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Konferenzbericht (PDF) - Dräger-Stiftung

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XIV. Malenter Symposium<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Mittelständische<br />

und familien geführte<br />

Unternehmen in<br />

Deutschland –<br />

Wege aus der Krise<br />

22. - 23. September 2003<br />

Lübecker Musik- und<br />

Kongresshalle<br />

1


XIV<br />

2


Seit 30 Jahren fördert und veranstaltet die<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong> internationale Konferenzen<br />

und Symposien. Die Reihe der Malenter<br />

Symposien - benannt nach dem ersten Konferenzort<br />

in Schleswig-Holstein - ist die wichtigste<br />

und bekannteste Konferenzreihe der<br />

<strong>Stiftung</strong>. Die Symposien sind Foren für innovative<br />

Diskussionen über nationale und internationale<br />

politische, wirtschaftliche und<br />

soziale Themen.<br />

Die vergangenen Konferenzen befassten<br />

sich unter anderem mit Fragen des Arbeits -<br />

marktes und der Beschäftigungs politik, mit<br />

Welthandelsfragen und dem Technologie -<br />

transfer, mit Fragen der Globa lisierung und<br />

der Integration der osteuro päischen Trans -<br />

formationsländer in die Weltwirtschaft, mit<br />

Strategien zur Armuts bekämpfung in<br />

Schwel len ländern oder mit der Reform<br />

unseres Ge sundheits systems. Am 22. und<br />

23. Septem ber 2003 veranstaltete die<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong> das XIV. Malenter<br />

Symposium zum Thema “Mittels tändische<br />

und familiengeführte Unter nehmen in<br />

Deutschland - Wege aus der Krise”.<br />

Das XIV. Malenter Symposium greift damit<br />

ein Thema auf, das für die Entwick lung<br />

der deutschen Wirtschaft von zentraler<br />

XIV. Malenter Symposium<br />

Mittelständische und familiengeführte<br />

Unternehmen in Deutschland –<br />

Wege aus der Krise<br />

Bedeu tung ist, und zwar sowohl im Hin -<br />

blick auf die Schaffung von Arbeits- und<br />

Ausbil dungsplätzen als auch mit Blick auf<br />

ihren Anteil an der Investitionstätigkeit,<br />

der Brutto wert schöpfung und am Steuer -<br />

auf kommen. Soll der Mittelstand auch in<br />

Zu kunft Motor für die deutsche Wirtschaft<br />

bleiben, müssen sich Klima und Rahmen -<br />

bedingungen für die se Unternehmen<br />

verbessern, müssen arbeits-, tarif- und<br />

steuerrechtliche Bestim mun gen auf den<br />

Prüfstand. Allerdings müs sen auch viele<br />

mittelständische Betriebe umdenken. Die<br />

Zeiten kostengünstiger Kredit finanzie rung<br />

bei unzureichender Eigen kapi tal decke<br />

sind vorbei, ein moder nes Kosten manage -<br />

ment ist Voraussetzung für das Überleben.<br />

Darüber hinaus stellt sich die Frage,<br />

welche Rahmenbedingun gen seiner Ge -<br />

schäfts tätig keit der Mittelstand selbst neu<br />

gestalten und wie er seine Inte ressen bes -<br />

ser wahr nehmen und durch setzen kann.<br />

Ziel des Symposiums war es, Vertreter aus<br />

Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an<br />

einen Tisch zu bringen, um im Rahmen der<br />

Plenar- und Arbeitskreissitzungen die Ur -<br />

sachen der gegenwärtigen Mittelstands -<br />

misere zu analysieren und Lösungsvor -<br />

schlä ge für die Probleme zu erarbeiten.<br />

Für ihre aktive und wertvolle Unterstützung<br />

bei der Vorbereitung des Symposiums<br />

dankt die <strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Professor Dr. Peter May,<br />

INTES Akademie für Familienunternehmen<br />

GmbH, Bonn<br />

Professor Dr. Rolf Peffekoven,<br />

Institut für Finanzwissenschaft, Johannes<br />

Gutenberg-Universität Mainz<br />

Jochen Sauerborn,<br />

Sauerborn Trust AG, Bad Homburg, und<br />

Ralph Wiechers,<br />

NOHETO! GmbH & Co. KG,<br />

Unternehmens- und Managementberatung,<br />

Witten<br />

Ebenfalls Dank sagen für großzügige<br />

Unterstützung möchte die <strong>Stiftung</strong> der<br />

DaimlerChrysler AG, Stuttgart und<br />

OCÉ-Deutschland GmbH,<br />

Geschäfts stelle Hamburg sowie den<br />

Künstlerinnen Beatrice Dettmann,<br />

Karin Ohlsen und Angela Preusz<br />

für die Gestaltung des künstlerischen<br />

Rahmens.<br />

Petra Pissulla<br />

Direktorin, <strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

3


Montag, 22. September<br />

Plenarsitzung<br />

Moderation<br />

Prof. Dr. Dieter Feddersen<br />

Mitglied des Vorstandes,<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong>, Lübeck<br />

13:30 Uhr Begrüßung<br />

Prof. Dr. Dieter Feddersen<br />

13:45 Uhr Eröffnungsrede<br />

Dr. Jürgen Heraeus<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates,<br />

Heraeus GmbH, Hanau<br />

Die Malaise des deutschen<br />

Mittelstands – Ursachen und Auswege<br />

14:30 Uhr Diskussion<br />

15:30 Uhr<br />

Dr. Franz Ruder<br />

Direktor, Underberg AG, Dietlikon, Schweiz<br />

Was ist los mit dem deutschen<br />

Mittelstand – Ein Blick von außen<br />

16:00 Uhr Diskussion<br />

16:30 Uhr<br />

Prof. Dr. Peter May<br />

Gründer und Geschäftsführer,<br />

INTES Akademie für<br />

Familienunternehmen GmbH, Bonn<br />

Faktor Nachfolge: Was tun?<br />

17:00 Uhr Diskussion<br />

18:00 Uhr<br />

Prof. Dr. h.c. Lothar Späth<br />

Ministerpräsident a.D., Stuttgart<br />

Brauchen wir eine neue<br />

Mittelstandspolitik?<br />

4<br />

Montag, 22. September 2003<br />

Dienstag, 23. September 2003<br />

18:30 Uhr - 19:00 Uhr Diskussion<br />

20:00 Uhr Abendessen<br />

im Restaurant „Schiffergesellschaft”<br />

Grußwort<br />

Bernd Saxe<br />

Bürgermeister der Hansestadt Lübeck<br />

Festvortrag<br />

Prof. Dr. Paul Kirchhof<br />

Direktor, Institut für Finanz- und<br />

Steuerrecht, Ruprecht - Karls - Universität<br />

Heidelberg<br />

Eigenverantwortung und Familie –<br />

Grundlagen mittelständischer<br />

Unternehmen<br />

Dienstag, 23. September<br />

08:30 Uhr Begrüßung<br />

Theo <strong>Dräger</strong><br />

Vorsitzender des Vorstandes,<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG, Lübeck<br />

Das <strong>Dräger</strong>werk – seit über 110<br />

Jahren familiengeführt<br />

09:00 Uhr - 11:15 Uhr<br />

Parallele Arbeitskreissitzungen<br />

Arbeitskreis 1<br />

Finanzierung und Förderung des<br />

Mittelstands<br />

Chair:<br />

Prof. Dr. Gerhard Prosi<br />

Wissenschaftlicher Beirat,<br />

Mittelstandsinstitut Schleswig-Holstein e.V.,<br />

Altenholz<br />

Themen:<br />

–Basel II und andere Finanzierungs -<br />

konzepte für Gründung, Betrieb und<br />

Über nahme – Geht dem Mittelstand das<br />

Geld aus?<br />

– Existenzgründungsmodelle ohne<br />

Subventionen<br />

– Best Practice – Was können wir von<br />

anderen lernen?<br />

Kick-off-Statements:<br />

Dr. Peter Fleischer<br />

Mitglied des Vorstandes,<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Bonn<br />

Peter Jungen<br />

Geschäftsführender Gesellschafter,<br />

Peter Jungen Holding GmbH, Köln;<br />

Präsident, EBAN European Business<br />

Angels Network, Brüssel, Belgien


Dr. Wallace Mathai-Davis<br />

Former Member of the Board of Directors,<br />

Mercantile Bankshares Corp.,<br />

Baltimore, Maryland, USA<br />

Edgar Meister<br />

Mitglied des Vorstandes,<br />

Deutsche Bundesbank, Frankfurt/Main<br />

Dr. Andreas M. Odefey<br />

Geschäftsführender Gesellschafter, BPE<br />

Private Equity GmbH, Hamburg<br />

Arbeitskreis 2<br />

Arbeitsrecht, Mitbestimmung und<br />

Beschäftigung<br />

Chair:<br />

Prof. Dr. Eberhard Hamer<br />

Wiss. Leiter, Mittelstandsinstitut<br />

Niedersachsen e.V., Hannover<br />

Themen:<br />

– Das Individualarbeitsrecht und seine<br />

Auswirkungen auf die Beschäfti gungs-<br />

situation im Mittelstand<br />

– Mitbestimmung und Betriebsverfassung<br />

– Best Practice – Was können wir von<br />

anderen lernen?<br />

Kick-off-Statements:<br />

Prof. Dr. Gerrick<br />

Freiherr von Hoyningen-Huene<br />

Prodekan, Juristische Fakultät,<br />

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />

Dr. Jörg Mittelsten Scheid<br />

Persönlich haftender Gesellschafter,<br />

Vorwerk & Co., Wuppertal<br />

Mario Ohoven<br />

Präsident, Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft – Unternehmerverband<br />

Deutschland e.V., Berlin<br />

Thomas Selter<br />

Geschäftsführer, Gustav Selter GmbH &<br />

Co. KG, Altena; Mitglied des Bundesvo r -<br />

standes, Arbeitsgemeinschaft Selbständiger<br />

Unternehmer (ASU), Berlin<br />

Arbeitskreis 3<br />

Steuerrecht und Sozialsystem<br />

Chair:<br />

Rainer Kirchdörfer<br />

Partner, Hennerkes,<br />

Kirchdörfer & Lorz, Stuttgart<br />

Themen:<br />

– Der Mittelstand und die Ertragssteuern<br />

– Vermögens- und Erbschaftssteuerrecht<br />

– Lohnnebenkosten<br />

– Best Practice – Was können wir von<br />

anderen lernen?<br />

Kick-off-Statements:<br />

Dr. Barbara Hendricks<br />

MdB, Parl. Staatssekretärin,<br />

Bundesministerium der Finanzen,<br />

Berlin<br />

Knut Henze<br />

Geschäftsführer, Steuerberaterkammer<br />

Schleswig-Holstein, Kiel<br />

Dr. Carl-Heinz Heuer<br />

Partner, Heuer & Partner –<br />

Rechtsanwälte, Frankfurt/Main<br />

Dr. Klaus Murmann<br />

Chairman, Sauer-Danfoss Inc., Neumünster<br />

Plenarsitzung<br />

11:45 Uhr<br />

Paneldebatte<br />

Moderation:<br />

Thomas Voigt<br />

Chefredakteur, impulse, Köln<br />

Was kann die Politik leisten?<br />

Walter Hoffmann<br />

MdB, Mitglied der Arbeitsgruppe Wirtschaft<br />

und Arbeit, SPD-Bundestagsfraktion, Berlin<br />

Matthias Max Schön<br />

Mitglied des Aufsichtsrates,<br />

MAX SCHÖN AG, Lübeck; Präsident,<br />

Arbeitsgemeinschaft Selbständiger<br />

Unternehmer (ASU), Berlin<br />

Dr. Hermann Otto Solms<br />

MdB, FDP-Bundestagsfraktion;<br />

Vizepräsident, Deutscher Bundestag, Berlin<br />

13:00 Uhr<br />

Zusammenfassende Betrachtung<br />

(Arbeitskreise und Panel)<br />

Prof. Dr. Peter May<br />

Gründer und Geschäftsführer,<br />

INTES Akademie für<br />

Familienunternehmen GmbH, Bonn<br />

13:30 Uhr Schlussvortrag<br />

Nicholas R. Teller<br />

Mitglied des Vorstandes, Commerzbank<br />

AG, Frankfurt/Main<br />

Erfolgreiche Unternehmensführung in<br />

mittelständischen Betrieben aus Sicht<br />

der Banken und Finanzmärkte<br />

5


6<br />

Begrüßung<br />

Prof. Dr. Dieter Feddersen,<br />

Mitglied des Vorstands, <strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ich darf Sie auch im Namen meines<br />

Kollegen im Vorstand der <strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong>,<br />

Dr. Christian <strong>Dräger</strong>, zum diesjährigen<br />

XIV. Malenter Sym posium herzlich be grüßen.<br />

Der Name Malente für ein Symposium, das<br />

seit längerer Zeit in Lübeck stattfindet, ist<br />

darauf zurückzuführen, dass unser Stif t ungsgründer,<br />

Heinrich <strong>Dräger</strong>, diese Veranstal -<br />

tungsreihe ursprünglich in Malente begrün -<br />

det hat. Auch wenn es heutige Verkehrs -<br />

verbindungen besser erscheinen lassen,<br />

diese Symposien nun hier am Sitz des<br />

Unternehmens und der <strong>Stiftung</strong> in Lübeck<br />

durchzu führen, wollen wir mit dem Namen<br />

Ma lente aber doch weiterhin gern an die<br />

erfolgreichen ersten Jahre zurück denken.<br />

Wir haben als Thema für die heutige Ver -<br />

anstaltung das mittelständische und fami -<br />

liengeführte Unternehmen in Deutschland<br />

ins Visier genommen. Der Mittelstand ist<br />

für die Entwicklung der deutschen Wirt -<br />

schaft von zentraler Be deutung, und zwar<br />

sowohl im Hinblick auf die Schaffung von<br />

Arbeits- und Aus bildungsplätzen als auch<br />

mit Blick auf seinen Anteil an der Investi -<br />

tionstätigkeit, der Bruttowertschöpfung und<br />

am Steu er aufkommen. Die gegenwärtige<br />

wirt schaftliche Situation des Mittel stands<br />

allerdings ist alles andere als gut. Umso<br />

wichtiger ist deswegen die Suche nach<br />

Wegen aus der Krise auch für die deut sche<br />

Wirtschaft insgesamt. Mit 'Krise' meinen wir<br />

dabei nicht so sehr die Krise des Mittel -<br />

standes selbst, son dern wir meinen in<br />

erster Linie na türlich die wirtschaftliche<br />

Lage des Lan des, und da gibt es nun zum<br />

ge gen wär tigen Zeitpunkt in der Tat sehr<br />

we nig Grund zur Freude.<br />

Fast haben wir uns daran gewöhnt, mei ne<br />

Damen und Herren, dass Deutsch land zum<br />

wirtschaftlichen Schlusslicht in Europa<br />

geworden ist. Die Stellung nahme des IWF<br />

vor wenigen Tagen hat das wieder einmal<br />

in bestürzender Wei se bestätigt. Das Wirt -<br />

schafts wachs tum war im ersten Quartal<br />

2003 negativ, die Arbeitslosenzahl liegt bei<br />

4,3 Millionen, die Zahl der Insolvenzen<br />

steigt von Mo nat zu Monat auf neue Rekordhöhen.<br />

Ein gesamtstaatliches Haus halts -<br />

defizit von knapp unter 4 % für das laufen -<br />

de Jahr 2003 ist kaum noch zu vermeiden,<br />

die Neuverschuldung steigt drastisch, das<br />

Sozialsystem steht vor dem Kollaps. Dem<br />

stehen an positiven Nachrichten nur die<br />

leichten Verbesser ungen des Geschäfts -<br />

klimaindexes – immerhin nun bereits zum<br />

wiederholten Male – und die vorsichtig<br />

positiven Kon junktur indi ka toren aus den<br />

USA ent gegen, denn ein Prozent Wachs -<br />

tum in den USA bringt erfahrungsgemäß –<br />

wenn auch mit zeitlicher Verzögerung –<br />

etwa 0,3 % mehr Wachstum für die<br />

Bundesrepublik Deutschland und 0,2 %<br />

mehr für die EU. Allerdings sind solche<br />

Zusam men hänge außerordentlich vol atil,<br />

wie wir im mer wieder sehen kön nen.<br />

Ereignisse an den Börsen, Wech sel kurs -<br />

schwan kun gen, das Schei tern von Welt handels<br />

runden und Ähnliches haben immer<br />

wieder zur Folge, dass sich solche Prog -<br />

nosen nicht realisieren lassen.<br />

Aber wo liegen nun die Ursachen die ser<br />

fatalen Entwicklungen? Tragen ver krustete<br />

Arbeitmarktstrukturen und leis tungsfeind -<br />

liche soziale Sicherungs sys teme wirklich<br />

die Alleinschuld an un se ren Problemen<br />

oder steckt doch etwas mehr dahinter?<br />

Sind es nicht auch an dere Faktoren –


makroöko no mische Ur sachen – wie z.B.<br />

die Höhe der Staats verschuldung, die Real -<br />

zinsen – die in Deutschland höher sind als<br />

in anderen Ländern der Währungsunion –,<br />

die Infla tionsrate, die Quote der öffent lichen<br />

In vestitionen – die in Deutschland im Zuge<br />

des Stabilitäts- und Wachs tums pakts stär -<br />

ker gesunken ist als in den an deren Län -<br />

dern –, die sinkende Lohn quote, wie die<br />

nachfrage orien tie rten Wis senschaftler<br />

meinen, und nicht zu letzt die zu geringe<br />

Innovations fähig keit der deutschen Wirt -<br />

schaft, die für das Zurückbleiben unserer<br />

Wirtschafts leis tung mitverantwortlich sind?<br />

Haben sich also Entwicklungen im Bereich<br />

der Geld-, Fiskal- und Lohnpolitik absolut<br />

und relativ im Vergleich zu den anderen<br />

Ländern der Währungsunion dämpfend auf<br />

unsere Wirtschaftsentwicklung aus gewirkt?<br />

Wenn ja: was muss auch in die sen Berei -<br />

chen geschehen, um die deutsche Wirt -<br />

schaft wieder auf Vorder mann zu bringen?<br />

Dann nämlich würde es nicht ausreichen,<br />

die Steuer- und Sozialsysteme zu refor -<br />

mieren und die Arbeitsmärkte zu deregu -<br />

lieren, insbe son dere dann nicht, wenn der<br />

Senkung der Steuerquote auf der anderen<br />

Seite eine nochmals höhere Verschuld ung<br />

ent gegensteht.<br />

Das alles, meine Damen und Herren, be -<br />

schäftigt natürlich den Mittelstand genauso<br />

wie andere Unternehmen und wie die Bür -<br />

ger insgesamt, aber speziell für den Mittel -<br />

stand stellt sich die Frage nach Veränderungen<br />

mit besonderer Schärfe: die Zahl der<br />

Insolvenzen steigt derzeit um fast 8 % pro<br />

Monat; allein in den ersten vier Monaten<br />

dieses Jahres waren mehr als 15.000<br />

Firmeninsol ven zen zu verzeichnen. Zwar<br />

besteht Partei übergreifend Einigkeit darü -<br />

ber, dass et was passieren muss; weitest -<br />

gehend zer stritten allerdings sind die<br />

Parteien, wenn es darum geht, Wege aus<br />

der Kri se zu finden – die gegenseitigen<br />

Blo cka den in Bundestag und Bundesrat<br />

sind notorisch, und es ist nicht sehr er muti -<br />

gend, wenn von den Oppositions parteien<br />

immer wieder betont wird, dass abgesehen<br />

von dem Partei über greifen den Konsens<br />

bei der Reform des Ge sundheitswesens<br />

keine weitere Ko ope ra tion in Frage käme.<br />

Der meines Er ach tens richtige Gedanke,<br />

dass wir von der alles lähmenden Konsens -<br />

demokratie zu einem Verfahren kommen<br />

müssen, in dem die nun ein mal vorhandene<br />

Mehrheit die Entschei dungen trifft, ist<br />

immer noch nicht durch gedrungen.<br />

Wie also soll es weitergehen? Wie kann<br />

das theoretische Wissen um die Reform -<br />

notwendigkeit in die Praxis um ge setzt<br />

werden? Reichen hierzu, meine Damen<br />

und Herren, die personellen Re ssourcen<br />

in unserem Lande überhaupt noch aus?<br />

Ein großer Teil der jungen Eliten geht ins<br />

Ausland. Aber müssen wir nicht unter an -<br />

derem aufgrund der verschlechterten Bil -<br />

dungsstrukturen hier in der Bundes republik<br />

Deutschland auch einen Rück gang der Qua -<br />

lität un serer Eliten verzeich nen? Wir müssen<br />

uns auch im Mittelstand die Frage stel len,<br />

ob unsere Top-Manager den Anfor derungen<br />

heute noch gewachsen sind oder ob auch<br />

hier ein neuer Aufbruch – wie nach 1949 –<br />

nötig sein wird. Wir werden morgen früh<br />

Herrn Theo <strong>Dräger</strong>, den Vorstandsvorsitzenden<br />

der <strong>Dräger</strong>werk AG, zu diesem Thema<br />

hör en, wenn er näm lich darüber be richtet,<br />

wie man ein Unterneh men über 100 Jahre<br />

in einer Familie führen kann.<br />

Meine Damen und Herren, der Mittel stand<br />

hat nach 1949 die Wirtschaft aus dem Tal<br />

gezogen, man könnte auch sa gen: ziehen<br />

müssen, als nämlich die Großindustrie<br />

noch an den Folgen der Demontagen litt<br />

und erst wieder aufge baut werden musste.<br />

Seither steht der Mittelstand im Zentrum<br />

deutscher In dus trieentwicklung und ist die<br />

Stärke der deutschen Industrie geblieben.<br />

Der Mittel stand schafft Arbeitsplätze, wäh -<br />

rend die Großindustrie Arbeitsplätze ab -<br />

baut. Er wird auch in Zukunft das Rückgrat<br />

für die Wiedergewinnung von Arbeitsplätzen<br />

sein müssen. Im Lichte der Tatsache, dass<br />

wir über den ohne hin schon stattfindenden<br />

Schwund von industriellen Arbeitsplätzen<br />

hinaus künf tig auch verstärkt mit Verla -<br />

gerungen von Dienstleistungsarbeitsplätzen<br />

ins Ausland rechnen müssen, gibt dies<br />

mei nes Erachtens jeden Anlass, auch sei -<br />

tens der Politik über den Mittelstand und<br />

seine weitere Förderung nachzu denken,<br />

Anlass aber auch für den Mit tel stand selbst,<br />

seine Position in die sem Kontext zu be -<br />

haup ten und seine Interessen zu ver -<br />

treten.<br />

Damit möchte ich die Begründung ab lie fern,<br />

warum wir Sie heute hierher ge beten haben.<br />

Wir danken Ihnen allen für ihr Erscheinen<br />

und ihre Bereitschaft, diese uns alle be -<br />

rührenden Fragen zu diskutieren und nach<br />

Problemlösungen zu suchen.<br />

Aber bevor ich die Konferenz eröffne, ge -<br />

statten Sie mir noch einige wenige weitere<br />

Worte des Danks. Ein herz lich er Dank<br />

geht an die Mitglieder des Steering<br />

Committees für die wertvolle Unterstützung<br />

bei der Vorbereitung des Symposiums –<br />

an Profes sor Dr. Peter May, Gründer und<br />

Geschäfts führer der INTES Akademie für<br />

Familien unter neh men GmbH; Professor Dr.<br />

Rolf Peffekoven, Johannes Gutenberg-<br />

Universität Mainz; Jochen Sauerborn,<br />

Sprecher des Vor standes der Sauerborn<br />

Trust AG, und Ralph Wiechers, Partner der<br />

Unterneh mens- und Managementberatung<br />

NOHETO! GmbH & Co. KG.<br />

Ferner geht unser Dank an die Daimler -<br />

Chrysler AG für die erneute großzügige Bereitstellung<br />

von Limousinen und Fah rern für<br />

den Fahrservice und an OCÉ-Deutschland<br />

GmbH, Geschäftsstelle Hamburg für ihre<br />

äußerst hilfreiche tech nische Unterstützung.<br />

Und nicht zuletzt geht unser Dank an drei<br />

Künst ler innen aus Hamburg und Mecklen -<br />

burg-Vorpommern – an Beatrice Dett mann,<br />

Karin Ohlsen und Angela Preusz – die uns,<br />

ebenfalls bereits zum wieder holten Male,<br />

Ihre Bilder für eine be glei tende<br />

Ausstellung überlassen haben.<br />

XIV7<br />

Und nun wünsche ich unserem Sympo sium<br />

einen erfolgreichen Verlauf.


8<br />

Eröffnungsvortrag<br />

Die Malaise des deutschen Mittelstands –<br />

Ursachen und Auswege<br />

Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrats, Heraeus GmbH<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

herzlichen Dank, Herr Professor Fed dersen,<br />

für Ihre wohlmeinende Einfüh rung. Auch<br />

ich darf Sie, meine Damen, meine Herren,<br />

zum XIV. Malen ter Symposium hier in<br />

Lübeck herzlich begrüßen.<br />

Die Eröffnungsrede beschäftigt sich mit<br />

einem Thema, dass mich seit Jahren be -<br />

gleitet und bewegt: Der Zustand fami lie n -<br />

geführter mittelständischer Unter neh men<br />

in Deutschland – ihre enormen Potenziale,<br />

aber eben auch ihre Schwä chen und An -<br />

fälligkeiten.<br />

An den Anfang meiner Ausführungen<br />

möchte ich ganz unmissverständlich ein<br />

klares Bekenntnis zur Institution des in -<br />

habergeführten – und das heißt in der<br />

Regel familiengeführten – Unter neh mens<br />

stellen. Der Inhaber trifft seine unterneh -<br />

merischen Entscheidungen mit dem Ziel,<br />

den langfristigen Erfolg sei nes Betriebs zu<br />

sichern. Der familien fremde Manager trifft<br />

seine Entschei dungen im Zweifel eher mit<br />

dem Ziel, seinen persönlichen Erfolg zu<br />

sichern – und der muss nicht zwingend mit<br />

dem betrieblichen einhergehen. Der Inhaber<br />

riskiert sein eigenes Geld, oft sein gan zes<br />

Vermögen. Der Manager riskiert bestenfalls<br />

seinen Job – und kassiert dabei meist noch<br />

eine satte Abfindung.<br />

Weil für den mittelständischen Inhaber und<br />

Unternehmer die eigene Zukunft auf engste<br />

mit der seines Betriebs, mit der Zukunft<br />

der Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden<br />

verknüpft ist, sind seine Leistungen unter -<br />

nehmensübergreifend und systemstiftend.<br />

Dadurch wird der Mittelstand zum Motor,<br />

Herz oder Rück grad – oder zu allem zusam -<br />

men – einer jeden freien Volks wirtschaft.<br />

Deshalb kommt dem Mittelstand aber auch<br />

eine besondere gesellschaftliche Ver ant -<br />

wor tung zu. Die systemstiftende Wirkung<br />

des Inhaberunternehmens trägt aus mei ner<br />

Sicht zur Bedeutung des Mittel stands in<br />

unserem Wirtschaftsleben viel mehr bei als<br />

die rein rechnerische Tat sache, dass mehr<br />

als 99 % aller Unternehmen in Deutsch -<br />

land dem Mit tel stand zuzurechnen sind.<br />

Aber diese Schlüsselrolle ist kein Frei brief!<br />

So eindeutig ich mich zum traditionsreichen<br />

Inhaberunternehmen be kenne, so deutlich<br />

sage ich auch: Der Respekt vor der Tradi -<br />

tion hört dort auf, wo es um die Zukunft<br />

des Unterneh mens geht. Wenn es dem<br />

Mittelstand am Standort Deutschland nicht<br />

mehr gelingt, die eigenen Stärken auch in<br />

Pro fitabilität umzusetzen – dann war er die<br />

längste Zeit Motor, Herz oder Rück grad<br />

der deutschen Wirtschaft. Wenn er seine<br />

Probleme nicht löst, dann löst sie der Markt,<br />

und zwar auf seine Art. Und ich wäre der<br />

letzte, der vom Staat Subventionen zum<br />

künstlichen Er halt der aussterbenden<br />

Spezies “Mittel stand” fordern würde.<br />

Im eigenen Unternehmen haben wir die ses<br />

Prinzip immer konsequent ange wandt:<br />

Gewiss, der Heraeus-Konzern als Ganzes


ist – obwohl auch nach üb er 150 Jahren<br />

Firmengeschichte noch immer praktisch<br />

vollständig in Fami lien hand – mit neun tau -<br />

send Mitarbeitern und einem Umsatz von<br />

sechs Milliarden Euro längst mittel stän di -<br />

schen Dimen sio nen entwachsen. Übrigens:<br />

Das ist wahrscheinlich die beste aller Mög -<br />

lich keiten für einen Mittelständler, seine<br />

Pro bleme zu lösen – ihnen einfach zu ent -<br />

wachsen. Den gleichen Weg ist üb ri gens<br />

auch <strong>Dräger</strong> gegangen. Wenn auch mit der<br />

Börsenvariante.<br />

Wir haben aber immer Wert darauf ge legt<br />

– und werden dies auch in Zu kunft tun –,<br />

dass die direkt am Markt operie renden Ein -<br />

heiten typisch mittel ständ isch aufgestellt sind.<br />

Mit einer be grenz ten Zahl von Mitarbei tern<br />

in einem beherrschbaren Marktseg ment. Mit<br />

ho her Marktdurchdringung und Markt kom -<br />

petenz. Mit einem hohen Maß an Eigenstän -<br />

digkeit gegenüber der Konzern spitze. Mit<br />

Geschäftsführern, die ihren fest umris se nen<br />

Arbeitsbereich weitge hend selbst verantwortlich<br />

führen.<br />

Auf gabe der Konzernspitze ist es, die Kul tur<br />

des inhabergeführten Unterneh mens nach<br />

unten, in die Organisation zu trans portieren.<br />

Und ihre Aufgabe ist es, die Führung der<br />

mittelständisch auf gestellten Bereiche daran<br />

zu messen, ob sie die Profitabilität auf Dauer<br />

zu sich ern und zu stär ken in der Lage sind.<br />

Bereiche, in denen das – aus welchen Gründen<br />

auch immer – nicht gelingt, ha ben<br />

keinen Bestand im Konzern.<br />

Ich denke, niemand kommt ernsthaft<br />

um die Verallgemeinerung herum: Das<br />

deutsche mittelständische Unter neh men,<br />

dem die profitable Teilnahme am Markt<br />

nicht mehr gelingt, kann keinen Bestand<br />

am Wirtschaftsstandort Deutschland haben.<br />

Ein solches Unter nehmen am künstlichen<br />

Tropf zu halten, macht keinen Sinn.<br />

An dieser Stelle ist eine Bestands auf nah -<br />

me nötig: Wie ist es denn nun tat sächlich<br />

um den deutschen Mittelstand bestellt?<br />

Steckt er wirklich – wie es die Überschrift<br />

über diesem Symposium unter stellt – in ei -<br />

ner tiefen Krise. Steht er, wie einige so gar<br />

behaupten, vor dem Aus? Oder reiht sich<br />

der Mittel stand etwa nur in das ein, was<br />

andere gesellschaftliche Gruppen hier zu lan -<br />

de derzeit mit Leiden schaft zelebrie ren:<br />

das Jammern?<br />

Im Grunde muss ich der Welt am Sonn tag<br />

zustimmen, die kürzlich schrieb: “50 Jahre<br />

nach dem Wirt schaftswunder sind die Deutschen<br />

nur noch Weltmeister im Jammern.”<br />

DGB-Chef Sommer lag aller dings total da -<br />

neben, als er sagte, die Unternehmer seien<br />

“zu golfspielenden Jammern den degene -<br />

riert”. Besser hätte er sich auf sich selbst<br />

und seine Gewerkschafts kollegen bezogen<br />

und eine archaische Sportart gewählt, Steinzeitfußball<br />

zum Beispiel.<br />

Ist der Mittelstand also nur vom Virus des<br />

Jammerns befallen? Ich bin sicher, Sie wer -<br />

den die objektive Krise des deutschen<br />

Mittelstandes in den fol gen den Workshops<br />

und Arbeitskreisen mit einer Vielzahl von<br />

Daten und Fakten zu belegen wissen. Ver -<br />

gessen Sie dabei aber nicht den Blick ins<br />

Detail und auf andere Volkswirtschaften, um<br />

vernünf tige Maßstäbe anlegen zu können.<br />

Ein Beispiel: Die Zahl der Insolvenzen in<br />

Deutschland hat sich seit 1990 kontinuier -<br />

lich erhöht. Alle 13 Minuten hat im Jahr<br />

2002 ein mittelständisches Unternehmen<br />

in Deutschland Konkurs angemeldet. Ein<br />

alarmierendes Signal für das Wegbrechen<br />

mittelständischer Strukturen? Nicht unbe -<br />

dingt, wenn man berücksichtigt, dass viele<br />

dieser Unternehmen Ein-Mann-Betriebe<br />

sind, die nur wenige Monate existiert haben.<br />

Wenn man berücksichtigt, dass die Zahl<br />

der Insolvenzen überall in Europa zunimmt<br />

und überall vor allem die Klein- und Kleinstbetriebe<br />

um ihr Überleben kämpfen.<br />

Auch mit einem anderen bei uns gern ge -<br />

pflegten Vorurteil sollten wir aufräumen:<br />

dass der Mittelstand in Deutschland öko no -<br />

misch und volkswirtschaftlich einen sehr<br />

viel höheren Stellenwert hätte als in ande -<br />

ren Ländern. Tatsache ist, dass der Anteil,<br />

den kleine und mittlere Unterneh men zum<br />

Gesamtumsatz ihres Landes beitragen, in<br />

Deutschland kleiner ist als in fast allen<br />

anderen westeuropäischen Ländern. Nur in<br />

Großbritannien und Irland ist der Anteil<br />

noch geringer.<br />

Nun will ich Ihnen für die kommenden Dis -<br />

kussionen natürlich nicht den Boden unter<br />

den Füßen wegziehen. Ich möchte nur je -<br />

dem, der sich mit der Situation des deut -<br />

schen Mittelstands auseinandersetzt, ein<br />

differenziertes und vorurteilsfreies Heran -<br />

gehen ans Herz legen. Nur dann nämlich<br />

offenbaren sich die fundamentalen, jenseits<br />

der Tagesaktualität liegenden Probleme<br />

des deutschen Mittelstands.<br />

9


10<br />

Ich sehe drei wesentliche Ursachen für die<br />

strukturelle Malaise des deutschen Mittel -<br />

stands:<br />

– die von der Bundesregierung, zum Teil<br />

auch von der Europäischen Union deter -<br />

minierten politischen Rahmenbedingun-<br />

gen, die vor allem den Mittelstand<br />

belasten,<br />

– die ökonomischen, technologischen und<br />

soziokulturellen Veränderungen, denen<br />

sich der Mittelstand zum Teil noch nicht<br />

gestellt hat und<br />

– “hausgemachte” selbstverschuldete<br />

Probleme – die in den Unternehmen<br />

meist erst dann angegangen werden,<br />

wenn das Kind bereits in den Brunnen<br />

gefallen ist.<br />

Über den ersten Punkt, die politischen<br />

Rahmenbedingungen, ist so viel gesagt<br />

und geschrieben worden, dass ich mich<br />

kurz fassen will.<br />

Zumal wir Unternehmer hier wenig aktive<br />

Gestaltungsmöglichkeiten haben. Wir<br />

können nur anregen, mahnen, Vorschläge<br />

unterbreiten.<br />

Seit Jahren weisen Unternehmer und Wirt -<br />

schaftsverbände auf die schleichende Ver -<br />

schlechterung der Standortfaktoren in<br />

Deutschland hin. Aber nichts geschieht<br />

und wenn etwas angefangen wird, verwäs -<br />

sern es entscheidungsunfähige, demosko -<br />

pie beses sene und an ihren Ämtern und<br />

Bezügen klebende Politiker so lange, bis<br />

nur noch eines gesichert ist: die vermeint -<br />

liche Wiederwahl.<br />

Unverdrossen predigen die Parteien, dass<br />

es eigentlich keinen Anlass zur Sorge gebe<br />

und nur ein paar kleine Korrekturen an un -<br />

seren Sozialsystemen nötig seien. Und falls<br />

einem Politiker doch die Einsicht dämmert,<br />

dass eine radikale Wende unvermeidbar ist,<br />

sind sofort die Sozialverbände zur Stelle, um<br />

publikumswirksam darzulegen, wie die Nutznießer<br />

unseres viel zu engmaschigen so -<br />

zialen Netzes wie Lemminge über die


Klippe ihrer berechtigten Ansprüche ins<br />

große Elend gestürzt würden.<br />

Zu den Standortnachteilen nur drei kurze<br />

Bemerkungen.<br />

Erstens: Wer ein kleines oder mittleres<br />

Unternehmen führt, hält seine Entlohnung<br />

etwa als geschäftsführender Gesellschafter<br />

eher gering, um den Betrieb nicht unnötig<br />

zu belasten. Wenn dann auch noch der<br />

Gewinn nach Steuern – nicht nur als Folge<br />

einer schwachen Konjunktur, sondern vor<br />

allem als Folge schlechter Rahmenbedingun -<br />

gen – marginal ist, verdient ein mittelstän -<br />

di scher Unternehmer oft weniger als ein<br />

mittelmäßiger Manager. Das lässt manchen<br />

darüber nachdenken, den eigenen Betrieb<br />

aufzugeben und stattdessen als gut bezahlter<br />

Manager zu arbeiten.<br />

Der zweite Hinweis: Die Regeln des deut -<br />

schen Erbschaftsrechts diskriminieren Mittelständler.<br />

Viele Unternehmer sehen keinen<br />

Sinn mehr darin, ihren Betrieb weiterzu füh -<br />

ren, weil angesichts immer höherer Erb -<br />

schafts steuern für die Kinder praktisch<br />

nichts mehr übrig bleibt. Die Erhöhung der<br />

Freigrenze auf 200 Tausend Euro ist für<br />

Kioskbesitzer interessant, nicht für einen<br />

mittelständischen Unternehmer.<br />

Und drittens: Die Politik übersieht sträflich,<br />

dass hohe Lohnzusatzkosten, hohe Steuer -<br />

abgaben, hohe Arbeitslosigkeit, übermäßige<br />

Regulierung, der bevorstehende Zusammenbruch<br />

der Sozialsysteme, die Defizite im<br />

Bildungswesen, die Abwanderung der High<br />

Potentials ins Ausland, den Mittelstand –<br />

und damit, wie schon erwähnt, mehr als<br />

99 % aller Unternehmen – weit härter trifft<br />

als die Großunternehmen. Bei diesen fällt<br />

der bürokratische Aufwand weniger ins<br />

Gewicht. Großunternehmen beschäftigen<br />

Zentralstäbe und Beraterfirmen damit,<br />

Schlupflöcher in der Gesetzgebung und<br />

Zugang zu direkten und indirekten Sub -<br />

ventionen zu finden, um die Standortnach -<br />

teile abzufedern. Und wenn das alles nichts<br />

hilft, gehen sie ins Ausland.<br />

Lassen Sie mich zum zweiten Punkt kom -<br />

men: zu den allgemeinen Rahmenbedingun -<br />

gen für unternehmerisches Handeln in<br />

Deutschland. Wir müssen fragen: Ist die<br />

Malaise des deutschen Mittelstands mög -<br />

licherweise auch darauf zurückzuführen,<br />

dass ihn die zum Teil dramatischen öko no -<br />

mischen, technologischen, sozialen und<br />

kulturellen Veränderungen, die wir derzeit<br />

erleben, überfordern?<br />

Welche Antwort finden mittelständische<br />

Unternehmer zum Beispiel auf die zuneh -<br />

mende Globalisierung und Vernetzung der<br />

Märkte? Nutzen sie die Möglichkeiten der<br />

neuen Informations- und Kommunikations -<br />

technologien oder werden sie von ihnen<br />

überrollt? Kapitulieren sie vor der Technologie-<br />

und Leistungsfeindlichkeit in unserer<br />

Gesellschaft, vor der Diskriminierung von<br />

Führerschaft und Reichtum?<br />

Zu den Themen Globalisierung, Neue Technologien<br />

und Neue Medien sehe ich in<br />

Deutschland eine Reihe vielversprechen der<br />

Mittelstandsinitiativen der Verbände und<br />

Kammern, aber auch sinnvolle Förder maß -<br />

nahmen der Bundesregierung und der<br />

Lan desregierungen. Es ist richtig und wich -<br />

tig, den Mittelstand zum Beispiel für eine<br />

erfolgreiche Geschäftstätigkeit in Japan<br />

oder China zu ertüchtigen. Oder ihm die<br />

Nutzung neuer Informations- und Kommu -<br />

nikationstechnologien zu erleich tern. Für<br />

beispielhaft halte ich etwa die Gründung<br />

des “IT-Notfallzentrums für den Mittel stand”,<br />

das den Betrieben schnelle Hilfe bei Pro -<br />

blemen mit der Datensicherheit oder bei<br />

Viren- und Hacker-Attacken an bietet.<br />

Entscheidend ist, dass der deutsche Mittel -<br />

stand diese Angebote jetzt auch nach haltig<br />

nutzt!<br />

Stichwort Globalisierung: Mittelständler<br />

müssen akzeptieren, dass sie längst im<br />

globalen Wettbewerb stehen – ob sie das<br />

wollen oder nicht. Sie müssen akzeptieren,<br />

dass heute die Kosten entscheiden, nicht<br />

mehr das Preis-Leistungsverhältnis, und<br />

immer weniger die Qualität. Die wird vor -<br />

ausgesetzt! Das “made in Germany” hat<br />

keine Prämie mehr, eine Positionierung<br />

über Qualitätsführerschaft ist zumindest im<br />

industriellen Sektor heute praktisch nicht<br />

mehr möglich. Die “Aldisierung”, die wir in<br />

Deutschland in der Lebensmittelbranche<br />

erleben, hat in den USA längst die Auto -<br />

mobilbranche erfasst.<br />

Wobei ich auf der anderen Seite vor über -<br />

zogenen Reaktionen warne. Lassen Sie es<br />

mich pointiert sagen: Wenn ein deutscher<br />

Bäcker nicht auf die Idee kommt, eine Ver -<br />

triebsniederlassung in Shanghai zu eröff nen,<br />

seine Brötchen per E-Commerce im Internet<br />

anzubieten und in seiner Bäckerei ein IT-<br />

Netzwerk mit Firewall und Intranet zu installieren<br />

– dann werden ihm diese weisen Ent -<br />

scheidungen eher nützen als schaden.<br />

11


12<br />

Erlauben Sie mir, auf einen Punkt etwas ausführlicher<br />

einzugehen, weil ich ihn in der<br />

Diskussion um den deutschen Mittel stand<br />

manchmal vermisse: die soziokultu rel len<br />

Veränderungen in seinem Umfeld. Dazu will<br />

ich kurz die Entwicklungs geschichte eines<br />

typischen mittelstän dischen Betriebs skiz -<br />

zieren:<br />

Mit einer innovativen Produktidee hat die<br />

Gründergeneration den Betrieb aufgebaut<br />

und mit wenigen Mitarbeitern die ersten<br />

Geschäftserfolge errungen. Ein hochmotivier -<br />

tes Team verbreiterte dann das Produkt -<br />

portfolio und meisterte auch die ersten<br />

Täler – Rezessionen, Kriege. Der Wieder -<br />

aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg führte<br />

die Firma unter schwierigsten Bedingun -<br />

gen mit zweistelligen Wachstumsraten in<br />

das deutsche Wirtschaftswunder, in die<br />

“Überflussgesellschaft”. Die Gründung von<br />

Vertriebsstützpunkten im Ausland generier -<br />

te weiteres Wachstum – aber nur selten<br />

neue Produktideen.<br />

Entscheidend für die unternehmerischen<br />

Erfolge war in all diesen Phasen die Auf -<br />

bruchstimmung, der gemeinsame Drang<br />

nach vorne bei wachsenden Märkten. Die<br />

heutige Unternehmergeneration steht vor<br />

der fast unlösbaren Aufgabe, in gesättigten<br />

Märkten, bei sinkenden Margen, an die<br />

Erfolge der Gründer- und Wirtschafts wun -<br />

dergeneration anzuknüpfen – ohne dass<br />

sie auf eine Aufbruchstimmung bauen kann,<br />

wie sie die Gründerjahre oder das Wirt -<br />

schaftswunder kennzeichneten.<br />

Wenn es heute bei jungen Unternehmern,<br />

aber auch bei jungen Akademikern und<br />

Spezialisten in Deutschland noch eine Auf -<br />

bruchstimmung gibt, dann die ins Aus land!<br />

Man geht ins Ausland auf bessere Schulen,<br />

um sich in einem Klima der Zuversicht<br />

und Zukunftsorientierung zu engagieren<br />

und dort die Erfolgserlebnisse zu haben,<br />

die in Deutschland nicht mehr möglich<br />

sind.<br />

Viele Kinder deutscher Mittelständler gehen<br />

lieber ins Ausland als in den elterlichen<br />

Betrieb. Sie leben ihre unternehmerischen<br />

Fähigkeiten und Neigungen lieber im<br />

ame rikanischen E-Business aus als sich in


Deutschland im kleinen oder mittleren Ma -<br />

schinenbaubetrieb mit der tausendsten un -<br />

sinnigen Sicherheitsvorschrift, mit Steuervergünstigungs-Abbaugesetzen<br />

und hunderten<br />

von Formularen herumzuplagen, um<br />

zum Schluss festzustellen, dass wesentliche<br />

Teile des Gewinns vom Staat kassiert<br />

wurden. Wenn man in einem Land arbeits -<br />

loser Schwarzarbeiter sein muss, um nicht<br />

vom Staat geschröpft zu werden, dann wer -<br />

den die Leistungsträger die Leistung ver -<br />

weigern oder das Land verlassen. Das Land<br />

selbst wird in die Mittelmäßigkeit abglei ten.<br />

Aber die Auszehrung des Unternehmer tums<br />

und damit des Mittelstands in Deutsch land<br />

hat – neben der Abwanderung unternehme -<br />

rischer Kompetenz ins Aus land – noch eine<br />

andere Ursache: Wachs tumsglaube und<br />

Anspruchsdenken, die Schlüsselbegriffe<br />

der Nachkriegs gene ra tion in Deutschland,<br />

haben auch den Mittelstand nicht verschont.<br />

Lassen Sie mich das er läutern.<br />

Die Nachkriegsgeneration war den kon -<br />

kreten Auswirkungen des Zweiten Welt -<br />

krieges nicht mehr ausgesetzt, wurde in<br />

Wohlstand, Wachstumseuphorie und Voll -<br />

beschäftigung hineingeboren. Sie erlebte<br />

und lernte, dass Unzufriedenheiten, wo<br />

immer sie in der Gesellschaft auftraten,<br />

durch Umverteilung eines stetig wachsen -<br />

den Kuchens ohne große Anstrengungen<br />

behoben werden konnten. Sie lernte vor<br />

allem, wie man die eigenen Interessen und<br />

Ansprüche erfolgreich gegen andere durchsetzt.<br />

Der Warnung ihrer Eltern, dass die<br />

Schere zwischen Leistungsbereitschaft<br />

und Anspruchsdenken nicht beliebig aus -<br />

einander gehen kann, begegnete sie mit<br />

Unverständnis. Denn ihre Erfahrung des<br />

bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders<br />

lehrte sie anderes.<br />

Bis weit in die 80er Jahre hinein schien<br />

jedes Problem durch wirtschaftliches<br />

Wachs tum lösbar. Wachstum wurde zum<br />

Fetisch einer ganzen Generation. Unter -<br />

nehmensfusionen schufen gigantische<br />

Konzerne. Größe per se diente als Garant<br />

für unternehmerischen Erfolg, für größt -<br />

möglichen Gewinn. Der Enron-Skandal, der<br />

ja zu einem guten Teil darauf zurück zufü -<br />

hren ist, dass das extreme Wachstum des<br />

Unternehmens den Banken, Aufsichts gre -<br />

mien und Aktionären den kritischen Blick<br />

vernebelt hat, ist vielleicht der bis heri ge<br />

Höhepunkt einer Lebensanschau ung, die<br />

sich mit einem Satz beschreiben lässt:<br />

Wachstum heiligt alle Mittel.<br />

13


Dass Wachstum nicht grenzenlos sei, da -<br />

rauf wies schon früh der “Club of Rome”<br />

hin. 1972 legte er eine Studie zur Zukunft<br />

der Industrienationen vor. Ihr Titel: “Grenzen<br />

des Wachstums”. Aber die Zeit war nicht<br />

reif für solche Bedenken: Kaum jemand<br />

schenkte den Wissenschaftlern Glauben,<br />

weil die Realität ihre Analyse Lügen strafte:<br />

Der Mikrochip – immer kleiner und leis -<br />

tungsfähiger – eroberte den Alltag. Perso -<br />

nal Computer, Lichtleitfasern und Neue<br />

Medien revolutionierten das Leben.<br />

In den USA explodierten “Garagenfirmen”<br />

zu multinationalen Großkonzernen und ein<br />

junger Student namens Bill Gates wurde<br />

zum Inbegriff ungebremsten Wachstums.<br />

Die “Tigerstaaten” Südostasiens erlebten<br />

einen geradezu abenteuerlichen wirtschaft -<br />

lichen Aufschwung. Das Internet entwickel -<br />

te sich mit atemberaubender Geschwindig -<br />

keit zur globalen Informations- und Kom -<br />

mu nikationsplattform und nährte damit<br />

eupho rische Hoffnungen auf weiteres<br />

Wachstum.<br />

Die Wachstumseuphorie erfasste auch die<br />

etablierten Branchen, zum Beispiel die<br />

14<br />

Banken. Mit leichter Hand legten sie<br />

Milliar den aus, um sie später als unzuläng -<br />

lich abzuschreiben – oder zu syndizieren,<br />

um Raum für neue Kredite zu schaffen.<br />

Aber auch so mancher deutsche Mittel -<br />

ständ ler erlag dem Credo unbedingten<br />

Wachstums. Nachdem die heimischen Märkte<br />

gesättigt waren, musste die Globali sie -<br />

rung des Geschäfts Wachstum erzeugen.<br />

Dass in Amerika und Asien ganz andere<br />

Geschäftsusancen gelten, dass an Produk -<br />

tion und Produkte dort zum Teil ganz<br />

andere Anforderungen gestellt werden,<br />

dass die Mitarbeiter und Geschäftspartner<br />

dort anderen Kulturkreisen entstammen<br />

und anders denken und reagieren – das<br />

alles gehört zu den unheilvollen Erfahrun -<br />

gen, an denen die Globalisierung vieler<br />

kleinen und mittleren Unternehmen letztlich<br />

scheiterte.<br />

Schließlich sind auch die Pleiten der Dot-<br />

Coms und der Zusammenbruch der New<br />

Economy auf nichts anderes zurückzu füh -<br />

ren als auf einen völlig unkritischen Glau -<br />

ben an Wachstum. Bei den Firmen grün -<br />

dern, die bombastische Wachstums raten<br />

und Gewinne versprachen, genauso wie<br />

bei den Aktionären, die sich bei den Ban -<br />

ken für zwanzig Prozent Geld liehen, das<br />

sie im Neuen Markt mit zweihundert Pro -<br />

zent Gewinn angelegt wähnten. Die Grün -<br />

dergeneration warnte, dass ein solcher<br />

Münch hausentrick nicht lange funktionieren<br />

könne. Die Nachkriegsgeneration, verwöhnt<br />

vom Fetisch Wachstum, schlug die Warnungen<br />

in den Wind – und bezahlte teuer.<br />

Heute ist die Nachkriegsgeneration um die<br />

fünfzig Jahre alt – und steht vor einem<br />

Scherbenhaufen. Der Traum vom grenzen -<br />

losen Wachstum ist ausgeträumt, aber neue<br />

Konzepte stehen nicht zur Verfü gung.<br />

Gerade diese Generation aber soll jetzt die<br />

Zukunft des Landes in exponierten Posi tio -<br />

nen gestalten – in Politik, Wirtschaft, Wis -<br />

senschaft und Kultur. Und eben auch in<br />

den über drei Millionen mittelstän dischen<br />

Unternehmen in Deutschland!<br />

Für die Bewältigung der gegenwärtigen<br />

Probleme hat diese Generation ein denkbar<br />

schlechtes Umfeld. Im Anspruchsdenken<br />

verhaftet, hat unkritischer Wachstums glau -<br />

be viele zur Aufgabe des Leistungs prinzips<br />

verleitet. Begriffe wie Führung, Leistungs -<br />

trägerschaft, Elite sind heute als Folge<br />

eines völlig missverstandenen sozia len Ge -<br />

rechtigkeitssinns in weiten Teilen der Ge -<br />

sellschaft verpönt. In dieser Atmos phäre<br />

wird Unternehmergeist nicht geför dert,<br />

sondern diskriminiert.<br />

Die Gründer- und Wirtschaftwunder gene -<br />

ration hat unbewusst und ungewollt das<br />

ihre dazu beigetragen: Auch Unter nehmer -<br />

familien öffneten sich – dem gesellschaft -<br />

lichen Trend folgend – spätestens seit den<br />

70er Jahren dem Zeitgeist einer freiheit -<br />

lichen Erziehung ihrer Kinder. Mit dem<br />

durchaus gewollten Ergebnis, dass manche<br />

Tochter, mancher Sohn andere Interessen<br />

entwickelten, als ein Unter nehmen zu füh -<br />

ren. Etwas kritischer könnte man anmer -<br />

ken, dass den Kindern vielleicht nicht<br />

immer mit dem nötigen Nachdruck Unter -<br />

nehmergeist eingeimpft wurde – weil man<br />

ganz gern damit kokettierte, es zu etwas<br />

gebracht zu haben und dem Nach wuchs<br />

das Risiko und die “Plackerei” des Unter -<br />

nehmers erspart bleiben sollten.


Lassen Sie mich ein Resümee ziehen: Un -<br />

ternehmer sind Teil der Gesellschaft. Damit<br />

unterliegen sie dem gesellschaft lichen Zeit -<br />

geist wie alle anderen Bürger auch. Dieser<br />

Zeitgeist ist geprägt von un kritischer Wachstumsgläubigkeit<br />

sowie von der Diskriminie -<br />

rung von Leistung und Führerschaft. Das<br />

aber ist Gift für die Ent wicklung gesunden<br />

unternehmerischen Denkens und Handelns.<br />

Welche Wege führen aus dieser Malaise<br />

des deutschen Mittelstands? – Ganz ein -<br />

fach: Nicht nur der “harte”, sondern auch<br />

der “weiche” Lohn muss wieder stimmen.<br />

Unternehmertum braucht wieder mehr ge -<br />

sellschaftliche Anerkennung.<br />

Unternehmerischer Erfolg und – sagen wir<br />

es ganz deutlich – Wohlstand und Reich -<br />

tum als Ergebnis unternehmerischen Er -<br />

folgs dürfen nicht länger als unsozial ver -<br />

teufelt und weggesteuert werden, sondern<br />

müssen als gerechter Lohn für harte Ar beit,<br />

kreatives Gestalten und hohe Risiko bereit -<br />

schaft anerkannt werden.<br />

Wir müssen wieder lernen, Leistung, Füh -<br />

rerschaft und Eliten zu achten und zu för -<br />

dern. Lernen wir es nicht, werden uns die<br />

Unternehmer ausgehen. Oder in Ab wand -<br />

lung eines bekannten Bonmots: Dieses<br />

Land wird die Unternehmer be kommen,<br />

die es verdient.<br />

Wir müssen junge Menschen anleiten und<br />

ermutigen, unternehmerisch zu denken.<br />

Damit die Selbstständigenquote steigt, bei<br />

der Deutschland im europäischen Vergleich<br />

nur einen schlechten zwölften Platz belegt.<br />

Die Vermittlung wirtschaftlicher Fakten und<br />

Zusammenhänge muss stärker in die Aus -<br />

bildung an Schulen, Hochschulen und Uni -<br />

versitäten integriert werden – auch und<br />

gerade in die naturwissenschaftlichen und<br />

technischen Studiengänge. In Deutschland<br />

gründen viel zu wenige junge Natur wissen -<br />

schaftler und Ingenieure in Anbindung an<br />

ihre Universitäten und unter Nutzung uni -<br />

versitärer Ressourcen eigene Firmen.<br />

Der mittelständische Unternehmer ist in<br />

diesem Zusammenhang gefordert, einen<br />

Beitrag zu leisten, der ihm bekannter maßen<br />

schwer fällt. Er muss sich dazu durch ringen,<br />

die Generation nach der Nachkriegs gene -<br />

ration jetzt mit Führungsaufgaben zu be -<br />

trauen. Denn die Potentiale der Jungen<br />

müssen wir nutzen, um Wege aus der<br />

Malaise zu finden. Ihnen sollten wir die<br />

Chance geben – vielleicht nachdem sie<br />

sich erste Sporen im Ausland verdient<br />

haben –, neue zeitgemäße Instrumente<br />

und Konzepte zu entwickeln und zu er -<br />

proben. Auch wenn wir denen skeptisch<br />

gegenüberstehen. Auch wenn nicht jeder<br />

voranstür men de Versuch gleich vom großen<br />

Durch bruch gekrönt ist. Das heißt: Wir<br />

müssen auch Versuch und Irrtum zulassen.<br />

Ich bin überzeugt – und erlebe es im eige -<br />

nen Unternehmen selbst immer wieder –,<br />

dass die frischen Ideen, der Elan, die Be -<br />

geisterung, der Drang der Jungen, Neu -<br />

land zu beschreiten, den Schaden durch<br />

Fehl versuche mehr als wettmachen. Und<br />

ich freue mich, wenn ich sehe, wie Men -<br />

schen an ihren Aufgaben wachsen. Und wie<br />

in mancher Arbeitsgruppe mit den Erfolgen<br />

das entsteht, was wir im Mittel stand und<br />

anderswo vermissen: Aufbruch stimmung.<br />

Hier hat der mittelständische Unternehmer<br />

die Gelegenheit, Veränderung selbst anzustoßen<br />

und wenigstens im eigenen Unter -<br />

nehmen den Trend umzukehren.<br />

Damit sind wir schon mitten in der Gruppe<br />

von Problemen, die der Mittelständler selbst<br />

in die Hand nehmen und lösen kann: den<br />

hausgemachten. Sich mit ihnen zu befas -<br />

sen, ist zugegeben am schmerzhaftesten –<br />

15


XIV<br />

aber wenn man es tut, auch am Erfolg ver -<br />

sprechendsten. Zumindest, wenn man es<br />

rechtzeitig und ohne Scheuklappen tut.<br />

16<br />

Ich bin sicher, Sie werden im Verlauf diese<br />

Symposiums eine umfängliche Liste der<br />

hausgemachten Probleme erarbeiten und<br />

diskutieren, die von einem veralteten Pro -<br />

dukt portfolio über heillos zerstrittene Fa mi -<br />

liengesellschafter bis zur offenen Nach folgeregelung<br />

reichen wird.<br />

Ich möchte mich deshalb darauf beschrän -<br />

ken, ein paar Gedanken zu einer Schwach -<br />

stelle zu formulieren, die in der Tat spezi -<br />

fisch für den Mittelstand in Deutschland ist<br />

und im übrigen Europa in dieser Aus prä -<br />

gung nicht auftritt: die niedrige Eigen kapitalausstattung.<br />

Weil in Deutschland Geschäftskredite über -<br />

durchschnittlich günstig waren, fehlte der<br />

Druck, einen soliden Eigenkapitalsockel<br />

aufzubauen. Die Reform der Baseler Eigen -<br />

kapital-Übereinkunft, die den Zugang zu<br />

Fremdkapital neu regeln soll und die ein<br />

Koordinationsgremium der Bank für Inter -<br />

nationalen Zahlungsausgleich seit etwa<br />

zwei Jahren vorbereitet, wird den deut schen<br />

Mittelstand deshalb besonders hart treffen.<br />

Kern der Reform, für die sich das Schlag -<br />

wort “Basel II” eingebürgert hat, ist, dass<br />

die Banken Kredite an Unternehmen nicht<br />

mehr fix mit acht Prozent Eigenkapital ab -<br />

sichern dürfen, sondern dass in Zukunft<br />

die Höhe der Eigenkapital-Hinterlegung<br />

mit der Ausfallwahrscheinlichkeit wächst.<br />

Das bedeutet zum Schluss nichts anderes,<br />

als dass Kunden mit schlechter Bonität –<br />

und das dürfte leider der weit über wiegen de<br />

Teil der mittelständischen Unter neh men in<br />

Deutschland sein – für einen Kredit hö he re<br />

Zinsen zu zahlen hat, wenn er ihn denn<br />

über haupt erhält.<br />

Offiziell soll Basel II erst Ende 2006 in<br />

Kraft treten. Weil aber die großen Banken<br />

derzeit in einer tiefen Strukturkrise stecken,<br />

bleibt ihnen keine Wahl, als die ausliegen -<br />

den Kredite schon jetzt im Sinne von<br />

Basel II zu durchforsten, um ihre Abschrei -


un gen zu mindern. Beziehungsweise für<br />

die Vergabe neuer Kredite schon jetzt die<br />

Maßstäbe von Basel II anzulegen. Eine Stu -<br />

die der Kreditanstalt für Wiederaufbau er -<br />

gab, dass die deutschen Großbanken schon<br />

im vergangenen Jahr jeden fünften Investi -<br />

tionskreditantrag ablehnten. Wichtigste Be -<br />

gründung: zu niedrige Eigen kapitalquote<br />

des Antragstellers.<br />

Die Zeiten, in denen der Firmenchef den Di -<br />

rektor der örtlichen Bank oder Sparkasse an -<br />

rief und mit dem Hinweis auf seinen gu ten<br />

Na men fast jeden Kredit erhielt, sind wohl<br />

zu En de. Der gute Name allein reicht nicht<br />

mehr.<br />

Dennoch bin ich überzeugt, dass Banken -<br />

krise und Basel II nicht das endgültige Aus<br />

für den deutschen Mittelstand bedeuten, wie<br />

es manche bereits schwarzmalen. Ich er war -<br />

te vielmehr, dass in den Unter neh men jetzt<br />

der Druck steigt und die Einsicht reift, Rechnungslegung,<br />

Bilanzierung sowie Fi nanz- und<br />

Strategieplanung endlich auf sichere Säu len<br />

zu stellen, um das eigene Über leben zu<br />

sichern.<br />

Die mittelständischen Unternehmen jeden -<br />

falls, die sich bereits einem Rating unter zo -<br />

gen haben, haben damit überwiegend gute<br />

Erfahrungen gemacht: Denn das Rating ge neriert<br />

quasi einem Business-Plan, der als Steuerungsinstrument<br />

und Früh warn system ge -<br />

nutzt werden kann. Die nicht un erhebli chen<br />

Rating-Kosten sind durch die verbes ser te<br />

Performance schnell wieder eingespielt.<br />

Allerdings wird dazu so mancher mittel ständische<br />

Unternehmer seine lang ge pflegte<br />

“Planungs-Resistenz” aufgeben müssen.<br />

Das schließt wahrscheinlich auch die Ge -<br />

brü der Albrecht ein, die – nach ihrem Er -<br />

folgs re zept gefragt – einmal antworte ten:<br />

“Wir hal ten es für uneffektiv, im alten Jahr<br />

Zeit und Kosten zur Erstellung von Bud gets<br />

zu ver geuden, um im neuen Jahr noch mehr<br />

Geld auszu geben, um die Abwei chun gen zu<br />

erklären.”<br />

Ich will es noch einmal deutlich sagen: Viel<br />

zu lange dienten leichte Kredite für kleine<br />

Firmen in Deutschland im Grunde nur ihrer<br />

künstlichen Ernährung. Die Unternehmensführung<br />

war nicht gezwungen, Wettbe werbsposition<br />

und Kosteneffizienz zu ver bessern.<br />

Das hat entscheidend zum Sub stanzverlust<br />

vieler mittelständischer Unter nehmen bei -<br />

getragen. Als Folge öffnete sich die Schere<br />

zwischen steigendem Finanzie rungsbedarf<br />

und sinkender Eigen kapital basis immer<br />

gefährlicher.<br />

Der deutsche Mittelstand ist gut beraten,<br />

sich möglichst rasch auf ein Kredit-Rating<br />

der Banken einzurichten, das sich an die<br />

Rating-Prozeduren der Spezialagenturen<br />

anlehnt. Im Klartext heißt das: Geschäfts-<br />

und Finanzrisiko werden von Unterneh -<br />

mens fremden intensiv analysiert und das<br />

Ergebnis der Analyse entscheidet über<br />

Kreditlinie und Zinshöhe. Für Familien un -<br />

ter nehmer, die das Verlangen einer Bank<br />

nach Einblick in die Bilanzen bisher als<br />

nachgerade obszön empfanden, erfor dert<br />

das gewiss ein schmerzhaftes Um denken.<br />

Vor allem aber erfordert es mehr Professionalität<br />

an der Spitze. Kompetente Finanz -<br />

experten müssen die Bilanzen, die Kapital -<br />

struktur, die Rentabilität, die Finanzpolitik<br />

des Unternehmens und seine finanzielle<br />

Flexibilität optimieren und das Finanzrisiko<br />

minimieren. Sie müssen prüfen, ob Alter -<br />

nativen zum Kredit Sinn machen –<br />

Factoring, also der Verkauf von Forderun -<br />

gen, oder Leasing zum Beispiel.<br />

Meine Empfehlung für kleine und mittlere<br />

Familiengesellschaften ist, jetzt rasch mehr<br />

Kompetenz im dargestellten Sinn in die Führung<br />

einzubinden. Das müssen nicht immer<br />

festangestellte – und teure – Spezia listen<br />

sein. Das können auch externe Be rater sein.<br />

Die zusätzlichen Kosten ließen sich auch<br />

durch Kooperationen – zum Bei spiel durch<br />

die Einrichtung gemein sa mer “Centers of<br />

Financial Competence” –, warum nicht<br />

auch durch Fusionen in Grenzen halten.<br />

Dann wären die Familienunternehmen nicht<br />

nur gut auf die kommenden Boni tätsprü fun-<br />

17


gen vorbereitet, sie wären auch risikoresis -<br />

tenter und zukunftsorientierter. Sie könn ten<br />

ihre Gewinnsituation ver bes sern und die<br />

Eigenkapitalbasis verbreitern.<br />

Auch die Kreditinstitute werden ihren Bei -<br />

trag leisten. Zum Ausgleich von Finan zie -<br />

rungsengpässen durch Basel II werden sie<br />

neue Produkte entwickeln. Die neue Mittelstandsbank<br />

oder die IKB Deutsche In dus -<br />

trie bank zum Beispiel haben bereits erste<br />

richtungsweisende Konzepte vor gestellt.<br />

Etwa die Platzierung verbriefter Unterneh -<br />

menskredite als Anleihen oder Asset<br />

Backed Securities, kurz ABS. Andere Kon -<br />

zepte grei fen Mischformen aus Eigen- und<br />

Fremd kapital auf, so genannte mezzanine<br />

Finan zierungen, die interessant sind, weil<br />

sie die unterneh me rische Unab hängigkeit<br />

wahren. Fest steht: Für die Ka pi talisierung<br />

des Mit telstands sind längst nicht alle<br />

Optionen ausgeschöpft.<br />

Eins aber gilt für alle denkbaren Optionen:<br />

Ihr Preis wird auf jeden Fall von der Bonität<br />

des Fremdkapitalnehmers anhängen! Der<br />

Weg zurück in die guten alten Zeiten des<br />

“guten Namens” bleibt bei aller Kreativität<br />

der Fremdkapitalgeber mit Sicherheit auf<br />

Dauer gesperrt. Deshalb wiederhole ich<br />

meinen Rat an den Mittelstand: Lassen Sie<br />

sich raten! Und reden Sie mit Ihrer Bank,<br />

ob diese Sie auch in Zukunft be gleiten<br />

möchte und zwar nicht nur auf der Einlagenseite<br />

und dem privaten Wealth-Management.<br />

Welches Fazit kann ich Ihnen also in die<br />

Arbeitskreise und Workshops mitgeben?<br />

Vielleicht dieses: Es gibt keine Über lebensberechtigung<br />

für mittelständische deutsche<br />

Unternehmen per se. Auch wenn sie das<br />

Rückgrad der Wirtschaft sind. Auch wenn<br />

sie in den 90er Jahren hun dert tausen de<br />

neuer Arbeitsplätzen geschaf fen haben,<br />

wäh rend die Groß unternehmen im glei -<br />

chen Zeitraum massiv Arbeitsplätze abge -<br />

baut haben. Ein “Recht” aufs Über leben<br />

muss sich jedes Unter nehmen da durch<br />

erwerben, dass seine Führung sich den<br />

politischen Rahmen bedingungen stellt, auf<br />

äußere Verände rungen angemessen rea -<br />

giert und die haus gemachten Probleme<br />

konsequent löst.<br />

Einen Königsweg aus der Malaise gibt es<br />

nicht. Jeder einzelne Mittelständler ist ge -<br />

fordert, mit Intelligenz, Kreativität und<br />

unternehmerischem Mut seinen eigenen<br />

Weg zu finden und zu gehen. In einigen<br />

Fällen gehört dazu leider auch der Mut<br />

zu akzeptieren, dass bestimmte Produkte<br />

und bestimmte Fertigungsmethoden in<br />

Deutschland ohne jeden Zweifel keine<br />

Zukunft ha ben werden. Ich meine damit<br />

alles, was sich den Schlagworten “low<br />

cost”, “low tech”, “low demand” zuordnen<br />

lässt. Mittel ständler müssen mutig genug<br />

sein, auch das zu erkennen – und lieber<br />

heut als morgen die Konsequenz ziehen.<br />

Früher habe ich einmal gesagt: Nicht die<br />

Großen fressen die Kleinen, sondern die<br />

Schnellen die Langsamen. Das stimmt<br />

vielleicht nicht ganz, man sollte es viel-<br />

leicht variieren, dahingehend, dass die<br />

Schnellen zumindest nicht so leicht<br />

gefressen werden.<br />

Für das Malenter Symposium wünsche ich<br />

Ihnen kreative Ideen, fruchtbare Dis kus -<br />

sionen und nutzbringende Anregungen.<br />

19


20<br />

Was ist los mit dem deutschen<br />

Mittelstand? – Ein Blick von außen<br />

Dr. Franz Ruder, Direktor, Underberg AG<br />

Ich bin aufgefordert, einen Blick von außen<br />

auf den deutschen Mittelstand zu werfen.<br />

Warum gerade ich, der Vertreter eines ur -<br />

deutschen Unternehmens, das unter ande -<br />

rem zwei klassische deutsche Spirituosen -<br />

marken wie Underberg und Asbach besitzt?<br />

Underberg ist ein Familienunternehmen in<br />

der 5. Generation, hat seit 50 Jahren eine<br />

Tochtergesellschaft in der Schweiz und hat<br />

vor fast 30 Jahren die Dachgesellschaft in<br />

die Schweiz verlagert. Seit 1976 liegt der<br />

Sitz der Holding in Dietlikon, Zürich.<br />

Warum haben wir nun von den vielen Län -<br />

dern – Underberg wird in über 100 Länder<br />

verkauft – gerade die Schweiz ausgewählt<br />

als unseren Standort für die heutige Gesell -<br />

schaft? Um zu verstehen, warum Underberg<br />

den Schritt getan hat, möchte ich Ihnen zu -<br />

erst die spezifischen Besonderheiten des<br />

Un ternehmens erklären und dann die Gründe<br />

vorstellen, die den Ausschlag für die Unternehmensverlegung<br />

gegeben haben. Sie<br />

werden ein sehr persönliches Bild aus unse -<br />

rer Sicht erhalten, das sicher diskussions -<br />

fähig ist.<br />

Underberg wurde 1846 in Rheinberg ge -<br />

gründet, und aus dieser Firma ist die heu -<br />

tige Underberg AG, die Holding in Dietlikon,<br />

hervorgegangen. Wir sind zu 100% eine im<br />

Familienbesitz befindliche Gesellschaft.<br />

Heute sind die 4. und die 5. Generation im<br />

Unternehmen tätig - die 5. Generation ist<br />

meine Frau. In verschiedenen Tochterfirmen<br />

arbeiten wir mit über 30 Partnern weltweit<br />

zusammen. Die Dachgesellschaft ist die<br />

Underberg AG in Zürich mit Tochtergesell -<br />

schaften, die unsere Produkte in Deutsch -<br />

land, Österreich, der Schweiz, Ungarn, den<br />

Niederlanden und Dänemark verkaufen. In<br />

allen anderen Ländern vertreiben wir un -<br />

sere Marken mit externen Partnern.<br />

In unserem deutschen Unternehmen gibt<br />

es für jedes Produktportfolio und für jede<br />

Kundengruppe eine eigene Vertriebs gesell -<br />

schaft. Zum Beispiel bedient die Firma<br />

Diversa den Supermarkt- und den Cash<br />

and Carry-Bereich, die Firma Team Spirit<br />

beliefert den Gastronomie- und Fachhandel.<br />

Daneben verkaufen wir unser Weinportfolio<br />

über zwei Weinvertriebsgesellschaften, die<br />

Firmen Segnitz und Schlumberger.


Lassen Sie mich darstellen, wie sich unser<br />

Unternehmen in den letzten Jahren ent -<br />

wickelt hat. 1996 haben wir das Sortiment<br />

des holländischen Hauses Bols in unser<br />

Portfolio übernommen. Wir haben im sel -<br />

ben Jahr die Firma Riemerschmidt in Mün -<br />

chen gekauft, deren Marken wie Pitú und<br />

Sirupe sich sehr positiv entwickelt haben.<br />

Zwei Jahre später haben wir die Simex-<br />

Marken Moskowskaja und Krimskoje in<br />

unser Vertriebsprogramm aufgenommen.<br />

Im selben Jahr haben wir unsere Team Spirit<br />

Organisation als Konzept für den Fach -<br />

handel und die Gastronomie neu auf ge -<br />

stellt. Ende 1999 hat Underberg 50 % der<br />

Firma Asbach GmbH gekauft und mit der<br />

Distribution Asbach und Metaxa in Deutschland<br />

begonnen. Seit Anfang 2002 besitzt<br />

Underberg 100 % der Asbach GmbH.<br />

Daneben vertreibt Underberg eine Reihe<br />

von weiteren internationalen Importmarken<br />

wie Averna, Glenfiddich oder Amarula.<br />

Unser Standort in Rheinberg ist für deutsche<br />

Verhältnisse sehr gut gelegen, denn wir er -<br />

reichen mit einer Fahrtzeit von 45 Minuten<br />

unsere wichtigsten deutschen Kunden.<br />

Lediglich zwei Großkunden sind weiter<br />

entfernt. Unsere deutsche Vertriebsorgani -<br />

sation orientiert sich an der Einteilung<br />

Deutschlands durch die Marktforschungs -<br />

firma Nielsen, damit wir auch den Erfolg<br />

der einzelnen Verkaufsteams eindeutig<br />

zuordnen können. Unsere Vision geht aller -<br />

dings darüber hinaus: da wir ja schwerpunkt -<br />

mäßig auf dem deutschsprachigen Markt<br />

aktiv sind, sehen wir langfristig nicht mehr<br />

die nationalen Grenzen unserer Vertriebs -<br />

gesellschaften, sondern wir streben eher<br />

die Aufteilung dieses Marktes nach Menta -<br />

li tätsgrenzen an.<br />

Damit komme ich nun zu meinem Thema,<br />

dem Blick von außen auf den deutschen<br />

Mittelstand. Der erste Punkt, den ich an -<br />

sprechen möchte, betrifft die Standortwahl.<br />

Zwar ist der Standort nicht das wichtigste<br />

Kriterium, wenn es um die Frage geht, wie<br />

man erfolgreich ein Unternehmen führt.<br />

Trotzdem ist er ein wichtiger Faktor. Denn<br />

wenn Sie ein Unternehmen in der 4. oder<br />

in der 5. Generation führen und schon seit<br />

über 150 Jahren auf dem Markt sind, dann<br />

haben Sie auch irgendwann einmal eine<br />

existentielle Krise durchlebt. Das gilt für<br />

alle Unternehmen, die in einem solchen<br />

Alter sind. Und um so eine Krise auffangen<br />

zu können, müssen alle für das Unterneh -<br />

men wichtigen Faktoren optimal sein. Des -<br />

wegen sind auch die staatlichen Rahmen -<br />

bedingungen und die Wahl des Standortes<br />

so wichtig für ein Unternehmen, das so<br />

lange auf dem Markt ist.<br />

Warum also sitzen wir in der Schweiz?<br />

Wenn Sie den sprichwörtlichen “Mann auf<br />

der Straße” danach fragen, dann lautet üb -<br />

licherweise die Antwort: es sind die Steu -<br />

ern. Aber sind es wirklich die Steuern?? Ich<br />

habe bewusst zwei Fragezeichen dahin ter<br />

gesetzt. In Deutsch land tragen 10 % der<br />

Steuerzahler über 50 % der Steuerlast. Aber<br />

ich darf Sie beruhigen, es ist in der Schweiz<br />

ähnlich, auch wenn auf den ersten Blick<br />

dort die Steuern wirklich günstiger sind.<br />

Für den Familienunter neh mer ist zudem<br />

ganz wichtig, dass in den meisten Kanto nen<br />

für direkte Nachkommen keine Erbschafts -<br />

steuer erhoben wird.<br />

Verlegen Sie allerdings Ihren Standort in<br />

die Schweiz, dann kommt auf den zweiten<br />

Blick schnell die Ernüchterung: Ich habe<br />

einmal bei uns aus der Unternehmens -<br />

gruppe zusammengetragen, was ein ver -<br />

gleichbarer Mitarbeiter am deutschen Stand -<br />

ort an Lohn erhält und was er am Schweizer<br />

Standort bekommt. Das direkte Brutto -<br />

gehalt liegt in der Schweiz um über 60 %<br />

höher als in Deutschland. Auch einschließlich<br />

der Sozialkosten, die in der Schweiz gün -<br />

stiger als in Deutschland sind, betragen die<br />

Mehrkosten immer noch fast 60 %. Selbst<br />

wenn man die Kosten in Lohn pro Arbeits -<br />

stunde umrechnet – in der Schweiz wird<br />

mehr gearbeitet als in Deutschland –,<br />

haben wir immer noch um die 40 % Mehr -<br />

kosten. Was hier für die Lohnkosten gilt,<br />

das gilt auch für alle anderen Kostenarten<br />

in der Schweiz. Allgemein müssen Sie an<br />

einem Standort in der Schweiz mit um 30 -<br />

40 % höheren Kosten als in Deutschland<br />

rechnen.<br />

Ferner können Sie Gewinne nicht einfach<br />

in die Schweiz verlagern, obwohl in der<br />

Schweiz die Steuern niedriger sind. Sie<br />

können nur die Gewinne in der Schweiz<br />

21


22<br />

versteuern, die Sie auch in der Schweiz<br />

erwirtschaften. Und das ist mit einem Un -<br />

ternehmen, das nur in Deutschland einen<br />

Markt hat, schwierig. Sie müssen sich also<br />

zunächst langfristig einen Markt in der<br />

Schweiz aufbauen, respektive andere ge -<br />

winnbringende Aktivitäten in der Schweiz<br />

entwickeln.<br />

Ebenso ist nahezu unbekannt, dass fast<br />

alle Kantone der Schweiz, auch die so ge -<br />

nannten steuergünstigen Kantone, eine Vermögenssteuer<br />

erheben. Man muss also die<br />

Behauptung, die Steuern seien in der<br />

Schweiz so günstig, genauer hinterfragen.<br />

Andererseits hat die Schweizer Steuer -<br />

politik im Bereich der Besteuerung von<br />

Kapital und Kapitalerträgen sehr intelligent<br />

auf die Tatsache reagiert, dass das knappste<br />

Gut im internationalen wirtschaftlichen<br />

Wet tbewerb das benötigte Kapital ist. In<br />

dem Land, das das meiste Kapital von Ka -<br />

pital anlegern anziehen kann, werden auch<br />

die meisten Arbeitsplätze geschaffen. Da<br />

Kapital sehr beweglich ist, kann es auch<br />

schnell woanders hin transferiert werden,<br />

nämlich dorthin, wo die Bedingungen aus<br />

Sicht des Kapitalanlegers besser sind.<br />

Dies hat die Schweiz sehr gut erkannt und<br />

deshalb die Besteuerung von Kapital und<br />

Kapital erträgen verringert. Weniger wichtig<br />

im in ter nationalen Wettbewerb ist dagegen<br />

die Besteuerung des Einkommens natür -<br />

licher Personen. Ich habe bei meiner priva -<br />

ten Steuerrechnung erkannt, dass ich kaum<br />

weniger Steuern in der Schweiz als in<br />

Deutschland bezahle. Hier hat also die<br />

Schweiz ihre Steuerpolitik intelligent opti -<br />

miert. In Deutschland sehe ich in diesem<br />

Bereich große Defizite.<br />

Dennoch: die steuerlichen Vorteile der<br />

Schweiz greifen nicht schnell, sie kommen<br />

für einen Unternehmer erst nach vielen<br />

Jahren zum Tragen. Das kann bis zu einer<br />

Generation dauern. Außerdem müssen Sie<br />

als Unternehmer – so wie das jetzt Herr<br />

Müller getan hat – ganz konsequent auch<br />

den persönlichen Umzug in die Schweiz<br />

betreiben.<br />

Im Übrigen nutzt die Schweiz im Vergleich<br />

zu Deutschland auch auf diesem Gebiet<br />

die Möglichkeiten des Föderalismus in<br />

positivster Weise aus. Man erlaubt einen<br />

Wettbewerb der verschiedenen Kantone<br />

untereinander. Wer im Wettbewerb der<br />

Kantone das Nachsehen hat, der findet


keine Investoren mehr, und von dort ziehen<br />

auch die Bürger weg.<br />

Wenn wir jetzt die Schweizer Verhältnisse<br />

noch genauer betrachten, dann werden Sie<br />

noch verschiedene Vorteile mehr sehen.<br />

Zum einen gibt es eine ganz langfristige<br />

Verlässlichkeit der Steuergesetzgebung.<br />

Das gesamte staatliche Umfeld, die staat -<br />

lichen Rahmenbedingungen sind in der<br />

Schweiz viel besser als in Deutschland.<br />

Zum anderen ist Neid – ein sehr wichtiges<br />

Thema für einen Familienunternehmer –<br />

in der Schweiz kaum ein Thema. Damit<br />

zusammenhängend ist das Bild des mittel -<br />

ständischen Unternehmers in der Schweiz<br />

ein viel positiveres als in Deutschland.<br />

Diese sogenannten weichen Faktoren<br />

spre chen eindeutig für die Schweiz.<br />

Warum ist die Schweizer Steuergesetz -<br />

gebung so vorhersehbar und so langfristig<br />

planbar? Das liegt zu einem wesentlichen<br />

Teil am Schweizer Steuersystem. Jede<br />

politische Ebene – Gemeinde, Kanton und<br />

Bund – bestimmt ihre eigene Steuer.<br />

Jeder Kanton setzt seine jeweilige Steuer -<br />

quote fest, und die einzelnen Gemeinden<br />

können auf diese sogenannte Staatssteuer<br />

einen Hebesatz festlegen. Der Bund erhält<br />

eine eigene Steuer. Sämtliche Steuern<br />

werden einmal im Jahr berechnet.<br />

Man hält in der Schweiz den Steuerzahler<br />

für wirklich mündig, Steuern werden nicht<br />

einfach vom Gehalt abgezogen, sondern<br />

über Rechnung erhoben. Der wesentliche<br />

Unterschied zum deutschen System besteht<br />

nun allerdings darin, dass nicht die<br />

Politiker den Steuersatz festsetzen, son -<br />

dern das Stimmvolk. Dies ist der ganz we -<br />

sentliche Unterschied, der das Schweizer<br />

Steuersystem so langfristig berechenbar<br />

macht, denn Sie können sich vorstellen,<br />

was mit einem Politiker passiert, der beim<br />

Volk eine Steuererhöhung beantragt. Nun<br />

kommen natürlich auch auf Schweizer<br />

Politiker, insbesondere auf Kommunal -<br />

politiker, wie in Deutschland viele Wünsche<br />

zu. Da geht es um Schwimmbäder, Stadt -<br />

hallen, Umgehungsstraßen und anderes.<br />

Gern würde jeder Politiker diese Wünsche<br />

erfüllen, denn er will ja wiedergewählt<br />

werden. Dieses Problem gibt es in der<br />

Schweiz genauso wie in Deutschland.<br />

Auch der Schweizer Politiker will wieder -<br />

gewählt werden. Aber wenn in der Schweiz<br />

ein Politiker ein größeres Projekt verwirk -<br />

lichen will, wenn er zum Beispiel in einer<br />

Gemeinde ein Schwimmbad bauen will,<br />

dann muss er dieses Projekt finanzieren<br />

können. Kreditfinanzierung ist auf kommu -<br />

naler und kantonaler Ebene in der Schweiz<br />

nur schwer möglich. Das bedeutet, dass<br />

der Politiker, der ein Schwimmbad bauen<br />

will und das Geld dafür nicht in seinem<br />

Budget hat, vor die Gemeinde treten und<br />

eine Steuererhöhung beantragen muss.<br />

Und die wird in der Regel, ich habe es<br />

schon erwähnt, abgelehnt. Ich verrate Ihnen<br />

sicher kein Geheimnis, wenn ich Ihnen<br />

sage, dass die Anzahl der Schwimmbäder<br />

in der Schweiz höchstens halb so groß ist<br />

wie in Deutschland.<br />

Zum Thema Bürokratie: Mein erster Behördengang<br />

in der Schweiz war für mich ein<br />

wirkliches Schlüsselerlebnis. Ich bin dort,<br />

so wie ich das in Deutschland immer ge -<br />

wohnt war, bei der Behörde erschienen<br />

und habe um die nötigen Formulare ge -<br />

beten. Als die Gemeindemitarbeiter erfahren<br />

hatten, dass ich neu hinzuziehe, erschien<br />

sofort der Chef der Gemeindeverwaltung<br />

um mich persönlich zu begrüßen: Er freute<br />

sich, dass ich Frick als Gemeinde ausge -<br />

wählt hatte und hier meine Steuern be -<br />

zahlen wollte. Weiterhin fragte er mich, wie<br />

er mich denn unterstützen könnte, damit<br />

ich jetzt mit der Bürokratie fertig werden<br />

könne. Und er hat mir auch noch viele<br />

weitere Tipps mitgegeben. So etwas habe<br />

ich in Deutschland oder in Amerika nie<br />

erlebt. In der Schweiz gibt es eben Wahl -<br />

beamte, die gewohnt sind, kundenorientiert<br />

zu denken.<br />

Das gleiche gilt für Krankenversiche rungen:<br />

In Deutschland schaffen wir es auch mit<br />

viel Bürokratie nicht, die Kosten unter<br />

Kontrolle zu bringen. Auch die Schweiz<br />

hat ein gewisses Kostenproblem, aber es<br />

ist quantitativ nicht vergleichbar mit dem in<br />

Deutschland. Und woran liegt das? Es ist<br />

in der Schweiz per Gesetz verboten, bei<br />

Krankenversicherten mit Einkommen, die<br />

über dem Sozialhilfesatz liegen, alle Aus -<br />

lagen zu erstatten. Von daher hat der Ver -<br />

sicherte immer eine gewisse Eigenbeteili -<br />

gung. Die Eigenbeteiligung führt dazu,<br />

23


dass der Versicherte jede Rechnung, die<br />

er von einem Arzt oder einem Kranken -<br />

haus erhält, sehr genau kontrolliert.<br />

Ein weiterer ganz wichtiger Punkt für Un -<br />

ter nehmer ist das Thema Arbeitsrecht,<br />

Kündigungsschutz und Tarifverträge. Die<br />

längste gesetzliche Kündigungsfrist in der<br />

Schweiz beträgt drei Monate ohne Abfin -<br />

dun gen. Wenn ich das unseren Kollegen in<br />

Deutschland erzähle, beneiden Sie uns um<br />

die Schweizer Verhältnisse. Tarifverträge<br />

spielen in der Schweiz keine große Rolle.<br />

Wir können also mit unseren Mitarbeitern<br />

zu Marktbedingungen die Löhne frei aus -<br />

handeln. Im Ergebnis zahlen wir relativ hohe<br />

Löhne, die dem Marktniveau in der Schweiz<br />

entsprechen.<br />

Ein weiterer Pluspunkt in der Schweiz liegt<br />

in der möglichen Altersteilzeit. Sie führt zu<br />

keinen Abstrichen bei der Rentenversiche -<br />

rung, denn die Schweiz kennt eine kapital -<br />

gebundene Rentenversicherung. Als Basis<br />

der Rentenzahlung dienen die über das<br />

gesamte Arbeitsleben akkumulierten Ein -<br />

zahlungen.<br />

24<br />

Woran liegt es, dass es Unternehmen in<br />

der Schweiz in vielerlei Hinsicht leichter<br />

gemacht wird als in Deutschland? Frau<br />

Dr. Busch sagte heute, wir hätten die fal -<br />

schen Politiker. Woran könnte es wiederum<br />

liegen, dass wir die falschen Politiker haben?<br />

Werfen wir einen Blick auf die Statistiken:<br />

Lehrer, Beamte und Gewerkschafter domi -<br />

nieren den Bundestag. Man kann darüber<br />

diskutieren: Stellen diese Berufsgruppen<br />

wirklich die besseren Politiker? Hier sehe<br />

ich einen großen Vorteil im System der<br />

Schweiz. In unserem Dorf ist der Großrat<br />

(entspricht einem deutschen Landtags -<br />

abgeordneten) ein Bäcker. Dies ist nur<br />

deshalb möglich, weil in der Schweiz bis<br />

hin zum Nationalrat die Parlaments mitglieder<br />

Nebenberufspolitiker sind. Sitzungen sind<br />

so organisiert, dass es auch Nebenberufs -<br />

politikern möglich ist teilzunehmen. Durch<br />

seine Berufstätigkeit ist natürlich der Ab ge -<br />

ordnete in der Schweiz wesentlich volks -<br />

näher und pragmatischer als der deutsche.<br />

Selbstverständlich sind andererseits auch<br />

in der Schweiz in leitenden Positionen Be -<br />

rufspolitiker nötig. In diesem Fall kann ich<br />

immer noch nicht verstehen, dass ein Vor -<br />

standsvorsitzender von einem großen Un -<br />

ternehmen mehrere Hunderttausend oder<br />

vielleicht Millionen Euro Gehalt im Jahr<br />

verdient, aber ein deutscher Bundeskanzler,<br />

der Verantwortung für ein ganzes Land<br />

trägt, vielleicht mit nur 200.000 € im Jahr<br />

heimgehen muss. Das ist für mich unbe -<br />

greiflich. Natürlich müssen sich dann die<br />

Bürger mit einer Qualität von Politikern<br />

zufrieden geben, die einem solchen Gehalt<br />

entsprechen.<br />

Mit Interesse beobachte ich das Thema<br />

“Anzahl der nötigen Abgeordneten in<br />

einem Parlament”: Ich sehe 600 Bundes -<br />

tagsabgeordnete vor mir und versuche mir<br />

jeden vorzustellen: Was denkt so ein Bun -<br />

destagsabgeordneter, wenn er gewählt<br />

wird? Jeder möchte oder muss ja letztlich<br />

seinen Wählern beweisen, dass er ein ganz<br />

wichtiger Abgeordneter ist. Deswegen wird<br />

jeder dieser 600 Abgeordneten versuchen,<br />

mindestens ein Gesetz im Laufe der Bun -<br />

destagsperiode mitverantwortlich zu initi -<br />

ieren. Die Folgen sind eine wachsende Ge -<br />

setzesflut und – auch hier – eine wachsen de


Bürokratie. Ein Ergebnis dieser Ge setzesflut<br />

ist, dass weltweit in den Rechtswissen -<br />

schaften die meisten Veröffent lichungen<br />

in Deutsch erfolgen. Das ist in keiner<br />

ande ren Wissenschaft so. Wie jeder weiß,<br />

ist die beherrschende Sprache der Natur -<br />

wissenschaften Englisch.<br />

Man könnte das Problem der Gesetzesflut<br />

durch verschiedene Maßnahmen lösen: Es<br />

wird ein neues Gesetz verabschiedet, nach -<br />

dem jedes neu eingebrachte Gesetz die<br />

Löschung von zwei alten bedingt. Ebenso<br />

könnte eine Verkleinerung des Bundes -<br />

tags Wunder bewirken, weil nur noch 300<br />

Abgeordnete dann auch weniger Gesetze<br />

einbringen können.<br />

Jetzt kommen wir zu einem weiteren wich -<br />

tigen deutschen Problem, dem Thema Neid.<br />

In den 70er Jahren hat es geheißen: Man<br />

muss die Belastbarkeit der Unternehmen<br />

testen. Gewerkschaften und verschiedene<br />

Politiker haben den Zeigefinger gegen die<br />

Unternehmer erhoben und zur moralischen<br />

Jagd auf die Unternehmer geblasen. Unter<br />

diesem negativen Bild, das damals von<br />

den Unternehmern gezeichnet worden ist,<br />

haben wir Unternehmer heute noch zu lei -<br />

den. Die meisten Bürger wollen deshalb<br />

zwar Unter nehmen, die Arbeitsplätze bie -<br />

ten, aber Un ternehmer, die Geld verdie nen,<br />

will man eigentlich nicht haben. Als Un -<br />

ternehmer muss ich aber viel Geld ver -<br />

dienen, denn ich brauche Geld, um mein<br />

Unternehmen weiterzuentwickeln und neue<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn man dem<br />

Unternehmer das Geld über steuerliche<br />

und andere Rahmenbedin gun gen über<br />

Jahrzehnte hinweg systema tisch weg nimmt,<br />

dann kommen wir zu dem be kannten Zu -<br />

stand, dass die familiengeführ ten Unter -<br />

nehmen unter Kapitalarmut leiden. Sie sind<br />

dann nicht mehr in der Lage, Ar beitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Auch Jürgen Heraeus hat heute das Thema<br />

Neid erwähnt, wie er es in der Schule mit -<br />

erlebt hat. Ich kann dies nur aus eigener<br />

Erfahrung aus meiner Kindheit bestätigen.<br />

Während ich diesen Vortrag hier vorberei -<br />

tet habe, habe ich deshalb gestern Abend<br />

meinen ältesten Sohn gefragt, ob er schon<br />

mal in der Schu le auf den Reichtum der<br />

Eltern angespro chen worden ist. Da hat er<br />

mich mit großen Augen an geschaut, als ob<br />

ich vom Mond käme. Neid ist für unsere<br />

Kinder in der Schweiz über haupt kein<br />

Thema.<br />

Neid beeinflusst das Denken der Bürger<br />

und wirkt sich deshalb langfristig auf die<br />

wirtschaftliche Entwicklung aus. Neid setzt<br />

ausschließlich negative Energien frei und<br />

hindert den Menschen daran, positiv für<br />

sein eigenes Schicksal tätig zu werden.<br />

Eher überlässt er es dem Staat, für ihn zu<br />

handeln. Als ein Ergebnis der deutschen<br />

Sozialpolitik hat die Bevölkerung in den<br />

letzten 30 Jahren eine Vollkasko-Mentalität<br />

entwickelt. Zwar ist im Moment diesbe züg -<br />

lich ein echter Paradigmenwechsel er kenn-<br />

bar, aber er wird nicht von heute auf morgen<br />

Ergebnisse zeigen. Es hat eine Generation<br />

gedauert, bis wir so weit gekommen sind,<br />

und ich fürchte, es wird wieder eine Gene -<br />

ration dauern, bis wir das alles wieder zu -<br />

rückdrehen können.<br />

Underberg hat vor 30 Jahren die Entschei -<br />

dung getroffen, die Dachgesellschaft in die<br />

Schweiz zu verlegen. Wir müssen heute<br />

leider feststellen, dass die deutsche Politik<br />

seither diese Entscheidung gerechtfertigt<br />

hat. Die Standortfaktoren in Deutschland<br />

haben sich weiter verschlechtert. Leider<br />

rechnen wir nicht mit einer schnellen Ver -<br />

änderung. Wir haben als Familie in der<br />

Schweiz positive Erfahrungen gemacht und<br />

wollen der nächsten Generation ebenso<br />

unternehmerisches Handeln ermöglichen<br />

und ein funktionierendes Unternehmen<br />

übergeben.<br />

Wir erleben allerdings derzeit einen unbe -<br />

streitbaren Paradigmenwechsel in der Politik<br />

und der öffentlichen Meinung. Deutschland<br />

hat zum ersten Mal seit 30 Jahren eine<br />

realistische Chance, die Weichen neu zu<br />

stellen. Vielleicht werden wir in einigen<br />

Jahren wesentlich bessere Bedingungen<br />

für Unternehmer in Deutschland vorfinden.<br />

Bitte unterstützen Sie uns dabei. Es liegt<br />

auch in Ihrer Hand.<br />

25


26<br />

Faktor Nachfolge –<br />

Was tun?<br />

Prof. Dr. Peter May, Gründer und Geschäftsführer,<br />

INTES Akademie für Familienunternehmen GmbH<br />

Wie Unternehmer sich ihre Nachfolge<br />

wünschen<br />

Die Bewältigung der Nachfolge ist eine der<br />

zentralen Herausforderungen im Lebens -<br />

zyklus eines Familienunternehmens. Die<br />

INTES Akademie für Familienunternehmen<br />

hat deshalb im Jahre 2003 gemeinsam mit<br />

der Fachhochschule der Wirtschaft in<br />

Bergisch-Gladbach eine großangelegte<br />

empirische Untersuchung zu diesem The -<br />

menkomplex durchgeführt. Wir wollten her -<br />

ausfinden, mit welchen Einstellungen, Wün -<br />

schen und Hoffnungen die deutschen Fa -<br />

milienunternehmer dem Phänomen Nach -<br />

folge begegnen, insbesondere welche<br />

Nachfolgekonzepte sie bevorzugen und<br />

warum.<br />

Die Resonanz war beachtlich. Von 2000<br />

versandten Fragebögen wurden 251 bearbeitet<br />

zurück geschickt, was einer Rücklauf -<br />

quote von 12,55 % entspricht. Mehr noch:<br />

Über 75 % der Rücksender signalisierten<br />

ausdrücklich ihr Interesse, die Thematik in<br />

einem persönlichen Gespräch zu vertiefen.<br />

Familieninterne Nachfolge immer<br />

noch favorisiert<br />

Auch die Ergebnisse der Studie waren von<br />

uns in dieser Eindeutigkeit nicht erwartet<br />

worden. Von “Nachfolge-Müdigkeit” als Re -<br />

sultat des oft beschworenen Werte wandels<br />

ist bei den deutschen Familienunternehmern<br />

zumindest in der Übergeber-Generation<br />

noch wenig zu spüren.<br />

So äußerten annähernd 75 % der Befragten<br />

den ausdrücklichen Wunsch, das Unter -<br />

nehmen in der nächsten Generation im<br />

Familienbesitz zu erhalten. Nur 6,4 % sehen<br />

in einem MBO, einem MBI oder einem Ver -<br />

kauf an Dritte ein für sie geeignetes Nach -<br />

folgemodell.<br />

Auch in Punkto Führungsnachfolge sind<br />

die Wunschvorstellungen eindeutig auf fa -<br />

milieninterne Lösungen gerichtet. 51,4 %<br />

der Befragten wünschen sich, in der Füh -<br />

rung des Unternehmens durch ein oder<br />

mehrere Familienmitglieder “beerbt” zu<br />

werden. Das sind mehr als zwei Drittel der -


jenigen Befragten, die ihr Unternehmen im<br />

Familienbesitz erhalten wissen wollen. Der<br />

archaische Wunsch, ein geschaffenes Le -<br />

benswerk an sein “eigen Fleisch und Blut”<br />

weiter zu geben, hat also wenig von seiner<br />

Strahlkraft eingebüßt. Auch die Begrün dun -<br />

gen scheinen kaum gewandelt. Fa milien -<br />

unternehmer glauben unverändert, dass die<br />

Stärken und der besondere Charakter eines<br />

Familienunternehmens unter Führung eines<br />

Mitglieds der Eigentümerfamilie am besten<br />

zur Geltung gebracht werden können.<br />

Neben traditionellen Aspekten spielt dabei<br />

die “principal agent-Problematik” eine nicht<br />

zu unterschätzende Rolle. “Unser Vermögen<br />

sollte auch von uns verwaltet werden,” gab<br />

nicht nur einer der Befragten zu Protokoll.<br />

Von einem Geschäftsführenden Gesellschafter<br />

erwarten die Beteiligten aufgrund der<br />

Interessenidentität mehr Loyalität und Iden -<br />

tifikation als von einem angestellten Manager.<br />

Fremdmanagement im Familienunter -<br />

nehmen - mehr Einsicht als Leiden -<br />

schaft<br />

Führungsmodelle, bei denen das Familien -<br />

unternehmen unter Einbeziehung von oder<br />

ausschließlich durch angestellte Manager<br />

geführt werden, werden von den Befragten<br />

grundsätzlich als “second best” qualifiziert.<br />

Auf sie wird in der Regel nur zurück ge -<br />

griffen, wenn nicht genügend geeignete<br />

Nachfolger aus der Familie zur Verfügung<br />

stehen. Immerhin konnten sich 13,5 % der<br />

Befragten eine gemischte und 9,6 % eine<br />

reine Fremdführung ihres Familienunter -<br />

neh mens in der nächsten Generation vor -<br />

stellen.<br />

Kaum verwunderlich ist aber auch, dass ihr<br />

Anteil mit wachsender Unternehmensgröße<br />

zunimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein<br />

Familienmitglied über die zur Führung not -<br />

wendigen Fähigkeiten verfügt, nimmt mit<br />

wachsender Unternehmensgröße ab. Es<br />

gehört nun einmal mehr dazu, einen Kon -<br />

zern wie Aldi zu führen als ein Einzel han dels -<br />

geschäft. Reinhold Würth, der Schrauben-<br />

König, hat die Wahrscheinlich keit, dass<br />

eines seiner Kinder geeignet sein könnte,<br />

in seine Fußstapfen zu treten, vor Jahren<br />

einmal mit “weniger als 1:1 Million” bezeich -<br />

net. Wenn die Inhaber größerer Familien -<br />

unternehmen dem Fremdmanage ment auf -<br />

geschlossener gegenüber stehen, so hat<br />

dies weniger mit Leidenschaft als vielmehr<br />

mit kluger Anpassung der eigenen Wünsche<br />

an die Wirklichkeit zu tun.<br />

Doch nicht nur mit dem Wachstum des Un -<br />

ternehmens, auch mit wachsender Zahl der<br />

Gesellschafter steigt nach unserer Stu die<br />

die Bereitschaft, die Firma von Dritten führen<br />

zu lassen. Hier wird ein weiterer Aspekt des<br />

Familienunternehmens wirksam. Mit wach -<br />

sen der Gesellschafter zahl und kleiner wer -<br />

dender Beteiligung sinkt die Identifikation<br />

der Eigentümer mit ihrem Unternehmen<br />

und mit ihr die Bereitschaft, Führungs -<br />

verantwortung im „eigenen” Unternehmen<br />

zu übernehmen. Auch sind sich die Eigen -<br />

tümer von Fami lienunternehmen mit meh -<br />

re ren Gesell schaftern offensichtlich bewusst,<br />

welcher Sprengstoff darin liegen kann, dass<br />

einzelne Familienmitglieder an der Führung<br />

der gemeinsamen Firma beteiligt und an -<br />

dere von ihr ausgeschlossen werden.<br />

Haniel, unserer Kenntnis nach das Fa milien -<br />

unternehmen mit den meisten Gesell schaf -<br />

tern in Deutschland, hat daraus den Schluss<br />

gezogen, Familienmitgliedern den Weg an<br />

die Unternehmensspitze grund sätzlich zu<br />

versperren. Die Nachteile, die durch den<br />

Ausschluss eines möglicher weise besonders<br />

27


efähigten Familien mit gliedes entstehen,<br />

erscheinen der Familie geringer als die<br />

Gefahren, die durch un fähige Fa milien mit -<br />

glieder oder durch Streit um die Führungs -<br />

position entstehen können.<br />

MBO, MBI und Verkauf als “Notlösung”<br />

Nur, wenn eine Weitergabe innerhalb der<br />

Familie nicht in Betracht kommt, ist der<br />

Durchschnittsunternehmer bereit, über<br />

alternative Nachfolgelösungen wie MBO,<br />

MBI oder Verkauf nachzudenken. Auch un -<br />

ter ihnen sind die Präferenzen eindeutig<br />

verteilt. Während große, alte Unternehmen<br />

mit vielen Gesellschaftern als Exit-Szenario<br />

den klassischen Verkauf an einen strate -<br />

gischen oder einen Finanzinvestor bevor -<br />

zugen, stellen MBO und MBI die Exit-<br />

Variante für die kleinen und mittleren Un -<br />

ternehmen dar. Über die Hälfte der Unter -<br />

nehmer, die angaben, ihre Nachfolge durch<br />

MBO oder MBI regeln zu wollen, führen<br />

28<br />

Unternehmen mit einem Umsatz von weni -<br />

ger als 10 Mio. Euro. Fast die Hälfte von<br />

ihnen sind Unternehmensgründer.<br />

Als typisches Motiv für ein MBO muss<br />

dabei der Wunsch gelten, das Unter -<br />

nehmen, wenn schon nicht von einem<br />

Familienmitglied, so doch jedenfalls von<br />

einem Menschen weiter geführt zu wissen,<br />

bei dem der übergebende Unternehmer<br />

annehmen darf, dass das Le benswerk in<br />

seinem Sinne fortgeführt wird. Hierfür sind<br />

viele Unternehmer bereit, Ab striche beim<br />

Verkaufserlös hinzunehmen. Ist dieses Ziel<br />

nicht erreichbar, tritt die Maximierung des<br />

Verkaufserlöses als Moti vation stärker in<br />

den Vordergrund. Dies er klärt, warum das<br />

Management-Buy-In (MBI) mit 0,4 % bei<br />

allen Präferenznennungen ein deutig hinter<br />

dem MBO (4,0 %) und dem Verkauf an<br />

Außenstehende (2,0 %) zurück bleibt. Der<br />

klassische MBI-Kandidat kann in Bezug auf<br />

den Kontinuitätswunsch mit ei nem firmen -<br />

internen Kandidaten und in Be zug auf den<br />

zu erwartenden Kaufpreis mit einem strate -<br />

gischen Investor nicht kon ku rrieren. Er wird<br />

deshalb nur als “viert beste” Lösung empfun -<br />

den.<br />

Diskrepanz zwischen Wunsch und<br />

Wirklichkeit<br />

Bis zu diesem Punkt mag man die Er geb -<br />

nisse zu unserer Untersuchung durchaus<br />

ermutigend nennen. Würden die Wünsche<br />

Wirklichkeit, müsste uns um die Zukunft<br />

unserer Familienunternehmen nicht bange<br />

sein. Doch die Wirklichkeit sieht anders<br />

aus. Das Institut für Mittelstandsforschung<br />

(IfM) in Bonn hat im Jahre 2002 ebenfalls<br />

eine Untersuchung zum Thema Unter neh -<br />

mensnachfolge durchgeführt, dabei jedoch<br />

nicht Präferenzen, sondern Realitäten un -<br />

tersucht. Die dabei zutage geförderten<br />

Er gebnisse sprechen eine andere Sprache.


So gelingt eine familieninterne Weitergabe<br />

in weniger als der Hälfte aller Fälle. Eher<br />

häufiger kommt es zu einem Verkauf<br />

(19,2 %), einem MBI (16,1 %) oder einem<br />

MBO (12,1 %), in 7 von 100 Fällen sogar<br />

zur Stilllegung. Auch wenn die Bezugs -<br />

gruppe des IfM auch sehr viel kleinere Un -<br />

ter nehmen einschloss, lässt sich doch mit<br />

ausreichen der Sicherheit behaupten, dass<br />

zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der<br />

Unter neh mensnachfolge eine gehörige<br />

Diskrepanz besteht. Etwa einem Drittel<br />

unserer Fa milienunternehmer gelingt es<br />

nicht, ihre Zielvorstellungen von der Un ter -<br />

nehmens nachfolge zu realisieren.<br />

Die Ursache: Mangelnde Professionali -<br />

tät im Nachfolgemanagement<br />

Die Ursachen liegen auf der Hand. So pro -<br />

fessionell sich die meisten Unternehmer bei<br />

der Führung ihrer Unterneh men verhal ten,<br />

so sehr handeln sie beim Management der<br />

Nachfolge als Amateure. Ein professio nelles<br />

Nachfolgemanagement im Sinne ei nes Projektmanagements<br />

betreiben die we nigsten<br />

Unternehmer.<br />

20 % der von uns befragten Unternehmer<br />

gaben an, überhaupt noch keine Planungen<br />

zur Unternehmensnachfolge angestellt zu<br />

haben. Dass etliche dieser Unternehmer<br />

eher jünger sind, darf als ernst zu nehmende<br />

Entschuldigung nicht gelten. Zumindest<br />

einen Notfallplan, d.h. ein Konzept für den<br />

Fall des ungeplanten vorzeitigen Eintritts<br />

der Nachfolgesituation, sollte jeder Unter -<br />

nehmer haben. Denn die Nachfolgesitua -<br />

tion tritt, auch dies hat die Studie des IfM<br />

belegt, in einer statistisch signifikanten Zahl<br />

von Fällen nicht erst mit Erreichung der<br />

Altersgrenze ein. Zudem gilt: Je früher der<br />

Unternehmer mit der Planung seiner Nach -<br />

folge beginnt, desto größer ist die Wahr -<br />

schein lichkeit, dass er die gesteckten Ziele<br />

auch erreicht.<br />

Um so unverständlicher bleibt das wenig<br />

professionelle Verhalten unserer Unter-neh -<br />

mer bei der Bewältigung der Proble matik.<br />

Schließlich ist die Unternehmens-nachfolge<br />

nicht nur eine der großen Krisen im Lebenszyklus<br />

eines Familienunterneh mens, sondern<br />

zudem die einzige, die un vermeidbar eintritt.<br />

Es ist also nicht so, dass man sich auf sie<br />

nicht einstellen könnte. Auch wissen wir,<br />

was uns erwartet. Der Übergang des Eigen -<br />

tums, mehr noch der Übergang der Führung<br />

von einem Unter nehmer auf einen – mögli -<br />

cher weise mehrere – anderen, verändert<br />

Zielsetzungen, Stra tegie, Strukturen und<br />

Kultur des Unter nehmens und sorgt für<br />

Tur bulenzen. Dieser Prozess will gemanagt<br />

werden. Wer ihn dem Zufall überlässt, darf<br />

sich nicht wundern, wenn er in eine der<br />

klassischen Nachfolge fallen tappt und mit<br />

seiner Wunschvor stellung scheitert. Es ist<br />

höchste Zeit, dass die deutschen Unter -<br />

nehmer ihre Nachfolge mit der gleichen<br />

Professionalität managen, mit der sie ihre<br />

Unternehmen leiten.<br />

Professionelles Nachfolgemanagement<br />

- die wichtigsten Tipps<br />

Was aber heißt professionelles<br />

Management der Unternehmensnachfolge?<br />

1. Früh begonnen ist halb gewonnen!<br />

Wer früh genug anfängt, sich mit seiner<br />

Nachfolge auseinander zu setzen, hat eine<br />

29


Reihe von Vorteilen. Wer Zeit gewinnt,<br />

gewinnt Handlungsspielräume. So ist beispielsweise<br />

der Aufbau einer vom Unter -<br />

nehmen unabhängigen Altersversorgung -<br />

ein wichtiger Baustein eines professionellen<br />

Nachfolgemanagements – einfacher zu<br />

bewerkstelligen, wenn hierfür nicht nur fünf,<br />

sondern zwanzig Jahre zur Verfügung stehen.<br />

Gleiches gilt für den Aufbau einer alter -<br />

nativen Beschäftigung für die Zeit nach<br />

dem Ausscheiden aus der Unternehmens -<br />

führung. Zudem lässt sich manch schwierige<br />

Fragestellung um so rationaler bearbeiten,<br />

je größer der zeitliche Abstand zu ihr respektive<br />

je geringer die persönliche Betroffen -<br />

heit durch sie ist. Über Sinnhaftigkeit oder<br />

Notwendigkeit einer so genannten “Alters -<br />

guillotine”, die den Zeitpunkt für das Aus -<br />

scheiden aus Geschäftsführung und/oder<br />

Beirat verbindlich vorschreibt, lässt sich mit<br />

einem Fünfzigjährigen gewiss leichter<br />

diskutieren als mit einem Achtundsechzig -<br />

jährigen. Unser Rat ist deshalb ebenso ein -<br />

30<br />

fach wie eindeutig: Je früher Sie anfangen,<br />

sich mit Ihrer Nachfolge auseinander zu<br />

setzen desto besser.<br />

Und noch etwas: Einen Notfallplan, der re -<br />

gelt was beim ungeplanten vorzeitigen Aus -<br />

fall des Unternehmers zu geschehen hat,<br />

sollte jeder Unternehmer haben – sobald er<br />

Verantwortung übernimmt.<br />

2. Professionelles Nachfolgemanage -<br />

ment bedarf eines ganzheitlichen<br />

systemischen Ansatzes<br />

Die Regelung der Unternehmensnachfolge<br />

ist eine komplexe Problematik, bei der viele<br />

Fragen aus unterschiedlichen Bereichen angesprochen<br />

werden. Persönlich-individuelle<br />

Fragestellungen und interpersonale Themen<br />

aus dem Eltern-Kind- oder dem Geschwister-<br />

Verhältnis verbinden sich mit betriebswirt -<br />

schaftlichen Überlegungen zu Strategie,<br />

Struktur, Kultur oder Führung. Fragen aus<br />

der Vermögenssphäre treffen auf Gedanken<br />

zur rechtlichen Absicherung und zur steuer -<br />

lichen Optimierung. Keine dieser Frage -<br />

stellungen darf isoliert betrachtet werden.<br />

Komplexe Systeme müssen systemisch be -<br />

arbeitet werden. Sie bedürfen eines ganz -<br />

heitlichen Ansatzes. Professionelles Nach -<br />

folgemanagement bedeutet deshalb, eine<br />

Gesamtkonzeption zu erarbeiten und um -<br />

zusetzen, in der die verschiedenen persön -<br />

lichen, zwischenmenschlichen, betriebswirt -<br />

schaftlichen, vermögensmäßigen und recht -<br />

lich-steuerlichen Aspekte professionell be -<br />

arbeitet und integriert werden. Die Zeiten,<br />

in denen Unternehmer ihre Nachfolger aus -<br />

schließlich oder zuvorderst mit ihrem Steuerberater,<br />

ihrem Rechtsanwalt oder dem Notar<br />

besprachen, sollten endgültig der Ver gan -<br />

genheit angehören.<br />

3. Suchen Sie sich einen professio -<br />

nellen Nachfolgebegleiter<br />

Die Unternehmensnachfolge gehört zu den<br />

Problemen, die der Unternehmer nur ein<br />

Mal im Leben bewältigen muss. Für ihre<br />

Lösung mangelt es ihm demzufolge zwangsläufig<br />

an verwertbaren Erfahrungen; nur in<br />

seltenen Fällen ist er aufgrund von Vor bil -<br />

dung Experte auf diesem Gebiet. In ver -<br />

gleichbaren Situationen, etwa beim Unter -<br />

nehmenskauf, greift der kluge Unternehmer<br />

auf qualifizierte Fachleute zurück, die sich<br />

auf die Lösung solcher Probleme speziali -<br />

siert haben, und kauft sich fehlende Erfah -<br />

rung und mangelndes Expertenwissen ein.<br />

Unser Rat: Verhalten Sie sich in Bezug auf<br />

die Unternehmensnachfolge nicht anders.<br />

Zum professionellen Nachfolgemanagement<br />

gehört die professionelle Nachfolge beglei -<br />

tung, welche die verschiedenen Einzel -<br />

aspekte bearbeiten und zu einer Gesamt -<br />

konzeption integrieren kann.<br />

4. Binden Sie Ihre Familie in Ihre<br />

Nachfolgeüberlegungen mit ein<br />

Die meisten Unternehmer scheuen sich,<br />

ihre Überlegungen mit ihrer Familie zu teilen.<br />

Sie fürchten, lang gehegte Tabus zu<br />

berühren und familiäre Sprengstofffragen<br />

anzurühren; sie sind es nicht gewohnt, über<br />

eigene Ängste und Besorgnisse zu sprechen,<br />

oder sie wollen einfach nur eine schnelle<br />

Lösung ohne große Diskussionen. Ein<br />

Irrtum mit oft verhängnisvollen Folgen.<br />

Nachfolge lässt sich nicht verordnen. Zwar


kann der Unternehmer in seiner letzt -<br />

willigen Verfügung einseitig bestimmen,<br />

was er will. Eine Garantie, dass die Erben<br />

sich an das Gewollte halten, gibt es aber<br />

nicht. Selbst die scheinbar festeste juristi -<br />

sche Konstruktion ist nicht ohne Lücken<br />

und Schwächen. Und früher oder später<br />

scheitert wieder ein traditionsreiches Fami -<br />

lienunternehmen an unfähigen oder unwilli -<br />

gen Nachfolgern oder an Streit und Zwist<br />

unter den Eigentümern. Dass die Nachwelt<br />

dafür in aller Regel den Erben die Schuld<br />

zuweist, ist ebenso ungerecht wie im Ergebnis<br />

bedeutungslos. Wer will, dass die Erben<br />

die ihnen angebotene Nachfolge auch an -<br />

treten, muss sich ihr Commitment erarbei -<br />

ten. Er muss sie einbeziehen und gemein -<br />

sam mit ihnen einen “Generationenvertrag”<br />

erarbeiten, der alle für die Nachfolge rele -<br />

vanten Fragestellungen regelt.<br />

5. Wählen Sie das passende Nach -<br />

folgekonzept<br />

Die wichtigste Frage, die der Unternehmer<br />

und seine Familie in Zusammenhang mit<br />

der Nachfolge beantworten müssen, lautet:<br />

Wohin soll es gehen? Welches Nachfolge-<br />

Konzept wollen wir verwirklichen?<br />

Viele Senioren haben dazu frühzeitig eine<br />

klare Meinung, ohne sich jemals ernsthaft<br />

und intensiv mit den verschiedenen Alter -<br />

na tiven auseinander gesetzt zu haben. Sie<br />

handeln nach dem Grundsatz: Mein Wille<br />

geschehe! Und sind enttäuscht, wenn das<br />

von ihnen angestrebte Modell am fehlen -<br />

den Willen oder mangelnden Fähigkeiten<br />

der potenziellen Nachfolger scheitert. Die<br />

Tat sache allein, dass der Unternehmer eine<br />

bestimmte Form der Nachfolge wünscht,<br />

reicht nicht aus, diesen Wunsch Wirklich -<br />

keit werden zu lassen. Erfolg hat nur, wer<br />

aus der Fülle des zur Verfügung stehenden<br />

Angebotes dasjenige auswählt, das am<br />

besten zu ihm und seiner Familie passt.<br />

6. Verschaffen Sie sich einen<br />

Überblick über Ihre Optionen<br />

Dazu gehört, dass Sie sich zunächst einen<br />

Überblick über Ihre Handlungsoptionen<br />

verschaffen. Einen Königsweg, eine für alle<br />

gleichermaßen geeignete Konzeption, gibt<br />

es nicht. Vielmehr steht dem Unternehmer<br />

eine nahezu unübersehbare Variationsbreite<br />

31


XIV<br />

denkbarer Handlungsoptionen zur Verfü -<br />

32<br />

gung. Er kann seine Nachfolge innerhalb<br />

der Familie, mithilfe von Dritten oder auch<br />

durch eine Kombination von familieninter -<br />

nen und -externen Elementen lösen.<br />

Das gilt zunächst für die Führungsnach -<br />

folge. Nicht nur gewünscht, sondern auch<br />

denkbar ist, dass der Unternehmer an der<br />

Spitze durch ein oder mehrere Familienmitglieder<br />

abgelöst wird. Bei mehreren<br />

Familienmitgliedern gilt es zu entscheiden:<br />

Gibt es einen Primus inter pares oder sollen<br />

sie gleichrangig nebeneinander arbeiten?<br />

Die Familie kann die Führung des Unter -<br />

nehmens aber auch fremden Managern<br />

überlassen oder Familienmanagement und<br />

Fremdmanagement miteinander verbinden.<br />

Geklärt werden muss dann noch, ob an der<br />

Spitze des Unternehmens ein Familien -<br />

mitglied oder ein Externer stehen soll.<br />

Möglich ist beides.<br />

Gleiches gilt für die Beteiligungsnach folge.<br />

Auch sie kann innerhalb der Familie, durch<br />

Externe oder durch eine Kombination beider<br />

Ansätze gelöst werden. Bleibt das Eigen -<br />

tum in der Familie, ist eine Thronfolger-<br />

Lösung (oder auch eine Realteilung), bei<br />

der Sie die Beteiligung nur an eines Ihrer<br />

Kinder weitergeben, ebenso in Betracht zu<br />

ziehen wie die Verteilung des Unter -<br />

nehmens erbes an mehrere Kinder. Auch<br />

können Sie einzelne Kinder von der Nach -<br />

folge ausschließen oder ihre Anteile un -<br />

gleich vererben, z.B. um einem für die<br />

Führungsnachfolge ausersehenen Kind<br />

eine größere, vielleicht gar dominierende<br />

Beteiligung zukommen zu lassen. Denkbar<br />

ist aber auch, die Beteiligungsnachfolge<br />

ebenso wie die Führungsnachfolge durch<br />

Dritte zu lösen. Hierfür kommen ein Ver -<br />

kauf oder die Eigentumsübertragung auf<br />

eine <strong>Stiftung</strong> in Betracht. Schließlich lassen<br />

sich familieninterne und externe Lösungs -<br />

ansätze auch hier miteinander kombinieren.<br />

Eine <strong>Stiftung</strong> muss nicht alle Anteile an der<br />

Firma übernehmen, und statt eines<br />

Verkaufes ist auch ein Teilverkauf, z.B.<br />

durch eine Managementbeteiligung, ein<br />

Going public oder die Aufnahme eines<br />

finanziellen oder strategischen Partners<br />

möglich, wobei sowohl Mehrheits- als auch<br />

Minderheits beteiligungen denkbar sind.<br />

Die Zahl ihrer Möglichkeiten wird noch da -<br />

durch vermehrt, dass die verschiedenen<br />

Optionen in unterschiedlicher Weise mit -


einander kombiniert werden können. Die<br />

Nachfolge in das Eigentum am Unter neh -<br />

men kann der Regelung der Führungsnachfolge<br />

folgen, muss es aber nicht. So ist<br />

z. B. denkbar, die Führung des Unterneh -<br />

mens einem Kind zu übertragen, das Eigentum<br />

aber mehr oder minder gleichmäßig an<br />

alle zu verteilen. Oder die Führung einem<br />

Familienfremden anzuvertrauen, das Eigen -<br />

tum aber gleichwohl in der Familie zu be -<br />

halten. Oder die Führung in der Familie zu<br />

behalten, sie möglicherweise gar gleich -<br />

rangig auf mehrere Familienmitglieder zu<br />

verteilen, und etwa auftretende Pattsitua -<br />

tionen durch die Hereinnahme außen -<br />

stehen der Beteiligter (z.B. eines Finanz -<br />

investors) aufzulösen. Die Zahl denkbarer<br />

Kombinationsmöglichkeiten ist nahezu un -<br />

begrenzt. Sie sollten Sie kennen, wenn Sie<br />

nicht wertvolle Ansätze zur optimalen Lö sung<br />

Ihrer Nachfolgesituation verschenken wollen.<br />

7. Bewerten Sie die verschiedenen<br />

Optionen unter Zuhilfenahme des<br />

INTES-Prinzips<br />

Das Wissen um die Vielzahl der zur Ver -<br />

fügung stehenden Optionen ist tröstlich<br />

und problematisch zugleich. Tröstlich, weil<br />

es kaum denkbar erscheint, dass sich unter<br />

den vielen Gestaltungsmöglichkeiten nicht<br />

mindestens eine verbirgt, die zu Ihnen und<br />

Ihrer Familie passt. Eines ist sicher: Es gibt<br />

zumindest eine, die besser passt als alle<br />

anderen. Und damit sind wir beim Problem.<br />

Welche ist das? Wie finden wir das heraus?<br />

Bei diesem Schritt des Nachfolgemanage -<br />

ments geht es darum, die Optionen mitein -<br />

ander zu vergleichen und zu bewerten.<br />

Dabei sollten Sie sich von einigen einfachen<br />

Grundsätzen leiten lassen.<br />

Erstens: Bei der Bewertung müssen sowohl<br />

die Wünsche und Ziele als auch die Fähig -<br />

keiten der Familie berücksichtigt werden.<br />

Es nützt nichts, dass eine Option möglich<br />

ist; sie muss auch gewollt sein. Ermitteln<br />

Sie deshalb sorgfältig, welche Wünsche,<br />

Motive und Zielsetzungen die einzelnen<br />

Familien mitglieder leiten, und messen Sie<br />

die ver schiedenen Nachfolgeoptionen an<br />

diesen Kriterien. Andererseits reicht es<br />

auch nicht, dass eine bestimmte Nachfolge -<br />

option von den Beteiligten gewollt ist. Was<br />

nützt es, dass die Beteiligten eine<br />

Führungs nach folge durch ein Familienmit -<br />

glied wollen, wenn niemand bereit steht,<br />

der die not wendigen Fähigkeiten aufweist?<br />

Und was nützt es, dass Sie die Firma in der<br />

Familie halten wollen, wenn doch allen klar<br />

ist, dass dafür in den kommenden Jahren<br />

ein Kapi tal einsatz erforderlich sein wird,<br />

den die Fa milie aus eigener Kraft nicht<br />

erbringen kann oder will? Ebenso unverzichtbar<br />

wie die Er mittlung des Gewollten ist es,<br />

diese Wunsch vorstellung an der Wirklich -<br />

keit zu spiegeln und kritisch zu hinterfragen,<br />

inwie weit das Gewollte einem an den Fähigkei<br />

ten der Be teiligten orientierten Realitäts -<br />

test stand hält.<br />

Zweitens: Bei der Beurteilung der Ziele und<br />

Fähigkeiten kommt es nicht allein auf den<br />

übergebenden Unternehmer an. Vielmehr<br />

müssen alle Familienmitglieder einbezogen<br />

werden. Nachfolge – ich werde nicht müde,<br />

dies zu betonen – lässt sich nun einmal nicht<br />

anordnen. Erst wenn Sie die Wünsche, Ziele<br />

und Fähigkeiten aller Beteiligten kennen,<br />

kön nen Sie einschätzen, was geht und was<br />

nicht.<br />

Drittens: Spätestens seit der Vorstellung<br />

des INTES-Prinzips (siehe dazu u. a. mein<br />

Buch “Lernen von den Champions”) sollte<br />

jedem Unternehmer bewusst sein, dass<br />

unternehmerische Entscheidungen nicht<br />

allein von Aspekten auf der Unternehmens -<br />

ebene bestimmt werden. Ebenso gilt es, persönliche<br />

Ziele und Fähigkeiten, Ver mögens -<br />

situation und Vermögensplanung sowie die<br />

besondere Struktur der Eigen tümerfamilie<br />

zu berücksichtigen. Dies gilt im besonderen<br />

Maße für die Gestaltung der Unternehmensnachfolge.<br />

Für einen Unter nehmer, der sich<br />

in zwei Jahren aus der Führung zurückziehen<br />

möchte, macht es nun einmal keinen Sinn,<br />

die Übergabe der Führungsverantwortung<br />

auf ein Familien mitglied zu diskutieren, wenn<br />

das einzig in Betracht kommende Kind ge -<br />

ra de 16 Jahre alt ist. Ebenso sollten Modelle<br />

einer ge mein schaftlichen Fortführung des<br />

Unter nehmens in Führung und/oder Betei -<br />

ligung nur dann ernsthaft in Erwägung ge -<br />

zogen werden, wenn die Eigentümer auf<br />

familiärer Ebene ein ausreichend großes<br />

Maß an Einigkeit besitzen oder erwerben<br />

können. Zu einer professionellen Nachfolge -<br />

ent schei dung gehört es deshalb, die ver -<br />

schiedenen Optionen an allen vier Elemen -<br />

ten des INTES-Prinzips zu messen.<br />

Tut man dies für die gesamte Familie, wer -<br />

den die maßgeblichen Spannungsfelder<br />

schnell deutlich und bereiten den Raum für<br />

eine ausgewogene Entscheidungsfindung<br />

zwischen Ratio und Emotion.<br />

33


Viertens: Nur in den seltensten Fällen hat<br />

man das Glück, dabei auf eine Nachfolgeoption<br />

zu stoßen, die ausschließlich Vor -<br />

züge bietet. Regelmäßig weisen die verschiedenen<br />

Optionen sowohl Vorteile als<br />

auch Nachteile auf. Akzeptieren Sie deshalb,<br />

dass Sie eine Entscheidung treffen<br />

müssen. Handeln Sie nach dem alten<br />

Sprichwort: “Nimm was du willst,” sagte<br />

Gott, “und zahle dafür!”, und wählen Sie<br />

dasjenige Modell aus, dessen Vorzüge<br />

seine Nachteile am deutlichsten übertreffen.<br />

8. Entwickeln Sie Ihren persönlichen<br />

Nachfolge-Fahrplan<br />

Mit der Entscheidung für eine bestimmte<br />

Nachfolgeoption ist ein besonders wichtiger,<br />

keineswegs aber der letzte Schritt für ein<br />

erfolgreiches Projektmanagement in Sachen<br />

Nachfolge getan. Nun gilt es, alle im Zu -<br />

sammenhang mit dem gewollten Nachfolge -<br />

konzept relevanten Fragestellungen zu er -<br />

mitteln, in eine richtige Reihenfolge zu brin -<br />

gen und zu bearbeiten. Dazu sollten Sie auf<br />

die bewährten Regeln des Projektmanage -<br />

ments zurückgreifen. Mithilfe der drei<br />

klassi schen Fragestellungen: Was? Wann?<br />

Wer? können Sie Ihren ganz individuellen<br />

Nachfolge-Fahrplan für Ihre Familie und Ihr<br />

Unternehmen entwickeln.<br />

9. Verwenden Sie besondere Sorgfalt<br />

auf die Ermittlung und Bearbeitung<br />

der relevanten Fragestellungen<br />

34<br />

Besonderen Wert sollten Sie auf die Er -<br />

mittlung der relevanten Fragestellungen<br />

verwenden. Hier müssen Sie sorgsam und<br />

umsichtig vorgehen. Jede unbearbeitete<br />

Frage stellt einen potenziellen Sprengsatz<br />

dar, der den Erfolg Ihrer Bemühungen –<br />

mitunter erst Jahre später – vereiteln kann.<br />

Welche Fragen Relevanz haben, hängt<br />

neben den individuellen Gegebenheiten in<br />

Ihrer Familie vor allem von dem gewählten<br />

Nachfolge-Konzept ab. Es ist unmittelbar<br />

einleuchtend, dass ein Verkauf des Unter -<br />

nehmens oder die Übergabe an eine Stif -<br />

tung eine andere Agenda erfordern, als<br />

eine Übergabe innerhalb der Familie.<br />

Beispielhaft möchte ich Ihnen nachstehend<br />

einen typischen Fragenkatalog vorstellen,<br />

wie er sich bei einer familieninternen Thronfolger-Lösung<br />

ergibt. Vergleichbare Fragen -<br />

kataloge lassen sich auch für jede andere<br />

Nachfolgeoption entwickeln:<br />

– Wie bereiten wir die Beteiligten auf die<br />

Entscheidung und ihre Konsequenzen vor?<br />

– Wann, nach welchen Regeln und durch<br />

wen wird die Auswahlentscheidung<br />

getroffen?<br />

– Wie gehen wir mit “weichenden Erben”<br />

um?<br />

– Wie lassen sich die typischen Probleme<br />

beim Übergabeprozess in den Griff<br />

bekommen (Eintrittszeitpunkt, Übergabefahrplan,<br />

Sielregeln)?<br />

– Was macht der Senior danach?<br />

– Wie sichern wir den Lebensstandard des<br />

Seniors und seines Lebenspartners nach<br />

dem Ausscheiden aus dem Unternehmen?<br />

– Wie sorgen wir für eine evolutionäre<br />

Anpassung des Unternehmens durch<br />

den Junior?<br />

– Welche rechtlichen Gestaltungen sind<br />

notwendig und wann sollten sie ge -<br />

troffen werden?<br />

– Wie reduzieren wir die Belastung durch<br />

Erbschaftssteuer resp. wie stellen wir<br />

sicher, dass die hierfür benötigte<br />

Liquidi tät zeitpunktgenau zur Verfügung<br />

steht?<br />

Das Gleiche wie für die Ermittlung gilt auch<br />

für die Bearbeitung der relevanten Frage -<br />

stellungen. Nicht nur vergessene, auch un -<br />

zureichend bearbeitete Themenkomplexe<br />

können sich zum Sprengstoff für die Nach -<br />

folgelösung entwickeln. Ich möchte Sie des -<br />

halb bitten, bei Ihrer Arbeit mit dem Nach -<br />

folge-Fahrplan vor allem zwei Maximen zu<br />

beachten, deren Befolgung gerade starken<br />

Patriarchen und auf Konsens program mier -<br />

ten Unternehmerfamilien schwer fällt. Sie<br />

lauten: “Keine Tabus” und “Schneller ist<br />

nicht immer besser”.<br />

10. Vermeiden Sie die vier klassischen<br />

Nachfolgefallen<br />

Zahlreiche internationale Studien belegen<br />

es und unsere Erfahrung bestätigt es immer


wieder aufs Neue: Es sind vor allem vier<br />

klassische “Fallen”, die Ihre Nachfolge zum<br />

Scheitern bringen können.<br />

Erstens: Nicht wollen.<br />

Unternehmer muss man sein aus Leiden -<br />

schaft, weil es sonst Leiden schafft. Unter -<br />

nehmer, die sich gegen ihre innere Über -<br />

zeugung zur Nach folge drängen lassen, ste -<br />

hen stärker als andere in der Gefahr zu<br />

schei tern. Oft genug rich ten sie irgend etwas<br />

zugrunde – entweder das Unternehmen<br />

oder sich selbst, nicht selten sogar beide.<br />

Zweitens: Nicht können.<br />

Jedes Unternehmen steht im Wettbewerb.<br />

Und in dem werden auf Dauer nur die<br />

Besten bestehen. Für den Erfolg aber ist<br />

kein Faktor so bedeutsam wie die Qualität<br />

des Mannes oder der Frau an der Unter -<br />

nehmensspitze. Sorgen Sie also dafür, dass<br />

Fähigkeiten und nicht Familienzuge hörigkeit<br />

die Auswahlentscheidung dominiert. Eine<br />

schwache Führung können Sie sich nicht<br />

leisten. Es geht bekanntlich wesentlich<br />

schneller, ein Unternehmen zu ruinieren als<br />

es aufzubauen. Ein Grundsatz, den allzu<br />

viele Familienunternehmer schmerzhaft<br />

erfahren mussten.<br />

Drittens: Nicht loslassen.<br />

Ein weiterer Misserfolgsfaktor sind oft<br />

genug die übergebenden Unternehmer<br />

selbst. Nicht wenige haben Schwierigkeiten<br />

loszulassen. Noch als über 70jährige ver su -<br />

chen sie, dem Unternehmen ihren Stempel<br />

aufzudrücken und zu verdrängen, dass auch<br />

sie mit zunehmendem Alter nicht stärker wer -<br />

den oder gar unsterblich sind. Nicht selten<br />

kommt es zu Streitigkeiten mit dem Nach -<br />

folger, bei denen das Unternehmen nur<br />

verlieren kann. Wahrhaft große Unter nehmer<br />

schaffen es, in ihrem Leben zwei Aufgaben<br />

mit Bravour zu meistern: Zunächst ein groß -<br />

artiges Unternehmen auf- oder aus zubauen,<br />

und ihm dann rechtzeitig jene Struk turen<br />

und Menschen zu vermitteln, die es möglich<br />

machen, dass sich das Unter nehmen auch<br />

nach dem Ausscheiden seines Protagonisten<br />

erfolgreich weiter entwickeln kann.<br />

Viertens: Nicht vertragen.<br />

Die wahrscheinlich größte Gefahr jedoch<br />

stellt der so genannte NEM-Virus dar. Streit<br />

als Folge von Neid, Eifersucht und Miss -<br />

gunst unter den Gesellschaftern gilt unter<br />

Experten als der größte Wertvernichter im<br />

Familienunternehmen. Ausgeschlossen ist<br />

er nur dort, wo Führung und Kapital unge-<br />

teilt in einer Hand verbleiben. Es ist gewiss<br />

kein Zufall, dass die durchschnittliche Le -<br />

bensdauer von Familienunternehmen mit<br />

sog. Thronfolger-Modellen signifikant höher<br />

liegt als das derjenigen, die sich für eine<br />

“gerechte” Erbteilung entscheiden.<br />

Über legen Sie also genau, für welches<br />

Nach folgekonzept Sie sich entscheiden.<br />

Und geben Sie sich bitte nicht dem Irr glau -<br />

ben hin, bei Ihrer Familie sei alles an ders<br />

als anderswo. “No family business, if you<br />

really scratch the surface on it, is idyllic,”<br />

hat der finnische Erfolgsunternehmer<br />

Krister Ahlström dazu bemerkt. Wer sich<br />

nicht zu einer Thronfolgerlösung durch rin -<br />

gen kann, sollte deshalb zwingend für ein<br />

professionelles Familienmanagement sor -<br />

gen und sicherstellen, dass die Familie<br />

dauerhaft jenes Maß an Commitment für<br />

das Unternehmen und Harmonie in der<br />

Familie erreicht, das notwendig ist, um als<br />

Familien unternehmen mehr als eine Gene -<br />

ration er folgreich sein zu können. Von allein<br />

stellt sich dieser Erfolg nicht ein. Eine Fest -<br />

stellung, die für das gesamte Manage ment<br />

der Unternehmensnachfolge Gültigkeit hat.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein<br />

gutes Gelingen.<br />

35


36<br />

Brauchen wir eine neue<br />

Mittelstandspolitik?<br />

Prof. Dr. Lothar Späth, Ministerpräsident a.D.<br />

von Baden-Württemberg<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

lassen Sie mich zur Frage “Brauchen wir<br />

eine neue Mittelstandspolitik?” einige stich -<br />

wortartige Schwerpunkte setzen, denn ich<br />

spreche hier zu einem Kreis, dem ich nicht<br />

lang und breit erzählen muss, was Mittel -<br />

stand ist und warum wir Mittelstand brau -<br />

chen. Die entscheidende Frage ist: Wie<br />

kommen wir wieder zu einem insgesamt<br />

leistungsfähigeren Mittelstand? Und der<br />

Gedanke, dass wir dafür etwa eine neue<br />

Politik der Förderung des Mittelstandes<br />

brauchen, ist meiner Meinung nach bereits<br />

der erste falsche Ansatz.<br />

Wir müssen uns darauf besinnen, dass das<br />

Thema Mittelstand für Deutschland eine<br />

besondere Bedeutung hat, die ich insbe -<br />

sondere jetzt erkenne, seit ich für Merrill<br />

Lynch arbeite, d.h. für ein etwas größeres<br />

mittelständisches, internationales Unter neh -<br />

men. Dort habe ich nämlich eines entdeckt:<br />

Dieselben Leute, die in Amerika die Nase<br />

rümpfen, wenn sie über die deutschen Un -<br />

ternehmen reden, haben einen unglaub -<br />

lichen Drang, innovative deutsche Mittel -<br />

ständler aufzukaufen, um mit diesen Unter -<br />

nehmen mit Hilfe von Plattform konzepten<br />

auf die internationalen Märkte zu gehen.<br />

Das heißt, man hat auch in den USA<br />

entdeckt, dass dieser Mittel stand in einer<br />

ganz besonderen Weise das Rückgrat der<br />

deutschen Wirtschaft ist, und wir sorgen<br />

uns um diesen Mittelstand des halb, weil<br />

inzwischen auch die Politik über haupt<br />

keine Alternative hat, wenn es zur<br />

Beantwortung der Frage kommt, wer in<br />

Zu kunft die Arbeitsplätze in Deutschland<br />

si chern soll, wenn nicht der Mittelstand.<br />

Dabei müsste das Anliegen der Politik,<br />

Arbeitsplätze zu sichern, im Grunde ein<br />

automatisches Abfallprodukt von initiativer<br />

Unternehmenspolitik sein und nicht um -<br />

gekehrt. Langsam habe ich das Gefühl, wir<br />

sind dabei, gewissermaßen eine Art Ar -<br />

beitsplatzverwaltung in Deutschland zu<br />

gestalten, und behaupten, das sei Wirt -<br />

schaftspolitik. Ich habe nichts dagegen,<br />

wenn alle Arbeitslosen Ich-AGs werden –<br />

ich habe nach meinem Ausscheiden bei<br />

Jenoptik auch gerade eine gegründet, und<br />

beschäftige ein paar Leute. Aber ich habe<br />

die große Sorge, dass diese Arbeitslosen,<br />

die in der ersten Runde von den Betrieben<br />

entlassen auf den Arbeitsmarkt kommen,<br />

nicht gerade die sind, die nun die beson -<br />

ders Unternehmerischen wären. Es liegt ja


nicht unbedingt in der Natur der Sache,<br />

dass man sagt, wir schmeißen jetzt mal die<br />

Unternehmerischsten raus, damit die an -<br />

deren weiter beschäftigt werden können.<br />

Aber wenn Sie jetzt die Diskussion über<br />

Arbeitsmarkt und Arbeitsplatzschaffung<br />

hören, dann haben Sie das Gefühl, Sie<br />

könnten aus den vier Millionen Arbeits -<br />

losen einfach vier Millionen Ich-AGs ma -<br />

chen und das Arbeitslosenthema wäre er -<br />

ledigt. Aber das wird so nicht funktionieren.<br />

Anders gesagt, ohne den Mittelstand wird<br />

es nicht gehen. Wir loben den Mittelstand,<br />

weil er die Ausbildungsplätze bereit stellt.<br />

Wunderbar. Wir loben den Mittelstand, weil<br />

er in Deutschland mit Abstand der größte<br />

Arbeitsplatzbringer ist und weil wir jetzt<br />

etwas entdecken, was ja gar nicht neu ist,<br />

dass nämlich in den letzten 20 Jahren die<br />

Großindustrie per Saldo eine Million Ar -<br />

beitsplätze abgebaut und der Mittelstand<br />

drei Millionen geschaffen hat. Ich glaube,<br />

ein zentrales Problem, das sich aus der<br />

Globalisierung ergibt, besteht darin, dass<br />

die großen globalen Spieler – ich will das<br />

aus Zeitgründen gar nicht vertiefen - in der<br />

Lage sind, eine Wirtschaftspolitik zu ma -<br />

chen oder zu erzwingen, die nichts anderes<br />

ist als Standortpolitik.<br />

Und wenn wir es uns einmal ganz einfach<br />

machen, können wir das Thema der natio -<br />

nalen Wirtschaftspolitik eigentlich ver -<br />

gessen – die guten alten Zeiten sind vorbei.<br />

Sie können die Erhard'sche Ära nicht<br />

wiederholen, als die DM so lange abge -<br />

wertet wurde, bis Deutschland als Export -<br />

weltmeister unschlagbar war – selbst wenn<br />

wir Erhard aus der Gruft holen könnten,<br />

würde er die DM 4,20 für den Dollar nicht<br />

wieder herstellen können. Die Ausgangs -<br />

lage ist nicht wiederholbar im Euroland.<br />

Und wir können auch den Schiller und<br />

seine Keynesianische Wirtschaftspolitik<br />

nicht wieder aktivieren. Wir haben ohnehin<br />

immer nur den halben Keynes in der Politik<br />

angewendet. Das sehen Sie heute am<br />

Stand der öffentlichen Verschuldung.<br />

Natürlich können Sie im Rahmen nationaler<br />

Wirtschaftspolitik Keynesianische Wirt -<br />

schafts politik machen. Aber wie wollen Sie<br />

heute die Binnennachfrage in Deutschland<br />

ankurbeln, etwa durch neue Schulden auf -<br />

nahme? Wir können ein bisschen an der<br />

Infrastruktur rumfummeln, aber im Kern<br />

besteht die Keynes'sche Idee, die ja auch<br />

immer noch die Gewerkschaftsvorstellun gen<br />

prägt, darin, dass wir durch nachfrageorien -<br />

tierte Lohnpolitik Nachfrage erzeugen. Ich<br />

bin jetzt im Sommer häufig auch auf den<br />

Flughäfen und sehe, wie die Deutschen in<br />

alle Welt fahren, um dort die Binnenmärkte<br />

anzukurbeln. Von Mallorca bis Neuseeland,<br />

da sind wir voll dabei. Nur kann ich nicht<br />

erkennen, dass dies auch für unseren<br />

deutschen Markt gilt. Auch die Japaner<br />

haben verzweifelt versucht, ihre Binnen -<br />

nachfrage anzukurbeln – vergeblich, wie<br />

sie jetzt an ihrer Verschuldung feststellen<br />

können.<br />

Wirtschaftspolitik hat sich auf etwas ganz<br />

Einfaches reduziert, nämlich auf Infra -<br />

struktur politik, auf Standortfragen und ähn -<br />

liches. Und bei der Standortfrage haben<br />

wir wiederum eine ganz einfache Situation,<br />

in der die großen Spieler sagen: “Mich in -<br />

teressieren die Grenzen nicht. Ich mache<br />

einen Wettbewerb für meinen Standort.”<br />

Und ich sage Ihnen, es ist nur noch eine<br />

reine Zeitfrage, wann ab 3.000 Arbeits -<br />

plätzen mehr oder weniger der Bundes -<br />

kanzler persönlich kommt und die Dinge<br />

regelt. Sie können es drehen und wenden,<br />

wie Sie wollen, aber die großen global<br />

tätigen Unternehmen haben ganz einfach<br />

ein Beeinflussungspotential oder – wenn<br />

man es bösartig ausdrücken will – ein<br />

Erpressungspotential.<br />

Ich glaube, dass große Standort investitionen<br />

in Europa künftig ausgeschrieben werden.<br />

Ich will es mal vereinfachen: nehmen wir<br />

an, DaimlerChrysler wollte ein amerikani -<br />

sches Auto einmal nicht mit viel deutscher<br />

Technik in Amerika, sondern anderswo<br />

bauen. Dann würden sie wahrscheinlich<br />

darauf kommen, einen Pick-up in Europa<br />

zu bauen. Sie kennen den Pick-up, den<br />

man in Deutschland nicht hat – diesen<br />

kleinen Lastwagen mit der offenen Lade -<br />

fläche, über die man eine Plane legen<br />

kann. Wenn die Amerikaner jetzt zu dem<br />

Ergebnis kommen, die jungen Europäer<br />

sind auch ganz locker und wollen so einen<br />

Pick-up haben, dann füttern die den Com -<br />

puter einfach mit der Frage, wo baue ich<br />

eine Pick-up-Fabrik in Europa. Und da<br />

können sie in den Computer alles rein -<br />

füttern, was dafür interessant ist, Plattform -<br />

37


XIV<br />

konzepte, Vertriebskonzepte, kaufkräftige<br />

Nachfragestrukturen, Kosten von Arbeit,<br />

Kosten von Investitionen, Lohnkosten,<br />

Lohn nebenkosten, Steuern, Stabilität der<br />

Regierungen – geben Sie für Italien im<br />

Schnitt 16 Monate ein, für Deutschland bis<br />

zu 16 Jahre und so – und dann spuckt der<br />

Computer wahrscheinlich heute in Europa<br />

38<br />

aus: Dublin oder Barcelona. Aber jetzt wird<br />

noch weiter gespielt, jetzt schicken sie 250<br />

Städten das Ergebnis ihrer Computerana -<br />

lyse und sagen, Dublin 302 Punkte, Barce -<br />

lona 301 Punkte, Lübeck leider nur 240.<br />

Aber noch ist niemand ganz aus dem<br />

Rennen. Wenn Sie beiliegendes Formular<br />

ausfüllen, können Sie selbst Ihre Chancen<br />

beurteilen.<br />

Frage 1:<br />

Schenken Sie uns das Grundstück –<br />

8 Punkte extra!<br />

Frage 2:<br />

Zahlen Sie die Fabrik (2 Mrd. Dollar) –<br />

46 Punkte.<br />

Frage 3:<br />

Bringen Sie Ihre Gewerkschaft dazu, dass<br />

wir an 7 Tagen 24 Stunden produzieren<br />

können – 35 Punkte extra.<br />

Und dann können die Bewerber selber ent -<br />

scheiden, ob sie in die Nähe der 300 Punkte<br />

kommen. Dann dürfen sie sich noch mal<br />

bewerben und kommen in die Endrunde.<br />

Dies ist jetzt ein virtuelles Beispiel. Die<br />

Tatsache, dass wir heute die Körperschafts -<br />

steuer da haben, wo wir international wett -<br />

bewerbsfähig sind, ist für mich nicht in<br />

erster Linie ein Ergebnis der politischen<br />

Willensbildung der Parteien in Deutschland,<br />

sondern das Ergebnis des Wettbewerbs.<br />

Wir kriegen Druck von außen aus diesem<br />

benchmarking und aus dem Wettbewerb,<br />

wo sie für die Großen keine Sorge haben<br />

müssen, dass die ihren Weg gehen. Und,<br />

wie gesagt, ab 3.000 Arbeitsplätzen kom -<br />

men die Kommunalpolitiker im Hand stand<br />

über den roten Teppich. Und selbst die<br />

Gewerk schaft behauptet, sie sei unter -<br />

nehmer freund lich, bis die Investitions ent -<br />

schei dung gefallen ist. Ist das Wirtschafts -<br />

politik? Nein. Das ist Nutzung der Kapital -<br />

investitionen zum Standortmarketing.<br />

Und wenn wir uns jetzt die andere Seite –<br />

die Wirtschaftspolitik – ansehen, dann kann<br />

ich nicht erkennen, dass irgendeine Landesregierung<br />

in Deutschland viel unternimmt,<br />

um möglichst viele Infrastruk tur maßnahmen<br />

zur Verbesserung des Standortes – und


das heißt in erster Linie Investitionen in<br />

Universitäten und Forschungsinstitute – zu<br />

realisieren. Dabei wäre jedes Fraunhofer-<br />

Institut mehr ein großer Vorteil im inter -<br />

nationalen Wettbewerb. Ich brauche nur<br />

an meine Heimat Baden-Württemberg<br />

zu denken. Als ich 1982 mit einem<br />

Forschungs konzept und For schungsin ves -<br />

titionen angefangen habe, hat mir der<br />

Kollege Dohnányi aus Hamburg damals<br />

noch bestätigt, technisch seien wir gut,<br />

aber in der Kultur fehle es. Nur, heute<br />

lacht niemand mehr darüber, dass im<br />

Grunde alles eine Frage des Infrastruk tur -<br />

wett be werbs ist.<br />

Und wenn Sie jetzt fragen, was kann die<br />

Wirtschaftspolitik im Ganzen tun, dann<br />

kann sie eigentlich nur die Infrastruktur<br />

verstärken. Wenn wir z.B. über die Sub -<br />

ventionspolitik für die neuen Länder reden,<br />

sage ich Ihnen, dass wir uns diese Sub -<br />

ventionen ganz genau ansehen sollten. Wir<br />

verbrauchen zu viel Geld für Einzelsub ven -<br />

tionen und bauen unsere Leistungsinfra -<br />

struktur nicht ausreichend aus. Und wenn<br />

wir von Infrastruktur reden, reden wir oft<br />

genug vom dritten Autobahnstreifen. Aber<br />

das ist nicht das Thema. Sicher ist die<br />

Verkehrsinfrastruktur wichtig. Aber noch<br />

wichtiger sind die Bildungsinfrastruktur und<br />

die Forschungsinfrastruktur. Denn<br />

Deutschland muss sich über den<br />

Produktionsstandort hinaus als Bildungsund<br />

Forschungs stand ort einen Namen<br />

machen, und hierbei ist auch der<br />

Mittelstand gefordert. Bei unseren<br />

Lohnkosten können wir als reiner Produk -<br />

tionsstandort im globalen Wettbewerb<br />

nicht bestehen. Und Deutschland wird ein<br />

Hochlohnstandort bleiben. Ich will es noch<br />

einmal in Stichworten sagen: Wir können<br />

die Löhne in Deutschland nicht senken.<br />

Wir müssen froh sein, wenn wir die Real -<br />

löhne halten können. Alles andere halte<br />

ich für eine Illusion. Zwar reden alle über<br />

Lohn senkungen und Lohnflexibilität, aber<br />

in Wirklichkeit verstehen wir darunter le -<br />

diglich, dass das Lohnniveau nicht rascher<br />

steigt als die Inflationsrate oder die Pro -<br />

duk tivitätsrate. Damit bleiben wir ein Hoch -<br />

lohnland. Denn wenn Sie überlegen, dass<br />

Volkswagen jetzt entschieden hat, die<br />

nächste Fabrik nicht in Shanghai zu bauen,<br />

weil die Löhne dort mit € 1,20 pro Stunde<br />

zu hoch seien, sondern lieber für € 0,84<br />

nach Nordchina zu gehen, dann müssen<br />

wir mal überlegen, wo wir da bleiben mit<br />

unseren € 26 Stundenlohn, die in Wolfsburg<br />

bezahlt werden. Selbst bei € 13 in Barce -<br />

lona, oder sogar noch bei € 4 in Tsche chien<br />

bei Skoda sind wir nicht konkurrenz fähig.<br />

Lassen Sie mich außerdem auch gleich mit<br />

einem weiteren Irrtum aufräumen, der die<br />

Lohnnebenkosten betrifft: es ist einer der<br />

größten Irrtümer zu behaupten, wir könnten<br />

die Lohnnebenkosten insgesamt senken.<br />

Das halte ich nicht für möglich. Ich glaube<br />

nicht, dass wir die Rentenkosten in<br />

Deutsch land senken können. Dabei ist das<br />

ein völlig unpolitisches Problem: Wir haben<br />

acht Rentnerjahrgänge ungedeckt, weil wir<br />

acht Rentnerjahrgänge zu viel haben, weil<br />

die Deutschen im Durchschnitt acht Jahre<br />

älter werden. Darüber brauchen wir doch<br />

gar nicht lange zu diskutieren – Sie können<br />

das drehen und wenden wie Sie wollen,<br />

Sie kriegen die Rentenkosten nicht runter<br />

in einer Gesellschaft, die acht Rentner -<br />

jahrgänge zu viel hat. Und in der Renten -<br />

kasse ist nichts drin – wir haben das ge -<br />

prüft. Wir bräuchten jetzt eigentlich acht<br />

zusätzliche Beitragsjahrgänge, aber woher<br />

wollen Sie die so schnell kriegen, wenn die<br />

Lebensarbeitszeit eher immer kürzer als<br />

länger wird. Heute kommen die jungen<br />

Leute nicht mehr mit 14 von der Lehre<br />

sondern mit 28 von der Universität (wenn<br />

sie dort bis zum Vorruhestand nicht blei -<br />

ben dürfen), und gehen zum Ausgleich<br />

nicht mit 65 – wir diskutieren 67 – in den<br />

Ruhestand, sondern im Schnitt mit 60, und<br />

sind auf dem besten Weg zu 55. Und jetzt<br />

erzählen Sie mir mal, wie Sie die Renten -<br />

kosten senken können, auch wenn Sie<br />

jetzt einen Teil der Rentenbeiträge über<br />

die Ökosteuer an der Tankstelle bezahlen<br />

können – ein Ausweg, ohne Frage. Wenn<br />

es stimmt, dass der, der viel einzahlt, viel<br />

Rente bekommt, müssten Sie eigentlich<br />

am Wochenende mit der Familie auf die<br />

39


40<br />

Autobahn. Aber was machen Sie jetzt mit<br />

den Beamten? Die wollen andere Tank -<br />

stellen. Die wollen Pensionstankstellen.<br />

Was ich mit diesem Beispiel sagen will, ist<br />

Folgendes: Wir reden eigentlich nur darüber,<br />

wie viele öffentliche Mittel der Volkswirt -<br />

schaft entzogen und in die Rentenver -<br />

sicherung gesteckt werden müssen, die<br />

nicht durch das Beitragssystem gedeckt<br />

sind. Wir können also nicht über die Ab -<br />

senkung der Lohnnebenkosten reden,<br />

sondern wir reden über die Ankopplung<br />

dieser Lasten an andere Maßstäbe als die<br />

Löhne. Damit bin ich einverstanden, aber<br />

wir dürfen nicht übersehen, dass die<br />

Volkswirtschaft diese Kosten tragen muss,<br />

und zwar für eine ganze Generation. Wir<br />

werden noch so viele Rentenreformen be -<br />

kommen, bis wir am Schluss drei Säulen<br />

haben, nämlich erstens die Säule der<br />

Sozialhilfe als Zwangsrente, zweitens eine<br />

Säule der Betriebsrenten und Selbst -<br />

ständigenrenten, und drittens eine Säule<br />

Vermögensbildung. Aber wenn die jungen<br />

Leute dieses Modell mühsam akzeptiert<br />

und kalkuliert haben, und ihnen dann ge -<br />

sagt wird, dass da doch noch eine Kleinig -<br />

keit wäre und sie dasselbe zweimal be -<br />

zahlen müssten, weil sie von den 40 Rent -<br />

nerjahrgängen doch noch ein paar mehr<br />

übernehmen müssten, dann kriegen wir<br />

einen Generationskonflikt ohnegleichen.<br />

Und dasselbe passiert im Gesundheits -<br />

wesen. Lassen Sie sich doch von nie man -<br />

dem erzählen, dass die Gesundheitskosten<br />

in Deutschland sinken. Ich weiß nicht, ob<br />

Sie das Ärzteurteil gelesen haben, das<br />

mitten in die Kostensenkungsdiskussion<br />

hineingeplatzt ist. Das kostet allein drei<br />

Milliarden. Und Sie glauben doch nicht,<br />

dass wir überall Biotechnologieregionen<br />

gründen, auch wenn das zur Zeit die<br />

größte Infrastrukturmaßnahme der Politik<br />

ist, weil man hofft, dass diese Bioregionen<br />

junge Unternehmer anlocken, die in diesem<br />

Healthcare Bereich mit den besten Chan -<br />

cen hochwertschöpfende Arbeitsplätze<br />

schaffen. Ja, was steckt denn da dahinter?<br />

Lauter junge Unternehmen, und die Mäd -<br />

chen und Jungen erfinden nichts anderes<br />

als dauernd neue Verfahren und Produkte,<br />

die das Leben länger und schöner machen.


Stellen Sie sich vor, die sind erfolgreich.<br />

Was machen wir dann mit den Lohnneben -<br />

kosten? Ich nehme jetzt mal zwei Beispie le.<br />

Gehen Sie ein paar Jahre zurück: Wie viele<br />

Männer, ältere Männer, haben Sie getroffen<br />

in den Dörfern, die mit einem Stock her -<br />

umgelaufen sind: Oberschenkelhalsbruch,<br />

erste große Alterskrankheit. Zwei Schrau -<br />

ben rein in der Chirurgie und ein Stock,<br />

der ihm vom Chefarzt in die Hand gedrückt<br />

wurde mit den Worten: “Opa, das hält für<br />

die paar Jährchen”. Heute kriegt er ein<br />

Hüftgelenk implantiert. Die Lebensqualität<br />

ist weit höher, aber machen Sie mal einen<br />

Kostenvergleich zwischen einem Hüft -<br />

gelenk und zwei Schrauben plus einem<br />

Stock. Dann kommen Sie der Sache näher.<br />

Zweites Beispiel: ich gehöre zu der Alters -<br />

klasse, in der noch vor 10 bis 12 Jahren<br />

nach dem zweiten Herzinfarkt die Leute<br />

unter Aufsicht des Pfarrers gestorben sind.<br />

Die kriegen heute sechs Bypässe und<br />

melden sich mit 70 zum Seniorensport an.<br />

Wunderbar, aber alles wenig geeignet, um<br />

die Gesund heitskosten zu senken. These:<br />

Die Kosten werden explodieren im Ge -<br />

sundheitswesen, denn der größte Wachs -<br />

tumsmarkt, den wir nach der Informatik<br />

haben, ist HealthCare.<br />

Die Kosten werden also steigen, die Neben -<br />

kosten auch, und unsere Volkswirtschaft<br />

wird im Sozialbereich in der Zukunft mit<br />

einem gewaltigen Kostenvolumen belastet<br />

sein. Daran können wir jetzt auch kurz -<br />

fristig gar nichts mehr ändern. Als Konse -<br />

quenz kann die Großindustrie nur eines<br />

machen, näm lich auf diese wachsende<br />

Kostenlawine mit Automatisierung und mit<br />

Produktivitäts steigerung antworten.<br />

Erfolgreich hat dies die deutsche Auto -<br />

industrie vorgemacht – Lopez lässt grüßen.<br />

Denken Sie einmal an die Anfangsdiskus -<br />

sion bei Lopez – heute wird gar nicht mehr<br />

darüber diskutiert, dass wir mit 20 % und<br />

künftig sogar mit 40 % weniger Leuten die<br />

gleiche Zahl von Autos bauen. Das machen<br />

alle, und die Arbeitslosenzahlen steigen,<br />

vor allem bei den älteren Arbeitnehmern,<br />

die man früher gewissermaßen als Werk -<br />

meister einge setzt hat, wenn die Muskel -<br />

kraft nachließ, um ihre Lebens- und Arbeits -<br />

erfahrung zu nutzen. Das können Sie heute<br />

in der Informations gesellschaft vergessen.<br />

Setzen Sie mal die Lebenserfahrung eines<br />

50jährigen in der Informationsgesellschaft<br />

ein – können Sie alles zu Hause üben –<br />

machen Sie mal mit Ihren Kindern oder<br />

Ihren Enkeln 20 Minuten Videospiele, dann<br />

kriegen Sie eine ab schlie ßende Übersicht<br />

über den Wert Ihrer Lebenserfahrung im<br />

Informationszeitalter.<br />

Unsere Gesellschaft orientiert sich in ho hem<br />

Maße an Produktivitätssteigerungen. Aber<br />

jeder von Ihnen, der mit Produk tivi täts -<br />

steigerungen zu tun hat, weiß, was passie -<br />

ren kann: Wenn Sie nach 10 Jahren das<br />

erste Mal durchfahren durch den Betrieb,<br />

dann holen Sie 20 % raus. Wenn Sie nach<br />

sechs Monaten schon wiederkom men,<br />

holen Sie noch weitere 3 %. Und wenn Sie<br />

das fünfte Programm zur Produktivitäts -<br />

steige rung gemacht, aber immer noch<br />

keine neuen Produkte entwickelt haben –<br />

dann haben Sie wahrscheinlich das<br />

Problem, dass das sechste Programm der<br />

Konkurs verwalter für Sie erledigt.<br />

Jetzt spitzt sich alles zu auf die Frage nach<br />

der Innovation, was nichts Anderes heißt,<br />

als dass wir Unternehmer brauchen, die<br />

mit neuen Produkten und Verfahren auf -<br />

warten. Die Großindustrie sourct das alles<br />

aus. Die Forschung wird in die Cluster bei<br />

Universitäten, Fraunhofer- und anderen<br />

Forschungsinstituten gegeben, und selbst<br />

die Gebäudeunterhaltung wird an das<br />

Facility Management übertragen. Das<br />

heißt, die Großindustrie macht ihr zentrales<br />

Produkt erfolgreich und alles Andere<br />

schiebt sie in den Mittelstand, weil der<br />

flexibel genug ist, notfalls auch die Realität<br />

der Arbeitswelt zu gestalten, die nichts mit<br />

den Vorschriften zu tun hat. Ganze Bran -<br />

chen leben von den Milliarden, die mit<br />

Schwarzarbeit umgesetzt und am Fiskus<br />

vorbei erwirtschaftet werden. Machen wir<br />

uns nichts vor, wir Deutschen, wir ver -<br />

drängen das alles, aber es liegt auf der<br />

Hand, dass sich das ändern muss, wenn<br />

41


die Löcher in den öffentlichen Haushalten<br />

kleiner werden sollen. Wir brauchen in den<br />

nächsten Jahren eine neue Elite, die Un ter -<br />

nehmer werden will – nur dann sind wir in<br />

der Lage, die Voraussetzungen für den<br />

Auf bau eines neuen erweiterten Mittel -<br />

stands zu erhalten. Aber bitte nicht mit<br />

einem Förderprogramm. Damit eine solche<br />

neue Elite entsteht, muss die Wirtschafts -<br />

politik dem Mittelstand Rahmenbedingun -<br />

gen geben, die Unternehmertum möglich<br />

und lohnend macht.<br />

Lassen Sie mich ein paar ganz klare Eck -<br />

punkte nennen, an denen der heutige<br />

Mittelstand krankt:<br />

Der erste Punkt ist die Besteuerung –<br />

darüber brauchen wir allerdings gar nicht<br />

lang zu diskutieren. In diesem Zusammen -<br />

hang macht auch das viel diskutierte Basel<br />

II im Grunde lediglich ein ganz einfaches<br />

Problem transparent: Ein Mittelständler<br />

muss nach Steuern so viel verdienen, dass<br />

er seinen Betrieb unter normalen Erfolgs -<br />

gesichtspunkten weiter entwickeln kann.<br />

Und ich weiß auch gar nicht, warum wir<br />

dauernd darüber diskutieren, wie viel Geld<br />

der Staat braucht. Lasst uns doch mal<br />

42<br />

darüber diskutieren, wie viel Geld ein<br />

Mittelständler braucht, um zu existieren.<br />

Und jetzt kommt das Kreditrating aus den<br />

USA ins Spiel: dort verfügen die Unter -<br />

nehmen im Schnitt über 40 % Eigenkapital<br />

und müssen 25 % Steuern bezahlen. Bei<br />

uns sind es 20 % Eigenkapital und 49 %<br />

Steuern in Westdeutschland, im Osten<br />

kein Eigenkapital und keine Steuern. So<br />

kann man das Problem auch lösen.<br />

Jetzt müssen wir eigentlich eine ganz<br />

andere Frage stellen: Warum wird die<br />

Forderung, dass die Steuersätze für mittel -<br />

ständische Unternehmen unter 40 % sinken<br />

müssen, als so absurd angesehen, wenn<br />

die Summe aus Körperschaftssteuer und<br />

Gewerbesteuer heute bei etwa 37,5 % liegt.<br />

Wenn Sie diese Absenkung nicht machen,<br />

dann werden Sie erleben, dass die neuen<br />

Kapitalmarktsstrukturen die bisherigen<br />

Kredite nicht mehr hergeben - da brauchen<br />

Sie gar nicht lange zu diskutieren. Die<br />

heutigen Angebote der internationalen<br />

Kapitalmärkte entsprechen nicht mehr den<br />

bisherigen Kreditgewährungen. Noch geben<br />

die deutschen Mittelständler für durch -<br />

schnitt lich finanzierte Kredite weniger aus<br />

als alle ihre Wettbewerber – Sie können<br />

das überprüfen –, weil sie bisher über die<br />

Sparkassensysteme und andere Organi -<br />

sationen Zugang zu relativ preiswerten<br />

Krediten hatten. Jetzt werden diese Gelder<br />

teurer, weil sie risikobehaftet sind.<br />

Der Grundgedanke, dass das Eigenkapital<br />

vom Unternehmer verdient wird, ist ja nicht<br />

falsch, nur haben wir uns daran gewöhnt,<br />

dass die Steuern so hoch sind, dass der<br />

Unternehmer dieses Eigenkapital eben<br />

nicht bilden kann, und deshalb bieten wir<br />

jetzt dauernd Hilfe an. Nehmen Sie zum<br />

Beispiel die KfW-Bürgschaften. Ich möchte<br />

nicht in einem Land leben, wo am Ende<br />

jeder Mittelständler eine Bürgschaft hat.<br />

Und stellen wir uns dann das mögliche<br />

Ende vor: geht es bei dem Unternehmer<br />

schief, geht es auch mit der Bürgschaft<br />

schief. Dann zahlt der Staat die Bürgschaf -<br />

ten aus und wir können uns die Frage stel -<br />

len, warum der Staat den Leuten erst Geld<br />

wegnimmt, um es ihnen dann als Bürg schaft<br />

mit Verwaltungskosten wieder zugeben und<br />

dann doch den Schwarzen Peter zu haben,<br />

wenn die Bürgschaft fällig wird?<br />

Deshalb muss die zentrale Frage heißen:<br />

Wie sieht eine vernünftige Besteuerung


aus? Dabei darf sich die Antwort nicht<br />

nach der Frage richten: Welches Defizit<br />

hat der Staat? Das müssen wir über die<br />

Ausgabenseite lösen. Stattdessen kann der<br />

Staat nur so viel Geld kriegen, wie der<br />

Unternehmer zahlen kann, wenn er nach<br />

Steuern noch in der Lage sein will, das<br />

Risikokapital selber zu bilden. Größtes<br />

Problem hierbei: Wir haben jetzt gerade<br />

Basel II eingeführt, und wie immer, haben<br />

wir Deutschen das sehr gründlich gemacht<br />

und leider auch voreilig vor Ablauf der Ein -<br />

führungsfrist, denn es zeigt sich, dass die<br />

Amerikaner dieses Rating-System für den<br />

Mittelstand gerade wieder aussetzen und<br />

es nur noch für die ganz Großen einsetzen<br />

wollen – interessant, nicht? Am Schluss<br />

ha ben wir Deutschen auf Wunsch der<br />

Ameri kaner ein System eingeführt, von<br />

dem die Amerikaner sagen: es funktioniert<br />

nicht. Und dann fragen sie uns: Warum<br />

seid ihr Deutschen eigentlich auf die Idee<br />

ge kommen, dieses System dermaßen kon -<br />

sequent einzuführen? Da können wir nur<br />

sagen: Ihr gebt uns eine Idee, und wir füh -<br />

ren sie konsequent durch – zumindest das<br />

können wir.<br />

Die Wirklichkeit ist, dass wir jetzt im Grunde<br />

Mezzanin-Finanzierungen brauchen, um die<br />

eigenkapitalarme Zeit zu überbrücken –<br />

und die KfW arbeitet daran. Wenn wir jetzt<br />

mit den Steuern runtergehen, dann könnte<br />

man sich durchaus vorstellen, ein moder nes<br />

Finanzierungsinstrument zu schaffen –<br />

gewissermaßen in drei Stufen – mit einer<br />

Anfangssubvention, aus der die echten<br />

Kosten des Kapitalmarktes sichtbar werden,<br />

die aber immer geringer wird, bis die stu fenweisen<br />

Steuersenkungen die Subventio nie -<br />

rung ausgleichen. Wenn die Regierung den<br />

Mut hätte, ein solches Konzept und dazu<br />

eine Mezzanin-Finanzierung vorzulegen, die<br />

man am Kapitalmarkt sogar genau so ver -<br />

briefen könnte wie die loan books, dann<br />

könnte man sehen, dass man Ernst macht<br />

mit der Grundsatzentscheidung, dass der<br />

Mittelstand keine Hilfsprogramme braucht.<br />

Der Mittelstand braucht die Möglichkeit der<br />

Kapitalbildung.<br />

Jetzt könnten Sie noch etwas draufsetzen<br />

wollen: Warum können sich Jungunterneh -<br />

mer zum Beispiel nicht grundsätzlich ein -<br />

fach sagen, zwei Jahre brauche ich kein<br />

For mular auszufüllen und keine Steuern zu<br />

bezahlen. Stellen Sie sich mal vor, was das<br />

für ein Schlag wäre. Was ist dagegen die<br />

Idee, dass nur der Mittelständler, der bis<br />

€ 35.000 Umsatz im Jahr macht – und<br />

davon die Hälfte als Gewinn –, für ein, zwei<br />

Jahre keine Steuererklärung abzugeben<br />

braucht. Ich habe noch keinen Mittelständ ler<br />

getroffen, der mit € 35.000 Umsatz leben<br />

kann, geschweige denn, wie der noch<br />

50 % Gewinn macht! Ich stelle mir da<br />

immer so einen Mittelständler vor mit<br />

einem Mitarbeiter und mit einem Lehrling.<br />

Die machen € 35.000 Umsatz, alle drei,<br />

leben davon und machen 50 % Gewinn.<br />

Spannende Frage. Suchen Sie mir den<br />

Mittelständler!<br />

Das Schlimme ist, dass die Politik einen<br />

Mittelständler kreiert, den es nicht gibt,<br />

und dann sagt: Aber der müsste der Maß -<br />

stab der neuen Förderpolitik sein. Nein, wir<br />

sollten sagen: Lasst doch zwei Jahre die<br />

jungen Leute einfach keine Steuererklä rung<br />

abgeben. Was glauben Sie, was dem Staat<br />

verloren geht? Gar nichts. In der Regel<br />

kriegt der Jungunternehmer Liquiditäts -<br />

darlehen, damit er die Umsatzsteuer voraus -<br />

zahlung gleich abführen kann, bevor er die -<br />

se Umsätze überhaupt macht und bevor<br />

seine Kunden zahlen. Das heißt, der Staat<br />

nimmt ihm über die Umsatzsteuer sofort<br />

die Liquidität wieder aus der Hand, die er<br />

ihm vorher als Fördermittel gegeben hat.<br />

Wenn wir diesen Schwachsinn nicht ab -<br />

schaffen, werden wir keine neue junge<br />

Unternehmerelite bekommen. Dies ist ei -<br />

gentlich mein Hauptvorschlag für eine neue<br />

Mittelstands politik. Es muss der Mut auf -<br />

gebracht wer den zu erkennen, dass je mand,<br />

der ein Un ternehmen gründet, für alles Zeit<br />

hat, nur nicht mehr für das, was er eigentlich<br />

machen wollte. Der lernt Notar wesen ken -<br />

nen, der lernt Sachenrecht ken nen, der<br />

lernt jede Menge Behördenleiter kennen,<br />

die ihm alle sagen: Wir wollen Dir unglaub -<br />

lich gern helfen, geht aber leider nicht.<br />

Wir brauchen den Mut zu einer wirklichen<br />

Entbürokratisierung. Wenn wir von Mittel -<br />

standshilfe sprechen, dann brauchen wir<br />

den Paukenschlag einer neuen Finan zie -<br />

rung des Mittelstands. Das sind für mich<br />

die zwei Eckpfeiler. Wenn Sie die haben,<br />

können Sie alle Förderprogramme ab -<br />

schaffen. Und dann soll der Staat endlich<br />

in einem hohen Tempo seine Forschungsund<br />

Innovationsinfrastruktur ausbauen und<br />

zugleich alle Behinderungsgründe ab bauen.<br />

Noch ist er davon weit entfernt – reden Sie<br />

z.B. nur mit der Pharmafor schung: während<br />

wir jetzt die Deregulierung überall betreiben,<br />

betreiben wir so viel Re gulierung zur Ent -<br />

regu lierung der jetzt be stehenden Regulie -<br />

rung, dass da kein Mensch mehr mitkommt.<br />

Der Mittelstand braucht das richtige Klima.<br />

Stattdessen wird uns eine neue Diskussion<br />

um Erbschafts- und jetzt auch Vermögens -<br />

steuer beschert. Diese Diskussion ist, so<br />

wie ich es verstehe, vom Kanzler als Neben -<br />

kriegsschauplatz ausersehen, damit seine<br />

Genossen sich mit etwas beschäftigen<br />

können. Nur: wenn die sich lange genug<br />

damit beschäftigt haben, nehmen die es<br />

ernst. Dabei geht es gar nicht um die Erb -<br />

schaftssteuerregelung, sondern es geht<br />

darum, dass diese Dauerdiskussion den<br />

freien Unternehmer wieder einschränkt,<br />

dass sie keine Rücksicht darauf nimmt,<br />

dass unter anderem im Erbe von Kapital –<br />

von Betriebskapital – das Momentum des<br />

Betriebs liegt. Diese Diskussion verdirbt<br />

das Klima, weil ununterbrochen die alten<br />

Forderungen wieder aufgestellt werden,<br />

unter dem Motto: Starke Schultern müssen<br />

mehr tragen. Darin liegt immer die Hoff -<br />

nung, dass die Welt wieder in Ordnung<br />

kommt, wenn wir ein paar Reiche schröp -<br />

fen. Die Reichen können allerdings heute<br />

etwas tun, was sie früher so nicht tun<br />

konnten: Sie können der Schröpfung ent -<br />

gehen, indem sie das Land verlassen. Wie<br />

wollen Sie sie zurückholen, damit wir die<br />

Steuereinnahmen, die uns entgangen sind,<br />

wiederkriegen, wenn Sie gleichzeitig eine<br />

Erhöhung der Erbschaftssteuer diskutie ren?<br />

Damit bekommen Sie die absolute Garan tie,<br />

dass sich nichts bewegt.<br />

Wir müssen aufhören, an jeder Ecke Marktwirtschaft<br />

wieder mit Sozialismus mischen<br />

zu wollen. Wir müssen klar erkennen: wenn<br />

wir den Anteil der Selbstständigen an den<br />

Erwerbstätigen nicht von 7 auf 14 % er höhen,<br />

hat der Mittelstand keine Chance. Und wenn<br />

wir nicht umgekehrt die Zahl der öffentlich<br />

43


Bediensteten langfristig hal bieren, hat<br />

unsere Wirtschaft auch keine Chance. Es<br />

gibt zwei Möglichkeiten, diese Ziele zu<br />

erreichen: Wir müssen die Privatisierung<br />

vorantreiben und die Dynamik bei den Un -<br />

ternehmensgründungen erhöhen. Letzteres<br />

geht nur, wenn der steuerliche Aspekt<br />

stimmt und wenn der antibürokratische<br />

Aspekt stimmt. Ich glaube, wir können das<br />

machen. Deutschland hat alle Voraus setzungen<br />

dafür. – Ich glaube übrigens trotz der<br />

blamablen Ergebnisse der Pisa-Studie nicht,<br />

dass wir so tun müssten, als ob unsere<br />

jungen Leute ungebildet und leistungsun -<br />

willig wären. Ich habe das Gefühl, unsere<br />

jungen Deutschen sind ehr geizig, sie<br />

wollen etwas leisten. Notfalls tun sie es im<br />

Ausland – es ist ja inzwischen üb lich, dass<br />

Nobelpreisträger in Deutsch land geboren<br />

sind und in Amerika arbeiten. Die<br />

Chinesen kümmern sich um das Pro blem<br />

des brain drain, weil sie gemerkt ha ben,<br />

dass sie diese Leute alle zurückholen<br />

müssen, wenn sie Wachstumsraten von 6<br />

und 7 % haben wollen. Osteuropa steht vor<br />

der Tür und kommt zu Europa. Aber es<br />

wird nicht passieren, dass die Osteuropäer<br />

zu uns kommen. Die Diskussion über das<br />

vermeintliche Zuwanderungsproblem kön -<br />

nen wir beenden, denn unsere Zuliefer -<br />

industrie geht nach Osteuropa und schafft<br />

dort Arbeitsplätze.<br />

44<br />

Letztlich müssen wir uns die Frage beant -<br />

worten, worauf wir in der politischen Schwerpunktbildung<br />

Wert legen. Ich will hier nicht<br />

alle Aspekte aufzeigen, die für Familien -<br />

unternehmen relevant sein können, die<br />

werden Sie morgen in den Arbeits gruppen<br />

viel intensiver behandeln, als ich sie jetzt<br />

mit ein paar Strichen aufzeigen könnte. Mir<br />

geht es eigentlich darum klar zu machen,<br />

dass durch Deutschland der berühmte<br />

Herzog’sche Ruck gehen muss. Wir<br />

Deutschen haben jetzt erkannt: So geht es<br />

nicht weiter. Und, lassen Sie mich das zum<br />

Abschluss sagen, wir haben eine Riesen -<br />

chance, weil alle Umfragen und die Stim -<br />

mung in Deutschland zum ersten Mal zei -<br />

gen, dass die Deutschen jetzt Reformen<br />

wollen. Wenn wir diese Situation jetzt nicht<br />

nutzen und die Reformen nicht durchsetzen,<br />

dann haben wir eine Riesenchance vertan.<br />

Denn das wissen wir aus Erfahrung: wenn<br />

die Deutschen schon einmal reformbereit<br />

sind und man diese Bereitschaft nicht<br />

gleich ausnutzt, dann lässt sie wieder nach.<br />

Lassen Sie mich Ihnen zum Abschluss et -<br />

was mit auf den Weg geben, was ich vor kurzem<br />

bei einer Diskussionsveranstaltung der<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong> im Schwarzwald gehört habe<br />

und was mir gut gefallen hat. Frau Köcher<br />

vom Allensbacher Institut für Demoskopie<br />

hat näm lich eine interessante Übersicht<br />

über die Stimmungsveränderung in Deutschland<br />

vorgelegt, und zwar seit 1990. Da<br />

können Sie im Grunde drei Abschnitte<br />

unterscheiden:<br />

Die Deutschen von 1990 bis 1995:<br />

Stim mung wie im Schlaraffenland mit<br />

gelegentlichen Alpträumen.<br />

Von 1996 bis 2000: Das ungute Gefühl, es<br />

kommt alles anders, als wir gedacht haben,<br />

und zwar viel schlimmer. Aber trotzdem<br />

noch verbunden mit der leisen Hoffnung,<br />

der Kelch geht vielleicht doch noch einmal<br />

an uns vorüber.<br />

Die letzten drei Jahre: Schleichende Resig -<br />

nation. Zum ersten Mal die Erkenntnis:<br />

Niemand bringt uns die alten Zeiten zurück,<br />

und deshalb müssen wir aufhören mit der<br />

Nostalgie, wir müssen die Zukunft neu<br />

gestalten.<br />

Dies waren ein paar Ansätze und Ideen,<br />

die ich gern mit Ihnen teilen wollte und zur<br />

Diskussion stellen möchte. Vielen Dank.


46<br />

Eigenverantwortung und Familie –<br />

Grundlagen mittelständischer Unternehmen<br />

Prof. Dr. Paul Kirchhof, Direktor, Institut für Finanzund<br />

Steuerrecht, Universität Heidelberg<br />

1. Drei Ziele des Unternehmens<br />

Wenn ein Unternehmer sein Unternehmen<br />

in eine lange, erfolgreiche Zukunft führen<br />

will, wird er sich drei Zielen widmen: Er baut<br />

einen gediegenen Betrieb auf, sichert sich<br />

einen leistungsfähigen Nachfolger und wirkt<br />

an entwicklungsfördernden rechtlichen und<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit.<br />

Diese drei Ziele benennen Aufgaben, nicht<br />

gesicherte Selbstverständlichkeiten, obwohl<br />

unsere Verfassung auf ein Konzept der Frei -<br />

heit setzt, das diese Voraussetzung als na -<br />

türliche Folge der Freiheitswahrnehmung<br />

schaffen soll. Die Garantie der Berufs- und<br />

der Eigentümerfreiheit geben die Pro duk -<br />

tionsfaktoren Kapital und Arbeit in private<br />

Hand, veranlassen den Staat also struk tu -<br />

rell zum Verzicht auf das Staatsunterneh -<br />

men und bauen damit darauf, dass die<br />

Privatinitiativen in der Verantwortlich keit<br />

des eigenen Namens und des eigenen<br />

Kapitals die bestmöglichen Wirtschafts -<br />

ergebnisse erzielen, damit individuellen<br />

Wohlstand und allgemeine Prosperität<br />

fördern wird.<br />

Freiheit heißt, sich von anderen unterschei -<br />

den und vorhandene Unterschiede mehren<br />

zu dürfen. Der eine arbeitet Tag und Nacht<br />

und wird reich an Geld, der andere philo -<br />

sophiert Tag und Nacht und wird reich an<br />

Gedanken; diese Unterschiede sind frei -<br />

heitsrechtlich notwendig und gerechtfertigt.<br />

Auch Einkommens- und Vermögens unter -<br />

schiede sind Ausdruck der Freiheit und<br />

werden als solche gutgeheißen. Ein un -<br />

ausweichliches und deshalb maßvolles<br />

Steuerrecht garantiert, dass die Rechts -<br />

gemeinschaft am individuellen Einkommenserfolg<br />

teilnimmt, aber der wesentliche Teil<br />

des Einkommens dem Berechtigten ver -<br />

bleibt. Diese Freiheitskultur wird sich aller -<br />

dings nur entfalten, wenn der Staat an je -<br />

dem individuellen Einkommenserfolg ver -<br />

lässlich teilhat, diese Gleichheit in der Ver -<br />

lässlichkeit eine maßvolle Besteuerung des<br />

Einkommens etwa mit einem Spitzen -<br />

steuersatz von 25 % gewährleistet, sich<br />

deshalb auch kein Unternehmen rüh men<br />

kann, trotz wirtschaftlicher Erfolge und<br />

beachtlicher Dividendenzahlungen keine<br />

Steuern zu zahlen.<br />

Diese privatnützige Berufs- und Eigentumsordnung<br />

lässt sich auf Dauer nur bewah -<br />

ren, wenn das Eigentum langfristig in pri -<br />

vater Hand bleibt. Der Mensch stirbt, der<br />

Staat will uns alle überleben. Deshalb muss<br />

ein Erbrecht die Kontinuität von privatem<br />

Eigentum und Unternehmen in privater<br />

Hand und als Familiengut möglichst in der -<br />

selben Familie sichern und gegen staat -<br />

lichen Zugriff abschirmen. Diese System -<br />

be dingung ist zivilrechtlich gewähr leistet,<br />

muss jedoch gegenwärtig im Steuer recht<br />

erneut verteidigt werden. Eine zweite Be -<br />

drohung dieses höchstpersönlich verant -<br />

worteten Unternehmereigentums geht von<br />

den anonymen Kapitalgesellschaften aus,<br />

die zwar das Unternehmen in privater Hand<br />

belassen, die Eigentümerfreiheiten von<br />

Unternehmensleitung und Unternehmens -<br />

ertrag aber so aufspalten, dass der Ertrags -<br />

eigentümer – der Aktionär – auf das Recht<br />

zu fremdbestimmten Erträgen und zur Ver -<br />

äußerung seiner Beteiligung zurückge drängt<br />

ist, die Unternehmensführung aber in der


Hand des beruflich qualifizierten Vorstandes<br />

und von anderen Großkapitalgebern liegt.<br />

Der junge Unternehmer wird sich insbe sondere<br />

auf eine völlig veränderte Realität des<br />

Privateigentums einzurichten haben. Er<br />

kennt von zu Hause das Verantwortungs -<br />

eigentum, bei dem der Unternehmer mit<br />

seinem Namen und seinem Vermögen für<br />

die Verwendung seines Eigentums ein s teht,<br />

er insbesondere die Leistungen seines Un -<br />

ternehmens verantwortet. Daneben wird er<br />

aber Jungunternehmer kennen, die ihren<br />

Gewinn ausschließlich dadurch zu erzielen<br />

suchen, dass sie Finanzkapital in Sekundenschnelle<br />

um den Erdball kreisen lassen,<br />

dort platzieren, wo die größte Rendite zu<br />

erwarten ist, dabei aber schlechthin keine<br />

Verantwortlichkeit für den Einsatz ihrer<br />

Kapitalmacht übernehmen, mag das jewei -<br />

lige Unternehmen Medikamente oder<br />

Waffen produzieren. Andere werden ihr<br />

geistiges Eigentum entgeltlich zur Nutzung<br />

überlassen, insbesondere ihre Rechte an<br />

Filmen, Patenten, Büchern, Computerpro -<br />

grammen verwerten, also kein Wirtschafts -<br />

gut im Tausch hingeben, sondern mög lichst<br />

ertragreich andere an eigenen Rechten<br />

teilhaben lassen, ohne diese selbst aufzu -<br />

geben. Etwas Ähnliches kennen wir bei<br />

dem Eigentum an Kabeln, Leitungen oder<br />

Verkehrswegen, das immer wieder entgelt -<br />

lich genutzt werden kann, ohne dass der<br />

Unternehmer die Substanz eines Umlauf -<br />

vermögens hingeben müsste. Diese Vielfalt<br />

der realen Eigentümerordnung findet in<br />

dem Verantwortungseigentum, dem mittel -<br />

ständischen Eigentum, seine Mitte. Würde<br />

diese fehlen oder wesentlich geschwächt<br />

sein, könnten wir die Konzeption des<br />

Privateigentums auf Dauer nicht halten.<br />

In diesem marktwirtschaftlichen Wettbe werb<br />

und freiheitlichen Rechtssystem muss das<br />

eigenverantwortete – mittelständische –<br />

Unternehmen in seinen Voraussetzungen<br />

immer wieder gefestigt und erneuert wer -<br />

den. Der Einsatz für diese Unternehmen,<br />

ihre freiheitlichen und familiären<br />

Entstehens- und Existenzbedingungen,<br />

fundiert unser freiheitliches<br />

Wirtschaftssystem, bietet da mit einen<br />

wesentlichen Beitrag für den freiheitlichen<br />

Rechtsstaat und die demo kratische<br />

Staatsverfassung.<br />

2. Gesteigerte Anforderungen an die<br />

Eigenverantwortung<br />

Verantwortliches Handeln setzt Freiheits -<br />

fähigkeit und Freiheitsbereitschaft voraus.<br />

Diese baut auf individuelle Begabung, muss<br />

aber durch behutsame Erziehung zur Ent -<br />

faltung gebracht werden. Für diesen Er -<br />

zieh ungsauftrag bieten die modernen<br />

Lebens- und Wirkungsbedingungen<br />

unserer Gesellschaft erschwerte Voraus -<br />

setzungen. Wenn dem jungen Menschen<br />

allabendlich im kleinen Welttheater seines<br />

Fernsehgerätes die Probleme der Welt,<br />

kaum aber Lösungsmöglichkeiten vor Augen<br />

geführt werden, könnte der Mensch in der<br />

Alternativität der Programme zwar mit Be -<br />

dacht und Verantwortlichkeit zu seinem<br />

eigenen Programmdirektor werden; in der<br />

Regel wird er in diesem Vorhaben jedoch<br />

als Zapperphilipp scheitern. Wenn unsere<br />

Kinder in Deutschland heute länger vor dem<br />

Fernsehgerät als in der Schule sitzen, ist<br />

der Bildungsauftrag definiert.<br />

Sodann erleben die Kinder wie ihre Eltern<br />

in der Welt des modernen Computers, dass<br />

sie über ein fast beliebiges Wissen verfügen<br />

können, die Überinformation aber auch zur<br />

Nichtinformation zu werden droht, die Kraft<br />

des Vergessens verloren geht. Während<br />

das menschliche Gedächtnis unter den<br />

vielen Erinnerungen meist die schönen<br />

und wertvollen auswählt, wird der Computer<br />

uns auch in das Erlebnis der Enttäuschung,<br />

der Resignation, des Zornes und vielleicht<br />

sogar des Hasses zurückführen. Das Bun -<br />

des zentralregistergesetz gebietet dem<br />

Staat um der Resozialisierungschance<br />

selbst eines Straftäters willen, Vergange nes<br />

nach einer bestimmten Zeit zu vergessen.<br />

Der einzelne Mensch wird um Eigenständigkeit<br />

und individuelle Verantwortlichkeit<br />

ringen müssen, um bestimmte Daten des<br />

Com puters oder auch des Fernsehgeräts<br />

nicht zur Kenntnis zu nehmen.<br />

Diese Belastung ereignet sich in einer Me -<br />

dienwelt, die sich gänzlich der Aufgabe<br />

47


48<br />

widmet, dem übergesicherten Menschen<br />

sein tägliches Quantum an Aufgeregtheit<br />

zu vermitteln. Deswegen will der Journalist<br />

zwar informieren und unterrichten, vor allem<br />

aber auch entlarven, entwaffnen, skandali -<br />

sieren und an den Pranger stellen. Das<br />

Recht der persönlichen Ehre und der<br />

Schutz der Privatheit scheinen bei Politikern<br />

und anderen im Mittelpunkt der Medien<br />

stehenden Personen kaum noch zu greifen.<br />

Selbst parlamentarische Untersuchungs -<br />

ausschüsse, die dem Parlament ein Wissen<br />

vermitteln sollen, das dieses bisher nicht<br />

hat, unterstützen diese Entwicklung, wenn<br />

sie schon am Anfang der Untersuchung<br />

erklären, was das Untersuchungsergebnis<br />

sein wird. Die Geschichte der Demokratie<br />

kennt diese Entwicklung vom griechischen<br />

ostrakismos (Scherbengericht), nach dem<br />

in Athen alle zwei Jahre ein Prominenter in<br />

Verbannung geschickt wurde. Wir scheinen<br />

uns für das gleiche System zu entscheiden,<br />

haben die Zweijahresfrist allerdings deutlich<br />

verkürzt.<br />

Sodann lebt der moderne Mensch in einer<br />

Spannung zwischen Nähe und Weite, zwi -<br />

schen vertrautem und schier grenzenlosem<br />

Lebenskreis. Aus der “Nationalökonomie”<br />

ist eine Weltwirtschaft geworden, aus dem<br />

allein vom deutschen Staatsvolk bestimmten<br />

Staat ein Mitglied der Europäischen Union,<br />

aus der geläufigen und erprobten Technik<br />

und Medizin eine die Identität des Men schen<br />

und seine Entwicklung in Frage stellende<br />

Wissenschaft der Genmanipulation und des<br />

Klonens.<br />

Auch die Sicherheit im Recht ist kaum noch<br />

verlässlich. Wenn seit dem 11. September<br />

2001 Angreifer um des Angriffs willen zum<br />

Suizid bereit sind, sie also durch Rechts -<br />

pflichten und Sanktionen – selbst die An -<br />

drohung der Todesstrafe – nicht beein flusst<br />

werden können, ist die Rechtsgemeinschaft<br />

wieder auf ihren Ausgangsbefund zurück -<br />

geworfen: Nicht das Recht, sondern die<br />

dieses Recht tragende gemeinsame Kultur<br />

sichert inneren Frieden, damit die Autorität<br />

des Rechts und die individuelle Freiheit.<br />

3. Der Schutz von Ehe und Familie<br />

In dieser Gegenwart von Orientierungs -<br />

armut und Werteverlust bieten Ehe und<br />

Familie individuelle Sicherheit und dem<br />

einzelnen Unternehmen, der Gesamtwirt -<br />

schaft und dem Staatsvolk eine Zukunft im<br />

Kind. Deutschland ist heute eines der<br />

reichsten, aber auch der kinderärmsten<br />

Länder dieser Erde. Im Vergleich unter<br />

den 191 Staaten dieser Erde steht Deutsch -<br />

land in der Kinderstatistik an der Position<br />

181, also an einer der letzten Stellen. Wenn


wir diese Entwicklung nicht korrigieren<br />

können, wird uns unser Kapitalreichtum<br />

kaum helfen, weil wir nicht wissen, an wen<br />

wir ihn weitergeben sollen. Die Zahl der<br />

Produzenten und Nachfrager wird sinken,<br />

die Familien unternehmen werden keinen<br />

Sohn und keine Tochter mehr haben, die<br />

von den Eltern auf die Unternehmens -<br />

aufgaben vor bereitet sind. Unsere wissen -<br />

schaftlichen, kulturellen, ökonomischen<br />

und politischen Standards werden ver min -<br />

dert. Dem Gene rationenvertrag wird der<br />

eine Vertrags partner, die leistungsfähige<br />

Jugend, weit gehend fehlen. Unser Leben<br />

im Alter wird sich gleichzeitig verteuern,<br />

weil wir zu wenig Menschen in Pflege beru -<br />

fen haben. Sollte zudem die soziale Einheit<br />

der Ehe geschwächt werden, also die ge -<br />

genseitige Hilfe von Mann und Frau bei<br />

Krankheit, Krise und Altersgebrechlichkeit<br />

wegfallen, werden die Versprechungen des<br />

Sozial staates wie der privaten, kapitalge -<br />

deck ten Alterssicherung unerfüllbar bleiben.<br />

Das “demografische Problem” ist vielfach<br />

beschrieben worden. Allerdings scheint die<br />

veröffentlichte Meinung sich nicht entschie -<br />

den gegen diese Entwicklung zu stemmen,<br />

sondern sie als Wertewandel zu erklären<br />

und sich so mit ihr zu arrangieren. Darin<br />

liegt ein normative Todsünde: Wer allein<br />

das, was ist, wegen seiner Faktizität zum<br />

Wert erklärt, verliert den Maßstab für gut<br />

und böse, für richtig und falsch. Wenn wir<br />

beobachten, dass täglich auf deutschen<br />

Straßen Menschen zu Tode kommen, wür -<br />

den wir dieses Faktum nicht als Werte -<br />

wandel erklären und behaupten, das Gebot<br />

“du sollst nicht töten” gelte nicht mehr.<br />

Vielmehr werden wir die Anstrengungen<br />

verstärken, um dem Tötungsverbot ver -<br />

mehrt zur Wirkung zu verhelfen. Gleiches<br />

gilt, wenn wir gegenwärtig beobachten, dass<br />

immer weniger Menschen an den lebens -<br />

notwendigen Wasserquellen stehen und<br />

Wasser schöpfen. Wir mögen vorüber -<br />

gehend das knapper werdende Wasser<br />

kontingentieren können, werden aber<br />

schließlich verdursten.<br />

Wir stehen somit vor der Frage, ob wir eine<br />

im Erwerbsstreben sterbende oder im Kind<br />

vitale Gesellschaft sein wollen. Dabei können<br />

wir uns nicht mit Vorschlägen zufrieden ge -<br />

ben, die einen lebenslangen Erwerb ohne<br />

Kind oder aber ein Leben als Alleinerzie -<br />

hende empfehlen. Hier mögen Anliegen<br />

der Industriegesellschaft und einer miss -<br />

verstandenen Gleichberechtigung zusam -<br />

mentreffen; sie verfehlen aber eine Zukunft<br />

individuellen Glücks und gemeinschaft lichen<br />

Wirtschafts- und Kulturwachstums.<br />

Deshalb müssen wir im Rentenrecht in er -<br />

ster Linie die Eltern, traditionell die Mütter,<br />

vor den Beitragszahlern berechtigen, im<br />

Arbeitsrecht familiengerechte Arbeits be -<br />

dingungen schaffen und den Eltern vor<br />

allem nach der Erfüllung des Erziehungs -<br />

auftrages eine berufliche Fortsetzungs -<br />

garantie bieten, im Steuerrecht das Splitting<br />

für die eheliche Erwerbsgemeinschaft in<br />

gleicher Weise wie bei jeder anderen<br />

Erwerbsgemeinschaft – der Personen ge -<br />

sellschaft oder der juristischen Person –<br />

erhalten, den einkommensteuerlichen<br />

Zugriff auf das Elterneinkommen insoweit<br />

vermeiden, als dieses Einkommen über<br />

die Unterhaltspflicht den Kindern gehört,<br />

das Familiengut ohne Erbschaftsteuer -<br />

belastung von der Eltern- in die Kinder -<br />

generation weiterreichen. Alles dieses sind<br />

Forderungen des Verfassungsrechts und<br />

des Bundesverfassungsgerichts, die bis<br />

heute unerfüllt sind.<br />

Für das Familienunternehmen ist damit<br />

gesagt, dass ein solches Unternehmen in<br />

der Ehe und der Familie gegründet, dem<br />

Unternehmer also gleichermaßen eine Ver -<br />

antwortlichkeit zur Entfaltung von Ehe und<br />

Familie wie auch seines Unternehmens trifft.<br />

3. Die Kraft zur Erziehung<br />

Die Zukunft des Unternehmens ist aller -<br />

dings noch nicht gesichert, wenn die Unter -<br />

nehmer Kinder haben. Sie müssen diese<br />

auch zur Freiheitsfähigkeit und Freiheits -<br />

bereitschaft, zur Entscheidungs- und Urteilskraft,<br />

zur Verantwortlichkeit erziehen.<br />

Dieser Erziehungsauftrag fordert die besondere<br />

Kraft der Eltern, weil die Kinder Erfolgreicher<br />

schwerer zu erziehen sind als andere<br />

Kinder. Zwar genießen sie die Segnungen<br />

von Wohn- und meist auch von Familien kul -<br />

tur, von Wohlstand und einem welt offenen<br />

Elternhaus, laufen aber Gefahr, im Wohl -<br />

49


50<br />

stand zu ermatten, weniger intensiv mit<br />

ihren dem Beruf zugewandten Eltern leben<br />

zu können, bei der Übernahme des Be -<br />

triebes nicht im Selbstbewusstsein des<br />

Pioniers beginnen zu dürfen und vielleicht<br />

auch unter dem Schatten des großen Na -<br />

mens zu leiden.<br />

Wirtschaftlich erfolgreiche Eltern bemühen<br />

sich deshalb, ihre Kinder ohne Wohlstandsbehagen<br />

aufwachsen zu lassen, können sie<br />

aber nicht in die Garage verweisen und<br />

selbst in der Villa leben. Sie wählen den<br />

vielversprechenden Weg, körperliche Tüch -<br />

tigkeit und Selbstdisziplin, aber auch das<br />

Gebot der Fairness unter Gleichen im Sport<br />

einzuüben, im Musikinstrument Bildungs -<br />

erlebnis und Anstrengungserfolg zu ver -<br />

mitteln, im Auslandsaufenthalt Selbst bestimmung<br />

und Eigeninitiative zu erproben, neh -<br />

men Sohn und Tochter auch mit auf die<br />

Holzfällertour in Kanada, neigen gelegent -<br />

lich aber auch dazu, mit übermäßiger<br />

Strenge und Verboten die wirtschaftliche<br />

glückliche Ausgangslage kompensieren zu<br />

wollen.<br />

Vor allem aber haben Eltern ihren Kindern<br />

trotz beruflicher Inanspruchnahme viel Zeit<br />

zu widmen. Zutrauen der Kinder zu den<br />

Eltern entsteht beim Kleinkind, kann später<br />

nicht nachgeholt werden. Deshalb müssen<br />

Vater und Mutter sich bewusst sein, dass<br />

die berufliche und die familiäre Aufbau -<br />

phase gleichzeitig und gleichrangig ver -<br />

laufen, die Zuwendung zum Säugling und<br />

Kleinkind also den Unternehmensnachfolger<br />

sichert. Bei der Übergabe des Betriebes<br />

haben die Eltern dem Nachfolger das wich -<br />

tigste Rüstzeug mitzugeben, das sie zu ver -<br />

mitteln haben: ihr Vertrauen. Deshalb ist<br />

der Be trieb rechtzeitig zu übergeben. Der<br />

erfah rene Betriebsinhaber muss seinem<br />

Nach folger Chancen bieten, also Risiken<br />

eröff-nen und Fehler tolerieren. Er muss<br />

ihn in die Freiheit entlassen und sich selbst<br />

mög lichst vollständig zurückziehen. Wer<br />

gegenüber dem eigenen Nachwuchs über -<br />

höhte, unerfüllbare Leistungserwartun gen<br />

formuliert, sein besseres Wissen nicht ver -<br />

trauensvoll anbietet, sondern vor Mitar beitern<br />

demonstriert, möglicherweise sogar den<br />

Gewinn des Nachfolgers vertraglich zu<br />

binden sucht, bekundet sein Misstrauen,<br />

bricht das Selbstbewusstsein und den Stolz<br />

des Nachfolgers und darf sich dann nicht<br />

wundern, wenn ein gebrochener Mensch<br />

zur Unternehmensführung nicht tauglich ist.<br />

In diesem Erziehungsauftrag ist es hilfreich,<br />

sich an den verfassungsrechtlichen Drei -<br />

klang von Mensch, Person und Persönlich -<br />

keit zu erinnern, den das Grundgesetz für<br />

jedermann garantiert. Jeder Mensch ist mit<br />

Würde, Individualität und Freiheit begabt,<br />

deswegen in seinem Dasein und Sosein<br />

willkommen. Die Person – definiert von<br />

prosopon, persona, der Maske, die der<br />

antike Schauspieler in der von ihm über -<br />

nommenen Rolle dem Publikum zeigte –<br />

berechtigt zur Teilnahme am Rechtsverkehr<br />

und Gemeinschaftsleben in der Weise, die<br />

der Berechtigte freiheitlich ausgewählt hat.<br />

Die Persönlichkeit ist die zur Sittlichkeit<br />

und Freiheit fähige Person, die ihr Frei -<br />

heitsrecht stets in Verantwortlichkeit für ihr<br />

Gegenüber, im Bewusstsein von des sen<br />

Rechten und Persönlichkeit wahrnimmt.<br />

Das Grundgesetz sucht dieses Menschen -<br />

bild als Grundlage einer freiheitlichen Ge -<br />

sellschaft und eines demokratischen Staates


an die Zukunft weiterzugeben. Es ist das<br />

Gedächtnis der Demokratie und erinnert<br />

daran, dass ohne dieses Menschen- und<br />

Weltbild Freiheit nicht gelingen wird.<br />

Gerade in einer multikulturellen Gesell -<br />

schaft, in der wir leben, werden wir be -<br />

wusst zu machen haben, dass wir diese<br />

Kultur der Verantwortlichkeit pflegen und<br />

bei Be darf auch verteidigen werden.<br />

Unsere Ver fassung baut auf die Würde<br />

jedes Men schen, andere Ordnungen defi -<br />

nieren den politischen Schädling als Geg -<br />

ner, den es zu vernichten gilt. Wir setzen<br />

auf die Gleichberechtigung von Mann und<br />

Frau, andere verpflichten die Frau, dem<br />

Mann ein Leben lang zu dienen. Unsere<br />

Demokratie gewährt Macht auf Zeit, andere<br />

Systeme verpflich ten zur lebenslänglichen<br />

Huldigung gegenüber dem Führer. Wir<br />

genießen Religionsfreiheit, andere fordern<br />

das Praktizieren einer Re ligion, die der<br />

Staat definiert. Das Grund gesetz garantiert<br />

das privatnützige Eigen tum, andere Verfas -<br />

sungen enthalten dem Einzelnen unter dem<br />

Stichwort des “Volks eigentums” das indi -<br />

viduell Eigene vor. So werden wir für die<br />

Strukturen einer Frei heitskultur kämpfen,<br />

auf die so verstan dene Eigenverantwortlichkeit<br />

setzen und unsere Kinder lehren, dass<br />

diese Bedin gungen der Freiheit unverzicht -<br />

bar sind. Dem jungen Unternehmer werden<br />

wir aber vor allem vermitteln, dass Freiheit<br />

keines wegs Beliebigkeit bedeutet.<br />

Selbstverständlich gehört es zu unserer<br />

Freiheitskultur, dass der Mensch nach Be -<br />

lieben entscheiden darf, ob er heute ein<br />

Glas Wasser und morgen ein Glas Wein<br />

trinken, sich heute dem Sport und morgen<br />

der Musik widmen wird, heute ins Theater<br />

und morgen in einen Vortrag gehen mag.<br />

Diese kleinen Gegenwartsfreiheiten sind<br />

ein wichtiges Fundament der freiheitlichen<br />

Ordnung.<br />

Die Struktur der individuellen Biografie, des<br />

Unternehmens und des Gemeinwe sens<br />

aber bestimmen die großen Zukunfts frei -<br />

heiten, in denen sich der Berechtigte lang -<br />

fristig bindet und Verantwortlichkeit für an -<br />

dere übernimmt. Er baut ein Haus in der<br />

Hoffnung, dass darin auch noch seine<br />

Kinder und Enkelkinder wohnen werden.<br />

Er gründet eine Firma in der Erwartung,<br />

dass diese ihn selbst überlebt. Er nimmt<br />

ein achtsemestriges Studium auf, um da -<br />

raus einen Lebensberuf zu entwickeln. Er<br />

schließt eine lebenslängliche Ehe, aus der<br />

sich eine unkündbare und unscheidbare<br />

Elternschaft entwickelt. Würde der Mensch<br />

vor diesen langfristigen Bindungen und<br />

Verantwortlichkeiten für andere zurück -<br />

schrecken, blieben ihm die wichtigsten<br />

Türen für freiheitliches Erleben verschlossen.<br />

Wer um der Freiheit willen Bindung scheut,<br />

wird die große Zukunftsfreiheit nicht erle -<br />

ben, also das wesentliche Stück Freiheit<br />

entbehren müssen.<br />

4. Rahmenbedingungen für eine<br />

Verantwortungskultur<br />

Haben wir gediegene Unternehmen und<br />

freiheitsfähige Nachfolger, so brauchen<br />

diese Rahmenbedingungen, in denen sich<br />

wirtschaftliche Freiheit verlässlich entfalten<br />

kann. Dieses bedeutet für die gegen wärtige<br />

51


52<br />

Rechtsordnung insbesondere, dass die<br />

komplexe Wirklichkeit in einem überschaubaren<br />

und verlässlichen Recht einfacher<br />

handhabbar wird. Deshalb muss das Arbeits -<br />

recht das ein zelne Unternehmen im Tarif -<br />

vertrag schüt zen, nicht aber im Kartell er -<br />

sticken. Das Sozialrecht baut darauf, dass<br />

95 % der Starken Überschüsse er wirtschaf -<br />

ten, damit 5 % Schwache daraus mitfinan -<br />

ziert werden kön nen. Das Steuerrecht darf<br />

nicht mehr – so sind unsere aktuellen Be -<br />

rechnungen – als 25 % des Ertrages weg -<br />

nehmen, muss für jeder mann in seinem<br />

Belastungs grund versteh bar und in seiner<br />

Steuer erklärung erklärbar sein, darf nicht in<br />

jedem Jahr zwölfmal ge ändert, sondern in<br />

zwölf Jahren nur einmal geändert werden,<br />

muss das unterneh mens gebundene Fami -<br />

liengut auch im Erbschaftsteuerrecht so<br />

weitergeben, dass der Nach folger ermutigt<br />

und nicht in seinem Elan gedämpft wird.<br />

Das Subven tions recht muss auf staatliche<br />

Hilfen in Ausnahmefällen be grenzt werden,<br />

im Übrigen aber dem Un ternehmer seine<br />

Freiheit zur ökonomi schen Vernunft be las -<br />

sen: Wenn gegenwärtig die Steuersubven -<br />

tionen den Steuerpflichtigen in den Schiffs -<br />

bau in Taiwan drängen, ihn für die Finanzie -<br />

rung von ihm fremdblei ben den Filmen inte -<br />

res sieren, er in Personen gesellschaften gar<br />

die Verluste sucht, wird Kapital fehlgeleitet<br />

und stillgelegt. Das Familienrecht darf nicht<br />

durch das Gesell schaftsrecht wider legt<br />

wer den, sondern muss sich auch in den<br />

Familienunter neh men bewähren.<br />

Sodann sind die einzelnen Lebensbereiche<br />

in ihren Gesetzmäßigkeiten sachgerecht zu<br />

unterscheiden. Wir müssen den jungen<br />

Menschen bewusst machen, warum auf<br />

dem Markt das Prinzip der Gewinnmaxi mierung,<br />

also der Hang zum schier grenzen -<br />

losen Erfolg richtig ist, während ein durch<br />

Doping und Drogen entgrenztes Erfolgs -<br />

streben im Sport und in der privaten Le -<br />

benswelt verboten ist. Die Rechtsordnung<br />

selbst muss sich fragen lassen, ob sie noch<br />

eine Kultur des Maßes ist, wenn Grund -<br />

rechte “optimiert” werden sollen, die Fahr -<br />

lässigkeit am Maßstab der “größt möglichen<br />

Sorgfalt” gemessen wird, die Europäische<br />

Union eine “immer engere” zu werden ver -<br />

heißt, damit an die Liebenden erinnert, die<br />

sich in der Umarmung schier den Atem<br />

rauben, oder gar an den Strick des Scharf -<br />

richters, der, immer enger werdend, uns<br />

den Atem nimmt.<br />

Auf dieser Grundlage müssen wir dem Un -<br />

ternehmensnachfolger, den aktiven Unter -<br />

nehmen und der gesamten Rechtsordnung<br />

bewusst machen, dass wir die drei Metho -


XIV<br />

den, Bedarf zu erkunden und zu befrie di gen,<br />

nicht vermengen dürfen: Markt und Wett -<br />

bewerb dienen verlässlich der Befrie digung<br />

des individuellen Bedarfs, indem Anbieter<br />

ihre Nachfrager suchen und eine Leistung<br />

nur erbringen, wenn der Preis angemessen<br />

erscheint. Dieses Erfolgs system unserer<br />

Marktwirtschaft veranlasst gegenwärtig<br />

Privatisierungen von Eisen bahn, Post, auch<br />

von öffentlichen Energie unternehmen, die<br />

– insbesondere, wenn der Übergang zum<br />

Marktwettbewerb er reicht, die staatliche<br />

Regulierung deshalb zurückgenommen<br />

worden ist – Wirt schaftsimpulse verspricht.<br />

Der Staat hingegen folgt einem fundamen -<br />

tal anderen Prinzip, um den Bedarf seiner<br />

Bürger zu ermitteln und ihm gerecht zu<br />

werden. Die Demokratie fordert eine<br />

lücken lose demokratische Legitimations -<br />

kette, die idealtypisch jeden Hoheitsakt vor<br />

dem Betroffenen rechtfertigt. Der Staat er -<br />

bringt seine Leistungen nach Bedarf, nicht<br />

nach erreichbarem Entgelt; innere und äu -<br />

ßere Sicherheit, das Recht, auch die soziale<br />

Existenzsicherung wird nicht dem Zahlungsunfähigen<br />

vorbehalten, sondern Jedermann<br />

angeboten. Heute allerdings müssen wir<br />

unseren Staat fragen, ob er nicht Leistun -<br />

gen, insbesondere die der Überregulie -<br />

rung, aufdrängt, die das demokratische<br />

Staatsvolk nicht will, andererseits seinen<br />

Leistungsauftrag durch Unterlassen – bei<br />

den notwendigen Reformen – gröblich ver -<br />

letzt. Außerdem vermengt der Staat die<br />

marktwirtschaftliche und demokratische<br />

Bedarfsbefriedigung, wenn er Rechte ver -<br />

kauft, z.B. UMTS-Lizenzen gegen Höchst -<br />

gebot versteigert und dabei 100 Milliarden<br />

DM Erlös erzielt, oder eine Gesetzes initia -<br />

tive zur Reform des Arzneimittelrechts zu -<br />

rückzieht, nachdem ein Verband 400<br />

Millio nen DM an eine öffentliche Kasse<br />

bezahlt hat. Würde der Verwaltungsbeamte<br />

einen Führerschein oder eine Baugeneh migung<br />

nach diesem Prinzip vergeben, würde<br />

er sich strafbar machen. Uns fehlt die Si cherheit,<br />

die Gesetzmäßigkeiten verschie dener<br />

und gegenläufiger Lebensstrukturen hin -<br />

reichend zu unterscheiden.<br />

Die dritte Form der Bedarfsbefriedigung ist<br />

die kulturelle, gemeinnützige Zuwendung,<br />

bei der ein Leistungsfähiger Kunst, Religion,<br />

soziale Initiativen fördert, allein in dem<br />

Willen, diese Aufgaben zu unterstützen. Er<br />

ist Spender, Sponsor, Mäzen, erwartet kei -<br />

ne Gegenleistung, sondern handelt selbst los<br />

und will allenfalls in seiner Vorbildfunktion<br />

sich einen guten Namen machen. Dieses<br />

dritte Prinzip der altruistischen Bedarfs -<br />

53


54<br />

befriedigung wird ebenfalls mit marktwirt -<br />

schaftlichen Prinzipien vermengt, wenn beim<br />

Sponsoring um des betrieblichen Vorteils<br />

willen gefördert wird. Dieses ist selbst ver -<br />

ständlich legitim und zulässig, muss dann<br />

aber deutlich dem erwerbswirtschaftlichen<br />

Handeln zugeordnet und aus dem Gemein -<br />

nützigkeitsrecht ausgenommen werden.<br />

Das Grundpostulat der Gegenwart zielt auf<br />

überschaubare Lebensverhältnisse, auf die<br />

einfache einsichtige Regel. Hier ist der Sport<br />

der große Lehrmeister. Ein Stück der all -<br />

gemeinen Faszination des sportlichen Wettbewerbs<br />

liegt darin, dass er sich überschaubar<br />

nach einfachen Regeln und Prinzipien<br />

der Fairness ereignet. Die Menschen ma -<br />

chen ihren Interessengegensatz in den<br />

unterschiedlichen Trikots der gegenein an -<br />

der kämpfenden Mannschaften deutlich,<br />

beschränken ihren Aktionsraum auf das<br />

Spielfeld und auf die Zeit von 90 Minuten,<br />

verständigen sich auf den Einsatz ihrer Füße<br />

und gelegentlich des Kopfes, nicht aber der<br />

Hände, bedienen sich eines stets präsenten<br />

Schiedsrichters, der jeden Rechtsfehler so -<br />

fort ahndet, am Schluss das Spiel abpfeift<br />

und das Spielergebnis – 2:0, wir haben ge -<br />

wonnen – festhält. In dieser Begrenzung<br />

entfaltet sich wie selbstverständlich ein<br />

Nor mensystem, das ohne staatliche Rechtsquellen<br />

in aller Welt gleichermaßen gilt und<br />

diesen Wettkampf verlässlich organisiert.<br />

Lassen Sie mich abschließend für den<br />

Sozialstaat andeuten, wie ein solch verein -<br />

fachtes Rechtssystem wirken könnte:<br />

Gegenwärtig baut der Sozialstaat die<br />

Rechtsstellung des Arbeitnehmers immer<br />

mehr aus, nimmt mit diesen hohen sozialen<br />

Standards der Selbständigkeit die Attraktivi -<br />

tät, zielt auf die Leistungskraft von Groß -<br />

unternehmen, erschwert den Mittelstand.<br />

Er schafft Märkte, insbesondere im Gesundheitswesen,<br />

bei denen die Nachfrager kein<br />

Preisrisiko tragen, Anbieter und Nachfrager<br />

sich hingegen in der gemeinsamen Über -<br />

zeugung begegnen, das Beste sei gerade<br />

gut genug, und damit eine Preisspirale in<br />

Bewegung halten. Der Sozialstaat lebt zu<br />

Lasten der Zukunft, räumt dem Bestehen -<br />

den vor Künftigem den Vorrang ein, mündet<br />

in einer sich ständig erhöhenden Staatsver -<br />

schuldung, also einer schon heute begrün -<br />

deten Steuererhöhung für die nachfolgen -<br />

de Generation.<br />

Demgegenüber muss der Staat heute ein -<br />

räumen, dass er zu viel versprochen hat. Er<br />

sichert jedem ihm anvertrauten Menschen<br />

die Zugehörigkeit zu unseren ökonomi -<br />

schen, rechtlichen und kulturellen Stan -<br />

dards, so dass niemand existentielle Not<br />

leidet. Im Übrigen aber entsinnt er sich des<br />

einfachen Grundprinzips, dass der Staat nur<br />

das sozial geben kann, was er vorher steuer-


lich genommen hat, dass also das Soziale<br />

am besten floriert, wenn immer mehr Men -<br />

schen aus eigener Kraft am Wohlstand teil -<br />

haben, sich in dieser Stärke auch die<br />

Schwa chen beteiligen und so die Ideale<br />

von Gerechtigkeit und Solidarität in der<br />

Erwerbsgemeinschaft annähern. Die<br />

wichtigste Sozialeinheit ist die Familie, der<br />

Garant allgemeiner Bedürfnisbefriedigung<br />

der private Unternehmer, der Förderer in -<br />

dividueller Freiheit und Vielfalt im Staat,<br />

der dem einzelnen Menschen Freiheit ga -<br />

ran tiert und ihn zur Freiheit befähigt.<br />

Montesquieu hat in seinem Buch “Der Un -<br />

tergang Roms” die Frage beantwortet, wa -<br />

rum eine so glanzvolle freiheitliche Demo -<br />

kratie wie die in Rom letztlich gescheitert<br />

ist. Er sieht die Ursache für den Nieder -<br />

gang in einem Staatssystem, das sich aus<br />

der Kriegsbeute finanzierte, den jungen<br />

Römern damit ein anstrengungsloses Ein -<br />

kommen versprach, also das erzieherische<br />

Band von eigener Leistung und Einkom men<br />

trennte und den Menschen vorspiegelte, sie<br />

brauchten die Familiengemeinschaft als<br />

verlässliche Sicherung gegen Krisen- und<br />

Notfälle nicht mehr.<br />

Wir haben heute glücklicherweise keine<br />

Kriegsbeute zu verteilen, wohl aber einen<br />

prall gefüllten – wenn auch vor Eingang<br />

der Erträge schon wieder entleerten –<br />

Staatshaushalt, neigen trotz verfassungs -<br />

rechtlichen Verbotes zu einer übermäßigen<br />

Staatsverschuldung, beuten unsere Fami -<br />

lien und damit die Garanten der Zukunft<br />

aus. Diese Entwicklung ist umkehrbar.<br />

Erste Voraussetzung dazu ist die Erkennt -<br />

nis der Fehlentwicklungen, die Bereitschaft<br />

zum entschiedenen Gegensteuern, Selbst -<br />

bewusstsein und Bürgerstolz, der Freiheit<br />

erst ermöglicht, damit Verantwortlichkeit<br />

für unsere Zukunft entfaltet.<br />

55


56<br />

Das <strong>Dräger</strong>werk –<br />

seit über 110 Jahren familiengeführt<br />

Theo <strong>Dräger</strong>, Vorsitzender des Vorstands,<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ich begrüße Sie ganz herzlich zum zweiten<br />

Tag unseres Malenter Symposiums.<br />

Nachdem wir gestern in den Plenarvor trä -<br />

gen umfassend von Dr. Heraeus, Dr. Ruder,<br />

Prof. May und Prof. Späth aus unterschied -<br />

licher Sichtweise in das diesjährige Thema<br />

(“Mittelständische und familiengeführte Un -<br />

ternehmen in Deutsch land – Wege aus der<br />

Krise”) eingeführt wurden, wollen wir heute<br />

gemeinsam die Ursachen der gegen wärtigen<br />

Mittelstands misere analysieren und Lö sungsvorschläge<br />

erarbeiten.<br />

In drei parallel laufenden Arbeitskreisen<br />

werden uns heute folgende Schwerpunkte<br />

beschäftigen: die Finanzierung und För de -<br />

rung des Mittelstandes; Arbeitsrecht, Mit -<br />

bestimmung und Beschäftigung; und<br />

schließlich Steu errecht und Sozialsystem.<br />

Ich freue mich, dass wir für unser Sympo -<br />

sium Redner aus den Bereichen Wirt schaft,<br />

Politik und Wissenschaft gewinnen konnten<br />

und uns damit aus unterschied lichen Sicht -<br />

weisen mit der für unser aller Zukunft wichtigen<br />

Thematik befassen können.<br />

Bevor wir uns gleich in die Arbeitsgruppen<br />

begeben, möchte ich einführend einige<br />

Anmerkungen über das seit über 110 Jahren<br />

familiengeführte <strong>Dräger</strong>werk machen, dem<br />

ich in vierter Generation als Vorstands vor -<br />

sitzender vorstehe. In der Entwicklung des<br />

1889 gegründeten kleinen Laden- und<br />

Werkstattbetriebs “<strong>Dräger</strong> & Gerling” zum<br />

heutigen global operierenden Unter -<br />

nehmen mit rund 10 000 Mitarbeitern,<br />

Tochtergesellschaften in 40 Ländern und<br />

Repräsentanten in weiteren 150 Ländern<br />

gab es neben vielen Erfolgen auch immer<br />

wieder existenzielle Krisen, aus denen das<br />

Unternehmen gestärkt hervorging.<br />

Auch heute noch sind unsere Haupt absatz -<br />

gebiete die Sicherheitstechnik und die<br />

Medi zintechnik. Beim Umsatz im Jahr 2002<br />

von ca. € 1,3 Mrd. entfallen jeweils 2/3 auf<br />

die Medizin- und 1/3 auf die Sicherheits -<br />

technik. Die Gesellschaft <strong>Dräger</strong> Aerospace<br />

wurde im ersten Halbjahr 2003 verkauft im<br />

Rahmen unserer Fokussierung auf die<br />

Kerngeschäftsbereiche.


<strong>Dräger</strong> ist nach erheblichen Investitionen<br />

nunmehr in allen wichtigen Märkten ver -<br />

treten, wobei wir noch gewisse Defizite in<br />

der Marktbearbeitung in den USA und<br />

Asia Pacific sehen. Wir haben aber für<br />

diese Herausforderung, wie wir glauben, in<br />

der Strategie der Sparten klare Antworten.<br />

Fertigungsstätten befinden sich für Medi zintechnik-Produkte,<br />

neben dem Standort<br />

Lübeck, in Best/Holland, Telford und<br />

Danvers/USA als auch in Shanghai, für<br />

Produkte der Sicherheitstechnik in<br />

Blyth/UK, Pittsburgh und in Peking.<br />

Der <strong>Dräger</strong>-Konzern hat eine – wie wir glau -<br />

ben – effiziente Struktur. Die Holding-Ge -<br />

sellschaft der Gruppe ist die <strong>Dräger</strong>werk<br />

AG. Am Aktienkapital dieser Gesellschaft<br />

hält die Familie <strong>Dräger</strong> 50 % in Form von<br />

Stammaktien, die andere Hälfte des Ka pi -<br />

tals wurde emittiert in Form von stimm rechtlosen<br />

Vorzugsaktien. Diese werden an<br />

allen deutschen Börsen gehan delt und<br />

sind breit gestreut. Dr. Christian <strong>Dräger</strong>,<br />

der ehemalige Vorstandsvor sitzen de des<br />

Unternehmens, verfügt direkt bzw. in direkt<br />

über 100 % der Stimmen der stimm be rechtigten<br />

Stammaktien. Danach wird diese<br />

Position (dieses ist bereits erblich geord -<br />

net) zu 100 % auf seinen ältesten Sohn<br />

Stefan <strong>Dräger</strong> übergehen, der bereits als<br />

Vorstand Zentrale Aufgaben tätig ist. Dabei<br />

gibt es eine Familientradition, dass die Lei -<br />

tungsmacht im Unternehmen jeweils auf<br />

eine Person – in Übergangszeiten auf zwei<br />

Personen – der Familie konzentriert wird,<br />

die dann auch im Unternehmen tätig sein<br />

sollten. Insofern können Sie von der Aktio -<br />

närsseite klare Führungsverhältnisse unter -<br />

stellen. Sie können davon ausgehen, dass<br />

das operative Management nicht, wie gele -<br />

gentlich bei Familienunternehmen vorkom -<br />

mend, durch Querelen der Familienmitglie -<br />

der untereinander von der Fokus sierung<br />

auf das Geschäft abgelenkt wird. Diese<br />

Konstellation hat auch den Vorteil schneller<br />

Entscheidungen.<br />

Nun zur Struktur der <strong>Dräger</strong>-Gruppe im<br />

einzelnen:<br />

Aus einem Stammhaus-Konzern mit inte -<br />

grier ten Funktionen (Entwicklung, Ferti -<br />

gung, Verkauf, Finanzen, Personal) ist eine<br />

übersichtlich strukturierte Unternehmens -<br />

gruppe geworden mit der <strong>Dräger</strong>werk AG<br />

als Holding-Gesellschaft mit den Funktio -<br />

nen Gruppenstrategie, Gruppenfinanzie rung,<br />

Gruppencontrolling und einer Reihe weite -<br />

rer zentraler Funktionen und Dienstleistun -<br />

gen. Die beiden großen Teilkonzerne Si -<br />

cher heitstechnik und Medizintechnik sind<br />

aus Kapitalmarktgründen als AG & Co.<br />

KGaAs organisiert worden. In die beiden<br />

Obergesellschaften sind jeweils die zu ge -<br />

hörigen Tochtergesellschaften im In- und<br />

Ausland direkt eingebracht worden. Da ne -<br />

ben sind an die <strong>Dräger</strong>werk AG als Holding<br />

eine Reihe von konzerninternen Dienst -<br />

leistern und Lieferanten angehängt worden.<br />

Es ist die Politik der Familie <strong>Dräger</strong> und<br />

des Vorstandes, dass auch in der zukünfti -<br />

gen Entwicklung beide Gesellschaften als<br />

Spartengesellschaften mit Mehrheit im Un -<br />

ternehmensbesitz bleiben, da sie das Kern -<br />

geschäft repräsentieren.<br />

Die Form der KGaA wurde auch deswegen<br />

gewählt, weil beabsichtigt ist, zukünftiges<br />

Wachstum durch Emission von Kommanditaktien<br />

zu finanzieren. Die KGaA stellt auf -<br />

grund der Rechtsposition des Komplemen -<br />

tärs eine übernahmesichere Konstruktion<br />

dar. Damit wird der in den Unternehmens -<br />

grundsätzen verankerten Grundsatz, “die<br />

Unabhängigkeit und den Charakter des<br />

Familienunternehmens zu sichern”, han dels -<br />

rechtlich abgesichert.<br />

Die Schaffung der KGaAs, die erste Emis -<br />

sion von Vorzugsaktien im Jahre 1979 nach<br />

über 20jähriger Pause an der Deutschen<br />

Börse überhaupt und die erste Emission<br />

bör sennotierter aktienähnlicher Genuss -<br />

schei ne in Deutschland hat gezeigt, dass in<br />

der Gruppe eine Tradition und Know-how<br />

existiert, die Finanzierungsprobleme eines<br />

wachsenden Familienunternehmens mit<br />

unterschiedlichen – zum Teil neuartigen –<br />

Finanzierungsinstrumenten zu lösen.<br />

Damit ist bereits einiges zur langfristigen<br />

Strategie, nämlich Konzentration auf das<br />

Kerngeschäft in der Medizintechnik und<br />

Sicherheitstechnik, Finanzierung aus dem<br />

Kapitalmarkt und Erhaltung der Unab hängigkeit<br />

im Wege einer Mehrheitsbeteiligung<br />

gesagt. Bei der Strukturierung der Gruppe<br />

haben wir auch darauf geachtet, dass koali -<br />

tionsfähige Einheiten entstehen.<br />

In Ausführung dieser Strategie hat die<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG mit der Siemens AG eine<br />

Vereinbarung über Zusammenarbeit und<br />

die Bildung eines Joint Venture auf dem<br />

Gebiet der Medizintechnik abgeschlossen.<br />

Gegen Einbringung des gesamten Ge -<br />

schäfts bereiches Elektro-Medizin, d.h. die<br />

dem <strong>Dräger</strong>-Programm entsprechenden<br />

57


XIV<br />

58<br />

Arbeitsgebiete Monitoring, Beatmung und<br />

Narkose, hat die Siemens AG eine 35<br />

prozentige Beteiligung an der <strong>Dräger</strong><br />

Medical AG & Co. KGaA erhalten. Nach<br />

Erfüllung kar tell rechtlicher Auflagen, die<br />

die Arbeitsgebiete Beatmung und Narkose<br />

betreffen, ist die Integration der übergeben -<br />

en Arbeits gebiete ab dem 1. Juli 2003 voll -<br />

zogen worden. Die <strong>Dräger</strong> Medical AG &<br />

Co. KGaA ist nach dieser Transaktion,<br />

anders als jeder Konkurrent, in der Lage,<br />

die gesamte Patienten-Prozess kette von<br />

Notfall über Operations saal, Inten sivpflege,<br />

Station und Home Care abzu decken.<br />

An der <strong>Dräger</strong> Safety AG & Co. KGaA hält<br />

die <strong>Dräger</strong>werk AG 100 %, aber auch hier<br />

könnte ein Minderheitspartner im Wege<br />

einer Sacheinlage aufgenommen werden.<br />

Neben diesen finanziellen und strukturellen<br />

Grundsätzen nun zu den Unternehmens -<br />

zielen im allgemeinen. <strong>Dräger</strong> will in seinen<br />

Märkten zu den ersten drei Anbietern ge -<br />

hören. Dies ist zur Zeit bei ca. 70 % des<br />

Umsatzvolumens der Gruppe der Fall. Er -<br />

reichen wir dieses Ziel nicht, sind wir, wie<br />

auch in der Vergangenheit bereit, diese<br />

Aktivitäten zu verkaufen, zu schließen oder<br />

an einen Partner zu übergeben.<br />

Weiteres Unternehmensziel – und dies<br />

wird Sie insofern nicht überraschen, als es<br />

sich nicht von den Zielen anderer börsen -<br />

notierter Gesellschaften unterscheidet –<br />

ist es, den Unternehmenswert, insbeson de -<br />

re die Marktkapitalisierung, deutlich zu ver -<br />

bessern, was uns auch in den letzten bei den<br />

Jahren gelungen ist. Dazu gehört auch die<br />

Beachtung jener Grundsätze, wie sie neuer -<br />

dings im Deutschen Corporate Governance<br />

Kodex zusammengefasst worden sind.<br />

Über den Grundsatz der Bewahrung der<br />

Unabhängigkeit und des Charakters eines<br />

Familienunternehmens hatte ich bereits


ge sprochen. Ein weiterer Grundsatz ist:<br />

<strong>Dräger</strong> will weltweit ein exzellentes Unter -<br />

nehmen sein – Nummer 1 bei seinen Kun -<br />

den und attraktiv für seine Mitarbeiter. Als<br />

finanzielles Unternehmensziel ist definiert:<br />

Es soll eine Rendite von mehr als 20 %<br />

auf EBIT-Basis auf das eingesetzte Kapital<br />

erwirtschaftet werden. Im Jahre 2002 wurde<br />

eine EBIT-Rendite von 13,2 % erreicht.<br />

Die Stärken des Unternehmens liegen da -<br />

rin, dass wir in mehr als 100 Jahren unse -<br />

rer Geschichte in den meisten Arbeits ge -<br />

bieten Marktführerpositionen erreicht haben.<br />

Auch für einen sich konsolidieren den Markt<br />

haben wir die kritische Größe erreicht, um<br />

notwendige Entwicklungen zu finanzieren<br />

und eine aktive Rolle bei Akquisitionen zu<br />

spielen.<br />

<strong>Dräger</strong> wird ein Ruf für Zuverlässigkeit und<br />

hohe Qualität attestiert. <strong>Dräger</strong> hat gezeigt,<br />

dass es durch systematische Produkt inno -<br />

vationen in seinen Märkten neue Wege zei -<br />

gen kann und sich zum Teil seinen Markt<br />

selber schafft. Dies wird dadurch doku mentiert,<br />

dass wir in den letzten 10 Jahren mit<br />

einem Umsatzwachstum von 6 % zum Teil<br />

deutlich über dem Marktwachstum lagen.<br />

Zusammenfassend lässt sich zum Ist-Zu -<br />

stand sagen: Wir sind überzeugt, dass<br />

<strong>Dräger</strong> in Zukunftsmärkten tätig ist, wir<br />

haben hier eine führende Position. <strong>Dräger</strong><br />

hat auch die kritische Größe, aufwändige<br />

Neuentwicklungen zu finanzieren und sich<br />

aktiv am Konsolidierungsprozess, der in bei -<br />

den Spartenmärkten zu beobachten ist, zu<br />

beteiligen.<br />

Durch die Umstrukturierung des Unter neh -<br />

mens in den letzten Jahren haben wir uns,<br />

wie gesagt, auf die Sparten Sicher heits technik<br />

und Medizintechnik fokussiert. Durch<br />

die Schaffung von übernahmesiche ren ge -<br />

sellschaftsrechtlichen Strukturen haben wir<br />

Voraussetzungen auch für die externe Fi -<br />

nan zierung weiteren Wachstums geschaffen.<br />

Nun zu einer Zusammenfassung auf län -<br />

ge re Sicht:<br />

Von den 500 Unternehmen des breit ge -<br />

streuten Standard & Poor Index im Jahre<br />

1957 sind laut Ausweis dieses Index im<br />

Jahre 1997, also nach 40 Jahren, noch 77<br />

Unternehmen als selbständige Unter neh -<br />

men existent.<br />

Das <strong>Dräger</strong>werk hat es mit der Mehrheits -<br />

beteiligung der Familie <strong>Dräger</strong> auf 114 Jahre<br />

Selbstständigkeit gebracht.<br />

Ich glaube, es sind vier Hauptfaktoren, die<br />

dazu beigetragen haben:<br />

1. Fokussierung auf Arbeitsgebiete, die<br />

direkt oder indirekt mit Beatmung<br />

zusammenhängen und konsequentes<br />

Konzentrieren auf diese Marktnische.<br />

2. Innovationsführerschaft.<br />

Unter anderem gibt es bei <strong>Dräger</strong>, unge-<br />

wöhnlich für ein Unternehmen dieser<br />

Größenordnung, eine Grundlagenent-<br />

wicklung mit 30 Mitar beitern, die sich im<br />

Mittel 20 - 30 % ihrer Arbeits gebiete<br />

selbst aussuchen.<br />

3. Das Ressort Personal hat bei <strong>Dräger</strong><br />

immer eine herausgehobene Stellung<br />

gehabt. Auch in dem 100-Mann-Unter-<br />

nehmen der 20er Jahre gab es einen<br />

Personalleiter, der sich mit nichts ande-<br />

rem als mit Personal aktivitäten beschäf -<br />

tigte. Insgesamt hat es seit den 20er<br />

Jahren nur dreimal einen Wechsel in der<br />

Personaleitung gegeben.<br />

4. Familiendisziplin.<br />

Jeweils ein Mitglied der Familie hat eine<br />

klare Mehrheit im Unternehmen mit dem<br />

Effekt: klare Führungsstruktur, schnelle<br />

Entscheidungen, keine Ablenkung durch<br />

Familienquerelen und, wenn Sie die<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG als börsennotiertes Un-<br />

ter nehmen ansprechen, keine Über nah-<br />

me querelen.<br />

Meine Damen und Herren, ich spreche<br />

nicht von Patentrezepten. Die gibt es auf<br />

dem Themengebiet familiengeführtes Un -<br />

ternehmen nicht. Es ließen sich durchaus<br />

unterschiedliche andere Konzepte mit ei -<br />

nem positiven Endergebnis anführen. Um<br />

nur einige zu nennen: z.B. die Konzepte<br />

der Familien Heraeus, Freudenberg, Henkel<br />

und andere. Vielleicht habe ich Ihnen aber<br />

mit diesem kurzgefassten Statement die<br />

ei ne oder andere Anregung vermitteln<br />

können.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit<br />

und wünsche der Tagung der <strong>Dräger</strong>-<br />

<strong>Stiftung</strong> weiterhin einen guten Verlauf.<br />

59


60<br />

Zusammenfassende Betrachtung<br />

Prof. Dr. Peter May<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

zum Abschluss unserer Veranstaltung möchte<br />

ich den Versuch unternehmen, die wich -<br />

tigsten Erkenntnisse der beiden zurück lie -<br />

genden Tage zusammenzufassen. Dabei<br />

will ich versuchen, aus der Vielzahl der Ein -<br />

zelerkenntnisse eine Gesamtbotschaft her -<br />

aus zu kristallisieren. Leiten lassen möchte<br />

ich mich dabei von der Frage: Was habe<br />

ich persönlich als Erkenntnis aus diesem<br />

Malenter Symposium gewonnen?<br />

1. Unser Land befindet sich in einer tief -<br />

greifenden strukturellen Krise. In einer solchen<br />

Situation ist die politische Führung in<br />

einem besonderen Maße gefordert. Sie<br />

muss zum einen die notwendigen struk tu -<br />

rellen Veränderungen vornehmen, und zum<br />

anderen den Menschen das verlorenge gan -<br />

gene Vertrauen dafür zurückgeben, dass es<br />

zukünftig wieder besser wird. Ohne strukturelle<br />

Veränderungen wird es keine posi -<br />

tive Zukunft geben. Doch ohne den Glau ben<br />

an diese positive Zukunft wird den Men -<br />

schen die Bereitschaft fehlen, die notwen -<br />

digen Veränderungen mit ihren individuell<br />

durchaus negativen Auswirkungen mitzu -<br />

tragen. Wer den eingeforderten Ruck in<br />

un serer Gesellschaft initiieren will, muss<br />

einen wirtschaftspolitischen Paradigmen -<br />

wechsel initiieren. Anstatt den Gedanken<br />

der Verteilungsgerechtigkeit in den Mittel -<br />

punkt der Diskussion zu stellen (Stichworte:<br />

Vermögensabgabe für Reiche, Erhöhung<br />

der Erbschaftssteuer etc.), muss jetzt die<br />

Frage nach den richtigen Strategien für<br />

zukünftige Wohlstandsmehrung den Kern<br />

unserer Diskussionen ausmachen. Über die<br />

gerechte Verteilung eines größer werden -<br />

den Kuchens lässt sich nun einmal leichter<br />

und emotionsfreier diskutieren als über<br />

diejenige eines schrumpfenden. “Wir müs -<br />

sen wegkommen von einer Ethik des Ver -<br />

teilens zu einer Ethik des Vermehrens”, hat<br />

Thomas Selter von der ASU dies heute<br />

Mor gen in einem unserer Arbeitskreise ge -<br />

nannt - eine, wie ich finde, markante For -<br />

mulierung für meine erste wichtige Erkennt -<br />

nis aus diesem Malenter Symposium.<br />

2. Im Mittelpunkt einer auf Mehrung gerich -<br />

teten Politik muss der Mittelstand stehen.<br />

Denn mehr Wohlstand lässt sich nur durch<br />

mehr Beschäftigung erreichen. Wer aber<br />

mehr Menschen in Arbeit bringen will, muss<br />

zunächst diejenigen fördern, die Arbeit ge -<br />

ben können. Und das sind nun einmal zu -<br />

vorderst unsere mittelständischen Unter nehmen<br />

und Unternehmer.<br />

3. Ein zentrales Problem für den Wohl -<br />

stand in Deutschland ist, auch das wurde<br />

hier mehrfach betont, die zu hohe Staats -<br />

quote. Unser Staat ist längst zu einer ineffi -<br />

zienten Umverteilungsmaschinerie degene -<br />

riert. Viele Bürger haben aufgehört, für sich


selber zu sorgen. Sie, insbesondere die<br />

Men schen meiner Generation, erwarten vom<br />

Staat rundum versorgt zu werden und ach -<br />

ten dabei sorgsam darauf, dass sie aus dem<br />

System mehr herausholen als Sie einbe zahlen.<br />

Das Resultat ist ebenso folgerichtig wie<br />

zwingend: immer weniger staatlichen Ein -<br />

nah men stehen immer mehr staatliche Aus -<br />

gaben gegenüber. Abhilfe kann nur ein<br />

völliges Umdenken, eine neue Kultur der<br />

Selbstständigkeit schaffen. Im Grunde geönommen<br />

ist es eine einfache Gleichung:<br />

Ein Land mit einem starken Mittelstand ist<br />

ein starkes Land. Wie konnte es gesche hen,<br />

dass dieses Credo der Nachkriegsjahre bei<br />

uns so in Vergessenheit geriet? Lothar<br />

Späth hat es gestern Abend noch einmal<br />

drastisch formuliert: “Entweder wir bekom -<br />

men in den nächsten Jahren eine Elite, die<br />

Unternehmer werden will, oder dieses Land<br />

wird im Mittelmaß versinken”.<br />

4. Welche Rahmenbedingungen aber<br />

braucht eine solche neue Elite? Ein Pro -<br />

blem der bestehenden Mittelstandspolitik<br />

ist, dass sie allzusehr auf die Existenzgründungsförderung<br />

fokussiert, um nicht zu sa -<br />

gen, reduziert ist. Weitaus wichtiger aber<br />

ist, dass Rahmenbedingungen bereitge stellt<br />

werden, in denen die selbstständige Exis -<br />

tenz erfolgreich gedeihen kann. Andernfalls<br />

wird die Politik nur dazu führen, die Men -<br />

schen von der Arbeitslosenstatistik mit ei -<br />

ner geringen zeitlichen Verzögerung in die<br />

Insolvenzstatistik zu überführen.<br />

5. Ein wichtiger Aspekt guter Mittelstands -<br />

politik ist aber auch Standortattraktivität.<br />

Nur wenn Deutschland insgesamt ein attrak -<br />

tiver Standort für Unternehmer ist, kann es<br />

ein guter Standort für die Mittelständler un -<br />

Welche Rolle kann, welche muss Bundes -<br />

politik für die Förderung wirtschaftlicher und<br />

mittel ständischer Interessen in Zukunft spie -<br />

len? Wo sind die Grenzen der Einflusssphäre<br />

von Politik? Und welche Rolle spielen die<br />

Wirtschaft und deren Interessensvertreter?<br />

fragte Thomas Voigt die Teilnehmer der<br />

Podiumsdiskussion.<br />

Dr. Hermann Otto Solms:<br />

Der Mittelstand muss im Mittelpunkt der<br />

deutschen Wirtschaftspolitik stehen. Das Ziel<br />

der Politik müssen Erleichterungen und Ent -<br />

lastungen der unternehmerischen Tätigkeit<br />

und die Schaffung von mehr Handlungs- und<br />

Entscheidungsspielräumen für diejenigen sein,<br />

die Arbeits- und Aus bildungsplätze in Deutschland<br />

schaffen sollen. 30 Milliarden Euro Büro -<br />

kratie kosten im Jahr für kleine und mittlere<br />

Unter nehmen sind ein Hemmschuh der<br />

deutschen Wirtschaftsentwicklung.<br />

Walter Hoffmann, MDB:<br />

Wer das Rückgrat unserer Wirtschaft stärken<br />

will, muss die richtigen Schwerpunkte setzen.<br />

Dies sind<br />

– die Absenkung der Steuer- und Abga ben -<br />

last der Unternehmen,<br />

– die Förderung von Existenzgründern und<br />

Kleinstunternehmen,<br />

– die Sicherung und Verbesserung der<br />

Finanzierung des Mittelstandes,<br />

– der Abbau von Bürokratie und aller<br />

unsinnigen Einschränkungen wirt schaft -<br />

licher Betätigung,<br />

– die Förderung der Berufsausbildung und<br />

die Bereitstellung qualifizierter Fachkräfte<br />

im Rahmen einer Initiative für mehr Bildung<br />

und Ausbildung,<br />

– eine Innovationsoffensive, die insbesondere<br />

Zukunftstechnologien fördert und für eine<br />

bessere Vernetzung der KMU mit der<br />

Forschung sorgt und<br />

– die Verbesserung und Verbreiterung der<br />

außenwirtschaftlichen Beziehungen angesichts<br />

der Tatsache, dass bei uns jeder<br />

fünfte Arbeitsplatz vom Export abhängt.<br />

Matthias Max Schön:<br />

Die Leistungsfähigkeit der Politik kann nur<br />

durch ihren “geordneten Rückzug” wiederher -<br />

gestellt werden. Hierzu braucht es einen ord -<br />

nungspolitischen Kompass, welcher der Politik<br />

gegenwärtig leider abhanden gekommen ist.<br />

Direktdemokratische Elemente auf Länderund<br />

kommunaler Ebene sollten verstärkt, auf<br />

Bundesebene überhaupt erst eingeführt wer -<br />

den, um die Entscheidungsmonopole der Par -<br />

lamente bzw. der Berufspolitiker zu brechen.<br />

61


62<br />

ter ihnen sein. Lothar Späth hat auch dies<br />

gestern Abend sehr eindringlich formuliert.<br />

Wir verbrauchen zu viel Geld in Einzelsub -<br />

ventionen und vernachlässigen die Investi -<br />

tionen in die Infrastruktur. Und als die ent -<br />

scheidenden Infrastrukturbereiche für den<br />

Wettbewerb in einer globalisierten Welt hat<br />

er dann erstens Forschung und zweitens<br />

Bildung bezeichnet. Dahin müssen unsere<br />

Gelder in der Zukunft fließen.<br />

6. Mehr noch als Standortattraktivität brau -<br />

chen unsere mittelständischen Familienun -<br />

ternehmen Chancengleichheit, um im Wettbewerb<br />

bestehen zu können. Dabei müs -<br />

sen wir Chancengleichheit in einem umfas -<br />

senden Sinn verstehen. Inländische Groß -<br />

unternehmen sind als Adressaten ebenso<br />

gemeint wie solche aus dem Ausland, aus -<br />

ländische Mittelständler oder Unternehmen<br />

im Einflussbereich der öffentlichen Hand.<br />

Aber auch im Verhältnis zu seinen Arbeit -<br />

nehmern und seinen Kunden, den Verbrauchern<br />

(Stichwort “Verbraucherschutz”),<br />

muss die Position des mittelständischen<br />

Un ternehmers gleichgewichtig ausgestaltet<br />

sein, um seine Überlebensfähigkeit zu si -<br />

chern. Hier ist in den vergangenen Jahren<br />

und Jahrzehnten manche Sünde begangen<br />

worden. Jetzt gilt es, diese zu korrigieren.<br />

Chancengleichheit beinhaltet aber auch den<br />

konsequenten Verzicht auf eigene Bevor -<br />

zugung. Der Mittelstand braucht kein Reser -<br />

vat. Er braucht keine Subventionen, er will<br />

sie auch gar nicht. Er will nur nicht, dass<br />

andere sie bekommen. Was er will und<br />

braucht, ist ein Umfeld, in dem er so für<br />

sich selber sorgen kann, dass er überlebt.<br />

7. Schließlich geht es darum, Selbststän dig -<br />

keit umfassend zu fördern. Die eingefor der -<br />

te neue Kultur der Selbstständigkeit<br />

bedeutet nichts Anderes, als dass der<br />

selbstständige, von staatlichen Leistungen<br />

möglichst unabhängige Mensch, zum kul tu -<br />

rellen Leitbild unseres Gemeinwesens er hoben<br />

wird. Es muss sich lohnen, selbst stän -<br />

dig zu sein, und es muss Spaß machen –<br />

auch wirtschaftlich. Nur dann werden wir die<br />

wirtschaftlichen und produktiven Kräfte in<br />

unseren Menschen entfesseln und in Rich -<br />

tung auf Wohlstandsmehrung kanalisieren.<br />

Einige wichtige Anregungen dazu wurden<br />

in den Plenarvorträgen und insbesondere<br />

in den Arbeitsgruppen und der Panel diskussion<br />

erarbeitet.<br />

Arbeitskreis “Steuern”<br />

Es ist in den letzten Tagen so häufig ge -<br />

sagt worden, dass ich mich kaum noch<br />

traue, es zu wiederholen: Das wahr schein -<br />

lich wichtigste Hemmnis für Wachstum und<br />

Wohlstand liegt im deutschen Steuerrecht<br />

begründet. Das deutsche Steuerrecht mit<br />

seiner Vielzahl von Steuerarten, Ausnah metatbeständen,<br />

Sonderregelungen, Erklä -<br />

rungspflichten und Wahlrechten ist zu kompliziert.<br />

Selbst Experten haben noch Schwie -<br />

rigkeiten, dieses Steuerrecht zu verstehen.<br />

Die Konsequenzen sind fatal; machen wir<br />

sie uns zum Schluss dieses Tages noch<br />

einmal bewusst: Die Höhe der von den Bür -<br />

gern und von den Unternehmern tatsäch -<br />

lich gezahlten Steuern differiert bei ver -<br />

gleichbaren Sachverhalten erheblich. Sie<br />

hängt in ganz maßgeblichem Umfang von<br />

der Wahl der für die unternehmerische<br />

Betätigung gewählten juristischen Form,<br />

von der Ausnutzung vorhandener Sonder -


egelungen und Ausnahmetatbestände und<br />

nicht zuletzt von der Qualität des steuer -<br />

lichen Beraters ab. Darin wird zurecht ein<br />

eklatanter Verstoß gegen das oben postu -<br />

lierte Gebot der Chancengleichheit gese -<br />

hen. Als Antwort darauf – auch davor dür -<br />

fen wir die Augen nicht verschließen –<br />

wählen nicht wenige den Weg in die Illega -<br />

lität. Steuerverkürzung ist zu einer Art<br />

Volkssport geworden und wird weithin als<br />

erlaubte Notwehrmaßnahme angesehen.<br />

Der Ehrliche ist der Dumme, zumal der<br />

Staat die durch Unehrlichkeit entstehenden<br />

Steuerausfälle durch höhere Steuern bei<br />

den Steuerehrlichen kompensiert und die<br />

be stehende Chancenungleichheit damit<br />

weiter vertieft.<br />

Ebenso gravierend ist die Fehlleitung des<br />

unternehmerischen Potentials. Im Gegen -<br />

satz zu ihren ausländischen Kollegen ver -<br />

wenden Unternehmer hierzulande nicht<br />

selten mehr Zeit und Kreativität auf die<br />

Optimierung ihrer steuerlichen Verhältnisse<br />

als auf die Befriedigung von Kundenwün -<br />

schen oder die Suche nach Marktchancen.<br />

“Die Menschen investieren in Partnerschaf -<br />

ten, deren Partner sie nie sehen, in Stand -<br />

orte, die sie nie betreten, und in Produkte,<br />

die sie nicht interessieren – nur um Steu -<br />

ern zu sparen”, so oder so ähnlich hat Paul<br />

Kirchhof dies gestern Abend plakativ und<br />

richtig formuliert. “Das ist Schwachsinn, das<br />

ist organisierter Schwachsinn”, hat Max<br />

Schön eben in der Podiumsdiskussion<br />

dazu – ich denke stellvertretend für uns<br />

Arbeitskreis Steuern<br />

Dr. Klaus Murmann:<br />

Unsere Wirtschaft befindet sich in einer<br />

tiefen Vertrauenskrise. Dieses Vertrauen<br />

kann nur zurückgewonnen werden, wenn<br />

die Politik mit eindeutigen und berechen -<br />

baren Sig nalen auf einen wachstums-<br />

und beschäftigungsfreundlichen Kurs ein -<br />

schwenkt. Hierzu zählt ganz zentral die<br />

Steuerpolitik. Sie ist mittlerweile zu einem<br />

reinen Einnahmeinstru ment degeneriert.<br />

Doch die Steuerschraube ist längst über -<br />

dreht. Je mehr sie angezogen wird, desto<br />

größer werden die Löcher.<br />

Dr. Carl-Heinz Heuer:<br />

Die Enttäuschung über die mangelnde<br />

Entschlusskraft, für richtig erkannte Re -<br />

formen auch umzusetzen, findet in der<br />

Bürgergesellschaft ihren Ausdruck in<br />

außerparlamentari schen Gruppen, heißen<br />

sie nun Initiative oder Bürgerkonvent. Der<br />

Eindruck einer blockierten Republik wird<br />

damit auch zu einer Krise des Parteien -<br />

systems, sollte es nicht insbe sondere den<br />

beiden großen Volksparteien gelingen,<br />

richtig erkannte Reformansätze durchzu -<br />

setzen. Eine Beibehaltung des gegen -<br />

wärtigen Sozial- und Steuersystems führt<br />

angesichts der bedrohlichen demografi -<br />

schen Entwicklung in die Organisation des<br />

Staats bankrotts zu Lasten der nachfolgen -<br />

den Generationen.<br />

Dr. Barbara Hendricks:<br />

Deutschland braucht weder Steuererhöhungen<br />

noch neue Steuern und erst recht<br />

keine Wiederbelebung alter Steuern wie<br />

z.B. der Vermögensteuer. Das Mittel der<br />

Wahl zur Kräftigung der immer noch schwa -<br />

chen Konjunktur lautet stattdessen:<br />

niedrige Steuer sätze bei weniger Ausnah -<br />

men. Im Interesse einer attraktiven, zugleich<br />

effektiven Besteu erung des mobilen Fak -<br />

tors 'Kapital' und damit größerer Steuer -<br />

gerechtigkeit stehen die vorgesehene<br />

'Brücke zur Steuerehrlichkeit', die kon se -<br />

quente Umsetzung der EU-Zins richtlinie<br />

und eine grundlegende Reform der natio -<br />

nalen Kapitalertragsbesteuerung, die der -<br />

zeit vorbereitet wird.<br />

63


Arbeitskreis Arbeit<br />

Thomas Selter:<br />

Zusätzlich zu der bisher aus unserem<br />

Grund gesetz abgeleiteten Ethik des Tei -<br />

lens (Eigen tum verpflichtet) benötigen<br />

wir eine Ethik des Vermehrens von Gütern<br />

und Leistungen. Die Ethik des Ver -<br />

mehrens schafft mehr Wohlstand für alle.<br />

Die Ethik des Teilens zerstört tendenziell<br />

immer die Substanz dessen, wovon sie<br />

lebt. Das gilt genauso für die Aus uferung<br />

des indivi duel len Arbeitsrecht und die<br />

Beschneidung von Verfügungsrechten<br />

über betriebliches Eigentum durch<br />

Mitbestimmung und Betriebsverfassung.<br />

64<br />

Jörg Mittelsten Scheid:<br />

Wenn es dem Unternehmen gut geht, geht<br />

es auch den Arbeitnehmern gut. Das Ar beit -<br />

nehmerinteresse darf nicht über dem<br />

Unter nehmerinteresse stehen. Ein Unter -<br />

nehmen ist kein gemeinnütziger Verein.<br />

alle – ausgerufen. Für eine auf Wachstum<br />

und Beschäftigung ausgerichtete Wirt -<br />

schafts- und Finanzpolitik ist eine grundle -<br />

gen de Reform des deutschen Steuerrechtes<br />

deshalb unumgänglich. Diese sollte unter<br />

dem Leitmotiv “Schluss mit Steuern durch<br />

Steuern” stehen und zu einer radikalen Ver -<br />

einfachung des bestehenden Systems füh -<br />

ren. Die aus unserer Sicht wichtigsten Maßnahmen<br />

hat der Arbeitskreis “Steuern” wie<br />

folgt formuliert:<br />

1. Wir brauchen kein Herumkurieren am<br />

bestehenden Einkommensteuersystem,<br />

son dern ein völlig neues Gesamtsystem:<br />

Einfachheit, Abschaffung der Steuersub -<br />

ven tionen, Abschaffung der unterschied -<br />

lichen Behandlung von Einkünften etc.<br />

2. Das Bundesverfassungsgericht hat<br />

bereits vor Jahren die Rechtsform neutrali -<br />

tät zum Verfassungsgebot erhoben. Diese<br />

Entscheidung ist bis heute nicht umgesetzt.<br />

Es ist an der Zeit, dies nachzuholen.<br />

3. Die Berater und die Betroffenen können<br />

mit dem gegenwärtigen System der Erbschaftssteuer<br />

(hier ist insbesondere an den<br />

40 %igen Bewertungsabschlag auf Be -<br />

triebsvermögen gedacht) leben. Aber dies<br />

gilt nur, sofern die Bewertungsbasis nicht<br />

geändert, d.h. nicht erhöht wird. Der Ar -<br />

beitskreis hat auch die Erwartung, dass<br />

unsere Politiker sich allen entsprechenden<br />

Änderungswünschen kraftvoll widersetzen.<br />

4. Die letzte Forderung betrifft das Sozial -<br />

versicherungsrecht. Im Streit zwischen Bür -<br />

gerversicherung und Kopfpauschale votiert<br />

die Arbeitsgruppe für das Kopfpauschalen-<br />

System.<br />

Nachdenken sollten wir schließlich auch<br />

über eine Anregung, die sich aus dem gestri -<br />

gen Vortrag von Herrn Dr. Ruder ableiten<br />

ließe. In der Schweiz, so Herr Dr. Ruder,<br />

werden Steuererhöhungen nicht vom Par -<br />

lament, sondern vom Wahlvolk beschlos sen.<br />

Kein Wunder also, dass in diesem Land<br />

die Steuern so viel niedriger sind als bei<br />

uns. Dass es dafür, wie Herr Dr. Ruder<br />

meinte, nur halb so viele Schwimm bäder<br />

und Bürgerhallen gibt, mag der Schweizer<br />

verschmerzen. Wir sollten diesen Ansatz


aufnehmen und das Steuer recht zu einem<br />

Anwendungsgebiet für mehr Basisdemo -<br />

kratie machen. Mehr noch: Ich meine, wir<br />

müssen dies tun, wenn wir ver hindern<br />

wollen, dass eine mögliche Reform in<br />

wenigen Jahren von auf Wiederwahl be -<br />

dachten Politikern erneut bis zur Unkennt -<br />

lichkeit verstümmelt wird.<br />

Arbeitskreis “Arbeit”<br />

Als weiteres Hemmnis für Wachstum und<br />

Wohlstand wurde von der zweiten Arbeitsgruppe<br />

das bestehende System der deut -<br />

schen Arbeits- und Sozialpolitik kritisiert.<br />

Zwar ist Deutschland als Sozialstaat ver -<br />

pflichtet, seinen Bürgern gleiche Zugangschancen<br />

zu wichtigen Ressourcen zu ge -<br />

währen und jenen Unterstützung zu geben,<br />

die aus eigener Kraft nicht ausreichend für<br />

sich und ihre Familien zu sorgen ver mögen.<br />

Aber längst nicht jede Wohltat, die unser<br />

Staat seinen Bürgern gewährt, lässt sich<br />

aus der sozialstaatlichen Verpflichtung ab -<br />

leiten. Vielmehr hat sich Deutschland zu<br />

einer gigantischen Umverteilungs ma schi ne -<br />

rie entwickelt, deren Maßstab immer sel te -<br />

ner soziale Bedürftigkeit und immer häu -<br />

figer die Durchsetzungskraft der hinter den<br />

Interessen stehenden Gruppierungen ist.<br />

Franz Böhm, einer der Begründer der or -<br />

do liberalen Schule, hat übrigens bereits<br />

1953 vorhergesagt, was 2003 traurige<br />

Wirklichkeit ist. “In einem Land, in dem es<br />

Sitte ist, dass Extrawürste für jeden ge bra -<br />

ten werden, der eine hinreichend große<br />

Faust besitzt, die er dem Parlament und<br />

der Regierung unter die Nase halten kann,<br />

muss es die Regierung zu ihrem Überle -<br />

bensinhalt machen, solche Extrawürste zu<br />

braten. Und die Staatskunst besteht dann<br />

genau darin, es so einzurichten, dass die<br />

Größe der Wurst immer genau der Größe<br />

der Faust angepasst ist, die das Koch -<br />

geschirr präsentiert”. Das Resultat ist der<br />

wirtschaftlich unmündige Bürger, der nicht<br />

in erster Linie für sich selbst sorgt, sondern<br />

erwartet, vom Staat versorgt zu werden.<br />

Gleiches gilt für das Arbeitsrecht. Zwar ist<br />

unbestritten, dass Bestimmungen zum<br />

Schutz der Arbeitnehmer verankert werden<br />

müssen. Ebenso wenig lässt sich jedoch<br />

leugnen, dass wir es mit dem Schutz der<br />

Arbeitnehmer in den vergangenen Jahr -<br />

zehnten übertrieben haben. Von Chancen -<br />

gleichheit zwischen Arbeitnehmer und<br />

Unternehmer kann im Bereich des Mittel -<br />

standes längst keine Rede mehr sein. Das<br />

deutsche Arbeitsrecht erdrosselt die mittel -<br />

ständischen Betriebe und reduziert damit<br />

die Chancen der Arbeitslosen, wieder in<br />

den Arbeitsprozess zurückzufinden. Im Er -<br />

gebnis wenden sich die überzogenen Ar -<br />

beitnehmerschutzrechte damit wieder ge -<br />

gen die Arbeitnehmer.<br />

65


Arbeitskreis Finanzierung<br />

Prof. Dr. Gerhard Prosi:<br />

Neue Finanzierungsinstrumente müssen<br />

dazu beitragen, die Krisenfähigkeit und<br />

damit die Risiko- und Innovationsfähigkeit<br />

eines mittelständischen Unternehmens zu<br />

erhöhen. Alle Förderung, die das nicht tut,<br />

ist für die Katz!<br />

Edgar Meister:<br />

Durch Basel II sollen die tatsächlichen Risi -<br />

ken der Banken bei der Bemessung des<br />

regulatorischen Eigenkapitals stärker<br />

berücksichtigt werden. Ganz vereinfacht<br />

gesagt: ein Kredit an Siemens sollte in der<br />

Kapitalunterlegung nicht ebenso behandelt<br />

werden wie ein Kredit an eine Firma, die<br />

kurz vor dem Konkurs steht. Wenn wir die<br />

Diskussion um Basel II, also um eine ob -<br />

jektivere Beurteilung der Risiken und damit<br />

der Bemessung des Eigenkapitals, schon<br />

vor 10 Jahren geführt hätten, wären wir<br />

jetzt eine ganze Ecke weiter. Viele der<br />

Probleme, die heute insbesondere mit der<br />

schwachen Kapitalausstattung mittelständi -<br />

scher kleiner Unternehmen verbunden sind,<br />

hätten wir nicht mehr.<br />

Dr. Peter Fleischer:<br />

Hausbanken schrecken häufig vor einem<br />

finanziellen Engagement bei Existenzgrün -<br />

dun gen zurück, da die Risiken bei Grün -<br />

66<br />

dun gen hoch und meist schwer einzu schät -<br />

zen sind, und die Rendite bei den meist<br />

relativ kleinen Volumina gering ist. Im<br />

Rahmen der Förde rung von Existenz grün -<br />

dungen geht die KfW-Mittelstandsbank<br />

diese spezifischen Finan zierungsprobleme<br />

der Gründer mit den Programmen Mikro-<br />

Darlehen und Startgeld aktiv an. Im Übrigen<br />

haben Unternehmen vier Aktionsfelder, um<br />

auf die Veränderungen im Bankensektor<br />

zu reagieren: sie können die Unternehmenssteuerung<br />

an die neuen Rating- Anforde -<br />

rungen anpassen, sie können alternative<br />

Finanzierungsmöglichkeiten prüfen, sie<br />

können die haftenden Mittel erhöhen, sie<br />

können die Beziehungen zu ihrer Hausbank<br />

neu ausrichten. Für Mittelständler gibt es<br />

jetzt ganz klar steigende Informations anfor -<br />

de rungen seitens der Kreditinstitute - auch<br />

der Hausbanken.<br />

Peter Jungen beklagt die große Angst<br />

vor der Selbstständigkeit in Deutschland.<br />

Auf die Frage ‘Würde Sie die Angst zu<br />

scheitern davon abhalten, ein Unterneh men<br />

zu gründen’, antworteten 52,9 % der Be fragten<br />

in Deutschland mit ja, in West euro pa<br />

im Schnitt 34 %, in den USA 20 %


Folgende konkrete Veränderungsvor schläge<br />

wurden von der Arbeitsgruppe präsentiert:<br />

1. Tarifverträge sollen zukünftig nur noch<br />

Richtlinienfunktion haben und nicht mehr<br />

verbindlich sein. Verbindliche Tarifverträge<br />

sind nicht mittelstandsgerecht, weil sie auf<br />

die Flexibilitätsbedingungen des Mittel -<br />

standes und die unterschiedlichen Produk -<br />

tivitäten keine Rücksicht nehmen.<br />

2. Mitbestimmung und Betriebsratspflicht<br />

sollen durch Schwellenwerte eingeschränkt<br />

werden. Unternehmen unter 20 Mitarbei -<br />

tern sollten von dieser Verpflichtung befreit<br />

werden. Denn was für Großunternehmen<br />

richtig ist, kann für kleine Unternehmen<br />

falsch sein, weil sie ein soziales, funktionie -<br />

rendes Gebilde sind, in das Fremdeinflüsse<br />

nicht hineingetragen werden sollten.<br />

3. Die durch die Arbeitsgerichte üblich ge -<br />

wordenen Abfindungen für entlassene Mit -<br />

arbeiter sind ebenso abzuschaffen wie die<br />

Sozialauswahl. Abfindungen sollen nur noch<br />

für außertarifliche Mitarbeiter gezahlt wer den<br />

oder zumindest steuerlich rückstellbar sein.<br />

4. Der Kündigungsschutz sollte wieder auf<br />

größere Betriebe über 20 Mitarbeiter re du -<br />

ziert werden, denn der Kündigungsschutz<br />

schützt nicht vor Kündigung und erhält die<br />

Betriebe nicht, sondern beutet sie aus.<br />

Arbeitskreis “Finanzierung und<br />

Förderung”<br />

In der Arbeitsgruppe, die sich mit dem<br />

The ma Finanzierung und Förderung be -<br />

schäftigt hat, wurde zwar nicht minder in -<br />

tensiv diskutiert, doch fiel es dort schwerer,<br />

Ergebnisse zu formulieren. Wahrscheinlich<br />

auch, weil das kein Thema ist, zu dem wir<br />

großartige Forderungen an die Politik stel -<br />

len sollten, sondern ein Problem, das wir<br />

am besten selber lösen. Wäre es nicht<br />

furchtbar, wenn dieser Markt zukünftig<br />

staatlich reglementiert würde oder wenn<br />

die Anforderungen für ein gutes Rating,<br />

zukünftig von staatlicher Seite verbindlich<br />

vorgestellt würden? Deshalb hat sich die<br />

Arbeitsgruppe darauf beschränkt, uns zwei<br />

zentrale Fragen mit auf den Weg zu geben:<br />

1. Brauchen wir besser funktionierende<br />

Märkte für Risikokapital, in denen sich<br />

Unternehmer (nicht nur Existenzgründer)<br />

und Investoren treffen können, um Ange -<br />

bot und Nachfrage besser als bisher auf -<br />

einander abzustimmen?<br />

2. Wie kann es gelingen, die Diskussion<br />

um Basel II endlich aus dem Allgemein-<br />

Grundsätzlichen und Politischen heraus -<br />

zubringen und konkret zu benennen,<br />

wel che Maßnahmen das mittelständische<br />

Un te r neh men ergreifen muss, um auch in<br />

Zu kunft ausreichend mit Kapital versorgt<br />

zu sein?<br />

Gestatten Sie mir zu guter Letzt eine per -<br />

sönliche Schlussbemerkung: Neben all dem<br />

Gesagten brauchen wir auch ein besseres<br />

Umfeld für Selbstständigkeit und Unter -<br />

nehmertum in Deutschland! Beide – der<br />

Unternehmer und der Selbstständige –<br />

genießen bis heute in Deutschland kein hohes<br />

Ansehen. Seit jeher gilt die Karriere im<br />

System hierzulande mehr als die Be grün -<br />

dung einer selbstständigen Existenz. Was<br />

früher der Offizier oder der hohe Beam te<br />

im Staatsdienst war, ist heute der Spitzen -<br />

manager im Großkonzern. Unter nehmer<br />

werden immer noch allzu gern als Ausbeuter<br />

angesehen, und mit Neiddiskus sionen<br />

gegen die angeblich Reichen lassen sich im<br />

politischen Meinungskampf bis heute nur<br />

allzu leicht Stimmen gewinnen – auch<br />

dieses Problem wurde von mehreren<br />

Rednern angesprochen. Wenn wir die<br />

Zukunft unseres Landes si chern wollen,<br />

müssen wir auch hier um denken. Konkret<br />

verbinde ich damit zwei Forderungen:<br />

1. Das Unternehmerbild in der Öffentlich -<br />

keit muss über Erziehung aktiv verändert<br />

werden. Selbstständigkeit muss als anzu -<br />

strebendes Lebensziel verstanden und in<br />

unseren Schulen und Hochschulen ver -<br />

mittelt werden.<br />

2. Ebenso muss das Verständnis für öko nomische<br />

Zusammenhänge stärker ge schult<br />

werden. Nur wer die Zusammen hän ge ver -<br />

steht, kann aktiv an den notwen digen<br />

Veränderungen mitwirken.<br />

3. Vielleicht sollten wir aber auch einmal<br />

darüber nachdenken, warum die politische<br />

Bedeutung des Mittelstandes in Deutsch -<br />

land bis heute so weit hinter seiner realen<br />

Bedeutung zurückbleibt. Wo ist die kraft -<br />

volle Interessenvertretung des Mittelstan -<br />

des? Warum engagieren sich so viele Un -<br />

ternehmer überhaupt nicht? Und warum<br />

gibt es beinahe ebenso viele Mittelstands -<br />

verbände wie politisch aktive Unterneh mer?<br />

Dabei ist uns doch allen bewusst, dass die<br />

politische Macht der Arbeitnehmervertre tungen<br />

in erster Linie mit der Effizienz ihrer<br />

Organisationen zusammenhängt.<br />

In diesem Sinne wünsche ich uns allen den<br />

Optimismus, die Leidenschaft, die Beharr -<br />

lichkeit und die Einigkeit, die notwendig<br />

sein werden, um die Dinge in die richtige<br />

Richtung zu bewegen.<br />

67


68<br />

Schlussvortrag<br />

Erfolgreiche Unternehmensführung<br />

in mittelständischen Betrieben aus<br />

Sicht der Banken und Finanzmärkte<br />

Nicolas R. Teller<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

hier in Lübeck, keine tausend Meter vom<br />

Buddenbrook-Haus entfernt, frage ich mich:<br />

Hat Thomas Mann jemals geahnt, dass er<br />

mit dem Sujet seines Romans ein zeitloses<br />

Phänomen beschrieben hat – zumal eines,<br />

das im 21. Jahrhundert Bestandteil von Ra -<br />

tingbögen der Banken sein wird? Ich meine<br />

das Generationen- und Nachfolge problem<br />

in mittelständischen Familienunter nehmen.<br />

Ich werde im Folgenden noch darauf<br />

zurückkommen.<br />

Meine Damen und Herren, Sie sehen schon:<br />

Dies wird nicht die übliche Rede über den<br />

neuen Baseler Eigenkapitalakkord, kein<br />

Seminar über Ausfallwahrscheinlichkeiten,<br />

Ratings und Eigenkapitalgewichtungen.<br />

Vielmehr will ich zeigen: Mit Basel II hält<br />

auch von Aufsichts wegen etwas in die<br />

Kreditwürdigkeitsprüfung und Konditionen -<br />

gestaltung Einzug, was von fortschrittlichen<br />

Kreditinstituten längst berücksichtigt wird.<br />

Dies ist die Qualität der Unternehmens -<br />

führung. Denn die sogenannten “weichen<br />

Fak toren” erhalten ein eigenes, höheres<br />

Gewicht. Im Rückblick erscheint das als<br />

logische Fol ge einer bisher unvoll kom me -<br />

nen Ent wick lung. Früher – sagen wir bis vor<br />

30 Jah ren – waren die Banken zu frie den,<br />

wenn sie mit den Inhabern und Ge schäfts -<br />

führern einmal im Jahr eine Bilanz – mög -<br />

lichst schon die des Vorjahres – anschauen<br />

konn ten. Ansonsten wurde bei einem guten<br />

Cognac “vertrauensbildende Unterhaltung”<br />

gepflegt. Die Achtziger Jahre waren da -<br />

gegen geprägt vom übertriebenen Glauben<br />

an “harte” Faktoren wie Kenn zahlen und<br />

“Maschinelle Bilanzanalyse” – was für sich<br />

genommen keine schlechten Instrumente<br />

sind. Sie allein reichen aber nicht aus für<br />

ein umfas sen des Bild vom Kreditnehmer,<br />

von seiner Strategie, seinen Plänen und<br />

Zukunfts aus sichten.<br />

Wenn also künftig nach Basel II im Rating -<br />

bogen auch die Qualität der Unternehmens -<br />

führung einen bedeutenden Platz einnimmt,<br />

ist das ein großer Fortschritt für die Kredit -<br />

wirtschaft. Es ist aber auch für Unterneh mer<br />

wie Unternehmen Chance und Anstoß, alle<br />

Verbesserungsmöglichkeiten in dieser Richtung<br />

zu nutzen. Denn so erhöhen sie ihre<br />

Kreditwürdigkeit und halten die Kredit -<br />

kosten niedrig.<br />

Ich will einmal versuchen, entlang dem<br />

Le benszyklus eines Unternehmens solche<br />

Mög lichkeiten aufzuzeigen. Wenn ich dabei


auf den einen oder anderen Splitter auf -<br />

merk sam mache, übersehe ich ausdrück lich<br />

nicht den Balken im eigenen Auge. Denn<br />

natürlich ist nur allzu bekannt, dass gerade<br />

die deutschen Kreditinstitute ihre beson de -<br />

ren Probleme haben – Probleme, die sie<br />

aber inzwischen erkannt und energisch<br />

angepackt haben.<br />

Hierzu gehört zumindest bei der Commerz -<br />

bank die ganz klare strategische Entschei -<br />

dung, sich als Mittelstandsbank zu positio -<br />

nieren. Wir bekennen uns ausdrücklich auch<br />

dazu, neue gute Adressen als Kunden ge -<br />

winnen zu wollen. Gerade dabei kommen<br />

uns unsere zahlreichen, in Jahrzehnten ge -<br />

wachsenen Kundenverbindungen zugute.<br />

Dadurch haben wir unter anderem einen<br />

großen Erfahrungsschatz dazu gesammelt,<br />

wie erfolgreiche Unternehmensführung bei<br />

unseren Kunden aussieht. Gestatten Sie<br />

mir daher, ein wenig aus dem Nähkästchen<br />

zu plaudern!<br />

Beginnen wir im Lebenszyklus ganz vorn.<br />

1. Unternehmer wird jemand, indem er ent -<br />

weder ein Unternehmen gründet oder in -<br />

dem er eines kauft. Oder – eigentlich noch<br />

besser – indem er eines erbt.<br />

Zunächst zum Existenzgründer. Es läge jetzt<br />

nahe, die üblichen Ausführungen über Grün -<br />

dungsfinanzierung und Venture Capital an -<br />

zubringen. Das ist nicht meine Absicht. Nur<br />

so viel: Mit dem Platzen der Börsen-Blase<br />

am damaligen Neuen Markt ist die Option<br />

“Börsengang” bis auf weiteres nahezu weg -<br />

gefallen. Doch nicht nur Privatanleger, son -<br />

dern auch viele Wagnisfinanzierer haben<br />

sich seither erschrocken abgewandt. Und<br />

Banken stehen weiterhin vor dem Dilem ma,<br />

dass sie als Fremdkapitalgeber solche hoch -<br />

riskanten Engagements im Grunde gar nicht<br />

eingehen dürfen – jedenfalls nicht bei den<br />

in Deutschland üblichen, viel zu geringen<br />

Margen.<br />

Basel II fordert für Eigenkapitalengage ments<br />

der Banken übrigens besonders hohe Ei -<br />

genkapitalunterlegungen von den Banken.<br />

Hier muss sich in den Richtlinienentwürfen<br />

dringend etwas ändern, sonst wird dieser<br />

Markt für Kreditinstitute völlig unattraktiv.<br />

Doch soweit private Anbieter wegen zu<br />

69


70<br />

schlechter Risiko-Ertrags-Verhältnisse hier<br />

keine ausreichenden Angebote zur Verfü -<br />

gung stellen, ist – wie bei jedem “Markt ver -<br />

sagen” – der Staat gefordert. Er sollte dann<br />

darüber nachdenken, ob er mit För dermitteln<br />

selbst ins Risiko geht. Das ist ord nungspoli -<br />

tisch unbedenklich, solange es auf Basis<br />

nachvollziehbarer, statistischer Da ten und<br />

genau festgelegter Förderziele geschieht.<br />

Die Kreditanstalt für Wiederauf bau und die<br />

Förderbanken der Länder finden hier eine<br />

sinnvolle, gesamtwirt schaft lich sogar<br />

dringend erforderliche Aufgabe.<br />

Selbstverständlich schätzt Basel II auch in<br />

diesem Bereich die kaufmännischen Fähig -<br />

keiten des Unternehmensgründers als wichtig<br />

ein – was ja im Grunde für jeden Kapi -<br />

talnehmer gilt. Daran hapert es aber oft.<br />

Denn ein “Doktor rer. nat.” vermag als hoch -<br />

befähigter Naturwissenschaftler, der viel -<br />

leicht sogar ein Patent entwickelt hat, mög -<br />

licherweise ein Unternehmen zu gründen<br />

und mit – sagen wir – fünf Mitarbeitern er -<br />

folgreich zu betreiben. Voraussetzung ist,<br />

dass ihm ein Profi bei der Erstellung des<br />

Geschäftsplans hilft und sich daraufhin ein<br />

Kapitalgeber findet. Aber nur allzu oft ver -<br />

liert er in der folgenden Wachstums- und<br />

Aufbauphase betriebswirtschaftlich den Bo -<br />

den unter den Füßen, wird leichtsinnig oder<br />

kümmert sich zu viel um die Forschung<br />

und zu wenig z.B. um die Liquidität und<br />

den Ertrag.<br />

Meine Damen und Herren, was lässt sich<br />

da tun? Echte Doppelbegabungen sind sel -<br />

ten. Es kommt daher entscheidend darauf<br />

an, dass möglichst früh nach der Grün -<br />

dungs phase entweder externer Rat zur<br />

Verfügung steht, beispielsweise von Kam -<br />

mern oder Verbänden. Oder es ist darauf<br />

zu achten, dass solches Wissen von außen<br />

ins – noch junge – Unternehmen geholt<br />

wird. Grundsätzlich aber sollte das “Einmal -<br />

eins der Betriebswirtschaft” zum festen<br />

Bestandteil gerade der naturwissenschaft -<br />

lichen Studiengänge und Ausbildungs -<br />

ange bote gehören. Wer operativ in der<br />

Unter nehmensführung tätig ist, muss also<br />

über das nötige Fach- und Praxiswissen<br />

verfügen. Das klingt zunächst trivial. Es ist<br />

aber kei nes wegs eine Selbstverständlichkeit,<br />

weder bei Existenzgründern noch in dem<br />

anderen, vorhin erwähnten Fall, bei den<br />

Er ben und Nachfolgern.<br />

Mein Damen und Herren, auch eine früh -<br />

zeitige, wohlgeordnete Unternehmensnach -<br />

folge wird im Lichte von Basel II an Bedeu -


tung gewinnen. Greise Patriarchen, die ihre<br />

Nachkömmlinge kurzhalten oder in macht -<br />

losen Unternehmensgremien “parken”, sind<br />

dem Unternehmensinteresse ebenso schädlich<br />

wie jene, die den “Junior” notfalls mit<br />

der Brechstange in die Unternehmens füh -<br />

rung hieven, auch wenn der Zahnmedizin<br />

studiert hat oder lieber Philosoph gewor -<br />

den wäre – wie z.B. Arthur Schopenhauer.<br />

Besser wäre es, der – zumindest früher<br />

noch oft so bezeichnete – “Filius” müsste<br />

sich – wie jeder Externe auch – in einem<br />

ordentlichen Bewerbungsverfahren für die<br />

Stelle qualifizieren. Er muss dazu gar kein<br />

amerikanisches MBA-Studium absolviert<br />

haben. Hierzulande in einem vergleich baren<br />

Unternehmen gesammelte, breite Praxis -<br />

erfahrung scheint mir persönlich manchmal<br />

sogar besser geeignet.<br />

Fest steht: Das Buddenbrook-Syndrom ist<br />

keineswegs eine Erfindung Thomas Manns.<br />

Einer jüngeren Untersuchung zufolge errei -<br />

chen zwar zwei Drittel aller Familienunter -<br />

nehmen erfolgreich die zweite Generation,<br />

aber nur 30 % die dritte und sogar nur ein<br />

Achtel der Unternehmen werden in vierter<br />

Generation geführt. Firmen wie Villeroy<br />

und Boch, die schon in der achten Gene ra -<br />

tion von Familienmitglie dern geleitet wer -<br />

den, sind die absolute Ausnahme. Leider<br />

trifft eben oft zu: “Der Vater erstellt’s, der<br />

Sohn erhält’s, dem Enkel zerfällt’s.”<br />

Meine Damen und Herren, einem Banker<br />

fällt es schwer – und er fühlt: es steht ihm<br />

eigentlich gar nicht zu –, den Chef und<br />

Patriarchen in solchen Fällen auf das un ge -<br />

löste Nachfolgeproblem hinzuweisen. Aber<br />

er wird es in Zukunft tun müssen – eben<br />

weil es ein Punkt unter vielen in der<br />

Unternehmensanalyse auf seinem Rating -<br />

bogen ist. Beispielsweise sind zerstrittene<br />

Familienstämme eine Gefahr für ein Unter -<br />

nehmen und daher jedem Kreditfachmann<br />

ein Graus.<br />

Nicht ungefährlich ist auch jener Senior-<br />

Chef, der sich zwar pro forma in den Auf -<br />

sichtsrat, den Beirat oder in die <strong>Stiftung</strong><br />

zurückgezogen hat, aber immer noch jeden<br />

Tag durch die Werkhalle streift, mit den<br />

Ar beitern und Angestellten spricht und da -<br />

bei die Autorität seines Nachfolgers –<br />

Tochter, Sohn oder Manager – nachhaltig<br />

untergräbt. Solche Fälle soll es geben.<br />

Zur rechten Zeit loslassen zu können ist<br />

also auch für Unternehmer eine Kunst.<br />

Entfremdung zwischen der Familie und<br />

dem Unternehmen muss dabei aber eben -<br />

so vermieden werden wie übertriebene<br />

Nähe und Gängelung. Eindeutig formulier -<br />

te Gesellschafterverträge oder ein Familienkodex<br />

– der Konzept, Philosophie und<br />

Ethik der Firma festhält – können hierbei<br />

helfen, ebenso ein gut besetzter Beirat, dem<br />

auch externe Fachleute angehören – wa rum<br />

nicht auch ein Bankenvertreter? Der muss<br />

nicht einmal von der Hausbank kommen,<br />

im Gegenteil: Branchenvergleichende Er -<br />

fahrungen und Anregungen eines “Außen -<br />

stehenden” ohne allzu viel finanzielle und<br />

persönliche Invol vierung sind oft sogar<br />

besser.<br />

2. Damit, meine Damen und Herren, bin<br />

ich mitten in den Problemen bestehender<br />

Unternehmen, also in Phase zwei des Le -<br />

benszyklus’. Denn die Beiratsfrage gehört<br />

zum großen Thema der Unternehmens -<br />

kontrolle im Mittelstand, zur “Corporate<br />

Governance”, wie es moderner heißt.<br />

Ich weiß: Die wenigsten mittelständischen<br />

Unternehmen wollen und können jemals<br />

direkt an den Kapitalmarkt gehen. Ich ge -<br />

höre auch nicht zu jenen, die dieses Ziel<br />

für unbedingt erstrebenswert für alle deut -<br />

schen Mittelständler halten. Auch hier diffe -<br />

renziere ich lieber. Und ich bin überzeugt:<br />

Für viele ist es besser, sich von den manch -<br />

mal übertriebenen Transparenzanfor derun -<br />

71


72<br />

gen der Börsen und Kapitalmärkte fernzu -<br />

halten.<br />

Es kann für ein mittelgroßes, innovatives<br />

Unternehmen sogar schädlich sein, wenn<br />

es Quartalsberichte veröffentlichen muss.<br />

Denn es kann z.B. schnell in Erklärungs -<br />

not stand kommen, nur weil es vorüber ge -<br />

hend den Forschungs- und Entwicklungs -<br />

aufwand hochgefahren hat, was notwen di -<br />

ger weise zulasten des ausgewiesenen<br />

Gewinns geht.<br />

Sofern und soweit also der direkte Kapital -<br />

marktzugang nicht ins Auge gefasst wird,<br />

stellt die Bankfinanzierung oft die einzige,<br />

aber auch die “klassische” Alternative dar.<br />

Hier jedoch kann und will ich – gerade mit<br />

Blick auf Basel II – eine zentrale Bedin gung<br />

für die künftige Kreditversorgung des Mit -<br />

telstands nicht verschweigen: Wenn die<br />

volle Unternehmenstransparenz nach außen<br />

vermieden werden soll, muss die Offenheit<br />

im Verhältnis zur Bank größer werden.<br />

Eine defensive Informationspolitik wird sich<br />

künftig unmittelbar in vorsichtigeren, also<br />

aus Unternehmersicht schlechteren Rating -<br />

einschätzungen niederschlagen. Beispiels -<br />

weise werden verspätete oder un vollstän -<br />

dige Unterlagen zu hartnäckigen Nachfra -<br />

gen Ihrer Bank führen – und zwar nicht,<br />

weil sie Ihnen übel mitspielen will, sondern<br />

weil es die Bankenaufsicht so ver langt, und<br />

weil es – ganz unabhängig da von – auch<br />

betriebswirtschaftlich mehr als vernünftig<br />

ist. Wenn Sie so wollen, wird Basel II eine<br />

Art Unternehmenskontrolle durch die<br />

Kreditgeber einführen. Sie wer den mit<br />

ihren Fragen – die freilich diskret und<br />

hinter verschlossenen Türen bleiben – eine<br />

gewisse Kontroll- und Beratungswir kung<br />

entfalten. Das sollte – wenn es richtig<br />

gehandhabt wird – auch den Eigentümern<br />

und Managern mittelständischer Betriebe<br />

willkommen sein und Nutzen stiften.<br />

Dabei wird der Schwerpunkt in Zukunft auf<br />

der vorausschauenden Unternehmensfüh -<br />

rung liegen. Denn die tägliche Praxis zeigt:<br />

Es gibt noch viel zu verbessern, gerade bei<br />

den Planungs- und Controllinginstrumen ten.<br />

Wer sich nur auf Vergangenheitszahlen<br />

verlässt und meint, auf Planungsinstru mente<br />

verzichten zu können, gleicht einem Auto -<br />

fahrer, der die Frontscheibe zugeklebt hat<br />

und sich nur über den Rückspiegel orien -<br />

tiert. Eine solche betriebswirtschaftliche<br />

Geisterfahrt muss früher oder später schief -<br />

gehen.<br />

Ich betone an dieser Stelle nochmals: Wir<br />

Banken haben in dieser Hinsicht in den<br />

letzten Jahren viel dazugelernt – und Lehr -<br />

geld gezahlt, gerade im vergangenen ITund<br />

Börsenboom.<br />

Doch weil Banken das größte Interesse an<br />

einem erfolgreichen deutschen Mittelstand<br />

haben, möchten wir Ihnen Stichworte wie<br />

die folgenden ans Herz legen:<br />

– Zum einen Früherkennungs- und Warn -<br />

systeme, wie sie das sogenannte<br />

KontraG, das “Gesetz zur Kontrolle und<br />

Transparenz im Unternehmensbereich”,<br />

für größere Firmen vorschreibt. Sie sind<br />

auch für den Mittelstand empfehlenswert<br />

– in angepasster Dimension, versteht sich.<br />

– Zum anderen liefert z.B. eine Sparten-<br />

rechnung Aufschluss darüber, mit welchen


Produktlinien oder sogar Einzelprodukten<br />

wie viel Geld verdient – oder ver lo ren<br />

wird. Ein Unternehmer, der nicht weiß,<br />

wo mit er Gewinn und womit er Verlust<br />

macht, kommt mir vor wie ein Kapitän,<br />

der zwar wunderbar Kurs halten kann,<br />

der sich aber erst viel zu spät wundert,<br />

warum so viele Leute unter Deck sind<br />

und Wasser pumpen, bevor der ganze<br />

Kahn am Ende möglicherweise auf hoher<br />

See jämmerlich untergeht.<br />

– Frühwarn- und Controlling-Systeme<br />

funktionieren allerdings nur, wenn es<br />

schließlich auch Planungsrechnungen<br />

gibt, die einen regelmäßigen, möglichst<br />

unterjährigen Soll-Ist-Vergleich erlauben.<br />

Das gilt für Kosten wie für Erträge, für<br />

Personalkapazitäten wie für Investitionen<br />

– z.B. zur Erneuerung des Maschinen-<br />

parks –, und ganz besonders für die Li-<br />

quidität. Wie viele Unternehmen sind<br />

schon gescheitert, nur weil sie ihre Liqui-<br />

dität vernachlässigt hatten! Unangemel-<br />

dete Überziehungen lassen bei jedem<br />

Kontoführer und Firmenkundenbetreuer<br />

die Alarmglocken schrillen.<br />

In prekären Situationen bewährt es sich,<br />

wenn man eine langjährige, stabile und ver -<br />

trauensvolle Beziehung zu einer Bank –<br />

oder einigen wenigen Banken – gepflegt<br />

hat. Die Hausbank kann mit gewisser Si -<br />

cherheit beurteilen, ob es sich um vorüber -<br />

gehende Schwierigkeiten, also um eine Art<br />

“Betriebsunfall” handelt, oder ob ein gravie -<br />

rendes, vielleicht sogar strukturelles Pro -<br />

blem vorliegt. Und sie wird dabei helfen,<br />

lös bare Probleme zu überstehen. Denn die<br />

Hausbank hat kein Interesse daran, dass<br />

ihr Kunde insolvent wird. Das aber geht –<br />

ich erwähnte es schon – nur auf Basis<br />

großer Offenheit und Trans parenz. Nur<br />

dann wird die Hausbank ihre – gesamt wirt -<br />

schaftlich nützliche und auch wissenschaft -<br />

lich nachgewiesene – “Versicherungs funk -<br />

tion gegen vorübergehende Unterneh menskrisen”<br />

wirklich wahrnehmen können.<br />

Die Versuchung, sehr viele Bankverbin dun -<br />

gen zu unterhalten – und bei Bedarf sogar<br />

gegeneinander auszuspielen –, hat also<br />

ihren Preis. Denn dann wird es unverhält -<br />

nismäßig schwer, eine solche Versiche -<br />

rungs funktion in Anspruch zu nehmen.<br />

Faires miteinander Umgehen in guten und<br />

schlechten Zeiten ist eine gegenseitige<br />

Erwartung von Kreditnehmer und Kredit -<br />

geber. Wenn die Sanierungsbereitschaft<br />

der Kreditinstitute in den letzten Jahren ge -<br />

litten hat, sind vor allem hier die Ursa chen<br />

zu suchen.<br />

Die Vorteile des Hausbankprinzips wieder -<br />

um kommen natürlich nur zum Tragen,<br />

wenn das Kreditinstitut seine Kunden noch<br />

persönlich kennt, und wenn über Finanzie -<br />

rungen nicht in weit entfernten “Kredit -<br />

fabriken” entschieden wird. Die Commerz -<br />

bank hat diesem Trend – trotz des enormen<br />

Kostendrucks, der auch auf uns lastet –<br />

bisher widerstanden. Nach wie vor unter -<br />

halten wir in Deutschland zwanzig Gebiets -<br />

filialen mit eigenständigen Kreditzentren.<br />

3. Mit dem Thema “Krisenauslöser” bin ich<br />

bei Phase drei im Lebenszyklus eines Un -<br />

ter nehmens, und zweifellos bei der schwie -<br />

rigsten: bei der Krise, die über Fortbestand<br />

oder Untergang, über Sanierung oder Li qui -<br />

dierung entscheidet.<br />

Auch hier gilt: Offenheit und rechtzeitiges<br />

Agieren des Unternehmens sind die Vor -<br />

aussetzung für jeden Rettungsversuch –<br />

und eine gewisse Gelassenheit. Denn die<br />

Bank ist in solchen Situationen gerade<br />

kein Feind, sondern ein natürlicher Verbün -<br />

deter. Sie will schließlich Kredit aus fälle so -<br />

weit wie möglich vermeiden.<br />

Ich werde Ihnen ein Beispiel nennen: Viele<br />

größere Kreditinstitute haben inzwischen<br />

besondere Abteilungen eingerichtet, die<br />

recht irritierende Namen wie “Spezial-<br />

Kreditmanagement” oder “Intensivbehand -<br />

lung” tragen. Die semantische Nähe zur<br />

Notfall-Medizin ist allerdings zutreffend.<br />

Denn es geht um nicht mehr und nicht<br />

weniger als um die Rettung von Unter neh -<br />

men, und das heißt auch: von Arbeits plätzen.<br />

Dabei muss der Spezialist in der Bank mög -<br />

lichst rasch einen vollständigen, ungeschönten<br />

Überblick über alle heutigen und künf -<br />

tigen Verbindlichkeiten erhalten, und zudem<br />

über alle übrigen Bankverbindungen. Das<br />

heißt: Lieber den Liquiditätsbedarf der<br />

nächsten Monate vorsichtig, also etwas<br />

73


74<br />

höher einschätzen, als etwas zu verschwei -<br />

gen und zu hoffen, dass schon “alles gut -<br />

gehen” wird. Denn nichts hasst ein Risikomanager<br />

der Bank in dieser Phase mehr als<br />

Überraschungen durch plötzliche Über -<br />

ziehungen, nach dem bereits Liquidität<br />

nachgeschossen wurde. Gut eingespielte<br />

Früherkennungs- und Planungssysteme<br />

erweisen sich üb ri gens – wenn sie schon<br />

die Krise nicht ver hindern konnten –<br />

spätestens zu diesem Zeitpunkt als beson -<br />

ders wertvoll. Ja, sie können sogar über<br />

den Fortbestand des Unternehmens ent -<br />

scheiden. Auf Basis ver lässlicher, offengeleg -<br />

ter Daten lässt sich auch ein Banken-Pool<br />

bilden, der die Ret tung organisiert.<br />

Umgekehrt lösen Heimlichtuerei und Her -<br />

umlavieren nach “Vogel-Strauß-Manier” nur<br />

allzu oft ein Windhundrennen der Banken<br />

aus, d.h. den schon aus früherer Zeit be -<br />

kannten “concursus creditorum”. Um we -<br />

nigs tens den gesunden Kern des Unter -<br />

neh mens – darunter auch soweit wie mög -<br />

lich das immaterielle Vermögen und die<br />

Arbeitsplätze – zu retten, kann zudem eine<br />

rechtzeitig und planvoll organisierte Insol -<br />

venz helfen. Denn das heutige Insol venz -<br />

recht stellt mit Insolvenzplanverfahren und<br />

übertragender Sanierung ein erwei ter tes<br />

Instrumentarium zur Verfügung, das der<br />

Unternehmenserhaltung den Vorrang vor<br />

der Zerschlagung gibt. Voraussetzung sind<br />

natürlich entsprechend befähigte Insol venz -<br />

verwalter. Hieran mangelt es aber oft noch,<br />

ebenso übrigens wie an wirtschaftlich be -<br />

schlagenen Insolvenzrichtern. Generell gilt,<br />

dass der Staat – Gesetzgeber, Rechtspre -<br />

chung wie Exekutive – noch eine Menge<br />

tun könnte, um Unternehmen in dieser<br />

schwie rigsten Phase ihrer Existenz zu<br />

helfen.<br />

Meine Damen und Herren, es muss wirk -<br />

lich alles getan werden, damit auch Eigen -<br />

kapitalinvestoren – also “Private Equity-<br />

Geber” – in Deutschland endlich mit Erfolg<br />

und in großem Umfang tätig werden kön nen.<br />

Oft streben sie übrigens gar nicht nach un -<br />

ternehmerischem Einfluss und kommen<br />

damit sogar der – immer noch verbreiteten<br />

– “Herr-im-Hause”-Mentalität des Mittel -<br />

stands entgegen. Aber auch gegenüber<br />

sol chen Finanziers sind – vergleichbar der<br />

Hausbankbeziehung – Mindestan forde run -<br />

gen an die Unternehmenstransparenz zu<br />

erfüllen, einschließlich einer klaren Strate gie<br />

und Planung.<br />

Eine ganz wesentliche Ursache für die eklatante<br />

Eigenkapitalschwäche des deutschen<br />

Mittelstands liegt zweifellos in steuerlichen<br />

Anreizen, die Fremdkapital bevorzugen.<br />

Aber in einigen Fällen hat auch eine aggres -<br />

sive oder wenigstens eine zu sorglose Ent -<br />

nahmepolitik mitgeholfen. Inzwischen ran -


XIV<br />

giert Deutschland im europäischen Ver -<br />

gleich der Eigenkapitalquoten hinter Frank -<br />

reich, Belgien und Spanien, ja sogar hinter<br />

Portugal.<br />

Meine Damen und Herren, auch eine aus -<br />

reichende Eigenkapitalquote wird künftig<br />

von Basel II als Zeichen vorsorgender Un -<br />

ternehmensführung positiv honoriert – und<br />

sie wird sich in niedrigeren Kreditzinsen niederschlagen.<br />

Doch ich will diesen Vortrag<br />

nicht zum be triebswirtschaftlichen Seminar<br />

umgestalten!<br />

4. Ich fasse daher wie folgt zusammen:<br />

Erstens: Basel II bringt einige Verbesse rungen<br />

in der Bankenaufsicht und in der Kreditvergabepraxis<br />

der Banken. Es liefert zu -<br />

gleich Chance und Anstoß für Verbesse run -<br />

gen im Mittelstand. Die wichtigsten Stich -<br />

worte sind Transparenz, Planung, Risiko -<br />

management.<br />

Zweitens bedarf es einer “Professionali sie -<br />

rung des Krisenmanagements” in den Un -<br />

ternehmen. Ziel muss es sein, der Sanie -<br />

rung und Fortführung Vorrang vor der Zer -<br />

schlagung zu geben. Dazu gehört, dass<br />

Banken und übrige Gläubiger, aber auch<br />

zusätzliche Spezialisten und zuletzt notfalls<br />

der Insolvenzverwalter rechtzeitig und um -<br />

fassend eingebunden werden. Dann ist der<br />

“Pleitier” in Deutschland endlich auch kein<br />

“Versager” mehr, sondern ein Unter nehmer,<br />

der es immerhin schon einmal – wenn auch<br />

erfolglos – mit der Selbständigkeit versucht<br />

hat.<br />

Denn das ist – drittens – meine wichtigste<br />

Botschaft: Wir brauchen eine – ja vielleicht<br />

seit hundert Jahren erstmals wieder eine<br />

neue – Unternehmer- und Gründerkultur in<br />

Deutschland. Hierzu ist vor allem ein “ge -<br />

sellschaftlicher Grundkonsens” darüber nö -<br />

tig, dass privates Unternehmertum ebenso<br />

wie breit gestreutes Produktiveigentum die<br />

Grundlage der Marktwirtschaft bilden.<br />

Diese kann nur dann sozial sein, wenn es<br />

attraktiv ist, etwas zu “unternehmen” und<br />

Risiken zu übernehmen. Dabei muss zu -<br />

dem ein ausreichender Gewinn erzielbar<br />

sein – und zwar nach Steuern. Als Bildungsziele<br />

müssen daher in den Lehrplänen der<br />

Schulen und Hochschulen wie in der<br />

beruf lichen Bildung die Bereitschaft zu<br />

Engage ment, Verantwortung, Kreativität<br />

und Lei stung verankert werden.<br />

Kenntnisse über die Funktionsbedin gun gen<br />

der sozialen Marktwirtschaft gehören heute<br />

zum Kanon der Allgemeinbildung, der möglichst<br />

früh zu vermitteln ist – mit modernen<br />

didaktischen Methoden wie “Übungsfir men”<br />

und Planspielen. Erfahrungsgemäß lernen<br />

junge Leute dabei deutlich mehr als im üb -<br />

lichen Frontalunterricht. Und sie entwickeln<br />

ein erstes Verständnis dafür, was es heißt,<br />

ein Unternehmen zu leiten.<br />

Meine Damen und Herren, Sie sehen:<br />

Impulse für die Unternehmensführung im<br />

Mittelstand zu geben, ist nicht nur ein An -<br />

liegen der Banken und ihrer Aufsichts -<br />

behörden. Es ist eine Aufgabe für uns alle!<br />

75


Ahlmann, Hans-Julius<br />

Büdelsdorf<br />

Ahlmann, Johanna<br />

Büdelsdorf<br />

Ahls, Peter<br />

Commerzbank AG Kiel<br />

Gebietsfilialleiter<br />

Kiel<br />

Andrae, Dr. Kathrin<br />

Hauptverband des Deutschen Einzelhandels<br />

Mittelstandsbeauftragte<br />

Berlin<br />

Arnold, Wolf<br />

Bundesverband mittelständische Wirtschaft<br />

Stellv. Landesgeschäftsführer Nord<br />

Hamburg<br />

Baader, Rudolf Fr.<br />

Schrauben-Köhler GmbH & Co.<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Lübeck<br />

Baer, Robert<br />

Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein<br />

Prokurist/Abteilungsleiter<br />

Kiel<br />

Bardusch, Helmut<br />

Bardusch & Gehrsitz<br />

VermögensverwaltungsGmbH<br />

Gesellschafter<br />

Ettlingen<br />

Beck, Christoph<br />

Tricon Unternehmensberatung<br />

Geschäftsführender Partner<br />

Berlin<br />

Behlau, Hans-Erich<br />

Unternehmensberater<br />

Stockelsdorf<br />

Bergmann, Dr. Matthias<br />

Allgemeine Privatkundenbank AG<br />

ALLBANK<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Hannover<br />

76<br />

Teilnehmerliste<br />

Blöcker, Hans-Werner<br />

Baugesellschaft Claus Alpen mbH<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Neustadt/Holstein<br />

Blomberg, Peter von<br />

Transparency International –<br />

German Chapter<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Köln<br />

Blunk, Dr. Michaela<br />

FDP-Kreisverband Lübeck<br />

Fraktionsvorsitzende<br />

Lübeck<br />

Bockholdt, Hans-Jürgen<br />

Bockholdt-Gruppe Dienstleistungs GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Boedecker, Jürgen M.<br />

Boedecker.Colleagues.<br />

Netzwerk für Strategie- und<br />

Kommunikationsberatung<br />

Senior Partner<br />

Hamburg<br />

Böttcher, Barbara<br />

Deutsche Bank Research<br />

Abteilungsdirektorin<br />

Frankfurt am Main<br />

Böttcher, Dr. Welf<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Leiter Unternehmenskommunikation<br />

Lübeck<br />

Bormann, Hans-Werner<br />

WSFB-Beratergruppe Wiesbaden<br />

Geschäftsführer<br />

Wiesbaden<br />

Bornmüller, Prof. Dr. Gerd<br />

Institut für Unternehmensberatung<br />

Vorstand Hamburg<br />

Boy, Dr. Frank<br />

Axxential Consulting AG<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Brüggen, Jochen<br />

H. & J. BRÜGGEN KG<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Lübeck<br />

Bruhn, Jörn<br />

FOXXConsult Jörn Bruhn<br />

Hamburg<br />

Brune, Mark<br />

Planungs- und Ingenieurbüro Ewald Brune<br />

Dipl.-Ing. Architekt und Stadtplaner<br />

Bremen<br />

Buhmann, Wolfgang<br />

Kieler Nachrichten<br />

Wirtschaftspolitischer Korrespondent<br />

Kiel<br />

Buhr, Jens de<br />

JDB mediapool GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Busch, Dr. Sibylle<br />

MTC Management + Technologie<br />

Consultants<br />

Hamburg<br />

Buschmann, Dr. Birgit<br />

Institut für Mittelstandsforschung,<br />

Universität Mannheim<br />

Geschäftsführerin<br />

Mannheim<br />

Cabos, Dr. Karen<br />

Fachhochschule Lübeck<br />

Lehrstuhlinhaberin<br />

Lübeck<br />

Christ, Angelika<br />

Verband der Wellpappen-Industrie e.V.<br />

Geschäftsführerin<br />

Darmstadt<br />

Cloos, Matthias<br />

Baubedarf Cottbus GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Kolkwitz


Cordes, Günter<br />

Ehlbeck & Cordes OHG<br />

Mitinhaber<br />

Schenefeld<br />

Czerwinski, Hans-Werner<br />

Bundesverband mittelständische Wirtschaft<br />

Landesgeschäftsführer Nord<br />

Hamburg<br />

Dargers, Torsten<br />

MainSkill Technologies GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Demuth, Klaus<br />

Dr. Demuth GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Katlenburg-Lindau<br />

Deters, Jürgen<br />

Pöppelmann GmbH & Co. KG<br />

Abteilungsleiter Controlling<br />

Lohne<br />

Diekmann, Johannes<br />

Pöppelmann GmbH & Co. KG<br />

Assistent der Geschäftsführung<br />

Lohne<br />

Dolzer, Prof. Dr. Dr. Rudolf<br />

Institut für Völkerrecht, Rheinische<br />

Friedrich - Wilhelms - Universität Bonn<br />

Direktor<br />

Bonn<br />

Donath, Renate<br />

Bundesverband deutscher<br />

Kosmetikerinnen<br />

Vorstand<br />

Hamburg<br />

<strong>Dräger</strong>, Dr. Christian<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

<strong>Dräger</strong>, Stefan<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

<strong>Dräger</strong>, Theo<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Duske, Heiner<br />

E. DUSKE GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Witten<br />

Duske, Philipp<br />

E. DUSKE GmbH & Co. KG<br />

Witten<br />

Eberhard, Hans-Jürgen<br />

Consultant<br />

Lübeck<br />

Eckmann, Dieter<br />

Eckmann Handelsgesellschaft mbH<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Düsseldorf<br />

Ehlers, Thomas<br />

Lübecker Nachrichten GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Eisenblätter, Dr. Bernd<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Eschborn<br />

Empen, Eric<br />

Hartmann & Partner<br />

Finanzmanagement GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Rendsburg<br />

Erdmenger, Dr. Katharina<br />

Deutscher Gewerkschaftsbund<br />

Referatsleiterin<br />

Berlin<br />

Feddersen, Prof. Dr. Dieter<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Fischer, Jens<br />

Fischer & Partner<br />

Geschäftsführer<br />

Berlin<br />

Fischer, Manfred<br />

Welt am Sonntag<br />

Redakteur<br />

Berlin<br />

Fleischer, Dr. Peter<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Bonn<br />

Flemming, Lorenz<br />

MTC Management +<br />

Technologie Consultants<br />

Hamburg<br />

Foit, Benedikt<br />

Mittenberg<br />

Foit, Josef Paul<br />

Gottlob Volkhardtsche<br />

Druckerei GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Amorbach<br />

Freers, Joachim<br />

Gebr. Leffers GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Oldenburg<br />

Fuchs, Prof. Dr. Andreas<br />

Institut für Mittelstandsfragen Osnabrück,<br />

Universität Osnabrück<br />

Direktor<br />

Osnabrück<br />

Gerken, Dr. Lüder<br />

<strong>Stiftung</strong> Marktwirtschaft<br />

Vorstand<br />

Berlin<br />

Gries, Dr. Werner<br />

Ministerialdirektor a.D.<br />

Bonn<br />

Grunenberg, Michael R.<br />

Grunenberg Training & Consulting GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Günther, Matthias<br />

NDR Studio Lübeck<br />

Lübeck<br />

77


Günther, Matthias<br />

Nordrei Dienstleistungen und<br />

Umwelttechnik GmbH<br />

Kaufmännische Abteilung<br />

Hamburg<br />

Gutmann, Joachim<br />

Comm'on Gesellschaft für Kommunikation<br />

und Medienberatung mbH<br />

Geschäftsführer<br />

Köln<br />

Haeften, Jan von<br />

von Haeften & Co.<br />

Hamburg<br />

Haenel, Manfred<br />

FMN communications GmbH<br />

Sonderbeauftragter<br />

(Mehrheitsgesellschafter)<br />

Hildesheim<br />

Halbedel, Wolfgang<br />

Senator für Wirtschaft und Soziales<br />

Lübeck<br />

Hamer, Prof. Dr. Eberhard<br />

Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.<br />

Wissenschaftlicher Leiter<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Mittelstands -<br />

forschung<br />

Präsident<br />

Hannover<br />

Hartmann, Dietmar<br />

Hartmann & Partner<br />

Holding GmbH & Co. KG<br />

Inhaber<br />

Rendsburg<br />

Hautz, Dr. Uwe<br />

C. Mackprang jr. GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Hellstern, Peter<br />

Sternplastic Hellstern GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Hendricks, Dr. Barbara<br />

Bundesministerium der Finanzen<br />

MdB, Parl. Staatssekretärin<br />

Berlin<br />

78<br />

Henze, Knut<br />

Steuerberaterkammer Schleswig-Holstein<br />

Geschäftsführer<br />

Kiel<br />

Heraeus, Dr. Jürgen<br />

Heraeus GmbH<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

Hanau<br />

Hermann, Wulf<br />

IHK Lübeck<br />

Geschäftsführer Recht und Fair Play,<br />

Stellv. Hauptgeschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Herrmann, Gerd<br />

Bundesverband für Gerüstbau<br />

Geschäftsführer,<br />

Landesbevollmächtigter für Hamburg<br />

Hamburg<br />

Hesselbach, Georg F.<br />

INTERPANE MAN + Fin AG<br />

International Glas AG<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

Meggen, Schweiz<br />

Hettich, Dr. Andreas<br />

Hettich Management Service GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Kirchlengern<br />

Heuer, Dr. Carl-Heinz<br />

Heuer & Partner – Rechtsanwälte<br />

Rechtsanwalt<br />

Frankfurt am Main<br />

Hinz, Olaf<br />

Strametz & Partner GmbH<br />

Leiter der Niederlassung<br />

Hamburg<br />

Hoffmann, Walter<br />

SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag<br />

MdB, Mitglied der Arbeitsgruppe<br />

Wirtschaft und Arbeit<br />

Berlin<br />

Holzgreve, Thomas<br />

<strong>Dräger</strong> Safety AG & Co. KGaA<br />

Vorstand<br />

Lübeck<br />

Hoyningen-Huene,<br />

Prof. Dr. Gerrick Freiherr von<br />

Juristische Fakultät, Ruprecht-Karls-<br />

Universität Heidelberg<br />

Prodekan<br />

Heidelberg<br />

Hübener, Bernd<br />

Hübener Consulting<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Iken, Matthias<br />

Die Welt<br />

Korrespondent<br />

Hamburg<br />

Inzelmann, Ulf Ch.<br />

Umco Umweltconsult GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Jaksch, Roland<br />

<strong>Dräger</strong> Medical AG & Co. KGaA<br />

CFO<br />

Lübeck<br />

Janssen, Stefan<br />

Sal. Oppenheim Jr. & Cie. KGaA<br />

Köln<br />

Jugel, Prof. Dr.-Ing. Albert<br />

<strong>Dräger</strong> Safety AG & Co. KGaA<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Junge, Axel<br />

Konditorei Junge GmbH & Co. KGaA<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Jungen, Peter<br />

Peter Jungen Holding GmbH<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Köln<br />

EBAN European Business Angels<br />

Network<br />

Präsident<br />

Brüssel, Belgien<br />

Katte, Dr. Christoph von<br />

Rechtsanwalt<br />

Kamern


Kimmich, Martin<br />

WSI – Hans-Böckler-<strong>Stiftung</strong><br />

Doktorand<br />

Düsseldorf<br />

Kirchdörfer, Rainer<br />

Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz<br />

Partner<br />

Stuttgart<br />

Kirchhof, Prof. Dr. Paul<br />

Institut für Finanz- und Steuerrecht,<br />

Ruprecht - Karls - Universität Heidelberg<br />

Direktor<br />

Heidelberg<br />

Kliment, Cornelia<br />

Institut für Familienunternehmen,<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

Fundraising<br />

Witten<br />

Koepff, Antje G.<br />

Gelinova GmbH<br />

Rechtsanwältin<br />

Heidelberg<br />

Koepff, Dr. Karin<br />

Gelinova GmbH<br />

Berater<br />

Heidelberg<br />

Köhler, Hajo<br />

IKB Deutsche Industriebank AG;<br />

Niederlassung Norddeutschland<br />

Niederlassungsleiter<br />

Hamburg<br />

Korsch, Marija<br />

B. Metzler seel. Sohn & Co. Holding AG<br />

Partner<br />

Frankfurt am Main<br />

Kostal, Andreas<br />

UWH-Forschungsgesellschaft mbH<br />

Organisator<br />

Witten<br />

Krämer, Clemens<br />

Wirtschaftsjunioren Deutschland<br />

Mitglied des Bundesvorstandes<br />

Berlin<br />

Krause, Dietmar<br />

MKB Mittelstandskreditbank AG<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Hamburg<br />

Kreuter-Kirchhof, Charlotte<br />

Institut für Völkerrecht der Rheinischen<br />

Friedrich - Wilhelms - Universität Bonn<br />

Wissenschaftliche Assistentin<br />

Bonn<br />

Kritten, Johannes<br />

Pegasus GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Windhagen<br />

Kroemer, Thomas<br />

Niedersächsisches Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />

Abteilungsleiter Mittelstand<br />

Hannover<br />

Krückemeyer, Reinhard<br />

Landesverband Großhandel-Außenhandel<br />

Präsident<br />

Wilnsdorf<br />

Krumsiek, Jörg Eduard<br />

Deutsche Bank <strong>Stiftung</strong> Alfred Herrhausen<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Geschäftsführer<br />

Frankfurt am Main<br />

Kunze, Bernhard<br />

GKSS-Forschungszentrum GmbH<br />

Leiter der Stabsstelle Innenrevision<br />

Geesthacht<br />

Lambert, Martin<br />

Deutscher Sparkassen-<br />

und Giroverband<br />

Referent für Mittelstand<br />

Berlin<br />

Lange, Klaus<br />

Kapitän<br />

Lübeck<br />

Lehmann, Dietmar<br />

BWE Bauwerkserhaltung AG<br />

Vorstand<br />

Hamburg<br />

Lehmann, Ilona<br />

BWE Bauwerkserhaltung AG<br />

Controlling<br />

Hamburg<br />

Lein, Klaus-Martin<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

Lehrstuhl für gesamtwirtschaftliche<br />

und institutionelle Entwicklung<br />

Witten<br />

Liebke, Ralph P.<br />

AON JAUCH & HÜBENER GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Liebrecht, Christian<br />

Kurt Liebrecht GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Lage<br />

Luger, Dr. Reinhard<br />

Coherent Lübeck GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Lundt, Albert<br />

Ernst Russ GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Mainz, Wolfgang<br />

Bund Junger Unternehmer;<br />

Kronenbrot KG Franz Mainz<br />

Mitglied des Bundesvorstandes<br />

Würselen/Aachen<br />

Marx, Dr. Franz-Peter<br />

TE Technology Engineers<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Mathai-Davis, Dr. Wallace<br />

Mercantile Bankshares Corp.<br />

Former Member of the Board of Directors<br />

Baltimore, Maryland, USA<br />

Matwejew, Wladimir P.<br />

Botschaft der Russischen Föderation<br />

Gesandter – Botschaftsrat<br />

Handels- und Wirtschaftsbüro<br />

Leiter<br />

Berlin<br />

79


May, Prof. Dr. Peter<br />

INTES Akademie für<br />

Familienunternehmen GmbH<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

Bonn<br />

Meißner, Heidelore<br />

Interessengemeinschaft für<br />

Kleinunternehmen und Selbständige e.V.<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Malente<br />

Meister, Edgar<br />

Deutsche Bundesbank<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Frankfurt am Main<br />

Meyer, Bernd<br />

HKL Baumaschinen GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Meyer-Grünefeldt, Dr. Werner<br />

Commerzbank AG Lübeck<br />

Leitung<br />

Lübeck<br />

Mittelsten Scheid, Dr. Jörg<br />

Vorwerk & Co.<br />

Persönlich haftender Gesellschafter<br />

Wuppertal<br />

Moock, Hans J.<br />

EQT Partners Beteiligungsberatung GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

München<br />

Müller, Dr. Dierk<br />

American Chamber of Commerce in<br />

Germany General Manager<br />

Frankfurt am Main<br />

Müller, Wolfgang<br />

MÜLLER Umwelttechnik GmbH & Co. KG<br />

Technischer Geschäftsführer<br />

Schieder-Schwalenberg<br />

Murmann, Dr. Klaus<br />

Sauer-Danfoss Inc. Chairman<br />

Neumünster<br />

80<br />

Neudel, Michael<br />

Neudel Verpackungen GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Neckarbischofsheim<br />

Nieuwenburg-Liebherr, Frederika<br />

Bundesverband deutscher Kosmetikerinnen<br />

Landesbeauftragte Norddeutschland<br />

Hamburg<br />

Nölke, Stefan<br />

Gebr. Nölke GmbH & Co. KG<br />

Unternehmer<br />

Versmold<br />

Nolte, Maren<br />

Nolte möbelindustrie<br />

Holding GmbH & Co. KGaA<br />

Gesellschafterin<br />

Germersheim<br />

Odefey, Dr. Andreas M.<br />

BPE Private Equity GmbH<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Hamburg<br />

Ohoven, Mario<br />

Bundesverband mittelständische<br />

Wirtschaft – Unternehmerverband<br />

Deutschland e.V.<br />

Präsident<br />

Berlin<br />

Oldenburg, Henning<br />

Deutsche Bank AG, Marktgebiet<br />

Schleswig-Holstein, Lübeck/Kiel<br />

Leiter Corporate & Investment Bank<br />

Lübeck<br />

Paasch, Jens-Uwe<br />

ACO Severin Ahlmann GmbH & Co. KG<br />

Kaufmännischer Leiter<br />

Büdelsdorf<br />

Peter, Kurt<br />

Pumpenfabrik Wangen GmbH<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Wangen<br />

Petersen, Aslak<br />

McKinsey & Company Inc.<br />

Hamburg<br />

Pfeifer, Dr. Helmuth<br />

Possehl-<strong>Stiftung</strong><br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Pissulla, Petra<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

Direktorin<br />

Lübeck<br />

Prescher, Holger<br />

MainSkill GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

Prinz, Detlef<br />

Prinz Medien<br />

Inhaber<br />

Berlin<br />

Prosi, Prof. Dr. Gerhard<br />

Mittelstandsinstitut Schleswig-Holstein e.V.<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Altenholz<br />

Putlitz, Prof. Dr. Gisbert Freiherr zu<br />

Gottlieb Daimler- und Karl Benz-<strong>Stiftung</strong><br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Ladenburg<br />

Putz, Volker<br />

Putz & Partner Unternehmensberatung AG<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Hamburg<br />

Rauschen, Mark<br />

Lengermann + Trieschmann,<br />

Textil-Kaufhaus<br />

Prokurist<br />

Osnabrück<br />

Reichel, Gerd-Rüdiger<br />

Wirtschaftsministerium<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Abteilungsleiter Wirtschafts- und<br />

Strukturpolitik, Technologie, Energie<br />

Schwerin<br />

Reim, Dr. Wolfgang<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Lübeck


Richter, Friedrich<br />

<strong>Dräger</strong> Medical<br />

Beauftragter des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Rohr, Joachim<br />

Bankenverband Schleswig-Holstein e.V.<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Kiel<br />

Roth, Wolfgang<br />

Europäische Investitionsbank Vizepräsident<br />

Luxemburg, Luxemburg<br />

Ruder, Dr. Franz<br />

Underberg AG<br />

Direktor<br />

Dietlikon, Schweiz<br />

Rüscher, Manfred<br />

Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag<br />

Redakteur<br />

Lübeck<br />

Schade, Susanne<br />

Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Uelzen mbH<br />

Geschäftsführerin<br />

Uelzen<br />

Schiering, Klaus<br />

Lübeck<br />

Schindlbeck, Klaus<br />

friendly sensors AG<br />

Vorstand Finanzen<br />

Jena<br />

Schinzel, Horst<br />

HS-Kulturkorrespondenz<br />

Freier Journalist<br />

Eutin<br />

Schneider, Bastian<br />

NOHETO! GmbH & Co. KG.<br />

Unternehmens- und Managementberatung<br />

Partner<br />

Witten<br />

Schön, Matthias Max<br />

MAX SCHÖN AG<br />

Mitglied des Aufsichtsrates<br />

Arbeitsgemeinschaft Selbständiger<br />

Unternehmer e.V. (ASU)<br />

Präsident<br />

Lübeck, Berlin<br />

Schulz, Dr. Dietrich<br />

L. Possehl & Co. mbH<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

Lübeck<br />

Schulz, Reimund<br />

Famos Projekt GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Korschenbroich<br />

Schwarz, Heinz-Werner<br />

BWE Bauwerkserhaltung AG<br />

Dipl.-Ing.<br />

Hamburg<br />

Schweneker, Carsten<br />

EBERO GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Köln<br />

Seiboth, Sigurd<br />

Interessengemeinschaft für<br />

Kleinunternehmen und Selbständige e.V.<br />

Geschäftsführer<br />

Malente<br />

Seiler, Michael<br />

Gebrüder Dorfner GmbH & Co.,<br />

Kaolin- u. Kristallquarzsand-Werke KG<br />

Kfm. Geschäftsführer<br />

Hirschau<br />

Selter, Thomas<br />

Gustav Selter GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Arbeitsgemeinschaft Selbständiger<br />

Unternehmer e.V. (ASU),<br />

Mitglied des Bundesvorstandes<br />

Altena, Berlin<br />

Selzer, Hans-Joachim<br />

Selzer Fertigungstechnik GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Driedorf<br />

Skubsch, Ulrich<br />

USK-Consult GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Scharbeutz<br />

Solms, Dr. Hermann Otto<br />

FDP-Bundestagsfraktion<br />

MdB, Vizepräsident des<br />

Deutschen Bundestages,<br />

Berlin<br />

Sollors, Guido M.<br />

Berenberg Bank<br />

Generalbevollmächtigter<br />

Hamburg<br />

Späth, Prof. Dr. Lothar<br />

Ministerpräsident a.D.<br />

Stuttgart<br />

Spahr, Kristoff<br />

M.M. Warburg & Co.<br />

Hamburg<br />

Stadler, Maximilian<br />

Forschungsgesellschaft –<br />

Kongress für Familienunternehmen<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

Organisator<br />

Witten<br />

Staege, Michael<br />

IGKuS Interessengemeinschaft<br />

für Kleinunternehmen und Selbständige<br />

Erster Vorsitzender<br />

Eutin<br />

Standop, Prof. Dr. Dirk<br />

Institut für Mittelstandsfragen Osnabrück,<br />

Universität Osnabrück<br />

Leiter<br />

Osnabrück<br />

Stein, Dr. Stefan<br />

Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft,<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Geschäftsführer<br />

Bochum<br />

Strait, Ingmar<br />

Christian Beutin GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer<br />

Lübeck<br />

81


Strombeck, Hans-Herbert<br />

Verband der Bürgschaftsbanken (VDB),<br />

Vorsitzender des Verbandes<br />

Bürgschaftsbank NRW GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Bonn, Neuss<br />

Sturm, Claudia<br />

Bundesverband Junger Unternehmer e.V.<br />

der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger<br />

Unternehmer (ASU)<br />

Stellvertretende Bundesvorsitzende<br />

Berlin<br />

Suhlrie, Dietrich<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)<br />

Direktor<br />

Leiter Kreditsekretariat<br />

Frankfurt am Main<br />

Sulzer, Hans-Oskar<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Lübeck<br />

Teller, Nicholas R.<br />

Commerzbank AG<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

Frankfurt am Main<br />

Terlau, Olaf<br />

LSS GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Gelsenkirchen<br />

Terlau, Viktor<br />

LSS GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Gelsenkirchen<br />

Thiess, Michael<br />

Michael Thiess Management<br />

Consultants<br />

Inhaber<br />

München<br />

Thuß, Klaus<br />

Landeskreditbank Baden-Württemberg<br />

Grundsatzreferent<br />

Stuttgart<br />

82<br />

Tryggvason, Höddi<br />

B2B Berlin Brandenburg GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

Berlin<br />

Turner, Anke<br />

Institut für Finanzdienstleistungen<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Hamburg<br />

Uckermann, Adalbert Freiherr von<br />

Sauerborn Trust AG<br />

Senior Consultant<br />

Bad Homburg<br />

Verschinin, Prof. Dr. Alexander<br />

Botschaft der Russischen Föderation,<br />

Handels- und Wirtschaftsbüro<br />

Stellvertretender Leiter<br />

Berlin<br />

Voget, Dr. Michael<br />

ECON Aktiengesellschaft<br />

Vorstand<br />

Lübeck<br />

Voigt, Thomas<br />

impulse<br />

Chefredakteur<br />

Köln<br />

Vollmer, Diethard<br />

Philips Medical Systems DMC<br />

Development Manager<br />

Hamburg<br />

Walter, Götz<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Mittelstands beratung mbH<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Wass von Czege, Dr. Andreas<br />

I.P.I. - International Partnership Initiative e.V.<br />

Geschäftsführer<br />

Wolfsburg<br />

Wassermann, Ewald<br />

Sächsisches Staatsministerium für Kultus<br />

Referatsleiter<br />

Dresden<br />

Wegner, Olaf<br />

Institut für Personal- und<br />

Unternehmensberatung<br />

Partner<br />

Köln<br />

Weimann, Werner<br />

Commerzbank AG<br />

Regionalvorstand<br />

Hamburg<br />

Welina, Reinhold<br />

DIN Deutsches Institut für Normung e.V.<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Berlin<br />

Welling, Ingo<br />

<strong>Dräger</strong>werk AG<br />

Lübeck<br />

Wiechers, Ralph<br />

NOHETO! GmbH & Co. KG<br />

Partner<br />

Witten<br />

Wilhelm, Andreas<br />

Wirtschaftsjunioren Hanseraum<br />

Vorstand<br />

Wietelstede<br />

Wilkniß, Jürgen<br />

Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein GmbH<br />

Leiter Bürgschaftsabteilung<br />

Kiel<br />

Willich, Günter<br />

Nordmetall<br />

Geschäftsführer<br />

Hamburg<br />

Wittstock, Dr. Matthias<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Ministerialrat, Referatsleiter<br />

Mittelstandspolitik<br />

Berlin<br />

Wollert, Prof. Dr. Artur<br />

Beruf + Familie gemeinnützige GmbH<br />

Vorsitzender des Audit-Rates<br />

Frankfurt am Main<br />

Wortberg, Dr. Ernst J.<br />

L. Possehl & Co. mbH<br />

Vorsitzender des Vorstandes<br />

Lübeck


Impressum<br />

© 2004<br />

<strong>Dräger</strong>-<strong>Stiftung</strong><br />

München/Lübeck<br />

Verantwortlich:<br />

Dipl.-Volksw. Petra Pissulla<br />

Gestaltung:<br />

Designagentur von Krottnaurer,<br />

Lübeck<br />

Druck:<br />

<strong>Dräger</strong> + Wullenwever<br />

print + media Lübeck GmbH & Co. KG<br />

Bildnachweise:<br />

Axel Kirchhof, Hamburg<br />

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