JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung
JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung
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<strong>JAHRESBERICHT</strong> <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong>
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>, Dezember <strong>2001</strong><br />
Am Römerturm 3, 50667 Köln<br />
Telefon (02 21) 27 74 96-0, Telefax (02 21) 27 74 96-29<br />
Homepage: http://www.fritz-thyssen-stiftung.de<br />
E-mail: fts@fritz-thyssen-stiftung.de<br />
ISSN: 0930-4592<br />
Gesamtherstellung: Druckhaus Locher GmbH, 50968 Köln
Inhalt<br />
Vorwort<br />
1 Aufgabe und Tätigkeit<br />
2 <strong>Stiftung</strong>sorgane<br />
5 Geschichte, Sprache und Kultur<br />
6 Philosophie<br />
17 Theologie und Religionswissenschaft<br />
30 Geschichtswissenschaften<br />
77 Archäologie; Altertumswissenschaft<br />
102 Kunstwissenschaften<br />
129 Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
145 Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />
151 Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
151 Wirtschaftswissenschaften<br />
158 Rechtswissenschaft<br />
164 Politikwissenschaft<br />
170 Soziologie<br />
183 Ethnologie<br />
184 Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />
210 Medizin und Naturwissenschaften<br />
253 Internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />
263 Bibliotheksbeihilfen und Erwerb von Forschungsmaterial<br />
264 Kleinere wissenschaftliche Tagungen und Forschungsstipendien
296 Finanzübersicht<br />
296 Bilanz zum 31. Dezember <strong>2000</strong><br />
299 Ertrags- und Aufwandsrechnung <strong>2000</strong><br />
300 Bewilligte Mittel <strong>2000</strong> nach Förderungsbereichen und<br />
Förderungsarten<br />
Anhang<br />
303 Bibliographie der Publikationen der Jahre <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong><br />
347 Register<br />
368 Bildnachweis<br />
INHALT<br />
IV
Abbildungen<br />
25 Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger<br />
Reformation: Die Sammlungspolitik der Lutherhalle<br />
Wittenberg 1877 bis 1918“: Die Eröffnung der Luther-<br />
Halle durch den Kronprinzen [Friedrich III.] (Abb. 1)<br />
40 Projekt „Katalogisierungsarbeiten der Inkunabel-<br />
Bestände der Bodleian Library, University of Oxford:<br />
Weltkarte aus Ptolemäus, Cosmographia (Ulm: Johannes<br />
Reger, 1486) (Abb. 2)<br />
59 Projekt „Erschließung und Sicherung von Quellen zur<br />
sowjetischen Deutschlandpolitik der Jahre 1941 bis<br />
1949 aus dem Archiv für Außenpolitik des Ministeriums<br />
für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation“:<br />
Pressekonferenz zur Vorstellung des zweiten<br />
Bandes der Edition „Die UdSSR und die deutsche<br />
Frage“ (Abb. 3)<br />
83 Projekt „Dokumentation und Bauuntersuchung der<br />
Maxentius-Basilika“: CAD-Modell (Abb. 4)<br />
85 Projekt „Archäologische Untersuchung von vier<br />
römischen Landvillen und ihrer Territorien in Südportugal<br />
(Algarve)“: Detailaufnahme im Bereich der Villa<br />
von Milreu (Abb. 5)<br />
89 Projekt „Erforschung eines südarrabischen Heiligtums<br />
auf dem Jabal al-’Awd (Jemen)“: Wohngebäude aus<br />
dem 2./3. Jahrhundert n.Chr. (Abb. 6)<br />
91 Projekt „Die Urbanistik des hellenistischen Palmyra“:<br />
Amphorenstempel (Abb. 7)<br />
95 Projekt „Die Gemmensammlung Heinrich Dressel in<br />
der Antikensammlung Berlin“: Büste der Nemesis<br />
(Abb. 8)<br />
107 Projekt „Jacob Burckhardt: Vorlesungen ,Neuere Kunst<br />
seit 1550‘“: Manuskriptseite aus der Vorlesung<br />
„Holländische Kunst des 17. Jahrhunderts“ (Abb. 9)
111 Projekt „Bearbeitung des ersten Bandes des wissenschaftlichen<br />
Bestandskatalogs in drei Bänden zu den<br />
holländischen Gemälden des Barock (ca. 1550–1800) im<br />
Städelschen Kunstinstitut“: Gemälde von Dirck Hals<br />
(Abb. 10)<br />
115 Projekt „Kritisches Bestandsverzeichnis der spanischen<br />
Gemälde der Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche<br />
Kunstsammlung Dresden“: Gemälde von Zurbaran<br />
(Abb. 11)<br />
123 Projekt „Planen und Bauen in Bayern 1945–1965“:<br />
Beispiel für den Typus einer Aulaschule (Abb. 12)<br />
149 Eröffnung der „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur<br />
Ikonologie der Gegenwart“: Okwui Enwezor (Abb. 13)<br />
191 Projekt „Gesprächskreis Transatlantische<br />
Beziehungen“: Prof. Joseph Nye (Abb. 14)<br />
255 Collegium Budapest: Gebäudeansicht (Abb. 15)<br />
ABBILDUNGEN VI
VII Vorwort<br />
Aufgabe der gemeinnützigen <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist die Wissenschaftsförderung<br />
an wissenschaftlichen Hochschulen und Forschungsstätten.<br />
Mit dem Jahresbericht <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> informiert die <strong>Stiftung</strong><br />
über ihre Programme und über die im Berichtszeitraum mit<br />
mehr als 13,6 Millionen Euro geförderten Projekte und Programme.<br />
✳<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert ihre Fördertätigkeit im<br />
wesentlichen auf Vorhaben aus den Bereichen der Geisteswissenschaften<br />
und der Medizin. Sie hat dementsprechend drei ausgewählte<br />
Bereiche definiert: „Geschichte, Sprache und Kultur“,<br />
„Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie „Medizin und Naturwissenschaften“.<br />
Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Förderung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />
Einen merklichen Anteil ihrer Fördermittel vergibt die <strong>Stiftung</strong> auch<br />
im Ausland. Auch bei der Förderung von Forschungsvorhaben ausländischer<br />
Wissenschaftler orientiert sich die <strong>Stiftung</strong> an der wissenschaftlichen<br />
Bedeutung und Qualität der Projekte sowie an der<br />
Dringlichkeit einer Förderung. Die <strong>Stiftung</strong> möchte auf diesem Wege<br />
ausländischen Wissenschaftlern und Instituten eine fachliche Kooperation<br />
über Ländergrenzen hinweg ermöglichen. Zu denken ist hier<br />
an einen Austausch von Forschungsergebnissen und ihrer Diskussion,<br />
Arbeitsbesuche in anderen Instituten mit klar definierten Forschungsanliegen<br />
oder auch an einen Erfahrungsaustausch über<br />
Methoden. Die <strong>Stiftung</strong> beachtet bei diesen Maßnahmen stets die<br />
Verfügbarkeit einschlägiger Instrumente aus anderen Fördereinrichtungen.<br />
So vergibt sie Stipendien an ausländische Wissenschaftler,<br />
die einen Forschungsaufenthalt in Deutschland planen, in der Regel<br />
nur für einen kürzeren Zeitraum von drei bis vier Monaten.<br />
Das Zusammenwachsen Europas konfrontiert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
mit neuen Aufgabenstellungen. Private Fördereinrichtungen<br />
haben angesichts der beschlossenen Erweiterung der Europäischen<br />
Union einen spezifischen Beitrag zum erfolgreichen Aufbau einer<br />
Zivilgesellschaft in den Beitrittsländern zu leisten. In gleicher Weise<br />
stellen sich diese Aufgaben in Ländern, die demnächst Nachbarländer<br />
der Europäischen Union sein werden, wie der Russischen Föderation<br />
oder der Ukraine.
✳<br />
VORWORT VIII<br />
Neben der Projektförderung setzt die <strong>Stiftung</strong> einen Teil ihrer Förderungsmittel<br />
zur Finanzierung wissenschaftlicher Symposien und<br />
für Stipendien ein. Der größte Teil der bewilligten Mittel dient<br />
jedoch der Deckung von Personal- und Sachkosten bei Forschungsprojekten<br />
in den Förderungsbereichen der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und Kultur“ will die<br />
<strong>Stiftung</strong> auf Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften mit<br />
angemessener Offenheit reagieren. Sie fördert Projekte, die innerhalb<br />
der Geisteswissenschaften interdisziplinär angelegt sind oder<br />
die eine Kooperation mit den Sozialwissenschaften sowie auch den<br />
Naturwissenschaften suchen. Die <strong>Stiftung</strong> hat einen neuen Querschnittbereich<br />
„Bild und Bildlichkeit“ eingerichtet, in dem verstärkt<br />
interdisziplinäre Forschungsvorhaben unterstützt werden sollen. In<br />
diesem Zusammenhang steht auch die im Dezember <strong>2001</strong> in Berlin<br />
eröffnete neue Vorlesungsreihe „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur<br />
Ikonologie in der Gegenwart“. Gemeinsam mit der Humboldt Universität<br />
wird die <strong>Stiftung</strong> in den kommenden vier Jahren Gelegenheit<br />
bieten, sich mit den modernen Bildwelten auseinanderzusetzen.<br />
Die Reihe wurde eröffnet durch den Künstlerischen Leiter der<br />
Documenta 11, Okwui Enwezor, mit einem Vortrag zum Thema<br />
„Mega Exhibitions and Antinomies of a Transnational Global<br />
Form“.<br />
Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ will die<br />
<strong>Stiftung</strong> insbesondere Forschungsvorhaben unterstützen, die Voraussetzungen<br />
und Folgen der Wandlungsprozesse untersuchen, die<br />
die heutigen Gesellschaften kennzeichnen. Im Querschnittbereich<br />
„Internationale Beziehungen“ unterstützt die <strong>Stiftung</strong> bevorzugt<br />
Forschungsvorhaben, die interdisziplinär angelegt sind und die<br />
Wandlungsprozesse in der globalisierten Welt untersuchen. Nicht<br />
erst seit dem 11. September <strong>2001</strong>, aber seitdem verstärkt, werden<br />
Fragen der internationalen Sicherheit und der transnationalen<br />
Kooperation im Sinne einer Krisenprävention eine immer stärkere<br />
Rolle auch in der Wissenschaft spielen. Die <strong>Stiftung</strong> hält es für<br />
besonders wünschenswert, dass an den Hochschulen und außeruniversitären<br />
Forschungsstätten in Deutschland verstärkt Kompetenz<br />
zur Behandlung dieser Fragen aufgebaut wird.<br />
Die aktuelle Diskussion zur Klärung unseres Verhältnisses zum<br />
Islam hat die <strong>Stiftung</strong> mit einer im November ausgesprochenen<br />
Bewilligung an das Wissenschaftskolleg zu Berlin aufgegriffen,<br />
indem im Rahmen des Arbeitskreises „Moderne und Islam“ das Projekt<br />
„Jüdische und Islamische Hermeneutik als Kulturkritik“ in den<br />
nächsten drei Jahren gefördert werden soll.
IX<br />
VORWORT<br />
Die medizinische Grundlagenforschung steht im Mittelpunkt der<br />
Förderung im Bereich „Medizin und Naturwissenschaften“. Die <strong>Stiftung</strong><br />
widmet sich in diesem Förderbereich der Grundlagenforschung<br />
zu Krankheiten, deren Entstehung entscheidend auf Gendefekten<br />
beruht oder bei denen Gene zur Entstehung komplexer<br />
Krankheiten beitragen. Im zurückliegenden Jahr wurde der Focus<br />
mit dem Thema „Molekulare Pathogenese und Modelle der Krankheitsentstehung“<br />
neu definiert.<br />
✳<br />
Im Jahr <strong>2001</strong> schied Dr. Heinz Kriwet turnusgemäß aus dem Kuratorium<br />
aus. Neu in das Gremium wurde Dr. Manfred Schneider kooptiert.<br />
Die Arbeit von Herrn Kriwet in den Gremien der <strong>Stiftung</strong>, insbesondere<br />
als Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums wird<br />
von der <strong>Stiftung</strong> dankbar gewürdigt.<br />
Neu in den Wissenschaftlichen Beirat wurden die Professoren Dieter<br />
Langewiesche und Stefan M. Maul berufen.<br />
Den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats der <strong>Stiftung</strong> sind<br />
wir für ihre Arbeit bei der sachkundigen und umsichtigen Prüfung<br />
und Beratung der Anträge und Begleitung der von der <strong>Stiftung</strong><br />
geförderten Programme und Projekte sehr zu Dank verpflichtet. In<br />
diesen Dank schließen wir alle Gutachter und Kommissionsmitglieder<br />
ein, die die <strong>Stiftung</strong> zu Projekten und Förderungsschwerpunkten<br />
beraten haben.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> dankt vielen Persönlichkeiten, Institutionen und Ressorts<br />
für die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit im<br />
Berichtszeitraum. Neben wissenschaftsfördernden <strong>Stiftung</strong>en im Inund<br />
Ausland zählen dazu besonders die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
und die Max-Planck-Gesellschaft.<br />
Für das Kuratorium<br />
Klaus Liesen<br />
Manfred Schneider
1 Aufgabe und Tätigkeit<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde am 7. Juli 1959 von Frau Amélie<br />
<strong>Thyssen</strong> und ihrer Tochter Anita Gräfin Zichy-<strong>Thyssen</strong> im Gedenken<br />
an August und <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> errichtet. Die <strong>Stiftung</strong> hat ihren<br />
Sitz in Köln. Sie ist die erste große private wissenschaftsfördernde<br />
Einzelstiftung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik<br />
Deutschland errichtet wurde.<br />
Ausschließlicher Zweck der <strong>Stiftung</strong> ist nach ihrer Satzung die unmittelbare<br />
Förderung der Wissenschaft an wissenschaftlichen Hochschulen<br />
und Forschungsstätten, vornehmlich in Deutschland, unter<br />
besonderer Berücksichtigung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hat hierzu ihre Tätigkeit auf die Förderung bestimmter<br />
und zeitlich übersehbarer Forschungsvorhaben im Rahmen ihres<br />
Förderungsprogramms und ihrer finanziellen Möglichkeiten konzentriert.<br />
Sie unterstützt dabei auch kleinere wissenschaftliche Tagungen,<br />
vergibt Stipendien an junge Wissenschaftler, die ihre Hochschulausbildung<br />
bereits mit der Promotion abgeschlossen haben, finanziert<br />
mehrere internationale Stipendien- und Austauschprogramme<br />
und fördert auch in begrenztem Umfang die Publikation der<br />
Resultate von ihr unterstützter Forschungsarbeiten.<br />
Über ihre Tätigkeit berichtet die <strong>Stiftung</strong> jährlich und versendet Hinweise<br />
für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse<br />
http://www.fritz-thyssen-stiftung.de abrufbar sind. Sie nimmt Anregungen<br />
und Anträge entgegen, entfaltet jedoch auch Initiativen, definiert<br />
im Rahmen ihrer Förderungsbereiche besondere Schwerpunkte<br />
und regt thematisch interessierte und ausgewiesene Wissenschaftler<br />
zu Untersuchungen an. Dabei begrüßt sie es, wenn auch die<br />
Kapazität und die Ansätze ausländischer Wissenschaftler in ihre Förderungsarbeit<br />
einbezogen werden können.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> veranstaltet wissenschaftliche Symposien und Vorlesungsreihen;<br />
sie hat eine Reihe von Modellprogrammen zur Förderung<br />
besonders befähigter Nachwuchswissenschaftler geplant und<br />
organisiert.<br />
Eigene Forschungsinstitute oder Lehreinrichtungen unterhält die<br />
<strong>Stiftung</strong> nicht. Sie fördert grundsätzlich auch keine Projekte, die sich<br />
auf Bereiche beziehen, aus denen die Erträge der <strong>Stiftung</strong> stammen.
Kuratorium<br />
Wissenschaftlicher<br />
Beirat<br />
<strong>Stiftung</strong>sorgane<br />
Die Satzung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> sieht drei Organe vor:<br />
Kuratorium<br />
Wissenschaftlicher Beirat<br />
Vorstand<br />
Das aus sieben Mitgliedern bestehende Kuratorium stellt nach Anhörung<br />
des Wissenschaftlichen Beirats die Richtlinien auf, nach denen<br />
der <strong>Stiftung</strong>szweck im einzelnen erreicht werden soll und entscheidet<br />
über die Verwendung der <strong>Stiftung</strong>smittel. Es beruft die Mitglieder<br />
des Wissenschaftlichen Beirats und den Vorstand, dessen<br />
Geschäftsführung es überwacht. Das Kuratorium ergänzt sich durch<br />
Kooptation.<br />
Dem Kuratorium gehören an (Stand 1. 12. <strong>2001</strong>):<br />
Dr. Dr. h.c. Klaus Liesen, Vorsitzender<br />
Dr. Manfred Schneider, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Frühwald<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert Markl<br />
Dr. Arend Oetker<br />
Dr. h.c. Alfred Freiherr von Oppenheim<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Siebert<br />
Der Wissenschaftliche Beirat berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Durchführung<br />
der <strong>Stiftung</strong>saufgaben, vor allem bei der Vergabe der Förderungsmittel.<br />
Mitglieder sind (Stand 1. 12. <strong>2001</strong>):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolf Lepenies, Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Lothar Gall, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Konrad Beyreuther<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Hubert E. Blum<br />
Prof. Dr. Gottfried Boehm<br />
Prof. Dr. Wolfgang Franz<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Otfried Höffe<br />
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus J. Hopt<br />
Prof. Dr. Andreas Kablitz<br />
Prof. Dr. Peter Graf Kielmansegg<br />
Prof. Dr. Dieter Langewiesche<br />
Prof. Dr. Stefan M. Maul<br />
Prof. Dr. Dr. Kurt Nowak<br />
Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier<br />
Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker<br />
Prof. Dr. Paul Zanker<br />
2
3<br />
STIFTUNGSORGANE<br />
Dem Vorstand obliegen die Durchführung der <strong>Stiftung</strong>saufgaben<br />
und die Verwaltung des Vermögens der <strong>Stiftung</strong>. Er führt die laufenden<br />
Geschäfte. Vorstand der <strong>Stiftung</strong> ist Jürgen Chr. Regge.<br />
Die <strong>Stiftung</strong>sgremien tagten gemeinsam am 15. Januar und am<br />
1. Juli <strong>2000</strong> sowie am 17. Februar und am 23. Juni <strong>2001</strong>.<br />
Vorstand
5<br />
Geschichte, Sprache und Kultur<br />
Ein Prozess zunehmender Spezialisierung ist für die Geschichte<br />
und Gegenwart aller Fächer und Wissensbereiche kennzeichnend.<br />
Er führt fachintern immer wieder zu einem Überdenken des Wissenskanons<br />
und der Methoden, die in einer Disziplin als verbindlich<br />
angesehen werden, und zur Neuordnung der Gegenstandsbereiche,<br />
mit denen sich ein Fach befasst. Fachextern wird dieser Prozess von<br />
einer Neubestimmung der Beziehungen zu anderen Fächern begleitet,<br />
die veränderte Disziplinkoalitionen und die Bildung neuer<br />
Fächer zur Folge haben kann. In den letzten Jahrzehnten haben<br />
sich diese Wandlungsprozesse in den Wissenschaften durch die<br />
zunehmende Globalisierung und das Vordringen der elektronischen<br />
Medien noch weiter beschleunigt und zugleich qualitativ verändert.<br />
Der Kulturenkontakt wird enger. Zugleich entwickeln sich Medien<br />
universaler Kommunikation, die Sprach- und Kulturgrenzen immer<br />
durchlässiger und Gleichzeitigkeit zu einem bestimmenden Merkmal<br />
des wissenschaftlichen Austauschs machen.<br />
Stärker noch als in der Vergangenheit versuchen einzelne Disziplinen,<br />
auf diese Wandlungsprozesse mit neuen Nomenklaturen und<br />
nicht zuletzt Umbenennungen des Fachnamens zu reagieren. Für die<br />
Geisteswissenschaften gilt dies in besonderem Maße – nicht nur in<br />
Deutschland, sondern auch dort, wo es um die „Humanities“ oder die<br />
„Sciences humaines“ geht. Im Förderungsbereich „Geschichte,<br />
Sprache und Kultur“ soll auf die eben genannten Wandlungsprozesse<br />
der Geisteswissenschaften mit angemessener Offenheit reagiert<br />
werden. Unstrittig ist, dass sich die klassischen Geisteswissenschaften<br />
deutschen Ursprungs nicht zuletzt unter dem Einfluss der<br />
angelsächsischen Forschung zu Kulturwissenschaften entwickelt haben.<br />
Sie haben ihre eurozentrische Perspektive abgelegt und nutzen<br />
seit langem Theorie- und Methodenangebote aus anderen Fachgruppen<br />
zu ihrem eigenen Vorteil. Sie sind nicht länger darauf konzentriert,<br />
ein erkenntnistheoretisches Paradigma in Absetzung von<br />
den Naturwissenschaften zu entwickeln, sondern sehen, um nur ein<br />
Beispiel zu nennen, die Fruchtbarkeit der Kooperation mit den kognitiven<br />
Neurowissenschaften. Nicht zuletzt der Querschnittbereich<br />
„Bild und Bildlichkeit“ soll Forschungen unterstützen, die nicht nur<br />
verschiedene Fächer, sondern Fach„kulturen“ in der Orientierung<br />
an einem neuen, „ikonischen Erkenntnismodell“ miteinander vernetzen.<br />
Gleichzeitig soll im Förderungsbereich „Geschichte, Sprache und<br />
Kultur“ das Erbe der traditionellen Geisteswissenschaften gewahrt<br />
und fruchtbar weiterentwickelt werden. Trotz aller fachlichen Neukombinationen<br />
bleibt der Rückbezug auf „traditionelle“ Fächer wie<br />
die Philosophie und die Theologie wichtig, die ebenfalls in Wandlungsprozessen<br />
begriffen sind, zugleich aber weiterhin erkenntnisleitende<br />
Orientierungen bieten, die allen Fächern im weiten Bereich<br />
der Geistes- und Kulturwissenschaften von Nutzen sein können.
Auf die Wandlungsprozesse in den Geisteswissenschaften will die<br />
<strong>Stiftung</strong> dabei mit angemessener Offenheit reagieren. Sie will auf<br />
der einen Seite Projekte fördern, die – nicht zuletzt unter dem Einfluss<br />
angelsächsischer Forschung – als „kulturwissenschaftlich“ bezeichnet<br />
werden können und insbesondere den interdisziplinären<br />
Kontakt mit den Sozialwissenschaften suchen. Sie will besonderes<br />
Augenmerk auf Forschungsvorhaben richten, die auf eine Kooperation<br />
mit den Naturwissenschaften – insbesondere den kognitiven<br />
Neurowissenschaften – abzielen. Zugleich will sie die Forschungstraditionen<br />
„klassischer“ geisteswissenschaftlicher Disziplinen – insbesondere<br />
der Philosophie und der Theologie – weiterhin fördern, die<br />
allen Fächern im weiten Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften<br />
zur Anregung dienen können.<br />
Philosophie<br />
PHILOSOPHIE 6<br />
Die Philosophie kann bei jedem Thema der Alltagserfahrung und<br />
der Wissenschaften ansetzen. Infolgedessen ist sie nicht bloß Teil<br />
oder Gesprächspartner der Geistes- und Sozialwissenschaften. Sie<br />
trägt ebenso zu Grundlagendebatten in der Mathematik und den<br />
Naturwissenschaften sowie der Medizin und Technik bei. Und vor<br />
allem lässt sie sich auch auf Fragen von Recht und Gerechtigkeit,<br />
von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, von Bewusstsein, Selbstbewusstsein<br />
und Sprache, von Bildung und Kunst unmittelbar ein.<br />
Im deutschen Sprachraum herrschte freilich nach einer langen Zeit<br />
systematischen Denkens die Philosophiegeschichte vor, teils die Geschichte<br />
früherer Epochen, teils die Rezeption jener Traditionen, die<br />
nach dem Exil der entsprechenden Vertreter als angloamerikanische<br />
oder auch als analytische Philosophie bekannt geworden sind. Heute<br />
drängt sich – unter anderem – zweierlei auf: einerseits die Vermittlung<br />
der analytischen Philosophie mit transzendentalem, hermeneutischem<br />
und dialektischem Denken, andererseits ein systematisches<br />
Philosophieren, das sich aber wieder vom Reichtum der Philosophiegeschichte<br />
inspirieren lässt. Da der Anspruch der Philosophie auf<br />
universal gültige Begriffe und Argumente unter Kritik geraten ist,<br />
stellt sich eine dritte Aufgabe: Entweder den Anspruch auf universale<br />
Gültigkeit und zugleich die Idee der einen allgemeinmenschlichen<br />
Vernunft aufzugeben oder aber ihren Anspruch, zumal in Zeiten<br />
der Globalisierung, in Form inter- und transkultureller Diskurse<br />
zu erneuern.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert die Philosophie in ihrer ganzen historischen<br />
und systematischen Breite, dabei ausdrücklich auch Epochen<br />
und Gebiete, die nicht im Hauptstrom der gegenwärtigen Forschung<br />
liegen. In der Geschichte der Philosophie setzt sie einen gewissen<br />
Schwerpunkt bei den Klassikern: ihrer Interpretation und<br />
Kommentierung, hier sowohl innerhalb als auch außerhalb der griechischen<br />
und der deutschen Hoch-Zeit der Philosophie. In der systematischen<br />
Philosophie fördert sie die philosophieinterne Grundla-
7<br />
PHILOSOPHIE<br />
genforschung, beispielsweise die Erkenntnis- und die Gegenstandstheorie,<br />
die Moralbegründung und philosophische Ästhetik. Nicht<br />
weniger wichtig sind ihr Themen, die nach einer disziplinären Öffnung<br />
verlangen: in der theoretischen Philosophie, bei Themen wie<br />
Sprache, Bewusstsein und Geist, eine Öffnung zu den Neuro- und<br />
Kognitionswissenschaften; in der praktischen Philosophie, etwa bei<br />
Recht, Staat und Politik einschließlich ihrer globalen Perspektive,<br />
eine Öffnung zu den Rechts- und Sozialwissenschaften; und in der<br />
philosophischen Ästhetik nicht nur die Öffnung zur Literatur, sondern<br />
auch zu den bildenden Künsten, der Architektur und der Musik.<br />
Platons Ethik und ihr handlungsteleologischer Hintergrund ist Gegenstand<br />
eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />
von Prof. Chr. Horn, Zentrum für Philosophie, Universität<br />
Gießen.<br />
Ziel des Projektes ist es, Platons zahlreiche Äußerungen zu den Problemen<br />
der Moralphilosophie von einem gemeinsamen Hintergrund<br />
aus zu interpretieren: aus dem Blickwinkel einer Handlungsteleologie.<br />
Bei näherem Hinsehen sind deren Elemente bei Platon in erheblichem<br />
Umfang präsent, besonders in den Dialogen der Früh- und der<br />
Mittelperiode. Mit dem Ausdruck „handlungsteleologisch“ ist dabei<br />
die Auffassung gemeint, dass sämtliche Einzelhandlungen eines Individuums<br />
auf eine objektiv angebbare Zielstruktur ausgerichtet sind.<br />
Platons Ethik lässt sich demnach nur dann angemessen verstehen,<br />
wenn man ihre Grundlage in einer Theorie nicht-arbiträrer Ziele,<br />
Wünsche und Intentionen herausarbeitet. Ein solches Modell ist<br />
nicht mit einer Naturteleologie zu verwechseln: Naturteleologien behaupten<br />
eine übergreifende Zielausrichtung von Naturabläufen;<br />
Handlungsteleologien beruhen dagegen auf der Überzeugung,<br />
menschliches Handeln unterliege einer übergeordneten Zielstruktur.<br />
Jedes c besitzt nach dieser Auffassung eine natürliche Tendenz, in<br />
vollem Umfang dasjenige zu werden, was es idealiter heißt, ein c zu<br />
sein. Platonisch ausgedrückt: Jedes c will seinem eidos, seiner paradigmatischen<br />
Form, möglichst gleich werden und damit sein telos,<br />
seinen Zweck oder seine Funktion, bestmöglich erfüllen. Das Irritierende<br />
an einer solchen Konzeption dürfte für moderne Hörer darin<br />
liegen, dass wir uns allenfalls bei Artefakten, vielleicht noch bei Naturgegenständen<br />
einen solchen Begriff des „objektiv Guten“ vorstellen<br />
können: Was ein gutes Haus oder ein guter Tisch ist, würden wir<br />
an funktionalen Kriterien bemessen; ein Baum oder ein Hund wären<br />
– von funktionalen Aspekten einmal abgesehen – vielleicht je nach<br />
Gesundheit, Größe und Entwicklungsstand als mehr oder minder gut<br />
zu beurteilen. Anzugeben, was ein „Mensch in vollem Umfang“ oder<br />
ein „guter Mensch“ sein könnte, scheint uns dagegen kaum möglich,<br />
weil unsere Vorstellungen von menschlichen Entwicklungszielen zu<br />
stark voneinander abweichen.<br />
Seit Projektbeginn wurden besonders die Dialoge Gorgias und Protagoras<br />
unter Berücksichtigung der modernen Platon-Forschung ei-<br />
Platon
Deutsche<br />
Klassiker<br />
Giordano<br />
Bruno<br />
ner Interpretation im Licht der Leitthese unterzogen. Im Zentrum<br />
stand dabei das bekannte Problem, was Platons diskontinuierliche<br />
Haltung zur Frage des Hedonismus zu bedeuten hat.<br />
Für das Projekt „Contemporary German Perspectives (Deutsche<br />
Klassiker der Philosophie in der zeitgenössischen deutschen Debatte)“<br />
erhielt Prof. O. Höffe, Philosophisches Seminar, Universität<br />
Tübingen, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Nach einer langen Zeit der Skepsis der angloamerikanischen Philosophie<br />
gegenüber der Philosophiegeschichte werden seit einigen<br />
Jahren gerade in den USA die großen deutschen Klassiker wie Kant,<br />
Hegel, Husserl und andere wieder intensiv studiert. Aufgrund der<br />
veränderten Sprachanforderungen kann jedoch die Literatur zu diesen<br />
Klassikern von vielen englisch-sprachigen Dozenten und Studenten<br />
nicht mehr gelesen werden, so dass ein hohes forschungspolitisches<br />
Interesse besteht, die besten Beiträge deutscher Hochschullehrer<br />
zu den deutschen Klassikern der Philosophie ins Englische zu<br />
übertragen.<br />
Geplant ist die Herausgabe von 8 bis 12 themenspezifischen Bänden<br />
durch Prof. Höffe gemeinsam mit Prof. R. Pippin, University of Chicago.<br />
Für die ersten beiden Bände „Hegel, The Philosophy of Right“<br />
und „Kant, Critique of Pure Reason“ ist die Auswahl der Beiträge bereits<br />
getroffen, und die Übersetzungen werden vorbereitet. Als weitere<br />
Bände sind zunächst vorgesehen:<br />
– Immanuel Kant: Moral und Rechtsphilosophie<br />
– Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Die theoretische Philosophie<br />
– Die Philosophie Edmund Husserls<br />
– Die Philosophie Martin Heideggers.<br />
PHILOSOPHIE 8<br />
Die Bände sollen jeweils eine Einführung der Herausgeber, etwa 15<br />
wegweisende Texte aus den letzten zwei bis drei Jahrzehnten, eine<br />
kommentierte Bibliographie, ein Register und Hinweise zu den Autoren<br />
enthalten.<br />
Prof. T. Leinkauf (Philosophisches Seminar, Universität Münster) erarbeitet<br />
mit Unterstützung durch die <strong>Stiftung</strong> eine Neue kritische<br />
deutsche Giordano Bruno-Ausgabe.<br />
Gegenstand des Projekts ist die Edition, Kommentierung und Übersetzung<br />
der italienischen Schriften des Renaissance-Philosophen<br />
Giordano Bruno im Rahmen einer deutschen Gesamtausgabe.<br />
Giordano Bruno (um 1548 bis 1600) gilt als einer der bedeutendsten<br />
Philosophen und Dichter der frühen Neuzeit. In seinem philosophischen<br />
Konzept verbanden sich mystisch geprägter Neuplatonismus<br />
und Pantheismus. Er glaubte an die Unendlichkeit des Universums,<br />
an die ordnende Kraft Gottes als Weltseele und an die Existenz eines<br />
einzigen, unendlichen Prinzips, das sich in jedem Teil der Schöpfung
9<br />
PHILOSOPHIE<br />
widerspiegele. Noch vor Galileo Galilei bekannte er sich zur kopernikanischen<br />
Theorie und setzte – vor René Descartes – dem Glauben<br />
den Zweifel und die Freiheit der Philosophie entgegen.<br />
Seine zentralen philosophischen Überzeugungen entfaltet Giordano<br />
Bruno in dem Hauptwerk „De la causa, principio et uno“ (1584,<br />
„Vom Grund, dem Anfang und dem Einen“). Die Schrift „De l’infinito,<br />
universo, et mondi“ (1584, „Zwiegespräche vom unendlichen<br />
All und den Welten“) gilt als ideengeschichtliche Schnittstelle zwischen<br />
der atomistischen Naturphilosophie der Antike, der Zurückweisung<br />
des Aristotelismus und dem Beginn der quantifizierenden<br />
Physik der Neuzeit. Zwei weitere Werke Giordano Brunos in italienischer<br />
Sprache sind die „Cabala del cavalo pegaseo“ und die kirchenpolitisch<br />
hochbrisante Abhandlung „Lo spaccio della bestia<br />
trionfante“ (Die Vertreibung der triumphierenden Bestie“), die vermutlich<br />
das Heilige Offizium in Rom dazu bewogen hat, letztendlich<br />
auf einer Hinrichtung Giordano Brunos als Ketzer zu beharren.<br />
Die Werke Giordano Brunos haben in Deutschland seit ihrer Wiederentdeckung<br />
im 18. Jahrhundert vor allem im Kontext der Diskussion<br />
um Theismus-Pantheismus (bzw. Panentheismus) oder der Substanz<br />
der Materie immer wieder Beachtung gefunden. Seit dem Ende des<br />
19. Jahrhunderts kam es verstärkt auch zu Übersetzungen ins Deutsche,<br />
die ihren – heute allerdings überholten – Gipfelpunkt in der<br />
beim Eugen Diederichs Verlag zwischen 1904 und 1909 erschienenen<br />
Bruno-Ausgabe gefunden haben.<br />
Im September 1998 wurde die „Deutsche Bruno-Forschungsgruppe“(DBF)<br />
mit der Zielsetzung gegründet, in Zusammenarbeit<br />
mit dem „Istituto per gli studi bruniani“ (Neapel) sowie dem „Italienzentrum<br />
der Freien Universität Berlin“ eine deutsche Gesamtausgabe<br />
der Schriften des Renaissancephilosophen zu besorgen. Die<br />
Neuausgabe basiert auf dem kritischen italienischen und lateinischen<br />
Text der zur Zeit maßgeblichen französischen Bruno-Ausgabe,<br />
die bei „Les belles lettres“ (Paris) erscheint. Sie wird mit den italienischen<br />
Schriften beginnen und jeweils aus einer Einleitung mit kritischer<br />
Bibliographie und Werkgeschichte, dem Originaltext, einer<br />
Übersetzung und einem Kommentar bestehen, der den philosophischen,<br />
systematischen und historischen Kontext für die Leser transparent<br />
macht. In einem späteren Schritt soll sich die Ausgabe der lateinischen<br />
Schriften anschließen.<br />
Prof. V. Gerhardt (Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu<br />
Berlin) arbeitet mit finanzieller Hilfe der <strong>Stiftung</strong> an der Edition und<br />
Kommentierung des philosophischen Nachlassmaterials von F.W.J.<br />
Schelling aus dem Berliner Archiv der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften.<br />
Der deutsche Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling<br />
(1775–1854) gilt als einer der führenden Vertreter des Deutschen<br />
Idealismus, dessen späteres Denken von der Romantik geprägt war.<br />
Schelling wurde 1775 im württembergischen Leonberg geboren und<br />
F. W. J.<br />
Schelling
Martin<br />
Heidegger<br />
PHILOSOPHIE 10<br />
studierte an der Universität Tübingen Theologie und Philosophie –<br />
gemeinsam mit Hegel und Hölderlin. Nachdem er an den Universitäten<br />
in Jena, Würzburg, Erlangen und München gelehrt hatte, wurde<br />
er 1841 von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin<br />
berufen. 1846 zog er sich von seiner Tätigkeit an der Universität<br />
zurück und starb 1854 in Bad Ragaz in der Schweiz. Ausgehend von<br />
den Werken Immanuel Kants und Johann Gottlieb Fichtes sowie des<br />
niederländischen Philosophen Baruch Spinoza vertrat Schelling<br />
zunächst eine Identitätsphilosophie, die im Allgemeinen pantheistisch<br />
war und Gott mit den Kräften und Gesetzen des Universums<br />
gleichsetzte. In seiner zweiten Schaffensperiode verwarf Schelling<br />
den Pantheismus und entwickelte ein System, das er als positive Philosophie<br />
bezeichnete. Darin definierte er die menschliche Existenz<br />
als Daseinsform des Ichbewusstseins im Absoluten, das Wesen des<br />
Menschen dagegen als die freie schöpferische Tätigkeit.<br />
Der Nachlass Schellings, der sich im Archiv der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften befindet, ist der einzige, umfangreiche<br />
Teil seines gesamten Nachlasses. Ein zweiter Teil wurde<br />
während des Zweiten Weltkrieges in München zerstört. Des weiteren<br />
liegen vereinzelt Briefe und Hefte von Nachschriften des Philosophen<br />
in Bibliotheken bzw. Forschungsstätten (z. B. Marbach, Tübingen,<br />
Stuttgart) oder in Privatbesitz.<br />
Im Nachlass in Berlin finden sich persönliche Unterlagen (Reiseunterlagen,<br />
Testamentsabschriften, Grabreden, behördliche Schreiben),<br />
seine private und wissenschaftliche Korrespondenz und die<br />
philosophischen Abhandlungen. Zu den wissenschaftlichen Manuskripten<br />
gehören die frühen Übungshefte sowie Ausarbeitungen zu<br />
philosophisch-theologischen Themen. Ein zweiter Komplex umfasst<br />
die von Schelling geführten Jahreskalender, deren Edition schon begonnen<br />
wurde. Zu den philosophischen Abhandlungen zählen Manuskripte<br />
zur Philosophie als Wissenschaft, darunter Fragmente zur<br />
Potenzenlehre und zur Philosophie als Weltater. Dieser Manuskriptbestand<br />
wird seit 1996 in Berlin bearbeitet. Weitere Schwerpunkte<br />
bilden die Konvolute zur Philosophie der Mythologie und zur Philosophie<br />
der Offenbarung oder positiven Philosophie.<br />
Die Bearbeitung des Nachlasses hat zum Ziel, die philosophischen<br />
Manuskripttexte sowie die Brieftexte zu bearbeiten und zu publizieren.<br />
Dr. P. Trawny (Philosophisches Seminar, Bergische Universität Gesamthochschule<br />
Wuppertal) erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
Fördermittel für die Edition eines Bandes der Martin-Heidegger-Gesamtausgabe:<br />
Band 90 „Zu Ernst Jünger ,Der Arbeiter‘“.<br />
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Herausgabe der Notizen<br />
und Anmerkungen, die Martin Heidegger zu Ernst Jünger, insbesondere<br />
zu dessen Buch „Der Arbeiter“ (1932) gemacht hat, im<br />
Rahmen der auf 102 Bände angelegten Martin Heidegger-Gesamtausgabe.
11<br />
PHILOSOPHIE<br />
Martin Heidegger (1889–1976) war Schüler Edmund Husserls, des<br />
Begründers der Phänomenologie. Zwischen 1913 und 1916 studierte<br />
er katholische Theologie und Philosophie in Heidelberg. 1923 erhielt<br />
Heidegger eine Professur für Philosophie in Marburg. Nach 1928<br />
lehrte er als Nachfolger Husserls an der Universität Freiburg. In den<br />
zwanziger Jahren und in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg erreichte<br />
seine philosophische Wirksamkeit ihren Höhepunkt. Hauptwerke<br />
Heideggers sind „Sein und Zeit“ (1927) und „Einführung in die<br />
Metaphysik“ (1953). Seit den sechziger Jahren nahm Heideggers<br />
Einfluss ständig zu. Bald wirkte seine Lehre über die Grenzen<br />
Deutschlands hinaus, insbesondere in Frankreich, den USA, Japan,<br />
Italien und Spanien.<br />
Während des Dritten Reichs sympathisierte Heidegger zunächst mit<br />
dem Nationalsozialismus; dabei ist sein Versuch einer philosophisch-politischen<br />
Situationsbestimmung in den Jahren nach 1934<br />
wesentlich als Auseinandersetzung mit Ernst Jünger und Nietzsche<br />
zu verstehen. Auch über das nach 1934 nachlassende Engagement<br />
für den Nationalsozialismus, das mit einer immer stärkeren Kritik an<br />
Jünger und Nietzsche und einer Bevorzugung Hölderlins einherging,<br />
dürften die Quellen Aufschluss geben. Insofern Heideggers<br />
Technik-Analyse ebenfalls von maßgeblichen Wissenschaftlern wie<br />
z. B. Werner Heisenberg oder Carl-Friedrich von Weizsäcker und<br />
Dichtern und Denkern nach 1950 rezipiert wurde (Hannah Arendt,<br />
Paul Celan etc.), ist die Veröffentlichung der Keimzelle jener Technik-Analyse<br />
ein Desiderat, das die Grenzen der Fachphilosophie<br />
überschreitet.<br />
Die Martin-Heidegger-Gesamt-Ausgabe ist eine „Ausgabe letzter<br />
Hand“, die der Philosoph noch zu Beginn der siebziger Jahre selbst<br />
auf den Weg gebracht hat. Der Charakter dieser Edition richtet sich<br />
nach der Herausgabe der Schriften, die Heidegger selbst zu Lebzeiten<br />
veröffentlichte. Sie erscheinen ohne philologischen Apparat und<br />
ohne Register.<br />
Die Arbeit an der Herausgabe des Bandes, der die Auseinandersetzung<br />
Martin Heideggers mit Ernst Jünger dokumentiert, besteht<br />
zunächst im Transkribieren und Kollationieren der im Deutschen Literaturarchiv<br />
in Marbach lagernden handschriftlichen Texte des<br />
Philosophen. Dazu gehören ein größeres und zwei kleinere Manuskriptteile<br />
(„Zu Ernst Jünger 1934/40“ I–III), in denen Heidegger<br />
u. a. zentrale Begriffe aus Ernst Jüngers „Arbeiter“ erläutert, die gedankliche<br />
Abhängigkeit Jüngers von Nietzsche aufzuzeigen versucht,<br />
und das Gesamtwerk einer ausführlichen und scharfen Kritik<br />
unterzieht. Das dritte Stück des Manuskripts ist eine Ansammlung<br />
von Notizen aus der nach 1945 einsetzenden Korrespondenz zwischen<br />
Heidegger und Jünger. Auch die zahlreichen handschriftlichen<br />
Randbemerkungen, mit denen Heidegger seine Handexemplare<br />
des „Arbeiters“ versehen hat, sollen in den Editionsband aufgenommen<br />
werden.
W. Dilthey<br />
Russische<br />
Übersetzung<br />
Freiheitsbegriff<br />
PHILOSOPHIE 12<br />
In dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekt „Vorbereitungsarbeiten<br />
zu einer russischen Übersetzung von ausgewählten<br />
Schriften Wilhelm Diltheys“ wird eine sechsbändige Ausgabe erarbeitet,<br />
die sich inhaltlich z. T. an der – gleichfalls von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> geförderten – amerikanischen Dilthey-Ausgabe orientiert.<br />
Eine Forschergruppe in Moskau (bis zu seinem Tod 1995 unter<br />
Leitung von Prof. Alexander Michailov, jetzt koordiniert von Dr. N.<br />
Plotnikov) wird fachlich begleitet von einem Beirat, dem die Proff.<br />
Eimermacher, Haardt, Lessing und Rodi (alle Dilthey-Forschungsstelle<br />
Bochum) und Prof. Anatoli Michailov, Minsk, angehören.<br />
Inzwischen ist Band 1 (Einleitung in die Geisteswissenschaften) erschienen,<br />
übersetzt von Dr. Vladimir S. Malachov und versehen mit<br />
einer 250-seitigen Einleitung von Nikolaj Plotnikov.<br />
Dilthey, Wilhelm: Sobranie Socinenij v sesti tomach. Pod obscej<br />
redakciej: A. V. Michajlova i N.S. Plotnikova. – Moskva: Dom<br />
intellektualnoj knigi. Tom 1. Vvedenie v nauki o duche .... .<br />
Perevod s nemeckogo pod redakciej: V. S. Malachova. <strong>2000</strong>.<br />
762 S.<br />
Das Buch wurde von der renommierten literarischen Beilage „Ex libris“<br />
der Zeitung „Nezavisimaja Gazeta“ zum „Buch des Jahres“ im<br />
Bereich Philosophie ausgewählt und auf der Moskauer Buchmesse<br />
im November <strong>2000</strong> in die Liste der besten Bücher aufgenommen, die<br />
dann auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr <strong>2001</strong> präsentiert wurden.<br />
Prof. T. Buchheim (Philosophie-Department, Universität München)<br />
erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Freiheit auf Basis<br />
von Natur? – Modellierung eines qualitativen Freiheitsbegriffs<br />
jenseits von Determinismus und Indeterminismus“ Fördermittel.<br />
Die aktuelle Debatte um den Begriff der Freiheit wird beherrscht von<br />
einem Patt zwischen den sich ausschließenden Alternativen von Determinismus<br />
und Indeterminismus und – darauf aufbauend – zwischen<br />
Kompatibilismus und Inkompatibilismus. Beide Positionen<br />
können für sich plausible Argumente anführen, ohne die jeweils andere<br />
Seite zu überzeugen. Als Ursache für die auf bisherigem Geleise<br />
kaum mehr bewegliche Festgefahrenheit und zugleich Phänomen-Armut<br />
der Debatte lässt sich auf beiden Seiten ein verfehltes<br />
konnektionistisches Vorverständnis der Freiheit diagnostizieren, das<br />
– in der Tradition der Freiheitsantinomie Kants – den Inhalt der Freiheit<br />
in erster Linie durch die Art und Weise ihrer metaphysischen<br />
Unterbringung im Zusammenhang der übrigen Realität zu bestimmen<br />
sucht. Diese Verkettung oder Art der kausalen Anbindung der<br />
Freiheit an das übrige Weltgeschehen ist allerdings kein empirisches<br />
Datum, sondern entspringt den jeweiligen theoretischen Rahmenauffassungen<br />
der modernen Freiheitskonzepte und wird fast immer<br />
ohne unabhängige Rechtfertigung vorausgesetzt.
13<br />
PHILOSOPHIE<br />
Um diese unentscheidbare Diskussionssituation zu überwinden, soll<br />
– unter Rückgriff auf die klassische Philosophie und in Auseinandersetzung<br />
mit modernen Debattenbeiträgen – die Zweizügigkeit der<br />
Behandlung des Freiheitsproblems wieder hergestellt werden; d. h.<br />
zunächst soll eine phänomenale Sichtung und inhaltliche Charakterisierung<br />
freier Akte anhand von vier Kriterien (Aktivität, Intentionalität,<br />
überlegte Wahl zwischen Alternativen, Zurechnung) vorgenommen<br />
werden, um erst dann in einem zweiten Schritt die mögliche<br />
Unterbringung solcher Akte innerhalb der Welt insgesamt zu<br />
prüfen.<br />
Prof. G. Wieland, Katholisch-Theologisches Seminar, Universität Tübingen,<br />
erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für das Projekt<br />
„Mensch und Natur. Zu den anthropologischen Voraussetzungen<br />
des Mensch-Natur-Verhältnisses“ Fördermittel.<br />
Ausgangspunkt des Projekts ist die Frage nach dem Verhältnis des<br />
Menschen zur eigenen und der ihn umgreifenden Natur angesichts<br />
der Entwicklungen der modernen wissenschaftlich-technischen Zivilisation,<br />
die dem Menschen immer mehr Möglichkeiten gibt, über die<br />
naturalen Grundlagen seines Daseins zu verfügen, und damit das<br />
Eigensein und Eigenrecht der Natur zunehmend in Frage stellt.<br />
Dem Vorhaben liegt die These zugrunde, dass die Natur seit der antiken<br />
Philosophie in die Perspektive der freiseinlassenden Theoria,<br />
der Betrachtung, gehört und somit prinzipiell unverfügbar ist, d. h.<br />
dass sie sich im Kern jedem verändernden praktisch-technischen<br />
Eingriff entzieht. Andererseits ist davon auszugehen, dass allein aus<br />
Gründen der Selbsterhaltung ein Natur „verbrauchender“ Eingriff<br />
des Menschen immer schon nötig ist. Der Begriff von Natur knüpft an<br />
den antiken, insbesondere an den aristotelischen Begriff der Theoria<br />
an; er wird im lateinischen Mittelalter weiter entwickelt und in der<br />
Neuzeit und Moderne unter dem Titel einer ästhetischen Betrachtung<br />
der Natur als Landschaft präsent. Dabei sollen einerseits die<br />
Kontinuitäten in den Naturauffassungen von der Antike bis heute<br />
aufgezeigt, anderseits die Umbrüche und Veränderungen des Naturverstehens,<br />
insbesondere an den Epochenschwellen von der Antike<br />
zum Mittelalter bzw. vom Mittelalter zur Neuzeit in den Blick genommen<br />
werden.<br />
Die Untersuchung ist fortgeschritten; sie bietet in der Einleitung einen<br />
tour d’horizon über die verschiedenen antiken, mittelalterlichen<br />
und neuzeitlichen Naturverständnisse. Das 1. Kapitel legt im Rahmen<br />
einer grundlegenden Auseinandersetzung mit der von Joachim<br />
Ritter stammenden These der ästhetischen Betrachtung der Natur als<br />
Landschaft eine „Philosophie des Gartens“ vor. Das 2. Kapitel thematisiert<br />
die Natur als Gegenstand der Wissenschaft: Erörtert wird<br />
die Frage nach der Einheit der Natur angesichts der Vielfalt theoretischer<br />
und wissenschaftlicher Zugänge zur Natur und die entsprechende<br />
korrespondierende Frage nach der Einheit der Erfahrung von<br />
Natur. Dazu gehört weiter die Frage, wie sich das Verhältnis von<br />
Mensch und<br />
Natur
Philosophiedidaktik<br />
PHILOSOPHIE 14<br />
Theorie und Praxis, von Wissenschaft und Technik im Rahmen der<br />
naturwissenschaftlichen Naturerkenntnis gestaltet. In diesem Kontext<br />
werden zur Sprache gebracht: das Verständnis von Natur als<br />
Ganzheit im Sinne der an Platon (aber auch an Aristoteles) anschließenden<br />
Vorstellung von der Natur als einer machina mundi; die<br />
These von der Mathematisierung und Geometrisierung der Natur,<br />
wie sie im Rahmen dieser Vorstellung im späten Mittelalter und in<br />
der Neuzeit (bei Galilei, Descartes und Hobbes) entwickelt wurde,<br />
wonach Natur nicht ein „von sich aus Seiendes“, sondern Artefakt<br />
eines die Natur ins Werk setzenden Gottes ist, und folglich wird in<br />
dieser Perspektive wissenschaftliche Naturerkenntnis Rekonstruktion<br />
einer (im göttlichen Wissen realisierten) rationalen Ordnung der<br />
Natur. Schließlich wird im Anschluss an Husserl das Auseinandertreten<br />
von Wissenschaft und Lebenswelt thematisiert. Das 3. Kapitel befasst<br />
sich mit den Kategorien: Theorie und Praxis, Herstellen und<br />
Handeln, Natur, Land, Stadt, Landschaft und Welt. Hier zeigt sich,<br />
dass in besonderem Maße das Stadt-Land-Verhältnis zu den anthropologischen<br />
Grundvorausetzungen gehört, die das Naturverständnis<br />
des Menschen prägen. Die Urbanität des Menschen ist die entscheidende<br />
Größe, um des Menschen Verhalten zur Natur deuten zu können.<br />
Sie hat darüber hinaus einen bedeutenden Einfluss auf den Begriff<br />
der Philosophie, die ein Erzeugnis der Stadt ist.<br />
Die noch ausstehenden Abschnitte werden diese grundlegenden<br />
Aspekte des Mensch-Natur-Verhältnisses in Rücksicht auf ihre<br />
anthropologischen Voraussetzungen entfalten und vertiefen.<br />
Mit Denkrichtungen und Methoden der Philosophie in didaktischer<br />
Perspektive beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> unterstütztes Forschungsprojekt<br />
des Instituts für Philosophie, Technische Universität<br />
Dresden (Prof. J. Rohbeck).<br />
Ziel des Projekts ist es, die Methoden der philosophischen Denkrichtungen<br />
in Verfahrensweisen des Unterrichts zu transformieren. Das<br />
bedeutet Umformung der verschiedenen Philosophien in philosophische<br />
Praktiken, die von Studenten und Schülern erlernt und selbstständig<br />
angewendet werden können.<br />
Seit der Antike bis in die Gegenwart bestehen Philosophie und Philosophieren<br />
aus einer Vielzahl von Denkrichtungen. Vor allem im 20.<br />
Jahrhundert sind verschiedene Strömungen der Philosophie kultiviert<br />
und institutionalisiert worden. Dazu gehören u. a. Analytische<br />
Philosophie, Phänomenologie, Hermeneutik, Dialektik, Konstruktivismus<br />
und Dekonstruktion. In den Anfängen der Philosophiedidaktik<br />
hat man dieser Entwicklung Rechnung getragen und sich nicht<br />
auf eine unterrichtlich zu vermittelnde Richtung festgelegt. Vielmehr<br />
wurde vor allem die Diskurstheorie aufgeboten, welche die Gewähr<br />
dafür bieten sollte, dass sich der Philosophieunterricht für Gesprächspartner<br />
mit unterschiedlichen Standpunkten und Argumenten öffnete.<br />
Gleichwohl stellt auch diese Kommunikationstheorie von Karl-
15<br />
PHILOSOPHIE<br />
Otto Apel und Jürgen Habermas nur eine Art der Philosophie unter<br />
vielen dar.<br />
Prof. Robeck möchte – bei Wahrung des Pluralismus und der Offenheit<br />
für verschiedene philosophische Sichtweisen – dem Unterricht<br />
dadurch mehr philosophische Färbung geben, dass er ihn stärker als<br />
bisher an die Fachwissenschaft anbindet und die verschiedenen Methoden<br />
der Philosophie zu Grundlagen besonderer Didaktiken ausarbeitet.<br />
In der Philosophie spielen Methoden eine fundamentale Rolle: zur<br />
Erreichung bestimmter theoretischer Zwecke meist in Form von<br />
Strukturelementen oder Verfahrensregeln, an denen sich die Tätigkeit<br />
des Philosophierens orientiert. Dazu zählen unterschiedliche<br />
Verfahrensweisen: Interpretation philosophischer Texte, Dialog und<br />
Streitgespräch, Begriffsanalyse, Argumentation etc. Um die fachspezifischen<br />
Methoden des Philosophierens stärker zu akzentuieren und<br />
für die didaktische Perspektive nutzbar zu machen, soll eine schärfere<br />
Abgrenzung zwischen Medien und Methoden stattfinden. Zu<br />
den Medien zählen vor allem das Lesen philosophischer Texte, das<br />
philosophische Gespräch und das Schreiben von Texten. Davon sind<br />
die philosophischen Methoden im strengeren Sinne zu unterscheiden,<br />
die wiederum in die allgemeinen und besonderen Methoden<br />
aufzuteilen sind. Allgemeine Methoden werden nicht nur quer durch<br />
die genannten Medien praktiziert, sondern liegen auch allen philosophischen<br />
Denkrichtungen zugrunde. Dazu gehören vor allem: philosophische<br />
Probleme formulieren und Lösungen entwickeln, nichtempirische<br />
Begriffe bilden, diese Begriffe genau definieren und angemessen<br />
verwenden, möglichst logisch argumentieren, Texte und<br />
Sachverhalte interpretieren, Gedankenexperimente nachvollziehen<br />
und selber konstruieren, Kritik üben, Alternativen entwickeln, begründete<br />
Urteile fällen. Die besonderen Methoden der Philosophie<br />
sind dagegen den oben genannten spezifischen philosophischen<br />
Denkrichtungen zugeordnet. Diese Methoden werden hier nicht als<br />
bloß formale oder gar technische Verfahren verstanden, sondern inhaltlich,<br />
da sich mit den genannten Strömungen ganz bestimmte<br />
Grundeinstellungen des Philosophierens verbinden. So bezweckt z. B.<br />
die analytische Philosophie ausdrücklich, den Sprachgebrauch und<br />
die Argumentationsweise zu reflektieren, um in das Denken, Sprechen<br />
und Kommunizieren möglichst viel Klarheit zu bringen. Die<br />
Hermeneutik wiederum, welche gegen die Dominanz der Naturwissenschaften<br />
das Paradigma der intersubjektiven Verständigung aufbietet,<br />
eröffnet vornehmlich den alternativen Themenbereich historisch<br />
entstandener Kulturen.<br />
Die Idee des Projekts besteht darin, durch Rückgriff auf die an die<br />
Denkrichtungen angebundenen Methoden das didaktische Potential<br />
der Philosophie als Fachwissenschaft für eine Anwendung im unterrichtlichen<br />
und universitären Bereich zu erschließen. Aus der Kombination<br />
von philosophischen Methoden mit den erwähnten Medien<br />
(Lesen/Gespräch/Schreiben) könnten sich dann bestimmte Metho-
Quantenfeldtheorie<br />
PHILOSOPHIE 16<br />
den des Unterrichts ableiten lassen. Diese Perspektive lässt sich auch<br />
umkehren. Wurden bisher die didaktischen Potentiale philosophischer<br />
Denkrichtungen thematisiert, spielt vom Standpunkt der<br />
Didaktik die Vermittlung bestimmter Kompetenzen und Qualifikationen,<br />
die Studenten und Schüler erwerben sollen, die entscheidende<br />
Rolle. Jede Denkrichtung der Philosophie hat ihre besondere<br />
Stärke, um entsprechende Kompetenzen zu erreichen, und jeder<br />
Denkstil betont einen bestimmten Aspekt des Philosophierens. Daraus<br />
folgt, dass das didaktische Strukturgitter noch weiter ausdifferenziert<br />
werden muss, indem es auch die durch die einzelnen philosophischen<br />
Denkrichtungen in besonderer Weise geförderten und<br />
vermittelten Kompetenzen beschreibt.<br />
Für die „Ereignisontologische Interpretation der Quantenfeldtheorie“<br />
erhält Prof. A. Bartels, Fachbereich 1, Philosophie (Universität<br />
Paderborn), Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Quantenfeldtheorie (QFT) gilt als ein Meilenstein auf dem Weg<br />
zu einer fundamentalen Theorie der Materie. Als Synthese aus<br />
Quantenmechanik und spezieller Relativitätstheorie ist sie die erste<br />
physikalische Theorie, die in der Lage ist, drei der vier fundamentalen<br />
Wechselwirkungen (elektromagnetische, starke und schwache<br />
Wechselwirkung) zu beschreiben. Die einzige der vier fundamentalen<br />
Kräfte, die sich einer Behandlung im Rahmen der QFT entzieht,<br />
ist die Gravitation.<br />
Trotz der immensen Erfolge der QFT bei der Vorhersage von empirischen<br />
Phänomenen sind bisher zentrale Fragen bezüglich ihrer Interpretation<br />
unbeantwortet geblieben. So blieb z. B. ungeklärt, welchen<br />
ontologischen Kategorien (Substanzen, Ereignissen, Prozessen,<br />
etc.) die Objekte angehören, über die die Theorie spricht, oder welche<br />
Art von Identitätskriterien die Objekte der Theorie erfüllen.<br />
Ebenso konnte bislang nicht überzeugend dargelegt werden, welche<br />
Annahmen über die Form der kausalen Verknüpfung zwischen den<br />
Objekten der Theorie mit dem Formalismus verträglich sind. Bisherige<br />
Vorschläge zur Lösung der Probleme (z. B. das Quanten-Konzept<br />
von Teller oder Auyangs Ausführungen zu Quantenfeldern bzw.<br />
Feldereignissen) stellen keine befriedigenden Konzepte für die Ontologie<br />
der QFT dar und können nur bedingt für das Projekt herangezogen<br />
werden, weil sie entweder von der Nicht-Lokalisierbarkeit<br />
der Objekte ausgingen, die Kausalitätstheorie vernachlässigten oder<br />
am mathematischen Formalismus scheiterten.<br />
Ziel des Vorhabens ist die Formulierung einer ontologischen Interpretation<br />
der Algebraischen Quantenfeldtheorie (AQFT), die auf Ereignissen<br />
und Prozessen als fundamentalen Entitäten aufbaut. Dabei<br />
soll auf die Prozessontologie A.N. Whiteheads zurückgegriffen werden,<br />
in der Ereignisse und die sie konstituierenden Prozesse die Rolle<br />
der fundamentalen Entitäten der Welt einnehmen. Whiteheads ontologische<br />
Konzeption scheint für eine Interpretation der AQFT deshalb<br />
besonders geeignet, da in ihr zum einen die fundamentalen En-
17<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
titäten (Prozesse und die aus diesen „bestehenden“ Ereignisse) beschränkten<br />
Raumzeitbereichen zugeordnet sind. Dies spiegelt direkt<br />
die mathematische Struktur der AQFT wider, in der die fundamentalen<br />
mathematischen Objekte (lineare Operatoren) ebenfalls beschränkten<br />
Raumzeitbereichen zugeordnet sind. Zum anderen enthält<br />
Whiteheads Prozessontologie eine innovative Konzeption der<br />
Übertragung kausaler Wirkungen zwischen Ereignissen, die ebenfalls<br />
direkt zu grundlegenden Strukturen im mathematischen Formalismus<br />
der AQFT passt. Whiteheads Prozessontologie scheint daher<br />
ein aussichtsreicherer Kandidat für eine Ontologie der QFT zu sein<br />
als die bisherigen Vorschläge von Teller und Auyang.<br />
Theologie und Religionswissenschaft<br />
Im Fächerkanon der Wissenschaften werden Theologie und Religionswissenschaft<br />
meist gesondert aufgeführt. Theologie steht in<br />
aller Regel für christliche Theologie samt ihren historischen, exegetisch-philologischen,<br />
systematischen und praktisch-theologischen<br />
Verzweigungen. Das Fach Religionswissenschaft scheint demgegenüber<br />
in erster Linie für Religionen außerhalb des Christentums<br />
zuständig zu sein. Tatsächlich liegen die Verhältnisse komplizierter.<br />
Einerseits bearbeiten auch nichtchristliche Religionen ihre<br />
Geschichte und ihre Glaubensbestände theologisch, zum Beispiel<br />
das Judentum und der Islam. Andererseits erfährt die Selbstwahrnehmung<br />
und -deutung der Religionen durch die Religionswissenschaft<br />
inhaltliche und methodische Brechungen. Theologie und Religionswissenschaft<br />
– in ihrem jeweiligen soziokulturellen und wissenschaftlichen<br />
Milieu gesehen – markieren teils divergente, teils<br />
konvergente Felder der Arbeit an Phänomenen des Glaubens, der<br />
Geschichte, Institutionen und kulturellen wie politischen Wirkungen<br />
der Religionen. Die gegenwärtigen Debatten zum Status der Theologie<br />
und der „Religious Studies“ deuten auf neuartige Verhältnisbestimmungen<br />
und damit auch auf manche Veränderungen der wissenschaftlichen<br />
Matrix hin.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> nimmt Anträge aus allen Bereichen der<br />
Theologie und Religionswissenschaft entgegen. Sie trägt durch ihre<br />
Förderpolitik der Breite der thematischen Interessen, der Spezialisierung<br />
in den Subdisziplinen und der Vielfalt der Methoden Rechnung.<br />
Historische Projekte sind ebenso willkommen wie Studien zur<br />
gegenwärtigen Lebenswelt der Religionen. Besonderes Augenmerk<br />
gilt Projekten im Schnittbereich von Theologie und Religionswissenschaft.<br />
Der kulturelle Wandel verändert traditionale Wahrnehmungen<br />
des Menschen, der Natur und der Sozialwelt. Die Folgen für die<br />
Religionen und ihre Stellung in der Gesellschaft sind nicht unerheblich.<br />
Außerdem regt die <strong>Stiftung</strong> Projekte an, die ungeachtet der interdisziplinären<br />
Strukturen, die bereits in der Theologie und Religionswissenschaft<br />
selber liegen, auf Synergieeffekte mit weiteren Wissenschaftsdisziplinen<br />
zielen.
SAPERE<br />
Prof. R. Feldmeier (Fachbereich Biblische Theologie, Universität Bayreuth)<br />
und Prof. H. G. Nesselrath (Fachbereich Klassische Philologie,<br />
Universität Göttingen) widmen sich dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
geförderten Projekt „SAPERE. Texte und Darstellungen zu Religion,<br />
Ethik und Philosophie der Kaiserzeit“. Weitere Herausgeber<br />
sind Prof. U. Berner (Fachbereich Religionswissenschaft, Universität<br />
Bayreuth), Prof. B. Heininger (Fachbereich Neues Testament, Universität<br />
Würzburg) und R. Hirsch-Luipold (Klassische Philologie und<br />
Theologie, Universität Bayreuth).<br />
Das interdisziplinäre Forschungs- und Editionsprojekt SAPERE<br />
(Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam Religionemque Pertinentia)<br />
hat zum Ziel, bisher wenig beachtete griechische und lateinische<br />
Texte (ausgehendes 1.–4. Jahrhundert n.Chr.) zu Religion, Ethik und<br />
Philosophie zu übersetzen und zu kommentieren. SAPERE möchte<br />
dabei bewusst an alle Konnotationen des lateinischen sapere anknüpfen:<br />
nicht nur an die intellektuelle (die Kant in der Übersetzung<br />
von sapere aude, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“,<br />
zum Wahlspruch der Aufklärung gemacht hat), sondern<br />
auch an die des „Schmeckens“; SAPERE möchte Leserinnen und Leser<br />
nicht zuletzt auch „auf den Geschmack“ der behandelten Texte<br />
bringen.<br />
Die ausgewählten Schriften gehören zu den Grundlagen des abendländischen<br />
Denkens über Mensch, Gesellschaft und Religion. Da sie<br />
sich im ausdifferenzierten Fächerkanon nur schwer einordnen lassen,<br />
sollen sie durch interdisziplinäre Zusammenarbeit in neuer Form<br />
erschlossen werden. Das Editionsvorhaben SAPERE führt Wissenschaftler<br />
verschiedener Disziplinen, Studierende und Interessierte<br />
zusammen. Je nach Eigenart des Einzeltextes wird ein Team von<br />
Spezialisten aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammengestellt,<br />
das den Text im steten Austausch miteinander bearbeitet. Ein<br />
Philologe z. B. erstellt den griechischen oder lateinischen Text und<br />
übersetzt ihn; die übrigen Mitarbeiter kommentieren die Schrift oder<br />
einen Aspekt derselben aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Forschungszweige<br />
(Philosophie, Theologie, Religionswissenschaft, Geschichte,<br />
Rechtsgeschichte etc.). Zudem wird der Text in den Kontext<br />
des jeweiligen Gesamtwerks vor den geistes- und zeitgeschichtlichen<br />
Hintergrund gestellt, so dass am Ende ein Band mit einer allgemeinen<br />
Einleitung zum Autor, Text, Übersetzung und Anmerkungen<br />
sowie Fachbeiträgen steht. Die Bände werden von der Wissenschaftlichen<br />
Buchgesellschaft in Darmstadt herausgegeben, die für dieses<br />
Projekt innerhalb der „Texte zur Forschung“ eine eigene Reihe eingerichtet<br />
hat.<br />
Bisher sind folgende Bände erschienen:<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 18<br />
Plutarch: Ei kalos eiretai to lathe biosas = Ist „Lebe im Verborgenen“<br />
eine gute Lebensregel? Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />
Essays vers. von Ulrich Berner ... . – Darmstadt: Wiss.
19<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
Buchges., <strong>2000</strong>. 176 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris<br />
ad Ethicam REligionemque pertinentia; Bd. 1)<br />
Dion von Prusa: Olympikos e peri tes protes yops theoy ennoias =<br />
Olympische Rede oder über die erste Erkenntnis Gottes. Eingel.,<br />
übers. und interpretiert von Hans-Josef Klauck. Mit einem<br />
archäolog. Beitr. von Balbina Bäbler. – Darmstadt: Wiss. Buchges.,<br />
<strong>2000</strong>. 250 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad<br />
Ethicam REligionemque pertinentia; Bd. 2)<br />
Folgende Bände der Reihe sind in Vorbereitung:<br />
SAPERE, Band 3: Lukian, Die Lügenfreunde. Ein geistreicher<br />
Dialog über den menschlichen Hang zu Aberglauben und Wundergeschichten<br />
(erscheint voraussichtlich im 4. Quartal <strong>2001</strong>).<br />
SAPERE, Band 4: Jamblich, Pythagoras. Legende – Lehre –<br />
Lebensgestaltung. Die Lebensbeschreibung des vielleicht geheimnisvollsten<br />
aller griechischen Philosophen als heidnischer<br />
Heiliger (erscheint voraussichtlich im 4. Quartal 2002).<br />
SAPERE, Band 5: Apuleius, Über die Magie. Die einzige noch<br />
existierende wirklich gehaltene Prozessrede der römischen Kaiserzeit,<br />
in der es um die Rolle der Magie im Leben der Menschen<br />
geht (erscheint voraussichtlich im 4. Quartal 2002).<br />
Prof. K.-W. Niebuhr (Lehrstuhl für Neues Testament, Theologische<br />
Fakultät, Universität Jena) erhält für die Erarbeitung des ersten Teilbandes<br />
des „Corpus Judaeo-Hellenisticum (Teilband zum Jakobusbrief)“<br />
Fördermittel durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Bei dem Corpus Judaeo-Hellenisticum (CJH) handelt es sich um ein<br />
längerfristig angelegtes Forschungsprojekt, durch das die ganze<br />
Breite der Zeugnisse des frühen Judentums für das Verständnis und<br />
die Interpretation des Neuen Testamentes erschlossen werden soll.<br />
Die Zeugnisse, die sich als durch die hellenistische Kultur und politisch-ökonomischen<br />
Verhältnisse der hellenistisch-römischen Epoche<br />
beeinflusst zeigen, sollen nach der Reihenfolge der neutestamentlichen<br />
Schriften in einem mehrbändigen Werk auszugsweise in<br />
Originalsprache und Übersetzung publiziert werden.<br />
Das Corpus umfasst neben den literarischen Quellen auch nicht-literarische<br />
Papyri, Inschriften, Münzen, Bildzeugnisse, gottesdienstliche<br />
Texte und Gebete; darüber hinaus wird auch die Septuaginta<br />
miteinbezogen, insoweit sie als ein charakteristischer Ausdruck jüdischer<br />
Überlieferung in griechischer Sprache gelten kann. Aus eher<br />
pragmatischen Gründen werden dagegen die Qumran-Zeugnisse<br />
und die rabbinische Literatur einschließlich der Targumin ausgeschlossen<br />
bleiben. Es ist geplant, die ausgewählten Quellenauszüge<br />
jeweils durch kurze Hinweise zu Einleitungsfragen, Publikationsort<br />
und wichtigster Sekundärliteratur einzuleiten sowie im Hinblick auf<br />
ihren ursprünglichen Kontext und ihre Bedeutung für das Verständnis<br />
der jeweiligen neutestamentlichen Passagen zu erschließen. Um<br />
Jakobusbrief
JSHRZ<br />
Einführungsband<br />
JSHRZ<br />
Registerband<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 20<br />
weiteres Quellenmaterial bzw. umfangreichere Quellenauszüge zur<br />
Verfügung zu stellen, wird zusätzlich eine Datenbank aufgebaut, deren<br />
Nutzung mit den gedruckten Bänden kombinierbar ist.<br />
Als erster Teil des Gesamtwerkes soll der Band zum Jakobusbrief erarbeitet<br />
werden. Der Jakobusbrief gehört zu den neutestamentlichen<br />
Schriften, die in der gegenwärtigen Forschung besonders gut erschlossen<br />
sind. Er gibt sich in seiner literarischen Gestalt als Brief einer<br />
maßgeblichen Autorität des Urchristentums in Jerusalem, somit<br />
eines prägnant jüdischen Autors, zu erkennen und wendet sich an<br />
„die zwölf Stämme (Israels) in der Diaspora“. In ihm werden eine<br />
Reihe von inhaltlich-theologischen Fragen und Themen berührt (z. B.<br />
die Rezeption frühjüdischen und hellenistisch-römischen Ethos bei<br />
der Herausbildung eigenständiger christlicher Identitäten), die sich<br />
erst vollständig aus einer systematischen und methodisch reflektierten<br />
Berücksichtigung frühjüdischer Überlieferungen erschließen lassen.<br />
Prof. H. Lichtenberger (Institut für Antikes Judentum und hellenistische<br />
Religionsgeschichte, Universität Tübingen) erarbeitet mit Fördermitteln<br />
der <strong>Stiftung</strong> einen Einführungsband zu den Jüdischen<br />
Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ).<br />
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung einer Einleitung<br />
zu den „Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“<br />
(JSHRZ). Der Band soll – zusammen mit dem Bibliographie- und Registerband<br />
– die seit 1973 im Gütersloher Verlag veröffentlichte und<br />
voraussichtlich 2003 vollständige Reihe „Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer<br />
Zeit“ abschließen. Das Gesamtwerk besteht aus<br />
fünf Bänden mit insgesamt fünfzig Schriften. Es gilt als die derzeit<br />
maßgebliche deutschsprachige Ausgabe der zwischentestamentlichen<br />
Literatur (ohne die Qumran-Schriften).<br />
Der Band stellt eine Einführung in das jüdische außerqumranische<br />
und nichtrabbinische Schrifttum der Antike (außer Philo, Josephus<br />
etc.) dar, der alle fünfzig Einzelschriften der JSHRZ-Reihe literarisch<br />
und historisch einordnet und deren Bedeutung für das antike Judentum<br />
und das frühe Christentum bespricht. Darüber hinaus erschließt<br />
er inhaltlich die theologischen Hauptthemen (z. B. Gott und Mensch,<br />
Angelogie und Dämonologie, Eschatologie) und entfaltet im Zusammenhang<br />
der literarischen Forschung die theologischen Grundkonzeptionen.<br />
Für die Erstellung eines Registerbandes zu den Jüdischen Schriften<br />
aus hellenistisch-römischer Zeit (JSHRZ) erhält Prof. F. W. Horn,<br />
Lehrstuhl für Neues Testament, Fachbereich Ev. Theologie, Universität<br />
Mainz, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die 1973 von Werner Georg Kümmel begründete Reihe „Jüdische<br />
Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“ (JSHRZ) bietet eine deutsche<br />
Übersetzung der frühjüdischen Pseudepigraphen und gilt sowohl<br />
im deutschsprachigen als auch im internationalen Raum als
21<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
derzeit maßgebliche Übersetzung der Literatur des Zweiten Tempels.<br />
Bereits zu Beginn der Übersetzungsreihe war geplant, die Reihe<br />
durch eine Bibliographie, eine Einführung und ein Register zu ergänzen.<br />
Insbesondere vor dem Hintergrund des gesteigerten Interesses<br />
am Frühjudentum stellt eine umfassende Erschließung der sog.<br />
Pseudepigraphen des Alten Testaments nach wie vor ein Forschungsdesiderat<br />
dar.<br />
Das Register, bearbeitet in einer Forschungskooperation der Universitäten<br />
Mainz (Prof. F. W. Horn, Frau H. Omerzu und Frau C. Büllesbach)<br />
und Bonn (PD Dr. H. Löhr), erschließt die frühjüdischen Pseudepigraphen<br />
durch detaillierte Sach-, Namens-, Orts- und Stellenregister.<br />
Es stellt – insbesondere im deutschsprachigen Raum – den ersten<br />
Versuch dar, die Theologie, Literatur, Kultur und Lebenswelt<br />
des Frühjudentums umfassend und differenziert über Indizes zu erschließen<br />
und die Ergebnisse für weitere Forschungen zum Judentum<br />
in der Antike fruchtbar zu machen.<br />
Die Erforschung der Religion, Geschichte und Literatur des Judentums<br />
in hellenistisch-römischer Zeit ist ein zentraler Forschungsgegenstand<br />
in der Alten Geschichte, der Judaistik und der Theologie.<br />
Die Ergänzungsbände zu den JSHRZ wollen dazu beitragen, die<br />
Vielfalt und das Selbstverständnis des antiken Judentums zu dokumentieren<br />
und die Rolle der sog. Apokryphen und Pseudepigraphen<br />
des alten Testaments für die Bibelwissenschaften, das antike Judentum<br />
und den jüdischen Hintergrund des frühen Christentums deutlich<br />
zu machen. Das Projekt wird die Reihe JSHRZ vollständig abschließen,<br />
so dass der Forschung mit der Publikation aller 50 Schriften<br />
und den Ergänzungsbänden ein zentrales Hilfsmittel für die Beschäftigung<br />
mit den Pseudepigraphen zur Verfügung steht.<br />
Aufstieg und Niedergang der Indexkongregation. Römische Bücherzensur<br />
im ausgehenden 16. Jahrhundert ist Gegenstand einer von<br />
der <strong>Stiftung</strong> geförderten Untersuchung, die Prof. P. Godman am<br />
Deutschen Seminar (Universität Tübingen) durchführt.<br />
Die Geschichte der römischen Bücherzensur reicht bis ins Hochmittelalter<br />
zurück, doch erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts formiert<br />
sich vor dem Hintergrund der Reformation und des im Zeitalter des<br />
Buchdrucks rapide anwachsenden Buchmarktes innerhalb der katholischen<br />
Kirche eine institutionell organisierte Praxis der „censura<br />
librorum“. Die Kompetenzen hinsichtlich des Bücherverbots liegen<br />
innerhalb der römischen Kurie zunächst weitgehend bei der 1542 gegründeten<br />
„Kongregation der Heiligen Römischen und Universalen<br />
Inquisition“ („Sanctum Officium“). Seit 1571 wird ihr eine neue Kongregation<br />
zur Seite gestellt, die „Congregatio pro Indice Liberorum<br />
Prohibitorum“, kurz Indexkongregation, zu deren Aufgaben es<br />
gehört, einen neuen Index verbotener Bücher zu erstellen und sich<br />
mit den aktuellen Zensurfällen zu befassen, während dem „Sanctum<br />
Officium“ die Angelegenheiten, welche die Ketzerei betreffen, vorbehalten<br />
bleiben. Gleichwohl konkurrieren die beiden Zensurinstan-<br />
Bücherzensur<br />
16. Jh.
Hutterische<br />
Handschriften<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 22<br />
zen in der Folgezeit. Der Versuch von Papst Sixtus V. (1585–1590), in<br />
der Indexkongregation durch die Berufung einer Vielzahl von Männern<br />
mit teils umfassender Bildung (u. a. Kardinal Bellarmin) eine<br />
„Expertenkultur“ durchzusetzen und ihre Stellung in der Hierarchie<br />
der Kurie aufzuwerten, zeigt nur kurzzeitigen Erfolg. Nach seinem<br />
Tod verliert die Indexkongregation wieder an Bedeutung, da die Inquisition<br />
ihre Kompetenzen im Bereich der Ketzerverfolgung immer<br />
wieder auch auf die Buchzensur ausdehnen kann. Das Problem der<br />
Autorität in Fragen der Bücherzensur bleibt ungeklärt, bis im Jahr<br />
1917 die Indexkongregation aufgelöst und ihre Tätigkeit vom „Sanctum<br />
Officium“ übernommen wird. Der Schwerpunkt des Forschungsvorhabens<br />
liegt darauf, die gesamten Überlieferungen der beiden<br />
Zensurbehörden für den Zeitraum von 1571 bis 1606 zu erschließen<br />
und systematisch auszuwerten, um einen umfassenden Aufschluss<br />
über Handlungsabläufe, Personal und Inhalte der Kongregationssitzungen<br />
zu erhalten und das Wirken der zwei maßgeblichen römischen<br />
Zensurbehörden zu beschreiben. Ferner ermöglicht die notwendige<br />
Exegese der einschlägigen Dokumente auch die Erfassung<br />
themenspezifischer Quellen. Ausgiebige Stichproben belegen, dass<br />
sich unter den Akten der Kongregation für Index und Inquisition<br />
auch umfangreiches Material bezüglich des Problems des Verhältnisses<br />
zwischen lateinischer und Vulgärsprache befindet. Die Verbindung<br />
zwischen Wissenskontrolle und dem Gebrauch einer Volksbzw.<br />
einer Gelehrten- oder Elitensprache liegt auf der Hand. Anhand<br />
einer Analyse dieses Themas lässt sich also exemplarisch das<br />
Bemühen der Kirche erhellen, eine kulturelle Hegemonie zu erlangen<br />
oder zu verteidigen.<br />
Beabsichtigt ist also nicht nur die Edition zentraler Dokumente und<br />
deren Kommentierung, sondern auch ein grundlegender Beitrag zur<br />
bisher so gut wie unerforschten Behördengeschichte der „Kongregation<br />
für den Index der verbotenen Bücher“ und eine thematische Untersuchung<br />
zum Thema Bücherzensur in Rom zur Zeit der sogenannten<br />
„Gegenreformation“.<br />
Die Dokumente der beiden Zensurkongregationen lagern im Archiv<br />
der Glaubenskongregation der Katholischen Kirche und sind seit<br />
1998 zugänglich. Es handelt sich dabei i.W. um die Sitzungsprotokolle<br />
(„Diarii“, ca. 1.200 Textseiten) und Akten („Protocolli“, ca.<br />
13–14.000 Folioseiten) der Indexkongregation sowie ca. 30 Jahresbände,<br />
die die wöchentlichen Besprechungen des „Sanctum Officium“<br />
und u. a. zahlreiche Zensurfälle („Decreta“, ca. 120 bis 130 Folioseiten<br />
pro Band) dokumentieren.<br />
Der Katalogisierung der in Europa befindlichen hutterischen Handschriftenkodizes<br />
des 16.–18. Jahrhunderts dient ein von der <strong>Stiftung</strong><br />
gefördertes Projekt von Prof. G. Seebaß (Wissenschaftliches Theologisches<br />
Seminar, Universität Heidelberg).<br />
Das Ziel des Projekts ist die vollständige Aufnahme der hutterischen<br />
Handschriftenkodizes des 16.–18. Jahrhunderts. Diese Handschriften
23<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
entstanden bei den Hutterischen Brüdern, die ihren Sitz zunächst in<br />
Mähren hatten, dann nach Oberungarn auswichen und schließlich<br />
über Südrussland in die Vereinigten Staaten nach Kanada kamen.<br />
Die Kodizes sind bedeutende Überreste der frühneuzeitlichen Toleranz<br />
in ost- und südosteuropäischen Ländern und von hohem Wert<br />
für die Erforschung des frühen Täufertums im 16. Jahrhundert.<br />
Seit 1529/30 wanderten verfolgte Tiroler Täufer in die Markgrafschaft<br />
Mähren aus und bildeten unter der Führung des Laienpredigers<br />
Jakob Huter (Hutter/Huetter) eine Brüdergemeinde. Sie führten<br />
ein streng geregeltes kommunitäres Leben, lehnten Kriegsdienst,<br />
Eid und Beteiligung an obrigkeitlichen Ämtern ab und entfalteten<br />
noch zu Lebzeiten Huters, der 1536 in Innsbruck als Ketzer hingerichtet<br />
wurde, eine rege Missionstätigkeit. Nach mehreren vergeblichen<br />
Versuchen der habsburgischen Landesherren, die täuferischen<br />
Gemeinschaften in Mähren zu unterdrücken, genossen die<br />
Hutterischen Brüder ab der Mitte des 16. Jahrhunderts eine relative<br />
Sicherheit. Mit dem mährischen Adel gingen sie dabei eine bemerkenswerte<br />
Symbiose ein, indem sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
im Bereich der Landwirtschaft, des Handwerks und der Dienstleistungen<br />
auf dessen Bedürfnisse ausrichteten. Berühmt waren auch<br />
die hutterischen Ärzte, die innerhalb der Gemeinschaft ausgebildet<br />
wurden. Innermährische Aufstände, türkische Einfälle und der<br />
Dreißigjährige Krieg trafen die waffenlosen Hutterer im 17. Jahrhundert<br />
jedoch schwer. Infolge der „Erneuerten mährischen Landesordnung<br />
von 1628“ musste die gesamte Bevölkerung der katholischen<br />
Kirche beitreten oder das Land verlassen. Hutterische Emigranten<br />
siedelten sich daraufhin auf Brüderhöfen in der damals ungarischen<br />
Slowakei an; im 18. und 19. Jahrhundert wanderten viele Glaubensbrüder<br />
nach Russland, später nach Amerika aus.<br />
Die Hutterischen Brüder sind die einzige ostmitteleuropäische täuferische<br />
Bewegung, von deren Schrifttum nennenswerte Überreste<br />
vorhanden sind. In ihren Überlieferungen spiegeln sich die theologiegeschichtlichen<br />
Wurzeln der Hutterischen Brüder in der durch die<br />
apokalyptische Botschaft Hans Huts (gest. 1527) geprägten oberdeutschen<br />
Täuferbewegung der Reformationszeit wider, aber auch<br />
die Tatsache, dass sich ihnen zahlreiche Konvertiten aus verschiedenen<br />
anderen Gruppierungen des „linken Flügels der Reformation“<br />
anschlossen.<br />
Die Hutterer verwarfen programmatisch alle weltliche Bildung.<br />
Büchersammlungen entstanden auf den Brüderhöfen in erster Linie<br />
für das Selbststudium der Prediger, daneben auch für die religiöse<br />
Erbauung der einfachen Mitglieder. Sie umfassten zum einen Teil<br />
gedruckte Werke, meist Bibeln und Schriften religiösen Inhalts, zum<br />
anderen Teil Sammelhandschriften mit oft über 30 Einzeltexten vom<br />
Umfang reformationszeitlicher Flugschriften, die von Kopisten und<br />
Buchbindern in speziell eingerichteten Schreibstuben erstellt wurden.
Lutherhalle<br />
Wittenberg<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 24<br />
Die in den hutterischen Handschriften überlieferten Texte lassen<br />
sich nach verschiedenen Kriterien gruppieren. Von rezeptionsgeschichtlichem<br />
Interesse sind die Abschriften von gedruckten Texten<br />
verschiedener Autoren des täuferischen und spiritualistischen Spektrums,<br />
z. B. Hans Hut, Menno Simons, Sebastian Franck. Mit der Gewohnheit<br />
der Hutterer, die Briefe und Glaubensbekenntnisse ihrer<br />
gefangenen Brüder und ihrer Märtyrer zu sammeln und in den Gemeinden<br />
vorlesen zu lassen, begann die Ausbildung einer hutterischen<br />
Gruppenliteratur mit spezifischen Textgattungen. Neben<br />
Schriften religiösen Inhalts und historischen Darstellungen verfassten<br />
oder kompilierten die Hutterer auch mathematische, technische<br />
und vor allem medizinisch-alchemistische Texte.<br />
Für das Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger Reformation:<br />
Die Sammlungspolitik der Lutherhalle Wittenberg 1877 bis<br />
1918“ erhält Dr. S. Rhein, <strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in Sachsen-<br />
Anhalt, Wittenberg, Fördermittel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Lutherhalle Wittenberg wurde 1996 von der UNESCO als herausragendes<br />
Beispiel deutscher Kultur in die Liste des Weltkulturerbes<br />
aufgenommen. In Wittenberg verdichten sich Luthers Spuren<br />
von der Schlosskirche (Thesentür und Grab) über die Stadtkirche<br />
(Predigtkirche) bis zum Lutherhaus mit dem Höhepunkt der die Jahrhunderte<br />
überdauernden Lutherstube in einmaliger Aussagekraft.<br />
Die Rekonstruktion der Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit am<br />
authentischen Erinnerungsort „Lutherhalle“ – als Gebäude ein „begehbares<br />
Lehrbuch“ und zugleich größtes Exponat – und des damit<br />
verbundenen kirchen-, theologie- und geschichtspolitischen Erinnerungsprogramms<br />
ist Aufgabe des Projektes.<br />
Mit seinem „Heiligtum“ Lutherstube war das Lutherhaus seit Luthers<br />
Tod Objekt touristischen Interesses, das Züge eines protestantischen<br />
„Reliquienkultes“ trug. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
gab es Pläne für eine museale Nutzung des Hauses und<br />
auch darauf abzielende Ankäufe. Infolge differierender kirchlicher<br />
und staatlicher Interessen – das Lutherhaus wurde vom Wittenberger<br />
Predigerseminar benutzt – blieben diese Pläne folgenlos. Erst mit der<br />
städtischen Gründungsinitiative von 1877 nahm das Museum seinen<br />
von Konzeptionsdebatten begleiteten Anfang mit dem ersten Höhepunkt<br />
der Eröffnung im Rahmen des Lutherjubiläums von 1883.<br />
Die Konservatoren des reformationsgeschichtlichen Museums konnten<br />
in den darauffolgenden Jahrzehnten zusammen mit den Kuratoriumsvorsitzenden<br />
und mit Unterstützung von Sponsoren ein immer<br />
größer werdendes Quellenkorpus (Erstdrucke, Gemälde, Handschriften)<br />
zur Reformationszeit und deren Rezeptionsgeschichte erwerben<br />
und in einer stetig wachsenden Anzahl von Räumen präsentieren.<br />
Neben die Analyse der Erwerbungspolitik der vier Konservatoren im<br />
Licht ihrer jeweiligen theologischen und politischen Orientierung
25<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
tritt die Frage nach den Inszenierungsformen und -absichten von Reformationsgeschichte<br />
(Legitimierung der Preußischen Union, Aufweis<br />
der preußischen Führungsrolle in Deutschland seit dem 16.<br />
Jahrhundert, der Protestantismus als identitäts- und nationsstiftende<br />
preußisch-deutsche „Leitkultur“). Die zeitgenössische Debatte über<br />
die Weltwirkung oder Kulturbedeutung des Protestantismus wurde<br />
monarchieergeben und modernitätsresistent ignoriert.<br />
Im Bereich der Ausstellungsanalyse ist der Zeitrahmen des Projektes<br />
weiter gefasst, da auch in Ausstellungen nach 1918 das zuvor gesammelte<br />
Material gezeigt wurde.<br />
Ein Überblick über den Handschriftenbestand der Lutherhalle, der<br />
ungefähr 6000 Stücke vom 11. bis 19. Jahrhundert umfasst und einen<br />
wichtigen Teil des Gesamtbestandes bildet, ist für fundierte wissenschaftliche<br />
Aussagen, insbesondere für das Projekt zur Sammlungsund<br />
Ausstellungsgeschichte, eine unabdingbare Notwendigkeit.<br />
Deshalb werden alle Handschriften autopsiert, die Angaben in den<br />
alten Zettelkatalogen überprüft, korrigiert, vervollständigt und in einen<br />
Online-Katalog eingetragen.<br />
Im Zusammenhang mit dem Projekt fand vom 1. bis 3. Oktober <strong>2001</strong><br />
eine Tagung über „Reformationserinnerung und Lutherinszenie-<br />
Abb. 1: Projekt „Zur preußischen Rezeption der Wittenberger Reformation:<br />
Die Sammlungspolitik der Lutherhalle Wittenberg 1877 bis<br />
1918“: Die Eröffnung der Luther-Halle durch den Kronprinzen<br />
Friedrich III.; Quelle: Illustrirte [!] Zeitung, Nr. 2100, 29. September<br />
1883, S. 269.
J. Arndt<br />
R. Otto und<br />
R. Bultmann<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 26<br />
rung“ in Wittenberg statt. Im Internet sind unter www.martinluther.de/thyssen/index.html<br />
Informationen über das Projekt, die Tagung<br />
und den Katalog der Handschriften abrufbar.<br />
Unter Prof. H. Schneider (Fachbereich Evangelische Theologie, Universität<br />
Marburg) wird die von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderte<br />
kritische Edition „Johann Arndt. Briefwechsel und biographische Dokumente“<br />
erarbeitet.<br />
Der evangelische Theologe Johann Arndt (1555–1621) gilt als die<br />
einflussreichste Gestalt der lutherischen Christenheit seit den Tagen<br />
der Reformation. Er steht – neben anderen – am Anfang einer neuen<br />
Frömmigkeitsbewegung im deutschen Protestantismus. Seine „Vier<br />
Bücher vom wahren Christentum“ und sein „Paradiesgärtlein“<br />
zählen zu den meistgedruckten und -gelesenen Werken des 17. und<br />
18. Jahrhunderts und zusammen mit der „Nachfolge Christi“ und<br />
John Bunyans „Pilgerreise“ zu den Bestsellern der christlichen Weltliteratur<br />
überhaupt. Durch seine Schriften hat Arndt einen bedeutenden<br />
Einfluss auf die deutsche Literatur- und Theologiegeschichte der<br />
frühen Neuzeit ausgeübt.<br />
Die Edition soll zwei Teile umfassen. Der erste enthält die chronologisch<br />
geordnete Korrespondenz (Briefe von und an Arndt). Neben<br />
den sich verstreut in gedruckten Werken des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />
veröffentlichten Briefen sollen erstmalig auch die in verschiedenen<br />
Bibliotheken und Archiven befindlichen handschriftlichen Korrespondenzstücke<br />
ediert werden. Im Zuge der editorischen Bearbeitung<br />
konnten weitere der Forschung bisher nicht bekannte Briefe ermittelt<br />
werden. Da einige der neu aufgefundenen Stücke durch Wasserschaden<br />
in ihrer Lesbarkeit stark beeinträchtigt sind, erfordert die<br />
Texterfassung die Hinzuziehung von Experten. Das Briefkorpus umfasst<br />
nach derzeitigem Stand 83 Briefe von und 39 Briefe an Arndt sowie<br />
vier Stücke, bei denen Arndt in kirchlicher Funktion als Mitverfasser<br />
unterzeichnet hat. Hinzu kommen 33 zeitgenössische Dokumente,<br />
die für die Biographie Arndts von Bedeutung sind. U. a.<br />
gehören dazu Dokumente aus der Studienzeit, Kirchenbucheintragungen,<br />
Verpflichtungserklärungen auf die Bekenntnisschriften,<br />
Zeugnisse über Arndts Amtsführung, obrigkeitliche Korrespondenz<br />
im Zusammenhang mit der Berufung Arndts auf kirchliche Stellen,<br />
Visitationsprotokolle, Gedichte Arndts, Universitätsgutachten über<br />
seine Schriften und zeitgenössische Urteile. Für die Durchführung<br />
der Edition wurden in Anlehnung an vergleichbare Projekte Editionssrichtlinien<br />
erarbeitet und in Musterbearbeitungen erprobt. Die<br />
text- und sachkritische Kommentierung der Briefe wurde inzwischen<br />
begonnen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gewährte Prof. H. Hübner, Institut für Spezialforschungen,<br />
Abt. Biblische Theologie, Theologische Fakultät,<br />
Universität Göttingen, Fördermittel für das Projekt „Jesus, kontrovers<br />
gesehen von Rudolf Otto und Rudolf Bultmann. Zur Auseinandersetzung<br />
Rudolf Ottos mit Rudolf Bultmanns Entwertung des histo-
27<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
rischen Jesus für die christliche Religion im Ausklang der Religionsgeschichtlichen<br />
Schule“. Dieses Projekt wird im Auftrag von Prof.<br />
Hübner von Frau Dr. G. Beyer durchgeführt.<br />
Im Zentrum dieses Forschungsvorhabens steht die Analyse der kontroversen<br />
Sicht und Bewertung der Person des irdischen Jesus für die<br />
christliche Religion durch die beiden evangelischen Theologen Rudolf<br />
Otto (1869–1937) und Rudolf Bultmann (1884–1976).<br />
Die Kontroverse über die Bedeutung des historischen Jesus für den<br />
christlichen Glauben brach an Bultmanns Vortrag „Ethische oder<br />
mystische Religion im Urchristentum“ auf, den er 1920 vor den<br />
„Freunden der Christlichen Welt“ hielt, einer Vereinigung liberaler<br />
Theologen aus Kirche und Wissenschaft, die sich um die von Martin<br />
Rade herausgegebene Wochenzeitschrift „Die Christliche Welt“<br />
sammelte. Bultmanns „Geschichte der synoptischen Tradition“ (Erstauflage<br />
1921) verschärfte die Kontroverse, die auch den Lehrbetrieb<br />
an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Marburg<br />
prägte. Dort hatte Otto seit 1917 als Nachfolger von Wilhelm Herrmann<br />
(1846–1922) den systematisch-theologischen Lehrstuhl inne,<br />
Bultmann seit 1921 als Nachfolger seines Lehrers Wilhelm Heitmüller<br />
(1869–1926) den Lehrstuhl für Neues Testament.<br />
Für die Frage nach dem Wesen der Religion – ein Grundthema der<br />
evangelischen Theologie zur Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert –<br />
liegen die Anfänge der Kontroverse in einer brieflichen Kritik Bultmanns<br />
aus dem Jahre 1918 an Ottos Werk „Das Heilige“ (1916). Sie<br />
bilden den theologisch-erkenntnistheoretischen Widerpart zur exegetischen<br />
Kontroverse der zwanziger Jahre und der späteren Replik<br />
auf sie in Ottos Buch „Reich Gottes und Menschensohn“ (1934) und<br />
dann wiederum in Bultmanns kritischer Rezension dieses Werkes im<br />
Jahre 1937.<br />
Wiewohl Ottos Ansatz innerhalb der deutschen evangelischen Theologie<br />
– im Unterschied zur englischsprachigen Welt – mit dem Aufkommen<br />
der Dialektischen Theologie und ihrer von Bultmann entwickelten<br />
Variante, der existentialen Interpretation biblischer Texte,<br />
an den Rand gedrängt wurde, kann an der Kontroverse paradigmatisch<br />
die Frage nach der Historizität von Religion und deren Verhältnis<br />
zu ihrem Wesen verhandelt werden, welche die evangelische<br />
Theologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt und einen Paradigmenwechsel<br />
nach dem Ersten Weltkrieg provoziert hatte.<br />
Beide Theologen führten auf eigene Weise Anliegen und Ergebnisse<br />
der „Religionsgeschichtlichen Schule“ weiter. Die Leistung jener,<br />
die neutestamentliche Forschung bestimmenden Gruppe bestand<br />
darin, damals etablierte Verfahren der historischen Wissenschaften<br />
radikal auf theologische Quellen anzuwenden und z. B. die neutestamentlichen<br />
Texte in einen weitergehenden zeitgeschichtlichen Horizont<br />
zu stellen. Die Evangelien wurden nun nicht mehr als Biographie<br />
Jesu, sondern als Niederschlag mündlicher Traditionen von Einzelstücken<br />
und Textgruppen gelesen. Für die Frage der Kontinuität
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT 28<br />
vom „irdischen Jesus“ zum „Christus des Glaubens“ boten die Vertreter<br />
der „Religionsgeschichtlichen Schule“ allerdings keine Lösung<br />
an. Otto und Bultmann griffen diese Problematik auf und versuchten<br />
unter Rückgriff auf Ergebnisse der religionsgeschichtlichen<br />
Arbeiten zum Neuen Testament, Judentum und Hellenismus Lösungswege<br />
zu entwickeln – jedoch mit sich grundlegend unterscheidenden<br />
Verfahren. Bultmann analysierte die synoptischen Evangelien<br />
radikal historisch unter traditions- bzw. formgeschichtlicher Perspektive.<br />
Otto integrierte die historische und religionsvergleichende<br />
Arbeit in eine pneumatische Exegese.<br />
Beide Lösungswege erschließen sich, wenn man den philosophischerkenntnistheoretischen<br />
Hintergrund beider Theologen analysiert<br />
und auf ihre theologischen Schwerpunkte und Arbeiten zu den<br />
synoptischen Evangelien bezieht. Während Otto bestrebt war, eine<br />
übergreifende Religionsphänomenologie zu entwerfen und seine<br />
Theorie seit 1908 auf die Erkenntnistheorie des in der Kant-Tradition<br />
stehenden Jakob Friedrich Fries (1773–1843) gründete, griff Bultmann<br />
in theologisch-erkenntnistheoretischer Sicht auf die Schleiermacher-<br />
und Kant-Rezeption des Marburger Theologen Wilhelm<br />
Herrmann zurück, die er mit seinem eigenen, insbesondere durch<br />
Paul Natorps (1854–1924) beeinflussten Kant-Verständnis verschmolz.<br />
Anders als Otto, der in der Person Jesu von Nazareth das<br />
„religiöse Urgeschehen“ schlechthin sah, insofern dieser den religiösen<br />
Menschen in Vollendung repräsentierte und so selbst Gegenstand<br />
des Glaubens wurde, entwertete Bultmann den historischen<br />
Jesus für das Christentum völlig. Bultmann griff in seiner Sicht des irdischen<br />
Jesus auch die – an ihrem radikal historischen Anspruch gemessen<br />
– s. E. inkonsequente Bewertung des historischen Jesus als<br />
treibende Kraft des christlichen Glaubens in der „Religionsgeschichtlichen<br />
Schule“ an und beanspruchte für sich, ihre Absicht in<br />
seinem Sinne radikal durchzuführen. Grundergebnisse dieser Forschergruppe<br />
integrierte er später in die existentiale Interpretation<br />
des Neuen Testaments.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Lösungswege Ottos und<br />
Bultmanns zu analysieren und daraufhin zu untersuchen, inwieweit<br />
die theologisch begründete Wahl philosophisch-erkenntnistheoretischer<br />
Korrespondenzmodelle die Richtung und Ergebnisse der jeweiligen<br />
Interpretation christlicher Texte prägt und welche Auswirkungen<br />
sich daraus für die Deutung des irdischen Jesus und seiner theologischen<br />
Gewichtung ergeben. Eine umfangreiche Materialbasis,<br />
meist unveröffentlichte Briefwechsel, Manuskripte, Vorlesungsnachschriften<br />
und Seminarprotokolle im Besitz der Universitätsbibliotheken<br />
Marburg und Tübingen sowie Bultmanns Randnotizen in<br />
Büchern seiner Fachbibliothek, die zum Teil in den evangelischtheologischen<br />
Seminaren der Universitäten Mainz und Bochum liegen,<br />
dokumentieren die Kontroverse, ihre methodischen und inhaltlich<br />
theologischen Hintergründe und geben Aufschluss über Rezeption<br />
und Modifikation der Entwürfe theologischer und philosophi-
29<br />
THEOLOGIE UND RELIGIONSWISSENSCHAFT<br />
scher Forschung. Dieses Material wird für eine monographische Veröffentlichung<br />
ausgewertet.<br />
Für die politisch-systematische Analyse der Eingaben und Vorschläge<br />
an die Ökumenische Versammlung der DDR (1987–1989)<br />
stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. P. Maser (Ostkirchen-Institut, Universität<br />
Münster) Mittel zur Verfügung.<br />
Das Forschungsvorhaben bezieht sich auf den Konziliaren Prozess in<br />
der DDR, der mit seinen Ökumenischen Versammlungen als eine der<br />
wichtigsten Stationen auf dem Wege zur friedlichen Revolution von<br />
1989 angesehen werden kann.<br />
Der Ökumenische Rat der Kirchen als internationaler Dachverband<br />
der Kirchen der Welt hatte 1984 auf Initiative des Erfurter Propstes<br />
Heino Falcke eine „Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ für das Jahr 1990 beschlossen.<br />
Zum Organisator und Motor der Konziliaren Bewegung in der<br />
DDR wurde der Arbeitskreis Christlicher Kirchen, ein zwischen den<br />
Kirchen in der DDR koordinierendes Gremium. Im Herbst 1987 riefen<br />
die Kirchen und Religionsgemeinschaften unter dem Slogan „Eine<br />
Hoffnung lernt gehen“ Gemeinden und Gruppen dazu auf, sich mit<br />
Anregungen, Hinweisen und Themenvorschlägen an das Sekretariat<br />
der Ökumenischen Versammlung zu wenden. Auf mehreren Vollversammlungen<br />
wurden diese mehr oder weniger ausgearbeiteten Entwürfe<br />
diskutiert und zu Texten zusammengefasst. Die angestrebte<br />
Rezeption der Endfassungen dieser Texte wurde durch die friedliche<br />
Revolution im Herbst 1989 zum großen Teil gegenstandslos.<br />
Die Eingaben und Anregungen an die „Ökumenische Versammlung<br />
für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“<br />
1987–1989 bilden eine für die DDR-Geschichte einzigartige Sammlung<br />
von Quellen über widerständiges Verhalten, Widerstand und<br />
Opposition. Hier wurden in verschiedenen Themenfeldern etwa<br />
15.000 Wortmeldungen gesammelt und überliefert, die einen breiten<br />
Einblick in die Stimmungslage der Bevölkerung geben. Während die<br />
offiziellen Ergebnistexte der Versammlung ihre Erwartungen oft<br />
sehr verhalten und nur in Frageform artikulierten, scheint die Basis<br />
bereits weitergehende Forderungen wie die nach der Trennung von<br />
SED und Staat, nach bürgerlichen Freiheiten wie Versammlungsund<br />
Meinungsfreiheit oder nach Zulassung von Parteien erhoben zu<br />
haben. Diese Wünsche nach Veränderungen in der DDR kristallisierten<br />
sich vor allem in den Eingaben an die Arbeitsgruppe 003 „Mehr<br />
Gerechtigkeit in der DDR – unsere Aufgaben und Erwartungen“.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, den etwa 3.000 Schriftstücke<br />
umfassenden Quellenbestand in einer kommentierten Edition der<br />
weiteren Forschung zugänglich zu machen und in einem zweiten Arbeitsschritt<br />
aus politisch-systematischer Sicht zu analysieren. Dabei<br />
soll untersucht werden, welche gesellschaftspolitischen Leitbilder<br />
aus den Eingaben und Vorschlägen an die Ökumenische Versammlung<br />
erhebbar sind und inwieweit die unter dem Dach der Kirche ini-<br />
DDR<br />
Ökumenische<br />
Versammlung
Polygynie<br />
tiierten Diskussionen eine Plattform boten, um die Forderungen des<br />
Herbstes 1989 fundiert zu formulieren.<br />
Geschichtswissenschaften<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 30<br />
Die Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten national<br />
wie international eine außerordentliche Ausweitung erfahren,<br />
sachlich wie methodisch. An die Seite der politischen Geschichte,<br />
der Geistesgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist die<br />
Geschichte der materiellen Kultur des Alltags, der Mentalitäten und<br />
Medien getreten, an die Seite der Geschichte der Nationen, der<br />
Epochen, übergreifender Strukturen die der Regionen, der Städte,<br />
einzelner sozialer Gruppen, an die der Makro- die sogenannte<br />
Mikrogeschichte. Und dieser Ausweitungs- und Differenzierungsprozess<br />
bis hin zur disziplinären Verselbständigung – daher setzt<br />
man die Fachbezeichnung auch zunehmend in die Mehrzahl –<br />
wurde begleitet von einer Fülle methodischer Neuansätze und Perspektivenwechsel,<br />
die ihren ursprünglichen Gegenstand nicht selten<br />
überschritten, weiterreichende Geltungsansprüche erhoben.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> steht Förderungsanträgen aus allen Bereichen<br />
der Geschichtswissenschaften offen. Sie hat dabei in der Vergangenheit<br />
der Geschichte Mittel- und Osteuropas sowie der Wirtschafts-<br />
und Sozialgeschichte eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet<br />
und möchte dies auch weiterhin tun. Gleichzeitig ist die <strong>Stiftung</strong><br />
an einer neuen Schwerpunktbildung interessiert: Sie lädt zu<br />
Förderungsanträgen ein, deren Projekte sich mit dem Wandel der<br />
Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen zur modernen<br />
Gesellschaft, also vom 18. zum 20. Jahrhundert befassen und deren<br />
Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche untersuchen,<br />
die von der Alltagswelt über die Gesellschaft und Politik bis<br />
hin zur Veränderung der Mentalitäten und der Weltbilder reichen.<br />
Aristokratische Polygynie im Hochmittelalter im europäischen Vergleich<br />
ist Thema eines Forschungsprojektes am Institut für Vergleichende<br />
Geschichte Europas im Mittelalter, Humboldt-Universität zu<br />
Berlin (Prof. M. Borgolte).<br />
Das Forschungsvorhaben bezieht sich auf Formen und Wahrnehmungen<br />
des Zusammenlebens außerhalb dessen, was als „(Voll-)<br />
Ehe“ glossiert werden kann.<br />
Das europäische Mittelalter kennt eine Vielzahl von mehr oder minder<br />
regularisierten Verbindungsformen zwischen Mann und Frau,<br />
die in unterschiedlichen Ausprägungen – regionen-, epochen-, situationsabhängig<br />
– praktiziert, beobachtet und berichtet worden sind.<br />
So wird z. B. in der „Heimskringla“ des Snorri Sturluson die Entstehung<br />
des norwegischen Einheitskönigreiches ursächlich auf das Verhältnis<br />
von Harald inn hárfagri zu einer „fridla“ zurückgeführt. Auch<br />
nordeuropäische Landschaftsrechte beinhalten bezüglich des Erbrechts<br />
Bestimmungen, die verschiedene Formen hetero-sexueller Be-
31<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
ziehungen betreffen. Innerhalb der anglonormannisch-angevinischen<br />
Literatur begegnet man Fragen der Polygynie überall, von den<br />
beiden großen imaginären Königen, Arthur und Karl, bis hin zu den<br />
vielfältigen Aventuren der Ritter der Tafelrunde. Sie verkehren mit<br />
Frauen, die aus dem vertrauten Umfeld stammen – den „pucelles“<br />
der Burgen und Entouragen –, ebenso wie mit Frauen, die mehr oder<br />
minder eindeutig andersweltlich gekennzeichnet sind – den „sarrasines“<br />
und den „fées“. Der heute wahrscheinlich bekannteste Fall eines<br />
herrscherlichen Konkubinats im Mittelalter dürfte in der Geschichte<br />
der „Jüdin von Toledo“ dokumentiert sein. Erst der zunehmende<br />
Erfolg eines dieser Modelle, nämlich der prinzipiell alternativlosen,<br />
auf unbegrenzte Dauer angelegten Verbindung eines Mannes<br />
und einer Frau, wie es bis in unsere Zeit der Standard blieb, hat<br />
dazu geführt, alle übrigen Formen des „außerehelichen“ Zusammenlebens<br />
unter dem Begriff des „Konkubinats“ zu subsumieren<br />
und die ursprüngliche Vielfalt der Alternativen zu verdecken.<br />
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Pluralität der Praktiken und<br />
Imaginationen aristokratischer Verbindungsformen außerhalb der<br />
kirchlich bestätigten Ehe zu rekonstruieren. Dabei geht es einerseits<br />
darum, in den Quellen fassbare Fälle von Konkubinat zu kontextualisieren,<br />
sie auf die jeweilige Praxis zurückzuführen und sie gewissermaßen<br />
zu individualisieren; andererseits möchte man auch verstehen,<br />
was im Einzelfall die Männer, die sich mit ihren „Konkubinen“<br />
zeigen, bezwecken oder zum Ausdruck bringen wollen und in<br />
welcher Vorstellungswelt dies geschieht. Aus der Durchsicht der<br />
Forschung sowie der ersten Sichtung der Quellen ergeben sich dazu<br />
einige Hinweise zu eventuell kategorisierbaren Aspekten. So betont<br />
die neuere sozialanthropologisch orientierte Forschung vor allem<br />
den „generalen Aspekt“, die in der Polygynie gegebenen erweiterten<br />
Möglichkeiten, sozial akzeptable Erben zu zeugen. Daneben sehen<br />
geschlechtergeschichtlich orientierte Forscher in polygynen<br />
Praktiken Möglichkeiten für die Stilisierung von Maskulinität. Neue<br />
Sichtweisen könnten sich ergeben, wenn man den „symbolischen“<br />
Aspekt der Polygenie betrachtet. Denn die Aneignung von Land, Besitz,<br />
Herrschaft geht in der literarischen Imagination und allem Anschein<br />
nach in der konkreten Praxis häufig einher mit der Aneignung<br />
von Frauen, die in einer bestimmten Beziehung zum fraglichen Land,<br />
dem Besitz, der Herrschaft stehen (z. B. Raubzüge der Wikinger in<br />
angelsächsischen Nonnenklöstern).<br />
Untersuchungsgegenstand sind drei ausgewählte Regionen, deren<br />
eine – die Länder um den Ärmelkanal – im Zentrum dessen liegen,<br />
was heute meist als „das“ okzidentale Mittelalter (Flandern, Normandie,<br />
„Grand Anjou“, England) aufgefasst wird, während die beiden<br />
anderen – Skandinavien und der Nordwesten des Mittelmeerbeckens<br />
– als Peripherie erscheinen und somit transkulturelle Perspektiven<br />
ermöglichen. Die Festlegung soll sowohl der europäischen<br />
Pluralität Rechnung tragen und den Gefahren eines impliziten „Latinozentrismus“<br />
vorbeugen als auch vor dem Hintergrund transkultu-
Fürstliche Höfe<br />
Spätmittelalter<br />
raler Perspektiven mögliche Parallelen und Korrespondenzen erkennbar<br />
machen.<br />
„Fürstliche Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein<br />
dynastisch-topographisches Handbuch“ ist Thema eines durch die<br />
<strong>Stiftung</strong> unterstützten Projekts von Prof. W. Paravicini, Deutsches<br />
Historisches Institut, Paris, und Prof. G. Fouquet, Lehrstuhl für Sozialund<br />
Wirtschaftsgeschichte, Universität Kiel.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mit Hilfe eines dynastisch-topographischen<br />
Handbuchs das Phänomen des fürstlichen Hofes im<br />
spätmittelalterlichen deutschen Reich in seiner Funktion als Herrschaftsmittelpunkt<br />
und Herrschaftsmittel sowie die Darstellung von<br />
Macht in Architektur und städtebaulicher Gestaltung der fürstlichen<br />
Residenzen zu dokumentieren.<br />
Das geplante zweibändige Handbuch umfasst 39 Artikel zur Gruppe<br />
„Dynastie“, 132 Artikel zur Gruppe „Könige/Reichsfürstentümer“<br />
(Band I) und ca. 314 „Residenzartikel“ (Band II), die von rund 170 verschiedenen<br />
Autoren erstellt werden. Es wird durch ein Literaturverzeichnis<br />
sowie durch mehrere Register abgeschlossen. Darüber hinaus<br />
sind eine Datenbank mit Informationen und Literatur zu den<br />
Reichsfürsten, Dynastien und Residenzen sowie eine Karte der fürstlichen<br />
Residenzen und zentralen Orte im Reich um 1500 derzeit schon<br />
im Internet zugänglich (http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de). Die<br />
Karte soll zudem bei der Veröffentlichung des gedruckten Handbuchs<br />
auf den Innendeckeln des Einbandes eine bessere geographische<br />
Einordnung der dort behandelten Residenzorte ermöglichen.<br />
Die vorgesehenen Residenzartikel zeigen an, welcher Herrscher wie<br />
oft auf welchen Verwaltungsmittelpunkten residierte und welchen<br />
Einfluss er auf die jeweilige Residenz genommen hat. In den Artikeln<br />
zu den Reichsfürstentümern werden die Höfe der weltlichen und<br />
geistlichen Fürsten zusammenfassend beschrieben und im Hinblick<br />
auf die unterschiedliche Organisation des Hof- und Verwaltungsapparates<br />
verglichen. Die Artikel zu den verschiedenen Herrscherdynastien<br />
schließlich verdeutlichen die innere Verflechtung von Herrschaft<br />
und Geschlecht. Das Handbuch orientiert sich an der verfassungsgeschichtlichen<br />
Realität des Heiligen römischen Reiches deutscher<br />
Nation um 1500. Es beschreibt geographisch das Gebiet des<br />
spätmittelalterlichen Reiches (u. a. mit Trient, Brixen und Aquileja,<br />
Savoien und Genf, Lothringen, den Bistümern Metz, Toul und Verdun,<br />
den alten Niederlanden, den böhmischen Ländern, Schlesien,<br />
dem Ordensstaat). Der Bearbeitungszeitraum reicht von der Mitte<br />
des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges.<br />
Publikationen:<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 32<br />
Wettlaufer, Jörg; Jan Hirschbiegel: Materialien zum Werk. Fürstliche<br />
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein<br />
dynastisch-topographisches Handbuch. – Kiel 1999. (Mitteilungen<br />
der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 3)
33<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Hirschbiegel, Jan: Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und<br />
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie<br />
zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der<br />
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. – Kiel <strong>2000</strong>. (Mitteilungen<br />
der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 4) Überarb.<br />
und aktualisierte Version: http://resikom.adw-goettingen.gwdg.<br />
de/biblnet.htm<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. E. J. Weber (Institut für Europäische<br />
Kultur, Universität Augsburg) bei der Edition der Chronik des Georg<br />
Kölderer (Augsburg um 1600).<br />
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die historisch-kritische<br />
Ausgabe der Chronik des Augsburger Handelsangestellten Georg<br />
Kölderer (1550?–1607).<br />
Zu den wichtigsten Arbeitsgebieten der frühneuzeitlichen europäischen<br />
Kulturgeschichte zählt die Erforschung der Voraussetzungen,<br />
Entstehung, Erscheinungsformen und Wirkungen kollektiver historischer<br />
Erinnerungen. Eine wesentliche Quellensorte dabei ist die vor<br />
allem städtische Chronistik.<br />
Die 2.400 Seiten umfassende Chronik des Augsburgers Georg Kölderer<br />
entstand nicht nur an einer Nahtstelle europäischer, insbesondere<br />
süd- und mitteleuropäischer Kommunikation und verfügte über<br />
innovative Nachrichtenvermittlungsformen, sondern zeichnet sich<br />
auch durch eine überdurchschnittliche Breite der Wahrnehmung und<br />
Erfassung vielfältiger Themen aus. Ihr Autor arbeitete als Handelsdiener<br />
bzw. –schreiber bei dem großen Augsburger Handelshaus<br />
Weiß. Hier erfuhr er im Rahmen der Korrespondenz zahlreiche Neuigkeiten<br />
aus dem In- und Ausland. Er hatte Zugang zu den Fugger-<br />
Zeitungen, außerdem standen ihm Flugschriften, Flugblätter und<br />
Bücher zur Verfügung. Über zahlreiche, häufig nur unzulänglich<br />
identifizierbare Bekannte erhielt er Informationen zu vielen Entwicklungen<br />
im politischen wie kirchlichen Bereich seiner Heimatstadt.<br />
Darüber hinaus spiegeln sich in seiner Chronik die Vorgänge im<br />
Reich im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges wider (z. B. politische<br />
Veränderungen, dynastische Querelen, bewaffnete Auseinandersetzungen,<br />
Konfessionsstreitigkeiten). Ebenso kommt die europäische<br />
Staatenwelt in den Blick. Päpste und türkische Sultane, italienische<br />
Fürsten und spanische Könige finden genauso Eingang in Kölderers<br />
Chronik wie Thronstreitigkeiten in Polen und die Auseinandersetzung<br />
Maria Stuarts und Elisabeths I. Diese Notizen werden schließlich<br />
ergänzt durch kulturhistorisch interessante Kommentare zu Körper-,<br />
Krankheits- und Todeserfahrungen, dem Hexenglauben und<br />
der Wunderwahrnehmung.<br />
Kölderers Schrift ist nicht nur eine additive Aufstellung erfahrener<br />
oder erlebter Vergangenheiten, sondern eine durchdachte Quelle.<br />
Der Chronist versteht es, die ihm übermittelten Nachrichten jeweils<br />
zu kontextualisieren, zu analysieren und zu werten. Dadurch ent-<br />
G. Kölderer
Krieg und<br />
Kommunikation<br />
16. Jh.<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 34<br />
steht ein Gesamtwerk, das die greifbaren Zeitläufe zu ordnen und<br />
ein kohärentes Weltbild zu konstruieren versucht, um die Welt im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „lesbar“ zu machen. Auch wenn Kölderer<br />
seine eigene Lebenssituation kaum zum Thema seiner Schrift<br />
macht, so lassen sich doch aus seinen reflektierenden Berichten<br />
Rückschlüsse auf persönliche Einstellungen, Wertungsmuster und<br />
Prägungen ziehen.<br />
Die beschriebenen Charakteristika der Chronik Kölderers begründen<br />
einen interdisziplinären Quellenwert, so dass neben der Geschichtswissenschaft<br />
und der allgemeinen Kulturforschung auch die<br />
Kommunikationswissenschaft, die Volkskunde, die Kunstgeschichte,<br />
Rechtsgeschichte, Kirchengeschichte und die Philosophie von ihrer<br />
Edition profitieren dürften.<br />
Prof. A. Schindling (Historisches Seminar, Universität Tübingen) betreut<br />
das von der <strong>Stiftung</strong> geförderte Projekt „Geschwinde Welt“.<br />
Krieg und öffentliche Kommunikation – zur Erfahrung beschleunigten<br />
historischen Wandels im Heiligen Römischen Reich deutscher<br />
Nation in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts (1542–1554).<br />
Das Interesse des Forschungsvorhabens richtet sich auf die Phase der<br />
Reformation in Deutschland (1542–1554), die von einem Kontinuum<br />
militärisch ausgetragener Interessengegensätze bestimmt war.<br />
Am Anfang der Entwicklung stand die große militärische Aufrüstung<br />
der schmalkaldischen Bündner im Kontext der Frankfurter Religionsvergleichsgespräche<br />
im Frühjahr 1539, der sog. „Rumor“. Das steigende<br />
Militärpotential führte von 1542 bis 1545 zu mehreren Kriegen<br />
im niedersächsischen Raum um das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel.<br />
Den Auseinandersetzungen folgte 1546/47 der sog. Schmalkaldische<br />
Krieg, der als Achtexekutionskrieg Kaiser Karls V. gegen die<br />
Häupter des Schmalkaldischen Bundes – zuerst in Süddeutschland,<br />
dann in Sachsen – geführt wurde. Schließlich kam es zwischen 1550<br />
und 1552 zu einem Kampf um die Ergebnisse des Schmalkaldischen<br />
Krieges, wie sie insbesondere im „Geharnischten Reichstag“ durch den<br />
Kaiser festgeschrieben worden sind. Die katholischen und protestantischen<br />
Fürsten opponierten gemeinsam und im Bündnis mit Heinrich II.<br />
von Frankreich gegen die Ausweitung der kaiserlichen Herrschaft und<br />
zwangen Karl V. letztendlich zu einer „freiwilligen“ Abdankung. Wiewohl<br />
auch die kriegerischen Auseinandersetzungen im sog. Markgrafenkrieg<br />
von 1553/54 in engem Zusammenhang mit den militärischen<br />
Konflikten der Vorjahre standen, bedeutete dieser gewaltsam ausgetragene<br />
Interessengegensatz im Reich einen bedeutsamen Einschnitt,<br />
da die Motive dieser Auseinandersetzung jenseits des durch den Glaubenszwiespalt<br />
aufgeworfenen Reichsfriedensproblems lagen. Die Entwicklungen<br />
zwischen 1542 und 1554 zeigen, dass für den Gang der Reformationsgeschichte<br />
im Reich eine Konstellation gegeben war, die<br />
dann in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Westeuropa<br />
dazu führte, dass „Reformation, Revolt and Civil War“ einen unauflöslich<br />
verwobenen Geschehenszusammenhang darstellten.
35<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Die Zeitgenossen haben diese Jahre als eine Zeit der Friedlosigkeit<br />
wahrgenommen, wie deren Rede von den „unruhigen und geschwinden<br />
Läuften“ indiziert. Das gerade durch die Unruhe ihrer<br />
Zeit evozierte Krisenbewusstsein ließ die Nachfrage der damals lebenden<br />
Menschen nach Sinn- und Deutungsangeboten, die zwischen<br />
religiös-konfessioneller und säkular-politischer Weltdeutung<br />
oszillieren, wachsen. Ihren Niederschlag fanden diese Gedanken in<br />
vielfältigen Formen einer auf Öffentlichkeit zielenden Kommunikation<br />
über Krieg und Frieden.<br />
Anknüpfend an die von der Reformationsgeschichtsschreibung herausgearbeitete<br />
Vielschichtigkeit öffentlichen Kommunizierens wird<br />
das Arbeitsvorhaben den Fragen nach den Formen der öffentlichen<br />
Verarbeitung und Auseinandersetzung mit den kriegerischen Ereignissen<br />
in dieser Zeit dramatischer religiöser, gesellschaftlicher und<br />
politischer Umbrüche nachgehen. Dem Projekt liegt dabei ein Kommunikationsbegriff<br />
zugrunde, der Kommunikation als einen vielschichtigen<br />
Verständigungsprozess über Wirklichkeit versteht. Öffentliche<br />
Kommunikation meint dabei in Anlehnung an den zeitgenössischen<br />
Wortgebrauch den Teil kommunikativen Handelns,<br />
der darauf zielt, Informationen über die kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
dieser Jahre „allgemein“ zugänglich zu machen und als<br />
erinnerte Kriegserfahrung präsent zu halten. Auf diese Weise soll<br />
nicht nur ein präziseres Bild von den Wissens- und Erfahrungshorizonten<br />
der Zeitgenossen entworfen, sondern auch ein Einblick in die<br />
Strukturen und Funktionsweise einer Medienlandschaft gewonnen<br />
werden, deren Erscheinungsbild sich seit der Erfindung des Buchdrucks<br />
fundamental verändert hatte.<br />
Prof. A. Haverkamp, Arye-Maimon-Institut für Geschichte der Juden<br />
(Universität Trier) untersucht mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> die „,Judenbücher‘ als Quellen zur Sozialgeschichte des<br />
Spätmittelalters im europäischen Kontext“.<br />
Als „iuden puech“ bzw. „liber iudeorum“ werden im Spätmittelalter<br />
unterschiedliche Formen des Gebrauchsschriftguts bezeichnet.<br />
Darunter fallen hebräische Bücher (wie z. B. die Thora oder Geschäftsschriftgut<br />
jüdischer Bankiers) und städtische Verzeichnisse<br />
von „Judenbetreffen“ (u. a. Besitz-, Steuer- und Geleitverzeichnisse<br />
sowie besonders die von jüdischen Geldleihern abgeschlossenen<br />
Geschäfte). Judenbücher stellen eine ergiebige und bisher<br />
weithin ungenutzte Basis nicht nur für eine wirtschaftshistorische<br />
Auswertung, sondern auch für die Personen- und Sozialgeschichte<br />
des Spätmittelalters dar. Sie erlauben allgemeine Schlüsse zur<br />
Wirtschafts- und Geldgeschichte und gewähren Einblicke in das jüdische<br />
Gemeindeleben und in die Beziehungen zwischen Juden<br />
und Christen am Ausgang des Mittelalters. Ferner dokumentieren<br />
sie die Geschichte der Beziehungen zwischen Stadt und Umland<br />
und die Personen- und Institutionengeschichte der spätmittelalterlichen<br />
Stadt.<br />
Judenbücher
Kurmainz<br />
Juden<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 36<br />
Das Forschungsprojekt soll eine umfassende Dokumentation der Judenbücher<br />
sowie eine kleinere Anzahl aufeinander abgestimmter<br />
Fallstudien, die sich auf lokale bzw. regionale Kontexte beziehen, erbringen.<br />
Das Projekt konzentriert sich auf den süddeutschen Raum<br />
zwischen dem Rhein im Westen bis hin zu den Ländern der Böhmischen<br />
Krone. Dadurch wird ein Blick auf die Übergänge und Migrationsvorgänge<br />
von Juden vom Kerngebiet der „Germania“ in die<br />
Länder Ostmitteleuropas am Ausgang des Mittelalters eröffnet.<br />
Inzwischen wurde an einem Überblicksartikel gearbeitet und die<br />
Transkriptionsarbeit fortgeführt. Desweiteren wurde mit der Auswertung<br />
der Znaimer Judenbücher begonnen sowie eine Semesterstudie<br />
zum Thema „Judenurkunden und Judenbücher vom Archiv<br />
ins Internet“ durchgeführt, wobei das „Judenbuch I“ der Stadt Rothenburg<br />
ob der Tauber im Mittelpunkt stand.<br />
Prof. M. Matheus (Historisches Seminar III, Universität Mainz) erhält<br />
von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt Juden in Kurmainz –<br />
Frühe Neuzeit: 1484–1673.<br />
Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, die Geschichte der Juden im<br />
größten geistlichen Territorium des Reiches für die Frühe Neuzeit zu<br />
untersuchen. Die Untersuchung beginnt mit dem Mainzer Kurfürsten<br />
Berthold von Henneberg (1484–1504) und endet mit der Regierungszeit<br />
Philipps von Schönborn (1647–1673). Arbeitsschwerpunkte bilden<br />
das Unterstift unter Einschluss von Oberlahnstein und die zum<br />
Domkapitel gehörenden Orte, das Oberstift und die hessischen Exklaven.<br />
Das Kurfürstentum Mainz stellte sich zu Beginn der Neuzeit als ein<br />
vielgestaltiges Gebilde weit voneinander entfernt liegender Landesteile<br />
mit unterschiedlichen rechtlichen, administrativen, sozialen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen dar. Es bestand<br />
aus dem Unterstift um Mainz und Bingen, dem Oberstift am unteren<br />
Main um Aschaffenburg und Tauberbischofsheim, an der Bergstraße<br />
und im Odenwald. Dazu kamen verstreute Besitztümer in Hessen<br />
und Thüringen. Die Mainzer Landesherren gehörten als Erzbischöfe<br />
und Reichserzkanzler zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im<br />
Reich und in der Kirche, hatten jedoch im Inneren stets auch die konkurrierenden<br />
Herrschaftsansprüche (z. B. des regionalen Adels und<br />
des Mainzer Domkapitels) und die sich aus der geographischen Lage<br />
ergebenden interterritorialen Interdependenzen zu berücksichtigen.<br />
So waren die territorialen Nachbarn von Kurmainz, die Landgrafschaft<br />
Hessen und die Kurpfalz, protestantisch bzw. calvinistisch.<br />
Im Mittelalter war das kurmainzische Territorium eine bevorzugte<br />
Siedlungslandschaft der Juden. In Kurmainz lebten im Spätmittelalter<br />
und zu Beginn der Neuzeit in 66 Orten einzelne Judenfamilien oder<br />
es bestanden jüdische Gemeinden. Ihre Geschichte war wie die Geschichte<br />
ihrer christlichen Umwelt geprägt von den zahlreichen kriegerischen<br />
Ereignissen zwischen Bauernkrieg und Westfälischem Frieden,<br />
wechselnden Katastrophen (Hungerjahre, Seuchen, Hexenpro-
37<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
zesse) und wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Umbrüchen.<br />
Als Angehörige einer nichtchristlichen Religionsgemeinschaft<br />
hatten die Juden jedoch innerhalb der Gesellschaft einen besonderen<br />
Status. Sie standen im Reich und in den Territorien unter<br />
der Oberherrschaft des Kaisers bzw. des Territorialherren, der über<br />
ihre Aufnahme, ihren Aufenthalt und ihren Schutz zu bestimmen<br />
hatte. Der Judenschutz war an bestimmte Abgaben gebunden, vor allem<br />
an das Schutzgeld. Die Judentoleranz wurde durch das Judenrecht<br />
geregelt, das sich vor allem in den Judenordnungen ausdrückte.<br />
Die Judenpolitik der Mainzer Erzbischöfe ist am Ausgang des Mittelalters<br />
und zu Beginn der Frühen Neuzeit durch einen Wechsel von<br />
Vertreibung und Wiederaufnahme gekennzeichnet. Besonders widersprüchlich<br />
war die Judenpolitik des Kardinals Albrecht von Brandenburg<br />
(1514–1545). In seinem Namen wurde in den Jahren 1515<br />
und 1516 ein Projekt zur Vertreibung aus den vorderen Reichskreisen<br />
initiiert; fast zeitgleich mit seinen Vertreibungsplänen führte Kurfürst<br />
Albrecht Judenrezeptionen durch und stellte Schutzbriefe aus. Neue<br />
Wege hinsichtlich der Judentoleranz beschritt der Erzbischof Johann<br />
Philipp von Schönborn, der 1662 und 1671 die ersten zusammenhängenden<br />
kurmainzischen Judenordnungen überhaupt erließ und deswegen<br />
als der „Deutsche Salomon“ in die Annalen eingegangen ist.<br />
Das Forschungsinteresse konzentriert sich auf die Veränderungen<br />
der frühneuzeitlichen Siedlungsformen und ihre Auswirkungen auf<br />
das Leben der jüdischen Bevölkerung und auf die Formierung der<br />
Juden. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Judenpolitik der<br />
Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten. Zu fragen ist, ob sich deren exponierte<br />
Stellung im Reich auf ihre Politik hinsichtlich der Juden auswirkte<br />
und inwiefern diese von den konkurrierenden Herrschaftsansprüchen<br />
innerhalb und außerhalb des Erzstiftes mit bestimmt<br />
wurde. Im Hinblick auf die meist protestantischen Nachbarn von<br />
Kurmainz ist zu klären, ob Judenpolitik, Judentoleranz und Judendiskurs<br />
konfessionell bedingte Unterschiede aufwiesen. Schließlich<br />
sind auch die innere Geschichte der lokalen Judenschaften und ihre<br />
Stellung innerhalb des Kurterritoriums und der jüdischen „Landschaften“<br />
sowie die alltäglichen Beziehungen zwischen den Juden<br />
und der christlichen Umwelt im Spannungsfeld von „Nachbarschaft<br />
und Konkurrenz“ aufzuarbeiten.<br />
Prof. U. Pfister (Historisches Seminar, Universität Münster) erhält<br />
Fördermittel für das Forschungsvorhaben „Konfessionalisierung in<br />
Territorien mit schwacher Staatsentwicklung, 16./17. Jahrhundert“.<br />
Der Konfessionalisierungsbegriff bezieht sich auf mehrere eng miteinander<br />
verbundene kulturelle, gesellschaftliche und politische<br />
Entwicklungen im frühneuzeitlichen Europa. Konfessionalisierung<br />
bezeichnet dabei hauptsächlich zwei Vorgänge, die in den verschiedenen<br />
Konfessionen weitgehend parallel abliefen:<br />
– Erstens erfolgt im Zuge der Konfessionalisierung die Verlagerung<br />
des Glaubenswissens von einer magischen zu einer religiösen<br />
Konfessionalisierung
Sachsen<br />
Elitenbildung<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 38<br />
Struktur. Während magisches Glaubenswissen eine handlungsorientierte<br />
Struktur aufweist und sich auf eine überschaubare<br />
Primärgruppe bezieht (Verwandtschaft, Grundherrschaft etc.), ist<br />
religiöses Glaubenswissen in erster Linie verbal ausgerichtet (z. B.<br />
Predigt, Katechese) und bezieht sich teils auf kosmische Zusammenhänge<br />
(heilsgeschichtliche Deutungen der Glaubenslehren),<br />
teils auf die von den Gläubigen zu befolgenden ethischen Handlungsmechanismen<br />
(z. B. 10 Gebote). Die Tatsache, dass religiöses<br />
Glaubenswissen auf einen sozial generalisierten Raum und<br />
auf ethische Handlungsmaximen bezogen ist, macht es zu einem<br />
dem Territorialstaat und der Marktgesellschaft strukturell kongenialen<br />
Handlungsregulativ.<br />
– Zweitens erfordert die Konfessionalisierung den Aufbau einer<br />
flächendeckenden Kirchenorganisation, entsprechend ausgebildete<br />
Rollenträger (studierte Geistliche) und standardisierte Verfahren,<br />
die vor allem der vertikalen Kommunikation zwischen<br />
kirchlichen Oberbehörden und Kirchenvolk dienen und den<br />
Wandel des Glaubenswissens ermöglichen und unterstützen.<br />
Bisherige klassische Formulierungen des Konfessionalisierungskonzepts<br />
haben argumentiert, dass die institutionelle Entwicklung von<br />
Konfessionskirchen in enger Verbindung mit der Entwicklung der<br />
frühneuzeitlichen Staatlichkeit gestanden und über die Akkulturation<br />
der populären Glaubenspraxis an die hochkirchliche Religiosität<br />
sowie die Sozialdisziplinierung der Gläubigen zur Verfestigung der<br />
Untertanengesellschaft beigetragen habe. Neuere Forschungen jedoch<br />
stellen den Bezug zwischen Konfessionalisierung, Staat und Sozialdisziplinierung<br />
in Frage und betonen, dass die Dynamik des Konfessionalisierungsvorgangs<br />
nicht in erster Linie durch die Entwicklung<br />
des Staates, sondern vielmehr durch die Nachfrage der (ländlichen)<br />
Gesellschaft nach Verfahren der Sozialregulierung bestimmt<br />
gewesen sei. Sie gehen davon aus, dass die Machtmittel des frühmodernen<br />
Staates für das Durchsetzen seiner Ansprüche zu gering<br />
gewesen wären und die Gemeinden ihr sittlich-religiöses Zusammenleben<br />
weitgehend autonom geregelt hätten.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Frage um „Etatismus“ vs. „Kommunalismus“<br />
soll untersucht werden, welche Faktoren den Vorgang der<br />
Konfessionalisierung steuern; insbesondere, wie Wissensbestände,<br />
Werteorientierungen und Formen ritueller Praxis verschiedener<br />
Gruppen (Kirchenvolk, lokale Kirchenbehörden, Klerus, territoriale<br />
Kirchenbehörden) in Verfahren, die diese miteinander in Beziehung<br />
setzten, Eingang fanden und wie sie sich in der Ausgestaltung von<br />
Behörden und Institutionen niederschlugen.<br />
Prof. G. Wartenberg (Institut für sächsische Geschichte und Volkskunde<br />
e. V. Dresden) erforscht mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> die<br />
„Eliten-Bildung in Sachsen. Die Ausbildungsstrategien an den sächsischen<br />
Fürstenschulen im Kaiserreich und der Weimarer Republik“.
39<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die sächsischen Fürstenschulen,<br />
die für die Entwicklung des höheren Schulwesens in<br />
den deutschen Staaten prägend waren und eine große Zahl von Persönlichkeiten<br />
ausgebildet und erzogen haben, die später in die wissenschaftliche,<br />
politische und gesellschaftliche Elite aufstiegen (u. a.<br />
Lessing, Naumann, Kiderlen-Wächter, Bethmann-Hollweg).<br />
Die Fürstenschulen gehen auf mittelalterliche Klöster zurück, die im<br />
Verlauf der Reformation zu evangelischen Bildungseinrichtungen<br />
umgewandelt wurden. Für die Augustinerklöster St. Afra zu Meißen<br />
und St. Augustin zu Grimma sowie das Zisterzienserkloster St. Maria<br />
zu Pforte griff Kurfürst Moritz von Sachsen die Idee auf, einen völlig<br />
neuen Schultyp zu gründen, um Knaben ab dem 11. Lebensjahr zu<br />
erziehen und im Geiste des Humanismus für das spätere Studium an<br />
der Landesuniversität Leipzig heranzubilden. Ziel war es, die schulischen<br />
Bildungsfundamente für spätere Theologen, Verwaltungsbeamte<br />
und Lehrer zu legen. Die 60 bis 100 Internatsplätze standen zu<br />
20–25 Prozent einigen adligen Familien offen; 10–15 Prozent konnten<br />
durch den Landesherren direkt vergeben werden. Die Finanzierung<br />
jener Internatsplätze, der sogenannten Freistellen, war durch das<br />
den Schulen übertragene Klostervermögen gesichert. Darüber hinaus<br />
gab es an allen Fürstenschulen eine Reihe von sogenannten<br />
„Koststellen“, die gestaffelt nach den finanziellen Möglichkeiten der<br />
Eltern vergeben werden konnten. Mit diesem System war die Aufnahme<br />
und Ausbildung der Schüler von den finanziellen Verhältnissen<br />
der Eltern weitgehend unabhängig gemacht und damit die Idee<br />
der Leistungsschule zum Durchbruch verholfen.<br />
Der erste Teil der Forschungsarbeit bezieht sich auf die innere Entwicklung<br />
der Fürstenschulen. Hier stehen die Methoden und Ziele<br />
der Ausbildung im Vordergrund, die anhand von Lehrprogrammen,<br />
Stundenplänen, Tagesordnungen, Lektüren und Lehrgegenständen<br />
zu untersuchen sind. Diese Normen sind dann mit den praktischen<br />
Ausbildungs- und Erziehungsergebnissen zu vergleichen, welche<br />
u. a. aus Schülerarbeiten, Abgangsarbeiten, Untersuchungen gegen<br />
einzelne Schüler, Beschwerden gegen Lehrer und Memoiren von<br />
Lehrern und Schülern zu gewinnen sein werden. Im Zusammenhang<br />
mit der Ausbildung und Erziehung werden auch die Berufungspraxis<br />
von Lehrern und Rektoren sowie die Auswahl der Fürstenschüler in<br />
den Blick genommen.<br />
Der zweite Teil der Forschungsarbeit untersucht Entwicklung und<br />
Karriere der Absolventen der sächsischen Fürstenschulen. Dazu wird<br />
ein kombiniertes Verfahren aus historisch-statistischer Analyse und<br />
Prosopographie zur Anwendung kommen. Die Materialgrundlage<br />
bilden die Würdigungsschriften für die verstorbenen Lehrer und ehe-<br />
Abb. 2: Projekt „Katalogisierungsarbeiten der Inkunabel-Bestände<br />
der Bodleian Library, University of Oxford“: Weltkarte aus Ptolemäus,<br />
Cosmographia (Ulm: Johannes Reger, 1486).
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 40
41<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN
Inkunabeln<br />
Preußen<br />
Beamte und<br />
Kaufleute<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 42<br />
maligen Fürstenschüler – die sogenannten „Ecces“ –, die seit der<br />
Gründung des „Vereins ehemaliger Fürstenschüler“ 1876 für alle<br />
vormaligen Schüler angefertigt wurden.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> stellte der Bodleian Library, University of<br />
Oxford (Direktor: Dr. R. P. Carr), Mittel für die Katalogisierungsarbeiten<br />
ihrer Inkunabel-Bestände bereit.<br />
Die Bodleian Library wurde 1598 von Sir Thomas Bodley gegründet.<br />
Sie sollte nicht nur Universitätsbibliothek, sondern eine Bibliothek<br />
für die ganze gelehrte Welt sein. Die frühe Veröffentlichung gedruckter<br />
Kataloge sorgte dafür, dass diese Bibliothek eine internationale<br />
Anziehungskraft auf ausländische Wissenschaftler ausübte. Im<br />
Rahmen des Projekts werden die Inkunabel-Bestände der Bibliothek<br />
katalogisiert. Bisher sind rund 4.800 von insgesamt 5.600 Werken bearbeitet.<br />
Über das Projekt wurde zuletzt im Jahresbericht 1998/99 (S. 38 f.)<br />
ausführlich berichtet.<br />
Dr. K. Neitmann (Leitender Archivdirektor Brandenburgisches Landeshauptarchiv,<br />
Potsdam) und Prof. W. Radtke (Institut für Geschichte<br />
und Kunstgeschichte, TU Berlin) widmen sich mit Förderung<br />
durch die <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Zwischen monarchischer Autokratie<br />
und bürgerlichem Emanzipationsstreben. Beamte und Kaufleute<br />
als Träger handels- und gewerbepolitischer Veränderungen im<br />
friderizianischen Preußen (1740–1806)“.<br />
Das Forschungsvorhaben soll in einer Fallstudie zur Wirtschaftspolitik<br />
des preußischen Staates zwischen dem Regierungsantritt<br />
Friedrichs des Großen und der Niederlage bei Jena und Auerstedt einen<br />
Beitrag zur Genesis der modernen Wirtschaftsgesellschaft des<br />
19./20. Jahrhunderts in Deutschland leisten. Es wird von der Einsicht<br />
ausgegangen, dass die Stein-Hardenbergschen Reformen zwar mit<br />
der Einführung der Gewerbefreiheit und anderen Maßnahmen eine<br />
Wirtschaftsverfassung mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen<br />
etablierten, aber auf einer vorausgegangenen ausgedehnten wirtschaftspolitischen<br />
Diskussion beruhten, die sich bis Mitte des 18.<br />
Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. In deren Mittelpunkt stand die<br />
Frage, wie die althergebrachte Wirtschaftsordnung umgestaltet werden<br />
muss, damit Preußen zu den wirtschaftlich führenden Regionen<br />
im Deutschen Reich und in Europa aufschließen kann. Außerdem haben<br />
neuere Untersuchungsergebnisse berechtigte Zweifel an der<br />
Vorstellung geweckt, wonach der Transformationsprozess von Staat<br />
und Gesellschaft in Preußen allein vom aufgeklärten Beamtentum<br />
getragen worden ist. Vielmehr scheint es eine enge Kooperation von<br />
„Bildungs-“ und „Wirtschaftsbürgern“ auf dem Gebiet der wirtschaftlichen<br />
Modernisierung gegeben zu haben.<br />
Das Interesse richtet sich vor allem auf zwei Aspekte: Einerseits auf<br />
die wirtschafts- und steuerpolitischen Veränderungen (teilweise<br />
Aufhebung der Zunftverfassung, handelspolitische Erleichterungen,
43<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Modifikationen bei Akzise und Zöllen), welche den Boden für die Reformpolitik<br />
der Jahre nach 1806 bildeten; andererseits auf die von<br />
den Beamten und Wirtschaftsbürgern vorgelegten Veränderungskonzepte<br />
sowie die wechselseitige Beeinflussung und soziale Zusammensetzung<br />
beider Gruppen.<br />
Im Mittelpunkt der Studie steht zunächst die in der höheren Beamtenschaft<br />
der preußischen Monarchie seit der Jahrhundertmitte geführte<br />
Debatte über gezielte Veränderungen der tradierten Wirtschaftsordnung,<br />
in die auch der König eingriff. Diskutiert wurde dabei<br />
u. a. über die Ambivalenz von Handelsfreiheit und Schutzzollsystem,<br />
die vorrangige Förderung von Manufaktur- oder Handwerksbetrieben,<br />
die aus den Produktionsmonopolen und Zunftordnungen<br />
resultierenden Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung.<br />
Die Darlegung der Entscheidungsprozesse kann zugleich auch<br />
die Funktionsweise der absoluten Monarchie aufhellen, indem zu<br />
der Erörterung der einzelnen Sachthemen die daran beteiligten Personen<br />
und Gruppen mit ihren Interessen und Zielen herausgestellt<br />
und damit ihr jeweiliges Gewicht eingeschätzt werden. Andererseits<br />
sind die Grenzen der Reformdebatte zu markieren und die Faktoren<br />
zu benennen, die eine Umsetzung des Reformprogramms vor dem<br />
Zusammenbruch des preußischen Staates (1806) verhindert haben.<br />
Die Untersuchung wird sich in einem zweiten Komplex den ökonomischen<br />
Forderungen von Bankiers, Großkaufleuten und Manufakturunternehmern<br />
sowie den Versuchen dieser sozialen Gruppe zuwenden,<br />
ihre Reformvorschläge mit Hilfe der Beamten durchzusetzen.<br />
Ungeachtet unterschiedlicher Interessen und interner Differenzen<br />
gab es gemeinsame Zielsetzungen der Vertreter des Wirtschaftsbürgertums.<br />
Sie verlangten u. a. freien Handel innerhalb wie außerhalb<br />
der Monarchie, die Verringerung staatlichen Engagements in<br />
wirtschaftlichen Bereichen, die Aufhebung von Produktions- und<br />
Absatzmonopolen, eine moderate Steuer- und Zollpolitik und staatliche<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur. Die Studie soll<br />
die tendenziell auf Handels- und Gewerbefreiheit zielenden Forderungen<br />
auflisten, ihre sozialen Träger und deren Intentionen charakterisieren.<br />
Darüber hinaus wird das Vorhaben den wechselseitigen<br />
Verbindungen zwischen Vertretern des Staates und der Wirtschaft<br />
nachgehen, indem es sowohl die auf familiärer und finanziell-geschäftlicher<br />
Ebene bestehenden Beziehungen beleuchtet als auch<br />
die Absprachen und Verhandlungen über wirtschaftspolitische Fragen<br />
nachzuzeichnen versucht.<br />
Der Briefwechsel zwischen Leo Frobenius und Wilhelm II. ist Gegenstand<br />
einer Untersuchung, die mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> von<br />
Prof. M.-L. Recker (Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften,<br />
Universität Frankfurt a. M.) durchgeführt wird.<br />
Die Kontakte Wilhelms II. mit dem Ethnologen und Kulturforscher<br />
Leo Frobenius begannen schon vor 1914. Während des Ersten Weltkrieges<br />
stieg Frobenius zum kaiserlich-deutschen Geheimen Regie-<br />
L. Frobenius<br />
und Wilhelm II
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 44<br />
rungsrat auf und wurde mit der Aufgabe betraut, im Rahmen einer<br />
neuen Afrika-Expedition im Sudan einen Aufstand gegen die britische<br />
Kolonialherrschaft zu organisieren. Ab 1923 besuchte Frobenius<br />
Wilhelm II. in dessen holländischem Exil regelmäßig, um von seinen<br />
Forschungsreisen und wissenschaftlichen Aktivitäten zu berichten.<br />
Seit 1927 nahmen die Begegnungen die Form von Tagungen („Doorner<br />
Arbeits-Gemeinschaft“/DAG) an, an denen sich u. a. auch einige<br />
Mitglieder des „Forschungsinstituts für Kulturmorphologie“, das<br />
Frobenius 1922 in München gegründet und 1925 nach Frankfurt am<br />
Main verlegt hatte, sowie niederländische Wissenschaftler der Universitäten<br />
Utrecht und Leiden beteiligten.<br />
Parallel zu diesen Besuchen in Haus Doorn entwickelte sich ein intensiver<br />
Briefwechsel zwischen dem Exil-Kaiser und dem Kulturforscher.<br />
Der Bestand umfasst 553 Schriftstücke. Es handelt sich<br />
hauptsächlich um Schreiben von Frobenius an Wilhelm II. (89 Briefe)<br />
und Wilhelm II. an Frobenius (118 Briefe und Telegramme). Weitere<br />
Korrespondenten sind vor allem der Hofmarschall Wilhelms, Graf<br />
von Schwerin, und die Mitglieder des königlichen Hofes in Doorn,<br />
z. B. Kaiserin Hermine. Der Umfang der Schriftstücke variiert zwischen<br />
Postkarten und Telegrammen einerseits und ausführlichen<br />
Briefen mit bis zu 20 Seiten Umfang andererseits.<br />
Unter den Schriftstücken von Frobenius befinden sich anschauliche<br />
Berichte von seinen Expeditionen, die ein eindrucksvolles Bild der<br />
Bedingungen vor Ort in Afrika liefern, aber auch Aufschluss über die<br />
methodischen und empirischen Grundlagen seiner Arbeit und der<br />
hieraus abgeleiteten Erkenntnisse und Ergebnisse geben. Auffällig<br />
ist, dass er teilweise politische Folgerungen aus seinen wissenschaftlichen<br />
Ergebnissen ableitet, die den Exil-Kaiser in seinen Vorstellungen<br />
und Absichten bestärken. Immer wieder wird auf die unmittelbar<br />
zurückliegenden Ereignisse des Weltkrieges, der Revolution und<br />
der Absetzung des Kaisers rekurriert und hierbei die Sichtweise des<br />
Kaisers und seiner Umgebung widergespiegelt.<br />
Die Schreiben Wilhelms II. legen seine Selbsteinschätzung, seine<br />
Hoffnung auf Wiedererrichtung der Hohenzollern-Monarchie, aber<br />
auch seine Haltung gegenüber der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus<br />
dar. Darüber hinaus gehen sie auf kulturgeschichtliche<br />
Interessengebiete des ehemaligen Kaisers, insbesondere die<br />
Religionsgeschichte, die Mythologie und Symbolik, ein, wobei die<br />
behandelten Themen immer wieder unter seinem spezifischen Blickwinkel<br />
der Überlegenheit der deutschen gegenüber der westeuropäischen<br />
Kultur interpretiert werden.<br />
Das historische Interesse an diesen Kontakten und diesem Briefwechsel<br />
resultiert daraus, dass dort ein Wissenschaftsverständnis<br />
vorherrscht, welches von einer morphologischen Betrachtungsweise<br />
eine Weiterentwicklung und Erneuerung der Geistes- und Naturwissenschaften<br />
erwartet. Diese Gelehrten suchen sich vom damals herrschenden<br />
Positivismus im Wissenschaftsbetrieb abzusetzen und ei-
45<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
nem gestalthaften Sehen, einer die Botschaft des Mythischen einbeziehenden<br />
Perspektive den Vorzug zu geben. Zudem gewährt der<br />
Briefwechsel Einblick in ein Netzwerk, das sich als Anhängerschaft<br />
der Monarchie in Deutschland und als Resonanzboden für monarchische<br />
Propaganda präsentiert.<br />
Geplant ist, eine Auswahl dieser Briefe zu publizieren und durch einen<br />
kritischen Kommentar sowie eine einführende Darstellung zu<br />
den beiden Protagonisten sowie zur „Doorner Arbeits-Gemeinschaft“<br />
(DAG) zu ergänzen.<br />
Das von Prof. I. Nagelschmidt am Institut für Germanistik (Universität<br />
Leipzig) durchgeführte Projekt „Zwischen Revolution und Organisation.<br />
Louise Otto-Peters und die organisatorischen Anfänge der<br />
deutschen Frauenbewegung. Fallstudie und wissenschaftlich-kritische<br />
Edition ihrer Tagebücher und Briefe aus dieser Zeit“ wird von<br />
der <strong>Stiftung</strong> finanziell unterstützt.<br />
Das Projekt ist am Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung<br />
der Universität Leipzig angesiedelt. Beabsichtigt ist eine intensive<br />
Zusammenarbeit mit dem Louise-Otto-Peters-Archiv und der gleichnamigen<br />
Gesellschaft in Leipzig sowie anderen Zentren zur Frauenforschung<br />
in Berlin.<br />
Untersucht werden die organisatorischen Anfänge der deutschen<br />
Frauenbewegung in der Zeit zwischen der Revolution von 1848/49<br />
und der Gründung der ersten nationalen Frauenorganisation, des<br />
Allgemeinen deutschen Frauenvereins, im Jahre 1865 in Leipzig. Beabsichtigt<br />
ist, die Entwicklung der Frauenbewegung vor dem Hintergrund<br />
der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation der<br />
1850er und 1860er Jahre zu analysieren und Verknüpfungen, Parallelen<br />
sowie Unterschiede und Besonderheiten zum gleichzeitig verlaufenden<br />
Prozess der Organisierung der Bildungs- und Arbeiterbewegung<br />
aufzuzeigen. Von besonderer Relevanz für die Fallstudie ist<br />
auch das Wirken jener Frauen, die bereits in den Jahren 1848–1850<br />
aktiv tätig waren und sich nachweislich an der Gründung des Allgemeinen<br />
deutschen Frauenvereins beteiligten (u. a. Luise Büchner,<br />
Johanna Goldschmidt, Jenny Hirsch, Auguste Herz).<br />
Die Schlüsselfigur dieses Prozesses war Louise Otto-Peters (1819–1895).<br />
Als sozialkritische Dichterin, Schriftstellerin und Publizistin war sie<br />
seit Anfang der 1840er Jahre in der oppositionellen Vormärz-Szene<br />
verankert, gehörte zum Kreis der sächsischen Demokraten um<br />
Robert Blum. Als erste Frau formulierte sie schon 1843 öffentlich das<br />
Recht der Frauen auf aktive und gleichberechtigte Teilnahme am politischen<br />
Leben der Gesellschaft sowie auf Bildung und Erwerbsarbeit.<br />
Während der 48er Revolution gründete sie die „Frauen-Zeitung“<br />
– bis 1853 Sprachrohr der Interessen der Frauen. 1865 gehörte<br />
Louise Otto-Peters zu den Initiatorinnen des Allgemeinen deutschen<br />
Frauenvereins, dem sie 30 Jahre lang, bis zu ihrem Tode, vorstand.<br />
Louise<br />
Otto-Peters
Polnische<br />
Fraktion<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 46<br />
In ihrem Nachlass, der im Archiv des Staatsbürgerinnen-Verbandes<br />
in Berlin aufbewahrt wird, befindet sich ein Teil ihres lebenslang geführten<br />
Tagebuches, der gerade die Jahre 1849 bis 1857 umfasst. Zusammen<br />
mit den im Nachlass und anderen Archiven überlieferten<br />
Briefen von und an Louise Otto-Peters aus dieser Zeit bilden sie einen<br />
Grundstein für die Untersuchung. Neben der Erstellung einer<br />
wissenschaftlich-kritischen und kommentierten Quellendokumentation<br />
des Tagebuchs und der Briefe ist auch die Erarbeitung einer<br />
Fallstudie zum Wirken Louise Otto-Peters für die gesamtnationale<br />
Organisation von Frauen vorgesehen. Die Veröffentlichung soll in<br />
Buchform (ca. 500 Seiten) und auf CD-ROM erfolgen.<br />
Prof. D. Dahlmann, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />
Bonn, und Prof. G. Krumeich, Historisches Seminar II, Universität<br />
Düsseldorf, erhalten Fördermittel für das Projekt „Die Polnische<br />
Fraktion im Deutschen Reichstag 1871–1918“.<br />
Das Forschungsvorhaben hat die Geschichte der Polnischen Fraktion<br />
im Deutschen Reichstag von ihrer Gründung im Jahre 1871 bis zu ihrer<br />
Auflösung 1918 zum Gegenstand.<br />
Die deutsch-polnischen Beziehungen in den preußischen Ostprovinzen<br />
sind in der Geschichtsschreibung sehr umstritten. Seit dem 14.<br />
Jahrhundert bzw. seit den polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert<br />
gehörten Schlesien, Posen und Westpreußen zu Preußen. Die Gebiete<br />
waren national gemischt und wurden von Polen und Deutschen<br />
besiedelt. Die Teilungen Polens hatten einerseits erhebliche Unterschiede<br />
in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung einzelner<br />
Teilgebiete zur Folge; sie führten andererseits, insbesondere im<br />
19. Jahrhundert, zu sich verschärfenden Nationalitätenkonflikten<br />
(schwerpunktmäßig in Posen und Schlesien, weniger in Westpreußen).<br />
Die Änderung der preußischen Polenpolitik von einer auf<br />
Ausgleich bedachten und liberalen Ausrichtung zu Beginn des<br />
19. Jahrhunderts hin zu einer scharfen antipolnischen Politik<br />
während des Kulturkampfes und zur vertieften Germanisierungspolitik<br />
(u. a. Verbot der polnischen Sprache an den Schulen, Ausweisung<br />
von Polen und Ansiedlung von deutschen Bauern, Ostmarkenverein)<br />
an der Schwelle zum 20. Jahrhundert trug zu einer weiteren<br />
Zuspitzung der Nationalitätenfrage bei. Im Versailler Vertrag wurden<br />
die preußischen Ostprovinzen geteilt und in erheblichem Umfang<br />
dem neugebildeten polnischen Staat angeschlossen. Die im Kaiserreich<br />
entstandenen Vorurteile, Stereotypen und Konflikte jedoch<br />
wirkten weiter und bestimmten wesentlich die Einstellung breiter<br />
Massen der polnischen Bevölkerung gegenüber der deutschen Minderheit<br />
in Polen nach dem Ersten Weltkrieg.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Tätigkeit der polnischen<br />
Fraktion vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und der<br />
Entwicklung des deutsch-polnischen Verhältnisses zur Zeit des<br />
Zweiten Deutschen Kaiserreichs zu untersuchen. Dabei sollen die<br />
geschichtlichen Zusammenhänge der preußischen Polenpolitik und
47<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
der polnischen Bestrebungen nach politischer Unabhängigkeit aufgezeigt<br />
sowie die Herausbildung des Nationalismus in der deutschen<br />
und polnischen Bevölkerung nachgezeichnet werden. Das Forschungsinteresse<br />
ist auf die parlamentarischen Aktivitäten der polnischen<br />
Abgeordneten hinsichtlich der deutschen Innen- und Außenpolitik,<br />
ferner auf die politische Tätigkeit der einzelnen Fraktionsmitglieder<br />
in ihren Wahlkreisen und in der polnischen Öffentlichkeit<br />
fokussiert. Die Fragen nach der sozialen Herkunft der polnischen<br />
Reichstagsabgeordneten, ihrer Mentalität, ihrer Einstellung zum<br />
preußischen Staat und zur Nationalitätenfrage, schließlich ihrer Beteiligung<br />
am gesellschaftlichen und politischen Leben in Berlin bilden<br />
darüber hinaus einen wichtigen Bestandteil des Projekts.<br />
„Der politische Lebensweg Hindenburgs (1914–1934)“ ist Gegenstand<br />
eines von Prof. W. Pyta am Historischen Institut der Universität<br />
Stuttgart durchgeführten und von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten<br />
Projekts.<br />
Paul von Hindenburg (1847–1934) hat die deutsche Geschichte im ersten<br />
Drittel des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst. Er diente<br />
nicht nur drei politischen Systemen (dem Kaiserreich, der Weimarer<br />
Republik sowie dem „Dritten Reich“), sondern bekleidete überdies<br />
in diesen drei so unterschiedlich verfassten Ordnungen durchweg<br />
Spitzenpositionen. Unter Wilhelm II. stieg er im Ersten Weltkrieg<br />
zum Chef des Generalstabs des Feldheeres und damit zum Befehlshaber<br />
der heimlichen Nebenregierung der III. Obersten Heeresleitung<br />
auf. Die Kriegsniederlage unbeschadet überstehend, wurde er<br />
1925 in das Amt des höchsten Repräsentanten des republikanischen<br />
Staatswesens von Weimar, des Reichspräsidenten, vom Volk gewählt,<br />
um 1933 mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine<br />
entscheidende Voraussetzung für den Weg in die NS-Diktatur zu<br />
schaffen. In der Zeit seines politischen Wirkens bewies von Hindenburg<br />
im Alter eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an die politischen<br />
Umstände. Sie hat ihn zu höchsten Staatsämtern geführt und<br />
eine ungewöhnliche, teilweise bis heute andauernde Popularität eingebracht.<br />
Hauptanliegen des Forschungsvorhabens ist es, die politische Schaffensperiode<br />
Hindenburgs auf der Basis archivalischen Materials zu<br />
durchleuchten und den Ursachen und Folgen seiner politischen Karriere<br />
vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen und gesellschaftlich-kulturellen<br />
Umstände nachzuspüren. Die zentrale Fragestellung<br />
richtet sich darauf, welche gesellschaftlichen Strukturen<br />
des Kaiserreiches den Hindenburg-Mythos einerseits ermöglichten<br />
und auf welche Weise Hindenburg selbst andererseits sein öffentliches<br />
Ansehen politisch zu instrumentalisieren wusste, das er nicht<br />
zuletzt durch eine geschichtsmediale Inszenierung vermehrt hatte.<br />
Weiterhin soll grundsätzlich nach dem Politikverständnis Hindenburgs<br />
gefragt werden, d. h. danach, ob Hindenburg – wie es den Anschein<br />
hat – überhaupt kein Verständnis für die spezifischen, sich<br />
vom Militär strukturell abhebenden Ordnungs- und Leitungsfunktio-<br />
Paul von<br />
Hindenburg
Gustav<br />
Stresemann<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 48<br />
nen des Politischen besaß oder ob er – insbesondere in seiner Funktion<br />
als Reichspräsident – zu einem wirklichen Staatsmann reifte.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. K. H. Pohl (Erziehungswissenschaftliche<br />
Fakultät/Abteilung Geschichte, Universität Kiel) für<br />
die Erstellung einer „Biographie Gustav Stresemanns (1878 bis<br />
1929)“ Fördermittel.<br />
Das Leben keines Politikers in der Weimarer Republik ist bislang so<br />
intensiv und kontrovers erforscht worden, wie das von Gustav Stresemann.<br />
Unumstritten gilt er als der herausragende deutsche Politiker<br />
in der mittleren Phase der Weimarer Republik. Seine Außenpolitik<br />
wurde von den einen als europäische Friedenspolitik gelobt, von<br />
den anderen als verschleierte und aggressive nationale Machtpolitik<br />
verdammt. Seine Innen- und Sozialpolitik schien zwar im kaiserlichen<br />
Denken verhaftet zu sein, ging aber doch auch auf die Realitäten<br />
einer parlamentarischen und sozialen Demokratie ein. Nicht<br />
zuletzt hat die Entwicklung seiner Persönlichkeit vom alldeutschen<br />
Annexionisten zum „Vernunftrepublikaner“ und Friedensnobelpreisträger<br />
immer wieder die Fachwissenschaft fasziniert. Das schlug<br />
sich u. a. in mehr als zehn Biographien nach 1955 nieder. Stresemann<br />
scheint heute nicht nur bekannt, sondern auch unumstritten zu sein.<br />
Warum dann noch eine Biographie?<br />
Die neue Arbeit will zum einen die „Ungleichgewichtigkeit“ in der<br />
bisherigen Forschung überwinden. Bislang existierte Stresemann<br />
nämlich praktisch erst seit 1914. Die Zeit seines Wirkens in Sachsen<br />
diente fast allen Biographen nur als Vorbereitung für seine spätere<br />
Tätigkeit in der Weimarer Republik. Tatsächlich übte Stresemann jedoch<br />
schon in seiner „sächsischen Phase“ von 1902 bis 1914 (1918)<br />
einen erheblichen Einfluss auf die regionale sächsische, zugleich<br />
aber auch auf die deutsche Politik aus. Er führte in dieser Zeit die<br />
sächsischen Nationalliberalen in einer für den gesamten deutschen<br />
Liberalismus vorbildlichen Weise aus der Bedeutungslosigkeit ins<br />
Zentrum der politischen Macht. Als Syndikus des Verbandes Sächsischer<br />
Industrieller (VSI) machte er diesen fast im Alleingang zum bedeutendsten<br />
regionalen Wirtschaftsverband im Deutschen Reich und<br />
zum engsten Verbündeten der sächsischen Liberalen. Aus dieser Allianz<br />
entwickelte sich eine relativ „moderne“ Wirtschafts- und Sozialpolitik,<br />
die partiell bereits auf das gesamte Reich ausstrahlte. Eine<br />
neue Perspektive kann also die Chancen eines neuen, jungen Liberalismus<br />
im Kaiserreich verdeutlichen, kann die Innovationen von<br />
Wirtschafts- und Sozialpolitik und die bereits in der Vorkriegszeit intendierte<br />
Annäherung von Kapital und Arbeit herausarbeiten und<br />
vor allem die Ausstrahlung dieser Entwicklung auf die spätere Weimarer<br />
Republik verständlich machen.<br />
Aber auch auf einem scheinbar bekannten Terrain, der Außenpolitik<br />
in der Weimarer Republik, zeigt sich die Notwendigkeit einer modifizierten<br />
Sichtweise. Nach der deutschen Vereinigung 1989 stellt sich<br />
etwa die Frage der Bewertung der europäischen oder nationalen
49<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Tendenzen in den Zielen des deutschen Außenministers oder das<br />
Problem, inwieweit wirtschaftliche Interessen auf seine Politik Einfluss<br />
nehmen konnten, ganz neu. Aus der Perspektive einer Zeit der<br />
Entfesselung höchst unverantwortlicher wirtschaftlicher Macht über<br />
Ländergrenzen hinweg und angesichts einer anhaltenden Wirtschaftskrise<br />
scheint das Ziel Stresemanns, die Macht „der“ Wirtschaft<br />
zu stärken, zugleich aber auch zu kanalisieren und ihren nationalen<br />
und internationalen Einfluss für seine innen- und außenpolitischen<br />
Ziele zu instrumentalisieren, weitgehender erreicht worden<br />
zu sein als man noch vor wenigen Jahrzehnten gedacht hat.<br />
Folgende Publikation liegt vor:<br />
Pohl, Karl Heinrich: Gustav Stresemann (1878–1929) – Überlegungen<br />
zu seiner Biographie. – In: Jahrbuch zur Liberalismus-<br />
Forschung. 12. <strong>2000</strong>. S. 203–213.<br />
Prof. S. Rohrbacher, Fachbereich I – Jüdische Studien, Universität<br />
Duisburg, erhält von der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsprojekt „Pragmatik<br />
oder Programm? Akkulturationsprozesse in der jüdischen<br />
Oberschicht im 18. Jahrhundert“ Fördermittel.<br />
In diesem Projekt soll der kulturelle Wandel innerhalb der jüdischen<br />
Oberschicht im Übergang von der traditionellen zur modernen Bürgergesellschaft<br />
unter Rekurs auf den Kulturbegriff von Gadi Algazi<br />
als Akkulturationsprozess untersucht werden.<br />
Emanzipation, Akkulturation bzw. Assimilation und Integration der<br />
Juden zählen zu den wichtigen Wandlungsprozessen in der Entstehungsphase<br />
der modernen Gesellschaft. Der Beginn dieses Wandels<br />
wird in der Regel auf die Zeit um 1780 datiert. Als Ausgangspunkte<br />
gelten das Erscheinen der Emanzipationsschrift Wilhelm von Dohms<br />
und die nahezu gleichzeitigen Josephinischen Toleranzedikte. Politik-<br />
und sozialgeschichtlich fassbare Veränderungen werden dann<br />
seit der napoleonischen oder der preußischen Emanzipationspolitik<br />
(1808/12) konstatiert. Die wichtige und in ihrer Qualität umstrittene<br />
„Inkubationsphase“ des Transformationsprozesses der jüdischen<br />
Gesellschaft reicht jedoch in die Frühe Neuzeit zurück. Sie fand in<br />
ihrer sozial- und kulturgeschichtlichen Ausprägung überwiegend in<br />
der jüdischen Oberschicht statt. Diese stand als gebildete ökonomische<br />
Elite an der Spitze einer auf Wohlstand und Ansehen gegründeten<br />
Hierarchie innerhalb der jüdischen Gesellschaft.<br />
Eine besondere Stellung innerhalb dieser Schicht nahm die Gruppe<br />
der „Hofjuden“ ein. „Hofjuden waren jüdische Kaufleute, deren Geschick,<br />
Durchsetzungsvermögen, Diensteifer und Risikobereitschaft,<br />
Herkunft und Beziehungen es ihnen ermöglichte, in ein auf Kontinuität<br />
angelegtes Dienstleistungsverhältnis zu einem höfisch strukturierten<br />
Herrschaftszentrum zu treten“ (Ries, Hofjuden als Vorreiter<br />
auf dem Weg in die Moderne?, <strong>2001</strong>). Ihr Wirken konzentrierte sich<br />
auf den mitteleuropäischen Raum zwischen etwa 1650 und 1820. Ihr<br />
Tätigkeitsspektrum reichte von einfachen Hoflieferungen und<br />
Jüdische<br />
Oberschicht<br />
18. Jh.
Ostpreußen<br />
Juden<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 50<br />
Dienstleistungen bis hin zur Finanzorganisation des absolutistischen<br />
Staates. Es eröffnete ihnen enorme Verdienstmöglichkeiten, politischen<br />
Handlungsspielraum und neue Kommunikationsformen. Einen<br />
Wandel der jüdischen Kultur bedeutete dies jedoch zunächst<br />
nicht. Erst in einer zweiten Phase zwischen 1730 und 1770 lockerten<br />
sich zeitweise die Bindungen der Hofjuden an die jüdische Tradition.<br />
Angesichts einer nicht mehr ausschließlichen jüdischen Sozialisation<br />
und durch eine Fülle ihnen zur Verfügung stehender Repertoires<br />
verunsichert, ließ sich die Generation der in dieser Zeit geborenen<br />
Nachkommen besonders bei ökonomischem Misserfolg häufig taufen.<br />
Die spät aufsteigenden Hofjuden seit 1770 dagegen fanden ein<br />
von der europäischen Aufklärung geprägtes Umfeld vor, in dem gehobener<br />
Lebensstil und erweiterte Kommunikationsmöglichkeiten<br />
neuen Handlungsspielraum für eine jüdische Politik eröffnete, die<br />
auch auf Emanzipation und Reform zielen konnte und dabei das traditionelle<br />
kulturelle Selbstverständnis sowie die gesammelten politischen<br />
Erfahrungen integrierte.<br />
Ziel der Untersuchung ist es, die Akkulturation der jüdischen Oberschicht<br />
und darin besonders der Hofjuden zu analysieren. Darüber<br />
hinaus soll mit der Frage nach dem Handlungsspektrum zwischen<br />
Tradition und kulturellem Wandel sowie mit der Frage nach dem Beginn<br />
der jüdischen Moderne ein Beitrag zu einer differenzierteren<br />
Sicht des Transformationsprozesses, seiner Akteure und seiner alltäglichen<br />
kulturellen Relevanz geleistet werden. Durch eine prosopographische,<br />
individual- und familienbiographische Herangehensweise<br />
sollen die sozialen und kulturellen Kontexte, Handlungen, Bedeutungen<br />
und Identitäten, die Auswirkungen der Stellung von Hofjuden<br />
auf Person, Familie und gesellschaftliches Umfeld exemplarisch<br />
beleuchtet werden. Lebensstil, Lebensführung, Erziehung der<br />
Kinder, verwandtschaftliche Vernetzung, Engagement für die jüdische<br />
Gemeinde etc. sind die relevanten Themen, die vor dem Hintergrund<br />
des Diskurses über gesellschaftliche Eliten behandelt werden<br />
sollen. Schließlich wird auch der vielfach als selbstverständlich vorausgesetzte<br />
Konnex zwischen Akkulturation und Modernisierung/<br />
Fortschritt/Gewinn und zwischen Akkulturation und Säkularisierung<br />
zu hinterfragen sein.<br />
Mit den „Erfahrungen von Grenze und Ausgrenzung. Juden in Ostpreußen“<br />
beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt,<br />
dem sich Prof. H. A. Winkler (Institut für Geschichtswissenschaften,<br />
Humboldt-Universität zu Berlin) widmet.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Geschichte der jüdischen<br />
Landbevölkerung im ostpreußisch-litauischen Grenzgebiet<br />
zwischen 1812 und 1942.<br />
Die Geschichte des deutschen Judentums im 19. Jahrhundert ist vorwiegend<br />
durch Migrationsprozesse gekennzeichnet. Am Anfang<br />
stand häufig der Übertritt von einer Kultur in eine andere, dann folgen<br />
Wanderungen vom Dorf in die Stadt, vom Osten in den Westen.
51<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Dies gilt auch für das Grenzgebiet zwischen Ostpreußen und Litauen.<br />
Juden lebten in diesem Landstrich, der den Kreis Memel des<br />
Regierungsbezirkes Königsberg und die Kreise Heydekrug, Tilsit,<br />
Ragnit und Pilkallen des Regierungsbezirkes Gumbinnen umfasste,<br />
seit dem 16. Jahrhundert, aber nur in geringer Zahl, vor allem an<br />
wichtigen Handelsorten, wie Ruß an der Memelmündung, einem<br />
zentralen Ort für den Holzhandel. Im Gegensatz zu den litauischen<br />
Gebieten hinter der Grenze, in denen die Juden sich meistens in kleinen<br />
Städten konzentrierten, siedelten sie sich in Ostpreußen verstreut<br />
an, auch auf Dörfern, Einzelgehöften und Abbauten. Mit dem<br />
Grad ihres wirtschaftlichen Erfolges wanderten sie weiter in größere<br />
Ortschaften und Städte.<br />
Eine große Anzahl von Juden, die im 19. Jahrhundert naturalisiert<br />
wurden, stammte aus der direkten Grenzregion und verband mit<br />
dem Wechsel nach Preußen bzw. ins Deutsche Reich häufig die Hoffnung<br />
auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft. Dafür waren die Zuwanderer<br />
bereit, komplexe und komplizierte Anpassungsleistungen<br />
zu erbringen, um die Bedingungen einer zweiten Sozialisation zu erfüllen.<br />
Dazu gehörten beispielsweise die Akzeptanz anderer Autoritätsprinzipien<br />
oder Instanzen sozialer Kontrolle.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, anhand der Geschichte verschiedener<br />
Einwandererfamilien die Dimensionen der jüdischen<br />
Emigration nach Ostpreußen darzustellen sowie jüdisches Leben im<br />
ländlichen Ostpreußen zu rekonstruieren. Im Rahmen der sozialgeschichtlich<br />
orientierten Untersuchung sollen dabei zunächst ausgewählte<br />
Orte auf beiden Seiten der Grenze in ihren politischen, soziologischen<br />
und demographischen Komponenten für den gesamten<br />
Zeitraum beschrieben werden. Ferner ist vorgesehen, das Phänomen<br />
„Juden auf dem Lande“ auszuwerten, indem man die Kommunikationsstrukturen<br />
unter den Zuwanderern analysiert, die Lebenslaufperspektiven<br />
für die jüdische Landbevölkerung nachzeichnet und den<br />
Beitrag der Landjuden für den Ausbau der Infrastruktur dieser Region<br />
beurteilt. Das Interesse richtet sich darüber hinaus auf die verschiedenen<br />
Ausgrenzungsprozesse und deren Ausweitung in der nationalsozialistischen<br />
Zeit. Schließlich soll auch eruiert werden, wie<br />
jüdische Familien heute – sowohl aus der Erlebnisgeneration wie<br />
auch Nachkommen – die Migrationsentscheidungen ihrer Vorfahren<br />
tradieren und resümieren.<br />
Dr. G. Stoltenberg (Kuratoriumsvorsitzender der Otto-von-Bismarck-<br />
<strong>Stiftung</strong>, Friedrichsruh) wurden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für die<br />
Edition der Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck<br />
1871–1890 Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung des Manuskripts<br />
des zweiten, die Zeit von 1874–1877 umfassenden Bandes der<br />
auf sechs Bände angelegten „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ der<br />
Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck.<br />
Otto von<br />
Bismarck
Arbeitsvermittlung<br />
Deutschland<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 52<br />
Die bisher ausführlichste Ausgabe von Bismarcks Schriften, Reden<br />
und Gesprächen, die von namhaften Historikern in den Zwanziger<br />
und Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts als „Gesammelte<br />
Werke“ veröffentlicht wurde, ist nach dem heutigen Forschungsstand<br />
unvollständig. Der Schwerpunkt der Edition lag zudem auf<br />
dem Reichseinigungsprozess. Die Zeit nach 1871, d. h. jene Jahre, in<br />
denen Bismarck als Reichskanzler die Richtlinien der Außen-, Finanz-<br />
und Wirtschaftspolitik bestimmte, wurde dagegen nur vergleichsweise<br />
schmal dokumentiert. Auf die Dokumentation der<br />
Außenpolitik verzichtete man unter Hinweis auf die in den 1920er<br />
Jahren vom Außenministerium herausgegebene „Große Politik der<br />
Europäischen Kabinette 1871–1914“ völlig.<br />
Die geplante Neuedition der „Politischen Schriften Otto von Bismarcks,<br />
1871–1890“ soll dazu beitragen, dieses Defizit der bisherigen<br />
Bismarck-Forschung zu beheben. Es wird erwartet, dass durch<br />
die sich in den Archiven befindlichen Dokumente ein weit größeres<br />
Spektrum an innen- und außenpolitischen Themen abgedeckt und<br />
viele Aspekte der Politik Bismarcks nuancierter dargestellt werden<br />
können (z. B. die Wirtschafts- und Finanzpolitik, das Verhältnis zu<br />
den politischen Parteien).<br />
Das Projekt ist bei der Otto-von-Bismarck-<strong>Stiftung</strong>, die im Sommer<br />
1997 durch Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet wurde,<br />
angesiedelt. Zu ihren Aufgaben gehört die Auswertung des umfangreichen<br />
Bismarck-Nachlasses, der sich im Besitz der <strong>Stiftung</strong> befindet.<br />
Grundlage des Editionsprojektes sind der private Bismarck-Nachlass<br />
– bestehend aus Briefen, Redeentwürfen und politischen Schriften –,<br />
Bismarcks amtliche Schriften, die in verschiedenen staatlichen Archiven<br />
der Bundesrepublik aufbewahrt werden, sowie die in Privatarchiven<br />
gelagerten Korrespondenzen. Es ist vorgesehen, den ersten<br />
Band der „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ bis Ende 2002 vorzulegen.<br />
Prof. K. H. Pohl (Institut für Kulturwissenschaften und ihre Didaktiken,<br />
Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Universität Kiel) erhält<br />
Fördermittel für das Projekt „Vom Wohltätigkeitsinstitut zum Eckpfeiler<br />
des modernen Sozialstaates. Zur Geschichte der Arbeitsvermittlung<br />
in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert“.<br />
Das Projekt setzt sich mit Deutschland als modernem Sozialstaat im<br />
19. und 20. Jahrhundert auseinander und zwar vorwiegend anhand<br />
der Geschichte der organisierten Arbeitsvermittlung. Die Untersuchung<br />
soll über eine reine Institutionengeschichte hinausgehen und<br />
die Geschichte der Arbeitsvermittlung in den Kontext von Entstehung<br />
und Entwicklung des modernen Sozialstaates einordnen. Damit<br />
soll ein Beitrag zu deutschen Gesellschaftsgeschichte geleistet<br />
und gleichzeitig das 50-jährige Bestehen der Bundesanstalt für Arbeit<br />
in Nürnberg im Jahr 2002 gewürdigt werden.
53<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Prof. Chr. Buchheim (Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte,<br />
Universität Mannheim) erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />
für das Projekt „Industrielle Investitionen unter den Bedingungen<br />
der NS-Diktatur 1933 bis 1939“.<br />
Unter der NS-Diktatur kam es zwischen 1933 und 1939 zu einem<br />
deutlich spürbaren staatlich induzierten Aufschwung der deutschen<br />
Wirtschaft und Industrie. Die staatlichen Unternehmen wurden ausgedehnt.<br />
Zusätzlich wurde eine Reihe von Investitionsanreizen für<br />
die Aufrüstungs- und Autarkiebranchen geschaffen. Dazu bediente<br />
sich der Staat unterschiedlicher Instrumente wie Förderprämienverfahren,<br />
Wirtschaftlichkeitsgarantieverträge, Leihe staatlicher Anlagen,<br />
Gründung staatlicher Unternehmen, die in manchen Fällen in<br />
Eigenregie betrieben und in anderen an private Unternehmen verpachtet<br />
wurden, staatlich verbürgte Kredite mit beschränktem Rückgriffsrecht<br />
usw. Warum wurde aber in machen Fällen das eine, in<br />
weiteren Fällen ein anderes Anreizinstrument verwendet, und<br />
warum erfolgte der Kapazitätsausbau manchmal mit staatlichen Unternehmen?<br />
Es lässt sich festhalten, dass keines dieser Instrumente eine originäre<br />
Schöpfung des NS-Regimes war. Eine genauere Untersuchung zeigt<br />
zudem, dass die verschiedenen Verfahren sich durch das Ausmaß<br />
des Amortisationsrisikos, das der Staat zu tragen hatte, unterschieden.<br />
Je höher das vom Staat übernommene Amortisationsrisiko war,<br />
desto stärker waren die Freiheitsgrade der Unternehmen hinsichtlich<br />
der Eigentums- und Verfügungsrechte über das Investitionsobjekt<br />
eingeschränkt. Eine zentrale Hypothese dabei ist, dass die Präferenzen<br />
der Unternehmen für ein bestimmtes Instrument mit ihren kurzund<br />
langfristigen Erwartungen bezüglich der Weltmarktfähigkeit<br />
der Produkte, die mit den neuen Anlagen hergestellt werden konnten,<br />
korrelierten.<br />
Diese Hypothese wurde bisher anhand einiger in der Realität getroffener<br />
Investitionsentscheidungen überprüft, nämlich in der Zellwolle-<br />
und Kunstseidenindustrie, in der Kupferproduktion, in der<br />
Pulver- und Sprengstoffproduktion sowie in der Herstellung synthetischen<br />
Treibstoffs und Kautschuks. Dazu wurden die relevante Literatur,<br />
zeitgenössische Veröffentlichungen und Akten aus staatlichen<br />
und Unternehmensarchiven ausgewertet. Die Überprüfung der bisherigen<br />
Beispiele spricht dafür, dass, wie vermutet, der Abschluss<br />
von Verträgen über bestimmte private Investitionen, in denen den<br />
Unternehmen ein gewisses Risiko verblieb, mit kurzfristig positiven<br />
und der Abschluss von Verträgen, in denen der Staat das gesamte Risiko<br />
übernahm, mit langfristig positiven Erwartungen der Unternehmen<br />
hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des entsprechenden Produkts<br />
unter normalen marktwirtschaftlichen Bedingungen korrelierte. Der<br />
Abschluss pachtähnlicher Verträge hingegen ging mit kurz- und<br />
langfristig negativen Erwartungen einher. Auch bewahrheitete sich<br />
in allen Fällen, dass der Staat im allgemeinen keinen Zwang auf die<br />
Unternehmen ausübte, einen Vertrag abzuschließen.<br />
NS-Diktatur<br />
Industrielle<br />
Investitionen
„Volksprodukte“<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 54<br />
Insbesondere lassen sich auf der Grundlage dieser Ergebnisse erste<br />
Aussagen über eine weitere zentrale Fragestellung dieses Projektes<br />
machen, nämlich inwieweit die NS-Wirtschaftspolitik zu einer langfristigen<br />
Modernisierung der deutschen Industrie beigetragen hat. So<br />
kam es im Chemiefasersektor zu einem dramatisch starken Kapazitätszuwachs<br />
zwischen 1933 und 1938. Kontrafaktische Überlegungen,<br />
gestützt auf vergleichbare internationale Entwicklungen und die<br />
damals entstehende Marktforschung, weisen jedoch deutlich darauf<br />
hin, dass auch unter Normalbedingungen im Chemiefasersektor die<br />
Kapazitäten erheblich ausgedehnt worden wären. Damit aber kann,<br />
jedenfalls für diese Branche, aus dem Umstand, dass die Produkte<br />
auch unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg wettbewerbsfähig waren, nicht geschlossen werden, dass<br />
dies hauptsächlich eine, wenn auch nicht intendierte Folge einer erfolgreichen<br />
Industriepolitik des NS-Regimes war. Diese auf vergleichenden<br />
Überlegungen beruhende, kontrafaktische Methode der Rekonstruktion<br />
unternehmerischer Erwartungen empfiehlt sich grundsätzlich<br />
auch für die Betrachtung weiterer industrieller Branchen im Dritten<br />
Reich. Nicht jede Änderung zwischen 1933 und 1939, selbst wenn<br />
sie mit den Zielen des NS-Regimes einherging, muss notwendigerweise<br />
mit einer ausschließlich oder überwiegend von der NS-Wirtschaftspolitik<br />
angestoßenen Entwicklung gleichgesetzt werden.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. König (Institut für Philosophie,<br />
Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte,<br />
TU Berlin) bei der Bearbeitung des Themas „Nationalsozialistische<br />
,Volksprodukte‘. Konsum, Konsumpolitik und Konsumpropaganda<br />
im Dritten Reich“.<br />
Unter der nationalsozialistischen Herrschaft erhielten eine Reihe geplanter<br />
und zum Teil auf den Markt gebrachter langlebiger technischer<br />
Konsumgüter von offiziellen Stellen das Epitheton „Volk“:<br />
„Volksempfänger“, „Volkswagen“, „Volkskühlschrank“. An die<br />
Ideologie der „Volksgemeinschaft“ anknüpfend, bedeutete dies in<br />
den Augen des Regimes eine Auszeichnung. Anderen „Gemeinschaftsgeräten“,<br />
wie dem „Einheits-Fernsehempfänger E1“, wurde<br />
die Bezeichnung Volksfernseher in der öffentlichen Diskussion verliehen.<br />
Zusätzlich brachten einige Industriefirmen „Volkswagen“ –<br />
so Ford –, „Volksmotorräder“, „Volksplattenspieler“, „Volksherde“<br />
und anderes auf den Markt, wurden aber von offiziellen Stellen an<br />
der weiteren Verwendung der Bezeichnungen gehindert. Zwischen<br />
Staats- und Parteistellen kam es zu Auseinandersetzungen um Begriffe<br />
wie „Volkswohnungen“ und „Führerwohnungen“. Die meisten<br />
„Volksprodukte“ waren für den Massenkonsum breiter Bevölkerungsschichten<br />
gedacht. In diesen Zusammenhang gehören auch<br />
Planungen der deutschen Arbeitsfront für den Bau von Seebädern<br />
und Kreuzfahrtschiffen für den Massentourismus.<br />
Das Forschungsprojekt untersucht diese spezifische Gruppe nationalsozialistischer<br />
Konsumgüter erstmals im Zusammenhang. Die Initiativen<br />
für Planung und Produktion entstanden in unterschiedlichen
55<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
staatlichen und Parteistellen, aber auch in der Wirtschaft. Es kam<br />
zwar zu keiner allgemeinverbindlichen Festlegung, was zu den<br />
„Volksprodukten“ zu zählen war, aber doch zu einem gewissen Konsens.<br />
Das Beiwort „Volk“ konnten solche „Politischen Geräte“ erhalten,<br />
an deren Konzeption das Regime wesentlich mitgewirkt hatte,<br />
die für die breite Masse der Bevölkerung bestimmt waren und die<br />
gemeinschaftlich von der Industrie oder staatlich-gesellschaftlichen<br />
Institutionen produziert wurden.<br />
Die „Volksprodukte“ besaßen eine Doppelfunktion. Sie waren Elemente<br />
der Propaganda, mit denen die Nationalsozialisten der Bevölkerung<br />
eine spätere Wohlstandsgesellschaft versprachen, um ihr den<br />
tatsächlichen Konsumverzicht zugunsten der Aufrüstung akzeptabel zu<br />
machen. Aber sie repräsentierten auch Planungen und Visionen einer<br />
spezifisch nationalsozialistischen Konsum- und Freizeitgesellschaft.<br />
Im einzelnen untersucht das Projekt, von welchen NS-Institutionen<br />
die Konsumüberlegungen vorangetrieben wurden und welche sich<br />
eher zurückhaltend verhielten. So gehörte zu den Protagonisten<br />
Goebbels’ Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda<br />
sowie Leys Deutsche Arbeitsfront. Wie reagierte die Wirtschaft auf<br />
die „Volksprodukte“? Einerseits erhoffte sie sich neue Märkte, andererseits<br />
fürchtete sie die Konkurrenz eines entstehenden staatswirtschaftlichen<br />
Sektors. Waren die Planungen realistisch, oder spiegelte<br />
sich in ihnen ein nationalsozialistischer Illusionismus und Voluntarismus?<br />
Bereiteten die „Volksprodukte“ einen fruchtbaren Boden für<br />
Konsummentalitäten, die sich dann in der bundesrepublikanischen<br />
Nachkriegsgesellschaft entfalteten?<br />
Prof. W. Benz, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische<br />
Universität Berlin, erhält Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsprojekt<br />
„Wolfgang Steinitz (1905–1967). Jude, Bildungsbürger,<br />
Wissenschaftler, Kommunist“.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht der Finnougrist und Slawist<br />
Wolfgang Steinitz, der als Wissenschaftsorganisator und langjähriger<br />
Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften der DDR eine<br />
Vielzahl von bedeutsamen Forschungsprojekten angestoßen hat.<br />
Steinitz gehört zu jenem DDR-spezifischen Typ des jüdischen linken<br />
Intellektuellen – ähnliche Biographien weisen z. B. Alfred Kantorowicz,<br />
Jürgen Kuczynski, Ernst Bloch auf – der in den zwanziger Jahren<br />
politisiert und unter Sogwirkung der sozialistischen Idee von einer<br />
gerechten Ordnung zum Kommunisten wird. Sein Emigrationsweg<br />
führte Steinitz während der nationalsozialistischen Zeit<br />
zunächst in die Sowjetunion. In den Wirren der „Säuberungszeit“<br />
wird er als unerwünschter Ausländer nach Schweden abgeschoben.<br />
Nach der Rückkehr aus dem Exil beteiligt er sich aktiv und enthusiastisch<br />
am Aufbau des Sozialismus in der SBZ/DDR. Von der Verfolgung<br />
und Ausgrenzung der Westemigranten und Juden Ende der<br />
vierziger/Anfang der fünfziger Jahre bleibt er verschont. Seine Kritik<br />
an der SED-Führung nach der Niederschlagung des Aufstands vom<br />
W. Steinitz
Friedrich-<br />
Wilhelms<br />
Universität<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 56<br />
17. Juni 1953 und sein selbstbewusstes und undogmatisches Auftreten<br />
machen ihn jedoch verdächtig und führen noch zu seiner Zeit als<br />
Mitglied des Zentralkomitees der SED zur geheimdienstlichen Bearbeitung<br />
im Rahmen eines „Operativ-Vorgangs“. Steinitz zieht sich<br />
daraufhin von seiner politischen Tätigkeit zurück und konzentriert<br />
sich auf seine wissenschaftliche Arbeit. Eine erneute Konfrontation<br />
mit der Staats- und Parteiführung im Zusammenhang mit seiner Weigerung,<br />
dem Ausschluss Robert Havemanns aus der Akademie zuzustimmen,<br />
wird durch seinen Tod im Jahre 1967 beendet.<br />
Die geplante Steinitz-Biographie versteht sich als wahrnehmungsund<br />
erfahrungsgeschichtliche Untersuchung. Sie hat zum Ziel, den<br />
politischen Lebensweg eines jüdisch-kommunistischen Intellektuellen<br />
im 20. Jahrhundert nachzuzeichnen und die Bewältigung historischer<br />
Umbrüche durch Eliten zu untersuchen. Es geht um die Darstellung<br />
eines Spannungsfeldes zwischen den eigenen Visionen und<br />
der Loyalität gegenüber dem Regime, um eine schwierige Balance<br />
zwischen Selbstverwirklichung und Unterwerfung. An Steinitz’ Beispiel<br />
sollen die Möglichkeiten und Hindernisse für die Realisierung<br />
eines sozialistischen Programms geprüft und die Auswirkungen von<br />
Karriereangeboten und Privilegien sowie das Ineinandergreifen von<br />
Partizipationsmöglichkeiten und Zwangsmaßnahmen hinsichtlich<br />
Resistenz bzw. Kritikfähigkeit beleuchtet werden.<br />
Prof. R. Schröder (Philosophische Fakultät) und Prof. R. vom Bruch (Institut<br />
für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität, Berlin) erhalten<br />
für die „Erforschung des Verbleibs der in der Zeit von<br />
1933–1945 aus rassischen und politischen Gründen verfolgten Angehörigen<br />
der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin“ Fördermittel.<br />
Im Jahre 1933 haben sich rund 2.500 Studenten und Promoventen jüdischer<br />
Herkunft an der Friedrich-Wilhelms-Universität in der Ausbildung<br />
befunden. Rund 1.900 jüdische Studenten waren im WS<br />
1932/1933 immatrikuliert. 130 Studenten wurden 1933 aus politischen<br />
Gründen relegiert. 270 Studenten, deren Fragebogen erhalten<br />
sind, bekamen bedingt die Erlaubnis zum weiteren Studium (Frontkämpferpassus<br />
u. a.). Rund 80 Personen wurde aus unterschiedlichen<br />
Gründen (meist Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft) der<br />
ihnen von der FWU verliehene Doktortitel aberkannt. Rund 60 medizinischen<br />
Doktoren wurde das Diplom nur ausgehändigt, wenn sie<br />
auf die Approbation in Deutschland verzichteten und einen Arbeitsplatz<br />
im Ausland nachweisen konnten. 230 Studenten sind auf einer,<br />
als „Stammrolle reichsdeutscher Juden“ bezeichneten Sonderliste<br />
erfasst. Aufgrund erster überraschender Erfolge in der Suche nach<br />
Zeitzeugen wurde diese Suche intensiviert und bisher (Stand April<br />
<strong>2001</strong>) über dreißig noch lebende Angehörige der Friedrich-<br />
Wilhelms-Universität im Alter zwischen 87 und 97 Jahren in den<br />
USA, Israel, Großbritannien, Österreich und auch Deutschland aufgefunden<br />
und der Kontakt hergestellt. 17 Interviews (digitale Videoaufnahmen<br />
im Umfang von über 8 Stunden) sind bisher erfolgt. Auch<br />
zu Nachkommen schon Verstorbener sind einige Kontakte zustande
57<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
gekommen. Die Universitätsleitung der Humboldt-Universität hat<br />
vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse im Oktober <strong>2001</strong> eine Woche<br />
der Begegnung durchgeführt und 15 „Ehemalige“ nach Berlin eingeladen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellte PD Dr. L. Mertens (Fakultät für Sozialwissenschaften,<br />
Universität Bochum) für das Projekt „Vertriebene jüdische<br />
Wissenschaftler“ Fördermittel zur Verfügung.<br />
In der Forschungsliteratur zur Emigration nach 1933 fehlt bislang ein<br />
Überblick darüber, wer an deutschen Hochschulen im Jahre 1933<br />
gelehrt hat. Von einzelnen Hochschulen gibt es zwar Verzeichnisse<br />
über die vertriebenen Ordinarien. Diese berücksichtigen jedoch selten<br />
Privatdozenten, Honorarprofessoren und Assistenten. Diese<br />
Lücke dürfte die systematische Auswertung eines 1998 von Dr. Mertens<br />
in den Hoover Institution Archives (Stanford University) aufgefundener,<br />
archivalisch kaum erschlossener, 221 Manuskriptkartons<br />
umfassender Propagandabestand mit dem Titel „Gesamtverband<br />
deutscher antikommunistischer Vereinigungen“ füllen. Diese Akten<br />
sind von den amerikanischen Besatzungstruppen in den Jahren<br />
1945/46 beschlagnahmt und in den 50er Jahren der auf die Erforschung<br />
des Dritten Reiches spezialisierten Hoover Institution of War,<br />
Revolution and Peace übergeben worden. Sie enthalten Übersichten<br />
aller 900 jüdischen Hochschullehrer und Assistenten, die am 1. 4.<br />
1933 an den Universitäten und Hochschulen gelehrt haben.<br />
Die Ergebnisse sollen in einer Datenbank erfasst und in einer Monographie<br />
publiziert werden. Diese sollen die Namen der Vertriebenen<br />
auflisten, ergänzt durch die Angaben zu Berufsposition, Werdegang,<br />
Fachgebiet, Hochschulzugehörigkeit, Bibliographien, Festschriften<br />
und evtl. Nachlässe.<br />
Von Schiebern und Schwarzen Märkten. Zur Geschichte des Berliner<br />
Schwarzhandels im Übergang vom Zweiten Weltkrieg zur Nachkriegszeit<br />
handelt ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt, das Prof.<br />
H.-P. Ullmann am Historischen Seminar, Universität Köln, durchführt.<br />
Das Projekt untersucht mit dem Schwarzmarkt eines der wichtigsten<br />
Phänomene der Kriegs- und Nachkriegszeit, das bisher weitgehend<br />
unerforscht geblieben ist. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die<br />
unterschiedlichen Märkte und das Marktgeschehen des Berliner<br />
Schwarzhandels im Übergang von der nationalsozialistischen Diktatur<br />
zur Besatzungszeit und zu den Anfängen der beiden deutschen<br />
Staaten.<br />
Das, was in den Berichten der Zeitgenossen als „Schwarzmarkt“ bezeichnet<br />
wird, beschränkte sich keinesfalls auf illegale Transaktionen<br />
von Waren und Geld, sondern war ein überaus komplexes<br />
Tauschgeschehen. Dabei wurden in vielen Fällen Waren gegen Waren<br />
getauscht, und der Abnehmer musste immer auch als zukünftiger<br />
Anbieter kalkulieren, wollte er schließlich nach einer Reihe von<br />
Tauschgeschäften die ersehnte Ware erhalten. Im Laufe der Zeit bil-<br />
Vertriebene<br />
jüdische<br />
Wissenschaftler<br />
Berlin<br />
Schwarzhandel
Jugend<br />
1945<br />
Sowjetische<br />
Deutschlandpolitik<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 58<br />
deten sich in den Städten räumlich bestimmbare Märkte, auf denen<br />
der Schwarzhandel betrieben wurde. Die Anfänge des Schwarzmarkthandels<br />
lagen bereits in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als<br />
sich die Versorgungslage der Bevölkerung verschlechterte; entscheidend<br />
bestimmte der Schwarzhandel die Lebensverhältnisse der Bevölkerung<br />
dann seit Ende 1944/Anfang 1945 bis nach der Währungsreform<br />
1948. In der SBZ/DDR haben sich Schwarzmarktpraktiken<br />
noch bis in die fünfziger Jahre gehalten. Erst die Ausgestaltung der<br />
staatlichen Handelsorganisation (HO) scheint dem Schwarzmarkt<br />
das Wasser abgegraben zu haben.<br />
Das Projekt begreift den Schwarzhandel zum einen als einen Hohlspiegel,<br />
der gesellschaftliche Phänomene der Zeit wie die Neuorientierung<br />
im Angesicht von Zusammenbruch und beginnendem Wiederaufbau<br />
bündelt. Am Beispiel des Schwarzmarktes ließen sich – so<br />
die Prämisse – mehrere Entwicklungslinien der Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
studieren: die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im<br />
Übergang von der Kriegs- zur Friedenswirtschaft, die Frage nach<br />
dem Verhältnis von Konsummöglichkeiten und staatlicher Obrigkeit<br />
sowie die Veränderung der sozialen Ordnung einer sich wandelnden<br />
Gesellschaft. Zum anderen wird die Organisation der Berliner<br />
Schwarzmärkte systematisch beschrieben. Ins Blickfeld rücken dabei<br />
die räumliche Dimension und der Teilnehmerkreis, die Praktiken der<br />
Akteure und nicht zuletzt die Tauschwaren.<br />
Mit der Thematik „Jugend 1945 – Jugend im Umbruch“ ist ein von<br />
der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt befasst, das Dr. M. Rüther (NS-Dokumentationszentrum,<br />
EL-DE-Haus, Köln) betreut.<br />
Das Vorhaben gilt als Pilotprojekt für eine umfassende Erforschung<br />
der Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik sowie einer<br />
wissenschaftlichen Annäherung an die Frage der Beeinflussung von<br />
Jugendlichen durch Politik und Schule. Ziel des Projektes ist – demonstriert<br />
am Beispiel des traditionsreichen Kölner Dreikönigsgymnasiums<br />
(DKG) – die Erfassung, Erschließung und digitale Aufarbeitung<br />
einer zentralen seriellen Quelle, die Aufschlüsse über Einstellungen<br />
und deren Veränderungen sowie Verhaltensweisen von Jugendlichen<br />
in den Jahren 1931 bis 1952 geben soll. Durch die Einbeziehung<br />
der Endphase der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus<br />
dürften Beeinflussungen von Jugendlichen hinsichtlich<br />
von Mechanismen in Erziehung, Manipulation, Propaganda<br />
besonders greifbar werden. Zur Auswertung werden Deutschaufsätze<br />
und niedergeschriebene Lebensläufe von Abiturienten der<br />
Jahre 1931, 1932, 1937, 1938, 1941, 1942 sowie 1946 bis 1952 – unter<br />
Wahrung der Anonymität – herangezogen. Die Forschungsergebnisse<br />
sollen sowohl in einer Publikation und einer Internetversion zugänglich<br />
gemacht als auch auf einer Tagung präsentiert werden.<br />
Für den Abschluss der „Erschließung und Sicherung von Quellen zur<br />
sowjetischen Deutschlandpolitik der Jahre 1941 bis 1949 aus dem Archiv<br />
für Außenpolitik des Ministeriums für Auswärtige Angelegen-
59<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Abb. 3: Projekt „Erschließung und Sicherung von Quellen zur sowjetischen Deutschlandpolitik<br />
der Jahre 1941 bis 1949 aus dem Archiv für Außenpolitik des Ministeriums<br />
für Auswärtige Angelegenheiten der Russischen Föderation“: Staatssekretär Wolfgang<br />
Ischinger (AA), Prof. Konrad H. Jarausch (Direktor des Zentrums für zeithistorische<br />
Forschung, Potsdam) und Botschafter Dr. Pjotr V. Stegnij (Chef der Historisch-<br />
Dokumentarischen Verwaltung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten<br />
der Russischen Föderation) auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des zweiten Bandes<br />
der Edition „Die UdSSR und die deutsche Frage“ am 20. Juni <strong>2000</strong> im Kronprinzenpalais<br />
in Berlin.
Theodor<br />
Heuss<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 60<br />
heiten der Russischen Föderation“ stellte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
dem Zentrum für Zeithistorische Studien, Potsdam (Prof. Chr. Kleßmann)<br />
Fördermittel zur Verfügung.<br />
Im Ergebnis einer umfangreichen Auswahl aus den relevanten Beständen<br />
des Archivs wurden mehr als tausend Dokumente vollständig<br />
kopiert und in dieser Form in Deutschland deponiert (über deren<br />
inhaltliche Schwerpunkte wurde in den vergangenen Jahren mehrfach<br />
berichtet, zuletzt im Jahresbericht 1999/<strong>2000</strong>, S. 54/55). Um die<br />
Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Erforschung<br />
der sowjetischen Außenpolitik speziell gegenüber Deutschland<br />
zu vertiefen, wird durch G. P. Kynin (Moskau) und J. P. Laufer<br />
(Potsdam) eine dreibändige (russische) Auswahledition vorbereitet.<br />
Band 1 und 2 sind bereits in russischer Sprache erschienen:<br />
SSSR i germanskij vopros 1941–49 = Die UdSSR und die deutsche<br />
Frage 1941–1949. Dokumente aus dem Archiv für Außenpolitik<br />
der Russischen Föderation. Hrsg.: Historisch-dokumentarisches<br />
Departement des MID Russlands; Zentrum für zeithistorische Forschung<br />
Potsdam. – Moskau: Verl. Internat. Beziehungen.<br />
T.1. 22. 6. 1941 – 8. 5. 1945. 1966. 782 S.,<br />
T.2. 9. 5. 1945 – 3. 10. 1946. <strong>2000</strong>. 878 S.<br />
In der letzten Projektphase ist die Veröffentlichung des dritten Bandes<br />
der russischen Ausgabe vorgesehen. Auf Grundlage der mehr als<br />
siebenjährigen vertraglichen Zusammenarbeit konnten bei diesem<br />
Band deutliche Fortschritte in der Dokumentenauswahl erreicht werden.<br />
Durch die deutsch-russische Historikerkommission wurden Zuschüsse<br />
für die Finanzierung einer deutschen Übersetzung der ersten<br />
beiden Bände bewilligt, die inzwischen weit vorangeschritten<br />
ist. Damit werden die Voraussetzungen für die Veröffentlichung einer<br />
deutschen Ausgabe geschaffen, die sofort nach Abschluss der<br />
russischen Ausgabe erscheinen wird.<br />
Eine ausführliche Vorstellung des zweiten Bandes dieser russischen<br />
Edition durch Ralf Possekel findet sich im Deutschland Archiv<br />
5/<strong>2000</strong>, S. 781–786. Darauf beziehen sich zwei Diskussionsbeiträge<br />
von Bernd Bonwetsch (1/<strong>2001</strong>, S. 111–117) und Jochen Laufer<br />
(2/<strong>2001</strong>, S. 287–291) in der gleichen Zeitschrift.<br />
Prof. H. Möller (Institut für Zeitgeschichte, München) erhält für das<br />
Forschungsprojekt „Theodor Heuss – eine Biographie“ Fördermittel<br />
der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Gegenstand des Vorhabens ist die Erarbeitung einer wissenschaftlichen<br />
Biographie des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Theodor Heuss (1884–1963).<br />
Theodor Heuss gilt als eine der zentralen Persönlichkeiten des deutschen<br />
Liberalismus und der Geschichte und politischen Kultur der<br />
Bundesrepublik Deutschland überhaupt. Er repräsentierte das deutsche<br />
Bildungsbürgertum und zugleich den liberalen Intellektuellen.
61<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Auf verständliche Weise vermochte Heuss die Felder von Kultur, Politik<br />
und Wirtschaft, von Wissenschaft und Technik, von Bildung und<br />
Kunst zu verbinden und öffentlich darzustellen. Dies verschaffte ihm<br />
große und wachsende Resonanz bei der Mehrheit der bundesdeutschen<br />
Bevölkerung und seine Anerkennung als Repräsentant des<br />
„besseren“ Deutschland im Ausland während der fünfziger Jahre.<br />
Bereits zu Lebzeiten ist der große Liberale als beispielhafter bürgerlicher<br />
Demokrat und gebildeter Humanist zur Legende geworden.<br />
Das Projekt will ein neues Gesamtbild der Persönlichkeit, seiner öffentlichen<br />
Wirksamkeit und der sozialen Repräsentanz von Theodor<br />
Heuss entwerfen, das auch die Herausforderungen für seine Identität<br />
durch die epochalen Wandlungen und Umbrüche aufzeigt. Die unterschiedlichen<br />
Wirkungszusammenhänge der Biographie bilden die<br />
vier Epochen vom Kaiserreich über die Weimarer Republik und das<br />
Dritte Reich bis zur Vorgeschichte und Entwicklung der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Ferner liegt eine wichtige Zielsetzung des Projekts<br />
darin, den selbststilisierten bürgerlichen Lebensentwurf von<br />
Theodor Heuss in der Auswahl, in der Kontinuität und im Wandel der<br />
Vorbilder, Muster und Motive zu rekonstruieren und zu seiner individuellen<br />
kulturellen und sozialen Repräsentanz in der deutschen<br />
Gesellschaft in Beziehung zu setzen.<br />
„Die Krise der DDR-Intelligenz 1956/57“ ist das Thema eines durch<br />
die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekts von Prof. V. Gerhardt,<br />
Institut für Philosophie, Humboldt-Universität Berlin, erarbeitet von<br />
Dr. G. Herzberg.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Auseinandersetzung<br />
zwischen den Intellektuellen der DDR und der SED-Führung in den<br />
Jahren 1956 und 1957, der Zeit des sogen. „Tauwetters“. Dabei geht<br />
es nicht so sehr um eine traditionell konzipierte Darstellung der Ideologiegeschichte<br />
jener Jahre, sondern um die Wissenschaftspolitik der<br />
SED, das Verhältnis der Intellektuellen zu ihrer Gesellschaft, ihrem<br />
Staat und der sie beide dominierenden Partei, um ihr Selbstverständnis,<br />
um die Kultur des Argumentierens und um den Umgang des<br />
Staates mit zweifelnden oder nachdenklichen Wissenschaftlern.<br />
Der von Chruschtschow in einer „Geheimrede“ auf dem XX. Parteitag<br />
der KPdSU im Februar 1956 angekündigte vorsichtige Abbau des<br />
Stalinismus weckte im gesamten Ostblock große Hoffnungen auf<br />
eine Lockerung des politischen Systems. In der DDR sind die Monate<br />
nach dem sowjetischen Parteitag durch eine Fülle von Diskussionen,<br />
Veröffentlichungen und Auseinandersetzungen mit der Politik und<br />
Ideologie der SED charakterisiert – als „Kampf gegen den Dogmatismus“<br />
-, ohne dass die politischen und ideologischen Grundlagen des<br />
Sozialismus in Frage gestellt wurden. An den Hochschulen und Universitäten,<br />
in den Redaktionen und Verlagen, bei Künstlern und<br />
Schriftstellern wurden der Führungsstil der SED, die Person des Ersten<br />
Sekretärs Walter Ulbricht und das allzu enge ideologische Korsett<br />
der Wissenschaften und Künste kritisiert und Vorschläge für eine<br />
DDR-<br />
Intelligenz
DDR<br />
Polit-<br />
Emigranten<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 62<br />
Demokratisierung des Sozialismus unterbreitet. Diese Diskussionen<br />
führten schließlich – forciert durch Veränderungen im Nachbarland<br />
Polen (Aufstand in Poznañ) und den ungarischen Volksaufstand – zu<br />
einer erneuten (nach 1953) schweren Krise an der Spitze der SED.<br />
Nach anfänglichen Schwankungen ging die Führung im Herbst 1956<br />
in die Offensive – als „Kampf gegen den Revisionismus“ – und begann,<br />
die missliebigen Kritiker durch Repressionen (Parteiausschluss,<br />
Entlassungen, Haft etc.) zumindest mundtot zu machen.<br />
Die Untersuchung zielt darauf, die wissenschaftspolitischen, ideologischen<br />
und besonders die philosophischen Ereignisse seit der sogen.<br />
„Freiheitskonferenz“ (März 1956) bis zur III. Hochschulkonferenz<br />
der SED, dem V. Parteitag der SED und den Verhaftungen des<br />
Jahres 1958 nicht nur am Beispiel der bekanntesten „Fälle“ (Harich,<br />
Bloch, Janka, Behrens, Kuczynski usw.), sondern in seiner ganzen<br />
Breite an den Universitäten und Hochschulen der DDR zu rekonstruieren<br />
sowie Inhalte, Mittel und Formen der Auseinandersetzungen<br />
zu analysieren. Ferner werden die verschiedenen Verhaltensweisen<br />
der Kritiker und Opfer im Kontext der neueren Diskussionen über<br />
„widerständiges Verhalten – Dissidenz – Opposition – Widerstand“<br />
beurteilt. Schließlich richtet sich das Forschungsinteresse auch darauf,<br />
die Auswirkung der Disziplinierung der Intelligenz durch die<br />
SED auf Lehre und Forschung, die wissenschaftliche Literatur und<br />
die Anpassungsstrategien der Wissenschaftler, wie sie für die sechziger<br />
und siebziger Jahre prägend wurden, skizzenhaft darzustellen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. Chr. Kleßmann (Zentrum für Zeithistorische<br />
Forschung, Potsdam) bei dem Projekt „Die Polit-Emigranten“.<br />
Eine sozialhistorische Studie zu Fremde und Fremd-Sein in der DDR.<br />
Im Kalten Krieg bemühte sich die DDR-Regierung, durch die Aufnahme<br />
politisch Verfolgter – sog. Politischer Emigranten – aus den<br />
Diktaturen Südeuropas (Griechenland, Spanien), später Befreiungsbewegungen<br />
der zerfallenden Kolonialreiche und ab 1973 durch<br />
Flüchtlinge und politisch Verfolgte aus der Militärdiktatur Chile –<br />
außenpolitisches Profil und innenpolitische Legitimation als „Auswanderungsland<br />
DDR“ zu gewinnen. Diese Bedeutung kontrastierte<br />
scharf mit der individuellen Rechtlosigkeit von Ausländern in der<br />
DDR und deren Abhängigkeit von den außenpolitischen Interessen<br />
der SED-Führung, da kein einklagbarer Rechtanspruch auf Asyl in<br />
der DDR existierte. Der ostdeutschen Bevölkerung wurden die Politemigranten<br />
als Freiheitskämpfer und „Objekte ihrer Solidarität“ präsentiert,<br />
die in der DDR eine neue Lebensperspektive gewonnen hatten.<br />
Doch erschienen sie in den Augen der DDR-Bevölkerung durch<br />
ihren politischen Status, staatliche Zuwendungen und die häufig aufrechterhaltene<br />
ausländische Staatsangehörigkeit privilegiert.<br />
Hiervon ausgehend sollen in diesem Projekt die rechtlich ungeregelte<br />
Aufnahmepraxis von Politemigranten in der DDR sowie deren<br />
Integrationsanstrengungen untersucht werden. Darüber hinaus soll
63<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
die Behandlung der Ausländer- und Fremdenproblematik in der<br />
DDR in einen langfristigen Zusammenhang gestellt werden.<br />
Einerseits soll nach der Wirkmächtigkeit von Kontinuitäten nationaler<br />
Identität gefragt werden. Das kollektive Gedächtnis und die Prägung<br />
der nationalen Identitäten der Akteure reichten in der älteren<br />
Generation wenigstens bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die<br />
Geschichte des Umgangs mit „Fremd-Sein“ und der Konstruktion<br />
des „Eigenen“ hat in der DDR ihre Vorgeschichte, die sich bis zur<br />
Reichsgründung 1871, dem Umgang mit Fremden im Deutschen Kaiserreich<br />
und seinem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1913 zurückverfolgen<br />
lässt. Weitere prägende Erfahrungen mit Fremden stellten für<br />
die ostdeutsche Bevölkerung u. a. die Kriegserfahrung der Wehrmachtsangehörigen,<br />
die massenhafte Präsenz von Fremdarbeitern<br />
im Zweiten Weltkrieg und die Aufnahme von Vertriebenen nach<br />
1945 dar.<br />
Andererseits hatte das spannungsgeladene Verhältnis von Herrschaft<br />
und Gesellschaft im Staatssozialismus weitreichende Konsequenzen<br />
für die Interaktion zwischen Bürger und staatssozialistischer<br />
Obrigkeit und für die Beschaffenheit der Gesellschaft im<br />
Ganzen. Das Misstrauen der Bevölkerung zu den Institutionen des<br />
SED-Staates machte die DDR-Bürger zu „Fremden im eigenen<br />
Land“ und wirkte sich auch auf die Interaktionsprozesse zwischen<br />
„Autochthonen“ und „Fremden“ aus. Das Projekt geht davon aus,<br />
dass die historischen Akteure in der staatssozialistischen Gesellschaft<br />
in eine trianguläre Beziehungsstruktur eingebunden waren:<br />
kommunistische Staatspartei, Bevölkerung und die „Fremden“, wobei<br />
im Konflikt um materielle und ideelle Ressourcen innerhalb der<br />
Gesellschaft sich verschiedene Koalitionen zwischen den drei Polen<br />
bildeten, die in jedem einzelnen Fall wiederum zu unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen „faultlines“ und damit zu neuen Kräftekonstellationen<br />
führen konnten.<br />
Aus der Verknüpfung von ideengeschichtlicher, sozialgeschichtlicher<br />
und komparatistischer Perspektive ergeben sich folgende, im<br />
Rahmen des Vorhabens zu überprüfende Ausgangsthesen:<br />
– Da die Präsenz von Ausländern eng an die Interessen der Staatspartei<br />
gekoppelt war, kann man davon ausgehen, dass die<br />
„Fremden“ von der Bevölkerung auch als Symbol der kommunistischen<br />
Herrschaft gesehen wurden.<br />
– Im Gegensatz zur Nachkriegsentwicklung in den Demokratien<br />
Westeuropas gab es in den Staaten des Ostblocks keine öffentliche<br />
Entwertung völkisch-nationalistischer Weltanschauungen.<br />
Zentraler Bezugspunkt für Regime und Bevölkerung blieben die<br />
gemeinsame Abstammung, Sprache und Kultur. Die dabei tendenziell<br />
als geschlossene Gemeinschaft imaginierte sozialistische<br />
Nation grenzte sich sehr stark von „Klassenfeinden“, aber implizit<br />
auch von Ausländern ab.
SED<br />
Zensur<br />
SED und<br />
Westdeutsche<br />
Friedensbewegung<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 64<br />
– Die inszenierten Freundschaftsrituale der Staatspartei standen<br />
vielfach den unterschiedlichsten Fremdheitserfahrungen der<br />
Bevölkerung unvermittelt gegenüber. Konflikte zwischen „Einheimischen“<br />
und „Fremden“ waren in der DDR tabuisiert. Daher<br />
konnte sich keine Konfliktkultur und gesellschaftliche Toleranz<br />
entwickeln.<br />
Zensur und Parteigeschichte. Die „Heilige Schrift“ der SED ist Gegenstand<br />
eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes des Zentrums<br />
für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V., Potsdam (Prof. Chr. Kleßmann).<br />
Bearbeiter ist Dr. S. Lokatis.<br />
Die Förderung dient der Fertigstellung einer Untersuchung zum<br />
Thema „Diskussionssteuerung durch Zensur“, die im Rahmen des<br />
1996 am Zentrum begonnenen Projektes „Geschichte als Herrschaftsdiskurs“<br />
durchgeführt wird. Bei der in der SED-Diktatur praktizierten<br />
Zensur handelte es sich nicht nur – wie gemeinhin angenommen<br />
– um eine Zensur der Belletristik, sondern um ein Gesamtsystem<br />
der Text-Steuerung, bei der die gesellschaftswissenschaftliche,<br />
die geschichtliche Literatur sowie die ideologischen Leittexte<br />
des Marxismus-Leninismus im Mittelpunkt standen. Nicht etwa von<br />
der offiziellen Zensurbehörde im Ministerium für Kultur allein, sondern<br />
von verschiedenen Instanzen der Parteizensur wurden<br />
Sprachregelungen formuliert, die Tabus diskutiert und das Ideologieverständnis<br />
der SED der wechselhaften Beschlusslage angepasst.<br />
Die Rolle des Zensors konnten vielfältige Instanzen und Personen<br />
besetzen: u. a. der Leserbrief schreibende Genosse, der Archivar bis<br />
zum Zentralantiquariat, das Außenministerium bis zum Zoll, die<br />
staatliche Literaturbehörde, der Buchhandel, verschiedene Institutionen<br />
des ZK, wie z. B. das Institut für Marxismus-Leninismus und der<br />
parteioffizielle Dietz-Verlag.<br />
Einen roten Faden im Labyrinth der Zensurinstanzen bildet der historiographische<br />
„Turmbau zu Babel“, eine Auseinandersetzung um<br />
eine kanonische Selbstbeschreibung der SED und Ulbrichts „Heilige<br />
Schrift“: die im Zentrum der Untersuchung stehende achtbändige<br />
„Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (GDA)“ von 1966.<br />
Aus verschiedenen Grundlagenwerken zu dieser Thematik<br />
(1993–1999) wird der Bearbeiter eine Summe ziehen und erstmals<br />
eine Gesamtschau auf das gesamte Zensursystem der DDR bieten.<br />
Prof. M. Wilke, Forschungsverbund SED-Staat, Freie Universität Berlin,<br />
erhält Fördermittel für das Projekt „Der Einfluss der SED auf die<br />
westdeutsche Friedensbewegung 1979 bis 1984 am Beispiel der Partei<br />
,Die Grünen‘“.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Ziele, Methoden und Auswirkungen<br />
der Einflussnahme von SED und MfS auf die westdeutsche<br />
Friedensbewegung im Zeitraum von 1979 bis 1984 am Beispiel der<br />
Grünen darzustellen und kritisch zu analysieren. Darüber hinaus<br />
möchte die Untersuchung einen Beitrag zum Gesamtbild der westdeutschen<br />
und westeuropäischen Friedensbewegung im Kalkül der
65<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
DDR nach dem NATO-Doppelbeschluss und zur Westarbeit der SED<br />
liefern und schließlich ihre gesamtdeutsche Bedeutung im Blick auf<br />
die Veränderungen von 1989 erschließen.<br />
Schwerpunktmäßig konzentrierte sich die Arbeit bislang auf die Aufbereitung<br />
und Auswertung der Materialien des von der DKP gesteuerten<br />
„Komitee für Frieden, Abrüstung und Zusammenarbeit“ (KOFAZ)<br />
im Historischen Archiv der Stadt Köln. Das KOFAZ war bis zu Beginn<br />
der achtziger Jahre das zentrale Koordinierungsorgan der Friedensbewegung<br />
und repräsentierte seitdem ihr kommunistisches Spektrum.<br />
Der Zugang zu den Unterlagen dieses Komitees stellt einen Glücksfall<br />
für die Wissenschaft dar. Einerseits sind sie die einzigen Akten einer<br />
kommunistischen Bündnisorganisation, die sich in einem öffentlich zugänglichen<br />
Archiv befinden. Andererseits konnten sie durch dieses<br />
Projekt erstmals systematisch aufbereitet und ausgewertet werden.<br />
Die Analyse ergab, dass sie nicht nur zahlreiche Informationen über<br />
die strategische Planung und Vorgehensweise der Kommunisten in<br />
der Auseinandersetzung um den NATO-Doppelbeschluss enthielten,<br />
sondern auch noch diverse Materialien zu der DKP-gesteuerten<br />
„Deutschen Friedens-Union“ und der von dieser vorbereiteten „Krefelder<br />
Initiative“. In Verbindung mit den parallel dazu ausgewerteten<br />
Akten der SED im Bundesarchiv Berlin und zahlreichen Zeitzeugengesprächen<br />
vermitteln diese Unterlagen ein schlüssiges Bild über die<br />
Querverbindungen zwischen KPdSU, SED, DKP und ihren Bündnisorganisationen<br />
sowie deren Einflussversuche auf die westdeutsche Kampagne<br />
gegen den NATO-Doppelbeschluss. Mit ihrer Hilfe lässt sich<br />
erstmals auch empirisch abgesichert die Planung und Vorbereitung<br />
der Massenkampagne gegen den NATO-Doppelbeschluss durch<br />
KPdSU und SED in Zusammenarbeit mit ihren westdeutschen Verbündeten<br />
darstellen. Ferner geben die Quellen Aufschluss über die<br />
Versuche, durch Einflussnahme auf die nicht-kommunistischen Teile<br />
der Friedensbewegung, diese in einen monolithischen Block gegen<br />
das westliche Bündnis und die Vereinigten Staaten zu verwandeln.<br />
Gleichzeitig zeigen sie aber das Scheitern dieser Versuche. Vor allem<br />
die Grünen und andere unabhängige Gruppierungen innerhalb der<br />
Friedensbewegung thematisierten Fragen nach der Universalität der<br />
Menschenrechte und einer blockübergreifenden Friedensbewegung,<br />
die für die Kommunisten unannehmbar sind. Diese Unterlagen gewähren<br />
somit Aufschluss über einen grundsätzlichen Konflikt innerhalb<br />
der westdeutschen und westeuropäischen Friedensbewegung:<br />
der Auseinandersetzung zwischen Friedens- und Freiheitsfrage, die in<br />
erster Linie auch eine Auseinandersetzung zwischen Kommunisten<br />
und Nichtkommunisten war. Durch die Auswertung der Akten der<br />
Grünen im Archiv Grünes Gedächtnis und weiterer Zeitzeugengespräche<br />
soll dieser Grundkonflikt vor allem auch in Hinblick auf die<br />
kommunistischen Versuche, ihn auszuschalten, analysiert werden, um<br />
weiteren Aufschluss über die Auswirkungen der Einflussversuche von<br />
SED und DKP auf die Grünen als Teil der Friedensbewegung zu erhalten,<br />
zumal diese Abgrenzungskonflikte dazu beitrugen, dass sich<br />
die Grünen als Partei konstituierten.
Wahlkampf<br />
1949 – 1976<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 66<br />
Mit der Kulturgeschichte des Wahlkampfs in der Bundesrepublik<br />
1949–1976 zwischen Amerikanisierung und Demokratisierung befasst<br />
sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt, das von Prof. T.<br />
Mergel (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Universität Bochum)<br />
durchgeführt wird.<br />
Das Projekt untersucht die Bundeswahlkämpfe zwischen 1949 und<br />
1976 als Selbstbeschreibung des politischen Systems und als Ausdruck<br />
des Wandels politischer Mentalitäten. Von besonderem Interesse<br />
sind, wie sich Darstellung und Wahrnehmung von Politik änderten<br />
und wie die Kultur der politischen Werbung entstand, in der Politik<br />
als ein Markt begriffen werden konnte. Dabei wird Wahlkampf<br />
als Form der Interaktion des Politischen Systems mit seiner Umwelt<br />
und sich selbst verstanden. Der Wahlkampf dient mithin der Selbstvergewisserung<br />
der Akteure über den Stand des Gemeinwesens und<br />
ihre Rolle darin. In seinem Wandel zeigt sich nicht nur die Reaktion<br />
der Politik auf die Entwicklung hin zur Mediengesellschaft, sondern<br />
auch der Wandel der politischen Mentalitäten.<br />
Im Zentrum des Vorhabens steht der Zusammenhang von Amerikanisierung<br />
des Wahlkampfs und Demokratisierung der Gesellschaft.<br />
Unter „Amerikanisierung“ wird hier eine Veränderung der Kommunikationsstrategien<br />
des politischen Systems verstanden, die auf geplante,<br />
symbolisch konstituierte Identifikation zur Vermittlung des<br />
„Produkts“ setzen; darunter kann man die drei Prozesse der Professionalisierung,<br />
Personalisierung und Medialisierung verstehen.<br />
Im Rahmen des Projekts soll der These nachgegangen werden, dass<br />
die Amerikanisierung des Wahlkampfes im Grunde die innere Demokratisierung<br />
der bundesrepublikanischen Gesellschaft befördert<br />
hat: In dem Maße, in dem der Wahlkampf auf das Paradigma der<br />
Volkserziehung verzichtete, verlor die Politik ihr autoritäres Selbstbild<br />
und wuchs in eine dienende Rolle hinein. Diese Annahme gilt es<br />
im Sinne des Leitbegriffs der „Politischen Kommunikation“ sowohl<br />
im Hinblick auf die „Anbieter“, also die Politiker und Parteien, die<br />
um Unterstützung für ihre Politikkonzepte werben, als auch im Hinblick<br />
auf die „Nachfrager“, die Wähler, welche die Wahlkämpfe rezipieren<br />
und ihrerseits ihre Vorstellung einer „guten“ Politik artikulieren,<br />
zu überprüfen. Dabei knüpft das Forschungsvorhaben an ein<br />
Verständnis von „Symbolischer Politik“ an, wie es in der neueren Politikwissenschaft<br />
und modernen Kommunikationswissenschaft vertreten<br />
wird. Politische Kommunikation transportiert nach diesem<br />
Verständnis eine solche Vielzahl von Botschaften, dass diese ohne<br />
symbolische Verdichtung und Identitätskonstruktion durch Metaphern,<br />
Assoziationen und Bilder unverständlich, weil überkomplex<br />
blieben. Darüber hinaus seien moderne Gesellschaften so vielfältig<br />
differenziert, dass nur die Vergemeinschaftung über Symbole und<br />
Inszenierungen Loyalität herstellen könne. Insofern sei die Geschichte<br />
des Strukturwandels der Öffentlichkeit im 20. Jahrhundert<br />
keine Geschichte des Verfalls, sondern die eines neuen Verhältnisses<br />
von Medien und Gesellschaft.
67<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Die <strong>Stiftung</strong> stellte Prof. R. Spree (Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte,<br />
Universität München) für das Projekt „Ein Human<br />
Development Index für Deutschland. Die Entwicklung des Lebensstandards<br />
von 1920 bis 1960“ Fördermittel zur Verfügung.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die Entwicklung des Lebensstandards<br />
breiter Bevölkerungsschichten in Deutschland zwischen<br />
1920 und 1960, vor allem während der NS-Zeit, und die Ursachen für<br />
Trends und regionale Unterschiede zu analysieren.<br />
Als Referenzmaß wird der Human Development Index (HDI) verwendet,<br />
den das „Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />
(UNDP)“ seit 1990 regelmäßig veröffentlicht und verbessert. Er enthält<br />
üblicherweise drei gleichgewichtige Komponenten: langes Leben<br />
(gemessen durch Lebenserwartung bei der Geburt), Bildung (gemessen<br />
als gewichteter Durchschnitt von Erwachsenenalphabetenrate<br />
und Schulbesuchsrate im primären, sekundären und tertiären<br />
Bildungssektor) und Zugang zu Ressourcen (gemessen als reales<br />
Bruttosozialprodukt [BSP] pro Kopf). Neben dem HDI wird der sogenannte<br />
GDI (Gender-related Development Index) eingesetzt, der die<br />
HDI-Werte um das Ausmaß der Ungleichheit zwischen Männern und<br />
Frauen korrigiert.<br />
Außerdem soll ein auf die spezifischen Verhältnisse in Deutschland<br />
während des Untersuchungszeitraumes zugeschnittener eigener Development<br />
Index konstruiert und evaluiert werden, um die regionalen<br />
Disparitäten regionaler Wohlfahrtsentwicklung vollständiger zu<br />
erfassen. Dieser Index wird voraussichtlich folgende Variablen beinhalten:<br />
Bruttoschulbesuchsraten im primären und sekundären Bildungssektor,<br />
Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit, Lebenserwartung<br />
ab dem fünften Lebensjahr, Morbiditätsraten, Einkommen,<br />
Arbeitslosigkeit und Arbeitszeit.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung der<br />
Abweichungen der ökonomischen und gesundheitlichen Entwicklung<br />
während der Weltwirtschaftskrise und in den ersten Jahren des<br />
„Dritten Reiches“. So stieg z. B. das reale BSP pro Kopf zwischen<br />
1933 und 1936 um 33,5 Prozent, gleichzeitig erhöhte sich auch die<br />
Sterblichkeit der Kinder zwischen ein und fünf Jahren um 13 Prozent.<br />
Die Sterbehäufigkeit junger Männer zwischen 20 und 25 Jahren<br />
stieg von 1933 bis 1937 sogar um 18 Prozent. Die Erforschung der<br />
Ursachen dieser Disparitäten soll einen Beitrag leisten zum tieferen<br />
Verständnis des Zusammenhangs von wirtschaftlicher Entwicklung<br />
und Veränderungen im Lebensstandard. Schließlich ist es vorgesehen,<br />
die nationalen und auch regional disaggregierten Forschungsergebnisse<br />
durch einen Vergleich mit der Wohlfahrtsentwicklung in<br />
England und Schweden zu ergänzen, um so die deutsche Entwicklung<br />
während des Untersuchungszeitraumes im erweiterten europäischen<br />
Kontext zu verorten.<br />
Das Projekt basiert auf der Auswertung statistischer Materialien<br />
(Veröffentlichungsreihen des Statistischen Reichs- und Bundesamtes<br />
Human<br />
Development<br />
Index
China<br />
Neusprachen-<br />
Unterricht<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 68<br />
sowie der Ämter der Länder; Schul- und Hochschulstatistik). Ergänzende<br />
Quellen stellen u. a. das Reichs- bzw. Bundesgesundheitsblatt,<br />
die Geschäftsberichte der Landesversicherungsanstalten oder das<br />
Reichsarbeitsblatt dar. Die Ergebnisse sollen in einer Datenbank aufbereitet<br />
und im Internet präsentiert werden.<br />
„Die Frühphase der Entstehung des Neusprachen-Unterrichts in<br />
China – ein Beitrag zum transkulturellen Vergleich der Entstehung<br />
der Geisteswissenschaften“ ist ein Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong><br />
unterstützten Forschungsvorhabens von Prof. M. Lackner, Institut für<br />
Außereuropäische Sprachen und Kulturen, Universität Erlangen.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die frühe Phase der Konstitution<br />
des Neusprachen-Unterrichts im spätkaiserlichen China (1860 bis ca.<br />
1895) zu untersuchen. Das Projekt versteht sich als ein für komparative<br />
Zwecke geeigneter Beitrag zur Erforschung der Konstitution der<br />
Neusprachen als akademische Disziplin(en) und zur Transferforschung<br />
im Bereich der Wissenschaftsgeschichte.<br />
Fremdsprachenunterricht, den das spätkaiserzeitliche China vor der<br />
Modernisierung kannte, war der des Mandschurischen und des Russischen.<br />
Als Neusprachen kamen Ende des 19. Jahrhunderts das<br />
Englische, Französische, Deutsche und Japanische hinzu. Wie in<br />
Europa wurden auch in China die Neusprachen aufgrund des hohen<br />
Status der klassischen Bildung zunächst als ununterschiedene Einheit<br />
wahrgenommen. Man differenzierte lediglich nach räumlichen<br />
Kategorien zwischen der Sprache des „Ostens“ (Japanisch) und den<br />
Sprachen des „Westens“ (überseeische Sprachen). Im Unterschied<br />
zu Sprachen, die auf eine explizite Grammatiktradition zurückblicken<br />
konnten, verfügte in China in der frühen Phase der Entstehung<br />
des Neusprachen-Unterrichts niemand über Erfahrungen linguistischer<br />
Durchdringung des „Alten“ und „Neuen“. Durch die<br />
Verknüpfung ausländischer Sprachen mit einem naturkundlichen<br />
Fächerkanon, den man im Grunde als den Kanon des Westens<br />
schlechthin verstand, wurden die in der Entstehung begriffenen Disziplinen<br />
zunehmend ihrer Eigenständigkeit beraubt und nahmen<br />
Dienstfunktionen von Hilfswissenschaften ein. Außerdem wurde die<br />
Auseinandersetzung mit dem Für und Wider von Neusprachen-Unterricht<br />
häufig von utilitaristischen Versuchen bestimmt, die Vermittlung<br />
der neuen Sprachen auf die Ebene rein „technischer“ Beherrschung<br />
zu reduzieren und die kulturellen Inhalte, die von diesen<br />
Sprachen transportiert werden, nach Möglichkeit außer Acht zu lassen,<br />
vermutlich damit das „Eigene“ nicht durch den Zusammenstoß<br />
mit dem „Anderen“ kontaminiert würde.<br />
Im Rahmen des Forschungsvorhabens soll in erster Linie den Bedingungen<br />
und Formen staatlicher Institutionalisierung, den Fragen der<br />
zeitgenössischen Didaktik und Methodik des Fremd- bzw. Neusprachen-Unterrichts<br />
und den Karrieren von Lehrenden und Absolventen,<br />
insofern sie für die Geschichte der Konstitution des Fremd- und<br />
Neusprachen-Unterrichts bedeutsam sind, nachgegangen werden.
69<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
Als Arbeitsgrundlage dienen hauptsächlich die Curricula ausgewählter<br />
Einrichtungen (u. a. Pekinger Tongwenguan; Shanghaier<br />
Guangfangyanguan; Pekinger Übersetzerschule), Lehrwerke und<br />
Unterrichtsmaterialien sowie Archivmaterial, biographische und autobiographische<br />
Quellen.<br />
Mittlerweile wurde Literatur in folgenden Bereichen ausgewertet:<br />
Tagebücher von wichtigen Beteiligten, Grammatikbücher und Lexika,<br />
Archivmaterial einiger für die Frühphase des Fremdsprachenunterrichts<br />
bedeutsamer Institutionen sowie frühe Curricula und<br />
Lehrwerke. Der Akzent in der gegenwärtigen Phase der Untersuchung<br />
liegt erstens auf den Methoden der Fremdsprachendidaktik,<br />
die besonders interessant sind, weil im traditionellen China die stilistischen<br />
und rhetorischen Standards der eigenen Sprache lediglich<br />
anhand memorierbarer repräsentativer Beispieltexte (und nicht<br />
durch eine explizite Grammatik) erlernt wurden. Zum anderen werden<br />
Biographien von Absolventen und Dozenten untersucht, weil<br />
diese über den sich wandelnden Status des Erlernens von Fremdsprachen<br />
Auskunft geben.<br />
„Die Geschichte der Albertus-Universität Königsberg/Pr. von 1918<br />
bis 1945“ ist Thema eines von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />
Projektes, dem sich an der Universität Leipzig Prof. K. Chr. Köhnke<br />
(Institut für Kulturwissenschaften) und Prof. em. K. Gründer widmen.<br />
Die Arbeit an der Gesamtdarstellung der letzten drei Jahrzehnte Königsberger<br />
Universitätsgeschichte konzentrierte sich bislang auf die<br />
Entwicklung während der „Krisenjahre“ der Weimarer Republik von<br />
1918 bis 1923. Zunächst erforderte jedoch der Erste Weltkrieg stärkere<br />
Beachtung, da er für die Albertina eine schärfere Zäsur darstellte<br />
als für andere deutsche Hochschulen. Denn trotz der 1908 erfolgten<br />
Ernennung Kronprinz Wilhelms zum rector perpetuus, die<br />
eine privilegierte Stellung unter Preußens Universitäten anzuzeigen<br />
schien, ist bis 1914 keine besondere Förderung erkennbar. Im Gegenteil:<br />
Man beklagte eine Vernachlässigung, die als kulturpolitische<br />
Variante jenes Systems begrenzter Aushilfen empfunden<br />
wurde, mit dem die Regierung seit 1890 den Problemen der von Abwanderung<br />
geprägten ostpreußischen Wirtschafts- und Sozialstruktur<br />
begegnete. Erst der Wiederaufbau der durch die russische Invasion<br />
1914/15 in Mitleidenschaft gezogenen Provinz erwies sich als<br />
hochschulpolitischer Treibsatz. Das 1916 zur Unterstützung des Wiederaufbaus<br />
gegründete Institut für ostdeutsche Wirtschaft (IOW)<br />
wurde zum Kristallisationspunkt interdisziplinärer, praxisorientierter<br />
Forschung. Angeregt durch C. H. Beckers „Denkschrift über die Förderung<br />
der Auslandsstudien“ (1917) zwecks „Politisierung“ der akademischen<br />
Ausbildung, wurde das IOW zum Zentrum der auf den<br />
„slavischen Kulturkreis“ gerichteten Auslandsstudien. 1917/18 begann<br />
damit jene Vernetzung von Wissenschaft und auswärtiger Kulturpolitik,<br />
die bis 1933 die Identität der Albertina als „Grenzlanduniversität“<br />
formte.<br />
Albertus-<br />
Universität<br />
Königsberg/Pr.
Bilãd<br />
al-Shãm<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 70<br />
Das weltanschaulich-politische Profil der Dozentenschaft ließ sich<br />
ferner anhand sämtlicher Berufungsentscheidungen zwischen 1915<br />
und 1923, der Kriegspublizistik, des Engagements in den Revolutionsmonaten,<br />
der Reaktionen auf den Versailler Vertrag (mehrere<br />
Königsberger Dozenten waren Mitglieder der deutschen Friedensdelegation)<br />
sowie anhand des Verhaltens während des „Kapp-Putsches“<br />
erfassen, der zu einer Neuregelung der Stellung des Universitätskurators<br />
führte. Als wertvoller Quellenfund erwies sich die Zeitschrift<br />
„Der geistige Arbeiter“, die 1919 erste Deutungen der deutschen<br />
und der russischen Revolution dokumentiert. Ähnlich ergiebig<br />
ist das seit 1920 von Königsberger Beiträgen und Herausgebern geprägte<br />
„Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie“, das 1924/25<br />
eine umfangreiche vorläufige Bilanz zu Lenins Experiment publizierte:<br />
„Der Staat, das Recht und die Wirtschaft des Bolschewismus“.<br />
Noch nicht abgeschlossen ist die Auswertung Königsberger Tageszeitungen<br />
zwischen 1917 und 1923. Das bisher aus einer lückenhaften<br />
Überlieferung zutage geförderte Material belegt jedoch, dass für<br />
die angestrebte Mikroanalyse regionaler Verklammerung von Politik<br />
und Wissenschaft auf eine Fortsetzung dieser zeitaufwendigen Spurensicherung<br />
nicht zu verzichten ist.<br />
Folgende Publikation ist erschienen:<br />
Von der Grenzland-Universität zum Zentrum der nationalsozialistischen<br />
„Neuordnung des Ostraums“? Aspekte der Königsberger<br />
Universitätsgeschichte im Dritten Reich. – In: Jahrbuch für die<br />
Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands: Zeitschrift für vergleichende<br />
und preußische Landesgeschichte. Bd. 46. <strong>2000</strong>. München<br />
<strong>2001</strong>. S. 233–269.<br />
Für die Studie von Prof. T. Philipp (Sektion Politik- und Zeitgeschichte<br />
des Nahen Ostens, Universität Erlangen) „Visionen einer<br />
neuen Gesellschaftsordnung in Bilãd al-Shãm“ stellte die <strong>Stiftung</strong><br />
Fördermittel zur Verfügung.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die arabische intellektuelle<br />
Renaissance des Neunzehnten Jahrhunderts, die al-Nahda, wie<br />
sie sich unter den gesellschaftlichen, kulturellen und räumlichen Bedingungen<br />
in den syrischen Provinzen des Osmanischen Reiches<br />
(Bilãd al-Shãm) ausgebildet hat. Die Nahdaforschung nimmt in der<br />
Geschichtsschreibung des modernen Nahen Ostens eine zentrale<br />
Rolle ein. So wird die Nahda als Ursprung für den Säkularismus,<br />
Liberalismus und Nationalismus des Zwanzigsten Jahrhunderts angesehen.<br />
Ebenso führt man den Islamismus als authentizitätssuchende<br />
Geistesströmung auf die arabische Renaissance zurück.<br />
Das Osmanische Reich befand sich im vorletzten Jahrhundert in einer<br />
Dauerkrise. Die Gefahr einer Eroberung durch ausländische<br />
Mächte verschärfte sich noch durch das Entstehen des Nationalbewusstseins<br />
der unter osmanischer Herrschaft stehenden Völker. Die<br />
nichttürkischen Völker des Reiches forderten ihre Unabhängigkeit<br />
und erhielten sie auch nach und nach. Die osmanischen Herrscher
71<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
führten daraufhin Reformen durch (1839–1878), die unter dem Namen<br />
„Tansimat“ (türkisch: „Umorganisation“) bekannt wurden. Umfangreiche<br />
Bauvorhaben zur Modernisierung der Infrastruktur des<br />
Reiches wurden in Angriff genommen, neue Städte, Straßen, Eisenbahnen<br />
und Telegraphenlinien entstanden. Die Dekrete von 1839<br />
und 1856, die den osmanischen Staat dazu verpflichteten, Leben,<br />
Freiheit, Toleranz und Sicherheit zu garantieren, initiierten auch einen<br />
öffentlichen Diskurs über das Verhältnis von Individuum und<br />
Staat.<br />
Vor diesem Hintergrund entwickelten nach dem Bürgerkrieg im Libanongebirge<br />
und in Damaskus (1860) zahlreiche Intellektuelle<br />
(Muslime wie Christen) in der Levante und den syrischen Gebieten<br />
des Osmanischen Reiches neue soziologische Konzeptionen einer<br />
harmonischen, säkularen, zukunftsgerechten Gesellschaft, die sich<br />
gegen die negative Wahrnehmung fragmentierter konfessioneller<br />
Gemeinschaften absetzten. Der Diskurs der „Renaissance“ orientierte<br />
sich dabei an einem modernistischen Kulturbegriff, der sich in<br />
erster Linie mit der neuen Urbanität identifizierte. Die Stadt galt als<br />
Inbegriff der modernen Welt und als Manifestation eines neuen, besseren<br />
Zeitalters. Diese Art eines lokal-universellen Epochalismus<br />
diente den neuen intellektuellen Eliten in Istanbul, Damaskus, Beirut<br />
und Cairo zur Formulierung reformerischer und säkularer Gesellschaftsvisionen.<br />
Damit kreierte dieser Diskurs aber auch neue Formen der gesellschaftlichen<br />
Marginalisierung derer, die – in den Augen der literarisch-gesellschaftlichen<br />
Avantgarde – sich der unausweichlichen<br />
Modernisierung widersetzen und dadurch das ideelle Projekt der<br />
„Auto-Emanzipation“ gefährdeten. Der Kulturbegriff der osmanischarabischen<br />
Intellektuellen im Neunzehnten Jahrhundert war<br />
zunächst elitär-progressiv in seiner Abgrenzung vom lokalen Klerus<br />
und von den Feudalstrukturen, ohne allerdings von einer allgemeinen<br />
Befreiungsideologie geleitet zu werden. Die Gedanken waren<br />
vielmehr von der Suche nach einer neuen gesellschaftlichen Moral<br />
geprägt, die eine Alternative zur alten, auf Pietät und konfessionelle<br />
Loyalität basierende Gesellschaftsordnung darstellen sollte.<br />
Ziel des Vorhabens ist es, die bisher in der Historiographie des Neunzehnten<br />
Jahrhunderts dominierenden Perspektiven, entweder Verwestlichung<br />
oder (Proto-) Nationalismen als bedeutungsvolle Antriebsfedern<br />
des arabischen Geisteslebens anzusehen, zu relativieren,<br />
die kulturgeschichtliche und soziologische Dimension der arabischen<br />
Nahda aufzuhellen sowie die Einbettung in das moderne arabische<br />
(und im weiteren Sinne osmanische) Denken systematisch zu<br />
untersuchen.<br />
Dabei soll u. a. geklärt werden<br />
– inwieweit der geistige Transformationsprozess während der<br />
Nahda als Reaktion auf die traumatischen Erlebnisse des Bürgerkrieges<br />
im Libanongebirge und in Damaskus 1860 zu beziehen ist,
Geschlecht<br />
und Macht<br />
Afrika<br />
Semitistik,<br />
Arabistik<br />
und Islamwissenschaft<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 72<br />
– in welchem Verhältnis die alternativen Visionen der Intellektuellen<br />
zu der osmanischen Gesellschafts- und Staatsordnung stehen,<br />
– in welcher Weise die Stadtentwicklung in Bilãd al-Shãm von der<br />
Vorstellungskraft der kulturellen und literarischen Elite getragen<br />
wird,<br />
– in welchen Formen sich die Intellektuellen untereinander organisieren<br />
und inwieweit sie in ihre Umgebung integriert sind.<br />
Prof. A. Wirz, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität<br />
zu Berlin, wurden Fördermittel bewilligt für das<br />
Projekt „Das Alltägliche der Hohen Politik. Geschlecht und Macht im<br />
ländlichen Afrika im 19. und 20. Jahrhundert“.<br />
Ziel des Forschungsprojektes ist es, die politische Sphäre mit Hilfe eines<br />
geschlechtsspezifischen Ansatzes differenziert empirisch darzustellen<br />
sowie die theoretische Relevanz für die Machttheorie aufzuzeigen.<br />
Die Untersuchung konzentriert sich auf die ländlichen Gesellschaften<br />
in Tanzania, Zimbabwe und Zambia für die Zeit vom<br />
19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre des 20. Jahrhunderts.<br />
Ausgehend von politischen bzw. politisch bedeutsamen Frauenrollen<br />
(wie „chieftainess“, Königinmutter, Geistmedium, Priesterin) soll<br />
durch einen geschlechtsspezifischen Forschungsansatz politische<br />
Autorität im Sinne der historischen Anthropologie als Prozess und<br />
Praxis neu beleuchtet werden.<br />
Diese Herangehensweise an die Fragestellung bezieht sich auf John<br />
Lonsdales Theorem des politischen Tribalismus und der moralischen<br />
Ethnizität (1992, 1993). Damit soll ein Beitrag zu den wichtigen Debatten<br />
in der afrikanischen Geschichtsschreibung geleistet werden:<br />
zur Frauen- und Geschlechtergeschichte, zur Geschichte von Machtverhältnissen<br />
und zur vergleichenden Kolonialismusforschung.<br />
Für die Kolonialzeit soll der These nachgegangen werden, dass –<br />
trotz neuer Möglichkeiten für Frauen im ökonomischen und sozialen<br />
Bereich – eine Folge der Entstehung des politischen Tribalismus die<br />
Marginalisierung von Frauen in der politischen Sphäre war. Für alle<br />
drei Fallbeispiele sollen die umfangreiche Sekundärliteratur, Reiseberichte,<br />
Lebenserinnerungen und Missionsquellen aufgearbeitet<br />
werden (Staatsbibliotheken Berlin, Herrnhuter Brüdergemeinde/<br />
Herrnhut, Benediktiner Archiv/St. Ottilien, Universitätsbibliotheken<br />
Dar es Salaam und Northwestern/Evanston sowie Rhodes House Library/Oxford<br />
und School of Oriental and African Studies Manuscript<br />
Section/London). Diese schriftlichen Quellen sollen ergänzt werden<br />
durch Feldforschung (Interviews, teilnehmende Beobachtung). Tanzania<br />
wird das wichtigste Fallbeispiel der Studie sein.<br />
Prof. S. Leder (Institut für Orientalistik, Universität Halle-Wittenberg)<br />
wurden für das Projekt „Die Semitistik, Arabistik und Islamwissenschaft<br />
im Spiegel der Korrespondenz ihrer Fachvertreter – Wissenschaftskonzepte,<br />
Organisationsfragen und Selbstverständis in der er-
73<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
sten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ abschließend Mittel gewährt. Über<br />
das Projekt wurde zuletzt im Jahresbericht 1997/98 (S. 76 f.) berichtet.<br />
Hauptanliegen des Forschungsvorhabens ist es, die Entwicklung der<br />
Semitistik, Arabistik und Islamwissenschaft und die Ausbildung unterschiedlicher<br />
Fachorientierungen im Zusammenhang von Selbstverständnis,<br />
Anwendungsfeldern, Materialerschließung und übergreifenden<br />
geistesgeschichtlichen Entwicklungen zu erfassen.<br />
Die Disziplinen, die sich mit dem Vorderen Orient befassen, haben in<br />
der europäischen Wissenschafts- und Geistesgeschichte eine lange<br />
Tradition. Sie stehen historisch und systematisch in enger Beziehung<br />
zueinander und haben im Verlauf ihrer Entwicklung unterschiedliche<br />
Gewichtungen und Ausrichtungen erfahren.<br />
Insbesondere während des Wilhelminischen Kaiserreiches, das gegen<br />
Ende des 19. Jahrhunderts seine Beziehungen zum Osmanischen<br />
Reich auf allen Gebieten intensivierte und in anderen Regionen<br />
Kolonialbesitz erwarb, erhielten die semitischen Sprachen, die<br />
für den Vorderen Orient relevant waren, einen neuen Stellenwert im<br />
Universitäten-Bildungsangebot. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
wurden an vielen Universitäten orientalische Seminare eingerichtet,<br />
um den Unterricht für Studenten systematischer zu organisieren und<br />
die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Begleitung der überseeischen<br />
Kontakte zu erweitern. Nach dem Verlust der überseeischen<br />
Territorien und der Einschränkung von Kooperationsmöglichkeiten<br />
und Aufenthalten im Orient nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte<br />
eine Reakademisierung des Faches und eine Rückbesinnung<br />
auf den Beitrag dieser Studien für die europäische Identitätsfindung.<br />
Die Weltwirtschaftskrise, die Entlassung diskriminierter Gelehrter<br />
während der NS-Zeit sowie die Erfordernisse der Kriegszeit zogen<br />
schließlich erhebliche Beschneidungen des Lehr- und Forschungsbetriebes<br />
nach sich und führten zu einem erneuten Paradigmenwechsel<br />
in der Orientforschung.<br />
Die Forschungsarbeiten basieren auf der Auswertung von Gelehrtennachlässen.<br />
Es soll untersucht werden, wie die Fachvertreter ihre<br />
wissenschaftliche Tätigkeit wahrnahmen und auf Veränderungen<br />
der Rahmenbedingungen reagierten. Insbesondere soll der Frage<br />
nachgegangen werden, welche Auswirkungen der Verlust der überseeischen<br />
Territorien nach dem Ersten Weltkrieg auf die Konzeption<br />
und Schwerpunktsetzung der Orientalistik hatte und welche Veränderungen<br />
des hermeneutischen Horizonts in der Semitistik, die noch<br />
zur Jahrhundertwende alle vorderasiatischen Sprachen sowie die islamische<br />
und jüdische Religion umfasste, auszumachen sind. Ziel ist<br />
es, die Überlegungen der Wissenschaftler zu Voraussetzungen und<br />
Möglichkeiten einer sachlichen und sachgerechten Betrachtung der<br />
vorderasiatischen und nordafrikanischen Länder, des Islam als Religion<br />
und als Kultur sowie der Geschichte der Literaturen und Völker<br />
in dieser Region zu untersuchen und die Genese des deutschen<br />
„Sonderweges“ in der Orientforschung zu beschreiben.
Ch. Dufay<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 74<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt PD Dr. F. Steinle (Max-Planck-Institut für<br />
Wissenschaftsgeschichte, Berlin) bei dem Forschungsvorhaben „Erkennen<br />
durch Handeln: Begriffsbildung, Experiment und die Entdeckung<br />
der zwei Elektrizitäten durch Charles Dufay“.<br />
Eine der folgenreichsten Schritte in der Geschichte der Elektrizitätsforschung<br />
war die Einführung des Konzeptes von zwei Elektrizitäten,<br />
die sich gegenseitig anziehen und untereinander abstoßen, durch<br />
den französischen Wissenschaftler und Direktor des Pariser Botanischen<br />
Gartens Charles Dufay (1698–1739).<br />
Als Dufay sich in den frühen 1730er der Elektrizität zuwandte, befand<br />
sich das Feld in einem unübersichtlichen Zustand. Die Elektrizitätsforschung<br />
war keinesfalls etabliert; die experimentellen Resultate<br />
waren außerordentlich variabel; zugleich gab es eine Reihe<br />
theoretischer Spekulationen, in denen die Wirkungsweise eines<br />
elektrischen Effluviums oder Spiritus in unterschiedlicher Weise vorgestellt<br />
wurde, von Strömungen über Atmosphären bis hin zu Mechanismen<br />
der Mitführung durch die Kraft des Vakuums oder der<br />
Luft. Dufay wurde durch Arbeiten englischer Forscher auf die Elektrizität<br />
aufmerksam und widmete sich bis zu seinem Tod diesem experimentellen<br />
Forschungsfeld. Dabei war Dufays Arbeit von Anfang<br />
an offensichtlich nicht in erster Linie darauf angelegt, eine mikroskopische<br />
Theorie darüber zu entwickeln, was denn Elektrizität sei. Ihm<br />
ging es vielmehr darum, das Feld der verwirrend vielfältigen elektrischen<br />
Erscheinungen neu zu ordnen und ein übergreifendes Konzept<br />
zu entwickeln, das dazu dienen sollte, Regularitäten über teilweise<br />
schon bekannte Effekte allgemeiner und überschaubarer zu formulieren.<br />
Nach der Jahrhundertmitte bildete die Lehre von den zwei<br />
Elektrizitäten das nicht mehr in Frage gestellte Fundament allen Experimentierens<br />
und Theoretisierens auf diesem Felde.<br />
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die Untersuchung von<br />
Dufays Arbeiten, insbesondere seiner Experimentierweise und der<br />
Gründe, die ihn schließlich zum Einführen neuer Grundbegriffe führten.<br />
Für die Rekonstruktion von Dufays Arbeitsweise werden seine Experimente,<br />
konzeptionellen Schritte, Aktivitäten zur Kommunikation<br />
und deren Rückwirkung in chronologischer Folge über die fünf Jahre<br />
seiner Arbeiten hinweg beschrieben.<br />
In einem zweiten Hauptteil soll untersucht werden, wie diese Begriffe<br />
von anderen rezipiert wurden, aus welchen Gründen sie auf<br />
Ablehnung oder Zustimmung stießen und sich schließlich breit etablierten.<br />
Die Untersuchung wird die Periode zwischen 1734 und ca.<br />
1750 umfassen, also von Dufays Präsentation des Konzeptes der beiden<br />
Elektrizitäten bis zu seiner weitgehenden Etablierung unter den<br />
Elektrizitätsforschern Europas (u. a. Nollet, Gray, Freke, Schilling,<br />
auch Benjamin Franklin). Als Quellen werden die Forschungsveröffentlichungen<br />
der Periode sowie auch Lehrbücher, Abrisse der Epo-
75<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />
che, Beschreibungen von Instrumenten und Archivmaterialien herangezogen.<br />
In einem dritten Schwerpunkt geht es um die erkenntnistheoretische<br />
Frage nach der Möglichkeit und den Charakteristika des Formens<br />
und Stabilisierens von Begriffen im Kontext experimentellen Handelns.<br />
Dabei soll die Validität des von PD Dr. Steinle in seinen Studien<br />
zur Forschungspraxis von Ampère und Faraday entwickelten<br />
Modells des „explorativen Experimentieren“, das den Zusammenhang<br />
von Begriffsbildung und Experiment beschreibt, an der Arbeitsweise<br />
Dufays überprüft werden.<br />
Prof. C.–L. Holtfrerich und Prof. H. Ickstadt (John F. Kennedy-Institut<br />
für Nordamerikastudien, FU Berlin) erhalten von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />
für das Projekt „Ezra Pounds ökonomische Korrespondenz<br />
(1933 bis 1945). Kommentierte Ausgabe“.<br />
Ezra Pound war einer der experimentierfreudigsten Vertreter der<br />
amerikanischen Dichtung und ein unermüdlicher Förderer von<br />
Schriftstellern und Künstlern seiner Zeit. Sein Studium der Ökonomie<br />
hatte sowohl eine tiefgreifende Veränderung seiner poetischen<br />
Strategien als auch der politischen Ideologie seines Hauptwerkes<br />
„The Cantos“ zur Folge. Diese ökonomische Wende wurde aber von<br />
seinen literarischen Freunden als eine bedauernswerte Missachtung<br />
seiner wahren Talente angesehen und folglich nicht genug geschätzt.<br />
In seiner Korrespondenz mit T. S. Eliot oder Wyndham Lewis<br />
versuchte Pound sie für Wirtschaftslehre und Sozialkredit zu begeistern<br />
– ohne Erfolg. Diese Haltung wurde auch von einer großen Anzahl<br />
von Pound-Kritikern übernommen. Die meisten von ihnen befassten<br />
sich ausschließlich mit den poetischen, mythischen und literarischen<br />
Aspekten in Pounds Dichtung.<br />
Das Projekt soll der Forschung die ökonomische Korrespondenz zur<br />
Verfügung stellen und damit auch die wissenschaftliche Basis für ein<br />
neues Verständnis der Poundschen Verbindung von Literatur und<br />
Ökonomie.<br />
Ziel ist die Herausgabe einer kommentierten Auswahl von Briefen<br />
aus dem umfangreichen Briefwechsel Ezra Pounds zu Fragen der<br />
Ökonomie. Obwohl in erster Linie als wichtiger modernistischer<br />
Dichter bekannt, war Pound ein Kenner der verschiedenen Wirtschaftstheorien<br />
seiner Zeit und ein Befürworter radikaler ökonomischer<br />
Reformen, insbesondere im Finanzwesen der Industrienationen.<br />
Anfänglich ein Anhänger von C. H. Douglas und seiner Theorie<br />
des Sozialkredits, dehnte Pound im Laufe der dreißiger Jahre sein Interessengebiet<br />
auf andere alternative Reformprojekte aus. Zugleich<br />
korrespondierte er mit einem breiten Spektrum von Wirtschaftsreformern<br />
der dreißiger Jahre: mit C. H. Douglas, mit Radikalen aus Silvio<br />
Gesells und Joseph Proudhons Gefolgschaft, sowie mit Theoretikern<br />
der neoklassischen Ökonomie und des faschistischen Korporatismus.<br />
In diesem vielfältigen Briefwechsel kann man nicht nur das Gegeneinander<br />
verschiedener Wirtschaftstheorien beobachten, sondern<br />
Ezra Pound
Simon-Dubnow-<br />
Vorlesung<br />
Historia<br />
Scientiarum<br />
GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 76<br />
auch die konkrete historische Situation in den unterschiedlichen politischen<br />
Lagern Europas und Amerikas. Da dieser Briefwechsel sehr<br />
umfangreich ist, wird das Projekt zeitlich eingegrenzt auf die Jahre<br />
1933 bis 1945 und intendiert eine Auswahl der Briefe in chronologischer<br />
Reihenfolge. Es soll eine kommentierte Ausgabe der wichtigsten<br />
Briefe Pounds zur Ökonomie erstellt werden mit sowohl einer<br />
einleitenden Studie als auch einem historischen und textkritischen<br />
Anmerkungsapparat zu verschiedenen Aspekten dieser Briefe. Darüber<br />
hinaus soll auch die Relevanz alternativer Ansätze der Wirtschaftslehre<br />
herausgearbeitet werden, sowohl für die Kulturgeschichte<br />
der dreißiger Jahre als auch für die Gegenwart.<br />
Im Berichtszeitraum wurde die „Simon-Dubnow-Vorlesung in Kooperation<br />
mit der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>, <strong>2000</strong> bis 2004 an der Universität<br />
Leipzig“ eingerichtet. Verantwortlich für die Durchführung der Vorlesungsreihe<br />
ist Prof. D. Diner (Simon-Dubnow-Institut, Universität<br />
Leipzig). Die Vorträge finden einmal pro Jahr statt.<br />
In der Nachfolge der abgeschlossenen <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen in Jerusalem<br />
(s. Jahresbericht 1997/98, S. 154 f.) widmet sich diese, gemeinsam<br />
mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig veranstaltete<br />
Vorlesungsreihe nicht ausschließlich dem Thema der deutschjüdischen<br />
Geschichte allein, sondern darüber hinaus auch der Erforschung<br />
der jüdischen Lebenswelten in Mittel- und Osteuropa. Das<br />
Interesse richtet sich dabei nicht nur auf die Bereiche jüdischer Geschichte<br />
und Kultur, sondern auch auf die der Migrations-, Wissenschafts-,<br />
Politik- und Geistesgeschichte. Die Vorlesungen sollen sowohl<br />
die akademische als auch die interessierte außerakademische<br />
Öffentlichkeit Leipzigs ansprechen und damit zur Entwicklung der<br />
intellektuellen Kultur der Stadt beitragen.<br />
Zum Auftakt der Reihe fand im November <strong>2000</strong> eine Vorlesung von<br />
Prof. P. Pulzer (All Souls College, Oxford) zum Thema „Einheit und<br />
Differenz – Zum Verhältnis von jüdischer und deutscher Geschichte“<br />
statt.<br />
Von vielen Autoren des 17., 18. und 19. Jahrhunderts, die für die historisch<br />
orientierten Geisteswissenschaften eine Quellengrundlage<br />
darstellen, fehlen Gesamtausgaben oder größere Teilsammlungen.<br />
Bei der bekannten Bestandsstreuung im deutschen Bibliothekswesen<br />
ist die Benutzung des Œuvres eines solchen Autors in seiner Gesamtheit<br />
praktisch kaum möglich.<br />
Das Editionsprogramm der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> macht wichtige<br />
Werke der deutschen Wissenschaftsgeschichte neu zugänglich. Es<br />
erstreckt sich ebenso auf die Geisteswissenschaften wie auf die Naturwissenschaften.<br />
Es umfasst Werke, von denen es – trotz ihrer historischen<br />
Bedeutung und ihrer fortdauernden Wirkung – bislang<br />
weder moderne Ausgaben noch Nachdrucke gibt.<br />
Das gesamte Editionsprogramm wird Bibliotheken in Mittel- und<br />
Osteuropa in Form einer Bibliotheksbeihilfe zur Verfügung gestellt.
77<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Die Bände erscheinen seit Herbst 1996 in der Reihe „Historia Scientiarum<br />
– ein Editionsprogramm zur Geschichte der Wissenschaften in<br />
Deutschland“ (Hrsg. von Bernhard Fabian und Olaf Breidbach,<br />
Johannes Burckhardt, Knut Wolfgang Nörr, Bertram Schefold, Hans-<br />
Werner Schütt und Walter Sparn) im Olms Verlag Hildesheim.<br />
Archäologie; Altertumswissenschaft<br />
Die Erforschung alter, meist prähistorischer Kulturen hat weltweit<br />
zu einer dramatischen Expansion der Ausgrabungswissenschaften<br />
und zu einer Fülle neuer, oft hochspezialisierter Archäologien<br />
geführt. Dabei spielt die Zusammenarbeit zwischen Archäologen<br />
und Naturwissenschaftlern eine immer größere Rolle. Die <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> muss sich angesichts dieser Ausweitung der Forschungen<br />
auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Im Zentrum ihrer<br />
Förderung steht traditionsgemäß der Mittelmeerraum, wobei der<br />
Schwerpunkt bei den griechischen und italienischen Kulturen und<br />
deren Beziehungen zu den Nachbarn liegt. Archäologie wird dabei<br />
als eine historische Disziplin im Rahmen der klassischen Altertumswissenschaft<br />
verstanden.<br />
Es können alle Formen der archäologischen Forschung, seien sie<br />
mehr theoretischer oder praktischer Art, gefördert werden. Das Interesse<br />
der <strong>Stiftung</strong> ist jedoch weniger auf reine Materialvorlagen<br />
und Katalogarbeiten als vielmehr auf Projekte gerichtet, die klar definierte<br />
historische Fragestellung verfolgen, sich durch methodisch<br />
interessante Ansätze auszeichnen oder neue Techniken im Bereich<br />
der Ausgrabungen oder der Datenverarbeitung anwenden.<br />
Einen Vorrang genießen Arbeiten, die spezifische Eigenarten und<br />
Veränderungen einer Kultur in konkreten historischen Kontexten<br />
beschreiben und analysieren. Als besonders vielversprechend wird<br />
z. B. die Erforschung antiker Städte unter Beteiligung von Forschern<br />
unterschiedlicher Spezialkompetenz angesehen. Auch die traditionellen<br />
kunsthistorischen Ansätze können im Rahmen einer solchen<br />
integrierten Betrachtungsweise neue Bedeutung gewinnen: Als Projektion<br />
der Werte und Ideale einer Gesellschaft steht die Bilderwelt<br />
in einem ständigen Spannungsverhältnis zur Alltagswelt. Als besonders<br />
fruchtbar haben sich in letzter Zeit Studien erwiesen, die kulturvergleichend<br />
arbeiten und Phänomene der Akkulturation oder des<br />
Kulturverfalls thematisieren.<br />
Im Bereich der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie werden<br />
insbesondere Vorhaben gefördert, die methodisch oder sachlich<br />
interdisziplinären Charakter haben und sich gegebenenfalls mit den<br />
Fragestellungen der Archäologie verbinden lassen. Für die Geschichtswissenschaft<br />
sind dies vornehmlich Projekte aus den Bereichen<br />
der Religions-, Wirtschafts-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte,<br />
für die Philologie Untersuchungen von Texten im gleichen Fragehorizont.
Ostia<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 78<br />
Beachtung verdient dabei der Dialog der altertumswissenschaftlichen<br />
Disziplinen und Teildisziplinen untereinander mit dem Ziel,<br />
die Erfahrung ausdifferenzierter Methoden der Einzelfächer in integrative<br />
Ansätze einzubringen. Analoges gilt für die Alte Geschichte<br />
als Teil einer umfassenden Geschichtswissenschaft und für die Klassische<br />
Philologie als Sprach- und Literaturwissenschaft und in Relation<br />
zur Philosophie und zur antiken Wissenschaft.<br />
Schließlich sind Forschungsansätze zu begrüßen, die die Altertumswissenschaft<br />
insgesamt mit den anderen Kulturwissenschaften in Beziehung<br />
setzen.<br />
Für das Grabungsobjekt Ostia wurde Dr. M. Heinzelmann, Deutsches<br />
Archäologisches Institut, Rom, eine Sachbeihilfe bewilligt.<br />
Ostia, die antike Hafenstadt Roms, ist wie kaum eine andere antike<br />
Stadt geeignet, in wesentlichen Punkten Aufschluss über langfristige<br />
urbanistische Entwicklungen einer römischen Stadt von der späten<br />
Republik bis in das frühe Mittelalter zu vermitteln. Etwa ein Drittel<br />
des antiken Stadtareals wurde bereits durch ältere Grabungen freigelegt,<br />
das übrige noch unausgegrabene Gelände ist bis heute ungestört<br />
und frei von Bebauung geblieben. Gerade diesen noch nicht ergrabenen<br />
Bereichen widmet sich seit 1996 ein urbanistisches Forschungsprojekt<br />
des Deutschen Archäologischen Instituts Rom.<br />
In einem ersten Projektabschnitt wurden mittels einer Kombination<br />
von Luftbildanalysen und großflächigen geophysikalischen Prospektionen<br />
(Magnetometrie und Erdwiderstandsmessung) annähernd<br />
sämtliche noch nicht ausgegrabene Areale der Stadt systematisch<br />
analysiert, die jeweiligen Ergebnisse computertechnisch erfasst und<br />
zusammengeführt. Diese Verbindung beider Informationsquellen ermöglicht<br />
weitreichende Ergänzungen des aktuellen Stadtplans, wobei<br />
die Detailgenauigkeit in vielen Bereichen bis zur Erfassung einzelner<br />
Räume reicht.<br />
In einer zweiten Phase werden auf der Basis der Luftbild- und Prospektionsergebnisse<br />
an ausgewählten Gebäuden sowie urbanistisch<br />
relevanten Objekten gezielte stratigraphische Sondagen durchgeführt,<br />
um so zu den neuerstellten Plänen eine zeitliche Dimension zu<br />
gewinnen.<br />
Hauptziel ist ein besseres Verständnis der Topographie und der längerfristigen<br />
Entwicklungsprozesse der untersuchten Stadtviertel von<br />
der Frühzeit der Kolonie bis zur Aufgabe der Stadt im 8. Jh. n. Chr. In<br />
Zusammenarbeit mit der American Academy in Rome und mit Hilfe<br />
eines gut 30-köpfigen deutsch-italienisch-amerikanischen Teams<br />
konnten 1998 und 1999 eine größere Zahl Sondagen an unterschiedliche<br />
Stellen der Regio V durchgeführt werden. Untersucht wurden<br />
hier die konstantinische Bischofskirche mit Baptisterium und Vorgängerbauten,<br />
eine ungewöhnlich große domus flavischer Zeit, verschiedene<br />
Straßen, die spätrepublikanische Stadtmauer sowie das<br />
Stadttor der Via del Sabazeo. Hierbei ergaben sich teilweise gänzlich
79<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
neue Resultate insbesondere zur späten Siedlungsgeschichte Ostias,<br />
beispielsweise mit dem überraschenden Nachweis einer spätantiken<br />
Erneuerung der Stadtmauer.<br />
Die Kampagne <strong>2000</strong> galt hingegen der westlichen Regio III, wobei<br />
erstmals ein größeres Flusshafenbecken unmittelbar hinter der Tibermündung<br />
nachgewiesen werden konnte. Dieses scheint an der<br />
Ostseite von einem großen Baukomplex flankiert worden zu sein, der<br />
vermutlich mit den inschriftlich überlieferten navalia zu identifizieren<br />
ist. Soweit bislang erkenntlich, bestand der Bau aus einer Reihe<br />
Schiffshallen, die sich zum Hafenbecken bzw. zum Fluss öffneten<br />
über denen eine große Terrasse mit Tempel gelegen haben könnte.<br />
Weiterhin wurden mit Sondagen mehrere Horrea, ein Marktgebäude,<br />
eine spätantike Thermenanlage, eine zweite hochkaiserzeitliche<br />
domus, die Stadtmauer samt vorgelagerter extramuraler Bebauung,<br />
ein neuentdecktes Stadttor sowie die spätantike Stratigraphie<br />
zweier wichtiger Straßen untersucht. Nach einer weiteren Kampagne<br />
in der Region IV soll das Projekt abgeschlossen werden.<br />
Folgende Publikationen sind aus dem Projekt hervorgegangen:<br />
Bauer, F. A., et al.: Untersuchungen in den unausgegrabenen<br />
Bereichen Ostias. Vorbericht zur zweiten Grabungskampagne in<br />
der Regio V. – In: Römische Mitteilungen 107. <strong>2000</strong>.<br />
Bauer, F. A.; Heinzelmann, M.: L’église épiscopale d’Ostie. Katalog,<br />
Ausstellung. – Genf <strong>2001</strong>.<br />
Heinzelmann, M.; Martin, A.: Memoirs of the American Academy.<br />
<strong>2000</strong>.<br />
Heinzelmann, M.: Bauboom und urbanistische Defizite. Beobachtungen<br />
zur städtebaulichen Entwicklung Ostias in der hohen Kaiserzeit.<br />
– In: Acta Instituti Romani Finlandiae. <strong>2000</strong>.<br />
Heinzelmann, M.: Ostia. Studi urbanistici con prospezioni geofisiche<br />
e scavi stratigrafici. – In: Le attività archeologiche di Instituzioni<br />
Straniere in Italia, 1975–<strong>2000</strong>. Ministero die Beni culturali<br />
(ed.).<br />
Heinzelmann, M.: Ostia. Urbanistisches Forschungsprojekt in den<br />
unausgegrabenen Bereichen des Stadtgebietes. Vorbericht zur<br />
3. Grabungskampagne <strong>2000</strong>. – In: Römische Mitteilungen. 108.<br />
<strong>2001</strong>.<br />
Prof. H. v. Hesberg (Archäologisches Institut, Universität Köln) erhält<br />
für Die Aufnahme der Kryptoportikus in der Villa Domitians in Castel<br />
Gandolfo (Albanum) Förderungsmittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Villa Domitians – zwischen den Ortschaften Albano und Castel<br />
Gandolfo gelegen – war der wichtigste, z. T. als Residenz genutzte<br />
Landsitz des Kaisers. Den noch verbliebenen Baumkomplexen nach<br />
handelt es sich – nach der Villa Hadrians bei Tivoli – um die größte<br />
unter den bislang bekannten Kaiservillen. Die Bedeutung der An-<br />
Villa des<br />
Domitian
Extrurien<br />
Stadtgenese<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 80<br />
lage liegt in ihrer Monumentalität und prachtvollen Ausstattung. In<br />
ihr manifestierte sich nämlich ein neues Herrschaftskonzept, das in<br />
den Bauten des Palatin ihr Pendent besaß.<br />
Die Kryptoportikus bildete darin eine Art Rückgrat. Bei einer Länge<br />
von 300 m, 7,50 m Breite und 10 m Höhe stellt diese die größte, bisher<br />
fassbare unterirdische Hallenanlage der Antike dar. Die Interpretation<br />
dieses Kernstücks dieser Baulichkeit schwankt zwischen<br />
einem Verständnis als vestibülartigem Zugang, in dem Besucher auf<br />
die Salutatio oder Audienz warteten und als Locus Amoenus für den<br />
Villenbesucher.<br />
Trotz der seit der Renaissance stattfindenden vereinzelten Grabungen<br />
fehlen systematische Untersuchungen modernen Standards. Aus<br />
diesem Grunde sollen nun sorgfältige Grabungen, Vermessungen,<br />
fotogrammetrische Aufnahmen durchgeführt werden mit dem Ziel,<br />
den Befund zu dokumentieren, die Bauphasen zu rekonstruieren und<br />
die Anlage selbst und im Kontext der Villa darzustellen.<br />
Stadtgenese und urbanistische Entwicklung in Etrurien (mit Schwerpunkt<br />
auf dem Zeitraum vom 8. bis zur 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts<br />
v.Chr.) ist Thema einer von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Untersuchung<br />
von Prof. S. Steingräber (University Museum, University of Tokyo).<br />
In diesem Forschungsvorhaben soll die entscheidende Phase des<br />
Stadtwerdungsprozesses und der urbanistischen Entwicklung in Etrurien<br />
(Toskana) über drei Jahrhunderte nachgezeichnet und in einer<br />
Publikation dargestellt werden. Kontakte zu italienischen Fachkollegen<br />
sowie die Anbindung an das DAI in Rom sollen die Voraussetzung<br />
dafür bieten, bereits laufende Grabungen sowie naturwissenschaftliche<br />
Erkenntnisse der jüngeren Forschung in die Recherchen<br />
einzubeziehen und im Kontext des eigenen Ansatzes zu analysieren.<br />
Dabei soll es vor allem um die Entstehung von öffentlich-politischen<br />
sowie sakralen und privaten Stadträumen gehen, die im<br />
Verhältnis zu Rom und zur griechischen Welt (Ionien, Unteritalien<br />
und Sizilien) zu bewerten sind.<br />
Dem historischen Einführungsteil, in dem es um Zielsetzung und<br />
Methoden des Forschungsvorhabens und um Forschungsgeschichte<br />
geht, soll sich ein Katalog anschließen, in dem sämtliche relevanten<br />
Siedlungsreste erfasst werden. Die dort gemachten Einzelbetrachtungen<br />
werden im folgenden kritischen Teil der Arbeit u. a. unter der<br />
Fragestellung zu bewerten sein, wann und wo sich unterschiedliche<br />
Zonen gemeinschaftlichen Zusammenlebens (öffentliche, sakrale<br />
und private Räume) herauskristallisiert haben und wie sie sich innerhalb<br />
der Siedlungsstruktur darstellen. Zu fragen wäre nach möglichen<br />
Gesetzmäßigkeiten in der Anordnung der funktionalen Bauten,<br />
zu denen auch Wirtschaftsgebäude zählen, und inwieweit sich aus<br />
diesen Gesetzmäßigkeiten eine einheitliche Stadtplanung ableiten<br />
lässt, die u. a. die Relevanz von Stadtmauern, Plätzen, Brunnen und<br />
Abwasserkanälen einzukalkulieren hatte. Darüber hinaus soll das<br />
Verhältnis von öffentlich-politischen Räumen in Abgrenzung zu pri-
81<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
vaten Wohnhäusern erörtert werden. Lassen sich die Bereiche vor allem<br />
in der Frühzeit Etruriens überhaupt trennen, und wie wurden die<br />
Sakralbauten visuell erkennbar gemacht? Die stets außerhalb der<br />
Siedlungen angelegten Nekropolen werden nur hinsichtlich ihrer<br />
Auswirkungen auf das Straßen- und Platzsystem der Städte Berücksichtigung<br />
finden. In einem dritten Teil geht es um die kulturhistorische<br />
Einbindung der urbanistischen Entwicklung Etruriens im mediterranen<br />
Kontext. Dabei soll es sowohl um die Beeinflussung (griechisch-orientalisch)<br />
und die Wirkungsgeschichte (Kolonialisierung)<br />
der etruskischen Kultur gehen als auch um das dynamische Beziehungsgeflecht<br />
zwischen den Bereichen „Stadt“ und „Land“. Als Abschluss<br />
der Untersuchung soll ein Ausblick auf die nacharchaische<br />
Zeit, die Phase der Romanisierung, gegeben werden. Auf der Grundlage<br />
der Ergebnisse soll eine Definition erarbeitet werden, was<br />
„Stadt“ in Etrurien bedeutet und ab wann und in welchen Fällen<br />
man davon sprechen kann.<br />
Der Dokumentation und Bauuntersuchung der Maxentius-Basilika<br />
sowie der Publikation der Forschungsergebnisse dienen Fördermittel<br />
der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>. Das Projekt wird seit 1998 von Prof. J.<br />
Cramer (Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege/Fachgebiet<br />
Baugeschichte und Stadtbaugeschichte, Technische<br />
Universität Berlin) durchgeführt.<br />
Die Maxentius-Basilika gehört zu den am besten erhaltenen Bauten<br />
des spätantiken Rom und beherrscht noch heute das östliche Forum<br />
Romanum. Sie wurde am Anfang des 4. Jahrhunderts unter den Kaisern<br />
Maxentius und Konstantin als Marktbasilika errichtet und<br />
zeichnete sich durch ihre zur Erbauungszeit einmaligen Dimensionen<br />
als politisch bedeutsamer Repräsentationsbau aus. Von dem<br />
größten überwölbten Raum der Antike zeugt heute noch das nördliche<br />
Seitenschiff mit seinen drei kassettierten Tonnengewölben.<br />
Obwohl das Bauwerk durch seine Dimensionen und seine Schlüsselposition<br />
zwischen Spätantike und Frühem Christentum eine<br />
Sonderstellung in Archäologie und Baugeschichte einnimmt, standen<br />
sowohl die Baudokumentation des aktuellen Zustands als auch<br />
eine umfassende Bauuntersuchung der Gesamtanlage bislang noch<br />
aus.<br />
Das Projekt zeigt, dass eine Vorgehensweise, bei der photogrammetrisch<br />
und lasertechnisch gewonnenes Dokumentationsmaterial<br />
durch das Handaufmaß ergänzt und korrigiert wird, die komplette<br />
Erfassung auch eines so monumentalen Baus wie der Maxentius-Basilika<br />
in überschaubarer Zeit und mit überschaubaren Mitteln ermöglicht.<br />
Über das Vorhaben wurde zuletzt im Jahresbericht<br />
1999/200 (S. 71 ff.) ausführlich berichtet.<br />
Prof. H. Brandenburg (Archäologisches Seminar und Museum, Universität<br />
Münster) betreibt mit finanzieller Unterstützung der <strong>Stiftung</strong><br />
Baugeschichtliche Forschungen an S. Paolo fuori le mura, Rom.<br />
Maxentius-<br />
Basilika<br />
Rom<br />
S. Paolo fuori<br />
le mura
Thugga<br />
Tunesien<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 82<br />
Der unter den Kaisern Valentinianus II, Theodosius I und Arcadius<br />
um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert über dem Grab des Apostels<br />
Paulus errichtete fünfschiffige Bau soll in seinen Ausmaßen, seiner<br />
Ausstattung und kultischen Bedeutung den vom Kaiser Konstantin<br />
gestifteten römischen Großbasiliken – des Lateran und Vatikan –<br />
ebenbürtig gewesen sein. Nach dem verheerenden Brand von 1823<br />
wurde dieser jedoch nicht mehr restauriert, sondern unter dem Einfluss<br />
der seinerzeit vorherrschenden Kunstströmungen auf den antiken<br />
Fundamenten im klassizistischen Geschmack und Pomp wiedererrichtet.<br />
Spätantike Baudekorationen (Kapitelle, Basen, Fragmente<br />
von Säulenschäften, Konsolen, Akrotere) wurden teilweise verworfen,<br />
teilweise geborgen und teilweise Ende der 30er Jahre in einen<br />
nahegelegenen Park aufgestellt.<br />
Die ersten Versuche zur Rekonstruktion der Baudekoration unternahmen<br />
F. W. Deichmann und A. Tschiera (Publikation 1939) und D.<br />
Hoth (Publikation 1988). Da im Jahr <strong>2000</strong> weitere Fundstücke von<br />
der Direktion der Vatikanischen Museen und Monumente der Forschung<br />
zur Verfügung gestellt wurden, können die bislang strittig<br />
gebliebenen Fragen der skulpturalen Ausstattung besser geklärt<br />
werden. Man erhofft sich darüber hinaus wichtige Erkenntnisse zu<br />
Produktion und Formenwandel spätantiker Bauplastik in Rom und<br />
ihr Verhältnis zur Architekturdekoration in Konstantinopel. Die gewährten<br />
Mittel dienen der zeichnerichen und fotografischen Dokumentation<br />
aller bekannten Stücke sowie der Erstellung eines wissenschaftlichen<br />
Kataloges.<br />
Für die Archäologische Untersuchung zur frühen Siedlungsgeschichte<br />
von Thugga/Tunesien stellte die <strong>Stiftung</strong> PD Dr. S. Ritter<br />
(Archäologisches Institut, Universität Freiburg) Fördermittel bereit.<br />
Die Stadt Thugga entwickelte sich seit ihrer punischen Gründung im<br />
4. Jh. v. Chr. zu einem der bedeutendsten urbanen Zentren des Numiderreiches,<br />
bevor sie 46 v. Chr. dem römischen Imperium einverleibt<br />
wurde. Seit der Freilegung des heute sichtbaren Baubestandes<br />
(1891) hat es die Forschung weitgehend versäumt, die archäologischen<br />
Zeugnisse – abgesehen von den Inschriften – hinreichend zu<br />
dokumentieren und auszuwerten, so dass sich ein besonders krasses<br />
Missverhältnis zwischen der ergrabenen Bausubstanz und dem geringen<br />
wissenschaftlichen Kenntnisstand ergeben hat.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es deshalb, am Beispiel eines bereits<br />
sondierten Grabungsareals die Siedlungskontinuität Thuggas<br />
freizulegen und im Wandel tiefgreifender politischer, kultureller und<br />
ökonomischer Veränderungen transparent zu machen. Das Interesse<br />
richtet sich dabei auf drei chronologisch einzugrenzende Perioden:<br />
„die numidische Zeit“, „die frühe römische Zeit“ und „die mittlere<br />
Kaiserzeit und später“. Die Sondierungen am sogenannten „Annexbau<br />
der Maison du Trifolium“ hat ergeben, dass bei der geplanten<br />
Grabung zwei Vorgängerbauten, der eine aus numidischer, der an-
83<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Abb. 4: Projekt „Dokumentation und Bauuntersuchung der Maxentius-Basilika“:<br />
Maxentius-Basilika, Nordostecke, CAD-Modell als Isometrie. In das digitale Modell<br />
wird sowohl das im Handaufmaß als auch das photogrammetrisch und lasertechnisch<br />
gewonnene Dokumentationsmaterial eingearbeitet (hier ein Ausschnitt der Oberflächenanalyse<br />
mit Kartierung der verschiedenen Mauerwerkstypen, die jeweils eine<br />
bestimmte Bauphase bzw. Bauzustand markieren).
Portugal<br />
Römische Villen<br />
Augsburg<br />
römische<br />
Bronzen<br />
dere aus römischer Zeit, zu Tage treten werden, an denen ein ganzer<br />
Katalog von Fragen abzugleichen sein wird.<br />
Prof. H.-M. von Kaenel (Seminar für Griechische und Römische Geschichte,<br />
Universität Frankfurt) führt mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> eine „Archäologische Untersuchung von vier römischen<br />
Landvillen und ihrer Territorien in Südportugal (Algarve)“<br />
durch.<br />
Innerhalb der römischen Provinz Lusitania (etwa heutiges Portugal<br />
und spanische Extremadura) ist die ländliche Erschließung und Besiedlung<br />
bislang nur punktuell bekannt. Einzelne Studien der letzten<br />
Jahre haben jedoch ansatzweise die reichen Möglichkeiten weiterführender<br />
Untersuchungen deutlich gemacht. Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
sollen die bisherigen Ergebnisse der portugiesischen<br />
Denkmalpflege (IPPAR) nach einem einheitlichen System dokumentiert,<br />
durch kleinere Geländearbeiten abgerundet und abschließend<br />
zusammengefasst werden.<br />
Bei dem angestrebten Vergleich zwischen den drei küstennahen<br />
Villen von Milreu, Vilamoura und Abicada und der binnenländischen<br />
Anlage auf dem Monte da Nora liegt ein besonderer Schwerpunkt<br />
auf der Betrachtung der wirtschaftlichen Grundlagen jener<br />
Anwesen. Aufbauend auf die zu Beginn des Projektes zusammen<br />
mit Kollegen der Universitäten Dublin und Galway durchgeführten<br />
geophysikalischen Prospektionen, konnten in den letzten beiden<br />
Jahren gezielte archäologische Sondagen angelegt werden. Sie<br />
dienten der Erfassung einer ausgedehnten Wirtschaftsanlage (pars<br />
rustica) mit Ölpresse, Kelteranlage und Vorratskellern in Milreu sowie<br />
einer Hafenanlage in Vilamoura. Parallel dazu konnten für alle<br />
vier Villenplätze erstmals eine detaillierte Aufnahme des mitunter<br />
bereits seit über 100 Jahren freiliegenden Baubestandes sowie topographische<br />
Detailpläne der Umgebung erstellt werden. Ein anderes<br />
Teilergebnis erbrachten die archäozoologischen Begleitstudien. Es<br />
zeichnet sich eine deutliche Änderung der Ernährungsgewohnheiten<br />
am Übergang von der vorrömischen Eisenzeit zur römischen<br />
Kaiserzeit ab.<br />
Alle Ergebnisse sollen zu einer Synthese zusammengefasst werden,<br />
nach der die Landschaftsentwicklung von der vorrömischen Eisenzeit<br />
über die Antike bis in das Frühe Mittelalter zu erkennen ist.<br />
Erster Vorbericht:<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 84<br />
Neville, A.; Teichner, Felix: Cristianization, Romanization and Islamization<br />
in Southern Lusitania. – In: Antiquity. 74. <strong>2000</strong>. S. 33/34.<br />
Die Kaiserzeitlichen Bronzestatuetten aus dem römischen Augsburg<br />
sind Gegenstand eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes von<br />
Prof. V. Kockel (Klassische Archäologie, Universität Augsburg). Bearbeiter<br />
ist Dr. S. Schmidt.
85<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Abb. 5: Projekt „Archäologische Untersuchung von vier römischen Landvillen und<br />
ihrer Territorien in Südportugal (Algarve)“: Architektonisches Detail des spätantiken<br />
Heiligtums im Bereich der römischen Villa von Milreu. Es läßt sich deutlich die filigrane<br />
Ziegelarchitektur des Giebelfeldes erkennen.
Slawische<br />
Körpergräber<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 86<br />
Das römische Museum der Stadt Augsburg besitzt eine qualitätsvolle<br />
Sammlung von ca. 30 figürlichen, zumeist in Augsburg ergrabenen<br />
Kleinbronzen. An ihnen lässt sich die ganze Spannweite zwischen<br />
künstlerisch aufwendig gestalteten Exemplaren und einfacher Massenware<br />
demonstrieren. In dem an der Schnittstelle zwischen Klassischer<br />
und Provinzialrömischer Archäologie angesiedelten Projekt soll<br />
das bislang weitgehend unpublizierte Material erschlossen werden.<br />
Man erhofft sich dabei Erkenntnisse einerseits über die griechische<br />
Kunsttradition in der Bilderwelt der römischen Provinzen und über<br />
die Arbeitsweise der kaiserzeitlichen Toreuten bei der Konzeption ihrer<br />
Götterbilder und andererseits über den Stellenwert klassischen<br />
Bildungsgutes in einer kaiserzeitlichen Provinzhauptstadt wie dem<br />
römischen Augsburg. Zum Vergleich sollen gut publizierte Bestände<br />
– wie aus Augst, Bonn, Köln, Trier, Herculaneum und Pompeji – herangezogen<br />
werden, desweiteren auch die weniger gut publizierten<br />
aus Funden aus Bregenz, Kempten und Regensburg. Objekte und<br />
Forschungsergebnisse sollen in einem Katalog zugänglich gemacht<br />
werden.<br />
Mit der Analyse der slawischen Körpergräber Mecklenburgs, Pommerns<br />
und Brandenburgs für die Rekonstruktion des Wandels von<br />
Sozialstrukturen und Glaubensvorstellungen zwischen dem 10. und<br />
13. Jahrhundert beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt,<br />
das von Prof. J. H. C. Callmer (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte,<br />
Humboldt-Universität zu Berlin) und Dr. F. Lüth, (Direktor<br />
des Archäologischen Landesmuseums – Landesamt für Bodendenkmalpflege<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf) betreut wird.<br />
Im Zentrum der Untersuchung stehen die bereits ergrabenen slawischen<br />
Körperfeldgräber in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Brandenburg (ca. 275), deren weitere Erforschung Aufschluss<br />
über den bislang nur unzureichend geklärten soziokulturellen<br />
Wandel im südlichen Ostseeraum erwarten lässt. Mit archäologischen<br />
und naturwissenschaftlichen Methoden sollen die Nekropolen der<br />
Brandenburger, Mecklenburger und Pommern, in denen z. T. ganze<br />
Gemeinschaften mit Grabbeigaben und Münzen bestattet wurden,<br />
analysiert, kartographiert und datentechnisch erfasst werden. Neue<br />
vom Landesamt für Bodendenkmalpflege durchgeführte Grabungen<br />
könnten zudem die Kenntnisse über die Gräber vervollständigen.<br />
Die genuin ethnologische Fragestellung nach den Verwandtschaftsverhältnissen<br />
der Bestatteten, die über die gentechnische<br />
Analyse der Knochenfunde ermittelt werden sollen, kann den Kanon<br />
archäologischer Methoden entscheidend erweitern und dazu<br />
beitragen, u. a. Alter, Geschlecht, Abstammungslinien, Heiratsverhalten<br />
und die damit einhergehende Wanderbewegung innerhalb<br />
der Population zu rekonstruieren. Das Gräberfeld „Penkun 28“ an<br />
der Grenze zu Polen bietet aufgrund seines kurzen Belegungszeitraums<br />
(ca. 20–30 Jahre), einer exzeptionellen Datierungsdichte und<br />
Binnenchronologie (40 Prozent der Gräber sind Münzen beigegeben)<br />
sowie der den Familienverhältnissen Rechnung tragenden Doppel-
87<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
bestattungen und Grabgruppen ideale Voraussetzungen, Archäologie<br />
und Naturwissenschaft zum Zweck einer Verwandtschaftsanalyse<br />
zu verbinden.<br />
Diese fachübergreifende Verfahrensweise wird dem Prozess der sogenannten<br />
Neustammbildung der genannten Bevölkerungsgruppen<br />
im Spannungsfeld von Furcht, Anteilnahme, Konvention und individuellem<br />
Ausdruck systematisch nachgehen und dabei den westlichen<br />
Einfluss auf slawische Traditionen in den Blick nehmen: In<br />
welcher Form ist die allmähliche Konversion zum Christentum am<br />
Beispiel der Grabsitten erkennbar, und wie erklärt sich das gleichzeitige<br />
Fortleben heidnischer Bestattungsriten? Wie drückt sich der<br />
Einfluss herrschender Ideologien darin aus, und wie lässt sich ihr<br />
Wandel bestimmen?<br />
Prof. G. Bosinski, Forschungsinstitut für Ur- und Frühgeschichte,<br />
Universität Köln, und Leiter des Forschungsbereiches Altsteinzeit<br />
des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Schloss Monrepos,<br />
Neuwied, erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Der<br />
altpaläolithische Fundplatz Dmanisi im Kontext der frühen Menschheitsentwicklung“.<br />
Der Fundplatz von Dmanisi (Georgien) wird seit 1991 zusammen mit<br />
dem archäologischen Zentrum der georgischen Akademie der Wissenschaften<br />
untersucht. Zum einen bildet der Platz neben einem weiteren<br />
Fundplatz in Israel einen der wenigen Orte, an denen sich<br />
außerhalb Afrikas Belege zur frühesten Phase der Menschheitsgeschichte<br />
finden. Sie lassen sich etwa in dem gleichen Zeitraum der<br />
dortigen Funde (1,8 Mio. Jahre) datieren. Damit wird die Theorie eines<br />
Beginns der Anfänge zur Genese der Menschheit, die bisher<br />
weitgehend in Afrika angenommen wurde, relativiert.<br />
Zum zweiten erlaubt die komplexe Fundsituation des Grabungsortes<br />
Antworten darauf zu finden, wie zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte<br />
Steingeräte zur Verteidigung gegen fleischfressende<br />
Großsäuger entwickelt und eingesetzt wurden, ob und wie deren<br />
Fleisch verwertet wurde und wie sich dabei neue soziale Verhaltensmuster<br />
unter den frühen Menschengruppen bildeten. Denn am<br />
Fundplatz sind zusammen mit den Hominidenschädeln auch Tierknochen<br />
und Steinartefakte vergesellschaftet. Vor allem das Steinmaterial<br />
verspricht weitgehende Aufschlüsse, ebenso die Oberflächenbeschaffenheit<br />
der Knochen.<br />
Die Auswertung soll sich deshalb auf diese beiden Materialgruppen<br />
konzentrieren, wobei ähnliches Fundmaterial aus anderen georgischen<br />
Grabungsplätzen mit einbezogen wird.<br />
Prof. M. Fischer (The Lester and Sally Entin Faculty of Humanities,<br />
Department of Classics, Tel Aviv University) erhält Fördergelder<br />
der <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Horvat Mazad: Archaeology and history<br />
of a Jewish site before and after the First War against the Romans“.<br />
Dmanisi<br />
Georgien<br />
Horvat<br />
Mazad
Apollonia-<br />
Arsuf<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 88<br />
Die Stadt Horvat Mazad lag auf einer ca. 530 m hohen Bergkuppe<br />
und zwar an der bedeutenden antiken Verbindungsstraße zwischen<br />
Jaffa und Jerusalem. Hier haben sich in hellenistischer und<br />
hauptsächlich in römischer Zeit zahlreiche historisch und sozialgeschichtlich<br />
wichtige Ereignisse abgespielt. Seit Beginn der archäologischen<br />
Forschungen in Palästina ist dieses Areal von großem<br />
wissenschaftlichem Interesse, zumal sich hier die hellenistisch-römische<br />
Kultur inmitten einer jüdisch-geprägten Umgebung behaupten<br />
musste. Aber auch die Frage nach der jüdischen Besiedlung<br />
vor dem Krieg gegen die Römer soll geklärt werden. Hier dürften<br />
sich besonders eindrucksvoll die wechselnden Besiedlungsmuster<br />
nachweisen lassen, wie sie für die Randgebiete der hellenistischen<br />
und römischen Welt vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6.<br />
Jahrhundert n. Chr. charakteristisch sind. Das Projekt basiert auf<br />
bereits geleisteten Grabungen und deren archäologisch-historischer<br />
Auswertung in den Jahren 1977–1995 durch das Department<br />
of Classical Studies, Tel Aviv University. Untersucht und dokumentiert<br />
werden sollen der geographisch-historische Hintergrund des<br />
Areals, seine Hauptarchitekturkomplexe, klassifiziert nach ihrer<br />
Chronologie und ihrer Verwendung, sowie das übrige Kulturmaterial.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. I. Roll (Department of Classics, Tel Aviv<br />
University) für die Erstellung des Ausgrabungsbericht „A Roman<br />
villa maritima at Apollonia - Arsuf: The material aspects of a coastal<br />
dwelling in the Land of Israel“ Fördermittel.<br />
Bei diesem in Apollonia-Arsuf (zwischen Jaffa und Caesarea, Israel)<br />
ausgegrabenen, auf einer mittelmeerischen Sandsteinklippe gelegenem<br />
Bau handelt es sich um ein römisches Landhaus. Den 1999 publizierten<br />
Untersuchungsergebnissen nach war diese Gegend bereits<br />
in vorgeschichtlicher, biblischer, persischer und hellenistischer Zeit<br />
kontinuierlich besiedelt. Die archäologischen Befunde ergaben, daß<br />
diese Villa in einer ersten Bauphase dem im römischen Westen gebräuchlichen<br />
Baustil (Peristiyltypus) und Baumaterial (opus cementatum)<br />
verpflichtet war. Ihr Besitzer muß entweder ein wohlhabender<br />
römischer Kaufmann oder eine lokale, dem römischen Einfluß gegenüber<br />
offene Persönlichkeit gewesen sein. Eine zweite Bauphase<br />
führte zu erheblichen Veränderungen von Struktur und Funktion,<br />
die auf eine Nutzung als Speicheranlage schließen lassen. Eine gewaltsame<br />
Einwirkung – möglicherweise das große Erdbeben von<br />
113/114 n.Chr. – führte zur Zerstörung des Komplexes, der nicht wieder<br />
instandgesetzt wurde. Das gesamte Areal diente ausschließlich<br />
als Abfallhalde.<br />
Anhand detaillierter Beschreibungen und der systematischen Analyse<br />
von Funden und Befunden sollen folgende, für diese Region bislang<br />
noch nicht gestellte Fragen beantwortet werden:<br />
– Architektur und Ausstattung der Villa, im Vergleich mit ähnlichen<br />
Anlagen
89<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Abb. 6: Projekt „Erforschung eines südarabischen Heiligtums auf dem Jabal al-’Awd<br />
(Jemen)“: Wohngebäude aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr.
Jemen<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 90<br />
– Analyse und vergleichende Studien der geborgenen Funde (Tongefäße,<br />
Öllampen, Glas, Metall, Knochen); Rekonstruktion des<br />
täglichen Lebens vom ersten bis zum dritten nachchristlichen<br />
Jahrhundert<br />
– Rückschlüsse auf die kulturelle, wirtschaftliche, soziale und ethnische<br />
Situation in dieser Region, unter Berücksichtigung der<br />
historischen Quellenlage<br />
Für die Erforschung eines südarabischen Heiligtums auf dem Jabal<br />
al-’Awd (Jemen) wurden Prof. R. Eichmann (Deutsches Archäologisches<br />
Institut/Orient-Abteilung, Berlin) Fördermittel bewilligt.<br />
Die ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte kennzeichnen in Südwestarabien<br />
eine Epoche des Umbruchs und des Wandels. Diese Zeit<br />
der „streitenden Reiche“ bildet den Übergang von den Karawanenreichen<br />
am Rande der Wüste Rub al Khali zu der Formierung eines<br />
einzigen Reiches, Himjar, das die gesamte Region vom Hochland des<br />
Jemen aus beherrschte. Die Verlagerung des politischen Zentrums<br />
von den Oasen des Wüstenrandes in das weiter westlich gelegene<br />
Hochland geht einher mit einem veränderten Verlauf der Handelsrouten.<br />
Während die innerarabischen Karawanenwege für den Fernhandel<br />
an Bedeutung verloren, blühte die Seeschifffahrt entlang der<br />
Küsten des Roten Meeres auf. Südarabien trat nun in direkten Kontakt<br />
zu den entfernten Regionen der Mittelmeerwelt, die bisher über<br />
viele Zwischenhändler mit den begehrten Produkten Südarabiens,<br />
vor allem Aromata, beliefert wurden. Umgekehrt brachte der regelmäßige<br />
Kontakt zu den Händlern aus dem römischen Ägypten und<br />
aus dem Bereich der Levante Südarabien in intensive Berührung mit<br />
der mediterranen Kunst und Kultur. Der Import hellenistisch-römischer<br />
Kunstobjekte stieg zu dieser Zeit stark an. Ebenso wurde die<br />
südarabische Kunstproduktion deutlich aus der Mittelmeerwelt beeinflusst.<br />
Bisher stammten derartige Funde vor allem aus dem Kunsthandel,<br />
selten aus archäologischen Ausgrabungen. Die Geschichte konnte<br />
lediglich anhand des epigraphischen Materials in Grundzügen nachvollzogen<br />
werden.<br />
Der Fundplatz des Jabal al-’Awd stammt aus der bisher fast gänzlich<br />
unerforschten Epoche der „streitenden Reiche“. Es handelt sich um<br />
eine teilweise von einer Stadtmauer umgebene Siedlung, die 3000 m<br />
hoch im Bergland des Jemen liegt. Kern der Siedlung bildete vermutlich<br />
ein Heiligtum, das bisher noch nicht eindeutig lokalisiert<br />
werden konnte. Bergheiligtümer sind epigraphisch mehrfach für<br />
Südarabien belegt. Dies gilt auch für den Jabal al-’Awd: inschriftlich<br />
Abb. 7: Projekt „Die Urbanistik des hellenistischen Palmyra“: Rhodischer<br />
Amphorenstempel des DAMOKRATEUS (3. Jahrhundert<br />
v. Chr.)
91<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT
Palmyra<br />
Tell Dgherat<br />
Syrien<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 92<br />
werden mehrere Heiligtümer erwähnt, darunter die Kultstätte einer<br />
ansonsten unbekannten Gottheit. Die gesamte Anlage wurde in der<br />
zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. zerstört und danach nie mehr<br />
großflächig besiedelt. Es finden sich lediglich Spuren einer landwirtschaftlichen<br />
Nutzung mit nur wenigen Resten von Behausungen und<br />
Magazinierungen aus spätantiker Zeit.<br />
Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />
Das Bergheiligtum vom Jabal al-’Awd. – In: Archäologischer<br />
Anzeiger. <strong>2000</strong>. S. 636–638.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das Forschungsprojekt „Die<br />
Urbanistik des hellenistischen Palmyra“ (Prof. A. Schmidt-Colinet,<br />
Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien).<br />
Während wir über die Geschichte und Kultur der syrischen Oasenstadt<br />
Palmyra in römischer Zeit durch literarische und archäologische<br />
Quellen gut informiert sind, ist das vorrömisch-hellenistische Palmyra<br />
bisher nur aus literarischen Quellen bekannt. Im Rahmen eines<br />
interdisziplinären Kooperationsprojektes des Deutschen Archäologischen<br />
Instituts und der Generaldirektion der Altertümer und Museen<br />
Syriens sollen daher die vorrömisch-hellenistische Siedlung von Palmyra<br />
lokalisiert und die urbanistischen Strukturen dieser frühen<br />
Stadt erforscht werden.<br />
Aus verschiedenen Gründen wurde die Lage der vorrömischen Siedlung<br />
von Palmyra außerhalb der späteren römischen Stadt südlich<br />
des großen Wadi vermutet. Dieses Areal von ca. 20 ha zeigt heute nur<br />
wenige oberirdische Bebauungen und ist in spätantiker und nachantiker<br />
Zeit nicht mehr überbaut worden. Durch eine geophysikalische<br />
Prospektion des betreffenden Geländes wurden im Magnetogramm<br />
auf der gesamten Fläche unterirdische Bebauungsstrukturen sichtbar:<br />
Haupt- und Nebenstraßen, kleinere und größere Wohneinheiten,<br />
Großbauten, Plätze und freie Flächen. Ausgehend von einer vorläufigen<br />
Interpretation des Magnetogrammes sollen durch Testgrabungen<br />
exemplarisch Ausschnitte der urbanistischen Strukturen dieser<br />
Siedlung erfasst werden. Stratigraphische Untersuchungen sollen<br />
darüber hinaus feste Anhaltspunkte für eine relative und absolute<br />
Datierung der entsprechenden Baustrukturen liefern.<br />
Der Notgrabung in Tell Dgherat-Süd, Syrien, dienen Fördermittel,<br />
die die <strong>Stiftung</strong> Prof. H. Kühne (Institut für Vorderasiatische Altertumskunde,<br />
Freie Universität Berlin) zur Verfügung stellt.<br />
Durch die feldarchäologischen Untersuchungen auf dem Tell Dgherat<br />
werden wichtige Ergebnisse für die Siedlungsgeschichte des Unteren<br />
Habur Tales in römischer und spätantiker Zeit erwartet, insbesondere<br />
hinsichtlich des spätrömischen Limes-Systems in dieser Region.<br />
Das Vorhaben bietet sich auch als sinnvolle Ergänzung der von<br />
Dr. A. Oettel, ebenfalls von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Studie „Die<br />
Siedlungsgeschichte des Unteren Habur Tals von Alexander dem<br />
Großen bis Mohammed“ an.
93<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Der Ausgrabung in der hethitischen Stadtruine Kayalipinar gilt eine<br />
Förderung der <strong>Stiftung</strong>, die Prof. A. Müller-Karpe (Vorgeschichtliches<br />
Seminar, Universität Marburg) durchführt.<br />
Nach jüngsten Oberflächenuntersuchungen muss bei dem ostkappadokischen<br />
Dorf Kayalipinar eine bedeutende hethitische Stadt gelegen<br />
haben, die möglicherweise mit der Residenz- und Kultstadt Samuha<br />
identisch ist. Da der Bereich heute landwirtschaftlich genutzt<br />
wird, sind Ausgrabungen größeren Umfangs sehr schwierig. Das<br />
vom türkischen Kultusministerium genehmigte Vorhaben konzentriert<br />
sich auf die Ausgrabung eines Gebäudes, in dem man aufgrund<br />
eines beschrifteten Tontafelfragments der mittelhethitischen Periode<br />
(15./16. Jahrhundert v. Chr.) ein Tontafelarchiv mit weiteren Schriftzeugnissen<br />
vermutet. Seine Freilegung dürfte einen tieferen Einblick<br />
in die vorhethische Siedlungsgeschichte, die Genese dieser Stadt,<br />
die historischen Topographie und die Kulturentwicklung dieser Region<br />
gewähren. Die Schriftreste des Fragmentes lassen jedenfalls auf<br />
die Beschreibung eines Festrituals zu Ehren des Wettergottes und<br />
der Göttin Istar – in Anwesenheit eines Königs – schließen.<br />
Prof. K. Strobel (Abt. Alte Geschichte und Altertumskunde, Institut<br />
für Geschichte, Universität Klagenfurt) erhält für das Projekt „Tavium.<br />
Feldforschungen zur kulturellen, urbanen und historischen<br />
Entwicklung eines Zentralortes Mittelanatoliens“ Fördermittel.<br />
Die Erforschung der Stadt Tavium (altanatolisch Tawinija; heute<br />
Büyüknefes), die ca. 16 km südlich der hethitischen Hauptstadt Hattusa<br />
(modern Bogazköy) liegt, stellt ein dringendes Desiderat der<br />
Forschung dar, da der Ort vom Chalkolithikum (5./4. Jt. v. Chr.) bis in<br />
spätbyzantinische Zeit kontinuierlich besiedelt war und damit für die<br />
Archäologie Zentralanatoliens eine Schlüsselstellung einzunehmen<br />
vermag. Bereits in der Frühbronzezeit (2200 v. Chr.) hatte der seit<br />
dem Beginn des 2. Jt. v. Chr. in den Quellen belegte Ort die Funktion<br />
eines politischen und wirtschaftlichen Zentrums Binnenanatoliens.<br />
Der Ort gibt sich heute durch vier ältere Siedlungshügel im römischbyzantinischen<br />
Stadtgebiet, die spätantike und byzantinische Stadtmauer,<br />
einen Kranz von Nekropolen, das Theater und eine große Anzahl<br />
von Bauteilen zu erkennen. Erforscht werden sollen neben der<br />
Stadt selbst auch die Straßenverbindungen, Siedlungsstrukturen und<br />
die Veränderungen der Landschaft in der von ihr dominierten Region.<br />
In den Kampagnen der Jahre 1997–<strong>2000</strong> wurde das Stadtgebiet<br />
begangen und in großen Teilen erstmals vermessen sowie das städtische<br />
Umland erkundet. Die erste Phase der geophysikalischen Prospektion<br />
(Magnetometermessungen) während der Feldkampagne des<br />
Jahres <strong>2000</strong>, die in Zusammenarbeit mit der Middle East Technical<br />
University Ankara durchgeführt wurde, hat bereits sehr gute Ergebnisse<br />
gebracht. Diese Prospektion wurde <strong>2001</strong> fortgeführt und in den<br />
eingesetzten Methoden ausgeweitet. Die Aufnahme der in Büyüknefes<br />
und in den umliegenden Dörfern verbauten, aus Tavium verschleppten<br />
Inschriften und Architekturteile wurde mit großem Erfolg<br />
fortgesetzt. Die Arbeiten für die Erstellung eines Corpus der Inschrif-<br />
Kayalipinar<br />
Türkei<br />
Tavium
Berlin<br />
Antike Gemmen<br />
Winckelmann<br />
Nachlass<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 94<br />
ten von Tavium wurden intensiviert. Über 10.000 Keramikbruchstücke<br />
aus der systematischen Oberflächenuntersuchung des Stadtgebietes<br />
wurden bearbeitet. Dabei konnten die große Ausdehnung<br />
bereits der althethitischen Stadt (18.–16. Jh. v. Chr.) und ihre große<br />
Bedeutung in hellenistischer Zeit (3.–1. Jh. v. Chr.) belegt werden. In<br />
den Jahren <strong>2001</strong>–2002 sollen die begonnenen Arbeiten und die Landesaufnahme<br />
fortgeführt und abgeschlossen werden. Ferner ist geplant,<br />
die Materialien im Museum Yozgat aufnehmen. Die auch im<br />
Jahre <strong>2000</strong> wieder festgestellten Raubgrabungen zeigen die Gefährdung<br />
der wichtigen archäologischen Befunde an, die auch von der<br />
Intensivierung des Maschineneinsatzes in der Landwirtschaft ausgeht.<br />
Der erste Vorbericht über die Forschungen in Tavium liegt vor:<br />
Strobel, Karl; C. Gerber: Tavium (Büyüknefes, Provinz Yozgat) –<br />
Ein regionales Zentrum Anatoliens. Bericht über den Stand der<br />
Forschungen nach den ersten drei Kampagnen (1997–1999). Mit<br />
einem Beitr. von G. Erath. – In: Istanbuler Mitteilungen. 50. <strong>2000</strong>.<br />
S. 213–263.<br />
Die Gemmensammlung Heinrich Dressel in der Antikensammlung<br />
Berlin (Dr. G. Platz, Stellvertr. Direktorin der Antikensammlung,<br />
Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz) wird mit Fördermitteln<br />
der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> wissenschaftlich bearbeitet und<br />
publiziert von Dr. C. Weiß, Würzburg.<br />
Die Bearbeiterin konnte <strong>2001</strong> mit der Katalogisierung der 743 Gemmen,<br />
Kameen und Glaspasten beginnen. Bei der ersten Durchsicht<br />
dieser in Rom zwischen 1877 und 1885 angelegten Sammlung überrascht<br />
ihre überdurchschnittliche Qualität hinsichtlich Erhaltung und<br />
Stil sowie der Vielfalt an Darstellungen und Inschriften. Der Archäologe<br />
Heinrich Dressel hat ersichtlich als Kenner der Materie und des<br />
römischen Marktes gesammelt. Sein geschulter Geschmack war eindeutig<br />
klassizistisch geprägt, ablesbar an der Häufigkeit klarer Karneole<br />
der späten römischen Republik und der frühen Kaiserzeit mit<br />
Porträts, Zitaten bekannter Statuen, mythologischen und bukolischen<br />
Szenen.<br />
Die Autorin wird den umfangreichen Briefwechsel Heinrich Dressels<br />
im Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom durchsehen.<br />
Bei ihren Arbeitsaufenthalten in Berlin wird sie auch die Archivalien<br />
im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und beim<br />
Corpus Inscriptionum Latinarum der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften in Augenschein nehmen.<br />
PD Dr. M. Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft e.V.,<br />
Stendal, erhält von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für die „Erschließung<br />
des handschriftlichen Nachlasses von Johann Joachim Winckelmann<br />
und Einbindung der digitalisierten Manuskripte in die Winckelmann-<br />
Bilddatenbank“ Fördermittel.
95<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Abb. 8: Projekt „Die Gemmensammlung Heinrich Dressel in der Antikensammlung<br />
Berlin“: Büste der Nemesis. Roter Jaspis, frühe römische Kaiserzeit.
Bibliotheca<br />
Classica<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 96<br />
Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) gilt als Begründer der<br />
wissenschaftlichen Archäologie und der modernen Kunstwissenschaft.<br />
Seine Werke hatten bedeutende Wirkung auf das europäische<br />
Geistesleben.<br />
Sein ca. 10.000 Seiten umfassender und auf acht Bibliotheken in Europa<br />
verteilter Nachlass ist weitgehend unbekannt geblieben. Von<br />
den bisher unzureichend erschlossenen Beständen liegt inzwischen<br />
der größte Teil, 20 Bände (d. h. 8.500 Seiten), die sich jetzt in Paris, in<br />
der Bibliothèque Nationale, befinden, in digitalisierter Form in Stendal<br />
vor, was u. a. das Lesen des vorwiegend in deutscher Schrift geschriebenen<br />
Textes erheblich erleichtert und die Grundlage der zu<br />
veröffentlichenden CD bilden wird. Davon sind nun die Bände 57, 70<br />
und 72 (Fond Allemande, Paris, Bibliothèque Nationale) Seite für<br />
Seite bearbeitet worden, um dem späteren Benutzer ein Arbeitsinstrument<br />
zu bieten: In Band 57 notierte sich Winckelmann u. a. Passagen<br />
aus antiken Autoren, die zum Verständnis der antiken Kunstwerke<br />
beitragen, um sie dann später in seinen publizierten Schriften<br />
zitieren zu können. In Band 70 finden sich Notizen zu antiken und<br />
neuzeitlichen Kunstwerken (u. a. von Correggio, Rubens, Rembrandt).<br />
Eine Sammlung von Reisebeschreibungen aus deutschen<br />
Kolonien in Afrika einschließlich der Sitten und Gebräuche der<br />
schwarzen Bevölkerung bezeugt Winckelmanns ethnologisches Interesse.<br />
In Band 72 liegen Exzerpte aus Voltaires Werk „Le siècle de<br />
Louis XIV.“ vor, Reisebeschreibungen Italiens und Roms mit Erwähnung<br />
vieler Kunstwerke und Künstler, die immer wieder in den veröffentlichten<br />
und noch nicht veröffentlichten Werken Winckelmanns<br />
eine Rolle spielen.<br />
Der handschriftliche Text wurde Seite für Seite mit „Lesehilfen“ versehen,<br />
d. h. zu jeder Seite wurden die wichtigste Informationen in einer<br />
beschreibenden Textdatei niedergelegt, die parallel zum digitalisierten<br />
Originaltext gelesen werden kann, z. B. wurden die verschiedenen<br />
neuzeitlichen Autoren und ihre Werke, aus denen<br />
Winckelmanns Notizen stammen, identifiziert und mit Details wie<br />
Lebensdaten und weiteren Werken sowie Sekundärliteratur versehen.<br />
Zu den exzerpierten Textstellen wurden auch inhaltliche<br />
Schlagwörter, wie z. B. Harmonie, Schönheit, Schießpulver, vergeben,<br />
nach denen dann später in Registern und in einer Datenbank<br />
gesucht werden kann.<br />
Die auf Anregung von Prof. A. Gavrilov in St. Petersburg 1993 entstandene<br />
unabhängige Bibliotheca Classica strebt an, die verschiedenen<br />
Potentiale der St. Petersburger Altertumswissenschaft in sich<br />
zu vereinen und die große Tradition der Altertumswissenschaft, wie<br />
sie in dieser Stadt vor allem um die Jahrhundertwende gepflegt<br />
wurde, wiederaufleben zu lassen.<br />
Die Bibliotheca Classica verfügt über eine Fachbibliothek, die allen<br />
Forschern im Bereich der Altertumswissenschaft Textausgaben, Referenzwerke<br />
und neuere Forschungsliteratur zugänglich macht.
97<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
Ihre Bestände belaufen sich gegenwärtig auf 15.000 Bände. Als Präsenzbibliothek<br />
steht sie allen Forschern offen, die über die Antike<br />
und deren Nachleben in der Moderne arbeiten. Durch ihre öffentlichen<br />
Vorträge und Seminare ist die Bibliotheca Classica zu einem<br />
Begegnungsort der in St. Petersburg arbeitenden Altertumswissenschaftler<br />
geworden. Sie veranstaltet Vorträge ausländischer Gelehrter<br />
in ihren Räumen und vermittelt russische Nachwuchswissenschaftler<br />
an altertumswissenschaftliche Forschungsinstitutionen in<br />
Westeuropa und in den USA. Die Bibliotheca Classica möchte mit<br />
ihren Aktivitäten einen Beitrag zur Erneuerung der altertumswissenschaftlichen<br />
Studien und der Philologie in Russland leisten und so an<br />
die Tradition der bedeutenden russischen Gelehrten am Ende des 19.<br />
und zu Beginn des 20. Jahrhunderts anknüpfen.<br />
Die Bibliotheca Classica, die zwar unabhängig von der Universität<br />
St. Petersburg ist, aber mit ihr eng zusammenarbeitet, ist als gemeinnützige<br />
russische Einrichtung anerkannt. Sie ist in den Räumen des<br />
ersten Humanistischen Gymnasiums St. Petersburg untergebracht<br />
und wird sowohl von den Schülern als auch den Lehrern des Gymnasiums<br />
(bei denen es sich zumeist um jüngere Forscher von Universität<br />
und Akademie handelt) mitbenutzt. Diese räumliche und personelle<br />
Verbindung der Forschungsbibliothek zum Humanistischen<br />
Gymnasium und zur Universität hat sich als eine besondere Chance<br />
erwiesen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs an das Studium<br />
der Antike heranzuführen und einen Begriff von der Aktualität der<br />
humanistischen Überlieferung zu vermitteln.<br />
Die Bibliotheca Classica ist für drei Publikationen verantwortlich:<br />
„Hyperboreus. Studia Classica“, eine halbjährlich erscheinende internationale<br />
Fachzeitschrift, deren Vertrieb in Europa und Amerika<br />
der Verlag C.H. Beck übernommen hat (sechs Jahrgänge liegen vor);<br />
weiterhin „Antike Welt und Wir“, ein Almanach, der auf Russisch<br />
über die humanistischen Studien und die Altertumswissenschaften<br />
in Russland und Europa berichtet sowie neuerdings die Gymnasiumszeitschrift<br />
„Abaris“.<br />
Zuletzt erschienen:<br />
Hyperboreus. Studia classica / Bibliotheca Classica Petropolitana.<br />
– München: Beck. Vol. 6, Fasc. 1.2. <strong>2000</strong><br />
Antike Welt und Wir. Bd. 2. – St. Petersburg <strong>2000</strong>.<br />
Abaris. H. <strong>2000</strong>; H. <strong>2001</strong>. – St. Petersburg <strong>2000</strong>–01.<br />
Für die Archäologische und philologische Erforschung der spätptolemäischen<br />
Stadt Athribis im 9. oberägyptischen Gau (Panopolites)<br />
stellt die <strong>Stiftung</strong> Prof. C. Leitz (Seminar für Ägyptologie, Universität<br />
Köln) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Die Stadt Athribis in Mittelägypten ist trotz ihrer guten Erhaltung<br />
weitgehend unerforscht. Vom Tempel der Repit sind Einzelheiten<br />
bekannt, allerdings nur bruchstückhaft und falsch interpretiert. Dar-<br />
Athribis<br />
Ägypten
Ramses II<br />
Staatsreligion<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 98<br />
über hinaus sind das Areal der Stadt sowie einzelne Grabanlagen bekannt.<br />
Neuere Sondagen des ägyptischen Antikendienstes eröffnen<br />
vielversprechende Möglichkeiten einer präziseren Erforschung. Besonderes<br />
Interesse gilt der Konstellation dieser Stadt, die ein Ensemble<br />
von Bauten der späten Ptolemäerzeit darstellt, und die später bei<br />
der Errichtung des sogenannten weißen Klosters, einem der zentralen<br />
koptischen Zentren, benutzt wurden.<br />
Geplant ist eine zweijährige Bauaufnahme der Tempelruine und der<br />
bisher freigelegten, von Zerstörung bedrohten Baublöcke, verbunden<br />
mit einer surveygestützten topographischen Erfassung des<br />
Stadtareals einschließlich der verschiedenen Grabanlagen. Daneben<br />
sollen die Inschriften fotografisch und zeichnerisch erfasst und ausgewertet<br />
werden. Die Untersuchungen sollen einerseits Kult und Eigenart<br />
der wenig bekannten Göttin Repit verdeutlichen und den Typus<br />
der Tempelanlage klären. Angesichts der bisherigen Daten und<br />
der Zeitstellung erwartet man eine Mischform zwischen ägyptischtraditionellen<br />
Elementen und griechisch-mediterranen Eigenheiten.<br />
Ferner sollen die Gräber erfasst werden, die ebenfalls aufschlussreiche<br />
Verbindungen von Vorstellungen und Bildmustern und Kulturen<br />
bezeugen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt das von Prof. E. Blumenthal (Ägyptologisches<br />
Institut, Universität Leipzig) initiierte Forschungsprojekt<br />
„Staatsreligion und Volksfrömmigkeit unter Ramses II. Eine Studie<br />
zu Stifter, Kuhgöttin und Gottkönig auf der Stele Leipzig Ägyptisches<br />
Museum 5141“.<br />
Gegenstand der Untersuchung ist die 40 cm hohe Kalksteinstele des<br />
Ägyptischen Museums Leipzig, deren Vorderseite ein Relief mit der<br />
kuhgestaltigen Göttin Hathor und dem ihr beigegebenen Pharao<br />
Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) zeigt, denen der knieende Stifter Penbui<br />
huldigt. Die Stele war entweder als Gedenkstein für den Tempel<br />
der Hathor oder für das Grab des Stifters gedacht. Stil und Form der<br />
Darstellung sowie der Wortlaut der eingemeißelten Inschrift lassen<br />
erkennen, dass das Bildwerk aus Deir el-Medine stammt, einer Siedlung<br />
am Westufer von Theben (heute Luxor), deren Arbeiter und<br />
Kunsthandwerker auch die Königsgräber des neuen Reiches (2.<br />
Hälfte 2. Jtsd. v. Chr.) angelegt und dekoriert haben.<br />
In langjähriger Arbeit hat Prof. Blumenthal bereits umfangreiches<br />
Material gesammelt. Mit Unterstützung von zwei Absolventen des<br />
archäologischen Seminars sollen die Ergebnisse in einer ausführlichen<br />
Monographie zusammengefasst werden. Mit dem interdisziplinären<br />
Forschungsansatz, der sowohl soziologische und religionsgeschichtliche<br />
Fragen zur Entstehungszeit als auch Aspekte zu<br />
Kunst und Literatur berücksichtigt, wird wissenschaftliches Neuland<br />
betreten. So wird. z. B. der Stifter, der als Wächter bzw. als Verwalter<br />
des Gemeinwesens in etwa 30 zeitgenössischen Quellen bezeugt ist,<br />
in seiner sozialen Position sichtbar. Dabei lassen sich die Familienverhältnisse<br />
über drei Generationen rekonstruieren und Aussagen
99<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
zur persönlichen Frömmigkeit treffen; darüber hinaus soll durch einen<br />
linguistischen Vergleich die Inschrift mit anderen Texten abgeglichen<br />
werden. Am Beispiel der Leipziger Stele lässt sich das spezifische<br />
religiöse Klima in Deir-el Medine beleuchten, da die Reliefdarstellung<br />
eine spezifische Glaubensform zum Ausdruck bringt, die<br />
nur in dieser Region verbreitet war. Indem die Kuhgöttin Hathor zusammen<br />
mit der Königsfigur im Papyrusdickicht dargestellt ist, repräsentiert<br />
sie den Typus der Schutzstatue. Darin dokumentiert sich<br />
die Religionspolitik Ramses II., die auf Gottähnlichkeit des Königtums<br />
bzw. auf die Anbetungswürdigkeit des Pharaos abhebt; dieses<br />
Glaubensmodell wurde nicht nur im staatlichen Tempelkult propagiert,<br />
sondern auch – die Leipziger Stele ist bestes Beispiel dafür – in<br />
die Volksreligion eingeführt. Während die abgebildete Hathorkuh<br />
zunächst noch als Mutter des Pharaos fungierte, die ihm die Kraft für<br />
das Leben nach dem Tod spendete, verbreitete sich alsbald die Vorstellung<br />
von der Hathorkuh als heilbringende Totengöttin aller<br />
Ägypter. Aus den Bild- und Textquellen geht hervor, dass das Königtum<br />
seiner sukzessiven Abwertung damit begegnete, indem es<br />
die Göttlichkeit des Pharaos nicht erst im Tod, sondern bereits zu<br />
Lebzeiten behauptete.<br />
An PD Dr. St. J. Seidlmayer (Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch,<br />
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin)<br />
gewährte Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> dienen der „Erarbeitung einer<br />
englischen Version des lexikalischen Thesaurus des Akademievorhabens<br />
‘Altägyptisches Wörterbuch’ im Hinblick auf die Publikation<br />
des computergestützten Wörterbuchs und der Textdatenbank<br />
dieses Projekts im Internet“.<br />
Das Vorhaben erarbeitet computergestützt ein umfassendes Corpus<br />
altägyptischer Texte. Dabei ist mit einem Umfang von etwa 10 Millionen<br />
Textwörtern zu rechnen. Dieses Textmaterial wird durch eine<br />
lexikalische Datenbank detailliert erschlossen; ihr Kernstück ist ein<br />
lexikalischer Thesaurus, eine Liste, die sämtliche Wörter der ägyptischen<br />
Sprache einschließlich aller Namen, Titel, Götterbezeichnungen<br />
usf. – derzeit insgesamt ca. 35.000 Einträge – mit Angaben zu<br />
Lautbestand, Bedeutung und grammatischen Eigenschaften umfasst.<br />
Das Textcorpus und die lexikalische Datenbank werden zusammen<br />
als „virtuelles“ Wörterbuch den längst nötigen, aktuellen Ersatz für<br />
das „Wörterbuch der ägyptischen Sprache“ (12 Bände, 1926–1963)<br />
schaffen, das seit 1897 an der Preußischen Akademie der Wissenschaften,<br />
der „Vorgängerin“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie<br />
der Wissenschaften, erarbeitet worden war. Über die Nutzung<br />
als Wörterbuch hinaus wird dieses Informationssystem Antworten<br />
auf eine Vielzahl philologisch-linguistischer Fragestellungen geben,<br />
und da bei der Materialerfassung auch unterstützende Information<br />
beigegeben wird (z. B. eine Übersetzung zu jedem Text), wird das digitale<br />
Textcorpus auch einem interdisziplinären Interessentenkreis<br />
einen ausgewogenen und vielfältigen Einblick in das Textgut des Alten<br />
Ägypten gewähren.<br />
Altägyptisches<br />
Wörterbuch
Altägyptische<br />
Literatur<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 100<br />
Prof. E. Blumenthal (Sächsische Akademie der Wissenschaften, Leipzig)<br />
erhält für die Erstellung einer bibliographischen Datenbank zur<br />
altägyptischen Literatur Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Das Vorhaben hat die Erarbeitung einer bibliographischen Datenbank<br />
der wissenschaftlichen Sekundärliteratur zu den literarischen<br />
Texten des Alten Ägypten zum Ziel. Das Corpus der literarischen<br />
Texte umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Gattungen (Erzählungen,<br />
Dialoge, Weisheitslehren, Hymnen, Liebeslieder u. a.), darunter<br />
Werke von weltliterarischem Rang wie die Lebensgeschichte des<br />
Sinuhe, das Gespräch eines Mannes mit seinem Selbst oder die Klagen<br />
des Bauern. Gegenstand der Untersuchung sind Texte aus der<br />
Zeit vom Beginn des zweiten bis zum Ende des ersten Jahrtausends<br />
v. Chr., ausgenommen werden lediglich Werke in demotischer<br />
Schrift und Sprache, der letzten Stufe der Sprachentwicklung pharaonischer<br />
Zeit. Viele von den Texten sind über Jahrhunderte hinweg<br />
in mehreren Handschriften, darunter auch in kurzen Auszügen und<br />
Schülerübungen, überliefert.<br />
Ähnlich umfangreich wie die Anzahl der altägyptischen Textzeugnisse<br />
selbst ist inzwischen die Fachliteratur zu diesem Thema. Aufgrund<br />
der grundlegenden Bedeutung dieser Texte für die Erforschung<br />
der ägyptischen Kultur- und Geistesgeschichte beschäftigt<br />
sich eine Vielzahl von Monographien und Artikeln mit Fragen der<br />
ägyptischen Literatur im allgemeinen, mit Inhalt und Form einzelner<br />
Texte und Textgruppen und mit besonders interesssanten bzw.<br />
schwierigen Textstellen. Deshalb musste das Projekt so eingeschränkt<br />
werden, dass nur die Fachliteratur der Jahre ab 1970 bis<br />
heute und neben Monographien und Sammelbänden die wichtigsten<br />
Zeitschriften (etwa 15) ausgewertet werden. In Ausnahmefällen werden<br />
auch ältere Publikationen berücksichtigt.<br />
Das Forschungsprojekt ist an der Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch<br />
der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig<br />
angesiedelt und steht im Verbund mit dem Vorhaben Altägyptisches<br />
Wörterbuch der deutschen Wissenschaftsakademien mit insgesamt<br />
drei Arbeitsstellen in Berlin, Leipzig und Mainz. Dieses Vorhaben<br />
hat eine elektronische Neuauflage des ab 1926 erschienenen „Wörterbuch<br />
der ägyptischen Sprache“ zum Gegenstand. Das gesamte<br />
aus pharaonischer Zeit überlieferte Textmaterial soll in lateinischer<br />
Umschrift in einer relationalen Datenbank erfasst und für lexikalische<br />
und vielfältige andere Recherchen über das Internet erschlossen<br />
werden. Dafür hat die Leipziger Forschungsstelle die Bearbeitung<br />
der „schönen“ Literatur übernommen. So können die Erträge<br />
des durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts unmittelbar für die Aufbereitung<br />
literarischer Texte zur Eingabe in die Wörterbuch-Datenbank<br />
genutzt werden. Darüber hinaus jedoch soll die bibliographische<br />
Datenbank der internationalen Ägyptologie als Hilfsmittel zur<br />
Verfügung gestellt und via Internet recherchierbar gemacht werden.
101<br />
ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />
„Typologie und Gebrauch der ägyptischen Hieroglyphenschrift“ ist<br />
das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />
von Dr. O. Goldwasser, Department of Ancient Near Eastern<br />
Studies, The Hebrew University of Jerusalem, sowie Prof. F. Junge<br />
und PD Dr. F. Kammerzell, Seminar für Ägyptologie und Koptologie,<br />
Universität Göttingen.<br />
Gegenstand des Kooperationsprojekts ist das System der ägyptischen<br />
Hieroglyphenschrift mit seinen unterschiedlichen Subsystemen<br />
und Zeichenfunktionen, ihr Zusammenwirken in konkreten<br />
Einzeltexten, Textkorpora und Genres, vor allem unter dem Gesichtspunkt<br />
von Erscheinungsform und Typologie von Schriftsystemen.<br />
Das ägyptische Hieroglyphensystem ist das am längsten verwendete<br />
sprachbezogene graphische Speicher- und Kommunikationsmedium<br />
der Menschheitsgeschichte und stellt ein heterographes morphembezogenes<br />
Schriftsystem dar, dessen Inventar sowohl bedeutungstragende<br />
(Semogramme) als auch bedeutungsunterscheidende<br />
Schriftzeichen (Phonogramme) umfasst. Semogramme bezeichnen<br />
entweder das spezifische gezeichnete Objekt oder etwas nahe Verwandtes.<br />
So kann z. B. das Bild der Sonne „Sonne“ oder „Tag“ bedeuten.<br />
Phonogramme oder Lautzeichen werden ausschließlich wegen<br />
ihres Lautwertes benutzt und haben keinen Bezug zu dem Wort,<br />
das sie darstellen.<br />
Ein Phonogramm kann einen Konsonanten oder eine Kombination<br />
von zwei oder drei Konsonanten in einer bestimmten Reihenfolge<br />
darstellen; Vokale werden nicht geschrieben. Viele Wörter werden<br />
als Kombination phonographischer und semographischer Zeichen<br />
geschrieben. Das Bild vom Grundriss eines Hauses bedeutet „Haus“.<br />
Folgt aber dem gleichen Zeichen ein phonetisches Komplement (Ergänzung)<br />
und das Bild laufender Beine, so wird es benutzt, um das<br />
homophone (gleichlautende) Verb „ausgehen“ zu schreiben. Determinativa<br />
sind Semogramme, die am Ende eines Wortes geschrieben<br />
werden, um die Kategorie anzugeben, zu der das Wort gehört, und so<br />
die beabsichtigte Bedeutung anzuzeigen, die sich nicht immer eindeutig<br />
aus dem Zusammenhang ergibt. Die Darstellung einer Papyrusrolle,<br />
die als Determinativ verwendet wird, zeigt an, dass eine abstrakte<br />
Bedeutung beabsichtigt gewesen ist. Je nach Verwendungssituation<br />
besitzen Determinativa eine spezifische oder eine eher generische<br />
Bedeutung. Zeichen mit der zuletzt genannten Funktion<br />
werden Klassifikatoren genannt; sie liefern explizite Informationen<br />
über das Vorhandensein und die spezifische Ausprägung des zugrundeliegenden<br />
Kategorisierungssystems der Ägyptischen Kultur.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine detaillierte Zeichenliste für<br />
das Altägyptische der Pyramidentexte (spätes drittes Jahrtausend v.<br />
Chr.) vorzulegen. Anhand dieses Textkorpus sollen die spezifischen<br />
Verwendungsweisen und die Interaktion aller Graphemfunktionsklassen<br />
in konkreten geschriebensprachlichen Äußerungen erforscht<br />
Hieroglyphenschrift
Papstgrabmäler<br />
und in einen allgemeinen typologischen Rahmen gestellt werden.<br />
Zusätzlich sind typologische und kontrastive Recherchen beabsichtigt,<br />
im Zuge derer signifikante Aspekte der ägyptischen Schrift mit<br />
analogen Erscheinungen im Chinesischen verglichen werden sollen.<br />
Kunstwissenschaften<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 102<br />
Die mit den Künsten befassten Disziplinen, insbesondere Kunstgeschichte<br />
und Musikwissenschaft, sowie Theater- und Medienwissenschaft<br />
sehen sich dank der Dynamik des kulturellen und sozialen<br />
Wandels in vielfacher Weise herausgefordert. Es geht heute weniger<br />
um neue Avantgarden oder künstlerische Fortschritte, vielmehr um<br />
eine dramatische Verschiebung der Kontexte, in denen diese Künste<br />
gedeihen. Ein verändertes Gegenwartsbewusstsein stellt sie vielfach<br />
in Frage, es ermöglicht aber auch eine Neuaneignung ihrer Inhalte<br />
und eine Erweiterung des wissenschaftlichen Problemkanons.<br />
Das lässt sich am Beispiel des Bildes, das auch Thema eines eigenen<br />
Projektbereichs der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist, illustrieren. Waren Bilder<br />
bis vor kurzem vor allem der Gegenstand der Kunstgeschichte,<br />
haben sie durch die elektronische Revolution einen ganz anderen<br />
Status gewonnen. Das Bild ist zu einem universellen Medium der Information,<br />
der Verständigung und der Erkenntnis geworden, das<br />
sich einer einzelnen Disziplin kaum mehr zuordnen lässt. Es besitzt<br />
jetzt auch instrumentelle Funktionen.<br />
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Fortsetzung des „normalen<br />
Wissenschaftsprozesses“ aktuelle Probleme ausblenden würde, die<br />
gebotenen Chancen und Herausforderungen nicht zu nutzen vermöchte.<br />
Eine Diskussion der im Gange befindlichen Veränderung ist<br />
gefordert, mehr noch: der daraus resultierenden Verschiebung der<br />
gültigen wissenschaftlichen Leitvorstellungen. Die Kunstwissenschaften<br />
insgesamt sind gehalten, ihre genuinen Beiträge im vielstimmigen<br />
Konzert der Disziplinen, die ihnen zukommende Rolle im<br />
kulturellen Kontext zu präzisieren.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert Vorhaben aus dem gesamten Bereich<br />
der Kunstwissenschaften und ihrer Nachbargebiete, insbesondere<br />
aber solche Projekte, die sich mit Grundlagen und Quellen befassen,<br />
mit methodischen Fragen, der Erörterung von Leitkategorien,<br />
mit interdisziplinären Recherchen, insgesamt mit solchen wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen, die sich durch Problembewusstsein<br />
und hohes Reflexionsniveau auszeichnen. Die Finanzierung reiner<br />
Katalogisierungs- und Editionsprojekte zählt nicht zu den prioritären<br />
Förderanliegen der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Prof. A. Beyer (Institut für Kunstgeschichte, RWTH, Aachen) widmet<br />
sich mit Unterstützung der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> dem Projekt „Die<br />
Papstgrabmäler – Strategien apostolischen Gedächtnisses. Zu Geschichte<br />
und Formen der päpstlichen Sepulkralkunst“.
103<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Das Forschungsvorhaben wendet sich erstmalig unter genuin kunsthistorischen<br />
Gesichtspunkten ausgewählten Papstgrabmälern zu.<br />
Die Tatsache, dass sich diese immer in Kirchenräumen befinden, in<br />
der Regel erst nach dem Tod eines Pontifex errichtet wurden und<br />
wohl die großartigsten künstlerischen Monumente einer baulich wie<br />
plastisch gestalteten Totenmemoria sind, bestimmt die Konturen der<br />
sich im wesentlichen auf vier Fragenkomplexe beschränkenden<br />
Analyse.<br />
So ist zunächst der Frage nach dem Grabort nachzugehen, denn der<br />
Wunsch, in einer bestimmten Stadt bzw. Kirche, in der Nähe eines<br />
Altares oder Grabes bestattet zu werden, ist doch immer auch Ausdruck<br />
persönlicher Heilserwartung oder Verehrung, familiärer oder<br />
monastischer Zugehörigkeit wie auch bewusster Ausdruck der Distanzierung.<br />
Vor dem Hintergrund, dass Päpste fast immer Stifter ihrer eigenen<br />
Grabmäler sind, deren Fertigstellung selbst jedoch nicht erlebten,<br />
sind Papstgrabmäler nicht selten Denkmäler der Hinterbliebenen, die<br />
im Gedenken an die Verdienste der Verstorbenen weniger die Erinnerung<br />
an den Papst als die an das eigene Geschlecht sichern sollten.<br />
Somit ist vor allem zu erörtern, inwieweit testamentarische Vorgaben<br />
eines Pontifex berücksichtigt, modifiziert oder sogar gänzlich verworfen<br />
wurden, ob – und wenn ja, aus welchen Motiven – Päpste in den<br />
Denkmalbestand päpstlicher Sepulturen eingegriffen haben.<br />
Da sich jedoch nicht nur die Auftraggeber, sondern auch die Künstler<br />
im Papstgrabmal ein Denkmal setzen wollten, ist zu vermuten,<br />
dass das einzigartige Prestige, das mit einem solchen Auftrag verbunden<br />
war, in besonderem Maße ein künstlerisch-kreatives Potential<br />
freisetzte. Jedenfalls musste ein Künstler, der mit der Ausführung<br />
eines Papstgrabmals betraut war, stets in dem Bewusstsein arbeiten,<br />
dass angesichts des mit dem Tod eines Papstes immer wieder neu<br />
formulierten Auftrags sein Entwurf vornehmlich der Kritik künftiger<br />
Bildhauer im Dienste des Pontifex standzuhalten hatte. Das galt vor<br />
allem für St. Peter als einen Ort, an dem nicht nur verschiedene Bildhauer,<br />
sondern auch Skulptur, Malerei und Architektur sich gegenseitig<br />
zu übertrumpfen versuchten.<br />
Bedenkt man schließlich, dass Papstgrabmäler in erster Linie der<br />
apostolischen Memoria dienen, so stellt sich die Frage, inwieweit<br />
Skulptur und Architektur die zeitüberdauernde Erinnerung an den<br />
Papst sichern können. Hier wird sich zeigen, welche Funktion beispielsweise<br />
den Assistenzfiguren im Kontext einer Charakterisierung<br />
von Amt und Person zukommt, oder ob das Papstgrabmal an sich<br />
zum Ort der Vermittlung zentraler christlicher Glaubenswahrheiten<br />
oder Tugendvorstellungen wird. Für all jene Gräber, in denen vollplastische,<br />
oftmals thronend dargestellte, die Idee des unvergänglichen<br />
Papsttums versinnbildlichende Papststatuen zusammen mit Reliefdarstellungen<br />
aus dem Leben des jeweiligen Pontifex auftreten,<br />
ist jedenfalls zu vermuten, dass die narrativen Reliefs in den Dienst
Papst- und<br />
Kardinalsgrabmäler<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 104<br />
einer „persönlichen“ Ikonographie und retrospektiven Memoria, die<br />
vollplastischen Thronfiguren dagegen eher in den Dienst einer<br />
„überpersönlichen“ Ikonographie und prospektiven Memoria treten.<br />
Garanten der Erinnerung sind auch architektonische Elemente wie<br />
z. B. das Motiv des Triumphbogens, ebenso Materialien von memorativ<br />
kaum steigbarer Effizienz wie Bronze und Marmor, wobei deren<br />
Oberflächenbearbeitung zahlreiche Papstgrabmälern jenen „Glanz“<br />
verleiht, der sie einmal mehr in der Erinnerung ihrer Betrachter bleiben<br />
lässt.<br />
„Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der frühen Neuzeit:<br />
Form und Anspruch“ ist Gegenstand einer von der <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />
Studie, der sich Prof. H. Bredekamp (Kunstgeschichtliches Seminar,<br />
Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. V. Reinhardt (Lehrstuhl<br />
für Allgemeine und Schweizer Geschichte, Universität Fribourg/Schweiz)<br />
widmen.<br />
Das Projekt hat die Bestandsaufnahme, Typologisierung, stilistische<br />
wie ikonologische Analyse sowie die kulturhistorische Ausdeutung<br />
jener Papst- und Kardinalsgrabmäler zum Gegenstand, die in Rom<br />
und seiner Umgebung (Latium) in der frühen Neuzeit entstanden<br />
sind. Der Schwerpunkt der Untersuchung wird bei den in Gegenreformation<br />
und Barock entstandenen Monumenten liegen; demgegenüber<br />
dient die Untersuchung von Werken des 18. Jahrhunderts<br />
und aus präreformatorischer Zeit vor allem der Erschließung von<br />
Vergleichskategorien.<br />
Die Zahl und künstlerische Qualität der in Rom erhaltenen Grabmäler<br />
von Angehörigen der gesellschaftlichen Oberschicht aus der<br />
zu untersuchenden Epoche dürfte weltweit einmalig sein. Der<br />
Hauptgrund für diesen Sachverhalt ist in den spezifischen politischen<br />
und gesellschaftlichen Strukturen zu suchen, die den Kirchenstaat<br />
auszeichneten, seiner im europäischen Vergleich doppelt<br />
eigentümlichen Verfassung als kirchliche und Wahl-Monarchie. Die<br />
sich daraus ergebende Verhinderung von dynastisch-herrscherlicher<br />
Traditionsbildung hatte weitreichende Folgen für die soziale Wirklichkeit<br />
insofern, als der kontinuierliche Wechsel von regierenden<br />
Familien zu einem außergewöhnlich mobilen und dementsprechend<br />
hochkompetitiven Sozialklima führte. Der Aufstieg einer Familie<br />
konnte in Rom leichter gelingen und weiter führen als irgendwo anders.<br />
Innerhalb der durch diese strukturellen Eigentümlichkeiten sozial<br />
besonders mobilen römischen Gesellschaft der frühen Neuzeit<br />
stellte die Perpetuierung von „memoria“ prominenter Familienmitglieder<br />
ein unverzichtbares Element kultureller Etablierungsstrategien<br />
dar. Grabmäler dienten nicht nur dazu, die Erinnerung an bedeutende<br />
Vorfahren wachzuhalten, sie boten vor allem auch die<br />
Möglichkeit, durch den Hinweis auf die legitimierende Existenz von<br />
Traditionslinien, Führungsansprüche in der Gegenwart und für die<br />
Zukunft zu untermauern. Zudem ist die Darstellung einer Herrschaftselite<br />
„sub specie aeternitatis“ höchst signifikant für die Normen,<br />
die das von ihr dominierte soziopolitische System strukturieren
105<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
und repräsentieren. Die römischen Grabmäler sind so als bildliche<br />
Inszenierung des Kodex karriere- und renommeeträchtiger Werte zu<br />
verstehen, der allgemein von der Herrschaftselite approbiert, aber<br />
auch in regelmäßigen Abständen neu definiert wurde. Als integraler<br />
Bestandteil des Kanons ritueller und symbolischer Gesten, der die sozialen<br />
und funktionalen Beziehungen der neuzeitlichen Kurie in so<br />
hohem Maße bestimmt, versinnbildlichten die Papst- und Kardinalsgrabmäler<br />
den hierarchisch geprägten, politischen Anspruch der<br />
verschiedenen Elitegruppen.<br />
Aufgabe des „Corpus der römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler“<br />
ist es, nicht nur den Bestand an Monumenten im engeren<br />
kunsthistorischen Sinn deskriptiv zu erfassen und stilkritisch zu untersuchen,<br />
sondern auch in den Kontext ihrer kulturellen, mentalen<br />
und soziokulturellen Entstehungsbedingungen einzubetten und sie<br />
als gezielt eingesetzte Instrumente zur Legitimation, Fundamentierung,<br />
Intensivierung und Dynamisierung von Macht und Status ihrer<br />
Auftraggeber zu deuten. Die Auswertung des durch die Grabmäler<br />
konstituierten Quellenmaterials gestattet es, Einblick in die Binnenstruktur<br />
der Kurie sowie die Schichtung und Konkurrenz der mit ihr<br />
ebenso konfliktträchtig wie unauflöslich verflochtenen römischen<br />
Elitensegmente zu gewinnen. Schließlich erlaubt die Untersuchung<br />
Rückschlüsse auf die Normen und den Normenwandel prestigeträchtiger<br />
Autorepräsentation einer präzise umrissenen Funktionselite<br />
mit europäischer Ausstrahlung, die bis zum Ende des Alten Reiches<br />
ungebrochen blieb.<br />
Die lückenlose Katalogisierung der Papstgrabmäler in Rom und im<br />
Latium ist bereits durch eine Studie von Martin Borgolte („Petrusnachfolge<br />
und Kaiserimitation. Die Grablegen der Päpste, ihre Genese<br />
und Traditionsbildung“, 1989) abgeschlossen. Sie wird für das<br />
Corpus-Projekt die Grundlage zur Analyse der Papstgrabmäler der<br />
frühen Neuzeit sein. Dagegen muss die vollständige Erfassung der<br />
zahlreichen Kardinalsgrabmäler in Rom und Latium noch geleistet<br />
werden. Um diese Monumente ausfindig zu machen, um weitere Informationen<br />
zu den Mitgliedern der römischen Kurie und der Kardinalsfamilien<br />
zu erhalten, ist u. a. auch auf schriftliche Quellen, die in<br />
den Archiven des Vatikans und römischer Adelsfamilien lagern,<br />
zurückzugreifen.<br />
Die interdisziplinären Ansätze, die sich aus dem „Corpus-Projekt“<br />
ergeben, lassen es wünschenswert erscheinen, die gewonnenen Erkenntnisse<br />
auf Forschungskongressen zur Diskussion zu stellen. Als<br />
Teilnehmer sollen dazu neben Historikern und Kunsthistorikern<br />
auch Wissenschaftler benachbarter Disziplinen, etwa Archäologen,<br />
Philologen, Soziologen und Anthropologen eingeladen werden. Es<br />
ist vorgesehen, die Ergebnisse des Forschungsprojekts in einem Katalog<br />
zur päpstlichen Sepulkralkunst in der frühen Neuzeit (inklusive<br />
fotographischer Dokumentation) zu publizieren.
J. Burckhardt<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 106<br />
Die Arbeit soll in einem engen Austauch mit dem von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> geförderten Projekt „Die Papstgrabmäler – Strategien<br />
apostolischen Gedächtnisses – Zu Geschichte und Formen der päpstlichen<br />
Sepulkralkunst“ von Prof. A. Beyer, Aachen, entwickelt werden.<br />
Weiterhin ist eine Kooperation mit dem von der DFG geförderten<br />
Forschungsprojekt „Römische Mikropolitik unter Papst Paul V.<br />
Borghese (1605–1621)“ von Prof. W. Reinhard, Freiburg i. Br., geplant.<br />
Die Herausgabe von „Jacob Burckhardt: Vorlesungen ,Neuere Kunst<br />
seit 1550‘, Teil 2, Textkritische Edition, Kommentar, kunstgeschichtliche<br />
Würdigung“ ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens von<br />
Prof. W. Schlink und E. Mongi-Vollmer, M. A. (Kunstgeschichtliches<br />
Institut, Universität Freiburg i.Br.).<br />
Die bislang nahezu unbekannten Vorlesungen zur Kunst des 17. und<br />
18. Jahrhunderts, die Jacob Burckhardt zwischen 1877 und 1892 wiederholt<br />
überarbeitet und vorgetragen hat, werden in der 2. Abteilung<br />
(aus dem Nachlass edierte Schriften) der Jacob Burckhardt Werke,<br />
Kritische Gesamtausgabe, Band II, 5 erscheinen.<br />
In dem seit Herbst 1999 bearbeiteten 2. Teil der Vorlesungen setzt<br />
sich Burckhardt weiterhin mit der niederländischen Kunst des 17.<br />
und 18. Jahrhunderts auseinander und widmet sich darüber hinaus<br />
zum ersten Mal der französischen Malerei dieses Zeitraums. Die Behandlung<br />
und Bewertung dieser beiden Sachgebiete weist jedoch<br />
Unterschiede auf. So erfährt die niederländische Malerei in der Regel<br />
eine positive bis euphorische Bewertung und dies in erster Linie deshalb,<br />
weil Burckhardt in der Darstellung eine Auseinandersetzung<br />
mit dem Wie vorfindet, in der das Sujet – weil ohnehin für alle bekannt<br />
– in den Hintergrund rückt. Diese Bildsprache scheint ihm für<br />
alle, Künstler und Besteller bzw. Käufer, selbstverständlich. Die französische<br />
Malerei dagegen sieht Burckhardt keineswegs in der Lage,<br />
dieses hohe Niveau der unausgesprochenen Übereinkunft von<br />
Künstlern und Auftraggebern zu gewährleisten, da in Frankreich die<br />
Kunst durch den Absolutismus Louis XIV und die stark reglementierte<br />
Kunstproduktion der Académie Royale zu einseitig geprägt sei.<br />
Doch nicht nur in der Bewertung, auch in der Auseinandersetzung<br />
unterscheidet sich der Teil der Vorlesung über die niederländische<br />
Kunst von dem der Frankreich gewidmeten. Zwar bildet sich Burckhardt<br />
bei beiden Sachgebieten das Urteil meist aufgrund der unmittelbaren<br />
Anschauung in den großen europäischen Sammlungen,<br />
doch trägt er darüber hinaus für die Vorlesung zu einzelnen Künstlern<br />
und Objekten vielerlei Fakten und Argumente aus der Sekundärliteratur<br />
zusammen. Für die holländische Kunst schöpft er aus der<br />
jeweils aktuellen deutschen (Wilhelm Bode 1892) und französischen<br />
Forschung (Emile Michel, Henry Havard 1888), für die französische<br />
Malerei greift er dagegen auf veraltete Literatur wie Giovanni Pietro<br />
Bellori (1672) und Giovanni Domenico Fiorillo (1815–1820) zurück.
107<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Abb. 9: Projekt „Jacob Burckhardt: Vorlesungen ,Neuere Kunst seit 1550‘, Teil 2,<br />
Textkritische Edition, Kommentar, kunstgeschichtliche Würdigung“: Blatt 259 aus der<br />
Vorlesung „Holländische Kunst des 17. Jahrhunderts“. Exemplarisch zeigt dieses<br />
Blatt die Arbeitsweise Burckhardts. In der Kopfzeile sind der Titel der Vorlesung aufgeführt<br />
und darunter die differenzierteren Einheiten, wie hier „Thiere und Pastoralen“<br />
und „Italisirende Richtung“. Die Zahl oben rechts gibt jeweils die Grundpaginierung<br />
der Blätter an. Der in schwarzer Tinte flüssig durchgeschriebene Haupttext<br />
wurde im Laufe der Jahre und der mehrfach wiederholten Vorlesung erweitert bzw.<br />
korrigiert durch Rand- und Interlinearzusätze, ab 1885 in violetter Tinte.
Kunst aus<br />
Metall<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 108<br />
Die Identifikation der von Burckhardt in seinem Vorlesungsmanuskript<br />
genutzten Literatur ist Teil des nahezu abgeschlossenen, auf<br />
Vorlesungsinhalte bezogenen Sachkommentares. Der nunmehr in<br />
Arbeit befindliche Textkommentar schildert dagegen den Zustand<br />
des Manuskriptes selbst und merkt spätere Zusätze oder Streichungen<br />
bzw. Verschiebungen von Textblöcken an. Auf diese Weise wird<br />
das Sukzessive der Entstehung sichtbar und einzelne Zusätze können<br />
zeitlich fixiert werden, wenn sie z. B. Zitate aus gerade erschienenen<br />
Publikationen, die durch den Sachkommentar ermittelt wurden,<br />
beinhalten.<br />
Die Edition ermöglicht auf diese Weise unterschiedliche Lektüreformen:<br />
auf der einen Seite stehen die vermittelten Inhalte, die aufgrund<br />
ihres Ansatzes – nämlich die Kunstproduktion mit der allgemeingeschichtlichen<br />
Situation bzw. Mentalität eines Volkes in Verbindung<br />
zu setzen – neben Kunsthistorikern auch für Historiker und<br />
Kulturhistoriker von Interesse sein werden. In Kombination mit der<br />
Darstellung der Textgestalt wird auf der anderen Seite ein Beitrag<br />
zur Fachgeschichte entstehen, da hier der Entwicklungsprozess<br />
Burckhardts über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren nachzuspüren<br />
sein wird.<br />
Neben der laufenden Editionsarbeit (Transkription und Kommentierung<br />
der Vorlesungen) ist abschließend die Einordnung der Vorlesungen<br />
,Neuere Kunst seit 1550‘ in das Gesamtwerk Burckhardts<br />
und in die Kunsthistoriographie seiner Zeit geplant.<br />
„Kunst aus Metall. Designer und Hersteller von Luxus- und Gebrauchsgütern<br />
aus edlen und unedlen Metallen in Deutschland<br />
1871–1945. Ein Referenzhandbuch“ ist Thema eines von der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes des Badischen Landesmuseums,<br />
Karlsruhe (Dr. R. Sänger).<br />
Parallel zum ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmenden Bevölkerungswachstum<br />
und der Verstädterung verlief ein allgemeiner Industrialisierungsprozess,<br />
der die zünftig organisierten Handwerke<br />
durch neue und arbeitsteilige Herstellungsmethoden zum großen<br />
Teil ersetzte. Dieses Phänomen betraf in besonderer Weise jene Berufszweige,<br />
die sich seit alters her der Herstellung von Gold- und Silberschmiedewaren<br />
(Prunk- und Tafelgeräte, Bestecke und Schmuck)<br />
sowie von Zinn- und Messingwaren für den Luxus- und Alltagsgebrauch<br />
widmeten. Vor allem mit dem Wegfall der Zoll- und Handelsschranken<br />
(bis 1868), der Reichsgründung von 1871 sowie mit dem<br />
Sinken der Silberpreise expandierte diese Branche, so dass sich in jeder<br />
größeren Stadt des Deutschen Reiches Gold- und Silberschmiede<br />
und Juweliere etablierten; in bestimmten Zentren (Berlin, Bremen,<br />
Düsseldorf, Hanau, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Pforzheim) entstanden<br />
darüber hinaus Silberwaren- und Metallwarenfabriken von<br />
zum Teil internationaler Bedeutung.<br />
In den zwanziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich<br />
die wissenschaftliche Forschung fast ausschließlich der Erfassung
109<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
der noch zünftig arbeitenden Kunsthandwerker auf diesen Gebieten<br />
gewidmet. Sie endete spätestens mit der Phase der Auflösung der<br />
Zünfte, d. h. um die Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />
Das Forschungsprojekt beabsichtigt, diese Standardwerke mit der<br />
inzwischen erfolgten Akzeptanz der kunst- und kulturgeschichtlichen<br />
„Epochen“ des Historismus, des Jugendstils und der Bauhausära<br />
fortzuschreiben und eine Forschungslücke für den Zeitraum<br />
1860–1945 zu schließen.<br />
In der Konzeption soll sich das Arbeitsvorhaben insofern von der<br />
früheren Forschung unterscheiden, als es den völlig geänderten wirtschafts-<br />
und kunsthistorischen Rahmenbedingungen Rechnung tragen<br />
muss. Denn neben den klassischen Gold- und Silberschmieden<br />
müssen nun auch die Manufakturen und Fabriken der Luxus- und<br />
Gebrauchsgüterindustrie berücksichtigt werden, da in bzw. für deren<br />
Firmenateliers namentlich bekannte Musterzeichner und Künstler<br />
als Entwerfer und „Designer“ arbeiteten, die, ihrem Individualstil<br />
folgend, moderne und zeittypische Modelle für die Fabrik lieferten.<br />
Somit soll gewährleistet sein, dass das gesamte Spektrum der am Zustandekommen<br />
eines Objektes Beteiligten erschlossen und dargestellt<br />
werden kann: der freie Künstler als Entwerfer, der ausführende<br />
bzw. individuell arbeitende Kunsthandwerker und der für die serielle<br />
Produktion notwendige Fabrikant.<br />
An der Hamburger Kunsthalle (Direktor Prof. U. M. Schneede) wird<br />
mit Förderung durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ein „Bestandskatalog<br />
der flämischen und holländischen Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts<br />
im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle“ erarbeitet.<br />
Die Zeichnungen der holländischen und flämischen Schule bilden<br />
neben den Zeichnungen der italienischen Schule, der deutschen Romantik<br />
(Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge) und der klassischen<br />
Moderne einen Schwerpunkt des Hamburger Kupferstichkabinetts.<br />
Ein Katalog, der diesen Teilbestand der Sammlung erfasst<br />
und einer interessierten Öffentlichkeit sowie der kunsthistorischen<br />
Forschung zugänglich macht, existiert nicht. Der Bestandskatalog<br />
der flämischen und holländischen Zeichnungen soll den Auftakt<br />
einer Reihe weiterer Kataloge zum Bestand des Kupferstichkabinetts<br />
bilden.<br />
Die annähernd 1200 Zeichnungen der flämischen und holländischen<br />
Schule vom 16. bis 18. Jahrhundert bilden eine der bedeutendsten<br />
Zeichnungssammlungen im In- und Ausland. Den Schwerpunkt bilden<br />
die Zeichnungen der holländischen Schule des 17. Jahrhunderts,<br />
sowohl die Qualität der Blätter als auch deren Anzahl betreffend.<br />
Der größte Teil der holländischen Zeichnungen geht auf die Sammlung<br />
des Ernst G. Harzen (1790–1863) zurück, der diese 1863 zusammen<br />
mit einem großen Graphik-Konvolut der Hamburger Kunsthalle<br />
vermachte. Harzen war einer der wichtigsten Kunstsammler und -<br />
Hamburg<br />
Flämische und<br />
holländische<br />
Zeichnungen
Frankfurt a. M.<br />
Holländische<br />
Gemälde<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 110<br />
-händler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kontakte zum internationalen<br />
Kunsthandel, vor allem nach England, sowie zu den<br />
Museumssammlungen (u. a. war Harzen für die Kabinette in Berlin<br />
und Dresden tätig) schufen die Voraussetzung für seine umfangreiche<br />
Sammlungstätigkeit.<br />
Ihren internationalen Rang erhält die Sammlung u. a. durch den umfangreichen<br />
Bestand der holländischen Landschaftszeichnungen des<br />
17. Jahrhunderts sowie durch die Zeichnungen Rembrandts und seiner<br />
Schule. So ist Jacob Ruisdael mit 17 Blättern, Pieter de Molijn mit<br />
11, Hendrik Averkamp mit 11 und Herman Saftleven mit 14 Blättern<br />
vertreten. Von Rembrandt besitzt das Kupferstichkabinett mehr als<br />
10 Zeichnungen sowie 30 von seinen Schülern oder Nachfolgern. Die<br />
Genredarstellung ist vor allem durch Adriaen van Ostade mit 40 Blättern,<br />
Isaac van Ostade mit 10 oder Cornelis Dusart mit 11 Blättern<br />
vertreten. Hinzu kommt eine repräsentative Auswahl von frühen niederländischen<br />
Zeichnungen des 16. Jahrhunderts (Gerard David,<br />
Pieter Coecke van Aelst, Maarten van Heemskerk mit 5 Blättern,<br />
Herri Bles, David Vinckboons) sowie die kleine Sammlung von flämischen<br />
Zeichnungen, darunter Blätter von Peter Paul Rubens, Anton<br />
van Dyck, Jacob Jordaens oder David Teniers, die nicht durch<br />
ihren Umfang, wohl aber durch ihre Qualität von Bedeutung ist.<br />
Auch das 18. Jahrhundert ist mit einer umfangreichen Sammlung<br />
von Blättern holländischer Künstler repräsentativ vertreten.<br />
Der Bearbeitung des ersten Bandes des wissenschaftlichen Bestandskatalogs<br />
in drei Bänden zu den holländischen Gemälden des Barock<br />
(ca. 1550–1800) im Städelschen Kunstinstitut dienen Fördermittel für<br />
Prof. H. Beck, Direktor des Städelschen Kunstinstituts und der Städtischen<br />
Galerie, Frankfurt a. M.<br />
Der Katalog, der im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Katalogisierungskampagne<br />
im Städelschen Kunstinstitut steht, soll erstmalig<br />
einen bislang weitgehend unbearbeiteten Teil der Sammlung<br />
wissenschaftlich erschließen und der Kunstwissenschaft sowie der<br />
Öffentlichkeit zugänglich machen. Aufgrund des großen Bestandes<br />
von insgesamt 197 Werken der holländischen Barockmalerei ist der<br />
Bestandskatalog auf drei Bände angelegt. Der zweite Band, der die<br />
zwischen 1615 und 1630 geborenen Künstler versammelt und vom<br />
Städelschen Museums-Verein finanziert wird, soll parallel zum ersten<br />
Band bearbeitet werden. Der dritte Band wird sich daran anschließen<br />
und die nach 1630 geborenen Maler in den Blick nehmen.<br />
Im Zuge dieser umfassenden Untersuchungen soll der gesamte Bestand<br />
der barocken Gemälde stilistisch und ikonographisch eingeordnet<br />
und gemäß moderner gemäldetechnischer Methoden analysiert<br />
werden. So sollen in den Katalogtexten die Bilder beschrieben<br />
und gedeutet, Auskunft über Zustand, Provenienz und Forschungsstand<br />
der Werke gegeben und die Ergebnisse der holzbiologischen<br />
und röntgenologischen Untersuchungen referiert werden.
111<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Abb. 10: Projekt „Bearbeitung des ersten Bandes des wissenschaftlichen Bestandskataloges<br />
in drei Bänden zu den Holländischen Gemälden des Barock (ca. 1550 – 1800)<br />
im Städelschen Kunstinstitut“: Dirck Hals (Haarlem 19. 3. 1591 – vor dem 17. 5. 1656<br />
Haarlem) „Fröhliche Gesellschaft“.
Dessau<br />
Flämische<br />
Gemälde<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 112<br />
Der erste Band soll die holländische Malerei des späten 16. Jh., also<br />
den Übergang vom Manierismus zum Barock, thematisieren. Die<br />
Herausbildung einer genuin holländischen Barockkunst, die für<br />
ihren wirklichkeitsnahen Zugriff auf die alltägliche Lebenswelt bekannt<br />
geworden ist, steht dabei im Vordergrund und soll im Zusammenhang<br />
mit den politischen Unabhängigkeitsbestrebungen der<br />
nördlichen Provinzen gesehen werden. Da sich neben weniger bekannten<br />
Bildern u. a. auch Spitzenwerke in der Sammlung befinden,<br />
wie etwa Arbeiten von Roeland Savery, Karel von Mander, Abrahm<br />
Bloemaert, Jan van Goyen, Rembrandt und Dirck Hals, wird der erste<br />
Katalogband einen repräsentativen Querschnitt durch die frühe<br />
Barockmalerei bieten. Die sich daran anschließenden Bände sollen<br />
die Fragestellungen des ersten Bandes aufgreifen und u. a. an<br />
ebenso beispielgebenden Werken von Jacob Ruisdael, Gerard Dou<br />
und Jan Vermeer weiter entwickeln.<br />
Dr. N. Michels (Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau) erhält für den<br />
Bestandskatalog der flämischen Gemälde aus dem Besitz der Anhaltinischen<br />
Gemäldegalerie Dessau Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau stellt mit ihrem Bestand<br />
von ca. 2.000 Gemälden des 16. bis 20. Jahrhunderts die größte<br />
Sammlung alter Meister in Sachsen-Anhalt dar. Zur Galerie gehören<br />
die bedeutendsten Stücke der Sammlung von Fürst Leopold III.<br />
Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) sowie der aus dem<br />
Besitz der kunstsinnigen und hochgebildeten Prinzessin Henriette-<br />
Amalie von Anhalt-Dessau (1720–1793) stammende Bestand, der insbesondere<br />
Werke herausragender niederländischer Künstler enthält.<br />
Diese Gemälde gehen auf das Erbe der mit Fürst Johann Georg II.<br />
von Anhalt-Dessau (1627–1693) verheirateten Henriette Katharina<br />
von Nassau-Oranien (1637–1708) zurück. Der heute nach Kriegsauslagerung<br />
und Verschleppung nach Russland wieder im Besitz der<br />
Anhaltinischen Gemäldegalerie Dessau befindliche Bestand an niederländischen<br />
Gemälden umfasst ca. 160 flämische und ca. 180<br />
holländische Bilder aus der Zeit des 16. bis frühen 18. Jahrhunderts.<br />
Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt bei der Portraitmalerei. Viele<br />
Bilder zeichnen sich durch hohe Qualität aus. Ein großer Anteil der<br />
Gemälde ist signiert und datiert.<br />
Nachdem bereits zum Bestand deutscher Gemälde des 16. und 17.<br />
Jahrhunderts und zum Bestand der altniederländischen und flämischen<br />
Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts wissenschaftliche, von<br />
der <strong>Stiftung</strong> geförderte Werkverzeichnisse erarbeitet worden sind,<br />
soll nun als Band 3 der auf insgesamt vier Bände angelegten Reihe<br />
„Bestandskataloge der Anhaltinischen Gemäldegalerie Dessau“ der<br />
Katalog „Die Holländischen Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts“<br />
folgen.<br />
Wie schon bei den ersten Bänden wird die klassische Form eines<br />
kunstgeschichtlichen Bestandskataloges (nach dem Vorbild der Ka-
113<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
taloge der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und des Wallraf-Richartz-Museums<br />
in Köln) gewählt.<br />
Die Katalogtexte sollen für die einzelnen Gemälde umfassen:<br />
– die technischen Angaben und Bezeichnungen,<br />
– die vollständige Erfassung aller Publikationstitel,<br />
– die Referierung und kritische Aufarbeitung der Forschungsergebnisse,<br />
– die Einbeziehung restauratorischer Ergebnisse,<br />
– den Nachweis von ikonographischen Besonderheiten.<br />
Prof. H. Marx (Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden) wurden von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für ein Kritisches<br />
Bestandsverzeichnis der spanischen Gemälde der Gemäldegalerie<br />
Alte Meister bewilligt.<br />
Die Gemäldegalerie Alte Meister verfügt nach Anzahl und Bedeutung<br />
der Stücke über eine Sammlung von spanischen Gemälden von<br />
einzigartigem Rang in Deutschland. Es handelt sich um 31 erhaltene<br />
(und 2 verlorene) Gemälde, für die bisher noch kein Katalog vorliegt.<br />
Grundlage der Bearbeitung sollen neben den traditionellen kunsthistorischen<br />
Schwerpunkten Stilkritik und Ikonographie die neuen naturwissenschaftlichen<br />
Analysemöglichkeiten sowie die Darstellung<br />
der Sammlungsgeschichte sein.<br />
Folgende Arbeitsschritte sind vorgesehen:<br />
– Auseinandersetzung mit den Originalen unter Hinzuziehung des<br />
Urteils von Restauratoren sowie technischen Analysen und Fotografien,<br />
– Studium relevanter Gegenstücke, vor allem in Spanien, wo sich<br />
noch heute rund die Hälfte aller eigenhändigen Gemälde von<br />
Velázquez, Ribera, Murillo und Zurbarán befindet, darunter die<br />
meisten ihrer besten Bilder,<br />
– Aufarbeitung des Forschungsstandes in deutschen (vor allem Berlin:<br />
Kunstbibliothek und Ibero-Amerikanisches Institut, München:<br />
Zentralinstitut für Kunstgeschichte) und ausländischen, namentlich<br />
spanischen Bibliotheken,<br />
– Aktenstudium in Dresden und im Ausland, wiederum vor allem in<br />
Spanien.<br />
Von besonderer Relevanz für die internationale Forschungsdiskussion<br />
sind die Velázquez-Porträts und Fragen der Eigenhändigkeit eines<br />
Teils der Ribera-Gemälde.<br />
Für die „Katalogisierung der Malerei aus Florenz und Siena in den<br />
Beständen des Lindenau Museums in Altenburg“ erhält Prof. M. Boskovits<br />
(Dipartimento di Storia delle Arti e dello Spettacolo, Università<br />
Dresden<br />
Spanische<br />
Gemälde<br />
Altenburg<br />
Italienische<br />
Malerei
Verona<br />
Sammlung<br />
Maffei<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 114<br />
degli Studi di Firenze, und Corpus of Florentine Painting) Fördermittel<br />
der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Als der ehem. sächsische Staatsminister Bernhard August von Lindenau<br />
(1779–1854) am 1. April 1848 sein Museum in Altenburg eröffnete,<br />
nannte er im begleitenden Katalog als Movens für sein Handeln:<br />
„ ... einmal die eigene Vorliebe für altgriechisch-mediceischitalienische<br />
Kunst und dann die Thatsache, dass meine Vaterstadt aller<br />
plastischen Hülfsmittel entbehrt, um eine Kenntnis schöner Vorbilder<br />
der Malerei, Bau- und Bildhauerkunst und damit eine höhere,<br />
geläuterte Bildung des Geschmacks zu erhalten“. Seit ca. 1828 sammelte<br />
Lindenau italienische Bildwerke mit großen Sachverstand, und<br />
heute sind viele der bedeutendsten Namen italienischer Maler des<br />
13.–16. Jahrhunderts im Lindenau-Museum vertreten: neben Giottos<br />
Zeitgenossen Pietro Lorenzetti, Bernardo Daddi, Pacino da Buonaguida<br />
u. a. finden sich zentrale Werke der italienischen Früh- und<br />
Hochrenaissance von Masaccio, Fra Angelico, Sandro Botticelli, bis<br />
hin zu Perugino und Luca Signorelli.<br />
Da in den letzten Jahren die wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände<br />
italienischer Malerei der Gotik und Renaissance national wie<br />
international intensiv vorangetrieben wird, bot es sich an, durch eine<br />
Neubearbeitung der Altenburger Bestände ein weiteres Glied in<br />
diese Kette einzuführen. Der bis heute verbindliche Katalog ist jener<br />
1961 durch Robert Oertel publizierte, der seinerzeit mustergültig erstellt<br />
wurde. In den seither vergangenen 40 Jahren wurden aber auf<br />
nationaler wie internationaler Ebene wichtige Entdeckungen gemacht,<br />
die viele der Altenburger Gemälde in neuem Lichte erscheinen<br />
lassen. Hinzu kommt der naturwissenschaftlich-technische Fortschritt<br />
bei der Untersuchung und Restaurierung von Gemälden, der<br />
Aufschlüsse liefert und Erkenntnisse ermöglicht, von denen zu Oertels<br />
Zeiten auch nicht die geringste Vorstellung existierte.<br />
Mit finanzieller Unterstützung durch die <strong>Stiftung</strong> wird im Archäologischen<br />
Institut, Forschungsarchiv für Antike Plastik, Universität zu<br />
Köln (R. Förtsch) ein Wissenschaftlicher Katalog der Skulpturensammlung<br />
des Scipione Maffei in Verona erstellt. Bearbeiterin ist Dr.<br />
A. M. Pastorino.<br />
Das Museo Maffeiano wurde von Scipione Maffei 1744 in Verona gegründet.<br />
Seine nach didaktischen Gesichtspunkten, öffentlich zugängliche<br />
und damit nach völlig neuen Kriterien konzipierte Sammlung<br />
wurde für die Museen des 19. Jahrhunderts vorbildlich. Ein<br />
1749 erstellter Stichwerkkatalog bildete sowohl die vorhandenen als<br />
interessanterweise auch die noch zu erwerbenden Stücke ab und erläuterte<br />
sie.<br />
Obwohl das Museum seit langem Gegenstand intensiver Forschungen<br />
ist, fehlt bislang ein systematischer Katalog, der alle noch heute<br />
vorhandenen Skulpturen sowie die bisher erschienene Literatur erfasst.<br />
Anliegen dieses Projektes ist es daher, die ideelle Konzeption<br />
im Stichwerk und die tatsächliche Aufstellung der Objekte im 18.
115<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Abb. 11: Projekt „Kritisches Bestandsverzeichnis der spanischen Gemälde der<br />
Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlung Dresden“: Zurbaran „Der<br />
hl. Bonaventura im Gebet“
Dresden<br />
Porzellansammlung<br />
Kunstkammer<br />
der Landgrafen<br />
von Hessen<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 116<br />
Jahrhundert zu ergründen und mit dem heutigen Bestand in Beziehung<br />
zu setzen.<br />
Als Publikationsformen sind ein Katalogband sowie eine für den Internet-Benutzer<br />
kostenlos abrufbare Online-Neuedition des Stichwerkes<br />
geplant.<br />
Dr. U. Pietsch (Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden) widmet sich mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> den Forschungsarbeiten<br />
zur „ehemaligen königlichen Porzellansammlung<br />
Augusts des Starken und Augusts III. zu Dresden“.<br />
Die im Dresdener Zwinger befindliche ehemalige königliche Porzellansammlung,<br />
die auf den sächsischen Kurfürsten-König August II.<br />
(August der Starke) und seinen Sohn August III. zurückgeht, zählt<br />
mit rund 18.000 Stücken weltweit zu den bedeutendsten Porzellansammlungen.<br />
Sie repräsentiert in exemplarischer Weise die Produktionen<br />
der japanischen, chinesischen und Meißner Porzellanmanufakturen.<br />
Vor allem im 19. Jahrhundert musste diese Sammlung aufgrund<br />
von Verkäufen umfangreiche Verluste hinnehmen; auch nach<br />
den beiden Weltkriegen gingen zahlreiche Stücke verloren.<br />
Das Projekt verfolgt, neben einer noch ausstehenden Katalogisierung<br />
der zentralen Bestände, auch die Behandlung einer Reihe von<br />
Problemen und Fragen zur Geschichte des Sammlungsbestandes<br />
und seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Einordnung und Bewertung.<br />
Im ersten Jahr der Förderung wurde schwerpunktmäßig die Erfassung<br />
des Bestandes durch eine Datenbank sowie eine Identifikation,<br />
Abgleichung und Auswertung der entsprechenden Eintragungen in<br />
den alten Inventaren von 1721 und 1779 durchgeführt. Dabei wurden<br />
bereits geschlossene Sammlungsbestandteile wie das chinesische Yixing-Steinzeug<br />
und die Dehua-Porzellane, Teile der chinesischen<br />
Blau-Weiß-Porzellane sowie Meißener Porzellane aus den Anfängen<br />
der Manufakturgeschichte erfasst, insgesamt ca. 2.400 Stücke.<br />
Schwerpunkt der Recherchen sind die Sichtung und Auswertung der<br />
Archivalien, welche weitere Aufschlüsse über die ursprünglichen<br />
Konzeptionen und Präsentationen der Porzellansammlung im<br />
Holländischen und Japanischen Palais geben werden. Von besonderer<br />
Bedeutung ist dabei die Untersuchung des Stellenwertes der Porzellansammlung<br />
innerhalb der königlichen Kunstsammlungen; auch<br />
sollen die persönlichen Vorstellungen der Sammlerpersönlichkeiten<br />
August des Starken und seines Nachfolgers August III. beleuchtet<br />
werden.<br />
Die Staatlichen Museen Kassel (Prof. P. Gercke) erhalten Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong> für die Erarbeitung einer Monographie über Die<br />
Kunst- und Silberkammer der Landgrafen von Hessen.<br />
Der Hof der Landgrafen zu Hessen-Kassel war neben dem Kaiserhof<br />
in Prag und Wien sowie den Höfen in Dresden und München einer
117<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
der wichtigsten des Reiches. Die von den Landgrafen vom 16. bis<br />
zum 18. Jahrhundert zusammengetragenen Bestände der Kunst- und<br />
Silberkammer zählen zu den herausragendsten ihrer Art von internationalem<br />
Ruf. Sie umfassten Kunstgegenstände von namhaftesten<br />
Künstlern ihrer Zeit und von herausragender Qualität wie prunkvolle<br />
Gold- und Silberschmiedearbeiten, gefasste Straußeneier, Kokosnüsse,<br />
Hornbecher, Nautiluspokale, Schmuck und Pretiosen. Gefäße<br />
und Skulpturen aus gedrechseltem und geschnitztem Elfenbein,<br />
Bernstein, Achat oder Bergkristall gehörten ebenso zum Besitz der<br />
Landgrafen wie Kunstkammerschränke, Wachsskulpturen oder<br />
Kleinbronzen. Zu den Sammlungen zählten ebenso „Naturalia“ wie<br />
ausgestopfte Schlangen oder seltsame Geweihe und eine reiche<br />
Sammlung an „Scientifica“, wissenschaftlichen Instrumenten und<br />
Uhren. Als Sammlungs- und Forschungsstätte, Studienraum und Labor<br />
wurden in Kassel wie in vergleichbaren höfischen Sammlungen<br />
alle diese Erzeugnisse der Natur und des Menschen zusammen präsentiert,<br />
und es sollten die Kunstfertigkeit und die wissenschaftlichen<br />
Möglichkeiten, mit denen der Mensch diese natürlichen Materialien<br />
bearbeitete, erforscht werden.<br />
Anders als die Kunst- und Schatzkammern der Habsburger in Prag,<br />
Wien und Ambras, der Wittelsbacher in München oder der Wettiner<br />
in Dresden, sind die Kasseler Bestände und ihre Geschichte bislang<br />
jedoch kaum erschlossen. Ziel des Projektes ist eine umfassende<br />
Publikation zur Kasseler Kunst- und Silberkammer, mit der eine<br />
Neupräsentierung der Objekte verbunden sein wird. Darin sollen<br />
Entstehung und Geschichte der gesamten Kasseler Kunst- und Silberkammer<br />
– ob Naturalia, Scientifica oder Arteficialia – dargelegt<br />
werden. Im Katalogteil soll als Kernbestand der Kunst- und Silberkammer<br />
die ca. 800 Werke umfassende Sammlung der Kunstgegenstände<br />
vorgestellt werden.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. T. W. Gaethgens (Deutsches Forum für<br />
Kunstgeschichte, Paris) bei dem Vorhaben „Französische Kunst im<br />
Nachkriegsdeutschland – Deutsche Moderne in Frankreich nach<br />
1945. Deutsch-französisches Forschungsprojekt zum Kunst- und Kulturtransfer<br />
im 20. Jahrhundert“.<br />
Das Vorhaben versteht sich als Beitrag zur europäischen Kunst- und<br />
Kulturgeschichte, wobei die deutsch-französischen Beziehungen der<br />
Nachkriegszeit in den Blick genommen und durch die systematische<br />
Auswertung von grenzüberschreitenden Künstlerkontakten, Quellen,<br />
Ausstellungen, kritischen Stellungnahmen und kunstpolitischen<br />
Zielsetzungen in ihrer historischen Perspektive erforscht werden sollen.<br />
Die unterschiedlichen Motivationen dieses Kulturtransfers bis<br />
1959 nachzuzeichnen, also bis zur documenta II – zu diesem Zeitpunkt<br />
setzt der europäische Siegeslauf des amerikanischen abstrakten<br />
Expressionismus ein -, ist bislang nur in Ansätzen geleistet worden<br />
und könnte die Kulturgeschichte der Nachkriegsmoderne in einer<br />
prägnanten Gegenüberstellung der wechselseitigen Wahrnehmungen<br />
vergegenwärtigen.<br />
Deutschland/<br />
Frankreich<br />
Kunst nach 1945
Schloss<br />
Landsberg<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 118<br />
Zunächst soll die Bedeutung der französischen Kunst für die nationale<br />
Kunstentwicklung in Deutschland nach 1945 herausgestellt<br />
werden. Dabei soll beispielsweise gefragt werden, ob sich mit der<br />
Orientierung an Frankreich die Möglichkeit bot, nationalistische<br />
Züge aus der eigenen Kunst zu tilgen und damit die Zugehörigkeit<br />
zur westlichen Wertegemeinschaft zu demonstrieren, oder ob man<br />
den Anschluss an die Moderne wiederzugewinnen glaubte, indem<br />
man an die Zeit vor 1933 anknüpfte. Auf der anderen Seite wäre u. a.<br />
die kulturpolitische Absicht der französischen Militärregierung zu<br />
hinterfragen, die durch zahlreiche Ausstellungen in der Besatzungszone<br />
erstmals wieder französische Avantgardekunst zugänglich<br />
machte. Ob es sich dabei tatsächlich um einen unpolitischen Kulturaustausch<br />
handelte, wie damals behauptet wurde, oder ob nicht vielmehr<br />
der kulturelle Überlegenheitsanspruch der französischen Kunst<br />
wiederbelebt werden sollte, wird nur über die zu leistende Rekonstruktion<br />
der Ausstellungen und deren Rezeptionsgeschichte zu<br />
klären sein. Darüber hinaus wäre auch die herausragende Stellung<br />
von Sammlern und Galeristen zu beleuchten, die neben der politisch<br />
lancierten Kooperationsarbeit – so die These – maßgeblichen Anteil<br />
an der Vermittlung der jeweils fremden Kunstentwicklung hatten<br />
und dabei starken Einfluss auf die beiderseits geführte Diskussion<br />
um die künstlerische Abstraktion genommen haben.<br />
1999/<strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für ein interdisziplinäres<br />
Forschungsprojekt „August <strong>Thyssen</strong> und Schloss Landsberg. Ein<br />
Unternehmer und sein Haus“ unter der Leitung von Prof. N. Nußbaum,<br />
Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts<br />
der Universität zu Köln, für das bau- und kunsthistorische Teilprojekt,<br />
und Prof. W. Plumpe, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
der Universität Frankfurt am Main, für das sozialhistorische<br />
Teilprojekt. Weiterhin beteiligt sind Prof. U. Hassler, Lehrstuhl<br />
für Denkmalpflege und Bauforschung der Universität Dortmund, und<br />
das Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung der Ruhruniversität<br />
Bochum.<br />
In einer Verknüpfung der verschiedenen historischen Disziplinen<br />
werden August <strong>Thyssen</strong> (1846–1926) als führender Ruhrindustrieller<br />
und Wirtschaftsbürger und sein Alterssitz Schloss Landsberg bei Essen-Kettwig<br />
erforscht. Dabei verbinden sich die interdisziplinären<br />
Forschungsstränge schwerpunktmäßig für die Jahre von 1903 bis<br />
1926, in denen August <strong>Thyssen</strong> auf Schloss Landsberg gewohnt hat,<br />
greifen jeder für sich jedoch darüber hinaus und werden durch vergleichende<br />
Betrachtungen ergänzt. Eine ausführliche Vorstellung<br />
der Projektziele, Methodik und Herangehensweise erfolgte im Jahresbericht<br />
der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> 1999/<strong>2000</strong>, S. 109–112.<br />
Ausgangspunkt der Untersuchungen zu Landsberg bildet der Umbau,<br />
den August <strong>Thyssen</strong> 1903 durch den Hannoveraner Architekten<br />
Otto Lüer (1865–1947) und den Hannoveraner Stadtgartendirektor<br />
Julius Trip (1857–1907) durchführen ließ. Hinweise zur Verbindung<br />
zwischen Bauherr und Planer geben dabei die Planungen von Trip
119<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
für Privatgärten auch im Ruhrgebiet und die Teilnahme an der<br />
Industrie- und Gewerbe-Ausstellung 1902 in Düsseldorf. Ein Vergleichsbeispiel<br />
für die Zusammenarbeit beider Planer stellt das 1900<br />
errichtete Haus Harderode am Ith dar.<br />
Im Rahmen der Untersuchung werden die Villenbauten des deutschen<br />
Wirtschaftsbürgertums in der Zeit zwischen Kaiserreich und<br />
Weimarer Republik vergleichend eingebunden sowie das Thema<br />
„Kunst und Architektur um 1900 im Spannungsfeld von Tradition<br />
und Reform“ an Schloss Landsberg und an verwandten Bauvorhaben<br />
vertieft.<br />
Für den Umbau von Schloss Landsberg können bis ins 18. Jahrhundert<br />
zurückreichende Planunterlagen hinzugezogen werden. Sie<br />
verdeutlichen, dass die strukturellen Eingriffe in das bauliche Gefüge<br />
überwiegend aus der Zusammenlegung von Räumen, der Ergänzung<br />
des Wintergartens und der Überformung der Fassade bestanden.<br />
Die erhaltenen Planmaterialien werden durch ein aktuelles<br />
Aufmaß der Gebäudekontur ergänzt und somit quellenkritisch eingeordnet.<br />
Die Ausstattung wurde 1903 ganz im Stil der Zeit erneuert, und nur<br />
wenige Spolien der Vorgängeranlage (Kaminplatten und Wappensteine)<br />
fanden Wiederverwendung. Das Mobiliar (im Wesentlichen<br />
von der zeitgleich auch in der Kruppschen Villa Hügel tätigen Mainzer<br />
Firma Bembé ausgeführt) und besonders das sogenannte Pariser<br />
Bad (ausgestellt auf der Weltausstellung 1900 und zusammen mit der<br />
übrigen Sanitärausstattung auf Landsberg hergestellt von der Straßburger<br />
Firma Voltz & Wittmer) verweisen dabei auf die zeitspezifische<br />
Programmatik in Kunst, Architektur und Innenarchitektur um<br />
1900. In diesem Kontext erscheint Schloss Landsberg auf der Höhe<br />
der zeitgenössischen Reformdiskussion.<br />
Ein für den interdisziplinären Ansatz ergiebiges Untersuchungsfeld<br />
bietet die in großen Teilen noch heute auf Landsberg präsentierte<br />
„Kunstsammlung“ August <strong>Thyssen</strong>s, darunter auch fünf Marmorskulpturen<br />
von Auguste Rodin sowie ein Porträt des von <strong>Thyssen</strong><br />
hochverehrten Reichskanzlers von Bismarck, ein Werk Franz von<br />
Lenbachs. Intention und Charakter der Sammlung geben Aufschlüsse<br />
über das Selbstverständnis August <strong>Thyssen</strong>s als Mäzen und<br />
als kunstsinniger Industrieller.<br />
Wirtschaftsbürgerliche Lebensführung wird grundlegend von der jeweiligen<br />
regionalen topographischen Konfiguration, von den Raumund<br />
Siedlungsstrukturen, in denen sich Bürgerlichkeit entfaltet, beeinflusst.<br />
August <strong>Thyssen</strong> bewegte sich im Ruhrgebiet in einem gesellschaftlichen<br />
Raum, der sich weder durch eine hohe räumliche<br />
Konzentration von Unternehmerwohnsitzen, noch durch eine gewachsene<br />
bürgerliche Infrastruktur auszeichnete. Das großbürgerliche<br />
Milieu an der Ruhr, in dem klassische bürgerliche Institutionen<br />
(Salons, Vereine, Theater und Museen etc.) weitgehend fehlten, der<br />
Zwang zu einer homogenen Lebensführung gering ausgeprägt war,
KUNSTWISSENSCHAFTEN 120<br />
und in dem normabweichendes Verhalten nicht durchgreifend sanktioniert<br />
wurde, eröffnete August <strong>Thyssen</strong> Handlungsspielräume für<br />
die individuelle Entfaltung von Bürgerlichkeit, und bei der Wahl der<br />
persönlichen Lebensentwürfe und der eigenen wirtschaftsbürgerlichen<br />
Alltagsstrategien.<br />
Welche Besonderheiten im Wertekanon und der Lebensführung lassen<br />
sich bei August <strong>Thyssen</strong> unter Berücksichtigung der milieuspezifischen<br />
Bedingungen ausmachen?<br />
– Der bürgerliche Habitus <strong>Thyssen</strong>s, seine Wahrnehmungs-, Denkund<br />
Handlungsschemata speisten sich besonders aus seinem<br />
Selbstverständnis als handelnder Eigentümer-Unternehmer und<br />
einem ausgeprägten Arbeits- und Leistungsethos, das er gerade<br />
in adeligen Gesellschaftskreisen vergebens suchte.<br />
– Im individuellen Wertehimmel zeichnen sich deutlich Dissonanzen<br />
und Spannungsverhältnisse zwischen Anspruch und Wirklichkeit<br />
ab. Der von August <strong>Thyssen</strong> wiederholt vorgetragene<br />
Wunsch, ein harmonisches, bürgerliches Familienleben zu führen<br />
(der letztlich durch Schloss Landsberg als Ort regelmäßiger Familientreffen<br />
architektonisch seinen Ausdruck fand), stand in scharfem<br />
Kontrast zu den innerfamiliären Strukturen und Machtverhältnissen:<br />
Weder hatte er nach früher Scheidung die nach zeitgenössischen<br />
Vorstellungen für den Ehemann unabdingbare „liebende<br />
Gattin“ und „treusorgende Mutter“ an seiner Seite, noch<br />
wurden die persönlichen Wertpräferenzen von seinen Söhnen<br />
August junior, <strong>Fritz</strong> und Heinrich geteilt. Die männlichen Nachkommen<br />
lehnten das von <strong>Thyssen</strong> verfochtene Modell des autoritären<br />
Familienpatriarchen ab, strebten nach Adelstitel und verknüpften<br />
ihren eigenen Wertekanon weniger mit dem Firmenwohl<br />
des Unternehmens.<br />
– August <strong>Thyssen</strong> „imitierte“ zentrale Elemente wirtschaftsbürgerlicher<br />
Lebensführung. So nahm der Unternehmensgründer<br />
durchaus am kulturellen Leben teil und besaß kulturelles Kapital<br />
in seiner materiellen Form. Eine systematische „Sammlerleidenschaft“,<br />
eine über Jahrzehnte erworbene „inkorporierte“ Fähigkeit,<br />
sich mit den Inhalten von Kunst und Kultur gezielt auseinanderzusetzen,<br />
ist dagegen wenig zu erkennen. Ebenso ist fraglich,<br />
ob August <strong>Thyssen</strong> als Bauherr den Umbau seines neuen<br />
Wohnsitzes maßgeblich beeinflusste und darüber hinaus die<br />
Geschichte und Tradition der architektonischen Arrangements<br />
bewusst reflektierte. Bei einer näheren Untersuchung der Ausstattung<br />
von Schloss Landsberg wird deutlich, dass zwar wichtige<br />
Elemente bürgerlicher Freizeit- und Geselligkeitskultur wie Tennisplatz,<br />
Pferdeställe oder die Möglichkeit zur Jagd vorhanden<br />
waren, sie von <strong>Thyssen</strong> selbst aber nicht genutzt wurden.<br />
Die spezifischen Bedingungen wirtschaftsbürgerlicher Wohn- und<br />
Lebensformen im Ruhrgebiet, die besonderen Charakteristika der lokalen<br />
großbürgerlichen Milieus sowie ihre Rückwirkungen auf die
121<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
konstitutiven Normen und Alltagspraktiken „schwerindustrieller Lebensführung“,<br />
erschließen sich durch den systematischen Vergleich<br />
mit einer ganz anders strukturierten sozioökonomisch strukturierten<br />
Region. Im Projektkontext wurde als Vergleichsfolie zu August <strong>Thyssen</strong><br />
und Schloss Landsberg der Frankfurter Wirtschaftsraum gewählt.<br />
Anders als im Ruhrgebiet trugen in Frankfurt die geographische<br />
Nähe – gleichsam das bürgerliche Alltagsleben „Tür an Tür“ – und<br />
das engmaschige Netzwerk von privaten (Bürgerhäuser) und öffentlichen<br />
Räumen (wie Theater, Oper, Vereine, Clubs, Reitbahn) sowie<br />
die daraus erwachsenden regelmäßigen schichttypischen Interaktionsformen<br />
wesentlich dazu bei, eine geschlossene bürgerliche Lebenswelt<br />
mit einem allgemeinverbindlichen Wertekanon zu konstituieren.<br />
Die Funktionen der Bürgerhäuser an Main und Ruhr sind durchaus<br />
vergleichbar. Die Wohnsitze führender Frankfurter Wirtschaftsbürger<br />
waren genauso wie Schloss Landsberg Schauplätze von Arbeitsessen<br />
und Familientreffen, dienten der „informellen Netzwerkbildung“,<br />
der Pflege von gesellschaftlichen und freundschaftlichen<br />
Kontakten und waren Orte bürgerlicher Geselligkeitsformen. Die<br />
Unternehmersitze hatten allerdings unterschiedliche Bedeutungen<br />
für die Konstituierung der jeweiligen lokalen Milieus. Die alltäglichen<br />
Geselligkeits- und ritualisierten Kommunikationsformen in<br />
Frankfurt, die im Vergleich zum Ruhrgebiet deutlich höhere Intensität<br />
des innerhäuslichen „Festkalenders“, die maßgeblich erst durch<br />
die topographischen Konditionen ermöglicht wurde, erzeugte und<br />
stabilisierte einen geschlossenen bürgerlichen Raum, der es den Repräsentanten<br />
der bürgerlichen Elite ermöglichte, sich fortlaufend<br />
über die gemeinsamen Werte, Normen und Alltagspraktiken zu verständigen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> bewilligte Prof. em. K. Schwager (Fakultät für Kulturwissenschaften,<br />
Universität Tübingen) für das Projekt „Die Benediktiner-Abtei<br />
Ottobeuren (1672–1803). Materialien zu Programm, Planung,<br />
Bau und Ausstattung“, Fördermittel.<br />
Ziel des Projektes ist es, für eine der geschichtlich und architektonisch-künstlerisch<br />
wichtigsten Klosterresidenzen des 17. und 18.<br />
Jahrhunderts in Süddeutschland eine Gesamtdokumentation der<br />
ihre Entstehung bestimmenden Konzepte und Fakten zu erstellen:<br />
von den ersten Planungsgedanken bis hin zum nahezu unverändert<br />
erhaltenen Bau. Bislang sind trotz vorhandener schriftlicher und bildlicher<br />
Quellen ältere und jüngere Untersuchungen unvollständig<br />
und oberflächlich geblieben. Die Quellen sollen im Rahmen des Projektes<br />
systematisch ausgewertet werden, um alle hier wirksamen<br />
Faktoren ökonomischer, politischer, spiritueller und künstlerischer<br />
Art zu erfassen und zu dokumentieren. Die vorgesehene Veröffentlichung<br />
soll zwei Teilbände umfassen (Teil I die Jahre 1672–1740;<br />
Teil II die Jahre 1740–1803).<br />
Ottobeuren<br />
Abtei
Städtebau<br />
Bayern<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 122<br />
Für das Projekt „Planen und Bauen in Bayern 1945–1965“ stellte die<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Prof. W. Nerdinger (Architekturmuseum der<br />
Technischen Universität München) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Im Laufe der Recherchen und Forschungen konnte ein präziser Gesamtüberblick<br />
über die Planungs- und Bautätigkeit in ganz Bayern<br />
vom Kriegsende bis zur Hochkonjunkturphase der 60er Jahre gewonnen<br />
werden. Der zeitliche Rahmen wurde in vier Abschnitte gegliedert:<br />
von den „Träumen in Trümmern“ (1945–1948) über die „bescheidenen<br />
Anfänge“ (1948–1953/55) und die „Wirtschaftswunderbauten“<br />
(1953/55–1958/60) bis hin zu „Verdichtung, Stadtumbau<br />
und Großstrukturen“ in den 60er Jahren.<br />
Die Auswertung des gesamten Spektrums der zeitgenössischen<br />
Fachzeitschriften lieferte einen ersten Querschnitt der Bautätigkeit<br />
von 1945–1965 in Bayern. Grundlage der weiteren Forschungsarbeiten<br />
war eine systematische Befragung der regionalen Stadtarchive<br />
sowie der Hoch- und Landbauämter nach Quellenmaterial (Pläne,<br />
Fotografien, Modelle und schriftliche Unterlagen). In Zusammenarbeit<br />
mit dem Landesamt für Denkmalpflege in München konnten ein<br />
Austausch über die jeweiligen Bauten erfolgen und weitere wichtige<br />
Materialien erschlossen werden. Durch Gespräche der in den 50er<br />
und 60er Jahre tätigen Architekten war es möglich, die damalige Architektentätigkeit<br />
authentisch zu rekonstruieren und Informationen<br />
über die Bauten zu gewinnen. Über diese Zeitzeugen wurden wichtige<br />
unveröffentlichte Unterlagen gefunden und ausgewertet, außerdem<br />
konnten Nachkommen oder ehemalige Mitarbeiter von bereits<br />
verstorbenen Architekten ausfindig gemacht werden.<br />
Alle recherchierten Fakten wurden in einer Datenbank erfasst.<br />
Anschließend erfolgte eine Auswahl von circa 250 repräsentativen<br />
Objekten aus verschiedenen Baugattungen. Ein Kriterium für die<br />
Auswahl war, bisher unbeachtete Bauten aus der Region aufzunehmen<br />
und zu untersuchen. Diese Beispielbauten wurden nach übergreifenden<br />
Themenbereichen wie z. B. „Von den Besatzern zur Reeducation“,<br />
„Wie sollen wir wohnen?“, „Städtebau – Ideen für das<br />
Neue Leben“ oder „Das neue Lebensgefühl“ zusammengefasst. Bei<br />
der Auswertung der einzelnen Themenbereiche zeigte sich beispielsweise,<br />
dass in Bayern auf dem Gebiet des Schul- und Jugendbaus<br />
gezielt moderne architektonische Ansätze vertreten wurden.<br />
Beim Kirchenbau konnte aufgezeigt werden, dass in beiden Konfessionen<br />
die Diskussion um den Kirchenraum auch einen architektonischen<br />
Niederschlag in vielen der neu errichteten Kirchen fand. Ein<br />
weiteres Ergebnis ist die Dokumentation von fünf neuen Städten für<br />
Flüchtlinge, die durch Umbau von Militäranlagen aus der NS-Zeit<br />
geschaffen wurden.<br />
Die Arbeit wird derzeit abgeschlossen. Durch das Projekt soll das<br />
Verständnis für die in den 50er und 60er Jahren neu geschaffene<br />
städtische und regionale Umwelt vertieft und insbesondere die Qua-
123<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
Abb. 12: Projekt „Planen und Bauen in Bayern 1945 – 1965“: Ein Beispiel für den<br />
Typus einer Aulaschule ist die Schule am Harthof in München, Hugo-Wolf-Straße 70,<br />
1953 – 55 von Adolf und Helga Schnierle gebaut. Das Schulgebäude, das eine 16-klassige<br />
Volksschule mit dazugehöriger Turnhalle und einer Kindertagesstätte umfaßt,<br />
kann aufgrund der zentralen Halle auch als Kulturzentrum für die Stadtrandsiedlung<br />
am Harthof genutzt werden.
Historische<br />
Orgeln<br />
Meyerbeer<br />
Le Prophète<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 124<br />
lität und Bedeutung von Bauten dieser Zeit, die zunehmend gefährdet<br />
sind, ins öffentliche Bewusstsein gestellt werden.<br />
Um „Historische Orgeln im Ruhrgebiet“ geht es bei einem von der<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekt, das Prof. Ch.<br />
Ahrens am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Bochum<br />
durchführt.<br />
Die Untersuchung hat das Ziel, alle vor 1945 entstandenen Orgeln<br />
incl. ihrer Disposition sowie ihrer Baugeschichte zu dokumentieren.<br />
Der Zeitpunkt vor 1945 wurde gewählt, um chronologisch den Anschluss<br />
an die Arbeit von Gustav K. Ommer („Neue Orgeln im Ruhrgebiet.<br />
Von 1945 bis zur Gegenwart“, Duisburg 1984) herzustellen.<br />
Weiteres Ziel ist der Aufbau einer digitalen Bilddatei.<br />
Die Arbeiten an dem Projekt stehen kurz vor ihrem Ende. Die Besichtigungen<br />
der Orgeln (insgesamt 164) und die Datenerhebungen<br />
vor Ort sind inzwischen abgeschlossen, derzeit laufen die statistische<br />
Auswertung und die Aufbereitung der Dokumentation.<br />
Es zeigt sich, dass die Spannweite hinsichtlich der Größe der Orgeln<br />
unerwartet groß ist. Sie reicht von einer einmanualigen Orgel mit 6<br />
Registern (anonym; ca. 1860/1880) in der Ev. Kirche Gelsenkirchen-<br />
Bismarck bis hin zur Klais/Breil-Orgel in St. Pankratius zu Oberhausen<br />
Osterfeld (IV/69 Register – größte historische Kirchenorgel des<br />
Ruhrgebietes) bzw. der Walcker-Orgel von 1927 im Hans-Sachs-<br />
Haus Gelsenkirchen: nach Ausbau des Fernwerkes in den 1950er<br />
Jahren verfügt diese heute über 92 Register auf IV Manualen und Pedal.<br />
Die älteste vollständig erhaltene historische Orgel stammt von 1750<br />
(Teschemacher-Positiv; Ev. Kirche Essen-Werden), die ältesten<br />
Teile datieren von 1683 und finden sich in der Orgel der Ev. Kirche<br />
Fröndenberg. Die jüngste unverändert erhaltene Orgel stammt von<br />
der Firma Schuke (Ev. Haus Jugendgroschen, Mühlheim). Die Orgel<br />
entstand 1943 als Hausorgel und musste schon unmittelbar nach ihrer<br />
Vollendung wegen der beginnenden Luftangriffe in Berlin ausgelagert<br />
werden. Sie hat die Kriegswirren unbeschadet überstanden.<br />
Die Texte zu den einzelnen Orgeln werden, zusammen mit jeweils<br />
drei Fotos im Internet bereitgestellt. Der Inhalt der Datenbank wird<br />
Interessierten auch auf CD-ROM zur Verfügung gestellt. Die gesamte<br />
Dokumentation wird im Frühjahr 2002 vorliegen.<br />
Für die abschließenden Arbeiten an der Historisch-kritischen Werkausgabe<br />
von Giacomo Meyerbeers Oper „Le Prophète“ stellte die<br />
<strong>Stiftung</strong> Prof. M. Brzoska (Folkwang-Hochschule Essen) Fördermittel<br />
zur Verfügung.<br />
Für die Wiederbelebung des Œuvres von Meyerbeer fehlt es bislang<br />
an geeignetem Notenmaterial: Die im 19. Jahrhundert verlegten Partituren<br />
sind aufgrund der heute unüblichen Notenschlüssel nur be-
125<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
dingt verwendbar; vor allem aber fehlt ein vollständiges und lesbares<br />
Stimmenmaterial, da dieses teilweise nur handschriftlich und<br />
lückenhaft überliefert ist. Daher wird eine moderne Notenedition<br />
dringend benötigt, die sowohl den Ansprüchen der Bühnenpraxis<br />
wie auch dem Verlangen nach historischer Fundierung der Werkgestalt<br />
Rechnung trägt.<br />
Prof. Brzoska hatte bereits ein Drittel der kommentierten, historischkritischen<br />
Werkausgabe von Giacomo Meyerbeers Oper „Le Prophète“<br />
erarbeitet. Dabei hat sich herausgestellt, dass diese Oper in<br />
zwei Fassungen vorliegt: Überliefert ist zum einen die von Meyerbeer<br />
korrigierte Druckfassung (die kurz nach der Uraufführung bei<br />
Brandus in Paris verlegt wurde) als autorisierte Fassung letzter Hand.<br />
Von dieser „Brandus-Fassung“ ist eine Probenfassung zu unterscheiden,<br />
die den Stand der Partitur zu Probenbeginn dokumentiert und<br />
in das Probenmaterial der Pariser Oper eingegangen ist. Ziele der<br />
Arbeit sind die wissenschaftliche Dokumentation der Oper in ihren<br />
beiden Hauptfassungen, die quellenkritische Kommentierung des<br />
Materials, die Erstellung eines Klavierauszugs und die kritische Edition<br />
des Librettos.<br />
Im Berichtszeitraum wurde die Partitur korrigiert und der kritische<br />
Bericht ausgearbeitet. Mit Ausnahme des Anhangbandes liegt die<br />
Partitur nunmehr vor. Derzeit wird die kritische Ausgabe des Klavierauszugs<br />
erstellt und die letzte Abgleichung zwischen Klavierauszug<br />
und Partitur vorgenommen. Gleichzeitig wird die kritische Ausgabe<br />
des Librettos in seinen vier Hauptfassungen erarbeitet. Außerdem<br />
erfuhr das bislang edierte Material weitere Aufführungen, die<br />
vom Editionsteam begleitet wurden.<br />
Prof. S. Döhring, Forschungsinstitut für Musiktheater, Universität<br />
Bayreuth, wurden Fördermittel für das Forschungsvorhaben „Giacomo<br />
Meyerbeer: Ein- und Mehrstimmige Sologesänge mit Klavier<br />
(und Soloinstrument)“ bewilligt.<br />
Projektziel ist eine historisch-kritische Gesamtausgabe von Giacomo<br />
Meyerbeers Kompositionen für ein- und mehrstimmige Sologesänge<br />
mit Klavier bzw. Klavier und Soloinstrument.<br />
Die ca. 70 überlieferten, gattungsmäßig breit gefächerten und auch<br />
hinsichtlich des Aufführungskontextes ein weites Spektrum abdeckenden<br />
Sologesänge mit Klavierbegleitung genossen im 19.<br />
Jahrhundert großes Ansehen. Erst 1975 wurde Meyerbeer durch eine<br />
Schallplatteneinspielung als Liedkomponist wieder entdeckt. Allmählich<br />
ist eine Integration zumindest ausgewählter Lieder in das<br />
heutige Konzertrepertoire zu konstatieren.<br />
Bislang fehlt es jedoch an einer verlässlichen Gesamtausgabe der<br />
Lieder. Die Edition soll den für die Meyerbeer-Gesamtausgabe festgelegten<br />
Editionsprinzipien folgen.<br />
Prof. R. Schumacher (Institut für hymnologische und musikethnologische<br />
Studien e.V., Köln/Arbeitsstelle Maria Laach) und Prof. M.<br />
Meyerbeer<br />
Sologesänge<br />
Geistliche<br />
Gesänge
KUNSTWISSENSCHAFTEN 126<br />
Lütolf (Musikwissenschaftliches Seminar, Universität Zürich) erhalten<br />
für das Projekt „Geistliche Gesänge des deutschen Mittelalters“<br />
Fördermittel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die seit dem 10. Jahrhundert fassbaren Gesänge mit volkssprachigen<br />
(mittelhochdeutschen oder mittelniederländischen), nicht selten aber<br />
auch mit lateinischen Strophen durchsetzten Texte geistlichen Inhalts<br />
bilden ein breitgefächertes Repertoire, das zu gewissen Zeiten<br />
und Gelegenheiten in die offizielle Liturgie einbezogen werden<br />
konnte, häufiger jedoch für die Veranstaltungen privater Andacht<br />
bestimmt gewesen sein dürfte. So unterschiedlich die Funktion dieser<br />
Gesänge war, so vielschichtig sind ihre thematischen Bereiche<br />
und ihre formalen Erscheinungsformen. Es finden sich Antiphonen,<br />
Hymnen, Leiche und Sequenzen, Tischsegen und Preislieder wie<br />
auch geistliche Meisterlieder, Sangsprüche, Tanz-, Trink- und Tagelieder.<br />
Christologische und marianische Texte wechseln mit Inhalten<br />
allgemeiner, nicht selten aus dem Weltlichen ins Geistliche gewendeter<br />
Bedeutung. Aus nur einer kurzen Zeile bestehende Rufe kontrastieren<br />
mit Gebilden von gegen dreißig mehrgliedrigen Strophen.<br />
Die überwiegende Zahl der Gesänge basiert auf einer für alle Strophen<br />
gleichbleibenden oder aber von Strophe zu Strophe wechselnden<br />
Melodie. Manche Stücke – die sich übrigens bezüglich der<br />
Frage, ob und von wem sie gesungen worden sind, schwer zuweisen<br />
lassen – beschränken sich jedoch nicht auf die Einstimmigkeit, sondern<br />
sind zwei-, drei- oder vierstimmigen kantionalsatz- oder motettenartigen<br />
Liedbearbeitungen unterzogen worden. Es handelt sich<br />
bei diesen ein- und mehrstimmigen Gesängen zumeist um Streuüberlieferungen<br />
anonymer Autoren. Vereinzelt finden sich aber auch<br />
kohärente Sammlungen geistlicher Spruchdichtungen, die so bekannten<br />
Meistern wie dem Mönch von Salzburg, Oswald von Wolkenstein,<br />
Hugo von Montfort, Heinrich von Mügeln oder Michel Beheim<br />
zugeordnet werden können.<br />
Das hier in den Umrissen charakterisierte Corpus mittelalterlicher<br />
volkssprachiger Sangeskunst bis ca. 1530 umfasst nach dem gegenwärtigen<br />
Stand der Kenntnisse um die 800 Gesänge. Zählt man die<br />
im Verlauf der Jahrhunderte durch textliche und/oder musikalische<br />
Veränderungen entstandenen Variantfassungen hinzu, sind es weit<br />
über 1.000. Auf diese Weise entsteht eine kritische Edition dieses<br />
neu, über weite Strecken erstmals erschlossenen Repertoires. Unter<br />
dem Titel „Geistliche Gesänge des deutschen Mittelalters“ wird es<br />
als Abteilung II des unter dem Dach der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen<br />
Edition des deutschen Kirchenlieds“ im Erscheinen begriffenen<br />
Großprojekts veröffentlicht werden. Die Publikation richtet<br />
sich nicht nur an den Hymnologen, sondern an Mediävisten der verschiedensten<br />
Fachrichtungen. Die neue Materialbasis dürfte der Literatur-<br />
und der Sprachwissenschaft nicht weniger als der Musikwissenschaft,<br />
der Kultur- und der Frömmigkeitsgeschichte ebenso wie<br />
der Sozial- und der Rezeptionsgeschichte Impulse zu weiterführenden<br />
Forschungsunternehmen verleihen. Auch die Theologie und mit
127<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN<br />
ihr die Liturgiewissenschaft werden in der Auseinandersetzung mit<br />
den Kontrafakturen und den volksnahen gottesdienstlichen Riten<br />
und privaten Andachten neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen<br />
Verständnis theologischer und hagiologischer Sachverhalte schöpfen.<br />
Für das Archivierungs- und Katalogisierungsprojekt „Jiddische Lieder<br />
und Klezsmermusik“ stellte die <strong>Stiftung</strong> Prof. K. E. Grözinger (Jüdische<br />
Studien, Universität Potsdam) Fördermittel zur Verfügung.<br />
Gegenstand des Projektes ist das von dem Jiddisten, Vorbeter und<br />
Musikologen D. Kohan in Berlin von 1945 bis ca. 1990 angelegte Archiv<br />
von ca. 300 Tonbändern und Tonkassetten. Als freier Mitarbeiter<br />
von Berliner Rundfunkanstalten hat Kohan anhand seiner Sammlung<br />
qualitätsvolle Sendungen über jüdische/jiddische Vokal- und<br />
Instrumental(Klezsmer-)Musik erstellt.<br />
Die Sammlung wurde nach seinem Tod durch Mittel des Berliner Senats<br />
und der Universität Bamberg angekauft und anschließend von<br />
dem Musik-Ethnologen Prof. M. P. Baumann (Bamberg) als Dauerleihgabe<br />
der Universität Potsdam überlassen, wo bereits an einem<br />
Projekt über jiddische Lieder aus der Ukraine und Weißrussland gearbeitet<br />
wird. Nach Sichtung, Sortierung und Inventarisierung sollen<br />
die Tondokumente auf digitale Tonträger überspielt werden. Die anschließend<br />
zu erstellende elektronische Datenbank erlaubt dann Zugriffe<br />
auf Informationen wie z. B. Liedtitel, Textanfänge, Melodien,<br />
Namen von Komponisten, Textern, Musikern und Aufführungsorten.<br />
Für die Erstellung eines vollständigen Incipitariums liturgischer<br />
Hymnen der Russen vom 11. bis zum 13. Jahrhundert wurden Prof.<br />
em. H. Rothe, Arbeitsstelle Bonn der Patristischen Kommission der<br />
Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, Fördermittel<br />
bewilligt.<br />
Bei den liturgischen Hymnen handelt es sich um Gesänge, die in der<br />
griechisch-orthodoxen Welt an jedem Tag im Gottesdienst gesungen<br />
werden. Sie sind in mehreren Büchern erfasst und auch aufgrund der<br />
früheren gesellschaftspolitischen Verhältnisse in der ehemaligen<br />
UdSSR nur unzureichend ediert. Das Vorhaben wird in Kooperation<br />
mit Wissenschaftlern in Moskau und St. Petersburg durchgeführt.<br />
Seit Beginn des Projektes wurden von den 14 auszuwertenden Quellen<br />
(Menäen von September bis August; Triodion; Pentekostar) die<br />
Menäen für Dezember und April bis September nach 20 Handschriften<br />
und fünf Druckausgaben ausgewertet. Von den zu erwartenden<br />
ca. 29.000 Einheiten sind 12.547 erfasst. Für jede Hymne wird vermerkt:<br />
Incipit, Angaben zur Gattung, Tonart, Musterstrophe, zum<br />
Heiligen bzw. Fest mit Datum sowie, nach Möglichkeit das Incipit<br />
des griechischen Originals.<br />
Es stehen aus die Monate Oktober (derzeit in Arbeit), November, Januar<br />
bis März sowie Triodion und Pentekostar, danach erneute und<br />
besondere Suche nach griechischen Vorlagen durch Rücküberset-<br />
Jiddische<br />
Musik<br />
Hymnen
Oskar<br />
Sala<br />
Bibliotheca<br />
Hertziana<br />
KUNSTWISSENSCHAFTEN 128<br />
zung und Zuhilfenahme des Incipitariums von E. Follieri. Es ist damit<br />
zu rechnen, dass für etwa 10 Prozent slavischer Hymnen eine Vorlage<br />
derzeit nicht zu finden ist. Weiter sind geplant Register zu<br />
Handschriften, Musterstrophen, Gattungen, Tonarten, Heiligen.<br />
Für die Aufarbeitung des Nachlasses von Oskar Sala erhält Dr. P.<br />
Fries (Deutsches Museum Bonn) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Oskar Sala (geb. 18. 7. 1910) gilt als einer der Pioniere der elektronischen<br />
Musik. Als Schüler Paul Hindemiths und technischer Gehilfe<br />
Friedrich Trautweins begann er Anfang der dreißiger Jahre – fasziniert<br />
von den Möglichkeiten elektronischer Klangerzeugung – seine<br />
lebenslange Suche nach elektronischer Klangerzeugung. Eine seiner<br />
wichtigsten Arbeiten war die Weiterentwicklung des Trautoniums<br />
seines Lehrers Trautwein zu seinem berühmten Mixturtrautonium,<br />
das er 1994 dem Deutschen Museum Bonn gestiftet hat. Mit diesem<br />
Instrument vertonte er u. a. Alfred Hitchcocks Film „Die Vögel“<br />
(1960).<br />
Seinen umfangreichen schriftlichen und musikalischen Nachlass hat<br />
Oskar Sala im April <strong>2000</strong> per Erbvertrag dem Museum überlassen.<br />
Mit der Förderung soll der Nachlass inventarisiert, wissenschaftlich<br />
bearbeitet und in einer Datenbank archiviert und zugänglich gemacht<br />
werden.<br />
Im Jahr <strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Prof. H. Markl, Präsident der<br />
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, München,<br />
Mittel zur Mitfinanzierung des Neubaus eines Bibliothekstraktes<br />
der Bibliotheca Hertziana, Rom.<br />
Die Bibliotheca Hertziana wurde 1912/13 als erstes geisteswissenschaftliches<br />
Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Vorläuferin der<br />
Max-Planck-Gesellschaft, eröffnet. Sie verdankt ihr Entstehen einer<br />
<strong>Stiftung</strong> von Henriette Hertz, die im Jahre 1904 den Palazzo Zuccari<br />
erworben hatte. Die Bibliotheca Hertziana versteht sich als Forschungsstätte<br />
und auch als große Spezialbibliothek zur Kunstgeschichte<br />
Italiens. Die Arbeitsgebiete reichen von der frühchristlichen<br />
und mittelalterlichen Kunst bis zur Renaissance und zum Barock.<br />
Die Bibliotheca Hertziana ist eng mit der Forschung an den deutschen<br />
kunsthistorischen Instituten verbunden. Einen breiten Raum<br />
nimmt auch die Nachwuchsförderung über Doktorandenstipendien,<br />
Post-Doktorandenstipendien und Assistentenstellen ein. Die Bibliothek<br />
umfasst gegenwärtig mehr als 217.000 Bände, die Photothek<br />
mehr als 480.000 Fotos. Die Besucherzahl liegt jährlich zwischen<br />
26.000 und 30.000.<br />
Obwohl in den sechziger Jahren Erweiterungsarbeiten vorgenommen<br />
wurden, ist die Aufnahmekapazität des Bibiliotheksgebäudes<br />
inzwischen erschöpft. Eine Erweiterung ist aus Sicherheits- und<br />
Brandschutzgründen in dem vorhandenen Baubestand nicht realisierbar.<br />
Um die wissenschaftliche Arbeitsfähigkeit des Instituts auf<br />
Dauer zu gewährleisten, soll der vorhandene Baubestand entkernt
129<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
und an dessen Stelle ein Bibliotheksneubau mit einer Kapazität von<br />
bis zu 500.000 Bänden errichtet werden. Aufgrund eines 1995 durchgeführten<br />
Ideenwettbewerbs unter namhaften europäischen Architekten<br />
wurde ein Entwurf von Juan Navarro Baldeweg zur Realisierung<br />
ausgewählt.<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – wie die meisten<br />
anderen Geisteswissenschaften – seit den 60er Jahren erhebliche<br />
Veränderungen erfahren. Dieser Wandel betrifft ebenso die Methodik<br />
dieser Fächer wie die Neubestimmung ihrer Gegenstände. Zu<br />
den Konsequenzen dieser Veränderung zählt nicht zuletzt die<br />
zunehmende Autonomie von Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft,<br />
die sich inzwischen zu weitgehend selbständigen und<br />
sehr ausdifferenzierten Fächern entwickelt haben. Maßgeblich für<br />
den skizzierten Veränderungsprozess war eine deutliche Theoretisierung,<br />
die für die Linguistik ein vorrangiges Interesse an synchronen<br />
Fragestellungen bewirkt hat. Für die Literaturwissenschaft ist<br />
spätestens seit den 70er Jahren eine intensive Debatte über die<br />
Möglichkeiten und Varianten einer Wissenschaft von der Literatur<br />
entstanden. Diese Bemühungen um eine fortschreitende Disziplinierung<br />
des Fachs haben eine Reihe von Paradigmen neben der traditionell<br />
dominanten Literaturgeschichte wie „Rezeptionsästhetik“,<br />
„Literatursoziologie“, „Literatursemiotik“ oder „Dekonstruktion“<br />
hervorgebracht. Mit der theoretischen Revision der Sprach- und<br />
Literaturwissenschaften ging die Veränderung ihres Gegenstandsbereichs<br />
einher. Nicht nur die vor allem schriftlich fixierten Hochsprachen<br />
oder ein überkommener Kanon von Texten bilden heute<br />
die Objekte der Forschung, zunehmend ist die Pluralität von sprachlichen<br />
wie literarischen Ausdrucksformen in den Blick dieser Disziplinen<br />
getreten. Zumal für die Literaturwissenschaft hat die in jüngerer<br />
Zeit geführte Diskussion um Eigenheiten und Funktionen der<br />
Medien noch einmal eine erhebliche Revision ihres Objektbereichs<br />
mit sich gebracht. Zunehmend treten die Beziehungen zwischen<br />
Literatur, Film, neuen Medien etc. in das Zentrum des Interesses.<br />
Zum Profil dieser Disziplinen gehört auch die aktuelle Debatte um<br />
ihren Status als Kulturwissenschaften.<br />
In Anbetracht der skizzierten Ausdifferenzierung der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
fördert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> vorrangig<br />
Projekte, die grundlegende Fragen der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
zum Gegenstand haben. Vor allem ist sie an Forschungsvorhaben<br />
interessiert, bei denen die Untersuchung von Sprache und<br />
Text selbst im Zentrum steht. Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt ebenso Projekte,<br />
denen historische Fragestellungen zugrunde liegen, wie solche,<br />
die den theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen gewidmet<br />
sind. Ein besonderes Augenmerk gilt Projekten, die Beziehungen zu<br />
anderen Fächern herstellen. Dabei ist vor allem an Disziplinen ge-
Documenta<br />
Orthographica<br />
dacht, die ebenfalls sprachliche Gegenstände erforschen, wie die<br />
Philosophie oder die Theologie.<br />
Prof. R. Bergmann (Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft und<br />
ältere deutsche Literatur, Universität Bamberg), Prof. F. Debus (Germanistisches<br />
Seminar, Universität Kiel) und Prof. D. Nerius (Institut<br />
für Germanistik, Universität Rostock) erhalten Fördermittel für das<br />
Projekt „Documenta Orthographica. Quellen zur Geschichte der<br />
deutschen Orthographie vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“.<br />
Das Projekt beabsichtigt, bisher nicht oder seit langem nicht wieder<br />
veröffentlichte Arbeiten aus der Geschichte der deutschen Orthographie<br />
und der orthographischen Theorie sowie bisher unpublizierte<br />
oder weitgehend unzugängliche Dokumente zur Reform der deutschen<br />
Orthographie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.<br />
Die auf ca. 30 Bände angelegte Reihe „Documenta orthographica“<br />
soll sich in eine ältere und eine neuere Abteilung gliedern und nur<br />
schwer erreichbare oder unbekannte Arbeiten und Dokumente in<br />
kommentierter Fassung enthalten.<br />
– In der älteren Abteilung A werden Quellenschriften zur<br />
Geschichte der deutschen Orthographie und zu den um die<br />
Orthographie geführten zeitgenössischen Auseinandersetzungen<br />
aus dem 16. bis 18. Jahrhundert ediert (u. a. Schryfftspiegel. Köln<br />
o.J. [1527], Hager: Teütsche Orthographia. [Hamburg 1639], Die<br />
Bemühungen um die deutsche Orthographie in der zweiten Hälfte<br />
des 18. Jahrhunderts [Fulda/Nast/Hemmer/Klopstock u. a.]).<br />
Bereits publiziert wurden:<br />
Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 6: Freyer, H.: Anweisung zur<br />
Teutschen Orthographie. Hrsg. von Petra Ewald. – Hildesheim<br />
usw.: Olms, 1999.<br />
In Kürze werden erscheinen:<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 130<br />
Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 3: Lambeck, H.: Düedsche<br />
Orthographie, Hamburg 1633; und Chr. A. Hager: Teütsche<br />
Orthographia. Hamburg 1639. Hrsg. von Rolf Bergmann und<br />
Ursula Götz.<br />
Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 4: Gueintz, Chr.: Die deutsche<br />
Rechtschreibung. Halle 1645. Hrsg. von Claudine Moulin-Fankhänel.<br />
Abt. A, 16.–18. Jahrhundert, Bd. 8, 1.2.: Die Bemühungen um die<br />
deutsche Orthographie in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.<br />
Hrsg. von Petra Ewald.<br />
– In der neueren Abteilung B liegt der Schwerpunkt auf der Neuerschließung<br />
von z. T. weit verstreuten Arbeiten von Sprachwissenschaftlern<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts, die die Einheitsortho-
131<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
graphie maßgeblich beeinflusst haben (u. a. Schriften von J.<br />
Grimm, D. Sanders, W. Wilmanns, K. Duden) sowie auf der Publikation<br />
von Dokumenten zu den Bemühungen um eine Reform der<br />
deutschen Orthographie.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gewährte der Sächsischen Akademie der<br />
Wissenschaften zu Leipzig (Prof. G. Lerchner) Fördermittel für die<br />
„Erstellung eines Gesamt-Lemma-Verzeichnisses zum Althochdeutschen<br />
Wörterbuch“.<br />
Das Althochdeutsche Wörterbuch ist ein auf 8 bis 10 Bände konzipiertes<br />
Großwörterbuch, das den gesamten deutschen Wortschatz<br />
des 8. bis 11. Jahrhunderts umfasst, der in jedweder Verschriftlichung<br />
erhalten geblieben ist. Dabei werden die althochdeutschen<br />
Wörter jeweils mit ihrer lateinischen Übersetzungsgrundlage dargeboten<br />
und – wo möglich – mit einem Textzusammenhang. Damit ist<br />
es sowohl für die moderne Sprachwissenschaft als auch für Fachhistoriker<br />
der Bereiche Recht, Theologie, Medizin u. a. eine wichtige<br />
Arbeitsgrundlage. Bisher erschienen sind (im Akademie Verlag Berlin)<br />
die Bände I: A-B (1952–1968), Band II: C-D (1970–1997), III: E-F<br />
(1971–1985). Die Bearbeitung des IV. Bandes mit der Buchstabenfolge<br />
G-J ist abgeschlossen; die letzten vier Lieferungen sind <strong>2001</strong><br />
erschienen. Die Arbeiten am V. Band: K-L haben begonnen.<br />
Der Band „Heiligenleben“ des Katalogs der deutschsprachigen illustrierten<br />
Handschriften des Mittelalters wird mit Unterstützung der<br />
<strong>Stiftung</strong> von Prof. J.-D. Müller (Kommission für Deutsche Literatur<br />
des Mittelalters, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München)<br />
erarbeitet.<br />
In diesem Projekt soll ein bestimmter Typus illustrierter deutschsprachiger<br />
Handschriften des Mittelalters – nämlich Handschriften von<br />
Heiligenleben – gesichtet, beschrieben sowie ikonographisch und<br />
überlieferungsgeschichtlich erforscht werden. Die Ergebnisse sollen<br />
dann in einem eigenen Band des Katalogs der deutschsprachigen illustrierten<br />
Handschriften des Mittelalters niedergelegt werden.<br />
Der Katalog umfasst sämtliche illustrierten oder zur Illustration bestimmten<br />
mittelalterlichen Handschriften deutscher Sprache sowie<br />
deutsch-lateinische Mischhandschriften; er ist damit ein Arbeitsinstrument<br />
für jede Beschäftigung mit deutschsprachigen Bilderhandschriften,<br />
das transdisziplinär die Wechselbeziehungen zwischen Literatur<br />
und Bildkunst im deutschsprachigen Mittelalter offenlegt, das<br />
die Ikonographie literarischer Stoffe sowie die Rolle der Illustration<br />
im Literarisierungsprozess der Volkssprache verdeutlicht und mithin<br />
für sowohl kunsthistorische, ikonographische wie stilgeschichtliche<br />
Fragen im Mittelalter von Relevanz ist. Der Katalog ordnet das Material<br />
alphabetisch nach 147 Stoffgruppen, von denen eine aus den<br />
Heiligenviten besteht. Diese Stoffgruppen erscheinen in der publizierten<br />
Form des Katalogs jeweils mit Einleitungen versehen, welche<br />
die Grundzüge der Ikonographie des jeweiligen Komplexes erläutern<br />
und etwa die landschaftlichen Schwerpunkte seiner Verbrei-<br />
Althochdeutsches<br />
Wörterbuch<br />
Mittelalter<br />
Heiligenleben
Litauische<br />
Postille<br />
Königsberg<br />
Bibliotheken<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 132<br />
tung oder Zusammenhänge mit lateinischen Fassungen des Stoffes<br />
diskutieren; außerdem enthält jeder Band ein Literaturverzeichnis,<br />
ein Abbildungsverzeichnis und fünf Register.<br />
Mit der Edition und Kommentierung der Litauischen Postille von 1573<br />
sind Prof. H. Schmidt-Glintzer (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel)<br />
und Prof. J. Gippert (Institut für vergleichende Sprachwissenschaft,<br />
Phonetik und Slavische Philologie, Universität Frankfurt a. M.)<br />
befasst, finanziell unterstützt von der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Handschrift der Litauischen Postille von 1573 ist die erste bisher<br />
bekannte litauische Predigtsammlung; sie wird auch die „Wolfenbütteler<br />
Postille“ genannt, weil ihr auf der Welt einziges Exemplar in der<br />
Herzog August Bibliothek aufbewahrt wird. Die Postille stellt einen<br />
der längsten zusammenhängenden litauischen Texte des 16. Jahrhunderts<br />
dar und ist damit ein Sprachdenkmal von einzigartigem<br />
Wert. Sie birgt wichtige Informationen über die Kultur- und Kirchengeschichte<br />
Preußens, insbesondere über dessen litauisch-sprachigen<br />
Teil. Dennoch sind sowohl das sprachliche Material als auch die Beziehungen<br />
der Postille zu damaligen zeitgenössischen Texten bisher<br />
noch weitgehend unerforscht; ihr Wortschatz ist weder in das litauische<br />
sprachhistorische Wörterbuch noch in die computerisierte Konkordanz<br />
sämtlicher litauischer Manuskripte und Drucke des 16. und<br />
17. Jahrhunderts (beide in Vorbereitung am Institut für litauische<br />
Sprache) eingegliedert; eine wissenschaftliche Arbeit über die Postille<br />
existiert bis jetzt nicht.<br />
Das Fehlen solcher sprach-, literatur- und kulturhistorischer Untersuchungen<br />
liegt hauptsächlich daran, dass bis heute keine wissenschaftstaugliche<br />
Ausgabe der Postille selbst verfügbar ist. Es existiert<br />
lediglich eine Mikrofiche- und Readerprintkopie von 1980, die 1995<br />
transkribiert und gedruckt wurde. Diese Kopien wurden aber bis<br />
heute nicht mit der Originalhandschrift verglichen und geben die<br />
Besonderheiten des Manuskripts nur unzureichend wieder, was zu<br />
gravierenden Transkriptionsfehlern führte.<br />
Ziele des Projekts sind deshalb eine Edierung und Kommentierung<br />
der Postille, die eine genaue Transkription und sprachgeschichtliche<br />
Erschließung des Werkes bieten. Darin sollen alle Korrekturen des<br />
Manuskripts durch einen kritischen Apparat erfasst werden. Eine<br />
Konkordanz, ein Zitatverzeichnis, ein Glossar und ein Personenregister<br />
sollen den Text der sprach-, literatur- und kulturhistorischen<br />
Forschung zugänglich machen.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> fördert das Projekt Rekonstruktion der Königsberger<br />
Bibliothekslandschaft um 1750 – Erstellung eines virtuellen Gesamtkatalogs<br />
und eines Handbuchs der Königsberger Bibliotheken, das<br />
von Prof. K. Garber und Dr. A. E. Walter (Interdisziplinäres Institut<br />
für Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, Universität Osnabrück)<br />
durchgeführt wird.
133<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
In Königsberg war seit der Säkularisierung eine Bibliothekslandschaft<br />
gewachsen, die aufgrund ihrer exponierten Lage – im engen<br />
Kontakt mit dem polnischen, baltischen und russischen Kulturraum –<br />
über Jahrhunderte hinweg ein spezifisches Profil ausgebildet hatte.<br />
Deshalb kam den Königsberger Bibliotheken der Rang einer herausragenden<br />
Memorialstätte zu. Sie bargen weit über eine Million<br />
Bände, darunter tausende von Handschriften, rund 1.000 Inkunabeln<br />
und weit mehr als 100.000 Altdrucke. Im letzten Jahr des Zweiten<br />
Weltkrieges ist diese Bibliothekslandschaft samt ihren Katalogen<br />
zerstört worden. Um so bemerkenswerter war der Fund des Kaliningrader<br />
Mathematikers und Universitätshistorikers Prof. Kazimir Lavrinovitch,<br />
der im russischen Staatsarchiv auf die handschriftlichen<br />
Kataloge verschiedener Königsberger Bibliotheken von ca. 1758<br />
stieß.<br />
Mit diesen Katalogen, die auf mehr als 3.000 Seiten über 26.000 Titel<br />
aus fünf großen Königsberger Bibliotheken verzeichnen (und die für<br />
die Bibliothek des Osnabrücker Interdisziplinären Instituts für Kulturgeschichte<br />
verfilmt wurden), ist es erstmals möglich, einen nahezu<br />
vollständigen Überblick über den wertvollsten Buchbestand in Königsberg<br />
bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu gewinnen und damit<br />
– in einem bislang einzigartigen Versuch – unter Einsatz moderner<br />
Medien eine untergegangene Bibliothekslandschaft zu rekonstruieren.<br />
Ziel des Projektes ist es, einen über www.gateway allgemein zugänglichen<br />
virtuellen Gesamtkatalog der Altdruckbestände der Königsberger<br />
Bibliotheken zu erstellen, der die Werke mit knappen<br />
bibliographischen Hinweisen identifizierbar macht und auf andere<br />
noch in osteuropäischen Bibliotheken verfügbare Exemplare verweist.<br />
Zudem soll ein Handbuch der Königsberger Bibliotheken im<br />
18. Jahrhundert erarbeitet werden. Der erste Teil des Handbuches<br />
soll in die Kulturgeschichte Königsbergs – insbesondere in deren<br />
‘Grosses (18.) Jahrhundert’ – einführen, der zweite Teil soll die Geschichte<br />
der Bibliotheken und ihrer Bestände (systematisch seit 1750)<br />
darstellen.<br />
Für das von Prof. H. O. Horch (Germanistisches Institut, RWTH Aachen)<br />
initiierte Projekt „Von der Kritik zur Kulturzeitschrift: Die<br />
Kunstkritik deutsch-jüdischer Periodika 1837–1922“ wurden Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />
Für die Erforschung der neueren deutsch-jüdischen Geschichte ist<br />
die jüdische Presse eine ergiebige, aber bislang vernachlässigte<br />
Quelle. Insbesondere die Kunstkritik dieser Periodika wurde bisher<br />
nicht wahrgenommen und in ihrer Bedeutung als jüdische Identität<br />
stiftendes Medium erkannt. In der Forschung wurde bislang insbesondere<br />
der begeisterte Kunstkonsum der Juden, die jüdische Kunstproduktion<br />
selbst oder das Mäzenatentum begüterter Juden untersucht.<br />
Deutsch-<br />
jüdische<br />
Periodika
Jüdische<br />
Kinderliteratur<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 134<br />
Die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ ist modellhaft für alle späteren<br />
Zeitungsgründungen in und außerhalb Deutschlands; ihr Erscheinen<br />
deckt einen entscheidenden Zeitraum in der modernen Geschichte<br />
der deutschen Juden ab: nämlich zunächst den Kampf um<br />
die Emanzipation als Staatsbürger bis zur juristischen Gleichstellung<br />
1869/71 und dann das post-emanzipatorische Ringen um Integration<br />
angesichts eines zunehmenden Antisemitismus. 1837 brachte die<br />
„Allgemeine Zeitung des Judentums“ erste kritische Ausstellungshinweise;<br />
in deren Kielwasser entstanden in der Folgezeit zahlreiche<br />
Kunstkritiken in anderen Periodika und kurz vor der Jahrhundertwende<br />
erste jüdische Kunst- und Kulturzeitschriften. Das übergreifende<br />
Anliegen dieser Kunstkritik war, die damalige Gegenwartskunst<br />
mit der jüdischen Tradition zu verbinden und zu ermessen, inwiefern<br />
zeitgenössische und historische Kunst- und Bauwerke zur<br />
Emanzipation des Judentums, seiner Akzeptanz durch die Umwelt<br />
und der Etablierung einer modernen jüdischen Identität beitrugen.<br />
Das Projekt nähert sich diesem Material mit der Arbeitshypothese, es<br />
gebe eine spezifisch jüdische Kunstkritik, die versucht, in der (unter<br />
Berufung auf Kant und Hegel) im 19. Jahrhundert geführten Diskussion<br />
um ein „Judentum ohne Kunst“ Gewicht zu erlangen. Diese Diskussion<br />
selbst war für die Emanzipation wie die post-emanzipatorische<br />
Anerkennung der Juden von eminenter Bedeutung: wenn<br />
Kunst, wie die allgemeine Meinung war, auf den Zivilisationsgrad eines<br />
Volkes hinwies, dann galt, dass Angehörige eines Volkes ohne<br />
Kunst – weil zivilisationslos – nicht als gleichwertige Mitglieder der<br />
bürgerlichen Gesellschaft anerkannt werden konnten oder mussten.<br />
Das Projekt wird zum einen den Stellenwert der jüdischen innerhalb<br />
der gesamten deutschsprachigen Kunstkritik ermitteln und zum<br />
zweiten diese Kritik als entscheidendes kulturdiagnostisches Instrument<br />
innerhalb des Judentums selbst erweisen und analysieren. Speziell<br />
wird gefragt, wie die Kunstkritik auf die ihr zeitgenössischen<br />
ästhetischen Anschauungen, speziell auf die Diskussion über die angebliche<br />
Rationalität und Kunstfeindlichkeit der Juden, reagiert hat<br />
und welche Rolle ihr innerhalb des Judentums bei der Konstruktion<br />
der eigenen ethnischen Geschichte zukommt.<br />
Eine erneute Förderung der <strong>Stiftung</strong> gilt Prof. Z. Shavit, die sich an<br />
der School of Cultural Studies, Culture Research Unit (Tel Aviv University)<br />
dem Projekt „Im Angesicht der Katastrophe: Jüdische Kindheit<br />
und jüdische Kinderliteratur in Deutschland während des Dritten<br />
Reiches 1933-1941“ widmet.<br />
Dieses Forschungsprojekt widmete sich von 1992 bis 1997 – unterstützt<br />
von der Israel Science Foundation, der GIF Foundation und der<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – der Geschichte der Kinderbuchliteratur in<br />
der deutschsprachigen Welt (vgl. Jahresbericht 1995/96, S. 112-116).<br />
Die bisherigen Ergebnisse wurden in einem bibliographischen<br />
Handbuch publiziert:
135<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Shavit, Zohar; Hans-Heino Ewers, in Zusammenarb. mit Annegret<br />
Völpel ...: Deutsch-jüdische Kinder- und Jugendliteratur von der<br />
Haskala bis 1945. Die deutsch- und hebräischsprachigen Schriften<br />
des deutschsprachigen Raum. Bd. 1.2. Stuttgart; Weimar: Metzler,<br />
1996. 1495 S.<br />
Das Material ist jedoch inzwischen derart reichlich angewachsen,<br />
daß das Projekt nun mit einem abschließenden Band zu Ende geführt<br />
werden soll, der drei Literaturkomplexe umfassen soll:<br />
- publizierte Literatur – und zwar ideologische und pragmatische<br />
Texte der Zionistischen Bewegung, geschrieben von Erwachsenen<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
- publizierte und unpublizierte Texte – hauptsächlich Briefe und<br />
Tagebücher, geschrieben von Kindern und jungen Erwachsenen<br />
- publizierte und unpublizierte Texte, verfaßt von Erwachsenen,<br />
die ihre Kinder- oder Jugendzeit im Dritten Reich erleben mußten.<br />
Prof. W. F. Bender (Institut für Deutsche Philologie II/Neuere deutsche<br />
Literatur, Universität Münster) erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel<br />
für das Projekt „Theaterperiodika des 18. Jahrhunderts. Bibliographie<br />
und inhaltliche Erschließung deutschsprachiger Theaterzeitschriften,<br />
Theaterkalender und Theatertaschenbücher (1750–1800)“.<br />
Während des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland<br />
durch den Aufstieg der periodisch erscheinenden Zeitungen, Zeitschriften,<br />
Almanache, Kalender und Taschenbücher eine äußerst differenzierte<br />
Kommunikationsstruktur, die in anderen europäischen<br />
Ländern mit ihrer hauptstädtischen Zentrierung so nicht bestand.<br />
Nicht zuletzt durch die Expansion der Buchproduktion und neue Distributionsmöglichkeiten<br />
wurde die Exklusivität des Gelehrtenstandes<br />
überwunden und aufklärerisches Gedankengut einem größeren<br />
Teil der Bevölkerung nahegebracht.<br />
Im Rahmen dieses Kommunikationsraumes wandte sich die Theaterpublizistik<br />
an das gebildete bzw. noch zu bildende Publikum. Die<br />
Herausgeber dieser Theaterperiodika sahen ihre vornehmliche Aufgabe<br />
darin, „regelmäßiges“, den „vernünftigen“ ethischen Normen<br />
verpflichtetes Theater zu fördern und sowohl zur Disziplinierung des<br />
Publikums als auch einer noch weitgehend undisziplinierten, im<br />
Ruch des Unsittlichen stehenden Schauspielerzunft beizutragen. Die<br />
Untersuchung bezieht sich auf alle deutschsprachigen Druckschriften<br />
zum Bereich Theater, die im weiten Sinne periodisch erscheinen,<br />
auf Schriften, die in tagebuchhaft kontinuierlicher Weise über Theatralia<br />
unterrichten und auf andere Periodika (historische, politische,<br />
moralisierende etc.), die sich mindestens zu 50 Prozent mit Themen<br />
aus dem Theaterbereich beschäftigen. Die inhaltliche Erschließung<br />
der bibliographisch beschriebenen Theaterperiodika erfolgt über ein<br />
Inhaltsverzeichnis sowie über verschiedene Register.<br />
Theaterperiodika
F. Kafka<br />
Briefwechsel<br />
G. Bermann<br />
Fischer und<br />
C. Zuckmayer<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 136<br />
Für die Erstellung einer kommentierten, wissenschaftlichen Ausgabe<br />
aller Briefe von und an Franz Kafka erhält Prof. G. Neumann, Institut<br />
für Deutsche Philologie, Universität München, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, durch die Edition aller Briefe<br />
von und an Franz Kafka die Arbeit an der Kritischen Kafka-Ausgabe<br />
zum Abschluss zu bringen. Bisher konnten die Abteilungen „Schriften“<br />
und „Tagebücher“ im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
geförderten Projekts beendet werden.<br />
Die angestrebte fünfbändige Briefausgabe beinhaltet – nach derzeitigem<br />
Stand – 1.533 Briefe, von denen die meisten bereits durch vorangegangene<br />
Ausgaben (u. a. in den Editionen der „Gesammelten<br />
Werke“ Franz Kafkas durch seinen Freund Max Brod, 1937 bzw.<br />
1958; die größeren Konvolute der „Briefe an Felice“, 1967, und der<br />
„Briefe an die Eltern“, 1990) bekannt sind. Von den Dokumenten liegen<br />
ca. zwei Drittel als Mikrofilmaufnahmen und Photokopien vor,<br />
lediglich ein Drittel ist heute im Original zugänglich.<br />
Die einzelnen Bände der Kritischen Edition der Briefe gliedern sich<br />
jeweils in einen Textteil, in dem die Briefe an Kafka in chronologischer<br />
Folge dargeboten werden, einen Kommentarteil mit den Erläuterungen<br />
und einen Anhang, der die an Kafka gerichteten Briefe und<br />
Widmungen enthält. Die Edition wird durch ein Register, das alle<br />
Briefe und Briefempfänger sowie die Werke des Autors verzeichnet,<br />
und einen Apparatteil, der die überlieferungsgeschichtlichen Darstellungen<br />
sowie die textkritischen Anmerkungen umfasst, abgeschlossen.<br />
Der erste Band der Briefausgabe, „Briefe 1900–1912“, ist im Herbst<br />
1999 erschienen, der zweite Band, „Briefe 1913 – März 1914“, erschien<br />
zur Buchmesse <strong>2001</strong>.<br />
Prof. U. Ott (Schiller-Nationalmuseum und Deutsches Literaturarchiv,<br />
Marbach am Neckar) wurden von der <strong>Stiftung</strong> für die Kommentierte<br />
Edition des Briefwechsels zwischen Gottfried Bermann Fischer<br />
und Carl Zuckmayer Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />
Carl Zuckmayer war neben Bertolt Brecht und Gerhard Hauptmann<br />
einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Theaterautoren des 20.<br />
Jahrhunderts. Obwohl wegen seines Hangs zur Volkstümlichkeit oft<br />
scharf attackiert, gehörte er zeitlebens zu den renommierten Autoren<br />
und hatte Verbindung zu vielen namhaften Persönlichkeiten des<br />
Kulturlebens seiner Zeit. Dies schlug sich in seiner umfangreichen<br />
Korrespondenz nieder: u. a. mit T. Bernhard, E. Bloch, B. Brecht, C. J.<br />
Burckhard, T. Dorst, F. Dürrenmatt, G. von Einem, G. Grass, G.<br />
Gründgens, G. Hauptmann, P. Hindemith, Ö. von Horváth, E. Jünger,<br />
G. von le Fort, I. Seidl, K. Lorenz, Th. Mann, M. Ophüls, P. Suhrkamp<br />
und A. Suhrkamp-Seidel. In Zuckmayers Briefen spiegelt sich<br />
also das deutschsprachige Kulturleben vom ersten Weltkrieg über
137<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
die Zeit seines zunächst österreichischen, dann schweizerischen und<br />
US-amerikanischen Exils bis hin zur Studentenbewegung.<br />
Von dieser Korrespondenz veröffentlichten diverse Ausgaben des<br />
Zuckmayer-Jahrbuches bisher die Briefwechsel mit Paul Hindemith,<br />
Annemarie Suhrkamp-Seidel, Ernst Jünger, Carl Jacob Burckhard<br />
und Max Frisch. Für den Band 6 dieses Jahrbuchs (2003) ist die Edition<br />
des Briefwechsels zwischen Zuckmayer und Gottfried Bermann<br />
Fischer vorgesehen.<br />
Zuckmayer war 1934, nachdem der arisierte Ullstein-Verlag die bestehenden<br />
Verträge gelöst hatte, ein Autor des Fischer Verlages geworden.<br />
Sein Briefwechsel mit Bermann Fischer umfasst mehr als<br />
500 Briefe, von denen bislang 47 veröffentlicht sind, und deckt mit einer<br />
bei Zuckmayer sonst nicht vorfindlichen Geschlossenheit einen<br />
Zeitraum von über 40 Jahren ab. Das Korpus dokumentiert chronologisch<br />
zunächst die Auseinandersetzung von Autor und Verleger mit<br />
der NS-Kulturpolitik, dann Probleme des Exils, in das beide gezwungen<br />
wurden, und nach 1945 die Schwierigkeiten der Rückkehr auf<br />
den deutschen Buchmarkt (zentral ist hier etwa die Auseinandersetzung<br />
zwischen Bermann Fischer und Peter Suhrkamp, die 1950 zum<br />
Eklat führte; Zuckmayer war mit beiden Verlegern befreundet).<br />
Nach 1950 reflektiert der Briefwechsel die rapide Konsolidierung des<br />
S. Fischer Verlages und bricht auch nach dessen Verkauf an den<br />
Holzbrinck-Konzern nicht ab. Damit reicht Bermann Fischers Austausch<br />
mit Zuckmayer historisch weit über seine 1955 endende Korrespondenz<br />
mit Thomas Mann hinaus, den einzigen Briefwechsel des<br />
Verlegers, der bis heute vollständig publiziert wurde. In seinem<br />
Schriftverkehr mit Zuckmayer werden zudem vielfältigere Themen<br />
angesprochen als zwischen ihm und Mann, etwa Fragen der Intermedialität:<br />
Zuckmayer war sehr an der Verfilmung seiner Werke interessiert<br />
und erweist sich in diesem Briefwechsel als ‘Medienarbeiter’<br />
(Harro Segebert). Daneben macht die Korrespondenz divergierende<br />
Urteile über gemeinsame Bekannte und Freunde sichtbar,<br />
etwa über das Verhalten Gerhard Hauptmanns während des NS-Regimes,<br />
und erhellt damit kulturhistorisch aufschlussreiche Konflikte.<br />
Der Projektplan sieht vor, alle aussagekräftigen Briefe in der Edition<br />
abzudrucken und Schreiben marginalen Charakters in einer Übersicht<br />
zu registrieren bzw. im Kommentar zusammenfassend zu referieren.<br />
Der Kommentar enthält darüber hinaus biographische Informationen<br />
zu allen in den Briefen genannten Personen, ein Personenregister,<br />
bibliographische Angaben aller erwähnten Werke sowie<br />
Sacherläuterungen und Erklärungen des historischen Kontextes, soweit<br />
dieser zum Verständnis der Briefe notwendig und nicht voraussetzbar<br />
ist.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert das Projekt zur Erforschung der<br />
Geschichte deutsch-russischer Fremdenbilder Russen und Russland<br />
aus deutscher Sicht und Deutsche und Deutschland aus russischer<br />
Sicht von den Anfängen bis zum 20. Jahrhundert, das Prof. L. Kope-<br />
Deutschrussische<br />
Fremdenbilder
Ukraine/Russland<br />
Rhetorische<br />
Begriffsbildung<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 138<br />
lew an der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal bis<br />
zu seinem Tode leitete.<br />
An diesem Projekt arbeitet seit 1982 eine Forschergrupppe, die Fachwissenschaftler<br />
anderer Universitäten in Deutschland, USA und<br />
Russland als Autoren, Berater und Gutachter gewinnen konnte. Das<br />
Projekt ist fächerübergreifend angelegt, d. h. es schließt historische,<br />
philosophische, soziologische u. a. Forschungsgebiete ein.<br />
Die Untersuchung der Geschichte deutsch-russischer Fremdenbilder<br />
erhält eine zunehmend moralische und politische Bedeutung. Der<br />
Arbeit der Forschungsgruppe liegt die Überzeugung zugrunde, dass<br />
die Einsicht in die unterschiedlichen historischen Bedingungen eines<br />
jeden Volkes, Vorurteile abbauen hilft und dass die einseitigen und<br />
lückenhaften Vorstellungen der einen Nation von der anderen durch<br />
die Kenntnis der im Laufe von Jahrhunderten entstandenen gegenseitigen<br />
Beziehungen ergänzt und korrigiert werden.<br />
Die Arbeitsergebnisse des mit einer Grundfinanzierung des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen ausgestatteten Projektes, zu denen zahlreiche<br />
Fachwissenschaftler beitragen, werden in der Reihe „West-östliche<br />
Spiegelungen“ veröffentlicht.<br />
Im Berichtszeitraum wurden die Autorenbeiträge zum Folgeband 4 B<br />
„Deutsche und Deutschland aus russischer Sicht. 19./20. Jahrhundert:<br />
Von den Reformen Alexanders II. bis zum Ersten Weltkrieg“ redigiert<br />
und (zum Teil) aus dem Russischen übersetzt. Der Band steht<br />
kurz vor der Drucklegung.<br />
Die Rhetorische Begriffsbildung als Adaptions- und Übersetzungsprozess<br />
im ostslavischen Raum des 17. und 18. Jahrhunderts ist Gegenstand<br />
eines von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Projekts von Prof. R.<br />
Lachmann (Fachgruppe Literaturwissenschaft / Slavistik, Universität<br />
Konstanz).<br />
Mit Beginn des 17. Jahrhunderts lässt sich im ostslavischen Raum<br />
(Ukraine und Russland) ein Paradigmenwechsel in der literarischen<br />
Kultur beobachten. Vor allem durch die Aneignung der Rhetorik als<br />
beschreibende und normative Instanz eines einheitlichen (literatur-)<br />
sprachlichen Regelsystems begann die russische Kultur, sich der Entwicklung<br />
der westeuropäischen anzuschließen. Damit trat sie aus<br />
ihrem nach dem Zusammenbruch der byzantinischen Kultur besonders<br />
ausgeprägten Isolationismus heraus. Im Zuge dessen wurde an<br />
entsprechenden Bildungsstätten, die nach dem Vorbild der polnischen<br />
jesuitischen Kollegien konstruiert waren, eine rhetorische<br />
Lehrtradition begründet, welche entscheidend zur Ausformung einer<br />
einheitlichen Textpraxis betrug.<br />
Rhetorik und Poetik als normative Instanzen waren der russischen<br />
Kultur vor dem 17. Jahrhundert weitgehend fremd gewesen, da die<br />
altrussische Kultur sich an paradigmatischen Texten orientierte und<br />
nicht – wie die westeuropäische, byzantinische oder westslavische<br />
Kultur – an Regelinventaren, die deren Generierung vorschrieben.
139<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Der Import der abendländischen Rhetorik-Tradition implizierte und<br />
bewirkte eine neue Einstellung zur Regel, die das bestehende Kommunikationsgefüge<br />
veränderte. Dabei sind zwei Aneignungsmodelle<br />
zu unterscheiden: zum einen die Fortführung der konventionellen lateinischen<br />
Terminologie, zum anderen der Versuch, durch Übersetzung,<br />
zunächst ins Kirchenslavische (die überlieferte sakrale und<br />
theoretische Sprache), hernach ins Russische, das Latein als Begriffssprache<br />
abzulösen – wobei dessen exemplarische Funktion erhalten<br />
blieb.<br />
Ziel des Projektes ist es, diesen interkulturellen Vorgang systematisch<br />
zu untersuchen und zwar anhand von handschriftlich überlieferten<br />
und edierten Abhandlungen zur Poetik und Rhetorik, die vom<br />
Anfang des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in der Ukraine und<br />
Russland entstanden sind. Beabsichtigt ist die Erstellung eines thematisch<br />
gegliederten Wörterbuchs rhetorischer Termini, das den Prozess<br />
rhetorischer Begriffsbildung systematisch analysiert und aufschlüsselt.<br />
Zugrundegelegt wird ein Korpus von 27 zumeist handschriftlichen,<br />
in einigen Fällen nunmehr ediert vorliegenden Abhandlungen<br />
zur Rhetorik und Poetik. Die Beobachtung des funktionalen<br />
Übergangs vom Latein zum Kirchenslavischen und dann zum<br />
Russischen als Beschreibungs- und Lehrsprache erscheint deshalb so<br />
wichtig, weil damit eine im 17. Jahrhundert beginnende und sich bis<br />
zur Mitte des 18. Jahrhunderts fortsetzende Entwicklung in der wissenschaftlichen<br />
Perspektivierung von Sprachphänomenen erklärt<br />
werden kann, die für die Entwicklung der modernen russischen Literatur<br />
von entscheidender Bedeutung ist. Eine Systematisierung der<br />
rhetorischen Begriffsbildung in bezug auf diese Entwicklung liegt<br />
bislang nicht vor.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Dr. M. Dabag (Institut für Diaspora- und Genozidforschung,<br />
Universität Bochum), Prof. H. Gründer (Historisches<br />
Seminar, Universität Münster) und Prof. U.-K. Ketelsen (Germanistisches<br />
Institut, Universität Bochum) bei dem am Institut für Diasporaund<br />
Genozidforschung durchgeführten Forschungsprojekt „Sprachliche<br />
Strategien der Exklusion in politischer Gewalt: Der Herero-<br />
Nama-Aufstand 1904/07 in der zeitgenössischen deutschen<br />
Literatur“.<br />
Projektziel ist es, anhand der Ermordung der Herero und Nama in<br />
der Kolonie Deutsch-Südwestafrika sprachliche Exklusions- und Legitimationsstrategien<br />
aufzuarbeiten. Damit soll – über die Analyse<br />
sprachlicher Strategien der Exklusion im spezifisch kolonialen Spannungsfeld<br />
hinaus – ein Beitrag zur Erforschung der vorbereitenden<br />
und bedingenden Segregationsprozesse in kollektiver Gewalt und<br />
Genozid geleistet werden. Das Forschungsvorhaben geht davon aus,<br />
dass sich moderne Formen politischer Gewalt über höchst komplexe<br />
gesellschaftliche Prozesse vollziehen. Die hier verfolgten Fragen<br />
knüpfen an Ergebnisse aus der komparativen Genozidforschung an,<br />
die darauf aufmerksam gemacht hat, dass Strategien der Definition<br />
von Opfergruppen eine zentrale vorbereitende Funktion in der Ent-<br />
Exklusionsstrategien
Trauma<br />
Diskurs<br />
Literatur<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 140<br />
scheidungsplanung und Durchführung institutionalisierter Gewaltakte<br />
zukommt. In Vorbereitungsphasen moderner politischer Gewalt<br />
kommen Maßnahmen der Stigmatisierung der Opfergruppen, die<br />
sich auf sprachliche, medial vermittelte Verfahren stützen, entscheidende<br />
Bedeutung zu. Dabei werden in den Definitions- und Exklusionsstrategien<br />
der modernen Genozidpolitik ebenso neu geschaffene<br />
wie generational überlieferte sprachliche Muster vermutet. Die Fokussierung<br />
politischer Handlungsmuster, die über spezifische Übertragungsmechanismen<br />
als vorgegebenes Wissen für nachfolgende<br />
Generationen Gültigkeit beanspruchen, wirft auch die Frage nach<br />
der übergreifenden Relevanz des Ereignisses für gesellschaftspolitische<br />
Entwicklungen Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
auf.<br />
Die Untersuchung sprachlicher Exklusionsstrategien schließt an<br />
Konzepte der Vorurteilsforschung sowie an soziologische und psychologische<br />
Modelle zu Fremddefinition und Fremdverstehen an,<br />
wie sie z. B. in jüngeren amerikanischen Studien zu Race, Class,<br />
Gender und Ethnicity vertieft und in Deutschland im Rahmen der<br />
Antisemitismusforschung ausgearbeitet worden sind. Grundlage der<br />
Forschungsarbeiten ist eine umfassende Analyse zeitgenössischer<br />
Presseberichte, autobiographischer und belletristischer Texte, Reiseberichte,<br />
populärwissenschaftlicher, kolonialwissenschaftlicher und<br />
historiographischer Veröffentlichungen sowie amtlichen Quellenmaterials.<br />
Für die Herausarbeitung und Charakterisierung einzelner<br />
sprachlicher Muster werden Methoden der historischen und semiotischen<br />
Diskursanalyse nutzbar gemacht. Die Überprüfung der<br />
sprachlichen Figurationen erfolgt aus individual-psychologischer,<br />
mentalitätsgeschichtlicher, soziokultureller und politisch-strategischer<br />
Perspektive.<br />
Bisher veröffentlicht wurde im Rahmen des Projekts:<br />
Brehl, Medardus: Vernichtung als Arbeit an der Kultur. Kolonialdiskurs,<br />
kulturelles Wissen und der Völkermord an den Herero. –<br />
In: Zeitschrift für Genozidforschung. 2. <strong>2000</strong>, 2. S. 2–28.<br />
Prof. H. Pfeiffer, (Institut für Romanistik, Humboldt-Universität Berlin)<br />
bearbeitet mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> das Projekt „Traumatische<br />
Texte. Trauma – Diskurs – Literatur“.<br />
Die Fragestellung des Projekts profiliert den Zusammenhang zwischen<br />
Trauma und Diskurs, Geschichte und Narration. Sie erarbeitet<br />
einerseits die historischen Voraussetzungen und Artikulationsspielräume<br />
einer diskursiven Figur, andererseits die ästhetischen Inszenierungen,<br />
in denen traumatische Erfahrungen zur Geltung gebracht<br />
werden. Im Mittelpunkt steht dabei die literarische Fiktion.<br />
Der Begriff des Traumas hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts<br />
zunächst im Kontext der Neurosenlehre als Fachterminus der Psychiatrie<br />
und der Freudschen Psychoanalyse herausgebildet. Die<br />
Übernahme des Begriffs aus der chirurgischen Medizin durch die
141<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
Psychoanalyse fasste traumatische Ereignisse als Schock, als Einbruch<br />
in die psychische Organisation und deren dauerhafte Schädigung.<br />
Im Verhältnis von Erfahrung und Erinnerung gehören die<br />
Feststellung der konstitutiven Nachträglichkeit und des Modus der<br />
Wiederholung sowie der kryptischen Faktur der sprachlichen Realien<br />
des Traumas zu den grundlegenden theoretischen Entdeckungen<br />
der Psychoanalyse.<br />
In der Folgezeit hat es sich eingebürgert, die historischen Katastrophen<br />
des 20. Jahrhunderts, insbesondere die beiden Weltkriege und<br />
den Holocaust, in ihrer Erfahrungsdimension mit dem Begriff des<br />
Traumas zu verbinden. Individuen und Gemeinschaften erscheinen<br />
als Opfer von Verwüstungen, deren Wirklichkeit ihnen immer nur<br />
schattenhaft und partiell zugänglich ist. Was als Ereignis eine tiefgehende<br />
Verletzung darstellt, manifestiert sich erst mit zeitlicher Verzögerung<br />
in traumatischen Wiederholungen, Phantasmen und<br />
nachträglichem Verarbeitungsbemühungen. Diese Struktur des<br />
Traumas impliziert seine Angewiesenheit auf Modalitäten der Inszenierung<br />
und der Fiktion. Was nicht gewusst oder erkannt werden<br />
kann, muss durchgespielt und durchgearbeitet werden, ohne allerdings<br />
an ein Ende zu kommen.<br />
Diese Inszenierung und Verarbeitung kollektiver und individueller<br />
Traumata ist sowohl in der Literatur des 20. Jahrhunderts als auch in<br />
den darstellenden Künsten und kommunikativen Medien auf vielfältige<br />
Weise geschehen. Dabei modellieren literarische Texte im Unterschied<br />
zu ästhetischen Medien den Verlust identitätsstiftender Erinnerung<br />
und identitätssichernden Gedächtnisses durch Erzählen in<br />
Fragmenten, Variationen, Wiederholungen und palimpsestartigen<br />
Überschreibungen, die sich als Inszenierungen von Biographie und<br />
Geschichte lesen lassen.<br />
Das Forschungsvorhaben umfasst zwei Arbeitsbereiche:<br />
– Die Rekonstruktion diskursiver Konzepte von Trauma, die im<br />
Umkreis medizinischer, psychiatrischer und psychoanalytischer<br />
Untersuchungen entwickelt worden sind. Zum einen ist zu<br />
klären, welchen theoretischen Status Trauma in den methodischen<br />
Umbrüchen der Psychoanalyse hat. Dabei geht es u. a.<br />
darum, die Ambivalenzen des Begriffs in den Relationen von Realität,<br />
Imagination und symbolischer Ordnung in den entsprechenden<br />
diskursiven und narrativen Figurationen zu untersuchen. In<br />
diesem Kontext stellt sich auch die Frage nach den epochespezifischen<br />
Indikationen, die von unterschiedlichen Traumakonzepten<br />
im Spannungsfeld von Metapsychologie und Philosophie ausgehen.<br />
– Die Verarbeitung und Inszenierung traumatischer Ereignisse in<br />
literarischen – zumeist fiktionalen und autobiographischen – Texten<br />
(u. a. von C. Baudelaire, M. Proust, M. Blanchot, C. Simon, N.<br />
Sarraute, J. Heller, P. Levi, P. Barker). In diesem Zusammenhang<br />
soll u. a. das Verhältnis von Schock, Trauer, Melancholie und
Romanistische<br />
Sprachgeschichtsschreibung<br />
Trauma in literarischen Texten und ästhetischer Theorie seit dem<br />
Ende des 19. Jahrhunderts bestimmt werden. Daneben werden<br />
literarische Vermittlungen von Erfahrungen historischer Traumata<br />
in dem Verhältnis von Geschichte, Gewalt und Fiktion untersucht.<br />
Das Forschungsinteresse erstreckt sich auch auf Texte der<br />
frühen Neuzeit und richtet sich u. a. auf die Frage nach strukturellen<br />
Mustern von traumarepräsentierenden bzw. -modellierenden<br />
Verfahren der Vermittlung zwischen traumatischer historischer<br />
Erfahrung und Narration.<br />
Bisher wurden publiziert:<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 142<br />
Pfeiffer, Helmut: Der Garten der Kultur und die Gewalt der<br />
Geschichte. Claude Simons Jardin des Plantes. – In: Poetologische<br />
Umbrüche. Romanistische Studien zu Ehren von Ulrich<br />
Schulz-Buschhaus. Hrsg.: Werner Helmich ... . München <strong>2001</strong>.<br />
[Im Druck]<br />
Pfeiffer, Helmut: Traumatisches Gedächtnis. Claude Simons<br />
Straßen von Flandern. – In: Schnittpunkte. Greifswalder Studien<br />
zur Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte. Hrsg.: Gregor<br />
Vogt-Spira ... . Tübingen <strong>2001</strong>. [Im Druck]<br />
Prof. W. Oesterreicher (Institut für Romanische Philologie, Universität<br />
München) wurden für das Projekt Nationalphilologische Traditionen<br />
der romanistischen Sprachgeschichtsschreibung – Aspekte<br />
der diskursiven Konstruktion nationaler Identität Fördermittel der<br />
<strong>Stiftung</strong> zur Verfügung gestellt.<br />
Nach der Konstituierung der Philologien als wissenschaftliche Disziplinen<br />
wurde im 19. Jahrhundert die Arbeit im sprachwissenschaftlichen<br />
Bereich zunächst in engem Kontakt mit textphilologischen<br />
und literaturwissenschaftlichen Fragestellungen vorangetrieben. Die<br />
paradigmatische Ausrichtung des Faches wurde dabei von der historisch-vergleichenden<br />
Sprachwissenschaft dominiert, welche die historische<br />
Grammatik (Lautlehre, Morphologie und Syntax) und Etymologie<br />
(historische Wortforschung) in den Vordergrund stellte. Die<br />
Sprachgeschichte für die romanischen Sprachen blieb zunächst ausgeblendet.<br />
Erst um die Jahrhundertwende erschienen in den romanischen<br />
Ländern Sprachgeschichten, die dann für einen mehr oder weniger<br />
langen Zeitraum kanonische Gültigkeit besaßen. Hier sind vor<br />
allem die Arbeiten von Ramón Menéndez Pidal oder von Ferdinand<br />
Eugène Brunot zu nennen, die in Spanien bzw. Frankreich den Wissenschaftsdiskurs<br />
bestimmen. Als Matrix für Folgediskurse waren<br />
diese Sprachgeschichten im wissenschaftlichen Kontext fundierend<br />
geworden und haben noch lange im letzten Jahrhundert Sprachbilder<br />
und Sprachbewertungen, den Sprachunterricht sowie das<br />
Sprachbewusstsein der jeweiligen Sprachgemeinschaft geprägt.<br />
Das Projekt setzt sich zum Ziel, die durch diese Sprachgeschichten<br />
hervorgerufene Veränderung von Disziplinstrukturen und Disziplingrenzen<br />
in den romanischen Philologien Spaniens und Frankreichs
143<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />
zu beschreiben. Dazu sollen die ideologischen Voraussetzungen und<br />
interesseorientierten Optionen der „Erweiterung“ der Disziplin<br />
durch neue Formen wissenschaftlicher Kommunikation analysiert<br />
und die Entstehung dieser traditionsbildenden Sprachgeschichten<br />
für die großen romanischen Sprachen nachgezeichnet werden.<br />
Außerdem muss für die vergleichende Analyse der sprachgeschichtlichen<br />
Gesamtdarstellungen eine Rastrierung entwickelt werden, die<br />
sich durch eine Reihe von Kategorien und thematischen Zentrierungen<br />
definiert. Derartige Kriterien können z. B. sein: die jeweils zugrundeliegende<br />
sprachtheoretische Grundanschauung, die Einschätzung<br />
des Verhältnisses von Sprache und Nation, die Gewichtung<br />
externer und interner sprachgeschichtlicher Fakten, die<br />
Berücksichtigung von Sprachvarietäten.<br />
Das Forschungsvorhaben betritt in dreifacher Hinsicht Neuland:<br />
– Zwar liegen zu einzelnen Sprachgeschichten Studien vor, ihre<br />
Charakterisierung sowie systematische Einordnung in die spezifischen<br />
historischen und politischen Entstehungskontexte sind<br />
jedoch bisher noch nicht geleistet worden. So gilt es etwa im Falle<br />
Spaniens, die Verarbeitung der Verluste der Kolonien in Amerika<br />
und die dadurch ausgelöste historische Rückbesinnung zu berücksichtigen.<br />
Bei Frankreich müssen die sprachgeschichtlichen<br />
Bemühungen mit der komplex-prekären deutsch-französischen<br />
Wissenschaftskommunikation nach dem Krieg von 1870/71 in<br />
Zusammenhang gebracht werden.<br />
– Die angedeuteten Zusammenhänge sind gleichzeitig vor dem<br />
Hintergrund der Tatsache zu bewerten, dass die Philologien in<br />
den romanischen Ländern z. B. in Bezug auf die Fachkonzeption,<br />
die Methode oder die Prinzipien der editorischen Bemühungen<br />
älterer Texte insgesamt erst spät und in fundamentaler Abhängigkeit<br />
von der deutschen Romanistik entstanden sind. Insofern<br />
konstituieren sich die national-philologischen Traditionen der<br />
romanischen Sprachgeschichtsschreibung bewusst in Abgrenzung<br />
von dem aus der „Deutschen Bewegung“ stammenden Wissenschaftsparadigma.<br />
Durch diese Emanzipation vom deutschen<br />
Vorbild entstehen die filologia hispánica und die philologie<br />
française, also disziplinäre Wissens- und Kommunikationsformationen,<br />
die sich bezüglich der Objektebene von der übergreifend<br />
perspektivierten „Romanischen Philologie“ deutscher Prägung<br />
klar absetzen.<br />
– Schließlich wird die angedeutete Emanzipation im Projekt auch<br />
als Teilaspekt einer diskursiven Konstruktion nationaler Identität<br />
verstanden und ausgelegt. Die führenden sprachgeschichtlichen<br />
Arbeiten sind daraufhin zu untersuchen, inwiefern die ihnen<br />
zugrundeliegende Konzeptualisierung und Funktionalisierung<br />
von Sprache und Sprachgeschichte für die nationale Identitätsbildung<br />
von Bedeutung gewesen ist.
Shenbao<br />
Japanischdeutsches<br />
Wörterbuch<br />
SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 144<br />
Für die Erstellung eines Oneline-Index zur chinesischen Tageszeitung<br />
„Shenbao“ 1872–1898 erhält Prof. R. Wagner (Sinologisches Seminar,<br />
Universität Heidelberg) Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die 1872 in Shanghai gegründete „Shenbao“ ist eine der frühesten<br />
chinesisch-sprachigen Tageszeitungen. Als Bestandteil des Shenbaoguan<br />
Verlages spielte sie mit ihrem erstmalig nationalen Vertriebsnetz<br />
eine entscheidende Rolle in der Entwicklung Shanghais<br />
zur chinesischen Pressehauptstadt und damit bei der Herausbildung<br />
neuer städtischer profesioneller Gruppen (Journalisten, Herausgeber,<br />
Übersetzer); als Lektüre einflussreicher Teile der chinesischen<br />
Elite einschließlich des Pekinger Hofes hatten ihre Leitartikel einen<br />
erheblichen Einfluss auf die Herausbildung des Modernisierungsdiskurses<br />
in China; als beständiger Kommentator aktueller Entwicklungen<br />
war sie eine wichtige Stimme im politischen Entscheidungsprozess<br />
in den ersten Jahrzehnten nach der Öffnung Chinas und entscheidend<br />
an der Herausbildung einer neuen Rhetorik des öffentliches<br />
Diskurses beteiligt; als chinesisch-sprachige und für Chinesen<br />
geschriebene Zeitung unter ausländischem (englischem) Management<br />
ist sie ein Testfall für die chinesisch-ausländische Interaktion,<br />
der es erlaubt, die üblichen Kolonialismus/Imperialismus-Erklärungsmodelle<br />
zu hinterfragen. Aufgrund all dieser Aspekte bilden<br />
die Berichte und Reportagen im ,Nachrichtenteil‘ der „Shenbao“ und<br />
die Diskussionen und Kommentare in ihrem ,redaktionellen Teil‘<br />
eine wichtige, nicht durch spätere Editionen manipulierte Quelle,<br />
welche Struktur und Entwicklung der öffentlichen Sphäre im modernen<br />
China mittels einer aktuellen Diskussion von Tag zu Tag dokumentiert.<br />
Ziel des Projektes ist die Erstellung einer Datenbank, welche systematisch<br />
die Leitartikel der „Shenbao“ von ihrem Gründungsjahr<br />
1872 bis 1898, dem Jahr nach der Hunderttage-Reform, inhaltlich erfasst.<br />
Die Erstellung eines „Großen japanisch-deutschen Wörterbuches“ ist<br />
Gegenstand eines durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> mitfinanzierten<br />
Vorhabens von Prof. I. Hijiya-Kirschnereit, Deutsches Institut für Japanstudien,<br />
Tokyo.<br />
Das geplante japanisch-deutsche Wörterbuch soll als verlässliche<br />
Grundlage für zukünftige Generationen von Japanforschern dienen<br />
und die deutsch-japanischen Beziehungen auf allen Ebenen (Politik,<br />
Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur) unterstützen. Das<br />
Wörterbuch ist als bilingual-lexikographische Dokumentation in erster<br />
Linie der japanischen Gegenwartssprache (seit dem Zweiten<br />
Weltkrieg) gedacht, schließt darüber hinaus aber auch die wissenschaftssprachlich<br />
prägende zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (Anfang<br />
Meiji) ein. Es soll alles das aufnehmen, was in japanischen Tageszeitungen<br />
und nicht-fachspezifischen Periodika erklärungsfrei<br />
Verwendung findet, ferner das moderne Technik- und Wissenschaftsvokabular<br />
und Wendungen aus Sondersprachen wie Kinder-
145<br />
QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
und Jugendsprache oder Slang. Insgesamt werden ca. 100.000 Stichwörter<br />
Aufnahme finden. Die Lemmata werden alphabetisch in Lateinumschrift<br />
und der üblichen japanischen Schreibweise gegeben;<br />
sie enthalten Angaben zu Wortklasse, Flexion etc. und eine am semantischen<br />
Netz des Deutschen orientierte Definitionsstruktur; ferner<br />
sollen sie durch möglichst lebendige und aktuelle Verwendungsbeispiele<br />
und Satzbelege illustriert werden.<br />
Querschnittbereich „Bild und Bildlichkeit“<br />
Die Entwicklung der Informationstechnologien zeitigt unabsehbare<br />
soziale, politische und kulturelle Nachwirkungen. Insbesondere<br />
die sogenannten Neuen Medien (Video, Internet, Cyberspace<br />
u. a.) lösten lebhafte Debatten aus, die sehr oft in spekulative Einschätzungen<br />
und historische Prognosen mündeten. Der Zeitpunkt<br />
ist mittlerweile gekommen, die veränderte Rolle des Bildes kritisch<br />
und wissenschaftlich zu untersuchen. Es zeigt sich sehr schnell,<br />
dass sich neben der Bildkultur in den Künsten instrumentelle Bildwelten<br />
in den Wissenschaften ausgeformt haben. Seitdem Bilder<br />
technisch erzeugbar sind, verstärkte und verfeinerte sich die Möglichkeit,<br />
sie im Erkenntnisprozess einzusetzen. Die fortschreitende<br />
Bildtechnologie fungiert immer öfter als ein Auge von genuiner<br />
Leistungskraft, welches aus Theorie und Praxis der Natur- und der<br />
Biowissenschaften, einschließlich der Medizin, nicht mehr wegzudenken<br />
ist. Mehr als ein bloßes Hilfsmittel, für das es lange gegolten<br />
hat, wirkt das Bild auf den Charakter dessen ein, was es zu<br />
erkennen gibt. Es ist deswegen angemessen, von einem ikonischen<br />
Erkenntnismodell oder Paradigma zu sprechen, das neben dasjenige<br />
der Sprache und der Mathematik tritt, als eines Mediums der<br />
Generierung, der Mitteilung, der Veranschaulichung von Wissen.<br />
Um so mehr, als es über eine eigene Logik zu verfügen scheint,<br />
deren Beschaffenheit und Tragweite einer genaueren Untersuchung<br />
harren. Die fortschreitende technische Verfeinerung des ikonischen<br />
Instrumentariums, seine Effizienz und Nutzbarkeit sind<br />
geeignet, den Blick auf seine erkenntnisleitende Rolle zu verstellen.<br />
Um so wichtiger ist die in Gang befindliche Ausbildung eines<br />
reflexiven Wissens, auch in den Naturwissenschaften bzw. der Wissenschaftsgeschichte.<br />
Der Aufstieg der Bilder, ihre veränderte Funktion im Haushalt des<br />
Wissens, setzt sie instand, das überkommene Gefüge der Disziplinen<br />
und Methoden neu zu erschließen. Die alte Teilung der zwei (oder<br />
auch drei) Kulturen beginnt sich zu verändern angesichts investigativer<br />
Bilder, die im Repräsentationsprozess der Naturwissenschaften<br />
von der subatomaren Welt bis zu derjenigen der Astronomie, in der<br />
Erforschung und Therapie des menschlichen Körpers, aber auch in<br />
der Kunst oder Historie entwickelt bzw. eingesetzt werden. Eine<br />
neue Plausibilität gewinnen Kooperationen, z. B. zwischen Physik,<br />
Biowissenschaften, Neurologie, Psychologie, Wissenschaftsgeschichte,<br />
Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Geschichte, Kultur-
Porträt und<br />
Roman<br />
QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 146<br />
wissenschaft u. a. Der erweiterte Gebrauch der Bilder erfordert zugleich<br />
auch eine Kritik, die imstande ist, die Grenzen der Wirksamkeit,<br />
die damit verbundenen Verzerrungen und Verkennungen, zu<br />
durchschauen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist bestrebt, Forschungen im Bereich des<br />
ikonischen Erkenntnismodells anzuregen und zu unterstützen. Im<br />
Zentrum stehen dabei Analysen von bildlichen Erkenntnisvorgängen<br />
und Repräsentationsformen, was aber Projekte zu ihrer neuen<br />
oder veränderten Nutzung keineswegs ausschließt. Eine besondere<br />
Chance besitzen dabei jene Disziplinen, die – wie die Kunst- und<br />
Kulturgeschichte oder auch die Philosophie – über einen differenzierten<br />
Bildbegriff verfügen, dann, wenn sie sich den erweiterten,<br />
transdisziplinären Aufgaben stellen. Willkommen sind insbesondere<br />
solche Projekte, welche die eingefahrenen Bahnen verlassen, zwischen<br />
den getrennten Wissensfeldern Verbindungen und Zusammenhänge<br />
herstellen, interfakultäre Problemstellungen als Anfang<br />
einer veränderten Wissenskultur nutzen. Gefördert werden u. a.<br />
auch solche Unternehmungen, die sich mit der Logik der Bilder, der<br />
Bildanthropologie, Problemen der Bildwissenschaft, der Bildkultur<br />
und Bildgeschichte, dem Verhältnis ästhetischer und kognitiver Leistungen<br />
oder der instrumentellen Rolle des Bildes im Repräsentationsprozess<br />
der Wissenschaften befassen.<br />
Prof. R. Galle (Fachbereich Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft,<br />
Universität Essen) erhält für das Forschungsvorhaben<br />
„Porträt und Roman. Personengestaltung und deren Interferenz mit<br />
der Darstellung bildhafter Porträts im Roman“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Der seit der Antike tradierte Topos, wonach Malerei als stumme Poesie<br />
und die Poesie als redende Malerei bezeichnet wird, steht für eine<br />
wechselseitige Befruchtung von Sprach- und Bildkunst, die auch jenseits<br />
von Lessings kategorialer Scheidung beider – im Laokoon – ungebrochen<br />
fortbesteht. Das Projekt wird einem sehr spezifischen<br />
Phänomen dieser Kunst-Interferenz nachgehen: in Romanliteratur<br />
vom 17./18. bis zum 20. Jahrhundert werden Darstellungen bildhafter<br />
Porträts betrachtet und insbesondere in ihrer Wechselbeziehung<br />
zur fiktionalen Personendarstellung in dem jeweiligen Werk analysiert.<br />
Die Untersuchung wird unter der leitenden These stehen, dass sich<br />
die Funktion dieser sprachlichen Porträtdarstellungen mit dem heute<br />
in der Literaturwissenschaft gängigen Begriff der mise en abîme beschreiben<br />
lässt.<br />
Die Analyse soll erweisen, dass in Romanen der letzten drei Jahrhunderte<br />
eine Schilderung bildhafter Porträts als mise en abîme<br />
zunächst der Personendarstellung, dann aber auch zentraler Bedingungen<br />
der gesamten Romanform fungieren kann. Ein Begriffsinstrumentarium,<br />
das u. a. Kategorien wie ,harmonische Abgestimmtheit‘<br />
oder ,Entkonturierung‘ umfasst, soll dabei Literatur und Porträt-
147<br />
QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
kunst in eine gemeinsame, vergleichende Perspektive einbinden.<br />
Mittels dieses Instrumentariums soll gezeigt werden, dass der mediale<br />
Wandel, welcher die bildenden Künste in besonders auffallendem<br />
Maße prägt und bei der Darstellung bildhafter Porträts jeweils<br />
mittel- oder unmittelbar reflektiert wird, seinerseits ein maßgeblicher<br />
Indikator für die Geschichte und Ausprägung der Problemkonstellationen<br />
und die Form des Romans sein kann. Die Ermittlung, welcher<br />
Stellenwert den Porträtschilderungen – v. a. in Bezug auf die Darstellung<br />
realer Personen in denselben Romanen – jeweils zukommt, erbringt<br />
dadurch auf abstrakter Ebene zugleich einen Beitrag zur<br />
Funktionsbestimmung des neuzeitlichen Romans tout court.<br />
Da die Porträtdarstellungen erstens in erheblichem Maß durch den<br />
Diskurs ihrer Zeit über die bildenden Künste bestimmt sind und<br />
zweitens ihre Widerspiegelungsfunktion in Bezug auf Personenbeschreibung<br />
und Romanstruktur selbst einem historischen Funktionswandel<br />
unterworfen ist, muss die Einsatzweise der mise en abîme<br />
anhand bildhafter Porträts jeweils historisch gebunden analysiert<br />
werden. Als drei Schwerpunkte der Untersuchung sind geplant:<br />
– Der Roman des frühen 19. Jahrhunderts, der – nicht nur bezüglich<br />
der Personendarstellung – als Reaktion um die Physiognomik-<br />
Debatte und im Kontext der kunsttheoretischen Porträtdiskussion<br />
des späten 18. Jahrhunderts zu lesen ist.<br />
– Der Roman des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts,<br />
in dem die massive Krise des überkommenen Porträts in<br />
der bildenden Kunst zahlreiche Entsprechungen und Gegenreaktionen<br />
in der Literatur hervorruft.<br />
– Der Roman der Nachkriegszeit, der unter der doppelten Voraussetzung<br />
von Identitätsdiffusion und medialer Beschleunigung<br />
steht und hierauf mit spezifischen Veränderungen in der Personendarstellung<br />
reagiert.<br />
Für eine Tagung zu Fragen der Bildtheologie wurden Prof. R. Hoeps<br />
(Katholisch-Theologische Fakultät, Arbeitsstelle für christliche<br />
Bildtheorie, theologische Ästhetik und Bilddidaktik, Universität<br />
Münster) Fördermittel bewilligt. Diese Tagung soll Grundlage für<br />
weitere Forschungen zur Bildtheologie sein.<br />
Die europäische Kunst- und Kulturgeschichte ist in wesentlichen<br />
Teilen durch die christliche Bildtradition geprägt worden. Da die<br />
abendländische Bildgeschichte bislang vor allem von der Kunstwissenschaft<br />
auf ihre christlichen Bekenntnisaussagen hin befragt<br />
wurde, wäre nunmehr dafür Sorge zu tragen, dass die Theologie als<br />
ebenso zuständige Fachdisziplin einen eigenen Ansatz zum Thema<br />
formuliert. Die Tagung soll Ausgangspunkt für die Konzeption eines<br />
Projekts sein, in dessen Rahmen ein Handbuch der Bildtheologie<br />
entstehen soll, welches das gesamte Spektrum der Bildlichkeit, das<br />
von theologischer Seite bislang nur am Rande berührt bzw. erforscht<br />
wurde, in Bezug auf seine glaubensrelevanten Facetten und unter<br />
Bildtheologie
<strong>Thyssen</strong>-<br />
Vorlesungen<br />
Ikonologie<br />
der Gegenwart<br />
QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 148<br />
Einbeziehung interdisziplinärer Brücken zu benachbarten Fachbereichen<br />
beleuchten soll.<br />
Bildtheologische Problemfelder (z. B. Bilderverbot, Bildersturm)<br />
sowie auch weite Bereiche der Frömmigkeitsgeschichte, die sich<br />
maßgeblich in Bildern artikuliert, lassen sich nur in Kooperation mit<br />
anderen Fachdisziplinen bearbeiten. Für den bildtheologischen<br />
Diskurs an der Schnittstelle zwischen Theologie, Geschichte, Kunstund<br />
Kulturwissenschaft fehlt jedoch bisher eine geeignete Grundlage.<br />
In Zusammenarbeit mit Vertretern der jeweiligen Fachdisziplinen<br />
soll daher eine übergreifende Systematik aus theologischer<br />
Sicht erarbeitet werden, die sich mit dem Ursprung des Bildes, seiner<br />
Gestalt und seiner Funktion auseinanderzusetzen hat. Ziel ist ein<br />
universelles Werk bildtheologischer Analysen, das sämtliche<br />
Epochen der christlichen Kunstgeschichte umfasst.<br />
Nach dem Modell angelsächsischer „Lectures“ richtete die <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bereits 1979 eine Serie von <strong>Thyssen</strong>-Vorträgen ein.<br />
Gerade für Wissenschaftler in benachbarten Fachgebieten sind solche<br />
Vorträge wertvoll, da sie oft Zusammenfassungen neuer Forschungen<br />
darstellen, von denen viele Anregungen ausgehen können.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> betrachtet die Einführung solcher Vortragsreihen<br />
als ein von ihr besonders zu förderndes Anliegen.<br />
Bisher wurden fünf Vortragsfolgen abgeschlossen:<br />
– „Preußen – seine Wirkung auf die deutsche Geschichte“ in Berlin,<br />
– „Auseinandersetzungen mit der Antike“ in München,<br />
– „1945 und die Folgen – Kunstgeschichte eines Wiederbeginns“ in<br />
Köln,<br />
– „Das künftige Mitteleuropa – Tradition und Perspektiven“ in<br />
Prag,<br />
– „The Impact of German Tradition on the Humanities and Sciences“<br />
in Tel Aviv und Jerusalem.<br />
Gemeinsam mit dem Präsidenten der Humboldt-Universität (Prof. J.<br />
Mlynek) eröffnete der Vorsitzende des Kuratoriums der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> (Dr. K. Liesen) im Dezember <strong>2001</strong> in Berlin eine neue<br />
Vorlesungsreihe unter dem Titel „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur<br />
Ikonologie der Gegenwart“. Verantwortlich für die wissenschaftliche<br />
Organisation und Durchführung sind Prof. G. Boehm (Kunsthistorisches<br />
Seminar, Universität Basel) und Prof. H. Bredekamp (Kunstgeschichtliches<br />
Institut, Humboldt-Universität Berlin).<br />
Visuelle Kompetenz gehört zu den Grundanforderungen so gut wie<br />
jeder wissenschaftlichen Disziplin und jeder Technik; sie verbindet<br />
gleichermaßen Kultur- wie Naturwissenschaften. Der ubiquitären<br />
Nutzung steht jedoch die Unsicherheit gegenüber, was Bilder über<br />
den jeweiligen Anlass hinaus zu leisten vermögen und wie sie erkenntnistheoretisch<br />
zu beurteilen sind. So aufwendig auch vor allem
149<br />
QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />
Abb. 13: Okwui Enwezor, Künstlerischer Leiter der Documenta 11, bei der Eröffnung<br />
der „Berliner <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen zur Ikonologie der Gegenwart“ am 4. Dezember<br />
<strong>2001</strong> an der Humboldt-Universität zu Berlin.
QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 150<br />
technische Bilder gestaltet werden, so unbefriedigend erscheint es,<br />
dass bis heute eine weitgehend abbildhafte Theorie vorherrscht,<br />
welche die Bilder in ihrem eigenen Medium entwertet und entschärft.<br />
Aus diesem Grund steht die Vorlesungsreihe unter dem Generaltitel<br />
„Ikonologie der Gegenwart“. Mit dem Hinweis auf die vor etwa hundert<br />
Jahren gegründete, mit dem Namen Aby Warburg verbundene<br />
Ikonologie soll betont werden, dass Bilder eine unübertragbare Autonomie<br />
besitzen, gegenüber der eine umso höhere Anstrengung<br />
aufzuwenden ist, um sie historisch und begrifflich zu bestimmen.<br />
„Ikonologie der Gegenwart“ bedeutet in diesem Sinn die Begründung<br />
einer „Logik der Bilder“.
151<br />
Staat, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Für die Moderne ist die zunehmende Beschleunigung des gesellschaftlichen<br />
Wandels von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter der Globalisierung<br />
hat dieser Beschleunigungsprozess zu Veränderungen<br />
der sozialen Lebenswelt geführt, die die Grundlagen nationaler<br />
Rechts- und Wirtschaftsordnungen erschüttern, den Anspruch des<br />
demokratischen Verfassungsstaates, das einzig legitime Modell<br />
politischer Ordnung in der modernen Welt zu sein, in Frage stellen,<br />
traditionale Institutionen menschlichen Zusammenlebens verändern<br />
und bis in die Alltagswelt des einzelnen hinein Chancen für neue<br />
Kulturkontakte eröffnen, damit zugleich aber auch die Gefahren<br />
neuer Kulturkonflikte erhöhen. Diese Wandlungsprozesse stellen<br />
auch Selbstverständlichkeiten in Frage, die bisher in vielen Disziplinen<br />
erkenntnisleitend waren: wenn beispielsweise Nationalökonomien<br />
zunehmend in der Weltwirtschaft aufgehen, internationale<br />
Rechtsordnungen nationale Rechtsregime in die Schranken weisen<br />
und Nationalstaaten sich zu größeren Einheiten zusammenschließen<br />
und sich damit ihrer Souveränität begeben, können davon Wissenschaften<br />
nicht unberührt bleiben, deren Gegenstände die Wirtschaft,<br />
das Recht und der Staat sind.<br />
Im Förderungsbereich „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft“ will die<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> insbesondere Forschungsvorhaben unterstützen,<br />
die die Voraussetzungen und die Folgen der Wandlungsprozesse<br />
untersuchen, die die heutigen Gesellschaften kennzeichnen.<br />
Sie konzentriert sich dabei auf Projekte, die sich den Wirtschaftswissenschaften,<br />
den Rechtswissenschaften, der Politikwissenschaft, der<br />
Soziologie und der Ethnologie zuordnen lassen. Sie schließt damit<br />
Forschungen in anderen Bereichen der Sozialwissenschaften nicht<br />
aus. Sie fördert Projekte, die die Methodenvielfalt produktiv befördern<br />
und komparativ orientiert sind – sowohl, was den europäischen<br />
Raum als auch europaübergreifende Fragestellungen angeht. Sie<br />
legt besonderen Wert auf die Förderung von Projekten, die an der<br />
Schnittstelle mehrerer Disziplinen angesiedelt sind. Nicht zuletzt<br />
werden solche interdisziplinären Projekte im Querschnittbereich der<br />
„Internationalen Beziehungen“ unterstützt, welchen die <strong>Stiftung</strong> traditionell<br />
fördert.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> will sowohl Projekte exemplarischen Zuschnitts mit<br />
deutlich empirischem Charakter fördern als auch Arbeitsvorhaben,<br />
die vorrangig von theoretischen Interessen geleitet werden.<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
Gravierende Arbeitsmarktprobleme im Hinblick auf die erschreckend<br />
hohe und persistente Arbeitslosigkeit, Veränderungen<br />
der Verlaufsmuster von Wachstum und Konjunktur, ein tiefgreifender<br />
Wandel des institutionellen Gefüges der nationalen Wirtschaften<br />
und der internationalen Wirtschaftsbeziehungen im Rahmen des
Arbeitsmarktqualifikation<br />
Deutschland/<br />
Frankreich<br />
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 152<br />
internationalen Standortwettbewerbs sowie globale Verteilungsfragen<br />
fordern insbesondere die Wirtschaftswissenschaften heraus.<br />
Viele dieser Erscheinungen sind im Rahmen zuvor herrschender<br />
Erklärungssysteme nicht zutreffend analysiert worden. Der Bedarf<br />
an theoretisch abgestützten und empirisch sorgfältig überprüften<br />
Diagnosen und Erklärungen ist deshalb groß. Beiträge zur Erforschung<br />
noch nicht ausreichend verstandener wirtschaftlicher<br />
Erscheinungen und ihrer Konsequenzen für Wirtschaft, Gesellschaft<br />
und das politische System zu fördern, ist ein Ziel der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong><br />
<strong>Stiftung</strong>. Die folgenden Stichworte mögen Hinweise auf Prioritäten<br />
geben. Doch sollen sie nicht davon abhalten, auch andere innovative<br />
Projekte zu unterbreiten.<br />
Nicht zufällig entspricht dem Einbruch des Neuen in der realen Wirtschaftswelt<br />
zur Zeit eine größere Unsicherheit hinsichtlich der Erklärungskraft<br />
bestimmter Theoriensysteme und Methoden in den<br />
Wirtschaftswissenschaften. Die Prozesse der Transformation von<br />
Wirtschaftsordnungen, die Entwicklung ganz neuartiger Risiken und<br />
der Aufbau entsprechender Risikosicherungssysteme, die dramatischen<br />
Veränderungen der Machtverteilungen innerhalb nationaler<br />
Wirtschaften und zwischen den Volkswirtschaften, die veränderte<br />
Ausgestaltung von Arbeits- und Finanzmärkten, die Verlagerungen<br />
von Wirtschaftspolitik auf übernationale Institutionen – um nur einige<br />
Problemfelder zu nennen – verlangen offensichtlich Methodenvielfalt.<br />
Dem will die <strong>Stiftung</strong> Rechnung tragen. Sie unterstützt insbesondere<br />
wirtschaftswissenschaftliche Forschung, die die Grenzen<br />
zu Nachbardisziplinen wie der Rechtswissenschaft, der Soziologie,<br />
der Politischen Wissenschaft und der Psychologie überschreitet –<br />
nicht zuletzt auch in der Hoffnung, die Integration der Wirtschaftswissenschaften<br />
in Lehre und Forschung an den meisten deutschen<br />
Universitäten voranzubringen.<br />
Gefördert werden sollen – aus grundsätzlichen wie pragmatischen<br />
Erwägungen – vornehmlich empirische wirtschaftswissenschaftliche,<br />
auch wirtschaftshistorische Forschungen, denen jeweils ein theoretisches<br />
Konzept zugrunde liegt. International vergleichende Studien<br />
sind besonders willkommen. Ein Desiderat der wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Forschung ist in Deutschland auch die systematische<br />
Analyse von wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen nicht nur<br />
im Hinblick auf die Zielerreichung und die Kosten, sondern vor allem<br />
auch zur Kontrolle der unterstellten Wirkungszusammenhänge.<br />
Auch hier möchte die <strong>Stiftung</strong> hilfreich sein.<br />
Prof. W. Franz und Dr. V. Steiner, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
(ZEW), Mannheim, wurden <strong>2001</strong> Mittel für das Projekt<br />
„Qualifikation und Arbeitsmarkterfolg in Deutschland und<br />
Frankreich – Der Einfluss von bildungs- und familienpolitischen Maßnahmen<br />
im Vergleich“ bewilligt.<br />
Der Zusammenhang zwischen individueller Qualifikation und dem<br />
daraus resultierenden Erfolg am Arbeitsmarkt soll im Rahmen einer
153<br />
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
vergleichenden Analyse zwischen Deutschland und Frankreich untersucht<br />
werden. Unter Qualifikation wird sowohl das im Bildungssystem<br />
als auch das im Erwerbsleben erworbene Humankapital verstanden.<br />
Deutschland und Frankreich bieten sich für eine solche vergleichende<br />
Analyse an, da in Frankreich familienpolitische Leistungen<br />
eher auf eine Ermöglichung der gleichzeitigen Erwerbstätigkeit<br />
von Müttern gerichtet sind, während sie in Deutschland unabhängig<br />
von einer Erwerbstätigkeit der Frauen gewährt werden.<br />
In dem Projekt sollen in einem ersten Analyseschritt folgende Fragen<br />
untersucht werden:<br />
– Inwiefern unterscheiden sich das deutsche und das französische<br />
Bildungssystem im Hinblick auf die Vorbereitung von jungen<br />
Frauen und Männern auf das Erwerbsleben?<br />
– Welches sind die Bestimmungsfaktoren für das Bildungsniveau?<br />
Wie beeinflussen insbesondere das Familienumfeld, aber auch<br />
qualifikationsbezogene Arbeitsmarktaussichten oder finanzielle<br />
Anreize die Bildungsentscheidungen der Individuen?<br />
– Inwiefern unterscheiden sich deutsche und französische Familienpolitik<br />
im Hinblick auf die Anreize zur Beteiligung von Frauen am<br />
Erwerbsleben?<br />
– Welches sind die Bestimmungsfaktoren für die Erwerbsbeteiligung<br />
von Frauen und Männern, insbesondere Müttern und Vätern?<br />
Wird diese durch steuer- und familienpolitische Regelungen<br />
beeinflusst?<br />
In einem nächsten Schritt soll der Beitrag der Qualifikation zum beruflichen<br />
Erfolg eingehend analysiert werden. Dabei sollen Bildungsrenditen<br />
und Renditen auf das im Erwerbsleben erworbene<br />
Humankapital ermittelt werden. Zudem soll der Einfluss der Qualifikation<br />
auf das Arbeitslosenrisiko untersucht werden.<br />
In einem dritten Schritt sollen politische Handlungsoptionen z. B. in<br />
Bezug auf das Bildungssystem oder den Mutterschafts- und Erziehungsurlaub<br />
bestimmt werden. Untersucht werden soll, inwieweit<br />
arbeitsmarkt- und sozialpolitische Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eingesetzt werden können.<br />
Das Projekt wird den Einfluss von unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />
auf geschlechtsspezifische Bildungs- und Erwerbsrenditen<br />
aufzeigen und damit einen Beitrag zur aktuellen Forschung über geschlechtsspezifische<br />
Lohndifferentiale leisten.<br />
Die empirischen Untersuchungen sollen auf der Basis des Sozio-oekonomischen<br />
Panels (SOEP), der Beschäftigtenstichprobe des Instituts<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Enquêtes Emploi<br />
durchgeführt werden.<br />
Dr. V. Steiner, (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW),<br />
Mannheim, erhält für das Projekt „Verteilungseffekte und fiskalische<br />
Kosten von Lohnsubventionen im Niedriglohnbereich“ Fördermittel.<br />
Niedriglohnbereich
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 154<br />
Lohnsubventionen werden in Wissenschaft und Politik aktuell als Instrument<br />
diskutiert, um sowohl die Beschäftigung von Geringqualifizierten<br />
zu fördern als auch die mit Lohnsenkungen verbundenen negativen<br />
Verteilungseffekte auszugleichen. Das Ziel dieses Projekts<br />
ist es, sowohl die Verteilungswirkungen als auch die fiskalischen Kosten<br />
verschiedener Alternativen von Lohnsubventionen zu quantifizieren<br />
und dabei auch Effekte der Gegenfinanzierung der fiskalischen<br />
Kosten von Lohnsubventionen durch die Erhöhung der indirekten<br />
Steuern einzubeziehen.<br />
In einem ersten Schritt wurde dazu das am ZEW entwickelte Steuer-<br />
Transfer-Simulationsmodell (STSM) entsprechend der aktuellen Datenverfügbarkeit<br />
auf den Gesetzesstand 1998 fortgeschrieben. Auf<br />
der Basis dieses STSM kann das Haushaltsnettoeinkommen für<br />
Haushalte im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) in Abhängigkeit<br />
von der Lohnsubvention und vom Umfang der Beschäftigung berechnet<br />
werden. Zur Abschätzung der Arbeitsangebotseffekte kann<br />
das STSM mit einem am ZEW entwickelten mikroökonometrischen<br />
Arbeitsangebotsmodell verknüpft werden.<br />
Auf der Basis dieses Modells wurden im Projekt die Verteilungswirkungen<br />
des bekannten Vorschlags der Zukunftskommission der<br />
Friedrich-Ebert-<strong>Stiftung</strong> (FES-Modell) analysiert (vgl. Steiner und<br />
Jacobebbinghaus, <strong>2001</strong>). Das FES-Modell sieht eine degressiv<br />
gestaffelte Subventionierung der Sozialbeiträge im Niedriglohnbereich<br />
vor. Die Berechnungen zeigen, dass insbesondere bei den bereits<br />
Beschäftigten nur ein geringer Teil der Begünstigten in einkommensarmen<br />
Haushalten lebt und diesen nur ein relativ kleiner Teil<br />
des gesamten Subventionsvolumens zufließt. Wesentlich stärker profitieren<br />
einkommensarme Haushalte unter den bisher nicht beschäftigten<br />
Personen von der Lohnsubvention. Diese machen aber nur einen<br />
kleinen Teil aller Begünstigten aus, und auf diese entfällt auch<br />
nur ein relativ geringer Anteil des gesamten Subventionsvolumens.<br />
Aufgrund relativ hoher Entzugsraten beim Bezug staatlicher Transfereinkommen<br />
wird das durchschnittliche Nettohaushaltseinkommen<br />
von einkommensarmen Haushalten nur in geringem Ausmaß<br />
erhöht. Dies ergibt sich überwiegend aus dem Wegfall bzw. der Reduktion<br />
der Sozialhilfe einschließlich des pauschalierten Wohngelds<br />
bei in einkommensarmen Haushalten lebenden Begünstigten.<br />
Im nächsten Schritt sollen alternative Subventionsformen betrachtet<br />
werden, die günstigere Verteilungseffekte und/oder geringere fiskalische<br />
Kosten als das FES-Modell erwarten lassen. Diese setzen eine<br />
Bindung der Subvention an das Haushaltseinkommen und gegebenenfalls<br />
auch an die Haushaltsgröße voraus. Ein Beispiel dafür ist der<br />
„Earned Income Tax Credit“, der in den USA mittlerweile das größte<br />
Sozialprogramm darstellt.<br />
Als erste Publikation liegt vor:<br />
Steiner, V., und P. Jacobebbinghaus: Verteilungswirkungen der<br />
Subventionierung von Sozialbeiträgen im Niedriglohnbereich. –
155<br />
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
In: Soziale Sicherung in einer dynamischen Gesellschaft. Hrsg.:<br />
I. Becker u. a. Frankfurt; New York <strong>2001</strong>. (Im Druck)<br />
PD Dr. R. Schwager, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
(ZEW), Mannheim, und Prof. G. Wagenhals, Institut für Volkswirtschaftslehre,<br />
Universität Hohenheim, erhielten für das Projekt „Sozialtransfersysteme<br />
in Europa: Ausgestaltung, Umverteilungseffekte<br />
und politökonomische Erklärungsansätze“ Fördermittel.<br />
Durch die ständig steigenden Sozialausgaben sowie die adversen Effekte<br />
von Sozialleistungen auf Arbeitsangebot und Wachstum geraten<br />
die europäischen Sozialsysteme zunehmend unter Druck. Entscheidend<br />
für die Sozialpolitik wird sein, ob die sozialen Sicherungssysteme<br />
ihr eigentliches Ziel, nämlich die Verminderung von Armut,<br />
erreichen. Es ist zu erwarten, dass die unterschiedlichen Ansätze zur<br />
sozialen Sicherung in Europa zu unterschiedlichen Ergebnissen im<br />
Hinblick auf die Umverteilung führen. Vor diesem Hintergrund sollen<br />
die Eigenschaften sozialer Sicherungssysteme in Europa und ihre<br />
Verteilungswirkungen untersucht und eine Basis für eine politökonomische<br />
Erklärung der bestehenden Unterschiede erarbeitet werden.<br />
Folgende Teilschritte sind dazu vorgesehen:<br />
– Im ersten Schritt soll eine Bestandsaufnahme und Klassifizierung<br />
der europäischen Sozialsysteme vorgenommen werden. Die Systeme<br />
sollen hierbei im Hinblick auf den angewandten Mix sozialer<br />
Sicherungsstrategien, die institutionelle Organisation und den<br />
Dezentralisierungsgrad untersucht werden. Auf der Basis der erhobenen<br />
Daten sollen Indikatorensysteme und Klassifikationen<br />
entwickelt werden.<br />
– Im zweiten Schritt soll eine Analyse der Umverteilungseffekte der<br />
Systeme erfolgen und ihre distributive Effizienz berechnet werden.<br />
Die empirischen Ergebnisse sollen vor dem Hintergrund der<br />
im ersten Teil entwickelten Klassifikation interpretiert werden.<br />
Daraus sollen dann auch Rückschlüsse auf die verteilungspolitischen<br />
Zielsetzungen der verschiedenen Länder gezogen werden.<br />
– Im dritten Teil des Projekts sollen auf der Basis politökonomischer<br />
Modelle Hinweise darauf gewonnen werden, wie bestehende Unterschiede<br />
in den gewählten Sicherungsstrategien zu erklären<br />
sind. Dabei sollen sowohl Modelle der direkten Demokratie als<br />
auch der repräsentativen Demokratie berücksichtigt werden.<br />
– Im abschließenden vierten Teil sollen Schlussfolgerungen für die<br />
politische Diskussion um die Vorteile und Schwächen verschiedener<br />
Sicherungsstrategien bei der Realisierung gegebener Sicherungs-<br />
und Umverteilungsziele erarbeitet werden. Darüber hinaus<br />
sollen die Auswirkungen der unterschiedlichen Systemausgestaltung<br />
für die Realisierbarkeit einer harmonisierten europäischen<br />
Sozialpolitik diskutiert werden.<br />
Sozialtransfersysteme<br />
in<br />
Europa
Corporate<br />
Restructuring<br />
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN 156<br />
Für das Projekt „Möglichkeiten und Grenzen der Übertragung USamerikanischer<br />
Konzepte des Corporate Restructuring auf Deutschland“<br />
erhielt Prof. A.-K. Achleitner, European Business School,<br />
Oestrich-Winkel, Fördermittel.<br />
In den letzten Jahrzehnten haben mehrere „Mergerwellen“ zur<br />
Schaffung schwerfälliger Konglomerate geführt. Die konsequente<br />
Ausrichtung auf den Shareholder Value führt heute dazu, dass Unternehmensteile<br />
abgespalten und veräußert werden und sich nach Vollzug<br />
der Transaktion je nach Restrukturierungsmaßnahme in unterschiedlichem<br />
Maße frei am Markt für Eigenkapital bewegen können.<br />
In dem Forschungsvorhaben sollen Konzepte der Restrukturierung<br />
von „Ownership Relationships“ untersucht werden, die in den USA<br />
häufig angewendet werden und die in Deutschland zunehmend auf<br />
Interesse stoßen. Es sollen verschiedene Instrumente der Neustrukturierung<br />
der Eigentumsverhältnisse untersucht werden:<br />
– Bei einem Sell-off werden Unternehmensteile veräußert.<br />
– Im Zuge eines Equity Carve-out werden Anteile an einer Tochtergesellschaft<br />
im Zuge einer Neuemission an die Börse gebracht.<br />
– Ein Spin-off bezeichnet ein Restrukturierungsinstrument, bei welchem<br />
die Aktien des abzuspaltenden Unternehmensteils an die<br />
bisherigen Aktionäre des Mutterunternehmens pro rata ausgegeben<br />
werden.<br />
– Bei einem Split-off wird den bisherigen Aktionären das Angebot<br />
gemacht, ihre Anteile im Zuge eines Aktientauschs gegen Aktien<br />
der abgespaltenen Einheit einzutauschen.<br />
– Ein Split-up stellt eine Aufspaltung des gesamten Unternehmens<br />
dar, bei der mindestens zwei selbständige Unternehmen entstehen,<br />
an denen die bisherigen Aktionäre Anteile erhalten.<br />
– Bei Tracking Stocks bleibt der bisherige Unternehmensverband<br />
erhalten. Mit Tracking Stocks wird die Performance einer bestimmten<br />
Geschäftseinheit abgebildet, ohne diese aus dem Gesamtunternehmen<br />
herauszulösen. Das Recht auf Gewinnausschüttung<br />
bleibt dabei auf einen Teilbereich des Gesamtunternehmens<br />
beschränkt.<br />
Das Projekt soll in vier Phasen durchgeführt werden: Die erste Phase<br />
dient der Analyse der Rahmenbedingungen in Deutschland. Dies<br />
schließt gesellschaftsrechtliche, bilanzrechtliche, steuerrechtliche<br />
und kapitalmarktbezogene Unterschiede zu den USA ein. In der<br />
zweiten Phase soll die Anwendung der unterschiedlichen Restrukturierungskonzepte<br />
hinsichtlich verschiedener Unternehmenssituationen<br />
untersucht werden. Die dritte Phase dient der Untersuchung notwendiger<br />
Anpassungen der Restrukturierungskonzepte an die deutschen<br />
Rahmenbedingungen. Abschließend soll in einer vierten<br />
Phase der Veränderungsbedarf bei den deutschen Rahmenbedingungen<br />
diskutiert werden.
157<br />
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN<br />
Parallel dazu sollen auf einer zweiten Ebene zu allen Phasen die<br />
Auswirkungen der Restrukturierungskonzepte auf den Unternehmenswert<br />
untersucht werden.<br />
Prof. U. Heilemann, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(RWI), Essen, wurden Mittel für das Projekt „Wandel der<br />
Kundenbeziehungen und Direktinvestitionen von Dienstleistungsunternehmen<br />
– Theoretische Grundlagen und empirische Überprüfung<br />
für Deutschland“ bewilligt.<br />
Der Dienstleistungssektor gilt nach wie vor in Bezug auf mögliche<br />
Produktionsverlagerungen ins Ausland als wenig gefährdet. Dieses<br />
traditionelle Bild ist aber im Begriff, sich zu wandeln. Moderne Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
insbesondere das Internet, eröffnen neue<br />
Möglichkeiten, die Beziehungen zwischen Anbietern von Dienstleistungen<br />
und ihren Kunden flexibler zu gestalten. In der Konsequenz<br />
können alte Standortbindungen verloren gehen, so dass die Produktion<br />
in zunehmendem Maße ins Ausland verlagert wird.<br />
Direktinvestitionen im Dienstleistungssektor finden bislang in der<br />
wirtschaftswissenschaftlichen Literatur vergleichsweise wenig Beachtung.<br />
Dieses Defizit soll das Projekt beheben.<br />
Dazu werden verschiedene Typologien von Kundenbeziehungen im<br />
Dienstleistungssektor erarbeitet (z. B. ob der Kundenkontakt am Ort<br />
des Anbieters oder des Nachfragers zu Stande kommt), deren Einfluss<br />
auf Direktinvestitionsentscheidungen dargestellt und schließlich gefragt,<br />
inwieweit es durch neue Informations- und Kommunikationstechniken<br />
zu Wandlungen in den Kundenbeziehungen kommt.<br />
In den letzten Jahren gewann die Internationalisierung des deutschen<br />
Dienstleistungssektors erkennbar an Dynamik. Dabei ist eine<br />
deutliche Differenzierung festzustellen. Unternehmen, die einen relativ<br />
geringen Anteil an der Wertschöpfung selbst erbringen, wie<br />
z. B. Handelsunternehmen, zeigen im Muster der Internationalisierung<br />
ähnliche Charakteristika wie Anbieter des Produzierenden Gewerbes.<br />
Dienstleistungsproduzenten mit einem hohen Wertschöpfungsanteil<br />
engagieren sich in deutlich geringerem Umfang im Ausland.<br />
Bei ihnen wäre zu erwarten, dass die verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten<br />
die Auslandsverflechtung deutlich intensivieren,<br />
allerdings findet sich bisher kein Beleg für diese These.<br />
Als erste Publikation liegt vor:<br />
Radmacher-Nottelmann, Nils A.: Wachsende Internationalisierung<br />
deutscher Dienstleistungsunternehmen – Tendenzen und<br />
Ursachen. – In: RWI-Mitteilungen. 52. (Im Druck)<br />
Im Berichtszeitraum bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Prof. W. Smolny, Fakultät<br />
für Wirtschaftswissenschaft, Universität Bochum, Mittel für das Projekt<br />
„Wirkungen der Wirtschaftsförderung in Ostdeutschland auf die<br />
Produktivitätsanpassung nach der deutschen Vereinigung“.<br />
Dienstleistungssektor<br />
Wirtschaftsförderung<br />
Ostdeutschland
In den wirtschaftlichen Aufbau in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung<br />
sind jährlich 150 bis 200 Mrd. DM geflossen, im Durchschnitt<br />
etwa 50 Prozent der dort erwirtschafteten Einkommen entsprechend.<br />
In Bezug auf die Angleichung der Lebensverhältnisse<br />
und die Förderung der Investitionen sind beachtliche Ergebnisse erzielt<br />
worden. Mehr als enttäuschend sind hingegen die Ergebnisse<br />
hinsichtlich Beschäftigung, Produktion und Produktivität. Diese Entwicklung<br />
ist wirtschaftspolitisch höchst brisant, denn auf Basis der<br />
Extrapolation der jetzigen Verhältnisse kann mit einer Konvergenz<br />
der ostdeutschen Wirtschaft nicht gerechnet werden. Vielmehr ist zu<br />
befürchten, dass ein dauerhafter Bedarf für Transfers in Milliardenhöhe<br />
bestehen bleibt.<br />
Über die Gründe der langsamen Anpassung der Produktivität besteht<br />
immer noch weitgehend Unklarheit. Das erste Ziel des Projektes<br />
ist daher eine theoretische und empirische Analyse der Ursachen<br />
der schwachen Produktivitätsentwicklung in Ostdeutschland. Dabei<br />
geht es auch darum zu analysieren, ob in der Aufbauphase wirtschaftspolitische<br />
Strukturen geschaffen wurden, die einer weiteren<br />
Angleichung im Wege stehen. Weiterhin soll untersucht werden,<br />
welche wirtschaftspolitischen Instrumente am besten für die Verbesserung<br />
der wirtschaftlichen Lage in Ostdeutschland geeignet sind.<br />
Schließlich sollen die Implikationen der Ereignisse für das Vorgehen<br />
bei der Integration der osteuropäischen Länder im Rahmen der EU-<br />
Osterweiterung erarbeitet werden.<br />
Ausgangspunkt der theoretischen Analyse ist ein mikroökonomisches<br />
Modell des Investitions- und Innovationsverhaltens der Unternehmen.<br />
Auf der Basis des Modells sollen Implikationen für die regionale<br />
und sektorale Entwicklung abgeleitet werden. Als zentrale<br />
Themenbereiche sollen bearbeitet werden: die Produktivität der Investitionen,<br />
die Bedeutung der Qualifikation von Arbeitskräften, die<br />
Folgen der Sektorstruktur und die Analyse der Standortwahl der Unternehmen.<br />
Für die Analyse wird auf Daten des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung zurückgegriffen.<br />
Rechtswissenschaft<br />
RECHTSWISSENSCHAFT 158<br />
Die Rechtswissenschaft steht heute vor nur schwer miteinander zu<br />
vereinbarenden Aufgaben. Die klassische, systematisch-dogmatische<br />
Arbeit am Gesetzestext hat angesichts der Gesetzesflut und der<br />
Überfülle von Judikaten in einem Rechts- und Rechtswegestaat<br />
große praktische, aber auch wissenschaftliche Bedeutung. Die moderne<br />
Industriegesellschaft lässt die Konzentration allein auf Rechtsanwendung<br />
jedoch nicht mehr zu. Rechtspolitische Fragen drängen –<br />
etwa: Wie kann der Gesetzgeber seine Zwecke erreichen? Wo besteht<br />
überhaupt Regulierungsbedarf? Inwieweit tut Deregulierung<br />
(und damit verbunden Reregulierung) Not? Wie sollte das Zusammenspiel<br />
der Rechtssetzer, zu denen de facto längst auch das Bundesverfassungsgericht<br />
und die letztinstanzlichen Gerichte gehören,
159<br />
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
der verschiedenen Rechtsanwender und der Rechtswissenschaft ablaufen?<br />
Welche Sanktionen, rechtliche und außerrechtliche, versprechen<br />
Erfolg? Wie könnten Staatsaufsicht und self-regulation zusammenspielen?<br />
Dabei stellt sich die Frage nach dem Verhältnis der<br />
Rechtswissenschaft zu anderen Disziplinen, namentlich zu den Wirtschaftswissenschaften,<br />
zur Politikwissenschaft, Rechts- und Staatsphilosophie<br />
und zur Soziologie. Bei alledem greift der klassische nationalstaatliche<br />
Rahmen für die Rechtsordnung und die Rechtswissenschaft<br />
heute allenthalben zu kurz. Kaum eine Rechtsmaterie ist<br />
mehr ohne Europarecht denkbar, das vorrangig ist und, wo es eingreift,<br />
auf nationale, systematisch-dogmatische Besonderheiten<br />
keine Rücksicht nehmen kann. Allerdings bietet das Europarecht<br />
keine flächendeckende Rechtsordnung, sondern ist schon nach dem<br />
Subsidiaritätsgrundsatz auf das Zusammenwirken mit den nationalen<br />
Rechtsordnungen und Rechtswissenschaft(en) angewiesen. Die<br />
Frage, wo die richtige Grenze zwischen europäischer und nationaler<br />
Regelung verläuft bzw. gezogen werden sollte, ist politisch, praktisch<br />
und wissenschaftlich ungelöst. Neben dem Europarecht ist das eigentlich<br />
internationale und transnationale Recht, zumal in der Form<br />
zahlreicher Abkommen und angesichts internationaler Organisationen,<br />
denen Deutschland zugehört, wichtiger denn je. Das belegt zuletzt<br />
die WTO, die einen wichtigen Schritt hin zu einer Weltwirtschaftsordnung<br />
darstellt. Rechtsvergleichung ist längst zu einem<br />
Kerngebiet der Rechtswissenschaft geworden. Rechtsangleichung,<br />
etwa die Frage nach einem europäischen Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />
wird immer wichtiger.<br />
Institutioneller Wandel und Transformation vollziehen sich nicht nur<br />
in mittel- und osteuropäischen Ländern, sondern auch in Deutschland<br />
und den westlichen Industriestaaten, allen voran den USA, und<br />
stellen auch die Rechtswissenschaft vor ganz neue Herausforderungen.<br />
Gerichtliche, schiedsgerichtliche und andere Mechanismen für<br />
Streitbeilegung und Streitvermeidung sind gefordert.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />
über klassische, innerdeutsche, systematisch-dogmatische Arbeit hinausgehen,<br />
also einzelne Gesetze, Rechtsgebiete, Disziplinen oder<br />
Staatsgrenzen überschreiten. Ob solche Untersuchungen eher privatoder<br />
öffentlichrechtlich, eher materiell- oder verfahrensrechtlich oder<br />
z. B. dem Handels- und Wirtschaftsrecht, dem Umweltrecht oder anderen<br />
Rechtsgebieten zugehören, ist ohne Belang. Das heißt nicht,<br />
dass nur europarechtlich ausgreifende, rechtsvergleichende und interdisziplinäre<br />
Arbeiten gefördert würden. Aber Projekte, die Recht<br />
funktional untersuchen, genießen Vorrang: Die <strong>Stiftung</strong> möchte einen<br />
Beitrag leisten zur Untersuchung von Recht in einer modernen, vielfältig<br />
international eingebundenen Industriegesellschaft.<br />
Für das Projekt „Informationsgesetzbuch“ von Prof. H. Garstka (Berlin),<br />
Prof. P. Kirchhof (Heidelberg), Prof. M. Kloepfer (Berlin, federführend<br />
seit Anfang <strong>2001</strong>) und Prof. F. Schoch (Freiburg) und wurden<br />
im Jahr <strong>2000</strong> Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />
Datenschutz
RECHTSWISSENSCHAFT 160<br />
Das Projekt beruht auf der Beobachtung, dass die gegenwärtige Informationsordnung<br />
der Bundesrepublik Deutschland angesichts der<br />
technologischen Entwicklung den Herausforderungen der Wirklichkeit<br />
an das Recht nicht mehr gewachsen ist. Das Recht ist einerseits<br />
stark zersplittert, so dass einheitliche Maßstäbe für vergleichbare<br />
Vorgänge vielfach fehlen; die Informationsordnung ist andererseits<br />
in vielen Bereichen auf die Perspektive des Datenschutzes reduziert,<br />
so dass die Informationsfreiheit und die Informationsteilhabe nur peripher<br />
normativ erfasst sind. Hinzu kommt, dass sich eine Informationsordnung<br />
mit nationalem Recht allein nicht mehr darstellen lässt,<br />
sondern mit dem Europarecht abgestimmt sein muss und Vorgaben<br />
des Völkerrechts zu beachten hat.<br />
Im Rahmen des Projekts sollen die informationsgestützten Freiheitschancen<br />
und spezifischen Datenschutzfragen der neuen Technologien<br />
analysiert und bewertet werden; es sollen daraus Regeln des Informationsverkehrs<br />
und Maßstäbe des Datenschutzes sachbereichsübergreifend<br />
entwickelt, der Informationsaustausch mit und ohne<br />
staatliche Beteiligung rechtlich bewertet und das gesamte Datenschutzrecht<br />
in einer einheitlichen Informationsordnung aufeinander<br />
abgestimmt werden. Trotz vielfacher Einzelfallregelungen und einer<br />
vertieften Bearbeitung spezialgesetzlicher Regelungen durch die<br />
Rechtswissenschaft steht eine umfassende, integrierte, Freiheitschancen<br />
konkretisierende und Datenschutzgefahren bekämpfende<br />
Informationsverkehrsordnung noch aus. Es sollen die Grundlagen für<br />
eine Kodifikation erarbeitet werden, die den Informationsverkehr in<br />
seiner Freiheitlichkeit und seinem Austauschcharakter begreift und<br />
insoweit Informations- und Unterrichtungsfreiheit als Rechtsgrundlagen<br />
der Verfassungsordnung entfaltet.<br />
Bei der Erarbeitung der Grundlagen für den Allgemeinen Teil eines<br />
Informationsgesetzbuches sollen zunächst das Datenrecht (Datenverkehr,<br />
Datensicherheit, Datenmengen, Datennetze, Dateninhalte, Datenschutz),<br />
der Geheimnisschutz (Berufsgeheimnisse, Amtsgeheimnisse)<br />
und der Bereich staatlicher Informationen (staatliche Informationstätigkeit,<br />
Statistiken und Register, Zugang zu staatlichen Informationen,<br />
Amts- und Rechtshilfe) untersucht werden. Gegenstand der<br />
übergreifenden Systematik sollen ferner auch die Informationspflichten<br />
Privater sein. Komplett erarbeitet (mit einer systematischen Einführung,<br />
in der Gesetzessprache ausformulierten Paragraphen und<br />
einer „Gesetzes“begründung hierzu) ist mittlerweile der Abschnitt<br />
„Zugang zu staatlichen Informationen“, der Vorstellungen der Informationsfreiheitsgesetze<br />
in Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein<br />
aufgreift und mit Blick auf aktuelle europäische Entwicklungen<br />
zeitgemäß neu gestaltet. Wesentliche Vorarbeiten (ebenfalls mit ausformulierten<br />
Paragraphen nebst „Gesetzes“begründung) sind zu dem<br />
Kapitel „Datenrecht“ geleistet. Die Entwürfe hierzu sind den Themenkomplexen<br />
„Datenmengen“, „Rechte der Betroffenen“, „Datenschutzstellen“<br />
und „Selbstregulierung“ gewidmet. Durchgehend<br />
werden die Entwicklungen des Europarechts verarbeitet.
161<br />
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
An der Finanzierung des Projektes ist auch der Stifterverband für die<br />
Deutsche Wissenschaft beteiligt.<br />
Prof. D. Merten, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
Speyer, und Prof. H.-J. Papier, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts,<br />
Karlsruhe, wurden im Frühjahr <strong>2001</strong> Mittel für das<br />
Projekt „Handbuch der Grundrechte in Deutschland und Europa“<br />
bewilligt.<br />
In dem geplanten Handbuch sollen, ausgehend vom Grundrechtsstandard<br />
Deutschlands, der Grundrechtsbestand der nationalen<br />
Rechtsordnungen ausgewählter europäischer Staaten wie auch der<br />
Europäischen Gemeinschaft unter besonderer Berücksichtigung des<br />
Rechts der Bundesrepublik Deutschland aufbereitet und wechselseitige<br />
Einflüsse im Interesse eines „Jus Commune Europaeum“ aufgehellt<br />
werden. Die letzte Gesamtdarstellung der Grundrechte in<br />
Deutschland und Europa – von Bettermann, Neumann und Nipperdey<br />
herausgegeben – ist in den Jahren 1954 bis 1966 erschienen.<br />
Das geplante Handbuch soll vor allem die materielle Rechtslage darstellen<br />
und den Lesern aus Praxis und Wissenschaft eine verlässliche<br />
Bestandsaufnahme der Grundrechte in Deutschland und Europa zur<br />
Verfügung stellen. Das Handbuch soll Ursprünge, Inhalt und Entwicklung<br />
der geltenden Grundrechte wiedergeben und dadurch einerseits<br />
die weiterführende wissenschaftliche Diskussion anregen,<br />
andererseits die für die Rechtsanwendung benötigten Grundlagen<br />
bieten.<br />
Die Gliederung des Handbuches sieht vier Hauptteile vor: Im ersten<br />
Teil werden die allgemeinen Lehren der Grundrechte behandelt. Der<br />
zweite Teil hat eine Darstellung der einzelnen Grundrechte zum Gegenstand,<br />
wobei Inhalt und Bedeutung der Grundrechte in der Bundesrepublik<br />
Deutschland, in den ausgewählten europäischen Staaten<br />
und in den europäischen Institutionen erläutert werden sollen.<br />
Der dritte Teil soll eine nach Staaten strukturierte Beschreibung der<br />
Grundrechte enthalten. Der abschließende vierte Teil soll sich den<br />
Grundrechten in europäischen Institutionen widmen.<br />
Das Handbuch ist auf ca. 5.000 Seiten in fünf Bänden angelegt. Die<br />
Herausgeber sollen bei der Bearbeitung durch einen wissenschaftlichen<br />
Beirat unterstützt werden.<br />
Prof. H.-W. Rengeling, Institut für Europarecht, Universität Osnabrück,<br />
wurden weitere Mittel für das Projekt „Schutz der Grundrechte<br />
als allgemeine Rechtsgrundsätze in der Europäischen Union“<br />
bewilligt.<br />
Das Projekt basiert auf Vorarbeiten von Prof. Rengeling im Rahmen<br />
eines von ihm erstellten Rechtsgutachtens im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft mit dem Titel „Grundrechtsschutz in der<br />
Europäischen Gemeinschaft. Bestandsaufnahme und Analyse der<br />
Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zum Schutz der<br />
Grundrechte als allgemeine Rechtsgrundsätze“.<br />
Grundrechte<br />
Grundrechtsschutz
Umwelt und<br />
Bauleitplanung<br />
RECHTSWISSENSCHAFT 162<br />
Es wird davon ausgegangen, dass der Grundrechtsschutz durch den<br />
Europäischen Gerichtshof nach wie vor ein brisantes Thema ist. Es<br />
bestehen große Unsicherheiten, wie die Gewährleistungsinhalte von<br />
Grundrechten in der Europäischen Union aussehen bzw. aussehen<br />
könnten. Bei fortschreitender Integration verdichten sich die Probleme,<br />
nicht zuletzt im Hinblick auf die geplante Osterweiterung der<br />
Gemeinschaft. Der Grundrechtsschutz wird nach zutreffender Einschätzung<br />
von Karlsruhe nach Luxemburg verlagert und zwar auch<br />
im Hinblick auf die außerordentlich umfangreiche Richtliniengesetzgebung<br />
der Gemeinschaft.<br />
Ziele des Projektes sind:<br />
– Ermittlung der Gewährleistungsinhalte von Grundrechten, die<br />
vom Europäischen Gerichtshof als allgemeine Rechtsgrundsätze<br />
geschützt werden<br />
– Ermittlung der Gewährleistungsinhalte einzelner Grundrechte in<br />
der Europäischen Union im Verhältnis zu den Grundfreiheiten des<br />
EG-Vertrages<br />
– Überprüfung, ob und gegebenenfalls inwieweit bisher „faktisch“<br />
die Inhalte von Grundrechten durch Normen geschützt werden,<br />
die die Gemeinschaft erlassen hat (Sekundärrecht)<br />
– Verhältnis der Grundrechte innerhalb der Europäischen Union zu<br />
den Grundrechten der Europäischen Menschenrechtskonventionen<br />
– Vertiefung der „allgemeinen Grundrechtslehren“ (Funktionen<br />
der Grundrechte) auf Gemeinschaftsebene.<br />
Angesichts der Entwicklungen durch den Amsterdamer Vertrag und<br />
vor allem durch die Charta der Grundrechte der Europäischen Union<br />
haben sich erhebliche Veränderungen ergeben, so dass die Basis<br />
durch die Ausgangsstudie von 1993 nur sehr eingeschränkt verwendbar<br />
ist. Insbesondere ist auch die Literatur im Hinblick auf die Grundrechtscharta<br />
einzuarbeiten. Ein weiteres wichtiges Feld sind auch die<br />
Fragen zur Abgrenzung von Zuständigkeiten von EuGH/ EuGHMR<br />
sowie zu den Zuständigkeiten des Bundesverfassungs gerichts.<br />
Prof. W. Erbguth, Ostseeinstitut für Seerecht und Umweltrecht, Universität<br />
Rostock, wurden <strong>2001</strong> Mittel für das Projekt „Möglichkeiten<br />
und Grenzen der Harmonisierung und Vernetzung der umweltrechtlichen<br />
Anforderungen in der Bauleitplanung“ bewilligt.<br />
Das Recht der Europäischen Gemeinschaften erlangt zunehmende<br />
Bedeutung für die Bauleitplanung und erzwingt insbesondere im Bereich<br />
der umweltbezogenen Anforderungen vielfältige Änderungen<br />
des nationalen Rechts. Das Vorhaben soll die in der Bauleitplanung<br />
zu berücksichtigenden umweltbezogenen Aspekte aufzeigen, Möglichkeiten<br />
der Vernetzung der verschiedenen umweltrelevanten Gesichtspunkte<br />
herausarbeiten und diesbezüglich Vorschläge unterbreiten<br />
sowie untersuchen, wo die dergestalt zu systematisierenden
163<br />
RECHTSWISSENSCHAFT<br />
und harmonisierenden umweltrechtlichen Anforderungen an die<br />
Bauleitplanung am sinnvollsten zu integrieren sind.<br />
Das Recht der Bauleitplanung wird in zunehmendem Maße durch<br />
das europäische Umweltrecht beeinflusst. Dies gilt insbesondere für<br />
Rechtsakte des gebietsbezogenen Umweltschutzes, aber auch für<br />
Regelungen des flächenbezogenen Umweltschutzes. Schließlich<br />
werden von der vorgesehenen Richtlinie des Europäischen Parlamentes<br />
und des Rates über die Prüfung der Umweltauswirkungen<br />
bestimmter Pläne und Programme, über die im Rat bereits Einvernehmen<br />
erzielt wurde, und die nach Änderungsvorschlägen des Parlamentes<br />
nunmehr im Vermittlungsausschuss behandelt werden, gewichtige<br />
Wirkungen für das Recht der Bauleitplanung ausgehen.<br />
Ansatzpunkte für die Untersuchung sind folgende Themenbereiche:<br />
– Harmonisierung und Abschichtung der UVP für Projekte mit der<br />
Umweltprüfung für Pläne und Programme<br />
– Integration der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung sowie<br />
der Verträglichkeitsprüfung nach §§ 19c und d BNatSchG in das<br />
Verfahren der UVP bzw. Umweltprüfung.<br />
Ziel des Projektes ist es, Vorschläge für eine bessere Handhabbarkeit<br />
des Planungsrechts zu entwickeln. Hierbei können drei Lösungen in<br />
Betracht kommen:<br />
– Regelung im Rahmen des in der Diskussion befindlichen Umweltgesetzbuches,<br />
in das umweltplanungsrechtliche Materien einbezogen<br />
werden können<br />
– Verankerung der umweltrelevanten Aspekte im BauGB<br />
– stärkere Systematisierung und Harmonisierung der Materie in<br />
den vorhandenen Rechtsquellen.<br />
Prof. E. Feess, Institut für Ökologie und Unternehmensführung e.V.<br />
an der European Business School, Oestrich-Winkel, erhält von der<br />
<strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Selbstanzeige und optimale<br />
Rechtsdurchsetzung“.<br />
In zahlreichen Rechtssystemen gibt es Regelungen, dass Rechtsverletzungen<br />
nach freiwilliger Selbstanzeige geringer geahndet werden,<br />
als wenn sie ohne Selbstanzeige entdeckt werden. Mit der Strafminderung<br />
ist ein trade-off zwischen der Erhöhung der ex-post-Effizienz<br />
und der Verminderung der ex-ante-Effizienz verbunden. Die Straferleichterung<br />
bei Selbstanzeige führt dazu, dass die Kosten bei der Suche<br />
nach und dem Nachweis von Rechtsverletzungen reduziert werden<br />
können, weil die betroffenen Personen nicht mehr überführt werden<br />
müssen. In vielen Fällen kommt als zweiter Vorteil hinzu, dass die<br />
mit Selbstanzeigen verbundene Früherkennung der Rechtsverletzung<br />
den Schaden reduziert. Diesen ex-post-Vorteilen von Selbstanzeigen<br />
steht als ex-ante Nachteil gegenüber, dass der Anreiz zur<br />
Rechtsverletzung durch mögliche Strafminderungen zunehmen kann.<br />
Selbstanzeige
Im Forschungsprojekt wird mit Hilfe einer spieltheoretischen Modellierung<br />
untersucht, unter welchen Umständen die Vorteile der Selbstanzeige<br />
überwiegen. Dabei zeigt sich, dass sich immer Selbstanzeigesysteme<br />
konstruieren lassen, die insgesamt zu einer höheren Wohlfahrt<br />
als Rechtssysteme führen, bei denen keine Straferleichterungen<br />
vorgesehen sind. Dies gilt sogar dann, wenn als Restriktion der rechtspolitisch<br />
wichtige Sachverhalt berücksichtigt wird, dass das Selbstanzeigesystem<br />
nicht zu einer Erhöhung der Straftaten führen darf.<br />
Derzeit wird untersucht, wie sich die Ergebnisse verändern, wenn statt<br />
einzelner Straftäter Situationen betrachtet werden, in denen Straftaten<br />
nur durch das Zusammenwirken mehrerer Beteiligter entstehen können.<br />
Dies ist beispielsweise typisch für den Anwendungsfall der Korruption.<br />
Erste Resultate legen nahe, dass die Vorteile von Straferleichterungen<br />
bei Selbstanzeige in diesen Fällen noch größer sind. Geplant<br />
ist, die theoretischen Ergebnisse experimentell zu testen, um die praktische<br />
Relevanz der Resultate überprüfen zu können.<br />
Politikwissenschaft<br />
POLITIKWISSENSCHAFT 164<br />
Unter den Fragen, denen sich die Politikwissenschaft im Übergang<br />
vom 20. in das 21. Jahrhundert gegenübersieht, hat die nach der Zukunft<br />
des demokratischen Verfassungsstaates besonderen Rang.<br />
Sein Anspruch, auf die Dauer das einzig legitime Modell politischer<br />
Ordnung in der modernen Welt zu sein, ist durch das zu Ende gehende<br />
Jahrhundert bekräftigt worden. Aber die Gegenfrage, ob er<br />
nicht doch das voraussetzungsreiche Produkt einer spezifischen Kultur<br />
sei, ist noch keineswegs definitiv beantwortet. Es könnte sein,<br />
dass der weltweite Prozess der Erosion der Bestandsbedingungen<br />
nicht-demokratisch organisierter Herrschaft und der Prozess des<br />
Aufbaus der Voraussetzungen für den demokratisch-verfassungsstaatlichen<br />
Modus der Politik zwei ganz verschiedene Dinge sind.<br />
Auch ist die Frage offen, wie sich der demokratische Verfassungsstaat<br />
gegenüber den neuartigen Herausforderungen bewähren wird,<br />
vor denen er schon steht oder demnächst stehen wird. Welche Möglichkeiten<br />
wenn nicht der Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen<br />
so doch der Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen<br />
hat Politik der demokratisch-verfassungsstaatlichen Spielart in der<br />
Welt des 21. Jahrhunderts? Wie wird sie umgehen mit dem wachsenden<br />
Problemdruck beispielsweise der Umweltkrise? Wie wird sie fertig<br />
mit der außerordentlichen Beschleunigung, auch der Intensität,<br />
mit der Prozesse des sozialen Wandels ablaufen, von den dramatischen<br />
demographischen Entwicklungen bis zum „Wertewandel“?<br />
Und wie verändern diese Prozesse die Rahmenbedingungen, die<br />
Handlungsmöglichkeiten der Politik? Ebenso dringlich ist die Frage,<br />
wie die Politik, die gerade als demokratisch verfasste Politik an umgrenzte<br />
Räume gebunden bleibt, mit der zunehmenden Erosion der<br />
Bedeutung territorialer Grenzen zurecht kommt. Einfacher gefragt:<br />
Wie lässt sich in entgrenzten Räumen noch regieren?
165<br />
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
Es ist denkbar, dass unterschiedliche Ausprägungen des demokratischen<br />
Verfassungsstaates unterschiedlich gut mit den Herausforderungen<br />
umzugehen vermögen, die zu bestehen sind. Das ist eine<br />
Frage, die das besondere Interesse der vergleichenden Forschung<br />
verdient. In jedem Fall ist es wahrscheinlich, dass das Ensemble von<br />
Institutionen und Regeln, das den demokratischen Verfassungsstaat<br />
ausmacht, einem gesteigerten Entwicklungsdruck ausgesetzt sein<br />
wird. Die Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit dieses Typus von<br />
politischer Ordnung ist deshalb ein Thema, auf das viele Fragestellungen<br />
hinführen. Dabei kommt über die empirische Forschung hinaus<br />
auch die politische Philosophie ins Spiel, insofern es nämlich notwendig<br />
zu jeder Weiterentwicklung des demokratischen Verfassungsstaates<br />
gehört, sich stetig der Legitimitätsbedingungen demokratischer<br />
Politik zu vergewissern.<br />
Es ist dieser Gesamtkomplex von Fragen, dessen Bearbeitung durch<br />
die Politikwissenschaft die <strong>Stiftung</strong> insbesondere unterstützen<br />
möchte.<br />
Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeiten Prof. O. W. Gabriel und A. Vetter,<br />
Abteilung für politische Systeme und politische Soziologie, Institut<br />
für Sozialwissenschaften, Universität Stuttgart, an einem Forschungsvorhaben<br />
zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement, soziales<br />
Kapital und Demokratie. Ein deutsches und internationales<br />
Forschungsprojekt“.<br />
Gegenwärtig bestimmen die Konzepte „Bürgerschaftliches Engagement“<br />
und „Sozialkapital“ die Diskussion über die Zukunft der Demokratie<br />
in der westlichen Welt. In Wissenschaft und politischer Praxis<br />
werden vor allem zwei Gründe für die Aufwertung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements als Handlungsressource moderner Gesellschaften<br />
genannt: Zum einen stehen die westlichen Wohlfahrtsstaaten vor<br />
neuen Anforderungen (durch veränderte Altersstrukturen, Zunahme<br />
grenzüberschreitender Migration, veränderte Arbeitsmarktstruktur),<br />
vor deren Hintergrund sich ehrenamtliche soziale Tätigkeit in Freiwilligenorganisationen<br />
zu einem wichtigen Faktor des gesellschaftlichen<br />
Zusammenlebens in ökonomischer und sozialer Hinsicht entwickeln<br />
kann. Zum anderen wird die Integrationskapazität von sozialem Kapital<br />
hervorgehoben. Mit Hilfe eines lebendigen Vereinslebens lernen<br />
die Bürger, einander zu vertrauen und erfolgreich zu kooperieren.<br />
In der empirischen Forschung wurden jedoch die in der Sozialkapital-Debatte<br />
vorgetragenen Argumente bisher noch nicht überzeugend<br />
belegt. Lediglich eine der theoretischen Annahmen scheint bislang<br />
unumstritten: Die erwarteten positiven Folgen des Sozialkapitals<br />
für eine Demokratie entwickeln sich vorzugsweise in denjenigen<br />
Handlungskontexten, in denen die meisten sozialen Interaktionen<br />
stattfinden: auf der lokalen Ebene.<br />
Das Projekt ist Teil eines seit 1999 von der European Science Foundation<br />
(ESF) finanzierten internationalen Forschungsprojektes zum<br />
Thema „Citizenship, Involvement, Democracy“ (CID). Das Ziel des<br />
Bürgerengagement
POLITIKWISSENSCHAFT 166<br />
Projektes besteht darin, das Entstehen, die Verteilung und die politischen<br />
Effekte von sozialem Kapital (verstanden als bürgerschaftliches<br />
Engagement, soziales Vertrauen und gemeinschaftsbezogener<br />
Werte und Normen) im Rahmen einer international vergleichenden<br />
Studie empirisch zu untersuchen. Die deutsche Repräsentativbefragung,<br />
von Jan van Deth und Sigrid Roßteutscher (Universität Mannheim)<br />
durchgeführt, und finanziell von der DFG unterstützt, wurde<br />
im Februar <strong>2001</strong> abgeschlossen. Eine solche Repräsentativbefragung<br />
kann aber nicht auf alle Aspekte des Problemkomplexes eingehen.<br />
Sie liefert keine hinreichend detaillierten Informationen über den<br />
theoretisch wichtigen organisatorischen Kontext, innerhalb dessen<br />
sich die soziale Beteiligung vollzieht.<br />
Zur Erhebung dieser Kontextdaten sind im Rahmen des hier geförderten<br />
Teilprojektes Organisations- und Mitgliederstudien geplant,<br />
die Aufschlüsse darüber geben sollen, ob und unter welchen Umständen<br />
bestimmte Organisationsgruppen tatsächlich Einfluss auf<br />
die Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder ausüben<br />
und welcher Art diese Einflüsse sind. Sie ermöglichen außerdem<br />
Rückschlüsse darauf, wie sich Einstellungs- und Verhaltensmuster<br />
durch den Kontext erklären lassen, in denen Freiwilligenorganisationen<br />
tätig werden. Dazu sind Gemeindestudien in fünf Städten und<br />
Gemeinden Ost- und Westdeutschlands vorgesehen. Entsprechende<br />
Studien wurden bereits in Mannheim (und Aberdeen) von einer ESF-<br />
Forschergruppe durchgeführt. Dieser Ansatz wird schon in der<br />
Schweiz, Großbritannien und Spanien angewendet. Dasselbe Design<br />
soll in einer weiteren Großstadt in den neuen Bundesländern (Chemnitz,<br />
als Vergleichsstadt zu Mannheim) sowie in jeweils einer Mittelstadt<br />
und einer Landgemeinde in den alten und neuen Bundesländern<br />
zum Einsatz kommen. Die Auswahl der Gemeinden erfolgte<br />
nach dem most-similar-case-Design. In der Organisationsstudie werden<br />
sämtliche Freiwilligenorganisationen in den ausgewählten Städten<br />
und Gemeinden erfasst. Auf der Basis dieser Totalerhebung werden<br />
anschließend aktive Mitglieder jeweils typischer Organisationen<br />
über ihre Einstellungen und ihr Verhalten befragt. Im Einzelnen sollen<br />
die folgenden Probleme untersucht werden:<br />
– Welche Typen von gesellschaftlichen Organisationen und welche<br />
Beziehungsgeflechte zwischen ihnen finden sich in den untersuchten<br />
Städten und Gemeinden?<br />
– Wie beeinflussen unterschiedliche Typen von Organisationen und<br />
deren organisatorische Merkmale die Produktion von Sozialkapital<br />
im Sinne von Vertrauen, Bürgertugenden, Solidarität, usw.?<br />
– Welche Rolle spielt die Größe des Ortes bei der Produktion von<br />
Sozialkapital bzw. bei der Integration gesellschaftlicher Gruppen<br />
und Organisationen in den politischen Prozess?<br />
– Führen unterschiedliche historisch-kulturelle Eigenschaften des<br />
Umfeldes, in dem die Organisationen operieren, wie sie sich z. B.
167<br />
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
in den alten und neuen Bundesländern manifestieren, in dieser<br />
Hinsicht zu signifikanten Unterschieden?<br />
Das Projekt „Lokale politische Kompetenz als Ressource der Demokratie.<br />
Eine international vergleichende Studie zum Einfluss kommunaler<br />
Strukturen auf das politische Kompetenzgefühl der Bürger“<br />
von Prof. O. W. Gabriel, Institut für Sozialwissenschaften, Universität<br />
Stuttgart, wird seit 1999 unterstützt.<br />
Demokratie bedeutet mehr als die Festlegung abstrakter Regelungen<br />
und Verfahren. Um adäquat funktionieren zu können, muss die<br />
demokratische Ordnung in den Einstellungen der Bürger verankert<br />
sein. Die Bürger müssen die für eine Demokratie charakteristischen<br />
Strukturen und Prozesse unterstützen, demokratische Verhaltensnormen<br />
befolgen und u. a. das Gefühl haben, im politischen Raum<br />
Gehör zu finden. Politikwissenschaftliche Untersuchungen zu den<br />
Einstellungen der Bürger gegenüber der Politik beziehen sich in der<br />
Regel auf die nationale Ebene als Adressat politischer Einflussnahme.<br />
Diese ist im Zuge der europäischen Einigung jedoch einem<br />
tiefgreifenden Funktionsverlust ausgesetzt. Mit der Verlagerung nationaler<br />
Kompetenzen nach Brüssel entfernt sich die Politik damit zunehmend<br />
aus der Alltagswelt der Bürger. Politische Entscheidungen<br />
werden schwerer durchschaubar. Die Verantwortung für die Gestaltung<br />
der Politik verschwimmt, die Möglichkeiten einer demokratischen<br />
Kontrolle der Entscheidungsträger verschlechtern sich. Die<br />
Chancen der Bürger, unmittelbar auf politische Entscheidungen Einfluss<br />
ausüben zu können, nehmen ab. Da der Erwerb politischer<br />
Handlungskompetenz aber nicht zuletzt durch eine (erfolgreiche)<br />
Mitwirkung an der Gestaltung der eigenen politischen Umwelt zustande<br />
kommt, trägt die Erosion nationaler Hoheitsrechte die Gefahr<br />
in sich, die kulturelle Basis der Demokratie zu untergraben.<br />
Wenn die Bevölkerung im Zuge der europäischen Integration weiterhin<br />
über Chancen für eine Mitwirkung an politischen Entscheidungen<br />
verfügen soll, dann stellen Städte und Gemeinden einen zentralen<br />
Bereich der Vermittlung zwischen Politik und Alltag dar. Weil<br />
sich auf der kommunalen Ebene schon aus organisatorischen Gründen<br />
stärkere „linkages“ zwischen den Regierenden und den Regierten<br />
entwickeln können als in der nationalen Politik oder gar in supranationalen<br />
Handlungssystemen, rückt sie am Ende des 20. Jahrhunderts<br />
als Sozialisationsarena zentraler politischer Einstellungen<br />
erneut in den Fokus der politikwissenschaftlichen Aufmerksamkeit.<br />
In dem von der <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsprojekt geht es erstens<br />
um die Frage, welche Kompetenzgefühle die Bürger Europas<br />
gegenüber der lokalen Politik empfinden und inwieweit sich diese<br />
lokalen Einstellungen von den entsprechenden nationalen Einstellungen<br />
unterscheiden. Zweitens wird diskutiert, unter welchen Bedingungen<br />
ein positiver Transfer dieser Orientierungen auf die nationale<br />
und supranationale Ebene der Politik stattfinden kann. Sowohl<br />
die unterschiedlichen Niveaus des Gefühls lokaler politischer<br />
Europa<br />
Kommunalpolitik
Parteien in<br />
Mittel- und<br />
Osteuropa<br />
POLITIKWISSENSCHAFT 168<br />
Kompetenz als auch deren Beziehungen zu entsprechenden nationalen<br />
Orientierungen stellen den Ausgangspunkt für den dritten und<br />
letzten Teil der Untersuchung dar, in dem die Auswirkungen institutioneller<br />
Strukturen auf das lokale politische Kompetenzbewusstsein<br />
der Bürger in den Mitgliedstaaten der EU und dessen Generalisierbarkeit<br />
überprüft wird.<br />
Die Ergebnisse verweisen auf ein beachtliches Legitimationspotential<br />
der lokalen Politik bei der Sozialisation von politischem Kompetenzgefühl.<br />
Effekte lokaler Autonomie auf dieses Legitimationspotential<br />
sind nur schwach nachweisbar, in ihrer Wirkung aber ambivalent.<br />
Daher sollte lokale Autonomie nicht uneingeschränkt als<br />
Heilmittel angesichts einer zunehmenden „Politikverdrossenheit“<br />
propagiert werden.<br />
Seit 1999 fördert die <strong>Stiftung</strong> das Projekt „Parteienwettbewerb, freie<br />
Wahlen und die Entwicklung neuer Parteiensysteme in Mittel- und<br />
Osteuropa II“ von Prof. H.-D. Klingemann, Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung.<br />
Das Projekt betrachtet die Entstehung und Konsolidierung der Parteiensysteme<br />
in den neuen Demokratien Mittel- und Osteuropas.<br />
Dazu werden von ausgewiesenen Wissenschaftlern dieser Länder<br />
die nationalen Parlamentswahlen nach einem vergleichbaren Leitfaden<br />
analysiert. Die Ergebnisse werden in der Reihe „Founding Elections<br />
in Eastern Europe“ publiziert. Im Anhang der Bände werden<br />
das Parteien- und das Wahlgesetz in einer englischen Fassung dokumentiert<br />
und auf repräsentative Wahlumfragen hingewiesen, die der<br />
akademischen Öffentlichkeit für Sekundäranalysen zur Verfügung<br />
stehen. Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt die hierzu erforderlichen<br />
Fachkonferenzen und Publikationsvorbereitungen.<br />
Im Berichtszeitraum wurde an den folgenden Einzelprojekten gearbeitet:<br />
– Der Band „Lithuania’s Seimas Election 1996: The Third Turnover“,<br />
herausgegeben von Algis Krupavicius, wurde <strong>2001</strong> im edition<br />
sigma Verlag Berlin publiziert.<br />
– Die Arbeiten an dem Band zu den Wahlen in der Tschechischen<br />
Republik wurden begonnen. Die Herausgeberin, Dr. Zdenka<br />
Mansfeldova, hielt sich zu Besprechungen der einzelnen Kapitel<br />
vom 19. bis 21. Juli <strong>2000</strong> am Wissenschaftzentrum Berlin (WZB)<br />
auf.<br />
– Zur Vorbereitung des Bandes „Elections in Slovenia, 1990-1997“,<br />
verbrachte der slowenische (Mit)-Herausgeber Dr. Vlado Miheljak<br />
die Monate Juli und August am WZB.<br />
– Das Rohmanuskript für den Band „Elections in Macedonia“ (Dr.<br />
Svetomir Skaric) wurde vorgelegt. Die Reihenherausgeber haben<br />
mit der Editierung begonnen.
169<br />
POLITIKWISSENSCHAFT<br />
– Weiter in Bearbeitung ist das Manuskript zu den Wahlen in Albanien.<br />
– Vom 6.–8. Juli <strong>2001</strong> fand am Wissenschaftzentrum Berlin eine<br />
Konferenz der Autoren des Bandes „Elections in Latvia“ statt.<br />
Die bisher mit Hilfe der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> veröffentlichte Reihe<br />
zu den Wahlen in Mittel- und Osteuropa ist damit auf acht Bände angewachsen.<br />
Dr. M. Brzoska, Bonn International Center for Conversion (BICC),<br />
Bonn, erhielt im Bewilligungszeitraum Fördermittel für das Projekt<br />
„The implementation of arms embargoes – analytical foundations for<br />
improving their effectiveness (Die Umsetzung von Waffenembargos<br />
– analytische Grundlagen zur Verbesserung ihrer Wirksamkeit)“.<br />
Zur Frage der Wirksamkeit von Waffenembargos sollen systematische<br />
Grundlagen erarbeitet werden. Dafür soll ein analytischer Rahmen<br />
erstellt und empirisch getestet werden, der verschiedene Elemente<br />
in Bezug auf eine effektive Durchsetzung von Embargos enthält.<br />
Hierzu gehören:<br />
– die aktuellen Beziehungsgeflechte des Waffentransfers,<br />
– der Typ und die Art des sanktionierten Verhaltens,<br />
– die Entscheidungsfindung innerhalb des (vom Embargo) betroffenen<br />
Landes oder der betroffenen Ländergruppe,<br />
– die Identifizierung innenpolitischer Akteure, die Gewinne oder<br />
Verluste von Embargos zu erwarten haben und<br />
– die Umsetzung von Embargos durch waffenliefernde Staaten.<br />
Insgesamt wird in pragmatischer Absicht versucht, eine Verbesserung<br />
der Durchführung gezielter Sanktionen, speziell von Waffenembargos,<br />
zu erreichen, um damit zu einer Verhinderung oder einer Beendigung<br />
von gewalttätigen Konflikten und von Kriegen beizutragen.<br />
Die erkenntnisleitende Hypothese lautet, dass wirksame Sanktionsmechanismen<br />
in hohem Maße von der Fähigkeit abhängen, Anreize<br />
und Hemmnisse zu schaffen, die sowohl in den Zielländern (von Embargos)<br />
als auch in den Versorgerländern (mit Waffen) greifen. Davon<br />
ausgehend wird versucht, in Form eines analytischen Rahmens Bedingungen<br />
zu formulieren, unter denen Embargos gelingen können.<br />
Der Rahmen soll in der empirischen Beobachtung durch Fallstudien<br />
auf seine Relevanz hinsichtlich folgender Elemente überprüft werden:<br />
– den Instrumenten von Waffenembargos: hier sollen die Diskussionen<br />
über die Wirkungsebenen von Waffenembargos und die Logistik<br />
des Waffennachschubs untersucht werden;<br />
– den Zielstaaten (von Embargos): in diesem Feld sind die Ökonomie<br />
der Schwarzmärkte, der Wandel im militärischen Verhalten<br />
und die inländische Waffenproduktion zu analysieren;<br />
Waffenembargos
Ernst Fraenkel<br />
Lecture Series<br />
– den Waffen liefernden Staaten: hier stehen die Beteiligung dieser<br />
Staaten an einem Embargo, die ökonomischen und politischen Kosten<br />
dieser Staaten sowie ihre rechtlichen Instrumente zur Durchsetzung<br />
eines Embargos im Zentrum des Interesses.<br />
Das Vorhaben soll in Zusammenarbeit mit zwei kleinen Forschungsteams<br />
und erfahrenen Experten durchgeführt werden; eines ist am<br />
Bonn International Center for Conversion (BICC) in Bonn angesiedelt,<br />
das andere am Fourth Freedom Forum/Kroc Institute an der<br />
University of Notre Dame in den USA.<br />
Studenten, Wissenschaftler und eine interessierte Öffentlichkeit<br />
wollen die Ernst Fraenkel Lecture Series ansprechen, die unter der<br />
Leitung von Prof. C.-L. Holtfrerich am John F. Kennedy-Institut für<br />
Nordamerikastudien (Freie Universität Berlin) stattfinden.<br />
Für diese sowohl vom Präsidium der Freien Universität Berlin als<br />
auch von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> geförderte Vorlesungsreihe<br />
konnten international renommierte Wissenschaftler gewonnen werden.<br />
Die Palette der Themen ist breit gefächert: neben den Schwerpunkten<br />
Politik-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften auch solche<br />
aus Kultur-, Literatur- und Geschichtswissenschaften.<br />
Soziologie<br />
SOZIOLOGIE 170<br />
Seit ihrer Entstehung versteht sich die Soziologie als Schlüsseldisziplin<br />
der modernen Industriegesellschaft. Der Wandel der Industriegesellschaft<br />
stellt die Soziologie daher vor besondere Herausforderungen.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> möchte in dieser Umbruchperiode<br />
insbesondere sozialwissenschaftliche Forschungsvorhaben<br />
fördern, die den Wandel von der Arbeits- zur Wissenschaftsgesellschaft<br />
zum Thema haben und Ausblicke auf künftige Entwicklungen<br />
der Industriegesellschaft eröffnen. Dieser Wandel soll in all seinen<br />
Auswirkungen untersucht werden, die nicht nur die Arbeitswelt,<br />
sondern beispielsweise auch biographische Karrieren, Veränderungen<br />
familialer Strukturen und Umbrüche der Mentalitäten<br />
sowie Innovationen der Lebensstile und der Lebensführung betreffen.<br />
Dazu gehören Untersuchungen zu neuen Formen der Erwerbsarbeit<br />
und der Berufswege ebenso wie Wandlungen traditioneller<br />
Biographiemuster und des Freizeitverhaltens. Von Bedeutung<br />
wären Analysen zum Wandel der Geschlechterbeziehungen, die<br />
sich durch den Wertzuwachs bestimmter Tätigkeitsfelder ergeben<br />
(Kindererziehung, Altenpflege, Betreuungsaktivitäten) sowie Untersuchungen<br />
zur Veränderung der Generationenbeziehungen, die<br />
sich heute aufgrund dramatischer demographischer Umbrüche unübersehbar<br />
wandeln. Erwünscht wären Studien, die sich dem<br />
Umbau der traditionalen Arbeitsgesellschaft zur Wissensgesellschaft<br />
widmen, in der die Schaffung neuen Wissens, dessen intelligente<br />
Nutzung und schnelle Anwendung von vorrangiger Bedeutung<br />
sind. Aufmerksamkeit sollte neuen Prozessen des Lehrens und Lernens<br />
gewidmet werden, die traditionale Sozialisationsagenturen von
171<br />
SOZIOLOGIE<br />
der Schule bis zur Universität verändern; wir stehen vor entscheidenden<br />
Revisionen der Didaktik und der Curricula.<br />
Im Bereich der Soziologie räumt die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> Projekten<br />
eine hohe Priorität ein, die unser Verständnis des sozialen Wandels<br />
in der Gegenwart mit Blick auf die Gesellschaft der Zukunft befördern<br />
könnten.<br />
Prof. W. Zapf und Dr. R. Habich, Abteilung Sozialstruktur und Sozialberichterstattung,<br />
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />
(WZB), Berlin, erhalten Mittel für das Projekt „Wohlfahrtsentwicklung<br />
in Beitrittsländern zur Europäischen Union“.<br />
Die Sozialberichterstattung hat sich lange Zeit auf die eigene Bevölkerung<br />
konzentriert. Mit dem politischen und wirtschaftlichen Zusammenwachsen<br />
Europas stellt sich die Frage, ob Europa auch sozial<br />
zusammenwächst. Bisher fehlt für eine europäisch-vergleichende<br />
Sozialberichterstattung eine aktuelle, harmonisierte Mikrodatenbasis,<br />
mit der sowohl objektive Lebensbedingungen wie auch subjektives<br />
Wohlbefinden der Bevölkerung erfasst werden. Mit der 1998 gegründeten<br />
Initiative von Forschern aus 18 Ländern wurde ein Umfragebaustein<br />
für einen solchen europäischen Wohlfahrtsvergleich entwickelt:<br />
das „Euromodul“. Nachdem die ersten sechs Umfragen vorliegen,<br />
darunter auch eine Untersuchung für Deutschland, wird im<br />
Rahmen des Gesamtprojekts die Wohlfahrtsentwicklung potentieller<br />
Beitrittsländer zur Europäischen Union untersucht: Slowenien, Ungarn<br />
und die Türkei im Vergleich mit Deutschland und Spanien als<br />
EU-Referenzländern mit unterschiedlichem Modernisierungsgrad.<br />
Dabei werden West- und Ostdeutschland getrennt betrachtet.<br />
Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt:<br />
– Wie sehr unterscheiden sich die Beitrittsländer im Niveau der individuellen<br />
Wohlfahrt, und wo stehen sie im Vergleich zu<br />
Deutschland und Spanien? Gelten diese Unterschiede gleichermaßen<br />
in allen zentralen Wohlfahrtsdimensionen (Wohnen, Lebensstandard,<br />
Einkommen, Gesundheit, Umwelt und Sicherheit,<br />
Arbeit und Bildung, soziale Beziehungen)?<br />
– Ausgehend von der Annahme, dass mit dem Wohlstand auch die<br />
allgemeine Lebenszufriedenheit ansteigt: Spiegelt sich das geringere<br />
Wohlstandsniveau in den Beitrittsländern in einer niedrigeren<br />
Zufriedenheit wider, und von welchen spezifischen Lebensbedingungen<br />
hängt die allgemeine Zufriedenheit ab?<br />
– Wie wird die Qualität der Gesellschaft und ihrer zentralen Institutionen,<br />
z. B. der demokratischen Einrichtungen, wahrgenommen?<br />
Es wird vermutet, dass sich eine mangelhafte soziale Sicherung<br />
der Bevölkerung, wie sie in den Beitrittsländern in unterschiedlichem<br />
Maße besteht, negativ auf eine Vielzahl von Gesellschaftsbewertungen<br />
auswirkt. Besonders interessiert auch, wie die allgemeinen<br />
Lebensbedingungen in anderen europäischen Ländern im<br />
Europa<br />
Wohlfahrtsentwicklung
Wohlfahrtsstaat<br />
Europäischer<br />
Vergleich<br />
SOZIOLOGIE 172<br />
Verhältnis zu denen im eigenen Land eingestuft werden und welche<br />
Auswirkungen dies auf die Zufriedenheit hat.<br />
– Wie groß ist der Anteil der Bevölkerung in den Beitrittsländern,<br />
der heute bereits durchschnittliche EU-Lebensbedingungen hat,<br />
und wie ist dieses Segment sozialstrukturell charakterisiert? Wie<br />
stark fällt der ärmere Teil der Bevölkerung hinter diesen Standard<br />
zurück, und welche Bevölkerungsgruppen nehmen nur unzureichend<br />
an der gesellschaftlichen Entwicklung teil?<br />
Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie groß der Wohlfahrtsrückstand<br />
der Erweiterungsländer zur EU ist (im Sinne einer<br />
Nullmessung) und welche Schwerpunkte beim sozialen Integrationsprozess<br />
zu setzen sind. Das Projekt versteht sich als ein Beitrag zu einer<br />
sozialen Evaluierungsforschung der EU-Erweiterung, der mit<br />
den Ergebnissen politischer und wirtschaftlicher Evaluationsstudien<br />
verbunden werden soll.<br />
In einem ersten Arbeitspapier wurde ein Modell entwickelt, wie sich<br />
die EU-Mitgliedschaft auf die Lebensqualität in geringer modernisierten<br />
Ländern auswirkt. Die überwiegend positive Wirkung eines<br />
EU-Beitritts wurde anhand der Wohlfahrtsentwicklung Irlands, Griechenlands,<br />
Portugals und Spaniens analysiert. In den Bereichen Einkommen,<br />
soziale Absicherung und Lebenszufriedenheit konnten<br />
diese sog. „Kohäsionsländer“ gegenüber den reicheren Kernländern<br />
der EU überwiegend aufholen. Eine alles in allem positive Entwicklung<br />
ist auch für die kommenden Beitrittsländer zu erwarten. In einem<br />
weiteren Artikel wurde die Osterweiterung der EU aus dem<br />
Blickwinkel der Modernisierung mit früheren Erweiterungen verglichen.<br />
Mit der Aufnahme neuer Staaten erhöhrt sich die Heterogenität<br />
der Gemeinschaft stärker als in früheren Erweiterungsrunden.<br />
Folgen hat dies u. a. für die Verteilung der EU-Fördermittel.<br />
Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />
Delhey, Jan, et al.: The Euromodule. A new instrument for comparative<br />
welfare research. – Berlin <strong>2001</strong>. (Wissenschaftzentrum Berlin<br />
für Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01-401)<br />
Delhey, Jan: The prospects of catching up for new EU members.<br />
Lessons for the accession countries to the European Union from<br />
previous enlargements. – Berlin: <strong>2001</strong>. (Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01-403)<br />
Zapf, Wolfgang; Jan Delhey: Deutschland und die vierte EU-Erweiterung.<br />
(Im Druck)<br />
Prof. H.-J. Andreß, Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld, erhielt<br />
Fördermittel für ein Projekt zum Thema „Einstellungen zum<br />
Wohlfahrtsstaat im europäischen Vergleich: Ausgangspunkt oder<br />
Hindernis auf dem Weg zu einer Sozialunion?“<br />
Angesichts des zusammenwachsenden Europas ist unbestritten, dass<br />
der gemeinsame Binnenmarkt einer sozialen Flankierung bedarf. Ob
173<br />
SOZIOLOGIE<br />
wir dabei auf dem Weg zu einer Sozialunion sind, wird in Wissenschaft,<br />
Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, zumal auf dem<br />
Weg dahin verschiedenste Hindernisse zu überwinden sind. Die Einstellungen<br />
der Bürger zum Wohlfahrtsstaat wurden dabei bisher kaum<br />
berücksichtigt. Angesichts der Vielfalt europäischer Wohlfahrtsstaaten<br />
kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Bürger Europas<br />
auch unterschiedliche Erwartungen an die Sozialpolitik richten.<br />
Ziel des Forschungsprojektes ist es, durch eine systematische Untersuchung<br />
wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen anhand der Sekundäranalyse<br />
repräsentativer Bevölkerungsumfragen des „International<br />
Social Survey Programme“ (ISSP) einen Beitrag zur Diskussion über<br />
eine europäische Sozialunion, d. h. einen europäischen Wohlfahrtsstaat<br />
zu leisten. Wohlfahrtsstaatliche Einstellungen werden in diesem<br />
Zusammenhang beschränkt auf den Aspekt der Ansprüche der<br />
Bürger an den Wohlfahrtsstaat (kurz: Wohlfahrtsansprüche) im Sinne<br />
ihrer Haltung zu einer Verantwortung des Staates für sozialpolitisches<br />
Handeln.<br />
Das Interesse gilt im einzelnen zum einen der Beschreibung der Unterschiede<br />
zwischen den wohlfahrtsstaatlichen Einstellungen der<br />
Bürger Europas sowie der Entwicklung der Einstellungsunterschiede<br />
in den 1980er und 1990er Jahren. Dazu werden nicht nur die Wohlfahrtsansprüche<br />
der Bürger gegenwärtiger Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />
Union (EU) analysiert; vor dem Hintergrund der fortwährenden<br />
Diskussion über eine EU-Erweiterung werden vielmehr,<br />
im Sinne einer langfristigen Perspektive, auch Einstellungen der<br />
Bürger sogenannter „Beitrittskandidaten“ berücksichtigt. Besonders<br />
interessant sind in diesem Zusammenhang die mittel- und osteuropäischen<br />
Transformationsländer, deren Vergangenheit bekanntlich<br />
durch den sozialistischen Wohlfahrtsstaat geprägt war. Konkret<br />
werden die Wohlfahrtsansprüche der Bürger Deutschlands, Großbritanniens,<br />
Italiens, Norwegens, Bulgariens, Ungarns und – als Vergleichsgruppe<br />
– der Vereinigten Staaten untersucht.<br />
Neben der umfassenden Beschreibung der Wohlfahrtsansprüche der<br />
Bürger Europas wird zum anderen der Versuch einer Erklärung der<br />
Ansprüche wie ihrer zeitlichen Entwicklung unternommen. Dabei<br />
wird auch auf Alternativen zur bereits angesprochenen Einstellungsprägung<br />
durch ein bestimmtes wohlfahrtsstaatliches Arrangement<br />
zurückgegriffen. Die sozialwissenschaftliche Einstellungsforschung<br />
hat nämlich gezeigt, dass auch die gesamtwirtschaftliche Lage eines<br />
Landes bzw. Wohlfahrtsstaates sowie individuelle Sozialisationserfahrungen<br />
und sozioökonomische Interessen für die Ausprägung der<br />
Wohlfahrtsansprüche der Bürger von Bedeutung sind.<br />
Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />
Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtsstaatliche<br />
Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im<br />
zeitlichen Wandel. Vortr. im Rahmen des Plenums VIII „Eigeninteresse,<br />
Solidarität und die Vorstellung von Gerechtigkeit“ auf
Öffentlicher<br />
Dienst in Europa<br />
dem 30. Kongr. der Dt. Ges. für Soziologie, Köln, 26. – 29. 9. <strong>2000</strong>.<br />
Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. – Bielefeld, <strong>2000</strong>. 12<br />
Bl. (EWV Working Paper; 3/00).<br />
Heien, Thorsten: Attitudes towards the welfare state in Europe.<br />
Starting point or obstacle on the road to a social union? Paper presented<br />
at the ECSR-workshop „Comparative Social Justice<br />
Research“, Oxford, UK, Sept. 13–14, <strong>2000</strong>). Universität Bielefeld,<br />
Fakultät für Soziologie. – Bielefeld, <strong>2000</strong>. 34 Bl. (EWV Working paper;<br />
2/00)<br />
Heien, Thorsten: Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im europäischen<br />
Vergleich. Ausgangspunkt oder Hindernis auf dem Weg zu<br />
einer Sozialunion? Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. –<br />
Bielefeld, <strong>2000</strong>. 20 Bl. (EWV Working Paper; 1/00).<br />
Für das Projekt „Sozialstruktur, soziale Sicherung und soziale Lage des<br />
öffentliches Dienstes: Europäische Muster und nationale Fallstudien“<br />
wurden Dr. F. Rothenbacher, Mannheimer Zentrum für Europäische<br />
Sozialforschung (MZES), Universität Mannheim, Mittel bewilligt.<br />
In allen entwickelten Wohlfahrtsstaaten hat sich der öffentliche Sektor<br />
zu einem der größten Arbeitgeber entwickelt. Seit den 1980er<br />
Jahren lässt sich in fast allen europäischen Ländern ein Beschäftigungsrückgang<br />
im öffentlichen Dienst feststellen, der weniger durch<br />
Sparmaßnahmen der Regierungen erklärt werden kann, sondern vor<br />
allem Reaktion auf Strukturänderungen des öffentlichen Dienstes<br />
selbst ist. Weitere Effekte auf die nationalen öffentlichen Dienste<br />
sind dem europäischen Integrationsprozess und dem Globalisierungswettbewerb<br />
zuzuschreiben.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen sollen schwerpunktmäßig<br />
die öffentlichen Sektoren in Frankreich, Großbritannien und<br />
Deutschland untersucht werden, die bezüglich Staatsausgaben wie<br />
Ausmaß der öffentlichen Beschäftigung im Mittelfeld liegen, jedoch<br />
mit sehr unterschiedlichen Strukturen. Zum Vergleich soll noch<br />
Schweden, mit dem größten öffentlichen Sektor in Europa, sowie die<br />
Schweiz, mit dem kleinsten öffentlichen Sektor in Europa, herangezogen<br />
werden.<br />
Mit dem Untersuchungszeitraum 1970er Jahre bis zur Gegenwart<br />
sollen die zentralen Entwicklungen im öffentlichen Sektor der Nachkriegszeit<br />
erfasst werden: Expansion, obere Grenze und Rückgang.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der Ausdehnung des öffentlichen<br />
Sektors, dem Beschäftigungsanstieg bis in die 1980er<br />
Jahre, dem nachfolgenden Beschäftigungsabbau, der Alterung der<br />
Bevölkerung und damit wachsenden Pensionslasten um allgemeine<br />
Phänomene der Entwicklung der europäischen Nationalstaaten handelt.<br />
Die jeweiligen Ergebnisse dieser Entwicklungen unterscheiden<br />
sich aber erheblich, und zwar in Bezug auf<br />
– die Sozialstruktur des öffentlichen Sektors und ihren Wandel,<br />
SOZIOLOGIE 174
175<br />
SOZIOLOGIE<br />
– die Institutionen der sozialen Sicherung – speziell der Alterssicherung<br />
– und ihren Wandel,<br />
sowie – von beiden Faktoren abhängig – in Bezug auf den Variablenbereich:<br />
– die soziale Lage der öffentlich Beschäftigten.<br />
Deshalb muss der Ländervergleich auf allen diesen drei Ebenen<br />
gleichzeitig durchgeführt werden.<br />
Durch die Synthese der drei Aspekte und die Tatsache, dass mehrere<br />
Länder in dieser Hinsicht untersucht und verglichen werden, sollen<br />
wesentliche Strukturmerkmale und Entwicklungstendenzen verstehbar<br />
werden. Ein hypothetisches Erklärungsmodell für die vermuteten<br />
Zusammenhänge zwischen den drei Komponenten, das auch<br />
die Wirkung exogener Variabler wie Bildungsexpansion und demographische<br />
Alterung berücksichtigt, wird vorgestellt. Es wird vermutet,<br />
dass die soziale Lage der Beschäftigten im öffentlichen Sektor am<br />
stärksten von direkten Änderungen in der sozialen Sicherung, insbesondere<br />
in der Alterssicherung, beeinflusst wird. Als Beispiele für<br />
solche Einzelmaßnahmen, die sich zu erheblichen Belastungen der<br />
Einkommen der Beschäftigten oder der Altenbevölkerung kumulieren<br />
könnten, werden u. a. genannt: Selbstbeteiligung an der Alterspension,<br />
Erhöhung des Pensionsalters, Reduzierung anrechenbarer<br />
Ausfallzeiten, Linearisierung der Pensionsformel.<br />
Die Untersuchung soll ihre Daten durch eine Sekundäranalyse amtlicher<br />
und parastaatlicher Statistiken, Umfragen und Gesetzestexte<br />
gewinnen. Bisher liegen allerdings nur wenig harmonisierte und damit<br />
international vergleichbare statistische Daten vor. Wegen unterschiedlicher<br />
nationaler Definitionen und Institutionen müssen unterschiedliche<br />
Abgrenzungen des öffentlichen Sektors bzw. öffentlichen<br />
Dienstes vorgenommen werden.<br />
Prof. B. Kohler-Koch, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II, Universität<br />
Mannheim, erhielt Mittel für das Projekt „Die Europäisierung<br />
der Interessenvermittlung: französische Wirtschaftsverbände in<br />
vergleichender Perspektive“.<br />
Das Projekt ist Teil eines am Mannheimer Zentrum für Europäische<br />
Sozialforschung durchgeführten Forschungsprogramms zu den<br />
Wandlungsprozessen in der europäischen Interessenvermittlung. Die<br />
Analyse stützt sich vor allem auf eine schriftliche Befragung von<br />
Wirtschaftsverbänden, die als Vollerhebung der Dach-, Branchenund<br />
Fachverbände Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens sowie<br />
der transnationalen europäischen Verbände durchgeführt<br />
wurde. Ergänzt werden diese Daten durch mehr als 50 qualitative Interviews,<br />
in denen französische Wirtschaftsverbände, französische<br />
Verwaltungsbeamte und Beamte der Europäischen Kommission zur<br />
Organisation und zu den Strategien französischer Wirtschaftsverbände<br />
befragt wurden.<br />
Wirtschaftsverbände
Die Erstauswertung der Daten und Interviews zeigt, dass die französischen<br />
Verbände auf die zunehmende Bedeutung der EU mit einer<br />
Mehrebenenstrategie ihrer europäischen Interessenvertretung reagiert<br />
haben. Im Vergleich mit deutschen Wirtschaftsverbänden greifen<br />
die französischen Verbände sehr viel häufiger auf nationale<br />
Kanäle zurück: ihr wichtigster Ansprechpartner ist die französische<br />
Regierung. Diese Strategie steht im Einklang mit der nationalen Verbandstradition<br />
und fügt sich reibungslos in die zentralistische Struktur<br />
des politischen Systems Frankreichs ein. Dazu passt auch, dass<br />
französische Verbände ihr Verhältnis zu europäischen Verbänden<br />
eher arbeitsteilig im Sinne eindeutiger Zuständigkeiten für unterschiedliche<br />
Politikebenen definieren. Während die regionalen Niederlassungen<br />
der französischen Wirtschaftsverbände für die Basisarbeit<br />
zuständig zeichnen und den direkten Kontakt zu den Mitgliedern<br />
pflegen, konzentriert sich die Zentrale auf die Beziehungen zu<br />
nationalen staatlichen Stellen. Geht es darum, die eigenen Interessen<br />
in die EU Politik einzubringen, dann wird diese Aufgabe in erster<br />
Linie den europäischen transnationalen Verbänden zugeschrieben.<br />
Sie nehmen eine Schlüsselstellung bei der europäischen Interessenvermittlung<br />
französischer Wirtschaftsverbände ein.<br />
Ebenso deutlich zeigen die Interviews, dass die französischen Wirtschaftsverbände<br />
erhebliche Modernisierungsprozesse durchlaufen,<br />
die sich auch auf ihre europäischen Strategien auswirken. Die Kommunikation<br />
mit den Mitgliedern und die Öffentlichkeitsarbeit der<br />
Verbände hat deutlich davon profitiert, dass inzwischen immer häufiger<br />
ein Internetzugang besteht, Intranets aufgebaut und informative<br />
Homepages eingerichtet wurden.<br />
Die Modernisierung im Bereich Information und Kommunikation<br />
mag durch den technologischen Wandel induziert worden sein. Die<br />
Organisationsveränderungen in der französischen Verbandslandschaft<br />
stehen dagegen eindeutig im Zusammenhang mit der Vertiefung<br />
der europäischen (Wirtschafts-)Integration. Auf die zunehmende<br />
Ausweitung der Produktpalette von Firmen als Ergebnis des<br />
erhöhten Konkurrenzdrucks reagieren die sehr spezialisierten französischen<br />
Fachverbände mit dem Angebot unterschiedlicher und flexiblerer<br />
Formen von Mitgliedschaft (Vollmitgliedschaft, Teilmitgliedschaft,<br />
assoziative Mitgliedschaft, Zweitmitgliedschaft in Kooperation<br />
mit anderen subsektoralen Verbänden) und unter dem<br />
Stichwort „Marktorientierung statt Produktorientierung“ werden<br />
Verbandszusammenschlüsse diskutiert. Inwieweit die sich andeutende<br />
Verbandskonzentration eine Widerspiegelung von Tendenzen<br />
auf europäischer Ebene ist, wird noch zu untersuchen sein.<br />
Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />
SOZIOLOGIE 176<br />
Kohler-Koch, Beate: Unternehmensverbände im Spannungsfeld<br />
von Europäisierung und Globalisierung. – In: Unternehmensverbände<br />
und Staat in Deutschland. Hrsg.: Werner Bührer; Edgar<br />
Grande. Baden-Baden <strong>2000</strong>. S. 132–148.
177<br />
SOZIOLOGIE<br />
Quittkat, Christine, und Beate Kohler-Koch: Wege der Einflussnahme<br />
in Europa. – In: EU Magazin. 1/2. <strong>2000</strong>. S. 44–45.<br />
Prof. K. J. Bade und Dr. J. Oltmer, Institut für Migrationsforschung<br />
und Interkulturelle Studien (IMIS), Universität Osnabrück, Prof. P. C.<br />
Emmer, Institute for the History of European Expansion, University of<br />
Leiden, wurden <strong>2001</strong> Fördermittel bewilligt für das Projekt „Migration<br />
– Integration – Minderheiten seit dem 17. Jahrhundert: eine europäische<br />
Enzyklopädie“.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist eine Geschichte der Integration von<br />
Zuwanderergruppen in europäischen Staaten vom 17. bis zum Ende<br />
des 20. Jahrhunderts. Die historische und aktuelle Bedeutung dieses<br />
Zusammenhangs für alle europäischen Länder, mit jeweils unterschiedlichen<br />
Gewichtungen, wird hervorgehoben. Es sollen Gemeinsamkeiten<br />
und Unterschiede bei der Generationen übergreifenden<br />
Eingliederung zugewanderter Gruppen in Mittel- und Westeuropa<br />
herausgearbeitet werden. Integration und vor allem Assimilation werden<br />
dabei als lange, mitunter Generationen übergreifende Kulturund<br />
Sozialprozesse verstanden, bei denen nur aus dem aktuellen Erleben<br />
schöpfende Urteile (z. B. wirklichkeitsfremde Ängste oder sozial-romantische<br />
Träume) historisch „kurzsichtig“ sind. Weiter soll<br />
nach den Determinanten dieses jeweils zweiseitigen Prozesses gefragt<br />
werden, der sich in überschaubaren sozialen Einheiten abspielt.<br />
In Umkehrung gängiger Forschungsfragen soll damit geklärt werden,<br />
warum einzelne Zuwanderergruppen in bestimmten Aufnahmekontexten<br />
im Zeiterlebnis und im kollektiven Gedächtnis auf beiden<br />
Seiten vergleichsweise lange als zugewanderte Minderheiten<br />
bzw. als Diaspora erkennbar blieben, während andere Zuwanderungen<br />
unter ähnlichen oder anderen Bedingungen nur wenige bzw. historisch<br />
„kurze“ oder gar keine Spuren hinterließen.<br />
Im Zuge der Operationalisierung wird dabei zunächst von einer<br />
Reihe von allgemeinen, im Eingliederungsprozess wirksamen bzw.<br />
diesen Prozess beschreibbar machenden Grundkriterien ausgegangen,<br />
in Anlehnung u. a. an den Fragenkatalog der „Harvard Encyclopedia<br />
of American Ethnic Groups“. Auf der historischen Zeitachse<br />
soll dann in einem zweiten Schritt gefragt werden nach Veränderungen<br />
in der Gewichtsverteilung bzw. nach sich wandelnden Prioritäten<br />
in der internen Hierarchie dieser Kriterien. Diese Veränderungen<br />
können Auskunft geben über Wirkungen und Veränderungen der<br />
Konstellation von Bindung/Lösung (bzw. Kohäsion/Diffusion) und<br />
damit über Anfangsintensität, Wandel und Nachlassen gruppeninterner<br />
Bindungskräfte im Eingliederungsprozess.<br />
Die geplante Enzyklopädie soll gegliedert werden in:<br />
– Teil I: Einleitende Überblicke und Hintergrundinformationen<br />
Neben einem allgemeinen Überblick über die Geschichte der Migration<br />
in, aus und nach Europa sind Artikel vorgesehen zu Leitaspekten<br />
und Schlüsselfragen; Erscheinungsformen des Wande-<br />
Migration<br />
Integration
Nationalatlas<br />
SOZIOLOGIE 178<br />
rungsgeschehens; Beschreibungsformen, mit Hilfe derer die<br />
Gruppen erschlossen und intergenerativ verfolgt werden können;<br />
strukturierte Raumübersichten.<br />
– Teil II: Hauptteil mit Gruppenartikeln<br />
Dazu gehören Artikel zu Gruppen mit personaler Identität (z. B.<br />
„Ruhrpolen“); zu gruppenbildenden Wanderungssystemen mit<br />
struktureller Identität (z. B. „Nordsee-System“); zu Gruppen, die<br />
nur über Nationalitätenzuschreibungen fassbar sind (z. B. „Polen<br />
in ...“).<br />
Für die Leser sind vier direkte, jeweils mit Querverweisen ausgestattete<br />
Zugänge zur Enzyklopädie geplant:<br />
– über die Gruppenartikel<br />
– über den Index<br />
– über die raumbezogenen Orientierungshilfen<br />
– über die Erscheinungsformen des Wanderungsgeschehens.<br />
Prof. A. Mayr, Institut für Länderkunde, Leipzig, erhielt Fördermittel<br />
für das Projekt „Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland“.<br />
In dem Nationalatlas, der das vereinigte Deutschland seit 1990 und<br />
besonders die Veränderungen der letzten Jahre thematisiert, sollen<br />
die natürlichen Grundlagen, die Bevölkerungsstruktur, die Verteilung<br />
der Ressourcen und Wirtschaftskraft sowie andere wesentliche<br />
Elemente der Landesausstattung dargestellt werden.<br />
Das Gesamtwerk mit seinen 12 thematischen Bänden und einem Registerband<br />
richtet sich an eine interessierte Öffentlichkeit wie auch<br />
an die Fachwelt, Schule und Politik. An der Realisierung arbeiten<br />
rund 500 Wissenschaftler aus der Geographie und den Nachbardisziplinen.<br />
Es wird konzeptionell und inhaltlich von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Geographie, der Deutschen Gesellschaft für Kartographie<br />
und der Deutschen Akademie für Landeskunde sowie weiteren<br />
bundesweit tätigen Ämtern und Institutionen mitgetragen und vom<br />
Institut für Länderkunde herausgegeben und koordiniert.<br />
Der im Berichtszeitraum vorgelegte Atlasband „Bevölkerung“ entstand<br />
unter fachlicher Koordination von Prof. P. Gans, Mannheim,<br />
und Prof. F.-J. Kemper, Berlin. Er enthält 45 Beiträge, die sich mit<br />
den verschiedenen Dimensionen der Bevölkerungsentwicklung der<br />
Bundesrepublik beschäftigen und diese differenziert auf bundesweiten<br />
Karten darstellen, ergänzt durch vielfältige Abbildungen und erläuternde<br />
Texte.<br />
Ein erster Themenblock widmet sich der Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung<br />
im Zusammenhang mit Fragen der Alterssicherung,<br />
der Raumentwicklung und der aktuellen Zuwanderungsthematik.<br />
In detaillierten Analysen wird im Folgenden auf die Bereiche Bevölkerungsverteilung<br />
und Bevölkerungsstruktur eingegangen, wobei
179<br />
SOZIOLOGIE<br />
den Themen „Frauen in Deutschland“ und „Ethnische Minoritäten“<br />
ein besonderes Gewicht zukommt. Der Komplex „Sozioökonomische<br />
Strukturen“ behandelt die Themen, die im Überschneidungsbereich<br />
der gesellschaftlichen Prozesse und der Bevölkerungswissenschaften<br />
liegen, wie z. B. die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit oder der<br />
Armut. Weitere Kapitel befassen sich ausführlich mit den einzelnen<br />
Komponenten der Bevölkerungsentwicklung und ihren jeweiligen regionalen<br />
Differenzierungen, d. h. mit der Geburtenhäufigkeit, der<br />
Sterblichkeit, der Binnen- und der Außenwanderung. Schließlich<br />
werden einige vorsichtige Synthesen gezogen und Prognosen gewagt,<br />
die fundierte Materialien zur aktuellen Diskussion über Bevölkerungsrückgang<br />
und -alterung in Deutschland liefern können.<br />
Der Atlasband bietet in seiner komplexen Gesamtsicht und dem<br />
durch anschauliche Karten präsentierten Blick auf den nationalen<br />
Maßstab eine Fülle von Informationen, die in dieser Form bislang<br />
noch nicht zusammengetragen wurden. Für die wissenschaftliche<br />
Diskussion bietet er eine Menge von Anknüpfungspunkten für weiterführende<br />
Forschungsvorhaben.<br />
Gleichzeitig mit der Print-Ausgabe soll der Atlas auch in elektronischer<br />
Form erscheinen, so dass die Atlasthemen mit einem breiten<br />
Spektrum von multimedialen Illustrationen und über interaktiv veränderbare<br />
Karten dem Nutzer dargeboten werden können. Bisher<br />
sind folgende Bände erschienen:<br />
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Projektleiter: A. Mayr,<br />
Institut für Länderkunde, Leipzig. – Heidelberg; Berlin: Spektrum<br />
Akademischer Verl.<br />
Bd. 1: Gesellschaft und Staat. 1999. 164 S. [Buch und CD-ROM]<br />
Bd. 4: Bevölkerung. <strong>2001</strong>. 164 S. [Buch und CD-ROM]<br />
Bd. 9: Verkehr und Kommunikation. <strong>2000</strong>. 172 S. [Buch und CD-<br />
ROM]<br />
Bd. 10: Freizeit und Tourismus. <strong>2000</strong>. 166 S. [Buch und CD-ROM].<br />
Prof. D. Oberndörfer, Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche<br />
Forschung, Freiburg erhält seit 1998 Fördermittel für das<br />
Projekt „Zuwanderungsorientierte Stadtpolitik in Deutschland und<br />
den Niederlanden: Vergleich und politisch-praktische Schlussfolgerungen“.<br />
In dem Forschungsprojekt wird untersucht, wie Aufgaben kommunaler<br />
staatlicher Integrationspolitik in ausgewählten großstädtischen<br />
Ballungsräumen Deutschlands und der Niederlande teils anders,<br />
teils ähnlich identifiziert, definiert und gelöst werden. Die Schnittmenge<br />
gemeinsamer Probleme in beiden Ländern ist groß: So ist<br />
etwa trotz immer neuer Modellprojekte der Integration die Arbeitsmarktposition<br />
von Immigranten in dem von Deindustrialisierung hart<br />
getroffenen Berlin ähnlich schwierig wie in den Niederlanden. Das<br />
Projekt will zu politisch-praktischen Schlussfolgerungen gelangen,<br />
Zuwanderungspolitik
Ethnisches<br />
Unternehmertum<br />
wie das Integrationsvermögen deutscher Städte gefördert werden<br />
kann. Vor dem Hintergrund einer jeweils unterschiedlichen Einwanderungeschichte,<br />
Nationalstaatsideologie und politischen Kultur ist<br />
u. a. „best practice“ ein praktischer Zugang zum Vergleich.<br />
Das Projekt hat besondere Aktualität gewonnen, nachdem deutsche<br />
Politiker in der Immigrationspolitik neuerdings gerne ein „Modell<br />
Holland“ zitieren, in dem Einwanderern im Nachbarland Rechte und<br />
Pflichten zugleich gegeben werden. Tatsächlich ist das Beispiel der<br />
Niederlande wegen der Spannweite des dort bereits Erprobten und<br />
des markanten Wechsels von der multikulturellen „Minderheitenpolitik“<br />
der 1980er Jahre zu einer stärker regulativen und obligatorischen<br />
„Integrationspolitik“ seit den 1990er Jahren besonders instruktiv.<br />
Die niederländischen Städte wenden ein umfassendes Programm<br />
der Erwachsenenbildung und Zivilintegration an. Neue Einwanderer<br />
werden seit September 1998 gesetzlich verpflichtet, Sprachkurse und<br />
Programme zur Arbeitsmarktintegration zu besuchen. Gleichzeitig<br />
werden in den letzten Jahren Integrationsschwierigkeiten zunehmend<br />
als ein großstädtisches Problem interpretiert und die Integrationspolitik<br />
der allgemeinen Stadtentwicklungspolitik angenähert.<br />
Am holländischen Beispiel lässt sich das Entstehen einer neuen politischen<br />
Kultur im städtischen Raum beobachten. Die Niederlande<br />
haben zur Bewältigung der typischen urbanen Einwanderungskonflikte<br />
die Bildung einer Vielzahl von konsultativen Gremien ermutigt.<br />
Einzelne Städte haben bereits eine längere Tradition der intensiven<br />
Kooperation mit Migrantenselbstorganisationen, Moscheevereinen,<br />
usw. In Deutschland, wo sich die Integration von Zuwanderern<br />
vorwiegend in der Fläche als Aufgabe kleiner und mittlerer<br />
Städte stellt, sind Zuwanderer eher Stiefkinder der Stadtentwicklung<br />
geblieben. Aber auch hier ist die Erweiterung von Partizipationsmöglichkeiten<br />
für Immigranten von den Kommunen und Städten<br />
ausgegangen. So ist die von verschiedenen Städten betriebene Politik<br />
der Vermittlung und des Dialogs zwischen Einheimischen und<br />
Zugewanderten positiv einzuschätzen.<br />
Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />
SOZIOLOGIE 180<br />
Berndt, Uwe: Das strenge und das gütige Gesicht von Frau Antje.<br />
Die Niederlande fahren in der Zuwanderungspolitik mit dem Modell<br />
des Gebens und Nehmens nicht schlecht. – In: Frankfurter<br />
Rundschau. Nr. 15, 18.05.<strong>2001</strong>. S. 16 (Dokumentation)<br />
Für die Untersuchung Ethnisches Unternehmertum in Köln erhält<br />
Prof. J. Friedrichs (Forschungsinstitut für Soziologie, Universität<br />
Köln) Finanzmittel der <strong>Stiftung</strong>. Bearbeiter ist I. H. Yavuzcan.<br />
Die ethnische Ökonomie ist ein junges Forschungsgebiet, das sich in<br />
den 70er Jahren in den USA etabliert hat. Sie untersucht ethnische<br />
Einwanderungsgruppen hinsichtlich ihres Selbständigkeitsverhalten,<br />
ihres wirtschaftlichen Potentials und ihrer Beziehungen zu den<br />
Mitarbeitern. So haben die Untersuchungen in den USA ergeben,
181<br />
SOZIOLOGIE<br />
dass z. B. eingewanderte Koreaner, Chinesen und Iraner sich durch<br />
eine höhere Selbständigkeitsquote von einheimischen Schwarzen<br />
oder anderen eingewanderten Gruppen wie den Mexikanern unterscheiden.<br />
Da man diese Erscheinungen nicht nur mit ethnischen<br />
oder Klassenressourcen deuten konnte, stellte man in den frühen<br />
80er Jahren die Erforschung der ethnischen Enklaven und das sog.<br />
Humankapital der Migranten in den Mittelpunkt. Die in Deutschland<br />
entstandene wissenschaftliche Diskussion ging von der These<br />
der sog. Nischenökonomie aus, die sich insbesondere mit der Frage,<br />
ob die ausländischen Unternehmen eine integrative Funktion haben<br />
oder nicht, beschäftigte. Forschungen der späten 80er und der 90er<br />
Jahre haben jedoch gezeigt, dass zusätzlich auch sog. Netzwerkanalysen<br />
erforderlich sind: die Erfassung familiärer und allgemeiner<br />
sozialer Netzwerke der Migranten.<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts soll diese Problematik anhand<br />
des Beispiels der Stadt Köln dargestellt und erläutert werden, und<br />
zwar aufgrund von Befragungen von Geschäftsinhabern in verschiedenen<br />
rechts- und linksrheinischen Stadtteilen, in denen türkische<br />
und iranische Betriebe konzentriert vorkommen und der Anteil dieser<br />
Bevölkerungsgruppen hoch ist. Die daraus resultierenden Informationen<br />
über persönliche Netzwerke, Motive und Angaben zu<br />
Mitarbeitern sollen ausgewertet und dokumentiert werden.<br />
Mit dem Preis für sozialwissenschaftliche Arbeiten soll der Zeitschriftenaufsatz<br />
als Mittel der wissenschaftlichen Kommunikation hervorgehoben<br />
werden. Es ist dies der einzige Zeitschriftenpreis in den Sozialwissenschaften<br />
außerhalb des englischsprachigen Bereichs. Nach<br />
Meinung der Gründer des Preises ist der Zeitschriftenaufsatz das<br />
wichtigste Mittel der wissenschaftlichen Kommunikation innerhalb<br />
der Soziologie und den angrenzenden Gebieten; das Buch ist dagegen<br />
bevorzugt das Mittel, um über die Fachgrenzungen hinaus und<br />
tendenziell abgeschlossene Entwicklungen eines Fachs darzustellen.<br />
Zeitschriftenaufsätze sind aber selbst im deutschen Sprachbereich<br />
über so viele Periodika verstreut, dass der wissenschaftliche Dialog<br />
sehr aufgesplittert ist. Durch Versenden von Sonderdrucken wird<br />
diese Zersplitterung nur unvollkommen ausgeglichen. Mit der Preisverleihung<br />
sollen als Korrektiv über die Grenzen der Leserschaft jeweiliger<br />
Zeitschriften allgemeine Maßstäbe bekräftigt werden.<br />
Zum neunzehnten Mal wurden am Institut für Angewandte Sozialforschung<br />
der Universität zu Köln die Preise der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
für die besten sozialwissenschaftlichen Aufsätze in deutscher<br />
Sprache vergeben. Über die Preisverleihungen der früheren Jahre<br />
wurde in den zurückliegenden Jahresberichten ausführlich berichtet<br />
(zuletzt Jahresbericht 1999/<strong>2000</strong>, S. 182-184).<br />
Die Auswahl der Arbeiten erfolgt in zwei Stufen. Die Herausgeber und<br />
Redakteure von dreizehn deutschsprachigen Zeitschriften in den Sozialwissenschaften<br />
schlagen jeweils bis zu drei Aufsätze vor. Die Zeitschriften<br />
sind: Angewandte Sozialforschung, Berliner Journal für So-<br />
Preis für<br />
sozialwissenschaftliche<br />
Arbeiten
SOZIOLOGIE 182<br />
ziologie, Geschichte und Gesellschaft, Kölner Zeitschrift für Soziologie<br />
und Sozialpsychologie, Leviathan, Österreichische Zeitschrift für Soziologie,<br />
Politische Vierteljahresschrift, Schweizerische Zeitschrift für<br />
Soziologie, Sociologia Internationalis, Soziale Welt, Zeitschrift für Politik,<br />
Zeitschrift für Sozialpsychologie und Zeitschrift für Soziologie.<br />
Die Jury setzt sich zur Zeit zusammen aus den Professoren:<br />
R. Geißler (Universität-GHS Siegen)<br />
G. Nunner-Winkler (MPI für Psychologische Forschung, München)<br />
E. K. Scheuch (Universität zu Köln, Vorsitz)<br />
H.-G. Soeffner (Universität Konstanz)<br />
K. Tenfelde (Ruhr-Universität Bochum)<br />
J. Weiß (Universität-GHS Kassel)<br />
P. Windolf (Universität Trier).<br />
Für das Jahr 1999 wurden von den Zeitschriftenredaktionen 31 Arbeiten<br />
zur Prämierung vorgeschlagen. Die Jury vergab jeweils einen<br />
1. und einen 2. Preis, sowie zwei 3. Preise.<br />
Den ersten Preis (DM 1.500,–) erhielt:<br />
Volker Müller-Benedict: „Strukturelle Grenzen sozialer Mobilität.<br />
Ein Modell des Mikro-Makro-Übergangs nach Boudon“ (Kölner<br />
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 51, S. 313–338);<br />
den zweiten Preis (DM 1.000,—) erhielten:<br />
Andreas Motel und Marc Szydlik: „Private Transfers zwischen<br />
Generationen“ (Zeitschrift für Soziologie, Jg. 28, S. 3–22);<br />
die beiden dritten Preise (jeweils DM 500,–) erhielten:<br />
Boris Barth: „Weder Bürgertum noch Adel – Zwischen Nationalstaat<br />
und kosmopolitischem Geschäft. Zur Gesellschaftsgeschichte<br />
der deutsch-jüdischen Hochfinanz vor dem Ersten Weltkrieg“<br />
(Geschichte und Gesellschaft, Jg. 25, S. 91–122) und<br />
Stefan Hirschauer: „Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung<br />
von Anwesenheit. Eine Fahrstuhlfahrt“ (Soziale Welt, Jg. 50,<br />
S. 221–246).<br />
Für das Jahr <strong>2000</strong> wurden von den Zeitschriftenredaktionen 24<br />
Arbeiten zur Prämierung vorgeschlagen. Die Jury vergab jeweils<br />
zwei 2. und zwei 3. Preise.<br />
Einen zweiten Preis (DM 1.000,–) erhielten:<br />
Neil Fligstein: „Verursacht Globalisierung die Krise des Wohlfahrtsstaates?“<br />
(Berliner Journal für Soziologie, Jg. 10, Heft 3, S.<br />
349–378)<br />
und<br />
Bernhard Schimpl-Neimanns: „Soziale Herkunft und Bildungsbeteiligung.<br />
Empirische Analysen zu herkunftsspezifischen Bil-
183<br />
ETHNOLOGIE<br />
dungsungleichheiten zwischen 1950 und 1989“ (Kölner Zeitschrift<br />
für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 52, Heft 4, S. 636–669;<br />
einen dritten Preis (DM 500,—) erhielten:<br />
Jens Alber: „Sozialstaat und Arbeitsmarkt: Produzieren kontinentaleuropäische<br />
Wohlfahrtsstaaten typische Beschäftigungsmuster?<br />
– Gleichzeitig eine Abhandlung über einige Probleme komparativer<br />
statistischer Analyse“ (Leviathan, Jg. 28, Heft 4, S. 535–569)<br />
und<br />
Volker Bornschier: „Befähigung zur Sozialkapitalbildung und<br />
wirtschaftlicher Erfolg im entwickelten Kapitalismus – Neue Evidenzen<br />
aus Ländervergleichen 1980 – 1997“ (Schweizer Zeitschrift<br />
für Soziologie, Jg. 26, Heft 2, S. 373–400).<br />
Ethnologie<br />
Die Ethnologie, entstanden als Wissenschaft ,fremder‘, d. h.<br />
nicht-westlicher Kulturen, ist zu einer Sozialwissenschaft geworden,<br />
die prinzipiell alle Gesellschaften analysiert und daher dem<br />
umfassenden Kulturenvergleich in der Gegenwart besondere<br />
Chancen eröffnet. Wie in der Geschichte schärft sich heute auch in<br />
der Ethnologie das Bewusstsein von der Pluralität der Moderne. Im<br />
Bereich der Ethnologie möchte die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – ohne<br />
Hervorhebung einer bestimmten Region – insbesondere kulturvergleichende<br />
Studien fördern, die im Zeitalter der Globalisierung unser<br />
Bewusstsein dafür schärfen, dass im Leben der Menschen und<br />
Völker die Einbettung in lokale Kontexte des Lebens und Arbeitens<br />
keineswegs an Bedeutung verloren hat. Zugleich möchte sie durch<br />
die von ihr geförderten Projekte das Bewusstsein dafür schärfen,<br />
dass Interdependenzen, die Gesellschaften und Kulturen übergreifen,<br />
immer stärker unser Leben bestimmen. Die <strong>Stiftung</strong> fördert dabei<br />
Projekte, die sich mit der ,nicht-westlichen‘ Welt befassen,<br />
ebenso wie Studien, die aus der verfremdenden Perspektive des<br />
Ethnologen einen frischen Blick auf Probleme entwickelter Indutriegesellschaften<br />
werfen oder sich der Analyse von Gegenwartsgesellschaften<br />
im Übergang zu Markt, Demokratie und Rechtsstaat<br />
widmen. Die geförderten Projekte sollten dabei unter einer systematischen<br />
Fragestellung stehen; Einzelfallstudien und ethnographische<br />
Feldforschungen werden in der Regel nicht gefördert. Von<br />
besonderer Bedeutung wären Studien, die verdeutlichen, wie eng<br />
die Geschichte und Gegenwart westlicher Kulturen mit der außerwestlichen<br />
Welt verknüpft sind. In der Analyse solcher ,connected<br />
histories‘ hätte auch die Historische Anthropologie ihren Platz. Im<br />
Rahmen einer so verstandenen Ethnologie soll Studien eine hohe<br />
Priorität eingeräumt werden, die sich mit den Folgen der demographischen<br />
Revolution in verschiedenen Regionen der Erde beschäftigen.<br />
Erwünscht wären ferner Projekte, die Fragestellungen ,klassischer‘<br />
Disziplinen durch die Einbeziehung des ethnographischen
Vergleichs eine neue Dimension eröffnen: Dies gilt insbesondere<br />
für den Bereich der Wirtschaft und des Rechts.<br />
Querschnittbereich „Internationale Beziehungen“<br />
Die Verdichtung der Staatsgrenzen überschreitenden Beziehungen<br />
ist eine der bestimmenden Entwicklungen der letzten Jahrzehnte<br />
gewesen und wird eine der bestimmenden Entwicklungen<br />
der nächsten Jahrzehnte bleiben. Es ist wichtig, diesen Prozess wissenschaftlich<br />
zu begleiten. Dabei sind insbesondere die Politikwissenschaft,<br />
die Rechtswissenschaft und die Wirtschaftswissenschaften<br />
gefordert. Während die Ökonomie sehr rasch die Chancen ergreift,<br />
die sich aus der zunehmenden ökonomischen Irrelevanz von Staatsgrenzen<br />
ergeben, fällt es der Politik viel schwerer, sich grenzüberschreitend<br />
regional oder gar weltweit handlungsfähig zu machen.<br />
Sie bleibt in hohem Maße an die territorial begrenzte Staatlichkeit<br />
gebunden. Auch das Recht tut sich nicht leicht, mit dem Tempo, in<br />
dem die Verdichtung der internationalen Beziehungen fortschreitet,<br />
mitzuhalten. Die Frage, inwieweit der Verdichtung eine Verrechtlichung<br />
folgen wird und aus normativen Gründen auch folgen soll, ist<br />
ein wichtiges Untersuchungsobjekt. Es sind die Wechselwirkungen<br />
zwischen den ganz unterschiedlichen verlaufenden Prozessen der<br />
Entterritorialisierung der Ökonomie, des Rechtes und der Politik, deren<br />
Untersuchung die <strong>Stiftung</strong> besonders fördern möchte. Dabei geht<br />
sie davon aus, dass bei der Bewältigung dieser Aufgaben die Zusammenarbeit<br />
zwischen deutschen und ausländischen Instituten, Forschergruppen<br />
und Wissenschaftlern besonders sachdienlich und daher<br />
förderungswürdig ist.<br />
– Politikwissenschaft<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 184<br />
Verdichtung der internationalen Beziehungen heißt insbesondere,<br />
dass internationale Organisationen, internationale Regime und andere<br />
neuartige Formen internationaler Zusammenarbeit an Bedeutung<br />
gewinnen. Die Potentiale – Chancen wie Grenzen – multilateraler<br />
institutionalisierter Konflikt- und Problembearbeitung in dem sich<br />
wandelnden internationalen System zu untersuchen, ist eine der besonders<br />
zukunftsbedeutsamen Aufgaben der Politikwissenschaft.<br />
Dabei betrifft ein wichtiger Aspekt der Entwicklung das wachsende<br />
Gewicht von Nicht-Regierungsorganisationen. Eine Sonderstellung<br />
kommt der EU zu. Sie ist weltweit die einzige Staatengemeinschaft,<br />
in der der Zusammenschluss bisher souveräner Staaten zu einer echten<br />
Föderation gelungen ist. Die Entwicklung der EU analytisch zu<br />
begleiten, bleibt deshalb eine zentrale Aufgabe für die Wissenschaft.<br />
Das Interesse der <strong>Stiftung</strong> an den sich mehr und mehr institutionalisierenden<br />
multilateralen Formen der Problem- und Konfliktbearbeitung<br />
ist kein ausschließliches. Insbesondere die transatlantische<br />
Partnerschaft, der die Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong> immer schon<br />
galt, bleibt für sie ein Thema.
185<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
In der zunehmenden Verdichtung der Weltverhältnisse haben regionale<br />
Entwicklungen, regionale Krisen oft starke Auswirkungen auf<br />
die Weltpolitik. Die <strong>Stiftung</strong> kann und will nicht beliebige Regionalstudien<br />
fördern. Wohl aber möchte sie Untersuchungen unterstützen,<br />
die den Wechselwirkungen zwischen regionalen Krisenkonstellationen<br />
und der Weltpolitik nachgehen. Dabei lässt sich die <strong>Stiftung</strong><br />
auch von der Überlegung leiten, dass es in Deutschland nach wie vor<br />
an breiter wissenschaftlicher Kompetenz für wichtige Weltregionen<br />
(Ost- und Südasien, Lateinamerika, Schwarzafrika, den Nahen und<br />
den Mittleren Osten, die asiatischen Gebiete der ehemaligen Sowjetunion)<br />
fehlt. Diese Kompetenzen aufzubauen, ist dringlich geboten.<br />
Die Unterscheidung zwischen Grundlagenforschung und angewandter<br />
Forschung ist auch für den Bereich „Internationale Beziehungen“<br />
nicht ohne Bedeutung. Gleichwohl erscheint es gerade hier nicht<br />
sinnvoll, die Förderung strikt auf die Grundlagenforschung zu beschränken.<br />
Ohne die Bereitschaft und Fähigkeit der Wissenschaft,<br />
die Gestaltungsaufgaben internationaler Politik auch als wissenschaftliche<br />
Herausforderungen hinreichend konkret aufzunehmen,<br />
bleibt die Grundlagenforschung unfruchtbar. Es bedarf eines Dialoges<br />
mit der Praxis. Wissenschaftliche Aktivitäten, die sich um solche<br />
Offenheit zur Praxis hin bemühen, können deshalb durchaus förderungswürdig<br />
sein.<br />
– Rechtswissenschaft<br />
Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung sind klassische<br />
Gebiete der Rechtswissenschaft, die seit jeher den grenzüberschreitenden<br />
Sachverhalten und der Regelung in anderen Rechtsordnungen<br />
als eigenem Erkenntnisgegenstand und als Beispiel für das eigene<br />
Recht Aufmerksamkeit schenken. Die Einbettung des deutschen<br />
Rechts in die Europäische Union hat nicht nur ein neues<br />
Rechtsgebiet, das Europarecht, begründet, sondern zu einer unauflösbaren,<br />
flächendeckenden Durchdringung von europäischem und<br />
nationalem Recht geführt. Das reicht vom Staatsrecht über das Verwaltungs-,<br />
insbesondere Wirtschaftsverwaltungsrecht bis hin in alle<br />
Teile des Privat- und Wirtschaftsrechts, die heute allesamt nicht<br />
mehr rein national begriffen werden können. Hinzu kommt die Verflechtung<br />
mit anderen europäischen und außereuropäischen Staaten<br />
mittels internationaler Verträge und Organisationen, in vielfältigen<br />
bilateralen und multilateralen Wirtschaftsbeziehungen und durch<br />
ganz verschiedenartige, teils rechtliche, teils außerrechtliche Formen<br />
der internationalen Kooperation.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> räumt solchen Projekten Priorität ein, die<br />
über das klassische, deutsche Internationale Privatrecht hinausgehen<br />
und Kooperationen und Verflechtungen vor allem in Europa und<br />
mit den USA, aber auch mit anderen Ländern untersuchen. Ein besonderes<br />
Augenmerk gilt selbstverständlich der europäischen Integration<br />
einschließlich des Heranrückens der mittel- und osteuropäischen<br />
Länder an die EU. Interessant und wünschenswert wären z. B.
auch Untersuchungen zum gemeineuropäischen Recht, wie sie für<br />
das Vertrags-, Delikts-, Bereicherungs- und Verfassungsrecht bereits<br />
begonnen worden sind, u. a. im Handels-, Gesellschafts-, Bank-, Insolvenz-<br />
und Prozessrecht. Dabei geht es um mehr als bloße bilaterale<br />
Rechtsvergleichung, sondern über die Aufarbeitung der Rechtsangleichung<br />
in der Europäischen Union hinaus um die Erfassung der<br />
gemeineuropäischen Grundstrukturen.<br />
– Wirtschaftswissenschaften<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 186<br />
Der Zusammenbruch des sozialistischen Staatensystems und das<br />
Ende des Kalten Krieges haben nicht eine Phase der stetigen (Weiter-)Entwicklung<br />
der internationalen Güter- und Finanzmärkte eingeleitet.<br />
Anders als erwartet, ist das weitere Zusammenwachsen der<br />
nationalen und internationalen Märkte von Krisen begleitet. Sie verlangen<br />
sowohl von den politischen Instanzen der einzelnen Staaten<br />
als auch von den mannigfachen zwischenstaatlichen Koordinationsinstanzen<br />
und den internationalen Organisationen Entscheidungen.<br />
Allerdings ist der Charakter der den Krisen zugrundeliegenden Veränderungen<br />
vielfach noch nicht ausreichend geklärt. Und noch weniger<br />
Klarheit herrscht hinsichtlich der wünschenswerten Kompetenzverteilung<br />
zur Regelung von internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
und über die verfügbaren Methoden der Stabilisierung der<br />
Güter- und Finanzmärkte. Deshalb erscheinen – auch bei grundsätzlicher<br />
Anerkennung der Bedeutung der Selbstregulierung der<br />
Märkte – vertiefende Analysen der politischen Gestaltungsnotwendigkeiten<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten internationaler Wirtschaftsbeziehungen<br />
höchst dringend.<br />
Von anhaltend großem Interesse ist die Analyse der Wechselbeziehungen<br />
zwischen den Prioritäten der nationalen Politik und der<br />
Außenwirtschaftspolitik der Staaten bzw. der Staatenverbände<br />
(EWG, EU). Über längere Zeit hinweg schienen nach dem II. Weltkrieg<br />
die aus der Zwischenkriegszeit bekannten Konflikte zwischen<br />
binnenwirtschaftlichen Zielsetzungen und außenwirtschaftlichen Erfordernissen<br />
von geringerem Gewicht. Internationale Verteilungskämpfe<br />
standen nicht im Vordergrund der öffentlichen Auseinandersetzung.<br />
Das hat sich im Zusammenhang mit grundlegenden Veränderungen<br />
der Standortbedingungen der Produktion, erhöhter Mobilität<br />
von Kapital und Arbeit, rasch angewachsener Arbeitslosigkeit<br />
und deutlicher hervortretenden Grenzen der Finanzierung der erhöhten<br />
Staatsausgaben verändert. Es ist eine wichtige Frage, ob die<br />
Spielräume autonomer Politik der Staaten, wie vielfach behauptet<br />
wird, tatsächlich geringer geworden sind und gar weiter schwinden<br />
werden. In zunehmendem Maße werden nationale Institutionen und<br />
Regelwerke einschließlich der Steuer- und Sozialversicherungssysteme<br />
unter internationalen Wettbewerbsdruck geraten. Diesen Herausforderungen<br />
muss sich die nationale Wirtschaftspolitik stellen.<br />
Die europäische Integration wirft eine Fülle neuartiger Fragen auf,<br />
für deren Beantwortung Methodenvielfalt besonders nützlich er-
187<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
scheint. Interessieren sollte u. a., von welchen Kräften eine Eigendynamik<br />
erwartet werden könnte, die die gegenwärtig bestehenden<br />
Abwehrmechanismen im Hinblick auf die schrittweise Ausbildung<br />
bundesstaatlicher Ordnungselemente überwindet.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> ist besonders interessiert an Arbeiten zur empirischen<br />
Überprüfung der Ergebnisse von politischen Maßnahmen im Bereich<br />
der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, sei es von Maßnahmen<br />
einzelner Staaten, von international abgestimmtem Verhalten oder<br />
von Maßnahmen internationaler Organe. Wie auch im nationalen<br />
Rahmen werden im Feld der internationalen Beziehungen viel zu selten<br />
Kontrollen des Erfolgs von Programmen durchgeführt. Sie sollten<br />
Aufschluss über die Treffsicherheit von Prognosen und die Wirkungsbedingungen<br />
von Politik geben.<br />
Dr. I. Stabreit (Stellv. Präsident) und Prof. K. Kaiser (Direktor des Forschungsinstituts),<br />
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik<br />
(DGAP), Berlin, erhalten Fördermittel für das Projekt „Die USA in der<br />
neuen Weltpolitik: Innenpolitische Voraussetzungen, außenpolitische<br />
Führungsfähigkeit“. Wissenschaftlicher Bearbeiter ist seit<br />
Herbst <strong>2001</strong> PD Dr. Georg Schild.<br />
Das Ende der „Imperial presidency“ wirft im Hinblick auf internationale<br />
Führungsfähigkeit eine Reihe neuer Probleme auf. Seit Mitte<br />
der 70er Jahre ist die amerikanische Legislative aufgrund neuer und<br />
erweiterter Vorrechte wie der „War Powers Resolution“ (1973) und<br />
dem „Impound and Budget Control Act“ (1974) zu einem funktionsfähigen<br />
Gesetzgebungs- und Kontrollorgan geworden. Sie kontrolliert<br />
nicht nur außerordentlich intensiv die Administration, sie greift<br />
auch in die Außenpolitik ein, so dass in der Wissenschaft immer häufiger<br />
von einem System der „separated powers“ statt von einem präsidentiellen<br />
Regierungssystem gesprochen wird. Im Verlauf des letzten<br />
Jahrzehnts herrschte außerdem ein „divided government“, d. h.<br />
die Mehrheit im Kongress und der Präsident gehörten verschiedenen<br />
Parteien an. Mit dem Einfluss des Kongresses auf außenpolitische<br />
Entscheidungen wuchs jedoch nicht notwendigerweise die Expertise<br />
in den legislativen Gremien zu internationalen Problemfeldern.<br />
Mangelnde innenpolitische Durchsetzungsfähigkeit des Weißen<br />
Hauses unter Clinton erschwerte ebenfalls eine sinnvolle und notwendige<br />
Zusammenarbeit mit dem Kongress. Die (ausgesetzte) Zahlung<br />
der Mitgliedsbeiträge an die Vereinten Nationen, die (abgelehnte)<br />
Mitgliedschaft im neugeschaffenen Internationalen Strafgerichtshof,<br />
die (gescheiterte) Ratifizierung des Nuklearteststopabkommens<br />
und Gesetzgebungen wie der „Helms-Burton-Act“ wurden<br />
entweder durch außenpolitische Wortführer im Kongress oder mit<br />
Rücksicht auf sie unternommen.<br />
Zudem tritt seit dem Ende des Ost-West-Konflikts in den USA wieder<br />
eine größere Bandbreite außenpolitischer Positionen innerhalb der<br />
Regierungsorgane und der interessierten Öffentlichkeit zu Tage. Die<br />
derzeitige Debatte über die internationale Rolle und Verantwortung<br />
USA<br />
Weltpolitik
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 188<br />
der „einzig verbleibenden Supermacht“ hat den vorherigen weitgehenden<br />
Konsens zur Außenpolitik abgelöst und lässt immer tiefer gehende<br />
grundsätzliche Unterschiede erkennen. Dabei überraschte<br />
insbesondere das Erstarken neo-isolationistischer (d. h. vor allem nationalistischer<br />
und anti-internationalistischer) Positionen im republikanisch<br />
dominierten Kongress.<br />
In den vergangen Jahrzehnten ist auch die Rolle der Medien, der öffentlichen<br />
Meinung und der Interessenverbände sowie der außenpolitischen<br />
Forschungsinstitute (think tanks) gestiegen, nicht zuletzt<br />
aufgrund ihrer personellen Verflechtungen mit Administration und<br />
Kongress. Dadurch sind auch neue Impulse der Außenpolitik entstanden<br />
(CNN-Effekt), die für die Frage der Führungsfähigkeit von<br />
Bedeutung sind.<br />
Vor diesem Hintergrund behandelt das Forschungsprojekt die folgenden<br />
Fragenkomplexe:<br />
– Wie haben sich die Veränderungen der Führungsfähigkeit der<br />
USA in zentralen Feldern der Außen-, Sicherheits- und Außenwirtschaftspolitik<br />
in den vergangenen Jahren ausgewirkt? Welche<br />
Trends zeichnen sich für die absehbare Zukunft (d. h. die kommenden<br />
fünf Jahre) ab? Gegenstand dieser Analyse ist die Politik<br />
der USA in den Vereinten Nationen, in der NATO, im Internationalen<br />
Währungsfonds, in der World Trade Organisation und der<br />
Krisenregion Balkan, überdies die amerikanische Nichtverbreitungspolitik<br />
und die Haltung Washingtons in der internationalen<br />
Umweltpolitik.<br />
– Wie sind die Auswirkungen des „Verlusts von Führung“ auf die<br />
internationale Ordnungsbildung zu beschreiben und zu bewerten?<br />
– Wie wird der „Verlust von Führung“ in den USA (Wissenschaft,<br />
Publizistik, Kongress) diskutiert? Welche Möglichkeiten einer gemeinsamen<br />
Außenpolitik von Präsident und Kongress oder der<br />
„Congressional Leadership“ sind erkennbar? Welche Rolle spielt<br />
die öffentliche Meinung? Gibt es außenpolitische Führungsfähigkeit<br />
jenseits der „Imperial Presidency“?<br />
– Welche Herausforderungen können sich für die Europäer ergeben<br />
– welche Rolle können die EU-Staaten als Partner der USA spielen,<br />
inwieweit können oder müssen sie mangelnde amerikanische<br />
internationale Führung ausgleichen oder ersetzen?<br />
Auf der Grundlage eines Forschungsaufenthaltes in Washington, DC<br />
im Sommer <strong>2000</strong> wurden erste Ergebnisse des Projekts im Winter<br />
und Frühjahr <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> auf internationalen Fachkonferenzen vorgetragen.<br />
Im Dezember <strong>2000</strong> fand ein Symposium zum Thema „Domestic<br />
Dimensions of U.S. International Leadership After the Cold War“<br />
mit namhaften deutschen und amerikanischen Experten am Forschungsinstitut<br />
der DGAP in Berlin statt. Eine Publikation der<br />
Beiträge ist in Vorbereitung. Erschienen bzw. im Druck sind:
189<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Hönicke, Michaela: Selbstgenügsame Supermacht sucht Partner.<br />
– In: Internationale Politik. 55, 10. <strong>2000</strong>. S. 40/41.<br />
Hönicke, Michaela: Weltpolitische Führungsaufgaben der USA in<br />
Zeiten innenpolitischer Turbulenz. – In: Jahrbuch Internationale<br />
Politik. 1997-1998. München <strong>2000</strong>. S. 267–278.<br />
Hönicke, Michaela: Absichten und Ambivalenzen in der amerikanischen<br />
Europapolitik. – In: Die euro-atlantischen Beziehungen im<br />
Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung. Hrsg.:<br />
Reinhard C. Meier-Walser; Susanne Luther. München <strong>2001</strong>.<br />
Hönicke, Michaela: USA – innenpolitische Unversöhnlichkeiten<br />
und außenpolitische Handlungsfähigkeit. – In: Jahrbuch Internationale<br />
Politik. 1999–<strong>2000</strong>. München <strong>2001</strong>.<br />
Im Projekt werden die Konsequenzen der terroristischen Anschläge<br />
vom 11. September <strong>2001</strong> für den außenpolitischen Entscheidungsprozess,<br />
insbesondere die Rolle von Präsident, Ministerien und Kongress<br />
sowie für die amerikanische Rolle in der Welt eingehend analysiert.<br />
Insbesondere die Auswirkungen auf das atlantische Bündnis<br />
und die bilateralen Beziehungen zu wichtigen Partnerstaaten sollen<br />
hierbei berücksichtigt werden. Eine Publikation der Ergebnisse ist<br />
im Sommer 2002 geplant.<br />
Dr. I. Stabreit (Stellv. Präsident) und Prof. K. Kaiser (Otto-Wolff-Direktor<br />
des Forschungsinstituts), Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik (DGAP), Berlin, wurden im Jahr <strong>2000</strong> Mittel zur Gründung<br />
und Durchführung eines „Gesprächskreises Transatlantische<br />
Beziehungen“ bewilligt. Unter dem Vorsitz von Prof. H. Haftendorn,<br />
FU Berlin, und K. Voigt, Koordinator für deutsch-amerikanische Beziehungen,<br />
soll damit ein Forum in der Hauptstadt Berlin geschaffen<br />
werden, das dem kontinuierlichen Dialog über aktuelle und mittelfristige<br />
Probleme der transatlantischen Beziehungen dient. Der Mitgliederkreis<br />
umfasst ca. 25 – 30 überwiegend jüngere Vertreter aus<br />
Politik, Wissenschaft, Publizistik und Ministerien. Zwei namhafte<br />
Redner führten mit folgenden Themen in die beiden ersten Sitzungen<br />
ein:<br />
– am 23. Januar <strong>2001</strong>, Prof. St. F. Szabo (Associate Dean, Paul H.<br />
Nitze School of advanced International Studies): „The Future of<br />
Transatlantic Relations under the New U. S. Administration“<br />
– am 28. Mai <strong>2001</strong>, Prof. J. S. Nye Jr. (Dekan der John F. Kennedy<br />
School, Harvard): „America as Number One. How Long Will it<br />
Last? Implications for Transatlantic Relations“.<br />
Prof. T. Farer und Prof. T. D. Sisk, Graduate School of International<br />
Studies, University of Denver, arbeiten mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong><br />
an dem Projekt „Self-Determination, Security, and the United<br />
Nations“.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist eine Untersuchung der vielschichtigen<br />
Debatte über das Selbstbestimmungsrecht der Völker durch<br />
Gesprächskreis<br />
Transatlantische<br />
Beziehungen<br />
Selbstbestimmungsrecht
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 190<br />
Einrichtung und Strukturierung eines nicht-offiziellen Dialoges zwischen<br />
führenden Wissenschaftlern und Politikern aus China,<br />
Deutschland, Japan, Großbritannien und den Vereinigten Staaten.<br />
Die Auswahl der Länder repräsentiert einige der wichtigsten Staaten<br />
auf der Weltbühne – einschließlich ständiger Mitglieder des Sicherheitsrates<br />
sowie Länder, die wichtige finanzielle oder andere<br />
Führungsbeiträge für die Organisation leisten und damit eine ständige<br />
Mitgliedschaft im Sicherheitsrat anstreben.<br />
Dabei gehen die Initiatoren dieses Dialoges davon aus, dass eine<br />
strukturierte Einschätzung der Themen: Selbstbestimmungsrecht<br />
der Völker, Sicherheit und UN mit Schwerpunkt auf Staatsgebiet<br />
und Grenzen zu konkreten Verbesserungen der Art und Weise führt,<br />
in der die einflussreichsten Staaten der Welt auf bereits bestehende<br />
oder drohende bewaffnete Konflikte reagieren. Dringend notwendig<br />
ist ein klares Verständnis der Bedeutung und der Grenzen der Souveränität<br />
angesichts der Häufigkeit, mit der die Sicherheit von Menschen<br />
international bedroht ist. Das Projekt schließt Teilnehmer anderer<br />
global und regional agierender Staaten ein wie Frankreich,<br />
Russland, Indien und Südafrika, die alle in den letzten Jahren in Militäraktionen<br />
verwickelt waren, die das Selbstbestimmungsrecht der<br />
Völker und die internationale Sicherheit tangierten. Für die wissenschaftliche<br />
Öffentlichkeit werden die Diskussionsergebnisse in folgender<br />
Publikation vorgestellt:<br />
Competition claims. Self-determination at the United Nations.<br />
Tom Farer; Timothy D. Sisk., eds. The Graduate School of International<br />
Studies; University of Denver. (In Vorbereitung)<br />
Das Projekt, das gemeinsam mit der ,International Peace Academy‘,<br />
New York, durchgeführt wird, ist Teil einer größeren Forschungsinitiative<br />
an der ,Graduate School of International Studies‘ der Universität<br />
Denver unter dem Titel „Adressing Basic Human Security in the<br />
21st Century: Cooperation and Conflict among Leading States“.<br />
Für das hier behandelte Vorhaben sind offizielle Arbeitspartnerschaften<br />
mit Forschungsinstituten im Bereich der internationalen Beziehungen<br />
aus China, Deutschland, Japan und Großbritannien gebildet<br />
worden. Auf der deutschen Seite arbeitet u. a. Prof. G. Nolte,<br />
Institut für Völkerrecht, Universität Göttingen, gleichzeitig Kodirektor<br />
des Projektes, mit.<br />
Das Projekt will diese führenden Wissenschaftler, Analysten und Politiker<br />
an einer sorgfältigen und strukturierten Einschätzung des<br />
Selbstbestimmungsrechts der Völker beteiligen. Zu den zu behandelnden<br />
Themen gehören: Spannungen zwischen territorialer Integrität<br />
und dem Selbstbestimmungsrecht; Formen des Teilens von<br />
Macht und der Kriterien, unter denen eine Abspaltung in Erwägung<br />
gezogen werden sollte; Aktionen des Weltsicherheitsrates und friedenschaffende<br />
und -erhaltende Aktionen der UN bei diesen Konfliktarten.
191<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Abb. 14: Projekt „Gesprächskreis Transatlantische Beziehungen“. Prof. Joseph Nye,<br />
Harvard University, bei seinem Vortrag vor dem Gesprächskreis in Berlin am 28. Mai<br />
<strong>2001</strong>.
Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 192<br />
Als spezifische Fälle sollen u. a. betrachtet werden:<br />
– die sichtbar hartnäckigen Kämpfe um Unabhängigkeit in Südasien<br />
(Kaschmir, Sri Lanka),<br />
– der nach dem Krieg einsetzende Friedensprozess und die Souveränitätsverhandlungen<br />
im Kosovo,<br />
– der tschechische Konflikt und die langfristigen Friedensaussichten<br />
in der Russischen Föderation,<br />
– die Zukunft Ost-Timors und die Auswirkungen auf die zukünftige<br />
territoriale Integrität Indonesiens.<br />
Das Projekt erhält auch Fördermittel der Carnegie Corporation, New<br />
York, Program in International Peace and Security.<br />
Für das Projekt „Die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesrepublik<br />
Deutschland im euro-atlantischen Integrationszusammenhang,<br />
1990–1999“ erhielten Prof. L. Kühnhardt und Dr. F. J. Meiers,<br />
Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI), Bonn, Fördermittel<br />
der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Gegenstand ist eine Untersuchung der deutschen Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik als Kernbestand der deutschen Außenpolitik<br />
seit der Wiedervereinigung 1990. Das Projekt konzentriert sich auf<br />
drei zentrale Politikfelder, die nach der Zeitenwende in den europäischen<br />
Staatenbeziehungen Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die<br />
deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik im euro-atlantischen<br />
Integrationsverbund maßgeblich bestimmten: die Stabilisierung des<br />
östlichen Umfeldes, das erweiterte sicherheits- und verteidigungspolitische<br />
Aufgabenspektrum und die Stärkung einer gemeinsamen<br />
Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP).<br />
In der wissenschaftlichen Literatur werden unterschiedliche Schlussfolgerungen<br />
über das Akteursverhalten des vereinten Deutschland<br />
gezogen. Unterstellt wird entweder die Rückkehr zu einer traditionellen<br />
Großmachtpolitik oder ein Festhalten an der für die alte Bundesrepublik<br />
bestimmenden Verhaltensweise eines Handelsstaates.<br />
Anhand der drei zentralen Politikfelder wird überprüft, ob das Verhalten<br />
des vereinten Deutschland mit dem von den drei führenden<br />
Denkschulen der Internationalen Beziehungen – Neorealismus, Institutionalismus<br />
und Sozialkonstruktivismus – unterstellten Verhaltensmuster<br />
übereinstimmt. Anhand dieser drei Erklärungsansätze werden<br />
die drei zentralen Fragen des Projektes diskutiert:<br />
– erstens, das Ausmaß und die Ausprägung von Wandel bzw. Kontinuität<br />
der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik seit<br />
der Vereinigung,<br />
– zweitens, das Wechselspiel von Außen- und Innensteuerung, und<br />
– drittens, das künftige Akteursverhalten des vereinten Deutschlands.
193<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Aus der empirischen Analyse sollen die wesentlichen Strukturen,<br />
Muster und Modi abgeleitet werden, die die künftige deutsche Sicherheits-<br />
und Verteidigungspolitik im euro-atlantischen Kontext<br />
kennzeichnen. Das Verhaltensmuster wird an den beiden Begriffspaaren<br />
Primär-(Führungsmacht) und Sekundärrolle („Führungsvermeidungsreflex“)<br />
festgemacht. Die zentrale Hypothese dieses<br />
Projekts lautet: Eine Primär bzw. Sekundärrolle Deutschlands in der<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik korreliert mit der militärischen<br />
bzw. nicht-militärischen Dimension eines Problembereichs. Deutschland<br />
übernimmt eine Primärrolle in Bereichen mit einer nicht-militärischen<br />
Dimension (Osterweiterung, der mit der Erweiterung aufgeworfene<br />
Reformbedarf für die EU, die Strukturreform der NATO<br />
und die politisch-institutionellen Aspekte der ESVP). In den Bereichen<br />
mit einer militärischen Dimension (z. B. Beteiligung an out-ofarea-Einsätzen<br />
oder den militärisch-operativen Aspekte der „neuen<br />
NATO“ („Defense Capabilities Initiative“) und der ESVP („headline<br />
goal“) präferiert Deutschland eine Sekundärrolle. Dieser „Führungsvermeidungsreflex“<br />
in Problembereichen mit einer militärischen Dimension<br />
lässt sich auf politisch-gesellschaftliche Erklärungsansätze<br />
zurückführen, in deren Mittelpunkt die historisch bedingte „Kultur<br />
der Zurückhaltung“ steht.<br />
Als erste Publikationen liegen vor:<br />
Meiers, Franz-Josef: Europäische Sicherheits- und Verteidigungsidentität<br />
(ESVI) oder Gemeinsame europäische Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik (GESVP).- Bonn: Zentrum für Europäische<br />
Integrationsforschung, <strong>2000</strong>. 51 S. (ZEI Discussion Paper; C<br />
79/<strong>2000</strong>)<br />
Meiers, Franz-Josef: The Reform of the Bundeswehr. Adaption of<br />
fundamental renewal? – Bonn <strong>2001</strong>. 22. S. (European Security. 3.<br />
<strong>2001</strong>).<br />
Prof. C. Gasteyger, Institut universitaire des hautes études internationales<br />
(IUHEI), Genf, erhält Fördermittel für ein Buchprojekt zum<br />
Thema „Gewalt in Europa – Gefährdung der Gesellschaft jenseits traditioneller<br />
Bedrohungen der Sicherheit“.<br />
Ziel des unter „Gewalt in Europa“ (provisorischer Titel) geplanten<br />
Buchprojekts ist eine allgemein verständliche, möglichst abgewogene<br />
Darstellung des innerstaatlichen Gewaltphänomens in Europa.<br />
Mit ihr sollen die zahlreichen fachspezifischen wissenschaftlichen<br />
Studien ergänzt und einem weiteren Publikum zugänglich gemacht<br />
und die stark von Emotionen geprägte Debatte in möglichst sachlich<br />
begründete Proportionen gerückt werden. Das betrifft vor allem auch<br />
die Frage nach Anteil und Gefährlichkeit von Ausländern in diesem<br />
Bereich sowie Jugendgewalt.<br />
Das Projekt versteht sich als Fortführung eines von Prof. Gasteyger<br />
geleiteten Forschungsprojektes über das Problem der inneren Sicherheit<br />
und seiner konzeptuellen und sicherheitspolitischen Bewäl-<br />
Gewalt in<br />
Europa
ESVP<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 194<br />
tigung in einigen ausgewählten Staaten Europas. Den komplexen<br />
Sachverhalt zusammenfassend muss festgestellt werden, dass Gewalt<br />
heute insgesamt weiter verbreitet ist, komplexere, oft schärfere<br />
Formen annimmt und dass Distanz sowie geographische und politische<br />
Grenzen kaum noch als Hindernis oder Hemmschwellen angesehen<br />
werden können bzw. respektiert werden. Die Ursachen hierfür<br />
lassen sich stark vereinfachend in einer Reihe von Stichworten zusammenfassen:<br />
Globalisierung und schwindende Omnipräsenz des<br />
Staates; Mobilität und Ubiquität von immer mehr Menschen; Kriegsersatz;<br />
Informationszugang und Massenmedien; sinkende Hemmund<br />
Altersschwelle; rapide Gewinnsteigerung vor allem dank Drogenhandel<br />
und Geldwäsche.<br />
Es wird angestrebt, das politisch potentiell explosive Gewaltphänomen<br />
in seinem weiteren Zusammenhang und den ihm zukommenden<br />
Proportionen statistisch abgesichert darzustellen. Dies soll in einem<br />
geographisch möglichst repräsentativen, also europäischen Umfeld<br />
geschehen mit folgenden ausgewählten Ländern: Deutschland,<br />
Schweiz, Frankreich, Ungarn, Tschechien, möglichst auch Russland,<br />
sowie einem skandinavischen Land.<br />
Prof. W. Wessels, Seminar für Politikwissenschaft, Universität Köln,<br />
wurden Mittel bewilligt für das Projekt „Die Europäische Sicherheitsund<br />
Verteidigungspolitik (ESVP) im transatlantischen Kontext – Entfremdung<br />
oder neue Partnerschaft?“.<br />
Das Vorhaben will die Implikationen der im Aufbau begriffenen Europäischen<br />
Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) für die<br />
transatlantischen Beziehungen untersuchen und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
vorschlagen.<br />
Wesentliche Weichenstellungen sind bis 2003 zu erwarten, etwa der<br />
Aufbau von europäischen Krisenreaktionskräften. Angesichts der<br />
jüngsten Beschlüsse von Nizza zur EU-Reform sowie einer neuen<br />
US-Administration ergeben sich auf beiden Seiten des Atlantik veränderte<br />
Konstellationen. Grundlegend werden anhand der ESVP<br />
Möglichkeiten einer wachsenden Entfremdung zwischen der EU und<br />
den USA, aber auch Chancen einer Partnerschaft identifiziert.<br />
Das Vorhaben soll in Zusammenarbeit mit einem transatlantischen<br />
Forschungsteam umgesetzt werden, dem Wissenschaftler aus den<br />
USA, Frankreich, Großbritannien und Schweden angehören sollen.<br />
Neben der Erstellung von Länderstudien sollen die Partner den Forschungsprozess<br />
durch Anregungen und Diskussionen mitgestalten<br />
und begleiten.<br />
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Analyse der Entstehung<br />
und Ausgestaltung der rechtlichen und politischen Grundlagen der<br />
ESVP, insbesondere seit den Gipfeln von Köln und Helsinki 1999.<br />
Daran anknüpfend, soll in einem nächsten Schritt die Umsetzung<br />
dieser Grundlagen herausgearbeitet und in einer transatlantischen<br />
Perspektive verortet werden. Die institutionelle Entwicklung der
195<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
ESVP wird entscheidend durch die nationalen Orientierungen innerhalb<br />
der EU sowie der USA bestimmt. Hierzu sollen die Positionen<br />
Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Großbritanniens und Schwedens<br />
auf EU-Seite sowie andererseits der USA in besonderer Weise<br />
Berücksichtigung finden. Es wird dabei zwischen Rollenmodellen<br />
der EU im internationalen System, institutionellen und strategischen<br />
Konzepten sowie Sichtweisen des transatlantischen Verhältnisses<br />
differenziert.<br />
Auf verschiedenen Ebenen und Arenen – insbesondere innerhalb<br />
der NATO, in den Kontakten EU-USA und EU-NATO sowie in bilateralen<br />
Beziehungen – soll schließlich das Zusammenwirken der EU<br />
und ihrer Mitgliedstaaten mit den USA analysiert werden, um auf<br />
mögliche Konfliktpunkte oder Kooperationsmöglichkeiten hinsichtlich<br />
der ESVP abzustellen.<br />
Hierzu werden vorab bereits mögliche Szenarien der Ausprägung<br />
der transatlantischen Beziehungen erarbeitet, die zwischen einer<br />
Entfremdung und einer Partnerschaft variieren. Sie bewegen sich im<br />
Spannungsfeld einerseits der ESVP-Entwicklung sowie andererseits<br />
der US-Positionen, die grundlegend zwischen uni- und multilateralen<br />
Ansätzen angesiedelt sind.<br />
In theoretischer Hinsicht beabsichtigt das Vorhaben, die institutionelle<br />
Dynamik der ESVP im Rahmen der EU unter Nutzung verschiedener<br />
(Integrations-)Ansätze zu identifizieren, sowie weiterhin<br />
das Zusammenwirken im transatlantischen Raum anhand aktueller<br />
Theorien internationaler Politik (wie des Konstruktivismus) zu prüfen.<br />
Neben der Nutzung von Primärquellen und Sekundärliteratur<br />
sind Interviews auf Brüsseler (EU und NATO) wie nationaler Ebene<br />
in Europa und den USA vorgesehen. Eine besondere Bedeutung<br />
nimmt dabei die Auswertung der Debatten im nationalen Rahmen<br />
ein, welche durch eine computergestützte Datenanalyse der relevanten<br />
Pressebeiträge ergänzt werden soll.<br />
Abschließend sollen operative Vorschläge zur Gestaltung der transatlantischen<br />
Beziehungen vorgestellt und diskutiert werden.<br />
Im Berichtszeitraum stellte die <strong>Stiftung</strong> Dr. A. Zunker, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft<br />
und Politik, Berlin, Mittel zur Verfügung für das Projekt<br />
„Demographische Entwicklungen in und um Europa – politisch relevante<br />
Konsequenzen“.<br />
Das Vorhaben befasst sich mit der politischen Bedeutung vorhersehbarer<br />
demographischer Entwicklungen in Europa, an dessen Peripherie<br />
sowie im globalen Maßstab. Geeignete politische Reaktionen<br />
auf problematische Aspekte derartiger Entwicklungen sollen aufgezeigt<br />
werden. Ausgangspunkt der Analyse ist die Tatsache, dass die<br />
Bevölkerung Europas – trotz laufender Zuwanderung – stagniert und<br />
durchschnittlich immer älter wird, während weltweit, besonders in<br />
der sog. Dritten Welt und auch in der südöstlichen und südlichen Peripherie<br />
Europas, ein geradezu explosives Bevölkerungswachstum<br />
Bevölkerungsentwicklung
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 196<br />
stattfindet. Die Konsequenzen solcher Asymmetrien der demographischen<br />
Entwicklung bilden den Gegenstand der Untersuchung.<br />
Drei Bereiche stehen dabei im Vordergrund: die Veränderung der<br />
Altersstruktur, die Verschiebung internationaler Gewichte sowie die<br />
Migrationsproblematik.<br />
Die zunehmende Alterung der europäischen Bevölkerung hat nicht<br />
nur Konsequenzen für die Finanzierung der sozialen Systeme, sondern<br />
sie tangiert möglicherweise auch die politische sowie wirtschaftliche<br />
Position Europas im internationalen Umfeld: Die „Generationenlast“<br />
wird größer; ein wachsender Anteil des Bruttoinlandsprodukts<br />
wird produktiveren Verwendungen entzogen; nicht nur die<br />
Gesamtbevölkerung, sondern auch die Erwerbstätigen werden<br />
durchschnittlich immer älter, und deren Zahl geht sowohl relativ als<br />
auch absolut zurück; dies kann durchaus gravierende Konsequenzen<br />
für die Qualität des Humankapitals und die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />
haben; zudem schrumpft die Zahl der Steuerzahler,<br />
wovon staatliche Leistungen – u. a. auch im Hinblick auf militärische<br />
Sicherheit – betroffen sind; möglicherweise führt die fortschreitende<br />
Alterung ebenfalls zu einem Verlust an gesellschaftlicher Vitalität<br />
und Zukunftsorientierung. Diese Aspekte sind nicht nur „für sich“,<br />
sondern vor allem im regionalen Vergleich problematisch.<br />
Die mögliche Verschiebung internationaler Gewichte resultiert aus<br />
der Korrelation (nicht Kausalität) zwischen Bevölkerungsgröße und<br />
staatlicher Macht. Tendenziell haben bevölkerungsreiche Staaten<br />
mehr Macht als bevölkerungsarme Staaten, insbesondere wenn es<br />
ersteren gelingt, ihr großes Potential durch Ressourcenkonzentration<br />
gezielt zu entfalten und dadurch die technologische, wirtschaftliche<br />
wie militärische Entwicklung zu beschleunigen. So können auch<br />
durchschnittlich wenig entwickelte, aber bevölkerungsreiche Staaten<br />
ein erhebliches Gewicht im internationalen System bekommen.<br />
Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, ob die wachsenden<br />
demographischen Asymmetrien zwischen Europa und seinem Umfeld<br />
zu einer Veränderung bisheriger außen- und sicherheitspolitischer<br />
Balancen führen können.<br />
Zur Migrations- und Minderheitenproblematik lassen sich drei Thesen<br />
formulieren: 1. Der maßgebliche Migrationsdruck auf Europa<br />
wird auch in Zukunft von der europäischen Peripherie ausgehen. 2.<br />
Das aufgrund wachsender demographischer Asymmetrien und zunehmenden<br />
Wohlstandsgefälles vergrößerte Migrationspotential<br />
kann die Integrationsfähigkeit und -willigkeit Europas längerfristig<br />
auf eine harte Probe stellen. 3. Europa braucht zwar Zuwanderung,<br />
um seine demographischen Defizite wenn nicht zu kompensieren, so<br />
doch abzufedern, aber die bislang ungesteuerte und unkoordinierte<br />
Zuwanderung produziert mehr Probleme, als sie löst. Europa benötigt<br />
ein zukunftsfähiges Zuwanderungs- und Integrationskonzept.<br />
Das Forschungsvorhaben ist interdisziplinär angelegt, wobei soziologische/politologische<br />
und bevölkerungswissenschaftliche Ansätze
197<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
kombiniert werden. Die Projektbearbeiter (Dr. M. Wöhlcke, Projektleiter/SWP,<br />
Prof. Ch. Höhn, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung,<br />
sowie die Projektassistentin S. Schmid) arbeiten in<br />
enger Koordination und Absprache fächerübergreifend zusammen.<br />
Für das Projekt „Elitenwechsel in der arabischen Welt“ wurden PD<br />
Dr. V. Perthes, <strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin, Fördermittel<br />
bewilligt.<br />
Der Tod von gleich vier altgedienten arabischen Führern zwischen<br />
1999 und <strong>2000</strong> hat internationale Beobachter erstmals darauf gestoßen,<br />
dass die arabische Welt in der kommenden Dekade einen nahezu<br />
umfassenden politischen Führungs- und Generationenwechsel<br />
erleben dürfte, der sich auf die inneren Strukturierungen dieser Staaten<br />
(in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Hinsicht) und auf ihre<br />
regierenden und internationalen Beziehungen auswirken kann.<br />
Heutige arabische Gesellschaften sind vergleichsweise jung (die unter<br />
18jährigen machen bis zu 60 Prozent der Bevölkerung arabischer<br />
Staaten aus). Den Generationswechsel durchzuführen und Arbeitsplätze<br />
und soziale Sicherheit für die heranwachsende Generation bereitzustellen,<br />
ist eine Hauptherausforderung für alle diese Staaten.<br />
Gleichzeitig bietet die überwiegend junge Bevölkerung den<br />
Führungspersönlichkeiten und Eliten der arabischen Staatenwelt<br />
eine Chance im Hinblick auf eine Verjüngung sozialer, wirtschaftlicher<br />
und politischer Strukturen und eröffnet die Möglichkeit, die regionalen<br />
Beziehungen der arabischen Staaten untereinander wie<br />
auch zu ihrer internationalen Umgebung neu zu bestimmen.<br />
Vorgesehen sind eine Querschnittsanalyse für die gesamte Region<br />
sowie Fallstudien zu ausgewählten Staaten. Das Augenmerk soll dabei<br />
auf den politischen Eliten liegen i. S. der politisch „Einflussreichen“<br />
von Harold Lasswell (1958). Damit sind nicht allein die obersten<br />
Entscheidungsträger der einzelnen Staaten gemeint, sondern<br />
ganz wesentlich die Entscheidungsträger der zweiten und dritten<br />
Reihe und insgesamt die Mitglieder einer im Einzelfall operational zu<br />
bestimmenden politischen Klasse.<br />
Folgende, miteinander verbundene Themenkomplexe, sollen behandelt<br />
werden:<br />
– Struktur und Zusammensetzung der neuen bzw. heranwachsenden<br />
politischen Eliten der arabischen Staaten selbst,<br />
– Zusammenhänge zwischen dem Generationswechsel bei den politischen<br />
Eliten und den politischen und sozio-ökonomischen<br />
Transformationsprozessen in den arabischen Staaten,<br />
– Zusammenhang zwischen dem Wechsel der politischen Eliten und<br />
den regionalen bzw. internationalen Beziehungen der arabischen<br />
Staaten.<br />
Sechs Nachwuchswissenschaftler (drei aus Europa, und drei aus arabischen<br />
Staaten) gehören zu dem internationalen Team des Projek-<br />
Elitenwechsel<br />
in der<br />
arabischen Welt
Südkaukasus<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 198<br />
tes, das neben der Förderung durch die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> auch<br />
Fördermittel der Ford Foundation erhält.<br />
Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut, Hamburg, erhielt für<br />
das Projekt „Die Beziehungen des Südkaukasus zur Türkei und zum<br />
Iran. Regionale Außenpolitik vor dem Hintergrund der Anbindung<br />
an Europa“ Fördermittel.<br />
Das Forschungsvorhaben soll die Beziehungen des Südkaukasus<br />
(Aserbaidschan, Armenien und Georgien) zur Türkei und zum Iran<br />
jeweils in einzelnen Teilgebieten untersuchen. Der Schwerpunkt der<br />
Analyse wird dabei auf Aserbaidschan gelegt.<br />
Die Ausgangssituation im Kaukasus zeichnet sich insbesondere<br />
durch die hohe Bedeutung der Energieressourcen, strategische Allianzbildungen,<br />
die Rolle Russlands, ethnische Konflikte, die Prozesse<br />
von Transformation und Demokratisierung und Probleme der politischen<br />
Eliten aus.<br />
Auch spielen externe Einflüsse in der Region im Spannungsfeld von<br />
NATO, USA, EU und Russland eine Rolle. In diesem Zusammenhang<br />
stehen die Beziehungen zu den Nachbarn Türkei und Iran als potentiellen<br />
regionalen Führungsmächten im Blickpunkt. Dabei sind jeweils<br />
besonders kulturelle und religiöse Grundlagen der bilateralen<br />
Verhältnisse, die wirtschaftlichen Beziehungen sowie die sicherheitspolitischen<br />
Implikationen zu beachten.<br />
Unter dem kulturellen Blickwinkel ist der Islam von zentraler Relevanz,<br />
in wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Hinsicht stellt das<br />
Beziehungsgeflecht mit internationalen Organisationen wie der EU<br />
und der NATO und den Mächten USA und Russland eine wesentliche<br />
Komponente dar. Die europäische Dimension wird dabei als Rahmen<br />
und Verbindungsglied für die beiden Teilprojekte betrachtet.<br />
Die Analyse in beiden Teilprojekten soll sich dabei auf zwei Ebenen<br />
vollziehen:<br />
– einer Darstellung von regionalen Zusammenhängen und politischen<br />
Konstellationen sowie<br />
– deren Auswirkungen auf übergreifende Kooperationsstrukturen<br />
und Sicherheitskonzepte.<br />
Auf der Grundlage sicherheitspolitischer Kriterien soll die Wechselwirkung<br />
zwischen diesen Ebenen erschlossen und eine Einbettung<br />
der gewonnenen Erkenntnisse in den Rahmen der Konfliktrisikenanalyse<br />
sowie der Entwicklung von Lösungsstrategien und Kooperationsmöglichkeiten<br />
in der Region vorgenommen werden.<br />
In der laufenden ersten Phase des Projekts liegt der Schwerpunkt auf<br />
der Auswertung der auf regionaler Ebene gewonnenen Untersuchungsergebnisse.<br />
Erstes Ziel ist eine Bestandsaufnahme der engen<br />
Beziehung Aserbaidschans zur Türkei und der zwiespältigen zum<br />
Iran in den zehn Jahren der Unabhängigkeit. Das Verhältnis zur
199<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
Türkei wird durch drei Themenkomplexe geprägt: Fragen der nationalen<br />
Identität Aserbaidschans, Zusammenarbeit im Energiebereich<br />
(Pipelinerouten) und der Konflikt mit Armenien um Berg Karabach.<br />
In den Beziehungen zum Iran sind der Islam und die Nähe zu den im<br />
Iran lebenden Aseris die brisantesten Untersuchungsgebiete.<br />
Die ersten Publikationen in Form von Artikeln beschäftigen sich mit<br />
diesen Themen. Erschienen ist bisher eine Einführung in die Problematik<br />
der türkisch-aserbaidschanischen Beziehungen:<br />
Freitag-Wirminghaus, Rainer: Die Türkei, der Westen und die Region<br />
um das Kaspische Meer. – In: Die islamischen Staaten und ihr<br />
Verhältnis zur westlichen Welt. Hrsg.: Bernd Rill. München <strong>2000</strong>.<br />
S.19–32.<br />
In Kürze erscheinende Artikel behandeln den Karabachkonflikt, die<br />
prowestliche Allianz GUUAM (Georgien, Ukraine, Usbekistan, Aserbaidschan,<br />
Moldawien), die Situation des Islams in Aserbaidschan<br />
sowie Probleme der aserbaidschanischen Schriftreform.<br />
Für ein Forschungsvorhaben zum Thema „MERCOSUR und NAFTA:<br />
Institutionen und Entscheidungsstrukturen in asymmetrischen Integrationsprozessen<br />
der ,zweiten Generation‘“ wurden Prof. K. Bodemer,<br />
Institut für Iberoamerikakunde, Hamburg, Fördermittel bewilligt.<br />
Auf der Grundlage eines systematischen Vergleichs der institutionellen<br />
Steuerungs- und Entscheidungsprozesse des MERCOSUR und<br />
der NAFTA sollen Effizienz wie auch Defizite der jeweiligen Strukturen<br />
beider Organisationen untersucht werden. Damit soll einerseits<br />
geprüft werden, inwieweit neue integrationspolitische Modelle –<br />
welche keine Übertragung nationaler Kompetenzen an supranationale<br />
Organe vorsehen – zu beobachten sind, andererseits ist die Erarbeitung<br />
politisch-institutioneller Reformperspektiven vorgesehen.<br />
Innerhalb der bisherigen Forschung kann eine Lücke in der Erarbeitung<br />
politisch-institutioneller Betrachtungen der Integrationsprozesse<br />
der NAFTA und des MERCOSUR identifiziert werden; zudem<br />
ist eine deutliche Ausrichtung der Literatur am Modell der EU zu beobachten,<br />
so dass ein Vergleich zwischen beiden Organisationen die<br />
Verengung auf eine eurozentrische Perspektive vermeidet.<br />
MERCOSUR wie NAFTA gelten als Integrationsmodelle der „zweiten<br />
Generation“, die sich durch eine Weltmarktorientierung und einen<br />
Wirtschaftspragmatismus im Kontext der Globalisierung auszeichnen<br />
und zudem jeweils durch hegemoniale Elemente (Rolle der<br />
USA in der NAFTA und Brasiliens im MERCOSUR) gekennzeichnet<br />
sind. Im Unterschied zur EU als Integrationsprojekt der „ersten Generation“,<br />
die als Kontrastmodell Vergleichsmöglichkeiten eröffnet,<br />
weisen NAFTA und MERCOSUR keine supranationalen Organe auf<br />
und orientieren ihre institutionellen Strukturen an den jeweiligen<br />
ökonomischen Notwendigkeiten der Integration.<br />
MERCOSUR<br />
und NAFTA
Europarecht<br />
Lehrveranstaltungen<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 200<br />
Dabei zeigt sich für die NAFTA eine flexible Ad-hoc-Struktur ohne<br />
eigenständige Entscheidungsgremien, während der MERCOSUR ein<br />
komplexeres institutionelles Gefüge besitzt, das aber durch das Konsensprinzip<br />
als Entscheidungsmuster geprägt ist.<br />
Bilanzierend stellt sich der geringe Institutionalisierungsgrad als Erfolgselement<br />
für die NAFTA und den MERCOSUR heraus, der trotz<br />
aktueller Reformüberlegungen in Richtung auf ein eigenes, genuines<br />
Paradigma der Integration (der zweiten Generation) verweisen kann.<br />
Aus diesem Befund werden als forschungsrelevante Themen abgeleitet:<br />
– Erfolgsgründe für NAFTA und MERCOSUR in der post-bipolaren<br />
Weltordnung und die Rolle des jeweiligen Integrationsmodells,<br />
– Zusammenhang zwischen Integrationszielen und institutionellen<br />
Strukturen,<br />
– Wirksamkeit politisch-institutioneller Steuerung der Intergrationsprozesse<br />
der zweiten Generation und ihre Vorteile,<br />
– Wechselwirkung zum Modell der EU,<br />
– Effizienz des Konsensprinzips,<br />
– Bedeutung von Asymmetrien,<br />
– Reformbedarf in NAFTA und MERCOSUR.<br />
Um die beschriebenen Themen zu behandeln, sollen folgende<br />
Aspekte in komparativer Perspektive zwischen NAFTA und MER-<br />
COSUR untersucht werden:<br />
– internationale Rahmenbedingungen,<br />
– rechtliche Grundlagen und Funktionsweise,<br />
– Wirkung und Effizienz der jeweiligen Schlichtungsverfahren,<br />
– Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Integrationsmodelle,<br />
– Vergleich der institutionellen Steuerung zwischen den Modellen<br />
der ersten und der zweiten Generation,<br />
– funktionale Äquivalente zu supranationalen Institutionen,<br />
– institutioneller Reformbedarf in der NAFTA und im MERCOSUR.<br />
Prof. M. Hilf, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität Hamburg,<br />
wurden weitere Fördermittel für auslandsrechtliche, rechtsvergleichende<br />
und europarechtliche Lehrveranstaltungen bereitgestellt.<br />
Mit Hilfe der Mittel werden ausländische Rechtswissenschaftler nach<br />
Hamburg eingeladen, um hier als Gastprofessoren auslandsrechtliche,<br />
rechtsvergleichende und europarechtliche Lehrveranstaltungen<br />
– wenn möglich in ihrer Muttersprache – abzuhalten. Im Sommersemester<br />
<strong>2001</strong> fanden in diesem Rahmen folgende Vorlesungen statt:
201<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
– Prof. Eric Canal-Forgues (Universität Caire): La Constitution et les<br />
relations extérieures de la France<br />
– Prof. Jean-Claude Gautron und Dr. Olivier Dubos (Universität<br />
Montesquieu Bordeaux IV): Les approches françaises du droit<br />
communautaire<br />
– Prof. Michael Whincup (Universität Keele): English legal system<br />
– Prof. Michael Whincup (Universität Keele): English contract law.<br />
Prof. E. Koch, Dekanin, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität<br />
Jena, wurden auch im Berichtszeitraum Fördermittel zur Einrichtung<br />
von zwei Dozentenstellen für englisches und französisches Recht bereitgestellt.<br />
In Übereinstimmung mit der internationalen Ausrichtung der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der Universität Jena werden die Studieninhalte<br />
durch Lehrangebote im englischen, amerikanischen,<br />
französischen und russischen Recht erweitert. Die Fördermittel der<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ermöglichen es, ein recht umfangreiches Angebot<br />
an Lehrveranstaltungen zum französischen Recht im Rahmen<br />
des „Droit et Langue“-Programms anzubieten. Im WS <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> und<br />
im SS <strong>2001</strong> wurden im Rahmen des Programms Veranstaltungen zur<br />
Einführung und Vertiefung in das französische Rechtssystem durchgeführt.<br />
Das Programm läuft jetzt seit dem WS 1996/97 und hat bei<br />
den Studierenden und Graduierten großen Anklang gefunden.<br />
Das Programm fügt sich auch in die mit der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Fakultät ausgearbeiteten Schwerpunktveranstaltungen Recht<br />
und Wirtschaft ein.<br />
Im Laufe des WS <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> und SS <strong>2001</strong> fanden mit Unterstützung<br />
der <strong>Stiftung</strong> Lehrveranstaltungen zur Einführung in das französische<br />
Staats- und Zivilrecht und zur Vertiefung in das französische Völkerund<br />
Wirtschaftsrecht statt. Da das „Droit et Langue“-Programm bereits<br />
mehrere Jahre von der <strong>Stiftung</strong> unterstützt wird, konnten eine<br />
Reihe von Studierenden die Abschlussprüfung ablegen.<br />
Prof. S. Grundmann, Juristische Fakultät, Universität Halle-Wittenberg,<br />
und Prof. A. K. Schnyder, Juristische Fakultät, Universität Basel,<br />
werden seit Frühjahr <strong>2000</strong> Mittel für das Projekt „IUS COMMU-<br />
NITATIS – 10 Lehrbücher zum Europäischen materiellen Recht“ bereitgestellt.<br />
Geplant ist die Herausgabe einer Reihe von rechtswissenschaftlichen<br />
Lehrbüchern zu den zehn vielleicht wichtigsten Materien des substantiellen<br />
Gemeinschaftsrechts: dem Europäischen Schuldrecht, Gesellschaftsrecht,<br />
Arbeitsrecht, Banken- und Versicherungsrecht, Wettbewerbsrecht,<br />
Zivilprozessrecht, Umweltrecht, Verwaltungsrecht,<br />
Außenwirtschaftsrecht und dem Recht des geistigen Eigentums.<br />
Der Dynamik des Gemeinschaftsrechts folgend haben sich auch in<br />
diesen Gebieten seit dem letzten Bericht tiefgreifende Veränderun-<br />
Englisches/<br />
französisches<br />
Recht<br />
Europäisches<br />
Recht
Wettbewerbsrecht<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 202<br />
gen ergeben. Genannt seien nur: der Einfluss der EU-Kaufrechtsrichtlinie,<br />
die zum Schuldrechtsmodernisierungsgesetz und damit<br />
zur tiefgreifendsten Reform im Herzstück des deutschen Zivilrechts<br />
seit einem Jahrhundert führte; die politische Einigung auf die erste<br />
einheitliche europäische Rechtsform für einen großen Gesellschaftstyp<br />
(Societas Europaea); und im Zivilprozessrecht die Abschaffung<br />
des sogenannten Exequatur, d. h. die Einführung der<br />
freien Zirkulationsfähigkeit von Urteilen in ganz Europa.<br />
Die 10 Bände sollen eine verlässliche Darstellung jedes der 10 Gebiete<br />
geben, zugleich jedoch auch die Diskussionsgrundlagen für<br />
diese dynamische Entwicklung offenlegen. Da Gemeinschaftsrecht<br />
weit überwiegend nur über die nationalen Rechte (durch Umsetzung<br />
in diese) wirkt, zielt die Förderung auf zweierlei: die genannte Darstellung<br />
des Gemeinschaftsrechts, also einer europaweit einheitlich<br />
geltenden Rechtsquelle; sowie die Rechtsvergleichung, die die Herkunft<br />
von Gemeinschaftsrecht aus den nationalen Modellen verständlich<br />
macht, zugleich dort, wo es noch an Gemeinschaftsrecht<br />
fehlt, Entwicklungslinien in den nationalen Rechten offenlegt, und<br />
nicht zuletzt auch hilft zu sehen, wie weit die nationalen Rechte nach<br />
Harmonisierung einander tatsächlich vergleichbar sind. Beispielsweise<br />
ist im Gesellschaftsrecht der Kauf und Verkauf von Anteilen<br />
(Kapitalmarkt) weitestgehend europaweit vereinheitlicht, umgekehrt<br />
ist der rechtliche Rahmen für die Entscheidungsfindung in Gesellschaften<br />
in wichtigen Teilen nicht harmonisiert. Unter dem Begriff<br />
der „Corporate Governance“ wird dieser rechtliche Rahmen<br />
rechtsvergleichend diskutiert. Zwischen beiden stehen die sogenannten<br />
Übernahmen, der massenweise Verkauf von Anteilen an<br />
neue Eigentümer, die typischerweise die Entscheidungsträger auswechseln,<br />
d. h. ein Mechanismus, der per Kauf und Verkauf auf die<br />
Entscheidungsträger und damit auf die Entscheidungsstrukturen<br />
Einfluss nimmt. Dass all dies in dem Lehrbuch Gesellschaftsrecht zusammen<br />
dargestellt wird, zeigt auch, dass organische Zusammenhänge<br />
in der Lebenswirklichkeit eine besondere Rolle in der Lehrbuchreihe<br />
spielen.<br />
Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. E.-J. Mestmäcker, Max-Planck-<br />
Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht, Hamburg,<br />
weiter an einer Neubearbeitung seines Lehrbuchs „Europäisches<br />
Wettbewerbsrecht“.<br />
Die erste Ausgabe ist 1974 erschienen und inzwischen vergriffen.<br />
Dieses Lehrbuch war zugleich als Handbuch konzipiert worden und<br />
berücksichtigte die Rechtsprechung des EuGH und die Entscheidungspraxis<br />
der EG-Kommission.<br />
Aufgrund der inzwischen eingetretenen Entwicklung wurde es notwendig,<br />
eine Neuauflage mit geänderter Konzeption vorzusehen.<br />
Die Aufgabe besteht darin, das Europäische Wettbewerbsrecht unter<br />
Konzentration auf seine grundlegenden Prinzipien als Teil des Binnenmarktes<br />
und der Wirtschaftsverfassung der EU in Auseinander-
203<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
setzung mit den jüngsten Entwicklungen darzustellen. Auch die Bezüge<br />
zum Recht der Welthandelsorganisation (WTO) sind dabei einzubeziehen.<br />
Die Arbeit an dem Projekt war geprägt durch grundlegende Veränderungen<br />
des Europäischen Wettbewerbsrechts, welche durch die<br />
EG-Kommission initiiert sind. Zu den grundsätzlichen, auch verfassungsrechtlichen<br />
Fragen der von der EG-Kommission beabsichtigten<br />
veränderten Anwendung des Kartellverbots in Art. 81 wurde wiederholt<br />
und umfassend Stellung genommen, zuletzt in dem Aufsatz<br />
„The E.C. Commission’s Modernization of Competition Policy: A<br />
Challenge to the Community’s Constitutional Order“, EBOR <strong>2000</strong>.<br />
Ähnlich grundlegende Bedeutung kommt der neuen Rechtsprechung<br />
des Europäischen Gerichtshofs zu den Staatsmonopolen im<br />
Energiebereich zu. Dazu wurde in einem Aufsatz „Grenzen staatlicher<br />
Monopole im EG-Vertrag“, in: FIW-Schriftenreihe, Erfahrungen<br />
mit der Privatisierung von Monopolunternehmen, 1999, S. 71-82,<br />
Stellung genommen.<br />
Zusätzlich zu den unternehmensbezogenen Wettbewerbsregeln<br />
wird das Lehrbuch das Vergaberecht und das Recht der Beihilfen behandeln.<br />
Unter der Leitung von Prof. M. Herdegen am Institut für öffentliches<br />
Recht der Universität Bonn wird das Forschungsvorhaben „Gentechnikrecht<br />
in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union“ durchgeführt.<br />
Im Sommer 1998 sowie im Frühjahr <strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> weitere<br />
Mittel zur Fortsetzung und Erweiterung des Forschungsvorhabens<br />
auf andere EU-Mitgliedstaaten wie Finnland, Irland, Luxemburg<br />
und Spanien. Vor allem nimmt das Projekt auch die aktuellen<br />
Entwicklungen im europäischen Biotechnologierecht (Deregulierung<br />
der beiden EG-Gentechnikrichtlinien, Richtlinie über den Schutz<br />
biotechnologischer Erfindungen, Verordnung zu biotechnologisch<br />
hergestellten Arzneimitteln und Novel-Foods-Verordnung) auf, ferner<br />
sind völkerrechtliche Regelungsinstrumente (Biodiversitätskonvention,<br />
Biosafety-Protokoll, Bioethikkonvention, UNESCO-Erklärung<br />
zum Humangenom) untersucht worden. Das Projekt will<br />
auch einen Beitrag zur Standortdiskussion im europäischen Rahmen<br />
und im „Triaden-Wettbewerb“ (Europäische Union – USA – Japan)<br />
leisten.<br />
An dem Vorhaben wirken Dr. H.-G. Dederer und Dr. T. Spranger mit.<br />
Die Forschungsergebnisse werden zusammen mit den originalen Regelungstexten<br />
sowie den Länderberichten veröffentlicht in:<br />
Internationale Praxis Gentechnikrecht. (IP-GenTR): EG-Recht,<br />
Länderrecht und internationales Recht. Hrsg. von Matthias Herdegen.<br />
Unter Mitw. von Hans-Georg Dederer. – Heidelberg: C.F:<br />
Müller. (Losebl.-Ausg.) – Grundwerk: 1996; Stand. 16. Erg.-Lfg.,<br />
Dezember <strong>2000</strong>.<br />
Gentechnikrecht
Europäisches<br />
Insolvenzrecht<br />
Wirtschaftsrecht<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 204<br />
Prof. H. Prütting, Institut für Verfahrensrecht, Universität Köln, wurden<br />
Mittel für das Projekt „Das neue europäische Insolvenzrecht“<br />
bewilligt.<br />
Der Rat der Europäischen Union hat am 29. Mai <strong>2000</strong> die Verordnung<br />
Nr. 1346/<strong>2000</strong> über Insolvenzverfahren verabschiedet. Diese<br />
Verordnung wird am 31. Mai 2002 in Kraft treten. Sie soll ein einheitliches<br />
europäisches Insolvenzverfahren ermöglichen. Im Bereich<br />
des insolvenzrechtlich relevanten materiellen Rechts verweist die<br />
Verordnung allerdings auf die nationalen Rechte der Mitgliedsstaaten.<br />
Die Verordnung stellt den Abschluss langfristiger europäischer<br />
Bemühungen um ein europäisches Insolvenzrecht dar. Angesichts<br />
der fehlenden nationalen Regelungen und der bisher nur in geringem<br />
Umfang vorhandenen bilateralen Übereinkommen wird die<br />
neue europäische Verordnung einen ganz wesentlichen Fortschritt<br />
im Bereich der europäischen Rechtsentwicklung bringen. Das vorliegende<br />
Vorhaben hat sich deshalb zur Aufgabe gestellt, die neue<br />
europäische Verordnung und das ihr zugrunde liegende nationale<br />
materielle Recht wissenschaftlich zu erforschen, darzustellen und zu<br />
systematisieren.<br />
Das Vorhaben sieht eine Ermittlung des relevanten Rechts der europäischen<br />
Staaten auf dem Gebiet des sachlichen Insolvenzrechts<br />
vor. Hierzu ist geplant, zu einzelnen Sachbereichen Fragebögen zu<br />
entwerfen. Für die Mitarbeit sollen in den europäischen Mitgliedstaaten<br />
ausgewiesene Spezialisten gewonnen werden. Ziel der Arbeit<br />
ist es, innerhalb von zwei Jahren eine wissenschaftlich vertiefte<br />
Ausarbeitung vorzulegen, die für Theorie und Praxis ein Arbeiten<br />
mit der im Mai 2002 in Kraft tretenden Verordnung ermöglichen soll.<br />
Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. M. Dreher, L. L. M., Lehrstuhl<br />
für Europarecht, Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />
Rechtsvergleichung, Universität Mainz an der „Europäisierung des<br />
bisher im wesentlichen national ausgerichteten großen Lehrbuchs<br />
zum Wirtschaftsrecht von Prof. <strong>Fritz</strong> Rittner“.<br />
Das bisher national ausgerichtete Lehrbuch zum Wirtschaftsrecht<br />
von <strong>Fritz</strong> Rittner – zuletzt in zweiter Auflage im Jahr 1987 vorgelegt<br />
– muss im Sinne einer Europäisierung grundlegend neu bearbeitet<br />
werden. Hintergrund ist der erhebliche Wandel des Wirtschaftsrechts<br />
durch das Binnenmarktprogramm der EG und seine Verwirklichung<br />
durch zahlreiche EG-Verordnungen und -Richtlinien sowie<br />
durch die Änderungen des EG-Vertrags selbst.<br />
Prof. Rittner, der im März <strong>2001</strong> das 80. Lebensjahr vollendet hat, will<br />
noch einzelne Teile des Buches zum deutschen Recht aktualisieren<br />
und die Arbeiten daran im Jahr <strong>2001</strong> abschließen. Von seinem akademischem<br />
Lehrer, Prof. Rittner, wurde Prof. Dreher gebeten, die<br />
Neuauflage wesentlich mit zu übernehmen und dabei vor allem die<br />
notwendige Europäisierung des Lehrbuchs durchzuführen. Das Wirt-
205<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
schaftsrecht als moderne, fächerübergreifende rechtswissenschaftliche<br />
Kategorie der Nachkriegszeit hatte seinen rechtssystematischen<br />
Standort erst zu finden und sich als eigenständiges Rechtsgebiet<br />
durchzusetzen. Dabei hatte und hat das Lehrbuch von Rittner, nachdem<br />
das Wirtschaftsrecht die Funktion besitzt, eine gesamtwirtschaftlich<br />
richtige Ordnung zu gewährleisten, eine große Bedeutung.<br />
Es wurde in Wissenschaft sowie in- und ausländischer Praxis positiv<br />
aufgenommen.<br />
Im Bereich des Wirtschaftsrechts sollen – wie im Zusammenhang mit<br />
dem Maastricht-Urteil des BVerfG auch breiter bekannt wurde – heute<br />
schon 80 Prozent aller Regelungen durch Europarecht beeinflusst sein.<br />
Seit der letzten Auflage des Buches hat sich die Rechtslage aufgrund<br />
dieses europarechtlichen Einflusses auf sehr vielen Gebieten nicht nur<br />
erheblich gewandelt, es sind auch zahlreiche zusätzliche Bereiche erfasst<br />
worden. Als Beispiele sind bei den Grundfragen anzuführen die<br />
Festlegung Europas auf eine „offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb“<br />
durch den neuen EG-Vertrag und im Bereich der einzelnen<br />
Wirtschaftssektoren die völlige Neuausrichtung der Versicherungswirtschaft<br />
durch die dritte Generation der EG-Versicherungsrichtlinien,<br />
die erstmalige europaweite Öffnung des nationalen Vergabemärkte<br />
durch entsprechende EG-Richtlinien und die neue und vielfach<br />
durch Europarecht beeinflusste Rolle der Telekommunikationswirtschaft<br />
sowie die entsprechende Entwicklung der Kapitalmärkte.<br />
Die Europäisierung des Lehrbuchs fordert daher ein Eingehen auf<br />
alle diese Bereiche. Neben die nationalen Teile muss deshalb jeweils<br />
ein gleichgewichtiger europarechtlicher Teil treten, oft – wegen des<br />
bloßen Nachvollzugs europäischen Rechts durch nationale Umsetzungsakte<br />
– sogar ein dominierender Teil zum europäischen Wirtschaftsrecht.<br />
Dabei ist der bisherige spezifisch wirtschaftsrechtliche<br />
Ansatz des Werkes mit der Orientierung des Wirtschaftsrechts an der<br />
Funktion der gesamtwirtschaftlichen Richtigkeit beizubehalten. Dass<br />
dies trotz des selbständigen und überragenden Einflusses des europäischen<br />
Wirtschaftsrechts ohne weiteres möglich ist, belegt zugleich<br />
die Leistungsfähigkeit eines so verstandenen Wirtschaftsrechts<br />
auch für die Zukunft.<br />
Prof. A. von Bogdandy, Professur für Öffentliches Recht, insbesondere<br />
Europarecht und internationales Wirtschaftsrecht sowie Rechtsphilosophie,<br />
Universität Frankfurt a. M., wurden Mittel bewilligt für<br />
das Projekt „Figuren, Positionen und Entwicklungsperspektiven der<br />
europäischen Verfassungsrechtswissenschaft“.<br />
Ziel des Projekts ist eine kritische Bestandsaufnahme von Grundfiguren<br />
des Verfassungsrechts der Europäischen Union. Es sollen zu<br />
seinen zentralen Problembereichen die rechtswissenschaftlichen<br />
Grundpositionen aufbereitet werden, also diejenigen Konzeptionen,<br />
welche einen Rechtsbereich strukturieren können und zugleich einen<br />
kritischen Gehalt gegenüber gegenwärtigen oder möglichen<br />
zukünftigen Entwicklungen haben.<br />
Europäisches<br />
Verfassungsrecht
Europäischer<br />
Verfassungsvertrag<br />
Multinationale<br />
Unternehmen<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 206<br />
Kernbereich des Projektes sind wissenschaftliche Diskurse im Dienste<br />
der Selbsttransparenz der Wissenschaft(ler) vom Europarecht. Das<br />
breite Spektrum der Themen, die auf zwei gemeinsamen Tagungen<br />
diskutiert werden, soll gewährleisten, dass jedes Thema im Lichte<br />
der anderen großen Fragenkreise gespiegelt wird und so die „Einheit<br />
der Europarechtswissenschaft“ zumindest eine „konkrete<br />
Chance“ erhält. Darüber hinaus soll ein Politikwissenschaftler in das<br />
Projekt mit einbezogen werden, der an der interdisziplinären Arbeit<br />
interessiert ist und bei den einzelnen Themen auf korrespondierende<br />
oder divergierende politikwissenschaftliche Theorieangebote hinweisen<br />
kann, die dann in die rechtswissenschaftlichen Arbeiten integriert<br />
werden können.<br />
Strategische Zielsetzung ist die Begründung eines Netzwerks jüngerer<br />
Europarechtswissenschaftler, von denen erwartet werden kann,<br />
dass sie in den nächsten Jahrzehnten Maßgebliches bei der Bearbeitung<br />
dieses Rechtsgebietes leisten. Eine englische Fassung des geplanten<br />
Buches soll der internationalen Fachöffentlichkeit, die sich<br />
derzeit nur punktuell und unzureichend über die Rechtswissenschaft<br />
im deutschen Sprachraum informieren kann, den Stand der einschlägigen<br />
Wissenschaft präsentieren und zugleich die Mitarbeiter international<br />
vorstellen und ihnen den Zugang zur internationalen Diskussion<br />
erleichtern.<br />
Mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> arbeitet Prof. J. Schwarze, Institut für Öffentliches<br />
Recht, Universität Freiburg, an dem „Grundlagenteil eines<br />
Europäischen Verfassungsvertrages“.<br />
Im Anschluss an ein inzwischen abgeschlossenes und von der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt über die Entstehung einer Europäischen<br />
Verfassungsordnung sollen im Rahmen einer kleinen Arbeitsgruppe<br />
die einzelnen Schwerpunkte des Grundlagenteils eines<br />
Europäischen Verfassungsvertrages erarbeitet und sodann konkrete<br />
Vorschläge für den Entwurf eines Vertragstextes vorgelegt werden.<br />
Anders als bei bereits vorliegenden Konzepten soll es auch Ziel des<br />
Projektes sein, zu inhaltlichen Neugestaltungsvorschlägen bei der<br />
künftigen Kompetenzabgrenzung zu gelangen, dabei aber zugleich<br />
darauf zu achten, dass der vorzuschlagende Vertragstext im Grundlagenteil<br />
nicht über das sachlich Notwendige hinausreicht. Es ist vorgesehen,<br />
dem Entwurf des Vertragstextes eine knappe Begründung<br />
beizufügen.<br />
Prof. H. Klodt, Leiter der Forschungsabteilung I Wachstum, Strukturwandel<br />
und internationale Arbeitsteilung am Institut für Weltwirtschaft<br />
an der Universität Kiel, arbeitet mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong><br />
an dem Projekt „The Role of Multinational Enterprises in Globalization“.<br />
Im Zentrum des Forschungsprojekts steht die theoretische und empirische<br />
Analyse multinationaler Unternehmen. Sie haben im internationalen<br />
Handel sowie im grenzüberschreitenden Transfer von Sach-
207<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
kapital, Wissen und Technologie eine zentrale Position. Das Projekt<br />
soll neue Einsichten in den Globalisierungsprozess der Weltwirtschaft<br />
ermöglichen.<br />
Drei Richtungen ökonomischer Forschungen sollen zusammengeführt<br />
werden:<br />
– Die empirische Forschung zur Globalisierung beschreibt die stilisierten<br />
Fakten, die als Ausgangspunkt der weiteren Untersuchungen<br />
dienen.<br />
– Die Theorie der multinationalen Unternehmen erklärt deren Entstehung<br />
in allgemeinen Gleichgewichtsmodellen mit vollkommenem<br />
und unvollkommenem Wettbewerb. Aufgrund ihres statischen<br />
Charakters ist sie aber wenig geeignet, dem Prozess der<br />
Globalisierung eine theoretische Fundierung zu geben.<br />
– Deshalb muss die Theorie der multinationalen Unternehmen mit<br />
dem evolutionären Ansatz der Neuen Wirtschaftsgeographie verbunden<br />
werden. Danach sind sinkende Distanzkosten verantwortlich<br />
für die Globalisierung, wobei die Entwicklung in Schüben<br />
verläuft.<br />
In dem Projekt soll zunächst ein theoretisches Modell entwickelt und<br />
in einem zweiten Schritt empirisch überprüft werden. Dabei sollen<br />
die folgenden Thesen getestet werden:<br />
– Ausländische Direktinvestitionen bewirken ein hohes Niveau an<br />
importierten Zwischenprodukten.<br />
– Unternehmensgröße, Grad der Differenziertheit der Produkte und<br />
die Bedeutung von „Headquarter Services“ sind wichtige Determinanten<br />
ausländischer Direktinvestitionen.<br />
– Marktgröße, Pro-Kopf-Einkommen und Offenheit der Volkswirtschaft<br />
beeinflussen das Ausmaß von ausländischen Direktinvestitionen.<br />
Die empirische Untersuchung stützt sich sowohl auf aggregierte als<br />
auch auf Unternehmensdaten.<br />
Die ersten empirischen Untersuchungen galten der Überprüfung der<br />
Annahme des theoretischen Modells, dass ausländische Töchter multinationaler<br />
Unternehmen stark auf spezifische Zwischenprodukte<br />
aus dem Netzwerk des multinationalen Unternehmens zurückgreifen.<br />
In Querschnittsanalysen von Zwischenproduktimporten von<br />
sechs OECD-Staaten für 1980, 1985 und 1990 konnte diese Annahme<br />
bestätigt werden. Netzwerke multinationaler Unternehmen mit ihren<br />
intensiven Handelsbeziehungen innerhalb des Netzwerkes liefern<br />
eine bessere Erklärung für den Anstieg der Importe von Zwischenprodukten<br />
als die Hypothesen des Outsourcing und des Global<br />
Sourcing. Die Zeitreihenanalyse, die mit deutschen Jahresdaten von<br />
1976 bis 1998 ausgeführt wurde, bestätigt dieses Ergebnis.
Globalisierung<br />
Automobilindustrie<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 208<br />
Danach konzentriert sich die Forschung auf die Erarbeitung eines<br />
empirischen Überblicks über die Charakteristika der Globalisierung.<br />
Die Ergebnisse dieses Überblicks legen nahe, sich im folgenden Literatursurvey<br />
auf allgemeine Gleichgewichtsmodelle zu konzentrieren,<br />
die die Entstehung horizontaler multinationaler Unternehmen<br />
zwischen Industrieländern erklären können.<br />
Bisher ist folgende Publikation erschienen:<br />
Kleinert, Jörn: Growing trade in intermediate goods. Outsourcing,<br />
global sourcing or increasing importance of MNE networks? –<br />
Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der Univ. Kiel, <strong>2000</strong>. 42 S.<br />
(Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr. 1006).<br />
Im Berichtszeitraum unterstützte die <strong>Stiftung</strong> das Projekt „Ursachen<br />
und Implikationen der Globalisierung am Beispiel der Automobilindustrie“<br />
von Dr. P. Nunnenkamp, Institut für Weltwirtschaft an der<br />
Universität Kiel.<br />
Im ersten Schritt des Forschungsprojektes wurde der durch neue Anbieter<br />
aus Niedrigeinkommensländern hervorgerufene Wettbewerbsdruck<br />
in der Automobilindustrie anhand einer Analyse der<br />
sektoralen Handels- und Investitionsflüsse quantifiziert. Die Ergebnisse<br />
deuten darauf hin, dass die Endfertigung von Automobilen in<br />
den traditionellen Produktionsstandorten bisher noch nicht signifikant<br />
durch das Auftreten neuer Anbieter in Mitleidenschaft gezogen<br />
worden ist. Allerdings haben die Importe von Vorleistungen stark zugenommen<br />
– insbesondere in den Bereichen des Produktionsprozesses,<br />
die relativ viele geringqualifizierte Arbeitskräfte einsetzen. Darüber<br />
hinaus deutet vieles darauf hin, dass der Importdruck aus Niedrigeinkommensländern<br />
in Zukunft auch in der Endfertigung steigen<br />
wird.<br />
In einem zweiten Schritt wurden die Einkommens- und Beschäftigungseffekte<br />
der zunehmenden Globalisierung in der Automobilindustrie<br />
untersucht. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe haben<br />
sich in den letzten 30 Jahren sowohl die Einkommen als auch die<br />
Beschäftigung in diesem Sektor relativ günstig entwickelt. Die Untersuchung<br />
der Verteilungseffekte innerhalb der Automobilindustrie<br />
Deutschlands, Japans und der Vereinigten Staaten unterstützte<br />
gleichwohl die Vorhersagen einfacher Handelsmodelle, denen zufolge<br />
sich die Einkommens- und Beschäftigungssituation der relativ<br />
geringqualifizierten Arbeitskräfte in Höchsteinkommensländern im<br />
Zuge der Globalisierung verschlechtern sollten. In Deutschland ist<br />
die Humankapitalintensität des Sektors gestiegen, und die Relativlöhne<br />
der Geringqualifizierten sind gesunken. Aufgrund der überraschend<br />
geringen intra- und intersektoralen Lohnflexibilität in der<br />
amerikanischen Automobilindustrie mussten dort sowohl gering- als<br />
auch hochqualifizierte Arbeitnehmer einen starken Beschäftigungsabbau<br />
hinnehmen. In Japan konnte eine Verschlechterung der relativen<br />
Einkommenssituation der Geringqualifizierten durch eine Er-
209<br />
QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“<br />
höhung des durchschnittlichen Qualifikationsniveaus der Arbeitskräfte<br />
verhindert werden.<br />
Die Analyse der Einkommens- und Beschäftigungsentwicklungen in<br />
der deutschen, japanischen und amerikanischen Automobilindustrie<br />
legt die Vermutung nahe, dass die globalisierungbedingten Arbeitsmarkteffekte<br />
in Hocheinkommensländern maßgeblich davon abhängen,<br />
wie die Unternehmen und die nationale Wirtschaftspolitik auf<br />
den verstärkten internationalen Wettbewerbsdruck reagieren. Im<br />
letzten Schritt des Forschungsprojekts sollen daher Unterschiede in<br />
den Spezialisierungsmustern der Unternehmen der drei Länder sowie<br />
in den wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Unterstützung des<br />
notwendigen Strukturwandels untersucht werden.<br />
Bisher sind folgende Publikationen erschienen:<br />
Diehl, Markus: International trade in intermediate inputs. The<br />
case of the automobile industry. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft<br />
an der Univ. Kiel, <strong>2001</strong>. 44 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working<br />
papers; Nr. 1027)<br />
Nunnenkamp, Peter: Globalisierung der Automobilindustrie.<br />
Neue Standorte auf dem Vormarsch, traditionelle Anbieter unter<br />
Druck? – Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel,<br />
<strong>2000</strong>. III, 90 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr.<br />
1002)<br />
Nunnenkamp, Peter und Julius Spatz: Globalisierungsverlierer in<br />
der Automobilindustrie? Internationaler Wettbewerb und Arbeitsmarkteffekte<br />
in Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten.<br />
– In: Die Weltwirtschaft. 2. <strong>2001</strong>. S. 149-172.<br />
Spatz, Julius: Explaining intra- and intersectoral wage differentials<br />
in simple general equilibrium trade model. – Kiel: Institut für<br />
Weltwirtschaft an der Univ. Kiel, <strong>2001</strong>. 46 S. (Kieler Arbeitspapiere<br />
= Kiel working papers; Nr. 1042)
Doublecortin<br />
Medizin und Naturwissenschaften<br />
Einem Anliegen der Stifterinnen entsprechend erfährt die medizinische<br />
Forschung die besondere Aufmerksamkeit der <strong>Stiftung</strong>sgremien.<br />
Zur Zeit konzentriert sich die <strong>Stiftung</strong> auf den Förderungsschwerpunkt<br />
„Molekulare Pathogenese und Modelle der Krankheitsentstehung“.<br />
Es werden in diesem Programm molekularbiologische<br />
Untersuchungen über solche Krankheiten unterstützt, deren Entstehung<br />
entscheidend auf Gendefekten beruht oder bei denen Gene<br />
zur Entstehung komplexer Krankheiten beitragen.<br />
Besonders gefördert werden Vorhaben zur Identifizierung und funktionellen<br />
Analyse von Genen für monogene und komplex-genetische<br />
Krankheiten in vitro und in vivo, zur Etablierung und Evaluation von<br />
Zell- und Tiermodellen der Krankheitsentstehung, sowie zur Analyse<br />
von prädisponierenden oder die Krankheit modifizierenden Genen.<br />
Rein methodische Untersuchungen, deskriptive populationsgenetische<br />
und Linkage-Studien sowie Forschungsvorhaben ohne direkten<br />
Krankheitsbezug werden grundsätzlich nicht in das Förderungsprogramm<br />
aufgenommen.<br />
Bevorzugt unterstützt werden jüngere Wissenschaftler mit einschlägigen<br />
Erfahrungen auf dem Gebiet des Forschungsschwerpunktes.<br />
Bei klinisch tätigen Forschern geht die <strong>Stiftung</strong> davon aus, dass<br />
der/die Geförderte während der Projektlaufzeit zu mindestens 80<br />
Prozent von der klinischen Arbeit freigestellt wird.<br />
Für aus dem Ausland zurückkehrende Nachwuchswissenschaftler<br />
vergibt die <strong>Stiftung</strong> im Rahmen des Förderungsschwerpunktes Rückkehrstipendien<br />
mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr. Klinische<br />
Forscher sollen hierdurch die Möglichkeit erhalten, unter Freistellung<br />
von Tätigkeiten innerhalb der Patientenversorgung, ihre im<br />
Ausland begonnenen Projekte zu beenden und neu erlernte Methoden<br />
in Deutschland zu implementieren.<br />
Eine von der <strong>Stiftung</strong> bestellte Kommission von Wissenschaftlern<br />
berät die <strong>Stiftung</strong> bei der Förderung in diesem Schwerpunkt, regt<br />
Forschungsvorhaben an, prüft die Anträge und Berichte und verfolgt<br />
die Entwicklung des Programms. Die <strong>Stiftung</strong> versendet Hinweise<br />
für Antragsteller, die auch unter der Internet-Adresse der <strong>Stiftung</strong><br />
(http://www.fritz-thyssen-stiftung.de.) direkt abrufbar sind.<br />
„Molekulare Grundlagen Epilepsie-assoziierter neuronaler Migrationsstörungen“<br />
ist das Thema eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten<br />
Forschungsvorhabens von Dr. L. Aigner, Dr. H.-G. Kuhn und Dr. J.<br />
Winkler, Neurologische Universitätsklinik Regensburg.<br />
Das menschliche Gehirn verdankt seine Leistungsfähigkeit einem<br />
höchst komplexen räumlichen Aufbau aus Nerven- und anderen Zellen.<br />
Damit sich diese Struktur im Embryo ausbilden kann, müssen<br />
die Vorläufer der Nervenzellen z. T. über weite Strecken durch das<br />
210
211<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Gewebe wandern (Migration), ein Vorgang, der wie die gesamte<br />
Embryonalentwicklung von Genen gesteuert wird. Störungen der<br />
Nervenzellmigration führen zu anormalen Anordnungen von Nervenzellen<br />
im Gehirn, die sich – soweit sie nicht schon vor der Geburt<br />
tödlich wirken – in Form schwerer Krankheitsbilder äußern, u. a. als<br />
Epilepsie.<br />
Die Entstehung eines Typs solcher anormaler Anordnungen, der sog.<br />
Bandheterotopien, wurde kürzlich mit Mutationen in einem Gen namens<br />
doublecortin in Verbindung gebracht. Das Produkt dieses<br />
Gens, ein Protein namens DCX, ist ersten Befunden zufolge in den<br />
Zellen mit den Mikrotubuli assoziiert, diese Strukturen sind an Bewegungen<br />
der Zellen beteiligt. Wie DCX die Nervenzellmigration im<br />
einzelnen beeinfluSSt, ist jedoch nicht bekannt.<br />
Ziel des Projekts ist deshalb, die Rolle von DCX bei der Migration der<br />
Nervenzellvorläufer genauer zu untersuchen. Der Regensburger Arbeitsgruppe<br />
stehen zu diesem Zweck sowohl gentechnisch hergestellte,<br />
unveränderte als auch mutierte, beliebig manipulierbare Formen<br />
von doublecortin sowie mehrere Zellkultursysteme zur Verfügung.<br />
Die verschiedenen genetischen Konstrukte sollen zunächst in<br />
Nerven-Vorläuferzellen eingeschleust und zur Bildung ihrer jeweiligen<br />
normalen bzw. veränderten Produkte veranlasst werden; durch<br />
Beobachtung des Verhaltens der so veränderten Zellen in Zellkulturen<br />
und in Ratten, denen Sie implantiert werden, sollen dann folgende<br />
Fragen beantwortet werden:<br />
– Führt die völlige Ausschaltung von doublecortin zu Migrationsstörungen?<br />
– Führen die Mutationen von doublecortin, die man bei Patienten<br />
mit den fraglichen Krankheiten gefunden hat, zu Migrationsstörungen?<br />
– Beeinflussen die pathogenen Mutationen die Assoziation von<br />
DCX mit den Mikrotubuli?<br />
Für das Projekt „Elucidation of Molecular Pathways Involved in Abnormal<br />
and Normal Human Brain Development“ wurde Dr. O. Reiner,<br />
Department of Molecular Genetics, The Weizmann Institute of<br />
Science, Israel (Rehovot), eine Sachbeihilfe bewilligt.<br />
Wenn während der Embryonalentwicklung des Menschen das Gehirn<br />
entsteht, müssen die Nervenzellen sich vermehren und im Embryo<br />
über weite Strecken an ihren späteren Platz wandern. Läuft dieser<br />
Vorgang nicht ordnungsgemäß ab, entstehen Fehlbildungen, im<br />
schlimmsten Fall die sog. Lissenzephalie, eine schwere Erkrankung<br />
des Gehirns. Die komplizierten Entwicklungsabläufe, die bisher<br />
noch kaum aufgeklärt sind, werden durch eine ganze Reihe von Genen<br />
gesteuert. In den letzten Jahren wurden mehrere Gene gefunden,<br />
die bei der Lissenzephalie mutiert sind und demnach für die<br />
Steuerung der Gehirnentwicklung von Bedeutung sein dürften. Zwei<br />
dieser Gene namens LIS1 und Doublecortin sind Gegenstand der Un-<br />
Gehirnentwicklung
�-Sekretase<br />
Alzheimer<br />
Amyloid-<br />
Kaskade<br />
tersuchungen am Weizmann Institut. Dr. Reiner konnte bereits nachweisen,<br />
dass die Proteinprodukte beider Gene die Tätigkeit und Stabilität<br />
der Mikrotubuli beeinflussen, faserförmiger Strukturen im<br />
Zellinneren, die für Bewegung und Wanderung der Zellen von<br />
großer Bedeutung sind.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 212<br />
Shmueli, O., et al.: DCX in PC12 cells. Downregulation of CREB –<br />
mediated transcription. – In: Hum. Mol. Genet. 10. <strong>2001</strong>. S. 1061-<br />
1070.<br />
Cahana, A., et al.: LIS1 homodimerization and brain development.<br />
– In: Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 98. <strong>2001</strong>. S. 6429-6434.<br />
Für das Projekt „Stimulierung der �-Sekretase durch Hemmung der<br />
Cholesterin-Biosynthese – ein Ansatz zur Behandlung der Alzheimer-<br />
Erkrankung?“ wurden Prof. F. Fahrenholz und Dr. E. Kojro, Institut<br />
für Biochemie, Universität Mainz, Fördermittel bewilligt.<br />
Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Nerven-Verfallskrankheit<br />
des höheren Lebensalters. Im Rahmen des Krankheitsgeschehens<br />
wird bei genetisch entsprechend disponierten Personen ein als Amyloid-Vorläuferprotein<br />
(APP) bezeichnetes Protein von Enzymen zum<br />
Amyloidprotein verarbeitet, das im Gehirn pathologische Ablagerungen<br />
(Plaques) bildet. Bei Gesunden entstehen dagegen aus APP andere,<br />
nichtpathogene Proteine. Schon länger ist bekannt, dass die<br />
Bildung von Amyloidprotein bei einem hohen Cholesteringehalt der<br />
Zellen verstärkt wird. Wie die Mainzer Arbeitsgruppe nachweisen<br />
konnte, steigt die Aktivität eines Enzyms, das die nichtpathogene<br />
Proteinverarbeitung begünstigt, wenn man die Zellen mit einem<br />
Cholesterin senkenden Wirkstoff (Statin) behandelt. Dieses Enzym,<br />
eine so genannte �-Sekretase, stellt damit einen wichtigen Ansatzpunkt<br />
dar, wenn man die Bildung des pathogenen Amyloidproteins<br />
verhindern oder zumindest verlangsamen will.<br />
Es soll daher genauer untersucht werden, welcher Mechanismus die<br />
Aktivitätssteigerung der �-Sekretase bewirkt. Besonders naheliegend<br />
ist die Annahme, dass ein verminderter Cholesterinspiegel für<br />
eine verstärkte Expression des �-Sekretase-Gens ADAM 10 sorgt.<br />
Dr. T. A. Bayer, Klinik für Psychiatrie, Universität Bonn, wurden weitere<br />
Fördermittel für molekulare Untersuchungen zur �A4-Amyloid-<br />
Kaskade bei Morbus Alzheimer bewilligt.<br />
Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass bei der Entstehung der Alzheimerschen<br />
Krankheit große Mengen des Polypeptids �A4-Amyloid<br />
eine wichtige Rolle spielen. Im Gehirn von Alzheimer-Patienten findet<br />
man beträchtliche Mengen von extrazellulären Ansammlungen<br />
dieses Polypeptids in den sogenannten Plaques. Das Polypeptid entsteht<br />
durch enzymatische Abspaltung aus dem Vorläuferprotein APP<br />
(amyloid precursor protein). Drei Enzyme sind im Zusammenhang<br />
mit der Amyloidbildung bekannt: �- und �-Sekretase werden für die
213<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Entstehung von �A4-Amyloid benötigt, die �-Sekretase verhindert<br />
die Entstehung des Peptids und wirkt somit in gewisser Weise neuroprotektiv.<br />
Das Peptid wird auch in normalen Zellen gefunden, über<br />
seine Funktion herrscht jedoch noch weitgehende Unklarheit.<br />
Welche Bedeutung die Plaques für die Krankheitsentstehung im einzelnen<br />
haben, wird noch diskutiert. Man geht gegenwärtig von der<br />
Hypothese einer „Amyloid-Kaskade“ aus, derzufolge zu große Mengen<br />
an �A4-Amyloid – die sowohl durch Überproduktion als auch<br />
durch Störungen beim Abbau dieser Verbindung zustande kommen<br />
könnten – für die weitere Symptomatik verantwortlich sind. Die entstehenden<br />
intraneuronalen Amyloidablagerungen sind wahrscheinlich<br />
auch an der Ausbildung des zweiten zu beobachtenden zellulären<br />
Krankheitsmerkmals beteiligt, der Bildung sogenannter neurofibrillärer<br />
Tangles, einer pathologischen Zytoskelettveränderung<br />
innerhalb der Nervenzellen, durch die diese in ihrer Funktion gestört<br />
werden und schließlich absterben. Das an der Entstehung der<br />
Tangles ursächlich beteiligte Protein Tau ist bei Alzheimer-Patienten<br />
offenbar hyperphosphoryliert. Welche Mechanismen im einzelnen<br />
hierzu führen, ist bislang ungeklärt, es gibt jedoch verschiedene Hinweise<br />
auf eine mangelnde Koordination im Ablauf der zellulären Signaltransduktion,<br />
welche sich unter anderem in gestörter Phosphorylierung<br />
und vermehrter Produktion von zellschädigenden<br />
freien Radikalen äußert. Ebenfalls zur Diskussion steht die Frage, ob<br />
die Tau-Dysfunktion direkt zur Bildung neurofibrillärer Tangles und<br />
zum Zelltod führt, oder ob die Zytoskelettveränderungen ein Zwischenschritt<br />
sind.<br />
Die aufschlussreichste Möglichkeit, die Hypothese von der �A4-Amyloid<br />
Kaskade zu überprüfen, besteht in der Analyse von transgenen<br />
Tiermodellen, in denen sich die Komponenten beliebig regulieren<br />
lassen. Solche Modelle stehen Dr. Bayer zur Verfügung. Die transgenen<br />
Mäuse exprimieren verschiedene Varianten des humanen APP-<br />
Gens. Dr. Bayer konnte bereits den pathologischen Verlauf der Entstehung<br />
von Plaques analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass sich<br />
zunächst intraneuronales �A4-Peptid bildet und erst zu einem späteren<br />
Zeitpunkt extrazelluläre Plaques entstehen. Dies bedeutet, dass<br />
die intraneuronale �A4-Akkumulation ein frühes pathologisch relevantes<br />
Ereignis ist. Ein weiterer wichtiger Befund ergab sich bei der<br />
quantitativen Analyse dieser Mäuse. Im Gehirn von weiblichen Mäusen<br />
finden sich signifikant mehr Plaques, als im Vergleich zu gleichaltrigen<br />
männlichen Mäusen. Zur Zeit ist es nicht klar, ob der weibliche<br />
Genotyp einen Risikofaktor, oder ob der männliche Genotyp<br />
einen Schutzfaktor darstellt.<br />
In weiterführenden neuropathologischen, biochemischen und molekularbiologischen<br />
Experimenten an den transgenen Tieren soll untersucht<br />
werden, inwieweit die beim Menschen beobachteten pathologischen,<br />
zytologischen und enzymatischen Veränderungen nachzuweisen<br />
sind. Ein wichtiger Bestandteil der Untersuchungen besteht<br />
in der Isolierung von differenziell exprimierten Genen mit Hilfe
CAA<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 214<br />
von modernen molekularbiologischen Verfahren. Im Besonderen sollen<br />
Gene identifiziert werden, die die Plaque-Pathologie modifizieren.<br />
„Cerebral Amyloid Angiopathy: Genetics, Mechanism, and Significance“<br />
ist das Thema einer durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsarbeit<br />
von PD Dr. M. Jucker, Institut für Neuropathologie der<br />
Universität Basel.<br />
Bei alternden Menschen sind gelegentlich Amyloidablagerungen im<br />
zerebralen Gefäßsystem zu beobachten (nach der englischen Bezeichnung<br />
cerebral amyloid angiopathy auch kurz als CAA bezeichnet).<br />
CAA kommt besonders häufig bei der Alzheimerschen Erkrankung<br />
vor, und es besteht der Verdacht, dass diese an der Entstehung<br />
der Alzheimerschen Demenz beteiligt sein könnte. Auch bei verschiedenen<br />
genetisch bedingten Erkrankungen kommt es gehäuft zu<br />
solchen Ablagerungen, deren Folge unter Umständen tödliche Hirnblutungen<br />
sein können. Man kennt verschiedene Formen von CAA,<br />
bei denen die Ablagerungen von unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
sein können. Bei manchen Formen bestehen sie aus dem Polypeptid<br />
Amyloid-�, wie man es auch in den Plaques von Alzheimer-<br />
Patienten findet, bei anderen liegt eine Mischung des �-Amyloidpeptids<br />
mit Cystatin C vor (einem kleinen cytosolischen Protein aus<br />
einer Proteinfamilie, deren Vertreter als natürliche Inhibitoren bestimmter<br />
Proteinasen wirken). Diese Ablagerungen scheinen noch<br />
schwerwiegendere Folgen zu haben als die Ablagerung des reinen<br />
�-Amyloids und die Patienten sterben bereits in jungen Jahren an<br />
Hirnblutungen.<br />
Aufgrund der geringen Verfügbarkeit von Tiermodellen sind die<br />
Fortschritte im Bereich der CAA-Forschung eher schleppend, in vergangenen<br />
Studien hat man sich weitgehend auf natürlich vorkommende<br />
CAA-Ablagerungen bei alternden Primaten und Hunden gestützt.<br />
Der Arbeitsgruppe von Dr. Jucker ist es gelungen, in Plaques<br />
und Gefäßen im Gehirn alternder transgener Mäuse, die das Amyloid-�-Vorläuferprotein<br />
exprimieren, Amyloid-Ablagerungen nachzuweisen.<br />
Diese ähneln denen bei alternden Menschen und Alzheimer-Patienten,<br />
auch bei ihnen beobachtet man die Degeneration von<br />
Nervenzellen sowie das Auftreten von Hirnblutungen im mikroskopischen<br />
Bereich.<br />
Es gibt verschiedene autosomal dominante Formen von schwerer<br />
CAA, bei denen man die ursächliche Mutation kennt (HCHWA-D –<br />
Hereditary Cerebral Hemorrhage With Amyloidosis Dutch-Type,<br />
HCHWA-I – Hereditary Cerebral Hemorrhage With Amyloidosis Iceland-Type<br />
und die britische Form der familiären CAA – Familial British<br />
Dementia): In allen Fällen handelt es sich um Punktmutationen,<br />
die entweder das Amyloidvorläuferprotein A�PP (beziehungsweise<br />
im Falle der britischen Variante das „British-Amyloid-precursor protein“<br />
ABriPP) oder das Gen für Cystatin C betreffen. Dr. Jucker beabsichtigt,<br />
transgene Tiere zu schaffen, in denen diese drei fehler-
215<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
haften Proteine exprimiert werden, um an ihnen der Frage nachzugehen,<br />
auf welche Weise die erwähnten Punktmutationen zur Entstehung<br />
von CAA, Hämorrhagien, zur Degeneration von Nervenzellen<br />
und schließlich zur Entwicklung einer Demenz führen.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
Burgermeister, Patrick, et al.: Mechanisms of cerebrovascular<br />
amyloid deposition. Lessons from mouse models. – In: Vascular<br />
Factors in Alzheimer’s Disease (Annals of the New York Academy<br />
of Sciences; Vol. 903). <strong>2000</strong>. S. 307–316.<br />
Jucker, Mathias, et al.: Pathogenesis and mechanism of cerebral<br />
amyloidosis in APP transgenic mice. – In: Research and perspectives<br />
in Alzheimer’s diseases. Eds: Konrad Beyreuther et al. Heidelberg<br />
<strong>2001</strong>. S.87–95.<br />
Winkler, David T.: Spontaneous hemorrhagic stroke in a mouse<br />
model of cerebral amyloid angiopathy. – In: The Journal of Neuroscience.<br />
21(5). <strong>2001</strong>. S. 1619–1627.<br />
Prof. G. Rappold, Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum<br />
Heidelberg, erhielt Fördermittel für die Positionsklonierung von Genen<br />
bei Patienten mit X-chromosomalen Rearrangements und geistiger<br />
Retardierung sowie cerebellarer Ataxie.<br />
Unter chromosomal bedingter mentaler Retardierung (MRX) versteht<br />
man einen generellen Entwicklungsrückstand, der sich in unzulänglichem<br />
adaptivem Sozialverhalten, verminderter Sprachleistung und<br />
in einer allgemeinen Intelligenzminderung äußert. Mutationen von<br />
Genen des X-Chromosoms scheinen überproportional zur Gesamtzahl<br />
der mit MRX in Korrelation stehenden Gene zu diesem Erscheinungsbild<br />
beizutragen. Bislang wurden über 100 X-gekoppelte Syndrome<br />
mit mentaler Retardierung beschrieben.<br />
Chromosomale Rearrangements (während der Zellteilung eintretende<br />
Umlagerungen von Teilstücken der Chromosomen) bieten<br />
gute Angriffspunkte für die positionelle Klonierung krankheitsauslösender<br />
Gendefekte. Die exakte Charakterisierung der relevanten<br />
Chromosomenbruchstellen lässt sich zur Isolierung exprimierter Sequenzen<br />
im Bruchpunktbereich ausnutzen.<br />
Prof. Rappold geht davon aus, dass durch Rearrangements unterbrochene<br />
Gene für die Entstehung der mentalen Retardierung verantwortlich<br />
sind. Projektziel ist deshalb die Isolierung und Sequenzierung<br />
bestimmter, durch chromosomale Rearrangements veränderter<br />
Gene bei zwei Patienten mit mentaler Retardierung und Ataxie bzw.<br />
zerebraler Bewegungsstörung und fehlender Sprachentwicklung.<br />
Bei beiden Patienten – einem Mädchen und einem Jungen – konnten<br />
chromosomale Rearrangements auf dem X-Chromosom sowie auf<br />
Chromosom 3 cytogenetisch nachgewiesen werden.<br />
Für beide Patienten konnten mittlerweile bruchpunktüberspannende<br />
Cosmidklone identifiziert werden. Durch Exon-Trapping und<br />
MRX
Parkinson-<br />
Krankheit<br />
Hyperekplexie<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 216<br />
Sequenzanalyse wurden die in der Nähe des Bruchpunktes liegenden<br />
bzw. durch den Bruchpunkt unterbrochenen Gene isoliert, vollständig<br />
sequenziert und molekular analysiert. Dabei konnte gezeigt<br />
werden, dass zwei bisher unbekannte Gene durch das chromosomale<br />
Rearrangement betroffen sind. Es handelt sich dabei zum einen um<br />
einen neuen Glycinrezeptortyp und zum anderen um einen neues<br />
Mitglied der rhoGAP Familie. Beide Gene werden derzeit funktionell<br />
untersucht.<br />
Zum Thema „Neurotoxizität von 1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridin<br />
(MPTP) und 6-Hydroxydopamin (6-OHDA) im N-Acetyltransferase<br />
2 (NAT2)-defizienten Tiermodell“ erhielt Dr. O. Bandmann,<br />
Medizinisches Zentrum für Nervenheilkunde, Universität<br />
Marburg, eine Sachbeihilfe der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Parkinson-Krankheit ist durch einen selektiven Verlust dopaminerger<br />
Zellen in der Substantia nigra charakterisiert. Zu den wenigen<br />
nachgewiesenen Risikofaktoren zählt einerseits eine entsprechende<br />
genetische Disposition, andererseits aber auch die Einwirkung<br />
schädlicher Agenzien. Bei Mäusen ist ein der Parkinson-Krankheit<br />
vergleichbarer nigraler Zellverlust durch die Gabe des Toxins<br />
1-Methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetraphydropyridin (MPTP) induzierbar,<br />
bei Ratten durch die Gabe von 6-Hydroxydopamin (6-OHDA). Eine<br />
gängige, auf diesem Wissensstand basierende Hypothese ist, dass<br />
bestimmte Personen durch genetische Defekte für Neurotoxine suszeptibler<br />
werden, weil sie diese Toxine schlechter entgiften können.<br />
Im Rahmen von vorangegangenen molekulargenetischen Untersuchungen<br />
konnte bei Patienten mit der familiären Unterform der Parkinson-Krankheit<br />
eine Assoziation mit dem Phänotyp der langsamen<br />
Acetylierung durch N-Acetyltransferase 2 (NAT2) nachgewiesen<br />
werden. Ziel des von Dr. Bandmann durchgeführten Projektes ist es,<br />
die funktionelle Relevanz der langsamen NAT2-Acetylierung beim<br />
nigralen Zelltod zu untersuchen.<br />
Zu diesem Zweck werden langsam und schnell NAT2-acetylierende<br />
Mäuse und Ratten mit MPTP bzw.6-OHDA behandelt. Die Untersuchungen<br />
an Ratten stehen nahezu vor dem Abschluss. Die bisher gewonnenen<br />
Daten zeigen keine statistische Signifikanz, jedoch einen<br />
Trend, der für einen Zusammenhang zwischen langsamer Acetylierung<br />
und erhöhtem Zellverlust nach 6-OHDA-Gabe spricht. Die Untersuchungen<br />
sollen jetzt an Mäusen mit langsamer und schneller<br />
NAT2-Acetylierung fortgesetzt werden.<br />
PD Dr. H. Weiher, Abteilung Biochemie und Molekularbiologie, Institut<br />
für Diabetesforschung, München, und Prof. D. Swandulla, Institut<br />
für Physiologie II, Universität Bonn, erhielten für das Forschungsvorhaben<br />
„Vererbte Hyperekplexie: Studium der Pathogenese<br />
menschlicher Glycinrezeptorkomplexe in transgenen Mäusen“<br />
Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Bei der vererbten Hyperekplexie, auch geläufig unter der Bezeichnung<br />
stiff baby syndrome oder Startle-Syndrom, handelt es sich um
217<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
eine seltene, monogen verursachte neuromotorische Erkrankung.<br />
Die Patienten leiden unter Bewegungsstörungen, Krämpfen und einer<br />
ausgeprägten Neigung zu Muskelspasmen, das EMG-Muster<br />
weist deutliche Veränderungen auf. Ausgelöst wird die Krankheit<br />
durch Mutationen in einem sogenannten Neurotransmitter-Rezeptor,<br />
einem wichtigen Vermittler bei der synaptischen Signalübertragung.<br />
Solche Rezeptoren befinden sich unter anderem jenseits des synaptischen<br />
Spalts auf der Oberfläche von Nervenzellen: Eine elektrisch<br />
erregte Nervenzelle schüttet über ihre Synapse ihren Botenstoff in<br />
den synaptischen Spalt, dieser wird von den Rezeptoren auf der gegenüberliegenden<br />
Zelle gebunden, und je nachdem, ob es sich um<br />
einen inhibitorischen oder einen excitatorischen Rezeptor handelt,<br />
werden in dieser Zelle gewisse Veränderungen ausgelöst. Ist dieser<br />
Signalübertragungsweg unterbrochen oder in seiner Wirksamkeit<br />
verringert, kann der Impuls zwangsläufig nicht oder nicht mehr so effizient<br />
weitergeleitet werden. Im Falle der Hyperekplexie ist die Inhibition<br />
von Motoneuronen gestört, hierfür kann beispielsweise der<br />
inhibitorische Glycerinrezeptor verantwortlich sein. Durch die permanente<br />
Erregung verharrt die Muskelzelle im kontrahierten Zustand,<br />
dies erklärt die in solchen Fällen beobachteten Spasmen.<br />
Es existiert ein Mausmodell mit einem mutierten Glycinrezeptor-<br />
Gen, das ähnliche Symptome aufweist wie die Hyperekplexie und<br />
man hat bei Familien, in denen diese Krankheit vorkommt, ebenfalls<br />
entsprechende Mutationen nachweisen können. Allerdings gibt es<br />
beim Menschen offenbar verschiedene Arten von Mutationen mit<br />
verschiedenem Erbgang. Der Glycinrezeptor besteht aus fünf Untereinheiten<br />
(drei �1-Untereinheiten und zwei �-Untereinheiten), durch<br />
die Bindung seines Liganden bildet er einen Chloridionenkanal. Bei<br />
Mäusen sind Mutationen in beiden Untereinheiten beschrieben, die<br />
sich jeweils in neuromotorischen Störungen niederschlagen, welche,<br />
ähnlich wie die Hyperekplexie denen einer Strychninvergiftung<br />
ähneln, in seltenen Fällen fehlt der Rezeptor ganz. Zudem sind Fälle<br />
von rezessivem und autosomal dominantem Erbgang bekannt.<br />
Im Rahmen des Forschungsvorhabens hat die Untersuchung eines<br />
transgenen Mausstammes, der ein menschliches Hyperekplexie-Gen<br />
trägt, bisher ergeben, dass die Expression dieses Transgens einen typischen<br />
Phänotyp auslöst, dass dieser Phänotyp in vielem dem Hyperekplexie-Krankheitsbild<br />
ähnlich ist, und dass der erzeugte Glyzinrezeptor-Defekt<br />
sei in den Mäusen auch die Aktivität des GABA-<br />
Rezeptors in Mitleidenschaft zieht. Während die ersten beiden Beobachtungen<br />
die Eignung des gewählten Modells bestätigen, bringt<br />
letztere einen neuen Aspekt in die weitere Forschung; es deutet sich<br />
nämlich an, dass an diesem Modell wichtige neue Erkenntnisse über<br />
Rezeptorwechselwirkungen in vivo gewonnen werden können, die<br />
letztlich auch zur Behandlung von anderen neuronalen Erkrankungen<br />
nützlich sein könnten. Hier anknüpfend soll in Zukunft die<br />
Funktion des Glyzinrezeptors sowie dessen Wechselwirkung mit anderen<br />
Rezeptorsystemen elektrophysiologisch und pharmakologisch
CMS<br />
Myoklonus-<br />
Dystonie<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 218<br />
an immortalisierten Zellen aus den transgenen Tieren untersucht<br />
werden. Weiterhin soll geklärt werden, inwieweit sich der menschliche<br />
Rezeptordefekt durch Einführung eines „gesunden“ menschlichen<br />
Transgens in Mäusen kompensieren lässt. Dies wäre Voraussetzung<br />
für erfolgversprechende Gentherapie-Ansätze zur Behandlung<br />
dieser Erkrankung beim Menschen.<br />
PD Dr. H. Lochmüller und Dr. A. Abicht, Genzentrum, Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München, wurden für das Projekt „Gestörte Erregungsübertragung<br />
an der neuromuskulären Synapse: Genetische<br />
und funktionelle Charakterisierung kongenitaler myasthener Syndrome<br />
(CMS)“ Fördermittel bewilligt.<br />
Die kongenitalen myasthenen Syndrome (CMS) sind eine heterogene<br />
Gruppe angeborener, genetisch bedingter Muskelkrankheiten.<br />
Die Symptome sind sehr unterschiedlich: Das Spektrum reicht von<br />
geringfügig erhöhter Ermüdbarkeit bis zu einer Schwächung der<br />
Atemmuskulatur, die zum Tod führen kann. Ursache sind Defekte an<br />
den Nerv-Muskel-Endplatten, den Synapsen, die Nervensignale von<br />
den Nervenzellen auf die Muskeln übertragen. Diese Defekte werden<br />
ihrerseits durch Mutationen in Genen verursacht, deren Proteinprodukte<br />
an der beschriebenen Signalübertragung mitwirken. Betroffen<br />
sind verschiedene Gene, und in diesen wiederum liegen unterschiedliche<br />
Mutationen vor. Dr. Abicht und Dr. Lochmüller haben<br />
in Familien mit CMS bereits mehrere Mutationen identifiziert, die<br />
mit der Krankheit in Verbindung stehen.<br />
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, die bereits identifizierten Mutationen<br />
genauer zu untersuchen und weitere genetische Defekte zu<br />
finden und zu analysieren, die zu Störungen der Signalübertragung<br />
an der Nerv-Muskel-Endplatte und damit zum CMS führen.<br />
Zunächst sollen alle Patienten mit humangenetischen und molekularbiologischen<br />
Methoden auf Mutationen in den bereits bekannten,<br />
CMS verursachenden Genen untersucht werden. Darüber hinaus<br />
sollen weitere, bisher unbekannte Gene identifiziert werden, deren<br />
Mutationen ebenfalls CMS hervorrufen können. Die Analyse soll<br />
sich dabei auf Gene konzentrieren, deren Proteinprodukte ihre Aufgaben<br />
bekanntermaßen in der Nerv-Muskel-Endplatte erfüllen und<br />
die demnach als Krankheitsursache in Frage kommen. An den so gefundenen,<br />
veränderten Genen sollen durch gentechnische und zellbiologische<br />
Charakterisierung Aufschlüsse über die Funktionsstörungen<br />
gewonnen werden. Weiterhin soll mit molekularbiologischen<br />
Methoden untersucht werden, wie die Aktivität der fraglichen<br />
Gene reguliert wird.<br />
Für „Klinische und molekulargenetische Untersuchungen zur Myoklonus-Dystonie“<br />
erhielten Dr. Ch. Klein, Prof. P. Vieregge und B.<br />
Kis, Klinik für Neurologie, sowie PD Dr. Ch. Zühlke, Institut für Humangenetik,<br />
Medizinische Universität Lübeck, eine Sachbeihilfe.
219<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Bei der Myoklonus-Dystonie handelt es sich um eine erbliche Bewegungsstörung,<br />
die typischerweise in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter<br />
beginnt. Die Betroffenen leiden unter unwillkürlichen<br />
Muskelzuckungen und dystonen Bewegungsmustern. Der Verlauf<br />
der Krankheit ist nicht progredient, die Symptome bessern sich<br />
unter Alkoholeinfluss. Neben den motorischen Störungen ist bei den<br />
Patienten und anderen Familienangehörigen offenbar auch eine gewisse<br />
Tendenz zu psychiatrischen Auffälligkeiten festzustellen. Der<br />
Erbgang ist autosomal dominant, in seltenen Fällen tritt die Krankheit<br />
auch spontan auf.<br />
Erst seit kurzem liegen Kopplungsstudien an Familien mit dieser Erkrankung<br />
vor, und ein Bereich auf Chromosom 11q23 erscheint in<br />
diesem Zusammenhang vielversprechend. Als Kandidatengen in<br />
dieser Region kommt das Gen für den D2-Dopaminrezeptor DRD2 in<br />
Frage. Dieser Rezeptor ist in den für die Bewegungskontrolle wichtigen<br />
Hirnkernen, den Basalganglien, hoch exprimiert. Die Gabe von<br />
Antagonisten für diesen Rezeptor kann Dystonien hervorrufen, und<br />
man weiß, dass bei einigen Dystonieformen der Dopaminstoffwechsel<br />
beeinträchtigt ist. Eine von Dr. Klein an einer großen Familie mit<br />
acht erkrankten Personen durchgeführte Sequenzanalyse ergab,<br />
dass alle Betroffenen heterozygot für eine Missense-Mutation in einer<br />
hochkonservierten Region des Rezeptors waren. Durch diese<br />
Veränderung enthält das fertige Rezeptor-Protein an Position 154 ein<br />
Isoleucin anstelle eines Valins; bei den gesunden Familienmitgliedern<br />
und anderen Kontrollpersonen ist dies nicht der Fall. Die Auswirkungen<br />
der geänderten Aminosäuresequenz auf die Funktionsfähigkeit<br />
des Rezeptors ist bereits Gegenstand verschiedener Untersuchungen<br />
und soll in diesem Projekt weiterverfolgt werden.<br />
In anderen Familien ist diese Mutation nicht zu beobachten. Die Untersuchungen<br />
einer amerikanischen Arbeitsgruppe unter Beteiligung<br />
von Dr. Klein haben bei Kopplungsanalysen jedoch eine weitere<br />
verdächtige Genregion auf Chromosom 7 im Bereich q21–q31<br />
ausgemacht. In diesem Bereich befindet sich das Gen für den im<br />
Rahmen der Signaltransduktion wichtigen metabotropen Glutamatrezeptor,<br />
der selbst jedoch bei den bisher untersuchten Familien intakt<br />
zu sein scheint.<br />
Seit Projektbeginn gelang es der Lübecker Arbeitsgruppe, die erwähnte<br />
Genregion auf Chromosom 7 mit Hilfe der molekulargenetischen<br />
Untersuchung von acht weiteren Familien näher einzugrenzen<br />
und die ursprünglich beschriebene Ausdehnung zu halbieren. Eine<br />
Kopplung zu Chromosom 7 wurde auch in einer weiteren neuen Familie,<br />
die in Kooperation mit einer Amsterdamer Arbeitsgruppe bearbeitet<br />
wurde, bestätigt. Um die weitere Feinkartierung des Genortes<br />
voranzutreiben, müssen zunächst weitere Familien identifiziert<br />
werden. Dies findet zur Zeit in Zusammenarbeit mit Prof. Kostic aus<br />
Belgrad statt. Es konnten bereits 13 neue Familien mit Myoklonus-<br />
Dystonie klinisch untersucht und in die molekulargenetischen Untersuchungen<br />
eingeschlossen werden.
Spinozerebelläre<br />
Ataxien<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 220<br />
Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />
Klein, Christine, et al.: A major locus for myoclonus dystonia maps<br />
to chromosome 7q in eight families. – In: Am. J. Hum. Genet. 67.<br />
<strong>2000</strong>. S. 1314-1319.<br />
Für die „Charakterisierung induzierbarer transgener Mäuse für die<br />
spinozerebelläre Ataxie Typ 3“ erhielt Prof. O. Rieß, Abteilung für<br />
Medizinische Genetik der Universität Rostock, Fördermittel.<br />
Eine ständig wachsende Anzahl erblicher neurodegenerativer Erkrankungen<br />
wird durch die Expansion eines CAG-Trinukleotidrepeats<br />
in der kodierenden Region von bestimmten Genen hervorgerufen.<br />
Diese CAG-Einheiten werden im Protein in eine Polyglutaminkette<br />
überschrieben, so dass man diese Erkrankungsgruppe auch Polyglutaminerkrankungen<br />
nennt. Die normale Funktion der meisten<br />
betroffenen Gene, sowie der pathogene Prozess, der dem selektiven<br />
Nervenzelltod zugrunde liegt, sind bisher nicht bekannt. Fest steht<br />
jedoch, dass es bei den Patienten zu einer Aggregation der normalerweise<br />
zytoplasmatisch vorliegenden betroffenen Proteine in den<br />
Zellkernen neuronaler Zellen kommt (nukleäre Einschlusskörperchen).<br />
Zu den Polyglutaminerkrankungen gehört die spinozerebelläre Ataxie<br />
Typ 3 (SCA3). Die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt,<br />
d. h. 50 Prozent der Nachkommen von Patienten werden wiederum<br />
erkranken. Klinisch ist die SCA3 durch eine fortschreitende Gangunsicherheit,<br />
Sprach- und Schluckstörungen, Augenbewegungensstörungen<br />
und zahlreiche weitere neurologische Symptome gekennzeichnet.<br />
Die Erkrankung manifestiert sich meist zwischen dem 30.<br />
und 40. Lebensjahr, verläuft progredient und führt schließlich zum<br />
Tode der Patienten. Eine Heilung bzw. Medikamente zur Verlangsamung<br />
des Krankheitsprozesses gibt es bisher nicht. Um die Pathogenese<br />
der SCA3 besser analysieren zu können, und um potentielle<br />
Therapien in Zukunft anhand eines Tiermodells testen zu können<br />
(natürliche Tiermodelle für diese Erkrankung gibt es nicht), werden<br />
im Rahmen des Projektes transgene Tiere für SCA3 generiert und<br />
charakterisiert.<br />
Transgene Tiere werden generiert, indem man in das Gen (cDNA-<br />
Konstrukt) 15 CAGs (normal, Kontrolltiere) bzw. 77 CAG-Einheiten<br />
(stark expandiertes Allel eines betroffenen Patienten) einbaut und in<br />
die befruchtete Eizelle von Mäusen injiziert. Die Arbeitsgruppe von<br />
Prof. Rieß will ein von Prof. Bujard (Heidelberg) entwickeltes System<br />
nutzen, das sogenannte Tetrazyklin-induzierbare Expressionssystem<br />
(Tet-Off), mit dessen Hilfe das Ablesen des transgenen Konstruktes<br />
(Expression) in den Tieren reguliert werden kann. Damit dieser<br />
Technik lässt sich die Genexpression des Transgens ein- bzw. abschalten,<br />
was bei konventionellen transgenen Tieren nicht möglich<br />
ist. Speziell soll das Verhältnis zwischen der Bildung neuronaler nukleärer<br />
Einschlusskörperchen und der Entwicklung des Phänotyps<br />
untersucht werden. Interessant ist dabei die Fragestellung, ob sich
221<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
die klinische Symptomatik bei den Tieren wieder zurück entwickeln<br />
kann, und ob sich die pathologisch nachweisbaren Einschlusskörperchen<br />
in den Zellkernen ebenfalls zurückbilden. Da das Transgen in<br />
verschiedenen Entwicklungsstadien und für unterschiedlich lange<br />
Zeiträume an- bzw. abgeschaltet werden kann, ist dieses Tiermodell<br />
potentiell richtungsweisend für die Entwicklung von Therapiestrategien.<br />
Speziell für die SCA3 können damit Hinweise auf den Beginn<br />
einer möglichen Therapie bei Risikopersonen bzw. Patienten (vor<br />
Ausbruch der Symptome, unmittelbar beim Auftreten erster Symptome<br />
oder auch im späteren Krankheitsverlauf) gewonnen werden,<br />
was relevant sein wird, sobald erste geeignete Therapeutika zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Die Identifizierung und Klonierung von Kandidaten-Genen für neurodegenerative<br />
Erkrankungen ist das Ziel eines mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong><br />
unterstützten Forschungsvorhabens von PD Dr. C. Zühlke, Institut<br />
für Humangenetik, Medizinische Universität Lübeck.<br />
In den letzten Jahren ist für mehr als 200 monogen vererbte Erkrankungen<br />
mit Beteiligung des Nervensystems die Ursache geklärt worden.<br />
Zunächst wurden systematisch genetische Daten von Familien<br />
mit zahlreichen Betroffenen gesammelt. Mit Hilfe von DNA-Polymorphismen<br />
wurde das kleinste Chromosomenfragment bestimmt,<br />
das von dem betroffenen Vorfahren an alle erkrankten Nachkommen<br />
weitergegeben wurde, jedoch bei keinem der gesunden Sprösslinge<br />
nachweisbar ist. Anschließend wurde durch Sequenz- bzw. Mutationsanalysen<br />
der ursächliche genetische Defekt identifiziert. Pathogenetisch<br />
wirken sich die gefundenen Veränderungen zum einen in<br />
Störungen des Zellstoffwechsels aus. Diese können mit einer Akkumulation<br />
von Proteinen einhergehen, die zur Neurodegeneration<br />
und damit zu Krankheiten wie Morbus Alzheimer oder Parkinson<br />
führen. In dieses Spektrum gehören auch die Prion- und Polyglutamin-Erkrankungen.<br />
Veränderungen in der Zellkommunikation sind<br />
dagegen eher auf Funktionsstörungen in Ionenkanälen zurückzuführen.<br />
Beispiele hierfür sind die episodisch auftretenden Epilepsien,<br />
Migräne oder Dystonien.<br />
Die mit Polyglutmanin-Aggregaten in Verbindung gebrachten Mutationen<br />
betreffen Gene, die auf verschiedenen Chromosomen lokalisiert<br />
sind. Der Erbgang dieser Erkrankungen kann autosomal-dominant,<br />
rezessiv oder X-chromosomal verlaufen, gemeinsam ist ihnen<br />
allen die Art der Mutation: Es handelt sich um eine sogenannte<br />
Expansionsmutation, bei der normalerweise stabile repetitive DNA-<br />
Abschnitte – DNA-Segmente, die aus sich wiederholenden Basentripletts<br />
bestehen – nicht mehr in gleichbleibender Zahl von einer Generation<br />
auf die nächste vererbt, sondern um ein Vielfaches verlängert<br />
werden. Die solchermaßen verlängerten (‘expandierten’) Triplettsequenzen<br />
sind bei der Replikation der Zellen instabil, können<br />
jedoch in Geweben unter Umständen über relativ lange Zeiträume<br />
hinweg stabil vorliegen.<br />
Neurodegenerative<br />
Erkrankungen
Um Kandidatengene ausfindig zu machen, die weiteren neurogenerativen<br />
Krankheiten zugrunde liegen könnten, kann man den umgekehrten<br />
Weg gehen, indem man cDNA-Banken mit Hilfe eines repetitiven<br />
Oligonukleotids auf das Vorhandensein der fraglichen Sequenzen<br />
durchsucht und die entsprechenden Gene isoliert. Dies<br />
wurde in der Arbeitsgruppe von Dr. Zühlke bereits begonnen. Bei einem<br />
der analysierten Gene handelt es sich um einen Transkriptionsfaktor,<br />
der als Kandidatengen für die spinocerebelläre Ataxie Typ 4<br />
(SCA 4) diskutiert werden kann. Mutationen in Transkriptionsfaktoren<br />
können für neurodegenerative Erkrankungen verantwortlich<br />
sein, wie für den Androgenrezeptor gezeigt wurde, der infolge einer<br />
Repeat-Expansion die spinale und bulbäre Muskelatrophie (Kennedy<br />
Disease) verursachen kann.<br />
In der Lübecker Arbeitsgruppe wurde das Kandidatengen isoliert<br />
und in seinem Aufbau und seiner Expression charakterisiert. Bei dem<br />
Gen handelt es sich um einen Transkriptionsfaktor, der auch in den<br />
Genomen von Maus und Schwein codiert ist (Hebinck et al. <strong>2000</strong>).<br />
Entwicklungsspezifische Genprodukte hierfür ließen sich ausschließlich<br />
im menschlichen Gehirn nachweisen, in anderen Geweben hingegen<br />
nicht (Dalski et al. <strong>2000</strong>).<br />
Des weiteren werden Analysen zur Repeat-Stabilität durchgeführt<br />
(Hellenbroich et al. <strong>2001</strong>), und in Familien mit bisher nicht beschriebenen<br />
neurologischen Erkrankungen wurde intensiv nach neuen<br />
Mutationsorten im Erbgut der betroffenen Personen gesucht. Hierbei<br />
gelang die Identifizierung und Beschreibung der ersten familiären<br />
Fälle mit Repeat-Expansionen im TATA-bindenden Protein (Zühlke<br />
et al. <strong>2001</strong>), einem universellen Transkriptionsfaktor.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 222<br />
Hebinck, A., et al.: Assignment of transcription factor NFAT5 to<br />
human chromosome 16q22.1, murine chromosome 8D and porcine<br />
chromosome 6pl.4 and comparison of the polyglutamine domains.<br />
– In: Cytogenetics and Cell Genetics. 90. <strong>2000</strong>. S. 68–70.<br />
Dalski, Andreas, et al.: Quantitative PCR analysis of different splice<br />
forms of NFAT5 revealed specific gene expression in fetal and<br />
adult brain. – In: Molecular Brain Research. 38. <strong>2000</strong>. S. 125–127.<br />
Hellenbroich, York, et al.: Limited somatic mosaicism for Friedreichs’<br />
ataxia GAA triplet repeat expansions identifies by small<br />
pool PCR in blood leukocytes. – In: Acta Neurol Scand. 103. <strong>2001</strong>.<br />
S. 188–192.<br />
Zühlke, Christine, et al.: Different types of repeat expansion in the<br />
TATA-binding protein gene are associated with a new form of inherited<br />
ataxia. – In: European Journal of Human Genetics. 9. <strong>2001</strong>.<br />
S. 160–164.
223<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Prof. S. Schneuwly, Institut für Zoologie, Universität Regensburg,<br />
wurde eine Sachbeihilfe für ein Projekt zum Thema „Molekulare und<br />
funktionelle Analyse von Glutathion/Thioredoxin-Reductasen in Drosophila<br />
melanogaster: Ein Modellsystem zur Analyse genetischer Ursachen<br />
neurodegenerativer Erkrankungen“ bewilligt.<br />
Oxidativer Stress durch Zunahme von freien Radikalen führt bei vielen<br />
Zellen zum Zelltod (Apoptose). Man kennt zahlreiche neurodegenerative<br />
Erkrankungen, die durch einen fortschreitenden Funktionsverlust<br />
bestimmter Areale des Nervensystems zu einem allmählichen<br />
geistigen Verfall der Betroffenen führen. Auch bei einer Reihe<br />
anderer Krankheiten des Nervensystems (unter anderem bei<br />
Amyotropher Lateralsklerose [ALS], der Parkinsonschen und der<br />
Alzheimerschen Erkrankung) vermutet man einen Zusammenhang<br />
mit dem bei vielen Patienten beobachteten Auftreten erhöhter Mengen<br />
an freien Radikalen. Die Ursache für die Zunahme freier Radikale<br />
ist eine Störung im sogenannten Redox-Haushalt der Zelle mit<br />
vermehrter Synthese der Sauerstoffradikale oder verminderter Bildung<br />
von Antioxidanzien.<br />
Gesunde Zellen haben verschiedene Möglichkeiten, ihren Redox-<br />
Haushalt zu kontrollieren. Zwei wichtige Moleküle in diesem komplexen<br />
System sind das antioxidativ wirkende Peptid Glutathion, das<br />
durch die Glutathion-Reductase regeneriert werden kann, und das<br />
ebenfalls antioxidativ wirkende Protein Thioredoxin, das durch Thioredoxin-Reductase<br />
regeneriert wird. Glutathion spielt eine wichtige<br />
Rolle für das Überleben von Neuronen. Für seine Beteiligung an<br />
mehreren neurodegenerativen Erkrankungen – ALS, Parkinson, Alzheimer<br />
– gibt es wichtige Hinweise. Thioredoxin hemmt die<br />
Apoptose und wirkt im Gehirn neuroprotektiv.<br />
Ein Weg, die Rolle einzelner molekularer Komponenten eines zellulären<br />
Systems zu klären, ist die Etablierung eines transgenen Tiermodells,<br />
in dem die einzelnen Elemente variiert und so in ihrer Funktion<br />
aufgeklärt werden können. Als Tiermodell kann Drosophila melanogaster<br />
verwendet werden. Die Fertigstellung der Genomsequenzierung<br />
im Jahre <strong>2000</strong> und die Charakterisierung von Mutanten<br />
eröffnen nun vielfältige Möglichkeiten zur Analyse der Gene, die am<br />
Redox-System beteiligt sind. Dabei konnten im Rahmen dieses Projektes<br />
bereits sehr interessante Ergebnisse erzielt werden. Die<br />
Durchsicht des Drosophila-Genoms hat ergeben, dass insgesamt<br />
zwei Thioredoxin-Reductasen (eine cytoplasmatische und eine mitochondriale<br />
Variante) existieren, jedoch keine typische Glutathion-<br />
Reductase, obwohl auch im Insektensystem Glutathion eine wichtige<br />
Rolle spielt. Die biochemische Funktion der cytoplasmatischen<br />
Thioredoxin-Reductase wurde in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe<br />
von Prof. K. Becker in Gießen untersucht. Dabei wurde entdeckt,<br />
dass das Thioredoxin-System für die Reduktion von oxidiertem<br />
Glutathion sorgt. Ein genetischer Defekt in diesem System führt<br />
bereits während der Entwicklung der Fliegen zum Absterben. Interessant<br />
ist dabei auch ein bisher unbekanntes Gen, welches in direk-<br />
Neurodegenerative<br />
Erkrankungen<br />
Tiermodell
Taubheit<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 224<br />
ter Nachbarschaft des Thioredoxin-Reductase-Gens liegt. Dieses<br />
Gen scheint ebenfalls am Redox-Haushalt der Zelle beteiligt zu sein,<br />
führt doch eine Mutation im entsprechenden Gen zur Degeneration<br />
des zentralen Nervensystems. Interessanterweise spielt dieses Genprodukt<br />
auch bei der zellulären Bekämpfung des oxidativen Stresses<br />
eine wichtige Rolle. Weitere Untersuchungen, auch der verwandten<br />
Gene beim Menschen sollen in diesem Projekt fortgeführt werden.<br />
Die „Untersuchung der Ursachen einer sensorineuralen, nicht syndromischen<br />
Taubheit infolge defekter Connexin-26- und Connexin-<br />
30-Proteine“ ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens von Dr. T.<br />
Ott, Dr. B. Teubner und Prof. K. Willeke, Institut für Genetik, Universität<br />
Bonn.<br />
Bei ein bis zwei von tausend Neugeborenen besteht eine angeborene<br />
Taubheit. Die Hälfte dieser Fälle von angeborener Taubheit ist auf<br />
pränatale Infektionen zurückzuführen, durch die das Hörorgan geschädigt<br />
wird, die andere Hälfte ist genetisch bedingt. Die genetisch<br />
bedingten Fälle von angeborener Taubheit sind zur Hälfte verursacht<br />
durch eine andere Krankheit (Syndrom), bei den übrigen handelt<br />
es sich um eine sogenannte nicht-syndromische Taubheit.<br />
Im Zusammenhang mit nicht-syndromischer Taubheit sind durch<br />
Kopplungsanalysen inzwischen 70 Genorte nachgewiesen worden,<br />
in denen Mutationen vorkommen können. Weitere 400 Genloci des<br />
Menschen sind beschrieben, deren syndromischer Phänotyp Taubheit<br />
mit einschließt. Der Erbgang ist meistens autosomal-rezessiv<br />
(DFNB-Loci), seltener autosomal-dominant (DFNA-Loci) und nur in<br />
wenigen Fällen X-chromosomal.<br />
Im Rahmen des Projektes sollten Mutationen in zwei Genen untersucht<br />
werden, die bei Menschen zu nicht-syndromischer Taubheit<br />
führen. Diese Mutationen wurden in Genen für Connexin-26<br />
(DFNA3/DFNB1) und Connexin-30 (DFNA3) nachgewiesen. Aus der<br />
Familie der Connexinproteine kennt man in Mäusen bisher 17 Mitglieder,<br />
14 davon wurden im Labor von Prof. Willecke identifiziert<br />
und kloniert. Dabei handelt es sich um Transmembranproteine mit<br />
vier membrandurchspannenden Abschnitten. Diese bilden die strukturellen<br />
Untereinheiten sogenannter Gap-Junction-Kanäle, durch<br />
die eine direkte Verbindung zwischen benachbarten Zellen hergestellt<br />
wird, über die Ionen, Zucker und Signalbotenstoffe ausgetauscht<br />
werden können. Derartige Kanäle sind unter anderem wichtig<br />
für den Ionenaustausch bei Sinneszellen.<br />
Die im Labor von Prof. Willecke untersuchten Connexine 26 und 30<br />
werden unter anderem im Innenohr exprimiert. Daher liegt es nahe,<br />
die Auswirkungen von Mutationen dieser Gene auf den Gap-Junction-vermittelten<br />
Ionenhaushalt in Zellen des Innenohrs zu studieren.<br />
In der laufenden Förderphase wurden kodierende Sequenzen aus<br />
Blutproben tauber Patienten, die für defekte Connexin-26-Gene ko-
225<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
dieren, in Kulturzellen transfiziert. Es wurde gezeigt, dass sich Mutationen<br />
des Cx26-Gens sowohl auf die Stabilität des Proteins als auch<br />
auf die Kanalleitfähigkeiten auswirken können (Manuskript in Vorbereitung).<br />
Außerdem wurden im Berichtszeitraum sogenannte konditionale<br />
Knock-Out-Mäuse für das Connexin-26-Gen und Knock-Out Mäuse<br />
für das Connexin-30-Gen erzeugt. Beide Mausmutanten sind taub<br />
bzw. schwerhörig und können daher für die entsprechenden humanen<br />
Taubheiten als Tiermodell eingesetzt werden, an denen die phänotypischen<br />
Auswirkungen von Defekten in diesen Connexingenen<br />
auf die Physiologie des Innenohres untersucht werden können (zwei<br />
Manuskripte in Vorbereitung).<br />
Für die Positionsklonierung eines Kandidatengens für Tief-Mittelton-<br />
Schwerhörigkeit wurden Dr. J. Kunz, Zentrum für Humangenetik,<br />
Universität Marburg, Fördermittel bewilligt.<br />
Hörstörungen zählen zu den häufigsten angeborenen Sinnesdefekten<br />
des Menschen. Sie haben tiefgreifende Auswirkungen auf die<br />
Kommunikationsfähigkeit und damit das gesamte Leben der Betroffenen,<br />
insbesondere wenn sie zu einer Störung des Spracherwerbs<br />
führen. Ein erheblicher Teil der Defekte hat genetische Ursachen. Es<br />
wurden zahlreiche Mutationen beschrieben, die mit Hörstörungen<br />
verbunden sind. Das klinische Bild kann dabei je nach dem betroffenen<br />
Gen unterschiedlich ausfallen.<br />
Dr. Kunz arbeitet seit längerer Zeit mit einer Familie, in der eine seltene<br />
Form der Schwerhörigkeit für tiefe und mittlere Frequenzen<br />
auftritt. Betroffen sind Personen aus drei Generationen. Der zugrunde<br />
liegende Gendefekt konnte von Dr. Kunz in einer als<br />
DFNA14 bezeichneten Region auf dem Chromosom 4 lokalisiert werden.<br />
Vor kurzem wurde die Feinstruktur der fraglichen Chromosomenregion<br />
im Rahmen des Human-Genomprojekts aufgeklärt. Dort befinden<br />
sich insgesamt 38 Gene, viele davon mit bisher unbekannter<br />
Funktion. Unter 35 dieser Gene (die drei übrigen haben bekannte<br />
Funktionen und kommen als Ursache der Schwerhörigkeit nicht infrage)<br />
möchte Dr. Kunz nun dasjenige identifizieren, dessen Defekt<br />
die Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit verursacht, und es insbesondere<br />
im Hinblick auf seine Funktion genauer charakterisieren. Dazu sollen<br />
die betreffenden Gene in der DNA der Patienten mit gentechnischen<br />
Methoden untersucht werden, und es soll festgestellt werden,<br />
ob sie im Vergleich zu den entsprechenden Genen bei Gesunden<br />
verändert sind. Zu diesem Zweck sollen molekularbiologische Reagenzien<br />
(„Sonden“) verwendet werden, die aufgrund der Informationen<br />
aus dem Human-Genomprojekt hergestellt wurden. Zunächst<br />
will Dr. Kunz sich dabei insbesondere auf drei Gene konzentrieren,<br />
die bekanntermaßen während der Embryonalentwicklung im Innenohr<br />
ausgeprägt werden. Sollte sich herausstellen, dass keines dieser<br />
Gene bei den Patienten verändert ist, sollen die Untersuchungen auf<br />
Tief-Mittelton-<br />
Schwerhörigkeit
Connexinassoziierte<br />
Hörstörungen<br />
Townes-<br />
Brocks-<br />
Syndrom<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 226<br />
die anderen Gene der Chromosomenregion ausgedehnt werden.<br />
Parallel dazu soll mit molekularbiologischen und cytologischen Methoden<br />
an Mäusen untersucht werden, in welchen Geweben die<br />
Gene jeweils ausgeprägt werden und ob sich aus der Lokalisation ihrer<br />
Produkte ein Hinweis auf ihre Funktion und die Beteiligung an<br />
der Schwerhörigkeit ableiten lässt.<br />
„Connexin-assoziierte Hörstörungen – molekulare Pathogenese und<br />
Funktionsaufklärung der Pathomechanismen“ ist das Thema eines<br />
mit Mitteln der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens<br />
von Prof. H.-A. Kolb, Institut für Biophysik, Universität Hannover,<br />
Prof. A. Ernst, HNO-Klinikum Berlin, und Dr. H. Bürger, Institut<br />
für Humangenetik, Humboldt-Universität Berlin.<br />
Schwerhörigkeit im Kindesalter führt zu sozialer Isolation und verzögerter<br />
Entwicklung. Nichtsyndromale (d. h. nicht mit einem umfassenden<br />
Krankheitsbild gekoppelte) Hörstörungen haben in vielen<br />
Fällen genetische Ursachen. Man kennt eine ganze Reihe von Genveränderungen,<br />
die mit diesen Störungen in Verbindung stehen. Betroffen<br />
ist insbesondere ein Gen namens GJB2, das den Bauplan für<br />
Connexin darstellt, ein Protein, das Verbindungen zwischen Zellen<br />
herstellt und in den so genannten Stützzellen des Gehörorgans für<br />
die Reizweiterleitung eine große Rolle spielt. Die häufigste Mutation<br />
von GJB2 trägt die Bezeichnung 35delG. Wie sie sich im Einzelnen<br />
auf die Funktion des Connexins auswirkt, ist jedoch bisher nicht bekannt.<br />
Ebenso wenig weiß man, ob unterschiedliche Mutationen von<br />
GJB2 auch mit Unterschieden in der Ausprägung der Hörstörung assoziiert<br />
sind.<br />
Die Funktionsstörungen des Connexins bei verschiedenen Mutationen<br />
von GJB2 sollen daher genauer untersucht werden. Dabei soll<br />
zunächst bei 183 Patienten mit Hörstörungen eine genaue DNA-<br />
Analyse des Gens GJB2 mit molekularbiologischen Methoden durchgeführt<br />
werden. Aus den Daten soll dann jeweils die genaue chemische<br />
Struktur des Connexins abgeleitet werden.<br />
Im zweiten Teil des Projekts sollen mit gentechnischen Methoden interessant<br />
erscheinende DNA-Veränderungen im DNA-Molekül vorgenommen<br />
und an der so konstruierten DNA die zugehörige mRNA<br />
hergestellt werden, aus der dann in isolierten Eizellen des Frosches<br />
Xenopus laevis das zugehörige Protein gebildet werden kann. An<br />
diesen Zellen soll anschließend mit biophysikalischen und zellbiologischen<br />
Verfahren die elektrische Reizleitung untersucht werden.<br />
Insbesondere geht es um die Frage, ob durch ein verändertes Connexin<br />
die Weiterleitung elektrischer Reize von Zelle zu Zelle verändert<br />
wird. Außerdem soll geklärt werden, ob das veränderte Connexin<br />
auch Anomalien bei Regulationsvorgängen im Zellinneren hervorruft.<br />
„Die Isolierung und Analyse von Protein-Interaktionspartnern von<br />
SALL1 und Untersuchungen zu ihrer Bedeutung hinsichtlich der Pathogenese<br />
des Townes-Brocks-Syndroms“ sind Gegenstand eines
227<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Vorhabens von Dr. J. Kohlhase und<br />
PD Dr. S. K. Bohlander, Institut für Humangenetik, Universität Göttingen.<br />
Beim Townes-Brocks-Syndrom handelt es sich um ein autosomal dominant<br />
vererbtes Fehlbildungssyndrom, das durch Fehlbildungen von<br />
Anus, Extremitäten, Ohren und Nieren gekennzeichnet ist, weitere<br />
Auffälligkeiten umfassen geistige Retardierung, Herzfehler, Hirnnervenlähmungen<br />
und Nierenversagen. Die Symptomatik variiert innerhalb<br />
einer Familie, beziehungsweise zwischen verschiedenen Familien<br />
sehr stark. Aus Analysen an zwei betroffenen Familien hat man<br />
den Genlocus bei 16q12.1 festmachen können. Die Göttinger Arbeitsgruppe<br />
konnte zeigen, dass Mutationen im Gen SALL1 an der Entwicklung<br />
des Townes-Brocks-Syndroms ursächlich beteiligt sind.<br />
SALL1 kodiert für einen sogenannten Transkriptionsfaktor, ein Protein,<br />
das an gewisse Erkennungssequenzen seines Zielgens bindet<br />
und so dessen Expression positiv oder negativ beeinflusst, wobei allein<br />
die Bindung an die DNA noch nicht hinreicht, die Funktion zu<br />
regulieren. Hierzu bedarf es einer Wechselwirkung des Transkriptionsfaktors<br />
mit anderen Proteinen der Transkriptionsmaschinerie<br />
und weiteren Kofaktoren. Im Falle des Genprodukts von SALL1 handelt<br />
es sich um einen Zinkfinger-Transkriptionsfaktor, der eng mit<br />
dem vom Drosophila-Gen spalt kodierten Protein verwandt ist. Die<br />
bekannten Mutationen in SALL1 führen mit („frameshift mutation“)<br />
oder ohne Verschiebung des Leserasters („nonsense mutation“) immer<br />
zu einem vorzeitigen Translationsstop; in beiden Fällen kommt<br />
wahrscheinlich kein funktionstüchtiges Protein zustande. Auf welche<br />
Weise die verminderte Menge an funktionellem SALL1-Protein<br />
zum Erkrankungsbild führt, ist bislang unklar. Überdies war bislang<br />
nur bei etwa einem Viertel der untersuchten Patienten mit vermutetem<br />
Townes-Brocks-Syndrom eine Mutation in SALL1 nachzuweisen,<br />
wobei Patienten mit „klassischem“ Krankheitsbild zu etwa 60<br />
Prozent eine Mutation aufweisen.<br />
Damit erhebt sich die Frage, ob in den Fällen ohne SALL1-Mutation<br />
Mutationen in den zu erwartenden Interaktionspartnern von SALL1<br />
für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sein könnten. Im<br />
Rahmen des geförderten Projekts sollen solche Interaktionspartner<br />
gesucht und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Entstehung des<br />
Townes-Brocks-Syndroms charakterisiert werden. Bislang konnten<br />
einige interessante Ergebnisse erzielt werden. So konnte nachgewiesen<br />
werden, dass SALL1 tatsächlich die Expression von Genen beeinflusst:<br />
das Protein entfaltet an Promotoren eine reprimierende Wirkung.<br />
Der TBS-Phänotyp scheint also dadurch verursacht zu werden,<br />
dass – bedingt durch den Ausfall eines SALL1-Allels – bestimmte bislang<br />
unbekannte Gene stärker exprimiert werden. Darüber hinaus<br />
konnte die intrazelluläre Lokalisation von SALL1 bestimmt werden.<br />
Mittels Fluoreszenzmikroskopie ließ sich das Protein an pericentromerischem<br />
Heterochromatin nachweisen, also in einem chromosomalen<br />
Bereich, dem bis vor kurzem niemand eine entwicklungsge-
Wiskott-<br />
Aldrich-<br />
Syndrom<br />
Autoimmunerkrankungen<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 228<br />
netische Bedeutung zugeschrieben hat. Die genauere Charakterisierung<br />
von drei bislang identifizierten Protein-Interaktionspartnern<br />
von SALL1 dauert an.<br />
Das „Wiskott-Aldrich-Syndrom-Protein – Molekulare Analyse und<br />
funktionelle Implikationen für die zelluläre Migration“ ist Gegenstand<br />
eines Forschungsprojekts von Dr. Ch. Klein, Sektion Experimentelle<br />
Hämatologie/Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover.<br />
Beim Wiskott-Aldrich-Syndrom handelt es sich um einen X-chromosomal<br />
vererbten monogenetischen Immundefekt. Die Betroffenen<br />
leiden unter extrem häufigen Infektionen und aufgrund einer verringerten<br />
Anzahl an Blutplättchen an häufigen Blutungen. Überdies besteht<br />
bei ihnen die Tendenz zur Entwicklung von Ekzemen und malignen<br />
Lymphomen.<br />
Vor einigen Jahren wurde das für die Krankheit verantwortliche<br />
Genprodukt WASP (Wiskott-Aldrich-Syndrom-Protein) identifiziert,<br />
es bildete bei seiner Entdeckung den ersten Vertreter einer neuen<br />
Proteinklasse, deren Mitglieder Struktur und Dynamik des Aktinfilament-Netzwerks<br />
in der Zelle steuern. WASP wird in allen Zellen des<br />
Blutbildungssystems exprimiert und spielt eine wichtige Rolle in der<br />
T-Zell-Rezeptor-vermittelten Signaltransduktion. WASP verfügt über<br />
viele funktionale Domänen, über die es mit einer Reihe von signalübertragenden<br />
Proteinen und Strukturproteinen wechselwirkt. Wie<br />
diese Wechselwirkungen im einzelnen verlaufen und welche Rolle<br />
WASP im Zusammenhang mit der Struktur des Aktinfilament-Netzwerks<br />
spielt, soll in der Arbeitsgruppe von Dr. Klein untersucht werden.<br />
Die bisher vorliegenden Erkenntnisse stützen sich größtenteils<br />
auf Untersuchungen in vitro, beziehungsweise auf Röntgenstrukturanalysen,<br />
und es scheint angebracht, das Verhalten dieses Proteins<br />
in vivo zu untersuchen.<br />
Als Modellsystem dienen hierbei WASP-defiziente Mäuse, die ebenso<br />
wie die betroffenen Patienten einen Immundefekt aufweisen. Vorläufige<br />
Ergebnisse zeigen, dass bei diesen Tieren nicht nur T-Zellen,<br />
sondern auch dendritische Zellen spezifische Auffälligkeiten zeigen.<br />
So kann eine eingeschränkte Migration auf Chemotaxis-Reize beobachtet<br />
werden. Darüber hinaus ist auch das „Homing“ von Langerhans<br />
Zellen der Haut in drainierende Lymphknoten gestört.<br />
Mit Hilfe retroviraler Konstrukte, die verschiedene Mutationen im<br />
WASP-Gen aufweisen, soll in weiteren Untersuchungen die Bedeutung<br />
einzelner WASP-Domänen für diese Effekte sowie für die<br />
Krankheitsentstehung analysiert werden.<br />
Die „Bedeutung der differentiellen Expression von HLA-DR-Molekülen<br />
beim Schutz vor Autoimmunerkrankungen“ ist das Thema<br />
eines mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong> unterstützten Projekts von Dr. B. Müller<br />
und Dr. M. Janitz, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Berlin.<br />
Die rheumatoide Arthritis (RA) gehört zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen:<br />
Das Immunsystem, das eigentlich dem Schutz vor
229<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Fremdsubstanzen dient, greift fälschlich körpereigene Strukturen<br />
und Moleküle an. Entscheidend beteiligt an dieser Reaktion sind die<br />
sog. Haupthistokompatibilitätsantigene (MHC), die beim Menschen<br />
auch als HLA bezeichnet werden; diese Proteine spielen für die Regulation<br />
des Immunsystems eine entscheidende Rolle. Die Gene,<br />
welche die HLA-Proteine codieren, kommen in der Bevölkerung in<br />
unterschiedlichen Formen (Allelen) vor. Manche dieser Allele sind<br />
besonders häufig mit der RA assoziiert, während andere (sog. protektive<br />
Allele) unterdurchschnittlich häufig in Verbindung mit der<br />
Krankheit vorkommen. Wie Dr. Müller und Dr. Janitz bereits nachweisen<br />
konnten, werden bestimmte krankheitsassoziierte und protektive<br />
Allele in bestimmten Zellen des Immunsystems unterschiedlich<br />
stark exprimiert („differentielle Expression“), d. h. die zugehörigen<br />
Proteine liegen in diesen Zellen in unterschiedlichen Mengen<br />
vor; diese Unterschiede könnten für die Entstehung der Krankheit<br />
bzw. für den Schutz davor von Bedeutung sein.<br />
In dem Forschungsprojekt wurde die Expression der HLA-Gene der<br />
Klasse II auf den Blutzellen gesunder Spender quantitativ bestimmt<br />
und miteinander verglichen. Die Spender gehörten zwei verschiedenen<br />
Gruppen an und trugen entweder besonders häufig mit der RA<br />
assoziierte oder neutrale/protektive HLA-Allele. Außerdem wurden<br />
die Spender so gewählt, dass sie neben den sehr polymorphen<br />
krankheitsassoziierten bzw. protektiven Allelen die gleichen nichtpolymorphen<br />
HLA-Gene exprimierten. Entgegen der Erwartung beruhten<br />
die beobachteten Unterschiede in der Gesamtexpression der<br />
verschiedenen HLA-Gene nicht auf der differentiellen Expression<br />
der krankheits-assoziierten bzw. protektiven Allele, sondern auf einer<br />
unterschiedlichen Expression der gekoppelt vererbten nicht-polymorphen<br />
HLA-Gene. Von dieser unterschiedlichen Gesamtexpression<br />
nehmen Dr. Müller und Dr. Janitz an, dass sie das Immunsystem<br />
grundlegend beeinflusst und bei der Assoziation zwischen HLA-Allelen<br />
und der Entstehung von Autoimmunerkrankungen eine maßgebliche<br />
Rolle spielt.<br />
Die unterschiedliche Expression der auf der Proteinebene nicht-polymorphen<br />
Gene beruht zum einen wahrscheinlich auf einem Polymorphismus<br />
der gekoppelten Promotoren und zum anderen auf einer<br />
Splicevariante. Eine solche Splicevariante ist bereits beschrieben<br />
worden und führt dazu, dass transkribierte Genabschnitte nicht in<br />
Protein translatiert werden. Dr. Müller und Dr. Janitz haben Hinweise<br />
darauf, dass die protektiven Gene gehäuft mit dieser Splicevariante<br />
für das nichtpolymorphe HLA-Gen vererbt werden.<br />
Prof. T. Möröy, Institut für Zellbiologie – IFZ, Universitätsklinikum<br />
Essen, wurden für das Projekt „Genetische Prädisposition und Modifikation<br />
der Autoimmunerkrankung Systemischer Lupus erythematodes“<br />
Fördermittel bewilligt.<br />
Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine schwere Erkrankung,<br />
die mit einer Reihe verschiedener Organschäden einher-<br />
Systemischer<br />
Lupus<br />
erythematodes
Masern<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 230<br />
geht. Insbesondere kommt es häufig zum terminalen Nierenversagen.<br />
Es handelt sich um eine Autoimmunkrankheit: Das Immunsystem<br />
greift fälschlicherweise körpereigene Strukturen an, beim SLE<br />
insbesondere Strukturen der Zellkerne einschließlich der DNA. Der<br />
Entstehungsmechanismus ist nicht im Einzelnen geklärt. Bekannt ist<br />
aber, dass die Betroffenen häufig anormal geringe Mengen an DNase 1<br />
aufweisen, eines Enzyms, das nicht mehr benötigte DNA (insbesondere<br />
solche aus abgestorbenen Zellen, aber auch aus eingedrungenen<br />
Bakterien und Viren) im Organismus abbaut. Außerdem geht<br />
man aufgrund der vorliegenden Befunde allgemein davon aus, dass<br />
bestimmte genetische Faktoren für die Krankheit disponieren,<br />
während andere genetische Faktoren über Schweregrad und Verlauf<br />
bestimmen. Darüber hinaus wurde wiederholt die Vermutung<br />
geäußert, dass Bakterieninfektionen ebenfalls zum Ausbruch der<br />
Krankheit beitragen könnten.<br />
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, über diese genetischen Faktoren<br />
genauere Aufschlüsse zu gewinnen. Prof. Möröy stehen verschiedene<br />
gentechnisch veränderte Mausstämme zur Verfügung, in<br />
denen jeweils ein in Frage kommendes Gen verändert ist. Er hat<br />
selbst einen Mausstamm hergestellt, der DNase 1 in zu geringer<br />
Menge produziert. Mäuse aus diesem Stamm bekommen schon in<br />
sehr geringem Alter eine dem SLE vergleichbare Krankheit. In diese<br />
Tiere sollen mit genetischen Methoden neue Kombinationen weiterer<br />
Faktoren eingebracht und jeweils untersucht werden, wie sich<br />
die genetischen Veränderungen auf die Immunantwort und die Entstehung<br />
der Krankheit auswirken.<br />
Ein Forschungsprojekt zum Thema „A Transgenic Mouse Model for<br />
the Analysis of Measles virus-induced Immune Supression“ von Prof.<br />
V. ter Meulen und Prof. S. G. Siddell, Institut für Virologie und Immunologie<br />
der Universität Würzburg, wurde von der <strong>Stiftung</strong> im Berichtszeitraum<br />
gefördert.<br />
An den akuten Masern sterben noch immer über eine Million Menschen<br />
weltweit. Für den klinischen Verlauf der akuten Masern ist die<br />
virusinduzierte Immunsuppression von großer Bedeutung, da sie für<br />
die hohe Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate bei dieser Infektion<br />
verantwortlich ist. Die Mechanismen, die dieser Immunsuppression<br />
zugrunde liegen, sind jedoch nach wie vor unbekannt, da für eine exakte<br />
Analyse ein geeignetes Tiermodell fehlt. Da Mäuse nicht für<br />
eine Infektion mit dem Masernvirus empfänglich sind, ist beabsichtigt,<br />
die für die Immunsuppression verantwortlichen Masern-Virus-<br />
Hüllproteine (das Hämagglutinin- und das Fusionsprotein (H und F))<br />
in einem transgenen Mausmodell gewebespezifisch und regulierbar<br />
zu exprimieren. Dazu wurden die Gene für H und F so verändert,<br />
dass sie mit Hilfe gentechnischer Methoden in die Eizellen von Mäusen<br />
überführt werden können. Die Expression dieser beiden Virusproteine<br />
wird durch ein regulatorisches Protein gesteuert, welches<br />
selbst durch die Gabe eines Antibiotikums induziert wird. Im Berichtszeitraum<br />
gelang es Prof. ter Meulen und Prof. Siddell, dieses
231<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Genkonstrukt in die Eizellen von Mäusen zu überführen und ein<br />
transgenes Männchen zu erhalten. Dieses Tier wurde mit mehreren<br />
Weibchen verpaart und die Nachkommen auf die Präsenz des Genkonstruktes<br />
überprüft. Aus diesen Nachkommen werden z. Zt. mehrere<br />
Mauslinien gezüchtet, die unterschiedliche Kopienzahlen des<br />
Genkonstruktes in ihrer Keimbahn haben und sich bezüglich der<br />
Expressionsstärke und Regulierbarkeit der Virusproteine unterscheiden.<br />
Diese Mäuse werden mit Mäusen gekreuzt, die das regulatorische<br />
Protein in den T-Zellen exprimieren. Mit Hilfe dieses Mausmodells<br />
soll mit zellbiologischen und immunologischen Methoden untersucht<br />
werden, welche Wirkung die Proteine H und F auf das Immunsystem<br />
der transgenen Tiere haben.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> bewilligte Dr. M. Ristow, Deutsches Institut<br />
für Ernährungsforschung, Freie Universität Berlin, Fördermittel<br />
für das Projekt „Dominant-negative Inaktivierung eines Regulators<br />
des nicht-oxidativen Glukosestoffwechsels im transgenen Tiermodell“.<br />
Der Diabetes mellitus Typ II gehört zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten,<br />
seine Symptomatik beruht nicht wie beim Diabetes<br />
mellitus Typ I auf einem Mangel an Insulin, sondern die Erhöhung<br />
des Blutzuckers ist in diesem Falle auf eine mangelnde Verwertung<br />
der anfallenden Glucose und eine bislang nicht hinreichend geklärte<br />
verminderte Wirksamkeit des Insulins zurückzuführen, die genetische<br />
Basis dieser Störung ist bislang ungeklärt.<br />
Die Verwertung aufgenommener Glukose im Organismus erfolgt<br />
über eine Reihe von enzymatischen Abbaureaktionen, der geschwindigkeitsbestimmende<br />
Schritt ist in nahezu allen Geweben des Menschen<br />
das Enzym Phosphofructo-1-kinase (PFK1). Eine Ausnahme<br />
machen die �-Zellen der Bauchspeicheldrüse, hier wirkt ein weiteres<br />
Enzym, die Glukokinase, ebenfalls geschwindigkeitsbestimmend.<br />
Mutationen, die zu einem Funktionsverlust der Glukokinase führen,<br />
sind mit einer autosomal-dominanten Form von Jugenddiabetes assoziiert.<br />
Man hat daher angenommen, dass auch Mutationen im<br />
PFK1-Gen, die zu einem Funktionsverlust des Enzyms führen, mit einer<br />
Form von Diabetes in Zusammenhang stehen könnten.<br />
PFK1 katalysiert in der Glykolyse die Umwandlung von Fruktose-6-<br />
Phosphat zu Fruktose-1,6-diphosphat. Ist der Energieverbrauch der<br />
Zelle gering, das heißt, sind die ATP-Reserven in der Zelle hoch, so<br />
hemmt dies die Aktivität der PFK1 und damit den weiteren Glukoseabbau.<br />
Mit sinkender ATP-Konzentration wird die PFK1 erneut aktiviert.<br />
Dieser Mechanismus führt zu einer regelmäßigen Oszillation<br />
der ATP-Synthese. In den �-Zellen der Bauchspeicheldrüse ist die<br />
Synthese von ATP direkt an die Synthese des blutzuckersenkenden<br />
Insulins gekoppelt. Bei gesunden Personen wird Insulin etwa alle 12<br />
Minuten in synchronisierten Pulsen ausgeschüttet.<br />
Die PFK1 liegt beim Menschen in drei Isoformen vor, die auf verschiedenen<br />
Chromosomen kodiert sind (als Muskel-[M-], Leber-[L-]<br />
Diabetes
Tangier-<br />
Krankheit<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 232<br />
und Plättchen-[P-]Subtyp), das aktive Enzym ist ein Dimer aus zwei<br />
Monomeren desselben Subtyps oder zweier unterschiedlicher Subtypen.<br />
Man weiß, dass bei einer angeborenen Form von Glykogenspeicherkrankheit<br />
– der Tarui-Krankheit – der Muskelsubtyp der PFK1 in<br />
seiner Funktion gestört ist, und in einer Untersuchung an einer Familie<br />
von Tarui-Patienten konnte Dr. Ristow zeigen, dass bei den betroffenen<br />
Patienten die Insulinsekretion vermindert, beziehungsweise<br />
die Insulinoszillation gestört ist, dieses Krankheitsbild deckt<br />
sich mit dem des Diabetes mellitus Typ II. Damit kommt PFK1 als<br />
Kandidat für eine ursächliche Beteiligung an der Entstehung dieser<br />
Krankheit in Frage.<br />
Dr. Ristow möchte die genaue Physiologie des Glukosestoffwechsels<br />
und der Insulinsekretion bei gestörter PFK1-Funktion an einem<br />
transgenen Tiermodell für den Muskelsubtyp von Phosphofructokinase-1<br />
untersuchen, um daraus Aufschluss über die molekularen<br />
Ursachen für die Symptomatik des Diabetes mellitus Typ II zu gewinnen.<br />
Die molekulare Ursache und Pathogenese der Tangier-Krankheit ist<br />
Gegenstand eines durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Forschungsvorhabens<br />
von Dr. S. Rust und Prof. G. Assmann, Institut für Arterioskleroseforschung<br />
an der Universität Münster.<br />
Unter den Lipoproteinen haben die beiden Typen LDL und HDL unterschiedliche<br />
Auswirkungen auf die Entstehung einer Arteriosklerose.<br />
Ein hoher LDL-Spiegel im Blut ist mit einem erhöhten Risiko<br />
für Arteriosklerose und Herzinfarkt verbunden; HDL dagegen<br />
scheint vor diesen Krankheiten zu schützen. Ein niedriger HDL-<br />
Spiegel ist der wichtigste Einzelparameter für eine Voraussage über<br />
das Erkrankungsrisiko. Eine genetisch bedingte, durch einen stark<br />
erniedrigten HDL-Spiegel gekennzeichnete Krankheit ist die Tangier-Krankheit.<br />
Im Rahmen des durch die <strong>Stiftung</strong> geförderten Projektes<br />
haben Dr. Rust und Prof. Assmann in den letzten zwei Jahren<br />
die molekulare Ursache der Tangier-Krankheit untersucht. Nach der<br />
chromosomalen Lokalisation der Krankheit auf Chromosom 9q31<br />
durch Untersuchung der vererbten chromosomalen Segmente in einer<br />
grossen Tangier-Familie wurden anschliessend bei der Kandidatengensequenzierung<br />
zahlreiche Defekte im ABCA1-Gen als die ursächlichen<br />
genetischen Defekte bei Tangierpatienten identifiziert.<br />
ABCA1 ist ein Mitglied der „ATP-binding cassette“-Proteinfamilie,<br />
die zahlreiche ATP-abhängige membranständige Transporter und<br />
Ionenkanäle enthält. Wahrscheinlich ist ABCA1 ebenfalls ein Transporter,<br />
dem eine wichtige Rolle beim Cholesterin-Efflux zukommt.<br />
Viele Merkmale der Tangiererkrankung, darunter auch lipidbeladene<br />
orange Tonsillen und die koronare Herzkrankheit (KHK), werden<br />
nur in einem Teil der Tangierfamilien beobachtet. Die bei einem<br />
ABCA1-Defekt stets beobachtete HDL-Defizienz muss deshalb separat<br />
vom Arterioskleroserisiko betrachtet werden und die Basis beider<br />
Effekte könnte sogar verschiedenen Zelltypen zugeordnet sein (z. B.
233<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Makrophagen, glatte Muskelzellen etc.). Die Effekte der ABCA1-Expression<br />
in bestimmten Zelltypen auf den Organismus sollen durch<br />
zwei einander ergänzende Strategien geklärt werden: Das ABCA1-<br />
Gen soll durch Einbau einer STOP-Kassette ausgeschaltet werden,<br />
welche dann durch Kreuzung mit einer Maus, die die Cre-Rekombinase<br />
in spezifischen Geweben exprimiert, wieder entfernt werden<br />
kann. Dadurch wird das ABCA1-Gen nur im entsprechenden Zelltyp<br />
aktiv, bleibt in allen anderen Geweben dagegen inaktiv. Ausserdem<br />
soll das ABCA1-Gen durch sogenannte loxP-Elemente so modifiziert<br />
werden, dass man es durch Cre-Expression in spezifischen Geweben<br />
ausschalten kann, wobei ABCA1 in allen anderen Geweben aktiv<br />
bleibt. Zahlreiche Mäuse mit gewebespezifischer Cre-Rekombinase<br />
sind bekannt; für dieses Projekt interessant ist die spezifische Cre-<br />
Expression u. a. in Makrophagen, glatten Muskelzellen, Schwann-<br />
Zellen und Dünndarmzellen. Die Klärung der Frage, welche Zellen<br />
für die Arteriosklerose entscheidend sind, könnte die Basis sein zur<br />
Entwicklung einer „zell“genauen Therapie mit zelltypselektiver Erhöhung<br />
der ABCA1-Expression, die zugleich eine in anderen Zellen<br />
u. a. schädliche, überhöhte ABCA1-Expression vermeidet.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
Utech, M., et al.: Accumulation of RhoA, RhoB, RhoG, and Rac1 in<br />
fibroblasts from Tangier disease subjects suggests a regulatory<br />
role of Rho family proteins in cholesterol efflux. – In: Biochem. Biophys.<br />
Commun. 280. <strong>2001</strong>. S. 229–236.<br />
Lorkowski, S., S. Rust et al.: Genomic sequence and structure of<br />
the human ABCG1 (ABC8) gene. – In: Biochem. Biophys. Commun.<br />
280. <strong>2001</strong>. S. 121–131.<br />
Für Analysen zur molekularen Pathogenese der Dilatativen Kardiomyopathie<br />
wurden PD Dr. W. M. Franz, Medizinische Klinik und<br />
Poliklinik I der Universität München, sowie Dr. O. Müller und Prof.<br />
H. A. Katus, Medizinische Klinik II, Medizinische Universität Lübeck,<br />
Fördermittel bewilligt.<br />
Bei der dilatativen Kardiomyopathie (DCM) handelt es sich um eine<br />
Erkrankung des Herzmuskels, durch die es zu einer extremen Erweiterung<br />
der Herzkammern, fortschreitender Herzinsuffizienz und zu<br />
oftmals medikamentös nicht zu behandelnden, lebensbedrohlichen<br />
Herzrhytmusstörungen kommt. Sie ist der häufigste Grund für eine<br />
Herztransplantation. Bei bis zu 35 Prozent aller Erkrankten ergab<br />
sich eine familiäre Häufung, die auf einen genetischen Faktor bei der<br />
DCM hinwies. Biochemische Analysen ergaben, dass bei diesen Patienten<br />
dem Dystrophinprotein ein Teil seiner Aminosäuresequenz<br />
fehlt. Die dadurch bedingte Konformationsänderung des Proteins<br />
scheint dessen Eigenschaften grundlegend zu ändern.<br />
Im Rahmen des Projekts soll eine genaue Analyse von Gewebsproben<br />
aus dem Herzmuskel Aufschluss darüber geben, welche Proteine<br />
des Glycogenkomplexes bei DCM-Patienten in ihrer Expres-<br />
Dilatative<br />
Kardiomyopathie
Molybdäncofaktor<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 234<br />
sion verändert sind. Hierzu wurden Herzmuskelbiopsien von Patienten<br />
mit primärer DCM gesammelt. Um die Anzahl der Gewebsproben<br />
zu erhöhen, wurde eine Kooperation mit Prof. Schaper, Max-<br />
Planck-Institut für Physiologie und Klinische Forschung Bad Nauheim,<br />
eingegangen, sowie eine Verknüpfung mit dem Netzwerk<br />
Herzinsuffizienz/Kardiomyopathie hergestellt. Immunhistologische<br />
Analysen der ersten zehn Patienten mit primärer DCM zeigen keine<br />
wesentliche Veränderung in der Expression der Proteine des Dystrophin-assoziierten-Komplexes.<br />
Um die Auswirkungen der Mutation sowie die Funktionsweise des<br />
Glykoproteinkomplexes zu untersuchen, wird ein transgenes Tiermodell<br />
etabliert, indem die gefundene Mutation herzmuskelspezifisch<br />
überexpremiert wird. Die Klonierungsarbeiten zur Erstellung<br />
der Mikroinjektionsvektoren sind bislang gut vorangegangen, obwohl<br />
sich die Subklonierung der 14,5 kb langen cDNA des humanen<br />
Dystrophingens schwierig gestaltete.<br />
Im Berichtszeitraum wurden Prof. R. R. Mendel, Botanisches Institut,<br />
Biozentrum der TU Braunschweig, zur Molekularen Analyse der erblichen<br />
Molybdäncofaktor-Defizienz beim Menschen Förderungsmittel<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Der Molybdäncofaktor ist eine Verbindung, die in vielen Organismen<br />
vorkommt und für die Aktivität mehrerer Enzyme unentbehrlich<br />
ist. Die Enzymproteine binden den Molybdäncofaktor (Moco) und<br />
werden erst dadurch enzymatisch aktiv. Bei Säugetieren und Menschen<br />
sind drei Enzyme bekannt, die in dieser Weise auf den Molybdäncofaktor<br />
angewiesen sind.<br />
Seit 1978 kennt man einen erblichen Defekt des Molybdäncofaktors<br />
beim Menschen. Die betroffenen Patienten weisen ausgeprägte Gehirnanomalien<br />
und andere Beeinträchtigungen auf; sie sterben meist<br />
kurz nach der Geburt. Als Ursache für den Defekt wurde die Mutation<br />
in einem der Gene vermutet, die die Information für die an der<br />
Synthese des Molybdäncofaktors beteiligten Enzyme enthalten.<br />
Diese Enzyme und ihre Gene waren zu Beginn der Projektförderung<br />
unbekannt.<br />
In der Arbeitsgruppe von Prof. Mendel wurde nach erfolgreicher Isolierung<br />
und Charakterisierung der pflanzlichen Molybdäncofaktor-<br />
Synthesegene die humanen Gene dieses essentiellen Stoffwechselweges<br />
identifiziert und charakterisiert. Grundlage für den interdisziplinären<br />
Ansatz war der Befund, dass die Struktur des Moco in allen<br />
Organismenreichen erhalten geblieben ist und dadurch die an<br />
seiner Synthese beteiligten Enzyme ebenfalls starke Übereinstimmungen<br />
zwischen Bakterien, Pflanzen und Säugetieren aufweisen.<br />
So wird auch beim Menschen der Kofaktor in drei Schritten synthetisiert,<br />
jedoch wurden grundsätzliche Unterschiede in der Organisation<br />
der Gene, ihrer Expression und der Funktion der Proteine in verschiedenen<br />
Stoffwechselprozessen nachgewiesen, was die Anpas-
235<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
sung dieses evolutiv alten Stoffwechselweges an komplexe Stoffwechselvorgänge<br />
im Menschen demonstriert.<br />
Im Berichtszeitraum wurden folgende Publikationen veröffentlicht:<br />
Reiss, J., et al.: A mutation in the gene for the neurotransmitter receptor-clustering<br />
protein gephyrin causes a novel form of molybdenum<br />
cofactor deficiency. – In: Am. J. Hum. Genet. 68. <strong>2001</strong>.<br />
S. 208–213.<br />
Schwarz, G., et al.: The molybdenum cofactor biosynthetic protein<br />
Cnx1 complements molybdate-repaireable mutants, transfers<br />
molybdenum to the metal binding pterin, and is associated with<br />
the cytoskeleton. – In: Plant Cell. 12. <strong>2000</strong>. S. 2455–2472.<br />
Prof. A. E. Kulozik, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, und Dr. G. Neu-<br />
Yilik, Labor für Pädiatrische Molekularbiologie, Charité, Humboldt-<br />
Universität Berlin, erhielten Fördermittel zur Untersuchung der Molekularen<br />
Pathogenese des rezessiven Vererbungsmodus der �-Thalassämie:<br />
Mechanismen des Nonsense-Mediated-mRNA-Decay, der<br />
�-Globulin-mRNA.<br />
Nonsense-Codons sind häufige Ursachen genetischer Erkrankungen,<br />
so auch der beta-Thalassämie, mRNAs mit solchen Codons werden<br />
vom „Nonsense-mediated mRNA Decay“ (NMD) erkannt und<br />
degradiert. Dabei handelt es sich um einen phylogenetisch stark<br />
konservierten Mechanismus, der auf posttranskriptioneller Ebene<br />
zur Qualitätskontrolle der Genexpression beiträgt und verhindert,<br />
dass verkürzte Proteine Schaden in der Zelle anrichten. In einer<br />
früheren Studie konnte Prof. Kulozik zeigen, dass Spleissen der prämRNA<br />
und Protein-Translation für den NMD der beta-Globin mRNA<br />
notwendige Parameter sind. Die durch das Spleissen entstehenden<br />
Exon-Exon-Verbindung dient als Referenzpunkt, um ein Stop-Codon<br />
als Nonsense-Codon zu identifizieren. Prof. Kulozik und Dr. Neu-Yilik<br />
benutzten jetzt erneut das humane beta-Globin-Gen, um die genaue<br />
Rolle von Spleissen und Polyadenylierung im humanen NMD<br />
zu untersuchen. Sie konnten zeigen, dass das Spleissen der PrämRNA<br />
nicht nur notwendig, sondern unverzichtbar ist. Nonsensemutierte<br />
beta-Globin mRNAs, die in einem Zellkultursystem von einem<br />
artifiziell intronlosen Gen exprimiert wurden, sind immun gegen<br />
NMD. Führt man jedoch ein Intron in die 3’ untranslatierte Region<br />
eines solchen Gens in ausreichendem Abstand vom physiologischen<br />
Terminationscodon ein, so wird dieses Terminationscodon als<br />
Nonsensecodon interpretiert und die mRNA degradiert. Dies zeigt<br />
nicht nur, dass Spleissen der mRNA notwendig ist, sondern auch,<br />
dass es auf der beta-Globin mRNA keine weiteren (exonischen) Sequenzen<br />
gibt, die in Abwesenheit von Introns eine nonsense-mutierte<br />
mRNA dem NMD zuführen könnten. Des weiteren konnte gezeigt<br />
werden, dass die räumlichen Erfordernisse für die Funktion des<br />
humanen NMD wesentlich weniger restriktiv sind als in der Hefe, einem<br />
häufig verwendeten Modellorganismus zur Erforschung des<br />
NMD. In der Hefe kann ein Stopcodon nur dann als Nonsense-Codon<br />
Thalassämie
Lysosomen<br />
erkannt werden, wenn es nicht weiter als 200 Basenpaare 5’ von einem<br />
exonischen Sequenzelement liegt, das in Hefen für den NMD<br />
notwendig ist und analog zur humanen Exon-Exon-Verbindung<br />
funktioniert. Es konnte nachgewiesen werden, dass die humane<br />
NMD-Maschinerie auch noch über eine Distanz von mindestens 695<br />
Basenpaaren zwischen dem Nonsense-Codon und der nächsten<br />
Exon-Exon-Verbindung funktioniert. Der Poly(A)-Schwanz reifer<br />
mRNAs unterstützt die Effizienz sowohl des Spleissprozesses als<br />
auch der Translation, beides Prozesse, die für den NMD notwendig<br />
sind. Daher war es möglich, dass er auch eine wichtige Rolle im NMD<br />
spielt. Histon-mRNAs haben anstelle eines Poly(A)-Schwanzes eine<br />
sogenannte „Stem-loop“-Struktur. Schliesslich konnte gezeigt werden,<br />
das nonsense-mutierte humane beta-Globin mRNA, die statt eines<br />
Poly(A)-Schwanzes ein Histon-mRNA 3’ Ende hatte, ebenso vom<br />
NMD erkannt und degradiert wurde wie beta-Globin mRNAs mit einem<br />
Poly(A)-Ende. Die Degradation nonsense-mutierter beta-Globin<br />
mRNAs ist somit abhängig von Spleissen und Translation, nicht jedoch<br />
von der Anwesenheit eines Poly(A)-Schwanzes.<br />
Im Berichtszeitraum wurde veröffentlicht:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 236<br />
Neu-Yilik, Gabriele, et al.: Splicing and 3’ end formation in the definition<br />
of nonsense-mediated decay-competent human �-globin<br />
mRNPs. – In: The EMBO Journal. 20. <strong>2001</strong>. S. 532–540.<br />
Für die „Analyse des pathogenetischen Potentials des ,lysosomal<br />
apyrase like Protein of 70 kDA‘ (LALP70) am LALP70-knock-out-<br />
Mausmodell“ werden PD Dr. H.-P. Elsässer, Institut für klinische Zytobiologie<br />
und Zytopathologie, Universität Marburg, Fördermittel<br />
bewilligt.<br />
Lysosomen sind Zellorganellen, die dazu dienen, bestimmte Stoffe<br />
innerhalb der Zelle abzubauen. Um diesen Zweck erfüllen zu können,<br />
enthalten sie zahlreiche hydrolytische Enzyme. Einige dieser<br />
Hydrolasen kennt man bereits; sie befinden sich im aktiven Zustand<br />
im Lumen der Lysosomen; fallen sie aufgrund genetischer Defekte<br />
aus oder ist ihre Aktivität vermindert, kommt es zu sog. Speicherkrankheiten,<br />
die bereits untersucht und bekannt sind. Je nachdem,<br />
welche Hydrolase mutiert ist, unterscheidet man Mukopolysaccharidosen<br />
wie etwa das Hurler-Syndrom oder verschiedene Fettspeicherkrankheiten<br />
wie beispielsweise die Tay-Sachs-Erkrankung, die<br />
im Allgemeinen eine sehr schlechte Prognose haben und bisher lediglich<br />
palliativ behandelt werden können.<br />
Neben diesen luminalen Hydrolasen befinden sich auch in der Lysosomenmembran<br />
Proteine, die als Enzyme aktiv sind. Von ihnen und<br />
ihrer Funktion weiss man bisher nur wenig. Eines von ihnen konnte<br />
jedoch bereits mit einer Krankheit in Verbindung gebracht werden,<br />
dem sogenannten Danon-Syndrom, das mit Herzmuskel- und Muskelerkrankungen<br />
sowie geistiger Retardierung assoziiert ist.
237<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Ein weiteres aus dieser Reihe der Membranproteine ist von Dr.<br />
Elsässer entdeckt und kloniert worden: das sogenannte „lysosomal<br />
apyrase like protein of 70 kDA“ (LAPL70). Bei der Charakterisierung<br />
dieses Proteins zeigte sich, dass es zur Familie der Apyrasen gehört.<br />
Apyrasen sind in der Lage, Bausteine aus dem Nucleotidstoffwechsel<br />
zu spalten. Es wird vermutet, dass das gefundene Protein eine Rolle<br />
bei der Rückgewinnung von Tri- und/oder Dinukleotiden spielt.<br />
Dieses Enzym soll nun auf seine Funktion und eventuelle Bedeutung<br />
für den Stoffwechsel des Menschen hin untersucht werden. Sein<br />
Ausfall führt wahrscheinlich zu einer Akkumulation von Nukleotiden<br />
in den Lysosomen, deren Folgen, ähnlich wie bei den anderen<br />
bisher erkannten Speicherkrankheiten, für den betroffenen Patienten<br />
dramatisch sein dürften. Ob eine entsprechende Störung des Nukleotidstoffwechsels<br />
vorliegt und wie diese sich auswirken könnte,<br />
soll am Modell einer LALP70-knock-out-Maus untersucht werden.<br />
Das Forschungsvorhaben von Dr. V. Schumacher, Institut für Humangenetik<br />
und Anthropologie, Universität Düsseldorf, zur molekularen<br />
Charakterisierung des WT1-Gens bei der Pathogenese des kongenitalen/infantilen<br />
nephrotischen Syndroms wird von der <strong>Stiftung</strong><br />
gefördert.<br />
Das kongenitale/infantile nephrotische Syndrom ist eine schwere<br />
Nierenerkrankung bei Neugeborenen, die bereits vor dem dritten<br />
Lebensjahr zum Nierenversagen führt. Als Therapie kommen dann<br />
nur noch die Dialyse oder eine Nierentransplantation in Frage. Die<br />
Krankheit betrifft die Glomeruli, und hat in einem Teil der Fälle genetische<br />
Ursachen. In diesen Fällen ist sie häufig mit anderen Krankheiten<br />
verbunden, z. B. mit dem Wilms-Tumor, einer Krebserkrankung<br />
der Nieren.<br />
Das Gen, dessen Defekt die Krankheit verursacht, ist bekannt: Es<br />
trägt die Bezeichnung WT1 und enthält den Bauplan für einen Transkriptionsfaktor,<br />
d. h. für ein Protein, das sich an die DNA heftet und<br />
auf diese Weise die Expression anderer Gene reguliert. Im Gegensatz<br />
zu vielen anderen Transkriptionsfaktoren wird das WT1-Protein<br />
aber nur in ganz bestimmten Zellen produziert, u. a. in Nierenzellen<br />
während der Embryonalentwicklung. Auch einige Gene, die von diesem<br />
Protein gesteuert werden, kennt man bereits.<br />
Aufbauend auf diesen Befunden, möchte Dr. Schumacher genauer<br />
untersuchen, durch welche molekularen Mechanismen das veränderte<br />
WT1-Protein das nephrotische Syndrom erzeugt. Als Untersuchungsmaterial<br />
stehen DNA von Patienten mit Mutationen des WT1-<br />
Gens sowie Nierenzellen und Nierengewebe von diesen Patienten<br />
und gesunden Personen zur Verfügung. Mit molekularbiologischen,<br />
biochemischen und immunologischen Verfahren sollen folgende<br />
Fragen beantwortet werden:<br />
Nephrotisches<br />
Syndrom
Degenerative<br />
Nierenerkrankungen<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 238<br />
– Wie werden die Gene, die das WT1-Protein reguliert, bei Patienten<br />
mit nephrotischem Syndrom exprimiert? Welche Unterschiede<br />
bestehen zu gesunden Personen?<br />
– Werden ausser den bereits bekannten Genen noch weitere durch<br />
das WT1-Protein auf der Ebene der Transkription reguliert, und<br />
um welche Gene handelt es sich? Welche Unterschiede bestehen<br />
zwischen gesunden und erkrankten Personen?<br />
– Sind strukturelle Veränderungen im Nierengewebe beim nephrotischen<br />
Syndrom auf die Veränderungen des WT1-Gens zurückzuführen?<br />
Eine Überexpression bestimmter Gene, die von dem WT1-Protein reguliert<br />
werden, könnte als Ursache für das nephrotische Syndrom in<br />
Frage kommen. Aus diesem Grund wurde die Expression von Pax-2,<br />
Bcl2 und IGF2 in normalem Nierengewebe und Gewebe von fünf erkrankten<br />
Patienten untersucht. Es zeigte sich kein Unterschied zwischen<br />
normalem und erkranktem Gewebe. Somit ist vermutlich eine<br />
Fehlregulation dieser Gene nicht die Ursache des nephrotischen<br />
Syndroms. Weiterhin wurden mit immunhistochemischen Methoden<br />
typische Bestandteile der glomerulären Basalmembran und des Podozytenzytoskeletts<br />
bei gesunden und erkrankten Personen untersucht.<br />
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Proteine<br />
fehlreguliert sind und somit bei erkrankten Personen zu einer Proteinurie<br />
führen können. Die Analyse weiterer WT1-regulierter Gene<br />
und weiterer Bestandteile der glomerulären Filtrationsbarriere sind<br />
geplant.<br />
In einem weiteren Ansatz wird das Expressionsprofil von gesunden<br />
und erkrankten Glomeruli erstellt und verglichen, um möglichst ein<br />
Gesamtbild über alle Unterschiede zu erhalten. Damit sollen alle<br />
Gene identifiziert werden, deren Fehlregulation das nephrotische<br />
Syndrom verursachen könnte. Hierfür wurden Glomeruli mittels Laser<br />
aus gefrorenem Gewebe mikrodissektiert, die RNA isoliert und<br />
amplifiziert und nach der radioaktiven Markierung auf Arrays hybridisiert.<br />
Bis jetzt ist das Expressionsprofil von einem gesunden und einem<br />
erkrankten Gewebe erstellt worden. Um signifikante Aussagen<br />
machen zu können, werden noch drei normale und drei erkrankte<br />
Nieren untersucht. Zusätzlich werden mit demselben Ansatz normale<br />
und erkrankte Podozyten aus Zellkulturen untersucht. Alle Array-Ergebnisse<br />
müssen anschliessend mit immunhistochemischen<br />
Methoden oder mittels Real-time PCR verifiziert werden.<br />
Dr. A. Fuchshuber und PD Dr. F. Hildebrandt, Universitäts-Kinderklinik,<br />
Freiburg, wurde eine Sachbeihilfe für die Identifizierung des<br />
Gens für die autosomal dominante „medullary cystic kidney disease“<br />
Typ 1 (MCKD1) bewilligt.<br />
Bei der autosomal-dominanten Nierenerkrankung „medullary cystic<br />
kidney disease“ Typ 1 (MCKD1) bilden sich im Nierenmark Zysten,<br />
die zu einem rasch fortschreitenden Funktionsverlust der Nieren
239<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
führen, der im Alter von 30 bis 40 Jahren in ein terminales Nierenversagen<br />
mündet. Verlauf und Symptomatik ähneln sehr einer weiteren<br />
degenerativen Nierenerkrankung, der autosomal-rezessiven<br />
familiären juvenilen Nephronophtise (NPH), deren Symptomatik in<br />
jungen Jahren einsetzt und binnen weniger Jahre zu Niereninsuffizienz<br />
und Dialysebedürftigkeit der Patienten führt. Beide Krankheiten<br />
fasst man unter dem Begriff NPH-Komplex zusammen.<br />
Im Falle der juvenilen Nephronophtise vom Typ 1 wurde das verantwortliche<br />
Gen auf Chromosom 2q12 lokalisiert und sequenziert. Das<br />
Genprodukt dieses Gens (NPHP1) ist Nephrocystin, ein bislang unbekanntes<br />
Protein, das an der Signaltransduktion bei Zelladhäsionen<br />
beteiligt zu sein scheint. Segregationsanalysen ergaben, dass zwischen<br />
MCKD1 und NPHP1 keine Kopplung besteht.<br />
Vor kurzem wurde durch eine andere Arbeitsgruppe ein Genort<br />
(MCKD1) für MCKD1 auf Chromosom 1q21 lokalisiert. Dr. Fuchshuber<br />
und Dr. Hildebrandt konnten bei drei grossen von ihnen untersuchten<br />
Familien eine Kopplung von MCKD1 an diesen Genort allerdings<br />
ausschliessen. Diese Krankheit ist offenbar genetisch heterogen.<br />
Ziel des Projekts ist es, zunächst das für MCKD1 verantwortliche<br />
Gen, bzw. andere mit dieser Krankheit assoziierte Gene zu identifizieren<br />
und in ihrer Funktion zu analysieren, um Aufschluss darüber<br />
zu erhalten, welche Prozesse der Pathogenese auf molekularer<br />
Ebene zugrundeliegen.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
Kroiss, S., et al.: Evidence of further genetic heterogeneity in autosomal<br />
dominant medullary cystic kidney disease (ADMCKD). – In:<br />
Nephrol. Dial. Transpl. 15. <strong>2000</strong>. S. 818–821.<br />
Fuchshuber, Arno, et al.: Refinement of the gene locus for autosomal<br />
dominant medullary cystic kidney disease type 1 (MCKD1)<br />
and construction of a physical and partial transcriptional map of<br />
the region. – In: Genomics. 72. <strong>2001</strong>. S. 278–284.<br />
Prof. G. Walz, Abteilung für Nephrologie, Universitätsklinik Freiburg,<br />
erhielt Fördermittel der <strong>Stiftung</strong> für Untersuchungen zur Zellulären<br />
Funktion des PKD2-Genproduktes.<br />
Die autosomal-dominante polycystische Nierenerkrankung ADPKD<br />
(so benannt nach ihrer englischen Bezeichnung autosomal dominant<br />
polycystic kidney disease) gehört mit einer Häufigkeit von 1 zu 1000<br />
zu den häufigsten genetisch bedingten Erkrankungen des Menschen,<br />
weltweit leiden etwa fünf Millionen Menschen an dieser Form<br />
von Nierendegeneration. Die Nieren der Betroffenen sind vergrössert<br />
und weisen zahlreiche Zysten aus undifferenzierten, proliferierenden<br />
Zellen auf. Die mit fortschreitender Krankheit einhergehende<br />
Störung der Nierenfunktion führt in vielen Fällen zu terminalem Nierenversagen.<br />
Polycystische<br />
Nierenerkrankung
Zöliakie<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 240<br />
In den Jahren 1994 bis 1996 konnten zwei Gene kloniert werden, die<br />
bei der Entstehung der Krankheit eine massgebliche Rolle zu spielen<br />
scheinen, denn bei 95 Prozent aller Erkrankten können Mutationen<br />
in einem oder beiden dieser Gene nachgewiesen werden. Die Produkte<br />
der Gene PKD1 und PKD2 sind die beiden Proteine Polycystin 1<br />
und Polycystin 2, die bereits gut charakterisiert sind.<br />
Beide Proteine interagieren sowohl miteinander als auch mit verschiedenen<br />
Proteinkinasen im Zellinneren. Von besonderem Interesse<br />
ist die Polycystin 2-vermittelte Aktivierung von Proteinkinasen,<br />
die in die Wachstumsregulation involviert sind und ihrerseits die Bildung<br />
bzw. Aktivierung des Transkriptionsfaktors AP-1 bewirken.<br />
AP-1 reguliert komplexe zelluläre Prozesse wie Proliferation, Differenzierung<br />
und Apoptose.<br />
Zellen aus Nierenzysten erkrankter Patienten sind verhältnismässig<br />
undifferenziert und haben eine hohe Zellteilungsaktivität. Dies<br />
könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass das Genprodukt<br />
von PKD2 im Krankheitsfalle fehlt, und die Zellen daher<br />
nicht von der Teilungsphase auf die Differenzierung „umschalten“<br />
können. In der Arbeitsgruppe von Prof. Walz wurde bereits gezeigt,<br />
dass die Induktion von PKD2 zur Hemmung der Zellproliferation<br />
führt. Möglicherweise ist diese Funktion des Proteins die Voraussetzung<br />
für die normale tubuläre Differenzierung, die eine Entstehung<br />
von Zysten aus undifferenzierten Zellen verhindert. Dabei kommt<br />
auch eine Aktivierung von Signalkaskaden durch die beiden Genprodukte<br />
von PKD1 und PKD2 gemeinsam in Betracht.<br />
Kürzlich konnte gezeigt werden, dass Polycystin-2 in Verbindung<br />
mit Polycystin-1 in bestimmten Tumorzelllinien (CHO) zur Erhöhung<br />
der Leitfähigkeit für Calcium und andere Kationen führen kann. Polycystin-1<br />
scheint hierbei die Translokation von Polycystin-2 an die<br />
Plasmamembran zu ermöglichen. Im letzten Abschnitt der Förderung<br />
soll nun untersucht werden, welche Mechanismen die Retention von<br />
Polycystin-2 im endoplasmatischen Retikulum bzw. die Translokation<br />
zur Plasmamembran regulieren. Vergleichende Arbeiten mit<br />
dem Protein Nephrocystin, dessen Mutation ebenfalls zu Nierenzysten<br />
führt, haben gezeigt, dass Nephrocystin möglicherweise für die<br />
Translokation von Pyk2 zur Plasmamembran verantwortlich ist. Prof.<br />
Walz geht davon aus, dass zytoplasmatische Proteine die Integration<br />
von Polycystin-2 in die Plasmamembran verhindern. Es sollen nun<br />
diese regulatorischen Proteine isoliert und die entsprechenden Bindungsstellen<br />
in Polycystin-2 identifiziert werden.<br />
Dr. R. Jores, Dipt. Scienze Biomediche e Biotecnologie, Universität<br />
Cagliari, erhielt für die „Molekulare Analyse der T-Zellen in der Gluten-sensitiven<br />
Enteropathie bei Patienten, die homozygot für den<br />
prädisponierenden HLA-DQ2 sind“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />
Die Zöliakie (celiac disease, DC) ist eine krankhafte Überempfindlichkeit<br />
gegen Gluten, einen Bestandteil der meisten Getreideprodukte;<br />
glutenhaltige Ernährung führt bei den Betroffenen zu patho-
241<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
logischen Veränderungen der Darmschleimhaut und damit zu<br />
schweren Durchfällen; die Folge sind Unterernährung und andere<br />
Krankheitserscheinungen, die jedoch bei glutenfreier Ernährung<br />
verschwinden. Die Krankheit lässt sich also durch Ernährungsumstellung<br />
beliebig hervorrufen und wieder beseitigen.<br />
Die Ursache der Zöliakie sind nicht geklärt. Insbesondere die frühen,<br />
nach dem Wechsel zu glutenhaltiger Ernährung sehr schnell einsetzenden<br />
Krankheitsmechanismen wurden bisher kaum untersucht. Es<br />
handelt sich offensichtlich um einen immunologischen Mechanismus,<br />
denn bei den Betroffenen findet man immer wieder ein bestimmte<br />
Form eines Gens namens HLA-DQ2, welches zum Immunsystem<br />
gehört. Da die Zöliakie in Sardinien häufiger vorkommt als in<br />
allen anderen Regionen Europas (auf der Insel ist ca. 1 Prozent der<br />
Bevölkerung betroffen), findet man dort auch homozygote Personen,<br />
d. h. solche mit zwei Exemplaren (väterlich/mütterlich) von HLA-<br />
DQ2 besonders häufig. Dr. Jores möchte die frühen Vorgänge bei<br />
Eintritt der Zöliakie und die Bedeutung von HLA-DQ2 für diesen<br />
Mechanismus genauer untersuchen. Als Versuchsmaterial dient<br />
Darmgewebe, das von homozygoten Patienten nach kurzfristiger<br />
Gabe einer glutenhaltigen Ernährung gewonnen wurde. Mit immunologischen,<br />
zellbiologischen und gentechnischen Methoden sollen folgende<br />
Fragen beantwortet werden:<br />
– Findet man bei den Patienten besondere T-Zellen (Zellen des Immunsystems),<br />
die bekanntermassen an derartigen Krankheitsmechanismen<br />
mitwirken?<br />
– Wie sieht das Spektrum der T-Zellen bei den Patienten insgesamt<br />
aus? Weicht dieses Repertoire von dem gesunder Menschen ab?<br />
– In welchen Mengen werden die entscheidenden Regulationssubstanzen<br />
des Immunsystems (Cytokine) gebildet?<br />
– Bildet das Immunsystem der Betroffenen nach Stimulation anormal<br />
grosse Mengen von T-Zellen und Cytokinen?<br />
– An welchen Stellen des Darmschleimhautgewebes sind die entscheidenden<br />
T-Zellen lokalisiert?<br />
Insgesamt verspricht sich Dr. Jores von den Arbeiten neue Aufschlüsse<br />
über die Entstehung der Zöliakie, die sich später auch auf<br />
nicht homozygote Patienten übertragen lassen und für die Behandlung<br />
der Krankheit von Interesse sein dürften. Darüber hinaus sollen<br />
die Befunde auch allgemein neue, für das Verständnis vieler Krankheiten<br />
wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Immunsystems<br />
liefern.<br />
Die Untersuchung der Pathogenese generalisierter peroxisomaler Erkrankungen<br />
und Analyse der Funktion von peroxisomalen Membranproteinen<br />
durch gezielten Gen-Knockout in Mäusen ist Gegenstand<br />
eines Forschungsprojekts von Dr. G. H. Lüers, Anatomisches<br />
Institut, Universität Bonn.<br />
Zellweger-<br />
Syndrom
Das Zellweger-Syndrom ist eine schwere, angeborene Krankheit, die<br />
mit einer Häufigkeit von 1:50.000 auftritt und bereits in den ersten<br />
Lebensmonaten zum Tod führt. Die betroffenen Säuglinge zeigen<br />
sehr unterschiedliche Symptome, wie allgemeine Schwäche, Leberzirrhose,<br />
kardiovaskuläre Fehlbildungen und charakteristische Deformationen<br />
im Gehirn, letztere beruhen auf einer gestörten Wanderung<br />
der Neuronen während der Hirnentwicklung. Die Ursache für<br />
das Zellweger-Syndrom ist ein Ausfall der Peroxisomen und der in<br />
ihnen lokalisierten Funktionen in allen Körperzellen.<br />
Peroxisomen sind membranumhüllte Zellorganellen, die allen Tieren,<br />
Pflanzen und Einzellern gemeinsam sind. In ihnen finden Teile<br />
des Fettsäurestoffwechsels sowie der Cholesterol- und Gallensäuresynthese<br />
statt. Bei diesen Reaktionen fallen hochreaktive Sauerstoffradikale<br />
als Nebenprodukte an. Diese toxischen Radikale werden<br />
durch das in Peroxisomen vorkommende Enzym Katalase beseitigt.<br />
Der Ausfall der Peroxisomen führt zu einer Akkumulation von<br />
Fettsäuren und Intermediaten des Fettsäurestoffwechsels im Zellinneren.<br />
Während die meisten Enzyme im Lumen der Peroxisomen bereits<br />
charakterisiert wurden, sind von den Proteinen der Hüllmembran<br />
bislang nur wenige identifiziert worden. Einige dieser Membranproteine<br />
gehören zu den sog. „Peroxisomen“ und haben essentielle Bedeutung<br />
für den Transport von Proteinen in die Peroxisomen und für<br />
die Biogenese der Organelle. Ein weiteres, sehr häufig vorkommendes<br />
Membranprotein, PMP70, transportiert vermutlich Fettsäuren in<br />
die peroxisomale Matrix. Einem anderen häufigen Membranprotein,<br />
PMP22, konnte bisher noch keine Funktion zugeordnet werden.<br />
Obwohl einige der beteiligten Gene bei der Entwicklung peroxisomaler<br />
Erkrankungen bereits identifiziert und in ihrer Funktion analysiert<br />
werden konnten, ist die Pathogenese des Zellweger-Syndroms<br />
beim Menschen noch weitgehend ungeklärt. Tiermodelle, bei denen<br />
die Funktion einzelner Gene ausgeschaltet ist, könnten wichtige<br />
Aufschlüsse zur Krankheitsentstehung liefern.<br />
Dr. Lüers möchte Knockout-Mäuse für die am häufigsten vorkommenden<br />
peroxisomalen Membranproteine PMP22 und PMP70 erzeugen.<br />
Nach Inaktivierung der für diese Proteine kodierenden Gene<br />
soll deren Einfluss auf die Pathogenese peroxisomaler Krankheiten<br />
untersucht werden. Diese peroxisomalen Membranproteine sollen<br />
ferner biochemisch und immunologisch charakterisiert werden, um<br />
an Mäusen, denen diese Proteine fehlen, zu klären, ob die für das<br />
Zellweger-Syndrom charakteristischen Hirnveränderungen auftreten.<br />
Schliesslich soll die Rolle der Intermediate des Fettsäurestoffwechsels<br />
bei der Krankheitsentstehung untersucht werden.<br />
Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 242<br />
Lüers, Georg H., et al.: Genomic organization, chromosomal localization<br />
and tissue specific expression of the Pxmp2 gene encoding
243<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
the 22 kDa peroxisomal membrane proteine (Pmp22). – In: Gene.<br />
(Im Druck)<br />
Peroxisomale Biogenese-Erkrankungen sind Gegenstand eines Forschungsprojektes<br />
von PD Dr. G. Dodt und Prof. W.-H. Kunau, Institut<br />
für Physiologische Chemie, Universität Bochum.<br />
Peroxisomen sind Zellorganellen – von einer Membran umgebene<br />
Funktionsuntereinheiten innerhalb des Cytoplasmas. Zu ihren<br />
Hauptaufgaben gehört der Abbau von langkettigen Fettsäuren, die<br />
sogenannte �-Oxidation. Überdies enthalten Peroxisomen bestimmte<br />
Enzyme, die an wichtigen Entgiftungsreaktionen innerhalb der Zelle<br />
beteiligt sind, so sorgen sie beispielsweise vermittels verschiedener<br />
Oxidationsreaktionen dafür, dass hochreaktiver Sauerstoff in für die<br />
Zelle ungefährliche Verbindungen eingebunden wird.<br />
Peroxisomen enthalten – im Unterschied zu anderen Organellen wie<br />
den Mitochondrien – keine eigene DNA und sind daher zu ihrer Biogenese,<br />
das heisst, um wachsen und sich teilen zu können, auf den<br />
Import von Proteinen aus dem Zellplasma angewiesen. Als Importsignal<br />
dient eine spezielle Sequenz aus drei Aminosäuren am carboxyterminalen<br />
Ende eines Proteins.<br />
Ist dieser Importmechanismus gestört, können nicht genügend Peroxisomen<br />
entstehen (die Betroffenen bilden in manchen Fällen noch<br />
leere „Peroxisomenghosts“, die nur aus der umgebenden Membran<br />
bestehen), und dieser Mangel führt zu schweren Erkrankungen wie<br />
dem Zellweger-Syndrom, das oft bereits im Neugeborenenstadium<br />
zum Tode führen kann, der neonatalen Adrenoleukodystrophie<br />
(NALD) oder der infantilen Refsum’schen Erkrankung (IRD), die oft<br />
erst mit dem zweiten Lebensjahrzehnt in Erscheinung tritt und ein<br />
Überleben bis ins Erwachsenenalter möglich macht. Die Betroffenen<br />
weisen ein breites Spektrum an schweren Anomalien von Leber,<br />
Niere und Gehirn auf. Man weiss heute, dass alle drei Krankheiten<br />
unterschiedliche Schweregrade desselben Krankheitsbildes darstellen.<br />
In Hefe hat man im Laufe der vergangenen Jahre dreiundzwanzig<br />
verschiedene Gene identifizieren können, die an der Biogenese von<br />
Peroxisomen beteiligt sind, und diese im Falle eines Defekts massiv<br />
stören können. Durch Homologievergleiche hat man beim Menschen<br />
dreizehn entsprechende Gene (die sogenannten PEX-Gene) identifiziert,<br />
und mit Hilfe von Komplementationsstudien an Fibroblastenkulturen<br />
hat man zeigen können, dass Mutationen in diesen Genen<br />
ebenfalls an einer Störung der Peroxisomen-Biogenese und somit an<br />
der Entstehung der oben genannten Krankheiten beteiligt sind. Besonders<br />
häufig involviert ist das Gen PEX 1, es ist bei 60 Prozent aller<br />
untersuchten Patienten mutiert, wobei nach Untersuchungen von<br />
Prof. Kunau zwei Mutationen mit besonderer Häufigkeit auftreten.<br />
Das Produkt dieses Gens gehört zu den AAA-Proteinen (ATPases associated<br />
with diverse cellular activities), deren Funktion im Detail<br />
bislang weitgehend unbekannt ist.<br />
Peroxisomen
Ehlers-Danlos-<br />
Syndrom<br />
Es war bekannt, dass eine der beiden Mutationen zu einer temperatursensitiven<br />
Variante führt. Es konnte nun gezeigt werden, dass in<br />
Patientenzellen mit dieser PEX 1 Variante die Menge an PEX 1 Protein<br />
auf 5-15 Prozent reduziert ist. Die wahrscheinlich verminderte<br />
Stabilität dieses mutierten PEX 1 kann durch verschiedene Massnahmen,<br />
z. B. durch Erniedrigung der Temperatur, so beeinflusst werden,<br />
dass die PEX 1 Menge auf 20–30 Prozent ansteigt und gleichzeitig<br />
die Funktion der Peroxisomen wiederhergestellt wird. Dies erhöht<br />
die Hoffnung, dass pharmakologische Massnahmen zur Stabilisierung<br />
des mutierten Proteins, erste Ansätze zu einer Therapie darstellen<br />
könnten. Prinzipiell scheint das Vorhandensein einer Restmenge<br />
an funktionsfähigem PEX 1 Protein mit den milderen Erkrankungsformen<br />
NALD und IRD korreliert zu sein, ein vollständiges<br />
Fehlen führt immer zum Zellweger-Syndrom. Ein weiteres wichtiges<br />
Genprodukt scheint das PEX 6 Protein, ein anderes AAA-Protein zu<br />
sein. Es ist bei 16 Prozent aller Patienten mutiert und bildet im Verlauf<br />
der normalen Biogenese ein Heterodimer mit PEX 1. Auch gibt<br />
es Hinweise, dass das PEX 15 Protein mit dem PEX 6 Protein ATP-abhängig<br />
interagiert.<br />
Ziel des Projekts ist es zum einen, die fraglichen Proteine mit Hilfe<br />
immunhistochemischer Methoden innerhalb der Zelle genau zu lokalisieren,<br />
zum anderen, der Funktion der AAA-Proteine PEX 1 und<br />
PEX 6 nachzugehen: Mit welchen Proteinen interagieren sie? Welche<br />
Mutationen machen die Proteine funktionsuntüchtig? Welche<br />
Auswirkungen haben diese Mutationen auf die Peroxisomenbiogenese<br />
im einzelnen? Kann man bei Mutationen, die zu einem instabilen<br />
aber sonst funktionstüchtigen Protein führen, die Stabilität durch<br />
pharmakologische Massnahmen erhöhen?<br />
Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 244<br />
Walter, Claudia, et al.: Disorders of peroxisome biogenesis due to<br />
mutations in PEX1. Phenotypes and PEX1 protein levels. – In:<br />
American Jornal of human Genetics. 69. <strong>2001</strong>. S. 35–48.<br />
Ghenea, Simona, et al.: The cDNA sequence and expression of the<br />
AAA-family peroxin genes pex-1 and pex-6 from the nematode Caenorhabditis<br />
elegans. – In: Zoological Science. 18. <strong>2001</strong>. S. 675–681.<br />
PD Dr. W. Just, Abt. Humangenetik, Universitätsklinikum Ulm, untersucht<br />
Mutationen im Dekorin-Gen und dessen Expression bei Patienten<br />
mit Ehlers-Danlos-Syndrom.<br />
Unter dem Begriff Ehlers-Danlos-Syndrom wird eine heterogene<br />
Gruppe von generalisierten Bindegewebserkrankungen zusammengefasst.<br />
Beschrieben sind derzeit elf Subtypen, die sich in Phänotyp<br />
und Erbgang unterscheiden. Zu den typischen Symptomen gehören<br />
die Überdehnbarkeit und eine abnorme Verletzlichkeit der Haut, sowie<br />
die Überstreckbarkeit von Gelenken, je nach Krankheitstyp auch<br />
weitere orthopädische Symptome, kardiovaskuläre Veränderungen<br />
(Aneurysmen, arterielle Dissektionen) und andere Auffälligkeiten.
245<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Gemeinsam ist diesen Erkrankungen eine Störung im Kollagenstoffwechsel,<br />
die sich morphologisch in einer mangelhaften Vernetzung<br />
der Kollagenfasern äussert. Für einige Formen des Ehlers-Danlos-<br />
Syndrom kennt man inzwischen Mutationen in Genen für Bestandteile<br />
der extrazellulären Matrix – insbesondere in den Genen der Kollagenfamilie.<br />
Das Proteoglykan Dekorin ist an der Vernetzung von Kollagenfasern<br />
massgeblich beteiligt, es regelt deren Umfang und Abstand und reguliert<br />
so die Maschenweite des fibrillären Netzwerks. Das Dekorin-<br />
Gen befindet sich beim Menschen auf dem Chromosom 12 in der Region<br />
12q23.<br />
Information zur Funktion des Dekorins ergaben Knock-out-Experimente<br />
an Mäusen. Bei einem homozygoten Knock-out des Dekorin-<br />
Gens sind bei den Tieren ultrastrukturelle Veränderungen der Haut<br />
zu beobachten, die denen von Ehlers-Danlos-Patienten mit dem<br />
Krankheitstyp I-III extrem ähneln. Bei den Dcn-Knock-out-Mäusen<br />
fehlt Dekorin auch in den Blutgefässen, die daraus resultierende Instabilität<br />
ist bei verschiedenen Formen des Ehlers-Danlos-Syndroms<br />
ebenfalls vorhanden.<br />
Die Arbeitsgruppe von Dr. Just hat durch ihre Zusammenarbeit mit<br />
einer Arbeitsgruppe an der Universitäts-Hautklinik und der Kopfklinik<br />
der Universität Heidelberg Zugang zu einem umfangreichen Patientenkollektiv<br />
von Ehlers-Danlos-Patienten.<br />
In den durchgeführten Untersuchungen konnten bei den Patienten<br />
keine Mutationen in kodierenden Abschnitten des Dekorin-Gens gefunden<br />
werden. Die Dekorin-Expression auf mRNA Ebene war im<br />
Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen deutlich reduziert. Personen<br />
mit Ehlers-Danlos-Syndrom Typ I hatten eine schwächere Dekorin-Expression<br />
als Patienten mit Dissektionen, deren Expressionswerte<br />
denen gesunder Kontrollpersonen ähneln. Die erniedrigte Expression<br />
kann für den Schweregrad der Bindegewebserkrankung<br />
verantwortlich sein. Es wird vermutet, dass die Dekorin-Expression<br />
durch übergeordnete Gene reguliert wird.<br />
„Desmosomale Cadherin-Gene: Klonierung der humanen Desmocolline,<br />
Charakterisierung ihrer genomischen Struktur und Kandidaten-<br />
Gen-Analyse“ ist das Thema eines Forschungsprojekts von Dr. J. A.<br />
Frank, Hautklinik des Universitätsklinikums der RWTH Aachen.<br />
Für die Struktur aller Gewebe sind ordnungsgemässe Verbindungen<br />
zwischen den Zellen von allergrösster Bedeutung. Diese Verbindungen<br />
werden durch eine ganze Reihe von Proteinen hergestellt, unter<br />
anderem auch durch die so genannten Desmocolline, die zur grösseren<br />
Gruppe der Cadherine gehören. Diese drei Proteine (Desmocollin<br />
1, 2 und 3) spielen vor allem im Hautgewebe offenbar eine grosse<br />
Rolle. Über ihre Eigenschaften weiss man bisher wenig; bekannt ist<br />
aber, dass sich das zugehörige Gen in einem kleinen Abschnitt auf<br />
dem Chromosom 18 befindet. In genau derselben Chromosomenre-<br />
Desmocolline
Kraniosynostose<br />
Oxidative<br />
DNA-Schäden<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 246<br />
gion konnte Dr. Frank auch die genetische Ursache für zwei erbliche<br />
Hauterkrankungen (Haarverlust und Verhornungsstörungen) lokalisieren;<br />
es liegt also der Verdacht nahe, dass Mutationen der Desmocollin-Gene<br />
für diese Erkrankungen verantwortlich sind.<br />
Projektziel ist die Isolierung und Analyse der Gene für Desmocollin<br />
1, 2 und 3. Da solche Gene in aller Regel gestückelt sind (d. h. die<br />
DNA enthält Abschnitte, zu denen es im zugehörigen Protein keine<br />
Entsprechung gibt), möchte Dr. Frank Feinstruktur und Basensequenz<br />
der Gene entschlüsseln und dabei insbesondere untersuchen,<br />
welche DNA-Abschnitte tatsächlich zur Codierung der Desmocollin-<br />
Proteine dienen. Mit diesen Arbeiten sollen neben der allgemeinen<br />
Charakterisierung der Gene auch molekularbiologische Reagenzien<br />
gewonnen werden, mit denen sich die Desmocollin-Gene bei Patienten<br />
auf Veränderungen untersuchen lassen.<br />
„Construction of a mouse model of FGFR-associcated craniosynostosis<br />
and analysis of QTLs modifying the phenotype“ ist das Thema eines<br />
durch die <strong>Stiftung</strong> unterstützten Forschungsvorhabens von Prof.<br />
U. Müller, Institut für Humangenetik, Universität Gießen, und Dr. W.<br />
Wurst, MPI für Psychiatrie, München.<br />
Bei der Kraniosynostose kommt es zu einer vorzeitigen Verknöcherung<br />
der Schädelnähte und damit zu einer Deformation des Schädels.<br />
Sie unterliegt einem autosomal dominantem Erbgang. Bisher<br />
wurden fünf Gene identifiziert, die für diese Erkrankung verantwortlich<br />
sind. Am häufigsten sind Mutationen im Gen für den Rezeptor 2<br />
des Fibroblasten-Wachstumsfaktors (FGFR2). Bis auf wenige Ausnahmen<br />
sagt eine bestimmte Mutation allerdings nichts darüber aus,<br />
wie sich diese Mutation auswirkt; ein und dieselbe Mutation kann<br />
vielmehr mit einem breiten Spektrum an klinischen Syndromen einhergehen.<br />
Daher nimmt man an, dass bei der Ausprägung der Mutation<br />
in FGFR2 zusätzliche Gene, sogenannte Modifikationsgene,<br />
eine entscheidende Rolle spielen.<br />
Diese Modifikationsgene sollen in Formen, die mit einer FGFR2-Mutation<br />
verbunden sind, mit Hilfe quantitativer genetischer Methoden<br />
kartiert und isoliert werden. Da allerdings die Anzahl der betroffenen<br />
Personen sehr gering ist, kann man durch Untersuchungen am Menschen<br />
zu keinen statistisch signifikanten Ergebnissen kommen. Aus<br />
diesem Grund sollen entsprechende Mausmodelle für Kraniosynostose<br />
erstellt werden. Erleichtert wird diese Art der Untersuchung dadurch,<br />
dass Maus und Mensch im Bereich der FGFR2-Gene nahezu<br />
homolog sind. In Vorarbeiten wurden bereits im FGFR2-Gen der<br />
Maus Mutationen erzeugt, die denen entsprechen, die man aus Kraniosynostose-Patienten<br />
kennt.<br />
Für Untersuchungen zum molekularen Defekt der Fanconi-Anämie<br />
erhielten Dr. W. Ruppitsch und Prof. M. Schweiger, Institut für Biochemie,<br />
Freie Universität Berlin, Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.
247<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Bei der Fanconi-Anämie handelt es sich um eine ererbte Form von<br />
aplastischer Anämie, einer Krankheit, bei der das Knochenmark<br />
nicht mehr in der Lage ist, die verschiedenen Blutstammzellen<br />
(weisse und rote Blutkörperchen, Blutplättchen) zu produzieren. Der<br />
Verlauf ist durchweg schwer, neben den Blutbildanomalien kommt<br />
es zu Skelettfehlbildungen, Nierenschäden, Pigmentstörungen, Minderwuchs<br />
und geistiger Retardierung, sowie einem stark erhöhten<br />
Krebsrisiko. Die Fanconi-Anämie wird autosomal rezessiv vererbt,<br />
man weiss von sieben potentiell verantwortlichen Genen. Fast alle<br />
Gene sind kloniert, aber über die Funktion der Proteine ist bisher<br />
nichts bekannt.<br />
Hauptmerkmal der Fanconi-Anämie auf zellulärer Ebene ist eine<br />
drastisch erhöhte Chromosomeninstabilität, man hat diese Tatsache<br />
in der Vergangenheit mit gestörten DNA-Reparaturmechanismen zu<br />
erklären versucht. In früheren Arbeiten konnte Prof. Schweiger zeigen,<br />
dass Zellen von Fanconi-Patienten überdies eine extrem erhöhte<br />
Empfindlichkeit gegenüber Sauerstoff und hoch reaktiven Sauerstoffzwischenverbindungen<br />
aufweisen, durch die sich die Chromosomeninstabilität<br />
zusätzlich erhöht. Freier Sauerstoff ist für die Zelle<br />
eine potentielle Gefahrenquelle und muss daher im Rahmen von Oxidationsreaktionen<br />
gebunden werden. Eines der zellulären Enzymsysteme,<br />
die dies bewerkstelligen, ist das Cytochrom-P450-System.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass oxidative DNA-Schäden durch antioxidative<br />
Substanzen vermindert werden können. So liess sich die<br />
Zahl der Chromosomenbrüche durch eine Hemmung des Cyt-P450-<br />
Systems herabsetzen. Dabei war festzustellen, dass in Fanconizellen<br />
auffällig grosse Mengen an 8-Oxoguanin zu finden sind, – der oxidierten<br />
Form einer der vier DNA-Basen. Verantwortlich für die Reparatur<br />
solcher Schäden sind mehrere Enzyme, unter anderem die<br />
Oxoguanin-Glycosilase (OGG), die interessanterweise in der Chromosomenregion<br />
eines der Fanconi-Gene liegt. Dies sehr komplexe<br />
Enzym wurde intensiv analysiert, und in der Tat konnte zumindest in<br />
der entsprechenden Fanconi-Komplementationsgruppe eine Aktivitätsverminderung<br />
nachgewiesen werden.<br />
Projektziel ist, die Ursachen für das Versagen der Blutzell-Bildung zu<br />
verstehen und entsprechende Gegenmassnahmen zu entwickeln.<br />
Die Chromosomeninstabilität lässt sich durch Erhöhung des Redoxpotentials<br />
im Medium erniedrigen. Dithiothreitol oder Mercaptoäthanol<br />
verhindern die spontane Chromosomenbrüchigkeit und unterdrücken<br />
die durch Clastogene wie Mitomycin oder Diepoxybutan induzierten<br />
Chromosomenbrüche. Der bedeutendste Redoxträger in<br />
menschlichen Zellen ist das Thioredoxin. Transfektion von Thioredoxin-cDNA<br />
in Fanconi-Zellen unterdrückt Clastogen-induzierte Chromosomenbrüche<br />
– nicht aber spontane. Es besteht die Vermutung,<br />
dass Thioredoxin sein Redoxpotential nicht ohne weiteres in den Kern<br />
transportieren kann, um dort die spontane Chromosomen-Instabilität<br />
zu unterdrücken. Diese Annahme wird bestätigt durch Experimente<br />
zur Transfektion von Thioredoxin-cDNA, die mit einem artifiziellen
Fanconi-Anämie<br />
Signal für den Kerntransport versehen wurde. In diesem Experiment<br />
werden sowohl induzierte als auch spontane Chromosomen-Brüche<br />
unterdrückt. Es muss jetzt geklärt werden, warum bei Fanconi-Zellen<br />
nicht in ausreichendem Masse Redoxträger in den Kern gelangen.<br />
Die Hoffnung besteht, dass nach Aufklärung dieser Zusammenhänge<br />
eine Therapie gegen die fatale Fanconi-Anämie entwickelt<br />
werden kann.<br />
Eine Forschungsarbeit von PD Dr. M. Digweed, Institut für Humangenetik,<br />
Virchow-Klinikum, Humboldt-Universität, Berlin, befasst<br />
sich mit der Isolierung des Fanconi-Anämie-G-Gens und Analyse seiner<br />
Rolle in der Tumorgenese und DNA-Reparatur.<br />
Die Fanconi-Anämie (FA) ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung,<br />
die sich in klinischer Hinsicht durch eine progrediente<br />
Knochenmarksaplasie, angeborene Skelettfehlbildungen und ein<br />
hohes Krebsrisiko auszeichnet. In zytogenetischer Hinsicht zeigt sich<br />
Chromosomeninstabilität und eine extreme Empfindlichkeit gegenüber<br />
bestimmten Chemikalien. Es wird daher vermutet, dass das<br />
Gen mittel- oder unmittelbar eine Rolle bei der Reparatur genetischer<br />
Schäden spielt, speziell im Falle von DNA-crosslinks. Mindestens<br />
acht unterschiedliche Gene, FANCA bis FANCG können zur<br />
Fanconi-Anämie führen. FANCC wurde 1991 identifiziert, FANCA<br />
1997 und FANCF 1999. 1998 konnte die Arbeitsgruppe von Dr. Digweed<br />
dazu beitragen, das FANCG-Gen zu identifizieren.<br />
Im Gegensatz zu den FANCA-, FANCC-, FANCE- und FANCF-Genen,<br />
die vor ihrer Identifizierung noch nicht bekannt waren, war das<br />
FANCG-Gen bereits als XRCC9 bekannt, ein Gen, das an der Postreplikations-DNA-Reparatur<br />
beteiligt sein soll. Somit wurde die Diskussion<br />
einer direkten Beteiligung der FANC-Proteine an der DNA-<br />
Reparatur wieder belebt, nachdem Befunde zu FANCC dieses<br />
zunächst unwahrscheinlich gemacht hatten. Das FANCG-Gen hat 14<br />
Exons und kodiert für ein 70-kDA-Protein. Bei FA-Patienten der<br />
Gruppe G wurden bis jetzt 18 Mutationen identifiziert, unter anderem<br />
eine, die als sog. Founder-Mutation häufig unter Patienten deutscher<br />
Abstammung beobachtet wird und offenbar mit einer sehr<br />
frühen Manifestation der Erkrankung korreliert.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 248<br />
Kuang, Yanan, et al.: The carboxy terminal region of Fanconi anemia<br />
protein FANCGG/XRCC9 is required for functional activity. –<br />
In: Blood. 96. <strong>2000</strong>. S. 1625–1632.<br />
Faivre, L., et al.: Influence of complementation group and mutation<br />
type on clinical outcome in Fanconi anaemia. – In: Blood. 96.<br />
<strong>2000</strong>. S. 4064–4070.<br />
Demuth, Ilja, et al.: Spectrum of mutations in the Fanconi anaemia<br />
group G gene, FANCG/XRCC9. – In: European Journal of Human<br />
Genetics. 8. <strong>2000</strong>. S. 861–868.
249<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
Winter, Johan P. de, et al.: The Fanconi anaemia gene FANCE encodes<br />
a novel nuclear protein. – In: American Journal of Human<br />
Genetics. 67. <strong>2000</strong>. S. 1306–1308.<br />
Im Berichtszeitraum förderte die <strong>Stiftung</strong> ein Forschungsprojekt von<br />
Dr. J. Gromoll, Institut für Reproduktionsmedizin, Universität Münster,<br />
zur Rolle des DAZ-Gens in der molekularen Pathogenese der<br />
männlichen Infertilität.<br />
Etwa 5–10 Prozent aller Männer weisen Störungen der Zeugungsfähigkeit<br />
auf. In vielen Fällen wird eine genetische Prädisposition als<br />
Ursache der Infertilität angenommen. Für die Entwicklung und Aufrechterhaltung<br />
einer normalen Spermatogenese ist das Y-Chromosom<br />
von essentieller Bedeutung. Kleinste Veränderungen im Y-<br />
Chromosom, wie z. B. Mikrodeletionen, können zu einem Verlust<br />
von Spermatogenese-spezifischen Genen führen und damit Ursache<br />
der Infertilität sein. Im distalen Bereich des Y-Chromosoms befindet<br />
sich eine für die Spermatogenese essentielle Region, der Azoospermie-Faktor<br />
(AZF). Dieser enthält für die Spermatogenese wichtige<br />
Gene, wie z. B. DAZ, CDY und RMB. Bei allen bisher untersuchten<br />
infertilen Patienten führen Deletionen des DAZ-Gens zu einer Oligozoospermie<br />
(
Transposition<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 250<br />
werden. Ein Vergleich von cynCDY und der menschlichen CDY-<br />
Genfamilie erlaubt nun Rückschlüsse auf die konservierten Bereiche,<br />
die für die Funktion des Proteins von Bedeutung sein können. In<br />
zukünftigen Arbeiten sollen die Expressionsmuster beider Gene<br />
während der Hodenentwicklung untersucht werden, um so Einblicke<br />
in deren Funktion zu bekommen.<br />
Im Berichtszeitraum wurden publiziert:<br />
Rocchietti-March, M., et al.: Dazl protein expression in adult rat<br />
tests is up-regulated at meiosis and not hormonally regulated. – In:<br />
International Journal of Andrology. 23. <strong>2000</strong>. S. 51–56.<br />
Sun, C., et al.: Deletion of AZFa (Azoospermia Factor a) region of<br />
human Y chromosome caused by recombination between HERV15<br />
proviruses. – In: Hum. Mol. Genet. 15. <strong>2000</strong>. S. 2291–2296.<br />
Quintana-Murci, L., et al.: The relationship between Y chromosome<br />
DNA haplotypes and Y chromosome deletions leading to<br />
male infertility. – In: Hum. Gen. 10. <strong>2001</strong>. S. 1–6.<br />
Maurer, B., et al.: Prevalence of Y chromosome microdeletions in<br />
infertile men who consulted a tertiary care medical centre: the<br />
Münster experience. – In: Andrologia. 33. <strong>2001</strong>. S. 27–33.<br />
Kostova, E.; J. Gromoll: The DAZ gene family and its role in spermatogenesis.<br />
– In: Andrologia. (Im Druck)<br />
Kostova, E., et al.: The cynomolgus monkey chromodomain gene<br />
located on the Y chromosome (cynCDY) displays features reminiscent<br />
to a predecessor form of the human Y chromosomal chromodomain(CDY)<br />
gene family. (Zur Veröffentlichung eingereicht)<br />
Dr. G. Schumann, Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie<br />
und Immunologie, Universität Hamburg, erhält Fördermittel zur<br />
Untersuchung der Regulation von Transkription und Retrotransposition<br />
des menschlichen poly(A)-Retrotransposons LINE1.<br />
Die DNA des Menschen ist in ihrer Struktur nicht völlig unveränderlich.<br />
Sie enthält so genannte mobile genetische Elemente, Abschnitte,<br />
die in der DNA von einer Stelle zur anderen „springen“<br />
können. Diesen Vorgang bezeichnet man als Transposition. „Landet“<br />
ein mobiles Element dabei in einem Gen, wird dieses in seiner<br />
Funktion beeinträchtigt. Die Folge sind dann – je nachdem, welches<br />
Gen betroffen ist – unterschiedliche genetisch bedingte Erkrankungen<br />
wie Hämophilie oder Neurofibromatose. Ein wichtiges bewegliches<br />
genetisches Element trägt die Bezeichnung LINE1. Es liegt in<br />
der DNA in zahlreichen Kopien vor, von denen aber nur wenige zur<br />
Transposition in der Lage sind. Dabei wird LINE1 zunächst in RNA<br />
umgeschrieben, und mit dieser RNA als Matrize wird eine neue Kopie<br />
von LINE1 gebildet, die dann an anderer Stelle in der DNA eingebaut<br />
wird. Die Gene, welche die für diesen Ablauf erforderlichen<br />
Enzyme codieren, liegen zum grössten Teil auf LINE1 selbst. Über<br />
die Regulation ihrer Aktivität ist bisher nur wenig bekannt. Die Aus-
251<br />
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />
prägung der auf LINE1 liegenden Gene soll daher genauer analysiert<br />
werden. Untersuchungsobjekt sind Zellkulturen. Insbesondere<br />
möchte Dr. Schumann mit molekularbiologischen und gentechnischen<br />
Methoden der Frage nachgehen, ob die Aktivität eines auf<br />
LINE1 liegenden Promotors durch die Anheftung von Methylgruppen<br />
beeinflusst wird, eine biochemische Abwandlung, die sich bei<br />
anderen Genen bekanntermassen auf die Aktivität auswirkt. Wenn<br />
sich dabei Hinweise auf einen Einfluss der Methylierung ergeben,<br />
soll die Wirkung verschiedener Methylierungs-Hemmstoffe untersucht<br />
werden.<br />
In einem zweiten Teilprojekt soll untersucht werden, in welchem<br />
Entwicklungsstadium von Ei- und Samenzellen LINE1 aktiv wird<br />
und Gendefekte herbeiführen kann. Zu diesem Zweck sollen die<br />
Genprodukte des mobilen Elements mit immunologischen und biochemischen<br />
Methoden in Keimbahngewebe verschiedener Entwicklungsstadien<br />
nachgewiesen werden.<br />
Im dritten Teil des Vorhabens schliesslich soll der Mechanismus der<br />
Transposition von LINE1 genauer aufgeklärt werden. Zu diesem<br />
Zweck sollen mit molekularbiologischen und biochemischen Methoden<br />
möglichst alle Proteine charakterisiert werden, die an der Transposition<br />
beteiligt sind.<br />
Dr. S. Glasauer, Zentrum für Sensomotorik und Prof. T. Brandt, Neurologische<br />
Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, wurden<br />
Fördermittel für die Entwicklung eines 3D-mathematischen Modells<br />
zur Simulation der Augenbewegungsreflexe bei Kopfbewegungen<br />
im Schwerefeld bewilligt.<br />
Bei neurologischen Erkrankungen der hinteren Schädelgrube<br />
kommt es bei den Patienten zum Auftreten des sogenannten Lageschwindels,<br />
eines beispielsweise durch die Neigung des Kopfes<br />
ausgelösten massiven Schwindelgefühls. Begleitet wird dieser<br />
Schwindel von unwillkürlichen Augenbewegungen (dem „Augenzittern“<br />
oder Nystagmus, in diesem Falle als Lagenystagmus bezeichnet).<br />
Die Ursache für einen solchen Lageschwindel ist eine gestörte<br />
Reizübertragung innerhalb des Gleichgewichtssinns, zu dem<br />
unter anderem die Otolithen gehören, winzige Kristalle in den Membranen<br />
des Innenohres, die dem Gehirn durch Druck auf Sinnes- und<br />
Haarzellen die Position des Körpers relativ zur Schwerkraft mitteilen.<br />
Ist die Otolithenkontrolle gestört, kommt es zum Lageschwindel,<br />
und, da dieses Sinnessystem eng mit Gehirnregionen verknüpft ist,<br />
die die Augenbewegungen steuern, sind die begleitenden Augenbewegungen<br />
zu beobachten.<br />
Störungen der Otolithenkontrolle beziehungsweise der Übertragung<br />
von den Otolithen zum Gehirn kommen durch Läsionen und Unterbrechungen<br />
bestimmter Nervenbahnen zustande, bisher gestaltet es<br />
sich allerdings schwierig, bei Patienten mit einer entsprechenden<br />
Symptomatik deren exakte Lokalisation festzustellen. Hierzu ist eine<br />
genaue Kenntnis der normalen Nervenleitung innerhalb dieses Sys-<br />
Lageschwindel
MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 252<br />
tems Voraussetzung und diese lässt sich nicht auf molekularer Ebene<br />
verstehen. Die Erstellung von mathematischen Modellen der Vernetzung<br />
innerhalb eines solchen Sinnessystems ist in diesem Zusammenhang<br />
ein Mittel, um aus den beobachteten Wirkungen auf die<br />
zugrundeliegende Ursache schließen zu können.
253 Internationale Stipendien- und<br />
Austauschprogramme<br />
Erfahrungsaustausch und Kooperation zwischen Wissenschaftlern<br />
aus verschiedenen Ländern erweisen sich in vielen Fällen als stimulierend<br />
für die Weiterentwicklung in den meisten Forschungsfeldern.<br />
Dies gilt für die Arbeit des erfahrenen Hochschullehrers wie<br />
auch für die des Nachwuchswissenschaftlers.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> ist flexibel beim Einsatz benötigter Mittel, kann auch<br />
ausländische Wissenschaftler in eine Projektkooperation einbeziehen<br />
helfen und unterstützt vielfach Projekte, an welchen deutsche<br />
und ausländische Wissenschaftler gemeinsam arbeiten. In gleicher<br />
Weise dient z. B. auch eine gezielte Förderung eines internationalen<br />
Austausches von Nachwuchswissenschaftlern der internationalen<br />
wissenschaftlichen Zusammenarbeit und hilft, die engeren fachlichen<br />
Verbindungen aufrechtzuerhalten, die von Emigranten nach<br />
dem Kriege wieder aufgenommen worden waren.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> hat seit der Gründung in 1991 einen Beitrag von insgesamt<br />
DM 4,2 Mio. bereit gestellt, mit dem Fellow-Stipendien am Collegium<br />
Budapest finanziert wurden. Ab dem Akademischen Jahr<br />
<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> finanziert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> jährlich drei Senior-<br />
Fellowships für die Dauer von drei Jahren mit einer Summe von insgesamt<br />
DM 750.000. Auf Initiative des Wissenschaftskollegs zu Berlin,<br />
eingebettet in einen europäischen Förderverbund, ist mit dem<br />
Collegium Budapest das erste Institute for Advanced Study in Ost-<br />
/Mitteleuropa entstanden, das die dortigen Wissenschaften fördern<br />
und die Wissenschaftsbeziehungen zwischen West und Ost verstärken<br />
soll. Geleitet wird das Collegium vom Rektor, Gábor Klaniczay,<br />
Professor der Mediävistik, dem zwei Permanent Fellows: János<br />
Kornai, Professor der Ökonomie sowie Eörs Szathmáry, Professor für<br />
Biologie zur Seite stehen. Die Mitgliederversammlung, in der die<br />
Förderer vertreten sind, bestimmt die Richtlinien des Instituts. Roger<br />
Fauroux, ehemaliger französischer Minister und Président d’honneur<br />
von Saint Gobain ist seit 1998 deren Vorsitzender. Ein Wissenschaftlicher<br />
Beirat berät den Rektor bei den Einladungen. Im Wissenschaftlichen<br />
Beirat sind alle Disziplinen vertreten; er ist international<br />
besetzt. Seit Herbst 1999 ist Helga Nowotny, Professorin für Wissenschaftssoziologie<br />
an der ETH Zürich und vormalige Permanent Fellow<br />
am Collegium Vorsitzende dieses Gremiums.<br />
In von Jahr zu Jahr wechselnden Fachkonstellationen und Schwerpunktbildungen<br />
soll im Collegium Budapest durch die Arbeit hervorragender<br />
Wissenschaftler aus Ost und West die Chance genutzt werden,<br />
in der Nachkriegszeit voneinander getrennte kulturelle und<br />
wissenschaftliche Traditionen wieder zusammenzuführen. Es wer-<br />
Collegium<br />
Budapest
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 254<br />
den jährlich bis zu 30 wissenschaftliche Mitglieder berufen, die jeweils<br />
für einen Zeitraum von bis zu 10 Monaten in Budapest arbeiten.<br />
Der wissenschaftliche Betrieb wurde 1992 aufgenommen. Seither<br />
sind mehr als 300 Wissenschaftler zu einem Aufenthalt an das<br />
Collegium eingeladen worden.<br />
Besondere Förderung erfahren jüngere Wissenschaftler aus Mittelund<br />
Osteuropa. Dazu schreibt das Collegium seit Beginn Junior-Fellowships<br />
aus. Durch dieses Verfahren bewarben sich in den vergangenen<br />
Jahren rund 500 Nachwuchswissenschaftler. In jedem Jahr<br />
werden daneben eine Reihe von Berufungen im Rahmen von<br />
Schwerpunktthemen ausgesprochen.<br />
Die thematischen Hauptgewichte dieser Schwerpunktgruppen liegen<br />
auf dem Prozess der Umgestaltung in Mittel- und Osteuropa, den vergleichenden<br />
Sozial- und Geisteswissenschaften sowie der theoretischen<br />
Biologie. Folgende Themen waren in den vergangenen Jahren<br />
vertreten: Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft (1993/94), Theoretische<br />
Evolutionsbiologie (1994/95), Politische Psychologie seit 1989<br />
(1995/96), Sprache und Evolution (1996/97), Wechselbeziehungen zwischen<br />
Politik und Wirtschaftspolitik in post-sozialistischen Ökonomien<br />
(1997/98), Auf- und Umbau von Institutionen in den Transformationsländern<br />
(1998/99), Bild und Bildlichkeit (1998/99), Formelle und informelle<br />
Wissensformen im 20. Jh. (1998/99), Die Rolle der Geisteswissenschaften<br />
in vergleichender und historischer Perspektive (1999/<strong>2000</strong>),<br />
Ursprung von bilologischer Bewegung (1999/<strong>2000</strong>).<br />
Insgesamt hat der Rektor im Akademischen Jahr <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> 42 Einladungen<br />
an Wissenschaftler aus 17 Ländern ausgesprochen, gemäß<br />
den Zielsetzungen des Collegiums je zur Hälfte aus westlichen und<br />
mittel-/und osteuropäischen Staaten. Darunter waren 11 Junior-Fellows,<br />
die überwiegend für ein Semester eingeladen wurden. An Disziplinen<br />
waren vertreten: Archäologie, Anthropologie, Musikologie,<br />
Geschichte, Philosophie, Philologien, Politikwissenschaft, Ökonomie,<br />
Biologie, Chemie, Physik.<br />
Eine Schwerpunktgruppe im Akademischen Jahr <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> behandelt<br />
erneut Themen der theoretischen Evolutionsbiologie, mit besonderem<br />
Augenmerk auf den Ursprung der Chromosome, der Evolution<br />
der genetischen Kodierung, neuen Ansätzen zur Modellierung<br />
der HIV-Infektion usw. Das zweite Schwerpunktthema befasst sich<br />
mit „Social Sciences in Central and Eastern Europe. The State of the<br />
Art Ten Years after the Changes“, ein Projekt, das mit Mitteln der EU<br />
gefördert wird.<br />
Die Fellows des Collegiums haben in begrenztem Rahmen die Möglichkeit,<br />
Seminare und Workshops zu organisieren – neben ihrer Verpflichtung,<br />
den anderen Fellows und der örtliche Scientific Community<br />
ihre Arbeitsvorhaben vorzustellen. Im vergangenen Jahr fanden<br />
u. a. folgende Veranstaltungen statt:
255<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Abb. 15: Collegium Budapest: Institutsgebäude auf dem Burgberg in Budapest
Franckesche<br />
<strong>Stiftung</strong>en<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 256<br />
– Colloquium „Raymond Aron“, in Zusammenarbeit mit der Universität<br />
Pécs und der Joseph Károlyi <strong>Stiftung</strong> (Paris);<br />
– Konferenz zum Thema „Honesty and Trust“, organisiert von<br />
János Kornai;<br />
– Vierte Winter School zum Thema Multiple Autiquities – Multiple<br />
Modernities, in Zusammenarbeit mit dem Swedish Collegium for<br />
Advanced Study in the Social Sciences (SCASSS), Februar <strong>2001</strong>;<br />
– „Raoul Wallenberg Seminars“ zu den Themen „Canonisation<br />
Trials“, „Human Rights“ und Evolutionary Biology“.<br />
Die Sichtbarkeit der Institution ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich<br />
weitergestiegen; dies wird insbesondere von der ungarischen<br />
Fachöffentlichkeit positiv registriert und ist ein Zeichen für das<br />
Hineinwachsen einer internationalen Einrichtung in die örtliche<br />
community.<br />
An den Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en, Halle (Direktor: Prof. H.-H. Olbertz),<br />
fördert die <strong>Stiftung</strong> ein Geisteswissenschaftliches Stipendienprogramm.<br />
Die Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en wurden von dem Theologen August<br />
Hermann Francke Ende des 17. Jahrhunderts gegründet und über<br />
Jahrhunderte als Schulstadt fortgeführt. Zu den <strong>Stiftung</strong>en gehören<br />
heute 19 pädagogische, soziale, wissenschaftliche und kulturelle<br />
Einrichtungen verschiedener Träger.<br />
Innerhalb des Förderprogrammes kooperieren drei wissenschaftlich<br />
arbeitende Institutionen: das „Studienzentrum August Hermann<br />
Francke“ mit Bibliothek und Archiv der Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en,<br />
das „Interdisziplinäre Zentrum für Pietismusforschung der Martin-<br />
Luther-Universität in Verbindung mit den Franckeschen <strong>Stiftung</strong>en“<br />
sowie das „Interdisziplinäre Zentrum zur Erforschung der Europäischen<br />
Aufklärung der Martin-Luther-Universität“.<br />
Das Förderprogramm widmet sich der Erforschung von Pietismus<br />
und Aufklärung im Zusammenhang mit der Geschichte der Institutionen,<br />
insbesondere des 18. Jahrhunderts, auch im internationalen<br />
Kontext und konzentriert sich auf folgende Themen:<br />
– Frömmigkeitsbewegungen in Europa vom 17. bis zum 19. Jahrhundert;<br />
– Hallescher Pietismus und europäische Aufklärung;<br />
– Evangelische Theologie und kirchliches Leben in Deutschland im<br />
18. und 19. Jahrhundert;<br />
– Kulturkontakte zu Russland, Indien, Amerika, Holland, Ungarn<br />
im 18. Jahrhundert.<br />
Innerhalb des allgemeinen Rahmenthemas werden jährlich sechs<br />
Forschungs- und sechs Doktoranden-Stipendien vergeben, um die
257<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
Zusammenarbeit von Theologen, Philosophen, Historikern, Naturwissenschaftlern<br />
und Pädagogen in Halle zu fördern.<br />
Folgende Forschungsprojekte konnten seit Beginn des Programmes<br />
unterstützt werden.<br />
– Dr. O. Aleknaviciene (Vilnius, Litauen)<br />
Untersuchungen zu lutherisch-litauischen Schriften des 16.-18.<br />
Jahrhunderts<br />
– Prof. V. Drotvinas (Vilnius, Litauen)<br />
Studien zum litauischen Seminar in Halle<br />
– Dr. S. Font (Szeged, Ungarn)<br />
Pietismus in Siebenbürgen<br />
– P. Guglielmetti (La Plaine, Schweiz)<br />
Weibliche Welt- und Heilserfahrung in der Zeit des Pietismus<br />
– Dr. P. D. Jeyaraj (Madras, Indien)<br />
Genealogie der malabarischen Götter von Bartholomäus Ziegenbalk<br />
(1682–1719)<br />
– Dr. habil. R. Krüger (Berlin)<br />
Anthropologie und Semantik in der deutschen und französischen<br />
Aufklärung<br />
– Dr. R. Lächele (Essingen)<br />
Die Beziehungen des Hallischen Pietismus zu Russland und zum<br />
Baltikum<br />
– F. La Manna (Pavia, Italien)<br />
Die Melancholie in der deutschen Erzählprosa der Spätaufklärung<br />
– Prof. G. H. Müller (Saarbrücken)<br />
Carl Wilhelm Ettinger (1741–1804) Verleger, Buchhändler, Freimaurer<br />
und Geheimbündler<br />
– M. Schröter (Halle)<br />
Die historiographische Hermeneutik Johann Salomo Semlers<br />
– Dr. Ch. Senkel (Gießen)<br />
Lichtmetaphorik und Theologie im lutherischen Liedgut des<br />
17. Jahrhunderts<br />
– A. Verók, (Orosháza, Ungarn)<br />
Erschließung der Halleschen Hungarica-Bestände.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> förderte ein auf fünf Jahre befristetes<br />
„Gaststipendienprogramm“ am Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige<br />
Gegenwartsliteratur an der Washington University, St. Louis,<br />
Mo. (Direktor: Prof. P. M. Lützeler).<br />
Das Max-Kade-Zentrum für deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />
ist vor sieben Jahren mit dem Ziel der Vertiefung des kulturellen<br />
Deutsche<br />
Gegenwartsliteratur
Aspen<br />
Institute<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 258<br />
Austausches zwischen den USA und den deutschsprachigen Ländern<br />
gegründet worden. Es erhält von über 140 Verlagen in den<br />
deutschsprachigen Ländern jährlich ca. 900 literarische Erstveröffentlichungen.<br />
Als Gegenleistung erstellt das Zentrum kommentierte<br />
Jahresbibliographien, die German Departments oder Sections amerikanischer<br />
bzw. kanadischer Universitäten und deutschen Universitäten<br />
und Literaturarchiven zur Verfügung gestellt werden.<br />
Im Frühjahr 1999 besuchte Prof. W. Schmidt-Dengler, im Frühjahr<br />
<strong>2000</strong> Prof. E. Fischer-Lichte und im Frühjahr <strong>2001</strong> Prof. H.-G. Bayerdörfer<br />
das Zentrum. Die Wissenschaftler veranstalteten ein Wochenend-Seminar<br />
zur Gegenwartsliteratur oder einen Vortrag bei einem<br />
Symposium an der Washington University.<br />
Prof. C. McArdle Kelleher, Direktorin des Aspen Institute Berlin,<br />
wurden im Berichtszeitraum Mittel für ein Aspen-Berlin-Scholars-<br />
Programm bereitgestellt.<br />
Das Programm soll führende Wissenschaftler an der Definition von<br />
Eckpunkten des transatlantischen Dialogs in politisch und gesellschaftlich<br />
relevanten Feldern beteiligen. Im Rahmen des Programms<br />
sollen pro Jahr drei Wissenschaftler für das Institut tätig werden. Sie<br />
sollen unter Beibehaltung ihrer Anbindung an die Heimatinstitution<br />
Projekte und Konferenzen des Aspen Institute Berlin kritisch beraten,<br />
begleiten und bewerten. Durch eine Intensivierung der Kooperation<br />
mit Berliner Universitäten, Forschungseinrichtungen und interessierten<br />
Teilnehmern aus der Bundesregierung soll auch ein<br />
wichtiger Beitrag zum intellektuellen Leben Berlins geleistet werden.<br />
Die Konsultationsphase des Programms wurde im Winter <strong>2000</strong> erfolgreich<br />
abgeschlossen und eine erste Gruppe von Aspen-Scholars<br />
konnte für das Programm gewonnen werden:<br />
Prof. C. Wallander, derzeit Senior Fellow am Council on Foreign Relations<br />
in New York und Direktorin des Program on New Approaches<br />
to Russian Security (PONARS) der Universität Harvard, ist aktiv in<br />
die Vorbereitung und Durchführung des German-American-Russian<br />
Dialogue (GARD) – ein mehrjähriges Projekt des Instituts – eingebunden.<br />
Des weiteren hat das Institut Prof. Steve Fetter, zur Zeit Professor an<br />
der School of Public Affairs der University of Maryland, College Park<br />
MD, gewinnen können. Prof. Fetter, ausgebildeter Physiker, wird, in<br />
Zusammenarbeit mit Prof. McArdle Kelleher, jeweils halbtägige Seminare<br />
im Rahmen von Summer Schools an Berliner Universitäten<br />
abhalten und somit dafür Sorge tragen, dass weitere öffentliche Präsenz<br />
gesichert ist.<br />
Als dritten Aspen Scholar konnte das Institut Prof. Chris C. Demchak<br />
gewinnen, die derzeit eine Position als Associate Professor an der<br />
School of Public Administration and Policy der University of Arizona,<br />
Tucson AZ, bekleidet. Prof. Demchak ist die führende Expertin einer
259<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
neuen Forschungsrichtung, die sich mit der Nutzung des Internets<br />
durch Regierungen und andere politische Organisationen befasst.<br />
An der Columbia Law School, Columbia University, New York ( Prof.<br />
D. W. Leebron, Dean) wurde 1999 ein „<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> Foundation Visiting<br />
Professorship in European Economic Law“ eingerichtet.<br />
Die Columbia Law School, New York, zählt zu den best ausgewiesenen<br />
juristischen Lehr- und Forschungseinrichtungen der USA. An<br />
der Law School wurde 1998 ein European Legal Studies Center gegründet.<br />
An diesem Center wird ein spezifisches, europaorientiertes<br />
Programm in Forschung und Lehre etabliert.<br />
An der Law School unterrichten eine Reihe von Professorinnen und<br />
Professoren unter anderem Recht mit Europabezug. Der einzurichtende<br />
Lehrstuhl ist ein wichtiger erster Schritt, um ein Curriculum<br />
zum Europäischen Wirtschaftsrecht zu entwickeln und einen anderen<br />
Gastlehrstuhl, der vorwiegend für das Europäische Öffentliche<br />
Recht eingerichtet worden ist, auf dessen Zielsetzung hin zu konzentrieren.<br />
<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> wurden berufen:<br />
– Prof. Ch. Joerges, European University Institute (Florenz) und<br />
Universität Bremen<br />
– Prof. J. Vervaele, Collège d’Europe (Brügge) und Universität<br />
Utrecht<br />
– Prof. P. Eleftheriadis, London School of Economics.<br />
Die <strong>Stiftung</strong> fördert die Vergabe von <strong>Thyssen</strong> Postdoctoral Fellowships<br />
am Weatherhead Center of International Affairs der Harvard<br />
University.<br />
Die Stipendien werden vom Center an deutschen Universitäten für<br />
die wissenschaftliche Arbeit in Harvard in verschiedenen Forschungsprogrammen<br />
des Centers ausgeschrieben. Die erste Ausschreibung<br />
erfolgte für die von den Professoren R. Putnam, S. Huntington<br />
und J. Domínguez geleitete Arbeitsgruppe „Performance of<br />
Democracy“.<br />
Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> fördert am Institute for Advanced Study,<br />
Princeton, ein Gaststipendienprogramm.<br />
Gegenstand der Initiative der <strong>Stiftung</strong> ist ein Stipendienprogramm<br />
für die „School of Historical Studies“ am Institute for Advanced<br />
Study in Princeton. Die „School of Hostorical Studies“ wurde 1935 als<br />
„School of Humanistic Studies“ gegründet. Die Verbindung mit der<br />
deutschen Wissenschaft war über Emigranten und deren Schüler bis<br />
in die sechziger Jahre besonders intensiv. Die wissenschaftliche Arbeit<br />
an den „Schools“ des Institute for Advanced Study ist geprägt<br />
durch die gleichzeitige Anwesenheit von ständigen „Faculty Members“,<br />
den „Members with Long-term Appointments“ sowie den „Vi-<br />
Columbia<br />
Law School<br />
Harvard<br />
Princeton
DHI<br />
Washington<br />
Cambridge<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 260<br />
siting Members“. Die gemeinsamen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
garantieren den „Visiting Members“ einen offenen Gedankenaustausch<br />
und eine intensive Arbeitsatmosphäre. Als Mitglieder des<br />
Instituts sind sie berechtigt, die Lehr- und Forschungseinrichtungen<br />
der Princeton University in vollem Umfang zu nutzen.<br />
Das Institut wird in die Lage versetzt, in größerem Umfang als bisher<br />
deutsche Wissenschaftler zu einem Forschungsaufenthalt einzuladen.<br />
Das Stipendienprogramm soll deutschen Wissenschaftlern, die<br />
den Disziplinen Altertumswissenschaften, Geschichtswissenschaft<br />
oder Kunstgeschichte angehören sollten, einen Forschungsaufenthalt<br />
ermöglichen. Die Auswahl der Stipendiaten erfolgt durch das Institute<br />
für Advanced Study.<br />
Am Deutschen Historischen Institut in Washington wurde <strong>2001</strong> ein<br />
„Jürgen-Heideking-Fellowship der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für moderne<br />
und internationale Geschichte“ eingerichtet.<br />
Im Rahmen des Fellowshipprogramms werden Forschungen zur<br />
amerikanischen, deutschen und internationalen Geschichte sowie<br />
zur Geschichte der deutsch-amerikanischen Beziehungen unterstützt.<br />
Das Programm wird durch ein paralleles Fellowship des Annette<br />
Kade Charitable Trust Funds (New York City) ergänzt. Dieses<br />
komplementäre Förderungsmodell zielt auf hochqualifizierte deutsche<br />
und amerikanische Wissenschaftler. Den Fellows soll ermöglicht<br />
werden, ein großes wissenschaftliches Projekt dem Abschluss<br />
zuzuführen und sich durch einen einjährigen Gastaufenthalt mit der<br />
akademischen Welt des jeweiligen anderen Landes zu vernetzen.<br />
Die Arbeitsorte der Fellows sind Washington, D.C., Köln und Madison,<br />
WI. Zielgruppe sind hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler,<br />
die eine abgeschossene Promotion vorweisen können, aber noch<br />
keinen Lehrstuhl (full professorship) erhalten haben. Die Auswahl<br />
der Stipendiaten erfolgt durch eine gemeinsame Kommission des<br />
Deutschen Historischen Instituts Washington und des Historischen<br />
Seminars der Universität Köln.<br />
Prof. E. Rothschild und Prof. G. Stedman-Jones, Direktoren des Centre<br />
for History and Economics, King’s College, Cambridge/GB, wurden<br />
Mittel für ein Programme of exchange between German and British<br />
scholars in connection with research on 19 th century historical political<br />
economy, bewilligt.<br />
Das Programm ist der „Historischen Schule“ (Wilhelm Roscher,<br />
Bruno Hildebrand, Karl Knies und Gustav Schmoller) gewidmet. Die<br />
Programmkoordination wird von Professor Nancy Cartwright, Director<br />
of the Centre for the Philosophy of Natural and Social Sciences an<br />
der London School of Economics, wahrgenommen.<br />
Das Programm sieht vor, jährlich zwei ausgewiesenen deutschen<br />
Wissenschaftlern sowie zwei deutschen Nachwuchswissenschaftlern<br />
einen Aufenthalt in Cambridge sowie zwei Nachwuchswissenschaft-
261<br />
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME<br />
lern aus Cambridge einen Aufenthalt an deutschen Institutionen zu<br />
ermöglichen.<br />
Prof. Y. Becker, International School for Molecular Biology and<br />
Microbiology, Hebrew University of Jerusalem, wurden Mittel zur<br />
Vergabe von Stipendien im Bereich der Medizinischen Mikrobiologie<br />
bereitgestellt.<br />
Mit Hilfe dieser Mittel konnten bisher drei palästinensische Studenten<br />
ihre Studien an der International School for Molecular Biology<br />
and Microbiology (ISMBM) in Jerusalem aufnehmen bzw. fortsetzen.<br />
Für das Center for Experimental Physics am Weizmann Institute in<br />
Rehovot, Israel, wurden Mittel für ein auf drei Jahre befristetes Stipendienprogramm<br />
bewilligt.<br />
Das Harari Center ist in erster Linie Fragestellungen im Bereich der<br />
Teilchenphysik gewidmet. Das durch die <strong>Stiftung</strong> finanzierte Programm<br />
soll deutschen Physikern einen Forschungsaufenthalt am<br />
Center ermöglichen.<br />
Seit 1951 finden in Lindau am Bodensee jährlich Tagungen der Nobelpreisträger<br />
statt. Sie werden vom Kuratorium für die Tagungen<br />
der Nobelpreisträger in Lindau e. V. (Präsidentin: Grafin Sonja Bernadotte)<br />
veranstaltet. Aus allen Teilen der Welt kommen im Sommer<br />
Nobelpreisträger zusammen, um einen lebhaften Dialog zwischen<br />
Wissenschaftlern über Grenzen, Staaten und Generationen hinweg<br />
zu führen. Durch die Bereitstellung von Stipendien ermöglichte die<br />
<strong>Stiftung</strong> die Teilnahme von jungen Nachwuchswissenschaftlern an<br />
diesen Symposien.<br />
Auch zehn Jahre nach der friedlichen Revolution in den Länder Ostmittel-<br />
und Osteuropas stellt die dort gegebene Mangellage an den<br />
Hochschulen eine Herausforderung, auch für Private Förderungseinrichtungen,<br />
dar. Nach wie vor fehlt es häufig an ausreichender technischer<br />
Ausstattung, aber auch an befähigten Lehrkräften. Die <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> beteiligt sich daher gemeinsam mit der Alfried<br />
Krupp von Bohlen und Halbach-<strong>Stiftung</strong>, der Gemeinnützigen Hertie-<strong>Stiftung</strong>,<br />
der Robert Bosch <strong>Stiftung</strong> GmbH, dem Stifterverband<br />
für die Deutsche Wissenschaft und der ZEIT-<strong>Stiftung</strong> Ebeling und<br />
Gerd Bucerius an der <strong>Stiftung</strong>sinitiative „Johann Gottfried Herder“.<br />
Diese Initiative, deren Durchführung beim Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienst (DAAD) und der Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) liegt, soll die Entsendung erfahrener, emeritierter deutscher<br />
Hochschullehrer zur Übernahme von Lehraufgaben an mittelund<br />
osteuropäischen Hochschulen ermöglichen.<br />
Gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong>, Bonn, hat die<br />
<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ein Sonderprogramm für den wissenschaftlichkulturellen<br />
Wiederaufbau in Südosteuropa aufgelegt.<br />
Schnell und unbürokratisch sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
aus Südosteuropa unterstützt werden. Das Sonderpro-<br />
Jerusalem<br />
Weizmann<br />
Institute<br />
Nobelpreisträgertagung<br />
<strong>Stiftung</strong>sinitiative<br />
J. G. Herder<br />
Südosteuropa
INTERNATIONALE STIPENDIEN- UND AUSTAUSCHPROGRAMME 262<br />
gramm bietet insbesondere jüngeren Nachwuchswissenschaftlern<br />
aus der vom Krieg betroffenen Region die Möglichkeit, für begrenzte<br />
Zeit an deutschen Hochschulen zu forschen und so neue wissenschaftliche<br />
Kontakte zu knüpfen. Unmittelbare Hilfe leistet hierbei<br />
das Netzwerk von rund 1.400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />
aus Südosteuropa, die in den vergangenen viereinhalb<br />
Jahrzehnten von der Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong> gefördert<br />
wurden.<br />
Ehemalige Humboldt-Gastwissenschaftler können im Rahmen des<br />
Sonderprogamams ihr Forschungsstipendium in Deutschland in Begleitung<br />
hochqualifizierter wissenschaftlicher Nachwuchskräfte für<br />
einen Zeitraum von bis zu drei Monaten wieder aufnehmen. Zusätzlich<br />
fördern die beiden <strong>Stiftung</strong>en die Fortsetzung der Forschungsarbeiten<br />
in den jeweiligen Heimatregionen. Eine nachhaltige Wirkung<br />
wird durch die Möglichkeit eines weiteren Forschungsaufenthaltes<br />
in Deutschland im darauf folgenden Jahr erzielt. Die deutschen Kooperationspartner<br />
der südosteuropäischen Gäste erhalten die Möglichkeit,<br />
zu Vorträgen und Workshops in die betroffene Region zu<br />
reisen. Im Jahr <strong>2000</strong> konnten bereits fünf ehemalige Humboldt-Gastwissenschaftler<br />
in Begleitung hochqualifizierter wissenschaftlicher<br />
Nachwuchskräfte im Rahmen des Sonderprogramms zu einem erneuten<br />
Forschungsaufenthalt nach Deutschland kommen.<br />
Seit dem Jahr <strong>2001</strong> können bereits durch die Humboldt-<strong>Stiftung</strong> geförderte<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine finanzielle<br />
Unterstützung zur Organisation und Durchführung von Fachtagungen<br />
in der Region Südosteuropa erhalten. Voraussetzung ist die Teilnahme<br />
von Wissenschaftlern aus mehreren Ländern der Region, zudem<br />
ist die Einbeziehung von deutschen Wissenschaftlern und von<br />
Nachwuchswissenschaftlern erwünscht.
263<br />
Bibliotheksbeihilfen und Erwerb von<br />
Forschungsmaterial<br />
Bibliotheksbeihilfen und Beihilfen zum Erwerb von Forschungsmaterial<br />
werden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> in Einzelfällen, insbesondere<br />
zur Unterstützung von wissenschaftlichen Arbeiten in<br />
den Förderungsbereichen der <strong>Stiftung</strong> und vorzugsweise an Einrichtungen<br />
ohne öffentlich-rechtlichen Haushaltsträger bereitgestellt.
Kleinere wissenschaftliche Tagungen und<br />
Forschungsstipendien<br />
Die Unterstützung kleinerer wissenschaftlicher Tagungen und<br />
die Vergabe von Stipendien ist auf die Förderungsbereiche der <strong>Fritz</strong><br />
<strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> konzentriert und bildet einen wesentlichen Anteil<br />
ihrer Förderungsarbeit.<br />
Ebenso vielfältig wie die Fachgebiete und Themen, denen diese<br />
Veranstaltungen gewidmet sind, sind auch ihre Anlage, Zielsetzung<br />
und Wirkung. Sie leiten bei interdisziplinären Fragestellungen den<br />
Beginn der Kooperation von Experten verschiedener Fachrichtungen<br />
ebenso ein, wie sie den internationalen Austausch im engeren<br />
Fachgebiet unterstützen, sie vermitteln durch wissenschaftlichen<br />
Erfahrungsaustausch Anregungen und Arbeitshilfe und sie können<br />
auf die Diskussion und Ausarbeitung eines konkreten Themas bis<br />
zur Publikation der gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse zielen.<br />
Nicht zuletzt geben sie auch der fördernden <strong>Stiftung</strong> Informationen<br />
und Anregungen für ihre Arbeit.<br />
Bei der Förderung der Wissenschaft berücksichtigt die <strong>Stiftung</strong><br />
besonders den wissenschaftlichen Nachwuchs und vergibt Stipendien<br />
an jüngere promovierte Wissenschaftler. In einer Zeit, in der<br />
auch für sehr qualifizierte junge Wissenschaftler in vielen Fachgebieten<br />
die Chance, Hochschullehrer zu werden, gering ist, bringt<br />
die Vergabe von Stipendien für eine <strong>Stiftung</strong> besondere Verpflichtungen<br />
und Probleme. Es gilt, ausgezeichnet Befähigten die Voraussetzungen<br />
zu möglichst selbständiger wissenschaftlicher Arbeit für<br />
einen Zeitraum zu schaffen, der lang genug ist, hervorragende Qualifikation<br />
zu beweisen, jedoch so begrenzt, dass auch noch adäquate<br />
alternative Berufswege möglich sind, wenn das ursprünglich<br />
angestrebte Ziel nicht erreichbar ist.<br />
Auch im Einzelfall ist der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> weder die Vergabe<br />
von Stipendien aus überwiegend sozialen Erwägungen noch eine<br />
Dauerfinanzierung möglich. Die <strong>Stiftung</strong> unterhält auch kein Programm<br />
zur Vergabe von Promotionsstipendien. Die <strong>Stiftung</strong> hält<br />
jedoch Doktorarbeiten von wissenschaftlichen Mitarbeitern im Rahmen<br />
geförderter Forschungsprojekte ausgewiesener Wissenschaftler<br />
für erwünscht.<br />
Um einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit der „sonstigen Förderungsmaßnahmen“<br />
zu geben, werden im folgenden Tagungen und<br />
Stipendien in ihrer Verteilung auf die einzelnen Wissenschaftsgebiete<br />
aufgeführt, wobei neben dem Namen des Stipendiaten/der<br />
Stipendiatin ggf. der des betreuenden Hochschullehrers genannt<br />
wird.<br />
264
265<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Philosophie<br />
Tagungen:<br />
Prof. O. Höffe, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen:<br />
“Klassiker Auslegen: Aristoteles, Politik”<br />
4.2.<strong>2000</strong> in Tübingen<br />
Prof. H. Rott/Dr. W. Hinzen, Institut für Philosophie, Universität<br />
Regensburg:<br />
„Überzeugung und Bedeutung – Schnittstellen und Abhängigkeiten“/„Belief<br />
and Meaning – Interfaces and Interdependences”<br />
26./27.5.<strong>2000</strong> in Regensburg<br />
Dr. M. Willaschek, Philosophisches Seminar, Universität Münster:<br />
„Münsteraner Vorlesungen zur Philosophie”<br />
29./30.5.<strong>2000</strong> in Münster<br />
Prof. B. Mojsisch/M. Bloch/A. Malmsheimer, Institut für Philosophie,<br />
Universität Bochum:<br />
„Potentiale des menschlichen Geistes: ,Freiheit‘ und ,Kreativität‘“<br />
28./30.7.<strong>2000</strong> in Bochum<br />
Prof. A. Kemmerling, Philosophisches Seminar, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Metaphysik, Logik und Erkenntnistheorie des Mentalen“<br />
1./3.10.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
Dr. H. Gerstein, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />
„Medical Ethics in Historical Contexts“<br />
4./8.10.<strong>2000</strong> in Tübingen<br />
Prof. I. Fehér, Filozófiatörténet Transzék, Eötvos Loránd<br />
Tudományegyetem, Budapest:<br />
„Kunst, Hermeneutik, Philosophie. Das Denken Hans-Georg<br />
Gadamers in seinem Zusammenhang mit dem 20. Jahrhundert“<br />
19./22.10.<strong>2000</strong> in Budapest<br />
Prof. H. Kiesel, Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg/<br />
Prof. P. Kirchhof, Institut für Finanz- und Steuerrecht, Universität<br />
Heidelberg/Prof. R. Wiehl, Philosophisches Seminar, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Die Öffentlichkeit und ihre Gegenkategorien im 20. Jahrhundert“<br />
25./27.10.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
Prof. D. Herz, Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Erfurt:<br />
„Eric Voegelins Interpretation der platonischen und aristotelischen<br />
Philosophie“<br />
14./15.12.<strong>2000</strong> in München
Prof. F. Mühlhölzer, Philosophisches Seminar, Universität Göttingen:<br />
„The Quest for Reality“<br />
15./17.12.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />
Prof. K.-M. Kodalle, Institut für Philosophie, Universität Jena:<br />
„Leibnizbilder im 18. und 19. Jahrhundert“<br />
14./16.2.<strong>2001</strong> in Jena<br />
Prof. R. Heinzmann, Grabmann-Institut, Universität München:<br />
„Nicolaus Cusanus zwischen Deutschland und Italien“<br />
28.3./1.4.<strong>2001</strong> in der Villa Vigoni in Como<br />
Prof. G. Ressel/Prof. U. Heftrich, Fachbereich Slavistik, Universität<br />
Trier:<br />
„Vladimir Solov´ev und Friedrich Nietzsche: eine deutsch-russische<br />
kulturelle Jahrhundertbilanz“<br />
28.3/1.4.<strong>2001</strong> in Trier<br />
Dr. S. A. Döring, Institut für Philosophie, Universität-Gesamthochschule<br />
Essen/Dr. V. Mayer, Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie<br />
und Statistik, Universität München:<br />
„Gefühle und Moral“<br />
4./6.4.<strong>2001</strong> in München<br />
Dr. G. Kruip/Dr. B. Goebel, Forschungsinstitut für Philosophie,<br />
Hannover:<br />
„Gentechnologie und die Zukunft der Menschenwürde“<br />
26.4./23.6.<strong>2001</strong> in Hannover<br />
Prof. W. G. Jacobs, Kommission zur Herausgabe der Schriften von<br />
Schelling, Bayerische Akademie der Wissenschaften, München:<br />
„Kants Religionsschrift in Polen“<br />
27.4./1.5.<strong>2001</strong> in L/ ódz<br />
Prof. J. Rohbeck, Institut für Philosophie, Philosophische Fakultät,<br />
Technische Universität Dresden:<br />
„Denkrichtungen der Philosophie in didaktischer Perspektive“<br />
4./5.5.<strong>2001</strong> in Dresden<br />
Prof. A. Reckermann, Philosophie-Department, Universität<br />
München:<br />
„Denken und Denkformen der Einheit“<br />
10./11.5.<strong>2001</strong> in München<br />
Prof. A. F. Koch, Philosophisches Seminar, Universität Tübingen:<br />
„Der Begriff als die Wahrheit – Hegels Logik des Begriffs und ihr<br />
Vollendungsanspruch“<br />
14./16.6.<strong>2001</strong> in Tübingen<br />
Prof. G. Wöhrle, Universität Trier:<br />
„Aristoteles und die moderne Biologie“<br />
22.6.<strong>2001</strong> in Trier<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 266
267<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. W. Härle/Prof. M. Welker, Wissenschaftlich-Theologisches<br />
Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Die Verständigung über Grundwerte im Pluralismus“<br />
29./30.6.<strong>2001</strong> in Ladenburg<br />
Dr. M. Janka, Institut für Klassische Philologie, Universität<br />
Regensburg/Dr. Ch. Schäfer, Institut für Philosophie, Universität<br />
Regensburg:<br />
„Platons Mythen“<br />
30./31.7.<strong>2001</strong> in Regensburg<br />
Prof. G. Gabriel, Institut für Philosophie, Universität Jena/Prof. W.<br />
Hogrebe/Dr. C. Klein, Philosophisches Seminar, Universität Bonn:<br />
„Rudolf Carnap – From Jena to L. A. The Roots of Analytical Philosophy“<br />
26./29.9.<strong>2001</strong> in Jena<br />
Prof. F. Rodi, Institut für Philosophie, Universität Bochum:<br />
„Wilhelm Dilthey und die philosophische Kultur der Gegenwart“<br />
4./5.10.<strong>2001</strong> in Moskau<br />
Dr. E.-M. Engelen, Die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen<br />
Akademie der Wissenschaften und der Deutschen<br />
Akademie der Naturforscher Leopoldina, Berlin:<br />
„Ethisierung-Ethikferne: Wieviel Ethik braucht die Wissenschaft?“<br />
12./13.10.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. K. Düsing/Prof. K. E. Kaehler/Dr. D. Lohmar, Husserl-Archiv,<br />
Universität Köln:<br />
„Husserl-Arbeitstage <strong>2001</strong>: Phänomenologische Erkenntnis- und<br />
Subjektivitätstheorie“<br />
26./27.10.<strong>2001</strong> in Köln<br />
Dr. L. Schwarte/Prof. Chr. Wulf, Fachbereich Philosophie und<br />
Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin:<br />
„Körper und Recht – Anthropologische Dimensionen der Rechtsphilosophie“<br />
1./4.11.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Dr. W. Hinzen, Institut für Philosophie, Universität Regensburg:<br />
„The Current Status of the Representational Theory of Mind“<br />
22./23.11.<strong>2001</strong> in Regensburg<br />
Stipendien:<br />
Dr. G. D’Alessandro: „Vernunft oder Geschichte? Der Streit zwischen<br />
Theologie und Philosophie in der Auseinandersetzung um<br />
die Kantsche Hermeneutik am Ende des 18. Jh.“ (Prof. N. Hinske,<br />
Trier)<br />
Dr. I. De Gennaro: „Peri hermneias – Eine phänomenologische<br />
Untersuchung zur Bestimmung der Sprache im Anfang der Philosophie“<br />
(Freiburg)
Dr. H. Hansen: „Politik und Ökonomie in der Globalisierungsdebatte<br />
und in der Ideengeschichte“ (Passau)<br />
Dr. J. Henrich: „Infiniter Regress und Letztbegründung – Entstehung<br />
und Etablierung einer Denkstruktur“ (Düsseldorf)<br />
Dr. R. King: „Die ,Bewahrung der Wahrnehmung‘/ Aristoteles’<br />
Untersuchung zum Gedächtnis und ihr Einfluss“ (Mainz)<br />
Dr. W. Küpers: „Phänomenologie der Wirtschaftskultur“ (Prof.<br />
Bockemühl, Witten)<br />
Dr. M. Liatsi: „Peirce und und die Antike Philosophie“ (Prof. K.<br />
Oehler, Hamburg)<br />
Dr. D. Lotter: „Die erkenntnistheoretischen Ursprünge der<br />
modernen Logik und Analytischen Philosophie bei Frege, Russel<br />
und Wittgenstein: Probleme, Konsequenzen und Alternativen zu<br />
einer rationalistischen Auffassung der Logik“ (Prof. W. Vossenkuhl,<br />
München)<br />
E. Ortland: „Genie und Arbeit“, (Prof. Ch. Menke, Potsdam)<br />
Dr. J. Schälike: „Der Zusammenhang zwischen Willensschwäche<br />
und Selbsttäuschung“ (Prof. P. Stemmer, Konstanz)<br />
Dr. V. L. Waibel: „System der Systemlosigkeit. Ein philosophischsystematischer<br />
Kommentar der ,Fichte-Studien‘ Friedrich von<br />
Hardenbergs (Novalis)“ (Tübingen)<br />
Reisebeihilfen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 268<br />
Prof. J. Golomb: Forschungsaufenthalte in Weimar, Heidelberg,<br />
Marbach und Frankfurt/M. zum Thema: „Nietzsches Präsenz in<br />
der Welt des zionistischen Vordenkers und Schriftstellers“<br />
Dr. Chr. Illies: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema:<br />
„Philosophische Untersuchung zum Anspruch evolutionsbiologischer<br />
Naturalisierungsversuche von ästhetischen Urteilen“<br />
Prof. N. Motroschilova: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Die Phänomenologie E. Husserls: Hauptideen und Evolution<br />
im Lichte der neuen philosophischen Literatur“<br />
Dr. R. Parkhomenko: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Der Funktionsbegriff in der Philosophie von E. Cassirer<br />
und in der Soziologie von N. Luhmann“<br />
Dr. H. Wojtczak: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Marsilius von Inghen: Kommentar zu den ,Kategorien‘.<br />
Edition, Einleitung und historisch-philosophische Analyse” (Prof.<br />
G. Wieland, Tübingen)
269<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Theologie und Religionswissenschaft<br />
Tagungen:<br />
Prof. Änne Bäumer-Schleinkofer, Fachbereich Mathematik, Universität<br />
Mainz:<br />
„Hildegard von Bingen im Rahmen mittelalterlicher Mystik und<br />
anderer Visionsformen in der Kirchengeschichte“<br />
24./27.2.<strong>2000</strong> in Bingen<br />
Prof. A. Habisch, Katholische Universität Eichstätt:<br />
„Solidaritätssysteme mit Zukunft“<br />
17./19.3.<strong>2000</strong> in Berlin<br />
Prof. G. Sauter, Ökumenisches Institut der Evangelisch-Theologischen<br />
Fakultät, Bonn:<br />
„Evangelische Theologie an der Jahrtausendschwelle“<br />
2./4.6.<strong>2000</strong> in Rengsdorf<br />
Prof. J. Clayton, Department of Religion, Boston University:<br />
„Future of the Study of Religion“<br />
11./15.9.<strong>2000</strong> in Boston<br />
Prof. T. S. Brady, History Department, University of California,<br />
Berkeley:<br />
„Late Middle Ages and Reformation – The Achievement of Heiko<br />
Augustinus Oberman“<br />
12./14.10.<strong>2000</strong> in Tucson, Arizona<br />
Prof. Ch. Burger, Faculteit der Godgeleerdheid, Vrije Universiteit<br />
Amsterdam/Dr. M. Mecklenburg/Dr. H.-J. Schiewer, Institut für<br />
Deutsche und Niederländische Philologie, Fachbereich Philosophie<br />
und Geisteswissenschaften, Freie Universität Berlin:<br />
„The Last Judgement in European Preaching“<br />
12./15.10.<strong>2000</strong> in Antwerpen<br />
Prof. U. Hoyer, Philosophisches Seminar, Universität Münster:<br />
„Eine Religion in philosophischer Form auf naturwissenschaftlicher<br />
Grundlage“<br />
13./15.10.<strong>2000</strong>, Insel Reichenau<br />
Prof. H. Verweyen, Institut für Systematische Theologie und Fundamentaltheologie,<br />
Universität Freiburg:<br />
„Fundamentaltheologie zwischen Hermeneutik und erster Philosophie“<br />
16./18.2.<strong>2001</strong> in Freiburg<br />
Prof. G. G. Stroumsa, Faculty of Humanities, The Hebrew University<br />
of Jerusalem:<br />
„Religious and political discourse and authority in late antiquity“<br />
21./22.4.<strong>2001</strong> in Jerusalem
Prof. T. Rendtorff, Evangelisch-Theologische Fakultät, Universität<br />
München:<br />
„Christentum, Wissenschaft und Gesellschaft“<br />
6./9.5.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. B. Kranemann, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, Theologische<br />
Fakultät, Universität Erfurt/Prof. J. Rüpke, Philosophische<br />
Fakultät, Universität Erfurt:<br />
„Das Gedächtnis des Gedächtnisses: Verschriftlichung von Ritualen“<br />
15.6.<strong>2001</strong> in Erfurt<br />
Dr. F. Ludwig, Institut für Kirchengeschichte, Universität München:<br />
„European Traditions of the Study of Religion in Africa“<br />
4./7.10.<strong>2001</strong> in Thurnau<br />
Prof. R. Berndt, Hugo-von-Sankt-Viktor-Institut, Philosophisch-<br />
Theologische Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt am Main:<br />
„Symposium NÔÓ˘Â¯ˆ˜ – Vernünftig (Mk. 12,34)“<br />
19./20.10.<strong>2001</strong> in Frankfurt a. M.<br />
Stipendien:<br />
W. Breul-Kunkel: „Bibliographie der Korrespondenz Johann<br />
Arndts“ (Prof. H. Schneider, Marburg)<br />
Dr. G. S. Oegema: „Erstellung eines Einführungsbandes zu den<br />
Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit“ (Tübingen)<br />
Dr. Ch. Stumpf: „Die Bedeutung von Religion und Recht für die<br />
internationalen Beziehungen bei Hugo Grotius“ (Oxford)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. I. Keul: Forschungsaufenthalt in Rumänien zum Thema:<br />
„Religiosität und Ethnizität. Evangelisch-lutherische Roma in Siebenbürgen“<br />
Prof. J. Waardenburg: Forschungsaufenthalt in Birmingham zum<br />
Thema „Muslimisch-christliche Beziehungen in Mittelost“<br />
Geschichtswissenschaften<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 270<br />
Tagungen:<br />
Prof. G. Thome, Seminar für Klassische Philologie, Freie Universität<br />
Berlin:<br />
„Lateinische Geschichtsschreibung der Spät- und Nachantike“<br />
13./15.1.<strong>2000</strong> in Berlin<br />
Prof. C. Goschler, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität<br />
Berlin:<br />
„Wissenschaft und Öffentlichkeit in Berlin, 1870 bis 1930“<br />
14./15.1.<strong>2000</strong> in Berlin
271<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. C. Vollnhals, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung<br />
e. V., Technische Universität Dresden:<br />
„Religion und Politik im deutschen Rechtsextremismus von 1870<br />
bis 1933“<br />
20./22.1.<strong>2000</strong> in Straßburg<br />
Prof. J. Heideking, Historisches Seminar, Anglo-Amerikanische<br />
Abteilung, Universität Köln/Prof. H. W. Tobler, Eidgenössische<br />
Technische Hochschule Zürich/Prof. P. Waldmann, Lehrstuhl für<br />
Soziologie unter besonderer Berücksichtigung der Sozialkunde,<br />
Philosophische Fakultät I , Universität Augsburg:<br />
„Staat und Entwicklung in Nord- und Lateinamerika im ,langen‘<br />
19. Jahrhundert: Ähnlichkeiten und Divergenzen“<br />
21./23.1.<strong>2000</strong> in Augsburg<br />
Prof. A. Schmitt, Seminar für Klassische Philologie, Universität<br />
Marburg:<br />
„Geisteswissenschaftlich-naturwissenschaftliches Kolloquium<br />
,antik-modern, modern-antik‘. Geschichte und Gegenwart eines<br />
Deutungsmusters”<br />
28./29.1.<strong>2000</strong> in Marburg<br />
Prof. H. Duchhardt, Institut für Europäische Geschichte, Abteilung<br />
Universalgeschichte, Mainz:<br />
„Europäische lieux de mémoire“<br />
20./23.3.<strong>2000</strong> in der Villa Vigoni<br />
Dr. P. Monnet, Mission Historique Française en Allemagne, Max-<br />
Planck-Institut für Geschichte:<br />
„Der Techniker in der westeuropäischen Stadt, 1250 bis 1650“<br />
25./27.5.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />
Prof. A. Chaniotis, Seminar für Alte Geschichte, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Freundschaft in der griechisch-römischen Antike“<br />
10./11.6.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
Prof. W. Schieder, Historisches Seminar, Universität zu Köln:<br />
„Der italienische Adel im 19. Jahrhundert“<br />
14./17.6.<strong>2000</strong> in Köln<br />
Prof. K.-H. Spieß, Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte des Mittelalters<br />
und Historische Hilfswissenschaften, Universität Greifswald:<br />
„Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter“<br />
15./19.6.<strong>2000</strong> in Greifswald<br />
Prof. H. Lehmann, Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen:<br />
„Religion, Staat, Gesellschaft bei Max Weber: Interkultureller<br />
Vergleich und kritische Bilanz“<br />
22./24.6.<strong>2000</strong> in Göttingen
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 272<br />
Prof. H. Keil, Institut für Amerikanistik, Universität Leipzig:<br />
„Ethnic Encounters and Identities: German, American and African<br />
Perspectives“<br />
5./8.7.<strong>2000</strong> in Leipzig<br />
Prof. H. Lutz, Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität<br />
Greifswald/Prof. J. Kramer, Institut für Anglistik und Amerikanistik,<br />
Universität Dortmund:<br />
„Sea Changes. Historicizing the Ocean, c. 1500 – c. 1900“<br />
20./23.7.<strong>2000</strong> in Greifswald<br />
Dr. U. von Hirschhausen, Lettische Universität Riga/Dr. J. Leonhard,<br />
Wadham College, University of Oxford:<br />
„Nation-building und internationale Identitäten: West- und Osteuropa<br />
im Vergleich“<br />
13./15.9.<strong>2000</strong> in Marbach<br />
Prof. E. Wiersing, Hochschule für Musik, Detmold:<br />
„Humanismus und Menschenbildung. Aspekte alten und neuen<br />
Lernens in der Antike am Beginn des 21. Jahrhunderts“<br />
14./17.9.<strong>2000</strong> in Detmold<br />
Prof. N. Fryde, Mittelalterliche Geschichte, Universität Darmstadt:<br />
„Bischofsmord im Mittelalter“<br />
21./24.9.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />
Prof. B. Roeck, Historisches Seminar, Universität Zürich:<br />
„Gesundheitswesen und Armenfürsorge im Südeuropa des 18.<br />
und 19. Jahrhunderts“<br />
28.9/1.10.<strong>2000</strong> in Loveno di Menaggio<br />
Prof. U. Herbert, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte,<br />
Historisches Seminar, Universität Freiburg:<br />
„Arisierung und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums<br />
in West- und Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
und nach der Wiedervereinigung“<br />
13./15.10.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />
Prof. N. Rupke, Institut für Wissenschaftsgeschichte, Universität<br />
Göttingen:<br />
„Göttingen und die Entwicklung der Naturwissenschaften (18.<br />
bis 20. Jahrhundert)“<br />
23./25.11.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />
Prof. A. Kappeler, Institut für Osteuropäische Geschichte, Universität<br />
Wien/Prof. K. Kaser, Institut für Südosteuropäische<br />
Geschichte, Universität Graz/Prof. M. Mitterauer, Institut für<br />
Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, Universität Wien:<br />
„Historische Familienformen in Russland und der Ukraine im<br />
europäischen Vergleich“<br />
23./26.11.<strong>2000</strong> in Wien
273<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. F. Seibt, Forschungsstelle für die böhmischen Länder, Collegium<br />
Carolinum e. V., München:<br />
„Phasen und Formen der Transformation in der Tschechoslowakei<br />
1918 bis 1993“<br />
23./26.11.<strong>2000</strong> in Bad Wiesee<br />
Prof. N. Katzer, Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte, Universität<br />
der Bundeswehr, Hamburg:<br />
„Lebensstile und Gruppenidentitäten in Sowjetrussland während<br />
der Neuen Ökonomischen Politik“<br />
19./20.1.<strong>2001</strong> in Hamburg<br />
Prof. J. Dülffer / Dr. M. Frey, Historisches Seminar, Universität zu<br />
Köln:<br />
„Dekolonisierung und Transformation in Südostasien“<br />
19./21.2.<strong>2001</strong> in Singapur<br />
Prof. G. Krumeich, Historisches Seminar, Universität Düsseldorf:<br />
„Operationsgeschichte und moderne Histographie. Ein Widerspruch?“<br />
16./17.3.<strong>2001</strong> in Potsdam<br />
Dr. H. Knoch, Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte, Universität<br />
Göttingen:<br />
„Kommunikation als Beobachtung – Beobachtung als Kommunikation“<br />
22./24.3.<strong>2001</strong> in Göttingen<br />
Dr. P. Gassert, Historisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Coming to Terms with the Past in West Germany: The 1960s“<br />
19./21.4.<strong>2001</strong> in Lincoln, Nebraska<br />
Dr. R. Petri, Institut für Geschichte, Fachbereich Geschichte, Philosophie<br />
und Sozialwissenschaften, Universität Halle-Wittenberg:<br />
„Technologietransfer aus der deutschen Chemieindustrie 1925<br />
bis 60“<br />
20./21.4.<strong>2001</strong> in Wittenberg<br />
Dr. S. Wendehorst, Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte<br />
und Kultur e. V., Leipzig:<br />
„Das Reichspersonal der Frühen Neuzeit: Ausbildung, Funktion,<br />
Karierren“<br />
26./27.4.<strong>2001</strong> in Wetzlar<br />
Prof. G. Wartenberg, Institut für Sächsische Geschichte und<br />
Volkskunde e. V., Dresden:<br />
„Die Dresdner Konferenz 1850/51“<br />
17./19.5.<strong>2001</strong> in Dresden<br />
Prof. J. Deininger, Seminar für Alte Geschichte, Universität<br />
Hamburg:<br />
„Neue Beiträge zur Geschichte der griechischen Welt“<br />
18./19.5.<strong>2001</strong> in Hamburg
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 274<br />
Prof. M. Neuhaus, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,<br />
Berlin:<br />
„Editoren-Kolloquium zur Briefkultur der politischen Emigration<br />
und der frühen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert“<br />
7./8.6.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. H.-D. Heimann, Historisches Institut, Philosophische Fakultät,<br />
Universität Potsdam:<br />
„Kommunikationsmedien als Wegweiser zum Selbst?“<br />
20./23.6.<strong>2001</strong> in Potsdam<br />
Prof. D. Diner, Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte<br />
und Kultur e. V., Leipzig:<br />
„Gedächtnis und Restitution: Über historische Erinnerung und<br />
materielle Wiederherstellung in Europa“<br />
21./23.6.<strong>2001</strong> in Wien<br />
Dr. S. Wendehorst, Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte<br />
und Kultur e. V., Leipzig:<br />
„The roman inquisition, index and the Jews: New perspectives<br />
for research?“<br />
29./30.6.<strong>2001</strong> in Leipzig<br />
Prof. G. Bock, Institut für Geschichte, Freie Universität Berlin:<br />
„Gender and consumption“<br />
9./12.9.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. P. Pulzer/Dr. A. Paucker, Leo Beck Institute, London:<br />
„Towards Normality?“<br />
9./13.9.<strong>2001</strong> in Cambridge<br />
Dr. M. Meumann, Institut für Geschichte, Universität Halle-Wittenberg/Dr.<br />
J. Rogge, Historisches Seminar, Universität Mainz:<br />
„Die besetzte res publica. Zum Verhältnis von ziviler Obrigkeit<br />
und militärischer Herrschaft in besetzten Gebieten vom Spätmittelalter<br />
bis zum 18. Jahrhundert“<br />
12./14.9.<strong>2001</strong> in Halle<br />
Dr. R. Gries, Historisches Seminar, Universität Leipzig:<br />
„Sozialistische Helden“<br />
13./15.9.<strong>2001</strong> in Krakau<br />
Prof. H. Duchhardt, Institut für Europäische Geschichte, Abt. Universalgeschichte,<br />
Mainz:<br />
„Imperium Romanum – irregulare corpus – Teutscher Reichs-<br />
Staat. Das Alte Reich im Verständnis der Zeitgenossen und der<br />
Historiographie“<br />
17./29.9.<strong>2001</strong> in Mainz<br />
Prof. Ch. Lübke, Historisches Institut, Osteuropäische Geschichte,<br />
Universität Greifswald:<br />
„Nordosteuropa als Geschichtsregion“<br />
20./22.9.<strong>2001</strong> in Tallinn
275<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. M. Zeuske, Iberische und Lateinamerikanische Abteilung,<br />
Historisches Seminar, Universität Köln:<br />
„Bürger, Nation und Rasse in der ersten Republik: Kuba 1902–1933“<br />
26./29.9.<strong>2001</strong> in Santiago de Cuba<br />
Dr. F. Möller, Historisches Institut, Universität Jena:<br />
„Charismatische Führer der deutschen Nation“<br />
27./29.9.<strong>2001</strong> in Heidelberg<br />
Prof. N. Fryde, Institut für Geschichte, Mittelalterliche Geschichte,<br />
Technische Universität Darmstadt:<br />
„Die englischen Könige des Mittelalters – ein neuer Ansatz“<br />
27./30.9.<strong>2001</strong> in Göttingen<br />
Prof. H.-J. Lüsebrink, Philosophische Fakultät II, Fachrichtung<br />
Romanistik, Universität des Saarlandes:<br />
„Das Europa der Aufklärung und die außereuropäische koloniale<br />
Welt – Wissenstransfer, interkulturelle Begegnungsformen, Sichtweisen<br />
der Anderen“<br />
4./6.10.<strong>2001</strong> in Saarbrücken<br />
Prof. V. Roelcke, Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte,<br />
Medizinische Universität Lübeck/Dr. E. J. Engstrom, Institute<br />
for the History of Psychiatry, Cornell University New York:<br />
„,Irre‘ – Ärzte – Politik: Perspektiven auf die deutschsprachige<br />
Psychiatrie des 19. Jahrhunderts“<br />
8./10.10.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. R. Liehr, Lateinamerika-Institut, Abt. Geschichte, Freie Universität<br />
Berlin:<br />
„Doing Business in Latin America: European Enterprises Overseas,<br />
c. 1850 to the Present“<br />
8./11.11.<strong>2001</strong> in London<br />
Prof. C. Wiesemann, Ethik und Geschichte der Medizin, Universität<br />
Göttingen/Prof. J. Schlumbohm, Max-Planck-Institut für<br />
Geschichte, Göttingen:<br />
„Vom sozialen Gebrauch der Entbindungsanstalt im 18. und 19.<br />
Jahrhundert. Das Göttinger Accouchierhaus von 1751 in vergleichender<br />
Perspektive“<br />
22./23.11.<strong>2001</strong> in Göttingen<br />
Prof. U. Lappenküper/Prof. J. Scholtyseck/Dr. Ch. Studt, Historisches<br />
Seminar, Universität Bonn:<br />
„Masse und Macht“<br />
6./8.12.<strong>2001</strong> in Bonn<br />
Stipendien:<br />
J. Angster: „Denken zwischen zwei Welten – Deutsche Sozialisten<br />
im britischen Exil. Von der Verabschiedung des Sozialistengesetzes<br />
1878 bis zur Diskussion um den Revisionismus in der<br />
Sozialdemokratie um 1900“ (Tübingen)
Dr. A. Eckert: „Afrikanische Bürokraten in Großbritannien,<br />
1940er – 1960er Jahre. Aufenthalte und Erfahrungen tansanischer<br />
Staatsdiener“ (Berlin)<br />
Dr. R. Frank: „Staat und Kirche in der DDR in den 70er und 80er<br />
Jahren. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs<br />
und die SED-Kirchenpolitik von 1971 bis 1989“, (Prof. A.<br />
Sywottek, Hamburg)<br />
Dr. Ch. Hatscher: „Alte Geschichte und Universalgeschichte.<br />
Weltgeschichtliche Perspektiven aus althistorischer Sicht“ (Osnabrück)<br />
Dr. A. Kuchenbecker: „Nationale Selbstdefinition in Bildnissen -<br />
eine Untersuchung zur Nationalikonographie im post-sowjetischen<br />
Russland“ (Hamburg)<br />
Dr. S. Lippert: „Neoliberalismus“ (Kiel)<br />
Dr. S. Petersen: „Annatenerhebung und Patronatsrecht. Die Entstehung<br />
und Entwicklung der Einziehung der fructus primi anni<br />
im Hoch- und Spätmittelalter“ (Göttingen)<br />
Dr. A. Reimann: „Hauptstädte im Krieg: Vergleichende Sozialund<br />
Kulturgeschichte Berlins und Londons im Ersten Weltkrieg“<br />
(Cambridge)<br />
Reisebeihilfen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 276<br />
Dr. O. Blaschke: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Verleger und Historiker von 1945 bis 1975 im internationalen<br />
Vergleich“<br />
Dr. K. Boeckh: Forschungsaufenthalt in Russland zum Thema:<br />
„Die Ukraine 1944 bis 1946. Kriegsfolgen und Resowjetisierung“<br />
Dr. M. Boldorf: Forschungsaufenthalte in Polen und Belgien zum<br />
Thema: „Übergang protoindustrieller Gewerbelandschaften ins<br />
industrielle Zeitalter“<br />
Dr. M. Brechtken: Forschungsaufenthalt in London zum Thema:<br />
„,Sea-Change‘ und ,Scharnierzeit‘: Persönlichkeiten, Netzwerke<br />
und Politik in den britisch-amerikanisch-deutschen Beziehungen<br />
während der globalen Formationsphase um die Jahrhundertwende”<br />
Dr. M. Brechtken: Forschungsaufenthalt in Washington zum<br />
Thema: „Die deutsch-britisch-amerikanischen Beziehungen 1890<br />
bis 1914. Der Einfluss der Seemacht auf die Außenpolitik und die<br />
Perzeption der politischen Führungsschichten“<br />
Prof. P. Godmann: Forschungsaufenthalt in Rom zum Thema:<br />
„Zensur und Ketzerei im Geheimarchiv der Römischen Inquisition<br />
und des Indexes“
277<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. M. Markowski: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Geschichte der Universität Krakau“<br />
Dr. A. V. Pilgoun: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Mittelalterliche Vorstellungen vom Kosmos in illustrierten<br />
Manuskripten des Mittelalters und frühen Drucken“<br />
Prof. K. Ruppert: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema:<br />
„Der Kampf um die Vorherrschaft zwischen dem Deutschen<br />
Reich und den Vereinigten Staaten von Amerika 1933 bis 1941“<br />
Dr. A. Searle: Forschungsaufenthalt in New Brunswick, USA zum<br />
Thema: „Der Clausewitz des 20. Jahrhunderts? J. F. C. Fuller –<br />
Militärtheoretiker, Historiker, Querdenker. Ideengeschichtliche<br />
Studien zu Militär, Politik und den Intellektuellen in Großbritannien<br />
der Zwischenkriegszeit“<br />
Prof. H. Wellenreuther: Forschungsaufenthalt in San Marino,<br />
USA zum Thema: „Ausbildung und Neubildung. Die Geschichte<br />
Nordamerikas vom Ausgang des 17. Jh. bis zur Unabhängigkeitserklärung<br />
im Jahre 1776“<br />
Archäologie; Altertumswissenschaft<br />
Tagungen:<br />
Prof. G. Brand, Institut für Orientalische Archäologie und Kunst,<br />
Universität Halle-Wittenberg/Prof. H.-G. Severin, Seminar für<br />
Christliche Archäologie, Universität Bonn:<br />
„Die spätantike Stadt und ihre Christianisierung“<br />
14./16.2.<strong>2000</strong> in Halle (Saale)<br />
Prof. H. Wrede, Winckelmann-Institut, Universität Berlin:<br />
„300 Jahre Thesaurus Brandenburgicus – Antike im Barock“<br />
30.9./2.10.<strong>2000</strong> in Blankensee<br />
Dr. A. C. Gunter, Arthur M. Sackler Gallery and Freer Gallery of<br />
Art, Smithsonian Institution, Washington/Dr. S. R. Hauser, Institut<br />
für Vorderasiatische Altertumskunde, Freie Universität Berlin:<br />
„Ernst Herzfeld und die Entwicklung der Erforschung des Vorderen<br />
Orients in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“<br />
3./5.5.<strong>2001</strong> in Washington<br />
Prof. U. Eigler, Fachbereich II, Universität Trier:<br />
„Mächtige Erinnerung. Die römische republikanische Annalistik<br />
als verschriftlichte soziale Ordnung“<br />
5./8.7.<strong>2001</strong> in Trier<br />
Prof. J. Kunow, Brandenburgisches Museum für Denkmalpflege<br />
und Archäologisches Landesmuseum, Wünsdorf/Prof. J. Müller,<br />
Vor- und Frühgeschichte, Universität Bamberg:<br />
„Landschaftsarchäologie und GIS: Prognosekarten – Besiedlungsdynamik<br />
– prähistorische Raumordnungen“<br />
15./20.10.<strong>2001</strong> in Wünsdorf
Stipendien:<br />
Dr. U. Brandl: „Die gestempelten Ziegel auf dem Gebiet der<br />
römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten, Kreis Wesel“<br />
(Xanten)<br />
Dr. C. Gmyrek: „Sammlung der antiken Inschriften und Münzen<br />
Ostpamphyliens und Darstellung der historischen und ökonomischen<br />
Entwicklung dieser Region“ (Prof. J. Nollé, München)<br />
Dr. C. Marconi: „Delphische Bauskulptur in archaischer Zeit“ (Pisa)<br />
A. Michina: „Humanistischer Kommentar zu Properz“ (Prof. J.<br />
Christes, Berlin)<br />
Dr. S. Muth: „Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf<br />
den öffentlichen Plätzen der Stadt Rom“ (München)<br />
Dr. S. Ortisi: „Römische Waffen und Pferdegeschirr aus Pompeji,<br />
Herculaneum und Stabiae“ (München)<br />
Dr. Ch. Römer-Strehl: „Materialwissenschaftliche Untersuchungen<br />
an römischen Bleiglasuren“ (Clausthal)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. A. Oettel: Forschungsaufenthalt in Syrien zum Thema: „Die<br />
Siedlungsgeschichte des Unteren Habur-Tals (Ostsyrien) von<br />
Alexander dem Großen bis Mohammed“<br />
Kunstwissenschaften<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 278<br />
Tagungen:<br />
Prof. R. Preimesberger, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität<br />
Berlin:<br />
„Der stumme Diskurs der Bilder. Reflexionsformen des Ästhetischen<br />
in der Kunst der frühen Neuzeit“<br />
11./13.2.<strong>2000</strong> in Berlin<br />
Prof. M. Seidel, Kunsthistorisches Institut in Florenz, Italien:<br />
„Gedankenfiguren in der Kunst und Kunstliteratur der Renaissance“<br />
8./11.5.<strong>2000</strong> in Florenz<br />
Prof. K. W. Niemöller, Robert-Schumann-Forschungsstelle e. V.,<br />
Düsseldorf:<br />
„Robert und Clara Schumann und die nationalen Musikkulturen<br />
des 19. Jahrhunderts“<br />
20./21.6.<strong>2000</strong> in Düsseldorf<br />
Dr. Ch. Brüstle/Dr. G. Heldt, Musikwissenschaftliches Seminar,<br />
Freie Universität Berlin:<br />
„Music as a Bridge – Musikalische Beziehungen zwischen<br />
Deutschland und England 1920–1950“<br />
13./16.7.<strong>2000</strong> in Berlin
279<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. B. R. Appel, Robert-Schumann-Forschungsstelle e. V.,<br />
Düsseldorf:<br />
„Viola da gamba, Baryton und Arpeggione“<br />
9.9.<strong>2000</strong> in Düsseldorf<br />
Prof. G. U. Grundmann, Germanisches Nationalmuseum,<br />
Nürnberg:<br />
„Quasi centrum Europae. Kunst und Kunsthandwerk aus Nürnberg<br />
für den europäischen Markt. 1400–1800“<br />
4./6.10.<strong>2000</strong> in Nürnberg<br />
Prof. K. Krüger, Institut für Kunstwissenschaften, Universität<br />
Greifswald:<br />
„Kunst im Film – Film als Kunst“<br />
4./6.10.<strong>2000</strong> in Frankfurt/Main<br />
Dr. A. von Hülsen-Esch, Max-Planck-Institut für Geschichte,<br />
Göttingen:<br />
„Die Methodik der Bildinterpretation“<br />
20/22.10.<strong>2000</strong> in Göttingen<br />
Prof. U. Schmitz, Fachbereich Linguistik, Universität-Gesamthochschule<br />
Essen/Prof. H. Wenzel, Institut für Deutsche Literatur,<br />
Universität Berlin:<br />
„Wissen und neue Medien im Mittelalter und heute: Bilder und<br />
Zeichen von 800 bis <strong>2000</strong>“<br />
16./18.11.<strong>2000</strong> in Essen<br />
Dr. B. Söntgen, Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig:<br />
„Kunstfiguren. Allegorie – Weiblichkeit – Modernität“<br />
22./24.11.<strong>2000</strong> in Braunschweig<br />
H. Baader, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin:<br />
„Im Agon der Künste. Paragonales Denken, ästhetische Praxis<br />
und die Diversität der Sinne“<br />
19./22.2.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. H. Geyer/Prof. W. Osthoff, Hochschule für Musik Franz<br />
Liszt, Weimar:<br />
„Musik an den venezianischen Ospedali vom 17. bis zum frühen<br />
19. Jahrhundert“<br />
4./7.4.<strong>2001</strong> am Deutschen Studienzentrum Venedig<br />
Prof. B. Hinz, FB Kunstwissenschaft, Universität-Kunsthochschule<br />
Kassel:<br />
„Frau und Bildnis 1600–1750 – barocke Repräsentationskultur an<br />
deutschen Fürstenhöfen“<br />
11./13.5.<strong>2001</strong> in Kassel<br />
Prof. F. Büttner/Prof. H. Kohle/H. Wiegel, Institut für Kunstgeschichte,<br />
Universität München:<br />
„Italiensehnsucht“<br />
25./26.5.<strong>2001</strong> in München
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 280<br />
Prof. A. Riethmüller, Musikwissenschaftliches Seminar, Freie<br />
Universität Berlin:<br />
„Ferruccio Busoni und Berlin“<br />
27./30.6.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. H. Danuser, Institut für Musikwissenschaft, Universität Berlin:<br />
„Musikalische Lyrik. Neue Wege der Gattungsgeschichtsschreibung<br />
des Liedes“<br />
15./18.7.<strong>2001</strong> im Schloss Blankensee<br />
Prof. N. Nußbaum/Dr. H. Simon, Kunsthistorisches Institut der<br />
Universität Köln/Prof. M. Thaller, Seminar für Historisch-Kulturwissenschaftliche<br />
Informationsverarbeitung der Universität Köln:<br />
„Das gemeinsame Auge: Kooperative visuelle Forschung“<br />
14.9.<strong>2001</strong> in Köln<br />
Prof. R. Schulte, European University Institute, San Domenico die<br />
Fiesole, Italien:<br />
„The Body and the Portrait of the Queen. Gender and Rule in the<br />
Courtly World 1500–<strong>2000</strong>“<br />
20./22.9.<strong>2001</strong> in Florenz<br />
Dr J. Endres/Dr. B. Wittmann/Prof. G. Wolf, Universität Trier, FB<br />
III – Kunstgeschichte:<br />
„Schleier. Bild – Text – Ritual“<br />
29.11./2.12.<strong>2001</strong> in Trier<br />
Prof. K. Krüger, Institut für Kunstwissenschaften, Universität<br />
Greifswald:<br />
„Imagination und kulturelle Praxis im Mittelalter“<br />
Wintersemester <strong>2001</strong>/2002 in Greifswald<br />
Stipendien:<br />
Dr. A. Fröhlich: „Monographie mit Werkverzeichnis der Gemälde,<br />
Handzeichnungen und Druckgraphik des Dresdner Landschaftsmalers<br />
Johann Christian Klengel (1751–1824)“ (Prof. J.<br />
Paul, Dresden)<br />
Dr. G. Habenicht: „Die Prager Schlossbauschule“ (Dr. Chr. Freigang,<br />
Göttingen)<br />
Dr. S. Kacunko: „Closed-Circuit-Videoinstallationen 1965 bis<br />
heute. Ein Beitrag zur Geschichte und Theorie der interaktiven<br />
Medienkunst“ (Prof. H. Körner, Düsseldorf)<br />
Dr. N. van der Meulen: „Weltsinn und Sinneswelten in Zwiefalten<br />
– Synästhesie und Sinne im spätbarocken Sakralraum“<br />
Dr. P. M. Pickshaus: „Joseph Beuys: Die Werkgenese“ (Prof. F. W.<br />
Heubach, Düsseldorf)<br />
Dr. G. Saure: „Sevillaner Retabel im Kontext Katholischer Reform<br />
und Gegenreformation 1450–1650“ (Osnabrück)
281<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. R. Schmitt-Scheubel: „Kritiken Alfred Einsteins“ (Berlin)<br />
Dr. L. Schwarte: „,Die Evidenz des Universellen‘. Universitätsarchitektur<br />
und -philosophie“ (Paris)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Prof. J. Bakos: Forschungsaufenthalt am Zentralinstitut für Kunstgeschichte<br />
in München zum Thema: „Westeuropäische Philosophie<br />
und ostmittelauropäische Kunstgeschichte (1960–1980)“<br />
Dr. A. Hagedorn: Forschungsaufenthalt an der Freer Gallery of<br />
Art in Washington, USA zum Thema: „Die Einflüsse der islamischen<br />
Kunst auf die europäische Keramik im 19. und frühen 20.<br />
Jahrhundert“<br />
Dr. K.-U. Hemken: Forschungsaufenthalt in New York, USA zum<br />
Thema: „Gedächtniskunst im Zeitalter der Neuen Medien“<br />
Dr. I. Katenhusen: Forschungsaufenthalt in den USA zum Thema:<br />
„Auswertung der zur Person des Kunsthistorikers und Museumsleiters<br />
Prof. Dr. Alexander Dorner (1893–1957) in Harvard, Cambridge/MA<br />
und Providence/RI archivierten Materialien“<br />
Dr. K. Kozlowski: Forschungsaufenthalt am Institut für Musiktheater<br />
der Universität Bayreuth zum Thema: „Richard Wagners<br />
,Parsifal‘: ,Summa aesthetica‘, ,Summa theologica‘“<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
Tagungen:<br />
Prof. B. Suchchard/Prof. W. Matzat, Romanisches Seminar, Universität<br />
Bonn/Dr. J. M. Saravia, Katholische Universität Eichstätt:<br />
„Das literarische Werk von Roberto Arlt im Kontext des Einwanderungsphänomens,<br />
der Verstädterung und der Ausdifferenzierung<br />
des literarischen Feldes im Buenos Aires der ersten Hälfte<br />
des 20. Jh.“<br />
21./22.1.<strong>2000</strong> in Bonn<br />
Prof. D. Harth, Germanistisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Intoleranz als Herausforderung für die Anerkennung intra- und<br />
interkultureller Vielfalt. Beiträge zur Genese, symbolischen Kodifizierung<br />
und Funktionen von Fremd- und Feindbildern“<br />
24./26.2.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
Dr. D. Fulda, Philosophische Fakultät, Universität zu Köln/Dr. S.<br />
S. Tschopp, Institut für Germanistik, Universität Bern:<br />
„Geschichte als Literatur. Der Zusammenhang von Geschichtsbild,<br />
-funktion und Textverfahren in der neueren Forschung“<br />
22./25.3.<strong>2000</strong> in Gießen
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 282<br />
Prof. J. J. Berns, Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien,<br />
Universität Marburg:<br />
„Oberrheinische Satire zwischen Reformation und Aufklärung“<br />
23./25.3.<strong>2000</strong> in Straßburg<br />
Prof. C. Wiedemann, Institut für Deutsche Philologie, Technische<br />
Universität Berlin:<br />
„Studium Antiquitatis Omnigenae. Alois Hirt: Archäologe, Historiker,<br />
Kunstkenner“<br />
1./2.4.<strong>2000</strong> in Berlin<br />
Dr. Ch. Begemann, Institut für Deutsche Philologie, Neuere<br />
Abteilung, Universität Würzburg:<br />
„Kunst – Zeugung – Geburt. Theorien und Metaphern ästhetischer<br />
Produktion in der Neuzeit“<br />
4./7.4.<strong>2000</strong> in München<br />
Prof. M. K. Lasatowicz, Instytut Filologi Germanskiej, Uniwersytet<br />
Opolski, Opole, Polen:<br />
„Regionalität als Kategorie der Sprach- und Literaturwissenschaft“<br />
16./20.4.<strong>2000</strong> in Kamien Slaski<br />
Prof. U. Jekutsch, Lehrstuhl für Slawistische Literaturwissenschaft,<br />
Institut für Slawistik, Universität Greifswald:<br />
„Stanislaw Lem – Schriftsteller, Denker, Mensch“<br />
9./14.5.<strong>2000</strong> in Szczecin/Greifswald<br />
Prof. T. A. Szlezák, Philologisches Seminar, Universität Tübingen:<br />
„Wolfgang Schadewaldt und die Gräzistik des 20. Jahrhunderts“<br />
19./20.5.<strong>2000</strong> in Tübingen<br />
Prof. R. Warning, Institut für Romanische Philologie, Universität<br />
München/Prof. W. Wehle, Institut für Romanistik, Universität<br />
Eichstätt:<br />
„Fin de siècle“<br />
23./25.5.<strong>2000</strong> in Klingenthal/Elsaß<br />
Prof. P. Auer/Dr. H. Spiekermann, Institut für Deutsche Sprache<br />
und Ältere Literatur, Deutsches Seminar I, Universität Freiburg/<br />
Dr. P. Gilles, Institut für Geschichtliche Landeskunde, Deutsches<br />
Seminar I, Universität Freiburg:<br />
„Silbenschnitt und Tonakzente“<br />
25./26.5.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />
Prof. X. von Ertzdorff-Kupffer/Prof. G. Giesemann, Institut für<br />
deutsche Sprache und mittelalterliche Literatur, Universität<br />
Gießen:<br />
„Erkundung und Beschreibung der Welt. Zur Poetik der Reiseund<br />
Länderberichte“<br />
19./24.6.<strong>2000</strong> in Gießen
283<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. G. Rohdenburg, Fachbereich Anglistik/Sprachwissenschaft,<br />
Universität-Gesamthochschule Paderborn:<br />
„Determinants of Grammatical Variation in English“<br />
23./24.6.<strong>2000</strong> in Paderborn<br />
Prof. H. Grabes, Institut für Anglistik, Universität Gießen:<br />
„Literaturgeschichte/Kulturgeschichte: Chancen und Spannungen“<br />
26./28.6.<strong>2000</strong> im Schloss Rauischholzhausen<br />
Prof. E. Lefèvre/Prof. E. Schäfer, Seminar für Klassische Philologie,<br />
Universität Freiburg:<br />
„Lotichius und die römischen Elegiker“<br />
30.6./1.7.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />
Prof. H. Breinig, Lehrstuhl für Amerikanistik, Universität Erlangen-Nürnberg/Prof.<br />
U. Haselstein, Amerika-Institut, Universität<br />
München:<br />
„Imaginary (Re-)Locations: Tradition, Modernity and the Market<br />
in Recent Native American Literature“<br />
6./9.7.<strong>2000</strong> in Erlangen<br />
Prof. B. Seidensticker, Seminar für Klassische Philologie, Freie<br />
Universität Berlin:<br />
„Antikerezeption in der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart“<br />
7./9.7.<strong>2000</strong> in Berlin und Blankensee<br />
Dr. H.-J. Marquardt, KLEIST-Gedenk- und Forschungsstätte<br />
Frankfurt/Oder:<br />
„Heinrich von Kleist“<br />
21./22.7.<strong>2000</strong> in Frankfurt/Oder<br />
Dr. M. Brenzinger, Institut für Afrikanistik, Universität zu Köln:<br />
„Major African Languages in the 21 st Century“<br />
21./26.8.<strong>2000</strong> in Lomé, Togo<br />
Dr. M. Willems/Dr. H.-E. Friedrich/Dr. F. Jannidis, Institut für<br />
Deutsche Philologie, Universität München:<br />
„Bürgerlichkeit im 18. Jh.“<br />
26./29.9.<strong>2000</strong> in Kloster Irsee<br />
Prof. W. Oesterreicher, Institut für Romanische Philologie, Universität<br />
München:<br />
„Bewusstsein, Sprache, Stil“<br />
27./29.9.<strong>2000</strong> in München<br />
Dr. D. Niefanger/S. Heudecker/J. Wesche, Seminar für Deutsche<br />
Philologie, Universität Göttingen:<br />
„Kulturelle Orientierung um 1700 – Traditionale und programmatische<br />
Vielfalt im deutschsprachigen Raum“<br />
5./7.10.<strong>2000</strong> in Wolfenbüttel
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 284<br />
Prof. H. Pfotenhauer, Institut für Deutsche Philologie, Neuere<br />
Abteilung, Universität Würzburg:<br />
„Jean Paul – Ein Gegenklassiker“<br />
11./14.10.<strong>2000</strong> in Bayreuth<br />
Prof. G. Neumann, Institut für Deutsche Philologie, Universität<br />
München/Dr. R. Warning, Romanisches Institut, Universität München:<br />
„Transgressionen“<br />
28./31.3.<strong>2001</strong> im Landgut Castelen, Augst<br />
Prof. T. Cramer/Dr. T. Rathmann, Institut für Deutsche Philologie,<br />
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Technische<br />
Universität Berlin:<br />
„Zwischen Ursprung und Performanz. Zur Konzeptualisierung<br />
des Ereignisbegriffs“<br />
19./21.4.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. F. Stern, Center for German Studies, Ben Gurion University<br />
of the Negev, Beer Sheva, Israel:<br />
„Ludwig Börne: Streitbarer Demokrat zwischen Deutschland und<br />
Frankreich“<br />
6./7.5.<strong>2001</strong> in Beer Sheva<br />
Prof. E. Lefèvre/Prof. E. Schäfer, Seminar für Klassische Philologie,<br />
Universität Freiburg:<br />
„Pontano und Catull“<br />
29./30.6.<strong>2001</strong> in Freiburg<br />
Prof. E. A. Schmidt, Philologisches Seminar, Universität Tübingen:<br />
„Entretiens ,Callimaco‘“<br />
3./8.9.<strong>2001</strong> in Vandoeuvres<br />
Prof. H. L. C. Tristram, Philosophische Fakultät, Geschichte der<br />
englischen Sprache und Literatur des Mittelalters, Universität<br />
Potsdam:<br />
„The Celtic Englishes III“<br />
19./22.9.<strong>2001</strong> in Potsdam<br />
Prof. Ch. Jamme, Universität Lüneburg/Prof. M. Engel, Institut für<br />
neuere deutsche und europäische Literatur, Fernuniversität<br />
Hagen:<br />
„Die späte Hymnik Friedrich Hölderlins“<br />
10./13.10.<strong>2001</strong> in Hagen<br />
Prof. E. Schürer, Department of Germanic and Slavic Languages<br />
and Literatures, Germanic Languages and Literatures, The Pennsylvania<br />
State University:<br />
„A Century of German-American Crosscurrents at Penn State<br />
(1901-<strong>2001</strong>)“<br />
18./21.10.<strong>2001</strong>, Pennsylvania State University
285<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. I. Burr, Romanisches Seminar, Universität Köln:<br />
„La construction européenne: aspects linguistiques et juridiques/Europa:<br />
Sprache und Recht in Saverne“<br />
7./9.12.<strong>2001</strong> in Saverne<br />
Stipendien:<br />
Dr. M. Andrazashvili: „Lehr- und Übungsbuch zur deutschen<br />
Grammatik für Lernende mit der Muttersprache Georgisch“ (Prof.<br />
G. Zifonin, Berlin)<br />
Dr. S. Bombeck: „Edition, Übersetzung und Kommentierung einer<br />
altäthiopischen Handschrift“ (Bonn)<br />
Dr. T. Gärtner: „Eine kritische Neuedition der Trojadichtung<br />
,Troilus‘ des mittellateinischen Dichters Albert von Stade<br />
(13. Jh.)“ (Köln)<br />
Dr. E. Merli: „Die Konstruktion römischer Vergangenheit und<br />
Identität in der augusteischen Epoche: das Beispiel der Fasten<br />
Ovids und der Aenes“ (Berlin)<br />
Dr. O. Nikitinski: „Äußerungen zur Rolle des Lateinischen im<br />
Verhältnis zu den Nationalsprachen in Deutschland und Holland“<br />
(München)<br />
Dr. U. Sauerland: „Scope Illusions and Situation Semantics“”<br />
(Tübingen)<br />
Dr. U. Sutrop: „Stammbaumtheorie. Geschichte und Probleme“<br />
(Prof. F. Plank, Konstanz)<br />
Dr. S. Schlichtmann: „Sophie von Grotthuß und Marianne von<br />
Eybenberg: Texte und Korrespondenzen mit Johann Wolfgang<br />
von Goethe und anderen Freunden“ (Trier)<br />
Dr. V. Zhdanova: „Kontrastive Untersuchung von Kausalkonstruktionen<br />
mit Nominalphrasen im Russichen und im Deutschen“<br />
(Prof. V. Ehrich, Tübingen)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. G. Blazˇiené: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Die altpreußischen Ortsnamen des Samlandes“<br />
Prof. S. B. Dzhimbinov: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Monographie über Leben und Werk R. M. Rilkes“<br />
Prof. P. Ensberg: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: “Das Buch Hiob und seine Rezeption in der deutschen<br />
Literatur: eine strukturanalytische Untersuchung”
Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft<br />
Tagungen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 286<br />
Prof. H.-J. Albrecht/Dr. D. Nogala, Max-Planck-Institut für ausländisches<br />
und internationales Strafrecht, Freiburg i. B.:<br />
„Understanding expansion and dynamic of private security in<br />
comparative perspective – Development and prospects in Europe<br />
and North America“<br />
13./15.2.<strong>2000</strong> in Freiburg<br />
Prof. H. Wunder, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität<br />
Gesamthochschule Kassel:<br />
„Geschlechterdifferenz im europäischen Recht“<br />
23./25.2.<strong>2000</strong> in Frankfurt/M.<br />
Prof. G. Hohloch, Institut für ausländisches und internationales<br />
Privatrecht, Universität Freiburg:<br />
„Internet und Jurisdiktions- sowie Rechtsanwendungsprobleme“<br />
31.3./2.4.<strong>2000</strong> in Lund<br />
Prof. P. Koslowski, Forschungsinstitut für Philosophie, Hannover:<br />
„Theory and Philosophy of History – The Historical School of<br />
Law“<br />
5./12.4.<strong>2000</strong> in Marienrode<br />
Prof. P. Welfens, Europäisches Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />
(EIIW) an der Universität Potsdam:<br />
„Wachstums- und Innovationspolitik in Deutschland und Europa“<br />
14.4.<strong>2000</strong> in Potsdam<br />
Prof. U. Blaurock, Institut für Wirtschaftsrecht, Universität Freiburg:<br />
„Europäisches Privatrecht in der Phase der Verdichtung“<br />
1./3.6.<strong>2000</strong>, Schloss Ringberg und Freising<br />
Prof. U. Karpen, Seminar für Öffentliches Recht und Staatslehre,<br />
Universität Hamburg:<br />
„Evaluation of Legislation“<br />
15./16.6.<strong>2000</strong> in Warschau<br />
Prof. J. Taupitz, Medizinrechtsinstitut, Universität Mannheim:<br />
„Das Menschenrechtsübereinkommen zur Biomedizin des Europarates:<br />
taugliches Vorbild für eine weltweit geltende Regelung?“<br />
19./24.9.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
Prof. M. Hutter, Institut für Wirtschaft und Kultur, Private Universität<br />
Witten/Herdecke:<br />
„Die Bedeutung der Bewertungspraktiken in den Künsten für die<br />
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“<br />
2./7.10.<strong>2000</strong> in der Villa Vigoni
287<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. P.-J. Jost, Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung,<br />
Vallendar:<br />
„Ökonomische Analyse der Unternehmung“<br />
5./7.10.<strong>2000</strong> in Koblenz<br />
Prof. R. Hendler, Institut für Umwelt- und Technikrecht, Universität<br />
Trier:<br />
„Die Bedeutung technischer Regelwerke im Umwelt- und Technikrecht“<br />
5./7.11.<strong>2000</strong> in Breslau<br />
Prof. M. Kloepfer, Forschungszentrum Technikrecht, Humboldt-<br />
Universität zu Berlin:<br />
„Techniksteuerung als Rechtsproblem – Rechtsfragen der Einführung<br />
der Gentechnik und der Ausstieg aus der Atomenergie“<br />
6.11.<strong>2000</strong> in Berlin<br />
Prof. M. Zuleeg, Fachbereich Rechtswissenschaft, Universität<br />
Frankfurt/Dr. H. Gümrükcü, Institut für Türkisch-Europäische<br />
Studien, Hamburg:<br />
„Europarecht für türkische Staatsangehörige – 20 Jahre Assoziationsratsbeschlüsse“<br />
1./2.12.<strong>2000</strong> in Frankfurt<br />
Dr. G. Baumgartner/Dr. D. Jahnel/Dr. G. Lienbacher, Institut für<br />
Verfassungs- und Verwaltungsrecht, Universität Salzburg:<br />
„Verfassung in Zeiten des Wandels“<br />
26./27.4.<strong>2001</strong> in Salzburg<br />
Prof. J. Eckert, Juristisches Seminar, Universität Kiel:<br />
„Der praktische Nutzen der Rechtsgeschichte“<br />
12./16.9.<strong>2001</strong> in Salzau<br />
Prof. G. Ronning, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung,<br />
Tübingen:<br />
„Kombi-Einkommen – ein Weg aus der Sozialhilfe?“<br />
20./21.9.<strong>2001</strong> in Tübingen<br />
Prof. H.-H. Kühne, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und<br />
Kriminologie, Universität Trier:<br />
„Migration, Culture Conflict and Crime“<br />
5./7.10.<strong>2001</strong> in Trier<br />
Prof. M. Schulte, Institut für Technik und Umweltrecht, Technische<br />
Universität Dresden:<br />
„Überschießende Instrumentalisierung von <strong>Stiftung</strong>en?“<br />
22./24.11.<strong>2001</strong> in Erfurt<br />
Prof. M. Schulte, Juristische Fakultät, Technische Universität<br />
Dresden/Prof. W. Krawietz, Rechtswissenschaftliche Fakultät,<br />
Universität Münster:<br />
„Zur Bedeutung des deutschen Rechtsrealismus für die Entwicklung<br />
von Theorie und Dogmatik des Rechtsdenkens“<br />
5./8.12.<strong>2001</strong> in Dresden
Prof. P. M. Huber, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht,<br />
Europarecht, Öffentliches Wirtschafts- und Umweltrecht, Universität<br />
Jena: „XII. Deutsch-Polnisches Verwaltungsrechtskolloquium<br />
“Grundrechtsentwicklung in Europa“/„Die öffentliche Verwaltung<br />
vor der Herausforderung des Gewährleistungsstaats“<br />
19./23.12.<strong>2001</strong> in Warschau<br />
Stipendien:<br />
Dr. A. Haupt: „Bildung und Humankapital im Zeitalter der Globalisierung“<br />
(Frankfurt/Oder)<br />
Dr. H. von Kortzfleisch: „Gestaltungsmuster für Wissensmanagement<br />
unter Berücksichtigung der Wirkungsbeziehungen zwischen<br />
Strategie, Struktur und Technologie“ (Köln)<br />
Dr. I. Tokarev: „Tarifäre und nichttarifäre Regulierungen im Rahmen<br />
der Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
Russlands“ (Hannover)<br />
Dr. O. Wilhelm: „Die Messung, Struktur und Validität von Wirtschaftswissen“<br />
(Mannheim)<br />
Reisebeihilfen:<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 288<br />
A. Arndt: Forschungsaufenthalt in Montréal zum Thema „Die<br />
innereuropäische Nachfrage nach Linienflugverkehrsdienstleistungen“<br />
(M. Wiegand-Kottisch)<br />
M. Mätzke: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema:<br />
„Die Entwicklung der Sozialen Selbstverwaltung in Deutschland<br />
seit 1945 und ihre Rolle in der Gestaltung der Sozialpolitik“<br />
Dr. Chr. Müller: Forschungsaufenthalt in Bloomington, USA zum<br />
Thema: „Steuerliche Bemessungsgrundlagen als Allmendegut.<br />
Der Fall des vertikalen Steuerwettbewerbs“<br />
Prof. R. Richter: Forschungsaufenthalt in Stanford, USA zum<br />
Thema: „Der Markt als Organisation“<br />
Dr. G. Thiemeyer: Forschungsaufenthalte in Rom, London, Paris<br />
und Washington zum Thema: „Die politische Dimension von<br />
Währungsunionen. Währungspolitische Kooperation im europäischen<br />
Staatensystem 1870–1914“<br />
Prof. A. Vida: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum Thema:<br />
„Verhaltenswissenschaftliche Aspekte von Marken- und Wettbewerbsverletzung“
289<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Politikwissenschaft und Soziologie<br />
Tagungen:<br />
Prof. Ch. Buschendorf, Zentrum für Nordamerika-Forschung<br />
(ZENAF), Universität Frankfurt:<br />
„Approaching America – European Views, Transatlantic Perspectives“<br />
21./22.1.<strong>2000</strong> in Frankfurt/M.<br />
Prof. V. Schneider, Fakultät für Verwaltungswissenschaft, Universität<br />
Konstanz:<br />
„Die Europäisierung und Globalisierung nationaler Interessenvermittlungsstrukturen“<br />
21./23.2.<strong>2000</strong> in Florenz<br />
Prof. A. Görlitz, Institut für Sozialwissenschaften, Universität<br />
Stuttgart:<br />
„Theorie politischer Steuerung“<br />
1./3.3.<strong>2000</strong> in Stuttgart<br />
Prof. L. Kühnhardt/Dr. C. Masala, Zentrum für Europäische Integrationsforschung<br />
(ZEI), Bonn:<br />
„Der Barcelona-Prozess: Steuerung unter den Bedingungen<br />
asymmetrischer Interdependenzen“<br />
3.4.<strong>2000</strong> in Bonn<br />
Prof. E. Demm, Faculté des Langues, Université Lyon:<br />
„Die Kultursoziologie Alfred Webers“<br />
3./5.4.<strong>2000</strong> in Bad Homburg<br />
Prof. K.-P. Sommermann, Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung,<br />
Speyer:<br />
„Gremienwesen und Gemeinwohlverantwortung“<br />
27./28.4.<strong>2000</strong> in Speyer<br />
Prof. J. Alber / Prof. J. Kohl, Hanse-Wissenschaftskolleg,<br />
Delmenhorst:<br />
„The Welfare State and the Labour Market: Concepts, Policies<br />
and Cross-National Experiences“<br />
27./30.4.<strong>2000</strong> in Delmenhorst<br />
Dr. R. Werle, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln:<br />
„Kollektive Handlungsfähigkeit als theoretisches Problem“<br />
30.4./1.5.<strong>2000</strong> in Köln<br />
Dr. E. Barlösius, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,<br />
Berlin/Prof. H. P. Müller, Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität,<br />
Berlin:<br />
„Neue Perspektiven der Soziologie im 21. Jahrhundert“<br />
5./6.5.<strong>2000</strong> in Berlin
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 290<br />
A. Croissant, Institut für Politische Wissenschaft, Universität<br />
Heidelberg:<br />
„Korea <strong>2000</strong>. The Kim Dae-jung Government after Two Years in<br />
Office“<br />
30.5.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
T. Reibold, Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz:<br />
„Israel in Nahost – Deutschland in Europa: Nahtstellen“<br />
5./7.6.<strong>2000</strong> in Mainz<br />
Prof. I. Srubar, Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />
„Grenzverschiebungen“<br />
8./12.6.<strong>2000</strong> in St. Petersburg<br />
Prof. W. Raunig, Staatliches Museum für Völkerkunde, München:<br />
„Afghanistan – Land ohne Staat?“<br />
15./18.6.<strong>2000</strong> in München<br />
Dr. K. Bodemer/Dr. S. Kurtenbach, Institut für Iberoamerika-<br />
Kunde, Hamburg:<br />
„Möglichkeiten und Grenzen der Einflussnahme durch externe<br />
Akteure in Konfliktsituationen: Friedensbemühungen in Kolumbien“<br />
27./28.7.<strong>2000</strong> in Hamburg<br />
Prof. T. Philipp/Ch. Schumann, Institut für Politische Wissenschaft,<br />
Universität Erlangen:<br />
„Bilad al-Sham: Processes of Identities and Ideologies from the<br />
18 th Century to End of the Mandatory Period“<br />
28.7./2.8.<strong>2000</strong> in Erlangen<br />
Prof. W. Schmähl, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />
„Soziale Sicherung in Mittel- und Osteuropa – Reformen und<br />
Zukunftsoptionen“<br />
2./5.9.<strong>2000</strong> in Bremen<br />
Prof. J. Bango, Katholische Fachhochschule NW, Abteilung<br />
Aachen/Prof. A. Karácsony, Eötvös-Loránd Universität, Budapest:<br />
„Luhmann in Ungarn. Darstellung des Lebenswerkes Niklas Luhmanns<br />
und die Rezeption seiner Theorie in der ungarischen<br />
Soziologie und in der ungarischen ,Scientific Community‘”<br />
8./9.9.<strong>2000</strong> in Budapest<br />
Dr. D. van Laak, Historisches Institut, Universität Jena/Dr. H. R.<br />
Otten, Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen:<br />
„Verortung und Entgrenzung. Konzepte des Raums in Geschichte<br />
und Gegenwart“<br />
13./15.9.<strong>2000</strong> in Essen
291<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. K. Stern, Rechtszentrum für europäische und internationale<br />
Zusammenarbeit, Köln:<br />
„Internationales wissenschaftliches Symposium aus Anlass des<br />
10. Jahrestages der deutschen Einheit am 3. Oktober <strong>2000</strong>“<br />
24./26.9.<strong>2000</strong> in Berlin<br />
Prof. S. Leibfried, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />
„European Welfare States: Domestic and International Challenges“<br />
6./7.10.<strong>2000</strong> in Köln<br />
Prof. H. Hubel, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena:<br />
„European Integration as New Framework of Evolving Relations<br />
in North-Eastern Europe: The ,Triangle‘ European Union – Baltic<br />
States – Russia“<br />
6./8.10.<strong>2000</strong> in Travemünde<br />
Prof. W. Seifert, Japanologisches Seminar, Universität Heidelberg:<br />
„Japan im Vergleich“<br />
13./15.10.<strong>2000</strong> in Heidelberg<br />
Prof. W. Eichwede, Forschungsstelle Osteuropa, Universität<br />
Bremen:<br />
„Was leistet die Osteuropaforschung? Die Osteuropaforschung<br />
zwischen Angebot und Nachfrage – die Perspektive der Wirtschaft“<br />
19.10.<strong>2000</strong> in Bremen<br />
Prof. H. Döring, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät,<br />
Universität Potsdam:<br />
„Der Einfluss parlamentarischer Verfahrensregeln auf das Politikergebnis<br />
– Studien zur Deregulierung von Beschäftigungsverhältnissen<br />
in Westeuropa“<br />
21./24.10.<strong>2000</strong> in Potsdam<br />
Prof. H.-J. Axt, Universität Gesamthochschule Duisburg:<br />
„Frieden und Sicherheit in (Südost-)Europa“<br />
27./29.11.<strong>2000</strong> in Duisburg<br />
Prof. R. Nave-Herz, Institut für Soziologie, Universität Oldenburg:<br />
„Wandel und Kontinuität der Familie in Deutschland seit dem<br />
2. Weltkrieg“<br />
15./18.2.<strong>2001</strong> in Oldenburg<br />
Dr. D. Nolte/G. Calcagnotto, Institut für Iberoamerika-Kunde,<br />
Hamburg:<br />
„Wächst Südamerika unter brasilianischer Führung zusammen?<br />
Perspektiven der wirtschaftlichen Integration und politischen<br />
Kooperation nach dem südamerikanischen Gipfel in Brasilia und<br />
vor dem amerikanischen Gipfel in Québec“<br />
19./20.2.<strong>2001</strong> in Hamburg
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 292<br />
Prof. O. Niedermayer/Dr. R. Stöss, FB Politik- und Sozialwissenschaften,<br />
Freie Universität Berlin:<br />
Expertenkonferenz zur Ausarbeitung einer Empfehlung für die<br />
Messung von rechtsextremen Einstellungen<br />
28./29.3.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Prof. H. Münkler, Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-<br />
Universität zu Berlin:<br />
„Die Politik der Gesellschaft“<br />
29./31.3.<strong>2001</strong> in Berlin<br />
Dr. H. Weiland, Arnold Bergstraesser Institut, Freiburg i. Br.:<br />
„Memorandum zur Neubegründung der deutschen Afrikapolitik:<br />
Frieden und Entwicklung durch strukturelle Stabilität“<br />
5./6.4.<strong>2001</strong> in Freiburg<br />
Prof. W. Schmähl, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />
„Political Economy of Pension Reform“<br />
3./5.5.<strong>2001</strong> in Delmenhorst<br />
Prof. J. Betz, Deutsches Übersee-Institut, Hamburg:<br />
„Parteien in Entwicklungsländern im Kontext formaler und informeller<br />
Politik“<br />
18./19.5.<strong>2001</strong> in Hamburg<br />
Prof. S. Schmidt, Universität Koblenz-Landau, Institut für Politikwissenschaft:<br />
„Amnesie, Amnestie oder Aufarbeitung? Zum Umgang mit autoritären<br />
Vergangenheiten und Menschenrechtsverletzungen in<br />
der Demokratie im interkulturellen Vergleich“<br />
28./30.6.<strong>2001</strong> in Landau<br />
Prof. W. Schmähl, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen:<br />
„Die Umgestaltung der Absicherung bei Invalidität und die weitere<br />
Entwicklung der Alterssicherung“<br />
1./4.9.<strong>2001</strong> in Litauen<br />
Prof. J. Gebhardt, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft II, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg:<br />
„Symbole und Politische Ordnungen“<br />
10./12.9.<strong>2001</strong> in der Villa Vigoni<br />
Prof. I. Srubar, Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg:<br />
„Pitirim A. Sorokin – Leben, Werk und Wirkung“<br />
17./20.9.<strong>2001</strong> in Ljubljana<br />
Dr. A. Rein, Museum für Völkerkunde, Frankfurt a. M.:<br />
„Land schaf(f)t Kultur. Macht Kultur Natur? Zur Erfindung des<br />
Urwalds in Amazonien“<br />
28./29.9.<strong>2001</strong> in Frankfurt am Main
293<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Dr. K. Moser von Filseck, Internationales Zentrum für Wissenschaftliche<br />
Zusammenarbeit, Universität Tübingen:<br />
„Resistance to Globalization? A Comparison of Three World Regions“<br />
10./14.10.<strong>2001</strong> in Tübingen<br />
Prof. U. Steinbach, Deutsches Orient-Institut, Hamburg:<br />
„Mehr Sicherheit im südlichen Mittelmeerraum? Libyen – Vom<br />
isolierten Staat unter UNO-Sanktionen zum neuen dynamischen<br />
regionalen Akteur“<br />
19./20.10.<strong>2001</strong> in Hamburg<br />
Prof. U. Sarcinelli, Institut für Politikwissenschaft, Universität<br />
Koblenz-Landau:<br />
„Machtdarstellung und Darstellungsmacht. Wissenschaft und<br />
Praxis moderner Politikvermittlung im Diskurs“<br />
1./3.11.<strong>2001</strong> in Landau<br />
Prof. H. Döring: Vergleichende Politikwissenschaft, Universität<br />
Potsdam:<br />
„The Vices and Virtues of Direct Democracy: East and West in<br />
Comparative Perspective“<br />
1./6.12.<strong>2001</strong> im Jagdschloss Glienicke<br />
Prof. Dr. K. Clausberg, Fachbereich Kulturwissenschaften, Universität<br />
Lüneburg:<br />
„Geistige ,Umwelten‘ um 1920 – Hamburger Natur- und Kulturwissenschaften<br />
im Dialog“<br />
14./16.12.<strong>2000</strong> in Hamburg<br />
Stipendien:<br />
T. Bräuninger: „Die Bestimmung von Staatenpositionen in internationalen<br />
Verhandlungen“ (Konstanz)<br />
S. Erdle: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Vergleichende<br />
Untersuchung von Marokko und Tunesien“ (Dr. V. Perthes, Berlin)<br />
Dr. I. Glosemeyer: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Welche<br />
regionalen und internationalen Auswirkungen hat die Verschiebung<br />
des Kräfteverhältnisses zwischen der Königsfamilie und<br />
anderen politischen Akteuren in Saudi-Arabien?“ (Dr. V. Perthes,<br />
Berlin)<br />
Dr. X. Gu: „Die strategischen Irrtümer: die Sicherheitsordnung in<br />
Ostasien zwischen Realität und Illusion“ (Bonn)<br />
K. Hofer: „Neue Kirchen in Afrika und ihre Rolle in Politik,<br />
Gesellschaft und Öffentlichkeit“ (Dr. A. Zunker, Berlin)<br />
H.-J. Kim: „Demokratisierung der öffentlichen Verwaltung in der<br />
Republik Korea – Übergang zu Marktwirtschaft und Ordnungspolitik<br />
als Ausdruck der Verschränkung des Kampfs um demokratischen<br />
Rechtsstaat“ (Prof. H. Elsenhans, Leipzig)
Ch. Schwegmann: „Die Kontaktgruppe in den Internationalen<br />
Beziehungen“ (Dr. A. Zunker, Berlin)<br />
I. Werenfels: „Elitenwechsel in der arabischen Welt. Zusammensetzung<br />
und Struktur der sich neu herausbildenden Eliten in<br />
Algerien“ (Dr. V. Perthes, Berlin)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Prof. J. Halfmann: Forschungsaufenthalt in Berkeley, USA, zum<br />
Thema: „Bounded Sovereignty in the World Polity: The German<br />
Nation-State in a Supranational Context“<br />
Prof. H. Hurwitz: Forschungsaufenthalt in Washington, USA, zum<br />
Thema: „Biographie Robert Havemann“<br />
Dr. S. Lang: Forschungsaufenthalt in Rom zum Thema: „Integrationsprobleme<br />
multinationaler Streitkräfte hinsichtlich führungskonzeptioneller<br />
Aspekte unter besonderer Berücksichtigung der<br />
Bundeswehr“<br />
Dr. Chr. Strünck: Forschungsaufenthalt in Berkeley, USA, zum<br />
Thema: „Muster des regulativen Staates. Institutioneller Wandel<br />
und Interessenvermittlung am Beispiel der Verbraucherpolitik in<br />
den USA und Europa“<br />
D. Weidemann: Forschungsaufenthalt in Taipei, Taiwan zum<br />
Thema: „Interkulturelle Kompetenz in deutsch-taiwanesischen<br />
Interaktionen: Ein Experten-/Novizenvergleich anhand subjektiver<br />
Theorien über das chinesische Konzept ,Gesicht wahren‘“<br />
Medizin und Naturwissenschaften<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN 294<br />
Tagungen:<br />
Prof. K. E. Linsenmair, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie<br />
(Zoologie III), Theodor-Boveri-Institut für Biowissenschaften<br />
(Biozentrum) der Universität Würzburg:<br />
„Afrikanische Savannensysteme“<br />
1./3.3.<strong>2000</strong> in Würzburg<br />
Prof. M. Leptin, Institut für Genetik, Universität Köln:<br />
„Protein Machines and Subcellular Organisation“<br />
8./10.3.<strong>2000</strong> in Köln<br />
Prof. G. Roth, Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst:<br />
„Kognitions- und Neurowissenschaften <strong>2000</strong>“<br />
25.3./1.4.<strong>2000</strong> in Günne<br />
Prof. I. Wachsmuth, AG Wissensbasierte Systeme, Technische<br />
Fakultät der Universität Bielefeld:<br />
„IK<strong>2001</strong>: Interdisziplinäres Kolleg zum Schwerpunktthema Kommunikation“<br />
2./9.3.<strong>2001</strong> in Günne
295<br />
TAGUNGEN UND FORSCHUNGSSTIPENDIEN<br />
Prof. A. Aersten, Institut für Biologie III, Neurobiologie und Biophysik,<br />
Universität Freiburg:<br />
„The 6th Tamagawa Brain Forum“<br />
12./14.9.<strong>2001</strong> in Breisach<br />
Prof. M. Baake, Institut für Mathematik und Informatik, Universität<br />
Greifswald:<br />
„Stochastic Genetic Processes“<br />
3./6.10.<strong>2001</strong> in Greifswald<br />
Stipendien:<br />
Dr. A. Abicht: „Charakterisierung von Defekten des nikotinischen<br />
Azetylcholinrezeptors (nAChR) bei kogenitalen myasthenen<br />
Syndromen (CMS) mit Hilfe molekulargenetischer und elektrophysiologischer<br />
Methoden“ (München)<br />
D. Biniszkiewicz: „DNA methyltransferase induced C-to-U transition<br />
mutations in cells and mice with homozygous deletion of uracil-DNA<br />
glycosylase“ (Prof. Jaenisch, Cambridge, USA)<br />
Dr. A. Grau: „Bilder des Geistes – Die Semiotik funktioneller Bildgebungsverfahren<br />
in der Hirnforschung (PET und fMRT)“ (München)<br />
Dr. M. Hindiyeh: „Research on Human Herpes Virus-8“ (Prof. Y.<br />
Becker, Jerusalem)<br />
Ch. Kaether: „Darstellung des Transports von Amyloidvorläuferprotein<br />
in lebenden Neuronen und Charakterisierung der Amyloid-Prozessierung<br />
mit Hilfe von grün fluoreszierendem Protein“<br />
(Heidelberg)<br />
J. Karow: „Science and Environmental Reporting Program“ (Oxford)<br />
Dr. D. Neu: Auslandstipendium zur Bearbeitung klinischer Fragestellungen<br />
in den Bereichen Epidemiologie und Biostatistik an<br />
der Harvard School of Public Health, Harvard University (Boston,<br />
USA)<br />
Dr. B. Riecken: „Klinische Fragestellungen in den Bereichen<br />
Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie“ (Freiburg)<br />
Dr. H. Chr. Spangenberg: „Charakterisierung der frühen Immunantwort<br />
gegen HBV- und HCV-Infektion“ (Freiburg)<br />
M. Tmeizeh: „Medical Microbiology“ (Prof. Y. Becker, Jerusalem)<br />
Dr. B. Trülzsch: „Ribozym-vermittelte Genreparatur in spinaler<br />
Muskelathrophie“ (Oxford)<br />
Reisebeihilfen:<br />
Dr. G. Revalde: Forschungsaufenthalt in Deutschland zum<br />
Thema: „Kern-g-Faktor Messung der Europium-Ionen in einer<br />
Penning-Falle“ (Prof. G. Werth, Mainz)
Finanzübersicht<br />
Bilanz zum 31. Dezember <strong>2000</strong><br />
Aktiva<br />
Anlagevermögen<br />
Stand Ab- Stand<br />
1. 1. <strong>2000</strong> Zugang Abgang schreibung 31. 12. <strong>2000</strong><br />
€ € € € €<br />
Finanzanlagen<br />
Aktien der<br />
<strong>Thyssen</strong> Krupp AG<br />
im Nennwert von<br />
€ 65.372.160,00 92.377.985,82 92.377.985,82<br />
Sonstige Finanzanlagen 58.453.001,07 10.090.164,87 68.543.165,94<br />
150.830.986,89 10.090.164,87 160.921.151,76<br />
Sachanlagen<br />
Bebautes Grundstück 209.320,21 12.312,40 197.007,81<br />
Geschäftsausstattung 108.290,09 22.135,81 34.385,03 96.040,87<br />
Umlaufvermögen<br />
317.610,30 22.135,81 46.697,43 293.048,68<br />
Forderungen 23.503.103,38<br />
Kassenbestand 1.806,46<br />
Bankguthaben 326.026,79<br />
FINANZÜBERSICHT 296 297 FINANZÜBERSICHT<br />
23.830.936,63<br />
185.045.137,07<br />
€ €<br />
Passiva<br />
<strong>Stiftung</strong>skapital 122.619.011,35<br />
Rücklagen<br />
Rücklage gem. § 58 Ziff. 7a AO 33.642.000,00<br />
Rücklage für noch zu bewilligende<br />
Förderungsmaßnahmen 5.113.000,00<br />
38.755.000,00<br />
Ergebnisvortrag 1.919.075,78<br />
Rückstellungen<br />
Rückstellung für bewilligte<br />
Zuwendungen an die Wissenschaft 19.501.367,18<br />
Pensionsrückstellungen 2.184.026,00<br />
Sonstige Rückstellungen<br />
21.685.393,18<br />
Verbindlichkeiten 66.656,76<br />
185.045.137,07
299<br />
FINANZÜBERSICHT<br />
Ertrags- und Aufwandsrechnung <strong>2000</strong><br />
Erträge<br />
Erträge aus dem <strong>Stiftung</strong>svermögen<br />
€ €<br />
Erträge aus Beteiligungen 18.278.889,26<br />
Erträge aus Investmentfonds 2.070.209,35<br />
Zinserträge 1.102.245,03<br />
Aufwendungen<br />
Zuwendungen an die Wissenschaft 13.622.716,45<br />
Erstattungen und Auflösungen<br />
von Rückstellungen – 718.486,84<br />
Rückfluß aus Druckbeihilfen – 17.484,12<br />
21.451.343,64<br />
12.886.745,49<br />
Aufwendungen für Öffentlichkeitsarbeit 61.547,31<br />
Aufwendungen für <strong>Stiftung</strong>sgremien 31.499,06<br />
Verwaltungskosten 972.699,92<br />
Abschreibungen auf Sachanlagen 46.697,43<br />
13.999.189,21<br />
Jahresergebnis 7.452.154,43<br />
Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr 1.610.278,22<br />
Entnahme aus der Rücklage für noch<br />
zu bewilligende Förderungsmaßnahmen 5.112.918,80<br />
Einstellung in die Rücklage für noch<br />
zu bewilligende Förderungsmaßnahmen – 5.113.000,00<br />
Einstellung in die Rücklage<br />
gemäß § 58 Ziffer 7a AO – 7.143.275,67<br />
Ergebnisvortrag 1.919.075,78
Bewilligte Mittel <strong>2000</strong> nach Förderungsbereichen und<br />
Förderungsarten<br />
FINANZÜBERSICHT 300 301 FINANZÜBERSICHT<br />
Projekte Stipendien<br />
€ €<br />
Geschichte, Sprache und Kultur 7.333.419,13 512.586,17<br />
Bild und Bildlichkeit 35.900,00<br />
Staat, Wirtschaft und Gesellschaft 1.039.626,67 111.564,00<br />
Internationale Beziehungen 1.022.470,08 51.196,00<br />
Medizin und 1.526.261,98<br />
Naturwissenschaften 119.563,94<br />
Internationale Stipendienund<br />
Austauschprogramme 702.791,00<br />
10.921.777,86 1.533.601,11<br />
Wissenschaftliche<br />
Veranstaltungen Druckbeihilfen Sonstiges insgesamt<br />
€ € € €<br />
544.391,00 126.158,45 91.060,47 8.607.615,22<br />
19.306,00 55.206,00<br />
245.834,74 4.419,62 12.911,76 1.414.356,79<br />
80.991,00 4.681,00 12.694,76 1.172.032,84<br />
5.927,92 18.960,76 1.551.150,66<br />
119.563,94<br />
702.791,00<br />
896.450,66 135.259,07 135.627,75 13.622.716,45<br />
Vorstand: Jürgen Chr. Regge
FINANZÜBERSICHT 302<br />
Auszug aus dem Bericht der PwC Deutsche Revision AG zur Prüfung des<br />
Rechnungswesens und des Jahresabschlusses der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
zum 31. Dezember <strong>2000</strong>.
303 Anhang<br />
Bibliographie der in den Jahren <strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> mit Unterstützung<br />
der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> erschienenen Publikationen<br />
Die Bibliographie verzeichnet nach Sachgebieten sowohl Monographien<br />
als auch unselbständig erschienene Schriften der Berichtsjahre<br />
<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong> sowie Nachträge aus vergangenen Jahren, die aus<br />
Projekten und Stipendien hervorgegangen oder durch Druckkostenoder<br />
sonstige Beihilfen unterstützt worden sind.<br />
Philosophie<br />
Anfänge der DDR-Philosophie. Ansprüche, Ohnmacht, Scheitern.<br />
Volker Gerhardt; Hans-Christoph Rauh [Hg.]. – Berlin: Links, <strong>2001</strong>.<br />
567 S. (Forschungen zur DDR-Gesellschaft)<br />
Bayer, Oswald: A priori willkürlich, a posteriori notwendig. Die<br />
sprachphilosophische Verschränkung von Ästhetik und Logik in<br />
Hamanns Metakritik Kants. – In: Neue Zeitschrift für systematische<br />
Theologie und Religionsphilosophie. Bd. 42. <strong>2000</strong>. S. 117–139.<br />
Besold, Christoph: Synopse der Politik. Übers. von Cajetan Cosmann<br />
(nach der Ausgabe Synopsis Politicae Doctrinae, Ingolstadt 1637).<br />
Hrsg. von Laetitia Boehm. – Frankfurt/M.; Leipzig: Insel Verl., <strong>2000</strong>.<br />
431 S. (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens; Bd. 9)<br />
Bremer, Dieter: Die Spannung von Nähe und Ferne in Nietzsches<br />
Auseinandersetzung mit Heraklit und Platon. – In: Jedes Wort ist ein<br />
Vorurteil – Philologie und Philosophie in Nietzsches Denken. Wien<br />
1999. S. 191–206.<br />
Bremer, Dieter: Versöhnung ist mitten im Streit. Hölderlins Entdeckung<br />
Heraklits. – In: Hölderlin-Jahrbuch. Bd. 30. 1996–1997.<br />
S. 173–199.<br />
Daiber, Hans: Die Aristotelesrezeption in der syrischen Literatur.<br />
Die Gegenwart des Altertums. Formen und Funktionen des Altertumsbezugs<br />
in den Hochkulturen der Alten Welt. Ed. by. Dieter<br />
Kuhn und Helga Stahl. Heidelberg <strong>2001</strong>. S. 327–345.<br />
Dilthey, Wilhelm: Sobranie Sočinenij v ˇsesti tomach. Pod obˇsčej<br />
redakciej: A. V. Michajlova i N. S. Plotnikova. – Moskva: Dom intellektualnoj<br />
knigi.<br />
Tom 1. Vvedenie v nauki o duche ... . Perevod s nemeckogo pod<br />
redakciej: V.S. Malachova. <strong>2000</strong>. 762 S.
ANHANG 304<br />
Dilthey-Jahrbuch für Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften.<br />
Hrsg. von Frithjof Rodi ... . – Göttingen: Vandenhoeck<br />
& Ruprecht. Bd. 12. 1999/00. Der Philosoph Georg Misch. 2.<br />
Dion von Prusa: Olympikos ē peri tēs prōtes yops theoy ennoias =<br />
Olympische Rede oder über die erste Erkenntnis Gottes. Eingel.,<br />
übers. und interpretiert von Hans-Josef Klauck. Mit einem archäolog.<br />
Beitr. von Balbina Bäbler. – Darmstadt: Wiss. Buchges., <strong>2000</strong>.<br />
250 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />
pertinentia; Bd. 2)<br />
Eberhard, Johann August: Neue Apologie des Sokrates, oder Untersuchung<br />
der Lehre von der Seligkeit der Heiden. – Hildesheim usw.:<br />
Olms-Weidmann. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Philosophie)<br />
Bd. 2. Nachdr. der Ausg. Berlin, Stettin, Nicolai, 1778. <strong>2001</strong>. 528 S.<br />
Erfahrung und Urteilskraft. Hrsg. von Rainer Enskat. – Würzburg:<br />
Königshausen & Neumann, <strong>2000</strong>. 202 S.<br />
Erkenntnistheorie. Positionen zwischen Tradition und Gegenwart.<br />
Thomas Grundmann [Hrsg.]. – Paderborn: mentis Verl., <strong>2001</strong>. 417 S.<br />
Frank, Simon L.: Werke : in acht Bänden. Hrsg. von Peter Schulz... .<br />
– Freiburg; München: Alber.<br />
Bd. 1. Der Gegenstand des Wissens. Grundlagen und Grenzen der<br />
begrifflichen Erkenntnis. Aus dem Russ. übertr. von Vera Ammer.<br />
Mit einem Vorw. von Nelly Motrosilova. <strong>2000</strong>. 526 S.<br />
Fuhrmann, Martin: Bevölkerungs- und Ehepolitik in der politischen<br />
und ökonomischen Theorie. Aufgeklärter Absolutismus und Frühliberalismus<br />
(ca. 1750–ca. 1820). – In: Legitimation, Kritik und Reform.<br />
Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm<br />
Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>,<br />
H. 1). S. 31–51.<br />
Greve, Ylva: Naturrecht und „Criminalpsychologie“. – In: Legitimation,<br />
Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert.<br />
Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere<br />
Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1). S. 69–94.<br />
Günzel, Stefan: Geophilosophie. Nietzsches philosophische Geographie.<br />
– Berlin: Akademie Verl., <strong>2001</strong>. 337 S.<br />
Günzel, Stefan: Linien. Nietzsche – Jünger – Heidegger. – In: Widersprüche.<br />
zur frühen Nietzsche-Rezeption. Weimar <strong>2000</strong>. S. 338–359.<br />
Günzel, Stefan: Nietzsches Geophilosophie und die „gemäßigte<br />
Klimazone“ im Denken des Abendlandes. – In: Dialektik. <strong>2000</strong>,1.<br />
S. 17–34.<br />
Günzel, Stefan: Nietzsches philosophische Geographie. – In: Nietzsches<br />
Labyrinthe. Weimar <strong>2001</strong>. S. 102–126.
305<br />
ANHANG<br />
Günzel, Stefan: Nietzsches philosophische Geographie. Eine geophilosophische<br />
Propädeutik. – In: Zeitenwende – Wertewende. Berlin<br />
<strong>2001</strong>. S. 279–285.<br />
Günzel, Stephan: Nietzsches Schreiben als kritische Geographie. –<br />
In: Nietzscheforschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft. Bd. 5/6.<br />
Berlin <strong>2000</strong>. S. 227–244.<br />
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enciklopedija na filosofskite nauki.<br />
T. 2. – Sofija: LIK, <strong>2000</strong>. 624 S. (Biblioteka Filosofija na Nemeskija<br />
idealizm; No 4)<br />
[Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften]<br />
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Naukata Logika. Prva čast. Obektivnata<br />
logika. [Hrsg.:] Genčo Dončev. – Sofija: Izd. Evropa, <strong>2001</strong>. 743<br />
S. (Das geistige Erbe Deutschlands; No. 2)<br />
[Wissenschaft der Logik. T.1: Die objektive Logik]<br />
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Naukata Logika. Vtora čast. Obektivnata<br />
logika ili u˘cenieto za ponjatieto. [Hrsg.:] Genčo Dončev. –<br />
Sofija: Izd. Evropa, <strong>2001</strong>. 335 S. (Das geistige Erbe Deutschlands;<br />
No. 3)<br />
[Wissenschaft der Logik. T. 2: Die subjektive Logik oder die Lehre<br />
vom Begriff]<br />
Herb, Karlfriedrich: Bürgerliche Freiheit. Politische Philosophie von<br />
Hobbes bis Constant. – Freiburg; München: Alber, 1999. 243 S.<br />
(Alber-Reihe praktische Philosophie; Bd. 61)<br />
Zugl.: München, Univ., Soz.-Wiss. Fak., Habil.-Schr., 1997<br />
Interdisziplinarität der Begriffsgeschichte. Hrsg. von Gunter Scholtz.<br />
– Hamburg: Meiner, <strong>2000</strong>. 200 S. (Archiv für Begriffsgeschichte; Jg.<br />
<strong>2000</strong>, Sonderh.)<br />
Kischkel, Thomas Cornelius: Das Naturrecht in der Rechtspraxis.<br />
Dargestellt am Beispiel der Spruchtätigkeit der Gießener Juristenfakultät.<br />
– In: Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat<br />
im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>.<br />
(Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1). S. 124–147.<br />
Klippel, Diethelm: Politische und juristische Funktionen des Naturrechts<br />
in Deutschland zur Einführung. – In: Legitimation, Kritik und<br />
Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.:<br />
Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte,<br />
<strong>2000</strong>, H. 1). S. 3–10.<br />
Kwon, Jeong-Im: Hegels Bestimmung der Kunst. Die Bedeutung der<br />
„symbolischen Kunstform“ in Hegels Ästhetik. – München: Fink,<br />
<strong>2001</strong>. 355 S.<br />
Zugl.: Hagen, FernUniv., Diss. 1998<br />
Lachmann, Rolf: Die lebendige Form menschlichen Fühlens und<br />
Verstehens. – München: Fink, <strong>2000</strong>. 287 S.
ANHANG 306<br />
Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im 18. und<br />
19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. – Wien: Manz, <strong>2000</strong>. (Zeitschrift<br />
für Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1)<br />
Leibniz, Gottfried Wilhelm: Die Grundlagen des logischen Kalküls.<br />
Lateinisch-Deutsch. Hrsg., übers. und mit einem Kommentar versehen<br />
von Franz Schupp unter Mitarb. von Stephanie Weber. – Hamburg:<br />
Meiner, <strong>2000</strong>. LXXXVI,289 S. (Philosophische Bibliothek; Bd.<br />
525)<br />
Lukian: Philopseydeis ē apistōn. Die Lügenfreunde oder: der<br />
Ungläubige. Eingel., übers. und mit interpretierenden Essays vers.<br />
von Martin Ebner ... . – Darmstadt: Wiss. Buchges., <strong>2001</strong>. 214 S.<br />
(SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam REligionemque<br />
pertinentia; Bd. 3)<br />
Merin, A.: Frank Plumpton Ramsey: *22.2.1903 †19.1.1930. – In:<br />
Großes Werklexikon der Philosophie. Bd. 2. Stuttgart 1999.<br />
S. 1251–1256.<br />
Metaphysik der praktischen Welt. Perspektiven im Anschluss an<br />
Hegel und Heidegger. Festgabe für Otto Pöggeler (zum 70. Geburtstag<br />
am 12.12.1998). Hrsg. von Andreas Großmann und Christoph<br />
Jamme. – Amsterdam; Atlanta, GA: Rodopi, <strong>2000</strong>. 286 S. (Philosophie<br />
& Repräsentation; Bd. 7)<br />
Nutz, Thomas: Strafrechtsphilosophie und Gefängniskunde. Strategien<br />
diskursiver Legitimation in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
– In: Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im<br />
18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift<br />
für Neuere Rechtsgeschichte. <strong>2000</strong>, H. 1). S. 95–110.<br />
Overath, Petra: Naturrecht und Todesstrafe. Die naturrechtlichrechtsphilosophische<br />
Diskussion und die bayerische Reformpolitik<br />
am Anfang des 19. Jahrhunderts. – In: Legitimation, Kritik und<br />
Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.:<br />
Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte,<br />
<strong>2000</strong>, H. 1). S. 111–123.<br />
Person und Wert. Schelers „Formalismus“ – Perspektiven und Wirkungen<br />
Christian Bermes; Wolfhart Henckmann, Heinz Leonardy<br />
(Hrsg.). – Freiburg; München: Alber, <strong>2000</strong>. 308 S. (Phänomenologie:<br />
2, Kontexte; Bd. 9)<br />
Phénoménologie française et phénoménologie allemande. – Paris:<br />
L’Harmattan; Offenburg: Dokumente Verl., <strong>2000</strong>. 640 S. (Cahiers<br />
des philosophie de Paris XII-VAL de Marne; No 4)<br />
Plutarch: Ei kalōs eirētai to lathe biosas = Ist „Lebe im Verborgenen“<br />
eine gute Lebensregel? Eingel., übers. und mit interpretierenden<br />
Essays vers. von Ulrich Berner ... . – Darmstadt: Wiss. Buchges.,<br />
<strong>2000</strong>. 176 S. (SAPERE – Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam<br />
REligionemque pertinentia; Bd. 1)
307<br />
ANHANG<br />
Pozzo, Riccardo: Georg Friedrich Meiers Vernunftlehre. Eine historisch-systematische<br />
Untersuchung. – Stuttgart-Bad Cannstatt: frommann-holzboog,<br />
<strong>2000</strong>. 358 S. (Forschungen und Materialien zur<br />
deutschen Aufklärung / FMDA: Abt. 2, Bd. 15)<br />
Zugl.: Trier, Univ., Habil.-Schr., 1995<br />
Rahman, Shahid; Helge Rückert: Dialogical connexive logic. – In:<br />
Synthese. 127. <strong>2001</strong>. S. 105–139.<br />
Rahman, Shahid: Hugh MacColl and George Boole on hypotheticals.<br />
– In: A Boole anthology. Dordrecht etc. <strong>2000</strong>. S. 287–310.<br />
Ramsey, Frank: Die Artikel „Foundations of Mathematics“, „Theories“<br />
und „Truth and Probability“. – In: Großes Werklexikon der<br />
Philosophie. Hrsg.: F. Volpi. Stuttgart 1999.<br />
Der Rheinische Reformkreis. Dokumente zu Modernismus und<br />
Reformkatholizismus 1942–1955. Nach Vorarb. von Uwe Scharfenecker<br />
unter Mitarb. von Andreas Ochs und Barbara Wieland<br />
hrsg. von Hubert Wolf und Claus Arnold. – Paderborn usw.: Schöningh,<br />
<strong>2001</strong>.<br />
Bd. 1. VI,667 S.<br />
Bd. 2. VI,753 S.<br />
Rückert, Helge; Shahid Rahman: New perspectives in dialogical<br />
logic: preface. – In: Synthese. 127. <strong>2001</strong>. S. 1–6.<br />
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Werke – Historisch-kritische<br />
Ausgabe. Im Auftr. der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie<br />
der Wissenschaften hrsg. von Hans Michael Baumgartner;<br />
Wilhelm G. Jacobs ... . – Stuttgart : Fromman-Holzboog.<br />
7. Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie. Hrsg. von<br />
Wilhelm G. Jacobs und Paul Ziche. <strong>2001</strong>. VIII, 539 S.<br />
Schirren, Thomas: Aisthesis vor Platon. Eine semantisch-systematische<br />
Untersuchung zum Problem der Wahrnehmung. – Stuttgart;<br />
Leipzig: Teubner, 1998. XXVI, 286 S. (Beiträge zur Altertumskunde;<br />
Bd. 117)<br />
Zugl.: München, Univ., Diss., 1996<br />
Schröder, Jürgen: Die Sprache des Denkens. – Würzburg: Königshausen<br />
& Neumann, <strong>2001</strong>. 249 S.<br />
Takahashi, Hidemi: Simeon of Qal c a Rumaita, Patriarch Philoxenus<br />
Nemrod and Bar c Ebroyo. – In: Hugoye. Journal of Syriac Studies.<br />
4,1. <strong>2001</strong>. S. 1–25.<br />
Übersetzung – Sprache und Interpretation. Wilhelm Büttemeyer;<br />
Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.). – Frankfurt a. M.: Lang, <strong>2000</strong>. 258 S.<br />
(Philosophie und Geschichte der Wissenschaften: Studien und Quellen;<br />
Bd. 44)
Wahrnehmung der Natur – Natur der Wahrnehmung. Studien zur<br />
Geschichte visueller Kultur um 1800. Hrsg. von Gabriele Dürbeck,<br />
Bettina Gockel ... . – Dresden: Verl. der Kunst, <strong>2001</strong>. 319 S.<br />
Wissenschaft und Öffentlichkeit in Berlin, 1870–1930. Constantin<br />
Goschler [Hrsg.]. – Stuttgart: Steiner, <strong>2000</strong>. 232 S.<br />
Ziche, Paul: Gehört das Ich zur Natur? Geistige und organische<br />
Natur in Schellings Naturphilosophie. – In: Philosophisches Jahrbuch.<br />
108. <strong>2001</strong>. S. 41–57.<br />
Die Zukunft des Wissens. 18. Deutscher Kongress für Philosophie,<br />
Konstanz, 4.–8.10.1999. Vorträge und Kolloquien. Hrsg. von Jürgen<br />
Mittelstraß. – Berlin: Akademie Verl., <strong>2000</strong>. 566 S.<br />
Theologie und Religionswissenschaft<br />
ANHANG 308<br />
Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und Früher<br />
Neuzeit. Hrsg. von Thomas A. Brady unter Mitw. von Elisabeth Müller-Luckner.<br />
– München: Oldenbourg, <strong>2001</strong>. XX, 258 S. (Schriften<br />
des Historischen Kollegs: Kolloquien; 50)<br />
Godman, Peter: Die geheime Inquisition. Aus den verbotenen Archiven<br />
des Vatikans. Übers. von Monika Noll und Ulrich Enderwitz,<br />
Ulrich. – München: List, <strong>2001</strong>. 399 S.<br />
Gottesdienstmenäum für den Monat Dezember auf der Grundlage<br />
der Handschrift Sin. 162 des Staatl. Histor. Museums Moskau (GIM).<br />
Historisch-kritische Edition. Hrsg. von Hans Rothe; Nordrhein-Westfälische<br />
Akademie der Wissenschaften. – Opladen: Westdeutscher<br />
Verl. (Patristica Slavica; 6; 7) (Abhandlungen der Nordrhein-Westfälischen<br />
Akademie der Wissenschaften; 105; 106)<br />
T. 5. Facsimile der Handschrift Sin. 162 ... . Mit einer paläologischen<br />
Beschreibung von E.V. sˇul’gina. <strong>2000</strong>. XLV, 608 S.<br />
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Hrsg. von: Hermann<br />
Lichtenberger,... . – Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.<br />
Bd. 6. Supplementa. Einführung zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch—römischer<br />
Zeit. Lfg. 1,5. Oegema, Gerbern S.: Apokalypsen.<br />
<strong>2001</strong>. IX, 209 S.<br />
Koch, Ernst: Das konfessionelle Zeitalter – Katholizismus, Luthertum,<br />
Calvinismus (1563–1675). – Leipzig: Evang. Verl.-Anst., <strong>2000</strong>.<br />
359 S. (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen; 2 [Spätes Mittelalter,<br />
Reformation, konfessionelles Zeitalter]; Bd. 8)<br />
Lange, Armin: [Qumranhandschriften] 4Q440a, 4 Q440b, 4Q468fbb,<br />
XQ7. – In: Qumran Cave 4. XXVI, Cryptic texts. Ed.: Stephen J.<br />
Pfann ... Oxford <strong>2000</strong>. S. 347/348, 349/350, 412–432, 492/493.<br />
Liu, Xin-Li: Christentum und Deutsche Nation. – Peking, <strong>2000</strong>. 236 S.<br />
[Chinesisch]
309<br />
ANHANG<br />
Miethke, Jürgen: De potestate papae. Die päpstliche Amtskompetenz<br />
im Widerstreit der politischen Theorie von Thomas von Aquin<br />
bis Wilhelm von Ockham. – Tübingen: Mohr Siebeck, <strong>2000</strong>. X, 347 S.<br />
(Spätmittelalter und Reformation: Neue Reihe; 16)<br />
Müller, Hans-Peter: Daphnis – ein Doppelgänger des Gottes Adonis.<br />
– In: Zeitschrift des deutschen Palästinavereins. 116. <strong>2000</strong>. S. 26–41.<br />
Müller, Hans-Peter: History-oriented foundations myths in Israel<br />
and its environment. – In: Studies in Theology and Religion (STAR).<br />
3. <strong>2001</strong>. S. 156–168.<br />
Müller, Hans-Peter: „Jhwh gebe seinem Volke Kraft“. Zum Hintergrund<br />
der alttestamentlichen Geschichtsreligion. – In: Zeitschrift für<br />
Theologie und Kirche. 98. <strong>2001</strong>. S. 265–281.<br />
Müller, Hans-Peter: Der Mond und die Plejaden. Griechisch-orientalische<br />
Parallelen. – In: Vetus Testamentum. LI,2. Leiden <strong>2001</strong>.<br />
S. 206–218).<br />
Müller, Hans-Peter: Religion [der Phönizier und Punier]. – In: Der<br />
Neue Pauly – Enzyklopädie der Antike. Bd. 9. Altertum. Stuttgart;<br />
Weimar <strong>2001</strong>. Sp. 931–933.<br />
Müller, Hans-Peter: Religionen am Rande der griechisch-römischen<br />
Welt: Phönizier und Punier. – In: Antike Randgesellschaften und<br />
Randgruppen im östlichen Mittelmeerraum. Ringvorlesung an der<br />
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Wintersemester<br />
1998/1999. Münster <strong>2000</strong>. S. 9–28.<br />
Müller, Hans-Peter: Short notes. Sprachliche Beobachtungen zu<br />
Ps. xc 5f. – In: Vetus Testamentum L,3. Leiden <strong>2000</strong>. S. 394–400.<br />
Müller, Hans-Peter: Die Tabella defixionis KAI 89 und die Magie<br />
des Fluches. – In: Orientalia. 69. <strong>2000</strong>. S. 393–406.<br />
Müller, Hans-Peter: Der Welt- und Kulturentstehungsmythos des<br />
Philon Byblios und die biblische Urgeschichte. – In: Zeitschrift für<br />
die alttestamentliche Wissenschaft. Bd. 112. <strong>2000</strong>. S. 161–179.<br />
Müller, Hans-Peter: Zum magischen Hintergrund des Hohenliedes.<br />
– In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft/<br />
ZDMG. Bd. 150. <strong>2000</strong>. S. 409–424.<br />
Opfer. Theologische und kulturelle Kontexte. Hrsg. von Bernd Janowski<br />
und Michael Welker. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp, <strong>2000</strong>. 343 S.<br />
(suhrkamp taschenbuch wissenschaft; 1454)<br />
Petersen, Stefan: Geld für den Kampf gegen die Ungläubigen?<br />
Norddeutsche Widerstände gegen die Erhebung des Lyoner Kreuzzugszehnten<br />
1274–1304. – In: Zeitschrift der Savigny-<strong>Stiftung</strong> für<br />
Rechtsgeschichte. Bd. 117, Kanonist. Abt. 86. <strong>2000</strong>. S. 262–319.<br />
Petrus Canisius SJ (1521–1597). Humanist und Europäer. Hrsg. von<br />
Rainer Berndt. – Berlin: Akademie Verl., <strong>2000</strong>. 500 S. (Erudiri sapi-
entia: Studien zum Mittelalter und zu seiner Rezeptionsgeschichte;<br />
Bd. 1)<br />
Religion und Gott im Denken der Neuzeit. Albert Franz; Wilhelm G.<br />
Jacobs (Hrsg.). – Paderborn usw.: Schöningh, <strong>2000</strong>. 228 S.<br />
Reventlow, Henning Graf: Epochen der Bibelauslegung. – München:<br />
Beck.<br />
Bd. 4. Von der Aufklärung bis zum 20. Jahrhundert. <strong>2001</strong>. 448 S.<br />
Scholem, Gershom: Tagebücher nebst Aufsätzen und Entwürfen bis<br />
1923. Hrsg. von Karlfried Gründer, Herbert Kopp-Oberstebrink,<br />
Friedrich Niewöhner unter Mitw. von Karl E. Grözinger. – Frankfurt<br />
a. M.: Jüdischer Verl. Halbbd. 2. 1917–1923. <strong>2000</strong>. 733 S.<br />
Sturm, Erdmann: Die Rechtfertigung des Zweiflers als Paradox. Paul<br />
Tillichs Begründung eines theologischen Prinzips und sein Programm<br />
einer philosophischen Theologie. – In: Das Christentum der<br />
Theologen im 20. Jahrhundert. Mariano Delgado (Hrsg.). Stuttgart<br />
<strong>2000</strong>. S. 37–51.<br />
Tillich, Paul: Berliner Vorlesungen I (1919–1920): Das Christentum<br />
und die Gesellschaftsprobleme der Gegenwart (1919) ... . Hrsg. und<br />
mit einer histor. Einl. vers. von Erdmann Sturm. – Berlin; New York:<br />
de Gruyter, <strong>2001</strong>. XXI,667 S. (Ergänzungs- und Nachlassbände zu<br />
den Gesammelten Werken von Paul Tillich; Bd. 12)<br />
Unbedingtes Verstehen?! Fundmentaltheologie zwischen Erstphilosophie<br />
und Hermeneutik. Joachim Valentin; Saskia Wendel [Hg.]. –<br />
Regensburg: Pustet, <strong>2001</strong>. 181 S.<br />
Geschichtswissenschaften<br />
ANHANG 310<br />
Adelige Welt und familiäre Beziehung. Aspekte der „privaten<br />
Welt“ des Adels in böhmischen, polnischen und deutschen Beispielen<br />
vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. – Potsdam: Verl. für Berlin-<br />
Brandenburg, <strong>2000</strong>. 239 S. (Quellen und Studien zur Geschichte und<br />
Kultur Brandenburg-Preußens und des Alten Reiches)<br />
Alisch, Steffen: Berlin Berlin. Die Verhandlungen zwischen<br />
Beauftragten des Berliner Senats und Vertretern der DDR-Regierung<br />
zu Reise- und humanitären Fragen 1961–1972. Forschungsverbund<br />
SED-Staat/Freie Universität Berlin. – Berlin <strong>2000</strong>. 168 Bl.<br />
(Arbeitspapiere des Forschungsverbundes SED-Staat; Nr. 31/<strong>2000</strong>)<br />
Angelus, Armin, u. a.: Digitalisierung des Realkataloges (Hartwig-Katalog)<br />
der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt und seine<br />
Visualisierung im Internet. – In: Bibliotheksdienst. 34. <strong>2000</strong>. S. 422–434.<br />
(http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/bd_art/bd_<strong>2000</strong>/00_03_07.htm)<br />
Das Augsburger Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer<br />
neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur. Kongress des<br />
Instituts für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg
311<br />
ANHANG<br />
vom 30.09.–02.10.1999. – In: Mitteilungen / Institut für Europäische<br />
Kulturgeschichte. 5. <strong>2000</strong>. S. 10–19.<br />
Carl, Ernst Ludwig: Traité de la richesse des principes et de leurs<br />
états et des moyen simples et naturels. Hrsg. von Karl Kunze und<br />
Bertram Schefold. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann, <strong>2000</strong>.<br />
(Historia Scientiarum: Fachgebiet Wirtschaftswissenschaften)<br />
Bd. 1. Nachdr. der Ausg. Paris, Le Gras, 1722. Mit einer Einl. XVIII,<br />
432 S.<br />
Bd. 2. Nachdr. der Ausg. Paris, Delaulne, 1723. XII, 508 S.<br />
Bd. 3. Nachdr. der Ausg. Paris, Le Gras, 1723. V, 474 S.<br />
Châtillon, Walter von: Das Urteil des Alanus ab Insulis über die<br />
,Alexandreis‘ des Walter von Châtillon (Anticl. I 166–170) – ein übersehenes<br />
Silvenzitat im ,Anticlaudian‘. – In: Mittellateinisches Jahrbuch.<br />
35. <strong>2000</strong>. S. 71–76.<br />
Baur, Siegfried: Franz Leopold Ranke, the Ranke Library at Syracuse,<br />
and the open future of scientific history. – In: Syracuse University<br />
Library Associates Courier. 33. 1998–<strong>2001</strong>. S. 7–41.<br />
Despoix, Philippe: Mesure du monde et représentation européenne<br />
au XVIIIe siècle. Le Programme britannique de détermination de la<br />
longitude en mer. – In: Revue d’histoire de sciences. 53. <strong>2000</strong>.<br />
S. 205–233.<br />
Drabek, Anna: Die Terminologie der Quellen am Übergang von der<br />
Aufklärung zur sogenannten Nationalen Wiedergeburt der Tschechen<br />
als Siegel nationsübergreifender Positionen. – In: Brücken.<br />
Jahrbuch der tschechischen und slowakischen Germanistik. Berlin;<br />
Prag; Presǒv <strong>2000</strong>.<br />
Entstalinisierungskrise in Ostmitteleuropa 1953–1956. Vom 17. Juni<br />
bis zum ungarischen Volksaufstand. Politische, militärische, soziale<br />
und nationale Dimensionen. Hrsg. und eingel. von Jan Foitzik. –<br />
Paderborn usw.: Schöningh, <strong>2001</strong>. 393 S.<br />
Escaping satiation. The demand side of economic growth. Ulrich<br />
Witt [ed.]. – Berlin u. a.: Springer, <strong>2001</strong>. 197 S.; 17 fig.; tab.<br />
L’Etranger au Moyen Age. XXXe Congrès de la S.H.M.E.S. (Göttingen,<br />
juin 1999). Société des Historiens Médiévistes de l’Enseignement<br />
Supérieur Public (Paris). – Paris Cedex: Publ. de la Sorbonne,<br />
<strong>2000</strong>. 308 S. (Série Histoire Ancienne et Médiévale; 61)<br />
Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs:<br />
zwanzig internationale Beiträge zu Praxis, Problemen und Perspektiven<br />
der historischen Komparatistik. Michael Borgolte [Hg.]. Red.:<br />
Ralf Lusiardi. – Berlin: Akademie Verl., <strong>2001</strong>. 421 S. (Europa im Mittelalter;<br />
Bd. 1)<br />
Europäische Zivilgesellschaft in Ost und West. Begriff, Geschichte,<br />
Chancen. Manfred Hildermeier, Jürgen Kocka, Christoph Conrad<br />
(Hrsg.). – Frankfurt/M; New York: Campus Verl., <strong>2000</strong>. 275 S.
ANHANG 312<br />
Gierke, Otto von: Aufsätze und kleinere Monographien. Nachdr. Mit<br />
einer Einl. hrsg. von Wolfgang Pöggeler. – Hildesheim usw.: Olms-<br />
Weidmann, <strong>2001</strong>. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />
Bd. 1. 604 S.<br />
Bd. 2. S. 607–1095.<br />
Grünberg, Kurt: Liebe nach Ausschwitz. Die zweite Generation.<br />
Jüdische Nachkommen von Überlebenden der nationalsozialistischen<br />
Judenverfolgung in der Bundesrepublik Deutschland und das<br />
Erleben ihrer Paarbeziehungen. – Tübingen: edition diskord, <strong>2000</strong>. –<br />
315 S. (Psychoanalytische Beiträge aus dem Sigmund-Freud-Institut;<br />
Bd. 5)<br />
Grünberg, Kurt: Zur Tradierung des Traumas der nationalsozialistischen<br />
Judenvernichtung. – In: Psyche. 54. <strong>2000</strong>. S. 1002–1037.<br />
Hirschbiegel, Jan: Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und<br />
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie<br />
zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der Akademie<br />
der Wissenschaften zu Göttingen. – Kiel <strong>2000</strong>. (Mitteilungen<br />
der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 4)<br />
Überarb. und aktualisierte Version: http://resikom.ADW-Goettingen.gwgd.de/biblnet.htm<br />
Höhne, Steffen: Das Bohemismus-Projekt. Konzeptuelle und methodische<br />
Probleme. – In: Brücken. Jahrbuch der tschechischen und slowakischen<br />
Germanistik. Berlin; Prag; Presǒv <strong>2000</strong>.<br />
Höhne, Steffen: Die literarische Aktualisierung der böhmischen<br />
Geschichte im Vormärz. Hus und die Hussiten. – In: Brücken nach<br />
Prag. Deutschsprachige Literatur im kulturellen Kontext der Donaumonarchie<br />
und der Ersten Tschechischen Republik. Festschrift für<br />
Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg.: K. Ehlers ... . Frankfurt <strong>2000</strong>.<br />
Jörn, Nils: Gerichtstätigkeit, personelle Strukturen und politisch<br />
relevante Rechtsprechung am Wismarer Tribunal 1653–1815. – In:<br />
Prozessakten als Quelle. Hrsg.: Anette Baumann ... . Köln usw. <strong>2001</strong>.<br />
S. 219–257.<br />
Jörn, Nils: Stand und Aufgaben bei der Erforschung der Geschichte<br />
des Wismarer Tribunals. Kjell Ake Modéer zum 60. Geburtstag. – In:<br />
Die Integration des südlichen Ostseeraumes in das alte Reich. Köln<br />
usw. <strong>2000</strong>. S. 235–273.<br />
Jolles, André: Gebildeter Vagant. Brieven en documenten. Bijengebracht,<br />
ingeleid en toegelicht door Walter Thys. – Amsterdam:<br />
Amsterdam Univ. Pr.; Leipzig: Leipziger Univ. Verl., <strong>2000</strong>. 1173 S.<br />
Kiecol, Daniel: Selbstbild und Image zweier europäischer Metropolen.<br />
Paris und Berlin zwischen 1900 und 1930 / Kiecol, Daniel. –<br />
Frankfurt a. M. usw.: Lang, <strong>2001</strong>. 367 S. (Europäische Hochschulschriften:<br />
Geschichte und ihre Hilfswissenschaften; Bd. 909)<br />
Zugl. Duisburg, Univ., Diss., 1999
313<br />
ANHANG<br />
Kosáry, Domokos: The Hungarian revolution of 1848 in the context<br />
of European history. Lecture given at Collegium Budapest:<br />
8.10.1998. Collegium Budapest / Institute for Advanced Study. –<br />
Budapest <strong>2000</strong>. 24 S. (Public lecture series; No. 22)<br />
Kosáry, Domokos: Magyarország és a nemzetközi politika<br />
1848–1849-ben. – Budapest: Historia MTA Tört. Int., 1999. 348 S.<br />
(História könyvtár monográfiák; 11)<br />
Kowalzik, Barbara: Das Grundstück Gustav-Adolf-Straße 7 – Mahnzeichen<br />
deutscher und jüdischer Geschichte. – In: Leipzig, Mitteldeutschland<br />
und Europa. Hrsg. Hartmut Zwahr ... . Beucha <strong>2000</strong>. S.,<br />
193–210.<br />
Kowalzik, Barbara: Joseph und Ephraim Carlebach. Rabbiner und<br />
Pädagogen in Deutschland vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur<br />
Zeit des Nationalsozialismus. – In: Sächsische Heimatblätter.<br />
3. <strong>2000</strong>. S. 155–163.<br />
Kowalzik, Barbara: Das Leipziger Jüdische Schulwerk in den Jahren<br />
1938/39. – In: Leipziger Kalender. Leipzig <strong>2000</strong>. 227–263. [Ersch.<br />
auch als Sonderdruck]<br />
Krankenhaus-Report 19. Jahrhundert. Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung,<br />
Krankenhauspatienten. Alfons Labisch; Reinhard<br />
Spree [Hg.]. – Frankfurt; New York: Campus Verl., <strong>2001</strong>. 466 S.<br />
Kraus, Elisabeth: Die Familie Mosse. Deutsch-jüdisches Bürgertum<br />
im 19. und 20. Jahrhundert. – München: Beck, 1999. 793 S.<br />
Langkau-Alex, Ursula: Internationaler Sozialismus oder Volkssozialismus?<br />
Das Spannungsfeld antifaschistischer Konzeptionen in der<br />
Sozialistischen Arbeiter-Internationale der dreißiger Jahre. – In:<br />
Geist und Gestalt im historischen Wandel. Facetten deutscher und<br />
europäischer Geschichte 1789–1989. Hrsg.: Bert Becker; Horst Lademacher.<br />
Münster usw. <strong>2000</strong>. S. 347–368.<br />
Langkau-Alex, Ursula: Paul Hertz: „A strong man!“ Zum Einfluss<br />
des deutschen Sozialdemokraten auf Eleanor Lansing Dulles und<br />
andere amerikanische Politiker. – In: Exil und Neuordnung. Hrsg.:<br />
Claus-Dieter Krohn; Martin Schumacher. (Dokumente und Texte;<br />
Bd. 6). <strong>2000</strong>. S. 351–376.<br />
Liszt, Franz von: Aufsätze und kleinere Monographien. Nachdr.<br />
Hrsg. von Hinrich Rüping. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann.<br />
(Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />
3. Kleinere Monographien zum Strafrecht. Nachdr. von Beiträgen<br />
aus den Jahren 1904–1918. <strong>2000</strong>. 455 S.<br />
Lohrmann, Klaus: Zwischen Finanz und Toleranz. Das Haus Habsburg<br />
und die Juden. Ein historischer Essay. – Graz usw.: Verl. Styria,<br />
<strong>2000</strong>.
ANHANG 314<br />
Macht und Milieu. Jena zwischen Kriegsende und Mauerbau. Rüdiger<br />
Stutz [Hrsg.]. Verein für Jenaer Stadt- und Universitätsgeschichte<br />
e. V. (Jena). – Rudolstadt; Jena: Hain, <strong>2000</strong>. 383 S. (Bausteine zur<br />
Jenaer Stadtgeschichte; Bd. 4)<br />
Mader, Eric-Oliver: Das Alte Reich in neuem Licht. Perspektiven auf<br />
sein Ende und sein Nachwirken im frühen 19. Jahrhundert. – In:<br />
Wege in die Frühe Neuzeit. Werkstattberichte, eine Linksammlung<br />
sowie Bildmaterialien zu München im Dreißigjährigen Krieg und zur<br />
Hexenverfolgung auf CD-ROM. Hrsg.: Arndt Brendecke; Wolfgang<br />
Burgdorf. Neuried <strong>2001</strong>. S. 235–256.<br />
Maria Pavlovna. Die frühen Tagebücher der Erbherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach.<br />
Hrsg. von Katja Dmitrieva und Viola Klein. –<br />
Weimar; Wien: Böhlau, <strong>2000</strong>. 399 S.<br />
Nationalismen in Europa. West- und Osteuropa im Vergleich. Hrsg.<br />
von Ulrike von Hirschhausen und Jörn Leonhard. – Göttingen: Wallstein,<br />
<strong>2001</strong>. 452 S.<br />
Les Plus anciens documents originaux de l’abbaye de Cluny. Publ.<br />
par Hartmut Atsma, Sebastien Barret et Jean Vezin. Avec le concours<br />
de la Bibliothèque nationale de France, de l’Institut historique<br />
allemand de Paris... . – Turnhout: Brepols. – (Monumenta Paleographica<br />
Medii Aevi; Series Gallica)<br />
T. 1. Doc. nos 1 à 30: Paris, Bibl. nat. de France, Collection des<br />
Bourgogne, vol. 76, nos 2 à 5 et 7 à 32. Préf. de Jean Favier. 1997.<br />
140 S.<br />
T. 2. Doc. nos 31 à 60: Paris, Bibl. nat. de France, Collection des<br />
Bourgogne, vol. 77, nos 33 à 61. Préf. de Barbara H. Rosenwein.<br />
<strong>2000</strong>. 158 S.<br />
Pohl, Karl Heinrich: Gustav Stresemann (1878)1928) – Überlegungen<br />
zu seiner Biographie. – In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung.<br />
12. <strong>2000</strong>. S. 203–213.<br />
Pütter, Johann Stephan: Beyträge zum Teutschen Staats- und Fürstenrechte.<br />
Hrsg. von Bernhard Martin Scherl. – Hildesheim usw.:<br />
Olms. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />
2. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck, 1779. <strong>2001</strong>. 340 S.<br />
Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen<br />
Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Mit einer Einl. hrsg. von<br />
Bernhard Martin Scherl. – Hildesheim usw.: Olms-Weidmann, <strong>2001</strong>.<br />
(Historia Scientiarum: Fachgebiet Rechtswissenschaft)<br />
1. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1798.<br />
LXVI, 460 S.<br />
2. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1798.<br />
292 S.<br />
3. Nachdr. der Ausg. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 1798.<br />
454 S.
315<br />
ANHANG<br />
Russische Aufklärungsrezeption im Kontext offizieller Bildungskonzepte<br />
(1700–1825). Gabriela Lehmann-Carli ... [Hrsg.]. Wiss. Red.:<br />
Birgit Scholz. – Berlin: Spitz, <strong>2001</strong>. XXXVII, 681 S. (Aufklärung und<br />
Europa: Schriftenreihe des Forschungszentrums Europäische Aufklärung<br />
e. V.)<br />
Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II.<br />
Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien.<br />
Ein biographisches Handbuch. Bearb. von Elviara Döscher<br />
und Wolfgang Schröder. Mit einem Vorw. von Gerhard A. Ritter.<br />
Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen<br />
Parteien e. V. (Bonn). – Düsseldorf: Droste Verl., <strong>2001</strong>. XII,<br />
568 S. (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und<br />
der politischen Parteien; Bd. 5)<br />
Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche<br />
Bedeutung. Hrsg. von Anke te Heesen und E.C. Spary.<br />
– Göttingen: Wallstein, <strong>2001</strong>. 223 S. (Wissenschaftsgeschichte)<br />
Scholl, Reinhold: Ein ,Bibliotheksdirektor‘ und seine ,Bibliothekare‘.<br />
Ein ,Geschäftsgang‘ aus dem alten Ägypten. – In: Von Alexandrien<br />
nach Leipzig. Erschließung von Papyri und Handschriften in der<br />
Universitätsbibliothek. Leipzig <strong>2000</strong>. S. 7–12.<br />
Schulze, Winfried: Die Frühe Neuzeit zwischen individueller Erfahrung<br />
und strukturgeschichtlichem Zugriff. Erfahrungen, Defizite<br />
Konzepte. – In: Wege in die Frühe Neuzeit. Werkstattberichte, eine<br />
Linksammlung sowie Bildmaterialien zu München im Dreißigjährigen<br />
Krieg und zur Hexenverfolgung auf CD-ROM. Hrsg.: Arndt<br />
Brendecke; Wolfgang Burgdorf. Neuried <strong>2001</strong>. S. 11–35.<br />
Spree, Reinhard: Handwerker und kommunale Krankenhäuser im<br />
19. Jahrhundert. – In: Stadt und Handwerk im Mittelalter und früher<br />
Neuzeit. Weimar; Wien <strong>2000</strong>. S. 269–300.<br />
SSSR i germanskij vopros 1941–1949 = Die UdSSR und die deutsche<br />
Frage 1941–1949. Dokumente aus dem Archiv für Aussenpolitik der<br />
Russischen Föderation. Hrsg.: Historisch-dokumentarisches Departement<br />
des MID Russlands; Zentrum für zeithistorische Forschung<br />
Potsdam. – Moskva: Internat. Beziehungen.<br />
T. 2. 9.5.1945–3.10.1946. <strong>2000</strong>. 878 S.<br />
Verfassung und Revolution. Hegels Verfassungskonzeption und die<br />
Revolutionen der Neuzeit. Hrsg. von Elisabeth Weisser-Lohmann<br />
und Dietmar Köhler. – Hamburg: Meiner, <strong>2000</strong>. 225 S. (Hegel-Studien;<br />
Beih. 42)<br />
Von der Grenzland-Universität zum Zentrum der nationalsozialistischen<br />
„Neuordnung des Ostraums“? Aspekte der Königsberger Universitätsgeschichte<br />
im Dritten Reich. – In: Jahrbuch für die<br />
Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands: Zeitschrift für vergleichende<br />
und preußische Landesgeschichte. Bd. 46. <strong>2000</strong>. München <strong>2001</strong>.<br />
S. 233–269.
Was ist Militärgeschichte? Hrsg. von Thomas Kühne und Benjamin<br />
Ziemann in Verb. mit dem Arbeitskreis Militärgeschichte e. V. und<br />
dem Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universitä Bochum. –<br />
Paderborn usw.: Schöningh, <strong>2000</strong>. 359 S. (Krieg in der Geschichte;<br />
Bd. 6)<br />
Wettlaufer, Jörg; Jan Hirschbiegel: Materialien zum Werk. Fürstliche<br />
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches<br />
Handbuch. – Kiel 1999. (Mitteilungen der<br />
Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 3)<br />
Archäologie; Altertumswissenschaft<br />
Abaris. H. <strong>2000</strong>; H. <strong>2001</strong>. – St. Petersburg <strong>2000</strong>–01.<br />
Antike Welt und Wir. Bd. 2. – Sankt Petersburg <strong>2000</strong>.<br />
ANHANG 316<br />
Bakchylides hundert Jahre nach seiner Wiederentdeckung. Hrsg.<br />
von Andreas Bagordo und Bernhard Zimmermann. – München:<br />
Beck, <strong>2000</strong>. – 250 S., 4 Abb. (Zetemata; H. 106)<br />
Bastert, Katrin; Hans-Dieter Bienert: Ba’ja regional project report on<br />
the first field season, 1999. – In: Occident and Orient. 5,1/2. <strong>2000</strong>.<br />
S. 39–42.<br />
Bauer, Franz Alto, et Michael Heinzelmann: L’église épiscopale<br />
d’Ostie. – In: Ostia, port et porte de la Rome antique. Austellung,<br />
Genf <strong>2001</strong>. S. 278–282.<br />
Das Bergheiligtum vom Jabal al-’Awd. – In: Archäologischer Anzeiger.<br />
<strong>2000</strong>. S. 636–638.<br />
Bienert, Hans-Dieter, et al.: Baja. The archaeology of a landscape.<br />
9000 years of human occupation; a preliminary report on the 1999<br />
field season. – In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan.<br />
44. <strong>2000</strong>. S. 119–148.<br />
Bienert, Hans-Dieter: Baja. Report. – In: American Journal of Archaeology.<br />
104. <strong>2000</strong>. S. 575–576.<br />
Bienert, Hans-Dieter: „A river flowed from Eden ...“ (Gen. 2.10). –<br />
In: Occident and Orient. 5,1/2. <strong>2000</strong>. S. 43/44.<br />
Bienert, Hans-Dieter: Water shortage in Jordan since prehistoric<br />
times. Lessons from history. – In: ICID Journal. 49,4. <strong>2000</strong>. S. 17–37.<br />
Cambodunum – Kempten. Erste Hauptstadt der römischen Provinz<br />
Raetien? Gerhard Weber (Hrsg.). Mit Beitr. von Andreas Faber ... . –<br />
Mainz a.Rh.: von Zabern, <strong>2000</strong>. 156 S. (Zaberns Bildbände zur<br />
Archäologie; Sonderbände der Antiken Welt)<br />
Double standards in the ancient and medieval world. Ed. by Karla<br />
Pollmann. – Göttingen: Duehrkohp & Radicke, <strong>2000</strong>. 327 S. (Göttinger<br />
Forum für Altertumswissenschaft; Beihefte; Bd. 1)
317<br />
ANHANG<br />
En Boqeq. Excavations in an oasis on the Dead Sea. – Mainz a.Rh.:<br />
von Zabern.<br />
Vol. 2. The officina. An early Roman building on the Dead Sea<br />
shore. By Moshe Fischer, Mordechai Gichon, Oren Tal. With contrib.<br />
by Ruth E. Jackson-Tal ... . <strong>2000</strong>. XXX, 181 S., 9 Faltkt., lose<br />
Flashar, Hellmut: Sophokles. Dichter im demokratischen Athen. –<br />
München: Beck, <strong>2000</strong>. 220 S.<br />
Gebel, Hans Georg K.: Excavations at neolithic Ba’ja, 1999–<strong>2000</strong>. –<br />
In: Occident and Orient. 5,1/2. <strong>2000</strong>. S. 45–48.<br />
Gilkes, Oliver, et al.: Excavation and survey at Prati San Martino,<br />
Sutri. – In: Papers of the British School at Rome. 68. <strong>2000</strong>. S. 371–380.<br />
Heilmeyer, Wolf-Dieter: Die Heilige Restituta und ihr Museum. – In:<br />
Berliner museologische Forschungen auf Ischia. – In: Museumsjournal.<br />
15,1. <strong>2001</strong>. S. 91–93.<br />
Hitgen, H.: Ein Fundplatz der Spätzeit im Hochland des Jemen. – In:<br />
Im Land der Königin von Saba. Kunstschätze aus dem antiken<br />
Jemen. Hrsg.: Staatliches Museum für Völkerkunde München. <strong>2000</strong>.<br />
S. 247–253.<br />
Höckman, Olaf: Der antike Hafen von Histria. Unterwasserprospektion<br />
zur Suche nach dem antiken Hafen von Histria (Rumänien) im<br />
Jahre 1998. – In: Skyllis. 2,1. 1999. S. 37–45.<br />
Humanismus und Menschenbildung. Zu Geschichte, Gegenwart<br />
und Zukunft der bildenden Begegnung der Europäer mit der Kultur<br />
der Griechen und Römer. Erhard Wiersing (Hg.). – Essen: Die blaue<br />
Eule, <strong>2001</strong>. 491 S. (Detmolder Hochschulschriften; Bd. 4)<br />
Hyperboreus. Studia classica / Bibliotheca Classica Petropolitana. –<br />
München: Beck.<br />
Vol. 5, Fasc. 2. 1999.<br />
Vol. 6, Fasc. 1.2. <strong>2000</strong>.<br />
Manderscheid, Hubertus: The water management of Greek and<br />
Roman baths. – In: Handbook of ancient water technology. Ed.:<br />
Örjan Wikander. Leiden etc. <strong>2000</strong>. S. 467–535.<br />
Martell, Ingo: Die Lokalisierungsfrage von Oppidum und Legionslager<br />
in Köln im Spiegel der Fibelfunde. – In: Kölner Jahrbuch. Bd. 32.<br />
1999. S. 703–712.<br />
Matheus, Michael: Borgo San Martino. An early medieval pilgrimage<br />
station on the Via Francigena near Sutri. – In: Papers of the British<br />
School at Rome. 68. <strong>2000</strong>. S. 185–199.<br />
Minoisch-mykenische Glyptik. Stil, Ikonographie, Funktion. 5. Internationales<br />
Siegel-Symposium, Marburg, 23.–25.September 1999.<br />
Red.: Walter Müller. – Berlin: Gebr. Mann, <strong>2000</strong>. XV,368 S. (Corpus<br />
der minoischen und mykenischen Siegel; Beih. 6)
Neville, A.; Teichner, Felix: Cristianization, Romanization and Islamization<br />
in Southern Lusitania. – In: Antiquity. 74. <strong>2000</strong>. S. 33/34.<br />
Olcese Hiener, Gloria: La. produzione di anfore e ceramica a vernice<br />
nera Ischia in età ellenistica. Il quartiere artigianale sotta la chiesa di<br />
S. Restituta a Lacco Ameno. – In: Akten des 15. Internationalen Kongresses<br />
über Klassische Archäologie in Amsterdam, 12.–17.7.1998.<br />
Amsterdam <strong>2000</strong>. S. 290–293.<br />
Rede und Redner. Bewertung und Darstellung in den antiken Kulturen.<br />
Kolloquium Frankfurt a. M., 14.–16. Oktober 1998. Hrsg. von<br />
Christoff Neumeister und Wulf Raeck. – Möhnesee: Bibliopolis,<br />
<strong>2000</strong>. XI,312 S. (Frankfurter Archäologische Schriften; 1)<br />
Santo Stefano Rotondo in Roma. Archeologia, storia dell’arte, restauro.<br />
Archäologie; Bauforschung, Geschichte. Atti del convegno internazionale,<br />
Roma 10–13 ottobre 1996 ... . Hrsg. von Hugo Brandenburg<br />
und József Pál. – Wiesbaden: Reichert, <strong>2000</strong>. 198 S.; 65 Taf.<br />
(Spätantike – frühes Christentum – Byzanz: Reihe B, Studien und<br />
Perspektiven; Bd. 8)<br />
Strobel, Karl; C. Gerber: Tavium (Büyüknefes, Provinz Yozgat) – Ein<br />
regionales Zentrum Anatoliens. Bericht über den Stand der Forschungen<br />
nach den ersten drei Kampagnen (1997–1999). Mit einem<br />
Beitr. von G. Erath. – In: Istanbuler Mitteilungen. 50. <strong>2000</strong>.<br />
S. 213–263.<br />
Urban, Thomas: Ba’ja-Projekt 1999. Topographische Karte von Ba’ja<br />
I (mit Situationsphotos). Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschafts<br />
des Heiligen Landes in Amman ... . – Amman<br />
<strong>2000</strong>. [CD-Rom]<br />
Weisgerber, Gerd; Paul Yule: Preliminary report of the 1996 season<br />
of excavation in the Sultanate of Oman. – In: Studies in the Archaeology<br />
of the Sultanate of Oman. Paul Yule (Hrsg.). Rahden/Westf.<br />
1999. S. 97–117.<br />
Wilamowitz in Greifswald. Akten der Tagung zum 150. Geburtstag<br />
Ulrich von Wilamowitz-Moellendorffs in Greifswald, 19.–22. Dezember<br />
1998. Hrsg. von William M Calder III ... . – Hildesheim usw.:<br />
Olms, <strong>2000</strong>. 723 S. (Spudasmata; Bd. 81)<br />
Kunstwissenschaften<br />
ANHANG 318<br />
Die altniederländischen und flämischen Gemälde des 16. bis 18.<br />
Jahrhunderts. Bearb von Bettina Werche. – Weimar: Böhlaus Nachf.,<br />
<strong>2001</strong>. 240 S. (Kataloge der Anhaltinischen Gemäldegalerie Dessau;<br />
Bd. 9: Kritischer Bestandskatalog; Bd. 2)<br />
Begegnungen mit alten Meistern. Altdeutsche Tafelmalerei auf dem<br />
Prüfstand. Hrsg. von Frank Matthias Kammel und Carola Bettina<br />
Gries. – Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum, <strong>2000</strong>. 288 S.
319<br />
ANHANG<br />
(Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen<br />
Nationalmuseums; Bd. 17)<br />
Bonatz, Dominik: Wandel einer Megalithkultur im 20. Jahrhundert<br />
(Nias/Indonesien). – In: Anthropos. 96. <strong>2001</strong>. S. 105–118.<br />
Bredekamp, Horst, et al.: Vom Nutzen des Todes für Zeit und Ewigkeit.<br />
Anmerkungen zu den römischen Papst- und Kardinalsgrabmälern<br />
der frühen Neuzeit. – In: Kritische Berichte – Zeitschrift für<br />
Kunst- und Kulturwissenschaft. 29,2. <strong>2001</strong>. S. 7–20.<br />
Hans Poelzig in Breslau. Architektur und Kunst 1900–1916. Hrsg.<br />
von Jerzy Ilkosz und Beate Störtkuhl. – Delmenhorst: Aschenbeck &<br />
Holstein, <strong>2000</strong>. 600 S.<br />
Die holländischen und flämischen Gemälde des 17. Jahrhunderts.<br />
Kritischer Katalog mit Abbildungen aller Werke. Bearb. von Ulrike<br />
Wegener. Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Landesgalerie.<br />
– Hannover: Schäfer, <strong>2000</strong>. 416 S.<br />
Klotz, Sabine: <strong>Fritz</strong> Landauer (1883–1968). Leben und Werk eines<br />
jüdischen Architekten. Hrsg. vom Architekturmuseum Schwaben. –<br />
Berlin: Reimer, <strong>2001</strong>. 333 S. (Schriften des Architekturmuseums<br />
Schwaben; Bd. 4)<br />
Zugl. München, Univ., Fak. für Architektur, Diss., 1999<br />
Marcel Duchamps „Großes Glas“. Beiträge aus Kunstgeschichte<br />
und philosophischer Ästhetik. Andreas Eckl, Dorothee Kemper,<br />
Ulrich Rehm [Hrsg.]. – Köln: König, <strong>2000</strong>. 228 S. (Kunstwissenschaftliche<br />
Bibliothek; Bd. 16)<br />
Musik in der Zeit – Zeit in der Musik. Hrsg. von Richard Klein,<br />
Eckehard Kiem und Wolfram Ette. – Weilerswist: Velbrück Wissenschaft,<br />
<strong>2000</strong>. 431 S.<br />
Orfèvrerie d’apparat. Allemagne XV e -XVII e siècle. Collection du<br />
Hessisches Landesmuseum, Kassel. [Ausstellung im Musée Bonnat,<br />
Bayonne, 1.3.–6.5.<strong>2001</strong>; Musée des Arts décoratifs, Bordeaux,<br />
18.5.–6.8.<strong>2001</strong>]. Bernadette de Boysson et al. – Bordeaux: Le Festin,<br />
<strong>2001</strong>. 110 S.<br />
Ornamentale Vorlagenwerke des Neunzehnten Jahrhunderts. Ein<br />
Bestandskatalog der Kunstbibliothek. Staatliche Museen zu Berlin<br />
Preußischer Kulturbesitz. Bearb.: Joachim Brand ... . – Potsdam:<br />
UNZE Verl.- und Druckges., <strong>2000</strong>. XVIII, 780 S. (Sammlungskataloge<br />
der Kunstbibliothek / Kunstwissenschaftliche Bibliothek)<br />
Populäre Musik im kulturwissenschaftlichen Diskurs. Referate der 10.<br />
ASPM-Jahrestagung vom 29.–31.10.1999 in Wolfenbüttel. Arbeitskreis<br />
Studium Populärer Musik e. V. – Karben: CODA Musikservice +<br />
Verl., <strong>2000</strong>. 316 S. (Beiträge zur Popularmusikforschung; 25/26)<br />
Seidel, Max: L’Europa e l’arte italiana. Internationaler Kongress zum<br />
hundertjährigen Jubiläum des Kunsthistorischen Institutes in Flo-
enz, Florenz, 22.–27.9.1997. – Venezia: Marsilio, <strong>2000</strong>. 593 S. (Collana<br />
del Kunsthistorisches Institut in Florenz; 3)<br />
The Sultan’s portrait. Picturing the House of Osman. [Austellung Istanbul,<br />
Topkapi Palace Museum, 6.6.–6.9.<strong>2000</strong>]. Ed.: Selmin Kangal.<br />
– Istanbul: Türkiye Is Bankasi, <strong>2000</strong>. 576 S.<br />
Von Rom nach Weimar – Carl Ludwig Fernow. Beiträge des Kolloquiums<br />
der <strong>Stiftung</strong> Weimarer Klassik / Herzogin Anna Amalia<br />
Bibliothek vom 9.–10.7.1998 in Weimar. Hrsg. von Michael Knoche<br />
und Harald Tausch. – Tübingen: Narr, <strong>2000</strong>. XI, 195 S.<br />
Weiss, Stefan: „...als ob sie der russischen Sprache mächtig wären ... .“<br />
Ausländische Kapellmeister als Pioniere des russischen Musiktheaters.<br />
– In: Phänomene und Wege musikkulturellen Austausches –<br />
Deutschland und Rußland im 18. Jahrhundert. Hrsg.: Friedhelm<br />
Brusniak; Klaus-Peter Koch. (Arolser Beiträge zur Musikforschung;<br />
8). Sinzig <strong>2000</strong>. S. 211–223.<br />
Zeit und Raum in Musik und Bildender Kunst. Tatjana Böhme; Klaus<br />
Mehner [Hg.]. – Weimar; Wien: Böhlau, <strong>2000</strong>. 216 S.; 16 Taf.<br />
Die Zukunft der Alten Meister. Perspektiven und Konzepte für das<br />
Kunstmuseum von heute. Hrsg. von Ekkehard Mai unter Mitarb.<br />
von Eva Hartmann. – Köln usw.: Böhlau, <strong>2001</strong>. VII, 257 S.<br />
Sprach- und Literaturwissenschaften<br />
ANHANG 320<br />
Augenmensch. Zur Bedeutung des Sehens im Werk Goethes.<br />
Hrsg.: Dorothea von Mücke; David E. Wellbery. – Stuttgart: Metzler<br />
und Poeschel, <strong>2001</strong>. S. 3–122. (Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft<br />
und Geistesgeschichte; Jg. 57, H. 1)<br />
Aurnhammer, Achim, und C. J. Andreas Klein: Johann Georg Jacobi<br />
in Freiburg und sein oberrheinischer Dichterkreis 1784–1814.<br />
Ausstellung des Deutschen Seminars der Universität Freiburg in<br />
Zusammenarb. mit der Goethe-Gesellschaft Freiburg i. Br. und der<br />
Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. vom 31. Mai bis zum 14. Juli<br />
<strong>2000</strong>. Katalog. – Freiburg i. Br.: Universitätsbibliothek, <strong>2000</strong>. 160 S.<br />
(Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau; 25)<br />
Bauer, Roger: Die schöne Décadence. Geschichte eines literarischen<br />
Paradoxons. – Frankfurt a. M.: Klostermann, <strong>2001</strong>. 421 S. (Das<br />
Abendland – Forschungen zur Geschichte europäischen Geisteslebens;<br />
N.F. 28)<br />
Beck, Sigrid, and Uli [Ulrich] Sauerland: Cumulation is needed.<br />
A reply to winter (<strong>2000</strong>). – In: Natural Language Semantics. 8. <strong>2000</strong>.<br />
S. 349–371.<br />
Beiträge der Strassburger Tagung Oberrheinische Satire zwischen<br />
Reformation und Aufklärung (23.–25.3.<strong>2000</strong>). Breuer, Dieter [Hrsg.];
321<br />
ANHANG<br />
Grimmelshausen-Gesellschaft. – Bern: Lang, <strong>2000</strong>. 528 S. (Simpliciana:<br />
Schriften der Grimmelshausen-Gesellschaft; Jg. 22)<br />
Bildersturm und Bilderflut um 1800. Zur schwierigen Anschaulichkeit<br />
der Moderne. Helmut J. Schneider; Ralf Simon; Thomas Wirtz<br />
[Hgg.]. – Bielefeld: Aisthesis Verl., <strong>2001</strong>. 335 S.<br />
Bleck, Reinhard: Mittelhochdeutsche Bittlieder I. Die Lieder Hergers,<br />
Spervogels und des Jungen Spervogels / Jungen Stolle. – Göppingen:<br />
Kümmerle, <strong>2000</strong>. 157 S. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik;<br />
Nr. 688)<br />
Bleck, Reinhard: Sängerwettstreit vor Rostock. Die Treffen Frauenlobs<br />
mit Hermann Damen (1302) und mit Regenbogen (1311/12) auf<br />
Rostocker Ritterfesten. – In: Beiträge zur Geschichte der Stadt<br />
Rostock. Bd. 23. 1999. S. 23–64.<br />
Bleck, Reinhard: Untersuchungen zur sogenannten Spruchdichtung<br />
und zur Sprache des Fürsten Wizlaw III. von Rügen. – Göppingen:<br />
Kümmlere, <strong>2000</strong>. 174 S. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik;<br />
Nr. 681)<br />
Brehl, Medardus: Vernichtung als Arbeit an der Kultur. Kolonialdiskurs,<br />
kulturelles Wissen und der Völkermord an den Herero. – In:<br />
Zeitschrift für Genozidforschung. 2,2. <strong>2000</strong>. S. 2–28.<br />
Brücken nach Prag. Deutschsprachige Literatur im kulturellen Kontext<br />
der Donaumonarchie und der Tschechoslowakei. Festschrift für<br />
Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Klaas-Hinrich Ehlers ... .<br />
– Frankfurt a. M. usw.: Lang, <strong>2000</strong>. 505 S.<br />
La Bruyére – le métier du moraliste. Actes du Colloque international<br />
pour le Tricentenaire de la mort de la Bruyère (Paris, 8–9 novembre<br />
1996). Textes recueillis et présentés par Jean Dagen, Elisabeth Bourguinat<br />
et Marc Escola. – Paris: Champion, <strong>2001</strong>. 261 S. (Moralia; 5)<br />
Carl Zuckmayer und die Medien. Beiträge zu einem internationalen<br />
Symposion. Gunther Nickel (Hrsg.). Red.: Ulrike Weiß. – T. 1.2. –<br />
St. Ingbert: Röhrig, <strong>2001</strong>. (Zuckmayer-Jahrbuch; Bd. 4,1.2.)<br />
Despoix, Philippe: Benennung und Tausch. Zur Semantisierung des<br />
Unbekannten in Reiseberichten der 1770er Jahre. – In: Das Laokoon-Paradigma.<br />
Berlin <strong>2000</strong>. S. 155–173.<br />
Despoix, Philippe: Histoire naturelle et imagination littéraire. La<br />
découverte australe, ou rétif lecteur de Buffon. – In: Etudes rétiviennes.<br />
32. <strong>2000</strong>. S. 95–111.<br />
Dokumente zur neueren Geschichte der deutschen Orthographie in<br />
Österreich. Hrsg. von Richard Schrodt. – Hildesheim usw.: Olms,<br />
<strong>2000</strong>. VIII, 346 S. (Documenta orthographica; Abt. B, Bd. 8)<br />
Entgrenzte Repräsentationen – gebrochene Realitäten. Danilo Ki? im<br />
Spannungsfeld von Ethik, Literatur und Politik. Materialien der<br />
internationalen Konferenz vom 4. bis 6. Juli 1999 an der Martin-
ANHANG 322<br />
Luther-Universität Halle-Wittenberg (Tagungsort: Lutherstadt Wittenberg).<br />
Hrsg. von Angela Richter, unter Mitw. von Tatjana Petzer.<br />
– München: Sagner, <strong>2001</strong>. 226 S. (Die Welt der Slaven; Bd. 10)<br />
Es hat sich viel ereignet, Gutes wie Böses. Lateinische Geschichtsschreibung<br />
der Spät- und Nachantike. Hrsg. von Gabriele Thome<br />
und Jens Holzhausen unter Mitarb. von Silke Anzinger. – München;<br />
Leipzig: Saur, <strong>2001</strong>. 213 S. (Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 141)<br />
Fabian, Bernhard, and Marie-Luise Spieckermann: Pope in eighteenth-century<br />
Germany. A bibliographical essay (1). – In: Swift Studies.<br />
15. <strong>2000</strong>. S. 5–32.<br />
Finkenstein, Kurt: Briefe aus der Haft 1935–1943. Hrsg., komm. und<br />
eingel. von Dietfried Krause-Vilmar. Mitarb.: Susanne Schneider. –<br />
Kassel: Jenior, <strong>2001</strong>. 480 S. (Nationalsozialismus in Nordhessen:<br />
Schriften zur regionalen Zeitgeschichte; Bd. 19)<br />
Fontane-Handbuch. Hrsg. von Christian Grawe und Helmuth Nürnberger<br />
(in Zus.-Arb. mit der Theodor Fontane Gesellschaft). – Stuttgart:<br />
Kröner, <strong>2000</strong>. XXIII, 1055 S.<br />
Fragen der Liedinterpretation, Hrsg. von Hedda Ragotzky; Gisela;<br />
Vollmann-Profe; Gerhard Wolf. – Stuttgart: Hirzel, <strong>2001</strong>. 225 S.<br />
Germanistik der siebziger Jahre. Zwischen Innovation und Ideologie.<br />
Silvio Vietta; Dirk Kemper (Hrsg.). – München: Fink, <strong>2000</strong>. 342 S.<br />
Gershom Scholem. Literatur und Rhetorik. – Köln usw.: Böhlau,<br />
<strong>2000</strong>. X, 201 S. (Literatur – Kultur –Geschlecht: Kleine Reihe; Bd. 15)<br />
Goethe und das 20. Jahrhundert. Vorträge der 76. Hauptversammlung<br />
der Goethe-Gesellschaft, Weimar, 26.–30.5.1999. Im Auftrag des<br />
Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. – Weimar:<br />
Böhlaus Nachfolger, <strong>2000</strong>. 552 S. (Goethe-Jahrbuch; Bd. 116.<br />
1999)<br />
Gwosdek, Hedwig: A checklist of English grammatical manuscripts<br />
and early printed grammars c. 1400–1540. – Münster: Nodus Publ.<br />
<strong>2000</strong>. 147 S. (The Henry Sweet Society studies in the history of linguistics;<br />
Vol. 6)<br />
Hochsprachen in Europa. Entstehung, Geltung, Zukunft. Akten<br />
zweier Tagungen in München, 2./3. Dezember 1998, und Bad Homburg<br />
v.d.H., 18.–20. November 1999. Konrad Ehlich, Jakob Ossner,<br />
Harro Stammerjohann [Hrsg.]. – Freiburg i. Br.: Fillibach, <strong>2001</strong>. 389 S.<br />
Horaz und Celtis. Ulrike Auhagen; Eckard Lefèvre und Eckart Schäfer<br />
(Hrsg.). – Tübingen: Narr, <strong>2000</strong>. 338 S. (NeoLatina; 1)<br />
Hrotsvit (Gandeshemensis): Opera omnia. Ed. Walter Berschin. –<br />
Monachii; Lipsiae : Saur, <strong>2001</strong>. XXXIV, 334 S. (Bibliotheca Teubneriana)
323<br />
ANHANG<br />
Huchel, Peter: Wie soll man da Gedichte schreiben – Briefe<br />
1925–1977. Hrsg. von Hub Nijssen. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp,<br />
<strong>2000</strong>. 534 S.<br />
Humboldt, Wilhelm von: O rozmanitosti stavby l’udskyˇch jazykov a<br />
jej vplyve na duchovnˇy rozvoj l’udského rodu. Preločil: Slavomír<br />
Ondrejovi? – Bratislava: Slovenské vydanie Veda, <strong>2000</strong>. 259 S.<br />
[Slowenische Übers. des 2. Nachdr. (Bonn usw.: Dümmler, 1968)<br />
von: „Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und<br />
ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts“,<br />
Berlin 1836]<br />
Hundertfünfzig Jahre „Mabinogion“. Deutsch-walisische Kulturbeziehungen.<br />
Hrsg. von Berhard Maier und Stefan Zimmer unter<br />
Mitw. von Christiane Batke. – Tübingen: Niemeyer, <strong>2001</strong>. X, 283 S.<br />
(Buchreihe der Zeitschrift für celtische Philologie; Bd. 19)<br />
Jahrbuch der Jean Paul Gesellschaft (Würzburg). Jg. 34/35.<br />
<strong>2000</strong>/<strong>2001</strong>. – Weimar: Verl. Hermann Böhlaus Nachf., <strong>2001</strong>. VI, 320 S.<br />
Das Jerusalemer Heine-Symposium. Gedächtnis, Mythos, Modernität.<br />
Hrsg. von Klaus Briegleb und Itta Shedletzky. – Hamburg:<br />
Dölling und Galitz, <strong>2001</strong>. 218 S.<br />
Kafka, Franz: Briefe 1913 – März 1914. Hrsg. von Hans-Gerd Koch. –<br />
Frankfurt a. M.: S. Fischer, <strong>2001</strong>. 833 S. (Kafka, Franz: Schriften,<br />
Tagebücher, Briefe; Kritische Ausgabe)<br />
Kasack, Wolfgang: Lexikon der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts.<br />
Bibliographische und biographische Ergänzungen [zum<br />
1992 in 2. Aufl. ersch. Lexikon des Verfassers]. – München: Sagner,<br />
<strong>2000</strong>. 87 S. (Arbeiten und Texte zur Slavistik; 68)<br />
Kratz, Gottfried: Ličnye i obˇsčestvennye sobranija v fonde biblioteki<br />
Institutov Krasnoj professury (GRIB). Sudby kollekcij nemeckojazynych<br />
knig. – In: Biblioteka ličnaja – biblioteka obˇsčestvennaja.<br />
Materialy naučnoj konferencii, 7–8 okt. 1998 goda. Moskva <strong>2001</strong>.<br />
S. 52–60.<br />
[Teilergebnisse des Projektes „Deutsch-sprachige Drucke russischer<br />
Verlage in der Moskauer Historischen Bibliothek, unter bes.<br />
Berücks. der Literatur zur russisch-deutschen wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Ideengeschichte“]<br />
Lessing international – Lessing reception abroad. Proceedings of the<br />
Lessing Society Conference, held at Vanderbilt University, Nashville,<br />
Tennessee, 28–31 Oct. 1999. Ed. for the Lessing Society by John<br />
A. McCarthy, Herbert Rowland and Richard E. Schade. – Göttingen:<br />
Wallstein, <strong>2001</strong>. 431 S. (Lessing Yearbook; 31. <strong>2000</strong>)<br />
La Lingüística española en la época de los descubrimientos. Beatrice<br />
Bagola (ed.). – Hamburg: Buske, <strong>2000</strong>. 198 S. (Romanistik in<br />
Geschichte und Gegenwart; Beih. 5)
ANHANG 324<br />
Lipka, Michael: Language in Vergils’s Eclogues. – Berlin; New York:<br />
de Gruyter, <strong>2001</strong>. XII,224 S. (Untersuchungen zur antiken Literatur<br />
und Geschichte; Bd. 60)<br />
Teilw. zugl.: Oxford, Univ., Diss., <strong>2000</strong><br />
Lotichius und die römische Elegie. Hrsg. von Ulrike Auhagen und<br />
Eckart Schäfer. – Tübingen: Narr, <strong>2001</strong>. 322 S. (NeoLatina; 2)<br />
Louzˇil, Jaromir: Bernard Bolzanos Bohemismus-Konzept. – In:<br />
Brücken nach Prag. Deutschsprachige Literatur im kulturellen Kontext<br />
der Donaumonarchie und der Ersten Tschechischen Republik.<br />
Festschrift für Kurt Krolop zum 70. Geburtstag. Hrsg.: K. Ehlers ... .<br />
Frankfurt <strong>2000</strong>.<br />
Maas, Utz: Orthographie. Materialien zu einem erklärenden Handbuch<br />
zur Rechtschreibung des Deutschen. – Osnabrück: zur Heide,<br />
<strong>2000</strong>. 744 S.; 85 Abb. (Osterberger Reihe; 2)<br />
Maidl, Václav: Das Motiv der Bruderhand in der deutschböhmischen<br />
Literatur bis 1848 – ein Zeichen der Zeit. – In: Brücken. Jahrbuch<br />
der tschechischen und slowakischen Germanistik. Berlin; Prag;<br />
Presˇov <strong>2000</strong>.<br />
Müller, Hans-Peter: Notizen zur Grammatik des Phönizisch-Punischen<br />
im Kontext altsemitischer Sprachen. – In: Ugarit-Forschungen.<br />
Bd. 31. 1999. S. 377–390.<br />
Német-magyar Kéziszótár = Deutsch-ungarisches Handwörterbuch.<br />
Regina Hessky [Hrsg.]. – Budapest: Nationaler Lehrbuchverl; Grimm<br />
Verl., <strong>2000</strong>. XVII, 1501 S.<br />
Neubauer, Paul: Zwischen Tradition und Innovation. Das Sonett in<br />
der amerikanischen Dichtung des zwanzigsten Jahrhunderts. – Heidelberg:<br />
Winter, <strong>2001</strong>. 451 S. (American studies – a monograph<br />
series; Vol. 93)<br />
Rak, Jirˇi: Welche Sprache sprachen die Bohemisten? – In: Brücken.<br />
Jahrbuch der tschechischen und slowakischen Germanistik. Berlin;<br />
Prag; Presˇov <strong>2000</strong>.<br />
Rensch, Karl H.: Language of the noble savage. The lingustic fieldwork<br />
of Reinhold and George Forster in Polynesia on Cook’s second<br />
voyage to the Pacific 1722–1775. – Canberra: Archipelago Pr., <strong>2000</strong>.<br />
VII, 349 S.<br />
Der Roman im Byzanz der Komnenenzeit. Referate des Internationalen<br />
Symposiums an der Freien Universität Berlin, 3. bis 6. April<br />
1998. Hrsg. von Panagiotis A. Agapitos und Diether R. Reinsch. –<br />
Frankfurt a. M.: beerenverl, <strong>2000</strong>. XI, 146 S. (Meletemata; Bd. 8)<br />
Rose, Anna: Filippo Beroaldo der Ältere und sein Beitrag zur Properz-Überlieferung.<br />
– München; Leipzig: Saur, <strong>2001</strong>. XI, 474 S.<br />
(Beiträge zur Altertumskunde; Bd. 156)
325<br />
ANHANG<br />
Sauerland, Uli [Ulrich]: A contrast to a trace. – In: WCCFL 20 [twenty]<br />
Proceedings. Eds.: K. Megerdoomian and L. A. Bar-el. Somerville,<br />
MA <strong>2001</strong>. S. 498–509<br />
Special issue on the origin of the Finnic peoples and languages<br />
dedicated to Richard Indreko (1900–1961). Ed.: Urmas Sutrop. –<br />
Tartu / Estland: Estonian Academy of Sciences, <strong>2001</strong>. 103 S. (Trames:<br />
Journal of the Humanities and Social Sciences; <strong>2001</strong>,1)<br />
Sprache des deutschen Parlamentarismus. Studien zu 150 Jahren<br />
parlamentarischer Kommunikation. Armin Burkhardt; Kornelia Pape<br />
(Hrsg.). – Wiesbaden: Westdt. Verl., <strong>2000</strong>. 494 S.<br />
Die sprachliche Situation in der Slavia zehn Jahre nach der Wende.<br />
Beiträge zum Internationalen Symposion des Slavischen Instituts der<br />
Universität Heidelberg vom 29. September bis 2. Oktober 1999. Baldur<br />
Panzer (Hrsg.). Red.: Alexander Teutsch. – Frankfurt a. M. usw.:<br />
Lang, <strong>2000</strong>. 311 S. – (Heidelberger Publikationen zur Slavistik, A:<br />
Linguistische Reihe; Bd. 10)<br />
Stefan George. Werk und Wirkung seit dem „Siebenten Ring“. Für<br />
die Stefan-George-Gesellschaft hrsg. von Wolfgang Braungart; Ute<br />
Oelmann und Bernhard Böschenstein. – Tübingen: Niemeyer, <strong>2001</strong>.<br />
XI, 456 S.<br />
Stotz, Peter: Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters. –<br />
München: Beck. (Handbuch der Altertumswissenschaft; Abt. 2, T. 5)<br />
Bd. 2. Bedeutungswandel und Wortbildung. <strong>2000</strong>. XXVI, 482 S.<br />
Sutrop, Urmas: The Forest of Finno-Ugric languages. – In: The Roots<br />
of peoples and languages of Northern Eurasia II and III. Ed. by Ago<br />
Künnap. Tartu <strong>2000</strong>. S. 165–196.<br />
Sutrop, Urmas: From the ,language family tree‘ to the ,tangled web<br />
of languages‘. – In: Congressus nonus internationalis Fenno-Ugristarum,<br />
7.–13.8.<strong>2000</strong> Tartu. Tartu <strong>2000</strong>. S. 197–219.<br />
Theorie der Komödie – Poetik der Komödie. Ralf Simon (Hg.). – Bielefeld:<br />
Aisthesis Verl., <strong>2001</strong>. 223 S. (Aisthesis Studienbuch; Bd. 2)<br />
Uebe, Götz: Podgotovka serii bibliografičeskich ukazatelej „Gosudarstvennaja<br />
vlast v dorevoljucionnoj Rossii b biografijach ee predstavitelej<br />
(XIX v. – načalo XX v)“. – In: Biblioteka ličnaja – biblioteka<br />
obsˇčestvennaja. Materialy naučnoj konferencii, 7–8 okt. 1998<br />
goda. Moskva <strong>2001</strong>. S. 95–102.<br />
[Teilergebnisse des Projektes „Deutsch-sprachige Drucke russischer<br />
Verlage in der Moskauer Historischen Bibliothek, unter bes.<br />
Berücks. der Literatur zur russisch-deutschen wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Ideengeschichte“]<br />
Vieweg, Klaus: Franz Thomas/Frantisˇek Tomásˇ Bratranek. Poetischer<br />
Hegelianer und Weltbürger. – In: Brücken. Jahrbuch der tschechischen<br />
und slowakischen Germanistik. Berlin; Prag; Presˇov <strong>2000</strong>.
Wedekind, Frank: Werke. Kritische Studienausgabe in acht Bd. mit<br />
drei Doppelbd. Hrsg. unter der Ltg. von Elke Austermühl, Rolf Kieser<br />
und Hartmut Vinçon. – Darmstadt: Häusser-media.<br />
Bd. 2. Das Gastmahl bei Sokrates. Der Schnellmaler. Kinder und<br />
Narren. Die junge Welt. Frühlings Erwachen (1891, 1906). <strong>Fritz</strong><br />
Schwigerling (Der Liebestrank). Dramatische Fragmente und Entwürfe.<br />
Hrsg. von Mathias Baum ... . <strong>2000</strong>. 1318 S.<br />
Yang, Wenliang; Armin Burkhardt; Zhong Zhao: Chinesisch-deutsches<br />
Universitätswörterbuch. – Ismaning: Hueber, <strong>2001</strong>. XIV, 232 S.<br />
Wirtschaftswissenschaften<br />
ANHANG 326<br />
Beblo, Miriam, und Elke Wolf: Erwerbspause kann teuer kommen.<br />
Einkommensverlust für Frauen. – In: EU magazin. 3/<strong>2001</strong>. S. 31/32.<br />
Beblo, Miriam, and Elke Wolf: How much does a year off cost? Estimating<br />
the wage effects of employment breaks and part-time periods.<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. – Mannheim:<br />
ZEW, <strong>2000</strong>. 27 S. (ZEW dicussion paper; 00–69)<br />
Contemporary economic ethics and business ethics. Peter Koslowski<br />
(ed.). – Berlin etc.: Springer, <strong>2000</strong>. IX, 265 S. (Studies in economic<br />
ethics and philosophy)<br />
Diehl, Markus: International trade in intermediate inputs. The case<br />
of the automobile industry. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der<br />
Univ. Kiel, <strong>2001</strong>. 44 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers;<br />
Nr. 1027)<br />
Döhrn, Roland, and Nils A. Radmacher-Nottelmann: A database on<br />
the globalization of German manufacturing companies. Conception<br />
and some results. – Essen: RWI, <strong>2000</strong>. 36 S. (RWI-Papiere; Nr. 69)<br />
Döhrn, Roland: Inlandsbeschäftigung in deutschen Multinationalen<br />
Unternehmen. In: RWI-Mitteilungen. 51. <strong>2001</strong>. S. 289–301.<br />
Döhrn, Roland: The use of microdata in the analysis of foreign direct<br />
investment. – Essen: RWI, <strong>2000</strong>. 10 S. (RWI-Papiere; Nr. 64)<br />
Eising, Rainer: Begrenzte Rationalität und regulatives Lernen in der<br />
EG. Die Liberalisierung der Elektrizitätsversorgung. – In: Politische<br />
Vierteljahresschrift. 41. <strong>2000</strong>. S. 251–278.<br />
Eising, Rainer: Liberalisierung und Europäisierung. Die regulative<br />
Reform der Elektrizitätsversorgung in Großbritannien, der Europäischen<br />
Gemeinschaft und der Bundesrepublik Deutschland. – Opladen:<br />
Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 369 S. (Gesellschaftspolitik und Staatstätigkeit;<br />
Bd. 20)<br />
Fifty years of the German Mark. Essays in honour of Stephen F. Frowen.<br />
Ed. by Jens Hölscher in ass. with Anglo-German Foundation<br />
for the Study of Industrial Society. – Houndmills, Basingstoke,<br />
Hampshire: Palgrave, <strong>2001</strong>. XXXI, 229 S.
327<br />
ANHANG<br />
Freytag, Andreas, and Razeen Sally: Globalisation and trade policy.<br />
1900 and <strong>2000</strong> compared. – In: Jahrbuch für Neue Politische Ökonomie.<br />
Bd. 19. Globalisierung der Weltwirtschaft. 1999. S. 191–222.<br />
Freytag, Andreas, and Pia Weiß: Imperfect labour markets, globalisation<br />
and the new economy. Institut für Wirtschaftspolitik an der<br />
Universität Köln. – Köln <strong>2001</strong>. 22 S. (IWP Discussion Paper; <strong>2001</strong>,5)<br />
Halbach, Axel J.: Namibia. Wirtschaft, Politik, Gesellschaft nach<br />
zehn Jahren Unabhängigkeit. – Windhoek/Namibia: Namibia Wiss.<br />
Ges., <strong>2000</strong>. VI, 244 S.<br />
Hansen, Hendrik: Die Soziale Marktwirtschaft. Das deutsche Modell<br />
eines „dritten Weges“. – In: Politik im Netz. Hrsg. von W. Gellner.<br />
Baden-Baden <strong>2001</strong>.<br />
Kleinert, Jörn: Growing trade in intermediate goods. Outsourcing,<br />
global sourcing or increasing importance of MNE networks? – Kiel:<br />
Institut für Weltwirtschaft an der Univ., <strong>2000</strong>. 42 S. (Kieler Arbeitspapiere<br />
= Kiel working papers; Nr. 1006)<br />
Kleinert, Jörn: The Role of multinational enterprises in globalization.<br />
An empirical overview. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der<br />
Univ. <strong>2001</strong>. 30 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr.<br />
1096)<br />
Kohler-Koch, Beate: Unternehmensverbände im Spannungsfeld von<br />
Europäisierung und Globalisierung. – In: Unternehmerverbände<br />
und Staat in Deutschland. Hrsg.: Werner Bührer; Edgar Grande.<br />
Baden-Baden <strong>2000</strong>. S. 132–148.<br />
Kumkar, Lars: Wettbewerbsorientierte Reformen der Stromwirtschaft.<br />
Eine institutionenökonomische Analyse. – Tübingen: Mohr<br />
Siebeck, <strong>2000</strong>. XIII, 500 S. (Kieler Studien; 305)<br />
Luber, Silvia; René Leicht: Growing self-employment in Western<br />
Europe. An effect of modernization? – In: International Review of<br />
Sociology. 10,1. <strong>2000</strong>. S. 101–123.<br />
Luber, Silvia, et al.: Male self-employment in four European countries.<br />
– In: International Journal of Sociology. 30,3. <strong>2000</strong>. S. 5–44.<br />
Nunnenkamp, Peter: Globalisierung der Automobilindustrie. Neue<br />
Standorte auf dem Vormarsch, traditionelle Anbieter unter Druck? –<br />
Kiel: Institut für Weltwirtschaft an der Univ., <strong>2000</strong>. III, 90 S. (Kieler<br />
Arbeitspapiere = Kiel working papers; Nr. 1002)<br />
Nunnenkamp, Peter, und Julius Spatz: Globalisierungsverlierer in<br />
der Automobilindustrie? Internationaler Wettbewerb und Arbeitsmarkteffekte<br />
in Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten. –<br />
In: Die Weltwirtschaft. 2. <strong>2001</strong>. S. 149–172.<br />
Preuße, Heinz Gert: Entwicklungen in der US.amerikanischen<br />
Außenhandelspolitik seit Gründung der Nordamerikanischen Freihandelszone<br />
(NAFTA). Universität Tübingen, Wirtschaftswissen-
ANHANG 328<br />
schaftliche Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches Seminar. –<br />
Tübingen <strong>2000</strong>. 32 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge; Nr. 182)<br />
Preuße, Heinz Gert: How do Latin Americans think about the economic<br />
reforms of the 1990s? Universität Tübingen, Wirtschaftswissenschaftliche<br />
Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches Seminar. –<br />
Tübingen: <strong>2000</strong>. 31 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge; Nr. 221)<br />
Preuße, Heinz Gert: MERCOSUR. Another failed move towards<br />
regional integration? Universität Tübingen, Wirtschaftswissenschaftliche<br />
Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches Seminar. – Tübingen:<br />
<strong>2000</strong>. 22 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge; Nr. 198)<br />
Preuße, Heinz Gert: Mercosur. Another failed move towards regional<br />
integration?. – In: The World of Economy. 24. <strong>2001</strong>. S. 911–931.<br />
Preuße, Heinz Gert: Sechs Jahre Nordamerikanisches Freihandelsabkommen<br />
(NAFTA). Eine Bestandsaufnahme. – In: Aussenwirtschaft<br />
– Schweizerische Zeitschrift für internationale Wirtschaftsbeziehungen.<br />
55. <strong>2000</strong>. S. 333–370.<br />
Preuße, Heinz Gert: Sechs Jahre Nordamerikanisches Freihandelsabkommen<br />
(NAFTA). Eine Bestandsaufnahme. Universität Tübingen,<br />
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät; Wirtschaftswissenschaftliches<br />
Seminar. – Tübingen <strong>2000</strong>. 38 Bl. (Tübinger Diskussionsbeiträge;<br />
Nr. 183)<br />
Quittkat, Christine, und Beate Kohler-Koch: Wege der Einflussnahme<br />
in Europa. – In: EUMagazin. 1/2. <strong>2000</strong>. S. 44–45.<br />
Gekürzte und überarb. Fass. u.d.T.: Interessenvermittlung in der<br />
Europäischen Union. – In: Political News / Volkswagen AG. 1. <strong>2000</strong>.<br />
S. 7/8.<br />
Self-employment in advanced economies (1). Guest eds.: Walter<br />
Müller ... . – Armonk, NY: Sharpe, <strong>2000</strong>. 99 S. (International Journal<br />
of Sociology; Vol. 30, No. 3)<br />
Spatz, Julius: Explaining intra- and intersectoral wage differentials<br />
in simple general equilibrium trade models. – Kiel: Institut für Weltwirtschaft<br />
an der Univ., <strong>2001</strong>. 46 S. (Kieler Arbeitspapiere = Kiel<br />
working papers; Nr. 1042)<br />
The Theory of capitalism in the German economic tradition. Historism,<br />
ordo-liberalism, critical theory, solidarism. Peter Koslowski<br />
(ed.). – Berlin etc.: Springer, <strong>2000</strong>. XII, 575 S. (Studies in economic<br />
ethics and philosophy)<br />
Vida, Alexander: Unbefugter Imagetransfer. – In: transfer – Werbeforschung<br />
& Praxis. Jg. 46, Folge 191,2. <strong>2001</strong>. S. 6–12.<br />
Weiß, Pia: How to finance unemployment benefits in an economy<br />
with search generated equilibrium unemployment. Institut für Wirtschaftspolitik<br />
an der Universität Köln. – Köln <strong>2001</strong>. 22 S. (IWP Discussion<br />
Paper; <strong>2000</strong>,1)
329<br />
ANHANG<br />
Weiß, Pia: Risk aversion and unemployment in an open economy.<br />
Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität Köln. – In: Zeitschrift<br />
für Wirtschaftspolitik. 49. <strong>2000</strong>. S. 137–156.<br />
Weiß, Pia: Unemployment in open economics. A search theoretic<br />
analysis. – Berlin etc.: Springer, <strong>2001</strong>. XII, 226 S. (Lecture notes in<br />
economics and mathematical systems; 496)<br />
Wins, Henning: Eine internationale Wettbewerbsordnung als Ergänzung<br />
zum GATT. – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 205 S.<br />
(Integration Europas und Ordnung der Weltwirtschaft; Bd. 18)<br />
Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 1999<br />
Wolf, Elke: Arbeitszeiten im Wandel. Welche Rolle spielt die Veränderung<br />
der Wirtschaftsstruktur. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.<br />
– Mannheim: ZEW, 1999. 28 S. (ZEW-dokumentation;<br />
Nr. 98-02)<br />
Wolf, Elke: Do hours restrictions matter? A discrete family labor supply<br />
model with endogenous wages and hours restrictions. Zentrum<br />
für Europäische Wirtschaftsforschung. – Mannheim: ZEW, 1998. 28<br />
S. (ZEW discussion paper; No. 98–44)<br />
Wolf, Elke: Dynamik der Arbeitszeitstruktur. Welche Rolle spielt der<br />
Strukturwandel? Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
Mannheim. – In: Sozialstrukturen mit dem Mikrozensus. Hrsg.: P.<br />
Lüttinger. Mannheim 1999. S. 119–148.<br />
Wolf, Elke: Große Unterschiede bei der Akzeptanz von Teilzeitarbeit<br />
zwischen Frauen in Ost-und Westdeutschland. Zentrum für<br />
Europäische Wirtschaftsforschung. – Mannheim: ZEW, 1999. 1 Bl.<br />
(ZEW-aktuell; Jg. 6, Nr. 6)<br />
Wolf, Elke: Joint labour supply decisions of couples. Zentrum für<br />
Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim. – In: Time use – research,<br />
data and policy. Eds.: Joachim Merz; Manfred Ehling. 1999.<br />
S. 269–292).<br />
Wolf, Elke: Loosening hours constrains on the supply of labor. What<br />
if Germans had a Dutch labor market? Zentrum für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung. – Mannheim: ZEW, <strong>2000</strong>. 42 S. (ZEW dicussion<br />
paper; 00–54)<br />
Wolf, Elke: Lower wages for less hours? A simultaneous wage-hours<br />
model for West Germany. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.<br />
– Mannheim: ZEW, <strong>2000</strong>. 37 S. (ZEW dicussion paper; 00-<br />
03)<br />
Wolf, Elke; Gaby Wunderlich: Why do working hours differ? An<br />
international comparison of Germany, the Netherlands and the<br />
United Kingdom. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. –<br />
Mannheim: ZEW, <strong>2000</strong>. 50 S.
Rechtswissenschaft<br />
ANHANG 330<br />
Berding, Dietrich: Elterliche Gewalt, Kindesrechte und Staat im<br />
deutschen Naturrecht um 1800. – In: Legitimation, Kritik und<br />
Reform. Naturrecht und Staat im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg.:<br />
Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte,<br />
<strong>2000</strong>, H. 1). S. 52–68.<br />
Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter. Zur Reaktion der<br />
Rechtsprechung auf die Kodifikation des deutschen Privatrechts<br />
(1896–1914). Hrsg. von Ulrich Falk und Heinz Mohnhaupt. – Frankfurt<br />
a. M.: Klostermann, <strong>2000</strong>. XV, 676 S. (Rechtsprechung: Materialien<br />
und Studien; Bd. 14)<br />
Die Deutsche Strafrechtswissenschaft vor der Jahrtausendwende.<br />
Rückbesinnung und Ausblick. Dokumentation einer Tagung vom<br />
3.–6. Oktober 1999 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der<br />
Wissenschaften. Hrsg. von Albin Eser, Winfried Hassemer, Björn<br />
Burkhardt. – München: Beck, <strong>2000</strong>. XIV, 465 S.<br />
Dokumente zum Europäischen Recht. Reiner Schulze; Thomas Hoeren,<br />
Hrsg. – Berlin usw.: Springer.<br />
Bd. 3. Kartellrecht (bis 1957). <strong>2000</strong>. XXXV, 621 S.<br />
Encyclopedia of public international law. Publ. under the auspices of<br />
the Max Planck Institute for Comparative Public Law and International<br />
Law under the dir. of Rudolf Bernhardt. – Amsterdam etc.:<br />
Elsevier.<br />
Vol. 4. Q-Z. <strong>2000</strong>. XIX,1650 S.<br />
Die Entstehung einer europäischen Verfassungsordnung. Das Ineinandergreifen<br />
von nationalem und europäischem Verfassungsrecht.<br />
Jürgen Schwarze (Hrsg.). – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>.<br />
570 S. (Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft;<br />
Bd. 234)<br />
Erster Europäischer Juristentag: Nürnberg <strong>2001</strong> = 1st European<br />
Jurists Forum = 1ère Journée des Juristes Européens. – Baden-<br />
Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 308 S.<br />
Europäisches Privatrecht in der Phase der Verdichtung. Beiträge des<br />
ZEuP-Symposions auf Schloss Ringberg, 1.–3.6. <strong>2000</strong>. – In: Zeitschrift<br />
für Europäisches Privatrecht. <strong>2001</strong>. S. 533–685.<br />
Gremienwesen und staatliche Gemeinwohlverantwortung. Beiträge<br />
zu einem Forschungssymposium des Forschungsinstituts für öffentliche<br />
Verwaltung am 27. und 28. April <strong>2000</strong> in Speyer. Hrsg. von<br />
Karl-Peter Sommermann. – Berlin: Duncker & Humblot, <strong>2001</strong>. 192 S.<br />
(Schriftenreihe der Hochschule Speyer; Bd. 145)<br />
Das Grundgesetz im Prozess europäischer und globaler Verfassungsentwicklung.<br />
Internationales Symposium zum 50-jährigen<br />
Bestehen des Grundgesetzes, am 14. und 15. Mai 1999 gemeinsam
331<br />
ANHANG<br />
veranstaltet mit der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>. Ulrich Battis ... (Hrsg.). –<br />
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 295 S.<br />
Hopt, Klaus J.: Europäisches Konzernrecht. Zu den Vorschlägen und<br />
Thesen des Forum Europaeum Konzernrecht. – In: Corporations,<br />
capital markets and business in the law. <strong>2000</strong>. S. 299–314.<br />
Insolvenzrecht in Wissenschaft und Praxis. Festschrift für Wilhelm<br />
Uhlenbruck. Hrsg.: Hanns Prütting. – Köln <strong>2000</strong>.<br />
Ius Publicum im Umbruch. Hrsg. von Hartmus Bauer ... . Gesamtred.:<br />
Christoph Möllers ... . – Stuttgart usw.: Boorberg, <strong>2000</strong>. 161 S.<br />
Das neue Insolvenzrecht. Hrsg.: Bruno M. Kübler; Hanns Prütting.<br />
2. Aufl. – Köln <strong>2000</strong>. (RWS-Dokumentation; Nr. 18)<br />
Pahlow, Louis: Administrativjustiz versus Justizstaat. Justiz und Verwaltung<br />
im Allgemeinen Staatsrecht des 18. und 19. Jahrhunderts. –<br />
In: Legitimation, Kritik und Reform. Naturrecht und Staat im 18. und<br />
19. Jahrhundert. Hrsg.: Diethelm Klippel. Wien <strong>2000</strong>. (Zeitschrift für<br />
Neuere Rechtsgeschichte, <strong>2000</strong>, H. 1). S. 11–30.<br />
Pahlow, Louis: Justiz und Verwaltung. Zur Theorie der Gewaltenteilung<br />
im 18. und 19. Jahrhundert. – Goldbach: Keip, <strong>2000</strong>. (Naturrecht<br />
und Rechtsphilosophie der Neuzeit: Studien und Materialien;<br />
Bd. 7)<br />
Projektgruppen in Organisationen. Praktische Erfahrungen und<br />
Erträge der Forschung. Hrsg. von Rudolf Fisch, Dieter Beck und<br />
Birte Englich, Birte. – Göttingen: Verl. für Angewandte Psychologie,<br />
<strong>2001</strong>. 378 S. (Wirtschaftspsychologie)<br />
Prütting, Hanns: Die Abwahl des Insolvenzverwalters. Von der Gläubigerautonomie<br />
zur Groß-Gläubigerautonomie?. – In: Insolvenzrecht<br />
<strong>2000</strong>. Köln <strong>2001</strong>. S. 29–48.<br />
Prütting, Hanns: Aktuelle Fragen der Rechtsmittel im Insolvenzrecht.<br />
– In: NZI. <strong>2000</strong>. S. 145–148.<br />
Prütting, Hanns: Aktuelle Probleme des Insolvenzverfahrensrecht. –<br />
In: Aktuelle Probleme des neuen Insolvenzrechts. Hrsg.: Arbeitskreis<br />
für Insolvenz- und Schiedsgerichtswesen. Köln <strong>2000</strong>. S. 17–44.<br />
Prütting, Hanns: Allgemeine Verfahrensgrundsätze der Insolvenzordnung.<br />
– In: Kölner Schrift zur Insolvenzordnung. 2. erw. und<br />
aktual. Aufl. Herne; Berlin <strong>2000</strong>. S. 221–247.<br />
Prütting, Hanns: Anmerkung zum Beschluss des LG Hamburg vom<br />
03.05.1999. – In: EWiR. 1999. S. 671/672.<br />
Prütting, Hanns: Arbeitsgerichtliches Beschlussverfahren in der<br />
Insolvenz. – In: Festschrift für Wilhelm Uhlenbruck. Hrsg.: Hanns<br />
Prütting. Köln <strong>2000</strong>. S. 769–781.<br />
Prütting, Hanns: Quo vadis Insolvenzverwalter? Ein Interview. – In:<br />
INDAT-Report. H. 3. <strong>2001</strong>. S. 8.
Schlechtriem, Peter: Restitution und Bereicherungsausgleich in<br />
Europa. Eine rechtsvergleichende Darstellung. Bd. 1. – Tübingen:<br />
Mohr Siebeck, <strong>2000</strong>. XL, 899 S.<br />
Schlosser, Peter F.: Common law undertakings aus deutscher Sicht.<br />
– In: Recht der Internationalen Wirtschaft. 47,2. <strong>2001</strong>. S. 81–93.<br />
Staat und Individuum im Kultur- und Rechtsvergleich. Deutsch-taiwanesisches<br />
Kolloquium vom 8. bis 10. Juli 1999 an der Georg-<br />
August-Universität Göttingen. Christian Starck [Hrsg.]. – Baden-<br />
Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 214 S. (Beiträge zum ausländischen<br />
und vergleichenden öffentlichen Recht; Bd. 14)<br />
Stern, Klaus: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland. –<br />
München: Beck.<br />
Bd. 5. Die geschichtlichen Grundlagen des deutschen Staatsrechts.<br />
Die Verfassungsentwicklung vom Alten Deutschen Reich zur wiedervereinigten<br />
Bundesrepublik Deutschland. <strong>2000</strong>. CXXXVII, 2298<br />
S.<br />
Verwaltung und Verwaltungsforschung – Deutsche Verwaltung an<br />
der Wende zum 21. Jahrhundert. Klaus König (Hrsg.). Forschungsinstitut<br />
für öffentliche Verwaltung bei der deutschen Hochschule für<br />
Verwaltungswissenschaften Speyer. – Speyer: Forschungsinstitut für<br />
öffentliche Verwaltung, <strong>2000</strong>. VII, 170 S. (Speyerer Forschungsberichte;<br />
211)<br />
Vida, Sándor: Imágóátvitel a német birói gyakorlatban. I. rész:<br />
Jogsértés. – In: Iparjogvédelmi Szmele. 105. <strong>2000</strong>. S. 32–37. (Imageübertragung<br />
in der deutschen Rechtsprechung)<br />
Völkerrechtlicher Vertrag und staatliches Recht vor dem Hintergrund<br />
zunehmender Verdichtung der internationalen Beziehungen.<br />
Symposion vom 28. bis 30. Januar 1999 in Leipzig. Rudolf Geiger<br />
(Hrsg.). Mit Referaten von Wilfried Fiedler ... . – Baden-Baden:<br />
Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 224 S. (Leipziger Schriften zum Völkerrecht,<br />
Europarecht und ausländischen öffentlichen Recht; Bd. 1)<br />
Politikwissenschaft<br />
ANHANG 332<br />
Adams, Willi Paul: Amerikastudien in der Bundesrepublik. – In: Die<br />
USA und Deutschland im Zeitalter des Kalten Krieges 1945–1990.<br />
Hrsg.: Detlef Junker. Bd. 2. 1968–1990. <strong>2001</strong>. S. 451–465.<br />
Bannwart, Aino: A German view of the role of the EU and Nato in<br />
Baltic Security. – In: NATO, the EU and Northern European Security.<br />
Young Baltic perspectives. Conference report. Hrsg.: Karoliina<br />
Honkanen; Tomas Ries. Helsinki <strong>2001</strong>. S. 19–21.<br />
Berndt, Uwe: Das strenge und das gütige Gesicht von Frau Antje.<br />
Die Niederlande fahren in der Zuwanderungspolitik mit dem<br />
Modell des Gebens und Nehmens nicht schlecht. – In: Frankfurter<br />
Rundschau. Nr. 15, 18.05.<strong>2001</strong>. S. 16 (Dokumentation)
333<br />
ANHANG<br />
The Birth of a European Constitutional Order. The interaction of<br />
National and European Constitutional Law. Jürgen Schwarze (ed.). –<br />
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 568 S. (Schriftenreihe<br />
Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft; Bd. 249)<br />
Der Bundesrat in Deutschland und Österreich. Hrsg. von Detlef<br />
Merten. – Berlin: Duncker & Humblot, <strong>2001</strong>. 184 S. (Schriftenreihe<br />
der Hochschule Speyer; Bd. 143)<br />
Eisermann, Daniel: Der lange Weg nach Dayton. Die westliche Politik<br />
und der Krieg im ehemaligen Jugoslawien. – Baden-Baden:<br />
Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 443 S. (Bonner Studien zum Jugoslawienkonflikt)<br />
Elections in Russia, 1993–1996. Analyses, documents and data, Vladimir<br />
Gel’man; Grigorii V. Golosov [eds.]. Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, 1999. 473 S. (Founding<br />
elections in Eastern Europe)<br />
Elections to the Federal and Republican Parliaments of Yugoslavia<br />
(Serbia and Montenegro) 1990–1996. Analyses, documents and data.<br />
Vladimir Goati [ed.]. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.<br />
– Berlin: Ed. Sigma, 1998. 396 S. (Founding elections in<br />
Eastern Europe)<br />
Elections to the Hungarian National Assembly 1994. Analyses, documents<br />
and data. Gábor, Tóka; Zsolt, Enyedi [eds.]. Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, 1999. 317 S.<br />
(Founding elections in Eastern Europe)<br />
Freitag-Wirminghaus, Rainer: Die Türkei, der Westen und die Region<br />
um das Kaspische Meer. – In: Die islamischen Staaten und ihr<br />
Verhältnis zur westlichen Welt. Hrsg.: Bernd Rill. Hanns-Seidel-<strong>Stiftung</strong>.<br />
München <strong>2000</strong>. S. 19–32.<br />
Fröhlich, Stefan: „Auf den Kanzler kommt es an“. Helmut Kohl und<br />
die deutsche Außenpolitik. Persönliches Regiment und Regierungshandeln<br />
vom Amtsantritt bis zur Wiedervereinigung. – Paderborn<br />
usw.: Schöningh, <strong>2001</strong>. 311 S.<br />
Gänzle, Stefan, und Aino Bannwart: Laboratorium Ostsee-Region.<br />
Die Europäische Union (EU), die baltischen Staaten und die Russische<br />
Föderation. – In: WeltTrends. 30. <strong>2001</strong>. S. 202–204.<br />
Gokhale, Jagadeesh; Bernd Raffelhüschen: Population aging and fiscal<br />
policy in Europe and the United States. – München: CESifo,<br />
<strong>2000</strong>. 18 S. (CESifo working paper series; No. 237)<br />
Hennis, Wilhelm: Politikwissenschaftliche Abhandlungen. – Tübingen:<br />
Mohr Siebeck.<br />
2. Politikwissenschaft und politisches Denken. <strong>2000</strong>. VIII, 386 S.<br />
Hönicke, Michaela: Absichten und Ambivalenzen in der amerikanischen<br />
Europapolitik. – In: Die euro-atlantischen Beziehungen im
ANHANG 334<br />
Spannungsfeld von Regionalisierung und Globalisierung. Hrsg.:<br />
Reinhard C. Meier-Walser; Susanne Luther. München <strong>2001</strong>.<br />
Hönicke, Michaela: Selbstgenügsame Supermacht sucht Partner. –<br />
In: Internationale Politik. 55,10. <strong>2000</strong>. S. 40/41.<br />
Hönicke, Michaela: USA – innenpolitische Unversöhnlichkeiten und<br />
außenpolitische Handlungsfähigkeit. – In: Jahrbuch Internationale<br />
Politik. 1999–<strong>2000</strong>. München <strong>2001</strong>.<br />
Hönicke, Michaela: Weltpolitische Führungsaufgaben der USA in<br />
Zeiten innenpolitischer Turbulenz. – In: Jahrbuch Internationale<br />
Politik. 1997–1998. München <strong>2000</strong>. S. 267–278.<br />
Hubel, Helmut; Stefan Gänzle: The Council of the Baltic Sea States<br />
(CBSS) as a subregional organisation for „Soft Security Management“<br />
in the North-East of Europe. Studie im Auftr. des Ausw.<br />
Amtes der BRD für die Mitgliedstaaten des Ostseerates (CBSS) anl.<br />
des 10. Ministerratstreffens am 7.6.<strong>2001</strong> in Hamburg. Mai <strong>2001</strong>.<br />
Institutionelle Arrangements in der Umweltpolitik. Zukunftsfähigkeit<br />
durch innovative Verfahrenskombinationen? Volker von Prittwitz<br />
(Hrsg.). – Opladen Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 331 S.<br />
Investitionen ohne Grenzen. Niederlassungsfreiheit und Kapitalverkehr<br />
in der gesamteuropäischen Rechtspraxis. Ausgewählte Beiträge<br />
des ersten Symposiums der Veranstaltungsreihe EUROPE<br />
BEYOND THE UNION vom 7.–10.10.1999 in Berlin. Chris Mögelin<br />
[Hrsg.]. – Frankfurt a. M. usw.: Lang, <strong>2001</strong>. VI, 122 S.<br />
Konzepte politischen Handelns. Kreativität – Innovation – Praxen.<br />
Harald Bluhm; Jürgen Gebhardt [Hrsg.]. – Baden-Baden: Nomos<br />
Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 336 S. (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien<br />
und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische<br />
Wissenschaft; Bd. 1)<br />
Lithuanias’s Seimas election 1996. The third turnover. Analyses,<br />
documents and data. Algis Krupavičius (ed.). Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, <strong>2001</strong>. 365 S. (Founding<br />
elections in Eastern Europe)<br />
Lüder, Klaus: Entwicklung und Stand der Reform des Haushaltsund<br />
Rechnungswesens in Australien. Forschungsinstitut für öffentliche<br />
Verwaltung bei der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
Speyer. – Speyer: Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung,<br />
<strong>2000</strong>. X, 80 S. (Speyerer Forschungsberichte; 212)<br />
Meiers, Franz-Josef: Europäische Sicherheits- und Verteidigungsidentität<br />
(ESVI) oder Gemeinsame europäische Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik (GESVP). – Bonn: Zentrum für Europäische<br />
Integrationsforschung, <strong>2000</strong>. 51 S. (ZEI Discussion Paper; C 79/<strong>2000</strong>)
335<br />
ANHANG<br />
Meiers, Franz-Josef: The Reform of the Bundeswehr. Adaption of<br />
fundamental renewal? – Bonn <strong>2001</strong>. 22 S. (European Security. 3.<br />
<strong>2001</strong>.<br />
La Naissance d’un ordre constitutionnel européen. L’interaction du<br />
droit constitutionnel national et européen. Jürgen Schwarze [éd.]. –<br />
Baden-Baden; Bruxelles: Nomos Verl.-Ges.; Bruylant, <strong>2001</strong>. 572 S.<br />
(Schriftenreihe Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft; Bd. 248)<br />
The 1990 [nineteenhundredninety] and 1992/93 Sabor Elections in<br />
Croatia. Analyses, documents and data. Ivan Siber [ed.]. Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma, 1997.<br />
206 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />
The 1990 [nineteenhundredninety] election to the Czechoslovkian<br />
Federal Assembly. Analyses, documents and data. Ivan Gabal, [ed.].<br />
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed.<br />
Sigma, 1996. 198 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />
The 1990 [nineteenhundredninety] election to the Hungarian National<br />
Assembly. Analyses, documents and data. Tóka Gábor [ed.]. Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung. – Berlin: Ed. Sigma,<br />
1995. 198 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />
The 1999 [Nineteenhundredninetynine] election to the Bulgarian<br />
Grand National Assembly and the 1991 election to the Bulgarian<br />
National Assembly. Analyses, documents and data. Georgi Karasimeonov<br />
[ed.]. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. – Berlin:<br />
Ed. Sigma, 1997. 156 S. (Founding elections in Eastern Europe)<br />
Pappi, Franz Urban; Paul W. Thurner: Die deutschen Wähler und<br />
der Euro: Auswirkungen auf die Bundestagswahl 1998? – In: Politische<br />
Vierteljahresschrift. 41. <strong>2000</strong>. S. 435–465.<br />
Parteien in Frankreich. Kontinuität und Wandel in der V. Republik.<br />
Sabine Ruß, Joachim Schild, Jochen Schmidt, Ina Stephan (Hrsg.). –<br />
Opladen: Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 326 S. (Lehrtexte Politik)<br />
Perthes, Volker: Vom Krieg zur Konkurrenz. Regionale Politik und<br />
die Suche nach einer neuen arabisch-nahöstlichen Ordnung. –<br />
Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 423 S. (Internationale Politik<br />
und Sicherheit; Bd. 49)<br />
Politische Steuerung in Theorie und PraxisHans-Peter Burth; Axel<br />
Görlitz (Hrsg.). – Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., <strong>2001</strong>. 435 S.<br />
(Schriften zur Rechtspolitologie; Bd. 12)<br />
Reformen in Japan. Friederike Bosse und Patrick Köllner (Hrsg.).<br />
Institut für Asienkunde Hamburg. – Hamburg <strong>2001</strong>. X,306 S. (Mitteilungen<br />
des Instituts für Asienkunde Hamburg; Nr. 337)<br />
Reinicke, Wolfgang H., et Francis Deng avec ...: Choix cruciaux. Les<br />
Nations Unies, les réseaux et l’avenir de la gouvernance mondiale.
ANHANG 336<br />
Centre de Recherches pour le Développement international. – Ottawa<br />
etc. <strong>2000</strong>. XXII, 143 S.<br />
Reinicke, Wolfgang H., and Francis Deng: Critical choices. The United<br />
Nations, networks, and the future of global governance. With<br />
Jan Martin Witte ... . – Ottawa etc.: International Development Research<br />
Centre, <strong>2000</strong>. XXII, 141 S.<br />
Revision of European policy on Cuba? Perceptions and interests of<br />
EU member states. Report of a research project ... . Institute for the<br />
European-Latin American Relations IRELA (Madrid); Trans-European<br />
Policy Studies Association TEPSA (Brüssel). – Madrid <strong>2000</strong>. 74 S.<br />
(IRELA special report)<br />
The Rules of integration. Institutionalist approaches to the study of<br />
Europe. Ed. by Gerald Schneider and Mark Aspinwall. – Manchester;<br />
New York: Manchester Univ. Pr., <strong>2001</strong>. XII, 217 S. (European<br />
Policy Research Unit Series)<br />
Schumann, Siegfried: Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien.<br />
Der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen<br />
zu politischen Parteien. – München; Wien: Oldenbourg, <strong>2001</strong>.<br />
VIII, 435 S. (Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft)<br />
Schwegmann, Christoph: The Contact group and its impact on the<br />
European institutional structure. – Paris <strong>2000</strong>. III, 23 S. (Occasional<br />
papers/Institute for Security Studies – Western Europe Union; 16)<br />
The Two Koreas in <strong>2000</strong>: Sustaining recovery and seeking reconciliation.<br />
– Washington: The Korea Economic Institute of America,<br />
<strong>2000</strong>. V, 114 S.<br />
Darin: 6 Vorträge, gehalten auf der Tagung Heidelberg, 30.5.<strong>2000</strong><br />
Urban democracy. Oscar W. Gabriel; Vincent Hoffmann-Martinot;<br />
Hank V. Savitch. – Opladen: Leske + Budrich, <strong>2000</strong>. 457 S.(Städte<br />
und Regionen in Europa; Bd. 1)<br />
Von der Bonner zur Berliner Republik. 10 Jahre Deutsche Einheit.<br />
Roland Czada; Hellmut Wollmann (Hrsg.). Mit Beitr. von Martin<br />
Gornik ... . – Wiesbaden: Westdt. Verl., <strong>2000</strong>. 738 S. (Leviathan: Zeitschrift<br />
für Sozialwissenschaft; Sonderh. 19/1999)<br />
Wandernde Grenzen. Grenzverschiebungen – ausgewählte Beiträge<br />
der Konferenz, St. Petersburg, 8.–12.6.<strong>2000</strong>. – In: Berliner Debatte.<br />
Jg. 11, H. 5/6. S. 95–143.<br />
Welfare and work in the open economy. Ed. by <strong>Fritz</strong> W. Scharpf and<br />
Vivien A. Schmidt. – Oxford: Univ. Pr., <strong>2000</strong>.<br />
Vol. 1. From vulnerability to competitiveness. XIV, 403 S.<br />
Vol. 2. Diverse responses to common challenges. XXI, 656 S.<br />
Weltmacht ohne Gegner. Amerikanische Außenpolitik zu Beginn<br />
des 21. Jahrhunderts. Peter Rudolf; Jürgen Wilzewski (Hrsg.). Stif-
337<br />
ANHANG<br />
tung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen. – Baden-Baden: Nomos<br />
Verl.-Ges., <strong>2000</strong>. 425 S. (Internationale Politik und Sicherheit; Bd. 52)<br />
Zehn Jahre Deutsche Einheit. Hrsg. von Klaus Stern. Arbeitskreis<br />
Staats- und Verfassungsrecht. – Köln usw.: Heymanns, <strong>2001</strong>. XI, 187<br />
S. (Deutsche Wiedervereinigung: Die Rechtseinheit; Bd. 5)<br />
Zentralarchiv-Codebook-Explorer = ZA CodebookExplorer. Deutsche<br />
USIA (United States Information Agency) Studien 1951–1972<br />
und 1991. Universität Bamberg / Lehrstuhl für Politikwissenschaft II;<br />
Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung / Universität Köln. –<br />
Köln, <strong>2000</strong>.<br />
[CD-Rom]<br />
Soziologie<br />
Andreß, Hans-Jürgen; Thorsten Heien; Dirk Hofäcker: Wozu<br />
brauchen wir noch den Sozialstaat? Der deutsche Sozialstaat im<br />
Urteil seiner Bürger. – Wiesbaden: Westdt. Verl., <strong>2001</strong>. 206 S.<br />
Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtstaatliche<br />
Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im zeitlichen<br />
Wandel. Vortr. im Rahmen des Plenums VIII „Eigeninteresse, Solidarität<br />
und die Vorstellung von Gerechtigkeit“ auf dem 30. Kongr.<br />
der Dt. Ges. für Soziologie, Köln, 26.–29.9.<strong>2000</strong>. Universität Bielefeld,<br />
Fakultät für Soziologie. – Bielefeld <strong>2000</strong>. 12 Bl. (EWV Working<br />
Paper; 3/00)<br />
Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtstaatliche<br />
Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im zeitlichen<br />
Wandel. – In: Sozialer Fortschritt. <strong>2001</strong>,7. S. 169–175.<br />
Böhmer, Sabrina: Generationenambivalenzen operationalisieren.<br />
Grundmuster der Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen<br />
Kindern. – Konstanz: Univ., <strong>2000</strong>. 56 S. (Gesellschaft und<br />
Familie; Arbeitspapier Nr. 34.2)<br />
Braun, Michael: Einstellung oder Meinung? Änderung der Interpretation<br />
von Items im Zuge des sozialen Wandels und ihre Konsequenzen<br />
für die interkulturell vergleichende Sozialforschung. Zentrum<br />
für Umfragen, Methoden und Analysen – ZUMA. – In: Querschnitt<br />
– Festschrift für Max Kaase. Mannheim <strong>2000</strong>. S. 47–72.<br />
Condrau, Flurin: Lungenheilanstalt und Patientenschicksal. Sozialgeschichte<br />
der Tuberkulose in Deutschland und England im späten<br />
19. und frühen 20. Jahrhundert. – Göttingen: Vandenhoeck und<br />
Ruprecht, <strong>2000</strong>. 363 S. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft;<br />
Bd. 137)<br />
Zugl.: München, Univ., Diss., 1997/98 u.d.T.: Condrau, Flurin: Zwischen<br />
Liegehalle und Arbeitstherapie
ANHANG 338<br />
Delhey, Jan, et al.: The Euromodule. A new instrument for comparative<br />
welfare research. – Berlin <strong>2001</strong>. (Wissenschaftszentrum Berlin<br />
für Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01–401)<br />
Delhey, Jan: The prospects of catching up for new EU members.<br />
Lessons for the accession countries to the European Union from previous<br />
enlargements. – Berlin <strong>2001</strong>. (Wissenschaftszentrum Berlin für<br />
Sozialforschung (WZB): Arbeitspapier; FS III 01–403)<br />
Erwerbslosigkeit. Ursachen, Auswirkungen und Interventionen.<br />
Jeannette Zempel; Johann Bacher; Klaus Moser (Hrsg.). – Opladen:<br />
Leske + Budrich, <strong>2001</strong>. 447 S. (Psychologie sozialer Ungleichheit;<br />
Bd. 12)<br />
Gensicke, Thomas: Deutschland im Übergang. Lebensgefühl, Wertorientierungen,<br />
Bürgerengagement. Forschungsinstitut für öffentliche<br />
Verwaltung bei der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
Speyer. – Speyer <strong>2000</strong>. XII, 270 S. (Speyerer Forschungsberichte;<br />
204)<br />
Gesellschaftliche Komplexität und kollektive Handlungsfähigkeit.<br />
Raymund Werle; Uwe Schimank (Hg.). – Frankfurt/M.; New York:<br />
Campus Verl., <strong>2000</strong>. 319 S. (Schriften des Max-Planck-Instituts für<br />
Gesellschaftsforschung, Köln; Bd. 39)<br />
Heien, Thorsten: Attitudes towards the welfare state in Europe. Starting<br />
point or obstacle on the road to a social union? Paper presented<br />
at the ECSR-workshop „Comparative Social Justice Research“,<br />
Oxford, UK, Sept. 13–14, <strong>2000</strong>). Universität Bielefeld, Fakultät für<br />
Soziologie. – Bielefeld <strong>2000</strong>. 34 Bl. (EWV Working Paper; 2/00)<br />
Heien, Thorsten: Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im europäischen<br />
Vergleich. Ausgangspunkt oder Hindernis auf dem Weg zu<br />
einer Sozialunion? Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. –<br />
Bielefeld <strong>2000</strong>. 20 Bl. (EWV Working Paper; 1/00)<br />
Heien, Thorsten: Wohlfahrtsansprüche in Europa. Ausgangspunkt<br />
oder Hindernis auf dem Weg zu einer Sozialunion? Abschlussbericht<br />
des Projektes „Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im europäischen<br />
Vergleich“ (EWV). – Bielefeld: Universität, Fakultät für Soziologie,<br />
<strong>2001</strong>. 225 S.<br />
Hemerijck, Anton; Maurizio Ferrara and Martin Rhodes: The Future<br />
of the European welfare state. Managing diversity for a prosperous<br />
and cohesive Europe. Report for the Portuguese Presidency of the<br />
European Union, first half of <strong>2000</strong>, Lisbon 5./6.5.<strong>2000</strong>. – Lisbon <strong>2000</strong>.<br />
Hemerijck, Anton: Opties voor de arbeidsmarkt in een open economie.<br />
– In: De Beleidsagenda <strong>2000</strong>. Red.: P.B. Lehning. Bussem <strong>2000</strong>.<br />
S. 220–234.<br />
Hemerijck, Anton; Philip Manow and Kees van Kersbergen: Welfare<br />
without work? Divergent experiences of reform in Germany and the
339<br />
ANHANG<br />
Netherlands. – In: Kuhnle, S.: The Survival of the welfare state. London<br />
<strong>2000</strong>. S. 113–128.<br />
Hennis, Wilhelm: Max Weber’s central question. Transl. by Keith<br />
Tribe. – 2. ed. – Newbury, Berks: Threshold Pr., <strong>2000</strong>. IX,241 S.<br />
Hennis, Wilhelm: Max Weber’s science of man. New studies for a<br />
biography of the work. Transl. by Keith Tribe. – 2. ed. – Newbury,<br />
Berks : Threshold Pr., <strong>2000</strong>. IX,220 S.<br />
König, René: Briefwechsel. Hrsg. von Mario und Oliver König und<br />
mit einem Nachw. vers. von Oliver König. Bd. 1. – Opladen: Leske +<br />
Budrich, <strong>2000</strong>. 629 S. (König, René: Schriften – Ausgabe letzter<br />
Hand; Bd. 19)<br />
Lettke, Frank: Es bleibt alles anders. Zur prägenden Kraft der familialen<br />
Sozialisation auf die Generationenbeziehungen. – In: Kinder<br />
in Familie und Gesellschaft zu Beginn des 21sten Jahrhunderts.<br />
Hrsg. von Andreas Lange und Wolfgang Lauterbach. Stuttgart <strong>2000</strong>.<br />
S. 131–151.<br />
Lettke, Frank: Generationenambivalenzen operationalisieren. Von<br />
der Messung zur Klassifizierung von Ambivalenz. – Konstanz: Univ.,<br />
<strong>2000</strong>. 90 S. (Gesellschaft und Familie; Arbeitspapier Nr. 34.3)<br />
Lüscher, Kurt; Frank Lettke: Dealing with ambivalences. Toward a<br />
new perspective for the study of intergenerational relations among<br />
adults. – Cohler, Bertram J.: Reconciling the social and the personal.<br />
Ambivalences and the multi-generation family. – Konstanz: Univ.,<br />
<strong>2000</strong>. 67 S. (Gesellschaft und Familie; Arbeitspapier Nr. 36)<br />
Lüscher, Kurt, et al.: Generationenambivalenzen operationalisieren.<br />
Instrumente. – Konstanz: Univ., <strong>2000</strong>. 293 S. (Gesellschaft und Familie;<br />
Arbeitspapier Nr. 34.4)<br />
Lüscher, Kurt, et al.: Generationenambivalenzen operationalisieren.<br />
Konzeptuelle, methodische und forschungspraktische Grundlagen. –<br />
Konstanz: Univ., <strong>2000</strong>. 54 S. (Gesellschaft und Familie; Arbeitspapier<br />
Nr. 34.1)<br />
Luhmanns Funktionssysteme in der Diskussion. Tagungsband der 1.<br />
Luhmann-Gedächtnistagung in Budapest, 15.–16. September <strong>2000</strong>.<br />
Jenö Bango; András Karácsony (Hrsg.). Mit einem Vorw. von Dirk<br />
Baecker. – Heidelberg: Verl. für Systemische Forschung im Carl-<br />
Auer-Systeme Verl., <strong>2001</strong>. 120 S.<br />
Weil, Francesca: Herrschaftsanspruch und soziale Wirklichkeit.<br />
Zwei sächsische Betriebe in der DDR während der Honecker-Ära. –<br />
Köln usw.: Böhlau, <strong>2000</strong>. VII, 247 S.<br />
Ethnologie<br />
Antweiler, Christoph: Urbane Rationalität. Eine stadtethnologische<br />
Studie zu Ujung Pandang (Makassar), Indonesien. – Berlin:
Reimer, <strong>2000</strong>. XVII, 499 S. (Kölner ethnologische Mitteilungen; Bd.<br />
12)<br />
Medizin und Naturwissenschaften<br />
ANHANG 340<br />
Abicht, Angela, et al.: Genetic analysis of the entire AChR epsilon-subunit<br />
gene in 52 congenital myasthenic families. – In: Acta<br />
Myologica. 19. <strong>2000</strong>. S. 23–27.<br />
Bayer, Thomas A., et al.: Key factors in Alzheimer’s disease. �-amyloid<br />
precursor protein processing, metabolism and intraneuronal<br />
transport. – In: Brain Pathology. 11. <strong>2001</strong>. S. 1–11.<br />
Braun, Efrat, et al.: Differential expression of intracisternal A-particle<br />
transcripts in immunogenic versus tumorigenic S49 murine<br />
lymphoma cells. – In: Virology. 277. <strong>2000</strong>. S. 136–146.<br />
Burgermeister, Patrick, et al.: Mechanisms of cerebrovascular amyloid<br />
deposition. Lessons from mouse models. – In: Vascular Factors<br />
in Alzheimer’s Disease (Annals of the New York Academy of Sciences;<br />
Vol. 903). <strong>2000</strong>. S. 307–316.<br />
Cahana, A., et al.: LIS1 homodimerization and brain development. –<br />
In. Proc Natl Acad Sci USA. 98. <strong>2001</strong>. S. 6429–6434.<br />
Dalski, Andreas, et al.: Quantitative PCR analysis of different splice<br />
forms of NFAT5 revealed specific gene expression in fetal and adult<br />
brain. – In: Molecular Brain Research. 38. <strong>2000</strong>. S. 125–127.<br />
Demuth, Ilja, et al.: Spectrum of mutations in the Fanconi anaemia<br />
group G gene, FANCG/XRCC9. – In: European Journal of Human<br />
Genetics. 8. <strong>2000</strong>. S. 861–868.<br />
Faivre, L., et al.: Influence of complementation group and mutation<br />
type on clinical outcome in Fanconi anemia. – In: Blood. 96. <strong>2000</strong>.<br />
S. 4064–4070.<br />
Fuchshuber, Arno, et al.: Refinement of the gene locus for autosomal<br />
dominant medullary cystic kidney disease type 1 (MCKD1) and construction<br />
of a physical and partial transcriptional map of the region.<br />
– In: Genomics. 72. <strong>2001</strong>. S. 278–284.<br />
Gall, Franz Joseph, und Johann Kaspar Spurzheim: Untersuchungen<br />
ueber die Anatomie des Nervensystems ueberhaupt, und des<br />
Gehirns insbesondere. Ein dem franzoesischen Institute ueberreichtes<br />
Mémoire. Nebst dem Berichte der H. H. Commissaire des Institutes<br />
und den Bemerkungen der Verfasser über diesen Bericht.<br />
Nachdr. der Ausg. Paris und Strasburg 1809. Mit einer Einl. hrsg.<br />
von Sigrid Oehler-Klein. – Hildesheim usw.: Olms, <strong>2001</strong>. LXXX,<br />
467 S. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Biowissenschaften)<br />
Gallagher, Anna Rachel, et al.: An ever-expanding story of cyst formation.<br />
– In: Cell Tissue Res. 300. <strong>2000</strong>. S. 361–371.
341<br />
ANHANG<br />
Gallagher, Anna Rachel, et al.: The polycystic kidney disease protein<br />
PKD2 interacts with Hax–1, a protein associated with the actin cytoskeleton.<br />
– In: Proc Natl Acad Sci USA. 97. <strong>2000</strong>. S. 4017–1022.<br />
Gehring, Niels H., et al.: Increased efficiency of mRNA 3’ end formation.<br />
A new genetic mechanism contributing to hereditary thrombophilia.<br />
– In: Nature Genetics. 28. <strong>2001</strong>. S. 389–392.<br />
Gelderloos, Julie A., et al.: A Role for Src in signal relay by the platelet-derives<br />
growth factor α receptor. – In: The Journal of Biological<br />
Chemistry. 273. 1998. S. 5908–5915.<br />
Ghenea, Simona, et al.: The cDNA sequence and expression of the<br />
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elegans. – In: Zoological Science. 18. <strong>2001</strong>. S. 675–681.<br />
Gutersohn, Achim, et al.: G protein ß3 subunit 825 TT genotype and<br />
post-pregnancy weight retention. – In: Lancet. 355. <strong>2000</strong>. S. 1240–1241.<br />
Hebinck, A., et al: Assignment of transcription factor NFAT5 to<br />
human chromosome 16q22.1, murine chromosome 8D and porcine<br />
chromosome 6p1.4 and comparison of the polyglutamine domains. –<br />
In: Cytogenetics and Cell Genetics. 90. <strong>2000</strong>. S. 68–70.<br />
Hellenbroich, York, et al.: Limited somatic mosaicism for Friedreich’s<br />
ataxia GAA triplet repeat expansions identifies by small pool<br />
PCR in blood leukocytes. – In: Acta Neurol Scand. 103. <strong>2001</strong>.<br />
S. 188–192.<br />
Herczegfalvi, Agnes, et al.: Case report. Congenital myasthenic syndrome<br />
in a gypsy family showing a pseudodominat pattern of inheritance.<br />
– In: Acta Myologica. 19. <strong>2000</strong>. S. 49–51.<br />
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subsequent immediate-type hypersensitivity in the neonate. – In:<br />
Eur J. Immunol. 30. <strong>2000</strong>. S. 714–718.<br />
Hindiyeh, Musa, et al.: Isolation and characterization of West Nile<br />
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Israel. – In: Emerging Infectious Diseases. 7. <strong>2001</strong>. S. 248–250.<br />
Jucker, Mathias, et al.: Pathogenesis and mechanism of cerebral<br />
amyloidosis in APP transgenic mice. – In: Research and perspectives<br />
in Alzheimer’s diseases. Eds: Konrad Beyreuther et al. Heidelberg<br />
<strong>2001</strong>. S. 87–95.<br />
Kaether, Christoph, et al.: Axonal membrane proteins are transported<br />
in distinct carriers. A two-color video microscopy study in<br />
cultured hippocampal neurons. – In: Molecular Biology of the Cell.<br />
11. <strong>2000</strong>. S. 1213–1224.<br />
Kehlen, A., et al.: IL–1�- and IL–4-induced down-regulation of autotaxin<br />
mRNA and PC–1 in fibroblast-like synoviocytes of patients<br />
with rheumatoid arthritis (RA). – In: Clin Exp. Immunol. 123. <strong>2001</strong>.<br />
S. 147–154.
ANHANG 342<br />
Klein, C., et al.: A major locus for myoclonus dystonia maps to chromosome<br />
7q in eight families. – In: Am J Hum Genet. 67. <strong>2000</strong>.<br />
S. 1314–1319.<br />
Kroiss, S., et al.: Evidence of further genetic heterogeneity in autosomal<br />
dominant medullary cystic kidney disease (ADMCKD). – In:<br />
Nephrol Dial Transpl. 15. <strong>2000</strong>. S. 818–821.<br />
Kuang, Yanan, et al.: The carboxy terminal region of Fanconi anemia<br />
protein FANCGG/XRCC9 is required for functional activity. –<br />
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Kulozik, Andreas E.: Hemoglobin variants and the rarer hemoglobin<br />
disorders. – In: Pediatric Hematology. 2. ed. Ed. by John S. Lilleyman<br />
et al. <strong>2001</strong>. S. 231–256.<br />
Liebig, Justus von: Kleine Schriften. Gesammelt und mit einem<br />
Vorw. hrsg. von Hans-Werner Schütt. – Hildesheim usw.: Olms-<br />
Weidmann. (Historia Scientiarum: Fachgebiet Chemie)<br />
Bd. 1. Nachdruck von Beiträgen zu Periodika, die zwischen 1823<br />
und 1838 erschienen sind. <strong>2000</strong>. XVIII, 414 S.<br />
Bd. 2. Nachdruck von Beiträgen zu Periodika, die zwischen 1842<br />
und 1872 erschienen sind. <strong>2000</strong>. 511 S.<br />
Litten, Freddy: Mechanik und Antisemitismus. Wilhelm Müller<br />
(1880–1968). – München: Institut für Geschichte der Naturwissenschaften,<br />
<strong>2000</strong>. 506 S. (Algorismus; H. 34)<br />
Lorkowski, Stefan, et al.: Genomic sequence and structure of the<br />
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Research Communications. 280. <strong>2001</strong>. S. 121–131.<br />
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and tissue specific expression of the murine Pxmp2 gene<br />
encoding the 22 kDa peroxisomal membrane protein (Pmp22). – In:<br />
Gene. 272. <strong>2001</strong>. S. 45–50.<br />
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– In: Membrane Biology. 181. <strong>2001</strong>. S. 137–148.<br />
Maurer, B., et al.: Prevalence of Y chromosome microdeletions in<br />
infertile men who consulted a tertiary care medical centre: the<br />
Münster experience. – In: Andrologia. 33. <strong>2001</strong>. S. 27–33.<br />
Metzler, Gabriele: Internationale Wissenschaft und nationale Kultur.<br />
Deutsche Physiker in der internationalen Community 1900–1960. –<br />
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, <strong>2000</strong>. 304 S.<br />
Munnes, Marc, et al.: Familial form of Hirschsprung disease. Nucleotide<br />
sequence studies reveal point mutations in the RET proto-oncogene<br />
in two of six families but not in other candidate genes. – In: American<br />
Journal of Medical Genetics. 94. <strong>2000</strong>. S. 19–27.
343<br />
ANHANG<br />
Munnes, Marc, et al.: A novel insertional mutation and differentially<br />
spliced mRNAs in the human BRCA1 gene. – In: Gene Funct. Dis.<br />
<strong>2000</strong>,1. S. 38–47.<br />
Neuhaus-Steinmetz, U., et al.: Sequential development of airway<br />
hyperresponsiveness and acute airway obstruction in a mouse model<br />
of allergic inflammation. – In: Arch Allergy Immunol. 121. <strong>2000</strong>.<br />
S. 57–67.<br />
Neu-Yilik, Gabriele, et al.: Splicing and 3’ end formation in the definition<br />
of nonsense-mediated decay-competent human �-globin mRNPs.<br />
– In: The EMBO Journal. 20. <strong>2001</strong>. S. 532–540.<br />
Problems of important tropical infectious diseases. Leopoldina Symposium,<br />
Hamburg, Febr. 12, 1999 to Febr. 13, 1999. Deutsche Akademie<br />
der Naturforscher Leopoldina, Halle (Saale). Organizer: Bernhard<br />
Fleischer; Rudolf Rott. – Halle <strong>2000</strong>. 236 S. (Nova Acta Leopoldina;<br />
N.F., Nr. 212; Bd. 80)<br />
Quintana-Murci, L., et al.: The relationship between Y chromosome<br />
DNA haplotypes and Y chromosome deletions leading to male infertility.<br />
– In: Hum. Gen. 10. <strong>2001</strong>. S. 1–6.<br />
Reiss, J., et al.: A mutation in the gene for the neurotransmitter<br />
receptor-clustering protein gephyrin causes a novel form of molybdenum<br />
cofactor deficiency. – In: Am J Hum Genet. 68. <strong>2001</strong>. S. 208–213.<br />
Rocchietti-March, M., et al.: Dazl protein expression in adult rat<br />
testis is up-regulated at meiosis and not hormonally regulated. – In:<br />
International Journal of Andrology. 23. <strong>2000</strong>. S. 51–56.<br />
Roeckl, Wolfgang, et al.: Differential binding characteristics and cellular<br />
inhibition by soluble VEGF receptors 1 and 2. – In: Experimental<br />
Cell Research. 241. 1998. S. 161–170.<br />
Rosenkranz, Stephan, et al.: Cardiac angiotensin II receptors. Studies<br />
on functional coupling in Sprague-Dawley rats and TGR (�MHChAT1)<br />
transgenic rats. – In: European Journal of Pharmacology. 330.<br />
1997. S. 35–46.<br />
Rosenkranz, Stephan, and Andrius Kazlauskas: Evidence for distinct<br />
signaling properties and biological responses induced by the PDGF<br />
receptor � and � subtypes. – In: Growth Factors. 16. 1999. S. 201–216.<br />
Rosenkranz, Stephan, et al.: Identification of th receptor-associated<br />
signaling enzymes that are required for platelet-derived growth factor-AA-dependent<br />
chemotaxis and DNA synthesis. – In: The Journal<br />
of Biological Chemistry. 274. 1999. S. 28335–28343.<br />
Rosenkranz, Stephan, et al.: Pathophysiologische Bedeutung von<br />
Wachstumsfaktoren und neue Therapiekonzepte bei kardiovaskulären<br />
Erkrankungen. – In: Medizinische Klinik. 94. 1999. S. 496–504.<br />
Rosenkranz, Stephan, et al.: Src family kinases negatively regulate<br />
platelet-derived growth factor � receptor-dependent signaling and
ANHANG 344<br />
disease progression. – In: The Journal of Biological Chemistry. 275.<br />
<strong>2000</strong>. S. 9620–9627.<br />
Schwarz, G., et al.: The molybdenum cofactor biosynthetic protein<br />
Cnx1 complements molybdate-repaireable mutants, transfers molybdenum<br />
to the metal binding pterin, and is associated with the cytoskeleton.<br />
– In: Plant Cell. 12. <strong>2000</strong>. S. 2455–2472.<br />
Shmueli, O., et al.: DCX in PC12 cells. Downregulation of CREB –<br />
mediated transcription. – In: Hum Mol Genet. 10. <strong>2001</strong>. S. 1061–1070.<br />
Sun, C., et al.: Deletion of AZFa (Azoospermia Factor a) region of<br />
human Y chromosome caused by recombination between HERV15<br />
proviruses. – In: Hum Mol Genet. 15. <strong>2000</strong>. S. 2291–2296.<br />
Stucka, Rolf, et al.: A modified alignment of human and rodent 5’<br />
untranslated sequences of the acetylcholine receptor epsilon subunit<br />
gene reveals additional regions of high homology. – In: Neuromuscular<br />
Disorders. 10. <strong>2000</strong>. S. 213/214.<br />
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splicing and cytoplasmic translation. – In: The EMBO Journal. 17.<br />
1998. S. 3484–3494.<br />
Touraine, Renaud L., et al.: Neurological phenotype in Waardenburg<br />
type 4 syndrome correlates with novel SOX10 truncating mutations<br />
and expression in developing brain. – In: Am J Hum Genet. 66.<br />
<strong>2000</strong>. S. 1496–1503.<br />
Utech, Markus, et al.: Accumulation of RhoA, RhoB, RhoG, and Rac 1<br />
in fibroblasts from Tangier disease subjects suggests a regulatory<br />
role of Rho family proteins in cholesterol efflux. – In: Biochemical<br />
and Biophysical Research Communications. 280. <strong>2001</strong>. S. 229–236.<br />
Vetter, B., et al.: Dominant �-thalassaemia. A highly unstable haemoglobin<br />
is caused by a novel 6bp deletion of the �-globin gene. –<br />
In: British Journal of Haematology. 108. <strong>2000</strong>. S. 176–181.<br />
Waltenberger, Johannes, et al.: Functional upregulation of the vascular<br />
endothelial growth factor receptor KDR by hypoxia. – In: Circulation.<br />
94. 1996. S. 1647–1654.<br />
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der Kardiologie : Update <strong>2000</strong>. – In: J Kardiol. 7(6). <strong>2000</strong>. S. 246–251.<br />
Waltenberger, Johannes: Modulation of growth factor action. Implications<br />
for the treatment of cardiovascular diseases. – In: Circulation.<br />
96. 1997. S. 4083–4094.<br />
Waltenberger, Johannes, et al.: Neovascularization in the human<br />
heart is associated with expression of VEGF-A and its receptors
345<br />
ANHANG<br />
Flt–1 (VEGFR–1) and KDR (VEGFR–2). Results from cardiomyopexy<br />
in ischemic cardiomyopathy. – In: Angiogenesis. 3. 1999. S. 345–351.<br />
Walter, Claudia, et al.: Disorders of peroxisome biogenesis due to<br />
mutations in PEX1. Phenotypes and PEX1 protein levels. – In: Am<br />
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Winter, Johan P. de, et al.: The Fanconi anaemia gene FANCE encodes<br />
a novel nuclear protein. – In: Am Hum Genet. 67. <strong>2000</strong>. S. 1306–1308.<br />
Wirths, Oliver, et al: Intraneuronal A� accumulation precedes plaque<br />
formation in ß-amyloid precursor protein and presenilin–1 doubletransgenic<br />
mice. – In: Neuroscience Letters. 306. <strong>2001</strong>. S. 116–120.<br />
Wirths, Oliver et al.: Lewy body variant of Alzheimer’s disease. αsynuclein<br />
in dystrophic neurites of A� plaques. – In: Clinical Neuroscience<br />
and Neuropathology. 11,1727. <strong>2000</strong>. S. 3737–3741.<br />
Wittich, Olaf: A transformation of a Feyman-Kac formula for holomorphic<br />
families of type B. – In: Journal of Mathematical Physics. 41.<br />
<strong>2000</strong>. S. 244–259.<br />
Zinn-Justin, Anne, et al.: Multipoint development of the weighted<br />
pairwise correlation (WPC) linkage method for pedigrees of arbitrary<br />
size and application to the analysis of breast cancer and alcoholism<br />
familial data. – In: Genetic Epidemiology. 21. <strong>2001</strong>. S. 40–52.<br />
Zinn-Justin, Anne, et al.: Multipoint extension of the WPC linkage<br />
method for large pedigrees with application to breast cancer and<br />
alcoholism familial data. – In: Genetic Epidemiology. 17. 1999. 8th Annual Meeting of the International Genetic Epidemiology Society,<br />
St. Louis, Missouri, Abstract No. 6.<br />
Zühlke, Christine, et al.: Different types of repeat expansion in the<br />
TATA-binding protein gene are associated with a new form of inherited<br />
ataxia. – In: European Journal of Human Genetics. 9. <strong>2001</strong>.<br />
S. 160–164.
347<br />
Register<br />
Das Register verzeichnet neben den Sachbegriffen auch die von der <strong>Stiftung</strong> im<br />
Berichtsjahr geförderten Institutionen. Die Ansetzung erfolgt mit Ausnahme der<br />
Archive, Bibliotheken und Museen (s. dort) sowie der als Abteilung, Fachbereich,<br />
Fakultät, Lehrstuhl, Professur oder Sektion ausgewiesenen Universitätsinstitute<br />
(s. Universität oder Fachhochschule) unter dem offiziellen Namen nach der<br />
gegebenen Wortfolge. Im Bericht werden auf den Seiten 265–295 weitere<br />
Bewilligungsempfänger genannt, die im Register nicht enthalten sind.<br />
Abtei Ottobeuren (1672 – 1803) 121 f.<br />
Ägypten<br />
– altägyptische Hieroglyphenschrift<br />
101 f.<br />
– altägyptische Literatur 100<br />
– altägyptisches Wörterbuch 99<br />
– Athribis (Gau Panopolites):<br />
Aufzeichnungen Johann Joachim<br />
Winckelmanns 97 f.<br />
– Ramses II: Staatsreligion und<br />
Volksfrömmigkeit 98 f.<br />
Ägyptologisches Institut (Univ. Leipzig)<br />
98<br />
Afrika: Erforschung von Geschlecht/<br />
Macht (19./20. Jh.) 72<br />
Albertus-Universität Königsberg/Pr.<br />
(1918 – 1945) 69 f.<br />
Alexander von Humboldt-<strong>Stiftung</strong><br />
(Bonn) 261<br />
alpha-Sekretase: Alzheimer-Krankheit<br />
212<br />
Altertumswissenschaft: Bibliotheca<br />
Classica (Sankt Petersburg) 96 f.<br />
Alzheimer-Krankheit 212, 212 ff., 214 f.<br />
Anämie<br />
– Fanconi-Anämie 246 ff., 248 f.<br />
– Thalassämie 235 f.<br />
Anatomisches Institut (Univ. Bonn) 241<br />
Anthropologie: Mensch und Natur 13 f.<br />
Antike<br />
– Apollonia-Arsuf (Israel): römisches<br />
Landhaus 88 ff.<br />
– Athribis (Ägypten): Aufzeichnungen<br />
Johann Joachim Winckelmanns 97 f.<br />
– Augsburg: römische Bronzen 86<br />
– Gemmensammlung Heinrich Dressel<br />
(Berlin) 94<br />
– Horvat Mazad (Palästina): Ausgrabungen<br />
88<br />
– Jabal al-´Awd (Jemen):<br />
Ausgrabungen 90 ff.<br />
– Maffei, Scipione:<br />
Skulpturensammlung 114, 116<br />
– Ostia (Italien): urbanistische<br />
Entwicklung von römischer Zeit bis<br />
ins frühe Mittelalter 78 ff.<br />
– Palmyra (Syrien): vorrömisch-hellenistische<br />
Urbanistik 92<br />
– Portugal/Algarve: römische Villen 84 f.<br />
– Rom: Maxentius-Basilika 81 f.<br />
– Tell Dgherat: Besiedlung in römischer<br />
und spätantiker Zeit 92<br />
– Thugga (Tunesien): Ausgrabungen<br />
82 ff.<br />
– Winckelmann, Johann Joachim 94 ff.,<br />
97 f.<br />
Apollonia-Arsuf (Israel): Ausgrabungen<br />
88 ff.<br />
Arabische Länder: Elitenwechsel 197 f.<br />
Arabistik, Semitistik und Islamwissenschaft:<br />
Gelehrtennachlässe (1. Hälfte<br />
19. Jahrhundert) 72 f.<br />
Arbeitsmarkt: Qualifikation und<br />
Arbeitsmarkterfolg 152 f.<br />
Arbeitsstelle Bonn der Patristischen<br />
Kommission (Nordrhein-Westfälische<br />
Akademie der Wissenschaften) 127<br />
Arbeitsstelle für Christliche Bildtheorie,<br />
Theologische Ästhetik und Bilddidaktik/Katholisch-Theologische<br />
Fakultät<br />
(Univ. Münster) 147<br />
Arbeitsvermittlung: Deutschland<br />
(19./20. Jh.) 52<br />
Archäologisches Institut (Univ. Freiburg)<br />
82<br />
Archäologisches Institut/Forschungsarchiv<br />
für Antike Plastik (Univ. Köln) 114<br />
Archäologisches Seminar und Museum<br />
(Univ. Münster) 82<br />
Architektur<br />
– Bayern (1945 – 1965) 122 ff.<br />
– Industriellenfamilien 118 ff.
Archive<br />
– Archiv für Außenpolitik des Ministeriums<br />
für Auswärtige Angelegenheiten<br />
der Russischen Föderation<br />
(Moskau) 58 ff.<br />
– Brandenburgisches Landeshauptarchiv<br />
(Potsdam) 42<br />
– Forschungsarchiv für Antike Plastik/<br />
Archäologisches Institut (Univ. Köln)<br />
114<br />
– Schiller-Nationalmuseum und<br />
Deutsches Literaturarchiv (Marbach<br />
am Neckar) 136<br />
Aristokratische Polygynie (Hochmittelalter):<br />
Europa 30 ff.<br />
Armenien (Südkaukasus): Beziehungen<br />
zur Türkei und zum Iran 198 f.<br />
Arndt, Johann 26<br />
Arnold-Bergstraesser-Institut für<br />
Kulturwissenschaftliche Forschung<br />
(Freiburg) 179<br />
Arteriosklerose: Tangier-Krankheit 232 f.<br />
Arthritis (rheumatoide): differentielle<br />
Expression von HLA-DR-Molekülen<br />
228 f.<br />
Aserbaidschan (Südkaukasus):<br />
Beziehungen zur Türkei und zum<br />
Iran 198 f.<br />
Aspen-Institute (Berlin): Aspen-Berlin-<br />
Scholars-Programm 258 f.<br />
Ataxien: spinozerebelläre Ataxie Typ 3<br />
220 f.<br />
Atherosklerose s. Arteriosklerose<br />
Athribis (Gau Panopolites):<br />
Aufzeichnungen Johann Joachim<br />
Winckelmanns 97 f.<br />
Atlas: Nationalatlas Bundesrepublik<br />
Deutschland 178 f.<br />
August der Starke und August III zu<br />
Dresden: Porzellansammlung 116<br />
Autoimmunerkrankungen<br />
– differentielle Expression von HLA-<br />
DR-Molekülen 228 f.<br />
– systemischer Lupus<br />
erythematodes/SLE 229 f.<br />
– Zöliakie 240 f.<br />
Automobilindustrie: Globalisierung 208 f.<br />
Ayre-Maimon-Institut für Geschichte<br />
der Juden (Univ. Trier) 35<br />
REGISTER 348<br />
Bauleitplanung: Umweltrecht (EU) 162 f.<br />
Bayerische Akademie der Wissenschaften<br />
(München): Kommission für<br />
Deutsche Literatur des Mittelalters 131<br />
Bayern: Städtebau (1945 – 1965) 122 ff.<br />
Beamte und Kaufleute (1740 – 1806):<br />
Preußen 42 f.<br />
Benediktiner: Abtei Ottobeuren<br />
(1672 – 1803) 121 f.<br />
Bergische Universität<br />
Gesamthochschule (Wuppertal) s.<br />
Universität Gesamthochschule<br />
(Wuppertal)<br />
Berlin<br />
– jiddische Vokal- und Instrumentalmusik:<br />
Rundfunksendungen<br />
(1945 – 1990) 127<br />
– Schwarzhandel: Kriegszeit und nach<br />
1945 57 f.<br />
Berlin-Brandenburgische Akademie der<br />
Wissenschaften (Berlin)<br />
– Arbeitsstelle Altägyptisches Wörterbuch<br />
99<br />
– Berliner Archiv 9<br />
Bermann Fischer, Gottfried: Carl Zuckmayer<br />
136 f.<br />
BetaA4-Amyloid-Kaskade: Alzheimer-<br />
Krankheit 212 ff.<br />
Bevölkerungsentwicklung (europäische<br />
und internationale) 195 ff.<br />
Bibliographien<br />
– altägyptische Literatur 100<br />
– Judenbücher (Spätmittelalter):<br />
Europa 35 f.<br />
– Theaterperiodika (1750-1800) 135<br />
Bibliotheken<br />
– Bibliotheca Classica (Sankt Petersburg)<br />
96 f.<br />
– Bibliotheca Hertziana (Rom) 128 f.<br />
– Bibliothekslandschaft Königsbergs<br />
(um 1750) 132 f.<br />
– Bodleian Library (Univ. Oxford) 42<br />
– Herzog August Bibliothek<br />
(Wolfenbüttel) 132<br />
BICC s. Bonn International Center for<br />
Conversions<br />
Bila - d al-Sha - m: Nahdaforschung 70 ff.<br />
Bildhauerkunst s. Plastik<br />
Bildtheologie: Handbuch 147 f.
349<br />
REGISTER<br />
Bindegewebserkrankungen: Ehlers-<br />
Danlos-Syndrom 244 f.<br />
Biographien<br />
– Arndt, Johann 26<br />
– Heuss, Theodor 60 f.<br />
– Hindenburg, Paul von 47 f.<br />
– Steinitz, Wolfgang 55 f.<br />
– Stresemann, Gustav 48 f.<br />
Bismarck, Otto von 51 f.<br />
Bonn International Center for<br />
Conversions/BICC (Bonn) 169<br />
Botanisches Institut/Biozentrum<br />
(TU Braunschweig) 234<br />
Brandenburg: slawische Körpergräber<br />
(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />
Briefe<br />
– Arndt, Johann 26<br />
– Bermann Fischer, Gottfried: Carl<br />
Zuckmayer 136 f.<br />
– Bismarck, Otto von 51 f.<br />
– Frobenius, Leo: Wilhelm II 43 ff.<br />
– Kafka, Franz 136<br />
– Pound, Ezra 75 f.<br />
Bruno, Giordano 8 ff.<br />
Buchdruck: Inkunabeln (Bodleian<br />
Library/Univ. Oxford) 42<br />
Buchmalerei: Heiligenleben (Katalog<br />
der deutschsprachigen illustrierten<br />
Handschriften des Mittelalters) 131 f.<br />
Budapest: Fellow-Stipendien<br />
(Collegium Budapest) 253 ff.<br />
Bücherzensur (römische): Ende 16. Jh.<br />
21 f.<br />
Bürgereinstellungen<br />
– bürgerschaftliches Engagement 165 ff.<br />
– politisches Kompetenzgefühl 167 f.<br />
– Wohlfahrtsstaat: europäischer<br />
Vergleich 172 ff.<br />
Bultmann, Rudolf: Rudolf Otto 26 ff.<br />
Bundesrepublik Deutschland s.<br />
Deutschland; s. Vereinigtes<br />
Deutschland<br />
Bundesverfassungsgericht (Karlsruhe) 161<br />
Burckhardt, Jacob 106 ff.<br />
CAA (Cerebral Amyloid Angiopathy)<br />
214 f.<br />
Centre for History and Economics/<br />
King’s College (Cambridge/GB):<br />
Stipendienprogramm 260 f.<br />
Centre for the Philosophy of Natural<br />
and Social Sciences (London School<br />
of Economics) 260<br />
Charité (Humboldt-Univ. Berlin) 235<br />
China<br />
– Neusprachenunterricht (1860 – 1895)<br />
68 f.<br />
– Shenbao (chinesische Tageszeitung<br />
1872 – 1898) 144<br />
Chroniken: Georg Kölderer 33 f.<br />
CMS (Kongenitale Myasthene<br />
Syndrome) 218<br />
Collegium Budapest: Fellow-Stipendien<br />
253 ff.<br />
Columbia Law School (New York):<br />
europäisches Wirtschafts- und<br />
Öffentliches Recht 259<br />
Connexin-assoziierte Hörstörungen:<br />
Kindesalter 226<br />
Corporate Restructuring: Vereinigte<br />
Staaten/Bundesrep. Deutschland<br />
156 f.<br />
Corpus Judaeo-Hellenisticum:<br />
Jakobusbrief 19 f.<br />
Corpus mittelalterlicher volkssprachlicher<br />
Sangeskunst 126<br />
Corpus of Florentine Painting 114<br />
Danon-Sydrom: Lysosomen 236 f.<br />
Darmerkrankungen: Zöliakie 240 f.<br />
Datenschutz (Bundesrep. Deutschland):<br />
Informationsgesetzbuch 159 ff.<br />
DDR/SBZ<br />
– Aufnahme politisch Verfolgter 62 ff.<br />
– Intelligenz in der Krise (1956/1957)<br />
61 f.<br />
– Ökumenische Versammlung<br />
(1987 – 1989) 29 f.<br />
– Westdeutsche Friedensbewegung/<br />
SED 64 f.<br />
– Zensur und Parteigeschichte 64<br />
Degenerative Nierenerkrankungen 238 f.<br />
Demographische Entwicklungen s.<br />
Bevölkerungsentwicklung
Denkrichtungen in der Philosophie 14 ff.<br />
Department of Ancient Near Eastern<br />
Studies (Hebrew Univ. Jerusalem) 101<br />
Department of Classics (Tel Aviv Univ.)<br />
88<br />
Department of Molecular Genetics/<br />
The Weizmann Institute of Science<br />
(Rehovot) 211<br />
Desmocolline (humane): Klonierung<br />
245 f.<br />
Determinismus/Indeterminismus 12 f.<br />
Deutsche Demokratische Republik s.<br />
DDR<br />
Deutsche Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik/DGAP (Berlin) 187, 189<br />
Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften<br />
(Speyer) 161<br />
Deutsches Archäologisches Institut<br />
(Berlin)/Orient-Abteilung 90<br />
Deutsches Archäologisches Institut<br />
(Rom) 78<br />
Deutsches Forum für Kunstgeschichte<br />
(Paris) 117<br />
Deutsches Historisches Institut (Paris) 32<br />
Deutsches Historisches Institut<br />
(Washington): Jürgen-Heideking-<br />
Fellowship 260<br />
Deutsches Institut für Ernährungsforschung<br />
(FU Berlin) 231<br />
Deutsches Institut für Japanstudien<br />
(Tokyo) 144<br />
Deutsches Orient-Institut (Hamburg) 198<br />
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum<br />
(Berlin) 228<br />
Deutsches Seminar (Univ. Tübingen) 21<br />
Deutschland<br />
– Arbeitsvermittlung (19./20. Jh.) 52<br />
– Automobilindustrie: Globalisierung<br />
208 f.<br />
– britisch-deutsches<br />
Stipendienprogramm: King’s College<br />
(Cambridge) 260 f.<br />
– Corporate Restructuring (Vereinigte<br />
Staaten) 156 f.<br />
– Datenschutzrecht 159 ff.<br />
– DDR s. dort<br />
– deutsch-jüdische Periodika<br />
(1837 – 1922) 133 f.<br />
– Dienstleistungssektor 157<br />
REGISTER 350<br />
– Eliten 49 f., 38 ff.<br />
– französische Kunst nach 1945 117 f.<br />
– Frauenbewegung 45 f.<br />
– fürstliche Höfe (Spätmittelalter) 32 f.<br />
– Grundrechte: Handbuch 161<br />
– Human Development Index/HDI<br />
(1920 – 1960) 67 f.<br />
– Informationsgesetzbuch 159 ff.<br />
– japanisch-deutsches Wörterbuch<br />
144 ff.<br />
– jüdische Kindheit und jüdische<br />
Kinderliteratur (1933 – 1941) 134 f.<br />
– Krieg und öffentliche Kommunikation<br />
(16. Jh.) 34 f.<br />
– Metallkunst (1871 – 1945) 108 f.<br />
– Nachkriegszeit (nach 1945) 57 f., 58<br />
– Nationalatlas Bundesrepublik<br />
Deutschland 178 f.<br />
– Qualifikation und Arbeitsmarkterfolg<br />
152 f.<br />
– russisch-deutsche Fremdenbilder<br />
137 f.<br />
– Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
(1990 – 1999) 192 f.<br />
– sowjetische Deutschlandpolitik<br />
(1941 – 1949) 58 ff.<br />
– Vereinigtes Deutschland s. dort<br />
– Wahlkämpfe (1949 – 1976) 66<br />
– Weimarer Republik s. dort<br />
– Zuwanderungspolitik der<br />
Kommunen 179 f.<br />
DGAP s. Deutsche Gesellschaft für<br />
Auswärtige Politik (Berlin)<br />
Diabetes mellitus Typ II 231 f.<br />
Dienstleistungssektor: Bundesrep.<br />
Deutschland 157<br />
Dilative Kardiomyopathie 233 f.<br />
Dilthey, Wilhelm 12<br />
Dilthey-Forschungsstelle (Bochum) 12<br />
Dipartimento di Storia delle Arti e dello<br />
Spettacolo (Univ. degli Studi di<br />
Firenze) 113 f.<br />
Dipartimento di Scienze Biomediche e<br />
Biotecnologie (Univ. Cagliari) 240<br />
Dmanisi (Georgien): altpaläolithischer<br />
Fundplatz 87<br />
DNA<br />
– Fanconi-Anämie 246 ff., 248 f.<br />
– Transposition 250 f.
351<br />
REGISTER<br />
Documenta Orthographica (16. – 20. Jh.)<br />
130 f.<br />
Doublecortin-Gen, 210 f., 211 f.<br />
Dressel, Heinrich: Gemmensammlung<br />
(Berlin) 94<br />
Drittes Reich s. Nationalsozialismus<br />
Dufay, Charles 74 f.<br />
Editionen<br />
– Bismarck, Otto von 51 f.<br />
– Bruno, Giordano 8 ff.<br />
– Burckhardt, Jacob 105 ff.<br />
– Corpus Judaeo-Hellenisticum 19 f.<br />
– geistliche Gesänge des deutsches<br />
Mittelalter 125 ff.<br />
– Heidegger, Martin 10 f.<br />
– Historia Scientiarum (17. – 19. Jh.):<br />
Reprintprogramm 76 f.<br />
– JSHRZ (Jüdische Schriften aus<br />
Hellenistisch-Römischer Zeit) 20 f.<br />
– Litauische Postille (1573) 132<br />
– Meyerbeer, Giacomo 124 f., 125<br />
– Pound, Ezra 75 f.<br />
– Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph<br />
von 9 f.<br />
– Scripta Antiquitates Posterioris Ad<br />
Ethicam REligionemque Pertinentia<br />
(SAPERE) 18 f.<br />
Ehlers-Danlos-Syndrom 244 f.<br />
Elektrizitätsforschung: Charles Dufay<br />
74 f.<br />
Eliten (arabische Länder): Elitenwechsel<br />
197 f.<br />
Eliten (Deutschland)<br />
– jüdische Oberschicht (18. Jh.) 49 f.<br />
– Sachsen (Kaiserreich; Weimarer<br />
Republik) 38 ff.<br />
Emigranten: DDR 62 ff.<br />
England s. Großbritannien<br />
Enzyklopädie: Minderheiten (Europa):<br />
Integration (17. – 20. Jh.) 177 f.<br />
Epilepsie: Doublecortin-Gen 210 f.<br />
Ernst Fraenkel Lecture Series 170<br />
Erster Weltkrieg: Paul von Hindenburg<br />
47 f.<br />
Ethnisches Unternehmertum: Köln 180 f.<br />
Etrurien: Stadtgenese und urbanistische<br />
Entwicklung (8. – 5. Jh. v.Chr.)<br />
80 f.<br />
EU s. Europäische Union<br />
Europa<br />
– aristokratische Polygynie (Hochmittelalter)<br />
30 ff.<br />
– Bevölkerungsentwicklung 195 ff.<br />
– bürgerschaftliches Engagement<br />
165 ff.<br />
– französische Wirtschaftsverbände<br />
175 ff.<br />
– Gewaltphänomen (innerstaatliches)<br />
193 f.<br />
– Grundrechte: Handbuch 161<br />
– Grundrechtsschutz 161 f.<br />
– Integration von Minderheiten<br />
(17. – 20. Jh.) 177 f.<br />
– kommunale Strukturen: Einfluss auf<br />
die Bürger 167 f.<br />
– Mittel- und Osteuropa s. dort<br />
– öffentlicher Dienst als Arbeitgeber<br />
174 f.<br />
– Öffentliches Recht (Columbia Law<br />
School, New York) 259<br />
– Recht 200 f., 201 f.<br />
– Sozialtransfersysteme 155<br />
– Vereinigtes Deutschland s. dort<br />
– Wettbewerbsrecht 202 f.<br />
– Wirtschaftsrecht (Columbia Law<br />
School, New York) 259<br />
– Wohlfahrtsstaat: europäischer<br />
Vergleich 172 ff.<br />
Europäische Union (EU)<br />
– Beitrittsländer: Wohlfahrtsentwicklung<br />
171 f.<br />
– englisches und französisches Recht<br />
201<br />
– Gentechnikrecht 203<br />
– Grundrechte 161, 161 f.<br />
– Insolvenzrecht 204<br />
– MERCOSUR und NAFTA 199 f.<br />
– Sicherheitspolitik im transatlantischen<br />
Kontext 194 f.<br />
– Südkaukasus 198 f.<br />
– Umweltrecht: Bauleitplanung 162 f.<br />
– Verfassungsrecht 205 f.<br />
– Verfassungsvertrag 206<br />
– Wettbewerbsrecht 202 f.
Europarecht: Vorlesungen (Univ.<br />
Hamburg) 200 f.<br />
European Business School (Oestrich-<br />
Winkel) 156<br />
Fanconi-Anämie 246 ff., 248 f.<br />
Flämische Kunst<br />
– Gemälde (16. – 20. Jh.) 112 f.<br />
– Zeichnungen (16. – 18. Jh.) 109 f.<br />
Florentinische und sienesische Malerei<br />
113 f.<br />
Folkwang-Hochschule (Essen) 124<br />
Forschungsinstitut der Deutschen<br />
Gesellschaft für Auswärtige<br />
Politik/DGAP (Bonn) 187, 189<br />
Forschungsinstitut für Musiktheater<br />
(Univ. Bayreuth) 125<br />
Forschungsinstitut für Soziologie (Univ.<br />
Köln) 180<br />
Forschungsinstitut für Ur- und Frühgeschichte<br />
(Univ. Köln) 87<br />
Forschungsverbund SED-Staat (FU<br />
Berlin) 64<br />
Franckesche <strong>Stiftung</strong>en (Halle):<br />
geisteswissenschaftliches Stipendienprogramm<br />
256 f.<br />
Frankreich<br />
– deutsche Kunst nach 1945 117 f.<br />
– Qualifikation und Arbeitsmarkterfolg<br />
152 f.<br />
– Recht: Lehrstühle (Univ. Jena) 201<br />
– Wirtschaftsverbände 175 ff.<br />
Frauenbewegung: Louise Otto-Peters<br />
45 f.<br />
Freie Universität Berlin:<br />
Forschungsverbund SED-Staat 64<br />
Freiheitsbegriff: Philosophie 12 f.<br />
Fremdenbilder (deutsch-russische) 137 f.<br />
Friedensbewegung (Westdeutschland):<br />
SED 64 f.<br />
Friedrichs-Wilhelms-Universität zu<br />
Berlin (1933 – 1945): rassisch und<br />
politisch Verfolgte 56 f.<br />
Frobenius, Leo: Wilhelm II 43 ff.<br />
Frühchristliche Zeit<br />
– Ostia (Italien): urbanistische Entwicklung<br />
78 ff.<br />
REGISTER 352<br />
– Rom: S. Paolo fuori le mura 82<br />
Frühe Neuzeit<br />
– Königsberg: Rekonstruktion der<br />
Bibliothekslandschaft (um 1750) 132 f.<br />
– Kurmainz: Juden 36 f.<br />
– Papst- und Kardinalsgrabmäler 104 ff.<br />
Fürstliche Höfe und Residenzen<br />
(Spätmittelalter) 32 f.<br />
Gehirnentwicklung 211 f.<br />
Gehirnerkrankungen<br />
– Alzheimer-Krankheit 212, 212 ff.,<br />
214 f.<br />
– Lissenzephalie 211 f.<br />
– mentale Retardierung: MRX 215 f.;<br />
Danon-Syndrom 236 f.<br />
– Parkinson-Krankheit 216<br />
– spinozerebelläre Ataxie Typ 3 220 f.<br />
Gemmensammlung Heinrich Dressel<br />
(Antikensammlung/Staatliche Museen<br />
Preußischer Kulturbesitz Berlin) 94<br />
Gentechnikrecht: EU 203<br />
Genzentrum (Univ. München) 218<br />
Georgien (Südkaukasus)<br />
– Beziehungen zur Türkei und zum<br />
Iran 198 f.<br />
– Dmanisi: altpaläolithischer Fundplatz<br />
87<br />
Germanistisches Institut (RWTH Aachen)<br />
133<br />
Germanistisches Institut (Univ. Bochum)<br />
139<br />
Germanistisches Seminar (Univ. Kiel)<br />
130<br />
Gesang s.a. Liturgische Musik<br />
– jiddische Vokalmusik (Rundfunksendungen<br />
1945 – 1990) 127<br />
– Meyerbeer, Giacomo:<br />
Oper „Le Prophète“124 f.;<br />
Sologesänge 125<br />
Gesprächskreis: Transatlantische<br />
Beziehungen 189, 191<br />
Gewalt (Europa): Bedrohung der<br />
Sicherheit 193 f.<br />
Globalisierungsprozesse<br />
– Automobilindustrie 208 f.<br />
– multinationale Unternehmen 206 ff.
353<br />
REGISTER<br />
Graduate School of International<br />
Studies (Univ. Denver) 189<br />
Gräber und Grabmäler<br />
– Papstgrabmäler 102 ff., 104 ff.<br />
– slawische Körpergräber: Mecklenburg,<br />
Pommern, Brandenburg<br />
(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />
Großbritannien<br />
– deutsch-britisches Stipendienprogramm:<br />
King’s College (Cambridge)<br />
260 f.<br />
– Recht: Lehrstühle Univ. Jena 201<br />
Grundrechte<br />
– Deutschland und Europa 161<br />
– Europäische Union 161 f.<br />
Handbücher<br />
– Bildtheologie 147 f.<br />
– fürstliche Höfe und Residenzen im<br />
Spätmittelalter 32 f.<br />
– Grundrechte: Deutschland und<br />
Europa 161<br />
Handschriften<br />
– Heiligenleben (Katalog der deutschsprachigen<br />
illustrierten Handschriften<br />
des Mittelalters) 131 f.<br />
– Hutterische (16. – 18. Jh.) 22 ff.<br />
– Litauische Postille (1573) 132<br />
Harari Center for Experimental Physics<br />
(Weizmann Institute of Science,<br />
Rehovot): Stipendienprogramm 261<br />
Hautklinik (Universitätsklinikum der<br />
RWTH Aachen) 245<br />
Hautkrankheiten: humane Desmocolline<br />
245 f.<br />
HDI s. Human Development Index<br />
Heidegger, Martin 10 f.<br />
Heiligenleben: Katalog der deutschsprachigen<br />
illustrierten Handschriften<br />
des Mittelalters 131 f.<br />
Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle<br />
Virologie und Immunologie<br />
(Univ. Hamburg) 250<br />
Hellenistische und Römische Zeit<br />
– Horvat Mazad (Palästina): jüdische<br />
Besiedlung 88<br />
– Palmyra (Syrien): vorrömischhellenistische<br />
Urbanistik 92<br />
– Tell Dgherat (Syrien): Besiedlung in<br />
römischer und spätantiker Zeit 92<br />
Herero-Nama-Aufstand in der<br />
deutschen Literatur (1904 – 1907)<br />
139 f.<br />
Herzerkrankungen<br />
– Danon-Sydrom: Lysosomen 236 f.<br />
– dilative Kardiomyopathie 233 f.<br />
– Tangier-Krankheit 232 f.<br />
Hessen: Kunst- und Silberkammer der<br />
Landgrafen 116 f.<br />
Heuss, Theodor 60 f.<br />
Hieroglyphenschrift, altägyptische 101 f.<br />
Hindenburg, Paul von 47 f.<br />
Historia Scientiarum (17. – 19. Jh.):<br />
Reprintprogramm 76 f.<br />
Historische Schule (Wilhelm Roscher<br />
u. a.): Stipendienprogramm (King’s<br />
College Cambridge) 260<br />
Historisches Institut (Univ. Stuttgart) 47<br />
Historisches Seminar II (Univ. Düsseldorf)<br />
46<br />
Historisches Seminar (Univ. Köln) 57,<br />
260<br />
Historisches Seminar (Univ. Leipzig) 76<br />
Historisches Seminar III (Univ. Mainz)<br />
36<br />
Historisches Seminar (Univ. Münster)<br />
37, 139<br />
Historisches Seminar (Univ. Tübingen)<br />
34<br />
HNO-Klinikum (Berlin) 226<br />
Hörstörungen (Connexin-assoziierte):<br />
Kindesalter 226<br />
Holländische Kunst<br />
– Malerei (1550 – 1800) 110 ff.<br />
– Zeichnungen (16. – 18. Jh.) 109 f.<br />
Holland s. Niederlande<br />
Horvat Mazad/Palästina: jüdische<br />
Besiedlung in hellenistischrömischer<br />
Zeit 88<br />
Human Development Index (HDI):<br />
Deutschland (1920 – 1960) 67 f.<br />
Humboldt Universität (Berlin)<br />
– Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte<br />
86<br />
– Philosophische Fakultät 56
Hutterer: Handschriften (16. – 18. Jh.)<br />
22 ff.<br />
Hymnen (liturgische): Russland<br />
(11. – 13. Jh.) 127 f.<br />
Hyperekplexie (Stiff Baby Syndrome/<br />
Startle-Syndrom) 216 ff.<br />
IFZ s. Institut für Zellbiologie/IFZ<br />
(Univ. Klinikum Essen)<br />
Ikonologie der Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-<br />
Vorlesungen 148 ff.<br />
IMIS s. Institut für Migrationsforschung<br />
und Interkulturelle Studien (Univ.<br />
Osnabrück)<br />
Immunologie<br />
– Autoimmunerkrankungen s. dort<br />
– Masern 230 f.<br />
– Wiskott-Aldrich-Syndrom 228<br />
Indexkongregation der römischen<br />
Kurie (Ende 16. Jh.) 21 f.<br />
Industrie<br />
– Architektur: Industriellenfamilien<br />
118 ff.<br />
– Automobilindustrie: Globalisierung<br />
208 f.<br />
– Investitionen in der NS-Diktatur 53 f.<br />
Infektionskrankheiten: Masern 230 f.<br />
Infertilität (männliche) 249 f.<br />
Informationsgesetzbuch: Bundesrep.<br />
Deutschland 159 ff.<br />
Inkunabeln: Bodleian Library (Univ.<br />
Oxford) 42<br />
Insolvenzrecht: EU 204<br />
Institut für Antikes Judentum und<br />
Hellenistische Religionsgeschichte<br />
(Univ. Tübingen) 20<br />
Institut für Arterioskleroseforschung<br />
(Univ. Münster) 232<br />
Institut für Asien- und Afrikawissenschaften<br />
(Humboldt Univ. Berlin) 72<br />
Institut für Außereuropäische Sprachen<br />
und Kulturen (Univ. Erlangen) 68<br />
Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie<br />
und Denkmalpflege/Fachgebiet<br />
Baugeschichte und Stadtbaugeschichte<br />
(TU Berlin) 81<br />
Institut für Biochemie (FU Berlin) 246<br />
REGISTER 354<br />
Institut für Biochemie (Univ. Mainz)<br />
212<br />
Institut für Biophysik (Univ. Hannover)<br />
226<br />
Institut für Deutsche Philologie (Univ.<br />
München) 136<br />
Institut für Deutsche Philologie II/<br />
Neuere Deutsche Literatur (Univ.<br />
Münster) 135<br />
Institut für Diabetesforschung/Abteilung<br />
Biochemie und Molekularbiologie<br />
(München) 216<br />
Institut für Diaspora- und Genozidforschung<br />
(Univ. Bochum) 139<br />
Institut für Europäische Kultur (Univ.<br />
Augsburg) 33<br />
Institut für Europarecht (Univ. Osnabrück)<br />
161<br />
Institut für Genetik (Univ. Bonn) 224<br />
Institut für Germanistik (Univ. Leipzig)<br />
45<br />
Institut für Germanistik (Univ. Rostock)<br />
130<br />
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte<br />
(TU Berlin) 42<br />
Institut für Geschichtswissenschaften<br />
(Humboldt-Univ. Berlin) 50, 56<br />
Institut für Humangenetik (Univ.<br />
Gießen) 246<br />
Institut für Humangenetik (Univ.<br />
Göttingen) 227<br />
Institut für Humangenetik (Univ.<br />
Klinikum Heidelberg) 215<br />
Institut für Humangenetik (Medizin.<br />
Univ. Lübeck) 218, 221<br />
Institut für Humangenetik und<br />
Anthropologie (Univ. Düsseldorf) 237<br />
Institut für Humangenetik/Virchow-<br />
Klinikum (Humboldt-Univ. Berlin)<br />
226, 248<br />
Institut für Hymnologische und<br />
musikethnologische Studien e.V.<br />
(Arbeitsstelle Maria Laach) 125<br />
Institut für Iberoamerikakunde<br />
(Hamburg) 199<br />
Institut für Klassische Archäologie<br />
(Univ. Wien) 92<br />
Institut für Klinische Zytobiologie und<br />
Zytopathologie (Univ. Marburg) 236
355<br />
REGISTER<br />
Institut für Kulturwissenschaften (Univ.<br />
Leipzig) 69<br />
Institut für Kulturwissenschaften und<br />
ihre Didaktik, Erziehungswissenschaftliche<br />
Fakultät (Univ. Kiel) 52<br />
Institut für Kunstgeschichte (RWTH<br />
Aachen) 102<br />
Institut für Länderkunde (Leipzig) 178<br />
Institut für Migrationsforschung und<br />
Interkulturelle Studien/IMIS (Univ.<br />
Osnabrück) 177<br />
Institut für Neuropathologie (Univ.<br />
Basel) 214<br />
Institut für Öffentliches Recht (Univ.<br />
Bonn) 203<br />
Institut für Öffentliches Recht (Univ.<br />
Freiburg) 206<br />
Institut für Ökologie und Unternehmensführung<br />
e.V. an der<br />
European Business School (Oestrich-<br />
Winkel) 163<br />
Institut für Orientalistik (Univ. Halle-<br />
Wittenberg) 72<br />
Institut für Philosophie (Humboldt-<br />
Univ. Berlin) 61<br />
Institut für Philosophie (TU Dresden) 14<br />
Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie,<br />
Wissenschafts- und<br />
Technikgeschichte (TU Berlin) 54<br />
Institut für Physiologie II (Univ. Bonn)<br />
216<br />
Institut für Physiologische Chemie<br />
(Univ. Bochum) 243<br />
Institut für Reproduktionsmedizin<br />
(Univ. Münster) 249<br />
Institut für Romanische Philologie<br />
(Univ. München) 142<br />
Institut für Romanistik (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 140<br />
Institut für Sächsische Geschichte und<br />
Volkskunde e. V. (Dresden) 38<br />
Institut für Sozialwissenschaften (Univ.<br />
Stuttgart) 167<br />
– Abteilung für politische Systeme und<br />
politische Soziologie 165<br />
Institut für Spezialforschungen,<br />
Theologische Fakultät, Abteilung<br />
Biblische Theologie (Univ.<br />
Göttingen) 26<br />
Institut für Vergleichende Geschichte<br />
Europas im Mittelalter (Humboldt-<br />
Univ. Berlin) 30<br />
Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft,<br />
Phonetik und<br />
Slawische Philologie (Univ.<br />
Frankfurt a. M.) 132<br />
Institut für Virologie und Immunologie<br />
(Univ. Würzburg) 230<br />
Institut für Volkswirtschaftslehre (Univ.<br />
Hohenheim) 155<br />
Institut für Vorderasiatische<br />
Altertumskunde (FU Berlin) 92<br />
Institut für Weltwirtschaft (Univ. Kiel)<br />
208<br />
– Forschungsabteilung I, Wachstum,<br />
Strukturpolitik und Internationale<br />
Arbeitsteilung 206<br />
Institut für Zeitgeschichte (München) 60<br />
Institut für Zellbiologie/IFZ (Univ.<br />
Klinikum Essen) 229<br />
Institut für Zoologie (Univ. Regensburg)<br />
223<br />
Institut Universitaire des Hautes Etudes<br />
Internationales/IUHEI (Genf) 193<br />
Institute for Advanced Study (Princeton)<br />
– Collegium Budapest 253<br />
– School of Historical Studies:<br />
Gaststipendienprogramm 259 f.<br />
Institute for the History of European<br />
Expansion (Univ. Leiden) 177<br />
Intelligenz (1956/1957): DDR 61 f.<br />
Interdisziplinäres Institut für Kulturgeschichte<br />
der Frühen Neuzeit<br />
(Univ. Osnabrück) 132<br />
International School for Molecular<br />
Biology and Microbiology (Hebrew<br />
Univ. Jerusalem): Stipendienprogramm<br />
Medizinische Mikrobiologie<br />
261<br />
Investitionen: industrielle Investitionen<br />
in der NS-Diktatur 53 f.<br />
Iran: Beziehungen zum Südkaukasus<br />
(Armenien, Aserbaidschan,<br />
Georgien) 198 f.<br />
IRELA s. Instituto de Relaciones<br />
Europeo-Latinoamericanas (Madrid)<br />
Islam: Semitistik, Arabistik, Islamwissenschaft<br />
(1. Hälfte 20. Jh.) 72 f.
Israel: Ausgrabungen in Apollonia-<br />
Arsuf 88 ff.<br />
Italien<br />
– Bruno, Giordano 8 ff.<br />
– Etrurien: Stadtgenese und urbanistische<br />
Entwicklung (8. – 5. Jh. v. Chr.)<br />
80 f.<br />
– Ostia: Ausgrabungen 78 ff.<br />
– Rom: Maxentius-Basilika 81 f.;<br />
S. Paolo fuori le mura 82<br />
– Verona: Museo Maffeiano 114, 116<br />
IUHEI s. Institut Universitaire des<br />
Hautes Etudes Internationales<br />
Jabal al-´Awd (Jemen): Ausgrabungen<br />
90 ff.<br />
Jakobusbrief: Corpus Judaeo-Hellenisticum<br />
19 f.<br />
Japan<br />
– Automobilindustrie: Globalisierung<br />
208 f.<br />
– japanisch-deutsches Wörterbuch<br />
144 ff.<br />
Jemen: Ausgrabungen in Jabal al-´Awd<br />
90 ff.<br />
Jesus (historischer): Rudolf Bultmann<br />
und Rudolf Otto 26 ff.<br />
John f. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien<br />
(FU Berlin) 75, 170<br />
JSHRZ (Jüdische Schriften aus<br />
Hellenistisch-Römischer Zeit) 20 f.<br />
Juden<br />
– Corpus Judaeo-Hellenisticum 19 f.<br />
– deutsch-jüdische Periodika<br />
(1837 – 1922): Kunstkritik 133 f.<br />
– Horvat Mazad/Palästina: jüdische<br />
Besiedlung in hellenistisch-römischer<br />
Zeit 88<br />
– jiddische Vokal- und Instrumentalmusik<br />
(Rundfunksendungen<br />
1945 – 1990) 127<br />
– Judenbücher (Spätmittelalter):<br />
Europa 35 f.<br />
– jüdische Kindheit und jüdische<br />
Kinderliteratur (1933 – 1941) 134 f.<br />
– jüdische Oberschicht (18. Jh.) 49 f.<br />
REGISTER 356<br />
– Jüdische Schriften aus Hellenistisch-<br />
Römischer Zeit (JSHRZ) 20 f.<br />
– Kurmainz (Frühe Neuzeit) 36 f.<br />
– Ostpreußen/Litauisches Grenzgebiet<br />
(1812-1942) 50 f.<br />
– rassistisch Verfolgte der Friedrich-<br />
Wilhelms-Universität zu Berlin<br />
(1933 – 1945) 56 f.<br />
– rassistisch vertriebene Hochschullehrer<br />
und Wissenschaftler<br />
(1933 – 1945) 57<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 76<br />
– Steinitz, Wolfgang 55 f.<br />
Jünger, Ernst: Martin Heidegger 10 f.<br />
Jürgen-Heideking-Fellowship<br />
(Deutsches Historisches Institut,<br />
Washington): moderne und<br />
internationale Geschichte 260<br />
Jugend im Umbruch (nach 1945) 58<br />
Kataloge<br />
– Corpus Judaeo-Hellenisticum:<br />
Jakobusbrief 19 f.<br />
– Corpus mittelalterlicher volkssprachlicher<br />
Sangeskunst 126<br />
– Corpus of Florentine Painting 114<br />
– flämische Gemälde (Anhaltinische<br />
Gemäldegalerie Dessau) 112 f.<br />
– flämische und holländische<br />
Zeichnungen (Hamburger Kunsthalle/Kupferstichkabinett)<br />
109 f.<br />
– florentinische und sienesische<br />
Gemälde (Lindenau Museum<br />
Altenburg) 113 f.<br />
– Heiligenleben: Katalog der deutschsprachigen<br />
illustrierten Handschriften<br />
des Mittelalters 131 f.<br />
– holländische Gemälde (Städelsches<br />
Kunstinstitut und Städtische Galerie<br />
Frankfurt a.M.) 110 ff.<br />
– Hutterische Handschriften<br />
(16. – 18. Jh.) 22 ff.<br />
– Inkunabeln (Bodleian Library/Univ.<br />
Oxford) 42<br />
– Königsberg: Rekonstruktion der<br />
Bibliothekslandschaft (um 1750) 132 f.
357<br />
REGISTER<br />
– Kunst- und Silberkammer der<br />
Landgrafen von Hessen (Staatliche<br />
Museen Kassel) 116 f.<br />
– Maffei, Scipione: antike Skulpturensammlung<br />
(Archäologisches Institut/<br />
Forschungsarchiv für Antike Plastik,<br />
Univ. Köln) 114, 116<br />
– Orgeln (historische): Ruhrgebiet 124<br />
– Porzellansammlung (Staatliche<br />
Kunstsammlungen Dresden) 116<br />
– römische Bronzen (Römisches<br />
Museum der Stadt Augsburg) 86<br />
– spanische Gemälde (Staatliche<br />
Kunstsammlungen Dresden/<br />
Gemäldegalerie Alte Meister) 113<br />
Katholische Kirche: Bücherzensur 21 f.<br />
Kaufleute und Beamte (1740 – 1806):<br />
Preußen 42 f.<br />
Kaukasus s. Südkaukasus<br />
Kirchen: S. Paolo fuori le mura (Rom) 82<br />
Kirchenlieder s. Liturgische Musik<br />
Klassische Archäologie (Univ. Augsburg)<br />
86<br />
Klinik für Allgemeine Pädiatrie<br />
(Humboldt-Univ. Berlin) 235<br />
Klinik für Neurologie (Medizin. Univ.<br />
Lübeck) 218<br />
Klinik für Psychiatrie (Univ. Bonn) 212<br />
Kölderer, Georg 33 f.<br />
Köln: ethnisches Unternehmertum 180 f.<br />
Königsberg/Pr.<br />
– Albertus-Universität (1918 – 1945)<br />
69 f.<br />
– Rekonstruktion der Bibliothekslandschaft<br />
(um 1750) 132 f.<br />
Kolonialzeit: Afrika (Erforschung von<br />
Geschlecht/Macht) 72<br />
Kommunalpolitik<br />
– kommunale Strukturen (Europa):<br />
Einfluss auf die Bürger 167 f.<br />
– Zuwanderungspolitik (Bundesrep.<br />
Deutschland/Niederlande) 179 f.<br />
Konfessionalisierung (16./17. Jh.) 37 f.<br />
Korrespondenzen s. Briefe<br />
Kraniosynostose 146<br />
Krieg und öffentliche Kommunikation<br />
(16. Jh.): Deutsches Reich 34 f.<br />
Kulturgeschichte (Frühe Neuzeit):<br />
Georg Kölderer 32 f.<br />
Kunst- und Kulturtranfer nach 1945:<br />
Deutschland/Frankreich 117 f.<br />
Kunstgeschichtliches Institut<br />
(Humboldt-Univ. Berlin) 148<br />
Kunstgeschichtliches Institut (Univ.<br />
Freiburg) 106<br />
Kunstgeschichtliches Seminar<br />
(Humboldt-Univ. Berlin) 104<br />
Kunsthandwerk<br />
– Kunst- und Silberkammer der<br />
Landgrafen von Hessen 116 f.<br />
– Metallkunst (1871 – 1945):<br />
Deutschland 108 f.<br />
– Porzellansammlung Augusts des<br />
Starken und Augusts III. zu Dresden<br />
(Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden) 116<br />
– römische Bronzen (Römisches<br />
Museum der Stadt Augsburg) 86<br />
Kunsthistorisches Institut/Abteilung Architekturgeschichte<br />
(Univ. Köln) 118<br />
Kunstkritik: deutsch-jüdische Periodika<br />
(1837 – 1922) 133 f.<br />
Kuratorium für die Tagungen der<br />
Nobelpreisträger in Lindau e. V.<br />
(Lindau) 261<br />
Kurmainz (Frühe Neuzeit): Juden 36 f.<br />
Labor für Pädiatrische Molekularbiologie/Charité<br />
(Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 235<br />
Lageschwindel (neurologische Erkrankung)<br />
251 f.<br />
Landgrafen von Hessen: Kunst- und<br />
Silberkammer 116 f.<br />
Landsberg (Schloss): August <strong>Thyssen</strong><br />
118 ff.<br />
Lebensstandard: Deutschland<br />
(1920 – 1960) 67 f.<br />
Lehrbücher<br />
– europäisches materielles Recht 201 f.<br />
– europäisches Wettbewerbsrecht 202 f.<br />
– europäisches Wirtschaftsrecht 204 f.<br />
Lehrstühle<br />
– Columbia Law School (New York):<br />
europäisches Wirtschafts- und<br />
Öffentliches Recht 259
– Univ. Jena, Rechtswissenschaftliche<br />
Fakultät: englisches und französisches<br />
Recht: 201<br />
Lehrveranstaltungen s. Vorlesungen<br />
Lester and Sally Entin Faculty of<br />
Humanities/Department of Classics<br />
(Tel Aviv Univ.) 88<br />
Levante: Hominidenforschung<br />
Lexika s. Nachschlagewerke<br />
Lieder (geistliche) s. Liturgische Musik<br />
Lindenau, Bernhard August von 113 f.<br />
LIS1-Gen: Gehirnentwicklung 211 f.<br />
Litauische Postille (1573) 132<br />
Litauisches Grenzgebiet/Ostpreußen:<br />
Juden (1812 – 1942) 50 f.<br />
Literatur und Sprache<br />
– altägyptische Hieroglyphenschrift<br />
101 f.<br />
– altägyptische Literatur 100<br />
– altägyptisches Wörterbuch 99<br />
– althochdeutsches Wörterbuch<br />
(8. – 11. Jh.) 131<br />
– Bruno, Giordano 8 ff.<br />
– deutsche Gegenwartsliteratur:<br />
Gaststipendienprogramm (Max-<br />
Kade-Zentrum, St. Louis, Mo.) 257 f.<br />
– Documenta Orthographica<br />
(16. – 20. Jh.) 130 f.<br />
– Herero-Nama-Aufstand in der<br />
deutschen Literatur (1904 – 1907)<br />
139 f.<br />
– jüdische 133 f., 134 f.<br />
– Jünger, Ernst: Martin Heidegger 10 f.<br />
– Kafka, Franz 136<br />
– Neusprachenunterricht in China<br />
(1860 – 1895) 68 f.<br />
– Periodika 133 f., 135<br />
– Roman und Porträt 146 f.<br />
– romanistische Sprachgeschichtsschreibung<br />
152 ff.<br />
– traumatische Texte 140 ff.<br />
– Zuckmayer, Carl: Gottfried Bermann<br />
Fischer 136 f.<br />
Liturgische Musik<br />
– mittelhochdeutsche/mittelniederländische<br />
geistliche Gesänge 125 ff.<br />
– russische liturgische Hymnen<br />
(11. – 13. Jh.) 127 f.<br />
REGISTER 358<br />
Lohnsubventionen (Bundesrepublik<br />
Deutschland): Niedriglohnbereich<br />
153 ff.<br />
London School of Economics/Centre for<br />
the Philosophy of Natural and Social<br />
Sciences 260<br />
Lupus erythematodes (systemischer)/<br />
SLE 229 f.<br />
Lutherhalle Wittenberg: Sammlungspolitik<br />
24 ff.<br />
Lysosomen: Danon-Sydrom 236 f.<br />
Maffei, Scipione: Skulpturensammlung<br />
114, 116<br />
Malerei<br />
– Bildtheologie: Handbuch 147 f.<br />
– flämische 112 f.<br />
– florentinische und sienesische 103 f.<br />
– holländische 110 ff.<br />
– Ikonologie der Gegenwart: <strong>Thyssen</strong>-<br />
Vorlesungen 148 ff.<br />
– Porträt und Roman 146 f.<br />
– spanische 112, 115<br />
Mannheimer Zentrum für Europäische<br />
Sozialforschung/MZES (Univ.<br />
Mannheim) 174<br />
Masern 230 f.<br />
Maxentius-Basilika (Rom) 81 f.<br />
Max-Kade-Zentrum für Deutschsprachige<br />
Gegenwartsliteratur<br />
(Washington Univ., St. Louis, Mo.):<br />
Gaststipendienprogramm 257 f.<br />
Max-Planck-Institut für Ausländisches<br />
und Internationales Privatrecht<br />
(Hamburg) 202<br />
Max-Planck-Institut für Psychiatrie<br />
(München) 246<br />
Max-Planck-Institut für<br />
Wissenschaftsgeschichte (Berlin) 74<br />
Mecklenburg: slawische Körpergräber<br />
(10.-13. Jh.) 86 f.<br />
Medizinische Hochschule Hannover/<br />
Sektion Experimentelle Hämatologie/Onkologie<br />
228<br />
Medizinische Klinik II (Medizin. Univ.<br />
Lübeck) 233
359<br />
REGISTER<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik I<br />
(Univ. München) 233<br />
Medizinisches Zentrum für Nervenheilkunde<br />
(Univ. Marburg) 216<br />
Mensch und Natur 13 f.<br />
Menschheitsentwicklung:<br />
altpaläolithischer Fundplatz<br />
(Dmanisi/Georgien) 87<br />
Merca¸do Común del Cono Su¸r s.<br />
MERCOSUR<br />
MERCOSUR und NAFTA 199 f.<br />
Metallkunst<br />
– Deutschland (1871 – 1945) 108 f.<br />
– römische Bronzen (Römisches<br />
Museum der Stadt Augsburg) 86<br />
Meyerbeer, Giacomo<br />
– Oper „Le Prophète“ 124 f.<br />
– Sologesänge 125<br />
Migration<br />
– Integration von Minderheiten:<br />
Europa (17. – 20. Jh.) 177 f.<br />
– Juden: Simon-Dubnow-Vorlesung<br />
(Univ. Leipzig) 76<br />
Mikrobiologie (medizinische):<br />
Stipendienprogramm (International<br />
School for Molecular Biology and<br />
Microbiology, Hebrew Univ.<br />
Jerusalem) 261<br />
Mittelalter<br />
– althochdeutsches Wörterbuch<br />
(8. – 11. Jh.) 131<br />
– aristokratische Polygynie<br />
(Hochmittelalter) 30 ff.<br />
– fürstliche Höfe und Residenzen<br />
(Spätmittelalter) 32 f.<br />
– Heiligenleben: Katalog der deutschsprachigen<br />
illustrierten Handschriften<br />
des Mittelalters 131 f.<br />
– Inkunabeln (Bodleian Library/Univ.<br />
Oxford) 42<br />
– Judenbücher in Europa (Spätmittelalter)<br />
35 f.<br />
– mittelhochdeutsche/mittelniederländische<br />
geistliche Gesänge 125 ff.<br />
– russische liturgische Hymen<br />
(11. – 13. Jh.) 127 f.<br />
– slawische Körpergräber in Mecklenburg,<br />
Pommern, Brandenburg<br />
(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />
Mittel– und Osteuropa<br />
– Collegium Budapest: Fellow-<br />
Stipendien 253 ff.<br />
– Entwicklung neuer Parteiensysteme<br />
168 f.<br />
– Hochschulförderung durch die<br />
<strong>Stiftung</strong>sinitiative Johann Gottfried<br />
Herder 261 f.<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 76<br />
Molybdäncofaktor-Defizienz 234 f.<br />
MRX (X-chromosomal bedingte<br />
mentale Retardierung) 215 f.<br />
Museen<br />
– Ägyptisches Museum (Leipzig) 98<br />
– Anhaltinische Gemäldegalerie<br />
(Dessau) 112<br />
– Antikensammlung (Staatliche<br />
Museen Preußischer Kulturbesitz<br />
Berlin) 94<br />
– Archäologisches Landesmuseum –<br />
Landesamt für Bodendenkmalpflege<br />
Mecklenburg-Vorp. (Lübstorf) 86<br />
– Architekturmuseum (TU München)<br />
122<br />
– Badisches Landesmuseum (Karlsruhe)<br />
108<br />
– Deutsches Museum (Bonn) 128<br />
– Hamburger Kunsthalle/Kupferstichkabinett<br />
(Hamburg) 109<br />
– Lindenau Museum (Altenburg) 113<br />
– Museo Maffeiano (Verona) 114, 116<br />
– Römisches Museum der Stadt<br />
Augsburg 86<br />
– Römisch-Germanisches Zentralmuseum<br />
(Schloss Monrepos Neuwied)/<br />
Forschungsbereich Altsteinzeit 87<br />
– Schiller-Nationalmuseum und<br />
Deutsches Literaturarchiv (Marbach<br />
am Neckar) 136<br />
– Staatliche Kunstsammlungen/<br />
Gemäldegalerie Alte Meister<br />
(Dresden) 113<br />
– Staatliche Kunstsammlungen/<br />
Porzellansammlung (Dresden) 116<br />
– Staatliche Museen (Kassel) 116<br />
– Städelsches Kunstinstitut und<br />
Städtische Galerie (Frankfurt a. M.)<br />
110
– University Museum (Univ. Tokyo) 80<br />
Musikwissenschaft<br />
– jiddische Vokal- und Instrumentalmusik:<br />
Rundfunksendungen<br />
1945 – 1990 127<br />
– liturgische Musik 125 ff., 127 f.<br />
– Meyerbeer, Giacomo 124 f., 125<br />
– Orgeln: Ruhrgebiet 124<br />
– Sala, Oskar: Nachlass 128<br />
Musikwissenschaftliches Institut (Univ.<br />
Bochum) 124<br />
Musikwissenschaftliches Seminar<br />
(Univ. Zürich) 125<br />
Muskelkrankheiten<br />
– CMS (Kongenitale myasthene<br />
Syndrome) 218<br />
– Lysosomen: Danon-Syndrom 236 f.<br />
– Myoklonus-Dystonie 218 ff.<br />
MZES s. Mannheimer Zentrum für<br />
Europäische Sozialforschung<br />
Nachkriegszeit (nach 1945)<br />
– Jugend im Umbruch 58<br />
– Schwarzhandel Berlin 57 f.<br />
Nachlässe<br />
– Gelehrtennachlässe (1. Hälfte 20. Jh.):<br />
Semitistik, Arabistik,<br />
Islamwissenschaft 72 f.<br />
– Sala, Oskar 128<br />
– Winckelmann, Johann Joachim 94 ff.,<br />
97 f.<br />
Nachschlagewerke/Lexika/Wörterbücher<br />
– altägyptisches 99<br />
– althochdeutsches Wörterbuch<br />
(8. – 11. Jh.) 131<br />
– japanisch-deutsches Wörterbuch<br />
144 ff.<br />
NAFTA und MERCOSUR 199 f.<br />
Nahdaforschung: Naher Osten 70 ff.<br />
Nationalatlas Bundesrepublik<br />
Deutschland 178 f.<br />
Nationalsozialismus<br />
– Friedrichs-Wilhelms-Universität zu<br />
Berlin (1933 – 1945): rassisch und<br />
politisch Verfolgte 56 f.<br />
REGISTER 360<br />
– Hindenburg, Paul von 47 f.<br />
– Human Development Index (HDI)<br />
67 f.<br />
– industrielle Investitionen 53 f.<br />
– jüdische Kindheit und jüdische<br />
Kinderliteratur (1933 – 1941) 134 f.<br />
– rassistisch Verfolgte Universitätsangehörige<br />
56 f., 57<br />
– Schwarzhandel: Berlin 57 f.<br />
– Volksprodukte 54 f.<br />
NATO<br />
– Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
194 f.<br />
– Südkaukasus 198 f.<br />
Natur<br />
– Freiheitsbegriff 12 f.<br />
– Mensch 13 f.<br />
Nephrotisches Syndrom 237 f.<br />
Neues Testament: Jakobusbrief 19 f.<br />
Neurologie<br />
– Alzheimer-Krankheit 212, 212 ff.,<br />
214 f.<br />
– Doublecortin-Gen 210 f., 211 f.<br />
– Epilepsie 210 f.<br />
– Gehirnentwicklung 211 f.<br />
– Hyperekplexie 216 ff.<br />
– Lageschwindel 251 f.<br />
– LIS1-Gen 211 f.<br />
– Molybdäncofaktor-Defizienz 234 f.<br />
– neuro-degenerative Erkrankungen<br />
221 f.; Tiermodell 223 f.<br />
– Parkinson-Krankheit 216<br />
– spinozerebelläre Ataxie Typ 3 220 f.<br />
Neurologische Klinik (Univ. München)<br />
251<br />
Neurologische Universitätsklinik<br />
(Regensburg) 210<br />
Neusprachenunterricht in China<br />
(1860 – 1895) 68 f.<br />
Niederlande: Zuwanderungspolitik der<br />
Kommunen 179 f.<br />
Niedriglohnbereich (Bundesrep.<br />
Deutschland): Lohnsubventionen<br />
153 ff.<br />
Nierenerkrankungen<br />
– degenerative 238 f.<br />
– nephrotisches Syndrom 237 f.<br />
– polycystische 239 f.<br />
Nobelpreisträgertagungen (Lindau) 261
361<br />
REGISTER<br />
Nordrhein-Westfälische Akademie der<br />
Wissenschaften/Arbeitsstelle Bonn<br />
der Patristischen Kommission 127<br />
North American Free Trade Agreement<br />
s. NAFTA<br />
Öffentlicher Dienst als Arbeitgeber:<br />
Europa 174 f.<br />
Ökumenische Versammlung der DDR<br />
(1987 – 1989) 29 f.<br />
Ohrkrankeiten<br />
– Connexin-assoziierte Hörstörungen<br />
226<br />
– sensorineurale nicht-syndromische<br />
Taubheit 224 f.<br />
– Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit 225 f.<br />
Oper: Giacomo Meyerbeers Oper<br />
„Le Prophète“ 124 f.<br />
Orgeln (historische): Ruhrgebiet 124<br />
Orthographie: Documenta Orthographica<br />
(16. – 20. Jh.) 130 f.<br />
Osmanisches Reich: Nahdaforschung in<br />
den syrischen Provinzen (Bila - d al-<br />
Sha - m) 70 ff.<br />
Ostdeutschland: Wirtschaftsförderung<br />
nach der Wiedervereinigung 157 f.<br />
Ostia (Italien): urbanistische<br />
Entwicklung von römischer Zeit bis<br />
ins frühe Mittelalter 78 ff.<br />
Ostkirchen-Institut (Univ. Münster) 29<br />
Ostpreußen/Litauisches Grenzgebiet:<br />
Juden (1812 – 1942) 50 f.<br />
Ostseeinstitut für Seerecht und<br />
Umweltrecht (Univ. Rostock) 162<br />
Otto, Rudolf: Rudolf Bultmann 26 ff.<br />
Ottobeuren: Bendiktinerabtei<br />
(1672 – 1803) 121 f.<br />
Otto-Peters, Louise 45 f.<br />
Otto-von-Bismarck-<strong>Stiftung</strong><br />
(Friedrichsruh) 51<br />
Paläolithikum: altpaläolithischer<br />
Fundplatz (Dmanisi/Georgien) 87<br />
Palästina: Horvat Mazad (jüdische<br />
Besiedlung in hellenistischrömischer<br />
Zeit) 88<br />
Palmyra (Syrien): vorrömischhellenistische<br />
Urbanistik 92<br />
Papstgrabmäler 102 ff., 104 ff.<br />
Parkinson-Krankheit 216<br />
Parteien: Polnische Fraktion im<br />
Reichstag (1871 – 1918) 46 f.<br />
Parteiensysteme (neue): Mittel- und<br />
Osteuropa 168 f.<br />
Parteigeschichte und Zensur: DDR 64<br />
Periodika<br />
– deutsch-jüdische Periodika<br />
(1837 – 1922): Kunstkritik 133 f.<br />
– Theaterperiodika (1750 – 1800) 135<br />
Peroxisomale Erkrankungen:<br />
Zellweger-Syndrom 241 ff., 243 f.<br />
Philosophie<br />
– Bruno, Giordano 8 ff.<br />
– Freiheitsbegriff 12 f.<br />
– Heidegger, Martin 10 f.<br />
– Mensch und Natur 13 f.<br />
– Philosophiedidaktik 14 ff.<br />
– Platon 7 f.<br />
– Quantenfeldtheorie 16 ff.<br />
– Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph<br />
von 9 f.<br />
– Übersetzung deutscher Klassiker ins<br />
Englische 8<br />
– Übersetzung Diltheys ins Russische<br />
12<br />
Philosophie-Department (Univ.<br />
Münster) 12<br />
Philosophisches Seminar (Univ.<br />
Münster) 8<br />
Philosophisches Seminar (Univ.<br />
Tübingen) 8<br />
Philosophisches Seminar (Bergische<br />
Universität Gesamthochschule<br />
Wuppertal) 10<br />
Physik: Stipendienprogramm<br />
Teilchenphysik (Harari Center for<br />
Experimental Physics/Weizmann<br />
Institute of Science, Rehovot) 261<br />
Plastik<br />
– Maffei, Scipione: antike<br />
Skulpturensammlung 114, 116<br />
– Papstgrabmäler 102 ff., 104 ff.
Platon: Ethik 7 f.<br />
Polit-Emigranten: DDR 62 ff.<br />
Polnische Fraktion im Deutschen<br />
Reichstag (1871 – 1918) 46 f.<br />
Polycystische Nierenerkrankung 239 f.<br />
Polyglutaminerkrankungen 220 f., 221 f.,<br />
223 f.<br />
Polygynie (aristokratische): Mittelalter<br />
30 ff.<br />
Pommern: slawische Körpergräber<br />
(10. – 13. Jh.) 86 f.<br />
Porträt und Roman 146 f.<br />
Portugal: römische Villen (Algarve) 84 f.<br />
Porzellansammlung Augusts des Starken<br />
und Augusts III. zu Dresden 116<br />
Pound, Ezra 75 f.<br />
Predigtsammlung: litauische Postille<br />
(1573) 132<br />
Preis für sozialwissenschaftliche<br />
Arbeiten in Zeitschriften 181 ff.<br />
Preußen<br />
– Beamte und Kaufleute (1740 – 1806)<br />
42 f.<br />
– Juden: Ostpreußen/Litauisches<br />
Grenzgebiet (1812 – 1942) 50 f.<br />
Princeton (Institute for Advanced<br />
Study/School of Historical Studies):<br />
Gaststipendienprogramm 259 f.<br />
Protestantismus<br />
– Arndt, Johann 26<br />
– Lutherhalle Wittenberg 24 ff.<br />
Qualifikation: Arbeitsmarkterfolg 152 f.<br />
Quantenfeldtheorie 16 ff.<br />
Ramses II: Staatsreligion und Volksfrömmigkeit<br />
98 f.<br />
Rassistisch Verfolgte Universitätsangehörige<br />
(1933 – 1945) 56 f., 57<br />
Rechtschreibung s. Orthographie<br />
Rechtsverletzungen: Selbstanzeige<br />
163 f.<br />
Reformation<br />
– Arndt, Johann 26<br />
– Konfessionalisierung 37 f.<br />
– Krieg und öffentliche Kommunikation<br />
(16. Jh.) 34 f.<br />
– Lutherhalle Wittenberg 24 ff.<br />
Reichstag (Deutscher): Polnische<br />
Fraktion (1871 – 1918) 46 f.<br />
Reliefkunst s. Plastik<br />
Reprintprogramm: Historia Scientiarum<br />
(17. – 19. Jh.) 76 f.<br />
Retardierung<br />
– mentale: MRX 215 f.; Danon-Syndrom<br />
236 f.<br />
– Townes-Brocks-Syndrom<br />
(Fehlbildungssyndrom) 226 ff.<br />
Rheinisch-Westfälisches Institut für<br />
Wirtschaftsforschung e. V./RWI<br />
(Essen) 157<br />
Rhetorische Begriffsbildung: Ukraine/<br />
Russland (17./18. Jh.) 138 f.<br />
Römische Villen<br />
– Algarve/Portugal 84 f.<br />
– Apollonia-Arsuf (Israel) 88 ff.<br />
Römisch-spätantike Siedlungeschichte:<br />
Tell Dgherat (Syrien) 92<br />
Rom<br />
– Maxentius-Basilika 81 f.<br />
– S. Paolo fuori le mura 82<br />
Roman: Porträt 146 f.<br />
Romanistik: Sprachgeschichtsschreibung<br />
142 ff.<br />
Ruhrgebiet: Orgeln (historische) 124<br />
Ruhr-Universität Bochum s. Universität<br />
Bochum<br />
Rundfunkanstalten (Berlin): Sendungen<br />
jiddischer Vokal- und Instrumentalmusik<br />
(1945 – 1990) 127<br />
Russland<br />
– deutsch-russische Fremdenbilder<br />
137 f.<br />
– liturgische Hymnen (11. – 13. Jh.)<br />
127 f.<br />
– Ukraine: rhetorische Begriffsbildung<br />
(17./18.Jh.) 138 f.<br />
RWI s. Rheinisch-Westfälisches Institut<br />
für Wirtschaftsforschung e. V. (Essen)<br />
Sachsen: Eliten-Bildung (Kaiserreich;<br />
Weimarer Republik) 39 ff.<br />
REGISTER 362
363<br />
REGISTER<br />
Sächsische Akademie der Wissenschaften<br />
(Leipzig) 100, 131<br />
Sala, Oskar 128<br />
Sammlung Maffei (Archäologisches<br />
Institut/Forschungsarchiv Antike<br />
Plastik, Univ. Köln) 114, 116<br />
Sanktionen in Konflikten und Kriegen:<br />
Waffenembargo 169 f.<br />
SAPERE s. Scripta Antiquitates<br />
Posterioris Ad Ethicam<br />
REligionemque Pertinentia<br />
SBZ (Sowjetisch Besetzte Zone) s. DDR<br />
Schädeldeformation: Kraniosynostose<br />
246<br />
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph<br />
von 9 f.<br />
School of Cultural Studies/Culture<br />
Research Unit (Tel Aviv Univ.) 134<br />
School of Historical Studies/Institute for<br />
Advanced Study (Princeton):<br />
Gaststipendienprogramm 259 f.<br />
Schrift: altägyptische Hieroglyphenschrift<br />
101 f.<br />
Schwarzhandel (Kriegszeit und nach<br />
1945): Berlin 57 f.<br />
Schwerhörigkeit<br />
– Kindesalter: Connexin-assoziierte<br />
Hörstörungen 226<br />
– Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit 225 f.<br />
Scripta Antiquitates Posterioris Ad<br />
Ethicam REligionemque Pertinentia<br />
(SAPERE) 18 f.<br />
Selbstanzeige: optimale Rechtsdurchsetzung<br />
163 f.<br />
Selbstbestimmungsrecht und Sicherheit<br />
der Völker: Vereinte Nationen 189 ff.<br />
Seminar für Ägyptologie (Univ. Köln) 97<br />
Seminar für Ägyptologie und Koptologie<br />
(Univ. Göttingen) 101<br />
Seminar für Griechische und Römische<br />
Geschichte (Univ. Frankfurt a. M.) 84<br />
Seminar für Osteuropäische Geschichte<br />
(Univ. Bonn) 46<br />
Seminar für Politikwissenschaft (Univ.<br />
Köln) 194<br />
Seminar für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte<br />
(Univ. München) 67<br />
Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />
(Univ. Mannheim) 53<br />
Semitistik, Arabistik und Islamwissenschaft:<br />
Gelehrtennachlässe (1. Hälfte<br />
20. Jh.) 72 f.<br />
Sepulkralkunst s. Gräber und Grabmäler<br />
Shenbao (chinesische Tageszeitung<br />
1872 – 1898) 144<br />
Sienesische und florentinische Malerei<br />
113 f.<br />
Simon-Dubnow-Institut für Jüdische<br />
Geschichte und Kultur e. V. (Univ.<br />
Leipzig) 76<br />
Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 76<br />
Sinologisches Seminar (Univ.<br />
Heidelberg) 144<br />
Skulptur s. Plastik<br />
Slawische Körpergräber (10. – 13. Jh.):<br />
Mecklenburg, Pommern, Brandenburg<br />
86 f.<br />
SLE s. Systemischer Lupus Erythematodes<br />
229 f.<br />
Sowjetunion: Deutschlandpolitik<br />
(1941 – 1949) 58 ff.<br />
Sozialtransfersysteme: Europa 155<br />
Sozialwissenschaftliche Zeitschriftenaufsätze:<br />
Preise 181 ff.<br />
Spanische Gemälde 113, 115<br />
Spinozerebelläre Ataxie Typ 3 220 f.<br />
Sprache s. Literatur<br />
Sprachgeschichtsschreibung<br />
(romanistische) 142 ff.<br />
Staatsreligion und Volksfrömmigkeit:<br />
Ramses II 98<br />
Stadtarchäologie<br />
– Etrurien (Italien): 8. – 5. Jh. v. Chr. 80 f.<br />
– Ostia (Italien): römische Zeit bis ins<br />
frühe Mittelalter 78 ff.<br />
– Palmyra (Syrien) 92<br />
Stadtforschung<br />
– Etrurien (Italien): 8. – 5. Jh. v. Chr. 80 f.<br />
– Ostia (Italien): römische Zeit bis ins<br />
frühe Mittelalter 78 ff.<br />
– Städtebau: Bayern (1945-1965) 122 ff.<br />
Steinitz, Wolfgang 55 f.<br />
Steinzeit s. Paläolithikum<br />
<strong>Stiftung</strong> Luthergedenkstätten in<br />
Sachsen-Anhalt 24<br />
<strong>Stiftung</strong> Wissenschaft und Politik<br />
(Ebenhausen) 195, 197
<strong>Stiftung</strong>sinitiative Johann Gottfried<br />
Herder (<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />
Alfried Krupp von Bohlen und<br />
Halbach-<strong>Stiftung</strong>, Robert Bosch<br />
<strong>Stiftung</strong>, Stifterverband, ZEIT-<br />
<strong>Stiftung</strong>) 261<br />
Stresemann, Gustav 48 f.<br />
Südkaukasus (Armenien, Aserbaidschan,<br />
Georgien): Beziehungen zur Türkei,<br />
Iran, NATO, USA, EU 198 f.<br />
Südosteuropa: Sonderprogramm für<br />
den wissenschaftlich-kulturellen<br />
Wiederaufbau 261 f.<br />
Syrien<br />
– Palmyra: vorrömisch-hellenistische<br />
Urbanistik 92<br />
– Tell Dgherat: Besiedlung in<br />
römischer und spätantiker Zeit 92<br />
Systemischer Lupus Erythematodes/<br />
SLE 229 f.<br />
Tangier-Krankheit 232 f.<br />
Taubheit (sensorineurale nicht-syndromische)<br />
224 f.<br />
Teilchenphysik s. Physik<br />
Tel Aviv University<br />
– Department of Classics 88<br />
– Lester and Sally Entin Faculty of<br />
Humanities/Department of Classics<br />
88<br />
Tell Dgherat (Syrien): Besiedlung in<br />
römischer und spätantiker Zeit 92<br />
Thalassämie 235 f.<br />
Theater: Theaterperiodika (1750 – 1800)<br />
135<br />
Thugga (Tunesien): frühe Siedlungsgeschichte<br />
82 ff.<br />
<strong>Thyssen</strong>, August: Schloss Landsberg<br />
118 ff.<br />
<strong>Thyssen</strong> Postdoctoral Fellowships:<br />
Weatherhead Center for International<br />
Affairs (Harvard Univ. Cambridge,<br />
Mass.) 259<br />
<strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen: Ikonologie der<br />
Gegenwart (Humboldt-Univ. Berlin)<br />
148 ff.<br />
Tief-Mittelton-Schwerhörigkeit 225 f.<br />
REGISTER 364<br />
Tiermodell: neuro-degenerative<br />
Erkrankungen 223 f.<br />
Townes-Brocks-Syndrom<br />
(Fehlbildungssyndrom) 226 ff.<br />
Transatlantische Beziehungen<br />
– Gesprächskreis 189, 191<br />
– Sicherheits- und Verteidigungspolitik:<br />
EU, NATO; USA 194 f.<br />
Transatlantischer Dialog: Aspen-Berlin-<br />
Scholars-Programm (Aspen-Institute<br />
Berlin) 258 f.<br />
Transposition: DNA 250 f.<br />
Traumatische Texte: literarische Fiktion<br />
140 ff.<br />
Trautonium: Oskar Sala 128<br />
Türkei: Beziehungen zum Südkaukasus<br />
(Armenien, Aserbaidschan, Georgien)<br />
198 f.<br />
Tumorerkrankungen s. Krebserkrankungen<br />
Tunesien: Thugga (Ausgrabungen) 82 ff.<br />
UdSSR s. Sowjetunion<br />
Übersetzungen<br />
– rhetorische Begriffsbildung<br />
(17./18. Jh.): Ukraine/Russland 138 f.<br />
– Scripta Antiquitates Posterioris Ad<br />
Ethicam REligionemque Pertinentia<br />
(SAPERE) 18 f.<br />
Ukraine/Russland: rhetorische<br />
Begriffsbildung (17./18. Jh.) 138 f.<br />
Umweltrecht (EU): Bauleitplanung 162 f.<br />
Ungarn: Collegium Budapest (Fellow-<br />
Stipendien) 253 ff.<br />
United Nations s. Vereinte Nationen<br />
Universität Bamberg: Lehrstuhl für<br />
Deutsche Sprachwissenschaft und<br />
Ältere Deutsche Literatur 130<br />
Universität Basel: Juristische Fakultät<br />
201<br />
Universität Bayreuth<br />
– Fachbereich Biblische Theologie 18<br />
– Fachbereich Religionswissenschaft 18<br />
Universität Bielefeld<br />
– Fakultät für Geschichtswissenschaft<br />
66<br />
– Fakultät für Soziologie 172
365<br />
REGISTER<br />
Universität Bochum (Ruhr-Universität)<br />
– Fakultät für Sozialwissenschaften 57<br />
– Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
157<br />
Universität Dortmund: Lehrstuhl für<br />
Denkmalpflege und Bauforschung<br />
118<br />
Universität Duisburg: Fachbereich I –<br />
Jüdische Studien 49<br />
Universität Erlangen: Sektion Politik<br />
und Zeitgeschichte des Nahen<br />
Ostens 70<br />
Universität Essen: Fachbereich<br />
Allgemeine und Vergleichende<br />
Literaturwissenschaft 146<br />
Universität Frankfurt a. M.<br />
– Fachbereich Philosophie und<br />
Geschichtswissenschaften) 43<br />
– Lehrstuhl für Wirtschafts- und<br />
Sozialgeschichte 118<br />
– Professur für Öffentliches Recht,<br />
insbesondere Europarecht und<br />
Internationales Wirtschaftsrecht<br />
sowie Rechtsphilosophie 205<br />
Universität Göttingen: Fachbereich<br />
Klassische Philologie 18<br />
Universität Halle-Wittenberg:<br />
Juristische Fakultät 201<br />
Universität Hamburg: Fachbereich<br />
Rechtswissenschaft 200<br />
Universität Jena<br />
– Rechtswissenschaftliche Fakultät 201<br />
– Theologische Fakultät/Lehrstuhl für<br />
Neues Testament 19<br />
Universität Kiel<br />
– Erziehungswissenschaftliche<br />
Fakultät/Abteilung Geschichte 48<br />
– Lehrstuhl für Sozial- und<br />
Wirtschaftsgeschichte 32<br />
Universität Konstanz: Fachgruppe<br />
Literaturwissenschaft/Slawistik 138<br />
Universität Mainz<br />
– Fachbereich Evangelische Theologie,<br />
Lehrstuhl für Neues Testament 20<br />
– Lehrstuhl für Europarecht, Bürgerliches<br />
Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht,<br />
Rechtsvergleichung 204<br />
Universität Mannheim: Lehrstuhl für<br />
Politische Wissenschaft II 175<br />
Universität Marburg: Fachbereich<br />
Evangelische Theologie 26<br />
Universität Münster: Katholisch-<br />
Theologische Fakultät/Arbeitsstelle<br />
für Christliche Bildtheorie, Theologische<br />
Ästhetik und Bilddidaktik 147<br />
Universität Paderborn: Fachbereich 1,<br />
Philosophie 16<br />
Universität Potsdam: Jüdische Studien<br />
127<br />
Universität Rostock: Abteilung für<br />
Medizinische Genetik 220<br />
Universität Tübingen: Fakultät für<br />
Kulturwissenschaften 121<br />
Universität Würzburg<br />
– Fachbereich Klassische Philologie<br />
und Theologie 18<br />
– Fachbereich Neues Testament 18<br />
Universität Gesamthochschule<br />
Wuppertal 138<br />
Universitätsgeschichte<br />
– Berlin: Friedrichs-Wilhelms-<br />
Universität (1933 – 1945) 56 f.<br />
– Königsberg/Pr.: Albertus-Universität<br />
(1918 – 1945) 69 f.<br />
Universitäts-Kinderklinik (Univ.<br />
Freiburg) 238<br />
Universitätsklinik/Abteilung für<br />
Nephrologie (Univ. Klinik Freiburg)<br />
239<br />
Universitätsklinikum (Ulm): Abteilung<br />
Humangenetik 244<br />
Unternehmer/Unternehmen<br />
– Corporate Restructuring (Bundesrep.<br />
Deutschland/Vereinigte Staaten)<br />
156 f.<br />
– Dienstleistungssektor (Bundesrep.<br />
Deutschland) 157<br />
– Köln: ethnisches Unternehmertum<br />
180 f.<br />
– multinationale 206 ff.<br />
Urbanistik s. Stadtforschung<br />
USA s. Vereinigte Staaten<br />
Vereinigte Staaten von Amerika<br />
– Automobilindustrie: Globalisierung<br />
208 f.
– Corporate Restructuring (Bundesrep.<br />
Deutschland) 156 f.<br />
– Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />
im transatlantischen Kontext 194 f.<br />
– Südkaukasus 198 f.<br />
– Weltpolitik 187 ff.<br />
Vereinigtes Deutschland: Wirtschaftsförderung<br />
nach der Wiedervereinigung<br />
in Ostdeutschland 157 f.<br />
Vereinte Nationen:<br />
Selbstbestimmungsrecht und<br />
Sicherheit der Völker 189 ff.<br />
Verfassungsrecht: EU 205 f.<br />
Verfassungsvertrag: EU 206<br />
Villen (römische): Algarve/Portugal 84 f.<br />
Virchow-Klinikum (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 226, 248<br />
Volksprodukte: Nationalsozialismus 54 f.<br />
Vorlesungen<br />
– Aspen-Berlin-Scholars-Programm:<br />
transatlantischer Dialog (Aspen<br />
Institute Berlin) 258 f.<br />
– englisches und französisches Recht<br />
(Univ. Jena) 201<br />
– Ernst Fraenkel Lecture Series<br />
(FU Berlin) 170<br />
– Europarecht (Univ. Hamburg) 200 f.<br />
– Simon-Dubnow-Vorlesung (Univ.<br />
Leipzig) 76<br />
– <strong>Thyssen</strong>-Vorlesungen: Ikonologie<br />
der Gegenwart (Humboldt-Univ.<br />
Berlin) 148 ff.<br />
Waffenembargo: Sanktion in Konflikten<br />
und Kriegen 169 f.<br />
Wahlkämpfe: Bundesrep. Deutschland<br />
(1949 – 1976) 66<br />
Weatherhead Center of International<br />
Affairs (Harvard Univ. Cambridge,<br />
Mass.): <strong>Thyssen</strong> Postdoctoral<br />
Fellowships 259<br />
Weimarer Republik<br />
– Eliten in Sachsen 38 ff.<br />
– Hindenburg, Paul von 47 f.<br />
– Human Development Index (HDI)<br />
67 f.<br />
– Stresemann, Gustav 48 f.<br />
REGISTER 366<br />
Weizmann Institute of Science (Rehovot)<br />
– Department of Molecular Genetics<br />
211<br />
– Harari Center for Experimental<br />
Physics 261<br />
Wettbewerbsrecht (europäisches):<br />
Lehrbuch 202 f.<br />
Wiedervereinigung s. Vereinigtes<br />
Deutschland<br />
Wilhelm II.: Leo Frobenius 43 ff.<br />
Winckelmann, Johann Joachim 94 ff.,<br />
97 f.<br />
Winckelmann-Gesellschaft e. V.<br />
(Stendal) 94<br />
Wirtschaftsförderung nach der Wiedervereinigung:<br />
Ostdeutschland 157 f.<br />
Wirtschaftsrecht (europäisches):<br />
Lehrbuch 204 f.<br />
Wirtschaftsverbände: Frankreich 175 ff.<br />
Wiskott-Aldrich-Syndrom (Imundefekt)<br />
228<br />
Wissenschaftliches Theologisches<br />
Seminar (Univ. Heidelberg) 22<br />
Wissenschaftsgeschichte: Historia<br />
Scientiarum (17. – 19. Jh.) 76 f.<br />
Wissenschaftszentrum Berlin für<br />
Sozialforschung/WZB 168<br />
– Abteilung Sozialstruktur und<br />
Sozialberichterstattung 171<br />
Wittenberg: Lutherhalle 24 ff.<br />
Wörterbücher s. Nachschlagewerke/<br />
Lexika/Wörterbücher<br />
Wohlfahrtsstaat<br />
– Beitrittsländer zur Europäischen<br />
Union 171 f.<br />
– europäischer Vergleich 172 ff.<br />
WZB s. Wissenschaftszentrum Berlin<br />
für Sozialforschung<br />
ZEFIR s. Zentrum für Interdisziplinäre<br />
Ruhrgebietsforschung/ZEFIR (Univ.<br />
Bochum)<br />
ZEI s. Zentrum für Europäische<br />
Integrationsforschung (Bonn)<br />
Zeichnungen: flämische und<br />
holländische (16. – 18. Jh.) 109 f.
367<br />
REGISTER<br />
Zeitschriftenaufsätze: Preis für sozialwissenschaftliche<br />
Arbeiten 181 ff.<br />
Zeitung: chinesische Tageszeitung<br />
„Shenbao“(1872 – 1898) 144<br />
Zellweger-Syndrom: peroxisomale<br />
Erkrankung 241 ff., 243 f.<br />
Zensur<br />
– DDR 64<br />
– römische Kurie (Ende 16. Jh.) 21 f.<br />
Zentrum für Antisemitismusforschung<br />
(TU Berlin) 55<br />
Zentrum für Deutschsprachige<br />
Gegenwartsliteratur (Washington<br />
Univ., St. Louis/Mo.) s. Max-Kade-<br />
Zentrum für Deutschsprachige<br />
Gegenwartsliteratur<br />
Zentrum für Europäische Integrationsforschung/ZEI<br />
(Bonn) 192<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung/ZEW<br />
(Mannheim) 152,<br />
153, 155<br />
Zentrum für Humangenetik (Univ.<br />
Marburg) 225<br />
Zentrum für Interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung/ZEFIR<br />
(Univ.<br />
Bochum) 118<br />
Zentrum für Philosophie (Univ. Gießen)<br />
7<br />
Zentrum für Sensomotorik (Univ.<br />
München) 251<br />
Zentrum für Zeithistorische Forschung<br />
(Potsdam) 62, 64<br />
ZEW s. Zentrum für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung (Mannheim)<br />
Zöliakie 240 f.<br />
Zuckmayer, Carl: Gottfried Bermann<br />
Fischer 136 f.<br />
Zuwanderungspolitik der Kommunen:<br />
Bundesrep. Deutschland/ Niederlande<br />
179 f.<br />
Zweiter Weltkrieg: Schwarzhandel<br />
(Berlin) 57 f.
Bildnachweis: Illustrirte [!] Zeitung, Nr. 2100, 29. September 1883<br />
(Abb. 1); J. Kramer (Abb. 6); J. Laurentius (Abb. 8); M. Müller<br />
(Abb. 13); Staatliche Kunstsammlung Dresden (Abb. 11);<br />
Städelsches Kunstinstitut Frankfurt (Abb. 10);<br />
Institutsphotos (Abb. 2 – 5, 7, 9, 12, 14, 15).