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MAGNIFICAT Heilige Woche 2021

Thema der Heiligen Woche: „Aufbruch durch Erlösung“ Inhalt (neben Morgen- und Abendgebet sowie Texten der Eucharistiefeier): • Das Bild im Blick Leben mitten im Tod • Passionsandacht Der König siegt, sein Banner glänzt • Thema der Heiligen Woche Aufbruch durch Erlösung • Unter die Lupe genommen „Das war wirklich eine Erlösung!“ Schuldbekenntnis • Singt dem Herrn ein neues Lied Neues Lied vom Holz auf Jesu Schulter • Engagiertes Christsein Vater der Scholastik: Anselm von Canterbury • Die Mitte erschließen Die Ausschmückung liturgischer Bücher • Themen und Termine Glaubenszeugin der Woche: Elisabeth Koch Auferstehung beginnt schon im Leben Die Heilige Woche in Rom Ein vertiefender Blick auf die Lesungen der Osternacht Feuerwunder in der Grabeskirche Sieh ganz genau hin! Amos Oz zu Jesus und Judas Gottesdienste im ZDF DOMRADIO • Gebete und Gesänge Confiteor Erbarme dich, Herr, unser Gott Marianische Antiphon „Ave Regina caelorum“ Marianische Antiphon „Stabat mater“ Marianische Antiphon „Regina caeli“

Thema der Heiligen Woche: „Aufbruch durch Erlösung“

Inhalt (neben Morgen- und Abendgebet sowie Texten der Eucharistiefeier):

• Das Bild im Blick
Leben mitten im Tod

• Passionsandacht
Der König siegt, sein Banner glänzt

• Thema der Heiligen Woche
Aufbruch durch Erlösung

• Unter die Lupe genommen
„Das war wirklich eine Erlösung!“
Schuldbekenntnis

• Singt dem Herrn ein neues Lied
Neues Lied vom Holz auf Jesu Schulter

• Engagiertes Christsein
Vater der Scholastik: Anselm von Canterbury

• Die Mitte erschließen
Die Ausschmückung liturgischer Bücher

• Themen und Termine
Glaubenszeugin der Woche: Elisabeth Koch
Auferstehung beginnt schon im Leben
Die Heilige Woche in Rom
Ein vertiefender Blick auf die Lesungen der Osternacht
Feuerwunder in der Grabeskirche
Sieh ganz genau hin! Amos Oz zu Jesus und Judas
Gottesdienste im ZDF
DOMRADIO

• Gebete und Gesänge
Confiteor
Erbarme dich, Herr, unser Gott
Marianische Antiphon „Ave Regina caelorum“
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Marianische Antiphon „Regina caeli“

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DIE HEILIGE WOCHE <strong>2021</strong>


Zum Titelbild<br />

Kreuzigung<br />

Bamberger Apokalypse,<br />

Reichenau, Anfang 11. Jahrhundert,<br />

Msc.Bibl.140, fol. 68v,<br />

© Staatsbibliothek Bamberg / Foto: Gerald Raab<br />

Die Bamberger Apokalypse bietet den vollständigen lateinischen Text der Offenbarung<br />

des Johannes. 49 (7 x 7) Miniaturen begleiten den Text und bilden<br />

den einzigen erhaltenen ottonischen Bilderzyklus hierzu. Beides zusammen<br />

füllt 58 Pergamentblätter im Format ca. 29,4 x 20,4 cm. Hinzu kommen weitere<br />

48 Blätter, auf denen ein Evangelistar 130 Evangelientexte zu Festen und<br />

<strong>Heilige</strong>ngedenktagen auflistet. Dieser Teil ist mit fünf Miniaturen zum Leben<br />

Jesu bebildert, unter ihnen auch unser Titelbild. Ein Doppelblatt mit dem thronenden<br />

Herrscher zwischen Petrus und Paulus, dem vier personifizierte Völker<br />

huldigen, und dem Sieg der Tugenden über die Laster, trennt beide Teile voneinander.<br />

Bis 1803 befand sich die Handschrift im Kollegiatsstift St. Stephan in Bamberg<br />

und gelangte infolge der Säkularisation in die Staatsbibliothek Bamberg.<br />

Wie eine Inschrift im verloren gegangenen Buchdeckel bezeugte, hatte das Stift<br />

sie von Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde als Geschenk erhalten.<br />

Das Stift wurde zwischen 1007 und 1009 gegründet und die Stiftskirche 1020<br />

geweiht. Der Stil der Miniaturen spricht für deren Zuordnung in die Liuthar-<br />

Gruppe innerhalb der Reichenauer Malschule und für eine Entstehung zwischen<br />

dem Evangeliar Ottos III. (Staatsbibliothek München) und dem Perikopenbuch<br />

Heinrichs II. (ebenfalls dort), also kurz vor 1010.<br />

Unser Titelbild zeigt die Kreuzigung Jesu ganz in Gold getaucht. Der<br />

schmachvolle Tod am Schandpfahl des Kreuzes wird auf diese Weise als von<br />

Gottes Gegenwart erfüllt gezeigt und als Leuchtturm des ewigen Lichts für die<br />

ganze Welt.<br />

Heinz Detlef Stäps


Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong> <strong>2021</strong><br />

Versöhnung und Aufbruch<br />

Aufbruch durch Erlösung<br />

Ich bin der Herr.<br />

Ich führe euch aus dem Frondienst<br />

für die Ägypter heraus<br />

und rette euch aus der Sklaverei.<br />

Ich erlöse euch mit hoch erhobenem Arm.<br />

Buch Exodus – Kapitel 6, Vers 6<br />

Verlag Butzon & Bercker Kevelaer


Jahresthema 2<br />

Versöhnung und Aufbruch<br />

Dezember 2020<br />

Januar <strong>2021</strong><br />

Februar <strong>2021</strong><br />

März <strong>2021</strong><br />

Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong> <strong>2021</strong><br />

April <strong>2021</strong><br />

Mai <strong>2021</strong><br />

Juni <strong>2021</strong><br />

Juli <strong>2021</strong><br />

August <strong>2021</strong><br />

September <strong>2021</strong><br />

Oktober <strong>2021</strong><br />

November <strong>2021</strong><br />

Aufbruch Gottes<br />

Aufbruch der Völker<br />

Aufbruch durch Versöhnung<br />

Aufbruch aus Schuld und Sünde<br />

Aufbruch durch Erlösung<br />

Aufbruch in die Freiheit<br />

Aufbruch in versöhnte Verschiedenheit<br />

Aufbruch zu mir selbst<br />

Auf-brechen<br />

Kompromiss als Aufbruch<br />

Konziliarer Aufbruch<br />

Aufbruch Schöpfung<br />

Aufbrechen – Ankommen<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> in Corona-Zeiten<br />

Aktuelle Informationen und Hinweise finden Sie im<br />

Internet unter https://www.magnificat-das-stundenbuch.de/de/corona.html


3<br />

Inhalt<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Das Bild im Blick<br />

Leben mitten im Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Morgengebet, Texte zur Eucharistiefeier, Abendgebet 10<br />

Passionsandacht<br />

Der König siegt, sein Banner glänzt . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

Thema der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong><br />

Aufbruch durch Erlösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186<br />

Unter die Lupe genommen<br />

„Das war wirklich eine Erlösung!“ . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />

Schuldbekenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

Neues Lied vom Holz auf Jesu Schulter . . . . . . . . . . . . . 193<br />

Engagiertes Christsein<br />

Vater der Scholastik: Anselm von Canterbury . . . . . . . . 197<br />

Die Mitte erschließen<br />

Die Ausschmückung liturgischer Bücher . . . . . . . . . . . . 200<br />

Themen und Termine<br />

Glaubenszeugin der <strong>Woche</strong>: Elisabeth Koch . . . . . . . . . 203<br />

Auferstehung beginnt schon im Leben . . . . . . . . . . . . . . 205<br />

Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong> in Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207<br />

Ein vertiefender Blick auf die Lesungen der Osternacht . . 211


Inhalt 4<br />

Feuerwunder in der Grabeskirche . . . . . . . . . . . . . . . . . 213<br />

Sieh ganz genau hin! Amos Oz zu Jesus und Judas . . . . . 215<br />

Gottesdienste im ZDF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216<br />

DOMRADIO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216<br />

Gebete und Gesänge<br />

Confiteor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Erbarme dich, Herr, unser Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Eröffnung von Morgen- und Abendgebet . . . . . . . . . . . 217<br />

Benedictus · Lobgesang des Zacharias . . . . . . . . . . . . . . 218<br />

Magnificat · Lobgesang der Maria . . . . . . . . . . . . . . . . . 219<br />

Marianische Antiphon Ave Regina caelorum . . . . . . . . . 220<br />

Marianische Antiphon Stabat mater . . . . . . . . . . . . . . . 221<br />

Marianische Antiphon Regina caeli . . . . . . . . . . . . . . . 176<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222<br />

Leserservice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223<br />

Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224<br />

Abkürzungen:<br />

GL: Gotteslob 2013<br />

GL 1975: Gotteslob 1975<br />

KG: Kath. Gebet- und Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz<br />

EG: Evangelisches Gesangbuch<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong> wird aus reinem Dünndruckpapier hergestellt und verbraucht<br />

daher 50 % weniger Nutzholz und Energie als herkömmliches<br />

Papier. Dünndruckpapier ist ein idealer Recycling-Rohstoff und leistet<br />

somit einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Umwelt.<br />

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5Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Was Gott mit uns Menschen vorhat, scheint in der Bibel<br />

immer wieder durch. Ich kann Sie nur ermuntern, auf<br />

diese Momente zu achten, ihnen nachzugehen, sie zu fühlen.<br />

Sie von innen her zu verkosten, wie Ignatius von Loyola sagt.<br />

Für mich beginnt das am Anfang der Genesis, dieser hoffnungsfrohen<br />

Ouvertüre. Wüste und Leere, der Urzustand, Tohuwabohu,<br />

und dann die Initialzündung: „Es werde Licht!“ (1, 3) Am<br />

Höhepunkt heißt es: „Lasst uns Menschen machen als unser<br />

Bild, uns ähnlich!“ (1, 26) In der christlichen Menschensicht<br />

fällt leider oft unter den Tisch, dass diese himmelhohe Würde<br />

an erster Stelle steht; vom Sündenfall handelt erst Gen 3. Dass<br />

wir in eine Welt voll Unheil geboren sind, will ich nicht kleinreden.<br />

Groß machen möchte ich diese unfassbare Vision: Wir<br />

Menschen – lebendige Abbilder des Unendlichen, des Schöpfers.<br />

Die Genesis meint das ganz konkret: Im Zu- und Miteinander<br />

haben wir die Chance, an Gottes Werk mitzuwirken und<br />

diese Welt lebensfreundlich zu gestalten. „Und Gott schuf den<br />

Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann<br />

und Frau schuf er sie.“ (Gen 1, 27): das sagt mehr, als dass nur<br />

die Geschlechter einander ergänzten. Ich einzelner Mensch bin<br />

angewiesen auf den anderen, oder besser: Wir sind als Menschen<br />

aufeinander bezogen, können die großartigsten Dinge erschaffen,<br />

wenn wir kooperieren. Nur bitter, dass dies zumal im<br />

Vernichtenden so hervortritt, etwa in der Atombombe. Ja, wir<br />

bedürfen der Erlösung. Die Menschheit braucht Jesus von Nazaret,<br />

der sich den Menschen verschrieben hat. Der die einfachen<br />

Leute groß macht und denen am Rande, die in ihren Möglichkeiten<br />

blockiert sind, Zutrauen gibt. Werden wir, werde ich den<br />

Mitmenschen die Hände reichen, zu ihnen stehen, Neubeginn<br />

ermöglichen?<br />

Ihr Johannes Bernhard Uphus


Das Bild im Blick 6<br />

Leben mitten im Tod<br />

Der Blick auf die Kreuzigung Jesu ist für heutige Menschen<br />

durch die extremen Leidensdarstellungen der Spätgotik<br />

und des Barock geprägt. Den Christen vor der ersten Jahrtausendwende<br />

war dies aber gänzlich unbekannt. Sie hatten eine<br />

ganz andere Sicht auf den Gekreuzigten, die sich durch einen<br />

kurzen Blick in die Geschichte erklärt.<br />

Sieger über den Tod<br />

Die Darstellung der Kreuzigung hat erst verhältnismäßig spät<br />

Eingang in die christliche Kunst gefunden. Gründe dafür sind,<br />

dass bis zu Kaiser Konstantin die Kreuzigung als Todesstrafe<br />

für Schwerstverbrecher in Gebrauch war und sich die Christen<br />

deshalb bis über das 4. Jahrhundert hinaus schämten, ihren<br />

Herrn am Schandpfahl des Kreuzes darzustellen; außerdem<br />

lagen den Christen für Passionsdarstellungen keine ikonografischen<br />

Vorbilder aus der heidnischen Kunst vor (wie z. B. bei<br />

Darstellungen der Wunder Jesu), sie mussten diese erst selbst<br />

finden. Gesichert begegnet uns das christliche Kreuzzeichen<br />

erst ab 350 in den sogenannten Passionssarkophagen und später<br />

in Mosaiken des 5. Jahrhunderts. Hier wird aber das Kreuz<br />

immer als Triumphzeichen gesehen und jeder Anklang an den<br />

schmachvollen Tod Jesu am Kreuz wird vermieden. In den ersten<br />

künstlerischen Zyklen des Lebens Jesu fehlt deshalb auch<br />

die Kreuzigung.<br />

Erste gesicherte Darstellungen der Kreuzigung Jesu entstammen<br />

dem 5. Jahrhundert (Elfenbeinrelief im British Museum<br />

in London; Holztür von Santa Sabina in Rom). Hier wird Jesus<br />

aber als Sieger über den Tod dargestellt, er ist der am Kreuz<br />

erhöhte König, sein Kreuzestod wird als Triumph über den Tod<br />

interpretiert. Diese Interpretation zieht sich durch die christliche<br />

Kunstgeschichte bis zum Rex triumphans der großen roma-


7<br />

Das Bild im Blick<br />

nischen Monumentalkruzifixe des 13. Jahrhunderts. Erste Darstellungen<br />

des Gekreuzigten mit expliziten Leidensmerkmalen<br />

gibt es aber schon aus ottonischer Zeit, wie das Gerokruzifix im<br />

Kölner Dom (zweite Hälfte 10. Jahrhundert).<br />

Der Lebende am Kreuz<br />

Die Kreuzigungsdarstellung in der Bamberger Apokalypse fügt<br />

sich in diese Linie der frühen Kreuzigungsdarstellungen nahtlos<br />

ein. Aufrecht steht der Gekreuzigte auf den mit zwei Nägeln<br />

angenagelten Füßen (das Dreinagelkruzifix taucht erst im 12.<br />

Jahrhundert auf). Die Arme sind waagerecht ausgebreitet und<br />

die Daumen nach oben gespreizt. Der ohne Bart gezeigte Kopf<br />

ist leicht nach links geneigt und die Augen sind geöffnet. Jesus<br />

lebt also noch. Sein Blick gilt seiner Mutter, die links außen<br />

steht, parallel steht rechts der Apostel Johannes; von beiden ist<br />

in unserem Bildausschnitt nur die ausgestreckte Hand zu sehen.<br />

Jesus ist mit einem roten Perizoma bekleidet. Hinter dem<br />

Kopf ist ein goldener Nimbus mit Kreuz zu sehen. Das Kreuz,<br />

vor dem Jesus zu schweben scheint, ist in der Form der Crux<br />

immissa (lateinisches Kreuz mit längerem senkrechtem Balken)<br />

gezeigt, wobei oben ein zweiter Querbalken für den Titulus, die<br />

Angabe der Schuld des Gekreuzigten (vgl. Joh 19, 19), zu sehen<br />

ist. Interessant ist, dass das Kreuz durch eine zweifarbige Leiste<br />

zum Goldgrund hin abgehoben wird, die einen Hauch von perspektivischer<br />

Darstellung erkennen lässt, wobei aber jeder Kante<br />

des Kreuzes eine eigene Perspektive zugeteilt wird. Auffallend<br />

ist natürlich die starke Betonung von Gold im Nimbus, auf dem<br />

Kreuz und im Goldgrund. Auf diese Weise wird die göttliche<br />

Natur des Gekreuzigten betont. Es ging dem Miniator offensichtlich<br />

darum, die Strahlkraft des Göttlichen auch im Leiden<br />

und im Tod auszudrücken. Es ging ihm um das göttliche Leben<br />

am Kreuz. Trotzdem tauchen schon erste Anzeichen einer Leidensdarstellung<br />

auf, wie das Blut, das aus den Wunden fließt,


Das Bild im Blick 8<br />

oder die leichte Kurve, die den Oberkörper des Gekreuzigten<br />

durchzieht und den Bauchnabel auf die linke Seite des Bauches<br />

verschiebt.<br />

Doch die eigentliche Leistung der frühen christlichen Kunst<br />

ist die Darstellung dessen, was eine Kamera, welche die Kreuzigung<br />

gefilmt hätte, nicht hätte dokumentieren können, weil es<br />

sich nur den Augen des Glaubens enthüllt: Im Tod des Gekreuzigten<br />

ist Leben für die Welt.<br />

Unter dem grünen Bodenstreifen ist auf dem Miniaturblatt<br />

in einem zweiten Register die Grablegung zu sehen. Auf diese<br />

Weise wird der tote Leib Jesu dem lebendigen Gott gegenübergestellt.<br />

Vor und nach dem Tod<br />

Auf der rechten Seite ist etwas kleiner der Mann dargestellt,<br />

der Jesus kurz vor seinem Tod einen Schwamm voll Essig auf<br />

einem Ysopzweig reichte, weil er Durst hatte (in Joh 19, 29 ist<br />

aber von mehreren die Rede). Die Tradition nennt ihn Stephaton.<br />

Hier ist er in weiter Schrittstellung zu sehen. Den Eimer<br />

mit Essig hält er in der rechten Hand, während der linke Arm<br />

seltsamerweise hinter dem Rücken entlanggeführt zu werden<br />

scheint (was sicher von missverstandenen Vorlagen herrührt)<br />

und mit der Hand den Schwamm auf einem Stab unter die<br />

Achsel Jesu hält. Er zeigt ein sehr dunkles Inkarnat, was damit<br />

zusammenhängt, dass die Seite zur Linken des Herrn als die<br />

Seite der Verdammten angesehen wurde (vgl. Mt 25, 41); oft ist<br />

deshalb zur Linken des Herrn auch der Schächer zu sehen, der<br />

Jesus verspottet hat (vgl. Lk 23, 39).<br />

Auf der anderen Seite aber ist der Soldat gezeigt, der Jesus<br />

nach seinem Tod die Seite mit einer Lanze öffnete (vgl. Joh<br />

19, 34 f.). Die spätere Legenda aurea nennt ihn Longinus und<br />

berichtet, dass er sich durch diese Begegnung bekehrte (er wird<br />

mit dem Hauptmann, der nach Mk 15, 39 die Gottessohnschaft


9<br />

Das Bild im Blick<br />

Jesu bekannte, identifiziert und deshalb als <strong>Heilige</strong>r verehrt).<br />

Er ist mit Stiefeln, Strümpfen, kurzer Tunika und langem Mantel<br />

als römischer Soldat gekennzeichnet und hält die Spitze der<br />

Lanze unter Jesu Achsel und befindet sich auf der rechten Seite<br />

des Herrn, auf der Seite der Geretteten (vgl. Mt 25, 34). Während<br />

die Essiggabe aber kurz vor dem Tod Jesu anzusiedeln ist,<br />

wurde seine Seite erst nach seinem Tod geöffnet und soll gerade<br />

beweisen, dass er schon tot war. Dementsprechend ist hier in<br />

einer Miniatur der lebende und der tote Gekreuzigte gemeint;<br />

es geht gerade darum, das göttliche Leben mitten im Tod zu<br />

zeigen.<br />

Heinz Detlef Stäps


Vorabend des Palmsonntags<br />

Samstag, 27. März <strong>2021</strong><br />

10<br />

Abendgebet am Vorabend<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem <strong>Heilige</strong>n Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit.<br />

Amen.<br />

Hymnus<br />

Des Königs Banner wallt empor,<br />

hell strahlt das heilge Kreuz hervor,<br />

daran den Tod das Leben litt<br />

und Leben durch den Tod erstritt.<br />

Sein Herz durchbohrt der Lanzenstich,<br />

ein Quell des Heils eröffnet sich.<br />

Seht, Blut und Wasser fließt herab,<br />

das wäscht all unsre Makel ab!<br />

Erfüllt ist nun, was David sang,<br />

davon sein treues Lied erklang,<br />

als er den Völkern Kunde gab:<br />

Es herrschet Gott vom Holz herab.<br />

O Baum, wie schön ist deine Zier:<br />

Des Königs Purpur prangt an dir,<br />

dein auserwählter, edler Stamm<br />

berührt das hehre Gotteslamm.


11<br />

Samstag, 27. März · Abend<br />

O selger Baum, von Gott geweiht,<br />

du trägst den Preis der Ewigkeit,<br />

du wägst der Erde Lösegeld,<br />

entziehst den Raub der Unterwelt.<br />

O Kreuz, du einzger Trost im Leid,<br />

Gruß dir in dieser Leidenszeit!<br />

Vermehr den Frommen Gottes Gnad<br />

und tilg der Sünder Missetat.<br />

O Quell des Heils, Dreifaltigkeit,<br />

dich lobt und preist die Christenheit,<br />

des Kreuzes Sieg verleihest du,<br />

schenk uns des Kreuzes Lohn hinzu!<br />

Peter Sömer 1874, nach „Vexilla regis“<br />

GL 757 (Anhang ostdeutsche Diözesen) · GL 1975 (Anhänge)<br />

Psalm 16<br />

Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. /<br />

Ich sage zum Herrn: „Du bist mein Herr; *<br />

mein ganzes Glück bist du allein.“<br />

An den <strong>Heilige</strong>n im Lande, den Herrlichen, *<br />

an ihnen nur hab ich mein Gefallen.<br />

Viele Schmerzen leidet, wer fremden Göttern folgt. /<br />

Ich will ihnen nicht opfern, *<br />

ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen.<br />

Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; *<br />

du hältst mein Los in deinen Händen.<br />

Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. *<br />

Ja, mein Erbe gefällt mir gut.<br />

Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. *<br />

Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht.<br />

Ich habe den Herrn beständig vor Augen. *<br />

Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.


Abend · Samstag, 27. März 12<br />

Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; *<br />

auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit.<br />

Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; *<br />

du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen.<br />

Du zeigst mir den Pfad zum Leben. /<br />

Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, *<br />

zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lass uns nicht in Verzweiflung versinken, du unsere Hoffnung.<br />

In der Not komm uns durch deinen Sohn zu Hilfe, der im Vertrauen<br />

zu dir Leiden und Tod auf sich genommen hat.<br />

Lesung Sach 8, 7–8<br />

Seht, ich werde mein Volk befreien aus dem Land des Sonnenaufgangs<br />

und aus dem Land des Sonnenuntergangs. Ich<br />

werde sie heimbringen, und sie werden in Jerusalem wohnen.<br />

Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein, unwandelbar<br />

und treu.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Benedictus und Magnificat finden Sie auf den Seiten 218 f. Die dazugehörigen<br />

Antiphonen werden jeweils vor und nach diesen Gesängen aus dem Evangelium<br />

gebetet.<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Sei gegrüßt, Sohn Davids, du unser König, von den Propheten<br />

verkündet als Retter der Welt.<br />

Fürbitten<br />

Christus Jesus, Gesalbter, König, du herrschst in Güte und Erbarmen.<br />

Zu dir rufen wir:<br />

A: Wir bitten dich, erhöre uns.<br />

Du schreist und lärmst nicht;<br />

– lass alle, die dich suchen, deine Stimme hören.


13<br />

Samstag, 27. März · Abend<br />

Das geknickte Rohr zerbrichst du nicht und löschst den glimmenden<br />

Docht nicht aus;<br />

– in allen Verzweifelten entfache neue Hoffnung.<br />

Du bringst den Völkern das Recht;<br />

– lass die Menschen Wege zum Frieden finden, statt sich zu<br />

entzweien, besonders im heiligen Land.<br />

Du holst die Gefangenen aus dem Kerker und befreist, die im<br />

Dunkel sitzen;<br />

– hole die Verstorbenen heim in dein Licht.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, deinem Willen gehorsam, hat unser<br />

Erlöser Fleisch angenommen, er hat sich selbst erniedrigt und<br />

sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt. Hilf uns, dass wir<br />

ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung<br />

Anteil erlangen. Darum bitten wir durch Jesus Christus,<br />

deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit<br />

des <strong>Heilige</strong>n Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Bei d e n Orationen, die mit „Darum bitten wir durch Jesus Christus“ enden,<br />

soll die oben angegebene abschließende Formel gebetet werden.<br />

Der Herr behüte uns vor allem Bösen, er behüte unser Leben.<br />

Der Herr behüte unseren Ausgang und Eingang,<br />

von nun an bis in Ewigkeit.<br />

Vgl. Ps 121, 7–8<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


Von <strong>Woche</strong> zu <strong>Woche</strong> · Samstag, 27. März 14<br />

Von <strong>Woche</strong> zu <strong>Woche</strong><br />

Blutroter Teppich<br />

(zu Joh 12, 12–16)<br />

Wie einen roten Teppich,<br />

so legen die Menschen<br />

ihre Kleider auf den Weg,<br />

den Jesus nehmen wird.<br />

Sie erwarten Hilfe von ihm,<br />

sonst würden sie ihn nicht feiern:<br />

diesen König, der ohne Gewalt herrscht,<br />

der da kommt im Namen des Herrn.<br />

Ohne Gewalt – und ohne Macht,<br />

also zum Scheitern verurteilt!<br />

Das kann nicht gut gehen.<br />

Das Blatt wird sich wenden.<br />

Hosanna in der Höhe!<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


Palmsonntag<br />

28. März <strong>2021</strong><br />

D<br />

er Palmsonntag ist das Tor zur <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong>, der Feier von<br />

Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi. Dabei erschließt<br />

sich die Aussage der einzelnen Tage dieser <strong>Woche</strong> erst richtig,<br />

wenn wir sie im Zusammenhang sehen: vom Einzug Jesu in Jerusalem<br />

über die Feier des Abendmahls, den Verrat des Judas und die<br />

Verleugnung durch Petrus, die Gefangennahme und Verurteilung<br />

Jesu sowie seinen Kreuzestod und die Grabesruhe bis hin zur Feier<br />

der Auferstehung.<br />

Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, von<br />

dem alle vier Evangelisten berichten. Den Hosannarufen der Menschen,<br />

die Jesu Einzug in die <strong>Heilige</strong> Stadt damals begleiteten, folgten<br />

bald schon die „crucifige“-Rufe („kreuzige ihn“) der Menge.


Morgen · Palmsonntag, 28. März 16<br />

Denn Jesus erfüllte nicht die Erwartungen derjenigen, die in ihm<br />

den politischen Befreier Israels sahen. Das Reich, das er errichtet<br />

und für das er bis zuletzt eintritt, ist nicht von dieser Welt. Die<br />

Konsequenz seines Verhaltens zeigt sich dann am Karfreitag.<br />

Etwa seit dem Jahr 400 gab es in Jerusalem den Brauch, am<br />

Nachmittag des Palmsonntags in feierlicher Prozession mit dem Bischof<br />

vom Ölberg in die Stadt zu ziehen. Im Mittelalter übernahm<br />

die Kirche des Westens den Brauch als Palmprozession vor der Eucharistiefeier.<br />

Die während der Prozession getragenen, gesegneten<br />

Palmzweige werden auch heute noch mitgenommen und in den<br />

Wohnungen aufgesteckt.<br />

Während in der Prozession mit geschmücktem Kreuz und dem<br />

Gesang von Lobliedern ein Bekenntnis zum Auferstandenen zum<br />

Ausdruck kommt, betonen die Lesungen des Tages stärker das Leiden<br />

und Sterben Jesu. In dieser Spannung von Leiden und Sterben<br />

einerseits und Auferstehung, Überwindung des Todes andererseits<br />

vollzieht sich das liturgische Geschehen dieser <strong>Woche</strong>. Der Hymnus<br />

aus dem Philipperbrief (2, 6–11 – zweite Lesung) spricht hier<br />

vom Hinabsteigen Jesu bis zum Tod am Kreuz und dem Hinaufsteigen<br />

in die Herrlichkeit des Vaters.<br />

Namenstag: hl. Guntram (fränk. König, † 592) · Gundelind von Niedermünster<br />

(Äbtissin, † nach 722) · Wilhelm Eiselin von Rot an der<br />

Rot (Prämonstratenser, † 1588) · Ingbert Naab (Kapuziner, früher Gegner<br />

des Nationalsozialismus, † 1935)<br />

Von heute bis zum Ostersonntag, dem 4. April, feiern unsere jüdischen<br />

Mitbürger Pessach.<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Es kommt der Tag, dein Tag erscheint,<br />

da alles neu in Blüte steht,


17<br />

Palmsonntag, 28. März · Morgen<br />

der Tag, der unsre Freude ist,<br />

der Tag, der uns mit dir versöhnt.<br />

Hymnus Iam Christe sol iustitiae<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Die vollständige Fassung der Eröffnungen von Morgen- und Abendgebet finden<br />

Sie mit Noten auf Seite 217.<br />

Hymnus<br />

Singt dem König Freudenpsalmen,<br />

Völker, ebnet seine Bahn!<br />

Zion, streu ihm deine Palmen,<br />

sieh dein König naht heran!<br />

Der aus Davids Stamm geboren,<br />

Gottes Sohn von Ewigkeit,<br />

uns zum Heiland auserkoren:<br />

Er sei hoch gebenedeit!<br />

David sah im Geist entzücket<br />

den Messias schon von fern,<br />

der die ganze Welt beglücket,<br />

den Gesalbten, unsern Herrn.<br />

Tochter Zion, streu ihm Palmen,<br />

breite deine Kleider aus,<br />

sing ihm Lieder, sing ihm Psalmen,<br />

heut beglücket er dein Haus.<br />

Sieh, Jerusalem, dein König,<br />

sieh, voll Sanftmut kommt er an!<br />

Völker, seid ihm untertänig,<br />

er hat allen wohlgetan!<br />

Den die Himmel hochverehren,<br />

dem der Chor der Engel singt,<br />

dessen Ruhm sollt ihr vermehren,<br />

da er euch den Frieden bringt!


Morgen · Palmsonntag, 28. März 18<br />

Geister, die im Himmel wohnen,<br />

preist den großen König heut;<br />

und ihr Völker aller Zonen<br />

singt, er sei gebenedeit!<br />

Singt: Hosanna in den Höhen,<br />

hoch gepriesen Gottes Sohn!<br />

Mögen Welten einst vergehen,<br />

ewig fest besteht sein Thron.<br />

Nach Salzburg 1783<br />

GL 280 – GL 1975 (Anhänge mit unterschiedlichen Fassungen)<br />

Psalm 150<br />

Lobet Gott in seinem Heiligtum, *<br />

lobt ihn in seiner mächtigen Feste!<br />

Lobt ihn für seine großen Taten, *<br />

lobt ihn in seiner gewaltigen Größe!<br />

Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, *<br />

lobt ihn mit Harfe und Zither!<br />

Lobt ihn mit Pauken und Tanz, *<br />

lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!<br />

Lobt ihn mit hellen Zimbeln, *<br />

lobt ihn mit klingenden Zimbeln!<br />

Alles, was atmet, *<br />

lobe den Herrn!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Wir loben dich für deine großen Taten, heiliger Gott. Wunderbar<br />

hast du uns geschaffen und wunderbar erlöst. Die ganze<br />

Schöpfung soll dir singen.<br />

Lesung Sach 9, 9<br />

Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein<br />

König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und<br />

reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.


19<br />

Palmsonntag, 28. März · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Mit Palmen huldigen wir dem Herrn, der als Sieger kommt. Ihm<br />

ziehen wir entgegen mit Hymnen und Gesängen. Wir rühmen<br />

ihn und rufen: Gepriesen bist du, o Herr.<br />

Bitten<br />

Wir jubeln Jesus, unserem König, zu und rufen:<br />

A: Hosianna, Sohn Davids.<br />

– Bewahre uns davor, deine Herrschaft auf unsere Vorstellungen<br />

festzulegen.<br />

– Öffne uns für die Pläne, die der Vater mit uns vorhat.<br />

– Gib uns Kraft, dir nachzufolgen, auch wenn unser Weg durch<br />

Dunkelheit führt.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, deinem Willen gehorsam, hat unser<br />

Erlöser Fleisch angenommen, er hat sich selbst erniedrigt und<br />

sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt. Hilf uns, dass wir<br />

ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung<br />

Anteil erlangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />

Christus.<br />

Christus Jesus gehe uns voran,<br />

er sammle die Seinen<br />

und führe uns in das Haus des ewigen Vaters.


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 20<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 205, 280, 294, 297, 369 · KG 132,<br />

298, 389, 391, 395, 414<br />

Feier des Einzugs Christi in Jerusalem<br />

Falls eine Prozession vorgesehen ist, versammelt sich die Gemeinde vor der<br />

Kirche oder in einer Nebenkirche. Alle tragen Zweige in den Händen.<br />

Hosanna dem Sohne Davids!<br />

Gepriesen, der kommt im Namen des Herrn,<br />

der König von Israel. Hosanna in der Höhe!<br />

Mt 21, 9<br />

Segensgebet über die Palmzweige<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, segne † diese (grünen) Zweige, die<br />

Zeichen des Lebens und des Sieges, mit denen wir Christus,<br />

unserem König, huldigen. Mit Lobgesängen begleiten wir ihn in<br />

seine heilige Stadt; gib, dass wir durch ihn zum himmlischen Jerusalem<br />

gelangen, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Markus Mk 11, 1–10<br />

Es war einige Tage vor dem Paschafest. Als sie in die Nähe von<br />

Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg,<br />

schickte Jesus zwei seiner Jünger aus. Er sagte zu ihnen: Geht<br />

in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt,<br />

werdet ihr ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie<br />

ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und<br />

wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet:<br />

Der Herr braucht es; er lässt es bald wieder zurückbringen. Da<br />

machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an<br />

der Straße ein Fohlen angebunden und sie banden es los. Einige,<br />

die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, das


21<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

Fohlen loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus<br />

gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten das Fohlen<br />

zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich<br />

darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere<br />

aber Büschel, die sie von den Feldern abgerissen hatten. Die<br />

Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen:<br />

Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!<br />

Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt.<br />

Hosanna in der Höhe!<br />

Gesänge zur Prozession<br />

Psalm 24<br />

Kehrvers:<br />

Die Kinder von Jerusalem trugen Zweige in den Händen. Sie<br />

zogen dem Herrn entgegen und riefen: Hosanna in der Höhe.<br />

Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, *<br />

der Erdkreis und seine Bewohner.<br />

Denn er hat ihn auf Meere gegründet, *<br />

ihn über Strömen befestigt. – Kehrvers<br />

Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, *<br />

wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?<br />

Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, *<br />

der nicht betrügt und keinen Meineid schwört. – Kehrvers<br />

Er wird Segen empfangen vom Herrn *<br />

und Heil von Gott, seinem Helfer.<br />

Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, *<br />

die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. – Kehrvers<br />

Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />

hebt euch, ihr uralten Pforten; *<br />

denn es kommt der König der Herrlichkeit.


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 22<br />

Wer ist der König der Herrlichkeit? *<br />

Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, mächtig im Kampf.<br />

Kehrvers:<br />

Die Kinder von Jerusalem trugen Zweige in den Händen. Sie<br />

zogen dem Herrn entgegen und riefen: Hosanna in der Höhe.<br />

Ihr Tore, hebt euch nach oben, /<br />

hebt euch, ihr uralten Pforten; *<br />

denn es kommt der König der Herrlichkeit.<br />

Wer ist der König der Herrlichkeit? *<br />

Der Herr der Heerscharen,<br />

er ist der König der Herrlichkeit. – Kehrvers<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *<br />

und dem <strong>Heilige</strong>n Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *<br />

und in Ewigkeit. Amen. – Kehrvers<br />

Kehrvers GL 302, 3 (VI. Ton) oder 633, 3 (VII. Ton)<br />

oder GL 1975 122 · KG 319 (VIII. Ton)<br />

Psalm 47<br />

Kehrvers:<br />

Die Kinder von Jerusalem legten ihre Kleider über den Weg<br />

und riefen: Hosanna dem Sohne Davids. Hochgelobt sei, der da<br />

kommt im Namen des Herrn.<br />

Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; *<br />

jauchzt Gott zu mit lautem Jubel!<br />

Denn furchtgebietend ist der Herr, der Höchste, *<br />

ein großer König über die ganze Erde. – Kehrvers<br />

Er unterwirft uns Völker *<br />

und zwingt Nationen unter unsre Füße.<br />

Er wählt unser Erbland für uns aus, *<br />

den Stolz Jakobs, den er liebt. – Kehrvers


23<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

Gott stieg empor unter Jubel, *<br />

der Herr beim Schall der Hörner.<br />

Singt unserm Gott, ja, singt ihm! *<br />

Spielt unserm König, spielt ihm! – Kehrvers<br />

Denn Gott ist König der ganzen Erde. *<br />

Spielt ihm ein Psalmenlied!<br />

Gott wurde König über alle Völker, *<br />

Gott sitzt auf seinem heiligen Thron. – Kehrvers<br />

Die Fürsten der Völker sind versammelt *<br />

als Volk des Gottes Abrahams.<br />

Denn Gott gehören die Mächte der Erde; *<br />

er ist hoch erhaben. – Kehrvers<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *<br />

und dem <strong>Heilige</strong>n Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *<br />

und in Ewigkeit. Amen. – Kehrvers<br />

Kehrvers GL 52, 1 · GL 1975 727 · KG 622 oder KG 616 (VIII. Ton)<br />

Hymnus<br />

V: Ruhm und Preis und Ehre sei dir, Erlöser und König! Jubelnd<br />

rief einst das Volk sein Hosianna dir zu.<br />

A: Ruhm und Preis und Ehre ...<br />

V: Du bist Israels König, Davids Geschlechte entsprossen, der<br />

im Namen des Herrn als der Gesegnete kommt.<br />

A: Ruhm und Preis und Ehre ...<br />

V: Dir lobsingen im Himmel der Seligen Chöre; so auch preist<br />

dich der Mensch, so alle Schöpfung zugleich.<br />

A: Ruhm und Preis und Ehre ...<br />

V: Einst mit Zweigen in Händen eilte das Volk dir entgegen; so<br />

mit Lied und Gebet ziehen wir heute mit dir.<br />

A: Ruhm und Preis und Ehre ...


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 24<br />

V: Dort erklang dir der Jubel, als du dahingingst zu leiden; dir,<br />

dem König der Welt, bringen wir hier unser Lob.<br />

A: Ruhm und Preis und Ehre sei dir, Erlöser und König! Jubelnd<br />

rief einst das Volk sein Hosianna dir zu.<br />

V: Hat ihr Lob dir gefallen, nimm auch das unsre entgegen, großer<br />

König und Herr, du, dem das Gute gefällt.<br />

A: Ruhm und Preis und Ehre ...<br />

Antwortgesang zum Einzug in die Kirche<br />

V: Gepriesen, der kommt im Namen des Herrn!<br />

A: Gepriesen, der kommt im Namen des Herrn!<br />

V: Als das Volk hörte, dass Jesus nach Jerusalem komme, da zogen<br />

sie ihm entgegen. Sie trugen Palmzweige in den Händen<br />

und riefen: Hosanna, hosanna, hosanna in der Höhe.<br />

A: Hosanna, hosanna, hosanna in der Höhe.<br />

Eucharistiefeier<br />

Sechs Tage vor dem Osterfest<br />

kam der Herr in die Stadt Jerusalem.<br />

Da liefen ihm Kinder entgegen<br />

mit Palmzweigen in den Händen und riefen:<br />

Hosanna in der Höhe!<br />

Sei gepriesen, der du kommst als Heiland der Welt.<br />

Ihr Tore, hebt euch nach oben,<br />

hebt euch, ihr uralten Pforten;<br />

denn es kommt der König der Herrlichkeit.<br />

Wer ist der König der Herrlichkeit?<br />

Der Herr der Heerscharen,<br />

er ist der König der Herrlichkeit.<br />

Hosanna in der Höhe!<br />

Sei gepriesen, der du kommst als Heiland der Welt.<br />

Vgl. Ps 24, 9–10


25<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

Tagesgebet<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, deinem Willen gehorsam, hat unser<br />

Erlöser Fleisch angenommen, er hat sich selbst erniedrigt und<br />

sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt. Hilf uns, dass wir<br />

ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung<br />

Anteil erlangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />

Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 50, 4–7<br />

GOTT, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich<br />

verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes<br />

Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie<br />

Schüler hören. GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.<br />

Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt<br />

meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange<br />

denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich<br />

nicht vor Schmähungen und Speichel.<br />

Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht<br />

in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie<br />

einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Der Gottesknecht, der hier spricht, versteht sich als ein Jünger,<br />

ein Lehrling Gottes. Er geht in die Schule Gottes, er lernt durch<br />

beständiges, wiederholtes Hören auf Gottes Wort, durch treues<br />

Wiederholen von Gottes Weisung. Doch dieses Wiederholen ist<br />

kein stumpfes Nachplappern sinnentleerter Trostfloskeln. Der<br />

Lehrling Gottes lernt das Hören. Er lernt, die Niedergedrückten<br />

und Müden zu verstehen. Die Schule Gottes bringt dies mit<br />

sich: Die sich auf den Weg machen, werden den Widerstand jener<br />

erfahren, denen die verkehrten Verhältnisse nützen. Doch<br />

auf diesem Weg machen sie auch die andere Erfahrung: dass<br />

sie gestärkt werden durch das Vertrauen auf den Beistand Gottes,<br />

und dass in ihnen die Fähigkeit wächst, Schmerz und die<br />

Demütigung nicht auszusitzen, sondern zu bestehen.


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 26<br />

Antwortpsalm Ps 22, 8–9.17–20.23–24<br />

Kehrvers:<br />

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?<br />

Alle, die mich sehen, verlachen mich, *<br />

verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:<br />

„Wälze die Last auf den HERRN! /<br />

Er soll ihn befreien, *<br />

er reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat!“ – Kehrvers<br />

Denn Hunde haben mich umlagert, /<br />

eine Rotte von Bösen hat mich umkreist. *<br />

Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.<br />

Ich kann all meine Knochen zählen; *<br />

sie gaffen und starren mich an. – Kehrvers<br />

Sie verteilen unter sich meine Kleider *<br />

und werfen das Los um mein Gewand.<br />

Du aber, HERR, halte dich nicht fern! *<br />

Du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! – Kehrvers<br />

Ich will deinen Namen, Herr, meinen Brüdern verkünden, *<br />

inmitten der Versammlung dich loben.<br />

Die ihr den HERRN fürchtet, lobt ihn; /<br />

all ihr Nachkommen Jakobs, rühmt ihn; *<br />

erschauert vor ihm, all ihr Nachkommen Israels! – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 2a, ferner GL 293 · GL 1975 176, 2 · KG 608 (III. Ton)<br />

Lesung aus dem Philipperbrief Phil 2, 6–11<br />

Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest,<br />

Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde<br />

wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das<br />

eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum<br />

Tod, bis zum Tod am Kreuz.<br />

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,<br />

der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf


27<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen<br />

Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ –<br />

zur Ehre Gottes, des Vaters.<br />

Ruf vor der Passion vgl. Phil 2, 8b–9<br />

Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit.<br />

Christus war für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am<br />

Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen<br />

verliehen, der größer ist als alle Namen.<br />

Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit.<br />

Passion<br />

Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Markus<br />

Mk 14, 1 – 15, 47<br />

Kurzfassung: Mk 15, 1–39<br />

E = Evangelist; † = Worte Jesu; S = Worte sonstiger Personen<br />

Der Todesbeschluss der Hohepriester<br />

und Schriftgelehrten<br />

E Es war zwei Tage vor dem Pascha und dem Fest der Ungesäuerten<br />

Brote. Die Hohepriester und die Schriftgelehrten suchten<br />

nach einer Möglichkeit, Jesus mit List in ihre Gewalt zu bringen,<br />

um ihn zu töten. Sie sagten aber: S Ja nicht am Fest, damit<br />

es im Volk keinen Aufruhr gibt!<br />

Die Salbung im Haus Simons des Aussätzigen<br />

E Als Jesus in Betanien im Haus Simons des Aussätzigen zu Tisch<br />

war, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll echtem, kostbarem<br />

Nardenöl, zerbrach es und goss das Öl über sein Haupt.<br />

Einige aber wurden unwillig und sagten zueinander: S Wozu<br />

diese Verschwendung? Man hätte das Öl um mehr als dreihundert<br />

Denare verkaufen und das Geld den Armen geben können.


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 28<br />

E Und sie fuhren die Frau heftig an. Jesus aber sagte: † Hört<br />

auf! Warum lasst ihr sie nicht in Ruhe? Sie hat ein gutes Werk<br />

an mir getan. Denn die Armen habt ihr immer bei euch und ihr<br />

könnt ihnen Gutes tun, sooft ihr wollt; mich aber habt ihr nicht<br />

immer. Sie hat getan, was sie konnte. Sie hat im Voraus meinen<br />

Leib für das Begräbnis gesalbt. Amen, ich sage euch: Auf der<br />

ganzen Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man<br />

auch erzählen, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis.<br />

Einer der Zwölf als Überläufer<br />

E Judas Iskariot, einer der Zwölf, ging zu den Hohepriestern. Er<br />

wollte Jesus an sie ausliefern. Als sie das hörten, freuten sie sich<br />

und versprachen, ihm Geld dafür zu geben. Von da an suchte er<br />

nach einer günstigen Gelegenheit, ihn auszuliefern.<br />

Die Vorbereitung des Paschamahls<br />

E Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote, an dem<br />

man das Paschalamm zu schlachten pflegte, sagten die Jünger<br />

zu Jesus: S Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten?<br />

E Da schickte er zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen:<br />

† Geht in die Stadt; dort wird euch ein Mensch begegnen, der<br />

einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm, bis er in ein Haus hineingeht;<br />

dann sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt<br />

dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern<br />

das Paschalamm essen kann? Und der Hausherr wird euch einen<br />

großen Raum im Obergeschoss zeigen, der schon für das<br />

Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet ist. Dort<br />

bereitet alles für uns vor! E Die Jünger machten sich auf den<br />

Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden alles so, wie er es ihnen<br />

gesagt hatte, und bereiteten das Paschamahl vor.<br />

Das Mahl<br />

E Als es Abend wurde, kam Jesus mit den Zwölf. Während sie<br />

nun zu Tisch waren und aßen, sagte Jesus: † Amen, ich sage<br />

euch: Einer von euch wird mich ausliefern, einer, der mit mir


29<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

isst. E Da wurden sie traurig und einer nach dem andern fragte<br />

ihn: S Doch nicht etwa ich? E Er sagte zu ihnen: † Einer<br />

von euch Zwölf, der mit mir in dieselbe Schüssel eintunkt. Der<br />

Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift<br />

über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn<br />

ausgeliefert wird! Für ihn wäre es besser, wenn er<br />

nie geboren wäre.<br />

E Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den<br />

Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte:<br />

† Nehmt, das ist mein Leib. E Dann nahm er den Kelch, sprach<br />

das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus.<br />

Und er sagte zu ihnen: † Das ist mein Blut des Bundes, das<br />

für viele vergossen wird. Amen, ich sage euch: Ich werde nicht<br />

mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an<br />

dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes.<br />

Die Ankündigung der Verleugnung<br />

E Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus. Da sagte<br />

Jesus zu ihnen: † Ihr werdet alle Anstoß nehmen; denn in der<br />

Schrift steht: Ich werde den Hirten erschlagen, dann werden<br />

sich die Schafe zerstreuen. Aber nach meiner Auferstehung<br />

werde ich euch nach Galiläa vorausgehen. E Da sagte Petrus zu<br />

ihm: S Auch wenn alle Anstoß nehmen – ich nicht! E Jesus sagte<br />

ihm: † Amen, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn<br />

zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. E Petrus aber<br />

beteuerte: S Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde<br />

dich nie verleugnen. E Das Gleiche sagten auch alle anderen.<br />

Das Gebet in Getsemani<br />

E Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und<br />

er sagte zu seinen Jüngern: † Setzt euch hier, während ich bete!<br />

E Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff<br />

ihn Furcht und Angst und er sagte zu ihnen: † Meine Seele<br />

ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht! E Und er ging ein<br />

Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, dass die


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 30<br />

Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe. Er sprach: † Abba,<br />

Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber<br />

nicht, was ich will, sondern was du willst. E Und er ging zurück<br />

und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: † Simon, du<br />

schläfst? Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben?<br />

Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der<br />

Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. E Und er ging wieder<br />

weg und betete mit den gleichen Worten. Als er zurückkam,<br />

fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen;<br />

und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.<br />

Und er kam zum dritten Mal und sagte zu ihnen: † Schlaft ihr<br />

immer noch und ruht euch aus? Es ist genug. Die Stunde ist<br />

gekommen; siehe, jetzt wird der Menschensohn in die Hände<br />

der Sünder ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen! Siehe, der<br />

mich ausliefert, ist da.<br />

Die Gefangennahme<br />

E Noch während er redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit<br />

einer Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln<br />

bewaffnet waren; sie waren von den Hohepriestern, den<br />

Schriftgelehrten und den Ältesten geschickt worden. Der ihn<br />

auslieferte, hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt:<br />

S Der, den ich küssen werde, der ist es. Nehmt ihn fest, führt<br />

ihn sicher ab! E Und als er kam, ging er sogleich auf Jesus zu<br />

und sagte: S Rabbi! E Und er küsste ihn. Da legten sie Hand an<br />

ihn und nahmen ihn fest. Einer von denen, die dabeistanden,<br />

zog das Schwert, schlug auf den Diener des Hohepriesters ein<br />

und hieb ihm das Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihnen: † Wie gegen<br />

einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen,<br />

um mich festzunehmen. Tag für Tag war ich bei euch im<br />

Tempel und lehrte und ihr habt mich nicht verhaftet; aber so<br />

mussten die Schriften erfüllt werden. E Da verließen ihn alle<br />

und flohen. Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen<br />

Tuch bekleidet war, wollte ihm nachfolgen. Da packten sie ihn;<br />

er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon.


31<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

Das Bekenntnis Jesu und die Verleugnung durch Petrus<br />

E Darauf führten sie Jesus zum Hohepriester und es versammelten<br />

sich alle Hohepriester und Ältesten und Schriftgelehrten.<br />

Petrus aber war Jesus von Weitem bis in den Hof des Hohepriesters<br />

gefolgt; nun saß er dort bei den Dienern und wärmte<br />

sich am Feuer.<br />

Die Hohepriester und der ganze Hohe Rat bemühten sich<br />

um Zeugenaussagen gegen Jesus, um ihn zum Tod verurteilen<br />

zu können; sie fanden aber nichts. Viele machten zwar falsche<br />

Aussagen gegen ihn, aber die Aussagen stimmten nicht überein.<br />

Einige der falschen Zeugen, die gegen ihn auftraten, behaupteten:<br />

S Wir haben ihn sagen hören: Ich werde diesen von<br />

Menschenhand gemachten Tempel niederreißen und in drei<br />

Tagen einen anderen aufbauen, der nicht von Menschenhand<br />

gemacht ist. E Aber auch in diesem Fall stimmten die Aussagen<br />

nicht überein. Da stand der Hohepriester auf, trat in die Mitte<br />

und fragte Jesus: S Willst du denn nichts sagen zu dem, was<br />

diese Leute gegen dich vorbringen? E Er aber schwieg und gab<br />

keine Antwort. Da wandte sich der Hohepriester nochmals an<br />

ihn und fragte: S Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?<br />

E Jesus sagte: † Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn<br />

zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des<br />

Himmels kommen sehen. E Da zerriss der Hohepriester sein<br />

Gewand und rief: S Wozu brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt<br />

die Gotteslästerung gehört. Was ist eure Meinung? E Und sie<br />

fällten einstimmig das Urteil: S Er ist des Todes schuldig. E Und<br />

einige spuckten ihn an, verhüllten sein Gesicht, schlugen ihn<br />

und riefen: S Zeig, dass du ein Prophet bist! E Auch die Diener<br />

schlugen ihn ins Gesicht.<br />

Als Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des<br />

Hohepriesters. Sie sah, wie Petrus sich wärmte, blickte ihn an<br />

und sagte: S Auch du warst mit diesem Jesus aus Nazaret zusammen.<br />

E Doch er leugnete und sagte: S Ich weiß nicht und<br />

verstehe nicht, wovon du redest. E Dann ging er in den Vorhof<br />

hinaus. Als die Magd ihn dort bemerkte, sagte sie zu denen,


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 32<br />

die dabeistanden, noch einmal: S Der gehört zu ihnen. E Er<br />

aber leugnete wieder. Wenig später sagten die Leute, die dort<br />

standen, von Neuem zu Petrus: S Du gehörst wirklich zu ihnen;<br />

du bist doch auch ein Galiläer. E Da fing er an zu fluchen und<br />

zu schwören: S Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr<br />

redet. E Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal und<br />

Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte:<br />

Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.<br />

Und er begann zu weinen.<br />

Das Verhör vor Pilatus (Hier beginnt die Kurzfassung.)<br />

E Gleich in der Frühe fassten die Hohepriester, die Ältesten und<br />

die Schriftgelehrten, also der ganze Hohe Rat, über Jesus einen<br />

Beschluss. Sie ließen ihn fesseln und abführen und lieferten ihn<br />

Pilatus aus. Pilatus fragte ihn: S Bist du der König der Juden?<br />

E Er antwortete ihm: † Du sagst es. E Die Hohepriester brachten<br />

viele Anklagen gegen ihn vor. Da wandte sich Pilatus wieder<br />

an ihn und fragte: S Willst du denn nichts dazu sagen? Sieh<br />

doch, wie viele Anklagen sie gegen dich vorbringen. E Jesus<br />

aber gab keine Antwort mehr, sodass Pilatus sich wunderte.<br />

Jeweils zum Fest ließ Pilatus einen Gefangenen frei, den sie<br />

sich ausbitten durften. Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas<br />

im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die<br />

bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten. Die Volksmenge<br />

zog zu Pilatus hinauf und verlangte, ihnen die gleiche<br />

Gunst zu gewähren wie sonst. Pilatus fragte sie: S Wollt ihr,<br />

dass ich euch den König der Juden freilasse? E Er merkte nämlich,<br />

dass die Hohepriester Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert<br />

hatten. Die Hohepriester aber wiegelten die Menge auf, lieber<br />

die Freilassung des Barabbas zu fordern. Pilatus wandte sich<br />

von Neuem an sie und fragte: S Was soll ich dann mit dem tun,<br />

den ihr den König der Juden nennt? E Da schrien sie: S Kreuzige<br />

ihn! E Pilatus entgegnete: S Was hat er denn für ein Verbrechen<br />

begangen? E Sie aber schrien noch lauter: S Kreuzige ihn! E Darauf<br />

ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas


33<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur<br />

Kreuzigung aus.<br />

Die Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten<br />

E Die Soldaten führten ihn ab, in den Hof hinein, der Prätorium<br />

heißt, und riefen die ganze Kohorte zusammen. Dann legten<br />

sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz;<br />

den setzten sie ihm auf und grüßten ihn: S Sei gegrüßt,<br />

König der Juden! E Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den<br />

Kopf und spuckten ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm.<br />

Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen<br />

sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider<br />

wieder an.<br />

Kreuzweg und Kreuzigung<br />

E Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen<br />

Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Kyrene, den Vater<br />

des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.<br />

Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das<br />

heißt übersetzt: Schädelhöhe. Dort reichten sie ihm Wein, der<br />

mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht. Dann kreuzigten<br />

sie ihn. Sie verteilten seine Kleider, indem sie das Los<br />

über sie warfen, wer was bekommen sollte. Es war die dritte<br />

Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und eine Aufschrift gab seine<br />

Schuld an: Der König der Juden. Zusammen mit ihm kreuzigten<br />

sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links.<br />

Die Verspottung Jesu durch die Schaulustigen<br />

E Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den<br />

Kopf und riefen: S Ach, du willst den Tempel niederreißen und<br />

in drei Tagen wieder aufbauen? Rette dich selbst und steig herab<br />

vom Kreuz! E Ebenso verhöhnten ihn auch die Hohepriester<br />

und die Schriftgelehrten und sagten untereinander: S Andere<br />

hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Der Christus,<br />

der König von Israel! Er soll jetzt vom Kreuz herabsteigen, da-


Eucharistie · Palmsonntag, 28. März 34<br />

mit wir sehen und glauben. E Auch die beiden Männer, die mit<br />

ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn.<br />

(Hier stehen alle auf.)<br />

Der Tod Jesu<br />

E Als die sechste Stunde kam, brach eine Finsternis über das<br />

ganze Land herein – bis zur neunten Stunde. Und in der neunten<br />

Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: † Eloï, Eloï, lema<br />

sabachtani?, E das heißt übersetzt: † Mein Gott, mein Gott,<br />

warum hast du mich verlassen? E Einige von denen, die dabeistanden<br />

und es hörten, sagten: S Hört, er ruft nach Elija!<br />

E Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn<br />

auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: S Lasst,<br />

wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. E Jesus<br />

aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.<br />

(Hier knien alle zu einer kurzen Gebetsstille nieder.)<br />

E Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis<br />

unten.<br />

Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese<br />

Weise sterben sah, sagte er: S Wahrhaftig, dieser Mensch war<br />

Gottes Sohn.<br />

(Hier endet die Kurzfassung.)<br />

E Auch einige Frauen sahen von Weitem zu, darunter Maria<br />

aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und<br />

Joses, sowie Salome; sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt<br />

und hatten ihm gedient. Noch viele andere Frauen waren<br />

dabei, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren.<br />

Das Begräbnis Jesu<br />

E Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon<br />

Abend wurde, ging Josef von Arimathäa, ein vornehmes Mitglied<br />

des Hohen Rats, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu


35<br />

Palmsonntag, 28. März · Eucharistie<br />

Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten. Pilatus<br />

war überrascht, als er hörte, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den<br />

Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben<br />

sei. Als er es vom Hauptmann erfahren hatte, überließ er Josef<br />

den Leichnam. Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom<br />

Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das<br />

in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor<br />

den Eingang des Grabes.<br />

Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses,<br />

beobachteten, wohin er gelegt wurde.<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, schenke uns Verzeihung durch das Leiden<br />

deines Sohnes. Wir haben sie zwar durch unsere Taten nicht<br />

verdient, aber wir vertrauen auf dein Erbarmen. Darum versöhne<br />

uns mit dir durch das einzigartige Opfer unseres Herrn Jesus<br />

Christus, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater,<br />

zu danken und das Werk deiner Liebe zu rühmen durch unseren<br />

Herrn Jesus Christus. Er war ohne Sünde und hat für die<br />

Sünder gelitten. Er war ohne Schuld und hat sich ungerechtem<br />

Urteil unterworfen. Sein Tod hat unsere Vergehen getilgt, seine<br />

Auferstehung uns Gnade und Leben erworben. Darum preisen<br />

wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den<br />

Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Mt 26, 42<br />

Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann<br />

und ich ihn trinken muss, so geschehe dein Wille.


Auslegung · Palmsonntag, 28. März 36<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, du hast uns im heiligen Mahl gestärkt. Durch<br />

das Sterben deines Sohnes gibst du uns die Kraft, das Leben zu<br />

erhoffen, das uns der Glaube verheißt. Gib uns durch seine Auferstehung<br />

die Gnade, das Ziel unserer Pilgerschaft zu erreichen.<br />

Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Der barmherzige Gott, der seinen Sohn für uns dahingegeben<br />

und uns in ihm ein Beispiel der Liebe geschenkt hat, segne euch<br />

und mache euch bereit, Gott und den Menschen zu dienen.<br />

Und Christus, der Herr, der uns durch sein Sterben dem ewigen<br />

Tode entrissen hat, stärke euren Glauben und führe euch<br />

zur unvergänglichen Herrlichkeit.<br />

Und allen, die ihm folgen auf dem Weg der Entäußerung, gebe<br />

er Anteil an seiner Auferstehung und an seiner Herrlichkeit.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der <strong>Heilige</strong> Geist.<br />

Auslegung zur Markuspassion<br />

Von Peter Köster SJ<br />

Alles, was geschieht, wird sich Schritt für Schritt an diesem<br />

Fest nach Gottes Plan erfüllen – in einem unentwirrbaren<br />

Geflecht von Bosheit und menschlichem Versagen.<br />

Noch zwei Tage ... Es bleibt nicht mehr viel Zeit für die „Hohenpriester<br />

und Schriftgelehrten“, die Jesus „mit List“ heimlich<br />

aus dem Weg schaffen wollen. Sie haben ihn lange belauert.<br />

Immer wieder hatten sie auf eine Gelegenheit gewartet, sich<br />

seiner zu bemächtigen. Vergeblich! Je länger sich die Auseinandersetzung<br />

mit ihm hinzog, desto mehr verloren sie ihr Gesicht.<br />

Sie haben Angst vor ihm. Die Freiheit, die dieser Mann aus


37<br />

Palmsonntag, 28. März · Abend<br />

Galiläa ausstrahlte, war durch nichts und niemanden zu relativieren.<br />

Seine Wirkung auf die Menschen wurde für sie immer<br />

bedrohlicher. Die Angst hatte ihnen die Wärme des Vertrauens<br />

genommen und einem tödlichen Hass Platz gemacht. Da<br />

sie öffentlich und auf legalem Weg nichts gegen ihn ausrichten<br />

können, bleibt ihnen nur die Möglichkeit, Jesus „mit List“ zu<br />

beseitigen.<br />

Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, * 1936),<br />

aus: Ders., Lebensorientierung am Markus-Evangelium.<br />

Eine geistliche Auslegung auf fachexegetischer Grundlage,<br />

© EOS Verlag, St. Ottilien 2010, 204–205<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

Er zog den Weg, den schweren, hin nach Jerusalem.<br />

Er ging mit seinen Freunden, die ließen ihn zuletzt allein.<br />

Er ging den Weg für sie. Er ging und tat’s für sie.<br />

Er zog den Weg, den schweren, hin nach Jerusalem.<br />

Dort wurde er von Feinden verhöhnt mit einem Dornenkranz.<br />

Er schwieg und litt für sie. Er schwieg und litt für sie.<br />

Er zog den Weg, den schweren. Er trug sein eignes Kreuz.<br />

Er bat: Vergib es ihnen! Er litt und starb auf Golgota.<br />

Er litt und tat‘s für uns, für alle und für uns.<br />

Britt G. Hallqvist 1975, Jürgen Henkys 1990,<br />

© Strube Verlag, München<br />

GL 775 (Anhang Trier)


Abend · Palmsonntag, 28. März 38<br />

Psalm 115<br />

Nicht uns, o Herr, bring zu Ehren, /<br />

nicht uns, sondern deinen Namen, *<br />

in deiner Huld und Treue!<br />

Warum sollen die Völker sagen: *<br />

„Wo ist denn ihr Gott?“<br />

Unser Gott ist im Himmel; *<br />

alles, was ihm gefällt, das vollbringt er.<br />

Die Götzen der Völker sind nur Silber und Gold, *<br />

ein Machwerk von Menschenhand.<br />

Sie haben einen Mund und reden nicht, *<br />

Augen und sehen nicht;<br />

sie haben Ohren und hören nicht, *<br />

eine Nase und riechen nicht;<br />

mit ihren Händen können sie nicht greifen, /<br />

mit den Füßen nicht gehen, *<br />

sie bringen keinen Laut hervor aus ihrer Kehle.<br />

Die sie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen, *<br />

alle, die den Götzen vertrauen.<br />

Israel, vertrau auf den Herrn! *<br />

Er ist für euch Helfer und Schild.<br />

Haus Aaron, vertrau auf den Herrn! *<br />

Er ist für euch Helfer und Schild.<br />

Alle, die ihr den Herrn fürchtet, vertraut auf den Herrn! *<br />

Er ist für euch Helfer und Schild.<br />

Der Herr denkt an uns, er wird uns segnen, /<br />

er wird das Haus Israel segnen, *<br />

er wird das Haus Aaron segnen.<br />

Der Herr wird alle segnen, die ihn fürchten, *<br />

segnen Kleine und Große.


39<br />

Palmsonntag, 28. März · Abend<br />

Es mehre euch der Herr, *<br />

euch und eure Kinder!<br />

Seid gesegnet vom Herrn, *<br />

der Himmel und Erde gemacht hat!<br />

Der Himmel ist der Himmel des Herrn, *<br />

die Erde aber gab er den Menschen.<br />

Tote können den Herrn nicht mehr loben, *<br />

keiner, der ins Schweigen hinabfuhr.<br />

Wir aber preisen den Herrn *<br />

von nun an bis in Ewigkeit.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du, Gott Israels, denkst an deine Getreuen. Du hast Jesu Vertrauen<br />

nicht enttäuscht. Wir bitten dich: Bleibe bei uns in der<br />

Bedrängnis. Deinen Namen wollen wir preisen.<br />

Lesung <br />

Apg 13, 26b–30a<br />

Uns wurde das Wort des Heils gesandt. Denn die Einwohner<br />

von Jerusalem und ihre Führer haben Jesus nicht erkannt;<br />

aber sie haben die Worte der Propheten, die an jedem Sabbat<br />

vorgelesen werden, erfüllt und haben ihn verurteilt. Obwohl<br />

sie nichts fanden, wofür er den Tod verdient hätte, forderten<br />

sie von Pilatus seine Hinrichtung. Als sie alles vollbracht hatten,<br />

was in der Schrift über ihn gesagt ist, nahmen sie ihn vom<br />

Kreuzesholz und legten ihn ins Grab. Gott aber hat ihn von den<br />

Toten auferweckt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Ihr werdet alle irrewerden an mir. Es steht ja geschrieben: Den<br />

Hirten will ich schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.<br />

– Doch wenn ich auferstanden bin, gehe ich euch voraus<br />

nach Galiläa.


Abend · Palmsonntag, 28. März 40<br />

Fürbitten<br />

Christus Jesus, du König im Reich deines Vaters, wir rufen zu<br />

dir:<br />

A: Kyrie, eleison.<br />

– Wende dich den Mächtigen zu, dass sie besonders für die<br />

Bedürftigen Sorge tragen.<br />

– Hilf uns, dass Freiheit und Menschenrechte überall auf der<br />

Erde zur Geltung kommen.<br />

– Achte auf die, die dir folgen, und beschütze alle, die um deines<br />

Namens willen verfolgt werden.<br />

– Lass nicht zu, dass in deinem Namen Andersgläubigen Unrecht<br />

geschieht.<br />

– Befreie die Verstorbenen aus den Fesseln des Todes.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, deinem Willen gehorsam, hat unser<br />

Erlöser Fleisch angenommen, er hat sich selbst erniedrigt und<br />

sich unter die Schmach des Kreuzes gebeugt. Hilf uns, dass wir<br />

ihm auf dem Weg des Leidens nachfolgen und an seiner Auferstehung<br />

Anteil erlangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus<br />

Christus.<br />

Der gütige Gott festige die Riegel unserer Tore<br />

und segne die Kinder in unserer Mitte;<br />

er verschaffe unseren Grenzen Frieden<br />

und gewähre uns eine ruhige Nacht.<br />

Nach Ps 147, 13–14<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


ontag<br />

der Karwoche<br />

29. März <strong>2021</strong><br />

Namenstag: Gladys (Königin in Wales, † um 500) · hl. Ludolf von Ratzeburg<br />

(Bischof, † 1250) · Helmstan von Winchester (Bischof, † um 850)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

Die Sonne strahlt uns wieder neu:<br />

Du schenkst auch diesem Tag sein Licht.<br />

So nimm jetzt unsre Blindheit fort<br />

und öffne unsre Augen, Herr.<br />

Lass uns erkennen, wo wir dir<br />

an diesem Tage nahe sind:<br />

In allem, was uns widerfährt,<br />

in Freud und Leid und jeder Not.<br />

Tu auf die Ohren und das Herz,<br />

dass wir für alle offen sind,<br />

damit wir in den Menschen dich<br />

erkennen, wie du um uns wirbst.<br />

Am Abend nimm uns gütig auf<br />

als treue Knechte in dein Reich,<br />

damit wir dich für immer schau’n:<br />

den Vater mit dem Sohn im Geist. Amen.<br />

© Bernardin Schellenberger 2013


Morgen · Montag, 29. März 42<br />

Psalm 42 Verse 7–12<br />

Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich *<br />

im Jordanland, am Hermon, am Mizar-Berg.<br />

Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, *<br />

all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.<br />

Bei Tag schenke der Herr seine Huld; *<br />

ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens.<br />

Ich sage zu Gott, meinem Fels: *<br />

„Warum hast du mich vergessen?<br />

Warum muss ich trauernd umhergehen, *<br />

von meinem Feind bedrängt?“<br />

Wie ein Stechen in meinen Gliedern *<br />

ist für mich der Hohn der Bedränger;<br />

denn sie rufen mir ständig zu: *<br />

„Wo ist nun dein Gott?“<br />

Meine Seele, warum bist du betrübt *<br />

und bist so unruhig in mir?<br />

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, *<br />

meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott, unser Fels, du vergisst uns nicht. Stärke unsere Zuversicht<br />

in der Bedrängnis. Erweise uns deine Huld.<br />

Lesung Jes 42, 1<br />

Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter,<br />

an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn<br />

gelegt, er bringt den Völkern das Recht.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt. Doch ich habe<br />

dich erkannt; denn du hast mich gesandt.


43<br />

Montag, 29. März · Eucharistie<br />

Bitten<br />

Jesus, Menschensohn, du tust uns die Güte des Vaters kund.<br />

Wir bitten dich:<br />

A: Zeig uns dein Angesicht.<br />

– In den Armen und Einsamen.<br />

– In denen, die innerlich leer und orientierungslos sind.<br />

– In denen, die auf ein Wort der Versöhnung von uns warten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, in unserer Schwachheit versagen wir und<br />

sind anfällig für das Böse. Schau hin auf das Leiden deines Sohnes,<br />

richte uns wieder auf und schenke uns neues Leben. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Eucharistiefeier<br />

Streite, Herr, gegen alle, die gegen mich streiten,<br />

bekämpfe alle, die mich bekämpfen!<br />

Ergreife Schild und Waffen; steh auf, um mir zu helfen!<br />

Herr, meine starke Hilfe.<br />

Ps 35, 1–2; 140, 8<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja <br />

Jes 42, 5a.1–7<br />

So spricht Gott, der Herr: Seht, das ist mein Knecht, den ich<br />

stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich


Eucharistie · Montag, 29. März 44<br />

habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das<br />

Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme<br />

nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht<br />

er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er<br />

bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht<br />

zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf<br />

sein Gesetz warten die Inseln.<br />

So spricht Gott, der Herr, der den Himmel erschaffen und<br />

ausgespannt hat, der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr<br />

wächst, der den Menschen auf der Erde den Atem verleiht und<br />

allen, die auf ihr leben, den Geist: Ich, der Herr, habe dich aus<br />

Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich<br />

geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das<br />

Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene<br />

aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus<br />

ihrer Haft zu befreien.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Vier Lieder vom Gottesknecht überliefert der Prophet. Manchmal<br />

scheint eine konkrete Einzelperson im Blick zu sein, dann<br />

wieder könnte der Gottesknecht für ganz Israel stehen. Heute<br />

hören wir das erste Lied. Es schildert einen von Gott erwählten<br />

und eingesetzten Herrscher, oder ist vom Gottesvolk Israel die<br />

Rede? So oder so, fehlt dem Gottesknecht nicht alles, was man<br />

so braucht, um an die Macht zu kommen und dauerhaft an der<br />

Macht zu bleiben: Durchsetzungsfreude, Unempfindlichkeit<br />

bis zur Eiseskälte, Härte, ergebene einflussreiche und wohlhabende<br />

Freunde, eine gut geölte Kriegsmaschinerie? Was kann<br />

das schon für eine Macht sein, die keine andere Grundlage<br />

hat als den Einsatz für die Schwachen und Bedrängten, für die<br />

Blinden, für die Gefangenen und in Dunkelhaft Liegenden; für<br />

ihr Recht, für Gerechtigkeit? Ist das nicht vielmehr Ohnmacht?<br />

Kann das gut gehen? Kann das gut ausgehen? Der Glaube fragt<br />

anders: Kann das scheitern? Kann der scheitern? Kann ein<br />

Mensch zugrunde gehen, der in seinem Handeln Gott gleicht,


45<br />

Montag, 29. März · Eucharistie<br />

dem Schöpfer Himmels und der Erde, und den Gott stützend,<br />

hilfreich, liebend an der Hand fasst? Jener Gott, von dem der<br />

Psalmist sagt: „Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines<br />

Throns“? (Ps 97, 2)<br />

Antwortpsalm Ps 27, 1–3.13–14<br />

Kehrvers:<br />

Der Herr ist mein Licht und mein Heil.<br />

Der Herr ist mein Licht und mein Heil: *<br />

Vor wem sollte ich mich fürchten?<br />

Der Herr ist die Kraft meines Lebens: *<br />

Vor wem sollte mir bangen? – Kehrvers<br />

Dringen Frevler auf mich ein, *<br />

um mich zu verschlingen,<br />

meine Bedränger und Feinde, *<br />

sie müssen straucheln und fallen. – Kehrvers<br />

Mag ein Heer mich belagern: *<br />

Mein Herz wird nicht verzagen.<br />

Mag Krieg gegen mich toben: *<br />

Ich bleibe dennoch voll Zuversicht. – Kehrvers<br />

Ich bin gewiss, zu schauen *<br />

die Güte des Herrn im Land der Lebenden.<br />

Hoffe auf den Herrn, und sei stark! *<br />

Hab festen Mut, und hoffe auf den Herrn! – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 1a, ferner GL 38, 1 · GL 1975 487 · KG 320 (IV. Ton)<br />

Ruf vor dem Evangelium<br />

Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!<br />

Sei gegrüßt, du unser König: Als wir in die Irre gingen, nahmst<br />

du allein dich unser an.<br />

Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!


Eucharistie · Montag, 29. März 46<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 12, 1–11<br />

Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo<br />

Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort<br />

bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war<br />

unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein<br />

Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und<br />

trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des<br />

Öls erfüllt.<br />

Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später<br />

verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert<br />

Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte<br />

er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte,<br />

sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und<br />

veruntreute die Einkünfte.<br />

Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses<br />

tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber<br />

habt ihr nicht immer bei euch.<br />

Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen,<br />

jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus<br />

zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die<br />

Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil<br />

viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.<br />

Gabengebet<br />

Allmächtiger Gott, schau gnädig auf das heilige Opfer, das wir<br />

feiern. Du hast deinen Sohn dahingegeben, um unsere Verurteilung<br />

aufzuheben, schenke uns als Frucht seines Leidens das<br />

ewige Leben. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und das Werk deines Erbarmens zu rühmen durch unseren<br />

Herrn Jesus Christus. Denn wiederum kommen die Tage,


47<br />

Montag, 29. März · Abend<br />

die seinem heilbringenden Leiden und seiner glorreichen Auferstehung<br />

geweiht sind. Es kommt der Tag des Triumphes über<br />

den alten Feind, es naht das Fest der Erlösung. Darum preisen<br />

wir dich mit allen Chören der Engel und singen vereint mit<br />

ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Ps 102, 3<br />

O Gott, verbirg dein Gesicht nicht vor mir! Wenn ich in Not<br />

bin, wende dein Ohr mir zu! Wenn ich dich anrufe, erhöre<br />

mich bald.<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, du bist bei deinem Volk eingekehrt und hast<br />

durch die heiligen Geheimnisse in uns Wohnung genommen.<br />

Bleibe uns nahe und wache über uns, damit wir die Heilsgabe<br />

bewahren, die uns durch dein Erbarmen zuteilgeworden ist.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Gott, unser Vater, schau gnädig herab auf deine Familie, für<br />

die unser Herr Jesus Christus sich freiwillig in die Hände der<br />

Sünder überliefert und die Marter des Kreuzes erduldet hat. Er,<br />

der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes<br />

† und des <strong>Heilige</strong>n Geistes, komme auf euch herab und bleibe<br />

bei euch allezeit.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Abend · Montag, 29. März 48<br />

Innehalten am Abend<br />

Großer Gott, lass meine Seele reifen, ehe sie geerntet wird.<br />

Selma Lagerlöf (schwedische Schriftstellerin, 1858–1940)<br />

• Was macht in meinen Augen die „Reife“ eines Menschen<br />

aus?<br />

• Welche Eigenschaften gehören für mich dazu?<br />

Confiteor – oder – Erbarme dich (Seite 60)<br />

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und<br />

Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe –<br />

ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken – durch<br />

meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.<br />

Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und <strong>Heilige</strong>n<br />

und euch, Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei<br />

Gott, unserem Herrn.<br />

Hymnus<br />

Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,<br />

dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?<br />

Was ist die Schuld, in was für Missetaten<br />

bist du geraten?<br />

Du wirst gegeißelt und mit Dorn gekrönet,<br />

ins Angesicht geschlagen und verhöhnet,<br />

du wirst mit Essig und mit Gall getränket,<br />

ans Kreuz gehenket.<br />

Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen?<br />

Ach, meine Sünden haben dich geschlagen.<br />

Ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet,<br />

was du erduldet.<br />

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!<br />

Der gute Hirte leidet für die Schafe;


49<br />

Montag, 29. März · Abend<br />

die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,<br />

für seine Knechte.<br />

Johann Heermann 1630<br />

GL 290 · GL 1975 180 · KG 391 · EG 81<br />

Psalm 40 Verse 2–9<br />

Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. *<br />

Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.<br />

Er zog mich herauf aus der Grube des Grauens, *<br />

aus Schlamm und Morast.<br />

Er stellte meine Füße auf den Fels, *<br />

machte fest meine Schritte.<br />

Er legte mir ein neues Lied in den Mund, *<br />

einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott.<br />

Viele werden es sehen, sich in Ehrfurcht neigen *<br />

und auf den Herrn vertrauen.<br />

Wohl dem Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt, *<br />

sich nicht zu den Stolzen hält noch zu treulosen Lügnern.<br />

Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, /<br />

und deine Pläne mit uns; *<br />

Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich.<br />

Wollte ich von ihnen künden und reden, *<br />

es wären mehr, als man zählen kann.<br />

An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, *<br />

Brand- und Sündopfer forderst du nicht.<br />

Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; /<br />

darum sage ich: Ja, ich komme. *<br />

In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist.<br />

Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, *<br />

deine Weisung trag ich im Herzen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Abend · Montag, 29. März 50<br />

In Stunden des Elends, barmherziger Gott, stell unsere Füße auf<br />

den Felsen, lass unsere Schritte nicht wanken. Gib uns neuen<br />

Mut, uns an dein Wort zu halten.<br />

Lesung Jes 53, 2–3<br />

Vor den Augen des Herrn wuchs er auf wie ein junger Spross,<br />

wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden. Er hatte keine<br />

schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten.<br />

Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde<br />

verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller<br />

Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man<br />

das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der<br />

Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm<br />

das ewige Leben habe.<br />

Fürbitten<br />

Gott, du Vater der Armen, in deinem Sohn hast du uns den Weg<br />

zu dir gewiesen. Wir bitten dich:<br />

A: Hilf uns umkehren zu dir.<br />

Deiner Güte werden wir nicht gerecht, wenn wir uns über andere<br />

erheben;<br />

– halte Hochmut und Herablassung von uns fern.<br />

Du willst uns bereichern in der Begegnung mit dir und unseren<br />

Mitmenschen;<br />

– wenn unser Herz am materiellen Wohlstand hängt, führe uns<br />

hinaus in deine Weite.<br />

Wenn wir einem Bedürftigen das Nötige verweigern, verschließen<br />

wir uns deinem Ruf;<br />

– hilf uns teilen, damit eine wahre Gemeinschaft unter deinen<br />

Geschöpfen entsteht.


51<br />

Montag, 29. März · Abend<br />

Du bist die Sehnsucht der Toten;<br />

– gedenke aller, die je gelebt haben, und schaffe sie neu.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, in unserer Schwachheit versagen wir und<br />

sind anfällig für das Böse. Schau hin auf das Leiden deines Sohnes,<br />

richte uns wieder auf und schenke uns neues Leben. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


ienstag<br />

der Karwoche<br />

30. März <strong>2021</strong><br />

Namenstag: sel. Diemut (Reklusin in Wessobrunn, † 1130) · sel. Dodo<br />

von Mariengaarde (Prämonstratenser, Einsiedler, † 1232) · sel. Amadeus<br />

IX., Herzog von Savoyen († 1472)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

O Haupt voll Blut und Wunden,<br />

voll Schmerz und voller Hohn,<br />

o Haupt, zum Spott gebunden<br />

mit einer Dornenkron,<br />

o Haupt, sonst schön gekrönet<br />

mit höchster Ehr und Zier,<br />

jetzt aber frech verhöhnet:<br />

Gegrüßet seist du mir.<br />

Du edles Angesichte,<br />

davor sonst schrickt und scheut<br />

das große Weltgewichte;<br />

wie bist du so bespeit,<br />

wie bist du so erbleichet,<br />

wer hat dein Augenlicht,<br />

dem sonst kein Licht nicht gleichet,<br />

so schändlich zugericht?


53<br />

Dienstag, 30. März · Morgen<br />

Die Farbe deiner Wangen,<br />

der roten Lippen Pracht<br />

ist hin und ganz vergangen,<br />

des blassen Todes Macht<br />

hat alles hingenommen,<br />

hat alles hingerafft,<br />

und so bist du gekommen<br />

von deines Leibes Kraft.<br />

Was du, Herr, hast erduldet,<br />

ist alles meine Last;<br />

ich, ich hab es verschuldet,<br />

was du getragen hast.<br />

Schau her, hier steh ich Armer,<br />

der Zorn verdienet hat;<br />

gib mir, o mein Erbarmer,<br />

den Anblick deiner Gnad.<br />

Ich will hier bei dir stehen,<br />

verachte mich doch nicht.<br />

Von dir will ich nicht gehen,<br />

wenn dir dein Herze bricht.<br />

Wenn dein Haupt wird erblassen<br />

im letzten Todesstoß,<br />

alsdann will ich dich fassen<br />

in meinen Arm und Schoß.<br />

Paul Gerhardt 1656, nach „Salve caput cruentatum“,<br />

2. Str.: „Weltgewichte“ = Kosmos,<br />

GL 289 · GL 1975 179 · KG 389 · EG 85 – Strophen 1–5<br />

Psalm 43<br />

Verschaff mir Recht, o Gott, /<br />

und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! *<br />

Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!<br />

Denn du bist mein starker Gott. *<br />

Warum hast du mich verstoßen?


Morgen · Dienstag, 30. März 54<br />

Warum muss ich trauernd umhergehen, *<br />

von meinem Feind bedrängt?<br />

Sende dein Licht und deine Wahrheit, *<br />

damit sie mich leiten;<br />

sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg *<br />

und zu deiner Wohnung.<br />

So will ich zum Altar Gottes treten,<br />

zum Gott meiner Freude. *<br />

Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, Gott, mein Gott.<br />

Meine Seele, warum bist du betrübt *<br />

und bist so unruhig in mir?<br />

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, *<br />

meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Auch heute werden Glaubende bedrängt und verfolgt. Gott, unser<br />

Leben, richte sie auf und stärke sie.<br />

Lesung Weish 19, 22<br />

In allem hast du, Herr, dein Volk groß gemacht und verherrlicht;<br />

du hast es nicht im Stich gelassen, sondern bist ihm<br />

immer und überall beigestanden.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die<br />

ich bei dir hatte, bevor die Welt geschaffen war.<br />

Bitten<br />

Zu Jesus, dem Gekreuzigten, rufen wir:<br />

A: Lass uns deine Herrlichkeit schauen.<br />

– In deinem Ringen um den Willen des Vaters in Getsemani.<br />

– In deiner Vergebungsbitte für die, die dich kreuzigten.


55<br />

Dienstag, 30. März · Eucharistie<br />

– In deiner tröstenden Antwort an den reuigen Verbrecher.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, hilf uns, das Gedächtnis des Leidens<br />

Christi so zu begehen, dass wir von dir Verzeihung erlangen.<br />

Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Eucharistiefeier<br />

Überlass mich nicht meinen gierigen Gegnern;<br />

denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten.<br />

Ps 27, 12<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 49, 1–6<br />

Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne!<br />

Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als<br />

ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen<br />

genannt.<br />

Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert, er verbarg<br />

mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zum spitzen<br />

Pfeil und steckte mich in seinen Köcher. Er sagte zu mir: Du<br />

bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen<br />

will.<br />

Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine<br />

Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim<br />

Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.


Eucharistie · Dienstag, 30. März 56<br />

Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib<br />

zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm<br />

heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den<br />

Augen des Herrn geehrt, und mein Gott war meine Stärke.<br />

Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur<br />

um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten<br />

Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die<br />

Völker, damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.<br />

Antwortpsalm Ps 71, 1–3.5–6.15.17<br />

Kehrvers:<br />

Mein Mund soll künden von deiner Gerechtigkeit.<br />

Herr, ich suche Zuflucht bei dir. *<br />

Lass mich doch niemals scheitern!<br />

Reiß mich heraus und rette mich in deiner Gerechtigkeit, *<br />

wende dein Ohr mir zu und hilf mir! – Kehrvers<br />

Sei mir ein sicherer Hort, *<br />

zu dem ich allzeit kommen darf.<br />

Du hast mir versprochen zu helfen, *<br />

denn du bist mein Fels und meine Burg. – Kehrvers<br />

Herr, mein Gott, du bist ja meine Zuversicht, *<br />

meine Hoffnung von Jugend auf.<br />

Vom Mutterleib an stütze ich mich auf dich, /<br />

vom Mutterschoß an bist du mein Beschützer; *<br />

dir gilt mein Lobpreis allezeit. – Kehrvers<br />

Mein Mund soll von deiner Gerechtigkeit künden /<br />

und von deinen Wohltaten sprechen den ganzen Tag, *<br />

denn ich kann sie nicht zählen.<br />

Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, *<br />

und noch heute verkünde ich<br />

dein wunderbares Walten. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 15a, ferner GL 401 · GL 1975 496 · KG 85, 7 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 725, 1 (I. Ton)


57<br />

Dienstag, 30. März · Eucharistie<br />

Ruf vor dem Evangelium<br />

Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!<br />

Sei gegrüßt, du unser König: Dem Vater gehorsam, lässt du<br />

dich zum Kreuze führen wie ein sanftes Lamm, das man zur<br />

Schlachtbank führt.<br />

Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes<br />

Joh 13, 21–33.36–38<br />

In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde<br />

er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen,<br />

das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten.<br />

Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen<br />

er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war<br />

der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen,<br />

von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an<br />

die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es?<br />

Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich<br />

eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es<br />

und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den<br />

Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn.<br />

Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner<br />

der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas<br />

die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe,<br />

was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den<br />

Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen<br />

hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.<br />

Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn<br />

verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn<br />

Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen,<br />

und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich<br />

bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und<br />

was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin<br />

ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen.


Eucharistie · Dienstag, 30. März 58<br />

Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus<br />

antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt<br />

nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu<br />

ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben<br />

will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich<br />

dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor<br />

der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.<br />

Impuls zum Evangelium<br />

„Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“, sagt man. Aber<br />

Wissen, gar Wissenschaft, ist auch ein bewährter Weg, heiße<br />

Eisen abzukühlen. Was ich weiß, darauf vermag ich mich einzustellen.<br />

Vorauswissen gibt mir die Möglichkeit, gegebenenfalls<br />

Gegenmaßnahmen einzuleiten. Wissenschaftlich kann<br />

ich souverän von Dingen sprechen, die mich in Wirklichkeit<br />

umtreiben und beunruhigen. Jesus weiß, welch dunkle Nacht<br />

ihm bevorsteht. Und er weiß, dass ihn Judas, einer seiner<br />

engsten Freunde, ausliefern wird. Und doch macht ihn dieses<br />

Wissen nicht immun. Jesus benutzt es nicht als Rüstung. Jesus<br />

panzert sich nicht: nicht gegen die Angst, nicht gegen die<br />

Enttäuschung, nicht gegen die Verzweiflung. Er ist nicht unerschütterlich.<br />

Misstrauen und Feindseligkeit eines Vertrauten,<br />

eines Menschen, dem er vertraute, erschüttern ihn im Innersten.<br />

Jesu Erschütterlichkeit ist zutiefst menschlich. Ist sie nicht<br />

auch ganz Gottes – ganz göttlich?<br />

Gabengebet<br />

Sei uns gnädig, Herr, unser Gott, und sieh auf die Opfergaben<br />

deines Volkes. In dieser Feier schenkst du uns Anteil am heiligen<br />

Mahl; führe uns auch zum Hochzeitsmahl des ewigen Lebens.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und das Werk deines Erbarmens zu rühmen durch un-


59<br />

Dienstag, 30. März · Abend<br />

seren Herrn Jesus Christus. Denn wiederum kommen die Tage,<br />

die seinem heilbringenden Leiden und seiner glorreichen Auferstehung<br />

geweiht sind. Es kommt der Tag des Triumphes über<br />

den alten Feind, es naht das Fest der Erlösung. Darum preisen<br />

wir dich mit allen Chören der Engel und singen vereint mit<br />

ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Röm 8, 32<br />

Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für<br />

alle hingegeben.<br />

Schlussgebet<br />

Barmherziger Gott, du hast uns in diesem Mahl die Gabe des<br />

Heils geschenkt. Dein Sakrament gebe uns Kraft in dieser Zeit<br />

und in der kommenden Welt das ewige Leben. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Schenke uns deinen Segen, allmächtiger Vater, denn wir sind<br />

dein Volk. Hilf uns, das Böse zu meiden und zu erlangen, was<br />

uns zum Heil ist. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes<br />

† und des <strong>Heilige</strong>n Geistes, komme auf euch herab und bleibe<br />

bei euch allezeit.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Abend · Dienstag, 30. März 60<br />

Innehalten am Abend<br />

Es gibt keinen Menschen ohne Kummer. Gibt es einen, so ist<br />

es kein Mensch.<br />

Aus der Türkei<br />

• Was bekümmert mich?<br />

• Um wen sorge ich mich?<br />

Confiteor (Seite 48) – oder:<br />

V: Erbarme dich, Herr, unser Gott, erbarme dich.<br />

A: Denn wir haben vor dir gesündigt.<br />

V: Erweise, Herr, uns deine Huld.<br />

A: Und schenke uns dein Heil.<br />

Hymnus<br />

Ich grüße dich am Kreuzesstamm,<br />

du hochgelobtes Gotteslamm,<br />

mit andachtsvollem Herzen.<br />

Hier hängst du zwar in lauter Not<br />

und bist gehorsam bis zum Tod,<br />

vergehst in tausend Schmerzen;<br />

doch sieht mein Glaube wohl an dir,<br />

dass Gottes Majestät und Zier<br />

in diesem Leibe wohne<br />

und dass du hier so würdig seist,<br />

dass man dich Herr und König heißt,<br />

als auf dem Ehrenthrone.<br />

Ich folge dir durch Tod und Leid,<br />

o Herzog meiner Seligkeit,<br />

nichts soll mich von dir trennen.<br />

Du gehst den engen Weg voran;<br />

dein Kreuzestod macht offne Bahn<br />

den Seelen, die dich kennen.


61<br />

Dienstag, 30. März · Abend<br />

Ach Jesu, deine höchste Treu<br />

macht, dass mir nichts unmöglich sei,<br />

da du für mich gestorben;<br />

ich scheue nicht den bittern Tod<br />

und bin gewiss in aller Not:<br />

„Wer glaubt, ist unverdorben.“<br />

Valentin Ernst Löscher 1722<br />

EG 90 · Melodie: GL 267 · GL 1975 166 · KG 380<br />

Psalm 119 <br />

Verse 49–56 Sajin<br />

Denk an das Wort für deinen Knecht, *<br />

durch das du mir Hoffnung gabst.<br />

Das ist mein Trost im Elend: *<br />

Deine Verheißung spendet mir Leben.<br />

Frech verhöhnen mich die Stolzen; *<br />

ich aber weiche nicht ab von deiner Weisung.<br />

Denke ich an deine Urteile seit alter Zeit, *<br />

Herr, dann bin ich getröstet.<br />

Zorn packt mich wegen der Frevler, *<br />

weil sie deine Weisung missachten.<br />

Zum Lobgesang wurden mir deine Gesetze *<br />

im Haus meiner Pilgerschaft.<br />

In der Nacht denke ich, Herr, an deinen Namen; *<br />

ich will deine Weisung beachten.<br />

Deine Befehle zu befolgen *<br />

ist das Glück, das mir zufiel.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Ewiger Gott, dein Knecht ist auch in tiefster Verlassenheit nicht<br />

von deiner Weisung abgewichen. Wenn wir in Bedrängnis geraten,<br />

weil wir deinen Weg befolgen, gib uns Hoffnung durch<br />

dein Wort.


Abend · Dienstag, 30. März 62<br />

Lesung Weish 3, 1–2a.3b<br />

Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine<br />

Qual kann sie berühren. In den Augen der Toren sind sie<br />

gestorben; sie aber sind in Frieden.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben, und ich habe Macht,<br />

es wieder zu nehmen.<br />

Fürbitten<br />

Lasst uns beten zu Jesus Christus, unserer Hoffnung:<br />

A: Erbarme dich deines Volkes.<br />

Stärke unseren Bischof in seinem Hirtenamt;<br />

– lass ihn deinen Gläubigen Mut und Orientierung vermitteln.<br />

Steh den Armen und Bedürftigen bei;<br />

– zeige uns Wege, ihre Lage dauerhaft zu verbessern.<br />

Sei allen Verfolgten nahe;<br />

– lass sie Menschen begegnen, die ihnen Schutz und Hilfe gewähren.<br />

Blick auf unsere Verstorbenen;<br />

– schenke ihnen ewige Freude.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, hilf uns, das Gedächtnis des Leidens<br />

Christi so zu begehen, dass wir von dir Verzeihung erlangen.<br />

Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


ittwoch<br />

der Karwoche<br />

31. März <strong>2021</strong><br />

Namenstag: hl. Kornelia (Märtyrerin) · hl. Benjamin (Diakon, Märtyrer,<br />

Glaubensbote in Persien, † um 422) · Goswin von Cîteaux (Abt,<br />

† 1155) · Lambert Conradi (Franziskaner, † 1594) · Heinrich Thyssen<br />

(Franziskaner, 1844) · Klemens Fuhl (Augustiner-Eremit, Ordensgeneral,<br />

† 1935)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

Heilig Kreuz, du Baum der Treue,<br />

edler Baum, dem keiner gleich,<br />

keiner so an Laub und Blüte,<br />

keiner so an Früchten reich:<br />

Süßes Holz, o süße Nägel,<br />

welche süße Last an euch.<br />

Beuge, hoher Baum, die Zweige,<br />

werde weich an Stamm und Ast,<br />

denn dein hartes Holz muss tragen<br />

eine königliche Last,<br />

gib den Gliedern deines Schöpfers<br />

an dem Stamme linde Rast.<br />

Du allein warst wert, zu tragen<br />

aller Sünden Lösegeld,


Morgen · Mittwoch, 31. März 64<br />

du, die Planke, die uns rettet<br />

aus dem Schiffbruch dieser Welt.<br />

Du, gesalbt vom Blut des Lammes,<br />

Pfosten, der den Tod abhält.<br />

Lob und Ruhm sei ohne Ende<br />

Gott, dem höchsten Herrn, geweiht.<br />

Preis dem Vater und dem Sohne<br />

und dem Geist der Heiligkeit.<br />

Einen Gott in drei Personen<br />

lobe alle Welt und Zeit. Amen.<br />

Nach: Crux fidelis, inter omnes arbor una nobilis;<br />

Venantius Fortunatus, † nach 600<br />

Melodie: GL 495 · GL 1975 541 · KG 219<br />

Psalm 39 Verse 7–14<br />

Nur wie ein Schatten geht der Mensch einher, /<br />

um ein Nichts macht er Lärm. *<br />

Er rafft zusammen und weiß nicht, wer es einheimst.<br />

Und nun, Herr, worauf soll ich hoffen? *<br />

Auf dich allein will ich harren.<br />

Entreiß mich allen, die mir Unrecht tun, *<br />

und überlass mich nicht dem Spott der Toren!<br />

Ich bin verstummt, ich tue den Mund nicht mehr auf. *<br />

Denn so hast du es gefügt.<br />

Nimm deine Plage weg von mir! *<br />

Unter der Wucht deiner Hand vergehe ich.<br />

Du strafst und züchtigst den Mann wegen seiner Schuld, /<br />

du zerstörst seine Anmut wie Motten das Kleid, *<br />

ein Hauch nur ist jeder Mensch.<br />

Hör mein Gebet, Herr, vernimm mein Schreien, *<br />

schweig nicht zu meinen Tränen!<br />

Denn ich bin nur ein Gast bei dir, *<br />

ein Fremdling wie all meine Väter.


65<br />

Mittwoch, 31. März · Morgen<br />

Wende dein strafendes Auge ab von mir, /<br />

sodass ich heiter blicken kann, *<br />

bevor ich dahinfahre und nicht mehr da bin.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Treuer Gott, auf dich hat dein Sohn gehofft, und du bist nicht<br />

von ihm gewichen. Höre unser Gebet und lass uns im Tod nicht<br />

allein.<br />

Lesung Jes 53, 4–5<br />

Er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen<br />

auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen,<br />

von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen<br />

unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu<br />

unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind<br />

wir geheilt.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Als makelloses Opfer hat Christus sich selber Gott dargebracht<br />

im <strong>Heilige</strong>n Geist. Sein Blut macht uns rein für den Dienst vor<br />

dem lebendigen Gott.<br />

Bitten<br />

Guter Vater, in Jesus hast du uns zur Mitarbeit an deinem Heilsplan<br />

erwählt. Wir bitten dich:<br />

A: Reinige unsere Herzen.<br />

– Dass wir offen und hilfsbereit aufeinander zugehen.<br />

– Dass wir unsere Stärken und Schwächen klar erkennen und<br />

sie zum Wohl aller fruchtbar machen.<br />

– Dass wir unsere Mitmenschen, auch die, die es uns schwer<br />

machen, mit deinen Augen sehen lernen.<br />

Vaterunser


Eucharistie · Mittwoch, 31. März 66<br />

Oration<br />

<strong>Heilige</strong>r Gott, du hast deinen Sohn der Schmach des Kreuzes<br />

unterworfen, um uns der Gewalt des Bösen zu entreißen. Gib<br />

uns die Gnade, dass auch wir deinem Willen gehorchen und<br />

einst in Herrlichkeit auferstehen. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.<br />

Eucharistiefeier<br />

Vor dem Namen Jesu sollen alle Mächte<br />

im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen;<br />

denn der Herr erniedrigte sich<br />

und war gehorsam bis zum Tod,<br />

bis zum Tod am Kreuz.<br />

Deshalb ist Jesus Christus der Herr<br />

in der Herrlichkeit Gottes, des Vaters.<br />

Vgl. Phil 2, 10.8.11<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 50, 4–9a<br />

Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich<br />

verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes<br />

Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre<br />

wie ein Jünger. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet.<br />

Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt<br />

meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die<br />

mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg<br />

ich nicht vor Schmähungen und Speichel.


67<br />

Mittwoch, 31. März · Eucharistie<br />

Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht<br />

in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie<br />

einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der<br />

mich freispricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten?<br />

Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit?<br />

Er trete zu mir heran. Seht her, Gott, der Herr, wird mir<br />

helfen. Wer kann mich für schuldig erklären?<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 69, 8–10.12.21b–22.31.33<br />

Kehrvers:<br />

Erhöre mich in deiner großen Huld, Gott, hilf mir in deiner<br />

Treue!<br />

Deinetwegen erleide ich Schmach, *<br />

und Schande bedeckt mein Gesicht.<br />

Entfremdet bin ich den eigenen Brüdern, *<br />

den Söhnen meiner Mutter wurde ich fremd. – Kehrvers<br />

Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt; *<br />

die Schmähungen derer, die dich schmähen,<br />

haben mich getroffen.<br />

Ich ging in Sack und Asche, *<br />

doch sie riefen Spottverse hinter mir her. – Kehrvers<br />

Ganz krank bin ich vor Schmach; /<br />

umsonst habe ich auf Mitleid gewartet, *<br />

auf einen Tröster, doch ich habe keinen gefunden.<br />

Sie gaben mir Gift zu essen, *<br />

für den Durst reichten sie mir Essig. – Kehrvers<br />

Ich will den Namen Gottes rühmen im Lied, *<br />

in meinem Danklied ihn preisen.<br />

Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch; *<br />

ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf! – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 14bc, ferner GL 431 (IV. Ton)<br />

oder GL 1975 733, 1 · KG 619 (VI. Ton)


Eucharistie · Mittwoch, 31. März 68<br />

Ruf vor dem Evangelium<br />

Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!<br />

Sei gegrüßt, du unser König: Dem Vater gehorsam, lässt du<br />

dich zum Kreuze führen wie ein sanftes Lamm, das man zur<br />

Schlachtbank führt.<br />

Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 26, 14–25<br />

In jener Zeit ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den<br />

Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich<br />

euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke.<br />

Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.<br />

Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die<br />

Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für<br />

dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und<br />

dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist<br />

da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern.<br />

Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten<br />

das Paschamahl vor.<br />

Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu<br />

Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch:<br />

Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren<br />

sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin<br />

ich es etwa, Herr?<br />

Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht<br />

hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar<br />

seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem<br />

Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für<br />

ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre.<br />

Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus<br />

sagte zu ihm: Du sagst es.


69<br />

Mittwoch, 31. März · Eucharistie<br />

Impuls zum Evangelium<br />

Vater Freud erzählt dem kleinen Sohn davon, wie er in jungen<br />

Jahren als Jude von einem Christen auf der Straße gedemütigt<br />

wurde, ohne sich dagegen zur Wehr zu setzen. „Das schien<br />

mir nicht heldenhaft von dem großen starken Mann, der mich<br />

Kleinen an der Hand führte“, so erinnert sich der erwachsene<br />

Sigmund der Enttäuschung des Kindes, das er einst war. Jedes<br />

Kind wünscht sich einen Vater, der so lieb wie stark ist, souverän<br />

und unverwundbar, allseits geachtet und anerkannt. Bei aller<br />

Liebe, das ist ein Schmarrn, würde man in Bayern vielleicht<br />

sagen. Väter sind halt auch Menschen, verletzt und verletzlich,<br />

entmutigt, ermutigt, vom Leben gestärkt und geschwächt; es<br />

gibt alles, in jedem, in jedem Mischungsverhältnis. Manche<br />

Wünsche bleiben aber. Jesus, dem mutigen Freund, dem geliebten,<br />

bewunderten Rabbi, bläst ein scharfer Wind ins Gesicht.<br />

Das macht seinen Anhängern, auch den besten Freunden,<br />

schwer zu schaffen. Warum wehrt er sich nicht? Warum geht er<br />

nicht in die Offensive? Warum führt er nicht endlich das Gottesreich<br />

herbei? Auf geht’s! Begreifliche Wünsche, begreifliche<br />

Enttäuschungen. Im Normalfall lieben wir einen Menschen wie<br />

Nahrung, so sagt es die Philosophin Simone Weil (1909–1943).<br />

So, wie sich alles entwickelt, ist es seinen Jüngern nun kaum<br />

noch möglich, Jesus als Nahrung zu lieben. Und ausgerechnet<br />

jetzt, in seiner Schwäche, in seiner letzten Angreifbarkeit und<br />

Bedürftigkeit, wird er zum Brot des Lebens, für alle.<br />

Gabengebet<br />

Gott, unser Vater, nimm unsere Opfergaben gnädig an und gib,<br />

dass wir mit gläubigem Herzen das Leidensgeheimnis deines<br />

Sohnes feiern, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu<br />

danken und das Werk deines Erbarmens zu rühmen durch un-


Abend · Mittwoch, 31. März 70<br />

seren Herrn Jesus Christus. Denn wiederum kommen die Tage,<br />

die seinem heilbringenden Leiden und seiner glorreichen Auferstehung<br />

geweiht sind. Es kommt der Tag des Triumphes über<br />

den alten Feind, es naht das Fest der Erlösung. Darum preisen<br />

wir dich mit allen Chören der Engel und singen vereint mit<br />

ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers Mt 20, 28<br />

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu<br />

lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als<br />

Lösegeld für viele.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, diese heilige Feier bezeugt uns das Geheimnis<br />

der Erlösung. Erwecke in uns das feste Vertrauen, dass uns<br />

durch den Tod deines Sohnes ewiges Leben geschenkt ist. Darum<br />

bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

Sei deinem Volk gnädig, Herr, unser Gott, und versage uns auf<br />

Erden nicht deinen Trost, da du uns zum ewigen Leben berufen<br />

hast. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes<br />

† und des <strong>Heilige</strong>n Geistes, komme auf euch herab und bleibe<br />

bei euch allezeit.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


71<br />

Mittwoch, 31. März · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Wer über gewisse Dinge den Verstand nicht verliert, der hat<br />

keinen zu verlieren.<br />

Gotthold Ephraim Lessing (Schriftsteller, 1729–1781) in „Emilia Galotti“<br />

• Was empört mich?<br />

• Worüber bin ich traurig, ja verzweifelt?<br />

Confiteor (Seite 48) – oder – Erbarme dich (Seite 60)<br />

Hymnus<br />

Fürwahr, er trug unsre Krankheit;<br />

fürwahr, er trug unsre Schmerzen.<br />

Geschlagen für unsre Sünden,<br />

misshandelt für unsre Schuld.<br />

Verleugnet, verspottet, mit Dornen gekrönt,<br />

ein Lamm auf der Schlachtbank:<br />

der liebende Gott, der liebende Gott.<br />

Fürwahr, er trug unsre Krankheit,<br />

fürwahr, er trug unsre Schmerzen.<br />

Geschlagen, doch ohne Sünde,<br />

misshandelt, doch ohne Schuld.<br />

Verraten, verlassen, verurteilt, durchbohrt,<br />

ein Lamm auf der Schlachtbank:<br />

gekreuzigter Gott, gekreuzigter Gott.<br />

Fürwahr, er trug unsre Krankheit;<br />

fürwahr, er trug unsre Schmerzen.<br />

Genesen durch seine Wunden,<br />

sind wir unversehrt und heil.<br />

Er steht auf zur Seite der Armen, der Kleinen,<br />

vertraut mit der Ohnmacht,<br />

der liebende Gott, der liebende Gott.<br />

Eugen Eckert 1987, nach Jes 52, 13 – 53, 12<br />

© Strube Verlag, München – GL 292


Abend · Mittwoch, 31. März 72<br />

Psalm 62 Verse 2–13<br />

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, *<br />

von ihm kommt mir Hilfe.<br />

Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; *<br />

darum werde ich nicht wanken.<br />

Wie lange rennt ihr an gegen einen Einzigen, /<br />

stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, *<br />

wie gegen eine Mauer, die einstürzt?<br />

Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; *<br />

Lügen ist ihre Lust.<br />

Sie segnen mit ihrem Mund, *<br />

doch in ihrem Herzen fluchen sie.<br />

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; *<br />

denn von ihm kommt meine Hoffnung.<br />

Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; *<br />

darum werde ich nicht wanken.<br />

Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; *<br />

Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht.<br />

Vertrau ihm, Volk Gottes, zu jeder Zeit! /<br />

Schüttet euer Herz vor ihm aus! *<br />

Denn Gott ist unsere Zuflucht.<br />

Nur ein Hauch sind die Menschen, *<br />

die Leute nur Lug und Trug.<br />

Auf der Waage schnellen sie empor, *<br />

leichter als ein Hauch sind sie alle.<br />

Vertraut nicht auf Gewalt, *<br />

verlasst euch nicht auf Raub!<br />

Wenn der Reichtum auch wächst, *<br />

so verliert doch nicht euer Herz an ihn!<br />

Eines hat Gott gesagt, *<br />

zweierlei habe ich gehört:


73<br />

Mittwoch, 31. März · Abend<br />

Bei Gott ist die Macht; *<br />

Herr, bei dir ist die Huld.<br />

Denn du wirst jedem vergelten, *<br />

wie es seine Taten verdienen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Von dir kommt unsere Hoffnung, Vater des Erbarmens. Lass<br />

unsere Seelen zur Ruhe kommen bei dir.<br />

Lesung Eph 4, 32 – 5, 2<br />

Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander,<br />

weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat. Ahmt Gott<br />

nach als seine geliebten Kinder und liebt einander, weil auch<br />

Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe<br />

und als Opfer, das Gott gefällt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Der Meister spricht: Meine Stunde ist gekommen. In deinem<br />

Hause will ich das Ostermahl halten mit meinen Jüngern.<br />

Fürbitten<br />

Gepriesen sei unser Herr Jesus Christus, der uns aus allen Völkern<br />

an seinem Tisch versammelt. Zu ihm rufen wir:<br />

A: Höre die Bitten deines Volkes.<br />

Du hast uns die Schuld vergeben;<br />

– lass die Macht der Verzeihung für den Frieden unter den Völkern<br />

wirksam werden.<br />

In dir hat alles Bestand;<br />

– lass deinen Geist die Welt durchdringen, dass sie für alle lebenswert<br />

bleibt.<br />

In dir wohnt die Fülle der Gottheit;<br />

– lass uns den Reichtum deiner Gaben miteinander genießen.


Abend · Mittwoch, 31. März 74<br />

Du hast Frieden gestiftet am Kreuz;<br />

– gedenke aller, die um der Versöhnung willen ihr Leben gelassen<br />

haben.<br />

A: Höre die Bitten deines Volkes.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

<strong>Heilige</strong>r Gott, du hast deinen Sohn der Schmach des Kreuzes<br />

unterworfen, um uns der Gewalt des Bösen zu entreißen. Gib<br />

uns die Gnade, dass auch wir deinem Willen gehorchen und<br />

einst in Herrlichkeit auferstehen. Darum bitten wir durch ihn,<br />

Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


ündonnerstag<br />

Hoher Donnerstag<br />

1. April <strong>2021</strong><br />

M<br />

it dem Abend des Gründonnerstages oder Hohen Donnerstages<br />

beginnt das österliche Triduum, das Gedächtnis von<br />

Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Die Bezeichnung Gründonnerstag<br />

ist wahrscheinlich volkstümlichen Ursprungs und leitet<br />

sich wohl von der seit dem 14. Jahrhundert verbreiteten Sitte ab,<br />

an diesem Tag grüne Heilkräuter und grünes Gemüse zu essen.<br />

Möglicherweise hängt dieser Brauch mit der Symbolik des wiederkehrenden<br />

Frühlings zusammen, wie sie in den Hymnen der<br />

Fastenzeit mehrfach vorkommt. Denkbar ist auch eine Verbindung<br />

zum kirchlichen Sprachgebrauch des ausgehenden Mittelalters, der<br />

„grün“ in der Bedeutung „frisch“, d. h. „erneuert, sündlos“ kannte.<br />

Damit wäre ein deutlicher Bezug zur Bußpraxis der römischen Kirche<br />

gegeben, nach der die Bußzeit für öffentliche Büßer mit dem<br />

Gründonnerstag endete und sie wieder in die volle Gemeinschaft<br />

der Kirche aufgenommen wurden.<br />

In der heiligen Messe am Abend steht das letzte Mahl Jesu mit<br />

seinen Jüngern am Vorabend seines Todes im Mittelpunkt. Jesus<br />

feiert mit ihnen das jüdische Paschamahl und gibt bei diesem Ritus<br />

durch die Deutung von Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut<br />

dem Mahl einen neuen Sinn. Für uns gibt Jesus sich hin und stiftet<br />

in der Hingabe seines Lebens einen Neuen Bund. Dankbar für das<br />

kostbare Vermächtnis der Eucharistie erinnert uns diese Feier besonders<br />

an die Liebe des Herrn, die den Tod überdauert. Der Auftrag<br />

Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22, 19) führt die<br />

Christen immer wieder zu dieser Mahlgemeinschaft zusammen.<br />

An der Stelle, wo die Synoptiker das Abendmahlsgeschehen berichten,<br />

spricht Johannes von der Fußwaschung. Weil Eucharistie<br />

und Fußwaschung zwei Seiten der einen großen Liebe Jesu verdeutlichen,<br />

wird in manchen Gottesdiensten an diesem Abend<br />

auch eine Fußwaschung vorgenommen.


Morgen · Gründonnerstag, 1. April 76<br />

Nach dem Gloria des Abendmahlsgottesdienstes verstummen<br />

Glocken und Orgel bis zur Feier der Osternacht. Vom Altar wird<br />

aller Schmuck entfernt, und die konsekrierten Hostien werden zu<br />

einem Nebenaltar getragen. Hier sind die Christen zur Anbetung<br />

eingeladen. In der Betrachtung der Abschiedsreden Jesu und im<br />

Gedenken an die Ereignisse nach dem Mahl (Verrat durch Judas,<br />

die Angst Jesu im Ölgarten, seine Gefangennahme, die Verleugnung<br />

durch Petrus und das Verhör vor dem Hohen Rat) bleiben sie<br />

so ihrem Herrn nahe.<br />

Namenstag: hl. Irene, hl. Agape und hl. Chionia (Märtyrerinnen,<br />

† 304) · hl. Hugo von Grenoble (Bischof, Förderer der Kartäuser,<br />

† 1132) · Cäsarius von Speyer (Franziskaner, † um 1239)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Amalie Sieveking (Mitbegründerin der Diakonie<br />

in Deutschland, 1794–1859)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Jesus Christus hat uns die Würde von Königen gegeben<br />

und uns zu Priestern gemacht<br />

für den Dienst vor seinem Gott und Vater.<br />

Ihm sei die Herrlichkeit und die Herrschermacht in Ewigkeit.<br />

Offb 1, 6<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

Heute bin ich meines Heilands Gast<br />

zu Brot und Wein und Osterlamm.<br />

Im Garten draußen bricht ein Ast.<br />

Fällt einer schon des Kreuzes Stamm?<br />

Kyrie eleison!


77 gründonnerstag, 1. April · Morgen<br />

Der Heiland ist mein Knecht und Wirt,<br />

dient mir und seiner Jünger Schar.<br />

Der aller Himmel Herr sein wird,<br />

macht sich der Gotteshoheit bar.<br />

Kyrie eleison!<br />

Er salbt und badet uns den Fuß,<br />

reicht uns den Kelch und bricht den Laib<br />

und harrt schon auf den Judaskuss,<br />

damit ich ohne Strafe bleib.<br />

Kyrie eleison!<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Gründonnerstags-Kyrie<br />

Strophen 1–3<br />

Canticum Spr 9, 1–6.10–12<br />

Antiphon:<br />

Die Antiphon wird zu Beginn und am Ende eines Canticums gebetet.<br />

Kommt, esst von meinem Mahl und trinkt vom Wein, den ich<br />

mischte.<br />

Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, *<br />

ihre sieben Säulen behauen.<br />

Sie hat ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt *<br />

und schon ihren Tisch gedeckt.<br />

Sie hat ihre Mägde ausgesandt /<br />

und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg: *<br />

Wer unerfahren ist, kehre hier ein.<br />

Zum Unwissenden sagt sie: /<br />

Kommt, esst von meinem Mahl *<br />

und trinkt vom Wein, den ich mischte.<br />

Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben, *<br />

und geht auf dem Weg der Einsicht!<br />

Anfang der Weisheit ist die Gottesfurcht, *<br />

die Kenntnis des <strong>Heilige</strong>n ist Einsicht.


Morgen · Gründonnerstag, 1. April 78<br />

Ja, durch mich werden deine Tage zahlreich, *<br />

nehmen die Jahre deines Lebens zu.<br />

Bist du weise, so bist du weise zum eigenen Nutzen, *<br />

bist du aber unbeherrscht, hast du allein es zu tragen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Kommt, esst von meinem Mahl und trinkt vom Wein, den ich<br />

mischte.<br />

Lesung Hebr 2, 9b–10<br />

Wir sehen Jesus um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit<br />

und Ehre gekrönt; so war es Gottes gnädiger Wille,<br />

dass er für alle den Tod erlitt. Denn es war angemessen, dass<br />

Gott, für den und durch den das All ist und der viele Söhne<br />

zur Herrlichkeit führen wollte, den Urheber ihres Heils durch<br />

Leiden vollendete.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Mit Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit<br />

euch zu halten, bevor ich leide.<br />

Bitten<br />

Lasst uns beten zu Gott, der allen Geschöpfen Nahrung gibt:<br />

A: Schenke uns dein Leben.<br />

– Dass wir beim gemeinsamen Mahl Freude und Verbundenheit<br />

erfahren.<br />

– Dass wir die Würde unserer Mitgeschöpfe achten und deine<br />

Gaben mit Ehrfurcht genießen.<br />

– Dass wir sehen lernen, wem wir mit einem guten Wort oder<br />

einem aufrichtigen Blick Hoffnung schenken können.


79 gründonnerstag, 1. April · Morgen<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Gott, es ist würdig und recht, dich über alles zu lieben. Mehre<br />

in uns den Reichtum deiner Gnade. Durch den Tod deines Sohnes<br />

lässt du uns erhoffen, was wir glauben. Gib, dass wir durch<br />

seine Auferstehung erlangen, was wir ersehnen. Darum bitten<br />

wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Christus Jesus,<br />

der sich für uns zu Brot gemacht hat,<br />

stärke uns zum Dienst an seinem Reich<br />

und schenke uns seinen Frieden.


Die drei österlichen Tage<br />

vom Leiden und Sterben,<br />

von der Grabesruhe<br />

und der Auferstehung des Herrn<br />

Gründonnerstag<br />

1. April <strong>2021</strong><br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


81 gründonnerstag, 1. April · Abend<br />

Innehalten am Abend<br />

Du brauchst Gott weder hier noch dort zu suchen: er ist nicht<br />

ferner als vor der Tür deines Herzens.<br />

Meister Eckhart (bedeutsamer thüringischer Theologe und Philosoph<br />

des Spätmittelalters; sein Anliegen war die spirituelle Lebenspraxis des<br />

Alltags; nach der Einleitung eines Inquisitionsprozesses gegen ihn<br />

in Köln starb er vor Abschluss des Verfahrens; 1260–1328)<br />

• Was lässt mich Gottes Nähe erfahren?<br />

• Wo suche ich Gott in meinem Alltag?<br />

Confiteor (Seite 48) – oder – Erbarme dich (Seite 60)<br />

Hymnus<br />

Mit Pilgerhut und Wanderstab<br />

hält er, der Hirt, das Passahmahl.<br />

Und als er aufbricht, ist’s zum Grab,<br />

zu Kreuzesmarter, Spott und Qual.<br />

Kyrie eleison!<br />

Im Garten von Gethsemane<br />

ist schon der Baum fürs Kreuz gefällt.<br />

Dass noch der Kelch vorübergeh,<br />

fleht dort der Retter aller Welt.<br />

Kyrie eleison!<br />

Den Kelch der bittren Todespein<br />

zu trinken macht er sich bereit.<br />

Des zu gedenken, setzt er ein<br />

das Abendmahl für alle Zeit.<br />

Kyrie eleison!<br />

Die Stunde des Verrats ist da.<br />

Für Waffen ist nunmehr kein Ort.<br />

Er bleibt den Seinen nur noch nah<br />

in Kelch und Brot und seinem Wort.<br />

Kyrie eleison!


Abend · Gründonnerstag, 1. April 82<br />

Der Kelch ist nun mein Eigentum<br />

und Brot und Wein mein reichstes Teil.<br />

Den Kelch ergreift zu seinem Ruhm,<br />

verkündiget der Sünder Heil!<br />

Kyrie eleison!<br />

Verkündiget den Namen sein,<br />

sooft ihr dessen nun gedenkt,<br />

bis er nach Geißlung, Fluch und Pein<br />

uns seine Siegesfahne schenkt.<br />

Kyrie eleison!<br />

Er kommt, er kommt, des sei gewiss,<br />

zu seiner Jünger Freudenmahl.<br />

Am Ende aller Finsternis<br />

grünt ewig auch des Kreuzes Pfahl!<br />

Hosianna!<br />

Jochen Klepper (1903–1942), Gründonnerstags-Kyrie, Strophen 4–10<br />

Psalm 72 Verse 1–11<br />

Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König, *<br />

dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!<br />

Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit *<br />

und deine Armen durch rechtes Urteil.<br />

Dann tragen die Berge Frieden für das Volk *<br />

und die Höhen Gerechtigkeit.<br />

Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk, /<br />

Hilfe bringen den Kindern der Armen, *<br />

er wird die Unterdrücker zermalmen.<br />

Er soll leben, solange die Sonne bleibt und der Mond, *<br />

bis zu den fernsten Geschlechtern.<br />

Er ströme wie Regen herab auf die Felder, *<br />

wie Regenschauer, die die Erde benetzen.<br />

Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen *<br />

und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.


83 gründonnerstag, 1. April · Abend<br />

Er herrsche von Meer zu Meer, *<br />

vom Strom bis an die Enden der Erde.<br />

Vor ihm sollen seine Gegner sich beugen, *<br />

Staub sollen lecken all seine Feinde.<br />

Die Könige von Tarschisch und von den Inseln<br />

bringen Geschenke, *<br />

die Könige von Saba und Seba kommen mit Gaben.<br />

Alle Könige müssen ihm huldigen, *<br />

alle Völker ihm dienen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Jesus, unser König und Richter, heute lässt du uns deine Gerechtigkeit<br />

schauen: Du gibst dich in unsere Hand, gleich, was wir<br />

getan haben. Wir loben dich; denn uns Sünder hast du angenommen<br />

und wirst nicht mehr von uns weichen.<br />

Lesung Hebr 13, 12–15<br />

Jesus hat, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, außerhalb<br />

des Tores gelitten. Lasst uns also zu ihm vor das Lager<br />

hinausziehen und seine Schmach auf uns nehmen. Denn wir<br />

haben hier keine Stadt, die bestehenbleibt, sondern wir suchen<br />

die künftige. Durch ihn also lasst uns Gott allezeit das Opfer des<br />

Lobes darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen<br />

Namen preisen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Während des Mahles nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis;<br />

dann brach er das Brot und gab es seinen Jüngern.<br />

Fürbitten<br />

Jesus leistet den niedrigen Dienst der Fußwaschung an seinen<br />

Freunden. Wir rufen zu ihm, der unser Bruder geworden ist:<br />

V: Christus, Brot des Lebens, A: wir bitten dich, erhöre uns.


Abend · Gründonnerstag, 1. April 84<br />

Aus Liebe hast du dich zum Diener aller gemacht.<br />

– Wir bitten für alle, die nicht nur vom Dienen reden, sondern<br />

sich wirklich zum anderen hinabbeugen.<br />

V: Christus, Brot des Lebens, A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

Du schenkst dich uns und willst uns nähren.<br />

– Wir bitten um den Glauben und die Offenheit, deine Gabe<br />

anzunehmen.<br />

Du erbittest im Gebet die Einheit aller, die an dich glauben.<br />

– Wir bitten um den Mut, die skandalöse Spaltung der Christenheit<br />

zu überwinden.<br />

Du willst, dass wir uns öffnen für das Wehen des Geistes.<br />

– Gib uns Mut, nicht zu verharren, sondern aufzubrechen.<br />

Du versammelst deine Freunde um dich im letzten Abendmahl.<br />

– Sammle auch unsere lieben Verstorbenen um dich im Mahl<br />

des Lebens.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger Gott, zu deiner Ehre und zum Heil der Menschen<br />

hast du Christus als ewigen Hohenpriester eingesetzt. Er hat<br />

dir durch sein kostbares Blut ein heiliges Volk erworben. Gib,<br />

dass wir das Gedächtnis deines Sohnes in Ehrfurcht feiern und<br />

die Kraft seines Kreuzes und seiner Auferstehung empfangen.<br />

Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Der Gott der Geduld und des Trostes schenke uns,<br />

eines Sinnes untereinander zu sein, Christus Jesus gemäß,<br />

damit wir Gott, den Vater unseres Herrn Jesus Christus,<br />

einmütig und mit einem Munde preisen.<br />

Vgl. Röm 15, 5–6<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


85<br />

Gründonnerstag, 1. April · Messe vom Letzten Abendmahl<br />

Messe vom Letzten Abendmahl<br />

Liedvorschläge: GL 209, 215, 281, 282, 414, 493/494, 497 · KG 136,<br />

138, 141, 143, 387, 388<br />

Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus.<br />

In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben.<br />

Durch ihn sind wir erlöst und befreit.<br />

Vgl. Gal 6, 14<br />

Gloria<br />

Tagesgebet<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, am Abend vor seinem Leiden hat<br />

dein geliebter Sohn der Kirche das Opfer des Neuen und Ewigen<br />

Bundes anvertraut und das Gastmahl seiner Liebe gestiftet.<br />

Gib, dass wir aus diesem Geheimnis die Fülle des Lebens und<br />

der Liebe empfangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Lesung aus dem Buch Exodus Ex 12, 1–8.11–14<br />

In jenen Tagen sprach der HERR zu Mose und Aaron im Land<br />

Ägypten: Dieser Monat soll die Reihe eurer Monate eröffnen,<br />

er soll euch als der Erste unter den Monaten des Jahres gelten.<br />

Sagt der ganzen Gemeinde Israel:<br />

Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie<br />

holen, ein Lamm für jedes Haus. Ist die Hausgemeinschaft<br />

für ein Lamm zu klein, so nehme er es zusammen mit dem<br />

Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Anzahl<br />

der Personen. Bei der Aufteilung des Lammes müsst ihr<br />

berücksichtigen, wie viel der Einzelne essen kann. Nur ein fehlerfreies,<br />

männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge<br />

eines Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen. Ihr sollt es<br />

bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. In der<br />

Abenddämmerung soll die ganze versammelte Gemeinde Israel


Messe vom Letzten Abendmahl · Gründonnerstag, 1. April 86<br />

es schlachten. Man nehme etwas von dem Blut und bestreiche<br />

damit die beiden Türpfosten und den Türsturz an den Häusern,<br />

in denen man es essen will. Noch in der gleichen Nacht soll man<br />

das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit<br />

ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen.<br />

So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an<br />

euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es<br />

ist ein Pessach für den HERRN – das heißt: der Vorübergang des<br />

Herrn.<br />

In dieser Nacht gehe ich durch das Land Ägypten und erschlage<br />

im Land Ägypten jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh. Über<br />

alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der HERR. Das Blut<br />

an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll für euch ein Zeichen<br />

sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen<br />

und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich<br />

das Land Ägypten schlage.<br />

Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest<br />

für den HERRN! Für eure kommenden Generationen wird es<br />

eine ewige Satzung sein, das Fest zu feiern!<br />

Impuls zur Lesung<br />

Das jüdische Pessach-Fest erinnert an die Nacht, in der Israel<br />

aus der ägyptischen Sklaverei auszog und die Freiheit fand.<br />

Das Erinnerungsmahl, so wird hier festgelegt, soll keine ruhige,<br />

gemächliche Mahlzeit sein. Es ist „Fast Food“, weil es einen<br />

Aufbruch inszeniert. Gott der Herr befreit Israel in dieser Nacht<br />

von seinen Sklavenhaltern. Er überspringt Schuld und Gewalt,<br />

sprengt unüberwindliche Mauern und unlösbare Verstrickungen.<br />

Der Todesengel überspringt die mit dem Blut der Pessach-<br />

Lämmer gekennzeichneten Häuser. Von dem hebräischen Wort<br />

für „Überspringen“ wird die Festbezeichnung Pessach abgeleitet.<br />

Vielfältig sind die Bezüge zwischen christlicher Oster- und<br />

jüdi scher Pessach(griechisch: Pascha)-Symbolik. Beides sind<br />

hohe Feste der Befreiung von Gott her. Von Matthäus, Markus<br />

und Lukas wird Jesus beim letzten Mahl mit seinen Jüngern


87<br />

Gründonnerstag, 1. April · Messe vom Letzten Abendmahl<br />

als Pessach feiernder Hausvater vorgestellt, von Johannes als<br />

Pessach-Lamm. Wir erinnern uns heute an Jesu Abschiedsmahl,<br />

morgen an sein Leiden und Sterben. Wir dürfen seine rettende<br />

Auferweckung feiern und dabei dem hohen Pessach-Fest, dem<br />

Exodus-Gedenken der Judenheit, geistlich verbunden sein.<br />

Antwortpsalm Ps 116, 12–13.15–18<br />

Kehrvers: Der Kelch des Segens gibt uns Anteil an Christi Blut.<br />

Wie kann ich dem HERRN vergelten *<br />

all das Gute, das er mir erwiesen?<br />

Den Becher des Heils will ich erheben. *<br />

Ausrufen will ich den Namen des HERRN. – Kehrvers<br />

Kostbar ist in den Augen des HERRN *<br />

der Tod seiner Frommen.<br />

Ach HERR, ich bin doch dein Knecht, /<br />

dein Knecht bin ich, der Sohn deiner Magd! *<br />

Gelöst hast du meine Fesseln. – Kehrvers<br />

Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen, *<br />

ausrufen will ich den Namen des HERRN.<br />

Meine Gelübde will ich dem HERRN erfüllen *<br />

in Gegenwart seines ganzen Volkes. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. 1 Kor 10, 16, ferner GL 305, 3 (VI. Ton)<br />

oder GL 1975 176, 5 (II. Ton) oder KG 612 (VIII. Ton)<br />

Lesung aus dem ersten Korintherbrief 1 Kor 11, 23–26<br />

Schwestern und Brüder! Ich habe vom Herrn empfangen, was<br />

ich euch dann überliefert habe:<br />

Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde,<br />

Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das<br />

ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!<br />

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser<br />

Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr<br />

daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!


Messe vom Letzten Abendmahl · Gründonnerstag, 1. April 88<br />

Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,<br />

verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!<br />

Joh 13, 34ac<br />

So spricht der Herr: Ein neues Gebot gebe ich euch: Wie ich<br />

euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.<br />

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 13, 1–15<br />

Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde<br />

gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen.<br />

Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er<br />

sie bis zur Vollendung.<br />

Es fand ein Mahl statt und der Teufel hatte Judas, dem Sohn<br />

des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn auszuliefern.<br />

Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben<br />

hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,<br />

stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete<br />

sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine<br />

Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und<br />

mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.<br />

Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr,<br />

willst mir die Füße waschen?<br />

Jesus sagte zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht;<br />

doch später wirst du es begreifen.<br />

Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen!<br />

Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du<br />

keinen Anteil an mir.<br />

Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine<br />

Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.<br />

Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und<br />

braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein,


89<br />

Gründonnerstag, 1. April · Messe vom Letzten Abendmahl<br />

aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn ausliefern würde;<br />

darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.<br />

Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt<br />

und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr,<br />

was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr<br />

und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun<br />

ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann<br />

müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein<br />

Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch<br />

gehandelt habe.<br />

Antiphonen zur FuSSwaschung<br />

Antiphon 1 vgl. Joh 13, 4–5.15<br />

Jesus stand vom Mahl auf, goss Wasser in eine Schüssel und<br />

begann, den Jüngern die Füße zu waschen: Dies Beispiel hat er<br />

ihnen gegeben.<br />

Antiphon 2 Joh 13, 6–8<br />

Herr, du willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete: Wenn<br />

ich dich nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir.<br />

V: Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser:<br />

A: Herr, du willst mir die Füße waschen?<br />

V: Was ich tue, verstehst du jetzt nicht, du wirst es aber später<br />

erkennen.<br />

A: Herr, du willst mir die Füße waschen?<br />

Antiphon 3 vgl. Joh 13, 14<br />

Wenn ich, euer Meister und Herr, euch die Füße gewaschen<br />

habe, müsst auch ihr einander die Füße waschen.


Messe vom Letzten Abendmahl · Gründonnerstag, 1. April 90<br />

Antiphon 4 Joh 13, 35<br />

Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn<br />

ihr Liebe habt zueinander.<br />

V: Jesus sagte zu seinen Jüngern:<br />

A: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid,<br />

wenn ihr Liebe habt zueinander.<br />

Antiphon 5 Joh 13, 34<br />

Ein neues Gebot gebe ich euch: „Liebt einander! Wie ich euch<br />

geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“<br />

Antiphon 6 1 Kor 13, 13<br />

In euch sollen bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: Am<br />

größten unter ihnen ist die Liebe.<br />

V: Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: Am größten<br />

unter ihnen ist die Liebe.<br />

A: In euch sollen bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei:<br />

Am größten unter ihnen ist die Liebe.<br />

Gesang zum Opfergang<br />

Kehrvers: Wo Güte und Liebe, da wohnet Gott.<br />

Christi Liebe hat uns geeint,<br />

lasst uns frohlocken und jubeln in ihm!<br />

Fürchten und lieben wollen wir den lebendigen Gott<br />

und einander lieben aus lauterem Herzen. – Kehrvers<br />

Da wir allesamt eines geworden,<br />

hüten wir uns, getrennt zu werden im Geiste!<br />

Es fliehe der Streit, böser Hader entweiche;<br />

in unserer Mitte wohne der Herr. – Kehrvers<br />

Christus spricht zu den Seinen:<br />

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,<br />

da bin ich mitten unter ihnen. – Kehrvers


91<br />

Gründonnerstag, 1. April · Messe vom Letzten Abendmahl<br />

So lasst uns Gott anhangen aus ganzer Seele,<br />

und nichts soll stehen vor seiner Liebe.<br />

Lasst uns in Gott dem Nächsten gut sein wie uns selbst<br />

und Gottes wegen lieben auch den Feind. – Kehrvers<br />

Mit den <strong>Heilige</strong>n wollen wir schauen dein Antlitz,<br />

Christus, dereinst in der Herrlichkeit.<br />

O welch unermessliche Freude<br />

durch die grenzenlose Weite der Ewigkeit. Amen. – Kehrvers<br />

Gabengebet<br />

Herr, gib, dass wir das Geheimnis des Altares ehrfürchtig feiern;<br />

denn sooft wir die Gedächtnisfeier dieses Opfers begehen,<br />

vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung. Durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater,<br />

allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken durch<br />

unseren Herrn Jesus Christus. Als der wahre und ewige Hohepriester<br />

hat er die Feier eines immerwährenden Opfers gestiftet.<br />

Er hat sich selbst als Opfergabe dargebracht für das Heil der<br />

Welt und uns geboten, dass auch wir diese Gabe darbringen zu<br />

seinem Gedächtnis. Er stärkt uns, wenn wir seinen Leib empfangen,<br />

den er für uns geopfert hat. Er heiligt uns, wenn wir<br />

sein Blut trinken, das er für uns vergossen hat. Darum singen<br />

wir mit den Engeln und Erzengeln, den Thronen und Mächten<br />

und mit all den Scharen des himmlischen Heeres den Hochgesang<br />

von deiner göttlichen Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers 1 Kor 11, 24.25<br />

Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Dieser Kelch<br />

ist der Neue Bund in meinem Blut. Sooft ihr dieses Brot esst und<br />

diesen Kelch trinkt, tut es zum Gedenken an mich – so spricht<br />

der Herr.


Messe vom Letzten Abendmahl · Gründonnerstag, 1. April 92<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, du hast uns heute im Abendmahl deines Sohnes<br />

gestärkt. Sättige uns beim himmlischen Gastmahl mit dem<br />

ewigen Leben. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Gesang zur Übertragung des Allerheiligsten<br />

Pange, lingua, gloriósi<br />

córporis mystérium,<br />

sanguinísque pretiósi,<br />

quem in mundi prétium<br />

fructus ventris generósi<br />

rex effúdit géntium.<br />

Das Geheimnis lasst uns künden,<br />

das uns Gott im Zeichen bot:<br />

Jesu Leib, für unsre Sünden<br />

hingegeben in den Tod,<br />

Jesu Blut, in dem wir finden<br />

Heil und Rettung aus der Not.<br />

Nobis datus, nobis natus<br />

ex intácta Vírgine,<br />

et in mundo conversátus,<br />

sparso verbi sémine,<br />

sui moras incolátus<br />

miro clausit órdine.<br />

In suprémae nocte cenae<br />

recúmbens cum frátribus,<br />

observáta lege plene<br />

cibis in legálibus,<br />

cibum turbae duodénae<br />

se dat suis mánibus.<br />

Von Maria uns geboren,<br />

ward Gott Sohn uns Menschen gleich,<br />

kam zu suchen, was verloren,<br />

sprach das Wort vom Himmelreich,<br />

hat den Seinen zugeschworen:<br />

Allezeit bin ich bei euch.<br />

Auf geheimnisvolle Weise<br />

macht er dies Versprechen wahr;<br />

als er in der Jünger Kreise<br />

bei dem Osterlamme war,<br />

gab in Brot und Wein zur Speise<br />

sich der Herr den Seinen dar.<br />

Verbum caro panem verum<br />

verbo carnem éfficit<br />

fitque sanguis Christi merum<br />

et si sensus déficit,<br />

ad firmándum cor sincérum<br />

sola fides súfficit.<br />

Gottes Wort, ins Fleisch gekommen,<br />

wandelt durch sein Wort den Wein<br />

und das Brot zum Mahl der Frommen,<br />

lädt auch die Verlornen ein.<br />

Der Verstand verstummt beklommen,<br />

nur das Herz begreift’s allein.


93 gründonnerstag, 1. April · Ölbergstunde<br />

Tantum ergo sacraméntum<br />

venerémur cérnui,<br />

et antíquum documéntum<br />

novo cedat rítui;<br />

praestet fides suppleméntum<br />

sénsuum deféctui.<br />

Genitóri Genitóque<br />

laus et jubilátio,<br />

salus, honor, virtus quoque<br />

sit et benedíctio;<br />

procedénti ab utróque<br />

compar sit laudátio.<br />

Amen.<br />

Gott ist nah in diesem Zeichen:<br />

Knieet hin und betet an.<br />

Das Gesetz der Furcht muss weichen,<br />

da der neue Bund begann;<br />

Mahl der Liebe ohnegleichen:<br />

Nehmt im Glauben teil daran.<br />

Gott dem Vater und dem Sohne<br />

singe Lob, du Christenheit,<br />

auch dem Geist auf gleichem Throne<br />

sei der Lobgesang geweiht.<br />

Bringet Gott im Jubeltone<br />

Ehre, Ruhm und Herrlichkeit.<br />

Amen.<br />

Thomas von Aquin 1263/64;<br />

GL 493 f. · GL 1975 543 f. · KG 221 f. oder GL 495 · GL 1975 541 · KG 219 f.<br />

Ölbergstunde<br />

I<br />

n vielen katholischen Gemeinden im deutschsprachigen<br />

Raum ist es üblich, nach der Messe vom Letzten Abendmahl<br />

den Ort aufzusuchen, an dem die eucharistischen Gaben für<br />

die Kommunion am Karfreitag aufbewahrt werden. Das Verweilen<br />

vor dem Herrn, der in den Gaben gegenwärtig ist, wird<br />

als Gebetswache gestaltet. So erfüllt die Gemeinde den Auftrag<br />

Jesu an seine Jünger, mit ihm in der Stunde der Angefochtenheit<br />

auszuharren (vgl. Mt 26, 40). Im Mittelpunkt der Betrachtung<br />

steht Jesu eigene Angst und Not im Garten Getsemani, in der<br />

sich seine ganze Menschlichkeit zeigt. Diese Wache wird deshalb<br />

auch als „Ölbergstunde“ bezeichnet. Sie kann im stillen<br />

Gebet gehalten oder aber frei gestaltet werden. Bausteine dafür<br />

finden sich unter GL 675, 3.6.8.


Karfreitag<br />

2. April <strong>2021</strong><br />

D<br />

er Karfreitag steht ganz im Zeichen des Kreuzes. Der Kreuzestod<br />

ist die schmählichste Todesart zur damaligen Zeit. Die Hinrichtung<br />

des Verurteilten war scheinbar noch nicht grausam genug;<br />

denn der Gekreuzigte wurde zugleich auch geächtet. Das muss die<br />

Jünger Jesu maßlos enttäuscht und in tiefe Traurigkeit gestürzt haben,<br />

weil sie doch auf diesen Jesus all ihre Hoffnung gesetzt hatten.<br />

Die Trauer um den gekreuzigten Herrn (althochdeutsch kara<br />

= Trauer, Klage) hat dem Karfreitag wie auch dem Karsamstag und<br />

der ganzen Karwoche den Namen gegeben.<br />

Zur Zeit der Todesstunde Jesu, um 15 Uhr, versammelt sich die<br />

Gemeinde zu einem Gottesdienst, in dem sie auf das Leiden und<br />

den Tod ihres Herrn schaut.


95 karfreitag, 2. April · Morgen<br />

Die Karfreitagsliturgie beginnt in aller Stille. Vor dem Altar auf<br />

dem Boden ausgestreckt, verharrt der Priester zunächst in schweigendem<br />

Gebet. Die drei Abschnitte des Gottesdienstes bestehen<br />

aus dem Wortgottesdienst mit der Lesung des vierten Liedes vom<br />

Gottesknecht (Jes 52, 13–53, 12) und der Passion nach Johannes<br />

(Joh 18, 1–19, 42) sowie den Großen Fürbitten in den Anliegen von<br />

Kirche und Welt, der Verehrung des Kreuzes durch alle am Gottesdienst<br />

Teilnehmenden und der Kommunionfeier als Verbindung<br />

der Gläubigen mit Jesus Christus im Sakrament seiner Liebe. Auf<br />

eine Eucharistiefeier wird am Karfreitag seit alter Zeit verzichtet.<br />

Der Karfreitag zeigt einerseits die Erniedrigung des Menschen Jesus<br />

und sein äußerliches Scheitern am Kreuz. Gleichzeitig wird dieses<br />

schmähliche Leiden und Sterben Jesu mithilfe biblischer Aussagen<br />

theologisch gedeutet als Heil, als Erlösung für die Menschen.<br />

Der dreifache Ruf bei der Kreuzverehrung mit jeweils feierlich<br />

erhobenem Kreuz macht deutlich, dass wir heute den Karfreitag<br />

feiern im Wissen um Ostern: „Seht das Kreuz, an dem der Herr<br />

gehangen, das Heil der Welt.“ Die Gemeinde antwortet: „Kommt,<br />

lasset uns anbeten!“<br />

Namenstag: hl. Theodosia von Tyrus (Theodora, Märtyrerin, † 307) ·<br />

hl. Maria von Ägypten (Einsiedlerin, 5. Jh.) · hl. Eustasius (Abt,<br />

† 629) · Sandrina (Ordensfrau, † 1458) · hl. Franz von Páola (Ordensgründer,<br />

† 1507)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Friedrich von Bodelschwingh (ev. Theologe,<br />

Leiter der Stiftungen Bethel, 1831–1910)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Durch seinen Tod am Kreuz<br />

hat Jesus Christus uns von aller Schuld befreit.<br />

Wir wollen ihm danken und ihn preisen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Morgen · Karfreitag, 2. April 96<br />

Hymnus<br />

Sei, heilges Kreuz, gegrüßet,<br />

an dem mein Gott gebüßet<br />

für aller Menschen Schulden<br />

aus Lieb und freiem Dulden!<br />

Du Himmelsbaum auf Erden,<br />

du Zuflucht in Beschwerden.<br />

du Labsal aller Müden,<br />

du wahrer Trost und Frieden!<br />

Du trägst das ewge Leben,<br />

als Frucht uns dargegeben,<br />

die wahre Seelenspeise<br />

auf unsrer Pilgerreise.<br />

O Jesus, mein Verlangen,<br />

der du am Kreuz gehangen,<br />

lass dein siegreiches Zeichen<br />

niemals mehr von mir weichen.<br />

Und wann zu deinen Stufen<br />

du Freund und Feind wirst rufen,<br />

dann denke mein in Gnade,<br />

dass mir der Feind nicht schade!<br />

Konstanzer Gesangbuch 1600 – GL 780 (Anhang Bamberg)<br />

Psalm 88 Verse 2–9<br />

Herr, du Gott meines Heils, *<br />

zu dir schreie ich am Tag und bei Nacht.<br />

Lass mein Gebet zu dir dringen, *<br />

wende dein Ohr meinem Flehen zu!<br />

Denn meine Seele ist gesättigt mit Leid, *<br />

mein Leben ist dem Totenreich nahe.<br />

Schon zähle ich zu denen, die hinabsinken ins Grab, *<br />

bin wie ein Mann, dem alle Kraft genommen ist.


97 karfreitag, 2. April · Morgen<br />

Ich bin zu den Toten hinweggerafft, *<br />

wie Erschlagene, die im Grabe ruhen;<br />

an sie denkst du nicht mehr, *<br />

denn sie sind deiner Hand entzogen.<br />

Du hast mich ins tiefste Grab gebracht, *<br />

tief hinab in finstere Nacht.<br />

Schwer lastet dein Grimm auf mir, *<br />

all deine Wogen stürzen über mir zusammen.<br />

Die Freunde hast du mir entfremdet, /<br />

mich ihrem Abscheu ausgesetzt; *<br />

ich bin gefangen und kann nicht heraus.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Gott, unser Heil, im Sterben deines Sohnes hast du ein Zeichen<br />

deiner unverbrüchlichen Treue gestiftet. Jesus, der uns in allem<br />

deine Barmherzigkeit verkündete, hält bis zuletzt an uns fest.<br />

Sei gepriesen, der du uns nicht aufgibst, so sehr wir uns auch<br />

von dir entfernen mögen.<br />

Lesung Jes 53, 6–7<br />

Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich<br />

seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns<br />

allen. Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen<br />

Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten<br />

führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch<br />

er seinen Mund nicht auf.<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Über seinem Haupt befestigten sie eine Inschrift: Jesus von Nazaret,<br />

der König der Juden.


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 98<br />

Bitten<br />

Christus Jesus, wie schwer fällt es uns, dein bitteres Kreuz als<br />

Siegeszeichen zu verstehen. Wir bitten dich:<br />

A: Herr, erbarme dich unser.<br />

– Lass die verborgene Weisheit und Herrlichkeit deines Kreuzes<br />

uns durchdringen.<br />

– Sei uns nahe, wenn Menschen uns Böses tun, und gib uns die<br />

Kraft, ihnen zu vergeben, wie du es getan hast.<br />

– Wenn wir dir im Leiden nachfolgen, hilf uns, gleich dir die<br />

Menschen in unserer Umgebung zu trösten.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, sieh herab auf deine Familie, für die unser<br />

Herr Jesus Christus sich willig den Händen der Frevler überliefert<br />

und die Marter des Kreuzes auf sich genommen hat. Er, der<br />

in der Einheit des <strong>Heilige</strong>n Geistes mit dir lebt und herrscht in<br />

alle Ewigkeit.<br />

Gnade und Friede von Gott, dem Vater,<br />

und Christus Jesus, unserem Retter.<br />

Tit 1, 4<br />

Die Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

Liedvorschläge: GL 289, 291, 292, 294, 295, 299, 369, 532 ·<br />

KG 132, 387, 388, 389, 390, 391, 393, 394, 395, 424, 425<br />

Eröffnungsgebet<br />

Gedenke, Herr, der großen Taten, die dein Erbarmen gewirkt<br />

hat. Schütze und heilige deine Diener, für die dein Sohn Jesus


99<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

Christus sein Blut vergossen und das österliche Geheimnis eingesetzt<br />

hat, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

WORTGOTTESDIENST<br />

Lesung aus dem Buch Jesaja Jes 52, 13–53, 12<br />

Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben, er wird sich erheben<br />

und erhaben und sehr hoch sein. Wie sich viele über dich<br />

entsetzt haben – so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein<br />

Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen –,<br />

so wird er viele Nationen entsühnen, Könige schließen vor ihm<br />

ihren Mund. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das<br />

sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt.<br />

Wer hat geglaubt, was wir gehört haben? Der Arm des HERRN<br />

– wem wurde er offenbar? Vor seinen Augen wuchs er auf wie<br />

ein junger Spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden.<br />

Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen<br />

mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an<br />

ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein<br />

Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor<br />

dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten<br />

ihn nicht.<br />

Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen<br />

auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von<br />

ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen<br />

unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem<br />

Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind<br />

wir geheilt.<br />

Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen<br />

Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen die Schuld von uns<br />

allen. Er wurde bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen<br />

Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt,


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 100<br />

und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch<br />

er seinen Mund nicht auf.<br />

Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen<br />

kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden<br />

abgeschnitten und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode<br />

getroffen. Bei den Frevlern gab man ihm sein Grab und bei den<br />

Reichen seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat<br />

und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.<br />

Doch der HERR hat Gefallen an dem von Krankheit Zermalmten.<br />

Wenn du, Gott, sein Leben als Schuldopfer einsetzt, wird er<br />

Nachkommen sehen und lange leben. Was dem HERRN gefällt,<br />

wird durch seine Hand gelingen. Nachdem er vieles ertrug, erblickt<br />

er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht,<br />

der gerechte, macht die Vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf<br />

sich.<br />

Deshalb gebe ich ihm Anteil unter den Großen und mit Mächtigen<br />

teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und<br />

sich unter die Abtrünnigen rechnen ließ. Er hob die Sünden der<br />

Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Der eine stirbt für die Vergehen und Sünden der vielen. Warum<br />

nur, warum ist das Leben so ungerecht? Alle verachten<br />

ihn, und er verschafft ihnen das Heil. Gibt es keinen anderen<br />

Weg, Schuld zu beseitigen? Muss sie erst durchlitten sein,<br />

muss der eine erst alle ihre Auswirkungen geschmeckt haben?<br />

Gott kann das Leid nicht wollen, aber sein Heil wird offenbar<br />

nur dort erfahrbar, wo es vorher nicht war. Gott ist kein Gott<br />

der Erfolgreichen und Schönen, er wählt Verachtung, Leid und<br />

Schmerz. Heil ist keine Steigerung irdischen Glücks, sondern<br />

bedarf des Umschlags, der Verwandlung, weil man Gottes Heil<br />

nicht für sich erwirbt, sondern für andere wirkt.


101<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

Antwortpsalm Ps 31, 2.6.12–13.15–17.25<br />

Kehrvers:<br />

Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.<br />

HERR, bei dir habe ich mich geborgen. /<br />

Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; *<br />

rette mich in deiner Gerechtigkeit!<br />

In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; *<br />

du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue. – Kehrvers<br />

Vor all meinen Bedrängern wurde ich zum Spott, /<br />

zum Spott sogar für meine Nachbarn.<br />

Meinen Freunden wurde ich zum Schrecken, *<br />

wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.<br />

Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, *<br />

bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß. – Kehrvers<br />

Ich aber, HERR, ich habe dir vertraut, *<br />

ich habe gesagt: Mein Gott bist du.<br />

In deiner Hand steht meine Zeit; *<br />

entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger! – Kehrvers<br />

Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, *<br />

hilf mir in deiner Huld!<br />

Euer Herz sei stark und unverzagt, *<br />

ihr alle, die ihr den HERRN erwartet. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Lk 23, 46, ferner GL 308, 1 · GL 1975 203, 1 · KG 423 (IV. Ton)<br />

Lesung aus dem Hebräerbrief Hebr 4, 14–16; 5, 7–9<br />

Schwestern und Brüder! Da wir nun einen erhabenen Hohepriester<br />

haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus,<br />

den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten. Wir<br />

haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte<br />

mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir<br />

versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll<br />

Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen<br />

und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 102<br />

Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem<br />

Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht,<br />

der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden<br />

aufgrund seiner Gottesfurcht. Obwohl er der Sohn war, hat er<br />

durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt; zur Vollendung<br />

gelangt, ist er für alle, die ihm gehorchen, der Urheber<br />

des ewigen Heils geworden.<br />

Ruf vor der Passion vgl. Phil 2, 8b–9<br />

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!<br />

Christus war für uns gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am<br />

Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen<br />

verliehen, der größer ist als alle Namen.<br />

Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!<br />

Passion<br />

Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Johannes<br />

Joh 18, 1–19, 42<br />

E = Evangelist; † = Worte Jesu; S = Worte sonstiger Personen<br />

Die Verhaftung Jesu<br />

E Jesus ging mit seinen Jüngern hinaus, auf die andere Seite<br />

des Baches Kidron. Dort war ein Garten; in den ging er mit<br />

seinen Jüngern hinein. Auch Judas, der ihn auslieferte, kannte<br />

den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen<br />

war. Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener<br />

der Hohepriester und der Pharisäer und kam dorthin mit Fackeln,<br />

Laternen und Waffen. Jesus, der alles wusste, was mit<br />

ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: † Wen sucht<br />

ihr? E Sie antworteten ihm: S Jesus von Nazaret. E Er sagte zu


103<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

ihnen: † Ich bin es. E Auch Judas, der ihn auslieferte, stand bei<br />

ihnen. Als er zu ihnen sagte: Ich bin es!, wichen sie zurück<br />

und stürzten zu Boden. Er fragte sie noch einmal: † Wen sucht<br />

ihr? E Sie sagten: S Jesus von Nazaret. E Jesus antwortete: † Ich<br />

habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht,<br />

dann lasst diese gehen! E So sollte sich das Wort erfüllen, das<br />

er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir<br />

gegeben hast. Simon Petrus, der ein Schwert bei sich hatte, zog<br />

es, traf damit den Diener des Hohepriesters und hieb ihm das<br />

rechte Ohr ab; der Diener aber hieß Malchus. Da sagte Jesus zu<br />

Petrus: † Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir<br />

der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken?<br />

Jesus vor Hannas<br />

E Die Soldaten, der Hauptmann und die Gerichtsdiener der Juden<br />

nahmen Jesus fest, fesselten ihn und führten ihn zuerst zu<br />

Hannas; er war nämlich der Schwiegervater des Kajaphas, der<br />

in jenem Jahr Hohepriester war. Kajaphas aber war es, der den<br />

Juden den Rat gegeben hatte: S Es ist besser, dass ein einziger<br />

Mensch für das Volk stirbt.<br />

E Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser<br />

Jünger war mit dem Hohepriester bekannt und ging mit Jesus<br />

in den Hof des Hohepriesters. Petrus aber blieb draußen am<br />

Tor stehen. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohepriesters,<br />

heraus; er sprach mit der Pförtnerin und führte Petrus<br />

hinein. Da sagte die Pförtnerin zu Petrus: S Bist nicht auch du<br />

einer von den Jüngern dieses Menschen? E Er sagte: S Ich bin es<br />

nicht. E Die Knechte und die Diener hatten sich ein Kohlenfeuer<br />

angezündet und standen dabei, um sich zu wärmen; denn es<br />

war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.<br />

Der Hohepriester befragte Jesus über seine Jünger und über<br />

seine Lehre. Jesus antwortete ihm: † Ich habe offen vor aller<br />

Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel<br />

gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich<br />

im Geheimen gesprochen. Warum fragst du mich? Frag doch


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 104<br />

die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesagt habe; siehe, sie<br />

wissen, was ich geredet habe. E Als er dies sagte, schlug einer<br />

von den Dienern, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte:<br />

S Antwortest du so dem Hohepriester? E Jesus entgegnete ihm:<br />

† Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es<br />

nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich? E Da<br />

schickte ihn Hannas gefesselt zum Hohepriester Kajaphas.<br />

Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sagten sie<br />

zu ihm: S Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? E Er<br />

leugnete und sagte: S Ich bin es nicht. E Einer von den Knechten<br />

des Hohepriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das<br />

Ohr abgehauen hatte, sagte: S Habe ich dich nicht im Garten<br />

bei ihm gesehen? E Wieder leugnete Petrus und gleich darauf<br />

krähte ein Hahn.<br />

Jesus vor Pilatus<br />

Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh<br />

am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um<br />

nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können.<br />

Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: S Welche<br />

Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen? E Sie antworteten<br />

ihm: S Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht<br />

ausgeliefert. E Pilatus sagte zu ihnen: S Nehmt ihr ihn doch<br />

und richtet ihn nach eurem Gesetz! E Die Juden antworteten<br />

ihm: S Uns ist es nicht gestattet, jemanden hinzurichten. E So<br />

sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er angedeutet hatte,<br />

welchen Tod er sterben werde.<br />

Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus<br />

rufen und fragte ihn: S Bist du der König der Juden? E Jesus<br />

antwortete: † Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere<br />

über mich gesagt? E Pilatus entgegnete: S Bin ich denn ein Jude?<br />

Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert.<br />

Was hast du getan? E Jesus antwortete: † Mein Königtum<br />

ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt<br />

wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht


105<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.<br />

E Da sagte Pilatus zu ihm: S Also bist du doch ein König? E Jesus<br />

antwortete: † Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren<br />

und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit<br />

Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine<br />

Stimme. E Pilatus sagte zu ihm: S Was ist Wahrheit?<br />

E Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden<br />

hinaus und sagte zu ihnen: S Ich finde keine Schuld an ihm.<br />

Ihr seid aber gewohnt, dass ich euch zum Paschafest einen freilasse.<br />

Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse?<br />

E Da schrien sie wieder: S Nicht diesen, sondern Barabbas!<br />

E Barabbas aber war ein Räuber.<br />

Darauf nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Die Soldaten<br />

flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf das<br />

Haupt und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie traten<br />

an ihn heran und sagten: S Sei gegrüßt, König der Juden! E Und<br />

sie schlugen ihm ins Gesicht.<br />

Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: S Seht, ich<br />

bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keine<br />

Schuld an ihm finde. E Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone<br />

und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: S Seht,<br />

der Mensch! E Als die Hohepriester und die Diener ihn sahen,<br />

schrien sie: S Kreuzige ihn, kreuzige ihn! E Pilatus sagte zu ihnen:<br />

S Nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine<br />

Schuld an ihm. E Die Juden entgegneten ihm: S Wir haben ein<br />

Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich zum<br />

Sohn Gottes gemacht hat.<br />

E Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr. Er ging<br />

wieder in das Prätorium hinein und fragte Jesus: S Woher bist<br />

du? E Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu<br />

ihm: S Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich<br />

Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen?<br />

E Jesus antwortete ihm: † Du hättest keine Macht über mich,<br />

wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum hat auch der<br />

eine größere Sünde, der mich dir ausgeliefert hat. E Daraufhin


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 106<br />

wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: S Wenn du<br />

diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich<br />

zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf.<br />

E Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen und er<br />

setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos,<br />

auf Hebräisch Gabbata, heißt. Es war Rüsttag des Paschafestes,<br />

ungefähr die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: S Seht,<br />

euer König! E Sie aber schrien: S Hinweg, hinweg, kreuzige<br />

ihn! E Pilatus sagte zu ihnen: S Euren König soll ich kreuzigen?<br />

E Die Hohepriester antworteten: S Wir haben keinen König<br />

außer dem Kaiser. E Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er<br />

gekreuzigt würde.<br />

Kreuzigung, Tod und Begräbnis Jesu<br />

Sie übernahmen Jesus. Und er selbst trug das Kreuz und ging<br />

hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota<br />

heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf<br />

jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus.<br />

Pilatus ließ auch eine Tafel anfertigen und oben am Kreuz<br />

befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König<br />

der Juden. Diese Tafel lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus<br />

gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war<br />

hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Da sagten die<br />

Hohepriester der Juden zu Pilatus: S Schreib nicht: Der König<br />

der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der<br />

Juden. E Pilatus antwortete: S Was ich geschrieben habe, habe<br />

ich geschrieben.<br />

E Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie<br />

seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten<br />

einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war<br />

aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. Da sagten sie<br />

zueinander: S Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum<br />

losen, wem es gehören soll. E So sollte sich das Schriftwort erfüllen:<br />

Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das<br />

Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten.


107<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester<br />

seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von<br />

Magdala. Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den<br />

er liebte, sagte er zur Mutter: † Frau, siehe, dein Sohn! E Dann<br />

sagte er zu dem Jünger: † Siehe, deine Mutter! E Und von jener<br />

Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.<br />

(Hier stehen alle auf.)<br />

Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er,<br />

damit sich die Schrift erfüllte: † Mich dürstet. E Ein Gefäß voll<br />

Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen<br />

Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem<br />

Essig genommen hatte, sprach er: † Es ist vollbracht! E Und er<br />

neigte das Haupt und übergab den Geist.<br />

(Hier knien alle zu einer kurzen Gebetsstille nieder.)<br />

Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am<br />

Kreuz bleiben sollten – dieser Sabbat war nämlich ein großer<br />

Feiertag –, baten die Juden Pilatus, man möge ihnen die Beine<br />

zerschlagen und sie dann abnehmen. Also kamen die Soldaten<br />

und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der<br />

mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen<br />

und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine<br />

nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine<br />

Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Und der es<br />

gesehen hat, hat es bezeugt und sein Zeugnis ist wahr. Und er<br />

weiß, dass er Wahres sagt, damit auch ihr glaubt. Denn das ist<br />

geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm<br />

kein Gebein zerbrechen. Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie<br />

werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.<br />

Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor<br />

den Juden nur im Verborgenen. Er bat Pilatus, den Leichnam<br />

Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er<br />

und nahm den Leichnam ab.


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 108<br />

Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht<br />

aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und<br />

Aloë, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und<br />

umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden<br />

Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist.<br />

An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten<br />

und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand<br />

bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil<br />

das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.<br />

GROSSE FÜRBITTEN<br />

1. Für die heilige Kirche<br />

Lasst uns beten, Brüder und Schwestern, für die heilige Kirche<br />

Gottes, dass unser Gott und Herr ihr Frieden schenke auf der<br />

ganzen Erde, sie eine und behüte und uns ein Leben gewähre<br />

in Ruhe und Sicherheit zum Lob seines Namens.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast in Christus allen Völkern deine<br />

Herrlichkeit geoffenbart. Behüte, was du in deinem Erbarmen<br />

geschaffen hast, damit deine Kirche auf der ganzen Erde<br />

in festem Glauben verharre. Darum bitten wir durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

2. Für den Papst<br />

Lasst uns auch beten für unsern Papst N.: Der allmächtige Gott,<br />

der ihn zum Bischofsamt erwählt hat, erhalte ihn seiner Kirche<br />

und gebe ihm Kraft, das heilige Volk Gottes zu leiten.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du Hirte deines Volkes, in deiner<br />

Weisheit ist alles begründet. Höre auf unser Gebet und bewahre<br />

in deiner Güte unseren Papst N. Leite durch ihn deine Kirche


109<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

und gib, dass sie wachse im Glauben und in der Liebe. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

3. Für alle Stände der Kirche<br />

Lasst uns beten für unsern Bischof N., für alle Bischöfe, Priester,<br />

Diakone, für alle, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind,<br />

und für das ganze Volk Gottes.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, dein Geist heiligt den ganzen Leib<br />

der Kirche und leitet ihn. Erhöre unser Gebet für alle Stände<br />

deines Volkes und gib ihnen die Gnade, dir in Treue zu dienen.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

4. Für die Katechumenen<br />

Lasst uns auch beten für die (unsere) Katechumenen: Unser<br />

Herr und Gott öffne ihre Herzen für sein Wort, er schenke ihnen<br />

in der Taufe die Vergebung aller Sünden und nehme sie auf<br />

in sein Vaterhaus, damit sie das Leben finden in unserem Herrn<br />

Jesus Christus.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du gibst deiner Kirche immer neue<br />

Fruchtbarkeit. Schenke allen, die sich auf die Taufe vorbereiten,<br />

Wachstum im Glauben und in der Erkenntnis. Führe sie zur<br />

Wiedergeburt aus dem Quell der Taufe und nimm sie an als<br />

deine Kinder. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

5. Für die Einheit der Christen<br />

Lasst uns beten für alle Brüder und Schwestern, die an Christus<br />

glauben, dass unser Herr und Gott sie leite auf dem Weg der<br />

Wahrheit und sie zusammenführe in der Einheit der heiligen<br />

Kirche.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 110<br />

Allmächtiger Gott, du allein kannst die Spaltung überwinden<br />

und die Einheit bewahren. Erbarme dich deiner Christenheit,<br />

die geheiligt ist durch die eine Taufe. Einige sie im wahren Glauben<br />

und schließe sie zusammen durch das Band der Liebe. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

6. Für die Juden<br />

Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr,<br />

zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem<br />

Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel<br />

erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast Abraham und seinen Kindern<br />

deine Verheißung gegeben. Erhöre das Gebet deiner Kirche<br />

für das Volk, das du als Erstes zu deinem Eigentum erwählt<br />

hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt. Darum bitten<br />

wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

7. Für alle, die nicht an Christus glauben<br />

Lasst uns beten für alle, die nicht an Christus glauben, dass der<br />

<strong>Heilige</strong> Geist sie erleuchte und sie auf den Weg des Heils führe.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, steh allen bei, die sich nicht zu Christus<br />

bekennen, damit sie mit redlichem Herzen vor dir leben und<br />

die Wahrheit finden. Uns aber gib, dass wir das Geheimnis deines<br />

Lebens immer tiefer erfassen und in der brüderlichen Liebe<br />

wachsen, damit wir immer mehr zu glaubhaften Zeugen deiner<br />

Güte werden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

8. Für alle, die nicht an Gott glauben<br />

Lasst uns auch beten für alle, die Gott nicht erkennen, dass sie<br />

mit seiner Hilfe ihrem Gewissen folgen und so zum Gott und<br />

Vater aller Menschen gelangen.


111<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast den Menschen geschaffen,<br />

dass er dich suche und in dir Ruhe finde. Gib dich zu erkennen<br />

in den Beweisen deines Erbarmens und in den Taten deiner<br />

Gläubigen, damit die Menschen trotz aller Hindernisse dich<br />

finden und als den wahren Gott und Vater bekennen. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

9. Für die Regierenden<br />

Lasst uns beten für die Regierenden: Unser Herr und Gott lenke<br />

ihren Geist und ihr Herz nach seinem Willen, damit sie den<br />

wahren Frieden und die Freiheit suchen zum Heil aller Völker.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, in deiner Hand sind die Herzen der<br />

Menschen und das Recht der Völker. Schau gnädig auf jene, die<br />

uns regieren, damit auf der ganzen Welt Sicherheit und Frieden<br />

herrschen, Wohlfahrt der Völker und Freiheit des Glaubens.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

10. Für alle notleidenden Menschen<br />

Lasst uns Gott, den allmächtigen Vater, bitten für alle, die der<br />

Hilfe bedürfen: Er reinige die Welt von allem Irrtum, nehme<br />

die Krankheiten hinweg, vertreibe den Hunger, löse ungerechte<br />

Fesseln, gebe den Heimatlosen Sicherheit, den Pilgernden und<br />

Reisenden eine glückliche Heimkehr, den Kranken die Gesundheit<br />

und den Sterbenden das ewige Leben.<br />

Beuget die Knie. – Erhebet euch.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du Trost der Betrübten, du Kraft der<br />

Leidenden, höre auf alle, die in ihrer Bedrängnis zu dir rufen,<br />

und lass sie in jeder Not deine Barmherzigkeit erfahren. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 112<br />

KREUZVEREHRUNG<br />

Ruf zur Kreuzerhebung<br />

V: Ecce lignum Crucis,<br />

in quo salus mundi<br />

pepéndit.<br />

A: Veníte, adorémus.<br />

V: Seht das Kreuz,<br />

an dem der Herr gehangen,<br />

das Heil der Welt.<br />

A: Kommt, lasset uns anbeten.<br />

Antwortgesang<br />

A: Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, und deine heilige Auferstehung<br />

preisen und rühmen wir: Denn siehe, durch das Holz<br />

des Kreuzes kam Freude in alle Welt.<br />

V: Gott sei uns gnädig und segne uns. Er lasse sein Angesicht<br />

über uns leuchten und erbarme sich unser.<br />

A: Dein Kreuz, o Herr, verehren wir, und deine heilige Auferstehung<br />

preisen und rühmen wir: Denn siehe, durch das Holz<br />

des Kreuzes kam Freude in alle Welt.<br />

Improperien<br />

A: Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich<br />

betrübt? Antworte mir.<br />

V: Aus der Knechtschaft Ägyptens habe ich dich herausgeführt.<br />

Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser.<br />

A: Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich<br />

betrübt? Antworte mir.<br />

Hágios, ho Theós.<br />

Sanctus Deus.<br />

<strong>Heilige</strong>r Gott.<br />

Hágios Ischyrós.<br />

Sanctus Fortis.<br />

<strong>Heilige</strong>r, starker Gott.


113<br />

Karfreitag, 2. April · Feier vom Leiden und Sterben Christi<br />

Hágios Athánatos, eléison hemás.<br />

Sanctus Immortális, miserére nobis.<br />

<strong>Heilige</strong>r, unsterblicher Gott, erbarme dich unser.<br />

V: Vierzig Jahre habe ich dich geleitet durch die Wüste. Ich habe<br />

dich mit Manna gespeist und dich hineingeführt in das Land<br />

der Verheißung. Du aber bereitest das Kreuz deinem Erlöser.<br />

Hágios, ho Theós.<br />

Sanctus Deus.<br />

<strong>Heilige</strong>r Gott.<br />

Hágios Ischyrós.<br />

Sanctus Fortis.<br />

<strong>Heilige</strong>r, starker Gott.<br />

Hágios Athánatos, eléison hemás.<br />

Sanctus Immortális, miserére nobis.<br />

<strong>Heilige</strong>r, unsterblicher Gott, erbarme dich unser.<br />

V: Was hätte ich dir mehr tun sollen und tat es nicht? Als meinen<br />

erlesenen Weinberg pflanzte ich dich, du aber brachtest<br />

mir bittere Trauben, du hast mich in meinem Durst mit Essig<br />

getränkt und mit der Lanze deinem Erlöser die Seite durchstoßen.<br />

Hágios, ho Theós.<br />

Sanctus Deus.<br />

<strong>Heilige</strong>r Gott.<br />

Hágios Ischyrós.<br />

Sanctus Fortis.<br />

<strong>Heilige</strong>r, starker Gott.<br />

Hágios Athánatos, eléison hemás.<br />

Sanctus Immortális, miserére nobis.<br />

<strong>Heilige</strong>r, unsterblicher Gott, erbarme dich unser.<br />

V: Deinetwegen habe ich Ägypten geschlagen und seine Erstgeburt,<br />

du aber hast mich geschlagen und dem Tod überliefert.<br />

A: Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich<br />

betrübt? Antworte mir.


Feier vom Leiden und Sterben Christi · Karfreitag, 2. April 114<br />

V: Ich habe dich aus Ägypten herausgeführt und den Pharao<br />

versinken lassen im Roten Meer, du aber hast mich den Hohenpriestern<br />

überliefert.<br />

A: Mein Volk, was habe ich dir getan, womit nur habe ich dich<br />

betrübt? Antworte mir.<br />

V: Ich habe vor dir einen Weg durch das Meer gebahnt, du aber<br />

hast mit der Lanze meine Seite geöffnet.<br />

A: Mein Volk ...<br />

V: In einer Wolkensäule bin ich dir vorangezogen, du aber hast<br />

mich vor den Richterstuhl des Pilatus geführt.<br />

A: Mein Volk ...<br />

V: Ich habe dich in der Wüste mit Manna gespeist, du aber hast<br />

mich ins Gesicht geschlagen und mich gegeißelt.<br />

A: Mein Volk ...<br />

V: Ich habe dir Wasser aus dem Felsen zu trinken gegeben und<br />

dich gerettet, du aber hast mich getränkt mit Galle und Essig.<br />

A: Mein Volk ...<br />

V: Deinetwegen habe ich die Könige Kanaans geschlagen, du<br />

aber schlugst mir mit einem Rohr auf mein Haupt.<br />

A: Mein Volk ...<br />

V: Ich habe dir ein Königszepter in die Hand gegeben, du aber<br />

hast mich gekrönt mit einer Krone von Dornen.<br />

A: Mein Volk ...<br />

V: Ich habe dich erhöht und ausgestattet mit großer Kraft, du<br />

aber erhöhtest mich am Holz des Kreuzes.<br />

A: Mein Volk ...


115 karfreitag, 2. April · Abend<br />

KOMMUNION<br />

Vaterunser<br />

Agnus Dei<br />

Kommunionspendung<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, durch den Tod und die Auferstehung<br />

deines Sohnes hast du uns das neue Leben geschenkt. Bewahre<br />

in uns, was deine Barmherzigkeit gewirkt hat, und gib uns<br />

durch den Empfang dieses Sakramentes die Kraft, dir treu zu<br />

dienen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Segensgebet über das Volk<br />

Herr, unser Gott, reicher Segen komme herab auf dein Volk, das<br />

den Tod deines Sohnes gefeiert hat und die Auferstehung erwartet.<br />

Schenke ihm Verzeihung und Trost, Wachstum im Glauben<br />

und die ewige Erlösung. Darum bitten wir durch Christus, unseren<br />

Herrn.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Abend · Karfreitag, 2. April 116<br />

Innehalten am Abend<br />

Das innerste Wesen der Liebe ist Hingabe.<br />

Edith Stein (Ordensname Teresia Benedicta a Cruce OCD,<br />

deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft,<br />

konvertierte 1922 zur katholischen Kirche und wurde als Jüdin<br />

und Christin zum Opfer des Nationalsozialismus, 1891–1942)<br />

• Was bedeutet die Hingabe Jesu für mich und mein Leben?<br />

• Wem kann und will ich wirklich etwas geben, „hingeben“?<br />

Confiteor (Seite 48) – oder – Erbarme dich (Seite 60)<br />

Hymnus<br />

Zu diesem Lied finden Sie eine Auslegung auf den Seiten 193–<br />

196.<br />

Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,<br />

ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.<br />

Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.<br />

Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.<br />

Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt<br />

Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt.<br />

Kyrie eleison ...<br />

Denn die Erde klagt uns an bei Tag und Nacht.<br />

Doch der Himmel sagt uns: Alles ist vollbracht!<br />

Kyrie eleison ...<br />

Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht.<br />

Streng ist seine Güte, gnädig sein Gericht.<br />

Kyrie eleison ...<br />

Denn die Erde jagt uns auf den Abgrund zu.<br />

Doch der Himmel fragt uns: Warum zweifelst du?


117 karfreitag, 2. April · Abend<br />

Kyrie eleison ...<br />

Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr,<br />

ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.<br />

Kyrie eleison ...<br />

Jürgen Henkys 1977, nach „Met de boom des levens“ von Willem Barnard,<br />

© Strube Verlag, München<br />

GL 291 · KG 393 · EG 97<br />

Psalm 88 Verse 10–19<br />

Mein Auge wird trübe vor Elend. /<br />

Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir; *<br />

ich strecke nach dir meine Hände aus.<br />

Wirst du an den Toten Wunder tun, *<br />

werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen?<br />

Erzählt man im Grab von deiner Huld, *<br />

von deiner Treue im Totenreich?<br />

Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt, *<br />

deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?<br />

Herr, darum schreie ich zu dir, *<br />

früh am Morgen tritt mein Gebet vor dich hin.<br />

Warum, o Herr, verwirfst du mich, *<br />

warum verbirgst du dein Gesicht vor mir?<br />

Gebeugt bin ich und todkrank von früher Jugend an, *<br />

deine Schrecken lasten auf mir, und ich bin zerquält.<br />

Über mich fuhr die Glut deines Zorns dahin, *<br />

deine Schrecken vernichten mich.<br />

Sie umfluten mich allzeit wie Wasser *<br />

und dringen auf mich ein von allen Seiten.<br />

Du hast mir die Freunde und Gefährten entfremdet; *<br />

mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis.<br />

Ehre sei dem Vater ...


Abend · Karfreitag, 2. April 118<br />

Treuer Gott, in Jesu Auferweckung hast du uns zugesagt, dass<br />

die Toten bei dir nicht vergessen sind. Blick auf die Schwerkranken<br />

und Sterbenden und nimm sie zur Zeit der Gnade auf in die<br />

Fülle deines Lebens.<br />

Lesung 1 Petr 2, 21–24<br />

Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben,<br />

damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen,<br />

und aus seinem Mund kam kein trügerisches Wort. Er wurde<br />

geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht,<br />

sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet. Er hat<br />

unsere Sünden mit seinem Leib auf das Kreuz hinaufgetragen,<br />

damit wir für die Sünden tot seien und für die Gerechtigkeit<br />

leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Wir waren Gottes Feinde. Jetzt sind wir mit ihm versöhnt durch<br />

den Tod seines Sohnes.<br />

Fürbitten<br />

Im Tod seines Sohnes hat Gott seinen an alle Menschen aller<br />

Zeiten gerichteten Heilswillen besiegelt. Darum liegt es nahe,<br />

sich mit den Großen Fürbitten (Seite 108–111) besonders feierlich<br />

an ihn zu wenden und für alle Schwestern und Brüder<br />

einzutreten. Es kann jedoch ebenso still in den Anliegen dieser<br />

Fürbitten gebetet werden.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Herr, unser Gott, sieh herab auf deine Familie, für die unser<br />

Herr Jesus Christus sich willig den Händen der Frevler überliefert<br />

und die Marter des Kreuzes auf sich genommen hat. Er, der


119 karfreitag, 2. April · Abend<br />

in der Einheit des <strong>Heilige</strong>n Geistes mit dir lebt und herrscht in<br />

alle Ewigkeit.<br />

Unser Schöpfer und Erlöser schenke uns Frieden<br />

und gebe uns Anteil an allem Guten.<br />

Er segne uns im Kreuz seines Sohnes.<br />

Nach Franz von Assisi<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


arsamstag<br />

3. April <strong>2021</strong><br />

Als Tag der Grabesruhe Jesu hat der Karsamstag keine Eucharistiefeier.<br />

Ursprünglich wurde dieser Tag als Fasttag gehalten. Bis<br />

ins fünfte Jahrhundert hinein begann man um Mitternacht mit der<br />

Auferstehungsfeier, die bis in den Morgen dauerte. Später wurde<br />

die Feier der Osternacht immer weiter vorverlegt, bis sie schon am<br />

Morgen des Karsamstags stattfand. 1955 wurde die alte Ordnung<br />

wieder eingeführt. Für die Christen ist heute die Feier der Osternacht<br />

der zentrale Gottesdienst des Kirchenjahres. Als richtige Zeit<br />

dafür gilt der Abend nach Einbruch der Dämmerung oder in der<br />

Frühe vor dem Morgengrauen des Ostertags.<br />

Im Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets heißt<br />

es zum Karsamstag: „Am Karsamstag verweilt die Kirche am Grab<br />

des Herrn und betrachtet sein Leiden und seinen Tod. Das Messopfer<br />

wird nicht gefeiert, der Altar bleibt unbedeckt. Erst in der<br />

Osternacht, in der die Kirche die Auferstehung des Herrn erwartet,<br />

bricht die österliche Freude durch, die sich durch fünfzig Tage in<br />

ihrer ganzen Fülle entfaltet. Die heilige Kommunion kann am Karsamstag<br />

nur als Wegzehrung gereicht werden.“ (MD 1996, 100)<br />

Damit setzt der Karsamstag einerseits die Trauer des Karfreitags<br />

fort und lädt ein zur Besinnung auf die zentralen Geheimnisse des<br />

Glaubens, die wir in dieser <strong>Woche</strong> feiernd bedenken. Gleichzeitig<br />

will er uns vorbereiten auf die Feier der Auferstehung Jesu.<br />

Namenstag: hl. Richard von Chichester (Bischof, † 1253) · hl. Gandolf<br />

(Einsiedler, † 1260) · Elisabeth Koch (Ordensgründerin, † 1899; siehe<br />

auch den Beitrag auf den Seiten 203–205)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Gerhard Tersteegen (pietistischer Mystiker,<br />

Dichter, 1697–1769)


121 karsamstag, 3. April · Morgen<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

O Traurigkeit, o Herzeleid!<br />

Ist das denn nicht zu klagen:<br />

Gott des Vaters einigs Kind<br />

wird zum Grab getragen.<br />

O höchstes Gut, unschuldigs Blut!<br />

Wer hätt dies mögen denken,<br />

dass der Mensch sein Schöpfer sollt<br />

an das Kreuz aufhenken.<br />

O heiße Zähr, fließ immer mehr!<br />

Wen sollt dies nicht bewegen,<br />

weil sich über Christi Tod<br />

auch die Felsen regen.<br />

Wie große Pein, Maria rein,<br />

musst leiden ohne Maßen;<br />

denn du bist von jedermann<br />

ganz und gar verlassen.<br />

Wie schwer ist doch der Sünden Joch,<br />

weil es tut unterdrücken<br />

Gottes Sohn, als er das Kreuz<br />

trug auf seinem Rücken.<br />

O großer Schmerz! O steinern Herz,<br />

steh ab von deinen Sünden,<br />

wenn du willst nach deinem Tod<br />

Gottes Gnad empfinden.<br />

Friedrich Spee 1628 –GL 295 · GL 1975 188 · EG 80


Morgen · Karsamstag, 3. April 122<br />

Psalm 4<br />

Wenn ich rufe, erhöre mich, *<br />

Gott, du mein Retter!<br />

Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war. *<br />

Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen!<br />

Ihr Mächtigen, wie lange noch schmäht ihr meine Ehre, *<br />

warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen?<br />

Erkennt doch:<br />

Wunderbar handelt der Herr an den Frommen; *<br />

der Herr erhört mich, wenn ich zu ihm rufe.<br />

Ereifert ihr euch, so sündigt nicht! *<br />

Bedenkt es auf eurem Lager und werdet stille!<br />

Bringt rechte Opfer dar *<br />

und vertraut auf den Herrn!<br />

Viele sagen: „Wer lässt uns Gutes erleben?“ *<br />

Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten!<br />

Du legst mir größere Freude ins Herz, *<br />

als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.<br />

In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein; *<br />

denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Jesus, du kennst unsere Angst, du hast selbst den Tod erfahren.<br />

Du, Gottes tröstendes Wort, nimm uns bei der Hand und schaffe<br />

uns Raum, wenn wir keinen Weg mehr sehen.<br />

Lesung Hos 6, 1–2<br />

Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat Wunden<br />

gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird<br />

auch verbinden. Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück,<br />

am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor<br />

seinem Angesicht.


123 karsamstag, 3. April · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Retter der Welt, errette uns! Du hast uns erlöst durch dein Kreuz<br />

und dein Blut. Hilf uns, Herr, unser Gott!<br />

Bitten<br />

Gott des Lebens, dein Sohn ist selbst in das Dunkel des Todes<br />

hinabgestiegen. Wir rufen zu dir:<br />

A: Tröste uns, Herr, und richte uns auf.<br />

– Wo viele nur Vergehen und Untergang erblicken können,<br />

schenke uns Zeichen deiner neuschaffenden Gnade.<br />

– Wo für menschliche Begriffe nur noch Grabesruhe herrscht,<br />

lass uns dein machtvolles Schweigen vernehmen.<br />

– Wo viele unserer Mitmenschen unter dem endgültigen Abbruch<br />

einer Beziehung leiden, lass uns spüren, dass die Gemeinschaft,<br />

die uns im Leben geschenkt war, in dir geborgen<br />

und aufgehoben ist.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, dein eingeborener Sohn ist in das<br />

Reich des Todes hinabgestiegen und von den Toten glorreich<br />

auferstanden. Gib, dass deine Gläubigen, die durch die Taufe<br />

mit ihm begraben wurden, durch seine Auferstehung zum ewigen<br />

Leben gelangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Der Herr segne uns, er bewahre uns vor Unheil<br />

und führe uns zum ewigen Leben.


Zu Karsamstag · Karsamstag, 3. April 124<br />

lost paradise<br />

einst haben wir<br />

den himmel<br />

mit spöttischem lächeln<br />

den spatzen überlassen<br />

wollten uns<br />

mit der erde begnügen<br />

genüsslich ihre<br />

früchte naschen<br />

doch wir mutierten<br />

zur schlange<br />

flüsterten uns ein<br />

wir seien gottgrenzenlos<br />

nach der selbstvertreibung aus eden<br />

die palmenstrände zugemüllt<br />

die korallenriffe verblichen<br />

die paradiesesvögel ausgerottet<br />

ach könnten wir noch einmal<br />

an den himmel glauben<br />

in dem einer milde lächelnd<br />

sich um den kleinsten sperling sorgt<br />

Andreas Knapp, aus: ders., ganz knapp.<br />

Gedichte an der Schwelle zu Gott,<br />

© Echter Verlag, Würzburg 2020, 9


125 karsamstag, 3. April · Abend<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Hymnus<br />

Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh,<br />

Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh,<br />

Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh,<br />

Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.<br />

Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her?<br />

Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer?<br />

Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu<br />

Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.<br />

Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin,<br />

bis die Glocken schallen und daheim ich bin.<br />

Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu:<br />

nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!<br />

Cornelius Friedrich Adolf Krummacher 1857 – EG 407<br />

Psalm 27 Verse 7–14<br />

Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; *<br />

sei mir gnädig und erhöre mich!<br />

Mein Herz denkt an dein Wort:<br />

„Sucht mein Angesicht!“ *<br />

Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.<br />

Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; /<br />

weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! *<br />

Du wurdest meine Hilfe.<br />

Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, *<br />

du Gott meines Heiles!


Abend · Karsamstag, 3. April 126<br />

Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, *<br />

der Herr nimmt mich auf.<br />

Zeige mir, Herr, deinen Weg, *<br />

leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde!<br />

Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; *<br />

denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten.<br />

Ich aber bin gewiss, zu schauen *<br />

die Güte des Herrn im Land der Lebenden.<br />

Hoffe auf den Herrn und sei stark! *<br />

Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Du Hoffnung und Schutz deiner Kinder, behüte uns. Dein Angesicht<br />

suchen wir: Im Land der Lebenden lass uns dich schauen.<br />

Lesung Jer 31, 16–17<br />

So spricht der Herr: Verwehre deiner Stimme die Klage und<br />

deinen Augen die Tränen! Denn es gibt einen Lohn für deine<br />

Mühe – Spruch des Herrn: Sie werden zurückkehren aus<br />

dem Feindesland. Es gibt eine Hoffnung für deine Nachkommen<br />

– Spruch des Herrn: Die Söhne werden zurückkehren in<br />

ihre Heimat.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht<br />

in ihm. Und Gott wird ihn bald verherrlichen.<br />

Fürbitten<br />

Gott, unser Schöpfer, dir verdanken wir, was wir sind und haben.<br />

Wir rufen zu dir:<br />

V: Wecke uns auf A: und belebe uns neu.


127 karsamstag, 3. April · Abend<br />

Hilf uns Menschen in Europa, das jüdisch-christliche Erbe unserer<br />

Kultur wieder stärker wahrzunehmen;<br />

– gib uns Freude über dieses Geschenk und lass uns die Verantwortung<br />

wahrnehmen, die daraus erwächst.<br />

Viele Politiker beklagen, dass uns die Visionen fehlen;<br />

– lass uns Glaubende das Potenzial unserer Hoffnung für alle<br />

fruchtbar machen.<br />

Die ungerechte Verteilung der irdischen Güter, die Not der Armen<br />

schreit zum Himmel;<br />

– lehre uns auf Unnötiges verzichten, damit alle Menschen an<br />

deinen Gaben Anteil erhalten.<br />

Immer wieder treibt uns die Diskussion um die Sterbehilfe um;<br />

– hilf uns, Wege zu finden, Schwerstkranke und Sterbende als<br />

Person ernst zu nehmen und sie mitfühlend zu begleiten.<br />

Du bist die Zukunft unserer Toten;<br />

– komm ihnen entgegen und nimm sie in deine liebenden Arme.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, dein eingeborener Sohn ist in das<br />

Reich des Todes hinabgestiegen und von den Toten glorreich<br />

auferstanden. Gib, dass deine Gläubigen, die durch die Taufe<br />

mit ihm begraben wurden, durch seine Auferstehung zum ewigen<br />

Leben gelangen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.<br />

Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende<br />

gewähre uns der allmächtige Herr.<br />

Ave Regina caelorum oder Stabat mater (Seite 220 f.)


Von <strong>Woche</strong> zu <strong>Woche</strong> · Karsamstag, 3. April 128<br />

Von <strong>Woche</strong> zu <strong>Woche</strong><br />

Maria Magdalena: Botschaft des Lebens<br />

(zu Joh 6, 41–51)<br />

Wer die Botschaft versteht,<br />

wird sie überall entdecken –<br />

auch auf Friedhöfen.<br />

Kränze erzählen von der Ewigkeit:<br />

ohne Anfang und Ende.<br />

Lebensbäume und Zedern<br />

erinnern an den Baum des Lebens<br />

im Paradies.<br />

Blumen in ihrer Fülle und Schönheit<br />

bezeugen Gottes Schöpfung.<br />

Einzelne Gräber gleichen kleinen Gärten<br />

und verbinden so den Garten Eden<br />

mit dem auferstandenen Jesus,<br />

der sich Maria zu erkennen gab,<br />

indem er ihren Namen rief,<br />

indem er sie sendete,<br />

hinaus aus dem Garten<br />

ins Weite!<br />

Maria lehrt und verkündet<br />

nicht das leere Grab:<br />

Sie verkündet Jesus,<br />

den Lebenden,<br />

der sie rief …<br />

Dorothee Sandherr-Klemp


Hochfest<br />

der Auferstehung<br />

des Herrn<br />

Osternacht, 3./4. April <strong>2021</strong>


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 130<br />

Die Feier der Osternacht<br />

Die Feier der Osternacht ist der Höhepunkt des österlichen Triduums.<br />

Wir kommen aus dem Dunkel in das Licht, das Christus<br />

selbst für uns ist. Wir feiern das Fest unserer Erlösung. Nach<br />

ältester Überlieferung ist die Osternacht eine Zeit des Wachens<br />

(vigilia) und Betens in Trauer um den Gekreuzigten und in der Erwartung<br />

seines sieghaften Kommens. Je mehr wir wachend auf ihn<br />

gewartet haben, umso mehr können wir ihn mit österlichem Jubel<br />

begrüßen.<br />

Die deutsche Bezeichnung „Ostern“ ist offenbar altgermanisch<br />

und hängt mit „Osten“ zusammen. Unklar ist der Zusammenhang<br />

von Namen und Fest. Möglicherweise spielt die liturgische Bedeutung<br />

des Tagesanbruchs eine Rolle, dem Zeitpunkt, an dem die Auferstehung<br />

Jesu Christi angesetzt wird.<br />

Die Osternachtfeier hat eine klare Grundstruktur: Auf die Lichtfeier<br />

folgt der Wortgottesdienst, danach die Tauffeier und die Eucharistiefeier.<br />

Lichtfeier<br />

Bevor der Morgen dämmert (oder nach Beginn der Abenddämmerung)<br />

wird außerhalb des gottesdienstlichen Raumes ein Holzfeuer<br />

angezündet. Das Feuer wird gesegnet und die Osterkerze, Symbol<br />

für Christus, wird an diesem neuen Feuer angezündet. Mit einem<br />

Griffel zeichnet der Zelebrant ein Kreuz und den ersten und letzten<br />

Buchstaben des griechischen Alphabets, das Alpha und das Omega,<br />

sowie die jeweilige Jahreszahl in die Kerze. So wird zeichenhaft<br />

deutlich, dass Jesus Christus im Zentrum aller Zeiten steht, gestern,<br />

heute und in Ewigkeit. Mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“<br />

oder: „Christus, das Licht“ – „Deo gratias“ oder „Dank sei Gott“<br />

zieht die Gemeinde in feierlicher Prozession mit dem Osterlicht in<br />

die dunkle Kirche ein.<br />

Indem sich das Licht immer mehr ausbreitet, entfaltet es seine<br />

volle Leuchtkraft. So wird an dem alten christlichen Brauch des Lucernar,<br />

dem festlichen Entzünden und der Begrüßung des Lichtes<br />

am Abend, in dieser Nacht deutlich, dass Christus die Dunkelheit<br />

des Todes in seinem Tod und seiner Auferstehung überwunden hat.


131 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Der österliche Jubelruf des Exsultet ist ein kunstvoll gestalteter<br />

Lobpreis der Heilstaten Gottes, wie er sie in der Geschichte des<br />

Heils, besonders aber in Jesus Christus, an uns erwiesen hat: „O<br />

glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“<br />

Wortgottesdienst<br />

Der Wortgottesdienst beginnt mit der Lesung des ersten Schöpfungsberichts<br />

und mündet in die Lesung aus dem Brief des Apostels<br />

Paulus an die Römer, dem sich das Osterevangelium, dem jeweiligen<br />

Lesejahr entsprechend, anschließt. Die alt- und neutestamentlichen<br />

Lesungen mit den dazugehörigen Antwortpsalmen und Gebeten<br />

erinnern uns an die Geschichte des Unheils der Menschen,<br />

die von Gott her zur Heilsgeschichte wurde.<br />

Tauffeier<br />

Seit dem Ende des dritten Jahrhunderts wird die Osternacht als<br />

Tauftermin bevorzugt. Sie ermöglicht erwachsenen Taufbewerbern<br />

nach einer längeren Zeit der Vorbereitung, nun auch an der Eucharistiefeier<br />

in dieser Nacht voll teilzunehmen.<br />

Wo keine Taufe stattfindet, wird nur das (Tauf-)Wasser gesegnet<br />

und die Gläubigen erneuern mit brennenden Kerzen in den Händen<br />

ihr Taufversprechen. Anschließend segnet der Priester sie mit<br />

dem neugeweihten Wasser.<br />

Eucharistiefeier<br />

Die Eucharistiefeier dieser Nacht ist ganz erfüllt vom Jubel über<br />

den Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod. Im österlichen Mahl<br />

schenkt uns der Auferstandene seine bleibende Nähe. Wenn wir<br />

uns wie die Emmausjünger um ihn versammeln und miteinander<br />

das Brot brechen, wird er unter uns und in uns gegenwärtig. So<br />

lässt diese Feier in uns die Freude wachsen, dass der „Glanz dieser<br />

Nacht“ von nun an stärker ist als alle Dunkelheiten, in die wir<br />

Menschen uns verstricken können.<br />

Liedvorschläge: GL 170, 318, 328, 329, 334, 337, 491 · KG 3, 4, 40,<br />

75, 436, 437, 440,4, 443, 449, 504, 520,1.6, 542


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 132<br />

LICHTFEIER<br />

Segen über das Feuer<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du hast durch Christus allen, die an<br />

dich glauben, das Licht deiner Herrlichkeit geschenkt. Segne<br />

† dieses neue Feuer, das die Nacht erhellt, und entflamme in<br />

uns die Sehnsucht nach dir, dem unvergänglichen Licht, damit<br />

wir mit reinem Herzen zum ewigen Osterfest gelangen. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Bereitung der Osterkerze<br />

Wo es Brauch ist, ritzt der Zelebrant ein Kreuz in die Kerze, darüber zeichnet<br />

er den ersten Buchstaben des griechischen Alphabets – Alpha –, darunter den<br />

letzten – Omega. Zwischen die Kreuzesarme schreibt er die Jahreszahl. Dabei<br />

spricht er:<br />

Christus, gestern und heute, –<br />

Anfang und Ende, –<br />

Alpha –<br />

und Omega. –<br />

Sein ist die Zeit –<br />

und die Ewigkeit. –<br />

Sein ist die Macht und die Herrlichkeit –<br />

in alle Ewigkeit. Amen.<br />

Anschließend kann der Priester an den Enden der Kreuzbalken<br />

und in deren Schnittpunkt fünf Weihrauchkörner<br />

einfügen. Dabei spricht er:<br />

Durch seine heiligen Wunden, –<br />

die leuchten in Herrlichkeit, –<br />

behüte uns –<br />

und bewahre uns –<br />

Christus, der Herr. Amen.<br />

Anzünden der Osterkerze am Feuer<br />

Christus ist glorreich auferstanden vom Tod.<br />

Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.


133 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Prozession<br />

Der Priester oder ein Diakon nimmt die Osterkerze, hebt sie empor und singt:<br />

P/D: Lumen Christi. P/D: Christus, das Licht.<br />

A: Deo gratias.<br />

A: Dank sei Gott.<br />

Exsultet – Das Osterlob<br />

Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen<br />

Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger,<br />

den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom<br />

Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich.<br />

Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Auch du freue<br />

dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze!<br />

Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem<br />

Jubel.<br />

Darum bitte ich euch, geliebte Brüder, ihr Zeugen des Lichtes,<br />

das diese Kerze verbreitet: Ruft mit mir zum allmächtigen Vater<br />

um sein Erbarmen und seine Hilfe, dass er, der mich ohne mein<br />

Verdienst, aus reiner Gnade, in die Schar der Leviten berufen<br />

hat, mich erleuchte mit dem Glanz seines Lichtes, damit ich<br />

würdig das Lob dieser Kerze verkünde.<br />

V: Der Herr sei mit euch.<br />

A: Und mit deinem Geiste.<br />

V: Erhebet die Herzen.<br />

A: Wir haben sie beim Herrn.<br />

V: Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott.<br />

A: Das ist würdig und recht.<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, den verborgenen Gott, den<br />

allmächtigen Vater, mit aller Glut des Herzens zu rühmen und<br />

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, mit<br />

jubelnder Stimme zu preisen.<br />

Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt und<br />

den Schuldbrief ausgelöscht mit seinem Blut, das er aus Liebe<br />

vergossen hat. Gekommen ist das heilige Osterfest, an dem


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 134<br />

das wahre Lamm geschlachtet ward, dessen Blut die Türen der<br />

Gläubigen heiligt und das Volk bewahrt vor Tod und Verderben.<br />

Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus<br />

Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des<br />

Roten Meeres geführt hat.<br />

Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel<br />

der Sünde vertrieben hat. Dies ist die Nacht, die auf der ganzen<br />

Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der<br />

Welt, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt<br />

und einfügt in die heilige Kirche. Dies ist die selige Nacht,<br />

in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe<br />

als Sieger emporstieg.<br />

O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen,<br />

gabst du den Sohn dahin! O wahrhaft heilbringende Sünde<br />

des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet<br />

hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du<br />

gefunden. Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel<br />

hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den<br />

Trauernden Freude.<br />

O wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, die<br />

Gott und Menschen verbindet! In dieser gesegneten Nacht, heiliger<br />

Vater, nimm an das Abendopfer unseres Lobes, nimm diese<br />

Kerze entgegen als unsere festliche Gabe! Aus dem köstlichen<br />

Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebracht von deiner<br />

heiligen Kirche durch die Hand ihrer Diener.<br />

So bitten wir dich, o Herr: Geweiht zum Ruhm deines Namens,<br />

leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu<br />

vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle<br />

ihr Licht mit den Lichtern am Himmel. Sie leuchte, bis der Morgenstern<br />

erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit<br />

nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von<br />

den Toten erstand, der den Menschen erstrahlt im österlichen<br />

Licht, der lebt und herrscht in Ewigkeit!<br />

A: Amen.


135 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

WORTGOTTESDIENST<br />

Erste Lesung – Aus dem Buch Genesis Gen 1, 1 – 2, 2<br />

Kurzfassung: Gen 1, 1.26–31a<br />

Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst<br />

und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist<br />

schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es<br />

wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied<br />

das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und<br />

die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde<br />

Morgen: erster Tag.<br />

Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser<br />

und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und<br />

schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb<br />

des Gewölbes. Und so geschah es. Und Gott nannte das<br />

Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen:<br />

zweiter Tag.<br />

Dann sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des<br />

Himmels an einem Ort und das Trockene werde sichtbar. Und<br />

so geschah es. Und Gott nannte das Trockene Land und die<br />

Ansammlung des Wassers nannte er Meer. Gott sah, dass es gut<br />

war. Dann sprach Gott: Die Erde lasse junges Grün sprießen,<br />

Gewächs, das Samen bildet, Fruchtbäume, die nach ihrer Art<br />

Früchte tragen mit Samen darin auf der Erde. Und so geschah<br />

es. Die Erde brachte junges Grün hervor, Gewächs, das Samen<br />

nach seiner Art bildet, und Bäume, die Früchte tragen mit Samen<br />

darin nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. Es wurde<br />

Abend und es wurde Morgen: dritter Tag.<br />

Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein,<br />

um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen als Zeichen für Festzeiten,<br />

für Tage und Jahre dienen. Sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe<br />

sein, um über die Erde hin zu leuchten. Und so<br />

geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das große<br />

zur Herrschaft über den Tag, das kleine zur Herrschaft über die


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 136<br />

Nacht, und die Sterne. Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe,<br />

damit sie über die Erde leuchten, über Tag und Nacht herrschen<br />

und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut<br />

war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag.<br />

Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von Schwärmen lebendiger<br />

Wesen und Vögel sollen über der Erde am Himmelsgewölbe<br />

fliegen. Und Gott erschuf die großen Wassertiere und<br />

alle Lebewesen, die sich fortbewegen nach ihrer Art, von denen<br />

das Wasser wimmelt, und alle gefiederten Vögel nach ihrer Art.<br />

Gott sah, dass es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid<br />

fruchtbar und mehrt euch! Füllt das Wasser im Meer und die<br />

Vögel sollen sich auf Erden vermehren. Es wurde Abend und es<br />

wurde Morgen: fünfter Tag.<br />

Dann sprach Gott: Die Erde bringe Lebewesen aller Art hervor,<br />

von Vieh, von Kriechtieren und von Wildtieren der Erde<br />

nach ihrer Art. Und so geschah es. Gott machte die Wildtiere der<br />

Erde nach ihrer Art, das Vieh nach seiner Art und alle Kriechtiere<br />

auf dem Erdboden nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war.<br />

Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild,<br />

uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über<br />

die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und<br />

über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den<br />

Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich<br />

und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu<br />

ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft<br />

sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel<br />

des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!<br />

Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen<br />

bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte<br />

tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.<br />

Allen Tieren der Erde, allen Vögeln des Himmels und allem, was<br />

auf der Erde kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich alles<br />

grüne Gewächs zur Nahrung. Und so geschah es. Gott sah alles<br />

an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde<br />

Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.


137 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

So wurden Himmel und Erde und ihr ganzes Heer vollendet.<br />

Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte,<br />

und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk<br />

gemacht hatte.<br />

Antwortpsalm Ps 33, 4–7.12–13.20.22<br />

Kehrvers:<br />

Von deiner Huld, o HERR, ist die Erde erfüllt.<br />

Das Wort des HERRN ist redlich, *<br />

all sein Tun ist verlässlich.<br />

Er liebt Gerechtigkeit und Recht, *<br />

erfüllt von der Huld des HERRN ist die Erde. – Kehrvers<br />

Durch das Wort des HERRN wurden die Himmel geschaffen, *<br />

ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.<br />

Er sammelt das Wasser des Meeres und dämmt es ein, *<br />

legt die Fluten in Kammern. – Kehrvers<br />

Selig die Nation, deren Gott der HERR ist, *<br />

das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat.<br />

Der HERR blickt herab vom Himmel, *<br />

er sieht alle Menschen. – Kehrvers<br />

Unsre Seele hofft auf den HERRN; *<br />

er ist unsre Hilfe und unser Schild.<br />

Lass deine Huld über uns walten, o HERR, *<br />

wie wir auf dich hofften! – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. 5b, ferner GL 79, 1 (VII. Ton) oder 618, 1 oder KG 639 (VI. Ton)<br />

Allmächtiger Gott, du hast den Menschen wunderbar erschaffen<br />

und noch wunderbarer erlöst. Hilf uns, den Verlockungen<br />

der Sünde durch die Kraft des Geistes zu widerstehen, damit<br />

wir zu den ewigen Freuden gelangen. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 138<br />

Zweite Lesung – Aus dem Buch Genesis Gen 22, 1–18<br />

Kurzfassung: Gen 22, 1–2.9a.10–13.15–18<br />

In jenen Tagen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach<br />

zu ihm: Abraham! Er sagte: Hier bin ich. Er sprach: Nimm<br />

deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das<br />

Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir<br />

nenne, als Brandopfer dar!<br />

Frühmorgens stand Abraham auf, sattelte seinen Esel, nahm<br />

zwei seiner Jungknechte mit sich und seinen Sohn Isaak, spaltete<br />

Holz zum Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem<br />

Ort, den ihm Gott genannt hatte. Als Abraham am dritten Tag<br />

seine Augen erhob, sah er den Ort von Weitem.<br />

Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten: Bleibt mit dem<br />

Esel hier! Ich aber und der Knabe, wir wollen dorthin gehen<br />

und uns niederwerfen; dann wollen wir zu euch zurückkehren.<br />

Abraham nahm das Holz für das Brandopfer und lud es seinem<br />

Sohn Isaak auf. Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die<br />

Hand. So gingen beide miteinander.<br />

Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham. Er sagte: Mein<br />

Vater! Er antwortete: Hier bin ich, mein Sohn! Dann sagte<br />

Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das<br />

Brandopfer? Abraham sagte: Gott wird sich das Lamm für das<br />

Brandopfer ausersehen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander<br />

weiter.<br />

Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute<br />

Abraham dort den Altar, schichtete das Holz auf, band seinen<br />

Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Abraham<br />

streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen<br />

Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des HERRN vom<br />

Himmel her zu und sagte: Abraham, Abraham! Er antwortete:<br />

Hier bin ich. Er sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben<br />

aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass<br />

du Gott fürchtest; du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen,<br />

nicht vorenthalten. Abraham erhob seine Augen, sah hin und<br />

siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im


139 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und<br />

brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.<br />

Abraham gab jenem Ort den Namen „Der HERR sieht“, wie<br />

man noch heute sagt: Auf dem Berg lässt sich der HERR sehen.<br />

Der Engel des HERRN rief Abraham zum zweiten Mal vom<br />

Himmel her zu und sprach: Ich habe bei mir geschworen –<br />

Spruch des HERRN: Weil du das getan hast und deinen Sohn,<br />

deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen<br />

schenken in Fülle und deine Nachkommen überaus zahlreich<br />

machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand.<br />

Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde<br />

einnehmen. Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle<br />

Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast.<br />

Antwortpsalm Ps 16, 5.8–10.2.11<br />

Kehrvers:<br />

Behüte mich, Gott, denn ich vertraue auf dich.<br />

Der HERR ist mein Erbteil, er reicht mir den Becher, *<br />

du bist es, der mein Los hält.<br />

Ich habe mir den HERRN beständig vor Augen gestellt, *<br />

weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. – Kehrvers<br />

Darum freut sich mein Herz und jubelt meine Ehre, *<br />

auch mein Fleisch wird wohnen in Sicherheit.<br />

Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt; *<br />

du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen. – Kehrvers<br />

Ich sagte zum HERRN: Mein Herr bist du, *<br />

mein ganzes Glück bist du allein.<br />

Du lässt mich den Weg des Lebens erkennen. /<br />

Freude in Fülle vor deinem Angesicht, *<br />

Wonnen in deiner Rechten für alle Zeit. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 1, ferner GL 312, 3 (II. Ton) oder GL 1975 527, 7 (IV. Ton)<br />

oder KG 631 (IX. Ton)


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 140<br />

Gott, du Vater aller Gläubigen, durch deine Gnade mehrst du<br />

auf dem ganzen Erdenrund die Kinder deiner Verheißung.<br />

Durch das österliche Sakrament der Taufe erfüllst du den Eid,<br />

den du Abraham geschworen hast, und machst ihn zum Vater<br />

aller Völker. Gib allen, die du zu deinem Volke berufen hast, die<br />

Gnade, diesem Ruf zu folgen. Darum bitten wir durch Christus,<br />

unseren Herrn.<br />

Dritte Lesung – Aus dem Buch Exodus Ex 14, 15 – 15, 1<br />

In jenen Tagen, als die Israeliten sahen, dass die Ägypter ihnen<br />

nachrückten, erschraken sie sehr und schrien zum Herrn. Da<br />

sprach der HERR zu Mose: Was schreist du zu mir? Sag den<br />

Israeliten, sie sollen aufbrechen. Und du heb deinen Stab hoch,<br />

streck deine Hand über das Meer und spalte es, damit die Israeliten<br />

auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können!<br />

Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten, damit sie hinter<br />

ihnen hineinziehen. So will ich am Pharao und an seiner<br />

ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine<br />

Herrlichkeit erweisen. Die Ägypter sollen erkennen, dass ich<br />

der HERR bin, wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und<br />

Reitern meine Herrlichkeit erweise.<br />

Der Engel Gottes, der den Zug der Israeliten anführte, brach<br />

auf und ging nach hinten und die Wolkensäule brach auf und<br />

stellte sich hinter sie. Sie kam zwischen das Lager der Ägypter<br />

und das Lager der Israeliten. Die Wolke war da und Finsternis<br />

und Blitze erhellten die Nacht. So kamen sie die ganze Nacht<br />

einander nicht näher. Mose streckte seine Hand über das Meer<br />

aus und der HERR trieb die ganze Nacht das Meer durch einen<br />

starken Ostwind fort. Er ließ das Meer austrocknen und das<br />

Wasser spaltete sich. Die Israeliten zogen auf trockenem Boden<br />

ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser<br />

wie eine Mauer stand. Die Ägypter setzten ihnen nach; alle<br />

Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter zogen hinter<br />

ihnen ins Meer hinein.


141 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Um die Zeit der Morgenwache blickte der HERR aus der Feuer-<br />

und Wolkensäule auf das Lager der Ägypter und brachte es<br />

in Verwirrung. Er hemmte die Räder an ihren Wagen und ließ<br />

sie nur schwer vorankommen. Da sagte der Ägypter: Ich muss<br />

vor Israel fliehen; denn der HERR kämpft auf ihrer Seite gegen<br />

Ägypten.<br />

Darauf sprach der HERR zu Mose: Streck deine Hand über<br />

das Meer, damit das Wasser zurückflutet und den Ägypter, seine<br />

Wagen und Reiter zudeckt! Mose streckte seine Hand über das<br />

Meer und gegen Morgen flutete das Meer an seinen alten Platz<br />

zurück, während die Ägypter auf der Flucht ihm entgegenliefen.<br />

So trieb der HERR die Ägypter mitten ins Meer. Das Wasser<br />

kehrte zurück und bedeckte Wagen und Reiter, die ganze Streitmacht<br />

des Pharao, die den Israeliten ins Meer nachgezogen<br />

war. Nicht ein Einziger von ihnen blieb übrig. Die Israeliten<br />

aber waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gezogen,<br />

während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine<br />

Mauer stand.<br />

So rettete der HERR an jenem Tag Israel aus der Hand der<br />

Ägypter. Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen. Als Israel<br />

sah, dass der HERR mit mächtiger Hand an den Ägyptern gehandelt<br />

hatte, fürchtete das Volk den HERRN. Sie glaubten an den<br />

HERRN und an Mose, seinen Knecht.<br />

Damals sang Mose mit den Israeliten dem HERRN dieses Lied;<br />

sie sagten: Ich singe dem HERRN ein Lied, denn er ist hoch und<br />

erhaben. Ross und Reiter warf er ins Meer.<br />

Antwortpsalm <br />

Ex 15, 1b–6.13.17–18<br />

Kehrvers:<br />

Dem HERRN will ich singen, machtvoll hat er sich kundgetan.<br />

Ich singe dem HERRN ein Lied, /<br />

denn er ist hoch und erhaben. *<br />

Ross und Reiter warf er ins Meer.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 142<br />

Meine Stärke und mein Lied ist der HERR, *<br />

er ist mir zur Rettung geworden.<br />

Kehrvers:<br />

Dem HERRN will ich singen, machtvoll hat er sich kundgetan.<br />

Er ist mein Gott, ihn will ich preisen; *<br />

den Gott meines Vaters will ich rühmen.<br />

Der HERR ist ein Krieger, *<br />

HERR ist sein Name. – Kehrvers<br />

Pharaos Wagen und seine Streitmacht warf er ins Meer. *<br />

Seine besten Vorkämpfer versanken im Roten Meer.<br />

Fluten deckten sie zu, *<br />

sie sanken in die Tiefe wie Steine. – Kehrvers<br />

Deine Rechte, HERR, ist herrlich an Stärke; *<br />

deine Rechte, HERR, zerschmettert den Feind.<br />

Du lenktest in deiner Güte das Volk, das du erlöst hast, *<br />

du führtest sie machtvoll<br />

zu deiner heiligen Wohnung. – Kehrvers<br />

Du wirst sie hinbringen und einpflanzen<br />

auf den Berg deines Erbes, *<br />

den du, HERR, zu deiner Wohnstätte gemacht hast,<br />

um dich niederzulassen,<br />

zu einem Heiligtum, HERR, von deinen Händen gegründet. *<br />

Der HERR ist König für immer und ewig. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 1bc, ferner GL 312, 4 · GL 1975 209, 1 · KG 267 (VIII. Ton)<br />

Herr, unser Gott, du hast uns durch das Licht des Neuen Bundes<br />

den Sinn der Wunder erschlossen, die du im Alten Bund<br />

gewirkt hast: Das Rote Meer ist ein Bild für das Wasser der<br />

Taufe; das befreite Volk Israel deutet hin auf das heilige Volk<br />

des Neuen Bundes. Gib, dass alle Menschen durch den Glauben<br />

an der Würde Israels teilhaben und im <strong>Heilige</strong>n Geist die<br />

Gnade der Wiedergeburt empfangen. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.


143 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Vierte Lesung – Aus dem Buch Jesaja Jes 54, 5–14<br />

Jerusalem, dein Schöpfer ist dein Gemahl, „HERR der Heerscharen“<br />

ist sein Name. Der <strong>Heilige</strong> Israels ist dein Erlöser,<br />

„Gott der ganzen Erde“ wird er genannt.<br />

Ja, der HERR hat dich gerufen als verlassene, bekümmerte<br />

Frau. Kann man denn die Frau seiner Jugend verstoßen?, spricht<br />

dein Gott. Nur für eine kleine Weile habe ich dich verlassen,<br />

doch mit großem Erbarmen werde ich dich sammeln. Einen<br />

Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in aufwallendem<br />

Zorn; aber in ewiger Huld habe ich mich deiner erbarmt,<br />

spricht dein Erlöser, der HERR.<br />

Wie bei der Flut Noachs soll es für mich sein: So wie ich<br />

damals schwor, dass die Flut Noachs die Erde nie mehr überschwemmen<br />

wird, so schwöre ich jetzt, dir nie mehr zu zürnen<br />

und dich nie mehr zu schelten. Mögen auch die Berge weichen<br />

und die Hügel wanken – meine Huld wird nicht von dir weichen<br />

und der Bund meines Friedens nicht wanken, spricht der<br />

HERR, der Erbarmen hat mit dir.<br />

Ärmste, vom Sturm Gepeitschte, die ohne Trost ist: Siehe, ich<br />

selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern<br />

aus Saphir. Aus Rubinen mache ich deine Zinnen, aus Beryll deine<br />

Tore und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen. Alle deine<br />

Kinder sind Schüler des HERRN und groß ist der Friede deiner<br />

Kinder. Du wirst auf Gerechtigkeit gegründet sein. Du bist fern<br />

von Bedrängnis, denn du brauchst dich nicht mehr zu fürchten<br />

und bist fern von Schrecken; er kommt an dich nicht heran.<br />

Impuls zur Lesung<br />

Wir sind erwachsen. Wer kann da, wer wird da noch an Märchen<br />

glauben, Geschichten aus 1001 Nacht? Und doch erzählt<br />

der Prophet hier von einer großen und ewigen Liebe, von innigster<br />

Nähe nach tiefster Entfremdung. Von Treue, die sich<br />

nicht beirren, nicht irremachen lässt. Vom Bund, der bleibt,<br />

und wenn die Welt noch einmal unterginge. Verbündete sind<br />

wir. Verbunden. Für alle Zeit. Der Prophet Nathan musste einst


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 144<br />

David, dem König, auf den Kopf zusagen: Du bist gemeint. Du<br />

selber bist der Mann! (2 Sam 12) Jesaja darf Jerusalem, der<br />

Gedemütigten, Geschädigten, nun voller Jubel das Wort verkünden:<br />

Du bist die Frau. Dir gilt die Liebe Gottes. Alle Zeit.<br />

Antwortpsalm <br />

Ps 30, 2.4–6.12a.13b<br />

Kehrvers:<br />

HERR, du zogst mich herauf aus der Tiefe; ich will dich rühmen<br />

in Ewigkeit.<br />

Ich will dich erheben, HERR, /<br />

denn du zogst mich herauf *<br />

und ließest nicht zu, dass meine Feinde sich über mich freuen.<br />

HERR, du hast meine Seele heraufsteigen lassen<br />

aus der Totenwelt, *<br />

hast mich am Leben erhalten, sodass ich nicht<br />

in die Grube hinabstieg. – Kehrvers<br />

Singt und spielt dem HERRN, ihr seine Frommen, *<br />

dankt im Gedenken seiner Heiligkeit!<br />

Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, *<br />

doch seine Güte ein Leben lang. – Kehrvers<br />

Wenn man am Abend auch weint, *<br />

am Morgen herrscht wieder Jubel.<br />

Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, *<br />

HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 2ab, ferner GL 312, 5 (VII. Ton)<br />

oder GL 1975 527, 6 (II. Ton) oder KG 616 (II. Ton)<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, verherrliche deinen Namen. Gewähre,<br />

was du den Vätern um ihres Glaubens willen versprochen<br />

hast, und mehre durch die Taufe die Zahl deiner Kinder. Lass<br />

deine Kirche erfahren, dass sich erfüllt, was die <strong>Heilige</strong>n des<br />

Alten Bundes gläubig erhofft haben. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.


145 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Fünfte Lesung – Aus dem Buch Jesaja Jes 55, 1–11<br />

So spricht der Herr: Auf, alle Durstigen, kommt zum Wasser!<br />

Die ihr kein Geld habt, kommt, kauft Getreide und esst,<br />

kommt und kauft ohne Geld und ohne Bezahlung Wein und<br />

Milch! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und<br />

mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört<br />

auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt<br />

euch laben an fetten Speisen! Neigt euer Ohr und kommt zu<br />

mir, hört und ihr werdet aufleben! Ich schließe mit euch einen<br />

ewigen Bund: Die Erweise der Huld für David sind beständig.<br />

Siehe, ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, zum<br />

Fürsten und Gebieter der Nationen. Siehe, eine Nation, die du<br />

nicht kennst, wirst du rufen und eine Nation, die dich nicht<br />

kannte, eilt zu dir, um des HERRN, deines Gottes, des <strong>Heilige</strong>n<br />

Israels willen, weil er dich herrlich gemacht hat.<br />

Sucht den HERRN, er lässt sich finden, ruft ihn an, er ist nah!<br />

Der Frevler soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne.<br />

Er kehre um zum HERRN, damit er Erbarmen hat mit ihm,<br />

und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen. Meine<br />

Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht<br />

meine Wege – Spruch des HERRN. So hoch der Himmel über<br />

der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege<br />

und meine Gedanken über eure Gedanken.<br />

Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und<br />

nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie<br />

zum Keimen und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann<br />

Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort,<br />

das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück,<br />

ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich<br />

es ausgesandt habe.<br />

Antwortpsalm <br />

Jes 12, 2–3.4b–6<br />

Kehrvers:<br />

Ihr werdet Wasser freudig schöpfen aus den Quellen des Heils.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 146<br />

Siehe, Gott ist mein Heil; *<br />

ich vertraue und erschrecke nicht.<br />

Denn meine Stärke und mein Lied ist Gott, der HERR. *<br />

Er wurde mir zum Heil.<br />

Kehrvers:<br />

Ihr werdet Wasser freudig schöpfen aus den Quellen des Heils.<br />

Ihr werdet Wasser freudig schöpfen *<br />

aus den Quellen des Heiles.<br />

Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an! /<br />

Macht unter den Völkern seine Taten bekannt, *<br />

verkündet: Sein Name ist erhaben! – Kehrvers<br />

Singet dem HERRN, denn Überragendes hat er vollbracht; *<br />

bekannt gemacht sei dies auf der ganzen Erde.<br />

Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner Zions; *<br />

denn groß ist in eurer Mitte der <strong>Heilige</strong> Israels. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Vers 3, ferner GL 312, 6 (V. Ton)<br />

oder GL 1975 209, 2 (VII. Ton) oder KG 458, 8 (VIII. Ton)<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, du einzige Hoffnung der Welt, durch<br />

die Propheten hast du die Heilsereignisse angekündigt, die sich<br />

in unseren Tagen erfüllen. Erwecke du selbst in uns das Verlangen,<br />

dir immer treuer zu dienen; denn niemand macht Fortschritte<br />

im Guten, wenn ihn nicht deine Gnade führt. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Sechste Lesung – Aus dem Buch Baruch<br />

Bar 3, 9–15.32 – 4, 4<br />

Höre, Israel, die Gebote des Lebens; merkt auf, um Einsicht<br />

zu erlangen! Warum, Israel, warum lebst du im Gebiet der<br />

Feinde, wirst alt in einem fremden Land, bist unrein geworden,<br />

den Toten gleich, wurdest gezählt zu denen, die in die Unterwelt<br />

hinabsteigen? Du hast den Quell der Weisheit verlassen.<br />

Wärest du auf Gottes Weg gegangen, du wohntest in Frieden<br />

für immer. Nun lerne, wo die Einsicht ist, wo Kraft und wo


147 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Klugheit, dann erkennst du zugleich, wo langes Leben und Lebensglück,<br />

wo Licht für die Augen und Frieden zu finden sind!<br />

Wer hat je ihren Ort gefunden? Wer ist zu ihren Schatzkammern<br />

vorgedrungen? Doch der Allwissende kennt sie; er hat sie<br />

in seiner Einsicht entdeckt. Er hat ja die Erde für immer gegründet,<br />

er hat sie mit vierfüßigen Tieren bevölkert. Er entsendet das<br />

Licht und es eilt dahin; er ruft es zurück und zitternd gehorcht<br />

es ihm. Froh leuchten die Sterne auf ihren Posten. Ruft er sie,<br />

so antworten sie: Hier sind wir. Sie leuchten mit Freude für<br />

ihren Schöpfer.<br />

Das ist unser Gott; kein anderer gilt neben ihm. Er hat den<br />

Weg der Erkenntnis ganz erkundet und hat sie Jakob, seinem<br />

Diener, verliehen, Israel, seinem Liebling. Dann erschien sie<br />

auf der Erde und lebte mit den Menschen.<br />

Sie ist das Buch der Gebote Gottes, das Gesetz, das ewig besteht.<br />

Alle, die an ihr festhalten, finden das Leben; doch alle,<br />

die sie verlassen, verfallen dem Tod. Kehr um, Jakob, ergreif<br />

sie! Geh in ihrem Glanz den Weg zum Licht! Überlass deinen<br />

Ruhm keinem andern und deinen Vorzug keinem fremden<br />

Volk! Glücklich sind wir, das Volk Israel; denn wir wissen, was<br />

Gott gefällt.<br />

Antwortpsalm Ps 19, 8–12<br />

Kehrvers:<br />

Herr, du hast Worte des ewigen Lebens.<br />

Die Weisung des HERRN ist vollkommen, *<br />

sie erquickt den Menschen.<br />

Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich, *<br />

den Unwissenden macht es weise. – Kehrvers<br />

Die Befehle des HERRN sind gerade, *<br />

sie erfüllen das Herz mit Freude.<br />

Das Gebot des HERRN ist rein, *<br />

es erleuchtet die Augen. – Kehrvers


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 148<br />

Die Furcht des HERRN ist lauter, *<br />

sie besteht für immer.<br />

Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig, *<br />

gerecht sind sie alle.<br />

Kehrvers:<br />

Herr, du hast Worte des ewigen Lebens.<br />

Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. *<br />

Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.<br />

Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; *<br />

reichen Lohn hat, wer sie beachtet. – Kehrvers<br />

Kehrvers siehe Joh 6, 68c, ferner GL 312, 7 · GL 1975 465 · KG 629 (II. Ton)<br />

Gott, unser Vater, du mehrst die Zahl deiner Kinder und rufst<br />

aus allen Völkern Menschen in deine Kirche. Beschütze gütig<br />

die Täuflinge, damit sie den Quell der Weisheit niemals verlassen<br />

und auf deinen Wegen gehen. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.<br />

Siebte Lesung – Aus dem Buch Ezechiel<br />

<br />

Ez 36, 16–17a.18–28<br />

Das Wort des HERRN erging an mich: Menschensohn, als<br />

die vom Haus Israel in ihrem Land wohnten, machten sie<br />

es durch ihre Wege und ihre Taten unrein. Da goss ich meinen<br />

Zorn über sie aus, weil sie Blut vergossen im Land und es mit ihren<br />

Götzen befleckten. Ich zerstreute sie unter die Nationen; in<br />

die Länder wurden sie vertrieben. Nach ihren Wegen und nach<br />

ihren Taten habe ich sie gerichtet. Als sie aber zu den Nationen<br />

kamen, entweihten sie überall, wohin sie kamen, meinen heiligen<br />

Namen; denn man sagte von ihnen: Das ist das Volk des<br />

HERRN und doch mussten sie sein Land verlassen. Da tat mir<br />

mein heiliger Name leid, den das Haus Israel bei den Nationen<br />

entweihte, wohin es auch kam.<br />

Darum sag zum Haus Israel: So spricht GOTT, der Herr: Nicht<br />

euretwegen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heili-


149 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

gen Namens willen, den ihr bei den Nationen entweiht habt,<br />

wohin ihr auch gekommen seid. Meinen großen, bei den Nationen<br />

entweihten Namen, den ihr mitten unter ihnen entweiht<br />

habt, werde ich wieder heiligen. Und die Nationen – Spruch<br />

GOTTES, des Herrn – werden erkennen, dass ich der HERR bin,<br />

wenn ich mich an euch vor ihren Augen als heilig erweise. Ich<br />

nehme euch heraus aus den Nationen, ich sammle euch aus<br />

allen Ländern und ich bringe euch zu eurem Ackerboden. Ich<br />

gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich<br />

reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen.<br />

Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe<br />

ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem<br />

Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich gebe meinen<br />

Geist in euer Inneres und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen<br />

folgt und auf meine Rechtsentscheide achtet und sie erfüllt.<br />

Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern<br />

gegeben habe. Ihr werdet mir Volk sein und ich, ich werde euch<br />

Gott sein.<br />

Antwortpsalm Ps 42, 3.5; 43, 3–4<br />

Kehrvers:<br />

Wie der Hirsch verlangt nach frischem Wasser, so verlangt meine<br />

Seele, Gott, nach dir.<br />

Meine Seele dürstet nach Gott, *<br />

nach dem lebendigen Gott.<br />

Wann darf ich kommen *<br />

und erscheinen vor Gottes Angesicht? – Kehrvers<br />

Ich will in einer Schar einherziehn. *<br />

Ich will in ihr zum Hause Gottes schreiten,<br />

im Schall von Jubel und Dank *<br />

in festlich wogender Menge. – Kehrvers<br />

Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten; *<br />

sie sollen mich bringen zu deinem heiligen Berg<br />

und zu deinen Wohnungen.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 150<br />

So will ich kommen zu Gottes Altar, /<br />

zum Gott meiner Freude und meines Jubels. *<br />

Ich will dir danken zur Leier, Gott, du mein Gott.<br />

Kehrvers:<br />

Wie der Hirsch verlangt nach frischem Wasser, so verlangt meine<br />

Seele, Gott, nach dir.<br />

Kehrvers vgl. Ps 42, 2, ferner GL 312, 8 (V. Ton)<br />

oder GL 1975 209, 3 · KG 614 (I. Ton)<br />

Herr, unser Gott, durch die Schriften des Alten und Neuen Bundes<br />

führst du uns ein in das Geheimnis dieser heiligen Nacht.<br />

Öffne unsere Augen für das Werk deines Erbarmens und schenk<br />

uns durch die Gnade dieser Osternacht die feste Zuversicht,<br />

dass auch unser Leben in deiner Herrlichkeit vollendet wird.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

oder (bei einer Taufe in der Osternacht):<br />

Sei uns nahe, allmächtiger Gott, und wirke in den Sakramenten,<br />

die uns deine Liebe schenkt: Sende den Geist aus, der uns zu<br />

Kindern Gottes macht, den Geist, durch den dir aus dem Wasser<br />

der Taufe ein neues Volk geboren wird. Was wir unter heiligen<br />

Zeichen vollziehen, das vollende du mit deiner Kraft. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Gloria<br />

Es läuten die Glocken.<br />

Tagesgebet<br />

Lasset uns beten. Gott, du hast diese Nacht hell gemacht durch<br />

den Glanz der Auferstehung unseres Herrn. Erwecke in deiner<br />

Kirche den Geist der Kindschaft, den du uns durch die Taufe<br />

geschenkt hast, damit wir neu werden an Leib und Seele und<br />

dir mit aufrichtigem Herzen dienen. Darum bitten wir durch<br />

Jesus Christus.


151 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Epistel – Lesung aus dem Römerbrief Röm 6, 3–11<br />

Schwestern und Brüder! Wir, die wir auf Christus Jesus getauft<br />

wurden, sind auf seinen Tod getauft worden. Wir wurden<br />

ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod, damit<br />

auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von<br />

den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens<br />

wandeln.<br />

Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden<br />

wurden, dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung<br />

sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt,<br />

damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde,<br />

sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. Denn wer<br />

gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.<br />

Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir<br />

auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, von den<br />

Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht<br />

mehr über ihn. Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal<br />

gestorben für die Sünde, sein Leben aber lebt er für Gott. So<br />

begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind,<br />

aber für Gott leben in Christus Jesus.<br />

Feierliches Halleluja<br />

Der Priester stimmt feierlich das Halleluja an, auf das die Gemeinde in gleicher<br />

Weise antwortet.<br />

Danket dem HERRN, denn er ist gut, *<br />

denn seine Huld währt ewig!<br />

So soll Israel sagen: *<br />

Denn seine Huld währt ewig. – Halleluja-Ruf<br />

Die Rechte des HERRN, sie erhöht, *<br />

die Rechte des HERRN, Taten der Macht vollbringt sie.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 152<br />

Ich werde nicht sterben, sondern leben, *<br />

um die Taten des HERRN zu verkünden. – Halleluja-Ruf<br />

Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, *<br />

er ist zum Eckstein geworden.<br />

Vom HERRN her ist dies gewirkt, *<br />

ein Wunder in unseren Augen. – Halleluja-Ruf<br />

Ps 118, 1–2.16–17.22–23 (VIII. Ton)<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Markus Mk 16, 1–7<br />

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala,<br />

Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende<br />

Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.<br />

Am ersten Tag der <strong>Woche</strong> kamen sie in aller Frühe zum Grab,<br />

als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte<br />

uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Doch als sie<br />

hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er<br />

war sehr groß.<br />

Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite<br />

einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet<br />

war; da erschraken sie sehr.<br />

Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von<br />

Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier.<br />

Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. Nun aber geht<br />

und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus<br />

nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt<br />

hat.


153 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

TAUFFEIER<br />

Allerheiligen-Litanei<br />

V/A: Kyrie, eleison. <br />

V/A: Christe, eleison.<br />

V/A: Kyrie, eleison.<br />

oder:<br />

V/A: Herr, erbarme dich.<br />

V/A: Christus, erbarme dich.<br />

V/A: Herr, erbarme dich.<br />

V: <strong>Heilige</strong> Maria, Mutter Gottes. – A: Bitte für uns.<br />

<strong>Heilige</strong>r Michael<br />

Ihr heiligen Engel Gottes – A: Bittet für uns.<br />

<strong>Heilige</strong>r Johannes der Täufer – A: Bitte für uns.<br />

<strong>Heilige</strong>r Josef<br />

<strong>Heilige</strong> Apostel Petrus und Paulus – A: Bittet für uns.<br />

<strong>Heilige</strong>r Andreas – A: Bitte für uns.<br />

<strong>Heilige</strong>r Johannes<br />

<strong>Heilige</strong> Maria Magdalena<br />

<strong>Heilige</strong>r Stephanus<br />

<strong>Heilige</strong>r Ignatius von Antiochien<br />

<strong>Heilige</strong>r Laurentius<br />

<strong>Heilige</strong> Perpetua und Felizitas – A: Bittet für uns.<br />

<strong>Heilige</strong> Agnes – A: Bitte für uns.<br />

<strong>Heilige</strong>r Gregor<br />

<strong>Heilige</strong>r Augustinus<br />

<strong>Heilige</strong>r Athanasius<br />

<strong>Heilige</strong>r Basilius<br />

<strong>Heilige</strong>r Martin<br />

<strong>Heilige</strong>r Benedikt<br />

<strong>Heilige</strong>r Franziskus<br />

<strong>Heilige</strong>r Dominikus<br />

<strong>Heilige</strong>r Franz Xaver<br />

<strong>Heilige</strong>r Pfarrer von Ars<br />

<strong>Heilige</strong> Katharina von Siena<br />

<strong>Heilige</strong> Theresia von Jesus<br />

Alle <strong>Heilige</strong>n Gottes – A: Bittet für uns.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 154<br />

Jesus, sei uns gnädig. – A: Herr, befreie uns.<br />

Von allem Bösen<br />

Von aller Sünde<br />

Von der ewigen Verdammnis<br />

Durch deine Menschwerdung und dein heiliges Leben<br />

Durch dein Sterben und dein Auferstehn<br />

Durch die Sendung des <strong>Heilige</strong>n Geistes<br />

Wir armen Sünder – A: Wir bitten dich, erhöre uns.<br />

Wenn Täuflinge anwesend sind:<br />

V: Schenke diesen Erwählten im Wasser der Taufe das neue Leben.<br />

Wenn keine Täuflinge anwesend sind:<br />

V: <strong>Heilige</strong> in deiner Gnade dieses Wasser für die Taufe deiner<br />

Kinder.<br />

V: Jesus, Sohn des lebendigen Gottes<br />

V: Christus, höre uns. – A: Christus, erhöre uns.<br />

Lobpreis und Anrufung Gottes über dem Wasser<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, deine unsichtbare Macht bewirkt<br />

das Heil der Menschen durch sichtbare Zeichen. Auf vielfältige<br />

Weise hast du das Wasser dazu erwählt, dass es hinweise<br />

auf das Geheimnis der Taufe: Schon im Anfang der Schöpfung<br />

schwebte dein Geist über dem Wasser und schenkte ihm die<br />

Kraft, zu retten und zu heiligen. Selbst die Sintflut war ein Zeichen<br />

der Taufe, denn das Wasser brachte der Sünde den Untergang<br />

und heiligem Leben einen neuen Anfang. Als die Kinder<br />

Abrahams, aus Pharaos Knechtschaft befreit, trockenen Fußes<br />

das Rote Meer durchschritten, da waren sie ein Bild deiner<br />

Gläubigen, die durch das Wasser der Taufe aus der Knechtschaft<br />

des Bösen befreit sind.<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, dein geliebter Sohn wurde von<br />

Johannes im Jordan getauft und von dir gesalbt mit <strong>Heilige</strong>m<br />

Geiste. Als er am Kreuz hing, flossen aus seiner Seite Blut und<br />

Wasser. Nach seiner Auferstehung befahl er den Jüngern: „Geht


155 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters<br />

und des Sohnes und des <strong>Heilige</strong>n Geistes.“<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, schau gnädig auf deine Kirche und<br />

öffne ihr den Brunnen der Taufe. Dieses Wasser empfange die<br />

Gnade deines eingeborenen Sohnes vom <strong>Heilige</strong>n Geiste, damit<br />

der Mensch, der auf dein Bild hin geschaffen ist, durch das<br />

Sakrament der Taufe gereinigt wird von der alten Schuld und<br />

aus Wasser und <strong>Heilige</strong>m Geiste aufersteht zum neuen Leben<br />

deiner Kinder.<br />

Bei den folgenden Worten senkt der Priester die Osterkerze (einmal oder dreimal)<br />

ins Wasser.<br />

Durch deinen geliebten Sohn steige herab in dieses Wasser<br />

die Kraft des <strong>Heilige</strong>n Geistes, damit alle, die durch die Taufe<br />

mit Christus begraben sind in seinen Tod, durch die Taufe<br />

mit Christus auferstehen zum ewigen Leben. Darum bitten wir<br />

durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,<br />

der in der Einheit des <strong>Heilige</strong>n Geistes mit dir lebt und herrscht<br />

in alle Ewigkeit.<br />

Gesang beim Herausnehmen der Kerze aus dem Wasser<br />

Preiset, ihr Quellen, den Herrn,<br />

lobt und erhebt ihn in Ewigkeit.<br />

Dan 3, 77<br />

Spendung der Taufe<br />

Segnung des Wassers<br />

Wenn keine Taufe stattfindet und auch kein Taufwasser gesegnet wird, so segnet<br />

der Priester das Wasser mit dem folgenden Gebet:<br />

Liebe Schwestern und Brüder!<br />

Wir bitten den Herrn, dass er dieses Wasser segne, mit dem wir<br />

nun besprengt werden. Das geweihte Wasser soll uns an die<br />

Taufe erinnern; Gott aber erneuere in uns seine Gnade, damit<br />

wir dem Geist treu bleiben, den wir empfangen haben.


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 156<br />

Kurze Gebetsstille<br />

Herr, unser Gott, sei deinem Volk nahe, das wachend und<br />

betend diese Osternacht feiert. Du hast uns wunderbar erschaffen<br />

und noch wunderbarer wiederhergestellt. Wir gedenken<br />

deiner großen Taten und bitten dich:<br />

† Segne dieses Wasser, das uns an deine Sorge für uns Menschen<br />

erinnert. Im Anfang hast du das Wasser erschaffen, damit<br />

es der Erde Fruchtbarkeit bringt und uns Menschen zum<br />

frischen Trunk und zum reinigenden Bad wird. Du hast das<br />

Wasser in Dienst genommen für das Werk deines Erbarmens:<br />

Im Roten Meer hast du dein Volk durch das Wasser aus der<br />

Knechtschaft Ägyptens befreit, in der Wüste mit Wasser aus<br />

dem Felsen seinen Durst gestillt. Die Propheten sahen im Bild<br />

des lebendigen Wassers den Neuen Bund, den du mit uns Menschen<br />

schließen wolltest.<br />

Durch das Wasser, das Christus im Jordan geheiligt hat,<br />

reinigst du im Bad der Taufe den sündigen Menschen und<br />

schenkst ihm das neue Leben deiner Kinder. Darum sei dieses<br />

Wasser eine Erinnerung an unsere Taufe, es vereinige uns in<br />

österlicher Freude mit unseren Brüdern und Schwestern, die<br />

in dieser heiligen Nacht getauft werden, und mit allen, die aus<br />

dem Wasser und dem <strong>Heilige</strong>n Geist wiedergeboren sind zum<br />

ewigen Leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen<br />

Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des <strong>Heilige</strong>n<br />

Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.<br />

Erneuerung des Taufversprechens<br />

Liebe Schwestern und Brüder!<br />

Wir alle sind einst durch das österliche Geheimnis der Taufe mit<br />

Christus begraben worden, damit wir mit ihm auferstehen zu<br />

einem neuen Leben. Nach den vierzig Tagen der Fastenzeit, in<br />

denen wir uns auf Ostern vorbereitet haben, wollen wir darum<br />

das Taufversprechen erneuern, mit dem wir einst dem Satan ab-


157 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

geschworen und Gott versprochen haben, ihm, unserem Herrn,<br />

in der heiligen katholischen Kirche zu dienen.<br />

Deshalb frage ich euch:<br />

P: Widersagt ihr dem Satan?<br />

A: Ich widersage.<br />

P: Und all seiner Bosheit?<br />

A: Ich widersage.<br />

P: Und all seinen Verlockungen?<br />

A: Ich widersage.<br />

oder:<br />

P: Widersagt ihr dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder Gottes<br />

leben zu können?<br />

A: Ich widersage.<br />

P: Widersagt ihr den Verlockungen des Bösen, damit es nicht<br />

Macht über euch gewinnt?<br />

A: Ich widersage.<br />

P: Widersagt ihr dem Satan, dem Urheber des Bösen?<br />

A: Ich widersage.<br />

P: Glaubt ihr an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer<br />

des Himmels und der Erde?<br />

A: Ich glaube.<br />

P: Glaubt ihr an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren<br />

Herrn, der geboren ist von der Jungfrau Maria, der<br />

gelitten hat und begraben wurde, von den Toten auferstand<br />

und zur Rechten des Vaters sitzt?<br />

A: Ich glaube.<br />

P: Glaubt ihr an den <strong>Heilige</strong>n Geist, die heilige katholische Kirche,<br />

die Gemeinschaft der <strong>Heilige</strong>n, die Vergebung der Sünden,<br />

die Auferstehung der Toten und das ewige Leben?


Feier der Osternacht · Osternacht, 3./4. April 158<br />

A: Ich glaube.<br />

P: Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,<br />

hat uns aus dem Wasser und dem <strong>Heilige</strong>n Geist neues Leben<br />

geschenkt und uns alle Sünden vergeben. Er bewahre uns<br />

durch seine Gnade in Christus Jesus, unserem Herrn, zum<br />

ewigen Leben.<br />

Besprengung der Gemeinde mit Weihwasser<br />

Antiphon:<br />

Ich sah ein Wasser ausgehen vom Tempel,<br />

von dessen rechter Seite. Halleluja, Halleluja.<br />

Und alle, zu denen das Wasser kam, wurden gerettet,<br />

und sie werden rufen: Halleluja, Halleluja.<br />

EUCHARISTIEFEIER<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, nimm die Gebete und Gaben deines Volkes<br />

an und gib, dass diese österliche Feier, die im Opfer des wahren<br />

Osterlammes ihren Ursprung hat, uns zum ewigen Heil führt.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater, immer und überall<br />

zu danken, diese Nacht aber aufs höchste zu feiern, da unser<br />

Osterlamm geopfert ist, Jesus Christus. Denn er ist das wahre<br />

Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Durch seinen Tod<br />

hat er unseren Tod vernichtet und durch seine Auferstehung<br />

das Leben neu geschaffen. Darum jubelt in dieser Nacht der<br />

ganze Erdkreis in österlicher Freude, darum preisen dich die<br />

himmlischen Mächte und die Chöre der Engel und singen das<br />

Lob deiner Herrlichkeit.


159 osternacht, 3./4. April · Feier der Osternacht<br />

Kommunionvers vgl. 1 Kor 5, 7–8<br />

Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Halleluja! Wir<br />

sind befreit von Sünde und Schuld. So lasst uns Festmahl halten<br />

in Freude. Halleluja!<br />

Schlussgebet<br />

Herr, unser Gott, du hast uns durch die österlichen Sakramente<br />

gestärkt. Schenke uns den Geist deiner Liebe, damit deine Gemeinde<br />

ein Herz und eine Seele wird. Darum bitten wir durch<br />

Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

In dieser Nacht, die erhellt ist durch die Auferstehung unseres<br />

Herrn Jesus Christus, segne euch der gütige Gott und bewahre<br />

euch vor der Finsternis der Sünde.<br />

In Christus haben wir Anteil am ewigen Leben; in ihm führe<br />

euch Gott zur unvergänglichen Herrlichkeit.<br />

Unser Erlöser hat uns durch die Tage seines Leidens zur österlichen<br />

Freude geführt; er geleite euch alle Tage des Lebens bis<br />

zu jener Osterfreude, die niemals endet.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der <strong>Heilige</strong> Geist.<br />

Gehet hin in Frieden. Halleluja, Halleluja.<br />

Dank sei Gott, dem Herrn. Halleluja, Halleluja.


stertag<br />

Sonntag<br />

4. April <strong>2021</strong><br />

Namenstag: hl. Isidor von Sevilla (Kirchenlehrer, † 636) · Konrad von<br />

Weißenau (Prämonstratenser, Abt, † 1241) · hl. Francisco Marto (Seherkind<br />

von Fatima, † 1919) · Heinrich Richter (Kölner Priester und<br />

Kolping-Präses, † 1945)<br />

Ökumenischer Gedenktag: Martin Luther King jr. (us-am. Baptistenpastor,<br />

Menschenrechtsaktivist, 1929–1968)<br />

Morgengebet<br />

Herr, öffne meine Lippen.<br />

Damit mein Mund dein Lob verkünde.<br />

Siehe, der Herr kommt mit den Wolken,<br />

und jedes Auge wird ihn sehen,<br />

auch alle, die ihn durchbohrt haben.<br />

Offb 1, 7<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,<br />

Halleluja, Halleluja,<br />

in deiner Urständ fröhlich ist.<br />

Halleluja, Halleluja.<br />

Das himmlisch Heer im Himmel singt,<br />

Halleluja, Halleluja,<br />

die Christenheit auf Erden klingt.<br />

Halleluja, Halleluja.


161 ostersonntag, 4. April · Morgen<br />

Jetzt grünet, was nur grünen kann,<br />

Halleluja, Halleluja,<br />

die Bäum zu blühen fangen an.<br />

Halleluja, Halleluja.<br />

Es singen jetzt die Vögel all,<br />

Halleluja, Halleluja,<br />

jetzt singt und klingt die Nachtigall.<br />

Halleluja, Halleluja.<br />

Der Sonnenschein jetzt kommt herein,<br />

Halleluja, Halleluja,<br />

und gibt der Welt ein neuen Schein.<br />

Halleluja, Halleluja.<br />

Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,<br />

Halleluja, Halleluja,<br />

in deiner Urständ fröhlich ist.<br />

Halleluja, Halleluja.<br />

Friedrich Spee 1623<br />

GL 332 · GL 1975 219 · KG 449 · EG 110<br />

1. u. 6. Str.: „Urständ“ = Auferstehung<br />

Canticum Jona 2, 3–10<br />

Antiphon:<br />

Du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, Herr, du mein<br />

Gott.<br />

Redaktion Magnificat nach Jona 2, 7<br />

In meiner Not rief ich zum Herrn, *<br />

und er erhörte mich.<br />

Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe, *<br />

und du hörtest mein Rufen.<br />

Du hast mich in die Tiefe geworfen, *<br />

das Herz der Meere;<br />

mich umschlossen die Fluten, *<br />

all deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen.


Morgen · Ostersonntag, 4. April 162<br />

Ich dachte: /<br />

Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. *<br />

Wie kann ich deinen heiligen Tempel wieder erblicken?<br />

Das Wasser reichte mir bis an die Kehle,<br />

die Urflut umschloss mich; *<br />

Schilfgras umschlang meinen Kopf.<br />

Bis zu den Wurzeln der Berge, /<br />

tief in die Erde kam ich hinab; *<br />

ihre Riegel schlossen mich ein für immer.<br />

Doch du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, *<br />

Herr, mein Gott.<br />

Als mir der Atem schwand, dachte ich an den Herrn, *<br />

und mein Gebet drang zu dir, zu deinem heiligen Tempel.<br />

Wer nichtige Götzen verehrt, /<br />

der handelt treulos. *<br />

Ich aber will dir opfern und laut dein Lob verkünden.<br />

Was ich gelobt habe, will ich erfüllen. *<br />

Vom Herrn kommt die Rettung.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Antiphon:<br />

Du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, Herr, du mein<br />

Gott.<br />

Redaktion Magnificat nach Jona 2, 7<br />

Lesung Ez 37, 12b–14<br />

So spricht Gott, der Herr: Ich öffne eure Gräber und hole<br />

euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch<br />

zurück in das Land Israel. Wenn ich eure Gräber öffne und<br />

euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet<br />

ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich hauche euch meinen<br />

Geist ein, dann werdet ihr lebendig, und ich bringe euch wieder<br />

in euer Land. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.<br />

Ich habe gesprochen, und ich führe es aus – Spruch des Herrn.


163 ostersonntag, 4. April · Morgen<br />

Benedictus – Lobgesang des Zacharias<br />

Antiphon zum Benedictus:<br />

Am frühen Morgen des ersten Tages kamen sie zum Grab, als<br />

die Sonne schon aufgegangen war. Halleluja.<br />

Bitten<br />

Jesus Christus, auferstandener Herr, wir rufen zu dir:<br />

A: Rabbuni, mein Meister!<br />

– Wenn wir trauern um dich, obwohl du lebst, sende uns deinen<br />

Engel.<br />

– Wenn unsere Augen verdunkelt sind und wir dich nicht erkennen,<br />

ruf uns beim Namen.<br />

– Wenn niemand uns glauben mag, was wir berichten, komm<br />

du uns zu Hilfe.<br />

Vaterunser<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, am heutigen Tag hast du durch deinen<br />

Sohn den Tod besiegt und uns den Zugang zum ewigen<br />

Leben erschlossen. Darum begehen wir in Freude das Fest seiner<br />

Auferstehung. Schaffe uns neu durch deinen Geist, damit<br />

auch wir auferstehen und im Licht des Lebens wandeln. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

Gott lasse uns wachsen in der Gnade und Erkenntnis<br />

unseres Herrn und Retters Jesus Christus!<br />

Ihm gebührt die Herrlichkeit,<br />

jetzt und bis zum Tag der Ewigkeit.<br />

Vgl. 2 Petr 3, 18


Eucharistie · Ostersonntag, 4. April 164<br />

Eucharistiefeier<br />

Liedvorschläge: GL 318, 322, 324, 328, 329, 337 · KG 436,<br />

437, 445, 452, 464<br />

Der Herr ist auferstanden,<br />

er ist wahrhaft auferstanden. Halleluja.<br />

Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit.<br />

Halleluja.<br />

Vgl. Lk 24, 34; Offb 1, 6<br />

Gloria<br />

Tagesgebet (Oration des Morgengebetes)<br />

Lesung aus der Apostelgeschichte Apg 10, 34a.37–43<br />

In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: Ihr wisst,<br />

was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in<br />

Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott<br />

Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem <strong>Heilige</strong>n Geist und mit<br />

Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der<br />

Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir<br />

sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem<br />

getan hat.<br />

Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat<br />

ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen,<br />

zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten<br />

Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung<br />

von den Toten gegessen und getrunken haben.<br />

Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden und zu bezeugen:<br />

Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden<br />

und der Toten.<br />

Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn<br />

glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.


165 ostersonntag, 4. April · Eucharistie<br />

Antwortpsalm Ps 118, 1–2.16–17.22–23<br />

Kehrvers: Halleluja – oder:<br />

Das ist der Tag, den der HERR gemacht; wir wollen jubeln und<br />

uns über ihn freuen.<br />

Danket dem HERRN, denn er ist gut, *<br />

denn seine Huld währt ewig!<br />

So soll Israel sagen: *<br />

Denn seine Huld währt ewig. – Kehrvers<br />

Die Rechte des HERRN, sie erhöht, *<br />

die Rechte des HERRN, Taten der Macht vollbringt sie.<br />

Ich werde nicht sterben, sondern leben, *<br />

um die Taten des HERRN zu verkünden. – Kehrvers<br />

Ein Stein, den die Bauleute verwarfen, *<br />

er ist zum Eckstein geworden.<br />

Vom HERRN her ist dies gewirkt, *<br />

ein Wunder in unseren Augen. – Kehrvers<br />

Kehrvers vgl. Vers 24, ferner GL 335 · GL 1975 232, 4<br />

oder KG 458, 3 (VI. Ton)<br />

Lesung aus dem Kolosserbrief Kol 3, 1–4<br />

Schwestern und Brüder! Seid ihr nun mit Christus auferweckt,<br />

so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur<br />

Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist,<br />

nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben<br />

ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben,<br />

offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden<br />

in Herrlichkeit.<br />

oder:<br />

Lesung aus dem ersten Korintherbrief 1 Kor 5, 6b–8<br />

Schwestern und Brüder! Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig<br />

den ganzen Teig durchsäuert? Schafft den alten Sauerteig<br />

weg, damit ihr neuer Teig seid! Ihr seid ja schon unge-


Eucharistie · Ostersonntag, 4. April 166<br />

säuertes Brot; denn als unser Paschalamm ist Christus geopfert<br />

worden. Lasst uns also das Fest nicht mit dem alten Sauerteig<br />

feiern, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit,<br />

sondern mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und<br />

Wahrheit!<br />

Impuls zur Lesung<br />

Wenn ich doch noch einmal von vorn beginnen könnte – wer<br />

kennt diesen Stoßseufzer nicht? Der Apostel sagt uns: Du<br />

kannst. Als Christen leben wir ja von Ostern her. Ostern aber<br />

ist Wendung, ist Wandlung, ist Neubeginn. Der Durchbruch<br />

des Auferstandenen vom Tod zum Leben wird so unser Durchbruch.<br />

Jesus der Christus hat das Tor geöffnet, für die vielen.<br />

Für uns. Paulus greift auf die Riten des Pessach-Festes zurück,<br />

um das Ostergeschehen und unsere wundersame Oster-Existenz<br />

zu deuten. Wenn Christus das geopferte Pessach-Lamm<br />

ist, so ist der österlich erneuerte Mensch das Osterbrot aus frischem,<br />

ungesäuertem Teig. Den alten Sauerteig, das Gären der<br />

Ungerechtigkeit, der eigenen und der fremden, all die schwärenden<br />

Verletzungen, die Missachtungen und Gleichgültigkeiten,<br />

die unser Leben durchsetzen und es zersetzen, dürfen wir<br />

gelassen zurücklassen. Beim befreiten Aufbruch in die neue<br />

Existenz: Gottes großzügiges Geschenk.<br />

Sequenz<br />

Víctimae pascháli laudes<br />

ímmolent Christiáni.<br />

Agnus redémit oves:<br />

Christus ínnocens<br />

Patri reconciliávit peccatóres.<br />

Mors et vita duéllo<br />

conflixére mirándo:<br />

dux vitae mórtuus,<br />

regnat vivus.<br />

Singt das Lob dem Osterlamme,<br />

bringt es ihm dar, ihr Christen.<br />

Das Lamm erlöst die Schafe:<br />

Christus, der ohne Schuld war, versöhnte<br />

die Sünder mit dem Vater.<br />

Tod und Leben, die kämpften<br />

unbegreiflichen Zweikampf;<br />

des Lebens Fürst, der starb,<br />

herrscht nun lebend.


167 ostersonntag, 4. April · Eucharistie<br />

Dic nobis María,<br />

quid vidísti in via?<br />

Sepúlcrum Christi vivéntis,<br />

et glóriam vidi resurgéntis.<br />

Angélicos testes,<br />

sudárium et vestes.<br />

Surréxit Christus spes mea,<br />

praecédet suos in Galiláeam.<br />

Scimus Christum surrexísse<br />

a mórtuis vere:<br />

tu nobis victor, Rex, miserére.<br />

Amen. Allelúia.<br />

Maria Magdalena, sag uns,<br />

was du gesehen.<br />

Das Grab des Herrn sah ich offen<br />

und Christus von Gottes Glanz<br />

umflossen.<br />

Sah Engel in dem Grabe,<br />

die Binden und das Linnen.<br />

Er lebt, der Herr, meine Hoffnung,<br />

er geht euch voran nach Galiläa.<br />

Lasst uns glauben, was Maria den<br />

Jüngern verkündet. Sie sah den<br />

Herren, den Auferstandnen.<br />

Ja, der Herr ist auferstanden, ist<br />

wahrhaft erstanden. Du Sieger,<br />

König, Herr, hab Erbarmen!<br />

Amen. Halleluja.<br />

Wipo von Burgund; GL 320 · GL 1975 215–216 · KG 433<br />

Ruf vor dem Evangelium <br />

vgl. 1 Kor 5, 7b–8a<br />

Halleluja. Halleluja.<br />

Unser Paschalamm ist geopfert: Christus. So lasst uns das Festmahl<br />

feiern im Herrn.<br />

Halleluja.<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 20, 1–18<br />

Kurzfassung: Joh 20, 1–9<br />

Am ersten Tag der <strong>Woche</strong> kam Maria von Magdala frühmorgens,<br />

als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der<br />

Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon<br />

Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte<br />

zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen<br />

und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.


Eucharistie · Ostersonntag, 4. April 168<br />

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen<br />

zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere<br />

Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er<br />

beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch<br />

nicht hinein.<br />

Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging<br />

in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das<br />

Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber<br />

nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben<br />

an einer besonderen Stelle.<br />

Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen<br />

war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch<br />

nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen<br />

müsse. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.<br />

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während<br />

sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da<br />

sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort,<br />

wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu<br />

gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie<br />

antwortete ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und<br />

ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben.<br />

Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus<br />

dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu<br />

ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei<br />

der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht<br />

hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.<br />

Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf<br />

Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu<br />

ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater<br />

hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen:<br />

Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem<br />

Gott und eurem Gott.<br />

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen:<br />

Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er<br />

ihr gesagt hatte.


169 ostersonntag, 4. April · Eucharistie<br />

Credo<br />

Gabengebet<br />

Herr, unser Gott, nimm die Gaben an, die wir in österlicher<br />

Freude darbringen für das Opfer, durch das deine Kirche auf<br />

wunderbare Weise wiedergeboren und gestärkt wird. Darum<br />

bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Präfation<br />

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater, immer und überall<br />

zu danken, diesen Tag aber aufs Höchste zu feiern, da unser<br />

Osterlamm geopfert ist, Jesus Christus. Denn er ist das wahre<br />

Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Durch seinen Tod<br />

hat er unseren Tod vernichtet und durch seine Auferstehung<br />

das Leben neu geschaffen. Darum jubelt heute der ganze Erdkreis<br />

in österlicher Freude, darum preisen dich die himmlischen<br />

Mächte und die Chöre der Engel und singen das Lob deiner<br />

Herrlichkeit.<br />

Kommunionvers vgl. 1 Kor 5, 7–8<br />

Unser Osterlamm ist geopfert, Christus, der Herr. Halleluja. Wir<br />

sind befreit von Sünde und Schuld. So lasst uns Festmahl halten<br />

in Freude. Halleluja.<br />

Schlussgebet<br />

Allmächtiger Gott, du hast deiner Kirche durch die österlichen<br />

Geheimnisse neues Leben geschenkt. Bewahre und beschütze<br />

uns in deiner Liebe und führe uns zur Herrlichkeit der Auferstehung.<br />

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.<br />

Schlusssegen<br />

An diesem Tag, der geheiligt ist durch die Auferstehung unseres<br />

Herrn Jesus Christus, segne euch der gütige Gott und bewahre<br />

euch vor der Finsternis der Sünde.


Homilie · Ostersonntag, 4. April 170<br />

In Christus haben wir Anteil am ewigen Leben; in ihm führe<br />

euch Gott zur unvergänglichen Herrlichkeit.<br />

Unser Erlöser hat uns durch die Tage seines Leidens zur österlichen<br />

Freude geführt; er geleite euch alle Tage des Lebens bis<br />

zu jener Osterfreude, die niemals endet.<br />

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der<br />

Sohn † und der <strong>Heilige</strong> Geist.<br />

Gehet hin in Frieden. Halleluja, Halleluja.<br />

Dank sei Gott, dem Herrn. Halleluja, Halleluja.<br />

Homilie zum Osterfest<br />

Von Bischof Dr. Georg Bätzing, Limburg<br />

D<br />

ie in Frankfurt geborene Schriftstellerin Katharina Hacker,<br />

die lange in Israel gelebt hat, beschreibt in ihrem Roman<br />

„Skip“ das Folgende: In der Mitte seines Lebens macht der israelische<br />

Architekt Skip Landau eine Erfahrung, die er mit niemandem<br />

teilen kann. Eine innere Stimme ruft ihn an Orte, wo<br />

wenig später ein Unglück geschieht. Offenbar soll er einzelne<br />

Menschen auf ihrem schweren Weg in den Tod begleiten. Aber<br />

wie soll das gehen, was kann er tun? Nicht viel mehr, als da zu<br />

sein und ihnen im Übergang vom Leben zum Tod Gesellschaft<br />

zu leisten. Die Aufgabe, die er sich nicht ausgesucht hat, belastet<br />

ihn – und sie belastet seine Ehe und Familie, zumal seine<br />

Frau Shira an Krebs erkrankt und nach einer Zeit des Kämpfens,<br />

Hoffens und Bangens sterben muss. Katharina Hacker erzählt<br />

mit einem ausgeprägt feinen Gespür für Beziehungen. Und sie<br />

bedenkt wichtige existenzielle Fragen, in die sie die Leser einbezieht,<br />

denn es sind Themen, denen sich niemand entziehen<br />

kann. Zum Beispiel beschreibt sie, wie Shira leichenblass und<br />

mit hellem Nachthemd den Raum betritt, „wie nach der Aufer-


171 ostersonntag, 4. April · Homilie<br />

stehung der Toten, fuhr es mir durch den Kopf. Und die Auferstehung<br />

gelingt nicht, wusste ich plötzlich, sie findet statt, aber<br />

sie missrät, weil die Güte Gottes nicht ausreicht dafür, dieses<br />

letzte Projekt übersteigt seine Kräfte, und was aufersteht, ist<br />

nur ein trauriges Spiegelbild.“ (Katharina Hacker, Skip. Roman,<br />

Frankfurt 2015, 137)<br />

Damit stehen wir mitten in der Suchbewegung des Osterevangeliums.<br />

Gehen und laufen, suchen und entdecken, vermissen<br />

und vermuten, angesprochen werden und erkennen, unsicher<br />

bleiben und doch bezeugen – das alles gehört zur Ostergeschichte.<br />

So formt sich allmählich die Gewissheit, die für unseren<br />

Glauben alles entscheidend ist: Der Herr ist auferstanden,<br />

er ist wahrhaft auferstanden – mit seinem Leib, mit seinen<br />

Wunden, berührbar, sichtbar, verständlich. Und das lässt uns<br />

hoffen: Auch wir werden auferstehen mit Leib und Seele – auferstehen<br />

nicht nur als reine Idee in irgendwie geistiger Weise,<br />

sondern leibhaft mit unserem Fleisch und allem, was uns als<br />

körperliche Wesen ausmacht. Am Tag der Auferstehung werden<br />

wir einander wiedererkennen, nicht bloß an unserem inneren<br />

Charakter, sondern auch an unserem Lachen, unserer Stimme,<br />

unsern Gesten, Narben und all den sichtbaren Zügen, die jede<br />

einzigartige Lebensgeschichte in uns ausgeprägt hat – und mit<br />

unserem feinfühligen, bitteren, wachen, wunden, kindlichen,<br />

starken Herzen, das der Glaube an Jesus zu unseren Lebzeiten<br />

formen durfte. Denn Erlösung, Heilung und Rettung geschehen<br />

christlich verstanden nicht einfach leibfern.<br />

Doch wir wollen ehrlich sein. Nirgends mischt sich in unserem<br />

Glauben so schnell der Zweifel ein wie an Ostern. Und das<br />

ist gut. Wer fragt und zweifelt, der zeigt Interesse. Den lässt<br />

die Botschaft nicht ruhen. Der will sich und sein Leben daran<br />

hängen. Der sucht den Auferstandenen und gibt sich nicht mit<br />

einfachen Antworten zufrieden. Für mich sind die Ostererzählungen<br />

der <strong>Heilige</strong>n Schrift deshalb so glaubwürdig, weil sie


Homilie · Ostersonntag, 4. April 172<br />

aufrichtig vom Ringen und Zweifeln der Osterzeugen berichten<br />

– und es nicht unter den Teppich euphorischer Freude über die<br />

Begegnung mit dem Auferstandenen kehren. An Ostern darf<br />

gefragt werden und gesucht und gerungen …<br />

Auferstehung – die Auferstehung Jesu und unsere eigene Auferstehung<br />

– ist und bleibt ein Gegenentwurf, den nie alle Menschen<br />

mit uns teilen werden. Sie ist eine „Zumutung aus dem<br />

Ewigen“, die Glauben voraussetzt. Aber der Glaube an die Auferstehung<br />

ist mindestens so vernünftig wie ihre Zurückweisung<br />

als religiöse Einbildung. Dafür sprechen für mich drei Gründe:<br />

Alle Forschung und wissenschaftliche Erkenntnis haben bis<br />

heute das große Rätsel nicht lösen können, warum wir Menschen<br />

Fleisch sind und Geist – und nicht nur das eine oder<br />

das andere. Davon ist das Geheimnis der Schöpfung nicht zu<br />

trennen, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts.<br />

Warum sollten wir und die ganze wunderbare Schöpfung nicht<br />

dem Willen Gottes entstammen?<br />

Einen zweiten Grund liefert mir Katharina Hacker mit ihrer<br />

tiefsinnigen Anfrage an Gottes Güte. Wie weit reicht sie? Wenn<br />

wir aus Gottes reiner Güte leben dürfen, überhaupt da sein dürfen,<br />

sollte sie nicht dann auch die Größe haben, uns über den<br />

Graben des Todes hinweg zu retten?<br />

Und schließlich – und zu allererst – ist es Jesus und seine Liebe,<br />

die der Tod nicht bezwingen konnte. Er lebt! Das mussten<br />

die Jünger und Jüngerinnen gegen ihren gesunden Menschenverstand<br />

wahr sein lassen. Denn er stellte sich ihnen leibhaft<br />

in den Weg, als sie nach der großen Erschütterung und Enttäuschung<br />

des Karfreitags rasch in ihren kleinen Alltag zurückkehren<br />

wollten. Er lebt. Und er ließ sie nicht los. Mit Haut und Haaren,<br />

mit Herz und Verstand hat er sie als Zeugen in Anspruch<br />

genommen. Nie wieder war für sie Alltag. Denn dieser eine Tag<br />

– Ostern – veränderte alles.


173 ostersonntag, 4. April · Abend<br />

Wie sehr wünsche ich mir, dieser eine Tag würde auch uns im<br />

Innersten erschüttern, uns ergreifen – und alles verändern.<br />

Denn Jesus lebt – und mit ihm auch wir. Amen. Halleluja.<br />

Abendgebet<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe.<br />

Herr, eile, mir zu helfen.<br />

Ehre sei dem Vater ... Halleluja.<br />

Hymnus<br />

Zum Mahl des Lammes schreiten wir<br />

mit weißen Kleidern angetan,<br />

Christus, dem Sieger, singen wir,<br />

der uns durchs Rote Meer geführt.<br />

Am Kreuze gab er seinen Leib<br />

für alle Welt zum Opfer hin;<br />

und wer von seinem Blute trinkt,<br />

wird eins mit ihm und lebt mit ihm.<br />

Am Pascha-Abend weist das Blut<br />

den Würgeengel von der Tür:<br />

Wir sind befreit aus harter Fron<br />

und von der Knechtschaft Pharaos.<br />

Christus ist unser Osterlamm,<br />

das uns zum Heil geschlachtet ward.<br />

Er reicht uns seinen heil’gen Leib<br />

als Brot, das uns sein Leben schenkt.<br />

Lamm Gottes, wahres Opferlamm,<br />

durch das der Hölle Macht zerbrach!<br />

Den Kerker hast du aufgesprengt,<br />

zu neuem Leben uns befreit.


Abend · Ostersonntag, 4. April 174<br />

Erstanden ist der Herr vom Grab,<br />

kehrt siegreich aus dem Tod zurück.<br />

Gefesselt ist der Fürst der Welt,<br />

und offen steht das Paradies.<br />

Dem Herrn sei Preis und Herrlichkeit,<br />

der aus dem Grabe auferstand,<br />

dem Vater und dem Geist zugleich<br />

durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Ad cenam Agni providi; 5.–6. Jahrhundert<br />

Melodie: GL 642 – andere Melodie: GL 332 · GL 1975 219 · KG 449 · EG 110<br />

Canticum <br />

vgl. Offb 19, 1b.2a.5b.6b–7<br />

Antiphon:<br />

Jesus sprach: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern,<br />

sie sollen nach Galiläa gehen. Dort werdet ihr mich sehen.<br />

Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht<br />

ist bei unserm Gott. *<br />

Seine Urteile sind wahr und gerecht. Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Preist unsern Gott, all seine Knechte *<br />

und alle, die ihn fürchten, Große und Kleine! Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, *<br />

der Herrscher über die ganze Schöpfung. Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Wir wollen uns freuen und jubeln *<br />

und ihm die Ehre erweisen. Halleluja.<br />

Halleluja.<br />

Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes, *<br />

und seine Frau hat sich bereit gemacht. Halleluja.<br />

Ehre sei dem Vater ...


175 ostersonntag, 4. April · Abend<br />

Lesung Hebr 13, 20–21<br />

Der Gott des Friedens, der Jesus, unseren Herrn, den erhabenen<br />

Hirten seiner Schafe, von den Toten heraufgeführt<br />

hat durch das Blut eines ewigen Bundes, er mache euch tüchtig<br />

in allem Guten, damit ihr seinen Willen tut. Er bewirke in uns,<br />

was ihm gefällt, durch Jesus Christus, dem die Ehre sei in alle<br />

Ewigkeit! Amen.<br />

Magnificat – Lobgesang Mariens<br />

Antiphon zum Magnificat:<br />

Am Abend des ersten Tages waren die Jünger versammelt hinter<br />

verschlossenen Türen. Da trat Jesus in ihre Mitte und sprach:<br />

Friede sei mit euch. Halleluja.<br />

Fürbitten<br />

„Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen:<br />

Ich habe den Herrn gesehen.“ Wir rufen den Gott des Lebens,<br />

der alles Spalterische und Trennende überwindet:<br />

V: Du Quell unserer Hoffnung,<br />

A: wir bitten dich, erhöre uns.<br />

– Hilf deiner Kirche, die Frohe Botschaft überzeugt und überzeugend<br />

in die Welt zu bringen.<br />

– Lass deine Kirche Anwältin und Unterstützerin des Lebens in<br />

allen Lebensphasen sein.<br />

– Führe die Christinnen und Christen aller Konfessionen in der<br />

Osterfreude zusammen.<br />

– Bestärke die jungen Kirchen und ermutige sie, Unrecht und<br />

Ungerechtigkeit beim Namen zu nennen.<br />

– Schenke den Kranken deine Nähe und lass sie teilhaben an<br />

der österlichen Hoffnung.<br />

Vaterunser


Abend · Ostersonntag, 4. April 176<br />

Oration<br />

Allmächtiger, ewiger Gott, am heutigen Tag hast du durch deinen<br />

Sohn den Tod besiegt und uns den Zugang zum ewigen<br />

Leben erschlossen. Darum begehen wir in Freude das Fest seiner<br />

Auferstehung. Schaffe uns neu durch deinen Geist, damit<br />

auch wir auferstehen und im Licht des Lebens wandeln. Darum<br />

bitten wir durch Jesus Christus.<br />

In der Freude über das neue Leben,<br />

das er uns in seinem Sohn Christus Jesus geschenkt hat,<br />

erhalte uns heute und alle Tage der allmächtige Gott.<br />

Regina caeli


177Passionsandacht<br />

Der König siegt, sein Banner glänzt<br />

Passionsandacht<br />

Im Zentrum der Andacht, die alleine oder in der Gruppe gefeiert werden kann,<br />

steht das Kreuz. Deshalb sollten alle auf ein leicht geschmücktes Kreuz schauen<br />

können. Daneben können ein oder zwei Kerzen brennen.<br />

Eröffnung<br />

O Gott, komm mir zu Hilfe,<br />

Herr, eile mir zu helfen.<br />

Wir rühmen uns des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus.<br />

In ihm ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben.<br />

Durch ihn sind wir erlöst und befreit.<br />

Vgl. Gal 6, 14<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn<br />

und dem <strong>Heilige</strong>n Geist,<br />

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit<br />

und in Ewigkeit. Amen.<br />

Einführung<br />

Warum feiern Christen eigentlich das Kreuz? Warum schmücken<br />

wir unsere Kirchen und unsere Räume mit Kreuzen? Warum<br />

bekreuzigen wir uns beim Gebet und im Gottesdienst?<br />

Bei der Kreuzigung handelt es sich doch um die schändlichste<br />

und schmachvollste Form der Hinrichtung im Römischen Reich.<br />

Und dennoch empfinden Christen das Kreuz als Ehrenzeichen.<br />

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,<br />

A: denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.


Passionsandacht 178<br />

Der gekreuzigte König<br />

Der König siegt, sein Banner glänzt,<br />

geheimnisvoll erstrahlt das Kreuz,<br />

an dessen Balken ausgereckt<br />

im Fleisch des Fleisches Schöpfer hängt.<br />

Geschunden hängt der heil’ge Leib,<br />

vom scharfen Speere roh durchbohrt,<br />

uns rein zu waschen von der Schuld,<br />

strömt Blut und Wasser von ihm aus.<br />

Nach: Vexilla regis prodeunt; Venantius Fortunatus, † nach 600 – GL 299 –<br />

andere Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79<br />

Impuls<br />

Das Lied, dessen lateinische Version zur Überführung einer<br />

Kreuzreliquie aus dem Osten gegen Ende des 6. Jahrhunderts<br />

gedichtet wurde, ist voller Gegensätze. Zunächst denken wir<br />

vielleicht bei Worten wie König, Banner oder Glanz an einen<br />

mittelalterlichen Triumphzug. Vielleicht steht uns das Siegessymbol<br />

nach einer Schlacht vor Augen, das der König als Zeichen<br />

seiner Macht aufstellen lässt. Aber dann ist vom Kreuz<br />

die Rede, vom toten Fleisch, vom geschundenen Leib, vom<br />

durchbohrten Körper. Das soll unser Banner sein?<br />

Dennoch behält das Lied seine triumphale Ausrichtung<br />

bei. Denn das am Kreuzesbalken ausgereckte Fleisch wird als<br />

Fleisch des Schöpfers bezeichnet. Der Tote Jesus wird sofort<br />

mit der göttlichen Natur des Sohnes Gottes identifiziert. Die<br />

Sicht auf das Kreuz ist zwar ein Blick auf Leiden, aber auf Leid,<br />

das letztlich Hoffnung schenkt. Denn Blut und Wasser, die aus<br />

der Seite Jesu fließen, sind Bilder für die Taufe und die Eucharistie,<br />

aus denen wir Christen leben, aus denen die Kirche<br />

auferbaut wird.


179Passionsandacht<br />

Aus dem hl. Evangelium nach Johannes Joh 18, 37<br />

Pilatus sagte zu Jesus: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete:<br />

Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren<br />

und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit<br />

Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine<br />

Stimme.<br />

– Stille –<br />

Gebet<br />

Jesus Christus,<br />

du bist unser König.<br />

Nicht weil du<br />

eine strenge Herrschaft ausübst.<br />

Nicht weil du<br />

uns wie Knechte behandelst.<br />

Nicht weil du<br />

uns keine Freiheit lässt.<br />

Sondern in dir<br />

erkennen wir die Wahrheit.<br />

Du hast Zeugnis abgelegt<br />

für Gott und seinen Willen.<br />

Und Gott<br />

hat dich nicht im Tod gelassen,<br />

sondern auferweckt.<br />

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,<br />

A: denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.


Passionsandacht 180<br />

Herrschen vom neuen Paradiesbaum<br />

Erfüllt ist nun, was David einst<br />

im Liede gläubig kundgetan,<br />

da er im Geiste prophezeit:<br />

Vom Holz herab herrscht unser Gott.<br />

O edler Baum in hehrem Glanz,<br />

von königlichem Purpur rot,<br />

du werter, du erwählter Stamm,<br />

du trägst den Lösepreis der Welt.<br />

Nach: Vexilla regis prodeunt; Venantius Fortunatus, † nach 600 – GL 299 –<br />

andere Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79<br />

Impuls<br />

Das Kreuz und der Kreuzestod werden vom Lied ganz in der<br />

Perspektive einer Verheißung durch König David gesehen, dem<br />

die Tradition die Autorenschaft für den Psalter zuweist. Die<br />

Rede vom Richten und Herrschen Gottes vom Holz herab findet<br />

sich in Ps 96 (95), 10 nicht im hebräischen Text, sondern in<br />

lateinischen und griechischen Handschriften.<br />

Weil vom Kreuz her regiert wird, leuchtet es in Purpur, der<br />

Farbe der Könige. Das Lied sieht im Kreuz nicht nur ein Marterinstrument,<br />

sondern einen Baum, also etwas Lebendiges.<br />

Hier wird eine Verbindung zum Baum im Paradiesgarten hergestellt.<br />

Die Frucht aber ist der „Lösepreis der Welt“.<br />

Das ist eine Formulierung, die uns fremd erscheinen mag,<br />

zu sehr vom Geschäft, von Schulden und ihrer Tilgung her<br />

gedacht. Aber diese Worte knüpfen an paulinische Kreuzesund<br />

Erlösungstheologie an, die genau diese Finanzsprache<br />

benutzt. Indem im Kreuz unsere Schuld getilgt wird, wird das<br />

Kreuz zum neuen Baum des Lebens für uns.


181Passionsandacht<br />

Lesung aus dem Kolosserbrief Kol 2, 12–14<br />

Schwestern und Brüder! Mit Christus wurdet ihr in der Taufe<br />

begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an<br />

die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat.<br />

Ihr wart tot infolge eurer Sünden und euer Fleisch war unbeschnitten;<br />

Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig<br />

gemacht und uns alle Sünden vergeben.<br />

Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen<br />

und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er<br />

hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.<br />

– Stille –<br />

Gebet<br />

Jesus Christus,<br />

wir sind in unserem Leben<br />

in Sünde und Schuld verstrickt.<br />

Daraus können wir<br />

uns nicht selbst befreien.<br />

Aber du hast unsere Schuld<br />

auf dich genommen,<br />

mit hinaufgenommen<br />

ans Kreuz.<br />

Dein Sterben, dein Tod<br />

und deine Auferweckung<br />

sind für uns zur Erlösung geworden.<br />

Weil du lebst,<br />

dürfen auch wir<br />

in dir leben.<br />

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,<br />

A: denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.


Passionsandacht 182<br />

Im Kreuz ist Erlösung<br />

O heil’ges Kreuz, sei uns gegrüßt,<br />

du einz’ge Hoffnung dieser Welt.<br />

Den Treuen schenke neue Kraft,<br />

den Sündern tilge alle Schuld.<br />

Dir, höchster Gott, Dreifaltigkeit,<br />

lobsinge alles, was da lebt;<br />

du hast uns durch das Kreuz erlöst:<br />

Bewahre uns in Ewigkeit. Amen.<br />

Nach: Vexilla regis prodeunt; Venantius Fortunatus, † nach 600 – GL 299 –<br />

andere Melodie: GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79<br />

Impuls<br />

Weil wir im Kreuz Erlösung gefunden haben und immer wieder<br />

finden, ist es uns Christen so wertvoll, ist es heilig, verehren<br />

wir es. Es ist für uns so sehr Ausdruck unserer Hoffnung,<br />

dass wir es regelrecht grüßen und – wie das Lied – anreden<br />

können.<br />

Die Hoffnung, die mit dem Kreuz verbunden ist, ist eine<br />

für all die, die zur Botschaft Jesu Christi stehen und nach ihr<br />

leben. Die Hoffnung ist aber auch eine für alle, die schuldig<br />

geworden sind und sich zu Christus bekehren, sich voll Vertrauen<br />

an ihn wenden. Diese Hoffnungen werden als Wünsche<br />

formuliert: nach Schenken neuer Kraft und nach Tilgung aller<br />

Schuld. Sie kulminieren im dritten Wunsch, uns in Ewigkeit zu<br />

bewahren. Wir glauben also an die rettende Kraft des Kreuzes<br />

in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – weil letztlich Gott<br />

der Rettende ist.


183Passionsandacht<br />

Canticum Phil 2, 6–11<br />

Antiphon:<br />

Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.<br />

Christus Jesus war Gott gleich, *<br />

hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,<br />

sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave *<br />

und den Menschen gleich.<br />

Sein Leben war das eines Menschen; /<br />

er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, *<br />

bis zum Tod am Kreuz.<br />

Darum hat ihn Gott über alle erhöht /<br />

und ihm den Namen verliehen, *<br />

der größer ist als alle Namen,<br />

damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde *<br />

ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu<br />

und jeder Mund bekennt: /<br />

„Jesus Christus ist der Herr“ – *<br />

zur Ehre Gottes, des Vaters.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

– Stille –<br />

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich,<br />

A: denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.


Passionsandacht 184<br />

Fürbitten<br />

Mit Blick auf das Kreuz können wir zum Herrn rufen:<br />

A: Kyrie, eleison. Christe, eleison.<br />

– Erbarme dich aller, die in ihrem Leben nach Sinn und Wahrheit<br />

suchen.<br />

– Erbarme dich aller, die schuldig geworden sind.<br />

– Erbarme dich aller, die unter Machtlosigkeit und Armut leiden.<br />

– Erbarme dich aller, die in Gefangenschaft leben oder verfolgt<br />

werden.<br />

– Erbarme dich aller, die leiden, die krank oder dem Tode nahe<br />

sind.<br />

Vaterunser<br />

Lied<br />

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,<br />

dass du für uns gestorben bist<br />

und hast uns durch dein teures Blut<br />

gemacht vor Gott gerecht und gut.<br />

Wir bitten, wahrer Mensch und Gott:<br />

Durch deine Wunden, Schmach und Spott<br />

erlös uns von dem ewgen Tod<br />

und tröst uns in der letzten Not.<br />

Behüt uns auch vor Sünd und Schand<br />

und reich uns dein allmächtig Hand,<br />

dass wir im Kreuz geduldig sein,<br />

getröstet durch dein schwere Pein,<br />

und schöpfen draus die Zuversicht,<br />

dass du uns wirst verlassen nicht,


185Passionsandacht<br />

sondern ganz treulich bei uns stehn,<br />

dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.<br />

Christoph Fischer vor 1568<br />

GL 297 · GL 1975 178 · KG 395 · EG 79<br />

Gebet<br />

Allmächtiger Gott, du hast unseren Herrn Jesus Christus, deinen<br />

Knecht und Getreuen, nicht dem Tod überlassen, sondern<br />

ihm neues Leben geschenkt. Reiße auch uns aus Finsternis und<br />

Tod und lasse uns einst deine Herrlichkeit schauen.<br />

Segen <br />

(am Schluss machen alle das Kreuzzeichen)<br />

Der Herr segne uns und behüte uns.<br />

Der Herr lasse sein Angesicht über uns leuchten<br />

und sei uns gnädig.<br />

Der Herr wende uns sein Angesicht zu<br />

und schenke uns seinen Frieden.<br />

Und der Segen des allmächtigen Gottes,<br />

des Vaters und des Sohnes und des <strong>Heilige</strong>n Geistes,<br />

komme auf uns herab und bleibe allezeit bei uns.<br />

Amen.<br />

Die Andacht wurde erstellt von Friedrich Lurz


Thema der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong> 186<br />

Aufbruch durch Erlösung<br />

Cur deus homo oder: Erlösung wovon?<br />

Den Aufbruch wagen! Nur Mut. Aber da sind so viele Dinge,<br />

so viele Zwänge, die mich ängstigen, mich hindern aufzubrechen.<br />

Da sind starre Erwartungen, sie kommen von außen<br />

und von innen. Aufbrechen? Wie soll das gehen? Wie könnte<br />

ich mich herauslösen, von meinen Verhärtungen lösen, ohne<br />

mich aufzulösen?<br />

Lösegeld<br />

Erlösung ist ein Schlüsselwort unseres Glaubens. Erlösung<br />

hängt sprachlich zusammen mit „lösen, losmachen“ und meint<br />

Befreiung. Durch „Lösegeld“ (griechisch: lytron) konnte man<br />

in biblischer Zeit aus der Sklaverei freigekauft und „ausgelöst“<br />

werden (Mk 10, 45). Theologisch, christologisch, geht es um<br />

die Aufhebung der tödlichen Trennung von Gott und um die<br />

Erneuerung der durch den Menschen bedrohten Gemeinschaft<br />

mit ihm, um eine Erneuerung im Gott-Menschen Jesus Christus.<br />

Nur darum können Menschen mutig aufbrechen, ohne zu<br />

zerbrechen.<br />

Trennung von Gott<br />

Die Trennung von Gott nennt das Neue Testament „Sünde“.<br />

Dabei sind nicht einzelne Tatsünden im Blick, sondern die<br />

menschheitliche Grundsituation. Wie kann der tiefe Graben<br />

überwunden werden? Wenig in unserem Glauben hat so viel<br />

Missverstehen provoziert wie das Bekenntnis zur Erlösung<br />

durch Christus. Wenn Jesus den Job macht, dann bin ich ja<br />

wohl überflüssig? Dann kommt es auf mich gar nicht mehr<br />

an? Der bedeutende mittelalterliche Theologe und Philosoph


187 thema der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong><br />

Anselm von Canterbury (1033–1109) verfasste zwischen 1094<br />

und 1098 das Werk „Cur deus homo“. Warum ist Gott Mensch<br />

geworden? Anselm versucht hier, die christliche Lehre von der<br />

Inkarnation (Fleischwerdung, Menschwerdung) des Logos so<br />

zu begründen, dass sie auch Nichtchristen nachvollziehen können.<br />

Versehrte Schöpfung<br />

Auf den ersten Blick scheint bei Anselms Antwort einfach das<br />

germanische Lehenswesen Pate zu stehen. Gott wird nach dem<br />

Bilde eines solchen mächtigen mittelalterlichen Stabilitätsgaranten<br />

gedacht. Durch die Ursünde (Gen 3) wurde die Ehre des<br />

göttlichen Lehensherrn geschädigt, so die vergröbernde, ja entstellende,<br />

aber äußerst wirkmächtige und fatal folgenreiche Variante<br />

von Anselms Erlösungslehre. Denn es geht nicht darum,<br />

das Problem eines beleidigten Despoten zu lösen, sondern das<br />

Problem einer durch den Menschen schwer versehrten Schöpfung.<br />

Und dieses Problem löst Gott in der Menschwerdung des<br />

Sohnes, des göttlichen Logos. Sie ist ein Akt der Barmherzigkeit.<br />

Der Mensch wird nicht aus seiner Verantwortung entlassen,<br />

und doch werden wir, die wir gefangen sind in Ängsten<br />

und Zwängen, unendlich entlastet: Erlösung.<br />

Nimm mich und erlöse dich<br />

In „Cur deus homo“ lässt Anselm von Canterbury Gott zum<br />

einzelnen Gläubigen sprechen: „accipe unigenitum meum et da<br />

pro te“ (Nimm meinen Einziggeborenen und gib ihn für dich).<br />

Der Sohn wendet sich in Anselms „Cur deus homo“ dem Gläubigen<br />

zu mit den Worten: „tolle me et redime te“ (Nimm mich<br />

und erlöse dich). Der katholische Dogmatiker Josef Wohlmuth<br />

schreibt: „Der Glaubende wird also bei Anselm ganz ernst genommen<br />

und zugleich entlastet; die Endlichkeit der Welt als


Unter die Lupe genommen 188<br />

Schöpfung und ihre Möglichkeit zur aktiven Selbsttranszendenz<br />

auf Glückseligkeit (beatitudo) hin, die im Gott-Menschen<br />

offenbar und dargelebt werden bis zum äußersten Ausdruck<br />

der Lebenshingabe, werden in eine spannungsreiche Beziehung<br />

gesetzt.“ Und er fügt hinzu: „Diese Lebenshingabe des<br />

Gott-Menschen kann in ihrer Göttlichkeit nicht überboten und<br />

in ihrer Menschlichkeit nicht radikaler erfahren werden.“ Das<br />

Gott und den Menschen hingegebene Leben und schließlich das<br />

Leiden Jesu bis zum Tod sei „bis zum höchsten Thron Gottes<br />

von Bedeutung … für die Welt“, sodass Anselms Christus-Wort<br />

an alle Gläubigen „Nimm mich und erlöse dich!“ auch bittet:<br />

„Nimm mich und erlöse die Welt.“ Höre und handle als Gottes<br />

Geschöpf, verwandelt und gestärkt im <strong>Heilige</strong>n Geist.<br />

Seine dichte kleine Studie zu Anselm von Canterburys Erlösungslehre<br />

beschließt Josef Wohlmuth mit den Worten: „Anselms<br />

Soteriologie (Erlösungslehre) ist vielleicht gar nicht so<br />

schlecht wie ihr Ruf.“<br />

Susanne Sandherr<br />

„Das war wirklich eine Erlösung!“<br />

(Kleine) Erlösungserfahrungen – biografisch<br />

Kleine Erlösungserfahrungen? Wenn ich zurückschaue, fallen<br />

mir, so scheint es, nur Banalitäten ein.<br />

Die verschwundene Trainingshose<br />

Erstes Jahr Gymnasium, ich hatte meine Trainingshose, bedeutender<br />

Teil des Trainingsanzugs, verschlampt, sie war jedenfalls<br />

aus den Umkleideräumen unserer Turnhalle verschwunden.<br />

Leider standen die Bundesjugendspiele an, und irgendwann


189 unter die Lupe genommen<br />

musste ich das Desaster meiner Mutter beichten. Wohl oder<br />

übel: übel. Einen Mord gestehen hätte nicht schlimmer sein<br />

können. Ich wartete und wartete. Und dann musste es doch<br />

sein. Und, o Wunder, in der konkreten Situation war es gar<br />

nicht schlimm. Welche Erleichterung! Eine Erlösung. Ganz<br />

pragmatisch überlegte unsere Mutter, was zu tun sei. Zu spät,<br />

um Ersatz zu beschaffen. Sportkleidung als Freizeitkleidung gab<br />

es zu Hause nicht, keine Ballonseide weit und breit. Wir haben<br />

schließlich doch etwas halbwegs Passendes gefunden und am<br />

nächsten Morgen war ich am Start. Zu einer „Urkunde“ hat es<br />

dann auch noch gereicht, aber das war nicht so wichtig.<br />

Der verlorene Schlüssel<br />

Jahre später. Ich war an der Katholisch-Theologischen Fakultät<br />

der Universität Bonn beschäftigt, doch der erwünschte Wechsel<br />

nach München und auf eine neue Position stand unmittelbar<br />

bevor. Und da war er plötzlich weg, der Schlüssel, der die Türen<br />

der Fakultät öffnete, mit ihrem wertvollen Buchbestand, mit<br />

den damals kostspieligen technischen Geräten! Für mich war es<br />

mehr als ein Missgeschick. Ich war verzweifelt, ich drehte fast<br />

durch. In meiner Not offenbarte ich mich einem befreundeten<br />

Rechtsanwalt, und dieser half mir aus der inneren und äußeren<br />

Misere heraus: Während des Studiums habe er selbst einmal<br />

den Schlüssel zur Schwimmhalle der Kölner Sporthochschule<br />

verloren. Und außerdem lasse sich das Problem juristisch wohl<br />

auf folgende Weise lösen. Eine Erlösung!<br />

Kleinigkeiten?<br />

„Das war wirklich eine Erlösung!“ Warum wohl fallen mir spontan<br />

nur „Kleinigkeiten“ ein? Eine verloren gegangene Trainingshose,<br />

ein abhandengekommener Schlüssel? Und doch waren es<br />

damals für mich schwer bedrängende, beklemmende Situatio-


Unter die Lupe genommen 190<br />

nen, deren glückliche Auflösung dann wirklich „eine Erlösung“<br />

war. Und zugleich kommen Erinnerungen an Lebenslagen auf,<br />

aus denen kein Entrinnen war, der plötzliche Verlust eines geliebten<br />

Menschen.<br />

Salvator Mundi<br />

Am 16. November 2017 wurde in New York das Leonardo da<br />

Vinci zugeschriebene Gemälde „Salvator Mundi“ für sage und<br />

schreibe 450 Millionen Dollar versteigert; der höchste Betrag,<br />

der jemals für ein Kunstwerk erlöst wurde. Der katholische<br />

Systematiker Thomas Ruster nennt es „aus christlicher Sicht …<br />

bemerkenswert“: Ein Bild des Erlösers erzielt in unserer säkularisierten<br />

Gesellschaft einen solchen Preis. Eine astronomische<br />

Summe für den „Erlöser der Welt“ – ein jedenfalls mehrdeutiger<br />

Vorgang.<br />

Solutionismus<br />

Der evangelische Religionspädagoge Michael Meyer-Blanck bemerkte<br />

einmal, heutige Jugendliche suchten nach Lösungen und<br />

nicht nach Erlösung. Ist das so? Darüber lässt sich streiten. Ich<br />

würde es bestreiten. Tatsächlich aber ist das Wortungetüm „Solutionismus“,<br />

oder englisch „solutionism“, in manchen Kreisen,<br />

wohl eher nicht unter Jugendlichen, beliebt, und wenn nicht<br />

der Begriff, so doch die damit bezeichnete Haltung: „Solutionismus“<br />

meint die Überzeugung, dass es für alles auf der Welt,<br />

für jedes Problem, eine pragmatische, letztlich technologische<br />

Lösung gebe. Auch darüber ließe sich trefflich streiten!<br />

Vor allem aber würde ich gerne eine Sammlung starten: „Das<br />

war wirklich eine Erlösung!“ (Kleine) Erlösungserfahrungen<br />

im Lebens-Lauf. Motto: keine Angst vor Banalitäten!<br />

Susanne Sandherr


191 unter die Lupe genommen<br />

Schuldbekenntnis<br />

Im Schuldbekenntnis gestehen der Einzelne, die Gemeinde,<br />

aber auch die Kirche ihre Schuld vor Gott ein. Es zielt auf die<br />

Bitte um Vergebung, die in der Übernahme der Schuld durch<br />

den Kreuzestod Jesu Christi offenbar geworden ist. Denn auch<br />

als Getaufte hören wir nicht auf, zu sündigen und uns von Gott<br />

abzuwenden. Im Unterschied zum individuellen Eingeständnis<br />

in der Beichte hat das Schuldbekenntnis einen öffentlichen und<br />

gemeinschaftlichen Charakter.<br />

Biblische Tradition<br />

Das Bekennen der eigenen Schuld findet sich vor allem in den<br />

sieben sogenannten Bußpsalmen (Psalm 6, 32, 38, 51, 102, 130<br />

und 143). Zudem wird in Lev 16, 21 („Sündenbock“) oder auch<br />

Neh 1, 5–11 („Nehemias Bekenntnis“) deutlich, dass es schon<br />

in der frühen Tradition Israels öffentliche Schuldbekenntnisse<br />

und Bekenntnisrituale gegeben hat. Im Neuen Testament<br />

mahnt Jesus selbst dazu, Buße zu tun und die Schuld zu bekennen<br />

(vgl. Mk 1, 15; Lk 15, 21). In den apostolischen Schriften<br />

ist zu erkennen, dass bereits in den Anfängen der christlichen<br />

Gemeinde ein Schuldbekenntnis üblich war (vgl. 1 Joh 1, 9).<br />

Das Schuldbekenntnis hat seinen Platz in der Taufvorbereitung<br />

sowie in der allgemeinen Liturgie und Frömmigkeitspraxis. Im<br />

Schuldbekenntnis und der Bitte um Vergebung, wie sie auch<br />

im Vaterunser gesprochen wird, „kehren wir wie der verlorene<br />

Sohn zu ihm zurück und bekennen uns vor ihm als Sünder (…)<br />

Im Bekennen unserer Sünde aber öffnet sich unser Herz seiner<br />

Gnade“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 2839 f.).


Unter die Lupe genommen 192<br />

Schuldbekenntnis in der Liturgie<br />

Das allgemeine Schuldbekenntnis (lat. confiteor, „ich bekenne“,<br />

Text siehe S. 48), wird in der Liturgie verwendet und im Gottesdienst<br />

nach der Eröffnung gesprochen. Traditionell schlagen<br />

sich die Gläubigen bei den Worten „durch meine Schuld, durch<br />

meine Schuld, durch meine große Schuld“ an die Brust. Im Stundengebet<br />

wird es für die Feier der Komplet empfohlen. In der<br />

evangelischen Tradition wird das Schuldbekenntnis entweder<br />

als Bußgebet zu Beginn eines Bußgottesdienstes, als Antwort<br />

der Gemeinde auf die Predigt, auf jeden Fall aber als Vorbereitung<br />

der Gemeinde auf die Abendmahlsfeier gesprochen. Dabei<br />

werden unterschiedliche Formen verwendet.<br />

Schuldbekenntnis der Kirche<br />

Das Bekenntnis der Schuld hat aber nicht nur seinen Platz im<br />

Glauben der Einzelnen und in der Liturgie. Auch die Gesamtkirche<br />

hat immer wieder in Schuldbekenntnissen das eigene<br />

Versagen und die Verantwortung für begangenes Unrecht<br />

zum Ausdruck gebracht. Bekannt ist vor allem die „Stuttgarter<br />

Schulderklärung“ vom Oktober 1945, in dem die neu gebildete<br />

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Mitschuld evangelischer<br />

Christen an den Verbrechen des Nationalsozialismus<br />

bekannte. Anlass war der Besuch hochrangiger Vertreter des<br />

Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die sich bereit zeigten,<br />

sich mit den Deutschen zu versöhnen und die EKD in den<br />

ÖRK aufzunehmen. Bereits am 23. August 1945 hatten die<br />

deutschen römisch-katholischen Bischöfe bei ihrer ersten Vollversammlung<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg in Fulda am Grab<br />

des heiligen Bonifatius in einem Bekenntnis die Schuld vieler<br />

Katholiken benannt. Ein historisches Schuldbekenntnis sprach<br />

Papst Johannes Paul II. aus Anlass des <strong>Heilige</strong>n Jahres am 12.<br />

März 2000 in Rom. In ihm brachte er Verfehlungen im Zusam-


193<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

menhang von Glaubenskriegen, Judenverfolgungen und der Inquisition<br />

zum Ausdruck.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Neues Lied vom Holz auf Jesu Schulter<br />

Oder: Wohin wir gehen<br />

Den Text des Liedes finden Sie auf Seite 116 f.<br />

Unter den Gesängen zur Feier der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong> findet sich<br />

im katholischen Gotteslob das neue geistliche Lied „Holz<br />

auf Jesu Schulter“. Der deutsche evangelische Theologe und<br />

Autor Jürgen Henkys (1929–2015) wirkte auch als Übersetzer<br />

geistlicher Gesänge aus dem Niederländischen und Englischen.<br />

Nicht selten sind es Neudichtungen in deutscher Sprache.1975<br />

hat Henkys das 1963 von dem niederländischen reformierten<br />

Pfarrer und Dichter Willem Barnard (1920–2010) verfasste und<br />

1964 durch den katholischen belgischen Musikwissenschaftler<br />

und Theologen Ignace de Sutter (1911–1988) vertonte Lied<br />

„Met de boom des levens“ (Mit dem Baum des Lebens) frei ins<br />

Deutsche übertragen (GL 291, EG 97, KG 393).<br />

Orbis factor<br />

In Willem Barnards erster Fassung hatte das Lied sieben Strophen.<br />

Der Text, der auf Anregung Ignace de Sutters als Refrain<br />

hinzukam, entstammt der ursprünglichen vierten Strophe und<br />

zitiert das gregorianische Kyrie „Orbis factor“ (Schöpfer des<br />

Erdkreises). Wird das Lied heute vornehmlich als Passionslied<br />

rezipiert, so war „Met de boom des levens“ ursprünglich entstanden<br />

als Lied zum letzten Sonntag des Kirchenjahres. Als


Singt dem Herrn ein neues Lied 194<br />

Epistellied war „Met de boom des levens“ der Schriftlesung<br />

aus dem Brief an die Kolosser zugeordnet, die von Motiven des<br />

Fruchttragens der Gemeinde und ihrer Rettung aus der Finsternis<br />

ins Licht geprägt ist (Kol 1, 9–14). Barnards Lied greift diese<br />

Motive kreativ auf.<br />

Doch<br />

„Holz auf Jesu Schulter“ – ein Lied voller Spannungen und<br />

starker Gegensätze, geprägt von ausdrücklichem und von nicht<br />

ausdrücklichem „Aber“, „Doch“ und „Jedoch“. Das ist nicht das<br />

übliche menschliche Schwanken, sondern klärender, erhellender<br />

Einspruch von Gott her. Das „Holz auf Jesu Schulter“, so<br />

heißt es in der ersten Strophe, sei „von der Welt verflucht“. Die<br />

Kreuzigung ist eine grausame und zudem entehrende Strafe.<br />

Von der Welt verflucht, wird das Kreuzesholz jedoch, von Gott<br />

her, zum „Baum des Lebens“, der gute Frucht bringt. Hier ist<br />

biblisch der Baum des Lebens (Gen 2, 9) im Blick, der jedoch<br />

zur tödlichen Gefahr (Gen 3, 24) für das erste Menschenpaar<br />

wird, vor der es geschützt werden muss (Gen 3, 24). Durch Jesu<br />

Leben, Sterben und Auferwecktwerden gewinnt er aber seine<br />

lebendig machende Kraft wieder, die, von Gott her, uns allen<br />

zugutekommen will, den Lebenden und den Toten.<br />

Holzwege<br />

Erste und letzte Strophe sprechen vom „Holz“, das Jesus schultert,<br />

das sich schließlich als Holz des Kreuzes, wohl als der<br />

Querbalken des Marterkreuzes, „auf deiner Schulter“, enträtselt<br />

(Joh 19, 17; 6. Strophe). Die zweite Strophe ruft zur Bitte<br />

um Frieden für „unsere Herzen und die Welt“ auf. Ein wichtiges<br />

Stichwort ist „Fahrt“ (auch im „Kyrie“ klingt es an). Als<br />

Menschen sind wir wesentlich unterwegs. Und dabei ist sicher<br />

nicht an den Mobilitätstaumel auf unserem Planeten gedacht,


195<br />

Singt dem Herrn ein neues Lied<br />

der durch die „Corona-Krise“ nur kurzzeitig gestört wurde. Die<br />

Stichworte Pilgerschaft und Gefährdung, Gefahr sind mitzuhören.<br />

Bei Tag und Nacht<br />

Die dritte Strophe nennt den Grund für den Mut zum Gotteslob.<br />

Dass uns die Erde anklagt bei „Tag und Nacht“, lesen wir in<br />

Zeiten des von Menschen gemachten Klimawandels und seiner<br />

schlimmen Folgen für den ganzen Erdkreis und seine Bewohner<br />

möglicherweise anders, als es Willem Barnard im Sinn hatte.<br />

Doch die Hoffnungsbotschaft des Himmels: „Alles ist vollbracht“<br />

(vgl. Joh 19, 30) meint eben nicht: Es ist vorbei. Aus<br />

und vorbei. Vielmehr befreit dieses Wort vom Kreuz Christi zur<br />

Umkehr, zum mutigen Neubeginn, wo wir nur die Sackgasse<br />

und das Ende sehen.<br />

Wollen wir Gott loben<br />

Den Schöpfer der Welt loben – bei realistischer Sicht der Weltlage,<br />

wie kommen wir eigentlich dazu? Weil dieser Gott unsere<br />

Maßstäbe hinterfragt, sie buchstäblich durcheinanderbringt mit<br />

seinem stetig störenden und stets befreienden „Aber“. „Streng<br />

ist seine Güte, gnädig sein Gericht“, so sagt es die vierte Strophe,<br />

verwirrend und klärend zugleich.<br />

Auf den Abgrund zu<br />

„Denn die Erde jagt uns auf den Abgrund zu“, ruft die fünfte<br />

Strophe. Die Frage ist, aus heutiger Sicht, erlaubt, wer hier<br />

eigentlich wen in den Abgrund treibt: die „Erde“ uns, die<br />

Menschheit, oder wir Menschen, in unserer Angst und unserer<br />

angstgesteuerten Unersättlichkeit, den Erdplaneten? Sprachlich<br />

wäre wohl beides möglich. Eine Ärztin kann ja befürchten, dass


Singt dem Herrn ein neues Lied 196<br />

ihr der Patient unter den Händen wegstirbt. Wie auch immer<br />

die Autoren es gemeint haben, heute wächst die Sorge, dass wir<br />

es sind, die die Erde an den Rand bringen. Und das Lied ist weit<br />

genug für diese Sorge.<br />

Von Früchten schwer<br />

Die Schlussstrophe enthüllt und verstärkt die Andeutungen der<br />

Eingangsstrophe. Das harte Holz ist das Kreuzesholz, das sich<br />

durch Jesu Leben, ein Leben der liebenden Zuwendung, der Zuneigung<br />

zum Vater und zu all seinen Kindern, in den „Baum des<br />

Lebens“ (6. Strophe) wandeln durfte, „von Früchten schwer“.<br />

Und die belebende Kraft dieser Früchte, so hofft es der Refrain<br />

nach jeder Strophe, stärkt nicht nur uns schwache Lebende.<br />

„Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.“<br />

Uns zugesagt<br />

„Holz auf Jesu Schulter“: körperliche Anstrengung, diszipliniertes<br />

und disziplinierendes Training, das ist ja gerade angesagt,<br />

alles im Dienste der Selbstoptimierung, für das Privatleben oder<br />

für den Job. Mann (und Frau) quält sich schwitzend an Fitnessgeräten,<br />

auf dass die Schultern stärker, die Oberarme „definierter“,<br />

der Bauch weniger werden, und sich allerhand anderes<br />

auch sonst noch zum Guten wende. „Per aspera ad astra“,<br />

Härtetests, Durststrecken, die zu den Sternen führen, zu etwas<br />

mehr Selbstbewusstsein oder einem etwas besseren Gehalt;<br />

recht frei übersetzt. Doch ein solches, sei es optimistisches, sei<br />

es verzweifeltes Selbstoptimierungs- oder auch Imponierprojekt<br />

ist das „Holz auf Jesu Schulter“ nun einmal nicht.<br />

Wie anders könnte jenes harte Holz auch zum „Baum des<br />

Lebens“ für alle werden? Wie anders könnte der Himmel uns<br />

vom Kreuz her hoffen heißen: „Alles ist vollbracht“?<br />

Susanne Sandherr


197<br />

Engagiertes Christsein<br />

Vater der Scholastik: Anselm von Canterbury<br />

Dass Anselm von Canterbury gerne als „Vater der Scholastik“<br />

bezeichnet wird, liegt in dem neuen theologischen Denken,<br />

das er mit seinen Schriften begründet hat. Der Kirchenlehrer<br />

steht für eine konstruktive Verbindung zwischen Glauben<br />

und Vernunft. Für ihn ist der Glaube „fides quaerens intellectum“,<br />

ein Glaube, der die Erkenntnis sucht. Anselm hat auch<br />

durch sein Gesamtwerk die künftige Systematik in der Theologie<br />

grundgelegt. In seinen Hauptwerken behandelt er die Gotteslehre<br />

und die Christologie, die Lehre vom Menschen sowie<br />

die Soteriologie (Erlösungslehre). Sein Werk „Cur deus homo“<br />

(Warum wurde Gott Mensch) hat wesentlich die Lehre von der<br />

Erlösung in den folgenden Jahrhunderten geprägt.<br />

Gelehrter Mönch im Burgund<br />

Anselm wurde um das Jahr 1033 in Aosta im Königreich Burgund<br />

in einem adeligen Geschlecht geboren. Sein Vater Gundulph<br />

führte ein ausschweifendes Leben und galt als verschwenderisch.<br />

Seine Mutter Ermenberga war sparsam und fromm.<br />

Schon früh hegte der bildungshungrige Anselm den Wunsch,<br />

ins Kloster einzutreten. Allerdings starb seine Mutter früh, sodass<br />

er den Wunsch zunächst nicht umsetzte, bis er sich wegen<br />

eines Streits mit dem Vater auf Wanderschaft begab. Diese<br />

führte ihn in die Normandie ins Kloster Bec, wo Prior Lanfranc<br />

den Studienbereich leitete. Lanfranc hatte sich als theologischer<br />

Lehrer bereits einen Namen gemacht. Anselm, der selbst bereits<br />

wissenschaftlich tätig war und theologischer Lehrer werden<br />

wollte, hatte zunächst Zweifel, neben Lanfranc in einem<br />

Kloster zu leben, entschloss sich aber dann doch dazu, in Bec<br />

zu bleiben. 1060 trat er in die Gemeinschaft ein und wurde<br />

bereits drei Jahre später selbst Prior, da Lanfranc Erzbischof von<br />

Canterbury geworden war.


Engagiertes Christsein 198<br />

Abt des Klosters Bec<br />

Anselm wurde von seinen Mitbrüdern sehr geschätzt, sein Ruf<br />

verbreitete sich weit über die Normandie hinaus und brachte<br />

viele Schüler nach Bec. 1078 starb Abt Herluin, der Gründer<br />

des Klosters. Anselm wurde einstimmig zu dessen Nachfolger<br />

gewählt. Nun musste er immer wieder auch nach England<br />

reisen, weil dort einige Filialen des Klosters waren. So wurde<br />

er mit den englischen Verhältnissen bekannt und erwarb sich<br />

auch dort hohe Achtung. Nach dem Tod Lanfrancs wurde er<br />

daher 1093 zum Erzbischof von Canterbury berufen.<br />

Reform der Kirche von England<br />

Anselm hatte vor allem mit den Folgen des sogenannten Investiturstreites<br />

zu kämpfen, in dem König und Kirche sich um<br />

das Recht der Einsetzung von Bischöfen und Äbten stritten.<br />

Mit dem englischen König Wilhelm II. (1087–1100) geriet<br />

er schließlich in einen solch schweren Konflikt, dass er nach<br />

Rom reiste, um von Papst Urban II. (1088–1099) Hilfe für die<br />

Ordnung der kirchlichen Verhältnisse in England zu erbitten.<br />

Der Papst schätzte Anselms Wissen und sein Denken sehr und<br />

bat ihn, zunächst in Rom zu bleiben. Erst nach dem Tod Wilhelms<br />

II. kehrte Anselm nach England zurück. Die Schwierigkeiten<br />

waren aber noch nicht ausgeräumt. Auch der neue<br />

König bestand darauf, selbst die Personen für die kirchlichen<br />

Ämter zu bestimmen und einzusetzen. Da Anselm dies nicht<br />

anerkennen wollte, wollte er erneut ins Exil nach Rom ziehen.<br />

Der König verzichtete schließlich auf die Einsetzungen, Anselm<br />

leistete dem König den Lehenseid. So konnte Anselm in seinen<br />

letzten Jahren die Reform der Kirche in England voranbringen,<br />

nachdem seine lange Abwesenheit einiges Chaos hinterlassen<br />

hatte. Anselm starb am 21. April 1109 in Canterbury und wurde<br />

dort in der Kathedrale beigesetzt.


199<br />

Engagiertes Christsein<br />

Glaube und Vernunft<br />

Anselms theologisches Denken ging von seinen eigenen Glaubenserfahrungen<br />

aus. Auch wenn für ihn der Glaube selbstverständlich<br />

war, wollte er ihn auch mit dem Verstand begreifen<br />

und „verständlich“ machen. Anselm folgte in seinen Schriften<br />

nicht der späteren scholastischen Methode, Kommentare zu<br />

bestimmten Themen und Fragestellungen zu schreiben. Anselm<br />

folgte im Stil Augustinus und verfasste kurze Werke, die meist auf<br />

unmittelbar an ihn herangetragene Fragen aus dem Kreis seiner<br />

Mitbrüder reagierten. Vor allem zwei Gedanken von Anselm sind<br />

bis heute in der Theologie bekannt: der sogenannte „ontologische<br />

Gottesbeweis“, den er in der Schrift Proslogion (Anrede) entwirft<br />

und Gott als das Sein beschreibt, „über das hinaus Größeres nicht<br />

gedacht werden kann“ (id quo maius cogitari non potest), sowie<br />

die Erlösungslehre in seiner Schrift „Cur deus homo“.<br />

Erlösung nur durch Gott selbst<br />

Anselm stellt in dem Buch die Frage, ob denn die Erlösung nicht<br />

auch anders als durch das Leiden und Sterben Christi möglich<br />

gewesen wäre. Für ihn verlangt die Sünde des Menschen aber<br />

eine Genugtuung, die der Mensch aus sich selbst heraus nicht<br />

erbringen kann. So kommt er zu dem Schluss, dass nur durch<br />

Christus eine Rettung möglich, ja notwendig ist (necessitas),<br />

da dieser Gott und Mensch in sich vereint und sein Tod eine<br />

Genugtuung von unendlichem Wert darstellt. Durch die Erlösungstat<br />

werde sowohl der Gerechtigkeit als auch der Barmherzigkeit<br />

Gottes Genüge getan. Auch wenn Anselm darin einen<br />

weiteren Beweis der Vernünftigkeit des christlichen Glaubens<br />

sah, hat sich seine Sicht von der Notwendigkeit der Erlösung<br />

nicht durchgesetzt. Dennoch bilden Anselms Denken und seine<br />

Vernunft-Argumente die Basis für die weitere Entwicklung der<br />

Theologie im Mittelalter.<br />

Marc Witzenbacher


Die Mitte erschließen 200<br />

Die Ausschmückung liturgischer Bücher<br />

In der Osternacht erklingt am Ende der Lichtfeier die nach<br />

dem ersten lateinischen Wort „Exsultet“ benannte Lichtdanksagung.<br />

Dieses Osterlob wird vom Diakon (oder Priester) in<br />

feierlicher Form gesungen und preist Gott für das ganze Ostergeschehen,<br />

das im Aufleuchten des neuen Lichtes in der finsteren<br />

Nacht symbolisiert wird. Für das Exsultet hat sich eine aus<br />

Italien stammende Handschriftenform (10.–13. Jahrhundert)<br />

erhalten: die Exsultet-Rolle. Dass Texte in der älteren Form der<br />

Schriftrolle aufgezeichnet sind, ist nichts Besonderes, hier aber<br />

erhält die Rolle eine eigene Funktion durch die in den Text eingezeichneten<br />

Miniaturen. Während das Exsultet vorgetragen<br />

wurde, fiel der schon gelesene Teil vorn über den Rand des<br />

Ambos (Lesepult), sodass die Umstehenden die Bilder betrachten<br />

konnten. Entsprechend wurden diese Darstellungen im 11.<br />

Jahrhundert so gedreht, dass sie zwar für den Lesenden auf dem<br />

Kopf standen, die Umstehenden sie aber richtig herum sahen.<br />

Inhaltlich nehmen sie auf liturgische Vollzüge (Entzündung<br />

und Weihe der Osterkerze) und vor allem auf biblische Szenen<br />

(Durchzug durch das Rote Meer, Szenen aus dem Leben Jesu)<br />

Bezug, enthalten aber auch Symbolfiguren (z. B. Adam und Eva<br />

als Verweis auf die „glückliche Schuld“). Zum – heute gekürzten<br />

– Lob der fleißigen Bienen finden sich herumschwirrende<br />

Bienen. Durch das Dargestellte scheinen komplexe theologische<br />

Bezüge und Deutungen auf, um so für Umstehende ansatzweise<br />

erfahrbar zu werden.<br />

Biblische Handschriften<br />

Aus dem reichen Schatz von Darstellungen in liturgischen<br />

Büchern im weiteren Sinne finden Sie in vielen Monaten ein<br />

Beispiel auf dem <strong>MAGNIFICAT</strong>-Umschlag, zumeist aus Samm-


201<br />

Die Mitte erschließen<br />

lungen biblischer Schriften. Es handelt sich dabei um ganze<br />

Bibelhandschriften, ein Lektionar, ein Evangeliar mit den fortlaufenden<br />

Texten aller vier Evangelien oder ein Evangelistar<br />

mit den Textabschnitten aus den Evangelien, die bestimmten<br />

Festtagen zugeordnet sind. Auch das Titelbild in diesem Monat<br />

entstammt einem solchen Evangelistar, das an eine illustrierte<br />

Fassung der Offenbarung des Johannes angehängt ist. Wie<br />

Heinz Detlef Stäps in der Interpretation solcher Bilder oftmals<br />

deutlich macht, wird der biblische Text nicht nur illustriert,<br />

sondern auch gedeutet. Die Verbindung von Text und Bild wird<br />

besonders dann deutlich, wenn die Miniatur aus dem Text, d. h.<br />

aus einem Buchstaben zu Beginn entwickelt wird. Man spricht<br />

dann auch von einer „historisierten Initiale“, die schon ab dem<br />

8. Jahrhundert auftaucht und kein ausgefeiltes Bild enthalten<br />

muss. Gerade bei diesen Bildinitialen hat man bisweilen den<br />

Eindruck, dass sie auch helfen, sich in einem Buch zurechtzufinden.<br />

Neben der Gliederung des Textes und der Interpretation des<br />

Inhaltes ist eine weitere, nicht zu unterschätzende Funktion<br />

die Aufwertung des ganzen Buches. Denn war schon der Besitz<br />

eines Buches etwas Besonderes, so waren Bücher mit handgemalten<br />

Illustrationen eine Seltenheit, die erhebliche Geldmittel<br />

voraussetzten. Entsprechend ist oft nicht nur das Buch innen,<br />

sondern auch der Umschlag teuer gestaltet, z. B. mit Edelsteinen<br />

besetzt. Die Wertigkeit des Manuskripts zeigt somit die Wertigkeit<br />

des Inhaltes an – aber auch den Rang des Besitzers. Dies<br />

zeigt sich etwa bei Psalterien (Büchern mit Psalmen), die sich<br />

Adelige mit entsprechender Bebilderung für die private Frömmigkeit<br />

und Andacht herstellen ließen – auch in Form eines<br />

einfachen Stundenbuchs. Für all diese Bücher muss aber wohl<br />

als Unterschied zur oben erwähnten Exsultet-Rolle festgehalten<br />

werden, dass die einfachen Gläubigen die Bebilderung nicht<br />

mehr zu sehen bekamen.


Die Mitte erschließen 202<br />

Bilder im Messbuch<br />

Indem die Lesungstexte der Messe in das Messbuch integriert<br />

wurden, wurden auch Illustrationen übernommen. Selbst gedruckte<br />

Messbücher konnten eine leichte Bebilderung zu den<br />

einzelnen Formularen beibehalten, andere verzichteten fast<br />

völlig auf Bilder. In Messbüchern bleibt aber ein Bildtypus, der<br />

sehr häufig und bis in jüngste Zeit tradiert wird: Eine Kreuzigungsszene<br />

beim Canon Romanus, dem Eucharistischen Hochgebet<br />

der römischen Tradition und unserem heutigen ersten<br />

Hochgebet. Dieser Text beginnt mit „Te igitur clementissime pater<br />

…“ („Dich gütiger Vater bitten wir …“) und das T des ersten<br />

Wortes wurde schon mittelalterlich zu einer gemalten Kreuzigungsszene<br />

ausgebaut, bevor dann später dieses Kreuzigungsbild<br />

vor den Text gestellt wurde. Diese Anordnung ist auch in<br />

gedruckten Messbüchern bis in die jüngste Zeit beibehalten<br />

worden.<br />

In den nachkonziliaren, landessprachlichen Messbüchern<br />

wurde hingegen sehr unterschiedlich mit Bildern umgegangen.<br />

Während das lateinische Missale nach dem Konzil 12–14 Bilder<br />

enthält, die wichtige Abschnitte kennzeichnen, haben die<br />

deutschsprachigen und die französischen Messbücher ganz auf<br />

Bilder verzichtet. In den stark von den USA aus geprägten englischsprachigen<br />

Messbüchern finden sich Ausgaben mit einer<br />

unterschiedlichen Anzahl von Bildern (bis zu 300). Man wird<br />

allerdings fragen müssen, welche Funktion diese Bilder haben,<br />

denn sie sind nur für den Zelebranten sichtbar.<br />

Die Bilderarmut im deutschsprachigen Raum ist sicher ein<br />

Resultat einer religiös-kulturellen Ausrichtung. Diese zeigt sich<br />

auch bei den Umschlägen von liturgischen Büchern, die in den<br />

letzten Jahren eine deutliche Tendenz zur Abstraktion aufweisen.<br />

Selbst das neue Gotteslob, das Gesang- und Gebetbuch für<br />

die Gemeinden, kommt mit einigen abstrakten Grafiken neben<br />

zwei Fotos einer Schöpfungs- und einer Kreuzigungsszene aus<br />

– Letztere bewusst bei der Brotbrechung der Messe platziert.


203 themen und Termine<br />

Verzicht auf Darstellung der Liturgie<br />

Schaut man sich das Ganze der Ausschmückung liturgischer Bücher<br />

an, so fällt eine Sache dennoch auf: Der Gottesdienst wird<br />

ab dem Spätmittelalter fast nie dargestellt. Nur in einigen Pontifikalien,<br />

den Büchern für die bischöflichen Feiern, finden sich<br />

Bilder, die die Feier selbst wiedergeben, während die anderen<br />

Bücher ganz auf solche Darstellungen verzichten.<br />

Friedrich Lurz<br />

Glaubenszeugin der <strong>Woche</strong>: Elisabeth Koch<br />

Elisabeth Koch, die mit bürgerlichem Namen Josephine Koch<br />

hieß, stammte aus Aachen und gründete die Ordensgemeinschaft<br />

der Franziskanerinnen von der <strong>Heilige</strong>n Familie. Der Orden<br />

ist überwiegend in der Krankenpflege und in der Mission<br />

tätig. Auch wenn die deutsche Ordensprovinz 2011 aufgelöst<br />

wurde, zählt der nach wie vor in einigen Ländern tätige Orden<br />

heute rund 75 Schwestern und einige Novizinnen. Sitz des<br />

Generalats ist im sogenannten „Klösterchen“ in der belgischen<br />

Stadt Eupen.<br />

Geboren in Aachen<br />

Anna Maria Josephine Katharina Koch wurde am 21. Januar<br />

1815 in Aachen als älteste von drei Geschwistern geboren, ihre<br />

beiden Geschwister starben allerdings schon als Kleinkinder.<br />

Da ihre Mutter ein unstetes Leben führte, wurde Josephine von<br />

Pflegefamilien aufgenommen und erzogen, später übernahm<br />

ihre Großmutter die Erziehung. Diese legte großen Wert auf<br />

eine religiöse Ausbildung und vermittelte Josephine nach Eupen,<br />

wo sie in das Internat der Pönitentinnen-Rekollektinnen<br />

(Franziskanerinnen vom Heiligsten Herzen Jesu) aufgenommen


Themen und Termine 204<br />

wurde. Auch wenn sie nach dem Abschluss der Schule zunächst<br />

eine Ausbildung als Näherin in Verviers machte und wieder zu<br />

ihrer Großmutter zurückkehrte, ließ sie der Gedanke an das<br />

Klosterleben nicht los. Schließlich trat sie am 19. Oktober 1837<br />

in das Rekollektinnenkloster Eupen ein. Als „Schwester Philomena“<br />

wurde sie am 22. Februar 1838 eingekleidet, ein Jahr<br />

später legte sie die Profess für fünf Jahre ab.<br />

Einsatz in der Krankenpflege<br />

In diesen Jahren wurde Eupen von einer schweren Typhusepidemie<br />

heimgesucht. Um die Kranken besser versorgen zu können,<br />

wurde 1841 das Eupener St.-Nikolaus-Hospital gegründet,<br />

einige der Schwestern der Rekollektinnen übernahmen darin<br />

die Betreuung der Kranken. Eine von ihnen war Josephine<br />

Koch. Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Franziska<br />

Schervier begeisterte sie immer mehr Frauen, die sich in der<br />

Krankenpflege engagierten und im Hospital arbeiteten. Diese<br />

gehörten aber keiner Ordensgemeinschaft an. So fassten die<br />

beiden Ordensfrauen den Entschluss, eine eigene Kongregation<br />

zu gründen. Die „Genossenschaft der Franziskanerinnen von<br />

der heiligen Familie“ wurde offiziell am 13. Juni 1857 ins Leben<br />

gerufen. Das Mutterhaus wurde im Eupener Haus Vercken am<br />

Marktplatz eingerichtet. Josephine nahm bei der Einkleidung<br />

den Ordensnamen „Elisabeth von Jesu“ an und leitete die Kongregation<br />

als Generaloberin. Dies tat sie bis zu ihrem Tod am 3.<br />

April 1899 im belgischen Löwen, wohin die Schwestern 1875<br />

infolge des preußischen Kulturkampfs ausweichen mussten.<br />

Erst 1922 wurde in Mayen im Bistum Trier mit der Errichtung<br />

eines Mutterhauses (Kloster Helgoland) auf deutschem Gebiet<br />

begonnen, allerdings musste die deutsche Provinz dann fast 90<br />

Jahre später wieder aufgelöst werden. 1928 wurden die sterblichen<br />

Überreste Josephine Kochs von Löwen nach Eupen überführt<br />

und 1964 vom Friedhof in das Haus Vercken, das auch


205 themen und Termine<br />

„Klösterchen“ genannt wird, umgebettet. Zum Gedenken an die<br />

Gründerin des Ordens rief das Sankt-Nikolaus-Spital in Eupen<br />

1991 zur Feier seines 150-jährigen Bestehens die Josephine-<br />

Koch-Stiftung ins Leben.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Auferstehung beginnt schon im Leben<br />

Papst Franziskus hat in seinen Predigten immer wieder betont,<br />

dass die Auferstehung nicht erst nach dem Tod stattfindet.<br />

„Wir wurden nicht zum Tod geboren, sondern zur Auferstehung“,<br />

bekräftigte er in einer Predigt im November 2019<br />

und verwies auf den Brief des Apostels Paulus an die Philipper,<br />

nach dem unsere Heimat schon jetzt im Himmel ist (vgl. Phil<br />

3,20). Durch die Taufe seien alle Christen zur Auferstehung berufen,<br />

so der Papst. Die Fastenzeit und insbesondere die <strong>Heilige</strong><br />

<strong>Woche</strong> bieten die Gelegenheit, sich dieser Zusage und zugleich<br />

Aufgabe neu bewusst zu werden.<br />

Impfstoff gegen den Tod<br />

„Zu Jesus gehen, dem Lebendigen, um sich gegen den Tod, gegen<br />

die Angst, dass alles aufhören könnte, impfen zu lassen“,<br />

dazu forderte Papst Franziskus in der gleichen Predigt auf. Gerade<br />

in Zeiten, in denen durch eine Pandemie deutlich wurde,<br />

wie unverfügbar das Leben ist, kann diese Zusage ein Trost sein,<br />

der uns schon jetzt Zuversicht schenkt. „Zu Jesus gehen“, das<br />

bedeutet für den Papst, in unser Leben eine Richtung einzuziehen,<br />

die immer wieder auf Jesus weist – und nicht auf uns<br />

selbst. Gerade in der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong> können wir überlegen, ob<br />

diese Richtung in unserem Alltag stimmt, wie der Papst anregt:


Themen und Termine 206<br />

„Als ich heute im Büro die Akten bearbeitete, habe ich mich da<br />

dem Herrn genähert? Habe ich es zum Anlass genommen, mit<br />

ihm zu sprechen? Und bei den Menschen, denen ich begegnet<br />

bin, habe ich da Jesus miteinbezogen, habe ich sie im Gebet<br />

zu ihm getragen?“ So fragte Papst Franziskus in der gleichen<br />

Predigt. Man könne nicht zu Jesus gehören und gleichzeitig um<br />

sich selbst kreisen.<br />

Aufbruch zu Jesus<br />

Daher bleibe das Leben ein ständiger Aufbruch zu dem hin, der<br />

sich selbst als „die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11, 25) bezeichnet<br />

hat. „Aufbruch“ gehört zu den wichtigen Stichworten<br />

in den Predigten von Papst Franziskus. Das Leben sei ein ständiges<br />

„Hinausgehen“, und das „Herausgehen aus uns selbst“<br />

sowie das Zugehen auf Jesus versteht Franziskus als den alles<br />

entscheidenden Aufbruch: „Bitten wir um diese Gnade: Herr,<br />

ich möchte zu dir kommen, durch die Straßen und die Weggefährten<br />

an jedem Tag. Hilf mir, dass ich aus mir selbst herausgehe,<br />

um dir entgegenzugehen, der du das Leben bist.“ Konkret<br />

heißt das für Franziskus, sich von der Nächstenliebe bewegen<br />

zu lassen und die Situation der Bedürftigen, der Leidenden und<br />

der Vergessenen im Blick zu haben. „Jede Entscheidung im Leben,<br />

die wir in dieser Perspektive treffen, ist gut ausgerichtet,<br />

weil sie sich näher an die Auferstehung hält, die der Sinn und<br />

das Ziel des Lebens ist.“<br />

Entscheidung vom Ziel her<br />

Papst Franziskus verweist in diesem Zusammenhang auch auf<br />

eine Übung von Ignatius von Loyola. Darin rät Ignatius dazu,<br />

Entscheidungen im Alltag vom Ende des Lebens her zu bedenken:<br />

„Ich betrachte und erwäge, wie mir am Tage des Gerichts<br />

zumute sein wird, und ich überlege, wie ich dann wünschte,


207 themen und Termine<br />

in der vorliegenden Sache entschieden zu haben; und die Regel,<br />

die ich dann befolgt haben möchte, nehme ich jetzt an,<br />

um mich dann voller Freude und Wonne zu finden.“ (Geistliche<br />

Übungen, 187) Für Papst Franziskus ist diese Übung nützlich,<br />

um die Wirklichkeit mit den Augen Jesu und nicht nur mit unseren<br />

eigenen Augen zu sehen. Wir könnten dadurch einen Blick<br />

erhalten, „der auf die Zukunft, auf die Auferstehung gerichtet<br />

ist und nicht nur auf das Heute, das vergeht; um Entscheidungen<br />

zu treffen, die den Geschmack der Ewigkeit, die Würze der<br />

Liebe haben“. Als Getaufte sind wir bereits auferstanden, so der<br />

Papst. „Wir sind Männer und Frauen der Auferstehung, nicht<br />

des Todes“, sagte er in einer Ansprache in der Grabeskirche in<br />

Jerusalem im Mai 2015. Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong> kann eine Gelegenheit<br />

sein, sich diesen ungewöhnlichen Blickwinkel anzueignen<br />

und daraus Mut und Hoffnung zu schöpfen.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong> in Rom<br />

N<br />

ormalerweise ist die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong> und besonders das Osterfest<br />

die Zeit im Jahr, in der sich Rom mit Tausenden<br />

von Pilgern und Touristen füllt. Zigtausende wollen gemeinsam<br />

mit dem Papst das höchste Fest im Kirchenjahr begehen. 2020<br />

hatte die Corona-Pandemie alles verändert. Einige der großen<br />

traditionellen Feiern wie der Kreuzweg im Kolosseum oder die<br />

feierliche Ostermesse auf dem Petersplatz konnten nicht stattfinden.<br />

Wie die Feiern in diesem Jahr ablaufen werden, wird<br />

sich auch erst angesichts der aktuellen Situation entscheiden<br />

lassen. Im vergangenen Jahr feierte Papst Franziskus – wie es<br />

auch in so vielen Kirchen rund um den Globus geschah – die<br />

Gottesdienste der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong> am Altar des Petersdoms<br />

ohne anwesende Gläubige.


Themen und Termine 208<br />

Gedenken an den Weg Jesu<br />

Auch der Auftakt der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong>, der Palmsonntag, an<br />

dem üblicherweise im Gedenken an den Einzug Jesu in Jerusalem<br />

eine Prozession über den Petersplatz stattfindet, wurde<br />

2020 nur in der Basilika gefeiert. Es bleibt nur zu hoffen, dass<br />

die Gottesdienste <strong>2021</strong> zumindest in veränderter Form, aber<br />

auch unter Aufnahme traditioneller Elemente, stattfinden können.<br />

Die Chrisam-Messe am Gründonnerstag, in der vom Papst<br />

die heiligen Öle geweiht werden, entfiel im letzten Jahr ganz;<br />

die Eucharistiefeier am Abend zur Erinnerung an das Letzte<br />

Abendmahl, die Papst Franziskus in Haft- oder Betreuungseinrichtungen<br />

zu feiern pflegt und die von seinen Vorgängern in<br />

der Lateranbasilika gehalten wurde, fand im Petersdom statt.<br />

Kreuzweg am Petersdom<br />

Während in den vergangenen Jahren ebenfalls mit Tausenden<br />

von Gläubigen der Papst den Kreuzweg im Kolosseum betete,<br />

wurde 2020 der Kreuzweg auf die Stufen des Petersdoms verlegt.<br />

Zuvor beging der Papst die Feier vom Leiden und Sterben<br />

Christi. Sie wird üblicherweise um 15 Uhr, der Todesstunde<br />

Jesu, gefeiert. Papst Franziskus verschob die Feier im letzten<br />

Jahr um drei Stunden und feierte sie um 18 Uhr im Petersdom.<br />

In den traditionellen Großen Fürbitten des Karfreitags machte<br />

er einen eigenen Einschub: „Für die Gequälten in der Pandemie,<br />

für all jene, die unter deren Folgen leiden: Möge Gott,<br />

der Vater, den Kranken Gesundheit, dem Gesundheitspersonal<br />

Stärke, den Familien Trost und allen Opfern, die gestorben sind,<br />

Erlösung gewähren.“ Die Feier der Osternacht beging der Papst<br />

am Samstagabend ebenfalls in der vatikanischen Basilika. Dort<br />

hielt er am folgenden Ostersonntag auch die Ostermesse, anschließend<br />

erteilte er den traditionellen Segen „Urbi et orbi“.


209 themen und Termine<br />

Großer Zuspruch an digitalen Angeboten<br />

Wie der Papst die Feiern in diesem Jahr gestalten kann, wird die<br />

aktuelle Lage bestimmen. Sicher werden alle Gottesdienste live<br />

im Internet zu verfolgen sein. Das vergangene Jahr hat gezeigt,<br />

dass viele Menschen die digitalen Angebote der Kirchen nutzten.<br />

Laut einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD) hatten digitale Gottesdienste deutlich höhere Zuschauerzahlen<br />

als je zuvor. Und die Gottesdienste seien „spürbar facettenreicher<br />

geworden“, wie der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof<br />

Heinrich Bedford-Strohm, sagte. „Schon jetzt sehen<br />

wir, dass die Kirche zu Neuem aufbricht“, so Bedford-Strohm.<br />

Es seien viele neue Formate entstanden. Interessierte fänden<br />

nun im Internet das Angebot, das sie begeistert, vom kurzen<br />

Andachtsimpuls bis zur anspruchsvoll gestalteten Gottesdienstfeier.<br />

Viele Gemeinden hätten sich angesichts der Versammlungsverbote<br />

sehr schnell digital auf den Weg gemacht und Neues<br />

ausprobiert. Beispielsweise seien aus Internet-Gottesdiensten<br />

auch Online-Proben von Chören und Musikensembles entstanden.<br />

„Besonders beeindruckt hat mich, wie sich die Mauern unserer<br />

Kirche dadurch öffneten und sich viele neue Menschen an<br />

der Vorbereitung beteiligten und im Gottesdienst mitwirkten.“<br />

Bedford-Strohm sieht darin eine grundlegende Änderung: „Die<br />

Kirche wird bunter und vielfältiger sein.“<br />

Persönliche Begegnungen bleiben unverzichtbar<br />

„Natürlich ersetzen alle diese digitalen Formate nicht die persönliche<br />

Begegnung in unseren Kirchen. Deswegen finde ich es<br />

spannend, dass es nun viele Gottesdienste gibt, die sowohl in<br />

den Kirchen als auch im Internet mitgefeiert werden können“,<br />

betonte der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm. Die Studie zu<br />

den Erfahrungen mit digitalen Gottesdiensten hatte die Evangelische<br />

Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und


Themen und Termine 210<br />

diakonische Profilbildung (midi) im Auftrag des Kirchenamtes<br />

der EKD durchgeführt. 72 Prozent aller Befragten gaben darin<br />

an, dass die digitalen Formate fortgeführt werden sollen. Es ist<br />

deshalb davon auszugehen, dass künftig vermehrt mit hybriden<br />

Formaten, bei denen sowohl eine direkte Teilnahme in einer<br />

Kirche als auch die digitale Teilnahme möglich ist, zu rechnen<br />

ist. Insbesondere die Form der digitalen Kurzandacht habe großen<br />

Zuspruch erhalten, sie war mit einem Anteil von 60 Prozent<br />

in den digitalen Angeboten der Kirchen vertreten.<br />

Papst nutzte digitale Möglichkeiten<br />

Auch Papst Franziskus, der mit den Medien bei der Feier eines<br />

Gottesdienstes früher eher fremdelte, nutzte mehr und mehr<br />

die digitalen Möglichkeiten. Einige Monate wurden die täglichen<br />

Frühmessen des Papstes aus der Casa Santa Marta live im<br />

Internet übertragen. Besonders eindrücklich war sein Abendgebet<br />

während des Lockdowns in Italien allein im Regen vor<br />

dem Petersdom. Trotz aller Widrigkeiten, so lobte Christian<br />

Stückl, Regisseur der ebenfalls verschobenen Oberammergauer<br />

Passionsspiele, habe der Papst „signalisiert: Ich bin da, ich halte<br />

die Stellung hier auf dem Platz, auch wenn ich sie ganz allein<br />

halten muss“. Nach dem Abendgebet vor dem Petersdom gab es<br />

allerdings Kritik, weil das Holzkruzifix aus dem 16. Jahrhundert<br />

durch den Regen beschädigt worden sein könnte. Kunstexperten<br />

beruhigten anschließend, dass die Schäden leicht beseitigt<br />

werden konnten. Vielleicht zeigen aber gerade auch solche zusätzlichen<br />

Wunden, dass während der Coronavirus-Pandemie<br />

anno 2020 ein Papst erstmals auf dem leeren Petersplatz den<br />

Segen „Urbi et orbi“ spendete, als Papst Franziskus die Kirche<br />

durch ein „spirituelles und liturgisches Feldlazarett“ führte, wie<br />

er sagte. „Das Drama, das wir gerade durchleben, drängt uns,<br />

die ernsten Dinge ernst zu nehmen und uns nicht in Belanglosigkeiten<br />

zu verlieren“, sagte Franziskus vor einem Jahr in sei-


211 themen und Termine<br />

ner Predigt zum Karfreitag. „Wir dürfen das nicht verraten, wofür<br />

wir geschaffen wurden, und das nicht aufgeben, was zählt.“<br />

Was zählt und bleibt, sind die Liebe und das Dienen, sagte er<br />

mit Blick auf die Passion Jesu. Die außergewöhnlichen Feiern<br />

des Jahres 2020 werden im Gedächtnis bleiben. Wir können<br />

gespannt sein, welche Akzente der Papst in den Feiern des Jahres<br />

<strong>2021</strong> setzen wird.<br />

Marc Witzenbacher<br />

Ein vertiefender Blick auf die<br />

Lesungen der Osternacht<br />

Es sind nicht einfach nur große Bibeltexte, die in der Leseordnung<br />

der Osternacht zufällig zusammengestellt wären.<br />

Vielmehr bilden sie in dieser Gestalt ein großes Programm: Aus<br />

Sünde und Tod soll die Menschheit gerettet werden „durch Gott,<br />

der von Anfang an nur das eine will: die Freiheit und das Leben“.<br />

(32) So schreibt der Osnabrücker Alttestamentler Georg<br />

Steins in einem Osterbuch, das es in sich hat. Ein Buch, das<br />

aufräumt mit verbreiteten Gewohnheiten und fragwürdigen<br />

Deutemustern, die sich in die komplexe und dramatische Feier<br />

der Osternacht und deren Wahrnehmung eingeschlichen haben.<br />

Vertieftes Verständnis<br />

Ein Buch freilich auch, das unterschiedliche Wege aufzeigt, wie<br />

ein vertieftes Verständnis für die heilsgeschichtlich hochrelevanten<br />

einzelnen Lesungen und ihre kunstvolle Komposition<br />

gewonnen werden kann. Ob es um „Licht und Dunkel – biblische<br />

Symbole in der Osternacht“ (Egbert Ballhorn, 13–24) oder<br />

die „Frohbotschaft von Anfang an – die Schlüsselrolle der alttestamentlichen<br />

Lesungen“ geht (Georg Steins, 25–29), schon der


Themen und Termine 212<br />

hinführende Teil zeigt auf: „Jeder Text der Osternacht ist ein<br />

echter Ostertext … Es gibt nicht jenen einen ‚Umschlagspunkt‘<br />

in der heiligen Nacht, ab dem erst von der Auferstehung Christi<br />

gesprochen werden kann.“ (16) Von kaum zu unterschätzender<br />

Bedeutung: Das „Gedicht der vier Nächte“ (32–33 ausführlich<br />

zitiert), eine sehr alte jüdische Überlieferung, die die Pessach-<br />

Nacht des Exodus in Beziehung setzt zu anderen Nächten der<br />

Heilsgeschichte, von der Nacht über der Urflut über die Nacht<br />

auf dem Berg, als Abraham Isaak zu opfern bereit war, bis<br />

hin zur endzeitlichen Nacht, die allem Übel ein Ende bereiten<br />

und die gemeinsame Herrschaft des Mose und des Messias<br />

herbeiführen wird (Georg Steins, „Die vier heiligen Nächte des<br />

Gottesvolkes – der innere Zusammenhang der alttestamentlichen<br />

Lesungen“, 30–35). Diese Überlieferung hat offenbar die<br />

Verantwortlichen der Liturgiereform bei der Neuordnung der<br />

Osternachtfeier wesentlich inspiriert, sodass die Auswahl der<br />

Lesungen (nicht nur der alttestamentlichen!) erkennen lässt,<br />

wie sehr jüdische Pessach-Feier und christliches Osterfest miteinander<br />

verbunden sind.<br />

Präzise Auslegung<br />

Im Kernteil ist jede Lesung in einer möglichst wörtlichen Studienübersetzung<br />

wiedergegeben und durch eine präzise Auslegung<br />

erschlossen. Abgerundet wird das Buch, eine vollständig<br />

überarbeitete und teils grundlegend veränderte Neuausgabe<br />

des 2010 erschienenen Titels „Licht – Wasser – Leben“, durch<br />

Beiträge namhafter Autoren, die Gestaltungsimpulse für die Osternacht<br />

geben, darunter Kurzeinführungen zu den einzelnen<br />

Teilen bzw. Lesungen, beispielhafte Predigten und Meditationen.<br />

Von besonderem Reiz: Georg Steins’ Anregung, die ursprüngliche<br />

Vigil wiederzuentdecken, wie sie in der Lichtfeier<br />

und den sieben alttestamentlichen Lesungen samt den zugehörigen<br />

Antwortpsalmen und Orationen noch heute greifbar ist,


213 themen und Termine<br />

und sie mit dem Taufgedächtnis zu verbinden. Ostern lässt sich<br />

neu entdecken, dafür steht dieses Buch. Mehr noch: Mit einem<br />

feinfühligen Gespür für die vielfältigen Zusammenhänge, wie<br />

sie in diesem Buch einleuchtend dargestellt werden, lässt sich<br />

lernen, Ostern würdig und kraftvoll zu feiern.<br />

Johannes Bernhard Uphus<br />

Georg Steins, Egbert Ballhorn, Und es wurde Morgen. Die biblischen<br />

Lesungen der Osternacht, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg<br />

2020, 176 S., ISBN 978-3-7917-3144-5, 16,95 € [D],<br />

17,40 € [A].<br />

Diesen Titel können Sie auch über den für Ihr Land zuständigen<br />

Leserservice von <strong>MAGNIFICAT</strong> (siehe Seite 223) bestellen.<br />

Feuerwunder in der Grabeskirche<br />

Es ist offen, wie sich in diesem Jahr das Feuerwunder in der<br />

Jerusalemer Grabeskirche gestalten wird. Im letzten Jahr<br />

war es erstmals bei dieser über 1.200 Jahre alten Tradition zu<br />

einer Veränderung gekommen. Zwar ist das Feuerwunder zu<br />

Ostern erwartungsgemäß eingetreten, doch anders als üblich<br />

konnte die orthodoxe Zeremonie des „<strong>Heilige</strong>n Feuers“ am Karsamstag<br />

in der Grabeskirche nur im Beisein weniger Kirchenvertreter<br />

stattfinden.<br />

Glocken verkünden das Wunder<br />

Ohrenbetäubend und schier endlos läuten die Glocken der Grabeskirche,<br />

nachdem das „<strong>Heilige</strong> Feuer“ entzündet worden ist.<br />

Geistliche der verschiedenen Ostkirchen bringen das „<strong>Heilige</strong><br />

Feuer“ anschließend nach draußen und verteilen es bis in die<br />

Häuser der Altstadt. Nach dem Volksglauben entzündet sich


Themen und Termine 214<br />

die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle,<br />

die als Ort des Begräbnisses und der Auferstehung Jesu verehrt<br />

wird. In den ersten 33 Minuten nach seinem Entzünden, also<br />

ebenso viele Minuten wie Jesus an Jahren gelebt hat, soll das<br />

Feuer zudem laut Volksglauben keine Verbrennungen verursachen.<br />

Üblicherweise verfolgen Tausende Gläubige in der weihrauchgeschwängerten<br />

Grabeskirche das Feuerwunder. Stunden<br />

zuvor warten die Gläubigen darauf, eingelassen zu werden, und<br />

bei Weitem nicht alle können in der Grabeskirche dabei sein.<br />

Im vergangenen Jahr war es schließlich aufgrund der starken<br />

Einschränkungen gegen die Verbreitung des Coronavirus während<br />

der Feier so still, dass zwischenzeitlich Vogelgezwitscher<br />

zu hören war.<br />

Höhepunkt der <strong>Heilige</strong>n <strong>Woche</strong><br />

Vielen gilt die mehr als 1.200 Jahre alte Tradition des Feuerwunders<br />

als Höhepunkt der Osterfeiern in Jerusalem. Meist<br />

wird das Feuerwunder von Diplomaten aus Ländern mit überwiegend<br />

orthodoxen Kirchen verfolgt. Im Jahr 2020 saßen die<br />

Vertreter aus Rumänien, Russland, Griechenland, Kasachstan,<br />

Polen, Moldawien, Ukraine, Zypern, Belarus und Georgien in<br />

Autos am Jaffator. Geistliche zogen anschließend von Auto zu<br />

Auto, um die Flamme weiterzureichen. Wie auch das Friedenslicht<br />

aus Betlehem wird das Feuer der Auferstehung anschließend<br />

in verschiedene Länder gebracht. Ob mit oder ohne Gläubige,<br />

das wird in diesem Jahr die aktuelle Situation zeigen. Das<br />

Feuerwunder wurde im letzten Jahr auf zahlreichen digitalen<br />

Kanälen übertragen. Sicher ist aber, dass auch in diesem Jahr<br />

– hoffentlich vor Ort, aber auch am Bildschirm – zahlreiche<br />

Gläubige wieder einstimmen in den Ruf des Feuerwunders: „Il<br />

Masih qam. Haqqan qam! Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft<br />

auferstanden!“<br />

Marc Witzenbacher


215 themen und Termine<br />

Sieh ganz genau hin!<br />

Amos Oz zu Jesus und Judas<br />

Die anderen Jungen spielten Basketball oder stellten den<br />

Mädchen nach. Ich war in beidem ein hoffnungsloser Fall<br />

– doch ich fand Trost bei Jesus.“ (15 f.) So berichtet es Amos<br />

Oz (1939–2018), israelischer Autor von Weltrang, von seiner<br />

Jugend in einem Kibbuz. Obwohl das Neue Testament bis heute<br />

in jüdischen Schulen vielfach tabu ist, habe er als Sechzehnjähriger<br />

die Evangelien gelesen und dabei den Juden Jesus lieben<br />

gelernt, seine Vision, seine Zärtlichkeit, seinen Humor. Sein<br />

Großonkel Joseph Klausner (1874–1958), ein Begründer des<br />

modernen Zionismus, habe ihn – hierin im Gegensatz zu den<br />

meisten Juden – Folgendes gelehrt: „Wann immer du eine Kirche<br />

oder ein Kreuz siehst, sieh ganz genau hin, denn Jesus war<br />

einer von uns, einer unserer großen Lehrer“ (12). Jesus von<br />

Nazaret als Juden wahrzunehmen, dafür plädiert Oz in seinem<br />

Vortrag, den er Ende Mai 2017 in Berlin gehalten hat, mit Nachdruck,<br />

und er richtet sich damit nicht nur an Christen, sondern<br />

gerade auch an Jüdinnen und Juden. Was er freilich auch herausstellt:<br />

die unselige Rolle, die das Judasbild der Evangelien<br />

für das Judentum in den vergangenen 2000 Jahren gespielt hat.<br />

„Judas“ sei zum Synonym für „Verräter“ geworden und dann<br />

nahtlos auf alle Juden übertragen worden, was ihnen in der<br />

christlich beherrschten Welt Verachtung und Verfolgung, ja<br />

fast die Vernichtung gebracht habe. Insbesondere Judas’ Schilderung<br />

in den Passionserzählungen sei dafür verantwortlich –<br />

eine für seine Begriffe „jämmerlich schlecht geschriebene Story<br />

à la Hollywood“ (21 f.), der er in seinem Roman Judas eine für<br />

ihn plausiblere Sicht entgegenzusetzen versucht habe. Amos Oz<br />

wagt einen sehr persönlichen Blick auf die beiden nur scheinbaren<br />

Gegenspieler im Neuen Testament; sein leidenschaftliches<br />

Plädoyer lädt auch Christinnen und Christen dazu ein, sich neu


Themen und Termine 216<br />

mit ihnen zu befassen. Abgerundet wird das Bändchen mit zentralen<br />

Stellen aus dem Neuen Testament sowie einem Nachwort<br />

von Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham-Geiger-<br />

Kollegs in Potsdam, der die Geschichte der Jesus-Rezeption im<br />

Judentum nachzeichnet und nachdrücklich dafür plädiert, ihn<br />

als bedeutenden jüdischen Lehrer wahrzunehmen.<br />

Johannes Bernhard Uphus<br />

Amos Oz, Jesus und Judas. Ein Zwischenruf. Ins Deutsche<br />

übersetzt von Susanne Naumann. Mit einem Nachwort von<br />

Rabbiner Walter Homolka, Patmos Verlag Ostfildern, 5. Auflage<br />

2019, 96 S., ISBN 978-3-8436-1051-3, 12 € [D], 12,40 € [A].<br />

Diesen Titel können Sie auch über den für Ihr Land zuständigen<br />

Leserservice von <strong>MAGNIFICAT</strong> (siehe Seite 223) bestellen.<br />

Gottesdienste im ZDF<br />

• Palmsonntag, 28. März <strong>2021</strong> – 9.30 Uhr,<br />

St. Michael, Lohr am Main (kath.)<br />

• Ostersonntag, 4. April <strong>2021</strong> – 9.30 Uhr,<br />

St. Georg, Hamburg (ev.)<br />

DOMRADIO<br />

• Eine aktuelle Auslegung des in <strong>MAGNIFICAT</strong> abgedruckten Tagesevangeliums<br />

hören Sie von Montag bis Samstag im DOMRADIO ab ca. 7.55 Uhr. Für die<br />

lebensnahe und tiefgründige Auslegung des Textes lädt DOMRADIO wöchentlich<br />

einen Priester oder qualifizierten Laien zu Live-Gesprächen ein. Sendung<br />

verpasst? Dann nutzen Sie das Archiv oder das Podcast-Angebot auf www.domradio.de.<br />

• Sonntags um 10 Uhr überträgt DOMRADIO einen Gottesdienst aus dem Erzbistum<br />

Köln sowie um 10 und 18 Uhr die Gottesdienste aus dem Kölner Dom<br />

live im Internet-TV auf www.domradio.de. Die Predigt ist als Podcast erhältlich.<br />

• Bei Fragen erreichen Sie DOMRADIO unter Tel. 02 21 / 25 88 60.


217<br />

Eröffnung von Morgen- und Abendgebet<br />

Eröffnung des Morgengebetes<br />

Eröffnung des Abendgebetes


Benedictus · Lobgesang des Zacharias 218<br />

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! *<br />

Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;<br />

er hat uns einen starken Retter erweckt *<br />

im Hause seines Knechtes David.<br />

So hat er verheißen von alters her *<br />

durch den Mund seiner heiligen Propheten.<br />

Er hat uns errettet vor unsern Feinden *<br />

und aus der Hand aller, die uns hassen;<br />

er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet /<br />

und an seinen heiligen Bund gedacht, *<br />

an den Eid, den er unserm Vater Abraham geschworen hat;<br />

er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, /<br />

ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit *<br />

vor seinem Angesicht all unsre Tage.<br />

Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; /<br />

denn du wirst dem Herrn vorangehn *<br />

und ihm den Weg bereiten.<br />

Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken *<br />

in der Vergebung der Sünden.<br />

Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes *<br />

wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,<br />

um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen<br />

und im Schatten des Todes, *<br />

und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.<br />

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *<br />

und dem <strong>Heilige</strong>n Geist.<br />

Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit *<br />

und in Ewigkeit. Amen.<br />

Lk 1, 68–79 – VIII. Ton, vgl. GL 1975 681 · KG 267,<br />

alternative Melodie im V. Ton: vgl. GL 617, 2


219<br />

Magnificat · Lobgesang der Maria<br />

Meine Seele preist die Größe des Herrn, *<br />

und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.<br />

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. *<br />

Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.<br />

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, *<br />

und sein Name ist heilig.<br />

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht *<br />

über alle, die ihn fürchten.<br />

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: *<br />

Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;<br />

er stürzt die Mächtigen vom Thron *<br />

und erhöht die Niedrigen.<br />

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben *<br />

und lässt die Reichen leer ausgehn.<br />

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an *<br />

und denkt an sein Erbarmen,<br />

das er unsern Vätern verheißen hat, *<br />

Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.<br />

Ehre sei dem Vater ...<br />

Lk 1, 46–55 – IX. Ton, vgl. GL 631, 4 · GL 1975 689 · KG 274


Marianische Antiphon 220


221<br />

Marianische Antiphon<br />

Christi Mutter stand mit Schmerzen<br />

bei dem Kreuz und weint’ von Herzen,<br />

als ihr lieber Sohn da hing.<br />

Durch die Seele voller Trauer,<br />

schneidend unter Todesschauer<br />

jetzt das Schwert des Leidens ging.<br />

Welch ein Schmerz der Auserkornen,<br />

da sie sah den Eingebornen,<br />

wie er mit dem Tode rang.<br />

Angst und Jammer, Qual und Bangen,<br />

alles Leid hielt sie umfangen,<br />

das nur je ein Herz durchdrang.<br />

Christus, lass bei meinem Sterben<br />

mich mit deiner Mutter erben<br />

Sieg und Preis nach letztem Streit.<br />

Wenn der Leib dann sinkt zur Erde,<br />

gib mir, dass ich teilhaft werde<br />

deiner sel’gen Herrlichkeit.<br />

Nach: Stabat mater dolorosa; Jacopone da Todi, † 1306<br />

Melodie: GL 532 · GL 1975 584 · KG 765


Impressum 222<br />

Impressum<br />

Lizenzgeber: Pierre-Marie Dumont, Magnificat SAS, Paris<br />

Schirmherr: Weihbischof Rolf Lohmann, Xanten<br />

Redaktion:<br />

Dr. Johannes Bernhard Uphus, Hennef (Sieg): Chefredakteur · Morgen- und<br />

Abendgebet; Prof. Dr. Susanne Sandherr, München: Impulse · Thema des Monats<br />

· Unter die Lupe genommen · Singt dem Herrn ein neues Lied; Dorothee<br />

Sandherr-Klemp, Bonn: Tageseinführungen · Fürbitten · Innehalten am Abend ·<br />

Von <strong>Woche</strong> zu <strong>Woche</strong> · Unter die Lupe genommen; Domkapitular Msgr. Dr.<br />

Heinz Detlef Stäps, Rottenburg: Das Bild im Blick · Zum Titelbild; Oberkirchenrat<br />

Dr. Marc Witzenbacher, Karlsruhe: Engagiertes Christsein · Themen und<br />

Termine<br />

Beiräte: Dipl.-Theol. Tobias Licht, Karlsruhe; Pfarrer Dr. Stefan Rau, Münster<br />

Gastautoren/innen: Bischof Dr. Georg Bätzing, Limburg<br />

Schriftleitung und Satz: Dr. Friedrich Lurz, Köln<br />

Druck: C. H. Beck, Nördlingen<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

ISSN 1254-7697<br />

© 1994 Magnificat SAS, Paris<br />

Deutsche Ausgabe © 2000 Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer<br />

Verlag Butzon & Bercker<br />

Hoogeweg 100 · 47623 Kevelaer · Deutschland<br />

Telefon: (0 28 32) 9 29-1 92 · Telefax: (0 28 32) 9 29-2 11<br />

E-Mail: Verlag@magnificat.de<br />

Internet: www.bube.de<br />

Redaktion<br />

Bitte richten Sie Ihre inhaltlichen Anfragen – wenn möglich schriftlich – an:<br />

<strong>MAGNIFICAT</strong><br />

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E-Mail: Redaktion@magnificat.de<br />

Internet: www.magnificat.de<br />

Ansprechpartner: Herr Dr. Friedrich Lurz


223Leserservice<br />

Für Deutschland und Österreich:<br />

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Telefon: 044 482 60 11<br />

E-Mail: verlag@neuestadt.ch · Internet: www.dasmagnificat.ch<br />

Ansprechpartnerin: Frau Claudia Wyden<br />

Bezugspreise (Stand: Juli 2019), Herstellung in Deutschland<br />

Deutschland: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 54,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Österreich: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 56,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Schweiz: Einzelheft: Fr 9,80 (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: Fr 97,– (inkl. Versandkosten)<br />

Europäische Union: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 69,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Übriges Ausland: Einzelheft: € 6,– (zzgl. Versandkosten),<br />

Jahres-Abonnement: € 84,95 (inkl. Versandkosten)<br />

Einzelpreise für die Sonderhefte:<br />

„Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die Feier der Eucharistie“<br />

sowie „Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong>“: jeweils € 5,– / Fr 6,90 (zzgl. Versandkosten)<br />

Version im PDF- oder Epub-Format unter www.magnificat.de/digital.<br />

Einzelheft: € 3,99/Fr 4,90; Jahres-Abonnement: € 29,99/Fr 44,–, bei<br />

gleichzeitigem Abonnement der gedruck ten Ausgabe: € 14,99/Fr 22,–.<br />

Sonderhefte „Die Feier des Stundengebetes. Die Wort-Gottes-Feier. Die<br />

Feier der Eucharistie“ sowie „Die <strong>Heilige</strong> <strong>Woche</strong>“: jeweils € 2,99/Fr 3,90.<br />

App für Apple-Geräte im iTunes Store, für Android-Geräte im Google<br />

Store. Es gelten die dort hinterlegten Preise.


Die Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen<br />

Bücher im deutschen Sprachgebiet erteilte für die aus diesen Büchern entnommenen<br />

Texte die Abdruckerlaubnis. Die darin enthaltenen biblischen Texte<br />

sind Bestandteil der von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebietes<br />

approbierten Einheitsübersetzung der <strong>Heilige</strong>n Schrift.<br />

Quellennachweis<br />

Leider war es nicht in allen Fällen möglich, den Rechtsinhaber ausfindig<br />

zu machen. Entsprechende Hinweise nimmt der Verlag gerne entgegen.


Liturgischer Kalender<br />

In den aktuellen liturgischen Kalender sind die im Heft erwähnten <strong>Heilige</strong>n<br />

aufgenommen. (H) Hochfest – (F) Fest – (G) Gebotener Gedenktag – (g) Nichtgebotener<br />

Gedenktag. Lesejahr für die Sonntage: B.<br />

So 28.3. Palmsonntag Stundenbuch 2. <strong>Woche</strong><br />

Mo 29.3. Karwoche vom Tag<br />

Di 30.3. Karwoche vom Tag<br />

Mi 31.3. Karwoche vom Tag<br />

Do 1.4. Gründonnerstag vom Tag<br />

Fr 2.4. KarfreitagKarfreitag<br />

Sa 3.4. KarsamstagKarsamstag<br />

So 4.4. Auferstehung des Herrn (H)Ostersonntag

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