Berliner Zeitung 01.10.2018
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Der Bedarf geht zurück –warum Berlin trotzdem Flüchtlingsheime baut – Tagesthema Seite 2<br />
WhatsApp<br />
in der<br />
Kaiserzeit<br />
Seite 10<br />
7°/15°<br />
Wolken dominieren<br />
Wetter Seite 2<br />
Glaubensfrage: Wie<br />
Hertha die Bayern schlug<br />
Sport Seite 20<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Glückwunsch:<br />
Klaus Wowereit zum 65.<br />
Berlin Seite 12<br />
Montag,1.Oktober 2018 Nr.229 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Eigenheim: Für wen sich<br />
das Baukindergeld lohnt<br />
Wirtschaft Seite 6<br />
Ein<br />
bisschen<br />
entmachtet<br />
VonTobias Miller<br />
Bislang schien Elon Musk alles zu<br />
gelingen. Die New York Times<br />
adelte ihn als „wichtigsten Unternehmer“<br />
unserer Zeit. Mit seinem<br />
Elektroauto Tesla hat er faktisch im<br />
Alleingang eine sehr traditionelle Industrie<br />
neu erfunden. Zumindest<br />
sieht er es so und sagt es so. Er<br />
schießt Raketen ins All. Er entwickelt<br />
ein Hochgeschwindigkeitstunnelsystem<br />
für Los<br />
Angeles und ein<br />
Hyperloop-Vakuumstreckennetz<br />
für den<br />
Fernverkehr.<br />
Grenzen kennt<br />
der 47-jährige<br />
Elon Musk<br />
darf nur noch unter<br />
Aufsicht twittern<br />
Börse<br />
Visionär nicht.<br />
Dass aber auch<br />
für ihn Regeln<br />
gelten, lernte er<br />
an diesem Wochenende<br />
kennen.<br />
DieUS-Börsenaufsicht Sechat ihn<br />
jetzt gezwungen, seinen Posten als<br />
Vorsitzender des Tesla-Aufsichtsrates<br />
zu räumen. Den Job darf ermindestens<br />
drei Jahre lang nicht ausüben.<br />
Der Grund sind irreführende Angaben<br />
über den Plan, Tesla von der<br />
Börse zu nehmen. Musk hatte Anfang<br />
August mit einer Mitteilung im Kurzbotschaftendienst<br />
Twitter für Wirbel<br />
gesorgt, wonach er einen Rückzug<br />
des Elektroautobauers von der Börse<br />
ins Auge fasse und die Finanzierung<br />
dafür gesichert sei. An den Aktienmärkten<br />
sorgte die unkonventionelle<br />
Ankündigung für Unruhe; die Tesla-<br />
Aktie legte um fast elf Prozent zu, woraufhin<br />
die New Yorker Börse den<br />
Handel mit den Papieren zeitweise<br />
aussetzte.Ende August machte Musk<br />
dann einen Rückzieher.<br />
Eine am Sonnabend von der SEC<br />
bekanntgegebene Vereinbarung<br />
sieht vor, dass Musk Geschäftsführer<br />
bleiben kann und damit weiter das<br />
Tagesgeschäft des Autobauers steuert.<br />
Zudem müssen Musk und Tesla<br />
umgerechnet je 17 Millionen Euro<br />
Geldbuße zahlen. Es hätte durchaus<br />
auch schlimmer kommen können:<br />
DieBehörde hatte ihm in einer Klage<br />
vorgeworfen, Anleger in die Irre geführt<br />
zu haben, und wollte erreichen,<br />
dass er auf Lebenszeit aus<br />
Chefetagen börsennotierter US-Unternehmen<br />
verbannt wird.<br />
DieGeldstrafe dürfte dem gebürtigen<br />
Südafrikaner und Vater von fünf<br />
Kindern nicht so wehtun, sein Vermögen<br />
wird auf rund 20 Milliarden<br />
Dollar geschätzt. Er war dereinst als<br />
Jugendlicher zunächst nach Kanada<br />
ausgewandert. Zwei Jahre später zog<br />
es ihn in die USA, wo er Physik und<br />
Wirtschaft an der University of Pennsylvania<br />
studierte.Reich wurde Musk<br />
als Mitgründer des Bezahldienstes<br />
Paypal. Nachdem Ebay das Unternehmen<br />
2002 geschluckt hatte,<br />
steckte Musk seinen Erlös in neue<br />
Projekte. Die sind bis heute oft unkonventionell<br />
– wie seine Art der<br />
Kommunikation per Twitter. Künftig<br />
muss er vorsichtig sein. Tweets, die<br />
den Aktienkurs bewegen könnten,<br />
muss er sich absegnen lassen.<br />
Die Einheitsfrage<br />
Zum 28. Mal jährt sich die Wiedervereinigung. Doch es zeigt sich,<br />
dass Ost und West einander immer noch zu wenig verstehen.<br />
Tagder Freude: Eine Installation am Brandenburger Torzeigt den Tag, an dem die Mauer gestürmt wurde. Es sind Vorbereitungen für die Einheitsfeier an diesem Mittwoch.<br />
VonMarkus Decker<br />
Vor dem 28. Jahrestag der<br />
deutschen Einheit am<br />
3. Oktober mehren sich die<br />
Stimmen für ein neues<br />
Aufeinander-Zugehen zwischen<br />
Ost- und Westdeutschen –und die<br />
Plädoyers, die Perspektive der Ostdeutschen<br />
stärker zu berücksichtigen.<br />
„Jetzt entscheidet sich, ob dieses<br />
Land zusammengehört oder<br />
ewig gespalten bleibt“, sagte die Vorsitzende<br />
der grünen Bundestagsfraktion,<br />
Katrin Göring-Eckardt, im<br />
Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Dabei sei „das Sichtbarmachen von<br />
Ostdeutschen zentral“. Jedenfalls<br />
habe „die Relevanz der Frage, wie es<br />
dem Osten geht, wieder zugenommen“.<br />
Die Grünen-Politikerin warb<br />
dafür,Errungenschaften, die die Ostdeutschen<br />
in die Einheit eingebracht<br />
hätten, mehr zu betonen, und da, wo<br />
die Politik Einfluss darauf habe,Führungspositionen<br />
häufiger mit Ostdeutschen<br />
zu besetzen.<br />
Unterschiedliche Sichten<br />
Außerdem kritisierte die Thüringerin,<br />
dass über rechtsradikale Tendenzen<br />
in Ost- und Westdeutschland<br />
unterschiedlich intensiv berichtet<br />
werde. „Wir haben ein Problem<br />
mit rechtem Gedankengut in<br />
der Mitte der Gesellschaft in Ost<br />
und West“, erklärte sie. „Aber ich<br />
sage ganz offen: Chemnitz und Köthen<br />
auf der einen Seite und Dortmund<br />
auf der anderen Seite sind<br />
medial sehr unterschiedlich wahrgenommen<br />
worden. Aus Chemnitz<br />
wurde tagelang darüber berichtet,<br />
was die Rechten gemacht haben.<br />
Erst viel später wurde berichtet,<br />
dass die Bürgergesellschaft dort<br />
viele Jahreversucht hat, ihr Engagement<br />
aufrecht zu erhalten. Über die<br />
Vorfälle in Dortmund dagegen<br />
wurde dann vergleichsweise überschaubar<br />
berichtet.“ Man müsse<br />
der Frage nachgehen, warum das so<br />
sei.<br />
Die Vorsitzende der Linkspartei,<br />
Katja Kipping, sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Gut wäre, wenn das Selbstverständliche,das<br />
in den 90er-Jahren zu<br />
oft hinten runter fiel, nachgeholt<br />
wird: voneinander zu lernen und voll<br />
Interesse den jeweils anderen Erfahrungen<br />
zuzuhören.“ Kipping fügte<br />
hinzu: „Beginnen könnte es bei den<br />
unterschiedlichen Zugängen zum<br />
Thema 50 Jahre 1968: Die einen verbinden<br />
damit den Prager Frühling,<br />
die anderen die Kulturrevolution im<br />
Westen. Beides hat unterschiedliche<br />
Erscheinungsformen und doch auch<br />
Gemeinsames: das Begehren nach<br />
einer besseren Gesellschaft als die<br />
existierende.“<br />
Schon zuvor hatte Kanzlerin Angela<br />
Merkel (CDU) Verständnis für<br />
den Unmut vieler Ostdeutscher gezeigt.<br />
Insgesamt sei die Einheit eine<br />
Erfolgsgeschichte, sagte sie der<br />
Augsburger Allgemeinen.„Aber es ist<br />
schon auch so: Vieles, was Anfang<br />
der 90er-Jahre passiert ist, kommt<br />
jetzt bei den Menschen noch mal auf<br />
den Tisch.“ Viele hätten ihre Arbeit<br />
verloren, die Einheit habe zu harten<br />
Umbrüchen geführt. „Das ist niemals<br />
eine Rechtfertigung für Hass<br />
und Gewalt“, sagte Merkel.„Aber es<br />
ist eine Erklärung für eine andereLebensbiografie.“<br />
Die Ministerpräsidentin von<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Manuela<br />
Schwesig (SPD), rief dazu auf,<br />
sich nicht mit der Kluft zwischen Ost<br />
undWest abzufinden.„Es gibt Unterschiede,<br />
die nach fast 30 Jahren Einheit<br />
schmerzen. Mit diesen Unterschieden<br />
dürfen wir uns nicht zufriedengeben.“<br />
So sei es inakzeptabel,<br />
„Vieles, was Anfang<br />
der 90er-Jahre passiert ist,<br />
kommt jetzt bei den<br />
Menschen noch mal auf den Tisch.“<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
zeigt in einem Interview Verständnis für den Unmut der Ostdeutschen<br />
dass Ostdeutsche im Schnitt länger<br />
arbeiteten als die Menschen inWestdeutschland,<br />
aber 15 Prozent weniger<br />
Gehalt bekämen. „Das kann ich<br />
fast 30 Jahrenach der deutschen Einheit<br />
niemandem erklären.“<br />
Seit einiger Zeit zeichnet sich ab,<br />
dass die Aufmerksamkeit für die Beziehungen<br />
zwischen Ost und West<br />
wieder wächst. Mansieht das an der<br />
Resonanz auf jüngst erschienene<br />
Bücher wie das vonJana Hensel und<br />
Wolfgang Engler, „Werwir sind: Die<br />
Erfahrung, ostdeutsch zu sein“, oder<br />
der sächsischen Integrationsministerin<br />
PetraKöpping (SPD) „Integriert<br />
doch erstmal uns! Eine Streitschrift<br />
für den Osten“.Auchder Roman von<br />
LukasRietzschel„Mit der Faust in die<br />
Welt schlagen“ findet viel Beach-<br />
DPA<br />
tung. Darin geht es um zwei Jungen<br />
in der ostdeutschen Provinz. Die gewachsene<br />
Sensibilität ließ sich aber<br />
ebenso an der jüngsten Bundestagsdebatte<br />
ablesen, die entgegen den<br />
üblichen Gepflogenheiten am Donnerstagmorgen<br />
um neun Uhr stattfand;<br />
das gilt als attraktivste Debattenzeit<br />
überhaupt. Der Plenarsaal<br />
war ziemlich voll, ebenso die Kabinettsbank.<br />
Schließlich will der sächsische<br />
Wirtschaftsminister Martin<br />
Dulig (SPD) die umstrittenen Aktivitäten<br />
der Treuhandanstalt in einer<br />
Wahrheits- und Versöhnungskommission<br />
aufarbeiten lassen. Das ist<br />
ebenfalls neu.<br />
Unter Westniveau<br />
Junge <strong>Berliner</strong><br />
gegen<br />
Plastikmüll<br />
Umfrage der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> zeigt klaren Trend<br />
VonJens Blankennagel<br />
Die jungen <strong>Berliner</strong> sind in Fragen<br />
des Klimaschutzes offenbar<br />
zu radikalen Lösungen bereit. Das<br />
zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes<br />
Forsa im<br />
Auftrag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. So sagten<br />
98 Prozent der 18- bis 29-Jährigen,<br />
dass Plastikverpackungen, Plastiktüten<br />
und Plastikbecher generell<br />
verboten werden sollten. In dieser<br />
Frage gibt es auch bei allen anderen<br />
<strong>Berliner</strong>n eine eindeutige Haltung:<br />
81 Prozent sind für ein Verbot.<br />
Interessant ist daran vor allem,<br />
dass es seit Jahren zwei gegenläufige<br />
Entwicklungen gibt: Einerseits steigt<br />
das Bewusstsein, dass das sogenannte<br />
Mikroplastik –also winzige<br />
Zerfallsrückstände von Kunststoffverpackungen<br />
– nicht nur in den<br />
Weltmeeren und im Boden zu einem<br />
ernsten Problem werden. Gleichzeitig<br />
gibt es gerade bei jüngeren Leuten<br />
den Trend, immer mehr Müll zu<br />
produzieren: Wer heutzutage in einen<br />
bei jungen Leuten besonders<br />
angesagten <strong>Berliner</strong> Park geht, wird<br />
feststellen, dass mindestens die<br />
Hälfte des Mülls aus Wegwerf-Bechern<br />
aus Coffee-to-go-Shops besteht.<br />
Die klare Antwort der <strong>Berliner</strong><br />
in dieser Frage zeigt aber, dass die<br />
Problemlage in den Köpfen der<br />
Leute sehr wohl präsent ist.<br />
Linke weiterhin stärkste Partei<br />
DieUmfrage zeigt auch, dass die rotrot-grüne<br />
Landesregierung weiterhin<br />
eine Mehrheit hat. In der Sonntagsfrage<br />
zur Abgeordnetenhauswahl<br />
wäre die Linke auch im September<br />
2018 die stärkste Partei,<br />
genau wie im August. Sie legte im<br />
September einen Prozentpunkt zu –<br />
als einzige Partei im aktuell regierenden<br />
Dreierbündnis. Die Linke käme<br />
damit aktuell auf 22 Prozent. Die<br />
Grünen bleibenstabilbei 18 Prozent<br />
und liegen damit auf Platz zwei.<br />
DieSPD,die dieWahl vorzweiJahren<br />
im September 2016 noch mit<br />
21,6 Prozent gewann, verliert inder<br />
aktuellen Umfrage einen weiteren<br />
Prozentpunkt und käme aktuell mit<br />
16 Prozent nur noch auf Platz vier.Sie<br />
liegt hinter der CDU mit 17 Prozent,<br />
die fast dasselbe Ergebnis hätte wie<br />
bei der Wahl. DieAfD steht bei 13, die<br />
FDP bei 7Prozent. Berlin Seite 9<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />
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DeramMittwoch vorgestellte Jahresbericht<br />
zum Stand der deutschen<br />
Einheit weist nach wie vorgroße Unterschiede<br />
auf. So liegt die ostdeutsche<br />
Wirtschaftskraft lediglich bei<br />
rund 73 Prozent des Westniveaus.Die<br />
ostdeutschen Löhne und Gehälter<br />
verharren bei 82 Prozent dessen, was<br />
durchschnittlich im Westen gezahlt<br />
wird. Alle Experten sagen, dass ein<br />
Gleichstand auf Jahrzehnte hinaus<br />
nicht erreichbar sei; dies liegt in erster<br />
Linie an dem Mangel an großen Industrieunternehmen<br />
in Ostdeutschland.<br />
Erst seit kurzem ein politisches<br />
Thema ist der Umstand, dass die<br />
Westdeutschen auf Führungspositionen<br />
dominieren, und zwar sowohl in<br />
Gesamtdeutschland als auch vielerorts<br />
in Ostdeutschland selbst.<br />
Die jährlich von Bundesland zu<br />
Bundesland wechselnden zentralen<br />
Feierlichkeiten zum Tag der deutschen<br />
Einheit finden in diesem Jahr<br />
in Berlin statt. Zentrum des Geschehens<br />
ist die Straße des 17. Juni. Kritische<br />
Bestandsaufnahmen waren<br />
bei diesem Anlass bisher die Ausnahme.<br />
Politik Seite 4 4 194050 501504<br />
11040
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Unterkünfte für Flüchtlinge<br />
Der <strong>Berliner</strong> Senat korrigiert seine Prognose über den Wohnbedarf von Asylsuchenden nach unten.<br />
An seiner Bauplanung hält er trotzdem fest: Er will insgesamt 53 Unterkünfte inModulbauweise errichten.<br />
Sogar mit eigenem Bad<br />
VonSilvia Perdoni<br />
Nur schwer lässt sich vorhersagen,<br />
wie groß der<br />
Zuzug von Flüchtlingen<br />
ist. Dasweiß der <strong>Berliner</strong><br />
Senat spätestens,seit im Herbst 2015<br />
täglich bis zu tausend Schutzsuchende<br />
in der Hauptstadt ankamen.<br />
Sieflohen vordem Bürgerkrieg in Syrien<br />
und den akuten Versorgungsengpässen<br />
in den Nachbarländern.<br />
Genauso rasant ebbte der Zuzug<br />
wieder ab, als die Staaten im Osten<br />
Europas im Frühjahr 2016 ihreGrenzen<br />
und damit die Balkanroute<br />
schlossen. Kriege, Konjunktureinbrüche,<br />
Naturkatastrophen und<br />
Kursänderungen in der Flüchtlingspolitik<br />
beeinflussen die Einwanderung<br />
empfindlich. Entsprechend<br />
schwer ist es,eine Prognose über den<br />
künftigen BedarfanUnterkünften für<br />
Geflüchtete aufzustellen. Vorsichtig<br />
korrigiert der <strong>Berliner</strong> Senat nun gegenüber<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> dennoch<br />
die Schätzung nach unten.<br />
„Wir rechnen damit, dass bis<br />
Ende 2020 etwa 10 000 zusätzliche<br />
Wohnplätze benötigt werden“, sagt<br />
Regina Kneiding, Sprecherin der Sozialverwaltung.<br />
Zuvor war der Senat<br />
stets von rund 19 000 Personen ausgegangen,<br />
denen in den kommenden<br />
Jahren eine Bleibe vermittelt werden<br />
müsste.Anden Planungen für insgesamt<br />
53 Modulare Flüchtlingsunterkünfte<br />
(MUF) hält der Senat aber<br />
trotz der veränderten Prognose fest.<br />
DieBauten verteilen sich über die gesamte<br />
Stadt und bieten zusammengezählt<br />
Platz für 24 000 Personen.<br />
700 Asylanträge im Monat<br />
„Die Gefahr, dass die Häuser am<br />
Ende leerstehen, weil es mehr<br />
Wohnplätze als Schutzsuchende<br />
gibt, sehe ich nicht“, sagt Kneiding.<br />
Sie betont, dass die Vorhersage sich<br />
nicht ausschließlich auf Flüchtlinge<br />
bezieht, sondern alle Zuziehenden<br />
in Notumfasst. Dennoch dürfte aber<br />
der Großteil der Menschen hinter<br />
der Statistik ins Asylverfahren gehen.<br />
Die Opposition im Abgeordnetenhaus<br />
kritisiert die Vorgehensweise<br />
des Senats. „Seit Jahren werden<br />
die MUFs angekündigt, geplant<br />
und ihre Fertigstellung immer wieder<br />
verschoben. Jetzt ist man nicht<br />
mal mehr bereit, die Planung an die<br />
tatsächliche Entwicklung anzupassen“,<br />
sagt Maik Penn, sozialpolitischer<br />
Sprecher der CDU-Fraktion.<br />
„Es ist dringend erforderlich, günstigen<br />
Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Konzentration auf Flüchtlinge<br />
bei der Versorgung ist Wasser<br />
auf die Mühlen der Kritiker.“<br />
Aktuell stellen nach Angaben des<br />
Flüchtlingsunterkünfte<br />
in Berlin<br />
in Betrieb<br />
fertiggestellt, aber<br />
noch unbewohnt<br />
geplant<br />
in Prüfung<br />
Freudstr.<br />
Bäkestr.<br />
SPANDAU<br />
22 131<br />
Menschen leben aktuell in<br />
allen vomLand Berlin<br />
zur Verfügung gestellten<br />
Unterkünften.<br />
Rauchstr.<br />
Am Beelitzhof<br />
Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten<br />
(LAF) jeden Monat rund<br />
700 bis 800 Menschen in der Hauptstadt<br />
einen Antrag auf Asyl. Das ist<br />
ein Bruchteil der Zahlen des Jahres<br />
2015 –aber dennoch mehr, als man<br />
angesichts der geschlossenen Balkanroute<br />
vermuten könnte.<br />
„Wir erleben immer wieder, dass<br />
Leute denken, es kämen ja keine<br />
Flüchtlinge mehr“, sagt LAF-Sprecherin<br />
Monika Hebbinghaus.„Dabei<br />
sind die Zahlen seit gut eineinhalb<br />
REINICKENDORF<br />
Bernauer Str.<br />
LICHTENBERG<br />
FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG Zobtener Str.<br />
CHARLOTTENBURG-<br />
WILMERSDORF<br />
Quedlinburger Str.<br />
STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />
Senftenberger Ring<br />
Oranienburger Str.<br />
87<br />
Prozent vonihnen<br />
sind in<br />
Gemeinschaftsunterkünften<br />
untergebracht.<br />
MITTE<br />
Leonorenstr.<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
Lichterfelder Ring<br />
Kirchstraße<br />
Jahren konstant.“ Im vergangen Jahr<br />
registrierten sich insgesamt rund<br />
10 500 Asylsuchende bei den <strong>Berliner</strong><br />
Behörden, bis August dieses Jahres<br />
waren es bereits etwa 7000. Seitdem<br />
große Notunterkünfte wie etwa das<br />
ICC, das Rathaus Wilmersdorf oder<br />
die Tempelhofer Hangars geschlossen<br />
haben, sei die Notder Flüchtlinge<br />
ein Stück aus der öffentlichen Wahrnehmung<br />
verschwunden, sagt Hebbinghaus.<br />
Dabei lebten in Berlin an<br />
diesem Sonntag noch genau 22 131<br />
PANKOW<br />
Blankenburger Pflasterweg<br />
ZAHLEN & FAKTEN<br />
3000<br />
NEUKÖLLN<br />
Menschen wohnen schon in neu<br />
errichteten Gemeinschaftsquartieren,<br />
den sogenannten Modularen<br />
Unterkünften der ersten Generation.<br />
Wolfganz-Heinz-Str.<br />
Lindenberger Weg<br />
Falkenberger Str.<br />
Kiefholzstr.<br />
Hagenower Ring<br />
Chris-Gueffroy-Allee<br />
Wartenberger Str.<br />
Seehausener Str.<br />
Paul-Schwenk-Str.<br />
Hassoweg<br />
3100<br />
Personen sind aktuell in sogenannten<br />
Tempohomes untergebracht.<br />
Das sind aus Wohncontainern<br />
zusammengebaute Quartiere.<br />
Geflüchtete in von der Stadt zur Verfügung<br />
gestellten Häusern.<br />
Für viele vonihnen könnte in den<br />
neuen Modularen Unterkünften ein<br />
besserer Platz zum Leben entstehen<br />
–ein Apartment, indem sie Bad und<br />
Küche nicht mit Dutzenden anderen<br />
Menschen teilen müssten. Die<br />
MUFs sind feste Mehrfamilienhäuser<br />
in qualitätsvoller Fertigbauweise,<br />
die eine Lebensdauer von rund<br />
50 bis 80 Jahren haben. 28 Standorte<br />
einer ersten Planungsphase sind<br />
Wittenberger Str.<br />
Rudolf-Leonhard-Str.<br />
MARZAHN-<br />
HELLERSDORF<br />
Albert-Kuntz-Str.<br />
Müggelseedamm<br />
TREPTOW-KÖPENICK<br />
BLZ/REEG<br />
Fürstenwalder Allee<br />
920<br />
Geflüchtete leben<br />
noch immer<br />
in Notunterkünften ohne<br />
eigene Küche und Badezimmer.<br />
schon in Betrieb, in Konstruktion<br />
oder in konkreter Bauvorbereitung.<br />
Siebieten Platz für rund 10 000 Personen.<br />
Im Frühjahr benannte der<br />
Senat 25 weitereFlächen, auf denen<br />
perspektivisch Modulare Unterkünfte<br />
einer zweiten Generation für<br />
12 000 Menschen entstehen sollen.<br />
Allerdings gibt es in einigen Bezirken<br />
noch Streit um die Standorte,<br />
andere Grundstücke gehören noch<br />
dem Bund und müssen in Landesbesitz<br />
gebracht werden.<br />
Sozialverwaltungssprecherin Regina<br />
Kneiding betont, dass es sich<br />
bei den MUFs um „ganz normale<br />
Wohnhäuser“ handelt. Sie sollen<br />
später, wenn sie für die Flüchtlingsunterbringung<br />
nicht mehr gebraucht<br />
werden, auch für andere<br />
Gruppen zur Verfügung stehen, etwa<br />
für Studenten oder Wohnungslose<br />
ohne Chance auf dem freien Markt.<br />
Zwei Jahrebis zur Wohnung<br />
Dies ist aber nicht an allen Standorten<br />
schnell und unkompliziert möglich.<br />
Generell schießt das LAF zunächst<br />
Mietverträge über drei Jahre<br />
ab, um Asylsuchende unterzubringen.<br />
„Wenn in dieser Zeit der Unterbringungsbedarf<br />
bei Geflüchteten<br />
sinkt, können die Gebäude über Verwaltungsvereinbarungen<br />
für andere<br />
Bedarfsgruppen geöffnet werden“,<br />
erklärtSprecherin Hebbinghaus.<br />
Deutlich höher sind die Hürden,<br />
wenn ein Gebäude nach Sonderbaurecht<br />
für Flüchtlingsunterkünfte errichtet<br />
wurde. Wohnungslose etwa<br />
kann das LAF dann nicht ohne weiteres<br />
in den Zimmerneinquartieren.<br />
Von den 16 bisher fertiggestellten<br />
MUFs betrifft das fünf Häuser.<br />
Thomas Seerig, sozialpolitischer<br />
Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus,<br />
fordert deshalb, die<br />
neuen MUFs von Anfang an gemischt<br />
zu belegen. „Das Festhalten<br />
am bisherigen Konzept der MUFs ist<br />
ein Fehler –zumal auf der Grundlage<br />
von Sonderbaurecht“, sagt er.„Es ist<br />
sehr viel sinnvoller, kleinere Einheiten<br />
zu errichten, die sich harmonisch<br />
in das Umfeld einfügen und<br />
vonAnfang an mit Flüchtlingen, Studierenden<br />
und Normalverdienern<br />
belegt werden. Soschafft man echte<br />
Integration statt Ghettos ohne<br />
ÖPNV, Schulen und Geschäfte zu<br />
fördern.“ Der Senat verpasse die<br />
Chance der aktuell geringeren Zahl<br />
vonneuen Flüchtlingen für eine bessereIntegration<br />
vonAnfang an.<br />
Dass die Vorzeichen für Integration<br />
in einer eigenen Wohnung am<br />
besten stünden, darin sind sich Senat<br />
und Opposition einig. Immerhin<br />
1556 Geflüchtete wechselten laut<br />
LAF indiesem Jahr aus einer Unterkunft<br />
in eine Privatwohnung, im gesamten<br />
Jahr 2017 waren es rund<br />
4000. DieSuche auf dem freien Markt<br />
wird immer schwieriger. ImSchnitt<br />
suchten die Asylbewerber 21 Monate<br />
nach einerWohnung. Dassindknapp<br />
zwei Jahre.Wohl dem, der solange zumindest<br />
ein eigenes Badhat.<br />
Silvia Perdoni<br />
kriegt neue Nachbarn, denn<br />
sie wohnt neben einer MUF.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute versteckt sich die Sonne größtenteils hinter Wolken. Dabei sind die<br />
Höchstwerte bei 14 bis 16Grad anzutreffen, und der Wind weht schwach<br />
aus nordwestlichen Richtungen. In der Nacht werden Tiefstwerte von 5bis<br />
1Grad anvisiert.Dazu ist es wolkig, gebietsweise funkeln die Sterne.<br />
Biowetter: In der eingeflossenen<br />
Luftmasse gibt es verstärkt Gelenk-,<br />
Glieder-, Muskel- und Narbenschmerzen<br />
sowie Atemwegsbeschwerden.<br />
Entzündliche Prozesse 6°/15°<br />
Wittenberge<br />
heilen langsamer als sonst üblich.<br />
Pollenflug: Zurzeit ist nicht mit nennenswertem<br />
Pollenflug zu rechnen.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 15Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Nordwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
4°/14° 7°/15°<br />
Luckenwalde<br />
5°/15°<br />
Cottbus<br />
5°/16°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
heiter wolkig heiter<br />
5°/14° 8°/13° 5°/15°<br />
Prenzlau<br />
6°/14°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
5°/16°<br />
Das trockene und ruhige Hochdruckwetter über Mitteleuropa wird unterbrochen.<br />
Luft polaren Ursprungs breitet sich bis zu den Alpen aus und bringt zahlreiche<br />
Schauerwolken, in den Hochlagen auch Schnee. Im Nordwesten und Südosten<br />
des Kontinents sorgen Tiefs ebenfalls für ungemütliches Wetter. Einzelne Gewitterschauer<br />
sind zwischen Spanien und Italien unterwegs.<br />
Sylt<br />
10°/13°<br />
Hannover<br />
7°/13°<br />
Köln<br />
7°/15°<br />
Saarbrücken<br />
5°/14°<br />
Konstanz<br />
9°/14°<br />
Hamburg<br />
8°/13°<br />
Erfurt<br />
5°/13°<br />
Frankfurt/Main<br />
7°/15°<br />
Stuttgart<br />
8°/12°<br />
Rügen<br />
10°/14°<br />
Rostock<br />
10°/14°<br />
Magdeburg<br />
6°/15°<br />
Nürnberg<br />
5°/15°<br />
München<br />
9°/12°<br />
Dresden<br />
7°/15°<br />
Deutschland: Heute breiten sich vielerortsreichlich<br />
Wolken mit einzelnen<br />
Regenfällen aus. Die<br />
Höchsttemperaturen betragen zumeist<br />
12bis 16 Grad, die Tiefstwerte<br />
8bis 1Grad. Der Wind weht<br />
schwach, in Böen mäßig aus Nordwest.<br />
Morgen zeigt sich zuweilen die<br />
Sonne. Es gibt aber stellenweise<br />
Wolken und etwas Regen, und es<br />
werden 11 bis 15Grad erwartet.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig<br />
aus West.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 13°-17°<br />
Nordsee: 14°-18°<br />
Mittelmeer: 20°-29°<br />
Ost-Atlantik: 16°-21°<br />
Mondphasen: 02.10. 09.10. 16.10. 24.10.<br />
Sonnenaufgang: 07:07 Uhr Sonnenuntergang: 18:43 Uhr Mondaufgang: 22:33 Uhr Monduntergang: 14:05 Uhr<br />
Lissabon<br />
30°<br />
Las Palmas<br />
27°<br />
Madrid<br />
26°<br />
Reykjavik<br />
9°<br />
Dublin<br />
14°<br />
London<br />
14°<br />
Paris<br />
16°<br />
Bordeaux<br />
18°<br />
Palma<br />
25°<br />
Algier<br />
27°<br />
Nizza<br />
25°<br />
Trondheim<br />
8°<br />
Oslo<br />
10°<br />
Stockholm<br />
12°<br />
Kopenhagen<br />
14°<br />
Berlin<br />
15°<br />
Mailand<br />
18°<br />
Tunis<br />
29°<br />
Rom<br />
22°<br />
Warschau<br />
18°<br />
Wien<br />
19° Budapest<br />
20°<br />
Palermo<br />
27°<br />
Kiruna<br />
3°<br />
Oulu<br />
10°<br />
Dubrovnik<br />
22°<br />
Athen<br />
24°<br />
St. Petersburg<br />
12°<br />
Wilna<br />
14°<br />
Kiew<br />
15°<br />
Odessa<br />
19°<br />
Varna<br />
19°<br />
Istanbul<br />
24°<br />
Iraklio<br />
26°<br />
Archangelsk<br />
10°<br />
Moskau<br />
13°<br />
Ankara<br />
25°<br />
Antalya<br />
26°<br />
Acapulco 34° wolkig<br />
Bali 38° heiter<br />
Bangkok 33° Gewitter<br />
Barbados 30° wolkig<br />
Buenos Aires 17° bewölkt<br />
Casablanca 28° sonnig<br />
Chicago 24° bewölkt<br />
Dakar 31° heiter<br />
Dubai 36° sonnig<br />
Hongkong 33° heiter<br />
Jerusalem 29° wolkig<br />
Johannesburg 26° heiter<br />
Kairo 33° wolkig<br />
Kapstadt 22° bewölkt<br />
Los Angeles 28° sonnig<br />
Manila 34° heiter<br />
Miami 33° heiter<br />
Nairobi 30° sonnig<br />
Neu Delhi 36° sonnig<br />
New York 26° wolkig<br />
Peking 22° sonnig<br />
Perth 19° wolkig<br />
Phuket 32° wolkig<br />
Rio de Janeiro 35° Gewitter<br />
San Francisco 22° wolkig<br />
Santo Domingo 31° wolkig<br />
Seychellen 27° heiter<br />
Singapur 33° wolkig<br />
Sydney 21° heiter<br />
Tokio 31° heiter<br />
Toronto 17° bedeckt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 3 *<br />
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Seite 3<br />
Die Insel der Anderen<br />
Martha’sVineyard scheint das Postkartenidyll des liberalen und zivilisierten Amerikas zu sein.<br />
GETTY IMAGES<br />
Beim ersten Mal läuft man an dem<br />
unscheinbaren Restaurant glatt<br />
vorbei. Die Circuit Avenue im Hafenort<br />
Oak Bluffs taugt mit ihren<br />
lauten Musikkneipen nicht unbedingt als<br />
Aushängeschild der Sommerinsel Martha’s<br />
Vineyard vor der Atlantikküste im Süden<br />
Bostons. Und das „Cardboard Box“, der<br />
Pappkarton, macht seinem Namen alle Ehre:<br />
Ein paar Stufen geht es herunter ins Souterrain.<br />
Drinnen läuft ohrenbetäubende Musik,<br />
doch zum Glück ist an diesem lauen Spätsommerabend<br />
noch ein Tisch auf der kleinen<br />
Veranda frei.<br />
„Hier hat Obama gesessen“, deutet die<br />
Managerin ungefragt auf einen Stuhl. Gerade<br />
mal ein paar Wochen ist das her, und<br />
Caroline Derrig wirkt immer noch aufgeregt.<br />
Nachmittags hatten an diesem Augusttag<br />
überraschend ein paar unauffällige Herren<br />
mit Sonnenbrillen und ausgebeulten Jackentaschen<br />
das Lokal inspiziert. „Wir bringen<br />
einen großen Wal“, kündigten die Personenschützer<br />
vomSecret Service an. „Hat der Wal<br />
ein O.?“, fragte die extrovertierte Gastronomin.<br />
Jemand nickte: „Aber sagen Sie esniemandem!“<br />
Da wusste Derrig Bescheid. Per<br />
Handy alarmierte sie ihreFreundinnen.<br />
Auch anderswo schlugen die Buschtrommeln.<br />
Kaum hatte Barack Obama mit seiner<br />
Frau Michelle und ein paar Freunden in Freizeitkleidung<br />
das Lokal betreten, füllte sich<br />
die Circuit Avenue mit Fans des Ex-Präsidenten.<br />
Die Veranda des „Cardboard Box“ war<br />
vorsichtshalber mit einer Decke verhängt<br />
worden. Als der prominente Urlauber nach<br />
dem Essen auf die Straße trat, blitzten Hunderte<br />
Handy-Kameras. „Obama! Obama!<br />
Obama!“, skandierte die Menge.„Es war wie<br />
bei den Beatles“, schwärmt Derrig.<br />
Ferienoase im rauen Atlantik<br />
Obama statt Trump, Hummer statt Hamburger –<br />
Martha’sVineyard ist die sommerliche Gegenwelt wohlhabender<br />
US-Demokraten. Doch das Idyll bekommt Risse.<br />
Für die Mittdreißigerin ist Obama der Präsident<br />
ihres Herzens.Und nicht nur für sie: Die<br />
ehemalige Walfänger-Insel Martha’s Vineyard<br />
mit ihren von grauen Holzschindeln gedeckten<br />
Kapitänshäuschen, den von Buschrosen<br />
umwucherten weißen Lattenzäunen und den<br />
Leuchttürmen, die einem Gemälde von Edward<br />
Hopper zu entstammen scheinen, ist<br />
kulturell weit mehr als sieben Meilen vom<br />
Trumpschen Festland der USA entfernt. Seit<br />
die Clintons in den 1990er-Jahren hier ihreUrlaube<br />
verbrachten, hat sich das Eiland im<br />
rauen Atlantik zur exquisitesten Ferienoase<br />
wohlhabender Linksliberaler und zum inoffiziellen<br />
Sommer-Regierungssitz demokratischer<br />
Präsidenten entwickelt.<br />
Rote „Make-America-great-again“-Kappen<br />
vonTrump-Fans sieht man hier genauso<br />
wenig wie Filialen von McDonalds, Starbucks<br />
oder Dunkin Donuts. Statt Hamburgern<br />
verspeisen die Urlauber abends auf einer<br />
improvisierten Holzbank hinter Larsen’s<br />
Fischhandel im Hafen vonMenemsha frisch<br />
gekochten Hummer, der noch wenige Stunden<br />
zuvor im Vineyard Sound geschwommen<br />
ist.<br />
Das patriotische rot-weiß-blaue Sternenbanner<br />
über der Haustür, der Rasen akkurat<br />
geschnitten, die NewYorkTimes im Briefrohr<br />
–Martha’s Vineyard scheint das Postkartenidyll<br />
des anderen, des liberalen und zivilisierten<br />
Amerikas zu sein. Mehr als 70 Prozent der<br />
Bevölkerung haben hier bei der Präsidentschaftswahl<br />
2016 für Hillary Clinton gestimmt.<br />
Gleichzeitig votierte die Mehrheit<br />
der rund 15 000 Ganzjahres-Einwohner (im<br />
Sommer schwillt die Bevölkerung auf<br />
100 000 an) gegen die Lizenzvergabe an ein<br />
Automaten-Casino und für die Freigabe von<br />
Marihuana.<br />
Werhier im Juli oder August ausspannen<br />
will, der muss nicht nur Monate im Voraus<br />
die Fährebuchen.Vorallem sollte sein Konto<br />
gut gefüllt sein: In der Hochsaison klettern<br />
die Übernachtungspreise auf 400 Dollar und<br />
mehr, und ein Dinner für zwei kann leicht<br />
150 Dollar verschlingen. Als Hillary Clinton<br />
hier vor zwei Jahren im Haus von Freunden<br />
eine Spendengala veranstaltete, zahlte jeder<br />
der 60 Gäste zwischen 10 000 und<br />
33 000 Dollar Eintritt. Bei frischen Austern<br />
und Champagner genoss man die angenehme<br />
Brise vomAtlantik.<br />
Zwar haben auf der Insel auch ein paar<br />
echte Fischer und Bauern ausgeharrt. Aber<br />
vor allem im dünn besiedelten Westen von<br />
Martha’s Vineyard, wo sich die Villen auf großen<br />
Grundstücken hinter Hügeln und Hecken<br />
verstecken und der legendäreLucyVincent<br />
Beach nur für Anwohner zugänglich ist,<br />
erlebt man das linksliberale Amerika vonseiner<br />
wohlhabendsten Seite.Hier hat Bill Clinton<br />
mit Bill Gates zu Abend gegessen und mit<br />
Carly Simon im Duett gesungen. Wallstreet-<br />
VonKarlDoemens, Oak Bluffs<br />
Banker und prominente Künstler treffen sich<br />
bei schicken Partys in Anwesen, die längst<br />
ein Vielfaches des Werts vor der Finanzkrise<br />
besitzen, die den Durchschnittsamerikanern<br />
ihreErsparnisse raubte.<br />
Der Kontrast zwischen dieser pittoresken<br />
Landschaft und den heruntergekommenen<br />
Kohle- und Stahlstädten in West Virginia<br />
oder Ohio, woDonald Trump seine Wähler<br />
gesammelt hat, ist extrem. Doch liberale Gesinnung<br />
und atemberaubender Reichtum<br />
paaren sich auf Martha’s Vineyardmit einem<br />
NewYork City<br />
50 km<br />
Providence<br />
Boston<br />
Martha’sVineyard<br />
Atlantischer Ozean<br />
BLZ/REEG<br />
Hang zum Understatement. „Hier herrscht<br />
ein diskreter Überfluss statt des angeberisch<br />
gold-plattierten Triumphalismus à la<br />
Trump“, hat Walter Shapirofein beobachtet.<br />
Derbekannte amerikanische Kolumnist verbringt<br />
selber seine Sommer auf der Insel. Es<br />
gebe „keinen besseren Ort, wohlhabende<br />
Demokraten in ihrem natürlichen ideologischen<br />
Lebensraum zu studieren“, glaubt er:<br />
Das harmonische Idyll der Insel, deren einzige<br />
Wirtschaftsbetriebe Landschaftsgärtnereien<br />
und Bäckereien zu sein scheinen, spräche<br />
eine tiefe Sehnsucht im Weltbild der Demokraten<br />
an.<br />
Tatsächlich trägt niemand Anzug oder gar<br />
Krawatte im Chilmark General Store, dem<br />
einzigen Versorgungsposten im ländlichen<br />
Südwesten der Insel. Auf der hölzernen Veranda<br />
des rustikalen Gebäudes schlürft man<br />
morgens ungezwungen in kurzer Hose oder<br />
im Sommerkleid seinen Kaffee und blättert<br />
die NewYorkTimes oder das Wall Street Journal<br />
durch, die hier packenweise angeliefert<br />
werden. Mittags gibt es an der Theke Sandwichs<br />
zu erstaunlich zivilen Preisen. Selbstverständlich<br />
wird die Pizza aus dem Holzofen<br />
auch glutenfrei angeboten. Wem es<br />
langweilig zu werden droht, der findet am<br />
SchwarzenBrett des Ladens reichhaltig Freizeitangebote<br />
vom Literatur-Workshop über<br />
Tarot- und Segel-Kurse bis zur Auktionsveranstaltung<br />
für die örtliche Feuerwehr.<br />
Alles wirkt so lässig und entspannt, dass<br />
man nachvollziehen kann, weshalb Barack<br />
Obamasieben vonachtSommerurlaube seiner<br />
Präsidentschaft mit der Familie in der<br />
großzügigen Villa eines Bekannten ganz in<br />
der Nähe verbracht hat. Er spielte viel Golf,<br />
schleckte mit den Töchtern Eis und fuhr<br />
Fahrrad –2009 im dunklen Polohemd und<br />
ohne Helm. Als das Foto in den <strong>Zeitung</strong>en<br />
gedruckt wurde, brach im fortschrittlichen<br />
Amerika ein Sturm der Entrüstung aus. Eilig<br />
musste der Sprecher desWeißen Hauses versichern,<br />
selbstverständlich unterstütze der<br />
Präsident das Tragen eines Kopfschutzes im<br />
Straßenverkehr.<br />
Die Zeiten ändern sich. Inzwischen regiert<br />
inWashington ein Präsident, der Polizisten<br />
ermuntert,Verdächtigen ruhig auf den<br />
Schädel zu schlagen. Und auch die liberale<br />
Gegenwelt auf Martha’s Vineyard gerät ins<br />
Wanken. Gerade ist Obamas langjähriges Urlaubsdomizil,<br />
das „Chilmark House“, samt<br />
Infinity-Pool und Privatstrand für schwindelerregende<br />
18 Millionen Dollar verkauft<br />
worden. Michelle und Barack müssen sich<br />
eine neue Bleibe suchen.<br />
Möglicherweise wird bald das Anwesen<br />
eines älteren Herrn aus der Nachbarschaft<br />
frei. Sommer für Sommer hat der prominente<br />
Ex-Harvard-Professor und Strafvertei-<br />
diger Alan Dershowitz morgens im „Chilmark<br />
General Store“ seinen Kaffee getrunken<br />
und abends in Menemsha den Sonnenuntergang<br />
genossen. Bei der<br />
Präsidentschaftswahl 2016 stimmte er für<br />
HillaryClinton. Er schien einer vonihnen zu<br />
sein.<br />
Doch der 80-Jährige hat vorein paar Monaten<br />
ein Buch veröffentlicht, in dem er aus<br />
verfassungsrechtlichen Gründen vehement<br />
gegen eine Absetzung von Donald Trump<br />
plädiert. Beim rechten TV-Sender Foxtritt er<br />
regelmäßig auf, um den Präsidenten gegen<br />
Sonderermittler Robert Mueller zu verteidigen.<br />
Seither fühlt sich Dershowitz auf seiner<br />
Insel nicht mehr wohl. „Man meidet mich<br />
und versucht, mich vom öffentlichen Leben<br />
auszuschließen“, hat er in einem <strong>Zeitung</strong>sartikel<br />
geklagt und in Anspielung auf die Kommunistenjagd<br />
der 1950er-Jahre behauptet:<br />
„Ich hätte nie gedacht, dass die McCarthy-<br />
Äranach Martha’s Vineyardkommen würde.<br />
Aber sie ist hier.“<br />
„Helfen SieAngela Merkel!“<br />
Das ist starker Tobak, über den man im General<br />
Store befremdet den Kopf schüttelt.<br />
Tatsächlich aber geht ein tiefer Riss durch die<br />
Vereinigten Staaten, und die idyllische Millionärsinsel<br />
wird zum Sinnbild der heillosen<br />
Polarisierung. „Es wirdeine Menge geredet“,<br />
hat die mit den Clintons befreundete Schriftstellerin<br />
Rose Styron der NewYorkTimes berichtet.<br />
Einige Nachbarn seien wütend auf<br />
Dershowitz. So geht Trumps Saat des Hasses<br />
auf. Seine Dauerattacken gegen Minderheiten<br />
und Andersdenkende provozieren Abstoßungsreaktionen<br />
bei Linken und Liberalen.<br />
Inzwischen, so scheint es, können sich<br />
nicht einmal mehr die Villenbesitzer auf<br />
Martha’s Vineyard zivilisiert darauf verständigen,<br />
dass sie in bestimmten politischen<br />
Fragen unterschiedlicher Meinung sind. Das<br />
sorgenfreie Sommer-Idyll wirdzur Chimäre.<br />
Doch die Sehnsucht stirbt zuletzt –auch<br />
im„Cardboard Box“,wodie Bedienung inzwischen<br />
die Rechnung gebracht hat. „Helfen Sie<br />
Angela Merkel!“, ruft ein Amerikaner vom<br />
Nachbartisch dem Gast ausDeutschland hinterher.<br />
Erhat den Stuhl ergattert, auf dem<br />
kürzlich Obama saß. Undnoch etwas möchte<br />
er zum Abschied dringend loswerden: „Verzeihen<br />
Sieuns bitte unseren Präsidenten!“<br />
KarlDoemens<br />
hätte im Urlaub beinahe Barack<br />
Obama getroffen.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
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Politik<br />
Insgesamt ein<br />
frostiger<br />
Staatsbesuch<br />
Türkeis Staatspräsident<br />
Erdogan ist abgereist<br />
Die Türkisch-Islamische Union<br />
Ditib hat viel dafür getan, damit<br />
sich Recep Tayyip Erdogan in ihrem<br />
Moschee-Komplex in Köln-Ehrenfeld<br />
wie zu Hause fühlen kann. Zu Beginn<br />
seines Auftritts am Sonnabend wird<br />
Musik wie bei einer seiner Parteiveranstaltungen<br />
eingespielt, Applaus ertönt<br />
von einem handverlesenen Publikum.<br />
Unddoch: Die offizielle Moschee-Eröffnung<br />
ist wohl nicht ganz<br />
das, was sich die Veranstalter vorgestellt<br />
hatten.<br />
Denn eigentlich hatte die Ditib<br />
vor dem Kuppelbau eine Fahnen<br />
schwenkende Menge vorgesehen.<br />
Wegen erheblicher Sicherheitsbedenken<br />
hat die Stadt Köln diese Außenveranstaltung<br />
jedoch abgesagt.<br />
Zwar sind Erdogans Anhänger dennoch<br />
zu Tausenden gekommen, aber<br />
man kann sie nur in der Fernehören<br />
und nicht sehen. Die Straße direkt<br />
vor der Moschee hingegen ist weitgehend<br />
leergefegt –bis auf Polizisten<br />
und Journalisten. Auf den Dächern<br />
stehen Scharfschützen.<br />
Dem türkischen Präsidenten<br />
kann an dem letzten Tagseines frostig<br />
verlaufenen Staatsbesuchs eigentlich<br />
nicht entgehen, dass er vielen<br />
Menschen in Deutschland nicht<br />
willkommen ist. Seine Ankunft in<br />
Köln am Mittag fällt einigermaßen<br />
unglamourös aus. Gegen 14.15 Uhr<br />
setzt das Präsidenten-Flugzeug in einem<br />
abgeschirmten, militärischen<br />
Teil des Kölner Flughafens auf. Der<br />
nordrhein-westfälische Ministerpräsident<br />
Armin Laschet (CDU) begrüßt<br />
den Gast, zudem haben sich 20 Polizisten<br />
zu einem „Ehrenspalier“ aufgestellt.<br />
Dann geht's weiter zu einem<br />
kurzen Gespräch. Eigentlich hatten<br />
sich Laschet und Erdogan dafür auf<br />
das nahe Schloss Wahn zurückziehen<br />
wollen. Da die Schlossbesitzer<br />
Erdogan aber politisch ablehnen,<br />
verweigerten sie sich den Plänen.<br />
Folge: Die beiden Männer unterhalten<br />
sich im ausgesprochen engen<br />
„VIP-Raum 2“ direkt im Flughafen.<br />
Statt eines Schlosses erlebt Erdogan<br />
die monumentale Nüchternheit eines<br />
deutschen Zweckbaus.<br />
Danach rollt Erdogans Wagenkolonne<br />
durch gesperrte Kölner Straßen<br />
zur Ditib-Moschee. Auf dem Innenhof<br />
der Moschee läuft die Eröffnungsfeier.Gesprochen<br />
wirdinerster Linie<br />
Türkisch, der Ditib-Vorsitzende Nevzat<br />
Asikoglu redet allerdings auch auf<br />
Deutsch. Er dankt dem früheren Kölner<br />
Oberbürgermeister Fritz<br />
Schramma (CDU) und dem Ehrenfelder<br />
Bezirksbürgermeister Josef Wirges<br />
(SPD), zwei Lokalpolitikern, die<br />
sich mit großem Engagement für den<br />
Bau der Moschee eingesetzt haben.<br />
An diesem wichtigen Tagfehlen sie –<br />
aus Protest, weil sie selbst nicht das<br />
Wort ergreifen durften. Das Gleiche<br />
gilt für den Architekten Paul Böhm.<br />
Özdemir übt scharfe Kritik<br />
„Von Normalität sind beide Länder<br />
genauso weit entfernt wie vor dem<br />
Besuch“, zieht der frühere Grünen-<br />
Chef gegenüber dem Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland Bilanz. Özdemir<br />
warfErdogan vor, dieser betreibe<br />
die Gleichschaltung vonMoscheen in<br />
Deutschland, unterhalte „Schläger<br />
und Zuhälter im Rockerclub Osmanen“<br />
und habe jüngst eine App freischalten<br />
lassen, „um Oppositionelle<br />
in der Türkei ans Messer zu liefern“.<br />
„Jede einzelne dieser Aktivitäten ist<br />
eine einzige Unverfrorenheit und verdient<br />
ein deutliches Stoppsignal“,<br />
sagte der Grünen-Politiker.<br />
Erdogan selbst vertritt die Meinung,<br />
dass sein Deutschland-Besuch<br />
durchaus ein Erfolg gewesen<br />
ist. Auch auf den Fall Özil kommt er<br />
zu sprechen. Dass der Ex-Nationalspieler<br />
und sein Nationalmannschaftskollege<br />
Ilkay Gündogan „aus<br />
der Gesellschaft ausgegrenzt worden“<br />
seien, nur weil sie ein Foto mit<br />
ihm gemacht hätten, „dafür habe ich<br />
kein Verständnis“. (dpa)<br />
Katrin Göring-Eckardt, 1966<br />
in Friedrichroda in Thüringen<br />
geboren, findet,<br />
dass wir uns wieder mehr<br />
um die innerdeutschen Verhältnisse<br />
kümmernsollten. Dabei ist die Fraktionsvorsitzende<br />
der Grünen im<br />
Bundestag auch selbstkritisch.<br />
Frau Göring-Eckardt, an der jüngsten<br />
Einheitsdebatte im Bundestag haben<br />
elf Ostdeutsche und zwei Westdeutsche<br />
als Redner teilgenommen. Was<br />
sagt Ihnen das?<br />
Ichfinde es gut, dass die Ostdeutschen<br />
dort geredet und nahezu einhellig<br />
auf die Probleme aufmerksam<br />
gemacht haben, um die es geht. Das<br />
Sichtbarmachen von Ostdeutschen<br />
gerade bei dieser Debatte ist sehr<br />
zentral. Ich habe das in den letzten<br />
Jahren zu wenig getan. Dabei ist das<br />
meine Heimat, meine Geschichte,<br />
vorund nach 1989. Jetzt entscheidet<br />
sich, ob dieses Land zusammengehörtoder<br />
ewig gespalten bleibt.<br />
Aber wenn die Westdeutschen nicht<br />
reden, entsteht der Eindruck, als würden<br />
sie denken, die Einheit ginge sie<br />
gar nichts an.<br />
Immerhin hören die Westdeutschen<br />
zu. Und sie sind mittlerweile<br />
etwas aufmerksamer geworden. Aber<br />
ja, ich hätte mir gewünscht, dass sich<br />
in der Debatte auch die anderen Fraktionsvorsitzenden<br />
zu Wort gemeldet<br />
hätten. 28 Jahre nach der Einheit besteht<br />
immer noch die Notwendigkeit,<br />
dass sich Westdeutsche und Ostdeutsche<br />
besser kennenlernen und verstehen.<br />
In meiner Fraktion gibt es<br />
zum Beispiel einige Westdeutsche,<br />
die jenseits von Weimar, wounsere<br />
Fraktionsklausur stattfindet, Dresden<br />
oder Ostberlin noch nicht im Osten<br />
waren –immer noch nicht. DieRelevanz<br />
der Frage, wie es dem Osten<br />
geht, hat wieder zugenommen. Es<br />
gab früher Einheitsdebatten im Bundestag,<br />
bei denen kaum jemand da<br />
war. Das war jetzt anders. Wir brauchen<br />
mehr Aufmerksamkeit und Augenhöhe.<br />
Aber wir brauchen auch<br />
mehr Ostdeutsche in führenden Positionen,<br />
die über sich selbst und ihre<br />
Geschichte reden.<br />
Sie haben eben gesagt, Sie hätten das<br />
Thema zuletzt selbst zu wenig beachtet.<br />
Warum?<br />
Ich habe immer gedacht: Ich bin<br />
ja nicht die „Ostbeauftragte“ der<br />
Grünen, sondern mache Politik für<br />
den gesamten Laden. Und ich habe<br />
zu lange gedacht, die tatsächliche<br />
Einheit ergibt sich schon irgendwann<br />
automatisch. Dem ist aber<br />
nicht so. Ich habe auch gelernt, dass<br />
es Identifikationsfiguren braucht.<br />
Und ich bin zwar eine Ostdeutsche<br />
aus der Bürgerrechtsbewegung und<br />
damit keine Identifikationsfigur für<br />
eine breite Mehrheit der Bevölkerung<br />
vor 1989. Aber jenen Ostdeutschen<br />
nach 1989, die sich fragen:<br />
„Werden wir überhaupt ernst genommen?<br />
Spielen wir eine Rolle als<br />
Ostdeutsche? Sind wir relevanter Teil<br />
dieses Landes?“, denen kann ich mit<br />
meiner Biografie zeigen, dass wir<br />
wahrgenommen werden, wenn wir<br />
uns einbringen.<br />
Frau Merkel ist ja vorgeworfen worden,<br />
dass sie sich als Ostdeutsche vielfach<br />
unsichtbar gemacht habe. Wer<br />
sich als Ostdeutsche auch eher unsichtbar<br />
macht, ist Frau Wagenknecht.<br />
Wollen Sieeinen neuen Trend<br />
setzen?<br />
Ja,das könnte gut ein neuer Trend<br />
werden. Ich finde es wichtig zu zeigen,<br />
dass die Ostdeutschen harte<br />
Umbrüche erlebt und gemeisterthaben<br />
–ohne Misserfolge zu beschönigen.<br />
Denn ich bin überzeugt, dass wir<br />
alle daraus lernen können. Mittlerweile<br />
gibt es ja überall sogenannte<br />
MVZ: Medizinische Versorgungszentren.<br />
Warumdurften die nicht Polikliniken<br />
heißen, so wie früher in der<br />
DDR? Die durften nicht so heißen,<br />
weil man den Eindruck erwecken<br />
wollte, das neu erfunden und nicht<br />
aus der DDR übernommen zu haben.<br />
Bei den Ganztagsschulen war’s ähnlich.<br />
Auch das ist Ausdruck einer ernüchterten<br />
Enttäuschung.<br />
Es gibt mehrerezentrale Probleme im<br />
Ost-West-Verhältnis. Ein Problem ist<br />
das wirtschaftliche Gefälle. Lässt sich<br />
das lösen oder müssen wir uns daran<br />
„Ich habe<br />
gedacht, die<br />
Einheit ergibt sich<br />
automatisch“<br />
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt<br />
über unterschiedliche Wahrnehmungen im<br />
Osten und im Westen Deutschlands<br />
gewöhnen, dass es beim Ost-West-Gefälle<br />
bleibt –und damit bei der Abhängigkeit<br />
des Ostens vomWesten?<br />
Man kann etwas dran drehen,<br />
zum Beispiel bei der Infrastruktur.<br />
Gerne nehme ich das Beispiel von<br />
Bayern. InBayern gibt es nicht nur<br />
für die strukturschwachen Regionen<br />
eine Ansiedlungspolitik. Die haben<br />
überall Fachhochschulen hingebracht.<br />
Das hat über weite Strecken<br />
funktioniert. Im Übrigen wissen sie<br />
dort inzwischen, dass nicht alle in<br />
München oder Nürnbergleben können,<br />
sondern dafür sorgen müssen,<br />
dass Menschen auf dem Land ebenfalls<br />
arbeiten können. Darum bestehen<br />
Kommunen auf den Zugang zu<br />
schnellem Internet überall dort, wo<br />
es nötig ist. Dassollte in Ostdeutschland<br />
genauso sein.<br />
Ein zweites Problem ist die Dominanz<br />
der Westdeutschen in den Eliten.<br />
Waskann man dagegen tun?<br />
Quoten sind nicht möglich, das<br />
lässt die Verfassung nicht zu. Aber<br />
die Politik sollte da, wo sie Einfluss<br />
hat, darauf dringen, dass gut geeig-<br />
ZUR PERSON<br />
DPA/MICHAEL KAPPELER<br />
Katrin Göring-Eckardt wurde 1966 in Friedrichroda geboren. Die gläubigeProtestantin war<br />
zu Wendezeiten Gründungsmitglied vonDemokratie Jetzt und Bündnis 90. 1998 zog sie erstmals<br />
in den Bundestag ein und war von2005 bis 2013 Vizepräsidentin des Bundestags. Seit<br />
2013 führtsie mit Anton Hofreiter die Grünen-Fraktion. Von2009 bis 2013 war Göring-<br />
Eckardt Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands. Sie hat zwei Söhne.<br />
Die Thüringerin gilt als konservatives Gesicht der Grünen. Sie hat die Partei für Bündnisse mit<br />
der Union auf Bundesebene geöffnet.<br />
nete Ostdeutsche bei der Besetzung<br />
von Führungspositionen eine<br />
Chance bekommen. Das stärkt die<br />
Sichtbarkeit vonOstdeutschen.<br />
DerPräsident der Bundeszentrale für<br />
politische Bildung, Thomas Krüger,<br />
hat angesichts der Westdominanz im<br />
Osten von „kulturellem Kolonialismus“<br />
gesprochen.<br />
Ichfinde das zu stark, weil ich beides<br />
erlebe.Die einen versuchen, ihre<br />
westdeutsche Lebenserfahrung und<br />
ihr Modell auf Ostdeutschland zu<br />
übertragen. Aber ich erlebe auch<br />
ganz viele, die im Osten leben und<br />
von denen ich gar nicht mehr weiß,<br />
wo sie geboren wurden. Oder Ostdeutsche,<br />
die im Westen erfolgreich<br />
sind. Da sage ich: Dasist gut. Dasist<br />
Einheit. Aber: Wir haben zu wenige<br />
Leute, die „rüber gemacht“ haben<br />
nach Ostdeutschland und dort geblieben<br />
sind.<br />
Ein drittes Problem ist der Rechtsextremismus.<br />
Einerseits ist er in Ostdeutschland<br />
stärker.Andererseits verstärken<br />
westdeutsche Vorhaltungen<br />
das Problem. Wie kommt man denn<br />
aus der Bredouille raus?<br />
Wir haben ein Problem mit rechtem<br />
Gedankengut in der Mitte der<br />
Gesellschaft in OstundWest. Dashat<br />
im Westen andereTraditionen als im<br />
Osten. Im Osten sind das eher neue<br />
Rechte. Leute wie Herr Höcke kommen<br />
übrigens aus Westdeutschland.<br />
Undesgab im Osten keine Aufarbeitung,<br />
sondern einen verordneten<br />
Antifaschismus. Außerdem haben<br />
wir in Ostdeutschland Fehler gemacht.Wirhaben<br />
den Rechten viel zu<br />
oft Regionen überlassen –imwahrsten<br />
Sinne des Wortes. Das hat auch<br />
mit der Schwäche in den Kommunen<br />
und mit Abwanderung aus der aktivenZivilgesellschaft<br />
zu tun. Dagegen<br />
etwas zu unternehmen, ist ganz zentral.<br />
Aber ich sage ganz offen: Chemnitz<br />
und Köthen auf der einen Seite<br />
und Dortmund auf der anderen Seite<br />
sind medial sehr unterschiedlich<br />
wahrgenommen worden.<br />
Inwiefern?<br />
Aus Chemnitz wurde tagelang<br />
darüber berichtet, was die Rechten<br />
gemacht haben. Erst viel später<br />
wurde berichtet, dass die Bürgergesellschaft<br />
dort viele Jahre versucht<br />
hat, ihr Engagement aufrecht zu erhalten.<br />
Wenn man die Kraftklub-<br />
Leute sieht, die Kirchgemeinden, Sozialarbeiter,<br />
dann kann man nur sagen:<br />
„Das ist großartig! Guckt euch<br />
das doch bitte mal an!“ Stattdessen<br />
sind zwei Tage lang alle nach Chemnitz<br />
gepilgertund haben gesagt:„Oh,<br />
wie schrecklich!“ Anschließend waren<br />
sie wieder weg. Das ist ein Teil<br />
des Problems.Besser wäre: aufmerksam<br />
sein, hingucken und auch über<br />
den anderen Osten berichten. Viele<br />
dieser anderen Ostdeutschen werden<br />
jedenfalls sagen: „Wir brauchen<br />
keine Belehrungen. Wir könnten<br />
stärker werden, wenn ihr ein bisschen<br />
mehr auf uns aufmerksam<br />
macht.“ Über die Vorfälle in Dortmund<br />
dagegen wurde dann vergleichsweise<br />
überschaubar berichtet.<br />
Warumist das so?<br />
Alles in allem scheint es, als fingen<br />
wir im Ost-West-Verhältnis wieder<br />
bei null an.<br />
Ja,mir kommt es manchmal auch<br />
so vor, dass wir immer wieder bei<br />
null anfangen. Ein Ostbeauftragter<br />
wird in jedem Falle mehr machen<br />
müssen, als nur darzustellen, wie<br />
schön doch alles ist.<br />
Stecken im aktuell wieder angespannten<br />
Ost-West-Klima nur Gefahren<br />
–oder auch Chancen?<br />
Ich sehe eine große Chance, weil<br />
wir ein Land sind, das verschiedene<br />
Regionen hat, in denen man sehen<br />
kann, was alles geht. Die Erfolgsgeschichten<br />
aus dem Osten zu erzählen,<br />
ist jetzt wirklich mal dran. Es gibt<br />
im Osten viel zu spannende Geschichten,<br />
als dass man jetzt sagen<br />
könnte: Das war’s.Ein schönes Beispiel<br />
ist das grüne Band. Wir haben<br />
an der ehemaligen innerdeutschen<br />
Grenze1400 Kilometer Naturmonument,<br />
das uns miteinander verbindet.<br />
Aber der Wikipedia-Eintrag zum<br />
grünen Band heißt:VonTravemünde<br />
bis Hof. Genannt werden nur die<br />
westdeutschen Orte.Das ist typisch.<br />
Der sächsische Wirtschaftsminister<br />
Martin Dulig hat eine WahrheitsundVersöhnungskommission<br />
zur Arbeit<br />
der Treuhandanstalt gefordert.<br />
Ist das Wahlkampf? Oder ist das<br />
Problem tatsächlich so groß?<br />
Noch eine Kommission hilft uns<br />
nicht wirklich. Meine Sorge wäre,<br />
dass das Treuhandthema in einer<br />
solchen Kommission versenkt wird.<br />
Andererseits sehe ich auch die Gefahr,dass<br />
darüber gar nicht mehr geredet<br />
wird. Deswegen verstehe ich<br />
den Ansatz von Dulig, wenn er sagt:<br />
„Wenigstens eine Kommission.“<br />
Waskönnte das Forum sein, um eine<br />
neue Ost-West-Debatte produktiv zu<br />
machen?<br />
Ichbin fest davon überzeugt, dass<br />
diese Einheitsdebatte, die einmal<br />
jährlich im Bundestag stattfindet,<br />
nicht reicht. Wir müssen regelmäßig<br />
über unser Zusammenleben in Ost<br />
und West reden. Biswir wirklich vereint<br />
sind.<br />
DasGespräch führte Markus Decker.<br />
Werben um<br />
Merkels<br />
Kandidatur<br />
Unions-Politiker halten an<br />
der CDU-Chefin fest<br />
VonMarkus Decker<br />
Angela Merkelwill auf dem Parteitag im<br />
Dezember in Hamburg erneut antreten. DPA<br />
Ungeachtet sinkender Popularitätswerte<br />
und öffentlicher Kritik<br />
mehren sich die Stimmen für eine erneute<br />
Kandidatur Angela Merkels für<br />
den Vorsitz beim CDU-Parteitag am<br />
7. und 8. Dezember in Hamburg. Der<br />
ehemalige niedersächsische Ministerpräsident<br />
und Vorsitzende des<br />
Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament,<br />
David McAllister (CDU),<br />
sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>: „Angela<br />
Merkel wird rechtzeitig vor dem<br />
CDU-Bundesparteitag offiziell bekanntgeben,<br />
ob sie wieder als unsere<br />
Bundesvorsitzende kandidiert. Ich<br />
gehe davon aus, dass sie wieder antritt,<br />
und würde dies unterstützen.“<br />
Zuvorhatte bereits der neue Unionsfraktionschef<br />
Ralph Brinkhaus<br />
dem Focus erklärt: „Ich gehe davon<br />
aus, dass sie antritt, und würde das<br />
auch befürworten.“ Merkel sei erfolgreich<br />
in der Außenpolitik, engagiere<br />
sich für Zukunftsthemen und<br />
wolle, dass Deutschland vorankomme.<br />
„Dafür braucht eine Regierungschefin<br />
auch den Rückhalt der<br />
Partei.“ Brinkhaus hatte erst am<br />
Dienstag den jahrelangen Merkel-<br />
Vertrauten Volker Kauder abgelöst.<br />
Der CSU-Vizevorsitzende ManfredWeber<br />
mahnte,die Autorität von<br />
Merkel nicht weiter zu untergraben.<br />
„Deutschlands Stabilität ist wesentlich<br />
für ein starkes Europa“, sagte der<br />
Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament<br />
dem Spiegel. „Angela<br />
Merkel hat daran großen Anteil und<br />
genießt für ihre Arbeit hohe Wertschätzung<br />
in der EU. DieKoalitionsparteien<br />
würden deshalb gut daran<br />
tun, die Kanzlerin bei den anstehenden,<br />
sehr wichtigen Verhandlungen,<br />
wie zum Beispiel zur Migration oder<br />
zum Brexit, voll zu unterstützen.“<br />
Ansonsten würden deutsche Interessen<br />
geschwächt. Die64-Jährige hatte<br />
selbst erklärt: „Ich habe gesagt, ich<br />
stehe für diese Legislaturperiode zur<br />
Verfügung, und ich habe meine Meinung<br />
bezüglich der Verbindung von<br />
Parteivorsitz und Kanzlerschaft<br />
nicht geändert.“<br />
Fast jeder Zweite findet sie gut<br />
FDP-Chef Christian Lindner hält<br />
eine Erneuerung der CDU mit Merkel<br />
an der Spitze hingegen für unmöglich.<br />
„Wir hoffen auf eine echte<br />
Erneuerung. Die Ankündigung von<br />
Frau Merkel, wieder für den CDU-<br />
Vorsitz zu kandidieren, sehe ich<br />
nicht als Zukunftssignal“, sagte er<br />
derWelt am Sonntag. DieBürger hätten<br />
sich schon bei der Bundestagswahl<br />
2017 für einen Politikwechsel<br />
ausgesprochen. „Er ist aber mit den<br />
handelnden Akteuren nicht möglich.“<br />
Derzeit finden nur noch 48 Prozent<br />
der Bürger,dass sie die Richtige<br />
im Kanzleramt ist, wie eine Emnid-<br />
Umfrage im Auftrag der Bild am<br />
Sonntag ergab.ImOktober 2017 waren<br />
esnoch 55 Prozent. 47 Prozent<br />
sind laut Emnid dafür,44Prozent dagegen,<br />
dass Merkel im Dezember erneut<br />
für den CDU-Vorsitz kandidiert.<br />
Bei den Unionsanhängern<br />
wünschen sich 64 Prozent eine Kandidatur,35Prozent<br />
nicht.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 5 *<br />
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Politik<br />
Die Brexit-Ultras begehren auf<br />
Auf dem Parteitag der britischen Konservativen lebt der Machtkampf zwischen Premierministerin Theresa May und Ex-Außenminister Boris Johnson auf<br />
VonSebastian Borger,London<br />
Auf der Rückwand der<br />
Bühne im Kongresszentrumvon<br />
Birmingham steht<br />
auf blauem Hintergrund<br />
mehrfach ein einziges Wort –opportunity,<br />
auf Deutsch: Chance, Möglichkeit,<br />
Gelegenheit. Die britischen<br />
Konservativen präsentieren sich auf<br />
ihrem am Sonntag eröffneten Jahrestreffen<br />
als Partei all jener,die mit harter<br />
Arbeit vorankommen wollen.<br />
Doch vorderhand sieht es so aus, als<br />
wolle die britische Regierungspartei<br />
vor allem die Gelegenheit zu ihrer<br />
Lieblingsbeschäftigung nutzen: sich<br />
über den bevorstehenden EU-Austritt<br />
zu zerfleischen und Premierministerin<br />
Theresa May das Leben<br />
schwer machen.<br />
„Absurdund geistig verwirrt“<br />
Während die an diesem Montag 62<br />
Jahre alt werdende Parteivorsitzende<br />
in Medien-Interviews für ihre Brexit-<br />
Politik warb, ließen ihre Tory-Parteifeinde<br />
keine Möglichkeit zur Kritik an<br />
May aus. Andie Spitze setzte sich erneut<br />
Ex-Außenminister Boris Johnson.<br />
Der54-Jährige erklärte Mays sogenannten<br />
Chequers-Plan in der<br />
Sunday Times für „absurdund geistig<br />
verwirrt“; deren Brexit-Linie werde<br />
dem Land „ökonomischen und politischen<br />
Schaden“ zufügen. Bereits<br />
zuvor hatte Johnson die britische Regierung,<br />
der er bis Juli angehörthatte,<br />
als„rückgratlos“ und„altersschwach“<br />
denunziert. Ausdrücklich nutzte der<br />
frühere Außenminister die Chance,<br />
Großbritanniens Premierministerin Theresa Mayist zusammen mit ihrem Ehemann Philip MayinBirmingham zum Parteitag der Tories angereist.<br />
May herauszufordern. Die Premierministerin<br />
werde„so lange weitermachen,<br />
wie sie es für nötig hält“, teilte er<br />
der BBC mit.<br />
Für den früheren Londoner Bürgermeister<br />
ist im offiziellen Programm<br />
bis Mittwoch kein Platz. Allerdings<br />
steigen die spannendsten<br />
Reden meist ohnehin auf den sogenannten<br />
„fringe meetings“ am Rand<br />
des Parteitags.Hier wirdJohnson am<br />
Dienstagmittag seinen großen Auftritt<br />
haben. Großer Jubel der überwiegend<br />
älteren, EU-feindlichen Delegierten<br />
ist ihm gewiss.Dass der privat<br />
wie politisch als unzuverlässig<br />
geltende Johnson allerdings auch bei<br />
der Bevölkerung ankommt, zieht<br />
eine neue Umfrage der Firma BMG<br />
in Zweifel. Danach würden die Torys<br />
mit dem Brexit-Vormann an der<br />
Spitze gegenüber Labour unter dem<br />
altlinken Oppositionsführer Jeremy<br />
Corbyn den Kürzerenziehen. Hingegen<br />
lägen sie, geführt von May,<br />
knapp vorder Arbeiterpartei.<br />
Während Labour sich vergangene<br />
Woche in Liverpool geschlossen hinter<br />
Corbyn präsentierte, hat die Premierministerin<br />
schwere Tage hinter<br />
sich. Nach der Demütigung beim<br />
Salzburger EU-Gipfel im September<br />
senken nun auch noch die Unionisten<br />
der erzkonservativen nordirischen<br />
DUP den Daumen über Mays<br />
Brexit-Plan. Das Chequers-Papier<br />
werde dem Vereinigten Königreich<br />
„auf lange Sicht die Luft rauben“, weil<br />
es das Land dauerhaft an EU-Regeln<br />
AFP/BEN STANSALL<br />
binde, sagt DUP-Brexitsprecher Samuel<br />
Wilson. Das Votum der Mini-<br />
Partei ist wichtig, weil die konservative<br />
Minderheitsregierung im Unterhaus<br />
vonder Unterstützungder zehn<br />
DUP-Abgeordneten abhängt.<br />
Aber Chequers sei „der einzige<br />
Plan auf dem Verhandlungstisch“,<br />
beteuertMay im BBC-Interview.Der<br />
nach dem Landsitz der Premierministerin<br />
benannte Kompromiss sieht<br />
einen weichen Brexit vor: Übergangsfrist<br />
bis Ende 2020, anschließend<br />
enger Assoziationsstatus. Um<br />
die Durchlässigkeit der inneririschen<br />
Grenze zu garantieren, soll das<br />
Vereinigte Königreich in einem Binnenmarkt<br />
für Güter verbleiben, will<br />
hingegen bei Dienstleistungen eigene<br />
Wege gehen.<br />
EisigesSchweigen<br />
Dass die 27 EU-Partner diesen Vorstellungen<br />
eine Abfuhr erteilt haben,<br />
ficht Maynicht an. Siemüssten schon<br />
detailliert sagen, worin ihre Einwände<br />
bestehen, glaubt die Premierministerin.<br />
Hartnäckig betont die<br />
stets etwas spröde wirkende Pfarrerstochter<br />
im BBC-Interview: „Meine<br />
Regierung und ich handeln im nationalen<br />
Interesse.“ Ganz zuletzt lässt<br />
sich May noch einen kritischen Satz<br />
über ihren Möchtegern-Herausforderer<br />
entlocken. Sie sei ganz darauf<br />
fokussiert, den besten Brexit-Deal abzuliefern.<br />
„Es zählt nicht unbedingt,<br />
wie oft man im Fernsehen auftritt.“<br />
Die ersten Reden am Sonntagnachmittag,<br />
bei denen es um die Außenpolitik<br />
ging, ließen allerdings<br />
vermuten, dass die Delegierten den<br />
Brexit-Ultras zuneigen. Wann immer<br />
vonder rosigen Zukunft Großbritanniens<br />
außerhalb des Brüsseler Clubs<br />
die Rede war, wurde heftig geklatscht.<br />
Wer das Chequers-Papier<br />
lobte,erntete eisiges Schweigen.<br />
Sebastian Borger<br />
sieht die Tories in der Brexit-<br />
Sackgasse.<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Maaßen erhält doch mehr<br />
Geld im Innenministerium<br />
Derscheidende Verfassungsschutzchef<br />
Hans-GeorgMaaßen wirdin<br />
seiner neuen Position wohl doch etwas<br />
mehr Geld verdienen –nach Informationen<br />
der Welt am Sonntag<br />
unter dem Strich etwa 200 Euro im<br />
Monat.Wiedas Blatt berichtet, erhält<br />
der 55-Jährige als künftiger Sonderberater<br />
für europäische und internationale<br />
Fragen im Ministerium eine<br />
Zulage vonrund 400 Euro proMonat.<br />
Diese sei etwa doppelt so hoch<br />
wie die bisherige Zulage. (dpa)<br />
Mazedoniens Premier geht<br />
von Sieg bei Referendum aus<br />
Nach dem Referendum in Mazedonien<br />
will Regierungschef ZoranZaev<br />
die Pläne für eine Namensänderung<br />
des Landes zur Abstimmung an das<br />
Parlament weiterleiten –obwohl<br />
rund zwei Drittel der Wahlberechtigten<br />
nicht an dem Referendum teilgenommen<br />
hatten. DieVolksvertretung<br />
solle das deutliche Ja zu der Namensänderung<br />
in Republik Nord-<br />
Mazedonien bestätigen, sagte Zaev<br />
am Sonntagabend. Laut Wahlkommission<br />
hatten gut 90 Prozent der<br />
Abstimmungsteilnehmer für die Namensänderung<br />
gestimmt. Auch EU-<br />
Erweiterungskommissar Johannes<br />
Hahn wertete das Ergebnis als Votum<br />
für eine Änderung des Namens<br />
sowie einen Kurs Richtung Nato und<br />
EU: „Mit dem deutlichen ,Ja’ gibt es<br />
breite Unterstützung für das Prespa-<br />
Abkommen und den euroatlantischen<br />
Wegdes Landes.“ (AFP,dpa)<br />
10 000 demonstrieren für<br />
Erhalt des Hambacher Forsts<br />
Zum Protestspaziergang durch den Forst<br />
kamen am Sonntag Tausende.<br />
DPA<br />
Beider Räumung des Hambacher<br />
Forsts ist die Polizei amWochenende<br />
vorangekommen, sieht sich aber<br />
noch nicht am Ziel. 77 Baumhäuser<br />
seien bisher geräumt und entfernt<br />
worden, sagte ein Polizeisprecher<br />
am Sonntag in Aachen. Wann die<br />
Räumung abgeschlossen ist, könne<br />
aber noch nicht gesagt werden. Am<br />
Sonntag kamen mehr als 10 000 Rodungsgegner,umgegen<br />
die Pläne<br />
vonRWE zu demonstrieren. (dpa)<br />
Maas erinnertanMassaker<br />
der Nazis in Marzabotto<br />
Außenminister Heiko Maas hat der<br />
Opfer eines Massakers deutscher<br />
Soldaten während des Zweiten Weltkrieges<br />
in Italien gedacht. In dem Ort<br />
Marzabotto bei Bologna sprach der<br />
SPD-Politiker am Sonntag von„Taten,<br />
die vonDeutschen begangen<br />
wurden, die uns in ihrer Grausamkeit<br />
den Atem stocken lassen“. Im<br />
September 1944 ermordeten deutsche<br />
Soldaten um den OrtHunderte<br />
Menschen, darunter vorallem Kinder,Frauen<br />
und Alte. (dpa)<br />
Brüssel kritisiertItaliens<br />
Schuldenstrategie<br />
DieSchuldenpläne der italienischen<br />
Regierung sind in Brüssel auf Kritik<br />
gestoßen. EU-Kommissionsvizepräsident<br />
Valdis Dombrovskis sagte,sie<br />
stünden im Widerspruch zu EU-<br />
Recht und verletzten gemachte Zusagen.<br />
Italiens Wirtschaftsminister<br />
Giovanni Tria betonte indes,die Gesamtverschuldung<br />
werdedank des<br />
Wachstums in den kommenden drei<br />
Jahreweiter sinken. (dpa)<br />
Die Feinheiten des Baukindergeldes<br />
Tausende Anträge auf Förderung sind bereits eingegangen –doch für wen lohnt es sich überhaupt?<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Einen großartigen Erfolg“<br />
nannte Bauminister Horst<br />
Seehofer (CSU) erst vergangene<br />
Woche im Bundestag<br />
das neu eingeführte Baukindergeld.<br />
Innerhalb weniger Tage seien bereits<br />
mehr als 10 000 Anträge eingegangen.<br />
Mittlerweile sind es laut Förderbank<br />
KfW noch einmal tausend mehr.<br />
Mitdem staatlichen Zuschuss will die<br />
große Koalition Eltern mit Kindern<br />
zum Eigentum verhelfen. „Dadurch<br />
wirdnicht eine bezahlbareWohnung<br />
mehr geschaffen“, sagt hingegen<br />
Chris Kühn, Grünen-Sprecher für<br />
Wohnungspolitik im Bundestag. Das<br />
Fördergeld hat Für- und Widersprecher<br />
zugleich.Wirerklären, für wenes<br />
sich eignet und wie die Fördersumme<br />
zu bekommen ist.<br />
Werhat Anspruch?<br />
Die erste Voraussetzung ist, Vater<br />
oder Mutter von mindestens einem<br />
Kind zu sein. So haben nicht nur<br />
Ehepaare mit Kindern Anspruch auf<br />
das Fördergeld, sondern gleichberechtigt<br />
auch Alleinerziehende, Lebenspartner,<br />
die nicht in einer Ehe<br />
leben, oder Partner aus einer eheähnlichen<br />
Gemeinschaft. Weiter<br />
greifen allerdings ein paar Einschränkungen:<br />
Das Baukindergeld<br />
ist explizit auf Eltern mit Kindern<br />
ausgelegt, was bedeutet, dass mindestens<br />
ein Kind mit im Haushalt leben<br />
muss, das jünger als 18 Jahre ist<br />
und für das der Antragsteller oder<br />
der Partner kindergeldberechtigt ist.<br />
Darüber hinaus kann die Förderung<br />
nur für die erste Immobilie beantragt<br />
werden. Der Bundesverband<br />
Verbraucherzentrale weist darauf<br />
hin, dass das auch dann gilt, wenn<br />
eine Immobilie geerbt oder geschenkt<br />
wurde,selbst dann, wenn der<br />
Antragsteller nur mit einem Anteil zusammen<br />
mit anderen an einer Immobilie<br />
im Grundbuch steht. Dasgleiche<br />
gilt für den Partner des Antragstellers.<br />
Diedritte wichtige Einschränkung<br />
bezieht sich auf eine maximale Einkommensgrenze,<br />
bis zu der das Fördergeld<br />
ausgezahlt wird. Anspruch<br />
hat, wessen zu versteuerndes Jahreshaushaltseinkommen<br />
bei einem<br />
Kind maximal 90 000 Euro beträgt,<br />
bei jedem weiteren Kind erhöht sich<br />
die Grenzeum15000 Euro.<br />
Wie wird das maximale Haushaltseinkommen<br />
berechnet?<br />
Zum Haushaltseinkommen zählen<br />
die Einkünfte beider Partner,<br />
nicht nur die des Antragstellers. Zugrunde<br />
gelegt werden die durchschnittlichen<br />
zu versteuernden Einkommen<br />
des zweiten und dritten Jahres<br />
vor Antragseingang. Wird der Antrag<br />
im Jahr 2018 gestellt, müssen also<br />
die Einkünfte beider Partner aus den<br />
Jahren 2015 und 2016 zusammenaddiert<br />
und anschließend durch zwei<br />
geteilt werden. Auch Einkünfte aus<br />
freien Tätigkeiten zählen dazu.<br />
Die bundeseigene Förderbank<br />
KfW, die das Baukindergeld gewährt,<br />
bietet auf ihrerWebseite einenVorab-<br />
Check, mit dem Eltern klären können,<br />
ob sie Anspruch haben.<br />
Rückwirkend ab dem 1. Januar 2018 kann<br />
das Baukindergeld inAnspruch genommen<br />
werden. Die letzte Förderung gibt es fürAbschlüsse,die<br />
bis Ende 2020 besiegelt werden.<br />
Der späteste Zeitpunkt für eineAntragstellung<br />
ist der 31.12.2023, sofernbis Ende 2020 eine<br />
Baugenehmigung erteilt wordenist.<br />
DIE FRISTEN<br />
Spätestens drei Monate nach Einzugbzw.–bei<br />
Kauf einer vorhergemieteten Immobilie –drei<br />
Monate nach Kaufvertragsunterzeichnung,<br />
muss derAntrag gestellt werden. Innerhalb von<br />
weiteren drei Monaten muss anschließend der<br />
Förderanspruch mit den notwendigenDokumenten<br />
nachgewiesen werden.<br />
SASCHA JAECK<br />
Wie müssen Familien vorgehen?<br />
Auf derselben Webseite<br />
(KfW.de/baukindergeld) lässt sich<br />
schließlich der Antrag stellen. Die<br />
KfW weist darauf hin, dass Anträge<br />
erst gestellt werden können, nachdem<br />
man in die neue Immobilie eingezogen<br />
ist. Denn neben den Einkommenssteuerbescheiden<br />
und<br />
dem Grundbuchauszug wird auch<br />
die Meldebestätigung des neuen<br />
Wohnsitzes als Nachweis verlangt.<br />
Erst dann läuft die Prüfung seitens<br />
der KfW an, ob der Zuschuss gezahlt<br />
wirdoder nicht. Somit handelt es sich<br />
nicht um eine Förderung der Anfangsfinanzierung,<br />
das Baukindergeld<br />
eignet sich vielmehr,Kredite abzubezahlen,<br />
nachdem diese längst in<br />
Anspruch genommen worden sind.<br />
Wie viel Zuschuss gibt es?<br />
Je mehr Kinder mit im Haushalt<br />
wohnen, desto mehr Geld wirdbezuschusst.<br />
Pro Kind gibt es insgesamt<br />
eine Förderung in Höhe von 12000<br />
Euro.Bei zwei Kindernsteigt diese auf<br />
24 000 Euro, bei vier Kindern auf<br />
48 000 Euro. Die Auszahlung, unabhängig<br />
von der Förderhöhe, wird<br />
über zehn Jahre gestreckt. Jährlich<br />
werden 1200 Euro pro Kind ausgezahlt.<br />
Dievolle Förderung erhält allerdings<br />
nur,wer ununterbrochen in der<br />
Immobilie wohnt. Steht nach fünf<br />
Jahren beispielsweise ein Auszug aufgrund<br />
eines Wohnortwechsels oder<br />
einer Trennung an, wird die restliche<br />
Förderung eingestellt.<br />
Die Auszahlung soll laut KfW frühestens<br />
ab März 2019 starten. Ein<br />
Rechtsanspruch besteht allerdings<br />
nicht. Im Haushaltsetat 2019 sind<br />
570 Millionen Euro dafür vorgesehen.<br />
Sind die Bundesmittel aufgebraucht,<br />
stehen die Chancen auf<br />
Förderung schlecht. Das Baukindergeld<br />
kann darüber hinaus mit anderen<br />
Zuschüssen kombiniert werden.<br />
Die gesamte Förderhöhe mehrerer<br />
Instrumente darf nur nicht höher<br />
sein als die Gesamtkosten – was<br />
kaum der Fall sein dürfte.<br />
Fazit: Was taugt das Förderinstrument?<br />
Kritiker bemängeln in erster Linie,dass<br />
die Förderung ihren eigentlichen<br />
Zweck verfehle, nämlich den,<br />
auch weniger finanzkräftigen Familien<br />
Wohneigentum zu ermöglichen.<br />
Nach einer Befragung des Portals elterngeld.de<br />
nehmen das Baukindergeld<br />
nur diejenigen in Anspruch, die<br />
sowieso bauen wollen. Gerade einmal<br />
neun Prozent gaben außerdem<br />
an, sich nur mit Hilfe des Baukindergelds<br />
ein Eigenheim leisten zu können.<br />
Die Mehrheit wolle den staatlichen<br />
Zuschuss vielmehr dafür nutzen,<br />
Kredite zügiger zu tilgen oder<br />
sich eine größere Immobilie zu leisten<br />
als ursprünglich geplant.<br />
Der Deutsche Mieterbund warnt<br />
außerdem, dass Preissteigerungen<br />
die Folge sein können. „Es entstehen<br />
keine neuen Wohnungen, stattdessen<br />
wirddie Umwandlung vonMietin<br />
Eigentumswohnungen angereizt<br />
und die Preise steigen“, so der Deutsche<br />
Mieterbund. Dasbetreffe vorallem<br />
attraktiveGroßstadtlagen.<br />
Politiker wollen Macht von Facebook begrenzen<br />
CSU-Vize Weber: EU muss marktbeherrschende Stellung prüfen. Das Soziale Netzwerk ist erneut Ziel von Hacker-Angriff<br />
Politiker mehrerer Parteien haben<br />
sich dafür ausgesprochen, den<br />
Internetkonzern Facebook angesichts<br />
seiner Marktmacht notfalls zu<br />
zerschlagen.„Ich halte es für geboten,<br />
die Monopolfrage zu stellen“, sagte<br />
CSU-Vize Manfred Weber dem Spiegel,<br />
wie das Nachrichtenmagazin am<br />
Wochenende berichtete. Das Netzwerk<br />
selbst stand unter dem Eindruck<br />
eines jüngst verübten Hackerangriffs.<br />
Die EU-Kommission müsse prüfen,<br />
ob der Konzern nach der Übernahme<br />
der Internetdienste Whats-<br />
App und Instagram eine „marktbeherrschende<br />
Stellung besitzt“, sagte<br />
Weber.Imäußersten Fall sei eine Entflechtung<br />
denkbar. Facebook hatte<br />
den MessengerdienstWhatsApp 2014<br />
übernommen, Instagram gehört<br />
schon seit 2012 Facebook.<br />
Aus der SPD kam Zuspruch für<br />
Webers Vorschlag. Der digitalpolitische<br />
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion,<br />
Jens Zimmermann, sagte<br />
dem Handelsblatt, auf europäischer<br />
Ebene müssten die Kriterien im Kartellrecht<br />
„dringend angepasst werden“.<br />
Gemessen an der Zahl der Nutzer<br />
hätte nach seiner Einschätzung<br />
„weder die Übernahme von Whats-<br />
App noch von Instagram genehmigt<br />
werden dürfen“. DerGrünen-Digitalexperte<br />
Dieter Janecek signalisierte<br />
ebenfalls Zustimmung. Digitalkonzerne<br />
wie Facebook hätten mittlerweile<br />
eine Größe erreicht, die demokratiegefährdend<br />
sein kann, sagte Janecek<br />
dem Handelsblatt.<br />
Als „absurd“ bezeichnete hingegen<br />
FDP-Fraktionsvize Michael<br />
Theurer den Vorschlag einer Zerschlagung.<br />
Die Entflechtung könne<br />
„nur eine Ultima Ratio“ sein. „Statt<br />
Schnellschüssen brauchen wir eine<br />
Wettbewerbspolitik für die digitale<br />
Wirtschaft aus einem Guss.“<br />
Am Freitag hatte das US-Unternehmen<br />
mitgeteilt, dass eine groß<br />
angelegte Hackerattacke auf Facebook<br />
verübt worden sei. Demnach<br />
sind bis zu 50 Millionen Nutzer des<br />
Netzwerks betroffen. Das Problem<br />
sei am Dienstag entdeckt und am<br />
Donnerstagabend behoben worden,<br />
sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg.<br />
Das Unternehmen nehme den<br />
Vorgang „sehr ernst“ und habe die<br />
Justiz eingeschaltet. Auch das FBI ist<br />
mit dem Fall befasst. (AFP)<br />
Das FBI<br />
ermittelt im<br />
Turbotempo<br />
Vorwürfe gegen Kavanaugh<br />
sollen bis Freitag geklärt sein<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Die Zeit ist extrem knapp, die<br />
Zahl der geplanten Vernehmungen<br />
stark beschränkt. Mit einer<br />
FBI-Untersuchung im Turbotempo<br />
wollen die Republikaner im US-Senat<br />
die hauchdünne Mehrheit für<br />
den wegen Nötigungsvorwürfen<br />
umstrittenen Richterkandidaten<br />
Brett Kavanaugh sichern. Präsident<br />
Donald Trump hat den Ermittlern<br />
eine Frist bis Freitag gesetzt, um die<br />
mehr als 30 Jahre zurückliegenden<br />
mutmaßlichen Vorfälle aufzuklären.<br />
Diejüngste Wende in dem Drama<br />
um die Berufung Kavanaughs war<br />
am Freitag ausgelöst worden. Nach<br />
einer achtstündigen Anhörung von<br />
Christine Blasey Ford,der ersten Anklägerin,<br />
und Kavanaugh, in deren<br />
Verlauf der Jurist wütende Tiraden<br />
gegen die oppositionellen Demokraten<br />
ausstieß, sollte der Justizausschuss<br />
des Senats den Wegfreimachen<br />
für die endgültige Bestätigung<br />
des erzkonservativen Richters am<br />
Obersten US-Gericht. Die Mehrheit<br />
der Republikaner schien gesichert,<br />
als plötzlich Senator Jeff Flake entgegen<br />
seiner ursprünglichen Ankündigung<br />
erklärte,erwerde zwar zustimmen,<br />
verlange aber eine FBI-Untersuchung.<br />
Es gab Tumulte, dann willigten<br />
seine Parteifreunde ein.<br />
Trump, der die Vorhaltungen am<br />
Donnerstag noch als „Beschiss“ bezeichnet<br />
hatte, enthielt sich zunächst<br />
weiterer Angriffe gegen die<br />
Frauen. Auf diese Weise könnten<br />
letzte Zweifel ausgeräumt werden,<br />
sagte er. Später griff Trump bei einer<br />
Wahlkundgebung die Demokraten<br />
scharfan, weil sie Kavanaugh ablehnen:<br />
„Sie versuchen zu blockieren<br />
und zu zerstören.“ Auch hat das<br />
Weiße Haus die Befugnisse der Ermittler<br />
extrem eingegrenzt. Man<br />
werde gezielt die bekannten Anschuldigungen<br />
von zwei Frauen untersuchen,<br />
mehr nicht, sagte ein Re-<br />
Brett Kavanaugh streitet die Vorwürfe der<br />
Frauen ab.<br />
AP/SAUL LOEB<br />
gierungsvertreter dem Wall Street<br />
Journal. Laut NewYorkTimes sollen<br />
nur vier Zeugen gehörtwerden.<br />
Im Zentrum der Untersuchungen<br />
stehen die Vorwürfe von Ford und<br />
Deborah Ramirez. Ford hat ausgesagt,<br />
dass Kavanaugh sie auf einer<br />
Schüler-Party 1982 als 17-Jähriger im<br />
angetrunkenen Zustand zu vergewaltigen<br />
versucht hat. Ramirez beschuldigt<br />
ihn, sich ein Jahr später bei einer<br />
Partyander Elite-Universität Yale vor<br />
ihr entblößt und seinen Penis in ihr<br />
Gesicht gedrückt zu haben. Kavanaugh<br />
streitet beide Vorfälle ab.Allerdings<br />
musste der stockkonservative<br />
Katholik, der sich bislang als Biedermann<br />
inszenierte, bei der Anhörung<br />
zugeben, dass er in dieser Zeit bisweilen„zu<br />
viel Bier getrunken“ habe.<br />
ExzessiveSaufgewohnheiten<br />
Insofern dürfte sein Schulfreund<br />
Mark Judge der interessanteste<br />
Zeuge sein. Er war laut Ford bei der<br />
versuchten Vergewaltigung anwesend,<br />
wurde später zum Alkoholiker<br />
und schrieb aus therapeutischen<br />
Gründen 1997 ein Buch, in dem von<br />
exzessiven Saufgewohnheiten seiner<br />
Clique und eines angeblich fiktiven<br />
Bart O’Kavanaugh die Rede ist.
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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Erdogan<br />
ZITAT<br />
Natürlich muss<br />
man mit ihm reden<br />
ArnoWidmann zweifelt, ob es richtig<br />
war,dem türkischen Präsidenten<br />
so eine Bühne zu bieten.<br />
Deutschland ist der größte Handelspartner<br />
der Türkei. Die Türkei spielt<br />
für die Bundesrepublik als Handelspartner<br />
dagegen nur eine nachgeordnete<br />
Rolle.Das Land exportiertvor allem Nahrungsmittel<br />
und Textilien nach Deutschland.<br />
UndMenschen: Die meisten Immigranten<br />
in Deutschland sind Türken. Die<br />
Lage der türkischen Wirtschaft ist zwiespältig.<br />
Einerseits zeigen die türkischen<br />
Wirtschaftsstatistiken wieder sieben Prozent<br />
Wachstum. Die türkische Wirtschaft<br />
boome,heißt es.Diesen offiziellen Zahlen<br />
gegenüber ist aber sicher Skepsis angebracht.<br />
Andererseits: Die türkische Lira<br />
verlor von Anfang des Jahres bis September<br />
vierzig Prozent an Wert. Die Inflation<br />
erreicht acht Prozent. Die Kreditwürdigkeit<br />
der türkischen Zentralbank liege<br />
nach verschiedenen Interventionen des<br />
Präsidenten bei null, erklärt der britische<br />
Finanzanalyst Timothy Ash, nicht zu verwechseln<br />
mit Timothy Garton Ash.<br />
Die Talfahrt der türkischen Lira hat<br />
freilich 2018 wieder viele deutsche Touristen<br />
ins Land gebracht. Beiseinem Besuch<br />
in Deutschland hat der türkische Präsident<br />
Recep Tayyip Erdogan die deutsche<br />
Wirtschaft gebeten, vermehrt inder Türkei<br />
zu investieren, und zugesagt, sie zu<br />
unterstützen. Diedeutsche Wirtschaft dagegen<br />
macht sich Sorgen um die Rechtssicherheit<br />
des Landes. Die geostrategische<br />
Lage der Türkei, vor Jahren noch von Erdogan<br />
als Riesenchance betrachtet für<br />
eine wichtigere Rolle im Nahen Osten,<br />
kostet das Land jetzt vor allem Kraft. Die<br />
Türkei steckt in zu vielen Konflikten.<br />
Der türkische Präsident Recep Tayyip<br />
Erdogan ist angesichts seiner schlechten<br />
innenpolitischen Performance darauf angewiesen,<br />
außenpolitisch Eindruck zu<br />
machen. Militärische Erfolge sollen ihm<br />
das Prestige, den Glorienschein verschaffen,<br />
die ihm ansonsten abgehen. In der<br />
Bundesrepublik sehen wir ihn meist in<br />
Glanz und Gloria, als Alleinherrscher, der<br />
alles unter Kontrolle hat. Wir übersehen<br />
dabei, dass er bei den –nicht mehr wirklich<br />
freien –Wahlen vom vergangenen<br />
Juni zwar noch eine deutliche Mehrheit<br />
errang, aber doch angewiesen bleibt auf<br />
die Zusammenarbeit mit der MHP, dem<br />
politischen Arm der Grauen Wölfe. Sein<br />
Volk ist dabei, sich vonihm zu verabschieden.<br />
Demeinst populären Erdogan bleibt<br />
nur noch die Diktatur.<br />
2016 antwortete er auf den gescheiterten<br />
Putschversuch seiner Gegner mit einem<br />
eigenen Putsch. Seit damals wurden<br />
insgesamt zwischen 170 000 bis 190 000<br />
öffentlich Bedienstete entlassen. Im Stalinismus<br />
nannte man das „Säuberungen“.<br />
Hier wie dort diente es nicht nur der Vertreibung<br />
oppositioneller Mitarbeiter,sondern<br />
auch der Abschreckung. Die Aktion<br />
stellt klar, dass niemand sich seines Postens<br />
sicher sein kann.<br />
Die Türkei war noch nie eine Demokratie.<br />
Sie schien einmal auf einem guten<br />
Wegdorthin. Das ist vorbei. In der Türkei<br />
regiert ein explosives Gemisch von religiösem<br />
und nationalistischem Fanatismus.<br />
Seit Jahrzehnten werden Kurden<br />
verfolgt, Dörfer niedergewalzt, politische<br />
und religiöse Minderheiten systematisch<br />
unterdrückt. Von einer oppositionellen<br />
Presse sind nur einige wenige Reste übrig<br />
geblieben. Recep Tayyip Erdogan erklärte<br />
in Köln, man solle den Terrorismus verurteilen.<br />
Jede Art von Terrorismus. Man<br />
würde ihm gerne für diesen Satz applaudieren.<br />
Aber wie soll man das tun? Er ist<br />
doch selbst einer der größten Terroristen<br />
des Nahen Ostens.<br />
Ist das ein Grund, nicht mit ihm zu<br />
sprechen? Natürlich nicht. Natürlich<br />
muss man mit Erdogan reden, natürlich<br />
muss man ihn zur Rede stellen. Natürlich<br />
muss man auch Kompromisse mit ihm<br />
eingehen. Noch wissen wir zu wenig, um<br />
beurteilen zu können, ob der Besuch Erdogans<br />
in Deutschland nur ein Erfolg für<br />
ihn war. Das war er, was die öffentliche<br />
Reaktion in der Türkei angeht, auf jeden<br />
Fall. Es war eine PR-Maßnahme,wie man<br />
sie sich besser kaum vorstellen konnte.<br />
DieBundesrepublik Deutschland hat keinen<br />
Schaden genommen. Ob sie dem<br />
Diktator so weit hat entgegenkommen<br />
müssen, wie sie es tat, ist zu bezweifeln.<br />
Kaputter geht auch kaum.<br />
Wer kennt die Wilhelm-Wundt-<br />
Medaille, den Johan-Skytte-<br />
Preis oder den Turing Award?<br />
All das sind begehrte Wissenschaftspreise.<br />
Unddennoch nimmt kaum jemand<br />
Notiz von ihnen. Beim Nobelpreis ist<br />
das anders.Erist für Wissenschaftler das,was<br />
der Oscar für die Schauspieler und die Olympiamedaille<br />
für die Sportler sind. Undsowerden<br />
an diesem Montag wieder viele gebannt<br />
nach Stockholm blicken, wo gegen Mittag der<br />
Nobelpreisträger für Medizin gekürtwird. Bis<br />
zu drei können es werden.<br />
Es ist faszinierend, dass Wissenschaft in<br />
Zeiten medialer Reizüberflutung noch einen<br />
Glamourfaktor hat. Andererseits ist es auch<br />
an der Zeit, den Nobelpreis kritisch zu betrachten.<br />
Über die Akademie-Entscheidungen<br />
bei den Literatur- und Friedensnobelpreisen<br />
gibt es ja bereits seit Jahren heftige<br />
Debatten. Nach internen Skandalen wirdder<br />
Literaturnobelpreis in diesem Jahr sogar erstmals<br />
seit 75 Jahren nicht vergeben.<br />
Wasaber ist mit den klassischen Sparten<br />
Medizin/Physiologie, Physik und Chemie?<br />
Auch hier gibt es Auseinandersetzungen.<br />
Denn wervollbringt heute wirklich noch solche<br />
einmaligen Leistungen, dass er es verdient,<br />
mit einem goldenen Kranz geehrt zu<br />
werden, der „weit hinaus in die zivilisierte<br />
Welt“ strahlt, wie es einst hieß? Wo gibt es<br />
heute noch einen Wilhelm Conrad Röntgen,<br />
eine Marie Curie, einen Robert Koch, einen<br />
MaxPlanck oder AlbertEinstein?<br />
Als die Nobelpreise 1901 zum ersten Mal<br />
vergeben wurden, schwebte über ihnen die<br />
Idee ihres Stifters Alfred Nobel, dass jene geehrtwerdensollten,<br />
„die im verflossenen Jahr<br />
der Menschheit den größten Nutzen geleistet<br />
haben“. DieseSicht war verständlich, geprägt<br />
vom Zeitalter der großen Entdeckungen und<br />
Imagekampagnen bergen ja immer ein gewisses<br />
Risiko. Was in Agenturräumen<br />
überzeugend wirkt, kann in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung ganz anders aussehen. Be<br />
Berlin etwa, die Hauptstadtkampagne,funktionierte<br />
vonAnfang an nicht besonders gut.<br />
Siewurde vonden <strong>Berliner</strong>nnicht angenommen,<br />
es gab Plagiatsbezichtigungen und<br />
man warfden Verantwortlichen Unregelmäßigkeiten<br />
imVergabeverfahren vor. DieKampagne<br />
musste so viel Kritik einstecken, dass<br />
Horst Seehofer sie heutzutage wohl zur<br />
Staatssekretärin beförderthätte.<br />
Obwohl es sie nun schon seit zehn Jahren<br />
gibt, fällt laut einer unrepräsentativen Umfrage<br />
in meinem Freundeskreis kaum jemandem<br />
auf Anhieb der Claim be Berlin ein.<br />
„Noch nicht mal unter Folter“, wie mir eine<br />
Freundin schreibt. Für einen Werbeslogan<br />
im Imperativ haben sie einfach die falsche<br />
Stadt gewählt.<br />
Die BVG dagegen sagt uns nicht, wie wir<br />
sein sollen. Sie liebt uns einfach so, wie wir<br />
sind. Daszumindest versucht sie,uns seit geraumer<br />
Zeit weiszumachen. Die Kampagne<br />
„#weilwirdichlieben“ ist deutlich populärer.<br />
Natürlich nicht zuletzt auch deshalb,weil wir<br />
darüber höhnisch lachen, wenn uns ein Bus<br />
vor der Nase wegfährt oder wenn die BVG<br />
ankündigt, Obdachlose im Winter nicht<br />
mehr in den Bahnhöfen übernachten zu lassen.<br />
Sie ist ein bisschen so wie der eine Ex-<br />
Freund, der uns sehr oft hängen ließ, uns<br />
aber andererseits so viele romantische SMS<br />
geschrieben hat, dass wir es trotzdem ein<br />
Nobelpreis<br />
Lädierter<br />
Kranz<br />
TorstenHarmsen<br />
ist für eine Relativierung der alles überragenden<br />
Auszeichnung für Wissenschaftler.<br />
KOLUMNE<br />
Lieber lustige<br />
Sprüche auf<br />
T-Shirts<br />
Katja Berlin<br />
Autorin<br />
HEIKO SAKURAI<br />
Erfindungen im 19. Jahrhundert. Heute ist es<br />
komplizierter.Die Antwortauf die Frage nach<br />
dem „größten Nutzen“ ist noch relativ einfach,<br />
wenn es um Entdecker neuartiger Medikamente<br />
gegen Tropenkrankheiten geht oder<br />
um Stammzellforscher,die Grundlagen neuer<br />
Therapien gegen Krebs und Alzheimer schaffen.<br />
Doch der Nutzen anderer Leistungen ist<br />
oft eine Ermessensfrage.<br />
Auch die Vorgabe „im verflossenen Jahr“<br />
hält niemand mehr ein. DiegeehrtenLeistungen<br />
liegen mitunter ein halbes Jahrhundert<br />
zurück. Für manchen Forscher kommt der<br />
Preis zuspät. Außerdem werden die Leistungen<br />
oft in großen Teams erbracht. Am Nachweis<br />
der einst von Einstein vorhergesagten<br />
Gravitationswellen waren zum Beispiel weltweit<br />
Hunderte Forscher beteiligt. Nurdreivon<br />
ihnen erhielten 2017 den Nobelpreis.<br />
Kritiker stoßen sich auch zunehmend an<br />
der Herkunft der meisten Preisträger: männlich,<br />
angelsächsisch, Elite-Uni. Beim Nobelpreis<br />
geht es um hohes Renommee und Geld.<br />
Da liegt es nahe zu vermuten, dass manche<br />
Entscheidungen der Nobeljuroren das Ergebnisintensiver<br />
Lobbyarbeit sind. So sollen sich<br />
die größten amerikanischen Universitäten<br />
lange vorder Nominierung auf wenige Kandidaten<br />
einigen, so dass immer wieder dieselben<br />
Namen fallen –andenen die Juroren in<br />
Stockholm am Ende nichtvorbeikommen.<br />
Vielleicht machen hier deutsche Institutionen<br />
etwas falsch. Auch hier sitzen Forscher,<br />
die nobelpreiswürdige Leistungen erbracht<br />
haben, wenn man etwa an die Mit-Entwicklung<br />
der Gentechnik-Methode Crispr/Cas<br />
durch die Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier<br />
denkt, die heute in Berlin wirkt.<br />
Auffällig ist überhaupt, dass es unter den<br />
bisher etwa 600 geehrten Naturwissenschaftlernnur<br />
18 Frauen gibt. Diebedeutende Kernphysikerin<br />
Lise Meitner wurde zum Beispiel<br />
mindestens 28-mal für den Physiknobelpreis<br />
nominiert–erhalten hat sie ihn nie.<br />
Wollte man den Preis wirklich an die modernen<br />
Strukturen der Wissenschaft anpassen,<br />
dann müsste man ihn auf andereFachgebiete<br />
ausweiten und künftig auch an ganzeInstitutionen<br />
vergeben können. Dann wäre allerdings<br />
das Einmalige dahin: dass einzelne<br />
Forscher mit ihren Lebenswegen und Leistungen<br />
im Mittelpunkt stehen – eben wie<br />
Schauspieler bei der Oscar-Verleihung.<br />
Insgesamt sollte man die Bedeutung des<br />
Nobelpreises etwas relativieren. Aus fachlicher<br />
Sicht ist es ein Preis unter vielen. Vielleicht<br />
verdienen auch die anderen Preise<br />
mehr Aufmerksamkeit.<br />
halbes Jahr mit ihm versucht haben. Undja,<br />
wenn ich wir sage, meine ich in dem Fall<br />
mich. Gegen lustige Plakate und Tweets über<br />
den öffentlichen Personennahverkehr ist<br />
nichts einzuwenden, aber es würde schon<br />
reichen, gut befördertzuwerden.<br />
Eine andere <strong>Berliner</strong> Kampagne, die uns<br />
im öffentlichen Raum überall begegnet und<br />
einen enormen positiven Imagewandel einleiten<br />
konnte, ist die der <strong>Berliner</strong> Stadtreinigung.<br />
BSR-Mitarbeiter haben im Ansehen<br />
dadurch stark gewonnen. Eigentlich erstaunlich.<br />
Dasist der vermutlich einzige Fall<br />
weltweit, bei dem erwachsene Männer T-<br />
Shirts mit lustigen Sprüchen tragen und das<br />
zu ihrem Vorteil gereicht.<br />
Seit dem Start der neuen Bundesligasaison<br />
gibt es in Berlin nun eine weitereImagekampagne.Hertha<br />
BSC, der Fußballclub mit<br />
dem hosenlosen Bärenmaskottchen,<br />
möchte uns vonsich überzeugen. Zu diesem<br />
Zweck werden auf Plakaten Fotos verschiedener<br />
Fans gezeigt unter dem Motto „InBerlin<br />
kannst du alles sein. Auch Herthaner“.<br />
Diealte Herthakampagne „Wetry.Wefail.<br />
We win“ war unter Anhängern schon nicht<br />
beliebt. Da war aber immerhin neben versuchen<br />
und scheiternnoch gewinnen möglich.<br />
Nun werden Fans präsentiert, als gehörten<br />
sie einer problembehafteten Randgruppe<br />
an. Eventuell stimmt das sogar, ich musste<br />
mich schon genauso häufig für meine Hertha-Sympathien<br />
rechtfertigen wie für mein<br />
sozialwissenschaftliches Studium. Aber was<br />
vermutlich selbstironisch rüberkommen<br />
soll, klingt stattdessen leider nur nach Resignation.<br />
Sie könnten auch gleich schreiben:<br />
„Wenn euch der Wegzur Alten Försterei zu<br />
weit ist“ oder „Immer noch besser als Eishockey“.<br />
Wenn Hertha weiterhin so überzeugend<br />
spielt, brauchen sie vielleicht bald keine<br />
Imagekampagne mehr. Ansonsten probieren<br />
sie es nächstes Mal lieber mit lustigen<br />
Sprüchen auf T-Shirts.<br />
„Etwas zu zerstören,<br />
ohne etwas Neues<br />
entwickelt zu haben,<br />
halte ich für<br />
brandgefährlich.“<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)<br />
über die jüngsten Angriffe<br />
des US-Präsidenten<br />
Donald Trump auf die Vereinten Nationen<br />
AUSLESE<br />
Kavanaugh hat sich<br />
disqualifiziert<br />
ImFall des Supreme-Court-Kandidaten<br />
Brett Kavanaugh, der des sexueller Missbrauch<br />
bezichtigt wird, soll das FBI eine<br />
Woche Zeit bekommen, die Vorwürfe aufzuarbeiten.<br />
Obwohl das Ergebnis noch<br />
nicht feststeht, sind sich die Kommentatoreneinig,<br />
dass Kavanaugh mit seinem Auftritt<br />
vor dem Senatsausschuss die Berechtigung<br />
für das Richteramt verspielt hat.<br />
Die Neue Züricher <strong>Zeitung</strong> am Sonntag<br />
schreibt: „Im Senat hat Kavanaugh eine<br />
Parteilichkeit für die Republikaner und einen<br />
Hass gegen die Demokraten an den<br />
Taggelegt, die sich mit der notwendigen<br />
Unvoreingenommenheit eines obersten<br />
Richters nicht vereinbaren lassen. Er hat<br />
sich nicht durch seine Vergangenheit,sondern<br />
durch seine Haltung disqualifiziert.“<br />
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />
macht zwar deutlich, dass Kavanaugh<br />
alle Vorwürfe zurückgewiesen habe. Aber<br />
das sei in einerWeisegeschehen,„wie man<br />
noch nie einen Bewerber im Anhörungsverfahrenerlebt<br />
hat. (...) Er griff die Senatorenan,<br />
unterbrachsie,fordertesie mit unverschämten<br />
Gegenfragenheraus. (...) Wer<br />
sich soaufführt, sollte nicht über andere<br />
richten dürfen.“ Die Washington Post<br />
macht auf die Tragweite des Skandals aufmerksam.<br />
So gehe es nicht mehr nur um<br />
die Person Kavanaugh: „Es geht darum, ob<br />
die eigene Vergangenheit die eigene Gegenwart<br />
beeinflussen soll (...). Und bis<br />
Ende nächster Woche wird esdarum gehen,<br />
ob die Wahrheit überhaupt eine Rolle<br />
spielt.“ Theresa Dräbing<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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und erreicht laut Mediaanalyse 2017 in Berlin und<br />
Brandenburg täglich 305 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
WieeinigeLäden<br />
am Sonntag dann<br />
doch öffneten<br />
Seite 11<br />
Häuserkampf –Linksautonome besetzen Gebäude Seite 11<br />
Partei-Austritt –Ex-Bürgermeister gibt verärgert sein SPD-Buch ab Seite 15<br />
Stadtbild<br />
Werdie<br />
Wahl hat<br />
BarbaraWeitzel<br />
vermisst den Überdruss<br />
am Überfluss.<br />
Vor einem Elektrofachmarkt am<br />
Alexanderplatz stehen morgens<br />
oft Menschen vor der Tür und warten,<br />
dass es 10 Uhrwird. Als gelte es,<br />
bei einem Konzerteinen Platz in der<br />
ersten Reihe zu ergattern. Man sieht<br />
Vorfreude in den Gesichtern, aber<br />
auch Unruhe. Ich glaube, esist die<br />
Unruhe der Wahl, die sich schon vor<br />
dem Einlass ausbreitet. Der Druck<br />
des Entscheiden-Müssens im Zuviel.<br />
In Elektrofachmärkten spürtman<br />
das Zuviel besonders stark, mehr<br />
noch als vorden Joghurtreihen in Supermärkten.<br />
Vielleicht, weil in den<br />
Regalen hier viele Warenglitzern, die<br />
man eigentlich –anders als Nahrung<br />
–nicht braucht. Jedenfalls nicht so<br />
oft. Man soll aber oft. Das sagen jedenfalls<br />
die Hersteller und der Zeitgeist<br />
so oft und so laut, bis man<br />
glaubt, dass man es selbst auch will.<br />
Wenn sich dann die Türen öffnen<br />
zu dieser Warenwelt –Paradies und<br />
Hölle in einem –, gehen die wenigsten<br />
zielgerichtet auf ein Produkt zu<br />
und kaufen es.Das große Suchen beginnt,<br />
Vergleichen, Abwägen. Man<br />
informiert sich, probiert aus, lässt<br />
sich von Beratern beraten und von<br />
Experten Expertenwissen mitteilen.<br />
Man runzelt die Stirn, geht noch<br />
eine Runde. Ist dieser Fernseher<br />
wirklich der Beste? Vielleicht doch<br />
ein paar Zoll mehr? Oder noch eine<br />
bessere Auflösung? Aber der Preis…<br />
Noch malschnell die Frau anrufen.<br />
Ein I-Phone oder doch ein Samsung?Vieles<br />
spricht für das eine,aber<br />
genauso viel für das andere.<br />
Die Qual der Wahl ist manchem<br />
anzusehen. Aber ist da auch Überdruss<br />
am Überfluss? Ichsehe ihn selten.<br />
Werihn bei sich spürt, kommt<br />
wohl nicht her. Ich gehe auch nur in<br />
Elektrofachmärkte, wenn es einen<br />
dringenden Grund gibt. Die Unruhe<br />
ist ansteckend, sie ergreift auch<br />
mich, obwohl ich weiß, was ich brauche<br />
–und vor allem: was ich nicht<br />
brauche.Der Überfluss lässt schwindeln,<br />
und der Schwindel weicht auch<br />
nicht in der Bahn nach Hause.<br />
Ichsehe die Augen und Finger der<br />
Menschen über die Displays der<br />
Handys zittern und tippen und wischen.<br />
Neben mir diskutiert jemand<br />
auf Facebook. Ich denke: Soziale<br />
Netzwerke haben viel gemein mit<br />
Elektrofachmärkten. In ihrer Paradies-<br />
und Höllenhaftigkeit, und weil<br />
es auch dort von allem zu viel gibt.<br />
Zu viele Bilder,Worte,Produkte,Katzen,<br />
Gesichter.Zuviel Geschrei.<br />
Ichfrage mich, wie viel besser vieles<br />
wäre, wenn wir bei der Wahl der<br />
Wortegenauso lange suchen würden<br />
wie bei der Wahl eines Endgerätes.<br />
Wenn wir, bevor wir eine Meinung<br />
kundtun, ebenso ausgiebig abwägen<br />
und leidenschaftlich vergleichen<br />
würden wie beim Kauf eines Fernsehers.<br />
Wenn wir, bevor wir ein Urteil<br />
rauströten, uns erst fragen würden,<br />
ob das Herauströten und das Urteil<br />
tatsächlich das Beste ist. Wenn wir<br />
alle noch eine Runde drehen würden,<br />
bevor wir eine Antwortauf eine<br />
schwierige Frage geben. Wenn jeder<br />
zunächst einen Experten fragen<br />
würde, bevor er sein virtuelles Gegenüber<br />
als dämlich abkanzelt.<br />
Oder wenn jeder schnell noch<br />
mal die Frau anruft. Oder einfach die<br />
Stirn runzelt und nachdenkt. Zum<br />
Beispiel beim Warten auf 10 Uhr.<br />
Diesel-Fahrverbote oder Tempo-30-Straßen. Auch in Berlin wird derzeit wieder mehr über Umweltprobleme diskutiert.<br />
Bereit zum Umlenken<br />
Eine exklusive Umfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> belegt: Die <strong>Berliner</strong> wollen Fahrverbote für alte Diesel<br />
VonJens Blankennagel<br />
Hektik macht sich in der<br />
Bundesregierung breit,<br />
denn kurz vor der Landtagswahl<br />
in Bayern –die<br />
wohl nicht nur dortsoeiniges verändern<br />
wird – soll nun doch noch<br />
schnell das Problem um die alten<br />
Dieselautos angegangen werden.<br />
Kanzlerin Merkel hat deshalb den<br />
Bundesverkehrsminister von der<br />
CSU in die Spur geschickt, um endlich<br />
eine Lösung vorzulegen.<br />
In dieser Frage haben auch die<br />
<strong>Berliner</strong> eine sehr klare Meinung.<br />
Das zeigt nun eine repräsentative<br />
Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes<br />
Forsa im Auftrag der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>: Beachtliche 71 Prozent<br />
der <strong>Berliner</strong> fänden ein Fahrverbot<br />
für ältere Diesel-Fahrzeuge mit hohem<br />
Stickstoffausstoß in der gesamten<br />
Innenstadt richtig. Selbst 63 Prozent<br />
der Autofahrer sind dafür.<br />
Die größte Unterstützung in dieser<br />
Frage kommt erwartungsgemäß<br />
von den Anhängern der Grünen: 95<br />
Prozent sind für Fahrverbote in der<br />
Innenstadt. Die größte Ablehnung<br />
in dieser Frage kommt hingegen<br />
von den Anhängern der AfD: Dort<br />
sagen 60 Prozent der Befragten Nein<br />
zu rigorosen Fahrverboten.<br />
VonPlatz 10 auf Platz 6<br />
Für die Umfrage befragte Forsa vom<br />
19. bis 27. September 1005 <strong>Berliner</strong>.<br />
Die Befragung macht klar, dass das<br />
breit diskutierte Problem des Fehlens<br />
von bezahlbaren Wohnungen<br />
die größte Sorge der <strong>Berliner</strong> ist.<br />
46 Prozent sehen dies als Hauptproblem.<br />
Im August des Vorjahres lag<br />
der Wert noch bei 34 Prozent.<br />
Doch im Schatten der großen Debatten<br />
um die Verkehrsprobleme<br />
und Baustellen der Stadt sowie den<br />
Lehrermangel hat sich das Thema<br />
Umwelt wieder auf Platz 6 der<br />
Hauptprobleme der <strong>Berliner</strong> vorgeschoben<br />
–imAugust des Vorjahres<br />
stand das Thema noch auf Rang 10.<br />
Doch die Problemsicht ist durchaus<br />
unterschiedlich bei den <strong>Berliner</strong>n.<br />
Allgemein ist bekannt, dass es<br />
unter den Anhängern der AfD recht<br />
viele Leute gibt, die nicht daran glauben,<br />
dass der aktuelle Klimawandel<br />
größtenteils menschgemacht ist.<br />
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Der Klimawandel ist größtenteils<br />
menschengemacht<br />
Angaben in Prozent<br />
ja<br />
Insgesamt<br />
18- bis<br />
29-Jährige<br />
30- bis<br />
44-Jährige<br />
45- bis<br />
59-Jährige<br />
60 Jahre<br />
und älter<br />
SPD-Wähler<br />
Linke-Wähler<br />
Grünen-Wähler<br />
CDU-Wähler<br />
FDP-Wähler<br />
AfD-Wähler<br />
NA<br />
andere Gründe<br />
2<br />
3<br />
7<br />
20<br />
6<br />
18<br />
3<br />
11<br />
27<br />
26<br />
20<br />
2<br />
12<br />
0<br />
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8<br />
9<br />
16<br />
22<br />
13<br />
19<br />
44<br />
22<br />
35<br />
sowohl als auch<br />
57<br />
64<br />
72<br />
76<br />
69<br />
66<br />
78<br />
86<br />
84<br />
95<br />
Fahrverbot in der Innenstadt<br />
für ältere Diesel-Fahrzeuge<br />
Angaben in Prozent<br />
ja<br />
Insgesamt<br />
23<br />
18- bis 29-Jährige<br />
12<br />
30- bis 44-Jährige<br />
4<br />
12<br />
22<br />
45- bis 59-Jährige<br />
20<br />
19<br />
36<br />
60 Jahre und älter<br />
SPD-Wähler<br />
Linke-Wähler<br />
Grünen-Wähler<br />
CDU-Wähler<br />
FDP-Wähler<br />
AfD-Wähler<br />
Wir feiern das Leben!<br />
nein<br />
34<br />
35<br />
33<br />
57<br />
66<br />
65<br />
62<br />
60<br />
71<br />
74<br />
71<br />
83<br />
84<br />
95<br />
BLZ/REEG; QUELLE: FORSA<br />
Das belegt auch die aktuelle Umfrage:<br />
Nur 44Prozent der AfD-Gefolgschaft<br />
glaubt, dass der Mensch<br />
der Hauptverursacher des Klimawandels<br />
ist. Unter allen Befragten<br />
sind es hingegen 72 Prozent. Den<br />
höchsten Wert gibt es überraschenderweise<br />
nicht bei den grünen Parteigängern,<br />
sondernbei den Linken.<br />
Es macht sich auch eine gewisse<br />
Resignationbreit. Nur42Prozent der<br />
Befragten denken, dass es mit einer<br />
Reduzierung des Ausstoßes von<br />
Kohlendioxid noch möglich ist, den<br />
Klimawandel aufzuhalten. Hingegen<br />
denken 45 Prozent, dass es dafür bereits<br />
zu spät ist.<br />
Gleichzeitig ist eine Mehrheit der<br />
<strong>Berliner</strong> für radikale Schritte –nicht<br />
nur beim Fahrverbot für alte Diesel-<br />
Autos. Sosind auch 81 Prozent für<br />
ein generelles Verbot vonKunststoffverpackungen,<br />
um die Müllmengen<br />
zu reduzieren. 73 Prozent halten es<br />
für sinnvoll, wenn sich einzelne<br />
Städte selbst ehrgeizige Klimaziele<br />
auferlegen. So will sich Berlin durch<br />
Energieeinsparungen und die Nutzung<br />
regenerativer Energien bis 2050<br />
in eine sogenannte „klimaneutrale“<br />
Stadt wandeln.<br />
Eigenes Verhalten ändern<br />
GETTY IMAGES<br />
Beisolchen Aussagen ist es natürlich<br />
immer auch wichtig, die <strong>Berliner</strong> zu<br />
fragen, inwieweit sie bereit sind, einen<br />
persönlichen Beitrag zu leisten,<br />
um zum Beispiel den Kohlendioxid-<br />
Ausstoß zu verringern. So würden<br />
78 Prozent der Befragten ihren persönlichenVerpackungsmüll<br />
reduzieren,<br />
56 Prozent würde sich energieeffiziente<br />
Geräte kaufen, selbst wenn<br />
die teurer wären. Allerdings wäre jeweils<br />
nur ein Drittel der Befragten<br />
bereit, öfter mal das eigene Auto stehen<br />
zu lassen oder auch weitestgehend<br />
auf Flugreisen zu verzichten<br />
oder weniger Fleisch oder Milchprodukte<br />
zu konsumieren.<br />
Die Umfrage zeigt auch, wie veränderlich<br />
Meinungen sind. So ist ein<br />
Dauer-Ärger-Thema der vergangenen<br />
Jahrefür die <strong>Berliner</strong> deutlich in<br />
den Hintergrund gerückt: der Ausbau<br />
des Flughafens BER in Schönefeld.<br />
Voreinem Jahr zählten 30 Prozent<br />
der Befragten diesen Krisen-Fall<br />
noch zu den größten Problemen der<br />
Stadt –aktuell sind es fünf Prozent.<br />
NACHRICHTEN<br />
Mann stirbt nach Kampf mit<br />
Einbrecher an Verletzungen<br />
Ein54-jähriger Mann aus Kreuzberg<br />
ist nach einem Einbruch in seine<br />
Wohnung gestorben. Nach Angaben<br />
der Polizei erlag er am Freitag den<br />
Verletzungen, die ihm der Einbrecher<br />
am Donnerstagabend zugefügt hatte.<br />
DerUnbekannte war nach bisherigen<br />
Erkenntnissen über ein Gerüst an<br />
dem Mietshaus in der Alexandrinenstraße<br />
in dieWohnung des Mannes<br />
eingedrungen. Dortkam es laut Polizeizueiner<br />
Auseinandersetzung, bei<br />
der der MieterVerletzungen erlitt. Der<br />
Täter flüchtete und war am Sonntag<br />
noch nicht gefasst, sagte eine Polizeisprecherin.<br />
Gesucht wirdnacheinem<br />
Mann mit schmalem Gesicht, dunklem<br />
Haar undBart. Er soll Mitte30<br />
sein. Er trug nach Angaben vonZeugeneineRegen-<br />
oder Sportjacke mit<br />
weißen Streifen aufden Ärmeln sowie<br />
ein blaues Basecap. (dpa)<br />
Drohne abgestürzt –vier<br />
Menschen leicht verletzt<br />
In Berlin ist eine Drohne auf die Zuschauer<br />
eines Sportturniers mit<br />
mehreren HundertTeilnehmerngestürzt.<br />
Vier wurden leicht verletzt,<br />
teilte die Polizei mit. DasFluggerät<br />
war am Sonnabend bei dem Versuch<br />
abgestürzt, Fotos vonder Veranstaltung<br />
unter freiem Himmel zu machen.<br />
DieDrohne krachte aus etwa<br />
30 MeternHöhe zu Boden. Grundfür<br />
den Absturzwar nach bisherigen Ermittlungen<br />
eine zu geringe Akkuleistung.<br />
Gegen den Verursacher wird<br />
nun wegen gefährlichen Eingriffs in<br />
den Flugverkehrermittelt. (dpa)<br />
Infostand von CDU<br />
angegriffen<br />
EinUnbekannter hat in Prenzlauer<br />
Berg einen Informationsstand der<br />
CDU attackiert. DerMann besprühte<br />
am Sonnabend an der John-Schehr-<br />
Straße am Stand ein Lastenfahrrad<br />
und ein Banner,wie die Polizei mitteilte.Auch<br />
ein CDU-Mitglied wurde<br />
an der Hand besprüht, als es die Herausgabe<br />
des Banners erzwang. Der<br />
Verdächtige flüchtete. (dpa)<br />
120 000 Besucher bei<br />
der Berlin ArtWeek<br />
Diefünftägige Berlin ArtWeek hat<br />
rund 120 000 Besucher angezogen.<br />
DieKunstveranstaltung habe damit<br />
ihreeigenen Erwartungen übertroffen,<br />
sagte ein Sprecher zum Abschluss.Ursprünglich<br />
war mit<br />
100 000 Besucherngerechnet worden.<br />
Allein die Kunstmesse ArtBerlin<br />
in den Hangars des früheren<br />
Flughafens Tempelhof zognach Angaben<br />
der Veranstalter mehr als<br />
35 000 Sammler,Kuratoren und<br />
Kunstinteressierte an. (dpa)<br />
Kommt bei den <strong>Berliner</strong>ngut an: die Berlin<br />
ArtWeek.<br />
DPA
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Stadtgeschichte<br />
Mitarbeiter des Postscheckamtes der Deutschen Reichspost in Berlin beim Bedienen der Sende- und Empfangsanlage im Jahr 1927<br />
MUSEUMSSTIFTUNG POST UND TELEKOMMUNIKATION<br />
Die WhatsApp der Kaiserzeit<br />
Vor150 Jahren wurden in Berlin elfmal täglich Briefe ausgetragen. Man konnte sich per Rohrpostkarte am Vormittag für den Nachmittag verabreden<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Komme heute Abend vorbei“,<br />
schrieb Fräulein<br />
Schneider aus Köpenick<br />
auf einer Postkarte morgens<br />
um zehn Uhr an den lieben<br />
Hans in Spandau. Im Jahr 1900<br />
konnte die Dame sicher sein, dass die<br />
Kurznachricht den Adressaten rechtzeitig<br />
vor ihrem Eintreffen erreicht.<br />
Wie war das möglich? Ohne Mail,<br />
SMS,WhatsApp? Diedamaligen Ingenieure<br />
und Wirtschaftsorganisatoren<br />
waren eben „nich vomKiez“, wie der<br />
<strong>Berliner</strong> sagte, also keine Deppen<br />
vom Fischerdorf, sondern innovative<br />
Leute in stürmisch voranschreitender<br />
Zeit. Natürlich wollten sie auch Geld<br />
verdienen –und das war staatlicherseits<br />
hocherwünscht.<br />
Respektsperson Briefträger<br />
Tatsächlich ersannen und betrieben<br />
unsereAltvorderen ein erstaunliches<br />
System aus technischer Erfindung,<br />
schlauer Organisation und einem<br />
hoch ausgeprägtem Dienstleistungswillen,<br />
um Nachrichten in rasanter<br />
Geschwindigkeit vonAnach B<br />
zu transportieren.<br />
Als Turbobeschleuniger wirkte<br />
die Rohrpost: Am 18. November 1865<br />
ging die erste pneumatische, also<br />
nach dem Prinzip vonLuftdruck und<br />
-sog arbeitende Verbindung zwischen<br />
<strong>Berliner</strong> Haupttelegrafenamt<br />
und <strong>Berliner</strong> Börse in Betrieb –zunächst<br />
ausschließlich für die Weiterleitung<br />
von Telegrammen. Die Bankiers<br />
waren begeistert, bekamen sie<br />
so doch umgehend die zum Beispiel<br />
aus London eingehenden neuesten<br />
Meldungen.<br />
1868 lagen bereits 18 Kilometer<br />
Rohrnetz, am 1. September 1876 begann<br />
der öffentliche Rohrpostbetrieb<br />
– in einem nunmehr auf<br />
25,9 Kilometer ausgebauten Röhrensystem<br />
zwischen Haupt-Telegrafenamt<br />
und vierzehn Postämtern.<br />
Jetzt war es möglich geworden, Postsendungen<br />
in Stundenfrist zu befördern.<br />
Der von Werner Siemens 1846<br />
erfundene Zeigertelegraf konnte<br />
zwar kurze Meldungen über lange<br />
Strecken übermitteln, aber auf der<br />
Kurzstrecke war die von jedermann<br />
auf einfachste Weise nutzbare Rohrpost<br />
auf Jahrzehnte unschlagbar.<br />
Zwischen den mit Rohrpoststationen<br />
ausgestatteten Postämtern,<br />
wo man seine Sendung in spezielle<br />
Schlitze steckte oder am Schalter<br />
einlieferte, gingen von 7bis 21 Uhr<br />
alle 15 Minuten Büchsen ab.Weil es<br />
jeweils nur ein Rohr für Hin- und<br />
Rückweg gab,regelte ein komplizierter<br />
Fahrplan die jeweiligen Absendezeiten.<br />
Solche Postämter trugen stolz<br />
entsprechende Schriftzüge und rote<br />
Laternen am Gebäude. ImJahr der<br />
Rohrposteröffnung zischten<br />
1324 899 Sendungen durch die Röhren,<br />
bis zum Jahr 1883 hatte sich<br />
diese Zahl verdoppelt.<br />
Die Zustellung in die Wohnung<br />
des Adressaten übernahm eine bedeutende<br />
Amtsperson –der Briefträger,<br />
inschmucker Uniform deutlich<br />
im Straßenbild sichtbar. Ertrug Ledertaschen<br />
um den Leib geschnallt,<br />
Eilbriefe steckten in roten Lackledertaschen.<br />
Rohrpost galt vom ersten<br />
Tage an als Eilsendung. Für die Briefe<br />
und Karten galt eine Normgröße,damit<br />
sie in die Büchsen passten: 10,5<br />
mal 14,8 Zentimeter, sehr dünnes<br />
Heidi Lehmann aus der Potsdamer Straße schreibt an Dieter Wilde in Dahlem und bittet<br />
um einen Anruf. Die Rohrpostkarte (rosa Papier,mit Markenaufdruck und der Zusatzmarke<br />
„Rohrpost und Eilbote“) stammt von 1936. MUSEUMSSTIFTUNG POST UND TELEKOMMUNIKATION<br />
rosa Papier, Gewicht maximal 20<br />
Gramm. Der Brief kostete 30 Pfennig,<br />
die Postkarte (mit aufgedruckter<br />
Marke) 25 Pfennig (das entsprach<br />
um 1900 einem Liter Bier oder einem<br />
Kilo Roggenbrot). In jenem Jahr verbanden<br />
bereits 121 Kilometer Rohrnetz<br />
48 Postämter; etwa sieben Millionen<br />
Sendungen gingen pro Jahr<br />
ab; 1919 waren es dann 167 Kilometer<br />
und 26 Millionen Sendungen.<br />
Elfmal proWerktag startete jedes<br />
Postamt die Stempelaktion –inden<br />
modernen Zeiten beschleunigten<br />
Stempelmaschinen diesen Amtsvorgang:<br />
Stempel musste sein für den<br />
exakten Nachweis des schnellen<br />
Austragens, dann kurz darauf zogen<br />
die Briefträger „auf Tour“ –wie gesagt<br />
unglaubliche elfmal am Tagzwischen<br />
7.15 Uhrund 20 Uhr, an Sonntagen<br />
fünfmal.<br />
Auf der ersten Runde des Tages<br />
schwärmten im Jahr 1884 jeweils<br />
900 Briefträger in die 800 Straßen<br />
und 18 310 Häuser des damaligen<br />
Berlin mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern<br />
aus. Auf diesem Frühgang<br />
stellten sie ein Drittel des täglichen<br />
Postaufkommens zu. Für die nächsten<br />
zehn Touren genügten 500 bis 600<br />
Austräger. Kam die Pferdebahn vorbei,<br />
sprangen die Briefträger auf, um<br />
schneller voranzukommen, schließlich<br />
war die <strong>Berliner</strong> Post bestrebt, alle<br />
Sendungen innerhalb vonzweiStunden<br />
zuzustellen. So erreichte selbst<br />
der vergessene Geburtstagsglückwunsch<br />
an den empfindlichen Onkel<br />
Albertnoch am selben Tage den Jubilar<br />
und verhinderte familiären Ärger.<br />
Die Deutsche Volkszeitung stieß<br />
gewiss auf Zustimmung ihrer Leserschaft,<br />
als sie am 11. Januar 1884<br />
lobte: „Die <strong>Berliner</strong> Postboten haben<br />
es verstanden, sich die Sympathie des<br />
Publikums in hohem Maße zu erwerben.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Briefträger ist eine<br />
populäre Persönlichkeit und ein allgemein<br />
beliebter Mann!“<br />
Das1988 erschienene Buch„<strong>Berliner</strong><br />
Post: Ereignisse und Denkwürdigkeiten<br />
seit 1237“ von Fritz Steinwasser<br />
weiß all diese Details und noch<br />
viele andere zuberichten, es liegt für<br />
jedermann zugänglich in der Bibliothek<br />
des Museums für Kommunikation<br />
in Berlin. Der Band macht auch<br />
auf die grandiosen Ungleichzeitigkeiten<br />
und Spannungen aufmerksam,<br />
die die <strong>Berliner</strong> in jenen Aufbruchsjahren<br />
auszuhalten hatten: Während<br />
die Rohrpostkapseln mit zehn Metern<br />
pro Sekunde auf unterirdischen<br />
Bahnen dahinflitzten, erhielt man<br />
oberirdisch auf die Frage „Wo geht’s<br />
denn hier zur Post?“ die Antwort: „Da<br />
jehn se am besten immer den Pferdeäppeln<br />
nach.“ 1859, das war kurzvor<br />
dem Start der Rohrpost, rumpelten<br />
über die notorisch schlechten Straßen<br />
Berlins 137 Postfuhrwagen vom<br />
Hof-Postamt zu den Stadtpost-Expeditionen<br />
und Bahnhöfen.<br />
Der Siegeszug der schnellen, kurzen<br />
Mitteilung per Postkarte erklärt<br />
sich nicht allein durch die Vorzüge<br />
der Rohrpost. Die Postkarte funktionierte<br />
auch außerhalb dieses technischen<br />
Netzes: Siebefreite das Schreiben<br />
von allem unnötigen Ballast, sie<br />
beanspruchte keinerlei prunkvolle<br />
Titulatur oder umständliche Ehrenbezeugungen.<br />
Knappe, sachliche<br />
Fassung mit dem Zweck, Abmachungen<br />
zu treffen, sich zu verabreden,<br />
Vergessenes kurz nachzureichen –<br />
das alles erledigte man per Postkarte.<br />
Sie diente dem augenblicklichen<br />
Zweck, für freundschaftliche, familiäre<br />
oder gesellige Mitteilungen –alles<br />
offen, für die Allgemeinheit von<br />
wenig Interesse,ohne Geheimniskrämerei.<br />
Allgemein akzeptierte Regeln<br />
untersagten Kränkungen, beleidigende<br />
Anreden, Verdächtigungen,<br />
Vorwürfe, Mahnungen, Zurechtweisungen.<br />
Wie früher,bloß noch schneller<br />
Die Postkarte war eines der ersten<br />
echten Massenkommunikationsmittel,<br />
und wie groß das Bedürfnis in den<br />
entstehenden, mobilen Massengesellschaften<br />
war, muss uns Heutigen<br />
niemand erklären, wir nutzen die<br />
elektronischen Mittel wie die Leute<br />
einst die Rohrpostkarte –freilich leider<br />
allzu oft ohne die beschriebene<br />
altmodische Etikette.<br />
Ansichtskarten gehen heute per<br />
WhatsApp-Bildchen sekundenschnell<br />
um die Welt. Die besten Zeiten<br />
der Rohrpost gingen in den 20er-<br />
Jahren zu Ende, verdrängt unter anderem<br />
durch die Allgegenwartdes Direktwähltelefons.<br />
Nach 1945 blieben<br />
nur Einzelstrecken in Betrieb –wie bis<br />
zur Wende die zwischen der Redaktion<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Alexanderplatz<br />
sowie ihrer Setzerei und Druckerei.<br />
In großen Kliniken wie der<br />
Charité gehen heute noch Präparate<br />
und Papiere per Luftdruck durch die<br />
Gebäude. Daspielt das System alle<br />
seine Stärken aus.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
BER-Witze<br />
Leitergasse –wichtig, wenn die Stadt brannte<br />
Aus Tonerbaut<br />
Solange der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) nicht<br />
fertig ist, schreibt er Geschichte und provoziert das Volk<br />
zum Witzereißen. Hier zwei Beispiele aus Internet-Funden:<br />
„Was hat der Mars mit dem <strong>Berliner</strong> Flughafen gemeinsam?<br />
In etwa 30 Jahren sollen die ersten Menschen<br />
dort landen.“ Oder: „Chuck Norris übernimmt morgen<br />
um 8Uhr die Bauleitung des neuen <strong>Berliner</strong> Flughafens…<br />
Um 10 Uhr ist Eröffnung.“ Chuck Norris ist übrigens<br />
ein amerikanischer Action-Held –klingt wie der<br />
Traum voneinem Bürgermeister anderen Typs.<br />
Viele weitere Witze über Berlin unter schlechtewitze.com/berliner oder<br />
http://witze.net/berlin-witze<br />
Die kleine Gasse führte im alten, man muss sagen, sehr<br />
alten Berlin, neben dem Kramhaus (nahe dem Rathaus)<br />
zum Neuen Markt. Dieser lag direkt vorder Marienkirche<br />
und gehörte neben Molken- und Fischmarkt zu den<br />
wichtigsten mittelalterlichen Geschäftszentren von Berlin-Cölln.<br />
Die Leitergasse war zwar klein und unscheinbar,<br />
aber ihr Name deutet auf einen für das Überleben<br />
der Stadt zentralen Aspekt: Dort lagerten die Bürger die<br />
Feuerleitern und Löschgeräte wie lederne Eimer, Patschen,<br />
Hacken und Fässer, die bei einem Stadtbrand<br />
rasch an Ortund Stelle sein sollten. BisEnde des 14. Jahrhunderts<br />
standen in der Spandauer Straße und deren<br />
Umgebung noch Holzhäuser, die mit Schindeln oder<br />
Stroh gedeckt waren. Zwischen den Häusern standen<br />
strohbedeckte Scheunen. Tatsächlich gab es auch immer<br />
wieder verheerende Stadtbrände. Von diesem Problem<br />
zeugen auch die Existenz von Leitergassen in anderen<br />
Städten. Meist hingen Leitern außen an den Wänden.<br />
1677 verkaufte der Ratder Stadt Berlin<br />
drei Viertel der Leitergasse für<br />
865 Thaler an den Mühlenhofschreiber<br />
AndreasWilke.Der Name wirdbis<br />
1685 verzeichnet, dann wurde die<br />
Gasse verbaut. (mtk.)<br />
Ledereimer zum Feuerlöschen.<br />
ANDREAS PRAEFCKE<br />
„Schön, solide –Märkische Ziegel für den <strong>Berliner</strong> Nordosten“<br />
–die Ausstellung des Museums Pankow. Im Bezirk,<br />
aber bei weitem nicht nur dort, entstanden in der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Wohnviertel und Industrieanlagen,<br />
Sozialbauten und Anlagen der städtischen<br />
Infrastruktur auf Wiesen und Äckernder Dörfer in<br />
Berlins Umgebung in Ziegelbauweise. Durch die Bautätigkeit<br />
in Berlin erlebte die Brandenburgische Ziegelindustrie<br />
einen enormen Aufschwung. Erzählt wird ein<br />
aufbauendes Kapitel Stadtgeschichte.<br />
Sonderausstellung des Museums Pankow,Ausstellungshalle Di-So,<br />
10-18 Uhr,bis 11. November
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Neue Runde im Häuserkampf<br />
Linksautonome besetzen aus Protest gegen die drohende Räumung des Hauses Liebigstraße 34 in Friedrichshain ein Haus in der Nähe. 390 Polizisten im Einsatz<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Vermummte Sympathisanten aus der <strong>Berliner</strong> Hausbesetzerszene haben am Rande einer Demo am Sonnabend bengalische Feuer entzündet und schwenken eine Fahne. FOTO:MANGX<br />
Der Kampf um mehrere von<br />
linksautonomen Gruppen bewohnte<br />
Häuser in Friedrichshain<br />
geht in eine neue Runde. „Liebig 34<br />
verteidigen gegen Gentrifizierung“,<br />
so lautete das Motto einer Demo,die<br />
am Sonnabend ab 19 Uhr vom Wismarplatz<br />
bis zum Bersarinplatz (beides<br />
in Friedrichshain) führte. InAnschluss<br />
kam es zu einer vorübergehenden<br />
Hausbesetzung. Der Anlass<br />
der wütenden Proteste: Im Dezember<br />
läuft der Pachtvertrag zwischen<br />
einem nach eigenen Angaben „anarcha-queer-feministischen<br />
Hausprojekt“<br />
und dem Eigentümer des Hauses<br />
in der Liebigstraße 34 aus.<br />
„Wir können und wollen nicht zulassen,<br />
dass uns dieses Haus genommen<br />
wird“, heißt es in einer im Internet<br />
veröffentlichten Stellungnahme<br />
der Gruppe. Die „Liebig 34“, die nur<br />
etwa hundert Meter von der einschlägig<br />
bekannten Rigaer Straße 94<br />
entfernt ist, sei „Teil verschiedener<br />
politisch notwendiger Kämpfe“.<br />
Weiter heißt es:„Lasst uns diese Politik,<br />
diese Kämpfe gemeinsam geschlossen<br />
auf die Straße tragen! Liebig<br />
34 verteidigen!“<br />
Am Sonnabend nahmen in der<br />
Zeit von 19.10 Uhr bis 20.15 Uhr bis<br />
zu 1000 Personen an dem Aufzug<br />
teil, der vomWismarplatz durch den<br />
Friedrichshainer Kiez zum Bersarinplatz<br />
führte. Während der Demonstration<br />
vermummten sich mehrere<br />
Teilnehmer. „Auf einigen Dächern<br />
der Mehrfamilienhäuser an derWegstrecke<br />
standen Personen, die pyrotechnische<br />
Gegenstände auf die eingesetzten<br />
Polizistinnen und Polizisten<br />
warfen“, sagt ein Sprecher. Ein<br />
Beamter wurde verletzt. Er erlitt ein<br />
Knalltrauma und musste seinen<br />
Dienst beenden.<br />
Gegen 20.15 Uhr wurde dann per<br />
Lautsprecher von den Demo-Veranstaltern<br />
dazu aufgerufen, sich zu einem<br />
Wohnhaus im nahe gelegenen<br />
Weidenweg zu begeben. Wie der Polizeisprecher<br />
berichtete „drangen<br />
etwa 20 Personen in eine leerstehende<br />
Wohnung im Vorderhaus ein<br />
und erklärten diese als besetzt.“<br />
Vor besagtem Haus versammelten<br />
sich zudem mehrere hundert<br />
Linksautonome.Etwa 80 davon setzten<br />
sich nach Polizeiangaben unmittelbar<br />
vorden Hauseingang und blockierten<br />
so den Zugang. Da sie sich<br />
„trotz mehrfachem Bitten nicht entfernten,<br />
mussten sie beiseite getragen<br />
werden“, teilte die Polizei am<br />
Sonntag weiter mit.<br />
Nachdem der für das Haus Verantwortliche<br />
informiert wurde,<br />
stellte er noch in der Nacht Strafanzeige<br />
wegen Hausfriedensbruchs,<br />
Strafantrag sowie ein Räumungsersuchen.<br />
Um 0.40 Uhr brachen die<br />
Einsatzkräfte daraufhin die Tür der<br />
besetzten Wohnung auf und brachten<br />
die Autonomen nach draußen.<br />
Auf einer linken Internetplattform<br />
erklärten die Besetzer schließlich:<br />
„Das fast leerstehende Haus<br />
wurde heute wieder mit Leben gefüllt.“<br />
Die Besetzung des Weidenwegs<br />
63 stelle sich„radikal gegen den<br />
sexistisch und kapitalistisch strukturierten<br />
Wohnungsmarkt.“<br />
Die Bilanz der Polizei: „Im Zusammenhang<br />
mit dem Aufzug und<br />
dem anschließenden Hausfriedensbruch<br />
nahmen die Einsatzkräfte insgesamt<br />
87 freiheitsbeschränkende<br />
Maßnahmen vor. Die 42 Männer<br />
und 45 Frauen wurden alle wieder<br />
vorOrt entlassen.“<br />
Im Namen des Kunden<br />
Trotz gerichtlichem Verbot hatten viele Einkaufszentren in Berlin am Sonntag geöffnet<br />
VonKatrin Bischoff und<br />
Christian Gehrke<br />
Die Galeria Kaufhof am Alexanderplatz<br />
ist an diesem Sonntag<br />
voller Kunden. Vorden Türen läuft<br />
das Oktoberfest. Das ist das Vehikel,<br />
mit dem das Kaufhaus seine Sonntagsöffnung<br />
begründet. Auch andere<br />
Einkaufscenter in der Stadt sind an<br />
diesem Taggeöffnet. Dabei hatte das<br />
Oberverwaltungsgericht eine vom<br />
Senat wegen der in Berlin stattfindenden<br />
Art Week gestattete Sonntagsöffnung<br />
eigens untersagt. Es bestehe<br />
kein öffentliches Interesse.<br />
Trotzdem ist die Stadt an diesem<br />
Tag voller potenziell kauflustiger<br />
Menschen. Um diese an diesem Tag<br />
zu tatsächlichen Käufern zu machen,<br />
haben sich die Händler beim<br />
jeweiligen Bezirksamt eine Öffnung<br />
genehmigen lassen. Dasist mit individueller<br />
Begründung zweimal im<br />
Jahr erlaubt – hinzu kommen die<br />
acht zentral vom Senat festgelegten<br />
verkaufsoffenen Sonntage. Diesmal<br />
kann angesichts der vielen offenen<br />
Geschäfte von Individualität freilich<br />
keine Rede sein, eher wirkt es wie<br />
eine konzertierte Aktion.<br />
Dennoch ergibt sich auch an diesem<br />
Sonntag kein einheitliches Bild.<br />
Schon traditionell bleibt das<br />
KaDeWe amWittenbergplatz mit seinem<br />
starken Betriebsrat geschlossen,<br />
während etwa Peek &Cloppenburgnebenan<br />
geöffnet hat.<br />
Ein junges Paar will dort Schuhe<br />
kaufen. Der 26-jährige Mann ist<br />
selbst im Einzelhandel tätig und kritisiert,<br />
dass Läden sonntags geöffnet<br />
sind. „Verdi hat sich nicht umsonst<br />
für die Arbeitnehmer eingesetzt“,<br />
sagt er. Eskönne sein, dass ein Zuschlag<br />
für die Angestellten schon ein<br />
Anreiz sei, um zu arbeiten. Doch er<br />
frage sich, ob dieser immer gezahlt<br />
werde. „Ich finde, man sollte die Arbeitnehmer<br />
entscheiden lassen, ob<br />
sie sonntags arbeiten wollen.“<br />
Andreas Splanemann ist über die<br />
Sonntagsöffnung auch nicht glücklich.<br />
Der Sprecher der Gewerkschaft<br />
Verdisagt, dass das Ladenschlussgesetz<br />
derzeit in Berlin gedehnt werde<br />
„Das Ladenöffnungsgesetz<br />
wird<br />
derzeit in Berlin<br />
gedehnt wie ein<br />
Gummiband.“<br />
Andreas Splanemann, Verdi-Sprecher<br />
wie ein Gummiband. „Die Händler<br />
geben lächerliche Anlässe dafür an,<br />
am Sonntag öffnen zu können“, erklärter.<br />
DasOktoberfest am Alex und<br />
der bevorstehende Tag der Deutschen<br />
Einheit sind nur zwei Beispiele.<br />
„Wenn wir dem nicht entgegentreten,<br />
wird bald jedes Straßenfest<br />
dazu genutzt, den Sonntag als<br />
freien Tagzuunterwandern.“<br />
Verdi hatte gegen die vom Senat<br />
zur Art Week gebilligte Sonntagsöffnung<br />
geklagt. „Warum muss wegen<br />
einer Kunstveranstaltung ein<br />
Elektromarkt am Stadtrand öffnen“,<br />
fragt Splanemann rhetorisch. Es<br />
gehe den großen Märkten nur<br />
darum, vom Kuchen mehr abzubekommen.<br />
KleinereHändler könnten<br />
dabei nicht mithalten. „Das ist Wettbewerbsverzerrung.<br />
Wenn wir so<br />
weitermachen, gibt es bald keine<br />
kleinen Läden mehr.“<br />
In seinen Augen wollen die Großhändler<br />
das <strong>Berliner</strong> Ladenöffnungsgesetz<br />
kippen. „Es muss grundsätzlich<br />
geklärt werden, was ein bedeutender<br />
Anlass für eine Sonntagsöffnung<br />
ist“, so Splanemann. Zudem<br />
gebe es Befürchtungen, dass die Zuschläge<br />
für Sonntagsarbeit wegfallen<br />
sollen. „Davor müssen wir die Beschäftigten<br />
schützen.“<br />
Nils Busch-Petersen versteht die<br />
ganze Aufregung nicht. Der Hauptgeschäftsführer<br />
des Handelsverbandes<br />
Berlin-Brandenburg sagt, die<br />
Händler hätten mit der Sonntagsöffnung<br />
nach Gesetz gehandelt und<br />
sich bei ihren Bezirksämtern gemeldet.<br />
„Zehn Jahre lang gab es mit der<br />
Gewerkschaft ein friedliches Miteinander“,<br />
sagt Busch-Petersen. Doch<br />
seit eineinhalb Jahren versucheVerdi<br />
gegen die Sonntagsöffnungen vorzugehen.<br />
„Aber Berlin ist nicht Krefeld<br />
oder Wuppertal. Berlin muss<br />
sich mit London und Paris messen<br />
können“, sagt Busch-Petersen. Man<br />
könne keinem Touristen vermitteln,<br />
warum in Berlin die Läden am Sonntag<br />
geschlossen seien.<br />
Auch würden viele Beschäftigte<br />
Sonntagsöffnungen positiv gegenüberstehen.<br />
„Weil sie einen freien Tag<br />
bekommen und 220 Prozent der Vergütung“,<br />
sagt Busch-Petersen.<br />
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Am Sonntag wurde die Flaniermeile Tauentzien zur Einkaufsmeile.<br />
VOLKMAR OTTO
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
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Berlin<br />
Der Todvon<br />
Devisenhändler<br />
Helmut R.<br />
Mitbewohner steht wegen<br />
Mordes vor Gericht<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Ergalt aufgrund seiner dubiosen<br />
geschäftlichen Vergangenheit als<br />
vermögend. Der 42-jährige Helmut<br />
R. handelte im Internet mit Devisen.<br />
Er soll ein betrügerisches Investment-Model<br />
betrieben und mit<br />
einer Art Schneeball-System Geld<br />
vonInvestoren verloren oder für sich<br />
verwendet haben. Dafür soll er sogar<br />
seinen Lebenslauf gefälscht haben.<br />
Schon einmal war er deswegen in Insolvenz<br />
gegangen, schon einmal verloren<br />
Anleger ihr Geld.<br />
Helmut R. verschwand nach einem<br />
Türkei-Urlaub im Oktober vergangenen<br />
Jahres. Doch Bekannte<br />
meldeten den Mann erst im November<br />
als vermisst. DerDevisenhändler<br />
soll ab und an für einige Zeit nicht erreichbar<br />
gewesen sein. Die Polizei<br />
vermutete sehr schnell, dass der<br />
Mann zum Opfer eines Verbrechens<br />
wurde und dass das Motiv in den dubiosen<br />
Geschäften des Verschwundenen<br />
zu finden sein könnte.<br />
Dann rückte Mitbewohner<br />
Ferdi B.inden Fokus der Ermittlungen.<br />
Anfang Februar dieses Jahres<br />
wurde er wegen des dringenden Tatverdachts<br />
des Mordes festgenommen.<br />
Ein Richter erließ einen Haftbefehl<br />
gegen den Kneipier.<br />
Wertvolle Uhrengestohlen<br />
Ab kommenden Freitag muss sich<br />
der 47-jährige Ferdi B.wegen Mordes,<br />
Raubes mit Todesfolge, Diebstahls,<br />
Betrugs und Computerbetrugs<br />
vor einer Schwurgerichtskammer<br />
des Landgerichts verantworten.<br />
Er soll Helmut R. unmittelbar nach<br />
dessen Rückkehr aus der Türkei am<br />
19. Oktober in der gemeinsamen<br />
Wohnung in der Bregenzer Straße in<br />
Wilmersdorfgetötet haben.<br />
Die Staatsanwaltschaft geht von<br />
einer Verdeckungstat aus. Ferdi B.<br />
soll Helmut R. in der Wohnung bestohlen<br />
haben. Der Angeklagte habe<br />
zwei hochwertige Uhrenentwendet,<br />
die Helmut R. für einen Dritten in<br />
Verwahrung gehabt haben soll. Die<br />
Uhren soll der Angeklagte in einem<br />
Pfandhaus verkauft und das Geld für<br />
sich verwendet haben.<br />
Um der Strafverfolgung zu entgehen,<br />
soll Ferdi B.den Deivisenhändler<br />
getötet und zudem auch das Mobiltelefon<br />
samt SIM-Karte des Opfers<br />
an sich genommen haben. Mit<br />
der SIM-Karte habe der Angeklagte<br />
Geld vom Konto des Getöteten auf<br />
ein Konto überwiesen, auf das er<br />
später habe zugreifen können.<br />
Für das Verfahren sind bisher insgesamt<br />
17 Verhandlungstage vorgesehen.<br />
Ein Urteil könnte am 7. Dezember<br />
gesprochen werden.<br />
Klaus Wowereit feiertamMontag seinen 65. Geburtstag.<br />
Voneinem, der die Stadt veränderte<br />
VonJulia Haak<br />
Der erste Vorschlag, den<br />
Google für eine Suchanfrage<br />
nach dem früheren<br />
Regierenden Bürgermeister<br />
von Berlin macht, lautet<br />
„Klaus Wowereit tot“. Das klingt<br />
nicht gut. Wasfolgt, hört sich allerdings<br />
nicht viel besser an.„KlausWowereit<br />
krank“, „Klaus Wowereit alter“,<br />
„Klaus Wowereit heute“. DasInternet,<br />
so könnte man sagen, hat mit<br />
Klaus Wowereit abgeschlossen.<br />
Manmuss darüber nicht erschrecken.<br />
Klaus Wowereit geht es gut. Er<br />
feiertamheutigen Tagseinen 65. Geburtstag.<br />
Wenn es allerdings erstmal<br />
soweit gekommen ist, dass das Interesse<br />
der Nutzer einer Informationsplattform<br />
sich in erster Linie darauf<br />
richtet, ob es eine Person überhaupt<br />
noch gibt, ist der Bedeutungsverlust<br />
lange eingetreten. Klaus Wowereits<br />
Zeit, in der er die Politik und das Leben<br />
der deutschen Hauptstadt als ihr<br />
kommunales Oberhaupt und als<br />
SPD-Politiker prägte,ist vorbei. So ist<br />
das.Ganz wertneutral betrachtet.<br />
In diesen Tagen ist das Interesse<br />
an der Person Wowereit plötzlich<br />
wieder aufgeflammt. Es liegt an seinem<br />
runden Geburtstag. Michael<br />
Müller, der Regierende Bürgermeister<br />
und Wowereits Nachfolger,<br />
schickt Glückwünsche. „Klaus Wowereit<br />
hat sich große Verdienste um<br />
die deutsche Hauptstadt erworben.<br />
Ohne ihn stünde Berlin heute nicht<br />
so gut da: als Stadt mit einem Spitzenplatz<br />
beim Wirtschaftswachstum,<br />
als Ort, der weltweit für seine<br />
Klaus Wowereit wird 65 Jahre alt. Ein Anlass für einen nachdenklichen Rückblick<br />
Toleranz, Vielfalt und Offenheit geachtet<br />
wird“, schreibt Müller.<br />
Jetzt werden sie alle noch einmal<br />
erzählt, die alten Geschichten. Es<br />
sind Geschichten über den Partymeister,<br />
über jenen Mann, der im<br />
Jahr 2001 bei der „Bambi“-Verleihung<br />
für Fotografen einen roten Stöckelschuh<br />
in die Hand nimmt und so<br />
tut, als trinke er daraus,der 2003 sagt<br />
„Berlin ist arm, aber sexy“, über einen,<br />
der die Korken knallen lässt.<br />
Wasdie Politik betrifft, ist die Bilanz<br />
deutlich gemischter. 13Jahre<br />
lang, von 2001 bis 2014, hat Klaus<br />
Wowereit die Stadt als ihr Oberhaupt<br />
geprägt. Eines seiner größten Verdienste<br />
ist vielleicht jener Satz, den<br />
er ganz am Anfang dieser Zeit sagt,<br />
so offen wie kein Politiker vor ihm:<br />
„Liebe Genossinnen und Genossen,<br />
ich sag’s euch auch, und wer’s noch<br />
nicht gewusst hat: Ich bin schwul –<br />
und das ist auch gut so,liebe Genossinnen<br />
und Genossen!“ Dieser Satz<br />
verändertden Umgang mit der sexuellen<br />
Orientierung, er macht das Leben<br />
für Homosexuelle leichter und<br />
verbessert das gesellschaftliche Zusammenleben<br />
nachhaltig. Und dabei<br />
ist es damals ein Satz mit hohem<br />
Risiko. Wowereit kann nicht sicher<br />
sein, ob das gut gehen wird, aber es<br />
wird geredet, die Boulevardpresse<br />
recherchiert. Also kommt er ihr zuvorund<br />
hat damit Erfolg.<br />
Den Dingen zuvorkommen, das<br />
macht Wowereit aus. Auch noch am<br />
Ende. 2014 gibt er sein Amt auf, bevorihn<br />
irgendjemand vomHof jagen<br />
kann –obesseine Rivalen in der SPD<br />
„Es ist Klaus Wowereit zu verdanken, dass<br />
nach einem Jahrzehnt des Zusammenwachsens<br />
eine Dekade der Modernisierung folgte.“<br />
Michael Müller, Regierender Bürgermeister<br />
sind, die Wähler oder beide gemeinsam.<br />
Als der Flughafenbau am BER<br />
in einem einzigartigen Desaster<br />
scheitert, ist es Zeit zu gehen.<br />
Die Deutsche Presseagentur hat<br />
dieser Tage ein Gespräch mit Wowereit<br />
geführt. Der bemerkenswerteste<br />
Satz darin ist, dass er kein Comeback<br />
erwägt. „Das war ein Schritt ohne<br />
Rückfahrkarte“, sagt er. Als ob das<br />
vorstellbar wäre. Alsobernicht auch<br />
einen großen Anteil daran hätte,<br />
dass in Berlin heutzutage auch abseits<br />
vom Flughafen einfach nichts<br />
wirklich klappt und fertig wird.<br />
„Sparen, bis es quietscht“, auch<br />
das ist eine Formulierung von Klaus<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
Wowereit, der zur gleichen Zeit mit<br />
seinen öffentlichkeitswirksamen Eskapaden<br />
dazu in einem bizarren Widerspruch<br />
steht. Mit Thilo Sarrazin<br />
engagiert er einen Finanzsenator,<br />
der mit seinen Statistiken in der öffentlichen<br />
Verwaltung Angst und<br />
Schrecken verbreitet und sie dann<br />
soweit runterspart, bis nichts mehr<br />
funktioniert.<br />
An den Folgen des radikalen Sparkurses<br />
knabbert die Hauptstadt immer<br />
noch. Heute drohen Bauherren<br />
den Behörden mit Klage, weil ihre<br />
Anträge nicht bearbeitet werden.<br />
Brücken können nicht gebaut werden,<br />
unter anderem weil in den<br />
chronisch unterbesetzten Stadtplanungsämtern<br />
keine Fachleute sitzen,<br />
die die Statik überprüfen könnten.<br />
Die Wohnungsnot, auch sie ist<br />
eine Folge von zuwenig staatlichem<br />
Handeln in der ÄraWowereit.<br />
Michael Müller formuliert inseinem<br />
Glückwunsch so: „Es waren vor<br />
allem finanziell keine einfachen Jahre<br />
für Berlin. Die Lage kurz nach dem<br />
Jahrtausendwechsel verlangte nach<br />
einem Mentalitätswandel. Es ist<br />
Klaus Wowereit zu verdanken, dass<br />
nach einem Jahrzehnt des Zusammenwachsens<br />
eine Dekade der Modernisierung<br />
folgte. Klaus Wowereit<br />
hat die Stadt vorangebracht. Dafür<br />
sind wir ihm sehr dankbar.“ Darüber<br />
kann man geteilter Meinung sein.<br />
Julia Haak<br />
hat Wowereit in der Amtszeit<br />
mehrfach getroffen.<br />
Woran<br />
starb<br />
Max?<br />
Todesursache bei<br />
13-Jährigem weiter unklar<br />
Der Toddes 13-jährigen Marzahners<br />
MaxR.wirdimmer mysteriöser.Seine<br />
Leiche war am 2. August<br />
in einem verfallenen Bürokomplex<br />
bei Ahrensfelde entdeckt worden.<br />
Seitdem wollen Spezialisten herausfinden,<br />
ob der Junge durch Drogen<br />
starb. Eine erste toxikologische Untersuchung<br />
brachte keinen Erfolg.<br />
Es ist diese schreckliche Ungewissheit,<br />
die Mordermittler können<br />
den rätselhaften Fall nicht abschließen.<br />
DieAngehörigen des toten Jungen<br />
kommen nicht zur Ruhe. Sie<br />
konnten bisher keinen Abschied<br />
nehmen. Sein Leichnam ist noch<br />
nicht freigegeben, weil die Todesursache<br />
weiter nicht geklärt ist. Nach<br />
Angaben der Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt/Oder kann das noch mindestens<br />
vier Wochen dauern.<br />
„Wir mussten ein spezielles medizinisches<br />
Institut beauftragen, das<br />
nun gezielt nach weiteren Stoffen<br />
sucht, die zum Tod geführt haben<br />
könnten“, sagt Ulrich Scherding,<br />
Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt/Oder. Bei einer ersten gerichtsmedizinischen<br />
Untersuchung<br />
konnten keine klassischen Substanzenwie<br />
KO-Tropfen oder Drogen gefunden<br />
werden, so Scherding. Deshalb<br />
wurden Spezialisten dazugezogen,<br />
die über die technischen Möglichkeiten<br />
verfügen, den Körper<br />
großflächig zu untersuchen. Dabei<br />
könnten auch sehr seltene Stoffe<br />
festgestellt werden, so die Hoffnung<br />
der Ermittler.<br />
Laut Scherding kann nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass Max R.mit<br />
einem Gift getötet wurde, das sich<br />
nach wenigen Stunden auflöste –<br />
und so für die Polizei nicht mehr<br />
nachweisbar ist. Obwohl die Staatsanwaltschaft<br />
bisher keine Hinweise<br />
auf ein Fremdverschulden habe, sei<br />
es dennoch möglich, dass der Junge<br />
getötet wurde. Es sei sehr ungewöhnlich,<br />
dass ein 13-Jähriger plötzlich<br />
und unerwartet stirbt. „Es ist ein<br />
nicht aufgeklärter Mordfall, der uns<br />
weiterhin beschäftigt“, so Scherding.<br />
Die Ermittler waren von Anfang<br />
an misstrauisch bei dem Fall. Tom,<br />
ein 16-jähriger Freund von Max R.,<br />
mit dem er sich am Abend vor seinem<br />
Verschwinden treffen wollte,<br />
verstrickte sich in Widersprüche. Er<br />
wohnt zwei Straßenbahnstationen<br />
entfernt von Max’ elterlicher Wohnung<br />
in der Borkheider Straße.Einen<br />
Tagvor dem Leichenfund will Tomin<br />
den Gärten der Welt in Marzahn erwacht<br />
sein. An der Hose und anden<br />
Schuhen hatte er Blut. Der 16-Jährige<br />
sagte bei der Polizei, er könne<br />
sich an nichts erinnern. Er leide unter<br />
den Nachwirkungen eines Drogenkonsums.<br />
(lex.)<br />
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Brennpunkt Checkpoint<br />
Im Streit darum, wie der ehemalige Grenzübergang künftig aussehen soll, mischen jetzt auch Prominente mit<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Um die Gestaltung des Checkpoint<br />
Charlie als historischer<br />
Ort und Platz für Touristen ist eine<br />
neue Debatte entbrannt. Eine Initiative,<br />
zu der auch zwei frühere Regierende<br />
Bürgermeister gehören, hat<br />
die Situation am früheren Grenzkontrollpunkt<br />
als unwürdig kritisiert.<br />
Seit dem Mauerfall 1989 ist er ein<br />
Touristenmagnet –und wurde damit<br />
auch zu einem Tummelplatz für Straßenhändler.Das<br />
lebhafte Geldverdienen<br />
passt nicht jedem in Berlin. Zum<br />
Beispiel Walter Momper, der zum<br />
Zeitpunkt des Mauerfalls Regierender<br />
Bürgermeister vonWest-Berlin war.<br />
Als Präsident des <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhauses<br />
kritisierte der SPD-<br />
Politiker schon vor mehr als zehn<br />
Jahren das kommerzielle Treiben am<br />
Checkpoint Charlie. Nun engagiert<br />
sich Momper in einer neugegründeten<br />
Initiative, die sich für eine Umgestaltung<br />
einsetzen will.<br />
Neben Momper gehört der Initiative<br />
auch sein Vorgänger und Nachfolger<br />
als Regierender Bürgermeister,<br />
Eberhard Diepgen (CDU), an. Der<br />
Brennpunkt der Weltgeschichte<br />
müsse zu einem Ort der Information<br />
werden,die Neugestaltung mit einem<br />
Museum des Kalten Krieges sei überfällig.<br />
Am Freitag will sich die Gruppe<br />
öffentlich präsentieren.<br />
Dazu gehört vor allem ein Museum.<br />
Der Senat hat es bereits 2006<br />
im Rahmen des <strong>Berliner</strong> Mauer-Erinnerungskonzeptes<br />
für den Checkpoint<br />
Charlie beschlossen. Doch realisiertwurde<br />
es bis heute nicht.<br />
Der Grund dafür sind die brachliegenden<br />
Areale am Checkpoint<br />
Am Checkpoint herrscht oft Treiben, das<br />
Kritiker an ein Disneyland erinnert. DPA<br />
Charlie. Dort hat die Immobilien-<br />
Firma Trockland gekauft. In einen<br />
Neubau an der Ecke Friedrich-/Zimmerstraße<br />
soll das geplante Kalte-<br />
Krieg-Museum einziehen.<br />
Nach langem Hin und Her wurden<br />
sich in diesem Sommer Senat<br />
und privater Investor über die Eckpunkte<br />
der Bebauung einig. Doch<br />
nun gibt es wieder Zoff. Denn die Gebäude,<br />
in die auch die US-Kette<br />
„Hard-Rock-Hotel“ einziehen soll,<br />
könnten die Anmutung des Checkpoint<br />
Charlie als einstigen Grenzkontrollpunkt<br />
zerstören. Dabei<br />
stand er unter Denkmalschutz. Jetzt<br />
soll dieser Schutz aufgehoben worden<br />
sein, am Parlament vorbei, wie<br />
der Tagesspiegel berichtet. Die<br />
Brandmauernbenachbarter Häuser,<br />
Zeugnisse der Teilung Berlins,könnten<br />
durch die Bauten verschwinden.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 13 *<br />
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Berlin<br />
Seit fünf Wochen in Haft<br />
Die „Bambi“-Preisträgerin und Flüchtlingshelferin Sarah Mardini wartet in Athen auf ihren Prozess. Dagegen regt sich immer mehr Protest<br />
VonElmar Schütze<br />
Die Hilfe für die in Griechenland<br />
inhaftierte<br />
Menschenrechtlerin SarahMardini<br />
zieht immer<br />
weitere Kreise. Mitglieder der Grünen-Fraktion<br />
im Europaparlament<br />
fordern den griechischen Justizminister<br />
auf, Mardini und andere Aktivisten<br />
freizulassen. Man sei überzeugt,<br />
dass die Menschenrechtler<br />
keine Gefahr für die Gesellschaft<br />
seien und deshalb nicht wie Kriminelle<br />
behandelt werden sollten,<br />
heißt es im Schreiben, das auch von<br />
der aus Brandenburg stammenden<br />
Fraktionsvorsitzenden SkaKeller unterschrieben<br />
ist. Auch der irische Außenminister<br />
–einer der Festgenommenen<br />
ist Deutsch-Ire –und Griechenlands<br />
Ministerpräsident Alexis<br />
Tsipras würden kontaktiert.<br />
Die Flüchtlingshelfer wurden am<br />
21. August auf der Insel Lesbos in der<br />
Ägäis festgenommen. Die Vorwürfe<br />
sind vielfältig und massiv, darunter<br />
Menschenhandel, Spionage, Mitarbeit<br />
in einem illegalen Fluchthilfe-<br />
Netzwerk sowie die Veruntreuung<br />
vonSpendengeldern.<br />
Die heute 23-jährige Sarah Mardini<br />
war 2015 zusammen mit ihrer<br />
drei Jahre jüngeren Schwester Yusra<br />
aus Syrien bis nach Berlin geflüchtet.<br />
Die Geschichte der jungen Frauen,<br />
die ins Meer sprangen, um das bei der<br />
Überfahrt nach Lesbos in Not geratene<br />
Boot zu ziehen, ging um dieWelt.<br />
In ihrem Element: Yusra (li.) und Sarah Mardini im Trainingsbecken der Wasserfreunde Spandau 04.<br />
In Berlin landeten die Schwestern,<br />
die in Damaskus zu den besten<br />
Schwimmerinnen Syriens gehörten,<br />
bei den Wasserfreunden Spandau<br />
04. Während Sarah das<br />
Schwimmen als Leistungssport<br />
bald aufgab, machte Yusra mit Hilfe<br />
der Wasserfreunde weiter. Bisheriger<br />
Höhepunkt ihrer sportlichen<br />
Karriere war die Teilnahme an den<br />
Olympischen Spielen in Rio de Janeiro<br />
2016, wo sie für das Flüchtlingsteam<br />
des IOC an den Startging.<br />
Ihrnächstes Ziel ist Tokio 2020.<br />
Parallel dazu engagierten sich die<br />
beiden seit ihrer Ankunft in Berlin in<br />
der Flüchtlingshilfe. Yusra Mardini<br />
wurde Sonderbotschafterin des<br />
UNHCR, des Flüchtlingshilfswerks<br />
derVereinten Nationen. DerUNHCR<br />
berichtete auch über Sarahs Engage-<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
ment. 2016 erhielten sie den Medienpreis<br />
„Bambi“. Im Frühjahr diesen<br />
Jahres veröffentlichte Yusra ihre Autobiografie<br />
„Butterfly“.<br />
Ihre große Schwester erhielt ein<br />
Stipendium vom privaten Bard College<br />
in Pankow, wo sie für Jura eingeschrieben<br />
ist. Von der Hochschule<br />
ließ sie sich für ein Semester beurlauben,<br />
um sich für Flüchtlinge einzusetzen.<br />
Sie half bei der Erstversorgung<br />
und in den Camps Kara Tepe<br />
und Moriaauf Lesbos.Bei ihrer Festnahme<br />
am Flughafen im August war<br />
sie auf dem Rückweg nach Berlin.<br />
Mittlerweile sitzt sie in Athen zusammen<br />
mit ihren Mitstreitern inHaft<br />
und wartet auf ihren Prozess. Ein<br />
Zeitpunkt für den Prozessbeginn –<br />
oder eine mögliche Freilassung –ist<br />
nicht abzusehen. Die deutsche Botschaft<br />
in Athen hat sich schon für<br />
Mardini eingesetzt –ohne Erfolg.<br />
Unterstützung erhielt Sarah Mardini<br />
dieser Tage auch aus Pankow.<br />
Nachdem sich bereits die Leitung<br />
des Bard Colleges für sie eingesetzt<br />
hat, wird nun Bezirksbürgermeister<br />
Sören Benn (Linke) aktiv. „Ich bitte<br />
die Bundesregierung, sich bei den<br />
griechischen Behörden für ihre sofortige<br />
Freilassung sowie die ihrer<br />
Mitstreiter zu verwenden“, schreibt<br />
Benn. Praktische Nächstenliebe sei<br />
kein Verbrechen, sondern „ein äußerst<br />
seltenes Schutzgut“. Er wolle es<br />
nicht hinnehmen, dass eine Bürgerin<br />
von Pankow, noch dazu eine angesehene<br />
Flüchtlingshelferin, einfach<br />
so in einer Zelle verschwindet.<br />
Die Anschuldigungen hält Benn<br />
für vorgeschoben: „Sie scheinen<br />
dem Zweck zu dienen, die Arbeit von<br />
Freiwilligen zur Rettung von Geflüchteten<br />
zu unterbinden und sie<br />
einzuschüchtern.“ (mit mow.)<br />
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Berlin<br />
Erkennt ganz schnell, wenn etwas mit den Füßen oder den Schuhen nicht stimmt: Jacqueline Schneider-Pook im Laufstudio der Firma„Jacob Böhme“.<br />
GERD ENGELSMANN<br />
An dieser Stelle berichten<br />
montags <strong>Berliner</strong> über ihren<br />
Berufsalltag. Heute:<br />
Jacqueline Schneider-<br />
Pook. Sie ist Orthopädieschuhmachermeisterin<br />
bei der Firma Jacob<br />
Böhme in Berlin-Mitte, und hat sich<br />
zudem auf Laufanalysen spezialisiert.<br />
Siestellt also Menschen auf ein<br />
Laufband, sucht nach den Ursachen<br />
für Bewegungsprobleme und gibt<br />
Ratschläge, wie und womit man die<br />
Haltungsbeschwerden lindern oder<br />
sogar abstellen könnte.<br />
Wenn Jacqueline Schneider-Pook zu<br />
Fuß oder per Radinder Stadt unterwegs<br />
ist, schaut sie auf die Füße und<br />
Schuhe der Passanten oder Jogger –<br />
und zuckt oft zusammen. Denn<br />
ziemlich viele Mitmenschen haben<br />
einen falschen Laufstil oder abgelatschte<br />
oder schlechte Schuhe.<br />
Manche haben auch angeborene<br />
oder im Laufe der Jahreherausgebildete<br />
Fehlstellungen in ihrem Haltungsapparat.<br />
„Diese Leute müssen<br />
Probleme mit ihren Gelenken, ihrem<br />
Rücken, ihrem Gleichgewicht und<br />
daher auch Schmerzen haben“, sagt<br />
die 50-Jährige.„Dassehe ich sofort.“<br />
Dasist kein Wunder,denn sie versteht<br />
etwas davon: Jacqueline<br />
Schneider-Pook ist Orthopädieschuhmachermeisterin<br />
und leitet<br />
eine Filiale der Firma„Jacob Böhme“<br />
in der Frankfurter Allee. Zudem arbeitet<br />
sie jedoch auch als Laufanalystin<br />
in einem Studio, dass das Unternehmen<br />
für solche Analysen in<br />
seinem Hauptgebäude in der Neuen<br />
Jakobstraße eingerichtet hat.<br />
Die Firma wurde am 6. Oktober<br />
1958 als „Produktionsgenossenschaft<br />
des Orthopädie-Schuhmacher-Handwerks“<br />
in Berlin gegründet<br />
und benannt nach dem im 16.<br />
Jahrhundert in Görlitz wirkenden<br />
Schuhmacher und Dichter Jacob<br />
Böhme. Der DDR-Betrieb überlebte<br />
dieWende,wurde in eine GmbH umgewandelt<br />
und verbreiterte in seinem<br />
Filialnetz das Angebot und<br />
überlegte sich Neues. So entstand<br />
vor zehn Jahren das Studio für Laufanalysen,<br />
das Jacqueline Schneider-<br />
Pook übernahm.<br />
Jeden Montag und Mittwoch beschäftigt<br />
sich die 50-Jährige dortmit<br />
Menschen, die Probleme beim Laufen<br />
oder auch beim normalen Gehen<br />
haben. Sportler und Schmerzpatienten<br />
suchen sie auf, Männer und<br />
Frauen, Jugendliche und Kinder.„Zu<br />
mir kommen Menschen, die sich bewegen“,<br />
sagt sie.<br />
Kurven und Fußabdrücke<br />
Wenn es nicht<br />
mehr rund läuft<br />
Jacqueline Schneider-Pook<br />
berät Sportler im Laufstudio und hilft Leuten mit<br />
Name: Jacqueline Schneider-Pook<br />
Fußproblemen<br />
MEINE WOCHE<br />
Beruf: Orthopädieschuhmachermeisterin, Laufanalystin<br />
Wasverdient man in dem Beruf?: „Gut.“<br />
Wiewar Ihre Ausbildung?: Orthopädieschuhmacherin<br />
Wielangearbeiten Sie pro Woche?: 35 bis 40 Stunden<br />
Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen: Immer wieder!<br />
findet? Welche Sportart erwie oft in<br />
der Woche betreibt? Wie eventuelle<br />
Unfälle abliefen? Welche Beschwerden<br />
es gibt? Dann muss der Kunde –<br />
VonMartina Doering<br />
erst barfuß und dann mit Schuhen –<br />
aufs Laufband.<br />
Dernormale Mensch schaut wohl<br />
eher ratlos auf die Ergebnisse, also<br />
Ein Fahrstuhl fährt in den dritten<br />
Stock, in dem sich das Studio befindet.<br />
In einem kleinen Raum neben<br />
dem Empfangstresen stehen Computer<br />
auf dem Beistelltisch und ein<br />
Laufband mit Monitoren. Eingroßer<br />
Flachbildschirmhängt an der Wand,<br />
auf dem in grafischen Kurven oder<br />
mit Skalen die Funktionsabläufe des<br />
Körpers dargestellt und dieWerteder<br />
Fußdruckmessung angezeigt werden.<br />
Aber bevor es an die Geräte<br />
geht, stellt sie erst einmal viele Fragen:<br />
Ob der Kunde am Tagvorwiegend<br />
sitzt oder geht oder steht? In<br />
welcher Lebenssituation er sich bedie<br />
Zahlen, Skalen, Kurven. Für Jacqueline<br />
Schneider-Pook werden daraus<br />
Bilder: von Knickfüßen, schwachen<br />
Muskeln, Fehlbelastungen von<br />
Gelenken, falscher Haltung, zu großen<br />
oder zu kleinen Schritten. Manche<br />
muss sie zum Arzt schicken. Den<br />
meisten jedoch kann sie praktische<br />
Ratschläge geben.<br />
Sie wollte nach dem Schulabschluss<br />
etwas Handwerkliches lernen,<br />
sagt sie. Ineiner Ausbildungsbroschüre<br />
sei sie auf „Orthopädieschuhmacher“<br />
gestoßen. „Das hörte<br />
sich gut an“, erklärt sie. „Das verband<br />
Technik mit Medizinischem,<br />
also Arbeit in einer Werkstatt, aber<br />
auch mit Menschen.“ Ihre Lehre absolvierte<br />
sie dann ab 1984 bei „Jacob<br />
Böhme“, wo sie bis heute arbeitet.<br />
Während ihrer dreijährigen Ausbildungszeit<br />
habe sie jedoch erst einmal<br />
nur Schäfte angefertigt, aus denen<br />
andere die Schuhe machten.<br />
Undauch in den ersten zehn Jahren,<br />
als Gesellin in der Werkstatt, habe sie<br />
zwar Leisten für die Modelle, Leder,<br />
Ahlen, Zwirn gesehen –aber keine<br />
Kunden. Schließlich ging sie zur Geschäftsleitung.<br />
Sie wollte Meisterin<br />
werden. Nach bestandener Prüfung<br />
übernahm sie schon 1997 als Jungmeisterin<br />
eine Filiale.<br />
Wieder vergingen fast zehn Jahre<br />
–bis die inzwischen auch in Gesamtdeutschland<br />
etablierte Firma das<br />
Laufstudio eröffnen wollte und sich<br />
Jacqueline Schneider-Pook sofortfür<br />
dessen Leitung bewarb. Sie frischte<br />
ihre Kenntnisse aus der Lehrzeit<br />
über Anatomie und Biomechanik<br />
auf, über die Muskulatur und das<br />
Skelett des Menschen. Sie absolvierte<br />
aber auch Kurse und lernte<br />
dazu. „Nach ungefähr ein, zwei JahrenPraxis<br />
fühlte ich mich sicher,vertraute<br />
ich meinen Analysen.“<br />
Man kann sich nicht vorstellen,<br />
dass Jacqueline Schneider-Pook je<br />
Zweifel an sich und ihren Auswertungen<br />
hatte. Sie mustert Menschen<br />
ruhig und mit prüfendem Blick, erklärt<br />
selbst komplizierte Vorgänge<br />
verständlich und flößt Vertrauen ein<br />
–was insbesonderewichtig ist, wenn<br />
sie ihre Schlüsse aus der Analyse bei<br />
einem zweiten Termin erklärt und<br />
Ratschläge gibt. Denn sie arbeitet<br />
zwar bei und für die Jacob-Böhme-<br />
Firma, doch sie bequasselt ihreKunden<br />
nicht wie ein Schlafdeckenverkäufer<br />
auf einer Kaffeefahrt.<br />
Begrenzte Lebensdauer<br />
DieLaufexpertin empfiehlt vielleicht<br />
neue Schuhe –markenunabhängig.<br />
Anderen rät sie zu Einlagen –eine<br />
Bestellung ist nicht zwingend. Sie<br />
gibt Übungsanleitungen mit oder<br />
zeigt, wie man Gelenke entlastet,<br />
den Fuß richtig abrollt, seine Lauftechnik<br />
verbessert – aber all das<br />
muss man selber tun. Und Schuhe<br />
mögen noch so modisch oder schick<br />
sein, heiß geliebt oder äußerlich total<br />
in Ordnung –sie altern, verziehen<br />
sich, gehen aus der Form oder haben<br />
eine sehr fußunfreundliche Form.<br />
„Schuhe besitzen eine bestimmte<br />
und begrenzte Lebensdauer,“ sagt<br />
sie.„Wenn die vorbei ist, schaden sie<br />
dem Fuß.“ Über den Kauf neuer,guter<br />
Schuhe muss ihr Kunde aber<br />
selbst entscheiden.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 15<br />
·························································································································································································································································································<br />
Brandenburg<br />
Leere Körbe<br />
bei<br />
Pilzsammlern<br />
Extreme Trockenheit<br />
bewirkt für geringe Ernte<br />
In Brandenburgs Wäldern ist die<br />
Pilzernte durch die lange Trockenheit<br />
bislang nahezu ausgefallen.<br />
„Seit ich denken kann, hat es das<br />
noch nie gegeben“, sagte der Vorsitzende<br />
des Landesverbandes der Pilzsachverständigen,<br />
Wolfgang Bivour.<br />
Auch der Regen vom vergangenen<br />
Wochenende habe nicht genug<br />
Feuchtigkeit für die Pilzegebracht.<br />
Den spärlichen Pilzbestand bemerkt<br />
auch der Giftnotruf des Universitätsklinikum<br />
sCharité in Berlin.<br />
Dort seien im Vergleich zum Vorjahr<br />
nur ein Bruchteil an Notrufen mit<br />
Verdacht auf Pilzvergiftungen eingegangen,<br />
sagte die Leiterin Daniela<br />
Acquarone.<br />
Unklar ist, ob die Trockenheit die<br />
Myzelien –die unterirdischen und<br />
kaum sichtbaren Zellfäden eines Pilzes<br />
–beschädigt hat. Aus ihnen entwickeln<br />
sich die Fruchtkörper,die als<br />
Pilze ander Erdoberfläche wachsen.<br />
Eine Schädigung könne auch die<br />
Pilzernte im kommenden Jahr dezimieren,<br />
sagte Bivour.<br />
Werjetzt trotzdem auf Pilzsuche<br />
gehen möchte, sollte in Nadelwäldern<br />
oder auf freiliegenden Wiesen<br />
Ausschau halten. An Kiefern könnten<br />
etwa essbare Hallimasche, Butterpilze<br />
oder Krause Glucken wachsen.<br />
Auf Freiflächen gedeihen durch<br />
die Feuchtigkeit von Tau und Nebel<br />
verschiedene Arten von Champignons<br />
und Riesenschirmpilze. Laubwälder<br />
bieten durch ihren dichten<br />
Wuchs schlechte Bedingungen für<br />
Speisepilze.<br />
Späte Ernte auch im Vorjahr<br />
Sammler sollten bei jedem Fund unbedingt<br />
ganz genau hinschauen: Der<br />
mitunter tödlich wirkende Grüne<br />
Knollenblätterpilz ähnelt beispielsweise<br />
einigen Champignonarten.<br />
Werdennoch mit giftigen Pilzen in<br />
Kontakt kommt, solle Reste für die<br />
genaue Bestimmung aufbewahren<br />
und den Notruf wählen, rät Giftnotruf-Leiterin<br />
Acquarone. Eine Vergiftung<br />
äußere sich durch Magen-<br />
Darm-Beschwerden und Bewusstseinsstörungen.<br />
Wolfgang Bivour sagt, es gäbe<br />
durchaus noch Hoffnung für eine<br />
Pilzernte in diesem Herbst, denn im<br />
vergangenen Jahr seien erst Ende<br />
September Pilze aus dem Boden geschossen<br />
und hätten den Brandenburgern<br />
eine Riesenernte bis weit in<br />
den November beschert. Dazu ist<br />
nun allerdings viel Regen nötig und<br />
möglichst wenig Wind. (dpa)<br />
Nun nahm Hans-Joachim Laesickebei der SPD seinen Hut: Das einstige Stadtoberhaupt von Oranienburg will sich jedoch weiter für seine Stadt engagieren.<br />
„Ignoranz der Parteibonzen“<br />
Nach fast 30 Jahren tritt Hans-Joachim Laesicke, langjähriger Bürgermeister Oranienburgs, aus der SPD aus<br />
VonKatrin Bischoff, Oranienburg<br />
Er fühle sich von seiner Partei„deutlich<br />
verarscht“. Mit<br />
solch drastischen Worten<br />
gab ein Urgestein der SPD<br />
in Brandenburg sein Parteibuch zurück:<br />
Hans-Joachim Laesicke –der<br />
seit 1990 Sozialdemokrat war und<br />
auch 24 Jahre lang Bürgermeister<br />
vonOranienburg(Oberhavel).<br />
Es ist schon ein Paukenschlag, der<br />
nun die märkische SPD erschüttern<br />
lässt. Denn Laesicke war einer der<br />
landesweit bekanntesten SPD-Bürgermeister.<br />
Erfindet in seiner Erklärung<br />
für den Austritt klareWorte: Der<br />
zunächst eingegangene Kompromiss<br />
seiner Partei im Fall Maaßen<br />
habe das „SPD-Fass endgültig zum<br />
Überlaufen gebracht“ und ihn dazu<br />
bewogen, seinen Austritt zu erklären.<br />
Der Umgang mit dem Verfassungsschutz-Chef<br />
sei „ein weiterer<br />
klarer Beweis für diese Ignoranz und<br />
Selbstgefälligkeit der Parteibonzen.“<br />
Er wolle in diesem miesen Trauerspiel<br />
nicht weiter dabei zu sein.<br />
„Applaus aus der falschen Ecke“<br />
Der64-Jährige macht aber auch klar,<br />
warum ihm die Sozialdemokratie so<br />
wichtig und warum er wegen seiner<br />
Überzeugung aus der Partei ausgetreten<br />
ist: „In Oranienburg sind im<br />
KZ Sachsenhausen Sozialdemokraten<br />
wie Julius Leber oder Franz Bobzien<br />
für ihre Überzeugung gestorben.<br />
Wenn heute der Koalitionsfrieden<br />
wichtiger ist als eine sozialdemokratische<br />
Überzeugung, dann<br />
habe ich in dieser Partei nichts mehr<br />
verloren.“ Die SPD befördere lediglich<br />
die Politik- und Demokratieverdrossenheit<br />
und treibe Menschen in<br />
die Arme „übler Rattenfänger“.<br />
Für die SPD in Oranienburgist der<br />
Austritt schmerzlich. „Auch wir –als<br />
Vorstand der SPD Oranienburg–sind<br />
mit vielen Dingen, die sich derzeit in<br />
der Großen Koalition abspielen, nicht<br />
einverstanden“, heißt es in einer Erklärung<br />
des Vorstands. Man sehe die<br />
Schuld aber beim CSU-Innenminister<br />
sowie bei einer Bundeskanzlerin,<br />
„die jegliche Führungsstärke vermissen<br />
lässt“. Matthias Hennig vomOranienburger<br />
SPD-Vorstand sagte der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, er bedaure die Entscheidung<br />
Laesickes. „Ich glaube,<br />
auch wenn er sicher zur älteren Garde<br />
gehört, dass mit ihm eine –umdie<br />
Worte zunutzen –Erneuerung möglich<br />
gewesen wäre“, sagte Hennig.<br />
Ausschließlich neue Mitglieder könnten<br />
die SPD nicht neu definieren. Mit<br />
dem Austritt „Hansis“ gehe der SPD<br />
„Ich fühle mich deutlich<br />
verarscht, und bin nicht gewillt,<br />
in diesem miesen<br />
Trauerspiel weiter dabei zu sein.“<br />
Hans-Joachim Laesicke,<br />
Ex-Bürgermeister von Oranienburg, zuseinem Austritt aus der SPD<br />
nicht nur in Oranienburg eine<br />
Menge Erfahrung verloren.<br />
Hans-Joachim Laesicke sagte am<br />
Sonntag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, der<br />
Schritt, sein Parteibuch zurückzugeben,<br />
sei ihm nicht leicht gefallen. Er<br />
habe bereits nach der historischen<br />
Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl<br />
und dem anschließenden<br />
Trauerspiel zwischen Martin Schulz<br />
und Siegmar Gabriel kurz davor gestanden,<br />
auszutreten.<br />
ULLSTEIN/HEINZ M. JURISCH<br />
Er habe jedoch auf eine Erneuerung<br />
der Partei mit Andrea Nahles an<br />
der Spitze der Sozialdemokraten gehofft.<br />
Doch er habe erkannt, dass die<br />
Partei keine Bodenhaftung mehr<br />
habe. Die SPD und er passten nicht<br />
mehr zusammen. Nurnoch Mitglied<br />
ausVasallentreue zu bleiben, halte er<br />
für falsch. Laesicke sagte, er habe<br />
von älteren SPD-Mitgliedern für seinen<br />
Schritt Sympathie erfahren. Bei<br />
manch jüngerem werde erdagegen<br />
als Verräter angesehen. „Ich bedaure<br />
zudem, dass ich für meine Entscheidung<br />
auch Applaus aus der falschen<br />
Ecke erhalte“, sagte Laesicke.<br />
Kein Wechsel in anderePartei<br />
Oranienburgs Ex-Bürgermeister hat<br />
nach eigenen Worten keine Ambitionen,<br />
in einer anderen Partei aktiv zu<br />
werden. Er werde aber seiner Überzeugung,<br />
für eine sozialereWelt einzutreten,<br />
weiter treubleiben. „Als<br />
Bürgermeister habe ich zwar nicht<br />
die Welt gerettet, aber sie zumindest<br />
in Oranienburg vielleicht ein wenig<br />
gerechter gemacht“, sagte er.<br />
Hans-Joachim Laesicke ist seit<br />
Anfang dieses Jahres nicht mehr Bürgermeister<br />
von Oranienburg. Voreinem<br />
Jahr wurde sein Sohn Alexander<br />
vonden Oranienburgernzum neuen<br />
Rathauschef gewählt. Er hat das<br />
Amt, das sein Vater 24 Jahre lang innehatte,<br />
imJanuar übernommen –<br />
als überzeugter Parteiloser.<br />
Der Osten<br />
braucht mehr<br />
Wertschätzung<br />
Regierungschef Woidke<br />
beklagt Mängel der Einheit<br />
Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
(SPD) hat eine stärkere<br />
Wertschätzung der Ostdeutschen<br />
gefordert. Anlässlich des Tages der<br />
Deutschen Einheit am 3. Oktober<br />
teilte der SPD-Politiker am Sonntag<br />
mit, gemeinsam sei viel erreicht worden<br />
in 28 Jahren Deutscher Einheit.<br />
„Unser Land ist heute eine stabile<br />
Demokratie in Freiheit und Wohlstand.<br />
Es wird von vielen Menschen<br />
in derWelt beneidet.“ Dasheiße aber<br />
nicht, dass alles in Ordnung sei.<br />
Die volle Lohn- und Rentengleichheit<br />
sei noch nicht erreicht.<br />
Die Wirtschaftskraft je Einwohner<br />
liege bei nur 73 Prozent des Westniveaus.Der<br />
Osten Deutschlands leide<br />
nach wie vorunter strukturellen Defiziten.<br />
„Die großen Dax-Konzerne<br />
haben ihreSitzefast ausnahmslos im<br />
Westen.“ Auch wenn der Spatenstich<br />
für das Bundespolizeipräsidium am<br />
Donnerstag in Potsdam ein gutes Signal<br />
war: Der Osten habe zu wenige<br />
Bundesbehörden. (dpa)<br />
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Superzahl: 7<br />
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204 =100 Euro<br />
5334 =1000 Euro<br />
64 743 =10000 Euro<br />
037 485 =100 000 Euro<br />
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2664 079 gewinnt BMW 318i<br />
305 332 gewinnt BMW 116i<br />
0860 099 gewinnt Reise ins Allgäu<br />
3855 674 gewinnt Reise nach Rügen<br />
8899 019 gewinnt 100 000,00 Euro<br />
Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />
9979 988 gewinnt 1000 000 Euro<br />
458 064 gewinnt 100 000 Euro<br />
20 201 gewinnt 10 000 Euro<br />
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16 ** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Opposition gegen Hörmann<br />
formiertsich<br />
SPORTPOLITIK. Im Deutschen<br />
Olympischen Sportbund nimmt der<br />
Aufstand gegen Präsident Alfons<br />
Hörmann Formen an. Eine aus dem<br />
Kreis der Spitzensportverbände angeführte<br />
Opposition will den 58<br />
Jahrealten Unternehmer auf der<br />
Mitgliederversammlung des DOSB<br />
am 1. Dezember in Düsseldorfablösen.<br />
Wunschkandidat ist Thomas<br />
Weikert, 56, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes.Der<br />
Jurist aus<br />
Limburghat sich allerdings noch<br />
nicht endgültig entschieden, gegen<br />
Hörmann anzutreten. „DaUnzufriedenheit<br />
mit HerrnHörmann besteht<br />
und er lange offengelassen hat, ob er<br />
noch einmal kandidiert, ist es verständlich,<br />
dass es eine Suche nach<br />
einem Nachfolger gibt“, sagte Siegfried<br />
Kaidel, Sprecher der Spitzensportverbände.Falls<br />
Weikertnicht in<br />
den Ring steigt, gilt Martin Engelhardt,<br />
Präsident der Deutschen Triathlon-Union,<br />
als weiterer Anwärter.<br />
Seitz turnt sich zur<br />
deutschen Rekordmeisterin<br />
Sprung an die Spitze: Elisabeth Seitz<br />
überzeugt in Leipzig.<br />
DPA/MARIJAN MURAT<br />
TURNEN. Elisabeth Seitz, 24, hat<br />
sich bei den deutschen Meisterschaften<br />
in Leipzig zur Rekordtitelträgerin<br />
gekrönt. DieSportsoldatin<br />
aus Stuttgartgewann am Sonntag<br />
das Finale am Stufenbarren und<br />
holte damit ihren 21. nationalen Titel.<br />
Tags zuvor hatte sie mit ihrem Erfolg<br />
im Mehrkampf die Bestmarke<br />
vonKarin Büttner-Janz egalisiert.<br />
Die<strong>Berliner</strong>in hatte 20Titel bei DDR-<br />
Meisterschaften gewonnen.<br />
Gesamtes Dresdner<br />
Präsidium zurückgetreten<br />
FUSSBALL. Trotz sportlicher Konsolidierung<br />
steht Dynamo Dresden vor<br />
einer Zerreißprobe.Nach übereinstimmenden<br />
Medienberichten ist<br />
am Sonntagabend das gesamte Präsidium<br />
des Zweitligisten zurückgetreten.<br />
MehrereMedien beriefen<br />
sich auf ein gemeinsames Schreiben<br />
des Gremiums der Sachsen. Grund<br />
für den Rücktritt sollen interne<br />
Machtkämpf sein.<br />
Eisbären verlieren 3:5 in<br />
Straubing<br />
EISHOCKEY. DieErfolgsserie der<br />
Eisbären ist gerissen. Nach zuvor<br />
drei Siegen nacheinander unterlagen<br />
die Hauptstädter am Sonntagabend<br />
bei den Straubing Tigers mit<br />
3:5 (1:1, 0:2, 2:2).Weil sie sich diesmal<br />
zu viele Strafzeiten leisteten, reichten<br />
die Treffer vonFlorian Busch,<br />
Sean Backman und Jamie Mac-<br />
Queen nicht.<br />
Europas Golfer erobern<br />
Ryder-Cup-Trophäe zurück<br />
GOLF. Europas Golfer haben den 42.<br />
Ryder Cupgewonnen und damit die<br />
Trophäe vonTitelverteidiger USA zurückerobert.<br />
DerItaliener Francesco<br />
Molinariholte am Sonntag im Le<br />
Golf National bei Parisvor 60 000<br />
Fans den entscheidenden Punkt für<br />
die Europäer.Durch diesen Sieg gingen<br />
die Herausforderer uneinholbar<br />
mit 14,5 Punkten gegen die Auswahl<br />
um Tiger Woods in Führung.<br />
Auf den Geschmack gekommen<br />
Johannes Thiemann führt sich bei Alba gut ein und setzt beim 112:55-Sieg gegen Jena wichtige Akzente<br />
VonChristian Kattner<br />
Wer einen guten Platz<br />
hatte und genau hinschaute,der<br />
konnte es<br />
sehen. Mitte des dritten<br />
Viertels, Niels Giffey war gerade<br />
ein Korbleger aus einem Fastbreak<br />
heraus zum 66:35 gelungen, huschte<br />
ein Lächeln über das Gesicht vonJohannes<br />
Thiemann. Ein Lächeln, das<br />
die letzte Anspannung beim Zugang<br />
von Alba Berlin löste. Denn, das gab<br />
der 2,06 Meter große Basketballer<br />
nach dem 112:55-Heimsieg gegen<br />
Jena zu: „Ich war vor dem Spiel ein<br />
bisschen nervös. Das erste Mal hier<br />
vor heimischen Fans, bei so einem<br />
Traditionsverein zu spielen, da hat<br />
man auch einen gewissen Respekt.“<br />
Respekt kann ja auch helfen, bei<br />
Thiemann führte er zu neun Punkten<br />
allein in den ersten fünf Minuten,<br />
darunter ein Dunking, das Publikum<br />
hatte er schnell auf seine<br />
Seite gezogen. 18 Zähler standen am<br />
Ende auf dem Videowürfel der Arena<br />
am Ostbahnhof – ein gelungener<br />
Einstand in einemVerein, der für den<br />
Nationalspieler der nächste Schritt<br />
in der Karriere sein soll. „Man merkt<br />
schon, dass man hier etwas gewinnen<br />
will. Das merkt man jeden Tag<br />
im Training. Wir sind da konzentriert,<br />
wollen täglich besser werden<br />
und arbeiten sehr hart“, sagt Johannes<br />
Thiemann.<br />
Umzug nach Mitte<br />
Im Sommer hatte sich der gebürtige<br />
Trierer für einen Wechsel aus Ludwigsburg<br />
nach Berlin entschieden<br />
und damit nicht nur für eine sportliche<br />
Herausforderung, sondern auch<br />
eine riesige Veränderung abseits davon.<br />
Mit seiner Freundin hat er eine<br />
Wohnung in Mitte bezogen. DerWeg<br />
zum Alba-Trainingszentrum ist<br />
nicht weit. Und dort ging es in den<br />
vergangenenWochen hartzur Sache.<br />
Aber: „Der Coach bekommt dabei<br />
Lob aus Gegners Mund<br />
Nach dem Sieg über Magdeburg bangen die Füchse um Drux<br />
VonCarolin Paul<br />
Ohwie ist das schön“, schallte es<br />
noch eine Weile durch die Max-<br />
Schmeling-Halle als die Zuschauer<br />
ihrem Team stehende Ovationen<br />
leisteten. Während die Füchse wild<br />
auf der Platte tanzten, verließen die<br />
Magdeburger mit hängenden Köpfen<br />
die Halle. Im ausverkauften<br />
Fuchsbau entthronten die <strong>Berliner</strong><br />
den bisherigen Tabellenführer SC<br />
Magdeburgdurch ein 27:24 (14:10).<br />
Von Anfang an war es<br />
hitzig auf dem Feld zugegangen.<br />
Erst knöpfte Silvio<br />
Heinevetter Magdeburgs<br />
Top-Torschützen Matthias<br />
Musche einen Siebenmeter<br />
ab, dann revanchierte<br />
sich Jannick Green Krejberg<br />
auf der anderen Seite<br />
mit einem gehaltenen<br />
Strafwurf gegen Frederik<br />
Simak. So aggressiv wie die<br />
Spielweise waren die Wortgefechte.<br />
Nach vorne getrieben von ihren<br />
Fans gelang den Füchsen in der 16.<br />
Minute die erste Führung, die die<br />
Hausherren schrittweise ausbauen<br />
konnten. Die Magdeburger kamen<br />
nicht in ihr Tempospiel und wurden<br />
zunehmend zu Fehlern gezwungen.<br />
Durch einen dynamischen Angriff,<br />
gutes Rückzugsverhalten und eine<br />
körperbetonte Abwehr konnten sich<br />
die Füchse zwischenzeitlich sogar<br />
mit fünf Toren absetzen und gaben<br />
den Vorsprung nicht wieder her.<br />
DerSCM kam früh aus der Kabine<br />
zurück, zeigte sich selbstbewusst,<br />
kämpfte sich auf zwei Tore heran,<br />
mehr war nicht möglich. Immer wieder<br />
zahlte sich das schnelle Spiel der<br />
<strong>Berliner</strong> aus.Eswar ein Hinund Her,<br />
das Sportkoordinator Volker Zerbe<br />
Zwei von Achtzehn: Johannes Thiemann punktet, Julius Jenkins staunt. IMAGO/WIEDENSOHLER<br />
nicht nur einmal von seinem Sitz<br />
aufspringen ließ. Auf dem Feld war<br />
es Silvio Heinevetter, der gewohnt<br />
häufig mit Schiedsrichtern und Gegenspielern<br />
diskutierte. Am Ende<br />
hatte sich der Torwart indie Köpfe<br />
der Magdeburger gewettert und sicherte<br />
mit seinen Paraden den Sieg.<br />
Im Angriff zeichneten sich Mattias<br />
Zachrisson und Paul Drux als beste<br />
Werfer mit jeweils fünf Torenaus.<br />
Velimir Petkovic war am Freitagabend<br />
zum ersten MalinBerlin beim<br />
Fußball gewesen und<br />
wollte das, was Hertha gemacht<br />
hatte, auch von seinen<br />
Spielern sehen. Nach<br />
der Partie war er zufrieden:<br />
„Es gibt nichts Schöneres<br />
für einen Trainer, als wenn<br />
DPA/ ANNEGRET HILSE<br />
der gegnerische Trainer<br />
sagt, dass das ein hochverdienter<br />
Sieg war.Wir wuss-<br />
Daumen hoch:<br />
Velimir Petkovic ten, dass wir es mit dem<br />
derzeit besten Team der<br />
Liga zu tun hatten. Der SCM hatte<br />
nicht nur 14:0-Punkte sondern hat<br />
auch schönen Handball gezeigt. Wir<br />
haben gesehen, was eine hochmotivierte<br />
Mannschaft leisten kann,<br />
wenn sie über 60 Minuten kämpft.“<br />
Paul Drux fand: „Das war alles,<br />
was man voneinem Derbyerwarten<br />
konnte.Wir haben gut in der Abwehr<br />
gestanden, wenige technische Fehler<br />
gemacht und sind viele Gegenstöße<br />
gelaufen.“ Allerdings droht<br />
dem 24-Jährigen erneut eine Verletzungspause.<br />
Seit einem halben Jahr<br />
quälen ihn massive Fußschmerzen.<br />
Da die bisherigen MRT-Untersuchungen<br />
ergebnislos blieben, steht<br />
am Dienstag eine Arthroskopie bevor.<br />
Bleibt zu hoffen, dass sich Drux<br />
nicht zum großen Verletzten-Lazarett<br />
gesellen muss.<br />
Entscheidender Puffer<br />
Dank Stallregie gewinnt Lewis Hamilton auch in Sotschi<br />
VonElmar Brümmer,Sotschi<br />
Die große Frage beim Großen<br />
Preis von Russland war schon<br />
nach der ersten der 53 Runden in Putins<br />
Autodrom beantwortet: Valtteri<br />
Bottas kann gewinnen, auch wenn<br />
neben ihm in der ersten Reihe der<br />
WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton<br />
steht. Aber er durfte nicht gewinnen,<br />
weil Sebastian Vettel dem britischen<br />
Formel-1-Tabellenführer zu nahe<br />
kam. Die Stallregie befahl den Platztausch<br />
mit Bottas: Hamilton<br />
hat nun nach seinem<br />
achten Saisonsieg bei noch<br />
fünf Rennen 50 Punkte<br />
Vorsprung auf Vettel, der<br />
im Ferrari Dritter hinter<br />
Bottas wurde. Aus eigener<br />
Kraft kann der Deutsche<br />
Musste weichen:<br />
Valtteri Bottas<br />
die Balance sehr gut hin. Im Training<br />
arbeiten wir sehr hart, haben aber<br />
trotzdem sehr viel Zeit, um uns zu erholen<br />
und dem Körper mal eine<br />
Pause zu geben. Natürlich kann man<br />
hier in der Freizeit auch mal Berlin<br />
erkunden. Es ist ein guter Mix.“<br />
Auch kulinarisch bewegt sich<br />
Thiemann in der neuen Umgebung<br />
auf unbekannten Pfaden. Eigentlich<br />
ist er kein Fander asiatischen Küche.<br />
„Aber ich habe einen Vietnamesen<br />
um die Ecke, der ist sehr gut, da bin<br />
ich sehr oft. Da hat mich meine<br />
Freundin ein wenig überredet.“<br />
Thiemanns Lieblingsgericht: „Die 58<br />
D–Reis mit Ente und Gemüse ist super,das<br />
schmeckt gut.“<br />
AFP<br />
Giedraitis dreht auf<br />
Geschmack auf mehr machte aber<br />
auch der Saisonauftakt gegen<br />
Science City Jena. Wenngleich man<br />
den vierthöchsten Erfolg der Alba-<br />
Geschichte nicht zu hoch bewerten<br />
sollte.„Da standen teilweise vier <strong>Berliner</strong><br />
Jungs auf dem Feld, die haben<br />
sich gezeigt, aber gegen ganz geringen<br />
Widerstand“, sagte Albas Geschäftsführer<br />
MarcoBaldi.<br />
Dessen Team spielte sich teilweise<br />
in einen Rausch. Alba machte<br />
aus einem 22:16 nach dem ersten<br />
Viertel ein 85:40 vor dem Schlussdurchgang.<br />
Den verfolgte Thiemann,<br />
genau wie Neuling Rokas<br />
Giedraitis (20 Punkte, acht von acht<br />
getroffene Würfe), von der Bank.<br />
Alba schonte Spieler,denn schon am<br />
Dienstag um 20 Uhr geht es in eigener<br />
Halle weiter. Mit Tofas Bursa<br />
kommt im EuroCup der türkische<br />
zum deutschen Meisterschaftszweiten.<br />
„Und da werden wir sehen, wie<br />
weit wir wirklich sind“, sagte Baldi,<br />
„da werden wir sehen, dass vieles<br />
noch nicht so rund ist.“ Diese Aussicht<br />
sollte den Auftakterfolg gegen<br />
Jena aber nicht schmälern. Und so<br />
gingen Thiemann und Teamkollegen<br />
mit einem Lächeln aus der Halle.<br />
jetzt schon nicht mehr<br />
zum fünften Mal Weltmeister<br />
werden.<br />
Auch wenn es umstritten<br />
ist, macht Mercedes in der<br />
Mannschaftsdisziplin Formel 1alles<br />
richtig. „Das ist natürlich schwierig<br />
für Valtteri, er hat einen fantastischen<br />
Jobgemacht und den Sieg verdient<br />
gehabt. Aber wir kämpfen nun<br />
mal um den Titel. Underist ein echter<br />
Gentleman“, sagte Hamilton.<br />
Vettel sprach über Funk von einem<br />
„soliden Rennen“, und dass man es<br />
weiter versuchen werde. Aber:„Es ist<br />
nicht das Resultat, das wir wollten.“<br />
Bottas hatte Hamilton den nötigen<br />
Windschatten gegeben, die beiden<br />
verteidigten ihre Positionen.<br />
Und der Finne durfte als Erster an<br />
die Box, nach 13 Runden. Ferrariversuchte<br />
mit einem Undercut vonVettel<br />
zu kontern, aber der reihte sich<br />
mit frischen Soft-Reifen hinter Bottas<br />
ein. Hamilton war bis dahin in einer<br />
guten Umlaufbahn, doch er blieb<br />
im Verkehr stecken und fiel hinter<br />
Vettel zurück. „Wie konnte das passieren?“,<br />
fluchte der Brite über Funk.<br />
Der saugte sich sofort wieder an<br />
den Ferrariheran,Vettel machte aber<br />
innen dicht. Zweiter Versuch in<br />
Kurve drei, diesmal konnte Hamilton<br />
den Gegenspieler innen ausbremsen.<br />
Es hätte nicht viel gefehlt<br />
und die beiden wären kollidiert. „Es<br />
war hart, aber fair“, sagte Vettel später.<br />
Entscheidender aber war, dass<br />
Hamilton vorbeizog und<br />
Jagd auf Bottas machte. In<br />
Runde 25 erlosch dann der<br />
Traum vom Sieg für Bottas<br />
– der Finne folgte einem<br />
Funkspruch von der Mercedes-Box:<br />
„Du musst Lewis<br />
in der 13. Kurvevorbeilassen.“<br />
Das war bitter, logisch,<br />
transparent. Stratege<br />
James Vowles erklärte<br />
Bottas die Stallorder: „Lewis<br />
war unter Bedrängnis vonVettel,<br />
an seinen Reifen hatten sich schon<br />
Blasen gebildet.“<br />
Damit hatte Hamilton für die<br />
zweite Rennhälfte Bottas als Puffer<br />
gegenüber Vettel. Ganz vorn lag nun<br />
Max Verstappen. Ein hart erarbeitetes<br />
Geschenk: Der Niederländer war<br />
nach einem Motorenwechsel vom<br />
19. Rang aus gestartet, nach ein paar<br />
Runden schon Fünfter und dank seiner<br />
Reifenstrategie dann nach den<br />
Stopps der ersten Vier sogar bis zehn<br />
Runden vorSchluss in Führung, ehe<br />
Hamilton zum ersten Mal die Spitze<br />
übernahm und seinen achten Saisonsieg<br />
errang. Bottas fragte in der<br />
vorletzten Runde,obnoch die Plätze<br />
getauscht werden. DieAntwort: „Ein<br />
schwieriger Tagfür dich und für uns,<br />
lass uns später drüber reden.“<br />
ZAHLEN<br />
Basketball<br />
Bundesliga, 1. Spieltag<br />
Ulm -FCBayernMünchen 77:83<br />
Eisbären Bremerhaven-Crailsheim 93:80<br />
Rasta Vechta -Bayreuth 67:83<br />
Alba Berlin -Science City Jena 112:55<br />
Braunschweig -Oldenburg 64:100<br />
Würzburg -Bamberg 80:84<br />
Ludwigsburg -Skyliners Frankfurt 83:76<br />
Eishockey<br />
DEL, 6. Spieltag<br />
Krefeld -Wolfsburg 4:3<br />
Bremerhaven-Mannheim 2:1 n. V.<br />
München -Köln 2:1 n. V.<br />
Schwenningen -Augsburg 0:3<br />
Iserlohn -Ingolstadt 4:2<br />
Düsseldorf -Nürnberg 4:3 n. V.<br />
Straubing -Eisbären Berlin 5:3<br />
1. Düsseldorf 6 20: 9 15<br />
2. Mannheim 6 23:15 14<br />
3. ERC Ingolstadt 6 23:16 12<br />
4. Straubing 6 21:26 12<br />
5. Krefeld 6 23:22 11<br />
6. München 6 15:15 11<br />
7. Iserlohn 6 26:22 10<br />
8. Kölner Haie 6 14:12 8<br />
9. Eisbären Berlin 6 19:19 8<br />
10. Nürnberg Ice Tigers 6 20:21 8<br />
11. Augsburger Panther 6 12:15 7<br />
12. Bremerhaven 6 16:25 4<br />
13. Wolfsburg 6 13:22 3<br />
14. Schwenningen 6 5:21 2<br />
Handball<br />
Bundesliga, 7. Spieltag<br />
Füchse Berlin -SCMagdeburg 27:24 (14:10)<br />
HSG Wetzlar -Rhein-Neckar Löwen 25:26 (15:15)<br />
FA Göppingen -TBV LemgoLippe 20:24 (9:13)<br />
TSV GWD Minden -TVB Stuttgart 38:25 (20:12)<br />
Bergischer HC -SGBietigheim 26:23 (12:11)<br />
1. Flensburg-Handewitt 7 200:165 14: 0<br />
2. SC Magdeburg 8 249:204 14: 2<br />
3. Rhein-Neckar Löwen 6 174:137 11: 1<br />
4. THW Kiel 7 207:165 10: 4<br />
5. Bergischer HC 7 207:189 10: 4<br />
6. Füchse Berlin 6 155:152 8: 4<br />
7. Hannover-Burgdorf 7 200:189 8: 6<br />
8. MT Melsungen 7 204:203 8: 6<br />
9. FA Göppingen 7 168:173 8: 6<br />
10. TSV GWD Minden 7 207:205 6: 8<br />
11. TBV LemgoLippe 7 171:174 6: 8<br />
12. HSG Wetzlar 7 178:188 4:10<br />
13. HC Erlangen 7 170:188 4:10<br />
14. TVB 1898 Stuttgart 7 185:211 4:10<br />
15. VfL Gummersbach 7 171:206 4:10<br />
16. DHfK Leipzig 7 177:193 3:11<br />
17. Bietigheim 7 163:213 2:12<br />
18. Ludwigshafen 6 144:175 0:12<br />
Fußball<br />
Zweite Bundesliga, 8. Spieltag<br />
Holstein Kiel -Darmstadt 98 4:2 (3:2)<br />
Arminia Bielefeld -1.FCKöln 1:3 (0:1)<br />
MSV Duisburg -Jahn Regensburg 1:3 (1:2)<br />
1. FC Heidenheim -VfL Bochum 3:2 (1:2)<br />
SC Paderborn-ErzgebirgeAue 1:0 (1:0)<br />
Hamburger SV -FCSt. Pauli 0:0<br />
SV Sandhausen -1.FCMagdeburg 0:1 (0:0)<br />
Dyn. Dresden -Greuther Fürth 0:1 (0:0)<br />
FC Ingolstadt -1.FCUnion Berlin Mo. 20.30 Uhr<br />
1. 1. FC Köln 8 611 21:12 19<br />
2. SpVgg Greuther Fürth 8 431 12: 7 15<br />
3. Hamburger SV 8 422 10:10 14<br />
4. 1. FC Union Berlin 7 340 11: 5 13<br />
5. Jahn Regensburg 8 413 15:12 13<br />
6. FC St. Pauli 8 413 12:14 13<br />
7. SC Paderborn 8 332 17:14 12<br />
8. Dynamo Dresden 8 404 10: 8 12<br />
9. Holstein Kiel 8 332 13:12 12<br />
10. Arminia Bielefeld 8 332 12:13 12<br />
11. VfL Bochum 8 323 15:10 11<br />
12. 1. FC Heidenheim 8 323 13:11 11<br />
13. Darmstadt 98 8 314 10:13 10<br />
14. 1. FC Magdeburg 8 152 11:12 8<br />
15. ErzgebirgeAue 8 215 8:12 7<br />
16. SV Sandhausen 8 125 4:11 5<br />
17. FC Ingolstadt 7 124 7:15 5<br />
18. MSV Duisburg 8026 7:17 2<br />
Dritte Liga, 10. Spieltag<br />
Preußen Münster -Wehen Wiesbaden 3:0 (1:0)<br />
Hallescher FC -Hansa Rostock abgesagt<br />
Großaspach -SpVgg Unterhaching 1:1 (1:0)<br />
SV Meppen -Braunschweig 4:2 (2:0)<br />
1. FC Kaiserslautern-Sportfr.Lotte 2:1 (1:0)<br />
Fortuna Köln -KFC Uerdingen 1:2 (0:0)<br />
Karlsruher SC -Energie Cottbus 2:0 (1:0)<br />
FC CZ Jena -VfL Osnabrück 0:0<br />
FSV Zwickau -VfR Aalen 2:3 (1:2)<br />
1860 München -Würzburger Kickers Mo. 19 Uhr<br />
1. VfL Osnabrück 10 12: 519<br />
2. Karlsruher SC 10 13: 719<br />
3. KFC Uerdingen 10 13:11 19<br />
4. Preußen Münster 10 19:13 18<br />
5. SpVgg Unterhaching 10 17:11 17<br />
6. Würzburger Kickers 917:11 16<br />
7. 1. FC Kaiserslautern 1016:14 14<br />
8. Hallescher FC 810: 713<br />
9. SV Wehen Wiesbaden 10 16:18 13<br />
10. TSV 1860 München 9 7:11 12<br />
11. FSV Zwickau 10 12:12 12<br />
12. FC CZ Jena 10 11:17 12<br />
13. Fortuna Köln 10 12:14 11<br />
14. VfR Aalen 10 14:17 11<br />
15. Sportfr.Lotte 10 10:14 11<br />
16. Hansa Rostock 912:18 11<br />
17. SG Großaspach 10 7: 810<br />
18. Energie Cottbus 9 9:13 9<br />
19. SV Meppen 10 13:19 9<br />
20. Braunschweig 10 11:21 7
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 17 *<br />
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Lokalsport<br />
„Mit diesem Pferd ging ein Wunschtraum in Erfüllung“<br />
Galopptrainer Hans-Jürgen Gröschel über seinen Wunderhengst Iquitos, der beim Preis der Einheit in Hoppegarten als großer Favorit ins Rennen geht<br />
Der Renntag der Deutschen<br />
Einheit am Mittwoch<br />
(Erster Start: 13.30<br />
Uhr) ist der emotionale<br />
Höhepunkt auf der Galopprennbahn<br />
in Hoppegarten. Wie passend,<br />
dass eines der besten deutschen<br />
Pferde der jüngeren Vergangenheit,<br />
der sechsjährige Iquitos, Galopper<br />
des Jahres 2016, beim 28. Preis der<br />
Einheit in der Startboxsteht.Vorzwei<br />
Jahren stieg der Hengst zum Publikumsliebling<br />
auf, als er nach schwerer<br />
Krankheit mehrere Gruppe-I-<br />
Rennen (höchste Galoppkategorie)<br />
gewann und bei den wichtigsten<br />
Rennen im Ausland lief. Trainer<br />
Hans-Jürgen Gröschel, 74, aus Hannover,<br />
geboren in Dresden, spricht<br />
im Interview über die wohl aufregendste<br />
Zeit seiner Laufbahn.<br />
Herr Gröschel, welche Bedeutung<br />
nimmt Iquitos in Ihrer Karriereein?<br />
Mit diesem Pferd ging mein<br />
Wunschtraum in Erfüllung, einmal<br />
Deutschlands bestes Pferd zu trainieren.<br />
Zum anderen empfinde ich<br />
es als Belohnung −nachdem ich jetzt<br />
schon 45 JahreTrainer bin −für das,<br />
was ich in meinen Beruf investiert<br />
habe an Leidenschaft und Liebe zum<br />
Pferd.<br />
Man munkelt, Sie wären ohne ihn<br />
längst im Ruhestand?<br />
Ich habe schon zu DDR-Zeiten<br />
sehr gute Pferde trainiert, habe aber<br />
nach der Wende gemerkt, dass der<br />
Rennsport hier nicht das erste Zugpferd<br />
wird. Ich musste mich in den<br />
alten Bundesländern dann ordentlich<br />
hochkämpfen. Wenn man 70 ist,<br />
denkt man, dass man langsam das<br />
Rentnerleben genießen müsste. Mit<br />
diesem Pferd habe ich noch mal einen<br />
Impuls bekommen, den Beruf,<br />
den ich liebe,fortzusetzen.<br />
Wasmacht dieses Tier denn so besonders?<br />
Viele Menschen erschrecken ja<br />
vor Pferden, weil sie im Vergleich zu<br />
uns doch recht groß wirken. Aber<br />
Iquitos ist für ein Pferd sehr klein<br />
und ausgesprochen hübsch. Und er<br />
hat einen tollen Charakter.<br />
Angekommen im Kreis der weltbesten Galopper:Andrasch Starke reitet Iquitos beim Prix de l’Arc de Triomphe in Paris. IMAGO/GALOPPFOTO (2)<br />
Wodurch zeichnet sich ein solcher<br />
Charakter aus?<br />
Er ist sehr menschenfreundlich<br />
und hat ein Kämpferherz. Wasdieser<br />
kleine Körper an Geschwindigkeit<br />
im Endkampf freilegen kann, ist<br />
wirklich faszinierend. Dieses Pferd<br />
muss man liebhaben.Wenn ich morgens<br />
in den Stall komme, das Pferd<br />
aus seiner Boxherausschaut und vor<br />
sich hin brummelt, dann weiß ich,<br />
dass er etwas zu erzählen hat. Dasist<br />
ein echter Sympathikus.<br />
Wann haben Sie gemerkt, dass Iquitos<br />
das Zeug hat, mal Galopper des<br />
Jahres zu werden?<br />
Die Pferde bekommen in der Regel<br />
nach anderthalb Jahren Kontakt<br />
mit dem Rennstall und werden mit<br />
Reiter und Sattel vertraut gemacht.<br />
Als er damals kam, fiel er auf, weil er<br />
eben so klein war. Zweijährig ist er<br />
dann noch gar nicht an den Startgekommen.<br />
Beim ersten Startals Dreijähriger<br />
in Hoppegarten<br />
hat er dann sachte sein<br />
Können anklingen lassen.<br />
Er war Fünfter, aber hat<br />
damals schon enorme<br />
Endgeschwindigkeit gezeigt.<br />
Ich habe mir gedacht,<br />
der könnte schon<br />
mal gewinnen.<br />
Dasist starkuntertrieben.<br />
Ja, gleich der zweite<br />
Start war ziemlich dramatisch. Ich<br />
hatte zwei Pferde in diesem Rennen<br />
und hatte dem Besitzer des anderen<br />
Später Genuss:<br />
H.-J. Gröschel<br />
gesagt: „Den Iquitos muss man nicht<br />
fürchten, der läuft mit, damit er in<br />
Schwung kommt. Ihr Pferd wird sicher<br />
gewinnen.“ Dann hat Iquitos<br />
den anderen auf der Zielgeraden<br />
festgenagelt. Und ich war<br />
das andere Pferd los, weil<br />
die Besitzer sofortaus dem<br />
Stall bei mir rausgegangen<br />
sind.<br />
IMAGO<br />
Vor ziemlich genau drei<br />
Jahren schien zunächst<br />
mal die Karriere, sogar sein<br />
Leben in Gefahr.<br />
Er hat eine schlimme<br />
Darmverschlingung bekommen.<br />
Dasging auch nur gut aus,<br />
weil der Tierarzt sofortzur Stelle war<br />
und die Tierärztliche Hochschule in<br />
Hannover angerufen hat. Wir wussten<br />
ja nicht, was er hat. Er lag nur in<br />
seiner Box und stöhnte wie ein<br />
Mensch. Er konnte dann dreijährig<br />
keine Rennen mehr laufen, aber hat<br />
sich erholt und hat vierjährig seine<br />
Erfolgsstorybegonnen.<br />
Bisheute hat er 555 690 Euro an Siegprämien<br />
eingelaufen. An welches<br />
Rennen erinnern Sie sich besonders<br />
gerne zurück?<br />
Es ist die ganzeBreite.Als er nach<br />
seiner Darmverschlingung dann den<br />
Großen Preis von Baden gewonnen<br />
hat, das war schon sehr einschneidend.<br />
Als während des Rennens ein<br />
Gewitterguss niederging, flog er auf<br />
der Zielgeraden an allen anderen<br />
vorbei, dass man nur noch staunen<br />
konnte. Mit diesem Rennen hat er<br />
die Herzen des deutschen Rennsports<br />
gewonnen. Und er wurde<br />
auch für internationale Ereignisse<br />
interessant.<br />
Siemeinen die Einladung zum Japan<br />
Cup?<br />
Zweimal wurden wir nach Japan<br />
eingeladen. Vorher hat er auch am<br />
Prix de l’Arc deTriomphe in Paris<br />
teilgenommen, dem berühmtesten<br />
Rennen weltweit. Er hat bei diesen<br />
Rennen zwar nichts gewonnen, aber<br />
er hat sich ehrbar geschlagen und ist<br />
sehr beachtet worden.<br />
Wie hat es sich für Sie angefühlt, in<br />
diesem erlesenen Kreis dabei zu sein?<br />
Das erfüllt einen natürlich mit<br />
Stolz, denn das sind ganz andere<br />
Welten. In Japan hat der Galoppsport<br />
einen viel höheren Stellenwert als in<br />
Deutschland. Die Japan Racing Association<br />
ist der drittgrößte Arbeitgeber<br />
Japans. Der Wettumsatz alleine<br />
beim Japan Cupist größer als in<br />
Deutschland auf allen Bahnen in einem<br />
Jahr. Wenn die Pferde auf die<br />
Bahn kommen, geht schon ein Rohr<br />
los.Wenn dann der Start fällt, ist die<br />
Kulisse wie im Fußballstadion, wenn<br />
80 000 Fans das entscheidende Tor<br />
bejubeln. In Paris ist es auch so. Die<br />
Franzosen gehen nicht so auf die<br />
Rennbahn, sondern eher ins Wettbüro.<br />
Aber wenn der Arc gelaufen<br />
wird, dann ist das ein nationales Ereignis.<br />
Wenn man im Führring präsentiert<br />
wird, läuft es einem schon<br />
eiskalt den Rücken herunter.<br />
Welche Bedeutung hat es für Sie als<br />
Dresdner heute noch, Pferde zum<br />
Preis der Einheit zu schicken?<br />
In Hoppegarten habe ich gelernt,<br />
für den Graditzer Rennstall hatte ich<br />
mein erstes Rennen gewonnen.<br />
Hoppegarten war immer meine<br />
Lieblingsbahn, weil sie eine der<br />
schönsten, wenn nicht die schönste<br />
ist. Wenn ich 30 oder 40 wäreund die<br />
Wahl hätte, woich trainiere, würde<br />
ich nach Hoppegarten gehen.<br />
DasGespräch führte<br />
Benedikt Paetzholdt.<br />
EXKLUSIVE ADRESSEN<br />
DAS<br />
BESTE<br />
für<br />
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18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
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Sport<br />
Borussia Mönchengladbach<br />
BUNDESLIGA<br />
RB Leipzig<br />
Tore aus<br />
dem Nichts<br />
InNizza hat Alassane Pléa<br />
lange mit Mario Balotelli<br />
zusammengespielt. Das<br />
prägt. Vom exzentrischen<br />
Italiener hat er sich ein paar<br />
Finessen abgeschaut, möglicherweise<br />
aber auch eine gewisse<br />
Schlampigkeit,<br />
die am Sonnabend<br />
beim 2:2<br />
vonBorussia Mönchengladbach<br />
in<br />
Wolfsburg zum<br />
Tragen kam.<br />
Da tat Pléa das,<br />
was schon E-Jugendspielern<br />
strikt<br />
verboten wird, er<br />
spielte einen Querpass<br />
vor dem eigenen Strafraum,<br />
der prompt von den<br />
Gastgebern abgefangen<br />
wurde und zum 1:1 führte.<br />
Es gab allerdings mildernde<br />
Umstände für den<br />
neuen Gladbacher. Erhatte<br />
zuvor bereits das getan, was<br />
Dieter Hecking an ihm<br />
schätzt. „Er ist einer, der aus<br />
dem NichtsTore macht“, sagt<br />
der Trainer, „einer, der nicht<br />
lange überlegt, sondern einfach<br />
draufhaut.“ In diesem<br />
Fall aus 16 Metern zum 1:0.<br />
„Wenn er den Fuß freihat,<br />
Echter Neuner:<br />
Alassane Pléa. DPA<br />
schießt er“, weiß auch Sportdirektor<br />
Max Eberl, der sich<br />
extra beim in Nizza tätigen<br />
Brasilianer Dante nach Charakter<br />
und Arbeitsethos<br />
Pléas erkundigt hat.<br />
Für den Franzosen sind<br />
die Gladbacher<br />
gleich mehrfach<br />
über ihren Schatten<br />
gesprungen.<br />
Eberl, als er 23 Millionen<br />
Euro für den<br />
25-Jährigen lockermachte,<br />
Hecking,<br />
als er sein geliebtes<br />
4-4-2-System in<br />
ein 4-3-3 verwandelte,<br />
umnach all<br />
den falschen und halben<br />
Neunern endlich mal wieder<br />
einen ganzen Mittelstürmer<br />
unterzubringen.<br />
Pléa hat mit vier Bundesligatoren<br />
bewiesen, dass er alles<br />
andere ist als ein falscher<br />
Neuner und dass er die<br />
Nummer 14 seines großen<br />
Vorbilds Thierry Henry keinesfalls<br />
ohne Berechtigung<br />
trägt. Nurvon der Abwehrarbeit<br />
sollte ihn Hecking vielleicht<br />
entbinden. Ganz im<br />
Geiste des ehemaligen Kollegen<br />
MarioBalotelli. (mali.)<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 Bor.Dortmund 6 4 2 0 19: 5 14<br />
2 München 6 4 1 1 12: 5 13<br />
3 Hertha BSC 6 4 1 1 12: 7 13<br />
4 M'gladbach 6 3 2 1 12: 9 11<br />
5 SV Werder Bremen 6 3 2 1 11: 8 11<br />
6 RB Leipzig 6 3 2 1 10: 9 11<br />
7 VfL Wolfsburg 6 2 3 1 10: 9 9<br />
8 FC Augsburg 6 2 2 2 11: 9 8<br />
9 Mainz 05 6 2 2 2 4: 4 8<br />
10 Nürnberg 6 2 2 2 7: 10 8<br />
11 Hoffenheim 6 2 1 3 10: 10 7<br />
11 Eintr.Frankfurt 6 2 1 3 10: 10 7<br />
13 SC Freiburg 6 2 1 3 9: 13 7<br />
14 Leverkusen 6 2 0 4 7: 13 6<br />
15 Düsseldorf 6 1 2 3 5: 9 5<br />
16 VfB Stuttgart 6 1 2 3 5: 10 5<br />
17 FC Schalke04 6 1 0 5 3: 9 3<br />
18 Hannover96 6 0 2 4 5: 13 2<br />
7. Spieltag,5.bis 7. Oktober:<br />
Werder Bremen -VfL Wolfsburg Fr., 20.30<br />
Dortmund -Augsburg Sa., 15.30<br />
Hannover96-VfB Stuttgart Sa., 15.30<br />
Mainz 05 -Hertha BSC Sa., 15.30<br />
Düsseldorf -Schalke04 Sa., 15.30<br />
FC Bayern -Mönchengladb. Sa., 18.30<br />
SC Freiburg -Leverkusen So., 13.30<br />
1899 Hoffenheim -Frankfurt So., 15.30<br />
RB Leipzig -1.FCNürnberg So., 18.00<br />
Torjäger:<br />
5Tore: Duda (Hertha BSC)<br />
4Tore: Ibisevic (Hertha BSC), Pléa (Mönchengladbach),<br />
Reus (Dortmund)<br />
u. a. 3Tore: Augustin (Leipzig), Haller<br />
(Frankfurt), Hazard (Mönchengladbach),<br />
Lewandowski (München), Paco Alcácer<br />
(Dortmund), Poulsen (Leipzig), Robben<br />
(München), Szalai (Hoffenheim)<br />
Dänischer<br />
Eiersalat<br />
Esgibt ja unterschiedliche<br />
Dinge, die sich mit Eiern<br />
so anstellen lassen: einen Eierlikör<br />
mixen, eine Eierallergie<br />
kriegen, Eierpfannkuchen<br />
braten oder eine durchaus<br />
leckere sächsische Eierschecke<br />
genießen. Am<br />
Sonnabend hat sich nunYussuf<br />
Poulsen, der dänische<br />
Stürmer von RB Leipzig,<br />
beim 2:1-Sieg in Hoffenheim<br />
angeschickt, ein neues Patent<br />
unter der Rubrik Ei,Ei, Ei<br />
anzumelden.<br />
Denn den zweiten seiner<br />
Doppelpacktreffer in den<br />
Minuten 53 und 73 erzielte<br />
der 24-Jährige weder per<br />
Kopf, noch per Fuß, weder<br />
mit Knie noch mit der Hacke,<br />
sondern aus fünf Metern so:<br />
„Das war eine ungünstige<br />
Höhe“, beschrieb er,„es war<br />
halb Oberschenkel, halb<br />
Eier,was auch immer.“<br />
In seiner Wirkung hatte<br />
der Treffer was von Eierpiekser,<br />
vor allem für Hoffenheims<br />
Trainer Julian Nagelsmann,<br />
der ja nach dieser Saison<br />
das Traineramt bei RB<br />
Leipzig von Ralf Rangnick<br />
übernimmt. Nagelsmann<br />
grummelte jedenfalls in einer<br />
Artverbalem Eiertanz, er<br />
könne mit der Niederlage le-<br />
Erfolgreich in der Körpermitte:<br />
Yussuf Poulsen AFP/DANIEL ROLAND<br />
ben, „aber ein Unentschieden<br />
wäre sicherlich verdient<br />
gewesen“. Wobei Rangnick,<br />
listig wie ein Eierdieb, natürlich<br />
von Hoffenheims Stärke<br />
„speziell beim Umschaltspiel“<br />
wusste und erwartet<br />
hatte, „dass sie um die Box<br />
herum teilweise mit fünf,<br />
sechs Spielernpräsent sind“.<br />
Weil das mit einerViererkette<br />
schwer zu verteidigen sei,<br />
habe er mit Dreier- beziehungsweise<br />
Fünferkette gespielt.<br />
„Das hat sich als nicht<br />
ganz verkehrt erwiesen“,<br />
sagte Rangnick nach dem Eiertor.<br />
Schließlich hatte so ja<br />
nicht er, sondern Nagelsmann<br />
den Eiersalat. (kah.)<br />
So häufig kommt es ja<br />
nicht vor, dass ein Trainer<br />
einen fast weltmeisterlichen<br />
Spieler in seinem Kader findet,<br />
auch dann nicht, wenn<br />
ein Trainer seinen Arbeitsmittelpunkt<br />
nach Frankfurt<br />
verlegt wie Adi Hütter. „Er<br />
kommt schon ganz gut in<br />
Schuss“, hatte der Österreicher<br />
vordem Heimspiel (4:1)<br />
gegen Hannovergesagt.<br />
Er, das ist der fast weltmeisterliche<br />
Ante Rebic, unter<br />
Boatengs Bruda kennt<br />
man den Kroaten auch, und<br />
zuletzt hatte er verletzungsbedingt<br />
gefehlt. Gefehlt ha-<br />
Eintracht Frankfurt<br />
Wieder fast<br />
weltmeisterlich<br />
Blick nach oben: Ante Rebic ist wieder da.<br />
ben damit nicht nur Tore,<br />
sondern auch all die besonderen<br />
bis genialen Momente,<br />
die ein Rebic, wenn er sehr<br />
gut in Schuss ist, regelmäßig<br />
gerne liefert.<br />
Gegen Gladbach (erster<br />
Kurzeinsatz) hatte der Stürmer<br />
bereits getroffen, gegen<br />
Hannover (erstmals Startelf)<br />
gelang ihm das 2:0. Aber genauso<br />
sehenswert waren<br />
seine Pässe (zum 3:0), seine<br />
Dribblings, sein Einfluss auf<br />
das Spiel seiner Mannschaft.<br />
Endlich weiß Hütter wieder,<br />
warum er nach Frankfurtgekommen<br />
ist. (pal.)<br />
WITTERS<br />
Keineswegs kopflos, aber mit dem Fuß doch erfolgreicher:Caiubyherzt Alfred Finbogason.<br />
Eine besondere Vorliebe<br />
IMAGO SPORTFOTODIENST<br />
Alfred Finbogason, der Stürmer des FC Augsburg,<br />
dürfte ziemlich froh sein, dass der SC<br />
Freiburg auch in dieser Saison erstklassig ist.<br />
Denn der Isländer trifft ganz besonders gerne<br />
gegen die Breisgauer.DreiToreamSonntag beim<br />
4:1 und ebenso viele Treffer beim 3:3 vor einem<br />
Jahr an gleicher Stelle machen sechs. Ganz nebenbei<br />
schoss er sich zum Augsburger Rekordtorjäger<br />
mit jetzt 25 Toren. Dass die Fans zwischen<br />
25. und 57. Minute ihre Gesänge einstellten,<br />
hatte übrigens nichts mit dem Spielverlauf<br />
zu tun. Nach Caiubys 1:0 war Augsburg dominant.<br />
Allerdings erlitt ein Augsburger Faneinen<br />
Herzstillstand und musste reanimiertwerden.<br />
VfB Stuttgart<br />
Ein Kick fürs<br />
Kuriositätenkabinett<br />
Wenn BornaSosa,Verteidiger<br />
des VfB Stuttgart,<br />
künftig einen Einwurf ausführt,<br />
kann Ron-Robert Zieler<br />
in Ruhe ein Schlückchen<br />
trinken gehen, seine Torlinie<br />
fegen oder sich einfach mal<br />
die Schuhe putzen. Er darfsicher<br />
sein, Borna Sosa wird<br />
den Ball auf keinen Fall zu<br />
ihm werfen. Nicht nachdem<br />
der Keeper beim 2:1 des VfB<br />
gegen Werder Bremen den<br />
Einwurf des Kroaten nicht<br />
mitbekam, weil er sich gerade<br />
die Schienbeinschoner<br />
richtete, den Ball dann aber<br />
noch ungeschickt zu erhaschen<br />
versuchte und ihn<br />
leicht berührte, bevor er ins<br />
Torkullerte.Sowar es ein Eigentor,<br />
ohne einen Ballkontakt<br />
hätte es eine Ecke gegeben.<br />
Natürlich weiß Zieler,<br />
dass der Vorgang künftig in<br />
jedem Kuriositätenkabinett<br />
der Bundesliga auftauchen<br />
wird, so wie die Aktion des<br />
Bayern-Torhüters Jean-Marie<br />
Pfaff, der 1982 ebenfalls<br />
gegen Werder Bremen einen<br />
Einwurf von Uwe Reinders<br />
mit den Fingerspitzen ins eigene<br />
Tor bugsierte. Dieses<br />
Wissen besserte nicht die<br />
Laune des Keepers, der zuletzt<br />
einen ordentlichen Karriereknick<br />
erlebte.<br />
Aus der Nationalmannschaft<br />
rutschte er irgendwie<br />
heraus, obwohl sie dort inzwischen<br />
sogar Torhüter<br />
nehmen, die kein Saisonspiel<br />
bestritten haben, bei Leicester<br />
City ist er gescheitert,<br />
dann beim VfB untergekommen,<br />
nicht gerade eine Topadresse.<br />
Frei von Selbstkritik<br />
schimpfte Ron-RobertZieler,<br />
dass man alles auf diese<br />
Szene reduzieren würde,<br />
sagte trotzig, dass er ein gutes<br />
Spiel gemacht habe, und<br />
erklärte ebenso korrekt wie<br />
lakonisch: „Was man nicht<br />
sieht, kann man nicht halten.“<br />
Aber es müsse ja immer<br />
einen Schuldigen geben.<br />
Der war in diesem Fall<br />
nicht sehr schwer zu finden,<br />
und es war beileibe nicht<br />
BornaSosa. (mali.)<br />
SECHSTER SPIELTAG<br />
2:4 (2:0)<br />
LEV.KUSEN–DORTMUND<br />
1:0 (1:0)<br />
SCHALKE–MAINZ<br />
2:2 (1:1)<br />
WOLFSBURG–GLADBACH<br />
4:1 (2:0)<br />
AUGSBURG–FREIBURG<br />
2:1 (1:0)<br />
STUTTGART–BREMEN<br />
3:0 (1:0)<br />
NÜRNBERG–DÜ’DORF<br />
1:2 (0:0)<br />
HOFFENHEIM–LEIPZIG<br />
2:0 (2:0)<br />
HERTHA–BAYERN<br />
4:1 (2:0)<br />
FRANKFURT–HANNOVER<br />
Leverkusen: Hradecky -Weiser<br />
(70. Jedvaj), Tah, Sven Bender,<br />
Wendell -Kohr,Lars Bender -<br />
Volland, Havertz, Brandt (79.<br />
Paulinho) -Alario (70. Bailey). -<br />
Trainer:Herrlich<br />
Dortmund: Bürki -Hakimi,<br />
Akanji, Zagadou, Diallo -Witsel,<br />
Delaney(46. Dahoud) -Pulisic<br />
(68. Sancho), Reus, Bruun Larsen<br />
-Philipp (63. Alcacer). -<br />
Trainer:Favre<br />
SR: Felix Brych (München)<br />
Tore: 1:0 Weiser (9.), 2:0 Tah<br />
(39.), 2:1 Bruun Larsen (65.),<br />
2:2 Reus (69.), 2:3 Alcácer<br />
(85.), 2:4 Alcácer (90.+4)<br />
ZS: 30 210 (ausverkauft)<br />
Gelbe K.: Wendell (2) -Delaney<br />
Schalke: Fährmann -Caligiuri,<br />
Salif Sane, Nastasic, Mendyl -<br />
Bentaleb -Schöpf (61. McKennie),<br />
Serdar (84. Mascarell),<br />
Harit (70. Uth) -Burgstaller,Konoplyanka.<br />
-Trainer:Tedesco<br />
Mainz: Florian Müller -Mwene,<br />
Bell, Niakhate, Bussmann -<br />
Gbamin, Kunde (78. Maxim),<br />
Baku (83. Boetius) -Öztunali<br />
(60. Ujah), Quaison -Mateta. -<br />
Trainer:Schwarz<br />
Schiedsrichter:Benjamin Cortus<br />
(Röthenbach)<br />
Tor: 1:0 Schöpf (11.)<br />
Zuschauer:61810<br />
Gelbe Karten: Schöpf (2), Burgstaller<br />
(2) -Bell (2), Boetius<br />
Wolfsburg: Casteels -William,<br />
Knoche, Brooks, Roussillon -<br />
Camacho -Malli, Arnold (72.<br />
Rexhbecaj) -Steffen (90. Gerhardt),<br />
Weghorst (82. Ginczek),<br />
Brekalo. -Trainer:Labbadia<br />
Mönchengladbach: Sommer -<br />
Lang (74. Jantschke), Ginter,Elvedi,<br />
Wendt -Kramer -Zakaria,<br />
Neuhaus (73. Cuisance) -Herrmann,<br />
Pléa (82. Traore), Hazard.<br />
-Trainer:Hecking<br />
SR: Felix Zwayer(Berlin)<br />
Tore: 0:1 Pléa (7.), 1:1 Steffen<br />
(12.), 1:2 Hazard (48.), 2:2<br />
Weghorst (59.)<br />
Zuschauer:24101<br />
Gelbe Karten: Brooks (2), Steffen<br />
-Elvedi, Kramer<br />
Augsburg: Luthe -Schmid, Gouweleeuw,Hinteregger,Max<br />
-R.<br />
Khedira, Baier (85. Fe. Götze) -<br />
M. Richter (74. Hahn), Gregoritsch<br />
(70. Koo), Caiuby-Finnbogason.<br />
-Trainer:Baum<br />
Freiburg: Schwolow-Lienhart<br />
(46. J. Gondorf), Gulde, Heintz,<br />
Günter -Frantz, R. Koch, Höfler,<br />
Sallai -Terrazzino (46. L. Waldschmidt),<br />
Niederlechner (76.<br />
Kleindienst). -Trainer:Streich<br />
SR: RobertKampka (Mainz)<br />
Tore: 1:0 Caiuby(19.), 2:0 Finnbogason<br />
(34.), 2:1 Schmid<br />
(49./Eigentor), 3:1 Finnbogason<br />
(68./Foulelfmeter), 4:1<br />
Finnbogason (83.)<br />
Zuschauer:26488<br />
Gelbe Karten: -/Höfler (2)<br />
Stuttgart: Zieler -Beck, Baumgartl,<br />
Pavard, Sosa -Aogo(52. Castro) -<br />
Ascacibar,Gentner (74. Gonzalez)<br />
-Didavi -Donis (61.Thommy), Gomez.<br />
-Trainer:Korkut<br />
Bremen: Pavlenka -Veljkovic,<br />
Bargfrede (67. Pizarro), Moisander<br />
-Gebre Selassie, Sahin,Augustinsson<br />
(67. Harnik) -Maximilian<br />
Eggestein, Klaassen -Kruse,<br />
Osako(80. Kainz). -Trainer:Kohfeldt<br />
SR:TobiasWelz (Wiesbaden)<br />
Tore: 1:0 Donis (19.), 1:1 Zieler<br />
(68., Eigentor), 2:1 Castro (75.)<br />
Zuschauer:58569 (ausverk.)<br />
Gelb-Rot:Veljkovic (36.), Gelb: Gomez<br />
(3), Donis,Thommy -Bargfrede<br />
(3), Osako<br />
Nürnberg: Bredlow-Valentini,<br />
Margreitter,Mühl, Leibold -Petrak<br />
(90. Erras) -Löwen, Behrens<br />
-Pereira (46. Palacios), Misidjan<br />
-Ishak (87. Knöll). -Trainer:<br />
Köllner<br />
Düsseldorf: Rensing -Zimmer,<br />
Ayhan, Kaminski, Gießelmann -<br />
Bodzek -Lukebakio (68. Hennings),<br />
Matthias Zimmermann,<br />
Morales, Usami (58. Lovren) -<br />
Ducksch. -Trainer:Funkel<br />
Schiedsrichter:HarmOsmers<br />
(Hannover)<br />
Tore: 1:0 Behrens (28., Foulelfmeter),<br />
2:0 Ishak (64.), 3:0 Palacios<br />
(78.)<br />
Zuschauer:36102<br />
Gelbe Karten: -Morales (2),<br />
Zimmer<br />
Hoffenheim: Baumann -Akpoguma,<br />
Hoogma, Posch -Kaderabek,<br />
Bittencourt(57. Demirbay),<br />
Grillitsch (62. Grifo),<br />
Schulz -Belfodil, Szalai (69.<br />
Joelinton), Kramaric. -Trainer:<br />
Nagelsmann<br />
Leipzig: Gulacsi -Konate, Ilsanker,<br />
Upamecano -Laimer (68.<br />
Mukiele), Demme, Saracchi -<br />
Sabitzer,Kampl -Poulsen (81.<br />
Cunha), Timo Werner (68. Augustin).<br />
-Trainer:Rangnick<br />
SR: Deniz Aytekin (Oberasbach)<br />
Tore: 0:1 Poulsen (53.), 0:2<br />
Poulsen (73.), 1:2 Kramaric<br />
(90.+3, Foulelfmeter)<br />
Zuschauer:28115<br />
Gelbe Karten: Szalai (2) -Sabitzer<br />
(2), Ilsanker (2), Konate<br />
Berlin: Kraft -Lazaro, Stark, Rekik,<br />
Mittelstädt -Skjelbred, Arne<br />
Maier -Kalou (71. Leckie),<br />
Duda, Dilrosun (90.+1 Jastrzembski)<br />
-Ibisevic (53. Selke).<br />
-Trainer:Dardai<br />
München: Neuer -Kimmich,<br />
Süle, Jérôme Boateng,Alaba -<br />
Thiago-Robben (52. Thomas<br />
Müller), James (72. Wagner),<br />
Sanches (63. Gnabry), Lewandowski,<br />
Ribery. -Trainer:Kovac<br />
SR: Marco Fritz (Korb)<br />
Tore: 1:0 Ibisevic (23., Foulelfmeter),<br />
2:0 Duda (44.)<br />
ZS: 74 669 (ausverkauft)<br />
Gelbe Karten: Ibisevic, Dilrosun<br />
(2), Duda (2) -Kimmich<br />
Frankfurt: Trapp -Russ, Hasebe,<br />
N’Dicka -daCosta, Torro, de<br />
Guzman, Kostic (78. Willems) -<br />
Allan -Haller (60. Jovic), Rebic<br />
(82. Gacinovic). -Trainer:Hütter<br />
Hannover: Esser -Sorg,Felipe,<br />
Anton -Korb (69. Muslija),<br />
Schwegler,Walace (46. Wood),<br />
Albornoz -Fossum, Bebou -<br />
Füllkrug (46. Weydandt). -Trainer:Breitenreiter<br />
Schiedsrichter:RobertHartmann<br />
(Wangen)<br />
Tore: 1:0 N'Dicka (36.), 2:0 Rebic<br />
(45.+1), 3:0 de Guzman<br />
(59.), 3:1 Muslija (86.), 4:1 Jovic<br />
(89.)<br />
Zuschauer:46300<br />
Gelbe Karten: Torro-Sorg (3),<br />
Anton (2)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 19 *<br />
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Sport<br />
Die Kraft des Unverbindlichen<br />
Unions Trainer Urs Fischer will in Ingolstadt gewinnen. Und wie? Das kann der Meister der Allgemeinplätze leider nicht verraten<br />
VonMathias Bunkus<br />
Kenner des Union-Kosmos wissen,<br />
rund 48 Stunden vor dem<br />
Showdown findet die Pressekonferenz<br />
statt –kurzPK. DerTag, an dem<br />
die letzten Fragen zum anstehenden<br />
Zweitligakick erörtert und eben beantwortet<br />
werden sollen. Also werden<br />
fleißig die Computer eingeschaltet,<br />
die Smartphones gezückt,<br />
um live dabei zu sein. Das war auch<br />
an diesem Sonnabend der Fall, als<br />
die Köpenicker vor ihrem heutigen<br />
Auftritt in Ingolstadt (20.30 Uhr) zum<br />
Gespräch luden.<br />
Dass da erneut wenig Erhellendes<br />
zutage gefördertwurde,ist allerdings<br />
auch hinlänglich bekannt. Nurallgemeine<br />
Höflichkeiten dem Klub gegenüber<br />
veranlasst die Hauptstadt-<br />
Journaille immer wieder,die Staffage<br />
für das Vereins-TVabzugeben.<br />
Trainer UrsFischer ist ein Meister<br />
darin, freundliche,aber unverbindliche<br />
Allgemeinplätze von sich zu geben.<br />
Manch Zeitzeuge liebäugelte<br />
schon damit, ein PK-Bullshit-Bingo<br />
zu entwerfen. Also die Floskeln und<br />
Sätze vorzuempfinden, mit denen<br />
Fischer aufwarten würde.<br />
Auch diesmal wäre keiner enttäuscht<br />
worden. Sieben Spiele seien<br />
Wieder Gesprächsbedarf: UrsFischer und Sebastian Polter.<br />
IMGAO<br />
erst gespielt, die Tabelle habe keine<br />
Aussagekraft. Union solle vor allem<br />
auf sich schauen. Es werde ein<br />
schwieriges Spiel. Man dürfe zufrieden<br />
sein mit dem Start, sich aber<br />
nicht darauf ausruhen. Und natürlich<br />
wollen die Eisernen in Ingolstadt<br />
gewinnen, was aber nicht heißt, dass<br />
es automatisch auch klappt. Lediglich<br />
die Frage nach einer möglichen<br />
Umgestaltung des Kaders wurde<br />
nicht beantwortet, da sie – hoffnungsloses<br />
Unterfangen eben –gar<br />
nicht erst gestellt wurde.<br />
In einem Punkt aber legte sich Fischer,<br />
52, dann doch fest –oder für<br />
seine Verhältnisse nahezu fest. Dass<br />
Sebastian Polter nach seinem<br />
schwungvollen Comeback gegen<br />
Kiel wieder eine Kaderoption sein<br />
könne, ließ sich der Trainer entlocken<br />
und verwies im gleichen Atemzug<br />
sofort drauf, dass das aber nicht<br />
für die Startelf gelte. Eine Ankündigung,<br />
die in etwa so überraschte,<br />
wie,dass auf TagNacht folgt.<br />
Doch so sehr dieses Spiel auf<br />
Dauer langweilt, eines muss man<br />
dem Schweizer zugutehalten: Er hat<br />
in vielen Fällen ja recht mit seinen<br />
Aussagen. Was bringt es, marktschreierisch<br />
den Gegner zu reizen?<br />
Diese Liga ist wieder so unberechenbar,<br />
dass Prognosen sehr schwer<br />
sind. Auch, weil Fußball ein Spiel mit<br />
dem Zufall ist. Alles müsse sich jedes<br />
Mal neu erarbeitet werden, sagte Fischer.<br />
Und ein perfektes Spiel werde<br />
es im kampfbetonten, stets etwas<br />
hektisch zugehenden Unterbau der<br />
Bundesliga wohl nie geben. Das<br />
muss es in Ingolstadt auch nicht unbedingt<br />
geben. Aber der erste Auswärtserfolg<br />
unter Fischer käme den<br />
Köpenickernschon zupass.<br />
Erhöhter Konkurrenzkampf<br />
Das weniger, umdem Spitzenreiter<br />
aus Köln weiter auf den Fersen zu<br />
bleiben. Schon mehr für die eigene<br />
Weiterentwicklung. Denn so sehr Fischer<br />
in Medienrunden Zurückhaltung<br />
pflegt, umso mehr ist für ihn<br />
entscheidend, was auf dem Platz<br />
passiert. Und daarbeitet er daran,<br />
dass seine Truppe aus Fehlern lernt,<br />
sich Stück für Stück verbessert. Als<br />
Beispiel nannte Fischer das 1:1 in<br />
Bielefeld. Da sei es Union nicht gelungen,<br />
den zweiten Treffer nachzulegen,<br />
was am Ende bestraft wurde.<br />
Das soll seiner Mannschaft diesmal<br />
nicht passieren. Auch wenn zwischen<br />
Wunsch und Wirklichkeit oft<br />
eine Lücke klafft. „Wenn alles so einfach<br />
wäre, wenn du es nur ansprichst,<br />
dann wäre alles einfacher“,<br />
sagte Fischer.Ihm käme es vorallem<br />
drauf an, dass die Mannschaft sich<br />
gut präsentiert. Denn die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
erhöht sich damit<br />
automatisch.<br />
Letzteres gilt auch für eine entsprechende<br />
Bank. Je mehr Qualität<br />
ein Trainer dort versammeln kann,<br />
umso größer ist die Chance, dass<br />
entscheidende Korrekturen während<br />
des Spiels vorgenommen werden<br />
können. Die Einwechselaussichten<br />
sind nicht nur durch die<br />
Rückkehr von Sebastian Polter besser<br />
geworden. Auch Joshua Mees<br />
und Suleiman Abdullahi seien kurz<br />
davor,eine Kaderoption zu werden.<br />
Wasübrigens nicht nur die Gegner,<br />
sondern vor allem Fischer quälen<br />
wird:„Wir haben dann einen sehr<br />
großen Kader.Ich kann nur 18 Mann<br />
mitnehmen. Das ist nicht immer<br />
einfach für einen Trainer.“ Unerwähnt<br />
ließ er aber dabei, dass es so<br />
auch für die Profis sehr schwer wird,<br />
sich hängen zu lassen. Weil sie immer<br />
vollsten Einsatz geben müssen.<br />
Weil diese Unverbindlichkeit in der<br />
Kaderzusammenstellung den Konkurrenzkampf<br />
richtig anspornt. Wovon<br />
letztlich der Trainer und das<br />
Team profitieren.<br />
Hilfe aus Glasgow und München<br />
Im Derby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli spielt die Polizei eine Hauptrolle, beim 0:0 wird die Entscheidung in der inoffiziellen Stadtmeisterschaft vertagt<br />
VonPatrick Berger,Hamburg<br />
Schon auf dem Wegvon Berlin<br />
nach Hamburg war Ross<br />
kaum mehr einzufangen.<br />
Mit harter Elektromusik<br />
heizte sich der Fußball-Fan im ICE<br />
auf das 100. Stadtderby zwischen<br />
dem Hamburger SV und dem FC St.<br />
Pauli, das 0:0 enden sollte, ein. „Ich<br />
hab’soBock!“, sagte der Mittzwanziger<br />
in starkem schottischem Akzent.<br />
Das Kuriose: Ross, rostrote Haare,<br />
spargeldünne Arme, ist weder HSVnoch<br />
St. Pauli-Fan. Für das 100.<br />
Stadtderbywar der Schotte extraaus<br />
Glasgow angereist. Ross ist Fan der<br />
Rangers, landete am Vorabend in<br />
Berlin und fuhr am nächsten Morgen<br />
mit dem Zugweiter.<br />
Wie Ross – graue Jogginghose,<br />
schwarzer Kapuzenpullover, Brustbeutel<br />
–waren auch Dutzend weitere<br />
Rangers-Anhänger in Hamburg<br />
dabei. Der schottische Kultklub<br />
pflegt eine enge Fan-Freundschaft<br />
zum HSV. Der erfreute sich auch der<br />
Unterstützung vonUltras des FC Ko-<br />
penhagen. Im St. Pauli-Lager waren<br />
Ultras der Münchner „Schickeria“<br />
vomFCBayern. „Dieses Derbyist etwas<br />
ganz Besonderes“, sagte Ross,<br />
der schon viermal im Volksparkstadion<br />
war. „Wir sind eine große Anzahl,<br />
unterstützen den HSV, wann<br />
immer es geht.“ Wenn es sein muss<br />
auch mit den Fäusten.<br />
Rund 1000 gewaltbereite Fans<br />
wurden am gestrigen Sonntag erwartet.<br />
Doch die befürchteten Krawalle<br />
blieben weitgehend aus, was<br />
natürlich auch am Großaufgebot der<br />
Hamburger Polizei lag.„Alles,was einen<br />
Helm tragen kann“, wie ein Polizist<br />
lapidar sagte, war im Einsatz,<br />
nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> etwa 1800 Polizisten.<br />
Viel Kampf, viel Leidenschaft<br />
Wasden Ausnahmezustand deutlich<br />
machte: Über dem Volkspark kreisten<br />
schon zwei Stunden vor Anpfiff<br />
Hubschrauber, dazu beherrschten<br />
Wasserwerfer,Reiterstaffeln und Polizeihunde<br />
das Stadtbild. Am Vorabend<br />
richtete die Polizei −wie beim<br />
G20-Gipfel im vergangenen Jahr −<br />
ein Hinweisportal ein, auf dem Bürger<br />
Straftaten rund um das Derby<br />
melden durften.<br />
Vermeldenswert war beim Derby<br />
nicht allzu viel. 2783 Tage lagen zwischen<br />
dem letzten Derby, das die<br />
Braun-Weißen durch ein Torvon Gerald<br />
Asamoah 1:0 gewannen, und<br />
dem gestrigen. Es war erst das fünfte<br />
Spiel in diesem Jahrhundert. Fußballerisch<br />
war das, was die 57 000 Fans<br />
geboten bekamen, richtig mau. Viel<br />
Kampf, viel Leidenschaft – aber<br />
kaum Torchancen. Fast wäreder Außenseiter<br />
noch als Sieger vom Platz<br />
gegangen, als Cenk Sahin in der<br />
Nachspielzeit Julian Pollersbeck mit<br />
einem Weitschuss-Lupfer überlisten<br />
wollte (90. +2).<br />
Viel Wirbel um letztlich nichts.<br />
Der kriselnde Hamburger SV, drei<br />
Spiele nun schon ohne Sieg und Tor,<br />
wartet jetzt seit 16 Jahren auf einen<br />
Pflichtspiel-Erfolg gegen St. Pauli<br />
(1:1, 0:1 und jetzt 0:0). Die Entscheidung<br />
in der inoffiziellen Stadtmeisterschaft<br />
wurde vertagt.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Europatrend<br />
Phasenweise<br />
ausgeglichen<br />
Matti Lieske<br />
verrät, wie der FC Bayern zu<br />
stürzen ist –vielleicht.<br />
Tja, das war es dann wohl für den<br />
armen Niko Kovac. Spätestens<br />
am Dienstag dürfte der Bayern-Trainer<br />
fällig sein, wenn nicht mindestens<br />
ein 7:0 in der Champions League<br />
gegen Ajax Amsterdam herausspringt.<br />
In der Tabelle hinter Borussia<br />
Dortmund, da werden die Altvorderen<br />
des Klubs immer sehr nervös, so<br />
wie vorziemlich genau einem Jahr,als<br />
sie in heller Panik Carlo Ancelotti abservierten.<br />
Da waren es drei Punkte<br />
Rückstand auf den BVB, diesmal ist es<br />
nur einer, dafür sind es bloß zwei<br />
Zähler vor Werder Bremen, und das<br />
gibt nun wirklich zu denken.<br />
Für die Bundesliga war diese Woche<br />
ein Glücksfall, auch was ihr seit<br />
der vergangenen Europapokalsaison<br />
und der WM etwas angekratztes internationales<br />
Renommee angeht. Am<br />
Sonnabend wurde dem weltweiten<br />
Fußballfan allerhand geboten: Juventus<br />
Turin gegen Neapel (3:1), Barcelona<br />
–Bilbao (1:1), Madrider Derby<br />
(0:0), römisches Derby (3:1 für AS<br />
Rom), West Ham gegen Manchester<br />
United (3:1), Chelsea – Liverpool<br />
(1:1), Nizza –Paris St.Germain (0:3).<br />
In Deutschland konnte da allenfalls<br />
Leverkusen gegen Dortmund<br />
mithalten –wenn nicht Leverkusen<br />
mitspielen würde, hätte man vorher<br />
gesagt. Aber dann gab sich die rheinische<br />
Schlaftablette alle Mühe, versiebte<br />
formschön eine komfortable<br />
Führung und machte die Liga spannend.<br />
Dabei hatten sich Fachleute<br />
noch am Dienstag mit Spekulationen<br />
überboten, ob die Bayern nun im Februar,Märzoder<br />
doch erst AprilMeister<br />
werden, und mit zwanzig, dreißig<br />
oder fünfzig PunktenVorsprung.<br />
Phasenweise entfesselt<br />
Aber dann schafften die Münchner,<br />
die ihreGegner bis dahin mit einer erschreckenden<br />
Beiläufigkeit erledigt<br />
hatten, in zwei Spielen nur ein Tor<br />
und einen Punkt, während die Borussen<br />
sechs Punkte und elf Tore auf den<br />
Rasen zauberten. Dabei wirkten sie<br />
phasenweise so entfesselt, dass man<br />
jeden Augenblick die fristlose Kündigung<br />
desTrainers Lucien Favreerwarten<br />
muss, dem solch ein wildes Treiben<br />
keinesfalls geheuer sein kann.<br />
Gerade rechtzeitig hat sich die<br />
Bundesliga dem europaweiten Trend<br />
zur partiellen Ausgeglichenheit angeschlossen,<br />
der nur an Cristiano Ronaldos<br />
Juventus und Thomas Tuchels<br />
St.Germain vorübergegangen zu sein<br />
scheint. Freuen wir uns also auf eine<br />
spektakuläre und bis zum Schluss<br />
spannende Saison, die eventuell mit<br />
der Entmachtung des designierten<br />
Ewigkeitschampions aus München<br />
endet. Es sei denn, Dortmund schafft<br />
am Sonnabend nur ein 1:1 gegen<br />
Augsburgund Bayern gewinnt 7:0 gegen<br />
Gladbach. Dann ist natürlich alles<br />
wieder ganz anders.<br />
Muss sich erste Gedanken über seinen<br />
Arbeitsplatz machen: NikoKovac BONGARTS<br />
Nichts für Ungläubige<br />
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Herthas Auftritt gegen die Bayern nun zum Anschauungsmaterial wird<br />
VonPaul Linke<br />
In über zwanzig Fußballjahren<br />
sind so einige Bilder entstanden,<br />
die Michael Preetz an der<br />
Seite von Herthinho zeigen.<br />
Und bislang galt eine Umarmung<br />
vom8.März2003 als innigste Szene:<br />
Dierechte Pranke des Maskottchens<br />
umschlingt den Hals des damaligen<br />
Stürmers von Hertha BSC, und dessen<br />
linke Hand liegt auf der vollschlanken<br />
Hüfte des brasilianischen<br />
Braunbären. Es sieht so aus,als würden<br />
sie im Gleichschritt über den Rasen<br />
des <strong>Berliner</strong> Olympiastadions<br />
tänzeln. Preetz hatte zuvor zwei Tore<br />
gegen die Bayern erzielt, 6:0 war der<br />
Endstand. Zu Gast waren die kleinen<br />
Bayern des TSV1860 München.<br />
Am vergangenen Freitagabend,<br />
nach dem Heimsieg (2:0) gegen die<br />
großen Bayern, folgte Preetz Herthinho<br />
in die Kabine.Auf den Stufen<br />
vor der Ehrentribüne ließ das Maskottchen<br />
seinen Hintern lustig kreisen,<br />
was den ohnehin schon gut gelaunten<br />
Manager noch breiter grinsen<br />
ließ. Am Ende des Treppenlaufs<br />
klopften sie sich gegenseitig auf die<br />
Schultern und schlossen sich überschwänglich<br />
in die Arme, als ein Fotograf<br />
um einen Schnappschuss bat.<br />
In der nach oben offenen Manager-<br />
Maskottchen-Liebesskala ist dieser<br />
28. September 2018 nun der neueste<br />
Bestwert. Aber nicht deswegen sagte<br />
Preetz später: „Wir haben etwas geschafft,<br />
woran sich viele Spieler und<br />
Fans lange erinnernwerden.“<br />
Mixaus Kunst und Arbeit<br />
VonMichael Jahn<br />
Das Duell Hertha BSC gegen den<br />
FC Bayern gab es 67-mal seit<br />
1967. Die Bilanz aus Sicht der <strong>Berliner</strong>:10,<br />
19, 38. Diezehn Siege gelangen<br />
unter den TrainernJürgen Röber<br />
(drei), GeorgKeßler,Kuno Klötzer (je<br />
zwei), Helmut Kronsbein, Lucien<br />
Favre, Pal Dardai (einer). Klubikone<br />
Erich Beer war an vier Siegen beteiligt,<br />
Torjäger und Manager Michael<br />
Preetz an dreien. EinÜberblick.<br />
30. Oktober1969,Bayern-Hertha 1:2<br />
Herthas Tore schossen Jürgen Weber<br />
und Arno Steffenhagen. Torhüter<br />
Gernot Fraydl parierte einen Elfmeter<br />
vonGerdMüller.<br />
Tor, Torjubel, Torschütze: Vedad Ibisevic vor der Ostkurve<br />
CITY-PRESS<br />
Körperkontakt, ob nun gestellt, gewollt<br />
oder auch nicht, war irgendwie<br />
schon ein Thema dieses Heimspielabends.<br />
Da war Valentino Lazaro,<br />
grandioser Wegbereiter des zweiten<br />
Treffers durch Ondrej Duda, der ein<br />
bisschen Angst hatte, erwischt und<br />
überfahren zu werden. „In der zweiten<br />
Halbzeit war es ein Scheißgefühl“,<br />
gestand er,als Hertha die letzte<br />
Linie –26bis 28 Meter vordem eigenen<br />
Tor–aufgab und tiefer als geplant<br />
verteidigte.„Da kam ständig so<br />
eine Tonne Eisenbahn auf dich zu.“<br />
Lazaromeinte die linke Angriffslokomotive<br />
der Bayern bestehend aus<br />
Franck Ribéryund David Alaba, und<br />
trotzdem warf ersich beiden immer<br />
wieder in den Weg. Trainer Pal Dardai<br />
sagte:„Erist eigentlich ein Künstler,<br />
aber jetzt arbeitet er auch hart,<br />
der Mixstimmt.“<br />
Da war natürlich auch Salomon<br />
Kalou, der vorLazarowie wirr Haken<br />
schlug und den Oberschenkel des<br />
verwirrten Jérôme Boateng nutzte,<br />
um elfmeterwürdig zu fallen. Undda<br />
war Vedad Ibisevic, der zur Führung<br />
verwandelte und später einen Reporter<br />
herzte. Dazu muss man wissen,<br />
dass Herthas Kapitän gedrängt<br />
bis gezwungen werden muss, über<br />
seinen Job zusprechen. Diesmal fiel<br />
es ihm leichter. Ersagte: „Wir haben<br />
daran geglaubt, dass es möglich ist.“<br />
Man muss esalso nur glauben,<br />
und schon sind diese schier unschlagbaren<br />
Bayern plötzlich schlagbar?<br />
So einfach ist das?<br />
Ibisevics Satz, der in Glückskeksenverpackt<br />
an alle Bundesligastandorte<br />
geliefert werden sollte, ist gar<br />
nicht so platt, wie er klingt. Unddass<br />
es vielleicht arbeitsrechtliche Konsequenzen<br />
für alle Ungläubigen im<br />
Team gegeben hätte, das erzählte<br />
dann Lazaro, indem er Dardai zitierte:<br />
„Wer nicht glaubt, dass wir gewinnen<br />
können, braucht nicht mehr<br />
zu kommen.“ Lazaro ergänzte: „Jeder<br />
ist gekommen, und jeder hat<br />
daran geglaubt.“<br />
Dieses Glaubensbekenntnis ist<br />
ein Ausdruck für das neue Selbstverständnis<br />
einer Mannschaft, die mit<br />
fußballgöttlichem Beistand in diese<br />
Saison gestartet ist und dann mit jedem<br />
weiteren Spiel (bis auf das in<br />
Bremen) bewiesen hat, dass sie Talent<br />
und Erfahrung, offensive Spielfreude<br />
und defensiveStandfestigkeit<br />
so harmonisch kombiniert wie seit<br />
Jahren nicht mehr. Hertha war mal<br />
gut unter dem Trainer Jürgen Röber<br />
VonWeber bis Duda<br />
1. Februar 1975, Hertha –Bayern4:1<br />
Es trafen Erich Beer (zweimal) und<br />
Wolfgang Sidka. Dazu kam ein Eigentor<br />
von Franz Beckenbauer, das<br />
zweite binnen acht Tagen. Sepp<br />
Maier maulte: „Wir spielten nur mit<br />
zehn Leuten, weil unser Katsche<br />
Schwarzenbeck immer den Franz<br />
Beckenbauer decken musste.“<br />
6. Dezember 1975,Hertha-Bayern2:1<br />
Herthas Tore schossen Lorenz Horr<br />
und Detlef Szymanek. Szymanek<br />
wurde berühmt als er 1976 beim 4:7<br />
in München drei Tore binnen sieben<br />
Minuten schaffte.<br />
29.Oktober1977,Bayern-Hertha 0:2<br />
Herthas Tore schossen GerhardGrau<br />
Zehn Siege gegen die Bayern<br />
und BerndGersdorff. Es ist bis heute<br />
der letzte Auswärtssieg in München.<br />
18. März1978, Hertha –Bayern3:1<br />
Dieter Nüssing, Wolfgang Sidka und<br />
Holger Brück trafen. In dieser Saison<br />
gewann Hertha beide Duelle.<br />
14. Februar 1998, Hertha –Bayern2:1<br />
Preetz und Ante Covic erzielten die<br />
Tore. Preetz machte es spannend in<br />
der 84. Minute. Später sagte er:<br />
„Kopfballtechnisch war das Eigentor<br />
einer meiner schönsten Treffer.“<br />
21. November1998,Hertha –Bayern1:0<br />
Preetz gelang der Siegtreffer. Am<br />
Ende der Saison wurde er mit 23<br />
TreffernTorschützenkönig.<br />
und sogar fast meisterlich unter Lucien<br />
Favre. Aber damals stimmten<br />
meist nur die Ergebnisse, der Fußball<br />
war selten ein Genuss.<br />
Über seine aktuelle Mannschaft,<br />
die gelernt hat, mit ein, zwei Ballkontakten<br />
auszukommen und sich darauf<br />
spezialisiert hat, kontrolliertes<br />
Tempo und situative Passschärfe in<br />
ihr Aufbauspiel zu bringen, durfte<br />
Dardai zu Recht behaupten: „Wir<br />
waren spielerisch einen Tick besser<br />
in der ersten Halbzeit.“ Neben ihm<br />
auf dem Podium saß Niko Kovac,<br />
und auch er widersprach nicht.<br />
Wozu denn Hertha noch in der Lage<br />
sei in dieser Saison, wurde der Trainer<br />
der Bayern gefragt. Kovac blickte<br />
zu seinem Kollegen und sagte: „Pal,<br />
soll ich den Druckerhöhen,odersoll<br />
ich den Ball flachhalten?“ Hieß in<br />
etwa: Wieviel Lob verträgst du noch?<br />
In der Vorbereitung auf dieses<br />
Spiel hat Dardai ein Video bei seinen<br />
Scouts bestellt, das die Schwachstellen<br />
der Bayern zeigen sollte. Das hat<br />
der Trainer seinen Spielern gezeigt,<br />
aber das Wissen wollte er nicht mit<br />
den anderen teilen. Keine Tipps für<br />
die Konkurrenz? „Nein, mache ich<br />
nicht.“ Es ist nicht unwahrscheinlich,<br />
dass Herthas Auftritt gegen die<br />
Bayern nun europaweit als Anschauungsmaterial<br />
zweitverwertet wird.<br />
Emotionen in der Kabine<br />
In der Bundesliga hat sich die Praxis<br />
durchgesetzt, Fußball als Sammelbegriff<br />
für Emotionen zu begreifen.<br />
Die lassen sich nun mal besser verkaufen.<br />
In der öffentlichen Wahrnehmung<br />
ist Erfolg dann meist keine<br />
Frage der Taktik, sonderneherdie eines<br />
ausgeglichenen Hormonhaushalts<br />
der Protagonisten. Reporter<br />
sind an Stimmungslagen interessiert,<br />
wollen am liebsten wissen, ob<br />
es besser ist, Euphorie zu bremsen<br />
oder ihr freie Fahrt zugeben. Oder<br />
wie sich Schwung und Selbstvertrauen<br />
mitnehmen lassen, als wären<br />
es Handgepäckstücke.<br />
Dardai verriet, dass Emotionen<br />
auch in der Kabine eine wichtige<br />
Rolle spielen, dass er seine Mannschaft<br />
in der Halbzeit immer fragt:<br />
„Männer,gibt es etwas,was ich nicht<br />
sehe und ihr fühlt?“ Darauf habe sich<br />
Per Skjelbred gemeldet und sich einen<br />
Trainerhinweis erbeten, wie er<br />
sich besser gegen die beiden Achter<br />
der Bayern positionieren kann. In<br />
der zweiten Halbzeit sah man dann<br />
einen bestens in den Zwischenräumen<br />
lauernden Skjelbred. Und hinterher<br />
einen, der sagte: „Es fühlt sich<br />
etwas komisch an. Da guckt man zur<br />
Anzeigetafel hoch und denkt sich:<br />
2:0 gegen die Bayern?“ Ja,2:0, und ja<br />
gegen die Bayern. Die nächste Reise<br />
geht nach Mainz. Übergepäck kann<br />
teuer werden.<br />
2. Dezember 2001, Hertha –Bayern2:1<br />
Tore: Zecke Neuendorf, Pal Dardai<br />
und Niko Kovac für die Bayern. Gespielt<br />
wurde auf der Baustelle Olympiastadion<br />
vor52000 Zuschauern.<br />
14. Februar2009, Hertha –Bayern2:1<br />
Beide Treffer erzielte Andrej Woronin.<br />
Hertha stürmte an die Tabellenspitze.<br />
Den Leihstürmer vom FC<br />
Liverpool konnte der Klub am Ende<br />
der Saison nicht halten.<br />
28.September 2018, Hertha –Bayern2:0<br />
Bei den Toren von Vedad Ibisevic<br />
und Ondrej Duda war das Olympiastadion<br />
zum ersten Malnach eineinhalb<br />
Jahren wieder ausverkauft. Nur<br />
ein Treffer fehlte zur Tabellenspitze.<br />
Vier<br />
Argumente<br />
dagegen<br />
Eigentlich sollte die Zeit des<br />
BVB-Spektakels vorbei sein<br />
VonDaniel Theweleit, Leverkusen<br />
In Dortmund denkt man nicht<br />
gerne an jenes 4:4 gegen Schalke<br />
zurück, das in der Vorsaison auf<br />
grausame Weise die Unausgewogenheit<br />
der Mannschaft bloßstellte. Der<br />
BVB hatte vier Tore Vorsprung verspielt,<br />
verständlich also, dass die Erinnerungen<br />
auch nach dem 4:2 in<br />
Leverkusen keine Rolle spielten. Dabei<br />
hat die Mannschaft von Trainer<br />
Lucien Favre soetwas wie eine Umkehrung<br />
desTraumas vollbracht.Wie<br />
seinerzeit die Schalker haben sie in<br />
einem entfesselten Kraftakt eine<br />
zweite Hälfte mit 4:0 gewonnen und<br />
ein fast verlorenes Spiel gedreht. Der<br />
BVB hat jetzt die meisten Punkte,<br />
den besten Angriff, das beste Torverhältnis.<br />
Die Fans sangen: „Wer wird<br />
deutscher Meister? BVB Borussia!“<br />
UndFavreerklärte:„Wir haben in der<br />
zweiten Halbzeit richtig gut Fußball<br />
gespielt, mit Tempo, das war sehr,<br />
sehr schön für die Zuschauer.“<br />
Für den Schweizer Fußballperfektionisten,<br />
der nicht zur Schwärmerei<br />
neigt, waren das euphorische<br />
Worte. Damit erstaunte Favre sogar<br />
Sebastian Kehl. „Wenn man ihn mal<br />
lachen sieht, ist das ein gutes Zeichen“,<br />
sagte der Leiter der Lizenzspielerabteilung.<br />
Tatsächlich schienen<br />
die Dortmunder nach dem Anschlusstreffer<br />
zum 2:1 irgendeine innereBarriereüberwunden<br />
zu haben.<br />
In dieser finalen halben Stunde habe<br />
„man die Qualität der Mannschaft<br />
richtig gesehen“, sagte Kehl. Jadon<br />
Sancho berichtete von einer besonderen<br />
„Energie“, die er verspürt<br />
habe, der Engländer hatte eine sehenswerte<br />
Vorarbeit zum 2:2 (Marco<br />
Reus) beigesteuert und auch das 2:4<br />
(Paco Alcácer) aufgelegt. Es war Sanchos<br />
fünfter Assist in 124 Ligaminuten.<br />
Noch spektakulärer ist aber<br />
Alcácers Bilanz, der in 51 absolvierten<br />
Minuten drei Tore erzielte. Darunter<br />
das 2:3, mit einem höchst anspruchsvollen<br />
Torabschluss, der einen<br />
fantastischen Laufweg krönte.<br />
Kehl sprach später von einem<br />
„brutal emotionalen Erlebnis für die<br />
Spieler“, was einerseits eine treffende<br />
Beschreibung der Dramatik<br />
war, andererseits aber auch auf die<br />
Reaktivierung eines Wesenszuges<br />
hindeutete, der zuletzt nicht so präsent<br />
gewesen ist beim BVB. Unter<br />
Thomas Tuchel und Peter Bosz gab<br />
es zwar auch diese wilden Fußballspiele,diese<br />
Showsfür Adrenalinjunkies<br />
–mit den mittlerweile gut bekannten<br />
Abgründen allerdings. Mit<br />
Peter Stöger ist dieser Aspekt der<br />
BVB-DNA etwas verkümmert. Und<br />
da auch Favre ein Trainer ist, dessen<br />
Teams eher rational agieren als emotional,<br />
gab es Grund zur Annahme,<br />
dass die Zeiten, in denen das Publikum<br />
regelmäßig Spektakel geboten<br />
bekommt, vorerst vorbei sind. Das<br />
7:0 gegen den 1. FC Nürnberg und<br />
dieses 4:2 taugen nun als beeindruckende<br />
Gegenargumente.<br />
51 Minuten, drei Tore: Willkommen in der<br />
Bundesliga, Paco Alcácer<br />
BONGARTS
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Das Usedomer<br />
Musikfestival feiert<br />
sein erstes<br />
Vierteljahrhundert.<br />
Seite 22<br />
„Gibt es Käse, bring Käse.“<br />
Johannes von Weizsäcker hat den Text eines walisischen Käse-Liedes in Erfahrung gebracht. Seite 21<br />
Autorenprotest<br />
Wemgehört<br />
die Zukunft?<br />
Cornelia Geißler<br />
wünscht dem<br />
Rowohlt-Verlag Frieden.<br />
Einige vonuns kennen das aus eigenem<br />
Erleben: Jemand trifft<br />
eine Entscheidung von großer Tragweite<br />
für die Zukunft eines Unternehmens,<br />
ander vieles falsch wirkt<br />
und die fadenscheinig begründet<br />
wird. Wer sich deshalb sorgt, lehnt<br />
sich mit den gegebenen Mitteln auf,<br />
Briefen oder einem kleinen Streik<br />
gar,doch in der Regel bringt das nicht<br />
viel mehr als ein paar beschwichtigende<br />
Worte. Man muss sich arrangieren,<br />
mit einer Zornesfalte mehr<br />
auf der Stirn und einem versickernden<br />
Tropfen Herzblut, weil man an<br />
dem Ganzen dann doch hängt.<br />
Als der Holtzbrinck-Konzern Anfang<br />
des Monats entschied, die verlegerische<br />
Geschäftsführerin des Rowohlt-Verlags,BarbaraLaugwitz,<br />
abzuberufen<br />
und 2019 durch den Publizisten<br />
und Kulturmanager Florian<br />
Illies zu ersetzen, fanden sich kurz<br />
darauf 22 Autoren zusammen, um<br />
schriftlich gegen den Vorgang zu<br />
protestieren. Sie lobten Barbara<br />
Laugwitz als „offene, zugewandte<br />
Ansprechperson“, die ein „gutes Gespür<br />
hatte für erfolgversprechende<br />
Bücher“. Katharina Adler, Lucy Fricke,<br />
Inger-Maria Mahlke, Thomas<br />
Melle und Eugen Ruge zum Beispiel<br />
unterzeichneten den Brief. Spiegel<br />
Online veröffentlichte ihn, viele Medien<br />
berichteten darüber (die <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> am 14. September).<br />
Auch Elfriede Jelinek, Daniel Kehlmann,<br />
Siri Hustvedt und Paul Auster<br />
zeigten sich empört vor allem darüber,dass<br />
man Laugwitz verbot, sich<br />
selbst zu dem Thema zu erklären.<br />
Bis dahin lief also der Vorgang in<br />
bekannten Bahnen: Es gab die Entscheidung<br />
und einen Protest dagegen.<br />
Das Leben wird weitergehen,<br />
schließlich wandte sich keiner der<br />
Aufmüpfigen gegen den Neu-Verleger<br />
Illies,schließlich steht die Frankfurter<br />
Buchmesse bevor.<br />
Noch ein Brief<br />
Doch nun sieht es so aus, als habe<br />
man bei Holtzbrinck den Protest<br />
nicht ernst genug genommen. Wie<br />
die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung<br />
und FAZ.net dokumentieren,<br />
schickten einige der oben genannten<br />
Autoren und weitere wie<br />
Jeffrey Eugenides,Peter Nadas,Martin<br />
Walser, Natascha Wodin noch einen<br />
Brief hinterher. Sie wenden sich<br />
an den Hauptgeschäftsführer der<br />
Rowohlt-Buchverlage bei Holtzbrinck.<br />
DasSchreiben ist vongroßer<br />
Deutlichkeit. Dem CEO Joerg Pfuhl<br />
wird vorgeworfen, den Autoren „ins<br />
Gesicht zu lügen“, weil er die Kontaktsperre<br />
für Frau Laugwitz zu einem<br />
„Missverständnis“ erklärte. Die<br />
Unterzeichner halten dagegen, welche<br />
Dokumente sie dazu kennen.<br />
Die offiziellen Worte zur Entlassung<br />
vonBarbaraLaugwitz waren in<br />
die Zukunft gerichtet, wie so oft.<br />
„Unterschiedliche Vorstellungen<br />
über den weiteren Weg haben uns<br />
am Ende zu dem Schritt einer Veränderung<br />
in der verlegerischen Leitung<br />
bewogen“, hieß es da. Die Details<br />
muss Holtzbrinck nicht offenlegen.<br />
Doch Bücher sind keine Autos. Der<br />
Verlag hat nichts davon, wenn er einige<br />
seine prominentesten Autoren<br />
verprellt. Undsoviel öffentliche Unruhe<br />
bekommt niemand in diesen<br />
nervösen Zeiten gut.<br />
Andres Veiels dystopisches Dokumentartheater:Erstviel recherchiertund dann bunt ausgemalt. Szene mit Susanne-Marie Wrage und Paul Grill.<br />
Ein Stelldichein von Thesenträgern<br />
Relevanztheater: „Let Them Eat Money“ am Deutschen Theater und „Die Gerechten“ am Gorki<br />
VonJanis El-Bira<br />
Skouratov(Jonas Dassler) will die Revolution kaufen.<br />
Let Them Eat Money vonAndres Veiel,<br />
zusammen mit Jutta Doberstein<br />
Regie:AndresVeiel,Bühne: Julia Kaschlinski,<br />
Kostüm: Michaela Barth. Es spielen: Kathleen<br />
Morgeneyer, Thosten Hierse, Susanne-Marie<br />
Wrage, Paul Grill, FrankSeppeler,Jörg Pose, JürgenBandowski,<br />
Celia Bähr Luise Hart<br />
Vorstellungstermine: 3., 9., 13., 27.10.<br />
im Deutschen Theater,Karten unter Tel:<br />
28441221 oder:www.deutschestheater.de<br />
Der Schauprozess beginnt<br />
mit leichter Verspätung.<br />
Weil die Zufahrtsstraßen<br />
zum Deutschen Theater<br />
am ersten Abend dieses <strong>Berliner</strong> Premierenwochenendes<br />
ins Blaulicht<br />
des Erdogan-Besuchs getaucht sind,<br />
eilen viele Besucher erst deutlich<br />
nach halb acht auf ihre Plätze. Und<br />
während wenige Kilometer weiter<br />
das Schauspiel der internationalen<br />
Diplomatie nicht gänzlich störungsfrei<br />
über die Bühne geht, spielt das<br />
Theater wieder seine aktuell liebste<br />
Rolle als Gegenwartskorrektiv.<br />
Hier sollen Köpfe rollen, weil Europa<br />
im Jahr 2028 endgültig kaputt<br />
ist, Italien die EU verlassen hat und<br />
ein autonomer Nordsee-Inselstaat<br />
entstanden ist. Eine Aktivistengruppe<br />
kidnappt die Verantwortlichen<br />
aus Politik und Wirtschaft und<br />
stellt sie im Livestream vor das Tribunal<br />
ihrer Follower. Sie dürfen abstimmen,<br />
ob den Anklagten die „finale<br />
Lösung“ bevorsteht oder die Befragung<br />
fortgesetzt werden soll. „Let<br />
Them Eat Money“ nennt sich diese<br />
Performative Armee Fraktion, und<br />
so heißt auch das Stück, das der Regisseur<br />
Andres Veiel und die Autorin<br />
Jutta Doberstein entwickelt haben.<br />
Wie häufig bei diesem Gespann<br />
ist der Abend das Ergebnis intensiver<br />
dokumentarischer Vorarbeit. Aufwendiger<br />
als hier dürfte diese jedoch<br />
bislang kaum ausgefallen sein. Denn<br />
„Let Them Eat Money“ basiert auf<br />
Symposien und Think-Tanks, die<br />
Veiel und Doberstein seit einem Jahr<br />
gemeinsam mit Wissenschaftlern<br />
unter dem Dach des Deutschen<br />
Theaters und des Humboldt-Forums<br />
initiieren. Im Zentrum steht der<br />
Blick vom Morgen aufs Heute: Welche<br />
Spuren lassen sich bereits jetzt<br />
erkennen, die den fiktiven Super-<br />
Gau des Jahres 2028 in den Bereich<br />
des Denkbaren rücken?<br />
Was aufgesplittert in Talks und<br />
fachwissenschaftliche Laboratorien<br />
bemerkenswerte Erkenntnisse zutage<br />
geförderthaben dürfte,hat in der<br />
theatralenVerdichtung auf unter zwei<br />
Stunden allerdings mit Problemen<br />
ganz eigener Art zu ringen. Denn<br />
schließlich wollen die Zukunftsdystopien<br />
auf der Bühne nicht bloß skizziert,<br />
sondern bunt ausgemalt werden.<br />
Dabei aber brennen bei dieser<br />
Uraufführung einige phantasmatische<br />
Sicherungen durch, wenn sich<br />
etwa Jörg Pose als Ex-EZB-Chef im<br />
Gold-Zweiteiler vor einer cyberpunkig<br />
plateaubeschuhten Kathleen<br />
Morgeneyer verantworten muss, die<br />
als Oberaktivistin den Kopf schräg<br />
legt und das Sprechen einfrieren lässt,<br />
wenn ihr Chipimplantat ausfällt.<br />
Fast beruhigend, dass die Welt in<br />
zehn Jahren im Look der späten<br />
Neunziger untergehen soll. Und so<br />
wird hier lange und eingerahmt von<br />
drei großen Videoleinwänden hin<br />
und her verhandelt. Über den Deal<br />
der EU mit dem Investor Tarp (Frank<br />
TEAMS UND TERMINE<br />
Die Gerechten vonAlbertCamus<br />
Deutsch vonHinrich Schmidt-Henkel<br />
Regie: Sebastian Baumgarten,Bühne:<br />
Jana Wassong,Kostüme: Christina<br />
Schmitt. Es spielen: Mazen Aljubbeh,<br />
Jonas Dassler,Lea Draeger,<br />
Aram Tafreshian und Till Wonka<br />
UTE LANGKAFEL<br />
Vorstellungstermine: 6., 23. 10., 19.30Uhr<br />
im Maxim-Gorki-Theater,Karten unter Tel.:<br />
20221115 oder:www.gorki.de<br />
Seppeler), der die Flüchtlinge auf<br />
seine Inseln holt und dafür schalten<br />
und walten darf. Über ein bedingungsloses<br />
Grundeinkommen, das<br />
nichts als flächendeckende Verelendung<br />
gebracht hat. Und über „fette,<br />
weiße Männer“ in den Chefetagen,<br />
die um eine Flasche Whiskey für<br />
8000 Euro Wetten auf das Schicksal<br />
der Menschheit abschließen –was<br />
wohlfeilen Szenenapplaus erntet.<br />
Einmal erzählt Jürgen Huth, der<br />
sich als entbehrlich gewordener Paketzusteller<br />
durch den Abend berlinert,<br />
wie er mit seinem alten NVA-<br />
Gewehr die Drohnen vom Himmel<br />
holt, die nun seine Arbeit übernommen<br />
haben. Undvielleicht ist das der<br />
radikalste und konkreteste Gedanke<br />
ARNO DECLAIR<br />
dieser übersortierten Inszenierung:<br />
Dass nur eine Kugel aus sozialistischem<br />
Lauf den Gang der Dinge unterbrechen<br />
kann.<br />
So besehen entwickelte sich am<br />
Sonnabend –Erdogan war weitergereist<br />
und die Straßen waren wieder<br />
frei – im Gorki-Theater vom Start<br />
weg mehr Explosionskraft. Derart<br />
ohrenbetäubend fliegt da zu Beginn<br />
vonSebastian BaumgartensCamus-<br />
Inszenierung „Die Gerechten“ im Video<br />
ein Militärkonvoi in die Luft,<br />
dass man fürchtet, die Lautsprecher<br />
könnten sich lösen und in den ersten<br />
Parkettreihen einschlagen.<br />
Es gibt Gründe,weshalb das Stück<br />
über einen Anschlag auf den russischen<br />
Großfürsten Romanow durch<br />
eine sozialrevolutionäreTerroristengruppe<br />
im Jahr 1905 nicht unbedingt<br />
zum Kanon der großen Theaterliteratur<br />
des 20. Jahrhunderts zählt. Der<br />
mithin arg auf der Stelle tretende<br />
Text, der partikulare und universelle<br />
Gerechtigkeitskonzepte innerhalb<br />
der Terroristenzelle miteinander<br />
konfrontiert, wird von Baumgartens<br />
gewohntem Zugriff zwischen Brecht,<br />
klavierbegleitetem Stummfilm, Pelzmützen-Cabaret<br />
und Diskurs-<br />
Schießbude jedoch mit einiger Spiellust<br />
reanimiert. Denn obwohl Camus’<br />
Figuren ähnlich reißbrettgeborene<br />
Ideenträger sind wie jene am<br />
Abend zuvor bei Veiel und Doberstein,<br />
sind es hier doch die spezifischen<br />
Mittel des Theaters,die hinter<br />
den Schablonen jene „schönen Seelen<br />
des Terrors“ aufscheinen lassen,<br />
vondenen Hans Magnus Enzensberger<br />
in den 1960er-Jahren einmal<br />
hochkontrovers sprach.<br />
Mansieht sie,wenn Jonas Dassler<br />
als TerroristWoinow kiefermalmend<br />
und sehnig wie einWoyzeckvon dem<br />
zunächst abgebrochenen Anschlagsversuch<br />
spricht, bei dem die<br />
Kinder des Großfürsten mit im Wagen<br />
saßen. Wie groß muss eine Idee<br />
sein, dass sie ein Menschenopfer<br />
rechtfertigt? Dass der Abend zum<br />
Ende hin ausleiert und Baumgarten<br />
den Text schließlich eher umständlich<br />
für die Gegenwartgewinnen will<br />
–geschenkt. Seine zaudernden, hadernden<br />
Theater-Terroristen gehörenehzueiner<br />
anderen Wirklichkeit<br />
als der unseren.<br />
NACHRICHTEN<br />
Wolfgang Tillmans erhält<br />
Kaiserring in Goslar<br />
DerFotokünstler Wolfgang Tillmans<br />
hat den Kaiserring 2018 der Stadt<br />
Goslar erhalten. Der50-Jährige<br />
nahm die Auszeichnung, die als einer<br />
der weltweit wichtigsten Preise<br />
für moderne Kunst gilt, am Sonnabend<br />
entgegen. Derundotierte Kaiserring,<br />
der an den im Jahr 1050 in<br />
Goslar geborenen Kaiser Heinrich IV.<br />
erinnert, wirdseit 1975 jährlich vergeben.<br />
(dpa)<br />
„Cabaret“-Autor<br />
Joe Masteroff gestorben<br />
DerAutor des Erfolgsmusicals „Cabaret“,<br />
JoeMasteroff, ist im Alter von<br />
98 Jahren gestorben. Dasteilte die<br />
Roundabout TheatreCompany auf<br />
ihrerWebsite mit. Masteroff starb am<br />
Freitag im Lillian Booth Actors Home<br />
in Englewood (US-Bundesstaat New<br />
Jersey), einem Altersheim für Kunstschaffende<br />
in der Nähe vonNew<br />
York,wie Masteroffs Freund und Literaturagent<br />
HowardMarren der<br />
NewYorkTimes bestätigte.Masteroff<br />
hatte 1966 das Buch zum Musical<br />
„Cabaret“ geschrieben, John Kander<br />
und FredEbb waren für die Musik<br />
verantwortlich. (dpa)<br />
Jefferson-Airplane-Rocker<br />
Marty Balin gestorben<br />
Deramerikanische Rockmusiker<br />
MartyBalin, Mitbegründer der Band<br />
Jefferson Airplane,ist tot. DerMusiker<br />
starb am Donnerstag im Alter<br />
von76Jahren, wie sein Sprecher mitteilte.Balins<br />
Frau Susan Joy sei an<br />
seiner Seite gewesen. DieBand<br />
wurde für ihren psychedelischen<br />
Blues-Rock und Hits wie „Somebody<br />
to Love“und „White Rabbit“ bekannt.<br />
(dpa)<br />
Weiße Flaggen statt<br />
Sternenbanner<br />
Dasdeutsche Künstlerduo,das im<br />
Sommer 2014 auf der NewYorker<br />
Brooklyn Bridge statt des Sternenbanners<br />
zwei weiße Flaggen hisste,<br />
zeigt seine Arbeit dortnun in einer<br />
Ausstellung. Zu sehen ist unter anderem<br />
ein Foto der Flaggen, die am<br />
Morgen des 22. Juli auf den beiden<br />
Türmen der berühmten Brücke<br />
wehten. Mitihrer spektakulären<br />
Nacht-Aktion hatten Mischa Leinkauf<br />
und Matthias Wermke die Polizei<br />
der US-Metropole in Verlegenheit<br />
gebracht. DieAktion hatten sie<br />
über rund fünf Jahregeplant und<br />
vorbereitet. Ob den beiden für das<br />
Projektstrafrechtliche Konsequenzendrohen,<br />
ist weiterhin offen. Zur<br />
Vernissage kamen die Künstler<br />
nicht. (dpa)<br />
Über Nacht hat das Künstlerduo die<br />
Brooklyn-Bridge neutral beflaggt.<br />
DPA
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
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Feuilleton<br />
Große Familie um ein kleines Meer<br />
Das Usedomer Musikfestival wird 25 Jahre alt: Schon früh dirigierten hier Pultstars wie Andris Nelsons und Teodor Currentzis und blieben der Region treu<br />
VonGerald Felber<br />
Usedom im Herbst<br />
scheint seine eigenen<br />
herben Klänge zu verlangen:<br />
passend zu den<br />
weiß-blau-dunkelgrünen, sand- und<br />
gischtgrau durchsetzten Farben, die<br />
sich mit einem leichten Salzgeschmack<br />
auf den Lippen und dem<br />
Röhren des Windes im Dünengras<br />
verbinden. DasSchöne ist: Beim Musikfestival<br />
auf der Insel bekommt<br />
man sie tatsächlich an fast jedem<br />
Abend, seit nun schon 25 Jahren. Das<br />
Konzept für solch eine innereHomogenität<br />
ist einfacher gedacht als konsequent<br />
durchzuhalten: Musik aus<br />
der Region selbst, miteinander verwandt<br />
und doch in sich verschieden<br />
genug, weil sie den ganzen Ostseeraum<br />
umfasst.<br />
In den jährlich wechselnden Länderschwerpunkten<br />
erhält ein kleiner<br />
Staat wie Litauen den gleichen Entfaltungsraum<br />
wie etwa Russland. Ein<br />
programmatisches Wagnis, aber<br />
auch eine Chance, weil es auf eine<br />
Hörerschaft trifft, die –älter und individualistischer<br />
als sommerliche<br />
Familien-Strandurlauber –nicht unbedingt<br />
eine weitere Ausgabe ihrer<br />
heimischen Stadttheater-Abokonzerte<br />
sucht, sondern zu schätzen<br />
weiß, wenn Atmosphärisches und<br />
Regionalspezifisches in die Programme<br />
einfließt. Jan Brachmann,<br />
Dramaturgdes Festivals seit zwanzig<br />
Jahren, ist der souveräne Koordinator<br />
all dieser Ansprüche sowie bei<br />
Bedarfauch noch Moderator,Salonpianist<br />
oder schlicht Notenumblätterer.<br />
Noch länger, nämlich gleich<br />
vom ersten Jahrgang 1994 an, ist der<br />
Intendant Thomas Hummel dabei.<br />
Das Usedomer Musikfestival führtfestlich gekleidete Menschen an den Strand.<br />
Wasdamals als Abschlussprojekt seines<br />
Kulturmanagement-Studienganges<br />
startete,ist inzwischen zu einem<br />
Netzwerk rund um die Ostsee<br />
aufgewachsen, bei dem es eine bühnenreife<br />
dramaturgische Gliederung<br />
braucht, Freunde und Förderer auch<br />
nur summarisch zu begrüßen.<br />
Da hat sich so etwas wie eine Solidargemeinschaft<br />
zwischen Veranstaltern,<br />
Sponsoren, Künstlern und<br />
Hörerngebildet, deren Miteinander-<br />
Vertrautsein man als eine Art kammermusikalischer<br />
Intimität erleben<br />
kann. Zu der übrigens auch etliche<br />
mittlerweile der Insel verfallene<br />
Wahl-<strong>Berliner</strong> beitragen wie Dänemarks<br />
Chansonette Gitte Haenning,<br />
die nach ihrer Usedom-Premiere im<br />
letzten Jahr bald Lust auf ein zweites<br />
Mal bekam. Oder Tatjana und David<br />
Geringas. Der Cellist ist seit 2006<br />
Stammgast und leitet einen Meisterkurs<br />
im stillen Schloss Stolpe; diesmal<br />
kam mit ihm und seiner Frau<br />
noch Jutta Hoffmann, um mit zärtlich<br />
leisem Humor aus Tatjanas Memoiren<br />
zu lesen, die um die Ausreise<br />
des russisch-litauischen Paares aus<br />
der Sowjetunion und ihre Ankunft<br />
im westlichen Europa 1975 kreisen:<br />
eine fast familiäreSituation wie auch<br />
sonst oft bei den Veranstaltungen<br />
des Festivals.<br />
Zum Vertrauen und Vertrautsein<br />
gehört nicht zuletzt eine gemeinsame<br />
Neugier, die gerade bei randständigen<br />
Namen wie Kilar,Bartulis,<br />
Vasks, Stenhammar oder Ljapunow<br />
PETER ADAMIK<br />
aktiv wird; eine –nicht annähernd<br />
erschöpfende – Querbeet-Aufzählung<br />
diesjähriger Komponisten, weil<br />
man aus Anlass des 25. Jahrgangs<br />
ausnahmsweise kein einzelnes Land<br />
herauszoomen, sondern die Totale<br />
präsentieren wollte. Dass da sogar<br />
die Bundeskanzlerin Zeit für eine Visite<br />
hatte, wurde vielleicht auch gewürdigt,<br />
wie hier,ineiner Region mit<br />
einem knappen Drittel AfD-Wählerschaft,<br />
Kultur ihre Angebote als Medium<br />
zum innehaltenden Nachdenken<br />
und eines Sich-Begegnens auf<br />
Augenhöhe macht. So sind die polnischen<br />
Nachbarorte Swinemünde<br />
und Wollin selbstverständlich in die<br />
Programme eingebunden. Und seit<br />
dem Festival 2002 und einer Aufführung<br />
von Brittens „War Requiem“<br />
unter Mstislaw Rostropowitsch gehört<br />
auch der riesig-kalte Kraftwerkssaal<br />
der ehemaligen NS-Heeresversuchsanstalt<br />
Peenemünde zu<br />
den Aufführungsorten, obwohl er<br />
mit seiner historischen Kontaminierung<br />
eigentlich nicht zu den sonst<br />
nicht auf Überwältigung setzenden<br />
Wochen passt.<br />
Auf Usedom waren jüngere Pultstars<br />
wie Andris Nelsons und Teodor<br />
Currentzis zu hören –lange, bevor<br />
sie zu Weltaufregern wurden. Wie es<br />
denn überhaupt eine starke Affinität<br />
zu jungen Interpreten gibt, oft in Kooperation<br />
mit den New Yorker<br />
„Young Concert Artists“, die dieses<br />
Jahr drei ihrer Talente auf die Insel<br />
brachten, darunter mit HanzhiWang<br />
sogar eine Akkordeonistin, die dem<br />
auf Klassikpodien so seltenen Instrument<br />
mit einem Programm von<br />
Bach bis Gubaidulina eine faszinierende<br />
Stimmungsvielfalt entlockte.<br />
Ein weiterer blühender Seitentrieb<br />
des Ostsee-Musiktreffens ist die Baltic<br />
See Philharmonic, ein Ensemble<br />
begeisterungsfähiger junger Musiker<br />
unter Kristjan Järvi, das längst auch<br />
außerhalb des Ostseeraumes nachgefragt<br />
wird. Kurt Masur, der dem<br />
Festival eng verbunden war und in<br />
Peenemünde noch als 86-Jähriger<br />
einen Workshop für junge Dirigenten<br />
leitete,wärezufrieden.<br />
Programm noch biszum 13.10., Details unter<br />
www.usedomer-musikfestival.de<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 23<br />
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Feuilleton /Medien<br />
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für<br />
Revolutionen<br />
Wieder Geist Beethovens<br />
lebendig bleiben soll<br />
Schwangere<br />
Frauen im<br />
Baumarkt<br />
Dota feiert die Freiheit<br />
im Festsaal Kreuzberg<br />
VonPeter Uehling<br />
Beethovens 250. Geburtstag in<br />
zwei Jahren ist eine Herausforderung<br />
für Veranstalter und Intendanten.<br />
Es kann weder darum gehen, einen<br />
der meistaufgeführten Komponisten<br />
noch häufiger aufzuführen,<br />
noch darum, einen der am besten erforschten<br />
Komponisten historisch erneut<br />
zu kontextualisieren. DerMusikprojektschmiede<br />
Podium Esslingen<br />
geht es in „#bebeethoven“ nicht um<br />
Beethovens Musik, sondern umdie<br />
Frage Beethoven-gemäßen Handelns<br />
im heutigen Musikleben, und dieses<br />
könne nur als „revolutionär“ vorgestellt<br />
werden. Zwölf „Fellows“ verschiedener<br />
musikalischer Profession<br />
wurden ausgewählt, weil man sie auf<br />
ihrem Gebiet für Revolutionäre hält.<br />
Dabei ist eine echte Revolution unter<br />
Bedingungen, die schon aus Werbegründen<br />
unausgesetzt das Revolutionäre<br />
ausrufen müssen, gar nicht<br />
mehr möglich; längst stützt die Revolution<br />
das System.<br />
So waren denn die Auftritte zweier<br />
Fellows am Freitag im Radialsystem<br />
auch nicht das,was man spektakulär<br />
neu nennen würde. Die <strong>Berliner</strong><br />
Cembalistin Elina Albach und ihr Ensemble<br />
Continuum stellten ihr<br />
„Traumwerk“ vor, eine Variation ihrer<br />
gleichnamigen CD.Andiesem Abend<br />
mit der Schauspielerin Clara-Maria<br />
Pazzini wurden statt barocker Gedichte<br />
Texte von David Foster Wallace,Inger<br />
Christensen, Kate Tempest<br />
und Käptn Peng vorgetragen. Raffiniert<br />
verwandelte sich die Musik immer<br />
wieder neu, erstaunlich schlüssig<br />
lassen sich HipHop-Loops in die Besetzung<br />
Violine, Gambe, Schlagzeug,<br />
Laute, Cembalo umdenken, frappierend<br />
wächst aus improvisiertem<br />
Stimmvorgang eine barocke Sonate,<br />
und berührend ist es, wenn am<br />
Schluss zu einer barocken Ciacona<br />
noch einmal Verse aus Christensens<br />
„Alphabet“ zu hören sind, die über<br />
das staunen, was es alles gibt, ob Aprikosenbäume<br />
oder Brombeeren. Hier<br />
wird in überwältigender Schönheit<br />
der Gedanke transparent, dass alles<br />
vergehen muss; die Ciacona illustriert<br />
Wenn es heute einen Beethoven gäbe,<br />
wie würde er handeln?<br />
IMAGO<br />
ihn als Form wechselnder Erscheinungen<br />
über einem gleichbleibenden<br />
und schließlich doch endenden<br />
Bassmodell.<br />
Überzeugend ist „Traumwerk“<br />
auch durch das Niveau der Musiker<br />
und den souveränen Ablauf des Programms.<br />
Gleiches wird man von<br />
Kaan Bulaks Projekt „Impromptu“<br />
nicht behaupten. Bulak improvisiert<br />
auf dem Klavier und nimmt Teile davonauf,<br />
die er dann elektronisch verfremdet.<br />
Seine Improvisationen<br />
über arabische Skalen sind nicht<br />
übermäßig virtuos, aber man folgt<br />
ihnen interessiert; was danach aus<br />
den Boxen wummert, ist wiederholungsselig.<br />
Dazu gibt es immerhin<br />
sehr schön anzusehende Videos von<br />
Ali Mahmut Demiral über Wasser in<br />
verschiedenen Aggregatszuständen.<br />
Genügt es wirklich, das vonBeethovenerrungene<br />
Recht zur individuellen<br />
musikalischen Artikulation<br />
wahrzunehmen, um in seinem Geist<br />
zu wirken? Immerhin, #bebeethoven<br />
stellt eine Frage!<br />
Das Filmteam führtRudolf Keßner in den Keller von Schloss Beichlingen, das als Isolierungslager geplant war.<br />
Der Andersdenkende war Staatsfeind<br />
VonTorsten Wahl<br />
Das ist nicht lustig“, murmelt<br />
der Weimarer Rudolf<br />
Keßner immer wieder,<br />
als er durch die<br />
dunklen Keller des Schlosses Beichlingen<br />
läuft. Im schwachen Licht neben<br />
dem Gitterfenster zählt er auf,<br />
was die Stasi über ihn zusammengetragen<br />
hatte und warum er im Krisenfall<br />
hier interniert werden sollte. Der<br />
Stempelmacher hatte in den Achtzigerninseinem<br />
Laden auf Aushängen<br />
über die Gesetzeslage zur Wehrdienstverweigerung<br />
informiert.<br />
Wie Keßner waren über 80 000<br />
DDR-Bürger auf den Listen des sogenannten<br />
„Vorbeugekomplexes“ erfasst.<br />
Knapp 3000 Bürger hielt man<br />
für so gefährlich, dass sie sofort verhaftet<br />
werden sollten, weitere 10000<br />
sollten zunächst isoliert und interniert,<br />
über 70 000 unter besondere<br />
Beobachtung gestellt werden.<br />
DieExistenz dieser geheimen Listen<br />
wurde kurz nach der Wende publik,<br />
der Landtag von Sachsen versuchte<br />
vergeblich, in einem Untersuchungsausschuss<br />
die Verantwortlichen<br />
zur Rechenschaft zu ziehen,<br />
Publikationen zeigten detailliert das<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Kurz bevor die sogenannte Musikindustrie<br />
mittelmäßige britische<br />
Pubrock-Gruppen, die wie Sixties-<br />
und Seventies-Tributbands<br />
klangen, unter einem Begriff mit nationalistischen<br />
Anklängen versammelte<br />
und in Millionen hörige Hirne<br />
wusch, kurz vor dem 90er-Kulturphänomen<br />
namens Britpop also war<br />
die mittelmäßige britische Pubrock-<br />
Gruppe Suede (zu deutsch: Wildleder)<br />
erschienen, die Schlaghosen<br />
trug, ein bisschen dekadent über<br />
Drogen sang, stark aneine David-<br />
Bowie-Tributband erinnerte und somit<br />
eine ArtBritpop-Prototyp wurde.<br />
Als dienstälteste Britpop-Gruppe<br />
sind Suede heute noch als einzige<br />
aktiv, tragen keine Schlaghosen<br />
mehr und klingen, so konnte man<br />
sich am Sonnabend in der Columbiahalle<br />
überzeugen, über weite<br />
Strecken immer noch wie eine David-Bowie-Tributband,<br />
haben sich in<br />
ihrem neueren Material vomaktuellen<br />
Album „The Blue Hour“ allerdings<br />
auch etwas weiter angelegte<br />
Stadion-Indierock-Klänge im Stile<br />
der 2000er-Jahrezueigen gemacht.<br />
Der Sänger Brett Anderson, seit<br />
dem frühen Weggang des Gitarristen<br />
Eine ARD-Dokumentation über Internierungslisten der SED-Führung<br />
Ausmaß des Planspiels auf. Warum<br />
der RBB nun erst 25 Jahre später<br />
eine Dokumentation in die ARD<br />
bringt, erklärt der Filmemacher<br />
Konrad Herrmann mit der Neugier<br />
seiner Tochter Katharina, die zur<br />
Wendezeit noch Schulkind war,<br />
erst viel später auf die Internierungspläne<br />
stieß und deren Existenz<br />
für so unglaublich hielt, dass<br />
sie den gemeinsamen Film mit ihremVater<br />
anregte.<br />
Einblick in Denkmuster<br />
Neben Rudolf Keßner und einerWeimarer<br />
Bürgerin, die in der Friedensund<br />
Umweltbewegung aktiv war<br />
und bei den Dreharbeiten ihre vorbereitete<br />
Erfurter Haftzelle kennenlernt,<br />
haben die Herrmanns zwei<br />
Vertreter der Staatsmacht vordie Kamera<br />
geholt. Helmut Müller, damals<br />
zweiter Sekretär der SED-Bezirksleitung<br />
Berlin, und Peter Miethe, im<br />
Oktober 1989 zum Konteradmiral ernannt<br />
und in der Sicherheitsabteilung<br />
des ZK tätig, hatten mit den<br />
ominösen Listen zwar nur am Rande<br />
zu tun, geben hier aber Einblick in<br />
die Denkmuster, die jeden Oppositionellen<br />
automatisch zum Staatsfeind<br />
machten.<br />
Korn-Pop ist besser<br />
Teenager-Darsteller hinter Durchsichtslaken: Suede spielten in der Columbiahalle<br />
Bernard Butler der alleinige Fokus<br />
des Quintetts, feierte in der bestuhlten<br />
Columbiahalle mit den bald stehenden<br />
Fans seinen 51. Geburtstag,<br />
und man muss sagen, Tributband-<br />
Sound hin oder her,auch in der reiferenHälfte<br />
seines Lebens ist er gut bei<br />
Stimme. Das bowiehaft Nasale<br />
schmettert er mit derselben Mischung<br />
aus Verachtung und Leidenschaft<br />
druckvoll ins Mikro. Auch<br />
sonst gab er sich viel Mühe,warfsich<br />
auf die Knie,dirigierte das Publikum<br />
–ein ordentlicher Frontmann.<br />
Schade nur, dass er dabei immer<br />
noch als Aufmerksamkeit heischender<br />
Vorstadt-Teenager rüberkommt<br />
und nicht, wie seinVorbild Bowie,als<br />
aufregend genderfreies Wesen aus<br />
einer anderen Galaxie –und das,obwohl<br />
sich die Band zeitweise hinter<br />
aufgehängtem Schleierlaken in mysteriöser<br />
Unnahbarkeit übte.<br />
Egal –viele vonuns waren einmal<br />
Vorstadt-Teenager, und so sang das<br />
Publikum in der Columbiahalle begeistert<br />
die alten Hits der Band mit:<br />
„Animal Nitrate“, „Metal Mickey“,<br />
Dass „die DDR“ ihre Bürger wegsperren<br />
wollte,wie der Untertitel der<br />
Doku behauptet, ist mindestens ungenau:<br />
Denn gab es eine DDR ohne<br />
ihreBürger? Im Film wirddieVerantwortlichkeit<br />
genauer erklärt: Alle 211<br />
Kreisdienststellen der DDR unterhielten<br />
und aktualisierten diese Listen.<br />
DenErnstfall oder „Spannungsfall“<br />
auslösen konnte nur der geheime<br />
Nationale Verteidigungsrat,<br />
der ausschließlich aus SED-Kadern<br />
bestand und seit 1971 von Erich<br />
Honecker geführt wurde. Keiner der<br />
wenigen noch Lebenden war zu Auskünften<br />
vorder Kamerabereit.<br />
DerFilm zeigt, wie penibel die Aktion<br />
vorbereitet war. Jedes Verhaftungskommando<br />
wusste nicht nur,<br />
wen es wohin bringen sollte, sondernauch,<br />
mit welchem Fahrzeug es<br />
fahren sollte, wie viele Handschellen,<br />
wie viel Kilogramm Nägel und<br />
Liter Ölfarbe es mitzubringen hatte.<br />
Dass dies nicht nur Planspiele<br />
ohne reale Relevanz waren, erklären<br />
Historiker an Beispielen: So wurden<br />
im Vorfeld der Weltfestspiele 1973<br />
über 3000 Personen interniert, im<br />
Bruderland Polen wurden nach Ausrufung<br />
des Kriegsrechts 1981 Tausende<br />
Oppositionelle nach vorbereiteten<br />
Plänen verhaftet. Allerdings ergaben<br />
Übungen in den 80ern, dass<br />
die Greifertrupps für ihre Aufträge<br />
nicht, wie befohlen, einen Tag, sondern<br />
neun bis zwölf Tage benötigt<br />
hätten. Bei den Massenverhaftungen<br />
im Oktober 1989 aber wurden oft<br />
vorbereitete Internierungsorte genutzt,<br />
einige Stasi-Kreisdienststellen<br />
aktualisierten noch kurz nach<br />
Grenzöffnung ihre Listen. Nachdem<br />
sie im November geschlossen wurden,<br />
wurde sofort mit dem Schreddernbegonnen.<br />
Blick in die Gegenwart<br />
RBB/SCOOPFILMS<br />
Dass das Thema aktuell geblieben<br />
ist, bewies die Diskussion nach einer<br />
Vorführung im früheren Offizierskasino<br />
der Stasizentrale in der<br />
Ruschestraße. Dawurde nicht nur<br />
darüber debattiert, wer heute solche<br />
Listen unterhält –Konrad Herrmann<br />
verwies auf die Verhaftungswelle<br />
in der Türkei –sondern auch<br />
der immer rauereUmgang mit dem<br />
Andersdenkenden, dem politischen<br />
Gegner,thematisiert.<br />
Honeckers unheimlicher Plan: Wiedie DDR<br />
ihreBürgerwegsperren wollte Mo,1.10.,<br />
23.30 Uhr,ARD; So, 7.10.,22.50 Uhr,RBB<br />
„Trash“ und in der Zugabe„Beautiful<br />
Ones“. Das Lied „The Wild Ones“<br />
hingegen führte Anderson unverstärkt<br />
allein auf der Bühne auf –und<br />
das Publikum war mucksmäuschenstill!<br />
Dies lobte Anderson, die Mischung<br />
aus Respekt und Energie mache<br />
ein gutes Publikum aus.<br />
Beinahe interessanter als das<br />
Konzert von Suede war indes die<br />
Darbietung vom Support-Act<br />
Gwenno, einer 37-jährigen Waliserin,<br />
die man noch aus ihrer Zeit bei<br />
der Punktekleider tragenden Indie-<br />
Band The Pipettes kennt, und die<br />
kürzlich ein sphärisch tuckerndes<br />
Album auf Kornisch herausgebracht<br />
hat, also jener keltischen Sprache,<br />
die in Großbritanniens Südwestzipfel<br />
Cornwall leider kaum mehr gesprochen<br />
wird.<br />
In wehendem Gewand tanzte<br />
Gwenno und sang ein Lied über<br />
Käse; der Refrain lautete laut ihrer<br />
Ansage: „Gibt es Käse, bring Käse.<br />
Gibt es keinen Käse, bring, was immer<br />
sonst da ist.“ Gernehätte ich als<br />
orientierungsloser Jungmensch derart<br />
Instruktives gehört! Korn-Pop<br />
über Käse! Aber nein, immer gab es<br />
nur Britpop über Drogen. DasPublikum<br />
hatte für Gwenno übrigens weder<br />
Respekt noch Energie übrig.<br />
VonTorsten Wahl<br />
Die Schlange vor dem Festsaal<br />
Kreuzberg kriecht so langsam<br />
voran, dass derweil eine Straßenmusikerin<br />
locker ein paar Euro erspielen<br />
könnte. Als „Kleingeldprinzessin“<br />
hat Dota Kehr früher ihreLieder<br />
selbst auf der Straße ausprobiert,<br />
während sie Medizin studierte. Seit<br />
15 Jahren nimmt sie Alben auf, doch<br />
ihre fragilen, von Bossa Nova angehauchten<br />
Songs blieben lange ein<br />
Geheimtipp.<br />
Erst mit dem achten Album<br />
„Keine Gefahr“ fand sie mit elektronisch<br />
aufgepeppten Songs vor zwei<br />
Jahren ein breites, jüngeres Publikum.<br />
Ihrenschmissigen Hitvom heißen<br />
Jungen auf dem Rennrad spielt<br />
sie als letzten Song vorden Zugaben.<br />
Vorher stellt sie ihr komplettes neues<br />
Album„Die Freiheit“ vor, das erst vor<br />
zweiWochen erschienen ist, vomPublikum<br />
aber schon so gefeiert wird,<br />
als bestünde es aus lauter Hits. Immer<br />
wieder guckt Dota Kehr ungläubig<br />
staunend in den prallvollen Saal,<br />
gesteht ihre Aufregung und vergisst<br />
ein paar Malden Text.<br />
DerAuftritt im Festsaal Kreuzberg<br />
bewies, dass Dota und ihre drei Mitstreiter<br />
noch mal einen Gang hoch<br />
geschaltet haben. Wie sie in ihren<br />
Songs politische Themen vom Rassismus<br />
bis zum Konsumzwang so<br />
engagiert wie poetisch verbinden,<br />
das versammelt eine wachsende<br />
Schar Gleichgesinnter, sowie einst<br />
Wir sind Helden. Doch während deren<br />
Anführerin Judith Holofernes<br />
nach der Geburtihrer Kinder ihreInnerlichkeit<br />
entdeckte,wirkt die zweifache<br />
Mutter Dota Kehr immer noch<br />
jugendlich forsch und fordernd.<br />
Dazu haben ihre Stücke an Hintersinnigkeit<br />
gewonnen.<br />
Veganismus war gestern<br />
Mitder Ansage„Mehr GeorgKreisler,<br />
weniger John Lennon“ kündigt sie<br />
ihr skurriles Lied „Nasse Beine“ an.<br />
Im Song „Inder Hand“ spinnt sie die<br />
Furcht vorder Überwachung weiter.<br />
VorzweiJahren hatte sie sich voneinem<br />
Monster beobachtet gefühlt,<br />
jetzt findet sie sich in einem anonymen<br />
Verhörzentrum vor den Toren<br />
der Stadt wieder. Jedüsterer die Bedrohung<br />
gemalt wird, desto heiterer<br />
wirken die Momente der Hoffnung:<br />
„Wir müssen doch nicht untergehen<br />
–denn ich hab schwangere Frauen<br />
im Baumarkt gesehen“.<br />
In ruhigen Momenten beweist<br />
Dota Kehr, dass sie filigraner Gitarre<br />
spielen kann als die meisten Kolleginnen<br />
– inzwischen nimmt der<br />
dichte, kompakte Bandsound ihren<br />
Bossa-Nova-Schwung auf. Neu erscheint<br />
auch ihreFähigkeit, ihreutopischen<br />
Beschwörungen einer grünen<br />
Welt ohne Grenzen selbstironisch<br />
zu brechen. So singt sie in einem<br />
ganz neuen Solo-Song vom<br />
Wunsch, auf Photosynthese umzuschalten.<br />
Das Stück, das von Funny<br />
van Dannen stammen könnte, zeigt<br />
ganz neue Perspektiven: Wer Diät<br />
halten will, geht einfach in den<br />
Schatten.<br />
Brett Anderson agierte dem Publikum zugewandt. OWSNITZKI<br />
TOP 10<br />
Wochentag,xxMonat<br />
1 Tagesschau ARD 6,16 25 %<br />
2 Wer weiß denn... ARD 5,12 19 %<br />
3 Sportschau 18.30 ARD 4,33 22 %<br />
4 Supertalent RTL 3,66 13 %<br />
5 Carmen Nebel ZDF 3,64 14 %<br />
6 heute-journal ZDF 3,52 17 %<br />
7 heute ZDF 2,92 15 %<br />
8 Sportschau 18.00 ARD 2,57 18 %<br />
9 TakeMeOut RTL 2,32 10 %<br />
10 Die Bergretter ZDF 2,31 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Der Hauptmann vonKöpenick<br />
HAU2(✆25 90 04 27)<br />
19.00: Shame, Shame, Shame! 25 Jahre She She<br />
Pop: Testament (She She Pop&ihre Väter)<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Der Stellvertreter<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
20.00 Hochzeitssaal: The End Of The WorldAsWe<br />
KnowIt<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic –English Comedy<br />
(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />
BKA (✆ 2022007)<br />
20.00: Theatersport Berlin: Das Match<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Gute Wahl (Die Gorillas)<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Blauer Montag: Die ganze Stadt in einer Show<br />
(Arnulf Rating,Moderation, IG Blech, Monika Blankenberg,Schnaps<br />
im Silbersee, Monsieur Momo, Gernot<br />
Volz, Nusret Sipkar,Weiherer)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Werner-Otto-Saal: Andrei Gologan (Klavier),<br />
Building Bridges, GeorgeEnescu: Suite Nr.2D-Dur<br />
op. 10; Wolfgang Amadeus Mozart: Fantasie d-Moll;<br />
Ludwig vanBeethoven: Fantasie g-Moll op. 77;<br />
Joseph Haydn: Fantasie C-Dur;RobertSchumann:<br />
Sonate g-Moll op.22mit dem ursprünglichen Finale<br />
„Presto passionato“<br />
LabSaal (✆ 41 10 75 75)<br />
18.00: Jour Fixe der Musikschule Reinickendorf –<br />
Schüler der verschiedenen Instrumentenklassen<br />
spielen vor<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Die drei Räuber (ab 5J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Das kleine Ich bin Ich, (ab 3bis 5J.)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Anton macht’sklar (ab 8J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />
Haus der Indonesischen Kulturen<br />
(✆ /47 80 72 41) 10.00: Lost and Found: Indonesisches<br />
Bildrollentheater,Schüler-Workshops. Anm.<br />
erf.<br />
Institut Francais Berlin –Maison de France<br />
(Kurfürstendamm 211) 14.00 Galerie: Fée-Nix(e), von<br />
Noémie Mittl; Ausstellung für Kinder und Erwachsene<br />
(ab 7J.)<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (✆ 34 74 53 46)<br />
10.00: BesonderRaum, KreativeStadtforschung<br />
für die Umwelt: Gemeinsam mit den Initiatoren der<br />
Besondermüll-Projekte, Gemeinschaftsarbeiten aus<br />
der Krippe<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00:1,2,3,Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />
16.00: Aschenputtel, Märchenspiel (ab 4J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Die kleine Hexe (ab 5bis 10 J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Dornröschen (ab 4J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Haus am Lützowplatz (✆ 261 38 05)<br />
20.00: Tagebücher,1918-1919, vonHarry Graf<br />
Kessler mit RolandSchäfer,Einführung: Hartmut<br />
Diekmann<br />
Italienisches Kulturinstitut (✆ 26 99 41 -0)<br />
19.00: Pavese übersetzen, mit Maja Pflug,mit<br />
Gespräch<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.00: Tiere streicheln Menschen, Martin „Gotti“<br />
Gottschild &Svenvan Thom, Action-Lesung<br />
Landesvertretung Niedersachsen<br />
(In den Ministergärten 10) 12.00: Bücher-Break: Die<br />
kommenden Jahre, NorbertGstrein, mit Gespräch &<br />
Signierstunde. Anm. erf.<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
20.00: „Linse“ und „hypnos redance“, RobertStähr,<br />
Stefan Schweiger,Mathias Traxler<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />
19.30: Öl und BlutimOrient, vonEssad Bey; mit<br />
Mara Delius, Frank Arnold, SebastianJanuszewski<br />
21.00: Wortservierung: Frei Leben –Jäger,Hirten,<br />
Kritiker,Richard David Precht mitRichard Burger<br />
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />
20.00: Lesebühne:Vision &Wahn, Marion Alexa<br />
Müller,RobertRescue, Thomas Manegold, Bastian<br />
Mayerhofer,Matthias Niklas<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Sommerfrauen Winterfrauen, Chris Kraus,<br />
Buchpremiere<br />
Rathaus Schöneberg (John-F.-Kennedy-Pl.)<br />
17.30: Wirwaren Nachbarn: Uns kriegt ihr nicht,<br />
Rahel R. Mann<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
11.00 Großer Salon: Celfieund die Unvollkommenen,<br />
Boris Pfeiffer.Anm. erf.<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
FÜHRUNG<br />
Alter Fritz (✆ 017 59 50 74 36)<br />
14.00: Erlebnistour mit Friedrich dem Großen: Vom<br />
Schloss in denReichstag,Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor<br />
Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />
<strong>Berliner</strong> Unterwelten (✆ 49 91 05 17)<br />
12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />
Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
14.00: Julian Charrière. As we used to floa, Anna<br />
Bauer,Kurator*innenführung<br />
15.00: Julian Charrière. As we used to floa, Guided<br />
Tour in English<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
13.00: Europe and the Sea, Public guided tour in<br />
English in the exhibition<br />
16.00: Sparen –Geschichte einer deutschen Tugend,<br />
Öffentliche Führung durch die Ausstellung<br />
Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />
11.00: Ältestes Berlin entdecken: Klosterviertel mit<br />
frischem Parochialturm, Glockenspiel, Franziskaner-Ruine<br />
u. a., Bernd S. Meyer, Treff: Klosterstr.,<br />
Eingang Parochialkirche<br />
Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />
10.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
Konzert<br />
Lauschen<br />
ohne<br />
Angst<br />
Für viele −Eltern und Kinder<br />
−sind sie eine Tortur:<br />
Musikschulkonzerte. Kein einziger<br />
Tonwurde hier je um seiner<br />
selbst Willen gehört, sondern<br />
stets mit der heißkalten<br />
Angst, es könnte der falsche<br />
sein, einen Hänger nach sich<br />
ziehen, den Auftritt zum Desaster<br />
werden lassen, auf dass das<br />
Kind in Scham versinke, nie<br />
wieder auftauche und hinfort<br />
schweigend und allein ein gescheitertes<br />
Leben führen muss,<br />
einzig angetrieben vom Groll<br />
gegen seine Eltern, die es in<br />
diese Lage gebracht haben. Andererseits<br />
ist der Eintritt frei,<br />
weil kaum ein Nichtangehöriger<br />
solche Konzerte besucht.<br />
Dabei könnte dieser einfach so<br />
der Musik zuhören und sich<br />
die konzentrierten Kindergesichter<br />
ansehen. Heute gäbe es<br />
hierfür eine der unzähligen<br />
Gelegenheiten, noch dazu in<br />
dem schönen Labsaal in Lübars.<br />
Ulrich Seidler<br />
Jour fix. KonzertMusikschule Reinickendorf.18−20<br />
Uhr,Labsaal,Alt Lübars 8,<br />
Endstation Bus 222,T.:41107575<br />
Auf den Spuren von<br />
Gundermann und<br />
anderen Dichtern<br />
In dieser Woche werden Tagebücher<br />
geöffnet, nicht nur mit ihnen können wir in<br />
die Vergangenheit und die Zukunft schauen<br />
Gerhard Gundermann während eines Konzerts 1995 in Dresden. Am Donnerstag wird der Bild-Text-Band über ihn vorgestellt: „Von jedem Tag<br />
Eswirdwieder gedruckt!“, ist<br />
die Ankündigung für Montagabend<br />
in der Buchhandlung<br />
Ocelot überschrieben.<br />
Es ist die Friedenauer Presse,die ihre<br />
Wiederauferstehung feiert. Im Januar<br />
des vergangenen Jahres hatte<br />
Katharina Wagenbach-Wolff den<br />
Verlag geschlossen, weil sie keinen<br />
Nachfolger fand, was in diesen Zeiten<br />
der schwächelnden Branche<br />
zwar eigentlich nur eine traurige<br />
Nachricht unter vielen war, aber<br />
wirklich einen Verlag mit Tradition<br />
traf. Andreas Wolff hatte ihn 1963 in<br />
Berlin-Friedenau gegründet, zwanzig<br />
Jahrespäter hatte die Tochter ihn<br />
übernommen, es war immer ein<br />
kleines Unternehmen geblieben,<br />
aber eines, das viele große Entdeckungen<br />
bereit hielt. Vorallem aus<br />
der russischen Literatur. Doch<br />
manchmal bewirkt ein Schlussstrich<br />
Wunder. Der Verleger von Matthes<br />
und Seitz, Andreas Rötzer,und seine<br />
frühere Mitarbeiterin Friederike Jacob<br />
stoppten die Schließung der<br />
Friedenauer Presse, sorgten dafür,<br />
dass die Bücher aus der Backlist lieferbar<br />
blieben –und nun also wird<br />
wieder gedruckt. DieVerlegerin stellt<br />
Cornelia Geißler<br />
hat seit Andreas Dresens Film<br />
Gundermanns Stimme leicht verfremdet<br />
im Kopf und durch das Buch<br />
vonAndreas Leusink noch so viel mehr erfahren.<br />
Nun kommt noch mehr Musik<br />
dazu, mit den Steinlandpiraten.<br />
die Verlagsgeschichte und drei Bücher<br />
aus dem aktuellen Programm in<br />
Lesung und Gespräch vor. Ihre<br />
Schwester, die Schauspielerin und<br />
Sängerin Pauline Jacob befragt sie,<br />
spielt Akkordeon und singt.<br />
Einähnlicher Schreck –der Verlag<br />
ist weg –bleibt der Kundschaft des<br />
Ch. Links Verlags fürderhin erspart,<br />
der Chef hat, wir berichteten, für<br />
seine Bücher und seine Mannschaft<br />
die Zukunft unter dem Dach des Aufbau-Verlags<br />
verabredet. Einer der<br />
derzeit erfolgreichsten Titel entstand<br />
während der Vorbereitungen zu<br />
Andreas Dresens Film „Gundermann“.<br />
Werihn gesehen hat, wirdin<br />
dem Buch viele Antworten auf die<br />
Fragen finden, die sich aus der Beschäftigung<br />
mit dem singenden Baggerfahrer<br />
Gerhard Gundermann ergeben.<br />
Denn so bewegend und zeiterklärend<br />
der Film auch ist, kann er<br />
doch nur zeigen, was sich in Szenen<br />
und Bilder übersetzen lässt. Andreas<br />
Leusink, selbst Verleger, Filmdramaturg<br />
und Agent für Drehbuchautoren,<br />
hat Gefährten Gundermanns<br />
zum Erzählen gebracht. Einige werden<br />
befragt, andere wie der Musiker<br />
Lutz Kerschowski schreiben selbst.<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Mamma Mia!<br />
Here We Go Again 15.15; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 17.45, 20.15<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Offenes Geheimnis<br />
14.30, 17.30, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Alles gut<br />
15.30, 18.00, 20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Kindeswohl<br />
15.15, 17.45, 20.15; Gundermann 14.30,<br />
17.30, 20.30; Das Prinzip Montessori: Die<br />
Lust am Selber-Lernen 13.45; Styx 16.00,<br />
18.20, 20.40; Nachlass 15.30; 303 18.00;<br />
BlacKkKlansman (OF) 21.00; Glücklich wie Lazzaro<br />
14.20, 20.00; Wackersdorf 14.30, 17.15,<br />
20.00; Seestück 13.40; Familie Brasch 16.30;<br />
Kindeswohl –The Children Act (OmU) 18.45;<br />
Leave No Trace (OmU) 21.15<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Sweet Country<br />
(OmU) 17.45; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
20.00<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Die Unglaublichen II<br />
14.45; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.30, 20.30; Mackie Messer – Brechts<br />
Dreigroschenfilm 14.00; Die Unglaublichen II<br />
16.45, 19.30, 20.50; Grüner wirdís nicht 16.15;<br />
Die brillante Mademoiselle Neila 18.45; Book<br />
Club –Das Beste kommt noch 14.00, 20.00;<br />
Thilda &die beste Band der Welt 15.40; Papst<br />
Franziskus: Ein Mann seines Wortes 17.45;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00,<br />
16.00; BlacKkKlansman 18.00, 20.50<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 17.00; Ballon 20.00; The<br />
Nun 22.55; Ballon 14.00, 16.50; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 19.45, 22.45; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 14.45; Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 17.15, 20.10; Ballon 23.00;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.40, 17.30, 20.20; 3D: Predator<br />
–Upgrade 23.10; Die Unglaublichen II 14.30,<br />
17.30; The Nun 20.20; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 22.50; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 14.15;<br />
The Man Who Killed Don Quixote 17.00, 19.50;<br />
BlacKkKlansman 22.40; Mission: Impossible –<br />
Fallout 15.10; Searching 18.15, 20.45; Mile 22<br />
23.10<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) The Rider<br />
(OmU) 11.00; Tully (OmU) 13.00; Alpha 14.45;<br />
Thilda &die beste Band der Welt 16.20; Don‘t<br />
worry, weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He<br />
Won‘t Get Far OnFoot (OmU) 18.00; 303 (DFmenglU)<br />
20.00; ABeautiful Day –You Were Never<br />
Really Here (OmU) 22.25; Nach dem Urteil<br />
–Jusqu‘a la garde (OmU) 11.00; Deine Juliet<br />
12.30; Isle of Dogs –Ataris Reise (OmU) 14.30;<br />
Das Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-<br />
Lernen 16.15; Hamburger Gitter 18.00; Shut Up<br />
and Play the Piano (OmU) 19.15; Styx (OmenglU)<br />
20.45; Leave No Trace (OF) 22.15; Das stille<br />
Leuchten 11.00; Geniale Göttin: Die Geschichte<br />
von Hedy Lamarr 12.30; Ryuichi Sakamoto:<br />
Coda (OmU) 14.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 15.55; Utoya 22. Juli 17.15; Ava<br />
(OmU) 18.45; BlacKkKlansman (OmU) 20.30;<br />
Ant-Man and the Wasp (OmU) 22.45<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Grüner wirdís nicht<br />
16.45; Styx 19.00; BlacKkKlansman (OmU)<br />
21.15; Herr Lehmann (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Kleine Helden<br />
–Etles mistrals gagnants (OmU) 16.15;<br />
Fly Rocket Fly 18.00; Gundermann 19.45;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 22.15; Eingeimpft<br />
16.00; Seestück 17.45; Familie Brasch 20.15;<br />
Familie Brasch (OmenglU) 22.15<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 18.00; Sweet Country (OmU)<br />
20.00; You Are Everything (OmenglU) 22.00;<br />
Utoya 22. Juli (OmU) 18.30; Ava (OmU) 20.15;<br />
303 22.15<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Gundermann<br />
16.40; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
16.50; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.00, 19.50; Die Unglaublichen<br />
II 17.00; Ballon 17.15, 20.15; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 17.20; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 17.30, 20.00; Searching 19.45;<br />
3D: Predator –Upgrade 20.00; Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 20.10; The Nun 20.30<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Wir sind Champions<br />
14.00; Thilda &die beste Band der Welt 16.10;<br />
Nach dem Urteil 17.50; Mission: Impossible –<br />
Fallout 19.40<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 16.00, 18.00, 19.00;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 14.05, 16.50, 19.40; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.10; Ballon<br />
14.20, 17.00, 20.00; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again 14.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 14.40; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.50; 3D: Die Unglaublichen II 15.00, 17.00,<br />
20.00; Das Haus der geheimnisvollen Uhren<br />
15.10, 17.45; ICan Only Imagine 17.10, 19.50;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 17.10; Searching<br />
17.20; 3D: Predator –Upgrade 19.30;<br />
The Man Who Killed Don Quixote 19.50; The Nun<br />
20.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.30, 20.30; B Shut Up and Play the<br />
Piano (OmU) 17.00; The Man Who Killed Don<br />
Quixote (OmU) 18.50, 21.40<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Utoya 22.<br />
Juli (OmU) 17.00, 22.00; Offenes Geheimnis –<br />
Todos lo saben (OmU) 17.00, 19.30; Alles gut<br />
19.00; Ava (OmU) 21.00<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) The Man Who<br />
Killed Don Quixote (OmU) 14.30, 17.15, 20.00,<br />
22.45; Thilda &die beste Band der Welt 10.15,<br />
16.15; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
12.30, 14.15; Nachlass 18.30; Wackersdorf<br />
21.00; Hereditary – Das Vermächtnis (OmU)<br />
23.45; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />
11.15; Gundermann 14.00, 19.00; Utoya 22.<br />
Juli (OmU) 16.45; 303 21.45<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) Landstück<br />
20.00<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Mein Leben als Zucchini<br />
–Mavie de Courgette (OmU) 16.15; Cobain<br />
(OmU) 17.15; Das stille Leuchten (m. Gästen u.<br />
Gespräch) 19.00; Styx (OmenglU) 21.00; Der<br />
Doktor aus Indien –The Doctor from India (OmU)<br />
16.15; Menashe (OmU) 18.00; Asphaltgorillas<br />
(OmenglU) 19.30; The Man Who Killed Don Quixote<br />
(OmU) 21.30; Kinobar im Sputnik Shut Up<br />
and Play the Piano (OmU) 21.30; B-Movie: Lust<br />
&Sound in West-Berlin (OF) 22.00<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 15.00; Offenes Geheimnis<br />
17.00, 20.00; New Wackersdorf 15.20;Gundermann<br />
18.00; BlacKkKlansman 20.45<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.00, 16.00;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 14.30, 17.15, 20.00; 3D: Die<br />
Unglaublichen II 14.45, 17.15, 20.30; Thilda &<br />
die beste Band der Welt 15.00; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 15.15, 17.45; Ballon<br />
17.30, 20.15; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 18.00; Gundermann 20.00; Wir sind<br />
Champions 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Wir sind<br />
Champions 13.00, 18.00; Mackie Messer –<br />
Brechts Dreigroschenfilm 13.00, 20.15; Ballon<br />
13.00, 15.30, 17.45, 20.30; Christopher Robin<br />
15.30; Kleine Helden 15.50; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
17.45, 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.00, 17.00, 17.15, 20.10; Die<br />
Unglaublichen II 14.00, 17.20; Ballon 14.00,<br />
17.00, 20.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.30; 3D: Die Unglaublichen II 14.30,<br />
17.00, 20.00; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.30, 17.15, 20.10; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 15.00; Die Nacht der<br />
Nächte 15.00; 3D: Predator –Upgrade 17.30,<br />
20.15; Book Club – Das Beste kommt noch<br />
17.30; The Nun 20.10; Mile 22 20.15<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Gans im Glück 17.00;<br />
Familie Brasch (OmenglU) 18.45; Gundermann<br />
20.45; Das stille Leuchten 18.00; Cobain<br />
19.45; Symphony ofNow 21.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Foxtrot (OmU) 17.15;<br />
Die Frau, die vorausgeht –Woman Walks Ahead<br />
(OmU) 17.30; Familie Brasch 18.00; Deine Juliet<br />
–The Guernsey Literary and Potato Peel Pie<br />
Society (OmU) 19.30; IndoGerman Film: Nadel<br />
&Faden: Made in India –Sui Dhaaga: Made in<br />
India (OmU) 19.30;<br />
Orson Welles: Magician: The Astonishing LifeAnd<br />
Work Of Orson Welles (OmU) 20.00; 303 22.00;<br />
2001: Odyssee im Weltraum –2001: ASpace<br />
Odyssey (OF) 22.00; Orson Welles: Stunde der<br />
Wahrheit –Histoire Immortelle (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Thilda &die beste Band der Welt 10.15, 14.30;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 12.45,<br />
16.30; Shut Up and Play the Piano (OmU)<br />
18.30, 23.00; Leave No Trace (OmU) 20.30;<br />
Leave No Trace (OmU) 13.00, 17.00; Menashe<br />
(OmU) 15.15, 19.30; Call Me By Your Name<br />
(OmU) 21.30<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
11.00, 14.20, 16.40, 19.40, 22.40;<br />
Die Unglaublichen II 11.00, 14.00, 17.00;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 11.10,<br />
14.30; 3D: Die Unglaublichen II 11.15, 13.30,<br />
16.30, 19.30,22.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 11.20, 13.50; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 11.20, 14.50, 16.50; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 11.40, 17.20; Ballon<br />
11.50, 14.10, 17.10, 20.10, 22.50; Käpt‘n<br />
Sharky 12.00; 3D: The Meg 14.00; Bad Spies<br />
14.15; Mission: Impossible – Fallout 16.45,<br />
19.50; Book Club – Das Beste kommt noch<br />
17.10, 19.45; The Nun 17.40, 20.40, 23.15;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 20.00; 3D:<br />
Predator – Upgrade 20.20, 23.10; Searching<br />
20.25, 23.15; 3D: Mission: Impossible –Fallout<br />
22.40; Mile 22 23.00; Ant-Man and the Wasp<br />
23.10<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Berlin Babylon<br />
(OmU) 15.00; Offenes Geheimnis –Todos<br />
lo saben (OmU) 17.00, 19.45; Asphaltgorillas<br />
22.30; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
14.30,19.45;Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro<br />
felice (OmU) 17.15,22.30; Kindeswohl –The<br />
Children Act (OmU) 15.00; Utoya 22.Juli (OmU)<br />
17.00; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />
19.00, 21.45; Wackersdorf 14.30, 19.00; Ava<br />
(OmU) 17.00, 21.30; Gundermann 14.30,<br />
19.30; Styx 17.15; BlacKkKlansman (OmU)<br />
22.15<br />
International (✆ 24 75 60 11) Familie Brasch<br />
13.50; Gundermann 16.10, 19.00; Siegessäule<br />
und Teddy präs. MonGay: Preview: Girl (OmU)<br />
22.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
3D: Die Unglaublichen II 14.00, 17.00; Die<br />
Unglaublichen II 14.15, 16.30, 19.30; Ballon<br />
14.20, 17.15, 20.00; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 14.30,<br />
17.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.30, 17.35; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 14.40, 17.20, 19.30; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.45;Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.00, 17.25; The Nun<br />
17.00, 20.00;Die Unglaublichen II –Incredibles<br />
II (OF) 17.15; Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak<br />
Preview20.00; Göktasi (OmU) 20.00;Searching<br />
20.15; Asphaltgorillas 20.15<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Glücklich wie Lazzaro<br />
–Lazzaro felice (OmU) 15.45; Cinderella<br />
the Cat –Lagatta Cenerentola (OmU) 18.00;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 19.40; Ava (OmU)<br />
22.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 17.45, 20.45<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Alles gut 16.00,<br />
18.15, 20.30; Styx 15.45, 19.00; Wackersdorf<br />
17.50, 20.30; Gundermann 17.15, 20.00;<br />
Glücklich wie Lazzaro 16.20, 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) The Man Who Killed<br />
Don Quixote (OmU) 17.50,20.45; Sweet Country<br />
(OmU) 17.20, 20.00; BlacKkKlansman (OF)<br />
17.30, 20.30; Die Unglaublichen II –Incredibles<br />
II (OF) 16.00,18.45, 21.30; Leave No Trace<br />
(OmU) 18.30, 21.10<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆<br />
66 68 12 34) 3D: Die Unglaublichen II 14.15,<br />
17.15, 20.05; Die Nacht der Nächte 15.00;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 17.20; Sneak Preview 20.15<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Sweet Country (OmU)<br />
12.00,21.00; Ava (OmU) 12.00, 19.10; Glücklich<br />
wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 14.00,<br />
21.10; Seestück (OmU) 14.20; Gundermann<br />
16.30; KUKI ab 417.00; Leave No Trace (OmU)<br />
19.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Die<br />
Unglaublichen II 14.45, 17.00, 19.45; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 15.00; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Gundermann<br />
20.20
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
will ich washaben, wasich nicht vergesse ...“.<br />
Leusink beschäftigt sich mit der Beziehung<br />
Gundermanns zu seinem<br />
Vater und seiner Hassliebe zur SED.<br />
Und esist auch wirklich ein Buch<br />
zum Film, mit tollen Produktionsfotos,<br />
mit Drehbuchauszügen und Interviews<br />
etwa mit Alexander Scheer<br />
und Andreas Dresen über ihre(nicht<br />
konfliktfreie) Arbeitsweise. Ein<br />
Schwerpunkt ist die Darstellung der<br />
eigenen Geschichte. „Das Leben der<br />
Anderen“, der Stasi-Film von Florian<br />
Henckel von Donnersmarck, hatte<br />
Dresen zorniggemacht, erfährtman.<br />
Der Regisseur erklärt, dass die Stasi-<br />
Leute nicht nur auf Anweisung handelten,<br />
sondernoft glaubten, sie würden<br />
Gutes tun, wenn sie sich schuldig<br />
machten. „Ich erwarte einfach“, so<br />
Andreas Dresen, „dass ein Film, der<br />
keine Komödie ist, mit solchen Verstrickungen<br />
ehrlich umgeht.“ Wenn<br />
Andreas Leusink das Buch am Donnerstag<br />
in Pankow vorstellt, wird es<br />
auch Musik geben. Angekündigt ist<br />
das Duo Steinlandpiraten –Gewinnerdes<br />
Jurypreises beim Liederwettbewerb<br />
„Hoyschrecke“ in Gundermanns<br />
Heimat Hoyerswerda.<br />
Dernun filmberühmte Liedermacher<br />
schrieb seine Texte nicht nur<br />
LESUNGEN<br />
Friedenauer Presse Di, 2.10., 20 Uhr,<br />
Buchladen Ocelot, Brunnenstraße 181,<br />
Tel.: 97894592<br />
Der Autor und sein Tagebuch Di, 2.10.,<br />
20 Uhr,Literaturforum im Brecht-Haus,<br />
Chausseestr.125, Tel.: 2822003<br />
Andreas Leusink über Gundermann<br />
Do, 4.10., 20 Uhr,Buchlokal, Ossietzkystr.10,<br />
Tel.: 400473 33<br />
Kästners Berlin So, 7.10., 14 Uhr,Treffpunkt:<br />
U-Bhf. Güntzelstr,Voranmeldung<br />
per E-Mail an: doeblin@text-der-stadt.de<br />
IMAGO<br />
nachts zu Hause,sondernauch während<br />
der Arbeit auf seinem Bagger.<br />
Was er notierte, war Poesie und<br />
Selbstvergewisserung zugleich. Andere<br />
Autoren schreiben Tagebuch,<br />
um sich über die eigene Arbeit, den<br />
Alltag und die Beziehung zu anderen<br />
Menschen besser klar zu werden.Im<br />
Literaturforum im Brecht-Haus wird<br />
am Dienstag der auf Tagebücher<br />
spezialisierte Literaturwissenschaftler<br />
Arno Dusini im Gespräch und an<br />
Beispielen erklären, was das Wechselverhältnis<br />
von literarischem und<br />
diaristischem Schreiben ausmacht.<br />
Ausdem 20. Jahrhundertliegen sehr<br />
verschiedene Tagebücher zum Studium<br />
vor: Franz Kafka hielt auf andere<br />
Weise sein Tunfest als Brigitte<br />
Reimann, Max Frisch verriet mehr<br />
als Walter Kempowski.<br />
Und amSonntag kann man mit<br />
Michael Bienert mal wieder lernen,<br />
die Stadt zulesen. Der Autor hat für<br />
sein Buch „Kästners Berlin“ Schauplätzeder<br />
Bücher sowie dieSchreiborte<br />
Erich Kästners aufgesucht. Nun<br />
teilt er sein Wissen zu Fuß mit allen,<br />
die nicht bloß am Schreibtisch oder<br />
in einem schönen Veranstaltungssaal<br />
hocken wollen.<br />
Pop<br />
Mamas<br />
Liebling tanzt<br />
wieder<br />
Esist ziemlich genau vierzig<br />
Jahre her, dass die amerikanische<br />
Funk-Rock-Soul-<br />
Crossover Band Mother’s Finest<br />
in der Essener Gruga-<br />
Halle auftrat. Dabei gab es die<br />
Formation um das Ehepaar<br />
Joyce „Baby Jean“ Kennedy<br />
und Glen „Doc“ Murdock<br />
zwar schon eine ganze Weile,<br />
aber durch das live vom WDR<br />
übertragene Festival, auf dem<br />
außerdem Dickie Betts sowie<br />
Randy Californias Band Spirit<br />
auftraten, wurden sie auch in<br />
Europa bekannt. Für die noch<br />
ganz im Rockzeitalter versunkenen<br />
Bewohner der Partykeller,<br />
die die Rockpalast-<br />
Übertragungen in Ost und<br />
West für immer veränderten,<br />
stellten die packenden Funk-<br />
Rhythmen eine notwendige<br />
Stilauffrischung dar. Die weißen<br />
Lederstiefel mit Fransen<br />
machten Joyce „Baby Jean“<br />
Kennedy auch modisch zu einer<br />
unvergesslichen Erscheinung.<br />
HarryNutt<br />
Mother’sFinest Wintergarten Varieté<br />
20Uhr,Potsdamer Str.96, T.:588433<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />
Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Spielvereinigung Xberg<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str. 70)<br />
21.00: Timo Lassy &Teppo Mäkynen<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Ben Caplan<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
19.30: Sing delaSing<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
19.00: Saxon, Y&T, Raven<br />
KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />
14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), KlanGalerie<br />
Mittagskultur<br />
17.00: Yorgos Dimitriadis (Schlagzeug und Mikrofone),<br />
SolistInnen-Konzerte<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />
Bailey<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: MatthiasHarig Quartett feat. Walter Gauchel<br />
(sax, fl)<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00: Get Well Soon Big Band,The Grand Horrorshow<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Mother’sFinest<br />
CLUB<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Electric Monday, TerryFrancis, FrankieFlowerz,<br />
Ricardo Rodriguez, Pushamann<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, TC-Roc<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: RBMF pres. Spectral Science, Abudei, Astro<br />
Children,Kate NV,Mira Aasma, OG Lullabies, Sneaks<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
Strandbar Mitte (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Montagsswing,Strandbar Swing Night<br />
MUSEEN<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
10.00: Kunst in Berlin 1880–1980<br />
10.00: Loredana Nemes<br />
10.00: GASAGKunstpreis2018: Julian Charrière<br />
10.00: The ArtShow, Edward und NandyReddin<br />
Kienholz<br />
10.00: 12x12 –Der IBB-Videoraum, Nik Nowak, Mi-<br />
Mo 10-18 Uhr;Berlin ArtWeek26.-30.9.<br />
Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf<br />
(✆ 54 79 09 21) 11.00: Marzahn-Hellersdorf.<br />
Bezirksgeschichte(n)<br />
11.00: Hanshermann Schlicker<br />
11.00: Stein auf Stein, Mo-Fr 11-17 Uhr<br />
Botanischer Garten Berlin (✆ 83 85 01 00)<br />
9.00, 10.00: StändigeAusstellung im Botanischen<br />
Garten, tgl. 9-20 Uhr<br />
Brücke-Museum (✆ 831 20 29)<br />
11.00: 1913: Die Brückeund Berlin,<br />
Mi-Mo 11-17 Uhr<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr,Juli/Aug.tgl. 10-20 Uhr<br />
DDR Museum Berlin (✆ 847 12 37 31)<br />
10.00: Geschichte zum Anfassen, tgl. 10-20, Sa<br />
10-22 Uhr<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
10.00: Sparen –Geschichte einer deutschen Tugend<br />
10.00: Europa und das Meer<br />
10.00: Rückansicht. Die verborgene Geschichte eines<br />
Gemäldes vonAdolph Menzel, tgl. 10-18 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (✆ 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
EhemaligeStaatliche Münze (Molkenmarkt 2)<br />
10.00: nineties berlin, Mo-So 10-20 Uhr<br />
Ephraim-Palais (✆ 240 02 -1 62)<br />
10.00: Geschichte, Kultur und KunstBerlins, Di-So<br />
10-18, Mi 12-20 Uhr<br />
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen<br />
(✆ 98 60 82 30) 9.00: StändigeAusstellung der<br />
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen,<br />
tgl. 9-18 Uhr<br />
Gedenkstätte Deutscher Widerstand<br />
(✆ 26 99 50 00) 9.00: Widerstand gegenden<br />
Nationalsozialismus<br />
9.00: Geschlossene Grenzen –Die internationale<br />
Flüchtlingskonferenz vonÉvian 1938, Mo-Fr 9-18, Do<br />
9-20, Sa/So/Feiert. 10-18 Uhr<br />
Georg Kolbe Museum (✆ 304 21 44)<br />
10.00: Zarte Männer in der Skulptur der Moderne,<br />
tgl. 10-18 Uhr<br />
Haus der Wannsee-Konferenz (✆ 80 50 01 -0)<br />
10.00: Villencolonie Alsen am Großen Wannsee<br />
10.00: Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />
an den europäischen Juden<br />
10.00: <strong>Berliner</strong> Bibliotheken im Nationalsozialismus,<br />
tgl. 10-18 Uhr<br />
Heimatmuseum Zehlendorf (✆ 802 24 41)<br />
10.00: ZehlendorferArchitekten und die Nachkriegsmoderne,<br />
Mo/Do 10-18, Di/Fr 10-14 Uhr<br />
Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />
10.00: Welcome to Jerusalem<br />
10.00: res onant, Mischa Kuball<br />
10.00: Ganzfeld „Aural“, James Turrell, tgl. 10-20 Uhr<br />
Keramik-Museum Berlin (✆ 321 23 22)<br />
13.00: grotesk –skurril –anders<br />
13.00: Vornehmlich weiß<br />
13.00: Der „Carstens-Konzern“<br />
Kirche Maria Regina Martyrum<br />
(Heckerdamm 230-232) 10.00: Gedächtniskirche<br />
der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen<br />
für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren<br />
1933-1945, tgl. 10-16 Uhr<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />
11.00: Mehr als einLeben. Dauerausstellung des<br />
Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />
11-18 Uhr<br />
Mori-Ôgai-Gedenkstätte (✆ 282 60 97)<br />
10.00: Zwischenden Kulturen. Mori Ôgai 1862-1922<br />
10.00: F.W.Höhn –als preußischerPolizeihauptmann in<br />
Japan 1885-91. Eine Spurensuche, Mo-Fr 10-14 Uhr<br />
Museum für Film und Fernsehen (✆ 300 90 30)<br />
10.00: EuropeanMonth of Photography: Zwischen<br />
den Filmen. Eine Fotogeschichte der Berlinale, Mi-<br />
Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Nikolaikirche (✆ 24 00 21 74)<br />
10.00: Hannah-Höch-Preise: Christiane Möbus und<br />
Sunah Choi, tgl. 10-18 Uhr<br />
Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Mit Augenmaß. Meisterwerkeder Architektur in<br />
Jemen, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Werkbundarchiv –Museum der Dinge<br />
(✆ 92 10 63 11) 12.00: Erotika. Sammlungen zur<br />
Geschichte der Sexualität,Do-Mo 12-19 Uhr<br />
KINO<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Offenes<br />
Geheimnis 14.15, 17.30, 20.30; Die Unglaublichen<br />
II 14.45; Sneak Preview 22.00; Mackie<br />
Messer – Brechts Dreigroschenfilm 14.30,<br />
17.20, 20.15; Die Unglaublichen II 14.45,<br />
16.00, 18.45; Thilda &die beste Band der Welt<br />
14.45; Alles gut 16.50, 19.00; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 21.10; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.00; Gundermann 17.00, 20.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Ballon 13.50, 16.50, 19.45, 22.45; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 17.00, 20.15, 22.40; Wir<br />
sind Champions –Campeones (OmU) 14.10;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.15;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.15; Die Unglaublichen II 14.30, 17.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren –The House<br />
with aClock in Its Walls (OmU) 14.30, 16.50;<br />
Cinderella the Cat –Lagatta Cenerentola (OmU)<br />
14.30, 22.40; Gundermann 16.30, 19.30; The<br />
Man Who Killed Don Quixote (OmU) 16.40,<br />
19.30; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
16.40, 19.40, 22.30; Book Club – Das<br />
Beste kommt noch (OmU) 17.00; Wackersdorf<br />
19.50; Sneak Preview 20.00; Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 20.30; Die Unglaublichen<br />
II –Incredibles II (OmU) 22.40; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again (OmU) 22.45; Utoya 22.<br />
Juli (OmU) 23.15<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Seestück (teilw.OmU)<br />
18.00; Nachlass 20.15<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Hamburger<br />
Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner<br />
Polizeiarbeit“ 17.30; Balkan Dreams –<br />
Ein Leben im 9/16 Takt 19.00; Berlinized –Sexy<br />
an Eis –Berlinized (OmU) 20.30; Shut Up and<br />
Play the Piano (OmU) 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.15, 16.50, 19.50, 22.55; Die<br />
Unglaublichen II 14.15, 17.20; Ballon 14.15,<br />
16.55, 20.20, 22.55; 3D: Ant-Man and the Wasp<br />
14.15; 3D: Die Unglaublichen II 14.20, 17.15,<br />
20.15, 22.50; Christopher Robin 14.25; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.30; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 14.35, 17.15,<br />
19.55; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.55; Das schönste Mädchen der Welt 14.55,<br />
17.25; Offenes Geheimnis 16.50, 19.50;<br />
3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
17.00; Mamma Mia! Here We Go Again 17.10;<br />
Book Club – Das Beste kommt noch 17.15;<br />
Mission: Impossible –Fallout 19.30; The Nun<br />
19.50, 22.30; 3D: Predator –Upgrade 19.50,<br />
22.50; Searching 19.55, 22.50; Die Unglaublichen<br />
II –Incredibles II (OF) 20.00; Mile 22<br />
22.35; The Equalizer II 22.50<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Die<br />
Unglaublichen II 13.30, 16.30; Ballon 13.40,<br />
16.45, 20.20; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 13.50, 16.40, 19.20; ICan Only Imagine<br />
14.00, 20.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 14.10, 17.15,<br />
19.50; 3D: Die Unglaublichen II 14.15, 17.20,<br />
19.45; 3D: The Meg 14.20; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.50; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 15.00, 17.15; 3D:<br />
Alpha 17.00; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
17.10; Das schönste Mädchen der Welt 17.30;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 19.30; The<br />
Equalizer II 20.10; Searching 20.15; The Nun<br />
20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Grüner wirdís nicht 14.45, 17.40; BlacKkKlansman<br />
20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Gundermann 18.00;<br />
Kindeswohl 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Offenes Geheimnis –<br />
Todos lo saben (OmU) 17.30; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Mr Gay Syria (OmU)<br />
18.15; Itzhak Perlman –Ein Leben für die Musik<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
12.00, 14.45; Käpt‘n Sharky 10.00, 12.00; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00,<br />
17.40; Gans im Glück 10.00; Die Unglaublichen<br />
II 10.00, 11.55, 13.30, 14.50, 16.30, 19.30,<br />
22.30; Das schönste Mädchen der Welt 12.10;<br />
3D: Die Unglaublichen II 14.00, 17.00; Ballon<br />
14.00, 17.00, 20.15;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 17.00, 20.00; Sneak Preview<br />
20.00; Book Club – Das Beste kommt noch<br />
20.10<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Swimming with Men 15.45; Deine Juliet 17.45;<br />
Gundermann 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 14.40, 17.20, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
12.00, 14.40; Meine teuflisch gute Freundin<br />
10.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 10.00, 15.10; Gans im Glück 10.00,<br />
12.20; Die Unglaublichen II 10.00, 12.10,<br />
13.30, 14.15, 16.30, 19.30, 22.30; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 10.00, 17.10;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren 10.00,<br />
12.15, 14.45, 17.30, 20.00; Käpt‘n Sharky<br />
11.55; Christopher Robin 12.10; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 17.00; Ballon 14.00,<br />
17.15, 20.05, 23.00; Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 16.50, 19.55; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
17.30, 19.55, 22.40; Searching 20.15; Mile 22<br />
20.30; The Equalizer II 23.00; Sneak Preview<br />
(OF) 23.00; Sneak Preview 23.00; Predator –<br />
Upgrade 23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Die Unglaublichen<br />
II 15.00, 17.45, 20.30; Ballon<br />
15.00, 17.45, 20.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.30; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 15.45; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 17.45,<br />
20.30; Deine Juliet 17.45; Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Menschenjagd<br />
–Sant händer inte här (OmenglU; m. Einführung)<br />
20.00; DEFA-Stiftung: Martins Tagebuch<br />
/Träumt für morgen (m. Gästen u.<br />
Gespräch) 19.00; DEFA-Stiftung: Zwischenfall<br />
in Benderath (m. Gästen u. Gespräch)<br />
21.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80806969)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 12.30,<br />
15.00; Käpt‘n Sharky 12.30; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 12.30, 14.00, 16.50;<br />
Gans im Glück 12.30, 14.30; Die Unglaublichen<br />
II 12.30, 14.00, 16.15, 19.05; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 12.30, 15.10, 17.50,<br />
20.30; Christopher Robin 12.30, 15.20, 17.20;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 13.00, 16.30, 19.40, 23.10; Sauerkrautkoma<br />
13.30; Jurassic World: Das gefallene<br />
Königreich 13.30; 3D: Die Unglaublichen II<br />
13.30, 15.00, 17.00, 18.00, 20.20, 23.00; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 13.40,<br />
16.50, 19.50; Ballon 13.40, 16.50, 20.00,<br />
22.40; Das schönste Mädchen der Welt 13.55,<br />
15.00, 17.50; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 14.00, 16.40; Ant-Man and the Wasp<br />
14.30; Kindeswohl 14.40; Mission: Impossible<br />
–Fallout 16.00, 19.20, 22.40; The Nun 16.45,<br />
19.40, 23.00; The Meg 16.45, 20.30; Predator<br />
–Upgrade 17.10, 20.00; Searching 17.20,<br />
21.10, 23.10; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
17.20; Crazy Rich 17.40; The Man Who Killed<br />
Don Quixote 19.20, 22.30; Offenes Geheimnis<br />
19.30, 22.40; Mile 22 19.45, 23.15; Ocean‘s<br />
Eight 19.50; BlacKkKlansman 19.50; Sneak<br />
Preview 20.00; The Equalizer II 20.10, 23.10; I<br />
Can Only Imagine 20.20; Sicario II 22.40; Breaking<br />
In 23.00<br />
CineStar im SonyCenter (✆ 04 51/703 02 00)<br />
3D: Pandas 12.15; Die Unglaublichen II –Incredibles<br />
II (OF) 13.30, 16.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren –The House with aClock<br />
in Its Walls (OF) 13.30, 16.30, 19.20; 3D:<br />
Predator –Upgrade (OF) 13.40, 16.30, 19.20;<br />
Crazy Rich – Crazy Rich Asians (OF) 13.45,<br />
20.00; Christopher Robin (OF) 13.45; Mission:<br />
Impossible –Fallout (OF) 14.00; 3D: Die Unglaublichen<br />
II –Incredibles II (OF) 14.00, 17.00,<br />
19.30; Book Club – Das Beste kommt noch<br />
(OF) 14.00, 16.45; Kindeswohl –The Children<br />
Act (OF) 14.40; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
(OF) 16.20; The Man Who Killed Don Quixote<br />
(OF) 16.40, 20.00; Searching (OF) 17.40,<br />
20.20; 3D: Mission: Impossible –Fallout (OF)<br />
19.20; BlacKkKlansman (OF) 19.30; The Nun<br />
(OF) 20.40<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />
12.15; 3D: Predator –Upgrade (OF) 13.40,<br />
16.30, 19.20<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Cobain<br />
(OmU) 18.00; Seoul Station (OmU) 20.00; Busanhaeng<br />
–Train toBusan (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Die Unglaublichen II<br />
14.00, 16.30; Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 15.00, 17.30,<br />
20.00, 22.30; 3D: Die Unglaublichen II 15.00,<br />
17.30, 20.00, 22.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 15.00, 17.30, 20.00; Ballon<br />
15.00, 17.30, 20.00, 22.30; The Nun 20.00,<br />
22.30; 3D: Predator –Upgrade 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Kindeswohl 18.15;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 14.00, 16.45, 19.45; Die Unglaublichen<br />
II 14.00, 17.00; Ant-Man and the<br />
Wasp 14.00; Gundermann 14.10, 19.30; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.15; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 14.15, 17.00,<br />
20.15; 3D: Die Unglaublichen II 14.30, 17.30,<br />
20.00; Ballon 14.45, 16.45, 19.45; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 15.00, 17.15; 3D:<br />
Alpha 16.50; 3D: Jurassic World: Das gefallene<br />
Königreich 17.15; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 17.45; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
19.30; The Equalizer II 19.45; 3D: Predator –<br />
Upgrade 20.15; The Nun 20.30<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11)<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 14.00,<br />
16.00; 3D: Die Unglaublichen II 14.00, 17.00;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.15, 17.30; Die Unglaublichen II 14.20,<br />
16.30, 19.30; Ballon 14.20, 16.40, 20.00;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren 14.40,<br />
17.10; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.15, 19.45; Göktasi<br />
(OmU) 18.00; The Nun 20.00; Sneak Preview<br />
20.00; Sneak Preview (OF) 20.10; Searching<br />
20.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Shut Up and<br />
Play the Piano (OmU) 17.30; Ava (OmU) 19.00;<br />
Sweet Country (OmU) 21.00<br />
Toni &Tonino Tonino (✆ 92 79 12 00) Ballon<br />
14.30, 17.15, 20.00; Ballon 11.15; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 14.00; Thilda &<br />
die beste Band der Welt 16.00; Familie Brasch<br />
18.15; Gundermann 20.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Maria by<br />
Callas 15.30; Ava 18.00; Styx 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Kindeswohl<br />
15.00; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.15; BlacKkKlansman 20.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Die grüne Lüge 18.00; Das<br />
grüne Gold 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 14.45, 20.30; Gundermann<br />
17.40<br />
FREILUFTKINOS<br />
Open-Air-Kino Schlosspark Biesdorf<br />
(✆ 998 74 81) Wir sind Champions 20.00<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Kleine<br />
Helden 13.30; Das Prinzip Montessori: Die Lust<br />
am Selber-Lernen 13.45; Utoya 22. Juli (OmU)<br />
14.00, 18.45; Alles gut 14.15, 18.45; Wackersdorf<br />
15.30; Familie Brasch 15.45; The Man<br />
Who Killed Don Quixote (OmU) 16.00, 20.45;<br />
Gundermann 16.15, 20.45; Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 18.00, 20.45; Mackie<br />
Messer –Brechts Dreigroschenfilm 18.00, 20.45<br />
UCI Kinowelt Potsdam Center<br />
(✆ 03 31/233 72 33) Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 13.40,<br />
16.45, 20.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 13.45; 3D: Die Unglaublichen<br />
II 13.45, 17.00, 20.00; Die Unglaublichen II<br />
14.00, 17.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 14.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />
16.30; Ballon 16.45, 19.45; The Nun 19.30;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 19.45
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018<br />
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Spreewild<br />
Klartext<br />
Verlassen wegen<br />
eines Videospiels<br />
VonLaura Krüger, 25Jahre<br />
Mein Freund hat sich vonmir getrennt.Zumindest<br />
fühlt es sich<br />
so an. Er redet kaum noch mit mir,<br />
wir unternehmen nichts mehr und<br />
gehen nicht mehr zur selben Zeit ins<br />
Bett. Wir sprechen auch nicht mehr<br />
dieselbe Sprache. Er benutzt jetzt<br />
Wörter wie „Pack Luck“, „Momentum“<br />
und„Walkout“ –und da wirdes<br />
mir klar:Esist wieder FIFA-Zeit!<br />
So wie mir<br />
geht es vielen jungen<br />
Frauen. Als<br />
wäre der Tunnelblick<br />
während all<br />
den Fußball-<br />
Spielzeiten nicht<br />
genug! Nein,auch<br />
wenn alljährlich<br />
im Septemberein<br />
Laura versteht den neues Videospiel<br />
Hype um das Videospiel<br />
„FIFA“ nicht. rauskommt, sind<br />
der „FIFA“-Reihe<br />
wir Luft.<br />
Im Eiltempo hat er einen neuen<br />
RAUFELD<br />
Fernseher bestellt. Seinen letzten<br />
Urlaubstag in diesem Jahr hat er<br />
nicht etwa genommen, um Zeit mit<br />
mir zu verbringen. Nein, er hat sich<br />
lieber um neun Uhr morgens mit<br />
den Kumpels getroffen, um dann gemeinsam<br />
den ganzen Tagvor verschiedenen<br />
Bildschirmen zu hängen<br />
und sich darüber aufzuregen, dass<br />
der Gegner eigentlich viel schlechter<br />
spielt, aber die eigenen virtuellen<br />
Spieler auf irgendwelche geheimnisvollen<br />
Tastenkombinationen nicht<br />
rechtzeitig reagieren. Ich habe sogar<br />
ein Instagram-Verbot bekommen –<br />
weil sonst das WLAN zu langsam sei<br />
und man unschöne Verzögerungen<br />
am Bildschirmertragen müsste.<br />
Mein Freund würde wegen dieser<br />
Frage vermutlich zum ersten und einzigen<br />
Malinseinem Leben handgreiflich<br />
werden, aber:Ist „FIFA“ nicht jedes<br />
Jahr dasselbe? Es werden für viel<br />
Geld irgendwelche „Packs“ gezogen,<br />
so wie früher „Pokémon“-Karten,<br />
und aus den gezogenen Spielern irgendwelche<br />
Teams gebildet werden,<br />
mit denen man dann gegen andere<br />
Jungs spielt, die irgendwo auf der<br />
Welt ihre Freundinnen vernachlässigen.<br />
Und trotzdem geht der Wahnsinn<br />
jeden September vonvorne los.<br />
Waskann man da als junge Frau<br />
tun, um nicht mehr unsichtbar zu<br />
sein? Ja,Mädels,wir haben jetzt zwei<br />
Möglichkeiten. Wir könnten uns zusammenschließen<br />
und unsere Zeit<br />
besser nutzen, als vergeblich um die<br />
Aufmerksamkeit unserer Jungs zu<br />
buhlen. Oder wir versuchen zu verstehen,<br />
was die Jungs so begeistert –<br />
und spielen mit. Denn mal ehrlich:<br />
Aufregen bringt gar nichts. Das würden<br />
sie eh nicht mitbekommen.<br />
MELDUNG<br />
Jugendmedientage blicken<br />
auf Pressefreiheit<br />
DieJugendmedientage finden in<br />
diesem Jahr vom4.bis zum 7. Oktober<br />
an der Universität Bremen statt.<br />
Workshops mit mehr als 80 Medienprofis<br />
und zahlreiche Exkursionen<br />
sorgen für einen Blick hinter die<br />
Kulissen unserer Medienlandschaft<br />
und sollen junge Menschen in einen<br />
kritischen Austausch über Medien<br />
bringen. Dieses Jahr geht es unter<br />
dem Motto „Bewegt(e) Grenzen –<br />
Raise your voice!“ um unabhängige<br />
Medien und Meinungsfreiheit. (SW)<br />
Von Margarethe Neubauer, 24 Jahre<br />
Körperbilder, Peniswitze,<br />
Privilegien – als Kolumnistin<br />
schreibt Margarete<br />
Stokowski über alles, was<br />
im Dunstkreis feministischer Diskurse<br />
die tagesaktuelle Großwetterlage<br />
bestimmt –zynisch, klug und<br />
mit der unverbrüchlichen Überzeugung,<br />
dass der strukturelle Ungleichheitsbullshit<br />
ein fehlproduziertes<br />
Auslaufmodell ist. Seit ihr Erstling<br />
„Untenrum frei“ zum Must-Read<br />
avancierte, ist die Autorin der Shootingstar<br />
des deutschsprachigen Feminismus.<br />
Stokowskis zweites Buch<br />
verheißt „Die letzten Tage des Patriarchats“.<br />
Aber wie lange ist es noch<br />
bis zu seinem Ende?<br />
Der Titel klingt nach Zielgerade.<br />
Jedoch ist das Buch, eine thematisch<br />
geordnete Sammlung aus Kolumnen<br />
der vergangenen sieben Jahre,<br />
kein populärwissenschaftlicher<br />
Countdown zur ultimativen Gleichberechtigung.<br />
Stokowski dokumentiertFortschritte<br />
sowie Rückschritte,<br />
schmunzelt dabei über ihre eigene<br />
Text-Evolution vom „lakonischen<br />
Hippie-Tagebuch“ zur scharfzüngigen<br />
Gesellschaftskritik. In ihre analytischen<br />
Reflexionen mischt sich<br />
eigenes Erleben: Die Autorin druckt<br />
sexualisierte Hasskommentare mit<br />
Europäischer Monat der Fotografie –auf Spreewild-Art: Wir zeigen keine Stars, sondern Talente und ihre Lieblingswerke.<br />
VonJulia Sauer, 22Jahre<br />
Obwohl der Mauerfall an diesem<br />
Tagder Deutschen Einheit bald<br />
drei Jahrzehnte her ist, existiert die<br />
Mauer in manchen Köpfen bis heute.Nicht<br />
so bei Josefine Barth, Rahel<br />
Scheufler, Erik Laicher und Marlen<br />
Weinbrenner.Die 16-bzw.17-Jährigen<br />
haben an einem deutsch-deutschen-Austausch<br />
teilgenommen:<br />
Josefine und Rahel aus Halle an<br />
der Saale waren für mehrere Tage<br />
in Gerlingen bei Stuttgart. Erik und<br />
Marlen aus Gerlingen durften in<br />
Gastfamilien in Halle wohnen.<br />
Für Erik war das der erste Aufenthalt<br />
im Osten Deutschlands. Einen<br />
Die Revolutionärin<br />
Wie Margarete Stokowski „Die letzten Tages des Patriarchats“ einläutet<br />
Der Stoff für feministische Kolumnen geht Margarete Stokowski noch nicht aus.<br />
Kein Kulturschock<br />
Kulturschock erlitt ernicht: „Es gab<br />
vielleicht kleine lustige Unterschiede,gerade<br />
was die Sprache,die Dialekte<br />
angeht, aber keine wirklich<br />
kulturellen Unterschiede.“ Für Josefine<br />
aus Halle war es, als hätte sie<br />
eine Freundin besucht: „Wir haben<br />
sofort über alle möglichen Themen<br />
gesprochen. Für mich spielt diese<br />
Ost-West-Sache gar keine Rolle.“<br />
Stereotype sind problematisch<br />
Dennoch kennen die vier altes<br />
Schubladendenken. Marlen erzählt,<br />
dass ein Kollege ihrer Mama mal<br />
meinte, sie als „Ossi“ hätte ja Glück<br />
gehabt, einen „Wessi“ abbekommen<br />
zu haben. Rahel kann das nicht<br />
ROSANNA GRAF<br />
MARCEL RIEDEL<br />
nachvollziehen. „In meiner Vorstellung<br />
gibt es keinen typischen ‚Ossi‘<br />
und auch keinen typischen ‚Wessi‘“.<br />
Erik empfindet Stereotype als<br />
Problem. „Wenn so etwas wirklich<br />
ernst gemeint ist, sollte man vielleicht<br />
eher nicht darüber lachen,<br />
sondern die Person darauf hinweisen,<br />
dass das nicht stimmt.“ Damit<br />
solche Generalisierungen gar nicht<br />
erst entstehen oder weiter verbreitet<br />
werden, sei es wichtig, andere<br />
Menschen und Regionen kennenzulernen.<br />
„Austausche sind eine super<br />
Sache“, sagt er.<br />
Auch Erwachsenen würde ein<br />
Tapetenwechsel guttun. Marlen ist<br />
sich allerdings nicht ganz sicher, ob<br />
ab,die sie vonaufgebrachten Lesern<br />
erhalten hat. Dass ihr noch immer<br />
nicht der hochentzündliche Stoff für<br />
ihre Texte ausgeht, beweist einmal<br />
mehr, dass Feminismus nicht langsam<br />
„sooo 1977“ oder 2017 ist.<br />
Mittlerweile ist da auch eine<br />
neue Komponente: der Trend-Faktor.<br />
Margarete Stokowski beobachtet<br />
die Skurrilitäten, die das allgemein<br />
sensibilisierte Bewusstsein für<br />
feministische Themen hervorgerufen<br />
hat. Etwa eine hochpolitische<br />
Lidschattenpalette, mit der selbst<br />
die Unsexiness des Labels „Feministin“<br />
instagrammable wird, und<br />
Textilkonzerne, welche sich dank<br />
„Girlpower“-Schriftzügen auf ihren<br />
Plastikshirts aus dem kapitalistischen<br />
Karmakeller emporsolidarisieren<br />
wollen. Trotz schwerwiegender<br />
Kritikpunkte ist Stokowskis Resümee<br />
ein positives: „Die Tatsache,<br />
dass Popkultur und Unternehmen<br />
kapierthaben, dass man damit Geld<br />
machen kann, beweistdoch,dass da<br />
was los ist.“<br />
Washilft? „Draufhauen“<br />
Nichtsdestotrotz reiht sich auch<br />
noch in den „Letzten Tagen des Patriarchats“<br />
eine alltagssexistische<br />
Anekdote andie nächste. Seien es<br />
journalistische Stilblüten, die zierlichen<br />
Fraueneinenunterschwelligen<br />
Vorwurf der Inkompetenz machen.<br />
Sei esdas Ding der Unmöglichkeit,<br />
im Baumarkt eine Arbeitslatzhose<br />
in Größe 38 zu erwerben, die nicht<br />
als spezielle Sonderanfertigung für<br />
das fachfremde Geschlecht deklariert<br />
ist. Doch Margarete Stokowski<br />
bohrt verbal den Mittelfinger<br />
tief in die bereits geöffnete Wunde.<br />
„Das System fällt auseinander. Es<br />
fällt aber nicht von alleine, sondern<br />
man muss draufhauen“, sagt sie bei<br />
ihrer Lesung imausverkauften Saal<br />
des Heimathafens Neukölln. IhrMix<br />
aus Witz und Wut bringt das Publikum<br />
zum Grölen, es feiert die Autorin<br />
wie einen Popstar. Die Standing<br />
Ovations für Margarete Stokowski<br />
sind vielleicht die Aussicht auf den<br />
ersten Tagnachdem Patriarchat.<br />
Spiel mit<br />
dem Licht<br />
Diese Schüler haben an einem innerdeutschen Ost-West-Austausch teilgenommen<br />
Beim Fotografieren fasziniert<br />
Marcel Riedel am meisten das<br />
Festhalten kleinster Momente,<br />
die oft nur den Bruchteil einer<br />
Sekunde ausmachen. Am liebsten<br />
hat er dabei Menschen<br />
vor der Linse, die in alltäglichen<br />
Situationen sie selbst<br />
sind und sich nicht für die Kamera<br />
verstellen. Wenn der Kameraassistent<br />
in seiner Freizeit<br />
mit dem Fotoapparat unterwegs<br />
ist, sucht er nach natürlichen<br />
Lichtverhältnissen, die<br />
Spannung erzeugen. Auf dem<br />
Foto ist seine Mitbewohnerin<br />
Nora auf dem Dach ihres<br />
Wohnhauses zu sehen. Obwohl<br />
mitten im Szeneviertel<br />
Friedrichshain aufgenommen,<br />
strahlt das Foto für Marcel eine<br />
ganz eigene, ruhige Atmosphäreaus.<br />
(as.)<br />
das funktionieren würde.„Unter Jugendlichen<br />
ist es einfacher,Freundschaften<br />
zu knüpfen.“ Schließlich<br />
hätten sie die Mauer nie erlebt.<br />
Und was machen die vier am<br />
3. Oktober? Nichts Besonderes. Nur<br />
„Einheitsbaby“ Marlen geht mit ihrer<br />
Familie zu einem Konzert. „Am<br />
3. Oktober machen wir immer was<br />
mit der Familie, denn hätte es den<br />
Mauerfall beziehungsweise die<br />
Wiedervereinigung nicht gegeben,<br />
gäbe es meine Schwester und mich<br />
nicht.“<br />
WasMarlen, Rahel, Erik und Josefine<br />
sonst noch erzählt haben, lest<br />
ihr auf spreewild.de.<br />
Es gibt ein<br />
Netflix für<br />
Cineasten<br />
Bei MUBI kann man<br />
Arthouse-Filme streamen<br />
Von Aniko Schusterius, 22 Jahre<br />
Streamingdienste wie Netflix mögen<br />
mittlerweile beliebter sein als<br />
das lineareFernsehen. Doch der echte<br />
Cineast und Liebhaber von alten<br />
Spielfilmen in Schwarz-Weiß- Optik<br />
mit leichten Bildhängern kommt<br />
dort nicht auf seine Kosten. Auf dieses<br />
Bedürfnis will MUBI eingehen.<br />
Auf diesem Portal –nennen wir es<br />
„Netflix für Klassiker und Indie-Filme“<br />
– findet man unbekannte Schätze,oft<br />
aus längstvergessenen Zeiten.<br />
Das Portal ist sehr übersichtlich<br />
gestaltet. Das Layout ähnelt dem<br />
anderer Streamingdienste, kommt<br />
allerdings mit mehr Features daher.<br />
Täglich wird ein Film des Tages<br />
präsentiert. Darunter können sich<br />
beispielsweise Klassiker von Alfred<br />
Hitchcock befinden, aber auch Dramen<br />
wie „Mobile Home“ vomRegisseur<br />
François Pirot, der den zweiten<br />
Platz beim Junior Jury Awarddes Locarno<br />
Film Festivals 2012 gewann.<br />
Darüber hinaus sind wechselnde<br />
Sonderreihen verfügbar. Diese<br />
„MUBI-Special“-Listen versammeln<br />
mehrere Filme von einem Regisseur<br />
oder zu einem Thema. Neben<br />
kleinen Inhaltsangaben und Besetzungslisten<br />
findet man zu den Filmen<br />
in der Bibliothek Bewertungen,<br />
Rezensionen und Artikel.<br />
Dort bietet MUBI mit dem Notebook-<br />
und Community-Bereich<br />
auch Möglichkeiten der Interaktion,<br />
die bei Netflix &Co. nicht vorhanden<br />
sind. Als Nutzer kann man Filme bewerten<br />
und auch kommentieren.<br />
Einziges Manko: Die meisten Beiträge<br />
im Notebook-Bereich sind in<br />
englischer Sprache. Wer darin nicht<br />
sicher ist, kann diese Funktionen<br />
nicht nutzen.<br />
MUBI kostet im Monats-Abo<br />
8,99 Euro, im Jahres-Abo 5,99 pro<br />
Monat. Einzelne Filme können für<br />
3,99 Euro ausgeliehen werden.<br />
Hörprobe<br />
Joris –„Schrei es raus“<br />
Die neue Platte des Singer-Songwriters<br />
versammelt 13 typische<br />
Joris-Songs. Wer auf Neuerfindungen<br />
und große Überraschungen<br />
hofft, wird enttäuscht. Vielmehr<br />
wirkt das neue Album wie eine Fortsetzung<br />
des ersten. Auch hier verleiht<br />
Joris mit seiner rauen Stimme<br />
gefühlvollen Texten besondereTiefe,<br />
die nicht im Radio dahinplätschern,<br />
sondern aktiv gehört werden müssen.<br />
Leider bewirken Chorelemente<br />
in den ersten zwei Songs eine Mitsing-Dynamik,<br />
die überhaupt nicht<br />
nötigist. Sehr gelungen hingegen ist<br />
die Achterbahnfahrt aus wechselnd<br />
knallenden Sounds und ruhigen melodischen<br />
Parts innerhalb der Lieder,<br />
aber auch der Songreihenfolge.<br />
Streicher wie in „Feuerwesen“ sorgen<br />
für Gänsehautmomente. (as.)<br />
Fazit Joris hat sich nicht neu erfunden –<br />
aber das war auch gar nicht nötig.<br />
„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />
Thema berufliche Ausbildung:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
10171 Berlin<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />
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facebook.com/spreewild<br />
twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 27<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister desAlltags 11.15 (für HG)Gefragt –Gejagt<br />
12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für<br />
HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Stadt, Land, Haus 17.00 (für<br />
HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />
(für HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />
Morden im Norden. Der letzte Kuss 19.45 (für<br />
HG) Wissen voracht –Zukunft 19.55 (für HG)<br />
Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Der beste Deal<br />
Mit Mit Annabell Neuhof, Yared Dibaba<br />
21.00 (für HG) Hart aber fair<br />
Moderation: Frank Plasberg<br />
Plötzlich beste Freunde: Sind wir zu<br />
nett zu Erdogan?<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Rechtsrockland<br />
Dokumentation<br />
23.30 (für HG) Honeckers unheimlicher<br />
Plan Wie die DDR ihre Bürger<br />
wegsperren wollte<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland. Moderation:<br />
Wolfram Kons,Angela Finger-Erben 8.30 (für<br />
HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen<br />
–Jetzt erst recht 10.00 Die Superhändler<br />
–4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen im<br />
Einsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler<br />
–4Räume, 1Deal 15.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 16.00 Meine Geschichte –<br />
Mein Leben 17.00 Freundinnen –Jetzt erst<br />
recht 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />
–Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Team Wallraff –Reporter undercover<br />
Reportagereihe<br />
Moderation: Günter Wallraff<br />
Günter Wallraff und sein Undercover-<br />
Team sind wieder im Einsatz, um gravierende<br />
Missstände aufzudecken.<br />
22.30 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTVGrenzenloser Rausch –<br />
deutsch-niederländisches Ermittlungsteam<br />
jagt Drogendealer<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Justice –Die Justizreportage YouTuber<br />
&Co. –amRande der Legalität?<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
12.30 (für HG) Die Prinzessin von St.Wolfgang.<br />
Heimatfilm,D1957 14.00 (für HG) MDR um<br />
zwei 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10<br />
(für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30 (für HG)<br />
Aktuell 19.50 (für HG) Mach dich ran! 20.15<br />
(für HG) GoTrabi go. Komödie, D1991 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Fakt ist! 23.05<br />
(für HG) Der geteilte Himmel. Liebesmelodram,<br />
DDR 1964 0.55 (für HG) Schnipsel 1.20 Ein<br />
gutes Jahr. Liebeskomödie, GB/USA 2006<br />
Bayern<br />
16.15 (für HG)Wir in Bayern 17.30 Regional<br />
18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />
Rundschau 19.00 (für HG) Querbeet 19.30<br />
(für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) StofferlWells Bayern<br />
21.00 (für HG) Die Schlucht –Ein Jahr in<br />
der Weltenburger Enge 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien<br />
22.45 (für HG) Das Verschwinden. Eine Familie.<br />
TV-Kriminalfilm, D/CZ 2017 0.15 Schlachthof<br />
1.00 Rundschau Nacht 1.10 Ringlstetter<br />
1.55 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein<br />
Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 15.00<br />
Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und eine<br />
Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Die<br />
deutsche Dinner-Meisterschaft 20.00 Prominent!<br />
20.15 Unsere Schule 22.15 Eine Nacht<br />
mit dem Ex.Verena &Philipp und Jennifer &<br />
Jasmin 23.15 Eine Nacht mit dem Ex.Paulina<br />
&Marcel und Torsten &Kerstin 0.15 nachrichten<br />
0.35 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Tatorte<br />
Super RTL<br />
15.35 Bugs Bunny &LooneyTunes 15.50 5<br />
Freunde –Für alle Fälle 16.15 Die Nektons –<br />
Abenteurer der Tiefe 16.45 Hotel Transsilvanien<br />
–Die Serie 17.15 Ninjago –Garmadons<br />
Motorrad-Gang 17.45 Inspector Gadget 18.10<br />
Bugs Bunny &LooneyTunes 18.45 WOW Die<br />
Entdeckerzone 19.15 ALVINNN!!! und die<br />
Chipmunks 19.45 Angelo! 20.15 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 21.15 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 22.15 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 23.10 On the<br />
Case –Unter Mordverdacht 0.20 Infomercials<br />
Sport1<br />
14.30 StorageWars –Geschäfte in Texas. Sonnyges<br />
Gemüt 15.30 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />
Louisiana. Der Laden summt 16.30 Buy It,<br />
Fix It, Sell It–Alte Stücke, neuer Glanz. Der Regenbogen-Thron<br />
17.30 StorageWars –Geschäfte<br />
in Texas. Alles außer gewöhnlich 18.30 Bundesliga<br />
aktuell. Die tägliche News-Sendung für<br />
Fußballfans 19.00 Futeboool! 19.30 Goooal!<br />
19.55 Fußball: RegionalligaWest 20.15 Fußball:<br />
RegionalligaWest. 11. Spieltag 22.15 Die<br />
Premier League Highlights 23.30 3. Liga pur<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Räuberschach<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Die<br />
Schamanin 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
heute –inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress 15.05<br />
(für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG) heute<br />
–inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-<br />
Cops. Salsa inden Tod 17.00 (für HG) heute<br />
17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45 (für<br />
HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO Potsdam.<br />
Ein dienstbarer Geist 19.00 (für HG)<br />
heute 19.25 (für HG) Wenn Eltern alt werden<br />
20.15 (für HG) Die Toten vom Bodensee –<br />
Die vierte Frau TV-Kriminalfilm, D/A ’18<br />
Mit NoraWaldstätten, Matthias<br />
Koeberlin, Hary Prinz u.a.<br />
Regie: Hannu Salonen<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Zulu –Blutiges Erbe<br />
Thriller,F/SA 2013<br />
Mit Orlando Bloom, ForestWhitaker,<br />
Conrad Kemp u.a.<br />
23.55 heute+<br />
0.10 (für HG) Zwischen den Stühlen<br />
Dokumentarfilm, D2017<br />
5.15 Auf Streife. Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen<br />
10.00 Total gesund! Mit Britt<br />
Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid 10.30 Klinik<br />
am Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold,<br />
Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 17.30<br />
Schicksale –und plötzlich ist alles anders<br />
18.00 Endlich Feierabend! Moderation: Annett<br />
Möller,Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben<br />
–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Navy CIS<br />
Zeugin X.Krimiserie<br />
Mit Mark Harmon, David McCallum,<br />
Pauley Perrette u.a.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Der richtige Tausch. Krimiserie<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Bewährungsprobe. Krimiserie<br />
23.10 Scorpion<br />
Das Leuchtturmwochenende<br />
Actionserie<br />
0.05 Hawaii Five-0<br />
Neues Spiel, neue Regeln. Krimiserie<br />
14.05 (für HG)Verrückt nach Meer 14.55 (für<br />
HG) Verrückt nach Meer 15.45 (für HG) Hier<br />
und heute 16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Land und lecker<br />
21.00 (für HG) Viel für wenig 21.45 (für HG)<br />
Aktuell 22.10 (für HG) Unterwegs im Westen<br />
22.40 (für HG) Westart 23.20 (für HG) Rockabilly<br />
Requiem. Drama, D2016 0.45 (für HG)<br />
Menschen hautnah<br />
NDR<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) aktuell 16.20<br />
(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Panda,<br />
Gorilla &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) Die Nordreportage 18.45 (für<br />
HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Markt 21.00<br />
(für HG) NDR WissensCheck 21.45 (für HG)<br />
aktuell 22.00 (für HG) 45 Min 22.45 (für HG)<br />
Kulturjournal 23.15 (für HG) Picknick mit Bären.<br />
Abenteuerfilm, USA 2015 0.55 (für HG)<br />
Markt 1.40 (für HG) NDRWissensCheck<br />
Kabel eins<br />
6.45 Ghost Whisperer 7.40 EUReKA –Die geheime<br />
Stadt 8.35 EUReKA –Die geheime<br />
Stadt 9.30 Navy CIS 10.25 Navy CIS 11.15<br />
Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05 Castle<br />
14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Spezial 18.55 Koch die Box! 20.15 Judge<br />
Dredd. Sci-Fi-Film, USA 1995 22.05 Tango &<br />
Cash. Actionfilm, USA 1989 0.10 Judge<br />
Dredd. Sci-Fi-Film, USA 1995 1.55 Late News<br />
2.00 Tango &Cash. Actionfilm, USA 1989<br />
RTL 2<br />
11.55 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 13.00 Hilf mir! Jung,pleite,<br />
verzweifelt ... 14.00 Köln 50667 15.00 Berlin<br />
–Tag &Nacht 16.00 Krass Schule –Die<br />
jungen Lehrer 17.00 News 17.10 Krass Schule<br />
–Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667<br />
19.00 Love Island Flash 19.05 Berlin –Tag &<br />
Nacht 20.15 Team 13 –Freundschaft zählt<br />
22.15 Love Island –Heiße Flirts und wahre<br />
Liebe 23.15 48h Single –Promis testen ihre<br />
Liebe 0.20 100% Scooter –25YearsWild &<br />
Wicked 1.00 exklusiv –Die Reportage<br />
Eurosport 1<br />
12.55 Snooker:World Main Tour. European<br />
Masters: 1. Tag 16.55 Eurosport spezial. On the<br />
Road 17.00 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften.<br />
Rennen der Herren 18.45 Eurosport<br />
spezial. The Minute 18.50 Eurosport News<br />
18.55 Snooker:World Main Tour. European<br />
Masters: 1. Tag 22.55 Eurosport spezial. The<br />
Minute 23.00 Eurosport News 23.05 WATTS.<br />
Die Eurosport-Clipshow 23.15 Superbike 23.45<br />
Tourenwagen: Weltcup 0.25 Eurosport News<br />
0.30 Radsport: Straßen-Weltmeisterschaften<br />
ZDF, 20.15 UHR TV-KRIMINALFILM<br />
Die Toten vom Bodensee<br />
Ein überaus skurriler Leichenfund wird zum neuen Fall für dieösterreichische<br />
Kriminalkommissarin Hannah Zeiler(Nora Waldstätten) undihren<br />
deutschen Kollegen MichaOberländer(Matthias Koeberlin): In einem Hopfenfeld<br />
wird die Leiche einer ermordeten Frau gefunden, die vonihrem Täter in<br />
einem Spinnennetzineinem sieben Meterhohen Gerüst drapiertwurde.Esist<br />
bereits dervierte Leichenfund dieser Art, diesmaljedoch stimmen einige Kleinigkeiten<br />
nichtmit demsonstigen Muster desTäters überein,weshalbdie Beamten<br />
voneinem Trittbrettfahrer ausgehen. Alseszueinemtödlichen Attentat<br />
miteinem Motorbootkommt, hat dasErmittlerduo denBeweis:Esmusseinen<br />
zweiten Täter geben. SiebterFallfür dasdeutsch-österreichischeErmittlerteam<br />
Oberländer undZeiler.<br />
(Dtl./Österr./2018)<br />
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Die südafrikanischen Ermittler BrianEpkeen<br />
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Bloom, l.) und Ali Sokhe-<br />
DieHauptstadt<br />
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und dann nischtwie klärungzweier raus nachWannsee!«Nette Mordeanjungen Idee Frauen – aus<br />
es gibt aber der noch privilegiertenweißenOberschichtbeauftragt.<br />
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3 5 9 6 1 7 4 8 2<br />
9 3 5 2 4 6 8 7 1<br />
1 2 7 3 9 8 6 4 5<br />
4 6 8 7 5 1 2 9 3<br />
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6 7 1 5 3 2 9 8 4<br />
8 4 6 3 1 5 7 2 9<br />
2 3 7 9 8 6 4 1 5<br />
1 9 5 2 4 7 8 6 3<br />
7 2 3 1 5 4 6 9 8<br />
5 1 9 6 2 8 3 4 7<br />
4 6 8 7 9 3 1 5 2<br />
5.20 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.50 Interview mit einem<br />
Bild 6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm der Liebe<br />
8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 9.00 In<br />
aller Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 10.35 Elefant, Tiger &Co.<br />
11.25 Panda, Gorilla &Co. 12.15 Chiles wilder<br />
Süden (1/2) 13.00 rbb24 13.10 Verrückt<br />
nach Meer 14.00 ZDF-Mittagsmagazin 15.00<br />
Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />
Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />
Moderation: Janna Falkenstein<br />
21.00 Jede Antwort zählt<br />
Das Berlin-Brandenburg Quiz<br />
Moderation: Sascha Hingst<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tatort Durchgedreht<br />
TV-Kriminalfilm, D2016<br />
Mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär,<br />
Patrick Abozen u.a.<br />
23.30 Polizeiruf 110 Der Hinterhalt<br />
TV-Kriminalfilm, DDR 1980<br />
Mit Peter Borgelt, Ingeborg Westphal u.a.<br />
ProSieben<br />
5.55 Baby Daddy 6.40 Last Man Standing<br />
8.00 Scrubs –Die Anfänger 9.45 The Middle<br />
10.35 Mike &Molly 11.00 How IMet Your Mother.Der<br />
Trauzeuge /Die nackte Wahrheit<br />
11.55 2Broke Girls. Kristalle und Kredite/<br />
Fliegen für Anfänger. Comedyserie 12.45 Mom.<br />
Was sich hasst, das liebt sich/Ende gut, alles<br />
gut. Comedyserie 13.35 Twoand aHalf Men.<br />
Arm, aber schön/Die Paparazzi-Falle/Ein-Ei-<br />
Johnson. Comedyserie 14.50 The Middle. Die<br />
College-Tour/DieWeihnachtsblockade. Comedyserie<br />
15.45 The Big BangTheory. Die Racheformel/Das<br />
Gorilla-Projekt/Mädels an der<br />
Bar.Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons 19.05 Galileo<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Die Bill-Gates-Begegnung<br />
20.45 Young Sheldon Comedyserie<br />
21.15 The Middle Die Freischwimmer<br />
21.45 The Big Bang Theory<br />
Das Heirate-mich-Gesicht<br />
22.15 The Big Bang Theory<br />
Irgendwie verlobt. Comedyserie<br />
22.40 The Big Bang Theory<br />
Sei vorsichtig und ruf an! Comedyserie<br />
23.10 Late Night Berlin<br />
Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />
0.10 The Big Bang Theory Comedyserie<br />
13.00 Stadt Land Kunst 13.50 Der Weg ins<br />
Verderben. Drama, F1956 15.20 Wie das<br />
Land, so der Mensch 15.50 (für HG) California<br />
Dreaming –Der Zukunft einen Schritt voraus<br />
16.40 (für HG) X:enius 17.10 Begegnung mit<br />
den Meeresvölkern 17.40 Das Kind, der Lama<br />
und der Lauf der Dinge 18.35 Die Farben Marokkos<br />
19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re:<br />
20.15 (für HG) M.A.S.H. Komödie, USA 1970<br />
22.10 (für HG) Fool For Love –Verrückt vor<br />
Liebe. Drama,USA 1985 23.55 Süden. Dokumentarfilm,<br />
F/B 1999 1.05 Die Erbschaft<br />
3Sat<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.20 Kampf um Galápagos<br />
14.05 Haie, gejagte Jäger 14.50 (für HG)<br />
Der Aufstand der Wale 15.35 Big Pacific. Der<br />
gewaltsame Ozean 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />
heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Wildes Deutschland<br />
21.00 (für HG) Wildes Deutschland 21.45<br />
Schätze der Welt 22.00 (für HG) ZIB 222.25<br />
(für HG) Schlagerland. Dokumentarfilm,D<br />
2016 23.55 (für HG) Mein Haus zieht mit<br />
0.25 10vor10 0.50 (für HG) Willkommen Österreich<br />
1.50 Heimatsound-Festival 2017<br />
Phoenix<br />
7.30 Der Sturz. Dokumentarfilm,D2012 9.00<br />
phoenix vor ort 9.30 phoenix plus 10.00<br />
phoenix vor ort 10.30 phoenix plus 11.45<br />
phoenix plus. Krieg im Jemen 12.00 phoenix<br />
vor ort 12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor<br />
ort 14.45 phoenix plus 16.00 unter den linden<br />
17.00 Auto gegen Fahrrad 17.30 phoenix<br />
der tag 18.00 planet e. 18.30 Der Sturz. Dokumentarfilm,D2012<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Wer braucht den Osten? 22.15<br />
unter den linden 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
unter den linden 0.45 Wer braucht den Osten?<br />
Kika<br />
12.00 Tom 12.25 (für HG) Die Maus 12.55<br />
Marcus Level 13.20 4½Freunde 13.40 Die<br />
Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein 15.00<br />
(für HG) Annedroids 15.45 Mirette ermittelt<br />
15.55 (für HG) Mascha und der Bär 16.05<br />
Peter Pan –NeueAbenteuer 16.50 (für HG)<br />
Der kleine Prinz 17.35 4½Freunde 18.00 Der<br />
kleine Nick 18.15 Belle und Sebastian 18.35<br />
Petzi 18.50 Sandmann 19.00 Sherazade –<br />
Geschichten aus 1001 Nacht 19.25 pur+<br />
19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live<br />
20.10 4Viertel –Meine Gegend rockt!<br />
Dmax<br />
17.15 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />
Detroits 17.45 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 18.15 Fang des Lebens<br />
–Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis 21.15<br />
Speed Isthe New Black –Hauptsache schnell!<br />
22.15 Texas Custom Cars –Ein Job für Bill<br />
Carlton 23.15 Die Auto-Messies 0.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />
1.10 Speed Is the New<br />
Black –Hauptsache schnell!<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 Weltreisen<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Europamagazin<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-<br />
Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.20 Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15 Meine<br />
Reiseindie DDR–25 Jahre später. Dokumentarfilm,D2015<br />
21.40 Westpol 22.10 Markt<br />
23.00 Tagesthemen 23.30 Die rbb-Reporter 0.00<br />
sportinside 0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin<br />
1.20 Re: 1.50 Abendschau 2.20 Thüringen-<br />
Journal 2.50 Extra 3.02 Aktuelle Stunde 3.45<br />
Tagesschau –Vor 20 Jahren 4.02 Brandenburg<br />
aktuell 4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
7.10 Schöne Aussicht. TV-Komödie,D2007 8.35<br />
Alfredissimo! 9.05 Markt 9.50 PartyofFive 10.35<br />
Lindenstraße 11.05 In aller Freundschaft –Die<br />
jungen Ärzte 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturm<br />
derLiebe 13.30 Verrückt nach Meer 14.20 Die<br />
letztenMillionen. TV-Komödie, D2014 15.50 In<br />
aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 16.40 Party<br />
of Five 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart aber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 The HeartGuy 21.05 TheHeartGuy 21.55<br />
extra 3 22.40 Cucumber 23.25 Cucumber 0.10<br />
Banana 0.35 Banana 1.05 Zimmer frei! 2.05 Cucumber<br />
2.50 Cucumber 3.35 Hart aberherzlich<br />
4.20 Lindenstraße 4.50 Verrückt nach Meer<br />
ZDF NEO<br />
10.05 Bares für Rares 11.00 Clever abgestaubt<br />
11.45 Die Rettungsflieger 12.25 Die Rettungsflieger<br />
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Rettungsflieger 16.55 (für HG)Columbo. Mord<br />
nach Termin. TV-Kriminalfilm, USA 1990 18.30<br />
Bares für Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für<br />
HG) InspectorBarnaby. Unter Oldtimern.TV-Kriminalfilm,<br />
GB 2011 21.45 (für HG)Inspector Barnaby.<br />
Mr.Binghamist nichtzusprechen.TV-Kriminalfilm,GB2011<br />
23.15 Greyzone –NoWay Out 0.45<br />
Spooks –ImVisier desMI5 1.35 heute-show 2.05<br />
Die Anstalt 2.55 TerraX3.40 TerraX4.25 Frag<br />
denLesch 4.40 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
5.05 Komplizen des Bösen 5.45 Komplizen des<br />
Bösen 6.30 Komplizen des Bösen 7.20 ZDF-History<br />
7.50 Böse Bauten 9.20 Der Fall Patrick<br />
Mackay 10.05 Der Fall John Duffy und David Mulcahy<br />
10.50 Der Newall-Fall 11.35 Der Fall Rebecca<br />
Thorpe 12.20 Der Fall Maureen Cosgrove<br />
13.00 ZDF-History 13.35 Sex in der Steinzeit<br />
14.20 ZDF-History 15.05 Terra X16.35 (für HG)<br />
Der Dino-Planet 18.50 Die Science Fiction Propheten.H.G.Wells:<br />
Zeitmaschine und Krieg der<br />
Welten 21.35 Mysterien desWeltalls. Sind Roboter<br />
unsere Zukunft? 0.30 (für HG) heute-journal<br />
1.00 Building StarTrek –Das Erfolgsgeheimnis<br />
einer Serie. Dokumentarfilm, CDN 2016<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Musik für Fritz –Die preußische<br />
Hofkapelle unter König Friedrich II., ca. 56 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schöne Stimmen Der peruanische Tenor Luigi<br />
Alva. Der peruanische Andenstaat hat eine<br />
langeTradition, was Belcanto-Tenöre angeht.<br />
Dazu gehört Luigi Alva, der mit seinen Darstellungen<br />
des Grafen Almaviva, des Don Ramiro<br />
und Lindoro in Rossinis bekanntesten Werken<br />
ebenso Schallplattengeschichte geschrieben<br />
hat, wie mit seinem Don Ottavio in Mozarts<br />
„Don Giovanni“., ca. 56 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Das Schweigen” Kriminalhörspiel nach dem<br />
gleichnamigen Roman von Jan Costin Wagner.<br />
Mit Ulrich Noethen (Timo Korvensuo), Susanne<br />
Lothar (Marjatta Korvensuo), Luca Kämmer<br />
(Aku Korvensuo), Marlen Diekhoff (Elina<br />
Lehtinen), Vadim Glowna (Pärssinen), Céline<br />
Vogt (Sinikka Vehkasalo), Frauke Poolman<br />
(Ruth Vehkasalo), Jens Wawrczeck (Kalevi Vehkasalo),<br />
Horst Mendroch (Ketola/Ermittlungsbeamter),<br />
Anna Bergman (Moderatorin), Martin<br />
Bross (Nachrichtensprecher), Dustin Semmelrogge<br />
(Junge amSee), Götz Argus (Arvi), Robert<br />
Selbach (Pekka), Gregor Höppner<br />
(Polizeibeamter), Oskar Köppen (Junge auf der<br />
Schaukel), Jürg Löw (Sarasvuo). Regie: Jan<br />
Costin Wagner,ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Jane Gardam: „Weit weg von Verona”<br />
(15/16), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Musik als Schlüssel zum Gehirn!<br />
Nicht nur Balsam für die Seele... Von Ulrike<br />
Jährling,ca. 26 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Blossom Dearie, ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert Jazzbaltica 2018. Nils Wogram &<br />
NDR Bigband. Mit Nils Wogram (Posaune), Bojan<br />
Z(Klavier), Jochen Rückert (Schlagzeug),<br />
NDR Bigband, Geir Lysne (Leitung), ca. 87 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musik-Panorama Neue Deutschlandfunk Produktionen.<br />
Was des Höchsten Glanz erfüllt. Mit<br />
Christiane Lehnigk, ca. 105 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Klang und Ritual. Pierluigi Billones<br />
Kompositionen für Schlagzeug solo.,<br />
ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 229 · M ontag, 1. Oktober 2018 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Kanye West (41), selbsternanntes<br />
Genie und Ehemann vonKim Kardashian,<br />
hat wieder getwittert. Diesmal<br />
aber nicht, um Facebook-Chef<br />
Mark ZuckerbergumGeld anzupumpen,<br />
sondernumseine Namensänderung<br />
bekanntzugeben.<br />
„Der Mensch, der früher als Kanye<br />
West bekannt war -ich bin Ye“,<br />
schrieb er.Nicht geänderthat sich<br />
hingegen seine politische Einstellung.<br />
In der US-Fernsehshow„Saturday<br />
Night Live“ bekräftigte er mit<br />
„Make America great again“-Mütze<br />
auf dem Kopf seine Zuneigung zum<br />
aktuellen US-Präsidenten.<br />
Donald Trump (72) hatte sich sogar<br />
schon einmal mit dem Rapper getroffen,<br />
doch der nordkoreanische<br />
Diktator KimJong-un hat wohl einen<br />
größeren Eindruck hinterlassen –<br />
und dafür sogar eine Liebeserklärung<br />
des US-Präsidenten abgegriffen.<br />
Aufeinem Wahlkampfauftritt<br />
berichtete Trump,wie beide „knallhart“<br />
gewesen seien, wie es „hin und<br />
her“ ging –„und dann haben wir uns<br />
verliebt“, sagte er seinen Anhängern.<br />
Kimhabe ihm „wunderschöne<br />
Briefe“ geschrieben. Vielleicht sollte<br />
Ye das auch mal versuchen.<br />
Zweimal Klöckner:Weinkönigin<br />
Carolin (l.) und Ministerin Julia.<br />
Carolin Klöckner (23) hat derweil den<br />
Wahlkampf hinter sich: DieStudentin<br />
der Agrarwissenschaft wurde am<br />
Freitag zur 70. Deutschen Weinkönigin<br />
gekürt. EinTitel, der für viele als<br />
überholt gilt, doch nicht für die<br />
höchste Repräsentantin des Rebensaftes<br />
selbst. DasAmt sei moderner<br />
geworden, sagt sie.„Heute steht eine<br />
Weinkönigin nicht mehr bloß da und<br />
winkt lächelnd.“ EinBeispiel, wo das<br />
ganzehinführen kann, stand nach<br />
der Preisverleihung lächelnd und<br />
winkend neben ihr:Vorgängerin und<br />
Namensvetterin Julia Klöckner,<br />
Weinkönigin 1995 und heute Bundesministerin.<br />
(dma./mit dpa)<br />
TIERE<br />
DPA/ANDREAS ARNOLD/<br />
Der Elefant „Mutware“ zu Lebzeiten<br />
im Akagera-Nationalpark DPA<br />
Der Chef ist tot. Er war kein einfacher<br />
Zeitgenosse.Der Elefant „Mutware“<br />
aus dem Akagera-NationalparkinRuanda<br />
war ein umtriebiges<br />
Tier.Der Elefantenbulle büxte mehrfach<br />
aus und zerstörte dabei das Eigentum<br />
vonMenschen, die in der<br />
Nähe des Parkswohnten. Doch<br />
„Chef“, wie der Elefantenbulle auf<br />
Deutsch heißt, musste auch einiges<br />
durchmachen. Er überlebte einen<br />
Wildererangriff, verlor dabei aber<br />
seine Stoßzähne und war dadurch<br />
gut zu erkennen und wurde zu einem<br />
der bekanntesten Tieredes ostafrikanisches<br />
Landes.Nun starb der<br />
Dickhäuter im für afrikanische Elefanten<br />
gar nicht so hohen Alter von<br />
48 Jahren eines natürlichen Todes.Er<br />
wirdfehlen. (dma./mit dpa)<br />
Das Erdbeben und der folgende Tsunami hinterließen viel Zerstörung in der Stadt Palu. Autos und Menschen wurden mitgerissen, auch eine Moschee stürzte ein.<br />
Katastrophengebietohne Anbindung<br />
Nach dem Tsunami stehen die Helfer auf der indonesischen Insel Sulawesi vor großen Hürden<br />
VonWilli Germund<br />
Fast zwei Tage musste Michael<br />
Bode in Braunschweig<br />
voller Ungewissheit<br />
warten. Dann endlich<br />
erhielt er gestern eine kurze Nachricht<br />
aus dem von Deutschen geleiteten<br />
Prince John Dive Resort zwischen<br />
den indonesischen Städten<br />
Donggala und Palu. „Haben überlebt.<br />
Geringe Schäden an Resort.“ Er<br />
hörte auch vonanderen Freunden in<br />
der Region. Für viele Indonesier, die<br />
mit zunehmender Verzweiflung<br />
ebenfalls auf Nachrichten warteten,<br />
gab es aber kein glückliches Ende.Je<br />
mehr Informationen aus der Region<br />
mit 1,6 Millionen Menschen in Zentral-Sulawesi<br />
sickerten, umso<br />
schlimmer wurde das Bild.<br />
Ausmaß unbekannt<br />
„Wir müssen damit rechnen, dass<br />
die Zahl derTodesopfer auf mehrere<br />
Tausend steigen wird“, erklärte Indonesiens<br />
stellvertretender Präsident<br />
Jusuf Kalla angesichts der Katastrophe.<br />
Bis gestern Abend wurden<br />
allein aus der Stadt Palu, die nach<br />
dem Erdbeben der Stärke 7,4 und einem<br />
meterhohen Tsunami am Freitagabend<br />
weitgehend zerstört worden<br />
war,knapp 1000 Tote gemeldet.<br />
In der Küstenstadt wurden alleine<br />
drei Hotels zerstört.<br />
Die Hilferufe, die während der<br />
ersten Stunden nach dem Beben<br />
noch aus den Trümmern des achtstöckigen<br />
Roa-Roa Hotels drangen,<br />
waren am Sonntag längst verstummt.<br />
Retter hatten zuvor mit bloßen<br />
Händen Überlebende aus dem<br />
Schutt gezogen. An den Straßenrändern<br />
der Küstenstadt tauchten immer<br />
mehr Plastikplanen und Säcke<br />
auf, mit denen Todesopfer zugedeckt<br />
wurden.<br />
Am Freitagabend kurznach sechs<br />
Uhr wurde die Ausgehpromenade<br />
vondem meterhohenTsunami überspült,<br />
weite Teile Palus verwüstet –<br />
eine halbe Stunde nach dem Beben<br />
und eine halbe Stunde,nachdem die<br />
Behörden den ursprünglichen Tsunami-Alarmbereits<br />
aufgehoben hatten.<br />
„Die Messgeräte haben die Flutwelle<br />
nicht aufgezeichnet“, rechtfertigten<br />
die Behörden ihrVersagen, das<br />
wahrscheinlich Hunderte, wenn<br />
nicht gar mehr Tote forderte.<br />
Aus vielen betroffenen Ortschaften<br />
in Zentral-Sulawesi, die vondem<br />
Erdbeben heimgesucht worden wa-<br />
In den Trümmerneines Hotels suchen Helfer nach Opfernund Überlebenden.<br />
1000 km<br />
INDIEN<br />
SRI<br />
LANKA<br />
Indischer Ozean<br />
CHINA<br />
Erdbeben Stärke 7,5<br />
INDONESIEN<br />
Sumatra<br />
Java<br />
Makassar<br />
Treibstoff ist knapp. Bewohner von Palu belagerneinen Tanklaster.<br />
AUSTRALIEN<br />
AFP/ ISMOYO<br />
Pazifik<br />
BLZ/REEG;QUELLE: DPA<br />
AP/TATAN SYUFLANA<br />
AFP/ADEK BERRY<br />
ren, tröpfelten auch gestern nur wenige<br />
Nachrichten ein. So fehlen bislang<br />
Einzelheiten aus dem Epizentrum<br />
rund 75 bis 80 Kilometer nördlich<br />
von Palu. Dort hatte am Freitag<br />
die Erdkruste nur zehn Kilometer<br />
unter der Oberfläche auf Südostasiens<br />
berüchtigtem und von aktiven<br />
Vulkanen übersäten „Feuerring“ gebebt.<br />
Erst vor einem Monat forderte<br />
ein ähnlich starkes Beben auf der Insel<br />
Lombok knapp 1000 Tote.<br />
Es mangelt an allem<br />
Die Retter in der Region Palu haben<br />
nicht nur mit einer weitgehend zerstörten<br />
Infrastruktur ohne Strom<br />
und Trinkwasser zu kämpfen. Selbst<br />
in der nur rund 100 Kilometer entfernten<br />
Stadt Poso gingen am Sonntag<br />
die Vorräte aus. Die Tankstellen<br />
wurden aus Mangel an Benzin geschlossen.<br />
Die Fahrt nach Palu, die<br />
normalerweise vier Stunden dauert,<br />
geriet zu einer unendlichen Reise,<br />
weil umgefallene Bäume und Erdrutsche<br />
die Straße blockierten.<br />
Zumindest nahm der Flughafen<br />
von Palu, der beim Erdbeben beschädigt<br />
worden war, am Sonntag<br />
wieder seinen Betrieb auf. Während<br />
die ersten Flugzeuge mit Hilfslieferungen<br />
landeten, prügelten sich im<br />
Flughafengebäude Überlebende um<br />
Beutel mit Kartoffelchips. Zwei Tage<br />
nach der Katastrophe hatte sich die<br />
Versorgungslage so dramatisch zugespitzt,<br />
dass Überlebende um jedes<br />
bisschen Nahrung kämpften.<br />
Das nur wenige Kilometer von<br />
Palu entfernte Donggala erschien<br />
dagegen auch gestern zunächst unerreichbar.<br />
Erdbeben und Tsunami<br />
hatten die Straße unpassierbar gemacht.<br />
Erste Retter konnten den Ort<br />
nur per Boot erreichen. Indonesiens<br />
staatlicher Erdölkonzern PTI, der<br />
eine Flugzeugladung voll Treibstoff<br />
nach Palu geflogen hatte, stationierte<br />
eine schwimmende Tankstelle<br />
in Donggala.<br />
DieLage in dem Katastrophengebiet<br />
ist so prekär, dass Indonesiens<br />
Streitkräfte nach der Eröffnung des<br />
Flughafens mit der Evakuierung von<br />
Verletzten begannen. Doch diese<br />
ersten Fortschritte bei den Hilfsbemühungen<br />
konnten das Unbehagen<br />
nicht vertreiben, dass viele Retter bei<br />
demVersuch begleitete,indas Katastrophengebiet<br />
zu gelangen. „Wir<br />
wissen nicht, was uns erwartet“,<br />
sagte ein Mitarbeiter des Roten<br />
Kreuzes.<br />
Haftbefehl nach tödlichem<br />
Streit auf dem Oktoberfest<br />
Nachdem ein Mann (58) am Freitagabend<br />
an den Folgen eines gewalttätigen<br />
Streits auf dem Oktoberfest gestorben<br />
ist, wurde gesternHaftbefehl<br />
gegen einen 42-Jährigen erlassen.<br />
Gegen ihn werdewegen<br />
Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.<br />
DerBeschuldigte hatte sich,<br />
nachdem er zunächst vomTatortgeflohen<br />
war,amSamstag bei der Polizeigemeldet<br />
und eingeräumt, an der<br />
Auseinandersetzung beteiligt gewesen<br />
zu sein. (dpa)<br />
Potenzpillen eingenommen:<br />
Autofahrer ruft die Polizei<br />
Nach der Einnahme vonzweiPotenzpillen<br />
hat ein Autofahrer in Baden-Württembergdie<br />
Polizei rufen<br />
müssen. Der30-Jährige war am<br />
Sonnabend auf dem Wegzuseiner<br />
Freundin, als auf der A8 Nebenwirkungen<br />
wie Herzrasen und Kreislaufprobleme<br />
einsetzten. Er rief die<br />
Polizei, die ihn auf einem Parkplatz<br />
fand. Nach einer ärztlichen Untersuchung<br />
wurde er in die Obhut seiner<br />
Freundin übergeben. (dpa)<br />
Frau kracht durch Glasdach<br />
am Züricher Hauptbahnhof<br />
Beim Sturzvom Dach des Hauptbahnhofs<br />
in Zürich ist eine 17-Jährige<br />
ums Leben gekommen. Siewar<br />
in der Nacht zu Sonntag mit drei<br />
Freunden über ein gesichertes Baugerüst<br />
auf das Gebäude geklettert.<br />
Über der Querhalle brach eine<br />
Scheibe des Glasdachs.Die Frau fiel<br />
zwölf Meter in die Tiefe. (dpa)<br />
Heißluftballon stürzt bei<br />
Bottrop in Stromleitung<br />
Der Ballon korb mit sechs Insassen hing<br />
in 65 MeternHöhe fest. DPA/CAROLINE SEIDEL<br />
In Bottrop hat sich am Sonntag ein<br />
Heißluftballon in einer Stromleitung<br />
verfangen. In dem Korb des Ballons,<br />
der an der Spitzeeines Strommastes<br />
baumelte,waren sechs Menschen,<br />
sagte ein Polizeisprecher.Nach ersten<br />
Erkenntnissen waren die Ballonfahrer<br />
im Korb unverletzt, die Feuerwehr<br />
konnte mit ihnen telefonieren.<br />
Am Abend –schon bei Einbruch der<br />
Dunkelheit –kletterten Höhenretter<br />
der Feuerwehr zu dem Korb,der sich<br />
in etwa 65 MeternHöhe in den Leitungen<br />
verfangen hatte.Die Retter<br />
sicherten nun zuerst den Korb,damit<br />
er nicht weiter abstürzenkönne,<br />
sagte ein Feuerwehrsprecher. (dpa)<br />
27 Tote im Iran durch<br />
gepanschten Alkohol<br />
Im Iran sind 27 Menschen an einer<br />
Alkoholvergiftung gestorben. 15 weitereschwebten<br />
am Wochenende<br />
noch in Lebensgefahr.Inden vergangenen<br />
Tagen wurden insgesamt<br />
290 Menschen in vier iranischen<br />
Provinzen wegen Konsums vonangeblich<br />
gepanschtem Alkohol in<br />
Krankenhäuser gebracht. DieHintergründe<br />
sind noch unklar.Sowohl<br />
Verkauf als auch Konsum vonAlkohol<br />
sind im Iran aus religiösen Gründen<br />
streng verboten. (dpa)
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2 I KUR UND WELLNESS<br />
MONTAG, 1.OKTOBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Aerial Yoga<br />
Stärkung für Körper<br />
und Seele<br />
Kontrolle abgeben, einfach<br />
schweben.“ „Wie ein Baby<br />
im Tragetuch.“ „Ein Gefühl<br />
der Schwerelosigkeit.“ Aerial<br />
Yoga: Wer es ausprobiert hat,<br />
hat eine neue Dimension erlebt,<br />
entsprechend begeistert sind die<br />
Kommentare. Aerial Yoga kombiniert<br />
die klassischen Yoga-Haltungen<br />
(Asanas) mit Elementen<br />
der Zirkusakrobatik. Der Clou: Der<br />
Yogi hängt in einem drei mal vier<br />
Meter großen, stabilen, aber leichten<br />
Tuch, das an der Decke befestigt<br />
ist, während er seine oder sie<br />
ihre Übungen macht.<br />
Umkehrhaltungen werden bereits<br />
im klassischen, auf der Matte<br />
am Boden ausgeübten Yoga<br />
besondere Wirkungen nachgesagt:<br />
Weil der Kopf der niedrigste<br />
Punkt des Körpers ist, wird das<br />
Blut anders herum gepumpt, die<br />
Venenklappen werden entlastet,<br />
das Gehirn bekommt mehr Sauerstoff.<br />
Das Herz wird gestärkt,<br />
weil es schwerer arbeiten muss,<br />
so die Erläuterung. Umkehrhaltungen<br />
sind beispielsweise der Kopfoder<br />
Schulterstand. Ähnlich der<br />
konventionellen „Kerze“ oder dem<br />
„Hund“ bei der Gymnastik.<br />
Wer vertrauensvoll im Tuch<br />
eingewickelt an der Decke hängt,<br />
kann aus fast allen Asanas Umkehrhaltungen<br />
machen und deren<br />
stärkende Wirkung nutzen. Weniger<br />
fortgeschrittene Yogis haben<br />
dabei den Vorteil, dass sie einen<br />
großen Teil des Körpergewichts<br />
an das Tuch abgeben können,<br />
bei den Asanas also mehr Dehnung<br />
erreichen können, ohne<br />
so viel Kraft aufwenden zu müssen.<br />
Gleichzeitig schaukeln und<br />
schwingen sie dabei im Raum<br />
umher –eine neue Erfahrung von<br />
Dreidimensionalität, wie praktizierende<br />
Aerial Yogis schwärmen.<br />
Bei einigen Übungen werden<br />
auch nur –zum Beispiel –die Beine<br />
ins Tuch eingehängt, während<br />
der größte Teil des Körpers auf<br />
der darunter liegenden Standard-<br />
Matte ruht<br />
Dabei passiert imKörper weit<br />
mehr als, als dass Muskeln, Faszien,<br />
Sehnen und Bänder gedehnt,<br />
Gelenke wieder gängig gemacht<br />
werden: Die inneren Organe geraten<br />
in Bewegung,das Tuch übt dabei<br />
Druck aus, der einer Akupressur<br />
ähnelt. Verspannungen und<br />
Blockaden werden gelöst, Energie<br />
kann wieder fließen.<br />
Wem das zu esoterisch klingt,<br />
kann sich an bodenständigere<br />
Pluspunkte halten: Die Muskulatur<br />
wird gestärkt, der Körper wird<br />
flexibler und dehnbarer. (fwo.)<br />
Heilwässer mit viel Hydrogencarbonat<br />
können helfen,<br />
das Risiko für Typ-2-Diabetes<br />
und seine Folgen zu senken,<br />
wie wissenschaftliche Studien<br />
zeigten. Wie Hydrogencarbonat<br />
bei Diabetes wirkt, haben japanische<br />
Forscher nun herausgefunden.<br />
Demnach hilft Hydrogencarbonat<br />
bei der Blutzuckerkontrolle,<br />
verbessert den Stoffwechsel und<br />
sorgt für eine „schlanke“ Darmflora.<br />
Heilwässer liefern den<br />
Wirkstoff ganz einfach und kalorienfrei.<br />
Als hydrogencarbonatreich<br />
gelten sie ab etwa 1300<br />
mg Hydrogencarbonat pro Liter.<br />
Heilwässer sind in gut sortierten<br />
Lebensmittel- und Getränkemärkten<br />
erhältlich.<br />
An Diabetes mellitus Typ 2<br />
leiden immer mehr Menschen<br />
und immer öfter auch Jüngere.<br />
Forscher suchen deshalb nach<br />
Wegen, wie man sich vor dieser<br />
Volkskrankheit möglichst einfach<br />
und wirksam schützen kann. Ein<br />
interessanter Weg könnte das regelmäßige<br />
Trinken von hydrogencarbonatreichem<br />
Heilwasser sein.<br />
Vielen Studien zeigen, dass die<br />
Entstehung und das Fortschreiten<br />
von Typ-2-Diabetes mit Hilfe von<br />
Hydrogencarbonat gebremst werden<br />
konnten. Wie und warum Hydrogencarbonat<br />
den Stoffwechsel<br />
günstig beeinflusst, war jedoch<br />
lange nicht bekannt. Japanische<br />
Forscher haben dies untersucht.<br />
Was ist Hydrogencarbonat?<br />
Ob Schlaganfall, komplizierter<br />
Beinbruch oder chronische<br />
Erkrankung: Viele<br />
Menschen sind auf Rehabilitationsmaßnahmen<br />
angewiesen.<br />
Wer im erwerbsfähigen Alter<br />
ist, beantragt die Reha bei der<br />
Rentenversicherung. Für die Bewilligung<br />
von Rehas für Kinder,<br />
Jugendliche und Rentner sind<br />
Krankenkassen zuständig.<br />
Doch was, wenn eine Ablehnung<br />
kommt, die Kur nicht genehmigt<br />
wird? Kein Grund, den<br />
Mut sinken zu lassen: Viele<br />
Reha-Anträge werden im ersten<br />
Schritt nicht genehmigt. Einem<br />
Wiiderspruch des Betroffenen<br />
wird aber oft stattgegeben. Einen<br />
Monat lang hat man Zeit,<br />
Widerspruch einzulegen. Dabei<br />
Im Alltag kennen wir Hydrogencarbonat<br />
in Verbindung mit Natrium<br />
unter dem Namen Natron.<br />
Hydrogencarbonat ist eine starke<br />
Base, die Säuren gut neutralisieren<br />
kann. Unser Körper nutzt Hydrogencarbonat<br />
als natürlichen<br />
Säurepuffer. In vielen Heilwässern<br />
kommt Hydrogencarbonat von Natur<br />
aus in größeren Mengen vor.<br />
Als reich an Hydrogencarbonat gilt<br />
ein Heilwasser ab etwa 1300 mg<br />
Hydrogencarbonat pro Liter.<br />
Effekte von Hydrogencarbonat<br />
Bei der japanischen Studie tranken<br />
die Teilnehmer eine Woche<br />
lang jeden Tageinen halben Liter<br />
hydrogencarbonatreiches Wasser,<br />
dann eine Woche hydrogencarbonatarmes<br />
Wasser. Diese Abfolge<br />
wurde noch zweimal wiederholt.<br />
Anhand der Vorher- und Nachher-<br />
Untersuchungen fanden die Wissenschaftler<br />
positive Effekte bei<br />
der Blutzuckerkontrolle, im Stoffwechsel<br />
und in der Darmflora.<br />
Bessere Blutzuckerkontrolle<br />
Durch den hohen Blutzuckerspiegel<br />
werden bei Diabetikern mehr<br />
Proteine „verzuckert“, also an<br />
Zucker gebunden. Dabei entstehen<br />
Glykoproteine, die schädlich<br />
auf den Stoffwechsel wirken. Wie<br />
viele Proteine verzuckert werden,<br />
zeigt der Glykoalbuminspiegel.<br />
Dieser ist vor allem bei schlecht<br />
eingestellten Diabetikern deutlich<br />
höher als bei Gesunden. In<br />
der japanischen Studie war der<br />
Blutspiegel an schädlichem Glykoalbumin<br />
nach dem Trinken des<br />
hydrogencarbonatreichen Wassers<br />
deutlich niedriger als nach<br />
Wie hydrogencarbonatreiches<br />
Wie die Aufnahme der richtigen<br />
Regelmäßiges Wassertrinken schützt nicht nur vor dem Austrocknen.<br />
dem hydrogencarbonatarmen<br />
Wasser. Da der Glykoalbuminspiegel<br />
ähnlich wie der oft verwendete<br />
HbA 1c als Maß für die<br />
Blutzuckerkontrolle gilt, bewirkt<br />
Hydrogencarbonat also eine bessere<br />
Blutzuckerkontrolle.<br />
Reduzierung von Aminosäuren<br />
Weil sich der Stoffwechsel von<br />
Diabetikern von dem gesunder<br />
Menschen unterscheidet, untersuchten<br />
die japanischen Forscher<br />
auch die Stoffwechsel-Profile der<br />
Teilnehmer. 15Prozent der Stoffwechselprodukte<br />
hatten sich nach<br />
dem Trinken von hydrogencarbonatreichem<br />
Wasser erheblich<br />
geändert. So sank die Menge kritischer<br />
Aminosäuren wie zum Beispiel<br />
Tyrosin, die als Risikofaktoren<br />
für Typ-2-Diabetes gelten. Die<br />
Reha abgelehnt –muss kein<br />
Versicherte können nach einer Ablehnung widersprechen. Gut begründete<br />
sollte man die Argumente widerlegen,<br />
mit denen ein Antrag<br />
abgelehnt wurde. So heißt es<br />
beispielsweise oft, eine ambulante<br />
Behandlung sei für den<br />
Antragsteller ausreichend. Doch<br />
gerade bei vielschichtigen Krankheitsbildern<br />
stoßen ambulante<br />
Versorgungsangebote oft an ihre<br />
Grenzen. Wer Einspruch einlegt,<br />
sollte nachvollziehbar darlegen,<br />
dass er die ambulanten Möglichkeiten<br />
am Wohnort bereits ausgeschöpft<br />
hat. Und dass diese<br />
nicht ausreichen oder dass deren<br />
Wahrnehmung derzeit nicht<br />
möglich ist.<br />
Eine Reha kann auch abgelehnt<br />
werden, weil seit der letzten<br />
Kur noch keine vier Jahre<br />
vergangen sind. Dann sollte man<br />
GETTYIMAGES/HUMONIA<br />
Widerspruchsformulare gegen eine Kurablehnung gibt es im Internet.<br />
belegen können, dass ohne die<br />
Reha eine erhebliche Verschlechterung<br />
der gesundheitlichen Situation<br />
droht. Wenn sogar die<br />
Erwerbsfähigkeit in Frage gestellt<br />
ist oder zusätzliche Gesundheitsschädigungen<br />
drohen, gilt die<br />
Vierjahresfrist nicht.<br />
Manchmal sind jedoch auch<br />
fehlende versicherungsrechtli-
MONTAG, 1.OKTOBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
KUR UND WELLNESS l 3<br />
Heilwasser bei Diabetes helfen kann<br />
Flüssigkeit den Stoffwechsel günstig beeinflusst<br />
rogencarbonat-reiches Heilwasser<br />
zu trinken, um den Stoffwechsel<br />
zu verbessern und das Risiko für<br />
Typ-2-Diabetes zu senken.<br />
Wer ein Wasser wählt, das zudem<br />
viel Magnesium enthält, kann<br />
den Diabetes-Schutz zusätzlich<br />
verstärken. Denn Magnesium gilt<br />
vielen bereits als Anti-Diabetikum,<br />
da zahlreiche Studien ergaben,<br />
dass ausreichend Magnesium<br />
zum Schutz vor Diabetes beitragen<br />
und Folgeerkrankungen verhindern<br />
kann. Heilwässer gelten<br />
als magnesiumreich ab etwa 100<br />
mg Magnesium pro Liter.<br />
Was Diabetiker essen sollten<br />
unterscheidet sich heute kaum<br />
mehr von den allgemeinen Empfehlungen<br />
für eine gesunde Ernährung.<br />
Ein paar Tipps helfen auch<br />
dabei, sich vor Diabetes zu schützen.<br />
Allgemein gilt, wer zuviel auf<br />
die Waage bringt (BMI über 25 kg/<br />
m2), sollte langsam und nachhaltig<br />
abspecken oder zumindest das<br />
Gewicht halten.<br />
nig verarbeiteten natürlichen Lebensmitteln.<br />
Zucker ist kein Tabu,<br />
sollte aber in Maßen und eher im<br />
Verbund mit anderen Lebensmitteln<br />
gegessen werden.<br />
Ballaststoffreiche Nahrung<br />
Ballaststoffe machen satt und verzögern<br />
den Übergang von Kohlenhydraten<br />
ins Blut. Vollkorngetreide,<br />
Hülsenfrüchte, Gemüse und<br />
Obst liefern reichlich Ballaststoffe<br />
und andere wichtige Nährstoffe.<br />
Wasser trinken<br />
Die besten Durstlöscher sind<br />
Wasser und ungesüßte Tees. Heilwässer<br />
mit viel Hydrogencarbonat<br />
und Magnesium können außerdem<br />
zum Schutz vor Diabetes beitragen.<br />
Kalorienhaltige Getränke<br />
wie Limonaden und Säfte, Milch<br />
oder Alkohol sind mit Vorsicht zu<br />
genießen, da sie Kalorien liefern,<br />
aber nicht satt machen. Zudem<br />
geht der Zucker aus Getränken<br />
schnell ins Blut über.<br />
Mehr Pflanzenöle<br />
Regelmäßig essen<br />
Verringerung kritischer Aminosäuren<br />
zeigt, dass hydrogencarbonatreiches<br />
Heilwasser den Stoffwechsel<br />
positiv beeinflussen kann.<br />
Darmbakterien werden gestärkt<br />
Auch die Darmflora des Menschen<br />
wirkt sich vermutlich auf das Entstehen<br />
von Typ-2-Diabetes und<br />
Adipositas aus, wie einige Studien<br />
nahelegen. In der japanischen<br />
GETTYIMAGES/GRKI<br />
Studie veränderte das hydrogencarbonatreiche<br />
Heilwasser die<br />
Zusammensetzung der Bakterien<br />
im Darm. Es fanden sich deutlich<br />
mehr Bakterien, die mit einem<br />
gesunden Körpergewicht in Verbindung<br />
gebracht werden, da sie<br />
bei schlanken Menschen wesentlich<br />
ausgeprägter vorkommen als<br />
bei Übergewichtigen. Dies könnte<br />
ebenfalls zur Wirkung von Hydrogencarbonat<br />
als Diabetes-Schutz<br />
beitragen.<br />
Fazit: Die Studie aus Japan<br />
erklärt den Wirkmechanismus<br />
von Hydrogencarbonat zumindest<br />
teilweise. Und sie bestätigt einmal<br />
mehr den positiven Effekt von<br />
hydrogencarbonatreichem Wasser<br />
auf Typ-2-Diabetes. Es erscheint<br />
also durchaus empfehlenswert,<br />
in regelmäßigen Abständen hyd-<br />
Fette sollten höchstens 35 Prozent<br />
der Energiezufuhr ausmachen.<br />
Sparen ist vor allem bei tierischen<br />
Fetten wie Butter, Sahne,<br />
Speck, fettreichem Fleisch und<br />
Wurst angesagt. Pflanzliche Öle<br />
liefern dagegen wichtige ungesättigte<br />
Fettsäuren.<br />
Gute Kohlenhydrate<br />
Etwa 45bis 60 Prozent der Energiezufuhr<br />
sollten aus Kohlenhydraten<br />
stammen. Am besten sind<br />
komplexe Kohlenhydrate aus we-<br />
Um Blutzuckerspitzen und Unterzuckerung<br />
zu vermeiden, sollte<br />
man an jedem Tagfür möglichst<br />
regelmäßige und ausgewogene<br />
Mahlzeiten sorgen.<br />
Bewegung<br />
Sportliche Aktivitäten und Bewegung<br />
im Alltag helfen abzunehmen<br />
oder das Gewicht zu halten.<br />
Sie verbessern aber auch<br />
den Stoffwechsel und helfen,<br />
Sie vor Diabetes und seinen Folgen<br />
zu schützen. (jme./ots.)<br />
Beinbruch sein<br />
Widersprüche sind oft erfolgreich<br />
che Voraussetzungen der Grund<br />
für eine Ablehnung. Um eine<br />
Reha zu beantragen, muss man<br />
beispielsweise die Mindestversicherungszeit<br />
von 15 Jahren hinter<br />
sich gebracht haben. Wer in<br />
den letzten zwei Jahren vor dem<br />
Antrag nicht mindestens sechs<br />
Kalendermonate Pflichtbeiträge<br />
für eine versicherte Beschäftigung<br />
gezahlt hat, wird es schwer<br />
haben. Aber auch da lohnt sich<br />
genaues Hinschauen: Manchmal<br />
sind die Beitragszeiten dennoch<br />
erfüllt. Denn Kindererziehungszeiten,<br />
Zeiten aus dem Versorgungsausgleich<br />
und Zeiten des<br />
Wehr- oder Bundesfreiwilligendienstes<br />
werden angerechnet.<br />
Manchmal bemängelt der<br />
Versicherer auch fehlende Mitwirkung<br />
des Antragstellers.<br />
Beispielsweise wurden die benötigten<br />
Unterlagen nicht übersendet.<br />
Solche Fehler sollte<br />
man vermeiden und von Anfang<br />
an die richtigen Formulare nutzen.<br />
Beihilfeberechtigte müssen<br />
zudem bei dem für sie zuständigen<br />
Amts- oder Vertrauensarzt<br />
vorstellig werden.<br />
Im Internet gibt es sogenannte<br />
Widerspruchs-Generatoren,<br />
die es Betroffenen erleichtern,<br />
ihren Widerspruch in Briefform<br />
zu verpacken. Dazu wählt man<br />
einfach eine passende aus den<br />
vorgefertigten Formulierungen<br />
aus. Doch der Brief allein reicht<br />
nicht: Aussagekräftige Belege<br />
müssen zumindest nachgereicht<br />
werden. (bäu.)<br />
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4 I KUR UND WELLNESS<br />
MONTAG, 1.OKTOBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
Brandenburg tut gut<br />
Das Umland von Berlin lockt mit Sterne-Angeboten<br />
Auch der schönste Sommer<br />
geht irgendwann mal zu<br />
Ende. Und so langsam kann<br />
man sich jetzt schon nach der einen<br />
oder anderen Idee für einen<br />
Kurzurlaub im Winter umschauen.<br />
Seit mehr als 20 Jahren liefert<br />
die Aktion „Winterliches Brandenburg“<br />
der Tourismus-Marketing<br />
Brandenburg GmbH (TMB) Ideen<br />
für winterliche Auszeiten rund um<br />
Berlin. Aber auch Klassikern steht<br />
eine Veränderung manchmal gut<br />
zu Gesicht. In diesem Jahr hat die<br />
TMB das „Winterliche Brandenburg“<br />
um eine Kategorie erweitert.<br />
Neben den Preisspecials ab<br />
79 Euro gibt es nun zusätzlich den<br />
„Sterne-Winter“: 14 Hotels der<br />
gehobenen Kategorie, von denen<br />
viele erstmals beim „Winterlichen<br />
Brandenburg“ mitmachen, sind<br />
hier mit einem Exklusiv-Angebot<br />
vertreten. Der Reisezeitraum beginnt<br />
mit dem November 2018.<br />
Für alle, die Vorfreude auf die gemütlichen<br />
Tage im Hotel mögen,<br />
sind die Angebote bereits jetzt im<br />
Internet buchbar.<br />
Die Gäste können in dieser<br />
Wintersaison aus 90 Angeboten<br />
mit drei- und vier-Sterne Komfort<br />
wählen. Bei den beliebten Preisspecials<br />
gibt es zwei verschiedene<br />
Kategorien: Zwei Personen<br />
übernachten im Doppelzimmer<br />
zum Preis von 79 Euro inklusive<br />
Frühstück. Der Tagder Anreise ist<br />
je nach Verfügbarkeit frei wählbar.<br />
45 Hotels bieten dieses Special<br />
an. Zusätzlich sparen können die<br />
Gäste, die sich für einen Kurzurlaub<br />
in der Woche entscheiden.<br />
Bei 31 Gastgebern sind die<br />
Wochen-Sparangebote, die drei<br />
Übernachtungen für zwei Personen<br />
im Doppelzimmer mit Frühstück<br />
umfassen, zum Preis von<br />
189,- Euro buchbar. Die Anreise<br />
ist hier jeweils sonntags bis dienstags<br />
möglich.<br />
Beim Preisspecial von 79 Euro<br />
beziehungsweise den Wochenangeboten<br />
von 189,-- Euro sind in<br />
dieser Saison erstmals dabei: im<br />
Barnimer Land das neu eröffnete<br />
Fontane Hotel am Werbellinsee<br />
sowie Gut Sarnow in Groß-Schönebeck,<br />
im Fläming das Hotel<br />
Alte Försterei in Kloster Zinna,<br />
im Havelland die Apartements<br />
im Schlosspark in Caputh, in<br />
Potsdam das Landgut Nedlitz, im<br />
Ruppiner Seenland Theodors Seehotel<br />
in Wustrau sowie im Spreewald<br />
Hotel Wilmersdorfer Hof in<br />
Cottbus.<br />
Am neuen „Sterne-Winter“ beteiligen<br />
sich 14 Hotels der gehobenen<br />
Kategorie mit Exklusiv-Angeboten,<br />
wie beispielsweise das<br />
Panorama Hotel am Oberuckersee,<br />
das Hotel „Alte Ölmühle in<br />
Wittenberge“, Hotel Schloss Reichenow,<br />
Gut Klostermühle in Alt<br />
Madlitz und das Spreewaldresort<br />
„Seinerzeit.“ Dabei sind beispielsweise<br />
Häuser mit Wellnessbereich<br />
und SPA-Angeboten und Schlosshotels<br />
mit besonderem Ambiente,<br />
die besondere Zimmerkategorien,<br />
wie beispielsweise eine Junior-<br />
Suite, zu einem günstigen Preis<br />
anbieten.<br />
„Da wir auch viele Stammgäste<br />
haben, die schon seit Jahren<br />
das „Winterliche Brandenburg“<br />
buchen, ist es uns wichtig, immer<br />
mal wieder neue Akzente zu setzen“<br />
sagt Mathias Knospe, Marketingleiter<br />
der TMB.<br />
Die Angebote „Winterliches<br />
Brandenburg“ 2018/2019 gelten<br />
zwischen dem 1. November und<br />
dem 23. Dezember 2018 sowie<br />
vom 2. Januar bis zum 31. März<br />
2019. Einen Überblick über alle<br />
Angebote gibt es ab sofort auf<br />
der Website www.winterlichesbrandenburg.de,<br />
wodie Specials<br />
auch direkt buchbar sind. Wersich<br />
telefonisch beraten lassen oder<br />
buchen möchte, kann das auch<br />
unter der Nummer 0331 -200 47<br />
47 bei der Tourismus-Marketing<br />
Brandenburg GmbH tun.<br />
TMB/DIETER DAMSCHEN<br />
Die Elbe bei Wittenberge hat auch im Winter ihre romantische Seite.<br />
Golfspielen ist der Klassiker unter den Sportarten mit Wellnessfaktor.<br />
Die wichtigsten Trends<br />
Jedes Jahr ermittelt der Deutsche Wellness<br />
Die Wellnessbranche ist<br />
im Wandel. Zum Beispiel<br />
sind mehrtägige Wellness-<br />
Auszeiten in Deutschland im letzten<br />
Reisejahr stark gewachsen<br />
und haben ein Umsatzplus von<br />
12,8 Prozent erzielt. Jeder dritte<br />
Deutsche erachtet heute den<br />
Wellnessurlaub für sich selbst<br />
als attraktive Reiseart. 53 Prozent<br />
der Befragten finden, dass<br />
Wellnessreisen voll im Trend liegen.<br />
„Schauen wir die Marktentwicklung<br />
an, so zeigt sich, dass<br />
Wellness aber weit mehr als eine<br />
kurzfristige Mode ist“, so Michael<br />
Altewischer, Geschäftsführer der<br />
Wellness-Hotels &Resorts. „Seit<br />
inzwischen 20 Jahren ist Wellness<br />
auf dem deutschen Markt etabliert<br />
und die Nachfrage nach Wellnessleistungen<br />
im Hotel steigt<br />
kontinuierlich. Ein Ende ist nicht<br />
in Sicht“.<br />
Auch galten Familien lange als<br />
Exoten im Wellnesshotel. Jetzt<br />
sind sie die am stärksten wachsende<br />
Gästegruppe der befragten<br />
Hoteliers und machen derzeit<br />
17,5 Prozent der Gäste aus. An<br />
erster Stelle stehen allerdings immer<br />
noch die Paare, die seit Jahren<br />
gut die Hälfte der Gäste in den<br />
Hotels ausmachen. Der Wellnessurlaub<br />
ist also weiterhin vor allem<br />
Zeit zu zweit, es zeigt sich jedoch<br />
große Bewegung im Markt.<br />
Familien-Wellnesshotels erfreuen<br />
sich immer größerer Beliebtheit.<br />
Und das, obwohl vor<br />
zwei Jahren noch 59,1 Prozent der<br />
Gäste angaben, dass sie ein Wellnesshotel<br />
ohne Kinder bevorzugen<br />
würden. Eltern möchten heute<br />
die oftmals beruflich bedingt<br />
knappe Freizeit einfach gemeinsam<br />
mit ihren Kindern verbringen.<br />
Trotzdem sollen im Urlaub alle auf<br />
ihre Kosten kommen. Wellnesshotels,<br />
in denen die Kinder stundenweise<br />
gut betreut sind und die<br />
Erwachsenen währenddessen Zeit<br />
für sich im Spa genießen können,<br />
sind daher eine immer öfter gewählte<br />
Option.<br />
Die ersten Wellnesshotels<br />
beschäftigen neben<br />
Masseuren immer häufiger<br />
auch<br />
Lifestyle-Coaches<br />
Der Deutsche Wellnessverband<br />
ermittelt alljährlich neue<br />
Trends auf dem Gebiet der Wohlfühlgesundheit.<br />
Auch hier gibt es<br />
einige Neuheiten. Aber auch Altbewährtes<br />
soll nicht außer acht<br />
gelassen werden.<br />
Lifestyle ergänzt Treatment<br />
Zwei Jahrzehnte lang wurde der<br />
Wellnessmarkt vom „Entspannen<br />
und verwöhnen“-Mantra regiert.<br />
Jetzt schwingt das Pendel in die<br />
andere Richtung. Dass Entspannung<br />
allein nicht selig macht, ist<br />
zentrale und längst gewonnene<br />
Erkenntnis der internationalen<br />
Glücksforschung. Mit welcher<br />
Einstellung wir leben und welche<br />
Gewohnheiten unseren Alltag bestimmen,<br />
beeinflusst unser Wohlbefinden<br />
hingegen maßgeblich.<br />
„Wellness kann nicht an jemandem<br />
oder für jemanden gemacht<br />
werden“, stellt Dr. Don Ardell, einer<br />
der Mitbegründer der Bewegung,<br />
klar. Es ist ein „Lifestyle“<br />
und ein „Mindset“. Das begreifen<br />
jetzt immer mehr Wellness-<br />
Suchende und werden aktiv. Die<br />
ersten Wellnesshotels beschäftigen<br />
nun neben Masseuren und<br />
Kosmetikerinnen auch Lifestyle-<br />
Coaches. Mindful Fitness, Healthy<br />
Eating und Sustainable Life geben<br />
die neue Richtung vor.<br />
Natur erleben, natürlich leben.<br />
Dieser Wellnesstrend ist stabil<br />
und setzt sich auch weiterhin fort.<br />
Im Bereich der Körperpflege ist<br />
das Segment der Naturkosmetik<br />
in den letzten zehn Jahren deutlich<br />
gewachsen. Selbst Hersteller<br />
konventioneller Beauty-Produkte<br />
führen inzwischen entsprechende<br />
Sortimente in ihrem Portfolio.<br />
Im Lebensmittelmarkt hat sich<br />
„Bio“ fest etabliert. Immer mehr<br />
Menschen wollen so natürlich<br />
wie möglich essen und mit ihrem<br />
Einkaufsverhalten auch zum Wohl<br />
der Natur beitragen. Wandern gehört<br />
wieder zu den beliebtesten<br />
Outdoor-Aktivitäten und der Spaziergang<br />
im Wald erfährt unter<br />
dem Label „Forest Bathing“ einen<br />
zeitgemäßen Relaunch. Auch im<br />
internationalen Spa-Business ist
MONTAG, 1.OKTOBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
KUR UND WELLNESS l 5<br />
in Sachen Wellness<br />
Verband Neuigkeiten aus seinem Bereich<br />
mehr Natur angesagt. 2017 erhielt<br />
das Organic Spa des Kreuzfahrtschiffs<br />
AIDAprima den Green<br />
Spa Award des Deutschen Wellness<br />
Verbands und setzt damit<br />
ein Zeichen für den Trend.<br />
Transformative Reisen<br />
Transformative Reisen sind laut<br />
Global Wellness Institute ein<br />
Trendthema für den Wellnesstourismus.<br />
Statt während eines Hotelaufenthalts<br />
beliebige Spa-Behandlungen<br />
aneinanderzureihen,<br />
soll der Wellnesstrip künftig als<br />
bewegende, zusammenhängende<br />
Geschichte erlebt werden: eine<br />
Kombination aus eigenem aktiven<br />
Mitwirken, inszenierten Performance-Elementen,<br />
überwältigenden<br />
Naturschauspielen. Dieses<br />
neue Storytelling-Konzept will die<br />
Reisenden in ihrem tiefsten Inneren<br />
berühren und zu nachhaltigen<br />
Bewusstseins- und Einstellungsveränderungen<br />
führen. Ein erstes<br />
eindrucksvolles Beispiel des<br />
transformativen Wellnessurlaubs<br />
ist die Rundreise zu den fünf neuen<br />
Six Senses Lodges in Bhutan.<br />
Jede der fünf Luxus-Herbergen befindet<br />
sich an einem anderen Ort<br />
des kleinen Königreichs und ist einem<br />
eigenen Thema in der Kunst<br />
des glücklichen Lebens gewidmet.<br />
Wellnessprogramme<br />
Lebenserfahrungen und Lebensstil<br />
verändern die Erbsubstanz.<br />
Dies ist die zentrale Erkenntnis<br />
der neuen Epigenetik-Forschung.<br />
Bewegung, Ernährung, Entspannung,<br />
Gedanken und Gefühle<br />
haben einen Einfluss darauf, ob<br />
unsere genetische Veranlagung<br />
Wirklichkeit wird oder nicht. Der<br />
amerikanische Forscher Dean Ornish<br />
konnte in mehreren Studien<br />
zeigen, dass ein Wellness-Lifestyle-Programm<br />
Krebs hemmende<br />
Gene einschalten und Krebs fördernde<br />
Gene ausschalten kann.<br />
Seine Entdeckung, dass dieses<br />
Wellness-Programm auch die mit<br />
dem Alter immer kürzer werdenden<br />
Schutzkappen der Chromosomen<br />
– die Telomere – wieder<br />
wachsen lässt, bestätigt den<br />
zellbiologischen Anti-Aging-Effekt<br />
echter Wellnessangebote statt<br />
alleiniger Verwöhnbehandlungen.<br />
REAL Wellness gehört zweifellos<br />
die Zukunft.<br />
Studien zeigen, dass der<br />
Wellness-Lifestyle<br />
krebshemmende<br />
Gene<br />
einschaltet<br />
Slow is the new smart<br />
In einer besondershyperbeschleunigten<br />
Welt wächst das Bedürfnis<br />
nach mehr Ruhe und Gelassenheit.<br />
„Slow Food“ hat bereits Millionen<br />
Anhänger weltweit gefunden.<br />
Nun erreicht der Trend zum langsameren<br />
Leben auch den Markt<br />
der Bewegungsangebote und die<br />
vermeintlich weniger Sportlichen.<br />
GETTYIMAGES/JACOBLUND<br />
In Japan von dem renommierten<br />
Sportphysiologen Hiroaki Tanaka<br />
entwickelt, verbreitet sich „Slow<br />
Jogging“ als neuer Breiten- und<br />
Gesundheitssport für alle Altersund<br />
Leistungsgruppen. Statt dem<br />
bekannten Slogan „No pain no<br />
gain“ lautet die neue Fitness-Devise<br />
„Nico Nico“ –was japanisch ist<br />
und so viel heißt wie „mit einem<br />
Lächeln“. Tatsächlich beweisen<br />
die Studien, dass Slow Jogger genau<br />
so viele Kalorien verbrennen<br />
wie schnelle, sich Dank der Ausschüttung<br />
körpereigener Cannabinoide<br />
viel besser fühlen und auf<br />
lange Sicht auch die längste Lebenserwartung<br />
unter den Läufern<br />
haben. Slow Jogging kann indoor<br />
wie outdoor betrieben werden.<br />
Klassiker Golfsport<br />
„Golf? Das ist doch kein Sport!“<br />
Wenn das ein Nicht-Golfer sagt,<br />
haben Golfspieler meist eine<br />
ganze Reihe Gegenargumente:<br />
Auf einer 18-Loch Anlage werden<br />
zwischen 100 und 200 Schwünge<br />
absolviert und zwischen acht und<br />
zehn Kilometer zurückgelegt. Immerhin<br />
sind die Spieler dabei gut<br />
vier Stunden unterwegs. Dabei<br />
verbrennen sie zwischen 1400<br />
und 1500 Kalorien – das entspricht<br />
zwei Stunden Aerobic oder<br />
Joggen oder drei Stunden Tennis.<br />
Und die Schwünge sind auch nicht<br />
ohne: Dahinter steckt eine komplexe<br />
Bewegung, an der neben<br />
der Wirbelsäule viele Gelenke beteiligt<br />
sind. Die Bewegung an der<br />
frischen Luft tut gut. (jme.)<br />
Der digitale Coach<br />
Apps sorgen für gesunde Bewegung im Alltag<br />
In der Kur schön fit geworden?<br />
Ja, schon, aber nach den stärkenden<br />
Wochen gilt es, dem<br />
Alltagstrott ein Schnippchen zu<br />
schlagen und die Gesundheit<br />
durch Sport zu erhalten. Viele<br />
Sportarten kosten Geld und es<br />
fällt schwer,sich zum Dranbleiben<br />
aufzuraffen. Da ist es gut, dass<br />
es kleine digitale Helfer gibt, die<br />
den Job des Motivators gerne<br />
übernehmen. Manche von ihnen<br />
entwerfen sogar ein individuelles<br />
Trainingsprogramm.<br />
Nur wenig Zeit fordert die<br />
App „Seven“. Wie der Name<br />
schon sagt, will sie mit sieben<br />
Minuten pro Trainingseinheit<br />
auskommen. Die haben es<br />
aber in sich. Das Circle-Training<br />
schöpft aus einem Pool von<br />
200 verschiedenen Kraft- und<br />
Ausdauerübungen. Ein Workout<br />
umfasst zwölf Übungen<br />
à 30 Sekunden. Dazwischen<br />
gibt es je zehn Sekunden Pause.<br />
Die Basisversion der App ist<br />
kostenlos.<br />
Ebenfalls kostenfrei<br />
ist die die<br />
„30 Tage Fitness-<br />
Challenge“ für<br />
alle, die sich einen<br />
Zeitrahmen<br />
stecken wollen.<br />
Neben Ganzkörper-Workouts<br />
gibt<br />
es auch Trainingsprogramme<br />
für<br />
einzelne Körperregionen<br />
wie Bauch<br />
und Po. Damit der<br />
Anfang nicht zu<br />
schwer wird, stellt<br />
man erst einmal<br />
seine persönliche<br />
Fitness-Stufe ein –<br />
von Anfänger bis<br />
Profi. Die Intensität der Übungen<br />
steigert sich mit jeder Trainingseinheit.<br />
Mit Animationen und Texten<br />
werden die Übungen erklärt.<br />
Sogar Erklärvideos dazu gibt es –<br />
damit auch wirklich keine Fragen<br />
offen bleiben.<br />
Wir wissen es alle: Zu langes<br />
Sitzen schadet der Gesundheit.<br />
Es fördert Fettleibigkeit und Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen, aber auch<br />
Rückenleiden. Muskelverspannungen,<br />
einseitige Belastungen,<br />
Stress und Fehlhaltungen tun ihr<br />
Übriges. Damit es nicht zu chronischen<br />
Schmerzen oder gar einem<br />
Bandscheibenvorfall kommt, ist<br />
Vorbeugung angesagt. Der Pharmakonzern<br />
Ratiopharm hat die<br />
kostenlose App „Rückenschule“<br />
mit 24 Übungen für Rücken und<br />
Co. entwickelt. Die Übungen werden<br />
anhand verständlicher Videos<br />
erklärt. Sie sind so konzipiert,<br />
GETTYIMAGES/HALFPOINT<br />
Hightech beim Fitness<br />
dass sie sowohl zu Hause als<br />
auch im Büro oder sogar unterwegs<br />
absolviert werden können.<br />
Außerdem gibt die App hilfreiche<br />
Tipps sowie allgemeine Informationen<br />
rund um das Thema Rückenschmerzen.<br />
Joggen als Sportart hat viele<br />
Vorteile: Läufer brauchen als<br />
Ausrüstung eigentlich nur zwei<br />
Sportschuhe, sie bewegen sich<br />
an der frischen Luft und sie sind<br />
nicht an feste Sport-Zeiten gebunden.<br />
Damit das Training möglichst<br />
effizient ausfällt, helfen kostenlose<br />
Apps weiter. Die bekannteste<br />
unter ihnen: „Runtastic“ mit über<br />
zehn Millionen Downloads. Es<br />
gibt unterschiedliche Ziele, an<br />
denen Nutzer arbeiten können:<br />
an der Dauer des Trainings, den<br />
erklommenen Höhenmetern, der<br />
überwundenen Distanz oder der<br />
eigenen Geschwindigkeit. Und<br />
für Abnehmwillige: Auch die verbrannten<br />
Kalorien zeichnet diese<br />
Fitness-App auf. Im persönlichen<br />
Trainingstagebuch<br />
wird der Fortschritt<br />
festgehalten –als<br />
leicht verständliche<br />
Infografik. Das<br />
motiviert, weiter<br />
aktiv zu bleiben.<br />
Den Aufwand<br />
rund ums Training<br />
möglichst gering<br />
halten, das ist<br />
auch der Ansatz<br />
der Münchener<br />
Entwickler von<br />
„Freeletics“. Sie<br />
setzen auf Übungen,<br />
für die man<br />
nur sein eigenes<br />
Körpergewicht<br />
braucht. Die Trainingseinheiten<br />
dauernzwischen<br />
fünf und 30 Minuten<br />
am Tag. Damit passen sie in jeden<br />
noch so vollen Terminkalender. Es<br />
gibt über 900 Trainingsvarianten,<br />
was sportliche Abwechslung verspricht.<br />
Mit dem kostenpflichtigen<br />
Abonnement „Freeletics Coach“<br />
können die Nutzer zusätzlich einen<br />
digitalen Personal Trainer<br />
engagieren. Der Coach analysiert<br />
nach jedem Training den aktuellen<br />
Leistungsstand, damit der individuelle<br />
Trainingsplan auch wirklich<br />
zu besten Ergebnissen führt.<br />
Die App „MyFitnessPal“ widmet<br />
sich vor allem dem Abnehmen.<br />
Die Kaloriengehalte von<br />
sechs Millionen Lebensmitteln<br />
sind darin erfasst – lästiges<br />
Nachrechnen enfällt fast völlig.<br />
Mahlzeiten und Workouts können<br />
aufgezeichnet werden, so dass<br />
der Kalorienzähler den Verbrauch<br />
präzise berechnet. (bäu.)
Kurreisen mit<br />
Taxi-Service<br />
infoveranstaltung<br />
am 06.11.2018 um 16.30 uhr<br />
im Verlagshaus. eintritt frei!<br />
bitte unverbindlich anmelden<br />
unter 030 –23276633<br />
Leserreisen<br />
AnmeLdung zum infoAbend<br />
030 –23276633<br />
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Bad Kissingen<br />
8-tägige Wellnessreise inkl. HP und<br />
Anwendungspaket nach Wahl<br />
Bad Kissingen ©Bayer –Staatsbad Bad Kissingen GmbH<br />
Bad Wildungen<br />
8-tägige Kurreise inkl. VP und<br />
Anwendungspaket nach Wahl<br />
Bad Wildungen ©Fotolia<br />
Böhm. Bäderdreieck<br />
15-tägige Kurreise inkl. HP und<br />
20 Kuranwendungen<br />
Marienbad ©CUP VITAL<br />
Der bekannteste Kurort Deutschlands liegt ander<br />
malerischen fränkischen Saale, südlich der Rhön,<br />
im Bundesland Bayern. Das Bild von Bad Kissingen<br />
wird vor allem durch die prächtigen Parks und die<br />
prunkvollen historischen Bauten geprägt. Sie wohnen<br />
im4-Sterne-Parkhotel CUP VITALIS mit großem<br />
Spa- &Sportbereich. Nutzen Sie das Schwimmbad<br />
mit 20mSportbecken und entspannen Sie in der<br />
neuen 34° Cwarmen VITAL-Quelle mit Sprudelliegen<br />
und Massagedüsen oder in der großzügigen<br />
Saunalandschaft. Wählen Sie eines von 3Anwendungspaketen<br />
mit Fango, Trockensalz-Oase, Gradierwerk,<br />
Massagen und Infrarot.<br />
im Preis enthalten:<br />
•Hin-/Rückreise imCUP VITAL-Service-Taxi inkl.<br />
Haustürabholung &Kofferservice<br />
•7ÜN/HP im4-Sterne-Parkhotel<br />
CUP VITALIS<br />
•6×Mittagsnack (z.B.Salat, Suppe)<br />
•Anwendungspaket nach Wahl<br />
zusätzliche Kosten p.P.:<br />
•EZ-Zuschlag: ab €44,–<br />
•Kurtaxe, zahlbar vor Ort<br />
Bad Wildungen genießt weltweit einen hervorragenden<br />
Ruf. Die zahlreichen Heilquellen und das milde<br />
Reizklima bieten ideale Voraussetzungen für einen<br />
erfolgreichen Kuraufenthalt. Entspannen Sie sich<br />
beim Spaziergang durch Europas größten Kurpark<br />
(50 ha) oder beim Einkaufsbummel durch die malerische<br />
Altstadt. Sie wohnen im Gesundheitszentrum<br />
Helenenquelle.<br />
Schwerpunkte sind unter anderem die Innere<br />
Medizin mit chronischen Erkrankungen des Herz-<br />
Kreislauf-Systems, Verschleißerkrankungen des<br />
Bewegungsapparates sowie psychosomatische<br />
Funktionsstörungen.<br />
im Preis enthalten:<br />
•Hin-/Rückreise imCUP VITAL-Service-Taxi inkl.<br />
Haustürabholung &Kofferservice<br />
•7ÜN/VP im Gesundheitszentrum Helenenquelle<br />
•Anwendungspaket nach Wahl<br />
•Arztvortrag und Ernährungsberatung<br />
•Nutzung der Bad Wildunger Stadtbusse und<br />
Eintritt in Kurkonzerte und Kurmuseum<br />
zusätzliche Kosten p. P.:<br />
•Kurtaxe, zahlbar vor Ort<br />
Mehr als100 Heilquellen,malerischeParks und historische<br />
Gebäude sind wie geschaffen, Körper und<br />
Seele während dieser Kurreisen zuverwöhnen. Die<br />
Heilquellen werden sowohl für Trinkkuren als auch<br />
für Inhalationen und zur Aufbereitung von Bädern<br />
genutzt. Sie wohnen in einem 3-bis 5-Sterne-Hotel<br />
Ihrer Wahl im Kurviertel mit Restaurant sowie Kurund<br />
Wellnessbereich. Viele Hotels bieten Ihnen, als<br />
CUP VITAL Gäste, einen Bonus wie Mittagssnack,<br />
Kaffee &Kuchen und weitere Kuranwendungen. Sie<br />
erhalten z. B. Rabatt bei Buchung von Ausflügen mit<br />
Reiseleitung, freien Eintritt für eine kulturelle Veranstaltung<br />
und können am Nordic Walking teilnehmen.<br />
im Preis enthalten:<br />
•Hin-/Rückreise imCUP VITAL-Service-Taxi inkl.<br />
Haustürabholung &Kofferservice<br />
•14ÜN/HP im Hotel Ihrer Wahl<br />
•CUP VITAL-HOTEL BONUS z. B. tägl. Mittagssnack<br />
&weitere Anwendungen ineinigen Hotels<br />
•ärztliches Empfangsgespräch<br />
•20Kuranwendungen nach ärztlicher Vorgabe<br />
zusätzliche Kosten p. P.:<br />
•EZ-Zuschläge: hotel- &saisonabhängig<br />
Termine im April und september/oktober 2019<br />
(An-/Abreise jeweils dienstags)<br />
Termine im April und August 2019<br />
(An-/Abreise jeweils mittwochs)<br />
Termine im märz, April, mai 2019<br />
und August, september, oktober 2019<br />
ab €874,–<br />
Preis p. P. im dz<br />
ab €798,–<br />
Preis p. P. im dz/ez<br />
ez ohne zuschlag!<br />
ab €788,–<br />
Preis p. P. im dz<br />
information und buchung:<br />
0800 –287 84 82 (gebührenfrei)<br />
reiseveranstalter (i. s.d.g.):<br />
CuP ViTALis Hotel- und betriebsgesellschaft mbH,<br />
marcusallee 7a, 28359 bremen<br />
information und buchung:<br />
0800 –287 84 82 (gebührenfrei)<br />
reiseveranstalter (i. s.d.g.):<br />
CuP Touristic gmbH &Co. Kg,<br />
marcusallee 7a, 28359 bremen<br />
information und buchung:<br />
0800 –287 84 82 (gebührenfrei)<br />
reiseveranstalter (i. s.d.g.):<br />
CuP Touristic gmbH &Co. Kg,<br />
marcusallee 7a, 28359 bremen<br />
• mehr informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
• Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie<br />
vom Reiseveranstalter.
MONTAG, 1.OKTOBER 2018 I VERLAGSBEILAGE<br />
KUR UND WELLNESS l 7<br />
Hilfe bei Rückenleiden<br />
Das Aund Oheißt Bewegung<br />
Nach wie vor gehörteszuden<br />
Volkskrankheiten Nummer<br />
eins. Jeder elfte Tag, den<br />
Beschäftigte in Deutschland im<br />
vergangenen Jahr krankgeschrieben<br />
waren, ist nach Auskunft der<br />
Techniker Krankenkasse auf Rückenleiden<br />
zurückzuführen.<br />
Das Verhältnis zur Zunahme<br />
an Jobs, bei denen Angestellte<br />
hauptsächlich vor dem Bildschirm<br />
sitzen, steht auffällig zum Anstieg<br />
der bekannten Schmerzen.<br />
Sie durchziehen den Körper vom<br />
Schulterbereich über das Kreuz<br />
bis zum Gesäß beim Sitzen und<br />
Stehen amArbeitsplatz.<br />
Aber längst nicht nur Büroangestellte<br />
sind davon betroffen.<br />
Etwa 24 Prozent der Deutschen<br />
tragen bis zu einem gewissen<br />
Grad eine Form von Rückenschmerzen<br />
tagein, tagaus mit<br />
sich herum. Zu den Hauptursachen<br />
gehören zum einen strapazierte<br />
und verspannte Muskeln<br />
und zum anderen Verschleißerscheinungen<br />
von Wirbelsäule<br />
und Bandscheiben. Sowohl eine<br />
große Bewegungsarmut sowie<br />
körperlich sehr belastende Tätigkeiten<br />
gehören zuden Ursachen<br />
dieses Volksleidens.<br />
Formen des Leidens<br />
Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal<br />
von Rückenschmerzen<br />
ist deren zeitlicher Verlauf. So<br />
unterscheidet man zwischen akuten,<br />
subakuten und chronischen<br />
Rückenleiden. Als akut eingestuft<br />
werden die Schmerzen, wenn sie<br />
nur vereinzelt auftreten. Chronische<br />
Rückenschmerzen werden<br />
diagnostiziert, wenn diese länger<br />
Auf einem Sitzball lässt sich die Tiefenmuskulatur problemlos trainieren.<br />
als zwölf Wochen anhalten. Subakute<br />
Rückenschmerzen werden<br />
dazwischen verortet, wenn sie<br />
etwa sechs Wochen anhalten.<br />
Darüber hinaus treten die<br />
Schmerzen in unterschiedlichster<br />
Intensität auf. Sie reichen<br />
von leichtem Schmerz, der den<br />
Alltag begleitet bis hin zu einem<br />
Zustand, in dem kaum noch eine<br />
Bewegung möglich ist. Im letzeren<br />
Fall sollte man dringend einen Arzt<br />
aufsuchen, da die Ursache in akutem<br />
Verschleiß oder einer Verletzung<br />
des Bandscheibengewebes<br />
liegen kann. Bei Vorfällen mittlerer<br />
Kategorie bestimmt der Mediziner,<br />
ob der zeitlich begrenzte Einsatz<br />
von Schmerzmitteln Sinn macht,<br />
um die Muskulatur zu entkrampfen.<br />
Damit es jedoch gar nicht erst<br />
soweit kommt, ist ein fitter Rücken<br />
die beste Voraussetzung um<br />
mobil zu bleiben. Besonders eine<br />
kräftige Tiefenmuskulatur ist wichtig<br />
für die Rückengesundheit. Um<br />
die tiefliegenden Muskelschichten<br />
zu stärken, ist weder kräftezehrender<br />
Leistungssport, noch über die<br />
Maßen intensives Training im Fitnessstudio<br />
erforderlich. Was zählt<br />
Gettyimages/AndreyPopov<br />
ist Regelmäßigkeit. Schließlich<br />
lässt sich die Tiefenmuskulatur<br />
ohnehin nicht einzeln und gezielt<br />
trainieren. Balanceübungen auf<br />
instabilen Untergründen, wie etwa<br />
einem Sitzball, sind eine gute<br />
Grundlage, um diese Muskelpartien<br />
zu aktivieren, aufzubauen und<br />
zu stärken.<br />
Bewegung zählt<br />
Starre Haltung am Arbeitsplatz<br />
sorgt für Verspannungen im gesamten<br />
Nacken- und Rückenbereich.<br />
Mit einfachen Übungen an<br />
sich selbst kann man diesen vorbeugen<br />
und weitere Verkrampfungen<br />
vermeiden.<br />
Bewegungstipps<br />
Die Schultern lassen sich zum<br />
Beispiel durch einfache Dehnübungen<br />
mit zur Decke gestreckten<br />
Armen durchführen. Dabei<br />
greift die eine Hand das Handgelenk<br />
deranderen undziehtden gesamten<br />
Arm inihre Richtung. Im<br />
Anschluss erfolgt die Übung mit<br />
der anderen Hand. Ganz einfach<br />
durchzuführen ist auch das Dehnen<br />
der Schulterpartien über dem<br />
Kopf. Die linke Hand umfasst das<br />
Ellenbogengelenk und zieht esin<br />
Richtung der linken Schulter. Die<br />
Spannung wird für etwa zehn Sekunden<br />
gehalten, dann sollte die<br />
Übung auf der anderen Seite wiederholt<br />
werden.<br />
Um den gesamten Oberkörper<br />
zu dehnen, beugt man sich im Sitzen<br />
langsam nach vorne, bis der<br />
Oberkörper auf den Oberschenkeln<br />
liegt. Der Rücken macht<br />
dabei einen „Katzenbuckel“ und<br />
der Kopf hängt locker. Die Hände<br />
umfassen die Fußknöchel<br />
und verstärken die Dehnung des<br />
Oberkörpers durch leichten Zug.<br />
Die Spannung sollte etwa 20Sekunden<br />
gehalten und die Atmung<br />
nicht vergessen werden. Nach<br />
dieser Zeit wird die Spannung gelöst,<br />
indem die Hände die Knöchel<br />
wieder loslassen und der Rücken<br />
sich von unten beginnend Wirbel<br />
für Wirbel wieder aufrichtet.<br />
Diese und viele weitere Übungen<br />
zur Rückenentlastung lassen<br />
sich problemlos in den Alltag integrieren.<br />
Die Bewegung des gesamten<br />
Körpers zählt. (jme.)<br />
Leiden Sie unter chronischen<br />
Schmerzen im Bereich der<br />
Gelenke und der Wirbelsäule<br />
oder unter rheumatischen Erkrankungen?<br />
Fast jeder hatte sie<br />
schon einmal oder leidet sogar<br />
dauerhaft unter Ihnen.<br />
Es gibt jedoch inzwischen viele<br />
Möglichkeiten, um die Schmerzen<br />
zu lindern und sich seine Lebensqualität<br />
zurückzuholen. Das Angebot<br />
reicht von Massagen, über<br />
Gymnastik bis hin zu Elektrotherapien.<br />
Um die einzelnen Anwendungen<br />
in seinen Alltag zu integrieren,<br />
benötigt man einen guten<br />
Zeitplan. Es geht jedoch auch anders!<br />
Gezielte Schmerzlinderung<br />
im Urlaub –inschöner Umgebung,<br />
Schmerzlinderung im Urlaub!<br />
Mehr Bewegung und Vitalität –mehr Lebensfreude<br />
GETTYIMAGES/RIDOFRANZ<br />
Wassergymnastik ideal für Gelenke<br />
bei gutem Essen und geselligen<br />
Stunden. Die auf Schmerzlinderung<br />
abgestimmte Bewegungstherapie<br />
des Hotels Sudetia in Bad<br />
Flinsberg spielt bei chronischen<br />
Schmerzen eine zentrale Rolle.<br />
Die einzelnen Behandlungen<br />
werden an die individuelle Situation<br />
des Patienten und der Schmerzen<br />
angepasst. Das Ziel dieser<br />
Therapie ist es, Ihnen zu maximaler<br />
Leistungsfähigkeit zu verhelfen,<br />
wieder mehr Kraft, Ausdauer<br />
und Beweglichkeit zu erlangen<br />
und somit die gesamte Körperfunktion<br />
zu verbessern.<br />
Um auch die Anreise bequem<br />
und rückenschonend zu gestalten,<br />
bietet der Kur- und Wellnessspezialist<br />
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Haustürtransfer, bei dem<br />
Sie in modernen Kleinbussen mit<br />
maximal acht Mitreisenden von<br />
der Wohnung auf direktem Weg zu<br />
Ihrem Hotel gefahren werden.<br />
Gern berät und unterstützt Sie<br />
das freundliche Team des Reiseveranstalters<br />
auch persönlich und beantwortet<br />
alle Ihre Fragen rund um<br />
Ihren Kur- und Erholungsaufenthalt.<br />
Fühlen Sie sich rundum umsorgt.<br />
Für Fragen stehen Ihnen unsere<br />
Mitarbeiter gern zur Verfügung.<br />
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Projektverantwortung:<br />
Renate Werk<br />
Tel. 030 23 27 53 15<br />
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BVZ <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH<br />
Am Wasserwerk 11,<br />
10365 Berlin<br />
Layout, Redaktion:<br />
mdsCreative GmbH<br />
Geschäftsführer: Klaus Bartels<br />
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Titelbild: Gettyimages/Ridofranz
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Zeitraum:23.10.–04.12.2018<br />
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