einen die Entwicklung von Ungleichheit und Wohlfahrt auf der<br />
Basis neuerer Daten analysiert, zum anderen werden die Wechselwirkungen<br />
zwischen Ungleichheit und Wachstum, im Lichte neuester<br />
Erkenntnisse der empirischen Wachstumsliteratur, genauer untersucht.<br />
Insbesondere wird der Frage nachgegangen, inwieweit die<br />
immer noch relativ geringe (obwohl stark angewachsene) Einkommensungleichheit<br />
und auch die relativ geringe geschlechtsspezifische<br />
Ungleichheit sich als wachstumsfördernd herausstellen könnten,<br />
wie dies in anderen Regionen der Welt der Fall ist. Als<br />
vorläufiges Ergebnis der Untersuchung des Wachstumseinflusses<br />
von Ungleichheit zeichnet sich ein im Schnitt aller betrachteten<br />
Länder negativer Einfluss der anfänglichen Ungleichheit auf das<br />
Wirtschaftswachstum ab. Mit zunehmendem Pro-Kopf-Einkommen<br />
schwächt sich dieser negative Einfluss jedoch ab und wandelt sich in<br />
einen positiven um. Nach einzelnen Länderblöcken – mittel- und<br />
osteuropäische Länder, GUS-Länder etc. – unterschieden stellt sich<br />
hingegen eine wachstumsfördernde Wirkung der Zunahme der<br />
Ungleichheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie eine zunehmend<br />
wachstumshemmende Wirkung des starken Anstiegs der<br />
Ungleichheit in Staaten der ehemaligen Sowjetunion heraus.<br />
Rechtswissenschaft<br />
Die Rechtswissenschaft steht heute vor nur schwer miteinander zu<br />
vereinbarenden Aufgaben. Die klassische, systematisch-dogmatische<br />
Arbeit am Gesetzestext hat angesichts der Gesetzesflut und der<br />
Überfülle von Judikaten in einem Rechts- und Rechtswegestaat<br />
große praktische, aber auch wissenschaftliche Bedeutung. Die moderne<br />
Industriegesellschaft lässt die Konzentration allein auf Rechtsanwendung<br />
jedoch nicht mehr zu. Rechtspolitische Fragen drängen<br />
– etwa: Wie kann der Gesetzgeber seine Zwecke erreichen? Wo besteht<br />
überhaupt Regulierungsbedarf? Inwieweit tut Deregulierung<br />
(und damit verbundene Regulierung) Not? Wie sollte das Zusammenspiel<br />
der Rechtssetzer, zu denen de facto längst auch das Bundesverfassungsgericht<br />
und die letztinstanzlichen Gerichte und<br />
mittlerweile auch der Europäische Gerichtshof gehören, der verschiedenen<br />
Rechtsanwender und der Rechtswissenschaft ablaufen?<br />
Welche Sanktionen, rechtliche und außerrechtliche, versprechen<br />
Erfolg? Wie könnten Staatsaufsicht und self-regulation zusammenspielen?<br />
Dabei stellt sich die Frage nach dem Verhältnis der Rechts-<br />
Seite 171
Grundrechte<br />
Seite 172<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
wissenschaft zu anderen Disziplinen, namentlich zu den Wirtschaftswissenschaften,<br />
zur Politikwissenschaft, Rechts- und Staatsphilosophie<br />
und zu Soziologie. Bei alledem greift der klassische nationalstaatliche<br />
Rahmen für die Rechtsordnung und die Rechtswissenschaft<br />
heute allenthalben zu kurz. Kaum eine Rechtsmaterie ist mehr<br />
ohne Europarecht denkbar, das vorrangig ist und, wo es eingreift, auf<br />
nationale, systematisch-dogmatische Besonderheiten keine Rücksicht<br />
nehmen kann. Allerdings bietet das Europarecht keine flächendeckende<br />
Rechtsordnung, sondern ist schon nach dem Subsidiaritätsgrundsatz<br />
auf das Zusammenwirken mit den nationalen Rechtsordnungen<br />
und Rechtswissenschaft(en) angewiesen. Die Frage, wie<br />
die richtige Grenze zwischen europäischer und nationaler Regelung<br />
verläuft bzw. gezogen werden sollte, ist politisch, praktisch und wissenschaftlich<br />
ungelöst. Neben dem Europarecht ist das eigentlich internationale<br />
und transnationale Recht, zumal in der Form zahlreicher<br />
Abkommen und angesichts internationaler Organisationen, denen<br />
Deutschland zugehört, wichtiger denn je. Das belegt zuletzt die<br />
WTO, die einen wichtigen Schritt hin zu einer Weltwirtschaftsordnung<br />
darstellt. Rechtsvergleichung ist längst zu einem Kerngebiet<br />
der Rechtswissenschaft geworden. Rechtsangleichung, etwa die Frage<br />
nach einem europäischen Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />
wird immer wichtiger.<br />
Institutioneller Wandel und Transformation vollziehen sich nicht nur<br />
in mittel- und osteuropäischen Ländern, sondern auch in Deutschland<br />
und den westlichen Industriestaaten, allen voran den USA, und<br />
stellen auch die Rechtswissenschaft vor ganz neue Herausforderungen.<br />
Gerichtliche, schiedsgerichtliche und andere Mechanismen für<br />
Streitbeilegung und Streitvermeidung sind gefordert.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />
über klassische, innerdeutsche, systematisch-dogmatische Arbeit<br />
hinausgehen, also einzelne Gesetze, Rechtsgebiete, Disziplinen oder<br />
Staatsgrenzen überschreiten. Ob solche Untersuchungen eher privat-<br />
oder öffentlichrechtlich, eher materiell- oder verfahrensrechtlich<br />
oder z.B. dem Handels- und Wirtschaftsrecht, dem Umweltrecht oder<br />
anderen Rechtsgebieten zugehören, ist ohne Belang. Das heißt nicht,<br />
dass nur europarechtlich ausgreifende, rechtsvergleichende und interdisziplinäre<br />
Arbeiten gefördert würden. Aber Projekte, die Recht<br />
funktional untersuchen, genießen Vorrang: Die <strong>Stiftung</strong> möchte einen<br />
Beitrag leisten zur Untersuchung von Recht in einer modernen,<br />
vielfältig international eingebundenen Industriegesellschaft.<br />
Prof. D. Merten, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
Speyer, und Prof. H.-J. Papier, Universität München, Präsident<br />
des Bundesverfassungsgerichts, Karlsruhe, erhalten von der <strong>Stiftung</strong><br />
Fördermittel für das Projekt „Handbuch der Grundrechte in Deutschland<br />
und Europa.“<br />
Das Handbuch wird den Grundrechtsbestand der europäischen Staaten<br />
wie auch der Europäischen Gemeinschaft unter besonderer
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
Projekt „Handbuch der Grundrechte<br />
in Deutschland und Europa“:<br />
Am 15. Januar 2004<br />
stellte der damalige Bundespräsident<br />
Dr. Johannes Rau<br />
den ersten Band des „Handbuches<br />
der Grundrechte in<br />
Deutschland und Europa“ im<br />
Schloss Bellevue vor.<br />
Berücksichtigung der deutschen Grundrechte aufbereiten und<br />
wechselseitige Einflüsse im Interesse eines „Jus Commune Europaeum“<br />
aufhellen. Die letzte größere Gesamtdarstellung der Grundrechte<br />
in Deutschland und Europa ist in den Jahren 1954 bis 1966<br />
erschienen.<br />
Das Handbuch soll den Lesern aus Wissenschaft und Praxis eine verlässliche<br />
Bestandsaufnahme der Grundrechte in Deutschland und<br />
Europa zur Verfügung stellen. Es soll Ursprung, Inhalt und Entwicklung<br />
der geltenden Grundrechte wiedergeben, dadurch die wissenschaftliche<br />
Diskussion anregen sowie Grundlagen für die Rechtsanwendung<br />
bieten.<br />
Dieses Handbuch ist auf ca. 7.500 Seiten in neun Bänden angelegt.<br />
Die Herausgeber werden durch einen wissenschaftlichen Beirat<br />
unterstützt, dem sechs deutsche und fünf ausländische Staatsrechtslehrer<br />
angehören.<br />
Band I, der die geschichtliche Entwicklung und die Grundlagen der<br />
Grundrechte darstellt, ist Ende 2003 im C. F. Müller Verlag, Heidelberg,<br />
erschienen (Handbuch der Grundrechte in Deutschland und<br />
Europa. Hrsg. von Detlef Merten und Hans-Jürgen Papier. – Heidelberg:<br />
C.F. Müller. – Bd. 1. Entwicklung und Grundlagen. Mit Beitr.<br />
von Peter Badura u.a. 2004. XXVIII, 1062 S.). Der Band wurde vom<br />
damaligen Bundespräsidenten Dr. J. Rau am 15.01.2004 im Schloss<br />
Bellevue vorgestellt, wobei der Bundespräsident in einer Ansprache<br />
Seite 173
Staatsrecht<br />
Informationsrecht<br />
Seite 174<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
auf die Bedeutung der Grundrechte und das fruchtbare Spannungsverhältnis<br />
von Verfassungsgerichtsbarkeit und Staatsrechtslehre<br />
hinwies aber auch kritisch anmerkte, dass „viele Bürger nicht mehr<br />
die Grenzen ihrer Grundrechte im Ganzen des Gemeinwesens und<br />
im Verhältnis zu den anderen Grundrechtsträgern erkennen“.<br />
Band II des Handbuchs, der sich den Allgemeinen Lehren der Grundrechte<br />
in Deutschland widmet, wird in Kürze erscheinen.<br />
Prof. em. K. Stern, Institut für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre,<br />
Universität zu Köln, erhält Fördermittel für den Abschluss des<br />
von ihm verfassten Handbuchs „Staatsrecht der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Band IV.“<br />
Im Rahmen dieses Werkes von Prof. Stern erschienen bisher die Bände<br />
I und II, welche die staatsrechtlichen Grundlagen und den organisatorischen<br />
Teil der Verfassung behandeln, die Bände III/1 und<br />
III/2 mit den allgemeinen Grundrechtslehren und Band V, der die<br />
historischen Grundlagen und die Wiedervereinigung Deutschlands<br />
umfasst. Band IV wird die einzelnen Grundrechte behandeln und soll<br />
das Gesamtwerk damit als in sich geschlossene Darstellung aus einem<br />
Konzept vollenden.<br />
Bisher gibt es zwar nicht wenige Staatsrechtslehrbücher, welche<br />
sich den einzelnen Grundrechten widmen, diese sind jedoch Werke<br />
kürzeren oder mittleren Umfangs. Neben den großen Grundrechtskommentaren<br />
existiert bisher kein umfassendes Werk nach den<br />
Ideen und der Grundkonzeption eines einzelnen Verfassers. Alle<br />
Kommentare und Handbücher wurden von einer Vielzahl von Autoren<br />
verfasst.<br />
Im Werk von Klaus Stern wird in allen Paragraphen besonderer Wert<br />
auf die Behandlung der Parallelen zum Europäischen Grundrechtssystem<br />
einschließlich der Europäischen Grundrechtecharta sowie zu<br />
den internationalen Grundrechten gelegt. Außerdem werden rechtsvergleichende<br />
Aspekte zu der Grundrechtsausgestaltung in anderen<br />
Staaten nicht nur marginal erörtert.<br />
Angesichts der umfangreichen Literatur zu den Grundrechten in<br />
Deutschland und Europa und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts<br />
sowie der Verfassungsgerichte anderer Länder wird<br />
auch Band IV entsprechend der Grundlage des Werkes nicht schlank<br />
ausfallen können. Dennoch soll durch Querschnittdarstellungen und<br />
Verknüpfungen einzelner Grundrechte unter einem Oberthema das<br />
Werk in seinem Umfang nicht ausufern.<br />
Das Projekt „Informationsgesetzbuch“ von Prof. M. Kloepfer, Institut<br />
für öffentliches Recht und Völkerrecht, Humboldt-Universität zu<br />
Berlin, (Geschäftsführung des Projekts seit Juni 2001) und Prof.<br />
F. Schoch (Freiburg) unter Mitwirkung von Prof. H. Garstka (Berlin)<br />
erhält weitere Fördermittel.
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
Ziel des Projektes ist es, die derzeitige Informationsordnung der<br />
Bundesrepublik Deutschland neu zu ordnen, so dass ein Ausgleich<br />
zwischen Informationsfreiheitsinteressen (Informationszugang) und<br />
Informationsrestriktionsinteressen (Datenschutz) hergestellt wird.<br />
Die rechtlichen Vorgaben sind an die bestehende technologische<br />
und gesellschaftliche Realität beim allgegenwärtigen Umgang mit<br />
Informationen anzupassen. Es sind einheitliche Maßstäbe für den<br />
rechtlichen Umgang mit Informationen verschiedenster Art zu schaffen.<br />
Dazu werden allgemeingültige Regelungen und Prinzipien für<br />
eine umfassende Kodifikation des Umgangs mit Informationen und<br />
Informationsverarbeitungstechnologien entwickelt, welche den Entwicklungen<br />
der jüngsten Vergangenheit ebenso gerecht werden wie<br />
denen der Zukunft. Ergebnis der Arbeiten im Rahmen des Projekts<br />
wird ein ausformulierter wissenschaftlich begründeter Gesetzentwurf<br />
zu einem Allgemeinen Teil eines Informationsgesetzbuches<br />
sein.<br />
Grundlage der Arbeiten ist die Analyse informationsbezogener Freiheitschancen<br />
und -risiken anhand empirischer Beobachtungen der<br />
technischen Entwicklungen (Nutzung von Chipkarten, die Kryptographie<br />
und ihre Einsatzmöglichkeiten) und der diesbezüglich bisher<br />
bestehenden rechtlichen Vorgaben. Weitverzweigte informationsbezogene<br />
Einzelregelungen des Landes-, Bundes-, Europa- und<br />
Völkerrechts zum Datenschutz-, Medien-, Post- und Telekommunikationsrecht<br />
sowie vieler weiterer Rechtsgebiete werden auf ihnen<br />
zugrunde liegende verallgemeinerbare Grundsätze untersucht, die<br />
Eingang in den Allgemeinen Teil finden können. Aus dem gesellschaftlichen<br />
Bereich sind insbesondere die Reformdiskussion zum<br />
Datenschutzrecht, das Vorhaben eines Informationsfreiheitsgesetzes<br />
des Bundes und die Orientierung auf Selbstregulierung und Selbstschutz<br />
zu berücksichtigen.<br />
Bereits veröffentlicht ist der Abschnitt „Zugang zu staatlichen Informationen“<br />
mit einer systematischen Einführung, ausformulierten<br />
Paragraphen und einer Begründung. Der eigenständige Entwurf<br />
eines Informationsfreiheitsgesetzes liegt als Publikation vor unter:<br />
Schoch, Friedrich; Michael Kloepfer; unter Mitw. Von Hansjürgen<br />
Garstka. Informationsfreiheitsgesetz (IFG-ProfE). Entwurf eines<br />
Informationsfreiheitsgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.<br />
– Berlin: Duncker & Humblot, 2002, 342 S. (Beiträge zum<br />
Informationsrecht; Bd. 1).<br />
Fertig gestellt ist inzwischen das Kapitel „Datenrecht“ zur Neuregulierung<br />
des Datenschutzrechts. Innovative Regelungen sind insbesondere<br />
in den Abschnitten „Rechte der betroffenen Personen“,<br />
„Datenschutzstellen“, „Selbstregulierung“ und „Datensicherheit“<br />
getroffen. Weitgehend abgeschlossen ist ein eigenständiges Kapitel<br />
zur umfassenden Regelung staatlichen Informationsverhaltens,<br />
einschließlich Regelungen zu Statistiken und Registern des Bundes,<br />
das teilweise völlig neuartige Regelungen enthält. Ebenfalls ab-<br />
Seite 175
Recht für<br />
Informationsnetzwerke<br />
Seite 176<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
geschlossen wurde ein eigenständiges Kapitel zum Schutz von<br />
Geheimnissen. Die künftige Arbeit wird sich vor allem mit den allgemeinen<br />
Prinzipien und übergreifenden Regelungen des Informationsrechts<br />
befassen.<br />
Dr. D. Wielsch, Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und Zivilrecht, Universität<br />
Frankfurt am Main, wurden 2004 Fördermittel bewilligt für<br />
eine Untersuchung zum Zugang zu Informationen und Informationsinfrastrukturen<br />
in Netzwerkzusammenhängen.<br />
Ziel des Projekts ist es, Rechtsprinzipien und -regeln für die Erzeugung<br />
und Verteilung von Informationen und Wissen in Netzwerkumgebungen<br />
zu untersuchen.<br />
Im Vordergrund der Untersuchung steht das Eigentum als das zentrale<br />
Institut, mit dem in privaten Rechtsbeziehungen die Gewährung<br />
oder die Verweigerung von Zugang zu Handlungsmöglichkeiten<br />
geregelt ist. Funktional untersucht werden soll insbesondere<br />
das geistige Eigentum, welches im Bereich immaterieller Gegenstände<br />
(wie Informationen und Wissen) über die Handlungsfreiheit<br />
des Rechteinhabers entscheidet. Mit der Fokussierung auf das geistige<br />
Eigentum wird berücksichtigt, dass Informationen und Informationsstrukturen<br />
in den westlichen Industrieländern überwiegend als<br />
private Güter ausgestaltet sind.<br />
Die Grundsätze und Grenzen des Rechts des geistigen Eigentums<br />
sollen im Hinblick auf seine Verschränkungen mit dem Kartellrecht,<br />
dem Informationsrecht und den grundrechtlichen Kommunikationsfreiheiten<br />
rechtstheoretisch und rechtsdogmatisch unter Berücksichtigung<br />
praktischer Fragen untersucht werden. Daneben wird auf die<br />
Einsichten zurückgegriffen, die die Wirtschaftwissenschaft bisher<br />
über die Gesetzmäßigkeiten der New Economy gesammelt hat.<br />
Das Projekt widmet sich dem Problem, dass die Eröffnung oder die<br />
Beschränkung des Zugangs zu Informationsinfrastrukturen in den<br />
Händen privater Akteure liegt, die zur Ordnung ihrer Beziehungen<br />
auf selbstgeschaffene Regeln für die Teilhabe zurückgreifen oder<br />
auch nur eine faktische Kontrolle durch Standards ausüben. Ein<br />
Beispiel für derart kontrollierte Netzwerke ist die Firma Microsoft,<br />
die durch das missbräuchliche Management ihrer geistigen Eigentumsrechte<br />
nicht nur ihre Vorherrschaft im Bereich der Betriebssysteme<br />
festigte, sondern auch den Markt der Internetbrowser zu<br />
beherrschen suchte.<br />
Diesen privaten Strukturen kommt aber auch eine eminente öffentliche<br />
Bedeutung zu, insbesondere im Hinblick auf gesellschaftliche<br />
Kommunikations- und Innovationsprozesse. Die öffentliche<br />
Dimension privatrechtlicher Strukturen in diesem Bereich<br />
stellt sich als Problem in allen modernen Industrie- bzw. Wissensgesellschaften.<br />
Daher wird das Projekt die USA rechtsvergleichend<br />
heranziehen.
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
Ein weiteres Anliegen des Projektes ist die Erarbeitung von Grundsätzen<br />
eines „Informationskartellrechts“, in dem Sätze des bestehenden<br />
Kartellrechts im Kontext immaterieller Güter und Netzwerkumwelten<br />
zu respezifizieren sind. Das Kartellrecht ist bisher nur auf eine<br />
Wirtschaft körperlicher Güter zugeschnitten. In Marktwirtschaften<br />
wird der Einsatz eigentumsrechtlich geschützter Ressourcen grundsätzlich<br />
durch den Wettbewerbsmechanismus gesteuert. Bei der Produktion<br />
und Distribution von Informationen und Wissen treten jedoch<br />
häufig Netzwerkeffekte auf, die zu Vermachtung der betreffenden<br />
Märkte führen. Es besteht hier das Problem, dass einerseits informationsgetragene<br />
Innovationen einen dynamischen Wettbewerb erfordern,<br />
andererseits aber die Marktmacht von Wettbewerbssiegern im<br />
Interesse weiter bestehenden Wettbewerbs kontrollieren werden muss.<br />
Es werden weiterführende Erkenntnisse darüber erwartet, wie zentrale<br />
privatrechtliche Institute in Netzwerken zu respezifizieren sind<br />
und Informations- und Wissensressourcen optimal eingesetzt werden<br />
können.<br />
Für das Forschungsvorhaben „Gesamtkodifikation eines einfachen<br />
und gerechten Steuergesetzbuches“ erhält Prof. P. Kirchhof, Institut<br />
für Finanz- und Steuerrecht, Universität Heidelberg, Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Projekt hat sich zur Aufgabe gemacht, das geltende Steuerrecht<br />
von seinen Lenkungs-, Subventions- und Ausnahmetatbeständen zu<br />
befreien. Der historisch gewachsene Besteuerungsgrund muss wieder<br />
einsichtig werden, so dass jeder Steuerpflichtige nachvollziehen kann,<br />
welche Last er zu tragen hat und was der rechtfertigende Grund für<br />
den staatlichen Zugriff ist. Auf diese Weise wird die Besteuerung wieder<br />
für alle unausweichlich und gerecht. Sachverhaltsgestaltungen,<br />
die allein aus steuerlichen Gründen ergriffen werden, verlieren in einem<br />
reformierten Steuerrecht ihr Gewicht. Die Gleichheit der Last wird<br />
gesichert, wenn die Höhe der Steuern durch das rechtliche Gewand<br />
eines wirtschaftlichen Vorgangs nicht mehr beeinflusst werden kann.<br />
Wird die Steuer auf alle Schultern verteilt, kann sie auch maßvoll sein.<br />
Die Kodifikation eines Bundessteuergesetzbuches fasst die derzeit<br />
mehr als 200 Steuergesetze zu einem einzigen Einkommensteuergesetz<br />
zusammen, das auch die Körperschaftsteuer in sich aufnimmt.<br />
Zusätzlich dazu reduziert es die 36 Bundessteuern auf vier: eine<br />
Einkommensteuer (einschließlich Körperschaftsteuer), eine Umsatzsteuer,<br />
eine Erbschaftsteuer (einschließlich Schenkungsteuer) sowie<br />
eine Sonderverbrauchsteuer. Ergänzt werden die vier materiellen<br />
Steuergesetze durch ein eigenes Verfahrensrecht, das gleichsam<br />
als Allgemeiner Teil sämtliche Rechtsbeziehungen zwischen dem<br />
Staat und seinen Financiers, den Bürgern, regelt.<br />
Dadurch entsteht wieder ein übersichtliches, in sich geschlossenes<br />
Steuersystem. Der Steuerpflichtige kann seine Steuererklärung wieder<br />
guten Gewissens abgeben, wenn er mit seiner Unterschrift die<br />
Steuerrecht<br />
Seite 177
Seite 178<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Richtigkeit des Erklärten nach bestem Wissen und Gewissen bestätigt.<br />
Der Finanzbeamte gewinnt aus dem Gesetz und nicht aus<br />
Verwaltungsvorschriften seinen Handlungsmaßstab. Zudem bietet<br />
eine derartige Kodifikation für Unternehmen und Steuerberater eine<br />
verlässliche Planungsgrundlage, so dass Investitionsentscheidungen<br />
wieder auf einem sicheren steuerlichen Fundament getroffen werden<br />
können.<br />
Insofern gibt ein vereinfachtes Steuersystem der Wirtschaft einen<br />
Prosperitätsimpuls. Der erwerbswirtschaftlich tätige Mensch hat den<br />
Kopf wieder frei für seinen Markt, sein Produkt und seine Kunden.<br />
Er braucht seine Denk- und Organisationskraft kaum noch auf die<br />
Steuern zu richten. Ein niedriger, wettbewerbsfähiger Steuersatz<br />
stärkt den Standort Deutschland in der Wirtschaftswelt und lockt<br />
qualifizierte Arbeitskräfte und Kapital an.<br />
Als erster konkreter Beitrag erschien im Dezember 2003 ein Reformentwurf<br />
für ein erneuertes Einkommensteuersystem:<br />
Kirchhof, Paul: Einkommensteuergesetzbuch. Ein Vorschlag zur<br />
Reform der Einkommen- und Körperschaftsteuer. Kommentierte<br />
Ausg. mit Rechtsverordnung und Glossar. – Heidelberg: C.F. Müller,<br />
2003. XVI, 367 S. (Schriftenreihe des Instituts für Finanz- und<br />
Steuerrecht: Forschungsgruppe Bundessteuergesetzbuch; Bd. 2)<br />
sowie im März 2004 ein Werk über die Erneuerungsbedürftigkeit des<br />
gesamten Steuersystems:<br />
Kirchhof, Paul: Der sanfte Verlust der Freiheit. – München: Hanser,<br />
2004. 240 S.<br />
Die reformierte Einkommensteuer behandelt Arbeit und Kapital<br />
gleichrangig. Sie kennt nur noch eine Einkunftsart, gewichtet alle<br />
Einkünfte der Steuerpflichtigen gleich. Durch diese Zusammenfassung<br />
lassen sich Lastenunterschiede ausschließen, weil einkunftsspezifische<br />
Sondervorschriften nicht mehr nötig sind. Zudem sorgt<br />
das neue Einkommensteuerrecht für eine rechtsformneutrale Besteuerung<br />
der Personen- und Kapitalgesellschaften, indem alle<br />
erwerbswirtschaftlich tätigen Personenzusammenschlüsse in der<br />
Rechtsfigur der „steuerjuristischen Person“ vereinigt werden. Darüber<br />
hinaus wird eine familiengerechte Besteuerung sichergestellt<br />
und die Einbettung des deutschen Staates sowie seiner Wirtschaftssubjekte<br />
ins internationale Steuerrecht berücksichtigt.<br />
Gegenwärtig wird der fertig gestellte Entwurf eines Steuerbilanzrechts<br />
erprobt, der in Übereinstimmung mit dem Einkommensteuerrecht<br />
auf eine periodengerechte, den tatsächlichen wirtschaftlichen<br />
Verhältnissen entsprechende Besteuerung setzt. Steuerliche Wahlrechte<br />
und Vergünstigungen sollen gestrichen werden, die Bemessungsgrundlage<br />
für die Besteuerung bilanzierender Unternehmen<br />
deren tatsächlichen Wert zum Bilanzstichtag wiedergeben.
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
Für das Projekt „Verwaltungsrechtswissenschaft“ wurden Prof.<br />
W. Hoffmann-Riem, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Hamburg,<br />
Prof. E. Schmidt-Aßmann, Institut für deutsches und europäisches<br />
Verwaltungsrecht, Universität Heidelberg, Prof. A. Vosskuhle,<br />
Institut für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie, Universität<br />
Freiburg, Fördermittel bewilligt.<br />
Ziel des Projektes ist die Publikation eines auf drei Bände mit je 1000<br />
Seiten angelegten Handbuchs der Verwaltungsrechtswissenschaft.<br />
Ausgehend von einem durch die Projektleiter entwickelten konzeptionellen<br />
Rahmen soll im wissenschaftlichen Diskurs mit ausgewiesenen<br />
Autoren eine aufeinander abgestimmte und in sich schlüssige<br />
Gesamtdarstellung erarbeitet werden, die die bisherigen Forschungsergebnisse<br />
zur Reform der Verwaltung und des Verwaltungsrechts<br />
systematisch zusammenführt und fortentwickelt. Das Werk soll in<br />
seiner Kohärenz und Innovationskraft sowohl hohen wissenschaftlichen<br />
Ansprüchen genügen, als auch Praktikern jeglichen Hintergrunds<br />
einen übersichtlichen Zugang zu wesentlichen Grundfragen,<br />
Theoriekonzepten und neueren Entwicklungen im Verwaltungsrecht<br />
eröffnen.<br />
Aus methodischer Sicht ist das Projekt gekennzeichnet durch das<br />
Verständnis der „Verwaltungsrechtswissenschaft als Steuerungswissenschaft“,<br />
eine erweiterte Systemperspektive, das Denken in Referenzgebieten<br />
und die Offenheit für die Erkenntnisse anderer Disziplinen:<br />
– Ein steuerungswissenschaftlicher Ansatz ermöglicht es, neben<br />
den verwaltungsrechtlichen Handlungsformen auch die Verwaltungsmaßstäbe,<br />
das Verwaltungsorganisationsrecht, das Verwaltungsverfahren<br />
sowie die Finanzmittel und die beteiligten Akteure<br />
in die Betrachtung einzubeziehen und Wechselbeziehungen in<br />
diesem komplexen Wirkungsgefüge offen zu legen. Indem man<br />
neuartige Formen des Verwaltungshandelns, etwa die Mediation<br />
und den gezielten Einsatz von ökonomisch inspirierten Regulierungsansätzen,<br />
die statt auf Befehl und Zwang stärker auf Motivation<br />
und Selbstverantwortung setzen, in die Betrachtung einbezieht,<br />
wird das verwaltungsrechtliche Denken von seiner bisher<br />
meist vorherrschenden Kontroll- auf eine Handlungsperspektive<br />
umgestellt.<br />
– Erkenntnisfördernde und rationalisierende Kraft erhält der Steuerungsansatz<br />
durch die Verknüpfung mit juristischem Systemdenken,<br />
das darauf angelegt ist, die gewonnenen Einsichten über das<br />
Handlungsgefüge der Verwaltung in die bestehende Systematik<br />
einzupassen, überkommene Systemzäsuren zu überwinden und<br />
neue verallgemeinerungsfähige Strukturen zu gewinnen. Ausgehend<br />
von einer typologischen Realanalyse werden über die Ausbildung<br />
neuer erkenntnisleitender Schlüsselbegriffe schließlich<br />
neue allgemeine Rechtsgedanken, Prinzipien, Wertentscheidungen<br />
und Institute entwickelt.<br />
Verwaltungsrechtswissenschaft<br />
Seite 179
Europäisierung<br />
des<br />
Ausländerrechts<br />
Seite 180<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
– Angesichts der starken Innendifferenzierung des ohnehin heterogenen<br />
Verwaltungsrechts durch Ausbildung immer neuer Spezialgebiete<br />
ist ein Arbeiten in Referenzgebieten geboten. Gemeint<br />
ist das Bemühen, einerseits die in Spezialgebieten gewonnenen<br />
Erkenntnisse auf ihre Verallgemeinerungsfähigkeit hin<br />
zu befragen, andererseits aber die vorgefundenen allgemeinen<br />
Lehrsätze mit neuen Lösungsansätzen zu konfrontieren.<br />
– Getragen wird das Projekt schließlich von einem differenziertintegrativen<br />
Methodenverständnis, das es erlaubt, Theorie, Dogmatik<br />
und Empirische Sozialwissenschaften zusammenzuführen, ohne<br />
die Eigenständigkeit jeder dieser Betrachtungsweisen zu negieren.<br />
Der konzeptionelle Rahmen des Projektes wurde weiter konkretisiert.<br />
Entwürfe der Beiträge zum ersten Band des Werkes sollen demnächst<br />
im Rahmen von Workshops diskutiert und aufeinander abgestimmt<br />
werden.<br />
Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> untersucht Prof. K. Hailbronner, Forschungszentrum<br />
für internationales und europäisches Ausländer- und<br />
Asylrecht, Universität Konstanz, die Auswirkungen der Europäisierung<br />
des Ausländer- und Asylrechts auf das nationale deutsche Recht.<br />
Durch den Amsterdamer Vertrag aus dem Jahre 1996 wurde nahezu<br />
der gesamte Bereich der Asyl- und Ausländerpolitik in die Rechtssetzungskompetenz<br />
der Europäischen Gemeinschaft überführt. Das<br />
wirft die Frage auf, wieviel europäisches Recht notwendig ist und wie<br />
es beschaffen sein soll, um den verschiedenen nationalen Interessen<br />
gerecht zu werden.<br />
Das Projekt befasst sich zunächst mit folgenden, bereits verabschiedeten<br />
Rechtsakten des Asyl- und Flüchtlingsrechts: Der Richtlinie zu den<br />
Mindestaufnahmebedingungen für Asylantragsteller, der Dublin-IIund<br />
Eurodac-Verordnung und dem Flüchtlingsfonds. Erstere soll<br />
durch Festlegung von Mindestnormen eine Weiterbewegung der<br />
Asylantragsteller verhindern. Sie dürfen sich nicht aussuchen, in welchem<br />
Staat der Antrag geprüft wird. Zu klären ist, ob die Richtlinie notwenig<br />
zu einer Rechtsangleichung auf niedrigstem Niveau führt oder<br />
ob sie zu einer Hebung des Standards von Asylsuchenden und damit<br />
zu unerwünschten Anziehungseffekten führen kann. Diese Erwartung<br />
soll auch in Bezug auf das deutsche Asylrecht untersucht werden.<br />
Hinsichtlich der Dublin-II-Verordnung ist zu klären, ob sich zu ihren<br />
Gunsten ein Anwendungsvorrang gegenüber der Sicherer-Drittstaat-<br />
Regel ergibt und ob letztere daneben anwendbar bleibt. Ferner ist zu<br />
analysieren, wie sich die Verordnung auf die Lastenverteilung zwischen<br />
den EG-Mitgliedsstaaten und auf eine Ost-Erweiterung auswirkt.<br />
Ferner gilt es, die Effektivität des Eurodac-Systems zur verbesserten<br />
Durchsetzung der Dublin-Regeln zu untersuchen. Behörden sollen in<br />
kürzester Zeit überprüfen können, ob ein Asylbewerber bereits in
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
einem anderen Mitgliedsstaat einen Antrag gestellt, illegal eine<br />
Außengrenze überschritten oder sich illegal in einem Mitgliedsstaat<br />
aufgehalten hat.<br />
Hinsichtlich des Flüchtlingsfonds ist zu klären, ob und wie fondsfinanzierte<br />
Maßnahmen tatsächlich zu einem effektiven Lastenausgleich<br />
zwischen den Ländern der Europäischen Union geführt haben.<br />
Für das Asylrecht noch geplant ist einerseits die Richtlinie zur Qualifikation<br />
der Flüchtlingseigenschaft. Diese soll als umfassendes<br />
Regelwerk sowohl die Flüchtlingsanerkennung als auch die subsidiäre<br />
Schutzgewährung umfassen. Die Richtlinie sieht verschiedene<br />
Definitionsmerkmale und Auslegungsregeln für den Begriff des<br />
„Flüchtlings“ vor. Das könnte unmittelbare Auswirkungen auf die<br />
Anerkennungspraxis in Deutschland haben und Änderungen der<br />
deutschen Regeln erforderlich machen. Der Vorschlag erlaubt überdies<br />
die Flüchtlingsanerkennung auch bei nichtstaatlicher Verfolgung.<br />
Subsidiärer Schutz soll gewährt werden, wenn die Voraussetzungen<br />
der Flüchtlingsanerkennung nicht vorliegen, aber dennoch<br />
ein Schutzbedürfnis gegeben ist. In einem zweiten Teil der Richtlinie<br />
werden die statusrechtlichen Folgen der Flüchtlingsanerkennung<br />
und des subsidiären Schutzes festgelegt, wie z.B. Sozialhilfeleistungen.<br />
In diesem Zusammenhang soll die Frage der Übereinstimmung<br />
mit den derzeitigen deutschen Bestimmungen stehen. Die teilweise<br />
vorgesehene Gleichbehandlung von subsidiär Schutzberechtigten<br />
mit den Staatsangehörigen des Aufnahmelandes könnte zu erheblichen<br />
Unterschieden bei den Leistungsstandards in den Mitgliedsstaaten<br />
führen. Die angestrebte Harmonisierung der Leistungen<br />
droht dadurch in ihre Gegenteil verkehrt zu werden.<br />
Des weiteren ist eine Richtlinie über Mindestnormen für das Asylverfahren<br />
vorgesehen, welche dessen Vollharmonisierung in den<br />
Ländern der Europäischen Union anstrebt, um einerseits den Missbrauch<br />
von Asylantragstellungen zu unterbinden und andererseits<br />
einen angemessenen Zugang zum Asylschutz zu ermöglichen. Es ist<br />
zu prüfen, ob diese Richtlinie die Änderung des Asylverfahrensrechts<br />
in wesentlichen Punkten notwendig machen würde.<br />
Der zweite Teil des Projekts widmet sich dem Visumrecht. Nach der<br />
Visumverordnung (EUVisumVO) müssen Staatsangehörige bestimmter<br />
Staaten beim Überschreiten der Außengrenzen im Besitz eines<br />
Visums sein; andere sind von der Visumspflicht befreit. Das nationale<br />
Recht gilt hier nur noch teilweise bzw. subsidiär. Die Problematik<br />
der Verordnung zeigt sich etwa bei einem kolumbianischen Staatsangehörigen,<br />
der nach der EUVisumVO visumpflichtig ist, nicht aber<br />
nach deutschem Ausländerrecht. Hier ist eine komplizierte Rechtslage<br />
mit bedeutsamen Konsequenzen für die ausländerrechtliche<br />
Praxis geschaffen worden. Zusätzlich wirft die Verordnung zahlreiche<br />
Fragen hinsichtlich der Voraussetzungen für den Aufenthalt,<br />
die Erwerbstätigkeit und die Ausreisepflicht auf. Eine Neukonzeption<br />
des Ausländergesetzes erscheint geboten.<br />
Seite 181
Urteilsabsprachen<br />
Seite 182<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Ferner führt die unterschiedliche Funktion des Schengen-Visums in<br />
den Mitgliedsstaaten zu großen Rechtsunsicherheiten. Um diese zu<br />
vermeiden und gleiche Standards zu gewährleisten, ist eine Vereinheitlichung<br />
gewisser Mindestvoraussetzungen, z.B. für das Verfahren<br />
bei Ablehnung von Visumanträgen, durchaus sinnvoll.<br />
Projektbegleitend soll eine Tagung in Brüssel durchgeführt werden,<br />
zu welcher neben Vertretern der Wissenschaft Mitarbeiter der Europäischen<br />
Kommission und des Bundesministeriums des Inneren<br />
eingeladen werden sollen. Abschließend soll eine weitere Fachtagung<br />
zur Präsentation und Diskussion der wissenschaftlichen Ergebnisse<br />
in Berlin stattfinden.<br />
Prof. K. Altenhain, Lehrstuhl für Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und<br />
Medienrecht, Universität Düsseldorf, wurden Mittel bewilligt für das<br />
Projekt „Die Praxis der Absprachen an den Wirtschaftsstrafkammern<br />
in Nordrhein-Westfalen.“<br />
Ziel des interdisziplinären Projekts ist es, rechtstatsächliche Erkenntnisse<br />
über die Praxis der Urteilsabsprachen vor den Wirtschaftsstrafkammern<br />
in Nordrhein-Westfalen zu gewinnen.<br />
Absprachen zwischen den Beteiligten eines Strafverfahrens über das<br />
materielle Ergebnis einer noch durchzuführenden oder bereits laufenden<br />
Hauptverhandlung gehören heute zum Gerichtsalltag. Zentraler<br />
Gegenstand ist die Erklärung des Gerichts, im Falle des vom<br />
Angeklagten in Aussicht gestellten Geständnisses eine bestimmte<br />
Strafobergrenze nicht zu überschreiten. Daher werden derartige<br />
Absprachen in Abgrenzung von Vereinbarungen über Verfahrensfragen<br />
auch als „Urteilsabsprachen“ bezeichnet.<br />
Durch die Zusammenarbeit von Juristen und Sozialwissenschaftlern<br />
will das Projekt einen Beitrag zu rechtspolitischen Diskussion über<br />
die inhaltlichen Grenzen und verfahrensmäßigen Voraussetzungen<br />
dieser Urteilsabsprachen leisten. Durch die Befragung von Vertretern<br />
sämtlicher daran beteiligter Gruppen von Berufsjuristen wird<br />
sich ein aktuelles Bild ergeben über Verbreitung und Entwicklung<br />
des Phänomens der Urteilsabsprachen in Wirtschaftsstrafverfahren<br />
sowie über seine Bewertung durch die daran Beteiligten. Die Konzentration<br />
auf Wirtschaftsstrafverfahren geschieht vor dem Hintergrund<br />
der enormen praktischen Bedeutung von Absprachen gerade<br />
in diesem Strafrechtssegment. Aufgrund der tatsächlichen und rechtlichen<br />
Komplexität der aufzuarbeitenden Lebenssachverhalte dürfte<br />
gerade hier das Streben der Verfahrensbeteiligten nach einer Entformalisierung<br />
der Hauptverhandlung besonders ausgeprägt sein.<br />
Schwerpunkt des Projekts ist die empirisch bislang nicht aufgegriffene<br />
Frage, wie die inhaltlichen und verfahrensmäßigen Zulässigkeitsvoraussetzungen,<br />
die der Bundesgerichtshof (BGH) 1997 in seiner<br />
Leitentscheidung für eine Verständigung über das Ergebnis<br />
einer bevorstehenden oder laufenden Hauptverhandlung formuliert
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
hat, von den Strafrechtspraktiken bei den Tatgerichten bewertet und<br />
umgesetzt werden.<br />
Zur Erforschung der Entstehungsbedingungen und konkreten Erscheinungsformen<br />
von Urteilsabsprachen in Wirtschaftsstrafverfahren<br />
werden Interviews mit fünfzig Vorsitzenden Richtern von Wirtschaftsstrafkammern<br />
und jeweils fünfzig Staatsanwälten und<br />
Strafverteidigern mit dem entsprechenden Tätigkeitsschwerpunkt<br />
geführt. Auf der Grundlage eines im Projekt entwickelten Fragebogens<br />
werden die Befragten hierbei nicht nur nach ihrer Wahrnehmung<br />
und Bewertung des Absprachenphänomens und der diesbezüglichen<br />
BGH-Rechtsprechung im Allgemeinen befragt, sondern<br />
vor allem auch zur Genese und konkreten Ausgestaltung derjenigen<br />
Urteilsabsprachen, an denen sie mitgewirkt haben.<br />
Die anschließende, Datenbank gestützte Auswertung der Interviews<br />
wird zunächst zeigen, inwieweit die Verfahrensbeteiligten bei den Tatgerichten<br />
überhaupt Kenntnis von der Absprachenrechtsprechung des<br />
BGH haben. Ferner wird sie die innerhalb der BGH-Senate und der<br />
Wissenschaft diskutierte Frage beantworten, ob die Absprachenpraxis<br />
den Leitlinien des BGH entspricht. Werden Diskrepanzen festgestellt,<br />
soll nach den Ursachen und eventueller Einheitlichkeit in der Abweichung<br />
gesucht werden. Bei weitgehender Übereinstimmung wird der<br />
Frage nachgegangen, ob sich innerhalb des von der Revisionsrechtsprechung<br />
definierten Rahmens auch im Detail einheitliche Handlungsstrukturen<br />
herausgebildet haben. Dann interessiert, ob die Praxis<br />
die ihr vorgegebenen Orientierungsmaßstäbe als ausreichend<br />
bewertet oder sogar ein subjektives Bedürfnis nach weiterer Regulierung<br />
durch den BGH oder den Gesetzgeber empfindet.<br />
Die Ergebnisse des Projekts sollen der Debatte um eine weitere<br />
Regulierung der Absprachenpraxis erstmals seit der Grundsatzentscheidung<br />
des BGH eine aktuelle und verlässliche empirische Datenbasis<br />
liefern. Erwartet werden außerdem praxisorientierte Impulse<br />
für die jüngst angestoßene Diskussion über eine Reform der<br />
Strafprozessordnung und eine gesetzliche Verankerung konsensualer<br />
Elemente im Hauptverfahren. Schließlich könnten die Ergebnisse<br />
der Untersuchung aufzeigen, wie ein Absprachenreglement aussehen<br />
muss, das den Anspruch erhebt, sowohl rechtsstaatlich als<br />
auch praxistauglich zu sein.<br />
Für das Projekt „Magdeburger Recht in Polen (Krakau) – Rechtsquellenedition“<br />
wurden Prof. F. Ebel, Fachbereich Rechtswissenschaft,<br />
Deutsche Rechtsgeschichte, Freie Universität Berlin, 2004 Mittel bewilligt.<br />
Ziel des Projekts ist die Erstellung einer wissenschaftlichen Edition<br />
aus dem Bereich der Rechtsgeschichte für Krakau, deren Quellen<br />
auch für die Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, die Osteuropaforschung<br />
wie für die Philologie wichtig sind. Die Quellen stammen<br />
aus dem hohen und späten Mittelalter.<br />
Magdeburger<br />
Recht in<br />
Polen<br />
Seite 183
Juristenausbildung<br />
in der EU<br />
Seite 184<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Krakau ist für Fragen der Besiedlung, Wirtschaftsstruktur und allgemeinpolitisch<br />
für die Forschung schon lange von großer Bedeutung.<br />
Die Rechtsprechung der Magdeburger Schöffen als Instrument des<br />
Kulturtransfers und der kulturellen und wirtschaftlichen Auseinandersetzung<br />
kann kaum überschätzt werden. Dabei spielt das Magdeburgische<br />
Recht, welches das Recht aller polnischen (und litauischen,<br />
ukrainischen u.a.) Städte wurde, eine besondere Rolle. Selbst<br />
nach den antideutschen Pogromen in der Stadt blieb der Kulturfaktor<br />
Recht ein entscheidendes Element im kleinpolnischen Königreich.<br />
Die Edition, die den Originalsprüchen soweit wie möglich nahe kommen<br />
will, ist daher von dringendem Interesse für die Forschung – aus<br />
deutscher wie aus polnischer Sicht.<br />
Krakau ist seit der Bewidmungsurkunde von 1257 eine Stadt Magdeburgischen<br />
Rechts. Seit wann die Anfänge des Rechtszugs nach<br />
Magdeburg datieren, ist bei der gegenwärtigen Quellenlage nicht<br />
feststellbar. Die Grundlage der Edition bilden Schöffensprüche der<br />
kleinen Stadt Pilso, die selbst in Krakau ihren Oberhof hatte, Magdeburger<br />
Schöffensprüche und der Codex Bregensis, sämtlich Quellen<br />
aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.<br />
Ziel der Edition ist es, den Text zu veröffentlichen, wie er zum fraglichen<br />
Zeitpunkt Gegenstand der Rechtsprechung des Krakauer<br />
Schöffengerichts gewesen ist. Dazu gehören die Magdeburger Sentenzen<br />
wie die Schreibervermerke aus Krakau. Zum anderen ist die<br />
literarische Gestalt der Magdeburgischen Urteile in einer möglichst<br />
der Ursprungsfassung entsprechenden Gestalt editorisch erkennbar<br />
zu machen. Dazu gehören editionskritische Anmerkungen sowie die<br />
umfängliche Konkordanzpräsentation. Durch geeignete Texteinblendungen<br />
werden auch Bestandteile, die nicht der eigentlichen<br />
Spruchtätigkeit Magdeburgs für Krakau zuzuordnen, aber dennoch<br />
in die Überlieferungsmasse der Magdeburger Urteile zu zählen sind,<br />
in der Edition erkennbar werden.<br />
Prof. F. Ranieri, Lehrstuhl für Europäisches Zivilrecht und Neuere europäische<br />
Rechtsgeschichte, Forschungsstelle für Europäisches Zivilrecht/Droit<br />
civil européen, Universität des Saarlandes, Saarbrücken, wurden<br />
2003 Fördermittel bewilligt für das Projekt „Der Europäische Jurist:<br />
Juristenausbildung in der Europäischen Union. Voraussetzung und Hindernisse<br />
für ein transnationales „europäisches“ Ausbildungsmodell.“<br />
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines didaktischen Ausbildungs-<br />
und Vermittlungsmodells, das nicht auf eine additive Zusammensetzung<br />
von nationalen Abschnitten juristischer Ausbildung reduziert<br />
ist, sondern sich spezifisch und gemeinsam an Absolventen<br />
aus verschiedenen europäischen Rechtsordnungen richtet.<br />
Der europäische Rechts- und Justizraum hat zunehmend die juristischen<br />
Professionen, vor allem die Anwaltschaft verändert und zu einer<br />
fortschreitenden Verflechtung der europäischen Justizsysteme<br />
geführt. Das Tätigkeitsfeld des in der Praxis agierenden Juristen be-
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
schränkt sich dabei nicht mehr auf die nationale Rechtsordnung, sondern<br />
erfordert mehr und mehr wenigstens Grundlagenkenntnisse<br />
der Rechtsordnungen der übrigen Mitgliederstaaten. Gleichwohl ist<br />
die Juristenausbildung trotz mancher Initiativen im Kern national geblieben.<br />
So bleibt die gewährleistete Niederlassungs- und vor allem<br />
Dienstleistungsfreiheit der Anwaltschaft nur theoretisch, wenn der<br />
juristische Nachwuchs nicht bereits im Rahmen seiner universitären<br />
Aus- und Fortbildung Grundlagenkenntnisse der ihm fremden<br />
Rechtsordnungen vermittelt bekommt.<br />
Die gemeinschaftsrechtliche Entwicklung definiert zugleich die erste<br />
Aufgabenstellung des Forschungsprojekts: Information über den<br />
Stand der rechtlichen Umsetzung, vor allem aber über die praktische<br />
Handhabung des von der EU zur Verfügung gestellten rechtlichen<br />
Rahmens in den einzelnen Ländern. Unerlässlich ist eine detaillierte<br />
Bestandsaufnahme der rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen<br />
und Rahmenbedingungen bei der Ausbildung von Juristen in<br />
den einzelnen europäischen Ländern.<br />
Trotz eines regen internationalen Diskurses fehlt derzeit eine auch<br />
historisch und funktional strukturierte und vor allem rechtsvergleichend<br />
angelegte Gesamtdarstellung, die die tatsächlichen und funktionalen<br />
Gleichartigkeiten der verschiedenen Modelle von Ausbildung<br />
und Prüfung nachweist.<br />
Diesem Bedürfnis kann unter Erweiterung und systematischer Auswertung<br />
der am Lehrstuhl von Prof. Ranieri bereits angelegten umfangreichen<br />
Materialiendokumentation zum juristischen Unterricht<br />
in der Europäischen Union Rechnung getragen werden.<br />
Dazu soll ergänzend die bereits bestehende Zusammenarbeit mit<br />
Kollegen vertieft werden, die im europäischen Ausland in der Ausbildung<br />
tätig sind. Prof. Ranieri lehrt selbst seit Jahren Zivilrecht in<br />
mehreren europäischen Ländern und pflegt Kontakte in Italien,<br />
Großbritannien, Frankreich und in der Schweiz.<br />
Die zweite Aufgabenstellung ist die Entwicklung eines europäischen<br />
juristischen Ausbildungskonzepts, das nach Inhalt, didaktischer<br />
Ausrichtung in Vermittlung und Anforderungen geeignet sein soll,<br />
Universitätsabsolventen aus verschiedenen Ausbildungstraditionen<br />
in gemeinsamen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen für juristische<br />
Aufgaben in mehreren EU-Ländern zu qualifizieren und vorzubereiten.<br />
Die Arbeit an der ersten Aufgabenstellung ist schon weit fortgeschritten.<br />
In diesem Rahmen ist ein Webportal entstanden (http://<br />
ranieri.jura.uni-sb.de/forschungsstelle/europaeischer jurist/indexframe.<br />
htm), in welchem in detaillierter Weise die nationalen juristischen<br />
Ausbildungssysteme vergleichend gegenübergestellt werden sollen.<br />
Nicht nur die entsprechenden rechtlichen Grundlagen der Juristenausbildung,<br />
sondern vor allem auch deren tatsächliche Rahmenbe-<br />
Seite 185
Seite 186<br />
dingungen, werden dargestellt: Gerade in der Prüfungsmethodik,<br />
welche jeweils durch konkrete Beispiele veranschaulicht wird, sind<br />
erhebliche Unterschiede in den einzelnen europäischen Ausbildungsordnungen<br />
festzustellen.<br />
Durch diese umfassende Bestandsaufnahme ist auch ein wichtiger<br />
Schritt im Hinblick auf die zweite Aufgabenstellung des Forschungsprojekts<br />
– die Entwicklung eines europäischen juristischen<br />
Ausbildungskonzepts – getätigt worden. In dieser Hinsicht wurde<br />
bereits exemplarisches Unterrichtsmaterial für einen europäischen<br />
Rechtsunterricht gesammelt und entworfen, welches in der praktischen<br />
Unterrichtsrealität der internationalen Lehrveranstaltungen<br />
in Saarbrücken, etwa im Centre Juridique Franco-Allemand und am<br />
Europa-Institut, erprobt werden soll.<br />
Am Ende des Projekts werden Ergebnisse erwartet z.B. darüber, in<br />
welchem Umfang Übersetzungen der jeweiligen Rechtstexte erforderlich<br />
sind und inwieweit der Zugang zu den Quellen in der jeweiligen<br />
Originalsprache möglich und didaktisch zu verwirklichen ist.<br />
Ferner soll der Frage nachgegangen werden, ob sich hier eine einzige<br />
oder aber bewusst mehrere Unterrichtssprachen empfehlen und<br />
ob eine systematische oder eher fallorientierte Präsentation des<br />
Rechtsstoffs vorzuziehen ist.<br />
Schon jetzt sprechen Indizien dafür, dass die kasuistische, fallbezogene<br />
Methode, die typisch ist für den Rechtsunterricht an den<br />
amerikanischen Law Schools, auch als Vorbild für neue Formen von<br />
„europäischem“ Unterricht und Prüfungen dienen kann und wahrscheinlich<br />
dienen wird.<br />
Politikwissenschaft<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Unter den Fragen, denen sich die Politikwissenschaft am Anfang<br />
des 21. Jahrhunderts gegenübersieht, hat die nach der Zukunft des<br />
demokratischen Verfassungsstaates besonderen Rang. Sein Anspruch,<br />
auf die Dauer das einzig legitime Modell politischer Ordnung<br />
in der modernen Welt zu sein, ist durch das zu Ende gegangene<br />
Jahrhundert bekräftigt worden. Aber die Gegenfrage, ob er<br />
nicht doch das voraussetzungsreiche Produkt einer spezifischen<br />
Kultur sei, ist noch keineswegs definitiv beantwortet. Es könnte<br />
sein, dass der weltweite Prozess der Erosion der Bestandsbedingungen<br />
nicht-demokratisch organisierter Herrschaft und der Prozess<br />
des Aufbaus der Voraussetzungen für den demokratisch-verfassungsstaatlichen<br />
Modus der Politik zwei ganz verschiedene Dinge<br />
sind.<br />
Auch ist die Frage offen, wie sich der demokratische Verfassungsstaat<br />
gegenüber den neuartigen Herausforderungen bewähren wird,<br />
vor denen er schon steht oder demnächst stehen wird. Welche Mög-
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
lichkeiten, wenn nicht die Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen,<br />
so doch Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen, hat<br />
Politik der demokratisch-verfassungsstaatlichen Spielart in der Welt<br />
des 21. Jahrhunderts? Wie wird sie umgehen mit dem wachsenden<br />
Problemdruck beispielsweise der Umweltkrise? Wie wird sie fertig<br />
mit der außerordentlichen Beschleunigung, auch der Intensität, mit<br />
der Prozesse des sozialen Wandels ablaufen, von den dramatischen<br />
demographischen Entwicklungen bis zum „Wertewandel“? Und wie<br />
verändern diese Prozesse die Rahmenbedingungen, die Handlungsmöglichkeiten<br />
der Politik? Ebenso dringlich ist die Frage, wie die<br />
Politik, die gerade als demokratisch verfasste Politik an umgrenzte<br />
Räume gebunden bleibt, mit der zunehmenden Erosion der Bedeutung<br />
territorialer Grenzen zurecht kommt. Einfacher gefragt: Wie<br />
lässt sich in entgrenzten Räumen noch regieren?<br />
Es ist denkbar, dass unterschiedliche Ausprägungen des demokratischen<br />
Verfassungsstaates unterschiedlich gut mit den Herausforderungen<br />
umzugehen vermögen, die zu bestehen sind. Das ist eine<br />
Frage, die das besondere Interesse der vergleichenden Forschung<br />
verdient. In jedem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Ensemble von<br />
Institutionen und Regeln, das den demokratischen Verfassungsstaat<br />
ausmacht, einem gesteigerten Entwicklungsdruck ausgesetzt sein<br />
wird. Die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit dieses Typus von<br />
politischer Ordnung ist deshalb ein Thema, aus dem sich viele Fragestellungen<br />
ergeben. Dabei kommt über die empirische Forschung<br />
hinaus auch die politische Philosophie ins Spiel, insofern es nämlich<br />
notwendig zu jeder Weiterentwicklung des demokratischen Verfassungsstaates<br />
gehört, sich stetig der Legitimitätsbedingungen demokratischer<br />
Politik zu vergewissern.<br />
Es ist dieser Gesamtkomplex von Fragen, dessen Bearbeitung durch<br />
die Politikwissenschaft die <strong>Stiftung</strong> insbesondere unterstützen möchte.<br />
Prof. E. Jesse, Fachgebiet Politikwissenschaft, Technische Universität<br />
Chemnitz, erhält Fördermittel für das Projekt „Demokratische Verfassungsstaaten.<br />
Institutionelle Grundform und Policy-Leistungen.“<br />
Das Projekt setzt sich ein zweifaches Ziel. Zum einen sollen vergleichend<br />
die Strukturen, Funktionen und spezifischen Probleme von institutionellen<br />
Grundformen der Demokratie analysiert werden; zum<br />
zweiten soll die Frage geklärt werden, ob ein empirischer Zusammenhang<br />
zwischen diesen Grundformen und der Demokratiestabilität<br />
wie den Leistungen einer Demokratie in den Feldern Freiheit,<br />
(innere) Sicherheit und (wirtschaftliche) Wohlfahrt besteht.<br />
Als institutionelle Grundformen der Demokratie gelten die parlamentarische,<br />
semipräsidentielle und präsidentielle Regierungsform.<br />
In der Untersuchung soll nicht zuletzt auch die institutionelle Vielfalt<br />
innerhalb der Regierungsformen dargelegt werden. Die Regierungsform<br />
wird dazu mit verschiedenen anderen institutionellen Ausprägungen<br />
wie Wahlsystem und Bikameralismus in Bezug gesetzt<br />
Verfassungsstaaten<br />
Seite 187
Wahlentscheidung<br />
Seite 188<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
werden. Auf breiter Grundlage werden die Regierungsformen auf<br />
Gemeinsamkeit und Unterschiede hin untersucht; zudem soll analysiert<br />
werden, ob sich in der Regierungspraxis Tendenzen zur<br />
Annäherung der Grundformen erkennen lassen oder ob sich diese<br />
eher voneinander entfernen.<br />
Um eine tragfähige Antwort auf die Untersuchungsfragen gewährleisten<br />
zu können, stellt das Projekt 89 Demokratien im Untersuchungszeitraum<br />
1945 bis 2004 auf den Prüfstand. Übergreifende<br />
Fragen des Projekts lauten: Welche Binnenunterschiede weisen die<br />
Regierungsformen auf? Unterscheiden sich etwa die parlamentarischen<br />
Demokratien mit Verhältniswahlsystemen grundlegend<br />
von jenen mit Mehrheitswahlsystemen? Sind die Binnenunterschiede<br />
zwischen den Demokratien einer Regierungsform größer<br />
oder kleiner als die durchschnittlichen Unterschiede zwischen den<br />
Demokratien in den drei Regierungsformen? Welche Rolle spielen<br />
weitere Variablen wie Bikameralismus und Aspekte des Parteiensystems?<br />
In einem zweiten Schritt soll zunächst der Zusammenhang zwischen<br />
Regierungsform und Demokratiestabilität ergründet werden. Anschließend<br />
rückt der Zusammenhang zwischen Regierungsform und<br />
Policy-Leistungen in den Bereichen Freiheit, Wohlfahrt und (innere)<br />
Sicherheit in den Mittelpunkt der Betrachtung. Diese Teile sollen<br />
einen Beitrag zur Frage nach der „besten“ Form der Demokratie<br />
anbieten.<br />
Zur Operationalisierung der Leistungen in den Politikfeldern werden<br />
aus internationalen Datensammlungen (Freedom House, International<br />
Labour Organization, Interpol, World Bank, World Health Organization)<br />
empirische Indikatoren genutzt. Im Bereich der Freiheit<br />
dienen als Indikatoren die Werte für bürgerliche und politische<br />
Freiheitsrechte von Freedom House. Im Hinblick auf die Wohlfahrt<br />
sind das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf wie die Arbeitslosenquote<br />
und Inflationsrate zentrale Messgrößen. Gradmesser der (inneren)<br />
Sicherheit sind die Zahl der politisch motivierten Gewalttaten und<br />
Aufstände wie die Zahl der Gewaltdelikte Mord und Totschlag.<br />
Für das Projekt „Der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf<br />
die Wahlentscheidung“ wurden Dr. S. Schumann, Institut für Politikwissenschaft,<br />
Universität Mainz, 2003 Mittel bewilligt.<br />
Das Projekt hat im Kern zum Ziel, den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften<br />
auf Wahlintentionen (und damit auf das Wählerverhalten)<br />
sowie auf weitere Variablen, die mit dem Wählerverhalten in<br />
Verbindung stehen (wie etwa Werthaltungen, Religiosität, Rechtsextremismus<br />
etc.) zu untersuchen. Damit wird eine bislang vernachlässigte<br />
Variable innerhalb der empirischen Wahlforschung sowie<br />
generell der empirischen Sozialforschung in die Analysen einbezogen.<br />
An dem interdisziplinär angelegten Projekt arbeiten etwa<br />
zwanzig Forscherinnen und Forscher aus zehn Universitäten mit.
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
Ein weiteres Ziel ist es, ein „umfragetaugliches“ Instrument zur<br />
Persönlichkeitsmessung zu validieren, das in künftigen Untersuchungen<br />
problemlos eingesetzt werden kann. Hierzu werden im<br />
Sinne des so genannten Big-Five-Ansatzes „Offenheit für Erfahrung“,<br />
„Gewissenhaftigkeit“, „Verträglichkeit“, „Extraversion“ und<br />
„Neurotizismus“ erfasst.<br />
Obwohl in dem Projekt der Zusammenhang zwischen Wahlintentionen<br />
und Persönlichkeitsmessung systematisch untersucht wird, kann<br />
aus theoretischen Gründen ein direkter Einfluss kaum unterstellt<br />
werden. Vielmehr ist anzunehmen, dass derartige Zusammenhänge<br />
über andere, zwischengeschaltete Prozesse vermittelt sind. Derartige<br />
komplexe Vorgänge sollen anhand verschiedener wissenschaftlicher<br />
Ansätze untersucht werden.<br />
Für die empirische Untersuchung wurden bundesweit 2500 Personen<br />
repräsentativ befragt (mündliche Interviews). 1500 der befragten<br />
Personen beantworteten zusätzlich einen schriftlichen Fragebogen.<br />
Auf diese Weise konnten sehr viele Informationen pro Person erhoben<br />
werden. Mündlich wurden insbesondere solche Fragen gestellt,<br />
bei denen es wichtig ist, die Verteilung der Antworten im Elektorat<br />
zu kennen und Fragen, bei denen zur Auswertung sehr hohe Fallzahlen<br />
benötigt werden. Schriftlich gestellt wurden vorwiegend<br />
Fragen, bei denen lediglich Zusammenhänge mit anderen Variablen<br />
untersucht werden sollten.<br />
Für Ende 2004 ist das Erscheinen eines Sammelbandes geplant, in<br />
dem die Ergebnisse der Analysen des Forscherteams zusammengestellt<br />
sind. Der Reader soll den Anstoß dazu geben, Persönlichkeitseigenschaften<br />
generell in der empirischen Sozialforschung und<br />
speziell in der Wahlforschung als Erklärungsvariablen wieder zu<br />
berücksichtigen. Daneben soll ein Instrument zur breiten Persönlichkeitsmessung<br />
vorgestellt werden, das für Umfragen ausgelegt ist<br />
und aufgrund kurzer Beantwortungszeiten dort auch problemlos eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Priv. Doz. Dr. M. Seeleib-Kaiser, Department of Social Policy and<br />
Social Work, Oxford University, wurden 2003 Fördermittel bewilligt<br />
für das Projekt „Parteien in kontinentaleuropäischen Wohlfahrtsdemokratien:<br />
Christdemokraten und Sozialdemokraten im Wettbewerb?“<br />
Das Vorhaben zielt auf die Klärung der Frage, ob sich zwischen<br />
christdemokratischen und sozialdemokratischen Parteien in Deutschland,<br />
Österreich und den Niederlanden Unterschiede in der Formulierung<br />
und Umsetzung der Wirtschafts- und Sozialpolitik feststellen<br />
lassen und inwieweit die Durchsetzung programmatischer Positionen<br />
in diesem Bereich durch institutionelle Rahmenbedingungen<br />
eingeschränkt wird. Historisch gelten Deutschland, Österreich und<br />
die Niederlande als Ausprägungen des Typus eines „konservativen“<br />
Wohlfahrtsstaates, in denen christdemokratischen Parteien ein maßgeblicher<br />
Einfluss auf die Gestaltung des wirtschafts- und sozial-<br />
Parteien in<br />
Wohlfahrtsdemokratien<br />
Seite 189
Seite 190<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
politischen Lebens zukommt. Die Untersuchung umfasst den Zeitraum<br />
von 1975 bis zur Gegenwart. Dabei soll die Regierungspraxis<br />
dieser Parteien zum einen im Blick auf die programmatischen Konzepte,<br />
zum anderen unter Berücksichtigung der Konditionen zur<br />
Umsetzung dieser Konzepte analysiert werden.<br />
Anhand des Forschungsstandes lassen sich zunächst grundlegende<br />
programmatische Charakteristika sozial- und christdemokratischer<br />
Parteien in der Wirtschafts- und Sozialpolitik feststellen, die unterschiedliche<br />
Politikziele, Grundverständnisse und Instrumentenpräferenzen<br />
betreffen. Ausgangspunkt dieses Projektes ist die Parteiendifferenztheorie,<br />
wonach es in der Vergangenheit hinsichtlich<br />
der wohlfahrtsstaatlichen Politik von Bedeutung war, welche der<br />
beiden Parteien die Regierung stellte. Diese These wurde durch jüngere<br />
Forschungsarbeiten zumindest eingeschränkt.<br />
Drei Arbeitshypothesen werden auf der Grundlage der bisherigen<br />
Forschung formuliert:<br />
– Die Differenzannahme geht gemäß der Parteiendifferenztheorie<br />
davon aus, dass sich die Parteien sowohl in ihrer Programmatik als<br />
auch ihrer Regierungspraxis deutlich voneinander unterscheiden.<br />
– die Konvergenzthese unterstellt zwecks Maximierung des Stimmenpotentials<br />
und aufgrund schwindender staatlicher Steuerungsmöglichkeiten<br />
einen Trend zur Angleichung christ- und sozialdemokratischer<br />
Positionen und Praxis.<br />
– Die Diffusionsthese geht von einem generellen Profilverlust beider<br />
Parteienfamilien und entsprechenden Auswirkungen auf das<br />
Regierungshandeln aus.<br />
Zur Prüfung der Thesen werden als zentrale Elemente untersucht:<br />
der parteipolitische Diskurs, aber auch strukturelle Schranken des<br />
Regierungshandelns (etwa durch Globalisierung und den Verlust<br />
staatlicher Gestaltungsautonomie), außerparlamentarische Machtressourcen<br />
(z.B. gewerkschaftlicher Organisationsgrad der Wähler),<br />
sowie institutionelle Restriktionen durch Vetospieler (Zentralbanken,<br />
föderale Gewalten, Tarifpartner, supranationale Institutionen).<br />
Um die aufgeworfenen Fragen zu beantworten wird methodisch auf<br />
einen Mix zurückgegriffen, der insbesondere die diskursive Praxis<br />
der Parteien und die Herausbildung von Ideen und Programmen<br />
anhand diskursanalytischer Verfahren in den Mittelpunkt stellt.<br />
Ein internationaler und intertemporaler Vergleich der Ergebnisse soll<br />
abschließend induktiv der Frage nachgehen, ob und inwieweit die<br />
Parteiendifferenztheorie in den einzelnen Politikbereichen noch<br />
trägt.
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
Im Berichtszeitraum wurden u.a. publiziert:<br />
Seeleib-Kaiser, Martin: Peter Bleses: The dual transformation of the<br />
German welfare state. – Basingstoke: Palgrave/Macmillan, 2004.<br />
Seeleib-Kaiser, Martin: Continuity and change? Red-Green social<br />
policy after 16 years of Christian-Democratic rule. – In: Germany<br />
on the road to „Normalcy”. Policies and politics of the Red-Green<br />
federal government (1998-2002). Hrsg.: Werner Reutter. New York<br />
2004. S. 123-143.<br />
Seeleib-Kaiser, Martin: Politikwechsel nach Machtwechsel? – In:<br />
Sozial- und Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün. Hrsg.: Antonia<br />
Gohr; Martin Seeleib-Kaiser. Wiesbaden 2003. S. 11-27.<br />
Seeleib-Kaiser, Martin: Rot-Grün am Ende? – In: Sozial- und<br />
Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün. Hrsg.: Antonia Gohr; Martin<br />
Seeleib-Kaiser. Wiesbaden 2003. S. 347-361.<br />
Seeleib-Kaiser, Martin: The welfare state. Incremental transformation.<br />
– In: Developments in German politics. Eds.: Stephen<br />
Padgett et al. 3. Basingstoke 2003. S. 143-160.<br />
Dr. W. Reinicke, Global Public Policy Institute (GPPi), Berlin/Genf,<br />
wurden 2003 Fördermittel bewilligt für das Projekt „Exploring and<br />
Analyzing the Role of Accountability in Global Governance.” Bearbeiter<br />
sind Th. Benner und J. M. Witte.<br />
Internationale Politik ist längst nicht mehr die Sache von Nationalstaaten<br />
und zwischenstaatlichen Organisationen allein: Unternehmen<br />
und Nicht-Regierungsorganisationen spielen in verschiedensten<br />
Konstellationen wichtige Rollen in der globalen Politik. In vielen<br />
internationalen Politikbereichen sind sie nicht mehr nur tätig als<br />
Lobby-Organisationen, sondern übernehmen – im Zusammenspiel<br />
mit Regierungen und internationalen Organisationen – wichtige<br />
„Governance“-Funktionen. Dies wirft zunehmend Fragen nach der<br />
Legitimität globalen Regierens auf.<br />
Wie kann man Regieren jenseits des Nationalstaats verantwortlich<br />
gestalten, auch und vor allem wenn nichtstaatliche Akteure zu wichtigen<br />
Akteuren werden? Ziel ist es, erste Elemente der Akteurs- und<br />
Prozessverantwortlichkeit im Rahmen eines „pluralistischen Systems<br />
der Verantwortlichkeit“ im globalen Regieren zu entwickeln und auf<br />
seine empirische Umsetzung zu untersuchen. Verantwortlichkeit<br />
wird in diesem Zusammenhang als ein Schlüssel zur Erhöhung der<br />
Legitimität von „Global Governance“ angesehen.<br />
Das Projekt konzentriert sich auf drei Elemente:<br />
– Das Konzept Verantwortlichkeit („accountability“) im globalen<br />
Regieren:<br />
Verantwortlichkeit<br />
im<br />
globalen<br />
Regieren<br />
Seite 191
Seite 192<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Was sind die zentralen Elemente eines „pluralistischen Systems<br />
von Verantwortlichkeit“? Wie können jenseits utopischer Vorstellungen<br />
globaler Demokratie konkrete Veranwortlichkeitsmechanismen<br />
für globales Regieren entwickelt werden?<br />
– Verantwortlichkeit der Akteure:<br />
Welche Mechanismen können zur Verantwortlichkeit der verschiedenen<br />
Akteure (internationale Organisationen, Unternehmen,<br />
NGOs) in der globalen Arena beitragen? Welche Unterschiede<br />
gibt es zwischen den verschiedenen Sektoren (öffentlich,<br />
privat, zivilgesellschaftlich)? Wie kann die Effektivität verschiedener<br />
Mechanismen (z.B. Transparenz, Finanzberichterstattung,<br />
„naming and shaming“) erhöht werden?<br />
– Verantwortlichkeit öffentlich-privater Partnerschaften und Netzwerke:<br />
Wie können die Prozesse in neuen Formen sektorenübergreifenden<br />
Regierens verantwortlich gestaltet werden? Inwieweit befördern<br />
oder behindern Verantwortlichkeitsmechanismen die sektorenübergreifende<br />
Kooperation in Netzwerken und öffentlichprivaten<br />
Partnerschaften?<br />
Das Global Public Policy Institute hat ein internationales Team von<br />
Forschern zusammengestellt, die Überblicksbeiträge zu jedem der<br />
großen Themenkomplexe anfertigen. Ausgewählte Praktiker steuern<br />
Kurzkommentare zu den Überblickdarstellungen bei.<br />
Die Entwürfe der Beiträge wurden in einem Kreis von Nachwuchswissenschaftlern<br />
und Praktikern diskutiert. Die Beiträge sollen als<br />
Arbeitspapiere des Global Public Policy Institute sowie 2005 in einem<br />
Sammelband veröffentlicht werden.<br />
Erste Projektergebnisse finden sich in den folgenden Publikationen<br />
der Projektverantwortlichen:<br />
Benner, Thorsten; Jan Martin Witte: Everybody´s Business.<br />
Accountability, partnerships, and the future of Global Governance.<br />
– In: The Partnership Principle. Governance in the 21st Century.<br />
Eds.: Susan Stern; Elisabeth Seligmann, London 2004.<br />
Benner, Thorsten; Jan Martin Witte: Das Prinzip Verantwortlichkeit.<br />
Partnerschaften und die Zukunft globalen Regierens. – In:<br />
Das Prinzip Partnerschaft. Neue Formen der Governance im<br />
21. Jahrhundert Hrsg.: Alfred-Herrhausen-Gesellschaft. München<br />
2004.<br />
Benner, Thorsten, et al.: Multisectoral networks in Global Governance.<br />
Towards a pluralistic system of accountability. – In: Government<br />
and Opposition. Spec. Iss.: Global Governance and Public<br />
Accountabilitiy. 39,2. 2004. S. 191-210.
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
Für das Projekt „Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(IKTs) in Afrika. Die Bedeutung von IKTs im Entwicklungsprozess<br />
Tansanias“ erhält Prof. C. Jakobeit, Institut für Politische Wissenschaft,<br />
Universität Hamburg, weitere Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage nach der Bedeutung<br />
von IKT im Entwicklungsprozess Tansanias. Hintergrund ist<br />
die seit Ende der 90er Jahre geführte Debatte, die mit Schlagworten<br />
wie „IKT für Entwicklung“ oder „digitaler Graben“ als Potential der<br />
neuen Technologien für Entwicklungsländer thematisiert und eine beachtliche<br />
Aufmerksamkeit in der entwicklungspolitischen Diskussion<br />
geweckt hat. Dabei ist die zentrale Frage nicht, ob von IKT<br />
positive Wirkungseffekte ausgehen können, denn längst haben IKT<br />
den afrikanischen Kontinent erreicht und sind in den urbanen Zentren<br />
und zunehmend auch in ländlichen Gebieten alltägliche Kommunikationsmittel.<br />
Es geht vielmehr darum, Strategien einer nachhaltigen<br />
IKT-Förderung zu identifizieren und die Technologien in den größeren<br />
Kontext von Entwicklung zu stellen. Positive Wirkungen von IKT messen<br />
sich nicht an der Summe von individuellen Projekterfolgen, sondern<br />
an der Lösung von Zielkonflikten innerhalb der Entwicklungsagenda.<br />
Dabei stellen die Abwägung von Opportunitätskosten sowie<br />
eine knappe Ressourcenausstattung eine enorme Herauforderung an<br />
die gesellschaftliche, politische und ökonomische Steuerungsfähigkeit.<br />
Deshalb sind Analyse und Bewertung möglicher Handlungsstrategien<br />
sowie die Identifizierung von Zielsektoren, in denen hohe politische,<br />
ökonomische oder soziale Rückflüsse aus dem Technologieeinsatz<br />
erwartet werden können, zentrale Bezugspunkte der Analyse.<br />
Das Länderbeispiel Tansania bietet sich für eine solche Betrachtung<br />
an. Gesellschaftliche und politische Stabilität sowie nachhaltige wirtschaftliche<br />
Reformen schaffen günstige Analysebedingungen. Vor<br />
allem aber ist Tansania eines der afrikanischen Länder, die seit nunmehr<br />
zehn Jahren eine aktive IKT-Förderpolitik betreiben, so dass<br />
Aussagen über Reichweite und Grenzen eingeschlagener Förderstrategien<br />
zur Technologienutzung auch über einen längeren Zeitraum<br />
möglich sind. Darüber hinaus zeigt der Länderfall exemplarisch,<br />
mit welchen Problemen sich Entwicklungsländer konfrontiert<br />
sehen, wenn wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zunehmend von<br />
der Verfügbarkeit von IKT als Standortfaktor abhängt.<br />
Im Mittelpunkt des Projektes standen zwei Feldaufenthalte in<br />
Tansania. Ziel des ersten Aufenthaltes war vor allem die Analyse und<br />
Systematisierung der Wirkungen von Politikgestaltung, Regulierung<br />
und Marktentwicklung, die insbesondere durch Experteninterviews<br />
erschlossen wurden. Der zweite Aufenthalt fokussierte komplementäre<br />
Sektoruntersuchungen in den Bereichen eGovernment, Gesundheit,<br />
Bildung, Klein- und Mittelunternehmen, NRO sowie ländliche<br />
IKT-Nutzung mit qualitativen und quantitativen Untersuchungsmethoden.<br />
Eine Projektwebseite, auf der über die jeweiligen Fortschritte<br />
berichtet wird, wurde eingerichtet unter http://www.duei.<br />
de/iak/ show.php/de/content/forschung/projektnielinger.html.<br />
Informationstechnologien<br />
in Tansania<br />
Seite 193
Dezentralisierung<br />
und Armut<br />
Seite 194<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Folgende Publikationen sind bisher aus dem Projekt hervorgegangen:<br />
Nielinger, Olaf: Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte<br />
in Afrika. Eine Bilanz nach 10 Jahren. – In: Afrika-Jahrbuch. 2003.<br />
[Im Druck]<br />
Nielinger, Olaf: Crating an environment for ICT in Tanzania.<br />
Policy, regulation and markets. 2004, April.<br />
http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext7.pdf<br />
Nielinger, Olaf: Afrika und der UN-Gipfel zur Informationsgesellschaft.<br />
Institut für Afrika-Kunde; Deutsches Übersee-Institut. –<br />
Hamburg: IAK, 2003. 8 Bl. (Afrika im Blickpunkt; 2003, Nr. 4)<br />
http://www.duei.de/iak/de/content/aktuelles/pdf/AiB4-03.pdf<br />
Nielinger, Olaf: Wider die große Erwartung. Afrika und der UN-<br />
Gipfel zur Informationsgesellschaft. – In: Der Überblick – Zeitschrift<br />
für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit.<br />
93. 2003. S. 55-57.<br />
Nielinger, Olaf: Rural ICT utilisation in Tanzania. Empirical findings<br />
from Kasulu, Magu and Sengerema. 2003, Oct.<br />
http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext6.pdf<br />
Nielinger, Olaf: Fact sheet. ICT utilisation by Non-Governmental<br />
Organisations (NGOs) in Tanzania. 2003, June.<br />
http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext1.pdf<br />
Nielinger, Olaf: Fact sheet. ICT utilisation of Small and Medium<br />
Enterprises (SME) in Tanzania. 2003, April.<br />
http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext2.pdf<br />
Nielinger, Olaf: Fact sheet. Tanzania IT-Vendor Survey. 2002, Dec.<br />
http://www.duei.de/iak/de/content/forschung/pdf/projektnieltext4.pdf<br />
Dr. A. Mehler, Institut für Afrika-Kunde, Hamburg, wurden 2004<br />
Mittel bewilligt für ein Projekt über die Auswirkungen der Dezentralisierung<br />
auf die Armut in Uganda. Projektleiter ist Prof. R. Kappel,<br />
Institut für Afrikanistik, Universität Leipzig.<br />
Der Zusammenhang zwischen Dezentralisierung und Armutsbekämpfung<br />
in Entwicklungsländern soll am Beispiel Ugandas theoretisch<br />
und empirisch untersucht werden.<br />
Armutsbekämpfung ist in den 90er Jahren im Rahmen der Weltbank<br />
und des Internationalen Währungsfonds zum übergeordneten Ziel
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
der entwicklungspolitischen Bemühungen geworden. Dabei wird die<br />
Mehrdimensionalität des Armutsbegriffes betont, der neben einer<br />
ökonomischen auch eine humane, soziale, kulturelle und politische<br />
Seite aufweist.<br />
Dezentralisierung wird häufig als Bestandteil von „Good Governance“<br />
betrachtet. Hier wird Dezentralisierung verstanden als Schaffung<br />
autonomer, entscheidungsbefugter subnationaler Verwaltungen im<br />
Sinne einer Devolution. Umstritten ist in der Forschung allerdings, ob<br />
und unter welchen Bedingungen dezentrale Strukturen effektiv zur<br />
Armutsbekämpfung beitragen. Bislang haben ohnehin nur wenige<br />
Beiträge diesen Zusammenhang explizit behandelt.<br />
Uganda bietet sich für eine Untersuchung dieser Frage an, da es seit<br />
Mitte der 90er Jahre eine Dezentralisierung eingeleitet hat, zudem<br />
seit gut zehn Jahren Erfolge in der Armutsbekämpfung erzielt und<br />
eine gute Datenlage hierzu vorhanden ist.<br />
Eine umfassende Bestandsaufnahme des ugandischen Dezentralisierungsprozesses<br />
seit 1993 und der Armutspolitik des Landes (vor allem<br />
in Vor-Ort-Recherchen) bildet den Ausgangspunkt der Studie.<br />
Bei der anschließenden theoretischen Modellbildung werden die<br />
Wirkungszusammenhänge der Armutsbekämpfung in unterschiedlichen<br />
Dimensionen (anhand von Variablen wie Einkommen, Konsum,<br />
Bildung, Analphabetenrate oder politischer und sozialer Partizipation)<br />
erfasst. Ziel des theoretischen Teils ist die Identifizierung<br />
der Transmissionsmechanismen, über die Dezentralisierung diese<br />
Dimensionen beeinflusst. Hierbei sind lokale Einnahmen und Ausgaben<br />
zu berücksichtigen; zudem müssen Faktoren wie Korruption,<br />
die Rolle von Interessengruppen sowie institutionelle Rahmenbedingungen<br />
in die Analyse einbezogen werden.<br />
Der empirische Teil dient dazu, die Armutseffekte der ugandischen<br />
Dezentralisierung mikroökonometrisch abzuschätzen. Als Quelle<br />
dienen repräsentative Haushaltsbefragungen durch das Uganda<br />
Bureau of Statistics, das seit 1992 Größen wie Beschäftigung, Einkommen,<br />
Konsumausgaben, Bildung, Gesundheit und Migration<br />
erhebt. Aus den Daten sind geeignete endogene und exogene Variablen<br />
zu identifizieren. So sollen Zusammenhänge zwischen verschiedenen<br />
Ausprägungen von Armut und Einflussgrößen wie Alter,<br />
Bildung, Geschlecht oder Anzahl der Familienmitglieder geprüft<br />
werden.<br />
Da die Dezentralisierung in unterschiedlichen Distrikten Ugandas<br />
phasenverschoben eingeführt wurde, kann in Anlehnung an den methodischen<br />
Ansatz der „Difference in Differences“ eine Behandlungsgruppe<br />
mit einer Kontrollgruppe vergleichen werden. Zur Behandlungsgruppen<br />
zählt die Gesamtheit der armen Individuen in<br />
den frühzeitig dezentralisierten Distrikten, während die Kontrollgruppe<br />
aus zunächst nicht dezentralisierten Distrikten gewonnen<br />
wird. Verglichen wird die Armutsentwicklung (nach unterschied-<br />
Seite 195
Ernst<br />
Fraenkel<br />
Lecture<br />
Series<br />
Seite 196<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
lichen Dimensionen) in beiden Gruppen jeweils vor und nach dem<br />
Zeitpunkt der Dezentralisierung. Die methodische Forderung, dass<br />
beide Gruppen identischen makroökonomischen Bedingungen<br />
unterliegen und in ihrer Zusammensetzung keinen systematischen<br />
Änderungen unterworfen sind, ist – mit Ausnahme des bürgerkriegsbelasteten<br />
Norden – weitgehend gegeben.<br />
Abschließend sollen die empirischen Ergebnisse mit Fallstudien anderer<br />
Länder verglichen werden, um verallgemeinernde Aussagen<br />
zu gewinnen, die auch für weitere entwicklungspolitische Entscheidungen<br />
erhebliche Bedeutung gewinnen können.<br />
Studenten, Wissenschaftler und eine USA-interessierte Öffentlichkeit<br />
will die Ernst Fraenkel Lecture Series ansprechen, die unter der<br />
Leitung von Prof. C.-L. Holtfrerich am John F. Kennedy-Institut für<br />
Nordamerikastudien (Freie Universität Berlin) mit zwei bis vier Vorträgen<br />
je Semester stattfindet.<br />
Für diese sowohl vom Präsidium der Freien Universität Berlin als<br />
auch von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderte Vorlesungsreihe<br />
konnten international renommierte Wissenschaftler gewonnen werden.<br />
Die Palette der Themen ist breit gefächert: neben den Schwerpunkten<br />
Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auch solche<br />
aus Kultur-, Literatur- und Geschichtswissenschaften.<br />
Im Berichtszeitraum wurden folgende Vorträge gehalten:<br />
Gilmore, Michael: Words and Deeds: Reinterpretation of the<br />
American Renaissance. Juni 2003.<br />
Marx, Leo: recovering the „Ur” – Theory of American Studies.<br />
Juni 2003.<br />
Im Rahmen der „Ernst Fraenkel<br />
Lecture Series“ hielt Prof. Joseph<br />
E. Stiglitz am 26. Januar<br />
2004 einen Vortrag zum Thema<br />
„The Roaring Nineties. Der Entzauberte<br />
Boom“.
SOZIOLOGIE<br />
Oren, Ido: Our Enemies and US. America´s Rivalries and the<br />
Making of Political Science. November 2003.<br />
Pease, Donald E., jr.: Pip: Figuring the Limits of Ahab’s Rhetoric of<br />
Persuasion. Januar 2004.<br />
Stiglitz, Joseph E.: The Roaring Nineties. Der Entzauberte Boom.<br />
Januar 2004.<br />
Soziologie<br />
Seit ihrer Entstehung versteht sich die Soziologie als Schlüsseldisziplin<br />
der modernen Industriegesellschaft. Der Wandel der Industriegesellschaft<br />
stellt die Soziologie daher vor besondere Herausforderungen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> möchte in dieser Umbruchperiode<br />
insbesondere sozialwissenschaftliche Forschungsvorhaben fördern,<br />
die den Wandel von der Arbeits- zur Wissensgesellschaft zum Thema<br />
haben und Ausblicke auf künftige Entwicklungen der Industriegesellschaft<br />
eröffnen. Dieser Wandel soll in all seinen Auswirkungen<br />
untersucht werden, die nicht nur die Arbeitswelt, sondern beispielsweise<br />
auch biographische Karrieren, Veränderungen familialer<br />
Strukturen und Umbrüche der Mentalitäten sowie Innovationen der<br />
Lebensstile und der Lebensführung betreffen. Dazu gehören Untersuchungen<br />
zu neuen Formen der Erwerbsarbeit und der Berufswege<br />
ebenso wie Wandlungen traditioneller Biographiemuster und des<br />
Freizeitverhaltens. Von Bedeutung wären Analysen zum Wandel<br />
der Geschlechterbeziehungen, die sich durch den Wertzuwachs bestimmter<br />
Tätigkeitsfelder ergeben (Kindererziehung, Altenpflege,<br />
Betreuungsaktivitäten), sowie Untersuchungen zum Wandel der<br />
Generationenbeziehungen, die heute aufgrund dramatischer demographischer<br />
Umbrüche unübersehbar sind. Erwünscht wären Studien,<br />
die sich dem Umbau der traditionalen Arbeitsgesellschaft zur<br />
Wissensgesellschaft widmen, in der die Schaffung neuen Wissens,<br />
dessen intelligente Nutzung und schnelle Anwendung von vorrangiger<br />
Bedeutung sind. Aufmerksamkeit sollte neuen Prozessen des<br />
Lehrens und Lernens gewidmet werden, die traditionale Sozialisationsagenturen<br />
von der Schule bis zur Universität verändern; wir<br />
stehen vor entscheidenden Revisionen der Didaktik und der Curricula.<br />
Im Bereich der Soziologie räumt die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Projekten<br />
eine hohe Priorität ein, die unser Verständnis des sozialen Wandels<br />
in der Gegenwart mit Blick auf die Gesellschaft der Zukunft befördern<br />
könnten.<br />
Prof. J. Berger und Dr. C. G. Ullrich, Lehrstuhl für Soziologie III, Universität<br />
Mannheim, wurden 2003 Mittel bewilligt für das Projekt<br />
„Akzeptanz des Wohlfahrtsstaates.“ Das Projekt wird am Mannheimer<br />
Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) durchgeführt.<br />
Akzeptanz<br />
Wohlfahrtsstaat<br />
Seite 197
Soziale<br />
Differenzierung<br />
Seite 198<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Ziel des Projektes ist es, zu untersuchen, inwieweit der Wohlfahrtsstaat<br />
in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland Unterstützung<br />
findet. Erstmalig für die Bundesrepublik Deutschland sollen<br />
dazu in einer systematischen und gezielt auf die Fragestellung ausgerichteten<br />
Primärerhebung Akzeptanzurteile über die zentralen Institutionen<br />
des Wohlfahrtsstaates erhoben werden. Zwei Zielsetzungen<br />
werden damit verfolgt:<br />
– Gewinnung eines repräsentativen Bildes über den Grad der Akzeptanz<br />
wohlfahrtsstaatlicher Institutionen in der Bundesrepublik<br />
sowie über Akzeptanzunterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen.<br />
Dazu sollen Akzeptanzurteile zu zentralen Leistungsarten<br />
etwa: Gesetzliche Renten- und Krankenversicherungen,<br />
Arbeitslosenversicherung und Arbeitsförderung, Leistungen<br />
nach dem BSGH, Wohngeld, Kindergeld und BAFÖG erhoben<br />
werden. Akzeptanz wird dabei als Konstrukt verstanden, welches<br />
durch mehrere Indikatoren erfasst werden soll (u.a. Unzufriedenheit<br />
mit der Leistungs- und Beitragserhöhung, Beurteilung der<br />
Absicherungsform, tatsächliches und intendiertes Akzeptanzverhalten),<br />
– Erklärung positiver und negativer Akzeptanzurteile gegenüber<br />
dem Wohlfahrtsstaat. Auf der Basis eines multifaktoriellen Erklärungsmodells<br />
sollen die Ursachen wohlfahrtsstaatlicher wie<br />
-kritischer Akzeptanzurteile nachgewiesen werden. Das Erklärungsmodell<br />
soll neben interessenrationalen auch normative und<br />
kognitive Erklärungsfaktoren umfassen. Es wird davon ausgegangen,<br />
dass Akzeptanzurteile gegenüber wohlfahrtsstaatlichen Institutionen<br />
grundsätzlich durch die soziale und politische Lage<br />
(u.a. Einkommen, Alter, sozialversicherungsrechtlicher Status),<br />
durch den Kenntnisstand der Befragten (insbesondere Kenntnisse<br />
über die wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen selbst wie über Beitragshöhen<br />
und über eigene Handlungsoptionen), durch subjektive<br />
Interessendefinitionen sowie durch Wertüberzeugungen<br />
(u.a. allgemeine wie bereichsspezifische Solidaritäts- und Gerechtigkeitsvorstellungen)<br />
geprägt werden.<br />
Zur Datenerhebung ist die mündliche Befragung einer repräsentativen<br />
Stichprobe volljähriger, deutschsprachiger Personen mit Hilfe<br />
eines standardisierten Fragebogens vorgesehen. Die Auswertung<br />
soll Ergebnisse zur Höhe und Verteilung der Akzeptanz wohlfahrtsstaatlicher<br />
Institutionen liefern. Damit soll einerseits an vorliegende<br />
quantitative Studien angeknüpft werden, andererseits soll versucht<br />
werden, durch Weiterentwicklung und Ergänzung der Indikatoren<br />
und Erklärungsfaktoren zu einem schlüssigen Bild zu gelangen. Erste<br />
Ergebnisse werden für den August 2004 erwartet.<br />
Prof. P. Flora, Lehrstuhl für Soziologie I, Universität Mannheim, wurden<br />
2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Soziale Differenzierung<br />
und soziale Transfers. Eine vergleichende Analyse von Deutschland,<br />
Großbritannien und Italien im Zeitraum 1980-2000.“
SOZIOLOGIE<br />
Ziel des Projekts ist es, in einem Vergleich von drei Ländern<br />
(Deutschland, Großbritannien, Italien) für den Zeitraum 1980-2000<br />
den Zusammenhang von sozialstaatlichen Reformen und sozialstrukturellen<br />
Veränderungen zu untersuchen.<br />
Der europäische Wohlfahrtsstaat hat in zunehmendem Maße die Verteilung<br />
von Einkommen und Dienstleistungen beeinflusst und damit<br />
letztlich auch die soziale Differenzierung und Gruppenbildung der europäischen<br />
Gesellschaften. Damit hat er zwar zu ihrem relativ friedfertigen<br />
und demokratisch gefestigten Charakter beigetragen. Dennoch<br />
machten sich in den letzten beiden Jahrzehnten Probleme bemerkbar.<br />
Dazu zählten einerseits die mit dem Ausbau von Sozialstaaten verbundenen<br />
Kosten. Andererseits gab es auch strukturelle Veränderungen,<br />
welche die traditionelle Struktur des Wohlfahrtsstaates in Frage stellten.<br />
Diese betreffen das Verhältnis der Geschlechter und eine gestiegene<br />
Instabilität der Familien, die Alterung der Bevölkerung und das<br />
Verhältnis der Generationen, die Einwanderung und das Verhältnis<br />
von Staatsbürgern zu Zuwanderern, allgemein die Beziehungen von<br />
Erwerbstätigkeit und sozialer Sicherheit, von Familie und Staat.<br />
Aufgrund dieser sozialstrukturellen Veränderungen und andauernden<br />
Probleme sind die europäischen Sozialstaaten in den letzten<br />
zwei Jahrzehnten in eine Phase finanzieller Konsolidierung und institutionellen<br />
Umbaus eingetreten. Daher versucht das Projekt, die<br />
Sozialstaatsanalyse mit einer Sozialstrukturanalyse zu verbinden<br />
und zwar durch die Verknüpfung einer Makro- und Mikrodatenanalyse<br />
(Aggregatdaten, institutionelle Daten, Mikrodaten). Die Auswahl<br />
der drei Länder rechtfertigt sich durch die unterschiedliche<br />
Gestalt ihrer Sozialstaaten.<br />
Bisher war diese Entwicklung fast ausschließlich Gegenstand politikwissenschaftlicher,<br />
meist angelsächsischer Studien. Diese beschäftigten<br />
sich hauptsächlich mit der Frage, wie und warum sich die<br />
Sozialstaaten unter dem ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen<br />
Veränderungsdruck der letzten Jahrzehnte verändert haben.<br />
Indem das Projekt aber nach den Konsequenzen des Wandels für die<br />
Einkommenssituation verschiedener Bevölkerungsgruppen fragt,<br />
ergänzt es die politikwissenschaftliche Forschung um eine soziologische<br />
Betrachtung. Insofern versteht es sich als Weiterführung der<br />
Arbeiten im Rahmen des Growth to Limits-Projekts, welches die<br />
wohlfahrtsstaatliche Entwicklung der Nachkriegszeit bis Anfang der<br />
achtziger Jahre untersuchte.<br />
Das Projekt gliedert sich in fünf inhaltliche Abschnitte: Zunächst sollen<br />
aufgrund theoretischer Überlegungen und Kenntnis der Länder<br />
relevante und vergleichbare Bevölkerungsgruppen festgelegt werden,<br />
die in den Mikrodaten aufzufinden und mit den Aggregatdaten<br />
verknüpft sind. Daraufhin soll die Entwicklung der Einkommenssituation<br />
dieser Gruppen, mit besonderer Berücksichtigung der<br />
Sozialtransfers, im Vergleich der drei Länder analysiert werden. In<br />
einem dritten Schritt soll die unterschiedliche Behandlung dieser<br />
Seite 199
Frauen<br />
und Beruf<br />
Seite 200<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Gruppen in Zeit und Raum mit den Grundmerkmalen und der Veränderung<br />
der Institutionen der sozialen Sicherheit verknüpft werden.<br />
Die relative Bedeutung der Gruppen in Zeit und Raum kann<br />
daraufhin mit den sozialstrukturellen Veränderungen der drei Länder<br />
verbunden werden. Schließlich sollen die gewonnenen Ergebnisse<br />
vor dem Hintergrund länderspezifischer Dienstleistungskontexte<br />
diskutiert werden, um dadurch der Bedeutung der sozialen<br />
Dienste für die Lebenschancen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Dr. R. Leicht, Institut für Mittelstandsforschung, Universität Mannheim,<br />
wurden Mittel bewilligt für ein Projekt zum Thema „Neue Erwerbs-<br />
und Arbeitsformen: Selbständige Frauen zwischen Beruf und<br />
Familie, Professionalität und Marginalität.“<br />
Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es, Umfang, Gestalt und<br />
Entwicklung selbständiger Erwerbsarbeit von Frauen ländervergleichend<br />
zu untersuchen und ihre Bestimmungsfaktoren zu identifizieren.<br />
In Anbetracht zunehmender Heterogenität selbständiger Erwerbsarbeit<br />
soll danach gefragt werden, welche Erwerbs- und<br />
Arbeitsformen selbständige Frauen verfolgen und welchen Sozialcharakter<br />
zunehmende Frauenselbständigkeit hat, d.h. auch wie<br />
professionell ihre Tätigkeiten im Vergleich zu Männern sind.<br />
Als Determinanten für die insgesamt geringen Gründungsaktivitäten<br />
von Frauen sowie für spezielle Selbständigkeitsformen müssen<br />
neben den institutionellen länderspezifischen Rahmenbedingungen<br />
vor allem auch individuelle (Wissens-) Ressourcen sowie Faktoren im<br />
Kontext von Familie, Haushalts- und Lebenssituation in Betracht gezogen<br />
werden. Da Frauen nach wie vor die Hauptverantwortung für<br />
Hausarbeit und Familie zugeschrieben wird, wächst – so eine zentrale<br />
These – der Wunsch nach individueller und flexibler Arbeitsgestaltung,<br />
der dann aber auch in der beruflichen Selbständigkeit<br />
Kompromisse in zeitlicher, örtlicher und materieller Hinsicht erzwingt.<br />
Es ist anzunehmen, dass geschlechterspezifisch unterschiedliche<br />
Ressourcenausstattungen auch mit unterschiedlichen Arbeitsund<br />
Selbständigkeitsformen gekoppelt sind.<br />
Weiter wird davon ausgegangen, dass die vermuteten Zusammenhänge<br />
sowohl durch die jeweilige Geschlechterkultur, vor allem aber<br />
durch die institutionellen Rahmenbedingungen eines Landes mit<br />
determiniert werden. Eine maßgebliche Rolle spielen demnach die<br />
länderspezifischen institutionellen Regulierungen im Zugang zur<br />
Selbständigkeit, die unterschiedliche Ausgestaltung staatlicher Familienpolitik<br />
(z.B. Kinderbetreuung) sowie die nationalen Arbeitsmarktbedingungen.<br />
Um die Wirkung dieser verschiedenen Einflussfaktoren<br />
herauszuarbeiten, sollen die meisten Untersuchungen<br />
ländervergleichend durchgeführt werden.<br />
Erforderlich sind dafür umfangreiche repräsentative Datensätze mit<br />
aussagekräftigen Indikatoren und ausreichenden Differenzierungs-
SOZIOLOGIE<br />
und Analysemöglichkeiten auf Aggregat- und Mikroebene. Um die<br />
Bedeutung institutioneller Rahmenbedingungen abzuschätzen, werden<br />
neben Daten aus Deutschland auch Daten aus Ländern benötigt,<br />
die sich in den entscheidenden makrostrukturellen Ausgangslagen<br />
davon unterscheiden. Gedacht ist an die USA und ein skandinavisches<br />
oder ein südeuropäisches Land.<br />
Für das Forschungsvorhaben „Wandel der Alltagspraxis in Paarbeziehungen.<br />
Zum Zusammenhang von paargemeinschaftlicher Alltagspraxis,<br />
Identität und geschlechtertypischer Arbeitsteilung im Ost-<br />
West-Vergleich“ wurden Prof. J. Huinink, Institut für Empirische und<br />
Angewandte Sozialforschung, Universität Bremen, Fördermittel bewilligt.<br />
Der Wandel in der sich fortschreitend modernisierenden Gesellschaft<br />
hat vor den Paarbeziehungen nicht Halt gemacht. Die Geschlechtsrollen<br />
und Selbstbilder von Beziehungspartnern in Paarbeziehungen<br />
und die Erwartungen und Ansprüche der Menschen an das Zusammenleben<br />
mit einem Partner haben sich stark verändert. Wesentliche<br />
Merkmale der paarbezogenen Alltagsorganisation, wie etwa eine<br />
geschlechtstypische Arbeitsteilung im Haushalt, bleiben jedoch von<br />
der zunehmenden „Individualisierung“ relativ unberührt. Dies gilt<br />
auch in der DDR bzw. in Ostdeutschland.<br />
Vor dem Hintergrund der noch offenen wissenschaftlichen Diskussion<br />
zu diesen gegenläufigen Phänomenen untersucht das Forschungsvorhaben,<br />
wie sich in der heutigen Zeit die „soziale Konstruktion“<br />
paargemeinschaftlicher Beziehungen (Berger/Kellner 1965) vollzieht,<br />
die sich in gegenseitigen Erwartungsstrukturen der Partner<br />
einander gegenüber und in alltagsnotwendigen Arrangements und<br />
Routinen zusammenlebender Beziehungspartner niederschlägt. Die<br />
Untersuchung konzentriert sich auf die Organisation der Hausarbeit<br />
in Paargemeinschaften und vergleicht dabei west- und ostdeutsche<br />
Paare.<br />
Im Sinne eines handlungstheoretischen Ansatzes wird ein individuell<br />
rationales Verhalten der Akteure im Sinne der „bounded rationality“<br />
unterstellt. Es wird angenommen, dass individuelle Motive für das<br />
Zusammenleben in einer Paargemeinschaft ausschlaggebend sind.<br />
Die Paarbeziehung wird als komplexer Austauschzusammenhang<br />
begriffen, da sie sowohl psychisch-emotionale Befriedigung durch<br />
die enge intime Interaktion mit einer geliebten Person vermittelt, als<br />
auch einen instrumentellen Austausch von Leistungen und Gütern<br />
zwischen den Partnern ermöglicht und nach sich zieht (Foa/Foa 1980;<br />
Koppetsch 2001).<br />
Die Analysen sollen mit einem bereits vorhandenen Datensatz<br />
durchgeführt werden. Bei den Daten handelt es sich um qualitative<br />
Interviews mit 64 Paaren aus Ost- und Westdeutschland aus einer<br />
früheren Forschung von Prof. Huinink und von Dipl. Soz. Röhler, dem<br />
jetzigen Bearbeiter. In einem Fragebogen wurden jeweils ergänzend<br />
Alltagspraxis<br />
in<br />
Paarbeziehungen<br />
Seite 201
Identitätsbildung<br />
im Islam<br />
Seite 202<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
standardisierte Daten erhoben. Die Stichprobe wurde neben der Ost-<br />
West-Differenzierung nach verschiedenen Lebensformen sowie nach<br />
Paaren mit und ohne Kinder unterteilt. Dazu gehören auch vier Ost-<br />
West-Paare, die bei der ersten Bearbeitung noch nicht in die Auswertung<br />
einbezogen waren. Diese sind jetzt besonders wichtig für<br />
den geplanten vertieften Vergleich ost- und westdeutscher Handlungsmuster,<br />
da stark abweichende Erwartungshorizonte der Partner<br />
unterstellt werden müssen. Die ergänzend zu den qualitativen Interviews<br />
erhobenen standardisierten Daten erlauben es, qualitative und<br />
quantitative Methoden bei der Auswertung zu kombinieren.<br />
Grundlage der Re-Analyse der vorhandenen Interviewtexte bildet<br />
ein Modell des Zusammenhangs von Identität, Alltagspraxis und<br />
Arbeitsteilung in Paarbeziehungen. Auf der Basis des theoretischen<br />
Modells soll unter besonderer Berücksichtigung nichtehelicher und<br />
ehelicher Formen von Paarbeziehungen, von Paaren mit und ohne<br />
Kinder im Haushalt und vergleichend zwischen Ost- und Westdeutschland<br />
eine typologische Systematisierung erfolgen. Indem auf<br />
der Grundlage dieses Modells der Zusammenhang zwischen paargemeinschaftlicher<br />
Alltagspraxis und der Stabilisierung individueller<br />
Identität untersucht wird, kann auch ein Erklärungsbeitrag zum<br />
makrostrukturellen Phänomen der Stabilität der Arbeitsteilung zwischen<br />
den Geschlechtern geliefert werden.<br />
Prof. A. Gingrich, Kommission für Sozialanthropologie der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften, Wien, und Priv. Doz. Dr.<br />
F. Loimeier, Lehrstuhl für Islamwissenschaft, Universität Bayreuth,<br />
wurden Fördermittel bewilligt für das Projekt „Dimensionen der<br />
Identitätsbildung. Gedachte und gelebte Zugehörigkeiten in der<br />
islamischen Welt.“<br />
Thema des Forschungsvorhabens sind rituelle, historische, lokale<br />
und geschlechtsspezifische Grunddimensionen von gedachten und<br />
gelebten Identitäten in der islamischen Welt, die von zunehmender<br />
Globalisierung ergriffen sind und darauf reagieren. In einer interdisziplinär<br />
angelegten Studie sollen kognitive und soziale Veränderungsprozesse<br />
in ausgewählten Regionen des Nahen Ostens aus<br />
sozialanthropologischer und islamwissenschaftlicher Perspektive<br />
untersucht und miteinander verglichen werden. Ziel ist die Entwicklung<br />
eines kulturwissenschaftlichen Identitätskonzepts für islamisch<br />
geprägte Lokalkulturen.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass Identitäten bewegliche Konstrukte<br />
sind, die sich je nach Situation verfestigen und auch verlagern<br />
können, deren Flexibilität aber dennoch begrenzt ist. Neben Kapital,<br />
Gütern, Technologien und dem breiten Spektrum an Ideellem bewegen<br />
sich auch die Menschen selbst in zunehmendem Maße und<br />
immer schneller über den Globus. Dies verlangt nach einer Konzeptualisierung<br />
der sozialen und kulturellen Welt, die sowohl den<br />
Global-Lokal-Nexus als auch die von „Deterritorialisierung“ ausgehenden<br />
Impulse erschließt.
SOZIOLOGIE<br />
Es sollen Faktoren untersucht werden, die maßgeblich Identitätskonstruktionen<br />
beeinflussen, nämlich Bildung, Religion und Wirtschaft.<br />
Dabei wird erkenntnistheoretisch von der Gleichwertigkeit<br />
von „ideellen“ (kosmologischen und kognitiven) und praktischen<br />
(sozioökonomischen und historischen) Faktoren ausgegangen.<br />
Die empirische Untersuchung konzentriert sich auf Probleme von<br />
Identität im Kontext von Flucht und Vertreibung. Bei somalischen<br />
Flüchtlingen in Ägypten sowie palästinensischen Flüchtlingen im<br />
Libanon und im Gazastreifen sollen die Konstruktionen von Identitäten<br />
und Gruppenbildungen und die Veränderungen hinsichtlich<br />
Genderrollen erforscht werden. Dabei spielen die ökonomische<br />
Situation sowie Religiosität und Bildung eine zentrale Rolle.<br />
Im Untersuchungsfeld, das der „islamischen Welt“ zuzurechnen ist,<br />
sind überlokale und lokale Prozesse zu berücksichtigen. Überlokale<br />
Faktoren sind hier Flüchtlingsströme und gemeinsame islamische<br />
Normen und Tabus. Im Mittelpunkt stehen aber jeweils lokal bedingte,<br />
ideelle und praktische Aspekte unterschiedlicher Identitäten.<br />
Mit dem Preis für sozialwissenschaftliche Aufsätze (begründet durch<br />
Prof. E. K. Scheuch) soll der Zeitschriftenaufsatz als Mittel der wissenschaftlichen<br />
Kommunikation hervorgehoben werden. Es ist dies<br />
der einzige Zeitschriftenpreis in den Sozialwissenschaften außerhalb<br />
des englischsprachigen Bereichs. Nach der Meinung der Gründer<br />
des Preises ist der Zeitschriftenaufsatz das wichtigste Mittel der wissenschaftlichen<br />
Kommunikation innerhalb der Soziologie und den<br />
angrenzenden Gebieten; das Buch ist dagegen bevorzugt das Mittel,<br />
um über die Fachgrenzungen hinaus und tendenziell abgeschlossene<br />
Entwicklungen eines Fachs darzustellen. Zeitschriftenaufsätze<br />
sind aber selbst im deutschen Sprachbereich über so viele Periodika<br />
verstreut, dass der wissenschaftliche Dialog sehr aufgesplittert ist.<br />
Durch Versenden von Sonderdrucken wird diese Zersplitterung nur<br />
unvollkommen ausgeglichen. Mit der Preisverleihung sollen als<br />
Korrektiv über die Grenzen der Leserschaft jeweiliger Zeitschriften<br />
allgemeine Maßstäbe bekräftigt werden.<br />
Die Auswahl der Arbeiten erfolgt in zwei Stufen. Die Herausgeber und<br />
Redakteure von dreizehn deutschsprachigen Zeitschriften in den Sozialwissenschaften<br />
schlagen jeweils bis zu zwei Aufsätze vor. Die Zeitschriften<br />
sind: Angewandte Sozialforschung, Berliner Journal für Soziologie,<br />
Geschichte und Gesellschaft, Kölner Zeitschrift für Soziologie<br />
und Sozialpsychologie, Leviathan, Österreichische Zeitschrift für<br />
Soziologie, Politische Vierteljahresschrift, Schweizerische Zeitschrift<br />
für Soziologie, Sociologia Internationalis, Soziale Welt, Zeitschrift für<br />
Politik, Zeitschrift für Sozialpsychologie und Zeitschrift für Soziologie.<br />
Die Jury setzt sich zurzeit zusammen aus den Professoren:<br />
R. Geißler (Universität-GHS Siegen)<br />
R. Jessen (Universität zu Köln)<br />
Preis für<br />
sozialwissenschaftliche<br />
Aufsätze<br />
Seite 203
Seite 204<br />
G. Nunner-Winkler (MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften,<br />
Arbeitsbereich Psychologie, München)<br />
H.-G. Soeffner (Universität Konstanz, Vorsitz)<br />
J. Weiß (Universität-GHS Kassel)<br />
P. Windolf (Universität Trier).<br />
Für das Jahr 2002 wurden von den Zeitschriftenredaktionen 21 Arbeiten<br />
zur Prämierung vorgeschlagen. In ihrer Sitzung am 27. Februar<br />
2004 vergab die Jury jeweils einen ersten und zweiten Preis,<br />
sowie zwei dritte Preise:<br />
Den ersten Preis (dotiert mit € 1.500) erhielt:<br />
Jan Delhey (Berling): „Korruption in Bewerberländern zur Europäischen<br />
Union. Institutionenqualität und Korruption in vergleichender<br />
Perspektive“ (Soziale Welt, Jg. 53, S. 345-366);<br />
den zweiten Preis (dotiert mit € 1.000) erhielt:<br />
Helmut Thome (Halle): „Kriminalität im Deutschen Kaiserreich,<br />
1883-1902. Eine Sozialökologische Analyse“ (Geschichte und Gesellschaft,<br />
Jg. 28, S. 519-553);<br />
einen dritten Preis (dotiert mit jeweils € 500) haben erhalten:<br />
Ralph Rotte (Aachen): „Der Liberale und Demokratische Frieden<br />
als „neues Paradigma“ der Internationalen Politik? Theoretische<br />
und empirische Probleme“ (Zeitschrift für Politik, Jg. 49, S. 380-<br />
404) und<br />
Andreas Wimmer (Bonn): „Multikulturalität oder Ethnisierung?<br />
Kategorienbildung und Netzwerkstrukturen in drei schweizerischen<br />
Immigrantenquartieren“ (Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31,<br />
S. 4-26).<br />
Im Rahmen ihrer Sitzung am 7. Oktober 2004 zeichnete die Jury folgende<br />
Aufsätze des Zeitschriftenjahrgangs 2003 aus:<br />
Den ersten Preis (dotiert mit € 1.500) erhielt:<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Martin Heidenreich: „Territoriale Ungleichheiten in der erweiterten<br />
EU“ (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,<br />
Jg. 55, S. 1-28);<br />
den zweiten Preis (dotiert mit € 1.000) erhielten die Autoren:<br />
Markus Freitag, Adrian Vatter und Christoph Müller: „Bremse<br />
oder Gaspedal? Eine empirische Untersuchung zur Wirkung der<br />
direkten Demokratie auf den Steuerstaat“ (Politische Vierteljahresschrift,<br />
Jg. 44, S. 348-369);
SOZIOLOGIE<br />
die beiden dritten Preise (dotiert mit jeweils € 500) erhielten:<br />
Thomas Klein: „Die Geburt von Kindern in paarbezogener Perspektive.<br />
Fertility in Male-Female-Partnership“ (Zeitschrift für<br />
Soziologie, Jg. 32, S. 506-527) und<br />
Christian Peters: „Politische Architektur und die Sichtbarkeit der<br />
Macht. Die Selbstdarstellung der ,Berliner Republik’ am Beispiel<br />
des Bundeskanzleramtes“ (Sociologia Internationalis, Jg. 41, S.<br />
181-208).<br />
Prof. K. Michalski, Institut für die Wissenschaften vom Menschen<br />
(IWM), Wien, Prof. D. Simon, Berlin-Brandenburgische Akademie<br />
der Wissenschaften (BBAW), Berlin, und A. Muschg, Akademie der<br />
Künste (AdK), Berlin, wurden Mittel bewilligt für das Projekt „Die<br />
Bedeutung des Todes in der heutigen Gesellschaft.“<br />
Das Projekt zielt auf eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema „Tod“ im Hinblick auf die für die Gegenwart charakteristischen<br />
Problemperspektiven in ihrer Genese ebenso wie in ihren<br />
möglichen künftigen Entwicklungstendenzen.<br />
Die Frage nach dem Tod ist eine Grundfrage des Menschen insofern,<br />
als sie zugleich die Frage nach dem Leben enthält. Ferner betrifft sie<br />
das Sterben als Vorgang, und schließlich ist die Frage nach dem Ende<br />
des Lebens auch eine Frage nach der Grenze des Wissens in der<br />
menschlichen Gesellschaft. Die Arbeit konzentriert sich hauptsächlich<br />
auf zwei Bereiche: auf Strategien der „symbolischen“ und der<br />
„materiellen“ Bewältigung des Todes in den kommunikativen und<br />
institutionellen Praktiken der Gegenwart, wobei insbesondere der<br />
spezifisch abendländisch-westliche, epochale Charakter des Verständnisses<br />
vom Tod zur Diskussion stehen soll.<br />
Dem Projekt liegt die Hypothese zugrunde, dass die europäisch/<br />
westliche Moderne wie in vielen anderen Hinsichten so auch im Verhältnis<br />
zum Tod durch eine Bruch mit der Tradition gekennzeichnet<br />
ist, der sich an drei allgemeinen Tendenzen ablesen lässt:<br />
– Im Zuge des Prozesses der Säkularisierung verschwindet der Tod<br />
aus der Öffentlichkeit. Dieses Verschwinden ist es, das den häufig<br />
artikulierten Eindruck der Verdrängung oder Tabuisierung des<br />
Todes auslöst. Umso signifikanter ist jedoch die Wiederkehr des<br />
öffentlich Verdrängten auf der Seite des Privaten.<br />
– Der immense „Problemstau“, den diese Entwicklung auslöst, wird<br />
abgefedert oder auch nur verdeckt durch den Aufstieg der Wissenschaft<br />
zum gesellschaftlichen Leitdiskurs anstelle der Religion.<br />
Damit einher geht ein Übergang von „symbolischen“ zu „materiellen“<br />
Strategien zur Bewältigung des Todes. Insofern als die<br />
reale Bewältigung, das „Ende des Todes“ ein gewissermaßen in<br />
mythischer Zukunftsferne liegendes Ziel wäre, behalten letzt-<br />
Tod<br />
Seite 205
Seite 206<br />
lich doch auch die so genannten „materiellen“ Strategien zur Bewältigung<br />
des Todes symbolischen Charakter.<br />
– Ganz besondere Anforderungen ergeben sich aus dieser Konstellation<br />
für die Kunst. Unter dem Vorzeichen von Religion als gesellschaftlichem<br />
Leitdiskurs hatte sie in kultischen und rituellen<br />
Zusammenhängen ihren Platz. Ihre Funktion bestand darin, die<br />
Alltagswirklichkeit zu transzendieren und die hinter den Dingen<br />
liegende transzendente Dimension zu versinnbildlichen. Mit dem<br />
Niedergang ihres ursprünglichen metaphysischen Bezugsrahmens<br />
verliert die Kunst diese Stellung zwar, aber die bewahrt das<br />
ihr eigentümliche Potential der Alterität; das heißt die Fähigkeit,<br />
das der Wirklichkeit gegenüber andere in der und durch die ästhetische<br />
Gestaltung symbolisch sichtbar werden zu lassen. Nicht<br />
zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Wissenschaft sich jedes<br />
Bezugs auf die Transzendenz enthält, wächst der Kunst neue<br />
Bedeutung zu.<br />
Ausgehend vom Traditionsbruch der Moderne und der damit verbundenen<br />
Säkularisierung der modernen Gesellschaft, in deren<br />
Folge der Tod aus der Öffentlichkeit verschwand, verdrängt und<br />
tabuisiert wurde, die Religion aufhörte, der alle Bereiche und Aspekte<br />
umfassende Leitdiskurs der Gesellschaft zu sein, und die Wissenschaft<br />
die Religion in dieser Funktion ablöste, sollen Fragenkomplexe<br />
nach dem Verhältnis von Tod und Wissenschaft, Recht/<br />
Rechtssystem, Politik, Religion/Theologie, Kultur/Kulte und Rituale,<br />
Lebensstil/Ästhetik thematisiert werden.<br />
Ein erstes internationales und interdisziplinäres Kolloquium im Rahmen<br />
des Projektes fand im Juni 2004 am Institut für die Wissenschaften<br />
vom Menschen, Wien, statt.<br />
Ethnologie<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Die Ethnologie, entstanden als Wissenschaft „fremder“, d.h. nichtwestlicher<br />
Kulturen, ist zu einer Sozialwissenschaft geworden, die<br />
prinzipiell alle Gesellschaften analysiert und daher dem umfassenden<br />
Kulturvergleich in der Gegenwart besondere Chancen eröffnet.<br />
Wie in der Geschichte setzt sich heute auch in der Ethnologie das Bewusstsein<br />
von der Pluralität der Moderne immer stärker durch. Im<br />
Bereich der Ethnologie möchte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – ohne<br />
Hervorhebung einer bestimmten Region – insbesondere kulturvergleichende<br />
Studien fördern, die im Zeitalter der Globalisierung<br />
unser Bewusstsein dafür schärfen, dass im Leben der Menschen und<br />
Völker die Einbettung in lokale Kontexte des Lebens und Arbeitens<br />
keineswegs an Bedeutung verloren hat. Zugleich möchte sie durch<br />
die von ihr geförderten Projekte deutlich machen, dass Interdependenzen,<br />
die Gesellschaften und Kulturen übergreifen, immer stärker<br />
unser Leben bestimmen. Die <strong>Stiftung</strong> fördert dabei Projekte, die sich
ETHNOLOGIE<br />
mit der „nicht-westlichen“ Welt befassen, ebenso wie Studien, die<br />
aus der verfremdenden Perspektive des Ethnologen einen frischen<br />
Blick auf Probleme entwickelter Industriegesellschaften werfen oder<br />
sich der Analyse von Gegenwartsgesellschaften im Übergang zu<br />
Markt, Demokratie und Rechtsstaat widmen. Die geförderten Projekte<br />
sollten dabei unter einer systematischen Fragestellung stehen;<br />
Einzelfallstudien und ethnographische Feldforschungen werden in<br />
der Regel nicht gefördert. Von besonderer Bedeutung wären Studien,<br />
die verdeutlichen, wie eng die Geschichte und Gegenwart<br />
westlicher Kulturen mit der außerwestlichen Welt verknüpft sind. In<br />
der Analyse solcher „connected histories“ hätte auch die Historische<br />
Anthropologie ihren Platz. Im Rahmen einer so verstandenen Ethnologie<br />
soll Studien eine hohe Priorität eingeräumt werden, die sich mit<br />
den Folgen der demographischen Revolution in verschiedenen Regionen<br />
der Erde beschäftigen. Erwünscht wären ferner Projekte,<br />
die Fragestellungen „klassischer“ Disziplinen durch die Einbeziehung<br />
des ethnographischen Vergleichs eine neue Dimension eröffnen:<br />
Dies gilt insbesondere für den Bereich der Wirtschaft und des<br />
Rechts.<br />
Dr. K. Schneider und Dr. B. Fenner, Rautenstrauch-Joest-Museum für<br />
Völkerkunde, Köln, wurden 2004 Mittel bewilligt für das Projekt „Die<br />
australischen Ureinwohner als ‚Studienobjekte’. Eine Untersuchung<br />
zur wissenschaftlichen Rezeption des Fremden am Beispiel der Australienreise<br />
des Anthropologen Hermann Klaatsch zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts anhand seines Nachlasses und seiner Sammlung“.<br />
Hermann Klaatsch (1863-1916), Professor für Anatomie, Anthropologie<br />
und Ethnographie an der Universität Breslau und Direktor des<br />
dortigen Museums für Völkerkunde und Anthropologie, galt zu<br />
seiner Zeit als einer der profiliertesten Verfechter der evolutionistischen<br />
Abstammungslehre in Deutschland. Zur Gewinnung von Anschauungsmaterial<br />
für vergleichende Studien rezenter australischer<br />
Ureinwohner mit prähistorischen Hominidenfunden in Europa<br />
unternahm er eine dreijährige Forschungsreise nach Australien<br />
(1904-1907), während der er Physis und Kultur der Aborigines<br />
studierte. Zugleich nutzte er die Reise zum Erwerb einer umfassenden<br />
ethnographischen Sammlung, die sich heute überwiegend in<br />
drei deutschen Museen, insbesondere dem Rautenstrauch-Joest-<br />
Museum für Völkerkunde in Köln, befindet.<br />
Aus dem Besitz seines Enkels Heinz Klaatsch in New Jersey (USA)<br />
wurden erst jetzt umfangreiche Primärquellen zugänglich. Es handelt<br />
sich um Tagebücher, Notizhefte sowie umfangreiche manuskriptartige<br />
Briefe, die seinen dreijährigen Aufenthalt in Australien<br />
lückenlos belegen. Sie geben Aufschluss über Motivation, Ablauf,<br />
Umstände und Erfolg der Forschung.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, das im Nachlass erhaltene<br />
Schriftgut und Bildmaterial sowie die von Klaatsch angelegte ethnographische<br />
Sammlung wissenschaftsgeschichtlich auszuwerten.<br />
Aborigines<br />
Hermann<br />
Klaatsch<br />
Seite 207
Konfessionelle<br />
Koexistenz<br />
Thailand<br />
Seite 208<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Folgende Fragen sollen im Mittelpunkt der Auswertung stehen:<br />
– Wie verstand sich Hermann Klaatsch als Forscher und Wissenschaftler?<br />
– Wie behauptete er sich als Protagonist einer kontrovers diskutierten<br />
theoretischen Richtung (evolutionistische Abstammungslehre)<br />
im wissenschaftlichen Diskurs seiner Zeit?<br />
– Auf welche Weise erfolgte die wissenschaftliche Rezeption der<br />
von Klaatsch besuchten Aborigene-Gruppen? Welche Differenzierungen<br />
und Klassifizierungen nahm er vor? Unterschied er sich<br />
in seinem Fachurteil von anderen Wissenschaftlern seiner Zeit,<br />
ggf. inwieweit?<br />
– Unter welchen Bedingungen entstand die Sammlung? Welches<br />
waren die Intentionen und Interessen der beteiligten Akteure<br />
(Museen, Sammler, Aborigines)? Wie wurde dadurch die Zusammensetzung<br />
der Sammlung beeinflusst? Nach welchen impliziten<br />
und expliziten Kriterien wurde die Sammlung angelegt? Nach<br />
welchen Gesichtspunkten wurden die Objekte nach Abschluss<br />
der Reise unter den Museen aufgeteilt?<br />
Die Untersuchung will damit einen Beitrag zur Geschichte der Ethnologie<br />
und Anthropologie, zur Geschichte der wissenschaftlichen<br />
Rezeption des Fremden sowie zur Wissenschaftsethik leisten.<br />
Für das Forschungsvorhaben „Bedingungen und Auflösung konfessioneller<br />
Koexistenz: Ritueller Austausch, Transformation und die Reproduktion<br />
sozialer Beziehungen in Südthailand“ wurden Dr. A. Horstmann,<br />
Institut für Ethnologie, Universität Münster, Fördermittel bewilligt.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die lokalen Mechanismen<br />
der Koexistenz in thaisprachigen Dörfern Südthailands. In<br />
Nakhon Si Thammarat sollen die Struktur der interethnischen<br />
Beziehungen in lokalen und globalen Kontexten und ihre Vitalität<br />
bzw. Veränderungen im Spannungsfeld nationaler Integration und<br />
Weltreligion untersucht werden.<br />
Von der historischen Entwicklung her gliedert sich die Kulturlandschaft<br />
Südthailands in einen thaisprachigen und in einen malaiischsprachigen<br />
Teil. In diesen voneinander getrennten Kulturräumen<br />
verlaufen die interkulturellen Beziehungen unterschiedlich. Während<br />
Buddhisten und Muslime u.a. in Nakhon Si Thammarat, Songkla,<br />
Patthalung, Trang und Satun harmonisch koexistieren und es zu gegenseitiger<br />
Durchdringung, Vermischung und Annäherung kommt,<br />
sind die Beziehungen im malaiischsprachigen Teil zwischen Thais<br />
und Malaien durch Distanz und Feindseligkeit gekennzeichnet.<br />
Buddhisten und Muslime in den thaisprachigen Gebieten Südthailands<br />
teilen eine homologe Sozialstruktur. Sie unterscheiden sich
ETHNOLOGIE<br />
weder im sozialen, politischen noch im wirtschaftlichen Bereich. Die<br />
Wirtschaftsweise basiert auf Fischfang, Obst, Kautschuk/Ölpalme<br />
und auf Kleinhandel. Die sozialen Beziehungen sind über lokale<br />
Institutionen der Reziprozität und Redistribution geregelt, wobei die<br />
Entleihung des Fremden und seine Integration in lokale Systeme<br />
einen fundamentalen Mechanismus der Auseinandersetzung des<br />
Fremden mit dem Eigenen darstellen. Eine wichtige Funktion übernimmt<br />
dabei in den Dorfgemeinschaften der gemeinsame rituelle<br />
Austausch, durch den die soziale Solidarität immer wieder neu zum<br />
Ausdruck gebracht wird.<br />
Die Konvertierung der großen Mehrheit der Thais zum Buddhismus<br />
und der Malaien zum Islam hat hier keineswegs die lokale Kosmologie<br />
gesetzt. Die lokalen Gemeinschaften haben vielmehr Weltreligion<br />
in ihre lokale Struktur relativiert. Positionen im Dorf werden<br />
kosmologisch zugewiesen bzw. legitimiert. Die Häuser haben<br />
dasselbe Design, unterscheiden sich nur durch Details, z.B. Koranzitate.<br />
Von außen lässt sich die Konfessionszugehörigkeit nicht identifizieren.<br />
Zudem ist Konvertierung in beide Richtungen üblich.<br />
Im malaiisch-dominierten kommunalen Diskurs werden dagegen<br />
thaisprachige Muslime als minderwertig gesehen, da sie unreines<br />
Essen zu sich nähmen, nicht die Moschee aufsuchten und die Gebete<br />
nicht einhielten. Thaisprachige Muslime werden daher auch nicht<br />
als vollwertige Mitglieder der „umma“, der muslimischen Gemeindeversammlung,<br />
anerkannt. Sie werden von den Malaien in Patani<br />
bezichtigt, von thailändischen kosmologischen Einflüssen verunreinigt<br />
zu sein und die islamische Literatur nicht in den heiligen<br />
Schriften Jawi oder Arabisch wahrzunehmen.<br />
In den achtziger und neunziger Jahren scheint auch das lokale System<br />
in den gemischtkonfessionellen Gebieten Südthailands Risse<br />
bekommen zu haben. Die religiöse Unterscheidung wird stärker<br />
betont. Im Zuge der Marktintegration verwischen die kosmologisch<br />
zugewiesenen Positionen über Ressourcen. Konvertierungen vom<br />
Islam zum Buddhismus werden unter dem Einfluss islamischer<br />
Reformbewegungen verboten. Rituelle Praktiken werden überprüft,<br />
und die Teilnahme an den Festen der jeweils anderen wird<br />
beendet.<br />
Im Rahmen des Projekts soll untersucht werden, wie es zu einem<br />
Wechsel von Koexistenz zur sozialen Konstruktion von Antagonismus<br />
und Feindschaft kommt, welche Ideen, Werte und soziale Handlungsmuster<br />
die Interaktion von Menschen unterschiedlicher Konfessionen<br />
bestimmen und unter welchen Bedingungen diese Interaktionen<br />
einen antagonistischen Charakter zeigen. Die Antwort auf<br />
diese Fragen liegt – so die These – im Kollaps der auf Integration des<br />
Fremden basierenden lokalen kosmischen Systeme durch staatliche<br />
Einflüsse, die Kräfte der Marktausdehnung und durch Integration in<br />
Prozesse kultureller Globalisierung. Das soziale System muss zusammenbrechen,<br />
wenn die Integration des Fremden in lokale Insti-<br />
Seite 209
Identitätskonstruktionen<br />
Mauritius<br />
Seite 210<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
tutionen außer Kraft gesetzt wird und in der Interaktion Tausch und<br />
Solidarität aufgekündigt werden. Überlokale Faktoren, welche die<br />
Mechanismen der Koexistenz aushöhlen, sind: die Betonung der<br />
Weltreligion in modernen Anerkennungsdiskursen, die politische<br />
Ideologie des Staates sowie die zunehmende Verarmung im Zuge der<br />
Marktexpansion. In der Spirale der Rivalität und des kulturellen<br />
Wettbewerbs werden schließlich Muster der Lebensführung zu<br />
Fragen politischer Legitimität aufgeladen und gewaltsame Konfliktlösungen<br />
provoziert.<br />
Bei Feldstudien in Thailand soll die lokale Geschichte der Dörfer<br />
und ihre Integration in größere Zusammenhänge aus den Erzählungen<br />
der Dorfbewohner rekonstruiert werden. Methodisch wird sich<br />
die Forschungsarbeit auf die „Schnittpunkte“ konzentrieren, d.h.<br />
nachbarschaftliche Beziehungen, religiöse Rituale und Mythen sowie<br />
gemeinsame Aktivitäten der gemischt-konfessionellen Bewohner.<br />
Prof. B. Schnepel, Institut für Ethnologie, und Prof. R. Ludwig, Institut<br />
für Romanistik, Universität Halle-Wittenberg, wurden Mittel bewilligt<br />
für das Projekt „Performative Aushandlungen und Konstruktionen<br />
von Identitäten in einer hybriden Kultur: Das Beispiel Mauritius.“<br />
Mauritus (mit seiner 60 km Nord-Süd- und 45 km Ost-West-<br />
Erstreckung) verfügt über eine einzigartige multikulturelle Gesellschaft.<br />
Die ursprünglich unbewohnte Insel wurde im 18. Jahrhundert<br />
durch die Franzosen besiedelt, die für den Zuckerrohr-Anbau Sklaven<br />
aus Ost- und Westafrika dorthin holten, und geriet dann bis 1968<br />
unter britische Oberhoheit (blieb aber in Sprache und Kultur nach<br />
Frankreich ausgerichtet). Nach dem Verbot der Sklaverei 1835 wurden<br />
für den Zuckerrohrbau Arbeiter aus Indien angeworben, die bis<br />
heute eine politische Mehrheit darstellen; zeitgleich bildete sich mit<br />
den „coloureds“ oder „gens de couleur“, Kindern von Plantagenbesitzern<br />
und afrikanischen Sklaven, eine neue Bevölkerungsgruppe<br />
aus. Heute werden auf dem – ökonomisch florierenden – Mauritius<br />
15 Sprachen gesprochen, darunter Englisch (Staatssprache), Französisch,<br />
Kreol, Hindi, Urdu, Tamil, Arabisch und Kantonesisch. Laut<br />
dem letzten Zensus von 1982 bestand die Bevölkerung aus 52 % Hindus,<br />
16 % Muslimen, 3 % Sino-Mauritiern und 29 % „General Population“<br />
(darin bilden die Kreolen, d.h. die Nachkommen der ehemaligen<br />
afrikanischen Sklaven in Vermischung mit den anderen<br />
Bevölkerungsgruppen, den größten Anteil).<br />
Dass aus dieser multi-ethnischen Gemengelage ein (von wenigen<br />
historischen Ausnahmen abgesehen) gewaltfreies, stabiles und funktionierendes<br />
Gemeinwesen hervorgegangen ist, nimmt das Projekt<br />
zum Anlass zu fragen, auf welchen gemeinsamen Nenner alle Identitäten,<br />
die sich als mauritisch verstehen, gebracht werden können<br />
und in welchen Formen der „Identitätsarbeit“ kulturelle Spannungen<br />
dort bewältigt werden, um solche Stabilität zu ermöglichen.
ETHNOLOGIE<br />
Die Untersuchung wird von folgenden vier Thesen geleitet:<br />
– Mauritius bzw. die Mauritier können bis heute nur eine hybride<br />
Identität ausbilden, die im kommunikativen Handeln beständig<br />
neu ausgehandelt und (re)produziert wird.<br />
– Dies geschieht vor allem über kulturelle Performanzen, weshalb<br />
ein – nach den einzelnen Medien differenziertes – Performanz-<br />
Modell der geeignetste Ansatz zur Beschreibung jener charakteristischen<br />
Situation ist.<br />
– Die zwei als exemplarisch ausgewählten Bereiche der Performanz<br />
– der Séga-Tanz und die kreolische Sprache – sind zentrale Foren<br />
zur Austragung dieser Identitätsarbeit.<br />
– Gerade das zeitgleiche Wirken von Medien kulturell verschiedenen<br />
Ursprungs erlaubt die Aufrechterhaltung des dynamischen<br />
Gleichgewichts in jenem ethnisch hybriden Gemeinwesen.<br />
In den beiden Teilprojekten sollen statistische Erhebungen, Interviews<br />
und audio-visuelle Dokumentationen vor Ort vorgenommen<br />
werden, die jeweils allen Mitarbeiten zur Verfügung stehen werden.<br />
Für die Teilprojekte bestehen folgende Planungen:<br />
Der Séga gilt als Erbe afrikanisch-stämmiger Sklaven, findet aber bei<br />
allen ethnischen Gruppen identifikatorische Akzeptanz; er wird für<br />
Touristen in Hotels oder auf privaten Festen getanzt und ist ein<br />
demokratisch allen zugängliches, Musik, Sprache und Bewegung<br />
umfassendes Medium. In systematischer Feldforschung sollen Geschichte<br />
und Gegenwart dieses Tanzes erhellt und u.a. folgende<br />
Fragen beantwortet werden: Welches sind die „offiziellen“ Imagebildungen,<br />
die für die Identität des Tanzes wichtig sind? Wie setzen<br />
sich die Tanzgruppen nach Anzahl, Geschlecht sowie sozialer, religiöser<br />
und ethnischer Herkunft zusammen? Wie sehen Proben, Aufführungen,<br />
Inszenierungen, Kostüme, Bühnen, Interaktionen mit<br />
dem Publikum etc. aus? Welches Zusammenspiel von Musik, Choreographie<br />
und Text ist feststellbar? Als Untersuchungsgrundlage<br />
soll eine Liste aller auf Mauritius professionell agierenden Séga-<br />
Gruppen erstellt werden; sodann sollen Interviews mit führenden<br />
Mitgliedern geführt und anschließend einzelne Gruppen genauer erforscht<br />
werden (im Zuge dessen sollen möglichst viele Aufführungen<br />
filmisch dokumentiert und mit den Mitteln der Theaterethnologie<br />
ausgewertet werden).<br />
Das Kreolische, ursprünglich das Idiom speziell der Sprechergruppe<br />
der Afromauritier, ist die eigentliche Verbindungssprache auf der Insel<br />
(„offizielle“ Sprachen sind das Englische und Französische), war<br />
aber lange dem informellen, oralen Bereich vorbehalten und wurde<br />
für minderwertig erachtet. Heute zeichnen sich – in der Verwaltung,<br />
den Medien und an der Universität – Tendenzen eines Statuswandels<br />
des Kreolischen ab: es ist im Begriff, sich zu einem Symbol nationaler<br />
Seite 211
Seite 212<br />
Identität zu entwickeln. Um diese Entwicklung fassbar zu machen,<br />
soll zwei Fragenkomplexen nachgegangen werden: In welchen<br />
identitär-kommunikativen Funktionen wird das Kreol (im Unterschied<br />
zu andern Sprachen) eingesetzt? Wie sind diese Diskurse<br />
strukturiert, welche grammatischen Konstruktionen und welche<br />
Lexik kommen zur Anwendung und wann und in welcher Weise wird<br />
das Kreol mit anderen Sprachen vermischt?<br />
Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />
Die Verdichtung der Staatsgrenzen überschreitenden Beziehungen<br />
ist eine der bestimmenden Entwicklungen der letzten Jahrzehnte gewesen<br />
und wird eine der bestimmenden Entwicklungen der nächsten<br />
Jahrzehnte bleiben. Es ist wichtig, diesen Prozess wissenschaftlich<br />
zu begleiten. Dabei sind insbesondere die Politikwissenschaft,<br />
die Rechtswissenschaft und die Wirtschaftswissenschaften gefordert.<br />
Während die Ökonomie sehr rasch die Chancen ergreift, die sich aus<br />
der zunehmenden ökonomischen Irrelevanz von Staatsgrenzen<br />
ergeben, fällt es der Politik viel schwerer, sich grenzüberschreitend<br />
regional oder gar weltweit handlungsfähig zu machen. Sie bleibt<br />
ungeachtet des europäischen Verfassungsexperimentes in hohem<br />
Maße an die territorial begrenzte Staatlichkeit gebunden. Auch das<br />
Recht tut sich nicht leicht, mit dem Tempo, in dem die Verdichtung<br />
der internationalen Beziehungen fortschreitet, mitzuhalten. Die Frage,<br />
inwieweit der Verdichtung eine Verrechtlichung folgen wird und<br />
aus normativen Gründen auch folgen soll, ist ein wichtiges Untersuchungsobjekt.<br />
Es sind die Wechselwirkungen zwischen den ganz<br />
unterschiedlich verlaufenden Prozessen der Entterritorialisierung<br />
der Ökonomie, des Rechtes und der Politik, deren Untersuchung die<br />
<strong>Stiftung</strong> besonders fördern möchte. Dabei geht sie davon aus, dass<br />
bei der Bewältigung dieser Aufgaben die Zusammenarbeit zwischen<br />
deutschen und ausländischen Institutionen, Forschergruppen und<br />
Wissenschaftlern besonders sachdienlich und daher förderungswürdig<br />
ist.<br />
– Politikwissenschaft<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Verdichtung der internationalen und transnationalen Beziehungen<br />
heißt insbesondere, dass internationale Organisationen, internationale<br />
Regime und andere neuartige Formen internationaler Zusammenarbeit<br />
an Bedeutung gewinnen. Die Potentiale – Chancen wie<br />
Grenzen – multilateraler institutionalisierter Konflikt- und Problembearbeitung<br />
in dem sich wandelnden internationalen System zu untersuchen,<br />
ist eine der besonders zukunftsbedeutsamen Aufgaben<br />
der Politikwissenschaft. Dabei betrifft ein wichtiger Aspekt der Entwicklung<br />
das wachsende Gewicht von Nicht-Regierungsorganisationen.<br />
Eine Sonderstellung kommt der EU zu. Sie ist weltweit die einzige<br />
Staatengemeinschaft, in der der Zusammenschluss bisher<br />
souveräner Staaten zu einer echten Föderation gelungen ist. Die
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Entwicklung der EU analytisch zu begleiten, bleibt deshalb eine<br />
zentrale Aufgabe für die Wissenschaft.<br />
Das Interesse der <strong>Stiftung</strong> an den sich mehr und mehr institutionalisierenden<br />
neuen multilateralen Formen der Problem- und Konfliktbearbeitung<br />
ist kein ausschließliches. Insbesondere die transatlantische<br />
Partnerschaft, der die Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong> immer<br />
schon galt, bleibt für sie ein Thema.<br />
In der zunehmenden Verdichtung der Weltverhältnisse haben regionale<br />
Entwicklungen, regionale Krisen oft starke Auswirkungen auf<br />
die Weltpolitik. Die <strong>Stiftung</strong> kann und will nicht beliebige Regionalstudien<br />
fördern. Wohl aber möchte sie Untersuchungen unterstützen,<br />
die den Wechselwirkungen zwischen regionalen Krisenkonstellationen<br />
und der Weltpolitik nachgehen. Dabei lässt sich die <strong>Stiftung</strong><br />
auch von der Überlegung leiten, dass es in Deutschland nach wie<br />
vor an breiter wissenschaftlicher Kompetenz für wichtige Weltregionen<br />
(Ost- und Südasien, Lateinamerika, Schwarzafrika, den Nahen<br />
und den Mittleren Osten, die asiatischen Gebiete der ehemaligen<br />
Sowjetunion) fehlt. Diese Kompetenzen aufzubauen, ist dringlich<br />
geboten.<br />
Die Unterscheidung zwischen Grundlagenforschung und angewandter<br />
Forschung ist auch für den Bereich „Internationale Beziehungen“<br />
nicht ohne Bedeutung. Gleichwohl erscheint es gerade hier<br />
nicht sinnvoll, die Förderung strikt auf die Grundlagenforschung zu<br />
beschränken. Ohne die Bereitschaft und Fähigkeit der Wissenschaft,<br />
die Gestaltungsaufgaben internationaler Politik auch als wissenschaftliche<br />
Herausforderungen hinreichend konkret aufzunehmen,<br />
bleibt die Grundlagenforschung unfruchtbar. Es bedarf eines Dialogs<br />
mit der Praxis. Wissenschaftliche Aktivitäten, die sich um solche<br />
Offenheit zur Praxis hin bemühen, können deshalb durchaus förderungswürdig<br />
sein.<br />
– Rechtswissenschaft<br />
Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung sind klassische<br />
Gebiete der Rechtswissenschaft, die seit jeher den grenzüberschreitenden<br />
Sachverhalten und der Regelung in anderen Rechtsordnungen<br />
als eigenem Erkenntnisgegenstand und als Beispiel für das<br />
eigene Recht Aufmerksamkeit schenken. Die Einbettung des deutschen<br />
Rechts in die Europäische Union hat nicht nur ein eigenes<br />
Rechtsgebiet, das Europarecht, begründet, sondern zu einer unauflösbaren,<br />
flächendeckenden Durchdringung von europäischem und<br />
nationalem Recht geführt. Das reicht vom Staatsrecht über das Verwaltungs-,<br />
insbesondere Wirtschaftsverwaltungsrecht, bis hin in alle<br />
Teile des Privat- und Wirtschaftsrechts, die heute allesamt nicht mehr<br />
rein national begriffen werden können. Hinzu kommt die Verflechtung<br />
mit anderen europäischen und außereuropäischen Staaten<br />
mittels internationaler Verträge und Organisationen, in vielfältigen<br />
bilateralen und multilateralen Wirtschaftsbeziehungen und durch<br />
Seite 213
Seite 214<br />
ganz verschiedenartige, teils rechtliche, teils außerrechtliche Formen<br />
der internationalen Kooperation.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />
über das klassische, deutsche Internationale Privatrecht hinausgehen<br />
und Kooperationen und Verflechtungen vor allem in Europa<br />
und mit den USA, aber auch mit anderen Ländern untersuchen. Ein<br />
besonderes Augenmerk gilt selbstverständlich der europäischen<br />
Integration einschließlich des Heranrückens der mittel- und osteuropäischen<br />
Länder an die EU. Interessant und wünschenswert<br />
wären z.B. auch Untersuchungen zum gemeineuropäischen Recht,<br />
wie sie für das Vertrags-, Delikts-, Bereicherungs- und Verfassungsrecht<br />
bereits begonnen worden sind, u.a. im Handels-, Gesellschafts-,<br />
Bank-, Insolvenz- und Prozessrecht. Dabei geht es um mehr als bloße<br />
bilaterale Rechtsvergleichung, sondern über die Aufarbeitung der<br />
Rechtsangleichung in der Europäischen Union hinaus um die<br />
Erfassung der gemeineuropäischen Grundstrukturen.<br />
– Wirtschaftswissenschaften<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Alte und neue Konflikte belasten die internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
zu Beginn des neuen Jahrhunderts. Die Integration der<br />
Entwicklungsländer sowie der ehemals sozialistischen Staaten in die<br />
Weltwirtschaft ist nach wie vor mit immensen Problemen behaftet,<br />
und internationale Finanzkrisen stellen immer noch ein Gefahrenpotential<br />
dar. Neue Konflikte resultieren aus tatsächlichen und vermeintlichen<br />
Nachteilen der Globalisierung und als zu gering angesehenen<br />
Fortschritten im internationalen Umweltschutz und der<br />
Welthandelsordnung. Zunehmend geraten internationale Institutionen<br />
in die Kritik, welche in verstärktem Umfang von Nicht-Regierungsorganisationen<br />
getragen wird, wie etwa Attac.<br />
Die zunehmende Integration der Weltwirtschaft ist mithin von Krisen<br />
vielfältiger Art begleitet. Sie verlangen sowohl von den politischen<br />
Instanzen der einzelnen Staaten als auch von den mannigfachen<br />
zwischenstaatlichen Koordinationsinstanzen und den internationalen<br />
Organisationen Entscheidungen. Allerdings ist der Charakter der<br />
den Krisen zugrunde liegenden Veränderungen vielfach noch nicht<br />
ausreichend geklärt. Und noch weniger Klarheit herrscht hinsichtlich<br />
der wünschenswerten Kompetenzverteilung zur Regelung von internationalen<br />
Wirtschaftsbeziehungen und über die verfügbaren<br />
Methoden der Stabilisierung der Güter- und Finanzmärkte. Deshalb<br />
erscheinen – auch bei grundsätzlicher Anerkennung der Bedeutung<br />
der Selbstregulierung der Märkte – vertiefende Analysen der politischen<br />
Gestaltungsnotwendigkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
internationaler Wirtschaftsbeziehungen dringend.<br />
Von anhaltend großem Interesse ist die Analyse der Wechselbeziehungen<br />
zwischen den Prioritäten der nationalen Politik und der<br />
Außenwirtschaftspolitik der Staaten bzw. der Staatenverbände<br />
(EWG, EU). Über längere Zeit hinweg schienen nach dem Zweiten
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Weltkrieg die aus der Zwischenkriegszeit bekannten Konflikte zwischen<br />
binnenwirtschaftlichen Zielsetzungen und außenwirtschaftlichen<br />
Erfordernissen von geringerem Gewicht. Internationale Verteilungskämpfe<br />
standen nicht im Vordergrund der öffentlichen<br />
Auseinandersetzung. Das hat sich im Zusammenhang mit grundlegenden<br />
Veränderungen der Standortbedingungen der Produktion,<br />
erhöhter Mobilität von Kapital und Arbeit, rasch angewachsener<br />
Arbeitslosigkeit und deutlicher hervortretender Grenzen der Finanzierung<br />
der erhöhten Staatsausgaben verändert. Es ist eine wichtige<br />
Frage, ob die Spielräume autonomer Politik der Staaten, wie vielfach<br />
behauptet wird, tatsächlich geringer geworden sind und gar<br />
weiter schwinden werden. In zunehmendem Maße werden nationale<br />
Institutionen und Regelwerke, einschließlich der Steuer- und Sozialversicherungssysteme,<br />
unter internationalen Wettbewerbsdruck<br />
geraten. Diesen Herausforderungen muss sich die nationale Wirtschaftspolitik<br />
stellen.<br />
Die europäische Integration wirft eine Fülle neuartiger Fragen auf,<br />
für deren Beantwortung Methodenvielfalt besonders nützlich erscheint.<br />
Interessieren sollte u.a., von welchen Kräften eine Eigendynamik<br />
erwartet werden könnte, die die gegenwärtig bestehenden<br />
Abwehrmechanismen im Hinblick auf die schrittweise Ausbildung<br />
bundesstaatlicher Ordnungselemente überwindet.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> ist besonders interessiert an Arbeiten zur empirischen<br />
Überprüfung der Ergebnisse von politischen Maßnahmen im Bereich<br />
der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, sei es von Maßnahmen<br />
einzelner Staaten, von international abgestimmtem Verhalten oder<br />
von Maßnahmen internationaler Organe. Wie auch im nationalen<br />
Rahmen werden im Feld der internationalen Beziehungen viel zu selten<br />
Kontrollen des Erfolgs von Programmen durchgeführt. Sie sollten<br />
Aufschluss über die Treffsicherheit von Prognosen und die Wirkungsbedingungen<br />
von Politik geben.<br />
Dr. M. Höreth, Seminar für politische Wissenschaft, Universität Bonn,<br />
wurden Fördermittel bewilligt für das Projekt „Politische Integration<br />
durch Rechtsprechung. Föderale Vergleichserfahrungen als Bausteine<br />
einer Theorie europäischer Verfassungsgerichtsbarkeit: Europäischer<br />
Gerichtshof (EuGH), Bundesverfassungsgericht (BVerfG)<br />
und U.S. Supreme Court im Vergleich.“<br />
Anhand eines Vergleichs zwischen dem Europäischen Gerichtshof,<br />
dem Bundesverfassungsgericht und dem U.S. Supreme Court sollen<br />
Erfahrungen von Verfassungsgerichtsbarkeit in föderalen Systemen<br />
nutzbar gemacht werden, um die Rolle des EuGH im europäischen<br />
Integrationsprozess besser verstehen und erklären zu können.<br />
Ein Überblick über den Forschungsstand anhand der dominierenden<br />
Erklärungsansätze (juristisch-normativ, neofunktionalistisch, neorealistisch)<br />
ergibt für das Projekt eine zweifache Herausforderung, der<br />
Rechnung zu tragen ist: Zum einen sollten Normen neben Interessen<br />
EuGH<br />
Seite 215
Seite 216<br />
und Machtkalkülen stärker als handlungsleitende Faktoren herausgearbeitet<br />
werden, zum zweiten müssen verfassungspolitisch komparative<br />
Vorgehensweisen stärker ausgeschöpft werden.<br />
Von folgenden Hypothesen wird ausgegangen:<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
– Die Schaffung von Verfassungsgerichten führt zu einer Weiterentwicklung<br />
und Anpassung der politischen Ordnung sowie zu einer<br />
Beeinflussung des strategischen Verhaltens der politischen Akteure.<br />
– Die Ausweitung verfassungsrechtlicher Diskurse auf den politischen<br />
Prozess stärkt zwangsläufig die Position der Verfassungsrichter.<br />
– Verfassungsgerichte verselbständigen sich zunehmend und werden<br />
– in den Begriffen der Delegationstheorie – von „agents“ zu<br />
„principals“.<br />
Für das Arbeitsprogramm ergeben sich folgende vier Phasen: Die<br />
erste Phase dient der Einführung in Problematik und Forschungsstand<br />
und behandelt insbesondere die grundsätzliche Frage richterlichen<br />
Einflusses auf die Integrationsentwicklung; nach der Klärung<br />
methodischer Problem soll ein eigener Forschungsansatz vorgestellt<br />
werden. Im Mittelpunkt der zweiten Phase steht die vergleichende<br />
historische Analyse der Herausbildung richterlichen Prüfungsrechts<br />
sowie seiner unterschiedlichen Ausprägungen in Europa und den<br />
USA vor allem unter der Perspektive der ideengeschichtlichen<br />
Herkunft und der verfassungspolitischen Durchsetzung. In der dritten<br />
Phase werden die forschungsleitenden Hypothesen durch einen<br />
systematischen Vergleich der Rechtsprechung des EuGH, BVerfG<br />
und Supreme Court in Wahrnehmung ihrer Streitschlichtungs- und<br />
Integrationsfunktion sowie einer Bewertung der diesbezüglichen<br />
politischen Auswirkungen überprüft. Für die Funktion als Integrationsmotor<br />
werden bereits Vorüberlegungen angestellt, die sich den<br />
Problemkomplexen der Entschärfung von Kompetenzkonflikten der<br />
Grundrechtsjudikatur, dem Minderheitenschutz sowie der „Pazifizierung“<br />
von Konflikten widmen. In der vierten Phase sollen die<br />
Ergebnisse mit Blick auf die Herausbildung einer empirischen Theorie<br />
europäischer Verfassungsgerichtsbarkeit ausgewertet werden.<br />
In methodischer Hinsicht wird angestrebt, die forschungsleitenden<br />
Fragen in einem kohärenten Konzept zu bündeln. Dabei bietet sich<br />
zum einen der Rückgriff auf neo-institutionalistische Ansätze an,<br />
welche in institutionellen Arrangements Ausdruck einer normativen<br />
und wertbezogenen Ordnung sehen. In der Frage der Vergleichbarkeit<br />
der drei Gerichte kann, bei allen Unterschieden, von einer gemeinsamen<br />
Erfahrung mit dem Föderalismus als Integrationskonzept<br />
ausgegangen werden.<br />
Als Untersuchungsmethoden sind qualitative Inhaltsanalysen in Form<br />
von Rechtsprechungsevaluation und Dokumentanalyse vorgesehen
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
sowie explorative und Leitfaden-Interviews mit unterschiedlichen<br />
Akteuren (ehemalige Richter, Referenten, Generalanwälte, Politiker<br />
und Prozessvertreter). Als Quellen stehen neben Urteilstexten und<br />
-begründungen auch Stellungnahmen von Prozessbeteiligten sowie<br />
teilweise von betroffenen politischen Akteuren zur Verfügung.<br />
Dr. B. Rittberger, Nuffield College, University of Oxford, und Priv.<br />
Doz. Dr. F. Schimmelfennig, Mannheimer Zentrum für Europäische<br />
Sozialforschung, Universität Mannheim wurden Fördermittel bewilligt<br />
für Untersuchungen zur Konstitutionalisierung in der Europäischen<br />
Union: Die Prozesse der Parlamentarisierung und Institutionalisierung<br />
der Menschenrechte.<br />
Ziel des Projekts ist es, Parlamentarisierung und Institutionalisierung<br />
der Menschenrechte als Teil einer Konstitutionalisierung der EU<br />
theoriegeleitet zu erklären. Es geht darum, die Ursachen und die<br />
Mechanismen beider Prozesse in der EU zu analysieren.<br />
Bisherige theoretische Ansätze, die im Rahmen der „Rationalismus-<br />
Konstruktivismus“-Debatte diskutiert werden, sind nur unzureichend<br />
in der Lage, die Thematik zu erfassen; deshalb wird das von<br />
Schimmelfennig entwickelte synthetische Konzept des „strategischen<br />
Handelns in internationalen Gemeinschaften“ herangezogen.<br />
Dieses geht von strategischen Kalkülen der Akteure aus, die aber<br />
zugleich durch Nutzung gemeinschaftlich akzeptierter Werte argumentativ<br />
ihre Interesse verfolgen und damit Verhandlungsmacht<br />
gewinnen können.<br />
Daran anknüpfend wird ein modellhafter Zusammenhang zur Konstitutionalisierung<br />
in den beiden Themenfeldern erstellt, verbunden<br />
mit folgenden Erwartungen:<br />
– Die Präferenzen der Akteure variieren entsprechend ihren verfassungspolitischen<br />
Traditionen und Leitbildern (Ideen) sowie der<br />
erwarteten Verteilung der Autonomie- und Kompetenzgewinne<br />
und -verluste (Interessen).<br />
– Konstitutionalisierung vollzieht sich durch rhetorisches Handeln,<br />
indem Akteure ihre Argumente auf der Basis von Gemeinschaftswerten<br />
und -normen strategisch zur Durchsetzung ihrer konstitutionellen<br />
Ideen und Interessen verwenden.<br />
– Die Reichweite der Veränderungen des Kompetenzgefüges in<br />
konstitutionellen Entscheidungen ist beeinflusst durch das Ausmaß<br />
der damit übertragenen nationalen Befugnisse auf die EU<br />
(Salienz), die Resonanz der angesprochenen Werte und Normen<br />
bei den Akteuren, den Grad an Öffentlichkeit des Entscheidungsprozesses,<br />
den Grad an argumentativer Glaubwürdigkeit der<br />
Befürworter und das Ausmaß an Legitimität der vertretenen Werte<br />
und Normen.<br />
Konstitutionalisierung<br />
in der EU<br />
Seite 217
GesprächskreisTransatlantische<br />
Beziehungen<br />
Seite 218<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
– Als Ergebnis von Veränderungen in der Kompetenzverteilung ist<br />
eine Stärkung der Legitimität der zugrunde liegenden Norm und<br />
eine höhere Wahrscheinlichkeit weiterer Konstitutionalisierung<br />
bei späteren Entscheidungen zu erwarten, nicht jedoch ein grundlegender<br />
Präferenzwandel der Akteure.<br />
Untersuchungseinheiten sind die konstitutionellen Entscheidungen<br />
der EU in Form der Verhandlungen und Entscheidungen über die<br />
Gemeinschaftsverträge und ihre Revision (von der EGKS bis zum<br />
jüngsten Vertragsentwurf des Konvents); diese sollen im Blick auf die<br />
Veränderung der Kompetenzverteilung in den Themenbereichen<br />
Parlamentarisierung und Institutionalisierung der Menschenrechte<br />
ausgewertet werden. Hierzu werden Kategorien gebildet, die von<br />
nicht erfolgten über deklaratorische und informelle bis hin zu formellen<br />
Kompetenztransfers reichen.<br />
Methodisch ist zunächst eine Konditionalanalyse vorgesehen, um die<br />
Bedingungen konstitutioneller Entscheidungen zu prüfen. Anhand<br />
des Verfahrens der „Qualitative Comparative Analysis“ (QCR) wird<br />
hierzu eine Operationalisierung vorgenommen, die mit binären<br />
Datenstrukturen arbeitet. Ziel ist die Erarbeitung komplexer Bedingungskonstellationen,<br />
die für eine Vielzahl konstitutioneller Entscheidungen<br />
Gültigkeit beanspruchen können.<br />
Danach soll in einer Prozessanalyse untersucht werden, ob der konstitutionelle<br />
Entscheidungsprozess tatsächlich durch rhetorisches<br />
Handeln und sozialen Einfluss geprägt war. Hierzu sind Indikatoren<br />
zu entwickeln, anhand derer sich Handlungs- und Einflussmodi unterscheiden<br />
lassen. Anschließend wird der Entscheidungsprozess rekonstruiert<br />
und mit Hilfe der Indikatoren ausgewertet. Als Quellen<br />
dienen offizielle Dokumente, Memoiren, Presseberichte und Interviews.<br />
Aufgrund des hohen Aufwands kann die Prozessanalyse nur<br />
für ausgewählte Fälle durchgeführt werden, die sich aus den Ergebnissen<br />
der Konditionalanalyse ergeben werden.<br />
Prof. E. Sandschneider (Otto-Wolff-Direktor des Forschungsinstituts),<br />
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Berlin<br />
erhält Mittel für einen „Gesprächskreis Transatlantische Beziehungen“.<br />
Unter dem Vorsitz von Prof. em. H. Haftendorn, FU Berlin, und<br />
K. D. Voigt, Koordinator für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit,<br />
Auswärtiges Amt, wurde damit ein Forum in der Hauptstadt<br />
Berlin geschaffen, das dem kontinuierlichen Dialog über aktuelle<br />
und mittelfristige Probleme der transatlantischen Beziehungen dient.<br />
Der Gesprächskreis Transatlantische Beziehungen wird organisiert<br />
und betreut von Dr. B. May, Stellv. Direktor des Forschungsinstituts<br />
der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und Leiter der<br />
Arbeitsstelle USA / Transatlantische Beziehungen.<br />
Der Mitgliederkreis umfasst ca. sechzig überwiegend jüngere Vertreter<br />
aus Ministerien, dem Bundestag, aus Wissenschaft, Wirtschaft und<br />
Medien, die sich mit den transatlantischen Beziehungen beschäftigen.
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Bereits seit Januar 2001 stellt der „Gesprächskreis Transatlantische<br />
Beziehungen“ ein Forum für den kontinuierlichen Dialog über aktuelle<br />
und mittelfristige Probleme der transatlantischen Beziehungen<br />
dar.<br />
Der Gesprächskreis will durch Diskussion aktueller transatlantischer,<br />
amerikanischer oder europäischer Themen mit amerikanischen Referenten<br />
seinen Mitgliedern die Gelegenheit zur konstruktiven Kritik<br />
wichtiger transatlantischer Probleme geben und damit zu Verbesserung<br />
der transatlantischen Beziehungen beitragen.<br />
Bisher fanden die folgenden Sitzungen statt:<br />
– am 23. Januar 2001, Prof. Stephen F. Szabo (Ass. Dean, Paul Nitze<br />
School of Advanced International Studies, Johns Hopkins University,<br />
Washington DC): „The Future of Transatlantic Relations<br />
under the New U.S. Administration“;<br />
– am 28. Mai 2001, Prof. J. S. Nye Jr. (Dekan der John F. Kennedy<br />
School, Harvard): „America as Number One. How long Will it<br />
Last? Implications for Transatlantic Relations”;<br />
– am 1. Oktober 2001, Col. William Wise (USAF, ret.): „International<br />
Terrorism as a Transatlantic Issue”;<br />
– am 10. Januar 2002, Ambassador Robert Hunter (U.S. Ambassador<br />
to NATO 1993-98 RAND Corporation, Washington DC): „European<br />
Security and Defense Policy as a Transatlantic Issue”;<br />
– am 16. Januar 2002, Prof. Angela Stent (Professor of Government<br />
and Director of the Center for Eurasian, Russian an East European<br />
Seite 219
EU und<br />
China<br />
Seite 220<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Studies in the Georgetown School of Foreign Service): „Russia as<br />
a New Strategic Partner of the United States of America”;<br />
– am 27. Mai 2002 Prof. Henry Nau (Professor of Political Science<br />
and International Affairs at The Elliott School of International<br />
Affairs, The George Washington University, Washington DC):<br />
„Transatlantic Economic Relations after September 11th: what has<br />
changed?”;<br />
– am 19. November 2002, Prof. Stephen S. Szabo (Professor of European<br />
Studies, The Paul H. Nitze School of Advanced International<br />
Studies, Johns Hopkins University, Washington DC): „Transatlantic<br />
Relations after the Elections in Germany and the United<br />
States: Problems and Prospects”;<br />
– am 10. Februar 2003, Stanley R. Sloan (President of VIC-Vermont):<br />
„U.S. Hegemony and European Autonomy: Challenge to the<br />
Transatlantic Relationship”;<br />
– am 3. Mai 2003, Gary L. Geipel (Vice President and Director of<br />
Research, Hudson Institute, Indianapolis): „The Middle East and<br />
Transatlantic Relations”.<br />
– am 24. Mai 2004, Daniel Benjamin, (Center for Strategic and<br />
International Studies, Washington DC): „German-American Relations<br />
and the Greater Middle East”.<br />
Prof. E. Sandschneider, Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft<br />
für Auswärtige Politik (DGAP), Berlin erhält Fördermittel für<br />
das Projekt „Die EU und China zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die<br />
interregionalen Beziehungen unter Bedingungen globalisierter Wirtschafts-<br />
und Sicherheitspolitik sowie der europäischen Neuordnung.“<br />
Das Projekt hat die Aufgabe, innenpolitische wie internationale Entwicklungen<br />
und ihre Auswirkungen auf die EU-China-Beziehungen<br />
zu untersuchen. Dabei werden systematische wie theoretische Ansätze<br />
genutzt.<br />
Fünf strategische Trends sind für die Thematik von erheblicher Bedeutung:<br />
– die Entwicklung der globalen Politik und des Kontextes der Globalisierung,<br />
– die Entwicklung in Asien im Zusammenhang mit dem Aufstieg<br />
Chinas zur Großmacht,<br />
– der Verlauf der ökonomischen und politischen Transformationsprozesse<br />
und ihre Folgen für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
sowie für die weltwirtschaftliche Integration Chinas,<br />
– die Entwicklungen in der EU selbst (Erweiterung nach Osten und<br />
Vertiefung der außen- sowie sicherheitspolitischen Integration im<br />
Rahmen von GASP und ESVP),
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
– die Folgen des 11. September 2001: Kampf dem internationalen<br />
Terrorismus und die Folgen der Militärintervention in Afghanistan<br />
und des jüngsten Irak-Kriegs.<br />
Die Debatte um die angemessene westliche Strategie gegenüber<br />
China bewegt sich schon lange zwischen den Polen „Engagement“<br />
und „Eindämmung“ und weist daneben eine Vielzahl von kombinatorischen<br />
Varianten auf. Eine kooperative Haltung zu China ist<br />
insgesamt zwar geboten, zu beachten sind jedoch auch die innenpolitischen<br />
Unwägbarkeiten und ihre Konsequenzen für die Außenpolitik<br />
des Landes.<br />
Auch das Fehlen einer kohärenten europäischen Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik stellt sich als Problem dar. Die Asien- und Chinapolitik<br />
der EU hat zwar seit den neunziger Jahren unter maßgeblicher<br />
Beteiligung Deutschlands eine Aufwertung erfahren, wird aber nicht<br />
zuletzt durch die innereuropäische wirtschaftliche Konkurrenz und<br />
das Fehlen einer Gemeinsamen Europäischen Außen- und Sicherheitspolitik<br />
(GASP) erschwert. Die Zusammenarbeit im Rahmen des<br />
Asia-Europe-Meetings (ASEM) entspricht zwar einer interregionalen<br />
Logik und einem Streben nach wirtschaftlichem Austausch und internationaler<br />
Sicherheit, sie muss im Laufe des Projekts aber noch eingehend<br />
auf ihre Erfolgsbilanz hin geprüft werden.<br />
Im Kontext der europäischen Asienstrategie hat sich seit den frühen<br />
90er Jahren eine Politik herausgebildet, die durch das China-Konzept<br />
von 1998 eine neue Grundlage erhalten hat. Darin wird auf die<br />
Verstärkung des politischen Dialogs, die Unterstützung des Reformprozesses<br />
und verstärkte finanzielle Hilfeleistungen verwiesen. Sicherheitspolitische<br />
Fragen erweisen sich dagegen als problematisch.<br />
Die chinesische Politik und die Beziehungen Chinas zur EU werden<br />
in Zukunft vor allen Dingen geprägt sein durch sicherheitspolitische<br />
Kooperation sowie sozioökonomische Herausforderungen Chinas.<br />
Trotz bereits bestehender sicherheitspolitischer Kooperations- und<br />
Dialogsformen muss die Zusammenarbeit zwischen der EU und<br />
China angesichts globaler Herausforderungen erheblich intensiviert<br />
werden. Die Nichtverbreitung von Massenvernichtungsmitteln und<br />
die Rüstungskontrolle bilden hier zentrale Bezugspunkte.<br />
Im sozioökonomischen Bereich wird der WTO-Beitritt Chinas weitere<br />
Reformen erfordern und damit Auswirkungen auf das gesellschaftliche,<br />
politische und wirtschaftliche Gefüge des Landes zeitigen. Das<br />
Projekt wird sich deshalb auch den innenpolitischen Transformationsprozessen<br />
und der Entwicklung des politischen Systems widmen.<br />
Im Berichtszeitraum erschienen folgende Publikationen:<br />
Umbach, Frank: Atommacht Nordkorea – was tun? – In: Internationale<br />
Politik. 58. 2003. S. 65-68.<br />
Seite 221
Seite 222<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Umbach, Frank: Bring China into the game! – In: Internationale<br />
Politik. 58. 2003. S. 77-81.<br />
Umbach, Frank: Europa-Asien-USA. Veränderungen im Verhältnis<br />
der Machtfaktoren zueinander. – In: Trend. 1. 2003. S. 40-44.<br />
Umbach, Frank: Europäische Energiesicherheit im Spannungsfeld<br />
internationaler Ordnungspolitik. – In: Reader Sicherheitspolitik/<br />
SiPo. Hrsg.: Streitkräfteamt, Informations- und Medienzentrale<br />
der Bundeswehr. 10. 2002. S. 42-56.<br />
Umbach, Frank: Future impacts of Chinese and Asien dependency<br />
upon energy from the Middle East and Central Asia. – In: The<br />
impact of asian powers on global developments. Eds.: Erich Reiter;<br />
Peter Hazdra. Heidelberg 2004. S. 143-163.<br />
Umbach, Frank: Globale Energiesicherheit. Strategische Herausforderungen<br />
für die europäische und deutsche Außenpolitik. –<br />
München: Oldenburg, 2003. 328 S.<br />
Umbach, Frank: Implications of recent development on the Future<br />
Arms Control Agenda. Council for Security Cooperation in the<br />
Asia-Pacific (CSCAP), 20th meeting of the Working Group on Confidence<br />
and Security Building Measures (CSBMs), Singapore,<br />
Aug. 10-12, 2003.<br />
http://www.dhap.org/texte/CSCAP2003umbach.pdf<br />
Umbach, Frank: Militärstrategische Entwicklungen in China. – In:<br />
Internationale Politik. 58,2. 2003. S. 23-28.<br />
Umbach, Frank: Nuclear energy issues. Global dimensions and<br />
security challenges. – In: Recherches & Documents / Fondation<br />
pour la Recherche Stratégique. 30. 2003. Bl. 25-46.<br />
Umbach, Frank: Die sicherheitspolitische und militärstrategische Entwicklung<br />
Chinas vor und nach dem 11. September 2001. – In: Jahrbuch<br />
für internationale Sicherheitspolitik. Bd. 3. 2003. S. 529-549.<br />
Umbach, Frank: Strategische Annäherung an die Vereinigten<br />
Staaten. Chinas Zustimmung zur UN-Resolution 1441. – In: Brandherd<br />
Irak. US-Hegemonieanspruch, die UNO und die Rolle Europas.<br />
Hrsg.: Bernd W. Kubbig. Frankfurt a.M.; New York 2003.<br />
S. 212-216.<br />
Umbach, Frank: US-foreign and security policy of the Bush-Administration.<br />
Unilateralism, bilateralism, multilateralism or minilateralism<br />
vis á vis North Korea and its nuclear ambition? Paper<br />
presented at the Asia-Pacific Security Forum 2002 „Asian-Pacific<br />
Security Environment: Emerging realities”, Hawaii, Nov. 9-10,<br />
2002. http://www.dgap.org [DGAP]<br />
http://www.inpr.org.tw [INPR]
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Für das Forschungsvorhaben „Die Globalisierung der japanischen<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ wurden Prof. E. Sandschneider,<br />
Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik (DGAP), Berlin, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Untersucht werden sollen die Veränderungen der japanischen Sicherheits-<br />
und Verteidigungspolitik von 2001 bis Mitte 2006 sowie die<br />
dafür relevanten Erklärungsansätze.<br />
Seit dem 11. September 2001 ist ein deutlicher Neuorientierungsprozess<br />
in der japanischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik im<br />
Gange, der verstärkt globale Herausforderungen und Bedrohungen<br />
(wie den Terrorismus, Massenvernichtungswaffen, die Krise im Nahen<br />
Osten und die beschleunigte Globalisierung) in den Blick nimmt.<br />
Daneben bleiben die regionalen Bedrohungspotentiale in Form der<br />
nordkoreanischen Aufrüstung, des Konflikts um die Taiwanstraße<br />
und die Sicherheit im Südchinesischen Meer virulent. Auch ein verstärkter<br />
Einsatz der militärischen Selbstverteidigungskräfte Japans<br />
ist sichtbar, wie das Beispiel des Einsatzes im Irak zeigt. Aus Sicht<br />
der regionalen Nachbarn verknüpfen sich damit Befürchtungen vor<br />
einem Bruch Japans mit seiner traditionell restriktiven Sicherheitspolitik.<br />
Innenpolitisch ist die Neuausrichtung der japanischen Politik im<br />
Kontext verfassungsrechtlicher Diskussionen, der Politik Premier<br />
Koizumis der vollendeten Tatsachen, eines Rollenwandels des Militärs<br />
und eines Generationswechsels in der japanischen Gesellschaft<br />
zu verstehen.<br />
Ziel ist es zunächst, die innen- wie außenpolitischen Faktoren des<br />
Wandels japanischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik und dessen<br />
spezifische Ausprägungen zu identifizieren, die sich nach der<br />
aktuellen Diskussion zwischen Normalisierung, zögerlichem Realismus,<br />
Renationalisierung oder gar Remilitarisierung bewegen.<br />
Zweitens soll geprüft werden, ob der Forschungsansatz der „Strategic<br />
Culture“ in der Lage ist, die Neuausrichtung der japanischen<br />
Politik zu erklären. Dieser Ansatz berücksichtigt eine kulturelle<br />
Perspektive nationaler Sicherheit und analysiert Ideen, Werte, Ziele,<br />
Normen, Paradigmen und Symbole, die sich mit den Begriffen<br />
von nationaler und kollektiver Sicherheit verbinden. Seit den 90er<br />
Jahren ist er verstärkt auf den asiatisch-pazifischen Raum angewandt<br />
worden. Im Unterschied zur Zivilmachtthese, welche eine<br />
nicht-militärische Tradition japanischer Außenpolitik nach dem Ende<br />
des Zweiten Weltkrieges beschreibt, erweist sich der „Strategic<br />
Culture“-Ansatz als spezifischer auf die Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
zugeschnitten und zudem wertneutral in der Frage<br />
der Anwendung militärischer Gewalt. Deshalb wird er als forschungsleitende<br />
Kategorie genutzt und zum Ansatz einer „strategischen<br />
Sicherheitskultur“ ausgebaut. Vier Analyseebenen stehen<br />
dabei im Mittelpunkt:<br />
Japanische<br />
Sicherheitspolitik<br />
Seite 223
Politische<br />
Reformen<br />
Nordafrika/<br />
Nahost<br />
Seite 224<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
– Annahmen über das strategische Umfeld, die Bedrohungsperzeptionen<br />
und andere kognitive Faktoren in der politisch-militärischen<br />
Elite Japans,<br />
– Bewertung der Natur der Bedrohungen und Absichten potentieller<br />
und aktueller Gegner,<br />
– die Effizienz der Anwendung militärischer Gewalt bei potentiellen<br />
und aktuellen Konflikten sowie im internationalen Krisenmanagement,<br />
– innen- und außenpolitische Faktoren für den Wandel der „Strategic<br />
Culture“ Japans.<br />
Aus dem Forschungsstand ergibt sich ein Bedarf für eine umfassende<br />
Analyse japanischer Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach<br />
dem 11. September 2001; zudem fehlt eine Untersuchung über das<br />
Verhältnis von globaler und regionaler Sicherheit; schließlich soll das<br />
bislang vernachlässigte europäisch-japanische Verhältnis behandelt<br />
werden.<br />
Methodisch wird das Projekt nach Erfassung der theoretischen<br />
Grundlagen zu den internationalen Beziehungen maßgebliche internationale<br />
Quellen und Sekundärliteratur auswerten sowie Interviews<br />
in Asien, den USA und Europa mit Vertretern politischer und<br />
akademischer Eliten führen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte, Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut,<br />
Hamburg, Mittel für das Projekt „Nordafrika/Nahost zwischen westlichem<br />
Demokratisierungsdruck und autochthonen Reformansätzen.<br />
Perspektiven politischer Transformation und außenpolitische Rückwirkungen.“<br />
In sieben islamischen Ländern (Marokko, Algerien, Ägypten, Saudi-<br />
Arabien, Jordanien, Libanon, Syrien) sollen die Wahrnehmungen<br />
und Reaktionen gegenüber westlichen Demokratisierungsbestrebungen<br />
vergleichend untersucht werden.<br />
Folgende Kernfragen sollen dabei näher betrachtet werden:<br />
– Wie reagieren politische und gesellschaftliche Akteure in den<br />
Untersuchungsländern auf die westlichen Demokratisierungsbestrebungen?<br />
– Welche Position nehmen sie grundsätzlich gegenüber Konzepten<br />
pluralistischer Demokratie ein?<br />
– Welche eigenen, autochthonen Reformansätze lassen sich identifizieren,<br />
und in welchem Verhältnis stehen diese zu den externen<br />
Demokratisierungsversuchen?<br />
– Welche Meinungen und Einstellungen werden sich mittelfristig<br />
durchsetzen?<br />
Der nahöstlich/nordafrikanische Raum ist seit dem 11. September<br />
2001 stärker in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Eine<br />
zentrale Stoßrichtung der internationalen Aufmerksamkeit gilt
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
dabei der Demokratisierung der Region, die insbesondere von USamerikanischer<br />
und europäischer Seite in unterschiedlichen Initiativen<br />
– wie der von Washington lancierten „Greater Middle East<br />
(Partnership) Initiative“ oder der deutsch-französischen Idee einer<br />
„strategischen Partnerschaft“ mit dem Mittleren Osten – angestrebt<br />
wird. Angesichts des Scheiterns vergangener Demokratisierungsversuche<br />
stellt sich die Fra-ge, ob aktuell bessere Erfolgsaussichten<br />
bestehen. An diesem Punkt setzt das Vorhaben an, indem es beabsichtigt,<br />
die Bedingungen einer demokratischen Transformation<br />
anhand öffentlicher Wahrnehmungen und Einstellungen in den betroffenen<br />
Ländern nachzuvollziehen.<br />
Politisch ist eine solche Untersuchung hochgradig relevant, da sie<br />
Erkenntnisse über die künftige Entwicklungsrichtung der politischen<br />
Systeme in der Region erwarten lässt; angesichts deutlicher<br />
Tendenzen eines sich verschärfenden Verhältnisses zwischen „westlichen“<br />
und „islamischen“ Gesellschaften im Zuge des Kampfes<br />
gegen den Terrorismus und der Kriege in Afghanistan und im Irak<br />
könnten allerdings die westlichen „raumfremden“ Demokratisierungsversuche<br />
erschwert und darüber hinaus auch autochthone Reformanstrengungen<br />
gefährdet werden.<br />
Die Studie ist in zwei Hauptteile untergliedert. In einem ersten<br />
Hauptteil sollen unter Nutzung der demokratischen Transformationsforschung<br />
folgende Themen behandelt werden:<br />
– der Reformdruck und -bedarf in den betreffenden Ländern,<br />
– die autochthonen Reformbemühungen in nationalen und regionalen<br />
Reformansätzen,<br />
– die externen Demokratisierungsprojekte der USA und der EU.<br />
Hierzu werden primär schriftliche Quellen (Dokumente, Reden, Erklärungen,<br />
Kommentare und Sekundärliteratur) ausgewertet.<br />
In einem zweiten – empirischen – Hauptteil sind Länderstudien angesiedelt,<br />
die auf der Grundlage eines gemeinsamen Rasters den<br />
Einstellungen politischer und gesellschaftlicher Akteure (Staatsführung,<br />
Opposition, islamistische Organisationen, Menschenrechts-,<br />
Frauengruppen, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften) nachgehen.<br />
Hierzu werden Länderbearbeiter Inhaltsanalysen auf der<br />
Grundlage von Primär- und Sekundärquellen sowie qualitative leitfadengestützte<br />
Interviews durchführen. Das Projekt nutzt hierzu ein<br />
enges Netzwerk bewährter wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit<br />
in- und ausländischen, vorzugsweise aus der Region stammenden,<br />
Partnern.<br />
Das Vorhaben ist als geschlossenes Projekt angelegt, bettet sich aber<br />
in das Sonderforschungsprogramm am Deutschen Orient-Institut<br />
zum Thema „Entwicklungsdimensionen in Nordafrika, Nah- und<br />
Mittelost bis 2010“ ein.<br />
Seite 225
Afrikapolitik<br />
der EU<br />
Seite 226<br />
Prof. G. Müller-Brandeck-Bocquet, Institut für Politische Wissenschaft,<br />
Universität Würzburg, wurden 2003 Fördermittel bewilligt für<br />
das Projekt „Die Afrikapolitik der Europäischen Union: Neue Ansätze<br />
und Perspektiven.“<br />
Ziel des Projektes ist es, die bisherige Afrikapolitik der EU zu erfassen,<br />
ihre aktuelle Neuausrichtung zu analysieren und Vorschläge für<br />
ihre Optimierung zu erarbeiten.<br />
Aktuell werden drei Schwerpunkte bearbeitet:<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
– 40 Jahre europäische Afrikapolitik – eine Bestandsaufnahme:<br />
Bilanziert wird das europäische Entwicklungsengagement in<br />
Afrika von 1958 bis Ende der 1990er Jahre. Obwohl die unterschiedlichen<br />
vertraglichen Grundlagen kontinuierlich weiterentwickelt<br />
wurden, hat sich die sozioökonomische Performance der<br />
meisten afrikanischen Länder drastisch verschlechtert. Dies ist<br />
auf konzeptionelle Schwächen und divergierende Partikularinteressen<br />
innerhalb der EG ebenso zurückzuführen wie auf internationale<br />
Entwicklungen, die seitens der Gemeinschaft nur begrenzt<br />
zu beeinflussen sind. Gleichzeitig mangelt es in vielen<br />
afrikanischen Staaten nach wie vor an politisch-gesellschaftlichen<br />
Strukturen, die einen nachhaltigen Entwicklungsprozess<br />
befördern könnten.<br />
– Das Akteursprofil: Interinstitutionelle und pfeilerübergreifende<br />
Zusammenarbeit:<br />
Allgemein erscheint die Europäische Union als fragmentierter Akteur.<br />
Während Außenhandels- und Entwicklungspolitik in den<br />
Aufgabenbereich der I. Säule fallen, sind die aktuellen konfliktpräventiven<br />
und sicherheitspolitischen Maßnahmen laut EU-Vertrag<br />
Sache der II. Säule. Gerade im Bezug auf Afrika aber hat die<br />
Kommission seit Mitte der 1990er Jahre durch ihre konzeptionellen<br />
Initiativen auch in der GASP an Einfluss gewonnen. Untersucht<br />
wird, inwieweit diese Veränderungen und die praktische<br />
Zusammenarbeit in der Afrikapolitik zu pfeilerübergreifenden<br />
Strukturen führen und die EU insgesamt als kohärenten Akteur<br />
stärken können.<br />
– Paradigmenwechsel – Die EU auf dem Weg zu einem neuen<br />
sicherheitspolitischen Ansatz (im Dialog mit der SWP/Berlin):<br />
Im Zentrum der Analyse steht der Paradigmenwechsel der EU in der<br />
Afrikapolitik seit Beginn der 1990er Jahre. Bereits mit Einführung<br />
der GASP wurden die bis dato vorrangig auf Handel und Entwicklung<br />
ausgerichteten Beziehungen politischer. Das neue Paradigma<br />
„Konfliktprävention“, anfänglich noch in einem engen sicherheitsund<br />
verteidigungspolitischen Verständnis diskutiert, wurde Ende<br />
der 1990er Jahre weiter gefasst. So wurde 2000 mit der EU-OAU-<br />
Gipfelkonferenz in Kairo ein regionaler afrikapolitischer Dialog<br />
initiiert, der die einzelnen afrikapolitischen Ansätze der EU unter<br />
einem strategischeren Dach vereinen soll. Nach zu erwartenden
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Startschwierigkeiten hat dieser hochpolitische Dialog heute mit der<br />
Gründung der Afrikanischen Union und der New Partnership for<br />
Africa´s Development (NEPAD), aber auch mit der Formulierung<br />
der „Europäischen Sicherheitsstrategie“ eine neue Perspektive<br />
erhalten, die Ansatzpunkte der aktuellen Untersuchung ist.<br />
Für das Projekt „Jus Publicum Europaeum“ wurden Prof. A. von Bogdandy,<br />
Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und<br />
Völkerrecht, Heidelberg, und Prof. P. M. Huber, Lehrstuhl für Öffentliches<br />
Recht und Staatsphilosophie, Universität München, Fördermittel<br />
bewilligt.<br />
Ziel des Projekts ist es, ein Handbuch für das Öffentliche Recht zu<br />
schaffen, welches die theoretischen und dogmatischen Grundzüge<br />
des Öffentlichen Rechts in Europa darstellen soll. Im Mittelpunkt<br />
stehen dabei die wesentlichen Strukturen der nationalen Verfassungs-<br />
und Verwaltungsordnungen, welche auch rechtsvergleichend<br />
dargestellt werden sollen.<br />
In der Europäischen Union ergeben sich durch ein „Mehr-Ebenen-<br />
Rechtssystem“ Unsicherheiten der Rechtsetzung und -anwendung<br />
auf der Ebene der einzelnen Staaten und der EU. Die eigentlichen<br />
Funktionen der EU – <strong>Stiftung</strong> von Rechtsfrieden, Rechtsicherheit und<br />
die Koordinierung politischer Ziele – werden in immer geringerem<br />
Umfang erfüllt. Mit der Erweiterung der Europäischen Union und<br />
dem möglichen Beitritt der Türkei stellen sich Fragen nach den Wertentscheidungen<br />
und gemeinsamen Grundsätzen.<br />
Unabhängig von den rechtlichen Voraussetzungen politischer Gemeinschaften<br />
besteht Konsens darüber, dass eine leistungsfähige,<br />
in ihren Wertungen transparente und Rechtssicherheit verbürgende<br />
Rechtsordnung für die Zukunft Europas unverzichtbar ist. Der europäische<br />
Rechtsraum verlangt daher eine leistungsfähige Rechtswissenschaft,<br />
die Rechtstheorie, Rechtsgeschichte, Rechtsdogmatik<br />
und Rechtsvergleichung umfassen muss.<br />
Die Entwicklung einer leistungsfähigen Rechtsdogmatik auf europarechtlicher<br />
Ebene wird durch das Fehlen von rechts- und insbesondere<br />
verfassungstheoretischen Figuren behindert. Wie die Arbeiten<br />
des Verfassungskonvents zeigen, sind die Anforderungen des demokratischen<br />
Konzepts in der EU und für ihre Organe diffus. Weitere<br />
Probleme ergeben sich beispielsweise aus der Verwirklichung des<br />
Grundrechtsschutzes in der Union und aus der Kompetenzverteilung<br />
zwischen der EU und ihren Mitgliedsstaaten. Selbst die Struktur der<br />
Grundfreiheiten, ihr Verhältnis zu den Grundrechten und zur Wettbewerbsordnung<br />
sind nicht hinreichend geklärt.<br />
Diese wissenschaftliche Lücke soll durch die Erstellung eines Handbuchs<br />
geschlossen werden, in dem die verfassungs- und verwaltungsrechtlichen<br />
Grundlagen der Mitgliedsstaaten offen gelegt werden<br />
und dann auf die allgemeinen Prinzipien und Strukturen des<br />
Öffentliches<br />
Recht in<br />
Europa<br />
Seite 227
Verfassungsreform<br />
Seite 228<br />
Öffentlichen Rechts in Europa eingegangen werden soll – insgesamt<br />
für und auf Basis eines transnationalen Dialogs.<br />
Das Handbuch wird sich in drei Bände gliedern:<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Der erste Band befasst sich mit den Grundlagen der nationalen Verfassungen<br />
und deren Wissenschaft. In einem ersten rechtsvergleichenden<br />
Teil sollen die Grundstrukturen der Verfassungs- und Regierungssysteme<br />
von Mitgliedsstaaten der EU und der Schweiz<br />
untersucht werden. Der zweite Teil widmet sich der „offenen Staatlichkeit“<br />
der Mitgliedsstaaten und der Europäisierung ihrer Verfassungsordnung.<br />
Hieraus soll ein gesamteuropäischer Befund abgeleitet<br />
werden. Der dritte Teil gilt der Wissenschaft vom Verfassungsrecht.<br />
Der zweite Band stellt das Verwaltungsrecht in Europa dar und erfasst<br />
die grundlegenden Charakteristika oder nationalen Verwaltungsrechtssysteme<br />
in ihrer historischen Entwicklung, in ihren Systementscheidungen<br />
und Strukturen. Im ersten Teil werden die<br />
Systeme des nationalen Verwaltungsrechts und ihre Entwicklung<br />
rechtsvergleichend dargestellt, im zweiten Teil die Öffnung der<br />
nationalen Verwaltungen für ihre Europäisierung und im dritten Teil<br />
der Stand der Verwaltungsrechtswissenschaft.<br />
Der dritte Band widmet sich schließlich den Prinzipien und Strukturen<br />
des Öffentlichen Rechts im europäischen Rechtsraum und dem<br />
Verfassungsrecht der Europäischen Union. Der erste Teil beschäftigt<br />
sich mit den historischen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen<br />
des gemeineuropäischen Verfassungsrechts. Der zweite Teil<br />
befasst sich mit Gestalt, Finalität und Grenzen der Integration. Im<br />
dritten Teil geht es um Homogenität und Autonomie.<br />
Für jeden Band ist ein ausländischer Mitherausgeber vorgesehen,<br />
um den transnationalen Zuschnitt des Werkes zu unterstreichen. Für<br />
Band I hat sich Prof. P. Cruz Villalón, ehemaliger Präsident des<br />
spanischen Verfassungsgerichts, dazu bereit erklärt, für Band II<br />
Prof. S. Cassese, Rom. Das Werk soll zunächst in deutscher Sprache<br />
erscheinen. Die Bände werden von einem europäischen Autorenteam<br />
verfasst und sollen in einem Abstand von eineinhalb Jahren erscheinen,<br />
beginnend im Jahr 2005. Im Herbst des jeweiligen Vorjahres<br />
sind Symposien geplant, im Rahmen derer die Autoren die<br />
vorgesehenen Beiträge vorstellen.<br />
Prof. J. Schwarze, Institut für Öffentliches Recht, Abt. Europa- und<br />
Völkerrecht, Universität Freiburg erhält Fördermittel für das Projekt<br />
„Der Beitrag des europäischen Verfassungskonvents zur europäischen<br />
Verfassungsreform.“<br />
Im Juli 2003 hat das Europäische Verfassungskonvent nach sechzehnmonatiger<br />
Beratung unter dem Vorsitz des früheren französischen<br />
Staatspräsidenten Giscard d´Estaing einen Entwurf für einen<br />
„Vertrag über eine Verfassung für Europa“ vorgelegt. Mit dem Ver-
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
fassungskonvent hat sich die Europäische Union zum zweiten Mal<br />
bei der Fortentwicklung ihrer Rechtsordnung der sog. Konventmethode<br />
bedient. Zuvor wurde bereits die Charta der Grundrechte<br />
der Europäischen Union von einem Konvent entworfen. Die Erarbeitung<br />
des geplanten Verfassungsvertrages durch einen Konvent stellt<br />
jedoch eine weitaus ehrgeizigere Zielsetzung dar. Schließlich soll die<br />
Europäische Union mit dem Verfassungsvertrag auf eine neue und<br />
bessere konstitutionelle Grundlage gestellt werden.<br />
Ziel des Projektes ist es, die Arbeit des Verfassungskonvents sowohl<br />
im Hinblick auf die Arbeitsweise als auch im Hinblick auf die Ergebnisse<br />
zu analysieren und zu bewerten. Unter dem Blickwinkel<br />
des Verfassungs- und Europarechts wird danach gefragt, ob es dem<br />
Konvent gelungen ist, gemäß seinen vier Hauptaufgaben geeignete<br />
Vorschläge für die Abgrenzung der Kompetenzen, den rechtlichen<br />
Status der Grundrechtecharta, eine generelle Vereinfachung des bestehenden<br />
Vertragsrechts sowie eine verstärkte Einbeziehung der<br />
nationalen Parlamente zu entwickeln. Daneben wird untersucht, ob<br />
sich das Konventsmodell bewährt hat und daher – wie es der Konvent<br />
selbst vorgeschlagen hat – zum Regelverfahren für künftige<br />
Änderungen der europäischen Verträge gemacht werden sollte.<br />
Ein von Prof. Schwarze herausgegebenes Buch ist erschienen, welches<br />
die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojekts in sich vereinigt:<br />
Der Verfassungsentwurf des Europäischen Konvents. Verfassungsrechtliche<br />
Grundstrukturen und wirtschaftsverfassungsrechtliches<br />
Konzept. Jürgen Schwarze [Hrsg.]. Institut für Öffentliches Recht der<br />
Universität Freiburg. – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004. 769 S.<br />
(Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft; Bd. 301).<br />
Der Band enthält Beiträge namhafter, sachkundiger Persönlichkeiten,<br />
die aus Anlass von zwei im Herbst 2003 in Freiburg abgehaltenen<br />
Konferenzen entstanden sind und welche die verfassungsrechtlichen<br />
Grundentscheidungen des Konventsentwurfs sowie das<br />
wirtschaftsverfassungsrechtliche Konzept desselben behandeln. Zugleich<br />
wird zum Gelingen des Konventsmodells Stellung genommen.<br />
Schließlich werden die wesentlichen Ergebnisse in einem Résumé<br />
des Herausgebers zusammengefasst. Dabei werden auch Bezüge<br />
zwischen dem Verfassungsentwurf des Konvents und dem Grundlagenteil<br />
eines Europäischen Verfassungsvertrags („Freiburger<br />
Entwurf“) hergestellt, der ebenfalls im Rahmen eines von der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts von einer deutsch-französischen<br />
Arbeitsgruppe entworfen und dem Konvent zugeleitet wurde.<br />
Prof. S. Grundmann, Institut für Zivilrecht und Zivilprozessrecht, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, und Prof. A. K. Schnyder, Juristische<br />
Fakultät, Universität Zürich, werden Mittel für das Projekt „IUS<br />
COMMUNITATIS – 12 Lehrbücher zum Europäischen materiellen<br />
Recht“ bereitgestellt.<br />
Die Reihe IUS COMMUNITATIS beschäftigt sich mit den wichtigsten<br />
Gebieten des europäischen, einheitlichen oder doch zumindest<br />
Europäisches<br />
Recht<br />
Seite 229
Europarecht<br />
Seite 230<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
harmonisierten Rechts. Diese werden in elf Einzelbände dargestellt<br />
– vom Europäischen Gesellschafts-, Vertrags-, Wettbewerbs- oder<br />
Arbeitsrecht bis hin zum Europäischen Umwelt-, Außenwirtschaftsoder<br />
auch Immaterialgüterrecht. Zivilprozess-, Verwaltungs- und<br />
Bank-Versicherungsrecht ergänzen den Bestand, zuletzt kam das<br />
entstehende Verfassungsrecht hinzu. Dabei sind die europäisch einheitlichen<br />
oder doch zumindest harmonisierten Normbestände häufig,<br />
teils recht flächendeckend darstellerisch eingebettet in einen<br />
rechtsvergleichenden Überblick über die wichtigsten Lösungen in<br />
den Mitgliedsstaaten, die sich in den nicht harmonisierten Bereichen<br />
finden. So wird jede Materie wiederum (wie in Lehrbüchern<br />
zum nationalen Recht) als zusammenhängender Organismus und<br />
geschlossen dargestellt – nunmehr jedoch auf europäischem Niveau.<br />
Das Projekt versteht sich als ein Beitrag zum Übergang von einer<br />
vor allem nationalen Rechtswissenschaft hin zu einer verstärkt<br />
(auch) europäischen. Dies wurde in früheren Berichten näher dargestellt<br />
(s. Jahresbericht 2001/2002, S. 232 f.). Da auch die Bezüge<br />
etwa zur ökonomischen Theorie betont wurden, lag es nahe, zuletzt<br />
auch eine große Europäische Rechtsgeschichte (von Hattenhauer)<br />
hinzuzunehmen.<br />
Im aktuellen Berichtszeitraum trat das Projekt in die Endphase. Die<br />
Bände Europäisches Gesellschaftsrecht und Europäische Rechtsgeschichte<br />
sind erschienen (Juni 2004), die Bände Europäisches Zivilprozessrecht<br />
sowie Europäisches Bank- und Versicherungsrecht<br />
erscheinen noch 2004, der Rest 2005, einige „Nachzügler“ 2006. In<br />
der Reihe IUS COMMUNITATIS wird dann für fast alle Kerngebiete<br />
des materiellen Rechts, die substantiell europäisiert erscheinen, eine<br />
Darstellung im genannten Zuschnitt zu finden sein.<br />
Dies erscheint als guter Zeitpunkt. Das Europäische Recht gilt nicht<br />
mehr nur in Teilen des Kontinents, es gilt ab Mai 2004 in fast ganz<br />
Europa mit nur noch gewissen Lücken an den äußersten Rändern<br />
und in der Schweiz. Aus der Gemeinschaft wird zunehmend Europa,<br />
und ihr Recht bildet zunehmend die gemeineuropäische Klammer für<br />
die nationalen Rechtsvarianten. Zudem fixiert Europäisches Recht<br />
in steigendem Maße alle wesentlichen Eckpunkte der nationalen<br />
Rechte in den genannten Gebieten.<br />
Prof. H. Hirte, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Hamburg,<br />
werden Fördermittel für auslandsrechtliche, rechtsvergleichende<br />
und europarechtliche Lehrveranstaltungen bereitgestellt.<br />
Im Rahmen des Programms werden ausländische Rechtswissenschaftler<br />
nach Hamburg eingeladen, um als Gastprofessoren auslandsrechtliche,<br />
rechtsvergleichende und europarechtliche Lehrveranstaltungen<br />
– wenn möglich in ihrer Muttersprache – abzuhalten.<br />
Im Wintersemester 2003/2004 fanden folgende Vorlesungen statt:<br />
– Raymond Davern (King´s College London): „English Legal System:<br />
Introduction to Common Law Reasoning”;
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
– Prof. Jan Schans Christensen (Universität Kopenhagen): „Current<br />
Trends and Perspectives in European Company Law”;<br />
– Maria Lee (King´s College London): „EC Environmental Law”.<br />
Prof. Ph. Kunig, Lehrstuhl für Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Völkerrecht,<br />
und Prof. H. Grothe, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales<br />
Privat- und Verfahrensrecht sowie Rechtsvergleichung,<br />
Freie Universität Berlin, wurden Fördermittel für das Projekt „Rechtsstaatliches<br />
Verfahrensrecht – Mindeststandards für internationales<br />
Zivilverfahren“ bewilligt.<br />
Ziel des Projekts ist es, im Wege einer übergreifenden, systematischen<br />
Untersuchung Mindeststandards des internationalen Zivilverfahrensrechts<br />
zu identifizieren.<br />
Der Zivilprozess des deutschen Rechts kennt eine Reihe von Verfahrensmaximen,<br />
die von verfassungsrechtlichen Vorgaben geprägt<br />
sind. So stehen die Grundsätze der Mündlichkeit, Unmittelbarkeit,<br />
Öffentlichkeit, freien richterlichen Beweiswürdigung und auch die<br />
Dispositions- und Verhandlungsmaxime unter dem Einfluss höherrangigen<br />
Rechts. Standards setzen aber nicht nur das Grundgesetz,<br />
sondern auch der EU-Vertrag, die EU-Grundrechte-Charta sowie die<br />
Europäischen Menschenrechtskonvention, ferner das allgemeine<br />
Völkerrecht. Die Auswirkungen des Neben- und Miteinanders verschiedener<br />
derartiger rechtsstaatlicher Gewährleistungen auf allen<br />
rechtlichen Ebenen sind national hinlänglich Gegenstand wissenschaftlicher<br />
Forschungen gewesen. Eine übergreifende systematische<br />
Untersuchung im Bereich des internationalen Zivilverfahrensrechts<br />
fehlt indes.<br />
Hier stellen sich im Kern zwei Fragen:<br />
Erstens, inwieweit differieren die Prüfungsmaßstäbe? Diese erste<br />
Frage hängt mit den Rechtsquellen des internationalen Zivilverfahrensrechts,<br />
auch mit der Verfahrensinstitutionalisierung zusammen.<br />
Der internationale Zivilprozess vor dem jeweiligen<br />
nationalen Gericht ist nur noch teilweise Gegenstand der jeweiligen<br />
autonomen nationalen Rechtssetzung. Vor allem im Bereich<br />
der Zuständigkeit, der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer<br />
Entscheidungen, aber auch der Zustellung und der Rechtshilfe<br />
spielen Staatsverträge und zunehmend sekundäres Gemeinschaftsrecht<br />
eine Rolle. Bei Rechtsakten der EU stellt sich dabei<br />
die Frage nach der Vereinbarkeit und die nach der Beeinflussung<br />
durch die verfahrensspezifischen Wertungen des primären Gemeinschaftsrechts.<br />
Sofern internationale Zivilverfahren vor privatautonomen<br />
Schiedsstellen stattfinden, etwa im Zusammenhang<br />
mit Verbraucherklagen, muss geklärt werden, inwiefern die<br />
rechtsstaatlichen Verfahrensgrundsätze der deutschen Verfassung<br />
und die des allgemeinen und besonderen Völkerrechts überhaupt<br />
gelten. Soweit dies zu bejahen ist, müsste gefragt werden,<br />
RechtsstaatlichesVerfahrensrecht<br />
Seite 231
Staatsanwaltschaften<br />
in<br />
Europa<br />
Seite 232<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
ob sie unmittelbar gelten oder dem Gesetzgeber vorschreiben,<br />
ein diesen Grundsätzen entsprechendes Schiedsverfahren zu regeln.<br />
Zweitens, welche Besonderheiten bringt die Internationalität der<br />
Sachverhalte mit sich? Hier können die Anforderungen, die durch<br />
höherrangiges Recht an das konkrete Verfahren gestellt werden, danach<br />
differenzieren, inwieweit eine personale oder territoriale Nähebeziehung<br />
zum Normgeber besteht. So muss beispielsweise der Umfang<br />
rechtlichen Gehörs, den Artikel 103 GG einem in Deutschland<br />
durchzuführenden Verfahren abverlangt, keineswegs mit dem übereinstimmen,<br />
was von europäischen Verordnungen im Rahmen eines<br />
deutschen Anerkennungsverfahren von einem ausländischen Erkenntnisverfahren<br />
zu fordern ist.<br />
Bezugspunkte beider Fragestellungen sind sowohl das Erkenntnisals<br />
auch das Anerkennungs- und Vollstreckungsverfahren. Dabei<br />
wird eingegangen auf die internationalen Zuständigkeiten der Gerichte<br />
und das damit verbundene Problem des „Forum Shopping“,<br />
also das Ausnutzen der unterschiedlichen Zuständigkeiten in mehreren<br />
Staaten, um etwa das für den Kläger angenehmere Kollisionsrecht<br />
und damit das günstigere materielle Recht zur Anwendung<br />
gelangen zu lassen. Ferner wird auf Probleme der Zustellung, der Beweisaufnahme,<br />
der Anerkennung und Vollstreckung ausländischer<br />
Urteile, des einstweiligen Rechtsschutzes und der Insolvenz- und<br />
Schiedsverfahren eingegangen.<br />
Sollten sich hier für die zivilrechtliche Seite des Projekts rechtspolitische<br />
Defizite feststellen lassen, so ist beabsichtigt, rechtspolitische<br />
Empfehlungen für eine Abhilfe zu erarbeiten. Aus verfassungsrechtlicher<br />
und völkerrechtlicher Perspektive wird ein<br />
Beitrag erhofft zu dem im Zuge der Europäisierung, zunehmend<br />
aber auch der Globalisierung in Gang gekommenen wissenschaftlichen<br />
Dialog über die Konsensfähigkeit überkommener rechtsstaatlicher<br />
Kerne.<br />
Prof. M.-M. Jehle, Juristisches Seminar, Universität Göttingen, erhält<br />
weitere Mittel für das Projekt „Die Funktion der Staatsanwaltschaft<br />
im Kriminaljustizsystem – ein europäischer Vergleich.“<br />
Ziel des Projektes ist es, durch vergleichende Untersuchung der<br />
Staatsanwaltschaften verschiedener europäischer Länder ihre nationale<br />
Rolle und Funktion innerhalb des Kriminaljustizsystems zu verstehen<br />
sowie Gemeinsamkeiten und wichtige Unterschiede herauszuarbeiten.<br />
Dadurch sollen Möglichkeiten, aber auch Probleme der<br />
zum Teil bereits angebahnten europäischen Entwicklung ausgelotet<br />
werden sowohl in Bezug auf Harmonisierung als auch auf die geplante<br />
supranationale Staatsanwaltschaft (Eurojust).<br />
Um diese Ziele zu erreichen, wird das Projekt die Staatsanwaltschaften<br />
aus zwei Perspektiven untersuchen:
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
– Aus kriminologischer Sicht. Hierbei wird die Staatsanwaltschaft<br />
als Teil des Kriminaljustizsystems als Ganzes betrachtet – ein System,<br />
das unter erheblichem Druck steht, mit ständig ansteigenden<br />
Fallzahlen fertig zu werden und in dem die staatsanwaltschaftliche<br />
Ebene immer mehr zum entscheidenden (ent)kriminalisierenden<br />
Stadium wird. Dies umfasst auch die organisationssoziologische<br />
Fragestellung, wie die Staatsanwaltschaften mit<br />
steigenden Fall- und Verfahrenszahlen umgehen, indem sie ihre<br />
Arbeitsbelastung durch vereinfachte Methoden und Verfahren<br />
reduzieren.<br />
– Aus rechtswissenschaftlicher Sicht wird die Verlagerung der Kompetenzen<br />
auf die staatsanwaltschaftliche Ebene kritisch untersucht<br />
unter den Aspekten des Legalitäts- und Opportunitätsprinzips,<br />
der Verfahrensgarantien und des Schutzes der Menschenrechte<br />
des Angeklagten.<br />
Die Studie wird durch ein Netzwerk von Experten aus unterschiedlichen<br />
europäischen Ländern (einschließlich Beitrittskandidaten der<br />
EU) unterstützt. Die Göttinger Projektbearbeiter werden mit Partnerinstitutionen<br />
in England und Wales, Frankreich, den Niederlanden,<br />
Polen und Schweden zusammenarbeiten, um die nötigen<br />
landesspezifischen Informationen zu erhalten. Auf diese Weise erarbeitet<br />
die Untersuchung eine Basis für die Entwicklung von Harmonisierungsvorschlägen,<br />
aber auch für supranationale Lösungen<br />
der Zukunft, wo sie für erforderlich gehalten werden. Gleichzeitig<br />
wendet sich die Studie einem viel zu wenig erforschten Gebiet zu,<br />
das indes immer mehr zur zentralen Entscheidungsebene des sich<br />
wandelnden Justizsystems wird – mit weitreichenden Konsequenzen<br />
für die Gesellschaft und die grundlegenden Prinzipien eines<br />
Rechtsstaates.<br />
Zunächst wurde auf der Grundlage einer Literaturrecherche und in<br />
Zusammenarbeit mit den Partnern ein gemeinsamer Fragenkatalog<br />
entwickelt, der dann in ein einheitliches Datenerhebungsinstrument<br />
umgesetzt wurde, welches sowohl rechtliche als auch rechtstatsächliche<br />
Aspekte erfasst. Nach Probeläufen findet nunmehr die endgültige<br />
Datenerhebung in den beteiligten Ländern statt. Eine vorläufige<br />
Bewertung auf einem Partnerschaftstreffen (Oktober 2004) wird die<br />
Grundlage für eine synoptische Zusammenfassung und vergleichende<br />
Evaluation bilden, die als Abschluss des Projekts auf einer internationalen<br />
Fachkonferenz (voraussichtlich September 2005) diskutiert<br />
werden sollen.<br />
Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />
Jehle, Jörg-Martin: Die Funktion der Staatsanwaltschaft im europäischen<br />
Vergleich, Skizze eines empirischen Forschungsprojekts.<br />
– In: Strafrecht, Biorecht, Rechtsphilosophie. Festschrift für<br />
Hans-Ludwig Schreiber zum 70. Geburtstag am 10. Mai 2003.<br />
Heidelberg 2003. S. 173-183.<br />
Seite 233
Grenzregionen<br />
in der EU<br />
Seite 234<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Jehle, Jörg-Martin: The prosecution service function in relation to<br />
the principles of legality and opportunity. Vortrag bei dem 5. Treffen<br />
der Generalstaatsanwälte der Europaratsmitgliedsstaaten.<br />
http://www.coe.int/T/E/Legal_affiars/Legal_co-operation/Conferences_and_high-level_meetings/European_Public_Prosecutors<br />
(„Past Conferences”, „Celle”)<br />
Für das Projekt „Grenzhemmnisse und Grenzregionen im europäischen<br />
Integrationsprozess“ wurden Prof. Th. Straubhaar, Hamburgisches<br />
Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), Mittel bewilligt.<br />
Das Projekt befasst sich mit den Auswirkungen des europäischen Integrationsprozesses<br />
auf die wirtschaftliche Entwicklung von inneren<br />
Grenzregionen in der EU und den damit verbundenen Implikationen<br />
für die EU-Erweiterung.<br />
Die Bedeutung der Grenzregionsforschung zeigt sich angesichts der<br />
EU-Erweiterung, die das Gewicht von Grenzregionen in der EU beträchtlich<br />
erhöht. Aus geographischer Sicht im Brennpunkt der Integration<br />
stehen insbesondere die Grenzregionen zwischen „alten“<br />
und „neuen“ Mitgliedsstaaten als zukünftige innere Grenzregionen.<br />
Für diese erwartet auch die EU-Kommission Anpassungserfordernisse<br />
und -probleme und befürwortet eine Begleitung des Integrationsprozesses<br />
durch geeignete politische Maßnahmen.<br />
Dazu bedarf es einer Einschätzung der zu erwartenden Integrationseffekte<br />
und der Entwicklung der neuen inneren EU-Grenzregionen<br />
unter weiterer Analyse der gegenwärtigen und zu prognostizierenden<br />
ökonomischen Grenzhemmnisse.<br />
Das Projekt soll dazu beitragen, den Kenntnisstand über den Charakter<br />
und die Veränderung von Grenzhemmnissen sowie die Effekte<br />
ihres Abbaus auf die wirtschaftliche Entwicklung von Grenzregionen<br />
zu erhöhen. Auf der Grundlage der Ergebnisse sollen<br />
Schlussfolgerungen für die Entwicklung dieser Regionen im Zuge<br />
der Erweiterung gezogen und politische Handlungsempfehlungen<br />
für die Gestaltung und Begleitung des Integrationsprozesses in<br />
Grenzregionen abgeleitet werden.<br />
Zu diesem Zweck sind vier Untersuchungsmodule vorgesehen:<br />
– Empirische Analyse der Integrationseffekte in europäischen<br />
Grenzregionen. Ausgehend vom Zentrum-Peripherie-Modell der<br />
neuen Standorttheorie, wird im Rahmen einer Regressionsanalyse<br />
der Zusammenhang zwischen dem Abbau von Grenzhemmnissen,<br />
also der Veränderung des Marktzugangs, und der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung von Regionen im Zuge von Integrationsprozessen<br />
untersucht.<br />
– Untersuchung bestehender Grenzhemmnisse in der EU. Im Zuge<br />
einer Shift-Share-Analyse erfolgt eine Identifizierung von Grenz-
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
hemmnissen durch einen indirekten grenzüberschreitenden Vergleich<br />
der nationalen Komponenten, der Standortkomponente<br />
und der Strukturkomponente der untersuchten Regionen. Ergänzende<br />
Analysen der Anreize und Barrieren grenzüberschreitender<br />
Aktivitäten sowie institutioneller und administrativer Unterschiede<br />
in Grenzregionen liefern zusätzliche Informationen über die Art<br />
und Ursachen von Grenzhemmnissen, die Schlussfolgerungen<br />
über ihre Beeinflussbarkeit durch integrationspolitische Maßnahmen<br />
ermöglichen sollen.<br />
– Entwicklungsszenarien für Grenzregionen in der erweiterten EU.<br />
Auf der Grundlage der in den beiden ersten Modulen erzielten<br />
Ergebnisse werden hier Szenarien zur Entwicklung der Regionen<br />
entlang der Grenzen zwischen den alten und neuen EU-Mitgliedsstaaten<br />
abgeleitet.<br />
– Politische Begleitung des Integrationsprozesses – Analyse der Handlungsnotwendigkeiten<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten. Angestrebt<br />
wird eine Diskussion zu den Entwicklungsperspektiven von Grenzregionen<br />
und zu den Instrumenten, die geeignet sind, Grenzhemmnisse<br />
abzubauen.<br />
In ersten empirischen Analysen wurde der Zusammenhang zwischen<br />
dem regionalen Lohnniveau und dem Marktzugang für einen Querschnitt<br />
europäischer Regionen untersucht. Die Regressionsergebnisse<br />
weisen darauf hin, dass die Europäische Union durch eine räumliche<br />
Lohnstruktur geprägt wird: Zwischen dem regionalen Lohnniveau<br />
und der Erreichbarkeit von Kaufkraft besteht ein enger positiver Zusammenhang.<br />
Die hierbei ermittelte Reichweite der Nachfrageverflechtungen,<br />
die zwischen den Regionen bestehen, ist relativ groß.<br />
Aufgrund der Resultate ist zu erwarten, dass eine durch den Abbau<br />
von Grenzhemmnissen bedingte Veränderung des Marktzugangs<br />
Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen hat.<br />
Der im Rahmen der Regressionsanalyse identifizierte Wirkungszusammenhang<br />
wird in den folgenden Analyseschritten für eine Simulation<br />
der Integrationseffekte in europäischen Grenzregionen genutzt.<br />
Im Berichtszeitraum ist erschienen:<br />
Niebuhr, Annekatrin: Market access and regional disparities. New<br />
Economic geography in Europe. Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv<br />
(HWWA). – Hamburg 2004. 29 S. (HWWA Discussion<br />
Paper; 269)<br />
Für das Projekt „Die Steuer- und Abgabebelastung von Expatriates im<br />
internationalen Vergleich“ wurden Prof. Chr. Spengel, Lehrstuhl für<br />
Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaftliche<br />
Steuerlehre, Universität Gießen, und Priv. Doz. Dr. Th. Büttner,<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim, Fördermittel<br />
bewilligt.<br />
Steuerlast<br />
von<br />
Expatriates<br />
Seite 235
Seite 236<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Ziel des Projekts ist es, die steuerliche Standortbedingungen für so<br />
genannte Expatriates, i.e. unternehmensintern und grenzüberschreitend<br />
Entsandte, in verschiedenen Ländern und Regionen unter Berücksichtigung<br />
verschiedener Gestaltungsspielräume bei der betrieblichen<br />
Entsendungspolitik quantitativ zu analysieren.<br />
Grenzüberschreitende Personalentsendungen innerhalb von Konzernen<br />
gewinnen im Zuge der Internationalisierung der Geschäftstätigkeit<br />
wachsende Bedeutung. Das Erschließen ausländischer Märkte<br />
erfordert regelmäßig die physische Präsenz hochqualifizierter Mitarbeiter<br />
eines Unternehmens im ausländischen Markt. Solche Expatriates<br />
bleiben auch beim Fortbestehen der internationalen Geschäftstätigkeit<br />
im Rahmen von Kontroll- und Managementtätigkeiten und<br />
beim konzerninternen Wissenstransfer von großer Bedeutung.<br />
In diesem Kontext ist die effektive Steuer- und Abgabebelastung der<br />
Expatriates in drei Bereichen von hoher Relevanz:<br />
Erstens für das Unternehmen bei der Steuerplanung, da es die Belastung<br />
der Expatriates regelmäßig durch Nettolohnvereinbarungen<br />
kompensiert. Ein Gestaltungsspielraum ergibt sich hier durch Variation<br />
der Entsendedauer, Zusammensetzung des Gehalts und Gestaltung<br />
der Arbeitsverträge.<br />
Zweitens ist die Abgabenbelastung ein wichtiger Faktor im interregionalen<br />
und internationalen Standortwettbewerb. Da die Entsendung<br />
Hochqualifizierter zu Wohlfahrtssteigerung und Wirtschaftswachstum<br />
sowohl am Standort des entsendenden als auch<br />
aufnehmenden Unternehmens nebst Region führen kann, wird regelmäßig<br />
über steuerlich Vergünstigungen versucht, ausländische<br />
Hochqualifizierte zu gewinnen.<br />
Drittens widerspricht die Ausnutzung der vorhandenen Gestaltungsspielräume<br />
und die Nutzung der Standortvorteile der um Harmonisierung<br />
bemühten Steuerpolitik der Europäischen Union, die gerade<br />
einen Abbau von steuerlich bedingten Hindernissen und<br />
Vergünstigungen im EU-Binnenmarkt bezweckt.<br />
Trotz der steigenden Bedeutung für die nationale Steuer- und Standortpolitik<br />
fehlt es aber derzeit sowohl in der volks- als auch in der<br />
betriebswirtschaftlichen Literatur, die nur nationale Einzelfelder abdeckt,<br />
an einer systematischen Ermittlung und Quantifizierung der<br />
Steuer- und Abgabebelastung von Expatriates im internationalen<br />
Vergleich.<br />
Ziel des Projekts ist es daher, die steuerlichen Standortbedingungen<br />
für Expatriates in Deutschland, in 16 weiteren Ländern Europas sowie<br />
in den USA unter Berücksichtigung der verschiedenen Gestaltungsspielräume<br />
bei der betrieblichen Entsendungspolitik quantitativ<br />
zu analysieren. Damit lassen sich erstmals umfassend die<br />
Standortattraktivität der analysierten Länder für Personalenent-
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
scheidungen messen und vergleichen sowie Einflussgrößen bei verschiedenen<br />
Entsendungsgestaltungen quantitativ bestimmen. Die<br />
zu erwartenden Erkenntnisse sind nicht nur für Unternehmen als<br />
Richtschnur bei der Entsendungsgestaltung von Interesse, sondern<br />
auch für den Standortwettbewerb zwischen Regionen sowie für die<br />
Harmonisierungsbemühungen der EU.<br />
Methodisch kann zu diesem Zweck auf ein unter Beteiligung von Prof.<br />
Spengel am ZEW entwickeltes Simulationsmodell zurückgegriffen<br />
werden, welches speziell die effektive Steuer- und Abgabebelastung<br />
von Hochqualifizierten misst. Es berücksichtigt mehrperiodische Elemente<br />
der Vergütung und unterscheidet zwischen verschiedenen<br />
Einkommensstufen, Gehaltzusammensetzungen sowie dem Familienstand<br />
des Hochqualifizierten. Damit geht es über die sonstigen Quantifizierungsmethoden<br />
hinaus, die der Beantwortung von Verteilungsfragen<br />
und der Ermittlung allgemeiner Arbeitskosten dienen.<br />
Allerdings betrachtet das ZEW-Modell derzeit nur nationale Tatbestände.<br />
Im Rahmen des Projektes soll das Modell daher auf Cross-<br />
Border-Tatbestände erweitert werden. Dazu zählt die Erarbeitung<br />
der relevanten steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Regelungen<br />
bei der Personalentsendung und die methodische und<br />
EDV-technische Umsetzung des Modells, die im nächsten Schritt die<br />
beschriebene quantitative Analyse der Steuer- und Abgabebelastung<br />
ermöglichen wird.<br />
Die Analyse wird erstens sämtliche Länderkombinationen von Entsende-<br />
und Domizilstaat in einer Matrix darstellen und zweitens die grenzüberschreitende<br />
Personalentsendung von Deutschland in die 16 weiteren<br />
Staaten bewerten und so eine Entscheidungshilfe für Unternehmen<br />
bilden. Der dritte Analyseschritt widmet sich der grenz-überschreitenden<br />
Personalentsendung aus den übrigen 16 Ländern nach Deutschland<br />
und macht dadurch den nationalen Steuerstandort transparent.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. Th. Straubhaar, Hamburgisches Welt-<br />
Wirtschafts-Archiv (HWWA), Hamburg, Mittel für das Projekt „Neue<br />
internationale Mobilität der Produktion?“<br />
Ziel des Projekts ist die theoriegeleitete empirische Untersuchung<br />
der „neuen internationalen Mobilität“ deutscher Auslandsinvestoren<br />
mit Konzentration auf die investitionsträchtigen Niedriglohnregionen<br />
China und die mittel- und osteuropäischen Länder.<br />
Das Projekt geht von der Grundannahme aus, dass gravierende langfristige<br />
oder abrupte Veränderungen der relativen Standortbedingungen<br />
erhebliche Auswirkungen auf die Standortentscheidung für<br />
Investitionen von international orientierten Unternehmen haben wie<br />
auch auf bisher auf das Inland beschränkte Firmen. Die Öffnung<br />
Chinas und der mittel- und osteuropäischen Länder (kurz: MOE-Länder,<br />
MOEL) sowie der EU-Beitritt der MOEL, stellen markante Einschnitte<br />
in die internationale Hierarchie der Standortbedingungen<br />
Produktionsmobilität<br />
Seite 237
Seite 238<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
dar. Damit hat sich nicht nur die Zahl potentieller Anlageländer mit<br />
niedrigen Löhnen, großem Marktpotential oder auch geografischer/<br />
kultureller Näher vergrößert. Vielmehr treten ganz neue Merkmalskombinationen<br />
auf, wie etwa im Falle Chinas die Kombination von<br />
extrem niedrigen Löhnen und einem großen Absatzmarkt.<br />
Wenn dies – wie angenommen – eine „neue internationale Mobilität“<br />
der Produktion bedingt, so sind erhebliche Veränderungen in Umfang<br />
und Struktur der Direktinvestitionen zu erwarten. Auch vor dem<br />
Hintergrund der aktuellen Diskussion um Produktionsverlagerungen<br />
in Niedriglohnländern sollen im Rahmen des Projekts unter<br />
Verwendung moderner ökonomischer Methoden und auf einer neuen<br />
Datenbasis folgende Fragen beantwortet werden:<br />
– Welchen Stellenwert haben die MOEL und China im Internationalisierungsprozess<br />
deutscher Unternehmen? Gibt es für bestimmte<br />
Branchengruppen – etwa für arbeitsintensiv gegenüber<br />
wissensintensiv produzierende – traditionell typische Standortabfolgen<br />
im Ausland und wie haben sich diese verändert?<br />
– Handelt es sich um zusätzliche Direktinvestitionen oder um Querverlagerungen<br />
aus vorherigen Anlageländern? Wie sind Querverlagerungen,<br />
die insbesondere für lohnintensive Branchen zu<br />
erwarten sind, identifizierbar?<br />
– Inwieweit relativieren heterogene Entwicklungen auf Unternehmensebene,<br />
also etwa starke Expansionen oder Direktinvestitionen,<br />
das Gesamtbild ständig zunehmender Auslandsengagements?<br />
Unterschiede im Investitionsverhalten sind hier anhand<br />
der Merkmale Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, Umfang<br />
und Breite der Internationalisierung zu differenzieren.<br />
– Werden mit der Öffnung Chinas und dem EU-Beitritt der MOEL<br />
neue Investorenschichten erschlossen, also etwa KMU aufgrund<br />
sinkender Transaktionskosten zu Investitionen motiviert?<br />
– Macht die vermutete Zunahme der Direktinvestitionen in beiden<br />
betrachteten Regionen eine Neubewertung der Beschäftigung in<br />
Deutschland erforderlich?<br />
Die theoretische Grundlage zur Beantwortung dieser Fragen bildet<br />
ein Mosaik aus verschiedenen Theorien der Direktinvestitionen, namentlich<br />
die Theorie der Industrieökonomik, die Stufenmodelle der<br />
Uppsala-Schule, der Transaktionskosten- oder Internationalisierungsansatz,<br />
die Theorie der vertikalen bzw. horizontalen Internationalisierung,<br />
die Theorie der internationalen Standortwahl und die<br />
eklektische Theorie von Dunning. Diese Theorien lassen in der<br />
Zusammenschau folgende Auswirkungen der neuen Investitionsbedingungen<br />
erwarten:<br />
– In den MOEL wie auch in China werden sowohl kostenorientierte<br />
als auch absatzorientierte Investitionen vorgenommen.
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
– Produktionsverlagerungen sind umso wahrscheinlicher, je niedriger<br />
die versunkenen Kosten bereits vorgenommener Investitionen<br />
sind. Starke Branchenunterschiede sind daher zu erwarten.<br />
– Die MOEL sind auch für Erstinvestoren attraktiver geworden,<br />
China dagegen eher für bereits internationalisierte Investoren.<br />
In der empirisch orientierten Literatur werden wesentliche Teilaspekte,<br />
wie etwa die Querverlagerungen oder die Heterogenität<br />
der Investoren, bisher vernachlässigt oder die Ergebnisse sind zu<br />
unterschiedlich, als dass sie zuverlässige Folgerungen hinsichtlich<br />
Verlagerungswirkungen und Beschäftigungseffekten zulassen. Bisher<br />
waren allerdings nur sektoral aggregierte Durchschnittsdaten für<br />
die ausländischen Investitionsobjekte und die deutschen Investoren<br />
verfügbar.<br />
Neben diesen Makrodaten der amtlichen Statistik greift das Projekt<br />
nun aber auch auf Mikrodaten der K3-Statistik der Deutschen Bundesbank<br />
zurück, die als Zeitreihen von 1996-2002 verfügbar und<br />
einzeln nach Investoren und Investitionen aufgeschlüsselt sind. Für<br />
gastland- und ältere investorenspezifische Daten wird ergänzend<br />
auf internationale Statistiken (OECD, IMF usw.) und kommerzielle<br />
Datenbanken (Hoppenstedt, AMADEUS, MARKUS) zurückgegriffen.<br />
Je nach Fragestellung unterscheiden sich die anzuwendenden ökonometrischen<br />
Methoden. Durch Profit-Analysen und multiple Regressionen<br />
wird überprüft, inwieweit die deutschen Direktinvestitionen<br />
von bestimmten Typen von Unternehmen getragen werden und<br />
welche sonstigen Faktoren die Investitionsentscheidung bestimmen.<br />
Dabei werden investor-, branchen- und gastlandspezifische Kontrollvariablen<br />
einbezogen. Eine Berücksichtigung von investorspezifischen<br />
Heterogenitäten erfolgt durch Panel-Regressionen, ggf.<br />
ergänzt durch dynamische Panel-Analysen.<br />
Prof. M. Buch, Institut für Weltwirtschaft, Kiel, Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie,<br />
Universität Tübingen, wurden 2003 Mittel bewilligt<br />
für das Projekt „Volatility in the Global Economy: The Role of Financial<br />
Markets“. Projektleiter seit Frühjahr 2004 ist Dr. C. Pierdzioch.<br />
Die Integration der internationalen Finanz- und Kapitalmärkte hat in<br />
den vergangenen Jahrzehnten rapide zugenommen. Bestärkt durch<br />
die Erfahrung mit internationalen Finanzkrisen, hat sich in den<br />
letzten Jahren die Überzeugung gebildet, dass die Liberalisierung<br />
der Finanzmärkte auch negative Effekte auf die makroökonomische<br />
Stabilität haben kann.<br />
Aus theoretischer Sicht kann die Globalisierung der Finanzmärkte<br />
positive wie negative Wirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben.<br />
Vorteilhaft ist, dass sich Risiken durch die internationalen Finanzmärkte<br />
besser diversifizieren lassen. Zudem lassen sich Konsum- und<br />
Einkommensströme besser verstetigen als in geschlossenen Volks-<br />
Globalisierung<br />
der<br />
Finanzmärkte<br />
Seite 239
Seite 240<br />
wirtschaften. Allerdings können internationale Finanzmärkte auch<br />
die bereits bestehenden Verzerrungen in den Finanzsektoren vormals<br />
abgeschotteter Nationalökonomien verstärken. Hieraus resultierende<br />
Schwankungen des Outputs können negative Folgen für<br />
das Wirtschaftswachstum haben.<br />
In der empirischen Literatur hat der Zusammenhang zwischen der<br />
Globalisierung der Finanzmärkte und der realwirtschaftlichen Volatilität<br />
bisher nicht viel Beachtung gefunden. Zwar gibt es Hinweise, dass<br />
die realwirtschaftliche Volatilität abgenommen und die Kapitalmobilität<br />
zugenommen hat, dieser Zusammenhang wurde jedoch bisher<br />
kaum systematisch überprüft. Neuere Modelle über den Zusammenhang<br />
zwischen Offenheit der Finanzmärkte und Konjunkturschwankungen<br />
wurden bisher nicht empirisch getestet. Ziel des Forschungsprojektes<br />
ist es, die Auswirkungen der globalen Integration der Finanzmärkte<br />
auf die Konjunkturschwankungen empirisch zu untersuchen.<br />
Drei Projektsphasen sind vorgesehen.<br />
– In einer ersten Phase sollen Modelle entwickelt werden, welche<br />
den Zusammenhang zwischen Globalisierung der Finanzmärkte<br />
und Konjunkturkrisen darstellen. Erste modelltheoretische Untersuchungen<br />
zum Zusammenhang zwischen der globalen Integration<br />
der Finanzmärkte, der Struktur von Finanzsystemen und realwirtschaftlicher<br />
Volatilität wurden bereits durchgeführt. Weitere<br />
modelltheoretische Analysen sind geplant.<br />
– In einer zweiten Phase sollen die theoretischen Analysen durch<br />
empirische Studien ergänzt werden. So wurde zum Beispiel in<br />
einer bereits durchgeführten empirischen Analyse untersucht, ob<br />
die in theoretischen Modellen häufig getroffene Annahme, dass<br />
die internationale Integration von Finanzmärkten unabhängig ist<br />
von zyklischen konjunkturellen Schwankungen, empirisch haltbar<br />
ist. In weiteren empirischen Arbeiten wurde aufgezeigt, dass<br />
die engere internationale Verzahnung der Güter- und Finanzmärkte<br />
tendenziell mit geringeren volkswirtschaftlichen Schwankungen<br />
einhergeht. Um die Ursachen der geringeren volkswirtschaftlichen<br />
Schwankungen zu identifizieren, wurden weitere<br />
empirische Analysen durchgeführt, die auch gezielt auf die zeitliche<br />
Entwicklung von gesamtwirtschaftlichen Schwankungen<br />
in der deutschen Volkswirtschaft eingingen. Weitere empirische<br />
Arbeiten sind geplant.<br />
– In einer abschließenden Phase sollen die Ergebnisse aufgearbeitet<br />
und ihre Konsequenzen für die Wirtschaft untersucht werden. Das<br />
Projekt will damit ein Beitrag zur Globalisierungsdebatte leisten.<br />
Bisher sind folgende Publikationen entstanden:<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
Buch, Claudia M., et al.: Globalisierung und Konjunkturzyklen. –<br />
In: Wirtschaftsdienst. 2004,1. S. 59-64.
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Buch, Claudia M., et al.: Business cycle volatility in Germany. Rev.<br />
Fass. – In: German Economic Review. [Im Druck]<br />
Buch, Claudia M., et al.: Financial openness and business cycle<br />
volatility. Rev. Fass. [Ersch. vorauss. 2005 in: Journal of Inernational<br />
Money and Finance]<br />
Buch, Claudia M., et al.: Integrating imperfect financial markets.<br />
Implications for business cycle volatility. Überarb. Fass. von Kiel<br />
Working Paper. No. 1161. 2004.<br />
Buch, Claudia M., et al.: Der Rückgang konjunktureller Schwankungen<br />
in Deutschland. Bessere Geldpolitik oder nur Glück gehabt?<br />
– In: Zeitschrift für Wirtschaftpolitik. [Im Druck]<br />
Prof. W. Pohlmeier, Lehrstuhl für Volkswirtschafslehre, insbesondere<br />
Ökonometrie, Universität Konstanz, wurden 2003 Mittel bewilligt für<br />
das Projekt „Marktmikrostruktur und Preisdynamik auf Devisenmärkten.“<br />
Das Projekt widmet sich der Analyse individuellen Händlerverhaltens<br />
auf internationalen Devisenmärkten. Ziel ist es, die durch die<br />
Marktmikrostruktur bedingten Einflussfaktoren der Wechselkursdynamik<br />
empirisch zu untersuchen und mit Hilfe von ökonometrischen<br />
Modellen die Interdependenzen zwischen Wechselkursdynamik,<br />
Informationsschocks und Handelsstrategien auf der Basis<br />
von Orderbuchdaten zu analysieren.<br />
Um diese Interdependenzen von Handelsstrategien, Informationsschocks<br />
und Wechselkursbewegungen empirisch zu analysieren,<br />
werden insbesondere Informationen über Transaktionsdaten des Devisenmarktes<br />
sowie detaillierte Informationen über das Orderbuch<br />
benötigt. Dem Projekt steht hierfür ein einmaliger Datenfundus zur<br />
Verfügung, der es nun erlaubt, sowohl die Wechselkursdynamik auf<br />
Transaktionsebene als auch die Dynamik des Orderbuches ökonometrisch<br />
abzubilden. Die Züricher Firma OANDA, ein „Electronic<br />
Market Maker“ im Devisenbereich, stellt ihr komplettes Orderbuch<br />
zur Verfügung, welches einen Preisdaten- und einen Transaktionsdatensatz<br />
umfasst, der den Handel von 17 Devisenpaaren über den<br />
Zeitraum vom 01.10.2003 bis 31.03.2004 sekundengenau dokumentiert<br />
und individuelles Händlerverhalten verfolgen lässt.<br />
Die junge Fachrichtung der so genannten Ökonometrie ultrahochfrequenter<br />
Daten verbindet hierzu Methoden der Mikroökonometrie<br />
mit solchen der Zeitreihenanalyse. Bisher haben aber nur wenige<br />
Studien den Versuch unternommen, die Kennzeichen des Handelsprozesses,<br />
etwa Transaktionspreisveränderungen und Handelsintensitäten,<br />
in einem mulitvariaten Kontext zu schätzen. Außerdem ist die<br />
Behandlung des Faktors Zeit auf der Transaktionsebene theoretisch<br />
wie empirisch strittig. Alternative intrinsische Zeitskalen haben gerade<br />
aufgrund der Nicht-Verfügbarkeit ultrahochfrequenter Daten<br />
Wechselkursdynamik<br />
Seite 241
Handelsintegration<br />
EU<br />
Seite 242<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
kaum Anwendung und Beachtung auf Mikrostrukturebene gefunden.<br />
Ein besonderes Augenmerk wird auf die Analyse des den Wechselkurs<br />
generierenden Prozesses gelegt. Perioden mit makroökonomischen<br />
News Announcements und Perioden, in denen kein explizites<br />
News Event vorliegt, werden dabei unterschieden. Des Weiteren<br />
wird in den jeweiligen Perioden das strategische Verhalten individueller<br />
Händler bzw. unterschiedlicher Händlertypen untersucht.<br />
Dabei wird insbesondere auf Handelsstrategien in der Nähe von<br />
markanten Wechselkursen eingegangen.<br />
Auf Basis umfangreicher eigener Vorarbeiten werden multivariate<br />
Verfahren zur simultanen, dynamischen Modellierung einzelner<br />
Handelskennzeichen wie Preise, Geld-Brief-Spannen, gehandeltem<br />
Volumen und Inter-Transaktionsdauern (weiter-)entwickelt, um Interdependenzen<br />
zwischen Handelsstrategien, News Announcements<br />
und Wechselkursen in einem ökonometrischen Modell abzubilden<br />
und strategieinduzierte Preissprünge zu identifizieren. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt liegt in der Modellierung multivariater Punktprozesse.<br />
Diese Ansätze bilden den Ausgangspunkt für die Analyse von Orderbuchdynamiken<br />
sowie der Interdependenzen zwischen verschiedenen<br />
Typen von Orderprozessen, gegeben der jeweilige Zustand<br />
des Orderbuches. Unter Berücksichtigung des jeweiligen Marktzustandes<br />
ermöglicht dies eine Untersuchung der Faktoren, die einen<br />
Marktteilnehmer in seinen Handlungsentscheidungen beeinflussen.<br />
Schließlich sollen neue intrinsische Zeitskalen entwickelt werden,<br />
die auf Wendepunkten im Preis- und Volumenprozess basieren und<br />
das Potential nichtäquidistanter ultrahochfrequenter Daten voll ausschöpfen<br />
können.<br />
Mit dem entwickelten Instrumentarium soll dann die besondere Bedeutung<br />
des Zusammenhangs zwischen Umfang und zeitlichem Auftreten<br />
von Stop-Loss- und Take-Profit-Aufträgen, differenziert nach<br />
der jeweiligen Händlerkategorie, für die Wechselkursdynamik empirisch<br />
untersucht werden. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob<br />
die Durchführung unterschiedlicher kursorientierter Aufträge jeweils<br />
einen eigenen Einfluss auf die Wechselkursveränderungen<br />
impliziert und ob somit drastische Wechselkursschwankungen, trotz<br />
des Nichtvorhandenseins von News Announcements mit Hilfe der<br />
Charakteristik des Orderflusses erklärt werden können. Ferner soll<br />
zwischen Markttagen unterschiedlicher Aktivität differenziert und<br />
dadurch aufgezeigt werden, ob Kursbewegungen an aktiveren Tagen<br />
zu stärkeren positiven Rückwirkungen führen.<br />
Prof. H. Klodt, Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel, wurden<br />
2004 Fördermittel bewilligt für das Projekt „Regionale Schwerpunkte<br />
der Handelsintegration in einer erweiterten Europäischen Union.“<br />
Ziel des Projektes ist es, die Determinanten wirtschaftlicher Integration<br />
in einer erweiterten Europäischen Union herauszuarbeiten und
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
eine ökonomische Landkarte für das Europa des 21. Jahrhunderts zu<br />
entwerfen. Es soll dargestellt werden, wie der Erweiterungsprozess<br />
zum Ausbau eines vielschichtigen Netzwerks von Austauschbeziehungen<br />
unterschiedlicher Intensität und neue regionale Schwerpunkte<br />
der Handelsintegration entstehen.<br />
Die Aktualität des Forschungsvorhabens ergibt sich aus der Erweiterung<br />
der Europäischen Union. Erstmals findet eine Erweiterung nach<br />
Osten statt, die acht erfolgreiche Transformationsländer umfasst.<br />
Zudem wird durch die Aufnahme der beiden Mittelmeeranrainer<br />
Malta und der Republik Zypern die Erweiterung nach Süden vorerst<br />
abgeschlossen. Aus ökonomischer Sicht führt dieser Erweiterungsprozess<br />
zu einem europäischen Binnenmarkt nie gekannten Ausmaßes:<br />
Güter, Dienstleistungen und Produktionsfaktoren können im<br />
Rahmen einer großen europäischen Arbeitsteilung entsprechend den<br />
komparativen Vorteilen der alten und neuen Partner ausgetauscht<br />
werden, ohne auf nennenswerte institutionelle Hindernisse zu stoßen.<br />
Aus der Möglichkeit einer weit reichenden wirtschaftlichen Integration<br />
in Europa folgt aber nicht, dass unmittelbar ein homogener Wirtschaftsraum<br />
entstehen wird. Im Gegenteil kann vermutet werden,<br />
dass die europäische Integration wirtschaftliche Unterschiede der<br />
Mitgliedsstaaten nicht ausgleicht. Ebenso liegt es nahe, dass sich ein<br />
vielschichtiges Netzwerk von Austauschbeziehungen unterschiedlicher<br />
Intensität entwickeln wird.<br />
Zu diesem Zweck sollen in einem ersten Untersuchungsschritt theoretische<br />
Ansätze und empirische Erkenntnisse aus der einschlägigen<br />
Literatur dargestellt werden, die der Erklärung regionaler Integrationsmuster<br />
dienen. Auf dieser Grundlage sollen die relevanten<br />
Einflussfaktoren identifiziert werden, die auf die Neuordnung der<br />
europäischen Arbeitsteilung im Zuge des Erweiterungsprozesses<br />
wirken. Dazu zählen generell die bisherigen institutionellen Rahmensetzungen<br />
für die Zusammenarbeit in der EU, Standortmerkmale<br />
und das wirtschaftliche Profil der alten und neuen EU-Mitglieder.<br />
Hinzu kommt die Einbindung der Mitgliedsländer in historisch<br />
gewachsene Wirtschafts-, Rechts- und Kulturräume, wodurch Pfadabhängigkeiten<br />
in den außenwirtschaftlichen Beziehungen entstanden<br />
sein können. Diese Determinanten der wirtschaftlichen Integration<br />
können unter dem Begriff „Entfernung“ zusammengefasst werden,<br />
wobei es sich um tatsächliche geographische oder „virtuelle“<br />
Entfernungen handeln kann. Grundsätzlich nimmt mit zunehmender<br />
Entfernung die Intensität des wirtschaftlichen Wechselspiels zwischen<br />
den Ländern ab.<br />
In den weiteren Untersuchungsschritten sollen diese Entfernungsparameter<br />
operationalisiert werden, um ihren Einfluss auf die Austauschbeziehungen<br />
der Beitrittsländer zu bestimmen und um regionale<br />
Schwerpunkte der Handelsintegration in einer erweiterten EU zu<br />
identifizieren. Dies soll mit einer Reihe einander ergänzender empirischer<br />
Analysen gelingen. Dabei steht ein Gravitationsmodell im Mit-<br />
Seite 243
EuropäischerErdgasmarkt<br />
Seite 244<br />
STAAT, WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT<br />
telpunkt, mit dem die regionalen Handelsstrukturen der Beitrittsländer<br />
erklärt und die zukünftige Arbeitsteilung in einer erweiterten<br />
Europäischen Union simuliert werden soll. Darüber hinaus soll eine<br />
Gravitationsanalyse ausländischer Direktinvestitionen in den Beitrittsländern<br />
zusätzliche Informationen zur wirtschaftlichen Integration<br />
geben. Ergänzend sollen mit Hilfe einer Cluster-Analyse die Erkenntnisse<br />
über die regionalen Integrationsräume in einer erweiterten EU<br />
vervollständigt und durch geeignete Indikatoren das sektorale Grundmuster<br />
des Integrationsprozesses herausgearbeitet werden.<br />
Am Ende der Untersuchungen solle ein empirisch fundierter Entwurf<br />
einer ökonomischen Landkarte für das Europa des 21. Jahrhunderts<br />
stehen, der die außenwirtschaftlichen Verflechtungen von alten und<br />
neuen EU-Mitgliedsstaaten sichtbar macht. Prognostisch werden<br />
dabei auch Rumänien und Bulgarien berücksichtigt.<br />
Prof. W. Ströbele, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Universität<br />
Münster, erhält Fördermittel für das Projekt „Interdependente<br />
Strategieoptionen auf dem Erdgas- und Klimazertifikatemarkt – Empirisch-theoretische<br />
Untersuchung möglicher Konsequenzen.“<br />
Russland verfügt über ca. ein Drittel der weltweit vorhandenen Erdgasreserven<br />
und ist neben Norwegen und Algerien der mit Abstand<br />
wichtigste Exporteur von Erdgas in die EU. Durch die im Kyoto-<br />
Protokoll zugeteilten Emissionsrechte sowie die relativ günstigen<br />
Vermeidungsoptionen könnte Russland bei Ratifizierung des Kyoto-<br />
Protokolls auch ein dominanter Spieler auf dem potentiellen Markt<br />
für Treibhausgase werden. Durch Marktmacht auf den Kyoto-Märkten<br />
hätte Russland die Möglichkeit, den Preis für die Emission von<br />
Treibhausgasen zu beeinflussen. Somit könnte Russland das Preisverhältnis<br />
der fossilen Energieträger zu Gunsten von Erdgas, vor<br />
allem gegenüber der Kohle in der Stromerzeugung beeinflussen, um<br />
den eigenen Erdgasabsatz zu erhöhen. Die starke Position auf beiden<br />
Märkten erlaubt es Russland, die Interdependenz im eigenen Optimierungskalkül<br />
strategisch zu nutzen.<br />
Das Projekt analysiert den eben beschriebenen Wirkungsverbund<br />
zwischen dem russischen Zertifikate-Angebot und der Extraktionsmenge<br />
von Erdgas. Dabei sollen die wesentlichen Rahmenbedingungen<br />
für die relevanten Akteure herausgearbeitet werden, um auf<br />
dieser Grundlage mögliche Strategien sowie deren Auswirkungen<br />
auf die EU, insbesondere in Bezug auf die Versorgungssicherheit mit<br />
Erdgas, zu untersuchen. Die strategischen Entscheidungssituationen<br />
werden mit Hilfe der Ressourcenökonomik und spieltheoretischen<br />
Konzepten sowohl theoretisch als auch mit numerischen Computermodellen<br />
untersucht. Für die Analyse der Auswirkungen auf die<br />
Mitgliedsländer der EU ist die Anwendung eines Allgemeinen<br />
Gleichgewichtsmodells vorgesehen.<br />
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Aktionsmöglichkeiten<br />
Russlands auf den Zertifikate-Märkten unter den gegebenen recht-
Querschnittbereich „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
lichen Rahmenbedingungen im Wesentlichen von dem volkswirtschaftlichen<br />
Wachstum und der Verbesserung der Treibhausgaseffizienz<br />
bestimmt werden. Ein hinreichend starkes Wirtschaftswachstum<br />
bindet die freien Emissionsrechte für den eigenen Bedarf,<br />
während eine höhere Treibhausgaseffizienz die Steigerung des potentiellen<br />
Zertifikate-Angebots zur Folge hat. Mögliche Strategieansätze<br />
Russlands auf dem Zertifikate-Markt, welche durch die Zielsetzung<br />
einer kurzfristigen Beschaffung von Devisen und die<br />
zukünftigen Absatzchancen von Erdgas geprägt werden, lassen sich<br />
aufzeigen. Der europäische Ergasmarkt wird dabei implizit entweder<br />
als Oligopol oder als Monopol mit Wettbewerbsrand modelliert. Relevant<br />
für das Zertifikat-Angebot ist in diesem Zusammenhang der<br />
Wirkungsverbund mit der Ukraine, die ebenfalls über ein hohes Kontingent<br />
an freien Zertifikaten verfügt. Die Nachfrageseite wird bei<br />
der nicht Ratifizierung durch die USA als wettbewerblich unterstellt.<br />
Die beschriebenen Konstellationen dienen als Einstiegspunkte für<br />
die weitere spieltheoretische Analyse der interdependenten Märkte<br />
für Treibhausgase und Ergas.<br />
Seite 245
Medizin und<br />
Naturwissenschaften
Alzheimersche<br />
Krankheit<br />
Seite 248<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Einem Anliegen der Stifterinnen entsprechend erfährt die medizinische<br />
Forschung die besondere Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong>sgremien.<br />
Zur Zeit konzentriert sich die <strong>Stiftung</strong> auf den Förderungsschwerpunkt<br />
„Molekulare Pathogenese und Modelle der<br />
Krankheitsentstehung“. Es werden in diesem Programm molekularbiologische<br />
Untersuchungen über solche Krankheiten unterstützt,<br />
deren Entstehung entscheidend auf Gendefekten beruht oder bei<br />
denen Gene zur Entstehung komplexer Krankheiten beitragen.<br />
Besonders gefördert werden Vorhaben zur Identifizierung und funktionellen<br />
Analyse von Genen für monogene und komplex-genetische<br />
Krankheiten in vitro und in vivo, zur Etablierung und Evaluation von<br />
Zell- und Tiermodellen der Krankheitsentstehung, sowie zur Analyse<br />
von prädisponierenden oder die Krankheit modifizierenden Genen.<br />
Rein methodische Untersuchungen, deskriptive populationsgenetische<br />
und Linkage-Studien, diagnostische und überwiegend therapieorientierte<br />
Vorhaben sowie Forschungsvorhaben ohne direkten<br />
Krankheitsbezug werden grundsätzlich nicht in das Förderungsprogramm<br />
aufgenommen.<br />
Bevorzugt unterstützt werden jüngere Wissenschaftler mit einschlägigen<br />
Erfahrungen auf dem Gebiet des Forschungsschwerpunktes.<br />
Bei klinisch tätigen Forschern geht die <strong>Stiftung</strong> davon aus, dass<br />
der/die Geförderte während der Projektlaufzeit zu mindestens 80<br />
Prozent von der klinischen Arbeit freigestellt wird.<br />
Für aus dem Ausland zurückkehrende Nachwuchswissenschaftler<br />
vergibt die <strong>Stiftung</strong> im Rahmen des Förderungsschwerpunktes Rückkehrstipendien<br />
mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr. Klinische<br />
Forscher sollen hierdurch die Möglichkeit erhalten, unter Freistellung<br />
von Tätigkeiten innerhalb der Patientenversorgung, ihre im<br />
Ausland begonnenen Projekte zu beenden und neu erlernte Methoden<br />
in Deutschland zu implementieren.<br />
Eine von der <strong>Stiftung</strong> bestellte Kommission von Wissenschaftlern<br />
berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Förderung in diesem Schwerpunkt, regt<br />
Forschungsvorhaben an, prüft die Anträge und Berichte und verfolgt<br />
die Entwicklung des Programms. Die <strong>Stiftung</strong> versendet Hinweise<br />
für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse der <strong>Stiftung</strong><br />
(http://www.fritz-thyssen-stiftung.de) direkt abrufbar sind.<br />
Für Untersuchungen zur Neurodegeneration und Neurogenese bei<br />
der Alzheimer Demenz erhält Priv. Doz. Dr. T. A. Bayer, Klinik für<br />
Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum des Saarlandes<br />
Homburg, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass bei der Entstehung der Alzheimerschen<br />
Krankheit ß-Amyloid-Peptide eine wichtige Rolle spielen.<br />
Man findet sie in großen Mengen im Gehirn von Alzheimer-Patien-
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
ten zu „senilen Plaques“ abgelagert. Amyloidpeptide entstehen<br />
durch enzymatische Abspaltung aus dem Vorläuferprotein APP<br />
(amyloid precursor protein). Das zweite allgemein zu beobachtende<br />
zelluläre Krankheitsmerkmal sind Neurofibrillenbündel (NFT, neurofibrillar<br />
tangles), pathologische Veränderungen des Zytoskeletts<br />
der Nervenzellen, die diese schließlich absterben lassen. Ein Hauptbestandteil<br />
dieser Bündel ist das Protein Tau, das bei Alzheimer-<br />
Patienten hyperphosphoryliert ist. Das Amyloidpeptid Aß und Tau<br />
wirken unter bestimmten Umständen neurotoxisch und führen so zu<br />
einer allmählichen Degeneration und schließlich zum Absterben der<br />
Neuronen. Trotz aller Erkenntnisse im Hinblick auf die Entstehung<br />
der Krankheit gibt es bislang noch keine wirkungsvolle Therapie zu<br />
ihrer Behandlung.<br />
Man weiß, dass auch im adulten menschlichen Gehirn noch Nervenzellen<br />
neu gebildet und für Regenerationsprozesse herangezogen<br />
werden können. Die Vorläuferzellen hierzu entstehen in zwei Regionen<br />
des Hippocampus und man hat beobachtet, dass die Produktion<br />
solcher Vorläuferzellen bei Hirnschädigungen, wie sie beispielsweise<br />
durch den Sauerstoffmangel bei Hirninfarkten und Schlaganfällen<br />
entstehen, angeregt wird. Die neu entstandenen Vorläufer wandern<br />
in die geschädigten Regionen ein und integrieren sich dort in bestehende<br />
Netzwerke. Vor diesem Hintergrund erscheinen solche<br />
körpereigenen Stammzellen auch bei der Frage nach einer wirksamen<br />
Alzheimer-Therapie als ein hoffnungsvoller Ansatz.<br />
Man hat versucht, das Verhalten körpereigener Stammzellen unter<br />
den Bedingungen der Alzheimerschen Erkrankung zu untersuchen,<br />
diese Studien sind in ihren Aussagen jedoch bislang widersprüchlich:<br />
In transgenen Mäusen, bei denen ein erhöhter Aß-Spiegel vorliegt,<br />
wurde eine Hemmung der Neuentstehung von Stammzellen<br />
unter dem Einfluss des Aß-Peptids gefunden, in Gewebsuntersuchungen<br />
an frisch verstorbenen Patienten hingegen findet man<br />
eine erhöhte Neurogeneseaktivität im Hippocampus. Diesen Widerspruch<br />
aufzuklären ist Gegenstand des Projekts.<br />
Dr. Bayer verfügt über ein geeignetes Tiermodell zur Klärung dieser<br />
Frage, eine transgene Maus, bei der mutiertes APP zusammen mit Presenilin-1<br />
exprimiert ist und bei der man in der Pyramidenzellenschicht<br />
des Hippocampus einen signifikanten alzheimerähnlichen Neuronenverlust<br />
beobachtet. Bei diesen Tieren findet man noch vor dem Auftreten<br />
von Plaques Aß-Ablagerungen im Nervenzelleninneren, die<br />
offenbar zum Absterben dieser Zellen beitragen. Im Gyrus dentatus<br />
des Hippocampus ist jedoch kein derartiger Zellverlust zu beobachten,<br />
was sich mit der beobachteten erhöhten Proliferation von Stammzellen<br />
in dieser Region erklären ließe. Offenbar waren diese endogenen<br />
Stammzellen jedoch in den bislang betrachteten Fällen nicht in der<br />
Lage, den Zellverlust an Pyramidenzellen aufzufangen.<br />
Alzheimerpatienten weisen in vielen Fällen depressive Symptome<br />
auf, die mit Antidepressiva behandelt werden, und man hat beob-<br />
Seite 249
APP<br />
Seite 250<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
achtet, dass einige Antidepressiva die Neurogenese fördern können.<br />
Damit ergibt sich möglicherweise die Chance, dass sich die Stammzellproliferation<br />
durch eine frühzeitige Gabe solcher Präparate rechtzeitig<br />
anregen und damit eventuell auch der Neuronenverlust der<br />
Pyramidenzellenschicht aufhalten ließe. Hauptanliegen des Projekts<br />
ist die detaillierte vergleichende Analyse von Stammzellproliferation<br />
und Neurogenese bei gesunden Tieren und Tieren mit mutiertem<br />
APP, sowie die Untersuchung der Möglichkeit, den Verlust an differenzierten<br />
Neuronen durch eine frühzeitige medikamentöse Stimulierung<br />
der Stammzelllproliferation aufzuhalten.<br />
Dr. S. Kins, ZMBH-Zentrum für Molekulare Biologie, Universität Heidelberg,<br />
erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die Charakterisierung<br />
der axonalen Sortierungssequenz von APP und Identifizierung der zugrunde<br />
liegenden molekularen Sortierungsmaschinerie.<br />
Neurohistologisch ist die Alzheimer Demenz gekennzeichnet durch<br />
das Auftreten großer extrazellulärer Ablagerungen des Peptids Aß<br />
sowie durch abnorme fibrilläre Ablagerungen in den Nervenzellen.<br />
Mit diesen beiden Merkmalen einher geht der fortschreitende Verlust<br />
von Nervenzellen, durch den es zu den bekannten Symptomen<br />
kommt. Wodurch die Degeneration der Nervenzellen im Einzelnen<br />
zustande kommt ist noch immer unklar. Aus Versuchen an genetisch<br />
manipulierten Drosophila weiß man, das der Hauptbestandteil der<br />
Neurofibrillenbündel, das Protein Tau, in großen Mengen zytotoxisch<br />
wirken und Nervenzellen zum Absterben bringen kann.<br />
Allerdings lag Tau bei diesen Tieren nicht in Form neurofibrillärer<br />
Ablagerungen vor, sondern man beobachtete eine abnorme Anschwellung<br />
der Nervenzellfortsätze (Axone). Diese Beobachtung legt<br />
den Verdacht nahe, dass die Neurodegeneration durch eine Störung<br />
des axonalen Transports zustanden kommen könnte.<br />
Das Peptid Aß entsteht durch enzymatische Spaltung aus dem Vorläuferprotein<br />
APP (amyloid precursor protein), einem Transmembranprotein,<br />
das an der zellulären Signalverarbeitung teilhat: Durch<br />
die Bindung eines bestimmten Signalmoleküls an der Zellaußenseite<br />
des Proteins wird sein im Zellinneren gelegener Teil abgespalten,<br />
tritt in Kontakt mit anderen Faktoren, gelangt selbst oder in Kombination<br />
mit diesen in den Zellkern und sorgt dort für die An- und Abschaltung<br />
von Genen. Der Abschnitt, der als Aß abgespalten und<br />
letztlich extrazellulär abgelagert wird, erstreckt sich über einen<br />
Teil der Transmembrandomäne und einen kurzen extrazellulären<br />
Abschnitt des Proteins. Man weiß inzwischen, dass genau dieser<br />
Abschnitt auch für den axonalen Transport von APP notwendig ist:<br />
APP wird im Zellkörper hergestellt und dann zu den Nervenzellfortsätzen<br />
(Axonen und Dendriten) transportiert. Nimmt man APP<br />
die Aß-Region, wird diese Verteilung gestört, Aß fungiert demnach<br />
als intrazelluläres „Sortierungssignal“ für APP.<br />
Dr. Kins hat einige weitere Strukturen gefunden, die an der korrekten<br />
APP-Verteilung beteiligt sind: Am Carboxylende von APP befin-
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
det sich ebenfalls ein kritischer Abschnitt, das basolaterale Sortierungssignal<br />
BaSS, das an ein Protein bindet, dem man den Namen<br />
PAT1 (protein interacting with APP) gegeben hat. Eine Veränderung<br />
der PAT1-Expression in Kulturzellen führte zu einer Veränderung der<br />
APP-Ausschüttung. Es drängt sich die Vermutung auf, dass es zwischen<br />
den verschiedenen Sortierungssignalen ein Gleichgewicht geben<br />
muss, das eine harmonische APP-Prozessierung und Verteilung<br />
garantiert. Störungen wie eine erhöhte Aß-Produktion – bedingt beispielsweise<br />
durch eine Mutation im APP-Gen oder in einem der spaltenden<br />
Enzyme – würden den axonalen Transport aus dem Gleichgewicht<br />
bringen. Wie die Maschinerie im Detail aussieht, die der<br />
regulären intrazellulären APP-Verteilung zugrunde liegt, welche<br />
Interaktionspartner noch daran beteiligt sind, was dieses System aus<br />
dem Gleichgewicht bringen kann und wie das geschieht, beziehungsweise<br />
ob und wie sich dies verhindern lassen kann, soll im<br />
Rahmen des Projekts geklärt werden.<br />
Die Bedeutung von Synphilin-1 und Synphilin-1-interagierenden Proteinen<br />
für das Ubiquitin-Proteasomen-System und die selektive Vulnerabilität<br />
dopaminerger Neurone bei der Parkinson-Krankheit ist das<br />
Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />
von Dr. R. Krüger, Zentrum für Neurologie und Hertie-Institut für klinische<br />
Hirnforschung, Universität Tübingen.<br />
Die Parkinson-Krankheit (idiopathisches Parkinson-Syndrom, IPS)<br />
ist eine der häufigsten Nervenverfallskrankheiten. Zu der Krankheit<br />
können verschiedene Genveränderungen beitragen, die alle zu<br />
Störungen des Proteinabbaus in den Zellen führen. Dieser erfolgt<br />
normalerweise dadurch, dass ein Protein namens Ubiquitin an die<br />
abzubauenden Proteinmoleküle angeheftet wird; die so markierten<br />
Moleküle werden dann in großen Proteinkomplexen, den Proteasomen,<br />
in ihre Bausteine zerlegt. Die Mutationen, die zum IPS<br />
führen, betreffen verschiedene an diesem Vorgang beteiligte Proteine;<br />
durch den gestörten Proteinabbau sammeln sich übergroße<br />
Proteinmengen als Einschlusskörper in den Nervenzellen an und beeinträchtigen<br />
deren Funktion.<br />
Im Einzelnen sind die beteiligten Vorgänge nicht geklärt. Insbesondere<br />
war bisher nicht klar, welche Zusammenhänge zwischen den<br />
verschiedenen Proteinen bestehen, die beim IPS verändert sein können.<br />
Ein Protein namens Synphilin-1 tritt mit zwei bei erblichen Formen<br />
der Parkinson-Krankheit veränderten Proteinen in Wechselwirkung,<br />
und eine bestimmte Mutation von Synphilin-1 selbst führt<br />
zu Störungen beim Proteinabbau. Dr. Krüger konnte ein weiteres<br />
Protein namens S6-ATPase als Interaktionspartner von Synphilin-1<br />
identifizieren. Dieses ist Bestandteil der regulatorischen Untereinheit<br />
des Proteasoms und stellt erstmals eine direkte Verbindung zwischen<br />
Synphilin-1 und der Proteinabbau-Maschinerie dar. Aufbauend auf<br />
diesen Erkenntnissen werden in dem Forschungsprojekt die beteiligten<br />
Mechanismen weiter untersucht. Dr. Krüger konnte zeigen,<br />
dass S6 ATPase im Zusammenspiel mit Synphilin-1 zu einer Zunah-<br />
Parkinson-<br />
Krankheit<br />
Seite 251
Angststörungen<br />
Seite 252<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
me von Proteineinschlüssen in Zellen führt und dass dies mit einer<br />
Abnahme der Proteasomen-Aktivität verbunden ist. Als weiterer<br />
Hinweis auf eine Beteiligung von S6 ATPase an der Krankheitsentstehung<br />
beim IPS konnte das Protein in charakteristischen Einschlusskörpern<br />
in Gehirnen von IPS Patienten nachgewiesen werden.<br />
An Zellkulturen sollen mit gentechnischen, biochemischen und<br />
immunologischen Methoden folgende Fragen beantwortet werden:<br />
– Warum wirkt die beobachtete Mutation von Synphilin-1 sich nur<br />
in Nervenzellen schädlich aus?<br />
– Welche anderen Gene werden durch die Mutation von Synphilin-<br />
1 in ihrer Aktivität beeinflusst?<br />
– Über welche Mechanismen beeinflussen Synphilin-1 bzw. S6-AT-<br />
Pase die Proteasomenfunktion?<br />
– Schaffen auch Mutationen im Gen für die S6-ATPase eine Disposition<br />
für das IPS?<br />
Dr. C. Gross, EMBL-Monterotondo, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong><br />
für das Projekt „Combined Genetic Screen for Gene-Environment<br />
Interactions Underlying Anxiety Behavior in Mouse and Humans“.<br />
Angststörungen sind relativ häufig und kommen bei ca. vier Prozent<br />
der Bevölkerung vor. An solchen affektiven Störungen sind sowohl<br />
genetische Faktoren als auch die Umwelt beteiligt: Zwillingsstudien<br />
zufolge die Gene zu 30 bis 40 und die Umwelt zu 60 bis 70 Prozent.<br />
Wie anfällig jemand letztlich für bestimmte psychische Störungen ist,<br />
scheint dabei in einem Wechselspiel beider Faktorengruppen festgelegt<br />
zu werden. So zeigt eine Langzeitstudie, dass bei Menschen<br />
mit einer bestimmten Variante des Serotonin-Transporter-Gens<br />
(SERT) die Depressionsanfälligkeit davon abhängt, wie viele psychisch<br />
belastende Situationen sie in ihrer Kindheit erlebt haben.<br />
Ebenso hat man bei Affen beobachtet, dass die Fürsorge in den ersten<br />
Lebensmonaten ausschlaggebend dafür war, ob dieselbe Genvariante<br />
zu einer Stoffwechselveränderung und der damit verbundenen<br />
erhöhten Ängstlichkeit führte oder nicht. Im Rahmen des<br />
Projektes soll an Mäusen mit klar definierter genetischer Ausstattung<br />
nach Genen gesucht werden, die die Anfälligkeit für frühe mütterliche<br />
Einflüsse modulieren.<br />
Die Tatsache, dass es ängstliche und weniger ängstliche Mausstämme<br />
gibt, spricht dafür, dass sich die Gehirne beider Stämme zumindest<br />
teilweise in ihrer molekularen Zusammensetzung und neuronalen<br />
Verknüpfung unterscheiden. Bei Versuchen zeigte sich jedoch,<br />
dass die Ausprägung der Ängstlichkeit beim erwachsenen Tier von<br />
intrauterinen und postnatalen Signalen der Mausmutter abhängen<br />
kann. Bisher weiß man allerdings nicht, welche Prozesse auf molekularer<br />
Ebene oder welche Hirnstrukturen an diesem Wechselspiel zwischen<br />
genetischer Ausstattung und Umwelteinflüssen beteiligt sind.
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Dr. Gross beabsichtigt daher, zunächst ein System zu etablieren, mit<br />
dem genetisch identische (nicht ängstliche) Mäuse aufgrund präund<br />
postnataler Einflüsse ängstliche Verhaltensweisen zeigen. Mithilfe<br />
des stabileren Systems sollen dann Gene identifiziert werden,<br />
die die Anfälligkeit für diese Einflüsse erhöhen oder senken. Dafür<br />
sollen verschiedene Gene in Knockout-Mäusen ausgeschaltet werden:<br />
Neben Genen für den Serotonin-Transporter und den Serotonin-<br />
1A-Rezeptor solche, die in den Serotoninstoffwechsel eingreifen, sowie<br />
solche, die für die Synapsenbildung oder die Verarbeitung der<br />
Umwelt im visuellen System zuständig sind. In Fällen, in denen keine<br />
Knockout-Mäuse etabliert werden können, sollen die entsprechenden<br />
Genprodukte verstärkt gebildet werden. Mit diesem Testsystem<br />
sollen nicht nur die beteiligten Gene identifiziert, sondern<br />
auch herausgefunden werden, in welchen Geweben es zur Modulation<br />
der von der Umwelt beeinflussten Gene kommt. Langfristig<br />
soll dann anhand der bei den Mausmodellen gefundenen Kandidatengene<br />
überprüft werden, ob diese beim menschlichen Verhalten<br />
ebenfalls eine Rolle spielen.<br />
Für Untersuchungen zur Pathogenese der benignen familiären neonatalen<br />
Konvulsionen (BFNC) erhält Priv. Doz. Dr. H. Lerche, Poliklinik<br />
für Neurologie, Universitätsklinikum Ulm, Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong>.<br />
Verschiedene Formen der Epilepsie haben genetische Ursachen.<br />
Verändert sind dabei in den bisher bekannten Fällen v.a. Gene, die<br />
den Bauplan für so genannte Ionenkanäle enthalten, Proteine der<br />
Nervenzellenmembran, die den Durchtritt elektrisch geladener Teilchen<br />
(Ionen) durch die Membran regulieren und deshalb für die Weiterbildung<br />
von Nervenimpulsen eine wichtige Rolle spielen. Eine<br />
solche genetisch bedingte Epilepsieform sind die benignen familiären<br />
neonatalen Konvulsionen (BFNC). Bei dieser gutartigen Erkrankung<br />
treten epileptische Anfälle nur in den ersten Lebensmonaten<br />
auf, später aber meist nicht mehr, und auch die weitere<br />
Gehirnentwicklung verläuft normal. Ursache sind Defekte in zwei<br />
Genen namens KCNQ2 und KCNQ3, die für Kaliumionen-Kanäle<br />
kodieren. Bisher ist nicht bekannt, warum der Defekt sich nur im<br />
frühen Säuglingsalter bemerkbar macht.<br />
In dem Projekt soll zum einen die Ursache des selektiven Auftretens<br />
der Anfälle in der Neugeborenenperiode untersucht werden. Experimente<br />
an Hirnschnitten der Maus mit den ersten kommerziell erhältlichen<br />
Antikörpern gegen diese beiden Kanäle zeigten tatsächlich<br />
eine Veränderung während der Entwicklung, und zwar v.a. ein<br />
sich änderndes Expressionsmuster, das während der Reifung des<br />
Gehirns eine zunehmende Färbung von Axonen zeigt, den Nervenfasern,<br />
die Informationen an die nächsten Nervenzellen weiterleiten.<br />
Dr. Lerche versucht derzeit durch in-situ Hybridisierungen und die<br />
Generation neuer, noch spezifischerer Antikörper diese ersten Ergebnisse<br />
zu untermauern. Mit hochaffinen Antikörpern sind dann<br />
auch Experimente an Gehirnschnitten von Menschen geplant. Er-<br />
Epilepsie<br />
Seite 253
Temporallappen-<br />
Epilepsie<br />
Seite 254<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
gänzend soll mit elektrophysiologischen Methoden nach Funktionsabweichungen<br />
in den Gehirnzellen in Abhängigkeit vom Lebensalter<br />
gesucht werden.<br />
Der zweite Teil des Projekts gilt dem Wirkungsmechanismus der<br />
Gendefekte. Mit verschiedenen molekularbiologischen und elektrophysiologischen<br />
Methoden soll an Zellkulturen geklärt werden, wie<br />
sich Mutationen in verschiedenen Abschnitten der beiden Proteine<br />
auf die Durchlässigkeit der Membran für Kaliumionen und die Funktionsfähigkeit<br />
der Zellen auswirken.<br />
Dr. D. Böhm, Institut für Humangenetik, Universität Göttingen, erhält<br />
Fördermittel für das Projekt „Isolierung von differentiell exprimierten<br />
Faktoren im axonal reorganisierten Hippocampus einer PLC-b1-defizienten<br />
Mausmutante und Analyse ihrer Bedeutung hinsichtlich der<br />
Pathogenese der humanen Temporallappen-Epilepsie (TLE)“.<br />
Das heterogene Krankheitsbild der Epilepsie kann durch Funktionsstörungen<br />
im Gehirn oder durch genetische Faktoren ausgelöst werden.<br />
Es ist durch wiederholte zerebral ausgelöste Anfälle gekennzeichnet,<br />
bei denen es unter anderem zu Bewusstseinstrübungen,<br />
Krämpfen, Zuckungen, abnormen Sinnesempfindungen und Halluzinationen<br />
kommen kann. Ursachen hierfür ist ein ungewöhnlich<br />
starkes Feuern von Nervenzellengruppen im Gehirn. Diese exzessiven<br />
neuronalen Entladungen können fokal – das heißt, in einem<br />
umschriebenen Gehirnareal – auftreten und sich dann ausbreiten,<br />
oder gleich generalisiert erfolgen. Am häufigsten ist die fokale Schläfen-<br />
oder Temporallappen-Epilepsie (TLE), die zu 90 bis 95 Prozent<br />
von den im Schläfenlappen liegenden Hirnstrukturen Hippocampus<br />
oder Amygdala ausgeht (mediale TLE).<br />
Dr. Böhm hat mit einer Mausmutante, die keine Phospholipase-b1<br />
(PLC-b1) besitzt, ein Tiermodell entwickelt, an dem Faktoren, die für<br />
die Ausbildung der TLE eine Rolle spielen, analysiert werden können,<br />
ohne dass die Krankheit erst experimentell ausgelöst werden<br />
muss. Das Enzym Phospholipase-b1 wird überwiegend im Hippocampus,<br />
einem Teil der Großhirnrinde, exprimiert. Fehlt das Enzym,<br />
kommt es im Hippocampus der Maus zu denselben morphologischen<br />
Veränderungen, die man auch bei TLE-Patienten findet.<br />
In dem ersten Jahr der Förderung wurden bereits mehrere Faktoren<br />
isoliert, die für die Pathogense der TLE, d.h. für das Aufwachsen von<br />
Axonen und die Neubildung von Synapsen verantwortlich sein können.<br />
Dazu wurde eine Methode verwendet, die es ermöglicht, in dem<br />
pathologischen Gewebe der Mausmutante veränderte Gen-Aktivitäten<br />
zu detektieren, die ursächlich für die Pathogenese der TLE, oder<br />
wenigstens in die Ausbildung des Krankheitsbildes involviert sind.<br />
Zurzeit werden diese Faktoren überprüft und auf ihre mögliche Bedeutung<br />
bezüglich der Fragestellung analysiert.
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Prof. W. Stoffel, Institut für Biochemie, Universität Köln, erhält Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Konventionelle und konditionierte<br />
null-allelische Mausmutanten des Glutamattransporters GLT-1<br />
als Modelle zum Studium des exzitatorischen Neuronentods“.<br />
Während der Erregungsleitung im Gehirn werden an den Übergängen<br />
(Synapsen) zwischen den Nervenzellen verschiedene Neurotransmitter<br />
ausgeschüttet. Diese Signalsubstanzen werden anschließend<br />
von spezialisierten Proteinen, den Neurotransmitter-Transportern,<br />
wieder aus dem synaptischen Spalt entfernt. Nachdem die zugehörigen<br />
Gene zu den Transportern für mehrere Neurotransmitter bereits<br />
vor längerer Zeit charakterisiert wurden, konnte Prof. Stoffel das Gen<br />
eines Transporters für Glutamat analysieren; dieses Gen trägt die Bezeichnung<br />
GLAST-1. Weitere Glutamattransporter (GLT-1, EAAC-1)<br />
wurden anschließend von anderen Arbeitsgruppen beschrieben. Da<br />
dem Glutamat eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Epilepsie<br />
und verschiedener anderer Gehirnkrankheiten zugeschrieben<br />
wird, ist die funktionelle Untersuchung der zugehörigen Transportproteine<br />
und ihrer Gene von größter Bedeutung.<br />
Um die beteiligten Mechanismen aufzuklären, hat Prof. Stoffel bereits<br />
mit gentechnischen Methoden bei Mäusen die Gene für GLT-1<br />
und EAAC-1 ausgeschaltet. Erstaunlicherweise zeigen die Tiere jedoch<br />
keine erkennbaren pathologischen Veränderungen. Dagegen<br />
konnte eine japanische Arbeitsgruppe durch entsprechende Manipulationen<br />
am GLT-1-Gen eine Epilepsieerkrankung erzeugen. Aus<br />
den Befunden geht jedoch nicht genau hervor, ob die gentechnische<br />
Veränderung einen Funktionsverlust des Glutamattransporters zur<br />
Folge hat oder aber das Absterben der Nervenzellen, das möglicherweise<br />
von nicht mehr funktionsfähigen, am veränderten GLT-1-Gen<br />
erzeugten Proteinfragmenten ausgelöst wird.<br />
Im Rahmen des Projekts möchte Prof. Stoffel das GLT-1-Gen deshalb<br />
so ausschalten, dass auch keine Rest-Proteinfragmente mehr entstehen<br />
können. Da solche Mäuse möglicherweise schon vor der Geburt<br />
sterben, sollen weitere Tiere in einem Parallelexperiment auch so behandelt<br />
werden, dass das Gen zunächst funktionsfähig bleibt und<br />
erst nach der Geburt durch gezielte Behandlung der Tiere abgeschaltet<br />
werden kann. Auf diese Weise soll geklärt werden, ob die<br />
fehlende Funktion des Glutamattransporters GLT-1 zu Epilepsie oder<br />
anderen Krankheitserscheinungen führt. Durch Kreuzung mit den<br />
bereits vorhandenen Mäusen, bei denen andere Glutamattransporter<br />
ausgeschaltet sind, können außerdem Aufschlüsse über die Wirkung<br />
von Doppeldefekten gewonnen werden.<br />
Für das Projekt „Molekulare Grundlage Epilespie-assoziierter neuronaler<br />
Migrationsstörungen“ wurden Dr. L. Aigner, Neurologische Universitätsklinik,<br />
Universität Regensburg, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Wenn im Rahmen der Embryonalenentwicklung das Gehirn entsteht,<br />
wandern die zukünftigen Nervenzellen vom Ort der Entstehung an<br />
Glutamattransporter<br />
Neuronale<br />
Migration<br />
Seite 255
Gehirnentwicklung<br />
Seite 256<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
ihren Bestimmungsort, wo sie sich zu ihrer endgültigen Form differenzieren<br />
und vielfältige Verbindungen zu Nachbar-Nervenzellen<br />
ausbilden. Dieser komplexe Vorgang steht unter der Kontrolle eines<br />
genetischen Programms, an dem zahlreiche Gene beteiligt sind.<br />
Defekte in diesen Genen können dazu führen, dass Gruppen von<br />
Nervenzellen nicht an die richtige Stelle im Gehirn gelangen („neuronale<br />
Heterotopie“). Wie sich in den letzten Jahren herausgestellt<br />
hat, ist neuronale Heterotopie in vielen Fällen die Ursache epileptischer<br />
Erkrankungen.<br />
Die Arbeitsgruppe von Dr. Aigner beschäftigt sich seit mehreren Jahren<br />
mit einem Gen namens DCX, das an der Steuerung der Nervenzellwanderung<br />
beteiligt ist. Das zugehörige Protein bindet an die<br />
Mikrotubuli, Bestandteile des Strukturgerüstes in den Zellen. Die<br />
Arbeitsgruppe konnte bei Patienten mehrere bisher unbekannte<br />
Mutationen des DCX-Gens identifizieren, die Ausprägung des Gens<br />
während der Nervenzellenentwicklung charakterisieren, die Auswirkungen<br />
der Mutationen auf die Bindung von DCX an die Mikrotubuli<br />
untersuchen, die Steuerungsabschnitte des DCX-Gens charakterisieren<br />
und diese gentechnisch in Mäuse einschleusen sowie<br />
zellbiologische Verfahren für weitere Untersuchungen entwickeln.<br />
Diese Arbeiten sollen nun ergänzt und erweitert werden. Mit gentechnischen,<br />
biochemischen, zell- und molekularbiologischen Methoden<br />
sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />
– In welchen Zelltypen wird das DCX-Gen während der Embryonenentwicklung<br />
und bei Erwachsenen ausgeprägt? Stimmt die<br />
Hypothese, dass dies ausschließlich in den Vorläufern der Nervenzellen<br />
geschieht?<br />
– Welche Veränderungen sind in den Nervenzellvorläufern gentechnisch<br />
veränderter Mäuse zu beobachten, bei denen man das<br />
DCX-Gen gezielt ausgeschaltet hat? Ist die normale Wanderung<br />
dieser Zellen gestört?<br />
– Findet man in Zellmaterial, das bei der chirurgischen Behandlung<br />
von Epilepsiepatienten anfällt, Veränderungen im DCX-Gen und<br />
im Muster seiner Ausprägung?<br />
Prof. O. Reiner, Department of Molecular Genetics, The Weizmann<br />
Institute of Science, Rehovot, Israel, und Prof. G. Eichele, Max-<br />
Planck-Institut für experimentelle Endokrinologie, Hannover, wurden<br />
für das Projekt „Multidisciplinary Approach for Deciphering Signaling<br />
Pathways in the Developing Brain“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Wenn im Rahmen der Embryonalentwicklung das Gehirn entsteht,<br />
wandern die zukünftigen Nervenzellen vom Ort ihrer Entstehung an<br />
ihren Bestimmungsort, wo sie dann vielfältige Verbindungen zu<br />
Nachbar-Nervenzellen ausbilden. Diese Verknüpfungen sind in<br />
ihrer Gesamtheit die Ursache für die Kognitions- und Wahrneh-
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
mungsleistungen des Gehirns. Der ganze Vorgang wird von Genen<br />
gesteuert; deren Defekte können zu schweren Gehirnentwicklungsstörungen<br />
und geistigen Behinderungen führen, u.a. zu einer Krankheit<br />
namens Lissenzephalie. Über den Mechanismus der Wanderung<br />
von Nervenzellen liegen bereits erste Kenntnisse vor: Man weiß z.B.,<br />
dass an der Lissenzephalie zwei Gene namens LIS1 und DCX mitwirken.<br />
Wie die Herstellung der Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen<br />
gesteuert wird, ist dagegen noch fast völlig unbekannt;<br />
hier wären Kenntnisse aber von großer Bedeutung, weil man dann<br />
u.U. die Bildung neuer Verknüpfungen anregen und so Nervenverfallskrankheiten<br />
wie Alzheimer und Parkinson entgegenwirken<br />
könnte.<br />
Im Rahmen des Projekts sollen die Funktion des Gens DCX genauer<br />
untersucht werden. Nach ersten Befunden tritt das zugehörige Protein<br />
mit Neurabin II in Wechselwirkung, einem Bestandteil des Protein-Strukturgerüstes<br />
der Zellen; Prof. Reiner und Prof. Eichele konnten<br />
nachweisen, dass DCX mit Signalübertragungsproteinen der<br />
Zellen interagiert, aber auch mit JIP-1, einem weiteren strukturgebenden<br />
Protein.<br />
Auf diesen Erkenntnissen aufbauend sollen sowohl an Zellkulturen<br />
als auch an gentechnisch veränderten Mäusen mit gentechnischen,<br />
molekularbiologischen, zellbiologischen und biochemischen Methoden<br />
folgende Fragen beantwortet werden:<br />
– Welche chemischen Veränderungen spielen sich an Neurabin II<br />
und/oder JIP-1 in Verbindung mit den Interaktionen mit DCX ab?<br />
– An welchen Stellen in den Zellen sind die Proteine lokalisiert?<br />
– Wie wirken sich die Wechselwirkungen auf andere Teile des zelleigenen<br />
Strukturgerüstes aus?<br />
– Welche anderen, bereits bekannten Proteine enthalten Strukturbestandteile,<br />
die denen von DCX ähneln und möglicherweise auf<br />
ähnliche Funktionseigenschaften schließen lassen?<br />
– In welchen Geweben werden diese Proteine produziert?<br />
– Mit welchen Proteinen können die verschiedenen Teile des DCX-<br />
Proteinmoleküls in Wechselwirkung treten?<br />
– Welche anderen Strukturbestandteile findet man in den Proteinen,<br />
die in einem Abschnitt ihrer Molekülkette dem DCX-Protein<br />
ähneln?<br />
Prof. D. Monard, Friedrich Miescher Institute for Biological Research,<br />
Basel, wurden für das Projekt „Role of extracellular proteolysis in the<br />
onset and progression of neurological disorders?” Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
NervensystemEntwicklungsstörungen<br />
Seite 257
Optikusatrophie<br />
Seite 258<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Die Gewebe des menschlichen Organismus funktionieren nur dann<br />
reibungslos, wenn ihr Strukturzusammenhang durch ein kompliziertes<br />
Wechselspiel verschiedener Faktoren erhalten bleibt. Dies gilt<br />
insbesondere auch für das Nervensystem. Hier spielen proteinabbauende<br />
Enzyme, die als Serinproteasen bezeichnet werden, sowie<br />
ihre Hemmstoffe, Serpine genannt, eine wichtige Rolle. Bei Mausmodellen<br />
verschiedener Nervenkrankheiten beobachtet man Störungen<br />
des Gleichgewichts zwischen Serinproteasen und Serpinen,<br />
und zwar häufig schon bevor die eigentlichen Krankheitssymptome<br />
zu erkennen sind. Im Labor von Prof. Monard existiert eine gentechnisch<br />
veränderte Mauslinie, bei der man das Gen für ein Serpin<br />
namens PN-1 nach Belieben ein- und ausschalten kann. Tiere, die<br />
PN-1 in anormal großer oder geringer Menge produzieren, zeigen<br />
Entwicklungsstörungen des Nervensystems.<br />
Prof. Monard will genau untersuchen, wie sich PN-1 auf die Entwicklung<br />
von Nervenkrankheiten auswirkt. Hierzu stehen verschiedene<br />
Mauslinien mit bekannten pathologischen Veränderungen des<br />
Nervensystems zur Verfügung. Durch Kreuzung dieser Tiere mit dem<br />
Stamm, dessen PN-1-Gen sich künstlich regulieren lässt, und anschließend<br />
biochemische Tests sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />
– Sind Veränderungen im Gleichgewicht zwischen Serinproteasen<br />
und ihren Hemmstoffen nachzuweisen, bevor die jeweilige neurologische<br />
Erkrankung ausbricht?<br />
– Kann man den Ausbruch der Krankheit oder ihren Verlauf beeinflussen,<br />
indem man durch künstliche Aktivierung von PN-1 in dieses<br />
Gleichgewicht eingreift?<br />
– Ist bei künstlichem Eingriff in das Gleichgewicht eine biochemische<br />
Veränderung an einem Rezeptor zu beobachten, der bekanntermaßen<br />
für die Wirkung der Serinproteasen unentbehrlich<br />
ist, und trägt eine solche Veränderung des Rezeptors zum Krankheitsbild<br />
bei?<br />
Für das Projekt „Molekulare Pathogenese der OPA-assoziierten autosomal<br />
dominant erblichen Optikusatrophie“ wurden Dr. B. Wissinger,<br />
Abteilung Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie,<br />
Universitäts-Augenklinik Tübingen, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Neben dem Sehnervschwund als Folge von Krankheitsprozessen wie<br />
dem Glaukom findet man auch erblich bedingte Degenerationsformen,<br />
von denen die autosomal dominante Optikusatrophie (adOA)<br />
die häufigste ist. An ihr erkranken Patienten jeden Alters. Anzeichen<br />
dafür sind eine allmähliche Verschlechterung des Sehvermögens, die<br />
mit einer Störung des Farbsehens im Blau-Gelb-Bereich sowie einem<br />
Ausfall des zentralen Gesichtsfeldes einhergeht und letztlich sogar<br />
zu Blindheit führen kann. Histologisch ist die Krankheit dadurch cha-
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
rakterisiert, dass die Ganglienzellen in der Netzhaut zugrunde gehen,<br />
und im Sehnerv immer weniger Nervenfasern zu finden sind.<br />
Verantwortlich für diese Degeneration ist in den meisten Fällen das<br />
auf dem Chromosom 3 lokalisierte Gen OPA1. Dieses wird in fast<br />
allen Geweben exprimiert, in der Retina jedoch am häufigsten. Bei<br />
dem OPA1-Protein handelt es sich um eine mit dem Dynamin verwandte<br />
GTPase, die auf der inneren Mitochondrienmembran der<br />
Zelle lokalisiert ist und eine Rolle beim Auf- und Umbau mitochondrialer<br />
Membransysteme zu spielen scheint; eine genaue Charakterisierung<br />
der biologischen Funktion des Proteins steht allerdings<br />
noch aus. Erste Hinweise aus Studien, in denen die OPA1-Expression<br />
unterdrückt wurde, zeigten Potentialveränderungen an der Mitochondrienmembran<br />
und eine erhöhte Apoptoserate der betroffenen<br />
Zellen.<br />
Dr. Wissinger konnte bereits Mutationen im OPA1-Gen als Ursache<br />
der adOA nachweisen. In molekulargenetischen Untersuchungen<br />
wurde beobachtet, dass zum einen die meisten genetischen OPA1-<br />
Mutationen zu einer Verkürzung des Proteins führen, zum anderen<br />
das mutierte Allel beziehungsweise das Protein selber verloren geht<br />
oder aber die mutierten Transkripte schnell wieder abgebaut werden.<br />
Das könnte dazu führen, dass das Protein in den Ganglienzellen<br />
der Retina nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden ist, damit<br />
diese Zellen ihre Funktionen aufrecht erhalten und überleben<br />
können.<br />
Dr. Wissinger verfügt über ein Tiermodell mit einer pathophysiologisch<br />
relevanten OPA1-Mutation. Dieses Modell soll zum einen charakterisiert<br />
und die Veränderungen, die bei den Mutanten gegenüber<br />
dem Wildtyp auftreten, detailliert histologisch beschrieben<br />
werden. Außerdem soll mit Hilfe von Expressionsanalysen an verschiedenen<br />
Zellsystemen untersucht werden, welche funktionelle<br />
Bedeutung das OPA1-Protein in den Mitochondrien und dabei speziell<br />
in den Ganglienzellen der Retina besitzt. Darüber hinaus soll untersucht<br />
werden, warum bei Patienten mit einer autosomal dominant<br />
erblichen Optikusatrophie die retinalen Ganglienzellen verschwinden,<br />
welche Faktoren zur Entwicklung dieses degenerativen Prozesses<br />
führen und seinen klinisch selbst innerhalb einer Familie sehr<br />
variablen Verlauf bestimmen.<br />
Für Molekular- und epigenetische Untersuchungen zur Myoklonus-<br />
Dystonie erhielt Priv. Doz. Dr. C. Klein, Klinik für Neurologie, Medizinische<br />
Universität Lübeck, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Myoklonus-Dystonie (M-D) ist ein Syndrom aus schnellen Muskelzuckungen<br />
(Myoklonus) und anhaltenden drehenden und<br />
schraubenden Bewegungen, aus denen abnorme Körperhaltungen<br />
resultieren (Dystonie). Die Erkrankung beginnt typischerweise im<br />
Kindes- oder frühen Erwachsenenalter, und die Symptome bessern<br />
sich erheblich unter Alkoholeinfluss. Neben den motorischen Störun-<br />
Myoklonus-<br />
Dystonie<br />
Seite 259
Seite 260<br />
gen finden sich bei zahlreichen M-D-Patienten auch psychiatrische<br />
Auffälligkeiten. Der Erbgang ist autosomal-dominant, die Mutationen<br />
führen jedoch nicht immer zur Krankheit: Insbesondere ist es<br />
nicht gleichgültig, ob ein Mutationsträger die Genveränderungen<br />
vom Vater oder von der Mutter geerbt hat, d.h. die väterliche und die<br />
mütterlich Genkopie werden unterschiedlich ausgeprägt; dieses als<br />
Imprinting bezeichnete Phänomen, das man nur von relativ wenigen<br />
Genen kennt, wird durch die unterschiedliche Bindung von Methylgruppen<br />
an die DNA des väterlichen und mütterlichen Gens verursacht.<br />
Die normale physiologische Funktion der defekten Genprodukte<br />
und damit auch der Entstehungsmechanismus der Krankheit<br />
sind jedoch nicht bekannt.<br />
Molekulargenetische Untersuchungen der M-D zeigten, dass Mutationen<br />
in mindestens vier unterschiedlichen Genen mit dem klinischen<br />
Bild einer M-D assoziiert sein können (SGCE, D2-Dopaminrezeptor,<br />
DYT1 und ein neuer Genort auf Chromosom 18). Die<br />
wichtige Rolle des SGCE-Gens und seines Imprintings bestätigten<br />
neue Befunde: In einer Studie zur Häufigkeit von SGCE-Mutationen<br />
an insgesamt 30 konsekutiv gesammelten M-D-Familien konnte die<br />
Arbeitsgruppe von Dr. Klein Mutationen bei sechs Familien nachweisen.<br />
Dabei trugen zwei nicht verwandte Familien die gleiche<br />
Mutation, die interessanterweise zuvor bereits bei fünf anderen<br />
Familien identifiziert wurde und einen so genannten Mutations-„hot<br />
spot“ nahe legt. Bei einer großen kanadischen Familie, die eine<br />
reduzierte Penetranz zeigt, wurde eine neue Mutation auch auf<br />
cDNA-Ebene nachgewiesen und zeigte ein mit einem maternalen<br />
Imprinting-Mechanismus vereinbares Vererbungs- und Erkrankungsmuster.<br />
Außerdem konnte die erste Familie mit einer de novo<br />
SGCE-Mutation beschrieben werden.<br />
Neben den rein genetischen Untersuchungen hat sich die Arbeitsgruppe<br />
von Dr. Klein in Zusammenarbeit mit amerikanischen und<br />
holländischen Kollegen mit der genaueren Charakterisierung der<br />
klinischen Auffälligkeiten bei der M-D befasst und identifizierte<br />
Zwangserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, bipolare affektive<br />
Störungen und Alkoholabhängigkeit sowie Epilepsie als wahrscheinlichen<br />
Teil des Krankheitsspektrums.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Foncke, E.M.J., et al.: Hereditary myoclonus-dystonia associated<br />
with epilepsy. – In: Neurology. 60. 2003. S. 1988-1990.<br />
Hendrich, K., et al.: Myoclonus-dystonia. Detection of novel,<br />
recurrent, and de novo SGCE mutations. – In: Neurology. 62. 2004.<br />
S. 1229-1231.<br />
Klein, Christine: Genetik der Dystonien. – In: Fortschr Neurol<br />
Psychiatr. 72. 2004. S. 220-234.
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Kock, Norman, et al.: Clinical and genetic features of myoclonusdystonia<br />
in 3 cases. A video presentation. – In: Mov Disord. 19.<br />
2004. S. 231-234.<br />
Schüle, B., et al.: Genetic heterogeneity in ten families with myoclonus-dystonia.<br />
– In: J Neurol Neurosurg Psychiatry. [Im Druck]<br />
„Interaktion von SMN mit FGF-2“ ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong><br />
geförderten Forschungsvorhabens von Dr. P. Claus und Prof.<br />
C. Grothe, Zentrum Anatomie, Abteilung Neuroanatomie, Medizinische<br />
Hochschule Hannover.<br />
Die Spinale Muskelatrophie SMA ist eine schwere Krankheit des<br />
Nervensystems; ihre unmittelbare Ursache ist das Absterben von<br />
Motoneuronen (Nervenzellen, die der Bewegungssteuerung dienen)<br />
im Rückenmark. Diese Zellen besitzen sehr lange Fortsätze mit denen<br />
sie Muskeln innervieren. Es gibt mehrere Formen der SMA; die<br />
schwerste endet in den beiden ersten Lebensjahren tödlich, leichtere<br />
Formen führen erst später zum Tode. Ursache sind Mutationen in<br />
einem Gen namens SMN. Über die physiologischen Funktionen des<br />
Proteins, das anhand dieses Gens produziert wird, ist noch wenig bekannt;<br />
es ist u.a. im Cytoplasma und im Zellkern an der Zusammenstellung<br />
von Proteinkomplexen beteiligt, die für den Mechanismus<br />
der Genausprägung unentbehrlich sind. Dr. Claus und Prof. Grothe<br />
konnten nachweisen, dass es spezifisch in Wechselwirkung mit einem<br />
Wachstumsfaktor namens FGF-2 tritt. Der Zusammenhang zwischen<br />
dem Defekt von SMN und der Krankheitsentstehung ist jedoch rätselhaft,<br />
insbesondere da das Protein in vielen Zelltypen produziert<br />
wird, und ausschließlich die Motoneuronen durch den Proteindefekt<br />
zu Grunde gehen.<br />
Projektziel ist die Analyse der Wechselwirkungen zwischen SMN<br />
und FGF-2. FGF-2 bindet dabei direkt an SMN. Diese Wechselwirkung<br />
beeinflusst das Wachstum von Nervenzell-Fortsätzen. In diesen<br />
Strukturen scheint sich SMN an der Bildung und dem Transport verschiedener<br />
RNA-Protein Komplexe zu beteiligen. Zu diesem Zweck<br />
stehen gentechnisch veränderte Mausstämme zur Verfügung, die<br />
das Gen für FGF-2 entweder überhaupt nicht oder übermäßig stark<br />
ausprägen. An Kulturen von Zellen dieser Mäuse sowie an Patientenzellen<br />
sollen mit molekularbiologischen, gentechnischen, immunologischen<br />
und biochemischen Methoden folgende Fragen beantwortet<br />
werden:<br />
– Wie wirkt sich die fehlende bzw. übermäßig starke Produktion von<br />
FGF-2 auf die Verbindung zwischen diesem Protein und SMN<br />
aus? Lassen sich mit immunologischen Verfahren Unterschiede zu<br />
normalen Zellen nachweisen?<br />
– Ist die Interaktion zwischen den beiden Proteinen in den Zellen<br />
von SMA-Patienten verändert, deren SMN-Protein ja in seiner<br />
Struktur von dem normalen Protein abweicht?<br />
Spinale<br />
Muskelatrophie<br />
Seite 261
Multiple<br />
Sklerose<br />
Seite 262<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
– Welchen Einfluss hat die Wechselwirkung zwischen SMN und<br />
FGF-2 auf den Mechanismus der Genausprägung, an dem SMN<br />
bekanntermaßen mitwirkt?<br />
Die in vivo-Rolle des hirneigenen angeborenen Immunsystems („innate<br />
immune system“) im Mausmodell der Multiplen Sklerose ist das<br />
Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />
von Dr. M. Prinz, Institut für Neuropathologie, Universität Göttingen.<br />
Die Fortsätze von Nervenzellen sind von einer Schicht aus dicht<br />
gepackten Membranen, dem Myelin, umgeben. Zum einen isoliert<br />
diese so genannte Markscheide die einzelnen Fortsätze voneinander<br />
wie der Isoliermantel eines Kabels, zum anderen garantiert sie eine<br />
rasche elektrische Weiterleitung bei minimalen „Kabel“-Durchmesser.<br />
Eine Zerstörung der Myelinschicht beeinträchtigt die Leitungsfähigkeit<br />
der Nervenzellen. Bei der multiplen Sklerose kommt es zu<br />
einer fortschreitenden Zerstörung der Markscheiden des zentralen<br />
Nervensystems und dadurch bedingt zu Nervenausfällen, Lähmungserscheinungen<br />
und Funktionsstörungen verschiedener innerer<br />
Organe, sowie zu schweren Entzündungserscheinungen. Sie ist<br />
die wohl häufigste entzündliche Entmarkungserkrankung des ZNS.<br />
Man weiß, dass sie auf Autoimmunprozesse zurückzuführen ist, darüber,<br />
welche dies im einzelnen sind, und wie sie ausgelöst werden,<br />
weiß man nach wie vor relativ wenig. Seit langem gibt es ein Tiermodell<br />
für diese Erkrankung, die Experimentelle Autoimmune<br />
Enzephalomyelitis, EAE bei Mäusen.<br />
Bei den Reaktionen des Immunsystems unterscheidet man zwischen<br />
angeborener und erworbener Immunität. Während sich die erworbene<br />
Immunität durch den wiederholten Kontakt mit Antigenen erst<br />
entwickelt, setzt die angeborene Immunität einen Organismus in die<br />
Lage, ein Pathogen bereits beim allerersten Kontakt zu erkennen<br />
und zu bekämpfen. Bewerkstelligt wird dies durch bestimmte Zelltypen<br />
des Immunsystems – Makrophagen und neutrophile Granulozyten<br />
–, auf deren Oberfläche es Rezeptoren für bestimmte, immer<br />
wiederkehrende Moleküle auf der Oberfläche von pathogenen Bakterien<br />
und andere körperfremde Substanzen gibt. Diese Rezeptoren<br />
werden als Toll-ähnliche Rezeptoren (toll like receptors, kurz TLR)<br />
bezeichnet. Man kennt heute zehn verschiedene TLRs. Ihnen allen<br />
gemeinsam ist ein cytoplasmatisches Adapterprotein namens<br />
MyD88, das an der intrazellulären Signalübertragung beteiligt ist.<br />
Bei Mäusen, die an dem Äquivalent der multiplen Sklerose, der EAE<br />
erkrankt sind, konnte gezeigt werden, dass die Krankheitsempfänglichkeit<br />
vom Vorhandensein dieses Adapterproteins abhängt (MyD88defiziente<br />
Mäuse erkranken weit weniger häufig), was auf eine Beteiligung<br />
des angeborenen Immunsystems an der Entstehung dieser<br />
Autoimmunkrankheit schließen lässt. Überdies wurde bei EAE-Mäusen<br />
eine verstärkte Expression eines Toll-ähnlichen Rezeptors nachgewiesen.
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Im Rahmen des Projekts soll daher zunächst am Mausmodell geklärt<br />
werden, welche Rolle TLRs bei der Entwicklung von multipler<br />
Sklerose spielen könnten, ob ein bestimmter TLR hierbei entscheidend<br />
ist, und möglicherweise als Ansatzpunkt für eine Therapie dienen<br />
kann. Da TLR-exprimierende Zellen sowohl im ZNS als auch im<br />
Blut auftreten, sollen die entsprechenden Experimente auch an Mäusen<br />
durchgeführt werden, bei denen MyD88 und die jeweiligen TLRs<br />
nur im blutbildenden System des Knochenmarks ausgeschaltet wurden.<br />
Dr. P. Decker, Interfakultäres Institut für Zellbiologie, Universität<br />
Tübingen, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsvorhaben<br />
„identification of human T-helper cell autoepitopes derived<br />
from nucleosomes in systemic lupus erythematosus“.<br />
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine schwere, entzündliche<br />
Erkrankung, von der verschiedene Organe und Gelenke<br />
betroffen sein können. Zu den typischen Symptomen zählen auch<br />
schmerzhafte Hautschäden. Ursache des SLE ist ein Autoimmunmechanismus:<br />
Das Immunsystem bildet fälschlich Antikörper gegen<br />
körpereigene Strukturen (Autoantigene). Zu den wichtigsten Autoantigenen<br />
gehören die Nucleosomen, DNA-Proteinkomplexe aus<br />
den Zellkernen. Einzelne Peptide (Abschnitte der Proteinketten) aus<br />
den Nucleosomen werden – ähnlich wie in der gesunden Immunreaktion<br />
die Peptide von Viren oder Bakterien – an der Oberfläche<br />
„Antigen präsentierender“ Zellen des Immunsystems „zur Schau<br />
gestellt“ und veranlassen auf diese Weise die ebenfalls zum Immunsystem<br />
gehörenden T-Helferzellen, die Antikörperproduktion in<br />
Gang zu setzen. Bisher ist jedoch nicht bekannt, welche Peptide aus<br />
den Nucleosomenproteinen beim SLE auf diese Weise die Antikörperproduktion<br />
anregen.<br />
In dem Forschungsprojekt sollen deshalb diejenigen Abschnitte der<br />
Nucleosomenproteine identifiziert werden, die beim SLE an der<br />
Oberfläche der Antigen präsentierenden Zellen liegen und so die<br />
Produktion der Autoantikörper aktivieren. Dr. Decker stehen zu diesem<br />
Zweck bereits zellbiologisch reine Kulturen entsprechender<br />
Blutzellen von SLE-Patienten zur Verfügung. Nach Charakterisierung<br />
dieser Zellen sollen aus ihnen dann mit immunologischen und<br />
biochemischen Methoden die Peptide isoliert und charakterisiert<br />
werden, die für die Autoimmunreaktion verantwortlich sind. Diese<br />
Peptide sollen jeweils daraufhin untersucht werden, ob und in welchem<br />
Umfang sie die T-Helferzellen aktivieren.<br />
Mit der Charakterisierung der Peptide, die beim SLE an der Oberfläche<br />
der Antigen präsentierenden Zellen liegen und die Autoimmunreaktion<br />
in Gang setzen, möchte Dr. Decker als Fernziel<br />
Moleküle identifizieren, an denen eine Therapie der Krankheit ansetzen<br />
könnte.<br />
Systemischer<br />
Lupus<br />
erythematodes<br />
Seite 263
SLE<br />
Tiermodell<br />
Seite 264<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
„Systemischer Lupus Erythematodes: Ein neues, transgenes Tiermodell<br />
zur Analyse der Initiation, Verlauf und gentechnischen Prädisposition<br />
einer Autoimmunerkrankung“ ist der Gegenstand eines durch<br />
die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens von Prof. M. Bachmann,<br />
Institut für Immunologie, Universität Dresden.<br />
Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem des<br />
Körpers auf körpereigene Eiweiße oder Gewebe reagiert. Um zu klären,<br />
wie es zu einer solchen Autoaggression kommt, wurden bereits<br />
zahlreiche Hypothesen aufgestellt – diese reichen von Kreuzreaktivität<br />
aufgrund ähnlicher körperfremder Antigene über Fehlsteuerungen<br />
des Immunsystems bis hin zu gentechnischen Einflüssen.<br />
Genauso vielfältig ist auch das Erscheinungsbild der Autoimmunerkrankungen,<br />
zu denen die multiple Sklerose ebenso zählt wie der<br />
Diabetes mellitus Typ 1. Beim Systemischen Lupus Erythematodes<br />
(SLE) handelt es sich um eine generalisierte Autoimmunerkrankung,<br />
die einen sehr variablen Krankheitsverlauf hat und zu Entzündungserscheinungen<br />
in zahlreichen lebenswichtigen Organsystemen<br />
führen kann. Charakteristisch ist lediglich das Auftreten von Autoantikörpern<br />
gegen Zellkernbestandteile wie DNA, RNA oder Proteine,<br />
die bei der Transkription und Translation eine Rolle spielen. Zu<br />
letzteren zählt beispielsweise La (SS-B), gegen das 20-30 Prozent der<br />
SLE-Patienten und 70-85 Prozent der Patienten mit Sjögren-Syndrom,<br />
einer anderen Autoimmunkrankheit, Autoantikörper bilden.<br />
In Vorarbeiten entwickelte Prof. Bachmann zwei Mauslinien, von<br />
denen die eine für eine native, die andre für eine mutierte Form von La<br />
(SS-B) transgen waren; doch nur die Mäuse mit der mutierten Form<br />
dieses humanen Autoantigens zeigten SLE-Symptome. Etwa 30 Prozent<br />
der SLE-Patienten weisen Antikörper gegen diese mutierte Form<br />
auf. Daraus zieht Prof. Bachmann den Schluss, dass die funktionsuntüchtige<br />
Mutation tatsächlich exprimiert und somit die RNA-Kontrollmechanismen<br />
der Zelle umgangen werden. Die mutierte Form<br />
wird bei den Patienten jedoch nicht in allen Zellen exprimiert. Noch<br />
weiß man nicht, wie viele Zellen in welchen Geweben und zu welchem<br />
Zeitpunkt vom Ausfall dieser Funktion betroffen sein müssen, damit es<br />
zu einer systemischen Autoimmunerkrankung kommt. Außerdem ist<br />
noch unklar, welche Gene zusätzlich nicht involviert sind. Da von Patienten<br />
meist nur Serum- und Gewebeproben aus der Zeit nach dem<br />
Krankheitsausbruch vorliegen, sind diese Fragen nur mit Hilfe von<br />
Tiermodellen zu beantworten. Das derzeit verfügbare Mausmodell<br />
weist jedoch noch etliche Defizite auf: Die endogene La-Form ist nicht<br />
ausgeschaltet, die Genexpression für La ist sehr komplex, und das mutierte<br />
La wird schon vor der Entwicklung des Immunsystems ständig<br />
und in allen Geweben exprimiert. Und obwohl die Mäuse genetisch<br />
gleich sind, setzt die Immunantwort nicht zur gleichen Zeit ein; außerdem<br />
bilden nicht alle Mäuse die gleichen Autoantikörper.<br />
Ziel des Projekts ist es daher, ein Mausmodell zu entwickeln, das auf<br />
die vorgesehenen Untersuchungen zugeschnitten ist und die Situation<br />
bei SLE-Patienten so gut wie möglich wiedergibt. Dafür soll das
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
endogene Gen ausgeschaltet sowie zeitlich und räumlich gestaffelt<br />
von der nativen auf die mutierte Form des Gens umgeschaltet werden<br />
können, um die Folgen zu analysieren und weitere krankheitsrelevante<br />
Gene zu finden. Auf diese Weise könnte anhand eines<br />
mutierten Gens beispielhaft die Entstehung, der Verlauf und die<br />
Ausprägung einer Autoimmunerkrankung verfolgt werden.<br />
„Nucleinsäuren-spezifische Toll-like Rezeptoren in der Pathogenese<br />
des Systemischen Lupus Erythematosus und der Lupusnephritis“ ist<br />
das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />
von Priv. Doz. Dr. H.-J. Anders, Medizinische Poliklinik, Klinikum<br />
der Universität München.<br />
Der systemische Lupus erythematosus (SLE), eine schwere chronische<br />
Erkrankung, ist durch entzündliche Vorgänge an zahlreichen Organen<br />
– insbesondere auch an den Nieren (Lupusnephritis) – gekennzeichnet<br />
und führt vielfach schon in jungen Jahren zum Tode. Ursache ist ein<br />
Autoimmunmechanismus: Das Immunsystem richtet sich fälschlich<br />
gegen Bestandteile des eigenen Organismus; es wird dabei vermutlich<br />
durch körpereigene Nucleinsäuren (DNA und RNA) stimuliert und<br />
greift diese an. Andererseits stimulieren aber körperfremde Nucleinsäuren<br />
(z.B. von Bakterien oder Viren) auch beim Gesunden das Immunsystem.<br />
Diese Nucleinsäuren binden dabei an so genannte Tolllike<br />
Rezeptoren (TLR), die daraufhin die Immunreaktion in Gang setzen.<br />
Das Immunsystem muss also zwischen körpereigenen und körperfremden<br />
Nucleinsäuren unterscheiden können, und ein Versagen<br />
dieses Mechanismus wird als Ursache des SLE vermutet.<br />
Um die beteiligten Mechanismen genauer aufzuklären, möchte Dr.<br />
Anders der Frage nachgehen, ob TLR beim SLE an der Autoimmunreaktion<br />
beteiligt sind. An Mäusen, die auf Grund gentechnischer<br />
Veränderungen ein SLE-ähnliches Krankheitsbild ausprägen, sollen<br />
mit molekularbiologischen und immunologischen Methoden folgende<br />
Fragen beantwortet werden:<br />
– Lässt sich der Krankheitsverlauf bei den Mäusen durch Applikation<br />
unterschiedlicher Nucleinsäuretypen beeinflussen?<br />
– Werden verschiedene TLR durch die Gabe solcher Nucleinsäuren<br />
im lebenden Tier aktiviert?<br />
– Ist eine ähnliche Aktivierung auch in Kulturen von Immunzellen<br />
nachzuweisen?<br />
– Lässt sich der Krankheitsverlauf beeinflussen, wenn man den Tieren<br />
Immunzellen injiziert, die zuvor im Labor mit Nucleinsäuren<br />
stimuliert wurden, oder wenn man solche Zellen transplantiert?<br />
– Lässt sich die Stimulation der TLR und damit auch der Autoimmunmechanismus<br />
hemmen, wenn man die Rezeptoren mit<br />
anderen Nucleinsäuren absättigt?<br />
Toll-like<br />
Rezeptoren<br />
Seite 265
Sepsis<br />
Signalwege<br />
Sepsis TL-<br />
Rezeptoren<br />
Seite 266<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
„Sepsis als Folge prädisponierender, dysfunktioneller Gene: molekularbiologische<br />
und pathophysiologische Auswirkungen von genetischen<br />
Variationen stressinduzierbarer Signalwege“ ist Gegenstand<br />
eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens von Priv.<br />
Doz. Dr. U. Senftleben, Universitätsklinik für Anästhesiologie und<br />
Intensivmedizin, Universität Ulm.<br />
Die Sepsis entsteht durch Bakterien, die sich über den gesamten Organismus<br />
verbreiten und Giftstoffe ausschütten. Dies führt im Krankheitsverlauf<br />
zu starken Reaktionen des Immunsystems mit hohem<br />
Fieber und allgemeinen Entzündungserscheinungen sowie zur<br />
Schädigung mehrerer Organe; die Sterblichkeit liegt trotz aller Fortschritte<br />
der Intensivmedizin immer noch bei 20 bis 50 Prozent.<br />
Ersten Hinweisen zufolge sind manche Patienten aus genetischen<br />
Gründen besonders anfällig für eine Sepsis. Beteiligt sind dabei aber<br />
offenbar zahlreiche Gene, was genauere Analysen sehr erschwert.<br />
Insbesondere scheinen viele Genabweichungen mit der Krankheit<br />
assoziiert zu sein, ohne aber kausal zu ihr beizutragen. Andererseits<br />
sind offenbar zwei Signalübertragungswege der Immunzellen entscheidend<br />
an der Krankheitsentstehung beteiligt. Beide werden<br />
durch das bakterielle Produkt LPS aktiviert. In dem einen steht ein<br />
Protein namens NF-Kappa B an entscheidender Stelle, in dem anderen<br />
eine als MAP-Kinasen bezeichnete Enzymgruppe.<br />
Das Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, die Rolle des über NF-<br />
Kappa B verlaufenden Signalweges für die Entstehung der Sepsis<br />
genauer zu beleuchten. Dr. Senftleben möchte in Mäusen das körpereigene<br />
Immunsystem inaktivieren und es durch gentechnisch<br />
veränderte Immunzellen ersetzen, in denen jeweils einzelne Gene<br />
für entzündungsfördernde, im Rahmen des NF-Kappa B-Signalweges<br />
und anderer Signalwege aktive Proteine ausgeschaltet wurden.<br />
Nachdem an diesen Tieren experimentell eine Sepsis erzeugt wurde,<br />
soll mit biochemischen, mikrobiologischen, physiologischen und immunologischen<br />
Methoden nach Veränderungen der Entzündungsreaktion<br />
gegenüber Tieren mit den intakten Proteinen gesucht werden.<br />
Auf diese Weise soll sich zeigen, welche kausale Rolle die<br />
einzelnen Signalübertragungsproteine bei der Entstehung der Sepsis<br />
spielen.<br />
Erste Ergebnisse zeigen, dass der NF-Kappa B-Signalweg nicht nur<br />
die Entzündung unterhält, sondern dass er auch wichtig ist, um im<br />
Rahmen der Sepsis eine regelrechte Immunabwehr aufrecht zu erhalten.<br />
Diese protektive Aufgabe muss bei der Entwicklung zukünftiger<br />
Therapien berücksichtigt werden, die darauf abzielen, die<br />
NF-Kappa B-vermittelte Entzündung vollständig zu blockieren.<br />
Die Funktionelle Analyse von Single-Nucleotide Polymorphismen<br />
(SNP) bei Toll-like Rezeptoren und ihre klinische Evaluation zur Prädiktion<br />
einer Sepsisprädisposition ist Gegenstand eines durch die<br />
<strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens von Dr. P. Ahamad-Nejad
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
und Prof. M. Neumaier, Institut für Klinische Chemie, Universitätsklinikum<br />
Mannheim.<br />
Die Sepsis („Blutvergiftung“) gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen<br />
in westlichen Industriestaaten; darüber hinaus ist sie einer<br />
der wesentlichen Gründe dafür, dass Patienten auf Intensivstationen<br />
sterben. Ausgelöst wird dieser Prozess, wenn bestimmte Erreger<br />
oder ihre Produkte in den Blutkreislauf gelangen und dort eine massive<br />
Entzündungsreaktion auslösen. Die dabei aktivierten Makrophagen<br />
setzen bestimmte Botenstoffe frei und sorgen unter anderen<br />
dafür, dass der Blutdruck sinkt und es in den Gefäßen zu Gerinnungsreaktionen<br />
kommt; unbehandelt gleitet der Patient dann<br />
rasch in einen septischen Schock mit hohem Fieber und vielfältigem<br />
Organversagen, an dem er innerhalb weniger Stunden bis Tage<br />
verstirbt.<br />
Eine Schlüsselrolle bei diesem komplexen Krankheitsgeschehen<br />
spielen Rezeptoren des angeborenen Immunsystems, die mit dazu<br />
beitragen, dass das System sofort Pathogene erkennen und auch<br />
bekämpfen kann. Gelangen beispielsweise pathogene Bakterien<br />
oder ihre Produkte in die Blutbahn, so treffen sie an der Zellmembran<br />
der Makrophagen auf Rezeptoren aus der „Toll-like“-Familie. Sobald<br />
das Pathogen auf der Zellmembran von Makrophagen mit<br />
Rezeptoren aus der „Toll-like“-Familie, so genannten TL-Rezeptoren<br />
(TLR), in Kontakt kommt, werden Zytokine freigesetzt. Diese Botenstoffe<br />
gehören zu einer Signalkette, über die beim Eindringen von<br />
Erregern unmittelbar unsere Immunabwehr aktiviert und mitunter<br />
äußerst heftige Entzündungsreaktionen ausgelöst werden. Welchen<br />
Anteil die Mitglieder der TLR-Familie sowie die von ihnen ausgelöste<br />
Signalkaskade an der Ausbildung einer Sepsis haben, liegt bisher<br />
noch weitgehend im Dunkeln. Man weiß zwar, dass Patienten mit<br />
bestimmten Mutationen in einem Mitglied der TLR-Familie häufiger<br />
einen septischen Schock erleiden, allerdings wurden bisher lediglich<br />
bei zwei der zehn TLRs drei DNA-Sequenz-Varianten mit funktioneller<br />
Bedeutung gefunden.<br />
Dr. Ahamad-Nejad und Prof. Neumaier wollen daher weiter nach<br />
funktionell relevanten Abweichungen in der Aminosäuresequenz<br />
(Single-Nucleotide-Polymorphismen, SNP) von TLRs suchen. Dafür<br />
sollen zuerst mehrere derartige Rezeptoren sowie einige Botenstoffe<br />
kloniert werden, die in der Signalkette das Signal von der Rezeptoren<br />
übernehmen und weiterleiten; diese Botenstoffe bezeichnet<br />
man auch als „Adaptormoleküle“. Diese Elemente der für die Ausprägung<br />
der Sepsis relevanten Signalkette sollen dann durch<br />
Einführung von Mutationen an bestimmten Stellen in den für die<br />
Genexpression relevanten Sequenzen abgeändert und damit möglicherweise<br />
inaktiviert werden. Anhand der unter diesen Bedingungen<br />
gebildeten Produkte soll dann in einem Zellsystem überprüft<br />
werden, welche dieser Genvarianten funktionell für die Erkrankung<br />
relevant sind. Abschließend soll die klinische Bedeutung der Ergebnisse<br />
anhand eines Abgleichs der DNA von Sepsis-Patienten mit der<br />
Seite 267
Neutropenie<br />
Seite 268<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
von gesunden Spendern geklärt werden; dazu soll mit Hilfe von<br />
Daten, die im Rahmen einer Sepsis-Studie von Patienten erhoben<br />
wurden, untersucht werden, welche Veränderungen in den Gensequenzen<br />
der Patienten mit bestimmten Charakteristika ihres klinischen<br />
Status einhergehen.<br />
Im Berichtszeitraum ist folgende Publikation erschienen:<br />
Ahmad-Nejad, Parviz, et al.: The toll-like receptor 2 R753Q polymorphism<br />
defines a subgroup of patients with atopic dermatitis<br />
having severe phenotype. – In: J Allergy Clin Immunol. 113. 2004.<br />
S. 565-567.<br />
Für Untersuchungen zum Funktionsverlust des transkriptionellen<br />
Repressors Gfi1 bei kongenitaler Neutropenie wurden Prof. T. Möröy,<br />
Institut für Zellbiologie, Universitätsklinikum Essen, Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Als Neutropenie bezeichnet man allgemein einen Mangel an einer<br />
bestimmten Sorte von weißen Blutzellen, den neutrophilen Granulocyten,<br />
die für die Infektionsabwehr von großer Bedeutung sind.<br />
Granulozyten entstehen im Verlauf der Blutbildung aus Vorläuferzellen<br />
im Knochenmark, sie werden durch körpereigene oder bakterielle<br />
Stoffe an den Infektionsort gelockt, nehmen dort Fremdkörper,<br />
Bakterien oder zerstörtes Gewebe auf und „verdauen“ dieses enzymatisch<br />
unter Bildung von Wasserstoffsuperoxyd. Fehlt es an diesen<br />
Zellen, können Organismen einer Infektion nicht mehr wirkungsvoll<br />
begegnen. Neutropenien können erworben sein – durch andere Erkrankungen<br />
oder Medikamente hervorgerufen werden – oder angeboren.<br />
Bei kongenitalen oder angeborenen Neutropenien ist die Zahl<br />
der Granulocyten permanent erniedrigt, in manchen Fällen fehlen<br />
sie ganz. Die Betroffenen leider unter schweren bakteriellen Infektionen,<br />
unter anderem unter Hautabzessen und Lungenentzündungen,<br />
man fasst diese Erkrankungen auch unter dem Begriff schwere<br />
chronische Neutropenien (SCN) zusammen. Es gibt auch eine zyklische<br />
Form der Neutropenie, bei der Neutrophilenzahl in dreiwöchigen<br />
Intervallen zu- und abnimmt.<br />
Der Mangel an Granulozyten ist auf eine gestörte Reifung und Differenzierung<br />
der Vorläuferzellen aus dem Knochenmark zurückzuführen,<br />
ursächlich verantwortlich dafür scheint unter anderem eine<br />
Mutation bei einem hierfür notwendigen Wachstumsfaktor (G-CSFR,<br />
granulocyte colony stimluating factor). Bei Patienten mit der zyklischen<br />
Form der Neutropenie findet sich durchgängig eine Mutation<br />
im Gen für neutrophile Elastase, einem wichtigen proteolytischen<br />
Enzym, die nichtzyklische Form scheint genetisch heterogener. Aus<br />
neueren Arbeiten geht hervor, dass das Gen für ELA2 durch den<br />
Transkriptionsrepressor Gfi1 reguliert wird. Bei einer Patientengruppe<br />
mit nichtzyklischer SCN konnten Mutationen im Gfi1-Gen nachgewiesen<br />
werden.
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Der Arbeitsgruppe von Prof. Möröy ist es gelungen, eine Gfi-Mausmutante<br />
herzustellen, in der das Gfi-Gen ausgeschaltet ist. Diese Tiere<br />
entwickeln eine schwere Neutropenie mit vermehrter Bildung unreifer<br />
Vorläuferzellen, das Krankheitsbild ähnelt dem von Patienten<br />
mit kongenitaler Neutropenie. Bei SCN-Patienten hat man unterdessen<br />
zwei verschiedene Mutationen im Gfi-Gen nachgewiesen, im einen<br />
Fall wird die Bindungsfähigkeit an die DNA gestört, im anderen<br />
Fall die interaktive Domäne des Proteins. Ziel des Projekts ist es daher,<br />
die Funktionsweise von Gfi auf molekularer Ebene zu verstehen.<br />
Dazu sollen am Tiermodell verschiedene Mutationen auf ihre molekularen<br />
Konsequenzen untersucht werden – wie verändert sich das<br />
Protein selbst durch die Mutation, wie seine Interaktion mit verschiedenen<br />
anderen Proteinen, welchen Einfluss haben diese einzelnen<br />
Schritte auf die Granulozytenreifung und gibt es Möglichkeiten,<br />
diesen Einfluss zu unterbinden?<br />
Prof. M. Digweed, Institut für Humangenetik, Virchow-Klinikum,<br />
Humboldt-Universität Berlin, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die<br />
Analyse der DNA-Reparatur bei der Fanconi-Anämie.<br />
Die Fanconi-Anämie ist die häufigste ererbte Form so genannter<br />
aplastischer Anämie; es handelt sich hierbei um eine Blutkrankheit,<br />
bei der das Knochenmark nicht mehr in der Lage ist, die verschiedenen<br />
Blutstammzellen (weiße und rote Blutkörperchen, Blutplättchen)<br />
zu produzieren. Der Verlauf ist durchweg schwer, mit den Blutbildanomalien<br />
einher gehen oft, aber nicht immer, Skelettfehlbildungen,<br />
Nierenschäden, Pigmentstörungen, in vielen Fällen auch Minderwuchs.<br />
Das Risiko, eine Leukämie zu entwickeln, ist bei den Fanconi-Anämie-Patienten<br />
stark erhöht. Die Fanconi-Anämie wird autosomal<br />
rezessiv vererbt.<br />
Eines der Hauptsymptome der Krankheit ist eine ausgeprägte Chromosomeninstabiliät,<br />
auch sind Zellen von Fanconi-Anämie-Patienten<br />
gegenüber Verbindungen, die DNA-Interstrangvernetzungen<br />
auslösen, das heißt, irreguläre Verknüpfungen zwischen den beiden<br />
DNA-Einzelsträngen verursachen, besonders empfindlich und reagieren<br />
auffällig auf den Einfluss ionisierender Strahlung. Den lichtmikroskopisch<br />
deutlich beobachtbaren Chromosomenschäden liegen,<br />
wie man weiß, DNA-Doppelstrangbrüche zugrunde. All das deutet<br />
darauf hin, dass die zelleigenen DNA-Reparaturmechanismen gestört<br />
sind.<br />
In Säugerzellen sind bisher zwei grundsätzlich verschiedene Arten<br />
von Reparaturmechanismen für DNA-Doppelstrangbrüche beschrieben:<br />
die homologe Rekombination, bei der der homologe DNA-Abschnitt<br />
des Schwesterchromatides zur Reparatur herangezogen wird,<br />
und die homologieunabhängige End-Verknüpfung. Die homologieunabhängige<br />
Reparatur kann weiter in mindestens zwei verschiedene<br />
Mechanismen unterteilt werden und spielt beim Säugetier eine<br />
weit größere Rolle als bei niedrigeren Organismen wie z.B. Hefe.<br />
Fanconi-<br />
Anämie<br />
Seite 269
Killerzellen<br />
Seite 270<br />
Für eine fehlerfreie homologe Rekombination ist das Produkt des<br />
Gens RAD51 von essentieller Bedeutung. In der Gruppe von Prof.<br />
Digweed konnte gezeigt werden, das bei der Einwirkung von ionisierender<br />
Strahlung auf FA-Zellen dieser Mechanismus deutlich eingeschränkt<br />
ist.<br />
In dem aktuellen Forschungsvorhaben werden molekulare Werkzeuge<br />
eingesetzt, die die Folgen der eingeschränkten RAD51-Aktivität<br />
in FA-Zellen untersuchen sollen. Reporterplasmide werden in<br />
Zellen eingeführt, integrieren dort in die chromosomale DNA und erlauben<br />
aufgrund ihrer Beschaffenheit, gezielt einen einzigen DNA-<br />
Doppelstrangbruch zu induzieren, dessen Schicksal danach verfolgt<br />
werden kann. Der Vergleich von normalen Zellen mit FA-Zellen hat<br />
bisher gezeigt, dass solche Doppelstrangbrüche tatsächlich seltener<br />
durch die – RAD51-vermittelte – homologe Rekombination beseitigt<br />
werden, dafür häufiger über die homologieunabhängigen Reparaturwege.<br />
Als nächstes Ziel soll geklärt werden, welcher der alternativen homologieunabhängigen<br />
Reparaturwege besonders zum Einsatz in FA-<br />
Zellen kommt und zweitens, ob ein direkter Zusammenhang mit den<br />
für FA-Zellen charakteristischen Chormosomen-Translokationen besteht.<br />
Da solche Chromosomenanomalien einen Hauptbeitrag zum<br />
erhöhten Krebsrisiko der Patienten leisten, wäre somit ein wichtige<br />
Schritt zur Aufklärung der molekularen Pathogenese der Erkrankung<br />
Fanconi-Anämie gemacht.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Digweed, Martin: Response to environmental carcinogens in DNA<br />
repair deficient disorders. – In: Toxicology. 193. 2003. S. 111-124.<br />
Kalb, Reinhard, et al.: Lack of sensivity of primary Fanconi anemia<br />
fibroblasts towards UV and ionizing irradiation. – In: Radiation Research.<br />
161. 2004. S. 318-325.<br />
Dr. O. Mandelboim, Hadassah Medical School, The Lautenberg Center<br />
for General and Tumor Immunology, the Hebrew University of<br />
Jerusalem, wurden für das Projekt „Studying the function of human<br />
Natural Killer cells in a newly identified family of patients suffering<br />
from TAP2 deficiency” Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) gehören zum Immunsystem<br />
und töten u.a. Krebszellen und Zellen, die von Viren infiziert sind.<br />
Auf der Oberfläche solcher Zellen sind normalerweise so genannte<br />
MHC-Proteine vorhanden, und auf den NK-Zellen befinden sich<br />
Rezeptoren, welche die MHC-Proteine erkennen und dann die Aktivität<br />
der NK-Zellen entweder anregen oder hemmen. Dr. Mandelboim<br />
hat eine Familie identifiziert, deren Mitglieder auf Grund eines<br />
Gendefektes ein Protein namens TAP2 nicht mehr produzieren können;<br />
TAP2 bringt die MHC-Moleküle normalerweise in eine Form, in
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
der sie von den hemmenden Rezeptoren der NK-Zellen erkannt werden.<br />
Entgegen den Erwartungen ist bei diesen Patienten aber keine<br />
erhöhte Aktivität der NK-Zellen zu beobachten. Man muss deshalb<br />
davon ausgehen, dass die fehlende MHC-Hemmung durch andere<br />
Mechanismen ausgeglichen wird. Insbesondere bilden die Patienten<br />
ein Protein namens CAECAM, das ebenfalls an der Regulation der<br />
NK-Zellen beteiligt ist, in stark erhöhter Menge. Der Rezeptor<br />
NKp46 dagegen, der die NK-Zellen aktiviert, wird in geringerer<br />
Menge gebildet.<br />
Im Rahmen des Projekts soll an den Angehörigen der von Dr. Mandelboim<br />
entdeckten Familie genauer untersucht werden, wie die<br />
fehlende MHC-Hemmung der NK-Zellen kompensiert wird. Als<br />
Untersuchungsmaterial dienen Blutproben der Patienten sowie Zellkulturen<br />
von NK-Zellen. Mit gentechnischen, molekularbiologischen<br />
und immunologischen Methoden sollen folgende Fragen beantwortet<br />
werden:<br />
– Wie sieht der genetische Defekt, der zur Funktionsunfähigkeit des<br />
TAP-Systems führt, im Einzelnen aus?<br />
– Durch welche Mechanismen wird die Produktion von CAECAM<br />
gesteigert und die von NKp46 vermindert? Erfolgt diese Regulation<br />
über größere Entfernungen zwischen den Zellen, oder ist<br />
dazu der unmittelbare Kontakt von Zelle zu Zelle erforderlich?<br />
– Ist die Produktion anderer Rezeptoren und der MHC-Proteine<br />
selbst bei den Patienten mit dem TAP-Defekt verändert?<br />
– Sind bei den Patienten mit dem TAP-Defekt weitere immunologische<br />
Besonderheiten zu erkennen?<br />
Priv. Doz. Dr. B. Ludewig, Laborforschungsabteilung, Kantonsspital<br />
St. Gallen, werden für das Forschungsvorhaben „Immunopathological<br />
basis of virus-induced cardiovascular disease“ Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Atherosklerose, Herzinfarkt und<br />
Myokarditis) sind in den Industrieländern die häufigste Todesursache.<br />
Zu den Entzündungsprozessen, die zur Atherosklerose<br />
führen, tragen epidemiologischen Befunden zufolge nicht nur Lebensweise<br />
und genetische Disposition bei, sondern auch infektiöse<br />
Krankheitserreger, insbesondere Chlamydien oder Viren. Solche<br />
Erreger könnten sich entweder im Organismus festsetzen und so<br />
eine chronische Immunreaktion (Entzündung) auslösen, oder aber<br />
sie könnten eine Autoimmunreaktion (d.h. eine Immunreaktion gegen<br />
körpereigene Strukturen) in Gang setzen, die dann ebenfalls zur Entzündung<br />
führt. Im Rahmen einer solchen Immunreaktion werden<br />
körpereigene Proteine auf so genannten antigenpräsentierenden<br />
Zellen den T-Zellen des Immunsystems zugänglich gemacht, die<br />
daraufhin weitere Immunprozesse in Gang setzen. Welche dieser<br />
Herz-<br />
Kreislauf-<br />
Erkrankungen<br />
Seite 271
Gefäßbildung<br />
Seite 272<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
beiden Möglichkeiten in diesem Falle zutrifft, ist bisher nicht geklärt.<br />
Möglicherweise sind auch beide Mechanismen von Bedeutung,<br />
wenn die Autoimmunreaktion auf die zunächst einsetzende Reaktion<br />
gegen Antigene der Krankheitserreger folgt.<br />
Dr. Ludewig will mit Hilfe geeigneter, gentechnisch veränderter<br />
Mäuse und mit immunologischen Methoden die Frage beantworten,<br />
ob sich Virusbestandteile im Organismus festsetzen und so eine lange<br />
anhaltende Immunreaktion auslösen können, die dann entscheidend<br />
zur Entstehung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung beiträgt; weiterhin<br />
soll die Frage beantwortet werden, ob eine solche virusinduzierte<br />
Immunantwort in eine Autoimmunreaktion übergehen kann.<br />
Im Berichtszeitraum ist folgende Publikation erschienen:<br />
Ludewig, Burkhard, et al: Immunopathogenesis of atherosclerosis.<br />
– In: Journal of Leukocyte Biology. 76. 2004.<br />
Das „HHT1-Gen Endoglin in der Zelladhäsion“ ist Gegenstand eines<br />
durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens von Dr. A.<br />
Lux, Institut für Molekularbiologie und Zellkulturtechnik, Fachhochschule<br />
Mannheim.<br />
Die Abkürzung HHT1 steht für hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie,<br />
eine autosomal dominant vererbte Erkrankung des Gefäßsystems,<br />
bei der es bei den Betroffenen spätestens im vierten Lebensjahrzehnt<br />
zu Gefäßumbildungen kommt, durch die das kapilläre<br />
Feinnetz zwischen Venen und Arteriolen verloren geht und es punktuell<br />
zu einer starken Gefäßerweiterung kommt. Gleichzeitig ändert<br />
sich die muskulöse Struktur der Gefäßwand und sie verliert an Elastizität.<br />
Vermutlich durch den aufgrund des fehlenden Kapillarsystems<br />
erhöhten Blutdruck kommt es zu wiederholt auftretenden<br />
spontanen Blutungen, die je nach Ort der Blutung lebensbedrohlich<br />
sein können. Betroffen sind neben Haut und Schleimhäuten auch<br />
innere Organe, die Krankheit ist weiter verbreitet als früher angenommen,<br />
die durchschnittliche Häufigkeit wurde unlängst errechnet<br />
mit 1:5000 bis 1:8000.<br />
Seit etwa zehn Jahren kennt man zwei Gene, die im Falle einer<br />
Mutation den Ausbruch der Krankheit zur Folge haben können: das<br />
Endoglin-Gen aus der Gruppe der TGFß-Rezeptoren vom Typ III und<br />
ALK, das Gen für einen TGFß-Rezeptor vom Typ I. Beide Rezeptoren<br />
sind primär auf Zellen der Blutgefäßinnenwand exprimiert. Untersuchungen<br />
an Endoglin-knock-out-Mäusen haben gezeigt, dass<br />
Endoglin bereits im Rahmen der embryonalen Gefäßbildung ein<br />
wichtiger Faktor ist. Ein Verlust von Endoglin führt zu schweren<br />
Störungen der Herzentwicklung, und bei über 70 Prozent der Gefäße<br />
fehlen die umgebenden glatten Muskelzellen. In Bezug auf Endoglin<br />
heterozygote Mäuse sind lebensfähig, zeigen aber den HHT-<br />
Phänotyp, das heißt sie eignen sich als Mausmodell für diese Krankheit.<br />
Eine Überexpression von Endoglin in Mausfibroblasten führt zu
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Veränderungen der Zellmorphologie und zu einer verminderten<br />
Migrationsfähigkeit der Zellen. Über die eigentliche Wirkung des<br />
Endoglins auf molekularer Ebene ist bisher wenig bekannt, man weiß,<br />
dass es einen hemmenden Einfluss auf die TGFß-Signaltransduktion<br />
ausübt, doch deuten Arbeiten von Dr. Lux darauf hin, dass dies nicht<br />
notwendigerweise der primäre Grund für die Erkrankung ist.<br />
In dem Projekt soll daher eingehend analysiert werden, mit welchen<br />
Proteinen des Zytoskeletts und der Extrazellulärmatrix (Fibronektin,<br />
Kollagen, Fibrilin) Endoglin wechselwirkt. An einem Assaysystem<br />
zur Analyse der Migrationsaktivität von Zellen soll dann überprüft<br />
werden, welche Auswirkungen der Verlust der Endoglin-Expression<br />
beziehungsweise die Überexpression von Endoglin auf die Ausbildung<br />
gefäßähnlicher Strukturen in vitro hat.<br />
„Molekulare Analyse der Pathobiochemie der vorderen Mittellinienentwicklung<br />
und der beteiligten Signalnetzwerke“ ist das Thema<br />
eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens von Dr.<br />
S. Schweiger, Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Berlin.<br />
Während der Embryonalentwicklung muss sich in der vorderen<br />
Körpermitte eine Längsnaht schließen. Bei dieser Entstehung der<br />
„vorderen Mittellinie“ kommt es gelegentlich zu Fehlern, die sich<br />
dann in relativ häufigen Fehlbildungen wie Lippen-Gaumen-Spalte,<br />
Herzfehlern oder Hypospadie (Fehlbildungen der männlichen Harnröhre)<br />
äußern. Bei den meisten Betroffenen sind mehrere Gene<br />
defekt, einige Krankheitsbilder werden aber auch durch Mutationen<br />
in jeweils einem einzigen Gen hervorgerufen. Alle diese Gendefekte<br />
sind bekannt. Dr. Schweiger konnte eine Genveränderung nachweisen,<br />
die eine Fehlbildung namens Opitz BBB/G-Syndrom (OS)<br />
hervorruft, und in den Zellen die Funktionsstörung des zugehörigen<br />
Proteins, das die Bezeichnung MID1 trägt, charakterisieren. MID1<br />
bildet unter anderem einen Komplex mit dem Protein PP2A, der dann<br />
seinerseits weitere Protein- und Genaktivitäten reguliert. Auch das<br />
Protein TGFß, das bekanntermaßen zahlreiche Wachstumsvorgänge<br />
steuert, interagiert mit dem MID1/PP2A-Kompelx.<br />
Im Rahmen des Projekts sollen die bisher bekannten Gendefekte und<br />
die Funktionsstörungen der zugehörigen Proteine in ein größeres<br />
Gesamtbild eingeordnet werden. Zu diesem Zweck möchte Dr.<br />
Schweiger mit molekularbiologischen, biochemischen und zellbiologischen<br />
Methoden folgende Fragen beantworten:<br />
– Welche weiteren Wirkungen von TGFß werden durch die Interaktion<br />
mit MID1/PP2A in Gang gesetzt?<br />
– Kann man die Signalwirkung von TGFß abschwächen, indem man<br />
die Produktion seines Interaktionspartners MID1 vermindert?<br />
– Beeinflusst die Anheftung von Phosphatgruppen an TGFß, die das<br />
Protein bekanntermaßen aktiviert, dessen Wirkung auf Proteine<br />
Mittellinienentwicklung<br />
Seite 273
Cleidocraniale<br />
Dysplasie<br />
Seite 274<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
namens Smad, die ebenfalls bei einer Form der Mittellinienfehlbildung<br />
defekt sind?<br />
– Gibt es möglicherweise weitere, bisher unbekannte Moleküle, die<br />
ebenfalls mit MID1 interagieren?<br />
Für die Identifizierung von therapeutisch relevanten Genen für die<br />
Knorpel- und Knochenbildung durch die Analyse des Maus-Modells<br />
für die cleidocraniale Dysplasie erhalten Dr. V. Seitz und S. Stricker,<br />
Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin, Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong>.<br />
Die cleidocraniale Dysplasie (CCD) ist eine monogene dominante<br />
Erbkrankheit, die durch Mutationen im menschlichen runx-2-Gen<br />
ausgelöst wird. Dieses Gen spielt eine zentrale Rolle bei der Ausbildung<br />
des Skeletts – vor allem bei der Knochen-, aber auch bei der<br />
Knorpelbildung. Bei Patienten, bei denen eine Kopie dieses Gens<br />
mutiert ist, ist die Knochenbildung gestört. Bei ihnen schließen sich<br />
die Knochenfenster im Schädel nur sehr langsam, sie haben eine geringere<br />
Körpergröße und in den meisten Fällen fehlt das Schlüsselbein.<br />
Für dieses Syndrom existiert ein Tiermodell, das eine gezielte<br />
Inaktivierung („Knockout“) einer Kopie des runx-2-Gens trägt. Werden<br />
durch Verkreuzen dieser Tiere beide Kopien des Gens inaktiviert,<br />
sind die Tiere nicht lebensfähig. Das Skelett, das sich in diesen<br />
Tieren bis zu Geburt entwickelt hat, zeigt zwar eine normale<br />
Verteilung und Gestalt der einzelnen Skelettelemente, diese bestehen<br />
jedoch nur aus Knorpelgewebe. Die Tiere sind nicht in der Lage,<br />
Knochen aufzubauen, da ihnen die notwendigen Zelltypen für den<br />
Knochenhaushalt – die knochenaufbauenden Osteoblasten und die<br />
Knochen und Korpel resorbierenden Osteoklasten – fehlen.<br />
Mit Hilfe dieses runx-2-Modells soll untersucht werden, welche<br />
Gene an der Differenzierung von Osteoblasten, Osteoklasten und<br />
Knorpelzellen beteiligt sind. Anschließend soll charakterisiert werden,<br />
welche Funktion Runx-2 und die mit ihm kooperierenden Partner<br />
innerhalb der Signalketten der Knochen- und Knorpelbildung<br />
haben. Dr. Seitz und Dr. Stricker hoffen, dabei auch auf bisher unbekannte<br />
Gene zu stoßen, die die Knochen- und Knorpelbildung positiv<br />
beeinflussen können und damit unter Umständen auch für eine<br />
Therapie der cleidocranialen Dysplasie in Frage kommen. In Vorversuchen<br />
wurden bereits 150 Gene gefunden, die im Oberarm des<br />
Wildtyps verglichen zur runx-2-Mutante deutlich unterschiedlich<br />
exprimiert werden und damit möglicherweise zur Runx-2-Signalkette<br />
gehören.<br />
Bisher konnte für 80 dieser Kandidatengene durch quantitative PCR<br />
die unterschiedliche Expression zwischen Wildtyp und Mutante bestätigt<br />
werden. Für 62 dieser Gene wurde durch die Technik der insitu<br />
Hybridisierung gezeigt, in welchen Gewebetypen sie aktiv sind.<br />
Dabei konnten im entstehenden Knorpel und Knochen 36 aktive<br />
Gene nachgewiesen werden, die damit als Kandidaten für weitere
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
funktionelle Experimente in Frage kommen. Sieben dieser Gene sind<br />
bisher unbekannt, für sie ist noch keinerlei Funktion erforscht.<br />
Die Bedeutung der Insulin-Signaltransduktion in hypothalamischen<br />
Neuronen in der Regulation der Energiehomöostase und der Glukoneogenese<br />
ist Gegenstand eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />
von Prof. J. C. Brüning, Institut für Genetik, Universität<br />
zu Köln.<br />
Insulin ist das wichtigste Blutzucker-regulierende Hormon: Es senkt<br />
den Blutzuckerspiegel, indem es einerseits für einen verstärkten<br />
Transport der Glucose aus dem Blut in die Muskelzellen sorgt und<br />
andererseits die Neubildung von Glucose in der Leber hemmt. Zu<br />
diesem Zweck bindet es an ein geeignetes Zelloberflächenprotein,<br />
den Insulinrezeptor, der das Signal ins Zellinnere vermittelt. Wie<br />
Prof. Brüning nachweisen konnte, wirkt das Insulin über seinen<br />
Rezeptor jedoch auch auf hypothalamische Neuronen, eine Untergruppe<br />
der Nervenzellen im Gehirn; dies führt zu einer Verminderung<br />
der Nahrungsaufnahme. Eine ähnliche Wirkung hat auch das<br />
von Fettzellen abgegebene Hormon Leptin, zu dem wiederum ein<br />
eigener Rezeptor gehört. Bisher ist deshalb nicht klar, in welchem<br />
Umfang das Insulin über seinen Rezeptor und den nachgeschalteten<br />
Signalweg in den Nervenzellen am Energiestoffwechsel und damit<br />
letztlich auch an der Entstehung von Übergewicht beteiligt ist.<br />
Im Rahmen des Projekts soll deshalb die Bedeutung des Insulin-Signalweges<br />
in den hypothalamischen Neuronen und seine Beziehung<br />
zum Leptin-Signalweg genauer untersucht werden. Zu diesem<br />
Zweck möchte Prof. Brüning gentechnisch veränderte Mäuse herstellen,<br />
in denen sich die Aktivität der Gene für Insulin- und Leptinrezeptor<br />
nach Belieben steuern lässt. An diesen Tieren sollen dann<br />
mit biochemischen, physiologischen und histologischen Methoden<br />
folgende Fragen beantwortet werden:<br />
– Wie wirkt sich die Inaktivität des Insulinrezeptors in Zellen aus,<br />
die eine bestimmte Form des Leptinrezeptors produzieren?<br />
– Wie gezielt lässt sich der Insulinrezeptor ausschließlich in Nervenzellen<br />
ausschalten?<br />
– Welche physiologischen Unterschiede sind nach Ausschalten des<br />
Nervenzell-Insulinrezeptors im Vergleich zu normalen Tieren zu<br />
beobachten?<br />
– Kommt es nach Ausschaltung des Nervenzell-Insulinrezeptors<br />
schneller zu einer Fettsucht?<br />
– Wie wirkt sich die Ausschaltung des Nervenzell-Insulinrezeptors<br />
auf die Neubildung von Glucose in der Leber aus?<br />
Insulin-<br />
Signalweg<br />
Seite 275
Alkoholabhängigkeit<br />
Seite 276<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Dr. H. Scholz, Theodor Boveri Institut für Biowissenschaften, Universität<br />
Würzburg, wurden für das Forschungsvorhaben „Functional<br />
dissection of the serotonergic neurotransmitter system in ethanol<br />
tolerance in Drosophila“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff des Zentralnervensystems,<br />
Neurone in verschiedenen Geweben und im Gehirn sprechen auf<br />
diesen Transmitter an. Das serotonerge System ist ein besonders<br />
effektives Netzwerk des Gehirns. Vom Mittelhirn ausgehend durchziehen<br />
seine Fortsätze alle Hirnbereiche und schütten an ihren Enden<br />
(den serotonergen Präsynapsen) während des gesamten Tages<br />
regelmäßig (drei- bis fünfmal/Sekunde) ihren Botenstoff Serotonin<br />
aus, der die Erregbarkeit der nachgeschalteten Nervenzellen beeinflusst:<br />
Auf diese Weise übt das serotonerge System einen ständig präsenten<br />
global wirksamen „Harmonisierungseffekt“ auf die im ZNS<br />
ablaufenden Informationsprozesse aus. Eine Fehlregulation des<br />
Serotoninspiegels wird mit der Entstehung von Depressionen in<br />
Zusammenhang gebracht. Fehlregulation kann entweder bedeuten,<br />
dass zu wenig Serotonin produziert wird, oder aber, dass produziertes<br />
Serotonin nicht lange genug wirken kann, weil es zu rasch entfernt<br />
und abgebaut wird. Dies geschieht normalerweise durch die<br />
Wirkung des so genannten Serotonintransporters, der freigesetztes<br />
Serotonin wiederaufnimmt, aus dem Extrazellulärraum entfernt und<br />
so dessen Wirksamkeit beendet.<br />
Man weiß seit einiger Zeit, dass es individuelle Unterschiede in Bezug<br />
auf die Dichte an Serotonintransportern gibt. Eine verringerte<br />
Serotonintransporterdichte im Kortex führt zu einer permanent verminderten<br />
Effizienz der Wiederaufnahme des freigesetzten Transmitters.<br />
Die erhöhte Konzentration und längere Verweildauer von<br />
Serotonin im extrazellulären Raum ermöglicht eine längere andauernde<br />
und weiter reichende Interaktion dieses Transmitters mit den<br />
Rezeptoren der nachgeschalteten Zellen.<br />
Bekannt ist überdies, dass es bei Alkoholabhängigkeit zur Entwicklung<br />
einer Ethanoltoleranz kommt, die sowohl auf Veränderungen<br />
des Stoffwechsels als auch auf neuronale Anpassungsprozesse<br />
zurückzuführen ist, wobei die molekularen Details dieser Entwicklung<br />
noch längst nicht geklärt sind. Man hat bei Alkoholabhängigen<br />
eine deutliche Verminderung der verfügbaren Serotonintransporter<br />
im Hirnstamm beobachtet. Damit wird das serotonerge System zu<br />
einem interessanten Gegenstand für die Untersuchung des Zusammenhangs<br />
zwischen Toleranz und Abhängigkeit auf molekularer<br />
Ebene.<br />
Der Serotonintransporter ist, wie man weiß, in der Evolution stark<br />
konserviert, und reguliert auch bei der Taufliege Drosophila melanogaster<br />
die Wirkung des Serotonins. Dr. Scholz konnte zeigen, dass<br />
sich dieser Organismus als genetisches Modell zur Untersuchung der<br />
Rolle des Serotonins bei der Entwicklung der Ethanoltoleranz eignet.<br />
Neben der Analyse der Prozesse auf molekularer Ebene sollen Ver-
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
haltenstests bei Fliegen mit unterschiedlicher genetischer Disposition<br />
Aufschluss über die Bedeutung des Serotonins für die Gehirnentwicklung<br />
im Allgemeinen und die Bereitschaft zur Entwicklung<br />
einer Ethanoltoleranz im Besonderen geben.<br />
„Conditional Expression of DNA Methyltransferase 1 in Transgenic<br />
Mice: Analysis of Cancer Incidence, Genomic Stability and Retroviral<br />
Mutagenesis” ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />
Forschungsvorhabens von Prof. R. Jaenisch, Whitehead Institute for<br />
Biomedical Research, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge,<br />
USA.<br />
Seit vielen Jahren bemüht sich die Krebsforschung darum, die genetischen<br />
Ursachen des Tumorwachstums aufzudecken. In jüngster<br />
Zeit ist man jedoch mehr und mehr zu der Erkenntnis gelangt, dass<br />
für die Tumorentstehung auch epigenetische Faktoren eine wichtige<br />
Rolle spielen, unter anderem ein veränderter Methylierungsstatus<br />
der DNA.<br />
Gewisse Bereiche der DNA können im Verlauf der Entwicklung<br />
durch das Anhängen von Methylgruppen stillgelegt werden. So wird<br />
der Methylierungsstatus von DNA während der frühen Embryonalentwicklung<br />
mehrfach völlig umstrukturiert. Die DNA des Blastozystenstadiums<br />
beispielsweise ist in weiten Teilen unmethyliert, ab<br />
der Einnistung der Gastrula tragen alle Körperzellen ein gewisses<br />
Methylierungsmuster, und es kommt zu bestimmten Zeitpunkten der<br />
Entwicklung nur vereinzelt zur Demethylierung – und damit der<br />
Aktivierung – bestimmter Gene. Einige Sequenzen aber sind ständig<br />
unmethyliert, dazu gehören die sogenannten CpG-Inseln.<br />
CpG-Inseln finden sich in der unmittelbaren Umgebung des Transkriptionsstartpunktes<br />
aktiver Gene, es handelt sich dabei um Sequenzen,<br />
die auffallend reich sind an den Basen Cytosin und Guanin.<br />
Sämtliche Wirbeltiere besitzen spezifische Enzyme zur Methylierung<br />
solcher CG-Sequenzen, die man bislang in der Umgebung sogenannter<br />
Haushaltsgene (Gene, deren Information in allen Zellen<br />
benötigt wird, unabhängig vom Zustand der Entwicklung und Differenzierung)<br />
und vieler gewebsspezifischer Gene gefunden hat.<br />
Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang CpGs, die mit<br />
Tumorsuppressorgenen assoziiert sind. Werden sie methyliert,<br />
kommt es zur Ausschaltung des betreffenden Tumorsuppressorgens,<br />
und dies könnte in vielen Fällen ein entscheidender Schritt zur Initiation<br />
des Tumorwachstums sein.<br />
In vielen Tumoren findet man neben der Hypermethylierung von<br />
Zellen jedoch auch Bereiche, die „untermethyliert“ sind, in ihnen ist<br />
die Methylierung weniger ausgeprägt als in gesunden Zellen. In diesen<br />
Fällen könnte der umgekehrte Vorgang eine Rolle spielen: Durch<br />
Methylierung stillgelegte Onkogene werden durch Demethylierung<br />
plötzlich aktiviert und veranlassen die Zelle auf diese Weise, unkontrolliert<br />
zu wachsen. Im Rahmen des Projekts soll daher geklärt wer-<br />
Methylierung<br />
Seite 277
Neuroendokrine<br />
Tumore<br />
Seite 278<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
den, ob ein veränderter Methylierungszustand ursächlich an der Entstehung<br />
von Tumoren beteiligt ist.<br />
Für Untersuchungen zur molekularen Pathogenese sporadischer<br />
neuroendokriner Tumore des gastroentero-pankreatischen Systems<br />
erhält Dr. Ch. Arnold, Medizinische Klinik und Poliklinik, Abteilung<br />
Innere Medizin ll, Universitätsklinikum Freiburg, Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong>.<br />
Die neuroendokrinen Tumoren (NET) bilden eine in Bezug auf ihre<br />
Lokalisation, ihr biologisches Verhalten und ihre Prognose sehr<br />
heterogene Gruppe von Tumoren, am häufigsten betroffen sind<br />
Appendix, Rektum und Ileum. Die Malignität hängt entscheidend<br />
von der Größe des Primärtumors, seiner Lokalisation, seiner endokrinen<br />
Aktivität und der Art der endokrinen Zellen ab. Man hat<br />
diese Tumoren früher als ,Karzinoide’ bezeichnet, dieser Name sollte<br />
ihren intermediären Status zwischen einer gutartigen Geschwulst<br />
und einen Karzinom veranschaulichen.<br />
Klassifiziert werden neuroendokrine Tumoren nach der Lokalisation<br />
des Primärtumors, der Art der von ihnen sezernierten Verbindungen<br />
und ihrer Tumorbiologie, man unterscheidet gut differenzierte<br />
nicht angioninvasive endokrine Tumoren mit grundsätzlich<br />
gutartigem Verhalten; es folgen die überwiegend hormoninaktiven<br />
NET, die als benigne oder als ,low grade malignant’ eingestuft werden.<br />
In der dritten Gruppe finden sich gut differenzierte endokrin<br />
aktive angioinvasive NET mit eindeutiger ,low grade malignancy’,<br />
die hormonell aktiv oder inaktiv sein können. Am Ende der Reihe<br />
steht die Gruppe der schlecht differenzierten, in ihrem Verhalten<br />
hochmalignen NET. NET entstehen in der Mehrheit der Fälle sporadisch,<br />
eine Ausnahme machen das von Hippel-Landau-Syndrom<br />
(VHL) und die multiple endokrine neoplasie 1 (MEN1), die familiär<br />
gehäuft auftreten. Bei der MEN1 sind Mutationen im MEN1-Gen<br />
auf Chromosom 11q13 nachgewiesen, die Funktion seines Produkts<br />
ist bislang nicht bekannt. Auch bei 40 Prozent der sporadischen<br />
Tumoren finden sich Mutationen in diesem Gen, bei den übrigen<br />
sind verschiedene andere Chromosomeninstabilitäten bekannt.<br />
Bisher sind jedoch die tatsächlich betroffenen Gene nur in wenigen<br />
Fällen charakterisiert, so weiß man zum Beispiel dass das Tumorsuppressorgen<br />
p16 offenbar eine Rolle bei der Tumorentstehung<br />
spielt, im allgemeinen aber lässt sich bisher wenig über die molekularen<br />
Vorgänge aussagen. Ziel des Projekts ist es daher, die<br />
molekulare Pathogenese dieser Tumoren zu analysieren. Dr. Arnold<br />
verfügt über Biopsiematerial aus 300 Tumoren und mehrere neuroendokrine<br />
Zelllinien. Mit immunhistochemischen und molekularbiologischen<br />
Methoden sollen deren Expressionsmuster auf Gemeinsamkeiten<br />
und Gesetzmäßigkeiten hin untersucht werden, in<br />
der Hoffnung, so Marker zu identifizieren, aus denen sich schlussendlich<br />
Schlüsse über den weiteren Krankheitsverlauf ziehen lassen.
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
Für das Projekt „Pathogenese von Tumoren bei der Neurofibromatose<br />
2: Die Rolle der kleinen GTPasen“ erhält Priv. Doz. Dr. C. O.<br />
Hanemann, Zentrum für klinische Forschung, Universität Ulm, Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Bei Neurofibromatose handelt es sich um eine autosomal dominant<br />
vererbte Erkrankung, bei der sich an der Haut, im peripheren Nervensystem<br />
und im Zentralnervensystem Hauttumore ausbilden. Sie<br />
gehört mit einer Häufigkeit von einem Betroffenen auf 3 000 bis 5 000<br />
Personen zu den häufigsten Erbkrankheiten.<br />
Man unterscheidet fünf Typen, darunter die häufigere Neurofibromatose<br />
vom peripheren Typ (anzutreffen bei ca. 85 Prozent aller<br />
Betroffenen) oder Typ 1-Neurofibromatose, und die Neurofibromatose<br />
Typ 2 – oder Neurofibromatose vom zentralen Typ. Letztere wird<br />
verursacht durch Mutationen auf Chromosom 22 und die Betroffenen<br />
entwickeln Tumoren am Hörnerv, so genannte Cafe-au-lait Flecke<br />
der Haut, benigne Hirntumoren und Tumoren der Wirbelsäule, sowie<br />
eine Linsentrübung des Auges.<br />
Zu den Tumoren, die im Rahmen der Neurofibromatose 2 auftreten,<br />
gehören vor allem Schwannome und Meningiome, gutartige, langsam<br />
wachsende Tumoren, die aber aufgrund ihrer Lage oftmals nicht<br />
behandelbar sind und die Betroffenen stark einschränken können.<br />
Ursache der Tumorenentstehung ist eine Mutation im NF2-Gen,<br />
einem Tumorsuppressorgen, dessen Produkt das Protein Merlin ist.<br />
Merlin gehört zur Familie der ERM-Proteine (ERM steht für Enzrin,<br />
Radixin und Moesin), das sind Proteine, die an der Verankerung<br />
zellulärer Strukturen in der Zellmembran beteiligt sind.<br />
Merlin wirkt als einziger Vertreter dieser Familie als Tumorsuppressor,<br />
bei allen anderen ist eher eine tumorfördernde Wirkung nachgewiesen<br />
oder wird vermutet. Merlin spielt ebenso wie die anderen<br />
Vertreter dieser Proteinfamilie bei einer Reihe von zellulären Prozessen<br />
eine wichtige Rolle, unter anderem hat es Einfluss auf die Zellproliferation<br />
und wirkt dabei in gewissen Situationen offenbar als<br />
„Bremse“, indem es die von Ezrin bewirkten Wachstumssignale<br />
blockiert. Ein Verlust beider Allele führt zur Tumorentstehung. Inaktiviert<br />
wird Merlin durch das Anhängen von Phosphatgruppen (Phosphorylierung)<br />
und bewerkstelligt wird dies unter anderem durch ein<br />
Enzym namens Rac1, eine der so genannten kleinen GTPasen aus<br />
der RHO-Familie. Die Vertreter dieser Familie sind wichtige Elemente<br />
der zellulären Signalübermittlung, die in aktiver und inaktiver<br />
Form vorliegen können. Im aktivierten Zustand enthalten sie ein<br />
Molekül Guanosintriphosphat, von dem sie eine Phosphatgruppe auf<br />
ein anderes Molekül, in diesem Falle das aktivierte Merlin, übertragen<br />
können, das dadurch inaktiviert wird.<br />
Welche weiteren Vertreter außer Rac1 aus dieser Proteinfamilie eine<br />
Rolle bei der Aktivierung beziehungsweise Blockade zellulären<br />
Wachstums innehaben, und wie diese durch den Verlust von Merlin<br />
Neurofibromatose<br />
Seite 279
Non-<br />
Hodgkin-<br />
Lymphome<br />
p49-<br />
Proteine<br />
Seite 280<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
beeinflusst werden, will Dr. Hanemann molekularbiologisch und immunhistochemisch<br />
untersuchen.<br />
Für die Funktionelle Analyse von deregulierten und inaktivierten Genen<br />
in Non-Hodkin-Lymphomen des B-CLL und MCL-Typs erhält<br />
Prof. P. Lichter, Abteilung Molekulare Genetik, Deutsches Krebsforschungszentrum,<br />
Heidelberg, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Zu den Lymphomen (Krebserkrankungen der Lymphorgane) gehören<br />
neben dem häufigsten Typ, der als Hodgkin-Lymphom bezeichnet<br />
wird, auch die so genannten Non-Hodgkin-Lymphome B-CLL<br />
(chronisch-lymphatische Leukämie vom B-Zell-Typ) und MCL (Mantel-Zell-Lymphom).<br />
Beide Krankheiten unterschieden sich zwar geringfügig<br />
im klinischen Bild, zeigen aber große Gemeinsamkeiten<br />
hinsichtlich ihrer genetischen Unterschiede zu gesunden Zellen. Bei<br />
beiden wird eine ganze Reihe von Genen falsch reguliert: Manche<br />
Gene werden übermäßig stark ausgeprägt, andere fehlen völlig.<br />
Mehrere derartige Abweichungen konnte Prof. Lichter an Zellkulturen<br />
von B-CLL und MCL-Zellen bereits genauer charakterisieren.<br />
Im Rahmen des Projekts soll an diesen Zellkulturen untersucht werden,<br />
welchen Beitrag die einzelnen Genveränderungen zum krebsartigen<br />
Erscheinungsbild der Zellen leisten. Zu diesem Zweck möchte<br />
Prof. Lichter die Zellen mit gentechnischen Methoden so<br />
manipulieren, dass in verschiedenen Unter-Zelllinien jeweils nur<br />
einzelne Defekte kompensiert werden, während alle anderen unbeeinflusst<br />
bleiben.<br />
Prof. A. Nordheim, Interfakultäres Institut für Zellbiologie, Universität<br />
Tübingen, werden für das Projekt „Inhibitoren von p53: Identifizierung<br />
einer neuen WD40-Proteinfamilie mit Bedeutung für die<br />
neoplastische Progression menschlicher Tumorzellen“ Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Ein charakteristisches Kennzeichen von Tumorzellen sind Genschäden,<br />
die eine unkontrollierte Zellvermehrung zur Folge haben. Bei<br />
einem großen Teil der Tumoren spielt ein Gen namens p53 eine<br />
wichtige Rolle: Es sorgt normalerweise dafür, dass die Zellen<br />
„Selbstmord“ (Apoptose) begehen, wenn ihre Vermehrung durch<br />
Schäden anderer Gene außer Kontrolle gerät. Ist die Funktion des<br />
p53-Proteins gestört, kann Tumorbildung die Folge sein. Das p53-<br />
Protein tritt im Rahmen seiner Tätigkeit mit zahlreichen anderen<br />
Proteinen in Wechselwirkung, die in geschädigter Form seine Funktion<br />
beeinträchtigen können. Unter etwa hundert solchen Interaktionspartnern,<br />
die Prof. Nordheim identifiziert hat, ist eine Gruppe<br />
mit der Bezeichnung p49 besonders interessant: Diese Proteine enthalten<br />
ungewöhnliche Strukturbestandteile, die bekanntermaßen<br />
an Signalübertragungsmechanismen (u.a. im Zellkern) mitwirken,<br />
und die entsprechenden Gene liegen in einem Chromosomenabschnitt,<br />
der bei Brust- und Eierstockkrebs verändert ist. Prof.<br />
Nordheim möchte deshalb an Zellkulturen und gentechnisch ver-
„MOLEKULARE PATHOGENESE UND MODELLE DER KRANKHEITSENTSTEHUNG“<br />
änderten Mäusen die physiologische Funktion der p49-Proteine genauer<br />
untersuchen.<br />
Dr. H. Hermeking, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried,<br />
wurden für die Identifizierung Melanom-assoziierter Onkogene und<br />
Tumor-Suppressorgene mittels digitaler Karyotypisierung Fördermittel<br />
bewilligt.<br />
Das maligne Melanom ist eine bösartige Krebserkrankung der Haut,<br />
deren Häufigkeit in den Industrieländern während der letzten Jahre<br />
stark zugenommen hat. Melanome metastasieren sehr früh und sind<br />
deshalb in vielen Fällen tödlich. Ihre Ursache sind wie bei den meisten<br />
Krebserkrankungen genetische Veränderungen. Dabei können<br />
entweder so genannte Onkogene (Gene, die normalerweise das Zellwachstum<br />
anregen) in zu vielen Kopien vorliegen (Amplifikation), so<br />
dass sich ihre Wirkung übermäßig verstärkt, oder Tumorsuppressorgene<br />
(Gene, die normalerweise das Zellwachstum hemmen) sind<br />
verloren gegangen (Deletion), so dass sie ihre Hemmwirkung nicht<br />
mehr ausüben können; die Folge ist in beiden Fällen unkontrolliertes,<br />
krebsartiges Zellwachstum.<br />
Einige Onkogene und Tumorsuppressorgene, die am malignen<br />
Melanom beteiligt sein können, kennt man bereits, insbesondere bei<br />
der erblichen Form der Krankheit, die in bestimmten Familien immer<br />
wieder auftritt. In der Mehrzahl der Krankheitsfälle sind die verursachenden<br />
Gene aber nicht bekannt.<br />
Dr. Hermeking möchte weitere Onkogene und Tumorsuppressorgene,<br />
die an der Entstehung des malignen Melanoms beteiligt sind,<br />
identifizieren und charakterisieren. Als Untersuchungsmaterial dient<br />
Tumorgewebe von Patienten. Im ersten Jahr der Förderung wurden<br />
im Labor von Dr. Hermeking mit Hilfe der digitalen Karyotypisierung<br />
eine größere Anzahl von metastasierenden Melanomen untersucht.<br />
Dabei wurde eine Vielzahl von genetischen Veränderungen identifiziert.<br />
Momentan werden diese Befunde durch unabhängige Methoden<br />
bestätigt. Um die klinische Relevanz der gefundenen Veränderungen<br />
zu bestimmen, müssen die an einzelnen Melanomen<br />
identifizierten Veränderungen nun an einer großen Zahl von Patienten<br />
und Zell-Linien untersucht werden. Außerdem soll die Funktion<br />
der identifizierten Gene mit Hilfe von zellbiologischen Techniken in<br />
primären Melanozyten, Hautmodellen und Melanomzellen untersucht<br />
werden.<br />
Melanom<br />
Seite 281
Internationale Stipendien-<br />
und Austauschprogramme<br />
Seite 283
Collegium<br />
Budapest<br />
Gotha /<br />
Erfurt<br />
Seite 284<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Erfahrungsaustausch und Kooperation zwischen Wissenschaftlern<br />
aus verschiedenen Ländern erweisen sich in vielen Fällen als<br />
stimulierend für die Weiterentwicklung in den meisten Forschungsfelder.<br />
Dies gilt für die Arbeit des erfahrenen Hochschullehrers wie<br />
auch für die des Nachwuchswissenschaftlers.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> ist flexibel beim Einsatz benötigter Mittel, kann auch<br />
ausländische Wissenschaftler in eine Projektkooperation einbeziehen<br />
helfen und unterstützt vielfach Projekte, an welchen deutsche<br />
und ausländische Wissenschaftler gemeinsam arbeiten. In gleicher<br />
Weise dient z.B. auch eine gezielte Förderung eines internationalen<br />
Austausches von Nachwuchswissenschaftlern der internationalen<br />
wissenschaftlichen Zusammenarbeit und hilft, die engeren fachlichen<br />
Verbindungen aufrechtzuerhalten, die von Emigranten nach dem<br />
Kriege wieder aufgenommen waren.<br />
Auf Initiative des Wissenschaftskollegs zu Berlin, eingebettet in einen<br />
europäischen Förderverbund, ist mit dem Collegium Budapest das<br />
erste Institute for Advanced Study in Ost-/Mitteleuropa entstanden, das<br />
die dortigen Wissenschaften fördern und die Wissenschaftsbeziehungen<br />
zwischen West und Ost stärken soll. Seit Anbeginn hat die <strong>Stiftung</strong><br />
das wissenschaftliche Programm maßgeblich finanziell unterstützt.<br />
In von Jahr zu Jahr wechselnden Fachkonstellationen und Schwerpunktbildungen<br />
soll im Collegium Budapest durch die Arbeit hervorragender<br />
Wissenschaftler aus Ost und West die Chance genutzt<br />
werden, in der Nachkriegszeit voneinander getrennte kulturelle und<br />
wissenschaftliche Traditionen wieder zusammenzuführen. Es werden<br />
jährlich 25 bis 30 wissenschaftliche Mitglieder berufen, die jeweils<br />
für einen Zeitraum von bis zu zehn Monaten an individuellen<br />
Projekten oder in Schwerpunktgruppen in Budapest arbeiten. Seit<br />
1992 sind rund 450 Wissenschaftler eingeladen worden. Die thematischen<br />
Hauptgewichte liegen auf dem Prozess der Umgestaltung<br />
und Integration Mittel- und Osteuropas, den vergleichenden Sozialund<br />
Geisteswissenschaften, den theoretischen Naturwissenschaften.<br />
In den letzten Jahren wurden vermehrt Einladungen an Wissenschaftler<br />
ausgesprochen, die sich mit vergleichender Forschung der<br />
Geschichte der mittel- und osteuropäischen Region befassten. Seit<br />
einigen Jahren arbeiten Geisteswissenschaftler, in erster Linie Historiker,<br />
Kunsthistoriker und Anthropologen zum Thema Multiple<br />
Antiquities, Multiple Modernities in East Central Europe. Im Mittelpunkt<br />
steht die zentrale Aufgabe, eine sorgfältig vergleichende Analyse<br />
der politischen Geschichte der Geisteswissenschaften in der<br />
Region gemeinsam zu erstellen.<br />
An der Universität Erfurt (Präsident: Dr. W. Bergsdorf) unterstützt die<br />
<strong>Stiftung</strong> das „Herzog-Ernst-Stipendienprogramm“.<br />
Das Programm für Gastwissenschaftler soll die wissenschaftliche Beschäftigung<br />
mit den Beständen der Forschungsbibliothek Gotha för-
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Begrüßung der ersten Herzog-Ernst-Stipendiaten an der Universitäts-<br />
und Forschungsbibliothek Erfurt / Gotha durch den Vizepräsidenten<br />
für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der<br />
Universität Erfurt, Prof. Eberhard Tiefensee, am 1. März 2004.<br />
dern und intensivieren. Die vormalige Herzogliche Bibliothek auf<br />
Schloss Friedenstein in Gotha beherbergt eine der wichtigsten<br />
Sammlungen alter Drucke und Handschriften in der Bundesrepublik<br />
– 220.000 Bände mit Drucken vor 1851 und ca. 10.500 Bände Handschriften.<br />
Damit ist die Gothaer Bibliothek nach den Staatsbibliotheken<br />
in Berlin und München und neben der Herzog-August-Bibliothek<br />
in Wolfenbüttel die bedeutendste Bibliothek historischer<br />
Bestände des 16. und 18. Jahrhunderts in Deutschland.<br />
Die wissenschaftlich-inhaltliche Ausrichtung des Stipendienprogramms<br />
ist darauf abgestellt, den vielfältigen Beständen und dem<br />
universellen Geist der Gothaer Bibliothek Rechnung zu tragen. In<br />
diesem Sinne besitzt das Programm thematisch und interdisziplinär<br />
einen offenen Charakter. Folgende inhaltliche Schwerpunkte sind<br />
vorgesehen und sollen besonders markant vertretene Sammelgebiete<br />
der Forschungsbibliothek reflektieren:<br />
– Kultur des deutschen und europäischen Fürstenhofes Gotha;<br />
– Die herzogliche Bibliothek und die Ausbildung der Wissenskulturen<br />
– von den frühneuzeitlichen Reiseberichten und Länderkunden<br />
zu den modernen Geo- und Astrowissenschaften;<br />
– Rezeption und Geschichte der europäischen Literatur – von der<br />
Nationalliteratur zur Weltliteratur;<br />
Seite 285
Maison des<br />
Sciences de<br />
l´Homme<br />
Deutsche<br />
Gegenwartsliteratur<br />
Seite 286<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
– Geschichte der Religionskulturen des klassischen Altertums, des<br />
Protestantismus und des Islams;<br />
– Philosophie und Literatur der deutschen und europäischen Aufklärung.<br />
Informationen zum Stipendienprogramm unter:<br />
http://www.uni-erfurt.de/forschung/herzog-ernst-stipendien/<br />
An der Maison des Sciences de l´Homme, Paris (Prof. Maurice Aymard)<br />
unterstützt die <strong>Stiftung</strong> das Clemens Heller Programm zur Förderung<br />
von Forschungsaufenthalten jüngerer französischer Wissenschaftler<br />
in Deutschland.<br />
Die Fondation des Maison des Sciences de l´Homme (MSH) ist eine<br />
öffentliche Einrichtung zur Förderung innovativer und interdisziplinärer<br />
Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie<br />
stellt französischen und ausländischen Forschern und Forschungsgruppen<br />
Infrastruktur und Serviceleistungen (u.a. eine der bedeutendsten<br />
sozialwissenschaftlichen Forschungsbibliotheken in Frankreich)<br />
zur Verfügung.<br />
Die MSH ist eine europäische Plattform internationaler Wissenschaftskooperation.<br />
In Zusammenarbeit mit, teilweise auch im Auftrag<br />
von französischen Ministerien und Wissenschaftsorganisationen<br />
führt sie eine Reihe bedeutender Programme zur Einladung<br />
ausländischer Wissenschaftler nach Frankreich durch, insbesondere<br />
für Postdoktoranden. Das im Jahre 2003 neu eingerichtete<br />
„Clemens Heller“-Programm soll demgegenüber die Mobilität jüngerer<br />
französischer Wissenschaftler nach Deutschland verstärken,<br />
vor allem für Projekte, die über die üblichen Deutschlandstudien<br />
hinausgehen.<br />
Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des „Clemens Heller“-<br />
Programms Stipendien an junge französische Nachwuchswissenschaftler<br />
aus den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Anthropologie<br />
und bestimmten Bereichen der Geschichtswissenschaft für<br />
einen drei- bis neunmonatigen Forschungsaufenthalt an wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen in Deutschland vergeben.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> förderte ein auf fünf Jahre befristetes<br />
„Gaststipendienprogramm“ am Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige<br />
Gegenwartsliteratur an der Washington University, St. Louis,<br />
MO. (Direktor: Prof. P. M. Lützeler).<br />
Das Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />
ist vor zwanzig Jahren mit dem Ziel der Vertiefung des kulturellen<br />
Austausches zwischen den USA und den deutschsprachigen Ländern<br />
gegründet worden. Es erhält von über 140 Verlagen in den<br />
deutschsprachigen Ländern jährlich ca. 900 literarische Erstveröffentlichungen.<br />
Als Gegenleistung erstellt das Zentrum kommentierte<br />
Jahresbibliographien, die German Departments oder Sections
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
amerikanischer bzw. kanadischer Universitäten und deutschen Universitäten<br />
und Literaturarchiven zur Verfügung gestellt werden.<br />
Im Frühjahr 2001 besuchte Prof. H.-G. Bayerdörfer, im Frühjahr 2002<br />
Prof. K. Scherpe und im Frühjahr 2004 Prof. C. Liebrand das Zentrum.<br />
Die Wissenschaftler veranstalteten ein Wochenend-Seminar zur Gegenwartsliteratur<br />
oder hielten einen Vortrag bei einem Symposium<br />
an der Washington University.<br />
Am Bologna-Center of the Paul H. Nitze School of Advanced International<br />
Studies, The Johns Hopkins University, Bologna, werden mit<br />
Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> Stipendien für Studien- und Forschungsaufenthalte<br />
an deutsche Nachwuchswissenschaftler vergeben.<br />
Das Bologna Center wurde 1955 als bislang einzige amerikanische „full<br />
time resident“ Graduate School of International Relations in<br />
Europa gegründet. Das Center ist integraler Bestandteil der Johns<br />
Hopkins University School of Advanced International Studies in Washington<br />
D.C. Das Center bietet amerikanischen Nachwuchswissenschaftlern,<br />
aber auch jüngeren Wissenschaftlern anderer Länder, Möglichkeiten<br />
zur wissenschaftlichen Aus- und Fortbildung, die je nach<br />
Aus- und Fortbildungsstand zu voll anerkannten akademischen Abschlüssen<br />
einer amerikanischen Universität führen können (M.A., Ph.D.).<br />
Die Antragstellung kann nur beim Center direkt erfolgen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert am Institute of Advanced Study,<br />
Princeton, ein Gaststipendienprogramm.<br />
Gegenstand der Initiative der <strong>Stiftung</strong> ist ein Stipendienprogramm<br />
für die „School of Historical Studies“ am Institute for Advanced<br />
Study in Princeton. Die „School of Historical Studies“ wurde 1935 als<br />
„School of Humanistic Studies“ gegründet. Die Verbindung mit der<br />
deutschen Wissenschaft war über Emigranten und deren Schüler bis<br />
in die sechziger Jahre besonders intensiv. Die wissenschaftliche<br />
Arbeit an den „Schools“ des Institute für Advanced Study ist geprägt<br />
durch die gleichzeitige Anwesenheit von ständigen „Faculty Members“,<br />
den „Members with Long-term Appointments“ sowie den<br />
„Visiting Members“. Die gemeinsamen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
garantieren den „Visiting Members“ einen offenen Gedankenaustausch<br />
und eine intensive Arbeitsatmosphäre. Als Mitglieder<br />
des Instituts sind sie berechtigt, die Lehr- und Forschungseinrichtungen<br />
der Princeton University in vollem Umfang zu nutzen.<br />
Das Institut wird in die Lage versetzt, in größerem Umfang als bisher<br />
deutsche Wissenschaftler zu einem Forschungsaufenthalt einzuladen.<br />
Das Stipendienprogramm soll deutschen Wissenschaftlern,<br />
die den Disziplinen Altertumswissenschaften, Geschichtswissenschaft<br />
oder Kunstgeschichte angehören sollten, einen Forschungsaufenthalt<br />
ermöglichen. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch<br />
das Institute for Advanced Study.<br />
Bologna-<br />
Center<br />
Princeton<br />
Seite 287
DHI<br />
Washington<br />
Jerusalem<br />
Weizmann<br />
Institute<br />
Seite 288<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Am Deutschen Historischen Institut in Washington wurde 2001 ein<br />
„Jürgen-Heideking-Fellowship der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für moderne<br />
und internationale Geschichte“ eingerichtet.<br />
Im Rahmen des Stipendienprogramms werden Forschungen zur<br />
amerikanischen, deutschen und internationalen Geschichte sowie<br />
zur Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen unterstützt.<br />
Das Programm wird durch ein paralleles Fellowship des Annette<br />
Kade Charitable Trust Fund (New York City) ergänzt, das an<br />
Doktoranden vergeben wird. Dieses komplementäre Förderungsmodell<br />
zielt auf hochqualifizierte deutsche und amerikanische Wissenschaftler.<br />
Die Arbeitsorte der Fellows sind Washington, D.C., Köln<br />
und Madison, WI. Den von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />
Fellows soll ermöglicht werden, von Köln aus ein großes wissenschaftliches<br />
Projekt dem Abschluss zuzuführen und sich durch einen<br />
einjährigen Gastaufenthalt mit der akademischen Welt zu vernetzen.<br />
Zielgruppe sind hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler, die<br />
eine abgeschlossene Promotion vorweisen können, aber noch keine<br />
Lehrstuhl (full professorship) erhalten haben. Die Auswahl der<br />
Stipendiaten erfolgt durch eine gemeinsame Kommission des Deutschen<br />
Historischen Instituts Washington und des Historischen Seminars<br />
der Universität Köln.<br />
Das dritte Jürgen-Heideking-Fellowship der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
wurde an Dorothee Brantz, Ph.D. (University of Chicago) vergeben.<br />
Sie wird ab Dezember 2004 ihre Dissertation „Slaughter and the<br />
City: The History of the Modern Abattoir in Nineteenth-Century<br />
Paris, Berlin, and Chicago“ für den Druck überarbeiten und um weitere<br />
Abschnitte ergänzen, die sich mit der Medikalisierung des<br />
Schlachtens und der Mechanisierung der Fleischproduktion beschäftigen.<br />
Außerdem wird sie ihr neues Forschungsprojekt zur<br />
Umweltgeschichte des Krieges im 20. Jahrhundert weiter vorantreiben.<br />
Empfänger des dritten Kade-Heideking-Fellowships ist Michael<br />
Lenz (Universität zu Köln) für sein Dissertationsprojekt „Cultural<br />
Origins of the Second Amendment“.<br />
Prof. Y. Becker, International School for Molecular Biology and Microbiology,<br />
Hebrew University of Jerusalem, wurden Mittel zur Vergabe<br />
von Stipendien im Bereich der Medizinischen Mikrobiologie bereitgestellt.<br />
Mit Hilfe dieser Mittel konnten bisher drei palästinensische Studenten<br />
ihre Studien an der International School for Molecular Biology<br />
and Microbiology (ISMBM) in Jerusalem aufnehmen bzw. fortsetzen.<br />
Das Center for Experimental Physics am Weizmann Institute in Rehovot,<br />
Israel, erhält Mittel für ein auf drei Jahre befristetes Stipendienprogramm.
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Die Messungen zur Elektronen-Lokalisierung im Quantum Hall<br />
Effekt werden mit einem speziellen Tieftemperatur-Rastersondenmikroskop<br />
durchgeführt, das sich in einem akustisch abgeschirmten<br />
Labor befindet. Hier werden von Dr. Jens Martin die Koordinaten des<br />
Scan-Piezos programmiert.<br />
Das Harari Center ist in erster Linie Fragestellungen im Bereich der<br />
Teilchenphysik gewidmet. Das durch die <strong>Stiftung</strong> finanzierte Programm<br />
soll deutschen Physikern einen Forschungsaufenthalt am<br />
Center ermöglichen.<br />
Im Berichtszeitraum wurde die Arbeit von Dr. J. Martin unterstützt.<br />
Prof. F. Stern, Center for German Studies, Ben Gurion University of<br />
the Negev, Beer Sheva, wurden für eine Vortragsreihe in Deutsch-<br />
Jüdischen Studien Fördermittel bewilligt.<br />
Angesichts der Jüdischen Studien an Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />
in Deutschland, andern europäischen Ländern, in den<br />
USA und in Israel lassen sich einige Tendenzen benennen, die in der<br />
Weiterentwicklung der Deutsch-Jüdischen Studien, der Lehr- und<br />
Forschungsschwerpunkte, der Publikationen und der öffentlichen<br />
Wirkung dieses wissenschaftlichen Feldes eine Rolle spielen. Die<br />
Wissenschaft von Kultur und Geschichte des Judentums hat seit dem<br />
ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sowohl eine spezifisch deutsche<br />
Entwicklung durchgemacht, als auch international, insbesondere in<br />
den USA und Israel Generationen von Wissenschaftlern geprägt. Vor<br />
dem Hintergrund der reichhaltig dokumentierten wissenschaftlichen<br />
Entwicklung lassen sich aktuelle Forschungstendenzen und Fragestellungen<br />
benennen, die insbesondere bei deutsch-jüdischen<br />
Beer Sheva<br />
Seite 289
Vietnam<br />
Germanistik<br />
China<br />
Germanistik<br />
Seite 290<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Themen zum Tragen kommen. Eine Besonderheit deutsch-jüdischer<br />
Kultur und Geschichte seit der Shoah ist es, dass diese Themen nicht<br />
in einem akademischen Raum allein behandelt werden, sondern in<br />
der öffentlichen Sphäre eine wichtige Rolle spielen, wie gerade die<br />
Debatten der vergangenen Jahre belegen. Das Interesse an diesem<br />
Forschungs- und Lehrbereich soll durch konzentrierte wissenschaftliche<br />
Präsentationen auf hohem internationalem Niveau auch in<br />
Richtungen gelenkt werden, die einer eher monumentalisierenden<br />
oder romantisierenden Sichtweise durch neue Forschungsergebnisse<br />
entgegenwirken. Die Vortragsreihe in Deutsch-Jüdischen Studien<br />
richtet sich daher an ein akademisches und außeruniversitäres Publikum,<br />
wobei der Veröffentlichung der Vorträge in deutscher und hebräischer<br />
Sprache große Bedeutung zukommt.<br />
Prof. C. H. Ngan, Hanoi University of Foreign Studies, Vietnam, erhält<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für die Teilnahme vietnamesischer<br />
Germanistik-Dozenten am Magister-Aufbaustudiengang „Deutsch<br />
als Fremdsprache“ an der Ramkhamhaeng University in Bangkok,<br />
Thailand.<br />
Die Verbindung im Bereich akademischer Weiterqualifizierung zwischen<br />
Vietnam und Deutschland reichen bis in die 50er Jahre zurück.<br />
Insbesondere wurde in diesem Zusammenhang Deutsch für Stipendiaten<br />
gelehrt, die in einjährigen Intensivkursen auf ein Hochschulstudium<br />
in der DDR vorbereitet wurden. Nach der Wende und der<br />
damit verbundenen Wiedervereinigung Deutschlands veränderte<br />
sich der Aufgaben- und Anwendungsbereich des Faches „Deutsch<br />
als Fremdsprache“: Es wurde und wird ein Schwerpunkt auf die<br />
Ausbildung vietnamesischer Fachkräfte gelegt, die nach ihrem B.A.-<br />
Studium in Vietnam selbst als Dozenten für „Deutsch als Fremdsprache“<br />
oder in der Tourismuswirtschaft arbeiten.<br />
Im Hinblick sowohl auf die gestiegenen Anforderungen an die Dozenten<br />
als auch auf die Überalterung des Lehrkörpers an der Hanoi<br />
University of Foreign Studies war und ist eine akademische Weiterbildung<br />
der jüngeren Wissenschaftler dringend angezeigt. Da in<br />
Vietnam jedoch bislang keine Möglichkeiten zur Erlangung eines<br />
M.A.-Grades in „Deutsch als Fremdsprache“ bestehen, hat die Deutsche<br />
Abteilung an der Hanoi University of Foreign Studies eine<br />
Kooperation mit der Bangkoker Ramkhamhaeng University initiiert,<br />
so dass mehrere jüngere Dozenten dort an einem Master-Aufbaustudiengang<br />
teilnehmen können. Die ersten Absolventen dieses Studiengangs<br />
schlossen 2004 erfolgreich ab.<br />
Für das Projekt „Aktuelle Horizonte der Chinesischen Germanistik“<br />
erhielt Prof. Zhang Yushu, Deutsche Abteilung der Peking-Universität,<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Projekt hat die Förderung der Germanistik in China zum Ziel<br />
und will dieses über zwei gesonderte Wege verfolgen: zum einen<br />
durch die deutschsprachige Publikation „Literaturstraße. Chine-
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
sisch-deutsches Jahrbuch für Sprache, Literatur und Kultur“, zum<br />
anderen durch drei internationale Symposien und zwei nationale<br />
Fachkolloquien in den Jahren 2004 bis 2008.<br />
Am 1.-4. April 2004 fand an der Renmin Universität von China in Peking<br />
das erste Literaturstraße-Symposium mit dem Titel „Deutsche<br />
Literaturgeschichte – Sackgasse oder „Literaturstraße“ der internationalen<br />
Germanistik?" statt. Veranstalter waren die Herausgeber<br />
der Literaturstraße, Prof. Y. Zhang und Prof. H. Thomé, Institut für<br />
Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart. Über 30 zumeist junge<br />
chinesische Germanistinnen und Germanisten nahmen an diesem<br />
Auftakt-Symposium teil. Dazu kamen noch einige japanische und<br />
deutsche Wissenschaftler. Das Themenspektrum umfasste Beiträge<br />
zur Literaturgeschichte, zur germanistischen Linguistik, Untersuchungen<br />
zu einzelnen Werken oder Aspekten von Werken der Autoren<br />
Hesse, Heine, Döblin, Th. Mann, Hebbel, Zweig, Grass, Handke,<br />
Süskind, Wohmann, Schlink u.a., teilweise kritische Überlegungen<br />
zur „Auslandsgermanistik“, zur Methodik des deutschen Sprachunterrichts<br />
in China und zum Thema interkulturelle Kommunikation.<br />
Für 2005 ist ein zweites internationales Symposium in Peking geplant,<br />
das Friedrich Schiller gewidmet sein soll. Ziel aller im Rahmen<br />
des Projekts geplanten Veranstaltungen ist es, den jungen chinesischen<br />
Germanisten immer stärker international Gehör zu verschaffen.<br />
Hierbei dient die deutsche Literaturgeschichte ebenso wie die<br />
wohlverstandene Aktualität literarischer Texte dem Kulturendialog,<br />
der das Medium der Literaturstraße als „neue Seidenstraße“ und<br />
Brücke zwischen West und Ost benutzt.<br />
Im Berichtszeitraum ist folgende Publikation erschienen:<br />
Literaturstraße. Chinesisch-deutsches Jahrbuch für Sprache, Literatur<br />
und Kultur. Hrsg. Von Zhang Yushu, Hans-Georg Kemper,<br />
Horst Thomé. – Bd. 4. – Würzburg: Königshausen & Neumann,<br />
2003. 367 S.<br />
Auch mehr als zehn Jahre nach der friedlich Revolution in den Ländern<br />
Ostmittel- und Osteuropas stellt die dort gegebene Mangellage<br />
an den Hochschulen eine Herausforderung, auch für private Förderungseinrichtungen,<br />
dar. Nach wie vor fehlt es häufig an ausreichender<br />
technischer Ausstattung, aber auch an befähigten Lehrkräften.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> beteiligt sich daher gemeinsam<br />
mit der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-<strong>Stiftung</strong>, der Gemeinnützigen<br />
Hertie-<strong>Stiftung</strong>, der Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> GmbH und<br />
dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft an der <strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />
„Johann Gottfried Herder“. Diese Initiative, deren Durchführung<br />
beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)<br />
und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) liegt, soll die Entsendung<br />
erfahrener, emeritierter deutscher Hochschullehrer zur Übernahme<br />
von Lehraufgaben an mittel- und osteuropäischen Hochschulen<br />
ermöglichen.<br />
<strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />
J. G.<br />
Herder<br />
Seite 291
Südosteuropa<br />
Seite 292<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Seit dem Jahr 2000 ermöglicht die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> der Alexander<br />
von Humboldt-<strong>Stiftung</strong>, Bonn, ein Sonderprogramm für den<br />
wissenschaftlich-kulturellen Wiederaufbau in Südosteuropa durchzuführen.<br />
Vorrangiges Ziel ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
aus Südosteuropa schnell und unbürokratisch mit Fachkollegen in<br />
Deutschland in Kontakt zu bringen. Hoch qualifizierte Nachwuchswissenschaftler<br />
aus der Region können in kurzen Forschungsaufenthalten<br />
von bis zu fünf Monaten erste wissenschaftliche Kontakte zur<br />
deutschen Forschungslandschaft knüpfen. Pate stehen hierbei rund<br />
1.400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Südosteuropa,<br />
die in den vergangenen 50 Jahren von der Humboldt-<strong>Stiftung</strong> als<br />
Forschungsstipendiaten und -preisträger („Humboldtianer“) gefördert<br />
wurden. Bisher haben 31 Humboldtianer im Rahmen dieses Sonderprogramms<br />
ihr Forschungsstipendium in Deutschland fortgesetzt<br />
und 27 Nachwuchskräfte zum Abschluss ihrer Promotion oder für<br />
Postdoc-Studien an Universitäten und Forschungseinrichtungen in<br />
Deutschland gearbeitet. Nachhaltige Wirkung wird durch die Möglichkeit<br />
eines weiteren Forschungsaufenthaltes der Nachwuchswissenschaftler<br />
im Folgejahr erzielt. Zusätzlich fördern die beiden<br />
<strong>Stiftung</strong>en die Fortsetzung der Forschungsarbeit in den jeweiligen<br />
Heimatländern durch Bücher- und kleinere Gerätespenden.<br />
Zur Förderung des regionalen Wissenschaftsdialogs können Humboldtianer<br />
im Rahmen des Sonderprogramms eine finanzielle Unterstützung<br />
zur Organisation und Durchführung von Fachtagungen zu<br />
Themen erhalten, die für sie besondere Priorität haben. Voraussetzung<br />
ist die Teilnahme von Wissenschaftlern aus mehreren Ländern<br />
der Region sowie die Einbeziehung von Wissenschaftlern aus<br />
Deutschland. Die Beteiligung von mindestens 25 Prozent Nachwuchswissenschaftlern<br />
ist erwünscht, die auf diese Weise an die<br />
Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung in Deutschland<br />
herangeführt werden. Von Mai 2003 bis Mai 2004 wurden acht<br />
Tagungen erfolgreich veranstaltet. Besonders in den Sprachwissenschaften<br />
wurde durch die Fachtagungen an die seit Jahren unterbrochene<br />
Tradition regelmäßiger regionaler Treffen erfolgreich<br />
angeknüpft. Historiker, Philosophen und Sozialwissenschaftler entwickeln<br />
Initiativen zur Mitwirkung der Wissenschaft am grundlegenden<br />
Wandel des gesellschaftlichen und politischen Umfeldes in den<br />
Ländern der Region.
Bibliotheksbeihilfen und Erwerb<br />
von Forschungsmaterial<br />
Bibliotheksbeihilfen und Beihilfen zum Erwerb von Forschungsmaterial<br />
werden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> in Einzelfällen, insbesondere<br />
zur Unterstützung von wissenschaftlichen Arbeiten in<br />
den Förderungsbereichen der <strong>Stiftung</strong> und vorzugsweise an Einrichtungen<br />
ohne öffentlich-rechtlichen Haushaltsträger, bereitgestellt.<br />
Seite 293
Kleinere wissenschaftliche<br />
Tagungen und Forschungsstipendien<br />
Die Unterstützung kleinerer wissenschaftlicher Tagungen und die<br />
Vergabe von Stipendien ist auf die Förderungsbereiche der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert und bildet einen wesentlichen Anteil<br />
ihrer Förderungsarbeit.<br />
Ebenso vielfältig wie die Fachgebiete und Themen, denen diese Veranstaltungen<br />
gewidmet sind, sind auch ihre Anlage, Zielsetzung und<br />
Wirkung. Sie leiten bei interdisziplinären Fragestellungen den Beginn<br />
der Kooperation von Experten verschiedener Fachrichtungen<br />
ebenso ein, wie sie den internationalen Austausch im engeren Fachgebiet<br />
unterstützen, sie vermitteln durch wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch<br />
Anregungen und Arbeitshilfe und sie können auf die<br />
Diskussion und Ausarbeitung eines konkreten Themas bis zur Publikation<br />
der gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse zielen. Nicht zuletzt<br />
geben sie auch der fördernden <strong>Stiftung</strong> Informationen und Anregungen<br />
für ihre Arbeit.<br />
Bei der Förderung der Wissenschaft berücksichtigt die <strong>Stiftung</strong> besonders<br />
den wissenschaftlichen Nachwuchs und vergibt Stipendien<br />
an jüngere promovierte Wissenschaftler. In einer Zeit, in der auch für<br />
sehr qualifizierte junge Wissenschaftler in vielen Fachgebieten die<br />
Chance, Hochschullehrer zu werden, gering ist, bringt die Vergabe<br />
von Stipendien für eine <strong>Stiftung</strong> besondere Verpflichtungen und Probleme.<br />
Es gilt, ausgezeichnet Befähigten die Voraussetzungen zu<br />
möglichst selbständiger wissenschaftlicher Arbeit für einen Zeitraum<br />
zu schaffen, der lang genug ist, hervorragende Qualifikation zu beweisen,<br />
jedoch so begrenzt, dass auch noch adäquate alternative Berufswege<br />
möglich sind, wenn das ursprünglich angestrebte Ziel nicht<br />
erreichbar ist.<br />
Auch im Einzelfall ist der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> weder die Vergabe<br />
von Stipendien aus überwiegend sozialen Erwägungen noch eine<br />
Dauerfinanzierung möglich. Die <strong>Stiftung</strong> unterhält auch kein Programm<br />
zur Vergabe von Promotionsstipendien. Die <strong>Stiftung</strong> hält<br />
jedoch Doktorarbeiten von wissenschaftlichen Mitarbeitern im Rahmen<br />
geförderter Forschungsprojekte ausgewiesener Wissenschaftler<br />
für erwünscht.<br />
Um einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit der „sonstigen Förderungsmaßnahmen“<br />
zu geben, werden im folgenden Tagungen<br />
und Stipendien in ihrer Verteilung auf die einzelnen Wissenschaftsgebiete<br />
aufgeführt, wobei neben dem Namen des Stipendiaten/der<br />
Stipendiatin ggf. der des betreuenden Hochschullehrers genannt<br />
wird.<br />
Seite 295
Seite 296<br />
Philosophie<br />
Tagungen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. W. Carl, Philosophisches Seminar, Universität Göttingen:<br />
„What good is a will?“<br />
10./12.1.2003 in Göttingen<br />
Prof. A. Kemmerling, Philosophisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Kontextualität von Sprache, Denken und Wissen“<br />
23./25.1.2003 in Heidelberg<br />
Prof. A. Gethmann-Siefert, Institut für Philosophie, FernUniversität<br />
Hagen:<br />
„Kultur und Technik – Die phänomenologische Auseinandersetzung<br />
mit den Grundlagen der technischen Kultur bei Oskar Becker und<br />
Martin Heidegger“<br />
13./14.2.2003 in Hagen<br />
Dr. H.-P. Burth, Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz:<br />
„Ethik und Politik als Spannungsverhältnis gesellschaftlicher Professionsethiken<br />
(am Beispiel der politischen Debatte um die Lebenswissenschaften)“<br />
13./15.3.2003 in Mainz<br />
Priv. Doz. Dr. A. Hirsch, Institut für Philosophie, Universität Hildesheim:<br />
„Die Forderung nach Gerechtigkeit. Emmanule Lévinas´ Philosophie<br />
des Politischen“<br />
11./13.4.2003 in Hildesheim<br />
Prof. G. Schönrich, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, TU Dresden:<br />
„Normativität und Faktizität“<br />
30.4./2.5.2003 in Dresden<br />
Prof. E. Martens, Institut für Didaktik der Sprachen / Didaktik der<br />
Philosophie, Universität Hamburg / Prof. J. Rohbeck, Institut für<br />
Philosophie, Philosophische Fakultät, TU Dresden:<br />
„Ethisch-philosophische Basiskompetenz“<br />
23./24.5.2003 in Hamburg<br />
Priv. Doz. Dr. C. Held, Philosophisches Seminar I, Universität Freiburg:<br />
„Mental models and the mind – An interdisciplinary perspective<br />
on three decades of research in cognitive science and philosophy of<br />
mind“<br />
26./28.6.2003 in Freiburg
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. M. Carrier, Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie,<br />
Universität Bielefeld:<br />
„Science and Values“<br />
9./12.7.2003 in Bielefeld<br />
Dr. S. Hartmann / Prof. L. Bovens, Fachbereich Philosophie, Universität<br />
Konstanz:<br />
Sommerschule „Philosophy, Probability and the Special Sciences“<br />
27.7./2.8.2003 in Konstanz<br />
Prof. G. Kruip, Forschungsinstitut für Philosophie, Hannover:<br />
„Geist – Leib Seele: Naturalismus und Menschenbild“<br />
6.9.2003 in Hannover<br />
Prof. M. Pauen, Institut für Philosophie, Universität Magdeburg:<br />
„Epiphenomenalism: dead end or way out?“<br />
21./22.9.2003 in Bielefeld<br />
Dr. R. A. H. King, Philosophie-Department, Universität München:<br />
„Common to soul and body“<br />
22./24.9.2003 in München<br />
Dr. M. Bordt S. J., Institut für Religionsphilosophie, Hochschule für<br />
Philosophie, München:<br />
„Aristoteles Physik Buch VIII Kapitel 4-6<br />
3./5.10.2003 in München<br />
Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />
„Ethics and priorities in health care. A European perspective”<br />
9./12.10.2003 in Tübingen<br />
Prof. T. Borsche, Institut für Philosophie, Universität Hildesheim:<br />
„Mensch-Sprache-Kultur. Herder im Spiegel der Zeiten und Nationen.<br />
Verwerfungen der Rezeptionsgeschichte“<br />
13./15.10.2003 in der Villa Vigoni<br />
Prof. G. Rechenauer / Priv. Doz. Dr. M. Janka, Institut für Klassische<br />
Philologie, Universität Regensburg / Prof. R. Schönberger, Institut<br />
für Philosophie, Universität Regensburg:<br />
„Frühgriechisches Denken“<br />
24./25.10.2003 in Regensburg<br />
Prof. I. Fehér, Universität Budapest:<br />
„Die europäische Universitätsidee und der Deutsche Idealismus.<br />
Entstehung, Gestalten, Perspektiven“<br />
6./9.11.2003 in Budapest<br />
Prof. K. Homann, Philosophie-Department, Universität München:<br />
„Wirtschaftsethik der Globalisierung“<br />
3./5.12.2003 in München<br />
Seite 297
Seite 298<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. F. Pukelsheim, Institut für Mathematik, Universität Augsburg /<br />
Dr. H. Schwaetzer, Institut für Cusanus-Forschung, Theologische<br />
Fakultät, Universität Trier:<br />
„Das Mathematikverständnis des Nikolaus von Kues: mathematische,<br />
naturwissenschaftliche und philosophisch-theologische Dimensionen“<br />
8./10.12.2003 in Kloster Irsee<br />
Priv. Doz. Dr. R. Schumacher, Institut für Philosophie, Universität<br />
Berlin:<br />
„Philosophische Konzeptionen der Skepsis in der frühen Neuzeit“<br />
15./17.1.2004 in Heidelberg<br />
Prof. W. Hogrebe, Philosophisches Seminar A, Universität Bonn:<br />
„Mantik“<br />
5./6.2.2004 in Bonn<br />
Prof. A. Gethmann-Siefert, Institut für Philosophie, FernUniversität<br />
Hagen:<br />
„Die intellektuelle Situation im Bonn der späten 40er Jahre. Zu Umfeld<br />
und Wirkung der Philosophie Oskar Beckers“<br />
12./13.2.2004 in Hagen<br />
Prof. G. Schurz / M. Werning, Philosophisches Institut, Universität<br />
Düsseldorf:<br />
„Compositionality, concepts and cognition“<br />
26.2./1.3.2004 in Düsseldorf<br />
Dr. R. Charbonnier, Zentrum für Gesundheitsethik an der Evangelischen<br />
Akademie Loccum, Hannover:<br />
„Bilder des Menschlichen. Die Bedeutung von Wahrnehmung und<br />
Interpretation des Embryos für den Ethikdiskurs“<br />
17./19.3.2004 in Rehburg-Loccum<br />
Priv. Doz. Dr. U. J. Schneider, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel:<br />
„Hegel in Frankreich“<br />
29.4./1.5.2004 in Berlin<br />
Prof. W. G. Jacobs, Instytut Filozofii, Uniwersytet Wroclawski (Breslau):<br />
„Geschichte und Philosophie vor und nach Hegel“<br />
19./23.5.2004 in Wroclaw<br />
Prof. I. Schüssler, Section de philosophie, Universität Lausanne:<br />
„Das ,zweite Hauptwerk’ Martin Heideggers: Beiträge zur Philosophie<br />
(Vom Ereignis)“<br />
20./22.5.2004 in Lausanne
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. G. Wolters, Fachbereich Philosophie, Universität Konstanz:<br />
„Fifth international fellows conference for philosophy of science<br />
(Pittsburgh)”<br />
26./29.5.2004 in Ryto (Polen)<br />
Prof. H. F. Fulda / Dr. Ch. Krijnen, Philosophisches Seminar, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Systemphilosophie als Selbsterkenntnis? Hegel und der Neukantianismus“<br />
4./5.6.2004 in Heidelberg<br />
Prof. T. Metzinger, Philosophisches Seminar, Universität Mainz:<br />
„The philosophy and cognitive science of actions, intentions and the<br />
will“<br />
8./10.7.2004 in Mainz<br />
Dr. M. van Ackeren, Institut für Philosophie, Katholisch-Theologische<br />
Fakultät, Universität Bochum:<br />
„Weltanschauungen oder Vernunft? Die politische Identität des<br />
Westens im Spiegel des Platonismus“<br />
23./25.7.2004 in Hamburg<br />
Prof. J. Jantzen, Schelling-Kommission, Bayerische Akademie der<br />
Wissenschaften, München:<br />
„Was ist der Mensch? Philosophie – Wissenschaft – Anthropologie<br />
bei Kant und Schelling“<br />
8./11.9.2004 in Zürich<br />
Prof. H. Adler, Department of German, University of Wisconsin-<br />
Madison:<br />
„Prejudice and enlightenment”<br />
16./19.9.2004 in Madison<br />
Dr. J. Kunesˇ, Filozoficky´ ustav, Praha:<br />
„Hegels Einleitung in die Phänomenologie des Geistes“<br />
29.9./1.10.2004 in Prag<br />
Prof. M. Herberger, Institut für Rechtsinformatik, Universität Saarbrücken:<br />
„Recht und Frieden“<br />
1./2.10.2004 in Merzig<br />
Prof. J. M. Krois, Institut für Philosophie, HU Berlin:<br />
„Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg“<br />
1./2.10.2004 in Hamburg<br />
Prof. P. Valenza, Storico-Filosofiche e Pedagogiche, Dipartimento di<br />
Ricerche, Facoltá di Filosofia, Università di Roma:<br />
„III. Internationale Reinhold-Tagung”<br />
6./9.10.2004 in Rom<br />
Seite 299
Seite 300<br />
Dr. M. Bordt, Institut für Religionsphilosophie, Hochschule für Philosophie,<br />
München:<br />
„Aristoteles´ Metaphysik H (Buch VIII)“<br />
14./17.10.2004 in München<br />
Priv. Doz. Dr. U. Reitemeyer, Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft,<br />
Universität Münster:<br />
„Pluralität und Identität in der globalen Gesellschaft. Ludwig Feuerbach<br />
zum 200. Geburtstag“<br />
22./23.10.2004 in Münster<br />
Dr. C. Nielsen / I. Chvatík, Centrum fenomenologicky´ch bádání, Prag:<br />
„Die Phänomenologie und das Leib-Seele-Problem“<br />
27./29.10.2004 in Prag<br />
Prof. K. Düsing / Prof. K. E. Kaehler / Priv. Doz. Dr. D. Lohmar, Husserl-Archiv,<br />
Universität Köln:<br />
„Interdisziplinäre Perspektive der Phänomenologie. Husserl Arbeitstage<br />
2004“<br />
5./6.11.2004 in Köln<br />
Prof. W. Vossenkuhl, Institut für Philosophie, Universität München:<br />
„Das verborgene Hauptwerk? Untersuchungen zum philosophischen<br />
Ort des ‚Big Typescript’ im Werk Ludwig Wittgensteins“<br />
29./30.11.2004 in München<br />
Prof. A. Kemmerling, Philosophisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Objekt und Objektivität“<br />
16./18.12.2004 in Heidelberg<br />
Stipendien:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. P. Blazˇek: „Der Kommentar des Bartholomäus von Brügge zur<br />
pseudoaristotelischen Schrift Yconomica“ (Jena)<br />
Dr. G. Fröhlich: „Form und Wert. Die Einheit ethischer Begründungen<br />
bei Immanuel Kant, Max Scheler und Edmund Husserl“ (Regensburg)<br />
F. Goppelsröder: „Wahrnehmung – Sprachspiel – Geste. Möglichkeiten<br />
der Kunstphilosophie nach Wittgenstein“ (Prof. Gebauer, Berlin)<br />
Dr. S. Heßbrüggen-Walter: „Normen des Denkens: Philosophie der<br />
Logik zwischen 1550 und 1800“ (Münster)<br />
Dr. A. Jori: „Zwischen Theologie und Kosmologie“ (Tübingen)<br />
Dr. D. Loewe: „Kosmopolitische Staatsbürgerschaft“ (Tübingen)<br />
Dr. A. Pinzani: „Staatsbürgerschaft und Demokratie im Zeitalter der<br />
Globalisierung“ (Tübingen)
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. N. Plotnikov: „Die Sprache der Philosophie im internationalen<br />
Vergleich. Das Beispiel des deutsch-russischen Wissens- und Kulturtransfers“<br />
(Bochum)<br />
Dr. R. Yousefi: „Das Islambild im christlichen Abendland“ (Trier)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Prof. G. W. Bertram: Forschungsaufenthalt in Pittsburgh, USA zum<br />
Thema „Die Bedeutung der Sprache für die Entwicklung einer zweiten<br />
Natur“<br />
Theologie und Religionswissenschaft<br />
Tagungen:<br />
Prof. T. Wobbe, Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Erfurt:<br />
„Religionssoziologie“<br />
18./19.3.2003 in Erfurt<br />
Prof. H. Deuser, Fachbereich Evangelische Theologie, Universität<br />
Frankfurt a. M.:<br />
„Religion in dialogue with social science”<br />
1./3.8.2003 in Schmitten<br />
Dr. B. Nitsche / Prof. K.-J. Kuschel, Institut für Ökumenische Forschung,<br />
Universität Tübingen:<br />
„Gottesdenken in interreligiöser Perspektive. Raimon Panikkars<br />
Trinitätstheologie im Dialog zwischen Buddhismus, Hinduismus und<br />
Christentum“<br />
3./4.9.2003 in Tübingen<br />
Prof. L. Hölscher, Lehrstuhl für Neuere Geschichte III, Universität<br />
Bochum:<br />
„Die Organisation der Religionen im neuzeitlichen Staat: Politischreligiöse<br />
Organisationsbegriffe im europäischen Vergleich“<br />
6./7.10.2003 in Florenz<br />
Dr. G. Thomas / Dr. A. Schüle, Wissenschaftlich-theologisches Seminar,<br />
Universität Heidelberg:<br />
„Perspektiven der theologischen Rezeption Niklas Luhmanns“<br />
24./26.10.2003 in Heidelberg<br />
Prof. A. Beutel, Seminar für Kirchengeschichte II, Universität Münster:<br />
„Kommunikationsmedien religiöser Aufklärung“<br />
14./16.11.2003 in Wittenberg<br />
Seite 301
Seite 302<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. B. Kranemann, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, Universität<br />
Erfurt:<br />
„Gottesdienst in Zeitgenossenschaft. Relecture der Konzilskonstitution<br />
‚Sacrosanctum Concilium’ in postmoderner Gesellschaft“<br />
12./13.12.2003 in Erfurt<br />
Prof. R. Schröder, Lehrstuhl für Philosophie, Theologische Fakultät,<br />
Universität Berlin:<br />
„Sprachräume für Gott – Lebensräume für Menschen“<br />
21./22.2.2004 in Berlin<br />
Prof. R. Anselm, Lehrstuhl für Ethik, Theologische Fakultät, Universität<br />
Göttingen:<br />
„Identität und Konflikt“<br />
7./8.3.2004 in Tutzing<br />
Prof. W. Schluchter, Institut für Soziologie, Universität Heidelberg:<br />
„Die protestantische Ethik und der ‚Geist´ des Kapitalismus“<br />
25./27.3.2004 in Heidelberg<br />
Prof. R. Berndt, Hugo von Sankt Viktor-Institut, Philosophisch-Theologische<br />
Hochschule St. Georgen, Frankfurt a. M.:<br />
„Bibel und Exegese in Sankt-Viktor zu Paris. Form und Funktion<br />
eines Grundtextes im europäischen Rahmen“<br />
18./21.4.2004 in Mainz<br />
Priv. Doz. Dr. Ch. Soboth, Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung,<br />
Universität Halle-Wittenberg / Dr. W. Haefs, Interdisziplinäres<br />
Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung,<br />
Universität Halle-Wittenberg:<br />
„Literatur und Theologie im 18. Jahrhundert“<br />
3./6.6.2004 in Halle<br />
Prof. G. Wieland, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität<br />
Tübingen:<br />
„Von Anselm bis Abälard“<br />
28.6./2.7.2004 in Stuttgart<br />
Dr. K.-J. Hummel, Kommission für Zeitgeschichte, Forschungsstelle<br />
Bonn:<br />
„Kirchen im Krieg 1939-1945“<br />
6./7.10.2004 in München<br />
Dr. E.-M. Becker, Institut für Neues Testament II, Theologische<br />
Fakultät, Universität Erlangen-Nürnberg / Prof. P. Pilhofer, Institut<br />
für Neues Testament I, Theologische Fakultät, Universität Erlangen-<br />
Nürnberg:<br />
„Biographie und Persönlichkeit des Paulus“<br />
21./22.10.2004 in Erlangen
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. K. Kremer, Institut für Cusanusforschung, Theologische Fakultät,<br />
Universität Trier:<br />
„Die Sermones des Nikolaus von Kues“<br />
21./23.10.2004 in Trier<br />
Prof. J.-Ch. Hummel, Fachbereich Evangelische Theologie, Universität<br />
Marburg:<br />
„Vom Ertrag der neueren Kirchengeschichte für Kirche und Gesellschaft“<br />
29./31.10.2004 in Münster<br />
Prof. A. Beutel, Seminar für Kirchengeschichte II, Evangelisch-Theologische<br />
Fakultät, Universität Münster:<br />
„Kirchenverständnis in der Aufklärungszeit“<br />
19./21.11.2004 in Wittenberg<br />
Prof. C. Mayer, Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse, Akademie<br />
der Wissenschaften und der Literatur, Mainz:<br />
„Gnade – Freiheit – Rechtfertigung: Augustinische Topoi und ihre<br />
Wirkungsgeschichte“<br />
25./27.11.2004 in Mainz<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. N. Brosova: Forschungsaufenthalt in Freiburg zum Thema„Phänomenologie<br />
der Religionen“<br />
Dr. I. Keul: Forschungsaufenthalt in Indien zum Thema „Soziale und<br />
rituelle Aspekte gegenwärtiger Yogini-Verehrung in Indien“<br />
Prof. H. Wolf: Forschungsaufenthalte in Rom zum Projekt „Pius XI“<br />
Geschichtswissenschaften<br />
Tagungen:<br />
Prof. L. Raphael, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Trier:<br />
„Übergangsgesellschaften? Europa 1750-1850“<br />
10./11.1.2003 in Trier<br />
Prof. H. Sundhaussen, Osteuropa Institut, FU Berlin / Dr. S. Trubeta<br />
/ Dr. Chr. Voss, Historisches Seminar, Universität Freiburg:<br />
„Minorities in Greece – historical issues and new perspectives“<br />
30.1/1.2.2003 in Berlin<br />
Dr. P. Monnet, Mission Historique Française en Allemagne, Max-<br />
Planck-Institut für Geschichte, Göttingen:<br />
„Die ,neuen Leibeigenschaften’ in Mittel- und Nordeuropa<br />
(13.-16. Jahrhundert)“<br />
6./8.2.2003 in Göttingen<br />
Seite 303
Seite 304<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. G. Wartenberg, Institut für Kirchengeschichte, Universität Leipzig:<br />
„Historiographie und Theologie“<br />
14./16.2.2003 in Meißen<br />
Prof. H. Berghoff, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität<br />
Göttingen:<br />
„Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte“<br />
24./26.2.2003 in Göttingen<br />
Dr. H. E. Bödeker, Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen:<br />
„Bibliothek als Archiv. Bibliotheken, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte“<br />
20./23.3.2003 in Göttingen<br />
Prof. M. Häberlein, Historisches Seminar, Universität Freiburg:<br />
„Geld, Kredit und Markt in vorindustriellen Gesellschaften – III. Irseer<br />
Arbeitskreis für vorindustrielle Wirtschafts- und Sozialgeschichte“<br />
21./23.3.2003 in Irsee<br />
Prof. M. Simon, Abteilung Kulturanthropologie / Volkskunde, Deutsches<br />
Institut, Universität Mainz:<br />
„‚Körperbilder´. Zur kulturellen Konstruktion von Normalität und<br />
Krankheit seit der Aufklärung“<br />
26./28.3.2003 in Würzburg<br />
Dr. H. Ottomeyer, Deutsches Historisches Museum, Berlin:<br />
„Zeichen, Raum und höfisches Zeremoniell an den deutschen Höfen<br />
der frühen Neuzeit“<br />
28./30.3.2003 in Berlin<br />
Prof. G. Wartenberg / Dr. J. Flöter, Institut für Sächsische Geschichte<br />
und Volkskunde e.V., Dresden:<br />
„Die sächsischen Fürsten- und Landesschulen“<br />
1./3.4.2003 in Meißen<br />
Prof. Ch. Kleßmann, Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V.,<br />
Potsdam:<br />
„Der 17. Juni 1953 und die Krisengeschichte des sozialistischen<br />
Systems“<br />
3./4.4.2003 in Berlin<br />
Prof. H.-J. König, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche<br />
Fakultät, Katholische Universität Eichstätt:<br />
„Erinnern und Vergessen im kollektiven Gedächtnis lateinamerikanischer<br />
Gesellschaften im Spannungsfeld von Diktatur, Re-Demokratisierung<br />
und Globalisierung“<br />
3./5.4.2003 in Eichstätt
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. K. Brüggemann, Universität Tartu, Estland:<br />
„Narva, Russia and the Baltic Sea Region: Borders, contacts and<br />
identities in peace and war. II. international conference on political<br />
and cultural relations between Russia and the Baltic Region States”<br />
1./3.5.2003 in Narva<br />
Prof. M. North, Historisches Institut, Universität Greifswald:<br />
„Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal im Spannungsfeld<br />
zwischen Schweden und dem Alten Reich“<br />
17.5.2003 in Wismar<br />
Prof. M. Borgolte, Institut für vergleichende Geschichte Europas im<br />
Mittelalter, Philosophische Fakultät, HU Berlin:<br />
„<strong>Stiftung</strong>en in den großen Kulturen des alten Europa“<br />
13./14.6.2003 in Berlin<br />
Prof. A. Kappeler, Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />
Wien:<br />
„Die Geschichte des Moskauer Russland aus der Perspektive seiner<br />
Regionen“<br />
19./21.6.2003 in Wien<br />
Prof. L. Kuchenbuch, Geschichte und Gegenwart Alteuropas, Historisches<br />
Institut, FernUniversität Hagen:<br />
„Die Ausbildung von Gemeinden im Mittelalter. Historische Perspektiven“<br />
19./22.6.2003 in Xanten<br />
Dr. S. Wefers, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Universität<br />
Jena.<br />
„Johann Friedrich I. – der lutherische Kurfürst – Anlässlich seines<br />
500. Geburtstages“<br />
30.6./2.7.2003 in Jena<br />
Prof. R. vom Bruch, Institut für Geschichtswissenschaft, Philosophische<br />
Fakultät I, Humboldt-Universität Berlin:<br />
„Die Universität Berlin als Forschungsuniversität 1820-1860“<br />
3./5.7.2003 in Berlin<br />
Dr. R. Sartorti, Osteuropa-Institut, FU Berlin / Prof. G. Witte, Institut<br />
für Slawistik, HU Berlin:<br />
„Wasser – Stadt. 300 Jahre St. Petersburg“<br />
10./14.7.2003 in Berlin<br />
Prof. S. Uhlig / A. Martinez Alòs-Moner, Asien-Afrika Institut, Universität<br />
Hamburg:<br />
„Historische und anthropologische Einblicke in die Missionsaktivitäten<br />
in Äthiopien“<br />
25./26.7.2003 in Hamburg<br />
Seite 305
Seite 306<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. B. Bonwetsch, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität<br />
Bochum:<br />
„Alltags- und Kulturgeschichte Deutschlands und der Sowjetunion,<br />
1920er bis 1950er Jahre“<br />
5./9.9.2003 in Charkow / Ukraine<br />
Dr. M. Rogg, Abteilung Forschung, Militärgeschichtliches Forschungsamt,<br />
Potsdam:<br />
„Mars und die Musen – Das Wechselspiel von Militär, Krieg und<br />
Kunst in der Frühen Neuzeit“<br />
22./24.9.2003 in Potsdam<br />
Prof. M. A. Meyer / J. Schulz-Hardt, Leo Baeck Institut, Jüdisches<br />
Museum Frankfurt:<br />
„Deutsch-jüdische Geschichtswissenschaft und schulischer Kanon“<br />
24./26.9.2003 in Berlin<br />
Prof. R. Ch. Schwinges, Historisches Institut, Universität Bern:<br />
„Examen, Titel, Promotionen: Akademisches und staatliches Qualifikationswesen<br />
vom 13. bis zum 21. Jahrhundert“<br />
24./28.9.2003 in Ottobeuren<br />
Dr. M. Kaiser, Philosophikum, Historisches Seminar, Universität Köln:<br />
„Membra unius capitis: Neue Studien zu Herrschaftsauffassungen<br />
und -praxis in Kurbrandenburg (1640-1688)“<br />
29.9./1.10.2003 im Schloss Oranienburg<br />
Prof. Ch. Kleßmann, Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam:<br />
„Sozialismus im Alltag: Diktatur und Gesellschaft in der DDR und in<br />
der Volksrepublik Polen“<br />
23./25.10.2003 in Potsdam<br />
Prof. B. Seidensticker, Institut für Griechische und Lateinische Philologie,<br />
FU Berlin:<br />
„Symposion zum 100jährigen Todestag von Theodor Mommsen“<br />
6./8.11.2003 in Berlin<br />
Dr. U. von Petz, Institut für Raumplanung, Universität Dortmund:<br />
„Geschichte des Öffentlichen Raums“<br />
14./15.11.2003 in Dortmund<br />
Prof. J. Halfmann / Prof. M. Schulte, Zentrum für Interdisziplinäre<br />
Technikforschung, TU Dresden:<br />
„Zwei Kulturen – revisited“<br />
4./5.12.2003 in Dresden<br />
Priv. Doz. Dr. A. Bauerkämper / Priv. Doz. Dr. M. Schulze Wessel /<br />
Dr. D. Schönpflug, Zentrum für Vergleichende Geschichte Europas,<br />
Berlin:<br />
„Religion und Revolution – ein europäischer Vergleich“<br />
4./6.12.2003 in Berlin
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. J. Baberowski, Institut für Geschichtswissenschaften, Geschichte<br />
Osteuropas, Philosophische Fakultät I, HU Berlin:<br />
„Emotional codes and affective expressiveness in modern dictatorships<br />
– Rausch und Diktatur II“<br />
11./13.12.2003 in Berlin<br />
Priv. Doz. Dr. A. Bauerkämper, Zentrum für Vergleichende Geschichte<br />
Europas, Berlin / Prof. K. Jarausch, Zentrum für Zeithistorische<br />
Forschung, Potsdam:<br />
„Demokratiewunder? Die Vereinigten Staaten von Amerika und die<br />
Demokratisierung Westdeutschlands von 1945 bis zur Mitte der<br />
sechziger Jahre“<br />
12./13.12.2003 in Berlin<br />
Dr. B. Schalhorn, Ost-Akademie, Institut für Ost-West-Fragen, Universität<br />
Lüneburg:<br />
„70 Jahre danach: Die Hungersnot in der Ukraine und in anderen<br />
Regionen der Sowjetunion 1932-1933“<br />
19./20.12.2003 in Lüneburg<br />
Prof. K.-H. Spieß, Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters<br />
und Historische Hilfswissenschaften, Universität Greifswald:<br />
„Das Papsttum im Mittelalter“<br />
Vortragsreihe im Wintersemester 2002/2003<br />
Prof. D. Grimm, Wissenschaftskolleg zu Berlin:<br />
„Historische Sondierungen und methodische Reflektionen zur<br />
Korangenese. Wege zur Rekonstruktion des vorkanonischen Koran“<br />
21./25.1.2004 in Berlin<br />
Prof. A. Schaser / Dr. A. Epple, Historisches Seminar, Universität<br />
Hamburg:<br />
„Im Netz des Positivismus? Vom Nutzen und Nachteil des Internets<br />
für die historische Erkenntnis“<br />
12./14.2.2004 in Hamburg<br />
Prof. B. Kasten, Historisches Institut, Universität des Saarlandes,<br />
Saarbrücken:<br />
„Tätigkeitsfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen<br />
(in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft) von ca. 500 –<br />
ca. 1000“<br />
12./15.2.2004 in Bremen<br />
Prof. Fr. Lenger, Historisches Institut, Universität Gießen:<br />
„Die räumliche Dimension sozialer Ungleichheit seit 1945: innereuropäische<br />
Vergleiche“<br />
26./27.2.2004 in Berlin<br />
Priv. Doz. Dr. S. Schmitt, Historisches Seminar III, Universität Mainz:<br />
„Städtische Gesellschaft und Kirche im Spätmittelalter“<br />
26./28.2.2004 in Hochstetten-Dhaun<br />
Seite 307
Seite 308<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. A. Nützenadel, Historisches Seminar, Universität Köln:<br />
„Taxation, state and civil society in Germany and the United States,<br />
18th - 20th centuries”<br />
18./20.3.2004 in Washington D.C.<br />
Priv. Doz. Dr. S. Lässig, Deutsches Historisches Institut, Washington<br />
D.C.:<br />
„Toward a biographical turn? – Die Biographie in der modernen<br />
Geschichtswissenschaft – Die moderne Geschichtswissenschaft in<br />
der Biographie“<br />
25./27.3.2004 in Washington<br />
Dr. H. Stadtland, Institut für soziale Bewegungen, Universität Bochum:<br />
„Sozialgeschichte der modernen Arbeitsgesellschaft. Konzeptionelle<br />
Perspektiven am Beginn des 21. Jahrhunderts“<br />
2./3.4.2004 in Bochum<br />
Dr. A. Owzar, Historisches Seminar, Universität Münster:<br />
„Das Königreich Westphalen und das Großherzogtum Berg. Quellen,<br />
Forschungen und Deutungen“<br />
15./16.4.2004 in Münster<br />
Priv. Doz. Dr. M. Gierl, Forschungszentrum Europäische Aufklärung,<br />
Potsdam:<br />
„Das Haus Salomon und seine Nachbarn. Institution und Wahrnehmung<br />
in der Frühen Neuzeit“<br />
13./15.5.2004 in Potsdam<br />
Prof. Ch. Reinle, Historisches Seminar, Universität Bochum:<br />
„Rechtsverständnis und Handlungsstrategien im mittelalterlichen<br />
Konfliktaustrag“<br />
2./5.6.2004 in Bochum<br />
Dr. M. Frey, Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities<br />
and Social Sciences, Royal Netherlands Academy of Arts and<br />
Sciences, Wassenaar, Niederlande:<br />
„The development of development policies: Theories, actors and<br />
structures, 1945-1970”<br />
7./8.6.2004 in Amsterdam<br />
HD Dr. G. Ch. Berger Waldenegg / HD Dr. F. Loetz, Historisches<br />
Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Große Männer der extremen Rechten. Probleme historischer Biographik<br />
des 20. Jahrhunderts“<br />
23./24.6.2004 in Heidelberg<br />
Priv. Doz. Dr. M. Krieger, Historisches Institut, Universität Greifswald:<br />
„Water and state in Europe and Asia“<br />
24./27.6.2004 in Greifswald
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. H. Schulze, German Historical Institute, London:<br />
„Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas”<br />
1./4.7.2004 in Cumberland Lodge, Windsor<br />
HD Dr. H.-U. Wiemer, Seminar für Alte Geschichte, Universität Marburg:<br />
„Staatlichkeit und politisches Handeln im römischen Reich“<br />
9./11.7.2004 in Marburg<br />
Dr. S. Rau, Sonderforschungsbereich Institutionalität und Geschichtlichkeit,<br />
TU Dresden:<br />
„Probleme, Methoden und Perspektiven der Historiographiegeschichte<br />
der Frühen Neuzeit jenseits der Modernisierungstheorie“<br />
16./17.7.2004 in Potsdam<br />
Prof. T. Pierenkemper, Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte,<br />
Universität Köln:<br />
„Adel als Unternehmer im bürgerlichen Zeitalter“<br />
28./30.7.2004 in Bad Driburg<br />
Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit, Universität Tübingen / Prof. A. Schindling,<br />
Historisches Seminar, Universität Tübingen:<br />
„Die Reiche Mittel- und Osteuropas: Mechanismen der Integration<br />
und Unterwerfung (16.-20. Jahrhundert)“<br />
5./12.9.2004 in Krakau<br />
Prof. H. Dippel, Fachgruppe Geschichte, Universität Kassel:<br />
„Georg Forster (1754-1794): Ein Aufbruch in neue Welten“<br />
8./11.9.2004 in Kassel und München<br />
Dr. H. Fangerau, Institut für Geschichte, Universität Düsseldorf /<br />
Dr. K. Nolte, Abteilung für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität<br />
Göttingen:<br />
„‚Moderne’ Anstaltspsychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert – Legitimation<br />
und Kritik“<br />
9./11.9.2004 in Göttingen<br />
Prof. N. A. Rupke, Institut für Wissenschaftsgeschichte, Universität<br />
Göttingen:<br />
„Doomsday science – then and now. Naturwissenschaft und Weltuntergang-Szenarien<br />
in historischer Perspektive“<br />
7./9.10.2004 in Göttingen<br />
Prof. R. Johler / Prof. U. Jeggle, Ludwig-Uhland-Institut für Empirische<br />
Kulturwissenschaft, Universität Tübingen:<br />
„Die kulturelle Seite des Antisemitismus zwischen Aufklärung und<br />
Shoah“<br />
10./11.10.2004 in Tübingen<br />
Seite 309
Seite 310<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Priv. Doz. Dr. M. Sabrow, Zentrum für Zeithistorische Forschung,<br />
Potsdam:<br />
„Geschichtsbilder und Erinnerungsgenerationen. Neuere Forschungen<br />
zum Umgang mit der nationalsozialistischen Diktatur und<br />
dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland und Europa nach 1945“<br />
14./15.10.2004 in Potsdam<br />
Prof. D. Beyrau, Institut für osteuropäische Geschichte und Landeskunde,<br />
Geschichtswissenschaftliche Fakultät, Universität Tübingen:<br />
„Geschichte der Osteuropäischen Geschichte: Paradigmenwechsel<br />
in einer historischen Disziplin“<br />
14./16.10.2004 in Tübingen<br />
Prof. K. Herbers / Dr. N. Jaspert, Institut für Geschichte, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg:<br />
„Grenzen und Grenzüberschreitung in Südwest- und Mittelosteuropa.<br />
Mittelalterliche Peripherien im Vergleich“<br />
14./16.10.2004 in Erlangen/Nürnberg<br />
Prof. M. Jehne / Dr. des. R. Pfeilschifter, Institut für Geschichte, TU<br />
Dresden:<br />
„Herrschaft ohne Integration? Rom und Italien in republikanischer Zeit“<br />
28./30.10.2004 in Dresden<br />
Prof. M. Borgolte, Institut für vergleichende Geschichte Europas im<br />
Mittelalter, Philosophische Fakultät I, HU Berlin:<br />
„<strong>Stiftung</strong>skonjunkturen im interkulturellen Vergleich“<br />
29./30.10.2004 in Berlin<br />
Prof. H. Schramm / Dr. L. Schwarte, Institut für Theaterwissenschaft,<br />
FU Berlin:<br />
„Spektakuläre Experimente – Praktiken der Evidenzproduktion im<br />
17. Jahrhundert“<br />
4./6.11.2004 in Berlin<br />
Priv. Doz. Dr. H.-U. Musolff, Fakultät für Pädagogik, Universität Bielefeld:<br />
„Elementarbildung und Berufs(aus)bildung in und außerhalb der<br />
Schule 1450 – 1750“<br />
10./11.11.2004 in Bielefeld<br />
Dr. M. Dabag, Institut für Diaspora- und Genozidforschung, Universität<br />
Bochum:<br />
„Wissenschaft im Einsatz“<br />
18./19.11.2004 im Museum Bochum<br />
Prof. W. Hardtwig, Institut für Geschichtswissenschaften, Philosophische<br />
Fakultät I, HU Berlin:<br />
„Ordnungen in der Krise. Zur politischen Kulturgeschichte Deutschlands<br />
1900-1933“<br />
18./20.11.2004 in Berlin
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. K. H. Pohl, Abteilung Geschichte und ihre Didaktik II, Historisches<br />
Seminar, Universität Kiel:<br />
„Museum und Geschichtskultur“<br />
25./27.11.2004 in Kiel und Schleswig<br />
Prof. M. Schulze Wessel, Historisches Seminar, Universität München:<br />
„Zwangsmigration und neue Gesellschaft in Ostmitteleuropa nach<br />
1945“<br />
2./3.12.2004 in München<br />
Dr. U. Lotz-Heumann, Institut für Geschichtswissenschaften, Geschichte<br />
der Frühen Neuzeit, Philosophische Fakultät I, HU Berlin:<br />
„Konversion und Konfession in der Frühen Neuzeit“<br />
9./11.12.2004 in Berlin<br />
Stipendien:<br />
Dr. L. Berezhnaya: „Topographie der Heilsgeschichte. Das ‚Neue<br />
Jerusalem’ in der ruthenischen Kultur des 17. Jahrhunderts“ (Budapest)<br />
Dr. T. Boghardt: „The Zimmermann telegram. Germany, Britain and<br />
the American entry into World War I“ (Washington)<br />
Dr. A. Brendecke: „Herrschaft, Verwaltung und Information. Spanische<br />
Datenerhebungen durch Fragebögen zur Erfassung und Beherrschung<br />
Neuspaniens (1524-1598)“ (München)<br />
Dr. P. O. Cohrs: „Der ungefestigte Friede – Anglo-amerikanische<br />
Strategien des friedlichen Wandels und die internationale Stabilisierung<br />
Europas 1926-1932“<br />
Dr. J. Hellbeck: „Werkstätten des sowjetischen Selbst: Tagebücher<br />
aus dem Stalinismus“ (Gießen)<br />
Dr. St. Wendehorst: „Die Wissenschaftsgemeinschaft zwischen Nation<br />
und Weltbürgertum. Karrieren, Strukturen und Selbstverständnis<br />
am Beispiel des Wissenschaftsstandorts Leipzig (ca. 1750 bis 1900)“<br />
(Prof. Diner, Leipzig)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Prof. T. Adam: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema<br />
„Philantrophy und Bürgertum in deutschen, kanadischen und amerikanischen<br />
Städten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“<br />
Priv. Doz. Dr. M. Brechtken: Forschungsaufenthalt in Großbritannien<br />
und Deutschland zum Thema „Politische Memoiren“<br />
T. Endalew: Forschungsaufenthalt in Durham, England zum Thema<br />
„Geschichte Äthiopiens“<br />
Seite 311
Seite 312<br />
Prof. T. Etzemüller: Forschungsaufenthalt in Schweden zum Thema<br />
„Alva und Gunnar Myrdal als Prototypen des schwedischen Sozialingenieurs<br />
und der Aufbau des schwedischen folkhem („Volksheim“)“<br />
Dr. M. Gräser: Forschungsaufenthalt in Chicago zum Thema „Wohlfahrtsgesellschaft<br />
und Wohlfahrtsstaat. Bürgerliche Sozialreform<br />
und welfare state building in den USA und in Deutschland 1880-<br />
1940“<br />
Prof. D. Krause-Vilmar: Forschungsaufenthalt in Deutschland und<br />
Polen zum Thema „Die Ermordung der europäischen Juden im<br />
Spiegel der Zeugnisse von Häftlingen des Konzentrationslagers<br />
Auschwitz“<br />
Dr. J. Plamper: Forschungsaufenthalt in Cambridge, England zum<br />
Thema „The Stalin cult: Practices of symbolic power“<br />
Dr. C.-C. W. Szejnmann: Forschungsaufenthalt in Schleswig zum<br />
Thema „Vergleichende Regionalgeschichte des Nationalsozialismus“<br />
Altertumswissenschaft; Archäologie<br />
Tagungen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. S. Weninger, Institut für Orientalistik und Sprachwissenschaft,<br />
Universität Marburg:<br />
„Epigraphik und Archäologie des antiken Südarabien“<br />
26./27.9.2003 in Marburg<br />
Prof. W. Hoepfner, Institut für Klassische Archäologie, FU Berlin:<br />
„Die griechische Agora“<br />
14./15.3.2004 in Berlin<br />
Priv. Doz. Dr. R. Struwe, Institut für Geschichtswissenschaften, HU<br />
Berlin:<br />
„Von der Geburt bis zum Tode. Individuelle und gesellschaftliche<br />
Dimensionen von Alter und Geschlecht in der Urgeschichte“<br />
26./28.3.2004 in Berlin<br />
Prof. C. Jäggi, Christliche Archäologie und Kunstgeschichte, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg:<br />
„Archäologie der Reformation“<br />
15./17.4.2004 in Erlangen<br />
Dr. S. Heilen, Institut für Altertumskunde, Universität Münster:<br />
„Die Entwicklung der Astrologie im Altertum und Mittelalter“<br />
23.7.2004 in Münster
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. F. Lüth, Archäologisches Landesmuseum, Lübstorf / T. Damgård-Sørensen,<br />
Viking Ship Museum, Roskilde, Dänemark:<br />
„Wulfstans voyage. New lights on viking age seafaring on the ethnic<br />
geography of Mare Balticum”<br />
24./25.9.2004 in Wismar<br />
Dr. B. Schweizer / Priv. Doz. Dr. U. Veit, Institut für Ur- und Frühgeschichte,<br />
Universität Tübingen:<br />
„Körperinszenierung – Objektsammlung – Monumentalisierung:<br />
Totenritual und Grabkult in frühen Gesellschaften. Archäologische<br />
Quellen in kulturwissenschaftlicher Perspektive“<br />
14./16.10.2004 in Tübingen<br />
Priv. Doz. Dr. R. von den Hoff, Archäologisches Institut, Universität<br />
München:<br />
„Structure, Image, Ornament: Architectural Sculpture in the Greek<br />
World”<br />
27./28.11.2004 in Athen<br />
Stipendien:<br />
Dr. H. Gzella: „Tempus, Aspekt und Modalität im Reichsaramäischen<br />
in synchroner und diachroner Perspektive“ (Heidelberg)<br />
Dr. P. Henrich: „Die römischen Grabdenkmäler von Duppach. Typologische<br />
und chronologische Analyse, Rekonstruktion und Interpretation“<br />
(Köln)<br />
Dr. M. Langanke: „Wissenschaftstheoretische Untersuchungen zur<br />
Leistungsfähigkeit relativer und absoluter Datierungsverfahren in<br />
der Ur- und Frühgeschichte“ (Erlangen)<br />
Dr. M. Sommer: „Das römische Vorderasien (69-305 n. Chr.): Akkulturation<br />
und Identitätsbildung an der imperialen Peripherie“ (Freiburg)<br />
Dr. H. Schulze: „Die Bilderwelt der protoattischen Keramik und die<br />
früharchaische Adelsgesellschaft“ (Frankfurt a. M.)<br />
Kunstwissenschaften<br />
Tagungen:<br />
Prof. R. Reschke, Seminar für Ästhetik, Institut für Kultur und Kulturwissenschaften,<br />
HU Berlin:<br />
„Ästhetik – Aufgabe(n) einer Wissenschaftsdisziplin?“<br />
27.2./1.3.2003 in Berlin<br />
Seite 313
Seite 314<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. E. Spickernagel, Institut für Kunstpädagogik, Universität<br />
Gießen / S. Roggendorf, Anglistisches Seminar, Universität Heidelberg<br />
/ Dr. S. Ruby, Kunstgeschichte, Universität Gießen:<br />
„Kunstdiskurs und weibliche Portraitkultur“<br />
7./8.3.2003 in Schloss Rauischholzhausen<br />
Prof. W. Plumpe, Historisches Seminar, Universität Frankfurt:<br />
„August <strong>Thyssen</strong> und Schloss Landsberg. Ein Unternehmer und sein<br />
Haus“. Interdisziplinärer Workshop: „Bürgertum und Bürgerlichkeit<br />
zwischen 1870 und 1930. Kontinuität und Wandel“<br />
26./28.3.2003 im Schloss Landsberg<br />
Prof. L. Lütteken, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Zürich:<br />
„Autorität und Autoritäten in musikalischer Theorie, Komposition<br />
und Aufführung der Renaissance“<br />
25.4.2003 in Trossingen<br />
Prof. S. von Falkenhausen, Kunstgeschichtliches Seminar, Philosophische<br />
Fakultät III, Humboldt-Universität Berlin:<br />
„Die Bildmedien der Kunstgeschichte“<br />
20./21.6.2003 in Berlin<br />
Dr. des. A. Karentzos / Dr. B. Schmitz, Nationalgalerie im Hamburger<br />
Bahnhof, Berlin:<br />
„Der Orient, die Fremde. Positionen zeitgenössischer Kunst“<br />
20./21.6.2003 in Berlin<br />
Prof. L. Welker, Department Kunstwissenschaften, Institut für Musikwissenschaften,<br />
Universität München:<br />
„Der Mensuralcodex St. Emmeram (Clm 14274): Entstehung, Bestand,<br />
Kontext“<br />
20./21.6.2003 in München<br />
Prof. M. Zenck, Historische Musikwissenschaft, Universität Bamberg:<br />
„Die Darstellung und Darstellbarkeit von Gewalt, Schrecken und<br />
Tod in den Künsten, Medien und Ethnien“<br />
3./6.7.2003 in Bamberg<br />
Prof. L. Lütteken, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Zürich:<br />
„Vom Umgang mit Quellen“<br />
26.9.2003 in Lübeck<br />
Prof. F. W. Riedel, Musikwissenschaftliches Institut, Universität Mainz:<br />
„Kirchenmusik zwischen Säkularisation und Restauration“<br />
1./5.10.2003 in der Abtei Ottobeuren<br />
Prof. M. Nastasi, Staatliche Hochschule für Musik, Freiburg:<br />
„Kritik – Phänomenalität – Kunst – Freiburger Symposion zum 100.<br />
Geburtstag Theodor W. Adornos“<br />
2./5.10.2003 in Freiburg
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. U. Pfisterer / Dr. A. Zimmermann, Kunstgeschichtliches Seminar,<br />
Universität Hamburg:<br />
„Transgressionen /Animationen: Das Kunstwerk als Lebewesen“<br />
17./19.10.2003 in Hamburg<br />
Prof. G. Satzinger, Kunsthistorisches Institut, Universität Bonn:<br />
„Die Renaissance-Medaille in Italien und Deutschland“<br />
24./25.10.2003 in Bonn<br />
Prof. H. Bredekamp, Kunstgeschichtliches Seminar, Humboldt-Universität<br />
Berlin:<br />
„Dissimulazione onesta oder Die ehrenwerte Verstellung. Von der<br />
Weisheit der versteckten Beunruhigung in Wort, Bild und Tat“<br />
21./22.11.2003 in Berlin<br />
Prof. H. Karge, Institut für Kunst- und Musikwissenschaft, Universität<br />
Dresden:<br />
„Gottfried Semper – Dresden und Europa. Die moderne Renaissance<br />
der Künste“<br />
27./29.11.2003 in Dresden<br />
Prof. S. Majetschak, Kunsthochschule Kassel, Universität Kassel:<br />
„Bildwissenschaft. Probleme und Perspektiven eines Forschungsprogramms“<br />
11./13.2.2004 in Kassel<br />
Prof. F. Zöllner, Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig:<br />
„Exotisch, weisheitlich und uralt. Europäische Konstruktionen Altägyptens“<br />
14./15.2.2004 in Leipzig<br />
Dr. S. Wegmann, Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig:<br />
„Kunst und Kultur der Reformationszeit“<br />
19./22.2.2004 in Leipzig<br />
Dr. Ch. Brüstle / Dr. G. Heldt / Dr. E. Weber, Musikwissenschaftliches<br />
Seminar, FU Berlin:<br />
„‚...Von Grenzen und Ländern, Zentren und Rändern…’. Der Erste<br />
Weltkrieg und die Verschiebungen in der musikalischen Geographie<br />
Europas“<br />
26./29.2.2004 in Berlin<br />
Prof. G. Schweppenhäuser, Fachbereich Gestaltung, Fachhochschule<br />
Würzburg-Schweinfurt:<br />
„Zeit der Bilder – Bilder der Zeit“<br />
15./16.4.2004 in Würzburg<br />
Prof. K. E. Grözinger, Kollegium Jüdische Studien, Universität Potsdam:<br />
„Die Neue Jüdische Schule: Forschungsschwerpunkte“<br />
10./11.5.2004 in Potsdam<br />
Seite 315
Seite 316<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. M. V. Schwarz, Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien:<br />
„Was aus dem Bild fällt. Figuren des Details in der Kunstgeschichte“<br />
11./12.6.2004 in Wien<br />
Dr. C. Bork, Musikwissenschaftliches Seminar, HU Berlin:<br />
„Musikalische Analyse und kulturgeschichtliche Kontextualisierung“<br />
24./25.6.2004 in Berlin<br />
Prof. H.-R. Meier, Denkmalkunde und angewandte Bauforschung,<br />
TU Dresden:<br />
„Denkmale in der Stadt – die Stadt als Denkmal“<br />
25./26.6.2004 in Dresden<br />
Prof. K. Mehner, Institut für Musikwissenschaft, Universität Leipzig:<br />
„Musik zwischen ästhetischer Interpretation und soziologischem<br />
Verständnis“<br />
28./30.6.2004 in Leipzig<br />
Dr. L. Blunck, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte, TU Berlin:<br />
„Werke im Wandel? Dialoge mit der Gegenwartskunst“<br />
2.7.2004 in Berlin<br />
Prof. B. R. Appel / Dr. M. Wendt, Robert-Schumann-Forschungsstelle,<br />
Düsseldorf:<br />
„Robert Schumann, das Violoncello und die Cellisten seiner Zeit“<br />
15./16.7.2004 in Düsseldorf<br />
Dr. J. Veit, Musikwissenschaftliches Seminar, Detmold:<br />
„Musikalisches Erbe im digitalen Zeitalter – Chancen und Probleme<br />
neuer Techniken“<br />
20.9.2004 in Weimar<br />
Dr. T. Müller-Bahlke, Frankesche <strong>Stiftung</strong>en, Halle:<br />
„,Singt dem Herrn nah und fern’. Das Freylinghausensche Gesangbuch<br />
im Spiegel seiner 300jährigen Wirkungsgeschichte“<br />
29.9./2.10.2004 in Halle<br />
Prof. T. Leinkauf, Philosophisches Seminar, Universität Münster:<br />
„Rembrandt und Vermeer – Lichtgefüge des 17. Jahrhunderts“<br />
6./7.10.2004 in Wolfenbüttel<br />
Dr. O. Peters / Priv. Doz. Dr. U. Rehm, Kunsthistorisches Institut, Universität<br />
Bonn:<br />
„Kontinuität und Neubeginn. Kunstgeschichte im westlichen Nachkriegsdeutschland“<br />
7./9.10.2004 in Bonn<br />
Prof. K. H. Kiefer, Institut für Deutsche Philologie, Universität München:<br />
„Carl Einstein im Exil – Kunst und Politik in den 30er Jahren“<br />
8./10.10.2004 in Köln
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. B. Nicolai, Fachbereich Kunstgeschichte, Universität Trier:<br />
„Modernity and early cultures“<br />
15./17.10.2004<br />
Prof. K. Sykora, Institut für Kunstwissenschaft, Hochschule für Bildende<br />
Künste, Braunschweig / Dr. L. Derenthal, Deutsches Centrum<br />
für Photographie an der Nationalbibliothek und der Kunstbibliothek,<br />
Berlin:<br />
„Fotografische Leidenschaften“<br />
29./31.10.2004 in Braunschweig<br />
Priv. Doz. Dr. M. Diers, Kunstgeschichtliches Seminar, HU Berlin:<br />
„Topos Raum – Zur Aktualität des Raumes in den Künsten der Gegenwart“<br />
17./20.11.2004 in Berlin<br />
Stipendien:<br />
Dr. F. Fehrenbach: „‚Lebendigkeit’ als ästhetische Kategorie in der<br />
Bildenden Kunst des 13.-18. Jahrhunderts“ (Berlin)<br />
Dr. A. Fröhlich: „Monographie mit Werkverzeichnis der Gemälde,<br />
Handzeichnungen und Druckgraphik des Dresdner Landschaftsmalers<br />
Johann Christian Klengel (1751-1824)“ (Prof. Paul, Dresden)<br />
Dr. B. Haas: „Historische Farbenlehre. Ein Beitrag zur Geschichte<br />
des Bildes“ (Freiburg)<br />
Dr. J. Imorde: „Affektübertragung“ (Münster)<br />
Dr. K. Leonhard: „Wahrnehmungsformen des Barock. Sehen und<br />
Bilden“ (Prof. Kohle, München)<br />
Dr. N. van der Meulen: „Weltsinn und Sinneswelten in Zwiefalten“<br />
(Basel)<br />
Dr. K. Oehl: „Corona Schröter (1751-1802) – Sängerin, Komponistin<br />
und Schauspielerin in der Gunst Goethes“ (Hannover)<br />
Dr. L. Sickel: „Virginio Orsini, Herzog von Bracciano (1572-1615).<br />
Ein römischer Fürst in der Spätrenaissance, Diplomat und Mäzen<br />
der Künste“ (Rom)<br />
Dr. U. M. Schumann: „Friedrich Weinbrenner – Praktische Ästhetik<br />
und ästhetische Praxis im Klassizismus“ (Zürich)<br />
Dr. M. Tischer: „Komponieren für und wider den Staat. Paul Dessau<br />
in der DDR“ (Prof. Chr. Schmidt, Berlin)<br />
Dr. C. Wenzel: „Zum Problem des Erkenntnispotentials von Bild und<br />
Schrift“ (Heidelberg)<br />
Seite 317
Seite 318<br />
Dr. S. Werr: „Opera seria und Anthropologie. Überlegungen zur<br />
höfischen Oper im frühen und mittleren 18. Jahrhundert am Beispiel<br />
der Münchner Theater“ (Prof. Döhring, Bayreuth)<br />
Dr. H. Wiegel: „Les musées de papier de Salomon Reinach (1858-<br />
1932): Forschungen und Quellen. Der Nachlaß eines französischen<br />
Gelehrten deutscher Abstammung im Netzwerk der antiquarischen<br />
Forschung Europas“ (Prof. Schnapp, Paris)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. I. Ciulisova: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema<br />
„The Frankenthal School: The Paintings in Slovak Art Collections in<br />
Germany“<br />
Dr. I. Katenhusen: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema<br />
„Biographie des deutsch-amerikanischen Kunsthistorikers Alexander<br />
Dorner“<br />
Prof. K. Kozlowski: Forschungsaufenthalt in Bayreuth zum Thema<br />
„Richard Wagners Parsifal: Summa asthetica, summa theologica“<br />
Priv. Doz. Dr. J. M. Merz: Forschungsaufenthalt in London zum Thema<br />
„Monographie über Pietro da Cortona als Architekt“<br />
Priv. Doz. Dr. M. Schmidt: Forschungsaufenthalt in Venedig zum<br />
Thema „Typologien des Schöpferischen. Eine Fallstudie zu Mozarts<br />
Don Giovanni und der Opera buffa des Veneto“<br />
Prof. M. Zenck: Forschungsaufenthalt in Basel zu Archivarbeiten zu<br />
„Ainsi parlait Zarathoustra“ (Pierre Boulez)<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
Tagungen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. R. Voigt, Seminar für Semitistik und Arabistik, Fachbereich Geschichts-<br />
und Kulturwissenschaften, FU Berlin:<br />
„Und das Leben ist siegreich! – Mandäische und samaritanische<br />
Literatur zum Gedenken an Rudolf Macuch (1919-1993)“<br />
1./2.10.2003 in Berlin<br />
Prof. F. Göbler, Institut für Slavistik, Universität Mainz:<br />
„Russische Emigration von 1917 bis 1991. Literatur – Sprache – Kultur“<br />
15./18.10.2003 in Mainz
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. U. Heftrich, Slavisches Institut, Universität Heidelberg / Prof.<br />
H.-D. Löwe, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Die nationalsozialistische Rassen- und Vernichtungspolitik: Formen<br />
künstlerischer Erinnerung in Osteuropa – Literatur, Film, Musik<br />
und Kunst“<br />
29.10/2.11.2003 in Heidelberg<br />
Prof. H. Schramm / Dr. L. Schwarte, FB Philosophie und<br />
Geisteswissen-schaften, FU Berlin:<br />
„Instrumente in Wissenschaft und Kunst – Zur Architektonik kultureller<br />
Grenzen im 17. Jahrhundert“<br />
30.10./1.11.2003 in Berlin<br />
Prof. U. Ott, Schiller-Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv,<br />
Marbach:<br />
„Literarische und politische Deutschlandkonzepte 1938 bis 1949“<br />
30.10/2.11.2003 in Marbach<br />
Prof. S. Martus, Institut für deutsche Literatur, Universität Berlin /<br />
Priv. Doz. Dr. S. Scherer / 1, Franz Schnabel Haus, Institut für Literaturwissenschaft,<br />
Universität Karlsruhe:<br />
„Lyrik im 19. Jahrhundert“<br />
19./22.11.2003 in Berlin<br />
Priv. Doz. Dr. V. Dörr / Prof. N. Oellers / Prof. H. J. Schneider, Germanistisches<br />
Seminar, Universität Bonn:<br />
„Deutsche Tragödie im europäischen Kontext“<br />
20./22.11.2003 in Bonn<br />
Prof. B. Zelinsky, Slavisches Institut, Universität Köln:<br />
„Das Böse in der russischen Kultur“<br />
21./22.11.2003 in Köln<br />
Prof. S. Reichmuth / Dr. F. Schwarz, Seminar für Orientalistik und<br />
Islamwissenschaften, Universität Bochum:<br />
„Horizonte des Individuellen in der arabischen Schriftkultur des<br />
17. und 18. Jahrhunderts“<br />
12./13.12.2003 in Bochum<br />
Prof. Ch. Reitz / Dr. M. Horster, Institut für Altertumswissenschaften,<br />
Philosophische Fakultät, Universität Rostock:<br />
„Wissensvermittlung in dichterischer Gestalt“<br />
19./21.2.2004 in Rostock<br />
Prof. T. Koebner, Filmwissenschaft, Universität Mainz:<br />
„Bildtheorie des Films“<br />
2./4.3.2004 in Mainz<br />
Seite 319
Seite 320<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. M. Reh / Priv. Doz. Dr. R. Kießling / T. Schumann, Asien-Afrika-<br />
Institut, Universität Hamburg:<br />
„Gefährdete Sprachen im Kontakt: die Plateau-Sprachen Nigerias“<br />
25./26.3.2004 in Hamburg<br />
Prof. P.-A. Alt, Institut für deutsche Philologie, Universität Würzburg:<br />
„Traum-Diskurse der Romantik“<br />
25./27.3.2004 in Würzburg<br />
Dr. C. Müller, Institut für Linguistik, Deutsche und Niederländische<br />
Philologie, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, FU<br />
Berlin:<br />
„Gestural communication in nonhuman and human primates“<br />
28./30.3.2004 in Leipzig<br />
Prof. D. Sevin, Department of Germanic & Slavic Languages,<br />
Vanderbilt University, Nashville, USA:<br />
„International symposium on the reception of Georg Büchner”<br />
15./18.4.2004 in Nashville, USA<br />
Prof. B. Kellner, Seminar für Deutsche Philologie, Universität Göttingen<br />
/ Prof. P. Strohschneider, Institut für Deutsche Philologie, Universität<br />
München:<br />
„Die mittelhochdeutschen Gedichte vom Wartburgkrieg“<br />
27./29.4.2004 im Wasserschloss Willershausen<br />
Prof. A. Kablitz, Romanisches Seminar, Universität Köln / Prof. S. G.<br />
Nichols, Department of Romance Languages and Literatures, Johns<br />
Hopkins University, Baltimore, USA:<br />
„Representing the cognitive senses in historiography, philosophy<br />
and literature, 500-1500 CE”<br />
6./8.5.2004 in Florenz<br />
Prof. H. Wollmann, Institut für Sozialwissenschaft, HU Berlin / Dr. V.<br />
Hoffmann-Martinot, Institut d´Etudes Politiques de Bordeaux, Pessac:<br />
„Staats- und Verwaltungsmodernisierung in Frankreich und Deutschland<br />
im Vergleich“<br />
14./15.5.2004 in Bordeaux<br />
Prof. G. Rohdenburg, Fachbereich Anglistik/Sprachwissenschaft,<br />
Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn:<br />
„Grammatical differences between British and American English“<br />
2./4.6.2004 in Paderborn<br />
Priv. Doz. Dr. O. Neudeck, Institut für Germanistik, TU Dresden:<br />
„Triviale Minne? Konventionalität und Formen der Partizipation in<br />
spätmittelalterlicher Liebesdichtung“<br />
3./6.6.2004 in Dresden
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. K. Pollmann, The Netherlands Institute for Advanced Study in<br />
the Humanities and Social Sciences (NIAS), Royal Netherlands<br />
Academy and Sciences, Wassenaar:<br />
„Dichtung und Exegese. Auslegungsformen in der lateinischen<br />
Dichtung der Spätantike und des Mittelalters“<br />
10./13.6.2004 in Wassenaar, Niederlande<br />
Prof. G. Regn, Institut für Italienische Philologie, Universität München<br />
/ Prof. A. Kablitz, Romanisches Seminar, Universität Köln:<br />
„Petrarca(s) Philologie“<br />
10./13.6.2004 in Köln<br />
Prof. I. Hijiya-Kirschnereit / Dr. A. Germer, Deutsches Institut für<br />
Japanstudien, Philipp-Franz-von-Siebold-<strong>Stiftung</strong>, Tokyo:<br />
„Gender and nation: Historical perspectives on Japan“<br />
10./12.6.2004 in Tokyo<br />
Prof. H. Steinecke, Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität<br />
Paderborn:<br />
„Hermann Broch. Politik, Menschenrechte – und Literatur?“<br />
24./26.6.2004 in Dortmund<br />
Prof. K. Stierle, Fachbereich Literaturwissenschaft, Universität Konstanz:<br />
„Die Legende der Zeiten im Kunstwerk der Erinnerung“<br />
1./3.7.2004 in Konstanz<br />
Prof. G. Braungart, Deutsches Seminar, Universität Tübingen:<br />
„Spiritismus und ästhetische Moderne. Berlin und München als<br />
Zentren“<br />
29.7./1.8.2004 in Tübingen<br />
Prof. Ch. Hardmeier, Lehrstuhl für Altes Testament, Theologische<br />
Fakultät, Universität Greifswald / Dr. V. Depkat, Abteilung Geschichte,<br />
John-F.-Kennedy Institut, FU Berlin:<br />
„Narrative Sinnbildung“<br />
30.8./11.9.2004 in Greifswald<br />
HD Dr. I. H. Warnke, Fachbereich Germanistik, Universität Kassel /<br />
Dr. K. Adamzik, Département de langue et de littérature allemandes,<br />
Genf:<br />
„Diskurslinguistik: Methoden – Gegenstände – Grenzen“<br />
1./3.9.2004 in Kassel<br />
Prof. W. Seifert, Japanologisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„TAKEUCHI Yoshimi – Thinker of a different modernity in East Asia?“<br />
7./11.9.2004 in Heidelberg<br />
Prof. K. W. Hempfer, Institut für Romanische Philologie, FU Berlin:<br />
„Sprachen der Lyrik“<br />
9./12.9.2004 in Berlin<br />
Seite 321
Seite 322<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. J. Lang, Lehrstuhl Romanische Philologie I, Institut für<br />
Romanistik, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />
„Cabo Verde: Origens da sua sociedade e do seu crioulo“<br />
23./25.9.2004 in Erlangen<br />
Prof. M. Scheffel / Dr. des. A. Blödorn, Lehrstuhl für Neuere deutsche<br />
Literaturgeschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft,<br />
Universität Wuppertal / Dr. des. D. Langer, Institut für neuere deutsche<br />
Literatur und Medien, Universität Kiel:<br />
„Stimme(n) im Text. Narratologische Positionsbestimmungen“<br />
24./26.9.2004 in Wuppertal<br />
Dr. N. Hömke, Latinistik, Institut für Altertumswissenschaften, Philosophische<br />
Fakultät, Universität Rostock / Dr. M. Baumbach, Seminar<br />
für Klassische Philologie, Universität Heidelberg:<br />
„Fremde Wirklichkeiten – Das Phantastische in der griechischen<br />
und römischen Literatur“<br />
30.9./3.10.2004 in Rostock<br />
Prof. E. Stark, Institut für Romanische Philologie, FU Berlin:<br />
„Specificity and the evolution/emergence of nominal determination<br />
systems in Romance”<br />
8./9.10.2004 in Berlin<br />
Prof. M. Hundt / Dr. N. Nesselhauf, Anglistisches Seminar, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Corpus linguistics – Perspectives for the future“<br />
21./23.10.2004 in Heidelberg<br />
Prof. H. Breinig, Lehrstuhl für Amerikanistik, Universität Erlangen-<br />
Nürnberg:<br />
„Wahn und Wahrnehmung: Interamerikanische Diskurse der Gegenwart“<br />
5./6.11.2004 in Erlangen<br />
Prof. G. Stieg / Dr. K. Hausbei, Institut D`Allemand D`Asnières,<br />
Université Paris – Sorbonne Nouvelle / Dr. St. Gödicke, Université<br />
Bordeaux – Michel de Montaigne:<br />
„Wahlverwandschaften zwischen deutsch- und russischsprachiger<br />
Literatur (1880-1940)“<br />
18./20.11.2004 in Paris<br />
Prof. B. Hansen, Institut für Slavistik, Universität Regensburg:<br />
„Modality in Slavonic languages – new perspectives“<br />
19./21.11.2004 in Regensburg<br />
Priv. Doz. Dr. C. Schönig, Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen<br />
Gesellschaft, Istanbul:<br />
„Sprachdebatte und Sprachpraxis des Türkischen: Aktuelle Tendenzen“<br />
3./4.12.2004 in Istanbul
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. S. Weigel, Zentrum für Literaturforschung, Geisteswissenschaftliche<br />
Zentren Berlin:<br />
„Erich Auerbach. Geschichte und Aktualität eines europäischen<br />
Philologen“<br />
9./11.12.2004 in Berlin<br />
Prof. W. Stockinger, Institut für Germanistik, Universität Leipzig:<br />
„Christian Felix Weiße und die Leipziger Aufklärung“<br />
16.12.2004 in Leipzig<br />
Stipendien:<br />
Dr. P. Brandes: „Das Leben der Bilder – Literarische Bildlichkeit im<br />
Spannungsfeld von Klassik und Romantik: Goethe, Eichendorff,<br />
Hoffmann, Heine“ (Hamburg)<br />
Dr. des. T. Diefenbach: „Zur Literatur der ‚kulturellen Besinnung’ in<br />
der Volksrepublik China“ (Köln)<br />
Dr. T. Fischer: „Psychiatrische Literaturbetrachtung und ,Irrenkunst’<br />
(1880-1945)“ (Marburg)<br />
Dr. M. Formisano „Die ‚Kriegskunst´ des spätlateinischen Autors<br />
Vegetius: Bedeutung im spätantiken Kultursystem und Rezeptionsgeschichte<br />
bis zur Renaissance“ (Berlin)<br />
Dr. M. Hahn: „Diagnostik. Zur literarischen Refunktionalisierung<br />
anthropologischen Wissens bei Gottfried Benn“ (Konstanz)<br />
Dr. D. Lütvogt: „Zeit und Zeitlichkeit in der Dichtung der Wislawa<br />
Szymborska“ (Mainz)<br />
Dr. R. Marchionni: „Mittelalterliche Horaz-Kommentare als textkritische<br />
Fundgrube für Horaz und als Zeuge spätantiker und mittelalterlicher<br />
Denkweisen – Die Beispiele des Commentator Cruquianus<br />
und des Sciendum-Kommentars“ (Berlin)<br />
Dr. O. Nikitinski: „Äußerungen zur Rolle des Lateinischen im Verhältnis<br />
zu den Nationalsprachen in Deutschland und Holland“<br />
(München)<br />
Dr. C. Schapkow: „Mit stets neuer Bewunderung und neuem Staunen:<br />
Die Rezeption der iberisch-sefardischen Kultur am Beispiel des<br />
deutschsprachigen Judentums im 19. Jahrhundert“ (Leipzig)<br />
Dr. E. Tarantul: „Europäischer Dämonenglaube in den Schriften der<br />
Chasside Aschkenas“ (Heidelberg)<br />
Dr. G. Tsomis: „Quintus Smyrnaeus: Originalität und Rezeption im<br />
zehnten Buch der Posthomerica“ (Frankfurt)<br />
Seite 323
Seite 324<br />
Dr. V. Zhdanova: „Code-Switching und Code-Mixing unter russischsprachigen<br />
Immigranten in Deutschland als Indikator soziokultureller<br />
Identität“ (Bochum)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. H. Gwosdek: Forschungsaufenthalt in Dublin zum Thema „An<br />
introduction of the eight partes of speech and the construction of the<br />
same. The English part of the ‚Lily-Grammar’ (1542)”<br />
Dr. A. Jansen: Forschungsaufenthalt in Philadelphia, USA zum<br />
Thema „Die Professionalisierung von Wissenschaft im Kontext der<br />
Formierung der amerikanischen Nation. Eine vergleichende Studie<br />
über Alexander Dallas Bache und William Barton Rogers“<br />
Prof. D. Kapp: Forschungsaufenthalt in Indien zum Thema „Erforschung<br />
der illiteraten Sprache der Parenga oder Gorum“<br />
Prof. B. Nugel: Forschungsaufenthalt in Los Angeles, USA zum Thema<br />
„Katalogisierung des Nachlasses von Aldous Huxley“<br />
Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft<br />
Tagungen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. H.-J. Albrecht, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches<br />
und internationales Strafrecht, Freiburg:<br />
„Organised crime in Europe: Conceptions, patterns and policies in<br />
the European Union and beyond“<br />
27.2./1.3.2003 in Freiburg<br />
Dr. R. Alleweldt, F.I.T. - Frankfurter Institut für Transformationsstudien,<br />
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder):<br />
„Menschenrechte und Rechtsstaat“<br />
27./30.3.2003 in Frankfurt (Oder)<br />
Prof. A. Trunk, Institut für Osteuropäisches Recht, Universität Kiel:<br />
„International and comparative maritime law“<br />
11./17.5.2003 in St. Petersburg<br />
Prof. M. Lehmann-Waffenschmidt, Fakultät Wirtschaftswissenschaften,<br />
TU Dresden:<br />
„Sommerschule mit Workshop für Nachwuchswissenschaftler zur<br />
Evolutorischen Ökonomik im Mai 2003 in Buchenbach bei Freiburg“<br />
14./17.5.2003 in Buchenbach bei Freiburg
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. K. Knorr Cetina / Dr. A. Preda, Fachbereich Geschichte und<br />
Soziologie, Universität Konstanz:<br />
„Constance conference on social studies of finance: inside financial<br />
markets, financial knowledge and interaction patterns in global<br />
financial markets“<br />
16./18.5.2003 in Konstanz<br />
Prof. K. Acham, Universität Graz / Prof. K. W. Nörr, Forschungsstelle<br />
für internationale Privatrechtsgeschichte, Universität Tübingen /<br />
Prof. B. Schefold, Universität Frankfurt a. M.:<br />
„Der Gestaltungsanspruch der Wissenschaft: Gegenstände, Methoden,<br />
Ziele – Annäherungen an die Zeit zwischen 1965 und 1985“<br />
22./25.5.2003 in Graz<br />
Prof. T. Lux, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Kiel:<br />
„Workshop on economics with interacting heterogeneous agents“<br />
29./31.5.2003 in Kiel<br />
E.-O. Schulze / Dr. G. Licht, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung,<br />
Mannheim:<br />
„Innovation, location and European integration“<br />
23./26.6.2003 in Mannheim<br />
Prof. S. Haering, Klaus-Mörsdorf-Studium für Kanonistik, Universität<br />
München:<br />
„Zwanzig Jahre Codex Iuris Canonici“<br />
3./4.7.2003 in München<br />
Prof. H. Bauer, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Universität Dresden:<br />
„Demokratie in Europa“<br />
10./12.7.2003 in Speyer<br />
Prof. W. Erbguth, Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Juristische Fakultät,<br />
Universität Rostock:<br />
„Die Bedeutung der Rechtssprechung im System der Rechtsquellen:<br />
Europarecht und nationales Recht“<br />
17./20.9.2003 in Rostock<br />
Prof. T. Baums, Institut für Bankrecht, Universität Frankfurt a. M.:<br />
„Arbeitnehmer – Mitbestimmung in Europa“<br />
29./30.9.2003 in Heidelberg<br />
Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />
„Die EU auf dem Weg zu einer Verfassung: Der Entwurf des Konvents“<br />
23./26.10.2003 in Tübingen<br />
Prof. R. Hasse / Prof. U. Vollmer, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,<br />
Universität Leipzig:<br />
„Incentives and economic behaviour“<br />
13./14.11.2003 in Leipzig<br />
Seite 325
Seite 326<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. D. Simon, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,<br />
Berlin:<br />
„Sozialistische Reformen. Die Sowjetunion, die Tschechoslowakei,<br />
Polen, Ungarn, die DDR und Jugoslawien in komparativer Perspektive“<br />
27./29.11.2003 in Blankensee<br />
Prof. K. Brockhoff / Dr. J. Bauer, Otto-Beisheim-Hochschule, Wissenschaftliche<br />
Hochschule für Unternehmensführung, Vallendar:<br />
„Leitbildentwicklung für moderne Hochschulen: Workshop Persönlichkeitsbildung“<br />
28./29.1.2004 in Vallendar<br />
Prof. S. Schaltegger, Centrum für Nachhaltigkeitsmanagement, Universität<br />
Lüneburg:<br />
„Nachhaltigkeitsrechnungswesen und -berichtserstattung“<br />
3./5.3.2004 in Lüneburg<br />
Prof. J. Kokott, Institut für europäisches und internationales Wirtschaftsrecht,<br />
Universität St. Gallen:<br />
„Wandel des Staatsbegriffs“<br />
17./18.3.2004 in St. Gallen<br />
Prof. P. Windolf, Fachbereich Soziologie, Universität Trier:<br />
„Finanzmarkt-Kapitalismus“<br />
24./27.3.2004 in Bad Herrenalb<br />
Prof. P. J. Tettinger / Prof. K. Stern / Prof. S. Hobe, Institut für Öffentliches<br />
Recht und Verwaltungslehre, Universität Köln:<br />
„Kölner Workshop zur Europäischen Grundrechte-Charta“<br />
25./27.3.2004 in Köln<br />
Prof. B. Dölemeyer, Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte,<br />
Frankfurt a. M.:<br />
„Richterliche Anwendung und Umsetzung des Code civil in seinen<br />
europäischen Geltungsbereichen außerhalb Frankreichs“<br />
6./8.5.2004 in Frankfurt<br />
Dr. J. Günther, Institut für Wirtschaftsforschung, Halle/Saale:<br />
„Kontinuität und Wandel ausländischer Direktinvestitionen in Ostmitteleuropa“<br />
13./14.5.2004 in Halle<br />
Prof. B. Simma, Institut für Internationales Recht, Völker- und Europarecht,<br />
Universität München:<br />
„International law in Europe: between tradition and renewal“<br />
13./15.5.2004 in Florenz<br />
Prof. A. M. Rabello, Faculty of Law, University of Haifa:<br />
„From the Code Napoleon to the European Code”<br />
30.5./1.6.2004 in Haifa
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. A. Trunk, Institut für Osteuropäisches Recht, Universität Kiel:<br />
„Russisches Internationales Privatrecht im europäischen Kontext“<br />
11./12.6.2004 in Kiel<br />
Priv. Doz. Dr. Ch. Böhringer / E.-O. Schulze, Zentrum für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung, Mannheim:<br />
„The management of global commons“<br />
21./23.6.2004 in Mannheim<br />
Dr. A. Constant, I Z A – Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit,<br />
Bonn:<br />
„Frontiers in immigrant performance“<br />
25./26.6.2004 in Bonn<br />
Prof. U. Becker, Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales<br />
Sozialrecht, München:<br />
„Grundfragen und Organisation der Sozialversicherung im Rechtsvergleich<br />
zwischen China und Deutschland“<br />
28.6./2.7.2004 auf Schloss Ringberg im Tegernsee<br />
Dr. B. <strong>Fritz</strong>, Institut für Iberoamerika-Kunde, Hamburg:<br />
„New issues in regional monetary coordination: understanding<br />
north-south and south-south arrangements“<br />
7./9.7.2004 in Hamburg<br />
Prof. H.-D. Assmann, Juristische Fakultät, Universität Tübingen:<br />
„Das Recht vor den Herausforderungen neuer Technologien“<br />
12./18.7.2004 in Tübingen<br />
Prof. em. K.-H. Böckstiegel, Deutsche Vereinigung für Internationales<br />
Recht, Universität Köln / Prof. A. Randelzhofer, Institut für<br />
Völkerrecht, FU Berlin:<br />
„Konferenz der International Law Association (ILA)“<br />
16./21.8.2004 in Berlin<br />
Prof. D. Simon, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,<br />
Berlin:<br />
„Das Europa der Diktatur. Vichy und das Recht“<br />
16./19.9.2004 in Blankensee<br />
Priv. Doz. Dr. S. Brakensiek, Abteilung Geschichte, Fakultät für<br />
Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Universität<br />
Bielefeld:<br />
„Generationengerechtigkeit? Normen und Praxis im Erb- und Ehegüterrecht<br />
1500-1850“<br />
23./25.9.2004 in Bielefeld<br />
Prof. W. Gropp / Prof. T. Marauhn, Academia Juris Internationalis,<br />
Universität Gießen:<br />
„Organisierte Kriminalität und kriminelle Organisationen”<br />
26.9./2.10.2004 in Gießen<br />
Seite 327
Seite 328<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. L.-H. Röller / Prof. K. A. Konrad, Wissenschaftszentrum Berlin<br />
für Sozialforschung:<br />
„Collusion and cartels“<br />
21./23.10.2004 in Berlin<br />
Priv. Doz. Dr. J. Arnold, Max-Planck-Institut für ausländisches und<br />
internationales Strafrecht, Freiburg:<br />
„Strafverfolgung von Staatskriminalität – Vergeltung, Wahrheit und<br />
Versöhnung nach politischen Systemwechseln“<br />
29./31.10.2004 in Berlin<br />
Prof. R. Hofmann / Prof. A. Zimmermann, Walther-Schücking-Institut<br />
für Internationales Recht, Universität Kiel:<br />
„Unity and diversity in international law“<br />
4./7.11.2004 in Kiel<br />
Prof. J. Masing, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, Universität<br />
Augsburg:<br />
„Demokratie unter den Bedingungen offener Staatlichkeit“<br />
19./20.11.2004 in Augsburg<br />
Prof. B. Heß, Institut für Auslandsrecht, Universität Heidelberg:<br />
„Unabhängigkeit und Unparteilichkeit des Richters“<br />
26./28.11.2004 in Heidelberg<br />
Dr. W. Koeniger, IZA, Bonn:<br />
„Labor markets and institutions: Determinants and outcomes“<br />
3./4.12.2004 in Bonn<br />
Stipendien:<br />
Dr. S. Brenner: „Der Einfluß von endogenen Wechselkosten von<br />
Konsumenten auf die Wettbewerbsintensität eines Marktes“ (Berlin)<br />
B. Janusz: „Konfliktregion Kaspisches Meer. Überlegungen zur Frage<br />
eines tragfähigen Rechtsregimes“ (Dr. Zunker, Berlin)<br />
H. J. Jiménez Guanipa: „Liberalisierung der venezolanischen Energiewirtschaft<br />
im Rahmen der Andengemeinschaft“ (Prof. Tettinger,<br />
Köln)<br />
Dr. M. Kellner: „Steuerung der Finanzverwaltung: Untersuchung<br />
der normativen Bindungs- und Lenkungsstrukturen im Bundesstaat“<br />
(Frankfurt a. M.)<br />
B. Zanker: „Creating an international lender of the last resort: political<br />
aspects and implications of restructuring the international monetary<br />
fund“ (Dr. Zunker, Berlin)
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Reisebeihilfen:<br />
Prof. G. Brüggemeier: Forschungsaufenthalte in Frankreich und<br />
Schottland zum Thema „Haftungsrecht. Eine europäische Grundlegung“<br />
Dr. E. M. Cordero González: Forschungsaufenthalt in Deutschland<br />
zum Thema „Zwischenstaatliche Zusammenarbeit bei Amtshilfe in<br />
Steuerfragen: Steuerlicher Informationsaustausch und Erhebung<br />
von Steuern”<br />
Dr. D. Dietrich: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema<br />
„International capital markets of multinational corporations and the<br />
international transmission of business cycle fluctuations“<br />
Dr. M. Gruber: Forschungsaufenthalt in Philadelphia, USA zum<br />
Thema „Marketingplanung während der Gründungsvorbereitung“<br />
Dr. Z. Nemessányi: Forschungsaufenthalt in Deutschland zu den<br />
Themen „Wettbewerbsrecht“ und „Kommissionsverträge“<br />
Prof. E. Picker: Forschungsaufenthalt in Taiwan zu den Themen<br />
„Haftung des Arztes für die Geburt eines unerwünschten Kindes“<br />
und „Modernisierung des Schulrechts“<br />
Prof. em. R. Richter: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema<br />
„Theorie des Marktes“<br />
Politikwissenschaft und Soziologie<br />
Tagungen:<br />
Dr. Ch. Ahlert, Programme in Comparative Media Law and Policy,<br />
Centre for Socio-Legal Studies, Wolfson College, Oxford:<br />
„The politics of code”<br />
6.2.2003 in Oxford<br />
Dr. A. Gohr, International University Bremen / Priv. Doz. Dr. M. Seeleib-Kaiser,<br />
Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />
„Sozial- und Wirtschaftspolitik unter Rot-Grün“<br />
28./30.3.2003 in Bremen<br />
Prof. R. Fisch / Priv. Doz. Dr. D. Beck, Forschungsinstitut für Öffentliche<br />
Verwaltung, Speyer:<br />
„Erfahrungen mit Methoden zur Handhabung komplexer Aufgaben<br />
in Wirtschaft und Verwaltung“<br />
31.3./2.4.2003 in Speyer<br />
Seite 329
Seite 330<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. A. Bienfait / Dr. S. Sigmund, Institut für Soziologie, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Das Weber Paradigma“<br />
10./12.4.2003 in Heidelberg<br />
Dr. A. Mehler, Institut für Afrika-Kunde, Hamburg:<br />
„Parties, party systems and elections in Africa south of the Sahara“<br />
22./23.5.2003 in Hamburg<br />
Prof. R. Galle, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft,<br />
Universität Essen / Prof. H. Pfeiffer, Institut für Romanistik, HU Berlin:<br />
„Aufklärung“<br />
28.5./1.6.2003 in Veitshöchheim<br />
Prof. J. Wassmann, Institut für Ethnologie, Universität Heidelberg:<br />
„Space games. Neue interdisziplinäre Forschungsansätze zu Raumorientierung,<br />
Raumwahrnehmung und Raumkognition“<br />
30./31.5.2003 in Heidelberg<br />
Dr. B. May, Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik, Berlin:<br />
„America’s changing role in the world. Implications for world order<br />
und transatlantic relations”<br />
26./28.6.2003 in Berlin<br />
Prof. Ch. Welzel, International University Bremen:<br />
„Reassessing democracy”<br />
20./22.7.2003 in Bremen<br />
Prof. L. Kühnhardt, Zentrum für Europäische Integrationsforschung,<br />
Universität Bonn:<br />
„Der Barcelona-Prozeß: Steuerung unter den Bedingungen asymmetrischer<br />
Interdependenzen und neuer geopolitischer Konstellationen:<br />
Der Barcelona-Prozeß nach dem Irak-Krieg“<br />
4./5.9.2003 in Bonn<br />
Dr. M. Jopp, Institut für Europäische Politik, Berlin:<br />
„Der Entwurf des Europäischen Verfassungsvertrags: Die Ergebnisse<br />
des Konvents auf dem Prüfstand“<br />
26./27.9.2003 in Berlin<br />
Prof. I. Srubar, Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />
„Osterweiterung der Europäischen Union – Strategien der Modernisierung“<br />
9./12.10.2003 in Prag<br />
Dr. G. Maihold, Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz,<br />
Berlin:<br />
„Venezuela am Scheideweg – Folgen einer ersten Systemkrise des<br />
neuen lateinamerikanischen Populismus“<br />
15./16.10.2003 in Berlin
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. R. Hettlage, Institut für Soziologie, Universität Regensburg:<br />
„Europa und die europäische Soziologie. Gibt es eine europäische<br />
Soziologie?“<br />
29./30.10.2003 in München<br />
Prof. N. Stehr, Kulturwissenschaftliches Institut, Essen:<br />
„Die Moralisierung der Märkte“<br />
30.10./1.11.2003 in Essen<br />
Prof. C. Leggewie, ZMI – Zentrum für Medien und Interaktivität,<br />
Universität Gießen:<br />
„Grenzen der Interaktivität“<br />
13./14.11.2003 in Gießen<br />
Dr. F. Kannetzky, Institut für Philosophie, Universität Leipzig:<br />
„Soziogenese und Kooperation“<br />
14./15.11.2003 in Leipzig<br />
Prof. B. Hüppauf, Deutsches Haus, New York University / Prof. P.<br />
Weingart, Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld:<br />
„Images of sciences and scientists in visual media“<br />
21./22.11.2003 in New York<br />
Prof. S. Maasen, Wissenschaftsforschung, Universität Basel:<br />
„Scientific expertise and political decision-making“<br />
4./6.12.2003 in Basel<br />
Priv. Doz. Dr. C. Schönig, Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen<br />
Gesellschaft, Istanbul:<br />
„Cultural changes in the Turkic world since 1990”<br />
6./7.12.2003 in Istanbul<br />
Prof. T. von Winter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Marburg:<br />
„Interessenverbände in Deutschland“<br />
16./18.1.2004 in Marburg<br />
Prof. H. Meulemann / Prof. M. Wagner, Seminar für Soziologie, Universität<br />
Köln:<br />
„Soziologische Theologie – Fortschritt wohin?“<br />
5.2.2004 in Köln<br />
Prof. H. Schwengel, Institut für Soziologie, Universität Freiburg:<br />
„Global tendencies and local strategies in southeast Asia“<br />
6./7.2.2004 in Freiburg<br />
Prof. W. Knöbl, Munk Centre for International Studies, University<br />
Toronto:<br />
„Military intervention and peacekeeping in the 21st century”<br />
11./13.3.2004 in Toronto<br />
Seite 331
Seite 332<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. O. Niedermayer / Dr. R. Stöss, Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften,<br />
FU Berlin:<br />
„Zweite Expertenkonferenz zur Ausarbeitung einer Empfehlung für<br />
die Messung von rechtsextremen Einstellungen in Deutschland“<br />
29./30.3.2004 in Berlin<br />
Prof. D. Pollack, Fakultät für Kulturwissenschaft, Europa-Universität<br />
Viadrina, Frankfurt/Oder:<br />
„Der Wandel der sozialen Stellung von Religion in modernen Gesellschaften“<br />
2./4.4.2004 in New York<br />
Dr. J. Joachim, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hannover:<br />
„Civil society and global governance: Comparing the role of nonstate<br />
actors in the United Nations and the European Union”<br />
20.4.2004 in Montreal<br />
Priv. Doz. Dr. K. Holzinger, Fachbereich Politikwissenschaft, Universität<br />
Duisburg-Essen:<br />
„Sources of cross-national policy convergence”<br />
23./24.4.2004 in Hamburg<br />
Prof. J. Golte, Lateinamerika-Institut, FU Berlin / Dr. M. Fischer,<br />
Ethno-logisches Museum, Berlin:<br />
„Indiegegenwart – Indigene Realitäten im südamerikanischen Tiefland“<br />
23./25.4.2004 in Berlin<br />
Prof. C. Colliot-Thélène, Centre Marc Bloch, Berlin:<br />
„Komparatismus auf globaler Ebene“<br />
3./5.6.2004 in Berlin<br />
Prof. R. Walz, Bucerius Law School, Hamburg:<br />
„Interessenvertretung durch NGOs auf EU-Ebene”<br />
11.6.2004 in Hamburg<br />
Prof. L. Kühnhardt, Zentrum für Europäische Integrationsforschung,<br />
Universität Bonn:<br />
„Der Barcelona-Prozeß: Öffnung und Weiterentwicklung unter den<br />
Bedingungen asymmetrischer Möglichkeiten einer KSZE-analogen<br />
Rahmenstruktur für Europa, die USA und den Greater Middle East“<br />
24./25.6.2004 in Bonn<br />
Dr. G. Maihold, Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz,<br />
Berlin:<br />
„Der andere Atlantik – der ‚schwarze Atlantik’ in Geschichte und<br />
Gegenwart“<br />
25./27.6.2004 in Berlin
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. A. Zunker, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik, Berlin:<br />
„Das Europäische Parlament nach den Wahlen. Funktionen und<br />
Aufgabenprofile 2004-2009“<br />
2./3.7.2004 in Berlin<br />
Prof. W. Matiaske, Internationales Institut für Management, Universität<br />
Flensburg:<br />
„Deutschland regional – Sozialwissenschaftliche Datensätze im Forschungsverbund“<br />
9./10.7.2004 in Berlin<br />
Prof. C. J. Sundberg, Karolinska Institutet, CMI, Stockholm:<br />
„EuroScience Open Forum“<br />
25./28.8.2004 in Stockholm<br />
Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut, Hamburg:<br />
„Libyen, Zukunft zwischen Afrika und Europa“<br />
13./14.9.2004 in Tripolis<br />
Prof. R. Haubl, Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt a. M.:<br />
„Mikropolitisches Handeln von männlichen und weiblichen Leitungskräften“<br />
17./19.9.2004 in Frankfurt a. M.<br />
Priv. Doz. Dr. A. Busch, Hertford College, Oxford, GB / Dr. J. Faust,<br />
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Bonn / Priv. Doz. Dr. D.<br />
Fuchs, Institut für Sozialwissenschaften, Universität Stuttgart:<br />
„Internationale Politische Ökonomie in Deutschland – Bestandsaufnahme<br />
und Forschungsperspektiven“<br />
22./24.9.2004 in Arnoldshain<br />
Dr. M. Jopp, Institut für Europäische Politik, Berlin:<br />
„Der Europäische Verfassungsvertrag: Grundstein für ein demokratisches<br />
und handlungsfähiges Europa?“<br />
23./24.9.2004 in Berlin<br />
Prof. J. Tenscher / Prof. M. Meier, Institut für Sozialwissenschaften,<br />
Campus Landau, Universität Koblenz-Landau:<br />
„Campaigning for Europe“<br />
1./3.10.2004 in Landau<br />
Prof. V. Rittberger, Institut für Politikwissenschaft, Universität Tübingen<br />
/ Prof. M. Nettesheim, Juristische Fakultät, Universität Tübingen:<br />
„Changing patterns of authority in the global political economy”<br />
13./17.10.2004 in Tübingen<br />
Dr. G. Erdmann, Institut für Afrika-Kunde, Berlin:<br />
„Thirty years of third wave. Lessons and perspectives of democratization”<br />
14./16.10.2004 in Berlin<br />
Seite 333
Seite 334<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. S. Fröhlich, Institut für Politische Wissenschaft, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg:<br />
„Geostrategic implications of Euro-Atlantic enlargement“<br />
25.10.2004 in Brüssel<br />
Prof. H. Meulemann, Institut für Angewandte Sozialforschung, Universität<br />
Köln:<br />
„Sozialer Wandel und Mediennutzung in der Bundesrepublik<br />
Deutschland: Nutzung der Daten der Media-Analyse von 1972 bis<br />
2000 für Sekundäranalysen“<br />
5./6.11.2004 in Köln<br />
Priv. Doz. Dr. D. Strüber, Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst:<br />
„Ontogenese aggressiven und gewalttätigen Verhaltens“<br />
17./19.11.2004 in Delmenhorst<br />
Dr. P. Birle, Ibero-Amerikanisches Institut, Preußischer Kulturbesitz,<br />
Berlin:<br />
„Brasilien im amerikanischen Kontext zu Beginn des 21. Jahrhunderts“<br />
2./4.12.2004 in Berlin<br />
Prof. J. Friedrichs, Forschungsinstitut für Soziologie, Universität Köln /<br />
Prof. J. Blasius, Seminar für Soziologie, Universität Bonn:<br />
„Inside Poverty Areas“<br />
2./4.12.2004 in Köln<br />
Dr. T. Bonacker, Institut für Soziologie, Universität Marburg / Dr. A.<br />
Reckwitz, Lehrstuhl für Kultursoziologie, Europa-Universität Viadrina,<br />
Frankfurt/Oder:<br />
„Multiple Modernities? Kulturalistische Theorien der Moderne“<br />
10./11.12.2004 in Essen<br />
Stipendien:<br />
Dr. Chr. Ahlert: „The future of the net“ (Gießen)<br />
Dr. S. Boomers: „Litauische Migranten und Unternehmertum. Zur<br />
Entstehung neuer ökonomischer Strukturen durch transnationale<br />
Migrationsnetzwerke“ (Berlin)<br />
Dr. K. Dykmann: „Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik<br />
der Europäischen Union – Eine gemeinsame Strategie für Lateinamerika”<br />
(Prof. Brüne, Hamburg)<br />
S. Erdle: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Vergleichende<br />
Untersuchung von Marokko und Tunesien“ (Priv. Doz. Dr. Perthes,<br />
Berlin)
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. I. Glosemeyer: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Welche regionalen<br />
und internationalen Auswirkungen hat die Verschiebung<br />
des Kräfteverhältnisses zwischen der Königsfamilie und anderen politischen<br />
Akteuren in Saudi-Arabien?“ (Priv. Doz. Dr. Perthes, Berlin)<br />
L. Holländer: „Die Rolle der Bundeswehr in der Sicherheitspolitik<br />
des vereinten Deutschland“ (Dr. Zunker, Berlin)<br />
Dr. D. Jörke: „Die anthropologische Wende in der politischen Theorie“<br />
(Greifswald)<br />
Dr. M. Neumann: „Epistemologie sozialwissenschaftlicher Simulation“<br />
(Osnabrück)<br />
T. Rid: „Militär – Macht – Medien: Konzepte, Anwendungen und<br />
Konsequenzen öffentlichkeitsrelevanter Informationsoperationen<br />
der amerikanischen Streitkräfte“ (Dr. Zunker, Berlin)<br />
Dr. G. Vogt: „Transnationalisierung Grüner Netzwerke. Zivilgesellschaftliches<br />
Engagement zum Umweltschutz – Japan und die USA<br />
im Vergleich“ (Ithaca, USA)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Priv. Doz. Dr. H. Basu: Forschungsaufenthalt in Tansania und Indien<br />
zum Thema „Kontinuität und Diskontinuität in afrikanischen Heilund<br />
Besessenheitskulten in der Diaspora: Konzeptuelle Verbindungen<br />
zwischen Goma in Gujarat und Ngoma in Tansania“<br />
Dr. M. Dickhardt: Forschungsaufenthalt in Papua-Neuguinea zum<br />
Thema „Die Mächtigkeit des Bösen und seine Wirkungen in<br />
Geschichte und Gegenwart Papua Neuguineas aus ethnologischer<br />
Perspektive“<br />
Prof. R. B. Jain: Forschungsaufenthalt in Durban zum Thema „Bureaucracy<br />
and development in the Third World: Emergin trends in<br />
good governance at the threshold of twenty first Century”<br />
Dr. A. Motel-Klingebiel: Forschungsaufenthalt in Norwegen zum<br />
Thema „Generationenbeziehungen und Generationenverhältnisse<br />
im Gesellschaftsvergleich: Die Interdependenz von Familie und<br />
Wohlfahrtsstaat in Norwegen und Deutschland. Perspektiven der<br />
Weiterentwicklung sozialer Sicherung im Alter“<br />
Dr. Ch. Papilloud: Forschungsaufenthalt in Paris, Caen, Tours, Melbourne<br />
und Petrograd zum Thema „Georges Gurvitch – Deutschsprachige<br />
Abhandlungen“<br />
Dr. S. Pogorelskaja: Forschungsaufenthalt in Bonn zum Thema<br />
„Deutsche außenpolitische Kultur im Wandel (vor der Wiedervereinigung<br />
bis zur Gegenwart)“<br />
Seite 335
Seite 336<br />
Prof. R. Shpakova: Forschungsaufenthalt in Heidelberg zum Projekt<br />
„Probleme der bürgerlichen Gesellschaft in Russland: Max Weber<br />
und die Gegenwart“<br />
Prof. S. A. Schirm: Forschungsaufenthalt in Toronto zum Thema<br />
„Globalisierung und global economic governance“<br />
Prof. D. Urban: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema „Entwicklungsverläufe<br />
sozio-politischer Wertorientierungen“<br />
Medizin und Naturwissenschaften<br />
Tagungen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. K. Clausberg, Kunst- und Bildungswissenschaften im Fachbereich<br />
Kulturwissenschaften, Universität Lüneburg / Prof. C. Weiller,<br />
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitäts-Klinikum,<br />
Hamburg-Eppendorf:<br />
„Ausdruck – Ausstrahlung – Aura: Synästhesien der Beseelung im<br />
Medienzeitalter“<br />
11./13.4.2003 in Hamburg<br />
Dr. H. Vogelsang / Prof. T. Rösch / Dr. G. Keller, Chirurgische Klinik<br />
und Poliklinik, TU München:<br />
„Annual meeting of the international gastric cancer linkage consortium“<br />
22./23.5.2003 in München<br />
Dr. E. Dahl, Zentrum für Dermatologie und Andrologie, Universitätsklinikum<br />
Gießen:<br />
„Procreative liberty. The scope and limits of reproductive freedom”<br />
13./14.6.2003 in Gießen<br />
Prof. K. Schnetz, Institut für Genetik, Universität Köln:<br />
Kölner Frühjahrstagung „Cell dynamics – subcellular and cellular<br />
movements“<br />
3./5.3.2004 in Köln<br />
Prof. H. Jaeger, International University Bremen:<br />
„Interdisziplinäres Kolleg 2004: Körper und Bewegung“<br />
5./12.3.2004 in Bremen<br />
Dr. E. Dahl, Zentrum für Dermatologie und Andrologie, Universitätsklinikum,<br />
Universität Gießen:<br />
„Physician-assisted suicide: Medical, moral, legal and social implications”<br />
19./21.3.2004 in Gießen
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. D. Richter, Institut für Zellbiochemie und Klinische Neurobiologie,<br />
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf:<br />
„From genes to therapy“<br />
16./20.5.2004 in Hamburg<br />
Prof. M. M. Müller, Institut für Allgemeine Psychologie, Universität<br />
Leipzig / Prof. Ch. Herrmann, Biologische Psychologie, Universität<br />
Magdeburg / Prof. A. K. Engel, Institut für Neurophysiologie und<br />
Pathophysiologie, Universitätsklinikum Eppendorf, Universität Hamburg:<br />
„Function and meaning of fast neuronal oscillations – a controversy<br />
in cognitive neuroscience“<br />
6./8.8.2004 in Delmenhorst<br />
Prof. P. Gierschik, Abteilung Pharmakologie und Toxikologie, Universität<br />
Ulm:<br />
„Functional genomics of signal transduction“<br />
17./20.9.2004 in Ottrott/Frankreich<br />
Prof. A. Frewer, Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der<br />
Medizin, Medizinische Hochschule Hannover:<br />
„Das Maß für die Forschung. 40 Jahre Deklaration von Helsinki.<br />
Fortschritt der Medizinethik?“<br />
2./3.10.2004 in Hannover<br />
Stipendien:<br />
Dr. E. Kostova: „The DAZ gene family- essential factors for complete<br />
human spermatogenesis“ (Münster)<br />
Dr. A. N. Semmo: „Virus-spezifische T-Zell-Antwort und viraler<br />
Escape bei der Hepatitis C Virus-Infektion“ (Freiburg)<br />
Dr. M. Slawik: „Charakterisierung der AKT2/PKBß-Mutation bei<br />
Personen mit schwerer Insulinresistenz“ (Freiburg)<br />
Dr. Ch. Thoma: „Analyse der molekularen Pathophysiologie der<br />
hereditären Hämochromatose mit Hilfe des HFE k.o. Mausmodelles<br />
und cDNA Microarrays (‚Iron Chip’)“ (Heidelberg)<br />
Seite 337
Seite 338<br />
Finanzübersicht<br />
Bilanz zum 31. Dezember 2003<br />
Aktiva<br />
Stand Ab- Stand<br />
1.1.2003 Zugang Abgang schreibung 31.12.2003<br />
€ € € € €<br />
Anlagevermögen<br />
Finanzanlagen<br />
Aktien der<br />
<strong>Thyssen</strong>Krupp AG<br />
im Nennwert<br />
€ 65.372.160,00 92.377.985,82 92.377.985,82<br />
Sonstige Finanzanlagen 99.596.743,75 13.981.672,01 7.903.059,76 105.675.356,00<br />
191.974.729,57 13.981.672,01 7.903.059,76 198.053.341,82<br />
Sachanlagen<br />
Bebautes Grundstück 172.815,35 0,50 12.094,35 160.720,50<br />
Geschäftsausstattung 126.758,50 178.573,80 1.340,50 59.347,80 244.644,00<br />
299.573,85 178.573,80 1.341,00 71.442,15 405.364,50<br />
Umlaufvermögen<br />
Forderungen 108.912,39<br />
Kassenbestand 1.214,78<br />
Bankguthaben 1.554.569,70<br />
1.664.696,87<br />
200.123.403,19
FINANZÜBERSICHT<br />
€ €<br />
Passiva<br />
Kapital<br />
<strong>Stiftung</strong>skapital 122.619.011,35<br />
Rücklagen<br />
Rücklage gem. § 58 Ziffer 7a AO 52.582.248,00<br />
Rücklage für noch zu bewilligende<br />
Förderungsmaßnahmen 2.000.000,00<br />
54.582.248,00<br />
Ergebnisvortrag 3.378.195,93<br />
Rückstellungen<br />
Rückstellungen für bewilligte<br />
Zuwendungen an die Wissenschaft 17.208.664,72<br />
Pensionsrückstellungen 2.258.085,00<br />
Verbindlichkeiten<br />
19.466.749,72<br />
77.198,19<br />
200.123.403,19<br />
Seite 339
FINANZÜBERSICHT<br />
Ertrags- und Aufwandsrechnung 2003<br />
€ €<br />
Erträge<br />
Erträge aus dem <strong>Stiftung</strong>svermögen<br />
Erträge aus Beteiligungen 10.214.400,00<br />
Erträge aus Investmentfonds 4.129.629,16<br />
Zinserträge 86.877,27<br />
Aufwendungen<br />
Zuwendungen an die Wissenschaft 13.553.111,00<br />
Erstattungen und Auflösungen<br />
von Rückstellungen – 2.716.357,51<br />
Rückfluß aus Druckbeihilfen – 17.306,94<br />
14.430.906,43<br />
10.819.446,55<br />
Verluste aus dem Abgang<br />
von Finanzanlagen 218.846,83<br />
Aufwendungen für Öffentlichkeitsarbeit 57.710,98<br />
Aufwendungen für <strong>Stiftung</strong>sgremien 12.812,31<br />
Verwaltungskosten 1.161.838,34<br />
Abschreibungen auf Sachanlagen 71.442,15<br />
12.342.097,16<br />
Jahresergebnis<br />
2.088.809,27<br />
Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr 3.590.874,66<br />
Entnahme aus der Rücklage für noch<br />
zu bewilligende Förderungsmaßnahmen 4.500.000,00<br />
Einstellung in die Rücklage für noch<br />
zu bewilligende Förderungsmaßnahmen – 2.000.000,00<br />
Einstellung in die Rücklage<br />
gemäß § 58 Ziffer 7a AO – 4.801.488,00<br />
Ergebnisvortrag 3.378.195,93<br />
Seite 341
Seite 342<br />
Bewilligte Mittel 2003 nach Förderungsbereichen<br />
und Förderungsarten<br />
FINANZÜBERSICHT<br />
Projekte Stipendien<br />
€ €<br />
Geschichte, Sprache und Kultur 6.141.564,61 322.716,00<br />
Bild und Bildlichkeit 28.010,00<br />
Staat, Wirtschaft und Gesellschaft 1.835.202,38 124.420,00<br />
Internationale Beziehungen 245.115,57 17.090,00<br />
Medizin und<br />
Naturwissenschaften 1.790.825,00 110.610,00<br />
Internationale Stipendien-<br />
und Austauschprogramme 1.344.056,14<br />
10.012.707,56 1.946.902,14
FINANZÜBERSICHT<br />
Wissenschaftliche<br />
Veranstaltungen Druckbeihilfen Sonstiges insgesamt<br />
€ € € €<br />
865.148,47 98.409,00 90.852,05 7.518.690,13<br />
28.010,00<br />
340.865,30 58.570,00 27.255,62 2.386.313,30<br />
34.295,00 1.152,00 3.364,89 301.017,46<br />
26.817,00 26.582,64 1.954.834,64<br />
20.189,33 1.364.245,47<br />
1.267.125,77 158.131,00 168.244,53 13.553.111,00<br />
Vorstand: Jürgen Chr. Regge<br />
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Seite 344<br />
FINANZÜBERSICHT<br />
Auszug aus dem Bericht der PwC Deutsche Revision AG zur Prüfung<br />
des Rechnungswesens und des Jahresabschlusses der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> zum 31. Dezember 2003.
Bibliographie<br />
Bibliographie der in den Jahren 2003/2004 mit Unterstützung der<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> erschienenen Publikationen<br />
Die Bibliographie verzeichnet nach Sachgebieten sowohl Monographien<br />
als auch unselbständig erschienene Schriften der Berichtsjahre<br />
2003/2004 sowie Nachträge aus vergangenen Jahren, die aus Projekten<br />
und Stipendien hervorgegangen oder durch Druckkosten<br />
oder sonstige Beihilfen unterstützt worden sind.<br />
Philosophie<br />
Ästhetik. Aufgabe(n) einer Wissenschaftsdisziplin. Karin Hirdina;<br />
Renate Reschke [Hrsg.]. – Freiburg i.Br.: Rombach, 2004. 279 S.<br />
(Rombach Wissenschaften: Reihe Litterae; Bd. 120)<br />
Bolzano, Bernard: Gesamtausgabe. Hrsg. von Eduard Winter u.a. –<br />
Stuttgart-Bad-Cannstatt: frommann-holzboog. (Bolzano, Bernard:<br />
Reihe 2: Nachlass; B: Wissenschaftliche Tagebücher; Bd. 20)<br />
20. Zur Physik 2 (1841-1847). Hrsg. von Jan Berg. 2003. 263 S.<br />
Compositionality, concepts & cognition. An interdisciplinary conference<br />
in cognitive science. Heinrich-Heine Universität Düsseldorf,<br />
February 28 to March 3, 2004. Markus Werning; Edouard Machery;<br />
Gerhard Schurz [eds.]. – Düsseldorf: Heinrich Heine Univ., 2004. 54 S.<br />
Dilthey, Wilhelm: Sobranie Sočinenij v sˇesti tomach. Pod obsˇčej: A.V.<br />
Michajlova i N.S. Plotnikova. – Moskva: Tri Quadrata.<br />
[Dilthey, Wilhelm: Ausgewählte Werke in 6 Bänden]<br />
Tom 3. Postroenie istoričeskogo mira v naukach o duche. Perevod<br />
s nemeckogo pod red.: V.A. Kurennogo. 2004. 418 S. [Der Aufbau der<br />
geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften]<br />
Dilthey und Cassirer. Die Deutung der Neuzeit als Muster von Geistes-<br />
und Kulturgeschichte. Thomas Leinkauf [Hg.]. – Hamburg: Meiner,<br />
2003. 170 S. (Cassirer-Forschungen; Bd. 10)<br />
Ethisierung – Ethikferne. Wie viel Ethik braucht die Wissenschaft?<br />
Hrsg. von Katja Becker, Eva-Maria Engelen und Milosˇ Vec. Die<br />
Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der<br />
Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher<br />
Leopoldina. – Berlin: Akademie Verl., 2003. 243 S.<br />
Fechner und die Folgen außerhalb der Naturwissenschaften. Interdisziplinäres<br />
Kolloquium zum 200. Geburtstag Gustav Theodor Fechners.<br />
Hrsg. von Ulla Fix, unter Mitarb. von Irene Altmann, Irene. –<br />
Tübingen: Niemeyer, 2003. VI, 303 S.<br />
Seite 345
Seite 346<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
Friedrich Nietzsche. Zur Genealogie der Moral. Hrsg. von Otfried<br />
Höffe. – Berlin: Akademie Verl., 2004. VII,187 S. (Klassiker Auslegen;<br />
Bd. 29)<br />
Galien et la philosophie. Huit exposées suivis de discussions par<br />
Jonathan Barnes etc. Fondation Hardt (Genf). – Genf: Fondation<br />
Hardt, 2002. 369 S. (Entretiens sur l'antiquité classique; T. 49)<br />
Golomb, Jacob: Nietzsche and Zion. – Ithaca, N.Y.; London: Cornell<br />
Univ. Pr., 2004. XII,274 S.<br />
Hättich, Frank: Quantum processes. A whiteheadian interpretation of<br />
Quantum Field Theory. – Münster: agenda Verl., 2004. XIV, 280 S.<br />
(agenda Philosophy; 1)<br />
Hahn, Marcus: Die Stellung des Gehirns im Leben. Gottfried Benn<br />
und die philosophische Anthropologie Max Schelers. – In: Disziplinen<br />
des Lebens – Zwischen Anthropologie, Literatur und Politik.<br />
Hrsg.: Ulrich Bröckling u.a. Tübingen 2004. S. 87-110.<br />
Hegel on ethics and politics. Ed. by Robert B. Pippin and Otfried<br />
Höffe. Transl. By Nicholas Walker. – Cambridge, UK: Cambirdge<br />
Univ. Pr., 2004. XVIII,340 S. (The German philosophical tradition)<br />
Hegels enzyklopädisches System der Philosophie. Von der „Wissenschaft<br />
der Logik“ zur Philosophie des absoluten Geistes. Hrsg. von<br />
Hans-Christian Lucas; Burkhard Tuschling; Ulrich Vogel. – Stuttgart-<br />
Bad Cannstatt: frommann-holzboog, 2004. 515 S. (Spekulation und<br />
Erfahrung: Texte und Untersuchungen zum Deutschen Idealismus;<br />
Bd. 51)<br />
Heidegger, Martin: Zu Ernst Jünger. Hrsg. von Peter Trawny. –<br />
Frankfurt a.M.: Klostermann, 2004. XVI,472 S. (Heidegger, Martin:<br />
Gesamtausgabe; Abt. 4: Hinweise und Aufzeichnungen; Bd. 90)<br />
Henrich, Dieter: Grundlegung aus dem Ich. Untersuchungen zur Vorgeschichte<br />
des Idealismus Tübingen-Jena (1790-1794). – Bd. 1.2. –<br />
Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2004. 1740 S.<br />
Höffe, Otfried: Kants Kritik der Reinen Vernunft. Die Grundlegung<br />
der modernen Philosophie. – 3. Aufl. – München: Beck, 2004. 378 S.<br />
Höffe, Otfried: Wirtschaftsbürger, Staatsbürger, Weltbürger. Politische<br />
Ethik im Zeitalter der Globalisierung. – München: Beck, 2004.<br />
309 S.<br />
Jori, Alberto: Aristotele. – Milano: Mondadori, 2003. XI,561 S. (Sintesi)<br />
Kunst, Hermeneutik, Philosophie. Das Denken Hans-Georg Gadamers<br />
im Zusammenhang des 20. Jahrhunderts. Akten des Internationalen<br />
Symposiums Budapest, 19.-22. Oktober 2000. Hrsg. von István<br />
M. Fehér. – Heidelberg: Univ.-Verl. Winter, 2003. 235 S. (Beiträge zur<br />
Philosophie; N.F.)<br />
Lebensstile und Gruppenidentitäten in Sowjetrußland während der<br />
Neuen Ökonomischen Politik [T. 1]. – In: Forum für osteuropäische<br />
Ideen- und Zeitgeschichte. 5,2. 2001. Kap. 3, S. 161-269.
BIBLIOGRAPHIE<br />
Lebensstile und Gruppenidentitäten in Sowjetrußland während der<br />
Neuen Ökonomischen Politik T. 2. – In: Forum für osteuropäische<br />
Ideen- und Zeitgeschichte. 6,1. 2002. Kap. 3, S. 147-209.<br />
Modelle politischer Philosophie. Otfried Höffe zum 60. Geburtstag.<br />
Rolf Geiger; Jean-Christophe Merle; Nico Scarano (Hrsg.). – Paderborn:<br />
Mentis, 2003. 323 S.<br />
Moses Maimonides. His religious, scientific, and philosophical Wirkungsgeschichte<br />
in different cultural contexts. Ed. by Görge K. Hasselhoff<br />
and Otfried Fraisse. – Würzburg: Ergon Verl., 2004. 634 S. (Ex<br />
Oriente Lux – Rezeptionen und Exegesen als Traditionskritik; Bd. 4)<br />
Nicolaus Cusanus. Perspektiven seiner Geistphilosophie. Internationale<br />
Tagung junger Cusanus-ForscherInnen vom 24.-26. Mai 2002<br />
am Institut für Cusanus-Forschung an der Univ. und der Theolog.<br />
Fak. Trier. In Verb. mit Klaus Reinhardt hrsg. von Harald Schwaetzer.<br />
– Regensburg: Roderer, 2003. 252 S. (Philosophie interdisziplinär)<br />
Normativität und Faktizität. Skeptische und transzendentalphilosophische<br />
Positionen im Anschluß an Kant. Gerhard Schönrich [Hg.]. –<br />
Dresden: Thelem bei w.e.b., 2004. 204 S. (Studien zur Philosophie<br />
und Logik; Bd. 1)<br />
Philosophie in Osteuropa. Stand der Forschung und der Veröffentlichungen.<br />
Hrsg. von Georgi Kapriev. Pavo Barisˇić u.a. [Mitarb.]. –<br />
Sofia: Publ. House East-West, 2004. 211 S.<br />
Potentiale des menschlichen Geistes. Freiheit und Kreativität.<br />
Praktische Aspekte der Philosophie Marsilio Ficinos (1433-1499).<br />
Matthias Bloch; Burkhard Mojsisch [Hg.]. – Stuttgart: Steiner, 2003.<br />
274 S.<br />
Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Introductions aux dialogues<br />
de Platon (1804-1828). Leçons d'histoire de la philosophie (1819-<br />
1823). Trad. et introd. par Marie-Dominique Richard. Centre d'Etudes<br />
des Religions du Livre, Villejuif). – Paris: Ed. du Cerf, 2004. 578 S.<br />
Schwarte, Ludger: Anatomische Theater als experimentelle Räume.<br />
– In: Kunstkammer - Laboratorium – Bühne. Schauplätze des Wissens<br />
im 17. Jahrhundert. (Theatrum Scientiarum; Bd. 1). Berlin; New York<br />
2003. S. 75-101.<br />
Sinai, Nicolai: Menschliche oder göttliche Weisheit? Zum Gegensatz<br />
von philosophischem und religiösem Lebensideal bei al-Ghazali und<br />
Yehunda ha-Levi. – Würzburg: Ergon Verl., 2003. IX,112 S. (Ex Oriente<br />
Lux – Rezeptionen und Exegesen als Traditionskritik; Bd. 2)<br />
Subjektivität im Kontext. Erkundungen im Gespräch mit Dieter Henrich.<br />
Hrsg. von Dietrich Korsch und Jörg Dierken. – Tübingen: Mohr<br />
Siebeck, 2004. X,240 S. (Religion in Philosophy and Theology; 8)<br />
Thomasius, Christian: Grundlehren des Natur- und Völkerrechts.<br />
Nachdr. der Ausg. Halle [1709]. Hrsg. und mit einem Vorw. vers. von<br />
Frank Grunert. Personen- und Sachreg. von Kay Zenker. – Hildesheim<br />
usw.: Olms, 2003. XX,190,46 S. (Thomasius, Christian: Ausgewählte<br />
Werke; Bd. 18)<br />
Seite 347
Seite 348<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
Weigel, Erhard: Artihmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von<br />
Personen und Sachen. Werke II. [Neudr. der Ausg. Jena 1674]. Hrsg.<br />
und eingel. Von Thomas Behme. – Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog,<br />
2004. XXVIII,212 S. (Clavis Pansophiae; Bd. 3,2)<br />
Weigel, Erhard: Universi Corporis Pansophici. Caput Summum.<br />
Hrsg. und eingel. von Thomas Behme. – Stuttgart-Bad Cannstatt:<br />
frommann-holzboog, 2003. XXXI,328 S. (Clavis Pansophiae; Bd. 3,1)<br />
(Weigel, Erhard: Werke; I)<br />
Theologie und Religionswissenschaft<br />
Adolf von Harnack. Christentum, Wissenschaft und Gesellschaft. Wissenschaftliches<br />
Symposion aus Anlaß des 150. Geburtstages. Hrsg.<br />
von Kurt Nowak, Otto Gerhard Oexle, Trutz Rendtorff, Kurt-Victor<br />
Selge. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. 318 S. (Veröffentlichungen<br />
des Max-Planck-Instituts für Geschichte; Bd. 204)<br />
Die alt- und reichsaramäischen Inschriften. – The old and imperial<br />
Aramaic inscriptions. Hrsg.: Dirk Schwiderski. – Berlin; New York: de<br />
Gruyter.<br />
Bd. 2. Texte und Bibliographie. 20XX. XXVI,445 S. (Fontes et Subsidia<br />
ad Bibliam pertinentes; 2)<br />
Außereuropäische Christentumsgeschichte. (Asien, Afrika, Lateinamerika)<br />
1450-1990. Hrsg. von Klaus Koschorke, Frieder Ludwig,<br />
Mariano Delgado. Unter Mitw. Von Roland Spliesgart. – Neukirchen-<br />
Vluyn: Neukirchner Verl., 2004. VII,342 S. (Kirchen- und Theologiegeschichte<br />
in Quellen; Bd. 6)<br />
Dion von Prusa: Menschliche Gemeinschaft und göttliche Ordnung.<br />
Die Borysthenes-Rede. Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />
Essays versehen von Heinz-Günther Nesselrath, Balbina Bäbler,<br />
Maximilian Forschner, Albert de Jong. – Darmstadt: Wiss. Buchges.,<br />
2003. 207 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam<br />
REligionemque pertinentia; Bd. 6)<br />
Dochhorn, Jan: Die Historia de Melchisedech (Hist Melch). Einführung,<br />
editorischer Vorbericht und Editiones Praeliminares. – In: Le<br />
Muséon – Revue d' Etudes orientales. T. 117, Fasc. 1-2. 2004. S. 7-47.<br />
European traditions in the study of religion in Africa. Ed. by Frieder<br />
Ludwig and Afe Adogame in coop. with Ulrich Berner and Christoph<br />
Bochinger. – Wiesbaden: Harrassowitz, 2004. VII, 404 S.<br />
Ferchl, Dieter: Die Deutung der „rätselhaften Buchstaben“ des Korans.<br />
– Steyerberg, 2003. 231 S.<br />
Frühjudentum und Neues Testament im Horizont Biblischer Theologie.<br />
Mit einem Anhang zum Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi<br />
Testamenti. Hrsg. von Wolfgang Kraus und Karl-Wilhelm Niebuhr<br />
unter Mitarb. von Lutz Doering. – Tübingen: Mohr Siebeck, 2003.
BIBLIOGRAPHIE<br />
416 S. (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament;<br />
162)<br />
Das Gedächtnis des Gedächtnisses. Zur Präsenz von Ritualen in beschreibenden<br />
und reflektierenden Texten. Benedikt Kranemann,<br />
Jörg Rüpke [Hrsg.]. – Marburg: diagonal-Verl., 2003. 208 S. (Europäische<br />
Religionsgeschichte; Bd. 2)<br />
Die Geschichte der heiligen Maria in einer alten äthiopischen Handschrift.<br />
Einl. und Übers.: Stefan Bombeck. – Witten: Digital Print,<br />
2004.<br />
Bd. 1. Einleitung und Text. 498 Sp.<br />
Bd. 2. Übersetzung. 246 S.<br />
Groh, Dietrich: Heinrich Bullingers Bundestheologie. – In: Zeitschrift<br />
für Kirchengeschichte. 1. 2004.<br />
Gumpert, Gregor: Lust an der Thora. Lektüren des ersten Psalms im<br />
20. Jahrhundert. – Würzburg: Ergon Verl., 2004. 181 S. (Ex Oriente<br />
Lux – Rezeptionen und Exegesen als Traditionskritik; Bd. 3)<br />
Gzella, Holger: Cosmic battle and political conflict. Studies in verbal<br />
syntax and contextual interpretation of Daniel 8. – Roma: Ed. Pontificio<br />
Istituto Biblico, 2003. XI,187 S. (Biblia et Orientalia; 47)<br />
Halbwachs, Maurice: Stätten der Verkündigung im Heiligen Land.<br />
Eine Studie zum kollektiven Gedächtnis. Hrsg. und aus dem Franz.<br />
übers. von Stephan Egger. – Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2003. 268 S.<br />
(édition discours; Bd. 21) (Maurice Halbwachs in der édition discours;<br />
Bd. 6)<br />
Klesmer, Klassik, jiddisches Lied. Jüdische Musikkultur in Osteuropa.<br />
Hrsg. von Karl E[rich] Grözinger. – Wiesbaden: Harrassowitz,<br />
2004. 242 S. (Jüdische Musik – Studien und Quellen zur jüdischen<br />
Musikkultur; Bd. 1)<br />
Laube, Stefan: Das Lutherhaus Wittenberg. Eine Museumsgeschichte.<br />
Mit einem Exkurs zur Sammlungsgeschichte von Uta Kornmeier<br />
im Auftrag der <strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. –<br />
Leipzig: Evang. Verl.-Anst., 2003. 403 S. (Schriften der <strong>Stiftung</strong><br />
Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt; Bd. 3)<br />
Liturgische Theologie: Aufgaben systematischer Liturgiewissenschaft.<br />
Helmut Hoping; Birgit Jeggle-Merz [Hrsg.]. – Paderborn usw.:<br />
Schöningh, 2004. 178 S.<br />
Müller, Hans-Peter: Adonis und Adonisgärtchen. – In: Zeitschrift der<br />
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 154. 2004. S. 265-284.<br />
Müller, Hans-Peter: Beobachtungen zur Göttin Tinnit und der Funktion<br />
ihrer Verehrung. – In: T e shûrôt LaAvishur. Studies in the bible<br />
and the Ancient Near East in Hebrew and Semitic Languages. Eds.:<br />
Michael Heltzer and Meir Malul. Tel Aviv; Jaffa 2004. S. 141-151.<br />
Seite 349
Seite 350<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
Müller, Hans-Peter: Feinde, Tiere und Dämonen. Ein kleiner Beitrag<br />
zu den Klage- und Bittpsalmen des Einzelnen. – In: Alter Orient und<br />
Altes Testament. Bd. 294. 2003. S. 329-333.<br />
Müller, Hans-Peter: „Hybris“ in der biblischen Urgeschichte Gen<br />
2-11*und der babylonische Mythos von Atramhası- s. – In: Mythen der<br />
Kreativität. Frankfurt a.M. 2003. S.37-50.<br />
Müller, Hans-Peter: Kohelet im Lichte der frühgriechischen Philosophie.<br />
– In: Weisheit in Israel. Münster 2003. S. 67-80.<br />
Müller, Hans-Peter: Krieg und Gewalt im antiken Israel. – In: Krieg<br />
und Gewalt in den Weltreligionen. Fakten und Hintergründe. Hrsg.:<br />
Adel Theodor Khoury u.a. Freiburg usw. 2003. S. 11-23; 125-131.<br />
Müller, Hans-Peter: Der Name „David“. – In: Das Manna fällt auch<br />
heute noch – Beiträge zur Geschichte und Theologie des Alten, Ersten<br />
Testaments. Festschrift für Erich Zenger. Hrsg.: Frank-Lothar<br />
Hossfeld; Ludger Schwienhorst-Schönberger. Freiburg usw. 2004.<br />
S. 430-446.<br />
Müller, Hans-Peter: Psalmen und frühgriechische Lyrik. Drei Beispiele.<br />
– In: Biblische Zeitschrift. 47. N.F. 2003. S.23-42.<br />
Müller, Hans-Peter: Religion als Teil der Natur des Menschen. – In:<br />
Archiv für Religionsgeschichte. Bd. 5. 2003. S. 227-242.<br />
Müller, Hans-Peter: Religion und Regionalität. Theoretisches und<br />
Methodisches. – In: Asia Minor Studien. 45. 2003 S. 1-7.<br />
Müller, Hans-Peter: Sprachliche und religionsgeschichtliche Beobachtungen<br />
zu Jesaja XVII 10F. – In: Vetus Testamentum. LIV,1. Leiden<br />
2004. S. 91-103.<br />
Quellen zu Thomas Müntzer. Bearb. von Wieland Held und Siegfried<br />
Hoyer. Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. – Leipzig:<br />
Verl. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften; in Komm.<br />
bei der Evang. Verl.-Anst., 2004. 294 S. (Thomas Müntzer-Ausgabe:<br />
Kritische Gesamtausgabe; Bd. 3)<br />
Schlotheuber, Eva: Klostereintritt und Bildung. Die Lebenswelt der<br />
Nonnen im späten Mittelalter. Mit einer Edition des „Konventstagebuchs“<br />
einer Zisterzienserin von Heilig-Kreuz bei Braunschweig<br />
(1484-1507). – Tübingen: Mohr Siebeck, 2004. IX,612 S. (Spätmittelalter<br />
und Reformation: Neue Reihe; 24)<br />
Zugl.: München; Univ., Phil. Fak., Habil.-Schr., 2002<br />
Schlüter, Margarete: „Es gibt kein früher und später in der Tora“.<br />
Innerjüdische oder interreligiöse Polemik? Anfrage an ein rabbinisches<br />
Prinzip. – In: Religious apologetics – philosophical argumentation.<br />
Tübingen 2004. S. 387-410.<br />
Schlüter, Margarete: „Es gibt kein früher und später in der Tora“. Zur<br />
Verwendung eines tannaitischen Prinzips im Talmud Yerushalmi. –<br />
In: Jewish studies between the disciplines. Judaistik zwischen den<br />
Disziplinen. Papers in honor of Peter Schäfer on the occasion of his<br />
60th birthday. Ed.: K. Herrmann u.a. Leiden; Boston 2003. S. 73-92.
BIBLIOGRAPHIE<br />
Schlüter, Margarete: Kein „früher“ und „später“ in der Tora? Polemische<br />
Aspekte eines rabbinischen Prinzips. – In: Frankfurter Judaistische<br />
Beiträge. 30. 2003. S. 1-38.<br />
Strübind, Andrea: Eifriger als Zwingli. Die frühe Täuferbewegung in<br />
der Schweiz. – Berlin: Duncker & Humblot, 2003. 617 S.<br />
Zugl.: Heidelberg, Univ., Habil.-Schr.<br />
Tillich, Paul: Berliner Vorlesungen II (1920-1924). Der religiöse<br />
Gehalt und die religionsgeschichtliche Bedeutung der griechischen<br />
Philosophie (1920/21) u.a. Hrsg. und mit einer historischen Einl. versehen<br />
von Erdmann Sturm. – Berlin; New York: de Gruyter – Evang.<br />
Verlagswerk, 2003. LII,861 S. (Ergänzungs- und Nachlassbände zu<br />
den Gesammelten Werken von Paul Tillich; Bd. 13)<br />
Vernünftig. Rainer Berndt [Hg.]. – Würzburg: Echter, 2003. 78 S. (Religion<br />
in der Moderne; Bd. 12)<br />
Waardenburg, Jacques: Between Bagdad and Birmingham. – In:<br />
Waardenburg, Jacques: Muslims and others. Relations in context.<br />
Berlin; New York 2003. S. 452-476.<br />
Wegmann, Susanne: Luthers Bildkritik. Theorie und Realität der Umsetzung<br />
am Beispiel der Weltgerichtsikonographie. – In: Forschung;<br />
107 – Kunstwissenschaftliche Studien; Bd. 1. 2004. S. 35-56.<br />
The Work of Heiko A. Oberman. Papers from the symposium on his<br />
seventieth birthday. Ed. by Thomas A. Brady, Jr., Katherine G. Brady,<br />
Susan Karant-Nunn, James D. Tracy. – Leiden etc.: Brill, 2003. XII,<br />
206 S. (Kerkhistorische Bijdragen; D. 20)<br />
Geschichtswissenschaften<br />
Aufstände im Ostblock. Zur Krisengeschichte des realen Sozialismus.<br />
Hendrik Bispink; Jürgen Danyel; Hans Hermann Hertle; Hermann<br />
Wentker [Hg.]. Hrsg. im Auftr. des Instituts für Zeitgeschichte München/Berlin<br />
und des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam.<br />
– Berlin: Links, 2004. 344 S. (Forschungen zur DDR-Gesellschaft)<br />
Baer, Karl Ernst von: Reden und kleinere Aufsätze. Hrsg. von Olaf<br />
Breidbach. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann. (Historia Scientiarum:<br />
Fachgebiet Biowissenschaften)<br />
T. 2. Studien aus dem Gebiete der Naturwissenschaften. Nachdr. der<br />
Ausg. St. Petersburg 1876. 2003. XXV,480 S.<br />
Bästlein, Klaus, und Johannes Tuchel: Das Strafgefängnis von Plötzensee<br />
als Ort der nationalsozialistischen Justizgeschichte. – In: Die<br />
Mahnung. 51,5. 2004. S. 1/2.<br />
Bauerkämper, Arnd: Das Berliner Zentrum für Vergleichende Geschichte<br />
Europas. Ein Ort komparativer Forschung und wissenschaftlicher<br />
Kommunikation. – In: Jahrbuch für Europäische Geschichte.<br />
Bd. 4. 2003. S. 277-284.<br />
Seite 351
Seite 352<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
Brugmans, Anton: Beobachtungen über die Verwandtschaften des<br />
Magnets. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1781 und 1784. Mit einer Einl.<br />
hrsg. von Burghard Weiss. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann,<br />
2004. XXVII,167 S.; 309 S : 7 Faltbl. (Historia Scientiarum: Fachgebiet<br />
Physik)<br />
Budde, Johann Franz: Gesammelte Schriften. Hrsg. von Walter<br />
Sparn. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann. (Historia Scientiarum:<br />
Fachgebiet Philosophie)<br />
Bd. 2. Elementa philosophiae theoreticae seu institutionum philosophiae<br />
eclecticae. Tomus Secundus. Nachdr. der Ausg. Halle 1724.<br />
2004. 392 S.<br />
Bd. 3. Elementa Philosophiae Practicae. Nachdr. der Ausg. Halle<br />
1707. 2004. 617 S.<br />
Bd. 4. Introductio ad Historiam Philosophiae Ebraeorum. Accedit<br />
Dissertatio de Haeresi Valentiniana. Nachdr. der Ausg. Halle 1702.<br />
2004. 594 S.<br />
Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945.<br />
Hrsg.: Hermann Weber; Andreas Herbst. – Berlin: Dietz, 2004. 992 S.<br />
Frank, Rahel: „Realer – exakter – präziser“? Die DDR-Kirchenpolitik<br />
gegenüber der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs<br />
von 1971 bis 1989. Hrsg.: Der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern<br />
für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />
der ehemaligen DDR (Schwerin); Gesellschaft für Regional- und Zeitgeschichte<br />
(Schwerin). – Schwerin: Lange, 2004. 524 S.<br />
Gaspari, Adam Christian: Der Deputations-Receß. Mit historischen,<br />
geographischen und statistischen Erläuterungen und einer Vergleichungs-Tafel.<br />
Hrsg. von Hans-Jürgen Becker. – Hildesheim usw.:<br />
Olms-Weidmann. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Geschichte und<br />
Politik)<br />
T. 2. Nachdr. der Ausg. Hamburg 1803. 2003. 363 S.; 2 Falttaf.<br />
Generationalität und Lebensgeschichte im 20. Jahrhundert. Hrsg.<br />
von Jürgen Reulecke und Elisabeth Müller-Luckner. – München:<br />
Oldenbourg, 2003. XV,300 S. (Schriften des Historischen Kollegs:<br />
Kolloquien; 58)<br />
Gentz, Friedrich: Gesammelte Schriften. Hrsg. von Günther Kronenbitter.<br />
– Hildesheim usw.: Olms-Weidmann. (Historia Scientiarum:<br />
Fachgebiet Geschichte und Politik)<br />
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2004. 456 S.<br />
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2004. 491 S.<br />
Bd. 12,3. Tagebücher (1822-1824). Nachdr. der Ausg. Leipzig 1874.<br />
2004. 384 S.<br />
Bd. 12,4. Tagebücher (1825-1828). Nachdr. der Ausg. Leipzig 1874.<br />
2004. 559 S.<br />
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3 Taf.<br />
Seite 353
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1,2.2. Zweiter Band. Nachdr. der Ausg. Leipzig, 1883. 2003. S. 503-<br />
1021; 5 Taf.<br />
1,3. Dritter Band. Nachdr. der Ausg. Leipzig, 1895. 2003.<br />
XXXVIII,654 S.<br />
Bd. 2. Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische<br />
Grundlage für die Theorie der Musik. Nachdr. der 6. Ausg. hrsg. von<br />
Richard Wachsmuth, Braunschweig, 1913. 2003. XVII,668 S.<br />
Bd. 3. Handbuch der Physiologischen Optik.<br />
3,1. Erster Band. Nachdr. der 3. Aufl., hrsg. von Willibald Nagel,<br />
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3,2. Zweiter Band. Nachdr. der 3. Aufl., hrsg. von Willibald Nagel,<br />
Hamburg und Leipzig, 1911. 2003. VIII,391 S.; 3 Taf.<br />
3,3. Dritter Band. Nachdr. der 3. Aufl., hrsg. von Willibald Nagel,<br />
Hamburg und Leipzig, 1910. 2003. VIII,564 S.; 6 Taf.<br />
Bd. 4. Vorlesungen über theoretische Physik.<br />
1.1. Einleitung zu den Vorlesungen über theoretische Physik /<br />
1.2. Die Dynamik discreter Massenpunkte. Nachdr. der Ausg. Leipzig,<br />
Barth, 1903, 1898. 2002. 380 S.<br />
2.1. Dynamik continuierlich verbreiterter Massen / 2.2. Die mathematischen<br />
Principien der Akustik. Nachdr. der Ausg. Leipzig, Barth,<br />
1902, 1898. 2002. VIII,256 S.<br />
3. Elektrodynamik und Theorie des Magnetismus. Nachdr. der Ausg.<br />
Leipzig, Barth, 1907. 2002.. X,406 S.<br />
4. Elektromagnetische Theorie des Lichts. Nachdr. der Ausg. Hamburg,<br />
Leipzig, Voss, 1897. 2002. XII,370 S.<br />
5. Theorie der Wärme. Nachdr. der Ausg. Leipzig, Barth, 1903. 2002.<br />
XII,419 S.<br />
Bd. 5. Vorträge und Reden. Nachdr. der 4. Aufl. Braunschweig, 1896.<br />
1. 2002. XV,422 S.<br />
2. 2002. XII,434 S.<br />
Bd. 7. Leo Koenigsberger: Hermann von Helmholtz.<br />
1. Erster Band. Nachdr. der Ausg. Braunschweig 1902. 2003. XI,<br />
375 S.<br />
2. Zweiter und Dritter Band. Nachdr. der Ausg. Braunschweig 1903.<br />
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Bd. 11. Deutsche Denkwürdigkeiten. Aus alten Papieren. Dritter und<br />
Vierter Theil. Nachdr. der Ausg. Berlin 1832. 2003. 243, 166 S.<br />
Bd. 12. Drey Reisen nach Italien. Erinnerungen. Nachdr. der Ausg.<br />
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Dritter und Vierter Theil. Nachdr. der Ausg. Meiningen und Hildburghausen<br />
1837 und 1838. 2004. X,240; XV,239 S.<br />
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of Movement Disorders. Chapter 40. 2003. S. 451-471.<br />
Klein-Hessling, Stefan, et al.: Protein kinase a regulates GATA-3dependent<br />
activation of IL-5 gene expression in Th2 cells. – In: The<br />
Journal of Immunology. 2003. S. 2956-2961.<br />
Kock, Norman, et al.: Clinical and genetic features of myoclonus-dystonia<br />
in 3 cases. A video presentation. – In: Mov Disord. 19. 2004. S. 231-234.<br />
Körperlichkeit und Kultur 2003. Körperbilder. Dokumentation des<br />
6. Arbeitstreffens des „Netzwerk Gesundheit und Kultur in der volkskundlichen<br />
Forschung“, Würzburg, 26.-28. März 2003. Rainer Alsheimer;<br />
Michael Simon [Hg.]. – Bremen: Univ., 2004. 246 S. + CD-<br />
ROM: Begleit-DVD zu einem Beitrag (Volkskunde & Historische<br />
Anthropologie; Bd. 9)<br />
Kunz, Jürgen, et al.: Identification of a novel mutation in WFS1 in a<br />
family affected by low-frequency hearing impairment. – In: Mutation<br />
Research. 525. 2003. S. 121-124.<br />
Kuper, Jochen, et al.: The active site of the molybdenum cofactor biosynthetic<br />
protein domain Cnx1G. – In: Archives of Biochemistry and<br />
Biophysics. 411. 2003. S. 36-46.<br />
Kuper, Jochen, et al.: In vivo detection of molybdate-binding proteins<br />
using a competition assay with ModE in Escherichia coli. – In: FEMS<br />
Microbiology Letters. 218. 2003. S. 187-193.<br />
Lange, M., et al.: Functional imaging in PNH caused by a new FilaminA<br />
mutation. – In: Neurology. 62. 2004. S. 151/152.<br />
Lehmann, Tomas: Die Kirchenbauten in Cimitile/Nola. Ergebnisse<br />
der Forschungen der letzten 15 Jahre. – In: Cimitile e Paolino di Nola<br />
la tomba di S. Felice e il centro di pellegrinaggio trent'anni die ricerche.<br />
Città del Vaticano 2003. S. 95-127.<br />
Seite 393
Seite 394<br />
BIBLIOGRAPHIE<br />
Schmitz, Christoph, et al.: Hippocampal neuron loss exceeds amyloid<br />
plaque load in a transgenic mouse model of Alzheimer's disease. –<br />
In: American Journal of Pathology. 164. 2004. S. 1495-1502.<br />
Uyanik, Gökhan, et al.: ARX mutations in X-linked lissencephaly<br />
with abnormal genitalia. – In: Neurology. 61. 2003. S. 232-235.<br />
Uyanik, Gökhan, et al.: Neuronale Migrationsstörungen. Klinik und<br />
Molekulargewicht der Lissenzephalien. – In: Akt Neurol. 30. 2003.<br />
S. 328-334.<br />
Wachs, Frank-Peter, et al.: High efficacy of clonal growth and<br />
expansion of adult neural stem cells. – In: Laboratory Investigation.<br />
83. 2003. S. 949-962.<br />
Wie bestimmt man den „moralischen Status“ von Embryonen? Wolfgang<br />
Lenzen [Hrsg.]. – Paderborn: mentis, 2004. 329 S.<br />
Wiegand, Volker, et al.: Transport of plasma membrane-derived cholesterol<br />
and the function of Niemann-Pick C1 protein. – In: FASEB<br />
J. 17. 2003. S. 782-784.<br />
Zühlke, Christine, et al.: Phenotypical variability of expanded alleles<br />
in the TATA-binding protein gene. Reduced penetrance in SCA17? –<br />
In: J Neurol. 250. 2003. S. 161-163.
Register<br />
D as Register verzeichnet neben den Sachbegriffen auch die von der <strong>Stiftung</strong> im<br />
Berichtsjahr geförderten Institutionen. Die Ansetzung erfolgt mit Ausnahme der<br />
Archive, Bibliotheken und Museen (s. dort) sowie der als Abteilung, Fachbereich,<br />
Fakultät, Lehrstuhl, Professur oder Sektion ausgewiesenen Universitätsinstitute<br />
(s. Universität oder Fachhochschule) unter dem offiziellen Namen nach der gegebenen<br />
Wortfolge. Im Bericht werden auf den Seiten 296-337 weitere Bewilligungsempfänger<br />
genannt, die im Register nicht enthalten sind.<br />
Äthiopien: christliche Prosopographie<br />
(16. Jh.) 39 f.<br />
Afrika<br />
– Demokratisierungsdruck: Nordafrika<br />
224 f.<br />
– EU: Afrikapolitik 226 f.<br />
– Tansania: Informations- und Kommunikationstechnologien/IKTs<br />
193 f.<br />
– Uganda: Dezentralisierung und<br />
Armut 194 ff.<br />
Akademie der Wissenschaften (Wien),<br />
Kommission für Sozialanthropologie<br />
202<br />
Akademie der Wissenschaften zu<br />
Göttingen 41<br />
Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong><br />
(Bonn) 292<br />
Alfried Krupp von Bohlen und<br />
Halbach-<strong>Stiftung</strong> (Essen) 291<br />
Alkoholabhängigkeit 276 f.<br />
Alltagsgeschichte: medizinische Ethik<br />
36 ff.<br />
Alttestamentliches Seminar,<br />
Evangelisch-Theologische Fakultät<br />
(Univ. Münster) 18<br />
Alzheimer-Demenz: APP (Amyloid<br />
Precursor Protein) 248 ff., 250 f.<br />
Anämie: Fanconi-Anämie 269 f.<br />
Angststörungen 252 f.<br />
Anhalt-Dessau: Möbelbaukunst (vor<br />
1800) 106 f.<br />
Antakya s. Antiochia<br />
Antiochia/Antakya (Türkei): Stadtarchäologie<br />
84 f.<br />
Antisemitismus<br />
– Polen (1930-1939) 60 ff.<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 70 ff.<br />
– Weißrussland (1941-1944) 64 ff.<br />
Antike<br />
– Altmesopotamien: Götterdarstellungen<br />
76 f.<br />
– Antiochia/Antakya (Türkei): Stadtarchäologie<br />
84 f.<br />
– Empedokles-Rezeption 94 ff.<br />
– Gela (Sizilien): Stadtarchäologie 85 ff.<br />
– Ionien: Mykale-Survey 81 f.<br />
– Karasis (Türkei/Kilikien): Festung<br />
82 f.<br />
– Mythologie: Handbuch 91 ff.<br />
– Palatin (Rom): Domus Severiana und<br />
Gartenstadium 91<br />
– Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />
Urbanistik 77 ff.<br />
– Poseidonios von Apameia 93 f.<br />
– römischer Triumpfzug: Raum und<br />
Ritual 89 f.<br />
– Vulkaneifel: römische Grabdenkmäler<br />
87 ff.<br />
– Zafar (Jemen): Stadtarchäologie<br />
79 ff.<br />
APP s. Alzheimer-Demenz<br />
Aramäische Inschriften<br />
(10.-3. Jh.v.Chr.): Konkordanz 18 f.<br />
Aramäischer Dialekt: mandäische<br />
Handschriften 19 f.<br />
Arbeitsmarkt<br />
– Arbeitsmarktpolitik 163 ff.<br />
– Gesundheitsnachfrage und Humankapitalakkumulation<br />
169 f.<br />
– selbständige Frauen: Beruf und<br />
Familie 200 f.<br />
Seite 395
Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie,<br />
Theologische Ästhetik und Bilddidaktik<br />
(Univ. Münster) 149<br />
Archäologisches Institut (Univ. Heidelberg)<br />
89<br />
Archäologisches Institut (Univ. Köln) 87<br />
Architektur (gemalte): Villa Imperiale<br />
(Pesaro/Italien) 98 ff.<br />
Archive: Brandenburgisches Landeshauptarchiv<br />
(Potsdam) 50<br />
Aristoteles: De anima 23 ff.<br />
Armut: Dezentralisierung in Uganda<br />
194 ff.<br />
Assyrien: Götterdarstellungen<br />
(Altmesopotamien) 76 f.<br />
Atherosklerose 271 f.<br />
Augenkrankheiten: Optikusatrophie<br />
258 f.<br />
Augustinus 25 f.<br />
Ausländer- und Asylrecht: Europäisierung<br />
180 ff.<br />
Australien/Aborigines: Rezeption des<br />
Fremden (Hermann Klaatsch) 207 f.<br />
Autoimmunerkrankungen: systemischer<br />
Lupus erythematodes/SLE 263,<br />
264 f., 265<br />
Babylonien: Götterdarstellungen<br />
(Altmesopotamien) 76 f.<br />
Baden: Parlamentarismus<br />
(1819-1870/71) 47 f.<br />
Banken (Deutschland): Finanzverhalten<br />
166 f.<br />
Bauern und kirchliche Obrigkeit (1648-<br />
1762): Russland und Ukraine 27 f.<br />
Bayerische Akademie der Wissenschaften<br />
(München)<br />
– Kommission für Deutsche Literatur<br />
des Mittelalters 116<br />
– Kommission für Neuere Deutsche<br />
Literatur 125<br />
BBAW s. Berlin-Brandenburgische<br />
Akademie der Wissenschaften/<br />
BBAW (Berlin)<br />
Berlin: Gefängnis Berlin-Plötzensee<br />
(1933-1945) 66 f.<br />
Berlin-Brandenburgische Akademie der<br />
Wissenschaften/BBAW (Berlin) 205<br />
– Schleiermacherforschungsstelle 29<br />
Seite 396<br />
REGISTER<br />
Berner „Kunstbuch“ (täuferische<br />
Handschrift) 26 f.<br />
Bibelforschung: Historienbibeln des<br />
Mittelalters 116 f.<br />
Bibliotheken<br />
– Bibliotheca Hertziana/Max-Planck-<br />
Institut für Kunstgeschichte (Rom)<br />
100<br />
– Burgerbibliothek (Bern): Berner<br />
„Kunstbuch“ 26 f.<br />
– Forschungsbibliothek Gotha (Schloß<br />
Friedenstein), vorm. Herzogliche<br />
Bibliothek 284 f.<br />
Bildhauerkunst s. Plastik<br />
Bildkonzepte (reformatorische) 150 f.<br />
Bildthemen: Katastrophendarstellungen<br />
seit dem 18. Jh. 151 ff.<br />
Bildtheologie: Kultur, Kunst und<br />
Theologie 149 f.<br />
Bildungsferne Literaturproduktion<br />
(17.-19. Jh.) 121 ff.<br />
Bildwahrnehmung: jenseits des Bildes<br />
153 ff.<br />
Bioethische Fragen 23 ff.<br />
Biographien:<br />
– Kafka, Franz 126 f.<br />
– Klassiker der Geschichtswissenschaft<br />
(Internet-Edition) 73 f.<br />
Blutkrankeiten:<br />
– Fanconi-Anämie 269 f.<br />
– Neutropenie 268 f.<br />
Blutvergiftung s. Sepsis<br />
Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />
Bologna-Center of the Paul H. Nitze<br />
School of Advanced International<br />
Studies (The Johns Hopkins Univ.):<br />
Stipendienprogramm 287<br />
Brecht, Bertolt 128 f.<br />
Briefe<br />
– Brecht, Bertolt 128 f.<br />
– Frobenius, Leo: Wilhelm II 49 f.<br />
– Hartung, <strong>Fritz</strong> 50 ff.<br />
– Reiffenstein, Johann Friedrich 100 f.<br />
– Stifter, Adalbert 125 f.<br />
Buch Mengzi: Menschenrechte 4 f.<br />
Budapest: Collegium Budapest 284<br />
Buddhismus: Thailand 208 ff.<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
s. Deutschland<br />
Bundesverfassungsgericht/BVerfG<br />
(Karlsruhe) 172
REGISTER<br />
– Europäischer Gerichtshof/EuGH und<br />
U.S. Supreme Court im Vergleich<br />
215 ff.<br />
BVerfG s. Bundesverfassungsgericht<br />
(Karlsruhe)<br />
Byzantinische Zeit: Empedokles-<br />
Rezeption 94 ff.<br />
Center for Experimental Physics<br />
(Rehovot) s. Harari Center for<br />
Experimental Physics, Weizmann<br />
Institute<br />
Center for German Studies (Ben Gurion<br />
Univ. of the Negev): Vortragsreihe<br />
Deutsch-Jüdische Studien 289 f.<br />
China<br />
– Buch Mengzi: Menschenrechte 4 f.<br />
– chinesische Germanistik: Universität<br />
Peking, Deutsche Abteilung 290 f.<br />
– EU 220 ff.<br />
– Novissima Sinica (Leibniz, Gottfried<br />
Wilhelm) 7 ff.<br />
– Produktionsverlagerung nach China<br />
als Niedriglohnland 237 ff.<br />
Christentum: Bildtheologie 149 f.<br />
Cleidocraniale Dysplasie 274 f.<br />
Clemens Heller-Programm: Stipendienprogramm<br />
286<br />
Collegium Budapest 284<br />
Computer als Bildmedium 153 ff.<br />
Corpus kontinentalgermanischer<br />
Personennamen und Personen<br />
(3.-8. Jh.) 35 f.<br />
Crinitus, Petrus: „De poetis Latinis“<br />
114 f.<br />
Datenbank<br />
– NOMEN ET STATUS (bäuerliche<br />
Unterschichten in fränkisch-karolingischer<br />
Zeit) 35 f.<br />
– semantisches Wissen: SEMALD 131 f.<br />
Datenschutz (Bundesrep. Deutschland):<br />
Informationsgesetzbuch 174 ff.<br />
DDP/DStP (Preußischer Landtag):<br />
Sitzungsprotokolle (1919-1932) 53 ff.<br />
DDR/SBZ: Evangelisch-Lutherische<br />
Kirche 30 ff.<br />
Demokratie<br />
– Naher Osten 224 f.<br />
– Nordafrika 224 f.<br />
– Verfassungsstaaten 187 f.<br />
– Wählerverhalten: Persönlichkeitsfaktoren<br />
188 f.<br />
Department of Molecular Genetics,<br />
The Weizmann Institute of Science<br />
(Rehovot, Israel) 256<br />
Department of Social Policy and Social<br />
Work (Oxford Univ.) 189<br />
Depression: Angststörungen 252 f.<br />
Deutsche Demokratische Republik<br />
s. DDR<br />
Deutsche Film- und Fernsehakademie<br />
(Berlin) 137<br />
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik/DGAP (Berlin) 218, 220, 223<br />
Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
(Speyer) 172<br />
Deutsches Archäologisches Institut<br />
(Istanbul) 82<br />
Deutsches Forum für Kunstgeschichte<br />
(Paris) 110<br />
Deutsches Historisches Institut/DHI<br />
(Paris) 40<br />
Deutsches Historisches Institut/DHI<br />
(Washington): Jürgen-Heideking-<br />
Fellowship 288<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum,<br />
Abt. Molekulare Genetik (Heidelberg)<br />
280<br />
Deutsches Orient-Institut (Hamburg)<br />
224<br />
Deutschland<br />
– Ärzte (Erster Weltkrieg) 57 f.<br />
– Arbeitsmarktpolitik 163 ff.<br />
– Banken: Finanzverhalten 166 f.<br />
– Datenschutz: Informationsgesetzbuch<br />
174 ff.<br />
– DDR s. dort<br />
– Expatriates: Steuerlast 235 ff.<br />
– französische Kunst nach 1945<br />
110 ff.<br />
– Geistiges Eigentum: Recht 176 f.<br />
– Geschichtspolitik (1919-1923) 52 f.<br />
– Gesundheitssystem 161 ff.<br />
– Grundrechte: Handbuch 172 ff.<br />
– Informationsgesetzbuch 174 ff.<br />
– Informationsnetzwerke 176 f.<br />
– Kartellrecht 176 f.<br />
Seite 397
– Kohlensyndikat (Rheinisch-Westfälisches):<br />
1893-1914 59 f.<br />
– Nachkriegszeit 110 ff.<br />
– Parlamentarismus (1819-1870/71)<br />
47 f.<br />
– Polarexpeditionen (1900-1945) 58 f.<br />
– Sozialstaatskrise 161 ff.<br />
– Spendenförderung 165 f.<br />
– Staatsrecht: Handbuch Band IV 174<br />
– Steuerrecht: EU 177 f.<br />
– Umweltökonomische Studien 167 ff.<br />
– Verwaltungsrechtswissenschaft:<br />
Handbuch 179 f.<br />
– Weimarer Republik s. dort<br />
– Wohlfahrtsstaat: Akzeptanz 197 f.;<br />
soziale Differenzierung 198 ff.<br />
DGAP s. Deutsche Gesellschaft für<br />
Auswärtige Politik (Berlin)<br />
DHI s. Deutsches Historisches Institut<br />
Diabetes s. Zuckerkrankheit<br />
Digitale Medien<br />
– Bilder jenseits des Bildes 153 ff.<br />
– Domus Severiana und Gartenstadium<br />
(Palatin) 91<br />
Dilthey, Wilhelm<br />
– Übersetzung ins Portugiesische 12<br />
– Übersetzung ins Russische 11 f.<br />
Dilthey-Forschungsstelle (Bochum) 11<br />
DNA<br />
– Fanconi-Anämie 269 f.<br />
– Tumorentstehung: Methylierungsstatus<br />
der DNA 277 f.<br />
Documenta Orthographica (16.-20. Jh.)<br />
120 f.<br />
Dombauverwaltung des Metropolitankapitels<br />
der Hohen Domkirche Köln<br />
101<br />
Dreikönigenschrein (Kölner Dom):<br />
Bestandserfassung 101 ff.<br />
Drittes Reich s. Nationalsozialismus<br />
Duppach-Weiermühle (Eifel): römische<br />
Grabdenkmäler 87 ff.<br />
Dysplasie (cleidocraniale) 274 f.<br />
Editionen<br />
– Augustinus 25 f.<br />
– Berner „Kunstbuch“ 26 f.<br />
– Briefe s. dort<br />
– Crinitus, Petrus 114 f.<br />
Seite 398<br />
REGISTER<br />
– Dilthey, Wilhelm: Übersetzung ins<br />
Portugiesische 12; Übersetzung ins<br />
Russische 11 f.<br />
– Goethe, Johann Wolfgang von:<br />
Internet-Edition 124 f.<br />
– Harnack, Adolf von 29 f.<br />
– Hartung, <strong>Fritz</strong> 50 ff.<br />
– Historia Scientiarum (17.-19. Jh.):<br />
Reprintprogramm 74<br />
– islamisches Recht (Mamelukenzeit)<br />
38 f.<br />
– Kant, Immanuel: physische Geographie<br />
9 f.<br />
– Leibniz, Gottfried Wilhelm: Novissima<br />
Sinica 7 ff.<br />
– Lenz, Jakob Michael Reinhold:<br />
Internet-Edition 142 f.<br />
– SAPERE (Scripta Antiquitatis<br />
Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />
pertinentia) 21 ff.<br />
– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />
Ernst 29<br />
– Stifter, Adalbert: Schulakten und<br />
Briefe 125 f.<br />
– Übersetzungen deutscher Klassiker<br />
der Philosophie ins Englische 5 f.<br />
– Wochenspruch (1933-1945): NSDAP<br />
67 ff.<br />
Eifel: römische Grabdenkmäler 87 ff.<br />
EMBL-Monterotondo 252<br />
Empedokles-Rezeption: Antike<br />
und byzantinisches Mittelalter<br />
94 ff.<br />
Embryonalentwicklung<br />
– Gehirns 255 f., 256 f.<br />
– Mittellinienentwicklung 273 f.<br />
England s. Großbritannien<br />
Epilepsie 253 f., 254, 255 f.<br />
Erdgasmarkt (EU): Klimazertifikatmarkt<br />
244 f.<br />
Ernst Fraenkel Lecture Series: FU<br />
Berlin 196 f.<br />
Erster Weltkrieg: Ärzte (Deutschland/<br />
Frankreich) 57 f.<br />
Erwerbsarbeit (Bundesrep. Deutschland):<br />
selbständige Frauen: Beruf<br />
und Familie 200 f.<br />
ESVP s. Europäische Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik<br />
EU s. Europäische Union<br />
EuGH s. Europäischer Gerichtshof
REGISTER<br />
Europa<br />
– Migration von Juden: Simon-Dubnow-Vorlesung<br />
(Univ. Leipzig) 70 ff.<br />
– Mittel- und Osteuropa s. dort<br />
– textile Farbstoffe: Handel (1580-<br />
1914) 42 ff.<br />
Europäische Union/EU<br />
– Afrikapolitik 226 f.<br />
– Ausländer- und Asylrecht 180 ff.<br />
– China 220 ff.<br />
– Erdgasmarkt 244 f.<br />
– Europäisches Recht 229 f.<br />
– Expatriates: Steuerlast 235 ff.<br />
– Grenzregionen: Integrationsprozess<br />
234 f.<br />
– Grundrechte 172 ff.<br />
– Handelsintegration 242 ff<br />
– Juristenausbildung 184 ff.<br />
– Menschenrechte 217 f.<br />
– öffentliches Recht 227 f.<br />
– Staatsanwaltschaften 232 f.<br />
– Steuerrecht: Deutschland 177 f.<br />
– Strafrecht 182 f.<br />
– Transatlantische Beziehungen:<br />
Gesprächskreis 218 ff.<br />
– Verfassungsvertrag 228 f.<br />
– Wohlfahrtsdemokratien: Parteien<br />
189 ff.<br />
Europäischer Gerichtshof/EuGH:<br />
BVerfG und U.S. Supreme Court im<br />
Vergleich 215 ff.<br />
Europarecht<br />
– Lehrbücher: IUS COMMUNITATIS<br />
229 f.<br />
– Vorlesungen (Univ. Hamburg) 230<br />
Evangelisch-Lutherische Kirche:<br />
SBZ/DDR 30 ff.<br />
Expatriates (Deutschland und EU):<br />
Steuerlast 235 ff.<br />
Fanconi-Anämie 269 f.<br />
Farbstoffe (textile): Weltmarkt<br />
(1580-1914) 42 ff.<br />
Figurale Darstellung in Literatur und<br />
Theater 141 f.<br />
Filmkunst: James Joyce 137 f.<br />
Finanzmärkte: Globalisierung 239 ff.<br />
Finanzverhalten: Banken (Deutschland)<br />
166 f.<br />
Forschungsinstitut der Deutschen<br />
Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik/DGAP (Berlin) s. Deutsche<br />
Gesellschaft für Auswärtige Politik/DGAP<br />
(Berlin)<br />
Forschungsstelle für Europäisches<br />
Zivilrecht/Droit civil européen (Univ.<br />
des Saarlandes) 184<br />
Forschungszentrum für Internationales<br />
und Europäisches Ausländer- und<br />
Asylrecht (Univ. Konstanz) 180<br />
Foucault, Michel: literarische Heterotopien<br />
138 ff.<br />
Fraenkel, Ernst: Ernst Fraenkel Lecture<br />
Series: FU Berlin 196 f.<br />
Fränkisch-karolingische Zeit: NOMEN<br />
ET STATUS (Datenbank bäuerlicher<br />
Unterschichten) 35 f.<br />
Frankreich<br />
– Ärzte (Erster Weltkrieg) 57 f.<br />
– deutsche Kunst nach 1945 110 f.<br />
– Kopftuchstreit 32 ff.<br />
Frauen: berufliche Selbständigkeit und<br />
Familie 200 f.<br />
Freiburger Entwurf: Europäischer<br />
Verfassungsvertrag 228 f.<br />
Freie Universität Berlin<br />
– Fachbereich Rechtswissenschaft,<br />
Deutsche Rechtsgeschichte 183<br />
– Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,<br />
Internationales Privat- und Verfahrensrecht<br />
sowie Rechtsvergleichung<br />
231<br />
– Lehrstuhl für Staatsrecht, Verwaltungsrecht<br />
und Völkerrecht 231<br />
– Theologische Fakultät, Lehrstuhl<br />
Praktische Theologie 29<br />
Fremdenrezeption (Aborigines, Australien):<br />
Hermann Klaatsch 207 f.<br />
Friedrich Miescher Institute for Biological<br />
Research (Basel) 257<br />
Frobenius, Leo: Wilhelm II 49 f.<br />
Frühe Neuzeit<br />
– Crinitus, Petrus: „De poetis Latinis“<br />
114 f.<br />
– deutscher Humanismus: Verfasserlexikon<br />
119 f.<br />
– Metatextualität: italienische Literatur<br />
142 f.<br />
– Papst- und Kardinalsgrabmäler 97 f.<br />
Seite 399
Gartenkunst: Palatin (Rom) 91<br />
Gefäßkrankheiten: hämorrhagische<br />
Teleangiektase 272 f.<br />
Gehirnforschung<br />
– Alzheimer-Krankheit 248 ff., 250 f.<br />
– Angststörungen 252 f.<br />
– Danon-Syndrom<br />
– Depression: Angststörungen 252 f.<br />
– Embryonalentwicklung 255 f., 256 f.<br />
– Entwicklungsstörungen des Nervensystems<br />
257 f.<br />
– Epilepsie 253 f., 254, 255 f.<br />
– Glutamatransporter: Neuronentod<br />
255<br />
Geistiges Eigentum: Recht 176 f.<br />
Gemeinnützige Hertie-<strong>Stiftung</strong><br />
(Frankfurt a.M.) 291<br />
Genozid s. Holocaust<br />
Geographie (physische): Immanuel<br />
Kant 9 f.<br />
Germanistisches Institut (Univ. Halle-<br />
Wittenberg) 129<br />
Geschichtswissenschaften<br />
– Historia Scientiarum (17.-19. Jh.):<br />
Reprintprogramm 74<br />
– Jürgen-Heideking-Fellowship (Deutsches<br />
Historisches Institut/DHI, Washington)<br />
288<br />
– Klassiker: Internet-Edition 73 f.<br />
Geschlechtsrollen<br />
– Islam 202 f.<br />
– Paarbeziehungen: Alltagspraxis<br />
201 f.<br />
Gesprächskreis: Transatlantische<br />
Beziehungen 218 ff.<br />
Gesundheitsnachfrage und Humankapitalakkumulation<br />
169 f.<br />
Ghettos (NS-Zeit): Weißrussland 64 ff.<br />
Global Governance 191 f.<br />
Global Public Policy Institute/GPPi<br />
(Berlin/Genf) 191<br />
Globalisierung/Internationalisierung/<br />
Weltmarkt<br />
– Buddhismus: Thailand 208 ff.<br />
– Expatriates: Steuerlast 235 ff.<br />
– Finanzmärkte 239 ff.<br />
– internationale Politik: Verantwortlichkeit<br />
191 f.<br />
– Produktionsverlagerung in<br />
Niedriglohnländer 237 ff.<br />
– textile Farbstoffe (1580-1914) 42 ff.<br />
Seite 400<br />
REGISTER<br />
Glockenbecherkultur: Süddeutschland<br />
75 f.<br />
Glutamatransporter: Neuronentod 255<br />
Gnostizismus: mandäische Handschriften<br />
19 f.<br />
Goethe, Johann Wolfgang von:<br />
Internet-Edition 124 f.<br />
Götterdarstellungen: Altmesopotamien<br />
76 f.<br />
GPPi s. Global Public Policy Institute<br />
(Berlin/Genf)<br />
Gräber und Grabmäler<br />
– Papst- und Kardinalsgrabmäler 97 f.<br />
– römische: Vulkaneifel 87 ff.<br />
Grenzregionen (EU): Integration 234 f.<br />
Griechische Koloniestadt Gela<br />
(Sizilien): Ausgrabungen 85 ff.<br />
Großbritannien: soziale Differenzierung<br />
im Wohlfahrtsstaat 198 ff.<br />
Grundrechte (Deutschland und<br />
Europa): Handbuch 172 ff.<br />
Hadassah Medical School, The Lautenberg<br />
Center for General and Tumor<br />
Immunology (Hebrew Univ. Jerusalem)<br />
270<br />
Hämorrhagische Teleangiektase 272 f.<br />
Hamburger Bahnhof (Berlin): Veranstaltungsreihe<br />
„Bilder jenseits des<br />
Bildes“ 153 ff.<br />
Hamburgisches Welt-Wirtschafts-<br />
Archiv/HWWA 234, 237<br />
Handbücher<br />
– Grundrechte: Deutschland und<br />
Europa 172 ff.<br />
– Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen<br />
Reich 40 f., 41 f.<br />
– Minnereden 117 ff.<br />
– Mythologie: Antike 91 ff.<br />
– Parlamentarismus in Deutschland<br />
(1819-1870/71) 47 f.<br />
– Politische Philosophie/Sozialphilosophie<br />
16 f.<br />
– Staatsrecht: Band IV 174<br />
– Verwaltungsrechtswissenschaft<br />
(Bundesrep. Deutschland) 179 f.<br />
Handelsintegration: EU 242 ff.<br />
Handschriften<br />
– Berner „Kunstbuch“ 26 f.
REGISTER<br />
– fränkisch-karolingische Urbare 35 f.<br />
– Historienbibeln des Mittelalters 116 f.<br />
– mandäische 19 f.<br />
– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />
Hanoi University of Foreign Studies,<br />
Vietnam: Magister-Aufbaustudiengang<br />
„Deutsch als Fremdsprache“<br />
an der Ramkhamhaeng University<br />
(Bangkok) 290<br />
Harari Center for Experimental<br />
Physics, Weizmann Institute of<br />
Science (Rehovot): Stipendienprogramm<br />
Teilchenphysik 288 f.<br />
Harnack, Adolf von 29 f.<br />
Hartung, <strong>Fritz</strong> 50 ff.<br />
Hautkrankheiten<br />
– Lupus erythematodus (systemischer)<br />
263, 264 f., 265<br />
– Melanom 281<br />
– Neurofibromatose 279 f.<br />
Heiliges Römisches Reich Deutscher<br />
Nation: Höfe und Residenzen<br />
40 f., 41 f.<br />
Hellenistische und Römische Zeit<br />
– Ionien: Mykale-Survey 81 f.<br />
– Karasis (Türkei/Kilikien): Festung<br />
82 f.<br />
– Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />
Urbanistik 77 ff.<br />
Herder, Johann Gottfried: <strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />
„Johann Gottfried Herder“<br />
291<br />
Hermann von Helmholtz-Zentrum für<br />
Kulturtechnik (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 145<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen 271 f.<br />
Herzog-Ernst-Stipendienprogramm<br />
284 f.<br />
Heterotopien (literarische) 138 ff.<br />
Himyaren-Hauptstadt Zafar (Jemen):<br />
Ausgrabungen 79 ff.<br />
Historia Scientiarum (17.-19. Jh.):<br />
Reprintprogramm 74<br />
Historienbibeln des Mittelalters 116 f.<br />
Historisches Institut (Univ. Stuttgart) 47<br />
Historisches Seminar (Univ. Frankfurt<br />
a.M.) 49, 55<br />
Historisches Seminar (Univ. Köln) 57<br />
Historisches Seminar (Univ. Leipzig) 44<br />
Historisches Seminar, Abt. für Neuere<br />
Geschichte (Univ. Tübingen) 52, 57<br />
Hochschule für Künste (Bremen) 147<br />
Höfe und Residenzen: Deutsches Reich<br />
(Spätmittelalter) 40 f., 41 f.<br />
Holocaust<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 70 ff.<br />
– Wissen und Haltung der deutschen<br />
Bevölkerung (1941-1945) 69 f.<br />
Humanismus (deutscher): Verfasserlexikon<br />
(1480-1520) 119 f.<br />
Humankapitalakkumulation und<br />
Gesundheitsnachfrage 169 f.<br />
Humboldt-Universität (Berlin): Philosophische<br />
Fakultät II 133<br />
Identitätsbildung: Islam 202 f.<br />
ifo-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(Univ. München) 170<br />
IFZ s. Institut für Zellbiologie/IFZ<br />
(Univ. Klinikum Essen)<br />
Ikonologie<br />
– Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen<br />
(Humboldt-Univ.) 155 ff.<br />
– Katastrophendarstellungen seit dem<br />
18. Jh. 151 ff.<br />
IKTs s. Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
in Afrika<br />
Immunologie<br />
– Autoimmunerkrankungen s. auch<br />
dort<br />
– Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
271 f.<br />
– Killerzellen 270 f.<br />
– Sepsis: Signalwege 266; TL-Rezeptoren<br />
266 ff.<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien/IKTs<br />
in Afrika: Tansania<br />
193 f.<br />
Informationsgesetzbuch: Bundesrep.<br />
Deutschland 174 ff.<br />
Informationsnetzwerke: Recht 176 f.<br />
Inschriften (aramäische): Konkordanz<br />
(10.-3. Jh. v.Chr.) 18 f.<br />
Institut für Afrika-Kunde (Hamburg)<br />
194<br />
Institut für Afrikanistik (Univ. Leipzig)<br />
194<br />
Institut für Altertumswissenschaften<br />
(Univ. Greifswald) 114<br />
Seite 401
Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und<br />
Zivilrecht (Univ. Frankfurt a.M.) 176<br />
Institut für Archäologie (Univ. Bochum)<br />
81, 85<br />
Institut für Biochemie (Univ. Köln) 255<br />
Institut für Biowissenschaften (Univ.<br />
Würzburg) 276<br />
Institut für Deutsche Literatur (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 133<br />
Institut für Deutsche Literatur (Univ.<br />
Hildesheim) 133<br />
Institut für Deutsche Philologie (Univ.<br />
München) 115, 119, 124, 126<br />
Institut für Deutsches und Europäisches<br />
Verwaltungsrecht (Univ. Heidelberg)<br />
179<br />
Institut für die Wissenschaft vom<br />
Menschen/IWM (Wien) 205<br />
Institut für Empirische und Angewandte<br />
Sozialforschung (Univ. Bremen) 201<br />
Institut für Ethnologie (Univ. Halle-<br />
Wittenberg) 210<br />
Institut für Ethnologie (Univ. Münster)<br />
208<br />
Institut für Finanz- und Steuerrecht<br />
(Univ. Heidelberg) 177<br />
Institut für Genetik (Univ. Köln) 275<br />
Institut für Germanistik (TU Dresden)<br />
117<br />
Institut für Germanistik (Univ. Erlangen-Nürnberg)<br />
121<br />
Institut für Germanistik (Univ. Rostock)<br />
120<br />
Institut für Geschichte (Univ. Bremen)<br />
35<br />
Institut für Geschichte (Univ. Karlsruhe)<br />
66<br />
Institut für Geschichte (Univ. Würzburg)<br />
50<br />
Institut für Geschichte der Medizin<br />
(Univ. Würzburg) 36<br />
Institut für Geschichte der Naturwissenschaften,<br />
Mathematik und<br />
Technik (Univ. Hamburg) 45, 58<br />
Institut für Geschichtswissenschaften<br />
(Humboldt-Univ. Berlin) 48<br />
Institut für Hermeneutik, Evangelisch-<br />
Theologische Fakultät (Univ. Tübingen)<br />
23<br />
Institut für Humangenetik (Univ.<br />
Göttingen) 254<br />
Seite 402<br />
REGISTER<br />
Institut für Humangenetik, Virchow-<br />
Klinikum (Humboldt-Univ. Berlin)<br />
269<br />
Institut für Immunologie (Univ.<br />
Dresden) 264<br />
Institut für Indogermanistik (Univ.<br />
Jena) 123<br />
Institut für Islamwissenschaft, Fachbereich<br />
Geschichts- und Kulturwissenschaften<br />
(FU Berlin) 20<br />
Institut für Kirchengeschichte (Univ.<br />
Leipzig) 44<br />
Institut für Klassische Archäologie<br />
(Univ. Wien) 77<br />
Institut für Klassische Philologie (Univ.<br />
München) 94<br />
Institut für Klinische Chemie (Univ.-<br />
Klinikum Mannheim) 267<br />
Institut für Kommunikationsgeschichte<br />
und Angewandte Kulturwissenschaften<br />
(FU Berlin) 67, 128<br />
Institut für Kunstgeschichte (Humboldt-<br />
Univ. Berlin) 151<br />
Institut für Kunstgeschichte (Univ.<br />
Leipzig) 150<br />
Institut für Mathematik/Hermann von<br />
Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik<br />
(Humboldt-Univ. Berlin) 145<br />
Institut für Mittelstandsforschung<br />
(Univ. Mannheim) 200<br />
Institut für Molekularbiologie und<br />
Zellkulturtechnik (Fachhochschule<br />
Mannheim) 272<br />
Institut für Neuropathologie (Univ.<br />
Göttingen) 262<br />
Institut für Öffentliches Recht, Abt.<br />
Europa und Völkerrecht (Univ. Freiburg)<br />
228<br />
Institut für Öffentliches Recht und<br />
Verwaltungslehre (Univ. Köln) 174<br />
Institut für Öffentliches Recht und<br />
Völkerrecht (Humboldt-Univ. Berlin)<br />
174<br />
Institut für Orientalische Archäologie<br />
und Kunst (Univ. Halle Wittenberg)<br />
84<br />
Institut für Orientalistik und Sprachwissenschaft,<br />
Fachgebiet Semitistik<br />
(Univ. Marburg) 39<br />
Institut für Philosophie (TU Dresden)<br />
144
REGISTER<br />
Institut für Philosophie (Univ. Halle) 10<br />
Institut für Philosophie (Univ. Marburg)<br />
9<br />
Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie,<br />
Wissenschafts- und Technikgeschichte<br />
(TU Berlin) 7<br />
Institut für Politikwissenschaft (Univ.<br />
Mainz) 188<br />
Institut für Politische Wissenschaft<br />
(Univ. Hamburg) 193<br />
Institut für Politische Wissenschaft<br />
(Univ. Würzburg) 226<br />
Institut für Prähistorische Archäologie<br />
(Univ. Halle-Wittenberg) 75<br />
Institut für Romanische Philologie<br />
(FU Berlin) 135<br />
Institut für Romanische Philologie<br />
(Univ. München) 138<br />
Institut für Romanistik (TU Dresden)<br />
134<br />
Institut für Romanistik (Univ. Halle-<br />
Wittenberg) 210<br />
Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft<br />
(TU Darmstadt) 124<br />
Institut für Staatswissenschaft und<br />
Rechtsphilosophie (Univ. Freiburg)<br />
179<br />
Institut für Theaterwissenschaften<br />
(FU Berlin) 141<br />
Institut für Ur- und Frühgeschichte und<br />
Vorderasiatische Archäologie (Univ.<br />
Heidelberg) 76<br />
Institut für Volkswirtschaftslehre (TU<br />
Berlin) 161<br />
Institut für Weltwirtschaft (Univ. Kiel)<br />
239, 242<br />
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
(Univ. Göttingen) 42<br />
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
(Univ. Münster) 59<br />
Institut für Wirtschaftspolitik (Univ.<br />
Köln) 163<br />
Institut für Zellbiologie (Univ.-Klinikum<br />
Essen) 268<br />
Institut für Zivilrecht und Zivilprozessrecht<br />
(Univ. Erlangen-Nürnberg) 229<br />
Institute for Advanced Study<br />
(Princeton)<br />
– Collegium Budapest 284<br />
– School of Historical Studies: Gaststipendienprogramm<br />
287<br />
Insulin-Signalweg 275<br />
Interfakultäres Institut für Zellbiologie<br />
(Univ. Tübingen) 263, 280<br />
International School for Molecular<br />
Biology and Microbiology (Hebrew<br />
Univ. Jerusalem): Stipendienprogramm<br />
Medizinische Mikrobiologie<br />
288<br />
Internationalisierung s. Globalisierung<br />
Internet<br />
– Domus Severiana und Gartenstadium<br />
(Palatin): Informationssystem 91<br />
– Goethe, Johann Wolfgang: Jakob<br />
Michael Reinhold Lenz 124 f.<br />
– Klassiker der Geschichtswissenschaft<br />
73 f.<br />
Irak: mandäische Handschriften 19 f.<br />
Islam<br />
– Identitätsbildung 202 f.<br />
– Kopftuchstreit: Deutschland/Frankreich<br />
32 ff.<br />
– Kulturkritik (jüdische und islamische)<br />
13 f.<br />
– Mamelukenzeit: islamisches Recht<br />
38 f.<br />
– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />
– Thailand 208 ff.<br />
Israel<br />
– Center for German Studies<br />
(Ben Gurion Univ. of the Negev):<br />
Vortrags-reihe deutsch-jüdische<br />
Studien 289 f.<br />
– International School for Molecular<br />
Biology and Microbiology (Hebrew<br />
Univ. Jerusalem): Stipendienprogramm<br />
Medizinische Mikrobiologie<br />
288<br />
– Weizmann Institute of Science<br />
(Rehovot): Stipendienprogramm<br />
Teilchenphysik am Harari Center for<br />
Experimental Physics 288 f.<br />
Italien<br />
– Bologna-Center of the Paul H. Nitze<br />
School of Advanced International<br />
Studies (The Johns Hopkins Univ.):<br />
Stipendienprogramm 287<br />
– Gela (Sizilien): Stadtarchäologie<br />
85 ff.<br />
– Komödie der Renaissance 140 f.<br />
– Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />
Literatur 142 f.<br />
Seite 403
– oberitalienische Malerei (15. Jh.):<br />
Staatliche Museen/Gemäldegalerie<br />
(Berlin) 104<br />
– Palatin (Rom): Domus Severiana und<br />
Gartenstadium 91<br />
– Pesaro: Villa Imperiale 98 ff.<br />
– umbrische Gemälde (15./16. Jh.):<br />
Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />
– Wohlfahrtsstaat: soziale Differenzierung<br />
198 ff.<br />
IUS COMMUNITATIS: Lehrbücher<br />
zum europäischen materiellen Recht<br />
229 f.<br />
IWM s. Institut für die Wissenschaft<br />
vom Menschen/IWM (Wien)<br />
Japan: Sicherheitspolitik 223 f.<br />
Jemen: Ausgrabungen in Zafar 79 ff.<br />
John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien<br />
(FU Berlin) 196<br />
Joyce, James: Filmkunst 137 f.<br />
Juden<br />
– deutsch-jüdische Studien (Center for<br />
German Studies, Ben Gurion Univ.<br />
of the Negev, Beer Sheva): Vortragsreihe<br />
289 f.<br />
– Holocaust: Wissen und Haltung der<br />
deutschen Bevölkerung (1941-1945)<br />
69 f.<br />
– Kulturkritik (jüdische und islamische)<br />
13 f.<br />
– Lateinamerika: jüdisch-sephardische<br />
Literatur (20. Jh.) 134 f.<br />
– Leo-Baeck-Institut Jerusalem:<br />
Geschichte 72 f.<br />
– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />
– Polen (1930-1939) 60 ff.<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 70 ff.<br />
– Zafar/Jemen (jüdisch-himyarische<br />
Hauptstadt): Ausgrabungen 79 ff.<br />
Jürgen-Heideking-Fellowship<br />
(Deutsches Historisches Institut/DHI,<br />
Washington): moderne und internationale<br />
Geschichte 288<br />
Juristenausbildung: EU 184 ff.<br />
Juristisches Seminar (Univ. Göttingen)<br />
232<br />
Seite 404<br />
REGISTER<br />
Kafka, Franz 126 f.<br />
Kant, Immanuel: physische Geographie<br />
9 f.<br />
Karasis (Türkei/Kilikien): Festung 82 f.<br />
Karolingisch-fränkische Zeit: NOMEN<br />
ET STATUS (Datenbank bäuerlicher<br />
Unterschichten) 35 f.<br />
Kartellrecht: Informationskartellrecht<br />
176 f.<br />
Kataloge<br />
– Dreikönigenschrein (Kölner Dom):<br />
Bestandserfassung 101 ff.<br />
– Gemälde: Gesamtverzeichnis (Staatliche<br />
Kunstsammlungen<br />
Dresden/Gemäldegalerie Alte Meister<br />
107 ff.<br />
– Historienbibeln des Mittelalters<br />
116 f.<br />
– Möbelbaukunst vor 1800 (Anhalt-<br />
Dessau) 106 f.<br />
– oberitalienische Malerei: Staatliche<br />
Museen/Gemäldegalerie (Berlin)<br />
104<br />
– umbrische Gemälde (15./16. Jh.):<br />
Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />
Katastrophendarstellungen seit dem<br />
18. Jh. 151 ff.<br />
Kaukasus s. Südkaukasus<br />
Killerzellen 270 f.<br />
Kirchengeschichte<br />
– Harnack, Adolf von 29 f.<br />
– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />
Ernst 29<br />
Kirchenlieder s. Liturgische Musik<br />
Klaatsch, Hermann 207 f.<br />
Klimazertifikatmarkt (EU): Erdgasmarkt<br />
244 f.<br />
Klinik für Neurologie (Medizin. Univ.<br />
Lübeck) 259<br />
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />
(Univ.-Klinikum des Saarlandes<br />
Homburg) 248<br />
Knochen- und Knorpelerkrankungen:<br />
cleidocraniale Dysplasie 274 f.<br />
Kohlensyndikat (Rheinisch-Westfälisches):<br />
1893-1914 59 f.<br />
Kommission für Geschichte des<br />
Parlamentarismus und der politischen<br />
Parteien (Bonn) 53<br />
Kommunikationswissenschaft: NSDAP-<br />
Wochenspruch (1933-1945) 67 ff.
REGISTER<br />
Komödie der Renaissance (italienische)<br />
140 f.<br />
Konfessionalisierung (lutherische):<br />
Kunst (16. Jh.) 150 f.<br />
Konfessionelle Koexistenz: Buddhisten<br />
und Muslime in Thailand 208 ff.<br />
Konfuzianismus: Buch Mengzi 4 f.<br />
Kopftuchstreit: Deutschland/Frankreich<br />
32 ff.<br />
Korrespondenzen s. Briefe<br />
Kriegerdenkmalbau: Weimarer<br />
Republik 57<br />
Künstlerisch-wissenschaftliche Praxis:<br />
Wissensbildung 147 ff.<br />
Kulturkritik (jüdische und islamische)<br />
13 f.<br />
Kulturstiftung Dessau-Wörlitz (Dessau)<br />
106<br />
Kulturtechniken (arithmetische und<br />
geometrische): Diagramm 145 ff.<br />
Kulturwissenschaften: Bildtheologie<br />
149 f.<br />
Kunst<br />
– Bildtheologie 149 f.<br />
– Ikonologie der Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-<br />
Vorlesungen (Humboldt-Univ. Berlin)<br />
155 ff.<br />
– Katastrophendarstellungen seit dem<br />
18. Jh. 151 ff.<br />
– Konfessionalisierung (lutherische):<br />
16. Jh. 150 f.<br />
Kunst- und Kulturtranfer nach 1945:<br />
Deutschland/Frankreich 110 ff.<br />
Kunstgeschichtliches Seminar (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 97, 155<br />
Kunsthandwerk: Möbelbaukunst in<br />
Anhalt-Dessau (vor 1800) 106 f.<br />
Kunsthistorisches Institut (Univ. Bonn)<br />
101<br />
Kunsthistorisches Seminar (Univ. Basel)<br />
155<br />
Kupferzeit: Glockenbecherkultur<br />
(Süddeutschland) 75 f.<br />
Laborforschungsabteilung (Kantonsspital<br />
St. Gallen) 271<br />
Landtag (preußischer): Sitzungsprotokolle<br />
der DDP/DStP (1919-1932)<br />
53 ff.<br />
Lateinamerika: Jüdische Literatur<br />
(20. Jh.) 134 f.<br />
Lebensqualitiät: Gesundheitsnachfrage<br />
und Humankapitalakkumulation<br />
169 f.<br />
Lehrbücher: europäisches materielles<br />
Recht: IUS COMMUNITATIS 229 f.<br />
Lehrveranstaltungen s. Vorlesungen<br />
Leibniz, Gottfried Wilhelm: Novissima<br />
Sinica 7 ff.<br />
Lenz, Jakob Michael Reinhold und<br />
Johann Wolfgang von Goethe: Internet-Edition<br />
124 f.<br />
Leo-Baeck-Institut Jerusalem:<br />
Geschichte 72 f.<br />
Levante: Hominidenforschung<br />
Lexika s. Nachschlagewerke<br />
Lieder (geistliche) s. Liturgische Musik<br />
Literatur und Sprache<br />
– Brecht, Bertolt 128 f.<br />
– chinesische Germanistik: Universität<br />
Peking, Deutsche Abteilung 290 f.<br />
– Crinitus, Petrus: „De poetis Latinis“<br />
114 f.<br />
– deutsche Gegenwartsliteratur: Gaststipendienprogramm<br />
(Max-Kade-<br />
Zentrum, St. Louis, Mo.) 286 f.<br />
– Documenta Orthographica<br />
(16.-20. Jh.) 120 f.<br />
– Empedokles-Rezeption: Antike und<br />
byzantinisches Mittelalter 94 ff.<br />
– figurale Darstellung 141 f.<br />
– „Deutsch als Fremdsprache“: Magister-Aufbaustudiengang<br />
an der<br />
Ramkhamhaeng University (Bangkok)<br />
290<br />
– Heterotopien (literarische) 138 ff.<br />
– Historienbibeln des Mittelalters 116 f.<br />
– Irak: mandäische Handschriften 19 f.<br />
– Joyce, James 137 f.<br />
– jüdische 134 f.<br />
– Kafka, Franz 126 f.<br />
– Komödie der Renaissance (italienische)<br />
140 f.<br />
– Lateinamerika: Jüdische Literatur<br />
(20. Jh.) 134 f.<br />
– literarischer Untergrund (17.-19. Jh.)<br />
121 ff.<br />
– mandäische Literatur 19 f.<br />
– Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />
Italien 142 f.<br />
Seite 405
– Minnereden (spätes Mittelalter)<br />
117 ff.<br />
– Mittelelbisches Wörterbuch 129 f.<br />
– nicht-intellektuelle Autoren (17.-19.<br />
Jh.) 121 ff.<br />
– Sachbücher (populäre) 133 f.<br />
– semantisches Wissen 131 f.<br />
– sephardisch-jüdische Traditionen:<br />
Lateinamerika (20. Jh.) 134 f.<br />
– Sprach-Bilder/Metapher: Philosophie<br />
144 f.<br />
– Visualität: Diskurs des Sehens in der<br />
literarischen Moderne 135 ff.<br />
– Wartburg: Sängerkrieg (mittelhochdeutsche<br />
Sang- und Spruchdichtungen)<br />
115 f.<br />
Lupus erythematodes (systemischer)/<br />
SLE 263, 264 f., 265<br />
Lymphome: Non-Hodgkin 280<br />
Lyrik<br />
– literarischer Untergrund (17.-19. Jh.)<br />
121 ff.<br />
– Metatextualität (frühe Neuzeit):<br />
Italien 142 f.<br />
– Minnereden (spätes Mittelalter)<br />
117 ff.<br />
– nicht-intellektuelle Autoren<br />
(17.-19. Jh.) 121 ff.<br />
– Wartburg: Sängerkrieg (mittelhochdeutsche<br />
Sang- und Spruchdichtungen)<br />
115 f.<br />
Magdeburger Recht in Polen 183 f.<br />
Maison des Sciences de l’Homme (Paris):<br />
„Clemens Heller“-Programm 286<br />
Malerei<br />
– Bildtheologie 149 f.<br />
– „entartete“ Kunst: Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden 109 f.<br />
– Freskenzyklus (Scheinarchitektur):<br />
Villa Imperiale (Pesaro/Italien) 98 ff.<br />
– Gesamtverzeichnis: Staatliche<br />
Kunstsammlungen Dresden/Gemäldegalerie<br />
Alte Meister 107 ff.<br />
– Katastrophendarstellungen seit dem<br />
18. Jh. 151 ff.<br />
– oberitalienische Malerei (15. Jh.):<br />
Staatliche Museen/Gemäldegalerie<br />
(Berlin) 104<br />
Seite 406<br />
REGISTER<br />
– umbrische (15./16. Jh.): Lindenau-<br />
Museum (Altenburg) 106<br />
Mamelukenzeit: islamisches Recht<br />
38 f.<br />
Mannheimer Zentrum für Europäische<br />
Sozialforschung/MZES (Univ. Mannheim)<br />
217<br />
Marktmikrostruktur: Wechselkursdynamik<br />
241 f.<br />
Mathematik (deduktive): Diagramm als<br />
Kulturtechnik 145 ff.<br />
Mauritius: Identitätskonstruktionen in<br />
der multikulturellen Gesellschaft<br />
210 ff.<br />
Max-Kade-Zentrum für Deutschsprachige<br />
Gegenwartsliteratur<br />
(Washington Univ., St. Louis, Mo.):<br />
Gaststipendienprogramm 286 f.<br />
Max-Planck-Institut für Ausländisches<br />
Öffentliches Recht und Völkerrecht<br />
(Heidelberg) 227<br />
Max-Planck-Institut für Biochemie<br />
(Martinsried) 281 f.<br />
Max-Planck-Institut für Experimentelle<br />
Endokrinologie (Hannover) 256<br />
Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte,<br />
Bibliotheca Hertziana (Rom) 100<br />
Max-Planck-Institut für Molekulare<br />
Genetik (Berlin) 273, 274<br />
Max-Weber-Kolleg für Kultur- und<br />
Sozialwissenschaftliche Studien<br />
(Univ. Erfurt) 32<br />
Medizinische Ethik (1500-1900) 36 ff.<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik,<br />
Abt. Innere Medizin II (Univ.-Klinikum<br />
Freiburg) 278<br />
Medizinische Poliklinik (Klinikum der<br />
Univ. München) 265<br />
Melanom 281<br />
Mengzi (konfuzianischer Philosoph) 4 f.<br />
Mensch<br />
– Herkunft und Zukunft 23 ff.<br />
– Tod: Bedeutung in der heutigen<br />
Gesellschaft 205 f.<br />
Menschenrechte<br />
– China: konfuzianischer Philosoph<br />
Mengzi 4 f.<br />
– EU 217 f.<br />
Mesopotamien: Götterdarstellungen<br />
(Altmesopotamien) 76 f.<br />
Metapher s. Sprachbilder
REGISTER<br />
Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />
italienische Literatur 142 f.<br />
Migration von Juden: Simon-Dubnow-<br />
Vorlesung (Univ. Leipzig) 70 ff.<br />
Mikrobiologie (medizinische): Stipendienprogramm<br />
(International School<br />
for Molecular Biology and Microbiology,<br />
Hebrew Univ. Jerusalem) 288<br />
Mittelalter<br />
– Dreikönigenschrein (Kölner Dom)<br />
101 ff.<br />
– Historienbibeln 116 f.<br />
– Höfe und Residenzen: Deutsches<br />
Reich 40 f., 41 f.<br />
– Magdeburger Recht in Polen 183 f.<br />
– mandäische Handschriften 19 f.<br />
– Minnereden: Handbuch 117 ff.<br />
– Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />
– Wartburg: Sängerkrieg 115 f.<br />
Mittel- und Osteuropa<br />
– Collegium Budapest: Fellow-Stipendien<br />
284<br />
– Hochschulförderung durch die <strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />
„Johann Gottfried<br />
Herder“ 291<br />
– Niedriglohnländer: Produktionsverlagerung<br />
237 ff.<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 70 ff.<br />
Mittellinienentwicklung: Embryo 273 f.<br />
Möbelbaukunst in Anhalt-Dessau (vor<br />
1800) 106 f.<br />
Multikulturelle Gesellschaft: Identitätskonstruktionen<br />
auf Mauritius 210 ff.<br />
Multiple Sklerose 262 f.<br />
Mundarten: Mittelelbisches Wörterbuch<br />
129 f.<br />
Museen<br />
– Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />
– Museum für Gegenwart (Berlin) 153<br />
– Rautenstrauch-Joest-Museum für<br />
Völkerkunde (Köln) 207<br />
– Staatliche Kunstsammlungen Dresden<br />
109<br />
– Staatliche Kunstsammlungen/<br />
Gemäldegalerie Alte Meister<br />
(Dresden) 107<br />
– Staatliche Museen/Gemäldegalerie<br />
(Berlin) 104<br />
Muskelkrankheiten<br />
– Myoklonus-Dystonie 259 ff.<br />
– Spinale Muskelatrophie 261 f.<br />
Mu’tazilite Manuscripts 20 f.<br />
Mykale-Survey: Topographie des<br />
antiken Ionien 81 f.<br />
Myoklonus-Dystonie 259 ff.<br />
Mythologie: Antike 91 ff.<br />
MZES s. Mannheimer Zentrum für<br />
Europäische Sozialforschung<br />
Nachkriegszeit (nach 1945): deutschfranzösischer<br />
Kunst- und Kulturtransfer<br />
110 ff.<br />
Nachschlagewerke/Lexika/Wörterbücher<br />
– Äthiopien: christliche Prosopographie<br />
(16. Jh.) 39 f.<br />
– aramäische Inschriften (10.-3. Jh. v.<br />
Chr.): Konkordanz 18 f.<br />
– Humanismus (deutscher): Verfasserlexikon<br />
(1480-1520) 119 f.<br />
– Kant-Lexikon 10 f.<br />
– Klassiker der Geschichtswissenschaft<br />
(Internet-Edition) 73 f.<br />
– Mittelelbisches Wörterbuch 129 f.<br />
– Mythologie (griechisch-römische)<br />
91 ff.<br />
– Schiller-Wörterbuch (CD-Rom) 123 f.<br />
– Wortbildung: Lexikon 130 f.<br />
Naher Osten: Demokratisierungsdruck<br />
224 f<br />
Nationalökonomie: Weimarer Republik<br />
55 f.<br />
Nationalsozialismus<br />
– „entartete“ Kunst: Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden 109 f.<br />
– Holocaust: Wissen und Haltung der<br />
Bevölkerung (1941-1945) 69 f.<br />
– NSDAP-Wochenspruch (1933-1945)<br />
67 ff.<br />
– Strafvollzug: Gefängnis Berlin-Plötzensee<br />
(1933-1945) 66 f.<br />
– Weißrussland: NS-Haftstätten 64 ff.<br />
Navigationsgeschichte: Norddeutschland<br />
(18./19. Jh.) 45 ff.<br />
Netzwerkprojekt (deutsch-britisches):<br />
Glockenbecherkultur 75 f.<br />
Neuplatonismus: Traditionen der Weltdeutungen<br />
bis zu Beginn des 18.<br />
Jahrhunderts (New Science) 6 f.<br />
Seite 407
Neuroendokrine Tumore 278<br />
Neurofibromatose 279 f.<br />
Neurologie<br />
– Alzheimer-Demenz 248 ff., 250 f.<br />
– Entwicklungsstörungen des Nervensystems<br />
257 f.<br />
– Epilepsie 253 f., 254, 255 f.<br />
– Multiple Sklerose 262 f.<br />
– Muskelatropie: spinale 261 f.<br />
– Myoklonus-Dystonie 259 ff.<br />
– Neurofibromatose 279 f.<br />
– Parkinson-Krankeit 251 f.<br />
Neurologische Univ.-Klinik (Regensburg)<br />
255<br />
Neutropenie 268 f.<br />
New Science: Traditionen der Weltdeutungen<br />
bis zu Beginn des<br />
18. Jahrhunderts 6 f.<br />
Niedriglohnländer: Produktionsverlagerung<br />
237 ff.<br />
NOMEN ET STATUS: Datenbank<br />
fränkisch-karolingischer Unterschichten<br />
35 f.<br />
Non-Hodgkin-Lymphome 280<br />
Norddeutschland: Navigationsgeschichte<br />
(18./19. Jh.) 45 ff.<br />
Nordrhein-Westfalen: Urteilsabsprachen<br />
an den Wirtschaftsstrafkammern<br />
182 f.<br />
Novissima Sinica: Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz 7 ff.<br />
Nuffield College (Univ. Oxford) 217<br />
Öffentliches Recht: EU 227 f.<br />
Ökumenisches Institut (Univ. Münster)<br />
27<br />
Optikusatrophie 258 f<br />
Orthographie: Documenta Orthographica<br />
(16.-20. Jh.) 120 f.<br />
Ostdeutschland s. Neue Bundesländer<br />
Paarbeziehungen: Alltagspraxis 201 f.<br />
Palatin (Rom): Domus Severiana und<br />
Gartenstadium 91<br />
Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />
Urbanistik 77 ff.<br />
Papst- und Kardinalsgrabmäler 97 f.<br />
Seite 408<br />
REGISTER<br />
Parkinson-Krankheit 251 f.<br />
Parlamentarismus in Deutschland<br />
(1819-1870/71) 47 f.<br />
Parlamentsdebatten (1919-1923):<br />
Geschichtsbilder 52 f.<br />
Parteien<br />
– EU: Christdemokraten und Sozialdemokraten<br />
189 ff.<br />
– Wählerverhalten: Persönlichkeitsfaktoren<br />
188 f.<br />
– Wohlfahrtsdemokratien (EU) 189 ff.<br />
Paul H. Nitze School of Advanced<br />
International Studies, Bologna-<br />
Center (The Johns Hopkins Univ.):<br />
Stipendienprogramm 287<br />
Persönlichkeitsfaktoren: Wählerverhalten<br />
188 f.<br />
Pesaro (Italien): Villa Imperiale 98 ff.<br />
Philologisches Seminar (Univ.<br />
Tübingen) 93<br />
Philosophie<br />
– Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />
– Dilthey, Wilhelm 11 f., 12<br />
– Kant, Immanuel 9 f., 10 f.<br />
– Konfuzianismus: Buch Mengzi 4 f.<br />
– Mensch: Herkunft und Zukunft<br />
23 ff.<br />
– Neuplatonismus 6 f.<br />
– New Science: Traditionen der<br />
Weltdeutungen bis zu Beginn<br />
des 18. Jahrhunderts 6 f.<br />
– Politische Philosophie/Sozialphilosophie:<br />
Handbuch 16 f.<br />
– Poseidonios von Apameia 93 f.<br />
– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />
Ernst 29<br />
– Sprach-Bilder 144 f.<br />
– Übersetzung deutscher Klassiker ins<br />
Englische 5 f.<br />
– Übersetzungen Diltheys: ins Portugiesische<br />
12; ins Russische 11 f.<br />
Philosophisches Seminar (Univ. Kiel) 14<br />
Physik: Stipendienprogramm Teilchenphysik<br />
am Harari Center for Experimental<br />
Physics, Weizmann Institute<br />
of Science (Rehovot) 288 f.<br />
Plastik: Papst- und Kardinalsgrabmäler<br />
97 f.<br />
Plötzensee (Berlin): Strafvollzug in der<br />
NS-Zeit (1933-1945) 66 f.<br />
Poetik s. Lyrik
REGISTER<br />
Polarexpeditionen (1900-1945):<br />
Deutschland 58 f.<br />
Polen<br />
– jüdische Frage (1930-1939) 60 ff.<br />
– Magdeburger Recht 183 f.<br />
Poliklinik für Neurologie (Univ.-Klinikum<br />
Ulm) 253<br />
Politische Philosophie/Sozialphilosophie:<br />
Handbuch 16 f.<br />
Poseidonios von Apameia 93 f.<br />
Preis für sozialwissenschaftliche<br />
Arbeiten in Zeitschriften 203 ff.<br />
Preußischer Landtag (1919-1932):<br />
Sitzungsprotokolle (DDP/DStP) 53 ff.<br />
Princeton (Institute for Advanced<br />
Study, School of Historical Studies):<br />
Gaststipendienprogramm 287<br />
Proletkult der russischen Kulturrevolution:<br />
Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />
Prosopographie (christliche): Äthiopien<br />
(16. Jh.) 39 f.<br />
Protestantismus<br />
– Evangelisch-Lutherische Kirche:<br />
SBZ/DDR 30 ff.<br />
– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />
Ernst 29<br />
Ramkhamhaeng University (Bangkok):<br />
Magister-Aufbaustudiengang<br />
„Deutsch als Fremdsprache“<br />
(Hanoi University of Foreign Studies,<br />
Vietnam) 290<br />
Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> (Stuttgart) 291<br />
Rechtsgeschichte: Magdeburger Recht<br />
in Polen 183 f.<br />
Reformation: Bildkonzepte 150 f.<br />
Reiffenstein, Johann Friedrich 100 f.<br />
Religionspädagogik: Bildtheologie 149 f.<br />
Reliquienschrein: Dreikönigenschrein<br />
(Kölner Dom) 101 ff.<br />
Reprintprogramm: Historia Scientiarum<br />
(17.-19. Jh.) 74<br />
Residenzen und Höfe: Deutsches Reich<br />
(Spätmittelalter) 40 f. 41 f.<br />
Residenzen-Kommission (Akademie<br />
der Wissenschaften zu Göttingen) 41<br />
Restaurierung: Dreikönigenschrein<br />
(Kölner Dom) 101 ff.<br />
Robert-Bosch-<strong>Stiftung</strong> 291<br />
Römische Gartenkunst: Palatin (Rom)<br />
91<br />
Römische Grabdenkmäler: Vulkaneifel<br />
87 ff.<br />
Römischer Triumphzug: Raum und<br />
Ritual 89 f.<br />
Romanisches Seminar (Univ. Bochum)<br />
140<br />
Romanisches Seminar (Univ. Köln) 142<br />
Romanisches Seminar (Univ. Tübingen)<br />
91<br />
Ruhrgebiet: Rheinisch-Westfälisches<br />
Kohlensyndikat (1893-1914) 59 f.<br />
Ruhr-Universität Bochum s. Universität<br />
Bochum<br />
Russland<br />
– Bauern und Kirche (1648-1762) 27 f.<br />
– Bogdanov, Aleksandr 12 f.<br />
– Erdgasmarkt (EU) 244 f.<br />
– Sankt Petersburg: sexuelle Gewalt<br />
(1864-1914) 48 f.<br />
RWTH Aachen: Lehrstuhl für Baugeschichte<br />
und Denkmalpflege 98<br />
Sachbücher (populäre): 20. Jh. 133 f.<br />
Sachsen: Universitätsentwicklung<br />
(18./19. Jh.) 44 f.<br />
Sängerkrieg auf der Wartburg 115 f.<br />
Sankt Petersburg: sexuelle Gewalt<br />
(1864-1914) 48 f.<br />
SAPERE s. Scripta Antiquitatis<br />
Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />
pertinentia<br />
SBZ (Sowjetisch Besetzte Zone) s. DDR<br />
Schifffahrt und Handel (18./19. Jh.):<br />
Norddeutschland 45 ff.<br />
Schiller, Friedrich: Wörterbuch 123 f.<br />
Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst<br />
29<br />
Schleiermacherforschungsstelle<br />
(Berlin-Brandenburgische Akademie<br />
der Wissenschaften, Berlin) 29<br />
School of Historical Studies, Institute<br />
for Advanced Study (Princeton):<br />
Gaststipendienprogramm 287<br />
Schulakten: Adalbert Stifter 125 f.<br />
Scripta Antiquitatis Posterioris ad<br />
Ethicam REligionemque pertinentia<br />
(SAPERE) 21 ff.<br />
Seite 409
Selbständigkeit (berufliche): Frauen<br />
200 f.<br />
SEMALD: System zur Evaluierung<br />
Multipler Algorithmen auf Linguistischen<br />
Dateien 131 f.<br />
Semantisches Wissen: Corpus linguistischer<br />
Rohdaten (mehrsprachig)<br />
131 f.<br />
Seminar für Allgemeine und Schweizer<br />
Geschichte (Univ. Fribourg/Schweiz)<br />
97<br />
Seminar für Arabistik (Univ. Göttingen)<br />
38<br />
Seminar für Deutsche Philologie (Univ.<br />
Göttingen) 115<br />
Seminar für Klassische Philologie (Univ.<br />
Göttingen) 21<br />
Seminar für Osteuropäische Geschichte<br />
(Univ. Bonn) 60<br />
Seminar für Politische Wissenschaft<br />
(Univ. Bonn) 215<br />
Seminar für Semitistik (Univ. Heidelberg)<br />
79<br />
Seminar für Semitistik und Arabistik<br />
(FU Berlin) 19<br />
Seminar Neues Testament (Univ.<br />
Göttingen) 21<br />
Sephardisch-jüdische Traditionen:<br />
Lateinamerika (20. Jh.) 134 f.<br />
Sepsis: Signalwege 266; TL-Rezeptoren<br />
266 ff.<br />
Sepulkralkunst s. Gräber und Grabmäler<br />
Serotonin- und Noradrenalin-Transporter:<br />
Depression 252 f.<br />
Sexuelle Gewalt: Sankt Petersburg<br />
(1864-1914) 48 f.<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik:<br />
Japan 223 f.<br />
Simon-Dubnow-Institut für Jüdische<br />
Geschichte und Kultur e.V. (Univ.<br />
Leipzig) 70<br />
Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ. Leipzig)<br />
70 ff.<br />
Sitzungsprotokolle (Preußischer Land<br />
tag): DDP/DStP (1919-1932) 53 ff.<br />
Sizilien: Gela (Ausgrabungen) 85 ff.<br />
Sklerose (Multiple) 262 f.<br />
Skulptur s. Plastik<br />
Sowjetunion: Ukraine: Großer Terror<br />
(1937/1938) 62 ff.<br />
Seite 410<br />
REGISTER<br />
Soziale Konstruktion: Paarbeziehungen<br />
und Geschlechtsrollen 201 f.<br />
Sozialphilosophie/Politische Philosophie:<br />
Handbuch 16 f.<br />
Sozialstaat (Deutschland): Sozialstaatskrise<br />
161 ff.; Sozialreformen 198 ff.<br />
Sozialsysteme: Verantwortungsgesellschaft<br />
14 ff.<br />
Sozialwissenschaften<br />
– Clemens Heller-Programm (Maison<br />
des Sciences de l’Homme, Paris) 286<br />
– Zeitschriftenaufsätze: Preise 203 ff.<br />
Spendenförderung: Deutschland und<br />
USA 165 f.<br />
Spinale Muskelatrophie 261 f.<br />
Sprache s. Literatur und Sprache<br />
Sprachbilder/Metapher: Philosophie<br />
144 f.<br />
Staatsanwaltschaften: EU 232 f.<br />
Staatsrecht (Bundesrep. Deutschland):<br />
Handbuch Band IV 174<br />
Staatsterror: Sowjetunion 62 ff.<br />
Stadtarchäologie/Stadtforschung<br />
– Antiochia/Antakya (Türkei): Stadtarchäologie<br />
84 f.<br />
– Gela (Sizilien) 85 ff.<br />
– Mykale-Survey: Topographie des<br />
antiken Ionien 81 f.<br />
– Palmyra (Syrien) 77 ff.<br />
– Zafar (Jemen): Hauptstadt der<br />
Himyaren 79 ff.<br />
Steuer- und Abgabebelastung von<br />
Expatriates: Deutschland und EU<br />
235 ff.<br />
Steuerrecht: Deutschland/EU 177 f.<br />
Stifter, Adalbert 125 f.<br />
Stifterverband für die Deutsche<br />
Wissenschaft (Essen) 291<br />
<strong>Stiftung</strong>sinitiative „Johann Gottfried<br />
Herder“ (<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />
Alfried Krupp von Bohlen und<br />
Halbach-<strong>Stiftung</strong>, Gemeinnützige<br />
Hertie-<strong>Stiftung</strong>, Robert Bosch<br />
<strong>Stiftung</strong>, Stifterverband für die<br />
Deutsche Wissenschaft) 291<br />
Stoische Schule: Poseidonios von<br />
Apameia 93 f.<br />
Strafrecht 66 f., 182 f.<br />
Strafvollzug (NS-Zeit): Gefängnis<br />
Berlin-Plötzensee (1933-1945)<br />
66 f.
REGISTER<br />
Suchtkrankheiten: Alkoholabhängigkeit<br />
276 f.<br />
Südosteuropa: Sonderprogramm für<br />
den wissenschaftlich-kulturellen<br />
Wiederaufbau 292<br />
Syrien: vorrömisch-hellenistische<br />
Urbanistik (Palmyra) 77 ff.<br />
Systemischer Lupus erythematodes/<br />
SLE 263, 264 f., 265<br />
Täufertum: Berner „Kunstbuch“ 26 f.<br />
Tansania: Informations- und Kommunikationstechnologien/IKTs<br />
in Afrika<br />
193 f.<br />
Technische Universität (Berlin): Fachgebiet<br />
Finanzwissenschaft und<br />
Gesundheitsökonomie 161<br />
Technische Universität (Chemnitz):<br />
Fachgebiet Politikwissenschaft 187<br />
Teilchenphysik s. Physik<br />
Temporallappen-Epilepsie 254<br />
Thailand<br />
– Buddhismus/Islam: konfessionelle<br />
Koexistenz 208 ff.<br />
– Magister-Aufbaustudiengang<br />
„Deutsch als Fremdsprache“ (Hanoi<br />
University of Foreign Studies,<br />
Vietnam) an der Ramkhamhaeng<br />
University (Bangkok) 290<br />
Theater<br />
– figurale Darstellung 141 f.<br />
– Komödie der italienischen Renaissance<br />
140 f.<br />
– Metatextualität (Frühe Neuzeit):<br />
Italien 142 f.<br />
Theologie: Bildtheologie 149 f.<br />
Thüringen: Evangelisch-Lutherische<br />
Kirche 30 ff.<br />
<strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen 155<br />
– Ikonologie der Gegenwart (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 155 ff.<br />
Tod: Bedeutung und Bewältigung in<br />
der heutigen Gesellschaft 205 f.<br />
Totalitäre Systeme: Museum und Kunst<br />
109 f.<br />
Transatlantische Beziehungen:<br />
Gesprächskreis 218 ff.<br />
Transformationsländer: Wachstumsdeterminanten<br />
170 f.<br />
Triumphzug (römischer): Raum und<br />
Ritual 89 f.<br />
Türkei<br />
– Antakya/Antiochia: Stadtarchäologie<br />
84 f.<br />
– Festung Karasis (Kilikien) 82 f.<br />
– Topographie des antiken Ionien<br />
(Mykale-Survey) 81 f.<br />
Tumorentstehung und Tumorkrankheiten<br />
– Killerzellen 270 f.<br />
– Melanom 281<br />
– Methylierungsstatus der DNA 277 f.<br />
– Neuroendokrine Tumore 278<br />
– Neurofibromatose 279 f.<br />
– Non-Hodgkin-Lymphome 280<br />
– p49-Proteine 280 f.<br />
– Tumorsuppression 281 f.<br />
UdSSR s. Sowjetunion<br />
Übersetzungen<br />
– Augustinus 25 f.<br />
– Diltheys, Wilhelm: Übersetzungen<br />
ins Portugiesische 12; ins Russische<br />
11 f.<br />
– Klassiker der Philosophie: Übersetzungen<br />
ins Englische 5 f.<br />
– Leibniz, Gottfried Wilhelm: Novissima<br />
Sinica 7 ff.<br />
– Scripta Antiquitatis Posterioris Ad<br />
Ethicam REligionemque pertinentia<br />
(SAPERE) 21 ff.<br />
Uganda: Dezentralisierung und Armut<br />
194 ff.<br />
Ukraine:<br />
– Bauern und Kirche (1648-1762) 27 f.<br />
– Großer Terror (1937/1938) 62 ff.<br />
Umbrische Gemälde (15./16. Jh.):<br />
Lindenau-Museum (Altenburg) 106<br />
Umweltökonomische Studien 167 ff.<br />
Ungarn: Collegium Budapest (Fellow-<br />
Stipendien) 284<br />
United Nations s. Vereinte Nationen<br />
Universität Bamberg: Lehrstuhl für<br />
Deutsche Sprachwissenschaft und<br />
Ältere Deutsche Literatur 120<br />
Universität Bayreuth<br />
– Lehrstuhl für Islamwissenschaft 202<br />
– Lehrstuhl Religionswissenschaft 21<br />
Seite 411
– Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre III,<br />
insbes. Finanzwissenschaft 169<br />
Universität Bochum (Ruhr-Universität)<br />
– Fakultät für Geschichtswissenschaft<br />
62<br />
– Fakultät für Ostasienwissenschaften,<br />
Geschichte und Philosophie Chinas<br />
4<br />
– Katholisch-Theologische Fakultät 25<br />
Universität Bremen: Kulturwissenschaften<br />
– Philosophie 10<br />
Universität Cottbus<br />
– Lehrstuhl für Baugeschichte 91<br />
– Lehrstuhl für Vermessungskunde 91<br />
Universität Düsseldorf: Lehrstuhl für<br />
Strafrecht, Wirtschaftsstrafrecht und<br />
Medienrecht 182<br />
Universität des Saarlandes (Saarbrücken)<br />
– Lehrstuhl für Europäisches Zivilrecht<br />
und Neuere Europäische Rechtsgeschichte<br />
184<br />
– Lehrstuhl für Praktische Philosophie<br />
16<br />
Universität Erfurt 284<br />
Universität Gießen: Lehrstuhl für<br />
Betriebswirtschaftslehre mit dem<br />
Schwerpunkt Betriebswirtschaftliche<br />
Steuerlehre 235<br />
Universität Göttingen: Lehrstuhl Neues<br />
Testament 21<br />
Universität Hamburg: Fachbereich<br />
Rechtswissenschaft 179, 230<br />
Universität Heidelberg: Lehrstuhl für<br />
Klassische Archäologie 89<br />
Universität Jena<br />
– Philosophische Fakultät 123<br />
– Theologische Fakultät, Lehrstuhl für<br />
Kirchengeschichte 30<br />
Universität Kiel: Lehrstuhl für Sozial-<br />
und Wirtschaftsgeschichte 40<br />
Universität Köln: Sprachliche Informationsverarbeitung<br />
131<br />
Universität Konstanz<br />
– Fachgruppe Geschichte/Soziologie 6<br />
– Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Ökonometrie 241<br />
Universität Magdeburg: Fakultät für<br />
Wirtschaftswissenschaft 165<br />
Universität Mannheim<br />
– Lehrstuhl für Soziologie I 198<br />
Seite 412<br />
REGISTER<br />
– Lehrstuhl für Soziologie III 197<br />
Universität Marburg: Fachbereich<br />
Geschichte und Kulturwissenschaften<br />
12<br />
Universität München 172<br />
– Lehrstuhl für Öffentliches Recht und<br />
Staatsphilosophie 227<br />
Universität Münster: Lehrstuhl für<br />
Volkswirtschaftslehre 244 f.<br />
Universität Peking, Deutsche Abteilung<br />
290<br />
Universität Trier: FB III – Neuere und<br />
Neueste Geschichte 73<br />
Universität Tübingen: Lehrstuhl für<br />
Wirtschaftstheorie 239<br />
Universität Uppsala: Fachbereich<br />
Literatur 137 f.<br />
Universität Würzburg: Lehrstuhl Neues<br />
Testament 21<br />
Universität Wuppertal: Fachbereich 4,<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
Anglistik/Linguistik 130<br />
Universität Zürich: Juristische Fakultät<br />
229<br />
Universitäts-Augenklinik (Tübingen)<br />
258<br />
Universitätsentwicklung: Sachsen<br />
(18./19. Jh.) 44 f.<br />
Universitätsklinik für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin (Univ. Ulm) 266<br />
Unternehmer/Unternehmen: umweltökonomisches<br />
Handeln 167 ff.<br />
Urteilsabsprachen: Wirtschaftsstrafkammern<br />
(Nordrhein-Westfalen) 182 f.<br />
USA s. Vereinigte Staaten<br />
U.S. Supreme Court: EuGH und<br />
BVerfG und im Vergleich 215 ff.<br />
Utopien (realisierte): Heterotopien<br />
(literarische) 138 ff.<br />
Verantwortungsgesellschaft 14 ff.<br />
Vereinigte Staaten von Amerika<br />
– Bologna-Center of the Paul H. Nitze<br />
School of Advanced International<br />
Studies (The Johns Hopkins Univ.):<br />
Stipendienprogramm 287<br />
– deutsche Gegenwartsliteratur: Gaststipendienprogramm<br />
(Max-Kade-<br />
Zentrum, St. Louis, Mo.) 286 f.
REGISTER<br />
– Princeton, Institute for Advanced<br />
Study, School of Historical Studies:<br />
Gaststipendienprogramm 287<br />
– Spendenförderung 165 f.<br />
– Transatlantische Beziehungen:<br />
Gesprächskreis 218 ff.<br />
– U.S. Supreme Court: EuGH und<br />
BVerfG im Vergleich 215 ff.<br />
Verfassungsrecht: EU 228 f.<br />
Verfassungsstaaten (demokratische)<br />
187 f.<br />
Verfassungsvertrag: EU 228 f.<br />
Umweltökonomische Studien 167 ff.<br />
Verwaltungsrechtswissenschaft<br />
(Bundesrep. Deutschland): Handbuch<br />
179 f.<br />
Vietnam: Magister-Aufbaustudiengang<br />
„Deutsch als Fremdsprache“ (Hanoi<br />
University of Foreign Studies) an<br />
der Ramkhamhaeng University<br />
(Bangkok/Thailand) 290<br />
Villa Imperiale (Pesaro/Italien) 98 ff.<br />
Visualität: Diskurs des Sehens in der<br />
literarischen Moderne 135 ff.<br />
Volkswirtschaftliches Seminar (Univ.<br />
Göttingen) 170<br />
Vorlesungen<br />
– deutsch-jüdische Studien (Center<br />
for German Studies, Ben Gurion<br />
Univ. of the Negev, Beer Sheva)<br />
289 f.<br />
– Ernst Fraenkel Lecture Series (FU<br />
Berlin) 196 f.<br />
– Schleiermacher, Friedrich Daniel<br />
Ernst 29<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 70 ff.<br />
– <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen 155; Ikonologie<br />
der Gegenwart (Humboldt-<br />
Univ. Berlin) 155 ff.<br />
Vulkaneifel s. Eifel<br />
Wählerverhalten: Persönlichkeitsfaktoren<br />
188 f.<br />
Wartburg: Sängerkrieg 115 f.<br />
Wechselkursdynamik 241 f.<br />
Weimarer Republik<br />
– Frobenius, Leo: Wilhelm II 49 f.<br />
– Kriegerdenkmalbau 57<br />
– Nationalökonomie 55 f.<br />
Weißrussland: NS-Haftstätten 64 ff.<br />
Weizmann Institute of Science<br />
(Rehovot, Israel) 256<br />
– Stipendienprogramm Teilchenphysik<br />
am Harari Center for Experimental<br />
Physics 288<br />
Weltdeutungen (optimistische und<br />
pessimistische): New Science 6 f.<br />
Weltmarkt s. Globalisierung<br />
Whitehead Institute for Biomedical<br />
Research, Massachusetts Institute of<br />
Technology (Cambridge/USA) 277<br />
Wilhelm II: Leo Frobenius 49 f.<br />
Wirtschaftsstrafkammern (Nordrhein-<br />
Westfalen): Urteilsabsprachen 182 f.<br />
Wirtschaftswachstum: Determinanten<br />
170 f.<br />
Wissensbildung<br />
– Bilder jenseits des Bildes 153 ff.<br />
– künstlerisch-wissenschaftliche<br />
Praxis 147 ff.<br />
Wissenschaftlich-Theologisches<br />
Seminar (Univ. Heidelberg) 26<br />
Wissenschaftsethik: Rezeption des<br />
Fremden (Australien, Aborigines)<br />
207 f.<br />
Wissenschaftsgeschichte: Historia<br />
Scientiarum (17-19. Jh.) 74<br />
Wissenschaftskolleg (Berlin) 13, 137<br />
Wissensvermittlung<br />
– Bilder und Worte 147 ff.<br />
– populäre Sachbücher (20. Jh.) 133 f.<br />
Wochenspruch (1933-1945): NSDAP<br />
67 ff.<br />
Wörterbücher s. Nachschlagewerke/<br />
Lexika/Wörterbücher<br />
Wohlfahrtsdemokratien: Parteien<br />
189 ff.<br />
Wohlfahrtsstaat<br />
– Akzeptanz: Bundesrep. Deutschland<br />
197 f.<br />
– soziale Differenzierung: Bundesrep.<br />
Deutschland; Großbritannien; Italien<br />
198 ff.<br />
Wohlstand: EU/Transformationsländer<br />
170 f.<br />
Wortbildung: Lexikon 130 f.<br />
Wortgeographie: Mittelelbisches<br />
Wörterbuch 129 f.<br />
Seite 413
Zafar/Jemen (Hauptstadt der<br />
Himyaren): Ausgrabungen 79 ff.<br />
Zeitschriftenaufsätze: Preis für sozialwissenschaftliche<br />
Arbeiten 203 ff.<br />
Zentrum Anatomie, Abt. Neuroanatomie<br />
(Medizinische Hochschule<br />
Hannover) 261<br />
Zentrum für Antisemitismusforschung<br />
(TU Berlin) 64, 69<br />
Zentrum für Deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />
(Washington Univ.,<br />
St. Louis/Mo.) s. Max-Kade-Zentrum<br />
für Deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung/ZEW<br />
(Mannheim) 166,<br />
167, 235<br />
Seite 414<br />
REGISTER<br />
Zentrum für Klinische Forschung (Univ.<br />
Ulm) 279<br />
Zentrum für Literaturforschung (Berlin)<br />
153<br />
Zentrum für Neurologie und Hertie-<br />
Institut für Klinische Hirnforschung<br />
251<br />
ZEW s. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
(Mannheim)<br />
Zivilverfahrensrecht (internationales)<br />
231 f.<br />
ZMBH-Zentrum für Molekulare Biologie<br />
(Univ. Heidelberg) 250<br />
Zuckerkrankheit: Insulin-Signalweg<br />
275
Bildnachweis: Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und<br />
Technikgeschichte der Technischen Universität Berlin (Abb. S. 8); G. Khalil (Abb.<br />
S. 14); Verlag Badisches Denkmälerarchiv, W. Kratt (Abb. S. 47); Aus Privatbesitz<br />
(Abb. S. 51); Arbeitsstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle<br />
Publizistik an der Freien Universität Berlin (Abb. S. 68); Institut für Klassische<br />
Archäologie der Universität Wien, A. Schmidt-Colinet (Abb. S. 78); P. Yule (Abb.<br />
S. 80); Abteilung Istanbul des Deutschen Archäologischen Instituts, A. Hoffmann<br />
(Abb. S. 83); Institut für Orientalische Archäologie und Kunst der Universität<br />
Halle-Wittenberg (Abb. S. 84); Archäologisches Institut der Universität zu Köln,<br />
D. Boschung (Abb. S. 87); Institut für Altertumswissenschaften der Universität<br />
Heidelberg (Abb. S. 90); L. Schmitt (Abb. S. 102); Verlag Kölner Dom, B. Lambert<br />
(Abb. S. 103); Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin, Berlin (Abb. S. 105);<br />
Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden (Abb.<br />
S. 108); Kunsthistorisches Institut der Freien Universität Berlin (Abb. S. 111); Kunstgeschichtliches<br />
Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin (Abb. S. 156); Verlag<br />
C.F. Müller (Abb. S. 173); John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der<br />
Freien Universität Berlin (Abb. S. 196); Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik, Berlin (Abb. S. 219); Forschungszentrum Altes Buch / Alte Karte Gotha /<br />
Erfurt an der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt / Gotha (Abb. S. 285);<br />
Center for Experimental Physics am Weizmann Institute in Rehovot, Israel (Abb.<br />
S. 289)<br />
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