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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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<strong>JAHRESBERICHT</strong> <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong>


<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>, Dezember <strong>2001</strong><br />

Am Römerturm 3, 50667 Köln<br />

Telefon (02 21) 27 74 96-0, Telefax (02 21) 27 74 96-29<br />

Homepage: http://www.fritz-thyssen-stiftung.de<br />

E-mail: fts@fritz-thyssen-stiftung.de<br />

ISSN: 0930-4592<br />

Gesamtherstellung: Druckhaus Locher GmbH, 50968 Köln


Inhalt<br />

Vorwort<br />

1 Aufgabe und Tätigkeit<br />

2 <strong>Stiftung</strong>sorgane<br />

5 Geschichte, Sprache und Kultur<br />

6 Philosophie<br />

17 Theologie und Religionswissenschaft<br />

30 Geschichtswissenschaften<br />

77 Archäologie; Altertumswissenschaft<br />

102 Kunstwissenschaften<br />

129 Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

145 Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />

151 Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

151 Wirtschaftswissenschaften<br />

158 Rechtswissenschaft<br />

164 Politikwissenschaft<br />

170 Soziologie<br />

183 Ethnologie<br />

184 Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />

210 Medizin und Naturwissenschaften<br />

253 Internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />

263 Bibliotheksbeihilfen und Erwerb von Forschungsmaterial<br />

264 Kleinere wissenschaftliche Tagungen und Forschungsstipendien


296 Finanzübersicht<br />

296 Bilanz zum 31. Dezember <strong>2000</strong><br />

299 Ertrags- und Aufwandsrechnung <strong>2000</strong><br />

300 Bewilligte Mittel <strong>2000</strong> nach Förderungsbereichen und<br />

Förderungsarten<br />

Anhang<br />

303 Bibliographie der Publikationen der Jahre <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong><br />

347 Register<br />

368 Bildnachweis<br />

INHALT<br />

IV


Abbildungen<br />

25 Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger<br />

Reformation: Die Sammlungspolitik der Lutherhalle<br />

Wittenberg 1877 bis 1918“: Die Eröffnung der Luther-<br />

Halle durch den Kronprinzen [Friedrich III.] (Abb. 1)<br />

40 Projekt „Katalogisierungsarbeiten der Inkunabel-<br />

Bestände der Bodleian Library, University of Oxford:<br />

Weltkarte aus Ptolemäus, Cosmographia (Ulm: Johannes<br />

Reger, 1486) (Abb. 2)<br />

59 Projekt „Erschließung und Sicherung von Quellen zur<br />

sowjetischen Deutschlandpolitik der Jahre 1941 bis<br />

1949 aus dem Archiv für Außenpolitik des Ministeriums<br />

für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation“:<br />

Pressekonferenz zur Vorstellung des zweiten<br />

Bandes der Edition „Die UdSSR und die deutsche<br />

Frage“ (Abb. 3)<br />

83 Projekt „Dokumentation und Bauuntersuchung der<br />

Maxentius-Basilika“: CAD-Modell (Abb. 4)<br />

85 Projekt „Archäologische Untersuchung von vier<br />

römischen Landvillen und ihrer Territorien in Südportugal<br />

(Algarve)“: Detailaufnahme im Bereich der Villa<br />

von Milreu (Abb. 5)<br />

89 Projekt „Erforschung eines südarrabischen Heiligtums<br />

auf dem Jabal al-’Awd (Jemen)“: Wohngebäude aus<br />

dem 2./3. Jahrhundert n.Chr. (Abb. 6)<br />

91 Projekt „Die Urbanistik des hellenistischen Palmyra“:<br />

Amphorenstempel (Abb. 7)<br />

95 Projekt „Die Gemmensammlung Heinrich Dressel in<br />

der Antikensammlung Berlin“: Büste der Nemesis<br />

(Abb. 8)<br />

107 Projekt „Jacob Burckhardt: Vorlesungen ,Neuere Kunst<br />

seit 1550‘“: Manuskriptseite aus der Vorlesung<br />

„Holländische Kunst des 17. Jahrhunderts“ (Abb. 9)


111 Projekt „Bearbeitung des ersten Bandes des wissenschaftlichen<br />

Bestandskatalogs in drei Bänden zu den<br />

holländischen Gemälden des Barock (ca. 1550–1800) im<br />

Städelschen Kunstinstitut“: Gemälde von Dirck Hals<br />

(Abb. 10)<br />

115 Projekt „Kritisches Bestandsverzeichnis der spanischen<br />

Gemälde der Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche<br />

Kunstsammlung Dresden“: Gemälde von Zurbaran<br />

(Abb. 11)<br />

123 Projekt „Planen und Bauen in Bayern 1945–1965“:<br />

Beispiel für den Typus einer Aulaschule (Abb. 12)<br />

149 Eröffnung der „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur<br />

Ikonologie der Gegenwart“: Okwui Enwezor (Abb. 13)<br />

191 Projekt „Gesprächskreis Transatlantische<br />

Beziehungen“: Prof. Joseph Nye (Abb. 14)<br />

255 Collegium Budapest: Gebäudeansicht (Abb. 15)<br />

ABBILDUNGEN VI


VII Vorwort<br />

Aufgabe der gemeinnützigen <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist die Wissenschaftsförderung<br />

an wissenschaftlichen Hochschulen und Forschungsstätten.<br />

Mit dem Jahresbericht <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> informiert die <strong>Stiftung</strong><br />

über ihre Programme und über die im Berichtszeitraum mit<br />

mehr als 13,6 Millionen Euro geförderten Projekte und Programme.<br />

✳<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert ihre Fördertätigkeit im<br />

wesentlichen auf Vorhaben aus den Bereichen der Geisteswissenschaften<br />

und der Medizin. Sie hat dementsprechend drei ausgewählte<br />

Bereiche definiert: „Geschichte, Sprache und Kultur“,<br />

„Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie „Medizin und Naturwissenschaften“.<br />

Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Einen merklichen Anteil ihrer Fördermittel vergibt die <strong>Stiftung</strong> auch<br />

im Ausland. Auch bei der Förderung von Forschungsvorhaben ausländischer<br />

Wissenschaftler orientiert sich die <strong>Stiftung</strong> an der wissenschaftlichen<br />

Bedeutung und Qualität der Projekte sowie an der<br />

Dringlichkeit einer Förderung. Die <strong>Stiftung</strong> möchte auf diesem Wege<br />

ausländischen Wissenschaftlern und Instituten eine fachliche Kooperation<br />

über Ländergrenzen hinweg ermöglichen. Zu denken ist hier<br />

an einen Austausch von Forschungsergebnissen und ihrer Diskussion,<br />

Arbeitsbesuche in anderen Instituten mit klar definierten Forschungsanliegen<br />

oder auch an einen Erfahrungsaustausch über<br />

Methoden. Die <strong>Stiftung</strong> beachtet bei diesen Maßnahmen stets die<br />

Verfügbarkeit einschlägiger Instrumente aus anderen Fördereinrichtungen.<br />

So vergibt sie Stipendien an ausländische Wissenschaftler,<br />

die einen Forschungsaufenthalt in Deutschland planen, in der Regel<br />

nur für einen kürzeren Zeitraum von drei bis vier Monaten.<br />

Das Zusammenwachsen Europas konfrontiert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

mit neuen Aufgabenstellungen. Private Fördereinrichtungen<br />

haben angesichts der beschlossenen Erweiterung der Europäischen<br />

Union einen spezifischen Beitrag zum erfolgreichen Aufbau einer<br />

Zivilgesellschaft in den Beitrittsländern zu leisten. In gleicher Weise<br />

stellen sich diese Aufgaben in Ländern, die demnächst Nachbarländer<br />

der Europäischen Union sein werden, wie der Russischen Föderation<br />

oder der Ukraine.


✳<br />

VORWORT VIII<br />

Neben der Projektförderung setzt die <strong>Stiftung</strong> einen Teil ihrer Förderungsmittel<br />

zur Finanzierung wissenschaftlicher Symposien und<br />

für Stipendien ein. Der größte Teil der bewilligten Mittel dient<br />

jedoch der Deckung von Personal- und Sachkosten bei Forschungsprojekten<br />

in den Förderungsbereichen der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und Kultur“ will die<br />

<strong>Stiftung</strong> auf Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften mit<br />

angemessener Offenheit reagieren. Sie fördert Projekte, die innerhalb<br />

der Geisteswissenschaften interdisziplinär angelegt sind oder<br />

die eine Kooperation mit den Sozialwissenschaften sowie auch den<br />

Naturwissenschaften suchen. Die <strong>Stiftung</strong> hat einen neuen Querschnittbereich<br />

„Bild und Bildlichkeit“ eingerichtet, in dem verstärkt<br />

interdisziplinäre Forschungsvorhaben unterstützt werden sollen. In<br />

diesem Zusammenhang steht auch die im Dezember <strong>2001</strong> in Berlin<br />

eröffnete neue Vorlesungsreihe „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur<br />

Ikonologie in der Gegenwart“. Gemeinsam mit der Humboldt Universität<br />

wird die <strong>Stiftung</strong> in den kommenden vier Jahren Gelegenheit<br />

bieten, sich mit den modernen Bildwelten auseinanderzusetzen.<br />

Die Reihe wurde eröffnet durch den Künstlerischen Leiter der<br />

Documenta 11, Okwui Enwezor, mit einem Vortrag zum Thema<br />

„Mega Exhibitions and Antinomies of a Transnational Global<br />

Form“.<br />

Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ will die<br />

<strong>Stiftung</strong> insbesondere Forschungsvorhaben unterstützen, die Voraussetzungen<br />

und Folgen der Wandlungsprozesse untersuchen, die<br />

die heutigen Gesellschaften kennzeichnen. Im Querschnittbereich<br />

„Internationale Beziehungen“ unterstützt die <strong>Stiftung</strong> bevorzugt<br />

Forschungsvorhaben, die interdisziplinär angelegt sind und die<br />

Wandlungsprozesse in der globalisierten Welt untersuchen. Nicht<br />

erst seit dem 11. September <strong>2001</strong>, aber seitdem verstärkt, werden<br />

Fragen der internationalen Sicherheit und der transnationalen<br />

Kooperation im Sinne einer Krisenprävention eine immer stärkere<br />

Rolle auch in der Wissenschaft spielen. Die <strong>Stiftung</strong> hält es für<br />

besonders wünschenswert, dass an den Hochschulen und außeruniversitären<br />

Forschungsstätten in Deutschland verstärkt Kompetenz<br />

zur Behandlung dieser Fragen aufgebaut wird.<br />

Die aktuelle Diskussion zur Klärung unseres Verhältnisses zum<br />

Islam hat die <strong>Stiftung</strong> mit einer im November ausgesprochenen<br />

Bewilligung an das Wissenschaftskolleg zu Berlin aufgegriffen,<br />

indem im Rahmen des Arbeitskreises „Moderne und Islam“ das Projekt<br />

„Jüdische und Islamische Hermeneutik als Kulturkritik“ in den<br />

nächsten drei Jahren gefördert werden soll.


IX<br />

VORWORT<br />

Die medizinische Grundlagenforschung steht im Mittelpunkt der<br />

Förderung im Bereich „Medizin und Naturwissenschaften“. Die <strong>Stiftung</strong><br />

widmet sich in diesem Förderbereich der Grundlagenforschung<br />

zu Krankheiten, deren Entstehung entscheidend auf Gendefekten<br />

beruht oder bei denen Gene zur Entstehung komplexer<br />

Krankheiten beitragen. Im zurückliegenden Jahr wurde der Focus<br />

mit dem Thema „Molekulare Pathogenese und Modelle der Krankheitsentstehung“<br />

neu definiert.<br />

✳<br />

Im Jahr <strong>2001</strong> schied Dr. Heinz Kriwet turnusgemäß aus dem Kuratorium<br />

aus. Neu in das Gremium wurde Dr. Manfred Schneider kooptiert.<br />

Die Arbeit von Herrn Kriwet in den Gremien der <strong>Stiftung</strong>, insbesondere<br />

als Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums wird<br />

von der <strong>Stiftung</strong> dankbar gewürdigt.<br />

Neu in den Wissenschaftlichen Beirat wurden die Professoren Dieter<br />

Langewiesche und Stefan M. Maul berufen.<br />

Den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der <strong>Stiftung</strong> sind<br />

wir für ihre Arbeit bei der sachkundigen und umsichtigen Prüfung<br />

und Beratung der Anträge und Begleitung der von der <strong>Stiftung</strong><br />

geförderten Programme und Projekte sehr zu Dank verpflichtet. In<br />

diesen Dank schließen wir alle Gutachter und Kommissionsmitglieder<br />

ein, die die <strong>Stiftung</strong> zu Projekten und Förderungsschwerpunkten<br />

beraten haben.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> dankt vielen Persönlichkeiten, Institutionen und Ressorts<br />

für die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit im<br />

Berichtszeitraum. Neben wissenschaftsfördernden <strong>Stiftung</strong>en im Inund<br />

Ausland zählen dazu besonders die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

und die Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Für das Kuratorium<br />

Klaus Liesen<br />

Manfred Schneider


1 Aufgabe und Tätigkeit<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde am 7. Juli 1959 von Frau Amélie<br />

<strong>Thyssen</strong> und ihrer Tochter Anita Gräfin Zichy-<strong>Thyssen</strong> im Gedenken<br />

an August und <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> errichtet. Die <strong>Stiftung</strong> hat ihren<br />

Sitz in Köln. Sie ist die erste große private wissenschaftsfördernde<br />

Einzelstiftung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik<br />

Deutschland errichtet wurde.<br />

Ausschließlicher Zweck der <strong>Stiftung</strong> ist nach ihrer Satzung die unmittelbare<br />

Förderung der Wissenschaft an wissenschaftlichen Hochschulen<br />

und Forschungsstätten, vornehmlich in Deutschland, unter<br />

besonderer Berücksichtigung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> hat hierzu ihre Tätigkeit auf die Förderung bestimmter<br />

und zeitlich übersehbarer Forschungsvorhaben im Rahmen ihres<br />

Förderungsprogramms und ihrer finanziellen Möglichkeiten konzentriert.<br />

Sie unterstützt dabei auch kleinere wissenschaftliche Tagungen,<br />

vergibt Stipendien an junge Wissenschaftler, die ihre Hochschulausbildung<br />

bereits mit der Promotion abgeschlossen haben, finanziert<br />

mehrere internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />

und fördert auch in begrenztem Umfang die Publikation der<br />

Resultate von ihr unterstützter Forschungsarbeiten.<br />

Über ihre Tätigkeit berichtet die <strong>Stiftung</strong> jährlich und versendet Hinweise<br />

für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse<br />

http://www.fritz-thyssen-stiftung.de abrufbar sind. Sie nimmt Anregungen<br />

und Anträge entgegen, entfaltet jedoch auch Initiativen, definiert<br />

im Rahmen ihrer Förderungsbereiche besondere Schwerpunkte<br />

und regt thematisch interessierte und ausgewiesene Wissenschaftler<br />

zu Untersuchungen an. Dabei begrüßt sie es, wenn auch die<br />

Kapazität und die Ansätze ausländischer Wissenschaftler in ihre Förderungsarbeit<br />

einbezogen werden können.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> veranstaltet wissenschaftliche Symposien und Vorlesungsreihen;<br />

sie hat eine Reihe von Modellprogrammen zur Förderung<br />

besonders befähigter Nachwuchswissenschaftler geplant und<br />

organisiert.<br />

Eigene Forschungsinstitute oder Lehreinrichtungen unterhält die<br />

<strong>Stiftung</strong> nicht. Sie fördert grundsätzlich auch keine Projekte, die sich<br />

auf Bereiche beziehen, aus denen die Erträge der <strong>Stiftung</strong> stammen.


Kuratorium<br />

Wissenschaftlicher<br />

Beirat<br />

<strong>Stiftung</strong>sorgane<br />

Die Satzung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> sieht drei Organe vor:<br />

Kuratorium<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Vorstand<br />

Das aus sieben Mitgliedern bestehende Kuratorium stellt nach Anhörung<br />

des Wissenschaftlichen Beirats die Richtlinien auf, nach denen<br />

der <strong>Stiftung</strong>szweck im einzelnen erreicht werden soll und entscheidet<br />

über die Verwendung der <strong>Stiftung</strong>smittel. Es beruft die Mitglieder<br />

des Wissenschaftlichen Beirats und den Vorstand, dessen<br />

Geschäftsführung es überwacht. Das Kuratorium ergänzt sich durch<br />

Kooptation.<br />

Dem Kuratorium gehören an (Stand 1. 12. <strong>2001</strong>):<br />

Dr. Dr. h.c. Klaus Liesen, Vorsitzender<br />

Dr. Manfred Schneider, Stellvertretender Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Frühwald<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert Markl<br />

Dr. Arend Oetker<br />

Dr. h.c. Alfred Freiherr von Oppenheim<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert<br />

Der Wissenschaftliche Beirat berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Durchführung<br />

der <strong>Stiftung</strong>saufgaben, vor allem bei der Vergabe der Förderungsmittel.<br />

Mitglieder sind (Stand 1. 12. <strong>2001</strong>):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies, Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Lothar Gall, Stellvertretender Vorsitzender<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Beyreuther<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Hubert E. Blum<br />

Prof. Dr. Gottfried Boehm<br />

Prof. Dr. Wolfgang Franz<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Otfried Höffe<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus J. Hopt<br />

Prof. Dr. Andreas Kablitz<br />

Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg<br />

Prof. Dr. Dieter Langewiesche<br />

Prof. Dr. Stefan M. Maul<br />

Prof. Dr. Dr. Kurt Nowak<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier<br />

Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker<br />

Prof. Dr. Paul Zanker<br />

2


3<br />

STIFTUNGSORGANE<br />

Dem Vorstand obliegen die Durchführung der <strong>Stiftung</strong>saufgaben<br />

und die Verwaltung des Vermögens der <strong>Stiftung</strong>. Er führt die laufenden<br />

Geschäfte. Vorstand der <strong>Stiftung</strong> ist Jürgen Chr. Regge.<br />

Die <strong>Stiftung</strong>sgremien tagten gemeinsam am 15. Januar und am<br />

1. Juli <strong>2000</strong> sowie am 17. Februar und am 23. Juni <strong>2001</strong>.<br />

Vorstand


5<br />

Geschichte, Sprache und Kultur<br />

Ein Prozess zunehmender Spezialisierung ist für die Geschichte<br />

und Gegenwart aller Fächer und Wissensbereiche kennzeichnend.<br />

Er führt fachintern immer wieder zu einem Überdenken des Wissenskanons<br />

und der Methoden, die in einer Disziplin als verbindlich<br />

angesehen werden, und zur Neuordnung der Gegenstandsbereiche,<br />

mit denen sich ein Fach befasst. Fachextern wird dieser Prozess von<br />

einer Neubestimmung der Beziehungen zu anderen Fächern begleitet,<br />

die veränderte Disziplinkoalitionen und die Bildung neuer<br />

Fächer zur Folge haben kann. In den letzten Jahrzehnten haben<br />

sich diese Wandlungsprozesse in den Wissenschaften durch die<br />

zunehmende Globalisierung und das Vordringen der elektronischen<br />

Medien noch weiter beschleunigt und zugleich qualitativ verändert.<br />

Der Kulturenkontakt wird enger. Zugleich entwickeln sich Medien<br />

universaler Kommunikation, die Sprach- und Kulturgrenzen immer<br />

durchlässiger und Gleichzeitigkeit zu einem bestimmenden Merkmal<br />

des wissenschaftlichen Austauschs machen.<br />

Stärker noch als in der Vergangenheit versuchen einzelne Disziplinen,<br />

auf diese Wandlungsprozesse mit neuen Nomenklaturen und<br />

nicht zuletzt Umbenennungen des Fachnamens zu reagieren. Für die<br />

Geisteswissenschaften gilt dies in besonderem Maße – nicht nur in<br />

Deutschland, sondern auch dort, wo es um die „Humanities“ oder die<br />

„Sciences humaines“ geht. Im Förderungsbereich „Geschichte,<br />

Sprache und Kultur“ soll auf die eben genannten Wandlungsprozesse<br />

der Geisteswissenschaften mit angemessener Offenheit reagiert<br />

werden. Unstrittig ist, dass sich die klassischen Geisteswissenschaften<br />

deutschen Ursprungs nicht zuletzt unter dem Einfluss der<br />

angelsächsischen Forschung zu Kulturwissenschaften entwickelt haben.<br />

Sie haben ihre eurozentrische Perspektive abgelegt und nutzen<br />

seit langem Theorie- und Methodenangebote aus anderen Fachgruppen<br />

zu ihrem eigenen Vorteil. Sie sind nicht länger darauf konzentriert,<br />

ein erkenntnistheoretisches Paradigma in Absetzung von<br />

den Naturwissenschaften zu entwickeln, sondern sehen, um nur ein<br />

Beispiel zu nennen, die Fruchtbarkeit der Kooperation mit den kognitiven<br />

Neurowissenschaften. Nicht zuletzt der Querschnittbereich<br />

„Bild und Bildlichkeit“ soll Forschungen unterstützen, die nicht nur<br />

verschiedene Fächer, sondern Fach„kulturen“ in der Orientierung<br />

an einem neuen, „ikonischen Erkenntnismodell“ miteinander vernetzen.<br />

Gleichzeitig soll im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und<br />

Kultur“ das Erbe der traditionellen Geisteswissenschaften gewahrt<br />

und fruchtbar weiterentwickelt werden. Trotz aller fachlichen Neukombinationen<br />

bleibt der Rückbezug auf „traditionelle“ Fächer wie<br />

die Philosophie und die Theologie wichtig, die ebenfalls in Wandlungsprozessen<br />

begriffen sind, zugleich aber weiterhin erkenntnisleitende<br />

Orientierungen bieten, die allen Fächern im weiten Bereich<br />

der Geistes- und Kulturwissenschaften von Nutzen sein können.


Auf die Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften will die<br />

<strong>Stiftung</strong> dabei mit angemessener Offenheit reagieren. Sie will auf<br />

der einen Seite Projekte fördern, die – nicht zuletzt unter dem Einfluss<br />

angelsächsischer Forschung – als „kulturwissenschaftlich“ bezeichnet<br />

werden können und insbesondere den interdisziplinären<br />

Kontakt mit den Sozialwissenschaften suchen. Sie will besonderes<br />

Augenmerk auf Forschungsvorhaben richten, die auf eine Kooperation<br />

mit den Naturwissenschaften – insbesondere den kognitiven<br />

Neurowissenschaften – abzielen. Zugleich will sie die Forschungstraditionen<br />

„klassischer“ geisteswissenschaftlicher Disziplinen – insbesondere<br />

der Philosophie und der Theologie – weiterhin fördern, die<br />

allen Fächern im weiten Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften<br />

zur Anregung dienen können.<br />

Philosophie<br />

PHILOSOPHIE 6<br />

Die Philosophie kann bei jedem Thema der Alltagserfahrung und<br />

der Wissenschaften ansetzen. Infolgedessen ist sie nicht bloß Teil<br />

oder Gesprächspartner der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie<br />

trägt ebenso zu Grundlagendebatten in der Mathematik und den<br />

Naturwissenschaften sowie der Medizin und Technik bei. Und vor<br />

allem lässt sie sich auch auf Fragen von Recht und Gerechtigkeit,<br />

von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, von Bewusstsein, Selbstbewusstsein<br />

und Sprache, von Bildung und Kunst unmittelbar ein.<br />

Im deutschen Sprachraum herrschte freilich nach einer langen Zeit<br />

systematischen Denkens die Philosophiegeschichte vor, teils die Geschichte<br />

früherer Epochen, teils die Rezeption jener Traditionen, die<br />

nach dem Exil der entsprechenden Vertreter als angloamerikanische<br />

oder auch als analytische Philosophie bekannt geworden sind. Heute<br />

drängt sich – unter anderem – zweierlei auf: einerseits die Vermittlung<br />

der analytischen Philosophie mit transzendentalem, hermeneutischem<br />

und dialektischem Denken, andererseits ein systematisches<br />

Philosophieren, das sich aber wieder vom Reichtum der Philosophiegeschichte<br />

inspirieren lässt. Da der Anspruch der Philosophie auf<br />

universal gültige Begriffe und Argumente unter Kritik geraten ist,<br />

stellt sich eine dritte Aufgabe: Entweder den Anspruch auf universale<br />

Gültigkeit und zugleich die Idee der einen allgemeinmenschlichen<br />

Vernunft aufzugeben oder aber ihren Anspruch, zumal in Zeiten<br />

der Globalisierung, in Form inter- und transkultureller Diskurse<br />

zu erneuern.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die Philosophie in ihrer ganzen historischen<br />

und systematischen Breite, dabei ausdrücklich auch Epochen<br />

und Gebiete, die nicht im Hauptstrom der gegenwärtigen Forschung<br />

liegen. In der Geschichte der Philosophie setzt sie einen gewissen<br />

Schwerpunkt bei den Klassikern: ihrer Interpretation und<br />

Kommentierung, hier sowohl innerhalb als auch außerhalb der griechischen<br />

und der deutschen Hoch-Zeit der Philosophie. In der systematischen<br />

Philosophie fördert sie die philosophieinterne Grundla-


7<br />

PHILOSOPHIE<br />

genforschung, beispielsweise die Erkenntnis- und die Gegenstandstheorie,<br />

die Moralbegründung und philosophische Ästhetik. Nicht<br />

weniger wichtig sind ihr Themen, die nach einer disziplinären Öffnung<br />

verlangen: in der theoretischen Philosophie, bei Themen wie<br />

Sprache, Bewusstsein und Geist, eine Öffnung zu den Neuro- und<br />

Kognitionswissenschaften; in der praktischen Philosophie, etwa bei<br />

Recht, Staat und Politik einschließlich ihrer globalen Perspektive,<br />

eine Öffnung zu den Rechts- und Sozialwissenschaften; und in der<br />

philosophischen Ästhetik nicht nur die Öffnung zur Literatur, sondern<br />

auch zu den bildenden Künsten, der Architektur und der Musik.<br />

Platons Ethik und ihr handlungsteleologischer Hintergrund ist Gegenstand<br />

eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />

von Prof. Chr. Horn, Zentrum für Philosophie, Universität<br />

Gießen.<br />

Ziel des Projektes ist es, Platons zahlreiche Äußerungen zu den Problemen<br />

der Moralphilosophie von einem gemeinsamen Hintergrund<br />

aus zu interpretieren: aus dem Blickwinkel einer Handlungsteleologie.<br />

Bei näherem Hinsehen sind deren Elemente bei Platon in erheblichem<br />

Umfang präsent, besonders in den Dialogen der Früh- und der<br />

Mittelperiode. Mit dem Ausdruck „handlungsteleologisch“ ist dabei<br />

die Auffassung gemeint, dass sämtliche Einzelhandlungen eines Individuums<br />

auf eine objektiv angebbare Zielstruktur ausgerichtet sind.<br />

Platons Ethik lässt sich demnach nur dann angemessen verstehen,<br />

wenn man ihre Grundlage in einer Theorie nicht-arbiträrer Ziele,<br />

Wünsche und Intentionen herausarbeitet. Ein solches Modell ist<br />

nicht mit einer Naturteleologie zu verwechseln: Naturteleologien behaupten<br />

eine übergreifende Zielausrichtung von Naturabläufen;<br />

Handlungsteleologien beruhen dagegen auf der Überzeugung,<br />

menschliches Handeln unterliege einer übergeordneten Zielstruktur.<br />

Jedes c besitzt nach dieser Auffassung eine natürliche Tendenz, in<br />

vollem Umfang dasjenige zu werden, was es idealiter heißt, ein c zu<br />

sein. Platonisch ausgedrückt: Jedes c will seinem eidos, seiner paradigmatischen<br />

Form, möglichst gleich werden und damit sein telos,<br />

seinen Zweck oder seine Funktion, bestmöglich erfüllen. Das Irritierende<br />

an einer solchen Konzeption dürfte für moderne Hörer darin<br />

liegen, dass wir uns allenfalls bei Artefakten, vielleicht noch bei Naturgegenständen<br />

einen solchen Begriff des „objektiv Guten“ vorstellen<br />

können: Was ein gutes Haus oder ein guter Tisch ist, würden wir<br />

an funktionalen Kriterien bemessen; ein Baum oder ein Hund wären<br />

– von funktionalen Aspekten einmal abgesehen – vielleicht je nach<br />

Gesundheit, Größe und Entwicklungsstand als mehr oder minder gut<br />

zu beurteilen. Anzugeben, was ein „Mensch in vollem Umfang“ oder<br />

ein „guter Mensch“ sein könnte, scheint uns dagegen kaum möglich,<br />

weil unsere Vorstellungen von menschlichen Entwicklungszielen zu<br />

stark voneinander abweichen.<br />

Seit Projektbeginn wurden besonders die Dialoge Gorgias und Protagoras<br />

unter Berücksichtigung der modernen Platon-Forschung ei-<br />

Platon


Deutsche<br />

Klassiker<br />

Giordano<br />

Bruno<br />

ner Interpretation im Licht der Leitthese unterzogen. Im Zentrum<br />

stand dabei das bekannte Problem, was Platons diskontinuierliche<br />

Haltung zur Frage des Hedonismus zu bedeuten hat.<br />

Für das Projekt „Contemporary German Perspectives (Deutsche<br />

Klassiker der Philosophie in der zeitgenössischen deutschen Debatte)“<br />

erhielt Prof. O. Höffe, Philosophisches Seminar, Universität<br />

Tübingen, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Nach einer langen Zeit der Skepsis der angloamerikanischen Philosophie<br />

gegenüber der Philosophiegeschichte werden seit einigen<br />

Jahren gerade in den USA die großen deutschen Klassiker wie Kant,<br />

Hegel, Husserl und andere wieder intensiv studiert. Aufgrund der<br />

veränderten Sprachanforderungen kann jedoch die Literatur zu diesen<br />

Klassikern von vielen englisch-sprachigen Dozenten und Studenten<br />

nicht mehr gelesen werden, so dass ein hohes forschungspolitisches<br />

Interesse besteht, die besten Beiträge deutscher Hochschullehrer<br />

zu den deutschen Klassikern der Philosophie ins Englische zu<br />

übertragen.<br />

Geplant ist die Herausgabe von 8 bis 12 themenspezifischen Bänden<br />

durch Prof. Höffe gemeinsam mit Prof. R. Pippin, University of Chicago.<br />

Für die ersten beiden Bände „Hegel, The Philosophy of Right“<br />

und „Kant, Critique of Pure Reason“ ist die Auswahl der Beiträge bereits<br />

getroffen, und die Übersetzungen werden vorbereitet. Als weitere<br />

Bände sind zunächst vorgesehen:<br />

– Immanuel Kant: Moral und Rechtsphilosophie<br />

– Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Die theoretische Philosophie<br />

– Die Philosophie Edmund Husserls<br />

– Die Philosophie Martin Heideggers.<br />

PHILOSOPHIE 8<br />

Die Bände sollen jeweils eine Einführung der Herausgeber, etwa 15<br />

wegweisende Texte aus den letzten zwei bis drei Jahrzehnten, eine<br />

kommentierte Bibliographie, ein Register und Hinweise zu den Autoren<br />

enthalten.<br />

Prof. T. Leinkauf (Philosophisches Seminar, Universität Münster) erarbeitet<br />

mit Unterstützung durch die <strong>Stiftung</strong> eine Neue kritische<br />

deutsche Giordano Bruno-Ausgabe.<br />

Gegenstand des Projekts ist die Edition, Kommentierung und Übersetzung<br />

der italienischen Schriften des Renaissance-Philosophen<br />

Giordano Bruno im Rahmen einer deutschen Gesamtausgabe.<br />

Giordano Bruno (um 1548 bis 1600) gilt als einer der bedeutendsten<br />

Philosophen und Dichter der frühen Neuzeit. In seinem philosophischen<br />

Konzept verbanden sich mystisch geprägter Neuplatonismus<br />

und Pantheismus. Er glaubte an die Unendlichkeit des Universums,<br />

an die ordnende Kraft Gottes als Weltseele und an die Existenz eines<br />

einzigen, unendlichen Prinzips, das sich in jedem Teil der Schöpfung


9<br />

PHILOSOPHIE<br />

widerspiegele. Noch vor Galileo Galilei bekannte er sich zur kopernikanischen<br />

Theorie und setzte – vor René Descartes – dem Glauben<br />

den Zweifel und die Freiheit der Philosophie entgegen.<br />

Seine zentralen philosophischen Überzeugungen entfaltet Giordano<br />

Bruno in dem Hauptwerk „De la causa, principio et uno“ (1584,<br />

„Vom Grund, dem Anfang und dem Einen“). Die Schrift „De l’infinito,<br />

universo, et mondi“ (1584, „Zwiegespräche vom unendlichen<br />

All und den Welten“) gilt als ideengeschichtliche Schnittstelle zwischen<br />

der atomistischen Naturphilosophie der Antike, der Zurückweisung<br />

des Aristotelismus und dem Beginn der quantifizierenden<br />

Physik der Neuzeit. Zwei weitere Werke Giordano Brunos in italienischer<br />

Sprache sind die „Cabala del cavalo pegaseo“ und die kirchenpolitisch<br />

hochbrisante Abhandlung „Lo spaccio della bestia<br />

trionfante“ (Die Vertreibung der triumphierenden Bestie“), die vermutlich<br />

das Heilige Offizium in Rom dazu bewogen hat, letztendlich<br />

auf einer Hinrichtung Giordano Brunos als Ketzer zu beharren.<br />

Die Werke Giordano Brunos haben in Deutschland seit ihrer Wiederentdeckung<br />

im 18. Jahrhundert vor allem im Kontext der Diskussion<br />

um Theismus-Pantheismus (bzw. Panentheismus) oder der Substanz<br />

der Materie immer wieder Beachtung gefunden. Seit dem Ende des<br />

19. Jahrhunderts kam es verstärkt auch zu Übersetzungen ins Deutsche,<br />

die ihren – heute allerdings überholten – Gipfelpunkt in der<br />

beim Eugen Diederichs Verlag zwischen 1904 und 1909 erschienenen<br />

Bruno-Ausgabe gefunden haben.<br />

Im September 1998 wurde die „Deutsche Bruno-Forschungsgruppe“(DBF)<br />

mit der Zielsetzung gegründet, in Zusammenarbeit<br />

mit dem „Istituto per gli studi bruniani“ (Neapel) sowie dem „Italienzentrum<br />

der Freien Universität Berlin“ eine deutsche Gesamtausgabe<br />

der Schriften des Renaissancephilosophen zu besorgen. Die<br />

Neuausgabe basiert auf dem kritischen italienischen und lateinischen<br />

Text der zur Zeit maßgeblichen französischen Bruno-Ausgabe,<br />

die bei „Les belles lettres“ (Paris) erscheint. Sie wird mit den italienischen<br />

Schriften beginnen und jeweils aus einer Einleitung mit kritischer<br />

Bibliographie und Werkgeschichte, dem Originaltext, einer<br />

Übersetzung und einem Kommentar bestehen, der den philosophischen,<br />

systematischen und historischen Kontext für die Leser transparent<br />

macht. In einem späteren Schritt soll sich die Ausgabe der lateinischen<br />

Schriften anschließen.<br />

Prof. V. Gerhardt (Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin) arbeitet mit finanzieller Hilfe der <strong>Stiftung</strong> an der Edition und<br />

Kommentierung des philosophischen Nachlassmaterials von F.W.J.<br />

Schelling aus dem Berliner Archiv der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften.<br />

Der deutsche Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling<br />

(1775–1854) gilt als einer der führenden Vertreter des Deutschen<br />

Idealismus, dessen späteres Denken von der Romantik geprägt war.<br />

Schelling wurde 1775 im württembergischen Leonberg geboren und<br />

F. W. J.<br />

Schelling


Martin<br />

Heidegger<br />

PHILOSOPHIE 10<br />

studierte an der Universität Tübingen Theologie und Philosophie –<br />

gemeinsam mit Hegel und Hölderlin. Nachdem er an den Universitäten<br />

in Jena, Würzburg, Erlangen und München gelehrt hatte, wurde<br />

er 1841 von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin<br />

berufen. 1846 zog er sich von seiner Tätigkeit an der Universität<br />

zurück und starb 1854 in Bad Ragaz in der Schweiz. Ausgehend von<br />

den Werken Immanuel Kants und Johann Gottlieb Fichtes sowie des<br />

niederländischen Philosophen Baruch Spinoza vertrat Schelling<br />

zunächst eine Identitätsphilosophie, die im Allgemeinen pantheistisch<br />

war und Gott mit den Kräften und Gesetzen des Universums<br />

gleichsetzte. In seiner zweiten Schaffensperiode verwarf Schelling<br />

den Pantheismus und entwickelte ein System, das er als positive Philosophie<br />

bezeichnete. Darin definierte er die menschliche Existenz<br />

als Daseinsform des Ichbewusstseins im Absoluten, das Wesen des<br />

Menschen dagegen als die freie schöpferische Tätigkeit.<br />

Der Nachlass Schellings, der sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften befindet, ist der einzige, umfangreiche<br />

Teil seines gesamten Nachlasses. Ein zweiter Teil wurde<br />

während des Zweiten Weltkrieges in München zerstört. Des weiteren<br />

liegen vereinzelt Briefe und Hefte von Nachschriften des Philosophen<br />

in Bibliotheken bzw. Forschungsstätten (z. B. Marbach, Tübingen,<br />

Stuttgart) oder in Privatbesitz.<br />

Im Nachlass in Berlin finden sich persönliche Unterlagen (Reiseunterlagen,<br />

Testamentsabschriften, Grabreden, behördliche Schreiben),<br />

seine private und wissenschaftliche Korrespondenz und die<br />

philosophischen Abhandlungen. Zu den wissenschaftlichen Manuskripten<br />

gehören die frühen Übungshefte sowie Ausarbeitungen zu<br />

philosophisch-theologischen Themen. Ein zweiter Komplex umfasst<br />

die von Schelling geführten Jahreskalender, deren Edition schon begonnen<br />

wurde. Zu den philosophischen Abhandlungen zählen Manuskripte<br />

zur Philosophie als Wissenschaft, darunter Fragmente zur<br />

Potenzenlehre und zur Philosophie als Weltater. Dieser Manuskriptbestand<br />

wird seit 1996 in Berlin bearbeitet. Weitere Schwerpunkte<br />

bilden die Konvolute zur Philosophie der Mythologie und zur Philosophie<br />

der Offenbarung oder positiven Philosophie.<br />

Die Bearbeitung des Nachlasses hat zum Ziel, die philosophischen<br />

Manuskripttexte sowie die Brieftexte zu bearbeiten und zu publizieren.<br />

Dr. P. Trawny (Philosophisches Seminar, Bergische Universität Gesamthochschule<br />

Wuppertal) erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

Fördermittel für die Edition eines Bandes der Martin-Heidegger-Gesamtausgabe:<br />

Band 90 „Zu Ernst Jünger ,Der Arbeiter‘“.<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Herausgabe der Notizen<br />

und Anmerkungen, die Martin Heidegger zu Ernst Jünger, insbesondere<br />

zu dessen Buch „Der Arbeiter“ (1932) gemacht hat, im<br />

Rahmen der auf 102 Bände angelegten Martin Heidegger-Gesamtausgabe.


11<br />

PHILOSOPHIE<br />

Martin Heidegger (1889–1976) war Schüler Edmund Husserls, des<br />

Begründers der Phänomenologie. Zwischen 1913 und 1916 studierte<br />

er katholische Theologie und Philosophie in Heidelberg. 1923 erhielt<br />

Heidegger eine Professur für Philosophie in Marburg. Nach 1928<br />

lehrte er als Nachfolger Husserls an der Universität Freiburg. In den<br />

zwanziger Jahren und in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg erreichte<br />

seine philosophische Wirksamkeit ihren Höhepunkt. Hauptwerke<br />

Heideggers sind „Sein und Zeit“ (1927) und „Einführung in die<br />

Metaphysik“ (1953). Seit den sechziger Jahren nahm Heideggers<br />

Einfluss ständig zu. Bald wirkte seine Lehre über die Grenzen<br />

Deutschlands hinaus, insbesondere in Frankreich, den USA, Japan,<br />

Italien und Spanien.<br />

Während des Dritten Reichs sympathisierte Heidegger zunächst mit<br />

dem Nationalsozialismus; dabei ist sein Versuch einer philosophisch-politischen<br />

Situationsbestimmung in den Jahren nach 1934<br />

wesentlich als Auseinandersetzung mit Ernst Jünger und Nietzsche<br />

zu verstehen. Auch über das nach 1934 nachlassende Engagement<br />

für den Nationalsozialismus, das mit einer immer stärkeren Kritik an<br />

Jünger und Nietzsche und einer Bevorzugung Hölderlins einherging,<br />

dürften die Quellen Aufschluss geben. Insofern Heideggers<br />

Technik-Analyse ebenfalls von maßgeblichen Wissenschaftlern wie<br />

z. B. Werner Heisenberg oder Carl-Friedrich von Weizsäcker und<br />

Dichtern und Denkern nach 1950 rezipiert wurde (Hannah Arendt,<br />

Paul Celan etc.), ist die Veröffentlichung der Keimzelle jener Technik-Analyse<br />

ein Desiderat, das die Grenzen der Fachphilosophie<br />

überschreitet.<br />

Die Martin-Heidegger-Gesamt-Ausgabe ist eine „Ausgabe letzter<br />

Hand“, die der Philosoph noch zu Beginn der siebziger Jahre selbst<br />

auf den Weg gebracht hat. Der Charakter dieser Edition richtet sich<br />

nach der Herausgabe der Schriften, die Heidegger selbst zu Lebzeiten<br />

veröffentlichte. Sie erscheinen ohne philologischen Apparat und<br />

ohne Register.<br />

Die Arbeit an der Herausgabe des Bandes, der die Auseinandersetzung<br />

Martin Heideggers mit Ernst Jünger dokumentiert, besteht<br />

zunächst im Transkribieren und Kollationieren der im Deutschen Literaturarchiv<br />

in Marbach lagernden handschriftlichen Texte des<br />

Philosophen. Dazu gehören ein größeres und zwei kleinere Manuskriptteile<br />

(„Zu Ernst Jünger 1934/40“ I–III), in denen Heidegger<br />

u. a. zentrale Begriffe aus Ernst Jüngers „Arbeiter“ erläutert, die gedankliche<br />

Abhängigkeit Jüngers von Nietzsche aufzuzeigen versucht,<br />

und das Gesamtwerk einer ausführlichen und scharfen Kritik<br />

unterzieht. Das dritte Stück des Manuskripts ist eine Ansammlung<br />

von Notizen aus der nach 1945 einsetzenden Korrespondenz zwischen<br />

Heidegger und Jünger. Auch die zahlreichen handschriftlichen<br />

Randbemerkungen, mit denen Heidegger seine Handexemplare<br />

des „Arbeiters“ versehen hat, sollen in den Editionsband aufgenommen<br />

werden.


W. Dilthey<br />

Russische<br />

Übersetzung<br />

Freiheitsbegriff<br />

PHILOSOPHIE 12<br />

In dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekt „Vorbereitungsarbeiten<br />

zu einer russischen Übersetzung von ausgewählten<br />

Schriften Wilhelm Diltheys“ wird eine sechsbändige Ausgabe erarbeitet,<br />

die sich inhaltlich z. T. an der – gleichfalls von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> geförderten – amerikanischen Dilthey-Ausgabe orientiert.<br />

Eine Forschergruppe in Moskau (bis zu seinem Tod 1995 unter<br />

Leitung von Prof. Alexander Michailov, jetzt koordiniert von Dr. N.<br />

Plotnikov) wird fachlich begleitet von einem Beirat, dem die Proff.<br />

Eimermacher, Haardt, Lessing und Rodi (alle Dilthey-Forschungsstelle<br />

Bochum) und Prof. Anatoli Michailov, Minsk, angehören.<br />

Inzwischen ist Band 1 (Einleitung in die Geisteswissenschaften) erschienen,<br />

übersetzt von Dr. Vladimir S. Malachov und versehen mit<br />

einer 250-seitigen Einleitung von Nikolaj Plotnikov.<br />

Dilthey, Wilhelm: Sobranie Socinenij v sesti tomach. Pod obscej<br />

redakciej: A. V. Michajlova i N.S. Plotnikova. – Moskva: Dom<br />

intellektualnoj knigi. Tom 1. Vvedenie v nauki o duche .... .<br />

Perevod s nemeckogo pod redakciej: V. S. Malachova. <strong>2000</strong>.<br />

762 S.<br />

Das Buch wurde von der renommierten literarischen Beilage „Ex libris“<br />

der Zeitung „Nezavisimaja Gazeta“ zum „Buch des Jahres“ im<br />

Bereich Philosophie ausgewählt und auf der Moskauer Buchmesse<br />

im November <strong>2000</strong> in die Liste der besten Bücher aufgenommen, die<br />

dann auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr <strong>2001</strong> präsentiert wurden.<br />

Prof. T. Buchheim (Philosophie-Department, Universität München)<br />

erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Freiheit auf Basis<br />

von Natur? – Modellierung eines qualitativen Freiheitsbegriffs<br />

jenseits von Determinismus und Indeterminismus“ Fördermittel.<br />

Die aktuelle Debatte um den Begriff der Freiheit wird beherrscht von<br />

einem Patt zwischen den sich ausschließenden Alternativen von Determinismus<br />

und Indeterminismus und – darauf aufbauend – zwischen<br />

Kompatibilismus und Inkompatibilismus. Beide Positionen<br />

können für sich plausible Argumente anführen, ohne die jeweils andere<br />

Seite zu überzeugen. Als Ursache für die auf bisherigem Geleise<br />

kaum mehr bewegliche Festgefahrenheit und zugleich Phänomen-Armut<br />

der Debatte lässt sich auf beiden Seiten ein verfehltes<br />

konnektionistisches Vorverständnis der Freiheit diagnostizieren, das<br />

– in der Tradition der Freiheitsantinomie Kants – den Inhalt der Freiheit<br />

in erster Linie durch die Art und Weise ihrer metaphysischen<br />

Unterbringung im Zusammenhang der übrigen Realität zu bestimmen<br />

sucht. Diese Verkettung oder Art der kausalen Anbindung der<br />

Freiheit an das übrige Weltgeschehen ist allerdings kein empirisches<br />

Datum, sondern entspringt den jeweiligen theoretischen Rahmenauffassungen<br />

der modernen Freiheitskonzepte und wird fast immer<br />

ohne unabhängige Rechtfertigung vorausgesetzt.


13<br />

PHILOSOPHIE<br />

Um diese unentscheidbare Diskussionssituation zu überwinden, soll<br />

– unter Rückgriff auf die klassische Philosophie und in Auseinandersetzung<br />

mit modernen Debattenbeiträgen – die Zweizügigkeit der<br />

Behandlung des Freiheitsproblems wieder hergestellt werden; d. h.<br />

zunächst soll eine phänomenale Sichtung und inhaltliche Charakterisierung<br />

freier Akte anhand von vier Kriterien (Aktivität, Intentionalität,<br />

überlegte Wahl zwischen Alternativen, Zurechnung) vorgenommen<br />

werden, um erst dann in einem zweiten Schritt die mögliche<br />

Unterbringung solcher Akte innerhalb der Welt insgesamt zu<br />

prüfen.<br />

Prof. G. Wieland, Katholisch-Theologisches Seminar, Universität Tübingen,<br />

erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für das Projekt<br />

„Mensch und Natur. Zu den anthropologischen Voraussetzungen<br />

des Mensch-Natur-Verhältnisses“ Fördermittel.<br />

Ausgangspunkt des Projekts ist die Frage nach dem Verhältnis des<br />

Menschen zur eigenen und der ihn umgreifenden Natur angesichts<br />

der Entwicklungen der modernen wissenschaftlich-technischen Zivilisation,<br />

die dem Menschen immer mehr Möglichkeiten gibt, über die<br />

naturalen Grundlagen seines Daseins zu verfügen, und damit das<br />

Eigensein und Eigenrecht der Natur zunehmend in Frage stellt.<br />

Dem Vorhaben liegt die These zugrunde, dass die Natur seit der antiken<br />

Philosophie in die Perspektive der freiseinlassenden Theoria,<br />

der Betrachtung, gehört und somit prinzipiell unverfügbar ist, d. h.<br />

dass sie sich im Kern jedem verändernden praktisch-technischen<br />

Eingriff entzieht. Andererseits ist davon auszugehen, dass allein aus<br />

Gründen der Selbsterhaltung ein Natur „verbrauchender“ Eingriff<br />

des Menschen immer schon nötig ist. Der Begriff von Natur knüpft an<br />

den antiken, insbesondere an den aristotelischen Begriff der Theoria<br />

an; er wird im lateinischen Mittelalter weiter entwickelt und in der<br />

Neuzeit und Moderne unter dem Titel einer ästhetischen Betrachtung<br />

der Natur als Landschaft präsent. Dabei sollen einerseits die<br />

Kontinuitäten in den Naturauffassungen von der Antike bis heute<br />

aufgezeigt, anderseits die Umbrüche und Veränderungen des Naturverstehens,<br />

insbesondere an den Epochenschwellen von der Antike<br />

zum Mittelalter bzw. vom Mittelalter zur Neuzeit in den Blick genommen<br />

werden.<br />

Die Untersuchung ist fortgeschritten; sie bietet in der Einleitung einen<br />

tour d’horizon über die verschiedenen antiken, mittelalterlichen<br />

und neuzeitlichen Naturverständnisse. Das 1. Kapitel legt im Rahmen<br />

einer grundlegenden Auseinandersetzung mit der von Joachim<br />

Ritter stammenden These der ästhetischen Betrachtung der Natur als<br />

Landschaft eine „Philosophie des Gartens“ vor. Das 2. Kapitel thematisiert<br />

die Natur als Gegenstand der Wissenschaft: Erörtert wird<br />

die Frage nach der Einheit der Natur angesichts der Vielfalt theoretischer<br />

und wissenschaftlicher Zugänge zur Natur und die entsprechende<br />

korrespondierende Frage nach der Einheit der Erfahrung von<br />

Natur. Dazu gehört weiter die Frage, wie sich das Verhältnis von<br />

Mensch und<br />

Natur


Philosophiedidaktik<br />

PHILOSOPHIE 14<br />

Theorie und Praxis, von Wissenschaft und Technik im Rahmen der<br />

naturwissenschaftlichen Naturerkenntnis gestaltet. In diesem Kontext<br />

werden zur Sprache gebracht: das Verständnis von Natur als<br />

Ganzheit im Sinne der an Platon (aber auch an Aristoteles) anschließenden<br />

Vorstellung von der Natur als einer machina mundi; die<br />

These von der Mathematisierung und Geometrisierung der Natur,<br />

wie sie im Rahmen dieser Vorstellung im späten Mittelalter und in<br />

der Neuzeit (bei Galilei, Descartes und Hobbes) entwickelt wurde,<br />

wonach Natur nicht ein „von sich aus Seiendes“, sondern Artefakt<br />

eines die Natur ins Werk setzenden Gottes ist, und folglich wird in<br />

dieser Perspektive wissenschaftliche Naturerkenntnis Rekonstruktion<br />

einer (im göttlichen Wissen realisierten) rationalen Ordnung der<br />

Natur. Schließlich wird im Anschluss an Husserl das Auseinandertreten<br />

von Wissenschaft und Lebenswelt thematisiert. Das 3. Kapitel befasst<br />

sich mit den Kategorien: Theorie und Praxis, Herstellen und<br />

Handeln, Natur, Land, Stadt, Landschaft und Welt. Hier zeigt sich,<br />

dass in besonderem Maße das Stadt-Land-Verhältnis zu den anthropologischen<br />

Grundvorausetzungen gehört, die das Naturverständnis<br />

des Menschen prägen. Die Urbanität des Menschen ist die entscheidende<br />

Größe, um des Menschen Verhalten zur Natur deuten zu können.<br />

Sie hat darüber hinaus einen bedeutenden Einfluss auf den Begriff<br />

der Philosophie, die ein Erzeugnis der Stadt ist.<br />

Die noch ausstehenden Abschnitte werden diese grundlegenden<br />

Aspekte des Mensch-Natur-Verhältnisses in Rücksicht auf ihre<br />

anthropologischen Voraussetzungen entfalten und vertiefen.<br />

Mit Denkrichtungen und Methoden der Philosophie in didaktischer<br />

Perspektive beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> unterstütztes Forschungsprojekt<br />

des Instituts für Philosophie, Technische Universität<br />

Dresden (Prof. J. Rohbeck).<br />

Ziel des Projekts ist es, die Methoden der philosophischen Denkrichtungen<br />

in Verfahrensweisen des Unterrichts zu transformieren. Das<br />

bedeutet Umformung der verschiedenen Philosophien in philosophische<br />

Praktiken, die von Studenten und Schülern erlernt und selbstständig<br />

angewendet werden können.<br />

Seit der Antike bis in die Gegenwart bestehen Philosophie und Philosophieren<br />

aus einer Vielzahl von Denkrichtungen. Vor allem im 20.<br />

Jahrhundert sind verschiedene Strömungen der Philosophie kultiviert<br />

und institutionalisiert worden. Dazu gehören u. a. Analytische<br />

Philosophie, Phänomenologie, Hermeneutik, Dialektik, Konstruktivismus<br />

und Dekonstruktion. In den Anfängen der Philosophiedidaktik<br />

hat man dieser Entwicklung Rechnung getragen und sich nicht<br />

auf eine unterrichtlich zu vermittelnde Richtung festgelegt. Vielmehr<br />

wurde vor allem die Diskurstheorie aufgeboten, welche die Gewähr<br />

dafür bieten sollte, dass sich der Philosophieunterricht für Gesprächspartner<br />

mit unterschiedlichen Standpunkten und Argumenten öffnete.<br />

Gleichwohl stellt auch diese Kommunikationstheorie von Karl-


15<br />

PHILOSOPHIE<br />

Otto Apel und Jürgen Habermas nur eine Art der Philosophie unter<br />

vielen dar.<br />

Prof. Robeck möchte – bei Wahrung des Pluralismus und der Offenheit<br />

für verschiedene philosophische Sichtweisen – dem Unterricht<br />

dadurch mehr philosophische Färbung geben, dass er ihn stärker als<br />

bisher an die Fachwissenschaft anbindet und die verschiedenen Methoden<br />

der Philosophie zu Grundlagen besonderer Didaktiken ausarbeitet.<br />

In der Philosophie spielen Methoden eine fundamentale Rolle: zur<br />

Erreichung bestimmter theoretischer Zwecke meist in Form von<br />

Strukturelementen oder Verfahrensregeln, an denen sich die Tätigkeit<br />

des Philosophierens orientiert. Dazu zählen unterschiedliche<br />

Verfahrensweisen: Interpretation philosophischer Texte, Dialog und<br />

Streitgespräch, Begriffsanalyse, Argumentation etc. Um die fachspezifischen<br />

Methoden des Philosophierens stärker zu akzentuieren und<br />

für die didaktische Perspektive nutzbar zu machen, soll eine schärfere<br />

Abgrenzung zwischen Medien und Methoden stattfinden. Zu<br />

den Medien zählen vor allem das Lesen philosophischer Texte, das<br />

philosophische Gespräch und das Schreiben von Texten. Davon sind<br />

die philosophischen Methoden im strengeren Sinne zu unterscheiden,<br />

die wiederum in die allgemeinen und besonderen Methoden<br />

aufzuteilen sind. Allgemeine Methoden werden nicht nur quer durch<br />

die genannten Medien praktiziert, sondern liegen auch allen philosophischen<br />

Denkrichtungen zugrunde. Dazu gehören vor allem: philosophische<br />

Probleme formulieren und Lösungen entwickeln, nichtempirische<br />

Begriffe bilden, diese Begriffe genau definieren und angemessen<br />

verwenden, möglichst logisch argumentieren, Texte und<br />

Sachverhalte interpretieren, Gedankenexperimente nachvollziehen<br />

und selber konstruieren, Kritik üben, Alternativen entwickeln, begründete<br />

Urteile fällen. Die besonderen Methoden der Philosophie<br />

sind dagegen den oben genannten spezifischen philosophischen<br />

Denkrichtungen zugeordnet. Diese Methoden werden hier nicht als<br />

bloß formale oder gar technische Verfahren verstanden, sondern inhaltlich,<br />

da sich mit den genannten Strömungen ganz bestimmte<br />

Grundeinstellungen des Philosophierens verbinden. So bezweckt z. B.<br />

die analytische Philosophie ausdrücklich, den Sprachgebrauch und<br />

die Argumentationsweise zu reflektieren, um in das Denken, Sprechen<br />

und Kommunizieren möglichst viel Klarheit zu bringen. Die<br />

Hermeneutik wiederum, welche gegen die Dominanz der Naturwissenschaften<br />

das Paradigma der intersubjektiven Verständigung aufbietet,<br />

eröffnet vornehmlich den alternativen Themenbereich historisch<br />

entstandener Kulturen.<br />

Die Idee des Projekts besteht darin, durch Rückgriff auf die an die<br />

Denkrichtungen angebundenen Methoden das didaktische Potential<br />

der Philosophie als Fachwissenschaft für eine Anwendung im unterrichtlichen<br />

und universitären Bereich zu erschließen. Aus der Kombination<br />

von philosophischen Methoden mit den erwähnten Medien<br />

(Lesen/Gespräch/Schreiben) könnten sich dann bestimmte Metho-


Quantenfeldtheorie<br />

PHILOSOPHIE 16<br />

den des Unterrichts ableiten lassen. Diese Perspektive lässt sich auch<br />

umkehren. Wurden bisher die didaktischen Potentiale philosophischer<br />

Denkrichtungen thematisiert, spielt vom Standpunkt der<br />

Didaktik die Vermittlung bestimmter Kompetenzen und Qualifikationen,<br />

die Studenten und Schüler erwerben sollen, die entscheidende<br />

Rolle. Jede Denkrichtung der Philosophie hat ihre besondere<br />

Stärke, um entsprechende Kompetenzen zu erreichen, und jeder<br />

Denkstil betont einen bestimmten Aspekt des Philosophierens. Daraus<br />

folgt, dass das didaktische Strukturgitter noch weiter ausdifferenziert<br />

werden muss, indem es auch die durch die einzelnen philosophischen<br />

Denkrichtungen in besonderer Weise geförderten und<br />

vermittelten Kompetenzen beschreibt.<br />

Für die „Ereignisontologische Interpretation der Quantenfeldtheorie“<br />

erhält Prof. A. Bartels, Fachbereich 1, Philosophie (Universität<br />

Paderborn), Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Quantenfeldtheorie (QFT) gilt als ein Meilenstein auf dem Weg<br />

zu einer fundamentalen Theorie der Materie. Als Synthese aus<br />

Quantenmechanik und spezieller Relativitätstheorie ist sie die erste<br />

physikalische Theorie, die in der Lage ist, drei der vier fundamentalen<br />

Wechselwirkungen (elektromagnetische, starke und schwache<br />

Wechselwirkung) zu beschreiben. Die einzige der vier fundamentalen<br />

Kräfte, die sich einer Behandlung im Rahmen der QFT entzieht,<br />

ist die Gravitation.<br />

Trotz der immensen Erfolge der QFT bei der Vorhersage von empirischen<br />

Phänomenen sind bisher zentrale Fragen bezüglich ihrer Interpretation<br />

unbeantwortet geblieben. So blieb z. B. ungeklärt, welchen<br />

ontologischen Kategorien (Substanzen, Ereignissen, Prozessen,<br />

etc.) die Objekte angehören, über die die Theorie spricht, oder welche<br />

Art von Identitätskriterien die Objekte der Theorie erfüllen.<br />

Ebenso konnte bislang nicht überzeugend dargelegt werden, welche<br />

Annahmen über die Form der kausalen Verknüpfung zwischen den<br />

Objekten der Theorie mit dem Formalismus verträglich sind. Bisherige<br />

Vorschläge zur Lösung der Probleme (z. B. das Quanten-Konzept<br />

von Teller oder Auyangs Ausführungen zu Quantenfeldern bzw.<br />

Feldereignissen) stellen keine befriedigenden Konzepte für die Ontologie<br />

der QFT dar und können nur bedingt für das Projekt herangezogen<br />

werden, weil sie entweder von der Nicht-Lokalisierbarkeit<br />

der Objekte ausgingen, die Kausalitätstheorie vernachlässigten oder<br />

am mathematischen Formalismus scheiterten.<br />

Ziel des Vorhabens ist die Formulierung einer ontologischen Interpretation<br />

der Algebraischen Quantenfeldtheorie (AQFT), die auf Ereignissen<br />

und Prozessen als fundamentalen Entitäten aufbaut. Dabei<br />

soll auf die Prozessontologie A.N. Whiteheads zurückgegriffen werden,<br />

in der Ereignisse und die sie konstituierenden Prozesse die Rolle<br />

der fundamentalen Entitäten der Welt einnehmen. Whiteheads ontologische<br />

Konzeption scheint für eine Interpretation der AQFT deshalb<br />

besonders geeignet, da in ihr zum einen die fundamentalen En-


17<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

titäten (Prozesse und die aus diesen „bestehenden“ Ereignisse) beschränkten<br />

Raumzeitbereichen zugeordnet sind. Dies spiegelt direkt<br />

die mathematische Struktur der AQFT wider, in der die fundamentalen<br />

mathematischen Objekte (lineare Operatoren) ebenfalls beschränkten<br />

Raumzeitbereichen zugeordnet sind. Zum anderen enthält<br />

Whiteheads Prozessontologie eine innovative Konzeption der<br />

Übertragung kausaler Wirkungen zwischen Ereignissen, die ebenfalls<br />

direkt zu grundlegenden Strukturen im mathematischen Formalismus<br />

der AQFT passt. Whiteheads Prozessontologie scheint daher<br />

ein aussichtsreicherer Kandidat für eine Ontologie der QFT zu sein<br />

als die bisherigen Vorschläge von Teller und Auyang.<br />

Theologie und Religionswissenschaft<br />

Im Fächerkanon der Wissenschaften werden Theologie und Religionswissenschaft<br />

meist gesondert aufgeführt. Theologie steht in<br />

aller Regel für christliche Theologie samt ihren historischen, exegetisch-philologischen,<br />

systematischen und praktisch-theologischen<br />

Verzweigungen. Das Fach Religionswissenschaft scheint demgegenüber<br />

in erster Linie für Religionen außerhalb des Christentums<br />

zuständig zu sein. Tatsächlich liegen die Verhältnisse komplizierter.<br />

Einerseits bearbeiten auch nichtchristliche Religionen ihre<br />

Geschichte und ihre Glaubensbestände theologisch, zum Beispiel<br />

das Judentum und der Islam. Andererseits erfährt die Selbstwahrnehmung<br />

und -deutung der Religionen durch die Religionswissenschaft<br />

inhaltliche und methodische Brechungen. Theologie und Religionswissenschaft<br />

– in ihrem jeweiligen soziokulturellen und wissenschaftlichen<br />

Milieu gesehen – markieren teils divergente, teils<br />

konvergente Felder der Arbeit an Phänomenen des Glaubens, der<br />

Geschichte, Institutionen und kulturellen wie politischen Wirkungen<br />

der Religionen. Die gegenwärtigen Debatten zum Status der Theologie<br />

und der „Religious Studies“ deuten auf neuartige Verhältnisbestimmungen<br />

und damit auch auf manche Veränderungen der wissenschaftlichen<br />

Matrix hin.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> nimmt Anträge aus allen Bereichen der<br />

Theologie und Religionswissenschaft entgegen. Sie trägt durch ihre<br />

Förderpolitik der Breite der thematischen Interessen, der Spezialisierung<br />

in den Subdisziplinen und der Vielfalt der Methoden Rechnung.<br />

Historische Projekte sind ebenso willkommen wie Studien zur<br />

gegenwärtigen Lebenswelt der Religionen. Besonderes Augenmerk<br />

gilt Projekten im Schnittbereich von Theologie und Religionswissenschaft.<br />

Der kulturelle Wandel verändert traditionale Wahrnehmungen<br />

des Menschen, der Natur und der Sozialwelt. Die Folgen für die<br />

Religionen und ihre Stellung in der Gesellschaft sind nicht unerheblich.<br />

Außerdem regt die <strong>Stiftung</strong> Projekte an, die ungeachtet der interdisziplinären<br />

Strukturen, die bereits in der Theologie und Religionswissenschaft<br />

selber liegen, auf Synergieeffekte mit weiteren Wissenschaftsdisziplinen<br />

zielen.


SAPERE<br />

Prof. R. Feldmeier (Fachbereich Biblische Theologie, Universität Bayreuth)<br />

und Prof. H. G. Nesselrath (Fachbereich Klassische Philologie,<br />

Universität Göttingen) widmen sich dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

geförderten Projekt „SAPERE. Texte und Darstellungen zu Religion,<br />

Ethik und Philosophie der Kaiserzeit“. Weitere Herausgeber<br />

sind Prof. U. Berner (Fachbereich Religionswissenschaft, Universität<br />

Bayreuth), Prof. B. Heininger (Fachbereich Neues Testament, Universität<br />

Würzburg) und R. Hirsch-Luipold (Klassische Philologie und<br />

Theologie, Universität Bayreuth).<br />

Das interdisziplinäre Forschungs- und Editionsprojekt SAPERE<br />

(Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam Religionemque Pertinentia)<br />

hat zum Ziel, bisher wenig beachtete griechische und lateinische<br />

Texte (ausgehendes 1.–4. Jahrhundert n.Chr.) zu Religion, Ethik und<br />

Philosophie zu übersetzen und zu kommentieren. SAPERE möchte<br />

dabei bewusst an alle Konnotationen des lateinischen sapere anknüpfen:<br />

nicht nur an die intellektuelle (die Kant in der Übersetzung<br />

von sapere aude, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“,<br />

zum Wahlspruch der Aufklärung gemacht hat), sondern<br />

auch an die des „Schmeckens“; SAPERE möchte Leserinnen und Leser<br />

nicht zuletzt auch „auf den Geschmack“ der behandelten Texte<br />

bringen.<br />

Die ausgewählten Schriften gehören zu den Grundlagen des abendländischen<br />

Denkens über Mensch, Gesellschaft und Religion. Da sie<br />

sich im ausdifferenzierten Fächerkanon nur schwer einordnen lassen,<br />

sollen sie durch interdisziplinäre Zusammenarbeit in neuer Form<br />

erschlossen werden. Das Editionsvorhaben SAPERE führt Wissenschaftler<br />

verschiedener Disziplinen, Studierende und Interessierte<br />

zusammen. Je nach Eigenart des Einzeltextes wird ein Team von<br />

Spezialisten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengestellt,<br />

das den Text im steten Austausch miteinander bearbeitet. Ein<br />

Philologe z. B. erstellt den griechischen oder lateinischen Text und<br />

übersetzt ihn; die übrigen Mitarbeiter kommentieren die Schrift oder<br />

einen Aspekt derselben aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Forschungszweige<br />

(Philosophie, Theologie, Religionswissenschaft, Geschichte,<br />

Rechtsgeschichte etc.). Zudem wird der Text in den Kontext<br />

des jeweiligen Gesamtwerks vor den geistes- und zeitgeschichtlichen<br />

Hintergrund gestellt, so dass am Ende ein Band mit einer allgemeinen<br />

Einleitung zum Autor, Text, Übersetzung und Anmerkungen<br />

sowie Fachbeiträgen steht. Die Bände werden von der Wissenschaftlichen<br />

Buchgesellschaft in Darmstadt herausgegeben, die für dieses<br />

Projekt innerhalb der „Texte zur Forschung“ eine eigene Reihe eingerichtet<br />

hat.<br />

Bisher sind folgende Bände erschienen:<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 18<br />

Plutarch: Ei kalos eiretai to lathe biosas = Ist „Lebe im Verborgenen“<br />

eine gute Lebensregel? Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />

Essays vers. von Ulrich Berner ... . – Darmstadt: Wiss.


19<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

Buchges., <strong>2000</strong>. 176 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris<br />

ad Ethicam REligionemque pertinentia; Bd. 1)<br />

Dion von Prusa: Olympikos e peri tes protes yops theoy ennoias =<br />

Olympische Rede oder über die erste Erkenntnis Gottes. Eingel.,<br />

übers. und interpretiert von Hans-Josef Klauck. Mit einem<br />

archäolog. Beitr. von Balbina Bäbler. – Darmstadt: Wiss. Buchges.,<br />

<strong>2000</strong>. 250 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad<br />

Ethicam REligionemque pertinentia; Bd. 2)<br />

Folgende Bände der Reihe sind in Vorbereitung:<br />

SAPERE, Band 3: Lukian, Die Lügenfreunde. Ein geistreicher<br />

Dialog über den menschlichen Hang zu Aberglauben und Wundergeschichten<br />

(erscheint voraussichtlich im 4. Quartal <strong>2001</strong>).<br />

SAPERE, Band 4: Jamblich, Pythagoras. Legende – Lehre –<br />

Lebensgestaltung. Die Lebensbeschreibung des vielleicht geheimnisvollsten<br />

aller griechischen Philosophen als heidnischer<br />

Heiliger (erscheint voraussichtlich im 4. Quartal 2002).<br />

SAPERE, Band 5: Apuleius, Über die Magie. Die einzige noch<br />

existierende wirklich gehaltene Prozessrede der römischen Kaiserzeit,<br />

in der es um die Rolle der Magie im Leben der Menschen<br />

geht (erscheint voraussichtlich im 4. Quartal 2002).<br />

Prof. K.-W. Niebuhr (Lehrstuhl für Neues Testament, Theologische<br />

Fakultät, Universität Jena) erhält für die Erarbeitung des ersten Teilbandes<br />

des „Corpus Judaeo-Hellenisticum (Teilband zum Jakobusbrief)“<br />

Fördermittel durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Bei dem Corpus Judaeo-Hellenisticum (CJH) handelt es sich um ein<br />

längerfristig angelegtes Forschungsprojekt, durch das die ganze<br />

Breite der Zeugnisse des frühen Judentums für das Verständnis und<br />

die Interpretation des Neuen Testamentes erschlossen werden soll.<br />

Die Zeugnisse, die sich als durch die hellenistische Kultur und politisch-ökonomischen<br />

Verhältnisse der hellenistisch-römischen Epoche<br />

beeinflusst zeigen, sollen nach der Reihenfolge der neutestamentlichen<br />

Schriften in einem mehrbändigen Werk auszugsweise in<br />

Originalsprache und Übersetzung publiziert werden.<br />

Das Corpus umfasst neben den literarischen Quellen auch nicht-literarische<br />

Papyri, Inschriften, Münzen, Bildzeugnisse, gottesdienstliche<br />

Texte und Gebete; darüber hinaus wird auch die Septuaginta<br />

miteinbezogen, insoweit sie als ein charakteristischer Ausdruck jüdischer<br />

Überlieferung in griechischer Sprache gelten kann. Aus eher<br />

pragmatischen Gründen werden dagegen die Qumran-Zeugnisse<br />

und die rabbinische Literatur einschließlich der Targumin ausgeschlossen<br />

bleiben. Es ist geplant, die ausgewählten Quellenauszüge<br />

jeweils durch kurze Hinweise zu Einleitungsfragen, Publikationsort<br />

und wichtigster Sekundärliteratur einzuleiten sowie im Hinblick auf<br />

ihren ursprünglichen Kontext und ihre Bedeutung für das Verständnis<br />

der jeweiligen neutestamentlichen Passagen zu erschließen. Um<br />

Jakobusbrief


JSHRZ<br />

Einführungsband<br />

JSHRZ<br />

Registerband<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 20<br />

weiteres Quellenmaterial bzw. umfangreichere Quellenauszüge zur<br />

Verfügung zu stellen, wird zusätzlich eine Datenbank aufgebaut, deren<br />

Nutzung mit den gedruckten Bänden kombinierbar ist.<br />

Als erster Teil des Gesamtwerkes soll der Band zum Jakobusbrief erarbeitet<br />

werden. Der Jakobusbrief gehört zu den neutestamentlichen<br />

Schriften, die in der gegenwärtigen Forschung besonders gut erschlossen<br />

sind. Er gibt sich in seiner literarischen Gestalt als Brief einer<br />

maßgeblichen Autorität des Urchristentums in Jerusalem, somit<br />

eines prägnant jüdischen Autors, zu erkennen und wendet sich an<br />

„die zwölf Stämme (Israels) in der Diaspora“. In ihm werden eine<br />

Reihe von inhaltlich-theologischen Fragen und Themen berührt (z. B.<br />

die Rezeption frühjüdischen und hellenistisch-römischen Ethos bei<br />

der Herausbildung eigenständiger christlicher Identitäten), die sich<br />

erst vollständig aus einer systematischen und methodisch reflektierten<br />

Berücksichtigung frühjüdischer Überlieferungen erschließen lassen.<br />

Prof. H. Lichtenberger (Institut für Antikes Judentum und hellenistische<br />

Religionsgeschichte, Universität Tübingen) erarbeitet mit Fördermitteln<br />

der <strong>Stiftung</strong> einen Einführungsband zu den Jüdischen<br />

Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ).<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung einer Einleitung<br />

zu den „Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“<br />

(JSHRZ). Der Band soll – zusammen mit dem Bibliographie- und Registerband<br />

– die seit 1973 im Gütersloher Verlag veröffentlichte und<br />

voraussichtlich 2003 vollständige Reihe „Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer<br />

Zeit“ abschließen. Das Gesamtwerk besteht aus<br />

fünf Bänden mit insgesamt fünfzig Schriften. Es gilt als die derzeit<br />

maßgebliche deutschsprachige Ausgabe der zwischentestamentlichen<br />

Literatur (ohne die Qumran-Schriften).<br />

Der Band stellt eine Einführung in das jüdische außerqumranische<br />

und nichtrabbinische Schrifttum der Antike (außer Philo, Josephus<br />

etc.) dar, der alle fünfzig Einzelschriften der JSHRZ-Reihe literarisch<br />

und historisch einordnet und deren Bedeutung für das antike Judentum<br />

und das frühe Christentum bespricht. Darüber hinaus erschließt<br />

er inhaltlich die theologischen Hauptthemen (z. B. Gott und Mensch,<br />

Angelogie und Dämonologie, Eschatologie) und entfaltet im Zusammenhang<br />

der literarischen Forschung die theologischen Grundkonzeptionen.<br />

Für die Erstellung eines Registerbandes zu den Jüdischen Schriften<br />

aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ) erhält Prof. F. W. Horn,<br />

Lehrstuhl für Neues Testament, Fachbereich Ev. Theologie, Universität<br />

Mainz, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die 1973 von Werner Georg Kümmel begründete Reihe „Jüdische<br />

Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“ (JSHRZ) bietet eine deutsche<br />

Übersetzung der frühjüdischen Pseudepigraphen und gilt sowohl<br />

im deutschsprachigen als auch im internationalen Raum als


21<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

derzeit maßgebliche Übersetzung der Literatur des Zweiten Tempels.<br />

Bereits zu Beginn der Übersetzungsreihe war geplant, die Reihe<br />

durch eine Bibliographie, eine Einführung und ein Register zu ergänzen.<br />

Insbesondere vor dem Hintergrund des gesteigerten Interesses<br />

am Frühjudentum stellt eine umfassende Erschließung der sog.<br />

Pseudepigraphen des Alten Testaments nach wie vor ein Forschungsdesiderat<br />

dar.<br />

Das Register, bearbeitet in einer Forschungskooperation der Universitäten<br />

Mainz (Prof. F. W. Horn, Frau H. Omerzu und Frau C. Büllesbach)<br />

und Bonn (PD Dr. H. Löhr), erschließt die frühjüdischen Pseudepigraphen<br />

durch detaillierte Sach-, Namens-, Orts- und Stellenregister.<br />

Es stellt – insbesondere im deutschsprachigen Raum – den ersten<br />

Versuch dar, die Theologie, Literatur, Kultur und Lebenswelt<br />

des Frühjudentums umfassend und differenziert über Indizes zu erschließen<br />

und die Ergebnisse für weitere Forschungen zum Judentum<br />

in der Antike fruchtbar zu machen.<br />

Die Erforschung der Religion, Geschichte und Literatur des Judentums<br />

in hellenistisch-römischer Zeit ist ein zentraler Forschungsgegenstand<br />

in der Alten Geschichte, der Judaistik und der Theologie.<br />

Die Ergänzungsbände zu den JSHRZ wollen dazu beitragen, die<br />

Vielfalt und das Selbstverständnis des antiken Judentums zu dokumentieren<br />

und die Rolle der sog. Apokryphen und Pseudepigraphen<br />

des alten Testaments für die Bibelwissenschaften, das antike Judentum<br />

und den jüdischen Hintergrund des frühen Christentums deutlich<br />

zu machen. Das Projekt wird die Reihe JSHRZ vollständig abschließen,<br />

so dass der Forschung mit der Publikation aller 50 Schriften<br />

und den Ergänzungsbänden ein zentrales Hilfsmittel für die Beschäftigung<br />

mit den Pseudepigraphen zur Verfügung steht.<br />

Aufstieg und Niedergang der Indexkongregation. Römische Bücherzensur<br />

im ausgehenden 16. Jahrhundert ist Gegenstand einer von<br />

der <strong>Stiftung</strong> geförderten Untersuchung, die Prof. P. Godman am<br />

Deutschen Seminar (Universität Tübingen) durchführt.<br />

Die Geschichte der römischen Bücherzensur reicht bis ins Hochmittelalter<br />

zurück, doch erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts formiert<br />

sich vor dem Hintergrund der Reformation und des im Zeitalter des<br />

Buchdrucks rapide anwachsenden Buchmarktes innerhalb der katholischen<br />

Kirche eine institutionell organisierte Praxis der „censura<br />

librorum“. Die Kompetenzen hinsichtlich des Bücherverbots liegen<br />

innerhalb der römischen Kurie zunächst weitgehend bei der 1542 gegründeten<br />

„Kongregation der Heiligen Römischen und Universalen<br />

Inquisition“ („Sanctum Officium“). Seit 1571 wird ihr eine neue Kongregation<br />

zur Seite gestellt, die „Congregatio pro Indice Liberorum<br />

Prohibitorum“, kurz Indexkongregation, zu deren Aufgaben es<br />

gehört, einen neuen Index verbotener Bücher zu erstellen und sich<br />

mit den aktuellen Zensurfällen zu befassen, während dem „Sanctum<br />

Officium“ die Angelegenheiten, welche die Ketzerei betreffen, vorbehalten<br />

bleiben. Gleichwohl konkurrieren die beiden Zensurinstan-<br />

Bücherzensur<br />

16. Jh.


Hutterische<br />

Handschriften<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 22<br />

zen in der Folgezeit. Der Versuch von Papst Sixtus V. (1585–1590), in<br />

der Indexkongregation durch die Berufung einer Vielzahl von Männern<br />

mit teils umfassender Bildung (u. a. Kardinal Bellarmin) eine<br />

„Expertenkultur“ durchzusetzen und ihre Stellung in der Hierarchie<br />

der Kurie aufzuwerten, zeigt nur kurzzeitigen Erfolg. Nach seinem<br />

Tod verliert die Indexkongregation wieder an Bedeutung, da die Inquisition<br />

ihre Kompetenzen im Bereich der Ketzerverfolgung immer<br />

wieder auch auf die Buchzensur ausdehnen kann. Das Problem der<br />

Autorität in Fragen der Bücherzensur bleibt ungeklärt, bis im Jahr<br />

1917 die Indexkongregation aufgelöst und ihre Tätigkeit vom „Sanctum<br />

Officium“ übernommen wird. Der Schwerpunkt des Forschungsvorhabens<br />

liegt darauf, die gesamten Überlieferungen der beiden<br />

Zensurbehörden für den Zeitraum von 1571 bis 1606 zu erschließen<br />

und systematisch auszuwerten, um einen umfassenden Aufschluss<br />

über Handlungsabläufe, Personal und Inhalte der Kongregationssitzungen<br />

zu erhalten und das Wirken der zwei maßgeblichen römischen<br />

Zensurbehörden zu beschreiben. Ferner ermöglicht die notwendige<br />

Exegese der einschlägigen Dokumente auch die Erfassung<br />

themenspezifischer Quellen. Ausgiebige Stichproben belegen, dass<br />

sich unter den Akten der Kongregation für Index und Inquisition<br />

auch umfangreiches Material bezüglich des Problems des Verhältnisses<br />

zwischen lateinischer und Vulgärsprache befindet. Die Verbindung<br />

zwischen Wissenskontrolle und dem Gebrauch einer Volksbzw.<br />

einer Gelehrten- oder Elitensprache liegt auf der Hand. Anhand<br />

einer Analyse dieses Themas lässt sich also exemplarisch das<br />

Bemühen der Kirche erhellen, eine kulturelle Hegemonie zu erlangen<br />

oder zu verteidigen.<br />

Beabsichtigt ist also nicht nur die Edition zentraler Dokumente und<br />

deren Kommentierung, sondern auch ein grundlegender Beitrag zur<br />

bisher so gut wie unerforschten Behördengeschichte der „Kongregation<br />

für den Index der verbotenen Bücher“ und eine thematische Untersuchung<br />

zum Thema Bücherzensur in Rom zur Zeit der sogenannten<br />

„Gegenreformation“.<br />

Die Dokumente der beiden Zensurkongregationen lagern im Archiv<br />

der Glaubenskongregation der Katholischen Kirche und sind seit<br />

1998 zugänglich. Es handelt sich dabei i.W. um die Sitzungsprotokolle<br />

(„Diarii“, ca. 1.200 Textseiten) und Akten („Protocolli“, ca.<br />

13–14.000 Folioseiten) der Indexkongregation sowie ca. 30 Jahresbände,<br />

die die wöchentlichen Besprechungen des „Sanctum Officium“<br />

und u. a. zahlreiche Zensurfälle („Decreta“, ca. 120 bis 130 Folioseiten<br />

pro Band) dokumentieren.<br />

Der Katalogisierung der in Europa befindlichen hutterischen Handschriftenkodizes<br />

des 16.–18. Jahrhunderts dient ein von der <strong>Stiftung</strong><br />

gefördertes Projekt von Prof. G. Seebaß (Wissenschaftliches Theologisches<br />

Seminar, Universität Heidelberg).<br />

Das Ziel des Projekts ist die vollständige Aufnahme der hutterischen<br />

Handschriftenkodizes des 16.–18. Jahrhunderts. Diese Handschriften


23<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

entstanden bei den Hutterischen Brüdern, die ihren Sitz zunächst in<br />

Mähren hatten, dann nach Oberungarn auswichen und schließlich<br />

über Südrussland in die Vereinigten Staaten nach Kanada kamen.<br />

Die Kodizes sind bedeutende Überreste der frühneuzeitlichen Toleranz<br />

in ost- und südosteuropäischen Ländern und von hohem Wert<br />

für die Erforschung des frühen Täufertums im 16. Jahrhundert.<br />

Seit 1529/30 wanderten verfolgte Tiroler Täufer in die Markgrafschaft<br />

Mähren aus und bildeten unter der Führung des Laienpredigers<br />

Jakob Huter (Hutter/Huetter) eine Brüdergemeinde. Sie führten<br />

ein streng geregeltes kommunitäres Leben, lehnten Kriegsdienst,<br />

Eid und Beteiligung an obrigkeitlichen Ämtern ab und entfalteten<br />

noch zu Lebzeiten Huters, der 1536 in Innsbruck als Ketzer hingerichtet<br />

wurde, eine rege Missionstätigkeit. Nach mehreren vergeblichen<br />

Versuchen der habsburgischen Landesherren, die täuferischen<br />

Gemeinschaften in Mähren zu unterdrücken, genossen die<br />

Hutterischen Brüder ab der Mitte des 16. Jahrhunderts eine relative<br />

Sicherheit. Mit dem mährischen Adel gingen sie dabei eine bemerkenswerte<br />

Symbiose ein, indem sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

im Bereich der Landwirtschaft, des Handwerks und der Dienstleistungen<br />

auf dessen Bedürfnisse ausrichteten. Berühmt waren auch<br />

die hutterischen Ärzte, die innerhalb der Gemeinschaft ausgebildet<br />

wurden. Innermährische Aufstände, türkische Einfälle und der<br />

Dreißigjährige Krieg trafen die waffenlosen Hutterer im 17. Jahrhundert<br />

jedoch schwer. Infolge der „Erneuerten mährischen Landesordnung<br />

von 1628“ musste die gesamte Bevölkerung der katholischen<br />

Kirche beitreten oder das Land verlassen. Hutterische Emigranten<br />

siedelten sich daraufhin auf Brüderhöfen in der damals ungarischen<br />

Slowakei an; im 18. und 19. Jahrhundert wanderten viele Glaubensbrüder<br />

nach Russland, später nach Amerika aus.<br />

Die Hutterischen Brüder sind die einzige ostmitteleuropäische täuferische<br />

Bewegung, von deren Schrifttum nennenswerte Überreste<br />

vorhanden sind. In ihren Überlieferungen spiegeln sich die theologiegeschichtlichen<br />

Wurzeln der Hutterischen Brüder in der durch die<br />

apokalyptische Botschaft Hans Huts (gest. 1527) geprägten oberdeutschen<br />

Täuferbewegung der Reformationszeit wider, aber auch<br />

die Tatsache, dass sich ihnen zahlreiche Konvertiten aus verschiedenen<br />

anderen Gruppierungen des „linken Flügels der Reformation“<br />

anschlossen.<br />

Die Hutterer verwarfen programmatisch alle weltliche Bildung.<br />

Büchersammlungen entstanden auf den Brüderhöfen in erster Linie<br />

für das Selbststudium der Prediger, daneben auch für die religiöse<br />

Erbauung der einfachen Mitglieder. Sie umfassten zum einen Teil<br />

gedruckte Werke, meist Bibeln und Schriften religiösen Inhalts, zum<br />

anderen Teil Sammelhandschriften mit oft über 30 Einzeltexten vom<br />

Umfang reformationszeitlicher Flugschriften, die von Kopisten und<br />

Buchbindern in speziell eingerichteten Schreibstuben erstellt wurden.


Lutherhalle<br />

Wittenberg<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 24<br />

Die in den hutterischen Handschriften überlieferten Texte lassen<br />

sich nach verschiedenen Kriterien gruppieren. Von rezeptionsgeschichtlichem<br />

Interesse sind die Abschriften von gedruckten Texten<br />

verschiedener Autoren des täuferischen und spiritualistischen Spektrums,<br />

z. B. Hans Hut, Menno Simons, Sebastian Franck. Mit der Gewohnheit<br />

der Hutterer, die Briefe und Glaubensbekenntnisse ihrer<br />

gefangenen Brüder und ihrer Märtyrer zu sammeln und in den Gemeinden<br />

vorlesen zu lassen, begann die Ausbildung einer hutterischen<br />

Gruppenliteratur mit spezifischen Textgattungen. Neben<br />

Schriften religiösen Inhalts und historischen Darstellungen verfassten<br />

oder kompilierten die Hutterer auch mathematische, technische<br />

und vor allem medizinisch-alchemistische Texte.<br />

Für das Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger Reformation:<br />

Die Sammlungspolitik der Lutherhalle Wittenberg 1877 bis<br />

1918“ erhält Dr. S. Rhein, <strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in Sachsen-<br />

Anhalt, Wittenberg, Fördermittel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Lutherhalle Wittenberg wurde 1996 von der UNESCO als herausragendes<br />

Beispiel deutscher Kultur in die Liste des Weltkulturerbes<br />

aufgenommen. In Wittenberg verdichten sich Luthers Spuren<br />

von der Schlosskirche (Thesentür und Grab) über die Stadtkirche<br />

(Predigtkirche) bis zum Lutherhaus mit dem Höhepunkt der die Jahrhunderte<br />

überdauernden Lutherstube in einmaliger Aussagekraft.<br />

Die Rekonstruktion der Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit am<br />

authentischen Erinnerungsort „Lutherhalle“ – als Gebäude ein „begehbares<br />

Lehrbuch“ und zugleich größtes Exponat – und des damit<br />

verbundenen kirchen-, theologie- und geschichtspolitischen Erinnerungsprogramms<br />

ist Aufgabe des Projektes.<br />

Mit seinem „Heiligtum“ Lutherstube war das Lutherhaus seit Luthers<br />

Tod Objekt touristischen Interesses, das Züge eines protestantischen<br />

„Reliquienkultes“ trug. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

gab es Pläne für eine museale Nutzung des Hauses und<br />

auch darauf abzielende Ankäufe. Infolge differierender kirchlicher<br />

und staatlicher Interessen – das Lutherhaus wurde vom Wittenberger<br />

Predigerseminar benutzt – blieben diese Pläne folgenlos. Erst mit der<br />

städtischen Gründungsinitiative von 1877 nahm das Museum seinen<br />

von Konzeptionsdebatten begleiteten Anfang mit dem ersten Höhepunkt<br />

der Eröffnung im Rahmen des Lutherjubiläums von 1883.<br />

Die Konservatoren des reformationsgeschichtlichen Museums konnten<br />

in den darauffolgenden Jahrzehnten zusammen mit den Kuratoriumsvorsitzenden<br />

und mit Unterstützung von Sponsoren ein immer<br />

größer werdendes Quellenkorpus (Erstdrucke, Gemälde, Handschriften)<br />

zur Reformationszeit und deren Rezeptionsgeschichte erwerben<br />

und in einer stetig wachsenden Anzahl von Räumen präsentieren.<br />

Neben die Analyse der Erwerbungspolitik der vier Konservatoren im<br />

Licht ihrer jeweiligen theologischen und politischen Orientierung


25<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

tritt die Frage nach den Inszenierungsformen und -absichten von Reformationsgeschichte<br />

(Legitimierung der Preußischen Union, Aufweis<br />

der preußischen Führungsrolle in Deutschland seit dem 16.<br />

Jahrhundert, der Protestantismus als identitäts- und nationsstiftende<br />

preußisch-deutsche „Leitkultur“). Die zeitgenössische Debatte über<br />

die Weltwirkung oder Kulturbedeutung des Protestantismus wurde<br />

monarchieergeben und modernitätsresistent ignoriert.<br />

Im Bereich der Ausstellungsanalyse ist der Zeitrahmen des Projektes<br />

weiter gefasst, da auch in Ausstellungen nach 1918 das zuvor gesammelte<br />

Material gezeigt wurde.<br />

Ein Überblick über den Handschriftenbestand der Lutherhalle, der<br />

ungefähr 6000 Stücke vom 11. bis 19. Jahrhundert umfasst und einen<br />

wichtigen Teil des Gesamtbestandes bildet, ist für fundierte wissenschaftliche<br />

Aussagen, insbesondere für das Projekt zur Sammlungsund<br />

Ausstellungsgeschichte, eine unabdingbare Notwendigkeit.<br />

Deshalb werden alle Handschriften autopsiert, die Angaben in den<br />

alten Zettelkatalogen überprüft, korrigiert, vervollständigt und in einen<br />

Online-Katalog eingetragen.<br />

Im Zusammenhang mit dem Projekt fand vom 1. bis 3. Oktober <strong>2001</strong><br />

eine Tagung über „Reformationserinnerung und Lutherinszenie-<br />

Abb. 1: Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger Reformation:<br />

Die Sammlungspolitik der Lutherhalle Wittenberg 1877 bis<br />

1918“: Die Eröffnung der Luther-Halle durch den Kronprinzen<br />

Friedrich III.; Quelle: Illustrirte [!] Zeitung, Nr. 2100, 29. September<br />

1883, S. 269.


J. Arndt<br />

R. Otto und<br />

R. Bultmann<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 26<br />

rung“ in Wittenberg statt. Im Internet sind unter www.martinluther.de/thyssen/index.html<br />

Informationen über das Projekt, die Tagung<br />

und den Katalog der Handschriften abrufbar.<br />

Unter Prof. H. Schneider (Fachbereich Evangelische Theologie, Universität<br />

Marburg) wird die von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderte<br />

kritische Edition „Johann Arndt. Briefwechsel und biographische Dokumente“<br />

erarbeitet.<br />

Der evangelische Theologe Johann Arndt (1555–1621) gilt als die<br />

einflussreichste Gestalt der lutherischen Christenheit seit den Tagen<br />

der Reformation. Er steht – neben anderen – am Anfang einer neuen<br />

Frömmigkeitsbewegung im deutschen Protestantismus. Seine „Vier<br />

Bücher vom wahren Christentum“ und sein „Paradiesgärtlein“<br />

zählen zu den meistgedruckten und -gelesenen Werken des 17. und<br />

18. Jahrhunderts und zusammen mit der „Nachfolge Christi“ und<br />

John Bunyans „Pilgerreise“ zu den Bestsellern der christlichen Weltliteratur<br />

überhaupt. Durch seine Schriften hat Arndt einen bedeutenden<br />

Einfluss auf die deutsche Literatur- und Theologiegeschichte der<br />

frühen Neuzeit ausgeübt.<br />

Die Edition soll zwei Teile umfassen. Der erste enthält die chronologisch<br />

geordnete Korrespondenz (Briefe von und an Arndt). Neben<br />

den sich verstreut in gedruckten Werken des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />

veröffentlichten Briefen sollen erstmalig auch die in verschiedenen<br />

Bibliotheken und Archiven befindlichen handschriftlichen Korrespondenzstücke<br />

ediert werden. Im Zuge der editorischen Bearbeitung<br />

konnten weitere der Forschung bisher nicht bekannte Briefe ermittelt<br />

werden. Da einige der neu aufgefundenen Stücke durch Wasserschaden<br />

in ihrer Lesbarkeit stark beeinträchtigt sind, erfordert die<br />

Texterfassung die Hinzuziehung von Experten. Das Briefkorpus umfasst<br />

nach derzeitigem Stand 83 Briefe von und 39 Briefe an Arndt sowie<br />

vier Stücke, bei denen Arndt in kirchlicher Funktion als Mitverfasser<br />

unterzeichnet hat. Hinzu kommen 33 zeitgenössische Dokumente,<br />

die für die Biographie Arndts von Bedeutung sind. U. a.<br />

gehören dazu Dokumente aus der Studienzeit, Kirchenbucheintragungen,<br />

Verpflichtungserklärungen auf die Bekenntnisschriften,<br />

Zeugnisse über Arndts Amtsführung, obrigkeitliche Korrespondenz<br />

im Zusammenhang mit der Berufung Arndts auf kirchliche Stellen,<br />

Visitationsprotokolle, Gedichte Arndts, Universitätsgutachten über<br />

seine Schriften und zeitgenössische Urteile. Für die Durchführung<br />

der Edition wurden in Anlehnung an vergleichbare Projekte Editionssrichtlinien<br />

erarbeitet und in Musterbearbeitungen erprobt. Die<br />

text- und sachkritische Kommentierung der Briefe wurde inzwischen<br />

begonnen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gewährte Prof. H. Hübner, Institut für Spezialforschungen,<br />

Abt. Biblische Theologie, Theologische Fakultät,<br />

Universität Göttingen, Fördermittel für das Projekt „Jesus, kontrovers<br />

gesehen von Rudolf Otto und Rudolf Bultmann. Zur Auseinandersetzung<br />

Rudolf Ottos mit Rudolf Bultmanns Entwertung des histo-


27<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

rischen Jesus für die christliche Religion im Ausklang der Religionsgeschichtlichen<br />

Schule“. Dieses Projekt wird im Auftrag von Prof.<br />

Hübner von Frau Dr. G. Beyer durchgeführt.<br />

Im Zentrum dieses Forschungsvorhabens steht die Analyse der kontroversen<br />

Sicht und Bewertung der Person des irdischen Jesus für die<br />

christliche Religion durch die beiden evangelischen Theologen Rudolf<br />

Otto (1869–1937) und Rudolf Bultmann (1884–1976).<br />

Die Kontroverse über die Bedeutung des historischen Jesus für den<br />

christlichen Glauben brach an Bultmanns Vortrag „Ethische oder<br />

mystische Religion im Urchristentum“ auf, den er 1920 vor den<br />

„Freunden der Christlichen Welt“ hielt, einer Vereinigung liberaler<br />

Theologen aus Kirche und Wissenschaft, die sich um die von Martin<br />

Rade herausgegebene Wochenzeitschrift „Die Christliche Welt“<br />

sammelte. Bultmanns „Geschichte der synoptischen Tradition“ (Erstauflage<br />

1921) verschärfte die Kontroverse, die auch den Lehrbetrieb<br />

an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Marburg<br />

prägte. Dort hatte Otto seit 1917 als Nachfolger von Wilhelm Herrmann<br />

(1846–1922) den systematisch-theologischen Lehrstuhl inne,<br />

Bultmann seit 1921 als Nachfolger seines Lehrers Wilhelm Heitmüller<br />

(1869–1926) den Lehrstuhl für Neues Testament.<br />

Für die Frage nach dem Wesen der Religion – ein Grundthema der<br />

evangelischen Theologie zur Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert –<br />

liegen die Anfänge der Kontroverse in einer brieflichen Kritik Bultmanns<br />

aus dem Jahre 1918 an Ottos Werk „Das Heilige“ (1916). Sie<br />

bilden den theologisch-erkenntnistheoretischen Widerpart zur exegetischen<br />

Kontroverse der zwanziger Jahre und der späteren Replik<br />

auf sie in Ottos Buch „Reich Gottes und Menschensohn“ (1934) und<br />

dann wiederum in Bultmanns kritischer Rezension dieses Werkes im<br />

Jahre 1937.<br />

Wiewohl Ottos Ansatz innerhalb der deutschen evangelischen Theologie<br />

– im Unterschied zur englischsprachigen Welt – mit dem Aufkommen<br />

der Dialektischen Theologie und ihrer von Bultmann entwickelten<br />

Variante, der existentialen Interpretation biblischer Texte,<br />

an den Rand gedrängt wurde, kann an der Kontroverse paradigmatisch<br />

die Frage nach der Historizität von Religion und deren Verhältnis<br />

zu ihrem Wesen verhandelt werden, welche die evangelische<br />

Theologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt und einen Paradigmenwechsel<br />

nach dem Ersten Weltkrieg provoziert hatte.<br />

Beide Theologen führten auf eigene Weise Anliegen und Ergebnisse<br />

der „Religionsgeschichtlichen Schule“ weiter. Die Leistung jener,<br />

die neutestamentliche Forschung bestimmenden Gruppe bestand<br />

darin, damals etablierte Verfahren der historischen Wissenschaften<br />

radikal auf theologische Quellen anzuwenden und z. B. die neutestamentlichen<br />

Texte in einen weitergehenden zeitgeschichtlichen Horizont<br />

zu stellen. Die Evangelien wurden nun nicht mehr als Biographie<br />

Jesu, sondern als Niederschlag mündlicher Traditionen von Einzelstücken<br />

und Textgruppen gelesen. Für die Frage der Kontinuität


THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 28<br />

vom „irdischen Jesus“ zum „Christus des Glaubens“ boten die Vertreter<br />

der „Religionsgeschichtlichen Schule“ allerdings keine Lösung<br />

an. Otto und Bultmann griffen diese Problematik auf und versuchten<br />

unter Rückgriff auf Ergebnisse der religionsgeschichtlichen<br />

Arbeiten zum Neuen Testament, Judentum und Hellenismus Lösungswege<br />

zu entwickeln – jedoch mit sich grundlegend unterscheidenden<br />

Verfahren. Bultmann analysierte die synoptischen Evangelien<br />

radikal historisch unter traditions- bzw. formgeschichtlicher Perspektive.<br />

Otto integrierte die historische und religionsvergleichende<br />

Arbeit in eine pneumatische Exegese.<br />

Beide Lösungswege erschließen sich, wenn man den philosophischerkenntnistheoretischen<br />

Hintergrund beider Theologen analysiert<br />

und auf ihre theologischen Schwerpunkte und Arbeiten zu den<br />

synoptischen Evangelien bezieht. Während Otto bestrebt war, eine<br />

übergreifende Religionsphänomenologie zu entwerfen und seine<br />

Theorie seit 1908 auf die Erkenntnistheorie des in der Kant-Tradition<br />

stehenden Jakob Friedrich Fries (1773–1843) gründete, griff Bultmann<br />

in theologisch-erkenntnistheoretischer Sicht auf die Schleiermacher-<br />

und Kant-Rezeption des Marburger Theologen Wilhelm<br />

Herrmann zurück, die er mit seinem eigenen, insbesondere durch<br />

Paul Natorps (1854–1924) beeinflussten Kant-Verständnis verschmolz.<br />

Anders als Otto, der in der Person Jesu von Nazareth das<br />

„religiöse Urgeschehen“ schlechthin sah, insofern dieser den religiösen<br />

Menschen in Vollendung repräsentierte und so selbst Gegenstand<br />

des Glaubens wurde, entwertete Bultmann den historischen<br />

Jesus für das Christentum völlig. Bultmann griff in seiner Sicht des irdischen<br />

Jesus auch die – an ihrem radikal historischen Anspruch gemessen<br />

– s. E. inkonsequente Bewertung des historischen Jesus als<br />

treibende Kraft des christlichen Glaubens in der „Religionsgeschichtlichen<br />

Schule“ an und beanspruchte für sich, ihre Absicht in<br />

seinem Sinne radikal durchzuführen. Grundergebnisse dieser Forschergruppe<br />

integrierte er später in die existentiale Interpretation<br />

des Neuen Testaments.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Lösungswege Ottos und<br />

Bultmanns zu analysieren und daraufhin zu untersuchen, inwieweit<br />

die theologisch begründete Wahl philosophisch-erkenntnistheoretischer<br />

Korrespondenzmodelle die Richtung und Ergebnisse der jeweiligen<br />

Interpretation christlicher Texte prägt und welche Auswirkungen<br />

sich daraus für die Deutung des irdischen Jesus und seiner theologischen<br />

Gewichtung ergeben. Eine umfangreiche Materialbasis,<br />

meist unveröffentlichte Briefwechsel, Manuskripte, Vorlesungsnachschriften<br />

und Seminarprotokolle im Besitz der Universitätsbibliotheken<br />

Marburg und Tübingen sowie Bultmanns Randnotizen in<br />

Büchern seiner Fachbibliothek, die zum Teil in den evangelischtheologischen<br />

Seminaren der Universitäten Mainz und Bochum liegen,<br />

dokumentieren die Kontroverse, ihre methodischen und inhaltlich<br />

theologischen Hintergründe und geben Aufschluss über Rezeption<br />

und Modifikation der Entwürfe theologischer und philosophi-


29<br />

THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />

scher Forschung. Dieses Material wird für eine monographische Veröffentlichung<br />

ausgewertet.<br />

Für die politisch-systematische Analyse der Eingaben und Vorschläge<br />

an die Ökumenische Versammlung der DDR (1987–1989)<br />

stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. P. Maser (Ostkirchen-Institut, Universität<br />

Münster) Mittel zur Verfügung.<br />

Das Forschungsvorhaben bezieht sich auf den Konziliaren Prozess in<br />

der DDR, der mit seinen Ökumenischen Versammlungen als eine der<br />

wichtigsten Stationen auf dem Wege zur friedlichen Revolution von<br />

1989 angesehen werden kann.<br />

Der Ökumenische Rat der Kirchen als internationaler Dachverband<br />

der Kirchen der Welt hatte 1984 auf Initiative des Erfurter Propstes<br />

Heino Falcke eine „Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit,<br />

Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ für das Jahr 1990 beschlossen.<br />

Zum Organisator und Motor der Konziliaren Bewegung in der<br />

DDR wurde der Arbeitskreis Christlicher Kirchen, ein zwischen den<br />

Kirchen in der DDR koordinierendes Gremium. Im Herbst 1987 riefen<br />

die Kirchen und Religionsgemeinschaften unter dem Slogan „Eine<br />

Hoffnung lernt gehen“ Gemeinden und Gruppen dazu auf, sich mit<br />

Anregungen, Hinweisen und Themenvorschlägen an das Sekretariat<br />

der Ökumenischen Versammlung zu wenden. Auf mehreren Vollversammlungen<br />

wurden diese mehr oder weniger ausgearbeiteten Entwürfe<br />

diskutiert und zu Texten zusammengefasst. Die angestrebte<br />

Rezeption der Endfassungen dieser Texte wurde durch die friedliche<br />

Revolution im Herbst 1989 zum großen Teil gegenstandslos.<br />

Die Eingaben und Anregungen an die „Ökumenische Versammlung<br />

für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“<br />

1987–1989 bilden eine für die DDR-Geschichte einzigartige Sammlung<br />

von Quellen über widerständiges Verhalten, Widerstand und<br />

Opposition. Hier wurden in verschiedenen Themenfeldern etwa<br />

15.000 Wortmeldungen gesammelt und überliefert, die einen breiten<br />

Einblick in die Stimmungslage der Bevölkerung geben. Während die<br />

offiziellen Ergebnistexte der Versammlung ihre Erwartungen oft<br />

sehr verhalten und nur in Frageform artikulierten, scheint die Basis<br />

bereits weitergehende Forderungen wie die nach der Trennung von<br />

SED und Staat, nach bürgerlichen Freiheiten wie Versammlungsund<br />

Meinungsfreiheit oder nach Zulassung von Parteien erhoben zu<br />

haben. Diese Wünsche nach Veränderungen in der DDR kristallisierten<br />

sich vor allem in den Eingaben an die Arbeitsgruppe 003 „Mehr<br />

Gerechtigkeit in der DDR – unsere Aufgaben und Erwartungen“.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, den etwa 3.000 Schriftstücke<br />

umfassenden Quellenbestand in einer kommentierten Edition der<br />

weiteren Forschung zugänglich zu machen und in einem zweiten Arbeitsschritt<br />

aus politisch-systematischer Sicht zu analysieren. Dabei<br />

soll untersucht werden, welche gesellschaftspolitischen Leitbilder<br />

aus den Eingaben und Vorschlägen an die Ökumenische Versammlung<br />

erhebbar sind und inwieweit die unter dem Dach der Kirche ini-<br />

DDR<br />

Ökumenische<br />

Versammlung


Polygynie<br />

tiierten Diskussionen eine Plattform boten, um die Forderungen des<br />

Herbstes 1989 fundiert zu formulieren.<br />

Geschichtswissenschaften<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 30<br />

Die Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten national<br />

wie international eine außerordentliche Ausweitung erfahren,<br />

sachlich wie methodisch. An die Seite der politischen Geschichte,<br />

der Geistesgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist die<br />

Geschichte der materiellen Kultur des Alltags, der Mentalitäten und<br />

Medien getreten, an die Seite der Geschichte der Nationen, der<br />

Epochen, übergreifender Strukturen die der Regionen, der Städte,<br />

einzelner sozialer Gruppen, an die der Makro- die sogenannte<br />

Mikrogeschichte. Und dieser Ausweitungs- und Differenzierungsprozess<br />

bis hin zur disziplinären Verselbständigung – daher setzt<br />

man die Fachbezeichnung auch zunehmend in die Mehrzahl –<br />

wurde begleitet von einer Fülle methodischer Neuansätze und Perspektivenwechsel,<br />

die ihren ursprünglichen Gegenstand nicht selten<br />

überschritten, weiterreichende Geltungsansprüche erhoben.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> steht Förderungsanträgen aus allen Bereichen<br />

der Geschichtswissenschaften offen. Sie hat dabei in der Vergangenheit<br />

der Geschichte Mittel- und Osteuropas sowie der Wirtschafts-<br />

und Sozialgeschichte eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet<br />

und möchte dies auch weiterhin tun. Gleichzeitig ist die <strong>Stiftung</strong><br />

an einer neuen Schwerpunktbildung interessiert: Sie lädt zu<br />

Förderungsanträgen ein, deren Projekte sich mit dem Wandel der<br />

Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen zur modernen<br />

Gesellschaft, also vom 18. zum 20. Jahrhundert befassen und deren<br />

Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche untersuchen,<br />

die von der Alltagswelt über die Gesellschaft und Politik bis<br />

hin zur Veränderung der Mentalitäten und der Weltbilder reichen.<br />

Aristokratische Polygynie im Hochmittelalter im europäischen Vergleich<br />

ist Thema eines Forschungsprojektes am Institut für Vergleichende<br />

Geschichte Europas im Mittelalter, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin (Prof. M. Borgolte).<br />

Das Forschungsvorhaben bezieht sich auf Formen und Wahrnehmungen<br />

des Zusammenlebens außerhalb dessen, was als „(Voll-)<br />

Ehe“ glossiert werden kann.<br />

Das europäische Mittelalter kennt eine Vielzahl von mehr oder minder<br />

regularisierten Verbindungsformen zwischen Mann und Frau,<br />

die in unterschiedlichen Ausprägungen – regionen-, epochen-, situationsabhängig<br />

– praktiziert, beobachtet und berichtet worden sind.<br />

So wird z. B. in der „Heimskringla“ des Snorri Sturluson die Entstehung<br />

des norwegischen Einheitskönigreiches ursächlich auf das Verhältnis<br />

von Harald inn hárfagri zu einer „fridla“ zurückgeführt. Auch<br />

nordeuropäische Landschaftsrechte beinhalten bezüglich des Erbrechts<br />

Bestimmungen, die verschiedene Formen hetero-sexueller Be-


31<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

ziehungen betreffen. Innerhalb der anglonormannisch-angevinischen<br />

Literatur begegnet man Fragen der Polygynie überall, von den<br />

beiden großen imaginären Königen, Arthur und Karl, bis hin zu den<br />

vielfältigen Aventuren der Ritter der Tafelrunde. Sie verkehren mit<br />

Frauen, die aus dem vertrauten Umfeld stammen – den „pucelles“<br />

der Burgen und Entouragen –, ebenso wie mit Frauen, die mehr oder<br />

minder eindeutig andersweltlich gekennzeichnet sind – den „sarrasines“<br />

und den „fées“. Der heute wahrscheinlich bekannteste Fall eines<br />

herrscherlichen Konkubinats im Mittelalter dürfte in der Geschichte<br />

der „Jüdin von Toledo“ dokumentiert sein. Erst der zunehmende<br />

Erfolg eines dieser Modelle, nämlich der prinzipiell alternativlosen,<br />

auf unbegrenzte Dauer angelegten Verbindung eines Mannes<br />

und einer Frau, wie es bis in unsere Zeit der Standard blieb, hat<br />

dazu geführt, alle übrigen Formen des „außerehelichen“ Zusammenlebens<br />

unter dem Begriff des „Konkubinats“ zu subsumieren<br />

und die ursprüngliche Vielfalt der Alternativen zu verdecken.<br />

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Pluralität der Praktiken und<br />

Imaginationen aristokratischer Verbindungsformen außerhalb der<br />

kirchlich bestätigten Ehe zu rekonstruieren. Dabei geht es einerseits<br />

darum, in den Quellen fassbare Fälle von Konkubinat zu kontextualisieren,<br />

sie auf die jeweilige Praxis zurückzuführen und sie gewissermaßen<br />

zu individualisieren; andererseits möchte man auch verstehen,<br />

was im Einzelfall die Männer, die sich mit ihren „Konkubinen“<br />

zeigen, bezwecken oder zum Ausdruck bringen wollen und in<br />

welcher Vorstellungswelt dies geschieht. Aus der Durchsicht der<br />

Forschung sowie der ersten Sichtung der Quellen ergeben sich dazu<br />

einige Hinweise zu eventuell kategorisierbaren Aspekten. So betont<br />

die neuere sozialanthropologisch orientierte Forschung vor allem<br />

den „generalen Aspekt“, die in der Polygynie gegebenen erweiterten<br />

Möglichkeiten, sozial akzeptable Erben zu zeugen. Daneben sehen<br />

geschlechtergeschichtlich orientierte Forscher in polygynen<br />

Praktiken Möglichkeiten für die Stilisierung von Maskulinität. Neue<br />

Sichtweisen könnten sich ergeben, wenn man den „symbolischen“<br />

Aspekt der Polygenie betrachtet. Denn die Aneignung von Land, Besitz,<br />

Herrschaft geht in der literarischen Imagination und allem Anschein<br />

nach in der konkreten Praxis häufig einher mit der Aneignung<br />

von Frauen, die in einer bestimmten Beziehung zum fraglichen Land,<br />

dem Besitz, der Herrschaft stehen (z. B. Raubzüge der Wikinger in<br />

angelsächsischen Nonnenklöstern).<br />

Untersuchungsgegenstand sind drei ausgewählte Regionen, deren<br />

eine – die Länder um den Ärmelkanal – im Zentrum dessen liegen,<br />

was heute meist als „das“ okzidentale Mittelalter (Flandern, Normandie,<br />

„Grand Anjou“, England) aufgefasst wird, während die beiden<br />

anderen – Skandinavien und der Nordwesten des Mittelmeerbeckens<br />

– als Peripherie erscheinen und somit transkulturelle Perspektiven<br />

ermöglichen. Die Festlegung soll sowohl der europäischen<br />

Pluralität Rechnung tragen und den Gefahren eines impliziten „Latinozentrismus“<br />

vorbeugen als auch vor dem Hintergrund transkultu-


Fürstliche Höfe<br />

Spätmittelalter<br />

raler Perspektiven mögliche Parallelen und Korrespondenzen erkennbar<br />

machen.<br />

„Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein<br />

dynastisch-topographisches Handbuch“ ist Thema eines durch die<br />

<strong>Stiftung</strong> unterstützten Projekts von Prof. W. Paravicini, Deutsches<br />

Historisches Institut, Paris, und Prof. G. Fouquet, Lehrstuhl für Sozialund<br />

Wirtschaftsgeschichte, Universität Kiel.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit Hilfe eines dynastisch-topographischen<br />

Handbuchs das Phänomen des fürstlichen Hofes im<br />

spätmittelalterlichen deutschen Reich in seiner Funktion als Herrschaftsmittelpunkt<br />

und Herrschaftsmittel sowie die Darstellung von<br />

Macht in Architektur und städtebaulicher Gestaltung der fürstlichen<br />

Residenzen zu dokumentieren.<br />

Das geplante zweibändige Handbuch umfasst 39 Artikel zur Gruppe<br />

„Dynastie“, 132 Artikel zur Gruppe „Könige/Reichsfürstentümer“<br />

(Band I) und ca. 314 „Residenzartikel“ (Band II), die von rund 170 verschiedenen<br />

Autoren erstellt werden. Es wird durch ein Literaturverzeichnis<br />

sowie durch mehrere Register abgeschlossen. Darüber hinaus<br />

sind eine Datenbank mit Informationen und Literatur zu den<br />

Reichsfürsten, Dynastien und Residenzen sowie eine Karte der fürstlichen<br />

Residenzen und zentralen Orte im Reich um 1500 derzeit schon<br />

im Internet zugänglich (http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de). Die<br />

Karte soll zudem bei der Veröffentlichung des gedruckten Handbuchs<br />

auf den Innendeckeln des Einbandes eine bessere geographische<br />

Einordnung der dort behandelten Residenzorte ermöglichen.<br />

Die vorgesehenen Residenzartikel zeigen an, welcher Herrscher wie<br />

oft auf welchen Verwaltungsmittelpunkten residierte und welchen<br />

Einfluss er auf die jeweilige Residenz genommen hat. In den Artikeln<br />

zu den Reichsfürstentümern werden die Höfe der weltlichen und<br />

geistlichen Fürsten zusammenfassend beschrieben und im Hinblick<br />

auf die unterschiedliche Organisation des Hof- und Verwaltungsapparates<br />

verglichen. Die Artikel zu den verschiedenen Herrscherdynastien<br />

schließlich verdeutlichen die innere Verflechtung von Herrschaft<br />

und Geschlecht. Das Handbuch orientiert sich an der verfassungsgeschichtlichen<br />

Realität des Heiligen römischen Reiches deutscher<br />

Nation um 1500. Es beschreibt geographisch das Gebiet des<br />

spätmittelalterlichen Reiches (u. a. mit Trient, Brixen und Aquileja,<br />

Savoien und Genf, Lothringen, den Bistümern Metz, Toul und Verdun,<br />

den alten Niederlanden, den böhmischen Ländern, Schlesien,<br />

dem Ordensstaat). Der Bearbeitungszeitraum reicht von der Mitte<br />

des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges.<br />

Publikationen:<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 32<br />

Wettlaufer, Jörg; Jan Hirschbiegel: Materialien zum Werk. Fürstliche<br />

Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein<br />

dynastisch-topographisches Handbuch. – Kiel 1999. (Mitteilungen<br />

der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 3)


33<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Hirschbiegel, Jan: Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und<br />

Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie<br />

zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der<br />

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. – Kiel <strong>2000</strong>. (Mitteilungen<br />

der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 4) Überarb.<br />

und aktualisierte Version: http://resikom.adw-goettingen.gwdg.<br />

de/biblnet.htm<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. E. J. Weber (Institut für Europäische<br />

Kultur, Universität Augsburg) bei der Edition der Chronik des Georg<br />

Kölderer (Augsburg um 1600).<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die historisch-kritische<br />

Ausgabe der Chronik des Augsburger Handelsangestellten Georg<br />

Kölderer (1550?–1607).<br />

Zu den wichtigsten Arbeitsgebieten der frühneuzeitlichen europäischen<br />

Kulturgeschichte zählt die Erforschung der Voraussetzungen,<br />

Entstehung, Erscheinungsformen und Wirkungen kollektiver historischer<br />

Erinnerungen. Eine wesentliche Quellensorte dabei ist die vor<br />

allem städtische Chronistik.<br />

Die 2.400 Seiten umfassende Chronik des Augsburgers Georg Kölderer<br />

entstand nicht nur an einer Nahtstelle europäischer, insbesondere<br />

süd- und mitteleuropäischer Kommunikation und verfügte über<br />

innovative Nachrichtenvermittlungsformen, sondern zeichnet sich<br />

auch durch eine überdurchschnittliche Breite der Wahrnehmung und<br />

Erfassung vielfältiger Themen aus. Ihr Autor arbeitete als Handelsdiener<br />

bzw. –schreiber bei dem großen Augsburger Handelshaus<br />

Weiß. Hier erfuhr er im Rahmen der Korrespondenz zahlreiche Neuigkeiten<br />

aus dem In- und Ausland. Er hatte Zugang zu den Fugger-<br />

Zeitungen, außerdem standen ihm Flugschriften, Flugblätter und<br />

Bücher zur Verfügung. Über zahlreiche, häufig nur unzulänglich<br />

identifizierbare Bekannte erhielt er Informationen zu vielen Entwicklungen<br />

im politischen wie kirchlichen Bereich seiner Heimatstadt.<br />

Darüber hinaus spiegeln sich in seiner Chronik die Vorgänge im<br />

Reich im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges wider (z. B. politische<br />

Veränderungen, dynastische Querelen, bewaffnete Auseinandersetzungen,<br />

Konfessionsstreitigkeiten). Ebenso kommt die europäische<br />

Staatenwelt in den Blick. Päpste und türkische Sultane, italienische<br />

Fürsten und spanische Könige finden genauso Eingang in Kölderers<br />

Chronik wie Thronstreitigkeiten in Polen und die Auseinandersetzung<br />

Maria Stuarts und Elisabeths I. Diese Notizen werden schließlich<br />

ergänzt durch kulturhistorisch interessante Kommentare zu Körper-,<br />

Krankheits- und Todeserfahrungen, dem Hexenglauben und<br />

der Wunderwahrnehmung.<br />

Kölderers Schrift ist nicht nur eine additive Aufstellung erfahrener<br />

oder erlebter Vergangenheiten, sondern eine durchdachte Quelle.<br />

Der Chronist versteht es, die ihm übermittelten Nachrichten jeweils<br />

zu kontextualisieren, zu analysieren und zu werten. Dadurch ent-<br />

G. Kölderer


Krieg und<br />

Kommunikation<br />

16. Jh.<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 34<br />

steht ein Gesamtwerk, das die greifbaren Zeitläufe zu ordnen und<br />

ein kohärentes Weltbild zu konstruieren versucht, um die Welt im<br />

wahrsten Sinne des Wortes „lesbar“ zu machen. Auch wenn Kölderer<br />

seine eigene Lebenssituation kaum zum Thema seiner Schrift<br />

macht, so lassen sich doch aus seinen reflektierenden Berichten<br />

Rückschlüsse auf persönliche Einstellungen, Wertungsmuster und<br />

Prägungen ziehen.<br />

Die beschriebenen Charakteristika der Chronik Kölderers begründen<br />

einen interdisziplinären Quellenwert, so dass neben der Geschichtswissenschaft<br />

und der allgemeinen Kulturforschung auch die<br />

Kommunikationswissenschaft, die Volkskunde, die Kunstgeschichte,<br />

Rechtsgeschichte, Kirchengeschichte und die Philosophie von ihrer<br />

Edition profitieren dürften.<br />

Prof. A. Schindling (Historisches Seminar, Universität Tübingen) betreut<br />

das von der <strong>Stiftung</strong> geförderte Projekt „Geschwinde Welt“.<br />

Krieg und öffentliche Kommunikation – zur Erfahrung beschleunigten<br />

historischen Wandels im Heiligen Römischen Reich deutscher<br />

Nation in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts (1542–1554).<br />

Das Interesse des Forschungsvorhabens richtet sich auf die Phase der<br />

Reformation in Deutschland (1542–1554), die von einem Kontinuum<br />

militärisch ausgetragener Interessengegensätze bestimmt war.<br />

Am Anfang der Entwicklung stand die große militärische Aufrüstung<br />

der schmalkaldischen Bündner im Kontext der Frankfurter Religionsvergleichsgespräche<br />

im Frühjahr 1539, der sog. „Rumor“. Das steigende<br />

Militärpotential führte von 1542 bis 1545 zu mehreren Kriegen<br />

im niedersächsischen Raum um das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel.<br />

Den Auseinandersetzungen folgte 1546/47 der sog. Schmalkaldische<br />

Krieg, der als Achtexekutionskrieg Kaiser Karls V. gegen die<br />

Häupter des Schmalkaldischen Bundes – zuerst in Süddeutschland,<br />

dann in Sachsen – geführt wurde. Schließlich kam es zwischen 1550<br />

und 1552 zu einem Kampf um die Ergebnisse des Schmalkaldischen<br />

Krieges, wie sie insbesondere im „Geharnischten Reichstag“ durch den<br />

Kaiser festgeschrieben worden sind. Die katholischen und protestantischen<br />

Fürsten opponierten gemeinsam und im Bündnis mit Heinrich II.<br />

von Frankreich gegen die Ausweitung der kaiserlichen Herrschaft und<br />

zwangen Karl V. letztendlich zu einer „freiwilligen“ Abdankung. Wiewohl<br />

auch die kriegerischen Auseinandersetzungen im sog. Markgrafenkrieg<br />

von 1553/54 in engem Zusammenhang mit den militärischen<br />

Konflikten der Vorjahre standen, bedeutete dieser gewaltsam ausgetragene<br />

Interessengegensatz im Reich einen bedeutsamen Einschnitt,<br />

da die Motive dieser Auseinandersetzung jenseits des durch den Glaubenszwiespalt<br />

aufgeworfenen Reichsfriedensproblems lagen. Die Entwicklungen<br />

zwischen 1542 und 1554 zeigen, dass für den Gang der Reformationsgeschichte<br />

im Reich eine Konstellation gegeben war, die<br />

dann in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Westeuropa<br />

dazu führte, dass „Reformation, Revolt and Civil War“ einen unauflöslich<br />

verwobenen Geschehenszusammenhang darstellten.


35<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Die Zeitgenossen haben diese Jahre als eine Zeit der Friedlosigkeit<br />

wahrgenommen, wie deren Rede von den „unruhigen und geschwinden<br />

Läuften“ indiziert. Das gerade durch die Unruhe ihrer<br />

Zeit evozierte Krisenbewusstsein ließ die Nachfrage der damals lebenden<br />

Menschen nach Sinn- und Deutungsangeboten, die zwischen<br />

religiös-konfessioneller und säkular-politischer Weltdeutung<br />

oszillieren, wachsen. Ihren Niederschlag fanden diese Gedanken in<br />

vielfältigen Formen einer auf Öffentlichkeit zielenden Kommunikation<br />

über Krieg und Frieden.<br />

Anknüpfend an die von der Reformationsgeschichtsschreibung herausgearbeitete<br />

Vielschichtigkeit öffentlichen Kommunizierens wird<br />

das Arbeitsvorhaben den Fragen nach den Formen der öffentlichen<br />

Verarbeitung und Auseinandersetzung mit den kriegerischen Ereignissen<br />

in dieser Zeit dramatischer religiöser, gesellschaftlicher und<br />

politischer Umbrüche nachgehen. Dem Projekt liegt dabei ein Kommunikationsbegriff<br />

zugrunde, der Kommunikation als einen vielschichtigen<br />

Verständigungsprozess über Wirklichkeit versteht. Öffentliche<br />

Kommunikation meint dabei in Anlehnung an den zeitgenössischen<br />

Wortgebrauch den Teil kommunikativen Handelns,<br />

der darauf zielt, Informationen über die kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

dieser Jahre „allgemein“ zugänglich zu machen und als<br />

erinnerte Kriegserfahrung präsent zu halten. Auf diese Weise soll<br />

nicht nur ein präziseres Bild von den Wissens- und Erfahrungshorizonten<br />

der Zeitgenossen entworfen, sondern auch ein Einblick in die<br />

Strukturen und Funktionsweise einer Medienlandschaft gewonnen<br />

werden, deren Erscheinungsbild sich seit der Erfindung des Buchdrucks<br />

fundamental verändert hatte.<br />

Prof. A. Haverkamp, Arye-Maimon-Institut für Geschichte der Juden<br />

(Universität Trier) untersucht mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> die „,Judenbücher‘ als Quellen zur Sozialgeschichte des<br />

Spätmittelalters im europäischen Kontext“.<br />

Als „iuden puech“ bzw. „liber iudeorum“ werden im Spätmittelalter<br />

unterschiedliche Formen des Gebrauchsschriftguts bezeichnet.<br />

Darunter fallen hebräische Bücher (wie z. B. die Thora oder Geschäftsschriftgut<br />

jüdischer Bankiers) und städtische Verzeichnisse<br />

von „Judenbetreffen“ (u. a. Besitz-, Steuer- und Geleitverzeichnisse<br />

sowie besonders die von jüdischen Geldleihern abgeschlossenen<br />

Geschäfte). Judenbücher stellen eine ergiebige und bisher<br />

weithin ungenutzte Basis nicht nur für eine wirtschaftshistorische<br />

Auswertung, sondern auch für die Personen- und Sozialgeschichte<br />

des Spätmittelalters dar. Sie erlauben allgemeine Schlüsse zur<br />

Wirtschafts- und Geldgeschichte und gewähren Einblicke in das jüdische<br />

Gemeindeleben und in die Beziehungen zwischen Juden<br />

und Christen am Ausgang des Mittelalters. Ferner dokumentieren<br />

sie die Geschichte der Beziehungen zwischen Stadt und Umland<br />

und die Personen- und Institutionengeschichte der spätmittelalterlichen<br />

Stadt.<br />

Judenbücher


Kurmainz<br />

Juden<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 36<br />

Das Forschungsprojekt soll eine umfassende Dokumentation der Judenbücher<br />

sowie eine kleinere Anzahl aufeinander abgestimmter<br />

Fallstudien, die sich auf lokale bzw. regionale Kontexte beziehen, erbringen.<br />

Das Projekt konzentriert sich auf den süddeutschen Raum<br />

zwischen dem Rhein im Westen bis hin zu den Ländern der Böhmischen<br />

Krone. Dadurch wird ein Blick auf die Übergänge und Migrationsvorgänge<br />

von Juden vom Kerngebiet der „Germania“ in die<br />

Länder Ostmitteleuropas am Ausgang des Mittelalters eröffnet.<br />

Inzwischen wurde an einem Überblicksartikel gearbeitet und die<br />

Transkriptionsarbeit fortgeführt. Desweiteren wurde mit der Auswertung<br />

der Znaimer Judenbücher begonnen sowie eine Semesterstudie<br />

zum Thema „Judenurkunden und Judenbücher vom Archiv<br />

ins Internet“ durchgeführt, wobei das „Judenbuch I“ der Stadt Rothenburg<br />

ob der Tauber im Mittelpunkt stand.<br />

Prof. M. Matheus (Historisches Seminar III, Universität Mainz) erhält<br />

von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt Juden in Kurmainz –<br />

Frühe Neuzeit: 1484–1673.<br />

Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, die Geschichte der Juden im<br />

größten geistlichen Territorium des Reiches für die Frühe Neuzeit zu<br />

untersuchen. Die Untersuchung beginnt mit dem Mainzer Kurfürsten<br />

Berthold von Henneberg (1484–1504) und endet mit der Regierungszeit<br />

Philipps von Schönborn (1647–1673). Arbeitsschwerpunkte bilden<br />

das Unterstift unter Einschluss von Oberlahnstein und die zum<br />

Domkapitel gehörenden Orte, das Oberstift und die hessischen Exklaven.<br />

Das Kurfürstentum Mainz stellte sich zu Beginn der Neuzeit als ein<br />

vielgestaltiges Gebilde weit voneinander entfernt liegender Landesteile<br />

mit unterschiedlichen rechtlichen, administrativen, sozialen,<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen dar. Es bestand<br />

aus dem Unterstift um Mainz und Bingen, dem Oberstift am unteren<br />

Main um Aschaffenburg und Tauberbischofsheim, an der Bergstraße<br />

und im Odenwald. Dazu kamen verstreute Besitztümer in Hessen<br />

und Thüringen. Die Mainzer Landesherren gehörten als Erzbischöfe<br />

und Reichserzkanzler zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im<br />

Reich und in der Kirche, hatten jedoch im Inneren stets auch die konkurrierenden<br />

Herrschaftsansprüche (z. B. des regionalen Adels und<br />

des Mainzer Domkapitels) und die sich aus der geographischen Lage<br />

ergebenden interterritorialen Interdependenzen zu berücksichtigen.<br />

So waren die territorialen Nachbarn von Kurmainz, die Landgrafschaft<br />

Hessen und die Kurpfalz, protestantisch bzw. calvinistisch.<br />

Im Mittelalter war das kurmainzische Territorium eine bevorzugte<br />

Siedlungslandschaft der Juden. In Kurmainz lebten im Spätmittelalter<br />

und zu Beginn der Neuzeit in 66 Orten einzelne Judenfamilien oder<br />

es bestanden jüdische Gemeinden. Ihre Geschichte war wie die Geschichte<br />

ihrer christlichen Umwelt geprägt von den zahlreichen kriegerischen<br />

Ereignissen zwischen Bauernkrieg und Westfälischem Frieden,<br />

wechselnden Katastrophen (Hungerjahre, Seuchen, Hexenpro-


37<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

zesse) und wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Umbrüchen.<br />

Als Angehörige einer nichtchristlichen Religionsgemeinschaft<br />

hatten die Juden jedoch innerhalb der Gesellschaft einen besonderen<br />

Status. Sie standen im Reich und in den Territorien unter<br />

der Oberherrschaft des Kaisers bzw. des Territorialherren, der über<br />

ihre Aufnahme, ihren Aufenthalt und ihren Schutz zu bestimmen<br />

hatte. Der Judenschutz war an bestimmte Abgaben gebunden, vor allem<br />

an das Schutzgeld. Die Judentoleranz wurde durch das Judenrecht<br />

geregelt, das sich vor allem in den Judenordnungen ausdrückte.<br />

Die Judenpolitik der Mainzer Erzbischöfe ist am Ausgang des Mittelalters<br />

und zu Beginn der Frühen Neuzeit durch einen Wechsel von<br />

Vertreibung und Wiederaufnahme gekennzeichnet. Besonders widersprüchlich<br />

war die Judenpolitik des Kardinals Albrecht von Brandenburg<br />

(1514–1545). In seinem Namen wurde in den Jahren 1515<br />

und 1516 ein Projekt zur Vertreibung aus den vorderen Reichskreisen<br />

initiiert; fast zeitgleich mit seinen Vertreibungsplänen führte Kurfürst<br />

Albrecht Judenrezeptionen durch und stellte Schutzbriefe aus. Neue<br />

Wege hinsichtlich der Judentoleranz beschritt der Erzbischof Johann<br />

Philipp von Schönborn, der 1662 und 1671 die ersten zusammenhängenden<br />

kurmainzischen Judenordnungen überhaupt erließ und deswegen<br />

als der „Deutsche Salomon“ in die Annalen eingegangen ist.<br />

Das Forschungsinteresse konzentriert sich auf die Veränderungen<br />

der frühneuzeitlichen Siedlungsformen und ihre Auswirkungen auf<br />

das Leben der jüdischen Bevölkerung und auf die Formierung der<br />

Juden. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Judenpolitik der<br />

Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten. Zu fragen ist, ob sich deren exponierte<br />

Stellung im Reich auf ihre Politik hinsichtlich der Juden auswirkte<br />

und inwiefern diese von den konkurrierenden Herrschaftsansprüchen<br />

innerhalb und außerhalb des Erzstiftes mit bestimmt<br />

wurde. Im Hinblick auf die meist protestantischen Nachbarn von<br />

Kurmainz ist zu klären, ob Judenpolitik, Judentoleranz und Judendiskurs<br />

konfessionell bedingte Unterschiede aufwiesen. Schließlich<br />

sind auch die innere Geschichte der lokalen Judenschaften und ihre<br />

Stellung innerhalb des Kurterritoriums und der jüdischen „Landschaften“<br />

sowie die alltäglichen Beziehungen zwischen den Juden<br />

und der christlichen Umwelt im Spannungsfeld von „Nachbarschaft<br />

und Konkurrenz“ aufzuarbeiten.<br />

Prof. U. Pfister (Historisches Seminar, Universität Münster) erhält<br />

Fördermittel für das Forschungsvorhaben „Konfessionalisierung in<br />

Territorien mit schwacher Staatsentwicklung, 16./17. Jahrhundert“.<br />

Der Konfessionalisierungsbegriff bezieht sich auf mehrere eng miteinander<br />

verbundene kulturelle, gesellschaftliche und politische<br />

Entwicklungen im frühneuzeitlichen Europa. Konfessionalisierung<br />

bezeichnet dabei hauptsächlich zwei Vorgänge, die in den verschiedenen<br />

Konfessionen weitgehend parallel abliefen:<br />

– Erstens erfolgt im Zuge der Konfessionalisierung die Verlagerung<br />

des Glaubenswissens von einer magischen zu einer religiösen<br />

Konfessionalisierung


Sachsen<br />

Elitenbildung<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 38<br />

Struktur. Während magisches Glaubenswissen eine handlungsorientierte<br />

Struktur aufweist und sich auf eine überschaubare<br />

Primärgruppe bezieht (Verwandtschaft, Grundherrschaft etc.), ist<br />

religiöses Glaubenswissen in erster Linie verbal ausgerichtet (z. B.<br />

Predigt, Katechese) und bezieht sich teils auf kosmische Zusammenhänge<br />

(heilsgeschichtliche Deutungen der Glaubenslehren),<br />

teils auf die von den Gläubigen zu befolgenden ethischen Handlungsmechanismen<br />

(z. B. 10 Gebote). Die Tatsache, dass religiöses<br />

Glaubenswissen auf einen sozial generalisierten Raum und<br />

auf ethische Handlungsmaximen bezogen ist, macht es zu einem<br />

dem Territorialstaat und der Marktgesellschaft strukturell kongenialen<br />

Handlungsregulativ.<br />

– Zweitens erfordert die Konfessionalisierung den Aufbau einer<br />

flächendeckenden Kirchenorganisation, entsprechend ausgebildete<br />

Rollenträger (studierte Geistliche) und standardisierte Verfahren,<br />

die vor allem der vertikalen Kommunikation zwischen<br />

kirchlichen Oberbehörden und Kirchenvolk dienen und den<br />

Wandel des Glaubenswissens ermöglichen und unterstützen.<br />

Bisherige klassische Formulierungen des Konfessionalisierungskonzepts<br />

haben argumentiert, dass die institutionelle Entwicklung von<br />

Konfessionskirchen in enger Verbindung mit der Entwicklung der<br />

frühneuzeitlichen Staatlichkeit gestanden und über die Akkulturation<br />

der populären Glaubenspraxis an die hochkirchliche Religiosität<br />

sowie die Sozialdisziplinierung der Gläubigen zur Verfestigung der<br />

Untertanengesellschaft beigetragen habe. Neuere Forschungen jedoch<br />

stellen den Bezug zwischen Konfessionalisierung, Staat und Sozialdisziplinierung<br />

in Frage und betonen, dass die Dynamik des Konfessionalisierungsvorgangs<br />

nicht in erster Linie durch die Entwicklung<br />

des Staates, sondern vielmehr durch die Nachfrage der (ländlichen)<br />

Gesellschaft nach Verfahren der Sozialregulierung bestimmt<br />

gewesen sei. Sie gehen davon aus, dass die Machtmittel des frühmodernen<br />

Staates für das Durchsetzen seiner Ansprüche zu gering<br />

gewesen wären und die Gemeinden ihr sittlich-religiöses Zusammenleben<br />

weitgehend autonom geregelt hätten.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Frage um „Etatismus“ vs. „Kommunalismus“<br />

soll untersucht werden, welche Faktoren den Vorgang der<br />

Konfessionalisierung steuern; insbesondere, wie Wissensbestände,<br />

Werteorientierungen und Formen ritueller Praxis verschiedener<br />

Gruppen (Kirchenvolk, lokale Kirchenbehörden, Klerus, territoriale<br />

Kirchenbehörden) in Verfahren, die diese miteinander in Beziehung<br />

setzten, Eingang fanden und wie sie sich in der Ausgestaltung von<br />

Behörden und Institutionen niederschlugen.<br />

Prof. G. Wartenberg (Institut für sächsische Geschichte und Volkskunde<br />

e. V. Dresden) erforscht mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> die<br />

„Eliten-Bildung in Sachsen. Die Ausbildungsstrategien an den sächsischen<br />

Fürstenschulen im Kaiserreich und der Weimarer Republik“.


39<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die sächsischen Fürstenschulen,<br />

die für die Entwicklung des höheren Schulwesens in<br />

den deutschen Staaten prägend waren und eine große Zahl von Persönlichkeiten<br />

ausgebildet und erzogen haben, die später in die wissenschaftliche,<br />

politische und gesellschaftliche Elite aufstiegen (u. a.<br />

Lessing, Naumann, Kiderlen-Wächter, Bethmann-Hollweg).<br />

Die Fürstenschulen gehen auf mittelalterliche Klöster zurück, die im<br />

Verlauf der Reformation zu evangelischen Bildungseinrichtungen<br />

umgewandelt wurden. Für die Augustinerklöster St. Afra zu Meißen<br />

und St. Augustin zu Grimma sowie das Zisterzienserkloster St. Maria<br />

zu Pforte griff Kurfürst Moritz von Sachsen die Idee auf, einen völlig<br />

neuen Schultyp zu gründen, um Knaben ab dem 11. Lebensjahr zu<br />

erziehen und im Geiste des Humanismus für das spätere Studium an<br />

der Landesuniversität Leipzig heranzubilden. Ziel war es, die schulischen<br />

Bildungsfundamente für spätere Theologen, Verwaltungsbeamte<br />

und Lehrer zu legen. Die 60 bis 100 Internatsplätze standen zu<br />

20–25 Prozent einigen adligen Familien offen; 10–15 Prozent konnten<br />

durch den Landesherren direkt vergeben werden. Die Finanzierung<br />

jener Internatsplätze, der sogenannten Freistellen, war durch das<br />

den Schulen übertragene Klostervermögen gesichert. Darüber hinaus<br />

gab es an allen Fürstenschulen eine Reihe von sogenannten<br />

„Koststellen“, die gestaffelt nach den finanziellen Möglichkeiten der<br />

Eltern vergeben werden konnten. Mit diesem System war die Aufnahme<br />

und Ausbildung der Schüler von den finanziellen Verhältnissen<br />

der Eltern weitgehend unabhängig gemacht und damit die Idee<br />

der Leistungsschule zum Durchbruch verholfen.<br />

Der erste Teil der Forschungsarbeit bezieht sich auf die innere Entwicklung<br />

der Fürstenschulen. Hier stehen die Methoden und Ziele<br />

der Ausbildung im Vordergrund, die anhand von Lehrprogrammen,<br />

Stundenplänen, Tagesordnungen, Lektüren und Lehrgegenständen<br />

zu untersuchen sind. Diese Normen sind dann mit den praktischen<br />

Ausbildungs- und Erziehungsergebnissen zu vergleichen, welche<br />

u. a. aus Schülerarbeiten, Abgangsarbeiten, Untersuchungen gegen<br />

einzelne Schüler, Beschwerden gegen Lehrer und Memoiren von<br />

Lehrern und Schülern zu gewinnen sein werden. Im Zusammenhang<br />

mit der Ausbildung und Erziehung werden auch die Berufungspraxis<br />

von Lehrern und Rektoren sowie die Auswahl der Fürstenschüler in<br />

den Blick genommen.<br />

Der zweite Teil der Forschungsarbeit untersucht Entwicklung und<br />

Karriere der Absolventen der sächsischen Fürstenschulen. Dazu wird<br />

ein kombiniertes Verfahren aus historisch-statistischer Analyse und<br />

Prosopographie zur Anwendung kommen. Die Materialgrundlage<br />

bilden die Würdigungsschriften für die verstorbenen Lehrer und ehe-<br />

Abb. 2: Projekt „Katalogisierungsarbeiten der Inkunabel-Bestände<br />

der Bodleian Library, University of Oxford“: Weltkarte aus Ptolemäus,<br />

Cosmographia (Ulm: Johannes Reger, 1486).


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 40


41<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN


Inkunabeln<br />

Preußen<br />

Beamte und<br />

Kaufleute<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 42<br />

maligen Fürstenschüler – die sogenannten „Ecces“ –, die seit der<br />

Gründung des „Vereins ehemaliger Fürstenschüler“ 1876 für alle<br />

vormaligen Schüler angefertigt wurden.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> stellte der Bodleian Library, University of<br />

Oxford (Direktor: Dr. R. P. Carr), Mittel für die Katalogisierungsarbeiten<br />

ihrer Inkunabel-Bestände bereit.<br />

Die Bodleian Library wurde 1598 von Sir Thomas Bodley gegründet.<br />

Sie sollte nicht nur Universitätsbibliothek, sondern eine Bibliothek<br />

für die ganze gelehrte Welt sein. Die frühe Veröffentlichung gedruckter<br />

Kataloge sorgte dafür, dass diese Bibliothek eine internationale<br />

Anziehungskraft auf ausländische Wissenschaftler ausübte. Im<br />

Rahmen des Projekts werden die Inkunabel-Bestände der Bibliothek<br />

katalogisiert. Bisher sind rund 4.800 von insgesamt 5.600 Werken bearbeitet.<br />

Über das Projekt wurde zuletzt im Jahresbericht 1998/99 (S. 38 f.)<br />

ausführlich berichtet.<br />

Dr. K. Neitmann (Leitender Archivdirektor Brandenburgisches Landeshauptarchiv,<br />

Potsdam) und Prof. W. Radtke (Institut für Geschichte<br />

und Kunstgeschichte, TU Berlin) widmen sich mit Förderung<br />

durch die <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Zwischen monarchischer Autokratie<br />

und bürgerlichem Emanzipationsstreben. Beamte und Kaufleute<br />

als Träger handels- und gewerbepolitischer Veränderungen im<br />

friderizianischen Preußen (1740–1806)“.<br />

Das Forschungsvorhaben soll in einer Fallstudie zur Wirtschaftspolitik<br />

des preußischen Staates zwischen dem Regierungsantritt<br />

Friedrichs des Großen und der Niederlage bei Jena und Auerstedt einen<br />

Beitrag zur Genesis der modernen Wirtschaftsgesellschaft des<br />

19./20. Jahrhunderts in Deutschland leisten. Es wird von der Einsicht<br />

ausgegangen, dass die Stein-Hardenbergschen Reformen zwar mit<br />

der Einführung der Gewerbefreiheit und anderen Maßnahmen eine<br />

Wirtschaftsverfassung mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen<br />

etablierten, aber auf einer vorausgegangenen ausgedehnten wirtschaftspolitischen<br />

Diskussion beruhten, die sich bis Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. In deren Mittelpunkt stand die<br />

Frage, wie die althergebrachte Wirtschaftsordnung umgestaltet werden<br />

muss, damit Preußen zu den wirtschaftlich führenden Regionen<br />

im Deutschen Reich und in Europa aufschließen kann. Außerdem haben<br />

neuere Untersuchungsergebnisse berechtigte Zweifel an der<br />

Vorstellung geweckt, wonach der Transformationsprozess von Staat<br />

und Gesellschaft in Preußen allein vom aufgeklärten Beamtentum<br />

getragen worden ist. Vielmehr scheint es eine enge Kooperation von<br />

„Bildungs-“ und „Wirtschaftsbürgern“ auf dem Gebiet der wirtschaftlichen<br />

Modernisierung gegeben zu haben.<br />

Das Interesse richtet sich vor allem auf zwei Aspekte: Einerseits auf<br />

die wirtschafts- und steuerpolitischen Veränderungen (teilweise<br />

Aufhebung der Zunftverfassung, handelspolitische Erleichterungen,


43<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Modifikationen bei Akzise und Zöllen), welche den Boden für die Reformpolitik<br />

der Jahre nach 1806 bildeten; andererseits auf die von<br />

den Beamten und Wirtschaftsbürgern vorgelegten Veränderungskonzepte<br />

sowie die wechselseitige Beeinflussung und soziale Zusammensetzung<br />

beider Gruppen.<br />

Im Mittelpunkt der Studie steht zunächst die in der höheren Beamtenschaft<br />

der preußischen Monarchie seit der Jahrhundertmitte geführte<br />

Debatte über gezielte Veränderungen der tradierten Wirtschaftsordnung,<br />

in die auch der König eingriff. Diskutiert wurde dabei<br />

u. a. über die Ambivalenz von Handelsfreiheit und Schutzzollsystem,<br />

die vorrangige Förderung von Manufaktur- oder Handwerksbetrieben,<br />

die aus den Produktionsmonopolen und Zunftordnungen<br />

resultierenden Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Die Darlegung der Entscheidungsprozesse kann zugleich auch<br />

die Funktionsweise der absoluten Monarchie aufhellen, indem zu<br />

der Erörterung der einzelnen Sachthemen die daran beteiligten Personen<br />

und Gruppen mit ihren Interessen und Zielen herausgestellt<br />

und damit ihr jeweiliges Gewicht eingeschätzt werden. Andererseits<br />

sind die Grenzen der Reformdebatte zu markieren und die Faktoren<br />

zu benennen, die eine Umsetzung des Reformprogramms vor dem<br />

Zusammenbruch des preußischen Staates (1806) verhindert haben.<br />

Die Untersuchung wird sich in einem zweiten Komplex den ökonomischen<br />

Forderungen von Bankiers, Großkaufleuten und Manufakturunternehmern<br />

sowie den Versuchen dieser sozialen Gruppe zuwenden,<br />

ihre Reformvorschläge mit Hilfe der Beamten durchzusetzen.<br />

Ungeachtet unterschiedlicher Interessen und interner Differenzen<br />

gab es gemeinsame Zielsetzungen der Vertreter des Wirtschaftsbürgertums.<br />

Sie verlangten u. a. freien Handel innerhalb wie außerhalb<br />

der Monarchie, die Verringerung staatlichen Engagements in<br />

wirtschaftlichen Bereichen, die Aufhebung von Produktions- und<br />

Absatzmonopolen, eine moderate Steuer- und Zollpolitik und staatliche<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur. Die Studie soll<br />

die tendenziell auf Handels- und Gewerbefreiheit zielenden Forderungen<br />

auflisten, ihre sozialen Träger und deren Intentionen charakterisieren.<br />

Darüber hinaus wird das Vorhaben den wechselseitigen<br />

Verbindungen zwischen Vertretern des Staates und der Wirtschaft<br />

nachgehen, indem es sowohl die auf familiärer und finanziell-geschäftlicher<br />

Ebene bestehenden Beziehungen beleuchtet als auch<br />

die Absprachen und Verhandlungen über wirtschaftspolitische Fragen<br />

nachzuzeichnen versucht.<br />

Der Briefwechsel zwischen Leo Frobenius und Wilhelm II. ist Gegenstand<br />

einer Untersuchung, die mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> von<br />

Prof. M.-L. Recker (Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften,<br />

Universität Frankfurt a. M.) durchgeführt wird.<br />

Die Kontakte Wilhelms II. mit dem Ethnologen und Kulturforscher<br />

Leo Frobenius begannen schon vor 1914. Während des Ersten Weltkrieges<br />

stieg Frobenius zum kaiserlich-deutschen Geheimen Regie-<br />

L. Frobenius<br />

und Wilhelm II


GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 44<br />

rungsrat auf und wurde mit der Aufgabe betraut, im Rahmen einer<br />

neuen Afrika-Expedition im Sudan einen Aufstand gegen die britische<br />

Kolonialherrschaft zu organisieren. Ab 1923 besuchte Frobenius<br />

Wilhelm II. in dessen holländischem Exil regelmäßig, um von seinen<br />

Forschungsreisen und wissenschaftlichen Aktivitäten zu berichten.<br />

Seit 1927 nahmen die Begegnungen die Form von Tagungen („Doorner<br />

Arbeits-Gemeinschaft“/DAG) an, an denen sich u. a. auch einige<br />

Mitglieder des „Forschungsinstituts für Kulturmorphologie“, das<br />

Frobenius 1922 in München gegründet und 1925 nach Frankfurt am<br />

Main verlegt hatte, sowie niederländische Wissenschaftler der Universitäten<br />

Utrecht und Leiden beteiligten.<br />

Parallel zu diesen Besuchen in Haus Doorn entwickelte sich ein intensiver<br />

Briefwechsel zwischen dem Exil-Kaiser und dem Kulturforscher.<br />

Der Bestand umfasst 553 Schriftstücke. Es handelt sich<br />

hauptsächlich um Schreiben von Frobenius an Wilhelm II. (89 Briefe)<br />

und Wilhelm II. an Frobenius (118 Briefe und Telegramme). Weitere<br />

Korrespondenten sind vor allem der Hofmarschall Wilhelms, Graf<br />

von Schwerin, und die Mitglieder des königlichen Hofes in Doorn,<br />

z. B. Kaiserin Hermine. Der Umfang der Schriftstücke variiert zwischen<br />

Postkarten und Telegrammen einerseits und ausführlichen<br />

Briefen mit bis zu 20 Seiten Umfang andererseits.<br />

Unter den Schriftstücken von Frobenius befinden sich anschauliche<br />

Berichte von seinen Expeditionen, die ein eindrucksvolles Bild der<br />

Bedingungen vor Ort in Afrika liefern, aber auch Aufschluss über die<br />

methodischen und empirischen Grundlagen seiner Arbeit und der<br />

hieraus abgeleiteten Erkenntnisse und Ergebnisse geben. Auffällig<br />

ist, dass er teilweise politische Folgerungen aus seinen wissenschaftlichen<br />

Ergebnissen ableitet, die den Exil-Kaiser in seinen Vorstellungen<br />

und Absichten bestärken. Immer wieder wird auf die unmittelbar<br />

zurückliegenden Ereignisse des Weltkrieges, der Revolution und<br />

der Absetzung des Kaisers rekurriert und hierbei die Sichtweise des<br />

Kaisers und seiner Umgebung widergespiegelt.<br />

Die Schreiben Wilhelms II. legen seine Selbsteinschätzung, seine<br />

Hoffnung auf Wiedererrichtung der Hohenzollern-Monarchie, aber<br />

auch seine Haltung gegenüber der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus<br />

dar. Darüber hinaus gehen sie auf kulturgeschichtliche<br />

Interessengebiete des ehemaligen Kaisers, insbesondere die<br />

Religionsgeschichte, die Mythologie und Symbolik, ein, wobei die<br />

behandelten Themen immer wieder unter seinem spezifischen Blickwinkel<br />

der Überlegenheit der deutschen gegenüber der westeuropäischen<br />

Kultur interpretiert werden.<br />

Das historische Interesse an diesen Kontakten und diesem Briefwechsel<br />

resultiert daraus, dass dort ein Wissenschaftsverständnis<br />

vorherrscht, welches von einer morphologischen Betrachtungsweise<br />

eine Weiterentwicklung und Erneuerung der Geistes- und Naturwissenschaften<br />

erwartet. Diese Gelehrten suchen sich vom damals herrschenden<br />

Positivismus im Wissenschaftsbetrieb abzusetzen und ei-


45<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

nem gestalthaften Sehen, einer die Botschaft des Mythischen einbeziehenden<br />

Perspektive den Vorzug zu geben. Zudem gewährt der<br />

Briefwechsel Einblick in ein Netzwerk, das sich als Anhängerschaft<br />

der Monarchie in Deutschland und als Resonanzboden für monarchische<br />

Propaganda präsentiert.<br />

Geplant ist, eine Auswahl dieser Briefe zu publizieren und durch einen<br />

kritischen Kommentar sowie eine einführende Darstellung zu<br />

den beiden Protagonisten sowie zur „Doorner Arbeits-Gemeinschaft“<br />

(DAG) zu ergänzen.<br />

Das von Prof. I. Nagelschmidt am Institut für Germanistik (Universität<br />

Leipzig) durchgeführte Projekt „Zwischen Revolution und Organisation.<br />

Louise Otto-Peters und die organisatorischen Anfänge der<br />

deutschen Frauenbewegung. Fallstudie und wissenschaftlich-kritische<br />

Edition ihrer Tagebücher und Briefe aus dieser Zeit“ wird von<br />

der <strong>Stiftung</strong> finanziell unterstützt.<br />

Das Projekt ist am Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung<br />

der Universität Leipzig angesiedelt. Beabsichtigt ist eine intensive<br />

Zusammenarbeit mit dem Louise-Otto-Peters-Archiv und der gleichnamigen<br />

Gesellschaft in Leipzig sowie anderen Zentren zur Frauenforschung<br />

in Berlin.<br />

Untersucht werden die organisatorischen Anfänge der deutschen<br />

Frauenbewegung in der Zeit zwischen der Revolution von 1848/49<br />

und der Gründung der ersten nationalen Frauenorganisation, des<br />

Allgemeinen deutschen Frauenvereins, im Jahre 1865 in Leipzig. Beabsichtigt<br />

ist, die Entwicklung der Frauenbewegung vor dem Hintergrund<br />

der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation der<br />

1850er und 1860er Jahre zu analysieren und Verknüpfungen, Parallelen<br />

sowie Unterschiede und Besonderheiten zum gleichzeitig verlaufenden<br />

Prozess der Organisierung der Bildungs- und Arbeiterbewegung<br />

aufzuzeigen. Von besonderer Relevanz für die Fallstudie ist<br />

auch das Wirken jener Frauen, die bereits in den Jahren 1848–1850<br />

aktiv tätig waren und sich nachweislich an der Gründung des Allgemeinen<br />

deutschen Frauenvereins beteiligten (u. a. Luise Büchner,<br />

Johanna Goldschmidt, Jenny Hirsch, Auguste Herz).<br />

Die Schlüsselfigur dieses Prozesses war Louise Otto-Peters (1819–1895).<br />

Als sozialkritische Dichterin, Schriftstellerin und Publizistin war sie<br />

seit Anfang der 1840er Jahre in der oppositionellen Vormärz-Szene<br />

verankert, gehörte zum Kreis der sächsischen Demokraten um<br />

Robert Blum. Als erste Frau formulierte sie schon 1843 öffentlich das<br />

Recht der Frauen auf aktive und gleichberechtigte Teilnahme am politischen<br />

Leben der Gesellschaft sowie auf Bildung und Erwerbsarbeit.<br />

Während der 48er Revolution gründete sie die „Frauen-Zeitung“<br />

– bis 1853 Sprachrohr der Interessen der Frauen. 1865 gehörte<br />

Louise Otto-Peters zu den Initiatorinnen des Allgemeinen deutschen<br />

Frauenvereins, dem sie 30 Jahre lang, bis zu ihrem Tode, vorstand.<br />

Louise<br />

Otto-Peters


Polnische<br />

Fraktion<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 46<br />

In ihrem Nachlass, der im Archiv des Staatsbürgerinnen-Verbandes<br />

in Berlin aufbewahrt wird, befindet sich ein Teil ihres lebenslang geführten<br />

Tagebuches, der gerade die Jahre 1849 bis 1857 umfasst. Zusammen<br />

mit den im Nachlass und anderen Archiven überlieferten<br />

Briefen von und an Louise Otto-Peters aus dieser Zeit bilden sie einen<br />

Grundstein für die Untersuchung. Neben der Erstellung einer<br />

wissenschaftlich-kritischen und kommentierten Quellendokumentation<br />

des Tagebuchs und der Briefe ist auch die Erarbeitung einer<br />

Fallstudie zum Wirken Louise Otto-Peters für die gesamtnationale<br />

Organisation von Frauen vorgesehen. Die Veröffentlichung soll in<br />

Buchform (ca. 500 Seiten) und auf CD-ROM erfolgen.<br />

Prof. D. Dahlmann, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />

Bonn, und Prof. G. Krumeich, Historisches Seminar II, Universität<br />

Düsseldorf, erhalten Fördermittel für das Projekt „Die Polnische<br />

Fraktion im Deutschen Reichstag 1871–1918“.<br />

Das Forschungsvorhaben hat die Geschichte der Polnischen Fraktion<br />

im Deutschen Reichstag von ihrer Gründung im Jahre 1871 bis zu ihrer<br />

Auflösung 1918 zum Gegenstand.<br />

Die deutsch-polnischen Beziehungen in den preußischen Ostprovinzen<br />

sind in der Geschichtsschreibung sehr umstritten. Seit dem 14.<br />

Jahrhundert bzw. seit den polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert<br />

gehörten Schlesien, Posen und Westpreußen zu Preußen. Die Gebiete<br />

waren national gemischt und wurden von Polen und Deutschen<br />

besiedelt. Die Teilungen Polens hatten einerseits erhebliche Unterschiede<br />

in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung einzelner<br />

Teilgebiete zur Folge; sie führten andererseits, insbesondere im<br />

19. Jahrhundert, zu sich verschärfenden Nationalitätenkonflikten<br />

(schwerpunktmäßig in Posen und Schlesien, weniger in Westpreußen).<br />

Die Änderung der preußischen Polenpolitik von einer auf<br />

Ausgleich bedachten und liberalen Ausrichtung zu Beginn des<br />

19. Jahrhunderts hin zu einer scharfen antipolnischen Politik<br />

während des Kulturkampfes und zur vertieften Germanisierungspolitik<br />

(u. a. Verbot der polnischen Sprache an den Schulen, Ausweisung<br />

von Polen und Ansiedlung von deutschen Bauern, Ostmarkenverein)<br />

an der Schwelle zum 20. Jahrhundert trug zu einer weiteren<br />

Zuspitzung der Nationalitätenfrage bei. Im Versailler Vertrag wurden<br />

die preußischen Ostprovinzen geteilt und in erheblichem Umfang<br />

dem neugebildeten polnischen Staat angeschlossen. Die im Kaiserreich<br />

entstandenen Vorurteile, Stereotypen und Konflikte jedoch<br />

wirkten weiter und bestimmten wesentlich die Einstellung breiter<br />

Massen der polnischen Bevölkerung gegenüber der deutschen Minderheit<br />

in Polen nach dem Ersten Weltkrieg.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Tätigkeit der polnischen<br />

Fraktion vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und der<br />

Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses zur Zeit des<br />

Zweiten Deutschen Kaiserreichs zu untersuchen. Dabei sollen die<br />

geschichtlichen Zusammenhänge der preußischen Polenpolitik und


47<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

der polnischen Bestrebungen nach politischer Unabhängigkeit aufgezeigt<br />

sowie die Herausbildung des Nationalismus in der deutschen<br />

und polnischen Bevölkerung nachgezeichnet werden. Das Forschungsinteresse<br />

ist auf die parlamentarischen Aktivitäten der polnischen<br />

Abgeordneten hinsichtlich der deutschen Innen- und Außenpolitik,<br />

ferner auf die politische Tätigkeit der einzelnen Fraktionsmitglieder<br />

in ihren Wahlkreisen und in der polnischen Öffentlichkeit<br />

fokussiert. Die Fragen nach der sozialen Herkunft der polnischen<br />

Reichstagsabgeordneten, ihrer Mentalität, ihrer Einstellung zum<br />

preußischen Staat und zur Nationalitätenfrage, schließlich ihrer Beteiligung<br />

am gesellschaftlichen und politischen Leben in Berlin bilden<br />

darüber hinaus einen wichtigen Bestandteil des Projekts.<br />

„Der politische Lebensweg Hindenburgs (1914–1934)“ ist Gegenstand<br />

eines von Prof. W. Pyta am Historischen Institut der Universität<br />

Stuttgart durchgeführten und von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />

Projekts.<br />

Paul von Hindenburg (1847–1934) hat die deutsche Geschichte im ersten<br />

Drittel des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst. Er diente<br />

nicht nur drei politischen Systemen (dem Kaiserreich, der Weimarer<br />

Republik sowie dem „Dritten Reich“), sondern bekleidete überdies<br />

in diesen drei so unterschiedlich verfassten Ordnungen durchweg<br />

Spitzenpositionen. Unter Wilhelm II. stieg er im Ersten Weltkrieg<br />

zum Chef des Generalstabs des Feldheeres und damit zum Befehlshaber<br />

der heimlichen Nebenregierung der III. Obersten Heeresleitung<br />

auf. Die Kriegsniederlage unbeschadet überstehend, wurde er<br />

1925 in das Amt des höchsten Repräsentanten des republikanischen<br />

Staatswesens von Weimar, des Reichspräsidenten, vom Volk gewählt,<br />

um 1933 mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine<br />

entscheidende Voraussetzung für den Weg in die NS-Diktatur zu<br />

schaffen. In der Zeit seines politischen Wirkens bewies von Hindenburg<br />

im Alter eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an die politischen<br />

Umstände. Sie hat ihn zu höchsten Staatsämtern geführt und<br />

eine ungewöhnliche, teilweise bis heute andauernde Popularität eingebracht.<br />

Hauptanliegen des Forschungsvorhabens ist es, die politische Schaffensperiode<br />

Hindenburgs auf der Basis archivalischen Materials zu<br />

durchleuchten und den Ursachen und Folgen seiner politischen Karriere<br />

vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen und gesellschaftlich-kulturellen<br />

Umstände nachzuspüren. Die zentrale Fragestellung<br />

richtet sich darauf, welche gesellschaftlichen Strukturen<br />

des Kaiserreiches den Hindenburg-Mythos einerseits ermöglichten<br />

und auf welche Weise Hindenburg selbst andererseits sein öffentliches<br />

Ansehen politisch zu instrumentalisieren wusste, das er nicht<br />

zuletzt durch eine geschichtsmediale Inszenierung vermehrt hatte.<br />

Weiterhin soll grundsätzlich nach dem Politikverständnis Hindenburgs<br />

gefragt werden, d. h. danach, ob Hindenburg – wie es den Anschein<br />

hat – überhaupt kein Verständnis für die spezifischen, sich<br />

vom Militär strukturell abhebenden Ordnungs- und Leitungsfunktio-<br />

Paul von<br />

Hindenburg


Gustav<br />

Stresemann<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 48<br />

nen des Politischen besaß oder ob er – insbesondere in seiner Funktion<br />

als Reichspräsident – zu einem wirklichen Staatsmann reifte.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. K. H. Pohl (Erziehungswissenschaftliche<br />

Fakultät/Abteilung Geschichte, Universität Kiel) für<br />

die Erstellung einer „Biographie Gustav Stresemanns (1878 bis<br />

1929)“ Fördermittel.<br />

Das Leben keines Politikers in der Weimarer Republik ist bislang so<br />

intensiv und kontrovers erforscht worden, wie das von Gustav Stresemann.<br />

Unumstritten gilt er als der herausragende deutsche Politiker<br />

in der mittleren Phase der Weimarer Republik. Seine Außenpolitik<br />

wurde von den einen als europäische Friedenspolitik gelobt, von<br />

den anderen als verschleierte und aggressive nationale Machtpolitik<br />

verdammt. Seine Innen- und Sozialpolitik schien zwar im kaiserlichen<br />

Denken verhaftet zu sein, ging aber doch auch auf die Realitäten<br />

einer parlamentarischen und sozialen Demokratie ein. Nicht<br />

zuletzt hat die Entwicklung seiner Persönlichkeit vom alldeutschen<br />

Annexionisten zum „Vernunftrepublikaner“ und Friedensnobelpreisträger<br />

immer wieder die Fachwissenschaft fasziniert. Das schlug<br />

sich u. a. in mehr als zehn Biographien nach 1955 nieder. Stresemann<br />

scheint heute nicht nur bekannt, sondern auch unumstritten zu sein.<br />

Warum dann noch eine Biographie?<br />

Die neue Arbeit will zum einen die „Ungleichgewichtigkeit“ in der<br />

bisherigen Forschung überwinden. Bislang existierte Stresemann<br />

nämlich praktisch erst seit 1914. Die Zeit seines Wirkens in Sachsen<br />

diente fast allen Biographen nur als Vorbereitung für seine spätere<br />

Tätigkeit in der Weimarer Republik. Tatsächlich übte Stresemann jedoch<br />

schon in seiner „sächsischen Phase“ von 1902 bis 1914 (1918)<br />

einen erheblichen Einfluss auf die regionale sächsische, zugleich<br />

aber auch auf die deutsche Politik aus. Er führte in dieser Zeit die<br />

sächsischen Nationalliberalen in einer für den gesamten deutschen<br />

Liberalismus vorbildlichen Weise aus der Bedeutungslosigkeit ins<br />

Zentrum der politischen Macht. Als Syndikus des Verbandes Sächsischer<br />

Industrieller (VSI) machte er diesen fast im Alleingang zum bedeutendsten<br />

regionalen Wirtschaftsverband im Deutschen Reich und<br />

zum engsten Verbündeten der sächsischen Liberalen. Aus dieser Allianz<br />

entwickelte sich eine relativ „moderne“ Wirtschafts- und Sozialpolitik,<br />

die partiell bereits auf das gesamte Reich ausstrahlte. Eine<br />

neue Perspektive kann also die Chancen eines neuen, jungen Liberalismus<br />

im Kaiserreich verdeutlichen, kann die Innovationen von<br />

Wirtschafts- und Sozialpolitik und die bereits in der Vorkriegszeit intendierte<br />

Annäherung von Kapital und Arbeit herausarbeiten und<br />

vor allem die Ausstrahlung dieser Entwicklung auf die spätere Weimarer<br />

Republik verständlich machen.<br />

Aber auch auf einem scheinbar bekannten Terrain, der Außenpolitik<br />

in der Weimarer Republik, zeigt sich die Notwendigkeit einer modifizierten<br />

Sichtweise. Nach der deutschen Vereinigung 1989 stellt sich<br />

etwa die Frage der Bewertung der europäischen oder nationalen


49<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Tendenzen in den Zielen des deutschen Außenministers oder das<br />

Problem, inwieweit wirtschaftliche Interessen auf seine Politik Einfluss<br />

nehmen konnten, ganz neu. Aus der Perspektive einer Zeit der<br />

Entfesselung höchst unverantwortlicher wirtschaftlicher Macht über<br />

Ländergrenzen hinweg und angesichts einer anhaltenden Wirtschaftskrise<br />

scheint das Ziel Stresemanns, die Macht „der“ Wirtschaft<br />

zu stärken, zugleich aber auch zu kanalisieren und ihren nationalen<br />

und internationalen Einfluss für seine innen- und außenpolitischen<br />

Ziele zu instrumentalisieren, weitgehender erreicht worden<br />

zu sein als man noch vor wenigen Jahrzehnten gedacht hat.<br />

Folgende Publikation liegt vor:<br />

Pohl, Karl Heinrich: Gustav Stresemann (1878–1929) – Überlegungen<br />

zu seiner Biographie. – In: Jahrbuch zur Liberalismus-<br />

Forschung. 12. <strong>2000</strong>. S. 203–213.<br />

Prof. S. Rohrbacher, Fachbereich I – Jüdische Studien, Universität<br />

Duisburg, erhält von der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsprojekt „Pragmatik<br />

oder Programm? Akkulturationsprozesse in der jüdischen<br />

Oberschicht im 18. Jahrhundert“ Fördermittel.<br />

In diesem Projekt soll der kulturelle Wandel innerhalb der jüdischen<br />

Oberschicht im Übergang von der traditionellen zur modernen Bürgergesellschaft<br />

unter Rekurs auf den Kulturbegriff von Gadi Algazi<br />

als Akkulturationsprozess untersucht werden.<br />

Emanzipation, Akkulturation bzw. Assimilation und Integration der<br />

Juden zählen zu den wichtigen Wandlungsprozessen in der Entstehungsphase<br />

der modernen Gesellschaft. Der Beginn dieses Wandels<br />

wird in der Regel auf die Zeit um 1780 datiert. Als Ausgangspunkte<br />

gelten das Erscheinen der Emanzipationsschrift Wilhelm von Dohms<br />

und die nahezu gleichzeitigen Josephinischen Toleranzedikte. Politik-<br />

und sozialgeschichtlich fassbare Veränderungen werden dann<br />

seit der napoleonischen oder der preußischen Emanzipationspolitik<br />

(1808/12) konstatiert. Die wichtige und in ihrer Qualität umstrittene<br />

„Inkubationsphase“ des Transformationsprozesses der jüdischen<br />

Gesellschaft reicht jedoch in die Frühe Neuzeit zurück. Sie fand in<br />

ihrer sozial- und kulturgeschichtlichen Ausprägung überwiegend in<br />

der jüdischen Oberschicht statt. Diese stand als gebildete ökonomische<br />

Elite an der Spitze einer auf Wohlstand und Ansehen gegründeten<br />

Hierarchie innerhalb der jüdischen Gesellschaft.<br />

Eine besondere Stellung innerhalb dieser Schicht nahm die Gruppe<br />

der „Hofjuden“ ein. „Hofjuden waren jüdische Kaufleute, deren Geschick,<br />

Durchsetzungsvermögen, Diensteifer und Risikobereitschaft,<br />

Herkunft und Beziehungen es ihnen ermöglichte, in ein auf Kontinuität<br />

angelegtes Dienstleistungsverhältnis zu einem höfisch strukturierten<br />

Herrschaftszentrum zu treten“ (Ries, Hofjuden als Vorreiter<br />

auf dem Weg in die Moderne?, <strong>2001</strong>). Ihr Wirken konzentrierte sich<br />

auf den mitteleuropäischen Raum zwischen etwa 1650 und 1820. Ihr<br />

Tätigkeitsspektrum reichte von einfachen Hoflieferungen und<br />

Jüdische<br />

Oberschicht<br />

18. Jh.


Ostpreußen<br />

Juden<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 50<br />

Dienstleistungen bis hin zur Finanzorganisation des absolutistischen<br />

Staates. Es eröffnete ihnen enorme Verdienstmöglichkeiten, politischen<br />

Handlungsspielraum und neue Kommunikationsformen. Einen<br />

Wandel der jüdischen Kultur bedeutete dies jedoch zunächst<br />

nicht. Erst in einer zweiten Phase zwischen 1730 und 1770 lockerten<br />

sich zeitweise die Bindungen der Hofjuden an die jüdische Tradition.<br />

Angesichts einer nicht mehr ausschließlichen jüdischen Sozialisation<br />

und durch eine Fülle ihnen zur Verfügung stehender Repertoires<br />

verunsichert, ließ sich die Generation der in dieser Zeit geborenen<br />

Nachkommen besonders bei ökonomischem Misserfolg häufig taufen.<br />

Die spät aufsteigenden Hofjuden seit 1770 dagegen fanden ein<br />

von der europäischen Aufklärung geprägtes Umfeld vor, in dem gehobener<br />

Lebensstil und erweiterte Kommunikationsmöglichkeiten<br />

neuen Handlungsspielraum für eine jüdische Politik eröffnete, die<br />

auch auf Emanzipation und Reform zielen konnte und dabei das traditionelle<br />

kulturelle Selbstverständnis sowie die gesammelten politischen<br />

Erfahrungen integrierte.<br />

Ziel der Untersuchung ist es, die Akkulturation der jüdischen Oberschicht<br />

und darin besonders der Hofjuden zu analysieren. Darüber<br />

hinaus soll mit der Frage nach dem Handlungsspektrum zwischen<br />

Tradition und kulturellem Wandel sowie mit der Frage nach dem Beginn<br />

der jüdischen Moderne ein Beitrag zu einer differenzierteren<br />

Sicht des Transformationsprozesses, seiner Akteure und seiner alltäglichen<br />

kulturellen Relevanz geleistet werden. Durch eine prosopographische,<br />

individual- und familienbiographische Herangehensweise<br />

sollen die sozialen und kulturellen Kontexte, Handlungen, Bedeutungen<br />

und Identitäten, die Auswirkungen der Stellung von Hofjuden<br />

auf Person, Familie und gesellschaftliches Umfeld exemplarisch<br />

beleuchtet werden. Lebensstil, Lebensführung, Erziehung der<br />

Kinder, verwandtschaftliche Vernetzung, Engagement für die jüdische<br />

Gemeinde etc. sind die relevanten Themen, die vor dem Hintergrund<br />

des Diskurses über gesellschaftliche Eliten behandelt werden<br />

sollen. Schließlich wird auch der vielfach als selbstverständlich vorausgesetzte<br />

Konnex zwischen Akkulturation und Modernisierung/<br />

Fortschritt/Gewinn und zwischen Akkulturation und Säkularisierung<br />

zu hinterfragen sein.<br />

Mit den „Erfahrungen von Grenze und Ausgrenzung. Juden in Ostpreußen“<br />

beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt,<br />

dem sich Prof. H. A. Winkler (Institut für Geschichtswissenschaften,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin) widmet.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Geschichte der jüdischen<br />

Landbevölkerung im ostpreußisch-litauischen Grenzgebiet<br />

zwischen 1812 und 1942.<br />

Die Geschichte des deutschen Judentums im 19. Jahrhundert ist vorwiegend<br />

durch Migrationsprozesse gekennzeichnet. Am Anfang<br />

stand häufig der Übertritt von einer Kultur in eine andere, dann folgen<br />

Wanderungen vom Dorf in die Stadt, vom Osten in den Westen.


51<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Dies gilt auch für das Grenzgebiet zwischen Ostpreußen und Litauen.<br />

Juden lebten in diesem Landstrich, der den Kreis Memel des<br />

Regierungsbezirkes Königsberg und die Kreise Heydekrug, Tilsit,<br />

Ragnit und Pilkallen des Regierungsbezirkes Gumbinnen umfasste,<br />

seit dem 16. Jahrhundert, aber nur in geringer Zahl, vor allem an<br />

wichtigen Handelsorten, wie Ruß an der Memelmündung, einem<br />

zentralen Ort für den Holzhandel. Im Gegensatz zu den litauischen<br />

Gebieten hinter der Grenze, in denen die Juden sich meistens in kleinen<br />

Städten konzentrierten, siedelten sie sich in Ostpreußen verstreut<br />

an, auch auf Dörfern, Einzelgehöften und Abbauten. Mit dem<br />

Grad ihres wirtschaftlichen Erfolges wanderten sie weiter in größere<br />

Ortschaften und Städte.<br />

Eine große Anzahl von Juden, die im 19. Jahrhundert naturalisiert<br />

wurden, stammte aus der direkten Grenzregion und verband mit<br />

dem Wechsel nach Preußen bzw. ins Deutsche Reich häufig die Hoffnung<br />

auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft. Dafür waren die Zuwanderer<br />

bereit, komplexe und komplizierte Anpassungsleistungen<br />

zu erbringen, um die Bedingungen einer zweiten Sozialisation zu erfüllen.<br />

Dazu gehörten beispielsweise die Akzeptanz anderer Autoritätsprinzipien<br />

oder Instanzen sozialer Kontrolle.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, anhand der Geschichte verschiedener<br />

Einwandererfamilien die Dimensionen der jüdischen<br />

Emigration nach Ostpreußen darzustellen sowie jüdisches Leben im<br />

ländlichen Ostpreußen zu rekonstruieren. Im Rahmen der sozialgeschichtlich<br />

orientierten Untersuchung sollen dabei zunächst ausgewählte<br />

Orte auf beiden Seiten der Grenze in ihren politischen, soziologischen<br />

und demographischen Komponenten für den gesamten<br />

Zeitraum beschrieben werden. Ferner ist vorgesehen, das Phänomen<br />

„Juden auf dem Lande“ auszuwerten, indem man die Kommunikationsstrukturen<br />

unter den Zuwanderern analysiert, die Lebenslaufperspektiven<br />

für die jüdische Landbevölkerung nachzeichnet und den<br />

Beitrag der Landjuden für den Ausbau der Infrastruktur dieser Region<br />

beurteilt. Das Interesse richtet sich darüber hinaus auf die verschiedenen<br />

Ausgrenzungsprozesse und deren Ausweitung in der nationalsozialistischen<br />

Zeit. Schließlich soll auch eruiert werden, wie<br />

jüdische Familien heute – sowohl aus der Erlebnisgeneration wie<br />

auch Nachkommen – die Migrationsentscheidungen ihrer Vorfahren<br />

tradieren und resümieren.<br />

Dr. G. Stoltenberg (Kuratoriumsvorsitzender der Otto-von-Bismarck-<br />

<strong>Stiftung</strong>, Friedrichsruh) wurden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für die<br />

Edition der Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck<br />

1871–1890 Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung des Manuskripts<br />

des zweiten, die Zeit von 1874–1877 umfassenden Bandes der<br />

auf sechs Bände angelegten „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ der<br />

Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck.<br />

Otto von<br />

Bismarck


Arbeitsvermittlung<br />

Deutschland<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 52<br />

Die bisher ausführlichste Ausgabe von Bismarcks Schriften, Reden<br />

und Gesprächen, die von namhaften Historikern in den Zwanziger<br />

und Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts als „Gesammelte<br />

Werke“ veröffentlicht wurde, ist nach dem heutigen Forschungsstand<br />

unvollständig. Der Schwerpunkt der Edition lag zudem auf<br />

dem Reichseinigungsprozess. Die Zeit nach 1871, d. h. jene Jahre, in<br />

denen Bismarck als Reichskanzler die Richtlinien der Außen-, Finanz-<br />

und Wirtschaftspolitik bestimmte, wurde dagegen nur vergleichsweise<br />

schmal dokumentiert. Auf die Dokumentation der<br />

Außenpolitik verzichtete man unter Hinweis auf die in den 1920er<br />

Jahren vom Außenministerium herausgegebene „Große Politik der<br />

Europäischen Kabinette 1871–1914“ völlig.<br />

Die geplante Neuedition der „Politischen Schriften Otto von Bismarcks,<br />

1871–1890“ soll dazu beitragen, dieses Defizit der bisherigen<br />

Bismarck-Forschung zu beheben. Es wird erwartet, dass durch<br />

die sich in den Archiven befindlichen Dokumente ein weit größeres<br />

Spektrum an innen- und außenpolitischen Themen abgedeckt und<br />

viele Aspekte der Politik Bismarcks nuancierter dargestellt werden<br />

können (z. B. die Wirtschafts- und Finanzpolitik, das Verhältnis zu<br />

den politischen Parteien).<br />

Das Projekt ist bei der Otto-von-Bismarck-<strong>Stiftung</strong>, die im Sommer<br />

1997 durch Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet wurde,<br />

angesiedelt. Zu ihren Aufgaben gehört die Auswertung des umfangreichen<br />

Bismarck-Nachlasses, der sich im Besitz der <strong>Stiftung</strong> befindet.<br />

Grundlage des Editionsprojektes sind der private Bismarck-Nachlass<br />

– bestehend aus Briefen, Redeentwürfen und politischen Schriften –,<br />

Bismarcks amtliche Schriften, die in verschiedenen staatlichen Archiven<br />

der Bundesrepublik aufbewahrt werden, sowie die in Privatarchiven<br />

gelagerten Korrespondenzen. Es ist vorgesehen, den ersten<br />

Band der „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ bis Ende 2002 vorzulegen.<br />

Prof. K. H. Pohl (Institut für Kulturwissenschaften und ihre Didaktiken,<br />

Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Universität Kiel) erhält<br />

Fördermittel für das Projekt „Vom Wohltätigkeitsinstitut zum Eckpfeiler<br />

des modernen Sozialstaates. Zur Geschichte der Arbeitsvermittlung<br />

in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert“.<br />

Das Projekt setzt sich mit Deutschland als modernem Sozialstaat im<br />

19. und 20. Jahrhundert auseinander und zwar vorwiegend anhand<br />

der Geschichte der organisierten Arbeitsvermittlung. Die Untersuchung<br />

soll über eine reine Institutionengeschichte hinausgehen und<br />

die Geschichte der Arbeitsvermittlung in den Kontext von Entstehung<br />

und Entwicklung des modernen Sozialstaates einordnen. Damit<br />

soll ein Beitrag zu deutschen Gesellschaftsgeschichte geleistet<br />

und gleichzeitig das 50-jährige Bestehen der Bundesanstalt für Arbeit<br />

in Nürnberg im Jahr 2002 gewürdigt werden.


53<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. Chr. Buchheim (Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte,<br />

Universität Mannheim) erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />

für das Projekt „Industrielle Investitionen unter den Bedingungen<br />

der NS-Diktatur 1933 bis 1939“.<br />

Unter der NS-Diktatur kam es zwischen 1933 und 1939 zu einem<br />

deutlich spürbaren staatlich induzierten Aufschwung der deutschen<br />

Wirtschaft und Industrie. Die staatlichen Unternehmen wurden ausgedehnt.<br />

Zusätzlich wurde eine Reihe von Investitionsanreizen für<br />

die Aufrüstungs- und Autarkiebranchen geschaffen. Dazu bediente<br />

sich der Staat unterschiedlicher Instrumente wie Förderprämienverfahren,<br />

Wirtschaftlichkeitsgarantieverträge, Leihe staatlicher Anlagen,<br />

Gründung staatlicher Unternehmen, die in manchen Fällen in<br />

Eigenregie betrieben und in anderen an private Unternehmen verpachtet<br />

wurden, staatlich verbürgte Kredite mit beschränktem Rückgriffsrecht<br />

usw. Warum wurde aber in machen Fällen das eine, in<br />

weiteren Fällen ein anderes Anreizinstrument verwendet, und<br />

warum erfolgte der Kapazitätsausbau manchmal mit staatlichen Unternehmen?<br />

Es lässt sich festhalten, dass keines dieser Instrumente eine originäre<br />

Schöpfung des NS-Regimes war. Eine genauere Untersuchung zeigt<br />

zudem, dass die verschiedenen Verfahren sich durch das Ausmaß<br />

des Amortisationsrisikos, das der Staat zu tragen hatte, unterschieden.<br />

Je höher das vom Staat übernommene Amortisationsrisiko war,<br />

desto stärker waren die Freiheitsgrade der Unternehmen hinsichtlich<br />

der Eigentums- und Verfügungsrechte über das Investitionsobjekt<br />

eingeschränkt. Eine zentrale Hypothese dabei ist, dass die Präferenzen<br />

der Unternehmen für ein bestimmtes Instrument mit ihren kurzund<br />

langfristigen Erwartungen bezüglich der Weltmarktfähigkeit<br />

der Produkte, die mit den neuen Anlagen hergestellt werden konnten,<br />

korrelierten.<br />

Diese Hypothese wurde bisher anhand einiger in der Realität getroffener<br />

Investitionsentscheidungen überprüft, nämlich in der Zellwolle-<br />

und Kunstseidenindustrie, in der Kupferproduktion, in der<br />

Pulver- und Sprengstoffproduktion sowie in der Herstellung synthetischen<br />

Treibstoffs und Kautschuks. Dazu wurden die relevante Literatur,<br />

zeitgenössische Veröffentlichungen und Akten aus staatlichen<br />

und Unternehmensarchiven ausgewertet. Die Überprüfung der bisherigen<br />

Beispiele spricht dafür, dass, wie vermutet, der Abschluss<br />

von Verträgen über bestimmte private Investitionen, in denen den<br />

Unternehmen ein gewisses Risiko verblieb, mit kurzfristig positiven<br />

und der Abschluss von Verträgen, in denen der Staat das gesamte Risiko<br />

übernahm, mit langfristig positiven Erwartungen der Unternehmen<br />

hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des entsprechenden Produkts<br />

unter normalen marktwirtschaftlichen Bedingungen korrelierte. Der<br />

Abschluss pachtähnlicher Verträge hingegen ging mit kurz- und<br />

langfristig negativen Erwartungen einher. Auch bewahrheitete sich<br />

in allen Fällen, dass der Staat im allgemeinen keinen Zwang auf die<br />

Unternehmen ausübte, einen Vertrag abzuschließen.<br />

NS-Diktatur<br />

Industrielle<br />

Investitionen


„Volksprodukte“<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 54<br />

Insbesondere lassen sich auf der Grundlage dieser Ergebnisse erste<br />

Aussagen über eine weitere zentrale Fragestellung dieses Projektes<br />

machen, nämlich inwieweit die NS-Wirtschaftspolitik zu einer langfristigen<br />

Modernisierung der deutschen Industrie beigetragen hat. So<br />

kam es im Chemiefasersektor zu einem dramatisch starken Kapazitätszuwachs<br />

zwischen 1933 und 1938. Kontrafaktische Überlegungen,<br />

gestützt auf vergleichbare internationale Entwicklungen und die<br />

damals entstehende Marktforschung, weisen jedoch deutlich darauf<br />

hin, dass auch unter Normalbedingungen im Chemiefasersektor die<br />

Kapazitäten erheblich ausgedehnt worden wären. Damit aber kann,<br />

jedenfalls für diese Branche, aus dem Umstand, dass die Produkte<br />

auch unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wettbewerbsfähig waren, nicht geschlossen werden, dass<br />

dies hauptsächlich eine, wenn auch nicht intendierte Folge einer erfolgreichen<br />

Industriepolitik des NS-Regimes war. Diese auf vergleichenden<br />

Überlegungen beruhende, kontrafaktische Methode der Rekonstruktion<br />

unternehmerischer Erwartungen empfiehlt sich grundsätzlich<br />

auch für die Betrachtung weiterer industrieller Branchen im Dritten<br />

Reich. Nicht jede Änderung zwischen 1933 und 1939, selbst wenn<br />

sie mit den Zielen des NS-Regimes einherging, muss notwendigerweise<br />

mit einer ausschließlich oder überwiegend von der NS-Wirtschaftspolitik<br />

angestoßenen Entwicklung gleichgesetzt werden.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. König (Institut für Philosophie,<br />

Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte,<br />

TU Berlin) bei der Bearbeitung des Themas „Nationalsozialistische<br />

,Volksprodukte‘. Konsum, Konsumpolitik und Konsumpropaganda<br />

im Dritten Reich“.<br />

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft erhielten eine Reihe geplanter<br />

und zum Teil auf den Markt gebrachter langlebiger technischer<br />

Konsumgüter von offiziellen Stellen das Epitheton „Volk“:<br />

„Volksempfänger“, „Volkswagen“, „Volkskühlschrank“. An die<br />

Ideologie der „Volksgemeinschaft“ anknüpfend, bedeutete dies in<br />

den Augen des Regimes eine Auszeichnung. Anderen „Gemeinschaftsgeräten“,<br />

wie dem „Einheits-Fernsehempfänger E1“, wurde<br />

die Bezeichnung Volksfernseher in der öffentlichen Diskussion verliehen.<br />

Zusätzlich brachten einige Industriefirmen „Volkswagen“ –<br />

so Ford –, „Volksmotorräder“, „Volksplattenspieler“, „Volksherde“<br />

und anderes auf den Markt, wurden aber von offiziellen Stellen an<br />

der weiteren Verwendung der Bezeichnungen gehindert. Zwischen<br />

Staats- und Parteistellen kam es zu Auseinandersetzungen um Begriffe<br />

wie „Volkswohnungen“ und „Führerwohnungen“. Die meisten<br />

„Volksprodukte“ waren für den Massenkonsum breiter Bevölkerungsschichten<br />

gedacht. In diesen Zusammenhang gehören auch<br />

Planungen der deutschen Arbeitsfront für den Bau von Seebädern<br />

und Kreuzfahrtschiffen für den Massentourismus.<br />

Das Forschungsprojekt untersucht diese spezifische Gruppe nationalsozialistischer<br />

Konsumgüter erstmals im Zusammenhang. Die Initiativen<br />

für Planung und Produktion entstanden in unterschiedlichen


55<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

staatlichen und Parteistellen, aber auch in der Wirtschaft. Es kam<br />

zwar zu keiner allgemeinverbindlichen Festlegung, was zu den<br />

„Volksprodukten“ zu zählen war, aber doch zu einem gewissen Konsens.<br />

Das Beiwort „Volk“ konnten solche „Politischen Geräte“ erhalten,<br />

an deren Konzeption das Regime wesentlich mitgewirkt hatte,<br />

die für die breite Masse der Bevölkerung bestimmt waren und die<br />

gemeinschaftlich von der Industrie oder staatlich-gesellschaftlichen<br />

Institutionen produziert wurden.<br />

Die „Volksprodukte“ besaßen eine Doppelfunktion. Sie waren Elemente<br />

der Propaganda, mit denen die Nationalsozialisten der Bevölkerung<br />

eine spätere Wohlstandsgesellschaft versprachen, um ihr den<br />

tatsächlichen Konsumverzicht zugunsten der Aufrüstung akzeptabel zu<br />

machen. Aber sie repräsentierten auch Planungen und Visionen einer<br />

spezifisch nationalsozialistischen Konsum- und Freizeitgesellschaft.<br />

Im einzelnen untersucht das Projekt, von welchen NS-Institutionen<br />

die Konsumüberlegungen vorangetrieben wurden und welche sich<br />

eher zurückhaltend verhielten. So gehörte zu den Protagonisten<br />

Goebbels’ Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda<br />

sowie Leys Deutsche Arbeitsfront. Wie reagierte die Wirtschaft auf<br />

die „Volksprodukte“? Einerseits erhoffte sie sich neue Märkte, andererseits<br />

fürchtete sie die Konkurrenz eines entstehenden staatswirtschaftlichen<br />

Sektors. Waren die Planungen realistisch, oder spiegelte<br />

sich in ihnen ein nationalsozialistischer Illusionismus und Voluntarismus?<br />

Bereiteten die „Volksprodukte“ einen fruchtbaren Boden für<br />

Konsummentalitäten, die sich dann in der bundesrepublikanischen<br />

Nachkriegsgesellschaft entfalteten?<br />

Prof. W. Benz, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />

Universität Berlin, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsprojekt<br />

„Wolfgang Steinitz (1905–1967). Jude, Bildungsbürger,<br />

Wissenschaftler, Kommunist“.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht der Finnougrist und Slawist<br />

Wolfgang Steinitz, der als Wissenschaftsorganisator und langjähriger<br />

Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der DDR eine<br />

Vielzahl von bedeutsamen Forschungsprojekten angestoßen hat.<br />

Steinitz gehört zu jenem DDR-spezifischen Typ des jüdischen linken<br />

Intellektuellen – ähnliche Biographien weisen z. B. Alfred Kantorowicz,<br />

Jürgen Kuczynski, Ernst Bloch auf – der in den zwanziger Jahren<br />

politisiert und unter Sogwirkung der sozialistischen Idee von einer<br />

gerechten Ordnung zum Kommunisten wird. Sein Emigrationsweg<br />

führte Steinitz während der nationalsozialistischen Zeit<br />

zunächst in die Sowjetunion. In den Wirren der „Säuberungszeit“<br />

wird er als unerwünschter Ausländer nach Schweden abgeschoben.<br />

Nach der Rückkehr aus dem Exil beteiligt er sich aktiv und enthusiastisch<br />

am Aufbau des Sozialismus in der SBZ/DDR. Von der Verfolgung<br />

und Ausgrenzung der Westemigranten und Juden Ende der<br />

vierziger/Anfang der fünfziger Jahre bleibt er verschont. Seine Kritik<br />

an der SED-Führung nach der Niederschlagung des Aufstands vom<br />

W. Steinitz


Friedrich-<br />

Wilhelms<br />

Universität<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 56<br />

17. Juni 1953 und sein selbstbewusstes und undogmatisches Auftreten<br />

machen ihn jedoch verdächtig und führen noch zu seiner Zeit als<br />

Mitglied des Zentralkomitees der SED zur geheimdienstlichen Bearbeitung<br />

im Rahmen eines „Operativ-Vorgangs“. Steinitz zieht sich<br />

daraufhin von seiner politischen Tätigkeit zurück und konzentriert<br />

sich auf seine wissenschaftliche Arbeit. Eine erneute Konfrontation<br />

mit der Staats- und Parteiführung im Zusammenhang mit seiner Weigerung,<br />

dem Ausschluss Robert Havemanns aus der Akademie zuzustimmen,<br />

wird durch seinen Tod im Jahre 1967 beendet.<br />

Die geplante Steinitz-Biographie versteht sich als wahrnehmungsund<br />

erfahrungsgeschichtliche Untersuchung. Sie hat zum Ziel, den<br />

politischen Lebensweg eines jüdisch-kommunistischen Intellektuellen<br />

im 20. Jahrhundert nachzuzeichnen und die Bewältigung historischer<br />

Umbrüche durch Eliten zu untersuchen. Es geht um die Darstellung<br />

eines Spannungsfeldes zwischen den eigenen Visionen und<br />

der Loyalität gegenüber dem Regime, um eine schwierige Balance<br />

zwischen Selbstverwirklichung und Unterwerfung. An Steinitz’ Beispiel<br />

sollen die Möglichkeiten und Hindernisse für die Realisierung<br />

eines sozialistischen Programms geprüft und die Auswirkungen von<br />

Karriereangeboten und Privilegien sowie das Ineinandergreifen von<br />

Partizipationsmöglichkeiten und Zwangsmaßnahmen hinsichtlich<br />

Resistenz bzw. Kritikfähigkeit beleuchtet werden.<br />

Prof. R. Schröder (Philosophische Fakultät) und Prof. R. vom Bruch (Institut<br />

für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität, Berlin) erhalten<br />

für die „Erforschung des Verbleibs der in der Zeit von<br />

1933–1945 aus rassischen und politischen Gründen verfolgten Angehörigen<br />

der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin“ Fördermittel.<br />

Im Jahre 1933 haben sich rund 2.500 Studenten und Promoventen jüdischer<br />

Herkunft an der Friedrich-Wilhelms-Universität in der Ausbildung<br />

befunden. Rund 1.900 jüdische Studenten waren im WS<br />

1932/1933 immatrikuliert. 130 Studenten wurden 1933 aus politischen<br />

Gründen relegiert. 270 Studenten, deren Fragebogen erhalten<br />

sind, bekamen bedingt die Erlaubnis zum weiteren Studium (Frontkämpferpassus<br />

u. a.). Rund 80 Personen wurde aus unterschiedlichen<br />

Gründen (meist Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft) der<br />

ihnen von der FWU verliehene Doktortitel aberkannt. Rund 60 medizinischen<br />

Doktoren wurde das Diplom nur ausgehändigt, wenn sie<br />

auf die Approbation in Deutschland verzichteten und einen Arbeitsplatz<br />

im Ausland nachweisen konnten. 230 Studenten sind auf einer,<br />

als „Stammrolle reichsdeutscher Juden“ bezeichneten Sonderliste<br />

erfasst. Aufgrund erster überraschender Erfolge in der Suche nach<br />

Zeitzeugen wurde diese Suche intensiviert und bisher (Stand April<br />

<strong>2001</strong>) über dreißig noch lebende Angehörige der Friedrich-<br />

Wilhelms-Universität im Alter zwischen 87 und 97 Jahren in den<br />

USA, Israel, Großbritannien, Österreich und auch Deutschland aufgefunden<br />

und der Kontakt hergestellt. 17 Interviews (digitale Videoaufnahmen<br />

im Umfang von über 8 Stunden) sind bisher erfolgt. Auch<br />

zu Nachkommen schon Verstorbener sind einige Kontakte zustande


57<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

gekommen. Die Universitätsleitung der Humboldt-Universität hat<br />

vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse im Oktober <strong>2001</strong> eine Woche<br />

der Begegnung durchgeführt und 15 „Ehemalige“ nach Berlin eingeladen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte PD Dr. L. Mertens (Fakultät für Sozialwissenschaften,<br />

Universität Bochum) für das Projekt „Vertriebene jüdische<br />

Wissenschaftler“ Fördermittel zur Verfügung.<br />

In der Forschungsliteratur zur Emigration nach 1933 fehlt bislang ein<br />

Überblick darüber, wer an deutschen Hochschulen im Jahre 1933<br />

gelehrt hat. Von einzelnen Hochschulen gibt es zwar Verzeichnisse<br />

über die vertriebenen Ordinarien. Diese berücksichtigen jedoch selten<br />

Privatdozenten, Honorarprofessoren und Assistenten. Diese<br />

Lücke dürfte die systematische Auswertung eines 1998 von Dr. Mertens<br />

in den Hoover Institution Archives (Stanford University) aufgefundener,<br />

archivalisch kaum erschlossener, 221 Manuskriptkartons<br />

umfassender Propagandabestand mit dem Titel „Gesamtverband<br />

deutscher antikommunistischer Vereinigungen“ füllen. Diese Akten<br />

sind von den amerikanischen Besatzungstruppen in den Jahren<br />

1945/46 beschlagnahmt und in den 50er Jahren der auf die Erforschung<br />

des Dritten Reiches spezialisierten Hoover Institution of War,<br />

Revolution and Peace übergeben worden. Sie enthalten Übersichten<br />

aller 900 jüdischen Hochschullehrer und Assistenten, die am 1. 4.<br />

1933 an den Universitäten und Hochschulen gelehrt haben.<br />

Die Ergebnisse sollen in einer Datenbank erfasst und in einer Monographie<br />

publiziert werden. Diese sollen die Namen der Vertriebenen<br />

auflisten, ergänzt durch die Angaben zu Berufsposition, Werdegang,<br />

Fachgebiet, Hochschulzugehörigkeit, Bibliographien, Festschriften<br />

und evtl. Nachlässe.<br />

Von Schiebern und Schwarzen Märkten. Zur Geschichte des Berliner<br />

Schwarzhandels im Übergang vom Zweiten Weltkrieg zur Nachkriegszeit<br />

handelt ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt, das Prof.<br />

H.-P. Ullmann am Historischen Seminar, Universität Köln, durchführt.<br />

Das Projekt untersucht mit dem Schwarzmarkt eines der wichtigsten<br />

Phänomene der Kriegs- und Nachkriegszeit, das bisher weitgehend<br />

unerforscht geblieben ist. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die<br />

unterschiedlichen Märkte und das Marktgeschehen des Berliner<br />

Schwarzhandels im Übergang von der nationalsozialistischen Diktatur<br />

zur Besatzungszeit und zu den Anfängen der beiden deutschen<br />

Staaten.<br />

Das, was in den Berichten der Zeitgenossen als „Schwarzmarkt“ bezeichnet<br />

wird, beschränkte sich keinesfalls auf illegale Transaktionen<br />

von Waren und Geld, sondern war ein überaus komplexes<br />

Tauschgeschehen. Dabei wurden in vielen Fällen Waren gegen Waren<br />

getauscht, und der Abnehmer musste immer auch als zukünftiger<br />

Anbieter kalkulieren, wollte er schließlich nach einer Reihe von<br />

Tauschgeschäften die ersehnte Ware erhalten. Im Laufe der Zeit bil-<br />

Vertriebene<br />

jüdische<br />

Wissenschaftler<br />

Berlin<br />

Schwarzhandel


Jugend<br />

1945<br />

Sowjetische<br />

Deutschlandpolitik<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 58<br />

deten sich in den Städten räumlich bestimmbare Märkte, auf denen<br />

der Schwarzhandel betrieben wurde. Die Anfänge des Schwarzmarkthandels<br />

lagen bereits in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als<br />

sich die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechterte; entscheidend<br />

bestimmte der Schwarzhandel die Lebensverhältnisse der Bevölkerung<br />

dann seit Ende 1944/Anfang 1945 bis nach der Währungsreform<br />

1948. In der SBZ/DDR haben sich Schwarzmarktpraktiken<br />

noch bis in die fünfziger Jahre gehalten. Erst die Ausgestaltung der<br />

staatlichen Handelsorganisation (HO) scheint dem Schwarzmarkt<br />

das Wasser abgegraben zu haben.<br />

Das Projekt begreift den Schwarzhandel zum einen als einen Hohlspiegel,<br />

der gesellschaftliche Phänomene der Zeit wie die Neuorientierung<br />

im Angesicht von Zusammenbruch und beginnendem Wiederaufbau<br />

bündelt. Am Beispiel des Schwarzmarktes ließen sich – so<br />

die Prämisse – mehrere Entwicklungslinien der Kriegs- und Nachkriegszeit<br />

studieren: die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im<br />

Übergang von der Kriegs- zur Friedenswirtschaft, die Frage nach<br />

dem Verhältnis von Konsummöglichkeiten und staatlicher Obrigkeit<br />

sowie die Veränderung der sozialen Ordnung einer sich wandelnden<br />

Gesellschaft. Zum anderen wird die Organisation der Berliner<br />

Schwarzmärkte systematisch beschrieben. Ins Blickfeld rücken dabei<br />

die räumliche Dimension und der Teilnehmerkreis, die Praktiken der<br />

Akteure und nicht zuletzt die Tauschwaren.<br />

Mit der Thematik „Jugend 1945 – Jugend im Umbruch“ ist ein von<br />

der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt befasst, das Dr. M. Rüther (NS-Dokumentationszentrum,<br />

EL-DE-Haus, Köln) betreut.<br />

Das Vorhaben gilt als Pilotprojekt für eine umfassende Erforschung<br />

der Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik sowie einer<br />

wissenschaftlichen Annäherung an die Frage der Beeinflussung von<br />

Jugendlichen durch Politik und Schule. Ziel des Projektes ist – demonstriert<br />

am Beispiel des traditionsreichen Kölner Dreikönigsgymnasiums<br />

(DKG) – die Erfassung, Erschließung und digitale Aufarbeitung<br />

einer zentralen seriellen Quelle, die Aufschlüsse über Einstellungen<br />

und deren Veränderungen sowie Verhaltensweisen von Jugendlichen<br />

in den Jahren 1931 bis 1952 geben soll. Durch die Einbeziehung<br />

der Endphase der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus<br />

dürften Beeinflussungen von Jugendlichen hinsichtlich<br />

von Mechanismen in Erziehung, Manipulation, Propaganda<br />

besonders greifbar werden. Zur Auswertung werden Deutschaufsätze<br />

und niedergeschriebene Lebensläufe von Abiturienten der<br />

Jahre 1931, 1932, 1937, 1938, 1941, 1942 sowie 1946 bis 1952 – unter<br />

Wahrung der Anonymität – herangezogen. Die Forschungsergebnisse<br />

sollen sowohl in einer Publikation und einer Internetversion zugänglich<br />

gemacht als auch auf einer Tagung präsentiert werden.<br />

Für den Abschluss der „Erschließung und Sicherung von Quellen zur<br />

sowjetischen Deutschlandpolitik der Jahre 1941 bis 1949 aus dem Archiv<br />

für Außenpolitik des Ministeriums für Auswärtige Angelegen-


59<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Abb. 3: Projekt „Erschließung und Sicherung von Quellen zur sowjetischen Deutschlandpolitik<br />

der Jahre 1941 bis 1949 aus dem Archiv für Außenpolitik des Ministeriums<br />

für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation“: Staatssekretär Wolfgang<br />

Ischinger (AA), Prof. Konrad H. Jarausch (Direktor des Zentrums für zeithistorische<br />

Forschung, Potsdam) und Botschafter Dr. Pjotr V. Stegnij (Chef der Historisch-<br />

Dokumentarischen Verwaltung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten<br />

der Russischen Föderation) auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des zweiten Bandes<br />

der Edition „Die UdSSR und die deutsche Frage“ am 20. Juni <strong>2000</strong> im Kronprinzenpalais<br />

in Berlin.


Theodor<br />

Heuss<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 60<br />

heiten der Russischen Föderation“ stellte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

dem Zentrum für Zeithistorische Studien, Potsdam (Prof. Chr. Kleßmann)<br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

Im Ergebnis einer umfangreichen Auswahl aus den relevanten Beständen<br />

des Archivs wurden mehr als tausend Dokumente vollständig<br />

kopiert und in dieser Form in Deutschland deponiert (über deren<br />

inhaltliche Schwerpunkte wurde in den vergangenen Jahren mehrfach<br />

berichtet, zuletzt im Jahresbericht 1999/<strong>2000</strong>, S. 54/55). Um die<br />

Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Erforschung<br />

der sowjetischen Außenpolitik speziell gegenüber Deutschland<br />

zu vertiefen, wird durch G. P. Kynin (Moskau) und J. P. Laufer<br />

(Potsdam) eine dreibändige (russische) Auswahledition vorbereitet.<br />

Band 1 und 2 sind bereits in russischer Sprache erschienen:<br />

SSSR i germanskij vopros 1941–49 = Die UdSSR und die deutsche<br />

Frage 1941–1949. Dokumente aus dem Archiv für Außenpolitik<br />

der Russischen Föderation. Hrsg.: Historisch-dokumentarisches<br />

Departement des MID Russlands; Zentrum für zeithistorische Forschung<br />

Potsdam. – Moskau: Verl. Internat. Beziehungen.<br />

T.1. 22. 6. 1941 – 8. 5. 1945. 1966. 782 S.,<br />

T.2. 9. 5. 1945 – 3. 10. 1946. <strong>2000</strong>. 878 S.<br />

In der letzten Projektphase ist die Veröffentlichung des dritten Bandes<br />

der russischen Ausgabe vorgesehen. Auf Grundlage der mehr als<br />

siebenjährigen vertraglichen Zusammenarbeit konnten bei diesem<br />

Band deutliche Fortschritte in der Dokumentenauswahl erreicht werden.<br />

Durch die deutsch-russische Historikerkommission wurden Zuschüsse<br />

für die Finanzierung einer deutschen Übersetzung der ersten<br />

beiden Bände bewilligt, die inzwischen weit vorangeschritten<br />

ist. Damit werden die Voraussetzungen für die Veröffentlichung einer<br />

deutschen Ausgabe geschaffen, die sofort nach Abschluss der<br />

russischen Ausgabe erscheinen wird.<br />

Eine ausführliche Vorstellung des zweiten Bandes dieser russischen<br />

Edition durch Ralf Possekel findet sich im Deutschland Archiv<br />

5/<strong>2000</strong>, S. 781–786. Darauf beziehen sich zwei Diskussionsbeiträge<br />

von Bernd Bonwetsch (1/<strong>2001</strong>, S. 111–117) und Jochen Laufer<br />

(2/<strong>2001</strong>, S. 287–291) in der gleichen Zeitschrift.<br />

Prof. H. Möller (Institut für Zeitgeschichte, München) erhält für das<br />

Forschungsprojekt „Theodor Heuss – eine Biographie“ Fördermittel<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Gegenstand des Vorhabens ist die Erarbeitung einer wissenschaftlichen<br />

Biographie des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Theodor Heuss (1884–1963).<br />

Theodor Heuss gilt als eine der zentralen Persönlichkeiten des deutschen<br />

Liberalismus und der Geschichte und politischen Kultur der<br />

Bundesrepublik Deutschland überhaupt. Er repräsentierte das deutsche<br />

Bildungsbürgertum und zugleich den liberalen Intellektuellen.


61<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Auf verständliche Weise vermochte Heuss die Felder von Kultur, Politik<br />

und Wirtschaft, von Wissenschaft und Technik, von Bildung und<br />

Kunst zu verbinden und öffentlich darzustellen. Dies verschaffte ihm<br />

große und wachsende Resonanz bei der Mehrheit der bundesdeutschen<br />

Bevölkerung und seine Anerkennung als Repräsentant des<br />

„besseren“ Deutschland im Ausland während der fünfziger Jahre.<br />

Bereits zu Lebzeiten ist der große Liberale als beispielhafter bürgerlicher<br />

Demokrat und gebildeter Humanist zur Legende geworden.<br />

Das Projekt will ein neues Gesamtbild der Persönlichkeit, seiner öffentlichen<br />

Wirksamkeit und der sozialen Repräsentanz von Theodor<br />

Heuss entwerfen, das auch die Herausforderungen für seine Identität<br />

durch die epochalen Wandlungen und Umbrüche aufzeigt. Die unterschiedlichen<br />

Wirkungszusammenhänge der Biographie bilden die<br />

vier Epochen vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und das<br />

Dritte Reich bis zur Vorgeschichte und Entwicklung der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Ferner liegt eine wichtige Zielsetzung des Projekts<br />

darin, den selbststilisierten bürgerlichen Lebensentwurf von<br />

Theodor Heuss in der Auswahl, in der Kontinuität und im Wandel der<br />

Vorbilder, Muster und Motive zu rekonstruieren und zu seiner individuellen<br />

kulturellen und sozialen Repräsentanz in der deutschen<br />

Gesellschaft in Beziehung zu setzen.<br />

„Die Krise der DDR-Intelligenz 1956/57“ ist das Thema eines durch<br />

die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekts von Prof. V. Gerhardt,<br />

Institut für Philosophie, Humboldt-Universität Berlin, erarbeitet von<br />

Dr. G. Herzberg.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Auseinandersetzung<br />

zwischen den Intellektuellen der DDR und der SED-Führung in den<br />

Jahren 1956 und 1957, der Zeit des sogen. „Tauwetters“. Dabei geht<br />

es nicht so sehr um eine traditionell konzipierte Darstellung der Ideologiegeschichte<br />

jener Jahre, sondern um die Wissenschaftspolitik der<br />

SED, das Verhältnis der Intellektuellen zu ihrer Gesellschaft, ihrem<br />

Staat und der sie beide dominierenden Partei, um ihr Selbstverständnis,<br />

um die Kultur des Argumentierens und um den Umgang des<br />

Staates mit zweifelnden oder nachdenklichen Wissenschaftlern.<br />

Der von Chruschtschow in einer „Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag<br />

der KPdSU im Februar 1956 angekündigte vorsichtige Abbau des<br />

Stalinismus weckte im gesamten Ostblock große Hoffnungen auf<br />

eine Lockerung des politischen Systems. In der DDR sind die Monate<br />

nach dem sowjetischen Parteitag durch eine Fülle von Diskussionen,<br />

Veröffentlichungen und Auseinandersetzungen mit der Politik und<br />

Ideologie der SED charakterisiert – als „Kampf gegen den Dogmatismus“<br />

-, ohne dass die politischen und ideologischen Grundlagen des<br />

Sozialismus in Frage gestellt wurden. An den Hochschulen und Universitäten,<br />

in den Redaktionen und Verlagen, bei Künstlern und<br />

Schriftstellern wurden der Führungsstil der SED, die Person des Ersten<br />

Sekretärs Walter Ulbricht und das allzu enge ideologische Korsett<br />

der Wissenschaften und Künste kritisiert und Vorschläge für eine<br />

DDR-<br />

Intelligenz


DDR<br />

Polit-<br />

Emigranten<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 62<br />

Demokratisierung des Sozialismus unterbreitet. Diese Diskussionen<br />

führten schließlich – forciert durch Veränderungen im Nachbarland<br />

Polen (Aufstand in Poznañ) und den ungarischen Volksaufstand – zu<br />

einer erneuten (nach 1953) schweren Krise an der Spitze der SED.<br />

Nach anfänglichen Schwankungen ging die Führung im Herbst 1956<br />

in die Offensive – als „Kampf gegen den Revisionismus“ – und begann,<br />

die missliebigen Kritiker durch Repressionen (Parteiausschluss,<br />

Entlassungen, Haft etc.) zumindest mundtot zu machen.<br />

Die Untersuchung zielt darauf, die wissenschaftspolitischen, ideologischen<br />

und besonders die philosophischen Ereignisse seit der sogen.<br />

„Freiheitskonferenz“ (März 1956) bis zur III. Hochschulkonferenz<br />

der SED, dem V. Parteitag der SED und den Verhaftungen des<br />

Jahres 1958 nicht nur am Beispiel der bekanntesten „Fälle“ (Harich,<br />

Bloch, Janka, Behrens, Kuczynski usw.), sondern in seiner ganzen<br />

Breite an den Universitäten und Hochschulen der DDR zu rekonstruieren<br />

sowie Inhalte, Mittel und Formen der Auseinandersetzungen<br />

zu analysieren. Ferner werden die verschiedenen Verhaltensweisen<br />

der Kritiker und Opfer im Kontext der neueren Diskussionen über<br />

„widerständiges Verhalten – Dissidenz – Opposition – Widerstand“<br />

beurteilt. Schließlich richtet sich das Forschungsinteresse auch darauf,<br />

die Auswirkung der Disziplinierung der Intelligenz durch die<br />

SED auf Lehre und Forschung, die wissenschaftliche Literatur und<br />

die Anpassungsstrategien der Wissenschaftler, wie sie für die sechziger<br />

und siebziger Jahre prägend wurden, skizzenhaft darzustellen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. Chr. Kleßmann (Zentrum für Zeithistorische<br />

Forschung, Potsdam) bei dem Projekt „Die Polit-Emigranten“.<br />

Eine sozialhistorische Studie zu Fremde und Fremd-Sein in der DDR.<br />

Im Kalten Krieg bemühte sich die DDR-Regierung, durch die Aufnahme<br />

politisch Verfolgter – sog. Politischer Emigranten – aus den<br />

Diktaturen Südeuropas (Griechenland, Spanien), später Befreiungsbewegungen<br />

der zerfallenden Kolonialreiche und ab 1973 durch<br />

Flüchtlinge und politisch Verfolgte aus der Militärdiktatur Chile –<br />

außenpolitisches Profil und innenpolitische Legitimation als „Auswanderungsland<br />

DDR“ zu gewinnen. Diese Bedeutung kontrastierte<br />

scharf mit der individuellen Rechtlosigkeit von Ausländern in der<br />

DDR und deren Abhängigkeit von den außenpolitischen Interessen<br />

der SED-Führung, da kein einklagbarer Rechtanspruch auf Asyl in<br />

der DDR existierte. Der ostdeutschen Bevölkerung wurden die Politemigranten<br />

als Freiheitskämpfer und „Objekte ihrer Solidarität“ präsentiert,<br />

die in der DDR eine neue Lebensperspektive gewonnen hatten.<br />

Doch erschienen sie in den Augen der DDR-Bevölkerung durch<br />

ihren politischen Status, staatliche Zuwendungen und die häufig aufrechterhaltene<br />

ausländische Staatsangehörigkeit privilegiert.<br />

Hiervon ausgehend sollen in diesem Projekt die rechtlich ungeregelte<br />

Aufnahmepraxis von Politemigranten in der DDR sowie deren<br />

Integrationsanstrengungen untersucht werden. Darüber hinaus soll


63<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

die Behandlung der Ausländer- und Fremdenproblematik in der<br />

DDR in einen langfristigen Zusammenhang gestellt werden.<br />

Einerseits soll nach der Wirkmächtigkeit von Kontinuitäten nationaler<br />

Identität gefragt werden. Das kollektive Gedächtnis und die Prägung<br />

der nationalen Identitäten der Akteure reichten in der älteren<br />

Generation wenigstens bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die<br />

Geschichte des Umgangs mit „Fremd-Sein“ und der Konstruktion<br />

des „Eigenen“ hat in der DDR ihre Vorgeschichte, die sich bis zur<br />

Reichsgründung 1871, dem Umgang mit Fremden im Deutschen Kaiserreich<br />

und seinem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1913 zurückverfolgen<br />

lässt. Weitere prägende Erfahrungen mit Fremden stellten für<br />

die ostdeutsche Bevölkerung u. a. die Kriegserfahrung der Wehrmachtsangehörigen,<br />

die massenhafte Präsenz von Fremdarbeitern<br />

im Zweiten Weltkrieg und die Aufnahme von Vertriebenen nach<br />

1945 dar.<br />

Andererseits hatte das spannungsgeladene Verhältnis von Herrschaft<br />

und Gesellschaft im Staatssozialismus weitreichende Konsequenzen<br />

für die Interaktion zwischen Bürger und staatssozialistischer<br />

Obrigkeit und für die Beschaffenheit der Gesellschaft im<br />

Ganzen. Das Misstrauen der Bevölkerung zu den Institutionen des<br />

SED-Staates machte die DDR-Bürger zu „Fremden im eigenen<br />

Land“ und wirkte sich auch auf die Interaktionsprozesse zwischen<br />

„Autochthonen“ und „Fremden“ aus. Das Projekt geht davon aus,<br />

dass die historischen Akteure in der staatssozialistischen Gesellschaft<br />

in eine trianguläre Beziehungsstruktur eingebunden waren:<br />

kommunistische Staatspartei, Bevölkerung und die „Fremden“, wobei<br />

im Konflikt um materielle und ideelle Ressourcen innerhalb der<br />

Gesellschaft sich verschiedene Koalitionen zwischen den drei Polen<br />

bildeten, die in jedem einzelnen Fall wiederum zu unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen „faultlines“ und damit zu neuen Kräftekonstellationen<br />

führen konnten.<br />

Aus der Verknüpfung von ideengeschichtlicher, sozialgeschichtlicher<br />

und komparatistischer Perspektive ergeben sich folgende, im<br />

Rahmen des Vorhabens zu überprüfende Ausgangsthesen:<br />

– Da die Präsenz von Ausländern eng an die Interessen der Staatspartei<br />

gekoppelt war, kann man davon ausgehen, dass die<br />

„Fremden“ von der Bevölkerung auch als Symbol der kommunistischen<br />

Herrschaft gesehen wurden.<br />

– Im Gegensatz zur Nachkriegsentwicklung in den Demokratien<br />

Westeuropas gab es in den Staaten des Ostblocks keine öffentliche<br />

Entwertung völkisch-nationalistischer Weltanschauungen.<br />

Zentraler Bezugspunkt für Regime und Bevölkerung blieben die<br />

gemeinsame Abstammung, Sprache und Kultur. Die dabei tendenziell<br />

als geschlossene Gemeinschaft imaginierte sozialistische<br />

Nation grenzte sich sehr stark von „Klassenfeinden“, aber implizit<br />

auch von Ausländern ab.


SED<br />

Zensur<br />

SED und<br />

Westdeutsche<br />

Friedensbewegung<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 64<br />

– Die inszenierten Freundschaftsrituale der Staatspartei standen<br />

vielfach den unterschiedlichsten Fremdheitserfahrungen der<br />

Bevölkerung unvermittelt gegenüber. Konflikte zwischen „Einheimischen“<br />

und „Fremden“ waren in der DDR tabuisiert. Daher<br />

konnte sich keine Konfliktkultur und gesellschaftliche Toleranz<br />

entwickeln.<br />

Zensur und Parteigeschichte. Die „Heilige Schrift“ der SED ist Gegenstand<br />

eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes des Zentrums<br />

für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V., Potsdam (Prof. Chr. Kleßmann).<br />

Bearbeiter ist Dr. S. Lokatis.<br />

Die Förderung dient der Fertigstellung einer Untersuchung zum<br />

Thema „Diskussionssteuerung durch Zensur“, die im Rahmen des<br />

1996 am Zentrum begonnenen Projektes „Geschichte als Herrschaftsdiskurs“<br />

durchgeführt wird. Bei der in der SED-Diktatur praktizierten<br />

Zensur handelte es sich nicht nur – wie gemeinhin angenommen<br />

– um eine Zensur der Belletristik, sondern um ein Gesamtsystem<br />

der Text-Steuerung, bei der die gesellschaftswissenschaftliche,<br />

die geschichtliche Literatur sowie die ideologischen Leittexte<br />

des Marxismus-Leninismus im Mittelpunkt standen. Nicht etwa von<br />

der offiziellen Zensurbehörde im Ministerium für Kultur allein, sondern<br />

von verschiedenen Instanzen der Parteizensur wurden<br />

Sprachregelungen formuliert, die Tabus diskutiert und das Ideologieverständnis<br />

der SED der wechselhaften Beschlusslage angepasst.<br />

Die Rolle des Zensors konnten vielfältige Instanzen und Personen<br />

besetzen: u. a. der Leserbrief schreibende Genosse, der Archivar bis<br />

zum Zentralantiquariat, das Außenministerium bis zum Zoll, die<br />

staatliche Literaturbehörde, der Buchhandel, verschiedene Institutionen<br />

des ZK, wie z. B. das Institut für Marxismus-Leninismus und der<br />

parteioffizielle Dietz-Verlag.<br />

Einen roten Faden im Labyrinth der Zensurinstanzen bildet der historiographische<br />

„Turmbau zu Babel“, eine Auseinandersetzung um<br />

eine kanonische Selbstbeschreibung der SED und Ulbrichts „Heilige<br />

Schrift“: die im Zentrum der Untersuchung stehende achtbändige<br />

„Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (GDA)“ von 1966.<br />

Aus verschiedenen Grundlagenwerken zu dieser Thematik<br />

(1993–1999) wird der Bearbeiter eine Summe ziehen und erstmals<br />

eine Gesamtschau auf das gesamte Zensursystem der DDR bieten.<br />

Prof. M. Wilke, Forschungsverbund SED-Staat, Freie Universität Berlin,<br />

erhält Fördermittel für das Projekt „Der Einfluss der SED auf die<br />

westdeutsche Friedensbewegung 1979 bis 1984 am Beispiel der Partei<br />

,Die Grünen‘“.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Ziele, Methoden und Auswirkungen<br />

der Einflussnahme von SED und MfS auf die westdeutsche<br />

Friedensbewegung im Zeitraum von 1979 bis 1984 am Beispiel der<br />

Grünen darzustellen und kritisch zu analysieren. Darüber hinaus<br />

möchte die Untersuchung einen Beitrag zum Gesamtbild der westdeutschen<br />

und westeuropäischen Friedensbewegung im Kalkül der


65<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

DDR nach dem NATO-Doppelbeschluss und zur Westarbeit der SED<br />

liefern und schließlich ihre gesamtdeutsche Bedeutung im Blick auf<br />

die Veränderungen von 1989 erschließen.<br />

Schwerpunktmäßig konzentrierte sich die Arbeit bislang auf die Aufbereitung<br />

und Auswertung der Materialien des von der DKP gesteuerten<br />

„Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit“ (KOFAZ)<br />

im Historischen Archiv der Stadt Köln. Das KOFAZ war bis zu Beginn<br />

der achtziger Jahre das zentrale Koordinierungsorgan der Friedensbewegung<br />

und repräsentierte seitdem ihr kommunistisches Spektrum.<br />

Der Zugang zu den Unterlagen dieses Komitees stellt einen Glücksfall<br />

für die Wissenschaft dar. Einerseits sind sie die einzigen Akten einer<br />

kommunistischen Bündnisorganisation, die sich in einem öffentlich zugänglichen<br />

Archiv befinden. Andererseits konnten sie durch dieses<br />

Projekt erstmals systematisch aufbereitet und ausgewertet werden.<br />

Die Analyse ergab, dass sie nicht nur zahlreiche Informationen über<br />

die strategische Planung und Vorgehensweise der Kommunisten in<br />

der Auseinandersetzung um den NATO-Doppelbeschluss enthielten,<br />

sondern auch noch diverse Materialien zu der DKP-gesteuerten<br />

„Deutschen Friedens-Union“ und der von dieser vorbereiteten „Krefelder<br />

Initiative“. In Verbindung mit den parallel dazu ausgewerteten<br />

Akten der SED im Bundesarchiv Berlin und zahlreichen Zeitzeugengesprächen<br />

vermitteln diese Unterlagen ein schlüssiges Bild über die<br />

Querverbindungen zwischen KPdSU, SED, DKP und ihren Bündnisorganisationen<br />

sowie deren Einflussversuche auf die westdeutsche Kampagne<br />

gegen den NATO-Doppelbeschluss. Mit ihrer Hilfe lässt sich<br />

erstmals auch empirisch abgesichert die Planung und Vorbereitung<br />

der Massenkampagne gegen den NATO-Doppelbeschluss durch<br />

KPdSU und SED in Zusammenarbeit mit ihren westdeutschen Verbündeten<br />

darstellen. Ferner geben die Quellen Aufschluss über die<br />

Versuche, durch Einflussnahme auf die nicht-kommunistischen Teile<br />

der Friedensbewegung, diese in einen monolithischen Block gegen<br />

das westliche Bündnis und die Vereinigten Staaten zu verwandeln.<br />

Gleichzeitig zeigen sie aber das Scheitern dieser Versuche. Vor allem<br />

die Grünen und andere unabhängige Gruppierungen innerhalb der<br />

Friedensbewegung thematisierten Fragen nach der Universalität der<br />

Menschenrechte und einer blockübergreifenden Friedensbewegung,<br />

die für die Kommunisten unannehmbar sind. Diese Unterlagen gewähren<br />

somit Aufschluss über einen grundsätzlichen Konflikt innerhalb<br />

der westdeutschen und westeuropäischen Friedensbewegung:<br />

der Auseinandersetzung zwischen Friedens- und Freiheitsfrage, die in<br />

erster Linie auch eine Auseinandersetzung zwischen Kommunisten<br />

und Nichtkommunisten war. Durch die Auswertung der Akten der<br />

Grünen im Archiv Grünes Gedächtnis und weiterer Zeitzeugengespräche<br />

soll dieser Grundkonflikt vor allem auch in Hinblick auf die<br />

kommunistischen Versuche, ihn auszuschalten, analysiert werden, um<br />

weiteren Aufschluss über die Auswirkungen der Einflussversuche von<br />

SED und DKP auf die Grünen als Teil der Friedensbewegung zu erhalten,<br />

zumal diese Abgrenzungskonflikte dazu beitrugen, dass sich<br />

die Grünen als Partei konstituierten.


Wahlkampf<br />

1949 – 1976<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 66<br />

Mit der Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik<br />

1949–1976 zwischen Amerikanisierung und Demokratisierung befasst<br />

sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt, das von Prof. T.<br />

Mergel (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität Bochum)<br />

durchgeführt wird.<br />

Das Projekt untersucht die Bundeswahlkämpfe zwischen 1949 und<br />

1976 als Selbstbeschreibung des politischen Systems und als Ausdruck<br />

des Wandels politischer Mentalitäten. Von besonderem Interesse<br />

sind, wie sich Darstellung und Wahrnehmung von Politik änderten<br />

und wie die Kultur der politischen Werbung entstand, in der Politik<br />

als ein Markt begriffen werden konnte. Dabei wird Wahlkampf<br />

als Form der Interaktion des Politischen Systems mit seiner Umwelt<br />

und sich selbst verstanden. Der Wahlkampf dient mithin der Selbstvergewisserung<br />

der Akteure über den Stand des Gemeinwesens und<br />

ihre Rolle darin. In seinem Wandel zeigt sich nicht nur die Reaktion<br />

der Politik auf die Entwicklung hin zur Mediengesellschaft, sondern<br />

auch der Wandel der politischen Mentalitäten.<br />

Im Zentrum des Vorhabens steht der Zusammenhang von Amerikanisierung<br />

des Wahlkampfs und Demokratisierung der Gesellschaft.<br />

Unter „Amerikanisierung“ wird hier eine Veränderung der Kommunikationsstrategien<br />

des politischen Systems verstanden, die auf geplante,<br />

symbolisch konstituierte Identifikation zur Vermittlung des<br />

„Produkts“ setzen; darunter kann man die drei Prozesse der Professionalisierung,<br />

Personalisierung und Medialisierung verstehen.<br />

Im Rahmen des Projekts soll der These nachgegangen werden, dass<br />

die Amerikanisierung des Wahlkampfes im Grunde die innere Demokratisierung<br />

der bundesrepublikanischen Gesellschaft befördert<br />

hat: In dem Maße, in dem der Wahlkampf auf das Paradigma der<br />

Volkserziehung verzichtete, verlor die Politik ihr autoritäres Selbstbild<br />

und wuchs in eine dienende Rolle hinein. Diese Annahme gilt es<br />

im Sinne des Leitbegriffs der „Politischen Kommunikation“ sowohl<br />

im Hinblick auf die „Anbieter“, also die Politiker und Parteien, die<br />

um Unterstützung für ihre Politikkonzepte werben, als auch im Hinblick<br />

auf die „Nachfrager“, die Wähler, welche die Wahlkämpfe rezipieren<br />

und ihrerseits ihre Vorstellung einer „guten“ Politik artikulieren,<br />

zu überprüfen. Dabei knüpft das Forschungsvorhaben an ein<br />

Verständnis von „Symbolischer Politik“ an, wie es in der neueren Politikwissenschaft<br />

und modernen Kommunikationswissenschaft vertreten<br />

wird. Politische Kommunikation transportiert nach diesem<br />

Verständnis eine solche Vielzahl von Botschaften, dass diese ohne<br />

symbolische Verdichtung und Identitätskonstruktion durch Metaphern,<br />

Assoziationen und Bilder unverständlich, weil überkomplex<br />

blieben. Darüber hinaus seien moderne Gesellschaften so vielfältig<br />

differenziert, dass nur die Vergemeinschaftung über Symbole und<br />

Inszenierungen Loyalität herstellen könne. Insofern sei die Geschichte<br />

des Strukturwandels der Öffentlichkeit im 20. Jahrhundert<br />

keine Geschichte des Verfalls, sondern die eines neuen Verhältnisses<br />

von Medien und Gesellschaft.


67<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. R. Spree (Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,<br />

Universität München) für das Projekt „Ein Human<br />

Development Index für Deutschland. Die Entwicklung des Lebensstandards<br />

von 1920 bis 1960“ Fördermittel zur Verfügung.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Entwicklung des Lebensstandards<br />

breiter Bevölkerungsschichten in Deutschland zwischen<br />

1920 und 1960, vor allem während der NS-Zeit, und die Ursachen für<br />

Trends und regionale Unterschiede zu analysieren.<br />

Als Referenzmaß wird der Human Development Index (HDI) verwendet,<br />

den das „Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNDP)“ seit 1990 regelmäßig veröffentlicht und verbessert. Er enthält<br />

üblicherweise drei gleichgewichtige Komponenten: langes Leben<br />

(gemessen durch Lebenserwartung bei der Geburt), Bildung (gemessen<br />

als gewichteter Durchschnitt von Erwachsenenalphabetenrate<br />

und Schulbesuchsrate im primären, sekundären und tertiären<br />

Bildungssektor) und Zugang zu Ressourcen (gemessen als reales<br />

Bruttosozialprodukt [BSP] pro Kopf). Neben dem HDI wird der sogenannte<br />

GDI (Gender-related Development Index) eingesetzt, der die<br />

HDI-Werte um das Ausmaß der Ungleichheit zwischen Männern und<br />

Frauen korrigiert.<br />

Außerdem soll ein auf die spezifischen Verhältnisse in Deutschland<br />

während des Untersuchungszeitraumes zugeschnittener eigener Development<br />

Index konstruiert und evaluiert werden, um die regionalen<br />

Disparitäten regionaler Wohlfahrtsentwicklung vollständiger zu<br />

erfassen. Dieser Index wird voraussichtlich folgende Variablen beinhalten:<br />

Bruttoschulbesuchsraten im primären und sekundären Bildungssektor,<br />

Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit, Lebenserwartung<br />

ab dem fünften Lebensjahr, Morbiditätsraten, Einkommen,<br />

Arbeitslosigkeit und Arbeitszeit.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung der<br />

Abweichungen der ökonomischen und gesundheitlichen Entwicklung<br />

während der Weltwirtschaftskrise und in den ersten Jahren des<br />

„Dritten Reiches“. So stieg z. B. das reale BSP pro Kopf zwischen<br />

1933 und 1936 um 33,5 Prozent, gleichzeitig erhöhte sich auch die<br />

Sterblichkeit der Kinder zwischen ein und fünf Jahren um 13 Prozent.<br />

Die Sterbehäufigkeit junger Männer zwischen 20 und 25 Jahren<br />

stieg von 1933 bis 1937 sogar um 18 Prozent. Die Erforschung der<br />

Ursachen dieser Disparitäten soll einen Beitrag leisten zum tieferen<br />

Verständnis des Zusammenhangs von wirtschaftlicher Entwicklung<br />

und Veränderungen im Lebensstandard. Schließlich ist es vorgesehen,<br />

die nationalen und auch regional disaggregierten Forschungsergebnisse<br />

durch einen Vergleich mit der Wohlfahrtsentwicklung in<br />

England und Schweden zu ergänzen, um so die deutsche Entwicklung<br />

während des Untersuchungszeitraumes im erweiterten europäischen<br />

Kontext zu verorten.<br />

Das Projekt basiert auf der Auswertung statistischer Materialien<br />

(Veröffentlichungsreihen des Statistischen Reichs- und Bundesamtes<br />

Human<br />

Development<br />

Index


China<br />

Neusprachen-<br />

Unterricht<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 68<br />

sowie der Ämter der Länder; Schul- und Hochschulstatistik). Ergänzende<br />

Quellen stellen u. a. das Reichs- bzw. Bundesgesundheitsblatt,<br />

die Geschäftsberichte der Landesversicherungsanstalten oder das<br />

Reichsarbeitsblatt dar. Die Ergebnisse sollen in einer Datenbank aufbereitet<br />

und im Internet präsentiert werden.<br />

„Die Frühphase der Entstehung des Neusprachen-Unterrichts in<br />

China – ein Beitrag zum transkulturellen Vergleich der Entstehung<br />

der Geisteswissenschaften“ ist ein Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong><br />

unterstützten Forschungsvorhabens von Prof. M. Lackner, Institut für<br />

Außereuropäische Sprachen und Kulturen, Universität Erlangen.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die frühe Phase der Konstitution<br />

des Neusprachen-Unterrichts im spätkaiserlichen China (1860 bis ca.<br />

1895) zu untersuchen. Das Projekt versteht sich als ein für komparative<br />

Zwecke geeigneter Beitrag zur Erforschung der Konstitution der<br />

Neusprachen als akademische Disziplin(en) und zur Transferforschung<br />

im Bereich der Wissenschaftsgeschichte.<br />

Fremdsprachenunterricht, den das spätkaiserzeitliche China vor der<br />

Modernisierung kannte, war der des Mandschurischen und des Russischen.<br />

Als Neusprachen kamen Ende des 19. Jahrhunderts das<br />

Englische, Französische, Deutsche und Japanische hinzu. Wie in<br />

Europa wurden auch in China die Neusprachen aufgrund des hohen<br />

Status der klassischen Bildung zunächst als ununterschiedene Einheit<br />

wahrgenommen. Man differenzierte lediglich nach räumlichen<br />

Kategorien zwischen der Sprache des „Ostens“ (Japanisch) und den<br />

Sprachen des „Westens“ (überseeische Sprachen). Im Unterschied<br />

zu Sprachen, die auf eine explizite Grammatiktradition zurückblicken<br />

konnten, verfügte in China in der frühen Phase der Entstehung<br />

des Neusprachen-Unterrichts niemand über Erfahrungen linguistischer<br />

Durchdringung des „Alten“ und „Neuen“. Durch die<br />

Verknüpfung ausländischer Sprachen mit einem naturkundlichen<br />

Fächerkanon, den man im Grunde als den Kanon des Westens<br />

schlechthin verstand, wurden die in der Entstehung begriffenen Disziplinen<br />

zunehmend ihrer Eigenständigkeit beraubt und nahmen<br />

Dienstfunktionen von Hilfswissenschaften ein. Außerdem wurde die<br />

Auseinandersetzung mit dem Für und Wider von Neusprachen-Unterricht<br />

häufig von utilitaristischen Versuchen bestimmt, die Vermittlung<br />

der neuen Sprachen auf die Ebene rein „technischer“ Beherrschung<br />

zu reduzieren und die kulturellen Inhalte, die von diesen<br />

Sprachen transportiert werden, nach Möglichkeit außer Acht zu lassen,<br />

vermutlich damit das „Eigene“ nicht durch den Zusammenstoß<br />

mit dem „Anderen“ kontaminiert würde.<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll in erster Linie den Bedingungen<br />

und Formen staatlicher Institutionalisierung, den Fragen der<br />

zeitgenössischen Didaktik und Methodik des Fremd- bzw. Neusprachen-Unterrichts<br />

und den Karrieren von Lehrenden und Absolventen,<br />

insofern sie für die Geschichte der Konstitution des Fremd- und<br />

Neusprachen-Unterrichts bedeutsam sind, nachgegangen werden.


69<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Als Arbeitsgrundlage dienen hauptsächlich die Curricula ausgewählter<br />

Einrichtungen (u. a. Pekinger Tongwenguan; Shanghaier<br />

Guangfangyanguan; Pekinger Übersetzerschule), Lehrwerke und<br />

Unterrichtsmaterialien sowie Archivmaterial, biographische und autobiographische<br />

Quellen.<br />

Mittlerweile wurde Literatur in folgenden Bereichen ausgewertet:<br />

Tagebücher von wichtigen Beteiligten, Grammatikbücher und Lexika,<br />

Archivmaterial einiger für die Frühphase des Fremdsprachenunterrichts<br />

bedeutsamer Institutionen sowie frühe Curricula und<br />

Lehrwerke. Der Akzent in der gegenwärtigen Phase der Untersuchung<br />

liegt erstens auf den Methoden der Fremdsprachendidaktik,<br />

die besonders interessant sind, weil im traditionellen China die stilistischen<br />

und rhetorischen Standards der eigenen Sprache lediglich<br />

anhand memorierbarer repräsentativer Beispieltexte (und nicht<br />

durch eine explizite Grammatik) erlernt wurden. Zum anderen werden<br />

Biographien von Absolventen und Dozenten untersucht, weil<br />

diese über den sich wandelnden Status des Erlernens von Fremdsprachen<br />

Auskunft geben.<br />

„Die Geschichte der Albertus-Universität Königsberg/Pr. von 1918<br />

bis 1945“ ist Thema eines von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />

Projektes, dem sich an der Universität Leipzig Prof. K. Chr. Köhnke<br />

(Institut für Kulturwissenschaften) und Prof. em. K. Gründer widmen.<br />

Die Arbeit an der Gesamtdarstellung der letzten drei Jahrzehnte Königsberger<br />

Universitätsgeschichte konzentrierte sich bislang auf die<br />

Entwicklung während der „Krisenjahre“ der Weimarer Republik von<br />

1918 bis 1923. Zunächst erforderte jedoch der Erste Weltkrieg stärkere<br />

Beachtung, da er für die Albertina eine schärfere Zäsur darstellte<br />

als für andere deutsche Hochschulen. Denn trotz der 1908 erfolgten<br />

Ernennung Kronprinz Wilhelms zum rector perpetuus, die<br />

eine privilegierte Stellung unter Preußens Universitäten anzuzeigen<br />

schien, ist bis 1914 keine besondere Förderung erkennbar. Im Gegenteil:<br />

Man beklagte eine Vernachlässigung, die als kulturpolitische<br />

Variante jenes Systems begrenzter Aushilfen empfunden<br />

wurde, mit dem die Regierung seit 1890 den Problemen der von Abwanderung<br />

geprägten ostpreußischen Wirtschafts- und Sozialstruktur<br />

begegnete. Erst der Wiederaufbau der durch die russische Invasion<br />

1914/15 in Mitleidenschaft gezogenen Provinz erwies sich als<br />

hochschulpolitischer Treibsatz. Das 1916 zur Unterstützung des Wiederaufbaus<br />

gegründete Institut für ostdeutsche Wirtschaft (IOW)<br />

wurde zum Kristallisationspunkt interdisziplinärer, praxisorientierter<br />

Forschung. Angeregt durch C. H. Beckers „Denkschrift über die Förderung<br />

der Auslandsstudien“ (1917) zwecks „Politisierung“ der akademischen<br />

Ausbildung, wurde das IOW zum Zentrum der auf den<br />

„slavischen Kulturkreis“ gerichteten Auslandsstudien. 1917/18 begann<br />

damit jene Vernetzung von Wissenschaft und auswärtiger Kulturpolitik,<br />

die bis 1933 die Identität der Albertina als „Grenzlanduniversität“<br />

formte.<br />

Albertus-<br />

Universität<br />

Königsberg/Pr.


Bilãd<br />

al-Shãm<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 70<br />

Das weltanschaulich-politische Profil der Dozentenschaft ließ sich<br />

ferner anhand sämtlicher Berufungsentscheidungen zwischen 1915<br />

und 1923, der Kriegspublizistik, des Engagements in den Revolutionsmonaten,<br />

der Reaktionen auf den Versailler Vertrag (mehrere<br />

Königsberger Dozenten waren Mitglieder der deutschen Friedensdelegation)<br />

sowie anhand des Verhaltens während des „Kapp-Putsches“<br />

erfassen, der zu einer Neuregelung der Stellung des Universitätskurators<br />

führte. Als wertvoller Quellenfund erwies sich die Zeitschrift<br />

„Der geistige Arbeiter“, die 1919 erste Deutungen der deutschen<br />

und der russischen Revolution dokumentiert. Ähnlich ergiebig<br />

ist das seit 1920 von Königsberger Beiträgen und Herausgebern geprägte<br />

„Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie“, das 1924/25<br />

eine umfangreiche vorläufige Bilanz zu Lenins Experiment publizierte:<br />

„Der Staat, das Recht und die Wirtschaft des Bolschewismus“.<br />

Noch nicht abgeschlossen ist die Auswertung Königsberger Tageszeitungen<br />

zwischen 1917 und 1923. Das bisher aus einer lückenhaften<br />

Überlieferung zutage geförderte Material belegt jedoch, dass für<br />

die angestrebte Mikroanalyse regionaler Verklammerung von Politik<br />

und Wissenschaft auf eine Fortsetzung dieser zeitaufwendigen Spurensicherung<br />

nicht zu verzichten ist.<br />

Folgende Publikation ist erschienen:<br />

Von der Grenzland-Universität zum Zentrum der nationalsozialistischen<br />

„Neuordnung des Ostraums“? Aspekte der Königsberger<br />

Universitätsgeschichte im Dritten Reich. – In: Jahrbuch für die<br />

Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands: Zeitschrift für vergleichende<br />

und preußische Landesgeschichte. Bd. 46. <strong>2000</strong>. München<br />

<strong>2001</strong>. S. 233–269.<br />

Für die Studie von Prof. T. Philipp (Sektion Politik- und Zeitgeschichte<br />

des Nahen Ostens, Universität Erlangen) „Visionen einer<br />

neuen Gesellschaftsordnung in Bilãd al-Shãm“ stellte die <strong>Stiftung</strong><br />

Fördermittel zur Verfügung.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die arabische intellektuelle<br />

Renaissance des Neunzehnten Jahrhunderts, die al-Nahda, wie<br />

sie sich unter den gesellschaftlichen, kulturellen und räumlichen Bedingungen<br />

in den syrischen Provinzen des Osmanischen Reiches<br />

(Bilãd al-Shãm) ausgebildet hat. Die Nahdaforschung nimmt in der<br />

Geschichtsschreibung des modernen Nahen Ostens eine zentrale<br />

Rolle ein. So wird die Nahda als Ursprung für den Säkularismus,<br />

Liberalismus und Nationalismus des Zwanzigsten Jahrhunderts angesehen.<br />

Ebenso führt man den Islamismus als authentizitätssuchende<br />

Geistesströmung auf die arabische Renaissance zurück.<br />

Das Osmanische Reich befand sich im vorletzten Jahrhundert in einer<br />

Dauerkrise. Die Gefahr einer Eroberung durch ausländische<br />

Mächte verschärfte sich noch durch das Entstehen des Nationalbewusstseins<br />

der unter osmanischer Herrschaft stehenden Völker. Die<br />

nichttürkischen Völker des Reiches forderten ihre Unabhängigkeit<br />

und erhielten sie auch nach und nach. Die osmanischen Herrscher


71<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

führten daraufhin Reformen durch (1839–1878), die unter dem Namen<br />

„Tansimat“ (türkisch: „Umorganisation“) bekannt wurden. Umfangreiche<br />

Bauvorhaben zur Modernisierung der Infrastruktur des<br />

Reiches wurden in Angriff genommen, neue Städte, Straßen, Eisenbahnen<br />

und Telegraphenlinien entstanden. Die Dekrete von 1839<br />

und 1856, die den osmanischen Staat dazu verpflichteten, Leben,<br />

Freiheit, Toleranz und Sicherheit zu garantieren, initiierten auch einen<br />

öffentlichen Diskurs über das Verhältnis von Individuum und<br />

Staat.<br />

Vor diesem Hintergrund entwickelten nach dem Bürgerkrieg im Libanongebirge<br />

und in Damaskus (1860) zahlreiche Intellektuelle<br />

(Muslime wie Christen) in der Levante und den syrischen Gebieten<br />

des Osmanischen Reiches neue soziologische Konzeptionen einer<br />

harmonischen, säkularen, zukunftsgerechten Gesellschaft, die sich<br />

gegen die negative Wahrnehmung fragmentierter konfessioneller<br />

Gemeinschaften absetzten. Der Diskurs der „Renaissance“ orientierte<br />

sich dabei an einem modernistischen Kulturbegriff, der sich in<br />

erster Linie mit der neuen Urbanität identifizierte. Die Stadt galt als<br />

Inbegriff der modernen Welt und als Manifestation eines neuen, besseren<br />

Zeitalters. Diese Art eines lokal-universellen Epochalismus<br />

diente den neuen intellektuellen Eliten in Istanbul, Damaskus, Beirut<br />

und Cairo zur Formulierung reformerischer und säkularer Gesellschaftsvisionen.<br />

Damit kreierte dieser Diskurs aber auch neue Formen der gesellschaftlichen<br />

Marginalisierung derer, die – in den Augen der literarisch-gesellschaftlichen<br />

Avantgarde – sich der unausweichlichen<br />

Modernisierung widersetzen und dadurch das ideelle Projekt der<br />

„Auto-Emanzipation“ gefährdeten. Der Kulturbegriff der osmanischarabischen<br />

Intellektuellen im Neunzehnten Jahrhundert war<br />

zunächst elitär-progressiv in seiner Abgrenzung vom lokalen Klerus<br />

und von den Feudalstrukturen, ohne allerdings von einer allgemeinen<br />

Befreiungsideologie geleitet zu werden. Die Gedanken waren<br />

vielmehr von der Suche nach einer neuen gesellschaftlichen Moral<br />

geprägt, die eine Alternative zur alten, auf Pietät und konfessionelle<br />

Loyalität basierende Gesellschaftsordnung darstellen sollte.<br />

Ziel des Vorhabens ist es, die bisher in der Historiographie des Neunzehnten<br />

Jahrhunderts dominierenden Perspektiven, entweder Verwestlichung<br />

oder (Proto-) Nationalismen als bedeutungsvolle Antriebsfedern<br />

des arabischen Geisteslebens anzusehen, zu relativieren,<br />

die kulturgeschichtliche und soziologische Dimension der arabischen<br />

Nahda aufzuhellen sowie die Einbettung in das moderne arabische<br />

(und im weiteren Sinne osmanische) Denken systematisch zu<br />

untersuchen.<br />

Dabei soll u. a. geklärt werden<br />

– inwieweit der geistige Transformationsprozess während der<br />

Nahda als Reaktion auf die traumatischen Erlebnisse des Bürgerkrieges<br />

im Libanongebirge und in Damaskus 1860 zu beziehen ist,


Geschlecht<br />

und Macht<br />

Afrika<br />

Semitistik,<br />

Arabistik<br />

und Islamwissenschaft<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 72<br />

– in welchem Verhältnis die alternativen Visionen der Intellektuellen<br />

zu der osmanischen Gesellschafts- und Staatsordnung stehen,<br />

– in welcher Weise die Stadtentwicklung in Bilãd al-Shãm von der<br />

Vorstellungskraft der kulturellen und literarischen Elite getragen<br />

wird,<br />

– in welchen Formen sich die Intellektuellen untereinander organisieren<br />

und inwieweit sie in ihre Umgebung integriert sind.<br />

Prof. A. Wirz, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität<br />

zu Berlin, wurden Fördermittel bewilligt für das<br />

Projekt „Das Alltägliche der Hohen Politik. Geschlecht und Macht im<br />

ländlichen Afrika im 19. und 20. Jahrhundert“.<br />

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die politische Sphäre mit Hilfe eines<br />

geschlechtsspezifischen Ansatzes differenziert empirisch darzustellen<br />

sowie die theoretische Relevanz für die Machttheorie aufzuzeigen.<br />

Die Untersuchung konzentriert sich auf die ländlichen Gesellschaften<br />

in Tanzania, Zimbabwe und Zambia für die Zeit vom<br />

19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre des 20. Jahrhunderts.<br />

Ausgehend von politischen bzw. politisch bedeutsamen Frauenrollen<br />

(wie „chieftainess“, Königinmutter, Geistmedium, Priesterin) soll<br />

durch einen geschlechtsspezifischen Forschungsansatz politische<br />

Autorität im Sinne der historischen Anthropologie als Prozess und<br />

Praxis neu beleuchtet werden.<br />

Diese Herangehensweise an die Fragestellung bezieht sich auf John<br />

Lonsdales Theorem des politischen Tribalismus und der moralischen<br />

Ethnizität (1992, 1993). Damit soll ein Beitrag zu den wichtigen Debatten<br />

in der afrikanischen Geschichtsschreibung geleistet werden:<br />

zur Frauen- und Geschlechtergeschichte, zur Geschichte von Machtverhältnissen<br />

und zur vergleichenden Kolonialismusforschung.<br />

Für die Kolonialzeit soll der These nachgegangen werden, dass –<br />

trotz neuer Möglichkeiten für Frauen im ökonomischen und sozialen<br />

Bereich – eine Folge der Entstehung des politischen Tribalismus die<br />

Marginalisierung von Frauen in der politischen Sphäre war. Für alle<br />

drei Fallbeispiele sollen die umfangreiche Sekundärliteratur, Reiseberichte,<br />

Lebenserinnerungen und Missionsquellen aufgearbeitet<br />

werden (Staatsbibliotheken Berlin, Herrnhuter Brüdergemeinde/<br />

Herrnhut, Benediktiner Archiv/St. Ottilien, Universitätsbibliotheken<br />

Dar es Salaam und Northwestern/Evanston sowie Rhodes House Library/Oxford<br />

und School of Oriental and African Studies Manuscript<br />

Section/London). Diese schriftlichen Quellen sollen ergänzt werden<br />

durch Feldforschung (Interviews, teilnehmende Beobachtung). Tanzania<br />

wird das wichtigste Fallbeispiel der Studie sein.<br />

Prof. S. Leder (Institut für Orientalistik, Universität Halle-Wittenberg)<br />

wurden für das Projekt „Die Semitistik, Arabistik und Islamwissenschaft<br />

im Spiegel der Korrespondenz ihrer Fachvertreter – Wissenschaftskonzepte,<br />

Organisationsfragen und Selbstverständis in der er-


73<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

sten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ abschließend Mittel gewährt. Über<br />

das Projekt wurde zuletzt im Jahresbericht 1997/98 (S. 76 f.) berichtet.<br />

Hauptanliegen des Forschungsvorhabens ist es, die Entwicklung der<br />

Semitistik, Arabistik und Islamwissenschaft und die Ausbildung unterschiedlicher<br />

Fachorientierungen im Zusammenhang von Selbstverständnis,<br />

Anwendungsfeldern, Materialerschließung und übergreifenden<br />

geistesgeschichtlichen Entwicklungen zu erfassen.<br />

Die Disziplinen, die sich mit dem Vorderen Orient befassen, haben in<br />

der europäischen Wissenschafts- und Geistesgeschichte eine lange<br />

Tradition. Sie stehen historisch und systematisch in enger Beziehung<br />

zueinander und haben im Verlauf ihrer Entwicklung unterschiedliche<br />

Gewichtungen und Ausrichtungen erfahren.<br />

Insbesondere während des Wilhelminischen Kaiserreiches, das gegen<br />

Ende des 19. Jahrhunderts seine Beziehungen zum Osmanischen<br />

Reich auf allen Gebieten intensivierte und in anderen Regionen<br />

Kolonialbesitz erwarb, erhielten die semitischen Sprachen, die<br />

für den Vorderen Orient relevant waren, einen neuen Stellenwert im<br />

Universitäten-Bildungsangebot. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

wurden an vielen Universitäten orientalische Seminare eingerichtet,<br />

um den Unterricht für Studenten systematischer zu organisieren und<br />

die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Begleitung der überseeischen<br />

Kontakte zu erweitern. Nach dem Verlust der überseeischen<br />

Territorien und der Einschränkung von Kooperationsmöglichkeiten<br />

und Aufenthalten im Orient nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte<br />

eine Reakademisierung des Faches und eine Rückbesinnung<br />

auf den Beitrag dieser Studien für die europäische Identitätsfindung.<br />

Die Weltwirtschaftskrise, die Entlassung diskriminierter Gelehrter<br />

während der NS-Zeit sowie die Erfordernisse der Kriegszeit zogen<br />

schließlich erhebliche Beschneidungen des Lehr- und Forschungsbetriebes<br />

nach sich und führten zu einem erneuten Paradigmenwechsel<br />

in der Orientforschung.<br />

Die Forschungsarbeiten basieren auf der Auswertung von Gelehrtennachlässen.<br />

Es soll untersucht werden, wie die Fachvertreter ihre<br />

wissenschaftliche Tätigkeit wahrnahmen und auf Veränderungen<br />

der Rahmenbedingungen reagierten. Insbesondere soll der Frage<br />

nachgegangen werden, welche Auswirkungen der Verlust der überseeischen<br />

Territorien nach dem Ersten Weltkrieg auf die Konzeption<br />

und Schwerpunktsetzung der Orientalistik hatte und welche Veränderungen<br />

des hermeneutischen Horizonts in der Semitistik, die noch<br />

zur Jahrhundertwende alle vorderasiatischen Sprachen sowie die islamische<br />

und jüdische Religion umfasste, auszumachen sind. Ziel ist<br />

es, die Überlegungen der Wissenschaftler zu Voraussetzungen und<br />

Möglichkeiten einer sachlichen und sachgerechten Betrachtung der<br />

vorderasiatischen und nordafrikanischen Länder, des Islam als Religion<br />

und als Kultur sowie der Geschichte der Literaturen und Völker<br />

in dieser Region zu untersuchen und die Genese des deutschen<br />

„Sonderweges“ in der Orientforschung zu beschreiben.


Ch. Dufay<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 74<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt PD Dr. F. Steinle (Max-Planck-Institut für<br />

Wissenschaftsgeschichte, Berlin) bei dem Forschungsvorhaben „Erkennen<br />

durch Handeln: Begriffsbildung, Experiment und die Entdeckung<br />

der zwei Elektrizitäten durch Charles Dufay“.<br />

Eine der folgenreichsten Schritte in der Geschichte der Elektrizitätsforschung<br />

war die Einführung des Konzeptes von zwei Elektrizitäten,<br />

die sich gegenseitig anziehen und untereinander abstoßen, durch<br />

den französischen Wissenschaftler und Direktor des Pariser Botanischen<br />

Gartens Charles Dufay (1698–1739).<br />

Als Dufay sich in den frühen 1730er der Elektrizität zuwandte, befand<br />

sich das Feld in einem unübersichtlichen Zustand. Die Elektrizitätsforschung<br />

war keinesfalls etabliert; die experimentellen Resultate<br />

waren außerordentlich variabel; zugleich gab es eine Reihe<br />

theoretischer Spekulationen, in denen die Wirkungsweise eines<br />

elektrischen Effluviums oder Spiritus in unterschiedlicher Weise vorgestellt<br />

wurde, von Strömungen über Atmosphären bis hin zu Mechanismen<br />

der Mitführung durch die Kraft des Vakuums oder der<br />

Luft. Dufay wurde durch Arbeiten englischer Forscher auf die Elektrizität<br />

aufmerksam und widmete sich bis zu seinem Tod diesem experimentellen<br />

Forschungsfeld. Dabei war Dufays Arbeit von Anfang<br />

an offensichtlich nicht in erster Linie darauf angelegt, eine mikroskopische<br />

Theorie darüber zu entwickeln, was denn Elektrizität sei. Ihm<br />

ging es vielmehr darum, das Feld der verwirrend vielfältigen elektrischen<br />

Erscheinungen neu zu ordnen und ein übergreifendes Konzept<br />

zu entwickeln, das dazu dienen sollte, Regularitäten über teilweise<br />

schon bekannte Effekte allgemeiner und überschaubarer zu formulieren.<br />

Nach der Jahrhundertmitte bildete die Lehre von den zwei<br />

Elektrizitäten das nicht mehr in Frage gestellte Fundament allen Experimentierens<br />

und Theoretisierens auf diesem Felde.<br />

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Untersuchung von<br />

Dufays Arbeiten, insbesondere seiner Experimentierweise und der<br />

Gründe, die ihn schließlich zum Einführen neuer Grundbegriffe führten.<br />

Für die Rekonstruktion von Dufays Arbeitsweise werden seine Experimente,<br />

konzeptionellen Schritte, Aktivitäten zur Kommunikation<br />

und deren Rückwirkung in chronologischer Folge über die fünf Jahre<br />

seiner Arbeiten hinweg beschrieben.<br />

In einem zweiten Hauptteil soll untersucht werden, wie diese Begriffe<br />

von anderen rezipiert wurden, aus welchen Gründen sie auf<br />

Ablehnung oder Zustimmung stießen und sich schließlich breit etablierten.<br />

Die Untersuchung wird die Periode zwischen 1734 und ca.<br />

1750 umfassen, also von Dufays Präsentation des Konzeptes der beiden<br />

Elektrizitäten bis zu seiner weitgehenden Etablierung unter den<br />

Elektrizitätsforschern Europas (u. a. Nollet, Gray, Freke, Schilling,<br />

auch Benjamin Franklin). Als Quellen werden die Forschungsveröffentlichungen<br />

der Periode sowie auch Lehrbücher, Abrisse der Epo-


75<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

che, Beschreibungen von Instrumenten und Archivmaterialien herangezogen.<br />

In einem dritten Schwerpunkt geht es um die erkenntnistheoretische<br />

Frage nach der Möglichkeit und den Charakteristika des Formens<br />

und Stabilisierens von Begriffen im Kontext experimentellen Handelns.<br />

Dabei soll die Validität des von PD Dr. Steinle in seinen Studien<br />

zur Forschungspraxis von Ampère und Faraday entwickelten<br />

Modells des „explorativen Experimentieren“, das den Zusammenhang<br />

von Begriffsbildung und Experiment beschreibt, an der Arbeitsweise<br />

Dufays überprüft werden.<br />

Prof. C.–L. Holtfrerich und Prof. H. Ickstadt (John F. Kennedy-Institut<br />

für Nordamerikastudien, FU Berlin) erhalten von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />

für das Projekt „Ezra Pounds ökonomische Korrespondenz<br />

(1933 bis 1945). Kommentierte Ausgabe“.<br />

Ezra Pound war einer der experimentierfreudigsten Vertreter der<br />

amerikanischen Dichtung und ein unermüdlicher Förderer von<br />

Schriftstellern und Künstlern seiner Zeit. Sein Studium der Ökonomie<br />

hatte sowohl eine tiefgreifende Veränderung seiner poetischen<br />

Strategien als auch der politischen Ideologie seines Hauptwerkes<br />

„The Cantos“ zur Folge. Diese ökonomische Wende wurde aber von<br />

seinen literarischen Freunden als eine bedauernswerte Missachtung<br />

seiner wahren Talente angesehen und folglich nicht genug geschätzt.<br />

In seiner Korrespondenz mit T. S. Eliot oder Wyndham Lewis<br />

versuchte Pound sie für Wirtschaftslehre und Sozialkredit zu begeistern<br />

– ohne Erfolg. Diese Haltung wurde auch von einer großen Anzahl<br />

von Pound-Kritikern übernommen. Die meisten von ihnen befassten<br />

sich ausschließlich mit den poetischen, mythischen und literarischen<br />

Aspekten in Pounds Dichtung.<br />

Das Projekt soll der Forschung die ökonomische Korrespondenz zur<br />

Verfügung stellen und damit auch die wissenschaftliche Basis für ein<br />

neues Verständnis der Poundschen Verbindung von Literatur und<br />

Ökonomie.<br />

Ziel ist die Herausgabe einer kommentierten Auswahl von Briefen<br />

aus dem umfangreichen Briefwechsel Ezra Pounds zu Fragen der<br />

Ökonomie. Obwohl in erster Linie als wichtiger modernistischer<br />

Dichter bekannt, war Pound ein Kenner der verschiedenen Wirtschaftstheorien<br />

seiner Zeit und ein Befürworter radikaler ökonomischer<br />

Reformen, insbesondere im Finanzwesen der Industrienationen.<br />

Anfänglich ein Anhänger von C. H. Douglas und seiner Theorie<br />

des Sozialkredits, dehnte Pound im Laufe der dreißiger Jahre sein Interessengebiet<br />

auf andere alternative Reformprojekte aus. Zugleich<br />

korrespondierte er mit einem breiten Spektrum von Wirtschaftsreformern<br />

der dreißiger Jahre: mit C. H. Douglas, mit Radikalen aus Silvio<br />

Gesells und Joseph Proudhons Gefolgschaft, sowie mit Theoretikern<br />

der neoklassischen Ökonomie und des faschistischen Korporatismus.<br />

In diesem vielfältigen Briefwechsel kann man nicht nur das Gegeneinander<br />

verschiedener Wirtschaftstheorien beobachten, sondern<br />

Ezra Pound


Simon-Dubnow-<br />

Vorlesung<br />

Historia<br />

Scientiarum<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 76<br />

auch die konkrete historische Situation in den unterschiedlichen politischen<br />

Lagern Europas und Amerikas. Da dieser Briefwechsel sehr<br />

umfangreich ist, wird das Projekt zeitlich eingegrenzt auf die Jahre<br />

1933 bis 1945 und intendiert eine Auswahl der Briefe in chronologischer<br />

Reihenfolge. Es soll eine kommentierte Ausgabe der wichtigsten<br />

Briefe Pounds zur Ökonomie erstellt werden mit sowohl einer<br />

einleitenden Studie als auch einem historischen und textkritischen<br />

Anmerkungsapparat zu verschiedenen Aspekten dieser Briefe. Darüber<br />

hinaus soll auch die Relevanz alternativer Ansätze der Wirtschaftslehre<br />

herausgearbeitet werden, sowohl für die Kulturgeschichte<br />

der dreißiger Jahre als auch für die Gegenwart.<br />

Im Berichtszeitraum wurde die „Simon-Dubnow-Vorlesung in Kooperation<br />

mit der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>, <strong>2000</strong> bis 2004 an der Universität<br />

Leipzig“ eingerichtet. Verantwortlich für die Durchführung der Vorlesungsreihe<br />

ist Prof. D. Diner (Simon-Dubnow-Institut, Universität<br />

Leipzig). Die Vorträge finden einmal pro Jahr statt.<br />

In der Nachfolge der abgeschlossenen <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen in Jerusalem<br />

(s. Jahresbericht 1997/98, S. 154 f.) widmet sich diese, gemeinsam<br />

mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig veranstaltete<br />

Vorlesungsreihe nicht ausschließlich dem Thema der deutschjüdischen<br />

Geschichte allein, sondern darüber hinaus auch der Erforschung<br />

der jüdischen Lebenswelten in Mittel- und Osteuropa. Das<br />

Interesse richtet sich dabei nicht nur auf die Bereiche jüdischer Geschichte<br />

und Kultur, sondern auch auf die der Migrations-, Wissenschafts-,<br />

Politik- und Geistesgeschichte. Die Vorlesungen sollen sowohl<br />

die akademische als auch die interessierte außerakademische<br />

Öffentlichkeit Leipzigs ansprechen und damit zur Entwicklung der<br />

intellektuellen Kultur der Stadt beitragen.<br />

Zum Auftakt der Reihe fand im November <strong>2000</strong> eine Vorlesung von<br />

Prof. P. Pulzer (All Souls College, Oxford) zum Thema „Einheit und<br />

Differenz – Zum Verhältnis von jüdischer und deutscher Geschichte“<br />

statt.<br />

Von vielen Autoren des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, die für die historisch<br />

orientierten Geisteswissenschaften eine Quellengrundlage<br />

darstellen, fehlen Gesamtausgaben oder größere Teilsammlungen.<br />

Bei der bekannten Bestandsstreuung im deutschen Bibliothekswesen<br />

ist die Benutzung des Œuvres eines solchen Autors in seiner Gesamtheit<br />

praktisch kaum möglich.<br />

Das Editionsprogramm der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> macht wichtige<br />

Werke der deutschen Wissenschaftsgeschichte neu zugänglich. Es<br />

erstreckt sich ebenso auf die Geisteswissenschaften wie auf die Naturwissenschaften.<br />

Es umfasst Werke, von denen es – trotz ihrer historischen<br />

Bedeutung und ihrer fortdauernden Wirkung – bislang<br />

weder moderne Ausgaben noch Nachdrucke gibt.<br />

Das gesamte Editionsprogramm wird Bibliotheken in Mittel- und<br />

Osteuropa in Form einer Bibliotheksbeihilfe zur Verfügung gestellt.


77<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Die Bände erscheinen seit Herbst 1996 in der Reihe „Historia Scientiarum<br />

– ein Editionsprogramm zur Geschichte der Wissenschaften in<br />

Deutschland“ (Hrsg. von Bernhard Fabian und Olaf Breidbach,<br />

Johannes Burckhardt, Knut Wolfgang Nörr, Bertram Schefold, Hans-<br />

Werner Schütt und Walter Sparn) im Olms Verlag Hildesheim.<br />

Archäologie; Altertumswissenschaft<br />

Die Erforschung alter, meist prähistorischer Kulturen hat weltweit<br />

zu einer dramatischen Expansion der Ausgrabungswissenschaften<br />

und zu einer Fülle neuer, oft hochspezialisierter Archäologien<br />

geführt. Dabei spielt die Zusammenarbeit zwischen Archäologen<br />

und Naturwissenschaftlern eine immer größere Rolle. Die <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> muss sich angesichts dieser Ausweitung der Forschungen<br />

auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Im Zentrum ihrer<br />

Förderung steht traditionsgemäß der Mittelmeerraum, wobei der<br />

Schwerpunkt bei den griechischen und italienischen Kulturen und<br />

deren Beziehungen zu den Nachbarn liegt. Archäologie wird dabei<br />

als eine historische Disziplin im Rahmen der klassischen Altertumswissenschaft<br />

verstanden.<br />

Es können alle Formen der archäologischen Forschung, seien sie<br />

mehr theoretischer oder praktischer Art, gefördert werden. Das Interesse<br />

der <strong>Stiftung</strong> ist jedoch weniger auf reine Materialvorlagen<br />

und Katalogarbeiten als vielmehr auf Projekte gerichtet, die klar definierte<br />

historische Fragestellung verfolgen, sich durch methodisch<br />

interessante Ansätze auszeichnen oder neue Techniken im Bereich<br />

der Ausgrabungen oder der Datenverarbeitung anwenden.<br />

Einen Vorrang genießen Arbeiten, die spezifische Eigenarten und<br />

Veränderungen einer Kultur in konkreten historischen Kontexten<br />

beschreiben und analysieren. Als besonders vielversprechend wird<br />

z. B. die Erforschung antiker Städte unter Beteiligung von Forschern<br />

unterschiedlicher Spezialkompetenz angesehen. Auch die traditionellen<br />

kunsthistorischen Ansätze können im Rahmen einer solchen<br />

integrierten Betrachtungsweise neue Bedeutung gewinnen: Als Projektion<br />

der Werte und Ideale einer Gesellschaft steht die Bilderwelt<br />

in einem ständigen Spannungsverhältnis zur Alltagswelt. Als besonders<br />

fruchtbar haben sich in letzter Zeit Studien erwiesen, die kulturvergleichend<br />

arbeiten und Phänomene der Akkulturation oder des<br />

Kulturverfalls thematisieren.<br />

Im Bereich der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie werden<br />

insbesondere Vorhaben gefördert, die methodisch oder sachlich<br />

interdisziplinären Charakter haben und sich gegebenenfalls mit den<br />

Fragestellungen der Archäologie verbinden lassen. Für die Geschichtswissenschaft<br />

sind dies vornehmlich Projekte aus den Bereichen<br />

der Religions-, Wirtschafts-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte,<br />

für die Philologie Untersuchungen von Texten im gleichen Fragehorizont.


Ostia<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 78<br />

Beachtung verdient dabei der Dialog der altertumswissenschaftlichen<br />

Disziplinen und Teildisziplinen untereinander mit dem Ziel,<br />

die Erfahrung ausdifferenzierter Methoden der Einzelfächer in integrative<br />

Ansätze einzubringen. Analoges gilt für die Alte Geschichte<br />

als Teil einer umfassenden Geschichtswissenschaft und für die Klassische<br />

Philologie als Sprach- und Literaturwissenschaft und in Relation<br />

zur Philosophie und zur antiken Wissenschaft.<br />

Schließlich sind Forschungsansätze zu begrüßen, die die Altertumswissenschaft<br />

insgesamt mit den anderen Kulturwissenschaften in Beziehung<br />

setzen.<br />

Für das Grabungsobjekt Ostia wurde Dr. M. Heinzelmann, Deutsches<br />

Archäologisches Institut, Rom, eine Sachbeihilfe bewilligt.<br />

Ostia, die antike Hafenstadt Roms, ist wie kaum eine andere antike<br />

Stadt geeignet, in wesentlichen Punkten Aufschluss über langfristige<br />

urbanistische Entwicklungen einer römischen Stadt von der späten<br />

Republik bis in das frühe Mittelalter zu vermitteln. Etwa ein Drittel<br />

des antiken Stadtareals wurde bereits durch ältere Grabungen freigelegt,<br />

das übrige noch unausgegrabene Gelände ist bis heute ungestört<br />

und frei von Bebauung geblieben. Gerade diesen noch nicht ergrabenen<br />

Bereichen widmet sich seit 1996 ein urbanistisches Forschungsprojekt<br />

des Deutschen Archäologischen Instituts Rom.<br />

In einem ersten Projektabschnitt wurden mittels einer Kombination<br />

von Luftbildanalysen und großflächigen geophysikalischen Prospektionen<br />

(Magnetometrie und Erdwiderstandsmessung) annähernd<br />

sämtliche noch nicht ausgegrabene Areale der Stadt systematisch<br />

analysiert, die jeweiligen Ergebnisse computertechnisch erfasst und<br />

zusammengeführt. Diese Verbindung beider Informationsquellen ermöglicht<br />

weitreichende Ergänzungen des aktuellen Stadtplans, wobei<br />

die Detailgenauigkeit in vielen Bereichen bis zur Erfassung einzelner<br />

Räume reicht.<br />

In einer zweiten Phase werden auf der Basis der Luftbild- und Prospektionsergebnisse<br />

an ausgewählten Gebäuden sowie urbanistisch<br />

relevanten Objekten gezielte stratigraphische Sondagen durchgeführt,<br />

um so zu den neuerstellten Plänen eine zeitliche Dimension zu<br />

gewinnen.<br />

Hauptziel ist ein besseres Verständnis der Topographie und der längerfristigen<br />

Entwicklungsprozesse der untersuchten Stadtviertel von<br />

der Frühzeit der Kolonie bis zur Aufgabe der Stadt im 8. Jh. n. Chr. In<br />

Zusammenarbeit mit der American Academy in Rome und mit Hilfe<br />

eines gut 30-köpfigen deutsch-italienisch-amerikanischen Teams<br />

konnten 1998 und 1999 eine größere Zahl Sondagen an unterschiedliche<br />

Stellen der Regio V durchgeführt werden. Untersucht wurden<br />

hier die konstantinische Bischofskirche mit Baptisterium und Vorgängerbauten,<br />

eine ungewöhnlich große domus flavischer Zeit, verschiedene<br />

Straßen, die spätrepublikanische Stadtmauer sowie das<br />

Stadttor der Via del Sabazeo. Hierbei ergaben sich teilweise gänzlich


79<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

neue Resultate insbesondere zur späten Siedlungsgeschichte Ostias,<br />

beispielsweise mit dem überraschenden Nachweis einer spätantiken<br />

Erneuerung der Stadtmauer.<br />

Die Kampagne <strong>2000</strong> galt hingegen der westlichen Regio III, wobei<br />

erstmals ein größeres Flusshafenbecken unmittelbar hinter der Tibermündung<br />

nachgewiesen werden konnte. Dieses scheint an der<br />

Ostseite von einem großen Baukomplex flankiert worden zu sein, der<br />

vermutlich mit den inschriftlich überlieferten navalia zu identifizieren<br />

ist. Soweit bislang erkenntlich, bestand der Bau aus einer Reihe<br />

Schiffshallen, die sich zum Hafenbecken bzw. zum Fluss öffneten<br />

über denen eine große Terrasse mit Tempel gelegen haben könnte.<br />

Weiterhin wurden mit Sondagen mehrere Horrea, ein Marktgebäude,<br />

eine spätantike Thermenanlage, eine zweite hochkaiserzeitliche<br />

domus, die Stadtmauer samt vorgelagerter extramuraler Bebauung,<br />

ein neuentdecktes Stadttor sowie die spätantike Stratigraphie<br />

zweier wichtiger Straßen untersucht. Nach einer weiteren Kampagne<br />

in der Region IV soll das Projekt abgeschlossen werden.<br />

Folgende Publikationen sind aus dem Projekt hervorgegangen:<br />

Bauer, F. A., et al.: Untersuchungen in den unausgegrabenen<br />

Bereichen Ostias. Vorbericht zur zweiten Grabungskampagne in<br />

der Regio V. – In: Römische Mitteilungen 107. <strong>2000</strong>.<br />

Bauer, F. A.; Heinzelmann, M.: L’église épiscopale d’Ostie. Katalog,<br />

Ausstellung. – Genf <strong>2001</strong>.<br />

Heinzelmann, M.; Martin, A.: Memoirs of the American Academy.<br />

<strong>2000</strong>.<br />

Heinzelmann, M.: Bauboom und urbanistische Defizite. Beobachtungen<br />

zur städtebaulichen Entwicklung Ostias in der hohen Kaiserzeit.<br />

– In: Acta Instituti Romani Finlandiae. <strong>2000</strong>.<br />

Heinzelmann, M.: Ostia. Studi urbanistici con prospezioni geofisiche<br />

e scavi stratigrafici. – In: Le attività archeologiche di Instituzioni<br />

Straniere in Italia, 1975–<strong>2000</strong>. Ministero die Beni culturali<br />

(ed.).<br />

Heinzelmann, M.: Ostia. Urbanistisches Forschungsprojekt in den<br />

unausgegrabenen Bereichen des Stadtgebietes. Vorbericht zur<br />

3. Grabungskampagne <strong>2000</strong>. – In: Römische Mitteilungen. 108.<br />

<strong>2001</strong>.<br />

Prof. H. v. Hesberg (Archäologisches Institut, Universität Köln) erhält<br />

für Die Aufnahme der Kryptoportikus in der Villa Domitians in Castel<br />

Gandolfo (Albanum) Förderungsmittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Villa Domitians – zwischen den Ortschaften Albano und Castel<br />

Gandolfo gelegen – war der wichtigste, z. T. als Residenz genutzte<br />

Landsitz des Kaisers. Den noch verbliebenen Baumkomplexen nach<br />

handelt es sich – nach der Villa Hadrians bei Tivoli – um die größte<br />

unter den bislang bekannten Kaiservillen. Die Bedeutung der An-<br />

Villa des<br />

Domitian


Extrurien<br />

Stadtgenese<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 80<br />

lage liegt in ihrer Monumentalität und prachtvollen Ausstattung. In<br />

ihr manifestierte sich nämlich ein neues Herrschaftskonzept, das in<br />

den Bauten des Palatin ihr Pendent besaß.<br />

Die Kryptoportikus bildete darin eine Art Rückgrat. Bei einer Länge<br />

von 300 m, 7,50 m Breite und 10 m Höhe stellt diese die größte, bisher<br />

fassbare unterirdische Hallenanlage der Antike dar. Die Interpretation<br />

dieses Kernstücks dieser Baulichkeit schwankt zwischen<br />

einem Verständnis als vestibülartigem Zugang, in dem Besucher auf<br />

die Salutatio oder Audienz warteten und als Locus Amoenus für den<br />

Villenbesucher.<br />

Trotz der seit der Renaissance stattfindenden vereinzelten Grabungen<br />

fehlen systematische Untersuchungen modernen Standards. Aus<br />

diesem Grunde sollen nun sorgfältige Grabungen, Vermessungen,<br />

fotogrammetrische Aufnahmen durchgeführt werden mit dem Ziel,<br />

den Befund zu dokumentieren, die Bauphasen zu rekonstruieren und<br />

die Anlage selbst und im Kontext der Villa darzustellen.<br />

Stadtgenese und urbanistische Entwicklung in Etrurien (mit Schwerpunkt<br />

auf dem Zeitraum vom 8. bis zur 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts<br />

v.Chr.) ist Thema einer von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Untersuchung<br />

von Prof. S. Steingräber (University Museum, University of Tokyo).<br />

In diesem Forschungsvorhaben soll die entscheidende Phase des<br />

Stadtwerdungsprozesses und der urbanistischen Entwicklung in Etrurien<br />

(Toskana) über drei Jahrhunderte nachgezeichnet und in einer<br />

Publikation dargestellt werden. Kontakte zu italienischen Fachkollegen<br />

sowie die Anbindung an das DAI in Rom sollen die Voraussetzung<br />

dafür bieten, bereits laufende Grabungen sowie naturwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse der jüngeren Forschung in die Recherchen<br />

einzubeziehen und im Kontext des eigenen Ansatzes zu analysieren.<br />

Dabei soll es vor allem um die Entstehung von öffentlich-politischen<br />

sowie sakralen und privaten Stadträumen gehen, die im<br />

Verhältnis zu Rom und zur griechischen Welt (Ionien, Unteritalien<br />

und Sizilien) zu bewerten sind.<br />

Dem historischen Einführungsteil, in dem es um Zielsetzung und<br />

Methoden des Forschungsvorhabens und um Forschungsgeschichte<br />

geht, soll sich ein Katalog anschließen, in dem sämtliche relevanten<br />

Siedlungsreste erfasst werden. Die dort gemachten Einzelbetrachtungen<br />

werden im folgenden kritischen Teil der Arbeit u. a. unter der<br />

Fragestellung zu bewerten sein, wann und wo sich unterschiedliche<br />

Zonen gemeinschaftlichen Zusammenlebens (öffentliche, sakrale<br />

und private Räume) herauskristallisiert haben und wie sie sich innerhalb<br />

der Siedlungsstruktur darstellen. Zu fragen wäre nach möglichen<br />

Gesetzmäßigkeiten in der Anordnung der funktionalen Bauten,<br />

zu denen auch Wirtschaftsgebäude zählen, und inwieweit sich aus<br />

diesen Gesetzmäßigkeiten eine einheitliche Stadtplanung ableiten<br />

lässt, die u. a. die Relevanz von Stadtmauern, Plätzen, Brunnen und<br />

Abwasserkanälen einzukalkulieren hatte. Darüber hinaus soll das<br />

Verhältnis von öffentlich-politischen Räumen in Abgrenzung zu pri-


81<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

vaten Wohnhäusern erörtert werden. Lassen sich die Bereiche vor allem<br />

in der Frühzeit Etruriens überhaupt trennen, und wie wurden die<br />

Sakralbauten visuell erkennbar gemacht? Die stets außerhalb der<br />

Siedlungen angelegten Nekropolen werden nur hinsichtlich ihrer<br />

Auswirkungen auf das Straßen- und Platzsystem der Städte Berücksichtigung<br />

finden. In einem dritten Teil geht es um die kulturhistorische<br />

Einbindung der urbanistischen Entwicklung Etruriens im mediterranen<br />

Kontext. Dabei soll es sowohl um die Beeinflussung (griechisch-orientalisch)<br />

und die Wirkungsgeschichte (Kolonialisierung)<br />

der etruskischen Kultur gehen als auch um das dynamische Beziehungsgeflecht<br />

zwischen den Bereichen „Stadt“ und „Land“. Als Abschluss<br />

der Untersuchung soll ein Ausblick auf die nacharchaische<br />

Zeit, die Phase der Romanisierung, gegeben werden. Auf der Grundlage<br />

der Ergebnisse soll eine Definition erarbeitet werden, was<br />

„Stadt“ in Etrurien bedeutet und ab wann und in welchen Fällen<br />

man davon sprechen kann.<br />

Der Dokumentation und Bauuntersuchung der Maxentius-Basilika<br />

sowie der Publikation der Forschungsergebnisse dienen Fördermittel<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>. Das Projekt wird seit 1998 von Prof. J.<br />

Cramer (Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege/Fachgebiet<br />

Baugeschichte und Stadtbaugeschichte, Technische<br />

Universität Berlin) durchgeführt.<br />

Die Maxentius-Basilika gehört zu den am besten erhaltenen Bauten<br />

des spätantiken Rom und beherrscht noch heute das östliche Forum<br />

Romanum. Sie wurde am Anfang des 4. Jahrhunderts unter den Kaisern<br />

Maxentius und Konstantin als Marktbasilika errichtet und<br />

zeichnete sich durch ihre zur Erbauungszeit einmaligen Dimensionen<br />

als politisch bedeutsamer Repräsentationsbau aus. Von dem<br />

größten überwölbten Raum der Antike zeugt heute noch das nördliche<br />

Seitenschiff mit seinen drei kassettierten Tonnengewölben.<br />

Obwohl das Bauwerk durch seine Dimensionen und seine Schlüsselposition<br />

zwischen Spätantike und Frühem Christentum eine<br />

Sonderstellung in Archäologie und Baugeschichte einnimmt, standen<br />

sowohl die Baudokumentation des aktuellen Zustands als auch<br />

eine umfassende Bauuntersuchung der Gesamtanlage bislang noch<br />

aus.<br />

Das Projekt zeigt, dass eine Vorgehensweise, bei der photogrammetrisch<br />

und lasertechnisch gewonnenes Dokumentationsmaterial<br />

durch das Handaufmaß ergänzt und korrigiert wird, die komplette<br />

Erfassung auch eines so monumentalen Baus wie der Maxentius-Basilika<br />

in überschaubarer Zeit und mit überschaubaren Mitteln ermöglicht.<br />

Über das Vorhaben wurde zuletzt im Jahresbericht<br />

1999/200 (S. 71 ff.) ausführlich berichtet.<br />

Prof. H. Brandenburg (Archäologisches Seminar und Museum, Universität<br />

Münster) betreibt mit finanzieller Unterstützung der <strong>Stiftung</strong><br />

Baugeschichtliche Forschungen an S. Paolo fuori le mura, Rom.<br />

Maxentius-<br />

Basilika<br />

Rom<br />

S. Paolo fuori<br />

le mura


Thugga<br />

Tunesien<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 82<br />

Der unter den Kaisern Valentinianus II, Theodosius I und Arcadius<br />

um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert über dem Grab des Apostels<br />

Paulus errichtete fünfschiffige Bau soll in seinen Ausmaßen, seiner<br />

Ausstattung und kultischen Bedeutung den vom Kaiser Konstantin<br />

gestifteten römischen Großbasiliken – des Lateran und Vatikan –<br />

ebenbürtig gewesen sein. Nach dem verheerenden Brand von 1823<br />

wurde dieser jedoch nicht mehr restauriert, sondern unter dem Einfluss<br />

der seinerzeit vorherrschenden Kunstströmungen auf den antiken<br />

Fundamenten im klassizistischen Geschmack und Pomp wiedererrichtet.<br />

Spätantike Baudekorationen (Kapitelle, Basen, Fragmente<br />

von Säulenschäften, Konsolen, Akrotere) wurden teilweise verworfen,<br />

teilweise geborgen und teilweise Ende der 30er Jahre in einen<br />

nahegelegenen Park aufgestellt.<br />

Die ersten Versuche zur Rekonstruktion der Baudekoration unternahmen<br />

F. W. Deichmann und A. Tschiera (Publikation 1939) und D.<br />

Hoth (Publikation 1988). Da im Jahr <strong>2000</strong> weitere Fundstücke von<br />

der Direktion der Vatikanischen Museen und Monumente der Forschung<br />

zur Verfügung gestellt wurden, können die bislang strittig<br />

gebliebenen Fragen der skulpturalen Ausstattung besser geklärt<br />

werden. Man erhofft sich darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zu<br />

Produktion und Formenwandel spätantiker Bauplastik in Rom und<br />

ihr Verhältnis zur Architekturdekoration in Konstantinopel. Die gewährten<br />

Mittel dienen der zeichnerichen und fotografischen Dokumentation<br />

aller bekannten Stücke sowie der Erstellung eines wissenschaftlichen<br />

Kataloges.<br />

Für die Archäologische Untersuchung zur frühen Siedlungsgeschichte<br />

von Thugga/Tunesien stellte die <strong>Stiftung</strong> PD Dr. S. Ritter<br />

(Archäologisches Institut, Universität Freiburg) Fördermittel bereit.<br />

Die Stadt Thugga entwickelte sich seit ihrer punischen Gründung im<br />

4. Jh. v. Chr. zu einem der bedeutendsten urbanen Zentren des Numiderreiches,<br />

bevor sie 46 v. Chr. dem römischen Imperium einverleibt<br />

wurde. Seit der Freilegung des heute sichtbaren Baubestandes<br />

(1891) hat es die Forschung weitgehend versäumt, die archäologischen<br />

Zeugnisse – abgesehen von den Inschriften – hinreichend zu<br />

dokumentieren und auszuwerten, so dass sich ein besonders krasses<br />

Missverhältnis zwischen der ergrabenen Bausubstanz und dem geringen<br />

wissenschaftlichen Kenntnisstand ergeben hat.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es deshalb, am Beispiel eines bereits<br />

sondierten Grabungsareals die Siedlungskontinuität Thuggas<br />

freizulegen und im Wandel tiefgreifender politischer, kultureller und<br />

ökonomischer Veränderungen transparent zu machen. Das Interesse<br />

richtet sich dabei auf drei chronologisch einzugrenzende Perioden:<br />

„die numidische Zeit“, „die frühe römische Zeit“ und „die mittlere<br />

Kaiserzeit und später“. Die Sondierungen am sogenannten „Annexbau<br />

der Maison du Trifolium“ hat ergeben, dass bei der geplanten<br />

Grabung zwei Vorgängerbauten, der eine aus numidischer, der an-


83<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Abb. 4: Projekt „Dokumentation und Bauuntersuchung der Maxentius-Basilika“:<br />

Maxentius-Basilika, Nordostecke, CAD-Modell als Isometrie. In das digitale Modell<br />

wird sowohl das im Handaufmaß als auch das photogrammetrisch und lasertechnisch<br />

gewonnene Dokumentationsmaterial eingearbeitet (hier ein Ausschnitt der Oberflächenanalyse<br />

mit Kartierung der verschiedenen Mauerwerkstypen, die jeweils eine<br />

bestimmte Bauphase bzw. Bauzustand markieren).


Portugal<br />

Römische Villen<br />

Augsburg<br />

römische<br />

Bronzen<br />

dere aus römischer Zeit, zu Tage treten werden, an denen ein ganzer<br />

Katalog von Fragen abzugleichen sein wird.<br />

Prof. H.-M. von Kaenel (Seminar für Griechische und Römische Geschichte,<br />

Universität Frankfurt) führt mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> eine „Archäologische Untersuchung von vier römischen<br />

Landvillen und ihrer Territorien in Südportugal (Algarve)“<br />

durch.<br />

Innerhalb der römischen Provinz Lusitania (etwa heutiges Portugal<br />

und spanische Extremadura) ist die ländliche Erschließung und Besiedlung<br />

bislang nur punktuell bekannt. Einzelne Studien der letzten<br />

Jahre haben jedoch ansatzweise die reichen Möglichkeiten weiterführender<br />

Untersuchungen deutlich gemacht. Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

sollen die bisherigen Ergebnisse der portugiesischen<br />

Denkmalpflege (IPPAR) nach einem einheitlichen System dokumentiert,<br />

durch kleinere Geländearbeiten abgerundet und abschließend<br />

zusammengefasst werden.<br />

Bei dem angestrebten Vergleich zwischen den drei küstennahen<br />

Villen von Milreu, Vilamoura und Abicada und der binnenländischen<br />

Anlage auf dem Monte da Nora liegt ein besonderer Schwerpunkt<br />

auf der Betrachtung der wirtschaftlichen Grundlagen jener<br />

Anwesen. Aufbauend auf die zu Beginn des Projektes zusammen<br />

mit Kollegen der Universitäten Dublin und Galway durchgeführten<br />

geophysikalischen Prospektionen, konnten in den letzten beiden<br />

Jahren gezielte archäologische Sondagen angelegt werden. Sie<br />

dienten der Erfassung einer ausgedehnten Wirtschaftsanlage (pars<br />

rustica) mit Ölpresse, Kelteranlage und Vorratskellern in Milreu sowie<br />

einer Hafenanlage in Vilamoura. Parallel dazu konnten für alle<br />

vier Villenplätze erstmals eine detaillierte Aufnahme des mitunter<br />

bereits seit über 100 Jahren freiliegenden Baubestandes sowie topographische<br />

Detailpläne der Umgebung erstellt werden. Ein anderes<br />

Teilergebnis erbrachten die archäozoologischen Begleitstudien. Es<br />

zeichnet sich eine deutliche Änderung der Ernährungsgewohnheiten<br />

am Übergang von der vorrömischen Eisenzeit zur römischen<br />

Kaiserzeit ab.<br />

Alle Ergebnisse sollen zu einer Synthese zusammengefasst werden,<br />

nach der die Landschaftsentwicklung von der vorrömischen Eisenzeit<br />

über die Antike bis in das Frühe Mittelalter zu erkennen ist.<br />

Erster Vorbericht:<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 84<br />

Neville, A.; Teichner, Felix: Cristianization, Romanization and Islamization<br />

in Southern Lusitania. – In: Antiquity. 74. <strong>2000</strong>. S. 33/34.<br />

Die Kaiserzeitlichen Bronzestatuetten aus dem römischen Augsburg<br />

sind Gegenstand eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes von<br />

Prof. V. Kockel (Klassische Archäologie, Universität Augsburg). Bearbeiter<br />

ist Dr. S. Schmidt.


85<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Abb. 5: Projekt „Archäologische Untersuchung von vier römischen Landvillen und<br />

ihrer Territorien in Südportugal (Algarve)“: Architektonisches Detail des spätantiken<br />

Heiligtums im Bereich der römischen Villa von Milreu. Es läßt sich deutlich die filigrane<br />

Ziegelarchitektur des Giebelfeldes erkennen.


Slawische<br />

Körpergräber<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 86<br />

Das römische Museum der Stadt Augsburg besitzt eine qualitätsvolle<br />

Sammlung von ca. 30 figürlichen, zumeist in Augsburg ergrabenen<br />

Kleinbronzen. An ihnen lässt sich die ganze Spannweite zwischen<br />

künstlerisch aufwendig gestalteten Exemplaren und einfacher Massenware<br />

demonstrieren. In dem an der Schnittstelle zwischen Klassischer<br />

und Provinzialrömischer Archäologie angesiedelten Projekt soll<br />

das bislang weitgehend unpublizierte Material erschlossen werden.<br />

Man erhofft sich dabei Erkenntnisse einerseits über die griechische<br />

Kunsttradition in der Bilderwelt der römischen Provinzen und über<br />

die Arbeitsweise der kaiserzeitlichen Toreuten bei der Konzeption ihrer<br />

Götterbilder und andererseits über den Stellenwert klassischen<br />

Bildungsgutes in einer kaiserzeitlichen Provinzhauptstadt wie dem<br />

römischen Augsburg. Zum Vergleich sollen gut publizierte Bestände<br />

– wie aus Augst, Bonn, Köln, Trier, Herculaneum und Pompeji – herangezogen<br />

werden, desweiteren auch die weniger gut publizierten<br />

aus Funden aus Bregenz, Kempten und Regensburg. Objekte und<br />

Forschungsergebnisse sollen in einem Katalog zugänglich gemacht<br />

werden.<br />

Mit der Analyse der slawischen Körpergräber Mecklenburgs, Pommerns<br />

und Brandenburgs für die Rekonstruktion des Wandels von<br />

Sozialstrukturen und Glaubensvorstellungen zwischen dem 10. und<br />

13. Jahrhundert beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt,<br />

das von Prof. J. H. C. Callmer (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin) und Dr. F. Lüth, (Direktor<br />

des Archäologischen Landesmuseums – Landesamt für Bodendenkmalpflege<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf) betreut wird.<br />

Im Zentrum der Untersuchung stehen die bereits ergrabenen slawischen<br />

Körperfeldgräber in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Brandenburg (ca. 275), deren weitere Erforschung Aufschluss<br />

über den bislang nur unzureichend geklärten soziokulturellen<br />

Wandel im südlichen Ostseeraum erwarten lässt. Mit archäologischen<br />

und naturwissenschaftlichen Methoden sollen die Nekropolen der<br />

Brandenburger, Mecklenburger und Pommern, in denen z. T. ganze<br />

Gemeinschaften mit Grabbeigaben und Münzen bestattet wurden,<br />

analysiert, kartographiert und datentechnisch erfasst werden. Neue<br />

vom Landesamt für Bodendenkmalpflege durchgeführte Grabungen<br />

könnten zudem die Kenntnisse über die Gräber vervollständigen.<br />

Die genuin ethnologische Fragestellung nach den Verwandtschaftsverhältnissen<br />

der Bestatteten, die über die gentechnische<br />

Analyse der Knochenfunde ermittelt werden sollen, kann den Kanon<br />

archäologischer Methoden entscheidend erweitern und dazu<br />

beitragen, u. a. Alter, Geschlecht, Abstammungslinien, Heiratsverhalten<br />

und die damit einhergehende Wanderbewegung innerhalb<br />

der Population zu rekonstruieren. Das Gräberfeld „Penkun 28“ an<br />

der Grenze zu Polen bietet aufgrund seines kurzen Belegungszeitraums<br />

(ca. 20–30 Jahre), einer exzeptionellen Datierungsdichte und<br />

Binnenchronologie (40 Prozent der Gräber sind Münzen beigegeben)<br />

sowie der den Familienverhältnissen Rechnung tragenden Doppel-


87<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

bestattungen und Grabgruppen ideale Voraussetzungen, Archäologie<br />

und Naturwissenschaft zum Zweck einer Verwandtschaftsanalyse<br />

zu verbinden.<br />

Diese fachübergreifende Verfahrensweise wird dem Prozess der sogenannten<br />

Neustammbildung der genannten Bevölkerungsgruppen<br />

im Spannungsfeld von Furcht, Anteilnahme, Konvention und individuellem<br />

Ausdruck systematisch nachgehen und dabei den westlichen<br />

Einfluss auf slawische Traditionen in den Blick nehmen: In<br />

welcher Form ist die allmähliche Konversion zum Christentum am<br />

Beispiel der Grabsitten erkennbar, und wie erklärt sich das gleichzeitige<br />

Fortleben heidnischer Bestattungsriten? Wie drückt sich der<br />

Einfluss herrschender Ideologien darin aus, und wie lässt sich ihr<br />

Wandel bestimmen?<br />

Prof. G. Bosinski, Forschungsinstitut für Ur- und Frühgeschichte,<br />

Universität Köln, und Leiter des Forschungsbereiches Altsteinzeit<br />

des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Schloss Monrepos,<br />

Neuwied, erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Der<br />

altpaläolithische Fundplatz Dmanisi im Kontext der frühen Menschheitsentwicklung“.<br />

Der Fundplatz von Dmanisi (Georgien) wird seit 1991 zusammen mit<br />

dem archäologischen Zentrum der georgischen Akademie der Wissenschaften<br />

untersucht. Zum einen bildet der Platz neben einem weiteren<br />

Fundplatz in Israel einen der wenigen Orte, an denen sich<br />

außerhalb Afrikas Belege zur frühesten Phase der Menschheitsgeschichte<br />

finden. Sie lassen sich etwa in dem gleichen Zeitraum der<br />

dortigen Funde (1,8 Mio. Jahre) datieren. Damit wird die Theorie eines<br />

Beginns der Anfänge zur Genese der Menschheit, die bisher<br />

weitgehend in Afrika angenommen wurde, relativiert.<br />

Zum zweiten erlaubt die komplexe Fundsituation des Grabungsortes<br />

Antworten darauf zu finden, wie zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte<br />

Steingeräte zur Verteidigung gegen fleischfressende<br />

Großsäuger entwickelt und eingesetzt wurden, ob und wie deren<br />

Fleisch verwertet wurde und wie sich dabei neue soziale Verhaltensmuster<br />

unter den frühen Menschengruppen bildeten. Denn am<br />

Fundplatz sind zusammen mit den Hominidenschädeln auch Tierknochen<br />

und Steinartefakte vergesellschaftet. Vor allem das Steinmaterial<br />

verspricht weitgehende Aufschlüsse, ebenso die Oberflächenbeschaffenheit<br />

der Knochen.<br />

Die Auswertung soll sich deshalb auf diese beiden Materialgruppen<br />

konzentrieren, wobei ähnliches Fundmaterial aus anderen georgischen<br />

Grabungsplätzen mit einbezogen wird.<br />

Prof. M. Fischer (The Lester and Sally Entin Faculty of Humanities,<br />

Department of Classics, Tel Aviv University) erhält Fördergelder<br />

der <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Horvat Mazad: Archaeology and history<br />

of a Jewish site before and after the First War against the Romans“.<br />

Dmanisi<br />

Georgien<br />

Horvat<br />

Mazad


Apollonia-<br />

Arsuf<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 88<br />

Die Stadt Horvat Mazad lag auf einer ca. 530 m hohen Bergkuppe<br />

und zwar an der bedeutenden antiken Verbindungsstraße zwischen<br />

Jaffa und Jerusalem. Hier haben sich in hellenistischer und<br />

hauptsächlich in römischer Zeit zahlreiche historisch und sozialgeschichtlich<br />

wichtige Ereignisse abgespielt. Seit Beginn der archäologischen<br />

Forschungen in Palästina ist dieses Areal von großem<br />

wissenschaftlichem Interesse, zumal sich hier die hellenistisch-römische<br />

Kultur inmitten einer jüdisch-geprägten Umgebung behaupten<br />

musste. Aber auch die Frage nach der jüdischen Besiedlung<br />

vor dem Krieg gegen die Römer soll geklärt werden. Hier dürften<br />

sich besonders eindrucksvoll die wechselnden Besiedlungsmuster<br />

nachweisen lassen, wie sie für die Randgebiete der hellenistischen<br />

und römischen Welt vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6.<br />

Jahrhundert n. Chr. charakteristisch sind. Das Projekt basiert auf<br />

bereits geleisteten Grabungen und deren archäologisch-historischer<br />

Auswertung in den Jahren 1977–1995 durch das Department<br />

of Classical Studies, Tel Aviv University. Untersucht und dokumentiert<br />

werden sollen der geographisch-historische Hintergrund des<br />

Areals, seine Hauptarchitekturkomplexe, klassifiziert nach ihrer<br />

Chronologie und ihrer Verwendung, sowie das übrige Kulturmaterial.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. I. Roll (Department of Classics, Tel Aviv<br />

University) für die Erstellung des Ausgrabungsbericht „A Roman<br />

villa maritima at Apollonia - Arsuf: The material aspects of a coastal<br />

dwelling in the Land of Israel“ Fördermittel.<br />

Bei diesem in Apollonia-Arsuf (zwischen Jaffa und Caesarea, Israel)<br />

ausgegrabenen, auf einer mittelmeerischen Sandsteinklippe gelegenem<br />

Bau handelt es sich um ein römisches Landhaus. Den 1999 publizierten<br />

Untersuchungsergebnissen nach war diese Gegend bereits<br />

in vorgeschichtlicher, biblischer, persischer und hellenistischer Zeit<br />

kontinuierlich besiedelt. Die archäologischen Befunde ergaben, daß<br />

diese Villa in einer ersten Bauphase dem im römischen Westen gebräuchlichen<br />

Baustil (Peristiyltypus) und Baumaterial (opus cementatum)<br />

verpflichtet war. Ihr Besitzer muß entweder ein wohlhabender<br />

römischer Kaufmann oder eine lokale, dem römischen Einfluß gegenüber<br />

offene Persönlichkeit gewesen sein. Eine zweite Bauphase<br />

führte zu erheblichen Veränderungen von Struktur und Funktion,<br />

die auf eine Nutzung als Speicheranlage schließen lassen. Eine gewaltsame<br />

Einwirkung – möglicherweise das große Erdbeben von<br />

113/114 n.Chr. – führte zur Zerstörung des Komplexes, der nicht wieder<br />

instandgesetzt wurde. Das gesamte Areal diente ausschließlich<br />

als Abfallhalde.<br />

Anhand detaillierter Beschreibungen und der systematischen Analyse<br />

von Funden und Befunden sollen folgende, für diese Region bislang<br />

noch nicht gestellte Fragen beantwortet werden:<br />

– Architektur und Ausstattung der Villa, im Vergleich mit ähnlichen<br />

Anlagen


89<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Abb. 6: Projekt „Erforschung eines südarabischen Heiligtums auf dem Jabal al-’Awd<br />

(Jemen)“: Wohngebäude aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr.


Jemen<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 90<br />

– Analyse und vergleichende Studien der geborgenen Funde (Tongefäße,<br />

Öllampen, Glas, Metall, Knochen); Rekonstruktion des<br />

täglichen Lebens vom ersten bis zum dritten nachchristlichen<br />

Jahrhundert<br />

– Rückschlüsse auf die kulturelle, wirtschaftliche, soziale und ethnische<br />

Situation in dieser Region, unter Berücksichtigung der<br />

historischen Quellenlage<br />

Für die Erforschung eines südarabischen Heiligtums auf dem Jabal<br />

al-’Awd (Jemen) wurden Prof. R. Eichmann (Deutsches Archäologisches<br />

Institut/Orient-Abteilung, Berlin) Fördermittel bewilligt.<br />

Die ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte kennzeichnen in Südwestarabien<br />

eine Epoche des Umbruchs und des Wandels. Diese Zeit<br />

der „streitenden Reiche“ bildet den Übergang von den Karawanenreichen<br />

am Rande der Wüste Rub al Khali zu der Formierung eines<br />

einzigen Reiches, Himjar, das die gesamte Region vom Hochland des<br />

Jemen aus beherrschte. Die Verlagerung des politischen Zentrums<br />

von den Oasen des Wüstenrandes in das weiter westlich gelegene<br />

Hochland geht einher mit einem veränderten Verlauf der Handelsrouten.<br />

Während die innerarabischen Karawanenwege für den Fernhandel<br />

an Bedeutung verloren, blühte die Seeschifffahrt entlang der<br />

Küsten des Roten Meeres auf. Südarabien trat nun in direkten Kontakt<br />

zu den entfernten Regionen der Mittelmeerwelt, die bisher über<br />

viele Zwischenhändler mit den begehrten Produkten Südarabiens,<br />

vor allem Aromata, beliefert wurden. Umgekehrt brachte der regelmäßige<br />

Kontakt zu den Händlern aus dem römischen Ägypten und<br />

aus dem Bereich der Levante Südarabien in intensive Berührung mit<br />

der mediterranen Kunst und Kultur. Der Import hellenistisch-römischer<br />

Kunstobjekte stieg zu dieser Zeit stark an. Ebenso wurde die<br />

südarabische Kunstproduktion deutlich aus der Mittelmeerwelt beeinflusst.<br />

Bisher stammten derartige Funde vor allem aus dem Kunsthandel,<br />

selten aus archäologischen Ausgrabungen. Die Geschichte konnte<br />

lediglich anhand des epigraphischen Materials in Grundzügen nachvollzogen<br />

werden.<br />

Der Fundplatz des Jabal al-’Awd stammt aus der bisher fast gänzlich<br />

unerforschten Epoche der „streitenden Reiche“. Es handelt sich um<br />

eine teilweise von einer Stadtmauer umgebene Siedlung, die 3000 m<br />

hoch im Bergland des Jemen liegt. Kern der Siedlung bildete vermutlich<br />

ein Heiligtum, das bisher noch nicht eindeutig lokalisiert<br />

werden konnte. Bergheiligtümer sind epigraphisch mehrfach für<br />

Südarabien belegt. Dies gilt auch für den Jabal al-’Awd: inschriftlich<br />

Abb. 7: Projekt „Die Urbanistik des hellenistischen Palmyra“: Rhodischer<br />

Amphorenstempel des DAMOKRATEUS (3. Jahrhundert<br />

v. Chr.)


91<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT


Palmyra<br />

Tell Dgherat<br />

Syrien<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 92<br />

werden mehrere Heiligtümer erwähnt, darunter die Kultstätte einer<br />

ansonsten unbekannten Gottheit. Die gesamte Anlage wurde in der<br />

zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. zerstört und danach nie mehr<br />

großflächig besiedelt. Es finden sich lediglich Spuren einer landwirtschaftlichen<br />

Nutzung mit nur wenigen Resten von Behausungen und<br />

Magazinierungen aus spätantiker Zeit.<br />

Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />

Das Bergheiligtum vom Jabal al-’Awd. – In: Archäologischer<br />

Anzeiger. <strong>2000</strong>. S. 636–638.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das Forschungsprojekt „Die<br />

Urbanistik des hellenistischen Palmyra“ (Prof. A. Schmidt-Colinet,<br />

Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien).<br />

Während wir über die Geschichte und Kultur der syrischen Oasenstadt<br />

Palmyra in römischer Zeit durch literarische und archäologische<br />

Quellen gut informiert sind, ist das vorrömisch-hellenistische Palmyra<br />

bisher nur aus literarischen Quellen bekannt. Im Rahmen eines<br />

interdisziplinären Kooperationsprojektes des Deutschen Archäologischen<br />

Instituts und der Generaldirektion der Altertümer und Museen<br />

Syriens sollen daher die vorrömisch-hellenistische Siedlung von Palmyra<br />

lokalisiert und die urbanistischen Strukturen dieser frühen<br />

Stadt erforscht werden.<br />

Aus verschiedenen Gründen wurde die Lage der vorrömischen Siedlung<br />

von Palmyra außerhalb der späteren römischen Stadt südlich<br />

des großen Wadi vermutet. Dieses Areal von ca. 20 ha zeigt heute nur<br />

wenige oberirdische Bebauungen und ist in spätantiker und nachantiker<br />

Zeit nicht mehr überbaut worden. Durch eine geophysikalische<br />

Prospektion des betreffenden Geländes wurden im Magnetogramm<br />

auf der gesamten Fläche unterirdische Bebauungsstrukturen sichtbar:<br />

Haupt- und Nebenstraßen, kleinere und größere Wohneinheiten,<br />

Großbauten, Plätze und freie Flächen. Ausgehend von einer vorläufigen<br />

Interpretation des Magnetogrammes sollen durch Testgrabungen<br />

exemplarisch Ausschnitte der urbanistischen Strukturen dieser<br />

Siedlung erfasst werden. Stratigraphische Untersuchungen sollen<br />

darüber hinaus feste Anhaltspunkte für eine relative und absolute<br />

Datierung der entsprechenden Baustrukturen liefern.<br />

Der Notgrabung in Tell Dgherat-Süd, Syrien, dienen Fördermittel,<br />

die die <strong>Stiftung</strong> Prof. H. Kühne (Institut für Vorderasiatische Altertumskunde,<br />

Freie Universität Berlin) zur Verfügung stellt.<br />

Durch die feldarchäologischen Untersuchungen auf dem Tell Dgherat<br />

werden wichtige Ergebnisse für die Siedlungsgeschichte des Unteren<br />

Habur Tales in römischer und spätantiker Zeit erwartet, insbesondere<br />

hinsichtlich des spätrömischen Limes-Systems in dieser Region.<br />

Das Vorhaben bietet sich auch als sinnvolle Ergänzung der von<br />

Dr. A. Oettel, ebenfalls von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Studie „Die<br />

Siedlungsgeschichte des Unteren Habur Tals von Alexander dem<br />

Großen bis Mohammed“ an.


93<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Der Ausgrabung in der hethitischen Stadtruine Kayalipinar gilt eine<br />

Förderung der <strong>Stiftung</strong>, die Prof. A. Müller-Karpe (Vorgeschichtliches<br />

Seminar, Universität Marburg) durchführt.<br />

Nach jüngsten Oberflächenuntersuchungen muss bei dem ostkappadokischen<br />

Dorf Kayalipinar eine bedeutende hethitische Stadt gelegen<br />

haben, die möglicherweise mit der Residenz- und Kultstadt Samuha<br />

identisch ist. Da der Bereich heute landwirtschaftlich genutzt<br />

wird, sind Ausgrabungen größeren Umfangs sehr schwierig. Das<br />

vom türkischen Kultusministerium genehmigte Vorhaben konzentriert<br />

sich auf die Ausgrabung eines Gebäudes, in dem man aufgrund<br />

eines beschrifteten Tontafelfragments der mittelhethitischen Periode<br />

(15./16. Jahrhundert v. Chr.) ein Tontafelarchiv mit weiteren Schriftzeugnissen<br />

vermutet. Seine Freilegung dürfte einen tieferen Einblick<br />

in die vorhethische Siedlungsgeschichte, die Genese dieser Stadt,<br />

die historischen Topographie und die Kulturentwicklung dieser Region<br />

gewähren. Die Schriftreste des Fragmentes lassen jedenfalls auf<br />

die Beschreibung eines Festrituals zu Ehren des Wettergottes und<br />

der Göttin Istar – in Anwesenheit eines Königs – schließen.<br />

Prof. K. Strobel (Abt. Alte Geschichte und Altertumskunde, Institut<br />

für Geschichte, Universität Klagenfurt) erhält für das Projekt „Tavium.<br />

Feldforschungen zur kulturellen, urbanen und historischen<br />

Entwicklung eines Zentralortes Mittelanatoliens“ Fördermittel.<br />

Die Erforschung der Stadt Tavium (altanatolisch Tawinija; heute<br />

Büyüknefes), die ca. 16 km südlich der hethitischen Hauptstadt Hattusa<br />

(modern Bogazköy) liegt, stellt ein dringendes Desiderat der<br />

Forschung dar, da der Ort vom Chalkolithikum (5./4. Jt. v. Chr.) bis in<br />

spätbyzantinische Zeit kontinuierlich besiedelt war und damit für die<br />

Archäologie Zentralanatoliens eine Schlüsselstellung einzunehmen<br />

vermag. Bereits in der Frühbronzezeit (2200 v. Chr.) hatte der seit<br />

dem Beginn des 2. Jt. v. Chr. in den Quellen belegte Ort die Funktion<br />

eines politischen und wirtschaftlichen Zentrums Binnenanatoliens.<br />

Der Ort gibt sich heute durch vier ältere Siedlungshügel im römischbyzantinischen<br />

Stadtgebiet, die spätantike und byzantinische Stadtmauer,<br />

einen Kranz von Nekropolen, das Theater und eine große Anzahl<br />

von Bauteilen zu erkennen. Erforscht werden sollen neben der<br />

Stadt selbst auch die Straßenverbindungen, Siedlungsstrukturen und<br />

die Veränderungen der Landschaft in der von ihr dominierten Region.<br />

In den Kampagnen der Jahre 1997–<strong>2000</strong> wurde das Stadtgebiet<br />

begangen und in großen Teilen erstmals vermessen sowie das städtische<br />

Umland erkundet. Die erste Phase der geophysikalischen Prospektion<br />

(Magnetometermessungen) während der Feldkampagne des<br />

Jahres <strong>2000</strong>, die in Zusammenarbeit mit der Middle East Technical<br />

University Ankara durchgeführt wurde, hat bereits sehr gute Ergebnisse<br />

gebracht. Diese Prospektion wurde <strong>2001</strong> fortgeführt und in den<br />

eingesetzten Methoden ausgeweitet. Die Aufnahme der in Büyüknefes<br />

und in den umliegenden Dörfern verbauten, aus Tavium verschleppten<br />

Inschriften und Architekturteile wurde mit großem Erfolg<br />

fortgesetzt. Die Arbeiten für die Erstellung eines Corpus der Inschrif-<br />

Kayalipinar<br />

Türkei<br />

Tavium


Berlin<br />

Antike Gemmen<br />

Winckelmann<br />

Nachlass<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 94<br />

ten von Tavium wurden intensiviert. Über 10.000 Keramikbruchstücke<br />

aus der systematischen Oberflächenuntersuchung des Stadtgebietes<br />

wurden bearbeitet. Dabei konnten die große Ausdehnung<br />

bereits der althethitischen Stadt (18.–16. Jh. v. Chr.) und ihre große<br />

Bedeutung in hellenistischer Zeit (3.–1. Jh. v. Chr.) belegt werden. In<br />

den Jahren <strong>2001</strong>–2002 sollen die begonnenen Arbeiten und die Landesaufnahme<br />

fortgeführt und abgeschlossen werden. Ferner ist geplant,<br />

die Materialien im Museum Yozgat aufnehmen. Die auch im<br />

Jahre <strong>2000</strong> wieder festgestellten Raubgrabungen zeigen die Gefährdung<br />

der wichtigen archäologischen Befunde an, die auch von der<br />

Intensivierung des Maschineneinsatzes in der Landwirtschaft ausgeht.<br />

Der erste Vorbericht über die Forschungen in Tavium liegt vor:<br />

Strobel, Karl; C. Gerber: Tavium (Büyüknefes, Provinz Yozgat) –<br />

Ein regionales Zentrum Anatoliens. Bericht über den Stand der<br />

Forschungen nach den ersten drei Kampagnen (1997–1999). Mit<br />

einem Beitr. von G. Erath. – In: Istanbuler Mitteilungen. 50. <strong>2000</strong>.<br />

S. 213–263.<br />

Die Gemmensammlung Heinrich Dressel in der Antikensammlung<br />

Berlin (Dr. G. Platz, Stellvertr. Direktorin der Antikensammlung,<br />

Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz) wird mit Fördermitteln<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> wissenschaftlich bearbeitet und<br />

publiziert von Dr. C. Weiß, Würzburg.<br />

Die Bearbeiterin konnte <strong>2001</strong> mit der Katalogisierung der 743 Gemmen,<br />

Kameen und Glaspasten beginnen. Bei der ersten Durchsicht<br />

dieser in Rom zwischen 1877 und 1885 angelegten Sammlung überrascht<br />

ihre überdurchschnittliche Qualität hinsichtlich Erhaltung und<br />

Stil sowie der Vielfalt an Darstellungen und Inschriften. Der Archäologe<br />

Heinrich Dressel hat ersichtlich als Kenner der Materie und des<br />

römischen Marktes gesammelt. Sein geschulter Geschmack war eindeutig<br />

klassizistisch geprägt, ablesbar an der Häufigkeit klarer Karneole<br />

der späten römischen Republik und der frühen Kaiserzeit mit<br />

Porträts, Zitaten bekannter Statuen, mythologischen und bukolischen<br />

Szenen.<br />

Die Autorin wird den umfangreichen Briefwechsel Heinrich Dressels<br />

im Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom durchsehen.<br />

Bei ihren Arbeitsaufenthalten in Berlin wird sie auch die Archivalien<br />

im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und beim<br />

Corpus Inscriptionum Latinarum der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften in Augenschein nehmen.<br />

PD Dr. M. Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft e.V.,<br />

Stendal, erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für die „Erschließung<br />

des handschriftlichen Nachlasses von Johann Joachim Winckelmann<br />

und Einbindung der digitalisierten Manuskripte in die Winckelmann-<br />

Bilddatenbank“ Fördermittel.


95<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Abb. 8: Projekt „Die Gemmensammlung Heinrich Dressel in der Antikensammlung<br />

Berlin“: Büste der Nemesis. Roter Jaspis, frühe römische Kaiserzeit.


Bibliotheca<br />

Classica<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 96<br />

Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) gilt als Begründer der<br />

wissenschaftlichen Archäologie und der modernen Kunstwissenschaft.<br />

Seine Werke hatten bedeutende Wirkung auf das europäische<br />

Geistesleben.<br />

Sein ca. 10.000 Seiten umfassender und auf acht Bibliotheken in Europa<br />

verteilter Nachlass ist weitgehend unbekannt geblieben. Von<br />

den bisher unzureichend erschlossenen Beständen liegt inzwischen<br />

der größte Teil, 20 Bände (d. h. 8.500 Seiten), die sich jetzt in Paris, in<br />

der Bibliothèque Nationale, befinden, in digitalisierter Form in Stendal<br />

vor, was u. a. das Lesen des vorwiegend in deutscher Schrift geschriebenen<br />

Textes erheblich erleichtert und die Grundlage der zu<br />

veröffentlichenden CD bilden wird. Davon sind nun die Bände 57, 70<br />

und 72 (Fond Allemande, Paris, Bibliothèque Nationale) Seite für<br />

Seite bearbeitet worden, um dem späteren Benutzer ein Arbeitsinstrument<br />

zu bieten: In Band 57 notierte sich Winckelmann u. a. Passagen<br />

aus antiken Autoren, die zum Verständnis der antiken Kunstwerke<br />

beitragen, um sie dann später in seinen publizierten Schriften<br />

zitieren zu können. In Band 70 finden sich Notizen zu antiken und<br />

neuzeitlichen Kunstwerken (u. a. von Correggio, Rubens, Rembrandt).<br />

Eine Sammlung von Reisebeschreibungen aus deutschen<br />

Kolonien in Afrika einschließlich der Sitten und Gebräuche der<br />

schwarzen Bevölkerung bezeugt Winckelmanns ethnologisches Interesse.<br />

In Band 72 liegen Exzerpte aus Voltaires Werk „Le siècle de<br />

Louis XIV.“ vor, Reisebeschreibungen Italiens und Roms mit Erwähnung<br />

vieler Kunstwerke und Künstler, die immer wieder in den veröffentlichten<br />

und noch nicht veröffentlichten Werken Winckelmanns<br />

eine Rolle spielen.<br />

Der handschriftliche Text wurde Seite für Seite mit „Lesehilfen“ versehen,<br />

d. h. zu jeder Seite wurden die wichtigste Informationen in einer<br />

beschreibenden Textdatei niedergelegt, die parallel zum digitalisierten<br />

Originaltext gelesen werden kann, z. B. wurden die verschiedenen<br />

neuzeitlichen Autoren und ihre Werke, aus denen<br />

Winckelmanns Notizen stammen, identifiziert und mit Details wie<br />

Lebensdaten und weiteren Werken sowie Sekundärliteratur versehen.<br />

Zu den exzerpierten Textstellen wurden auch inhaltliche<br />

Schlagwörter, wie z. B. Harmonie, Schönheit, Schießpulver, vergeben,<br />

nach denen dann später in Registern und in einer Datenbank<br />

gesucht werden kann.<br />

Die auf Anregung von Prof. A. Gavrilov in St. Petersburg 1993 entstandene<br />

unabhängige Bibliotheca Classica strebt an, die verschiedenen<br />

Potentiale der St. Petersburger Altertumswissenschaft in sich<br />

zu vereinen und die große Tradition der Altertumswissenschaft, wie<br />

sie in dieser Stadt vor allem um die Jahrhundertwende gepflegt<br />

wurde, wiederaufleben zu lassen.<br />

Die Bibliotheca Classica verfügt über eine Fachbibliothek, die allen<br />

Forschern im Bereich der Altertumswissenschaft Textausgaben, Referenzwerke<br />

und neuere Forschungsliteratur zugänglich macht.


97<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

Ihre Bestände belaufen sich gegenwärtig auf 15.000 Bände. Als Präsenzbibliothek<br />

steht sie allen Forschern offen, die über die Antike<br />

und deren Nachleben in der Moderne arbeiten. Durch ihre öffentlichen<br />

Vorträge und Seminare ist die Bibliotheca Classica zu einem<br />

Begegnungsort der in St. Petersburg arbeitenden Altertumswissenschaftler<br />

geworden. Sie veranstaltet Vorträge ausländischer Gelehrter<br />

in ihren Räumen und vermittelt russische Nachwuchswissenschaftler<br />

an altertumswissenschaftliche Forschungsinstitutionen in<br />

Westeuropa und in den USA. Die Bibliotheca Classica möchte mit<br />

ihren Aktivitäten einen Beitrag zur Erneuerung der altertumswissenschaftlichen<br />

Studien und der Philologie in Russland leisten und so an<br />

die Tradition der bedeutenden russischen Gelehrten am Ende des 19.<br />

und zu Beginn des 20. Jahrhunderts anknüpfen.<br />

Die Bibliotheca Classica, die zwar unabhängig von der Universität<br />

St. Petersburg ist, aber mit ihr eng zusammenarbeitet, ist als gemeinnützige<br />

russische Einrichtung anerkannt. Sie ist in den Räumen des<br />

ersten Humanistischen Gymnasiums St. Petersburg untergebracht<br />

und wird sowohl von den Schülern als auch den Lehrern des Gymnasiums<br />

(bei denen es sich zumeist um jüngere Forscher von Universität<br />

und Akademie handelt) mitbenutzt. Diese räumliche und personelle<br />

Verbindung der Forschungsbibliothek zum Humanistischen<br />

Gymnasium und zur Universität hat sich als eine besondere Chance<br />

erwiesen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs an das Studium<br />

der Antike heranzuführen und einen Begriff von der Aktualität der<br />

humanistischen Überlieferung zu vermitteln.<br />

Die Bibliotheca Classica ist für drei Publikationen verantwortlich:<br />

„Hyperboreus. Studia Classica“, eine halbjährlich erscheinende internationale<br />

Fachzeitschrift, deren Vertrieb in Europa und Amerika<br />

der Verlag C.H. Beck übernommen hat (sechs Jahrgänge liegen vor);<br />

weiterhin „Antike Welt und Wir“, ein Almanach, der auf Russisch<br />

über die humanistischen Studien und die Altertumswissenschaften<br />

in Russland und Europa berichtet sowie neuerdings die Gymnasiumszeitschrift<br />

„Abaris“.<br />

Zuletzt erschienen:<br />

Hyperboreus. Studia classica / Bibliotheca Classica Petropolitana.<br />

– München: Beck. Vol. 6, Fasc. 1.2. <strong>2000</strong><br />

Antike Welt und Wir. Bd. 2. – St. Petersburg <strong>2000</strong>.<br />

Abaris. H. <strong>2000</strong>; H. <strong>2001</strong>. – St. Petersburg <strong>2000</strong>–01.<br />

Für die Archäologische und philologische Erforschung der spätptolemäischen<br />

Stadt Athribis im 9. oberägyptischen Gau (Panopolites)<br />

stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof. C. Leitz (Seminar für Ägyptologie, Universität<br />

Köln) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Die Stadt Athribis in Mittelägypten ist trotz ihrer guten Erhaltung<br />

weitgehend unerforscht. Vom Tempel der Repit sind Einzelheiten<br />

bekannt, allerdings nur bruchstückhaft und falsch interpretiert. Dar-<br />

Athribis<br />

Ägypten


Ramses II<br />

Staatsreligion<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 98<br />

über hinaus sind das Areal der Stadt sowie einzelne Grabanlagen bekannt.<br />

Neuere Sondagen des ägyptischen Antikendienstes eröffnen<br />

vielversprechende Möglichkeiten einer präziseren Erforschung. Besonderes<br />

Interesse gilt der Konstellation dieser Stadt, die ein Ensemble<br />

von Bauten der späten Ptolemäerzeit darstellt, und die später bei<br />

der Errichtung des sogenannten weißen Klosters, einem der zentralen<br />

koptischen Zentren, benutzt wurden.<br />

Geplant ist eine zweijährige Bauaufnahme der Tempelruine und der<br />

bisher freigelegten, von Zerstörung bedrohten Baublöcke, verbunden<br />

mit einer surveygestützten topographischen Erfassung des<br />

Stadtareals einschließlich der verschiedenen Grabanlagen. Daneben<br />

sollen die Inschriften fotografisch und zeichnerisch erfasst und ausgewertet<br />

werden. Die Untersuchungen sollen einerseits Kult und Eigenart<br />

der wenig bekannten Göttin Repit verdeutlichen und den Typus<br />

der Tempelanlage klären. Angesichts der bisherigen Daten und<br />

der Zeitstellung erwartet man eine Mischform zwischen ägyptischtraditionellen<br />

Elementen und griechisch-mediterranen Eigenheiten.<br />

Ferner sollen die Gräber erfasst werden, die ebenfalls aufschlussreiche<br />

Verbindungen von Vorstellungen und Bildmustern und Kulturen<br />

bezeugen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt das von Prof. E. Blumenthal (Ägyptologisches<br />

Institut, Universität Leipzig) initiierte Forschungsprojekt<br />

„Staatsreligion und Volksfrömmigkeit unter Ramses II. Eine Studie<br />

zu Stifter, Kuhgöttin und Gottkönig auf der Stele Leipzig Ägyptisches<br />

Museum 5141“.<br />

Gegenstand der Untersuchung ist die 40 cm hohe Kalksteinstele des<br />

Ägyptischen Museums Leipzig, deren Vorderseite ein Relief mit der<br />

kuhgestaltigen Göttin Hathor und dem ihr beigegebenen Pharao<br />

Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) zeigt, denen der knieende Stifter Penbui<br />

huldigt. Die Stele war entweder als Gedenkstein für den Tempel<br />

der Hathor oder für das Grab des Stifters gedacht. Stil und Form der<br />

Darstellung sowie der Wortlaut der eingemeißelten Inschrift lassen<br />

erkennen, dass das Bildwerk aus Deir el-Medine stammt, einer Siedlung<br />

am Westufer von Theben (heute Luxor), deren Arbeiter und<br />

Kunsthandwerker auch die Königsgräber des neuen Reiches (2.<br />

Hälfte 2. Jtsd. v. Chr.) angelegt und dekoriert haben.<br />

In langjähriger Arbeit hat Prof. Blumenthal bereits umfangreiches<br />

Material gesammelt. Mit Unterstützung von zwei Absolventen des<br />

archäologischen Seminars sollen die Ergebnisse in einer ausführlichen<br />

Monographie zusammengefasst werden. Mit dem interdisziplinären<br />

Forschungsansatz, der sowohl soziologische und religionsgeschichtliche<br />

Fragen zur Entstehungszeit als auch Aspekte zu<br />

Kunst und Literatur berücksichtigt, wird wissenschaftliches Neuland<br />

betreten. So wird. z. B. der Stifter, der als Wächter bzw. als Verwalter<br />

des Gemeinwesens in etwa 30 zeitgenössischen Quellen bezeugt ist,<br />

in seiner sozialen Position sichtbar. Dabei lassen sich die Familienverhältnisse<br />

über drei Generationen rekonstruieren und Aussagen


99<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

zur persönlichen Frömmigkeit treffen; darüber hinaus soll durch einen<br />

linguistischen Vergleich die Inschrift mit anderen Texten abgeglichen<br />

werden. Am Beispiel der Leipziger Stele lässt sich das spezifische<br />

religiöse Klima in Deir-el Medine beleuchten, da die Reliefdarstellung<br />

eine spezifische Glaubensform zum Ausdruck bringt, die<br />

nur in dieser Region verbreitet war. Indem die Kuhgöttin Hathor zusammen<br />

mit der Königsfigur im Papyrusdickicht dargestellt ist, repräsentiert<br />

sie den Typus der Schutzstatue. Darin dokumentiert sich<br />

die Religionspolitik Ramses II., die auf Gottähnlichkeit des Königtums<br />

bzw. auf die Anbetungswürdigkeit des Pharaos abhebt; dieses<br />

Glaubensmodell wurde nicht nur im staatlichen Tempelkult propagiert,<br />

sondern auch – die Leipziger Stele ist bestes Beispiel dafür – in<br />

die Volksreligion eingeführt. Während die abgebildete Hathorkuh<br />

zunächst noch als Mutter des Pharaos fungierte, die ihm die Kraft für<br />

das Leben nach dem Tod spendete, verbreitete sich alsbald die Vorstellung<br />

von der Hathorkuh als heilbringende Totengöttin aller<br />

Ägypter. Aus den Bild- und Textquellen geht hervor, dass das Königtum<br />

seiner sukzessiven Abwertung damit begegnete, indem es<br />

die Göttlichkeit des Pharaos nicht erst im Tod, sondern bereits zu<br />

Lebzeiten behauptete.<br />

An PD Dr. St. J. Seidlmayer (Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch,<br />

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin)<br />

gewährte Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> dienen der „Erarbeitung einer<br />

englischen Version des lexikalischen Thesaurus des Akademievorhabens<br />

‘Altägyptisches Wörterbuch’ im Hinblick auf die Publikation<br />

des computergestützten Wörterbuchs und der Textdatenbank<br />

dieses Projekts im Internet“.<br />

Das Vorhaben erarbeitet computergestützt ein umfassendes Corpus<br />

altägyptischer Texte. Dabei ist mit einem Umfang von etwa 10 Millionen<br />

Textwörtern zu rechnen. Dieses Textmaterial wird durch eine<br />

lexikalische Datenbank detailliert erschlossen; ihr Kernstück ist ein<br />

lexikalischer Thesaurus, eine Liste, die sämtliche Wörter der ägyptischen<br />

Sprache einschließlich aller Namen, Titel, Götterbezeichnungen<br />

usf. – derzeit insgesamt ca. 35.000 Einträge – mit Angaben zu<br />

Lautbestand, Bedeutung und grammatischen Eigenschaften umfasst.<br />

Das Textcorpus und die lexikalische Datenbank werden zusammen<br />

als „virtuelles“ Wörterbuch den längst nötigen, aktuellen Ersatz für<br />

das „Wörterbuch der ägyptischen Sprache“ (12 Bände, 1926–1963)<br />

schaffen, das seit 1897 an der Preußischen Akademie der Wissenschaften,<br />

der „Vorgängerin“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie<br />

der Wissenschaften, erarbeitet worden war. Über die Nutzung<br />

als Wörterbuch hinaus wird dieses Informationssystem Antworten<br />

auf eine Vielzahl philologisch-linguistischer Fragestellungen geben,<br />

und da bei der Materialerfassung auch unterstützende Information<br />

beigegeben wird (z. B. eine Übersetzung zu jedem Text), wird das digitale<br />

Textcorpus auch einem interdisziplinären Interessentenkreis<br />

einen ausgewogenen und vielfältigen Einblick in das Textgut des Alten<br />

Ägypten gewähren.<br />

Altägyptisches<br />

Wörterbuch


Altägyptische<br />

Literatur<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 100<br />

Prof. E. Blumenthal (Sächsische Akademie der Wissenschaften, Leipzig)<br />

erhält für die Erstellung einer bibliographischen Datenbank zur<br />

altägyptischen Literatur Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Das Vorhaben hat die Erarbeitung einer bibliographischen Datenbank<br />

der wissenschaftlichen Sekundärliteratur zu den literarischen<br />

Texten des Alten Ägypten zum Ziel. Das Corpus der literarischen<br />

Texte umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Gattungen (Erzählungen,<br />

Dialoge, Weisheitslehren, Hymnen, Liebeslieder u. a.), darunter<br />

Werke von weltliterarischem Rang wie die Lebensgeschichte des<br />

Sinuhe, das Gespräch eines Mannes mit seinem Selbst oder die Klagen<br />

des Bauern. Gegenstand der Untersuchung sind Texte aus der<br />

Zeit vom Beginn des zweiten bis zum Ende des ersten Jahrtausends<br />

v. Chr., ausgenommen werden lediglich Werke in demotischer<br />

Schrift und Sprache, der letzten Stufe der Sprachentwicklung pharaonischer<br />

Zeit. Viele von den Texten sind über Jahrhunderte hinweg<br />

in mehreren Handschriften, darunter auch in kurzen Auszügen und<br />

Schülerübungen, überliefert.<br />

Ähnlich umfangreich wie die Anzahl der altägyptischen Textzeugnisse<br />

selbst ist inzwischen die Fachliteratur zu diesem Thema. Aufgrund<br />

der grundlegenden Bedeutung dieser Texte für die Erforschung<br />

der ägyptischen Kultur- und Geistesgeschichte beschäftigt<br />

sich eine Vielzahl von Monographien und Artikeln mit Fragen der<br />

ägyptischen Literatur im allgemeinen, mit Inhalt und Form einzelner<br />

Texte und Textgruppen und mit besonders interesssanten bzw.<br />

schwierigen Textstellen. Deshalb musste das Projekt so eingeschränkt<br />

werden, dass nur die Fachliteratur der Jahre ab 1970 bis<br />

heute und neben Monographien und Sammelbänden die wichtigsten<br />

Zeitschriften (etwa 15) ausgewertet werden. In Ausnahmefällen werden<br />

auch ältere Publikationen berücksichtigt.<br />

Das Forschungsprojekt ist an der Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch<br />

der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig<br />

angesiedelt und steht im Verbund mit dem Vorhaben Altägyptisches<br />

Wörterbuch der deutschen Wissenschaftsakademien mit insgesamt<br />

drei Arbeitsstellen in Berlin, Leipzig und Mainz. Dieses Vorhaben<br />

hat eine elektronische Neuauflage des ab 1926 erschienenen „Wörterbuch<br />

der ägyptischen Sprache“ zum Gegenstand. Das gesamte<br />

aus pharaonischer Zeit überlieferte Textmaterial soll in lateinischer<br />

Umschrift in einer relationalen Datenbank erfasst und für lexikalische<br />

und vielfältige andere Recherchen über das Internet erschlossen<br />

werden. Dafür hat die Leipziger Forschungsstelle die Bearbeitung<br />

der „schönen“ Literatur übernommen. So können die Erträge<br />

des durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts unmittelbar für die Aufbereitung<br />

literarischer Texte zur Eingabe in die Wörterbuch-Datenbank<br />

genutzt werden. Darüber hinaus jedoch soll die bibliographische<br />

Datenbank der internationalen Ägyptologie als Hilfsmittel zur<br />

Verfügung gestellt und via Internet recherchierbar gemacht werden.


101<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

„Typologie und Gebrauch der ägyptischen Hieroglyphenschrift“ ist<br />

das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />

von Dr. O. Goldwasser, Department of Ancient Near Eastern<br />

Studies, The Hebrew University of Jerusalem, sowie Prof. F. Junge<br />

und PD Dr. F. Kammerzell, Seminar für Ägyptologie und Koptologie,<br />

Universität Göttingen.<br />

Gegenstand des Kooperationsprojekts ist das System der ägyptischen<br />

Hieroglyphenschrift mit seinen unterschiedlichen Subsystemen<br />

und Zeichenfunktionen, ihr Zusammenwirken in konkreten<br />

Einzeltexten, Textkorpora und Genres, vor allem unter dem Gesichtspunkt<br />

von Erscheinungsform und Typologie von Schriftsystemen.<br />

Das ägyptische Hieroglyphensystem ist das am längsten verwendete<br />

sprachbezogene graphische Speicher- und Kommunikationsmedium<br />

der Menschheitsgeschichte und stellt ein heterographes morphembezogenes<br />

Schriftsystem dar, dessen Inventar sowohl bedeutungstragende<br />

(Semogramme) als auch bedeutungsunterscheidende<br />

Schriftzeichen (Phonogramme) umfasst. Semogramme bezeichnen<br />

entweder das spezifische gezeichnete Objekt oder etwas nahe Verwandtes.<br />

So kann z. B. das Bild der Sonne „Sonne“ oder „Tag“ bedeuten.<br />

Phonogramme oder Lautzeichen werden ausschließlich wegen<br />

ihres Lautwertes benutzt und haben keinen Bezug zu dem Wort,<br />

das sie darstellen.<br />

Ein Phonogramm kann einen Konsonanten oder eine Kombination<br />

von zwei oder drei Konsonanten in einer bestimmten Reihenfolge<br />

darstellen; Vokale werden nicht geschrieben. Viele Wörter werden<br />

als Kombination phonographischer und semographischer Zeichen<br />

geschrieben. Das Bild vom Grundriss eines Hauses bedeutet „Haus“.<br />

Folgt aber dem gleichen Zeichen ein phonetisches Komplement (Ergänzung)<br />

und das Bild laufender Beine, so wird es benutzt, um das<br />

homophone (gleichlautende) Verb „ausgehen“ zu schreiben. Determinativa<br />

sind Semogramme, die am Ende eines Wortes geschrieben<br />

werden, um die Kategorie anzugeben, zu der das Wort gehört, und so<br />

die beabsichtigte Bedeutung anzuzeigen, die sich nicht immer eindeutig<br />

aus dem Zusammenhang ergibt. Die Darstellung einer Papyrusrolle,<br />

die als Determinativ verwendet wird, zeigt an, dass eine abstrakte<br />

Bedeutung beabsichtigt gewesen ist. Je nach Verwendungssituation<br />

besitzen Determinativa eine spezifische oder eine eher generische<br />

Bedeutung. Zeichen mit der zuletzt genannten Funktion<br />

werden Klassifikatoren genannt; sie liefern explizite Informationen<br />

über das Vorhandensein und die spezifische Ausprägung des zugrundeliegenden<br />

Kategorisierungssystems der Ägyptischen Kultur.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine detaillierte Zeichenliste für<br />

das Altägyptische der Pyramidentexte (spätes drittes Jahrtausend v.<br />

Chr.) vorzulegen. Anhand dieses Textkorpus sollen die spezifischen<br />

Verwendungsweisen und die Interaktion aller Graphemfunktionsklassen<br />

in konkreten geschriebensprachlichen Äußerungen erforscht<br />

Hieroglyphenschrift


Papstgrabmäler<br />

und in einen allgemeinen typologischen Rahmen gestellt werden.<br />

Zusätzlich sind typologische und kontrastive Recherchen beabsichtigt,<br />

im Zuge derer signifikante Aspekte der ägyptischen Schrift mit<br />

analogen Erscheinungen im Chinesischen verglichen werden sollen.<br />

Kunstwissenschaften<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 102<br />

Die mit den Künsten befassten Disziplinen, insbesondere Kunstgeschichte<br />

und Musikwissenschaft, sowie Theater- und Medienwissenschaft<br />

sehen sich dank der Dynamik des kulturellen und sozialen<br />

Wandels in vielfacher Weise herausgefordert. Es geht heute weniger<br />

um neue Avantgarden oder künstlerische Fortschritte, vielmehr um<br />

eine dramatische Verschiebung der Kontexte, in denen diese Künste<br />

gedeihen. Ein verändertes Gegenwartsbewusstsein stellt sie vielfach<br />

in Frage, es ermöglicht aber auch eine Neuaneignung ihrer Inhalte<br />

und eine Erweiterung des wissenschaftlichen Problemkanons.<br />

Das lässt sich am Beispiel des Bildes, das auch Thema eines eigenen<br />

Projektbereichs der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist, illustrieren. Waren Bilder<br />

bis vor kurzem vor allem der Gegenstand der Kunstgeschichte,<br />

haben sie durch die elektronische Revolution einen ganz anderen<br />

Status gewonnen. Das Bild ist zu einem universellen Medium der Information,<br />

der Verständigung und der Erkenntnis geworden, das<br />

sich einer einzelnen Disziplin kaum mehr zuordnen lässt. Es besitzt<br />

jetzt auch instrumentelle Funktionen.<br />

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Fortsetzung des „normalen<br />

Wissenschaftsprozesses“ aktuelle Probleme ausblenden würde, die<br />

gebotenen Chancen und Herausforderungen nicht zu nutzen vermöchte.<br />

Eine Diskussion der im Gange befindlichen Veränderung ist<br />

gefordert, mehr noch: der daraus resultierenden Verschiebung der<br />

gültigen wissenschaftlichen Leitvorstellungen. Die Kunstwissenschaften<br />

insgesamt sind gehalten, ihre genuinen Beiträge im vielstimmigen<br />

Konzert der Disziplinen, die ihnen zukommende Rolle im<br />

kulturellen Kontext zu präzisieren.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert Vorhaben aus dem gesamten Bereich<br />

der Kunstwissenschaften und ihrer Nachbargebiete, insbesondere<br />

aber solche Projekte, die sich mit Grundlagen und Quellen befassen,<br />

mit methodischen Fragen, der Erörterung von Leitkategorien,<br />

mit interdisziplinären Recherchen, insgesamt mit solchen wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen, die sich durch Problembewusstsein<br />

und hohes Reflexionsniveau auszeichnen. Die Finanzierung reiner<br />

Katalogisierungs- und Editionsprojekte zählt nicht zu den prioritären<br />

Förderanliegen der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Prof. A. Beyer (Institut für Kunstgeschichte, RWTH, Aachen) widmet<br />

sich mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Die<br />

Papstgrabmäler – Strategien apostolischen Gedächtnisses. Zu Geschichte<br />

und Formen der päpstlichen Sepulkralkunst“.


103<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Das Forschungsvorhaben wendet sich erstmalig unter genuin kunsthistorischen<br />

Gesichtspunkten ausgewählten Papstgrabmälern zu.<br />

Die Tatsache, dass sich diese immer in Kirchenräumen befinden, in<br />

der Regel erst nach dem Tod eines Pontifex errichtet wurden und<br />

wohl die großartigsten künstlerischen Monumente einer baulich wie<br />

plastisch gestalteten Totenmemoria sind, bestimmt die Konturen der<br />

sich im wesentlichen auf vier Fragenkomplexe beschränkenden<br />

Analyse.<br />

So ist zunächst der Frage nach dem Grabort nachzugehen, denn der<br />

Wunsch, in einer bestimmten Stadt bzw. Kirche, in der Nähe eines<br />

Altares oder Grabes bestattet zu werden, ist doch immer auch Ausdruck<br />

persönlicher Heilserwartung oder Verehrung, familiärer oder<br />

monastischer Zugehörigkeit wie auch bewusster Ausdruck der Distanzierung.<br />

Vor dem Hintergrund, dass Päpste fast immer Stifter ihrer eigenen<br />

Grabmäler sind, deren Fertigstellung selbst jedoch nicht erlebten,<br />

sind Papstgrabmäler nicht selten Denkmäler der Hinterbliebenen, die<br />

im Gedenken an die Verdienste der Verstorbenen weniger die Erinnerung<br />

an den Papst als die an das eigene Geschlecht sichern sollten.<br />

Somit ist vor allem zu erörtern, inwieweit testamentarische Vorgaben<br />

eines Pontifex berücksichtigt, modifiziert oder sogar gänzlich verworfen<br />

wurden, ob – und wenn ja, aus welchen Motiven – Päpste in den<br />

Denkmalbestand päpstlicher Sepulturen eingegriffen haben.<br />

Da sich jedoch nicht nur die Auftraggeber, sondern auch die Künstler<br />

im Papstgrabmal ein Denkmal setzen wollten, ist zu vermuten,<br />

dass das einzigartige Prestige, das mit einem solchen Auftrag verbunden<br />

war, in besonderem Maße ein künstlerisch-kreatives Potential<br />

freisetzte. Jedenfalls musste ein Künstler, der mit der Ausführung<br />

eines Papstgrabmals betraut war, stets in dem Bewusstsein arbeiten,<br />

dass angesichts des mit dem Tod eines Papstes immer wieder neu<br />

formulierten Auftrags sein Entwurf vornehmlich der Kritik künftiger<br />

Bildhauer im Dienste des Pontifex standzuhalten hatte. Das galt vor<br />

allem für St. Peter als einen Ort, an dem nicht nur verschiedene Bildhauer,<br />

sondern auch Skulptur, Malerei und Architektur sich gegenseitig<br />

zu übertrumpfen versuchten.<br />

Bedenkt man schließlich, dass Papstgrabmäler in erster Linie der<br />

apostolischen Memoria dienen, so stellt sich die Frage, inwieweit<br />

Skulptur und Architektur die zeitüberdauernde Erinnerung an den<br />

Papst sichern können. Hier wird sich zeigen, welche Funktion beispielsweise<br />

den Assistenzfiguren im Kontext einer Charakterisierung<br />

von Amt und Person zukommt, oder ob das Papstgrabmal an sich<br />

zum Ort der Vermittlung zentraler christlicher Glaubenswahrheiten<br />

oder Tugendvorstellungen wird. Für all jene Gräber, in denen vollplastische,<br />

oftmals thronend dargestellte, die Idee des unvergänglichen<br />

Papsttums versinnbildlichende Papststatuen zusammen mit Reliefdarstellungen<br />

aus dem Leben des jeweiligen Pontifex auftreten,<br />

ist jedenfalls zu vermuten, dass die narrativen Reliefs in den Dienst


Papst- und<br />

Kardinalsgrabmäler<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 104<br />

einer „persönlichen“ Ikonographie und retrospektiven Memoria, die<br />

vollplastischen Thronfiguren dagegen eher in den Dienst einer<br />

„überpersönlichen“ Ikonographie und prospektiven Memoria treten.<br />

Garanten der Erinnerung sind auch architektonische Elemente wie<br />

z. B. das Motiv des Triumphbogens, ebenso Materialien von memorativ<br />

kaum steigbarer Effizienz wie Bronze und Marmor, wobei deren<br />

Oberflächenbearbeitung zahlreiche Papstgrabmälern jenen „Glanz“<br />

verleiht, der sie einmal mehr in der Erinnerung ihrer Betrachter bleiben<br />

lässt.<br />

„Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der frühen Neuzeit:<br />

Form und Anspruch“ ist Gegenstand einer von der <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />

Studie, der sich Prof. H. Bredekamp (Kunstgeschichtliches Seminar,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. V. Reinhardt (Lehrstuhl<br />

für Allgemeine und Schweizer Geschichte, Universität Fribourg/Schweiz)<br />

widmen.<br />

Das Projekt hat die Bestandsaufnahme, Typologisierung, stilistische<br />

wie ikonologische Analyse sowie die kulturhistorische Ausdeutung<br />

jener Papst- und Kardinalsgrabmäler zum Gegenstand, die in Rom<br />

und seiner Umgebung (Latium) in der frühen Neuzeit entstanden<br />

sind. Der Schwerpunkt der Untersuchung wird bei den in Gegenreformation<br />

und Barock entstandenen Monumenten liegen; demgegenüber<br />

dient die Untersuchung von Werken des 18. Jahrhunderts<br />

und aus präreformatorischer Zeit vor allem der Erschließung von<br />

Vergleichskategorien.<br />

Die Zahl und künstlerische Qualität der in Rom erhaltenen Grabmäler<br />

von Angehörigen der gesellschaftlichen Oberschicht aus der<br />

zu untersuchenden Epoche dürfte weltweit einmalig sein. Der<br />

Hauptgrund für diesen Sachverhalt ist in den spezifischen politischen<br />

und gesellschaftlichen Strukturen zu suchen, die den Kirchenstaat<br />

auszeichneten, seiner im europäischen Vergleich doppelt<br />

eigentümlichen Verfassung als kirchliche und Wahl-Monarchie. Die<br />

sich daraus ergebende Verhinderung von dynastisch-herrscherlicher<br />

Traditionsbildung hatte weitreichende Folgen für die soziale Wirklichkeit<br />

insofern, als der kontinuierliche Wechsel von regierenden<br />

Familien zu einem außergewöhnlich mobilen und dementsprechend<br />

hochkompetitiven Sozialklima führte. Der Aufstieg einer Familie<br />

konnte in Rom leichter gelingen und weiter führen als irgendwo anders.<br />

Innerhalb der durch diese strukturellen Eigentümlichkeiten sozial<br />

besonders mobilen römischen Gesellschaft der frühen Neuzeit<br />

stellte die Perpetuierung von „memoria“ prominenter Familienmitglieder<br />

ein unverzichtbares Element kultureller Etablierungsstrategien<br />

dar. Grabmäler dienten nicht nur dazu, die Erinnerung an bedeutende<br />

Vorfahren wachzuhalten, sie boten vor allem auch die<br />

Möglichkeit, durch den Hinweis auf die legitimierende Existenz von<br />

Traditionslinien, Führungsansprüche in der Gegenwart und für die<br />

Zukunft zu untermauern. Zudem ist die Darstellung einer Herrschaftselite<br />

„sub specie aeternitatis“ höchst signifikant für die Normen,<br />

die das von ihr dominierte soziopolitische System strukturieren


105<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

und repräsentieren. Die römischen Grabmäler sind so als bildliche<br />

Inszenierung des Kodex karriere- und renommeeträchtiger Werte zu<br />

verstehen, der allgemein von der Herrschaftselite approbiert, aber<br />

auch in regelmäßigen Abständen neu definiert wurde. Als integraler<br />

Bestandteil des Kanons ritueller und symbolischer Gesten, der die sozialen<br />

und funktionalen Beziehungen der neuzeitlichen Kurie in so<br />

hohem Maße bestimmt, versinnbildlichten die Papst- und Kardinalsgrabmäler<br />

den hierarchisch geprägten, politischen Anspruch der<br />

verschiedenen Elitegruppen.<br />

Aufgabe des „Corpus der römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler“<br />

ist es, nicht nur den Bestand an Monumenten im engeren<br />

kunsthistorischen Sinn deskriptiv zu erfassen und stilkritisch zu untersuchen,<br />

sondern auch in den Kontext ihrer kulturellen, mentalen<br />

und soziokulturellen Entstehungsbedingungen einzubetten und sie<br />

als gezielt eingesetzte Instrumente zur Legitimation, Fundamentierung,<br />

Intensivierung und Dynamisierung von Macht und Status ihrer<br />

Auftraggeber zu deuten. Die Auswertung des durch die Grabmäler<br />

konstituierten Quellenmaterials gestattet es, Einblick in die Binnenstruktur<br />

der Kurie sowie die Schichtung und Konkurrenz der mit ihr<br />

ebenso konfliktträchtig wie unauflöslich verflochtenen römischen<br />

Elitensegmente zu gewinnen. Schließlich erlaubt die Untersuchung<br />

Rückschlüsse auf die Normen und den Normenwandel prestigeträchtiger<br />

Autorepräsentation einer präzise umrissenen Funktionselite<br />

mit europäischer Ausstrahlung, die bis zum Ende des Alten Reiches<br />

ungebrochen blieb.<br />

Die lückenlose Katalogisierung der Papstgrabmäler in Rom und im<br />

Latium ist bereits durch eine Studie von Martin Borgolte („Petrusnachfolge<br />

und Kaiserimitation. Die Grablegen der Päpste, ihre Genese<br />

und Traditionsbildung“, 1989) abgeschlossen. Sie wird für das<br />

Corpus-Projekt die Grundlage zur Analyse der Papstgrabmäler der<br />

frühen Neuzeit sein. Dagegen muss die vollständige Erfassung der<br />

zahlreichen Kardinalsgrabmäler in Rom und Latium noch geleistet<br />

werden. Um diese Monumente ausfindig zu machen, um weitere Informationen<br />

zu den Mitgliedern der römischen Kurie und der Kardinalsfamilien<br />

zu erhalten, ist u. a. auch auf schriftliche Quellen, die in<br />

den Archiven des Vatikans und römischer Adelsfamilien lagern,<br />

zurückzugreifen.<br />

Die interdisziplinären Ansätze, die sich aus dem „Corpus-Projekt“<br />

ergeben, lassen es wünschenswert erscheinen, die gewonnenen Erkenntnisse<br />

auf Forschungskongressen zur Diskussion zu stellen. Als<br />

Teilnehmer sollen dazu neben Historikern und Kunsthistorikern<br />

auch Wissenschaftler benachbarter Disziplinen, etwa Archäologen,<br />

Philologen, Soziologen und Anthropologen eingeladen werden. Es<br />

ist vorgesehen, die Ergebnisse des Forschungsprojekts in einem Katalog<br />

zur päpstlichen Sepulkralkunst in der frühen Neuzeit (inklusive<br />

fotographischer Dokumentation) zu publizieren.


J. Burckhardt<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 106<br />

Die Arbeit soll in einem engen Austauch mit dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> geförderten Projekt „Die Papstgrabmäler – Strategien<br />

apostolischen Gedächtnisses – Zu Geschichte und Formen der päpstlichen<br />

Sepulkralkunst“ von Prof. A. Beyer, Aachen, entwickelt werden.<br />

Weiterhin ist eine Kooperation mit dem von der DFG geförderten<br />

Forschungsprojekt „Römische Mikropolitik unter Papst Paul V.<br />

Borghese (1605–1621)“ von Prof. W. Reinhard, Freiburg i. Br., geplant.<br />

Die Herausgabe von „Jacob Burckhardt: Vorlesungen ,Neuere Kunst<br />

seit 1550‘, Teil 2, Textkritische Edition, Kommentar, kunstgeschichtliche<br />

Würdigung“ ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens von<br />

Prof. W. Schlink und E. Mongi-Vollmer, M. A. (Kunstgeschichtliches<br />

Institut, Universität Freiburg i.Br.).<br />

Die bislang nahezu unbekannten Vorlesungen zur Kunst des 17. und<br />

18. Jahrhunderts, die Jacob Burckhardt zwischen 1877 und 1892 wiederholt<br />

überarbeitet und vorgetragen hat, werden in der 2. Abteilung<br />

(aus dem Nachlass edierte Schriften) der Jacob Burckhardt Werke,<br />

Kritische Gesamtausgabe, Band II, 5 erscheinen.<br />

In dem seit Herbst 1999 bearbeiteten 2. Teil der Vorlesungen setzt<br />

sich Burckhardt weiterhin mit der niederländischen Kunst des 17.<br />

und 18. Jahrhunderts auseinander und widmet sich darüber hinaus<br />

zum ersten Mal der französischen Malerei dieses Zeitraums. Die Behandlung<br />

und Bewertung dieser beiden Sachgebiete weist jedoch<br />

Unterschiede auf. So erfährt die niederländische Malerei in der Regel<br />

eine positive bis euphorische Bewertung und dies in erster Linie deshalb,<br />

weil Burckhardt in der Darstellung eine Auseinandersetzung<br />

mit dem Wie vorfindet, in der das Sujet – weil ohnehin für alle bekannt<br />

– in den Hintergrund rückt. Diese Bildsprache scheint ihm für<br />

alle, Künstler und Besteller bzw. Käufer, selbstverständlich. Die französische<br />

Malerei dagegen sieht Burckhardt keineswegs in der Lage,<br />

dieses hohe Niveau der unausgesprochenen Übereinkunft von<br />

Künstlern und Auftraggebern zu gewährleisten, da in Frankreich die<br />

Kunst durch den Absolutismus Louis XIV und die stark reglementierte<br />

Kunstproduktion der Académie Royale zu einseitig geprägt sei.<br />

Doch nicht nur in der Bewertung, auch in der Auseinandersetzung<br />

unterscheidet sich der Teil der Vorlesung über die niederländische<br />

Kunst von dem der Frankreich gewidmeten. Zwar bildet sich Burckhardt<br />

bei beiden Sachgebieten das Urteil meist aufgrund der unmittelbaren<br />

Anschauung in den großen europäischen Sammlungen,<br />

doch trägt er darüber hinaus für die Vorlesung zu einzelnen Künstlern<br />

und Objekten vielerlei Fakten und Argumente aus der Sekundärliteratur<br />

zusammen. Für die holländische Kunst schöpft er aus der<br />

jeweils aktuellen deutschen (Wilhelm Bode 1892) und französischen<br />

Forschung (Emile Michel, Henry Havard 1888), für die französische<br />

Malerei greift er dagegen auf veraltete Literatur wie Giovanni Pietro<br />

Bellori (1672) und Giovanni Domenico Fiorillo (1815–1820) zurück.


107<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Abb. 9: Projekt „Jacob Burckhardt: Vorlesungen ,Neuere Kunst seit 1550‘, Teil 2,<br />

Textkritische Edition, Kommentar, kunstgeschichtliche Würdigung“: Blatt 259 aus der<br />

Vorlesung „Holländische Kunst des 17. Jahrhunderts“. Exemplarisch zeigt dieses<br />

Blatt die Arbeitsweise Burckhardts. In der Kopfzeile sind der Titel der Vorlesung aufgeführt<br />

und darunter die differenzierteren Einheiten, wie hier „Thiere und Pastoralen“<br />

und „Italisirende Richtung“. Die Zahl oben rechts gibt jeweils die Grundpaginierung<br />

der Blätter an. Der in schwarzer Tinte flüssig durchgeschriebene Haupttext<br />

wurde im Laufe der Jahre und der mehrfach wiederholten Vorlesung erweitert bzw.<br />

korrigiert durch Rand- und Interlinearzusätze, ab 1885 in violetter Tinte.


Kunst aus<br />

Metall<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 108<br />

Die Identifikation der von Burckhardt in seinem Vorlesungsmanuskript<br />

genutzten Literatur ist Teil des nahezu abgeschlossenen, auf<br />

Vorlesungsinhalte bezogenen Sachkommentares. Der nunmehr in<br />

Arbeit befindliche Textkommentar schildert dagegen den Zustand<br />

des Manuskriptes selbst und merkt spätere Zusätze oder Streichungen<br />

bzw. Verschiebungen von Textblöcken an. Auf diese Weise wird<br />

das Sukzessive der Entstehung sichtbar und einzelne Zusätze können<br />

zeitlich fixiert werden, wenn sie z. B. Zitate aus gerade erschienenen<br />

Publikationen, die durch den Sachkommentar ermittelt wurden,<br />

beinhalten.<br />

Die Edition ermöglicht auf diese Weise unterschiedliche Lektüreformen:<br />

auf der einen Seite stehen die vermittelten Inhalte, die aufgrund<br />

ihres Ansatzes – nämlich die Kunstproduktion mit der allgemeingeschichtlichen<br />

Situation bzw. Mentalität eines Volkes in Verbindung<br />

zu setzen – neben Kunsthistorikern auch für Historiker und<br />

Kulturhistoriker von Interesse sein werden. In Kombination mit der<br />

Darstellung der Textgestalt wird auf der anderen Seite ein Beitrag<br />

zur Fachgeschichte entstehen, da hier der Entwicklungsprozess<br />

Burckhardts über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren nachzuspüren<br />

sein wird.<br />

Neben der laufenden Editionsarbeit (Transkription und Kommentierung<br />

der Vorlesungen) ist abschließend die Einordnung der Vorlesungen<br />

,Neuere Kunst seit 1550‘ in das Gesamtwerk Burckhardts<br />

und in die Kunsthistoriographie seiner Zeit geplant.<br />

„Kunst aus Metall. Designer und Hersteller von Luxus- und Gebrauchsgütern<br />

aus edlen und unedlen Metallen in Deutschland<br />

1871–1945. Ein Referenzhandbuch“ ist Thema eines von der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes des Badischen Landesmuseums,<br />

Karlsruhe (Dr. R. Sänger).<br />

Parallel zum ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmenden Bevölkerungswachstum<br />

und der Verstädterung verlief ein allgemeiner Industrialisierungsprozess,<br />

der die zünftig organisierten Handwerke<br />

durch neue und arbeitsteilige Herstellungsmethoden zum großen<br />

Teil ersetzte. Dieses Phänomen betraf in besonderer Weise jene Berufszweige,<br />

die sich seit alters her der Herstellung von Gold- und Silberschmiedewaren<br />

(Prunk- und Tafelgeräte, Bestecke und Schmuck)<br />

sowie von Zinn- und Messingwaren für den Luxus- und Alltagsgebrauch<br />

widmeten. Vor allem mit dem Wegfall der Zoll- und Handelsschranken<br />

(bis 1868), der Reichsgründung von 1871 sowie mit dem<br />

Sinken der Silberpreise expandierte diese Branche, so dass sich in jeder<br />

größeren Stadt des Deutschen Reiches Gold- und Silberschmiede<br />

und Juweliere etablierten; in bestimmten Zentren (Berlin, Bremen,<br />

Düsseldorf, Hanau, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Pforzheim) entstanden<br />

darüber hinaus Silberwaren- und Metallwarenfabriken von<br />

zum Teil internationaler Bedeutung.<br />

In den zwanziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich<br />

die wissenschaftliche Forschung fast ausschließlich der Erfassung


109<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

der noch zünftig arbeitenden Kunsthandwerker auf diesen Gebieten<br />

gewidmet. Sie endete spätestens mit der Phase der Auflösung der<br />

Zünfte, d. h. um die Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />

Das Forschungsprojekt beabsichtigt, diese Standardwerke mit der<br />

inzwischen erfolgten Akzeptanz der kunst- und kulturgeschichtlichen<br />

„Epochen“ des Historismus, des Jugendstils und der Bauhausära<br />

fortzuschreiben und eine Forschungslücke für den Zeitraum<br />

1860–1945 zu schließen.<br />

In der Konzeption soll sich das Arbeitsvorhaben insofern von der<br />

früheren Forschung unterscheiden, als es den völlig geänderten wirtschafts-<br />

und kunsthistorischen Rahmenbedingungen Rechnung tragen<br />

muss. Denn neben den klassischen Gold- und Silberschmieden<br />

müssen nun auch die Manufakturen und Fabriken der Luxus- und<br />

Gebrauchsgüterindustrie berücksichtigt werden, da in bzw. für deren<br />

Firmenateliers namentlich bekannte Musterzeichner und Künstler<br />

als Entwerfer und „Designer“ arbeiteten, die, ihrem Individualstil<br />

folgend, moderne und zeittypische Modelle für die Fabrik lieferten.<br />

Somit soll gewährleistet sein, dass das gesamte Spektrum der am Zustandekommen<br />

eines Objektes Beteiligten erschlossen und dargestellt<br />

werden kann: der freie Künstler als Entwerfer, der ausführende<br />

bzw. individuell arbeitende Kunsthandwerker und der für die serielle<br />

Produktion notwendige Fabrikant.<br />

An der Hamburger Kunsthalle (Direktor Prof. U. M. Schneede) wird<br />

mit Förderung durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ein „Bestandskatalog<br />

der flämischen und holländischen Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />

im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle“ erarbeitet.<br />

Die Zeichnungen der holländischen und flämischen Schule bilden<br />

neben den Zeichnungen der italienischen Schule, der deutschen Romantik<br />

(Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge) und der klassischen<br />

Moderne einen Schwerpunkt des Hamburger Kupferstichkabinetts.<br />

Ein Katalog, der diesen Teilbestand der Sammlung erfasst<br />

und einer interessierten Öffentlichkeit sowie der kunsthistorischen<br />

Forschung zugänglich macht, existiert nicht. Der Bestandskatalog<br />

der flämischen und holländischen Zeichnungen soll den Auftakt<br />

einer Reihe weiterer Kataloge zum Bestand des Kupferstichkabinetts<br />

bilden.<br />

Die annähernd 1200 Zeichnungen der flämischen und holländischen<br />

Schule vom 16. bis 18. Jahrhundert bilden eine der bedeutendsten<br />

Zeichnungssammlungen im In- und Ausland. Den Schwerpunkt bilden<br />

die Zeichnungen der holländischen Schule des 17. Jahrhunderts,<br />

sowohl die Qualität der Blätter als auch deren Anzahl betreffend.<br />

Der größte Teil der holländischen Zeichnungen geht auf die Sammlung<br />

des Ernst G. Harzen (1790–1863) zurück, der diese 1863 zusammen<br />

mit einem großen Graphik-Konvolut der Hamburger Kunsthalle<br />

vermachte. Harzen war einer der wichtigsten Kunstsammler und -<br />

Hamburg<br />

Flämische und<br />

holländische<br />

Zeichnungen


Frankfurt a. M.<br />

Holländische<br />

Gemälde<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 110<br />

-händler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kontakte zum internationalen<br />

Kunsthandel, vor allem nach England, sowie zu den<br />

Museumssammlungen (u. a. war Harzen für die Kabinette in Berlin<br />

und Dresden tätig) schufen die Voraussetzung für seine umfangreiche<br />

Sammlungstätigkeit.<br />

Ihren internationalen Rang erhält die Sammlung u. a. durch den umfangreichen<br />

Bestand der holländischen Landschaftszeichnungen des<br />

17. Jahrhunderts sowie durch die Zeichnungen Rembrandts und seiner<br />

Schule. So ist Jacob Ruisdael mit 17 Blättern, Pieter de Molijn mit<br />

11, Hendrik Averkamp mit 11 und Herman Saftleven mit 14 Blättern<br />

vertreten. Von Rembrandt besitzt das Kupferstichkabinett mehr als<br />

10 Zeichnungen sowie 30 von seinen Schülern oder Nachfolgern. Die<br />

Genredarstellung ist vor allem durch Adriaen van Ostade mit 40 Blättern,<br />

Isaac van Ostade mit 10 oder Cornelis Dusart mit 11 Blättern<br />

vertreten. Hinzu kommt eine repräsentative Auswahl von frühen niederländischen<br />

Zeichnungen des 16. Jahrhunderts (Gerard David,<br />

Pieter Coecke van Aelst, Maarten van Heemskerk mit 5 Blättern,<br />

Herri Bles, David Vinckboons) sowie die kleine Sammlung von flämischen<br />

Zeichnungen, darunter Blätter von Peter Paul Rubens, Anton<br />

van Dyck, Jacob Jordaens oder David Teniers, die nicht durch<br />

ihren Umfang, wohl aber durch ihre Qualität von Bedeutung ist.<br />

Auch das 18. Jahrhundert ist mit einer umfangreichen Sammlung<br />

von Blättern holländischer Künstler repräsentativ vertreten.<br />

Der Bearbeitung des ersten Bandes des wissenschaftlichen Bestandskatalogs<br />

in drei Bänden zu den holländischen Gemälden des Barock<br />

(ca. 1550–1800) im Städelschen Kunstinstitut dienen Fördermittel für<br />

Prof. H. Beck, Direktor des Städelschen Kunstinstituts und der Städtischen<br />

Galerie, Frankfurt a. M.<br />

Der Katalog, der im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Katalogisierungskampagne<br />

im Städelschen Kunstinstitut steht, soll erstmalig<br />

einen bislang weitgehend unbearbeiteten Teil der Sammlung<br />

wissenschaftlich erschließen und der Kunstwissenschaft sowie der<br />

Öffentlichkeit zugänglich machen. Aufgrund des großen Bestandes<br />

von insgesamt 197 Werken der holländischen Barockmalerei ist der<br />

Bestandskatalog auf drei Bände angelegt. Der zweite Band, der die<br />

zwischen 1615 und 1630 geborenen Künstler versammelt und vom<br />

Städelschen Museums-Verein finanziert wird, soll parallel zum ersten<br />

Band bearbeitet werden. Der dritte Band wird sich daran anschließen<br />

und die nach 1630 geborenen Maler in den Blick nehmen.<br />

Im Zuge dieser umfassenden Untersuchungen soll der gesamte Bestand<br />

der barocken Gemälde stilistisch und ikonographisch eingeordnet<br />

und gemäß moderner gemäldetechnischer Methoden analysiert<br />

werden. So sollen in den Katalogtexten die Bilder beschrieben<br />

und gedeutet, Auskunft über Zustand, Provenienz und Forschungsstand<br />

der Werke gegeben und die Ergebnisse der holzbiologischen<br />

und röntgenologischen Untersuchungen referiert werden.


111<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Abb. 10: Projekt „Bearbeitung des ersten Bandes des wissenschaftlichen Bestandskataloges<br />

in drei Bänden zu den Holländischen Gemälden des Barock (ca. 1550 – 1800)<br />

im Städelschen Kunstinstitut“: Dirck Hals (Haarlem 19. 3. 1591 – vor dem 17. 5. 1656<br />

Haarlem) „Fröhliche Gesellschaft“.


Dessau<br />

Flämische<br />

Gemälde<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 112<br />

Der erste Band soll die holländische Malerei des späten 16. Jh., also<br />

den Übergang vom Manierismus zum Barock, thematisieren. Die<br />

Herausbildung einer genuin holländischen Barockkunst, die für<br />

ihren wirklichkeitsnahen Zugriff auf die alltägliche Lebenswelt bekannt<br />

geworden ist, steht dabei im Vordergrund und soll im Zusammenhang<br />

mit den politischen Unabhängigkeitsbestrebungen der<br />

nördlichen Provinzen gesehen werden. Da sich neben weniger bekannten<br />

Bildern u. a. auch Spitzenwerke in der Sammlung befinden,<br />

wie etwa Arbeiten von Roeland Savery, Karel von Mander, Abrahm<br />

Bloemaert, Jan van Goyen, Rembrandt und Dirck Hals, wird der erste<br />

Katalogband einen repräsentativen Querschnitt durch die frühe<br />

Barockmalerei bieten. Die sich daran anschließenden Bände sollen<br />

die Fragestellungen des ersten Bandes aufgreifen und u. a. an<br />

ebenso beispielgebenden Werken von Jacob Ruisdael, Gerard Dou<br />

und Jan Vermeer weiter entwickeln.<br />

Dr. N. Michels (Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau) erhält für den<br />

Bestandskatalog der flämischen Gemälde aus dem Besitz der Anhaltinischen<br />

Gemäldegalerie Dessau Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau stellt mit ihrem Bestand<br />

von ca. 2.000 Gemälden des 16. bis 20. Jahrhunderts die größte<br />

Sammlung alter Meister in Sachsen-Anhalt dar. Zur Galerie gehören<br />

die bedeutendsten Stücke der Sammlung von Fürst Leopold III.<br />

Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) sowie der aus dem<br />

Besitz der kunstsinnigen und hochgebildeten Prinzessin Henriette-<br />

Amalie von Anhalt-Dessau (1720–1793) stammende Bestand, der insbesondere<br />

Werke herausragender niederländischer Künstler enthält.<br />

Diese Gemälde gehen auf das Erbe der mit Fürst Johann Georg II.<br />

von Anhalt-Dessau (1627–1693) verheirateten Henriette Katharina<br />

von Nassau-Oranien (1637–1708) zurück. Der heute nach Kriegsauslagerung<br />

und Verschleppung nach Russland wieder im Besitz der<br />

Anhaltinischen Gemäldegalerie Dessau befindliche Bestand an niederländischen<br />

Gemälden umfasst ca. 160 flämische und ca. 180<br />

holländische Bilder aus der Zeit des 16. bis frühen 18. Jahrhunderts.<br />

Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt bei der Portraitmalerei. Viele<br />

Bilder zeichnen sich durch hohe Qualität aus. Ein großer Anteil der<br />

Gemälde ist signiert und datiert.<br />

Nachdem bereits zum Bestand deutscher Gemälde des 16. und 17.<br />

Jahrhunderts und zum Bestand der altniederländischen und flämischen<br />

Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts wissenschaftliche, von<br />

der <strong>Stiftung</strong> geförderte Werkverzeichnisse erarbeitet worden sind,<br />

soll nun als Band 3 der auf insgesamt vier Bände angelegten Reihe<br />

„Bestandskataloge der Anhaltinischen Gemäldegalerie Dessau“ der<br />

Katalog „Die Holländischen Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts“<br />

folgen.<br />

Wie schon bei den ersten Bänden wird die klassische Form eines<br />

kunstgeschichtlichen Bestandskataloges (nach dem Vorbild der Ka-


113<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

taloge der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und des Wallraf-Richartz-Museums<br />

in Köln) gewählt.<br />

Die Katalogtexte sollen für die einzelnen Gemälde umfassen:<br />

– die technischen Angaben und Bezeichnungen,<br />

– die vollständige Erfassung aller Publikationstitel,<br />

– die Referierung und kritische Aufarbeitung der Forschungsergebnisse,<br />

– die Einbeziehung restauratorischer Ergebnisse,<br />

– den Nachweis von ikonographischen Besonderheiten.<br />

Prof. H. Marx (Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden) wurden von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für ein Kritisches<br />

Bestandsverzeichnis der spanischen Gemälde der Gemäldegalerie<br />

Alte Meister bewilligt.<br />

Die Gemäldegalerie Alte Meister verfügt nach Anzahl und Bedeutung<br />

der Stücke über eine Sammlung von spanischen Gemälden von<br />

einzigartigem Rang in Deutschland. Es handelt sich um 31 erhaltene<br />

(und 2 verlorene) Gemälde, für die bisher noch kein Katalog vorliegt.<br />

Grundlage der Bearbeitung sollen neben den traditionellen kunsthistorischen<br />

Schwerpunkten Stilkritik und Ikonographie die neuen naturwissenschaftlichen<br />

Analysemöglichkeiten sowie die Darstellung<br />

der Sammlungsgeschichte sein.<br />

Folgende Arbeitsschritte sind vorgesehen:<br />

– Auseinandersetzung mit den Originalen unter Hinzuziehung des<br />

Urteils von Restauratoren sowie technischen Analysen und Fotografien,<br />

– Studium relevanter Gegenstücke, vor allem in Spanien, wo sich<br />

noch heute rund die Hälfte aller eigenhändigen Gemälde von<br />

Velázquez, Ribera, Murillo und Zurbarán befindet, darunter die<br />

meisten ihrer besten Bilder,<br />

– Aufarbeitung des Forschungsstandes in deutschen (vor allem Berlin:<br />

Kunstbibliothek und Ibero-Amerikanisches Institut, München:<br />

Zentralinstitut für Kunstgeschichte) und ausländischen, namentlich<br />

spanischen Bibliotheken,<br />

– Aktenstudium in Dresden und im Ausland, wiederum vor allem in<br />

Spanien.<br />

Von besonderer Relevanz für die internationale Forschungsdiskussion<br />

sind die Velázquez-Porträts und Fragen der Eigenhändigkeit eines<br />

Teils der Ribera-Gemälde.<br />

Für die „Katalogisierung der Malerei aus Florenz und Siena in den<br />

Beständen des Lindenau Museums in Altenburg“ erhält Prof. M. Boskovits<br />

(Dipartimento di Storia delle Arti e dello Spettacolo, Università<br />

Dresden<br />

Spanische<br />

Gemälde<br />

Altenburg<br />

Italienische<br />

Malerei


Verona<br />

Sammlung<br />

Maffei<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 114<br />

degli Studi di Firenze, und Corpus of Florentine Painting) Fördermittel<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Als der ehem. sächsische Staatsminister Bernhard August von Lindenau<br />

(1779–1854) am 1. April 1848 sein Museum in Altenburg eröffnete,<br />

nannte er im begleitenden Katalog als Movens für sein Handeln:<br />

„ ... einmal die eigene Vorliebe für altgriechisch-mediceischitalienische<br />

Kunst und dann die Thatsache, dass meine Vaterstadt aller<br />

plastischen Hülfsmittel entbehrt, um eine Kenntnis schöner Vorbilder<br />

der Malerei, Bau- und Bildhauerkunst und damit eine höhere,<br />

geläuterte Bildung des Geschmacks zu erhalten“. Seit ca. 1828 sammelte<br />

Lindenau italienische Bildwerke mit großen Sachverstand, und<br />

heute sind viele der bedeutendsten Namen italienischer Maler des<br />

13.–16. Jahrhunderts im Lindenau-Museum vertreten: neben Giottos<br />

Zeitgenossen Pietro Lorenzetti, Bernardo Daddi, Pacino da Buonaguida<br />

u. a. finden sich zentrale Werke der italienischen Früh- und<br />

Hochrenaissance von Masaccio, Fra Angelico, Sandro Botticelli, bis<br />

hin zu Perugino und Luca Signorelli.<br />

Da in den letzten Jahren die wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände<br />

italienischer Malerei der Gotik und Renaissance national wie<br />

international intensiv vorangetrieben wird, bot es sich an, durch eine<br />

Neubearbeitung der Altenburger Bestände ein weiteres Glied in<br />

diese Kette einzuführen. Der bis heute verbindliche Katalog ist jener<br />

1961 durch Robert Oertel publizierte, der seinerzeit mustergültig erstellt<br />

wurde. In den seither vergangenen 40 Jahren wurden aber auf<br />

nationaler wie internationaler Ebene wichtige Entdeckungen gemacht,<br />

die viele der Altenburger Gemälde in neuem Lichte erscheinen<br />

lassen. Hinzu kommt der naturwissenschaftlich-technische Fortschritt<br />

bei der Untersuchung und Restaurierung von Gemälden, der<br />

Aufschlüsse liefert und Erkenntnisse ermöglicht, von denen zu Oertels<br />

Zeiten auch nicht die geringste Vorstellung existierte.<br />

Mit finanzieller Unterstützung durch die <strong>Stiftung</strong> wird im Archäologischen<br />

Institut, Forschungsarchiv für Antike Plastik, Universität zu<br />

Köln (R. Förtsch) ein Wissenschaftlicher Katalog der Skulpturensammlung<br />

des Scipione Maffei in Verona erstellt. Bearbeiterin ist Dr.<br />

A. M. Pastorino.<br />

Das Museo Maffeiano wurde von Scipione Maffei 1744 in Verona gegründet.<br />

Seine nach didaktischen Gesichtspunkten, öffentlich zugängliche<br />

und damit nach völlig neuen Kriterien konzipierte Sammlung<br />

wurde für die Museen des 19. Jahrhunderts vorbildlich. Ein<br />

1749 erstellter Stichwerkkatalog bildete sowohl die vorhandenen als<br />

interessanterweise auch die noch zu erwerbenden Stücke ab und erläuterte<br />

sie.<br />

Obwohl das Museum seit langem Gegenstand intensiver Forschungen<br />

ist, fehlt bislang ein systematischer Katalog, der alle noch heute<br />

vorhandenen Skulpturen sowie die bisher erschienene Literatur erfasst.<br />

Anliegen dieses Projektes ist es daher, die ideelle Konzeption<br />

im Stichwerk und die tatsächliche Aufstellung der Objekte im 18.


115<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Abb. 11: Projekt „Kritisches Bestandsverzeichnis der spanischen Gemälde der<br />

Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlung Dresden“: Zurbaran „Der<br />

hl. Bonaventura im Gebet“


Dresden<br />

Porzellansammlung<br />

Kunstkammer<br />

der Landgrafen<br />

von Hessen<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 116<br />

Jahrhundert zu ergründen und mit dem heutigen Bestand in Beziehung<br />

zu setzen.<br />

Als Publikationsformen sind ein Katalogband sowie eine für den Internet-Benutzer<br />

kostenlos abrufbare Online-Neuedition des Stichwerkes<br />

geplant.<br />

Dr. U. Pietsch (Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden) widmet sich mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> den Forschungsarbeiten<br />

zur „ehemaligen königlichen Porzellansammlung<br />

Augusts des Starken und Augusts III. zu Dresden“.<br />

Die im Dresdener Zwinger befindliche ehemalige königliche Porzellansammlung,<br />

die auf den sächsischen Kurfürsten-König August II.<br />

(August der Starke) und seinen Sohn August III. zurückgeht, zählt<br />

mit rund 18.000 Stücken weltweit zu den bedeutendsten Porzellansammlungen.<br />

Sie repräsentiert in exemplarischer Weise die Produktionen<br />

der japanischen, chinesischen und Meißner Porzellanmanufakturen.<br />

Vor allem im 19. Jahrhundert musste diese Sammlung aufgrund<br />

von Verkäufen umfangreiche Verluste hinnehmen; auch nach<br />

den beiden Weltkriegen gingen zahlreiche Stücke verloren.<br />

Das Projekt verfolgt, neben einer noch ausstehenden Katalogisierung<br />

der zentralen Bestände, auch die Behandlung einer Reihe von<br />

Problemen und Fragen zur Geschichte des Sammlungsbestandes<br />

und seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Einordnung und Bewertung.<br />

Im ersten Jahr der Förderung wurde schwerpunktmäßig die Erfassung<br />

des Bestandes durch eine Datenbank sowie eine Identifikation,<br />

Abgleichung und Auswertung der entsprechenden Eintragungen in<br />

den alten Inventaren von 1721 und 1779 durchgeführt. Dabei wurden<br />

bereits geschlossene Sammlungsbestandteile wie das chinesische Yixing-Steinzeug<br />

und die Dehua-Porzellane, Teile der chinesischen<br />

Blau-Weiß-Porzellane sowie Meißener Porzellane aus den Anfängen<br />

der Manufakturgeschichte erfasst, insgesamt ca. 2.400 Stücke.<br />

Schwerpunkt der Recherchen sind die Sichtung und Auswertung der<br />

Archivalien, welche weitere Aufschlüsse über die ursprünglichen<br />

Konzeptionen und Präsentationen der Porzellansammlung im<br />

Holländischen und Japanischen Palais geben werden. Von besonderer<br />

Bedeutung ist dabei die Untersuchung des Stellenwertes der Porzellansammlung<br />

innerhalb der königlichen Kunstsammlungen; auch<br />

sollen die persönlichen Vorstellungen der Sammlerpersönlichkeiten<br />

August des Starken und seines Nachfolgers August III. beleuchtet<br />

werden.<br />

Die Staatlichen Museen Kassel (Prof. P. Gercke) erhalten Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong> für die Erarbeitung einer Monographie über Die<br />

Kunst- und Silberkammer der Landgrafen von Hessen.<br />

Der Hof der Landgrafen zu Hessen-Kassel war neben dem Kaiserhof<br />

in Prag und Wien sowie den Höfen in Dresden und München einer


117<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

der wichtigsten des Reiches. Die von den Landgrafen vom 16. bis<br />

zum 18. Jahrhundert zusammengetragenen Bestände der Kunst- und<br />

Silberkammer zählen zu den herausragendsten ihrer Art von internationalem<br />

Ruf. Sie umfassten Kunstgegenstände von namhaftesten<br />

Künstlern ihrer Zeit und von herausragender Qualität wie prunkvolle<br />

Gold- und Silberschmiedearbeiten, gefasste Straußeneier, Kokosnüsse,<br />

Hornbecher, Nautiluspokale, Schmuck und Pretiosen. Gefäße<br />

und Skulpturen aus gedrechseltem und geschnitztem Elfenbein,<br />

Bernstein, Achat oder Bergkristall gehörten ebenso zum Besitz der<br />

Landgrafen wie Kunstkammerschränke, Wachsskulpturen oder<br />

Kleinbronzen. Zu den Sammlungen zählten ebenso „Naturalia“ wie<br />

ausgestopfte Schlangen oder seltsame Geweihe und eine reiche<br />

Sammlung an „Scientifica“, wissenschaftlichen Instrumenten und<br />

Uhren. Als Sammlungs- und Forschungsstätte, Studienraum und Labor<br />

wurden in Kassel wie in vergleichbaren höfischen Sammlungen<br />

alle diese Erzeugnisse der Natur und des Menschen zusammen präsentiert,<br />

und es sollten die Kunstfertigkeit und die wissenschaftlichen<br />

Möglichkeiten, mit denen der Mensch diese natürlichen Materialien<br />

bearbeitete, erforscht werden.<br />

Anders als die Kunst- und Schatzkammern der Habsburger in Prag,<br />

Wien und Ambras, der Wittelsbacher in München oder der Wettiner<br />

in Dresden, sind die Kasseler Bestände und ihre Geschichte bislang<br />

jedoch kaum erschlossen. Ziel des Projektes ist eine umfassende<br />

Publikation zur Kasseler Kunst- und Silberkammer, mit der eine<br />

Neupräsentierung der Objekte verbunden sein wird. Darin sollen<br />

Entstehung und Geschichte der gesamten Kasseler Kunst- und Silberkammer<br />

– ob Naturalia, Scientifica oder Arteficialia – dargelegt<br />

werden. Im Katalogteil soll als Kernbestand der Kunst- und Silberkammer<br />

die ca. 800 Werke umfassende Sammlung der Kunstgegenstände<br />

vorgestellt werden.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. T. W. Gaethgens (Deutsches Forum für<br />

Kunstgeschichte, Paris) bei dem Vorhaben „Französische Kunst im<br />

Nachkriegsdeutschland – Deutsche Moderne in Frankreich nach<br />

1945. Deutsch-französisches Forschungsprojekt zum Kunst- und Kulturtransfer<br />

im 20. Jahrhundert“.<br />

Das Vorhaben versteht sich als Beitrag zur europäischen Kunst- und<br />

Kulturgeschichte, wobei die deutsch-französischen Beziehungen der<br />

Nachkriegszeit in den Blick genommen und durch die systematische<br />

Auswertung von grenzüberschreitenden Künstlerkontakten, Quellen,<br />

Ausstellungen, kritischen Stellungnahmen und kunstpolitischen<br />

Zielsetzungen in ihrer historischen Perspektive erforscht werden sollen.<br />

Die unterschiedlichen Motivationen dieses Kulturtransfers bis<br />

1959 nachzuzeichnen, also bis zur documenta II – zu diesem Zeitpunkt<br />

setzt der europäische Siegeslauf des amerikanischen abstrakten<br />

Expressionismus ein -, ist bislang nur in Ansätzen geleistet worden<br />

und könnte die Kulturgeschichte der Nachkriegsmoderne in einer<br />

prägnanten Gegenüberstellung der wechselseitigen Wahrnehmungen<br />

vergegenwärtigen.<br />

Deutschland/<br />

Frankreich<br />

Kunst nach 1945


Schloss<br />

Landsberg<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 118<br />

Zunächst soll die Bedeutung der französischen Kunst für die nationale<br />

Kunstentwicklung in Deutschland nach 1945 herausgestellt<br />

werden. Dabei soll beispielsweise gefragt werden, ob sich mit der<br />

Orientierung an Frankreich die Möglichkeit bot, nationalistische<br />

Züge aus der eigenen Kunst zu tilgen und damit die Zugehörigkeit<br />

zur westlichen Wertegemeinschaft zu demonstrieren, oder ob man<br />

den Anschluss an die Moderne wiederzugewinnen glaubte, indem<br />

man an die Zeit vor 1933 anknüpfte. Auf der anderen Seite wäre u. a.<br />

die kulturpolitische Absicht der französischen Militärregierung zu<br />

hinterfragen, die durch zahlreiche Ausstellungen in der Besatzungszone<br />

erstmals wieder französische Avantgardekunst zugänglich<br />

machte. Ob es sich dabei tatsächlich um einen unpolitischen Kulturaustausch<br />

handelte, wie damals behauptet wurde, oder ob nicht vielmehr<br />

der kulturelle Überlegenheitsanspruch der französischen Kunst<br />

wiederbelebt werden sollte, wird nur über die zu leistende Rekonstruktion<br />

der Ausstellungen und deren Rezeptionsgeschichte zu<br />

klären sein. Darüber hinaus wäre auch die herausragende Stellung<br />

von Sammlern und Galeristen zu beleuchten, die neben der politisch<br />

lancierten Kooperationsarbeit – so die These – maßgeblichen Anteil<br />

an der Vermittlung der jeweils fremden Kunstentwicklung hatten<br />

und dabei starken Einfluss auf die beiderseits geführte Diskussion<br />

um die künstlerische Abstraktion genommen haben.<br />

1999/<strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für ein interdisziplinäres<br />

Forschungsprojekt „August <strong>Thyssen</strong> und Schloss Landsberg. Ein<br />

Unternehmer und sein Haus“ unter der Leitung von Prof. N. Nußbaum,<br />

Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts<br />

der Universität zu Köln, für das bau- und kunsthistorische Teilprojekt,<br />

und Prof. W. Plumpe, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

der Universität Frankfurt am Main, für das sozialhistorische<br />

Teilprojekt. Weiterhin beteiligt sind Prof. U. Hassler, Lehrstuhl<br />

für Denkmalpflege und Bauforschung der Universität Dortmund, und<br />

das Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung der Ruhruniversität<br />

Bochum.<br />

In einer Verknüpfung der verschiedenen historischen Disziplinen<br />

werden August <strong>Thyssen</strong> (1846–1926) als führender Ruhrindustrieller<br />

und Wirtschaftsbürger und sein Alterssitz Schloss Landsberg bei Essen-Kettwig<br />

erforscht. Dabei verbinden sich die interdisziplinären<br />

Forschungsstränge schwerpunktmäßig für die Jahre von 1903 bis<br />

1926, in denen August <strong>Thyssen</strong> auf Schloss Landsberg gewohnt hat,<br />

greifen jeder für sich jedoch darüber hinaus und werden durch vergleichende<br />

Betrachtungen ergänzt. Eine ausführliche Vorstellung<br />

der Projektziele, Methodik und Herangehensweise erfolgte im Jahresbericht<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> 1999/<strong>2000</strong>, S. 109–112.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchungen zu Landsberg bildet der Umbau,<br />

den August <strong>Thyssen</strong> 1903 durch den Hannoveraner Architekten<br />

Otto Lüer (1865–1947) und den Hannoveraner Stadtgartendirektor<br />

Julius Trip (1857–1907) durchführen ließ. Hinweise zur Verbindung<br />

zwischen Bauherr und Planer geben dabei die Planungen von Trip


119<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

für Privatgärten auch im Ruhrgebiet und die Teilnahme an der<br />

Industrie- und Gewerbe-Ausstellung 1902 in Düsseldorf. Ein Vergleichsbeispiel<br />

für die Zusammenarbeit beider Planer stellt das 1900<br />

errichtete Haus Harderode am Ith dar.<br />

Im Rahmen der Untersuchung werden die Villenbauten des deutschen<br />

Wirtschaftsbürgertums in der Zeit zwischen Kaiserreich und<br />

Weimarer Republik vergleichend eingebunden sowie das Thema<br />

„Kunst und Architektur um 1900 im Spannungsfeld von Tradition<br />

und Reform“ an Schloss Landsberg und an verwandten Bauvorhaben<br />

vertieft.<br />

Für den Umbau von Schloss Landsberg können bis ins 18. Jahrhundert<br />

zurückreichende Planunterlagen hinzugezogen werden. Sie<br />

verdeutlichen, dass die strukturellen Eingriffe in das bauliche Gefüge<br />

überwiegend aus der Zusammenlegung von Räumen, der Ergänzung<br />

des Wintergartens und der Überformung der Fassade bestanden.<br />

Die erhaltenen Planmaterialien werden durch ein aktuelles<br />

Aufmaß der Gebäudekontur ergänzt und somit quellenkritisch eingeordnet.<br />

Die Ausstattung wurde 1903 ganz im Stil der Zeit erneuert, und nur<br />

wenige Spolien der Vorgängeranlage (Kaminplatten und Wappensteine)<br />

fanden Wiederverwendung. Das Mobiliar (im Wesentlichen<br />

von der zeitgleich auch in der Kruppschen Villa Hügel tätigen Mainzer<br />

Firma Bembé ausgeführt) und besonders das sogenannte Pariser<br />

Bad (ausgestellt auf der Weltausstellung 1900 und zusammen mit der<br />

übrigen Sanitärausstattung auf Landsberg hergestellt von der Straßburger<br />

Firma Voltz & Wittmer) verweisen dabei auf die zeitspezifische<br />

Programmatik in Kunst, Architektur und Innenarchitektur um<br />

1900. In diesem Kontext erscheint Schloss Landsberg auf der Höhe<br />

der zeitgenössischen Reformdiskussion.<br />

Ein für den interdisziplinären Ansatz ergiebiges Untersuchungsfeld<br />

bietet die in großen Teilen noch heute auf Landsberg präsentierte<br />

„Kunstsammlung“ August <strong>Thyssen</strong>s, darunter auch fünf Marmorskulpturen<br />

von Auguste Rodin sowie ein Porträt des von <strong>Thyssen</strong><br />

hochverehrten Reichskanzlers von Bismarck, ein Werk Franz von<br />

Lenbachs. Intention und Charakter der Sammlung geben Aufschlüsse<br />

über das Selbstverständnis August <strong>Thyssen</strong>s als Mäzen und<br />

als kunstsinniger Industrieller.<br />

Wirtschaftsbürgerliche Lebensführung wird grundlegend von der jeweiligen<br />

regionalen topographischen Konfiguration, von den Raumund<br />

Siedlungsstrukturen, in denen sich Bürgerlichkeit entfaltet, beeinflusst.<br />

August <strong>Thyssen</strong> bewegte sich im Ruhrgebiet in einem gesellschaftlichen<br />

Raum, der sich weder durch eine hohe räumliche<br />

Konzentration von Unternehmerwohnsitzen, noch durch eine gewachsene<br />

bürgerliche Infrastruktur auszeichnete. Das großbürgerliche<br />

Milieu an der Ruhr, in dem klassische bürgerliche Institutionen<br />

(Salons, Vereine, Theater und Museen etc.) weitgehend fehlten, der<br />

Zwang zu einer homogenen Lebensführung gering ausgeprägt war,


KUNSTWISSENSCHAFTEN 120<br />

und in dem normabweichendes Verhalten nicht durchgreifend sanktioniert<br />

wurde, eröffnete August <strong>Thyssen</strong> Handlungsspielräume für<br />

die individuelle Entfaltung von Bürgerlichkeit, und bei der Wahl der<br />

persönlichen Lebensentwürfe und der eigenen wirtschaftsbürgerlichen<br />

Alltagsstrategien.<br />

Welche Besonderheiten im Wertekanon und der Lebensführung lassen<br />

sich bei August <strong>Thyssen</strong> unter Berücksichtigung der milieuspezifischen<br />

Bedingungen ausmachen?<br />

– Der bürgerliche Habitus <strong>Thyssen</strong>s, seine Wahrnehmungs-, Denkund<br />

Handlungsschemata speisten sich besonders aus seinem<br />

Selbstverständnis als handelnder Eigentümer-Unternehmer und<br />

einem ausgeprägten Arbeits- und Leistungsethos, das er gerade<br />

in adeligen Gesellschaftskreisen vergebens suchte.<br />

– Im individuellen Wertehimmel zeichnen sich deutlich Dissonanzen<br />

und Spannungsverhältnisse zwischen Anspruch und Wirklichkeit<br />

ab. Der von August <strong>Thyssen</strong> wiederholt vorgetragene<br />

Wunsch, ein harmonisches, bürgerliches Familienleben zu führen<br />

(der letztlich durch Schloss Landsberg als Ort regelmäßiger Familientreffen<br />

architektonisch seinen Ausdruck fand), stand in scharfem<br />

Kontrast zu den innerfamiliären Strukturen und Machtverhältnissen:<br />

Weder hatte er nach früher Scheidung die nach zeitgenössischen<br />

Vorstellungen für den Ehemann unabdingbare „liebende<br />

Gattin“ und „treusorgende Mutter“ an seiner Seite, noch<br />

wurden die persönlichen Wertpräferenzen von seinen Söhnen<br />

August junior, <strong>Fritz</strong> und Heinrich geteilt. Die männlichen Nachkommen<br />

lehnten das von <strong>Thyssen</strong> verfochtene Modell des autoritären<br />

Familienpatriarchen ab, strebten nach Adelstitel und verknüpften<br />

ihren eigenen Wertekanon weniger mit dem Firmenwohl<br />

des Unternehmens.<br />

– August <strong>Thyssen</strong> „imitierte“ zentrale Elemente wirtschaftsbürgerlicher<br />

Lebensführung. So nahm der Unternehmensgründer<br />

durchaus am kulturellen Leben teil und besaß kulturelles Kapital<br />

in seiner materiellen Form. Eine systematische „Sammlerleidenschaft“,<br />

eine über Jahrzehnte erworbene „inkorporierte“ Fähigkeit,<br />

sich mit den Inhalten von Kunst und Kultur gezielt auseinanderzusetzen,<br />

ist dagegen wenig zu erkennen. Ebenso ist fraglich,<br />

ob August <strong>Thyssen</strong> als Bauherr den Umbau seines neuen<br />

Wohnsitzes maßgeblich beeinflusste und darüber hinaus die<br />

Geschichte und Tradition der architektonischen Arrangements<br />

bewusst reflektierte. Bei einer näheren Untersuchung der Ausstattung<br />

von Schloss Landsberg wird deutlich, dass zwar wichtige<br />

Elemente bürgerlicher Freizeit- und Geselligkeitskultur wie Tennisplatz,<br />

Pferdeställe oder die Möglichkeit zur Jagd vorhanden<br />

waren, sie von <strong>Thyssen</strong> selbst aber nicht genutzt wurden.<br />

Die spezifischen Bedingungen wirtschaftsbürgerlicher Wohn- und<br />

Lebensformen im Ruhrgebiet, die besonderen Charakteristika der lokalen<br />

großbürgerlichen Milieus sowie ihre Rückwirkungen auf die


121<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

konstitutiven Normen und Alltagspraktiken „schwerindustrieller Lebensführung“,<br />

erschließen sich durch den systematischen Vergleich<br />

mit einer ganz anders strukturierten sozioökonomisch strukturierten<br />

Region. Im Projektkontext wurde als Vergleichsfolie zu August <strong>Thyssen</strong><br />

und Schloss Landsberg der Frankfurter Wirtschaftsraum gewählt.<br />

Anders als im Ruhrgebiet trugen in Frankfurt die geographische<br />

Nähe – gleichsam das bürgerliche Alltagsleben „Tür an Tür“ – und<br />

das engmaschige Netzwerk von privaten (Bürgerhäuser) und öffentlichen<br />

Räumen (wie Theater, Oper, Vereine, Clubs, Reitbahn) sowie<br />

die daraus erwachsenden regelmäßigen schichttypischen Interaktionsformen<br />

wesentlich dazu bei, eine geschlossene bürgerliche Lebenswelt<br />

mit einem allgemeinverbindlichen Wertekanon zu konstituieren.<br />

Die Funktionen der Bürgerhäuser an Main und Ruhr sind durchaus<br />

vergleichbar. Die Wohnsitze führender Frankfurter Wirtschaftsbürger<br />

waren genauso wie Schloss Landsberg Schauplätze von Arbeitsessen<br />

und Familientreffen, dienten der „informellen Netzwerkbildung“,<br />

der Pflege von gesellschaftlichen und freundschaftlichen<br />

Kontakten und waren Orte bürgerlicher Geselligkeitsformen. Die<br />

Unternehmersitze hatten allerdings unterschiedliche Bedeutungen<br />

für die Konstituierung der jeweiligen lokalen Milieus. Die alltäglichen<br />

Geselligkeits- und ritualisierten Kommunikationsformen in<br />

Frankfurt, die im Vergleich zum Ruhrgebiet deutlich höhere Intensität<br />

des innerhäuslichen „Festkalenders“, die maßgeblich erst durch<br />

die topographischen Konditionen ermöglicht wurde, erzeugte und<br />

stabilisierte einen geschlossenen bürgerlichen Raum, der es den Repräsentanten<br />

der bürgerlichen Elite ermöglichte, sich fortlaufend<br />

über die gemeinsamen Werte, Normen und Alltagspraktiken zu verständigen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. em. K. Schwager (Fakultät für Kulturwissenschaften,<br />

Universität Tübingen) für das Projekt „Die Benediktiner-Abtei<br />

Ottobeuren (1672–1803). Materialien zu Programm, Planung,<br />

Bau und Ausstattung“, Fördermittel.<br />

Ziel des Projektes ist es, für eine der geschichtlich und architektonisch-künstlerisch<br />

wichtigsten Klosterresidenzen des 17. und 18.<br />

Jahrhunderts in Süddeutschland eine Gesamtdokumentation der<br />

ihre Entstehung bestimmenden Konzepte und Fakten zu erstellen:<br />

von den ersten Planungsgedanken bis hin zum nahezu unverändert<br />

erhaltenen Bau. Bislang sind trotz vorhandener schriftlicher und bildlicher<br />

Quellen ältere und jüngere Untersuchungen unvollständig<br />

und oberflächlich geblieben. Die Quellen sollen im Rahmen des Projektes<br />

systematisch ausgewertet werden, um alle hier wirksamen<br />

Faktoren ökonomischer, politischer, spiritueller und künstlerischer<br />

Art zu erfassen und zu dokumentieren. Die vorgesehene Veröffentlichung<br />

soll zwei Teilbände umfassen (Teil I die Jahre 1672–1740;<br />

Teil II die Jahre 1740–1803).<br />

Ottobeuren<br />

Abtei


Städtebau<br />

Bayern<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 122<br />

Für das Projekt „Planen und Bauen in Bayern 1945–1965“ stellte die<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Prof. W. Nerdinger (Architekturmuseum der<br />

Technischen Universität München) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Im Laufe der Recherchen und Forschungen konnte ein präziser Gesamtüberblick<br />

über die Planungs- und Bautätigkeit in ganz Bayern<br />

vom Kriegsende bis zur Hochkonjunkturphase der 60er Jahre gewonnen<br />

werden. Der zeitliche Rahmen wurde in vier Abschnitte gegliedert:<br />

von den „Träumen in Trümmern“ (1945–1948) über die „bescheidenen<br />

Anfänge“ (1948–1953/55) und die „Wirtschaftswunderbauten“<br />

(1953/55–1958/60) bis hin zu „Verdichtung, Stadtumbau<br />

und Großstrukturen“ in den 60er Jahren.<br />

Die Auswertung des gesamten Spektrums der zeitgenössischen<br />

Fachzeitschriften lieferte einen ersten Querschnitt der Bautätigkeit<br />

von 1945–1965 in Bayern. Grundlage der weiteren Forschungsarbeiten<br />

war eine systematische Befragung der regionalen Stadtarchive<br />

sowie der Hoch- und Landbauämter nach Quellenmaterial (Pläne,<br />

Fotografien, Modelle und schriftliche Unterlagen). In Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesamt für Denkmalpflege in München konnten ein<br />

Austausch über die jeweiligen Bauten erfolgen und weitere wichtige<br />

Materialien erschlossen werden. Durch Gespräche der in den 50er<br />

und 60er Jahre tätigen Architekten war es möglich, die damalige Architektentätigkeit<br />

authentisch zu rekonstruieren und Informationen<br />

über die Bauten zu gewinnen. Über diese Zeitzeugen wurden wichtige<br />

unveröffentlichte Unterlagen gefunden und ausgewertet, außerdem<br />

konnten Nachkommen oder ehemalige Mitarbeiter von bereits<br />

verstorbenen Architekten ausfindig gemacht werden.<br />

Alle recherchierten Fakten wurden in einer Datenbank erfasst.<br />

Anschließend erfolgte eine Auswahl von circa 250 repräsentativen<br />

Objekten aus verschiedenen Baugattungen. Ein Kriterium für die<br />

Auswahl war, bisher unbeachtete Bauten aus der Region aufzunehmen<br />

und zu untersuchen. Diese Beispielbauten wurden nach übergreifenden<br />

Themenbereichen wie z. B. „Von den Besatzern zur Reeducation“,<br />

„Wie sollen wir wohnen?“, „Städtebau – Ideen für das<br />

Neue Leben“ oder „Das neue Lebensgefühl“ zusammengefasst. Bei<br />

der Auswertung der einzelnen Themenbereiche zeigte sich beispielsweise,<br />

dass in Bayern auf dem Gebiet des Schul- und Jugendbaus<br />

gezielt moderne architektonische Ansätze vertreten wurden.<br />

Beim Kirchenbau konnte aufgezeigt werden, dass in beiden Konfessionen<br />

die Diskussion um den Kirchenraum auch einen architektonischen<br />

Niederschlag in vielen der neu errichteten Kirchen fand. Ein<br />

weiteres Ergebnis ist die Dokumentation von fünf neuen Städten für<br />

Flüchtlinge, die durch Umbau von Militäranlagen aus der NS-Zeit<br />

geschaffen wurden.<br />

Die Arbeit wird derzeit abgeschlossen. Durch das Projekt soll das<br />

Verständnis für die in den 50er und 60er Jahren neu geschaffene<br />

städtische und regionale Umwelt vertieft und insbesondere die Qua-


123<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

Abb. 12: Projekt „Planen und Bauen in Bayern 1945 – 1965“: Ein Beispiel für den<br />

Typus einer Aulaschule ist die Schule am Harthof in München, Hugo-Wolf-Straße 70,<br />

1953 – 55 von Adolf und Helga Schnierle gebaut. Das Schulgebäude, das eine 16-klassige<br />

Volksschule mit dazugehöriger Turnhalle und einer Kindertagesstätte umfaßt,<br />

kann aufgrund der zentralen Halle auch als Kulturzentrum für die Stadtrandsiedlung<br />

am Harthof genutzt werden.


Historische<br />

Orgeln<br />

Meyerbeer<br />

Le Prophète<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 124<br />

lität und Bedeutung von Bauten dieser Zeit, die zunehmend gefährdet<br />

sind, ins öffentliche Bewusstsein gestellt werden.<br />

Um „Historische Orgeln im Ruhrgebiet“ geht es bei einem von der<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekt, das Prof. Ch.<br />

Ahrens am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Bochum<br />

durchführt.<br />

Die Untersuchung hat das Ziel, alle vor 1945 entstandenen Orgeln<br />

incl. ihrer Disposition sowie ihrer Baugeschichte zu dokumentieren.<br />

Der Zeitpunkt vor 1945 wurde gewählt, um chronologisch den Anschluss<br />

an die Arbeit von Gustav K. Ommer („Neue Orgeln im Ruhrgebiet.<br />

Von 1945 bis zur Gegenwart“, Duisburg 1984) herzustellen.<br />

Weiteres Ziel ist der Aufbau einer digitalen Bilddatei.<br />

Die Arbeiten an dem Projekt stehen kurz vor ihrem Ende. Die Besichtigungen<br />

der Orgeln (insgesamt 164) und die Datenerhebungen<br />

vor Ort sind inzwischen abgeschlossen, derzeit laufen die statistische<br />

Auswertung und die Aufbereitung der Dokumentation.<br />

Es zeigt sich, dass die Spannweite hinsichtlich der Größe der Orgeln<br />

unerwartet groß ist. Sie reicht von einer einmanualigen Orgel mit 6<br />

Registern (anonym; ca. 1860/1880) in der Ev. Kirche Gelsenkirchen-<br />

Bismarck bis hin zur Klais/Breil-Orgel in St. Pankratius zu Oberhausen<br />

Osterfeld (IV/69 Register – größte historische Kirchenorgel des<br />

Ruhrgebietes) bzw. der Walcker-Orgel von 1927 im Hans-Sachs-<br />

Haus Gelsenkirchen: nach Ausbau des Fernwerkes in den 1950er<br />

Jahren verfügt diese heute über 92 Register auf IV Manualen und Pedal.<br />

Die älteste vollständig erhaltene historische Orgel stammt von 1750<br />

(Teschemacher-Positiv; Ev. Kirche Essen-Werden), die ältesten<br />

Teile datieren von 1683 und finden sich in der Orgel der Ev. Kirche<br />

Fröndenberg. Die jüngste unverändert erhaltene Orgel stammt von<br />

der Firma Schuke (Ev. Haus Jugendgroschen, Mühlheim). Die Orgel<br />

entstand 1943 als Hausorgel und musste schon unmittelbar nach ihrer<br />

Vollendung wegen der beginnenden Luftangriffe in Berlin ausgelagert<br />

werden. Sie hat die Kriegswirren unbeschadet überstanden.<br />

Die Texte zu den einzelnen Orgeln werden, zusammen mit jeweils<br />

drei Fotos im Internet bereitgestellt. Der Inhalt der Datenbank wird<br />

Interessierten auch auf CD-ROM zur Verfügung gestellt. Die gesamte<br />

Dokumentation wird im Frühjahr 2002 vorliegen.<br />

Für die abschließenden Arbeiten an der Historisch-kritischen Werkausgabe<br />

von Giacomo Meyerbeers Oper „Le Prophète“ stellte die<br />

<strong>Stiftung</strong> Prof. M. Brzoska (Folkwang-Hochschule Essen) Fördermittel<br />

zur Verfügung.<br />

Für die Wiederbelebung des Œuvres von Meyerbeer fehlt es bislang<br />

an geeignetem Notenmaterial: Die im 19. Jahrhundert verlegten Partituren<br />

sind aufgrund der heute unüblichen Notenschlüssel nur be-


125<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

dingt verwendbar; vor allem aber fehlt ein vollständiges und lesbares<br />

Stimmenmaterial, da dieses teilweise nur handschriftlich und<br />

lückenhaft überliefert ist. Daher wird eine moderne Notenedition<br />

dringend benötigt, die sowohl den Ansprüchen der Bühnenpraxis<br />

wie auch dem Verlangen nach historischer Fundierung der Werkgestalt<br />

Rechnung trägt.<br />

Prof. Brzoska hatte bereits ein Drittel der kommentierten, historischkritischen<br />

Werkausgabe von Giacomo Meyerbeers Oper „Le Prophète“<br />

erarbeitet. Dabei hat sich herausgestellt, dass diese Oper in<br />

zwei Fassungen vorliegt: Überliefert ist zum einen die von Meyerbeer<br />

korrigierte Druckfassung (die kurz nach der Uraufführung bei<br />

Brandus in Paris verlegt wurde) als autorisierte Fassung letzter Hand.<br />

Von dieser „Brandus-Fassung“ ist eine Probenfassung zu unterscheiden,<br />

die den Stand der Partitur zu Probenbeginn dokumentiert und<br />

in das Probenmaterial der Pariser Oper eingegangen ist. Ziele der<br />

Arbeit sind die wissenschaftliche Dokumentation der Oper in ihren<br />

beiden Hauptfassungen, die quellenkritische Kommentierung des<br />

Materials, die Erstellung eines Klavierauszugs und die kritische Edition<br />

des Librettos.<br />

Im Berichtszeitraum wurde die Partitur korrigiert und der kritische<br />

Bericht ausgearbeitet. Mit Ausnahme des Anhangbandes liegt die<br />

Partitur nunmehr vor. Derzeit wird die kritische Ausgabe des Klavierauszugs<br />

erstellt und die letzte Abgleichung zwischen Klavierauszug<br />

und Partitur vorgenommen. Gleichzeitig wird die kritische Ausgabe<br />

des Librettos in seinen vier Hauptfassungen erarbeitet. Außerdem<br />

erfuhr das bislang edierte Material weitere Aufführungen, die<br />

vom Editionsteam begleitet wurden.<br />

Prof. S. Döhring, Forschungsinstitut für Musiktheater, Universität<br />

Bayreuth, wurden Fördermittel für das Forschungsvorhaben „Giacomo<br />

Meyerbeer: Ein- und Mehrstimmige Sologesänge mit Klavier<br />

(und Soloinstrument)“ bewilligt.<br />

Projektziel ist eine historisch-kritische Gesamtausgabe von Giacomo<br />

Meyerbeers Kompositionen für ein- und mehrstimmige Sologesänge<br />

mit Klavier bzw. Klavier und Soloinstrument.<br />

Die ca. 70 überlieferten, gattungsmäßig breit gefächerten und auch<br />

hinsichtlich des Aufführungskontextes ein weites Spektrum abdeckenden<br />

Sologesänge mit Klavierbegleitung genossen im 19.<br />

Jahrhundert großes Ansehen. Erst 1975 wurde Meyerbeer durch eine<br />

Schallplatteneinspielung als Liedkomponist wieder entdeckt. Allmählich<br />

ist eine Integration zumindest ausgewählter Lieder in das<br />

heutige Konzertrepertoire zu konstatieren.<br />

Bislang fehlt es jedoch an einer verlässlichen Gesamtausgabe der<br />

Lieder. Die Edition soll den für die Meyerbeer-Gesamtausgabe festgelegten<br />

Editionsprinzipien folgen.<br />

Prof. R. Schumacher (Institut für hymnologische und musikethnologische<br />

Studien e.V., Köln/Arbeitsstelle Maria Laach) und Prof. M.<br />

Meyerbeer<br />

Sologesänge<br />

Geistliche<br />

Gesänge


KUNSTWISSENSCHAFTEN 126<br />

Lütolf (Musikwissenschaftliches Seminar, Universität Zürich) erhalten<br />

für das Projekt „Geistliche Gesänge des deutschen Mittelalters“<br />

Fördermittel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die seit dem 10. Jahrhundert fassbaren Gesänge mit volkssprachigen<br />

(mittelhochdeutschen oder mittelniederländischen), nicht selten aber<br />

auch mit lateinischen Strophen durchsetzten Texte geistlichen Inhalts<br />

bilden ein breitgefächertes Repertoire, das zu gewissen Zeiten<br />

und Gelegenheiten in die offizielle Liturgie einbezogen werden<br />

konnte, häufiger jedoch für die Veranstaltungen privater Andacht<br />

bestimmt gewesen sein dürfte. So unterschiedlich die Funktion dieser<br />

Gesänge war, so vielschichtig sind ihre thematischen Bereiche<br />

und ihre formalen Erscheinungsformen. Es finden sich Antiphonen,<br />

Hymnen, Leiche und Sequenzen, Tischsegen und Preislieder wie<br />

auch geistliche Meisterlieder, Sangsprüche, Tanz-, Trink- und Tagelieder.<br />

Christologische und marianische Texte wechseln mit Inhalten<br />

allgemeiner, nicht selten aus dem Weltlichen ins Geistliche gewendeter<br />

Bedeutung. Aus nur einer kurzen Zeile bestehende Rufe kontrastieren<br />

mit Gebilden von gegen dreißig mehrgliedrigen Strophen.<br />

Die überwiegende Zahl der Gesänge basiert auf einer für alle Strophen<br />

gleichbleibenden oder aber von Strophe zu Strophe wechselnden<br />

Melodie. Manche Stücke – die sich übrigens bezüglich der<br />

Frage, ob und von wem sie gesungen worden sind, schwer zuweisen<br />

lassen – beschränken sich jedoch nicht auf die Einstimmigkeit, sondern<br />

sind zwei-, drei- oder vierstimmigen kantionalsatz- oder motettenartigen<br />

Liedbearbeitungen unterzogen worden. Es handelt sich<br />

bei diesen ein- und mehrstimmigen Gesängen zumeist um Streuüberlieferungen<br />

anonymer Autoren. Vereinzelt finden sich aber auch<br />

kohärente Sammlungen geistlicher Spruchdichtungen, die so bekannten<br />

Meistern wie dem Mönch von Salzburg, Oswald von Wolkenstein,<br />

Hugo von Montfort, Heinrich von Mügeln oder Michel Beheim<br />

zugeordnet werden können.<br />

Das hier in den Umrissen charakterisierte Corpus mittelalterlicher<br />

volkssprachiger Sangeskunst bis ca. 1530 umfasst nach dem gegenwärtigen<br />

Stand der Kenntnisse um die 800 Gesänge. Zählt man die<br />

im Verlauf der Jahrhunderte durch textliche und/oder musikalische<br />

Veränderungen entstandenen Variantfassungen hinzu, sind es weit<br />

über 1.000. Auf diese Weise entsteht eine kritische Edition dieses<br />

neu, über weite Strecken erstmals erschlossenen Repertoires. Unter<br />

dem Titel „Geistliche Gesänge des deutschen Mittelalters“ wird es<br />

als Abteilung II des unter dem Dach der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen<br />

Edition des deutschen Kirchenlieds“ im Erscheinen begriffenen<br />

Großprojekts veröffentlicht werden. Die Publikation richtet<br />

sich nicht nur an den Hymnologen, sondern an Mediävisten der verschiedensten<br />

Fachrichtungen. Die neue Materialbasis dürfte der Literatur-<br />

und der Sprachwissenschaft nicht weniger als der Musikwissenschaft,<br />

der Kultur- und der Frömmigkeitsgeschichte ebenso wie<br />

der Sozial- und der Rezeptionsgeschichte Impulse zu weiterführenden<br />

Forschungsunternehmen verleihen. Auch die Theologie und mit


127<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />

ihr die Liturgiewissenschaft werden in der Auseinandersetzung mit<br />

den Kontrafakturen und den volksnahen gottesdienstlichen Riten<br />

und privaten Andachten neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen<br />

Verständnis theologischer und hagiologischer Sachverhalte schöpfen.<br />

Für das Archivierungs- und Katalogisierungsprojekt „Jiddische Lieder<br />

und Klezsmermusik“ stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. K. E. Grözinger (Jüdische<br />

Studien, Universität Potsdam) Fördermittel zur Verfügung.<br />

Gegenstand des Projektes ist das von dem Jiddisten, Vorbeter und<br />

Musikologen D. Kohan in Berlin von 1945 bis ca. 1990 angelegte Archiv<br />

von ca. 300 Tonbändern und Tonkassetten. Als freier Mitarbeiter<br />

von Berliner Rundfunkanstalten hat Kohan anhand seiner Sammlung<br />

qualitätsvolle Sendungen über jüdische/jiddische Vokal- und<br />

Instrumental(Klezsmer-)Musik erstellt.<br />

Die Sammlung wurde nach seinem Tod durch Mittel des Berliner Senats<br />

und der Universität Bamberg angekauft und anschließend von<br />

dem Musik-Ethnologen Prof. M. P. Baumann (Bamberg) als Dauerleihgabe<br />

der Universität Potsdam überlassen, wo bereits an einem<br />

Projekt über jiddische Lieder aus der Ukraine und Weißrussland gearbeitet<br />

wird. Nach Sichtung, Sortierung und Inventarisierung sollen<br />

die Tondokumente auf digitale Tonträger überspielt werden. Die anschließend<br />

zu erstellende elektronische Datenbank erlaubt dann Zugriffe<br />

auf Informationen wie z. B. Liedtitel, Textanfänge, Melodien,<br />

Namen von Komponisten, Textern, Musikern und Aufführungsorten.<br />

Für die Erstellung eines vollständigen Incipitariums liturgischer<br />

Hymnen der Russen vom 11. bis zum 13. Jahrhundert wurden Prof.<br />

em. H. Rothe, Arbeitsstelle Bonn der Patristischen Kommission der<br />

Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Fördermittel<br />

bewilligt.<br />

Bei den liturgischen Hymnen handelt es sich um Gesänge, die in der<br />

griechisch-orthodoxen Welt an jedem Tag im Gottesdienst gesungen<br />

werden. Sie sind in mehreren Büchern erfasst und auch aufgrund der<br />

früheren gesellschaftspolitischen Verhältnisse in der ehemaligen<br />

UdSSR nur unzureichend ediert. Das Vorhaben wird in Kooperation<br />

mit Wissenschaftlern in Moskau und St. Petersburg durchgeführt.<br />

Seit Beginn des Projektes wurden von den 14 auszuwertenden Quellen<br />

(Menäen von September bis August; Triodion; Pentekostar) die<br />

Menäen für Dezember und April bis September nach 20 Handschriften<br />

und fünf Druckausgaben ausgewertet. Von den zu erwartenden<br />

ca. 29.000 Einheiten sind 12.547 erfasst. Für jede Hymne wird vermerkt:<br />

Incipit, Angaben zur Gattung, Tonart, Musterstrophe, zum<br />

Heiligen bzw. Fest mit Datum sowie, nach Möglichkeit das Incipit<br />

des griechischen Originals.<br />

Es stehen aus die Monate Oktober (derzeit in Arbeit), November, Januar<br />

bis März sowie Triodion und Pentekostar, danach erneute und<br />

besondere Suche nach griechischen Vorlagen durch Rücküberset-<br />

Jiddische<br />

Musik<br />

Hymnen


Oskar<br />

Sala<br />

Bibliotheca<br />

Hertziana<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 128<br />

zung und Zuhilfenahme des Incipitariums von E. Follieri. Es ist damit<br />

zu rechnen, dass für etwa 10 Prozent slavischer Hymnen eine Vorlage<br />

derzeit nicht zu finden ist. Weiter sind geplant Register zu<br />

Handschriften, Musterstrophen, Gattungen, Tonarten, Heiligen.<br />

Für die Aufarbeitung des Nachlasses von Oskar Sala erhält Dr. P.<br />

Fries (Deutsches Museum Bonn) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Oskar Sala (geb. 18. 7. 1910) gilt als einer der Pioniere der elektronischen<br />

Musik. Als Schüler Paul Hindemiths und technischer Gehilfe<br />

Friedrich Trautweins begann er Anfang der dreißiger Jahre – fasziniert<br />

von den Möglichkeiten elektronischer Klangerzeugung – seine<br />

lebenslange Suche nach elektronischer Klangerzeugung. Eine seiner<br />

wichtigsten Arbeiten war die Weiterentwicklung des Trautoniums<br />

seines Lehrers Trautwein zu seinem berühmten Mixturtrautonium,<br />

das er 1994 dem Deutschen Museum Bonn gestiftet hat. Mit diesem<br />

Instrument vertonte er u. a. Alfred Hitchcocks Film „Die Vögel“<br />

(1960).<br />

Seinen umfangreichen schriftlichen und musikalischen Nachlass hat<br />

Oskar Sala im April <strong>2000</strong> per Erbvertrag dem Museum überlassen.<br />

Mit der Förderung soll der Nachlass inventarisiert, wissenschaftlich<br />

bearbeitet und in einer Datenbank archiviert und zugänglich gemacht<br />

werden.<br />

Im Jahr <strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Prof. H. Markl, Präsident der<br />

Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, München,<br />

Mittel zur Mitfinanzierung des Neubaus eines Bibliothekstraktes<br />

der Bibliotheca Hertziana, Rom.<br />

Die Bibliotheca Hertziana wurde 1912/13 als erstes geisteswissenschaftliches<br />

Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Vorläuferin der<br />

Max-Planck-Gesellschaft, eröffnet. Sie verdankt ihr Entstehen einer<br />

<strong>Stiftung</strong> von Henriette Hertz, die im Jahre 1904 den Palazzo Zuccari<br />

erworben hatte. Die Bibliotheca Hertziana versteht sich als Forschungsstätte<br />

und auch als große Spezialbibliothek zur Kunstgeschichte<br />

Italiens. Die Arbeitsgebiete reichen von der frühchristlichen<br />

und mittelalterlichen Kunst bis zur Renaissance und zum Barock.<br />

Die Bibliotheca Hertziana ist eng mit der Forschung an den deutschen<br />

kunsthistorischen Instituten verbunden. Einen breiten Raum<br />

nimmt auch die Nachwuchsförderung über Doktorandenstipendien,<br />

Post-Doktorandenstipendien und Assistentenstellen ein. Die Bibliothek<br />

umfasst gegenwärtig mehr als 217.000 Bände, die Photothek<br />

mehr als 480.000 Fotos. Die Besucherzahl liegt jährlich zwischen<br />

26.000 und 30.000.<br />

Obwohl in den sechziger Jahren Erweiterungsarbeiten vorgenommen<br />

wurden, ist die Aufnahmekapazität des Bibiliotheksgebäudes<br />

inzwischen erschöpft. Eine Erweiterung ist aus Sicherheits- und<br />

Brandschutzgründen in dem vorhandenen Baubestand nicht realisierbar.<br />

Um die wissenschaftliche Arbeitsfähigkeit des Instituts auf<br />

Dauer zu gewährleisten, soll der vorhandene Baubestand entkernt


129<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

und an dessen Stelle ein Bibliotheksneubau mit einer Kapazität von<br />

bis zu 500.000 Bänden errichtet werden. Aufgrund eines 1995 durchgeführten<br />

Ideenwettbewerbs unter namhaften europäischen Architekten<br />

wurde ein Entwurf von Juan Navarro Baldeweg zur Realisierung<br />

ausgewählt.<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – wie die meisten<br />

anderen Geisteswissenschaften – seit den 60er Jahren erhebliche<br />

Veränderungen erfahren. Dieser Wandel betrifft ebenso die Methodik<br />

dieser Fächer wie die Neubestimmung ihrer Gegenstände. Zu<br />

den Konsequenzen dieser Veränderung zählt nicht zuletzt die<br />

zunehmende Autonomie von Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft,<br />

die sich inzwischen zu weitgehend selbständigen und<br />

sehr ausdifferenzierten Fächern entwickelt haben. Maßgeblich für<br />

den skizzierten Veränderungsprozess war eine deutliche Theoretisierung,<br />

die für die Linguistik ein vorrangiges Interesse an synchronen<br />

Fragestellungen bewirkt hat. Für die Literaturwissenschaft ist<br />

spätestens seit den 70er Jahren eine intensive Debatte über die<br />

Möglichkeiten und Varianten einer Wissenschaft von der Literatur<br />

entstanden. Diese Bemühungen um eine fortschreitende Disziplinierung<br />

des Fachs haben eine Reihe von Paradigmen neben der traditionell<br />

dominanten Literaturgeschichte wie „Rezeptionsästhetik“,<br />

„Literatursoziologie“, „Literatursemiotik“ oder „Dekonstruktion“<br />

hervorgebracht. Mit der theoretischen Revision der Sprach- und<br />

Literaturwissenschaften ging die Veränderung ihres Gegenstandsbereichs<br />

einher. Nicht nur die vor allem schriftlich fixierten Hochsprachen<br />

oder ein überkommener Kanon von Texten bilden heute<br />

die Objekte der Forschung, zunehmend ist die Pluralität von sprachlichen<br />

wie literarischen Ausdrucksformen in den Blick dieser Disziplinen<br />

getreten. Zumal für die Literaturwissenschaft hat die in jüngerer<br />

Zeit geführte Diskussion um Eigenheiten und Funktionen der<br />

Medien noch einmal eine erhebliche Revision ihres Objektbereichs<br />

mit sich gebracht. Zunehmend treten die Beziehungen zwischen<br />

Literatur, Film, neuen Medien etc. in das Zentrum des Interesses.<br />

Zum Profil dieser Disziplinen gehört auch die aktuelle Debatte um<br />

ihren Status als Kulturwissenschaften.<br />

In Anbetracht der skizzierten Ausdifferenzierung der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

fördert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> vorrangig<br />

Projekte, die grundlegende Fragen der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

zum Gegenstand haben. Vor allem ist sie an Forschungsvorhaben<br />

interessiert, bei denen die Untersuchung von Sprache und<br />

Text selbst im Zentrum steht. Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt ebenso Projekte,<br />

denen historische Fragestellungen zugrunde liegen, wie solche,<br />

die den theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen gewidmet<br />

sind. Ein besonderes Augenmerk gilt Projekten, die Beziehungen zu<br />

anderen Fächern herstellen. Dabei ist vor allem an Disziplinen ge-


Documenta<br />

Orthographica<br />

dacht, die ebenfalls sprachliche Gegenstände erforschen, wie die<br />

Philosophie oder die Theologie.<br />

Prof. R. Bergmann (Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft und<br />

ältere deutsche Literatur, Universität Bamberg), Prof. F. Debus (Germanistisches<br />

Seminar, Universität Kiel) und Prof. D. Nerius (Institut<br />

für Germanistik, Universität Rostock) erhalten Fördermittel für das<br />

Projekt „Documenta Orthographica. Quellen zur Geschichte der<br />

deutschen Orthographie vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“.<br />

Das Projekt beabsichtigt, bisher nicht oder seit langem nicht wieder<br />

veröffentlichte Arbeiten aus der Geschichte der deutschen Orthographie<br />

und der orthographischen Theorie sowie bisher unpublizierte<br />

oder weitgehend unzugängliche Dokumente zur Reform der deutschen<br />

Orthographie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />

Die auf ca. 30 Bände angelegte Reihe „Documenta orthographica“<br />

soll sich in eine ältere und eine neuere Abteilung gliedern und nur<br />

schwer erreichbare oder unbekannte Arbeiten und Dokumente in<br />

kommentierter Fassung enthalten.<br />

– In der älteren Abteilung A werden Quellenschriften zur<br />

Geschichte der deutschen Orthographie und zu den um die<br />

Orthographie geführten zeitgenössischen Auseinandersetzungen<br />

aus dem 16. bis 18. Jahrhundert ediert (u. a. Schryfftspiegel. Köln<br />

o.J. [1527], Hager: Teütsche Orthographia. [Hamburg 1639], Die<br />

Bemühungen um die deutsche Orthographie in der zweiten Hälfte<br />

des 18. Jahrhunderts [Fulda/Nast/Hemmer/Klopstock u. a.]).<br />

Bereits publiziert wurden:<br />

Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 6: Freyer, H.: Anweisung zur<br />

Teutschen Orthographie. Hrsg. von Petra Ewald. – Hildesheim<br />

usw.: Olms, 1999.<br />

In Kürze werden erscheinen:<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 130<br />

Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 3: Lambeck, H.: Düedsche<br />

Orthographie, Hamburg 1633; und Chr. A. Hager: Teütsche<br />

Orthographia. Hamburg 1639. Hrsg. von Rolf Bergmann und<br />

Ursula Götz.<br />

Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 4: Gueintz, Chr.: Die deutsche<br />

Rechtschreibung. Halle 1645. Hrsg. von Claudine Moulin-Fankhänel.<br />

Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 8, 1.2.: Die Bemühungen um die<br />

deutsche Orthographie in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.<br />

Hrsg. von Petra Ewald.<br />

– In der neueren Abteilung B liegt der Schwerpunkt auf der Neuerschließung<br />

von z. T. weit verstreuten Arbeiten von Sprachwissenschaftlern<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts, die die Einheitsortho-


131<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

graphie maßgeblich beeinflusst haben (u. a. Schriften von J.<br />

Grimm, D. Sanders, W. Wilmanns, K. Duden) sowie auf der Publikation<br />

von Dokumenten zu den Bemühungen um eine Reform der<br />

deutschen Orthographie.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gewährte der Sächsischen Akademie der<br />

Wissenschaften zu Leipzig (Prof. G. Lerchner) Fördermittel für die<br />

„Erstellung eines Gesamt-Lemma-Verzeichnisses zum Althochdeutschen<br />

Wörterbuch“.<br />

Das Althochdeutsche Wörterbuch ist ein auf 8 bis 10 Bände konzipiertes<br />

Großwörterbuch, das den gesamten deutschen Wortschatz<br />

des 8. bis 11. Jahrhunderts umfasst, der in jedweder Verschriftlichung<br />

erhalten geblieben ist. Dabei werden die althochdeutschen<br />

Wörter jeweils mit ihrer lateinischen Übersetzungsgrundlage dargeboten<br />

und – wo möglich – mit einem Textzusammenhang. Damit ist<br />

es sowohl für die moderne Sprachwissenschaft als auch für Fachhistoriker<br />

der Bereiche Recht, Theologie, Medizin u. a. eine wichtige<br />

Arbeitsgrundlage. Bisher erschienen sind (im Akademie Verlag Berlin)<br />

die Bände I: A-B (1952–1968), Band II: C-D (1970–1997), III: E-F<br />

(1971–1985). Die Bearbeitung des IV. Bandes mit der Buchstabenfolge<br />

G-J ist abgeschlossen; die letzten vier Lieferungen sind <strong>2001</strong><br />

erschienen. Die Arbeiten am V. Band: K-L haben begonnen.<br />

Der Band „Heiligenleben“ des Katalogs der deutschsprachigen illustrierten<br />

Handschriften des Mittelalters wird mit Unterstützung der<br />

<strong>Stiftung</strong> von Prof. J.-D. Müller (Kommission für Deutsche Literatur<br />

des Mittelalters, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München)<br />

erarbeitet.<br />

In diesem Projekt soll ein bestimmter Typus illustrierter deutschsprachiger<br />

Handschriften des Mittelalters – nämlich Handschriften von<br />

Heiligenleben – gesichtet, beschrieben sowie ikonographisch und<br />

überlieferungsgeschichtlich erforscht werden. Die Ergebnisse sollen<br />

dann in einem eigenen Band des Katalogs der deutschsprachigen illustrierten<br />

Handschriften des Mittelalters niedergelegt werden.<br />

Der Katalog umfasst sämtliche illustrierten oder zur Illustration bestimmten<br />

mittelalterlichen Handschriften deutscher Sprache sowie<br />

deutsch-lateinische Mischhandschriften; er ist damit ein Arbeitsinstrument<br />

für jede Beschäftigung mit deutschsprachigen Bilderhandschriften,<br />

das transdisziplinär die Wechselbeziehungen zwischen Literatur<br />

und Bildkunst im deutschsprachigen Mittelalter offenlegt, das<br />

die Ikonographie literarischer Stoffe sowie die Rolle der Illustration<br />

im Literarisierungsprozess der Volkssprache verdeutlicht und mithin<br />

für sowohl kunsthistorische, ikonographische wie stilgeschichtliche<br />

Fragen im Mittelalter von Relevanz ist. Der Katalog ordnet das Material<br />

alphabetisch nach 147 Stoffgruppen, von denen eine aus den<br />

Heiligenviten besteht. Diese Stoffgruppen erscheinen in der publizierten<br />

Form des Katalogs jeweils mit Einleitungen versehen, welche<br />

die Grundzüge der Ikonographie des jeweiligen Komplexes erläutern<br />

und etwa die landschaftlichen Schwerpunkte seiner Verbrei-<br />

Althochdeutsches<br />

Wörterbuch<br />

Mittelalter<br />

Heiligenleben


Litauische<br />

Postille<br />

Königsberg<br />

Bibliotheken<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 132<br />

tung oder Zusammenhänge mit lateinischen Fassungen des Stoffes<br />

diskutieren; außerdem enthält jeder Band ein Literaturverzeichnis,<br />

ein Abbildungsverzeichnis und fünf Register.<br />

Mit der Edition und Kommentierung der Litauischen Postille von 1573<br />

sind Prof. H. Schmidt-Glintzer (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)<br />

und Prof. J. Gippert (Institut für vergleichende Sprachwissenschaft,<br />

Phonetik und Slavische Philologie, Universität Frankfurt a. M.)<br />

befasst, finanziell unterstützt von der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Handschrift der Litauischen Postille von 1573 ist die erste bisher<br />

bekannte litauische Predigtsammlung; sie wird auch die „Wolfenbütteler<br />

Postille“ genannt, weil ihr auf der Welt einziges Exemplar in der<br />

Herzog August Bibliothek aufbewahrt wird. Die Postille stellt einen<br />

der längsten zusammenhängenden litauischen Texte des 16. Jahrhunderts<br />

dar und ist damit ein Sprachdenkmal von einzigartigem<br />

Wert. Sie birgt wichtige Informationen über die Kultur- und Kirchengeschichte<br />

Preußens, insbesondere über dessen litauisch-sprachigen<br />

Teil. Dennoch sind sowohl das sprachliche Material als auch die Beziehungen<br />

der Postille zu damaligen zeitgenössischen Texten bisher<br />

noch weitgehend unerforscht; ihr Wortschatz ist weder in das litauische<br />

sprachhistorische Wörterbuch noch in die computerisierte Konkordanz<br />

sämtlicher litauischer Manuskripte und Drucke des 16. und<br />

17. Jahrhunderts (beide in Vorbereitung am Institut für litauische<br />

Sprache) eingegliedert; eine wissenschaftliche Arbeit über die Postille<br />

existiert bis jetzt nicht.<br />

Das Fehlen solcher sprach-, literatur- und kulturhistorischer Untersuchungen<br />

liegt hauptsächlich daran, dass bis heute keine wissenschaftstaugliche<br />

Ausgabe der Postille selbst verfügbar ist. Es existiert<br />

lediglich eine Mikrofiche- und Readerprintkopie von 1980, die 1995<br />

transkribiert und gedruckt wurde. Diese Kopien wurden aber bis<br />

heute nicht mit der Originalhandschrift verglichen und geben die<br />

Besonderheiten des Manuskripts nur unzureichend wieder, was zu<br />

gravierenden Transkriptionsfehlern führte.<br />

Ziele des Projekts sind deshalb eine Edierung und Kommentierung<br />

der Postille, die eine genaue Transkription und sprachgeschichtliche<br />

Erschließung des Werkes bieten. Darin sollen alle Korrekturen des<br />

Manuskripts durch einen kritischen Apparat erfasst werden. Eine<br />

Konkordanz, ein Zitatverzeichnis, ein Glossar und ein Personenregister<br />

sollen den Text der sprach-, literatur- und kulturhistorischen<br />

Forschung zugänglich machen.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> fördert das Projekt Rekonstruktion der Königsberger<br />

Bibliothekslandschaft um 1750 – Erstellung eines virtuellen Gesamtkatalogs<br />

und eines Handbuchs der Königsberger Bibliotheken, das<br />

von Prof. K. Garber und Dr. A. E. Walter (Interdisziplinäres Institut<br />

für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, Universität Osnabrück)<br />

durchgeführt wird.


133<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

In Königsberg war seit der Säkularisierung eine Bibliothekslandschaft<br />

gewachsen, die aufgrund ihrer exponierten Lage – im engen<br />

Kontakt mit dem polnischen, baltischen und russischen Kulturraum –<br />

über Jahrhunderte hinweg ein spezifisches Profil ausgebildet hatte.<br />

Deshalb kam den Königsberger Bibliotheken der Rang einer herausragenden<br />

Memorialstätte zu. Sie bargen weit über eine Million<br />

Bände, darunter tausende von Handschriften, rund 1.000 Inkunabeln<br />

und weit mehr als 100.000 Altdrucke. Im letzten Jahr des Zweiten<br />

Weltkrieges ist diese Bibliothekslandschaft samt ihren Katalogen<br />

zerstört worden. Um so bemerkenswerter war der Fund des Kaliningrader<br />

Mathematikers und Universitätshistorikers Prof. Kazimir Lavrinovitch,<br />

der im russischen Staatsarchiv auf die handschriftlichen<br />

Kataloge verschiedener Königsberger Bibliotheken von ca. 1758<br />

stieß.<br />

Mit diesen Katalogen, die auf mehr als 3.000 Seiten über 26.000 Titel<br />

aus fünf großen Königsberger Bibliotheken verzeichnen (und die für<br />

die Bibliothek des Osnabrücker Interdisziplinären Instituts für Kulturgeschichte<br />

verfilmt wurden), ist es erstmals möglich, einen nahezu<br />

vollständigen Überblick über den wertvollsten Buchbestand in Königsberg<br />

bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu gewinnen und damit<br />

– in einem bislang einzigartigen Versuch – unter Einsatz moderner<br />

Medien eine untergegangene Bibliothekslandschaft zu rekonstruieren.<br />

Ziel des Projektes ist es, einen über www.gateway allgemein zugänglichen<br />

virtuellen Gesamtkatalog der Altdruckbestände der Königsberger<br />

Bibliotheken zu erstellen, der die Werke mit knappen<br />

bibliographischen Hinweisen identifizierbar macht und auf andere<br />

noch in osteuropäischen Bibliotheken verfügbare Exemplare verweist.<br />

Zudem soll ein Handbuch der Königsberger Bibliotheken im<br />

18. Jahrhundert erarbeitet werden. Der erste Teil des Handbuches<br />

soll in die Kulturgeschichte Königsbergs – insbesondere in deren<br />

‘Grosses (18.) Jahrhundert’ – einführen, der zweite Teil soll die Geschichte<br />

der Bibliotheken und ihrer Bestände (systematisch seit 1750)<br />

darstellen.<br />

Für das von Prof. H. O. Horch (Germanistisches Institut, RWTH Aachen)<br />

initiierte Projekt „Von der Kritik zur Kulturzeitschrift: Die<br />

Kunstkritik deutsch-jüdischer Periodika 1837–1922“ wurden Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Für die Erforschung der neueren deutsch-jüdischen Geschichte ist<br />

die jüdische Presse eine ergiebige, aber bislang vernachlässigte<br />

Quelle. Insbesondere die Kunstkritik dieser Periodika wurde bisher<br />

nicht wahrgenommen und in ihrer Bedeutung als jüdische Identität<br />

stiftendes Medium erkannt. In der Forschung wurde bislang insbesondere<br />

der begeisterte Kunstkonsum der Juden, die jüdische Kunstproduktion<br />

selbst oder das Mäzenatentum begüterter Juden untersucht.<br />

Deutsch-<br />

jüdische<br />

Periodika


Jüdische<br />

Kinderliteratur<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 134<br />

Die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ ist modellhaft für alle späteren<br />

Zeitungsgründungen in und außerhalb Deutschlands; ihr Erscheinen<br />

deckt einen entscheidenden Zeitraum in der modernen Geschichte<br />

der deutschen Juden ab: nämlich zunächst den Kampf um<br />

die Emanzipation als Staatsbürger bis zur juristischen Gleichstellung<br />

1869/71 und dann das post-emanzipatorische Ringen um Integration<br />

angesichts eines zunehmenden Antisemitismus. 1837 brachte die<br />

„Allgemeine Zeitung des Judentums“ erste kritische Ausstellungshinweise;<br />

in deren Kielwasser entstanden in der Folgezeit zahlreiche<br />

Kunstkritiken in anderen Periodika und kurz vor der Jahrhundertwende<br />

erste jüdische Kunst- und Kulturzeitschriften. Das übergreifende<br />

Anliegen dieser Kunstkritik war, die damalige Gegenwartskunst<br />

mit der jüdischen Tradition zu verbinden und zu ermessen, inwiefern<br />

zeitgenössische und historische Kunst- und Bauwerke zur<br />

Emanzipation des Judentums, seiner Akzeptanz durch die Umwelt<br />

und der Etablierung einer modernen jüdischen Identität beitrugen.<br />

Das Projekt nähert sich diesem Material mit der Arbeitshypothese, es<br />

gebe eine spezifisch jüdische Kunstkritik, die versucht, in der (unter<br />

Berufung auf Kant und Hegel) im 19. Jahrhundert geführten Diskussion<br />

um ein „Judentum ohne Kunst“ Gewicht zu erlangen. Diese Diskussion<br />

selbst war für die Emanzipation wie die post-emanzipatorische<br />

Anerkennung der Juden von eminenter Bedeutung: wenn<br />

Kunst, wie die allgemeine Meinung war, auf den Zivilisationsgrad eines<br />

Volkes hinwies, dann galt, dass Angehörige eines Volkes ohne<br />

Kunst – weil zivilisationslos – nicht als gleichwertige Mitglieder der<br />

bürgerlichen Gesellschaft anerkannt werden konnten oder mussten.<br />

Das Projekt wird zum einen den Stellenwert der jüdischen innerhalb<br />

der gesamten deutschsprachigen Kunstkritik ermitteln und zum<br />

zweiten diese Kritik als entscheidendes kulturdiagnostisches Instrument<br />

innerhalb des Judentums selbst erweisen und analysieren. Speziell<br />

wird gefragt, wie die Kunstkritik auf die ihr zeitgenössischen<br />

ästhetischen Anschauungen, speziell auf die Diskussion über die angebliche<br />

Rationalität und Kunstfeindlichkeit der Juden, reagiert hat<br />

und welche Rolle ihr innerhalb des Judentums bei der Konstruktion<br />

der eigenen ethnischen Geschichte zukommt.<br />

Eine erneute Förderung der <strong>Stiftung</strong> gilt Prof. Z. Shavit, die sich an<br />

der School of Cultural Studies, Culture Research Unit (Tel Aviv University)<br />

dem Projekt „Im Angesicht der Katastrophe: Jüdische Kindheit<br />

und jüdische Kinderliteratur in Deutschland während des Dritten<br />

Reiches 1933-1941“ widmet.<br />

Dieses Forschungsprojekt widmete sich von 1992 bis 1997 – unterstützt<br />

von der Israel Science Foundation, der GIF Foundation und der<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – der Geschichte der Kinderbuchliteratur in<br />

der deutschsprachigen Welt (vgl. Jahresbericht 1995/96, S. 112-116).<br />

Die bisherigen Ergebnisse wurden in einem bibliographischen<br />

Handbuch publiziert:


135<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Shavit, Zohar; Hans-Heino Ewers, in Zusammenarb. mit Annegret<br />

Völpel ...: Deutsch-jüdische Kinder- und Jugendliteratur von der<br />

Haskala bis 1945. Die deutsch- und hebräischsprachigen Schriften<br />

des deutschsprachigen Raum. Bd. 1.2. Stuttgart; Weimar: Metzler,<br />

1996. 1495 S.<br />

Das Material ist jedoch inzwischen derart reichlich angewachsen,<br />

daß das Projekt nun mit einem abschließenden Band zu Ende geführt<br />

werden soll, der drei Literaturkomplexe umfassen soll:<br />

- publizierte Literatur – und zwar ideologische und pragmatische<br />

Texte der Zionistischen Bewegung, geschrieben von Erwachsenen<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

- publizierte und unpublizierte Texte – hauptsächlich Briefe und<br />

Tagebücher, geschrieben von Kindern und jungen Erwachsenen<br />

- publizierte und unpublizierte Texte, verfaßt von Erwachsenen,<br />

die ihre Kinder- oder Jugendzeit im Dritten Reich erleben mußten.<br />

Prof. W. F. Bender (Institut für Deutsche Philologie II/Neuere deutsche<br />

Literatur, Universität Münster) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />

für das Projekt „Theaterperiodika des 18. Jahrhunderts. Bibliographie<br />

und inhaltliche Erschließung deutschsprachiger Theaterzeitschriften,<br />

Theaterkalender und Theatertaschenbücher (1750–1800)“.<br />

Während des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland<br />

durch den Aufstieg der periodisch erscheinenden Zeitungen, Zeitschriften,<br />

Almanache, Kalender und Taschenbücher eine äußerst differenzierte<br />

Kommunikationsstruktur, die in anderen europäischen<br />

Ländern mit ihrer hauptstädtischen Zentrierung so nicht bestand.<br />

Nicht zuletzt durch die Expansion der Buchproduktion und neue Distributionsmöglichkeiten<br />

wurde die Exklusivität des Gelehrtenstandes<br />

überwunden und aufklärerisches Gedankengut einem größeren<br />

Teil der Bevölkerung nahegebracht.<br />

Im Rahmen dieses Kommunikationsraumes wandte sich die Theaterpublizistik<br />

an das gebildete bzw. noch zu bildende Publikum. Die<br />

Herausgeber dieser Theaterperiodika sahen ihre vornehmliche Aufgabe<br />

darin, „regelmäßiges“, den „vernünftigen“ ethischen Normen<br />

verpflichtetes Theater zu fördern und sowohl zur Disziplinierung des<br />

Publikums als auch einer noch weitgehend undisziplinierten, im<br />

Ruch des Unsittlichen stehenden Schauspielerzunft beizutragen. Die<br />

Untersuchung bezieht sich auf alle deutschsprachigen Druckschriften<br />

zum Bereich Theater, die im weiten Sinne periodisch erscheinen,<br />

auf Schriften, die in tagebuchhaft kontinuierlicher Weise über Theatralia<br />

unterrichten und auf andere Periodika (historische, politische,<br />

moralisierende etc.), die sich mindestens zu 50 Prozent mit Themen<br />

aus dem Theaterbereich beschäftigen. Die inhaltliche Erschließung<br />

der bibliographisch beschriebenen Theaterperiodika erfolgt über ein<br />

Inhaltsverzeichnis sowie über verschiedene Register.<br />

Theaterperiodika


F. Kafka<br />

Briefwechsel<br />

G. Bermann<br />

Fischer und<br />

C. Zuckmayer<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 136<br />

Für die Erstellung einer kommentierten, wissenschaftlichen Ausgabe<br />

aller Briefe von und an Franz Kafka erhält Prof. G. Neumann, Institut<br />

für Deutsche Philologie, Universität München, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, durch die Edition aller Briefe<br />

von und an Franz Kafka die Arbeit an der Kritischen Kafka-Ausgabe<br />

zum Abschluss zu bringen. Bisher konnten die Abteilungen „Schriften“<br />

und „Tagebücher“ im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

geförderten Projekts beendet werden.<br />

Die angestrebte fünfbändige Briefausgabe beinhaltet – nach derzeitigem<br />

Stand – 1.533 Briefe, von denen die meisten bereits durch vorangegangene<br />

Ausgaben (u. a. in den Editionen der „Gesammelten<br />

Werke“ Franz Kafkas durch seinen Freund Max Brod, 1937 bzw.<br />

1958; die größeren Konvolute der „Briefe an Felice“, 1967, und der<br />

„Briefe an die Eltern“, 1990) bekannt sind. Von den Dokumenten liegen<br />

ca. zwei Drittel als Mikrofilmaufnahmen und Photokopien vor,<br />

lediglich ein Drittel ist heute im Original zugänglich.<br />

Die einzelnen Bände der Kritischen Edition der Briefe gliedern sich<br />

jeweils in einen Textteil, in dem die Briefe an Kafka in chronologischer<br />

Folge dargeboten werden, einen Kommentarteil mit den Erläuterungen<br />

und einen Anhang, der die an Kafka gerichteten Briefe und<br />

Widmungen enthält. Die Edition wird durch ein Register, das alle<br />

Briefe und Briefempfänger sowie die Werke des Autors verzeichnet,<br />

und einen Apparatteil, der die überlieferungsgeschichtlichen Darstellungen<br />

sowie die textkritischen Anmerkungen umfasst, abgeschlossen.<br />

Der erste Band der Briefausgabe, „Briefe 1900–1912“, ist im Herbst<br />

1999 erschienen, der zweite Band, „Briefe 1913 – März 1914“, erschien<br />

zur Buchmesse <strong>2001</strong>.<br />

Prof. U. Ott (Schiller-Nationalmuseum und Deutsches Literaturarchiv,<br />

Marbach am Neckar) wurden von der <strong>Stiftung</strong> für die Kommentierte<br />

Edition des Briefwechsels zwischen Gottfried Bermann Fischer<br />

und Carl Zuckmayer Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />

Carl Zuckmayer war neben Bertolt Brecht und Gerhard Hauptmann<br />

einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Theaterautoren des 20.<br />

Jahrhunderts. Obwohl wegen seines Hangs zur Volkstümlichkeit oft<br />

scharf attackiert, gehörte er zeitlebens zu den renommierten Autoren<br />

und hatte Verbindung zu vielen namhaften Persönlichkeiten des<br />

Kulturlebens seiner Zeit. Dies schlug sich in seiner umfangreichen<br />

Korrespondenz nieder: u. a. mit T. Bernhard, E. Bloch, B. Brecht, C. J.<br />

Burckhard, T. Dorst, F. Dürrenmatt, G. von Einem, G. Grass, G.<br />

Gründgens, G. Hauptmann, P. Hindemith, Ö. von Horváth, E. Jünger,<br />

G. von le Fort, I. Seidl, K. Lorenz, Th. Mann, M. Ophüls, P. Suhrkamp<br />

und A. Suhrkamp-Seidel. In Zuckmayers Briefen spiegelt sich<br />

also das deutschsprachige Kulturleben vom ersten Weltkrieg über


137<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

die Zeit seines zunächst österreichischen, dann schweizerischen und<br />

US-amerikanischen Exils bis hin zur Studentenbewegung.<br />

Von dieser Korrespondenz veröffentlichten diverse Ausgaben des<br />

Zuckmayer-Jahrbuches bisher die Briefwechsel mit Paul Hindemith,<br />

Annemarie Suhrkamp-Seidel, Ernst Jünger, Carl Jacob Burckhard<br />

und Max Frisch. Für den Band 6 dieses Jahrbuchs (2003) ist die Edition<br />

des Briefwechsels zwischen Zuckmayer und Gottfried Bermann<br />

Fischer vorgesehen.<br />

Zuckmayer war 1934, nachdem der arisierte Ullstein-Verlag die bestehenden<br />

Verträge gelöst hatte, ein Autor des Fischer Verlages geworden.<br />

Sein Briefwechsel mit Bermann Fischer umfasst mehr als<br />

500 Briefe, von denen bislang 47 veröffentlicht sind, und deckt mit einer<br />

bei Zuckmayer sonst nicht vorfindlichen Geschlossenheit einen<br />

Zeitraum von über 40 Jahren ab. Das Korpus dokumentiert chronologisch<br />

zunächst die Auseinandersetzung von Autor und Verleger mit<br />

der NS-Kulturpolitik, dann Probleme des Exils, in das beide gezwungen<br />

wurden, und nach 1945 die Schwierigkeiten der Rückkehr auf<br />

den deutschen Buchmarkt (zentral ist hier etwa die Auseinandersetzung<br />

zwischen Bermann Fischer und Peter Suhrkamp, die 1950 zum<br />

Eklat führte; Zuckmayer war mit beiden Verlegern befreundet).<br />

Nach 1950 reflektiert der Briefwechsel die rapide Konsolidierung des<br />

S. Fischer Verlages und bricht auch nach dessen Verkauf an den<br />

Holzbrinck-Konzern nicht ab. Damit reicht Bermann Fischers Austausch<br />

mit Zuckmayer historisch weit über seine 1955 endende Korrespondenz<br />

mit Thomas Mann hinaus, den einzigen Briefwechsel des<br />

Verlegers, der bis heute vollständig publiziert wurde. In seinem<br />

Schriftverkehr mit Zuckmayer werden zudem vielfältigere Themen<br />

angesprochen als zwischen ihm und Mann, etwa Fragen der Intermedialität:<br />

Zuckmayer war sehr an der Verfilmung seiner Werke interessiert<br />

und erweist sich in diesem Briefwechsel als ‘Medienarbeiter’<br />

(Harro Segebert). Daneben macht die Korrespondenz divergierende<br />

Urteile über gemeinsame Bekannte und Freunde sichtbar,<br />

etwa über das Verhalten Gerhard Hauptmanns während des NS-Regimes,<br />

und erhellt damit kulturhistorisch aufschlussreiche Konflikte.<br />

Der Projektplan sieht vor, alle aussagekräftigen Briefe in der Edition<br />

abzudrucken und Schreiben marginalen Charakters in einer Übersicht<br />

zu registrieren bzw. im Kommentar zusammenfassend zu referieren.<br />

Der Kommentar enthält darüber hinaus biographische Informationen<br />

zu allen in den Briefen genannten Personen, ein Personenregister,<br />

bibliographische Angaben aller erwähnten Werke sowie<br />

Sacherläuterungen und Erklärungen des historischen Kontextes, soweit<br />

dieser zum Verständnis der Briefe notwendig und nicht voraussetzbar<br />

ist.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert das Projekt zur Erforschung der<br />

Geschichte deutsch-russischer Fremdenbilder Russen und Russland<br />

aus deutscher Sicht und Deutsche und Deutschland aus russischer<br />

Sicht von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert, das Prof. L. Kope-<br />

Deutschrussische<br />

Fremdenbilder


Ukraine/Russland<br />

Rhetorische<br />

Begriffsbildung<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 138<br />

lew an der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal bis<br />

zu seinem Tode leitete.<br />

An diesem Projekt arbeitet seit 1982 eine Forschergrupppe, die Fachwissenschaftler<br />

anderer Universitäten in Deutschland, USA und<br />

Russland als Autoren, Berater und Gutachter gewinnen konnte. Das<br />

Projekt ist fächerübergreifend angelegt, d. h. es schließt historische,<br />

philosophische, soziologische u. a. Forschungsgebiete ein.<br />

Die Untersuchung der Geschichte deutsch-russischer Fremdenbilder<br />

erhält eine zunehmend moralische und politische Bedeutung. Der<br />

Arbeit der Forschungsgruppe liegt die Überzeugung zugrunde, dass<br />

die Einsicht in die unterschiedlichen historischen Bedingungen eines<br />

jeden Volkes, Vorurteile abbauen hilft und dass die einseitigen und<br />

lückenhaften Vorstellungen der einen Nation von der anderen durch<br />

die Kenntnis der im Laufe von Jahrhunderten entstandenen gegenseitigen<br />

Beziehungen ergänzt und korrigiert werden.<br />

Die Arbeitsergebnisse des mit einer Grundfinanzierung des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen ausgestatteten Projektes, zu denen zahlreiche<br />

Fachwissenschaftler beitragen, werden in der Reihe „West-östliche<br />

Spiegelungen“ veröffentlicht.<br />

Im Berichtszeitraum wurden die Autorenbeiträge zum Folgeband 4 B<br />

„Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht. 19./20. Jahrhundert:<br />

Von den Reformen Alexanders II. bis zum Ersten Weltkrieg“ redigiert<br />

und (zum Teil) aus dem Russischen übersetzt. Der Band steht<br />

kurz vor der Drucklegung.<br />

Die Rhetorische Begriffsbildung als Adaptions- und Übersetzungsprozess<br />

im ostslavischen Raum des 17. und 18. Jahrhunderts ist Gegenstand<br />

eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts von Prof. R.<br />

Lachmann (Fachgruppe Literaturwissenschaft / Slavistik, Universität<br />

Konstanz).<br />

Mit Beginn des 17. Jahrhunderts lässt sich im ostslavischen Raum<br />

(Ukraine und Russland) ein Paradigmenwechsel in der literarischen<br />

Kultur beobachten. Vor allem durch die Aneignung der Rhetorik als<br />

beschreibende und normative Instanz eines einheitlichen (literatur-)<br />

sprachlichen Regelsystems begann die russische Kultur, sich der Entwicklung<br />

der westeuropäischen anzuschließen. Damit trat sie aus<br />

ihrem nach dem Zusammenbruch der byzantinischen Kultur besonders<br />

ausgeprägten Isolationismus heraus. Im Zuge dessen wurde an<br />

entsprechenden Bildungsstätten, die nach dem Vorbild der polnischen<br />

jesuitischen Kollegien konstruiert waren, eine rhetorische<br />

Lehrtradition begründet, welche entscheidend zur Ausformung einer<br />

einheitlichen Textpraxis betrug.<br />

Rhetorik und Poetik als normative Instanzen waren der russischen<br />

Kultur vor dem 17. Jahrhundert weitgehend fremd gewesen, da die<br />

altrussische Kultur sich an paradigmatischen Texten orientierte und<br />

nicht – wie die westeuropäische, byzantinische oder westslavische<br />

Kultur – an Regelinventaren, die deren Generierung vorschrieben.


139<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Der Import der abendländischen Rhetorik-Tradition implizierte und<br />

bewirkte eine neue Einstellung zur Regel, die das bestehende Kommunikationsgefüge<br />

veränderte. Dabei sind zwei Aneignungsmodelle<br />

zu unterscheiden: zum einen die Fortführung der konventionellen lateinischen<br />

Terminologie, zum anderen der Versuch, durch Übersetzung,<br />

zunächst ins Kirchenslavische (die überlieferte sakrale und<br />

theoretische Sprache), hernach ins Russische, das Latein als Begriffssprache<br />

abzulösen – wobei dessen exemplarische Funktion erhalten<br />

blieb.<br />

Ziel des Projektes ist es, diesen interkulturellen Vorgang systematisch<br />

zu untersuchen und zwar anhand von handschriftlich überlieferten<br />

und edierten Abhandlungen zur Poetik und Rhetorik, die vom<br />

Anfang des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in der Ukraine und<br />

Russland entstanden sind. Beabsichtigt ist die Erstellung eines thematisch<br />

gegliederten Wörterbuchs rhetorischer Termini, das den Prozess<br />

rhetorischer Begriffsbildung systematisch analysiert und aufschlüsselt.<br />

Zugrundegelegt wird ein Korpus von 27 zumeist handschriftlichen,<br />

in einigen Fällen nunmehr ediert vorliegenden Abhandlungen<br />

zur Rhetorik und Poetik. Die Beobachtung des funktionalen<br />

Übergangs vom Latein zum Kirchenslavischen und dann zum<br />

Russischen als Beschreibungs- und Lehrsprache erscheint deshalb so<br />

wichtig, weil damit eine im 17. Jahrhundert beginnende und sich bis<br />

zur Mitte des 18. Jahrhunderts fortsetzende Entwicklung in der wissenschaftlichen<br />

Perspektivierung von Sprachphänomenen erklärt<br />

werden kann, die für die Entwicklung der modernen russischen Literatur<br />

von entscheidender Bedeutung ist. Eine Systematisierung der<br />

rhetorischen Begriffsbildung in bezug auf diese Entwicklung liegt<br />

bislang nicht vor.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Dr. M. Dabag (Institut für Diaspora- und Genozidforschung,<br />

Universität Bochum), Prof. H. Gründer (Historisches<br />

Seminar, Universität Münster) und Prof. U.-K. Ketelsen (Germanistisches<br />

Institut, Universität Bochum) bei dem am Institut für Diasporaund<br />

Genozidforschung durchgeführten Forschungsprojekt „Sprachliche<br />

Strategien der Exklusion in politischer Gewalt: Der Herero-<br />

Nama-Aufstand 1904/07 in der zeitgenössischen deutschen<br />

Literatur“.<br />

Projektziel ist es, anhand der Ermordung der Herero und Nama in<br />

der Kolonie Deutsch-Südwestafrika sprachliche Exklusions- und Legitimationsstrategien<br />

aufzuarbeiten. Damit soll – über die Analyse<br />

sprachlicher Strategien der Exklusion im spezifisch kolonialen Spannungsfeld<br />

hinaus – ein Beitrag zur Erforschung der vorbereitenden<br />

und bedingenden Segregationsprozesse in kollektiver Gewalt und<br />

Genozid geleistet werden. Das Forschungsvorhaben geht davon aus,<br />

dass sich moderne Formen politischer Gewalt über höchst komplexe<br />

gesellschaftliche Prozesse vollziehen. Die hier verfolgten Fragen<br />

knüpfen an Ergebnisse aus der komparativen Genozidforschung an,<br />

die darauf aufmerksam gemacht hat, dass Strategien der Definition<br />

von Opfergruppen eine zentrale vorbereitende Funktion in der Ent-<br />

Exklusionsstrategien


Trauma<br />

Diskurs<br />

Literatur<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 140<br />

scheidungsplanung und Durchführung institutionalisierter Gewaltakte<br />

zukommt. In Vorbereitungsphasen moderner politischer Gewalt<br />

kommen Maßnahmen der Stigmatisierung der Opfergruppen, die<br />

sich auf sprachliche, medial vermittelte Verfahren stützen, entscheidende<br />

Bedeutung zu. Dabei werden in den Definitions- und Exklusionsstrategien<br />

der modernen Genozidpolitik ebenso neu geschaffene<br />

wie generational überlieferte sprachliche Muster vermutet. Die Fokussierung<br />

politischer Handlungsmuster, die über spezifische Übertragungsmechanismen<br />

als vorgegebenes Wissen für nachfolgende<br />

Generationen Gültigkeit beanspruchen, wirft auch die Frage nach<br />

der übergreifenden Relevanz des Ereignisses für gesellschaftspolitische<br />

Entwicklungen Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

auf.<br />

Die Untersuchung sprachlicher Exklusionsstrategien schließt an<br />

Konzepte der Vorurteilsforschung sowie an soziologische und psychologische<br />

Modelle zu Fremddefinition und Fremdverstehen an,<br />

wie sie z. B. in jüngeren amerikanischen Studien zu Race, Class,<br />

Gender und Ethnicity vertieft und in Deutschland im Rahmen der<br />

Antisemitismusforschung ausgearbeitet worden sind. Grundlage der<br />

Forschungsarbeiten ist eine umfassende Analyse zeitgenössischer<br />

Presseberichte, autobiographischer und belletristischer Texte, Reiseberichte,<br />

populärwissenschaftlicher, kolonialwissenschaftlicher und<br />

historiographischer Veröffentlichungen sowie amtlichen Quellenmaterials.<br />

Für die Herausarbeitung und Charakterisierung einzelner<br />

sprachlicher Muster werden Methoden der historischen und semiotischen<br />

Diskursanalyse nutzbar gemacht. Die Überprüfung der<br />

sprachlichen Figurationen erfolgt aus individual-psychologischer,<br />

mentalitätsgeschichtlicher, soziokultureller und politisch-strategischer<br />

Perspektive.<br />

Bisher veröffentlicht wurde im Rahmen des Projekts:<br />

Brehl, Medardus: Vernichtung als Arbeit an der Kultur. Kolonialdiskurs,<br />

kulturelles Wissen und der Völkermord an den Herero. –<br />

In: Zeitschrift für Genozidforschung. 2. <strong>2000</strong>, 2. S. 2–28.<br />

Prof. H. Pfeiffer, (Institut für Romanistik, Humboldt-Universität Berlin)<br />

bearbeitet mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> das Projekt „Traumatische<br />

Texte. Trauma – Diskurs – Literatur“.<br />

Die Fragestellung des Projekts profiliert den Zusammenhang zwischen<br />

Trauma und Diskurs, Geschichte und Narration. Sie erarbeitet<br />

einerseits die historischen Voraussetzungen und Artikulationsspielräume<br />

einer diskursiven Figur, andererseits die ästhetischen Inszenierungen,<br />

in denen traumatische Erfahrungen zur Geltung gebracht<br />

werden. Im Mittelpunkt steht dabei die literarische Fiktion.<br />

Der Begriff des Traumas hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts<br />

zunächst im Kontext der Neurosenlehre als Fachterminus der Psychiatrie<br />

und der Freudschen Psychoanalyse herausgebildet. Die<br />

Übernahme des Begriffs aus der chirurgischen Medizin durch die


141<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

Psychoanalyse fasste traumatische Ereignisse als Schock, als Einbruch<br />

in die psychische Organisation und deren dauerhafte Schädigung.<br />

Im Verhältnis von Erfahrung und Erinnerung gehören die<br />

Feststellung der konstitutiven Nachträglichkeit und des Modus der<br />

Wiederholung sowie der kryptischen Faktur der sprachlichen Realien<br />

des Traumas zu den grundlegenden theoretischen Entdeckungen<br />

der Psychoanalyse.<br />

In der Folgezeit hat es sich eingebürgert, die historischen Katastrophen<br />

des 20. Jahrhunderts, insbesondere die beiden Weltkriege und<br />

den Holocaust, in ihrer Erfahrungsdimension mit dem Begriff des<br />

Traumas zu verbinden. Individuen und Gemeinschaften erscheinen<br />

als Opfer von Verwüstungen, deren Wirklichkeit ihnen immer nur<br />

schattenhaft und partiell zugänglich ist. Was als Ereignis eine tiefgehende<br />

Verletzung darstellt, manifestiert sich erst mit zeitlicher Verzögerung<br />

in traumatischen Wiederholungen, Phantasmen und<br />

nachträglichem Verarbeitungsbemühungen. Diese Struktur des<br />

Traumas impliziert seine Angewiesenheit auf Modalitäten der Inszenierung<br />

und der Fiktion. Was nicht gewusst oder erkannt werden<br />

kann, muss durchgespielt und durchgearbeitet werden, ohne allerdings<br />

an ein Ende zu kommen.<br />

Diese Inszenierung und Verarbeitung kollektiver und individueller<br />

Traumata ist sowohl in der Literatur des 20. Jahrhunderts als auch in<br />

den darstellenden Künsten und kommunikativen Medien auf vielfältige<br />

Weise geschehen. Dabei modellieren literarische Texte im Unterschied<br />

zu ästhetischen Medien den Verlust identitätsstiftender Erinnerung<br />

und identitätssichernden Gedächtnisses durch Erzählen in<br />

Fragmenten, Variationen, Wiederholungen und palimpsestartigen<br />

Überschreibungen, die sich als Inszenierungen von Biographie und<br />

Geschichte lesen lassen.<br />

Das Forschungsvorhaben umfasst zwei Arbeitsbereiche:<br />

– Die Rekonstruktion diskursiver Konzepte von Trauma, die im<br />

Umkreis medizinischer, psychiatrischer und psychoanalytischer<br />

Untersuchungen entwickelt worden sind. Zum einen ist zu<br />

klären, welchen theoretischen Status Trauma in den methodischen<br />

Umbrüchen der Psychoanalyse hat. Dabei geht es u. a.<br />

darum, die Ambivalenzen des Begriffs in den Relationen von Realität,<br />

Imagination und symbolischer Ordnung in den entsprechenden<br />

diskursiven und narrativen Figurationen zu untersuchen. In<br />

diesem Kontext stellt sich auch die Frage nach den epochespezifischen<br />

Indikationen, die von unterschiedlichen Traumakonzepten<br />

im Spannungsfeld von Metapsychologie und Philosophie ausgehen.<br />

– Die Verarbeitung und Inszenierung traumatischer Ereignisse in<br />

literarischen – zumeist fiktionalen und autobiographischen – Texten<br />

(u. a. von C. Baudelaire, M. Proust, M. Blanchot, C. Simon, N.<br />

Sarraute, J. Heller, P. Levi, P. Barker). In diesem Zusammenhang<br />

soll u. a. das Verhältnis von Schock, Trauer, Melancholie und


Romanistische<br />

Sprachgeschichtsschreibung<br />

Trauma in literarischen Texten und ästhetischer Theorie seit dem<br />

Ende des 19. Jahrhunderts bestimmt werden. Daneben werden<br />

literarische Vermittlungen von Erfahrungen historischer Traumata<br />

in dem Verhältnis von Geschichte, Gewalt und Fiktion untersucht.<br />

Das Forschungsinteresse erstreckt sich auch auf Texte der<br />

frühen Neuzeit und richtet sich u. a. auf die Frage nach strukturellen<br />

Mustern von traumarepräsentierenden bzw. -modellierenden<br />

Verfahren der Vermittlung zwischen traumatischer historischer<br />

Erfahrung und Narration.<br />

Bisher wurden publiziert:<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 142<br />

Pfeiffer, Helmut: Der Garten der Kultur und die Gewalt der<br />

Geschichte. Claude Simons Jardin des Plantes. – In: Poetologische<br />

Umbrüche. Romanistische Studien zu Ehren von Ulrich<br />

Schulz-Buschhaus. Hrsg.: Werner Helmich ... . München <strong>2001</strong>.<br />

[Im Druck]<br />

Pfeiffer, Helmut: Traumatisches Gedächtnis. Claude Simons<br />

Straßen von Flandern. – In: Schnittpunkte. Greifswalder Studien<br />

zur Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte. Hrsg.: Gregor<br />

Vogt-Spira ... . Tübingen <strong>2001</strong>. [Im Druck]<br />

Prof. W. Oesterreicher (Institut für Romanische Philologie, Universität<br />

München) wurden für das Projekt Nationalphilologische Traditionen<br />

der romanistischen Sprachgeschichtsschreibung – Aspekte<br />

der diskursiven Konstruktion nationaler Identität Fördermittel der<br />

<strong>Stiftung</strong> zur Verfügung gestellt.<br />

Nach der Konstituierung der Philologien als wissenschaftliche Disziplinen<br />

wurde im 19. Jahrhundert die Arbeit im sprachwissenschaftlichen<br />

Bereich zunächst in engem Kontakt mit textphilologischen<br />

und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen vorangetrieben. Die<br />

paradigmatische Ausrichtung des Faches wurde dabei von der historisch-vergleichenden<br />

Sprachwissenschaft dominiert, welche die historische<br />

Grammatik (Lautlehre, Morphologie und Syntax) und Etymologie<br />

(historische Wortforschung) in den Vordergrund stellte. Die<br />

Sprachgeschichte für die romanischen Sprachen blieb zunächst ausgeblendet.<br />

Erst um die Jahrhundertwende erschienen in den romanischen<br />

Ländern Sprachgeschichten, die dann für einen mehr oder weniger<br />

langen Zeitraum kanonische Gültigkeit besaßen. Hier sind vor<br />

allem die Arbeiten von Ramón Menéndez Pidal oder von Ferdinand<br />

Eugène Brunot zu nennen, die in Spanien bzw. Frankreich den Wissenschaftsdiskurs<br />

bestimmen. Als Matrix für Folgediskurse waren<br />

diese Sprachgeschichten im wissenschaftlichen Kontext fundierend<br />

geworden und haben noch lange im letzten Jahrhundert Sprachbilder<br />

und Sprachbewertungen, den Sprachunterricht sowie das<br />

Sprachbewusstsein der jeweiligen Sprachgemeinschaft geprägt.<br />

Das Projekt setzt sich zum Ziel, die durch diese Sprachgeschichten<br />

hervorgerufene Veränderung von Disziplinstrukturen und Disziplingrenzen<br />

in den romanischen Philologien Spaniens und Frankreichs


143<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

zu beschreiben. Dazu sollen die ideologischen Voraussetzungen und<br />

interesseorientierten Optionen der „Erweiterung“ der Disziplin<br />

durch neue Formen wissenschaftlicher Kommunikation analysiert<br />

und die Entstehung dieser traditionsbildenden Sprachgeschichten<br />

für die großen romanischen Sprachen nachgezeichnet werden.<br />

Außerdem muss für die vergleichende Analyse der sprachgeschichtlichen<br />

Gesamtdarstellungen eine Rastrierung entwickelt werden, die<br />

sich durch eine Reihe von Kategorien und thematischen Zentrierungen<br />

definiert. Derartige Kriterien können z. B. sein: die jeweils zugrundeliegende<br />

sprachtheoretische Grundanschauung, die Einschätzung<br />

des Verhältnisses von Sprache und Nation, die Gewichtung<br />

externer und interner sprachgeschichtlicher Fakten, die<br />

Berücksichtigung von Sprachvarietäten.<br />

Das Forschungsvorhaben betritt in dreifacher Hinsicht Neuland:<br />

– Zwar liegen zu einzelnen Sprachgeschichten Studien vor, ihre<br />

Charakterisierung sowie systematische Einordnung in die spezifischen<br />

historischen und politischen Entstehungskontexte sind<br />

jedoch bisher noch nicht geleistet worden. So gilt es etwa im Falle<br />

Spaniens, die Verarbeitung der Verluste der Kolonien in Amerika<br />

und die dadurch ausgelöste historische Rückbesinnung zu berücksichtigen.<br />

Bei Frankreich müssen die sprachgeschichtlichen<br />

Bemühungen mit der komplex-prekären deutsch-französischen<br />

Wissenschaftskommunikation nach dem Krieg von 1870/71 in<br />

Zusammenhang gebracht werden.<br />

– Die angedeuteten Zusammenhänge sind gleichzeitig vor dem<br />

Hintergrund der Tatsache zu bewerten, dass die Philologien in<br />

den romanischen Ländern z. B. in Bezug auf die Fachkonzeption,<br />

die Methode oder die Prinzipien der editorischen Bemühungen<br />

älterer Texte insgesamt erst spät und in fundamentaler Abhängigkeit<br />

von der deutschen Romanistik entstanden sind. Insofern<br />

konstituieren sich die national-philologischen Traditionen der<br />

romanischen Sprachgeschichtsschreibung bewusst in Abgrenzung<br />

von dem aus der „Deutschen Bewegung“ stammenden Wissenschaftsparadigma.<br />

Durch diese Emanzipation vom deutschen<br />

Vorbild entstehen die filologia hispánica und die philologie<br />

française, also disziplinäre Wissens- und Kommunikationsformationen,<br />

die sich bezüglich der Objektebene von der übergreifend<br />

perspektivierten „Romanischen Philologie“ deutscher Prägung<br />

klar absetzen.<br />

– Schließlich wird die angedeutete Emanzipation im Projekt auch<br />

als Teilaspekt einer diskursiven Konstruktion nationaler Identität<br />

verstanden und ausgelegt. Die führenden sprachgeschichtlichen<br />

Arbeiten sind daraufhin zu untersuchen, inwiefern die ihnen<br />

zugrundeliegende Konzeptualisierung und Funktionalisierung<br />

von Sprache und Sprachgeschichte für die nationale Identitätsbildung<br />

von Bedeutung gewesen ist.


Shenbao<br />

Japanischdeutsches<br />

Wörterbuch<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 144<br />

Für die Erstellung eines Oneline-Index zur chinesischen Tageszeitung<br />

„Shenbao“ 1872–1898 erhält Prof. R. Wagner (Sinologisches Seminar,<br />

Universität Heidelberg) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die 1872 in Shanghai gegründete „Shenbao“ ist eine der frühesten<br />

chinesisch-sprachigen Tageszeitungen. Als Bestandteil des Shenbaoguan<br />

Verlages spielte sie mit ihrem erstmalig nationalen Vertriebsnetz<br />

eine entscheidende Rolle in der Entwicklung Shanghais<br />

zur chinesischen Pressehauptstadt und damit bei der Herausbildung<br />

neuer städtischer profesioneller Gruppen (Journalisten, Herausgeber,<br />

Übersetzer); als Lektüre einflussreicher Teile der chinesischen<br />

Elite einschließlich des Pekinger Hofes hatten ihre Leitartikel einen<br />

erheblichen Einfluss auf die Herausbildung des Modernisierungsdiskurses<br />

in China; als beständiger Kommentator aktueller Entwicklungen<br />

war sie eine wichtige Stimme im politischen Entscheidungsprozess<br />

in den ersten Jahrzehnten nach der Öffnung Chinas und entscheidend<br />

an der Herausbildung einer neuen Rhetorik des öffentliches<br />

Diskurses beteiligt; als chinesisch-sprachige und für Chinesen<br />

geschriebene Zeitung unter ausländischem (englischem) Management<br />

ist sie ein Testfall für die chinesisch-ausländische Interaktion,<br />

der es erlaubt, die üblichen Kolonialismus/Imperialismus-Erklärungsmodelle<br />

zu hinterfragen. Aufgrund all dieser Aspekte bilden<br />

die Berichte und Reportagen im ,Nachrichtenteil‘ der „Shenbao“ und<br />

die Diskussionen und Kommentare in ihrem ,redaktionellen Teil‘<br />

eine wichtige, nicht durch spätere Editionen manipulierte Quelle,<br />

welche Struktur und Entwicklung der öffentlichen Sphäre im modernen<br />

China mittels einer aktuellen Diskussion von Tag zu Tag dokumentiert.<br />

Ziel des Projektes ist die Erstellung einer Datenbank, welche systematisch<br />

die Leitartikel der „Shenbao“ von ihrem Gründungsjahr<br />

1872 bis 1898, dem Jahr nach der Hunderttage-Reform, inhaltlich erfasst.<br />

Die Erstellung eines „Großen japanisch-deutschen Wörterbuches“ ist<br />

Gegenstand eines durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> mitfinanzierten<br />

Vorhabens von Prof. I. Hijiya-Kirschnereit, Deutsches Institut für Japanstudien,<br />

Tokyo.<br />

Das geplante japanisch-deutsche Wörterbuch soll als verlässliche<br />

Grundlage für zukünftige Generationen von Japanforschern dienen<br />

und die deutsch-japanischen Beziehungen auf allen Ebenen (Politik,<br />

Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur) unterstützen. Das<br />

Wörterbuch ist als bilingual-lexikographische Dokumentation in erster<br />

Linie der japanischen Gegenwartssprache (seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg) gedacht, schließt darüber hinaus aber auch die wissenschaftssprachlich<br />

prägende zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (Anfang<br />

Meiji) ein. Es soll alles das aufnehmen, was in japanischen Tageszeitungen<br />

und nicht-fachspezifischen Periodika erklärungsfrei<br />

Verwendung findet, ferner das moderne Technik- und Wissenschaftsvokabular<br />

und Wendungen aus Sondersprachen wie Kinder-


145<br />

QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

und Jugendsprache oder Slang. Insgesamt werden ca. 100.000 Stichwörter<br />

Aufnahme finden. Die Lemmata werden alphabetisch in Lateinumschrift<br />

und der üblichen japanischen Schreibweise gegeben;<br />

sie enthalten Angaben zu Wortklasse, Flexion etc. und eine am semantischen<br />

Netz des Deutschen orientierte Definitionsstruktur; ferner<br />

sollen sie durch möglichst lebendige und aktuelle Verwendungsbeispiele<br />

und Satzbelege illustriert werden.<br />

Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />

Die Entwicklung der Informationstechnologien zeitigt unabsehbare<br />

soziale, politische und kulturelle Nachwirkungen. Insbesondere<br />

die sogenannten Neuen Medien (Video, Internet, Cyberspace<br />

u. a.) lösten lebhafte Debatten aus, die sehr oft in spekulative Einschätzungen<br />

und historische Prognosen mündeten. Der Zeitpunkt<br />

ist mittlerweile gekommen, die veränderte Rolle des Bildes kritisch<br />

und wissenschaftlich zu untersuchen. Es zeigt sich sehr schnell,<br />

dass sich neben der Bildkultur in den Künsten instrumentelle Bildwelten<br />

in den Wissenschaften ausgeformt haben. Seitdem Bilder<br />

technisch erzeugbar sind, verstärkte und verfeinerte sich die Möglichkeit,<br />

sie im Erkenntnisprozess einzusetzen. Die fortschreitende<br />

Bildtechnologie fungiert immer öfter als ein Auge von genuiner<br />

Leistungskraft, welches aus Theorie und Praxis der Natur- und der<br />

Biowissenschaften, einschließlich der Medizin, nicht mehr wegzudenken<br />

ist. Mehr als ein bloßes Hilfsmittel, für das es lange gegolten<br />

hat, wirkt das Bild auf den Charakter dessen ein, was es zu<br />

erkennen gibt. Es ist deswegen angemessen, von einem ikonischen<br />

Erkenntnismodell oder Paradigma zu sprechen, das neben dasjenige<br />

der Sprache und der Mathematik tritt, als eines Mediums der<br />

Generierung, der Mitteilung, der Veranschaulichung von Wissen.<br />

Um so mehr, als es über eine eigene Logik zu verfügen scheint,<br />

deren Beschaffenheit und Tragweite einer genaueren Untersuchung<br />

harren. Die fortschreitende technische Verfeinerung des ikonischen<br />

Instrumentariums, seine Effizienz und Nutzbarkeit sind<br />

geeignet, den Blick auf seine erkenntnisleitende Rolle zu verstellen.<br />

Um so wichtiger ist die in Gang befindliche Ausbildung eines<br />

reflexiven Wissens, auch in den Naturwissenschaften bzw. der Wissenschaftsgeschichte.<br />

Der Aufstieg der Bilder, ihre veränderte Funktion im Haushalt des<br />

Wissens, setzt sie instand, das überkommene Gefüge der Disziplinen<br />

und Methoden neu zu erschließen. Die alte Teilung der zwei (oder<br />

auch drei) Kulturen beginnt sich zu verändern angesichts investigativer<br />

Bilder, die im Repräsentationsprozess der Naturwissenschaften<br />

von der subatomaren Welt bis zu derjenigen der Astronomie, in der<br />

Erforschung und Therapie des menschlichen Körpers, aber auch in<br />

der Kunst oder Historie entwickelt bzw. eingesetzt werden. Eine<br />

neue Plausibilität gewinnen Kooperationen, z. B. zwischen Physik,<br />

Biowissenschaften, Neurologie, Psychologie, Wissenschaftsgeschichte,<br />

Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Geschichte, Kultur-


Porträt und<br />

Roman<br />

QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 146<br />

wissenschaft u. a. Der erweiterte Gebrauch der Bilder erfordert zugleich<br />

auch eine Kritik, die imstande ist, die Grenzen der Wirksamkeit,<br />

die damit verbundenen Verzerrungen und Verkennungen, zu<br />

durchschauen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist bestrebt, Forschungen im Bereich des<br />

ikonischen Erkenntnismodells anzuregen und zu unterstützen. Im<br />

Zentrum stehen dabei Analysen von bildlichen Erkenntnisvorgängen<br />

und Repräsentationsformen, was aber Projekte zu ihrer neuen<br />

oder veränderten Nutzung keineswegs ausschließt. Eine besondere<br />

Chance besitzen dabei jene Disziplinen, die – wie die Kunst- und<br />

Kulturgeschichte oder auch die Philosophie – über einen differenzierten<br />

Bildbegriff verfügen, dann, wenn sie sich den erweiterten,<br />

transdisziplinären Aufgaben stellen. Willkommen sind insbesondere<br />

solche Projekte, welche die eingefahrenen Bahnen verlassen, zwischen<br />

den getrennten Wissensfeldern Verbindungen und Zusammenhänge<br />

herstellen, interfakultäre Problemstellungen als Anfang<br />

einer veränderten Wissenskultur nutzen. Gefördert werden u. a.<br />

auch solche Unternehmungen, die sich mit der Logik der Bilder, der<br />

Bildanthropologie, Problemen der Bildwissenschaft, der Bildkultur<br />

und Bildgeschichte, dem Verhältnis ästhetischer und kognitiver Leistungen<br />

oder der instrumentellen Rolle des Bildes im Repräsentationsprozess<br />

der Wissenschaften befassen.<br />

Prof. R. Galle (Fachbereich Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft,<br />

Universität Essen) erhält für das Forschungsvorhaben<br />

„Porträt und Roman. Personengestaltung und deren Interferenz mit<br />

der Darstellung bildhafter Porträts im Roman“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Der seit der Antike tradierte Topos, wonach Malerei als stumme Poesie<br />

und die Poesie als redende Malerei bezeichnet wird, steht für eine<br />

wechselseitige Befruchtung von Sprach- und Bildkunst, die auch jenseits<br />

von Lessings kategorialer Scheidung beider – im Laokoon – ungebrochen<br />

fortbesteht. Das Projekt wird einem sehr spezifischen<br />

Phänomen dieser Kunst-Interferenz nachgehen: in Romanliteratur<br />

vom 17./18. bis zum 20. Jahrhundert werden Darstellungen bildhafter<br />

Porträts betrachtet und insbesondere in ihrer Wechselbeziehung<br />

zur fiktionalen Personendarstellung in dem jeweiligen Werk analysiert.<br />

Die Untersuchung wird unter der leitenden These stehen, dass sich<br />

die Funktion dieser sprachlichen Porträtdarstellungen mit dem heute<br />

in der Literaturwissenschaft gängigen Begriff der mise en abîme beschreiben<br />

lässt.<br />

Die Analyse soll erweisen, dass in Romanen der letzten drei Jahrhunderte<br />

eine Schilderung bildhafter Porträts als mise en abîme<br />

zunächst der Personendarstellung, dann aber auch zentraler Bedingungen<br />

der gesamten Romanform fungieren kann. Ein Begriffsinstrumentarium,<br />

das u. a. Kategorien wie ,harmonische Abgestimmtheit‘<br />

oder ,Entkonturierung‘ umfasst, soll dabei Literatur und Porträt-


147<br />

QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

kunst in eine gemeinsame, vergleichende Perspektive einbinden.<br />

Mittels dieses Instrumentariums soll gezeigt werden, dass der mediale<br />

Wandel, welcher die bildenden Künste in besonders auffallendem<br />

Maße prägt und bei der Darstellung bildhafter Porträts jeweils<br />

mittel- oder unmittelbar reflektiert wird, seinerseits ein maßgeblicher<br />

Indikator für die Geschichte und Ausprägung der Problemkonstellationen<br />

und die Form des Romans sein kann. Die Ermittlung, welcher<br />

Stellenwert den Porträtschilderungen – v. a. in Bezug auf die Darstellung<br />

realer Personen in denselben Romanen – jeweils zukommt, erbringt<br />

dadurch auf abstrakter Ebene zugleich einen Beitrag zur<br />

Funktionsbestimmung des neuzeitlichen Romans tout court.<br />

Da die Porträtdarstellungen erstens in erheblichem Maß durch den<br />

Diskurs ihrer Zeit über die bildenden Künste bestimmt sind und<br />

zweitens ihre Widerspiegelungsfunktion in Bezug auf Personenbeschreibung<br />

und Romanstruktur selbst einem historischen Funktionswandel<br />

unterworfen ist, muss die Einsatzweise der mise en abîme<br />

anhand bildhafter Porträts jeweils historisch gebunden analysiert<br />

werden. Als drei Schwerpunkte der Untersuchung sind geplant:<br />

– Der Roman des frühen 19. Jahrhunderts, der – nicht nur bezüglich<br />

der Personendarstellung – als Reaktion um die Physiognomik-<br />

Debatte und im Kontext der kunsttheoretischen Porträtdiskussion<br />

des späten 18. Jahrhunderts zu lesen ist.<br />

– Der Roman des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts,<br />

in dem die massive Krise des überkommenen Porträts in<br />

der bildenden Kunst zahlreiche Entsprechungen und Gegenreaktionen<br />

in der Literatur hervorruft.<br />

– Der Roman der Nachkriegszeit, der unter der doppelten Voraussetzung<br />

von Identitätsdiffusion und medialer Beschleunigung<br />

steht und hierauf mit spezifischen Veränderungen in der Personendarstellung<br />

reagiert.<br />

Für eine Tagung zu Fragen der Bildtheologie wurden Prof. R. Hoeps<br />

(Katholisch-Theologische Fakultät, Arbeitsstelle für christliche<br />

Bildtheorie, theologische Ästhetik und Bilddidaktik, Universität<br />

Münster) Fördermittel bewilligt. Diese Tagung soll Grundlage für<br />

weitere Forschungen zur Bildtheologie sein.<br />

Die europäische Kunst- und Kulturgeschichte ist in wesentlichen<br />

Teilen durch die christliche Bildtradition geprägt worden. Da die<br />

abendländische Bildgeschichte bislang vor allem von der Kunstwissenschaft<br />

auf ihre christlichen Bekenntnisaussagen hin befragt<br />

wurde, wäre nunmehr dafür Sorge zu tragen, dass die Theologie als<br />

ebenso zuständige Fachdisziplin einen eigenen Ansatz zum Thema<br />

formuliert. Die Tagung soll Ausgangspunkt für die Konzeption eines<br />

Projekts sein, in dessen Rahmen ein Handbuch der Bildtheologie<br />

entstehen soll, welches das gesamte Spektrum der Bildlichkeit, das<br />

von theologischer Seite bislang nur am Rande berührt bzw. erforscht<br />

wurde, in Bezug auf seine glaubensrelevanten Facetten und unter<br />

Bildtheologie


<strong>Thyssen</strong>-<br />

Vorlesungen<br />

Ikonologie<br />

der Gegenwart<br />

QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 148<br />

Einbeziehung interdisziplinärer Brücken zu benachbarten Fachbereichen<br />

beleuchten soll.<br />

Bildtheologische Problemfelder (z. B. Bilderverbot, Bildersturm)<br />

sowie auch weite Bereiche der Frömmigkeitsgeschichte, die sich<br />

maßgeblich in Bildern artikuliert, lassen sich nur in Kooperation mit<br />

anderen Fachdisziplinen bearbeiten. Für den bildtheologischen<br />

Diskurs an der Schnittstelle zwischen Theologie, Geschichte, Kunstund<br />

Kulturwissenschaft fehlt jedoch bisher eine geeignete Grundlage.<br />

In Zusammenarbeit mit Vertretern der jeweiligen Fachdisziplinen<br />

soll daher eine übergreifende Systematik aus theologischer<br />

Sicht erarbeitet werden, die sich mit dem Ursprung des Bildes, seiner<br />

Gestalt und seiner Funktion auseinanderzusetzen hat. Ziel ist ein<br />

universelles Werk bildtheologischer Analysen, das sämtliche<br />

Epochen der christlichen Kunstgeschichte umfasst.<br />

Nach dem Modell angelsächsischer „Lectures“ richtete die <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bereits 1979 eine Serie von <strong>Thyssen</strong>-Vorträgen ein.<br />

Gerade für Wissenschaftler in benachbarten Fachgebieten sind solche<br />

Vorträge wertvoll, da sie oft Zusammenfassungen neuer Forschungen<br />

darstellen, von denen viele Anregungen ausgehen können.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> betrachtet die Einführung solcher Vortragsreihen<br />

als ein von ihr besonders zu förderndes Anliegen.<br />

Bisher wurden fünf Vortragsfolgen abgeschlossen:<br />

– „Preußen – seine Wirkung auf die deutsche Geschichte“ in Berlin,<br />

– „Auseinandersetzungen mit der Antike“ in München,<br />

– „1945 und die Folgen – Kunstgeschichte eines Wiederbeginns“ in<br />

Köln,<br />

– „Das künftige Mitteleuropa – Tradition und Perspektiven“ in<br />

Prag,<br />

– „The Impact of German Tradition on the Humanities and Sciences“<br />

in Tel Aviv und Jerusalem.<br />

Gemeinsam mit dem Präsidenten der Humboldt-Universität (Prof. J.<br />

Mlynek) eröffnete der Vorsitzende des Kuratoriums der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> (Dr. K. Liesen) im Dezember <strong>2001</strong> in Berlin eine neue<br />

Vorlesungsreihe unter dem Titel „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur<br />

Ikonologie der Gegenwart“. Verantwortlich für die wissenschaftliche<br />

Organisation und Durchführung sind Prof. G. Boehm (Kunsthistorisches<br />

Seminar, Universität Basel) und Prof. H. Bredekamp (Kunstgeschichtliches<br />

Institut, Humboldt-Universität Berlin).<br />

Visuelle Kompetenz gehört zu den Grundanforderungen so gut wie<br />

jeder wissenschaftlichen Disziplin und jeder Technik; sie verbindet<br />

gleichermaßen Kultur- wie Naturwissenschaften. Der ubiquitären<br />

Nutzung steht jedoch die Unsicherheit gegenüber, was Bilder über<br />

den jeweiligen Anlass hinaus zu leisten vermögen und wie sie erkenntnistheoretisch<br />

zu beurteilen sind. So aufwendig auch vor allem


149<br />

QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

Abb. 13: Okwui Enwezor, Künstlerischer Leiter der Documenta 11, bei der Eröffnung<br />

der „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur Ikonologie der Gegenwart“ am 4. Dezember<br />

<strong>2001</strong> an der Humboldt-Universität zu Berlin.


QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 150<br />

technische Bilder gestaltet werden, so unbefriedigend erscheint es,<br />

dass bis heute eine weitgehend abbildhafte Theorie vorherrscht,<br />

welche die Bilder in ihrem eigenen Medium entwertet und entschärft.<br />

Aus diesem Grund steht die Vorlesungsreihe unter dem Generaltitel<br />

„Ikonologie der Gegenwart“. Mit dem Hinweis auf die vor etwa hundert<br />

Jahren gegründete, mit dem Namen Aby Warburg verbundene<br />

Ikonologie soll betont werden, dass Bilder eine unübertragbare Autonomie<br />

besitzen, gegenüber der eine umso höhere Anstrengung<br />

aufzuwenden ist, um sie historisch und begrifflich zu bestimmen.<br />

„Ikonologie der Gegenwart“ bedeutet in diesem Sinn die Begründung<br />

einer „Logik der Bilder“.


151<br />

Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Für die Moderne ist die zunehmende Beschleunigung des gesellschaftlichen<br />

Wandels von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter der Globalisierung<br />

hat dieser Beschleunigungsprozess zu Veränderungen<br />

der sozialen Lebenswelt geführt, die die Grundlagen nationaler<br />

Rechts- und Wirtschaftsordnungen erschüttern, den Anspruch des<br />

demokratischen Verfassungsstaates, das einzig legitime Modell<br />

politischer Ordnung in der modernen Welt zu sein, in Frage stellen,<br />

traditionale Institutionen menschlichen Zusammenlebens verändern<br />

und bis in die Alltagswelt des einzelnen hinein Chancen für neue<br />

Kulturkontakte eröffnen, damit zugleich aber auch die Gefahren<br />

neuer Kulturkonflikte erhöhen. Diese Wandlungsprozesse stellen<br />

auch Selbstverständlichkeiten in Frage, die bisher in vielen Disziplinen<br />

erkenntnisleitend waren: wenn beispielsweise Nationalökonomien<br />

zunehmend in der Weltwirtschaft aufgehen, internationale<br />

Rechtsordnungen nationale Rechtsregime in die Schranken weisen<br />

und Nationalstaaten sich zu größeren Einheiten zusammenschließen<br />

und sich damit ihrer Souveränität begeben, können davon Wissenschaften<br />

nicht unberührt bleiben, deren Gegenstände die Wirtschaft,<br />

das Recht und der Staat sind.<br />

Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ will die<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> insbesondere Forschungsvorhaben unterstützen,<br />

die die Voraussetzungen und die Folgen der Wandlungsprozesse<br />

untersuchen, die die heutigen Gesellschaften kennzeichnen.<br />

Sie konzentriert sich dabei auf Projekte, die sich den Wirtschaftswissenschaften,<br />

den Rechtswissenschaften, der Politikwissenschaft, der<br />

Soziologie und der Ethnologie zuordnen lassen. Sie schließt damit<br />

Forschungen in anderen Bereichen der Sozialwissenschaften nicht<br />

aus. Sie fördert Projekte, die die Methodenvielfalt produktiv befördern<br />

und komparativ orientiert sind – sowohl, was den europäischen<br />

Raum als auch europaübergreifende Fragestellungen angeht. Sie<br />

legt besonderen Wert auf die Förderung von Projekten, die an der<br />

Schnittstelle mehrerer Disziplinen angesiedelt sind. Nicht zuletzt<br />

werden solche interdisziplinären Projekte im Querschnittbereich der<br />

„Internationalen Beziehungen“ unterstützt, welchen die <strong>Stiftung</strong> traditionell<br />

fördert.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> will sowohl Projekte exemplarischen Zuschnitts mit<br />

deutlich empirischem Charakter fördern als auch Arbeitsvorhaben,<br />

die vorrangig von theoretischen Interessen geleitet werden.<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

Gravierende Arbeitsmarktprobleme im Hinblick auf die erschreckend<br />

hohe und persistente Arbeitslosigkeit, Veränderungen<br />

der Verlaufsmuster von Wachstum und Konjunktur, ein tiefgreifender<br />

Wandel des institutionellen Gefüges der nationalen Wirtschaften<br />

und der internationalen Wirtschaftsbeziehungen im Rahmen des


Arbeitsmarktqualifikation<br />

Deutschland/<br />

Frankreich<br />

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 152<br />

internationalen Standortwettbewerbs sowie globale Verteilungsfragen<br />

fordern insbesondere die Wirtschaftswissenschaften heraus.<br />

Viele dieser Erscheinungen sind im Rahmen zuvor herrschender<br />

Erklärungssysteme nicht zutreffend analysiert worden. Der Bedarf<br />

an theoretisch abgestützten und empirisch sorgfältig überprüften<br />

Diagnosen und Erklärungen ist deshalb groß. Beiträge zur Erforschung<br />

noch nicht ausreichend verstandener wirtschaftlicher<br />

Erscheinungen und ihrer Konsequenzen für Wirtschaft, Gesellschaft<br />

und das politische System zu fördern, ist ein Ziel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />

<strong>Stiftung</strong>. Die folgenden Stichworte mögen Hinweise auf Prioritäten<br />

geben. Doch sollen sie nicht davon abhalten, auch andere innovative<br />

Projekte zu unterbreiten.<br />

Nicht zufällig entspricht dem Einbruch des Neuen in der realen Wirtschaftswelt<br />

zur Zeit eine größere Unsicherheit hinsichtlich der Erklärungskraft<br />

bestimmter Theoriensysteme und Methoden in den<br />

Wirtschaftswissenschaften. Die Prozesse der Transformation von<br />

Wirtschaftsordnungen, die Entwicklung ganz neuartiger Risiken und<br />

der Aufbau entsprechender Risikosicherungssysteme, die dramatischen<br />

Veränderungen der Machtverteilungen innerhalb nationaler<br />

Wirtschaften und zwischen den Volkswirtschaften, die veränderte<br />

Ausgestaltung von Arbeits- und Finanzmärkten, die Verlagerungen<br />

von Wirtschaftspolitik auf übernationale Institutionen – um nur einige<br />

Problemfelder zu nennen – verlangen offensichtlich Methodenvielfalt.<br />

Dem will die <strong>Stiftung</strong> Rechnung tragen. Sie unterstützt insbesondere<br />

wirtschaftswissenschaftliche Forschung, die die Grenzen<br />

zu Nachbardisziplinen wie der Rechtswissenschaft, der Soziologie,<br />

der Politischen Wissenschaft und der Psychologie überschreitet –<br />

nicht zuletzt auch in der Hoffnung, die Integration der Wirtschaftswissenschaften<br />

in Lehre und Forschung an den meisten deutschen<br />

Universitäten voranzubringen.<br />

Gefördert werden sollen – aus grundsätzlichen wie pragmatischen<br />

Erwägungen – vornehmlich empirische wirtschaftswissenschaftliche,<br />

auch wirtschaftshistorische Forschungen, denen jeweils ein theoretisches<br />

Konzept zugrunde liegt. International vergleichende Studien<br />

sind besonders willkommen. Ein Desiderat der wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Forschung ist in Deutschland auch die systematische<br />

Analyse von wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen nicht nur<br />

im Hinblick auf die Zielerreichung und die Kosten, sondern vor allem<br />

auch zur Kontrolle der unterstellten Wirkungszusammenhänge.<br />

Auch hier möchte die <strong>Stiftung</strong> hilfreich sein.<br />

Prof. W. Franz und Dr. V. Steiner, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW), Mannheim, wurden <strong>2001</strong> Mittel für das Projekt<br />

„Qualifikation und Arbeitsmarkterfolg in Deutschland und<br />

Frankreich – Der Einfluss von bildungs- und familienpolitischen Maßnahmen<br />

im Vergleich“ bewilligt.<br />

Der Zusammenhang zwischen individueller Qualifikation und dem<br />

daraus resultierenden Erfolg am Arbeitsmarkt soll im Rahmen einer


153<br />

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

vergleichenden Analyse zwischen Deutschland und Frankreich untersucht<br />

werden. Unter Qualifikation wird sowohl das im Bildungssystem<br />

als auch das im Erwerbsleben erworbene Humankapital verstanden.<br />

Deutschland und Frankreich bieten sich für eine solche vergleichende<br />

Analyse an, da in Frankreich familienpolitische Leistungen<br />

eher auf eine Ermöglichung der gleichzeitigen Erwerbstätigkeit<br />

von Müttern gerichtet sind, während sie in Deutschland unabhängig<br />

von einer Erwerbstätigkeit der Frauen gewährt werden.<br />

In dem Projekt sollen in einem ersten Analyseschritt folgende Fragen<br />

untersucht werden:<br />

– Inwiefern unterscheiden sich das deutsche und das französische<br />

Bildungssystem im Hinblick auf die Vorbereitung von jungen<br />

Frauen und Männern auf das Erwerbsleben?<br />

– Welches sind die Bestimmungsfaktoren für das Bildungsniveau?<br />

Wie beeinflussen insbesondere das Familienumfeld, aber auch<br />

qualifikationsbezogene Arbeitsmarktaussichten oder finanzielle<br />

Anreize die Bildungsentscheidungen der Individuen?<br />

– Inwiefern unterscheiden sich deutsche und französische Familienpolitik<br />

im Hinblick auf die Anreize zur Beteiligung von Frauen am<br />

Erwerbsleben?<br />

– Welches sind die Bestimmungsfaktoren für die Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen und Männern, insbesondere Müttern und Vätern?<br />

Wird diese durch steuer- und familienpolitische Regelungen<br />

beeinflusst?<br />

In einem nächsten Schritt soll der Beitrag der Qualifikation zum beruflichen<br />

Erfolg eingehend analysiert werden. Dabei sollen Bildungsrenditen<br />

und Renditen auf das im Erwerbsleben erworbene<br />

Humankapital ermittelt werden. Zudem soll der Einfluss der Qualifikation<br />

auf das Arbeitslosenrisiko untersucht werden.<br />

In einem dritten Schritt sollen politische Handlungsoptionen z. B. in<br />

Bezug auf das Bildungssystem oder den Mutterschafts- und Erziehungsurlaub<br />

bestimmt werden. Untersucht werden soll, inwieweit<br />

arbeitsmarkt- und sozialpolitische Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eingesetzt werden können.<br />

Das Projekt wird den Einfluss von unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />

auf geschlechtsspezifische Bildungs- und Erwerbsrenditen<br />

aufzeigen und damit einen Beitrag zur aktuellen Forschung über geschlechtsspezifische<br />

Lohndifferentiale leisten.<br />

Die empirischen Untersuchungen sollen auf der Basis des Sozio-oekonomischen<br />

Panels (SOEP), der Beschäftigtenstichprobe des Instituts<br />

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Enquêtes Emploi<br />

durchgeführt werden.<br />

Dr. V. Steiner, (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW),<br />

Mannheim, erhält für das Projekt „Verteilungseffekte und fiskalische<br />

Kosten von Lohnsubventionen im Niedriglohnbereich“ Fördermittel.<br />

Niedriglohnbereich


WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 154<br />

Lohnsubventionen werden in Wissenschaft und Politik aktuell als Instrument<br />

diskutiert, um sowohl die Beschäftigung von Geringqualifizierten<br />

zu fördern als auch die mit Lohnsenkungen verbundenen negativen<br />

Verteilungseffekte auszugleichen. Das Ziel dieses Projekts<br />

ist es, sowohl die Verteilungswirkungen als auch die fiskalischen Kosten<br />

verschiedener Alternativen von Lohnsubventionen zu quantifizieren<br />

und dabei auch Effekte der Gegenfinanzierung der fiskalischen<br />

Kosten von Lohnsubventionen durch die Erhöhung der indirekten<br />

Steuern einzubeziehen.<br />

In einem ersten Schritt wurde dazu das am ZEW entwickelte Steuer-<br />

Transfer-Simulationsmodell (STSM) entsprechend der aktuellen Datenverfügbarkeit<br />

auf den Gesetzesstand 1998 fortgeschrieben. Auf<br />

der Basis dieses STSM kann das Haushaltsnettoeinkommen für<br />

Haushalte im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) in Abhängigkeit<br />

von der Lohnsubvention und vom Umfang der Beschäftigung berechnet<br />

werden. Zur Abschätzung der Arbeitsangebotseffekte kann<br />

das STSM mit einem am ZEW entwickelten mikroökonometrischen<br />

Arbeitsangebotsmodell verknüpft werden.<br />

Auf der Basis dieses Modells wurden im Projekt die Verteilungswirkungen<br />

des bekannten Vorschlags der Zukunftskommission der<br />

Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> (FES-Modell) analysiert (vgl. Steiner und<br />

Jacobebbinghaus, <strong>2001</strong>). Das FES-Modell sieht eine degressiv<br />

gestaffelte Subventionierung der Sozialbeiträge im Niedriglohnbereich<br />

vor. Die Berechnungen zeigen, dass insbesondere bei den bereits<br />

Beschäftigten nur ein geringer Teil der Begünstigten in einkommensarmen<br />

Haushalten lebt und diesen nur ein relativ kleiner Teil<br />

des gesamten Subventionsvolumens zufließt. Wesentlich stärker profitieren<br />

einkommensarme Haushalte unter den bisher nicht beschäftigten<br />

Personen von der Lohnsubvention. Diese machen aber nur einen<br />

kleinen Teil aller Begünstigten aus, und auf diese entfällt auch<br />

nur ein relativ geringer Anteil des gesamten Subventionsvolumens.<br />

Aufgrund relativ hoher Entzugsraten beim Bezug staatlicher Transfereinkommen<br />

wird das durchschnittliche Nettohaushaltseinkommen<br />

von einkommensarmen Haushalten nur in geringem Ausmaß<br />

erhöht. Dies ergibt sich überwiegend aus dem Wegfall bzw. der Reduktion<br />

der Sozialhilfe einschließlich des pauschalierten Wohngelds<br />

bei in einkommensarmen Haushalten lebenden Begünstigten.<br />

Im nächsten Schritt sollen alternative Subventionsformen betrachtet<br />

werden, die günstigere Verteilungseffekte und/oder geringere fiskalische<br />

Kosten als das FES-Modell erwarten lassen. Diese setzen eine<br />

Bindung der Subvention an das Haushaltseinkommen und gegebenenfalls<br />

auch an die Haushaltsgröße voraus. Ein Beispiel dafür ist der<br />

„Earned Income Tax Credit“, der in den USA mittlerweile das größte<br />

Sozialprogramm darstellt.<br />

Als erste Publikation liegt vor:<br />

Steiner, V., und P. Jacobebbinghaus: Verteilungswirkungen der<br />

Subventionierung von Sozialbeiträgen im Niedriglohnbereich. –


155<br />

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

In: Soziale Sicherung in einer dynamischen Gesellschaft. Hrsg.:<br />

I. Becker u. a. Frankfurt; New York <strong>2001</strong>. (Im Druck)<br />

PD Dr. R. Schwager, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW), Mannheim, und Prof. G. Wagenhals, Institut für Volkswirtschaftslehre,<br />

Universität Hohenheim, erhielten für das Projekt „Sozialtransfersysteme<br />

in Europa: Ausgestaltung, Umverteilungseffekte<br />

und politökonomische Erklärungsansätze“ Fördermittel.<br />

Durch die ständig steigenden Sozialausgaben sowie die adversen Effekte<br />

von Sozialleistungen auf Arbeitsangebot und Wachstum geraten<br />

die europäischen Sozialsysteme zunehmend unter Druck. Entscheidend<br />

für die Sozialpolitik wird sein, ob die sozialen Sicherungssysteme<br />

ihr eigentliches Ziel, nämlich die Verminderung von Armut,<br />

erreichen. Es ist zu erwarten, dass die unterschiedlichen Ansätze zur<br />

sozialen Sicherung in Europa zu unterschiedlichen Ergebnissen im<br />

Hinblick auf die Umverteilung führen. Vor diesem Hintergrund sollen<br />

die Eigenschaften sozialer Sicherungssysteme in Europa und ihre<br />

Verteilungswirkungen untersucht und eine Basis für eine politökonomische<br />

Erklärung der bestehenden Unterschiede erarbeitet werden.<br />

Folgende Teilschritte sind dazu vorgesehen:<br />

– Im ersten Schritt soll eine Bestandsaufnahme und Klassifizierung<br />

der europäischen Sozialsysteme vorgenommen werden. Die Systeme<br />

sollen hierbei im Hinblick auf den angewandten Mix sozialer<br />

Sicherungsstrategien, die institutionelle Organisation und den<br />

Dezentralisierungsgrad untersucht werden. Auf der Basis der erhobenen<br />

Daten sollen Indikatorensysteme und Klassifikationen<br />

entwickelt werden.<br />

– Im zweiten Schritt soll eine Analyse der Umverteilungseffekte der<br />

Systeme erfolgen und ihre distributive Effizienz berechnet werden.<br />

Die empirischen Ergebnisse sollen vor dem Hintergrund der<br />

im ersten Teil entwickelten Klassifikation interpretiert werden.<br />

Daraus sollen dann auch Rückschlüsse auf die verteilungspolitischen<br />

Zielsetzungen der verschiedenen Länder gezogen werden.<br />

– Im dritten Teil des Projekts sollen auf der Basis politökonomischer<br />

Modelle Hinweise darauf gewonnen werden, wie bestehende Unterschiede<br />

in den gewählten Sicherungsstrategien zu erklären<br />

sind. Dabei sollen sowohl Modelle der direkten Demokratie als<br />

auch der repräsentativen Demokratie berücksichtigt werden.<br />

– Im abschließenden vierten Teil sollen Schlussfolgerungen für die<br />

politische Diskussion um die Vorteile und Schwächen verschiedener<br />

Sicherungsstrategien bei der Realisierung gegebener Sicherungs-<br />

und Umverteilungsziele erarbeitet werden. Darüber hinaus<br />

sollen die Auswirkungen der unterschiedlichen Systemausgestaltung<br />

für die Realisierbarkeit einer harmonisierten europäischen<br />

Sozialpolitik diskutiert werden.<br />

Sozialtransfersysteme<br />

in<br />

Europa


Corporate<br />

Restructuring<br />

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 156<br />

Für das Projekt „Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung USamerikanischer<br />

Konzepte des Corporate Restructuring auf Deutschland“<br />

erhielt Prof. A.-K. Achleitner, European Business School,<br />

Oestrich-Winkel, Fördermittel.<br />

In den letzten Jahrzehnten haben mehrere „Mergerwellen“ zur<br />

Schaffung schwerfälliger Konglomerate geführt. Die konsequente<br />

Ausrichtung auf den Shareholder Value führt heute dazu, dass Unternehmensteile<br />

abgespalten und veräußert werden und sich nach Vollzug<br />

der Transaktion je nach Restrukturierungsmaßnahme in unterschiedlichem<br />

Maße frei am Markt für Eigenkapital bewegen können.<br />

In dem Forschungsvorhaben sollen Konzepte der Restrukturierung<br />

von „Ownership Relationships“ untersucht werden, die in den USA<br />

häufig angewendet werden und die in Deutschland zunehmend auf<br />

Interesse stoßen. Es sollen verschiedene Instrumente der Neustrukturierung<br />

der Eigentumsverhältnisse untersucht werden:<br />

– Bei einem Sell-off werden Unternehmensteile veräußert.<br />

– Im Zuge eines Equity Carve-out werden Anteile an einer Tochtergesellschaft<br />

im Zuge einer Neuemission an die Börse gebracht.<br />

– Ein Spin-off bezeichnet ein Restrukturierungsinstrument, bei welchem<br />

die Aktien des abzuspaltenden Unternehmensteils an die<br />

bisherigen Aktionäre des Mutterunternehmens pro rata ausgegeben<br />

werden.<br />

– Bei einem Split-off wird den bisherigen Aktionären das Angebot<br />

gemacht, ihre Anteile im Zuge eines Aktientauschs gegen Aktien<br />

der abgespaltenen Einheit einzutauschen.<br />

– Ein Split-up stellt eine Aufspaltung des gesamten Unternehmens<br />

dar, bei der mindestens zwei selbständige Unternehmen entstehen,<br />

an denen die bisherigen Aktionäre Anteile erhalten.<br />

– Bei Tracking Stocks bleibt der bisherige Unternehmensverband<br />

erhalten. Mit Tracking Stocks wird die Performance einer bestimmten<br />

Geschäftseinheit abgebildet, ohne diese aus dem Gesamtunternehmen<br />

herauszulösen. Das Recht auf Gewinnausschüttung<br />

bleibt dabei auf einen Teilbereich des Gesamtunternehmens<br />

beschränkt.<br />

Das Projekt soll in vier Phasen durchgeführt werden: Die erste Phase<br />

dient der Analyse der Rahmenbedingungen in Deutschland. Dies<br />

schließt gesellschaftsrechtliche, bilanzrechtliche, steuerrechtliche<br />

und kapitalmarktbezogene Unterschiede zu den USA ein. In der<br />

zweiten Phase soll die Anwendung der unterschiedlichen Restrukturierungskonzepte<br />

hinsichtlich verschiedener Unternehmenssituationen<br />

untersucht werden. Die dritte Phase dient der Untersuchung notwendiger<br />

Anpassungen der Restrukturierungskonzepte an die deutschen<br />

Rahmenbedingungen. Abschließend soll in einer vierten<br />

Phase der Veränderungsbedarf bei den deutschen Rahmenbedingungen<br />

diskutiert werden.


157<br />

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />

Parallel dazu sollen auf einer zweiten Ebene zu allen Phasen die<br />

Auswirkungen der Restrukturierungskonzepte auf den Unternehmenswert<br />

untersucht werden.<br />

Prof. U. Heilemann, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(RWI), Essen, wurden Mittel für das Projekt „Wandel der<br />

Kundenbeziehungen und Direktinvestitionen von Dienstleistungsunternehmen<br />

– Theoretische Grundlagen und empirische Überprüfung<br />

für Deutschland“ bewilligt.<br />

Der Dienstleistungssektor gilt nach wie vor in Bezug auf mögliche<br />

Produktionsverlagerungen ins Ausland als wenig gefährdet. Dieses<br />

traditionelle Bild ist aber im Begriff, sich zu wandeln. Moderne Kommunikationsmöglichkeiten,<br />

insbesondere das Internet, eröffnen neue<br />

Möglichkeiten, die Beziehungen zwischen Anbietern von Dienstleistungen<br />

und ihren Kunden flexibler zu gestalten. In der Konsequenz<br />

können alte Standortbindungen verloren gehen, so dass die Produktion<br />

in zunehmendem Maße ins Ausland verlagert wird.<br />

Direktinvestitionen im Dienstleistungssektor finden bislang in der<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Literatur vergleichsweise wenig Beachtung.<br />

Dieses Defizit soll das Projekt beheben.<br />

Dazu werden verschiedene Typologien von Kundenbeziehungen im<br />

Dienstleistungssektor erarbeitet (z. B. ob der Kundenkontakt am Ort<br />

des Anbieters oder des Nachfragers zu Stande kommt), deren Einfluss<br />

auf Direktinvestitionsentscheidungen dargestellt und schließlich gefragt,<br />

inwieweit es durch neue Informations- und Kommunikationstechniken<br />

zu Wandlungen in den Kundenbeziehungen kommt.<br />

In den letzten Jahren gewann die Internationalisierung des deutschen<br />

Dienstleistungssektors erkennbar an Dynamik. Dabei ist eine<br />

deutliche Differenzierung festzustellen. Unternehmen, die einen relativ<br />

geringen Anteil an der Wertschöpfung selbst erbringen, wie<br />

z. B. Handelsunternehmen, zeigen im Muster der Internationalisierung<br />

ähnliche Charakteristika wie Anbieter des Produzierenden Gewerbes.<br />

Dienstleistungsproduzenten mit einem hohen Wertschöpfungsanteil<br />

engagieren sich in deutlich geringerem Umfang im Ausland.<br />

Bei ihnen wäre zu erwarten, dass die verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten<br />

die Auslandsverflechtung deutlich intensivieren,<br />

allerdings findet sich bisher kein Beleg für diese These.<br />

Als erste Publikation liegt vor:<br />

Radmacher-Nottelmann, Nils A.: Wachsende Internationalisierung<br />

deutscher Dienstleistungsunternehmen – Tendenzen und<br />

Ursachen. – In: RWI-Mitteilungen. 52. (Im Druck)<br />

Im Berichtszeitraum bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Prof. W. Smolny, Fakultät<br />

für Wirtschaftswissenschaft, Universität Bochum, Mittel für das Projekt<br />

„Wirkungen der Wirtschaftsförderung in Ostdeutschland auf die<br />

Produktivitätsanpassung nach der deutschen Vereinigung“.<br />

Dienstleistungssektor<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Ostdeutschland


In den wirtschaftlichen Aufbau in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung<br />

sind jährlich 150 bis 200 Mrd. DM geflossen, im Durchschnitt<br />

etwa 50 Prozent der dort erwirtschafteten Einkommen entsprechend.<br />

In Bezug auf die Angleichung der Lebensverhältnisse<br />

und die Förderung der Investitionen sind beachtliche Ergebnisse erzielt<br />

worden. Mehr als enttäuschend sind hingegen die Ergebnisse<br />

hinsichtlich Beschäftigung, Produktion und Produktivität. Diese Entwicklung<br />

ist wirtschaftspolitisch höchst brisant, denn auf Basis der<br />

Extrapolation der jetzigen Verhältnisse kann mit einer Konvergenz<br />

der ostdeutschen Wirtschaft nicht gerechnet werden. Vielmehr ist zu<br />

befürchten, dass ein dauerhafter Bedarf für Transfers in Milliardenhöhe<br />

bestehen bleibt.<br />

Über die Gründe der langsamen Anpassung der Produktivität besteht<br />

immer noch weitgehend Unklarheit. Das erste Ziel des Projektes<br />

ist daher eine theoretische und empirische Analyse der Ursachen<br />

der schwachen Produktivitätsentwicklung in Ostdeutschland. Dabei<br />

geht es auch darum zu analysieren, ob in der Aufbauphase wirtschaftspolitische<br />

Strukturen geschaffen wurden, die einer weiteren<br />

Angleichung im Wege stehen. Weiterhin soll untersucht werden,<br />

welche wirtschaftspolitischen Instrumente am besten für die Verbesserung<br />

der wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland geeignet sind.<br />

Schließlich sollen die Implikationen der Ereignisse für das Vorgehen<br />

bei der Integration der osteuropäischen Länder im Rahmen der EU-<br />

Osterweiterung erarbeitet werden.<br />

Ausgangspunkt der theoretischen Analyse ist ein mikroökonomisches<br />

Modell des Investitions- und Innovationsverhaltens der Unternehmen.<br />

Auf der Basis des Modells sollen Implikationen für die regionale<br />

und sektorale Entwicklung abgeleitet werden. Als zentrale<br />

Themenbereiche sollen bearbeitet werden: die Produktivität der Investitionen,<br />

die Bedeutung der Qualifikation von Arbeitskräften, die<br />

Folgen der Sektorstruktur und die Analyse der Standortwahl der Unternehmen.<br />

Für die Analyse wird auf Daten des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung zurückgegriffen.<br />

Rechtswissenschaft<br />

RECHTSWISSENSCHAFT 158<br />

Die Rechtswissenschaft steht heute vor nur schwer miteinander zu<br />

vereinbarenden Aufgaben. Die klassische, systematisch-dogmatische<br />

Arbeit am Gesetzestext hat angesichts der Gesetzesflut und der<br />

Überfülle von Judikaten in einem Rechts- und Rechtswegestaat<br />

große praktische, aber auch wissenschaftliche Bedeutung. Die moderne<br />

Industriegesellschaft lässt die Konzentration allein auf Rechtsanwendung<br />

jedoch nicht mehr zu. Rechtspolitische Fragen drängen –<br />

etwa: Wie kann der Gesetzgeber seine Zwecke erreichen? Wo besteht<br />

überhaupt Regulierungsbedarf? Inwieweit tut Deregulierung<br />

(und damit verbunden Reregulierung) Not? Wie sollte das Zusammenspiel<br />

der Rechtssetzer, zu denen de facto längst auch das Bundesverfassungsgericht<br />

und die letztinstanzlichen Gerichte gehören,


159<br />

RECHTSWISSENSCHAFT<br />

der verschiedenen Rechtsanwender und der Rechtswissenschaft ablaufen?<br />

Welche Sanktionen, rechtliche und außerrechtliche, versprechen<br />

Erfolg? Wie könnten Staatsaufsicht und self-regulation zusammenspielen?<br />

Dabei stellt sich die Frage nach dem Verhältnis der<br />

Rechtswissenschaft zu anderen Disziplinen, namentlich zu den Wirtschaftswissenschaften,<br />

zur Politikwissenschaft, Rechts- und Staatsphilosophie<br />

und zur Soziologie. Bei alledem greift der klassische nationalstaatliche<br />

Rahmen für die Rechtsordnung und die Rechtswissenschaft<br />

heute allenthalben zu kurz. Kaum eine Rechtsmaterie ist<br />

mehr ohne Europarecht denkbar, das vorrangig ist und, wo es eingreift,<br />

auf nationale, systematisch-dogmatische Besonderheiten<br />

keine Rücksicht nehmen kann. Allerdings bietet das Europarecht<br />

keine flächendeckende Rechtsordnung, sondern ist schon nach dem<br />

Subsidiaritätsgrundsatz auf das Zusammenwirken mit den nationalen<br />

Rechtsordnungen und Rechtswissenschaft(en) angewiesen. Die<br />

Frage, wo die richtige Grenze zwischen europäischer und nationaler<br />

Regelung verläuft bzw. gezogen werden sollte, ist politisch, praktisch<br />

und wissenschaftlich ungelöst. Neben dem Europarecht ist das eigentlich<br />

internationale und transnationale Recht, zumal in der Form<br />

zahlreicher Abkommen und angesichts internationaler Organisationen,<br />

denen Deutschland zugehört, wichtiger denn je. Das belegt zuletzt<br />

die WTO, die einen wichtigen Schritt hin zu einer Weltwirtschaftsordnung<br />

darstellt. Rechtsvergleichung ist längst zu einem<br />

Kerngebiet der Rechtswissenschaft geworden. Rechtsangleichung,<br />

etwa die Frage nach einem europäischen Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />

wird immer wichtiger.<br />

Institutioneller Wandel und Transformation vollziehen sich nicht nur<br />

in mittel- und osteuropäischen Ländern, sondern auch in Deutschland<br />

und den westlichen Industriestaaten, allen voran den USA, und<br />

stellen auch die Rechtswissenschaft vor ganz neue Herausforderungen.<br />

Gerichtliche, schiedsgerichtliche und andere Mechanismen für<br />

Streitbeilegung und Streitvermeidung sind gefordert.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />

über klassische, innerdeutsche, systematisch-dogmatische Arbeit hinausgehen,<br />

also einzelne Gesetze, Rechtsgebiete, Disziplinen oder<br />

Staatsgrenzen überschreiten. Ob solche Untersuchungen eher privatoder<br />

öffentlichrechtlich, eher materiell- oder verfahrensrechtlich oder<br />

z. B. dem Handels- und Wirtschaftsrecht, dem Umweltrecht oder anderen<br />

Rechtsgebieten zugehören, ist ohne Belang. Das heißt nicht,<br />

dass nur europarechtlich ausgreifende, rechtsvergleichende und interdisziplinäre<br />

Arbeiten gefördert würden. Aber Projekte, die Recht<br />

funktional untersuchen, genießen Vorrang: Die <strong>Stiftung</strong> möchte einen<br />

Beitrag leisten zur Untersuchung von Recht in einer modernen, vielfältig<br />

international eingebundenen Industriegesellschaft.<br />

Für das Projekt „Informationsgesetzbuch“ von Prof. H. Garstka (Berlin),<br />

Prof. P. Kirchhof (Heidelberg), Prof. M. Kloepfer (Berlin, federführend<br />

seit Anfang <strong>2001</strong>) und Prof. F. Schoch (Freiburg) und wurden<br />

im Jahr <strong>2000</strong> Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />

Datenschutz


RECHTSWISSENSCHAFT 160<br />

Das Projekt beruht auf der Beobachtung, dass die gegenwärtige Informationsordnung<br />

der Bundesrepublik Deutschland angesichts der<br />

technologischen Entwicklung den Herausforderungen der Wirklichkeit<br />

an das Recht nicht mehr gewachsen ist. Das Recht ist einerseits<br />

stark zersplittert, so dass einheitliche Maßstäbe für vergleichbare<br />

Vorgänge vielfach fehlen; die Informationsordnung ist andererseits<br />

in vielen Bereichen auf die Perspektive des Datenschutzes reduziert,<br />

so dass die Informationsfreiheit und die Informationsteilhabe nur peripher<br />

normativ erfasst sind. Hinzu kommt, dass sich eine Informationsordnung<br />

mit nationalem Recht allein nicht mehr darstellen lässt,<br />

sondern mit dem Europarecht abgestimmt sein muss und Vorgaben<br />

des Völkerrechts zu beachten hat.<br />

Im Rahmen des Projekts sollen die informationsgestützten Freiheitschancen<br />

und spezifischen Datenschutzfragen der neuen Technologien<br />

analysiert und bewertet werden; es sollen daraus Regeln des Informationsverkehrs<br />

und Maßstäbe des Datenschutzes sachbereichsübergreifend<br />

entwickelt, der Informationsaustausch mit und ohne<br />

staatliche Beteiligung rechtlich bewertet und das gesamte Datenschutzrecht<br />

in einer einheitlichen Informationsordnung aufeinander<br />

abgestimmt werden. Trotz vielfacher Einzelfallregelungen und einer<br />

vertieften Bearbeitung spezialgesetzlicher Regelungen durch die<br />

Rechtswissenschaft steht eine umfassende, integrierte, Freiheitschancen<br />

konkretisierende und Datenschutzgefahren bekämpfende<br />

Informationsverkehrsordnung noch aus. Es sollen die Grundlagen für<br />

eine Kodifikation erarbeitet werden, die den Informationsverkehr in<br />

seiner Freiheitlichkeit und seinem Austauschcharakter begreift und<br />

insoweit Informations- und Unterrichtungsfreiheit als Rechtsgrundlagen<br />

der Verfassungsordnung entfaltet.<br />

Bei der Erarbeitung der Grundlagen für den Allgemeinen Teil eines<br />

Informationsgesetzbuches sollen zunächst das Datenrecht (Datenverkehr,<br />

Datensicherheit, Datenmengen, Datennetze, Dateninhalte, Datenschutz),<br />

der Geheimnisschutz (Berufsgeheimnisse, Amtsgeheimnisse)<br />

und der Bereich staatlicher Informationen (staatliche Informationstätigkeit,<br />

Statistiken und Register, Zugang zu staatlichen Informationen,<br />

Amts- und Rechtshilfe) untersucht werden. Gegenstand der<br />

übergreifenden Systematik sollen ferner auch die Informationspflichten<br />

Privater sein. Komplett erarbeitet (mit einer systematischen Einführung,<br />

in der Gesetzessprache ausformulierten Paragraphen und<br />

einer „Gesetzes“begründung hierzu) ist mittlerweile der Abschnitt<br />

„Zugang zu staatlichen Informationen“, der Vorstellungen der Informationsfreiheitsgesetze<br />

in Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein<br />

aufgreift und mit Blick auf aktuelle europäische Entwicklungen<br />

zeitgemäß neu gestaltet. Wesentliche Vorarbeiten (ebenfalls mit ausformulierten<br />

Paragraphen nebst „Gesetzes“begründung) sind zu dem<br />

Kapitel „Datenrecht“ geleistet. Die Entwürfe hierzu sind den Themenkomplexen<br />

„Datenmengen“, „Rechte der Betroffenen“, „Datenschutzstellen“<br />

und „Selbstregulierung“ gewidmet. Durchgehend<br />

werden die Entwicklungen des Europarechts verarbeitet.


161<br />

RECHTSWISSENSCHAFT<br />

An der Finanzierung des Projektes ist auch der Stifterverband für die<br />

Deutsche Wissenschaft beteiligt.<br />

Prof. D. Merten, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

Speyer, und Prof. H.-J. Papier, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts,<br />

Karlsruhe, wurden im Frühjahr <strong>2001</strong> Mittel für das<br />

Projekt „Handbuch der Grundrechte in Deutschland und Europa“<br />

bewilligt.<br />

In dem geplanten Handbuch sollen, ausgehend vom Grundrechtsstandard<br />

Deutschlands, der Grundrechtsbestand der nationalen<br />

Rechtsordnungen ausgewählter europäischer Staaten wie auch der<br />

Europäischen Gemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung des<br />

Rechts der Bundesrepublik Deutschland aufbereitet und wechselseitige<br />

Einflüsse im Interesse eines „Jus Commune Europaeum“ aufgehellt<br />

werden. Die letzte Gesamtdarstellung der Grundrechte in<br />

Deutschland und Europa – von Bettermann, Neumann und Nipperdey<br />

herausgegeben – ist in den Jahren 1954 bis 1966 erschienen.<br />

Das geplante Handbuch soll vor allem die materielle Rechtslage darstellen<br />

und den Lesern aus Praxis und Wissenschaft eine verlässliche<br />

Bestandsaufnahme der Grundrechte in Deutschland und Europa zur<br />

Verfügung stellen. Das Handbuch soll Ursprünge, Inhalt und Entwicklung<br />

der geltenden Grundrechte wiedergeben und dadurch einerseits<br />

die weiterführende wissenschaftliche Diskussion anregen,<br />

andererseits die für die Rechtsanwendung benötigten Grundlagen<br />

bieten.<br />

Die Gliederung des Handbuches sieht vier Hauptteile vor: Im ersten<br />

Teil werden die allgemeinen Lehren der Grundrechte behandelt. Der<br />

zweite Teil hat eine Darstellung der einzelnen Grundrechte zum Gegenstand,<br />

wobei Inhalt und Bedeutung der Grundrechte in der Bundesrepublik<br />

Deutschland, in den ausgewählten europäischen Staaten<br />

und in den europäischen Institutionen erläutert werden sollen.<br />

Der dritte Teil soll eine nach Staaten strukturierte Beschreibung der<br />

Grundrechte enthalten. Der abschließende vierte Teil soll sich den<br />

Grundrechten in europäischen Institutionen widmen.<br />

Das Handbuch ist auf ca. 5.000 Seiten in fünf Bänden angelegt. Die<br />

Herausgeber sollen bei der Bearbeitung durch einen wissenschaftlichen<br />

Beirat unterstützt werden.<br />

Prof. H.-W. Rengeling, Institut für Europarecht, Universität Osnabrück,<br />

wurden weitere Mittel für das Projekt „Schutz der Grundrechte<br />

als allgemeine Rechtsgrundsätze in der Europäischen Union“<br />

bewilligt.<br />

Das Projekt basiert auf Vorarbeiten von Prof. Rengeling im Rahmen<br />

eines von ihm erstellten Rechtsgutachtens im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft mit dem Titel „Grundrechtsschutz in der<br />

Europäischen Gemeinschaft. Bestandsaufnahme und Analyse der<br />

Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zum Schutz der<br />

Grundrechte als allgemeine Rechtsgrundsätze“.<br />

Grundrechte<br />

Grundrechtsschutz


Umwelt und<br />

Bauleitplanung<br />

RECHTSWISSENSCHAFT 162<br />

Es wird davon ausgegangen, dass der Grundrechtsschutz durch den<br />

Europäischen Gerichtshof nach wie vor ein brisantes Thema ist. Es<br />

bestehen große Unsicherheiten, wie die Gewährleistungsinhalte von<br />

Grundrechten in der Europäischen Union aussehen bzw. aussehen<br />

könnten. Bei fortschreitender Integration verdichten sich die Probleme,<br />

nicht zuletzt im Hinblick auf die geplante Osterweiterung der<br />

Gemeinschaft. Der Grundrechtsschutz wird nach zutreffender Einschätzung<br />

von Karlsruhe nach Luxemburg verlagert und zwar auch<br />

im Hinblick auf die außerordentlich umfangreiche Richtliniengesetzgebung<br />

der Gemeinschaft.<br />

Ziele des Projektes sind:<br />

– Ermittlung der Gewährleistungsinhalte von Grundrechten, die<br />

vom Europäischen Gerichtshof als allgemeine Rechtsgrundsätze<br />

geschützt werden<br />

– Ermittlung der Gewährleistungsinhalte einzelner Grundrechte in<br />

der Europäischen Union im Verhältnis zu den Grundfreiheiten des<br />

EG-Vertrages<br />

– Überprüfung, ob und gegebenenfalls inwieweit bisher „faktisch“<br />

die Inhalte von Grundrechten durch Normen geschützt werden,<br />

die die Gemeinschaft erlassen hat (Sekundärrecht)<br />

– Verhältnis der Grundrechte innerhalb der Europäischen Union zu<br />

den Grundrechten der Europäischen Menschenrechtskonventionen<br />

– Vertiefung der „allgemeinen Grundrechtslehren“ (Funktionen<br />

der Grundrechte) auf Gemeinschaftsebene.<br />

Angesichts der Entwicklungen durch den Amsterdamer Vertrag und<br />

vor allem durch die Charta der Grundrechte der Europäischen Union<br />

haben sich erhebliche Veränderungen ergeben, so dass die Basis<br />

durch die Ausgangsstudie von 1993 nur sehr eingeschränkt verwendbar<br />

ist. Insbesondere ist auch die Literatur im Hinblick auf die Grundrechtscharta<br />

einzuarbeiten. Ein weiteres wichtiges Feld sind auch die<br />

Fragen zur Abgrenzung von Zuständigkeiten von EuGH/ EuGHMR<br />

sowie zu den Zuständigkeiten des Bundesverfassungs gerichts.<br />

Prof. W. Erbguth, Ostseeinstitut für Seerecht und Umweltrecht, Universität<br />

Rostock, wurden <strong>2001</strong> Mittel für das Projekt „Möglichkeiten<br />

und Grenzen der Harmonisierung und Vernetzung der umweltrechtlichen<br />

Anforderungen in der Bauleitplanung“ bewilligt.<br />

Das Recht der Europäischen Gemeinschaften erlangt zunehmende<br />

Bedeutung für die Bauleitplanung und erzwingt insbesondere im Bereich<br />

der umweltbezogenen Anforderungen vielfältige Änderungen<br />

des nationalen Rechts. Das Vorhaben soll die in der Bauleitplanung<br />

zu berücksichtigenden umweltbezogenen Aspekte aufzeigen, Möglichkeiten<br />

der Vernetzung der verschiedenen umweltrelevanten Gesichtspunkte<br />

herausarbeiten und diesbezüglich Vorschläge unterbreiten<br />

sowie untersuchen, wo die dergestalt zu systematisierenden


163<br />

RECHTSWISSENSCHAFT<br />

und harmonisierenden umweltrechtlichen Anforderungen an die<br />

Bauleitplanung am sinnvollsten zu integrieren sind.<br />

Das Recht der Bauleitplanung wird in zunehmendem Maße durch<br />

das europäische Umweltrecht beeinflusst. Dies gilt insbesondere für<br />

Rechtsakte des gebietsbezogenen Umweltschutzes, aber auch für<br />

Regelungen des flächenbezogenen Umweltschutzes. Schließlich<br />

werden von der vorgesehenen Richtlinie des Europäischen Parlamentes<br />

und des Rates über die Prüfung der Umweltauswirkungen<br />

bestimmter Pläne und Programme, über die im Rat bereits Einvernehmen<br />

erzielt wurde, und die nach Änderungsvorschlägen des Parlamentes<br />

nunmehr im Vermittlungsausschuss behandelt werden, gewichtige<br />

Wirkungen für das Recht der Bauleitplanung ausgehen.<br />

Ansatzpunkte für die Untersuchung sind folgende Themenbereiche:<br />

– Harmonisierung und Abschichtung der UVP für Projekte mit der<br />

Umweltprüfung für Pläne und Programme<br />

– Integration der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung sowie<br />

der Verträglichkeitsprüfung nach §§ 19c und d BNatSchG in das<br />

Verfahren der UVP bzw. Umweltprüfung.<br />

Ziel des Projektes ist es, Vorschläge für eine bessere Handhabbarkeit<br />

des Planungsrechts zu entwickeln. Hierbei können drei Lösungen in<br />

Betracht kommen:<br />

– Regelung im Rahmen des in der Diskussion befindlichen Umweltgesetzbuches,<br />

in das umweltplanungsrechtliche Materien einbezogen<br />

werden können<br />

– Verankerung der umweltrelevanten Aspekte im BauGB<br />

– stärkere Systematisierung und Harmonisierung der Materie in<br />

den vorhandenen Rechtsquellen.<br />

Prof. E. Feess, Institut für Ökologie und Unternehmensführung e.V.<br />

an der European Business School, Oestrich-Winkel, erhält von der<br />

<strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Selbstanzeige und optimale<br />

Rechtsdurchsetzung“.<br />

In zahlreichen Rechtssystemen gibt es Regelungen, dass Rechtsverletzungen<br />

nach freiwilliger Selbstanzeige geringer geahndet werden,<br />

als wenn sie ohne Selbstanzeige entdeckt werden. Mit der Strafminderung<br />

ist ein trade-off zwischen der Erhöhung der ex-post-Effizienz<br />

und der Verminderung der ex-ante-Effizienz verbunden. Die Straferleichterung<br />

bei Selbstanzeige führt dazu, dass die Kosten bei der Suche<br />

nach und dem Nachweis von Rechtsverletzungen reduziert werden<br />

können, weil die betroffenen Personen nicht mehr überführt werden<br />

müssen. In vielen Fällen kommt als zweiter Vorteil hinzu, dass die<br />

mit Selbstanzeigen verbundene Früherkennung der Rechtsverletzung<br />

den Schaden reduziert. Diesen ex-post-Vorteilen von Selbstanzeigen<br />

steht als ex-ante Nachteil gegenüber, dass der Anreiz zur<br />

Rechtsverletzung durch mögliche Strafminderungen zunehmen kann.<br />

Selbstanzeige


Im Forschungsprojekt wird mit Hilfe einer spieltheoretischen Modellierung<br />

untersucht, unter welchen Umständen die Vorteile der Selbstanzeige<br />

überwiegen. Dabei zeigt sich, dass sich immer Selbstanzeigesysteme<br />

konstruieren lassen, die insgesamt zu einer höheren Wohlfahrt<br />

als Rechtssysteme führen, bei denen keine Straferleichterungen<br />

vorgesehen sind. Dies gilt sogar dann, wenn als Restriktion der rechtspolitisch<br />

wichtige Sachverhalt berücksichtigt wird, dass das Selbstanzeigesystem<br />

nicht zu einer Erhöhung der Straftaten führen darf.<br />

Derzeit wird untersucht, wie sich die Ergebnisse verändern, wenn statt<br />

einzelner Straftäter Situationen betrachtet werden, in denen Straftaten<br />

nur durch das Zusammenwirken mehrerer Beteiligter entstehen können.<br />

Dies ist beispielsweise typisch für den Anwendungsfall der Korruption.<br />

Erste Resultate legen nahe, dass die Vorteile von Straferleichterungen<br />

bei Selbstanzeige in diesen Fällen noch größer sind. Geplant<br />

ist, die theoretischen Ergebnisse experimentell zu testen, um die praktische<br />

Relevanz der Resultate überprüfen zu können.<br />

Politikwissenschaft<br />

POLITIKWISSENSCHAFT 164<br />

Unter den Fragen, denen sich die Politikwissenschaft im Übergang<br />

vom 20. in das 21. Jahrhundert gegenübersieht, hat die nach der Zukunft<br />

des demokratischen Verfassungsstaates besonderen Rang.<br />

Sein Anspruch, auf die Dauer das einzig legitime Modell politischer<br />

Ordnung in der modernen Welt zu sein, ist durch das zu Ende gehende<br />

Jahrhundert bekräftigt worden. Aber die Gegenfrage, ob er<br />

nicht doch das voraussetzungsreiche Produkt einer spezifischen Kultur<br />

sei, ist noch keineswegs definitiv beantwortet. Es könnte sein,<br />

dass der weltweite Prozess der Erosion der Bestandsbedingungen<br />

nicht-demokratisch organisierter Herrschaft und der Prozess des<br />

Aufbaus der Voraussetzungen für den demokratisch-verfassungsstaatlichen<br />

Modus der Politik zwei ganz verschiedene Dinge sind.<br />

Auch ist die Frage offen, wie sich der demokratische Verfassungsstaat<br />

gegenüber den neuartigen Herausforderungen bewähren wird,<br />

vor denen er schon steht oder demnächst stehen wird. Welche Möglichkeiten<br />

wenn nicht der Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen<br />

so doch der Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen<br />

hat Politik der demokratisch-verfassungsstaatlichen Spielart in der<br />

Welt des 21. Jahrhunderts? Wie wird sie umgehen mit dem wachsenden<br />

Problemdruck beispielsweise der Umweltkrise? Wie wird sie fertig<br />

mit der außerordentlichen Beschleunigung, auch der Intensität,<br />

mit der Prozesse des sozialen Wandels ablaufen, von den dramatischen<br />

demographischen Entwicklungen bis zum „Wertewandel“?<br />

Und wie verändern diese Prozesse die Rahmenbedingungen, die<br />

Handlungsmöglichkeiten der Politik? Ebenso dringlich ist die Frage,<br />

wie die Politik, die gerade als demokratisch verfasste Politik an umgrenzte<br />

Räume gebunden bleibt, mit der zunehmenden Erosion der<br />

Bedeutung territorialer Grenzen zurecht kommt. Einfacher gefragt:<br />

Wie lässt sich in entgrenzten Räumen noch regieren?


165<br />

POLITIKWISSENSCHAFT<br />

Es ist denkbar, dass unterschiedliche Ausprägungen des demokratischen<br />

Verfassungsstaates unterschiedlich gut mit den Herausforderungen<br />

umzugehen vermögen, die zu bestehen sind. Das ist eine<br />

Frage, die das besondere Interesse der vergleichenden Forschung<br />

verdient. In jedem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Ensemble von<br />

Institutionen und Regeln, das den demokratischen Verfassungsstaat<br />

ausmacht, einem gesteigerten Entwicklungsdruck ausgesetzt sein<br />

wird. Die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit dieses Typus von<br />

politischer Ordnung ist deshalb ein Thema, auf das viele Fragestellungen<br />

hinführen. Dabei kommt über die empirische Forschung hinaus<br />

auch die politische Philosophie ins Spiel, insofern es nämlich notwendig<br />

zu jeder Weiterentwicklung des demokratischen Verfassungsstaates<br />

gehört, sich stetig der Legitimitätsbedingungen demokratischer<br />

Politik zu vergewissern.<br />

Es ist dieser Gesamtkomplex von Fragen, dessen Bearbeitung durch<br />

die Politikwissenschaft die <strong>Stiftung</strong> insbesondere unterstützen<br />

möchte.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeiten Prof. O. W. Gabriel und A. Vetter,<br />

Abteilung für politische Systeme und politische Soziologie, Institut<br />

für Sozialwissenschaften, Universität Stuttgart, an einem Forschungsvorhaben<br />

zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement, soziales<br />

Kapital und Demokratie. Ein deutsches und internationales<br />

Forschungsprojekt“.<br />

Gegenwärtig bestimmen die Konzepte „Bürgerschaftliches Engagement“<br />

und „Sozialkapital“ die Diskussion über die Zukunft der Demokratie<br />

in der westlichen Welt. In Wissenschaft und politischer Praxis<br />

werden vor allem zwei Gründe für die Aufwertung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements als Handlungsressource moderner Gesellschaften<br />

genannt: Zum einen stehen die westlichen Wohlfahrtsstaaten vor<br />

neuen Anforderungen (durch veränderte Altersstrukturen, Zunahme<br />

grenzüberschreitender Migration, veränderte Arbeitsmarktstruktur),<br />

vor deren Hintergrund sich ehrenamtliche soziale Tätigkeit in Freiwilligenorganisationen<br />

zu einem wichtigen Faktor des gesellschaftlichen<br />

Zusammenlebens in ökonomischer und sozialer Hinsicht entwickeln<br />

kann. Zum anderen wird die Integrationskapazität von sozialem Kapital<br />

hervorgehoben. Mit Hilfe eines lebendigen Vereinslebens lernen<br />

die Bürger, einander zu vertrauen und erfolgreich zu kooperieren.<br />

In der empirischen Forschung wurden jedoch die in der Sozialkapital-Debatte<br />

vorgetragenen Argumente bisher noch nicht überzeugend<br />

belegt. Lediglich eine der theoretischen Annahmen scheint bislang<br />

unumstritten: Die erwarteten positiven Folgen des Sozialkapitals<br />

für eine Demokratie entwickeln sich vorzugsweise in denjenigen<br />

Handlungskontexten, in denen die meisten sozialen Interaktionen<br />

stattfinden: auf der lokalen Ebene.<br />

Das Projekt ist Teil eines seit 1999 von der European Science Foundation<br />

(ESF) finanzierten internationalen Forschungsprojektes zum<br />

Thema „Citizenship, Involvement, Democracy“ (CID). Das Ziel des<br />

Bürgerengagement


POLITIKWISSENSCHAFT 166<br />

Projektes besteht darin, das Entstehen, die Verteilung und die politischen<br />

Effekte von sozialem Kapital (verstanden als bürgerschaftliches<br />

Engagement, soziales Vertrauen und gemeinschaftsbezogener<br />

Werte und Normen) im Rahmen einer international vergleichenden<br />

Studie empirisch zu untersuchen. Die deutsche Repräsentativbefragung,<br />

von Jan van Deth und Sigrid Roßteutscher (Universität Mannheim)<br />

durchgeführt, und finanziell von der DFG unterstützt, wurde<br />

im Februar <strong>2001</strong> abgeschlossen. Eine solche Repräsentativbefragung<br />

kann aber nicht auf alle Aspekte des Problemkomplexes eingehen.<br />

Sie liefert keine hinreichend detaillierten Informationen über den<br />

theoretisch wichtigen organisatorischen Kontext, innerhalb dessen<br />

sich die soziale Beteiligung vollzieht.<br />

Zur Erhebung dieser Kontextdaten sind im Rahmen des hier geförderten<br />

Teilprojektes Organisations- und Mitgliederstudien geplant,<br />

die Aufschlüsse darüber geben sollen, ob und unter welchen Umständen<br />

bestimmte Organisationsgruppen tatsächlich Einfluss auf<br />

die Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder ausüben<br />

und welcher Art diese Einflüsse sind. Sie ermöglichen außerdem<br />

Rückschlüsse darauf, wie sich Einstellungs- und Verhaltensmuster<br />

durch den Kontext erklären lassen, in denen Freiwilligenorganisationen<br />

tätig werden. Dazu sind Gemeindestudien in fünf Städten und<br />

Gemeinden Ost- und Westdeutschlands vorgesehen. Entsprechende<br />

Studien wurden bereits in Mannheim (und Aberdeen) von einer ESF-<br />

Forschergruppe durchgeführt. Dieser Ansatz wird schon in der<br />

Schweiz, Großbritannien und Spanien angewendet. Dasselbe Design<br />

soll in einer weiteren Großstadt in den neuen Bundesländern (Chemnitz,<br />

als Vergleichsstadt zu Mannheim) sowie in jeweils einer Mittelstadt<br />

und einer Landgemeinde in den alten und neuen Bundesländern<br />

zum Einsatz kommen. Die Auswahl der Gemeinden erfolgte<br />

nach dem most-similar-case-Design. In der Organisationsstudie werden<br />

sämtliche Freiwilligenorganisationen in den ausgewählten Städten<br />

und Gemeinden erfasst. Auf der Basis dieser Totalerhebung werden<br />

anschließend aktive Mitglieder jeweils typischer Organisationen<br />

über ihre Einstellungen und ihr Verhalten befragt. Im Einzelnen sollen<br />

die folgenden Probleme untersucht werden:<br />

– Welche Typen von gesellschaftlichen Organisationen und welche<br />

Beziehungsgeflechte zwischen ihnen finden sich in den untersuchten<br />

Städten und Gemeinden?<br />

– Wie beeinflussen unterschiedliche Typen von Organisationen und<br />

deren organisatorische Merkmale die Produktion von Sozialkapital<br />

im Sinne von Vertrauen, Bürgertugenden, Solidarität, usw.?<br />

– Welche Rolle spielt die Größe des Ortes bei der Produktion von<br />

Sozialkapital bzw. bei der Integration gesellschaftlicher Gruppen<br />

und Organisationen in den politischen Prozess?<br />

– Führen unterschiedliche historisch-kulturelle Eigenschaften des<br />

Umfeldes, in dem die Organisationen operieren, wie sie sich z. B.


167<br />

POLITIKWISSENSCHAFT<br />

in den alten und neuen Bundesländern manifestieren, in dieser<br />

Hinsicht zu signifikanten Unterschieden?<br />

Das Projekt „Lokale politische Kompetenz als Ressource der Demokratie.<br />

Eine international vergleichende Studie zum Einfluss kommunaler<br />

Strukturen auf das politische Kompetenzgefühl der Bürger“<br />

von Prof. O. W. Gabriel, Institut für Sozialwissenschaften, Universität<br />

Stuttgart, wird seit 1999 unterstützt.<br />

Demokratie bedeutet mehr als die Festlegung abstrakter Regelungen<br />

und Verfahren. Um adäquat funktionieren zu können, muss die<br />

demokratische Ordnung in den Einstellungen der Bürger verankert<br />

sein. Die Bürger müssen die für eine Demokratie charakteristischen<br />

Strukturen und Prozesse unterstützen, demokratische Verhaltensnormen<br />

befolgen und u. a. das Gefühl haben, im politischen Raum<br />

Gehör zu finden. Politikwissenschaftliche Untersuchungen zu den<br />

Einstellungen der Bürger gegenüber der Politik beziehen sich in der<br />

Regel auf die nationale Ebene als Adressat politischer Einflussnahme.<br />

Diese ist im Zuge der europäischen Einigung jedoch einem<br />

tiefgreifenden Funktionsverlust ausgesetzt. Mit der Verlagerung nationaler<br />

Kompetenzen nach Brüssel entfernt sich die Politik damit zunehmend<br />

aus der Alltagswelt der Bürger. Politische Entscheidungen<br />

werden schwerer durchschaubar. Die Verantwortung für die Gestaltung<br />

der Politik verschwimmt, die Möglichkeiten einer demokratischen<br />

Kontrolle der Entscheidungsträger verschlechtern sich. Die<br />

Chancen der Bürger, unmittelbar auf politische Entscheidungen Einfluss<br />

ausüben zu können, nehmen ab. Da der Erwerb politischer<br />

Handlungskompetenz aber nicht zuletzt durch eine (erfolgreiche)<br />

Mitwirkung an der Gestaltung der eigenen politischen Umwelt zustande<br />

kommt, trägt die Erosion nationaler Hoheitsrechte die Gefahr<br />

in sich, die kulturelle Basis der Demokratie zu untergraben.<br />

Wenn die Bevölkerung im Zuge der europäischen Integration weiterhin<br />

über Chancen für eine Mitwirkung an politischen Entscheidungen<br />

verfügen soll, dann stellen Städte und Gemeinden einen zentralen<br />

Bereich der Vermittlung zwischen Politik und Alltag dar. Weil<br />

sich auf der kommunalen Ebene schon aus organisatorischen Gründen<br />

stärkere „linkages“ zwischen den Regierenden und den Regierten<br />

entwickeln können als in der nationalen Politik oder gar in supranationalen<br />

Handlungssystemen, rückt sie am Ende des 20. Jahrhunderts<br />

als Sozialisationsarena zentraler politischer Einstellungen<br />

erneut in den Fokus der politikwissenschaftlichen Aufmerksamkeit.<br />

In dem von der <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekt geht es erstens<br />

um die Frage, welche Kompetenzgefühle die Bürger Europas<br />

gegenüber der lokalen Politik empfinden und inwieweit sich diese<br />

lokalen Einstellungen von den entsprechenden nationalen Einstellungen<br />

unterscheiden. Zweitens wird diskutiert, unter welchen Bedingungen<br />

ein positiver Transfer dieser Orientierungen auf die nationale<br />

und supranationale Ebene der Politik stattfinden kann. Sowohl<br />

die unterschiedlichen Niveaus des Gefühls lokaler politischer<br />

Europa<br />

Kommunalpolitik


Parteien in<br />

Mittel- und<br />

Osteuropa<br />

POLITIKWISSENSCHAFT 168<br />

Kompetenz als auch deren Beziehungen zu entsprechenden nationalen<br />

Orientierungen stellen den Ausgangspunkt für den dritten und<br />

letzten Teil der Untersuchung dar, in dem die Auswirkungen institutioneller<br />

Strukturen auf das lokale politische Kompetenzbewusstsein<br />

der Bürger in den Mitgliedstaaten der EU und dessen Generalisierbarkeit<br />

überprüft wird.<br />

Die Ergebnisse verweisen auf ein beachtliches Legitimationspotential<br />

der lokalen Politik bei der Sozialisation von politischem Kompetenzgefühl.<br />

Effekte lokaler Autonomie auf dieses Legitimationspotential<br />

sind nur schwach nachweisbar, in ihrer Wirkung aber ambivalent.<br />

Daher sollte lokale Autonomie nicht uneingeschränkt als<br />

Heilmittel angesichts einer zunehmenden „Politikverdrossenheit“<br />

propagiert werden.<br />

Seit 1999 fördert die <strong>Stiftung</strong> das Projekt „Parteienwettbewerb, freie<br />

Wahlen und die Entwicklung neuer Parteiensysteme in Mittel- und<br />

Osteuropa II“ von Prof. H.-D. Klingemann, Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung.<br />

Das Projekt betrachtet die Entstehung und Konsolidierung der Parteiensysteme<br />

in den neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas.<br />

Dazu werden von ausgewiesenen Wissenschaftlern dieser Länder<br />

die nationalen Parlamentswahlen nach einem vergleichbaren Leitfaden<br />

analysiert. Die Ergebnisse werden in der Reihe „Founding Elections<br />

in Eastern Europe“ publiziert. Im Anhang der Bände werden<br />

das Parteien- und das Wahlgesetz in einer englischen Fassung dokumentiert<br />

und auf repräsentative Wahlumfragen hingewiesen, die der<br />

akademischen Öffentlichkeit für Sekundäranalysen zur Verfügung<br />

stehen. Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt die hierzu erforderlichen<br />

Fachkonferenzen und Publikationsvorbereitungen.<br />

Im Berichtszeitraum wurde an den folgenden Einzelprojekten gearbeitet:<br />

– Der Band „Lithuania’s Seimas Election 1996: The Third Turnover“,<br />

herausgegeben von Algis Krupavicius, wurde <strong>2001</strong> im edition<br />

sigma Verlag Berlin publiziert.<br />

– Die Arbeiten an dem Band zu den Wahlen in der Tschechischen<br />

Republik wurden begonnen. Die Herausgeberin, Dr. Zdenka<br />

Mansfeldova, hielt sich zu Besprechungen der einzelnen Kapitel<br />

vom 19. bis 21. Juli <strong>2000</strong> am Wissenschaftzentrum Berlin (WZB)<br />

auf.<br />

– Zur Vorbereitung des Bandes „Elections in Slovenia, 1990-1997“,<br />

verbrachte der slowenische (Mit)-Herausgeber Dr. Vlado Miheljak<br />

die Monate Juli und August am WZB.<br />

– Das Rohmanuskript für den Band „Elections in Macedonia“ (Dr.<br />

Svetomir Skaric) wurde vorgelegt. Die Reihenherausgeber haben<br />

mit der Editierung begonnen.


169<br />

POLITIKWISSENSCHAFT<br />

– Weiter in Bearbeitung ist das Manuskript zu den Wahlen in Albanien.<br />

– Vom 6.–8. Juli <strong>2001</strong> fand am Wissenschaftzentrum Berlin eine<br />

Konferenz der Autoren des Bandes „Elections in Latvia“ statt.<br />

Die bisher mit Hilfe der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> veröffentlichte Reihe<br />

zu den Wahlen in Mittel- und Osteuropa ist damit auf acht Bände angewachsen.<br />

Dr. M. Brzoska, Bonn International Center for Conversion (BICC),<br />

Bonn, erhielt im Bewilligungszeitraum Fördermittel für das Projekt<br />

„The implementation of arms embargoes – analytical foundations for<br />

improving their effectiveness (Die Umsetzung von Waffenembargos<br />

– analytische Grundlagen zur Verbesserung ihrer Wirksamkeit)“.<br />

Zur Frage der Wirksamkeit von Waffenembargos sollen systematische<br />

Grundlagen erarbeitet werden. Dafür soll ein analytischer Rahmen<br />

erstellt und empirisch getestet werden, der verschiedene Elemente<br />

in Bezug auf eine effektive Durchsetzung von Embargos enthält.<br />

Hierzu gehören:<br />

– die aktuellen Beziehungsgeflechte des Waffentransfers,<br />

– der Typ und die Art des sanktionierten Verhaltens,<br />

– die Entscheidungsfindung innerhalb des (vom Embargo) betroffenen<br />

Landes oder der betroffenen Ländergruppe,<br />

– die Identifizierung innenpolitischer Akteure, die Gewinne oder<br />

Verluste von Embargos zu erwarten haben und<br />

– die Umsetzung von Embargos durch waffenliefernde Staaten.<br />

Insgesamt wird in pragmatischer Absicht versucht, eine Verbesserung<br />

der Durchführung gezielter Sanktionen, speziell von Waffenembargos,<br />

zu erreichen, um damit zu einer Verhinderung oder einer Beendigung<br />

von gewalttätigen Konflikten und von Kriegen beizutragen.<br />

Die erkenntnisleitende Hypothese lautet, dass wirksame Sanktionsmechanismen<br />

in hohem Maße von der Fähigkeit abhängen, Anreize<br />

und Hemmnisse zu schaffen, die sowohl in den Zielländern (von Embargos)<br />

als auch in den Versorgerländern (mit Waffen) greifen. Davon<br />

ausgehend wird versucht, in Form eines analytischen Rahmens Bedingungen<br />

zu formulieren, unter denen Embargos gelingen können.<br />

Der Rahmen soll in der empirischen Beobachtung durch Fallstudien<br />

auf seine Relevanz hinsichtlich folgender Elemente überprüft werden:<br />

– den Instrumenten von Waffenembargos: hier sollen die Diskussionen<br />

über die Wirkungsebenen von Waffenembargos und die Logistik<br />

des Waffennachschubs untersucht werden;<br />

– den Zielstaaten (von Embargos): in diesem Feld sind die Ökonomie<br />

der Schwarzmärkte, der Wandel im militärischen Verhalten<br />

und die inländische Waffenproduktion zu analysieren;<br />

Waffenembargos


Ernst Fraenkel<br />

Lecture Series<br />

– den Waffen liefernden Staaten: hier stehen die Beteiligung dieser<br />

Staaten an einem Embargo, die ökonomischen und politischen Kosten<br />

dieser Staaten sowie ihre rechtlichen Instrumente zur Durchsetzung<br />

eines Embargos im Zentrum des Interesses.<br />

Das Vorhaben soll in Zusammenarbeit mit zwei kleinen Forschungsteams<br />

und erfahrenen Experten durchgeführt werden; eines ist am<br />

Bonn International Center for Conversion (BICC) in Bonn angesiedelt,<br />

das andere am Fourth Freedom Forum/Kroc Institute an der<br />

University of Notre Dame in den USA.<br />

Studenten, Wissenschaftler und eine interessierte Öffentlichkeit<br />

wollen die Ernst Fraenkel Lecture Series ansprechen, die unter der<br />

Leitung von Prof. C.-L. Holtfrerich am John F. Kennedy-Institut für<br />

Nordamerikastudien (Freie Universität Berlin) stattfinden.<br />

Für diese sowohl vom Präsidium der Freien Universität Berlin als<br />

auch von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderte Vorlesungsreihe<br />

konnten international renommierte Wissenschaftler gewonnen werden.<br />

Die Palette der Themen ist breit gefächert: neben den Schwerpunkten<br />

Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auch solche<br />

aus Kultur-, Literatur- und Geschichtswissenschaften.<br />

Soziologie<br />

SOZIOLOGIE 170<br />

Seit ihrer Entstehung versteht sich die Soziologie als Schlüsseldisziplin<br />

der modernen Industriegesellschaft. Der Wandel der Industriegesellschaft<br />

stellt die Soziologie daher vor besondere Herausforderungen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> möchte in dieser Umbruchperiode<br />

insbesondere sozialwissenschaftliche Forschungsvorhaben<br />

fördern, die den Wandel von der Arbeits- zur Wissenschaftsgesellschaft<br />

zum Thema haben und Ausblicke auf künftige Entwicklungen<br />

der Industriegesellschaft eröffnen. Dieser Wandel soll in all seinen<br />

Auswirkungen untersucht werden, die nicht nur die Arbeitswelt,<br />

sondern beispielsweise auch biographische Karrieren, Veränderungen<br />

familialer Strukturen und Umbrüche der Mentalitäten<br />

sowie Innovationen der Lebensstile und der Lebensführung betreffen.<br />

Dazu gehören Untersuchungen zu neuen Formen der Erwerbsarbeit<br />

und der Berufswege ebenso wie Wandlungen traditioneller<br />

Biographiemuster und des Freizeitverhaltens. Von Bedeutung<br />

wären Analysen zum Wandel der Geschlechterbeziehungen, die<br />

sich durch den Wertzuwachs bestimmter Tätigkeitsfelder ergeben<br />

(Kindererziehung, Altenpflege, Betreuungsaktivitäten) sowie Untersuchungen<br />

zur Veränderung der Generationenbeziehungen, die<br />

sich heute aufgrund dramatischer demographischer Umbrüche unübersehbar<br />

wandeln. Erwünscht wären Studien, die sich dem<br />

Umbau der traditionalen Arbeitsgesellschaft zur Wissensgesellschaft<br />

widmen, in der die Schaffung neuen Wissens, dessen intelligente<br />

Nutzung und schnelle Anwendung von vorrangiger Bedeutung<br />

sind. Aufmerksamkeit sollte neuen Prozessen des Lehrens und Lernens<br />

gewidmet werden, die traditionale Sozialisationsagenturen von


171<br />

SOZIOLOGIE<br />

der Schule bis zur Universität verändern; wir stehen vor entscheidenden<br />

Revisionen der Didaktik und der Curricula.<br />

Im Bereich der Soziologie räumt die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Projekten<br />

eine hohe Priorität ein, die unser Verständnis des sozialen Wandels<br />

in der Gegenwart mit Blick auf die Gesellschaft der Zukunft befördern<br />

könnten.<br />

Prof. W. Zapf und Dr. R. Habich, Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung,<br />

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

(WZB), Berlin, erhalten Mittel für das Projekt „Wohlfahrtsentwicklung<br />

in Beitrittsländern zur Europäischen Union“.<br />

Die Sozialberichterstattung hat sich lange Zeit auf die eigene Bevölkerung<br />

konzentriert. Mit dem politischen und wirtschaftlichen Zusammenwachsen<br />

Europas stellt sich die Frage, ob Europa auch sozial<br />

zusammenwächst. Bisher fehlt für eine europäisch-vergleichende<br />

Sozialberichterstattung eine aktuelle, harmonisierte Mikrodatenbasis,<br />

mit der sowohl objektive Lebensbedingungen wie auch subjektives<br />

Wohlbefinden der Bevölkerung erfasst werden. Mit der 1998 gegründeten<br />

Initiative von Forschern aus 18 Ländern wurde ein Umfragebaustein<br />

für einen solchen europäischen Wohlfahrtsvergleich entwickelt:<br />

das „Euromodul“. Nachdem die ersten sechs Umfragen vorliegen,<br />

darunter auch eine Untersuchung für Deutschland, wird im<br />

Rahmen des Gesamtprojekts die Wohlfahrtsentwicklung potentieller<br />

Beitrittsländer zur Europäischen Union untersucht: Slowenien, Ungarn<br />

und die Türkei im Vergleich mit Deutschland und Spanien als<br />

EU-Referenzländern mit unterschiedlichem Modernisierungsgrad.<br />

Dabei werden West- und Ostdeutschland getrennt betrachtet.<br />

Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt:<br />

– Wie sehr unterscheiden sich die Beitrittsländer im Niveau der individuellen<br />

Wohlfahrt, und wo stehen sie im Vergleich zu<br />

Deutschland und Spanien? Gelten diese Unterschiede gleichermaßen<br />

in allen zentralen Wohlfahrtsdimensionen (Wohnen, Lebensstandard,<br />

Einkommen, Gesundheit, Umwelt und Sicherheit,<br />

Arbeit und Bildung, soziale Beziehungen)?<br />

– Ausgehend von der Annahme, dass mit dem Wohlstand auch die<br />

allgemeine Lebenszufriedenheit ansteigt: Spiegelt sich das geringere<br />

Wohlstandsniveau in den Beitrittsländern in einer niedrigeren<br />

Zufriedenheit wider, und von welchen spezifischen Lebensbedingungen<br />

hängt die allgemeine Zufriedenheit ab?<br />

– Wie wird die Qualität der Gesellschaft und ihrer zentralen Institutionen,<br />

z. B. der demokratischen Einrichtungen, wahrgenommen?<br />

Es wird vermutet, dass sich eine mangelhafte soziale Sicherung<br />

der Bevölkerung, wie sie in den Beitrittsländern in unterschiedlichem<br />

Maße besteht, negativ auf eine Vielzahl von Gesellschaftsbewertungen<br />

auswirkt. Besonders interessiert auch, wie die allgemeinen<br />

Lebensbedingungen in anderen europäischen Ländern im<br />

Europa<br />

Wohlfahrtsentwicklung


Wohlfahrtsstaat<br />

Europäischer<br />

Vergleich<br />

SOZIOLOGIE 172<br />

Verhältnis zu denen im eigenen Land eingestuft werden und welche<br />

Auswirkungen dies auf die Zufriedenheit hat.<br />

– Wie groß ist der Anteil der Bevölkerung in den Beitrittsländern,<br />

der heute bereits durchschnittliche EU-Lebensbedingungen hat,<br />

und wie ist dieses Segment sozialstrukturell charakterisiert? Wie<br />

stark fällt der ärmere Teil der Bevölkerung hinter diesen Standard<br />

zurück, und welche Bevölkerungsgruppen nehmen nur unzureichend<br />

an der gesellschaftlichen Entwicklung teil?<br />

Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie groß der Wohlfahrtsrückstand<br />

der Erweiterungsländer zur EU ist (im Sinne einer<br />

Nullmessung) und welche Schwerpunkte beim sozialen Integrationsprozess<br />

zu setzen sind. Das Projekt versteht sich als ein Beitrag zu einer<br />

sozialen Evaluierungsforschung der EU-Erweiterung, der mit<br />

den Ergebnissen politischer und wirtschaftlicher Evaluationsstudien<br />

verbunden werden soll.<br />

In einem ersten Arbeitspapier wurde ein Modell entwickelt, wie sich<br />

die EU-Mitgliedschaft auf die Lebensqualität in geringer modernisierten<br />

Ländern auswirkt. Die überwiegend positive Wirkung eines<br />

EU-Beitritts wurde anhand der Wohlfahrtsentwicklung Irlands, Griechenlands,<br />

Portugals und Spaniens analysiert. In den Bereichen Einkommen,<br />

soziale Absicherung und Lebenszufriedenheit konnten<br />

diese sog. „Kohäsionsländer“ gegenüber den reicheren Kernländern<br />

der EU überwiegend aufholen. Eine alles in allem positive Entwicklung<br />

ist auch für die kommenden Beitrittsländer zu erwarten. In einem<br />

weiteren Artikel wurde die Osterweiterung der EU aus dem<br />

Blickwinkel der Modernisierung mit früheren Erweiterungen verglichen.<br />

Mit der Aufnahme neuer Staaten erhöhrt sich die Heterogenität<br />

der Gemeinschaft stärker als in früheren Erweiterungsrunden.<br />

Folgen hat dies u. a. für die Verteilung der EU-Fördermittel.<br />

Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />

Delhey, Jan, et al.: The Euromodule. A new instrument for comparative<br />

welfare research. – Berlin <strong>2001</strong>. (Wissenschaftzentrum Berlin<br />

für Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01-401)<br />

Delhey, Jan: The prospects of catching up for new EU members.<br />

Lessons for the accession countries to the European Union from<br />

previous enlargements. – Berlin: <strong>2001</strong>. (Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01-403)<br />

Zapf, Wolfgang; Jan Delhey: Deutschland und die vierte EU-Erweiterung.<br />

(Im Druck)<br />

Prof. H.-J. Andreß, Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld, erhielt<br />

Fördermittel für ein Projekt zum Thema „Einstellungen zum<br />

Wohlfahrtsstaat im europäischen Vergleich: Ausgangspunkt oder<br />

Hindernis auf dem Weg zu einer Sozialunion?“<br />

Angesichts des zusammenwachsenden Europas ist unbestritten, dass<br />

der gemeinsame Binnenmarkt einer sozialen Flankierung bedarf. Ob


173<br />

SOZIOLOGIE<br />

wir dabei auf dem Weg zu einer Sozialunion sind, wird in Wissenschaft,<br />

Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, zumal auf dem<br />

Weg dahin verschiedenste Hindernisse zu überwinden sind. Die Einstellungen<br />

der Bürger zum Wohlfahrtsstaat wurden dabei bisher kaum<br />

berücksichtigt. Angesichts der Vielfalt europäischer Wohlfahrtsstaaten<br />

kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Bürger Europas<br />

auch unterschiedliche Erwartungen an die Sozialpolitik richten.<br />

Ziel des Forschungsprojektes ist es, durch eine systematische Untersuchung<br />

wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen anhand der Sekundäranalyse<br />

repräsentativer Bevölkerungsumfragen des „International<br />

Social Survey Programme“ (ISSP) einen Beitrag zur Diskussion über<br />

eine europäische Sozialunion, d. h. einen europäischen Wohlfahrtsstaat<br />

zu leisten. Wohlfahrtsstaatliche Einstellungen werden in diesem<br />

Zusammenhang beschränkt auf den Aspekt der Ansprüche der<br />

Bürger an den Wohlfahrtsstaat (kurz: Wohlfahrtsansprüche) im Sinne<br />

ihrer Haltung zu einer Verantwortung des Staates für sozialpolitisches<br />

Handeln.<br />

Das Interesse gilt im einzelnen zum einen der Beschreibung der Unterschiede<br />

zwischen den wohlfahrtsstaatlichen Einstellungen der<br />

Bürger Europas sowie der Entwicklung der Einstellungsunterschiede<br />

in den 1980er und 1990er Jahren. Dazu werden nicht nur die Wohlfahrtsansprüche<br />

der Bürger gegenwärtiger Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />

Union (EU) analysiert; vor dem Hintergrund der fortwährenden<br />

Diskussion über eine EU-Erweiterung werden vielmehr,<br />

im Sinne einer langfristigen Perspektive, auch Einstellungen der<br />

Bürger sogenannter „Beitrittskandidaten“ berücksichtigt. Besonders<br />

interessant sind in diesem Zusammenhang die mittel- und osteuropäischen<br />

Transformationsländer, deren Vergangenheit bekanntlich<br />

durch den sozialistischen Wohlfahrtsstaat geprägt war. Konkret<br />

werden die Wohlfahrtsansprüche der Bürger Deutschlands, Großbritanniens,<br />

Italiens, Norwegens, Bulgariens, Ungarns und – als Vergleichsgruppe<br />

– der Vereinigten Staaten untersucht.<br />

Neben der umfassenden Beschreibung der Wohlfahrtsansprüche der<br />

Bürger Europas wird zum anderen der Versuch einer Erklärung der<br />

Ansprüche wie ihrer zeitlichen Entwicklung unternommen. Dabei<br />

wird auch auf Alternativen zur bereits angesprochenen Einstellungsprägung<br />

durch ein bestimmtes wohlfahrtsstaatliches Arrangement<br />

zurückgegriffen. Die sozialwissenschaftliche Einstellungsforschung<br />

hat nämlich gezeigt, dass auch die gesamtwirtschaftliche Lage eines<br />

Landes bzw. Wohlfahrtsstaates sowie individuelle Sozialisationserfahrungen<br />

und sozioökonomische Interessen für die Ausprägung der<br />

Wohlfahrtsansprüche der Bürger von Bedeutung sind.<br />

Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />

Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtsstaatliche<br />

Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im<br />

zeitlichen Wandel. Vortr. im Rahmen des Plenums VIII „Eigeninteresse,<br />

Solidarität und die Vorstellung von Gerechtigkeit“ auf


Öffentlicher<br />

Dienst in Europa<br />

dem 30. Kongr. der Dt. Ges. für Soziologie, Köln, 26. – 29. 9. <strong>2000</strong>.<br />

Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. – Bielefeld, <strong>2000</strong>. 12<br />

Bl. (EWV Working Paper; 3/00).<br />

Heien, Thorsten: Attitudes towards the welfare state in Europe.<br />

Starting point or obstacle on the road to a social union? Paper presented<br />

at the ECSR-workshop „Comparative Social Justice<br />

Research“, Oxford, UK, Sept. 13–14, <strong>2000</strong>). Universität Bielefeld,<br />

Fakultät für Soziologie. – Bielefeld, <strong>2000</strong>. 34 Bl. (EWV Working paper;<br />

2/00)<br />

Heien, Thorsten: Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im europäischen<br />

Vergleich. Ausgangspunkt oder Hindernis auf dem Weg zu<br />

einer Sozialunion? Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. –<br />

Bielefeld, <strong>2000</strong>. 20 Bl. (EWV Working Paper; 1/00).<br />

Für das Projekt „Sozialstruktur, soziale Sicherung und soziale Lage des<br />

öffentliches Dienstes: Europäische Muster und nationale Fallstudien“<br />

wurden Dr. F. Rothenbacher, Mannheimer Zentrum für Europäische<br />

Sozialforschung (MZES), Universität Mannheim, Mittel bewilligt.<br />

In allen entwickelten Wohlfahrtsstaaten hat sich der öffentliche Sektor<br />

zu einem der größten Arbeitgeber entwickelt. Seit den 1980er<br />

Jahren lässt sich in fast allen europäischen Ländern ein Beschäftigungsrückgang<br />

im öffentlichen Dienst feststellen, der weniger durch<br />

Sparmaßnahmen der Regierungen erklärt werden kann, sondern vor<br />

allem Reaktion auf Strukturänderungen des öffentlichen Dienstes<br />

selbst ist. Weitere Effekte auf die nationalen öffentlichen Dienste<br />

sind dem europäischen Integrationsprozess und dem Globalisierungswettbewerb<br />

zuzuschreiben.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen sollen schwerpunktmäßig<br />

die öffentlichen Sektoren in Frankreich, Großbritannien und<br />

Deutschland untersucht werden, die bezüglich Staatsausgaben wie<br />

Ausmaß der öffentlichen Beschäftigung im Mittelfeld liegen, jedoch<br />

mit sehr unterschiedlichen Strukturen. Zum Vergleich soll noch<br />

Schweden, mit dem größten öffentlichen Sektor in Europa, sowie die<br />

Schweiz, mit dem kleinsten öffentlichen Sektor in Europa, herangezogen<br />

werden.<br />

Mit dem Untersuchungszeitraum 1970er Jahre bis zur Gegenwart<br />

sollen die zentralen Entwicklungen im öffentlichen Sektor der Nachkriegszeit<br />

erfasst werden: Expansion, obere Grenze und Rückgang.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Ausdehnung des öffentlichen<br />

Sektors, dem Beschäftigungsanstieg bis in die 1980er<br />

Jahre, dem nachfolgenden Beschäftigungsabbau, der Alterung der<br />

Bevölkerung und damit wachsenden Pensionslasten um allgemeine<br />

Phänomene der Entwicklung der europäischen Nationalstaaten handelt.<br />

Die jeweiligen Ergebnisse dieser Entwicklungen unterscheiden<br />

sich aber erheblich, und zwar in Bezug auf<br />

– die Sozialstruktur des öffentlichen Sektors und ihren Wandel,<br />

SOZIOLOGIE 174


175<br />

SOZIOLOGIE<br />

– die Institutionen der sozialen Sicherung – speziell der Alterssicherung<br />

– und ihren Wandel,<br />

sowie – von beiden Faktoren abhängig – in Bezug auf den Variablenbereich:<br />

– die soziale Lage der öffentlich Beschäftigten.<br />

Deshalb muss der Ländervergleich auf allen diesen drei Ebenen<br />

gleichzeitig durchgeführt werden.<br />

Durch die Synthese der drei Aspekte und die Tatsache, dass mehrere<br />

Länder in dieser Hinsicht untersucht und verglichen werden, sollen<br />

wesentliche Strukturmerkmale und Entwicklungstendenzen verstehbar<br />

werden. Ein hypothetisches Erklärungsmodell für die vermuteten<br />

Zusammenhänge zwischen den drei Komponenten, das auch<br />

die Wirkung exogener Variabler wie Bildungsexpansion und demographische<br />

Alterung berücksichtigt, wird vorgestellt. Es wird vermutet,<br />

dass die soziale Lage der Beschäftigten im öffentlichen Sektor am<br />

stärksten von direkten Änderungen in der sozialen Sicherung, insbesondere<br />

in der Alterssicherung, beeinflusst wird. Als Beispiele für<br />

solche Einzelmaßnahmen, die sich zu erheblichen Belastungen der<br />

Einkommen der Beschäftigten oder der Altenbevölkerung kumulieren<br />

könnten, werden u. a. genannt: Selbstbeteiligung an der Alterspension,<br />

Erhöhung des Pensionsalters, Reduzierung anrechenbarer<br />

Ausfallzeiten, Linearisierung der Pensionsformel.<br />

Die Untersuchung soll ihre Daten durch eine Sekundäranalyse amtlicher<br />

und parastaatlicher Statistiken, Umfragen und Gesetzestexte<br />

gewinnen. Bisher liegen allerdings nur wenig harmonisierte und damit<br />

international vergleichbare statistische Daten vor. Wegen unterschiedlicher<br />

nationaler Definitionen und Institutionen müssen unterschiedliche<br />

Abgrenzungen des öffentlichen Sektors bzw. öffentlichen<br />

Dienstes vorgenommen werden.<br />

Prof. B. Kohler-Koch, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II, Universität<br />

Mannheim, erhielt Mittel für das Projekt „Die Europäisierung<br />

der Interessenvermittlung: französische Wirtschaftsverbände in<br />

vergleichender Perspektive“.<br />

Das Projekt ist Teil eines am Mannheimer Zentrum für Europäische<br />

Sozialforschung durchgeführten Forschungsprogramms zu den<br />

Wandlungsprozessen in der europäischen Interessenvermittlung. Die<br />

Analyse stützt sich vor allem auf eine schriftliche Befragung von<br />

Wirtschaftsverbänden, die als Vollerhebung der Dach-, Branchenund<br />

Fachverbände Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens sowie<br />

der transnationalen europäischen Verbände durchgeführt<br />

wurde. Ergänzt werden diese Daten durch mehr als 50 qualitative Interviews,<br />

in denen französische Wirtschaftsverbände, französische<br />

Verwaltungsbeamte und Beamte der Europäischen Kommission zur<br />

Organisation und zu den Strategien französischer Wirtschaftsverbände<br />

befragt wurden.<br />

Wirtschaftsverbände


Die Erstauswertung der Daten und Interviews zeigt, dass die französischen<br />

Verbände auf die zunehmende Bedeutung der EU mit einer<br />

Mehrebenenstrategie ihrer europäischen Interessenvertretung reagiert<br />

haben. Im Vergleich mit deutschen Wirtschaftsverbänden greifen<br />

die französischen Verbände sehr viel häufiger auf nationale<br />

Kanäle zurück: ihr wichtigster Ansprechpartner ist die französische<br />

Regierung. Diese Strategie steht im Einklang mit der nationalen Verbandstradition<br />

und fügt sich reibungslos in die zentralistische Struktur<br />

des politischen Systems Frankreichs ein. Dazu passt auch, dass<br />

französische Verbände ihr Verhältnis zu europäischen Verbänden<br />

eher arbeitsteilig im Sinne eindeutiger Zuständigkeiten für unterschiedliche<br />

Politikebenen definieren. Während die regionalen Niederlassungen<br />

der französischen Wirtschaftsverbände für die Basisarbeit<br />

zuständig zeichnen und den direkten Kontakt zu den Mitgliedern<br />

pflegen, konzentriert sich die Zentrale auf die Beziehungen zu<br />

nationalen staatlichen Stellen. Geht es darum, die eigenen Interessen<br />

in die EU Politik einzubringen, dann wird diese Aufgabe in erster<br />

Linie den europäischen transnationalen Verbänden zugeschrieben.<br />

Sie nehmen eine Schlüsselstellung bei der europäischen Interessenvermittlung<br />

französischer Wirtschaftsverbände ein.<br />

Ebenso deutlich zeigen die Interviews, dass die französischen Wirtschaftsverbände<br />

erhebliche Modernisierungsprozesse durchlaufen,<br />

die sich auch auf ihre europäischen Strategien auswirken. Die Kommunikation<br />

mit den Mitgliedern und die Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Verbände hat deutlich davon profitiert, dass inzwischen immer häufiger<br />

ein Internetzugang besteht, Intranets aufgebaut und informative<br />

Homepages eingerichtet wurden.<br />

Die Modernisierung im Bereich Information und Kommunikation<br />

mag durch den technologischen Wandel induziert worden sein. Die<br />

Organisationsveränderungen in der französischen Verbandslandschaft<br />

stehen dagegen eindeutig im Zusammenhang mit der Vertiefung<br />

der europäischen (Wirtschafts-)Integration. Auf die zunehmende<br />

Ausweitung der Produktpalette von Firmen als Ergebnis des<br />

erhöhten Konkurrenzdrucks reagieren die sehr spezialisierten französischen<br />

Fachverbände mit dem Angebot unterschiedlicher und flexiblerer<br />

Formen von Mitgliedschaft (Vollmitgliedschaft, Teilmitgliedschaft,<br />

assoziative Mitgliedschaft, Zweitmitgliedschaft in Kooperation<br />

mit anderen subsektoralen Verbänden) und unter dem<br />

Stichwort „Marktorientierung statt Produktorientierung“ werden<br />

Verbandszusammenschlüsse diskutiert. Inwieweit die sich andeutende<br />

Verbandskonzentration eine Widerspiegelung von Tendenzen<br />

auf europäischer Ebene ist, wird noch zu untersuchen sein.<br />

Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />

SOZIOLOGIE 176<br />

Kohler-Koch, Beate: Unternehmensverbände im Spannungsfeld<br />

von Europäisierung und Globalisierung. – In: Unternehmensverbände<br />

und Staat in Deutschland. Hrsg.: Werner Bührer; Edgar<br />

Grande. Baden-Baden <strong>2000</strong>. S. 132–148.


177<br />

SOZIOLOGIE<br />

Quittkat, Christine, und Beate Kohler-Koch: Wege der Einflussnahme<br />

in Europa. – In: EU Magazin. 1/2. <strong>2000</strong>. S. 44–45.<br />

Prof. K. J. Bade und Dr. J. Oltmer, Institut für Migrationsforschung<br />

und Interkulturelle Studien (IMIS), Universität Osnabrück, Prof. P. C.<br />

Emmer, Institute for the History of European Expansion, University of<br />

Leiden, wurden <strong>2001</strong> Fördermittel bewilligt für das Projekt „Migration<br />

– Integration – Minderheiten seit dem 17. Jahrhundert: eine europäische<br />

Enzyklopädie“.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist eine Geschichte der Integration von<br />

Zuwanderergruppen in europäischen Staaten vom 17. bis zum Ende<br />

des 20. Jahrhunderts. Die historische und aktuelle Bedeutung dieses<br />

Zusammenhangs für alle europäischen Länder, mit jeweils unterschiedlichen<br />

Gewichtungen, wird hervorgehoben. Es sollen Gemeinsamkeiten<br />

und Unterschiede bei der Generationen übergreifenden<br />

Eingliederung zugewanderter Gruppen in Mittel- und Westeuropa<br />

herausgearbeitet werden. Integration und vor allem Assimilation werden<br />

dabei als lange, mitunter Generationen übergreifende Kulturund<br />

Sozialprozesse verstanden, bei denen nur aus dem aktuellen Erleben<br />

schöpfende Urteile (z. B. wirklichkeitsfremde Ängste oder sozial-romantische<br />

Träume) historisch „kurzsichtig“ sind. Weiter soll<br />

nach den Determinanten dieses jeweils zweiseitigen Prozesses gefragt<br />

werden, der sich in überschaubaren sozialen Einheiten abspielt.<br />

In Umkehrung gängiger Forschungsfragen soll damit geklärt werden,<br />

warum einzelne Zuwanderergruppen in bestimmten Aufnahmekontexten<br />

im Zeiterlebnis und im kollektiven Gedächtnis auf beiden<br />

Seiten vergleichsweise lange als zugewanderte Minderheiten<br />

bzw. als Diaspora erkennbar blieben, während andere Zuwanderungen<br />

unter ähnlichen oder anderen Bedingungen nur wenige bzw. historisch<br />

„kurze“ oder gar keine Spuren hinterließen.<br />

Im Zuge der Operationalisierung wird dabei zunächst von einer<br />

Reihe von allgemeinen, im Eingliederungsprozess wirksamen bzw.<br />

diesen Prozess beschreibbar machenden Grundkriterien ausgegangen,<br />

in Anlehnung u. a. an den Fragenkatalog der „Harvard Encyclopedia<br />

of American Ethnic Groups“. Auf der historischen Zeitachse<br />

soll dann in einem zweiten Schritt gefragt werden nach Veränderungen<br />

in der Gewichtsverteilung bzw. nach sich wandelnden Prioritäten<br />

in der internen Hierarchie dieser Kriterien. Diese Veränderungen<br />

können Auskunft geben über Wirkungen und Veränderungen der<br />

Konstellation von Bindung/Lösung (bzw. Kohäsion/Diffusion) und<br />

damit über Anfangsintensität, Wandel und Nachlassen gruppeninterner<br />

Bindungskräfte im Eingliederungsprozess.<br />

Die geplante Enzyklopädie soll gegliedert werden in:<br />

– Teil I: Einleitende Überblicke und Hintergrundinformationen<br />

Neben einem allgemeinen Überblick über die Geschichte der Migration<br />

in, aus und nach Europa sind Artikel vorgesehen zu Leitaspekten<br />

und Schlüsselfragen; Erscheinungsformen des Wande-<br />

Migration<br />

Integration


Nationalatlas<br />

SOZIOLOGIE 178<br />

rungsgeschehens; Beschreibungsformen, mit Hilfe derer die<br />

Gruppen erschlossen und intergenerativ verfolgt werden können;<br />

strukturierte Raumübersichten.<br />

– Teil II: Hauptteil mit Gruppenartikeln<br />

Dazu gehören Artikel zu Gruppen mit personaler Identität (z. B.<br />

„Ruhrpolen“); zu gruppenbildenden Wanderungssystemen mit<br />

struktureller Identität (z. B. „Nordsee-System“); zu Gruppen, die<br />

nur über Nationalitätenzuschreibungen fassbar sind (z. B. „Polen<br />

in ...“).<br />

Für die Leser sind vier direkte, jeweils mit Querverweisen ausgestattete<br />

Zugänge zur Enzyklopädie geplant:<br />

– über die Gruppenartikel<br />

– über den Index<br />

– über die raumbezogenen Orientierungshilfen<br />

– über die Erscheinungsformen des Wanderungsgeschehens.<br />

Prof. A. Mayr, Institut für Länderkunde, Leipzig, erhielt Fördermittel<br />

für das Projekt „Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland“.<br />

In dem Nationalatlas, der das vereinigte Deutschland seit 1990 und<br />

besonders die Veränderungen der letzten Jahre thematisiert, sollen<br />

die natürlichen Grundlagen, die Bevölkerungsstruktur, die Verteilung<br />

der Ressourcen und Wirtschaftskraft sowie andere wesentliche<br />

Elemente der Landesausstattung dargestellt werden.<br />

Das Gesamtwerk mit seinen 12 thematischen Bänden und einem Registerband<br />

richtet sich an eine interessierte Öffentlichkeit wie auch<br />

an die Fachwelt, Schule und Politik. An der Realisierung arbeiten<br />

rund 500 Wissenschaftler aus der Geographie und den Nachbardisziplinen.<br />

Es wird konzeptionell und inhaltlich von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Geographie, der Deutschen Gesellschaft für Kartographie<br />

und der Deutschen Akademie für Landeskunde sowie weiteren<br />

bundesweit tätigen Ämtern und Institutionen mitgetragen und vom<br />

Institut für Länderkunde herausgegeben und koordiniert.<br />

Der im Berichtszeitraum vorgelegte Atlasband „Bevölkerung“ entstand<br />

unter fachlicher Koordination von Prof. P. Gans, Mannheim,<br />

und Prof. F.-J. Kemper, Berlin. Er enthält 45 Beiträge, die sich mit<br />

den verschiedenen Dimensionen der Bevölkerungsentwicklung der<br />

Bundesrepublik beschäftigen und diese differenziert auf bundesweiten<br />

Karten darstellen, ergänzt durch vielfältige Abbildungen und erläuternde<br />

Texte.<br />

Ein erster Themenblock widmet sich der Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung<br />

im Zusammenhang mit Fragen der Alterssicherung,<br />

der Raumentwicklung und der aktuellen Zuwanderungsthematik.<br />

In detaillierten Analysen wird im Folgenden auf die Bereiche Bevölkerungsverteilung<br />

und Bevölkerungsstruktur eingegangen, wobei


179<br />

SOZIOLOGIE<br />

den Themen „Frauen in Deutschland“ und „Ethnische Minoritäten“<br />

ein besonderes Gewicht zukommt. Der Komplex „Sozioökonomische<br />

Strukturen“ behandelt die Themen, die im Überschneidungsbereich<br />

der gesellschaftlichen Prozesse und der Bevölkerungswissenschaften<br />

liegen, wie z. B. die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit oder der<br />

Armut. Weitere Kapitel befassen sich ausführlich mit den einzelnen<br />

Komponenten der Bevölkerungsentwicklung und ihren jeweiligen regionalen<br />

Differenzierungen, d. h. mit der Geburtenhäufigkeit, der<br />

Sterblichkeit, der Binnen- und der Außenwanderung. Schließlich<br />

werden einige vorsichtige Synthesen gezogen und Prognosen gewagt,<br />

die fundierte Materialien zur aktuellen Diskussion über Bevölkerungsrückgang<br />

und -alterung in Deutschland liefern können.<br />

Der Atlasband bietet in seiner komplexen Gesamtsicht und dem<br />

durch anschauliche Karten präsentierten Blick auf den nationalen<br />

Maßstab eine Fülle von Informationen, die in dieser Form bislang<br />

noch nicht zusammengetragen wurden. Für die wissenschaftliche<br />

Diskussion bietet er eine Menge von Anknüpfungspunkten für weiterführende<br />

Forschungsvorhaben.<br />

Gleichzeitig mit der Print-Ausgabe soll der Atlas auch in elektronischer<br />

Form erscheinen, so dass die Atlasthemen mit einem breiten<br />

Spektrum von multimedialen Illustrationen und über interaktiv veränderbare<br />

Karten dem Nutzer dargeboten werden können. Bisher<br />

sind folgende Bände erschienen:<br />

Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Projektleiter: A. Mayr,<br />

Institut für Länderkunde, Leipzig. – Heidelberg; Berlin: Spektrum<br />

Akademischer Verl.<br />

Bd. 1: Gesellschaft und Staat. 1999. 164 S. [Buch und CD-ROM]<br />

Bd. 4: Bevölkerung. <strong>2001</strong>. 164 S. [Buch und CD-ROM]<br />

Bd. 9: Verkehr und Kommunikation. <strong>2000</strong>. 172 S. [Buch und CD-<br />

ROM]<br />

Bd. 10: Freizeit und Tourismus. <strong>2000</strong>. 166 S. [Buch und CD-ROM].<br />

Prof. D. Oberndörfer, Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche<br />

Forschung, Freiburg erhält seit 1998 Fördermittel für das<br />

Projekt „Zuwanderungsorientierte Stadtpolitik in Deutschland und<br />

den Niederlanden: Vergleich und politisch-praktische Schlussfolgerungen“.<br />

In dem Forschungsprojekt wird untersucht, wie Aufgaben kommunaler<br />

staatlicher Integrationspolitik in ausgewählten großstädtischen<br />

Ballungsräumen Deutschlands und der Niederlande teils anders,<br />

teils ähnlich identifiziert, definiert und gelöst werden. Die Schnittmenge<br />

gemeinsamer Probleme in beiden Ländern ist groß: So ist<br />

etwa trotz immer neuer Modellprojekte der Integration die Arbeitsmarktposition<br />

von Immigranten in dem von Deindustrialisierung hart<br />

getroffenen Berlin ähnlich schwierig wie in den Niederlanden. Das<br />

Projekt will zu politisch-praktischen Schlussfolgerungen gelangen,<br />

Zuwanderungspolitik


Ethnisches<br />

Unternehmertum<br />

wie das Integrationsvermögen deutscher Städte gefördert werden<br />

kann. Vor dem Hintergrund einer jeweils unterschiedlichen Einwanderungeschichte,<br />

Nationalstaatsideologie und politischen Kultur ist<br />

u. a. „best practice“ ein praktischer Zugang zum Vergleich.<br />

Das Projekt hat besondere Aktualität gewonnen, nachdem deutsche<br />

Politiker in der Immigrationspolitik neuerdings gerne ein „Modell<br />

Holland“ zitieren, in dem Einwanderern im Nachbarland Rechte und<br />

Pflichten zugleich gegeben werden. Tatsächlich ist das Beispiel der<br />

Niederlande wegen der Spannweite des dort bereits Erprobten und<br />

des markanten Wechsels von der multikulturellen „Minderheitenpolitik“<br />

der 1980er Jahre zu einer stärker regulativen und obligatorischen<br />

„Integrationspolitik“ seit den 1990er Jahren besonders instruktiv.<br />

Die niederländischen Städte wenden ein umfassendes Programm<br />

der Erwachsenenbildung und Zivilintegration an. Neue Einwanderer<br />

werden seit September 1998 gesetzlich verpflichtet, Sprachkurse und<br />

Programme zur Arbeitsmarktintegration zu besuchen. Gleichzeitig<br />

werden in den letzten Jahren Integrationsschwierigkeiten zunehmend<br />

als ein großstädtisches Problem interpretiert und die Integrationspolitik<br />

der allgemeinen Stadtentwicklungspolitik angenähert.<br />

Am holländischen Beispiel lässt sich das Entstehen einer neuen politischen<br />

Kultur im städtischen Raum beobachten. Die Niederlande<br />

haben zur Bewältigung der typischen urbanen Einwanderungskonflikte<br />

die Bildung einer Vielzahl von konsultativen Gremien ermutigt.<br />

Einzelne Städte haben bereits eine längere Tradition der intensiven<br />

Kooperation mit Migrantenselbstorganisationen, Moscheevereinen,<br />

usw. In Deutschland, wo sich die Integration von Zuwanderern<br />

vorwiegend in der Fläche als Aufgabe kleiner und mittlerer<br />

Städte stellt, sind Zuwanderer eher Stiefkinder der Stadtentwicklung<br />

geblieben. Aber auch hier ist die Erweiterung von Partizipationsmöglichkeiten<br />

für Immigranten von den Kommunen und Städten<br />

ausgegangen. So ist die von verschiedenen Städten betriebene Politik<br />

der Vermittlung und des Dialogs zwischen Einheimischen und<br />

Zugewanderten positiv einzuschätzen.<br />

Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />

SOZIOLOGIE 180<br />

Berndt, Uwe: Das strenge und das gütige Gesicht von Frau Antje.<br />

Die Niederlande fahren in der Zuwanderungspolitik mit dem Modell<br />

des Gebens und Nehmens nicht schlecht. – In: Frankfurter<br />

Rundschau. Nr. 15, 18.05.<strong>2001</strong>. S. 16 (Dokumentation)<br />

Für die Untersuchung Ethnisches Unternehmertum in Köln erhält<br />

Prof. J. Friedrichs (Forschungsinstitut für Soziologie, Universität<br />

Köln) Finanzmittel der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist I. H. Yavuzcan.<br />

Die ethnische Ökonomie ist ein junges Forschungsgebiet, das sich in<br />

den 70er Jahren in den USA etabliert hat. Sie untersucht ethnische<br />

Einwanderungsgruppen hinsichtlich ihres Selbständigkeitsverhalten,<br />

ihres wirtschaftlichen Potentials und ihrer Beziehungen zu den<br />

Mitarbeitern. So haben die Untersuchungen in den USA ergeben,


181<br />

SOZIOLOGIE<br />

dass z. B. eingewanderte Koreaner, Chinesen und Iraner sich durch<br />

eine höhere Selbständigkeitsquote von einheimischen Schwarzen<br />

oder anderen eingewanderten Gruppen wie den Mexikanern unterscheiden.<br />

Da man diese Erscheinungen nicht nur mit ethnischen<br />

oder Klassenressourcen deuten konnte, stellte man in den frühen<br />

80er Jahren die Erforschung der ethnischen Enklaven und das sog.<br />

Humankapital der Migranten in den Mittelpunkt. Die in Deutschland<br />

entstandene wissenschaftliche Diskussion ging von der These<br />

der sog. Nischenökonomie aus, die sich insbesondere mit der Frage,<br />

ob die ausländischen Unternehmen eine integrative Funktion haben<br />

oder nicht, beschäftigte. Forschungen der späten 80er und der 90er<br />

Jahre haben jedoch gezeigt, dass zusätzlich auch sog. Netzwerkanalysen<br />

erforderlich sind: die Erfassung familiärer und allgemeiner<br />

sozialer Netzwerke der Migranten.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts soll diese Problematik anhand<br />

des Beispiels der Stadt Köln dargestellt und erläutert werden, und<br />

zwar aufgrund von Befragungen von Geschäftsinhabern in verschiedenen<br />

rechts- und linksrheinischen Stadtteilen, in denen türkische<br />

und iranische Betriebe konzentriert vorkommen und der Anteil dieser<br />

Bevölkerungsgruppen hoch ist. Die daraus resultierenden Informationen<br />

über persönliche Netzwerke, Motive und Angaben zu<br />

Mitarbeitern sollen ausgewertet und dokumentiert werden.<br />

Mit dem Preis für sozialwissenschaftliche Arbeiten soll der Zeitschriftenaufsatz<br />

als Mittel der wissenschaftlichen Kommunikation hervorgehoben<br />

werden. Es ist dies der einzige Zeitschriftenpreis in den Sozialwissenschaften<br />

außerhalb des englischsprachigen Bereichs. Nach<br />

Meinung der Gründer des Preises ist der Zeitschriftenaufsatz das<br />

wichtigste Mittel der wissenschaftlichen Kommunikation innerhalb<br />

der Soziologie und den angrenzenden Gebieten; das Buch ist dagegen<br />

bevorzugt das Mittel, um über die Fachgrenzungen hinaus und<br />

tendenziell abgeschlossene Entwicklungen eines Fachs darzustellen.<br />

Zeitschriftenaufsätze sind aber selbst im deutschen Sprachbereich<br />

über so viele Periodika verstreut, dass der wissenschaftliche Dialog<br />

sehr aufgesplittert ist. Durch Versenden von Sonderdrucken wird<br />

diese Zersplitterung nur unvollkommen ausgeglichen. Mit der Preisverleihung<br />

sollen als Korrektiv über die Grenzen der Leserschaft jeweiliger<br />

Zeitschriften allgemeine Maßstäbe bekräftigt werden.<br />

Zum neunzehnten Mal wurden am Institut für Angewandte Sozialforschung<br />

der Universität zu Köln die Preise der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

für die besten sozialwissenschaftlichen Aufsätze in deutscher<br />

Sprache vergeben. Über die Preisverleihungen der früheren Jahre<br />

wurde in den zurückliegenden Jahresberichten ausführlich berichtet<br />

(zuletzt Jahresbericht 1999/<strong>2000</strong>, S. 182-184).<br />

Die Auswahl der Arbeiten erfolgt in zwei Stufen. Die Herausgeber und<br />

Redakteure von dreizehn deutschsprachigen Zeitschriften in den Sozialwissenschaften<br />

schlagen jeweils bis zu drei Aufsätze vor. Die Zeitschriften<br />

sind: Angewandte Sozialforschung, Berliner Journal für So-<br />

Preis für<br />

sozialwissenschaftliche<br />

Arbeiten


SOZIOLOGIE 182<br />

ziologie, Geschichte und Gesellschaft, Kölner Zeitschrift für Soziologie<br />

und Sozialpsychologie, Leviathan, Österreichische Zeitschrift für Soziologie,<br />

Politische Vierteljahresschrift, Schweizerische Zeitschrift für<br />

Soziologie, Sociologia Internationalis, Soziale Welt, Zeitschrift für Politik,<br />

Zeitschrift für Sozialpsychologie und Zeitschrift für Soziologie.<br />

Die Jury setzt sich zur Zeit zusammen aus den Professoren:<br />

R. Geißler (Universität-GHS Siegen)<br />

G. Nunner-Winkler (MPI für Psychologische Forschung, München)<br />

E. K. Scheuch (Universität zu Köln, Vorsitz)<br />

H.-G. Soeffner (Universität Konstanz)<br />

K. Tenfelde (Ruhr-Universität Bochum)<br />

J. Weiß (Universität-GHS Kassel)<br />

P. Windolf (Universität Trier).<br />

Für das Jahr 1999 wurden von den Zeitschriftenredaktionen 31 Arbeiten<br />

zur Prämierung vorgeschlagen. Die Jury vergab jeweils einen<br />

1. und einen 2. Preis, sowie zwei 3. Preise.<br />

Den ersten Preis (DM 1.500,–) erhielt:<br />

Volker Müller-Benedict: „Strukturelle Grenzen sozialer Mobilität.<br />

Ein Modell des Mikro-Makro-Übergangs nach Boudon“ (Kölner<br />

Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 51, S. 313–338);<br />

den zweiten Preis (DM 1.000,—) erhielten:<br />

Andreas Motel und Marc Szydlik: „Private Transfers zwischen<br />

Generationen“ (Zeitschrift für Soziologie, Jg. 28, S. 3–22);<br />

die beiden dritten Preise (jeweils DM 500,–) erhielten:<br />

Boris Barth: „Weder Bürgertum noch Adel – Zwischen Nationalstaat<br />

und kosmopolitischem Geschäft. Zur Gesellschaftsgeschichte<br />

der deutsch-jüdischen Hochfinanz vor dem Ersten Weltkrieg“<br />

(Geschichte und Gesellschaft, Jg. 25, S. 91–122) und<br />

Stefan Hirschauer: „Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung<br />

von Anwesenheit. Eine Fahrstuhlfahrt“ (Soziale Welt, Jg. 50,<br />

S. 221–246).<br />

Für das Jahr <strong>2000</strong> wurden von den Zeitschriftenredaktionen 24<br />

Arbeiten zur Prämierung vorgeschlagen. Die Jury vergab jeweils<br />

zwei 2. und zwei 3. Preise.<br />

Einen zweiten Preis (DM 1.000,–) erhielten:<br />

Neil Fligstein: „Verursacht Globalisierung die Krise des Wohlfahrtsstaates?“<br />

(Berliner Journal für Soziologie, Jg. 10, Heft 3, S.<br />

349–378)<br />

und<br />

Bernhard Schimpl-Neimanns: „Soziale Herkunft und Bildungsbeteiligung.<br />

Empirische Analysen zu herkunftsspezifischen Bil-


183<br />

ETHNOLOGIE<br />

dungsungleichheiten zwischen 1950 und 1989“ (Kölner Zeitschrift<br />

für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 52, Heft 4, S. 636–669;<br />

einen dritten Preis (DM 500,—) erhielten:<br />

Jens Alber: „Sozialstaat und Arbeitsmarkt: Produzieren kontinentaleuropäische<br />

Wohlfahrtsstaaten typische Beschäftigungsmuster?<br />

– Gleichzeitig eine Abhandlung über einige Probleme komparativer<br />

statistischer Analyse“ (Leviathan, Jg. 28, Heft 4, S. 535–569)<br />

und<br />

Volker Bornschier: „Befähigung zur Sozialkapitalbildung und<br />

wirtschaftlicher Erfolg im entwickelten Kapitalismus – Neue Evidenzen<br />

aus Ländervergleichen 1980 – 1997“ (Schweizer Zeitschrift<br />

für Soziologie, Jg. 26, Heft 2, S. 373–400).<br />

Ethnologie<br />

Die Ethnologie, entstanden als Wissenschaft ,fremder‘, d. h.<br />

nicht-westlicher Kulturen, ist zu einer Sozialwissenschaft geworden,<br />

die prinzipiell alle Gesellschaften analysiert und daher dem<br />

umfassenden Kulturenvergleich in der Gegenwart besondere<br />

Chancen eröffnet. Wie in der Geschichte schärft sich heute auch in<br />

der Ethnologie das Bewusstsein von der Pluralität der Moderne. Im<br />

Bereich der Ethnologie möchte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – ohne<br />

Hervorhebung einer bestimmten Region – insbesondere kulturvergleichende<br />

Studien fördern, die im Zeitalter der Globalisierung unser<br />

Bewusstsein dafür schärfen, dass im Leben der Menschen und<br />

Völker die Einbettung in lokale Kontexte des Lebens und Arbeitens<br />

keineswegs an Bedeutung verloren hat. Zugleich möchte sie durch<br />

die von ihr geförderten Projekte das Bewusstsein dafür schärfen,<br />

dass Interdependenzen, die Gesellschaften und Kulturen übergreifen,<br />

immer stärker unser Leben bestimmen. Die <strong>Stiftung</strong> fördert dabei<br />

Projekte, die sich mit der ,nicht-westlichen‘ Welt befassen,<br />

ebenso wie Studien, die aus der verfremdenden Perspektive des<br />

Ethnologen einen frischen Blick auf Probleme entwickelter Indutriegesellschaften<br />

werfen oder sich der Analyse von Gegenwartsgesellschaften<br />

im Übergang zu Markt, Demokratie und Rechtsstaat<br />

widmen. Die geförderten Projekte sollten dabei unter einer systematischen<br />

Fragestellung stehen; Einzelfallstudien und ethnographische<br />

Feldforschungen werden in der Regel nicht gefördert. Von<br />

besonderer Bedeutung wären Studien, die verdeutlichen, wie eng<br />

die Geschichte und Gegenwart westlicher Kulturen mit der außerwestlichen<br />

Welt verknüpft sind. In der Analyse solcher ,connected<br />

histories‘ hätte auch die Historische Anthropologie ihren Platz. Im<br />

Rahmen einer so verstandenen Ethnologie soll Studien eine hohe<br />

Priorität eingeräumt werden, die sich mit den Folgen der demographischen<br />

Revolution in verschiedenen Regionen der Erde beschäftigen.<br />

Erwünscht wären ferner Projekte, die Fragestellungen ,klassischer‘<br />

Disziplinen durch die Einbeziehung des ethnographischen


Vergleichs eine neue Dimension eröffnen: Dies gilt insbesondere<br />

für den Bereich der Wirtschaft und des Rechts.<br />

Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />

Die Verdichtung der Staatsgrenzen überschreitenden Beziehungen<br />

ist eine der bestimmenden Entwicklungen der letzten Jahrzehnte<br />

gewesen und wird eine der bestimmenden Entwicklungen<br />

der nächsten Jahrzehnte bleiben. Es ist wichtig, diesen Prozess wissenschaftlich<br />

zu begleiten. Dabei sind insbesondere die Politikwissenschaft,<br />

die Rechtswissenschaft und die Wirtschaftswissenschaften<br />

gefordert. Während die Ökonomie sehr rasch die Chancen ergreift,<br />

die sich aus der zunehmenden ökonomischen Irrelevanz von Staatsgrenzen<br />

ergeben, fällt es der Politik viel schwerer, sich grenzüberschreitend<br />

regional oder gar weltweit handlungsfähig zu machen.<br />

Sie bleibt in hohem Maße an die territorial begrenzte Staatlichkeit<br />

gebunden. Auch das Recht tut sich nicht leicht, mit dem Tempo, in<br />

dem die Verdichtung der internationalen Beziehungen fortschreitet,<br />

mitzuhalten. Die Frage, inwieweit der Verdichtung eine Verrechtlichung<br />

folgen wird und aus normativen Gründen auch folgen soll, ist<br />

ein wichtiges Untersuchungsobjekt. Es sind die Wechselwirkungen<br />

zwischen den ganz unterschiedlichen verlaufenden Prozessen der<br />

Entterritorialisierung der Ökonomie, des Rechtes und der Politik, deren<br />

Untersuchung die <strong>Stiftung</strong> besonders fördern möchte. Dabei geht<br />

sie davon aus, dass bei der Bewältigung dieser Aufgaben die Zusammenarbeit<br />

zwischen deutschen und ausländischen Instituten, Forschergruppen<br />

und Wissenschaftlern besonders sachdienlich und daher<br />

förderungswürdig ist.<br />

– Politikwissenschaft<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 184<br />

Verdichtung der internationalen Beziehungen heißt insbesondere,<br />

dass internationale Organisationen, internationale Regime und andere<br />

neuartige Formen internationaler Zusammenarbeit an Bedeutung<br />

gewinnen. Die Potentiale – Chancen wie Grenzen – multilateraler<br />

institutionalisierter Konflikt- und Problembearbeitung in dem sich<br />

wandelnden internationalen System zu untersuchen, ist eine der besonders<br />

zukunftsbedeutsamen Aufgaben der Politikwissenschaft.<br />

Dabei betrifft ein wichtiger Aspekt der Entwicklung das wachsende<br />

Gewicht von Nicht-Regierungsorganisationen. Eine Sonderstellung<br />

kommt der EU zu. Sie ist weltweit die einzige Staatengemeinschaft,<br />

in der der Zusammenschluss bisher souveräner Staaten zu einer echten<br />

Föderation gelungen ist. Die Entwicklung der EU analytisch zu<br />

begleiten, bleibt deshalb eine zentrale Aufgabe für die Wissenschaft.<br />

Das Interesse der <strong>Stiftung</strong> an den sich mehr und mehr institutionalisierenden<br />

multilateralen Formen der Problem- und Konfliktbearbeitung<br />

ist kein ausschließliches. Insbesondere die transatlantische<br />

Partnerschaft, der die Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong> immer schon<br />

galt, bleibt für sie ein Thema.


185<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

In der zunehmenden Verdichtung der Weltverhältnisse haben regionale<br />

Entwicklungen, regionale Krisen oft starke Auswirkungen auf<br />

die Weltpolitik. Die <strong>Stiftung</strong> kann und will nicht beliebige Regionalstudien<br />

fördern. Wohl aber möchte sie Untersuchungen unterstützen,<br />

die den Wechselwirkungen zwischen regionalen Krisenkonstellationen<br />

und der Weltpolitik nachgehen. Dabei lässt sich die <strong>Stiftung</strong><br />

auch von der Überlegung leiten, dass es in Deutschland nach wie vor<br />

an breiter wissenschaftlicher Kompetenz für wichtige Weltregionen<br />

(Ost- und Südasien, Lateinamerika, Schwarzafrika, den Nahen und<br />

den Mittleren Osten, die asiatischen Gebiete der ehemaligen Sowjetunion)<br />

fehlt. Diese Kompetenzen aufzubauen, ist dringlich geboten.<br />

Die Unterscheidung zwischen Grundlagenforschung und angewandter<br />

Forschung ist auch für den Bereich „Internationale Beziehungen“<br />

nicht ohne Bedeutung. Gleichwohl erscheint es gerade hier nicht<br />

sinnvoll, die Förderung strikt auf die Grundlagenforschung zu beschränken.<br />

Ohne die Bereitschaft und Fähigkeit der Wissenschaft,<br />

die Gestaltungsaufgaben internationaler Politik auch als wissenschaftliche<br />

Herausforderungen hinreichend konkret aufzunehmen,<br />

bleibt die Grundlagenforschung unfruchtbar. Es bedarf eines Dialoges<br />

mit der Praxis. Wissenschaftliche Aktivitäten, die sich um solche<br />

Offenheit zur Praxis hin bemühen, können deshalb durchaus förderungswürdig<br />

sein.<br />

– Rechtswissenschaft<br />

Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung sind klassische<br />

Gebiete der Rechtswissenschaft, die seit jeher den grenzüberschreitenden<br />

Sachverhalten und der Regelung in anderen Rechtsordnungen<br />

als eigenem Erkenntnisgegenstand und als Beispiel für das eigene<br />

Recht Aufmerksamkeit schenken. Die Einbettung des deutschen<br />

Rechts in die Europäische Union hat nicht nur ein neues<br />

Rechtsgebiet, das Europarecht, begründet, sondern zu einer unauflösbaren,<br />

flächendeckenden Durchdringung von europäischem und<br />

nationalem Recht geführt. Das reicht vom Staatsrecht über das Verwaltungs-,<br />

insbesondere Wirtschaftsverwaltungsrecht bis hin in alle<br />

Teile des Privat- und Wirtschaftsrechts, die heute allesamt nicht<br />

mehr rein national begriffen werden können. Hinzu kommt die Verflechtung<br />

mit anderen europäischen und außereuropäischen Staaten<br />

mittels internationaler Verträge und Organisationen, in vielfältigen<br />

bilateralen und multilateralen Wirtschaftsbeziehungen und durch<br />

ganz verschiedenartige, teils rechtliche, teils außerrechtliche Formen<br />

der internationalen Kooperation.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />

über das klassische, deutsche Internationale Privatrecht hinausgehen<br />

und Kooperationen und Verflechtungen vor allem in Europa und<br />

mit den USA, aber auch mit anderen Ländern untersuchen. Ein besonderes<br />

Augenmerk gilt selbstverständlich der europäischen Integration<br />

einschließlich des Heranrückens der mittel- und osteuropäischen<br />

Länder an die EU. Interessant und wünschenswert wären z. B.


auch Untersuchungen zum gemeineuropäischen Recht, wie sie für<br />

das Vertrags-, Delikts-, Bereicherungs- und Verfassungsrecht bereits<br />

begonnen worden sind, u. a. im Handels-, Gesellschafts-, Bank-, Insolvenz-<br />

und Prozessrecht. Dabei geht es um mehr als bloße bilaterale<br />

Rechtsvergleichung, sondern über die Aufarbeitung der Rechtsangleichung<br />

in der Europäischen Union hinaus um die Erfassung der<br />

gemeineuropäischen Grundstrukturen.<br />

– Wirtschaftswissenschaften<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 186<br />

Der Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems und das<br />

Ende des Kalten Krieges haben nicht eine Phase der stetigen (Weiter-)Entwicklung<br />

der internationalen Güter- und Finanzmärkte eingeleitet.<br />

Anders als erwartet, ist das weitere Zusammenwachsen der<br />

nationalen und internationalen Märkte von Krisen begleitet. Sie verlangen<br />

sowohl von den politischen Instanzen der einzelnen Staaten<br />

als auch von den mannigfachen zwischenstaatlichen Koordinationsinstanzen<br />

und den internationalen Organisationen Entscheidungen.<br />

Allerdings ist der Charakter der den Krisen zugrundeliegenden Veränderungen<br />

vielfach noch nicht ausreichend geklärt. Und noch weniger<br />

Klarheit herrscht hinsichtlich der wünschenswerten Kompetenzverteilung<br />

zur Regelung von internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />

und über die verfügbaren Methoden der Stabilisierung der<br />

Güter- und Finanzmärkte. Deshalb erscheinen – auch bei grundsätzlicher<br />

Anerkennung der Bedeutung der Selbstregulierung der<br />

Märkte – vertiefende Analysen der politischen Gestaltungsnotwendigkeiten<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten internationaler Wirtschaftsbeziehungen<br />

höchst dringend.<br />

Von anhaltend großem Interesse ist die Analyse der Wechselbeziehungen<br />

zwischen den Prioritäten der nationalen Politik und der<br />

Außenwirtschaftspolitik der Staaten bzw. der Staatenverbände<br />

(EWG, EU). Über längere Zeit hinweg schienen nach dem II. Weltkrieg<br />

die aus der Zwischenkriegszeit bekannten Konflikte zwischen<br />

binnenwirtschaftlichen Zielsetzungen und außenwirtschaftlichen Erfordernissen<br />

von geringerem Gewicht. Internationale Verteilungskämpfe<br />

standen nicht im Vordergrund der öffentlichen Auseinandersetzung.<br />

Das hat sich im Zusammenhang mit grundlegenden Veränderungen<br />

der Standortbedingungen der Produktion, erhöhter Mobilität<br />

von Kapital und Arbeit, rasch angewachsener Arbeitslosigkeit<br />

und deutlicher hervortretenden Grenzen der Finanzierung der erhöhten<br />

Staatsausgaben verändert. Es ist eine wichtige Frage, ob die<br />

Spielräume autonomer Politik der Staaten, wie vielfach behauptet<br />

wird, tatsächlich geringer geworden sind und gar weiter schwinden<br />

werden. In zunehmendem Maße werden nationale Institutionen und<br />

Regelwerke einschließlich der Steuer- und Sozialversicherungssysteme<br />

unter internationalen Wettbewerbsdruck geraten. Diesen Herausforderungen<br />

muss sich die nationale Wirtschaftspolitik stellen.<br />

Die europäische Integration wirft eine Fülle neuartiger Fragen auf,<br />

für deren Beantwortung Methodenvielfalt besonders nützlich er-


187<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

scheint. Interessieren sollte u. a., von welchen Kräften eine Eigendynamik<br />

erwartet werden könnte, die die gegenwärtig bestehenden<br />

Abwehrmechanismen im Hinblick auf die schrittweise Ausbildung<br />

bundesstaatlicher Ordnungselemente überwindet.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> ist besonders interessiert an Arbeiten zur empirischen<br />

Überprüfung der Ergebnisse von politischen Maßnahmen im Bereich<br />

der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, sei es von Maßnahmen<br />

einzelner Staaten, von international abgestimmtem Verhalten oder<br />

von Maßnahmen internationaler Organe. Wie auch im nationalen<br />

Rahmen werden im Feld der internationalen Beziehungen viel zu selten<br />

Kontrollen des Erfolgs von Programmen durchgeführt. Sie sollten<br />

Aufschluss über die Treffsicherheit von Prognosen und die Wirkungsbedingungen<br />

von Politik geben.<br />

Dr. I. Stabreit (Stellv. Präsident) und Prof. K. Kaiser (Direktor des Forschungsinstituts),<br />

Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik<br />

(DGAP), Berlin, erhalten Fördermittel für das Projekt „Die USA in der<br />

neuen Weltpolitik: Innenpolitische Voraussetzungen, außenpolitische<br />

Führungsfähigkeit“. Wissenschaftlicher Bearbeiter ist seit<br />

Herbst <strong>2001</strong> PD Dr. Georg Schild.<br />

Das Ende der „Imperial presidency“ wirft im Hinblick auf internationale<br />

Führungsfähigkeit eine Reihe neuer Probleme auf. Seit Mitte<br />

der 70er Jahre ist die amerikanische Legislative aufgrund neuer und<br />

erweiterter Vorrechte wie der „War Powers Resolution“ (1973) und<br />

dem „Impound and Budget Control Act“ (1974) zu einem funktionsfähigen<br />

Gesetzgebungs- und Kontrollorgan geworden. Sie kontrolliert<br />

nicht nur außerordentlich intensiv die Administration, sie greift<br />

auch in die Außenpolitik ein, so dass in der Wissenschaft immer häufiger<br />

von einem System der „separated powers“ statt von einem präsidentiellen<br />

Regierungssystem gesprochen wird. Im Verlauf des letzten<br />

Jahrzehnts herrschte außerdem ein „divided government“, d. h.<br />

die Mehrheit im Kongress und der Präsident gehörten verschiedenen<br />

Parteien an. Mit dem Einfluss des Kongresses auf außenpolitische<br />

Entscheidungen wuchs jedoch nicht notwendigerweise die Expertise<br />

in den legislativen Gremien zu internationalen Problemfeldern.<br />

Mangelnde innenpolitische Durchsetzungsfähigkeit des Weißen<br />

Hauses unter Clinton erschwerte ebenfalls eine sinnvolle und notwendige<br />

Zusammenarbeit mit dem Kongress. Die (ausgesetzte) Zahlung<br />

der Mitgliedsbeiträge an die Vereinten Nationen, die (abgelehnte)<br />

Mitgliedschaft im neugeschaffenen Internationalen Strafgerichtshof,<br />

die (gescheiterte) Ratifizierung des Nuklearteststopabkommens<br />

und Gesetzgebungen wie der „Helms-Burton-Act“ wurden<br />

entweder durch außenpolitische Wortführer im Kongress oder mit<br />

Rücksicht auf sie unternommen.<br />

Zudem tritt seit dem Ende des Ost-West-Konflikts in den USA wieder<br />

eine größere Bandbreite außenpolitischer Positionen innerhalb der<br />

Regierungsorgane und der interessierten Öffentlichkeit zu Tage. Die<br />

derzeitige Debatte über die internationale Rolle und Verantwortung<br />

USA<br />

Weltpolitik


QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 188<br />

der „einzig verbleibenden Supermacht“ hat den vorherigen weitgehenden<br />

Konsens zur Außenpolitik abgelöst und lässt immer tiefer gehende<br />

grundsätzliche Unterschiede erkennen. Dabei überraschte<br />

insbesondere das Erstarken neo-isolationistischer (d. h. vor allem nationalistischer<br />

und anti-internationalistischer) Positionen im republikanisch<br />

dominierten Kongress.<br />

In den vergangen Jahrzehnten ist auch die Rolle der Medien, der öffentlichen<br />

Meinung und der Interessenverbände sowie der außenpolitischen<br />

Forschungsinstitute (think tanks) gestiegen, nicht zuletzt<br />

aufgrund ihrer personellen Verflechtungen mit Administration und<br />

Kongress. Dadurch sind auch neue Impulse der Außenpolitik entstanden<br />

(CNN-Effekt), die für die Frage der Führungsfähigkeit von<br />

Bedeutung sind.<br />

Vor diesem Hintergrund behandelt das Forschungsprojekt die folgenden<br />

Fragenkomplexe:<br />

– Wie haben sich die Veränderungen der Führungsfähigkeit der<br />

USA in zentralen Feldern der Außen-, Sicherheits- und Außenwirtschaftspolitik<br />

in den vergangenen Jahren ausgewirkt? Welche<br />

Trends zeichnen sich für die absehbare Zukunft (d. h. die kommenden<br />

fünf Jahre) ab? Gegenstand dieser Analyse ist die Politik<br />

der USA in den Vereinten Nationen, in der NATO, im Internationalen<br />

Währungsfonds, in der World Trade Organisation und der<br />

Krisenregion Balkan, überdies die amerikanische Nichtverbreitungspolitik<br />

und die Haltung Washingtons in der internationalen<br />

Umweltpolitik.<br />

– Wie sind die Auswirkungen des „Verlusts von Führung“ auf die<br />

internationale Ordnungsbildung zu beschreiben und zu bewerten?<br />

– Wie wird der „Verlust von Führung“ in den USA (Wissenschaft,<br />

Publizistik, Kongress) diskutiert? Welche Möglichkeiten einer gemeinsamen<br />

Außenpolitik von Präsident und Kongress oder der<br />

„Congressional Leadership“ sind erkennbar? Welche Rolle spielt<br />

die öffentliche Meinung? Gibt es außenpolitische Führungsfähigkeit<br />

jenseits der „Imperial Presidency“?<br />

– Welche Herausforderungen können sich für die Europäer ergeben<br />

– welche Rolle können die EU-Staaten als Partner der USA spielen,<br />

inwieweit können oder müssen sie mangelnde amerikanische<br />

internationale Führung ausgleichen oder ersetzen?<br />

Auf der Grundlage eines Forschungsaufenthaltes in Washington, DC<br />

im Sommer <strong>2000</strong> wurden erste Ergebnisse des Projekts im Winter<br />

und Frühjahr <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> auf internationalen Fachkonferenzen vorgetragen.<br />

Im Dezember <strong>2000</strong> fand ein Symposium zum Thema „Domestic<br />

Dimensions of U.S. International Leadership After the Cold War“<br />

mit namhaften deutschen und amerikanischen Experten am Forschungsinstitut<br />

der DGAP in Berlin statt. Eine Publikation der<br />

Beiträge ist in Vorbereitung. Erschienen bzw. im Druck sind:


189<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Hönicke, Michaela: Selbstgenügsame Supermacht sucht Partner.<br />

– In: Internationale Politik. 55, 10. <strong>2000</strong>. S. 40/41.<br />

Hönicke, Michaela: Weltpolitische Führungsaufgaben der USA in<br />

Zeiten innenpolitischer Turbulenz. – In: Jahrbuch Internationale<br />

Politik. 1997-1998. München <strong>2000</strong>. S. 267–278.<br />

Hönicke, Michaela: Absichten und Ambivalenzen in der amerikanischen<br />

Europapolitik. – In: Die euro-atlantischen Beziehungen im<br />

Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung. Hrsg.:<br />

Reinhard C. Meier-Walser; Susanne Luther. München <strong>2001</strong>.<br />

Hönicke, Michaela: USA – innenpolitische Unversöhnlichkeiten<br />

und außenpolitische Handlungsfähigkeit. – In: Jahrbuch Internationale<br />

Politik. 1999–<strong>2000</strong>. München <strong>2001</strong>.<br />

Im Projekt werden die Konsequenzen der terroristischen Anschläge<br />

vom 11. September <strong>2001</strong> für den außenpolitischen Entscheidungsprozess,<br />

insbesondere die Rolle von Präsident, Ministerien und Kongress<br />

sowie für die amerikanische Rolle in der Welt eingehend analysiert.<br />

Insbesondere die Auswirkungen auf das atlantische Bündnis<br />

und die bilateralen Beziehungen zu wichtigen Partnerstaaten sollen<br />

hierbei berücksichtigt werden. Eine Publikation der Ergebnisse ist<br />

im Sommer 2002 geplant.<br />

Dr. I. Stabreit (Stellv. Präsident) und Prof. K. Kaiser (Otto-Wolff-Direktor<br />

des Forschungsinstituts), Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik (DGAP), Berlin, wurden im Jahr <strong>2000</strong> Mittel zur Gründung<br />

und Durchführung eines „Gesprächskreises Transatlantische<br />

Beziehungen“ bewilligt. Unter dem Vorsitz von Prof. H. Haftendorn,<br />

FU Berlin, und K. Voigt, Koordinator für deutsch-amerikanische Beziehungen,<br />

soll damit ein Forum in der Hauptstadt Berlin geschaffen<br />

werden, das dem kontinuierlichen Dialog über aktuelle und mittelfristige<br />

Probleme der transatlantischen Beziehungen dient. Der Mitgliederkreis<br />

umfasst ca. 25 – 30 überwiegend jüngere Vertreter aus<br />

Politik, Wissenschaft, Publizistik und Ministerien. Zwei namhafte<br />

Redner führten mit folgenden Themen in die beiden ersten Sitzungen<br />

ein:<br />

– am 23. Januar <strong>2001</strong>, Prof. St. F. Szabo (Associate Dean, Paul H.<br />

Nitze School of advanced International Studies): „The Future of<br />

Transatlantic Relations under the New U. S. Administration“<br />

– am 28. Mai <strong>2001</strong>, Prof. J. S. Nye Jr. (Dekan der John F. Kennedy<br />

School, Harvard): „America as Number One. How Long Will it<br />

Last? Implications for Transatlantic Relations“.<br />

Prof. T. Farer und Prof. T. D. Sisk, Graduate School of International<br />

Studies, University of Denver, arbeiten mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong><br />

an dem Projekt „Self-Determination, Security, and the United<br />

Nations“.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist eine Untersuchung der vielschichtigen<br />

Debatte über das Selbstbestimmungsrecht der Völker durch<br />

Gesprächskreis<br />

Transatlantische<br />

Beziehungen<br />

Selbstbestimmungsrecht


QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 190<br />

Einrichtung und Strukturierung eines nicht-offiziellen Dialoges zwischen<br />

führenden Wissenschaftlern und Politikern aus China,<br />

Deutschland, Japan, Großbritannien und den Vereinigten Staaten.<br />

Die Auswahl der Länder repräsentiert einige der wichtigsten Staaten<br />

auf der Weltbühne – einschließlich ständiger Mitglieder des Sicherheitsrates<br />

sowie Länder, die wichtige finanzielle oder andere<br />

Führungsbeiträge für die Organisation leisten und damit eine ständige<br />

Mitgliedschaft im Sicherheitsrat anstreben.<br />

Dabei gehen die Initiatoren dieses Dialoges davon aus, dass eine<br />

strukturierte Einschätzung der Themen: Selbstbestimmungsrecht<br />

der Völker, Sicherheit und UN mit Schwerpunkt auf Staatsgebiet<br />

und Grenzen zu konkreten Verbesserungen der Art und Weise führt,<br />

in der die einflussreichsten Staaten der Welt auf bereits bestehende<br />

oder drohende bewaffnete Konflikte reagieren. Dringend notwendig<br />

ist ein klares Verständnis der Bedeutung und der Grenzen der Souveränität<br />

angesichts der Häufigkeit, mit der die Sicherheit von Menschen<br />

international bedroht ist. Das Projekt schließt Teilnehmer anderer<br />

global und regional agierender Staaten ein wie Frankreich,<br />

Russland, Indien und Südafrika, die alle in den letzten Jahren in Militäraktionen<br />

verwickelt waren, die das Selbstbestimmungsrecht der<br />

Völker und die internationale Sicherheit tangierten. Für die wissenschaftliche<br />

Öffentlichkeit werden die Diskussionsergebnisse in folgender<br />

Publikation vorgestellt:<br />

Competition claims. Self-determination at the United Nations.<br />

Tom Farer; Timothy D. Sisk., eds. The Graduate School of International<br />

Studies; University of Denver. (In Vorbereitung)<br />

Das Projekt, das gemeinsam mit der ,International Peace Academy‘,<br />

New York, durchgeführt wird, ist Teil einer größeren Forschungsinitiative<br />

an der ,Graduate School of International Studies‘ der Universität<br />

Denver unter dem Titel „Adressing Basic Human Security in the<br />

21st Century: Cooperation and Conflict among Leading States“.<br />

Für das hier behandelte Vorhaben sind offizielle Arbeitspartnerschaften<br />

mit Forschungsinstituten im Bereich der internationalen Beziehungen<br />

aus China, Deutschland, Japan und Großbritannien gebildet<br />

worden. Auf der deutschen Seite arbeitet u. a. Prof. G. Nolte,<br />

Institut für Völkerrecht, Universität Göttingen, gleichzeitig Kodirektor<br />

des Projektes, mit.<br />

Das Projekt will diese führenden Wissenschaftler, Analysten und Politiker<br />

an einer sorgfältigen und strukturierten Einschätzung des<br />

Selbstbestimmungsrechts der Völker beteiligen. Zu den zu behandelnden<br />

Themen gehören: Spannungen zwischen territorialer Integrität<br />

und dem Selbstbestimmungsrecht; Formen des Teilens von<br />

Macht und der Kriterien, unter denen eine Abspaltung in Erwägung<br />

gezogen werden sollte; Aktionen des Weltsicherheitsrates und friedenschaffende<br />

und -erhaltende Aktionen der UN bei diesen Konfliktarten.


191<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Abb. 14: Projekt „Gesprächskreis Transatlantische Beziehungen“. Prof. Joseph Nye,<br />

Harvard University, bei seinem Vortrag vor dem Gesprächskreis in Berlin am 28. Mai<br />

<strong>2001</strong>.


Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 192<br />

Als spezifische Fälle sollen u. a. betrachtet werden:<br />

– die sichtbar hartnäckigen Kämpfe um Unabhängigkeit in Südasien<br />

(Kaschmir, Sri Lanka),<br />

– der nach dem Krieg einsetzende Friedensprozess und die Souveränitätsverhandlungen<br />

im Kosovo,<br />

– der tschechische Konflikt und die langfristigen Friedensaussichten<br />

in der Russischen Föderation,<br />

– die Zukunft Ost-Timors und die Auswirkungen auf die zukünftige<br />

territoriale Integrität Indonesiens.<br />

Das Projekt erhält auch Fördermittel der Carnegie Corporation, New<br />

York, Program in International Peace and Security.<br />

Für das Projekt „Die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik<br />

Deutschland im euro-atlantischen Integrationszusammenhang,<br />

1990–1999“ erhielten Prof. L. Kühnhardt und Dr. F. J. Meiers,<br />

Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI), Bonn, Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Gegenstand ist eine Untersuchung der deutschen Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik als Kernbestand der deutschen Außenpolitik<br />

seit der Wiedervereinigung 1990. Das Projekt konzentriert sich auf<br />

drei zentrale Politikfelder, die nach der Zeitenwende in den europäischen<br />

Staatenbeziehungen Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die<br />

deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik im euro-atlantischen<br />

Integrationsverbund maßgeblich bestimmten: die Stabilisierung des<br />

östlichen Umfeldes, das erweiterte sicherheits- und verteidigungspolitische<br />

Aufgabenspektrum und die Stärkung einer gemeinsamen<br />

Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP).<br />

In der wissenschaftlichen Literatur werden unterschiedliche Schlussfolgerungen<br />

über das Akteursverhalten des vereinten Deutschland<br />

gezogen. Unterstellt wird entweder die Rückkehr zu einer traditionellen<br />

Großmachtpolitik oder ein Festhalten an der für die alte Bundesrepublik<br />

bestimmenden Verhaltensweise eines Handelsstaates.<br />

Anhand der drei zentralen Politikfelder wird überprüft, ob das Verhalten<br />

des vereinten Deutschland mit dem von den drei führenden<br />

Denkschulen der Internationalen Beziehungen – Neorealismus, Institutionalismus<br />

und Sozialkonstruktivismus – unterstellten Verhaltensmuster<br />

übereinstimmt. Anhand dieser drei Erklärungsansätze werden<br />

die drei zentralen Fragen des Projektes diskutiert:<br />

– erstens, das Ausmaß und die Ausprägung von Wandel bzw. Kontinuität<br />

der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik seit<br />

der Vereinigung,<br />

– zweitens, das Wechselspiel von Außen- und Innensteuerung, und<br />

– drittens, das künftige Akteursverhalten des vereinten Deutschlands.


193<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Aus der empirischen Analyse sollen die wesentlichen Strukturen,<br />

Muster und Modi abgeleitet werden, die die künftige deutsche Sicherheits-<br />

und Verteidigungspolitik im euro-atlantischen Kontext<br />

kennzeichnen. Das Verhaltensmuster wird an den beiden Begriffspaaren<br />

Primär-(Führungsmacht) und Sekundärrolle („Führungsvermeidungsreflex“)<br />

festgemacht. Die zentrale Hypothese dieses<br />

Projekts lautet: Eine Primär bzw. Sekundärrolle Deutschlands in der<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik korreliert mit der militärischen<br />

bzw. nicht-militärischen Dimension eines Problembereichs. Deutschland<br />

übernimmt eine Primärrolle in Bereichen mit einer nicht-militärischen<br />

Dimension (Osterweiterung, der mit der Erweiterung aufgeworfene<br />

Reformbedarf für die EU, die Strukturreform der NATO<br />

und die politisch-institutionellen Aspekte der ESVP). In den Bereichen<br />

mit einer militärischen Dimension (z. B. Beteiligung an out-ofarea-Einsätzen<br />

oder den militärisch-operativen Aspekte der „neuen<br />

NATO“ („Defense Capabilities Initiative“) und der ESVP („headline<br />

goal“) präferiert Deutschland eine Sekundärrolle. Dieser „Führungsvermeidungsreflex“<br />

in Problembereichen mit einer militärischen Dimension<br />

lässt sich auf politisch-gesellschaftliche Erklärungsansätze<br />

zurückführen, in deren Mittelpunkt die historisch bedingte „Kultur<br />

der Zurückhaltung“ steht.<br />

Als erste Publikationen liegen vor:<br />

Meiers, Franz-Josef: Europäische Sicherheits- und Verteidigungsidentität<br />

(ESVI) oder Gemeinsame europäische Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik (GESVP).- Bonn: Zentrum für Europäische<br />

Integrationsforschung, <strong>2000</strong>. 51 S. (ZEI Discussion Paper; C<br />

79/<strong>2000</strong>)<br />

Meiers, Franz-Josef: The Reform of the Bundeswehr. Adaption of<br />

fundamental renewal? – Bonn <strong>2001</strong>. 22. S. (European Security. 3.<br />

<strong>2001</strong>).<br />

Prof. C. Gasteyger, Institut universitaire des hautes études internationales<br />

(IUHEI), Genf, erhält Fördermittel für ein Buchprojekt zum<br />

Thema „Gewalt in Europa – Gefährdung der Gesellschaft jenseits traditioneller<br />

Bedrohungen der Sicherheit“.<br />

Ziel des unter „Gewalt in Europa“ (provisorischer Titel) geplanten<br />

Buchprojekts ist eine allgemein verständliche, möglichst abgewogene<br />

Darstellung des innerstaatlichen Gewaltphänomens in Europa.<br />

Mit ihr sollen die zahlreichen fachspezifischen wissenschaftlichen<br />

Studien ergänzt und einem weiteren Publikum zugänglich gemacht<br />

und die stark von Emotionen geprägte Debatte in möglichst sachlich<br />

begründete Proportionen gerückt werden. Das betrifft vor allem auch<br />

die Frage nach Anteil und Gefährlichkeit von Ausländern in diesem<br />

Bereich sowie Jugendgewalt.<br />

Das Projekt versteht sich als Fortführung eines von Prof. Gasteyger<br />

geleiteten Forschungsprojektes über das Problem der inneren Sicherheit<br />

und seiner konzeptuellen und sicherheitspolitischen Bewäl-<br />

Gewalt in<br />

Europa


ESVP<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 194<br />

tigung in einigen ausgewählten Staaten Europas. Den komplexen<br />

Sachverhalt zusammenfassend muss festgestellt werden, dass Gewalt<br />

heute insgesamt weiter verbreitet ist, komplexere, oft schärfere<br />

Formen annimmt und dass Distanz sowie geographische und politische<br />

Grenzen kaum noch als Hindernis oder Hemmschwellen angesehen<br />

werden können bzw. respektiert werden. Die Ursachen hierfür<br />

lassen sich stark vereinfachend in einer Reihe von Stichworten zusammenfassen:<br />

Globalisierung und schwindende Omnipräsenz des<br />

Staates; Mobilität und Ubiquität von immer mehr Menschen; Kriegsersatz;<br />

Informationszugang und Massenmedien; sinkende Hemmund<br />

Altersschwelle; rapide Gewinnsteigerung vor allem dank Drogenhandel<br />

und Geldwäsche.<br />

Es wird angestrebt, das politisch potentiell explosive Gewaltphänomen<br />

in seinem weiteren Zusammenhang und den ihm zukommenden<br />

Proportionen statistisch abgesichert darzustellen. Dies soll in einem<br />

geographisch möglichst repräsentativen, also europäischen Umfeld<br />

geschehen mit folgenden ausgewählten Ländern: Deutschland,<br />

Schweiz, Frankreich, Ungarn, Tschechien, möglichst auch Russland,<br />

sowie einem skandinavischen Land.<br />

Prof. W. Wessels, Seminar für Politikwissenschaft, Universität Köln,<br />

wurden Mittel bewilligt für das Projekt „Die Europäische Sicherheitsund<br />

Verteidigungspolitik (ESVP) im transatlantischen Kontext – Entfremdung<br />

oder neue Partnerschaft?“.<br />

Das Vorhaben will die Implikationen der im Aufbau begriffenen Europäischen<br />

Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) für die<br />

transatlantischen Beziehungen untersuchen und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

vorschlagen.<br />

Wesentliche Weichenstellungen sind bis 2003 zu erwarten, etwa der<br />

Aufbau von europäischen Krisenreaktionskräften. Angesichts der<br />

jüngsten Beschlüsse von Nizza zur EU-Reform sowie einer neuen<br />

US-Administration ergeben sich auf beiden Seiten des Atlantik veränderte<br />

Konstellationen. Grundlegend werden anhand der ESVP<br />

Möglichkeiten einer wachsenden Entfremdung zwischen der EU und<br />

den USA, aber auch Chancen einer Partnerschaft identifiziert.<br />

Das Vorhaben soll in Zusammenarbeit mit einem transatlantischen<br />

Forschungsteam umgesetzt werden, dem Wissenschaftler aus den<br />

USA, Frankreich, Großbritannien und Schweden angehören sollen.<br />

Neben der Erstellung von Länderstudien sollen die Partner den Forschungsprozess<br />

durch Anregungen und Diskussionen mitgestalten<br />

und begleiten.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Analyse der Entstehung<br />

und Ausgestaltung der rechtlichen und politischen Grundlagen der<br />

ESVP, insbesondere seit den Gipfeln von Köln und Helsinki 1999.<br />

Daran anknüpfend, soll in einem nächsten Schritt die Umsetzung<br />

dieser Grundlagen herausgearbeitet und in einer transatlantischen<br />

Perspektive verortet werden. Die institutionelle Entwicklung der


195<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

ESVP wird entscheidend durch die nationalen Orientierungen innerhalb<br />

der EU sowie der USA bestimmt. Hierzu sollen die Positionen<br />

Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Großbritanniens und Schwedens<br />

auf EU-Seite sowie andererseits der USA in besonderer Weise<br />

Berücksichtigung finden. Es wird dabei zwischen Rollenmodellen<br />

der EU im internationalen System, institutionellen und strategischen<br />

Konzepten sowie Sichtweisen des transatlantischen Verhältnisses<br />

differenziert.<br />

Auf verschiedenen Ebenen und Arenen – insbesondere innerhalb<br />

der NATO, in den Kontakten EU-USA und EU-NATO sowie in bilateralen<br />

Beziehungen – soll schließlich das Zusammenwirken der EU<br />

und ihrer Mitgliedstaaten mit den USA analysiert werden, um auf<br />

mögliche Konfliktpunkte oder Kooperationsmöglichkeiten hinsichtlich<br />

der ESVP abzustellen.<br />

Hierzu werden vorab bereits mögliche Szenarien der Ausprägung<br />

der transatlantischen Beziehungen erarbeitet, die zwischen einer<br />

Entfremdung und einer Partnerschaft variieren. Sie bewegen sich im<br />

Spannungsfeld einerseits der ESVP-Entwicklung sowie andererseits<br />

der US-Positionen, die grundlegend zwischen uni- und multilateralen<br />

Ansätzen angesiedelt sind.<br />

In theoretischer Hinsicht beabsichtigt das Vorhaben, die institutionelle<br />

Dynamik der ESVP im Rahmen der EU unter Nutzung verschiedener<br />

(Integrations-)Ansätze zu identifizieren, sowie weiterhin<br />

das Zusammenwirken im transatlantischen Raum anhand aktueller<br />

Theorien internationaler Politik (wie des Konstruktivismus) zu prüfen.<br />

Neben der Nutzung von Primärquellen und Sekundärliteratur<br />

sind Interviews auf Brüsseler (EU und NATO) wie nationaler Ebene<br />

in Europa und den USA vorgesehen. Eine besondere Bedeutung<br />

nimmt dabei die Auswertung der Debatten im nationalen Rahmen<br />

ein, welche durch eine computergestützte Datenanalyse der relevanten<br />

Pressebeiträge ergänzt werden soll.<br />

Abschließend sollen operative Vorschläge zur Gestaltung der transatlantischen<br />

Beziehungen vorgestellt und diskutiert werden.<br />

Im Berichtszeitraum stellte die <strong>Stiftung</strong> Dr. A. Zunker, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft<br />

und Politik, Berlin, Mittel zur Verfügung für das Projekt<br />

„Demographische Entwicklungen in und um Europa – politisch relevante<br />

Konsequenzen“.<br />

Das Vorhaben befasst sich mit der politischen Bedeutung vorhersehbarer<br />

demographischer Entwicklungen in Europa, an dessen Peripherie<br />

sowie im globalen Maßstab. Geeignete politische Reaktionen<br />

auf problematische Aspekte derartiger Entwicklungen sollen aufgezeigt<br />

werden. Ausgangspunkt der Analyse ist die Tatsache, dass die<br />

Bevölkerung Europas – trotz laufender Zuwanderung – stagniert und<br />

durchschnittlich immer älter wird, während weltweit, besonders in<br />

der sog. Dritten Welt und auch in der südöstlichen und südlichen Peripherie<br />

Europas, ein geradezu explosives Bevölkerungswachstum<br />

Bevölkerungsentwicklung


QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 196<br />

stattfindet. Die Konsequenzen solcher Asymmetrien der demographischen<br />

Entwicklung bilden den Gegenstand der Untersuchung.<br />

Drei Bereiche stehen dabei im Vordergrund: die Veränderung der<br />

Altersstruktur, die Verschiebung internationaler Gewichte sowie die<br />

Migrationsproblematik.<br />

Die zunehmende Alterung der europäischen Bevölkerung hat nicht<br />

nur Konsequenzen für die Finanzierung der sozialen Systeme, sondern<br />

sie tangiert möglicherweise auch die politische sowie wirtschaftliche<br />

Position Europas im internationalen Umfeld: Die „Generationenlast“<br />

wird größer; ein wachsender Anteil des Bruttoinlandsprodukts<br />

wird produktiveren Verwendungen entzogen; nicht nur die<br />

Gesamtbevölkerung, sondern auch die Erwerbstätigen werden<br />

durchschnittlich immer älter, und deren Zahl geht sowohl relativ als<br />

auch absolut zurück; dies kann durchaus gravierende Konsequenzen<br />

für die Qualität des Humankapitals und die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

haben; zudem schrumpft die Zahl der Steuerzahler,<br />

wovon staatliche Leistungen – u. a. auch im Hinblick auf militärische<br />

Sicherheit – betroffen sind; möglicherweise führt die fortschreitende<br />

Alterung ebenfalls zu einem Verlust an gesellschaftlicher Vitalität<br />

und Zukunftsorientierung. Diese Aspekte sind nicht nur „für sich“,<br />

sondern vor allem im regionalen Vergleich problematisch.<br />

Die mögliche Verschiebung internationaler Gewichte resultiert aus<br />

der Korrelation (nicht Kausalität) zwischen Bevölkerungsgröße und<br />

staatlicher Macht. Tendenziell haben bevölkerungsreiche Staaten<br />

mehr Macht als bevölkerungsarme Staaten, insbesondere wenn es<br />

ersteren gelingt, ihr großes Potential durch Ressourcenkonzentration<br />

gezielt zu entfalten und dadurch die technologische, wirtschaftliche<br />

wie militärische Entwicklung zu beschleunigen. So können auch<br />

durchschnittlich wenig entwickelte, aber bevölkerungsreiche Staaten<br />

ein erhebliches Gewicht im internationalen System bekommen.<br />

Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, ob die wachsenden<br />

demographischen Asymmetrien zwischen Europa und seinem Umfeld<br />

zu einer Veränderung bisheriger außen- und sicherheitspolitischer<br />

Balancen führen können.<br />

Zur Migrations- und Minderheitenproblematik lassen sich drei Thesen<br />

formulieren: 1. Der maßgebliche Migrationsdruck auf Europa<br />

wird auch in Zukunft von der europäischen Peripherie ausgehen. 2.<br />

Das aufgrund wachsender demographischer Asymmetrien und zunehmenden<br />

Wohlstandsgefälles vergrößerte Migrationspotential<br />

kann die Integrationsfähigkeit und -willigkeit Europas längerfristig<br />

auf eine harte Probe stellen. 3. Europa braucht zwar Zuwanderung,<br />

um seine demographischen Defizite wenn nicht zu kompensieren, so<br />

doch abzufedern, aber die bislang ungesteuerte und unkoordinierte<br />

Zuwanderung produziert mehr Probleme, als sie löst. Europa benötigt<br />

ein zukunftsfähiges Zuwanderungs- und Integrationskonzept.<br />

Das Forschungsvorhaben ist interdisziplinär angelegt, wobei soziologische/politologische<br />

und bevölkerungswissenschaftliche Ansätze


197<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

kombiniert werden. Die Projektbearbeiter (Dr. M. Wöhlcke, Projektleiter/SWP,<br />

Prof. Ch. Höhn, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung,<br />

sowie die Projektassistentin S. Schmid) arbeiten in<br />

enger Koordination und Absprache fächerübergreifend zusammen.<br />

Für das Projekt „Elitenwechsel in der arabischen Welt“ wurden PD<br />

Dr. V. Perthes, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin, Fördermittel<br />

bewilligt.<br />

Der Tod von gleich vier altgedienten arabischen Führern zwischen<br />

1999 und <strong>2000</strong> hat internationale Beobachter erstmals darauf gestoßen,<br />

dass die arabische Welt in der kommenden Dekade einen nahezu<br />

umfassenden politischen Führungs- und Generationenwechsel<br />

erleben dürfte, der sich auf die inneren Strukturierungen dieser Staaten<br />

(in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Hinsicht) und auf ihre<br />

regierenden und internationalen Beziehungen auswirken kann.<br />

Heutige arabische Gesellschaften sind vergleichsweise jung (die unter<br />

18jährigen machen bis zu 60 Prozent der Bevölkerung arabischer<br />

Staaten aus). Den Generationswechsel durchzuführen und Arbeitsplätze<br />

und soziale Sicherheit für die heranwachsende Generation bereitzustellen,<br />

ist eine Hauptherausforderung für alle diese Staaten.<br />

Gleichzeitig bietet die überwiegend junge Bevölkerung den<br />

Führungspersönlichkeiten und Eliten der arabischen Staatenwelt<br />

eine Chance im Hinblick auf eine Verjüngung sozialer, wirtschaftlicher<br />

und politischer Strukturen und eröffnet die Möglichkeit, die regionalen<br />

Beziehungen der arabischen Staaten untereinander wie<br />

auch zu ihrer internationalen Umgebung neu zu bestimmen.<br />

Vorgesehen sind eine Querschnittsanalyse für die gesamte Region<br />

sowie Fallstudien zu ausgewählten Staaten. Das Augenmerk soll dabei<br />

auf den politischen Eliten liegen i. S. der politisch „Einflussreichen“<br />

von Harold Lasswell (1958). Damit sind nicht allein die obersten<br />

Entscheidungsträger der einzelnen Staaten gemeint, sondern<br />

ganz wesentlich die Entscheidungsträger der zweiten und dritten<br />

Reihe und insgesamt die Mitglieder einer im Einzelfall operational zu<br />

bestimmenden politischen Klasse.<br />

Folgende, miteinander verbundene Themenkomplexe, sollen behandelt<br />

werden:<br />

– Struktur und Zusammensetzung der neuen bzw. heranwachsenden<br />

politischen Eliten der arabischen Staaten selbst,<br />

– Zusammenhänge zwischen dem Generationswechsel bei den politischen<br />

Eliten und den politischen und sozio-ökonomischen<br />

Transformationsprozessen in den arabischen Staaten,<br />

– Zusammenhang zwischen dem Wechsel der politischen Eliten und<br />

den regionalen bzw. internationalen Beziehungen der arabischen<br />

Staaten.<br />

Sechs Nachwuchswissenschaftler (drei aus Europa, und drei aus arabischen<br />

Staaten) gehören zu dem internationalen Team des Projek-<br />

Elitenwechsel<br />

in der<br />

arabischen Welt


Südkaukasus<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 198<br />

tes, das neben der Förderung durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> auch<br />

Fördermittel der Ford Foundation erhält.<br />

Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut, Hamburg, erhielt für<br />

das Projekt „Die Beziehungen des Südkaukasus zur Türkei und zum<br />

Iran. Regionale Außenpolitik vor dem Hintergrund der Anbindung<br />

an Europa“ Fördermittel.<br />

Das Forschungsvorhaben soll die Beziehungen des Südkaukasus<br />

(Aserbaidschan, Armenien und Georgien) zur Türkei und zum Iran<br />

jeweils in einzelnen Teilgebieten untersuchen. Der Schwerpunkt der<br />

Analyse wird dabei auf Aserbaidschan gelegt.<br />

Die Ausgangssituation im Kaukasus zeichnet sich insbesondere<br />

durch die hohe Bedeutung der Energieressourcen, strategische Allianzbildungen,<br />

die Rolle Russlands, ethnische Konflikte, die Prozesse<br />

von Transformation und Demokratisierung und Probleme der politischen<br />

Eliten aus.<br />

Auch spielen externe Einflüsse in der Region im Spannungsfeld von<br />

NATO, USA, EU und Russland eine Rolle. In diesem Zusammenhang<br />

stehen die Beziehungen zu den Nachbarn Türkei und Iran als potentiellen<br />

regionalen Führungsmächten im Blickpunkt. Dabei sind jeweils<br />

besonders kulturelle und religiöse Grundlagen der bilateralen<br />

Verhältnisse, die wirtschaftlichen Beziehungen sowie die sicherheitspolitischen<br />

Implikationen zu beachten.<br />

Unter dem kulturellen Blickwinkel ist der Islam von zentraler Relevanz,<br />

in wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Hinsicht stellt das<br />

Beziehungsgeflecht mit internationalen Organisationen wie der EU<br />

und der NATO und den Mächten USA und Russland eine wesentliche<br />

Komponente dar. Die europäische Dimension wird dabei als Rahmen<br />

und Verbindungsglied für die beiden Teilprojekte betrachtet.<br />

Die Analyse in beiden Teilprojekten soll sich dabei auf zwei Ebenen<br />

vollziehen:<br />

– einer Darstellung von regionalen Zusammenhängen und politischen<br />

Konstellationen sowie<br />

– deren Auswirkungen auf übergreifende Kooperationsstrukturen<br />

und Sicherheitskonzepte.<br />

Auf der Grundlage sicherheitspolitischer Kriterien soll die Wechselwirkung<br />

zwischen diesen Ebenen erschlossen und eine Einbettung<br />

der gewonnenen Erkenntnisse in den Rahmen der Konfliktrisikenanalyse<br />

sowie der Entwicklung von Lösungsstrategien und Kooperationsmöglichkeiten<br />

in der Region vorgenommen werden.<br />

In der laufenden ersten Phase des Projekts liegt der Schwerpunkt auf<br />

der Auswertung der auf regionaler Ebene gewonnenen Untersuchungsergebnisse.<br />

Erstes Ziel ist eine Bestandsaufnahme der engen<br />

Beziehung Aserbaidschans zur Türkei und der zwiespältigen zum<br />

Iran in den zehn Jahren der Unabhängigkeit. Das Verhältnis zur


199<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

Türkei wird durch drei Themenkomplexe geprägt: Fragen der nationalen<br />

Identität Aserbaidschans, Zusammenarbeit im Energiebereich<br />

(Pipelinerouten) und der Konflikt mit Armenien um Berg Karabach.<br />

In den Beziehungen zum Iran sind der Islam und die Nähe zu den im<br />

Iran lebenden Aseris die brisantesten Untersuchungsgebiete.<br />

Die ersten Publikationen in Form von Artikeln beschäftigen sich mit<br />

diesen Themen. Erschienen ist bisher eine Einführung in die Problematik<br />

der türkisch-aserbaidschanischen Beziehungen:<br />

Freitag-Wirminghaus, Rainer: Die Türkei, der Westen und die Region<br />

um das Kaspische Meer. – In: Die islamischen Staaten und ihr<br />

Verhältnis zur westlichen Welt. Hrsg.: Bernd Rill. München <strong>2000</strong>.<br />

S.19–32.<br />

In Kürze erscheinende Artikel behandeln den Karabachkonflikt, die<br />

prowestliche Allianz GUUAM (Georgien, Ukraine, Usbekistan, Aserbaidschan,<br />

Moldawien), die Situation des Islams in Aserbaidschan<br />

sowie Probleme der aserbaidschanischen Schriftreform.<br />

Für ein Forschungsvorhaben zum Thema „MERCOSUR und NAFTA:<br />

Institutionen und Entscheidungsstrukturen in asymmetrischen Integrationsprozessen<br />

der ,zweiten Generation‘“ wurden Prof. K. Bodemer,<br />

Institut für Iberoamerikakunde, Hamburg, Fördermittel bewilligt.<br />

Auf der Grundlage eines systematischen Vergleichs der institutionellen<br />

Steuerungs- und Entscheidungsprozesse des MERCOSUR und<br />

der NAFTA sollen Effizienz wie auch Defizite der jeweiligen Strukturen<br />

beider Organisationen untersucht werden. Damit soll einerseits<br />

geprüft werden, inwieweit neue integrationspolitische Modelle –<br />

welche keine Übertragung nationaler Kompetenzen an supranationale<br />

Organe vorsehen – zu beobachten sind, andererseits ist die Erarbeitung<br />

politisch-institutioneller Reformperspektiven vorgesehen.<br />

Innerhalb der bisherigen Forschung kann eine Lücke in der Erarbeitung<br />

politisch-institutioneller Betrachtungen der Integrationsprozesse<br />

der NAFTA und des MERCOSUR identifiziert werden; zudem<br />

ist eine deutliche Ausrichtung der Literatur am Modell der EU zu beobachten,<br />

so dass ein Vergleich zwischen beiden Organisationen die<br />

Verengung auf eine eurozentrische Perspektive vermeidet.<br />

MERCOSUR wie NAFTA gelten als Integrationsmodelle der „zweiten<br />

Generation“, die sich durch eine Weltmarktorientierung und einen<br />

Wirtschaftspragmatismus im Kontext der Globalisierung auszeichnen<br />

und zudem jeweils durch hegemoniale Elemente (Rolle der<br />

USA in der NAFTA und Brasiliens im MERCOSUR) gekennzeichnet<br />

sind. Im Unterschied zur EU als Integrationsprojekt der „ersten Generation“,<br />

die als Kontrastmodell Vergleichsmöglichkeiten eröffnet,<br />

weisen NAFTA und MERCOSUR keine supranationalen Organe auf<br />

und orientieren ihre institutionellen Strukturen an den jeweiligen<br />

ökonomischen Notwendigkeiten der Integration.<br />

MERCOSUR<br />

und NAFTA


Europarecht<br />

Lehrveranstaltungen<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 200<br />

Dabei zeigt sich für die NAFTA eine flexible Ad-hoc-Struktur ohne<br />

eigenständige Entscheidungsgremien, während der MERCOSUR ein<br />

komplexeres institutionelles Gefüge besitzt, das aber durch das Konsensprinzip<br />

als Entscheidungsmuster geprägt ist.<br />

Bilanzierend stellt sich der geringe Institutionalisierungsgrad als Erfolgselement<br />

für die NAFTA und den MERCOSUR heraus, der trotz<br />

aktueller Reformüberlegungen in Richtung auf ein eigenes, genuines<br />

Paradigma der Integration (der zweiten Generation) verweisen kann.<br />

Aus diesem Befund werden als forschungsrelevante Themen abgeleitet:<br />

– Erfolgsgründe für NAFTA und MERCOSUR in der post-bipolaren<br />

Weltordnung und die Rolle des jeweiligen Integrationsmodells,<br />

– Zusammenhang zwischen Integrationszielen und institutionellen<br />

Strukturen,<br />

– Wirksamkeit politisch-institutioneller Steuerung der Intergrationsprozesse<br />

der zweiten Generation und ihre Vorteile,<br />

– Wechselwirkung zum Modell der EU,<br />

– Effizienz des Konsensprinzips,<br />

– Bedeutung von Asymmetrien,<br />

– Reformbedarf in NAFTA und MERCOSUR.<br />

Um die beschriebenen Themen zu behandeln, sollen folgende<br />

Aspekte in komparativer Perspektive zwischen NAFTA und MER-<br />

COSUR untersucht werden:<br />

– internationale Rahmenbedingungen,<br />

– rechtliche Grundlagen und Funktionsweise,<br />

– Wirkung und Effizienz der jeweiligen Schlichtungsverfahren,<br />

– Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Integrationsmodelle,<br />

– Vergleich der institutionellen Steuerung zwischen den Modellen<br />

der ersten und der zweiten Generation,<br />

– funktionale Äquivalente zu supranationalen Institutionen,<br />

– institutioneller Reformbedarf in der NAFTA und im MERCOSUR.<br />

Prof. M. Hilf, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Hamburg,<br />

wurden weitere Fördermittel für auslandsrechtliche, rechtsvergleichende<br />

und europarechtliche Lehrveranstaltungen bereitgestellt.<br />

Mit Hilfe der Mittel werden ausländische Rechtswissenschaftler nach<br />

Hamburg eingeladen, um hier als Gastprofessoren auslandsrechtliche,<br />

rechtsvergleichende und europarechtliche Lehrveranstaltungen<br />

– wenn möglich in ihrer Muttersprache – abzuhalten. Im Sommersemester<br />

<strong>2001</strong> fanden in diesem Rahmen folgende Vorlesungen statt:


201<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

– Prof. Eric Canal-Forgues (Universität Caire): La Constitution et les<br />

relations extérieures de la France<br />

– Prof. Jean-Claude Gautron und Dr. Olivier Dubos (Universität<br />

Montesquieu Bordeaux IV): Les approches françaises du droit<br />

communautaire<br />

– Prof. Michael Whincup (Universität Keele): English legal system<br />

– Prof. Michael Whincup (Universität Keele): English contract law.<br />

Prof. E. Koch, Dekanin, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität<br />

Jena, wurden auch im Berichtszeitraum Fördermittel zur Einrichtung<br />

von zwei Dozentenstellen für englisches und französisches Recht bereitgestellt.<br />

In Übereinstimmung mit der internationalen Ausrichtung der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität Jena werden die Studieninhalte<br />

durch Lehrangebote im englischen, amerikanischen,<br />

französischen und russischen Recht erweitert. Die Fördermittel der<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ermöglichen es, ein recht umfangreiches Angebot<br />

an Lehrveranstaltungen zum französischen Recht im Rahmen<br />

des „Droit et Langue“-Programms anzubieten. Im WS <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> und<br />

im SS <strong>2001</strong> wurden im Rahmen des Programms Veranstaltungen zur<br />

Einführung und Vertiefung in das französische Rechtssystem durchgeführt.<br />

Das Programm läuft jetzt seit dem WS 1996/97 und hat bei<br />

den Studierenden und Graduierten großen Anklang gefunden.<br />

Das Programm fügt sich auch in die mit der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät ausgearbeiteten Schwerpunktveranstaltungen Recht<br />

und Wirtschaft ein.<br />

Im Laufe des WS <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> und SS <strong>2001</strong> fanden mit Unterstützung<br />

der <strong>Stiftung</strong> Lehrveranstaltungen zur Einführung in das französische<br />

Staats- und Zivilrecht und zur Vertiefung in das französische Völkerund<br />

Wirtschaftsrecht statt. Da das „Droit et Langue“-Programm bereits<br />

mehrere Jahre von der <strong>Stiftung</strong> unterstützt wird, konnten eine<br />

Reihe von Studierenden die Abschlussprüfung ablegen.<br />

Prof. S. Grundmann, Juristische Fakultät, Universität Halle-Wittenberg,<br />

und Prof. A. K. Schnyder, Juristische Fakultät, Universität Basel,<br />

werden seit Frühjahr <strong>2000</strong> Mittel für das Projekt „IUS COMMU-<br />

NITATIS – 10 Lehrbücher zum Europäischen materiellen Recht“ bereitgestellt.<br />

Geplant ist die Herausgabe einer Reihe von rechtswissenschaftlichen<br />

Lehrbüchern zu den zehn vielleicht wichtigsten Materien des substantiellen<br />

Gemeinschaftsrechts: dem Europäischen Schuldrecht, Gesellschaftsrecht,<br />

Arbeitsrecht, Banken- und Versicherungsrecht, Wettbewerbsrecht,<br />

Zivilprozessrecht, Umweltrecht, Verwaltungsrecht,<br />

Außenwirtschaftsrecht und dem Recht des geistigen Eigentums.<br />

Der Dynamik des Gemeinschaftsrechts folgend haben sich auch in<br />

diesen Gebieten seit dem letzten Bericht tiefgreifende Veränderun-<br />

Englisches/<br />

französisches<br />

Recht<br />

Europäisches<br />

Recht


Wettbewerbsrecht<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 202<br />

gen ergeben. Genannt seien nur: der Einfluss der EU-Kaufrechtsrichtlinie,<br />

die zum Schuldrechtsmodernisierungsgesetz und damit<br />

zur tiefgreifendsten Reform im Herzstück des deutschen Zivilrechts<br />

seit einem Jahrhundert führte; die politische Einigung auf die erste<br />

einheitliche europäische Rechtsform für einen großen Gesellschaftstyp<br />

(Societas Europaea); und im Zivilprozessrecht die Abschaffung<br />

des sogenannten Exequatur, d. h. die Einführung der<br />

freien Zirkulationsfähigkeit von Urteilen in ganz Europa.<br />

Die 10 Bände sollen eine verlässliche Darstellung jedes der 10 Gebiete<br />

geben, zugleich jedoch auch die Diskussionsgrundlagen für<br />

diese dynamische Entwicklung offenlegen. Da Gemeinschaftsrecht<br />

weit überwiegend nur über die nationalen Rechte (durch Umsetzung<br />

in diese) wirkt, zielt die Förderung auf zweierlei: die genannte Darstellung<br />

des Gemeinschaftsrechts, also einer europaweit einheitlich<br />

geltenden Rechtsquelle; sowie die Rechtsvergleichung, die die Herkunft<br />

von Gemeinschaftsrecht aus den nationalen Modellen verständlich<br />

macht, zugleich dort, wo es noch an Gemeinschaftsrecht<br />

fehlt, Entwicklungslinien in den nationalen Rechten offenlegt, und<br />

nicht zuletzt auch hilft zu sehen, wie weit die nationalen Rechte nach<br />

Harmonisierung einander tatsächlich vergleichbar sind. Beispielsweise<br />

ist im Gesellschaftsrecht der Kauf und Verkauf von Anteilen<br />

(Kapitalmarkt) weitestgehend europaweit vereinheitlicht, umgekehrt<br />

ist der rechtliche Rahmen für die Entscheidungsfindung in Gesellschaften<br />

in wichtigen Teilen nicht harmonisiert. Unter dem Begriff<br />

der „Corporate Governance“ wird dieser rechtliche Rahmen<br />

rechtsvergleichend diskutiert. Zwischen beiden stehen die sogenannten<br />

Übernahmen, der massenweise Verkauf von Anteilen an<br />

neue Eigentümer, die typischerweise die Entscheidungsträger auswechseln,<br />

d. h. ein Mechanismus, der per Kauf und Verkauf auf die<br />

Entscheidungsträger und damit auf die Entscheidungsstrukturen<br />

Einfluss nimmt. Dass all dies in dem Lehrbuch Gesellschaftsrecht zusammen<br />

dargestellt wird, zeigt auch, dass organische Zusammenhänge<br />

in der Lebenswirklichkeit eine besondere Rolle in der Lehrbuchreihe<br />

spielen.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. E.-J. Mestmäcker, Max-Planck-<br />

Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht, Hamburg,<br />

weiter an einer Neubearbeitung seines Lehrbuchs „Europäisches<br />

Wettbewerbsrecht“.<br />

Die erste Ausgabe ist 1974 erschienen und inzwischen vergriffen.<br />

Dieses Lehrbuch war zugleich als Handbuch konzipiert worden und<br />

berücksichtigte die Rechtsprechung des EuGH und die Entscheidungspraxis<br />

der EG-Kommission.<br />

Aufgrund der inzwischen eingetretenen Entwicklung wurde es notwendig,<br />

eine Neuauflage mit geänderter Konzeption vorzusehen.<br />

Die Aufgabe besteht darin, das Europäische Wettbewerbsrecht unter<br />

Konzentration auf seine grundlegenden Prinzipien als Teil des Binnenmarktes<br />

und der Wirtschaftsverfassung der EU in Auseinander-


203<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

setzung mit den jüngsten Entwicklungen darzustellen. Auch die Bezüge<br />

zum Recht der Welthandelsorganisation (WTO) sind dabei einzubeziehen.<br />

Die Arbeit an dem Projekt war geprägt durch grundlegende Veränderungen<br />

des Europäischen Wettbewerbsrechts, welche durch die<br />

EG-Kommission initiiert sind. Zu den grundsätzlichen, auch verfassungsrechtlichen<br />

Fragen der von der EG-Kommission beabsichtigten<br />

veränderten Anwendung des Kartellverbots in Art. 81 wurde wiederholt<br />

und umfassend Stellung genommen, zuletzt in dem Aufsatz<br />

„The E.C. Commission’s Modernization of Competition Policy: A<br />

Challenge to the Community’s Constitutional Order“, EBOR <strong>2000</strong>.<br />

Ähnlich grundlegende Bedeutung kommt der neuen Rechtsprechung<br />

des Europäischen Gerichtshofs zu den Staatsmonopolen im<br />

Energiebereich zu. Dazu wurde in einem Aufsatz „Grenzen staatlicher<br />

Monopole im EG-Vertrag“, in: FIW-Schriftenreihe, Erfahrungen<br />

mit der Privatisierung von Monopolunternehmen, 1999, S. 71-82,<br />

Stellung genommen.<br />

Zusätzlich zu den unternehmensbezogenen Wettbewerbsregeln<br />

wird das Lehrbuch das Vergaberecht und das Recht der Beihilfen behandeln.<br />

Unter der Leitung von Prof. M. Herdegen am Institut für öffentliches<br />

Recht der Universität Bonn wird das Forschungsvorhaben „Gentechnikrecht<br />

in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union“ durchgeführt.<br />

Im Sommer 1998 sowie im Frühjahr <strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> weitere<br />

Mittel zur Fortsetzung und Erweiterung des Forschungsvorhabens<br />

auf andere EU-Mitgliedstaaten wie Finnland, Irland, Luxemburg<br />

und Spanien. Vor allem nimmt das Projekt auch die aktuellen<br />

Entwicklungen im europäischen Biotechnologierecht (Deregulierung<br />

der beiden EG-Gentechnikrichtlinien, Richtlinie über den Schutz<br />

biotechnologischer Erfindungen, Verordnung zu biotechnologisch<br />

hergestellten Arzneimitteln und Novel-Foods-Verordnung) auf, ferner<br />

sind völkerrechtliche Regelungsinstrumente (Biodiversitätskonvention,<br />

Biosafety-Protokoll, Bioethikkonvention, UNESCO-Erklärung<br />

zum Humangenom) untersucht worden. Das Projekt will<br />

auch einen Beitrag zur Standortdiskussion im europäischen Rahmen<br />

und im „Triaden-Wettbewerb“ (Europäische Union – USA – Japan)<br />

leisten.<br />

An dem Vorhaben wirken Dr. H.-G. Dederer und Dr. T. Spranger mit.<br />

Die Forschungsergebnisse werden zusammen mit den originalen Regelungstexten<br />

sowie den Länderberichten veröffentlicht in:<br />

Internationale Praxis Gentechnikrecht. (IP-GenTR): EG-Recht,<br />

Länderrecht und internationales Recht. Hrsg. von Matthias Herdegen.<br />

Unter Mitw. von Hans-Georg Dederer. – Heidelberg: C.F:<br />

Müller. (Losebl.-Ausg.) – Grundwerk: 1996; Stand. 16. Erg.-Lfg.,<br />

Dezember <strong>2000</strong>.<br />

Gentechnikrecht


Europäisches<br />

Insolvenzrecht<br />

Wirtschaftsrecht<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 204<br />

Prof. H. Prütting, Institut für Verfahrensrecht, Universität Köln, wurden<br />

Mittel für das Projekt „Das neue europäische Insolvenzrecht“<br />

bewilligt.<br />

Der Rat der Europäischen Union hat am 29. Mai <strong>2000</strong> die Verordnung<br />

Nr. 1346/<strong>2000</strong> über Insolvenzverfahren verabschiedet. Diese<br />

Verordnung wird am 31. Mai 2002 in Kraft treten. Sie soll ein einheitliches<br />

europäisches Insolvenzverfahren ermöglichen. Im Bereich<br />

des insolvenzrechtlich relevanten materiellen Rechts verweist die<br />

Verordnung allerdings auf die nationalen Rechte der Mitgliedsstaaten.<br />

Die Verordnung stellt den Abschluss langfristiger europäischer<br />

Bemühungen um ein europäisches Insolvenzrecht dar. Angesichts<br />

der fehlenden nationalen Regelungen und der bisher nur in geringem<br />

Umfang vorhandenen bilateralen Übereinkommen wird die<br />

neue europäische Verordnung einen ganz wesentlichen Fortschritt<br />

im Bereich der europäischen Rechtsentwicklung bringen. Das vorliegende<br />

Vorhaben hat sich deshalb zur Aufgabe gestellt, die neue<br />

europäische Verordnung und das ihr zugrunde liegende nationale<br />

materielle Recht wissenschaftlich zu erforschen, darzustellen und zu<br />

systematisieren.<br />

Das Vorhaben sieht eine Ermittlung des relevanten Rechts der europäischen<br />

Staaten auf dem Gebiet des sachlichen Insolvenzrechts<br />

vor. Hierzu ist geplant, zu einzelnen Sachbereichen Fragebögen zu<br />

entwerfen. Für die Mitarbeit sollen in den europäischen Mitgliedstaaten<br />

ausgewiesene Spezialisten gewonnen werden. Ziel der Arbeit<br />

ist es, innerhalb von zwei Jahren eine wissenschaftlich vertiefte<br />

Ausarbeitung vorzulegen, die für Theorie und Praxis ein Arbeiten<br />

mit der im Mai 2002 in Kraft tretenden Verordnung ermöglichen soll.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. M. Dreher, L. L. M., Lehrstuhl<br />

für Europarecht, Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />

Rechtsvergleichung, Universität Mainz an der „Europäisierung des<br />

bisher im wesentlichen national ausgerichteten großen Lehrbuchs<br />

zum Wirtschaftsrecht von Prof. <strong>Fritz</strong> Rittner“.<br />

Das bisher national ausgerichtete Lehrbuch zum Wirtschaftsrecht<br />

von <strong>Fritz</strong> Rittner – zuletzt in zweiter Auflage im Jahr 1987 vorgelegt<br />

– muss im Sinne einer Europäisierung grundlegend neu bearbeitet<br />

werden. Hintergrund ist der erhebliche Wandel des Wirtschaftsrechts<br />

durch das Binnenmarktprogramm der EG und seine Verwirklichung<br />

durch zahlreiche EG-Verordnungen und -Richtlinien sowie<br />

durch die Änderungen des EG-Vertrags selbst.<br />

Prof. Rittner, der im März <strong>2001</strong> das 80. Lebensjahr vollendet hat, will<br />

noch einzelne Teile des Buches zum deutschen Recht aktualisieren<br />

und die Arbeiten daran im Jahr <strong>2001</strong> abschließen. Von seinem akademischem<br />

Lehrer, Prof. Rittner, wurde Prof. Dreher gebeten, die<br />

Neuauflage wesentlich mit zu übernehmen und dabei vor allem die<br />

notwendige Europäisierung des Lehrbuchs durchzuführen. Das Wirt-


205<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

schaftsrecht als moderne, fächerübergreifende rechtswissenschaftliche<br />

Kategorie der Nachkriegszeit hatte seinen rechtssystematischen<br />

Standort erst zu finden und sich als eigenständiges Rechtsgebiet<br />

durchzusetzen. Dabei hatte und hat das Lehrbuch von Rittner, nachdem<br />

das Wirtschaftsrecht die Funktion besitzt, eine gesamtwirtschaftlich<br />

richtige Ordnung zu gewährleisten, eine große Bedeutung.<br />

Es wurde in Wissenschaft sowie in- und ausländischer Praxis positiv<br />

aufgenommen.<br />

Im Bereich des Wirtschaftsrechts sollen – wie im Zusammenhang mit<br />

dem Maastricht-Urteil des BVerfG auch breiter bekannt wurde – heute<br />

schon 80 Prozent aller Regelungen durch Europarecht beeinflusst sein.<br />

Seit der letzten Auflage des Buches hat sich die Rechtslage aufgrund<br />

dieses europarechtlichen Einflusses auf sehr vielen Gebieten nicht nur<br />

erheblich gewandelt, es sind auch zahlreiche zusätzliche Bereiche erfasst<br />

worden. Als Beispiele sind bei den Grundfragen anzuführen die<br />

Festlegung Europas auf eine „offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb“<br />

durch den neuen EG-Vertrag und im Bereich der einzelnen<br />

Wirtschaftssektoren die völlige Neuausrichtung der Versicherungswirtschaft<br />

durch die dritte Generation der EG-Versicherungsrichtlinien,<br />

die erstmalige europaweite Öffnung des nationalen Vergabemärkte<br />

durch entsprechende EG-Richtlinien und die neue und vielfach<br />

durch Europarecht beeinflusste Rolle der Telekommunikationswirtschaft<br />

sowie die entsprechende Entwicklung der Kapitalmärkte.<br />

Die Europäisierung des Lehrbuchs fordert daher ein Eingehen auf<br />

alle diese Bereiche. Neben die nationalen Teile muss deshalb jeweils<br />

ein gleichgewichtiger europarechtlicher Teil treten, oft – wegen des<br />

bloßen Nachvollzugs europäischen Rechts durch nationale Umsetzungsakte<br />

– sogar ein dominierender Teil zum europäischen Wirtschaftsrecht.<br />

Dabei ist der bisherige spezifisch wirtschaftsrechtliche<br />

Ansatz des Werkes mit der Orientierung des Wirtschaftsrechts an der<br />

Funktion der gesamtwirtschaftlichen Richtigkeit beizubehalten. Dass<br />

dies trotz des selbständigen und überragenden Einflusses des europäischen<br />

Wirtschaftsrechts ohne weiteres möglich ist, belegt zugleich<br />

die Leistungsfähigkeit eines so verstandenen Wirtschaftsrechts<br />

auch für die Zukunft.<br />

Prof. A. von Bogdandy, Professur für Öffentliches Recht, insbesondere<br />

Europarecht und internationales Wirtschaftsrecht sowie Rechtsphilosophie,<br />

Universität Frankfurt a. M., wurden Mittel bewilligt für<br />

das Projekt „Figuren, Positionen und Entwicklungsperspektiven der<br />

europäischen Verfassungsrechtswissenschaft“.<br />

Ziel des Projekts ist eine kritische Bestandsaufnahme von Grundfiguren<br />

des Verfassungsrechts der Europäischen Union. Es sollen zu<br />

seinen zentralen Problembereichen die rechtswissenschaftlichen<br />

Grundpositionen aufbereitet werden, also diejenigen Konzeptionen,<br />

welche einen Rechtsbereich strukturieren können und zugleich einen<br />

kritischen Gehalt gegenüber gegenwärtigen oder möglichen<br />

zukünftigen Entwicklungen haben.<br />

Europäisches<br />

Verfassungsrecht


Europäischer<br />

Verfassungsvertrag<br />

Multinationale<br />

Unternehmen<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 206<br />

Kernbereich des Projektes sind wissenschaftliche Diskurse im Dienste<br />

der Selbsttransparenz der Wissenschaft(ler) vom Europarecht. Das<br />

breite Spektrum der Themen, die auf zwei gemeinsamen Tagungen<br />

diskutiert werden, soll gewährleisten, dass jedes Thema im Lichte<br />

der anderen großen Fragenkreise gespiegelt wird und so die „Einheit<br />

der Europarechtswissenschaft“ zumindest eine „konkrete<br />

Chance“ erhält. Darüber hinaus soll ein Politikwissenschaftler in das<br />

Projekt mit einbezogen werden, der an der interdisziplinären Arbeit<br />

interessiert ist und bei den einzelnen Themen auf korrespondierende<br />

oder divergierende politikwissenschaftliche Theorieangebote hinweisen<br />

kann, die dann in die rechtswissenschaftlichen Arbeiten integriert<br />

werden können.<br />

Strategische Zielsetzung ist die Begründung eines Netzwerks jüngerer<br />

Europarechtswissenschaftler, von denen erwartet werden kann,<br />

dass sie in den nächsten Jahrzehnten Maßgebliches bei der Bearbeitung<br />

dieses Rechtsgebietes leisten. Eine englische Fassung des geplanten<br />

Buches soll der internationalen Fachöffentlichkeit, die sich<br />

derzeit nur punktuell und unzureichend über die Rechtswissenschaft<br />

im deutschen Sprachraum informieren kann, den Stand der einschlägigen<br />

Wissenschaft präsentieren und zugleich die Mitarbeiter international<br />

vorstellen und ihnen den Zugang zur internationalen Diskussion<br />

erleichtern.<br />

Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. J. Schwarze, Institut für Öffentliches<br />

Recht, Universität Freiburg, an dem „Grundlagenteil eines<br />

Europäischen Verfassungsvertrages“.<br />

Im Anschluss an ein inzwischen abgeschlossenes und von der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt über die Entstehung einer Europäischen<br />

Verfassungsordnung sollen im Rahmen einer kleinen Arbeitsgruppe<br />

die einzelnen Schwerpunkte des Grundlagenteils eines<br />

Europäischen Verfassungsvertrages erarbeitet und sodann konkrete<br />

Vorschläge für den Entwurf eines Vertragstextes vorgelegt werden.<br />

Anders als bei bereits vorliegenden Konzepten soll es auch Ziel des<br />

Projektes sein, zu inhaltlichen Neugestaltungsvorschlägen bei der<br />

künftigen Kompetenzabgrenzung zu gelangen, dabei aber zugleich<br />

darauf zu achten, dass der vorzuschlagende Vertragstext im Grundlagenteil<br />

nicht über das sachlich Notwendige hinausreicht. Es ist vorgesehen,<br />

dem Entwurf des Vertragstextes eine knappe Begründung<br />

beizufügen.<br />

Prof. H. Klodt, Leiter der Forschungsabteilung I Wachstum, Strukturwandel<br />

und internationale Arbeitsteilung am Institut für Weltwirtschaft<br />

an der Universität Kiel, arbeitet mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong><br />

an dem Projekt „The Role of Multinational Enterprises in Globalization“.<br />

Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die theoretische und empirische<br />

Analyse multinationaler Unternehmen. Sie haben im internationalen<br />

Handel sowie im grenzüberschreitenden Transfer von Sach-


207<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

kapital, Wissen und Technologie eine zentrale Position. Das Projekt<br />

soll neue Einsichten in den Globalisierungsprozess der Weltwirtschaft<br />

ermöglichen.<br />

Drei Richtungen ökonomischer Forschungen sollen zusammengeführt<br />

werden:<br />

– Die empirische Forschung zur Globalisierung beschreibt die stilisierten<br />

Fakten, die als Ausgangspunkt der weiteren Untersuchungen<br />

dienen.<br />

– Die Theorie der multinationalen Unternehmen erklärt deren Entstehung<br />

in allgemeinen Gleichgewichtsmodellen mit vollkommenem<br />

und unvollkommenem Wettbewerb. Aufgrund ihres statischen<br />

Charakters ist sie aber wenig geeignet, dem Prozess der<br />

Globalisierung eine theoretische Fundierung zu geben.<br />

– Deshalb muss die Theorie der multinationalen Unternehmen mit<br />

dem evolutionären Ansatz der Neuen Wirtschaftsgeographie verbunden<br />

werden. Danach sind sinkende Distanzkosten verantwortlich<br />

für die Globalisierung, wobei die Entwicklung in Schüben<br />

verläuft.<br />

In dem Projekt soll zunächst ein theoretisches Modell entwickelt und<br />

in einem zweiten Schritt empirisch überprüft werden. Dabei sollen<br />

die folgenden Thesen getestet werden:<br />

– Ausländische Direktinvestitionen bewirken ein hohes Niveau an<br />

importierten Zwischenprodukten.<br />

– Unternehmensgröße, Grad der Differenziertheit der Produkte und<br />

die Bedeutung von „Headquarter Services“ sind wichtige Determinanten<br />

ausländischer Direktinvestitionen.<br />

– Marktgröße, Pro-Kopf-Einkommen und Offenheit der Volkswirtschaft<br />

beeinflussen das Ausmaß von ausländischen Direktinvestitionen.<br />

Die empirische Untersuchung stützt sich sowohl auf aggregierte als<br />

auch auf Unternehmensdaten.<br />

Die ersten empirischen Untersuchungen galten der Überprüfung der<br />

Annahme des theoretischen Modells, dass ausländische Töchter multinationaler<br />

Unternehmen stark auf spezifische Zwischenprodukte<br />

aus dem Netzwerk des multinationalen Unternehmens zurückgreifen.<br />

In Querschnittsanalysen von Zwischenproduktimporten von<br />

sechs OECD-Staaten für 1980, 1985 und 1990 konnte diese Annahme<br />

bestätigt werden. Netzwerke multinationaler Unternehmen mit ihren<br />

intensiven Handelsbeziehungen innerhalb des Netzwerkes liefern<br />

eine bessere Erklärung für den Anstieg der Importe von Zwischenprodukten<br />

als die Hypothesen des Outsourcing und des Global<br />

Sourcing. Die Zeitreihenanalyse, die mit deutschen Jahresdaten von<br />

1976 bis 1998 ausgeführt wurde, bestätigt dieses Ergebnis.


Globalisierung<br />

Automobilindustrie<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 208<br />

Danach konzentriert sich die Forschung auf die Erarbeitung eines<br />

empirischen Überblicks über die Charakteristika der Globalisierung.<br />

Die Ergebnisse dieses Überblicks legen nahe, sich im folgenden Literatursurvey<br />

auf allgemeine Gleichgewichtsmodelle zu konzentrieren,<br />

die die Entstehung horizontaler multinationaler Unternehmen<br />

zwischen Industrieländern erklären können.<br />

Bisher ist folgende Publikation erschienen:<br />

Kleinert, Jörn: Growing trade in intermediate goods. Outsourcing,<br />

global sourcing or increasing importance of MNE networks? –<br />

Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der Univ. Kiel, <strong>2000</strong>. 42 S.<br />

(Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr. 1006).<br />

Im Berichtszeitraum unterstützte die <strong>Stiftung</strong> das Projekt „Ursachen<br />

und Implikationen der Globalisierung am Beispiel der Automobilindustrie“<br />

von Dr. P. Nunnenkamp, Institut für Weltwirtschaft an der<br />

Universität Kiel.<br />

Im ersten Schritt des Forschungsprojektes wurde der durch neue Anbieter<br />

aus Niedrigeinkommensländern hervorgerufene Wettbewerbsdruck<br />

in der Automobilindustrie anhand einer Analyse der<br />

sektoralen Handels- und Investitionsflüsse quantifiziert. Die Ergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass die Endfertigung von Automobilen in<br />

den traditionellen Produktionsstandorten bisher noch nicht signifikant<br />

durch das Auftreten neuer Anbieter in Mitleidenschaft gezogen<br />

worden ist. Allerdings haben die Importe von Vorleistungen stark zugenommen<br />

– insbesondere in den Bereichen des Produktionsprozesses,<br />

die relativ viele geringqualifizierte Arbeitskräfte einsetzen. Darüber<br />

hinaus deutet vieles darauf hin, dass der Importdruck aus Niedrigeinkommensländern<br />

in Zukunft auch in der Endfertigung steigen<br />

wird.<br />

In einem zweiten Schritt wurden die Einkommens- und Beschäftigungseffekte<br />

der zunehmenden Globalisierung in der Automobilindustrie<br />

untersucht. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe haben<br />

sich in den letzten 30 Jahren sowohl die Einkommen als auch die<br />

Beschäftigung in diesem Sektor relativ günstig entwickelt. Die Untersuchung<br />

der Verteilungseffekte innerhalb der Automobilindustrie<br />

Deutschlands, Japans und der Vereinigten Staaten unterstützte<br />

gleichwohl die Vorhersagen einfacher Handelsmodelle, denen zufolge<br />

sich die Einkommens- und Beschäftigungssituation der relativ<br />

geringqualifizierten Arbeitskräfte in Höchsteinkommensländern im<br />

Zuge der Globalisierung verschlechtern sollten. In Deutschland ist<br />

die Humankapitalintensität des Sektors gestiegen, und die Relativlöhne<br />

der Geringqualifizierten sind gesunken. Aufgrund der überraschend<br />

geringen intra- und intersektoralen Lohnflexibilität in der<br />

amerikanischen Automobilindustrie mussten dort sowohl gering- als<br />

auch hochqualifizierte Arbeitnehmer einen starken Beschäftigungsabbau<br />

hinnehmen. In Japan konnte eine Verschlechterung der relativen<br />

Einkommenssituation der Geringqualifizierten durch eine Er-


209<br />

QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />

höhung des durchschnittlichen Qualifikationsniveaus der Arbeitskräfte<br />

verhindert werden.<br />

Die Analyse der Einkommens- und Beschäftigungsentwicklungen in<br />

der deutschen, japanischen und amerikanischen Automobilindustrie<br />

legt die Vermutung nahe, dass die globalisierungbedingten Arbeitsmarkteffekte<br />

in Hocheinkommensländern maßgeblich davon abhängen,<br />

wie die Unternehmen und die nationale Wirtschaftspolitik auf<br />

den verstärkten internationalen Wettbewerbsdruck reagieren. Im<br />

letzten Schritt des Forschungsprojekts sollen daher Unterschiede in<br />

den Spezialisierungsmustern der Unternehmen der drei Länder sowie<br />

in den wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Unterstützung des<br />

notwendigen Strukturwandels untersucht werden.<br />

Bisher sind folgende Publikationen erschienen:<br />

Diehl, Markus: International trade in intermediate inputs. The<br />

case of the automobile industry. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft<br />

an der Univ. Kiel, <strong>2001</strong>. 44 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working<br />

papers; Nr. 1027)<br />

Nunnenkamp, Peter: Globalisierung der Automobilindustrie.<br />

Neue Standorte auf dem Vormarsch, traditionelle Anbieter unter<br />

Druck? – Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel,<br />

<strong>2000</strong>. III, 90 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr.<br />

1002)<br />

Nunnenkamp, Peter und Julius Spatz: Globalisierungsverlierer in<br />

der Automobilindustrie? Internationaler Wettbewerb und Arbeitsmarkteffekte<br />

in Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten.<br />

– In: Die Weltwirtschaft. 2. <strong>2001</strong>. S. 149-172.<br />

Spatz, Julius: Explaining intra- and intersectoral wage differentials<br />

in simple general equilibrium trade model. – Kiel: Institut für<br />

Weltwirtschaft an der Univ. Kiel, <strong>2001</strong>. 46 S. (Kieler Arbeitspapiere<br />

= Kiel working papers; Nr. 1042)


Doublecortin<br />

Medizin und Naturwissenschaften<br />

Einem Anliegen der Stifterinnen entsprechend erfährt die medizinische<br />

Forschung die besondere Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong>sgremien.<br />

Zur Zeit konzentriert sich die <strong>Stiftung</strong> auf den Förderungsschwerpunkt<br />

„Molekulare Pathogenese und Modelle der Krankheitsentstehung“.<br />

Es werden in diesem Programm molekularbiologische<br />

Untersuchungen über solche Krankheiten unterstützt, deren Entstehung<br />

entscheidend auf Gendefekten beruht oder bei denen Gene<br />

zur Entstehung komplexer Krankheiten beitragen.<br />

Besonders gefördert werden Vorhaben zur Identifizierung und funktionellen<br />

Analyse von Genen für monogene und komplex-genetische<br />

Krankheiten in vitro und in vivo, zur Etablierung und Evaluation von<br />

Zell- und Tiermodellen der Krankheitsentstehung, sowie zur Analyse<br />

von prädisponierenden oder die Krankheit modifizierenden Genen.<br />

Rein methodische Untersuchungen, deskriptive populationsgenetische<br />

und Linkage-Studien sowie Forschungsvorhaben ohne direkten<br />

Krankheitsbezug werden grundsätzlich nicht in das Förderungsprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Bevorzugt unterstützt werden jüngere Wissenschaftler mit einschlägigen<br />

Erfahrungen auf dem Gebiet des Forschungsschwerpunktes.<br />

Bei klinisch tätigen Forschern geht die <strong>Stiftung</strong> davon aus, dass<br />

der/die Geförderte während der Projektlaufzeit zu mindestens 80<br />

Prozent von der klinischen Arbeit freigestellt wird.<br />

Für aus dem Ausland zurückkehrende Nachwuchswissenschaftler<br />

vergibt die <strong>Stiftung</strong> im Rahmen des Förderungsschwerpunktes Rückkehrstipendien<br />

mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr. Klinische<br />

Forscher sollen hierdurch die Möglichkeit erhalten, unter Freistellung<br />

von Tätigkeiten innerhalb der Patientenversorgung, ihre im<br />

Ausland begonnenen Projekte zu beenden und neu erlernte Methoden<br />

in Deutschland zu implementieren.<br />

Eine von der <strong>Stiftung</strong> bestellte Kommission von Wissenschaftlern<br />

berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Förderung in diesem Schwerpunkt, regt<br />

Forschungsvorhaben an, prüft die Anträge und Berichte und verfolgt<br />

die Entwicklung des Programms. Die <strong>Stiftung</strong> versendet Hinweise<br />

für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse der <strong>Stiftung</strong><br />

(http://www.fritz-thyssen-stiftung.de.) direkt abrufbar sind.<br />

„Molekulare Grundlagen Epilepsie-assoziierter neuronaler Migrationsstörungen“<br />

ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />

Forschungsvorhabens von Dr. L. Aigner, Dr. H.-G. Kuhn und Dr. J.<br />

Winkler, Neurologische Universitätsklinik Regensburg.<br />

Das menschliche Gehirn verdankt seine Leistungsfähigkeit einem<br />

höchst komplexen räumlichen Aufbau aus Nerven- und anderen Zellen.<br />

Damit sich diese Struktur im Embryo ausbilden kann, müssen<br />

die Vorläufer der Nervenzellen z. T. über weite Strecken durch das<br />

210


211<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Gewebe wandern (Migration), ein Vorgang, der wie die gesamte<br />

Embryonalentwicklung von Genen gesteuert wird. Störungen der<br />

Nervenzellmigration führen zu anormalen Anordnungen von Nervenzellen<br />

im Gehirn, die sich – soweit sie nicht schon vor der Geburt<br />

tödlich wirken – in Form schwerer Krankheitsbilder äußern, u. a. als<br />

Epilepsie.<br />

Die Entstehung eines Typs solcher anormaler Anordnungen, der sog.<br />

Bandheterotopien, wurde kürzlich mit Mutationen in einem Gen namens<br />

doublecortin in Verbindung gebracht. Das Produkt dieses<br />

Gens, ein Protein namens DCX, ist ersten Befunden zufolge in den<br />

Zellen mit den Mikrotubuli assoziiert, diese Strukturen sind an Bewegungen<br />

der Zellen beteiligt. Wie DCX die Nervenzellmigration im<br />

einzelnen beeinfluSSt, ist jedoch nicht bekannt.<br />

Ziel des Projekts ist deshalb, die Rolle von DCX bei der Migration der<br />

Nervenzellvorläufer genauer zu untersuchen. Der Regensburger Arbeitsgruppe<br />

stehen zu diesem Zweck sowohl gentechnisch hergestellte,<br />

unveränderte als auch mutierte, beliebig manipulierbare Formen<br />

von doublecortin sowie mehrere Zellkultursysteme zur Verfügung.<br />

Die verschiedenen genetischen Konstrukte sollen zunächst in<br />

Nerven-Vorläuferzellen eingeschleust und zur Bildung ihrer jeweiligen<br />

normalen bzw. veränderten Produkte veranlasst werden; durch<br />

Beobachtung des Verhaltens der so veränderten Zellen in Zellkulturen<br />

und in Ratten, denen Sie implantiert werden, sollen dann folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

– Führt die völlige Ausschaltung von doublecortin zu Migrationsstörungen?<br />

– Führen die Mutationen von doublecortin, die man bei Patienten<br />

mit den fraglichen Krankheiten gefunden hat, zu Migrationsstörungen?<br />

– Beeinflussen die pathogenen Mutationen die Assoziation von<br />

DCX mit den Mikrotubuli?<br />

Für das Projekt „Elucidation of Molecular Pathways Involved in Abnormal<br />

and Normal Human Brain Development“ wurde Dr. O. Reiner,<br />

Department of Molecular Genetics, The Weizmann Institute of<br />

Science, Israel (Rehovot), eine Sachbeihilfe bewilligt.<br />

Wenn während der Embryonalentwicklung des Menschen das Gehirn<br />

entsteht, müssen die Nervenzellen sich vermehren und im Embryo<br />

über weite Strecken an ihren späteren Platz wandern. Läuft dieser<br />

Vorgang nicht ordnungsgemäß ab, entstehen Fehlbildungen, im<br />

schlimmsten Fall die sog. Lissenzephalie, eine schwere Erkrankung<br />

des Gehirns. Die komplizierten Entwicklungsabläufe, die bisher<br />

noch kaum aufgeklärt sind, werden durch eine ganze Reihe von Genen<br />

gesteuert. In den letzten Jahren wurden mehrere Gene gefunden,<br />

die bei der Lissenzephalie mutiert sind und demnach für die<br />

Steuerung der Gehirnentwicklung von Bedeutung sein dürften. Zwei<br />

dieser Gene namens LIS1 und Doublecortin sind Gegenstand der Un-<br />

Gehirnentwicklung


�-Sekretase<br />

Alzheimer<br />

Amyloid-<br />

Kaskade<br />

tersuchungen am Weizmann Institut. Dr. Reiner konnte bereits nachweisen,<br />

dass die Proteinprodukte beider Gene die Tätigkeit und Stabilität<br />

der Mikrotubuli beeinflussen, faserförmiger Strukturen im<br />

Zellinneren, die für Bewegung und Wanderung der Zellen von<br />

großer Bedeutung sind.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 212<br />

Shmueli, O., et al.: DCX in PC12 cells. Downregulation of CREB –<br />

mediated transcription. – In: Hum. Mol. Genet. 10. <strong>2001</strong>. S. 1061-<br />

1070.<br />

Cahana, A., et al.: LIS1 homodimerization and brain development.<br />

– In: Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 98. <strong>2001</strong>. S. 6429-6434.<br />

Für das Projekt „Stimulierung der �-Sekretase durch Hemmung der<br />

Cholesterin-Biosynthese – ein Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-<br />

Erkrankung?“ wurden Prof. F. Fahrenholz und Dr. E. Kojro, Institut<br />

für Biochemie, Universität Mainz, Fördermittel bewilligt.<br />

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Nerven-Verfallskrankheit<br />

des höheren Lebensalters. Im Rahmen des Krankheitsgeschehens<br />

wird bei genetisch entsprechend disponierten Personen ein als Amyloid-Vorläuferprotein<br />

(APP) bezeichnetes Protein von Enzymen zum<br />

Amyloidprotein verarbeitet, das im Gehirn pathologische Ablagerungen<br />

(Plaques) bildet. Bei Gesunden entstehen dagegen aus APP andere,<br />

nichtpathogene Proteine. Schon länger ist bekannt, dass die<br />

Bildung von Amyloidprotein bei einem hohen Cholesteringehalt der<br />

Zellen verstärkt wird. Wie die Mainzer Arbeitsgruppe nachweisen<br />

konnte, steigt die Aktivität eines Enzyms, das die nichtpathogene<br />

Proteinverarbeitung begünstigt, wenn man die Zellen mit einem<br />

Cholesterin senkenden Wirkstoff (Statin) behandelt. Dieses Enzym,<br />

eine so genannte �-Sekretase, stellt damit einen wichtigen Ansatzpunkt<br />

dar, wenn man die Bildung des pathogenen Amyloidproteins<br />

verhindern oder zumindest verlangsamen will.<br />

Es soll daher genauer untersucht werden, welcher Mechanismus die<br />

Aktivitätssteigerung der �-Sekretase bewirkt. Besonders naheliegend<br />

ist die Annahme, dass ein verminderter Cholesterinspiegel für<br />

eine verstärkte Expression des �-Sekretase-Gens ADAM 10 sorgt.<br />

Dr. T. A. Bayer, Klinik für Psychiatrie, Universität Bonn, wurden weitere<br />

Fördermittel für molekulare Untersuchungen zur �A4-Amyloid-<br />

Kaskade bei Morbus Alzheimer bewilligt.<br />

Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass bei der Entstehung der Alzheimerschen<br />

Krankheit große Mengen des Polypeptids �A4-Amyloid<br />

eine wichtige Rolle spielen. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten findet<br />

man beträchtliche Mengen von extrazellulären Ansammlungen<br />

dieses Polypeptids in den sogenannten Plaques. Das Polypeptid entsteht<br />

durch enzymatische Abspaltung aus dem Vorläuferprotein APP<br />

(amyloid precursor protein). Drei Enzyme sind im Zusammenhang<br />

mit der Amyloidbildung bekannt: �- und �-Sekretase werden für die


213<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Entstehung von �A4-Amyloid benötigt, die �-Sekretase verhindert<br />

die Entstehung des Peptids und wirkt somit in gewisser Weise neuroprotektiv.<br />

Das Peptid wird auch in normalen Zellen gefunden, über<br />

seine Funktion herrscht jedoch noch weitgehende Unklarheit.<br />

Welche Bedeutung die Plaques für die Krankheitsentstehung im einzelnen<br />

haben, wird noch diskutiert. Man geht gegenwärtig von der<br />

Hypothese einer „Amyloid-Kaskade“ aus, derzufolge zu große Mengen<br />

an �A4-Amyloid – die sowohl durch Überproduktion als auch<br />

durch Störungen beim Abbau dieser Verbindung zustande kommen<br />

könnten – für die weitere Symptomatik verantwortlich sind. Die entstehenden<br />

intraneuronalen Amyloidablagerungen sind wahrscheinlich<br />

auch an der Ausbildung des zweiten zu beobachtenden zellulären<br />

Krankheitsmerkmals beteiligt, der Bildung sogenannter neurofibrillärer<br />

Tangles, einer pathologischen Zytoskelettveränderung<br />

innerhalb der Nervenzellen, durch die diese in ihrer Funktion gestört<br />

werden und schließlich absterben. Das an der Entstehung der<br />

Tangles ursächlich beteiligte Protein Tau ist bei Alzheimer-Patienten<br />

offenbar hyperphosphoryliert. Welche Mechanismen im einzelnen<br />

hierzu führen, ist bislang ungeklärt, es gibt jedoch verschiedene Hinweise<br />

auf eine mangelnde Koordination im Ablauf der zellulären Signaltransduktion,<br />

welche sich unter anderem in gestörter Phosphorylierung<br />

und vermehrter Produktion von zellschädigenden<br />

freien Radikalen äußert. Ebenfalls zur Diskussion steht die Frage, ob<br />

die Tau-Dysfunktion direkt zur Bildung neurofibrillärer Tangles und<br />

zum Zelltod führt, oder ob die Zytoskelettveränderungen ein Zwischenschritt<br />

sind.<br />

Die aufschlussreichste Möglichkeit, die Hypothese von der �A4-Amyloid<br />

Kaskade zu überprüfen, besteht in der Analyse von transgenen<br />

Tiermodellen, in denen sich die Komponenten beliebig regulieren<br />

lassen. Solche Modelle stehen Dr. Bayer zur Verfügung. Die transgenen<br />

Mäuse exprimieren verschiedene Varianten des humanen APP-<br />

Gens. Dr. Bayer konnte bereits den pathologischen Verlauf der Entstehung<br />

von Plaques analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass sich<br />

zunächst intraneuronales �A4-Peptid bildet und erst zu einem späteren<br />

Zeitpunkt extrazelluläre Plaques entstehen. Dies bedeutet, dass<br />

die intraneuronale �A4-Akkumulation ein frühes pathologisch relevantes<br />

Ereignis ist. Ein weiterer wichtiger Befund ergab sich bei der<br />

quantitativen Analyse dieser Mäuse. Im Gehirn von weiblichen Mäusen<br />

finden sich signifikant mehr Plaques, als im Vergleich zu gleichaltrigen<br />

männlichen Mäusen. Zur Zeit ist es nicht klar, ob der weibliche<br />

Genotyp einen Risikofaktor, oder ob der männliche Genotyp<br />

einen Schutzfaktor darstellt.<br />

In weiterführenden neuropathologischen, biochemischen und molekularbiologischen<br />

Experimenten an den transgenen Tieren soll untersucht<br />

werden, inwieweit die beim Menschen beobachteten pathologischen,<br />

zytologischen und enzymatischen Veränderungen nachzuweisen<br />

sind. Ein wichtiger Bestandteil der Untersuchungen besteht<br />

in der Isolierung von differenziell exprimierten Genen mit Hilfe


CAA<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 214<br />

von modernen molekularbiologischen Verfahren. Im Besonderen sollen<br />

Gene identifiziert werden, die die Plaque-Pathologie modifizieren.<br />

„Cerebral Amyloid Angiopathy: Genetics, Mechanism, and Significance“<br />

ist das Thema einer durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsarbeit<br />

von PD Dr. M. Jucker, Institut für Neuropathologie der<br />

Universität Basel.<br />

Bei alternden Menschen sind gelegentlich Amyloidablagerungen im<br />

zerebralen Gefäßsystem zu beobachten (nach der englischen Bezeichnung<br />

cerebral amyloid angiopathy auch kurz als CAA bezeichnet).<br />

CAA kommt besonders häufig bei der Alzheimerschen Erkrankung<br />

vor, und es besteht der Verdacht, dass diese an der Entstehung<br />

der Alzheimerschen Demenz beteiligt sein könnte. Auch bei verschiedenen<br />

genetisch bedingten Erkrankungen kommt es gehäuft zu<br />

solchen Ablagerungen, deren Folge unter Umständen tödliche Hirnblutungen<br />

sein können. Man kennt verschiedene Formen von CAA,<br />

bei denen die Ablagerungen von unterschiedlicher Zusammensetzung<br />

sein können. Bei manchen Formen bestehen sie aus dem Polypeptid<br />

Amyloid-�, wie man es auch in den Plaques von Alzheimer-<br />

Patienten findet, bei anderen liegt eine Mischung des �-Amyloidpeptids<br />

mit Cystatin C vor (einem kleinen cytosolischen Protein aus<br />

einer Proteinfamilie, deren Vertreter als natürliche Inhibitoren bestimmter<br />

Proteinasen wirken). Diese Ablagerungen scheinen noch<br />

schwerwiegendere Folgen zu haben als die Ablagerung des reinen<br />

�-Amyloids und die Patienten sterben bereits in jungen Jahren an<br />

Hirnblutungen.<br />

Aufgrund der geringen Verfügbarkeit von Tiermodellen sind die<br />

Fortschritte im Bereich der CAA-Forschung eher schleppend, in vergangenen<br />

Studien hat man sich weitgehend auf natürlich vorkommende<br />

CAA-Ablagerungen bei alternden Primaten und Hunden gestützt.<br />

Der Arbeitsgruppe von Dr. Jucker ist es gelungen, in Plaques<br />

und Gefäßen im Gehirn alternder transgener Mäuse, die das Amyloid-�-Vorläuferprotein<br />

exprimieren, Amyloid-Ablagerungen nachzuweisen.<br />

Diese ähneln denen bei alternden Menschen und Alzheimer-Patienten,<br />

auch bei ihnen beobachtet man die Degeneration von<br />

Nervenzellen sowie das Auftreten von Hirnblutungen im mikroskopischen<br />

Bereich.<br />

Es gibt verschiedene autosomal dominante Formen von schwerer<br />

CAA, bei denen man die ursächliche Mutation kennt (HCHWA-D –<br />

Hereditary Cerebral Hemorrhage With Amyloidosis Dutch-Type,<br />

HCHWA-I – Hereditary Cerebral Hemorrhage With Amyloidosis Iceland-Type<br />

und die britische Form der familiären CAA – Familial British<br />

Dementia): In allen Fällen handelt es sich um Punktmutationen,<br />

die entweder das Amyloidvorläuferprotein A�PP (beziehungsweise<br />

im Falle der britischen Variante das „British-Amyloid-precursor protein“<br />

ABriPP) oder das Gen für Cystatin C betreffen. Dr. Jucker beabsichtigt,<br />

transgene Tiere zu schaffen, in denen diese drei fehler-


215<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

haften Proteine exprimiert werden, um an ihnen der Frage nachzugehen,<br />

auf welche Weise die erwähnten Punktmutationen zur Entstehung<br />

von CAA, Hämorrhagien, zur Degeneration von Nervenzellen<br />

und schließlich zur Entwicklung einer Demenz führen.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

Burgermeister, Patrick, et al.: Mechanisms of cerebrovascular<br />

amyloid deposition. Lessons from mouse models. – In: Vascular<br />

Factors in Alzheimer’s Disease (Annals of the New York Academy<br />

of Sciences; Vol. 903). <strong>2000</strong>. S. 307–316.<br />

Jucker, Mathias, et al.: Pathogenesis and mechanism of cerebral<br />

amyloidosis in APP transgenic mice. – In: Research and perspectives<br />

in Alzheimer’s diseases. Eds: Konrad Beyreuther et al. Heidelberg<br />

<strong>2001</strong>. S.87–95.<br />

Winkler, David T.: Spontaneous hemorrhagic stroke in a mouse<br />

model of cerebral amyloid angiopathy. – In: The Journal of Neuroscience.<br />

21(5). <strong>2001</strong>. S. 1619–1627.<br />

Prof. G. Rappold, Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum<br />

Heidelberg, erhielt Fördermittel für die Positionsklonierung von Genen<br />

bei Patienten mit X-chromosomalen Rearrangements und geistiger<br />

Retardierung sowie cerebellarer Ataxie.<br />

Unter chromosomal bedingter mentaler Retardierung (MRX) versteht<br />

man einen generellen Entwicklungsrückstand, der sich in unzulänglichem<br />

adaptivem Sozialverhalten, verminderter Sprachleistung und<br />

in einer allgemeinen Intelligenzminderung äußert. Mutationen von<br />

Genen des X-Chromosoms scheinen überproportional zur Gesamtzahl<br />

der mit MRX in Korrelation stehenden Gene zu diesem Erscheinungsbild<br />

beizutragen. Bislang wurden über 100 X-gekoppelte Syndrome<br />

mit mentaler Retardierung beschrieben.<br />

Chromosomale Rearrangements (während der Zellteilung eintretende<br />

Umlagerungen von Teilstücken der Chromosomen) bieten<br />

gute Angriffspunkte für die positionelle Klonierung krankheitsauslösender<br />

Gendefekte. Die exakte Charakterisierung der relevanten<br />

Chromosomenbruchstellen lässt sich zur Isolierung exprimierter Sequenzen<br />

im Bruchpunktbereich ausnutzen.<br />

Prof. Rappold geht davon aus, dass durch Rearrangements unterbrochene<br />

Gene für die Entstehung der mentalen Retardierung verantwortlich<br />

sind. Projektziel ist deshalb die Isolierung und Sequenzierung<br />

bestimmter, durch chromosomale Rearrangements veränderter<br />

Gene bei zwei Patienten mit mentaler Retardierung und Ataxie bzw.<br />

zerebraler Bewegungsstörung und fehlender Sprachentwicklung.<br />

Bei beiden Patienten – einem Mädchen und einem Jungen – konnten<br />

chromosomale Rearrangements auf dem X-Chromosom sowie auf<br />

Chromosom 3 cytogenetisch nachgewiesen werden.<br />

Für beide Patienten konnten mittlerweile bruchpunktüberspannende<br />

Cosmidklone identifiziert werden. Durch Exon-Trapping und<br />

MRX


Parkinson-<br />

Krankheit<br />

Hyperekplexie<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 216<br />

Sequenzanalyse wurden die in der Nähe des Bruchpunktes liegenden<br />

bzw. durch den Bruchpunkt unterbrochenen Gene isoliert, vollständig<br />

sequenziert und molekular analysiert. Dabei konnte gezeigt<br />

werden, dass zwei bisher unbekannte Gene durch das chromosomale<br />

Rearrangement betroffen sind. Es handelt sich dabei zum einen um<br />

einen neuen Glycinrezeptortyp und zum anderen um einen neues<br />

Mitglied der rhoGAP Familie. Beide Gene werden derzeit funktionell<br />

untersucht.<br />

Zum Thema „Neurotoxizität von 1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin<br />

(MPTP) und 6-Hydroxydopamin (6-OHDA) im N-Acetyltransferase<br />

2 (NAT2)-defizienten Tiermodell“ erhielt Dr. O. Bandmann,<br />

Medizinisches Zentrum für Nervenheilkunde, Universität<br />

Marburg, eine Sachbeihilfe der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Parkinson-Krankheit ist durch einen selektiven Verlust dopaminerger<br />

Zellen in der Substantia nigra charakterisiert. Zu den wenigen<br />

nachgewiesenen Risikofaktoren zählt einerseits eine entsprechende<br />

genetische Disposition, andererseits aber auch die Einwirkung<br />

schädlicher Agenzien. Bei Mäusen ist ein der Parkinson-Krankheit<br />

vergleichbarer nigraler Zellverlust durch die Gabe des Toxins<br />

1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetraphydropyridin (MPTP) induzierbar,<br />

bei Ratten durch die Gabe von 6-Hydroxydopamin (6-OHDA). Eine<br />

gängige, auf diesem Wissensstand basierende Hypothese ist, dass<br />

bestimmte Personen durch genetische Defekte für Neurotoxine suszeptibler<br />

werden, weil sie diese Toxine schlechter entgiften können.<br />

Im Rahmen von vorangegangenen molekulargenetischen Untersuchungen<br />

konnte bei Patienten mit der familiären Unterform der Parkinson-Krankheit<br />

eine Assoziation mit dem Phänotyp der langsamen<br />

Acetylierung durch N-Acetyltransferase 2 (NAT2) nachgewiesen<br />

werden. Ziel des von Dr. Bandmann durchgeführten Projektes ist es,<br />

die funktionelle Relevanz der langsamen NAT2-Acetylierung beim<br />

nigralen Zelltod zu untersuchen.<br />

Zu diesem Zweck werden langsam und schnell NAT2-acetylierende<br />

Mäuse und Ratten mit MPTP bzw.6-OHDA behandelt. Die Untersuchungen<br />

an Ratten stehen nahezu vor dem Abschluss. Die bisher gewonnenen<br />

Daten zeigen keine statistische Signifikanz, jedoch einen<br />

Trend, der für einen Zusammenhang zwischen langsamer Acetylierung<br />

und erhöhtem Zellverlust nach 6-OHDA-Gabe spricht. Die Untersuchungen<br />

sollen jetzt an Mäusen mit langsamer und schneller<br />

NAT2-Acetylierung fortgesetzt werden.<br />

PD Dr. H. Weiher, Abteilung Biochemie und Molekularbiologie, Institut<br />

für Diabetesforschung, München, und Prof. D. Swandulla, Institut<br />

für Physiologie II, Universität Bonn, erhielten für das Forschungsvorhaben<br />

„Vererbte Hyperekplexie: Studium der Pathogenese<br />

menschlicher Glycinrezeptorkomplexe in transgenen Mäusen“<br />

Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Bei der vererbten Hyperekplexie, auch geläufig unter der Bezeichnung<br />

stiff baby syndrome oder Startle-Syndrom, handelt es sich um


217<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

eine seltene, monogen verursachte neuromotorische Erkrankung.<br />

Die Patienten leiden unter Bewegungsstörungen, Krämpfen und einer<br />

ausgeprägten Neigung zu Muskelspasmen, das EMG-Muster<br />

weist deutliche Veränderungen auf. Ausgelöst wird die Krankheit<br />

durch Mutationen in einem sogenannten Neurotransmitter-Rezeptor,<br />

einem wichtigen Vermittler bei der synaptischen Signalübertragung.<br />

Solche Rezeptoren befinden sich unter anderem jenseits des synaptischen<br />

Spalts auf der Oberfläche von Nervenzellen: Eine elektrisch<br />

erregte Nervenzelle schüttet über ihre Synapse ihren Botenstoff in<br />

den synaptischen Spalt, dieser wird von den Rezeptoren auf der gegenüberliegenden<br />

Zelle gebunden, und je nachdem, ob es sich um<br />

einen inhibitorischen oder einen excitatorischen Rezeptor handelt,<br />

werden in dieser Zelle gewisse Veränderungen ausgelöst. Ist dieser<br />

Signalübertragungsweg unterbrochen oder in seiner Wirksamkeit<br />

verringert, kann der Impuls zwangsläufig nicht oder nicht mehr so effizient<br />

weitergeleitet werden. Im Falle der Hyperekplexie ist die Inhibition<br />

von Motoneuronen gestört, hierfür kann beispielsweise der<br />

inhibitorische Glycerinrezeptor verantwortlich sein. Durch die permanente<br />

Erregung verharrt die Muskelzelle im kontrahierten Zustand,<br />

dies erklärt die in solchen Fällen beobachteten Spasmen.<br />

Es existiert ein Mausmodell mit einem mutierten Glycinrezeptor-<br />

Gen, das ähnliche Symptome aufweist wie die Hyperekplexie und<br />

man hat bei Familien, in denen diese Krankheit vorkommt, ebenfalls<br />

entsprechende Mutationen nachweisen können. Allerdings gibt es<br />

beim Menschen offenbar verschiedene Arten von Mutationen mit<br />

verschiedenem Erbgang. Der Glycinrezeptor besteht aus fünf Untereinheiten<br />

(drei �1-Untereinheiten und zwei �-Untereinheiten), durch<br />

die Bindung seines Liganden bildet er einen Chloridionenkanal. Bei<br />

Mäusen sind Mutationen in beiden Untereinheiten beschrieben, die<br />

sich jeweils in neuromotorischen Störungen niederschlagen, welche,<br />

ähnlich wie die Hyperekplexie denen einer Strychninvergiftung<br />

ähneln, in seltenen Fällen fehlt der Rezeptor ganz. Zudem sind Fälle<br />

von rezessivem und autosomal dominantem Erbgang bekannt.<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens hat die Untersuchung eines<br />

transgenen Mausstammes, der ein menschliches Hyperekplexie-Gen<br />

trägt, bisher ergeben, dass die Expression dieses Transgens einen typischen<br />

Phänotyp auslöst, dass dieser Phänotyp in vielem dem Hyperekplexie-Krankheitsbild<br />

ähnlich ist, und dass der erzeugte Glyzinrezeptor-Defekt<br />

sei in den Mäusen auch die Aktivität des GABA-<br />

Rezeptors in Mitleidenschaft zieht. Während die ersten beiden Beobachtungen<br />

die Eignung des gewählten Modells bestätigen, bringt<br />

letztere einen neuen Aspekt in die weitere Forschung; es deutet sich<br />

nämlich an, dass an diesem Modell wichtige neue Erkenntnisse über<br />

Rezeptorwechselwirkungen in vivo gewonnen werden können, die<br />

letztlich auch zur Behandlung von anderen neuronalen Erkrankungen<br />

nützlich sein könnten. Hier anknüpfend soll in Zukunft die<br />

Funktion des Glyzinrezeptors sowie dessen Wechselwirkung mit anderen<br />

Rezeptorsystemen elektrophysiologisch und pharmakologisch


CMS<br />

Myoklonus-<br />

Dystonie<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 218<br />

an immortalisierten Zellen aus den transgenen Tieren untersucht<br />

werden. Weiterhin soll geklärt werden, inwieweit sich der menschliche<br />

Rezeptordefekt durch Einführung eines „gesunden“ menschlichen<br />

Transgens in Mäusen kompensieren lässt. Dies wäre Voraussetzung<br />

für erfolgversprechende Gentherapie-Ansätze zur Behandlung<br />

dieser Erkrankung beim Menschen.<br />

PD Dr. H. Lochmüller und Dr. A. Abicht, Genzentrum, Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München, wurden für das Projekt „Gestörte Erregungsübertragung<br />

an der neuromuskulären Synapse: Genetische<br />

und funktionelle Charakterisierung kongenitaler myasthener Syndrome<br />

(CMS)“ Fördermittel bewilligt.<br />

Die kongenitalen myasthenen Syndrome (CMS) sind eine heterogene<br />

Gruppe angeborener, genetisch bedingter Muskelkrankheiten.<br />

Die Symptome sind sehr unterschiedlich: Das Spektrum reicht von<br />

geringfügig erhöhter Ermüdbarkeit bis zu einer Schwächung der<br />

Atemmuskulatur, die zum Tod führen kann. Ursache sind Defekte an<br />

den Nerv-Muskel-Endplatten, den Synapsen, die Nervensignale von<br />

den Nervenzellen auf die Muskeln übertragen. Diese Defekte werden<br />

ihrerseits durch Mutationen in Genen verursacht, deren Proteinprodukte<br />

an der beschriebenen Signalübertragung mitwirken. Betroffen<br />

sind verschiedene Gene, und in diesen wiederum liegen unterschiedliche<br />

Mutationen vor. Dr. Abicht und Dr. Lochmüller haben<br />

in Familien mit CMS bereits mehrere Mutationen identifiziert, die<br />

mit der Krankheit in Verbindung stehen.<br />

Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, die bereits identifizierten Mutationen<br />

genauer zu untersuchen und weitere genetische Defekte zu<br />

finden und zu analysieren, die zu Störungen der Signalübertragung<br />

an der Nerv-Muskel-Endplatte und damit zum CMS führen.<br />

Zunächst sollen alle Patienten mit humangenetischen und molekularbiologischen<br />

Methoden auf Mutationen in den bereits bekannten,<br />

CMS verursachenden Genen untersucht werden. Darüber hinaus<br />

sollen weitere, bisher unbekannte Gene identifiziert werden, deren<br />

Mutationen ebenfalls CMS hervorrufen können. Die Analyse soll<br />

sich dabei auf Gene konzentrieren, deren Proteinprodukte ihre Aufgaben<br />

bekanntermaßen in der Nerv-Muskel-Endplatte erfüllen und<br />

die demnach als Krankheitsursache in Frage kommen. An den so gefundenen,<br />

veränderten Genen sollen durch gentechnische und zellbiologische<br />

Charakterisierung Aufschlüsse über die Funktionsstörungen<br />

gewonnen werden. Weiterhin soll mit molekularbiologischen<br />

Methoden untersucht werden, wie die Aktivität der fraglichen<br />

Gene reguliert wird.<br />

Für „Klinische und molekulargenetische Untersuchungen zur Myoklonus-Dystonie“<br />

erhielten Dr. Ch. Klein, Prof. P. Vieregge und B.<br />

Kis, Klinik für Neurologie, sowie PD Dr. Ch. Zühlke, Institut für Humangenetik,<br />

Medizinische Universität Lübeck, eine Sachbeihilfe.


219<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Bei der Myoklonus-Dystonie handelt es sich um eine erbliche Bewegungsstörung,<br />

die typischerweise in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter<br />

beginnt. Die Betroffenen leiden unter unwillkürlichen<br />

Muskelzuckungen und dystonen Bewegungsmustern. Der Verlauf<br />

der Krankheit ist nicht progredient, die Symptome bessern sich<br />

unter Alkoholeinfluss. Neben den motorischen Störungen ist bei den<br />

Patienten und anderen Familienangehörigen offenbar auch eine gewisse<br />

Tendenz zu psychiatrischen Auffälligkeiten festzustellen. Der<br />

Erbgang ist autosomal dominant, in seltenen Fällen tritt die Krankheit<br />

auch spontan auf.<br />

Erst seit kurzem liegen Kopplungsstudien an Familien mit dieser Erkrankung<br />

vor, und ein Bereich auf Chromosom 11q23 erscheint in<br />

diesem Zusammenhang vielversprechend. Als Kandidatengen in<br />

dieser Region kommt das Gen für den D2-Dopaminrezeptor DRD2 in<br />

Frage. Dieser Rezeptor ist in den für die Bewegungskontrolle wichtigen<br />

Hirnkernen, den Basalganglien, hoch exprimiert. Die Gabe von<br />

Antagonisten für diesen Rezeptor kann Dystonien hervorrufen, und<br />

man weiß, dass bei einigen Dystonieformen der Dopaminstoffwechsel<br />

beeinträchtigt ist. Eine von Dr. Klein an einer großen Familie mit<br />

acht erkrankten Personen durchgeführte Sequenzanalyse ergab,<br />

dass alle Betroffenen heterozygot für eine Missense-Mutation in einer<br />

hochkonservierten Region des Rezeptors waren. Durch diese<br />

Veränderung enthält das fertige Rezeptor-Protein an Position 154 ein<br />

Isoleucin anstelle eines Valins; bei den gesunden Familienmitgliedern<br />

und anderen Kontrollpersonen ist dies nicht der Fall. Die Auswirkungen<br />

der geänderten Aminosäuresequenz auf die Funktionsfähigkeit<br />

des Rezeptors ist bereits Gegenstand verschiedener Untersuchungen<br />

und soll in diesem Projekt weiterverfolgt werden.<br />

In anderen Familien ist diese Mutation nicht zu beobachten. Die Untersuchungen<br />

einer amerikanischen Arbeitsgruppe unter Beteiligung<br />

von Dr. Klein haben bei Kopplungsanalysen jedoch eine weitere<br />

verdächtige Genregion auf Chromosom 7 im Bereich q21–q31<br />

ausgemacht. In diesem Bereich befindet sich das Gen für den im<br />

Rahmen der Signaltransduktion wichtigen metabotropen Glutamatrezeptor,<br />

der selbst jedoch bei den bisher untersuchten Familien intakt<br />

zu sein scheint.<br />

Seit Projektbeginn gelang es der Lübecker Arbeitsgruppe, die erwähnte<br />

Genregion auf Chromosom 7 mit Hilfe der molekulargenetischen<br />

Untersuchung von acht weiteren Familien näher einzugrenzen<br />

und die ursprünglich beschriebene Ausdehnung zu halbieren. Eine<br />

Kopplung zu Chromosom 7 wurde auch in einer weiteren neuen Familie,<br />

die in Kooperation mit einer Amsterdamer Arbeitsgruppe bearbeitet<br />

wurde, bestätigt. Um die weitere Feinkartierung des Genortes<br />

voranzutreiben, müssen zunächst weitere Familien identifiziert<br />

werden. Dies findet zur Zeit in Zusammenarbeit mit Prof. Kostic aus<br />

Belgrad statt. Es konnten bereits 13 neue Familien mit Myoklonus-<br />

Dystonie klinisch untersucht und in die molekulargenetischen Untersuchungen<br />

eingeschlossen werden.


Spinozerebelläre<br />

Ataxien<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 220<br />

Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />

Klein, Christine, et al.: A major locus for myoclonus dystonia maps<br />

to chromosome 7q in eight families. – In: Am. J. Hum. Genet. 67.<br />

<strong>2000</strong>. S. 1314-1319.<br />

Für die „Charakterisierung induzierbarer transgener Mäuse für die<br />

spinozerebelläre Ataxie Typ 3“ erhielt Prof. O. Rieß, Abteilung für<br />

Medizinische Genetik der Universität Rostock, Fördermittel.<br />

Eine ständig wachsende Anzahl erblicher neurodegenerativer Erkrankungen<br />

wird durch die Expansion eines CAG-Trinukleotidrepeats<br />

in der kodierenden Region von bestimmten Genen hervorgerufen.<br />

Diese CAG-Einheiten werden im Protein in eine Polyglutaminkette<br />

überschrieben, so dass man diese Erkrankungsgruppe auch Polyglutaminerkrankungen<br />

nennt. Die normale Funktion der meisten<br />

betroffenen Gene, sowie der pathogene Prozess, der dem selektiven<br />

Nervenzelltod zugrunde liegt, sind bisher nicht bekannt. Fest steht<br />

jedoch, dass es bei den Patienten zu einer Aggregation der normalerweise<br />

zytoplasmatisch vorliegenden betroffenen Proteine in den<br />

Zellkernen neuronaler Zellen kommt (nukleäre Einschlusskörperchen).<br />

Zu den Polyglutaminerkrankungen gehört die spinozerebelläre Ataxie<br />

Typ 3 (SCA3). Die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt,<br />

d. h. 50 Prozent der Nachkommen von Patienten werden wiederum<br />

erkranken. Klinisch ist die SCA3 durch eine fortschreitende Gangunsicherheit,<br />

Sprach- und Schluckstörungen, Augenbewegungensstörungen<br />

und zahlreiche weitere neurologische Symptome gekennzeichnet.<br />

Die Erkrankung manifestiert sich meist zwischen dem 30.<br />

und 40. Lebensjahr, verläuft progredient und führt schließlich zum<br />

Tode der Patienten. Eine Heilung bzw. Medikamente zur Verlangsamung<br />

des Krankheitsprozesses gibt es bisher nicht. Um die Pathogenese<br />

der SCA3 besser analysieren zu können, und um potentielle<br />

Therapien in Zukunft anhand eines Tiermodells testen zu können<br />

(natürliche Tiermodelle für diese Erkrankung gibt es nicht), werden<br />

im Rahmen des Projektes transgene Tiere für SCA3 generiert und<br />

charakterisiert.<br />

Transgene Tiere werden generiert, indem man in das Gen (cDNA-<br />

Konstrukt) 15 CAGs (normal, Kontrolltiere) bzw. 77 CAG-Einheiten<br />

(stark expandiertes Allel eines betroffenen Patienten) einbaut und in<br />

die befruchtete Eizelle von Mäusen injiziert. Die Arbeitsgruppe von<br />

Prof. Rieß will ein von Prof. Bujard (Heidelberg) entwickeltes System<br />

nutzen, das sogenannte Tetrazyklin-induzierbare Expressionssystem<br />

(Tet-Off), mit dessen Hilfe das Ablesen des transgenen Konstruktes<br />

(Expression) in den Tieren reguliert werden kann. Damit dieser<br />

Technik lässt sich die Genexpression des Transgens ein- bzw. abschalten,<br />

was bei konventionellen transgenen Tieren nicht möglich<br />

ist. Speziell soll das Verhältnis zwischen der Bildung neuronaler nukleärer<br />

Einschlusskörperchen und der Entwicklung des Phänotyps<br />

untersucht werden. Interessant ist dabei die Fragestellung, ob sich


221<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

die klinische Symptomatik bei den Tieren wieder zurück entwickeln<br />

kann, und ob sich die pathologisch nachweisbaren Einschlusskörperchen<br />

in den Zellkernen ebenfalls zurückbilden. Da das Transgen in<br />

verschiedenen Entwicklungsstadien und für unterschiedlich lange<br />

Zeiträume an- bzw. abgeschaltet werden kann, ist dieses Tiermodell<br />

potentiell richtungsweisend für die Entwicklung von Therapiestrategien.<br />

Speziell für die SCA3 können damit Hinweise auf den Beginn<br />

einer möglichen Therapie bei Risikopersonen bzw. Patienten (vor<br />

Ausbruch der Symptome, unmittelbar beim Auftreten erster Symptome<br />

oder auch im späteren Krankheitsverlauf) gewonnen werden,<br />

was relevant sein wird, sobald erste geeignete Therapeutika zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Identifizierung und Klonierung von Kandidaten-Genen für neurodegenerative<br />

Erkrankungen ist das Ziel eines mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong><br />

unterstützten Forschungsvorhabens von PD Dr. C. Zühlke, Institut<br />

für Humangenetik, Medizinische Universität Lübeck.<br />

In den letzten Jahren ist für mehr als 200 monogen vererbte Erkrankungen<br />

mit Beteiligung des Nervensystems die Ursache geklärt worden.<br />

Zunächst wurden systematisch genetische Daten von Familien<br />

mit zahlreichen Betroffenen gesammelt. Mit Hilfe von DNA-Polymorphismen<br />

wurde das kleinste Chromosomenfragment bestimmt,<br />

das von dem betroffenen Vorfahren an alle erkrankten Nachkommen<br />

weitergegeben wurde, jedoch bei keinem der gesunden Sprösslinge<br />

nachweisbar ist. Anschließend wurde durch Sequenz- bzw. Mutationsanalysen<br />

der ursächliche genetische Defekt identifiziert. Pathogenetisch<br />

wirken sich die gefundenen Veränderungen zum einen in<br />

Störungen des Zellstoffwechsels aus. Diese können mit einer Akkumulation<br />

von Proteinen einhergehen, die zur Neurodegeneration<br />

und damit zu Krankheiten wie Morbus Alzheimer oder Parkinson<br />

führen. In dieses Spektrum gehören auch die Prion- und Polyglutamin-Erkrankungen.<br />

Veränderungen in der Zellkommunikation sind<br />

dagegen eher auf Funktionsstörungen in Ionenkanälen zurückzuführen.<br />

Beispiele hierfür sind die episodisch auftretenden Epilepsien,<br />

Migräne oder Dystonien.<br />

Die mit Polyglutmanin-Aggregaten in Verbindung gebrachten Mutationen<br />

betreffen Gene, die auf verschiedenen Chromosomen lokalisiert<br />

sind. Der Erbgang dieser Erkrankungen kann autosomal-dominant,<br />

rezessiv oder X-chromosomal verlaufen, gemeinsam ist ihnen<br />

allen die Art der Mutation: Es handelt sich um eine sogenannte<br />

Expansionsmutation, bei der normalerweise stabile repetitive DNA-<br />

Abschnitte – DNA-Segmente, die aus sich wiederholenden Basentripletts<br />

bestehen – nicht mehr in gleichbleibender Zahl von einer Generation<br />

auf die nächste vererbt, sondern um ein Vielfaches verlängert<br />

werden. Die solchermaßen verlängerten (‘expandierten’) Triplettsequenzen<br />

sind bei der Replikation der Zellen instabil, können<br />

jedoch in Geweben unter Umständen über relativ lange Zeiträume<br />

hinweg stabil vorliegen.<br />

Neurodegenerative<br />

Erkrankungen


Um Kandidatengene ausfindig zu machen, die weiteren neurogenerativen<br />

Krankheiten zugrunde liegen könnten, kann man den umgekehrten<br />

Weg gehen, indem man cDNA-Banken mit Hilfe eines repetitiven<br />

Oligonukleotids auf das Vorhandensein der fraglichen Sequenzen<br />

durchsucht und die entsprechenden Gene isoliert. Dies<br />

wurde in der Arbeitsgruppe von Dr. Zühlke bereits begonnen. Bei einem<br />

der analysierten Gene handelt es sich um einen Transkriptionsfaktor,<br />

der als Kandidatengen für die spinocerebelläre Ataxie Typ 4<br />

(SCA 4) diskutiert werden kann. Mutationen in Transkriptionsfaktoren<br />

können für neurodegenerative Erkrankungen verantwortlich<br />

sein, wie für den Androgenrezeptor gezeigt wurde, der infolge einer<br />

Repeat-Expansion die spinale und bulbäre Muskelatrophie (Kennedy<br />

Disease) verursachen kann.<br />

In der Lübecker Arbeitsgruppe wurde das Kandidatengen isoliert<br />

und in seinem Aufbau und seiner Expression charakterisiert. Bei dem<br />

Gen handelt es sich um einen Transkriptionsfaktor, der auch in den<br />

Genomen von Maus und Schwein codiert ist (Hebinck et al. <strong>2000</strong>).<br />

Entwicklungsspezifische Genprodukte hierfür ließen sich ausschließlich<br />

im menschlichen Gehirn nachweisen, in anderen Geweben hingegen<br />

nicht (Dalski et al. <strong>2000</strong>).<br />

Des weiteren werden Analysen zur Repeat-Stabilität durchgeführt<br />

(Hellenbroich et al. <strong>2001</strong>), und in Familien mit bisher nicht beschriebenen<br />

neurologischen Erkrankungen wurde intensiv nach neuen<br />

Mutationsorten im Erbgut der betroffenen Personen gesucht. Hierbei<br />

gelang die Identifizierung und Beschreibung der ersten familiären<br />

Fälle mit Repeat-Expansionen im TATA-bindenden Protein (Zühlke<br />

et al. <strong>2001</strong>), einem universellen Transkriptionsfaktor.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 222<br />

Hebinck, A., et al.: Assignment of transcription factor NFAT5 to<br />

human chromosome 16q22.1, murine chromosome 8D and porcine<br />

chromosome 6pl.4 and comparison of the polyglutamine domains.<br />

– In: Cytogenetics and Cell Genetics. 90. <strong>2000</strong>. S. 68–70.<br />

Dalski, Andreas, et al.: Quantitative PCR analysis of different splice<br />

forms of NFAT5 revealed specific gene expression in fetal and<br />

adult brain. – In: Molecular Brain Research. 38. <strong>2000</strong>. S. 125–127.<br />

Hellenbroich, York, et al.: Limited somatic mosaicism for Friedreichs’<br />

ataxia GAA triplet repeat expansions identifies by small<br />

pool PCR in blood leukocytes. – In: Acta Neurol Scand. 103. <strong>2001</strong>.<br />

S. 188–192.<br />

Zühlke, Christine, et al.: Different types of repeat expansion in the<br />

TATA-binding protein gene are associated with a new form of inherited<br />

ataxia. – In: European Journal of Human Genetics. 9. <strong>2001</strong>.<br />

S. 160–164.


223<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Prof. S. Schneuwly, Institut für Zoologie, Universität Regensburg,<br />

wurde eine Sachbeihilfe für ein Projekt zum Thema „Molekulare und<br />

funktionelle Analyse von Glutathion/Thioredoxin-Reductasen in Drosophila<br />

melanogaster: Ein Modellsystem zur Analyse genetischer Ursachen<br />

neurodegenerativer Erkrankungen“ bewilligt.<br />

Oxidativer Stress durch Zunahme von freien Radikalen führt bei vielen<br />

Zellen zum Zelltod (Apoptose). Man kennt zahlreiche neurodegenerative<br />

Erkrankungen, die durch einen fortschreitenden Funktionsverlust<br />

bestimmter Areale des Nervensystems zu einem allmählichen<br />

geistigen Verfall der Betroffenen führen. Auch bei einer Reihe<br />

anderer Krankheiten des Nervensystems (unter anderem bei<br />

Amyotropher Lateralsklerose [ALS], der Parkinsonschen und der<br />

Alzheimerschen Erkrankung) vermutet man einen Zusammenhang<br />

mit dem bei vielen Patienten beobachteten Auftreten erhöhter Mengen<br />

an freien Radikalen. Die Ursache für die Zunahme freier Radikale<br />

ist eine Störung im sogenannten Redox-Haushalt der Zelle mit<br />

vermehrter Synthese der Sauerstoffradikale oder verminderter Bildung<br />

von Antioxidanzien.<br />

Gesunde Zellen haben verschiedene Möglichkeiten, ihren Redox-<br />

Haushalt zu kontrollieren. Zwei wichtige Moleküle in diesem komplexen<br />

System sind das antioxidativ wirkende Peptid Glutathion, das<br />

durch die Glutathion-Reductase regeneriert werden kann, und das<br />

ebenfalls antioxidativ wirkende Protein Thioredoxin, das durch Thioredoxin-Reductase<br />

regeneriert wird. Glutathion spielt eine wichtige<br />

Rolle für das Überleben von Neuronen. Für seine Beteiligung an<br />

mehreren neurodegenerativen Erkrankungen – ALS, Parkinson, Alzheimer<br />

– gibt es wichtige Hinweise. Thioredoxin hemmt die<br />

Apoptose und wirkt im Gehirn neuroprotektiv.<br />

Ein Weg, die Rolle einzelner molekularer Komponenten eines zellulären<br />

Systems zu klären, ist die Etablierung eines transgenen Tiermodells,<br />

in dem die einzelnen Elemente variiert und so in ihrer Funktion<br />

aufgeklärt werden können. Als Tiermodell kann Drosophila melanogaster<br />

verwendet werden. Die Fertigstellung der Genomsequenzierung<br />

im Jahre <strong>2000</strong> und die Charakterisierung von Mutanten<br />

eröffnen nun vielfältige Möglichkeiten zur Analyse der Gene, die am<br />

Redox-System beteiligt sind. Dabei konnten im Rahmen dieses Projektes<br />

bereits sehr interessante Ergebnisse erzielt werden. Die<br />

Durchsicht des Drosophila-Genoms hat ergeben, dass insgesamt<br />

zwei Thioredoxin-Reductasen (eine cytoplasmatische und eine mitochondriale<br />

Variante) existieren, jedoch keine typische Glutathion-<br />

Reductase, obwohl auch im Insektensystem Glutathion eine wichtige<br />

Rolle spielt. Die biochemische Funktion der cytoplasmatischen<br />

Thioredoxin-Reductase wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe<br />

von Prof. K. Becker in Gießen untersucht. Dabei wurde entdeckt,<br />

dass das Thioredoxin-System für die Reduktion von oxidiertem<br />

Glutathion sorgt. Ein genetischer Defekt in diesem System führt<br />

bereits während der Entwicklung der Fliegen zum Absterben. Interessant<br />

ist dabei auch ein bisher unbekanntes Gen, welches in direk-<br />

Neurodegenerative<br />

Erkrankungen<br />

Tiermodell


Taubheit<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 224<br />

ter Nachbarschaft des Thioredoxin-Reductase-Gens liegt. Dieses<br />

Gen scheint ebenfalls am Redox-Haushalt der Zelle beteiligt zu sein,<br />

führt doch eine Mutation im entsprechenden Gen zur Degeneration<br />

des zentralen Nervensystems. Interessanterweise spielt dieses Genprodukt<br />

auch bei der zellulären Bekämpfung des oxidativen Stresses<br />

eine wichtige Rolle. Weitere Untersuchungen, auch der verwandten<br />

Gene beim Menschen sollen in diesem Projekt fortgeführt werden.<br />

Die „Untersuchung der Ursachen einer sensorineuralen, nicht syndromischen<br />

Taubheit infolge defekter Connexin-26- und Connexin-<br />

30-Proteine“ ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens von Dr. T.<br />

Ott, Dr. B. Teubner und Prof. K. Willeke, Institut für Genetik, Universität<br />

Bonn.<br />

Bei ein bis zwei von tausend Neugeborenen besteht eine angeborene<br />

Taubheit. Die Hälfte dieser Fälle von angeborener Taubheit ist auf<br />

pränatale Infektionen zurückzuführen, durch die das Hörorgan geschädigt<br />

wird, die andere Hälfte ist genetisch bedingt. Die genetisch<br />

bedingten Fälle von angeborener Taubheit sind zur Hälfte verursacht<br />

durch eine andere Krankheit (Syndrom), bei den übrigen handelt<br />

es sich um eine sogenannte nicht-syndromische Taubheit.<br />

Im Zusammenhang mit nicht-syndromischer Taubheit sind durch<br />

Kopplungsanalysen inzwischen 70 Genorte nachgewiesen worden,<br />

in denen Mutationen vorkommen können. Weitere 400 Genloci des<br />

Menschen sind beschrieben, deren syndromischer Phänotyp Taubheit<br />

mit einschließt. Der Erbgang ist meistens autosomal-rezessiv<br />

(DFNB-Loci), seltener autosomal-dominant (DFNA-Loci) und nur in<br />

wenigen Fällen X-chromosomal.<br />

Im Rahmen des Projektes sollten Mutationen in zwei Genen untersucht<br />

werden, die bei Menschen zu nicht-syndromischer Taubheit<br />

führen. Diese Mutationen wurden in Genen für Connexin-26<br />

(DFNA3/DFNB1) und Connexin-30 (DFNA3) nachgewiesen. Aus der<br />

Familie der Connexinproteine kennt man in Mäusen bisher 17 Mitglieder,<br />

14 davon wurden im Labor von Prof. Willecke identifiziert<br />

und kloniert. Dabei handelt es sich um Transmembranproteine mit<br />

vier membrandurchspannenden Abschnitten. Diese bilden die strukturellen<br />

Untereinheiten sogenannter Gap-Junction-Kanäle, durch<br />

die eine direkte Verbindung zwischen benachbarten Zellen hergestellt<br />

wird, über die Ionen, Zucker und Signalbotenstoffe ausgetauscht<br />

werden können. Derartige Kanäle sind unter anderem wichtig<br />

für den Ionenaustausch bei Sinneszellen.<br />

Die im Labor von Prof. Willecke untersuchten Connexine 26 und 30<br />

werden unter anderem im Innenohr exprimiert. Daher liegt es nahe,<br />

die Auswirkungen von Mutationen dieser Gene auf den Gap-Junction-vermittelten<br />

Ionenhaushalt in Zellen des Innenohrs zu studieren.<br />

In der laufenden Förderphase wurden kodierende Sequenzen aus<br />

Blutproben tauber Patienten, die für defekte Connexin-26-Gene ko-


225<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

dieren, in Kulturzellen transfiziert. Es wurde gezeigt, dass sich Mutationen<br />

des Cx26-Gens sowohl auf die Stabilität des Proteins als auch<br />

auf die Kanalleitfähigkeiten auswirken können (Manuskript in Vorbereitung).<br />

Außerdem wurden im Berichtszeitraum sogenannte konditionale<br />

Knock-Out-Mäuse für das Connexin-26-Gen und Knock-Out Mäuse<br />

für das Connexin-30-Gen erzeugt. Beide Mausmutanten sind taub<br />

bzw. schwerhörig und können daher für die entsprechenden humanen<br />

Taubheiten als Tiermodell eingesetzt werden, an denen die phänotypischen<br />

Auswirkungen von Defekten in diesen Connexingenen<br />

auf die Physiologie des Innenohres untersucht werden können (zwei<br />

Manuskripte in Vorbereitung).<br />

Für die Positionsklonierung eines Kandidatengens für Tief-Mittelton-<br />

Schwerhörigkeit wurden Dr. J. Kunz, Zentrum für Humangenetik,<br />

Universität Marburg, Fördermittel bewilligt.<br />

Hörstörungen zählen zu den häufigsten angeborenen Sinnesdefekten<br />

des Menschen. Sie haben tiefgreifende Auswirkungen auf die<br />

Kommunikationsfähigkeit und damit das gesamte Leben der Betroffenen,<br />

insbesondere wenn sie zu einer Störung des Spracherwerbs<br />

führen. Ein erheblicher Teil der Defekte hat genetische Ursachen. Es<br />

wurden zahlreiche Mutationen beschrieben, die mit Hörstörungen<br />

verbunden sind. Das klinische Bild kann dabei je nach dem betroffenen<br />

Gen unterschiedlich ausfallen.<br />

Dr. Kunz arbeitet seit längerer Zeit mit einer Familie, in der eine seltene<br />

Form der Schwerhörigkeit für tiefe und mittlere Frequenzen<br />

auftritt. Betroffen sind Personen aus drei Generationen. Der zugrunde<br />

liegende Gendefekt konnte von Dr. Kunz in einer als<br />

DFNA14 bezeichneten Region auf dem Chromosom 4 lokalisiert werden.<br />

Vor kurzem wurde die Feinstruktur der fraglichen Chromosomenregion<br />

im Rahmen des Human-Genomprojekts aufgeklärt. Dort befinden<br />

sich insgesamt 38 Gene, viele davon mit bisher unbekannter<br />

Funktion. Unter 35 dieser Gene (die drei übrigen haben bekannte<br />

Funktionen und kommen als Ursache der Schwerhörigkeit nicht infrage)<br />

möchte Dr. Kunz nun dasjenige identifizieren, dessen Defekt<br />

die Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit verursacht, und es insbesondere<br />

im Hinblick auf seine Funktion genauer charakterisieren. Dazu sollen<br />

die betreffenden Gene in der DNA der Patienten mit gentechnischen<br />

Methoden untersucht werden, und es soll festgestellt werden,<br />

ob sie im Vergleich zu den entsprechenden Genen bei Gesunden<br />

verändert sind. Zu diesem Zweck sollen molekularbiologische Reagenzien<br />

(„Sonden“) verwendet werden, die aufgrund der Informationen<br />

aus dem Human-Genomprojekt hergestellt wurden. Zunächst<br />

will Dr. Kunz sich dabei insbesondere auf drei Gene konzentrieren,<br />

die bekanntermaßen während der Embryonalentwicklung im Innenohr<br />

ausgeprägt werden. Sollte sich herausstellen, dass keines dieser<br />

Gene bei den Patienten verändert ist, sollen die Untersuchungen auf<br />

Tief-Mittelton-<br />

Schwerhörigkeit


Connexinassoziierte<br />

Hörstörungen<br />

Townes-<br />

Brocks-<br />

Syndrom<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 226<br />

die anderen Gene der Chromosomenregion ausgedehnt werden.<br />

Parallel dazu soll mit molekularbiologischen und cytologischen Methoden<br />

an Mäusen untersucht werden, in welchen Geweben die<br />

Gene jeweils ausgeprägt werden und ob sich aus der Lokalisation ihrer<br />

Produkte ein Hinweis auf ihre Funktion und die Beteiligung an<br />

der Schwerhörigkeit ableiten lässt.<br />

„Connexin-assoziierte Hörstörungen – molekulare Pathogenese und<br />

Funktionsaufklärung der Pathomechanismen“ ist das Thema eines<br />

mit Mitteln der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />

von Prof. H.-A. Kolb, Institut für Biophysik, Universität Hannover,<br />

Prof. A. Ernst, HNO-Klinikum Berlin, und Dr. H. Bürger, Institut<br />

für Humangenetik, Humboldt-Universität Berlin.<br />

Schwerhörigkeit im Kindesalter führt zu sozialer Isolation und verzögerter<br />

Entwicklung. Nichtsyndromale (d. h. nicht mit einem umfassenden<br />

Krankheitsbild gekoppelte) Hörstörungen haben in vielen<br />

Fällen genetische Ursachen. Man kennt eine ganze Reihe von Genveränderungen,<br />

die mit diesen Störungen in Verbindung stehen. Betroffen<br />

ist insbesondere ein Gen namens GJB2, das den Bauplan für<br />

Connexin darstellt, ein Protein, das Verbindungen zwischen Zellen<br />

herstellt und in den so genannten Stützzellen des Gehörorgans für<br />

die Reizweiterleitung eine große Rolle spielt. Die häufigste Mutation<br />

von GJB2 trägt die Bezeichnung 35delG. Wie sie sich im Einzelnen<br />

auf die Funktion des Connexins auswirkt, ist jedoch bisher nicht bekannt.<br />

Ebenso wenig weiß man, ob unterschiedliche Mutationen von<br />

GJB2 auch mit Unterschieden in der Ausprägung der Hörstörung assoziiert<br />

sind.<br />

Die Funktionsstörungen des Connexins bei verschiedenen Mutationen<br />

von GJB2 sollen daher genauer untersucht werden. Dabei soll<br />

zunächst bei 183 Patienten mit Hörstörungen eine genaue DNA-<br />

Analyse des Gens GJB2 mit molekularbiologischen Methoden durchgeführt<br />

werden. Aus den Daten soll dann jeweils die genaue chemische<br />

Struktur des Connexins abgeleitet werden.<br />

Im zweiten Teil des Projekts sollen mit gentechnischen Methoden interessant<br />

erscheinende DNA-Veränderungen im DNA-Molekül vorgenommen<br />

und an der so konstruierten DNA die zugehörige mRNA<br />

hergestellt werden, aus der dann in isolierten Eizellen des Frosches<br />

Xenopus laevis das zugehörige Protein gebildet werden kann. An<br />

diesen Zellen soll anschließend mit biophysikalischen und zellbiologischen<br />

Verfahren die elektrische Reizleitung untersucht werden.<br />

Insbesondere geht es um die Frage, ob durch ein verändertes Connexin<br />

die Weiterleitung elektrischer Reize von Zelle zu Zelle verändert<br />

wird. Außerdem soll geklärt werden, ob das veränderte Connexin<br />

auch Anomalien bei Regulationsvorgängen im Zellinneren hervorruft.<br />

„Die Isolierung und Analyse von Protein-Interaktionspartnern von<br />

SALL1 und Untersuchungen zu ihrer Bedeutung hinsichtlich der Pathogenese<br />

des Townes-Brocks-Syndroms“ sind Gegenstand eines


227<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Vorhabens von Dr. J. Kohlhase und<br />

PD Dr. S. K. Bohlander, Institut für Humangenetik, Universität Göttingen.<br />

Beim Townes-Brocks-Syndrom handelt es sich um ein autosomal dominant<br />

vererbtes Fehlbildungssyndrom, das durch Fehlbildungen von<br />

Anus, Extremitäten, Ohren und Nieren gekennzeichnet ist, weitere<br />

Auffälligkeiten umfassen geistige Retardierung, Herzfehler, Hirnnervenlähmungen<br />

und Nierenversagen. Die Symptomatik variiert innerhalb<br />

einer Familie, beziehungsweise zwischen verschiedenen Familien<br />

sehr stark. Aus Analysen an zwei betroffenen Familien hat man<br />

den Genlocus bei 16q12.1 festmachen können. Die Göttinger Arbeitsgruppe<br />

konnte zeigen, dass Mutationen im Gen SALL1 an der Entwicklung<br />

des Townes-Brocks-Syndroms ursächlich beteiligt sind.<br />

SALL1 kodiert für einen sogenannten Transkriptionsfaktor, ein Protein,<br />

das an gewisse Erkennungssequenzen seines Zielgens bindet<br />

und so dessen Expression positiv oder negativ beeinflusst, wobei allein<br />

die Bindung an die DNA noch nicht hinreicht, die Funktion zu<br />

regulieren. Hierzu bedarf es einer Wechselwirkung des Transkriptionsfaktors<br />

mit anderen Proteinen der Transkriptionsmaschinerie<br />

und weiteren Kofaktoren. Im Falle des Genprodukts von SALL1 handelt<br />

es sich um einen Zinkfinger-Transkriptionsfaktor, der eng mit<br />

dem vom Drosophila-Gen spalt kodierten Protein verwandt ist. Die<br />

bekannten Mutationen in SALL1 führen mit („frameshift mutation“)<br />

oder ohne Verschiebung des Leserasters („nonsense mutation“) immer<br />

zu einem vorzeitigen Translationsstop; in beiden Fällen kommt<br />

wahrscheinlich kein funktionstüchtiges Protein zustande. Auf welche<br />

Weise die verminderte Menge an funktionellem SALL1-Protein<br />

zum Erkrankungsbild führt, ist bislang unklar. Überdies war bislang<br />

nur bei etwa einem Viertel der untersuchten Patienten mit vermutetem<br />

Townes-Brocks-Syndrom eine Mutation in SALL1 nachzuweisen,<br />

wobei Patienten mit „klassischem“ Krankheitsbild zu etwa 60<br />

Prozent eine Mutation aufweisen.<br />

Damit erhebt sich die Frage, ob in den Fällen ohne SALL1-Mutation<br />

Mutationen in den zu erwartenden Interaktionspartnern von SALL1<br />

für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sein könnten. Im<br />

Rahmen des geförderten Projekts sollen solche Interaktionspartner<br />

gesucht und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Entstehung des<br />

Townes-Brocks-Syndroms charakterisiert werden. Bislang konnten<br />

einige interessante Ergebnisse erzielt werden. So konnte nachgewiesen<br />

werden, dass SALL1 tatsächlich die Expression von Genen beeinflusst:<br />

das Protein entfaltet an Promotoren eine reprimierende Wirkung.<br />

Der TBS-Phänotyp scheint also dadurch verursacht zu werden,<br />

dass – bedingt durch den Ausfall eines SALL1-Allels – bestimmte bislang<br />

unbekannte Gene stärker exprimiert werden. Darüber hinaus<br />

konnte die intrazelluläre Lokalisation von SALL1 bestimmt werden.<br />

Mittels Fluoreszenzmikroskopie ließ sich das Protein an pericentromerischem<br />

Heterochromatin nachweisen, also in einem chromosomalen<br />

Bereich, dem bis vor kurzem niemand eine entwicklungsge-


Wiskott-<br />

Aldrich-<br />

Syndrom<br />

Autoimmunerkrankungen<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 228<br />

netische Bedeutung zugeschrieben hat. Die genauere Charakterisierung<br />

von drei bislang identifizierten Protein-Interaktionspartnern<br />

von SALL1 dauert an.<br />

Das „Wiskott-Aldrich-Syndrom-Protein – Molekulare Analyse und<br />

funktionelle Implikationen für die zelluläre Migration“ ist Gegenstand<br />

eines Forschungsprojekts von Dr. Ch. Klein, Sektion Experimentelle<br />

Hämatologie/Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover.<br />

Beim Wiskott-Aldrich-Syndrom handelt es sich um einen X-chromosomal<br />

vererbten monogenetischen Immundefekt. Die Betroffenen<br />

leiden unter extrem häufigen Infektionen und aufgrund einer verringerten<br />

Anzahl an Blutplättchen an häufigen Blutungen. Überdies besteht<br />

bei ihnen die Tendenz zur Entwicklung von Ekzemen und malignen<br />

Lymphomen.<br />

Vor einigen Jahren wurde das für die Krankheit verantwortliche<br />

Genprodukt WASP (Wiskott-Aldrich-Syndrom-Protein) identifiziert,<br />

es bildete bei seiner Entdeckung den ersten Vertreter einer neuen<br />

Proteinklasse, deren Mitglieder Struktur und Dynamik des Aktinfilament-Netzwerks<br />

in der Zelle steuern. WASP wird in allen Zellen des<br />

Blutbildungssystems exprimiert und spielt eine wichtige Rolle in der<br />

T-Zell-Rezeptor-vermittelten Signaltransduktion. WASP verfügt über<br />

viele funktionale Domänen, über die es mit einer Reihe von signalübertragenden<br />

Proteinen und Strukturproteinen wechselwirkt. Wie<br />

diese Wechselwirkungen im einzelnen verlaufen und welche Rolle<br />

WASP im Zusammenhang mit der Struktur des Aktinfilament-Netzwerks<br />

spielt, soll in der Arbeitsgruppe von Dr. Klein untersucht werden.<br />

Die bisher vorliegenden Erkenntnisse stützen sich größtenteils<br />

auf Untersuchungen in vitro, beziehungsweise auf Röntgenstrukturanalysen,<br />

und es scheint angebracht, das Verhalten dieses Proteins<br />

in vivo zu untersuchen.<br />

Als Modellsystem dienen hierbei WASP-defiziente Mäuse, die ebenso<br />

wie die betroffenen Patienten einen Immundefekt aufweisen. Vorläufige<br />

Ergebnisse zeigen, dass bei diesen Tieren nicht nur T-Zellen,<br />

sondern auch dendritische Zellen spezifische Auffälligkeiten zeigen.<br />

So kann eine eingeschränkte Migration auf Chemotaxis-Reize beobachtet<br />

werden. Darüber hinaus ist auch das „Homing“ von Langerhans<br />

Zellen der Haut in drainierende Lymphknoten gestört.<br />

Mit Hilfe retroviraler Konstrukte, die verschiedene Mutationen im<br />

WASP-Gen aufweisen, soll in weiteren Untersuchungen die Bedeutung<br />

einzelner WASP-Domänen für diese Effekte sowie für die<br />

Krankheitsentstehung analysiert werden.<br />

Die „Bedeutung der differentiellen Expression von HLA-DR-Molekülen<br />

beim Schutz vor Autoimmunerkrankungen“ ist das Thema<br />

eines mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> unterstützten Projekts von Dr. B. Müller<br />

und Dr. M. Janitz, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Berlin.<br />

Die rheumatoide Arthritis (RA) gehört zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen:<br />

Das Immunsystem, das eigentlich dem Schutz vor


229<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Fremdsubstanzen dient, greift fälschlich körpereigene Strukturen<br />

und Moleküle an. Entscheidend beteiligt an dieser Reaktion sind die<br />

sog. Haupthistokompatibilitätsantigene (MHC), die beim Menschen<br />

auch als HLA bezeichnet werden; diese Proteine spielen für die Regulation<br />

des Immunsystems eine entscheidende Rolle. Die Gene,<br />

welche die HLA-Proteine codieren, kommen in der Bevölkerung in<br />

unterschiedlichen Formen (Allelen) vor. Manche dieser Allele sind<br />

besonders häufig mit der RA assoziiert, während andere (sog. protektive<br />

Allele) unterdurchschnittlich häufig in Verbindung mit der<br />

Krankheit vorkommen. Wie Dr. Müller und Dr. Janitz bereits nachweisen<br />

konnten, werden bestimmte krankheitsassoziierte und protektive<br />

Allele in bestimmten Zellen des Immunsystems unterschiedlich<br />

stark exprimiert („differentielle Expression“), d. h. die zugehörigen<br />

Proteine liegen in diesen Zellen in unterschiedlichen Mengen<br />

vor; diese Unterschiede könnten für die Entstehung der Krankheit<br />

bzw. für den Schutz davor von Bedeutung sein.<br />

In dem Forschungsprojekt wurde die Expression der HLA-Gene der<br />

Klasse II auf den Blutzellen gesunder Spender quantitativ bestimmt<br />

und miteinander verglichen. Die Spender gehörten zwei verschiedenen<br />

Gruppen an und trugen entweder besonders häufig mit der RA<br />

assoziierte oder neutrale/protektive HLA-Allele. Außerdem wurden<br />

die Spender so gewählt, dass sie neben den sehr polymorphen<br />

krankheitsassoziierten bzw. protektiven Allelen die gleichen nichtpolymorphen<br />

HLA-Gene exprimierten. Entgegen der Erwartung beruhten<br />

die beobachteten Unterschiede in der Gesamtexpression der<br />

verschiedenen HLA-Gene nicht auf der differentiellen Expression<br />

der krankheits-assoziierten bzw. protektiven Allele, sondern auf einer<br />

unterschiedlichen Expression der gekoppelt vererbten nicht-polymorphen<br />

HLA-Gene. Von dieser unterschiedlichen Gesamtexpression<br />

nehmen Dr. Müller und Dr. Janitz an, dass sie das Immunsystem<br />

grundlegend beeinflusst und bei der Assoziation zwischen HLA-Allelen<br />

und der Entstehung von Autoimmunerkrankungen eine maßgebliche<br />

Rolle spielt.<br />

Die unterschiedliche Expression der auf der Proteinebene nicht-polymorphen<br />

Gene beruht zum einen wahrscheinlich auf einem Polymorphismus<br />

der gekoppelten Promotoren und zum anderen auf einer<br />

Splicevariante. Eine solche Splicevariante ist bereits beschrieben<br />

worden und führt dazu, dass transkribierte Genabschnitte nicht in<br />

Protein translatiert werden. Dr. Müller und Dr. Janitz haben Hinweise<br />

darauf, dass die protektiven Gene gehäuft mit dieser Splicevariante<br />

für das nichtpolymorphe HLA-Gen vererbt werden.<br />

Prof. T. Möröy, Institut für Zellbiologie – IFZ, Universitätsklinikum<br />

Essen, wurden für das Projekt „Genetische Prädisposition und Modifikation<br />

der Autoimmunerkrankung Systemischer Lupus erythematodes“<br />

Fördermittel bewilligt.<br />

Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine schwere Erkrankung,<br />

die mit einer Reihe verschiedener Organschäden einher-<br />

Systemischer<br />

Lupus<br />

erythematodes


Masern<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 230<br />

geht. Insbesondere kommt es häufig zum terminalen Nierenversagen.<br />

Es handelt sich um eine Autoimmunkrankheit: Das Immunsystem<br />

greift fälschlicherweise körpereigene Strukturen an, beim SLE<br />

insbesondere Strukturen der Zellkerne einschließlich der DNA. Der<br />

Entstehungsmechanismus ist nicht im Einzelnen geklärt. Bekannt ist<br />

aber, dass die Betroffenen häufig anormal geringe Mengen an DNase 1<br />

aufweisen, eines Enzyms, das nicht mehr benötigte DNA (insbesondere<br />

solche aus abgestorbenen Zellen, aber auch aus eingedrungenen<br />

Bakterien und Viren) im Organismus abbaut. Außerdem geht<br />

man aufgrund der vorliegenden Befunde allgemein davon aus, dass<br />

bestimmte genetische Faktoren für die Krankheit disponieren,<br />

während andere genetische Faktoren über Schweregrad und Verlauf<br />

bestimmen. Darüber hinaus wurde wiederholt die Vermutung<br />

geäußert, dass Bakterieninfektionen ebenfalls zum Ausbruch der<br />

Krankheit beitragen könnten.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, über diese genetischen Faktoren<br />

genauere Aufschlüsse zu gewinnen. Prof. Möröy stehen verschiedene<br />

gentechnisch veränderte Mausstämme zur Verfügung, in<br />

denen jeweils ein in Frage kommendes Gen verändert ist. Er hat<br />

selbst einen Mausstamm hergestellt, der DNase 1 in zu geringer<br />

Menge produziert. Mäuse aus diesem Stamm bekommen schon in<br />

sehr geringem Alter eine dem SLE vergleichbare Krankheit. In diese<br />

Tiere sollen mit genetischen Methoden neue Kombinationen weiterer<br />

Faktoren eingebracht und jeweils untersucht werden, wie sich<br />

die genetischen Veränderungen auf die Immunantwort und die Entstehung<br />

der Krankheit auswirken.<br />

Ein Forschungsprojekt zum Thema „A Transgenic Mouse Model for<br />

the Analysis of Measles virus-induced Immune Supression“ von Prof.<br />

V. ter Meulen und Prof. S. G. Siddell, Institut für Virologie und Immunologie<br />

der Universität Würzburg, wurde von der <strong>Stiftung</strong> im Berichtszeitraum<br />

gefördert.<br />

An den akuten Masern sterben noch immer über eine Million Menschen<br />

weltweit. Für den klinischen Verlauf der akuten Masern ist die<br />

virusinduzierte Immunsuppression von großer Bedeutung, da sie für<br />

die hohe Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate bei dieser Infektion<br />

verantwortlich ist. Die Mechanismen, die dieser Immunsuppression<br />

zugrunde liegen, sind jedoch nach wie vor unbekannt, da für eine exakte<br />

Analyse ein geeignetes Tiermodell fehlt. Da Mäuse nicht für<br />

eine Infektion mit dem Masernvirus empfänglich sind, ist beabsichtigt,<br />

die für die Immunsuppression verantwortlichen Masern-Virus-<br />

Hüllproteine (das Hämagglutinin- und das Fusionsprotein (H und F))<br />

in einem transgenen Mausmodell gewebespezifisch und regulierbar<br />

zu exprimieren. Dazu wurden die Gene für H und F so verändert,<br />

dass sie mit Hilfe gentechnischer Methoden in die Eizellen von Mäusen<br />

überführt werden können. Die Expression dieser beiden Virusproteine<br />

wird durch ein regulatorisches Protein gesteuert, welches<br />

selbst durch die Gabe eines Antibiotikums induziert wird. Im Berichtszeitraum<br />

gelang es Prof. ter Meulen und Prof. Siddell, dieses


231<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Genkonstrukt in die Eizellen von Mäusen zu überführen und ein<br />

transgenes Männchen zu erhalten. Dieses Tier wurde mit mehreren<br />

Weibchen verpaart und die Nachkommen auf die Präsenz des Genkonstruktes<br />

überprüft. Aus diesen Nachkommen werden z. Zt. mehrere<br />

Mauslinien gezüchtet, die unterschiedliche Kopienzahlen des<br />

Genkonstruktes in ihrer Keimbahn haben und sich bezüglich der<br />

Expressionsstärke und Regulierbarkeit der Virusproteine unterscheiden.<br />

Diese Mäuse werden mit Mäusen gekreuzt, die das regulatorische<br />

Protein in den T-Zellen exprimieren. Mit Hilfe dieses Mausmodells<br />

soll mit zellbiologischen und immunologischen Methoden untersucht<br />

werden, welche Wirkung die Proteine H und F auf das Immunsystem<br />

der transgenen Tiere haben.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bewilligte Dr. M. Ristow, Deutsches Institut<br />

für Ernährungsforschung, Freie Universität Berlin, Fördermittel<br />

für das Projekt „Dominant-negative Inaktivierung eines Regulators<br />

des nicht-oxidativen Glukosestoffwechsels im transgenen Tiermodell“.<br />

Der Diabetes mellitus Typ II gehört zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten,<br />

seine Symptomatik beruht nicht wie beim Diabetes<br />

mellitus Typ I auf einem Mangel an Insulin, sondern die Erhöhung<br />

des Blutzuckers ist in diesem Falle auf eine mangelnde Verwertung<br />

der anfallenden Glucose und eine bislang nicht hinreichend geklärte<br />

verminderte Wirksamkeit des Insulins zurückzuführen, die genetische<br />

Basis dieser Störung ist bislang ungeklärt.<br />

Die Verwertung aufgenommener Glukose im Organismus erfolgt<br />

über eine Reihe von enzymatischen Abbaureaktionen, der geschwindigkeitsbestimmende<br />

Schritt ist in nahezu allen Geweben des Menschen<br />

das Enzym Phosphofructo-1-kinase (PFK1). Eine Ausnahme<br />

machen die �-Zellen der Bauchspeicheldrüse, hier wirkt ein weiteres<br />

Enzym, die Glukokinase, ebenfalls geschwindigkeitsbestimmend.<br />

Mutationen, die zu einem Funktionsverlust der Glukokinase führen,<br />

sind mit einer autosomal-dominanten Form von Jugenddiabetes assoziiert.<br />

Man hat daher angenommen, dass auch Mutationen im<br />

PFK1-Gen, die zu einem Funktionsverlust des Enzyms führen, mit einer<br />

Form von Diabetes in Zusammenhang stehen könnten.<br />

PFK1 katalysiert in der Glykolyse die Umwandlung von Fruktose-6-<br />

Phosphat zu Fruktose-1,6-diphosphat. Ist der Energieverbrauch der<br />

Zelle gering, das heißt, sind die ATP-Reserven in der Zelle hoch, so<br />

hemmt dies die Aktivität der PFK1 und damit den weiteren Glukoseabbau.<br />

Mit sinkender ATP-Konzentration wird die PFK1 erneut aktiviert.<br />

Dieser Mechanismus führt zu einer regelmäßigen Oszillation<br />

der ATP-Synthese. In den �-Zellen der Bauchspeicheldrüse ist die<br />

Synthese von ATP direkt an die Synthese des blutzuckersenkenden<br />

Insulins gekoppelt. Bei gesunden Personen wird Insulin etwa alle 12<br />

Minuten in synchronisierten Pulsen ausgeschüttet.<br />

Die PFK1 liegt beim Menschen in drei Isoformen vor, die auf verschiedenen<br />

Chromosomen kodiert sind (als Muskel-[M-], Leber-[L-]<br />

Diabetes


Tangier-<br />

Krankheit<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 232<br />

und Plättchen-[P-]Subtyp), das aktive Enzym ist ein Dimer aus zwei<br />

Monomeren desselben Subtyps oder zweier unterschiedlicher Subtypen.<br />

Man weiß, dass bei einer angeborenen Form von Glykogenspeicherkrankheit<br />

– der Tarui-Krankheit – der Muskelsubtyp der PFK1 in<br />

seiner Funktion gestört ist, und in einer Untersuchung an einer Familie<br />

von Tarui-Patienten konnte Dr. Ristow zeigen, dass bei den betroffenen<br />

Patienten die Insulinsekretion vermindert, beziehungsweise<br />

die Insulinoszillation gestört ist, dieses Krankheitsbild deckt<br />

sich mit dem des Diabetes mellitus Typ II. Damit kommt PFK1 als<br />

Kandidat für eine ursächliche Beteiligung an der Entstehung dieser<br />

Krankheit in Frage.<br />

Dr. Ristow möchte die genaue Physiologie des Glukosestoffwechsels<br />

und der Insulinsekretion bei gestörter PFK1-Funktion an einem<br />

transgenen Tiermodell für den Muskelsubtyp von Phosphofructokinase-1<br />

untersuchen, um daraus Aufschluss über die molekularen<br />

Ursachen für die Symptomatik des Diabetes mellitus Typ II zu gewinnen.<br />

Die molekulare Ursache und Pathogenese der Tangier-Krankheit ist<br />

Gegenstand eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />

von Dr. S. Rust und Prof. G. Assmann, Institut für Arterioskleroseforschung<br />

an der Universität Münster.<br />

Unter den Lipoproteinen haben die beiden Typen LDL und HDL unterschiedliche<br />

Auswirkungen auf die Entstehung einer Arteriosklerose.<br />

Ein hoher LDL-Spiegel im Blut ist mit einem erhöhten Risiko<br />

für Arteriosklerose und Herzinfarkt verbunden; HDL dagegen<br />

scheint vor diesen Krankheiten zu schützen. Ein niedriger HDL-<br />

Spiegel ist der wichtigste Einzelparameter für eine Voraussage über<br />

das Erkrankungsrisiko. Eine genetisch bedingte, durch einen stark<br />

erniedrigten HDL-Spiegel gekennzeichnete Krankheit ist die Tangier-Krankheit.<br />

Im Rahmen des durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes<br />

haben Dr. Rust und Prof. Assmann in den letzten zwei Jahren<br />

die molekulare Ursache der Tangier-Krankheit untersucht. Nach der<br />

chromosomalen Lokalisation der Krankheit auf Chromosom 9q31<br />

durch Untersuchung der vererbten chromosomalen Segmente in einer<br />

grossen Tangier-Familie wurden anschliessend bei der Kandidatengensequenzierung<br />

zahlreiche Defekte im ABCA1-Gen als die ursächlichen<br />

genetischen Defekte bei Tangierpatienten identifiziert.<br />

ABCA1 ist ein Mitglied der „ATP-binding cassette“-Proteinfamilie,<br />

die zahlreiche ATP-abhängige membranständige Transporter und<br />

Ionenkanäle enthält. Wahrscheinlich ist ABCA1 ebenfalls ein Transporter,<br />

dem eine wichtige Rolle beim Cholesterin-Efflux zukommt.<br />

Viele Merkmale der Tangiererkrankung, darunter auch lipidbeladene<br />

orange Tonsillen und die koronare Herzkrankheit (KHK), werden<br />

nur in einem Teil der Tangierfamilien beobachtet. Die bei einem<br />

ABCA1-Defekt stets beobachtete HDL-Defizienz muss deshalb separat<br />

vom Arterioskleroserisiko betrachtet werden und die Basis beider<br />

Effekte könnte sogar verschiedenen Zelltypen zugeordnet sein (z. B.


233<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Makrophagen, glatte Muskelzellen etc.). Die Effekte der ABCA1-Expression<br />

in bestimmten Zelltypen auf den Organismus sollen durch<br />

zwei einander ergänzende Strategien geklärt werden: Das ABCA1-<br />

Gen soll durch Einbau einer STOP-Kassette ausgeschaltet werden,<br />

welche dann durch Kreuzung mit einer Maus, die die Cre-Rekombinase<br />

in spezifischen Geweben exprimiert, wieder entfernt werden<br />

kann. Dadurch wird das ABCA1-Gen nur im entsprechenden Zelltyp<br />

aktiv, bleibt in allen anderen Geweben dagegen inaktiv. Ausserdem<br />

soll das ABCA1-Gen durch sogenannte loxP-Elemente so modifiziert<br />

werden, dass man es durch Cre-Expression in spezifischen Geweben<br />

ausschalten kann, wobei ABCA1 in allen anderen Geweben aktiv<br />

bleibt. Zahlreiche Mäuse mit gewebespezifischer Cre-Rekombinase<br />

sind bekannt; für dieses Projekt interessant ist die spezifische Cre-<br />

Expression u. a. in Makrophagen, glatten Muskelzellen, Schwann-<br />

Zellen und Dünndarmzellen. Die Klärung der Frage, welche Zellen<br />

für die Arteriosklerose entscheidend sind, könnte die Basis sein zur<br />

Entwicklung einer „zell“genauen Therapie mit zelltypselektiver Erhöhung<br />

der ABCA1-Expression, die zugleich eine in anderen Zellen<br />

u. a. schädliche, überhöhte ABCA1-Expression vermeidet.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

Utech, M., et al.: Accumulation of RhoA, RhoB, RhoG, and Rac1 in<br />

fibroblasts from Tangier disease subjects suggests a regulatory<br />

role of Rho family proteins in cholesterol efflux. – In: Biochem. Biophys.<br />

Commun. 280. <strong>2001</strong>. S. 229–236.<br />

Lorkowski, S., S. Rust et al.: Genomic sequence and structure of<br />

the human ABCG1 (ABC8) gene. – In: Biochem. Biophys. Commun.<br />

280. <strong>2001</strong>. S. 121–131.<br />

Für Analysen zur molekularen Pathogenese der Dilatativen Kardiomyopathie<br />

wurden PD Dr. W. M. Franz, Medizinische Klinik und<br />

Poliklinik I der Universität München, sowie Dr. O. Müller und Prof.<br />

H. A. Katus, Medizinische Klinik II, Medizinische Universität Lübeck,<br />

Fördermittel bewilligt.<br />

Bei der dilatativen Kardiomyopathie (DCM) handelt es sich um eine<br />

Erkrankung des Herzmuskels, durch die es zu einer extremen Erweiterung<br />

der Herzkammern, fortschreitender Herzinsuffizienz und zu<br />

oftmals medikamentös nicht zu behandelnden, lebensbedrohlichen<br />

Herzrhytmusstörungen kommt. Sie ist der häufigste Grund für eine<br />

Herztransplantation. Bei bis zu 35 Prozent aller Erkrankten ergab<br />

sich eine familiäre Häufung, die auf einen genetischen Faktor bei der<br />

DCM hinwies. Biochemische Analysen ergaben, dass bei diesen Patienten<br />

dem Dystrophinprotein ein Teil seiner Aminosäuresequenz<br />

fehlt. Die dadurch bedingte Konformationsänderung des Proteins<br />

scheint dessen Eigenschaften grundlegend zu ändern.<br />

Im Rahmen des Projekts soll eine genaue Analyse von Gewebsproben<br />

aus dem Herzmuskel Aufschluss darüber geben, welche Proteine<br />

des Glycogenkomplexes bei DCM-Patienten in ihrer Expres-<br />

Dilatative<br />

Kardiomyopathie


Molybdäncofaktor<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 234<br />

sion verändert sind. Hierzu wurden Herzmuskelbiopsien von Patienten<br />

mit primärer DCM gesammelt. Um die Anzahl der Gewebsproben<br />

zu erhöhen, wurde eine Kooperation mit Prof. Schaper, Max-<br />

Planck-Institut für Physiologie und Klinische Forschung Bad Nauheim,<br />

eingegangen, sowie eine Verknüpfung mit dem Netzwerk<br />

Herzinsuffizienz/Kardiomyopathie hergestellt. Immunhistologische<br />

Analysen der ersten zehn Patienten mit primärer DCM zeigen keine<br />

wesentliche Veränderung in der Expression der Proteine des Dystrophin-assoziierten-Komplexes.<br />

Um die Auswirkungen der Mutation sowie die Funktionsweise des<br />

Glykoproteinkomplexes zu untersuchen, wird ein transgenes Tiermodell<br />

etabliert, indem die gefundene Mutation herzmuskelspezifisch<br />

überexpremiert wird. Die Klonierungsarbeiten zur Erstellung<br />

der Mikroinjektionsvektoren sind bislang gut vorangegangen, obwohl<br />

sich die Subklonierung der 14,5 kb langen cDNA des humanen<br />

Dystrophingens schwierig gestaltete.<br />

Im Berichtszeitraum wurden Prof. R. R. Mendel, Botanisches Institut,<br />

Biozentrum der TU Braunschweig, zur Molekularen Analyse der erblichen<br />

Molybdäncofaktor-Defizienz beim Menschen Förderungsmittel<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Der Molybdäncofaktor ist eine Verbindung, die in vielen Organismen<br />

vorkommt und für die Aktivität mehrerer Enzyme unentbehrlich<br />

ist. Die Enzymproteine binden den Molybdäncofaktor (Moco) und<br />

werden erst dadurch enzymatisch aktiv. Bei Säugetieren und Menschen<br />

sind drei Enzyme bekannt, die in dieser Weise auf den Molybdäncofaktor<br />

angewiesen sind.<br />

Seit 1978 kennt man einen erblichen Defekt des Molybdäncofaktors<br />

beim Menschen. Die betroffenen Patienten weisen ausgeprägte Gehirnanomalien<br />

und andere Beeinträchtigungen auf; sie sterben meist<br />

kurz nach der Geburt. Als Ursache für den Defekt wurde die Mutation<br />

in einem der Gene vermutet, die die Information für die an der<br />

Synthese des Molybdäncofaktors beteiligten Enzyme enthalten.<br />

Diese Enzyme und ihre Gene waren zu Beginn der Projektförderung<br />

unbekannt.<br />

In der Arbeitsgruppe von Prof. Mendel wurde nach erfolgreicher Isolierung<br />

und Charakterisierung der pflanzlichen Molybdäncofaktor-<br />

Synthesegene die humanen Gene dieses essentiellen Stoffwechselweges<br />

identifiziert und charakterisiert. Grundlage für den interdisziplinären<br />

Ansatz war der Befund, dass die Struktur des Moco in allen<br />

Organismenreichen erhalten geblieben ist und dadurch die an<br />

seiner Synthese beteiligten Enzyme ebenfalls starke Übereinstimmungen<br />

zwischen Bakterien, Pflanzen und Säugetieren aufweisen.<br />

So wird auch beim Menschen der Kofaktor in drei Schritten synthetisiert,<br />

jedoch wurden grundsätzliche Unterschiede in der Organisation<br />

der Gene, ihrer Expression und der Funktion der Proteine in verschiedenen<br />

Stoffwechselprozessen nachgewiesen, was die Anpas-


235<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

sung dieses evolutiv alten Stoffwechselweges an komplexe Stoffwechselvorgänge<br />

im Menschen demonstriert.<br />

Im Berichtszeitraum wurden folgende Publikationen veröffentlicht:<br />

Reiss, J., et al.: A mutation in the gene for the neurotransmitter receptor-clustering<br />

protein gephyrin causes a novel form of molybdenum<br />

cofactor deficiency. – In: Am. J. Hum. Genet. 68. <strong>2001</strong>.<br />

S. 208–213.<br />

Schwarz, G., et al.: The molybdenum cofactor biosynthetic protein<br />

Cnx1 complements molybdate-repaireable mutants, transfers<br />

molybdenum to the metal binding pterin, and is associated with<br />

the cytoskeleton. – In: Plant Cell. 12. <strong>2000</strong>. S. 2455–2472.<br />

Prof. A. E. Kulozik, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, und Dr. G. Neu-<br />

Yilik, Labor für Pädiatrische Molekularbiologie, Charité, Humboldt-<br />

Universität Berlin, erhielten Fördermittel zur Untersuchung der Molekularen<br />

Pathogenese des rezessiven Vererbungsmodus der �-Thalassämie:<br />

Mechanismen des Nonsense-Mediated-mRNA-Decay, der<br />

�-Globulin-mRNA.<br />

Nonsense-Codons sind häufige Ursachen genetischer Erkrankungen,<br />

so auch der beta-Thalassämie, mRNAs mit solchen Codons werden<br />

vom „Nonsense-mediated mRNA Decay“ (NMD) erkannt und<br />

degradiert. Dabei handelt es sich um einen phylogenetisch stark<br />

konservierten Mechanismus, der auf posttranskriptioneller Ebene<br />

zur Qualitätskontrolle der Genexpression beiträgt und verhindert,<br />

dass verkürzte Proteine Schaden in der Zelle anrichten. In einer<br />

früheren Studie konnte Prof. Kulozik zeigen, dass Spleissen der prämRNA<br />

und Protein-Translation für den NMD der beta-Globin mRNA<br />

notwendige Parameter sind. Die durch das Spleissen entstehenden<br />

Exon-Exon-Verbindung dient als Referenzpunkt, um ein Stop-Codon<br />

als Nonsense-Codon zu identifizieren. Prof. Kulozik und Dr. Neu-Yilik<br />

benutzten jetzt erneut das humane beta-Globin-Gen, um die genaue<br />

Rolle von Spleissen und Polyadenylierung im humanen NMD<br />

zu untersuchen. Sie konnten zeigen, dass das Spleissen der PrämRNA<br />

nicht nur notwendig, sondern unverzichtbar ist. Nonsensemutierte<br />

beta-Globin mRNAs, die in einem Zellkultursystem von einem<br />

artifiziell intronlosen Gen exprimiert wurden, sind immun gegen<br />

NMD. Führt man jedoch ein Intron in die 3’ untranslatierte Region<br />

eines solchen Gens in ausreichendem Abstand vom physiologischen<br />

Terminationscodon ein, so wird dieses Terminationscodon als<br />

Nonsensecodon interpretiert und die mRNA degradiert. Dies zeigt<br />

nicht nur, dass Spleissen der mRNA notwendig ist, sondern auch,<br />

dass es auf der beta-Globin mRNA keine weiteren (exonischen) Sequenzen<br />

gibt, die in Abwesenheit von Introns eine nonsense-mutierte<br />

mRNA dem NMD zuführen könnten. Des weiteren konnte gezeigt<br />

werden, dass die räumlichen Erfordernisse für die Funktion des<br />

humanen NMD wesentlich weniger restriktiv sind als in der Hefe, einem<br />

häufig verwendeten Modellorganismus zur Erforschung des<br />

NMD. In der Hefe kann ein Stopcodon nur dann als Nonsense-Codon<br />

Thalassämie


Lysosomen<br />

erkannt werden, wenn es nicht weiter als 200 Basenpaare 5’ von einem<br />

exonischen Sequenzelement liegt, das in Hefen für den NMD<br />

notwendig ist und analog zur humanen Exon-Exon-Verbindung<br />

funktioniert. Es konnte nachgewiesen werden, dass die humane<br />

NMD-Maschinerie auch noch über eine Distanz von mindestens 695<br />

Basenpaaren zwischen dem Nonsense-Codon und der nächsten<br />

Exon-Exon-Verbindung funktioniert. Der Poly(A)-Schwanz reifer<br />

mRNAs unterstützt die Effizienz sowohl des Spleissprozesses als<br />

auch der Translation, beides Prozesse, die für den NMD notwendig<br />

sind. Daher war es möglich, dass er auch eine wichtige Rolle im NMD<br />

spielt. Histon-mRNAs haben anstelle eines Poly(A)-Schwanzes eine<br />

sogenannte „Stem-loop“-Struktur. Schliesslich konnte gezeigt werden,<br />

das nonsense-mutierte humane beta-Globin mRNA, die statt eines<br />

Poly(A)-Schwanzes ein Histon-mRNA 3’ Ende hatte, ebenso vom<br />

NMD erkannt und degradiert wurde wie beta-Globin mRNAs mit einem<br />

Poly(A)-Ende. Die Degradation nonsense-mutierter beta-Globin<br />

mRNAs ist somit abhängig von Spleissen und Translation, nicht jedoch<br />

von der Anwesenheit eines Poly(A)-Schwanzes.<br />

Im Berichtszeitraum wurde veröffentlicht:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 236<br />

Neu-Yilik, Gabriele, et al.: Splicing and 3’ end formation in the definition<br />

of nonsense-mediated decay-competent human �-globin<br />

mRNPs. – In: The EMBO Journal. 20. <strong>2001</strong>. S. 532–540.<br />

Für die „Analyse des pathogenetischen Potentials des ,lysosomal<br />

apyrase like Protein of 70 kDA‘ (LALP70) am LALP70-knock-out-<br />

Mausmodell“ werden PD Dr. H.-P. Elsässer, Institut für klinische Zytobiologie<br />

und Zytopathologie, Universität Marburg, Fördermittel<br />

bewilligt.<br />

Lysosomen sind Zellorganellen, die dazu dienen, bestimmte Stoffe<br />

innerhalb der Zelle abzubauen. Um diesen Zweck erfüllen zu können,<br />

enthalten sie zahlreiche hydrolytische Enzyme. Einige dieser<br />

Hydrolasen kennt man bereits; sie befinden sich im aktiven Zustand<br />

im Lumen der Lysosomen; fallen sie aufgrund genetischer Defekte<br />

aus oder ist ihre Aktivität vermindert, kommt es zu sog. Speicherkrankheiten,<br />

die bereits untersucht und bekannt sind. Je nachdem,<br />

welche Hydrolase mutiert ist, unterscheidet man Mukopolysaccharidosen<br />

wie etwa das Hurler-Syndrom oder verschiedene Fettspeicherkrankheiten<br />

wie beispielsweise die Tay-Sachs-Erkrankung, die<br />

im Allgemeinen eine sehr schlechte Prognose haben und bisher lediglich<br />

palliativ behandelt werden können.<br />

Neben diesen luminalen Hydrolasen befinden sich auch in der Lysosomenmembran<br />

Proteine, die als Enzyme aktiv sind. Von ihnen und<br />

ihrer Funktion weiss man bisher nur wenig. Eines von ihnen konnte<br />

jedoch bereits mit einer Krankheit in Verbindung gebracht werden,<br />

dem sogenannten Danon-Syndrom, das mit Herzmuskel- und Muskelerkrankungen<br />

sowie geistiger Retardierung assoziiert ist.


237<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Ein weiteres aus dieser Reihe der Membranproteine ist von Dr.<br />

Elsässer entdeckt und kloniert worden: das sogenannte „lysosomal<br />

apyrase like protein of 70 kDA“ (LAPL70). Bei der Charakterisierung<br />

dieses Proteins zeigte sich, dass es zur Familie der Apyrasen gehört.<br />

Apyrasen sind in der Lage, Bausteine aus dem Nucleotidstoffwechsel<br />

zu spalten. Es wird vermutet, dass das gefundene Protein eine Rolle<br />

bei der Rückgewinnung von Tri- und/oder Dinukleotiden spielt.<br />

Dieses Enzym soll nun auf seine Funktion und eventuelle Bedeutung<br />

für den Stoffwechsel des Menschen hin untersucht werden. Sein<br />

Ausfall führt wahrscheinlich zu einer Akkumulation von Nukleotiden<br />

in den Lysosomen, deren Folgen, ähnlich wie bei den anderen<br />

bisher erkannten Speicherkrankheiten, für den betroffenen Patienten<br />

dramatisch sein dürften. Ob eine entsprechende Störung des Nukleotidstoffwechsels<br />

vorliegt und wie diese sich auswirken könnte,<br />

soll am Modell einer LALP70-knock-out-Maus untersucht werden.<br />

Das Forschungsvorhaben von Dr. V. Schumacher, Institut für Humangenetik<br />

und Anthropologie, Universität Düsseldorf, zur molekularen<br />

Charakterisierung des WT1-Gens bei der Pathogenese des kongenitalen/infantilen<br />

nephrotischen Syndroms wird von der <strong>Stiftung</strong><br />

gefördert.<br />

Das kongenitale/infantile nephrotische Syndrom ist eine schwere<br />

Nierenerkrankung bei Neugeborenen, die bereits vor dem dritten<br />

Lebensjahr zum Nierenversagen führt. Als Therapie kommen dann<br />

nur noch die Dialyse oder eine Nierentransplantation in Frage. Die<br />

Krankheit betrifft die Glomeruli, und hat in einem Teil der Fälle genetische<br />

Ursachen. In diesen Fällen ist sie häufig mit anderen Krankheiten<br />

verbunden, z. B. mit dem Wilms-Tumor, einer Krebserkrankung<br />

der Nieren.<br />

Das Gen, dessen Defekt die Krankheit verursacht, ist bekannt: Es<br />

trägt die Bezeichnung WT1 und enthält den Bauplan für einen Transkriptionsfaktor,<br />

d. h. für ein Protein, das sich an die DNA heftet und<br />

auf diese Weise die Expression anderer Gene reguliert. Im Gegensatz<br />

zu vielen anderen Transkriptionsfaktoren wird das WT1-Protein<br />

aber nur in ganz bestimmten Zellen produziert, u. a. in Nierenzellen<br />

während der Embryonalentwicklung. Auch einige Gene, die von diesem<br />

Protein gesteuert werden, kennt man bereits.<br />

Aufbauend auf diesen Befunden, möchte Dr. Schumacher genauer<br />

untersuchen, durch welche molekularen Mechanismen das veränderte<br />

WT1-Protein das nephrotische Syndrom erzeugt. Als Untersuchungsmaterial<br />

stehen DNA von Patienten mit Mutationen des WT1-<br />

Gens sowie Nierenzellen und Nierengewebe von diesen Patienten<br />

und gesunden Personen zur Verfügung. Mit molekularbiologischen,<br />

biochemischen und immunologischen Verfahren sollen folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

Nephrotisches<br />

Syndrom


Degenerative<br />

Nierenerkrankungen<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 238<br />

– Wie werden die Gene, die das WT1-Protein reguliert, bei Patienten<br />

mit nephrotischem Syndrom exprimiert? Welche Unterschiede<br />

bestehen zu gesunden Personen?<br />

– Werden ausser den bereits bekannten Genen noch weitere durch<br />

das WT1-Protein auf der Ebene der Transkription reguliert, und<br />

um welche Gene handelt es sich? Welche Unterschiede bestehen<br />

zwischen gesunden und erkrankten Personen?<br />

– Sind strukturelle Veränderungen im Nierengewebe beim nephrotischen<br />

Syndrom auf die Veränderungen des WT1-Gens zurückzuführen?<br />

Eine Überexpression bestimmter Gene, die von dem WT1-Protein reguliert<br />

werden, könnte als Ursache für das nephrotische Syndrom in<br />

Frage kommen. Aus diesem Grund wurde die Expression von Pax-2,<br />

Bcl2 und IGF2 in normalem Nierengewebe und Gewebe von fünf erkrankten<br />

Patienten untersucht. Es zeigte sich kein Unterschied zwischen<br />

normalem und erkranktem Gewebe. Somit ist vermutlich eine<br />

Fehlregulation dieser Gene nicht die Ursache des nephrotischen<br />

Syndroms. Weiterhin wurden mit immunhistochemischen Methoden<br />

typische Bestandteile der glomerulären Basalmembran und des Podozytenzytoskeletts<br />

bei gesunden und erkrankten Personen untersucht.<br />

Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Proteine<br />

fehlreguliert sind und somit bei erkrankten Personen zu einer Proteinurie<br />

führen können. Die Analyse weiterer WT1-regulierter Gene<br />

und weiterer Bestandteile der glomerulären Filtrationsbarriere sind<br />

geplant.<br />

In einem weiteren Ansatz wird das Expressionsprofil von gesunden<br />

und erkrankten Glomeruli erstellt und verglichen, um möglichst ein<br />

Gesamtbild über alle Unterschiede zu erhalten. Damit sollen alle<br />

Gene identifiziert werden, deren Fehlregulation das nephrotische<br />

Syndrom verursachen könnte. Hierfür wurden Glomeruli mittels Laser<br />

aus gefrorenem Gewebe mikrodissektiert, die RNA isoliert und<br />

amplifiziert und nach der radioaktiven Markierung auf Arrays hybridisiert.<br />

Bis jetzt ist das Expressionsprofil von einem gesunden und einem<br />

erkrankten Gewebe erstellt worden. Um signifikante Aussagen<br />

machen zu können, werden noch drei normale und drei erkrankte<br />

Nieren untersucht. Zusätzlich werden mit demselben Ansatz normale<br />

und erkrankte Podozyten aus Zellkulturen untersucht. Alle Array-Ergebnisse<br />

müssen anschliessend mit immunhistochemischen<br />

Methoden oder mittels Real-time PCR verifiziert werden.<br />

Dr. A. Fuchshuber und PD Dr. F. Hildebrandt, Universitäts-Kinderklinik,<br />

Freiburg, wurde eine Sachbeihilfe für die Identifizierung des<br />

Gens für die autosomal dominante „medullary cystic kidney disease“<br />

Typ 1 (MCKD1) bewilligt.<br />

Bei der autosomal-dominanten Nierenerkrankung „medullary cystic<br />

kidney disease“ Typ 1 (MCKD1) bilden sich im Nierenmark Zysten,<br />

die zu einem rasch fortschreitenden Funktionsverlust der Nieren


239<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

führen, der im Alter von 30 bis 40 Jahren in ein terminales Nierenversagen<br />

mündet. Verlauf und Symptomatik ähneln sehr einer weiteren<br />

degenerativen Nierenerkrankung, der autosomal-rezessiven<br />

familiären juvenilen Nephronophtise (NPH), deren Symptomatik in<br />

jungen Jahren einsetzt und binnen weniger Jahre zu Niereninsuffizienz<br />

und Dialysebedürftigkeit der Patienten führt. Beide Krankheiten<br />

fasst man unter dem Begriff NPH-Komplex zusammen.<br />

Im Falle der juvenilen Nephronophtise vom Typ 1 wurde das verantwortliche<br />

Gen auf Chromosom 2q12 lokalisiert und sequenziert. Das<br />

Genprodukt dieses Gens (NPHP1) ist Nephrocystin, ein bislang unbekanntes<br />

Protein, das an der Signaltransduktion bei Zelladhäsionen<br />

beteiligt zu sein scheint. Segregationsanalysen ergaben, dass zwischen<br />

MCKD1 und NPHP1 keine Kopplung besteht.<br />

Vor kurzem wurde durch eine andere Arbeitsgruppe ein Genort<br />

(MCKD1) für MCKD1 auf Chromosom 1q21 lokalisiert. Dr. Fuchshuber<br />

und Dr. Hildebrandt konnten bei drei grossen von ihnen untersuchten<br />

Familien eine Kopplung von MCKD1 an diesen Genort allerdings<br />

ausschliessen. Diese Krankheit ist offenbar genetisch heterogen.<br />

Ziel des Projekts ist es, zunächst das für MCKD1 verantwortliche<br />

Gen, bzw. andere mit dieser Krankheit assoziierte Gene zu identifizieren<br />

und in ihrer Funktion zu analysieren, um Aufschluss darüber<br />

zu erhalten, welche Prozesse der Pathogenese auf molekularer<br />

Ebene zugrundeliegen.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

Kroiss, S., et al.: Evidence of further genetic heterogeneity in autosomal<br />

dominant medullary cystic kidney disease (ADMCKD). – In:<br />

Nephrol. Dial. Transpl. 15. <strong>2000</strong>. S. 818–821.<br />

Fuchshuber, Arno, et al.: Refinement of the gene locus for autosomal<br />

dominant medullary cystic kidney disease type 1 (MCKD1)<br />

and construction of a physical and partial transcriptional map of<br />

the region. – In: Genomics. 72. <strong>2001</strong>. S. 278–284.<br />

Prof. G. Walz, Abteilung für Nephrologie, Universitätsklinik Freiburg,<br />

erhielt Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für Untersuchungen zur Zellulären<br />

Funktion des PKD2-Genproduktes.<br />

Die autosomal-dominante polycystische Nierenerkrankung ADPKD<br />

(so benannt nach ihrer englischen Bezeichnung autosomal dominant<br />

polycystic kidney disease) gehört mit einer Häufigkeit von 1 zu 1000<br />

zu den häufigsten genetisch bedingten Erkrankungen des Menschen,<br />

weltweit leiden etwa fünf Millionen Menschen an dieser Form<br />

von Nierendegeneration. Die Nieren der Betroffenen sind vergrössert<br />

und weisen zahlreiche Zysten aus undifferenzierten, proliferierenden<br />

Zellen auf. Die mit fortschreitender Krankheit einhergehende<br />

Störung der Nierenfunktion führt in vielen Fällen zu terminalem Nierenversagen.<br />

Polycystische<br />

Nierenerkrankung


Zöliakie<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 240<br />

In den Jahren 1994 bis 1996 konnten zwei Gene kloniert werden, die<br />

bei der Entstehung der Krankheit eine massgebliche Rolle zu spielen<br />

scheinen, denn bei 95 Prozent aller Erkrankten können Mutationen<br />

in einem oder beiden dieser Gene nachgewiesen werden. Die Produkte<br />

der Gene PKD1 und PKD2 sind die beiden Proteine Polycystin 1<br />

und Polycystin 2, die bereits gut charakterisiert sind.<br />

Beide Proteine interagieren sowohl miteinander als auch mit verschiedenen<br />

Proteinkinasen im Zellinneren. Von besonderem Interesse<br />

ist die Polycystin 2-vermittelte Aktivierung von Proteinkinasen,<br />

die in die Wachstumsregulation involviert sind und ihrerseits die Bildung<br />

bzw. Aktivierung des Transkriptionsfaktors AP-1 bewirken.<br />

AP-1 reguliert komplexe zelluläre Prozesse wie Proliferation, Differenzierung<br />

und Apoptose.<br />

Zellen aus Nierenzysten erkrankter Patienten sind verhältnismässig<br />

undifferenziert und haben eine hohe Zellteilungsaktivität. Dies<br />

könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass das Genprodukt<br />

von PKD2 im Krankheitsfalle fehlt, und die Zellen daher<br />

nicht von der Teilungsphase auf die Differenzierung „umschalten“<br />

können. In der Arbeitsgruppe von Prof. Walz wurde bereits gezeigt,<br />

dass die Induktion von PKD2 zur Hemmung der Zellproliferation<br />

führt. Möglicherweise ist diese Funktion des Proteins die Voraussetzung<br />

für die normale tubuläre Differenzierung, die eine Entstehung<br />

von Zysten aus undifferenzierten Zellen verhindert. Dabei kommt<br />

auch eine Aktivierung von Signalkaskaden durch die beiden Genprodukte<br />

von PKD1 und PKD2 gemeinsam in Betracht.<br />

Kürzlich konnte gezeigt werden, dass Polycystin-2 in Verbindung<br />

mit Polycystin-1 in bestimmten Tumorzelllinien (CHO) zur Erhöhung<br />

der Leitfähigkeit für Calcium und andere Kationen führen kann. Polycystin-1<br />

scheint hierbei die Translokation von Polycystin-2 an die<br />

Plasmamembran zu ermöglichen. Im letzten Abschnitt der Förderung<br />

soll nun untersucht werden, welche Mechanismen die Retention von<br />

Polycystin-2 im endoplasmatischen Retikulum bzw. die Translokation<br />

zur Plasmamembran regulieren. Vergleichende Arbeiten mit<br />

dem Protein Nephrocystin, dessen Mutation ebenfalls zu Nierenzysten<br />

führt, haben gezeigt, dass Nephrocystin möglicherweise für die<br />

Translokation von Pyk2 zur Plasmamembran verantwortlich ist. Prof.<br />

Walz geht davon aus, dass zytoplasmatische Proteine die Integration<br />

von Polycystin-2 in die Plasmamembran verhindern. Es sollen nun<br />

diese regulatorischen Proteine isoliert und die entsprechenden Bindungsstellen<br />

in Polycystin-2 identifiziert werden.<br />

Dr. R. Jores, Dipt. Scienze Biomediche e Biotecnologie, Universität<br />

Cagliari, erhielt für die „Molekulare Analyse der T-Zellen in der Gluten-sensitiven<br />

Enteropathie bei Patienten, die homozygot für den<br />

prädisponierenden HLA-DQ2 sind“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Die Zöliakie (celiac disease, DC) ist eine krankhafte Überempfindlichkeit<br />

gegen Gluten, einen Bestandteil der meisten Getreideprodukte;<br />

glutenhaltige Ernährung führt bei den Betroffenen zu patho-


241<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

logischen Veränderungen der Darmschleimhaut und damit zu<br />

schweren Durchfällen; die Folge sind Unterernährung und andere<br />

Krankheitserscheinungen, die jedoch bei glutenfreier Ernährung<br />

verschwinden. Die Krankheit lässt sich also durch Ernährungsumstellung<br />

beliebig hervorrufen und wieder beseitigen.<br />

Die Ursache der Zöliakie sind nicht geklärt. Insbesondere die frühen,<br />

nach dem Wechsel zu glutenhaltiger Ernährung sehr schnell einsetzenden<br />

Krankheitsmechanismen wurden bisher kaum untersucht. Es<br />

handelt sich offensichtlich um einen immunologischen Mechanismus,<br />

denn bei den Betroffenen findet man immer wieder ein bestimmte<br />

Form eines Gens namens HLA-DQ2, welches zum Immunsystem<br />

gehört. Da die Zöliakie in Sardinien häufiger vorkommt als in<br />

allen anderen Regionen Europas (auf der Insel ist ca. 1 Prozent der<br />

Bevölkerung betroffen), findet man dort auch homozygote Personen,<br />

d. h. solche mit zwei Exemplaren (väterlich/mütterlich) von HLA-<br />

DQ2 besonders häufig. Dr. Jores möchte die frühen Vorgänge bei<br />

Eintritt der Zöliakie und die Bedeutung von HLA-DQ2 für diesen<br />

Mechanismus genauer untersuchen. Als Versuchsmaterial dient<br />

Darmgewebe, das von homozygoten Patienten nach kurzfristiger<br />

Gabe einer glutenhaltigen Ernährung gewonnen wurde. Mit immunologischen,<br />

zellbiologischen und gentechnischen Methoden sollen folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

– Findet man bei den Patienten besondere T-Zellen (Zellen des Immunsystems),<br />

die bekanntermassen an derartigen Krankheitsmechanismen<br />

mitwirken?<br />

– Wie sieht das Spektrum der T-Zellen bei den Patienten insgesamt<br />

aus? Weicht dieses Repertoire von dem gesunder Menschen ab?<br />

– In welchen Mengen werden die entscheidenden Regulationssubstanzen<br />

des Immunsystems (Cytokine) gebildet?<br />

– Bildet das Immunsystem der Betroffenen nach Stimulation anormal<br />

grosse Mengen von T-Zellen und Cytokinen?<br />

– An welchen Stellen des Darmschleimhautgewebes sind die entscheidenden<br />

T-Zellen lokalisiert?<br />

Insgesamt verspricht sich Dr. Jores von den Arbeiten neue Aufschlüsse<br />

über die Entstehung der Zöliakie, die sich später auch auf<br />

nicht homozygote Patienten übertragen lassen und für die Behandlung<br />

der Krankheit von Interesse sein dürften. Darüber hinaus sollen<br />

die Befunde auch allgemein neue, für das Verständnis vieler Krankheiten<br />

wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Immunsystems<br />

liefern.<br />

Die Untersuchung der Pathogenese generalisierter peroxisomaler Erkrankungen<br />

und Analyse der Funktion von peroxisomalen Membranproteinen<br />

durch gezielten Gen-Knockout in Mäusen ist Gegenstand<br />

eines Forschungsprojekts von Dr. G. H. Lüers, Anatomisches<br />

Institut, Universität Bonn.<br />

Zellweger-<br />

Syndrom


Das Zellweger-Syndrom ist eine schwere, angeborene Krankheit, die<br />

mit einer Häufigkeit von 1:50.000 auftritt und bereits in den ersten<br />

Lebensmonaten zum Tod führt. Die betroffenen Säuglinge zeigen<br />

sehr unterschiedliche Symptome, wie allgemeine Schwäche, Leberzirrhose,<br />

kardiovaskuläre Fehlbildungen und charakteristische Deformationen<br />

im Gehirn, letztere beruhen auf einer gestörten Wanderung<br />

der Neuronen während der Hirnentwicklung. Die Ursache für<br />

das Zellweger-Syndrom ist ein Ausfall der Peroxisomen und der in<br />

ihnen lokalisierten Funktionen in allen Körperzellen.<br />

Peroxisomen sind membranumhüllte Zellorganellen, die allen Tieren,<br />

Pflanzen und Einzellern gemeinsam sind. In ihnen finden Teile<br />

des Fettsäurestoffwechsels sowie der Cholesterol- und Gallensäuresynthese<br />

statt. Bei diesen Reaktionen fallen hochreaktive Sauerstoffradikale<br />

als Nebenprodukte an. Diese toxischen Radikale werden<br />

durch das in Peroxisomen vorkommende Enzym Katalase beseitigt.<br />

Der Ausfall der Peroxisomen führt zu einer Akkumulation von<br />

Fettsäuren und Intermediaten des Fettsäurestoffwechsels im Zellinneren.<br />

Während die meisten Enzyme im Lumen der Peroxisomen bereits<br />

charakterisiert wurden, sind von den Proteinen der Hüllmembran<br />

bislang nur wenige identifiziert worden. Einige dieser Membranproteine<br />

gehören zu den sog. „Peroxisomen“ und haben essentielle Bedeutung<br />

für den Transport von Proteinen in die Peroxisomen und für<br />

die Biogenese der Organelle. Ein weiteres, sehr häufig vorkommendes<br />

Membranprotein, PMP70, transportiert vermutlich Fettsäuren in<br />

die peroxisomale Matrix. Einem anderen häufigen Membranprotein,<br />

PMP22, konnte bisher noch keine Funktion zugeordnet werden.<br />

Obwohl einige der beteiligten Gene bei der Entwicklung peroxisomaler<br />

Erkrankungen bereits identifiziert und in ihrer Funktion analysiert<br />

werden konnten, ist die Pathogenese des Zellweger-Syndroms<br />

beim Menschen noch weitgehend ungeklärt. Tiermodelle, bei denen<br />

die Funktion einzelner Gene ausgeschaltet ist, könnten wichtige<br />

Aufschlüsse zur Krankheitsentstehung liefern.<br />

Dr. Lüers möchte Knockout-Mäuse für die am häufigsten vorkommenden<br />

peroxisomalen Membranproteine PMP22 und PMP70 erzeugen.<br />

Nach Inaktivierung der für diese Proteine kodierenden Gene<br />

soll deren Einfluss auf die Pathogenese peroxisomaler Krankheiten<br />

untersucht werden. Diese peroxisomalen Membranproteine sollen<br />

ferner biochemisch und immunologisch charakterisiert werden, um<br />

an Mäusen, denen diese Proteine fehlen, zu klären, ob die für das<br />

Zellweger-Syndrom charakteristischen Hirnveränderungen auftreten.<br />

Schliesslich soll die Rolle der Intermediate des Fettsäurestoffwechsels<br />

bei der Krankheitsentstehung untersucht werden.<br />

Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 242<br />

Lüers, Georg H., et al.: Genomic organization, chromosomal localization<br />

and tissue specific expression of the Pxmp2 gene encoding


243<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

the 22 kDa peroxisomal membrane proteine (Pmp22). – In: Gene.<br />

(Im Druck)<br />

Peroxisomale Biogenese-Erkrankungen sind Gegenstand eines Forschungsprojektes<br />

von PD Dr. G. Dodt und Prof. W.-H. Kunau, Institut<br />

für Physiologische Chemie, Universität Bochum.<br />

Peroxisomen sind Zellorganellen – von einer Membran umgebene<br />

Funktionsuntereinheiten innerhalb des Cytoplasmas. Zu ihren<br />

Hauptaufgaben gehört der Abbau von langkettigen Fettsäuren, die<br />

sogenannte �-Oxidation. Überdies enthalten Peroxisomen bestimmte<br />

Enzyme, die an wichtigen Entgiftungsreaktionen innerhalb der Zelle<br />

beteiligt sind, so sorgen sie beispielsweise vermittels verschiedener<br />

Oxidationsreaktionen dafür, dass hochreaktiver Sauerstoff in für die<br />

Zelle ungefährliche Verbindungen eingebunden wird.<br />

Peroxisomen enthalten – im Unterschied zu anderen Organellen wie<br />

den Mitochondrien – keine eigene DNA und sind daher zu ihrer Biogenese,<br />

das heisst, um wachsen und sich teilen zu können, auf den<br />

Import von Proteinen aus dem Zellplasma angewiesen. Als Importsignal<br />

dient eine spezielle Sequenz aus drei Aminosäuren am carboxyterminalen<br />

Ende eines Proteins.<br />

Ist dieser Importmechanismus gestört, können nicht genügend Peroxisomen<br />

entstehen (die Betroffenen bilden in manchen Fällen noch<br />

leere „Peroxisomenghosts“, die nur aus der umgebenden Membran<br />

bestehen), und dieser Mangel führt zu schweren Erkrankungen wie<br />

dem Zellweger-Syndrom, das oft bereits im Neugeborenenstadium<br />

zum Tode führen kann, der neonatalen Adrenoleukodystrophie<br />

(NALD) oder der infantilen Refsum’schen Erkrankung (IRD), die oft<br />

erst mit dem zweiten Lebensjahrzehnt in Erscheinung tritt und ein<br />

Überleben bis ins Erwachsenenalter möglich macht. Die Betroffenen<br />

weisen ein breites Spektrum an schweren Anomalien von Leber,<br />

Niere und Gehirn auf. Man weiss heute, dass alle drei Krankheiten<br />

unterschiedliche Schweregrade desselben Krankheitsbildes darstellen.<br />

In Hefe hat man im Laufe der vergangenen Jahre dreiundzwanzig<br />

verschiedene Gene identifizieren können, die an der Biogenese von<br />

Peroxisomen beteiligt sind, und diese im Falle eines Defekts massiv<br />

stören können. Durch Homologievergleiche hat man beim Menschen<br />

dreizehn entsprechende Gene (die sogenannten PEX-Gene) identifiziert,<br />

und mit Hilfe von Komplementationsstudien an Fibroblastenkulturen<br />

hat man zeigen können, dass Mutationen in diesen Genen<br />

ebenfalls an einer Störung der Peroxisomen-Biogenese und somit an<br />

der Entstehung der oben genannten Krankheiten beteiligt sind. Besonders<br />

häufig involviert ist das Gen PEX 1, es ist bei 60 Prozent aller<br />

untersuchten Patienten mutiert, wobei nach Untersuchungen von<br />

Prof. Kunau zwei Mutationen mit besonderer Häufigkeit auftreten.<br />

Das Produkt dieses Gens gehört zu den AAA-Proteinen (ATPases associated<br />

with diverse cellular activities), deren Funktion im Detail<br />

bislang weitgehend unbekannt ist.<br />

Peroxisomen


Ehlers-Danlos-<br />

Syndrom<br />

Es war bekannt, dass eine der beiden Mutationen zu einer temperatursensitiven<br />

Variante führt. Es konnte nun gezeigt werden, dass in<br />

Patientenzellen mit dieser PEX 1 Variante die Menge an PEX 1 Protein<br />

auf 5-15 Prozent reduziert ist. Die wahrscheinlich verminderte<br />

Stabilität dieses mutierten PEX 1 kann durch verschiedene Massnahmen,<br />

z. B. durch Erniedrigung der Temperatur, so beeinflusst werden,<br />

dass die PEX 1 Menge auf 20–30 Prozent ansteigt und gleichzeitig<br />

die Funktion der Peroxisomen wiederhergestellt wird. Dies erhöht<br />

die Hoffnung, dass pharmakologische Massnahmen zur Stabilisierung<br />

des mutierten Proteins, erste Ansätze zu einer Therapie darstellen<br />

könnten. Prinzipiell scheint das Vorhandensein einer Restmenge<br />

an funktionsfähigem PEX 1 Protein mit den milderen Erkrankungsformen<br />

NALD und IRD korreliert zu sein, ein vollständiges<br />

Fehlen führt immer zum Zellweger-Syndrom. Ein weiteres wichtiges<br />

Genprodukt scheint das PEX 6 Protein, ein anderes AAA-Protein zu<br />

sein. Es ist bei 16 Prozent aller Patienten mutiert und bildet im Verlauf<br />

der normalen Biogenese ein Heterodimer mit PEX 1. Auch gibt<br />

es Hinweise, dass das PEX 15 Protein mit dem PEX 6 Protein ATP-abhängig<br />

interagiert.<br />

Ziel des Projekts ist es zum einen, die fraglichen Proteine mit Hilfe<br />

immunhistochemischer Methoden innerhalb der Zelle genau zu lokalisieren,<br />

zum anderen, der Funktion der AAA-Proteine PEX 1 und<br />

PEX 6 nachzugehen: Mit welchen Proteinen interagieren sie? Welche<br />

Mutationen machen die Proteine funktionsuntüchtig? Welche<br />

Auswirkungen haben diese Mutationen auf die Peroxisomenbiogenese<br />

im einzelnen? Kann man bei Mutationen, die zu einem instabilen<br />

aber sonst funktionstüchtigen Protein führen, die Stabilität durch<br />

pharmakologische Massnahmen erhöhen?<br />

Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 244<br />

Walter, Claudia, et al.: Disorders of peroxisome biogenesis due to<br />

mutations in PEX1. Phenotypes and PEX1 protein levels. – In:<br />

American Jornal of human Genetics. 69. <strong>2001</strong>. S. 35–48.<br />

Ghenea, Simona, et al.: The cDNA sequence and expression of the<br />

AAA-family peroxin genes pex-1 and pex-6 from the nematode Caenorhabditis<br />

elegans. – In: Zoological Science. 18. <strong>2001</strong>. S. 675–681.<br />

PD Dr. W. Just, Abt. Humangenetik, Universitätsklinikum Ulm, untersucht<br />

Mutationen im Dekorin-Gen und dessen Expression bei Patienten<br />

mit Ehlers-Danlos-Syndrom.<br />

Unter dem Begriff Ehlers-Danlos-Syndrom wird eine heterogene<br />

Gruppe von generalisierten Bindegewebserkrankungen zusammengefasst.<br />

Beschrieben sind derzeit elf Subtypen, die sich in Phänotyp<br />

und Erbgang unterscheiden. Zu den typischen Symptomen gehören<br />

die Überdehnbarkeit und eine abnorme Verletzlichkeit der Haut, sowie<br />

die Überstreckbarkeit von Gelenken, je nach Krankheitstyp auch<br />

weitere orthopädische Symptome, kardiovaskuläre Veränderungen<br />

(Aneurysmen, arterielle Dissektionen) und andere Auffälligkeiten.


245<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Gemeinsam ist diesen Erkrankungen eine Störung im Kollagenstoffwechsel,<br />

die sich morphologisch in einer mangelhaften Vernetzung<br />

der Kollagenfasern äussert. Für einige Formen des Ehlers-Danlos-<br />

Syndrom kennt man inzwischen Mutationen in Genen für Bestandteile<br />

der extrazellulären Matrix – insbesondere in den Genen der Kollagenfamilie.<br />

Das Proteoglykan Dekorin ist an der Vernetzung von Kollagenfasern<br />

massgeblich beteiligt, es regelt deren Umfang und Abstand und reguliert<br />

so die Maschenweite des fibrillären Netzwerks. Das Dekorin-<br />

Gen befindet sich beim Menschen auf dem Chromosom 12 in der Region<br />

12q23.<br />

Information zur Funktion des Dekorins ergaben Knock-out-Experimente<br />

an Mäusen. Bei einem homozygoten Knock-out des Dekorin-<br />

Gens sind bei den Tieren ultrastrukturelle Veränderungen der Haut<br />

zu beobachten, die denen von Ehlers-Danlos-Patienten mit dem<br />

Krankheitstyp I-III extrem ähneln. Bei den Dcn-Knock-out-Mäusen<br />

fehlt Dekorin auch in den Blutgefässen, die daraus resultierende Instabilität<br />

ist bei verschiedenen Formen des Ehlers-Danlos-Syndroms<br />

ebenfalls vorhanden.<br />

Die Arbeitsgruppe von Dr. Just hat durch ihre Zusammenarbeit mit<br />

einer Arbeitsgruppe an der Universitäts-Hautklinik und der Kopfklinik<br />

der Universität Heidelberg Zugang zu einem umfangreichen Patientenkollektiv<br />

von Ehlers-Danlos-Patienten.<br />

In den durchgeführten Untersuchungen konnten bei den Patienten<br />

keine Mutationen in kodierenden Abschnitten des Dekorin-Gens gefunden<br />

werden. Die Dekorin-Expression auf mRNA Ebene war im<br />

Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen deutlich reduziert. Personen<br />

mit Ehlers-Danlos-Syndrom Typ I hatten eine schwächere Dekorin-Expression<br />

als Patienten mit Dissektionen, deren Expressionswerte<br />

denen gesunder Kontrollpersonen ähneln. Die erniedrigte Expression<br />

kann für den Schweregrad der Bindegewebserkrankung<br />

verantwortlich sein. Es wird vermutet, dass die Dekorin-Expression<br />

durch übergeordnete Gene reguliert wird.<br />

„Desmosomale Cadherin-Gene: Klonierung der humanen Desmocolline,<br />

Charakterisierung ihrer genomischen Struktur und Kandidaten-<br />

Gen-Analyse“ ist das Thema eines Forschungsprojekts von Dr. J. A.<br />

Frank, Hautklinik des Universitätsklinikums der RWTH Aachen.<br />

Für die Struktur aller Gewebe sind ordnungsgemässe Verbindungen<br />

zwischen den Zellen von allergrösster Bedeutung. Diese Verbindungen<br />

werden durch eine ganze Reihe von Proteinen hergestellt, unter<br />

anderem auch durch die so genannten Desmocolline, die zur grösseren<br />

Gruppe der Cadherine gehören. Diese drei Proteine (Desmocollin<br />

1, 2 und 3) spielen vor allem im Hautgewebe offenbar eine grosse<br />

Rolle. Über ihre Eigenschaften weiss man bisher wenig; bekannt ist<br />

aber, dass sich das zugehörige Gen in einem kleinen Abschnitt auf<br />

dem Chromosom 18 befindet. In genau derselben Chromosomenre-<br />

Desmocolline


Kraniosynostose<br />

Oxidative<br />

DNA-Schäden<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 246<br />

gion konnte Dr. Frank auch die genetische Ursache für zwei erbliche<br />

Hauterkrankungen (Haarverlust und Verhornungsstörungen) lokalisieren;<br />

es liegt also der Verdacht nahe, dass Mutationen der Desmocollin-Gene<br />

für diese Erkrankungen verantwortlich sind.<br />

Projektziel ist die Isolierung und Analyse der Gene für Desmocollin<br />

1, 2 und 3. Da solche Gene in aller Regel gestückelt sind (d. h. die<br />

DNA enthält Abschnitte, zu denen es im zugehörigen Protein keine<br />

Entsprechung gibt), möchte Dr. Frank Feinstruktur und Basensequenz<br />

der Gene entschlüsseln und dabei insbesondere untersuchen,<br />

welche DNA-Abschnitte tatsächlich zur Codierung der Desmocollin-<br />

Proteine dienen. Mit diesen Arbeiten sollen neben der allgemeinen<br />

Charakterisierung der Gene auch molekularbiologische Reagenzien<br />

gewonnen werden, mit denen sich die Desmocollin-Gene bei Patienten<br />

auf Veränderungen untersuchen lassen.<br />

„Construction of a mouse model of FGFR-associcated craniosynostosis<br />

and analysis of QTLs modifying the phenotype“ ist das Thema eines<br />

durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens von Prof.<br />

U. Müller, Institut für Humangenetik, Universität Gießen, und Dr. W.<br />

Wurst, MPI für Psychiatrie, München.<br />

Bei der Kraniosynostose kommt es zu einer vorzeitigen Verknöcherung<br />

der Schädelnähte und damit zu einer Deformation des Schädels.<br />

Sie unterliegt einem autosomal dominantem Erbgang. Bisher<br />

wurden fünf Gene identifiziert, die für diese Erkrankung verantwortlich<br />

sind. Am häufigsten sind Mutationen im Gen für den Rezeptor 2<br />

des Fibroblasten-Wachstumsfaktors (FGFR2). Bis auf wenige Ausnahmen<br />

sagt eine bestimmte Mutation allerdings nichts darüber aus,<br />

wie sich diese Mutation auswirkt; ein und dieselbe Mutation kann<br />

vielmehr mit einem breiten Spektrum an klinischen Syndromen einhergehen.<br />

Daher nimmt man an, dass bei der Ausprägung der Mutation<br />

in FGFR2 zusätzliche Gene, sogenannte Modifikationsgene,<br />

eine entscheidende Rolle spielen.<br />

Diese Modifikationsgene sollen in Formen, die mit einer FGFR2-Mutation<br />

verbunden sind, mit Hilfe quantitativer genetischer Methoden<br />

kartiert und isoliert werden. Da allerdings die Anzahl der betroffenen<br />

Personen sehr gering ist, kann man durch Untersuchungen am Menschen<br />

zu keinen statistisch signifikanten Ergebnissen kommen. Aus<br />

diesem Grund sollen entsprechende Mausmodelle für Kraniosynostose<br />

erstellt werden. Erleichtert wird diese Art der Untersuchung dadurch,<br />

dass Maus und Mensch im Bereich der FGFR2-Gene nahezu<br />

homolog sind. In Vorarbeiten wurden bereits im FGFR2-Gen der<br />

Maus Mutationen erzeugt, die denen entsprechen, die man aus Kraniosynostose-Patienten<br />

kennt.<br />

Für Untersuchungen zum molekularen Defekt der Fanconi-Anämie<br />

erhielten Dr. W. Ruppitsch und Prof. M. Schweiger, Institut für Biochemie,<br />

Freie Universität Berlin, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.


247<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Bei der Fanconi-Anämie handelt es sich um eine ererbte Form von<br />

aplastischer Anämie, einer Krankheit, bei der das Knochenmark<br />

nicht mehr in der Lage ist, die verschiedenen Blutstammzellen<br />

(weisse und rote Blutkörperchen, Blutplättchen) zu produzieren. Der<br />

Verlauf ist durchweg schwer, neben den Blutbildanomalien kommt<br />

es zu Skelettfehlbildungen, Nierenschäden, Pigmentstörungen, Minderwuchs<br />

und geistiger Retardierung, sowie einem stark erhöhten<br />

Krebsrisiko. Die Fanconi-Anämie wird autosomal rezessiv vererbt,<br />

man weiss von sieben potentiell verantwortlichen Genen. Fast alle<br />

Gene sind kloniert, aber über die Funktion der Proteine ist bisher<br />

nichts bekannt.<br />

Hauptmerkmal der Fanconi-Anämie auf zellulärer Ebene ist eine<br />

drastisch erhöhte Chromosomeninstabilität, man hat diese Tatsache<br />

in der Vergangenheit mit gestörten DNA-Reparaturmechanismen zu<br />

erklären versucht. In früheren Arbeiten konnte Prof. Schweiger zeigen,<br />

dass Zellen von Fanconi-Patienten überdies eine extrem erhöhte<br />

Empfindlichkeit gegenüber Sauerstoff und hoch reaktiven Sauerstoffzwischenverbindungen<br />

aufweisen, durch die sich die Chromosomeninstabilität<br />

zusätzlich erhöht. Freier Sauerstoff ist für die Zelle<br />

eine potentielle Gefahrenquelle und muss daher im Rahmen von Oxidationsreaktionen<br />

gebunden werden. Eines der zellulären Enzymsysteme,<br />

die dies bewerkstelligen, ist das Cytochrom-P450-System.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass oxidative DNA-Schäden durch antioxidative<br />

Substanzen vermindert werden können. So liess sich die<br />

Zahl der Chromosomenbrüche durch eine Hemmung des Cyt-P450-<br />

Systems herabsetzen. Dabei war festzustellen, dass in Fanconizellen<br />

auffällig grosse Mengen an 8-Oxoguanin zu finden sind, – der oxidierten<br />

Form einer der vier DNA-Basen. Verantwortlich für die Reparatur<br />

solcher Schäden sind mehrere Enzyme, unter anderem die<br />

Oxoguanin-Glycosilase (OGG), die interessanterweise in der Chromosomenregion<br />

eines der Fanconi-Gene liegt. Dies sehr komplexe<br />

Enzym wurde intensiv analysiert, und in der Tat konnte zumindest in<br />

der entsprechenden Fanconi-Komplementationsgruppe eine Aktivitätsverminderung<br />

nachgewiesen werden.<br />

Projektziel ist, die Ursachen für das Versagen der Blutzell-Bildung zu<br />

verstehen und entsprechende Gegenmassnahmen zu entwickeln.<br />

Die Chromosomeninstabilität lässt sich durch Erhöhung des Redoxpotentials<br />

im Medium erniedrigen. Dithiothreitol oder Mercaptoäthanol<br />

verhindern die spontane Chromosomenbrüchigkeit und unterdrücken<br />

die durch Clastogene wie Mitomycin oder Diepoxybutan induzierten<br />

Chromosomenbrüche. Der bedeutendste Redoxträger in<br />

menschlichen Zellen ist das Thioredoxin. Transfektion von Thioredoxin-cDNA<br />

in Fanconi-Zellen unterdrückt Clastogen-induzierte Chromosomenbrüche<br />

– nicht aber spontane. Es besteht die Vermutung,<br />

dass Thioredoxin sein Redoxpotential nicht ohne weiteres in den Kern<br />

transportieren kann, um dort die spontane Chromosomen-Instabilität<br />

zu unterdrücken. Diese Annahme wird bestätigt durch Experimente<br />

zur Transfektion von Thioredoxin-cDNA, die mit einem artifiziellen


Fanconi-Anämie<br />

Signal für den Kerntransport versehen wurde. In diesem Experiment<br />

werden sowohl induzierte als auch spontane Chromosomen-Brüche<br />

unterdrückt. Es muss jetzt geklärt werden, warum bei Fanconi-Zellen<br />

nicht in ausreichendem Masse Redoxträger in den Kern gelangen.<br />

Die Hoffnung besteht, dass nach Aufklärung dieser Zusammenhänge<br />

eine Therapie gegen die fatale Fanconi-Anämie entwickelt<br />

werden kann.<br />

Eine Forschungsarbeit von PD Dr. M. Digweed, Institut für Humangenetik,<br />

Virchow-Klinikum, Humboldt-Universität, Berlin, befasst<br />

sich mit der Isolierung des Fanconi-Anämie-G-Gens und Analyse seiner<br />

Rolle in der Tumorgenese und DNA-Reparatur.<br />

Die Fanconi-Anämie (FA) ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung,<br />

die sich in klinischer Hinsicht durch eine progrediente<br />

Knochenmarksaplasie, angeborene Skelettfehlbildungen und ein<br />

hohes Krebsrisiko auszeichnet. In zytogenetischer Hinsicht zeigt sich<br />

Chromosomeninstabilität und eine extreme Empfindlichkeit gegenüber<br />

bestimmten Chemikalien. Es wird daher vermutet, dass das<br />

Gen mittel- oder unmittelbar eine Rolle bei der Reparatur genetischer<br />

Schäden spielt, speziell im Falle von DNA-crosslinks. Mindestens<br />

acht unterschiedliche Gene, FANCA bis FANCG können zur<br />

Fanconi-Anämie führen. FANCC wurde 1991 identifiziert, FANCA<br />

1997 und FANCF 1999. 1998 konnte die Arbeitsgruppe von Dr. Digweed<br />

dazu beitragen, das FANCG-Gen zu identifizieren.<br />

Im Gegensatz zu den FANCA-, FANCC-, FANCE- und FANCF-Genen,<br />

die vor ihrer Identifizierung noch nicht bekannt waren, war das<br />

FANCG-Gen bereits als XRCC9 bekannt, ein Gen, das an der Postreplikations-DNA-Reparatur<br />

beteiligt sein soll. Somit wurde die Diskussion<br />

einer direkten Beteiligung der FANC-Proteine an der DNA-<br />

Reparatur wieder belebt, nachdem Befunde zu FANCC dieses<br />

zunächst unwahrscheinlich gemacht hatten. Das FANCG-Gen hat 14<br />

Exons und kodiert für ein 70-kDA-Protein. Bei FA-Patienten der<br />

Gruppe G wurden bis jetzt 18 Mutationen identifiziert, unter anderem<br />

eine, die als sog. Founder-Mutation häufig unter Patienten deutscher<br />

Abstammung beobachtet wird und offenbar mit einer sehr<br />

frühen Manifestation der Erkrankung korreliert.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 248<br />

Kuang, Yanan, et al.: The carboxy terminal region of Fanconi anemia<br />

protein FANCGG/XRCC9 is required for functional activity. –<br />

In: Blood. 96. <strong>2000</strong>. S. 1625–1632.<br />

Faivre, L., et al.: Influence of complementation group and mutation<br />

type on clinical outcome in Fanconi anaemia. – In: Blood. 96.<br />

<strong>2000</strong>. S. 4064–4070.<br />

Demuth, Ilja, et al.: Spectrum of mutations in the Fanconi anaemia<br />

group G gene, FANCG/XRCC9. – In: European Journal of Human<br />

Genetics. 8. <strong>2000</strong>. S. 861–868.


249<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Winter, Johan P. de, et al.: The Fanconi anaemia gene FANCE encodes<br />

a novel nuclear protein. – In: American Journal of Human<br />

Genetics. 67. <strong>2000</strong>. S. 1306–1308.<br />

Im Berichtszeitraum förderte die <strong>Stiftung</strong> ein Forschungsprojekt von<br />

Dr. J. Gromoll, Institut für Reproduktionsmedizin, Universität Münster,<br />

zur Rolle des DAZ-Gens in der molekularen Pathogenese der<br />

männlichen Infertilität.<br />

Etwa 5–10 Prozent aller Männer weisen Störungen der Zeugungsfähigkeit<br />

auf. In vielen Fällen wird eine genetische Prädisposition als<br />

Ursache der Infertilität angenommen. Für die Entwicklung und Aufrechterhaltung<br />

einer normalen Spermatogenese ist das Y-Chromosom<br />

von essentieller Bedeutung. Kleinste Veränderungen im Y-<br />

Chromosom, wie z. B. Mikrodeletionen, können zu einem Verlust<br />

von Spermatogenese-spezifischen Genen führen und damit Ursache<br />

der Infertilität sein. Im distalen Bereich des Y-Chromosoms befindet<br />

sich eine für die Spermatogenese essentielle Region, der Azoospermie-Faktor<br />

(AZF). Dieser enthält für die Spermatogenese wichtige<br />

Gene, wie z. B. DAZ, CDY und RMB. Bei allen bisher untersuchten<br />

infertilen Patienten führen Deletionen des DAZ-Gens zu einer Oligozoospermie<br />

(


Transposition<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 250<br />

werden. Ein Vergleich von cynCDY und der menschlichen CDY-<br />

Genfamilie erlaubt nun Rückschlüsse auf die konservierten Bereiche,<br />

die für die Funktion des Proteins von Bedeutung sein können. In<br />

zukünftigen Arbeiten sollen die Expressionsmuster beider Gene<br />

während der Hodenentwicklung untersucht werden, um so Einblicke<br />

in deren Funktion zu bekommen.<br />

Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />

Rocchietti-March, M., et al.: Dazl protein expression in adult rat<br />

tests is up-regulated at meiosis and not hormonally regulated. – In:<br />

International Journal of Andrology. 23. <strong>2000</strong>. S. 51–56.<br />

Sun, C., et al.: Deletion of AZFa (Azoospermia Factor a) region of<br />

human Y chromosome caused by recombination between HERV15<br />

proviruses. – In: Hum. Mol. Genet. 15. <strong>2000</strong>. S. 2291–2296.<br />

Quintana-Murci, L., et al.: The relationship between Y chromosome<br />

DNA haplotypes and Y chromosome deletions leading to<br />

male infertility. – In: Hum. Gen. 10. <strong>2001</strong>. S. 1–6.<br />

Maurer, B., et al.: Prevalence of Y chromosome microdeletions in<br />

infertile men who consulted a tertiary care medical centre: the<br />

Münster experience. – In: Andrologia. 33. <strong>2001</strong>. S. 27–33.<br />

Kostova, E.; J. Gromoll: The DAZ gene family and its role in spermatogenesis.<br />

– In: Andrologia. (Im Druck)<br />

Kostova, E., et al.: The cynomolgus monkey chromodomain gene<br />

located on the Y chromosome (cynCDY) displays features reminiscent<br />

to a predecessor form of the human Y chromosomal chromodomain(CDY)<br />

gene family. (Zur Veröffentlichung eingereicht)<br />

Dr. G. Schumann, Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie<br />

und Immunologie, Universität Hamburg, erhält Fördermittel zur<br />

Untersuchung der Regulation von Transkription und Retrotransposition<br />

des menschlichen poly(A)-Retrotransposons LINE1.<br />

Die DNA des Menschen ist in ihrer Struktur nicht völlig unveränderlich.<br />

Sie enthält so genannte mobile genetische Elemente, Abschnitte,<br />

die in der DNA von einer Stelle zur anderen „springen“<br />

können. Diesen Vorgang bezeichnet man als Transposition. „Landet“<br />

ein mobiles Element dabei in einem Gen, wird dieses in seiner<br />

Funktion beeinträchtigt. Die Folge sind dann – je nachdem, welches<br />

Gen betroffen ist – unterschiedliche genetisch bedingte Erkrankungen<br />

wie Hämophilie oder Neurofibromatose. Ein wichtiges bewegliches<br />

genetisches Element trägt die Bezeichnung LINE1. Es liegt in<br />

der DNA in zahlreichen Kopien vor, von denen aber nur wenige zur<br />

Transposition in der Lage sind. Dabei wird LINE1 zunächst in RNA<br />

umgeschrieben, und mit dieser RNA als Matrize wird eine neue Kopie<br />

von LINE1 gebildet, die dann an anderer Stelle in der DNA eingebaut<br />

wird. Die Gene, welche die für diesen Ablauf erforderlichen<br />

Enzyme codieren, liegen zum grössten Teil auf LINE1 selbst. Über<br />

die Regulation ihrer Aktivität ist bisher nur wenig bekannt. Die Aus-


251<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

prägung der auf LINE1 liegenden Gene soll daher genauer analysiert<br />

werden. Untersuchungsobjekt sind Zellkulturen. Insbesondere<br />

möchte Dr. Schumann mit molekularbiologischen und gentechnischen<br />

Methoden der Frage nachgehen, ob die Aktivität eines auf<br />

LINE1 liegenden Promotors durch die Anheftung von Methylgruppen<br />

beeinflusst wird, eine biochemische Abwandlung, die sich bei<br />

anderen Genen bekanntermassen auf die Aktivität auswirkt. Wenn<br />

sich dabei Hinweise auf einen Einfluss der Methylierung ergeben,<br />

soll die Wirkung verschiedener Methylierungs-Hemmstoffe untersucht<br />

werden.<br />

In einem zweiten Teilprojekt soll untersucht werden, in welchem<br />

Entwicklungsstadium von Ei- und Samenzellen LINE1 aktiv wird<br />

und Gendefekte herbeiführen kann. Zu diesem Zweck sollen die<br />

Genprodukte des mobilen Elements mit immunologischen und biochemischen<br />

Methoden in Keimbahngewebe verschiedener Entwicklungsstadien<br />

nachgewiesen werden.<br />

Im dritten Teil des Vorhabens schliesslich soll der Mechanismus der<br />

Transposition von LINE1 genauer aufgeklärt werden. Zu diesem<br />

Zweck sollen mit molekularbiologischen und biochemischen Methoden<br />

möglichst alle Proteine charakterisiert werden, die an der Transposition<br />

beteiligt sind.<br />

Dr. S. Glasauer, Zentrum für Sensomotorik und Prof. T. Brandt, Neurologische<br />

Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, wurden<br />

Fördermittel für die Entwicklung eines 3D-mathematischen Modells<br />

zur Simulation der Augenbewegungsreflexe bei Kopfbewegungen<br />

im Schwerefeld bewilligt.<br />

Bei neurologischen Erkrankungen der hinteren Schädelgrube<br />

kommt es bei den Patienten zum Auftreten des sogenannten Lageschwindels,<br />

eines beispielsweise durch die Neigung des Kopfes<br />

ausgelösten massiven Schwindelgefühls. Begleitet wird dieser<br />

Schwindel von unwillkürlichen Augenbewegungen (dem „Augenzittern“<br />

oder Nystagmus, in diesem Falle als Lagenystagmus bezeichnet).<br />

Die Ursache für einen solchen Lageschwindel ist eine gestörte<br />

Reizübertragung innerhalb des Gleichgewichtssinns, zu dem<br />

unter anderem die Otolithen gehören, winzige Kristalle in den Membranen<br />

des Innenohres, die dem Gehirn durch Druck auf Sinnes- und<br />

Haarzellen die Position des Körpers relativ zur Schwerkraft mitteilen.<br />

Ist die Otolithenkontrolle gestört, kommt es zum Lageschwindel,<br />

und, da dieses Sinnessystem eng mit Gehirnregionen verknüpft ist,<br />

die die Augenbewegungen steuern, sind die begleitenden Augenbewegungen<br />

zu beobachten.<br />

Störungen der Otolithenkontrolle beziehungsweise der Übertragung<br />

von den Otolithen zum Gehirn kommen durch Läsionen und Unterbrechungen<br />

bestimmter Nervenbahnen zustande, bisher gestaltet es<br />

sich allerdings schwierig, bei Patienten mit einer entsprechenden<br />

Symptomatik deren exakte Lokalisation festzustellen. Hierzu ist eine<br />

genaue Kenntnis der normalen Nervenleitung innerhalb dieses Sys-<br />

Lageschwindel


MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 252<br />

tems Voraussetzung und diese lässt sich nicht auf molekularer Ebene<br />

verstehen. Die Erstellung von mathematischen Modellen der Vernetzung<br />

innerhalb eines solchen Sinnessystems ist in diesem Zusammenhang<br />

ein Mittel, um aus den beobachteten Wirkungen auf die<br />

zugrundeliegende Ursache schließen zu können.


253 Internationale Stipendien- und<br />

Austauschprogramme<br />

Erfahrungsaustausch und Kooperation zwischen Wissenschaftlern<br />

aus verschiedenen Ländern erweisen sich in vielen Fällen als stimulierend<br />

für die Weiterentwicklung in den meisten Forschungsfeldern.<br />

Dies gilt für die Arbeit des erfahrenen Hochschullehrers wie<br />

auch für die des Nachwuchswissenschaftlers.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> ist flexibel beim Einsatz benötigter Mittel, kann auch<br />

ausländische Wissenschaftler in eine Projektkooperation einbeziehen<br />

helfen und unterstützt vielfach Projekte, an welchen deutsche<br />

und ausländische Wissenschaftler gemeinsam arbeiten. In gleicher<br />

Weise dient z. B. auch eine gezielte Förderung eines internationalen<br />

Austausches von Nachwuchswissenschaftlern der internationalen<br />

wissenschaftlichen Zusammenarbeit und hilft, die engeren fachlichen<br />

Verbindungen aufrechtzuerhalten, die von Emigranten nach<br />

dem Kriege wieder aufgenommen worden waren.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> hat seit der Gründung in 1991 einen Beitrag von insgesamt<br />

DM 4,2 Mio. bereit gestellt, mit dem Fellow-Stipendien am Collegium<br />

Budapest finanziert wurden. Ab dem Akademischen Jahr<br />

<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> finanziert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> jährlich drei Senior-<br />

Fellowships für die Dauer von drei Jahren mit einer Summe von insgesamt<br />

DM 750.000. Auf Initiative des Wissenschaftskollegs zu Berlin,<br />

eingebettet in einen europäischen Förderverbund, ist mit dem<br />

Collegium Budapest das erste Institute for Advanced Study in Ost-<br />

/Mitteleuropa entstanden, das die dortigen Wissenschaften fördern<br />

und die Wissenschaftsbeziehungen zwischen West und Ost verstärken<br />

soll. Geleitet wird das Collegium vom Rektor, Gábor Klaniczay,<br />

Professor der Mediävistik, dem zwei Permanent Fellows: János<br />

Kornai, Professor der Ökonomie sowie Eörs Szathmáry, Professor für<br />

Biologie zur Seite stehen. Die Mitgliederversammlung, in der die<br />

Förderer vertreten sind, bestimmt die Richtlinien des Instituts. Roger<br />

Fauroux, ehemaliger französischer Minister und Président d’honneur<br />

von Saint Gobain ist seit 1998 deren Vorsitzender. Ein Wissenschaftlicher<br />

Beirat berät den Rektor bei den Einladungen. Im Wissenschaftlichen<br />

Beirat sind alle Disziplinen vertreten; er ist international<br />

besetzt. Seit Herbst 1999 ist Helga Nowotny, Professorin für Wissenschaftssoziologie<br />

an der ETH Zürich und vormalige Permanent Fellow<br />

am Collegium Vorsitzende dieses Gremiums.<br />

In von Jahr zu Jahr wechselnden Fachkonstellationen und Schwerpunktbildungen<br />

soll im Collegium Budapest durch die Arbeit hervorragender<br />

Wissenschaftler aus Ost und West die Chance genutzt werden,<br />

in der Nachkriegszeit voneinander getrennte kulturelle und<br />

wissenschaftliche Traditionen wieder zusammenzuführen. Es wer-<br />

Collegium<br />

Budapest


INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 254<br />

den jährlich bis zu 30 wissenschaftliche Mitglieder berufen, die jeweils<br />

für einen Zeitraum von bis zu 10 Monaten in Budapest arbeiten.<br />

Der wissenschaftliche Betrieb wurde 1992 aufgenommen. Seither<br />

sind mehr als 300 Wissenschaftler zu einem Aufenthalt an das<br />

Collegium eingeladen worden.<br />

Besondere Förderung erfahren jüngere Wissenschaftler aus Mittelund<br />

Osteuropa. Dazu schreibt das Collegium seit Beginn Junior-Fellowships<br />

aus. Durch dieses Verfahren bewarben sich in den vergangenen<br />

Jahren rund 500 Nachwuchswissenschaftler. In jedem Jahr<br />

werden daneben eine Reihe von Berufungen im Rahmen von<br />

Schwerpunktthemen ausgesprochen.<br />

Die thematischen Hauptgewichte dieser Schwerpunktgruppen liegen<br />

auf dem Prozess der Umgestaltung in Mittel- und Osteuropa, den vergleichenden<br />

Sozial- und Geisteswissenschaften sowie der theoretischen<br />

Biologie. Folgende Themen waren in den vergangenen Jahren<br />

vertreten: Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft (1993/94), Theoretische<br />

Evolutionsbiologie (1994/95), Politische Psychologie seit 1989<br />

(1995/96), Sprache und Evolution (1996/97), Wechselbeziehungen zwischen<br />

Politik und Wirtschaftspolitik in post-sozialistischen Ökonomien<br />

(1997/98), Auf- und Umbau von Institutionen in den Transformationsländern<br />

(1998/99), Bild und Bildlichkeit (1998/99), Formelle und informelle<br />

Wissensformen im 20. Jh. (1998/99), Die Rolle der Geisteswissenschaften<br />

in vergleichender und historischer Perspektive (1999/<strong>2000</strong>),<br />

Ursprung von bilologischer Bewegung (1999/<strong>2000</strong>).<br />

Insgesamt hat der Rektor im Akademischen Jahr <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> 42 Einladungen<br />

an Wissenschaftler aus 17 Ländern ausgesprochen, gemäß<br />

den Zielsetzungen des Collegiums je zur Hälfte aus westlichen und<br />

mittel-/und osteuropäischen Staaten. Darunter waren 11 Junior-Fellows,<br />

die überwiegend für ein Semester eingeladen wurden. An Disziplinen<br />

waren vertreten: Archäologie, Anthropologie, Musikologie,<br />

Geschichte, Philosophie, Philologien, Politikwissenschaft, Ökonomie,<br />

Biologie, Chemie, Physik.<br />

Eine Schwerpunktgruppe im Akademischen Jahr <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> behandelt<br />

erneut Themen der theoretischen Evolutionsbiologie, mit besonderem<br />

Augenmerk auf den Ursprung der Chromosome, der Evolution<br />

der genetischen Kodierung, neuen Ansätzen zur Modellierung<br />

der HIV-Infektion usw. Das zweite Schwerpunktthema befasst sich<br />

mit „Social Sciences in Central and Eastern Europe. The State of the<br />

Art Ten Years after the Changes“, ein Projekt, das mit Mitteln der EU<br />

gefördert wird.<br />

Die Fellows des Collegiums haben in begrenztem Rahmen die Möglichkeit,<br />

Seminare und Workshops zu organisieren – neben ihrer Verpflichtung,<br />

den anderen Fellows und der örtliche Scientific Community<br />

ihre Arbeitsvorhaben vorzustellen. Im vergangenen Jahr fanden<br />

u. a. folgende Veranstaltungen statt:


255<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Abb. 15: Collegium Budapest: Institutsgebäude auf dem Burgberg in Budapest


Franckesche<br />

<strong>Stiftung</strong>en<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 256<br />

– Colloquium „Raymond Aron“, in Zusammenarbeit mit der Universität<br />

Pécs und der Joseph Károlyi <strong>Stiftung</strong> (Paris);<br />

– Konferenz zum Thema „Honesty and Trust“, organisiert von<br />

János Kornai;<br />

– Vierte Winter School zum Thema Multiple Autiquities – Multiple<br />

Modernities, in Zusammenarbeit mit dem Swedish Collegium for<br />

Advanced Study in the Social Sciences (SCASSS), Februar <strong>2001</strong>;<br />

– „Raoul Wallenberg Seminars“ zu den Themen „Canonisation<br />

Trials“, „Human Rights“ und Evolutionary Biology“.<br />

Die Sichtbarkeit der Institution ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich<br />

weitergestiegen; dies wird insbesondere von der ungarischen<br />

Fachöffentlichkeit positiv registriert und ist ein Zeichen für das<br />

Hineinwachsen einer internationalen Einrichtung in die örtliche<br />

community.<br />

An den Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en, Halle (Direktor: Prof. H.-H. Olbertz),<br />

fördert die <strong>Stiftung</strong> ein Geisteswissenschaftliches Stipendienprogramm.<br />

Die Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en wurden von dem Theologen August<br />

Hermann Francke Ende des 17. Jahrhunderts gegründet und über<br />

Jahrhunderte als Schulstadt fortgeführt. Zu den <strong>Stiftung</strong>en gehören<br />

heute 19 pädagogische, soziale, wissenschaftliche und kulturelle<br />

Einrichtungen verschiedener Träger.<br />

Innerhalb des Förderprogrammes kooperieren drei wissenschaftlich<br />

arbeitende Institutionen: das „Studienzentrum August Hermann<br />

Francke“ mit Bibliothek und Archiv der Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en,<br />

das „Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung der Martin-<br />

Luther-Universität in Verbindung mit den Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en“<br />

sowie das „Interdisziplinäre Zentrum zur Erforschung der Europäischen<br />

Aufklärung der Martin-Luther-Universität“.<br />

Das Förderprogramm widmet sich der Erforschung von Pietismus<br />

und Aufklärung im Zusammenhang mit der Geschichte der Institutionen,<br />

insbesondere des 18. Jahrhunderts, auch im internationalen<br />

Kontext und konzentriert sich auf folgende Themen:<br />

– Frömmigkeitsbewegungen in Europa vom 17. bis zum 19. Jahrhundert;<br />

– Hallescher Pietismus und europäische Aufklärung;<br />

– Evangelische Theologie und kirchliches Leben in Deutschland im<br />

18. und 19. Jahrhundert;<br />

– Kulturkontakte zu Russland, Indien, Amerika, Holland, Ungarn<br />

im 18. Jahrhundert.<br />

Innerhalb des allgemeinen Rahmenthemas werden jährlich sechs<br />

Forschungs- und sechs Doktoranden-Stipendien vergeben, um die


257<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

Zusammenarbeit von Theologen, Philosophen, Historikern, Naturwissenschaftlern<br />

und Pädagogen in Halle zu fördern.<br />

Folgende Forschungsprojekte konnten seit Beginn des Programmes<br />

unterstützt werden.<br />

– Dr. O. Aleknaviciene (Vilnius, Litauen)<br />

Untersuchungen zu lutherisch-litauischen Schriften des 16.-18.<br />

Jahrhunderts<br />

– Prof. V. Drotvinas (Vilnius, Litauen)<br />

Studien zum litauischen Seminar in Halle<br />

– Dr. S. Font (Szeged, Ungarn)<br />

Pietismus in Siebenbürgen<br />

– P. Guglielmetti (La Plaine, Schweiz)<br />

Weibliche Welt- und Heilserfahrung in der Zeit des Pietismus<br />

– Dr. P. D. Jeyaraj (Madras, Indien)<br />

Genealogie der malabarischen Götter von Bartholomäus Ziegenbalk<br />

(1682–1719)<br />

– Dr. habil. R. Krüger (Berlin)<br />

Anthropologie und Semantik in der deutschen und französischen<br />

Aufklärung<br />

– Dr. R. Lächele (Essingen)<br />

Die Beziehungen des Hallischen Pietismus zu Russland und zum<br />

Baltikum<br />

– F. La Manna (Pavia, Italien)<br />

Die Melancholie in der deutschen Erzählprosa der Spätaufklärung<br />

– Prof. G. H. Müller (Saarbrücken)<br />

Carl Wilhelm Ettinger (1741–1804) Verleger, Buchhändler, Freimaurer<br />

und Geheimbündler<br />

– M. Schröter (Halle)<br />

Die historiographische Hermeneutik Johann Salomo Semlers<br />

– Dr. Ch. Senkel (Gießen)<br />

Lichtmetaphorik und Theologie im lutherischen Liedgut des<br />

17. Jahrhunderts<br />

– A. Verók, (Orosháza, Ungarn)<br />

Erschließung der Halleschen Hungarica-Bestände.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> förderte ein auf fünf Jahre befristetes<br />

„Gaststipendienprogramm“ am Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige<br />

Gegenwartsliteratur an der Washington University, St. Louis,<br />

Mo. (Direktor: Prof. P. M. Lützeler).<br />

Das Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />

ist vor sieben Jahren mit dem Ziel der Vertiefung des kulturellen<br />

Deutsche<br />

Gegenwartsliteratur


Aspen<br />

Institute<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 258<br />

Austausches zwischen den USA und den deutschsprachigen Ländern<br />

gegründet worden. Es erhält von über 140 Verlagen in den<br />

deutschsprachigen Ländern jährlich ca. 900 literarische Erstveröffentlichungen.<br />

Als Gegenleistung erstellt das Zentrum kommentierte<br />

Jahresbibliographien, die German Departments oder Sections amerikanischer<br />

bzw. kanadischer Universitäten und deutschen Universitäten<br />

und Literaturarchiven zur Verfügung gestellt werden.<br />

Im Frühjahr 1999 besuchte Prof. W. Schmidt-Dengler, im Frühjahr<br />

<strong>2000</strong> Prof. E. Fischer-Lichte und im Frühjahr <strong>2001</strong> Prof. H.-G. Bayerdörfer<br />

das Zentrum. Die Wissenschaftler veranstalteten ein Wochenend-Seminar<br />

zur Gegenwartsliteratur oder einen Vortrag bei einem<br />

Symposium an der Washington University.<br />

Prof. C. McArdle Kelleher, Direktorin des Aspen Institute Berlin,<br />

wurden im Berichtszeitraum Mittel für ein Aspen-Berlin-Scholars-<br />

Programm bereitgestellt.<br />

Das Programm soll führende Wissenschaftler an der Definition von<br />

Eckpunkten des transatlantischen Dialogs in politisch und gesellschaftlich<br />

relevanten Feldern beteiligen. Im Rahmen des Programms<br />

sollen pro Jahr drei Wissenschaftler für das Institut tätig werden. Sie<br />

sollen unter Beibehaltung ihrer Anbindung an die Heimatinstitution<br />

Projekte und Konferenzen des Aspen Institute Berlin kritisch beraten,<br />

begleiten und bewerten. Durch eine Intensivierung der Kooperation<br />

mit Berliner Universitäten, Forschungseinrichtungen und interessierten<br />

Teilnehmern aus der Bundesregierung soll auch ein<br />

wichtiger Beitrag zum intellektuellen Leben Berlins geleistet werden.<br />

Die Konsultationsphase des Programms wurde im Winter <strong>2000</strong> erfolgreich<br />

abgeschlossen und eine erste Gruppe von Aspen-Scholars<br />

konnte für das Programm gewonnen werden:<br />

Prof. C. Wallander, derzeit Senior Fellow am Council on Foreign Relations<br />

in New York und Direktorin des Program on New Approaches<br />

to Russian Security (PONARS) der Universität Harvard, ist aktiv in<br />

die Vorbereitung und Durchführung des German-American-Russian<br />

Dialogue (GARD) – ein mehrjähriges Projekt des Instituts – eingebunden.<br />

Des weiteren hat das Institut Prof. Steve Fetter, zur Zeit Professor an<br />

der School of Public Affairs der University of Maryland, College Park<br />

MD, gewinnen können. Prof. Fetter, ausgebildeter Physiker, wird, in<br />

Zusammenarbeit mit Prof. McArdle Kelleher, jeweils halbtägige Seminare<br />

im Rahmen von Summer Schools an Berliner Universitäten<br />

abhalten und somit dafür Sorge tragen, dass weitere öffentliche Präsenz<br />

gesichert ist.<br />

Als dritten Aspen Scholar konnte das Institut Prof. Chris C. Demchak<br />

gewinnen, die derzeit eine Position als Associate Professor an der<br />

School of Public Administration and Policy der University of Arizona,<br />

Tucson AZ, bekleidet. Prof. Demchak ist die führende Expertin einer


259<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

neuen Forschungsrichtung, die sich mit der Nutzung des Internets<br />

durch Regierungen und andere politische Organisationen befasst.<br />

An der Columbia Law School, Columbia University, New York ( Prof.<br />

D. W. Leebron, Dean) wurde 1999 ein „<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> Foundation Visiting<br />

Professorship in European Economic Law“ eingerichtet.<br />

Die Columbia Law School, New York, zählt zu den best ausgewiesenen<br />

juristischen Lehr- und Forschungseinrichtungen der USA. An<br />

der Law School wurde 1998 ein European Legal Studies Center gegründet.<br />

An diesem Center wird ein spezifisches, europaorientiertes<br />

Programm in Forschung und Lehre etabliert.<br />

An der Law School unterrichten eine Reihe von Professorinnen und<br />

Professoren unter anderem Recht mit Europabezug. Der einzurichtende<br />

Lehrstuhl ist ein wichtiger erster Schritt, um ein Curriculum<br />

zum Europäischen Wirtschaftsrecht zu entwickeln und einen anderen<br />

Gastlehrstuhl, der vorwiegend für das Europäische Öffentliche<br />

Recht eingerichtet worden ist, auf dessen Zielsetzung hin zu konzentrieren.<br />

<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> wurden berufen:<br />

– Prof. Ch. Joerges, European University Institute (Florenz) und<br />

Universität Bremen<br />

– Prof. J. Vervaele, Collège d’Europe (Brügge) und Universität<br />

Utrecht<br />

– Prof. P. Eleftheriadis, London School of Economics.<br />

Die <strong>Stiftung</strong> fördert die Vergabe von <strong>Thyssen</strong> Postdoctoral Fellowships<br />

am Weatherhead Center of International Affairs der Harvard<br />

University.<br />

Die Stipendien werden vom Center an deutschen Universitäten für<br />

die wissenschaftliche Arbeit in Harvard in verschiedenen Forschungsprogrammen<br />

des Centers ausgeschrieben. Die erste Ausschreibung<br />

erfolgte für die von den Professoren R. Putnam, S. Huntington<br />

und J. Domínguez geleitete Arbeitsgruppe „Performance of<br />

Democracy“.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert am Institute for Advanced Study,<br />

Princeton, ein Gaststipendienprogramm.<br />

Gegenstand der Initiative der <strong>Stiftung</strong> ist ein Stipendienprogramm<br />

für die „School of Historical Studies“ am Institute for Advanced<br />

Study in Princeton. Die „School of Hostorical Studies“ wurde 1935 als<br />

„School of Humanistic Studies“ gegründet. Die Verbindung mit der<br />

deutschen Wissenschaft war über Emigranten und deren Schüler bis<br />

in die sechziger Jahre besonders intensiv. Die wissenschaftliche Arbeit<br />

an den „Schools“ des Institute for Advanced Study ist geprägt<br />

durch die gleichzeitige Anwesenheit von ständigen „Faculty Members“,<br />

den „Members with Long-term Appointments“ sowie den „Vi-<br />

Columbia<br />

Law School<br />

Harvard<br />

Princeton


DHI<br />

Washington<br />

Cambridge<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 260<br />

siting Members“. Die gemeinsamen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

garantieren den „Visiting Members“ einen offenen Gedankenaustausch<br />

und eine intensive Arbeitsatmosphäre. Als Mitglieder des<br />

Instituts sind sie berechtigt, die Lehr- und Forschungseinrichtungen<br />

der Princeton University in vollem Umfang zu nutzen.<br />

Das Institut wird in die Lage versetzt, in größerem Umfang als bisher<br />

deutsche Wissenschaftler zu einem Forschungsaufenthalt einzuladen.<br />

Das Stipendienprogramm soll deutschen Wissenschaftlern, die<br />

den Disziplinen Altertumswissenschaften, Geschichtswissenschaft<br />

oder Kunstgeschichte angehören sollten, einen Forschungsaufenthalt<br />

ermöglichen. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch das Institute<br />

für Advanced Study.<br />

Am Deutschen Historischen Institut in Washington wurde <strong>2001</strong> ein<br />

„Jürgen-Heideking-Fellowship der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für moderne<br />

und internationale Geschichte“ eingerichtet.<br />

Im Rahmen des Fellowshipprogramms werden Forschungen zur<br />

amerikanischen, deutschen und internationalen Geschichte sowie<br />

zur Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen unterstützt.<br />

Das Programm wird durch ein paralleles Fellowship des Annette<br />

Kade Charitable Trust Funds (New York City) ergänzt. Dieses<br />

komplementäre Förderungsmodell zielt auf hochqualifizierte deutsche<br />

und amerikanische Wissenschaftler. Den Fellows soll ermöglicht<br />

werden, ein großes wissenschaftliches Projekt dem Abschluss<br />

zuzuführen und sich durch einen einjährigen Gastaufenthalt mit der<br />

akademischen Welt des jeweiligen anderen Landes zu vernetzen.<br />

Die Arbeitsorte der Fellows sind Washington, D.C., Köln und Madison,<br />

WI. Zielgruppe sind hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler,<br />

die eine abgeschossene Promotion vorweisen können, aber noch<br />

keinen Lehrstuhl (full professorship) erhalten haben. Die Auswahl<br />

der Stipendiaten erfolgt durch eine gemeinsame Kommission des<br />

Deutschen Historischen Instituts Washington und des Historischen<br />

Seminars der Universität Köln.<br />

Prof. E. Rothschild und Prof. G. Stedman-Jones, Direktoren des Centre<br />

for History and Economics, King’s College, Cambridge/GB, wurden<br />

Mittel für ein Programme of exchange between German and British<br />

scholars in connection with research on 19 th century historical political<br />

economy, bewilligt.<br />

Das Programm ist der „Historischen Schule“ (Wilhelm Roscher,<br />

Bruno Hildebrand, Karl Knies und Gustav Schmoller) gewidmet. Die<br />

Programmkoordination wird von Professor Nancy Cartwright, Director<br />

of the Centre for the Philosophy of Natural and Social Sciences an<br />

der London School of Economics, wahrgenommen.<br />

Das Programm sieht vor, jährlich zwei ausgewiesenen deutschen<br />

Wissenschaftlern sowie zwei deutschen Nachwuchswissenschaftlern<br />

einen Aufenthalt in Cambridge sowie zwei Nachwuchswissenschaft-


261<br />

INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />

lern aus Cambridge einen Aufenthalt an deutschen Institutionen zu<br />

ermöglichen.<br />

Prof. Y. Becker, International School for Molecular Biology and<br />

Microbiology, Hebrew University of Jerusalem, wurden Mittel zur<br />

Vergabe von Stipendien im Bereich der Medizinischen Mikrobiologie<br />

bereitgestellt.<br />

Mit Hilfe dieser Mittel konnten bisher drei palästinensische Studenten<br />

ihre Studien an der International School for Molecular Biology<br />

and Microbiology (ISMBM) in Jerusalem aufnehmen bzw. fortsetzen.<br />

Für das Center for Experimental Physics am Weizmann Institute in<br />

Rehovot, Israel, wurden Mittel für ein auf drei Jahre befristetes Stipendienprogramm<br />

bewilligt.<br />

Das Harari Center ist in erster Linie Fragestellungen im Bereich der<br />

Teilchenphysik gewidmet. Das durch die <strong>Stiftung</strong> finanzierte Programm<br />

soll deutschen Physikern einen Forschungsaufenthalt am<br />

Center ermöglichen.<br />

Seit 1951 finden in Lindau am Bodensee jährlich Tagungen der Nobelpreisträger<br />

statt. Sie werden vom Kuratorium für die Tagungen<br />

der Nobelpreisträger in Lindau e. V. (Präsidentin: Grafin Sonja Bernadotte)<br />

veranstaltet. Aus allen Teilen der Welt kommen im Sommer<br />

Nobelpreisträger zusammen, um einen lebhaften Dialog zwischen<br />

Wissenschaftlern über Grenzen, Staaten und Generationen hinweg<br />

zu führen. Durch die Bereitstellung von Stipendien ermöglichte die<br />

<strong>Stiftung</strong> die Teilnahme von jungen Nachwuchswissenschaftlern an<br />

diesen Symposien.<br />

Auch zehn Jahre nach der friedlichen Revolution in den Länder Ostmittel-<br />

und Osteuropas stellt die dort gegebene Mangellage an den<br />

Hochschulen eine Herausforderung, auch für Private Förderungseinrichtungen,<br />

dar. Nach wie vor fehlt es häufig an ausreichender technischer<br />

Ausstattung, aber auch an befähigten Lehrkräften. Die <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> beteiligt sich daher gemeinsam mit der Alfried<br />

Krupp von Bohlen und Halbach-<strong>Stiftung</strong>, der Gemeinnützigen Hertie-<strong>Stiftung</strong>,<br />

der Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> GmbH, dem Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft und der ZEIT-<strong>Stiftung</strong> Ebeling und<br />

Gerd Bucerius an der <strong>Stiftung</strong>sinitiative „Johann Gottfried Herder“.<br />

Diese Initiative, deren Durchführung beim Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienst (DAAD) und der Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) liegt, soll die Entsendung erfahrener, emeritierter deutscher<br />

Hochschullehrer zur Übernahme von Lehraufgaben an mittelund<br />

osteuropäischen Hochschulen ermöglichen.<br />

Gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong>, Bonn, hat die<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ein Sonderprogramm für den wissenschaftlichkulturellen<br />

Wiederaufbau in Südosteuropa aufgelegt.<br />

Schnell und unbürokratisch sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

aus Südosteuropa unterstützt werden. Das Sonderpro-<br />

Jerusalem<br />

Weizmann<br />

Institute<br />

Nobelpreisträgertagung<br />

<strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />

J. G. Herder<br />

Südosteuropa


INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 262<br />

gramm bietet insbesondere jüngeren Nachwuchswissenschaftlern<br />

aus der vom Krieg betroffenen Region die Möglichkeit, für begrenzte<br />

Zeit an deutschen Hochschulen zu forschen und so neue wissenschaftliche<br />

Kontakte zu knüpfen. Unmittelbare Hilfe leistet hierbei<br />

das Netzwerk von rund 1.400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />

aus Südosteuropa, die in den vergangenen viereinhalb<br />

Jahrzehnten von der Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong> gefördert<br />

wurden.<br />

Ehemalige Humboldt-Gastwissenschaftler können im Rahmen des<br />

Sonderprogamams ihr Forschungsstipendium in Deutschland in Begleitung<br />

hochqualifizierter wissenschaftlicher Nachwuchskräfte für<br />

einen Zeitraum von bis zu drei Monaten wieder aufnehmen. Zusätzlich<br />

fördern die beiden <strong>Stiftung</strong>en die Fortsetzung der Forschungsarbeiten<br />

in den jeweiligen Heimatregionen. Eine nachhaltige Wirkung<br />

wird durch die Möglichkeit eines weiteren Forschungsaufenthaltes<br />

in Deutschland im darauf folgenden Jahr erzielt. Die deutschen Kooperationspartner<br />

der südosteuropäischen Gäste erhalten die Möglichkeit,<br />

zu Vorträgen und Workshops in die betroffene Region zu<br />

reisen. Im Jahr <strong>2000</strong> konnten bereits fünf ehemalige Humboldt-Gastwissenschaftler<br />

in Begleitung hochqualifizierter wissenschaftlicher<br />

Nachwuchskräfte im Rahmen des Sonderprogramms zu einem erneuten<br />

Forschungsaufenthalt nach Deutschland kommen.<br />

Seit dem Jahr <strong>2001</strong> können bereits durch die Humboldt-<strong>Stiftung</strong> geförderte<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine finanzielle<br />

Unterstützung zur Organisation und Durchführung von Fachtagungen<br />

in der Region Südosteuropa erhalten. Voraussetzung ist die Teilnahme<br />

von Wissenschaftlern aus mehreren Ländern der Region, zudem<br />

ist die Einbeziehung von deutschen Wissenschaftlern und von<br />

Nachwuchswissenschaftlern erwünscht.


263<br />

Bibliotheksbeihilfen und Erwerb von<br />

Forschungsmaterial<br />

Bibliotheksbeihilfen und Beihilfen zum Erwerb von Forschungsmaterial<br />

werden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> in Einzelfällen, insbesondere<br />

zur Unterstützung von wissenschaftlichen Arbeiten in<br />

den Förderungsbereichen der <strong>Stiftung</strong> und vorzugsweise an Einrichtungen<br />

ohne öffentlich-rechtlichen Haushaltsträger bereitgestellt.


Kleinere wissenschaftliche Tagungen und<br />

Forschungsstipendien<br />

Die Unterstützung kleinerer wissenschaftlicher Tagungen und<br />

die Vergabe von Stipendien ist auf die Förderungsbereiche der <strong>Fritz</strong><br />

<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert und bildet einen wesentlichen Anteil<br />

ihrer Förderungsarbeit.<br />

Ebenso vielfältig wie die Fachgebiete und Themen, denen diese<br />

Veranstaltungen gewidmet sind, sind auch ihre Anlage, Zielsetzung<br />

und Wirkung. Sie leiten bei interdisziplinären Fragestellungen den<br />

Beginn der Kooperation von Experten verschiedener Fachrichtungen<br />

ebenso ein, wie sie den internationalen Austausch im engeren<br />

Fachgebiet unterstützen, sie vermitteln durch wissenschaftlichen<br />

Erfahrungsaustausch Anregungen und Arbeitshilfe und sie können<br />

auf die Diskussion und Ausarbeitung eines konkreten Themas bis<br />

zur Publikation der gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse zielen.<br />

Nicht zuletzt geben sie auch der fördernden <strong>Stiftung</strong> Informationen<br />

und Anregungen für ihre Arbeit.<br />

Bei der Förderung der Wissenschaft berücksichtigt die <strong>Stiftung</strong><br />

besonders den wissenschaftlichen Nachwuchs und vergibt Stipendien<br />

an jüngere promovierte Wissenschaftler. In einer Zeit, in der<br />

auch für sehr qualifizierte junge Wissenschaftler in vielen Fachgebieten<br />

die Chance, Hochschullehrer zu werden, gering ist, bringt<br />

die Vergabe von Stipendien für eine <strong>Stiftung</strong> besondere Verpflichtungen<br />

und Probleme. Es gilt, ausgezeichnet Befähigten die Voraussetzungen<br />

zu möglichst selbständiger wissenschaftlicher Arbeit für<br />

einen Zeitraum zu schaffen, der lang genug ist, hervorragende Qualifikation<br />

zu beweisen, jedoch so begrenzt, dass auch noch adäquate<br />

alternative Berufswege möglich sind, wenn das ursprünglich<br />

angestrebte Ziel nicht erreichbar ist.<br />

Auch im Einzelfall ist der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> weder die Vergabe<br />

von Stipendien aus überwiegend sozialen Erwägungen noch eine<br />

Dauerfinanzierung möglich. Die <strong>Stiftung</strong> unterhält auch kein Programm<br />

zur Vergabe von Promotionsstipendien. Die <strong>Stiftung</strong> hält<br />

jedoch Doktorarbeiten von wissenschaftlichen Mitarbeitern im Rahmen<br />

geförderter Forschungsprojekte ausgewiesener Wissenschaftler<br />

für erwünscht.<br />

Um einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit der „sonstigen Förderungsmaßnahmen“<br />

zu geben, werden im folgenden Tagungen und<br />

Stipendien in ihrer Verteilung auf die einzelnen Wissenschaftsgebiete<br />

aufgeführt, wobei neben dem Namen des Stipendiaten/der<br />

Stipendiatin ggf. der des betreuenden Hochschullehrers genannt<br />

wird.<br />

264


265<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Philosophie<br />

Tagungen:<br />

Prof. O. Höffe, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen:<br />

“Klassiker Auslegen: Aristoteles, Politik”<br />

4.2.<strong>2000</strong> in Tübingen<br />

Prof. H. Rott/Dr. W. Hinzen, Institut für Philosophie, Universität<br />

Regensburg:<br />

„Überzeugung und Bedeutung – Schnittstellen und Abhängigkeiten“/„Belief<br />

and Meaning – Interfaces and Interdependences”<br />

26./27.5.<strong>2000</strong> in Regensburg<br />

Dr. M. Willaschek, Philosophisches Seminar, Universität Münster:<br />

„Münsteraner Vorlesungen zur Philosophie”<br />

29./30.5.<strong>2000</strong> in Münster<br />

Prof. B. Mojsisch/M. Bloch/A. Malmsheimer, Institut für Philosophie,<br />

Universität Bochum:<br />

„Potentiale des menschlichen Geistes: ,Freiheit‘ und ,Kreativität‘“<br />

28./30.7.<strong>2000</strong> in Bochum<br />

Prof. A. Kemmerling, Philosophisches Seminar, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Metaphysik, Logik und Erkenntnistheorie des Mentalen“<br />

1./3.10.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

Dr. H. Gerstein, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />

„Medical Ethics in Historical Contexts“<br />

4./8.10.<strong>2000</strong> in Tübingen<br />

Prof. I. Fehér, Filozófiatörténet Transzék, Eötvos Loránd<br />

Tudományegyetem, Budapest:<br />

„Kunst, Hermeneutik, Philosophie. Das Denken Hans-Georg<br />

Gadamers in seinem Zusammenhang mit dem 20. Jahrhundert“<br />

19./22.10.<strong>2000</strong> in Budapest<br />

Prof. H. Kiesel, Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg/<br />

Prof. P. Kirchhof, Institut für Finanz- und Steuerrecht, Universität<br />

Heidelberg/Prof. R. Wiehl, Philosophisches Seminar, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Die Öffentlichkeit und ihre Gegenkategorien im 20. Jahrhundert“<br />

25./27.10.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

Prof. D. Herz, Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Erfurt:<br />

„Eric Voegelins Interpretation der platonischen und aristotelischen<br />

Philosophie“<br />

14./15.12.<strong>2000</strong> in München


Prof. F. Mühlhölzer, Philosophisches Seminar, Universität Göttingen:<br />

„The Quest for Reality“<br />

15./17.12.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />

Prof. K.-M. Kodalle, Institut für Philosophie, Universität Jena:<br />

„Leibnizbilder im 18. und 19. Jahrhundert“<br />

14./16.2.<strong>2001</strong> in Jena<br />

Prof. R. Heinzmann, Grabmann-Institut, Universität München:<br />

„Nicolaus Cusanus zwischen Deutschland und Italien“<br />

28.3./1.4.<strong>2001</strong> in der Villa Vigoni in Como<br />

Prof. G. Ressel/Prof. U. Heftrich, Fachbereich Slavistik, Universität<br />

Trier:<br />

„Vladimir Solov´ev und Friedrich Nietzsche: eine deutsch-russische<br />

kulturelle Jahrhundertbilanz“<br />

28.3/1.4.<strong>2001</strong> in Trier<br />

Dr. S. A. Döring, Institut für Philosophie, Universität-Gesamthochschule<br />

Essen/Dr. V. Mayer, Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie<br />

und Statistik, Universität München:<br />

„Gefühle und Moral“<br />

4./6.4.<strong>2001</strong> in München<br />

Dr. G. Kruip/Dr. B. Goebel, Forschungsinstitut für Philosophie,<br />

Hannover:<br />

„Gentechnologie und die Zukunft der Menschenwürde“<br />

26.4./23.6.<strong>2001</strong> in Hannover<br />

Prof. W. G. Jacobs, Kommission zur Herausgabe der Schriften von<br />

Schelling, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München:<br />

„Kants Religionsschrift in Polen“<br />

27.4./1.5.<strong>2001</strong> in L/ ódz<br />

Prof. J. Rohbeck, Institut für Philosophie, Philosophische Fakultät,<br />

Technische Universität Dresden:<br />

„Denkrichtungen der Philosophie in didaktischer Perspektive“<br />

4./5.5.<strong>2001</strong> in Dresden<br />

Prof. A. Reckermann, Philosophie-Department, Universität<br />

München:<br />

„Denken und Denkformen der Einheit“<br />

10./11.5.<strong>2001</strong> in München<br />

Prof. A. F. Koch, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen:<br />

„Der Begriff als die Wahrheit – Hegels Logik des Begriffs und ihr<br />

Vollendungsanspruch“<br />

14./16.6.<strong>2001</strong> in Tübingen<br />

Prof. G. Wöhrle, Universität Trier:<br />

„Aristoteles und die moderne Biologie“<br />

22.6.<strong>2001</strong> in Trier<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 266


267<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. W. Härle/Prof. M. Welker, Wissenschaftlich-Theologisches<br />

Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Die Verständigung über Grundwerte im Pluralismus“<br />

29./30.6.<strong>2001</strong> in Ladenburg<br />

Dr. M. Janka, Institut für Klassische Philologie, Universität<br />

Regensburg/Dr. Ch. Schäfer, Institut für Philosophie, Universität<br />

Regensburg:<br />

„Platons Mythen“<br />

30./31.7.<strong>2001</strong> in Regensburg<br />

Prof. G. Gabriel, Institut für Philosophie, Universität Jena/Prof. W.<br />

Hogrebe/Dr. C. Klein, Philosophisches Seminar, Universität Bonn:<br />

„Rudolf Carnap – From Jena to L. A. The Roots of Analytical Philosophy“<br />

26./29.9.<strong>2001</strong> in Jena<br />

Prof. F. Rodi, Institut für Philosophie, Universität Bochum:<br />

„Wilhelm Dilthey und die philosophische Kultur der Gegenwart“<br />

4./5.10.<strong>2001</strong> in Moskau<br />

Dr. E.-M. Engelen, Die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften und der Deutschen<br />

Akademie der Naturforscher Leopoldina, Berlin:<br />

„Ethisierung-Ethikferne: Wieviel Ethik braucht die Wissenschaft?“<br />

12./13.10.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. K. Düsing/Prof. K. E. Kaehler/Dr. D. Lohmar, Husserl-Archiv,<br />

Universität Köln:<br />

„Husserl-Arbeitstage <strong>2001</strong>: Phänomenologische Erkenntnis- und<br />

Subjektivitätstheorie“<br />

26./27.10.<strong>2001</strong> in Köln<br />

Dr. L. Schwarte/Prof. Chr. Wulf, Fachbereich Philosophie und<br />

Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin:<br />

„Körper und Recht – Anthropologische Dimensionen der Rechtsphilosophie“<br />

1./4.11.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Dr. W. Hinzen, Institut für Philosophie, Universität Regensburg:<br />

„The Current Status of the Representational Theory of Mind“<br />

22./23.11.<strong>2001</strong> in Regensburg<br />

Stipendien:<br />

Dr. G. D’Alessandro: „Vernunft oder Geschichte? Der Streit zwischen<br />

Theologie und Philosophie in der Auseinandersetzung um<br />

die Kantsche Hermeneutik am Ende des 18. Jh.“ (Prof. N. Hinske,<br />

Trier)<br />

Dr. I. De Gennaro: „Peri hermneias – Eine phänomenologische<br />

Untersuchung zur Bestimmung der Sprache im Anfang der Philosophie“<br />

(Freiburg)


Dr. H. Hansen: „Politik und Ökonomie in der Globalisierungsdebatte<br />

und in der Ideengeschichte“ (Passau)<br />

Dr. J. Henrich: „Infiniter Regress und Letztbegründung – Entstehung<br />

und Etablierung einer Denkstruktur“ (Düsseldorf)<br />

Dr. R. King: „Die ,Bewahrung der Wahrnehmung‘/ Aristoteles’<br />

Untersuchung zum Gedächtnis und ihr Einfluss“ (Mainz)<br />

Dr. W. Küpers: „Phänomenologie der Wirtschaftskultur“ (Prof.<br />

Bockemühl, Witten)<br />

Dr. M. Liatsi: „Peirce und und die Antike Philosophie“ (Prof. K.<br />

Oehler, Hamburg)<br />

Dr. D. Lotter: „Die erkenntnistheoretischen Ursprünge der<br />

modernen Logik und Analytischen Philosophie bei Frege, Russel<br />

und Wittgenstein: Probleme, Konsequenzen und Alternativen zu<br />

einer rationalistischen Auffassung der Logik“ (Prof. W. Vossenkuhl,<br />

München)<br />

E. Ortland: „Genie und Arbeit“, (Prof. Ch. Menke, Potsdam)<br />

Dr. J. Schälike: „Der Zusammenhang zwischen Willensschwäche<br />

und Selbsttäuschung“ (Prof. P. Stemmer, Konstanz)<br />

Dr. V. L. Waibel: „System der Systemlosigkeit. Ein philosophischsystematischer<br />

Kommentar der ,Fichte-Studien‘ Friedrich von<br />

Hardenbergs (Novalis)“ (Tübingen)<br />

Reisebeihilfen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 268<br />

Prof. J. Golomb: Forschungsaufenthalte in Weimar, Heidelberg,<br />

Marbach und Frankfurt/M. zum Thema: „Nietzsches Präsenz in<br />

der Welt des zionistischen Vordenkers und Schriftstellers“<br />

Dr. Chr. Illies: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema:<br />

„Philosophische Untersuchung zum Anspruch evolutionsbiologischer<br />

Naturalisierungsversuche von ästhetischen Urteilen“<br />

Prof. N. Motroschilova: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Die Phänomenologie E. Husserls: Hauptideen und Evolution<br />

im Lichte der neuen philosophischen Literatur“<br />

Dr. R. Parkhomenko: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Der Funktionsbegriff in der Philosophie von E. Cassirer<br />

und in der Soziologie von N. Luhmann“<br />

Dr. H. Wojtczak: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Marsilius von Inghen: Kommentar zu den ,Kategorien‘.<br />

Edition, Einleitung und historisch-philosophische Analyse” (Prof.<br />

G. Wieland, Tübingen)


269<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Theologie und Religionswissenschaft<br />

Tagungen:<br />

Prof. Änne Bäumer-Schleinkofer, Fachbereich Mathematik, Universität<br />

Mainz:<br />

„Hildegard von Bingen im Rahmen mittelalterlicher Mystik und<br />

anderer Visionsformen in der Kirchengeschichte“<br />

24./27.2.<strong>2000</strong> in Bingen<br />

Prof. A. Habisch, Katholische Universität Eichstätt:<br />

„Solidaritätssysteme mit Zukunft“<br />

17./19.3.<strong>2000</strong> in Berlin<br />

Prof. G. Sauter, Ökumenisches Institut der Evangelisch-Theologischen<br />

Fakultät, Bonn:<br />

„Evangelische Theologie an der Jahrtausendschwelle“<br />

2./4.6.<strong>2000</strong> in Rengsdorf<br />

Prof. J. Clayton, Department of Religion, Boston University:<br />

„Future of the Study of Religion“<br />

11./15.9.<strong>2000</strong> in Boston<br />

Prof. T. S. Brady, History Department, University of California,<br />

Berkeley:<br />

„Late Middle Ages and Reformation – The Achievement of Heiko<br />

Augustinus Oberman“<br />

12./14.10.<strong>2000</strong> in Tucson, Arizona<br />

Prof. Ch. Burger, Faculteit der Godgeleerdheid, Vrije Universiteit<br />

Amsterdam/Dr. M. Mecklenburg/Dr. H.-J. Schiewer, Institut für<br />

Deutsche und Niederländische Philologie, Fachbereich Philosophie<br />

und Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin:<br />

„The Last Judgement in European Preaching“<br />

12./15.10.<strong>2000</strong> in Antwerpen<br />

Prof. U. Hoyer, Philosophisches Seminar, Universität Münster:<br />

„Eine Religion in philosophischer Form auf naturwissenschaftlicher<br />

Grundlage“<br />

13./15.10.<strong>2000</strong>, Insel Reichenau<br />

Prof. H. Verweyen, Institut für Systematische Theologie und Fundamentaltheologie,<br />

Universität Freiburg:<br />

„Fundamentaltheologie zwischen Hermeneutik und erster Philosophie“<br />

16./18.2.<strong>2001</strong> in Freiburg<br />

Prof. G. G. Stroumsa, Faculty of Humanities, The Hebrew University<br />

of Jerusalem:<br />

„Religious and political discourse and authority in late antiquity“<br />

21./22.4.<strong>2001</strong> in Jerusalem


Prof. T. Rendtorff, Evangelisch-Theologische Fakultät, Universität<br />

München:<br />

„Christentum, Wissenschaft und Gesellschaft“<br />

6./9.5.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. B. Kranemann, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, Theologische<br />

Fakultät, Universität Erfurt/Prof. J. Rüpke, Philosophische<br />

Fakultät, Universität Erfurt:<br />

„Das Gedächtnis des Gedächtnisses: Verschriftlichung von Ritualen“<br />

15.6.<strong>2001</strong> in Erfurt<br />

Dr. F. Ludwig, Institut für Kirchengeschichte, Universität München:<br />

„European Traditions of the Study of Religion in Africa“<br />

4./7.10.<strong>2001</strong> in Thurnau<br />

Prof. R. Berndt, Hugo-von-Sankt-Viktor-Institut, Philosophisch-<br />

Theologische Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt am Main:<br />

„Symposium NÔÓ˘Â¯ˆ˜ – Vernünftig (Mk. 12,34)“<br />

19./20.10.<strong>2001</strong> in Frankfurt a. M.<br />

Stipendien:<br />

W. Breul-Kunkel: „Bibliographie der Korrespondenz Johann<br />

Arndts“ (Prof. H. Schneider, Marburg)<br />

Dr. G. S. Oegema: „Erstellung eines Einführungsbandes zu den<br />

Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“ (Tübingen)<br />

Dr. Ch. Stumpf: „Die Bedeutung von Religion und Recht für die<br />

internationalen Beziehungen bei Hugo Grotius“ (Oxford)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. I. Keul: Forschungsaufenthalt in Rumänien zum Thema:<br />

„Religiosität und Ethnizität. Evangelisch-lutherische Roma in Siebenbürgen“<br />

Prof. J. Waardenburg: Forschungsaufenthalt in Birmingham zum<br />

Thema „Muslimisch-christliche Beziehungen in Mittelost“<br />

Geschichtswissenschaften<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 270<br />

Tagungen:<br />

Prof. G. Thome, Seminar für Klassische Philologie, Freie Universität<br />

Berlin:<br />

„Lateinische Geschichtsschreibung der Spät- und Nachantike“<br />

13./15.1.<strong>2000</strong> in Berlin<br />

Prof. C. Goschler, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität<br />

Berlin:<br />

„Wissenschaft und Öffentlichkeit in Berlin, 1870 bis 1930“<br />

14./15.1.<strong>2000</strong> in Berlin


271<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. C. Vollnhals, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung<br />

e. V., Technische Universität Dresden:<br />

„Religion und Politik im deutschen Rechtsextremismus von 1870<br />

bis 1933“<br />

20./22.1.<strong>2000</strong> in Straßburg<br />

Prof. J. Heideking, Historisches Seminar, Anglo-Amerikanische<br />

Abteilung, Universität Köln/Prof. H. W. Tobler, Eidgenössische<br />

Technische Hochschule Zürich/Prof. P. Waldmann, Lehrstuhl für<br />

Soziologie unter besonderer Berücksichtigung der Sozialkunde,<br />

Philosophische Fakultät I , Universität Augsburg:<br />

„Staat und Entwicklung in Nord- und Lateinamerika im ,langen‘<br />

19. Jahrhundert: Ähnlichkeiten und Divergenzen“<br />

21./23.1.<strong>2000</strong> in Augsburg<br />

Prof. A. Schmitt, Seminar für Klassische Philologie, Universität<br />

Marburg:<br />

„Geisteswissenschaftlich-naturwissenschaftliches Kolloquium<br />

,antik-modern, modern-antik‘. Geschichte und Gegenwart eines<br />

Deutungsmusters”<br />

28./29.1.<strong>2000</strong> in Marburg<br />

Prof. H. Duchhardt, Institut für Europäische Geschichte, Abteilung<br />

Universalgeschichte, Mainz:<br />

„Europäische lieux de mémoire“<br />

20./23.3.<strong>2000</strong> in der Villa Vigoni<br />

Dr. P. Monnet, Mission Historique Française en Allemagne, Max-<br />

Planck-Institut für Geschichte:<br />

„Der Techniker in der westeuropäischen Stadt, 1250 bis 1650“<br />

25./27.5.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />

Prof. A. Chaniotis, Seminar für Alte Geschichte, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Freundschaft in der griechisch-römischen Antike“<br />

10./11.6.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

Prof. W. Schieder, Historisches Seminar, Universität zu Köln:<br />

„Der italienische Adel im 19. Jahrhundert“<br />

14./17.6.<strong>2000</strong> in Köln<br />

Prof. K.-H. Spieß, Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters<br />

und Historische Hilfswissenschaften, Universität Greifswald:<br />

„Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter“<br />

15./19.6.<strong>2000</strong> in Greifswald<br />

Prof. H. Lehmann, Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen:<br />

„Religion, Staat, Gesellschaft bei Max Weber: Interkultureller<br />

Vergleich und kritische Bilanz“<br />

22./24.6.<strong>2000</strong> in Göttingen


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 272<br />

Prof. H. Keil, Institut für Amerikanistik, Universität Leipzig:<br />

„Ethnic Encounters and Identities: German, American and African<br />

Perspectives“<br />

5./8.7.<strong>2000</strong> in Leipzig<br />

Prof. H. Lutz, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität<br />

Greifswald/Prof. J. Kramer, Institut für Anglistik und Amerikanistik,<br />

Universität Dortmund:<br />

„Sea Changes. Historicizing the Ocean, c. 1500 – c. 1900“<br />

20./23.7.<strong>2000</strong> in Greifswald<br />

Dr. U. von Hirschhausen, Lettische Universität Riga/Dr. J. Leonhard,<br />

Wadham College, University of Oxford:<br />

„Nation-building und internationale Identitäten: West- und Osteuropa<br />

im Vergleich“<br />

13./15.9.<strong>2000</strong> in Marbach<br />

Prof. E. Wiersing, Hochschule für Musik, Detmold:<br />

„Humanismus und Menschenbildung. Aspekte alten und neuen<br />

Lernens in der Antike am Beginn des 21. Jahrhunderts“<br />

14./17.9.<strong>2000</strong> in Detmold<br />

Prof. N. Fryde, Mittelalterliche Geschichte, Universität Darmstadt:<br />

„Bischofsmord im Mittelalter“<br />

21./24.9.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />

Prof. B. Roeck, Historisches Seminar, Universität Zürich:<br />

„Gesundheitswesen und Armenfürsorge im Südeuropa des 18.<br />

und 19. Jahrhunderts“<br />

28.9/1.10.<strong>2000</strong> in Loveno di Menaggio<br />

Prof. U. Herbert, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte,<br />

Historisches Seminar, Universität Freiburg:<br />

„Arisierung und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums<br />

in West- und Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

und nach der Wiedervereinigung“<br />

13./15.10.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />

Prof. N. Rupke, Institut für Wissenschaftsgeschichte, Universität<br />

Göttingen:<br />

„Göttingen und die Entwicklung der Naturwissenschaften (18.<br />

bis 20. Jahrhundert)“<br />

23./25.11.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />

Prof. A. Kappeler, Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />

Wien/Prof. K. Kaser, Institut für Südosteuropäische<br />

Geschichte, Universität Graz/Prof. M. Mitterauer, Institut für<br />

Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, Universität Wien:<br />

„Historische Familienformen in Russland und der Ukraine im<br />

europäischen Vergleich“<br />

23./26.11.<strong>2000</strong> in Wien


273<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. F. Seibt, Forschungsstelle für die böhmischen Länder, Collegium<br />

Carolinum e. V., München:<br />

„Phasen und Formen der Transformation in der Tschechoslowakei<br />

1918 bis 1993“<br />

23./26.11.<strong>2000</strong> in Bad Wiesee<br />

Prof. N. Katzer, Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte, Universität<br />

der Bundeswehr, Hamburg:<br />

„Lebensstile und Gruppenidentitäten in Sowjetrussland während<br />

der Neuen Ökonomischen Politik“<br />

19./20.1.<strong>2001</strong> in Hamburg<br />

Prof. J. Dülffer / Dr. M. Frey, Historisches Seminar, Universität zu<br />

Köln:<br />

„Dekolonisierung und Transformation in Südostasien“<br />

19./21.2.<strong>2001</strong> in Singapur<br />

Prof. G. Krumeich, Historisches Seminar, Universität Düsseldorf:<br />

„Operationsgeschichte und moderne Histographie. Ein Widerspruch?“<br />

16./17.3.<strong>2001</strong> in Potsdam<br />

Dr. H. Knoch, Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte, Universität<br />

Göttingen:<br />

„Kommunikation als Beobachtung – Beobachtung als Kommunikation“<br />

22./24.3.<strong>2001</strong> in Göttingen<br />

Dr. P. Gassert, Historisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Coming to Terms with the Past in West Germany: The 1960s“<br />

19./21.4.<strong>2001</strong> in Lincoln, Nebraska<br />

Dr. R. Petri, Institut für Geschichte, Fachbereich Geschichte, Philosophie<br />

und Sozialwissenschaften, Universität Halle-Wittenberg:<br />

„Technologietransfer aus der deutschen Chemieindustrie 1925<br />

bis 60“<br />

20./21.4.<strong>2001</strong> in Wittenberg<br />

Dr. S. Wendehorst, Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte<br />

und Kultur e. V., Leipzig:<br />

„Das Reichspersonal der Frühen Neuzeit: Ausbildung, Funktion,<br />

Karierren“<br />

26./27.4.<strong>2001</strong> in Wetzlar<br />

Prof. G. Wartenberg, Institut für Sächsische Geschichte und<br />

Volkskunde e. V., Dresden:<br />

„Die Dresdner Konferenz 1850/51“<br />

17./19.5.<strong>2001</strong> in Dresden<br />

Prof. J. Deininger, Seminar für Alte Geschichte, Universität<br />

Hamburg:<br />

„Neue Beiträge zur Geschichte der griechischen Welt“<br />

18./19.5.<strong>2001</strong> in Hamburg


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 274<br />

Prof. M. Neuhaus, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,<br />

Berlin:<br />

„Editoren-Kolloquium zur Briefkultur der politischen Emigration<br />

und der frühen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert“<br />

7./8.6.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. H.-D. Heimann, Historisches Institut, Philosophische Fakultät,<br />

Universität Potsdam:<br />

„Kommunikationsmedien als Wegweiser zum Selbst?“<br />

20./23.6.<strong>2001</strong> in Potsdam<br />

Prof. D. Diner, Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte<br />

und Kultur e. V., Leipzig:<br />

„Gedächtnis und Restitution: Über historische Erinnerung und<br />

materielle Wiederherstellung in Europa“<br />

21./23.6.<strong>2001</strong> in Wien<br />

Dr. S. Wendehorst, Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte<br />

und Kultur e. V., Leipzig:<br />

„The roman inquisition, index and the Jews: New perspectives<br />

for research?“<br />

29./30.6.<strong>2001</strong> in Leipzig<br />

Prof. G. Bock, Institut für Geschichte, Freie Universität Berlin:<br />

„Gender and consumption“<br />

9./12.9.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. P. Pulzer/Dr. A. Paucker, Leo Beck Institute, London:<br />

„Towards Normality?“<br />

9./13.9.<strong>2001</strong> in Cambridge<br />

Dr. M. Meumann, Institut für Geschichte, Universität Halle-Wittenberg/Dr.<br />

J. Rogge, Historisches Seminar, Universität Mainz:<br />

„Die besetzte res publica. Zum Verhältnis von ziviler Obrigkeit<br />

und militärischer Herrschaft in besetzten Gebieten vom Spätmittelalter<br />

bis zum 18. Jahrhundert“<br />

12./14.9.<strong>2001</strong> in Halle<br />

Dr. R. Gries, Historisches Seminar, Universität Leipzig:<br />

„Sozialistische Helden“<br />

13./15.9.<strong>2001</strong> in Krakau<br />

Prof. H. Duchhardt, Institut für Europäische Geschichte, Abt. Universalgeschichte,<br />

Mainz:<br />

„Imperium Romanum – irregulare corpus – Teutscher Reichs-<br />

Staat. Das Alte Reich im Verständnis der Zeitgenossen und der<br />

Historiographie“<br />

17./29.9.<strong>2001</strong> in Mainz<br />

Prof. Ch. Lübke, Historisches Institut, Osteuropäische Geschichte,<br />

Universität Greifswald:<br />

„Nordosteuropa als Geschichtsregion“<br />

20./22.9.<strong>2001</strong> in Tallinn


275<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. M. Zeuske, Iberische und Lateinamerikanische Abteilung,<br />

Historisches Seminar, Universität Köln:<br />

„Bürger, Nation und Rasse in der ersten Republik: Kuba 1902–1933“<br />

26./29.9.<strong>2001</strong> in Santiago de Cuba<br />

Dr. F. Möller, Historisches Institut, Universität Jena:<br />

„Charismatische Führer der deutschen Nation“<br />

27./29.9.<strong>2001</strong> in Heidelberg<br />

Prof. N. Fryde, Institut für Geschichte, Mittelalterliche Geschichte,<br />

Technische Universität Darmstadt:<br />

„Die englischen Könige des Mittelalters – ein neuer Ansatz“<br />

27./30.9.<strong>2001</strong> in Göttingen<br />

Prof. H.-J. Lüsebrink, Philosophische Fakultät II, Fachrichtung<br />

Romanistik, Universität des Saarlandes:<br />

„Das Europa der Aufklärung und die außereuropäische koloniale<br />

Welt – Wissenstransfer, interkulturelle Begegnungsformen, Sichtweisen<br />

der Anderen“<br />

4./6.10.<strong>2001</strong> in Saarbrücken<br />

Prof. V. Roelcke, Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte,<br />

Medizinische Universität Lübeck/Dr. E. J. Engstrom, Institute<br />

for the History of Psychiatry, Cornell University New York:<br />

„,Irre‘ – Ärzte – Politik: Perspektiven auf die deutschsprachige<br />

Psychiatrie des 19. Jahrhunderts“<br />

8./10.10.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. R. Liehr, Lateinamerika-Institut, Abt. Geschichte, Freie Universität<br />

Berlin:<br />

„Doing Business in Latin America: European Enterprises Overseas,<br />

c. 1850 to the Present“<br />

8./11.11.<strong>2001</strong> in London<br />

Prof. C. Wiesemann, Ethik und Geschichte der Medizin, Universität<br />

Göttingen/Prof. J. Schlumbohm, Max-Planck-Institut für<br />

Geschichte, Göttingen:<br />

„Vom sozialen Gebrauch der Entbindungsanstalt im 18. und 19.<br />

Jahrhundert. Das Göttinger Accouchierhaus von 1751 in vergleichender<br />

Perspektive“<br />

22./23.11.<strong>2001</strong> in Göttingen<br />

Prof. U. Lappenküper/Prof. J. Scholtyseck/Dr. Ch. Studt, Historisches<br />

Seminar, Universität Bonn:<br />

„Masse und Macht“<br />

6./8.12.<strong>2001</strong> in Bonn<br />

Stipendien:<br />

J. Angster: „Denken zwischen zwei Welten – Deutsche Sozialisten<br />

im britischen Exil. Von der Verabschiedung des Sozialistengesetzes<br />

1878 bis zur Diskussion um den Revisionismus in der<br />

Sozialdemokratie um 1900“ (Tübingen)


Dr. A. Eckert: „Afrikanische Bürokraten in Großbritannien,<br />

1940er – 1960er Jahre. Aufenthalte und Erfahrungen tansanischer<br />

Staatsdiener“ (Berlin)<br />

Dr. R. Frank: „Staat und Kirche in der DDR in den 70er und 80er<br />

Jahren. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs<br />

und die SED-Kirchenpolitik von 1971 bis 1989“, (Prof. A.<br />

Sywottek, Hamburg)<br />

Dr. Ch. Hatscher: „Alte Geschichte und Universalgeschichte.<br />

Weltgeschichtliche Perspektiven aus althistorischer Sicht“ (Osnabrück)<br />

Dr. A. Kuchenbecker: „Nationale Selbstdefinition in Bildnissen -<br />

eine Untersuchung zur Nationalikonographie im post-sowjetischen<br />

Russland“ (Hamburg)<br />

Dr. S. Lippert: „Neoliberalismus“ (Kiel)<br />

Dr. S. Petersen: „Annatenerhebung und Patronatsrecht. Die Entstehung<br />

und Entwicklung der Einziehung der fructus primi anni<br />

im Hoch- und Spätmittelalter“ (Göttingen)<br />

Dr. A. Reimann: „Hauptstädte im Krieg: Vergleichende Sozialund<br />

Kulturgeschichte Berlins und Londons im Ersten Weltkrieg“<br />

(Cambridge)<br />

Reisebeihilfen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 276<br />

Dr. O. Blaschke: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Verleger und Historiker von 1945 bis 1975 im internationalen<br />

Vergleich“<br />

Dr. K. Boeckh: Forschungsaufenthalt in Russland zum Thema:<br />

„Die Ukraine 1944 bis 1946. Kriegsfolgen und Resowjetisierung“<br />

Dr. M. Boldorf: Forschungsaufenthalte in Polen und Belgien zum<br />

Thema: „Übergang protoindustrieller Gewerbelandschaften ins<br />

industrielle Zeitalter“<br />

Dr. M. Brechtken: Forschungsaufenthalt in London zum Thema:<br />

„,Sea-Change‘ und ,Scharnierzeit‘: Persönlichkeiten, Netzwerke<br />

und Politik in den britisch-amerikanisch-deutschen Beziehungen<br />

während der globalen Formationsphase um die Jahrhundertwende”<br />

Dr. M. Brechtken: Forschungsaufenthalt in Washington zum<br />

Thema: „Die deutsch-britisch-amerikanischen Beziehungen 1890<br />

bis 1914. Der Einfluss der Seemacht auf die Außenpolitik und die<br />

Perzeption der politischen Führungsschichten“<br />

Prof. P. Godmann: Forschungsaufenthalt in Rom zum Thema:<br />

„Zensur und Ketzerei im Geheimarchiv der Römischen Inquisition<br />

und des Indexes“


277<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. M. Markowski: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Geschichte der Universität Krakau“<br />

Dr. A. V. Pilgoun: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Mittelalterliche Vorstellungen vom Kosmos in illustrierten<br />

Manuskripten des Mittelalters und frühen Drucken“<br />

Prof. K. Ruppert: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema:<br />

„Der Kampf um die Vorherrschaft zwischen dem Deutschen<br />

Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika 1933 bis 1941“<br />

Dr. A. Searle: Forschungsaufenthalt in New Brunswick, USA zum<br />

Thema: „Der Clausewitz des 20. Jahrhunderts? J. F. C. Fuller –<br />

Militärtheoretiker, Historiker, Querdenker. Ideengeschichtliche<br />

Studien zu Militär, Politik und den Intellektuellen in Großbritannien<br />

der Zwischenkriegszeit“<br />

Prof. H. Wellenreuther: Forschungsaufenthalt in San Marino,<br />

USA zum Thema: „Ausbildung und Neubildung. Die Geschichte<br />

Nordamerikas vom Ausgang des 17. Jh. bis zur Unabhängigkeitserklärung<br />

im Jahre 1776“<br />

Archäologie; Altertumswissenschaft<br />

Tagungen:<br />

Prof. G. Brand, Institut für Orientalische Archäologie und Kunst,<br />

Universität Halle-Wittenberg/Prof. H.-G. Severin, Seminar für<br />

Christliche Archäologie, Universität Bonn:<br />

„Die spätantike Stadt und ihre Christianisierung“<br />

14./16.2.<strong>2000</strong> in Halle (Saale)<br />

Prof. H. Wrede, Winckelmann-Institut, Universität Berlin:<br />

„300 Jahre Thesaurus Brandenburgicus – Antike im Barock“<br />

30.9./2.10.<strong>2000</strong> in Blankensee<br />

Dr. A. C. Gunter, Arthur M. Sackler Gallery and Freer Gallery of<br />

Art, Smithsonian Institution, Washington/Dr. S. R. Hauser, Institut<br />

für Vorderasiatische Altertumskunde, Freie Universität Berlin:<br />

„Ernst Herzfeld und die Entwicklung der Erforschung des Vorderen<br />

Orients in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“<br />

3./5.5.<strong>2001</strong> in Washington<br />

Prof. U. Eigler, Fachbereich II, Universität Trier:<br />

„Mächtige Erinnerung. Die römische republikanische Annalistik<br />

als verschriftlichte soziale Ordnung“<br />

5./8.7.<strong>2001</strong> in Trier<br />

Prof. J. Kunow, Brandenburgisches Museum für Denkmalpflege<br />

und Archäologisches Landesmuseum, Wünsdorf/Prof. J. Müller,<br />

Vor- und Frühgeschichte, Universität Bamberg:<br />

„Landschaftsarchäologie und GIS: Prognosekarten – Besiedlungsdynamik<br />

– prähistorische Raumordnungen“<br />

15./20.10.<strong>2001</strong> in Wünsdorf


Stipendien:<br />

Dr. U. Brandl: „Die gestempelten Ziegel auf dem Gebiet der<br />

römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten, Kreis Wesel“<br />

(Xanten)<br />

Dr. C. Gmyrek: „Sammlung der antiken Inschriften und Münzen<br />

Ostpamphyliens und Darstellung der historischen und ökonomischen<br />

Entwicklung dieser Region“ (Prof. J. Nollé, München)<br />

Dr. C. Marconi: „Delphische Bauskulptur in archaischer Zeit“ (Pisa)<br />

A. Michina: „Humanistischer Kommentar zu Properz“ (Prof. J.<br />

Christes, Berlin)<br />

Dr. S. Muth: „Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf<br />

den öffentlichen Plätzen der Stadt Rom“ (München)<br />

Dr. S. Ortisi: „Römische Waffen und Pferdegeschirr aus Pompeji,<br />

Herculaneum und Stabiae“ (München)<br />

Dr. Ch. Römer-Strehl: „Materialwissenschaftliche Untersuchungen<br />

an römischen Bleiglasuren“ (Clausthal)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. A. Oettel: Forschungsaufenthalt in Syrien zum Thema: „Die<br />

Siedlungsgeschichte des Unteren Habur-Tals (Ostsyrien) von<br />

Alexander dem Großen bis Mohammed“<br />

Kunstwissenschaften<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 278<br />

Tagungen:<br />

Prof. R. Preimesberger, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität<br />

Berlin:<br />

„Der stumme Diskurs der Bilder. Reflexionsformen des Ästhetischen<br />

in der Kunst der frühen Neuzeit“<br />

11./13.2.<strong>2000</strong> in Berlin<br />

Prof. M. Seidel, Kunsthistorisches Institut in Florenz, Italien:<br />

„Gedankenfiguren in der Kunst und Kunstliteratur der Renaissance“<br />

8./11.5.<strong>2000</strong> in Florenz<br />

Prof. K. W. Niemöller, Robert-Schumann-Forschungsstelle e. V.,<br />

Düsseldorf:<br />

„Robert und Clara Schumann und die nationalen Musikkulturen<br />

des 19. Jahrhunderts“<br />

20./21.6.<strong>2000</strong> in Düsseldorf<br />

Dr. Ch. Brüstle/Dr. G. Heldt, Musikwissenschaftliches Seminar,<br />

Freie Universität Berlin:<br />

„Music as a Bridge – Musikalische Beziehungen zwischen<br />

Deutschland und England 1920–1950“<br />

13./16.7.<strong>2000</strong> in Berlin


279<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. B. R. Appel, Robert-Schumann-Forschungsstelle e. V.,<br />

Düsseldorf:<br />

„Viola da gamba, Baryton und Arpeggione“<br />

9.9.<strong>2000</strong> in Düsseldorf<br />

Prof. G. U. Grundmann, Germanisches Nationalmuseum,<br />

Nürnberg:<br />

„Quasi centrum Europae. Kunst und Kunsthandwerk aus Nürnberg<br />

für den europäischen Markt. 1400–1800“<br />

4./6.10.<strong>2000</strong> in Nürnberg<br />

Prof. K. Krüger, Institut für Kunstwissenschaften, Universität<br />

Greifswald:<br />

„Kunst im Film – Film als Kunst“<br />

4./6.10.<strong>2000</strong> in Frankfurt/Main<br />

Dr. A. von Hülsen-Esch, Max-Planck-Institut für Geschichte,<br />

Göttingen:<br />

„Die Methodik der Bildinterpretation“<br />

20/22.10.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />

Prof. U. Schmitz, Fachbereich Linguistik, Universität-Gesamthochschule<br />

Essen/Prof. H. Wenzel, Institut für Deutsche Literatur,<br />

Universität Berlin:<br />

„Wissen und neue Medien im Mittelalter und heute: Bilder und<br />

Zeichen von 800 bis <strong>2000</strong>“<br />

16./18.11.<strong>2000</strong> in Essen<br />

Dr. B. Söntgen, Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig:<br />

„Kunstfiguren. Allegorie – Weiblichkeit – Modernität“<br />

22./24.11.<strong>2000</strong> in Braunschweig<br />

H. Baader, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin:<br />

„Im Agon der Künste. Paragonales Denken, ästhetische Praxis<br />

und die Diversität der Sinne“<br />

19./22.2.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. H. Geyer/Prof. W. Osthoff, Hochschule für Musik Franz<br />

Liszt, Weimar:<br />

„Musik an den venezianischen Ospedali vom 17. bis zum frühen<br />

19. Jahrhundert“<br />

4./7.4.<strong>2001</strong> am Deutschen Studienzentrum Venedig<br />

Prof. B. Hinz, FB Kunstwissenschaft, Universität-Kunsthochschule<br />

Kassel:<br />

„Frau und Bildnis 1600–1750 – barocke Repräsentationskultur an<br />

deutschen Fürstenhöfen“<br />

11./13.5.<strong>2001</strong> in Kassel<br />

Prof. F. Büttner/Prof. H. Kohle/H. Wiegel, Institut für Kunstgeschichte,<br />

Universität München:<br />

„Italiensehnsucht“<br />

25./26.5.<strong>2001</strong> in München


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 280<br />

Prof. A. Riethmüller, Musikwissenschaftliches Seminar, Freie<br />

Universität Berlin:<br />

„Ferruccio Busoni und Berlin“<br />

27./30.6.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. H. Danuser, Institut für Musikwissenschaft, Universität Berlin:<br />

„Musikalische Lyrik. Neue Wege der Gattungsgeschichtsschreibung<br />

des Liedes“<br />

15./18.7.<strong>2001</strong> im Schloss Blankensee<br />

Prof. N. Nußbaum/Dr. H. Simon, Kunsthistorisches Institut der<br />

Universität Köln/Prof. M. Thaller, Seminar für Historisch-Kulturwissenschaftliche<br />

Informationsverarbeitung der Universität Köln:<br />

„Das gemeinsame Auge: Kooperative visuelle Forschung“<br />

14.9.<strong>2001</strong> in Köln<br />

Prof. R. Schulte, European University Institute, San Domenico die<br />

Fiesole, Italien:<br />

„The Body and the Portrait of the Queen. Gender and Rule in the<br />

Courtly World 1500–<strong>2000</strong>“<br />

20./22.9.<strong>2001</strong> in Florenz<br />

Dr J. Endres/Dr. B. Wittmann/Prof. G. Wolf, Universität Trier, FB<br />

III – Kunstgeschichte:<br />

„Schleier. Bild – Text – Ritual“<br />

29.11./2.12.<strong>2001</strong> in Trier<br />

Prof. K. Krüger, Institut für Kunstwissenschaften, Universität<br />

Greifswald:<br />

„Imagination und kulturelle Praxis im Mittelalter“<br />

Wintersemester <strong>2001</strong>/2002 in Greifswald<br />

Stipendien:<br />

Dr. A. Fröhlich: „Monographie mit Werkverzeichnis der Gemälde,<br />

Handzeichnungen und Druckgraphik des Dresdner Landschaftsmalers<br />

Johann Christian Klengel (1751–1824)“ (Prof. J.<br />

Paul, Dresden)<br />

Dr. G. Habenicht: „Die Prager Schlossbauschule“ (Dr. Chr. Freigang,<br />

Göttingen)<br />

Dr. S. Kacunko: „Closed-Circuit-Videoinstallationen 1965 bis<br />

heute. Ein Beitrag zur Geschichte und Theorie der interaktiven<br />

Medienkunst“ (Prof. H. Körner, Düsseldorf)<br />

Dr. N. van der Meulen: „Weltsinn und Sinneswelten in Zwiefalten<br />

– Synästhesie und Sinne im spätbarocken Sakralraum“<br />

Dr. P. M. Pickshaus: „Joseph Beuys: Die Werkgenese“ (Prof. F. W.<br />

Heubach, Düsseldorf)<br />

Dr. G. Saure: „Sevillaner Retabel im Kontext Katholischer Reform<br />

und Gegenreformation 1450–1650“ (Osnabrück)


281<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. R. Schmitt-Scheubel: „Kritiken Alfred Einsteins“ (Berlin)<br />

Dr. L. Schwarte: „,Die Evidenz des Universellen‘. Universitätsarchitektur<br />

und -philosophie“ (Paris)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Prof. J. Bakos: Forschungsaufenthalt am Zentralinstitut für Kunstgeschichte<br />

in München zum Thema: „Westeuropäische Philosophie<br />

und ostmittelauropäische Kunstgeschichte (1960–1980)“<br />

Dr. A. Hagedorn: Forschungsaufenthalt an der Freer Gallery of<br />

Art in Washington, USA zum Thema: „Die Einflüsse der islamischen<br />

Kunst auf die europäische Keramik im 19. und frühen 20.<br />

Jahrhundert“<br />

Dr. K.-U. Hemken: Forschungsaufenthalt in New York, USA zum<br />

Thema: „Gedächtniskunst im Zeitalter der Neuen Medien“<br />

Dr. I. Katenhusen: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema:<br />

„Auswertung der zur Person des Kunsthistorikers und Museumsleiters<br />

Prof. Dr. Alexander Dorner (1893–1957) in Harvard, Cambridge/MA<br />

und Providence/RI archivierten Materialien“<br />

Dr. K. Kozlowski: Forschungsaufenthalt am Institut für Musiktheater<br />

der Universität Bayreuth zum Thema: „Richard Wagners<br />

,Parsifal‘: ,Summa aesthetica‘, ,Summa theologica‘“<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Tagungen:<br />

Prof. B. Suchchard/Prof. W. Matzat, Romanisches Seminar, Universität<br />

Bonn/Dr. J. M. Saravia, Katholische Universität Eichstätt:<br />

„Das literarische Werk von Roberto Arlt im Kontext des Einwanderungsphänomens,<br />

der Verstädterung und der Ausdifferenzierung<br />

des literarischen Feldes im Buenos Aires der ersten Hälfte<br />

des 20. Jh.“<br />

21./22.1.<strong>2000</strong> in Bonn<br />

Prof. D. Harth, Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Intoleranz als Herausforderung für die Anerkennung intra- und<br />

interkultureller Vielfalt. Beiträge zur Genese, symbolischen Kodifizierung<br />

und Funktionen von Fremd- und Feindbildern“<br />

24./26.2.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

Dr. D. Fulda, Philosophische Fakultät, Universität zu Köln/Dr. S.<br />

S. Tschopp, Institut für Germanistik, Universität Bern:<br />

„Geschichte als Literatur. Der Zusammenhang von Geschichtsbild,<br />

-funktion und Textverfahren in der neueren Forschung“<br />

22./25.3.<strong>2000</strong> in Gießen


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 282<br />

Prof. J. J. Berns, Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien,<br />

Universität Marburg:<br />

„Oberrheinische Satire zwischen Reformation und Aufklärung“<br />

23./25.3.<strong>2000</strong> in Straßburg<br />

Prof. C. Wiedemann, Institut für Deutsche Philologie, Technische<br />

Universität Berlin:<br />

„Studium Antiquitatis Omnigenae. Alois Hirt: Archäologe, Historiker,<br />

Kunstkenner“<br />

1./2.4.<strong>2000</strong> in Berlin<br />

Dr. Ch. Begemann, Institut für Deutsche Philologie, Neuere<br />

Abteilung, Universität Würzburg:<br />

„Kunst – Zeugung – Geburt. Theorien und Metaphern ästhetischer<br />

Produktion in der Neuzeit“<br />

4./7.4.<strong>2000</strong> in München<br />

Prof. M. K. Lasatowicz, Instytut Filologi Germanskiej, Uniwersytet<br />

Opolski, Opole, Polen:<br />

„Regionalität als Kategorie der Sprach- und Literaturwissenschaft“<br />

16./20.4.<strong>2000</strong> in Kamien Slaski<br />

Prof. U. Jekutsch, Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft,<br />

Institut für Slawistik, Universität Greifswald:<br />

„Stanislaw Lem – Schriftsteller, Denker, Mensch“<br />

9./14.5.<strong>2000</strong> in Szczecin/Greifswald<br />

Prof. T. A. Szlezák, Philologisches Seminar, Universität Tübingen:<br />

„Wolfgang Schadewaldt und die Gräzistik des 20. Jahrhunderts“<br />

19./20.5.<strong>2000</strong> in Tübingen<br />

Prof. R. Warning, Institut für Romanische Philologie, Universität<br />

München/Prof. W. Wehle, Institut für Romanistik, Universität<br />

Eichstätt:<br />

„Fin de siècle“<br />

23./25.5.<strong>2000</strong> in Klingenthal/Elsaß<br />

Prof. P. Auer/Dr. H. Spiekermann, Institut für Deutsche Sprache<br />

und Ältere Literatur, Deutsches Seminar I, Universität Freiburg/<br />

Dr. P. Gilles, Institut für Geschichtliche Landeskunde, Deutsches<br />

Seminar I, Universität Freiburg:<br />

„Silbenschnitt und Tonakzente“<br />

25./26.5.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />

Prof. X. von Ertzdorff-Kupffer/Prof. G. Giesemann, Institut für<br />

deutsche Sprache und mittelalterliche Literatur, Universität<br />

Gießen:<br />

„Erkundung und Beschreibung der Welt. Zur Poetik der Reiseund<br />

Länderberichte“<br />

19./24.6.<strong>2000</strong> in Gießen


283<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. G. Rohdenburg, Fachbereich Anglistik/Sprachwissenschaft,<br />

Universität-Gesamthochschule Paderborn:<br />

„Determinants of Grammatical Variation in English“<br />

23./24.6.<strong>2000</strong> in Paderborn<br />

Prof. H. Grabes, Institut für Anglistik, Universität Gießen:<br />

„Literaturgeschichte/Kulturgeschichte: Chancen und Spannungen“<br />

26./28.6.<strong>2000</strong> im Schloss Rauischholzhausen<br />

Prof. E. Lefèvre/Prof. E. Schäfer, Seminar für Klassische Philologie,<br />

Universität Freiburg:<br />

„Lotichius und die römischen Elegiker“<br />

30.6./1.7.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />

Prof. H. Breinig, Lehrstuhl für Amerikanistik, Universität Erlangen-Nürnberg/Prof.<br />

U. Haselstein, Amerika-Institut, Universität<br />

München:<br />

„Imaginary (Re-)Locations: Tradition, Modernity and the Market<br />

in Recent Native American Literature“<br />

6./9.7.<strong>2000</strong> in Erlangen<br />

Prof. B. Seidensticker, Seminar für Klassische Philologie, Freie<br />

Universität Berlin:<br />

„Antikerezeption in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart“<br />

7./9.7.<strong>2000</strong> in Berlin und Blankensee<br />

Dr. H.-J. Marquardt, KLEIST-Gedenk- und Forschungsstätte<br />

Frankfurt/Oder:<br />

„Heinrich von Kleist“<br />

21./22.7.<strong>2000</strong> in Frankfurt/Oder<br />

Dr. M. Brenzinger, Institut für Afrikanistik, Universität zu Köln:<br />

„Major African Languages in the 21 st Century“<br />

21./26.8.<strong>2000</strong> in Lomé, Togo<br />

Dr. M. Willems/Dr. H.-E. Friedrich/Dr. F. Jannidis, Institut für<br />

Deutsche Philologie, Universität München:<br />

„Bürgerlichkeit im 18. Jh.“<br />

26./29.9.<strong>2000</strong> in Kloster Irsee<br />

Prof. W. Oesterreicher, Institut für Romanische Philologie, Universität<br />

München:<br />

„Bewusstsein, Sprache, Stil“<br />

27./29.9.<strong>2000</strong> in München<br />

Dr. D. Niefanger/S. Heudecker/J. Wesche, Seminar für Deutsche<br />

Philologie, Universität Göttingen:<br />

„Kulturelle Orientierung um 1700 – Traditionale und programmatische<br />

Vielfalt im deutschsprachigen Raum“<br />

5./7.10.<strong>2000</strong> in Wolfenbüttel


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 284<br />

Prof. H. Pfotenhauer, Institut für Deutsche Philologie, Neuere<br />

Abteilung, Universität Würzburg:<br />

„Jean Paul – Ein Gegenklassiker“<br />

11./14.10.<strong>2000</strong> in Bayreuth<br />

Prof. G. Neumann, Institut für Deutsche Philologie, Universität<br />

München/Dr. R. Warning, Romanisches Institut, Universität München:<br />

„Transgressionen“<br />

28./31.3.<strong>2001</strong> im Landgut Castelen, Augst<br />

Prof. T. Cramer/Dr. T. Rathmann, Institut für Deutsche Philologie,<br />

Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Technische<br />

Universität Berlin:<br />

„Zwischen Ursprung und Performanz. Zur Konzeptualisierung<br />

des Ereignisbegriffs“<br />

19./21.4.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. F. Stern, Center for German Studies, Ben Gurion University<br />

of the Negev, Beer Sheva, Israel:<br />

„Ludwig Börne: Streitbarer Demokrat zwischen Deutschland und<br />

Frankreich“<br />

6./7.5.<strong>2001</strong> in Beer Sheva<br />

Prof. E. Lefèvre/Prof. E. Schäfer, Seminar für Klassische Philologie,<br />

Universität Freiburg:<br />

„Pontano und Catull“<br />

29./30.6.<strong>2001</strong> in Freiburg<br />

Prof. E. A. Schmidt, Philologisches Seminar, Universität Tübingen:<br />

„Entretiens ,Callimaco‘“<br />

3./8.9.<strong>2001</strong> in Vandoeuvres<br />

Prof. H. L. C. Tristram, Philosophische Fakultät, Geschichte der<br />

englischen Sprache und Literatur des Mittelalters, Universität<br />

Potsdam:<br />

„The Celtic Englishes III“<br />

19./22.9.<strong>2001</strong> in Potsdam<br />

Prof. Ch. Jamme, Universität Lüneburg/Prof. M. Engel, Institut für<br />

neuere deutsche und europäische Literatur, Fernuniversität<br />

Hagen:<br />

„Die späte Hymnik Friedrich Hölderlins“<br />

10./13.10.<strong>2001</strong> in Hagen<br />

Prof. E. Schürer, Department of Germanic and Slavic Languages<br />

and Literatures, Germanic Languages and Literatures, The Pennsylvania<br />

State University:<br />

„A Century of German-American Crosscurrents at Penn State<br />

(1901-<strong>2001</strong>)“<br />

18./21.10.<strong>2001</strong>, Pennsylvania State University


285<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. I. Burr, Romanisches Seminar, Universität Köln:<br />

„La construction européenne: aspects linguistiques et juridiques/Europa:<br />

Sprache und Recht in Saverne“<br />

7./9.12.<strong>2001</strong> in Saverne<br />

Stipendien:<br />

Dr. M. Andrazashvili: „Lehr- und Übungsbuch zur deutschen<br />

Grammatik für Lernende mit der Muttersprache Georgisch“ (Prof.<br />

G. Zifonin, Berlin)<br />

Dr. S. Bombeck: „Edition, Übersetzung und Kommentierung einer<br />

altäthiopischen Handschrift“ (Bonn)<br />

Dr. T. Gärtner: „Eine kritische Neuedition der Trojadichtung<br />

,Troilus‘ des mittellateinischen Dichters Albert von Stade<br />

(13. Jh.)“ (Köln)<br />

Dr. E. Merli: „Die Konstruktion römischer Vergangenheit und<br />

Identität in der augusteischen Epoche: das Beispiel der Fasten<br />

Ovids und der Aenes“ (Berlin)<br />

Dr. O. Nikitinski: „Äußerungen zur Rolle des Lateinischen im<br />

Verhältnis zu den Nationalsprachen in Deutschland und Holland“<br />

(München)<br />

Dr. U. Sauerland: „Scope Illusions and Situation Semantics“”<br />

(Tübingen)<br />

Dr. U. Sutrop: „Stammbaumtheorie. Geschichte und Probleme“<br />

(Prof. F. Plank, Konstanz)<br />

Dr. S. Schlichtmann: „Sophie von Grotthuß und Marianne von<br />

Eybenberg: Texte und Korrespondenzen mit Johann Wolfgang<br />

von Goethe und anderen Freunden“ (Trier)<br />

Dr. V. Zhdanova: „Kontrastive Untersuchung von Kausalkonstruktionen<br />

mit Nominalphrasen im Russichen und im Deutschen“<br />

(Prof. V. Ehrich, Tübingen)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. G. Blazˇiené: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Die altpreußischen Ortsnamen des Samlandes“<br />

Prof. S. B. Dzhimbinov: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Monographie über Leben und Werk R. M. Rilkes“<br />

Prof. P. Ensberg: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: “Das Buch Hiob und seine Rezeption in der deutschen<br />

Literatur: eine strukturanalytische Untersuchung”


Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft<br />

Tagungen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 286<br />

Prof. H.-J. Albrecht/Dr. D. Nogala, Max-Planck-Institut für ausländisches<br />

und internationales Strafrecht, Freiburg i. B.:<br />

„Understanding expansion and dynamic of private security in<br />

comparative perspective – Development and prospects in Europe<br />

and North America“<br />

13./15.2.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />

Prof. H. Wunder, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität<br />

Gesamthochschule Kassel:<br />

„Geschlechterdifferenz im europäischen Recht“<br />

23./25.2.<strong>2000</strong> in Frankfurt/M.<br />

Prof. G. Hohloch, Institut für ausländisches und internationales<br />

Privatrecht, Universität Freiburg:<br />

„Internet und Jurisdiktions- sowie Rechtsanwendungsprobleme“<br />

31.3./2.4.<strong>2000</strong> in Lund<br />

Prof. P. Koslowski, Forschungsinstitut für Philosophie, Hannover:<br />

„Theory and Philosophy of History – The Historical School of<br />

Law“<br />

5./12.4.<strong>2000</strong> in Marienrode<br />

Prof. P. Welfens, Europäisches Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />

(EIIW) an der Universität Potsdam:<br />

„Wachstums- und Innovationspolitik in Deutschland und Europa“<br />

14.4.<strong>2000</strong> in Potsdam<br />

Prof. U. Blaurock, Institut für Wirtschaftsrecht, Universität Freiburg:<br />

„Europäisches Privatrecht in der Phase der Verdichtung“<br />

1./3.6.<strong>2000</strong>, Schloss Ringberg und Freising<br />

Prof. U. Karpen, Seminar für Öffentliches Recht und Staatslehre,<br />

Universität Hamburg:<br />

„Evaluation of Legislation“<br />

15./16.6.<strong>2000</strong> in Warschau<br />

Prof. J. Taupitz, Medizinrechtsinstitut, Universität Mannheim:<br />

„Das Menschenrechtsübereinkommen zur Biomedizin des Europarates:<br />

taugliches Vorbild für eine weltweit geltende Regelung?“<br />

19./24.9.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

Prof. M. Hutter, Institut für Wirtschaft und Kultur, Private Universität<br />

Witten/Herdecke:<br />

„Die Bedeutung der Bewertungspraktiken in den Künsten für die<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“<br />

2./7.10.<strong>2000</strong> in der Villa Vigoni


287<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. P.-J. Jost, Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung,<br />

Vallendar:<br />

„Ökonomische Analyse der Unternehmung“<br />

5./7.10.<strong>2000</strong> in Koblenz<br />

Prof. R. Hendler, Institut für Umwelt- und Technikrecht, Universität<br />

Trier:<br />

„Die Bedeutung technischer Regelwerke im Umwelt- und Technikrecht“<br />

5./7.11.<strong>2000</strong> in Breslau<br />

Prof. M. Kloepfer, Forschungszentrum Technikrecht, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin:<br />

„Techniksteuerung als Rechtsproblem – Rechtsfragen der Einführung<br />

der Gentechnik und der Ausstieg aus der Atomenergie“<br />

6.11.<strong>2000</strong> in Berlin<br />

Prof. M. Zuleeg, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität<br />

Frankfurt/Dr. H. Gümrükcü, Institut für Türkisch-Europäische<br />

Studien, Hamburg:<br />

„Europarecht für türkische Staatsangehörige – 20 Jahre Assoziationsratsbeschlüsse“<br />

1./2.12.<strong>2000</strong> in Frankfurt<br />

Dr. G. Baumgartner/Dr. D. Jahnel/Dr. G. Lienbacher, Institut für<br />

Verfassungs- und Verwaltungsrecht, Universität Salzburg:<br />

„Verfassung in Zeiten des Wandels“<br />

26./27.4.<strong>2001</strong> in Salzburg<br />

Prof. J. Eckert, Juristisches Seminar, Universität Kiel:<br />

„Der praktische Nutzen der Rechtsgeschichte“<br />

12./16.9.<strong>2001</strong> in Salzau<br />

Prof. G. Ronning, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung,<br />

Tübingen:<br />

„Kombi-Einkommen – ein Weg aus der Sozialhilfe?“<br />

20./21.9.<strong>2001</strong> in Tübingen<br />

Prof. H.-H. Kühne, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und<br />

Kriminologie, Universität Trier:<br />

„Migration, Culture Conflict and Crime“<br />

5./7.10.<strong>2001</strong> in Trier<br />

Prof. M. Schulte, Institut für Technik und Umweltrecht, Technische<br />

Universität Dresden:<br />

„Überschießende Instrumentalisierung von <strong>Stiftung</strong>en?“<br />

22./24.11.<strong>2001</strong> in Erfurt<br />

Prof. M. Schulte, Juristische Fakultät, Technische Universität<br />

Dresden/Prof. W. Krawietz, Rechtswissenschaftliche Fakultät,<br />

Universität Münster:<br />

„Zur Bedeutung des deutschen Rechtsrealismus für die Entwicklung<br />

von Theorie und Dogmatik des Rechtsdenkens“<br />

5./8.12.<strong>2001</strong> in Dresden


Prof. P. M. Huber, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht,<br />

Europarecht, Öffentliches Wirtschafts- und Umweltrecht, Universität<br />

Jena: „XII. Deutsch-Polnisches Verwaltungsrechtskolloquium<br />

“Grundrechtsentwicklung in Europa“/„Die öffentliche Verwaltung<br />

vor der Herausforderung des Gewährleistungsstaats“<br />

19./23.12.<strong>2001</strong> in Warschau<br />

Stipendien:<br />

Dr. A. Haupt: „Bildung und Humankapital im Zeitalter der Globalisierung“<br />

(Frankfurt/Oder)<br />

Dr. H. von Kortzfleisch: „Gestaltungsmuster für Wissensmanagement<br />

unter Berücksichtigung der Wirkungsbeziehungen zwischen<br />

Strategie, Struktur und Technologie“ (Köln)<br />

Dr. I. Tokarev: „Tarifäre und nichttarifäre Regulierungen im Rahmen<br />

der Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

Russlands“ (Hannover)<br />

Dr. O. Wilhelm: „Die Messung, Struktur und Validität von Wirtschaftswissen“<br />

(Mannheim)<br />

Reisebeihilfen:<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 288<br />

A. Arndt: Forschungsaufenthalt in Montréal zum Thema „Die<br />

innereuropäische Nachfrage nach Linienflugverkehrsdienstleistungen“<br />

(M. Wiegand-Kottisch)<br />

M. Mätzke: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema:<br />

„Die Entwicklung der Sozialen Selbstverwaltung in Deutschland<br />

seit 1945 und ihre Rolle in der Gestaltung der Sozialpolitik“<br />

Dr. Chr. Müller: Forschungsaufenthalt in Bloomington, USA zum<br />

Thema: „Steuerliche Bemessungsgrundlagen als Allmendegut.<br />

Der Fall des vertikalen Steuerwettbewerbs“<br />

Prof. R. Richter: Forschungsaufenthalt in Stanford, USA zum<br />

Thema: „Der Markt als Organisation“<br />

Dr. G. Thiemeyer: Forschungsaufenthalte in Rom, London, Paris<br />

und Washington zum Thema: „Die politische Dimension von<br />

Währungsunionen. Währungspolitische Kooperation im europäischen<br />

Staatensystem 1870–1914“<br />

Prof. A. Vida: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema:<br />

„Verhaltenswissenschaftliche Aspekte von Marken- und Wettbewerbsverletzung“


289<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Politikwissenschaft und Soziologie<br />

Tagungen:<br />

Prof. Ch. Buschendorf, Zentrum für Nordamerika-Forschung<br />

(ZENAF), Universität Frankfurt:<br />

„Approaching America – European Views, Transatlantic Perspectives“<br />

21./22.1.<strong>2000</strong> in Frankfurt/M.<br />

Prof. V. Schneider, Fakultät für Verwaltungswissenschaft, Universität<br />

Konstanz:<br />

„Die Europäisierung und Globalisierung nationaler Interessenvermittlungsstrukturen“<br />

21./23.2.<strong>2000</strong> in Florenz<br />

Prof. A. Görlitz, Institut für Sozialwissenschaften, Universität<br />

Stuttgart:<br />

„Theorie politischer Steuerung“<br />

1./3.3.<strong>2000</strong> in Stuttgart<br />

Prof. L. Kühnhardt/Dr. C. Masala, Zentrum für Europäische Integrationsforschung<br />

(ZEI), Bonn:<br />

„Der Barcelona-Prozess: Steuerung unter den Bedingungen<br />

asymmetrischer Interdependenzen“<br />

3.4.<strong>2000</strong> in Bonn<br />

Prof. E. Demm, Faculté des Langues, Université Lyon:<br />

„Die Kultursoziologie Alfred Webers“<br />

3./5.4.<strong>2000</strong> in Bad Homburg<br />

Prof. K.-P. Sommermann, Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung,<br />

Speyer:<br />

„Gremienwesen und Gemeinwohlverantwortung“<br />

27./28.4.<strong>2000</strong> in Speyer<br />

Prof. J. Alber / Prof. J. Kohl, Hanse-Wissenschaftskolleg,<br />

Delmenhorst:<br />

„The Welfare State and the Labour Market: Concepts, Policies<br />

and Cross-National Experiences“<br />

27./30.4.<strong>2000</strong> in Delmenhorst<br />

Dr. R. Werle, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln:<br />

„Kollektive Handlungsfähigkeit als theoretisches Problem“<br />

30.4./1.5.<strong>2000</strong> in Köln<br />

Dr. E. Barlösius, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,<br />

Berlin/Prof. H. P. Müller, Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität,<br />

Berlin:<br />

„Neue Perspektiven der Soziologie im 21. Jahrhundert“<br />

5./6.5.<strong>2000</strong> in Berlin


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 290<br />

A. Croissant, Institut für Politische Wissenschaft, Universität<br />

Heidelberg:<br />

„Korea <strong>2000</strong>. The Kim Dae-jung Government after Two Years in<br />

Office“<br />

30.5.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

T. Reibold, Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz:<br />

„Israel in Nahost – Deutschland in Europa: Nahtstellen“<br />

5./7.6.<strong>2000</strong> in Mainz<br />

Prof. I. Srubar, Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />

„Grenzverschiebungen“<br />

8./12.6.<strong>2000</strong> in St. Petersburg<br />

Prof. W. Raunig, Staatliches Museum für Völkerkunde, München:<br />

„Afghanistan – Land ohne Staat?“<br />

15./18.6.<strong>2000</strong> in München<br />

Dr. K. Bodemer/Dr. S. Kurtenbach, Institut für Iberoamerika-<br />

Kunde, Hamburg:<br />

„Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme durch externe<br />

Akteure in Konfliktsituationen: Friedensbemühungen in Kolumbien“<br />

27./28.7.<strong>2000</strong> in Hamburg<br />

Prof. T. Philipp/Ch. Schumann, Institut für Politische Wissenschaft,<br />

Universität Erlangen:<br />

„Bilad al-Sham: Processes of Identities and Ideologies from the<br />

18 th Century to End of the Mandatory Period“<br />

28.7./2.8.<strong>2000</strong> in Erlangen<br />

Prof. W. Schmähl, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />

„Soziale Sicherung in Mittel- und Osteuropa – Reformen und<br />

Zukunftsoptionen“<br />

2./5.9.<strong>2000</strong> in Bremen<br />

Prof. J. Bango, Katholische Fachhochschule NW, Abteilung<br />

Aachen/Prof. A. Karácsony, Eötvös-Loránd Universität, Budapest:<br />

„Luhmann in Ungarn. Darstellung des Lebenswerkes Niklas Luhmanns<br />

und die Rezeption seiner Theorie in der ungarischen<br />

Soziologie und in der ungarischen ,Scientific Community‘”<br />

8./9.9.<strong>2000</strong> in Budapest<br />

Dr. D. van Laak, Historisches Institut, Universität Jena/Dr. H. R.<br />

Otten, Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen:<br />

„Verortung und Entgrenzung. Konzepte des Raums in Geschichte<br />

und Gegenwart“<br />

13./15.9.<strong>2000</strong> in Essen


291<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. K. Stern, Rechtszentrum für europäische und internationale<br />

Zusammenarbeit, Köln:<br />

„Internationales wissenschaftliches Symposium aus Anlass des<br />

10. Jahrestages der deutschen Einheit am 3. Oktober <strong>2000</strong>“<br />

24./26.9.<strong>2000</strong> in Berlin<br />

Prof. S. Leibfried, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />

„European Welfare States: Domestic and International Challenges“<br />

6./7.10.<strong>2000</strong> in Köln<br />

Prof. H. Hubel, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena:<br />

„European Integration as New Framework of Evolving Relations<br />

in North-Eastern Europe: The ,Triangle‘ European Union – Baltic<br />

States – Russia“<br />

6./8.10.<strong>2000</strong> in Travemünde<br />

Prof. W. Seifert, Japanologisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />

„Japan im Vergleich“<br />

13./15.10.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />

Prof. W. Eichwede, Forschungsstelle Osteuropa, Universität<br />

Bremen:<br />

„Was leistet die Osteuropaforschung? Die Osteuropaforschung<br />

zwischen Angebot und Nachfrage – die Perspektive der Wirtschaft“<br />

19.10.<strong>2000</strong> in Bremen<br />

Prof. H. Döring, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät,<br />

Universität Potsdam:<br />

„Der Einfluss parlamentarischer Verfahrensregeln auf das Politikergebnis<br />

– Studien zur Deregulierung von Beschäftigungsverhältnissen<br />

in Westeuropa“<br />

21./24.10.<strong>2000</strong> in Potsdam<br />

Prof. H.-J. Axt, Universität Gesamthochschule Duisburg:<br />

„Frieden und Sicherheit in (Südost-)Europa“<br />

27./29.11.<strong>2000</strong> in Duisburg<br />

Prof. R. Nave-Herz, Institut für Soziologie, Universität Oldenburg:<br />

„Wandel und Kontinuität der Familie in Deutschland seit dem<br />

2. Weltkrieg“<br />

15./18.2.<strong>2001</strong> in Oldenburg<br />

Dr. D. Nolte/G. Calcagnotto, Institut für Iberoamerika-Kunde,<br />

Hamburg:<br />

„Wächst Südamerika unter brasilianischer Führung zusammen?<br />

Perspektiven der wirtschaftlichen Integration und politischen<br />

Kooperation nach dem südamerikanischen Gipfel in Brasilia und<br />

vor dem amerikanischen Gipfel in Québec“<br />

19./20.2.<strong>2001</strong> in Hamburg


TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 292<br />

Prof. O. Niedermayer/Dr. R. Stöss, FB Politik- und Sozialwissenschaften,<br />

Freie Universität Berlin:<br />

Expertenkonferenz zur Ausarbeitung einer Empfehlung für die<br />

Messung von rechtsextremen Einstellungen<br />

28./29.3.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Prof. H. Münkler, Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-<br />

Universität zu Berlin:<br />

„Die Politik der Gesellschaft“<br />

29./31.3.<strong>2001</strong> in Berlin<br />

Dr. H. Weiland, Arnold Bergstraesser Institut, Freiburg i. Br.:<br />

„Memorandum zur Neubegründung der deutschen Afrikapolitik:<br />

Frieden und Entwicklung durch strukturelle Stabilität“<br />

5./6.4.<strong>2001</strong> in Freiburg<br />

Prof. W. Schmähl, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />

„Political Economy of Pension Reform“<br />

3./5.5.<strong>2001</strong> in Delmenhorst<br />

Prof. J. Betz, Deutsches Übersee-Institut, Hamburg:<br />

„Parteien in Entwicklungsländern im Kontext formaler und informeller<br />

Politik“<br />

18./19.5.<strong>2001</strong> in Hamburg<br />

Prof. S. Schmidt, Universität Koblenz-Landau, Institut für Politikwissenschaft:<br />

„Amnesie, Amnestie oder Aufarbeitung? Zum Umgang mit autoritären<br />

Vergangenheiten und Menschenrechtsverletzungen in<br />

der Demokratie im interkulturellen Vergleich“<br />

28./30.6.<strong>2001</strong> in Landau<br />

Prof. W. Schmähl, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />

„Die Umgestaltung der Absicherung bei Invalidität und die weitere<br />

Entwicklung der Alterssicherung“<br />

1./4.9.<strong>2001</strong> in Litauen<br />

Prof. J. Gebhardt, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg:<br />

„Symbole und Politische Ordnungen“<br />

10./12.9.<strong>2001</strong> in der Villa Vigoni<br />

Prof. I. Srubar, Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />

„Pitirim A. Sorokin – Leben, Werk und Wirkung“<br />

17./20.9.<strong>2001</strong> in Ljubljana<br />

Dr. A. Rein, Museum für Völkerkunde, Frankfurt a. M.:<br />

„Land schaf(f)t Kultur. Macht Kultur Natur? Zur Erfindung des<br />

Urwalds in Amazonien“<br />

28./29.9.<strong>2001</strong> in Frankfurt am Main


293<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />

Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />

„Resistance to Globalization? A Comparison of Three World Regions“<br />

10./14.10.<strong>2001</strong> in Tübingen<br />

Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut, Hamburg:<br />

„Mehr Sicherheit im südlichen Mittelmeerraum? Libyen – Vom<br />

isolierten Staat unter UNO-Sanktionen zum neuen dynamischen<br />

regionalen Akteur“<br />

19./20.10.<strong>2001</strong> in Hamburg<br />

Prof. U. Sarcinelli, Institut für Politikwissenschaft, Universität<br />

Koblenz-Landau:<br />

„Machtdarstellung und Darstellungsmacht. Wissenschaft und<br />

Praxis moderner Politikvermittlung im Diskurs“<br />

1./3.11.<strong>2001</strong> in Landau<br />

Prof. H. Döring: Vergleichende Politikwissenschaft, Universität<br />

Potsdam:<br />

„The Vices and Virtues of Direct Democracy: East and West in<br />

Comparative Perspective“<br />

1./6.12.<strong>2001</strong> im Jagdschloss Glienicke<br />

Prof. Dr. K. Clausberg, Fachbereich Kulturwissenschaften, Universität<br />

Lüneburg:<br />

„Geistige ,Umwelten‘ um 1920 – Hamburger Natur- und Kulturwissenschaften<br />

im Dialog“<br />

14./16.12.<strong>2000</strong> in Hamburg<br />

Stipendien:<br />

T. Bräuninger: „Die Bestimmung von Staatenpositionen in internationalen<br />

Verhandlungen“ (Konstanz)<br />

S. Erdle: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Vergleichende<br />

Untersuchung von Marokko und Tunesien“ (Dr. V. Perthes, Berlin)<br />

Dr. I. Glosemeyer: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Welche<br />

regionalen und internationalen Auswirkungen hat die Verschiebung<br />

des Kräfteverhältnisses zwischen der Königsfamilie und<br />

anderen politischen Akteuren in Saudi-Arabien?“ (Dr. V. Perthes,<br />

Berlin)<br />

Dr. X. Gu: „Die strategischen Irrtümer: die Sicherheitsordnung in<br />

Ostasien zwischen Realität und Illusion“ (Bonn)<br />

K. Hofer: „Neue Kirchen in Afrika und ihre Rolle in Politik,<br />

Gesellschaft und Öffentlichkeit“ (Dr. A. Zunker, Berlin)<br />

H.-J. Kim: „Demokratisierung der öffentlichen Verwaltung in der<br />

Republik Korea – Übergang zu Marktwirtschaft und Ordnungspolitik<br />

als Ausdruck der Verschränkung des Kampfs um demokratischen<br />

Rechtsstaat“ (Prof. H. Elsenhans, Leipzig)


Ch. Schwegmann: „Die Kontaktgruppe in den Internationalen<br />

Beziehungen“ (Dr. A. Zunker, Berlin)<br />

I. Werenfels: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Zusammensetzung<br />

und Struktur der sich neu herausbildenden Eliten in<br />

Algerien“ (Dr. V. Perthes, Berlin)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Prof. J. Halfmann: Forschungsaufenthalt in Berkeley, USA, zum<br />

Thema: „Bounded Sovereignty in the World Polity: The German<br />

Nation-State in a Supranational Context“<br />

Prof. H. Hurwitz: Forschungsaufenthalt in Washington, USA, zum<br />

Thema: „Biographie Robert Havemann“<br />

Dr. S. Lang: Forschungsaufenthalt in Rom zum Thema: „Integrationsprobleme<br />

multinationaler Streitkräfte hinsichtlich führungskonzeptioneller<br />

Aspekte unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Bundeswehr“<br />

Dr. Chr. Strünck: Forschungsaufenthalt in Berkeley, USA, zum<br />

Thema: „Muster des regulativen Staates. Institutioneller Wandel<br />

und Interessenvermittlung am Beispiel der Verbraucherpolitik in<br />

den USA und Europa“<br />

D. Weidemann: Forschungsaufenthalt in Taipei, Taiwan zum<br />

Thema: „Interkulturelle Kompetenz in deutsch-taiwanesischen<br />

Interaktionen: Ein Experten-/Novizenvergleich anhand subjektiver<br />

Theorien über das chinesische Konzept ,Gesicht wahren‘“<br />

Medizin und Naturwissenschaften<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 294<br />

Tagungen:<br />

Prof. K. E. Linsenmair, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie<br />

(Zoologie III), Theodor-Boveri-Institut für Biowissenschaften<br />

(Biozentrum) der Universität Würzburg:<br />

„Afrikanische Savannensysteme“<br />

1./3.3.<strong>2000</strong> in Würzburg<br />

Prof. M. Leptin, Institut für Genetik, Universität Köln:<br />

„Protein Machines and Subcellular Organisation“<br />

8./10.3.<strong>2000</strong> in Köln<br />

Prof. G. Roth, Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst:<br />

„Kognitions- und Neurowissenschaften <strong>2000</strong>“<br />

25.3./1.4.<strong>2000</strong> in Günne<br />

Prof. I. Wachsmuth, AG Wissensbasierte Systeme, Technische<br />

Fakultät der Universität Bielefeld:<br />

„IK<strong>2001</strong>: Interdisziplinäres Kolleg zum Schwerpunktthema Kommunikation“<br />

2./9.3.<strong>2001</strong> in Günne


295<br />

TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />

Prof. A. Aersten, Institut für Biologie III, Neurobiologie und Biophysik,<br />

Universität Freiburg:<br />

„The 6th Tamagawa Brain Forum“<br />

12./14.9.<strong>2001</strong> in Breisach<br />

Prof. M. Baake, Institut für Mathematik und Informatik, Universität<br />

Greifswald:<br />

„Stochastic Genetic Processes“<br />

3./6.10.<strong>2001</strong> in Greifswald<br />

Stipendien:<br />

Dr. A. Abicht: „Charakterisierung von Defekten des nikotinischen<br />

Azetylcholinrezeptors (nAChR) bei kogenitalen myasthenen<br />

Syndromen (CMS) mit Hilfe molekulargenetischer und elektrophysiologischer<br />

Methoden“ (München)<br />

D. Biniszkiewicz: „DNA methyltransferase induced C-to-U transition<br />

mutations in cells and mice with homozygous deletion of uracil-DNA<br />

glycosylase“ (Prof. Jaenisch, Cambridge, USA)<br />

Dr. A. Grau: „Bilder des Geistes – Die Semiotik funktioneller Bildgebungsverfahren<br />

in der Hirnforschung (PET und fMRT)“ (München)<br />

Dr. M. Hindiyeh: „Research on Human Herpes Virus-8“ (Prof. Y.<br />

Becker, Jerusalem)<br />

Ch. Kaether: „Darstellung des Transports von Amyloidvorläuferprotein<br />

in lebenden Neuronen und Charakterisierung der Amyloid-Prozessierung<br />

mit Hilfe von grün fluoreszierendem Protein“<br />

(Heidelberg)<br />

J. Karow: „Science and Environmental Reporting Program“ (Oxford)<br />

Dr. D. Neu: Auslandstipendium zur Bearbeitung klinischer Fragestellungen<br />

in den Bereichen Epidemiologie und Biostatistik an<br />

der Harvard School of Public Health, Harvard University (Boston,<br />

USA)<br />

Dr. B. Riecken: „Klinische Fragestellungen in den Bereichen<br />

Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie“ (Freiburg)<br />

Dr. H. Chr. Spangenberg: „Charakterisierung der frühen Immunantwort<br />

gegen HBV- und HCV-Infektion“ (Freiburg)<br />

M. Tmeizeh: „Medical Microbiology“ (Prof. Y. Becker, Jerusalem)<br />

Dr. B. Trülzsch: „Ribozym-vermittelte Genreparatur in spinaler<br />

Muskelathrophie“ (Oxford)<br />

Reisebeihilfen:<br />

Dr. G. Revalde: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />

Thema: „Kern-g-Faktor Messung der Europium-Ionen in einer<br />

Penning-Falle“ (Prof. G. Werth, Mainz)


Finanzübersicht<br />

Bilanz zum 31. Dezember <strong>2000</strong><br />

Aktiva<br />

Anlagevermögen<br />

Stand Ab- Stand<br />

1. 1. <strong>2000</strong> Zugang Abgang schreibung 31. 12. <strong>2000</strong><br />

€ € € € €<br />

Finanzanlagen<br />

Aktien der<br />

<strong>Thyssen</strong> Krupp AG<br />

im Nennwert von<br />

€ 65.372.160,00 92.377.985,82 92.377.985,82<br />

Sonstige Finanzanlagen 58.453.001,07 10.090.164,87 68.543.165,94<br />

150.830.986,89 10.090.164,87 160.921.151,76<br />

Sachanlagen<br />

Bebautes Grundstück 209.320,21 12.312,40 197.007,81<br />

Geschäftsausstattung 108.290,09 22.135,81 34.385,03 96.040,87<br />

Umlaufvermögen<br />

317.610,30 22.135,81 46.697,43 293.048,68<br />

Forderungen 23.503.103,38<br />

Kassenbestand 1.806,46<br />

Bankguthaben 326.026,79<br />

FINANZÜBERSICHT 296 297 FINANZÜBERSICHT<br />

23.830.936,63<br />

185.045.137,07<br />

€ €<br />

Passiva<br />

<strong>Stiftung</strong>skapital 122.619.011,35<br />

Rücklagen<br />

Rücklage gem. § 58 Ziff. 7a AO 33.642.000,00<br />

Rücklage für noch zu bewilligende<br />

Förderungsmaßnahmen 5.113.000,00<br />

38.755.000,00<br />

Ergebnisvortrag 1.919.075,78<br />

Rückstellungen<br />

Rückstellung für bewilligte<br />

Zuwendungen an die Wissenschaft 19.501.367,18<br />

Pensionsrückstellungen 2.184.026,00<br />

Sonstige Rückstellungen<br />

21.685.393,18<br />

Verbindlichkeiten 66.656,76<br />

185.045.137,07


299<br />

FINANZÜBERSICHT<br />

Ertrags- und Aufwandsrechnung <strong>2000</strong><br />

Erträge<br />

Erträge aus dem <strong>Stiftung</strong>svermögen<br />

€ €<br />

Erträge aus Beteiligungen 18.278.889,26<br />

Erträge aus Investmentfonds 2.070.209,35<br />

Zinserträge 1.102.245,03<br />

Aufwendungen<br />

Zuwendungen an die Wissenschaft 13.622.716,45<br />

Erstattungen und Auflösungen<br />

von Rückstellungen – 718.486,84<br />

Rückfluß aus Druckbeihilfen – 17.484,12<br />

21.451.343,64<br />

12.886.745,49<br />

Aufwendungen für Öffentlichkeitsarbeit 61.547,31<br />

Aufwendungen für <strong>Stiftung</strong>sgremien 31.499,06<br />

Verwaltungskosten 972.699,92<br />

Abschreibungen auf Sachanlagen 46.697,43<br />

13.999.189,21<br />

Jahresergebnis 7.452.154,43<br />

Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr 1.610.278,22<br />

Entnahme aus der Rücklage für noch<br />

zu bewilligende Förderungsmaßnahmen 5.112.918,80<br />

Einstellung in die Rücklage für noch<br />

zu bewilligende Förderungsmaßnahmen – 5.113.000,00<br />

Einstellung in die Rücklage<br />

gemäß § 58 Ziffer 7a AO – 7.143.275,67<br />

Ergebnisvortrag 1.919.075,78


Bewilligte Mittel <strong>2000</strong> nach Förderungsbereichen und<br />

Förderungsarten<br />

FINANZÜBERSICHT 300 301 FINANZÜBERSICHT<br />

Projekte Stipendien<br />

€ €<br />

Geschichte, Sprache und Kultur 7.333.419,13 512.586,17<br />

Bild und Bildlichkeit 35.900,00<br />

Staat, Wirtschaft und Gesellschaft 1.039.626,67 111.564,00<br />

Internationale Beziehungen 1.022.470,08 51.196,00<br />

Medizin und 1.526.261,98<br />

Naturwissenschaften 119.563,94<br />

Internationale Stipendienund<br />

Austauschprogramme 702.791,00<br />

10.921.777,86 1.533.601,11<br />

Wissenschaftliche<br />

Veranstaltungen Druckbeihilfen Sonstiges insgesamt<br />

€ € € €<br />

544.391,00 126.158,45 91.060,47 8.607.615,22<br />

19.306,00 55.206,00<br />

245.834,74 4.419,62 12.911,76 1.414.356,79<br />

80.991,00 4.681,00 12.694,76 1.172.032,84<br />

5.927,92 18.960,76 1.551.150,66<br />

119.563,94<br />

702.791,00<br />

896.450,66 135.259,07 135.627,75 13.622.716,45<br />

Vorstand: Jürgen Chr. Regge


FINANZÜBERSICHT 302<br />

Auszug aus dem Bericht der PwC Deutsche Revision AG zur Prüfung des<br />

Rechnungswesens und des Jahresabschlusses der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

zum 31. Dezember <strong>2000</strong>.


303 Anhang<br />

Bibliographie der in den Jahren <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> mit Unterstützung<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> erschienenen Publikationen<br />

Die Bibliographie verzeichnet nach Sachgebieten sowohl Monographien<br />

als auch unselbständig erschienene Schriften der Berichtsjahre<br />

<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> sowie Nachträge aus vergangenen Jahren, die aus<br />

Projekten und Stipendien hervorgegangen oder durch Druckkostenoder<br />

sonstige Beihilfen unterstützt worden sind.<br />

Philosophie<br />

Anfänge der DDR-Philosophie. Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern.<br />

Volker Gerhardt; Hans-Christoph Rauh [Hg.]. – Berlin: Links, <strong>2001</strong>.<br />

567 S. (Forschungen zur DDR-Gesellschaft)<br />

Bayer, Oswald: A priori willkürlich, a posteriori notwendig. Die<br />

sprachphilosophische Verschränkung von Ästhetik und Logik in<br />

Hamanns Metakritik Kants. – In: Neue Zeitschrift für systematische<br />

Theologie und Religionsphilosophie. Bd. 42. <strong>2000</strong>. S. 117–139.<br />

Besold, Christoph: Synopse der Politik. Übers. von Cajetan Cosmann<br />

(nach der Ausgabe Synopsis Politicae Doctrinae, Ingolstadt 1637).<br />

Hrsg. von Laetitia Boehm. – Frankfurt/M.; Leipzig: Insel Verl., <strong>2000</strong>.<br />

431 S. (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens; Bd. 9)<br />

Bremer, Dieter: Die Spannung von Nähe und Ferne in Nietzsches<br />

Auseinandersetzung mit Heraklit und Platon. – In: Jedes Wort ist ein<br />

Vorurteil – Philologie und Philosophie in Nietzsches Denken. Wien<br />

1999. S. 191–206.<br />

Bremer, Dieter: Versöhnung ist mitten im Streit. Hölderlins Entdeckung<br />

Heraklits. – In: Hölderlin-Jahrbuch. Bd. 30. 1996–1997.<br />

S. 173–199.<br />

Daiber, Hans: Die Aristotelesrezeption in der syrischen Literatur.<br />

Die Gegenwart des Altertums. Formen und Funktionen des Altertumsbezugs<br />

in den Hochkulturen der Alten Welt. Ed. by. Dieter<br />

Kuhn und Helga Stahl. Heidelberg <strong>2001</strong>. S. 327–345.<br />

Dilthey, Wilhelm: Sobranie Sočinenij v ˇsesti tomach. Pod obˇsčej<br />

redakciej: A. V. Michajlova i N. S. Plotnikova. – Moskva: Dom intellektualnoj<br />

knigi.<br />

Tom 1. Vvedenie v nauki o duche ... . Perevod s nemeckogo pod<br />

redakciej: V.S. Malachova. <strong>2000</strong>. 762 S.


ANHANG 304<br />

Dilthey-Jahrbuch für Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften.<br />

Hrsg. von Frithjof Rodi ... . – Göttingen: Vandenhoeck<br />

& Ruprecht. Bd. 12. 1999/00. Der Philosoph Georg Misch. 2.<br />

Dion von Prusa: Olympikos ē peri tēs prōtes yops theoy ennoias =<br />

Olympische Rede oder über die erste Erkenntnis Gottes. Eingel.,<br />

übers. und interpretiert von Hans-Josef Klauck. Mit einem archäolog.<br />

Beitr. von Balbina Bäbler. – Darmstadt: Wiss. Buchges., <strong>2000</strong>.<br />

250 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />

pertinentia; Bd. 2)<br />

Eberhard, Johann August: Neue Apologie des Sokrates, oder Untersuchung<br />

der Lehre von der Seligkeit der Heiden. – Hildesheim usw.:<br />

Olms-Weidmann. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Philosophie)<br />

Bd. 2. Nachdr. der Ausg. Berlin, Stettin, Nicolai, 1778. <strong>2001</strong>. 528 S.<br />

Erfahrung und Urteilskraft. Hrsg. von Rainer Enskat. – Würzburg:<br />

Königshausen & Neumann, <strong>2000</strong>. 202 S.<br />

Erkenntnistheorie. Positionen zwischen Tradition und Gegenwart.<br />

Thomas Grundmann [Hrsg.]. – Paderborn: mentis Verl., <strong>2001</strong>. 417 S.<br />

Frank, Simon L.: Werke : in acht Bänden. Hrsg. von Peter Schulz... .<br />

– Freiburg; München: Alber.<br />

Bd. 1. Der Gegenstand des Wissens. Grundlagen und Grenzen der<br />

begrifflichen Erkenntnis. Aus dem Russ. übertr. von Vera Ammer.<br />

Mit einem Vorw. von Nelly Motrosilova. <strong>2000</strong>. 526 S.<br />

Fuhrmann, Martin: Bevölkerungs- und Ehepolitik in der politischen<br />

und ökonomischen Theorie. Aufgeklärter Absolutismus und Frühliberalismus<br />

(ca. 1750–ca. 1820). – In: Legitimation, Kritik und Reform.<br />

Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm<br />

Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>,<br />

H. 1). S. 31–51.<br />

Greve, Ylva: Naturrecht und „Criminalpsychologie“. – In: Legitimation,<br />

Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert.<br />

Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere<br />

Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1). S. 69–94.<br />

Günzel, Stefan: Geophilosophie. Nietzsches philosophische Geographie.<br />

– Berlin: Akademie Verl., <strong>2001</strong>. 337 S.<br />

Günzel, Stefan: Linien. Nietzsche – Jünger – Heidegger. – In: Widersprüche.<br />

zur frühen Nietzsche-Rezeption. Weimar <strong>2000</strong>. S. 338–359.<br />

Günzel, Stefan: Nietzsches Geophilosophie und die „gemäßigte<br />

Klimazone“ im Denken des Abendlandes. – In: Dialektik. <strong>2000</strong>,1.<br />

S. 17–34.<br />

Günzel, Stefan: Nietzsches philosophische Geographie. – In: Nietzsches<br />

Labyrinthe. Weimar <strong>2001</strong>. S. 102–126.


305<br />

ANHANG<br />

Günzel, Stefan: Nietzsches philosophische Geographie. Eine geophilosophische<br />

Propädeutik. – In: Zeitenwende – Wertewende. Berlin<br />

<strong>2001</strong>. S. 279–285.<br />

Günzel, Stephan: Nietzsches Schreiben als kritische Geographie. –<br />

In: Nietzscheforschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft. Bd. 5/6.<br />

Berlin <strong>2000</strong>. S. 227–244.<br />

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enciklopedija na filosofskite nauki.<br />

T. 2. – Sofija: LIK, <strong>2000</strong>. 624 S. (Biblioteka Filosofija na Nemeskija<br />

idealizm; No 4)<br />

[Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften]<br />

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Naukata Logika. Prva čast. Obektivnata<br />

logika. [Hrsg.:] Genčo Dončev. – Sofija: Izd. Evropa, <strong>2001</strong>. 743<br />

S. (Das geistige Erbe Deutschlands; No. 2)<br />

[Wissenschaft der Logik. T.1: Die objektive Logik]<br />

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Naukata Logika. Vtora čast. Obektivnata<br />

logika ili u˘cenieto za ponjatieto. [Hrsg.:] Genčo Dončev. –<br />

Sofija: Izd. Evropa, <strong>2001</strong>. 335 S. (Das geistige Erbe Deutschlands;<br />

No. 3)<br />

[Wissenschaft der Logik. T. 2: Die subjektive Logik oder die Lehre<br />

vom Begriff]<br />

Herb, Karlfriedrich: Bürgerliche Freiheit. Politische Philosophie von<br />

Hobbes bis Constant. – Freiburg; München: Alber, 1999. 243 S.<br />

(Alber-Reihe praktische Philosophie; Bd. 61)<br />

Zugl.: München, Univ., Soz.-Wiss. Fak., Habil.-Schr., 1997<br />

Interdisziplinarität der Begriffsgeschichte. Hrsg. von Gunter Scholtz.<br />

– Hamburg: Meiner, <strong>2000</strong>. 200 S. (Archiv für Begriffsgeschichte; Jg.<br />

<strong>2000</strong>, Sonderh.)<br />

Kischkel, Thomas Cornelius: Das Naturrecht in der Rechtspraxis.<br />

Dargestellt am Beispiel der Spruchtätigkeit der Gießener Juristenfakultät.<br />

– In: Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat<br />

im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>.<br />

(Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1). S. 124–147.<br />

Klippel, Diethelm: Politische und juristische Funktionen des Naturrechts<br />

in Deutschland zur Einführung. – In: Legitimation, Kritik und<br />

Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.:<br />

Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte,<br />

<strong>2000</strong>, H. 1). S. 3–10.<br />

Kwon, Jeong-Im: Hegels Bestimmung der Kunst. Die Bedeutung der<br />

„symbolischen Kunstform“ in Hegels Ästhetik. – München: Fink,<br />

<strong>2001</strong>. 355 S.<br />

Zugl.: Hagen, FernUniv., Diss. 1998<br />

Lachmann, Rolf: Die lebendige Form menschlichen Fühlens und<br />

Verstehens. – München: Fink, <strong>2000</strong>. 287 S.


ANHANG 306<br />

Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im 18. und<br />

19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. – Wien: Manz, <strong>2000</strong>. (Zeitschrift<br />

für Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1)<br />

Leibniz, Gottfried Wilhelm: Die Grundlagen des logischen Kalküls.<br />

Lateinisch-Deutsch. Hrsg., übers. und mit einem Kommentar versehen<br />

von Franz Schupp unter Mitarb. von Stephanie Weber. – Hamburg:<br />

Meiner, <strong>2000</strong>. LXXXVI,289 S. (Philosophische Bibliothek; Bd.<br />

525)<br />

Lukian: Philopseydeis ē apistōn. Die Lügenfreunde oder: der<br />

Ungläubige. Eingel., übers. und mit interpretierenden Essays vers.<br />

von Martin Ebner ... . – Darmstadt: Wiss. Buchges., <strong>2001</strong>. 214 S.<br />

(SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />

pertinentia; Bd. 3)<br />

Merin, A.: Frank Plumpton Ramsey: *22.2.1903 †19.1.1930. – In:<br />

Großes Werklexikon der Philosophie. Bd. 2. Stuttgart 1999.<br />

S. 1251–1256.<br />

Metaphysik der praktischen Welt. Perspektiven im Anschluss an<br />

Hegel und Heidegger. Festgabe für Otto Pöggeler (zum 70. Geburtstag<br />

am 12.12.1998). Hrsg. von Andreas Großmann und Christoph<br />

Jamme. – Amsterdam; Atlanta, GA: Rodopi, <strong>2000</strong>. 286 S. (Philosophie<br />

& Repräsentation; Bd. 7)<br />

Nutz, Thomas: Strafrechtsphilosophie und Gefängniskunde. Strategien<br />

diskursiver Legitimation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

– In: Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im<br />

18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift<br />

für Neuere Rechtsgeschichte. <strong>2000</strong>, H. 1). S. 95–110.<br />

Overath, Petra: Naturrecht und Todesstrafe. Die naturrechtlichrechtsphilosophische<br />

Diskussion und die bayerische Reformpolitik<br />

am Anfang des 19. Jahrhunderts. – In: Legitimation, Kritik und<br />

Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.:<br />

Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte,<br />

<strong>2000</strong>, H. 1). S. 111–123.<br />

Person und Wert. Schelers „Formalismus“ – Perspektiven und Wirkungen<br />

Christian Bermes; Wolfhart Henckmann, Heinz Leonardy<br />

(Hrsg.). – Freiburg; München: Alber, <strong>2000</strong>. 308 S. (Phänomenologie:<br />

2, Kontexte; Bd. 9)<br />

Phénoménologie française et phénoménologie allemande. – Paris:<br />

L’Harmattan; Offenburg: Dokumente Verl., <strong>2000</strong>. 640 S. (Cahiers<br />

des philosophie de Paris XII-VAL de Marne; No 4)<br />

Plutarch: Ei kalōs eirētai to lathe biosas = Ist „Lebe im Verborgenen“<br />

eine gute Lebensregel? Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />

Essays vers. von Ulrich Berner ... . – Darmstadt: Wiss. Buchges.,<br />

<strong>2000</strong>. 176 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam<br />

REligionemque pertinentia; Bd. 1)


307<br />

ANHANG<br />

Pozzo, Riccardo: Georg Friedrich Meiers Vernunftlehre. Eine historisch-systematische<br />

Untersuchung. – Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog,<br />

<strong>2000</strong>. 358 S. (Forschungen und Materialien zur<br />

deutschen Aufklärung / FMDA: Abt. 2, Bd. 15)<br />

Zugl.: Trier, Univ., Habil.-Schr., 1995<br />

Rahman, Shahid; Helge Rückert: Dialogical connexive logic. – In:<br />

Synthese. 127. <strong>2001</strong>. S. 105–139.<br />

Rahman, Shahid: Hugh MacColl and George Boole on hypotheticals.<br />

– In: A Boole anthology. Dordrecht etc. <strong>2000</strong>. S. 287–310.<br />

Ramsey, Frank: Die Artikel „Foundations of Mathematics“, „Theories“<br />

und „Truth and Probability“. – In: Großes Werklexikon der<br />

Philosophie. Hrsg.: F. Volpi. Stuttgart 1999.<br />

Der Rheinische Reformkreis. Dokumente zu Modernismus und<br />

Reformkatholizismus 1942–1955. Nach Vorarb. von Uwe Scharfenecker<br />

unter Mitarb. von Andreas Ochs und Barbara Wieland<br />

hrsg. von Hubert Wolf und Claus Arnold. – Paderborn usw.: Schöningh,<br />

<strong>2001</strong>.<br />

Bd. 1. VI,667 S.<br />

Bd. 2. VI,753 S.<br />

Rückert, Helge; Shahid Rahman: New perspectives in dialogical<br />

logic: preface. – In: Synthese. 127. <strong>2001</strong>. S. 1–6.<br />

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Werke – Historisch-kritische<br />

Ausgabe. Im Auftr. der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie<br />

der Wissenschaften hrsg. von Hans Michael Baumgartner;<br />

Wilhelm G. Jacobs ... . – Stuttgart : Fromman-Holzboog.<br />

7. Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie. Hrsg. von<br />

Wilhelm G. Jacobs und Paul Ziche. <strong>2001</strong>. VIII, 539 S.<br />

Schirren, Thomas: Aisthesis vor Platon. Eine semantisch-systematische<br />

Untersuchung zum Problem der Wahrnehmung. – Stuttgart;<br />

Leipzig: Teubner, 1998. XXVI, 286 S. (Beiträge zur Altertumskunde;<br />

Bd. 117)<br />

Zugl.: München, Univ., Diss., 1996<br />

Schröder, Jürgen: Die Sprache des Denkens. – Würzburg: Königshausen<br />

& Neumann, <strong>2001</strong>. 249 S.<br />

Takahashi, Hidemi: Simeon of Qal c a Rumaita, Patriarch Philoxenus<br />

Nemrod and Bar c Ebroyo. – In: Hugoye. Journal of Syriac Studies.<br />

4,1. <strong>2001</strong>. S. 1–25.<br />

Übersetzung – Sprache und Interpretation. Wilhelm Büttemeyer;<br />

Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.). – Frankfurt a. M.: Lang, <strong>2000</strong>. 258 S.<br />

(Philosophie und Geschichte der Wissenschaften: Studien und Quellen;<br />

Bd. 44)


Wahrnehmung der Natur – Natur der Wahrnehmung. Studien zur<br />

Geschichte visueller Kultur um 1800. Hrsg. von Gabriele Dürbeck,<br />

Bettina Gockel ... . – Dresden: Verl. der Kunst, <strong>2001</strong>. 319 S.<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit in Berlin, 1870–1930. Constantin<br />

Goschler [Hrsg.]. – Stuttgart: Steiner, <strong>2000</strong>. 232 S.<br />

Ziche, Paul: Gehört das Ich zur Natur? Geistige und organische<br />

Natur in Schellings Naturphilosophie. – In: Philosophisches Jahrbuch.<br />

108. <strong>2001</strong>. S. 41–57.<br />

Die Zukunft des Wissens. 18. Deutscher Kongress für Philosophie,<br />

Konstanz, 4.–8.10.1999. Vorträge und Kolloquien. Hrsg. von Jürgen<br />

Mittelstraß. – Berlin: Akademie Verl., <strong>2000</strong>. 566 S.<br />

Theologie und Religionswissenschaft<br />

ANHANG 308<br />

Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und Früher<br />

Neuzeit. Hrsg. von Thomas A. Brady unter Mitw. von Elisabeth Müller-Luckner.<br />

– München: Oldenbourg, <strong>2001</strong>. XX, 258 S. (Schriften<br />

des Historischen Kollegs: Kolloquien; 50)<br />

Godman, Peter: Die geheime Inquisition. Aus den verbotenen Archiven<br />

des Vatikans. Übers. von Monika Noll und Ulrich Enderwitz,<br />

Ulrich. – München: List, <strong>2001</strong>. 399 S.<br />

Gottesdienstmenäum für den Monat Dezember auf der Grundlage<br />

der Handschrift Sin. 162 des Staatl. Histor. Museums Moskau (GIM).<br />

Historisch-kritische Edition. Hrsg. von Hans Rothe; Nordrhein-Westfälische<br />

Akademie der Wissenschaften. – Opladen: Westdeutscher<br />

Verl. (Patristica Slavica; 6; 7) (Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen<br />

Akademie der Wissenschaften; 105; 106)<br />

T. 5. Facsimile der Handschrift Sin. 162 ... . Mit einer paläologischen<br />

Beschreibung von E.V. sˇul’gina. <strong>2000</strong>. XLV, 608 S.<br />

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Hrsg. von: Hermann<br />

Lichtenberger,... . – Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.<br />

Bd. 6. Supplementa. Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch—römischer<br />

Zeit. Lfg. 1,5. Oegema, Gerbern S.: Apokalypsen.<br />

<strong>2001</strong>. IX, 209 S.<br />

Koch, Ernst: Das konfessionelle Zeitalter – Katholizismus, Luthertum,<br />

Calvinismus (1563–1675). – Leipzig: Evang. Verl.-Anst., <strong>2000</strong>.<br />

359 S. (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen; 2 [Spätes Mittelalter,<br />

Reformation, konfessionelles Zeitalter]; Bd. 8)<br />

Lange, Armin: [Qumranhandschriften] 4Q440a, 4 Q440b, 4Q468fbb,<br />

XQ7. – In: Qumran Cave 4. XXVI, Cryptic texts. Ed.: Stephen J.<br />

Pfann ... Oxford <strong>2000</strong>. S. 347/348, 349/350, 412–432, 492/493.<br />

Liu, Xin-Li: Christentum und Deutsche Nation. – Peking, <strong>2000</strong>. 236 S.<br />

[Chinesisch]


309<br />

ANHANG<br />

Miethke, Jürgen: De potestate papae. Die päpstliche Amtskompetenz<br />

im Widerstreit der politischen Theorie von Thomas von Aquin<br />

bis Wilhelm von Ockham. – Tübingen: Mohr Siebeck, <strong>2000</strong>. X, 347 S.<br />

(Spätmittelalter und Reformation: Neue Reihe; 16)<br />

Müller, Hans-Peter: Daphnis – ein Doppelgänger des Gottes Adonis.<br />

– In: Zeitschrift des deutschen Palästinavereins. 116. <strong>2000</strong>. S. 26–41.<br />

Müller, Hans-Peter: History-oriented foundations myths in Israel<br />

and its environment. – In: Studies in Theology and Religion (STAR).<br />

3. <strong>2001</strong>. S. 156–168.<br />

Müller, Hans-Peter: „Jhwh gebe seinem Volke Kraft“. Zum Hintergrund<br />

der alttestamentlichen Geschichtsreligion. – In: Zeitschrift für<br />

Theologie und Kirche. 98. <strong>2001</strong>. S. 265–281.<br />

Müller, Hans-Peter: Der Mond und die Plejaden. Griechisch-orientalische<br />

Parallelen. – In: Vetus Testamentum. LI,2. Leiden <strong>2001</strong>.<br />

S. 206–218).<br />

Müller, Hans-Peter: Religion [der Phönizier und Punier]. – In: Der<br />

Neue Pauly – Enzyklopädie der Antike. Bd. 9. Altertum. Stuttgart;<br />

Weimar <strong>2001</strong>. Sp. 931–933.<br />

Müller, Hans-Peter: Religionen am Rande der griechisch-römischen<br />

Welt: Phönizier und Punier. – In: Antike Randgesellschaften und<br />

Randgruppen im östlichen Mittelmeerraum. Ringvorlesung an der<br />

Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Wintersemester<br />

1998/1999. Münster <strong>2000</strong>. S. 9–28.<br />

Müller, Hans-Peter: Short notes. Sprachliche Beobachtungen zu<br />

Ps. xc 5f. – In: Vetus Testamentum L,3. Leiden <strong>2000</strong>. S. 394–400.<br />

Müller, Hans-Peter: Die Tabella defixionis KAI 89 und die Magie<br />

des Fluches. – In: Orientalia. 69. <strong>2000</strong>. S. 393–406.<br />

Müller, Hans-Peter: Der Welt- und Kulturentstehungsmythos des<br />

Philon Byblios und die biblische Urgeschichte. – In: Zeitschrift für<br />

die alttestamentliche Wissenschaft. Bd. 112. <strong>2000</strong>. S. 161–179.<br />

Müller, Hans-Peter: Zum magischen Hintergrund des Hohenliedes.<br />

– In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft/<br />

ZDMG. Bd. 150. <strong>2000</strong>. S. 409–424.<br />

Opfer. Theologische und kulturelle Kontexte. Hrsg. von Bernd Janowski<br />

und Michael Welker. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp, <strong>2000</strong>. 343 S.<br />

(suhrkamp taschenbuch wissenschaft; 1454)<br />

Petersen, Stefan: Geld für den Kampf gegen die Ungläubigen?<br />

Norddeutsche Widerstände gegen die Erhebung des Lyoner Kreuzzugszehnten<br />

1274–1304. – In: Zeitschrift der Savigny-<strong>Stiftung</strong> für<br />

Rechtsgeschichte. Bd. 117, Kanonist. Abt. 86. <strong>2000</strong>. S. 262–319.<br />

Petrus Canisius SJ (1521–1597). Humanist und Europäer. Hrsg. von<br />

Rainer Berndt. – Berlin: Akademie Verl., <strong>2000</strong>. 500 S. (Erudiri sapi-


entia: Studien zum Mittelalter und zu seiner Rezeptionsgeschichte;<br />

Bd. 1)<br />

Religion und Gott im Denken der Neuzeit. Albert Franz; Wilhelm G.<br />

Jacobs (Hrsg.). – Paderborn usw.: Schöningh, <strong>2000</strong>. 228 S.<br />

Reventlow, Henning Graf: Epochen der Bibelauslegung. – München:<br />

Beck.<br />

Bd. 4. Von der Aufklärung bis zum 20. Jahrhundert. <strong>2001</strong>. 448 S.<br />

Scholem, Gershom: Tagebücher nebst Aufsätzen und Entwürfen bis<br />

1923. Hrsg. von Karlfried Gründer, Herbert Kopp-Oberstebrink,<br />

Friedrich Niewöhner unter Mitw. von Karl E. Grözinger. – Frankfurt<br />

a. M.: Jüdischer Verl. Halbbd. 2. 1917–1923. <strong>2000</strong>. 733 S.<br />

Sturm, Erdmann: Die Rechtfertigung des Zweiflers als Paradox. Paul<br />

Tillichs Begründung eines theologischen Prinzips und sein Programm<br />

einer philosophischen Theologie. – In: Das Christentum der<br />

Theologen im 20. Jahrhundert. Mariano Delgado (Hrsg.). Stuttgart<br />

<strong>2000</strong>. S. 37–51.<br />

Tillich, Paul: Berliner Vorlesungen I (1919–1920): Das Christentum<br />

und die Gesellschaftsprobleme der Gegenwart (1919) ... . Hrsg. und<br />

mit einer histor. Einl. vers. von Erdmann Sturm. – Berlin; New York:<br />

de Gruyter, <strong>2001</strong>. XXI,667 S. (Ergänzungs- und Nachlassbände zu<br />

den Gesammelten Werken von Paul Tillich; Bd. 12)<br />

Unbedingtes Verstehen?! Fundmentaltheologie zwischen Erstphilosophie<br />

und Hermeneutik. Joachim Valentin; Saskia Wendel [Hg.]. –<br />

Regensburg: Pustet, <strong>2001</strong>. 181 S.<br />

Geschichtswissenschaften<br />

ANHANG 310<br />

Adelige Welt und familiäre Beziehung. Aspekte der „privaten<br />

Welt“ des Adels in böhmischen, polnischen und deutschen Beispielen<br />

vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. – Potsdam: Verl. für Berlin-<br />

Brandenburg, <strong>2000</strong>. 239 S. (Quellen und Studien zur Geschichte und<br />

Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches)<br />

Alisch, Steffen: Berlin Berlin. Die Verhandlungen zwischen<br />

Beauftragten des Berliner Senats und Vertretern der DDR-Regierung<br />

zu Reise- und humanitären Fragen 1961–1972. Forschungsverbund<br />

SED-Staat/Freie Universität Berlin. – Berlin <strong>2000</strong>. 168 Bl.<br />

(Arbeitspapiere des Forschungsverbundes SED-Staat; Nr. 31/<strong>2000</strong>)<br />

Angelus, Armin, u. a.: Digitalisierung des Realkataloges (Hartwig-Katalog)<br />

der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt und seine<br />

Visualisierung im Internet. – In: Bibliotheksdienst. 34. <strong>2000</strong>. S. 422–434.<br />

(http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/bd_<strong>2000</strong>/00_03_07.htm)<br />

Das Augsburger Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer<br />

neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur. Kongress des<br />

Instituts für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg


311<br />

ANHANG<br />

vom 30.09.–02.10.1999. – In: Mitteilungen / Institut für Europäische<br />

Kulturgeschichte. 5. <strong>2000</strong>. S. 10–19.<br />

Carl, Ernst Ludwig: Traité de la richesse des principes et de leurs<br />

états et des moyen simples et naturels. Hrsg. von Karl Kunze und<br />

Bertram Schefold. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann, <strong>2000</strong>.<br />

(Historia Scientiarum: Fachgebiet Wirtschaftswissenschaften)<br />

Bd. 1. Nachdr. der Ausg. Paris, Le Gras, 1722. Mit einer Einl. XVIII,<br />

432 S.<br />

Bd. 2. Nachdr. der Ausg. Paris, Delaulne, 1723. XII, 508 S.<br />

Bd. 3. Nachdr. der Ausg. Paris, Le Gras, 1723. V, 474 S.<br />

Châtillon, Walter von: Das Urteil des Alanus ab Insulis über die<br />

,Alexandreis‘ des Walter von Châtillon (Anticl. I 166–170) – ein übersehenes<br />

Silvenzitat im ,Anticlaudian‘. – In: Mittellateinisches Jahrbuch.<br />

35. <strong>2000</strong>. S. 71–76.<br />

Baur, Siegfried: Franz Leopold Ranke, the Ranke Library at Syracuse,<br />

and the open future of scientific history. – In: Syracuse University<br />

Library Associates Courier. 33. 1998–<strong>2001</strong>. S. 7–41.<br />

Despoix, Philippe: Mesure du monde et représentation européenne<br />

au XVIIIe siècle. Le Programme britannique de détermination de la<br />

longitude en mer. – In: Revue d’histoire de sciences. 53. <strong>2000</strong>.<br />

S. 205–233.<br />

Drabek, Anna: Die Terminologie der Quellen am Übergang von der<br />

Aufklärung zur sogenannten Nationalen Wiedergeburt der Tschechen<br />

als Siegel nationsübergreifender Positionen. – In: Brücken.<br />

Jahrbuch der tschechischen und slowakischen Germanistik. Berlin;<br />

Prag; Presǒv <strong>2000</strong>.<br />

Entstalinisierungskrise in Ostmitteleuropa 1953–1956. Vom 17. Juni<br />

bis zum ungarischen Volksaufstand. Politische, militärische, soziale<br />

und nationale Dimensionen. Hrsg. und eingel. von Jan Foitzik. –<br />

Paderborn usw.: Schöningh, <strong>2001</strong>. 393 S.<br />

Escaping satiation. The demand side of economic growth. Ulrich<br />

Witt [ed.]. – Berlin u. a.: Springer, <strong>2001</strong>. 197 S.; 17 fig.; tab.<br />

L’Etranger au Moyen Age. XXXe Congrès de la S.H.M.E.S. (Göttingen,<br />

juin 1999). Société des Historiens Médiévistes de l’Enseignement<br />

Supérieur Public (Paris). – Paris Cedex: Publ. de la Sorbonne,<br />

<strong>2000</strong>. 308 S. (Série Histoire Ancienne et Médiévale; 61)<br />

Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs:<br />

zwanzig internationale Beiträge zu Praxis, Problemen und Perspektiven<br />

der historischen Komparatistik. Michael Borgolte [Hg.]. Red.:<br />

Ralf Lusiardi. – Berlin: Akademie Verl., <strong>2001</strong>. 421 S. (Europa im Mittelalter;<br />

Bd. 1)<br />

Europäische Zivilgesellschaft in Ost und West. Begriff, Geschichte,<br />

Chancen. Manfred Hildermeier, Jürgen Kocka, Christoph Conrad<br />

(Hrsg.). – Frankfurt/M; New York: Campus Verl., <strong>2000</strong>. 275 S.


ANHANG 312<br />

Gierke, Otto von: Aufsätze und kleinere Monographien. Nachdr. Mit<br />

einer Einl. hrsg. von Wolfgang Pöggeler. – Hildesheim usw.: Olms-<br />

Weidmann, <strong>2001</strong>. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />

Bd. 1. 604 S.<br />

Bd. 2. S. 607–1095.<br />

Grünberg, Kurt: Liebe nach Ausschwitz. Die zweite Generation.<br />

Jüdische Nachkommen von Überlebenden der nationalsozialistischen<br />

Judenverfolgung in der Bundesrepublik Deutschland und das<br />

Erleben ihrer Paarbeziehungen. – Tübingen: edition diskord, <strong>2000</strong>. –<br />

315 S. (Psychoanalytische Beiträge aus dem Sigmund-Freud-Institut;<br />

Bd. 5)<br />

Grünberg, Kurt: Zur Tradierung des Traumas der nationalsozialistischen<br />

Judenvernichtung. – In: Psyche. 54. <strong>2000</strong>. S. 1002–1037.<br />

Hirschbiegel, Jan: Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und<br />

Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie<br />

zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der Akademie<br />

der Wissenschaften zu Göttingen. – Kiel <strong>2000</strong>. (Mitteilungen<br />

der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 4)<br />

Überarb. und aktualisierte Version: http://resikom.ADW-Goettingen.gwgd.de/biblnet.htm<br />

Höhne, Steffen: Das Bohemismus-Projekt. Konzeptuelle und methodische<br />

Probleme. – In: Brücken. Jahrbuch der tschechischen und slowakischen<br />

Germanistik. Berlin; Prag; Presǒv <strong>2000</strong>.<br />

Höhne, Steffen: Die literarische Aktualisierung der böhmischen<br />

Geschichte im Vormärz. Hus und die Hussiten. – In: Brücken nach<br />

Prag. Deutschsprachige Literatur im kulturellen Kontext der Donaumonarchie<br />

und der Ersten Tschechischen Republik. Festschrift für<br />

Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg.: K. Ehlers ... . Frankfurt <strong>2000</strong>.<br />

Jörn, Nils: Gerichtstätigkeit, personelle Strukturen und politisch<br />

relevante Rechtsprechung am Wismarer Tribunal 1653–1815. – In:<br />

Prozessakten als Quelle. Hrsg.: Anette Baumann ... . Köln usw. <strong>2001</strong>.<br />

S. 219–257.<br />

Jörn, Nils: Stand und Aufgaben bei der Erforschung der Geschichte<br />

des Wismarer Tribunals. Kjell Ake Modéer zum 60. Geburtstag. – In:<br />

Die Integration des südlichen Ostseeraumes in das alte Reich. Köln<br />

usw. <strong>2000</strong>. S. 235–273.<br />

Jolles, André: Gebildeter Vagant. Brieven en documenten. Bijengebracht,<br />

ingeleid en toegelicht door Walter Thys. – Amsterdam:<br />

Amsterdam Univ. Pr.; Leipzig: Leipziger Univ. Verl., <strong>2000</strong>. 1173 S.<br />

Kiecol, Daniel: Selbstbild und Image zweier europäischer Metropolen.<br />

Paris und Berlin zwischen 1900 und 1930 / Kiecol, Daniel. –<br />

Frankfurt a. M. usw.: Lang, <strong>2001</strong>. 367 S. (Europäische Hochschulschriften:<br />

Geschichte und ihre Hilfswissenschaften; Bd. 909)<br />

Zugl. Duisburg, Univ., Diss., 1999


313<br />

ANHANG<br />

Kosáry, Domokos: The Hungarian revolution of 1848 in the context<br />

of European history. Lecture given at Collegium Budapest:<br />

8.10.1998. Collegium Budapest / Institute for Advanced Study. –<br />

Budapest <strong>2000</strong>. 24 S. (Public lecture series; No. 22)<br />

Kosáry, Domokos: Magyarország és a nemzetközi politika<br />

1848–1849-ben. – Budapest: Historia MTA Tört. Int., 1999. 348 S.<br />

(História könyvtár monográfiák; 11)<br />

Kowalzik, Barbara: Das Grundstück Gustav-Adolf-Straße 7 – Mahnzeichen<br />

deutscher und jüdischer Geschichte. – In: Leipzig, Mitteldeutschland<br />

und Europa. Hrsg. Hartmut Zwahr ... . Beucha <strong>2000</strong>. S.,<br />

193–210.<br />

Kowalzik, Barbara: Joseph und Ephraim Carlebach. Rabbiner und<br />

Pädagogen in Deutschland vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur<br />

Zeit des Nationalsozialismus. – In: Sächsische Heimatblätter.<br />

3. <strong>2000</strong>. S. 155–163.<br />

Kowalzik, Barbara: Das Leipziger Jüdische Schulwerk in den Jahren<br />

1938/39. – In: Leipziger Kalender. Leipzig <strong>2000</strong>. 227–263. [Ersch.<br />

auch als Sonderdruck]<br />

Krankenhaus-Report 19. Jahrhundert. Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung,<br />

Krankenhauspatienten. Alfons Labisch; Reinhard<br />

Spree [Hg.]. – Frankfurt; New York: Campus Verl., <strong>2001</strong>. 466 S.<br />

Kraus, Elisabeth: Die Familie Mosse. Deutsch-jüdisches Bürgertum<br />

im 19. und 20. Jahrhundert. – München: Beck, 1999. 793 S.<br />

Langkau-Alex, Ursula: Internationaler Sozialismus oder Volkssozialismus?<br />

Das Spannungsfeld antifaschistischer Konzeptionen in der<br />

Sozialistischen Arbeiter-Internationale der dreißiger Jahre. – In:<br />

Geist und Gestalt im historischen Wandel. Facetten deutscher und<br />

europäischer Geschichte 1789–1989. Hrsg.: Bert Becker; Horst Lademacher.<br />

Münster usw. <strong>2000</strong>. S. 347–368.<br />

Langkau-Alex, Ursula: Paul Hertz: „A strong man!“ Zum Einfluss<br />

des deutschen Sozialdemokraten auf Eleanor Lansing Dulles und<br />

andere amerikanische Politiker. – In: Exil und Neuordnung. Hrsg.:<br />

Claus-Dieter Krohn; Martin Schumacher. (Dokumente und Texte;<br />

Bd. 6). <strong>2000</strong>. S. 351–376.<br />

Liszt, Franz von: Aufsätze und kleinere Monographien. Nachdr.<br />

Hrsg. von Hinrich Rüping. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann.<br />

(Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />

3. Kleinere Monographien zum Strafrecht. Nachdr. von Beiträgen<br />

aus den Jahren 1904–1918. <strong>2000</strong>. 455 S.<br />

Lohrmann, Klaus: Zwischen Finanz und Toleranz. Das Haus Habsburg<br />

und die Juden. Ein historischer Essay. – Graz usw.: Verl. Styria,<br />

<strong>2000</strong>.


ANHANG 314<br />

Macht und Milieu. Jena zwischen Kriegsende und Mauerbau. Rüdiger<br />

Stutz [Hrsg.]. Verein für Jenaer Stadt- und Universitätsgeschichte<br />

e. V. (Jena). – Rudolstadt; Jena: Hain, <strong>2000</strong>. 383 S. (Bausteine zur<br />

Jenaer Stadtgeschichte; Bd. 4)<br />

Mader, Eric-Oliver: Das Alte Reich in neuem Licht. Perspektiven auf<br />

sein Ende und sein Nachwirken im frühen 19. Jahrhundert. – In:<br />

Wege in die Frühe Neuzeit. Werkstattberichte, eine Linksammlung<br />

sowie Bildmaterialien zu München im Dreißigjährigen Krieg und zur<br />

Hexenverfolgung auf CD-ROM. Hrsg.: Arndt Brendecke; Wolfgang<br />

Burgdorf. Neuried <strong>2001</strong>. S. 235–256.<br />

Maria Pavlovna. Die frühen Tagebücher der Erbherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach.<br />

Hrsg. von Katja Dmitrieva und Viola Klein. –<br />

Weimar; Wien: Böhlau, <strong>2000</strong>. 399 S.<br />

Nationalismen in Europa. West- und Osteuropa im Vergleich. Hrsg.<br />

von Ulrike von Hirschhausen und Jörn Leonhard. – Göttingen: Wallstein,<br />

<strong>2001</strong>. 452 S.<br />

Les Plus anciens documents originaux de l’abbaye de Cluny. Publ.<br />

par Hartmut Atsma, Sebastien Barret et Jean Vezin. Avec le concours<br />

de la Bibliothèque nationale de France, de l’Institut historique<br />

allemand de Paris... . – Turnhout: Brepols. – (Monumenta Paleographica<br />

Medii Aevi; Series Gallica)<br />

T. 1. Doc. nos 1 à 30: Paris, Bibl. nat. de France, Collection des<br />

Bourgogne, vol. 76, nos 2 à 5 et 7 à 32. Préf. de Jean Favier. 1997.<br />

140 S.<br />

T. 2. Doc. nos 31 à 60: Paris, Bibl. nat. de France, Collection des<br />

Bourgogne, vol. 77, nos 33 à 61. Préf. de Barbara H. Rosenwein.<br />

<strong>2000</strong>. 158 S.<br />

Pohl, Karl Heinrich: Gustav Stresemann (1878)1928) – Überlegungen<br />

zu seiner Biographie. – In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung.<br />

12. <strong>2000</strong>. S. 203–213.<br />

Pütter, Johann Stephan: Beyträge zum Teutschen Staats- und Fürstenrechte.<br />

Hrsg. von Bernhard Martin Scherl. – Hildesheim usw.:<br />

Olms. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />

2. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck, 1779. <strong>2001</strong>. 340 S.<br />

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen<br />

Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Mit einer Einl. hrsg. von<br />

Bernhard Martin Scherl. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann, <strong>2001</strong>.<br />

(Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />

1. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1798.<br />

LXVI, 460 S.<br />

2. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1798.<br />

292 S.<br />

3. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1798.<br />

454 S.


315<br />

ANHANG<br />

Russische Aufklärungsrezeption im Kontext offizieller Bildungskonzepte<br />

(1700–1825). Gabriela Lehmann-Carli ... [Hrsg.]. Wiss. Red.:<br />

Birgit Scholz. – Berlin: Spitz, <strong>2001</strong>. XXXVII, 681 S. (Aufklärung und<br />

Europa: Schriftenreihe des Forschungszentrums Europäische Aufklärung<br />

e. V.)<br />

Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II.<br />

Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien.<br />

Ein biographisches Handbuch. Bearb. von Elviara Döscher<br />

und Wolfgang Schröder. Mit einem Vorw. von Gerhard A. Ritter.<br />

Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen<br />

Parteien e. V. (Bonn). – Düsseldorf: Droste Verl., <strong>2001</strong>. XII,<br />

568 S. (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und<br />

der politischen Parteien; Bd. 5)<br />

Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche<br />

Bedeutung. Hrsg. von Anke te Heesen und E.C. Spary.<br />

– Göttingen: Wallstein, <strong>2001</strong>. 223 S. (Wissenschaftsgeschichte)<br />

Scholl, Reinhold: Ein ,Bibliotheksdirektor‘ und seine ,Bibliothekare‘.<br />

Ein ,Geschäftsgang‘ aus dem alten Ägypten. – In: Von Alexandrien<br />

nach Leipzig. Erschließung von Papyri und Handschriften in der<br />

Universitätsbibliothek. Leipzig <strong>2000</strong>. S. 7–12.<br />

Schulze, Winfried: Die Frühe Neuzeit zwischen individueller Erfahrung<br />

und strukturgeschichtlichem Zugriff. Erfahrungen, Defizite<br />

Konzepte. – In: Wege in die Frühe Neuzeit. Werkstattberichte, eine<br />

Linksammlung sowie Bildmaterialien zu München im Dreißigjährigen<br />

Krieg und zur Hexenverfolgung auf CD-ROM. Hrsg.: Arndt<br />

Brendecke; Wolfgang Burgdorf. Neuried <strong>2001</strong>. S. 11–35.<br />

Spree, Reinhard: Handwerker und kommunale Krankenhäuser im<br />

19. Jahrhundert. – In: Stadt und Handwerk im Mittelalter und früher<br />

Neuzeit. Weimar; Wien <strong>2000</strong>. S. 269–300.<br />

SSSR i germanskij vopros 1941–1949 = Die UdSSR und die deutsche<br />

Frage 1941–1949. Dokumente aus dem Archiv für Aussenpolitik der<br />

Russischen Föderation. Hrsg.: Historisch-dokumentarisches Departement<br />

des MID Russlands; Zentrum für zeithistorische Forschung<br />

Potsdam. – Moskva: Internat. Beziehungen.<br />

T. 2. 9.5.1945–3.10.1946. <strong>2000</strong>. 878 S.<br />

Verfassung und Revolution. Hegels Verfassungskonzeption und die<br />

Revolutionen der Neuzeit. Hrsg. von Elisabeth Weisser-Lohmann<br />

und Dietmar Köhler. – Hamburg: Meiner, <strong>2000</strong>. 225 S. (Hegel-Studien;<br />

Beih. 42)<br />

Von der Grenzland-Universität zum Zentrum der nationalsozialistischen<br />

„Neuordnung des Ostraums“? Aspekte der Königsberger Universitätsgeschichte<br />

im Dritten Reich. – In: Jahrbuch für die<br />

Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands: Zeitschrift für vergleichende<br />

und preußische Landesgeschichte. Bd. 46. <strong>2000</strong>. München <strong>2001</strong>.<br />

S. 233–269.


Was ist Militärgeschichte? Hrsg. von Thomas Kühne und Benjamin<br />

Ziemann in Verb. mit dem Arbeitskreis Militärgeschichte e. V. und<br />

dem Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universitä Bochum. –<br />

Paderborn usw.: Schöningh, <strong>2000</strong>. 359 S. (Krieg in der Geschichte;<br />

Bd. 6)<br />

Wettlaufer, Jörg; Jan Hirschbiegel: Materialien zum Werk. Fürstliche<br />

Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches<br />

Handbuch. – Kiel 1999. (Mitteilungen der<br />

Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 3)<br />

Archäologie; Altertumswissenschaft<br />

Abaris. H. <strong>2000</strong>; H. <strong>2001</strong>. – St. Petersburg <strong>2000</strong>–01.<br />

Antike Welt und Wir. Bd. 2. – Sankt Petersburg <strong>2000</strong>.<br />

ANHANG 316<br />

Bakchylides hundert Jahre nach seiner Wiederentdeckung. Hrsg.<br />

von Andreas Bagordo und Bernhard Zimmermann. – München:<br />

Beck, <strong>2000</strong>. – 250 S., 4 Abb. (Zetemata; H. 106)<br />

Bastert, Katrin; Hans-Dieter Bienert: Ba’ja regional project report on<br />

the first field season, 1999. – In: Occident and Orient. 5,1/2. <strong>2000</strong>.<br />

S. 39–42.<br />

Bauer, Franz Alto, et Michael Heinzelmann: L’église épiscopale<br />

d’Ostie. – In: Ostia, port et porte de la Rome antique. Austellung,<br />

Genf <strong>2001</strong>. S. 278–282.<br />

Das Bergheiligtum vom Jabal al-’Awd. – In: Archäologischer Anzeiger.<br />

<strong>2000</strong>. S. 636–638.<br />

Bienert, Hans-Dieter, et al.: Baja. The archaeology of a landscape.<br />

9000 years of human occupation; a preliminary report on the 1999<br />

field season. – In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan.<br />

44. <strong>2000</strong>. S. 119–148.<br />

Bienert, Hans-Dieter: Baja. Report. – In: American Journal of Archaeology.<br />

104. <strong>2000</strong>. S. 575–576.<br />

Bienert, Hans-Dieter: „A river flowed from Eden ...“ (Gen. 2.10). –<br />

In: Occident and Orient. 5,1/2. <strong>2000</strong>. S. 43/44.<br />

Bienert, Hans-Dieter: Water shortage in Jordan since prehistoric<br />

times. Lessons from history. – In: ICID Journal. 49,4. <strong>2000</strong>. S. 17–37.<br />

Cambodunum – Kempten. Erste Hauptstadt der römischen Provinz<br />

Raetien? Gerhard Weber (Hrsg.). Mit Beitr. von Andreas Faber ... . –<br />

Mainz a.Rh.: von Zabern, <strong>2000</strong>. 156 S. (Zaberns Bildbände zur<br />

Archäologie; Sonderbände der Antiken Welt)<br />

Double standards in the ancient and medieval world. Ed. by Karla<br />

Pollmann. – Göttingen: Duehrkohp & Radicke, <strong>2000</strong>. 327 S. (Göttinger<br />

Forum für Altertumswissenschaft; Beihefte; Bd. 1)


317<br />

ANHANG<br />

En Boqeq. Excavations in an oasis on the Dead Sea. – Mainz a.Rh.:<br />

von Zabern.<br />

Vol. 2. The officina. An early Roman building on the Dead Sea<br />

shore. By Moshe Fischer, Mordechai Gichon, Oren Tal. With contrib.<br />

by Ruth E. Jackson-Tal ... . <strong>2000</strong>. XXX, 181 S., 9 Faltkt., lose<br />

Flashar, Hellmut: Sophokles. Dichter im demokratischen Athen. –<br />

München: Beck, <strong>2000</strong>. 220 S.<br />

Gebel, Hans Georg K.: Excavations at neolithic Ba’ja, 1999–<strong>2000</strong>. –<br />

In: Occident and Orient. 5,1/2. <strong>2000</strong>. S. 45–48.<br />

Gilkes, Oliver, et al.: Excavation and survey at Prati San Martino,<br />

Sutri. – In: Papers of the British School at Rome. 68. <strong>2000</strong>. S. 371–380.<br />

Heilmeyer, Wolf-Dieter: Die Heilige Restituta und ihr Museum. – In:<br />

Berliner museologische Forschungen auf Ischia. – In: Museumsjournal.<br />

15,1. <strong>2001</strong>. S. 91–93.<br />

Hitgen, H.: Ein Fundplatz der Spätzeit im Hochland des Jemen. – In:<br />

Im Land der Königin von Saba. Kunstschätze aus dem antiken<br />

Jemen. Hrsg.: Staatliches Museum für Völkerkunde München. <strong>2000</strong>.<br />

S. 247–253.<br />

Höckman, Olaf: Der antike Hafen von Histria. Unterwasserprospektion<br />

zur Suche nach dem antiken Hafen von Histria (Rumänien) im<br />

Jahre 1998. – In: Skyllis. 2,1. 1999. S. 37–45.<br />

Humanismus und Menschenbildung. Zu Geschichte, Gegenwart<br />

und Zukunft der bildenden Begegnung der Europäer mit der Kultur<br />

der Griechen und Römer. Erhard Wiersing (Hg.). – Essen: Die blaue<br />

Eule, <strong>2001</strong>. 491 S. (Detmolder Hochschulschriften; Bd. 4)<br />

Hyperboreus. Studia classica / Bibliotheca Classica Petropolitana. –<br />

München: Beck.<br />

Vol. 5, Fasc. 2. 1999.<br />

Vol. 6, Fasc. 1.2. <strong>2000</strong>.<br />

Manderscheid, Hubertus: The water management of Greek and<br />

Roman baths. – In: Handbook of ancient water technology. Ed.:<br />

Örjan Wikander. Leiden etc. <strong>2000</strong>. S. 467–535.<br />

Martell, Ingo: Die Lokalisierungsfrage von Oppidum und Legionslager<br />

in Köln im Spiegel der Fibelfunde. – In: Kölner Jahrbuch. Bd. 32.<br />

1999. S. 703–712.<br />

Matheus, Michael: Borgo San Martino. An early medieval pilgrimage<br />

station on the Via Francigena near Sutri. – In: Papers of the British<br />

School at Rome. 68. <strong>2000</strong>. S. 185–199.<br />

Minoisch-mykenische Glyptik. Stil, Ikonographie, Funktion. 5. Internationales<br />

Siegel-Symposium, Marburg, 23.–25.September 1999.<br />

Red.: Walter Müller. – Berlin: Gebr. Mann, <strong>2000</strong>. XV,368 S. (Corpus<br />

der minoischen und mykenischen Siegel; Beih. 6)


Neville, A.; Teichner, Felix: Cristianization, Romanization and Islamization<br />

in Southern Lusitania. – In: Antiquity. 74. <strong>2000</strong>. S. 33/34.<br />

Olcese Hiener, Gloria: La. produzione di anfore e ceramica a vernice<br />

nera Ischia in età ellenistica. Il quartiere artigianale sotta la chiesa di<br />

S. Restituta a Lacco Ameno. – In: Akten des 15. Internationalen Kongresses<br />

über Klassische Archäologie in Amsterdam, 12.–17.7.1998.<br />

Amsterdam <strong>2000</strong>. S. 290–293.<br />

Rede und Redner. Bewertung und Darstellung in den antiken Kulturen.<br />

Kolloquium Frankfurt a. M., 14.–16. Oktober 1998. Hrsg. von<br />

Christoff Neumeister und Wulf Raeck. – Möhnesee: Bibliopolis,<br />

<strong>2000</strong>. XI,312 S. (Frankfurter Archäologische Schriften; 1)<br />

Santo Stefano Rotondo in Roma. Archeologia, storia dell’arte, restauro.<br />

Archäologie; Bauforschung, Geschichte. Atti del convegno internazionale,<br />

Roma 10–13 ottobre 1996 ... . Hrsg. von Hugo Brandenburg<br />

und József Pál. – Wiesbaden: Reichert, <strong>2000</strong>. 198 S.; 65 Taf.<br />

(Spätantike – frühes Christentum – Byzanz: Reihe B, Studien und<br />

Perspektiven; Bd. 8)<br />

Strobel, Karl; C. Gerber: Tavium (Büyüknefes, Provinz Yozgat) – Ein<br />

regionales Zentrum Anatoliens. Bericht über den Stand der Forschungen<br />

nach den ersten drei Kampagnen (1997–1999). Mit einem<br />

Beitr. von G. Erath. – In: Istanbuler Mitteilungen. 50. <strong>2000</strong>.<br />

S. 213–263.<br />

Urban, Thomas: Ba’ja-Projekt 1999. Topographische Karte von Ba’ja<br />

I (mit Situationsphotos). Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschafts<br />

des Heiligen Landes in Amman ... . – Amman<br />

<strong>2000</strong>. [CD-Rom]<br />

Weisgerber, Gerd; Paul Yule: Preliminary report of the 1996 season<br />

of excavation in the Sultanate of Oman. – In: Studies in the Archaeology<br />

of the Sultanate of Oman. Paul Yule (Hrsg.). Rahden/Westf.<br />

1999. S. 97–117.<br />

Wilamowitz in Greifswald. Akten der Tagung zum 150. Geburtstag<br />

Ulrich von Wilamowitz-Moellendorffs in Greifswald, 19.–22. Dezember<br />

1998. Hrsg. von William M Calder III ... . – Hildesheim usw.:<br />

Olms, <strong>2000</strong>. 723 S. (Spudasmata; Bd. 81)<br />

Kunstwissenschaften<br />

ANHANG 318<br />

Die altniederländischen und flämischen Gemälde des 16. bis 18.<br />

Jahrhunderts. Bearb von Bettina Werche. – Weimar: Böhlaus Nachf.,<br />

<strong>2001</strong>. 240 S. (Kataloge der Anhaltinischen Gemäldegalerie Dessau;<br />

Bd. 9: Kritischer Bestandskatalog; Bd. 2)<br />

Begegnungen mit alten Meistern. Altdeutsche Tafelmalerei auf dem<br />

Prüfstand. Hrsg. von Frank Matthias Kammel und Carola Bettina<br />

Gries. – Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum, <strong>2000</strong>. 288 S.


319<br />

ANHANG<br />

(Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen<br />

Nationalmuseums; Bd. 17)<br />

Bonatz, Dominik: Wandel einer Megalithkultur im 20. Jahrhundert<br />

(Nias/Indonesien). – In: Anthropos. 96. <strong>2001</strong>. S. 105–118.<br />

Bredekamp, Horst, et al.: Vom Nutzen des Todes für Zeit und Ewigkeit.<br />

Anmerkungen zu den römischen Papst- und Kardinalsgrabmälern<br />

der frühen Neuzeit. – In: Kritische Berichte – Zeitschrift für<br />

Kunst- und Kulturwissenschaft. 29,2. <strong>2001</strong>. S. 7–20.<br />

Hans Poelzig in Breslau. Architektur und Kunst 1900–1916. Hrsg.<br />

von Jerzy Ilkosz und Beate Störtkuhl. – Delmenhorst: Aschenbeck &<br />

Holstein, <strong>2000</strong>. 600 S.<br />

Die holländischen und flämischen Gemälde des 17. Jahrhunderts.<br />

Kritischer Katalog mit Abbildungen aller Werke. Bearb. von Ulrike<br />

Wegener. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Landesgalerie.<br />

– Hannover: Schäfer, <strong>2000</strong>. 416 S.<br />

Klotz, Sabine: <strong>Fritz</strong> Landauer (1883–1968). Leben und Werk eines<br />

jüdischen Architekten. Hrsg. vom Architekturmuseum Schwaben. –<br />

Berlin: Reimer, <strong>2001</strong>. 333 S. (Schriften des Architekturmuseums<br />

Schwaben; Bd. 4)<br />

Zugl. München, Univ., Fak. für Architektur, Diss., 1999<br />

Marcel Duchamps „Großes Glas“. Beiträge aus Kunstgeschichte<br />

und philosophischer Ästhetik. Andreas Eckl, Dorothee Kemper,<br />

Ulrich Rehm [Hrsg.]. – Köln: König, <strong>2000</strong>. 228 S. (Kunstwissenschaftliche<br />

Bibliothek; Bd. 16)<br />

Musik in der Zeit – Zeit in der Musik. Hrsg. von Richard Klein,<br />

Eckehard Kiem und Wolfram Ette. – Weilerswist: Velbrück Wissenschaft,<br />

<strong>2000</strong>. 431 S.<br />

Orfèvrerie d’apparat. Allemagne XV e -XVII e siècle. Collection du<br />

Hessisches Landesmuseum, Kassel. [Ausstellung im Musée Bonnat,<br />

Bayonne, 1.3.–6.5.<strong>2001</strong>; Musée des Arts décoratifs, Bordeaux,<br />

18.5.–6.8.<strong>2001</strong>]. Bernadette de Boysson et al. – Bordeaux: Le Festin,<br />

<strong>2001</strong>. 110 S.<br />

Ornamentale Vorlagenwerke des Neunzehnten Jahrhunderts. Ein<br />

Bestandskatalog der Kunstbibliothek. Staatliche Museen zu Berlin<br />

Preußischer Kulturbesitz. Bearb.: Joachim Brand ... . – Potsdam:<br />

UNZE Verl.- und Druckges., <strong>2000</strong>. XVIII, 780 S. (Sammlungskataloge<br />

der Kunstbibliothek / Kunstwissenschaftliche Bibliothek)<br />

Populäre Musik im kulturwissenschaftlichen Diskurs. Referate der 10.<br />

ASPM-Jahrestagung vom 29.–31.10.1999 in Wolfenbüttel. Arbeitskreis<br />

Studium Populärer Musik e. V. – Karben: CODA Musikservice +<br />

Verl., <strong>2000</strong>. 316 S. (Beiträge zur Popularmusikforschung; 25/26)<br />

Seidel, Max: L’Europa e l’arte italiana. Internationaler Kongress zum<br />

hundertjährigen Jubiläum des Kunsthistorischen Institutes in Flo-


enz, Florenz, 22.–27.9.1997. – Venezia: Marsilio, <strong>2000</strong>. 593 S. (Collana<br />

del Kunsthistorisches Institut in Florenz; 3)<br />

The Sultan’s portrait. Picturing the House of Osman. [Austellung Istanbul,<br />

Topkapi Palace Museum, 6.6.–6.9.<strong>2000</strong>]. Ed.: Selmin Kangal.<br />

– Istanbul: Türkiye Is Bankasi, <strong>2000</strong>. 576 S.<br />

Von Rom nach Weimar – Carl Ludwig Fernow. Beiträge des Kolloquiums<br />

der <strong>Stiftung</strong> Weimarer Klassik / Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek vom 9.–10.7.1998 in Weimar. Hrsg. von Michael Knoche<br />

und Harald Tausch. – Tübingen: Narr, <strong>2000</strong>. XI, 195 S.<br />

Weiss, Stefan: „...als ob sie der russischen Sprache mächtig wären ... .“<br />

Ausländische Kapellmeister als Pioniere des russischen Musiktheaters.<br />

– In: Phänomene und Wege musikkulturellen Austausches –<br />

Deutschland und Rußland im 18. Jahrhundert. Hrsg.: Friedhelm<br />

Brusniak; Klaus-Peter Koch. (Arolser Beiträge zur Musikforschung;<br />

8). Sinzig <strong>2000</strong>. S. 211–223.<br />

Zeit und Raum in Musik und Bildender Kunst. Tatjana Böhme; Klaus<br />

Mehner [Hg.]. – Weimar; Wien: Böhlau, <strong>2000</strong>. 216 S.; 16 Taf.<br />

Die Zukunft der Alten Meister. Perspektiven und Konzepte für das<br />

Kunstmuseum von heute. Hrsg. von Ekkehard Mai unter Mitarb.<br />

von Eva Hartmann. – Köln usw.: Böhlau, <strong>2001</strong>. VII, 257 S.<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

ANHANG 320<br />

Augenmensch. Zur Bedeutung des Sehens im Werk Goethes.<br />

Hrsg.: Dorothea von Mücke; David E. Wellbery. – Stuttgart: Metzler<br />

und Poeschel, <strong>2001</strong>. S. 3–122. (Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft<br />

und Geistesgeschichte; Jg. 57, H. 1)<br />

Aurnhammer, Achim, und C. J. Andreas Klein: Johann Georg Jacobi<br />

in Freiburg und sein oberrheinischer Dichterkreis 1784–1814.<br />

Ausstellung des Deutschen Seminars der Universität Freiburg in<br />

Zusammenarb. mit der Goethe-Gesellschaft Freiburg i. Br. und der<br />

Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. vom 31. Mai bis zum 14. Juli<br />

<strong>2000</strong>. Katalog. – Freiburg i. Br.: Universitätsbibliothek, <strong>2000</strong>. 160 S.<br />

(Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau; 25)<br />

Bauer, Roger: Die schöne Décadence. Geschichte eines literarischen<br />

Paradoxons. – Frankfurt a. M.: Klostermann, <strong>2001</strong>. 421 S. (Das<br />

Abendland – Forschungen zur Geschichte europäischen Geisteslebens;<br />

N.F. 28)<br />

Beck, Sigrid, and Uli [Ulrich] Sauerland: Cumulation is needed.<br />

A reply to winter (<strong>2000</strong>). – In: Natural Language Semantics. 8. <strong>2000</strong>.<br />

S. 349–371.<br />

Beiträge der Strassburger Tagung Oberrheinische Satire zwischen<br />

Reformation und Aufklärung (23.–25.3.<strong>2000</strong>). Breuer, Dieter [Hrsg.];


321<br />

ANHANG<br />

Grimmelshausen-Gesellschaft. – Bern: Lang, <strong>2000</strong>. 528 S. (Simpliciana:<br />

Schriften der Grimmelshausen-Gesellschaft; Jg. 22)<br />

Bildersturm und Bilderflut um 1800. Zur schwierigen Anschaulichkeit<br />

der Moderne. Helmut J. Schneider; Ralf Simon; Thomas Wirtz<br />

[Hgg.]. – Bielefeld: Aisthesis Verl., <strong>2001</strong>. 335 S.<br />

Bleck, Reinhard: Mittelhochdeutsche Bittlieder I. Die Lieder Hergers,<br />

Spervogels und des Jungen Spervogels / Jungen Stolle. – Göppingen:<br />

Kümmerle, <strong>2000</strong>. 157 S. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik;<br />

Nr. 688)<br />

Bleck, Reinhard: Sängerwettstreit vor Rostock. Die Treffen Frauenlobs<br />

mit Hermann Damen (1302) und mit Regenbogen (1311/12) auf<br />

Rostocker Ritterfesten. – In: Beiträge zur Geschichte der Stadt<br />

Rostock. Bd. 23. 1999. S. 23–64.<br />

Bleck, Reinhard: Untersuchungen zur sogenannten Spruchdichtung<br />

und zur Sprache des Fürsten Wizlaw III. von Rügen. – Göppingen:<br />

Kümmlere, <strong>2000</strong>. 174 S. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik;<br />

Nr. 681)<br />

Brehl, Medardus: Vernichtung als Arbeit an der Kultur. Kolonialdiskurs,<br />

kulturelles Wissen und der Völkermord an den Herero. – In:<br />

Zeitschrift für Genozidforschung. 2,2. <strong>2000</strong>. S. 2–28.<br />

Brücken nach Prag. Deutschsprachige Literatur im kulturellen Kontext<br />

der Donaumonarchie und der Tschechoslowakei. Festschrift für<br />

Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Klaas-Hinrich Ehlers ... .<br />

– Frankfurt a. M. usw.: Lang, <strong>2000</strong>. 505 S.<br />

La Bruyére – le métier du moraliste. Actes du Colloque international<br />

pour le Tricentenaire de la mort de la Bruyère (Paris, 8–9 novembre<br />

1996). Textes recueillis et présentés par Jean Dagen, Elisabeth Bourguinat<br />

et Marc Escola. – Paris: Champion, <strong>2001</strong>. 261 S. (Moralia; 5)<br />

Carl Zuckmayer und die Medien. Beiträge zu einem internationalen<br />

Symposion. Gunther Nickel (Hrsg.). Red.: Ulrike Weiß. – T. 1.2. –<br />

St. Ingbert: Röhrig, <strong>2001</strong>. (Zuckmayer-Jahrbuch; Bd. 4,1.2.)<br />

Despoix, Philippe: Benennung und Tausch. Zur Semantisierung des<br />

Unbekannten in Reiseberichten der 1770er Jahre. – In: Das Laokoon-Paradigma.<br />

Berlin <strong>2000</strong>. S. 155–173.<br />

Despoix, Philippe: Histoire naturelle et imagination littéraire. La<br />

découverte australe, ou rétif lecteur de Buffon. – In: Etudes rétiviennes.<br />

32. <strong>2000</strong>. S. 95–111.<br />

Dokumente zur neueren Geschichte der deutschen Orthographie in<br />

Österreich. Hrsg. von Richard Schrodt. – Hildesheim usw.: Olms,<br />

<strong>2000</strong>. VIII, 346 S. (Documenta orthographica; Abt. B, Bd. 8)<br />

Entgrenzte Repräsentationen – gebrochene Realitäten. Danilo Ki? im<br />

Spannungsfeld von Ethik, Literatur und Politik. Materialien der<br />

internationalen Konferenz vom 4. bis 6. Juli 1999 an der Martin-


ANHANG 322<br />

Luther-Universität Halle-Wittenberg (Tagungsort: Lutherstadt Wittenberg).<br />

Hrsg. von Angela Richter, unter Mitw. von Tatjana Petzer.<br />

– München: Sagner, <strong>2001</strong>. 226 S. (Die Welt der Slaven; Bd. 10)<br />

Es hat sich viel ereignet, Gutes wie Böses. Lateinische Geschichtsschreibung<br />

der Spät- und Nachantike. Hrsg. von Gabriele Thome<br />

und Jens Holzhausen unter Mitarb. von Silke Anzinger. – München;<br />

Leipzig: Saur, <strong>2001</strong>. 213 S. (Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 141)<br />

Fabian, Bernhard, and Marie-Luise Spieckermann: Pope in eighteenth-century<br />

Germany. A bibliographical essay (1). – In: Swift Studies.<br />

15. <strong>2000</strong>. S. 5–32.<br />

Finkenstein, Kurt: Briefe aus der Haft 1935–1943. Hrsg., komm. und<br />

eingel. von Dietfried Krause-Vilmar. Mitarb.: Susanne Schneider. –<br />

Kassel: Jenior, <strong>2001</strong>. 480 S. (Nationalsozialismus in Nordhessen:<br />

Schriften zur regionalen Zeitgeschichte; Bd. 19)<br />

Fontane-Handbuch. Hrsg. von Christian Grawe und Helmuth Nürnberger<br />

(in Zus.-Arb. mit der Theodor Fontane Gesellschaft). – Stuttgart:<br />

Kröner, <strong>2000</strong>. XXIII, 1055 S.<br />

Fragen der Liedinterpretation, Hrsg. von Hedda Ragotzky; Gisela;<br />

Vollmann-Profe; Gerhard Wolf. – Stuttgart: Hirzel, <strong>2001</strong>. 225 S.<br />

Germanistik der siebziger Jahre. Zwischen Innovation und Ideologie.<br />

Silvio Vietta; Dirk Kemper (Hrsg.). – München: Fink, <strong>2000</strong>. 342 S.<br />

Gershom Scholem. Literatur und Rhetorik. – Köln usw.: Böhlau,<br />

<strong>2000</strong>. X, 201 S. (Literatur – Kultur –Geschlecht: Kleine Reihe; Bd. 15)<br />

Goethe und das 20. Jahrhundert. Vorträge der 76. Hauptversammlung<br />

der Goethe-Gesellschaft, Weimar, 26.–30.5.1999. Im Auftrag des<br />

Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. – Weimar:<br />

Böhlaus Nachfolger, <strong>2000</strong>. 552 S. (Goethe-Jahrbuch; Bd. 116.<br />

1999)<br />

Gwosdek, Hedwig: A checklist of English grammatical manuscripts<br />

and early printed grammars c. 1400–1540. – Münster: Nodus Publ.<br />

<strong>2000</strong>. 147 S. (The Henry Sweet Society studies in the history of linguistics;<br />

Vol. 6)<br />

Hochsprachen in Europa. Entstehung, Geltung, Zukunft. Akten<br />

zweier Tagungen in München, 2./3. Dezember 1998, und Bad Homburg<br />

v.d.H., 18.–20. November 1999. Konrad Ehlich, Jakob Ossner,<br />

Harro Stammerjohann [Hrsg.]. – Freiburg i. Br.: Fillibach, <strong>2001</strong>. 389 S.<br />

Horaz und Celtis. Ulrike Auhagen; Eckard Lefèvre und Eckart Schäfer<br />

(Hrsg.). – Tübingen: Narr, <strong>2000</strong>. 338 S. (NeoLatina; 1)<br />

Hrotsvit (Gandeshemensis): Opera omnia. Ed. Walter Berschin. –<br />

Monachii; Lipsiae : Saur, <strong>2001</strong>. XXXIV, 334 S. (Bibliotheca Teubneriana)


323<br />

ANHANG<br />

Huchel, Peter: Wie soll man da Gedichte schreiben – Briefe<br />

1925–1977. Hrsg. von Hub Nijssen. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp,<br />

<strong>2000</strong>. 534 S.<br />

Humboldt, Wilhelm von: O rozmanitosti stavby l’udskyˇch jazykov a<br />

jej vplyve na duchovnˇy rozvoj l’udského rodu. Preločil: Slavomír<br />

Ondrejovi? – Bratislava: Slovenské vydanie Veda, <strong>2000</strong>. 259 S.<br />

[Slowenische Übers. des 2. Nachdr. (Bonn usw.: Dümmler, 1968)<br />

von: „Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und<br />

ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts“,<br />

Berlin 1836]<br />

Hundertfünfzig Jahre „Mabinogion“. Deutsch-walisische Kulturbeziehungen.<br />

Hrsg. von Berhard Maier und Stefan Zimmer unter<br />

Mitw. von Christiane Batke. – Tübingen: Niemeyer, <strong>2001</strong>. X, 283 S.<br />

(Buchreihe der Zeitschrift für celtische Philologie; Bd. 19)<br />

Jahrbuch der Jean Paul Gesellschaft (Würzburg). Jg. 34/35.<br />

<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong>. – Weimar: Verl. Hermann Böhlaus Nachf., <strong>2001</strong>. VI, 320 S.<br />

Das Jerusalemer Heine-Symposium. Gedächtnis, Mythos, Modernität.<br />

Hrsg. von Klaus Briegleb und Itta Shedletzky. – Hamburg:<br />

Dölling und Galitz, <strong>2001</strong>. 218 S.<br />

Kafka, Franz: Briefe 1913 – März 1914. Hrsg. von Hans-Gerd Koch. –<br />

Frankfurt a. M.: S. Fischer, <strong>2001</strong>. 833 S. (Kafka, Franz: Schriften,<br />

Tagebücher, Briefe; Kritische Ausgabe)<br />

Kasack, Wolfgang: Lexikon der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts.<br />

Bibliographische und biographische Ergänzungen [zum<br />

1992 in 2. Aufl. ersch. Lexikon des Verfassers]. – München: Sagner,<br />

<strong>2000</strong>. 87 S. (Arbeiten und Texte zur Slavistik; 68)<br />

Kratz, Gottfried: Ličnye i obˇsčestvennye sobranija v fonde biblioteki<br />

Institutov Krasnoj professury (GRIB). Sudby kollekcij nemeckojazynych<br />

knig. – In: Biblioteka ličnaja – biblioteka obˇsčestvennaja.<br />

Materialy naučnoj konferencii, 7–8 okt. 1998 goda. Moskva <strong>2001</strong>.<br />

S. 52–60.<br />

[Teilergebnisse des Projektes „Deutsch-sprachige Drucke russischer<br />

Verlage in der Moskauer Historischen Bibliothek, unter bes.<br />

Berücks. der Literatur zur russisch-deutschen wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Ideengeschichte“]<br />

Lessing international – Lessing reception abroad. Proceedings of the<br />

Lessing Society Conference, held at Vanderbilt University, Nashville,<br />

Tennessee, 28–31 Oct. 1999. Ed. for the Lessing Society by John<br />

A. McCarthy, Herbert Rowland and Richard E. Schade. – Göttingen:<br />

Wallstein, <strong>2001</strong>. 431 S. (Lessing Yearbook; 31. <strong>2000</strong>)<br />

La Lingüística española en la época de los descubrimientos. Beatrice<br />

Bagola (ed.). – Hamburg: Buske, <strong>2000</strong>. 198 S. (Romanistik in<br />

Geschichte und Gegenwart; Beih. 5)


ANHANG 324<br />

Lipka, Michael: Language in Vergils’s Eclogues. – Berlin; New York:<br />

de Gruyter, <strong>2001</strong>. XII,224 S. (Untersuchungen zur antiken Literatur<br />

und Geschichte; Bd. 60)<br />

Teilw. zugl.: Oxford, Univ., Diss., <strong>2000</strong><br />

Lotichius und die römische Elegie. Hrsg. von Ulrike Auhagen und<br />

Eckart Schäfer. – Tübingen: Narr, <strong>2001</strong>. 322 S. (NeoLatina; 2)<br />

Louzˇil, Jaromir: Bernard Bolzanos Bohemismus-Konzept. – In:<br />

Brücken nach Prag. Deutschsprachige Literatur im kulturellen Kontext<br />

der Donaumonarchie und der Ersten Tschechischen Republik.<br />

Festschrift für Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg.: K. Ehlers ... .<br />

Frankfurt <strong>2000</strong>.<br />

Maas, Utz: Orthographie. Materialien zu einem erklärenden Handbuch<br />

zur Rechtschreibung des Deutschen. – Osnabrück: zur Heide,<br />

<strong>2000</strong>. 744 S.; 85 Abb. (Osterberger Reihe; 2)<br />

Maidl, Václav: Das Motiv der Bruderhand in der deutschböhmischen<br />

Literatur bis 1848 – ein Zeichen der Zeit. – In: Brücken. Jahrbuch<br />

der tschechischen und slowakischen Germanistik. Berlin; Prag;<br />

Presˇov <strong>2000</strong>.<br />

Müller, Hans-Peter: Notizen zur Grammatik des Phönizisch-Punischen<br />

im Kontext altsemitischer Sprachen. – In: Ugarit-Forschungen.<br />

Bd. 31. 1999. S. 377–390.<br />

Német-magyar Kéziszótár = Deutsch-ungarisches Handwörterbuch.<br />

Regina Hessky [Hrsg.]. – Budapest: Nationaler Lehrbuchverl; Grimm<br />

Verl., <strong>2000</strong>. XVII, 1501 S.<br />

Neubauer, Paul: Zwischen Tradition und Innovation. Das Sonett in<br />

der amerikanischen Dichtung des zwanzigsten Jahrhunderts. – Heidelberg:<br />

Winter, <strong>2001</strong>. 451 S. (American studies – a monograph<br />

series; Vol. 93)<br />

Rak, Jirˇi: Welche Sprache sprachen die Bohemisten? – In: Brücken.<br />

Jahrbuch der tschechischen und slowakischen Germanistik. Berlin;<br />

Prag; Presˇov <strong>2000</strong>.<br />

Rensch, Karl H.: Language of the noble savage. The lingustic fieldwork<br />

of Reinhold and George Forster in Polynesia on Cook’s second<br />

voyage to the Pacific 1722–1775. – Canberra: Archipelago Pr., <strong>2000</strong>.<br />

VII, 349 S.<br />

Der Roman im Byzanz der Komnenenzeit. Referate des Internationalen<br />

Symposiums an der Freien Universität Berlin, 3. bis 6. April<br />

1998. Hrsg. von Panagiotis A. Agapitos und Diether R. Reinsch. –<br />

Frankfurt a. M.: beerenverl, <strong>2000</strong>. XI, 146 S. (Meletemata; Bd. 8)<br />

Rose, Anna: Filippo Beroaldo der Ältere und sein Beitrag zur Properz-Überlieferung.<br />

– München; Leipzig: Saur, <strong>2001</strong>. XI, 474 S.<br />

(Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 156)


325<br />

ANHANG<br />

Sauerland, Uli [Ulrich]: A contrast to a trace. – In: WCCFL 20 [twenty]<br />

Proceedings. Eds.: K. Megerdoomian and L. A. Bar-el. Somerville,<br />

MA <strong>2001</strong>. S. 498–509<br />

Special issue on the origin of the Finnic peoples and languages<br />

dedicated to Richard Indreko (1900–1961). Ed.: Urmas Sutrop. –<br />

Tartu / Estland: Estonian Academy of Sciences, <strong>2001</strong>. 103 S. (Trames:<br />

Journal of the Humanities and Social Sciences; <strong>2001</strong>,1)<br />

Sprache des deutschen Parlamentarismus. Studien zu 150 Jahren<br />

parlamentarischer Kommunikation. Armin Burkhardt; Kornelia Pape<br />

(Hrsg.). – Wiesbaden: Westdt. Verl., <strong>2000</strong>. 494 S.<br />

Die sprachliche Situation in der Slavia zehn Jahre nach der Wende.<br />

Beiträge zum Internationalen Symposion des Slavischen Instituts der<br />

Universität Heidelberg vom 29. September bis 2. Oktober 1999. Baldur<br />

Panzer (Hrsg.). Red.: Alexander Teutsch. – Frankfurt a. M. usw.:<br />

Lang, <strong>2000</strong>. 311 S. – (Heidelberger Publikationen zur Slavistik, A:<br />

Linguistische Reihe; Bd. 10)<br />

Stefan George. Werk und Wirkung seit dem „Siebenten Ring“. Für<br />

die Stefan-George-Gesellschaft hrsg. von Wolfgang Braungart; Ute<br />

Oelmann und Bernhard Böschenstein. – Tübingen: Niemeyer, <strong>2001</strong>.<br />

XI, 456 S.<br />

Stotz, Peter: Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters. –<br />

München: Beck. (Handbuch der Altertumswissenschaft; Abt. 2, T. 5)<br />

Bd. 2. Bedeutungswandel und Wortbildung. <strong>2000</strong>. XXVI, 482 S.<br />

Sutrop, Urmas: The Forest of Finno-Ugric languages. – In: The Roots<br />

of peoples and languages of Northern Eurasia II and III. Ed. by Ago<br />

Künnap. Tartu <strong>2000</strong>. S. 165–196.<br />

Sutrop, Urmas: From the ,language family tree‘ to the ,tangled web<br />

of languages‘. – In: Congressus nonus internationalis Fenno-Ugristarum,<br />

7.–13.8.<strong>2000</strong> Tartu. Tartu <strong>2000</strong>. S. 197–219.<br />

Theorie der Komödie – Poetik der Komödie. Ralf Simon (Hg.). – Bielefeld:<br />

Aisthesis Verl., <strong>2001</strong>. 223 S. (Aisthesis Studienbuch; Bd. 2)<br />

Uebe, Götz: Podgotovka serii bibliografičeskich ukazatelej „Gosudarstvennaja<br />

vlast v dorevoljucionnoj Rossii b biografijach ee predstavitelej<br />

(XIX v. – načalo XX v)“. – In: Biblioteka ličnaja – biblioteka<br />

obsˇčestvennaja. Materialy naučnoj konferencii, 7–8 okt. 1998<br />

goda. Moskva <strong>2001</strong>. S. 95–102.<br />

[Teilergebnisse des Projektes „Deutsch-sprachige Drucke russischer<br />

Verlage in der Moskauer Historischen Bibliothek, unter bes.<br />

Berücks. der Literatur zur russisch-deutschen wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Ideengeschichte“]<br />

Vieweg, Klaus: Franz Thomas/Frantisˇek Tomásˇ Bratranek. Poetischer<br />

Hegelianer und Weltbürger. – In: Brücken. Jahrbuch der tschechischen<br />

und slowakischen Germanistik. Berlin; Prag; Presˇov <strong>2000</strong>.


Wedekind, Frank: Werke. Kritische Studienausgabe in acht Bd. mit<br />

drei Doppelbd. Hrsg. unter der Ltg. von Elke Austermühl, Rolf Kieser<br />

und Hartmut Vinçon. – Darmstadt: Häusser-media.<br />

Bd. 2. Das Gastmahl bei Sokrates. Der Schnellmaler. Kinder und<br />

Narren. Die junge Welt. Frühlings Erwachen (1891, 1906). <strong>Fritz</strong><br />

Schwigerling (Der Liebestrank). Dramatische Fragmente und Entwürfe.<br />

Hrsg. von Mathias Baum ... . <strong>2000</strong>. 1318 S.<br />

Yang, Wenliang; Armin Burkhardt; Zhong Zhao: Chinesisch-deutsches<br />

Universitätswörterbuch. – Ismaning: Hueber, <strong>2001</strong>. XIV, 232 S.<br />

Wirtschaftswissenschaften<br />

ANHANG 326<br />

Beblo, Miriam, und Elke Wolf: Erwerbspause kann teuer kommen.<br />

Einkommensverlust für Frauen. – In: EU magazin. 3/<strong>2001</strong>. S. 31/32.<br />

Beblo, Miriam, and Elke Wolf: How much does a year off cost? Estimating<br />

the wage effects of employment breaks and part-time periods.<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. – Mannheim:<br />

ZEW, <strong>2000</strong>. 27 S. (ZEW dicussion paper; 00–69)<br />

Contemporary economic ethics and business ethics. Peter Koslowski<br />

(ed.). – Berlin etc.: Springer, <strong>2000</strong>. IX, 265 S. (Studies in economic<br />

ethics and philosophy)<br />

Diehl, Markus: International trade in intermediate inputs. The case<br />

of the automobile industry. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der<br />

Univ. Kiel, <strong>2001</strong>. 44 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers;<br />

Nr. 1027)<br />

Döhrn, Roland, and Nils A. Radmacher-Nottelmann: A database on<br />

the globalization of German manufacturing companies. Conception<br />

and some results. – Essen: RWI, <strong>2000</strong>. 36 S. (RWI-Papiere; Nr. 69)<br />

Döhrn, Roland: Inlandsbeschäftigung in deutschen Multinationalen<br />

Unternehmen. In: RWI-Mitteilungen. 51. <strong>2001</strong>. S. 289–301.<br />

Döhrn, Roland: The use of microdata in the analysis of foreign direct<br />

investment. – Essen: RWI, <strong>2000</strong>. 10 S. (RWI-Papiere; Nr. 64)<br />

Eising, Rainer: Begrenzte Rationalität und regulatives Lernen in der<br />

EG. Die Liberalisierung der Elektrizitätsversorgung. – In: Politische<br />

Vierteljahresschrift. 41. <strong>2000</strong>. S. 251–278.<br />

Eising, Rainer: Liberalisierung und Europäisierung. Die regulative<br />

Reform der Elektrizitätsversorgung in Großbritannien, der Europäischen<br />

Gemeinschaft und der Bundesrepublik Deutschland. – Opladen:<br />

Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 369 S. (Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit;<br />

Bd. 20)<br />

Fifty years of the German Mark. Essays in honour of Stephen F. Frowen.<br />

Ed. by Jens Hölscher in ass. with Anglo-German Foundation<br />

for the Study of Industrial Society. – Houndmills, Basingstoke,<br />

Hampshire: Palgrave, <strong>2001</strong>. XXXI, 229 S.


327<br />

ANHANG<br />

Freytag, Andreas, and Razeen Sally: Globalisation and trade policy.<br />

1900 and <strong>2000</strong> compared. – In: Jahrbuch für Neue Politische Ökonomie.<br />

Bd. 19. Globalisierung der Weltwirtschaft. 1999. S. 191–222.<br />

Freytag, Andreas, and Pia Weiß: Imperfect labour markets, globalisation<br />

and the new economy. Institut für Wirtschaftspolitik an der<br />

Universität Köln. – Köln <strong>2001</strong>. 22 S. (IWP Discussion Paper; <strong>2001</strong>,5)<br />

Halbach, Axel J.: Namibia. Wirtschaft, Politik, Gesellschaft nach<br />

zehn Jahren Unabhängigkeit. – Windhoek/Namibia: Namibia Wiss.<br />

Ges., <strong>2000</strong>. VI, 244 S.<br />

Hansen, Hendrik: Die Soziale Marktwirtschaft. Das deutsche Modell<br />

eines „dritten Weges“. – In: Politik im Netz. Hrsg. von W. Gellner.<br />

Baden-Baden <strong>2001</strong>.<br />

Kleinert, Jörn: Growing trade in intermediate goods. Outsourcing,<br />

global sourcing or increasing importance of MNE networks? – Kiel:<br />

Institut für Weltwirtschaft an der Univ., <strong>2000</strong>. 42 S. (Kieler Arbeitspapiere<br />

= Kiel working papers; Nr. 1006)<br />

Kleinert, Jörn: The Role of multinational enterprises in globalization.<br />

An empirical overview. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der<br />

Univ. <strong>2001</strong>. 30 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr.<br />

1096)<br />

Kohler-Koch, Beate: Unternehmensverbände im Spannungsfeld von<br />

Europäisierung und Globalisierung. – In: Unternehmerverbände<br />

und Staat in Deutschland. Hrsg.: Werner Bührer; Edgar Grande.<br />

Baden-Baden <strong>2000</strong>. S. 132–148.<br />

Kumkar, Lars: Wettbewerbsorientierte Reformen der Stromwirtschaft.<br />

Eine institutionenökonomische Analyse. – Tübingen: Mohr<br />

Siebeck, <strong>2000</strong>. XIII, 500 S. (Kieler Studien; 305)<br />

Luber, Silvia; René Leicht: Growing self-employment in Western<br />

Europe. An effect of modernization? – In: International Review of<br />

Sociology. 10,1. <strong>2000</strong>. S. 101–123.<br />

Luber, Silvia, et al.: Male self-employment in four European countries.<br />

– In: International Journal of Sociology. 30,3. <strong>2000</strong>. S. 5–44.<br />

Nunnenkamp, Peter: Globalisierung der Automobilindustrie. Neue<br />

Standorte auf dem Vormarsch, traditionelle Anbieter unter Druck? –<br />

Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der Univ., <strong>2000</strong>. III, 90 S. (Kieler<br />

Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr. 1002)<br />

Nunnenkamp, Peter, und Julius Spatz: Globalisierungsverlierer in<br />

der Automobilindustrie? Internationaler Wettbewerb und Arbeitsmarkteffekte<br />

in Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten. –<br />

In: Die Weltwirtschaft. 2. <strong>2001</strong>. S. 149–172.<br />

Preuße, Heinz Gert: Entwicklungen in der US.amerikanischen<br />

Außenhandelspolitik seit Gründung der Nordamerikanischen Freihandelszone<br />

(NAFTA). Universität Tübingen, Wirtschaftswissen-


ANHANG 328<br />

schaftliche Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches Seminar. –<br />

Tübingen <strong>2000</strong>. 32 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge; Nr. 182)<br />

Preuße, Heinz Gert: How do Latin Americans think about the economic<br />

reforms of the 1990s? Universität Tübingen, Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches Seminar. –<br />

Tübingen: <strong>2000</strong>. 31 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge; Nr. 221)<br />

Preuße, Heinz Gert: MERCOSUR. Another failed move towards<br />

regional integration? Universität Tübingen, Wirtschaftswissenschaftliche<br />

Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches Seminar. – Tübingen:<br />

<strong>2000</strong>. 22 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge; Nr. 198)<br />

Preuße, Heinz Gert: Mercosur. Another failed move towards regional<br />

integration?. – In: The World of Economy. 24. <strong>2001</strong>. S. 911–931.<br />

Preuße, Heinz Gert: Sechs Jahre Nordamerikanisches Freihandelsabkommen<br />

(NAFTA). Eine Bestandsaufnahme. – In: Aussenwirtschaft<br />

– Schweizerische Zeitschrift für internationale Wirtschaftsbeziehungen.<br />

55. <strong>2000</strong>. S. 333–370.<br />

Preuße, Heinz Gert: Sechs Jahre Nordamerikanisches Freihandelsabkommen<br />

(NAFTA). Eine Bestandsaufnahme. Universität Tübingen,<br />

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches<br />

Seminar. – Tübingen <strong>2000</strong>. 38 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge;<br />

Nr. 183)<br />

Quittkat, Christine, und Beate Kohler-Koch: Wege der Einflussnahme<br />

in Europa. – In: EUMagazin. 1/2. <strong>2000</strong>. S. 44–45.<br />

Gekürzte und überarb. Fass. u.d.T.: Interessenvermittlung in der<br />

Europäischen Union. – In: Political News / Volkswagen AG. 1. <strong>2000</strong>.<br />

S. 7/8.<br />

Self-employment in advanced economies (1). Guest eds.: Walter<br />

Müller ... . – Armonk, NY: Sharpe, <strong>2000</strong>. 99 S. (International Journal<br />

of Sociology; Vol. 30, No. 3)<br />

Spatz, Julius: Explaining intra- and intersectoral wage differentials<br />

in simple general equilibrium trade models. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft<br />

an der Univ., <strong>2001</strong>. 46 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel<br />

working papers; Nr. 1042)<br />

The Theory of capitalism in the German economic tradition. Historism,<br />

ordo-liberalism, critical theory, solidarism. Peter Koslowski<br />

(ed.). – Berlin etc.: Springer, <strong>2000</strong>. XII, 575 S. (Studies in economic<br />

ethics and philosophy)<br />

Vida, Alexander: Unbefugter Imagetransfer. – In: transfer – Werbeforschung<br />

& Praxis. Jg. 46, Folge 191,2. <strong>2001</strong>. S. 6–12.<br />

Weiß, Pia: How to finance unemployment benefits in an economy<br />

with search generated equilibrium unemployment. Institut für Wirtschaftspolitik<br />

an der Universität Köln. – Köln <strong>2001</strong>. 22 S. (IWP Discussion<br />

Paper; <strong>2000</strong>,1)


329<br />

ANHANG<br />

Weiß, Pia: Risk aversion and unemployment in an open economy.<br />

Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität Köln. – In: Zeitschrift<br />

für Wirtschaftspolitik. 49. <strong>2000</strong>. S. 137–156.<br />

Weiß, Pia: Unemployment in open economics. A search theoretic<br />

analysis. – Berlin etc.: Springer, <strong>2001</strong>. XII, 226 S. (Lecture notes in<br />

economics and mathematical systems; 496)<br />

Wins, Henning: Eine internationale Wettbewerbsordnung als Ergänzung<br />

zum GATT. – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 205 S.<br />

(Integration Europas und Ordnung der Weltwirtschaft; Bd. 18)<br />

Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1999<br />

Wolf, Elke: Arbeitszeiten im Wandel. Welche Rolle spielt die Veränderung<br />

der Wirtschaftsstruktur. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.<br />

– Mannheim: ZEW, 1999. 28 S. (ZEW-dokumentation;<br />

Nr. 98-02)<br />

Wolf, Elke: Do hours restrictions matter? A discrete family labor supply<br />

model with endogenous wages and hours restrictions. Zentrum<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung. – Mannheim: ZEW, 1998. 28<br />

S. (ZEW discussion paper; No. 98–44)<br />

Wolf, Elke: Dynamik der Arbeitszeitstruktur. Welche Rolle spielt der<br />

Strukturwandel? Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

Mannheim. – In: Sozialstrukturen mit dem Mikrozensus. Hrsg.: P.<br />

Lüttinger. Mannheim 1999. S. 119–148.<br />

Wolf, Elke: Große Unterschiede bei der Akzeptanz von Teilzeitarbeit<br />

zwischen Frauen in Ost-und Westdeutschland. Zentrum für<br />

Europäische Wirtschaftsforschung. – Mannheim: ZEW, 1999. 1 Bl.<br />

(ZEW-aktuell; Jg. 6, Nr. 6)<br />

Wolf, Elke: Joint labour supply decisions of couples. Zentrum für<br />

Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim. – In: Time use – research,<br />

data and policy. Eds.: Joachim Merz; Manfred Ehling. 1999.<br />

S. 269–292).<br />

Wolf, Elke: Loosening hours constrains on the supply of labor. What<br />

if Germans had a Dutch labor market? Zentrum für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung. – Mannheim: ZEW, <strong>2000</strong>. 42 S. (ZEW dicussion<br />

paper; 00–54)<br />

Wolf, Elke: Lower wages for less hours? A simultaneous wage-hours<br />

model for West Germany. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.<br />

– Mannheim: ZEW, <strong>2000</strong>. 37 S. (ZEW dicussion paper; 00-<br />

03)<br />

Wolf, Elke; Gaby Wunderlich: Why do working hours differ? An<br />

international comparison of Germany, the Netherlands and the<br />

United Kingdom. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. –<br />

Mannheim: ZEW, <strong>2000</strong>. 50 S.


Rechtswissenschaft<br />

ANHANG 330<br />

Berding, Dietrich: Elterliche Gewalt, Kindesrechte und Staat im<br />

deutschen Naturrecht um 1800. – In: Legitimation, Kritik und<br />

Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.:<br />

Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte,<br />

<strong>2000</strong>, H. 1). S. 52–68.<br />

Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter. Zur Reaktion der<br />

Rechtsprechung auf die Kodifikation des deutschen Privatrechts<br />

(1896–1914). Hrsg. von Ulrich Falk und Heinz Mohnhaupt. – Frankfurt<br />

a. M.: Klostermann, <strong>2000</strong>. XV, 676 S. (Rechtsprechung: Materialien<br />

und Studien; Bd. 14)<br />

Die Deutsche Strafrechtswissenschaft vor der Jahrtausendwende.<br />

Rückbesinnung und Ausblick. Dokumentation einer Tagung vom<br />

3.–6. Oktober 1999 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der<br />

Wissenschaften. Hrsg. von Albin Eser, Winfried Hassemer, Björn<br />

Burkhardt. – München: Beck, <strong>2000</strong>. XIV, 465 S.<br />

Dokumente zum Europäischen Recht. Reiner Schulze; Thomas Hoeren,<br />

Hrsg. – Berlin usw.: Springer.<br />

Bd. 3. Kartellrecht (bis 1957). <strong>2000</strong>. XXXV, 621 S.<br />

Encyclopedia of public international law. Publ. under the auspices of<br />

the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International<br />

Law under the dir. of Rudolf Bernhardt. – Amsterdam etc.:<br />

Elsevier.<br />

Vol. 4. Q-Z. <strong>2000</strong>. XIX,1650 S.<br />

Die Entstehung einer europäischen Verfassungsordnung. Das Ineinandergreifen<br />

von nationalem und europäischem Verfassungsrecht.<br />

Jürgen Schwarze (Hrsg.). – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>.<br />

570 S. (Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft;<br />

Bd. 234)<br />

Erster Europäischer Juristentag: Nürnberg <strong>2001</strong> = 1st European<br />

Jurists Forum = 1ère Journée des Juristes Européens. – Baden-<br />

Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 308 S.<br />

Europäisches Privatrecht in der Phase der Verdichtung. Beiträge des<br />

ZEuP-Symposions auf Schloss Ringberg, 1.–3.6. <strong>2000</strong>. – In: Zeitschrift<br />

für Europäisches Privatrecht. <strong>2001</strong>. S. 533–685.<br />

Gremienwesen und staatliche Gemeinwohlverantwortung. Beiträge<br />

zu einem Forschungssymposium des Forschungsinstituts für öffentliche<br />

Verwaltung am 27. und 28. April <strong>2000</strong> in Speyer. Hrsg. von<br />

Karl-Peter Sommermann. – Berlin: Duncker & Humblot, <strong>2001</strong>. 192 S.<br />

(Schriftenreihe der Hochschule Speyer; Bd. 145)<br />

Das Grundgesetz im Prozess europäischer und globaler Verfassungsentwicklung.<br />

Internationales Symposium zum 50-jährigen<br />

Bestehen des Grundgesetzes, am 14. und 15. Mai 1999 gemeinsam


331<br />

ANHANG<br />

veranstaltet mit der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>. Ulrich Battis ... (Hrsg.). –<br />

Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 295 S.<br />

Hopt, Klaus J.: Europäisches Konzernrecht. Zu den Vorschlägen und<br />

Thesen des Forum Europaeum Konzernrecht. – In: Corporations,<br />

capital markets and business in the law. <strong>2000</strong>. S. 299–314.<br />

Insolvenzrecht in Wissenschaft und Praxis. Festschrift für Wilhelm<br />

Uhlenbruck. Hrsg.: Hanns Prütting. – Köln <strong>2000</strong>.<br />

Ius Publicum im Umbruch. Hrsg. von Hartmus Bauer ... . Gesamtred.:<br />

Christoph Möllers ... . – Stuttgart usw.: Boorberg, <strong>2000</strong>. 161 S.<br />

Das neue Insolvenzrecht. Hrsg.: Bruno M. Kübler; Hanns Prütting.<br />

2. Aufl. – Köln <strong>2000</strong>. (RWS-Dokumentation; Nr. 18)<br />

Pahlow, Louis: Administrativjustiz versus Justizstaat. Justiz und Verwaltung<br />

im Allgemeinen Staatsrecht des 18. und 19. Jahrhunderts. –<br />

In: Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im 18. und<br />

19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für<br />

Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1). S. 11–30.<br />

Pahlow, Louis: Justiz und Verwaltung. Zur Theorie der Gewaltenteilung<br />

im 18. und 19. Jahrhundert. – Goldbach: Keip, <strong>2000</strong>. (Naturrecht<br />

und Rechtsphilosophie der Neuzeit: Studien und Materialien;<br />

Bd. 7)<br />

Projektgruppen in Organisationen. Praktische Erfahrungen und<br />

Erträge der Forschung. Hrsg. von Rudolf Fisch, Dieter Beck und<br />

Birte Englich, Birte. – Göttingen: Verl. für Angewandte Psychologie,<br />

<strong>2001</strong>. 378 S. (Wirtschaftspsychologie)<br />

Prütting, Hanns: Die Abwahl des Insolvenzverwalters. Von der Gläubigerautonomie<br />

zur Groß-Gläubigerautonomie?. – In: Insolvenzrecht<br />

<strong>2000</strong>. Köln <strong>2001</strong>. S. 29–48.<br />

Prütting, Hanns: Aktuelle Fragen der Rechtsmittel im Insolvenzrecht.<br />

– In: NZI. <strong>2000</strong>. S. 145–148.<br />

Prütting, Hanns: Aktuelle Probleme des Insolvenzverfahrensrecht. –<br />

In: Aktuelle Probleme des neuen Insolvenzrechts. Hrsg.: Arbeitskreis<br />

für Insolvenz- und Schiedsgerichtswesen. Köln <strong>2000</strong>. S. 17–44.<br />

Prütting, Hanns: Allgemeine Verfahrensgrundsätze der Insolvenzordnung.<br />

– In: Kölner Schrift zur Insolvenzordnung. 2. erw. und<br />

aktual. Aufl. Herne; Berlin <strong>2000</strong>. S. 221–247.<br />

Prütting, Hanns: Anmerkung zum Beschluss des LG Hamburg vom<br />

03.05.1999. – In: EWiR. 1999. S. 671/672.<br />

Prütting, Hanns: Arbeitsgerichtliches Beschlussverfahren in der<br />

Insolvenz. – In: Festschrift für Wilhelm Uhlenbruck. Hrsg.: Hanns<br />

Prütting. Köln <strong>2000</strong>. S. 769–781.<br />

Prütting, Hanns: Quo vadis Insolvenzverwalter? Ein Interview. – In:<br />

INDAT-Report. H. 3. <strong>2001</strong>. S. 8.


Schlechtriem, Peter: Restitution und Bereicherungsausgleich in<br />

Europa. Eine rechtsvergleichende Darstellung. Bd. 1. – Tübingen:<br />

Mohr Siebeck, <strong>2000</strong>. XL, 899 S.<br />

Schlosser, Peter F.: Common law undertakings aus deutscher Sicht.<br />

– In: Recht der Internationalen Wirtschaft. 47,2. <strong>2001</strong>. S. 81–93.<br />

Staat und Individuum im Kultur- und Rechtsvergleich. Deutsch-taiwanesisches<br />

Kolloquium vom 8. bis 10. Juli 1999 an der Georg-<br />

August-Universität Göttingen. Christian Starck [Hrsg.]. – Baden-<br />

Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 214 S. (Beiträge zum ausländischen<br />

und vergleichenden öffentlichen Recht; Bd. 14)<br />

Stern, Klaus: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland. –<br />

München: Beck.<br />

Bd. 5. Die geschichtlichen Grundlagen des deutschen Staatsrechts.<br />

Die Verfassungsentwicklung vom Alten Deutschen Reich zur wiedervereinigten<br />

Bundesrepublik Deutschland. <strong>2000</strong>. CXXXVII, 2298<br />

S.<br />

Verwaltung und Verwaltungsforschung – Deutsche Verwaltung an<br />

der Wende zum 21. Jahrhundert. Klaus König (Hrsg.). Forschungsinstitut<br />

für öffentliche Verwaltung bei der deutschen Hochschule für<br />

Verwaltungswissenschaften Speyer. – Speyer: Forschungsinstitut für<br />

öffentliche Verwaltung, <strong>2000</strong>. VII, 170 S. (Speyerer Forschungsberichte;<br />

211)<br />

Vida, Sándor: Imágóátvitel a német birói gyakorlatban. I. rész:<br />

Jogsértés. – In: Iparjogvédelmi Szmele. 105. <strong>2000</strong>. S. 32–37. (Imageübertragung<br />

in der deutschen Rechtsprechung)<br />

Völkerrechtlicher Vertrag und staatliches Recht vor dem Hintergrund<br />

zunehmender Verdichtung der internationalen Beziehungen.<br />

Symposion vom 28. bis 30. Januar 1999 in Leipzig. Rudolf Geiger<br />

(Hrsg.). Mit Referaten von Wilfried Fiedler ... . – Baden-Baden:<br />

Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 224 S. (Leipziger Schriften zum Völkerrecht,<br />

Europarecht und ausländischen öffentlichen Recht; Bd. 1)<br />

Politikwissenschaft<br />

ANHANG 332<br />

Adams, Willi Paul: Amerikastudien in der Bundesrepublik. – In: Die<br />

USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges 1945–1990.<br />

Hrsg.: Detlef Junker. Bd. 2. 1968–1990. <strong>2001</strong>. S. 451–465.<br />

Bannwart, Aino: A German view of the role of the EU and Nato in<br />

Baltic Security. – In: NATO, the EU and Northern European Security.<br />

Young Baltic perspectives. Conference report. Hrsg.: Karoliina<br />

Honkanen; Tomas Ries. Helsinki <strong>2001</strong>. S. 19–21.<br />

Berndt, Uwe: Das strenge und das gütige Gesicht von Frau Antje.<br />

Die Niederlande fahren in der Zuwanderungspolitik mit dem<br />

Modell des Gebens und Nehmens nicht schlecht. – In: Frankfurter<br />

Rundschau. Nr. 15, 18.05.<strong>2001</strong>. S. 16 (Dokumentation)


333<br />

ANHANG<br />

The Birth of a European Constitutional Order. The interaction of<br />

National and European Constitutional Law. Jürgen Schwarze (ed.). –<br />

Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 568 S. (Schriftenreihe<br />

Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft; Bd. 249)<br />

Der Bundesrat in Deutschland und Österreich. Hrsg. von Detlef<br />

Merten. – Berlin: Duncker & Humblot, <strong>2001</strong>. 184 S. (Schriftenreihe<br />

der Hochschule Speyer; Bd. 143)<br />

Eisermann, Daniel: Der lange Weg nach Dayton. Die westliche Politik<br />

und der Krieg im ehemaligen Jugoslawien. – Baden-Baden:<br />

Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 443 S. (Bonner Studien zum Jugoslawienkonflikt)<br />

Elections in Russia, 1993–1996. Analyses, documents and data, Vladimir<br />

Gel’man; Grigorii V. Golosov [eds.]. Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, 1999. 473 S. (Founding<br />

elections in Eastern Europe)<br />

Elections to the Federal and Republican Parliaments of Yugoslavia<br />

(Serbia and Montenegro) 1990–1996. Analyses, documents and data.<br />

Vladimir Goati [ed.]. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.<br />

– Berlin: Ed. Sigma, 1998. 396 S. (Founding elections in<br />

Eastern Europe)<br />

Elections to the Hungarian National Assembly 1994. Analyses, documents<br />

and data. Gábor, Tóka; Zsolt, Enyedi [eds.]. Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, 1999. 317 S.<br />

(Founding elections in Eastern Europe)<br />

Freitag-Wirminghaus, Rainer: Die Türkei, der Westen und die Region<br />

um das Kaspische Meer. – In: Die islamischen Staaten und ihr<br />

Verhältnis zur westlichen Welt. Hrsg.: Bernd Rill. Hanns-Seidel-<strong>Stiftung</strong>.<br />

München <strong>2000</strong>. S. 19–32.<br />

Fröhlich, Stefan: „Auf den Kanzler kommt es an“. Helmut Kohl und<br />

die deutsche Außenpolitik. Persönliches Regiment und Regierungshandeln<br />

vom Amtsantritt bis zur Wiedervereinigung. – Paderborn<br />

usw.: Schöningh, <strong>2001</strong>. 311 S.<br />

Gänzle, Stefan, und Aino Bannwart: Laboratorium Ostsee-Region.<br />

Die Europäische Union (EU), die baltischen Staaten und die Russische<br />

Föderation. – In: WeltTrends. 30. <strong>2001</strong>. S. 202–204.<br />

Gokhale, Jagadeesh; Bernd Raffelhüschen: Population aging and fiscal<br />

policy in Europe and the United States. – München: CESifo,<br />

<strong>2000</strong>. 18 S. (CESifo working paper series; No. 237)<br />

Hennis, Wilhelm: Politikwissenschaftliche Abhandlungen. – Tübingen:<br />

Mohr Siebeck.<br />

2. Politikwissenschaft und politisches Denken. <strong>2000</strong>. VIII, 386 S.<br />

Hönicke, Michaela: Absichten und Ambivalenzen in der amerikanischen<br />

Europapolitik. – In: Die euro-atlantischen Beziehungen im


ANHANG 334<br />

Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung. Hrsg.:<br />

Reinhard C. Meier-Walser; Susanne Luther. München <strong>2001</strong>.<br />

Hönicke, Michaela: Selbstgenügsame Supermacht sucht Partner. –<br />

In: Internationale Politik. 55,10. <strong>2000</strong>. S. 40/41.<br />

Hönicke, Michaela: USA – innenpolitische Unversöhnlichkeiten und<br />

außenpolitische Handlungsfähigkeit. – In: Jahrbuch Internationale<br />

Politik. 1999–<strong>2000</strong>. München <strong>2001</strong>.<br />

Hönicke, Michaela: Weltpolitische Führungsaufgaben der USA in<br />

Zeiten innenpolitischer Turbulenz. – In: Jahrbuch Internationale<br />

Politik. 1997–1998. München <strong>2000</strong>. S. 267–278.<br />

Hubel, Helmut; Stefan Gänzle: The Council of the Baltic Sea States<br />

(CBSS) as a subregional organisation for „Soft Security Management“<br />

in the North-East of Europe. Studie im Auftr. des Ausw.<br />

Amtes der BRD für die Mitgliedstaaten des Ostseerates (CBSS) anl.<br />

des 10. Ministerratstreffens am 7.6.<strong>2001</strong> in Hamburg. Mai <strong>2001</strong>.<br />

Institutionelle Arrangements in der Umweltpolitik. Zukunftsfähigkeit<br />

durch innovative Verfahrenskombinationen? Volker von Prittwitz<br />

(Hrsg.). – Opladen Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 331 S.<br />

Investitionen ohne Grenzen. Niederlassungsfreiheit und Kapitalverkehr<br />

in der gesamteuropäischen Rechtspraxis. Ausgewählte Beiträge<br />

des ersten Symposiums der Veranstaltungsreihe EUROPE<br />

BEYOND THE UNION vom 7.–10.10.1999 in Berlin. Chris Mögelin<br />

[Hrsg.]. – Frankfurt a. M. usw.: Lang, <strong>2001</strong>. VI, 122 S.<br />

Konzepte politischen Handelns. Kreativität – Innovation – Praxen.<br />

Harald Bluhm; Jürgen Gebhardt [Hrsg.]. – Baden-Baden: Nomos<br />

Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 336 S. (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien<br />

und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische<br />

Wissenschaft; Bd. 1)<br />

Lithuanias’s Seimas election 1996. The third turnover. Analyses,<br />

documents and data. Algis Krupavičius (ed.). Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, <strong>2001</strong>. 365 S. (Founding<br />

elections in Eastern Europe)<br />

Lüder, Klaus: Entwicklung und Stand der Reform des Haushaltsund<br />

Rechnungswesens in Australien. Forschungsinstitut für öffentliche<br />

Verwaltung bei der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

Speyer. – Speyer: Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung,<br />

<strong>2000</strong>. X, 80 S. (Speyerer Forschungsberichte; 212)<br />

Meiers, Franz-Josef: Europäische Sicherheits- und Verteidigungsidentität<br />

(ESVI) oder Gemeinsame europäische Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik (GESVP). – Bonn: Zentrum für Europäische<br />

Integrationsforschung, <strong>2000</strong>. 51 S. (ZEI Discussion Paper; C 79/<strong>2000</strong>)


335<br />

ANHANG<br />

Meiers, Franz-Josef: The Reform of the Bundeswehr. Adaption of<br />

fundamental renewal? – Bonn <strong>2001</strong>. 22 S. (European Security. 3.<br />

<strong>2001</strong>.<br />

La Naissance d’un ordre constitutionnel européen. L’interaction du<br />

droit constitutionnel national et européen. Jürgen Schwarze [éd.]. –<br />

Baden-Baden; Bruxelles: Nomos Verl.-Ges.; Bruylant, <strong>2001</strong>. 572 S.<br />

(Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft; Bd. 248)<br />

The 1990 [nineteenhundredninety] and 1992/93 Sabor Elections in<br />

Croatia. Analyses, documents and data. Ivan Siber [ed.]. Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, 1997.<br />

206 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />

The 1990 [nineteenhundredninety] election to the Czechoslovkian<br />

Federal Assembly. Analyses, documents and data. Ivan Gabal, [ed.].<br />

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed.<br />

Sigma, 1996. 198 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />

The 1990 [nineteenhundredninety] election to the Hungarian National<br />

Assembly. Analyses, documents and data. Tóka Gábor [ed.]. Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma,<br />

1995. 198 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />

The 1999 [Nineteenhundredninetynine] election to the Bulgarian<br />

Grand National Assembly and the 1991 election to the Bulgarian<br />

National Assembly. Analyses, documents and data. Georgi Karasimeonov<br />

[ed.]. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. – Berlin:<br />

Ed. Sigma, 1997. 156 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />

Pappi, Franz Urban; Paul W. Thurner: Die deutschen Wähler und<br />

der Euro: Auswirkungen auf die Bundestagswahl 1998? – In: Politische<br />

Vierteljahresschrift. 41. <strong>2000</strong>. S. 435–465.<br />

Parteien in Frankreich. Kontinuität und Wandel in der V. Republik.<br />

Sabine Ruß, Joachim Schild, Jochen Schmidt, Ina Stephan (Hrsg.). –<br />

Opladen: Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 326 S. (Lehrtexte Politik)<br />

Perthes, Volker: Vom Krieg zur Konkurrenz. Regionale Politik und<br />

die Suche nach einer neuen arabisch-nahöstlichen Ordnung. –<br />

Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 423 S. (Internationale Politik<br />

und Sicherheit; Bd. 49)<br />

Politische Steuerung in Theorie und PraxisHans-Peter Burth; Axel<br />

Görlitz (Hrsg.). – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 435 S.<br />

(Schriften zur Rechtspolitologie; Bd. 12)<br />

Reformen in Japan. Friederike Bosse und Patrick Köllner (Hrsg.).<br />

Institut für Asienkunde Hamburg. – Hamburg <strong>2001</strong>. X,306 S. (Mitteilungen<br />

des Instituts für Asienkunde Hamburg; Nr. 337)<br />

Reinicke, Wolfgang H., et Francis Deng avec ...: Choix cruciaux. Les<br />

Nations Unies, les réseaux et l’avenir de la gouvernance mondiale.


ANHANG 336<br />

Centre de Recherches pour le Développement international. – Ottawa<br />

etc. <strong>2000</strong>. XXII, 143 S.<br />

Reinicke, Wolfgang H., and Francis Deng: Critical choices. The United<br />

Nations, networks, and the future of global governance. With<br />

Jan Martin Witte ... . – Ottawa etc.: International Development Research<br />

Centre, <strong>2000</strong>. XXII, 141 S.<br />

Revision of European policy on Cuba? Perceptions and interests of<br />

EU member states. Report of a research project ... . Institute for the<br />

European-Latin American Relations IRELA (Madrid); Trans-European<br />

Policy Studies Association TEPSA (Brüssel). – Madrid <strong>2000</strong>. 74 S.<br />

(IRELA special report)<br />

The Rules of integration. Institutionalist approaches to the study of<br />

Europe. Ed. by Gerald Schneider and Mark Aspinwall. – Manchester;<br />

New York: Manchester Univ. Pr., <strong>2001</strong>. XII, 217 S. (European<br />

Policy Research Unit Series)<br />

Schumann, Siegfried: Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien.<br />

Der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen<br />

zu politischen Parteien. – München; Wien: Oldenbourg, <strong>2001</strong>.<br />

VIII, 435 S. (Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft)<br />

Schwegmann, Christoph: The Contact group and its impact on the<br />

European institutional structure. – Paris <strong>2000</strong>. III, 23 S. (Occasional<br />

papers/Institute for Security Studies – Western Europe Union; 16)<br />

The Two Koreas in <strong>2000</strong>: Sustaining recovery and seeking reconciliation.<br />

– Washington: The Korea Economic Institute of America,<br />

<strong>2000</strong>. V, 114 S.<br />

Darin: 6 Vorträge, gehalten auf der Tagung Heidelberg, 30.5.<strong>2000</strong><br />

Urban democracy. Oscar W. Gabriel; Vincent Hoffmann-Martinot;<br />

Hank V. Savitch. – Opladen: Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 457 S.(Städte<br />

und Regionen in Europa; Bd. 1)<br />

Von der Bonner zur Berliner Republik. 10 Jahre Deutsche Einheit.<br />

Roland Czada; Hellmut Wollmann (Hrsg.). Mit Beitr. von Martin<br />

Gornik ... . – Wiesbaden: Westdt. Verl., <strong>2000</strong>. 738 S. (Leviathan: Zeitschrift<br />

für Sozialwissenschaft; Sonderh. 19/1999)<br />

Wandernde Grenzen. Grenzverschiebungen – ausgewählte Beiträge<br />

der Konferenz, St. Petersburg, 8.–12.6.<strong>2000</strong>. – In: Berliner Debatte.<br />

Jg. 11, H. 5/6. S. 95–143.<br />

Welfare and work in the open economy. Ed. by <strong>Fritz</strong> W. Scharpf and<br />

Vivien A. Schmidt. – Oxford: Univ. Pr., <strong>2000</strong>.<br />

Vol. 1. From vulnerability to competitiveness. XIV, 403 S.<br />

Vol. 2. Diverse responses to common challenges. XXI, 656 S.<br />

Weltmacht ohne Gegner. Amerikanische Außenpolitik zu Beginn<br />

des 21. Jahrhunderts. Peter Rudolf; Jürgen Wilzewski (Hrsg.). Stif-


337<br />

ANHANG<br />

tung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen. – Baden-Baden: Nomos<br />

Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 425 S. (Internationale Politik und Sicherheit; Bd. 52)<br />

Zehn Jahre Deutsche Einheit. Hrsg. von Klaus Stern. Arbeitskreis<br />

Staats- und Verfassungsrecht. – Köln usw.: Heymanns, <strong>2001</strong>. XI, 187<br />

S. (Deutsche Wiedervereinigung: Die Rechtseinheit; Bd. 5)<br />

Zentralarchiv-Codebook-Explorer = ZA CodebookExplorer. Deutsche<br />

USIA (United States Information Agency) Studien 1951–1972<br />

und 1991. Universität Bamberg / Lehrstuhl für Politikwissenschaft II;<br />

Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung / Universität Köln. –<br />

Köln, <strong>2000</strong>.<br />

[CD-Rom]<br />

Soziologie<br />

Andreß, Hans-Jürgen; Thorsten Heien; Dirk Hofäcker: Wozu<br />

brauchen wir noch den Sozialstaat? Der deutsche Sozialstaat im<br />

Urteil seiner Bürger. – Wiesbaden: Westdt. Verl., <strong>2001</strong>. 206 S.<br />

Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtstaatliche<br />

Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im zeitlichen<br />

Wandel. Vortr. im Rahmen des Plenums VIII „Eigeninteresse, Solidarität<br />

und die Vorstellung von Gerechtigkeit“ auf dem 30. Kongr.<br />

der Dt. Ges. für Soziologie, Köln, 26.–29.9.<strong>2000</strong>. Universität Bielefeld,<br />

Fakultät für Soziologie. – Bielefeld <strong>2000</strong>. 12 Bl. (EWV Working<br />

Paper; 3/00)<br />

Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtstaatliche<br />

Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im zeitlichen<br />

Wandel. – In: Sozialer Fortschritt. <strong>2001</strong>,7. S. 169–175.<br />

Böhmer, Sabrina: Generationenambivalenzen operationalisieren.<br />

Grundmuster der Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen<br />

Kindern. – Konstanz: Univ., <strong>2000</strong>. 56 S. (Gesellschaft und<br />

Familie; Arbeitspapier Nr. 34.2)<br />

Braun, Michael: Einstellung oder Meinung? Änderung der Interpretation<br />

von Items im Zuge des sozialen Wandels und ihre Konsequenzen<br />

für die interkulturell vergleichende Sozialforschung. Zentrum<br />

für Umfragen, Methoden und Analysen – ZUMA. – In: Querschnitt<br />

– Festschrift für Max Kaase. Mannheim <strong>2000</strong>. S. 47–72.<br />

Condrau, Flurin: Lungenheilanstalt und Patientenschicksal. Sozialgeschichte<br />

der Tuberkulose in Deutschland und England im späten<br />

19. und frühen 20. Jahrhundert. – Göttingen: Vandenhoeck und<br />

Ruprecht, <strong>2000</strong>. 363 S. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft;<br />

Bd. 137)<br />

Zugl.: München, Univ., Diss., 1997/98 u.d.T.: Condrau, Flurin: Zwischen<br />

Liegehalle und Arbeitstherapie


ANHANG 338<br />

Delhey, Jan, et al.: The Euromodule. A new instrument for comparative<br />

welfare research. – Berlin <strong>2001</strong>. (Wissenschaftszentrum Berlin<br />

für Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01–401)<br />

Delhey, Jan: The prospects of catching up for new EU members.<br />

Lessons for the accession countries to the European Union from previous<br />

enlargements. – Berlin <strong>2001</strong>. (Wissenschaftszentrum Berlin für<br />

Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01–403)<br />

Erwerbslosigkeit. Ursachen, Auswirkungen und Interventionen.<br />

Jeannette Zempel; Johann Bacher; Klaus Moser (Hrsg.). – Opladen:<br />

Leske + Budrich, <strong>2001</strong>. 447 S. (Psychologie sozialer Ungleichheit;<br />

Bd. 12)<br />

Gensicke, Thomas: Deutschland im Übergang. Lebensgefühl, Wertorientierungen,<br />

Bürgerengagement. Forschungsinstitut für öffentliche<br />

Verwaltung bei der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

Speyer. – Speyer <strong>2000</strong>. XII, 270 S. (Speyerer Forschungsberichte;<br />

204)<br />

Gesellschaftliche Komplexität und kollektive Handlungsfähigkeit.<br />

Raymund Werle; Uwe Schimank (Hg.). – Frankfurt/M.; New York:<br />

Campus Verl., <strong>2000</strong>. 319 S. (Schriften des Max-Planck-Instituts für<br />

Gesellschaftsforschung, Köln; Bd. 39)<br />

Heien, Thorsten: Attitudes towards the welfare state in Europe. Starting<br />

point or obstacle on the road to a social union? Paper presented<br />

at the ECSR-workshop „Comparative Social Justice Research“,<br />

Oxford, UK, Sept. 13–14, <strong>2000</strong>). Universität Bielefeld, Fakultät für<br />

Soziologie. – Bielefeld <strong>2000</strong>. 34 Bl. (EWV Working Paper; 2/00)<br />

Heien, Thorsten: Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im europäischen<br />

Vergleich. Ausgangspunkt oder Hindernis auf dem Weg zu<br />

einer Sozialunion? Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. –<br />

Bielefeld <strong>2000</strong>. 20 Bl. (EWV Working Paper; 1/00)<br />

Heien, Thorsten: Wohlfahrtsansprüche in Europa. Ausgangspunkt<br />

oder Hindernis auf dem Weg zu einer Sozialunion? Abschlussbericht<br />

des Projektes „Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im europäischen<br />

Vergleich“ (EWV). – Bielefeld: Universität, Fakultät für Soziologie,<br />

<strong>2001</strong>. 225 S.<br />

Hemerijck, Anton; Maurizio Ferrara and Martin Rhodes: The Future<br />

of the European welfare state. Managing diversity for a prosperous<br />

and cohesive Europe. Report for the Portuguese Presidency of the<br />

European Union, first half of <strong>2000</strong>, Lisbon 5./6.5.<strong>2000</strong>. – Lisbon <strong>2000</strong>.<br />

Hemerijck, Anton: Opties voor de arbeidsmarkt in een open economie.<br />

– In: De Beleidsagenda <strong>2000</strong>. Red.: P.B. Lehning. Bussem <strong>2000</strong>.<br />

S. 220–234.<br />

Hemerijck, Anton; Philip Manow and Kees van Kersbergen: Welfare<br />

without work? Divergent experiences of reform in Germany and the


339<br />

ANHANG<br />

Netherlands. – In: Kuhnle, S.: The Survival of the welfare state. London<br />

<strong>2000</strong>. S. 113–128.<br />

Hennis, Wilhelm: Max Weber’s central question. Transl. by Keith<br />

Tribe. – 2. ed. – Newbury, Berks: Threshold Pr., <strong>2000</strong>. IX,241 S.<br />

Hennis, Wilhelm: Max Weber’s science of man. New studies for a<br />

biography of the work. Transl. by Keith Tribe. – 2. ed. – Newbury,<br />

Berks : Threshold Pr., <strong>2000</strong>. IX,220 S.<br />

König, René: Briefwechsel. Hrsg. von Mario und Oliver König und<br />

mit einem Nachw. vers. von Oliver König. Bd. 1. – Opladen: Leske +<br />

Budrich, <strong>2000</strong>. 629 S. (König, René: Schriften – Ausgabe letzter<br />

Hand; Bd. 19)<br />

Lettke, Frank: Es bleibt alles anders. Zur prägenden Kraft der familialen<br />

Sozialisation auf die Generationenbeziehungen. – In: Kinder<br />

in Familie und Gesellschaft zu Beginn des 21sten Jahrhunderts.<br />

Hrsg. von Andreas Lange und Wolfgang Lauterbach. Stuttgart <strong>2000</strong>.<br />

S. 131–151.<br />

Lettke, Frank: Generationenambivalenzen operationalisieren. Von<br />

der Messung zur Klassifizierung von Ambivalenz. – Konstanz: Univ.,<br />

<strong>2000</strong>. 90 S. (Gesellschaft und Familie; Arbeitspapier Nr. 34.3)<br />

Lüscher, Kurt; Frank Lettke: Dealing with ambivalences. Toward a<br />

new perspective for the study of intergenerational relations among<br />

adults. – Cohler, Bertram J.: Reconciling the social and the personal.<br />

Ambivalences and the multi-generation family. – Konstanz: Univ.,<br />

<strong>2000</strong>. 67 S. (Gesellschaft und Familie; Arbeitspapier Nr. 36)<br />

Lüscher, Kurt, et al.: Generationenambivalenzen operationalisieren.<br />

Instrumente. – Konstanz: Univ., <strong>2000</strong>. 293 S. (Gesellschaft und Familie;<br />

Arbeitspapier Nr. 34.4)<br />

Lüscher, Kurt, et al.: Generationenambivalenzen operationalisieren.<br />

Konzeptuelle, methodische und forschungspraktische Grundlagen. –<br />

Konstanz: Univ., <strong>2000</strong>. 54 S. (Gesellschaft und Familie; Arbeitspapier<br />

Nr. 34.1)<br />

Luhmanns Funktionssysteme in der Diskussion. Tagungsband der 1.<br />

Luhmann-Gedächtnistagung in Budapest, 15.–16. September <strong>2000</strong>.<br />

Jenö Bango; András Karácsony (Hrsg.). Mit einem Vorw. von Dirk<br />

Baecker. – Heidelberg: Verl. für Systemische Forschung im Carl-<br />

Auer-Systeme Verl., <strong>2001</strong>. 120 S.<br />

Weil, Francesca: Herrschaftsanspruch und soziale Wirklichkeit.<br />

Zwei sächsische Betriebe in der DDR während der Honecker-Ära. –<br />

Köln usw.: Böhlau, <strong>2000</strong>. VII, 247 S.<br />

Ethnologie<br />

Antweiler, Christoph: Urbane Rationalität. Eine stadtethnologische<br />

Studie zu Ujung Pandang (Makassar), Indonesien. – Berlin:


Reimer, <strong>2000</strong>. XVII, 499 S. (Kölner ethnologische Mitteilungen; Bd.<br />

12)<br />

Medizin und Naturwissenschaften<br />

ANHANG 340<br />

Abicht, Angela, et al.: Genetic analysis of the entire AChR epsilon-subunit<br />

gene in 52 congenital myasthenic families. – In: Acta<br />

Myologica. 19. <strong>2000</strong>. S. 23–27.<br />

Bayer, Thomas A., et al.: Key factors in Alzheimer’s disease. �-amyloid<br />

precursor protein processing, metabolism and intraneuronal<br />

transport. – In: Brain Pathology. 11. <strong>2001</strong>. S. 1–11.<br />

Braun, Efrat, et al.: Differential expression of intracisternal A-particle<br />

transcripts in immunogenic versus tumorigenic S49 murine<br />

lymphoma cells. – In: Virology. 277. <strong>2000</strong>. S. 136–146.<br />

Burgermeister, Patrick, et al.: Mechanisms of cerebrovascular amyloid<br />

deposition. Lessons from mouse models. – In: Vascular Factors<br />

in Alzheimer’s Disease (Annals of the New York Academy of Sciences;<br />

Vol. 903). <strong>2000</strong>. S. 307–316.<br />

Cahana, A., et al.: LIS1 homodimerization and brain development. –<br />

In. Proc Natl Acad Sci USA. 98. <strong>2001</strong>. S. 6429–6434.<br />

Dalski, Andreas, et al.: Quantitative PCR analysis of different splice<br />

forms of NFAT5 revealed specific gene expression in fetal and adult<br />

brain. – In: Molecular Brain Research. 38. <strong>2000</strong>. S. 125–127.<br />

Demuth, Ilja, et al.: Spectrum of mutations in the Fanconi anaemia<br />

group G gene, FANCG/XRCC9. – In: European Journal of Human<br />

Genetics. 8. <strong>2000</strong>. S. 861–868.<br />

Faivre, L., et al.: Influence of complementation group and mutation<br />

type on clinical outcome in Fanconi anemia. – In: Blood. 96. <strong>2000</strong>.<br />

S. 4064–4070.<br />

Fuchshuber, Arno, et al.: Refinement of the gene locus for autosomal<br />

dominant medullary cystic kidney disease type 1 (MCKD1) and construction<br />

of a physical and partial transcriptional map of the region.<br />

– In: Genomics. 72. <strong>2001</strong>. S. 278–284.<br />

Gall, Franz Joseph, und Johann Kaspar Spurzheim: Untersuchungen<br />

ueber die Anatomie des Nervensystems ueberhaupt, und des<br />

Gehirns insbesondere. Ein dem franzoesischen Institute ueberreichtes<br />

Mémoire. Nebst dem Berichte der H. H. Commissaire des Institutes<br />

und den Bemerkungen der Verfasser über diesen Bericht.<br />

Nachdr. der Ausg. Paris und Strasburg 1809. Mit einer Einl. hrsg.<br />

von Sigrid Oehler-Klein. – Hildesheim usw.: Olms, <strong>2001</strong>. LXXX,<br />

467 S. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Biowissenschaften)<br />

Gallagher, Anna Rachel, et al.: An ever-expanding story of cyst formation.<br />

– In: Cell Tissue Res. 300. <strong>2000</strong>. S. 361–371.


341<br />

ANHANG<br />

Gallagher, Anna Rachel, et al.: The polycystic kidney disease protein<br />

PKD2 interacts with Hax–1, a protein associated with the actin cytoskeleton.<br />

– In: Proc Natl Acad Sci USA. 97. <strong>2000</strong>. S. 4017–1022.<br />

Gehring, Niels H., et al.: Increased efficiency of mRNA 3’ end formation.<br />

A new genetic mechanism contributing to hereditary thrombophilia.<br />

– In: Nature Genetics. 28. <strong>2001</strong>. S. 389–392.<br />

Gelderloos, Julie A., et al.: A Role for Src in signal relay by the platelet-derives<br />

growth factor α receptor. – In: The Journal of Biological<br />

Chemistry. 273. 1998. S. 5908–5915.<br />

Ghenea, Simona, et al.: The cDNA sequence and expression of the<br />

AAA-family peroxin genes pex–1 and pex–6 from the nematode Caenorhabditis<br />

elegans. – In: Zoological Science. 18. <strong>2001</strong>. S. 675–681.<br />

Gutersohn, Achim, et al.: G protein ß3 subunit 825 TT genotype and<br />

post-pregnancy weight retention. – In: Lancet. 355. <strong>2000</strong>. S. 1240–1241.<br />

Hebinck, A., et al: Assignment of transcription factor NFAT5 to<br />

human chromosome 16q22.1, murine chromosome 8D and porcine<br />

chromosome 6p1.4 and comparison of the polyglutamine domains. –<br />

In: Cytogenetics and Cell Genetics. 90. <strong>2000</strong>. S. 68–70.<br />

Hellenbroich, York, et al.: Limited somatic mosaicism for Friedreich’s<br />

ataxia GAA triplet repeat expansions identifies by small pool<br />

PCR in blood leukocytes. – In: Acta Neurol Scand. 103. <strong>2001</strong>.<br />

S. 188–192.<br />

Herczegfalvi, Agnes, et al.: Case report. Congenital myasthenic syndrome<br />

in a gypsy family showing a pseudodominat pattern of inheritance.<br />

– In: Acta Myologica. 19. <strong>2000</strong>. S. 49–51.<br />

Herz, U., et al.: Impact of utero Th2 immunity on T cell devation and<br />

subsequent immediate-type hypersensitivity in the neonate. – In:<br />

Eur J. Immunol. 30. <strong>2000</strong>. S. 714–718.<br />

Hindiyeh, Musa, et al.: Isolation and characterization of West Nile<br />

virus from the blood of viremic patients during the <strong>2000</strong> outbreak in<br />

Israel. – In: Emerging Infectious Diseases. 7. <strong>2001</strong>. S. 248–250.<br />

Jucker, Mathias, et al.: Pathogenesis and mechanism of cerebral<br />

amyloidosis in APP transgenic mice. – In: Research and perspectives<br />

in Alzheimer’s diseases. Eds: Konrad Beyreuther et al. Heidelberg<br />

<strong>2001</strong>. S. 87–95.<br />

Kaether, Christoph, et al.: Axonal membrane proteins are transported<br />

in distinct carriers. A two-color video microscopy study in<br />

cultured hippocampal neurons. – In: Molecular Biology of the Cell.<br />

11. <strong>2000</strong>. S. 1213–1224.<br />

Kehlen, A., et al.: IL–1�- and IL–4-induced down-regulation of autotaxin<br />

mRNA and PC–1 in fibroblast-like synoviocytes of patients<br />

with rheumatoid arthritis (RA). – In: Clin Exp. Immunol. 123. <strong>2001</strong>.<br />

S. 147–154.


ANHANG 342<br />

Klein, C., et al.: A major locus for myoclonus dystonia maps to chromosome<br />

7q in eight families. – In: Am J Hum Genet. 67. <strong>2000</strong>.<br />

S. 1314–1319.<br />

Kroiss, S., et al.: Evidence of further genetic heterogeneity in autosomal<br />

dominant medullary cystic kidney disease (ADMCKD). – In:<br />

Nephrol Dial Transpl. 15. <strong>2000</strong>. S. 818–821.<br />

Kuang, Yanan, et al.: The carboxy terminal region of Fanconi anemia<br />

protein FANCGG/XRCC9 is required for functional activity. –<br />

In: Blood. 96. <strong>2000</strong>. S. 1625–1632.<br />

Kulozik, Andreas E.: Hemoglobin variants and the rarer hemoglobin<br />

disorders. – In: Pediatric Hematology. 2. ed. Ed. by John S. Lilleyman<br />

et al. <strong>2001</strong>. S. 231–256.<br />

Liebig, Justus von: Kleine Schriften. Gesammelt und mit einem<br />

Vorw. hrsg. von Hans-Werner Schütt. – Hildesheim usw.: Olms-<br />

Weidmann. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Chemie)<br />

Bd. 1. Nachdruck von Beiträgen zu Periodika, die zwischen 1823<br />

und 1838 erschienen sind. <strong>2000</strong>. XVIII, 414 S.<br />

Bd. 2. Nachdruck von Beiträgen zu Periodika, die zwischen 1842<br />

und 1872 erschienen sind. <strong>2000</strong>. 511 S.<br />

Litten, Freddy: Mechanik und Antisemitismus. Wilhelm Müller<br />

(1880–1968). – München: Institut für Geschichte der Naturwissenschaften,<br />

<strong>2000</strong>. 506 S. (Algorismus; H. 34)<br />

Lorkowski, Stefan, et al.: Genomic sequence and structure of the<br />

human ABCG1 (ABC8) gene. – In: Biochemical and Biophysical<br />

Research Communications. 280. <strong>2001</strong>. S. 121–131.<br />

Lüers, Georg H., et al.: Genomic organization, chromosomal localization<br />

and tissue specific expression of the murine Pxmp2 gene<br />

encoding the 22 kDa peroxisomal membrane protein (Pmp22). – In:<br />

Gene. 272. <strong>2001</strong>. S. 45–50.<br />

Manthey, D., et al.: Intracellular domains of mouse connexin26 and<br />

–30 affect diffusional and electrical properties of gap junction channels.<br />

– In: Membrane Biology. 181. <strong>2001</strong>. S. 137–148.<br />

Maurer, B., et al.: Prevalence of Y chromosome microdeletions in<br />

infertile men who consulted a tertiary care medical centre: the<br />

Münster experience. – In: Andrologia. 33. <strong>2001</strong>. S. 27–33.<br />

Metzler, Gabriele: Internationale Wissenschaft und nationale Kultur.<br />

Deutsche Physiker in der internationalen Community 1900–1960. –<br />

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, <strong>2000</strong>. 304 S.<br />

Munnes, Marc, et al.: Familial form of Hirschsprung disease. Nucleotide<br />

sequence studies reveal point mutations in the RET proto-oncogene<br />

in two of six families but not in other candidate genes. – In: American<br />

Journal of Medical Genetics. 94. <strong>2000</strong>. S. 19–27.


343<br />

ANHANG<br />

Munnes, Marc, et al.: A novel insertional mutation and differentially<br />

spliced mRNAs in the human BRCA1 gene. – In: Gene Funct. Dis.<br />

<strong>2000</strong>,1. S. 38–47.<br />

Neuhaus-Steinmetz, U., et al.: Sequential development of airway<br />

hyperresponsiveness and acute airway obstruction in a mouse model<br />

of allergic inflammation. – In: Arch Allergy Immunol. 121. <strong>2000</strong>.<br />

S. 57–67.<br />

Neu-Yilik, Gabriele, et al.: Splicing and 3’ end formation in the definition<br />

of nonsense-mediated decay-competent human �-globin mRNPs.<br />

– In: The EMBO Journal. 20. <strong>2001</strong>. S. 532–540.<br />

Problems of important tropical infectious diseases. Leopoldina Symposium,<br />

Hamburg, Febr. 12, 1999 to Febr. 13, 1999. Deutsche Akademie<br />

der Naturforscher Leopoldina, Halle (Saale). Organizer: Bernhard<br />

Fleischer; Rudolf Rott. – Halle <strong>2000</strong>. 236 S. (Nova Acta Leopoldina;<br />

N.F., Nr. 212; Bd. 80)<br />

Quintana-Murci, L., et al.: The relationship between Y chromosome<br />

DNA haplotypes and Y chromosome deletions leading to male infertility.<br />

– In: Hum. Gen. 10. <strong>2001</strong>. S. 1–6.<br />

Reiss, J., et al.: A mutation in the gene for the neurotransmitter<br />

receptor-clustering protein gephyrin causes a novel form of molybdenum<br />

cofactor deficiency. – In: Am J Hum Genet. 68. <strong>2001</strong>. S. 208–213.<br />

Rocchietti-March, M., et al.: Dazl protein expression in adult rat<br />

testis is up-regulated at meiosis and not hormonally regulated. – In:<br />

International Journal of Andrology. 23. <strong>2000</strong>. S. 51–56.<br />

Roeckl, Wolfgang, et al.: Differential binding characteristics and cellular<br />

inhibition by soluble VEGF receptors 1 and 2. – In: Experimental<br />

Cell Research. 241. 1998. S. 161–170.<br />

Rosenkranz, Stephan, et al.: Cardiac angiotensin II receptors. Studies<br />

on functional coupling in Sprague-Dawley rats and TGR (�MHChAT1)<br />

transgenic rats. – In: European Journal of Pharmacology. 330.<br />

1997. S. 35–46.<br />

Rosenkranz, Stephan, and Andrius Kazlauskas: Evidence for distinct<br />

signaling properties and biological responses induced by the PDGF<br />

receptor � and � subtypes. – In: Growth Factors. 16. 1999. S. 201–216.<br />

Rosenkranz, Stephan, et al.: Identification of th receptor-associated<br />

signaling enzymes that are required for platelet-derived growth factor-AA-dependent<br />

chemotaxis and DNA synthesis. – In: The Journal<br />

of Biological Chemistry. 274. 1999. S. 28335–28343.<br />

Rosenkranz, Stephan, et al.: Pathophysiologische Bedeutung von<br />

Wachstumsfaktoren und neue Therapiekonzepte bei kardiovaskulären<br />

Erkrankungen. – In: Medizinische Klinik. 94. 1999. S. 496–504.<br />

Rosenkranz, Stephan, et al.: Src family kinases negatively regulate<br />

platelet-derived growth factor � receptor-dependent signaling and


ANHANG 344<br />

disease progression. – In: The Journal of Biological Chemistry. 275.<br />

<strong>2000</strong>. S. 9620–9627.<br />

Schwarz, G., et al.: The molybdenum cofactor biosynthetic protein<br />

Cnx1 complements molybdate-repaireable mutants, transfers molybdenum<br />

to the metal binding pterin, and is associated with the cytoskeleton.<br />

– In: Plant Cell. 12. <strong>2000</strong>. S. 2455–2472.<br />

Shmueli, O., et al.: DCX in PC12 cells. Downregulation of CREB –<br />

mediated transcription. – In: Hum Mol Genet. 10. <strong>2001</strong>. S. 1061–1070.<br />

Sun, C., et al.: Deletion of AZFa (Azoospermia Factor a) region of<br />

human Y chromosome caused by recombination between HERV15<br />

proviruses. – In: Hum Mol Genet. 15. <strong>2000</strong>. S. 2291–2296.<br />

Stucka, Rolf, et al.: A modified alignment of human and rodent 5’<br />

untranslated sequences of the acetylcholine receptor epsilon subunit<br />

gene reveals additional regions of high homology. – In: Neuromuscular<br />

Disorders. 10. <strong>2000</strong>. S. 213/214.<br />

Taubert, Helge, et al.: The p53 status in juvenile chronic arthritis and<br />

rheumatoid arthritis. – In: Clin Exp Immunol. 123. <strong>2001</strong>. S. 147–154.<br />

Thermann, Rolf, et al.: Binary specification of nonsense codons by<br />

splicing and cytoplasmic translation. – In: The EMBO Journal. 17.<br />

1998. S. 3484–3494.<br />

Touraine, Renaud L., et al.: Neurological phenotype in Waardenburg<br />

type 4 syndrome correlates with novel SOX10 truncating mutations<br />

and expression in developing brain. – In: Am J Hum Genet. 66.<br />

<strong>2000</strong>. S. 1496–1503.<br />

Utech, Markus, et al.: Accumulation of RhoA, RhoB, RhoG, and Rac 1<br />

in fibroblasts from Tangier disease subjects suggests a regulatory<br />

role of Rho family proteins in cholesterol efflux. – In: Biochemical<br />

and Biophysical Research Communications. 280. <strong>2001</strong>. S. 229–236.<br />

Vetter, B., et al.: Dominant �-thalassaemia. A highly unstable haemoglobin<br />

is caused by a novel 6bp deletion of the �-globin gene. –<br />

In: British Journal of Haematology. 108. <strong>2000</strong>. S. 176–181.<br />

Waltenberger, Johannes, et al.: Functional upregulation of the vascular<br />

endothelial growth factor receptor KDR by hypoxia. – In: Circulation.<br />

94. 1996. S. 1647–1654.<br />

Waltenberger, Johannes: Gentechnologie und Molekularbiologie in<br />

der Kardiologie : Update <strong>2000</strong>. – In: J Kardiol. 7(6). <strong>2000</strong>. S. 246–251.<br />

Waltenberger, Johannes: Modulation of growth factor action. Implications<br />

for the treatment of cardiovascular diseases. – In: Circulation.<br />

96. 1997. S. 4083–4094.<br />

Waltenberger, Johannes, et al.: Neovascularization in the human<br />

heart is associated with expression of VEGF-A and its receptors


345<br />

ANHANG<br />

Flt–1 (VEGFR–1) and KDR (VEGFR–2). Results from cardiomyopexy<br />

in ischemic cardiomyopathy. – In: Angiogenesis. 3. 1999. S. 345–351.<br />

Walter, Claudia, et al.: Disorders of peroxisome biogenesis due to<br />

mutations in PEX1. Phenotypes and PEX1 protein levels. – In: Am<br />

Hum Genet. 69. <strong>2001</strong>. S. 35–48.<br />

Wimmer, Geiza; Gabriel Altmann: Thesaurus of univariate discrete<br />

probability distributions. – Essen: Stamm, 1999. XXVII, 838 S.<br />

Winkler, David T.: Spontaneous hemorrhagic stroke in a mouse<br />

model of cerebral amyloid angiopathy. – In: The Journal of Neuroscience.<br />

21(5). <strong>2001</strong>. S. 1619–1627.<br />

Winter, Johan P. de, et al.: The Fanconi anaemia gene FANCE encodes<br />

a novel nuclear protein. – In: Am Hum Genet. 67. <strong>2000</strong>. S. 1306–1308.<br />

Wirths, Oliver, et al: Intraneuronal A� accumulation precedes plaque<br />

formation in ß-amyloid precursor protein and presenilin–1 doubletransgenic<br />

mice. – In: Neuroscience Letters. 306. <strong>2001</strong>. S. 116–120.<br />

Wirths, Oliver et al.: Lewy body variant of Alzheimer’s disease. αsynuclein<br />

in dystrophic neurites of A� plaques. – In: Clinical Neuroscience<br />

and Neuropathology. 11,1727. <strong>2000</strong>. S. 3737–3741.<br />

Wittich, Olaf: A transformation of a Feyman-Kac formula for holomorphic<br />

families of type B. – In: Journal of Mathematical Physics. 41.<br />

<strong>2000</strong>. S. 244–259.<br />

Zinn-Justin, Anne, et al.: Multipoint development of the weighted<br />

pairwise correlation (WPC) linkage method for pedigrees of arbitrary<br />

size and application to the analysis of breast cancer and alcoholism<br />

familial data. – In: Genetic Epidemiology. 21. <strong>2001</strong>. S. 40–52.<br />

Zinn-Justin, Anne, et al.: Multipoint extension of the WPC linkage<br />

method for large pedigrees with application to breast cancer and<br />

alcoholism familial data. – In: Genetic Epidemiology. 17. 1999. 8th Annual Meeting of the International Genetic Epidemiology Society,<br />

St. Louis, Missouri, Abstract No. 6.<br />

Zühlke, Christine, et al.: Different types of repeat expansion in the<br />

TATA-binding protein gene are associated with a new form of inherited<br />

ataxia. – In: European Journal of Human Genetics. 9. <strong>2001</strong>.<br />

S. 160–164.


347<br />

Register<br />

Das Register verzeichnet neben den Sachbegriffen auch die von der <strong>Stiftung</strong> im<br />

Berichtsjahr geförderten Institutionen. Die Ansetzung erfolgt mit Ausnahme der<br />

Archive, Bibliotheken und Museen (s. dort) sowie der als Abteilung, Fachbereich,<br />

Fakultät, Lehrstuhl, Professur oder Sektion ausgewiesenen Universitätsinstitute<br />

(s. Universität oder Fachhochschule) unter dem offiziellen Namen nach der<br />

gegebenen Wortfolge. Im Bericht werden auf den Seiten 265–295 weitere<br />

Bewilligungsempfänger genannt, die im Register nicht enthalten sind.<br />

Abtei Ottobeuren (1672 – 1803) 121 f.<br />

Ägypten<br />

– altägyptische Hieroglyphenschrift<br />

101 f.<br />

– altägyptische Literatur 100<br />

– altägyptisches Wörterbuch 99<br />

– Athribis (Gau Panopolites):<br />

Aufzeichnungen Johann Joachim<br />

Winckelmanns 97 f.<br />

– Ramses II: Staatsreligion und<br />

Volksfrömmigkeit 98 f.<br />

Ägyptologisches Institut (Univ. Leipzig)<br />

98<br />

Afrika: Erforschung von Geschlecht/<br />

Macht (19./20. Jh.) 72<br />

Albertus-Universität Königsberg/Pr.<br />

(1918 – 1945) 69 f.<br />

Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong><br />

(Bonn) 261<br />

alpha-Sekretase: Alzheimer-Krankheit<br />

212<br />

Altertumswissenschaft: Bibliotheca<br />

Classica (Sankt Petersburg) 96 f.<br />

Alzheimer-Krankheit 212, 212 ff., 214 f.<br />

Anämie<br />

– Fanconi-Anämie 246 ff., 248 f.<br />

– Thalassämie 235 f.<br />

Anatomisches Institut (Univ. Bonn) 241<br />

Anthropologie: Mensch und Natur 13 f.<br />

Antike<br />

– Apollonia-Arsuf (Israel): römisches<br />

Landhaus 88 ff.<br />

– Athribis (Ägypten): Aufzeichnungen<br />

Johann Joachim Winckelmanns 97 f.<br />

– Augsburg: römische Bronzen 86<br />

– Gemmensammlung Heinrich Dressel<br />

(Berlin) 94<br />

– Horvat Mazad (Palästina): Ausgrabungen<br />

88<br />

– Jabal al-´Awd (Jemen):<br />

Ausgrabungen 90 ff.<br />

– Maffei, Scipione:<br />

Skulpturensammlung 114, 116<br />

– Ostia (Italien): urbanistische<br />

Entwicklung von römischer Zeit bis<br />

ins frühe Mittelalter 78 ff.<br />

– Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />

Urbanistik 92<br />

– Portugal/Algarve: römische Villen 84 f.<br />

– Rom: Maxentius-Basilika 81 f.<br />

– Tell Dgherat: Besiedlung in römischer<br />

und spätantiker Zeit 92<br />

– Thugga (Tunesien): Ausgrabungen<br />

82 ff.<br />

– Winckelmann, Johann Joachim 94 ff.,<br />

97 f.<br />

Apollonia-Arsuf (Israel): Ausgrabungen<br />

88 ff.<br />

Arabische Länder: Elitenwechsel 197 f.<br />

Arabistik, Semitistik und Islamwissenschaft:<br />

Gelehrtennachlässe (1. Hälfte<br />

19. Jahrhundert) 72 f.<br />

Arbeitsmarkt: Qualifikation und<br />

Arbeitsmarkterfolg 152 f.<br />

Arbeitsstelle Bonn der Patristischen<br />

Kommission (Nordrhein-Westfälische<br />

Akademie der Wissenschaften) 127<br />

Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie,<br />

Theologische Ästhetik und Bilddidaktik/Katholisch-Theologische<br />

Fakultät<br />

(Univ. Münster) 147<br />

Arbeitsvermittlung: Deutschland<br />

(19./20. Jh.) 52<br />

Archäologisches Institut (Univ. Freiburg)<br />

82<br />

Archäologisches Institut/Forschungsarchiv<br />

für Antike Plastik (Univ. Köln) 114<br />

Archäologisches Seminar und Museum<br />

(Univ. Münster) 82<br />

Architektur<br />

– Bayern (1945 – 1965) 122 ff.<br />

– Industriellenfamilien 118 ff.


Archive<br />

– Archiv für Außenpolitik des Ministeriums<br />

für Auswärtige Angelegenheiten<br />

der Russischen Föderation<br />

(Moskau) 58 ff.<br />

– Brandenburgisches Landeshauptarchiv<br />

(Potsdam) 42<br />

– Forschungsarchiv für Antike Plastik/<br />

Archäologisches Institut (Univ. Köln)<br />

114<br />

– Schiller-Nationalmuseum und<br />

Deutsches Literaturarchiv (Marbach<br />

am Neckar) 136<br />

Aristokratische Polygynie (Hochmittelalter):<br />

Europa 30 ff.<br />

Armenien (Südkaukasus): Beziehungen<br />

zur Türkei und zum Iran 198 f.<br />

Arndt, Johann 26<br />

Arnold-Bergstraesser-Institut für<br />

Kulturwissenschaftliche Forschung<br />

(Freiburg) 179<br />

Arteriosklerose: Tangier-Krankheit 232 f.<br />

Arthritis (rheumatoide): differentielle<br />

Expression von HLA-DR-Molekülen<br />

228 f.<br />

Aserbaidschan (Südkaukasus):<br />

Beziehungen zur Türkei und zum<br />

Iran 198 f.<br />

Aspen-Institute (Berlin): Aspen-Berlin-<br />

Scholars-Programm 258 f.<br />

Ataxien: spinozerebelläre Ataxie Typ 3<br />

220 f.<br />

Atherosklerose s. Arteriosklerose<br />

Athribis (Gau Panopolites):<br />

Aufzeichnungen Johann Joachim<br />

Winckelmanns 97 f.<br />

Atlas: Nationalatlas Bundesrepublik<br />

Deutschland 178 f.<br />

August der Starke und August III zu<br />

Dresden: Porzellansammlung 116<br />

Autoimmunerkrankungen<br />

– differentielle Expression von HLA-<br />

DR-Molekülen 228 f.<br />

– systemischer Lupus<br />

erythematodes/SLE 229 f.<br />

– Zöliakie 240 f.<br />

Automobilindustrie: Globalisierung 208 f.<br />

Ayre-Maimon-Institut für Geschichte<br />

der Juden (Univ. Trier) 35<br />

REGISTER 348<br />

Bauleitplanung: Umweltrecht (EU) 162 f.<br />

Bayerische Akademie der Wissenschaften<br />

(München): Kommission für<br />

Deutsche Literatur des Mittelalters 131<br />

Bayern: Städtebau (1945 – 1965) 122 ff.<br />

Beamte und Kaufleute (1740 – 1806):<br />

Preußen 42 f.<br />

Benediktiner: Abtei Ottobeuren<br />

(1672 – 1803) 121 f.<br />

Bergische Universität<br />

Gesamthochschule (Wuppertal) s.<br />

Universität Gesamthochschule<br />

(Wuppertal)<br />

Berlin<br />

– jiddische Vokal- und Instrumentalmusik:<br />

Rundfunksendungen<br />

(1945 – 1990) 127<br />

– Schwarzhandel: Kriegszeit und nach<br />

1945 57 f.<br />

Berlin-Brandenburgische Akademie der<br />

Wissenschaften (Berlin)<br />

– Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch<br />

99<br />

– Berliner Archiv 9<br />

Bermann Fischer, Gottfried: Carl Zuckmayer<br />

136 f.<br />

BetaA4-Amyloid-Kaskade: Alzheimer-<br />

Krankheit 212 ff.<br />

Bevölkerungsentwicklung (europäische<br />

und internationale) 195 ff.<br />

Bibliographien<br />

– altägyptische Literatur 100<br />

– Judenbücher (Spätmittelalter):<br />

Europa 35 f.<br />

– Theaterperiodika (1750-1800) 135<br />

Bibliotheken<br />

– Bibliotheca Classica (Sankt Petersburg)<br />

96 f.<br />

– Bibliotheca Hertziana (Rom) 128 f.<br />

– Bibliothekslandschaft Königsbergs<br />

(um 1750) 132 f.<br />

– Bodleian Library (Univ. Oxford) 42<br />

– Herzog August Bibliothek<br />

(Wolfenbüttel) 132<br />

BICC s. Bonn International Center for<br />

Conversions<br />

Bila - d al-Sha - m: Nahdaforschung 70 ff.<br />

Bildhauerkunst s. Plastik<br />

Bildtheologie: Handbuch 147 f.


349<br />

REGISTER<br />

Bindegewebserkrankungen: Ehlers-<br />

Danlos-Syndrom 244 f.<br />

Biographien<br />

– Arndt, Johann 26<br />

– Heuss, Theodor 60 f.<br />

– Hindenburg, Paul von 47 f.<br />

– Steinitz, Wolfgang 55 f.<br />

– Stresemann, Gustav 48 f.<br />

Bismarck, Otto von 51 f.<br />

Bonn International Center for<br />

Conversions/BICC (Bonn) 169<br />

Botanisches Institut/Biozentrum<br />

(TU Braunschweig) 234<br />

Brandenburg: slawische Körpergräber<br />

(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />

Briefe<br />

– Arndt, Johann 26<br />

– Bermann Fischer, Gottfried: Carl<br />

Zuckmayer 136 f.<br />

– Bismarck, Otto von 51 f.<br />

– Frobenius, Leo: Wilhelm II 43 ff.<br />

– Kafka, Franz 136<br />

– Pound, Ezra 75 f.<br />

Bruno, Giordano 8 ff.<br />

Buchdruck: Inkunabeln (Bodleian<br />

Library/Univ. Oxford) 42<br />

Buchmalerei: Heiligenleben (Katalog<br />

der deutschsprachigen illustrierten<br />

Handschriften des Mittelalters) 131 f.<br />

Budapest: Fellow-Stipendien<br />

(Collegium Budapest) 253 ff.<br />

Bücherzensur (römische): Ende 16. Jh.<br />

21 f.<br />

Bürgereinstellungen<br />

– bürgerschaftliches Engagement 165 ff.<br />

– politisches Kompetenzgefühl 167 f.<br />

– Wohlfahrtsstaat: europäischer<br />

Vergleich 172 ff.<br />

Bultmann, Rudolf: Rudolf Otto 26 ff.<br />

Bundesrepublik Deutschland s.<br />

Deutschland; s. Vereinigtes<br />

Deutschland<br />

Bundesverfassungsgericht (Karlsruhe) 161<br />

Burckhardt, Jacob 106 ff.<br />

CAA (Cerebral Amyloid Angiopathy)<br />

214 f.<br />

Centre for History and Economics/<br />

King’s College (Cambridge/GB):<br />

Stipendienprogramm 260 f.<br />

Centre for the Philosophy of Natural<br />

and Social Sciences (London School<br />

of Economics) 260<br />

Charité (Humboldt-Univ. Berlin) 235<br />

China<br />

– Neusprachenunterricht (1860 – 1895)<br />

68 f.<br />

– Shenbao (chinesische Tageszeitung<br />

1872 – 1898) 144<br />

Chroniken: Georg Kölderer 33 f.<br />

CMS (Kongenitale Myasthene<br />

Syndrome) 218<br />

Collegium Budapest: Fellow-Stipendien<br />

253 ff.<br />

Columbia Law School (New York):<br />

europäisches Wirtschafts- und<br />

Öffentliches Recht 259<br />

Connexin-assoziierte Hörstörungen:<br />

Kindesalter 226<br />

Corporate Restructuring: Vereinigte<br />

Staaten/Bundesrep. Deutschland<br />

156 f.<br />

Corpus Judaeo-Hellenisticum:<br />

Jakobusbrief 19 f.<br />

Corpus mittelalterlicher volkssprachlicher<br />

Sangeskunst 126<br />

Corpus of Florentine Painting 114<br />

Danon-Sydrom: Lysosomen 236 f.<br />

Darmerkrankungen: Zöliakie 240 f.<br />

Datenschutz (Bundesrep. Deutschland):<br />

Informationsgesetzbuch 159 ff.<br />

DDR/SBZ<br />

– Aufnahme politisch Verfolgter 62 ff.<br />

– Intelligenz in der Krise (1956/1957)<br />

61 f.<br />

– Ökumenische Versammlung<br />

(1987 – 1989) 29 f.<br />

– Westdeutsche Friedensbewegung/<br />

SED 64 f.<br />

– Zensur und Parteigeschichte 64<br />

Degenerative Nierenerkrankungen 238 f.<br />

Demographische Entwicklungen s.<br />

Bevölkerungsentwicklung


Denkrichtungen in der Philosophie 14 ff.<br />

Department of Ancient Near Eastern<br />

Studies (Hebrew Univ. Jerusalem) 101<br />

Department of Classics (Tel Aviv Univ.)<br />

88<br />

Department of Molecular Genetics/<br />

The Weizmann Institute of Science<br />

(Rehovot) 211<br />

Desmocolline (humane): Klonierung<br />

245 f.<br />

Determinismus/Indeterminismus 12 f.<br />

Deutsche Demokratische Republik s.<br />

DDR<br />

Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik/DGAP (Berlin) 187, 189<br />

Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />

(Speyer) 161<br />

Deutsches Archäologisches Institut<br />

(Berlin)/Orient-Abteilung 90<br />

Deutsches Archäologisches Institut<br />

(Rom) 78<br />

Deutsches Forum für Kunstgeschichte<br />

(Paris) 117<br />

Deutsches Historisches Institut (Paris) 32<br />

Deutsches Historisches Institut<br />

(Washington): Jürgen-Heideking-<br />

Fellowship 260<br />

Deutsches Institut für Ernährungsforschung<br />

(FU Berlin) 231<br />

Deutsches Institut für Japanstudien<br />

(Tokyo) 144<br />

Deutsches Orient-Institut (Hamburg) 198<br />

Deutsches Rheuma-Forschungszentrum<br />

(Berlin) 228<br />

Deutsches Seminar (Univ. Tübingen) 21<br />

Deutschland<br />

– Arbeitsvermittlung (19./20. Jh.) 52<br />

– Automobilindustrie: Globalisierung<br />

208 f.<br />

– britisch-deutsches<br />

Stipendienprogramm: King’s College<br />

(Cambridge) 260 f.<br />

– Corporate Restructuring (Vereinigte<br />

Staaten) 156 f.<br />

– Datenschutzrecht 159 ff.<br />

– DDR s. dort<br />

– deutsch-jüdische Periodika<br />

(1837 – 1922) 133 f.<br />

– Dienstleistungssektor 157<br />

REGISTER 350<br />

– Eliten 49 f., 38 ff.<br />

– französische Kunst nach 1945 117 f.<br />

– Frauenbewegung 45 f.<br />

– fürstliche Höfe (Spätmittelalter) 32 f.<br />

– Grundrechte: Handbuch 161<br />

– Human Development Index/HDI<br />

(1920 – 1960) 67 f.<br />

– Informationsgesetzbuch 159 ff.<br />

– japanisch-deutsches Wörterbuch<br />

144 ff.<br />

– jüdische Kindheit und jüdische<br />

Kinderliteratur (1933 – 1941) 134 f.<br />

– Krieg und öffentliche Kommunikation<br />

(16. Jh.) 34 f.<br />

– Metallkunst (1871 – 1945) 108 f.<br />

– Nachkriegszeit (nach 1945) 57 f., 58<br />

– Nationalatlas Bundesrepublik<br />

Deutschland 178 f.<br />

– Qualifikation und Arbeitsmarkterfolg<br />

152 f.<br />

– russisch-deutsche Fremdenbilder<br />

137 f.<br />

– Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

(1990 – 1999) 192 f.<br />

– sowjetische Deutschlandpolitik<br />

(1941 – 1949) 58 ff.<br />

– Vereinigtes Deutschland s. dort<br />

– Wahlkämpfe (1949 – 1976) 66<br />

– Weimarer Republik s. dort<br />

– Zuwanderungspolitik der<br />

Kommunen 179 f.<br />

DGAP s. Deutsche Gesellschaft für<br />

Auswärtige Politik (Berlin)<br />

Diabetes mellitus Typ II 231 f.<br />

Dienstleistungssektor: Bundesrep.<br />

Deutschland 157<br />

Dilative Kardiomyopathie 233 f.<br />

Dilthey, Wilhelm 12<br />

Dilthey-Forschungsstelle (Bochum) 12<br />

Dipartimento di Storia delle Arti e dello<br />

Spettacolo (Univ. degli Studi di<br />

Firenze) 113 f.<br />

Dipartimento di Scienze Biomediche e<br />

Biotecnologie (Univ. Cagliari) 240<br />

Dmanisi (Georgien): altpaläolithischer<br />

Fundplatz 87<br />

DNA<br />

– Fanconi-Anämie 246 ff., 248 f.<br />

– Transposition 250 f.


351<br />

REGISTER<br />

Documenta Orthographica (16. – 20. Jh.)<br />

130 f.<br />

Doublecortin-Gen, 210 f., 211 f.<br />

Dressel, Heinrich: Gemmensammlung<br />

(Berlin) 94<br />

Drittes Reich s. Nationalsozialismus<br />

Dufay, Charles 74 f.<br />

Editionen<br />

– Bismarck, Otto von 51 f.<br />

– Bruno, Giordano 8 ff.<br />

– Burckhardt, Jacob 105 ff.<br />

– Corpus Judaeo-Hellenisticum 19 f.<br />

– geistliche Gesänge des deutsches<br />

Mittelalter 125 ff.<br />

– Heidegger, Martin 10 f.<br />

– Historia Scientiarum (17. – 19. Jh.):<br />

Reprintprogramm 76 f.<br />

– JSHRZ (Jüdische Schriften aus<br />

Hellenistisch-Römischer Zeit) 20 f.<br />

– Litauische Postille (1573) 132<br />

– Meyerbeer, Giacomo 124 f., 125<br />

– Pound, Ezra 75 f.<br />

– Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph<br />

von 9 f.<br />

– Scripta Antiquitates Posterioris Ad<br />

Ethicam REligionemque Pertinentia<br />

(SAPERE) 18 f.<br />

Ehlers-Danlos-Syndrom 244 f.<br />

Elektrizitätsforschung: Charles Dufay<br />

74 f.<br />

Eliten (arabische Länder): Elitenwechsel<br />

197 f.<br />

Eliten (Deutschland)<br />

– jüdische Oberschicht (18. Jh.) 49 f.<br />

– Sachsen (Kaiserreich; Weimarer<br />

Republik) 38 ff.<br />

Emigranten: DDR 62 ff.<br />

England s. Großbritannien<br />

Enzyklopädie: Minderheiten (Europa):<br />

Integration (17. – 20. Jh.) 177 f.<br />

Epilepsie: Doublecortin-Gen 210 f.<br />

Ernst Fraenkel Lecture Series 170<br />

Erster Weltkrieg: Paul von Hindenburg<br />

47 f.<br />

Ethnisches Unternehmertum: Köln 180 f.<br />

Etrurien: Stadtgenese und urbanistische<br />

Entwicklung (8. – 5. Jh. v.Chr.)<br />

80 f.<br />

EU s. Europäische Union<br />

Europa<br />

– aristokratische Polygynie (Hochmittelalter)<br />

30 ff.<br />

– Bevölkerungsentwicklung 195 ff.<br />

– bürgerschaftliches Engagement<br />

165 ff.<br />

– französische Wirtschaftsverbände<br />

175 ff.<br />

– Gewaltphänomen (innerstaatliches)<br />

193 f.<br />

– Grundrechte: Handbuch 161<br />

– Grundrechtsschutz 161 f.<br />

– Integration von Minderheiten<br />

(17. – 20. Jh.) 177 f.<br />

– kommunale Strukturen: Einfluss auf<br />

die Bürger 167 f.<br />

– Mittel- und Osteuropa s. dort<br />

– öffentlicher Dienst als Arbeitgeber<br />

174 f.<br />

– Öffentliches Recht (Columbia Law<br />

School, New York) 259<br />

– Recht 200 f., 201 f.<br />

– Sozialtransfersysteme 155<br />

– Vereinigtes Deutschland s. dort<br />

– Wettbewerbsrecht 202 f.<br />

– Wirtschaftsrecht (Columbia Law<br />

School, New York) 259<br />

– Wohlfahrtsstaat: europäischer<br />

Vergleich 172 ff.<br />

Europäische Union (EU)<br />

– Beitrittsländer: Wohlfahrtsentwicklung<br />

171 f.<br />

– englisches und französisches Recht<br />

201<br />

– Gentechnikrecht 203<br />

– Grundrechte 161, 161 f.<br />

– Insolvenzrecht 204<br />

– MERCOSUR und NAFTA 199 f.<br />

– Sicherheitspolitik im transatlantischen<br />

Kontext 194 f.<br />

– Südkaukasus 198 f.<br />

– Umweltrecht: Bauleitplanung 162 f.<br />

– Verfassungsrecht 205 f.<br />

– Verfassungsvertrag 206<br />

– Wettbewerbsrecht 202 f.


Europarecht: Vorlesungen (Univ.<br />

Hamburg) 200 f.<br />

European Business School (Oestrich-<br />

Winkel) 156<br />

Fanconi-Anämie 246 ff., 248 f.<br />

Flämische Kunst<br />

– Gemälde (16. – 20. Jh.) 112 f.<br />

– Zeichnungen (16. – 18. Jh.) 109 f.<br />

Florentinische und sienesische Malerei<br />

113 f.<br />

Folkwang-Hochschule (Essen) 124<br />

Forschungsinstitut der Deutschen<br />

Gesellschaft für Auswärtige<br />

Politik/DGAP (Bonn) 187, 189<br />

Forschungsinstitut für Musiktheater<br />

(Univ. Bayreuth) 125<br />

Forschungsinstitut für Soziologie (Univ.<br />

Köln) 180<br />

Forschungsinstitut für Ur- und Frühgeschichte<br />

(Univ. Köln) 87<br />

Forschungsverbund SED-Staat (FU<br />

Berlin) 64<br />

Franckesche <strong>Stiftung</strong>en (Halle):<br />

geisteswissenschaftliches Stipendienprogramm<br />

256 f.<br />

Frankreich<br />

– deutsche Kunst nach 1945 117 f.<br />

– Qualifikation und Arbeitsmarkterfolg<br />

152 f.<br />

– Recht: Lehrstühle (Univ. Jena) 201<br />

– Wirtschaftsverbände 175 ff.<br />

Frauenbewegung: Louise Otto-Peters<br />

45 f.<br />

Freie Universität Berlin:<br />

Forschungsverbund SED-Staat 64<br />

Freiheitsbegriff: Philosophie 12 f.<br />

Fremdenbilder (deutsch-russische) 137 f.<br />

Friedensbewegung (Westdeutschland):<br />

SED 64 f.<br />

Friedrichs-Wilhelms-Universität zu<br />

Berlin (1933 – 1945): rassisch und<br />

politisch Verfolgte 56 f.<br />

Frobenius, Leo: Wilhelm II 43 ff.<br />

Frühchristliche Zeit<br />

– Ostia (Italien): urbanistische Entwicklung<br />

78 ff.<br />

REGISTER 352<br />

– Rom: S. Paolo fuori le mura 82<br />

Frühe Neuzeit<br />

– Königsberg: Rekonstruktion der<br />

Bibliothekslandschaft (um 1750) 132 f.<br />

– Kurmainz: Juden 36 f.<br />

– Papst- und Kardinalsgrabmäler 104 ff.<br />

Fürstliche Höfe und Residenzen<br />

(Spätmittelalter) 32 f.<br />

Gehirnentwicklung 211 f.<br />

Gehirnerkrankungen<br />

– Alzheimer-Krankheit 212, 212 ff.,<br />

214 f.<br />

– Lissenzephalie 211 f.<br />

– mentale Retardierung: MRX 215 f.;<br />

Danon-Syndrom 236 f.<br />

– Parkinson-Krankheit 216<br />

– spinozerebelläre Ataxie Typ 3 220 f.<br />

Gemmensammlung Heinrich Dressel<br />

(Antikensammlung/Staatliche Museen<br />

Preußischer Kulturbesitz Berlin) 94<br />

Gentechnikrecht: EU 203<br />

Genzentrum (Univ. München) 218<br />

Georgien (Südkaukasus)<br />

– Beziehungen zur Türkei und zum<br />

Iran 198 f.<br />

– Dmanisi: altpaläolithischer Fundplatz<br />

87<br />

Germanistisches Institut (RWTH Aachen)<br />

133<br />

Germanistisches Institut (Univ. Bochum)<br />

139<br />

Germanistisches Seminar (Univ. Kiel)<br />

130<br />

Gesang s.a. Liturgische Musik<br />

– jiddische Vokalmusik (Rundfunksendungen<br />

1945 – 1990) 127<br />

– Meyerbeer, Giacomo:<br />

Oper „Le Prophète“124 f.;<br />

Sologesänge 125<br />

Gesprächskreis: Transatlantische<br />

Beziehungen 189, 191<br />

Gewalt (Europa): Bedrohung der<br />

Sicherheit 193 f.<br />

Globalisierungsprozesse<br />

– Automobilindustrie 208 f.<br />

– multinationale Unternehmen 206 ff.


353<br />

REGISTER<br />

Graduate School of International<br />

Studies (Univ. Denver) 189<br />

Gräber und Grabmäler<br />

– Papstgrabmäler 102 ff., 104 ff.<br />

– slawische Körpergräber: Mecklenburg,<br />

Pommern, Brandenburg<br />

(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />

Großbritannien<br />

– deutsch-britisches Stipendienprogramm:<br />

King’s College (Cambridge)<br />

260 f.<br />

– Recht: Lehrstühle Univ. Jena 201<br />

Grundrechte<br />

– Deutschland und Europa 161<br />

– Europäische Union 161 f.<br />

Handbücher<br />

– Bildtheologie 147 f.<br />

– fürstliche Höfe und Residenzen im<br />

Spätmittelalter 32 f.<br />

– Grundrechte: Deutschland und<br />

Europa 161<br />

Handschriften<br />

– Heiligenleben (Katalog der deutschsprachigen<br />

illustrierten Handschriften<br />

des Mittelalters) 131 f.<br />

– Hutterische (16. – 18. Jh.) 22 ff.<br />

– Litauische Postille (1573) 132<br />

Harari Center for Experimental Physics<br />

(Weizmann Institute of Science,<br />

Rehovot): Stipendienprogramm 261<br />

Hautklinik (Universitätsklinikum der<br />

RWTH Aachen) 245<br />

Hautkrankheiten: humane Desmocolline<br />

245 f.<br />

HDI s. Human Development Index<br />

Heidegger, Martin 10 f.<br />

Heiligenleben: Katalog der deutschsprachigen<br />

illustrierten Handschriften<br />

des Mittelalters 131 f.<br />

Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle<br />

Virologie und Immunologie<br />

(Univ. Hamburg) 250<br />

Hellenistische und Römische Zeit<br />

– Horvat Mazad (Palästina): jüdische<br />

Besiedlung 88<br />

– Palmyra (Syrien): vorrömischhellenistische<br />

Urbanistik 92<br />

– Tell Dgherat (Syrien): Besiedlung in<br />

römischer und spätantiker Zeit 92<br />

Herero-Nama-Aufstand in der<br />

deutschen Literatur (1904 – 1907)<br />

139 f.<br />

Herzerkrankungen<br />

– Danon-Sydrom: Lysosomen 236 f.<br />

– dilative Kardiomyopathie 233 f.<br />

– Tangier-Krankheit 232 f.<br />

Hessen: Kunst- und Silberkammer der<br />

Landgrafen 116 f.<br />

Heuss, Theodor 60 f.<br />

Hieroglyphenschrift, altägyptische 101 f.<br />

Hindenburg, Paul von 47 f.<br />

Historia Scientiarum (17. – 19. Jh.):<br />

Reprintprogramm 76 f.<br />

Historische Schule (Wilhelm Roscher<br />

u. a.): Stipendienprogramm (King’s<br />

College Cambridge) 260<br />

Historisches Institut (Univ. Stuttgart) 47<br />

Historisches Seminar II (Univ. Düsseldorf)<br />

46<br />

Historisches Seminar (Univ. Köln) 57,<br />

260<br />

Historisches Seminar (Univ. Leipzig) 76<br />

Historisches Seminar III (Univ. Mainz)<br />

36<br />

Historisches Seminar (Univ. Münster)<br />

37, 139<br />

Historisches Seminar (Univ. Tübingen)<br />

34<br />

HNO-Klinikum (Berlin) 226<br />

Hörstörungen (Connexin-assoziierte):<br />

Kindesalter 226<br />

Holländische Kunst<br />

– Malerei (1550 – 1800) 110 ff.<br />

– Zeichnungen (16. – 18. Jh.) 109 f.<br />

Holland s. Niederlande<br />

Horvat Mazad/Palästina: jüdische<br />

Besiedlung in hellenistischrömischer<br />

Zeit 88<br />

Human Development Index (HDI):<br />

Deutschland (1920 – 1960) 67 f.<br />

Humboldt Universität (Berlin)<br />

– Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte<br />

86<br />

– Philosophische Fakultät 56


Hutterer: Handschriften (16. – 18. Jh.)<br />

22 ff.<br />

Hymnen (liturgische): Russland<br />

(11. – 13. Jh.) 127 f.<br />

Hyperekplexie (Stiff Baby Syndrome/<br />

Startle-Syndrom) 216 ff.<br />

IFZ s. Institut für Zellbiologie/IFZ<br />

(Univ. Klinikum Essen)<br />

Ikonologie der Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-<br />

Vorlesungen 148 ff.<br />

IMIS s. Institut für Migrationsforschung<br />

und Interkulturelle Studien (Univ.<br />

Osnabrück)<br />

Immunologie<br />

– Autoimmunerkrankungen s. dort<br />

– Masern 230 f.<br />

– Wiskott-Aldrich-Syndrom 228<br />

Indexkongregation der römischen<br />

Kurie (Ende 16. Jh.) 21 f.<br />

Industrie<br />

– Architektur: Industriellenfamilien<br />

118 ff.<br />

– Automobilindustrie: Globalisierung<br />

208 f.<br />

– Investitionen in der NS-Diktatur 53 f.<br />

Infektionskrankheiten: Masern 230 f.<br />

Infertilität (männliche) 249 f.<br />

Informationsgesetzbuch: Bundesrep.<br />

Deutschland 159 ff.<br />

Inkunabeln: Bodleian Library (Univ.<br />

Oxford) 42<br />

Insolvenzrecht: EU 204<br />

Institut für Antikes Judentum und<br />

Hellenistische Religionsgeschichte<br />

(Univ. Tübingen) 20<br />

Institut für Arterioskleroseforschung<br />

(Univ. Münster) 232<br />

Institut für Asien- und Afrikawissenschaften<br />

(Humboldt Univ. Berlin) 72<br />

Institut für Außereuropäische Sprachen<br />

und Kulturen (Univ. Erlangen) 68<br />

Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie<br />

und Denkmalpflege/Fachgebiet<br />

Baugeschichte und Stadtbaugeschichte<br />

(TU Berlin) 81<br />

Institut für Biochemie (FU Berlin) 246<br />

REGISTER 354<br />

Institut für Biochemie (Univ. Mainz)<br />

212<br />

Institut für Biophysik (Univ. Hannover)<br />

226<br />

Institut für Deutsche Philologie (Univ.<br />

München) 136<br />

Institut für Deutsche Philologie II/<br />

Neuere Deutsche Literatur (Univ.<br />

Münster) 135<br />

Institut für Diabetesforschung/Abteilung<br />

Biochemie und Molekularbiologie<br />

(München) 216<br />

Institut für Diaspora- und Genozidforschung<br />

(Univ. Bochum) 139<br />

Institut für Europäische Kultur (Univ.<br />

Augsburg) 33<br />

Institut für Europarecht (Univ. Osnabrück)<br />

161<br />

Institut für Genetik (Univ. Bonn) 224<br />

Institut für Germanistik (Univ. Leipzig)<br />

45<br />

Institut für Germanistik (Univ. Rostock)<br />

130<br />

Institut für Geschichte und Kunstgeschichte<br />

(TU Berlin) 42<br />

Institut für Geschichtswissenschaften<br />

(Humboldt-Univ. Berlin) 50, 56<br />

Institut für Humangenetik (Univ.<br />

Gießen) 246<br />

Institut für Humangenetik (Univ.<br />

Göttingen) 227<br />

Institut für Humangenetik (Univ.<br />

Klinikum Heidelberg) 215<br />

Institut für Humangenetik (Medizin.<br />

Univ. Lübeck) 218, 221<br />

Institut für Humangenetik und<br />

Anthropologie (Univ. Düsseldorf) 237<br />

Institut für Humangenetik/Virchow-<br />

Klinikum (Humboldt-Univ. Berlin)<br />

226, 248<br />

Institut für Hymnologische und<br />

musikethnologische Studien e.V.<br />

(Arbeitsstelle Maria Laach) 125<br />

Institut für Iberoamerikakunde<br />

(Hamburg) 199<br />

Institut für Klassische Archäologie<br />

(Univ. Wien) 92<br />

Institut für Klinische Zytobiologie und<br />

Zytopathologie (Univ. Marburg) 236


355<br />

REGISTER<br />

Institut für Kulturwissenschaften (Univ.<br />

Leipzig) 69<br />

Institut für Kulturwissenschaften und<br />

ihre Didaktik, Erziehungswissenschaftliche<br />

Fakultät (Univ. Kiel) 52<br />

Institut für Kunstgeschichte (RWTH<br />

Aachen) 102<br />

Institut für Länderkunde (Leipzig) 178<br />

Institut für Migrationsforschung und<br />

Interkulturelle Studien/IMIS (Univ.<br />

Osnabrück) 177<br />

Institut für Neuropathologie (Univ.<br />

Basel) 214<br />

Institut für Öffentliches Recht (Univ.<br />

Bonn) 203<br />

Institut für Öffentliches Recht (Univ.<br />

Freiburg) 206<br />

Institut für Ökologie und Unternehmensführung<br />

e.V. an der<br />

European Business School (Oestrich-<br />

Winkel) 163<br />

Institut für Orientalistik (Univ. Halle-<br />

Wittenberg) 72<br />

Institut für Philosophie (Humboldt-<br />

Univ. Berlin) 61<br />

Institut für Philosophie (TU Dresden) 14<br />

Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie,<br />

Wissenschafts- und<br />

Technikgeschichte (TU Berlin) 54<br />

Institut für Physiologie II (Univ. Bonn)<br />

216<br />

Institut für Physiologische Chemie<br />

(Univ. Bochum) 243<br />

Institut für Reproduktionsmedizin<br />

(Univ. Münster) 249<br />

Institut für Romanische Philologie<br />

(Univ. München) 142<br />

Institut für Romanistik (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 140<br />

Institut für Sächsische Geschichte und<br />

Volkskunde e. V. (Dresden) 38<br />

Institut für Sozialwissenschaften (Univ.<br />

Stuttgart) 167<br />

– Abteilung für politische Systeme und<br />

politische Soziologie 165<br />

Institut für Spezialforschungen,<br />

Theologische Fakultät, Abteilung<br />

Biblische Theologie (Univ.<br />

Göttingen) 26<br />

Institut für Vergleichende Geschichte<br />

Europas im Mittelalter (Humboldt-<br />

Univ. Berlin) 30<br />

Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft,<br />

Phonetik und<br />

Slawische Philologie (Univ.<br />

Frankfurt a. M.) 132<br />

Institut für Virologie und Immunologie<br />

(Univ. Würzburg) 230<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre (Univ.<br />

Hohenheim) 155<br />

Institut für Vorderasiatische<br />

Altertumskunde (FU Berlin) 92<br />

Institut für Weltwirtschaft (Univ. Kiel)<br />

208<br />

– Forschungsabteilung I, Wachstum,<br />

Strukturpolitik und Internationale<br />

Arbeitsteilung 206<br />

Institut für Zeitgeschichte (München) 60<br />

Institut für Zellbiologie/IFZ (Univ.<br />

Klinikum Essen) 229<br />

Institut für Zoologie (Univ. Regensburg)<br />

223<br />

Institut Universitaire des Hautes Etudes<br />

Internationales/IUHEI (Genf) 193<br />

Institute for Advanced Study (Princeton)<br />

– Collegium Budapest 253<br />

– School of Historical Studies:<br />

Gaststipendienprogramm 259 f.<br />

Institute for the History of European<br />

Expansion (Univ. Leiden) 177<br />

Intelligenz (1956/1957): DDR 61 f.<br />

Interdisziplinäres Institut für Kulturgeschichte<br />

der Frühen Neuzeit<br />

(Univ. Osnabrück) 132<br />

International School for Molecular<br />

Biology and Microbiology (Hebrew<br />

Univ. Jerusalem): Stipendienprogramm<br />

Medizinische Mikrobiologie<br />

261<br />

Investitionen: industrielle Investitionen<br />

in der NS-Diktatur 53 f.<br />

Iran: Beziehungen zum Südkaukasus<br />

(Armenien, Aserbaidschan,<br />

Georgien) 198 f.<br />

IRELA s. Instituto de Relaciones<br />

Europeo-Latinoamericanas (Madrid)<br />

Islam: Semitistik, Arabistik, Islamwissenschaft<br />

(1. Hälfte 20. Jh.) 72 f.


Israel: Ausgrabungen in Apollonia-<br />

Arsuf 88 ff.<br />

Italien<br />

– Bruno, Giordano 8 ff.<br />

– Etrurien: Stadtgenese und urbanistische<br />

Entwicklung (8. – 5. Jh. v. Chr.)<br />

80 f.<br />

– Ostia: Ausgrabungen 78 ff.<br />

– Rom: Maxentius-Basilika 81 f.;<br />

S. Paolo fuori le mura 82<br />

– Verona: Museo Maffeiano 114, 116<br />

IUHEI s. Institut Universitaire des<br />

Hautes Etudes Internationales<br />

Jabal al-´Awd (Jemen): Ausgrabungen<br />

90 ff.<br />

Jakobusbrief: Corpus Judaeo-Hellenisticum<br />

19 f.<br />

Japan<br />

– Automobilindustrie: Globalisierung<br />

208 f.<br />

– japanisch-deutsches Wörterbuch<br />

144 ff.<br />

Jemen: Ausgrabungen in Jabal al-´Awd<br />

90 ff.<br />

Jesus (historischer): Rudolf Bultmann<br />

und Rudolf Otto 26 ff.<br />

John f. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien<br />

(FU Berlin) 75, 170<br />

JSHRZ (Jüdische Schriften aus<br />

Hellenistisch-Römischer Zeit) 20 f.<br />

Juden<br />

– Corpus Judaeo-Hellenisticum 19 f.<br />

– deutsch-jüdische Periodika<br />

(1837 – 1922): Kunstkritik 133 f.<br />

– Horvat Mazad/Palästina: jüdische<br />

Besiedlung in hellenistisch-römischer<br />

Zeit 88<br />

– jiddische Vokal- und Instrumentalmusik<br />

(Rundfunksendungen<br />

1945 – 1990) 127<br />

– Judenbücher (Spätmittelalter):<br />

Europa 35 f.<br />

– jüdische Kindheit und jüdische<br />

Kinderliteratur (1933 – 1941) 134 f.<br />

– jüdische Oberschicht (18. Jh.) 49 f.<br />

REGISTER 356<br />

– Jüdische Schriften aus Hellenistisch-<br />

Römischer Zeit (JSHRZ) 20 f.<br />

– Kurmainz (Frühe Neuzeit) 36 f.<br />

– Ostpreußen/Litauisches Grenzgebiet<br />

(1812-1942) 50 f.<br />

– rassistisch Verfolgte der Friedrich-<br />

Wilhelms-Universität zu Berlin<br />

(1933 – 1945) 56 f.<br />

– rassistisch vertriebene Hochschullehrer<br />

und Wissenschaftler<br />

(1933 – 1945) 57<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 76<br />

– Steinitz, Wolfgang 55 f.<br />

Jünger, Ernst: Martin Heidegger 10 f.<br />

Jürgen-Heideking-Fellowship<br />

(Deutsches Historisches Institut,<br />

Washington): moderne und<br />

internationale Geschichte 260<br />

Jugend im Umbruch (nach 1945) 58<br />

Kataloge<br />

– Corpus Judaeo-Hellenisticum:<br />

Jakobusbrief 19 f.<br />

– Corpus mittelalterlicher volkssprachlicher<br />

Sangeskunst 126<br />

– Corpus of Florentine Painting 114<br />

– flämische Gemälde (Anhaltinische<br />

Gemäldegalerie Dessau) 112 f.<br />

– flämische und holländische<br />

Zeichnungen (Hamburger Kunsthalle/Kupferstichkabinett)<br />

109 f.<br />

– florentinische und sienesische<br />

Gemälde (Lindenau Museum<br />

Altenburg) 113 f.<br />

– Heiligenleben: Katalog der deutschsprachigen<br />

illustrierten Handschriften<br />

des Mittelalters 131 f.<br />

– holländische Gemälde (Städelsches<br />

Kunstinstitut und Städtische Galerie<br />

Frankfurt a.M.) 110 ff.<br />

– Hutterische Handschriften<br />

(16. – 18. Jh.) 22 ff.<br />

– Inkunabeln (Bodleian Library/Univ.<br />

Oxford) 42<br />

– Königsberg: Rekonstruktion der<br />

Bibliothekslandschaft (um 1750) 132 f.


357<br />

REGISTER<br />

– Kunst- und Silberkammer der<br />

Landgrafen von Hessen (Staatliche<br />

Museen Kassel) 116 f.<br />

– Maffei, Scipione: antike Skulpturensammlung<br />

(Archäologisches Institut/<br />

Forschungsarchiv für Antike Plastik,<br />

Univ. Köln) 114, 116<br />

– Orgeln (historische): Ruhrgebiet 124<br />

– Porzellansammlung (Staatliche<br />

Kunstsammlungen Dresden) 116<br />

– römische Bronzen (Römisches<br />

Museum der Stadt Augsburg) 86<br />

– spanische Gemälde (Staatliche<br />

Kunstsammlungen Dresden/<br />

Gemäldegalerie Alte Meister) 113<br />

Katholische Kirche: Bücherzensur 21 f.<br />

Kaufleute und Beamte (1740 – 1806):<br />

Preußen 42 f.<br />

Kaukasus s. Südkaukasus<br />

Kirchen: S. Paolo fuori le mura (Rom) 82<br />

Kirchenlieder s. Liturgische Musik<br />

Klassische Archäologie (Univ. Augsburg)<br />

86<br />

Klinik für Allgemeine Pädiatrie<br />

(Humboldt-Univ. Berlin) 235<br />

Klinik für Neurologie (Medizin. Univ.<br />

Lübeck) 218<br />

Klinik für Psychiatrie (Univ. Bonn) 212<br />

Kölderer, Georg 33 f.<br />

Köln: ethnisches Unternehmertum 180 f.<br />

Königsberg/Pr.<br />

– Albertus-Universität (1918 – 1945)<br />

69 f.<br />

– Rekonstruktion der Bibliothekslandschaft<br />

(um 1750) 132 f.<br />

Kolonialzeit: Afrika (Erforschung von<br />

Geschlecht/Macht) 72<br />

Kommunalpolitik<br />

– kommunale Strukturen (Europa):<br />

Einfluss auf die Bürger 167 f.<br />

– Zuwanderungspolitik (Bundesrep.<br />

Deutschland/Niederlande) 179 f.<br />

Konfessionalisierung (16./17. Jh.) 37 f.<br />

Korrespondenzen s. Briefe<br />

Kraniosynostose 146<br />

Krieg und öffentliche Kommunikation<br />

(16. Jh.): Deutsches Reich 34 f.<br />

Kulturgeschichte (Frühe Neuzeit):<br />

Georg Kölderer 32 f.<br />

Kunst- und Kulturtranfer nach 1945:<br />

Deutschland/Frankreich 117 f.<br />

Kunstgeschichtliches Institut<br />

(Humboldt-Univ. Berlin) 148<br />

Kunstgeschichtliches Institut (Univ.<br />

Freiburg) 106<br />

Kunstgeschichtliches Seminar<br />

(Humboldt-Univ. Berlin) 104<br />

Kunsthandwerk<br />

– Kunst- und Silberkammer der<br />

Landgrafen von Hessen 116 f.<br />

– Metallkunst (1871 – 1945):<br />

Deutschland 108 f.<br />

– Porzellansammlung Augusts des<br />

Starken und Augusts III. zu Dresden<br />

(Staatliche Kunstsammlungen<br />

Dresden) 116<br />

– römische Bronzen (Römisches<br />

Museum der Stadt Augsburg) 86<br />

Kunsthistorisches Institut/Abteilung Architekturgeschichte<br />

(Univ. Köln) 118<br />

Kunstkritik: deutsch-jüdische Periodika<br />

(1837 – 1922) 133 f.<br />

Kuratorium für die Tagungen der<br />

Nobelpreisträger in Lindau e. V.<br />

(Lindau) 261<br />

Kurmainz (Frühe Neuzeit): Juden 36 f.<br />

Labor für Pädiatrische Molekularbiologie/Charité<br />

(Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 235<br />

Lageschwindel (neurologische Erkrankung)<br />

251 f.<br />

Landgrafen von Hessen: Kunst- und<br />

Silberkammer 116 f.<br />

Landsberg (Schloss): August <strong>Thyssen</strong><br />

118 ff.<br />

Lebensstandard: Deutschland<br />

(1920 – 1960) 67 f.<br />

Lehrbücher<br />

– europäisches materielles Recht 201 f.<br />

– europäisches Wettbewerbsrecht 202 f.<br />

– europäisches Wirtschaftsrecht 204 f.<br />

Lehrstühle<br />

– Columbia Law School (New York):<br />

europäisches Wirtschafts- und<br />

Öffentliches Recht 259


– Univ. Jena, Rechtswissenschaftliche<br />

Fakultät: englisches und französisches<br />

Recht: 201<br />

Lehrveranstaltungen s. Vorlesungen<br />

Lester and Sally Entin Faculty of<br />

Humanities/Department of Classics<br />

(Tel Aviv Univ.) 88<br />

Levante: Hominidenforschung<br />

Lexika s. Nachschlagewerke<br />

Lieder (geistliche) s. Liturgische Musik<br />

Lindenau, Bernhard August von 113 f.<br />

LIS1-Gen: Gehirnentwicklung 211 f.<br />

Litauische Postille (1573) 132<br />

Litauisches Grenzgebiet/Ostpreußen:<br />

Juden (1812 – 1942) 50 f.<br />

Literatur und Sprache<br />

– altägyptische Hieroglyphenschrift<br />

101 f.<br />

– altägyptische Literatur 100<br />

– altägyptisches Wörterbuch 99<br />

– althochdeutsches Wörterbuch<br />

(8. – 11. Jh.) 131<br />

– Bruno, Giordano 8 ff.<br />

– deutsche Gegenwartsliteratur:<br />

Gaststipendienprogramm (Max-<br />

Kade-Zentrum, St. Louis, Mo.) 257 f.<br />

– Documenta Orthographica<br />

(16. – 20. Jh.) 130 f.<br />

– Herero-Nama-Aufstand in der<br />

deutschen Literatur (1904 – 1907)<br />

139 f.<br />

– jüdische 133 f., 134 f.<br />

– Jünger, Ernst: Martin Heidegger 10 f.<br />

– Kafka, Franz 136<br />

– Neusprachenunterricht in China<br />

(1860 – 1895) 68 f.<br />

– Periodika 133 f., 135<br />

– Roman und Porträt 146 f.<br />

– romanistische Sprachgeschichtsschreibung<br />

152 ff.<br />

– traumatische Texte 140 ff.<br />

– Zuckmayer, Carl: Gottfried Bermann<br />

Fischer 136 f.<br />

Liturgische Musik<br />

– mittelhochdeutsche/mittelniederländische<br />

geistliche Gesänge 125 ff.<br />

– russische liturgische Hymnen<br />

(11. – 13. Jh.) 127 f.<br />

REGISTER 358<br />

Lohnsubventionen (Bundesrepublik<br />

Deutschland): Niedriglohnbereich<br />

153 ff.<br />

London School of Economics/Centre for<br />

the Philosophy of Natural and Social<br />

Sciences 260<br />

Lupus erythematodes (systemischer)/<br />

SLE 229 f.<br />

Lutherhalle Wittenberg: Sammlungspolitik<br />

24 ff.<br />

Lysosomen: Danon-Sydrom 236 f.<br />

Maffei, Scipione: Skulpturensammlung<br />

114, 116<br />

Malerei<br />

– Bildtheologie: Handbuch 147 f.<br />

– flämische 112 f.<br />

– florentinische und sienesische 103 f.<br />

– holländische 110 ff.<br />

– Ikonologie der Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-<br />

Vorlesungen 148 ff.<br />

– Porträt und Roman 146 f.<br />

– spanische 112, 115<br />

Mannheimer Zentrum für Europäische<br />

Sozialforschung/MZES (Univ.<br />

Mannheim) 174<br />

Masern 230 f.<br />

Maxentius-Basilika (Rom) 81 f.<br />

Max-Kade-Zentrum für Deutschsprachige<br />

Gegenwartsliteratur<br />

(Washington Univ., St. Louis, Mo.):<br />

Gaststipendienprogramm 257 f.<br />

Max-Planck-Institut für Ausländisches<br />

und Internationales Privatrecht<br />

(Hamburg) 202<br />

Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />

(München) 246<br />

Max-Planck-Institut für<br />

Wissenschaftsgeschichte (Berlin) 74<br />

Mecklenburg: slawische Körpergräber<br />

(10.-13. Jh.) 86 f.<br />

Medizinische Hochschule Hannover/<br />

Sektion Experimentelle Hämatologie/Onkologie<br />

228<br />

Medizinische Klinik II (Medizin. Univ.<br />

Lübeck) 233


359<br />

REGISTER<br />

Medizinische Klinik und Poliklinik I<br />

(Univ. München) 233<br />

Medizinisches Zentrum für Nervenheilkunde<br />

(Univ. Marburg) 216<br />

Mensch und Natur 13 f.<br />

Menschheitsentwicklung:<br />

altpaläolithischer Fundplatz<br />

(Dmanisi/Georgien) 87<br />

Merca¸do Común del Cono Su¸r s.<br />

MERCOSUR<br />

MERCOSUR und NAFTA 199 f.<br />

Metallkunst<br />

– Deutschland (1871 – 1945) 108 f.<br />

– römische Bronzen (Römisches<br />

Museum der Stadt Augsburg) 86<br />

Meyerbeer, Giacomo<br />

– Oper „Le Prophète“ 124 f.<br />

– Sologesänge 125<br />

Migration<br />

– Integration von Minderheiten:<br />

Europa (17. – 20. Jh.) 177 f.<br />

– Juden: Simon-Dubnow-Vorlesung<br />

(Univ. Leipzig) 76<br />

Mikrobiologie (medizinische):<br />

Stipendienprogramm (International<br />

School for Molecular Biology and<br />

Microbiology, Hebrew Univ.<br />

Jerusalem) 261<br />

Mittelalter<br />

– althochdeutsches Wörterbuch<br />

(8. – 11. Jh.) 131<br />

– aristokratische Polygynie<br />

(Hochmittelalter) 30 ff.<br />

– fürstliche Höfe und Residenzen<br />

(Spätmittelalter) 32 f.<br />

– Heiligenleben: Katalog der deutschsprachigen<br />

illustrierten Handschriften<br />

des Mittelalters 131 f.<br />

– Inkunabeln (Bodleian Library/Univ.<br />

Oxford) 42<br />

– Judenbücher in Europa (Spätmittelalter)<br />

35 f.<br />

– mittelhochdeutsche/mittelniederländische<br />

geistliche Gesänge 125 ff.<br />

– russische liturgische Hymen<br />

(11. – 13. Jh.) 127 f.<br />

– slawische Körpergräber in Mecklenburg,<br />

Pommern, Brandenburg<br />

(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />

Mittel– und Osteuropa<br />

– Collegium Budapest: Fellow-<br />

Stipendien 253 ff.<br />

– Entwicklung neuer Parteiensysteme<br />

168 f.<br />

– Hochschulförderung durch die<br />

<strong>Stiftung</strong>sinitiative Johann Gottfried<br />

Herder 261 f.<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 76<br />

Molybdäncofaktor-Defizienz 234 f.<br />

MRX (X-chromosomal bedingte<br />

mentale Retardierung) 215 f.<br />

Museen<br />

– Ägyptisches Museum (Leipzig) 98<br />

– Anhaltinische Gemäldegalerie<br />

(Dessau) 112<br />

– Antikensammlung (Staatliche<br />

Museen Preußischer Kulturbesitz<br />

Berlin) 94<br />

– Archäologisches Landesmuseum –<br />

Landesamt für Bodendenkmalpflege<br />

Mecklenburg-Vorp. (Lübstorf) 86<br />

– Architekturmuseum (TU München)<br />

122<br />

– Badisches Landesmuseum (Karlsruhe)<br />

108<br />

– Deutsches Museum (Bonn) 128<br />

– Hamburger Kunsthalle/Kupferstichkabinett<br />

(Hamburg) 109<br />

– Lindenau Museum (Altenburg) 113<br />

– Museo Maffeiano (Verona) 114, 116<br />

– Römisches Museum der Stadt<br />

Augsburg 86<br />

– Römisch-Germanisches Zentralmuseum<br />

(Schloss Monrepos Neuwied)/<br />

Forschungsbereich Altsteinzeit 87<br />

– Schiller-Nationalmuseum und<br />

Deutsches Literaturarchiv (Marbach<br />

am Neckar) 136<br />

– Staatliche Kunstsammlungen/<br />

Gemäldegalerie Alte Meister<br />

(Dresden) 113<br />

– Staatliche Kunstsammlungen/<br />

Porzellansammlung (Dresden) 116<br />

– Staatliche Museen (Kassel) 116<br />

– Städelsches Kunstinstitut und<br />

Städtische Galerie (Frankfurt a. M.)<br />

110


– University Museum (Univ. Tokyo) 80<br />

Musikwissenschaft<br />

– jiddische Vokal- und Instrumentalmusik:<br />

Rundfunksendungen<br />

1945 – 1990 127<br />

– liturgische Musik 125 ff., 127 f.<br />

– Meyerbeer, Giacomo 124 f., 125<br />

– Orgeln: Ruhrgebiet 124<br />

– Sala, Oskar: Nachlass 128<br />

Musikwissenschaftliches Institut (Univ.<br />

Bochum) 124<br />

Musikwissenschaftliches Seminar<br />

(Univ. Zürich) 125<br />

Muskelkrankheiten<br />

– CMS (Kongenitale myasthene<br />

Syndrome) 218<br />

– Lysosomen: Danon-Syndrom 236 f.<br />

– Myoklonus-Dystonie 218 ff.<br />

MZES s. Mannheimer Zentrum für<br />

Europäische Sozialforschung<br />

Nachkriegszeit (nach 1945)<br />

– Jugend im Umbruch 58<br />

– Schwarzhandel Berlin 57 f.<br />

Nachlässe<br />

– Gelehrtennachlässe (1. Hälfte 20. Jh.):<br />

Semitistik, Arabistik,<br />

Islamwissenschaft 72 f.<br />

– Sala, Oskar 128<br />

– Winckelmann, Johann Joachim 94 ff.,<br />

97 f.<br />

Nachschlagewerke/Lexika/Wörterbücher<br />

– altägyptisches 99<br />

– althochdeutsches Wörterbuch<br />

(8. – 11. Jh.) 131<br />

– japanisch-deutsches Wörterbuch<br />

144 ff.<br />

NAFTA und MERCOSUR 199 f.<br />

Nahdaforschung: Naher Osten 70 ff.<br />

Nationalatlas Bundesrepublik<br />

Deutschland 178 f.<br />

Nationalsozialismus<br />

– Friedrichs-Wilhelms-Universität zu<br />

Berlin (1933 – 1945): rassisch und<br />

politisch Verfolgte 56 f.<br />

REGISTER 360<br />

– Hindenburg, Paul von 47 f.<br />

– Human Development Index (HDI)<br />

67 f.<br />

– industrielle Investitionen 53 f.<br />

– jüdische Kindheit und jüdische<br />

Kinderliteratur (1933 – 1941) 134 f.<br />

– rassistisch Verfolgte Universitätsangehörige<br />

56 f., 57<br />

– Schwarzhandel: Berlin 57 f.<br />

– Volksprodukte 54 f.<br />

NATO<br />

– Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

194 f.<br />

– Südkaukasus 198 f.<br />

Natur<br />

– Freiheitsbegriff 12 f.<br />

– Mensch 13 f.<br />

Nephrotisches Syndrom 237 f.<br />

Neues Testament: Jakobusbrief 19 f.<br />

Neurologie<br />

– Alzheimer-Krankheit 212, 212 ff.,<br />

214 f.<br />

– Doublecortin-Gen 210 f., 211 f.<br />

– Epilepsie 210 f.<br />

– Gehirnentwicklung 211 f.<br />

– Hyperekplexie 216 ff.<br />

– Lageschwindel 251 f.<br />

– LIS1-Gen 211 f.<br />

– Molybdäncofaktor-Defizienz 234 f.<br />

– neuro-degenerative Erkrankungen<br />

221 f.; Tiermodell 223 f.<br />

– Parkinson-Krankheit 216<br />

– spinozerebelläre Ataxie Typ 3 220 f.<br />

Neurologische Klinik (Univ. München)<br />

251<br />

Neurologische Universitätsklinik<br />

(Regensburg) 210<br />

Neusprachenunterricht in China<br />

(1860 – 1895) 68 f.<br />

Niederlande: Zuwanderungspolitik der<br />

Kommunen 179 f.<br />

Niedriglohnbereich (Bundesrep.<br />

Deutschland): Lohnsubventionen<br />

153 ff.<br />

Nierenerkrankungen<br />

– degenerative 238 f.<br />

– nephrotisches Syndrom 237 f.<br />

– polycystische 239 f.<br />

Nobelpreisträgertagungen (Lindau) 261


361<br />

REGISTER<br />

Nordrhein-Westfälische Akademie der<br />

Wissenschaften/Arbeitsstelle Bonn<br />

der Patristischen Kommission 127<br />

North American Free Trade Agreement<br />

s. NAFTA<br />

Öffentlicher Dienst als Arbeitgeber:<br />

Europa 174 f.<br />

Ökumenische Versammlung der DDR<br />

(1987 – 1989) 29 f.<br />

Ohrkrankeiten<br />

– Connexin-assoziierte Hörstörungen<br />

226<br />

– sensorineurale nicht-syndromische<br />

Taubheit 224 f.<br />

– Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit 225 f.<br />

Oper: Giacomo Meyerbeers Oper<br />

„Le Prophète“ 124 f.<br />

Orgeln (historische): Ruhrgebiet 124<br />

Orthographie: Documenta Orthographica<br />

(16. – 20. Jh.) 130 f.<br />

Osmanisches Reich: Nahdaforschung in<br />

den syrischen Provinzen (Bila - d al-<br />

Sha - m) 70 ff.<br />

Ostdeutschland: Wirtschaftsförderung<br />

nach der Wiedervereinigung 157 f.<br />

Ostia (Italien): urbanistische<br />

Entwicklung von römischer Zeit bis<br />

ins frühe Mittelalter 78 ff.<br />

Ostkirchen-Institut (Univ. Münster) 29<br />

Ostpreußen/Litauisches Grenzgebiet:<br />

Juden (1812 – 1942) 50 f.<br />

Ostseeinstitut für Seerecht und<br />

Umweltrecht (Univ. Rostock) 162<br />

Otto, Rudolf: Rudolf Bultmann 26 ff.<br />

Ottobeuren: Bendiktinerabtei<br />

(1672 – 1803) 121 f.<br />

Otto-Peters, Louise 45 f.<br />

Otto-von-Bismarck-<strong>Stiftung</strong><br />

(Friedrichsruh) 51<br />

Paläolithikum: altpaläolithischer<br />

Fundplatz (Dmanisi/Georgien) 87<br />

Palästina: Horvat Mazad (jüdische<br />

Besiedlung in hellenistischrömischer<br />

Zeit) 88<br />

Palmyra (Syrien): vorrömischhellenistische<br />

Urbanistik 92<br />

Papstgrabmäler 102 ff., 104 ff.<br />

Parkinson-Krankheit 216<br />

Parteien: Polnische Fraktion im<br />

Reichstag (1871 – 1918) 46 f.<br />

Parteiensysteme (neue): Mittel- und<br />

Osteuropa 168 f.<br />

Parteigeschichte und Zensur: DDR 64<br />

Periodika<br />

– deutsch-jüdische Periodika<br />

(1837 – 1922): Kunstkritik 133 f.<br />

– Theaterperiodika (1750 – 1800) 135<br />

Peroxisomale Erkrankungen:<br />

Zellweger-Syndrom 241 ff., 243 f.<br />

Philosophie<br />

– Bruno, Giordano 8 ff.<br />

– Freiheitsbegriff 12 f.<br />

– Heidegger, Martin 10 f.<br />

– Mensch und Natur 13 f.<br />

– Philosophiedidaktik 14 ff.<br />

– Platon 7 f.<br />

– Quantenfeldtheorie 16 ff.<br />

– Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph<br />

von 9 f.<br />

– Übersetzung deutscher Klassiker ins<br />

Englische 8<br />

– Übersetzung Diltheys ins Russische<br />

12<br />

Philosophie-Department (Univ.<br />

Münster) 12<br />

Philosophisches Seminar (Univ.<br />

Münster) 8<br />

Philosophisches Seminar (Univ.<br />

Tübingen) 8<br />

Philosophisches Seminar (Bergische<br />

Universität Gesamthochschule<br />

Wuppertal) 10<br />

Physik: Stipendienprogramm<br />

Teilchenphysik (Harari Center for<br />

Experimental Physics/Weizmann<br />

Institute of Science, Rehovot) 261<br />

Plastik<br />

– Maffei, Scipione: antike<br />

Skulpturensammlung 114, 116<br />

– Papstgrabmäler 102 ff., 104 ff.


Platon: Ethik 7 f.<br />

Polit-Emigranten: DDR 62 ff.<br />

Polnische Fraktion im Deutschen<br />

Reichstag (1871 – 1918) 46 f.<br />

Polycystische Nierenerkrankung 239 f.<br />

Polyglutaminerkrankungen 220 f., 221 f.,<br />

223 f.<br />

Polygynie (aristokratische): Mittelalter<br />

30 ff.<br />

Pommern: slawische Körpergräber<br />

(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />

Porträt und Roman 146 f.<br />

Portugal: römische Villen (Algarve) 84 f.<br />

Porzellansammlung Augusts des Starken<br />

und Augusts III. zu Dresden 116<br />

Pound, Ezra 75 f.<br />

Predigtsammlung: litauische Postille<br />

(1573) 132<br />

Preis für sozialwissenschaftliche<br />

Arbeiten in Zeitschriften 181 ff.<br />

Preußen<br />

– Beamte und Kaufleute (1740 – 1806)<br />

42 f.<br />

– Juden: Ostpreußen/Litauisches<br />

Grenzgebiet (1812 – 1942) 50 f.<br />

Princeton (Institute for Advanced<br />

Study/School of Historical Studies):<br />

Gaststipendienprogramm 259 f.<br />

Protestantismus<br />

– Arndt, Johann 26<br />

– Lutherhalle Wittenberg 24 ff.<br />

Qualifikation: Arbeitsmarkterfolg 152 f.<br />

Quantenfeldtheorie 16 ff.<br />

Ramses II: Staatsreligion und Volksfrömmigkeit<br />

98 f.<br />

Rassistisch Verfolgte Universitätsangehörige<br />

(1933 – 1945) 56 f., 57<br />

Rechtschreibung s. Orthographie<br />

Rechtsverletzungen: Selbstanzeige<br />

163 f.<br />

Reformation<br />

– Arndt, Johann 26<br />

– Konfessionalisierung 37 f.<br />

– Krieg und öffentliche Kommunikation<br />

(16. Jh.) 34 f.<br />

– Lutherhalle Wittenberg 24 ff.<br />

Reichstag (Deutscher): Polnische<br />

Fraktion (1871 – 1918) 46 f.<br />

Reliefkunst s. Plastik<br />

Reprintprogramm: Historia Scientiarum<br />

(17. – 19. Jh.) 76 f.<br />

Retardierung<br />

– mentale: MRX 215 f.; Danon-Syndrom<br />

236 f.<br />

– Townes-Brocks-Syndrom<br />

(Fehlbildungssyndrom) 226 ff.<br />

Rheinisch-Westfälisches Institut für<br />

Wirtschaftsforschung e. V./RWI<br />

(Essen) 157<br />

Rhetorische Begriffsbildung: Ukraine/<br />

Russland (17./18. Jh.) 138 f.<br />

Römische Villen<br />

– Algarve/Portugal 84 f.<br />

– Apollonia-Arsuf (Israel) 88 ff.<br />

Römisch-spätantike Siedlungeschichte:<br />

Tell Dgherat (Syrien) 92<br />

Rom<br />

– Maxentius-Basilika 81 f.<br />

– S. Paolo fuori le mura 82<br />

Roman: Porträt 146 f.<br />

Romanistik: Sprachgeschichtsschreibung<br />

142 ff.<br />

Ruhrgebiet: Orgeln (historische) 124<br />

Ruhr-Universität Bochum s. Universität<br />

Bochum<br />

Rundfunkanstalten (Berlin): Sendungen<br />

jiddischer Vokal- und Instrumentalmusik<br />

(1945 – 1990) 127<br />

Russland<br />

– deutsch-russische Fremdenbilder<br />

137 f.<br />

– liturgische Hymnen (11. – 13. Jh.)<br />

127 f.<br />

– Ukraine: rhetorische Begriffsbildung<br />

(17./18.Jh.) 138 f.<br />

RWI s. Rheinisch-Westfälisches Institut<br />

für Wirtschaftsforschung e. V. (Essen)<br />

Sachsen: Eliten-Bildung (Kaiserreich;<br />

Weimarer Republik) 39 ff.<br />

REGISTER 362


363<br />

REGISTER<br />

Sächsische Akademie der Wissenschaften<br />

(Leipzig) 100, 131<br />

Sala, Oskar 128<br />

Sammlung Maffei (Archäologisches<br />

Institut/Forschungsarchiv Antike<br />

Plastik, Univ. Köln) 114, 116<br />

Sanktionen in Konflikten und Kriegen:<br />

Waffenembargo 169 f.<br />

SAPERE s. Scripta Antiquitates<br />

Posterioris Ad Ethicam<br />

REligionemque Pertinentia<br />

SBZ (Sowjetisch Besetzte Zone) s. DDR<br />

Schädeldeformation: Kraniosynostose<br />

246<br />

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph<br />

von 9 f.<br />

School of Cultural Studies/Culture<br />

Research Unit (Tel Aviv Univ.) 134<br />

School of Historical Studies/Institute for<br />

Advanced Study (Princeton):<br />

Gaststipendienprogramm 259 f.<br />

Schrift: altägyptische Hieroglyphenschrift<br />

101 f.<br />

Schwarzhandel (Kriegszeit und nach<br />

1945): Berlin 57 f.<br />

Schwerhörigkeit<br />

– Kindesalter: Connexin-assoziierte<br />

Hörstörungen 226<br />

– Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit 225 f.<br />

Scripta Antiquitates Posterioris Ad<br />

Ethicam REligionemque Pertinentia<br />

(SAPERE) 18 f.<br />

Selbstanzeige: optimale Rechtsdurchsetzung<br />

163 f.<br />

Selbstbestimmungsrecht und Sicherheit<br />

der Völker: Vereinte Nationen 189 ff.<br />

Seminar für Ägyptologie (Univ. Köln) 97<br />

Seminar für Ägyptologie und Koptologie<br />

(Univ. Göttingen) 101<br />

Seminar für Griechische und Römische<br />

Geschichte (Univ. Frankfurt a. M.) 84<br />

Seminar für Osteuropäische Geschichte<br />

(Univ. Bonn) 46<br />

Seminar für Politikwissenschaft (Univ.<br />

Köln) 194<br />

Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte<br />

(Univ. München) 67<br />

Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

(Univ. Mannheim) 53<br />

Semitistik, Arabistik und Islamwissenschaft:<br />

Gelehrtennachlässe (1. Hälfte<br />

20. Jh.) 72 f.<br />

Sepulkralkunst s. Gräber und Grabmäler<br />

Shenbao (chinesische Tageszeitung<br />

1872 – 1898) 144<br />

Sienesische und florentinische Malerei<br />

113 f.<br />

Simon-Dubnow-Institut für Jüdische<br />

Geschichte und Kultur e. V. (Univ.<br />

Leipzig) 76<br />

Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 76<br />

Sinologisches Seminar (Univ.<br />

Heidelberg) 144<br />

Skulptur s. Plastik<br />

Slawische Körpergräber (10. – 13. Jh.):<br />

Mecklenburg, Pommern, Brandenburg<br />

86 f.<br />

SLE s. Systemischer Lupus Erythematodes<br />

229 f.<br />

Sowjetunion: Deutschlandpolitik<br />

(1941 – 1949) 58 ff.<br />

Sozialtransfersysteme: Europa 155<br />

Sozialwissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze:<br />

Preise 181 ff.<br />

Spanische Gemälde 113, 115<br />

Spinozerebelläre Ataxie Typ 3 220 f.<br />

Sprache s. Literatur<br />

Sprachgeschichtsschreibung<br />

(romanistische) 142 ff.<br />

Staatsreligion und Volksfrömmigkeit:<br />

Ramses II 98<br />

Stadtarchäologie<br />

– Etrurien (Italien): 8. – 5. Jh. v. Chr. 80 f.<br />

– Ostia (Italien): römische Zeit bis ins<br />

frühe Mittelalter 78 ff.<br />

– Palmyra (Syrien) 92<br />

Stadtforschung<br />

– Etrurien (Italien): 8. – 5. Jh. v. Chr. 80 f.<br />

– Ostia (Italien): römische Zeit bis ins<br />

frühe Mittelalter 78 ff.<br />

– Städtebau: Bayern (1945-1965) 122 ff.<br />

Steinitz, Wolfgang 55 f.<br />

Steinzeit s. Paläolithikum<br />

<strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in<br />

Sachsen-Anhalt 24<br />

<strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik<br />

(Ebenhausen) 195, 197


<strong>Stiftung</strong>sinitiative Johann Gottfried<br />

Herder (<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />

Alfried Krupp von Bohlen und<br />

Halbach-<strong>Stiftung</strong>, Robert Bosch<br />

<strong>Stiftung</strong>, Stifterverband, ZEIT-<br />

<strong>Stiftung</strong>) 261<br />

Stresemann, Gustav 48 f.<br />

Südkaukasus (Armenien, Aserbaidschan,<br />

Georgien): Beziehungen zur Türkei,<br />

Iran, NATO, USA, EU 198 f.<br />

Südosteuropa: Sonderprogramm für<br />

den wissenschaftlich-kulturellen<br />

Wiederaufbau 261 f.<br />

Syrien<br />

– Palmyra: vorrömisch-hellenistische<br />

Urbanistik 92<br />

– Tell Dgherat: Besiedlung in<br />

römischer und spätantiker Zeit 92<br />

Systemischer Lupus Erythematodes/<br />

SLE 229 f.<br />

Tangier-Krankheit 232 f.<br />

Taubheit (sensorineurale nicht-syndromische)<br />

224 f.<br />

Teilchenphysik s. Physik<br />

Tel Aviv University<br />

– Department of Classics 88<br />

– Lester and Sally Entin Faculty of<br />

Humanities/Department of Classics<br />

88<br />

Tell Dgherat (Syrien): Besiedlung in<br />

römischer und spätantiker Zeit 92<br />

Thalassämie 235 f.<br />

Theater: Theaterperiodika (1750 – 1800)<br />

135<br />

Thugga (Tunesien): frühe Siedlungsgeschichte<br />

82 ff.<br />

<strong>Thyssen</strong>, August: Schloss Landsberg<br />

118 ff.<br />

<strong>Thyssen</strong> Postdoctoral Fellowships:<br />

Weatherhead Center for International<br />

Affairs (Harvard Univ. Cambridge,<br />

Mass.) 259<br />

<strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen: Ikonologie der<br />

Gegenwart (Humboldt-Univ. Berlin)<br />

148 ff.<br />

Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit 225 f.<br />

REGISTER 364<br />

Tiermodell: neuro-degenerative<br />

Erkrankungen 223 f.<br />

Townes-Brocks-Syndrom<br />

(Fehlbildungssyndrom) 226 ff.<br />

Transatlantische Beziehungen<br />

– Gesprächskreis 189, 191<br />

– Sicherheits- und Verteidigungspolitik:<br />

EU, NATO; USA 194 f.<br />

Transatlantischer Dialog: Aspen-Berlin-<br />

Scholars-Programm (Aspen-Institute<br />

Berlin) 258 f.<br />

Transposition: DNA 250 f.<br />

Traumatische Texte: literarische Fiktion<br />

140 ff.<br />

Trautonium: Oskar Sala 128<br />

Türkei: Beziehungen zum Südkaukasus<br />

(Armenien, Aserbaidschan, Georgien)<br />

198 f.<br />

Tumorerkrankungen s. Krebserkrankungen<br />

Tunesien: Thugga (Ausgrabungen) 82 ff.<br />

UdSSR s. Sowjetunion<br />

Übersetzungen<br />

– rhetorische Begriffsbildung<br />

(17./18. Jh.): Ukraine/Russland 138 f.<br />

– Scripta Antiquitates Posterioris Ad<br />

Ethicam REligionemque Pertinentia<br />

(SAPERE) 18 f.<br />

Ukraine/Russland: rhetorische<br />

Begriffsbildung (17./18. Jh.) 138 f.<br />

Umweltrecht (EU): Bauleitplanung 162 f.<br />

Ungarn: Collegium Budapest (Fellow-<br />

Stipendien) 253 ff.<br />

United Nations s. Vereinte Nationen<br />

Universität Bamberg: Lehrstuhl für<br />

Deutsche Sprachwissenschaft und<br />

Ältere Deutsche Literatur 130<br />

Universität Basel: Juristische Fakultät<br />

201<br />

Universität Bayreuth<br />

– Fachbereich Biblische Theologie 18<br />

– Fachbereich Religionswissenschaft 18<br />

Universität Bielefeld<br />

– Fakultät für Geschichtswissenschaft<br />

66<br />

– Fakultät für Soziologie 172


365<br />

REGISTER<br />

Universität Bochum (Ruhr-Universität)<br />

– Fakultät für Sozialwissenschaften 57<br />

– Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

157<br />

Universität Dortmund: Lehrstuhl für<br />

Denkmalpflege und Bauforschung<br />

118<br />

Universität Duisburg: Fachbereich I –<br />

Jüdische Studien 49<br />

Universität Erlangen: Sektion Politik<br />

und Zeitgeschichte des Nahen<br />

Ostens 70<br />

Universität Essen: Fachbereich<br />

Allgemeine und Vergleichende<br />

Literaturwissenschaft 146<br />

Universität Frankfurt a. M.<br />

– Fachbereich Philosophie und<br />

Geschichtswissenschaften) 43<br />

– Lehrstuhl für Wirtschafts- und<br />

Sozialgeschichte 118<br />

– Professur für Öffentliches Recht,<br />

insbesondere Europarecht und<br />

Internationales Wirtschaftsrecht<br />

sowie Rechtsphilosophie 205<br />

Universität Göttingen: Fachbereich<br />

Klassische Philologie 18<br />

Universität Halle-Wittenberg:<br />

Juristische Fakultät 201<br />

Universität Hamburg: Fachbereich<br />

Rechtswissenschaft 200<br />

Universität Jena<br />

– Rechtswissenschaftliche Fakultät 201<br />

– Theologische Fakultät/Lehrstuhl für<br />

Neues Testament 19<br />

Universität Kiel<br />

– Erziehungswissenschaftliche<br />

Fakultät/Abteilung Geschichte 48<br />

– Lehrstuhl für Sozial- und<br />

Wirtschaftsgeschichte 32<br />

Universität Konstanz: Fachgruppe<br />

Literaturwissenschaft/Slawistik 138<br />

Universität Mainz<br />

– Fachbereich Evangelische Theologie,<br />

Lehrstuhl für Neues Testament 20<br />

– Lehrstuhl für Europarecht, Bürgerliches<br />

Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />

Rechtsvergleichung 204<br />

Universität Mannheim: Lehrstuhl für<br />

Politische Wissenschaft II 175<br />

Universität Marburg: Fachbereich<br />

Evangelische Theologie 26<br />

Universität Münster: Katholisch-<br />

Theologische Fakultät/Arbeitsstelle<br />

für Christliche Bildtheorie, Theologische<br />

Ästhetik und Bilddidaktik 147<br />

Universität Paderborn: Fachbereich 1,<br />

Philosophie 16<br />

Universität Potsdam: Jüdische Studien<br />

127<br />

Universität Rostock: Abteilung für<br />

Medizinische Genetik 220<br />

Universität Tübingen: Fakultät für<br />

Kulturwissenschaften 121<br />

Universität Würzburg<br />

– Fachbereich Klassische Philologie<br />

und Theologie 18<br />

– Fachbereich Neues Testament 18<br />

Universität Gesamthochschule<br />

Wuppertal 138<br />

Universitätsgeschichte<br />

– Berlin: Friedrichs-Wilhelms-<br />

Universität (1933 – 1945) 56 f.<br />

– Königsberg/Pr.: Albertus-Universität<br />

(1918 – 1945) 69 f.<br />

Universitäts-Kinderklinik (Univ.<br />

Freiburg) 238<br />

Universitätsklinik/Abteilung für<br />

Nephrologie (Univ. Klinik Freiburg)<br />

239<br />

Universitätsklinikum (Ulm): Abteilung<br />

Humangenetik 244<br />

Unternehmer/Unternehmen<br />

– Corporate Restructuring (Bundesrep.<br />

Deutschland/Vereinigte Staaten)<br />

156 f.<br />

– Dienstleistungssektor (Bundesrep.<br />

Deutschland) 157<br />

– Köln: ethnisches Unternehmertum<br />

180 f.<br />

– multinationale 206 ff.<br />

Urbanistik s. Stadtforschung<br />

USA s. Vereinigte Staaten<br />

Vereinigte Staaten von Amerika<br />

– Automobilindustrie: Globalisierung<br />

208 f.


– Corporate Restructuring (Bundesrep.<br />

Deutschland) 156 f.<br />

– Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

im transatlantischen Kontext 194 f.<br />

– Südkaukasus 198 f.<br />

– Weltpolitik 187 ff.<br />

Vereinigtes Deutschland: Wirtschaftsförderung<br />

nach der Wiedervereinigung<br />

in Ostdeutschland 157 f.<br />

Vereinte Nationen:<br />

Selbstbestimmungsrecht und<br />

Sicherheit der Völker 189 ff.<br />

Verfassungsrecht: EU 205 f.<br />

Verfassungsvertrag: EU 206<br />

Villen (römische): Algarve/Portugal 84 f.<br />

Virchow-Klinikum (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 226, 248<br />

Volksprodukte: Nationalsozialismus 54 f.<br />

Vorlesungen<br />

– Aspen-Berlin-Scholars-Programm:<br />

transatlantischer Dialog (Aspen<br />

Institute Berlin) 258 f.<br />

– englisches und französisches Recht<br />

(Univ. Jena) 201<br />

– Ernst Fraenkel Lecture Series<br />

(FU Berlin) 170<br />

– Europarecht (Univ. Hamburg) 200 f.<br />

– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />

Leipzig) 76<br />

– <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen: Ikonologie<br />

der Gegenwart (Humboldt-Univ.<br />

Berlin) 148 ff.<br />

Waffenembargo: Sanktion in Konflikten<br />

und Kriegen 169 f.<br />

Wahlkämpfe: Bundesrep. Deutschland<br />

(1949 – 1976) 66<br />

Weatherhead Center of International<br />

Affairs (Harvard Univ. Cambridge,<br />

Mass.): <strong>Thyssen</strong> Postdoctoral<br />

Fellowships 259<br />

Weimarer Republik<br />

– Eliten in Sachsen 38 ff.<br />

– Hindenburg, Paul von 47 f.<br />

– Human Development Index (HDI)<br />

67 f.<br />

– Stresemann, Gustav 48 f.<br />

REGISTER 366<br />

Weizmann Institute of Science (Rehovot)<br />

– Department of Molecular Genetics<br />

211<br />

– Harari Center for Experimental<br />

Physics 261<br />

Wettbewerbsrecht (europäisches):<br />

Lehrbuch 202 f.<br />

Wiedervereinigung s. Vereinigtes<br />

Deutschland<br />

Wilhelm II.: Leo Frobenius 43 ff.<br />

Winckelmann, Johann Joachim 94 ff.,<br />

97 f.<br />

Winckelmann-Gesellschaft e. V.<br />

(Stendal) 94<br />

Wirtschaftsförderung nach der Wiedervereinigung:<br />

Ostdeutschland 157 f.<br />

Wirtschaftsrecht (europäisches):<br />

Lehrbuch 204 f.<br />

Wirtschaftsverbände: Frankreich 175 ff.<br />

Wiskott-Aldrich-Syndrom (Imundefekt)<br />

228<br />

Wissenschaftliches Theologisches<br />

Seminar (Univ. Heidelberg) 22<br />

Wissenschaftsgeschichte: Historia<br />

Scientiarum (17. – 19. Jh.) 76 f.<br />

Wissenschaftszentrum Berlin für<br />

Sozialforschung/WZB 168<br />

– Abteilung Sozialstruktur und<br />

Sozialberichterstattung 171<br />

Wittenberg: Lutherhalle 24 ff.<br />

Wörterbücher s. Nachschlagewerke/<br />

Lexika/Wörterbücher<br />

Wohlfahrtsstaat<br />

– Beitrittsländer zur Europäischen<br />

Union 171 f.<br />

– europäischer Vergleich 172 ff.<br />

WZB s. Wissenschaftszentrum Berlin<br />

für Sozialforschung<br />

ZEFIR s. Zentrum für Interdisziplinäre<br />

Ruhrgebietsforschung/ZEFIR (Univ.<br />

Bochum)<br />

ZEI s. Zentrum für Europäische<br />

Integrationsforschung (Bonn)<br />

Zeichnungen: flämische und<br />

holländische (16. – 18. Jh.) 109 f.


367<br />

REGISTER<br />

Zeitschriftenaufsätze: Preis für sozialwissenschaftliche<br />

Arbeiten 181 ff.<br />

Zeitung: chinesische Tageszeitung<br />

„Shenbao“(1872 – 1898) 144<br />

Zellweger-Syndrom: peroxisomale<br />

Erkrankung 241 ff., 243 f.<br />

Zensur<br />

– DDR 64<br />

– römische Kurie (Ende 16. Jh.) 21 f.<br />

Zentrum für Antisemitismusforschung<br />

(TU Berlin) 55<br />

Zentrum für Deutschsprachige<br />

Gegenwartsliteratur (Washington<br />

Univ., St. Louis/Mo.) s. Max-Kade-<br />

Zentrum für Deutschsprachige<br />

Gegenwartsliteratur<br />

Zentrum für Europäische Integrationsforschung/ZEI<br />

(Bonn) 192<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung/ZEW<br />

(Mannheim) 152,<br />

153, 155<br />

Zentrum für Humangenetik (Univ.<br />

Marburg) 225<br />

Zentrum für Interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung/ZEFIR<br />

(Univ.<br />

Bochum) 118<br />

Zentrum für Philosophie (Univ. Gießen)<br />

7<br />

Zentrum für Sensomotorik (Univ.<br />

München) 251<br />

Zentrum für Zeithistorische Forschung<br />

(Potsdam) 62, 64<br />

ZEW s. Zentrum für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung (Mannheim)<br />

Zöliakie 240 f.<br />

Zuckmayer, Carl: Gottfried Bermann<br />

Fischer 136 f.<br />

Zuwanderungspolitik der Kommunen:<br />

Bundesrep. Deutschland/ Niederlande<br />

179 f.<br />

Zweiter Weltkrieg: Schwarzhandel<br />

(Berlin) 57 f.


Bildnachweis: Illustrirte [!] Zeitung, Nr. 2100, 29. September 1883<br />

(Abb. 1); J. Kramer (Abb. 6); J. Laurentius (Abb. 8); M. Müller<br />

(Abb. 13); Staatliche Kunstsammlung Dresden (Abb. 11);<br />

Städelsches Kunstinstitut Frankfurt (Abb. 10);<br />

Institutsphotos (Abb. 2 – 5, 7, 9, 12, 14, 15).

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