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Die Profitabilität wird nachhaltig gesteigert - Kolbenschmidt Pierburg ...

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<strong>Die</strong> Zeitung des Rheinmetall-Konzerns 3/2002<br />

Das Profil<br />

STARTSCHUSS IN DERENDORF: Als erster externer Entwickler <strong>wird</strong> eine Investorengemeinschaft – bestehend aus der amerikanischen Cargill Financial Markets PLC und der FRE Immobilien-Beteiligungs<br />

GmbH – auf dem über 90 000 Quadratmeter großen Gelände der Rheinmetall Immobilien GmbH in Düsseldorf-Derendorf ein innovatives Bauprojekt starten. <strong>Die</strong> operative Umsetzung erfolgt durch die<br />

Feri Real Estate GmbH (Bad Homburg). Dabei nutzt der Investor das bestehende Rheinmetall-Gebäude 27 (Projekt „Living Office“), das von Grund auf renoviert, modernisiert und zusätzlich mit Neubau-<br />

Flächen erweitert <strong>wird</strong>. In diesem Gebäude werden nach Fertigstellung von 2003 an rund 30 000 Quadratmeter Flächen zur gewerblichen Nutzung und für „Loft“-Wohnungen angeboten. Mit dem Projekt<br />

„Living Office“ der Investorengemeinschaft setzt die Rheinmetall Immobilien GmbH ihren Kurs der Umnutzung des ehemaligen Rheinmetall-Produktionsgeländes im nördlichen Derendorf konsequent fort. <strong>Die</strong><br />

Umnutzung und architektonisch ansprechende Erweiterung eines vorhandenen Gebäudes entspricht dabei dem gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf entwickelten Rahmenplan für dieses Areal, nach dem<br />

erhaltenswerte Bausubstanz modernisiert wie auch neue Gebäudeflächen errichtet werden sollen. „Living Office“ spiegelt zudem die im Rahmen der städtebaulichen Neuordnung für das nördliche Derendorf<br />

vorgesehene vielseitige und abwechslungsreiche Nutzung des Rheinmetall-Geländes durch Wohnungsbau, Büroflächen, nicht störendes Gewerbe sowie kulturelle und soziale Einrichtungen wider.<br />

Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall AG<br />

<strong>Die</strong> <strong>Profitabilität</strong> <strong>wird</strong><br />

<strong>nachhaltig</strong> <strong>gesteigert</strong><br />

rds Düsseldorf. Weiter im Aufwärtstrend:<br />

Der Rheinmetall-Konzern hat<br />

seine bereits in 2000 wiedererlangte<br />

Ertragskraft im zurückliegenden Geschäftsjahr<br />

weiter gestärkt. Wie der<br />

Vorstandsvorsitzende der Rheinmetall<br />

AG, Klaus Eberhardt, am 2. Mai 2002<br />

auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf<br />

mitteilte, konnte die Unternehmensgruppe<br />

<strong>Profitabilität</strong> und Liquidität<br />

2001 <strong>nachhaltig</strong> steigern: Bei einem<br />

Umsatz von 4,603 Milliarden € (+<br />

3 %) wurde ein erstmals nach IAS („International<br />

Accounting Standards“) ermitteltes<br />

Ergebnis vor Zinsen und<br />

Ertragsteuern von 197 Millionen €<br />

(+ 91 %) erzielt. Und auch im ersten<br />

Quartal diesen Jahres setzt Rheinmetall<br />

den positiven Kurs fort: Der<br />

Umsatz stieg um<br />

sechs Prozent<br />

gegenüber dem<br />

Vorjahreswert auf<br />

1,012 Milliarden €<br />

(bereinigt um Konsolidierungseffekte);Auftragseingang<br />

(+ 1 %) und<br />

Auftragsbestand<br />

(+ 11 %) verzeichneten<br />

– vergleichbar<br />

gerechnet –<br />

ebenfalls Zuwächse.<br />

<strong>Die</strong> grundsätzlicheMarschrichtung<br />

für 2002 heißt<br />

nach wie vor „nach-<br />

haltige Steigerung<br />

der <strong>Profitabilität</strong>“.<br />

<strong>Die</strong> aktuellen unternehmerischen<br />

Erfolge sind nach Einschätzung des<br />

Rheinmetall-Konzernchefs einmal<br />

mehr die logische Folge des vor gut<br />

zwei Jahren vollzogenen Paradigmenwechsels,<br />

der seinen Ausdruck in der<br />

„Strategie der klaren Linie“ findet, die<br />

ihrerseits die finanzielle Transparenz<br />

des Unternehmens und die <strong>nachhaltig</strong>e<br />

Ertragsoptimierung als neues<br />

Blick ins Werk Neckarsulm der <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe:Vorbearbeitung<br />

des BMW-V8-Motorblocks.<br />

Selbstverständnis von Rheinmetall<br />

festschreibt. Eberhardt: „Unsere Ziele<br />

waren und sind die Fokussierung –<br />

und damit Schärfung – unseres Portfolios<br />

sowie die signifikante Steigerung<br />

von <strong>Profitabilität</strong> und Liquidität.“ Ein<br />

wichtiges Ziel in diesem Kontext ist<br />

das noch laufende, umfassende Restrukturierungsprogramm<br />

der Jahre<br />

2000/2002, das vom kommenden<br />

Jahr an mittelfristig <strong>nachhaltig</strong>e Einsparungen<br />

von jährlich rund 100 Millionen<br />

€ bringen <strong>wird</strong>.<br />

Daß die seit Anfang 2000 verfolgte<br />

„Strategie der klaren Linie“ auch im<br />

vergangenen Geschäftsjahr Früchte<br />

trug, zeigt der genaue Blick in das von<br />

Eberhardt und Finanzvorstand Dr.<br />

Herbert Müller vor der Presse präsentierte<br />

Zahlenwerk<br />

für 2001. Trotz insgesamtschwierigerkonjunkturellerRahmenbedingungen<br />

– hier<br />

sind vor allem die<br />

rückläufige Konjunktur<br />

in<br />

Deutschland, die<br />

schwache Automobilkonjunktur<br />

in den USA und<br />

die weiter sinkenden<br />

investiven<br />

Mittel im deutschenVerteidi-<br />

Foto: Björn Schmitz<br />

gungshaushalt zu<br />

nennen – konnte<br />

Rheinmetall seinen<br />

Umsatz auf<br />

4,603 Milliarden<br />

€ steigern (Vorjahr 4,57 Mrd €); bereinigt<br />

um Veränderungen im Konsolidierungskreis,<br />

entspricht dies einem internen<br />

Wachstum von drei Prozent.<br />

Alle drei Unternehmensbereiche des<br />

Konzerns haben zu dieser positiven<br />

Umsatzentwicklung beigetragen, wo-<br />

bei die Steigerung im Bereich „Electro-<br />

(Fortsetzung auf Seite 3)<br />

COMEBACK EINES KLASSIKERS: Maybach – die legendäre Luxuswagenmarke<br />

aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts – ist zurück. „Typ 12“ heißt<br />

der neue Maybach von DaimlerChrysler, der eine Leistung von 550 PS und ein<br />

kraftvolles Drehmoment von 900 Newtonmetern erreicht. Auch Rheinmetall-<br />

Produkte fahren in der Luxuslimousine mit: Der Zwölfzylinder ist mit einem<br />

hochkomplexen Kommunikationssystem von Hirschmann Electronics ausgestattet;<br />

Kraftstoffpumpe und Elektroumschaltventil liefert die <strong>Pierburg</strong> GmbH.<br />

Neuorientierung in<br />

Zusammenarbeit<br />

dp Ratingen/Minneapolis. Vor<br />

dem Hintergrund der tiefgreifenden<br />

Veränderungen der verteidigungspolitischen<br />

Strategie der USA als Folge<br />

des 11. September 2001 haben ATK<br />

(Alliant Techsystems) und die Rheinmetall<br />

DeTec AG entschieden, ihre<br />

Pläne einer gesellschaftsrechtlichen<br />

Verbindung im Bereich für groß- und<br />

mittelkalibrige Waffen und Munition<br />

nicht weiter zu verfolgen. Im April<br />

2001 hatten beide Unternehmen ihre<br />

Absicht bekundet, Gespräche<br />

über ein gemeinsames Joint venture<br />

auf diesem Gebiet zu führen. <strong>Die</strong><br />

neue Sicherheitslage, veränderte politische<br />

Rahmenbedingungen und<br />

gewandelte Haushaltsprioritäten haben<br />

jetzt jedoch zu der Notwendigkeit<br />

geführt, das Vorhaben neu zu<br />

bewerten. ATK und Rheinmetall De-<br />

Tec wollen dennoch unverändert die<br />

langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

fortsetzen, die seit 1979 im Bereich<br />

groß- und mittelkalibriger Waffen<br />

und Munition besteht (s. Seite 3).<br />

50 Cent Dividende<br />

bei „Automotive“<br />

dp Düsseldorf/Heilbronn. Angesichts<br />

eines insgesamt positiven Geschäftsjahres<br />

2001, das mit einer<br />

über dem Marktwachstum der Branche<br />

liegenden Umsatzentwicklung<br />

auf 1,826 Milliarden € (+2,8%) abgeschlossen<br />

werden konnte, werden<br />

Vorstand und Aufsichtsrat der <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> AG der Hauptversammlung<br />

der Gesellschaft am<br />

5. Juni 2002 in Heilbronn die Zahlung<br />

einer Dividende von 0,50 € je Stückaktie<br />

vorschlagen (Vorjahr 0,77 €).<br />

Im Vorjahr war zudem ein außerordentlicher<br />

Bonus von 0,53 € zur Nutzung<br />

des steuerlich belasteten Eigenkapitals<br />

im Vorgriff auf die in diesem<br />

Jahr veränderten Steuergesetzgebungen<br />

gezahlt worden. <strong>Die</strong> <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppeerzielte<br />

im Jahr 2001 nach IAS ein Ergebnis<br />

vor Ertragsteuern (EBT) von 49,5 Millionen<br />

€ (Vorjahr IAS: 21,6 Mio €)<br />

und ein Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern<br />

(EBIT) von 90,3 Millionen<br />

€ (Vorjahr IAS: 54,5 Mio €).<br />

Foto: DaimlerChrysler Communications<br />

Konzern-Ertrag<br />

deutlich erhöht<br />

dp Düsseldorf. Der Rheinmetall-<br />

Konzern erzielte im Geschäftsjahr<br />

2001 nach IAS ein Ergebnis vor Zinsen<br />

und Ertragsteuern (EBIT) von<br />

197 Millionen € (Vorjahr IAS:<br />

103 Mio €). Vorstand und Aufsichtsrat<br />

der Rheinmetall AG schlagen<br />

der Hauptversammlung am 10.<br />

Juni 2002 in Berlin deshalb vor, eine<br />

Dividende von wieder 0,44 € für<br />

die Stammaktie und von 0,50 € für<br />

die Vorzugsaktie auszuschütten. Im<br />

Vorjahr war zusätzlich ein Bonus<br />

von 0,20 € je Stamm- und Vorzugsaktie<br />

bezahlt worden, um den Aktionären<br />

den Wegfall der Steuergutschrift<br />

auszugleichen. Der Kurs der<br />

Rheinmetall-Vorzugsaktie hat sich<br />

seit Jahresbeginn 2001 um 81 Prozent<br />

(26. April 2002) verbessert;<br />

der Kurs der Rheinmetall Stammaktie<br />

stieg im gleichen Zeitraum um<br />

86 Prozent.<br />

<strong>Die</strong> Ertragskraft<br />

wurde gestärkt<br />

dp Düsseldorf. <strong>Die</strong> Aditron-Gruppe<br />

hat ihren Umsatz im Jahr 2001<br />

um 2,7 Prozent auf 771,2 Millionen<br />

€ <strong>gesteigert</strong> (2000: 750,7 Mio €).<br />

Bereinigt um Änderungen des Konsolidierungskreises<br />

wurde ein Umsatzwachstum<br />

von 8,4 Prozent erzielt.<br />

Der Auftragseingang lag 2001<br />

mit 806,1 Millionen € leicht über<br />

dem Vorjahreswert von 795,3 Millionen<br />

€. Der Auftragsbestand erreichte<br />

mit 287,4 Millionen € einen<br />

Zuwachs von 13,8 Prozent (2000:<br />

252,5 Mio €). Im Jahr 2001 verbesserte<br />

die Aditron-Gruppe ihr Ergebnis<br />

vor Steuern auf 26,6 Millionen<br />

€ (2000: 12,5 Mio €). Der Konzernjahresüberschuß<br />

erhöhte sich auf<br />

14,9 Millionen € nach 8,7 Mio € im<br />

Vorjahr. Vorstand und Aufsichtsrat<br />

der Aditron AG werden der Hauptversammlung<br />

der Gesellschaft am<br />

24. Mai 2002 in Düsseldorf vorschlagen,<br />

eine Dividende auf Vorjahresniveau<br />

in Höhe von 0,32 € je<br />

Stückaktie auszuschütten.<br />

Bilder (3): Hartmann Architekten


Seite 2 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 3/2002<br />

<strong>Pierburg</strong> jetzt<br />

wieder GmbH<br />

dp Neuss. Im Rahmen des vom<br />

Vorstand der Rheinmetall AG initiierten<br />

„Shareholder Value“-Programms<br />

(„Das Profil“ 5/2001 + 1/2002) setzt<br />

der Rheinmetall- Konzern konsequent<br />

die Straffung seiner Strukturen fort.<br />

Als weiterer Schritt dazu wurde die<br />

<strong>Pierburg</strong> AG mit Beschluß der Hauptversammlung<br />

vom 8. April 2002 in eine<br />

Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

(GmbH) umgewandelt. <strong>Die</strong> Gesellschafteranteile<br />

an der <strong>Pierburg</strong><br />

as/rds Neuss. Im Rahmen ihrer strategischen<br />

Zielsetzung, das Geschäft<br />

auch außerhalb des Rheinmetall-Konzerns<br />

auszubauen, hat die Rheinmetall<br />

Informationssysteme GmbH (RIS)<br />

jetzt einen weiteren externen Kunden<br />

akquirieren können: Der Neusser IT-<br />

<strong>Die</strong>nstleister übernahm kürzlich die<br />

Service & Consulting für Informationssysteme<br />

GmbH (SCI) in Nürnberg. <strong>Die</strong><br />

SCI war bisher als Tochtergesellschaft<br />

der GMC-Gruppe (Röchling-Sparte für<br />

GmbH (Neuss) hält nach wie vor zu<br />

100 Prozent die <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

AG (Düsseldorf).<br />

Der Aufsichtsrat der <strong>Pierburg</strong> GmbH<br />

setzt sich aus den Mitgliedern des<br />

Vorstandes der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

AG (Dr. Gerd Kleinert, Dr. Hans<br />

W. Engelskirchen, Dr. Jörg-Martin Friedrich,<br />

Georg Liebler und Dr. Peter Merten)<br />

zusammen. Zusätzlich wurde<br />

Rechtsanwalt Gerd Zimutta zum Mitglied<br />

des Aufsichtsrats der Gesellschaft<br />

bestellt. Als Arbeitnehmervertreter<br />

gehören dem Aufsichtsrat Willi<br />

Jansen, Hueseyin Serdar Gökbayrak,<br />

Axel Köhler, Norbert Samberg, <strong>Die</strong>ter<br />

RIS gewinnt GMC-Gruppe als IT-„Outsourcing“-Kunde<br />

Kooperation steigert die Effizienz<br />

Meß-, Steuer- und Regeltechnik) im<br />

IT-Geschäft tätig und wurde im Rahmen<br />

einer Ausschreibung zum Verkauf<br />

angeboten.<br />

<strong>Die</strong> bisherigen SCI-Kunden werden<br />

rückwirkend zum 1. April 2002 hinsichtlich<br />

aller Produkte und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

durch die RIS betreut. Mit<br />

der Übernahme der insgesamt 27<br />

Fachkräfte kann die RIS nach Aussagen<br />

von Dr. Frank-Rainer Bolz (Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung) das<br />

Bundesweite Präsenz: die aktuellen Kunden- und RIS-Standorte in Deutschland.<br />

Scholz und Johannes Strunk an, die<br />

auch bereits dem Aufsichtsrat der<br />

<strong>Pierburg</strong> AG angehört hatten. Den<br />

Vorsitz des Aufsichtsrates übernimmt<br />

Kleinert.<br />

<strong>Die</strong> Geschäftsführung der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH besteht aus Dr. Hans-Joachim<br />

Esch (Entwicklung und Produktion),<br />

Olaf Hedden (Finanzen, Controlling<br />

und IT), Peter-Sebastian Krause (Personal,<br />

Sozialwesen und Organisation)<br />

und Udo Nenning (Vertrieb und<br />

Einkauf). Esch hat den Vorsitz der<br />

Geschäftsführung übernommen;<br />

Krause wurde zum Arbeitsdirektor<br />

bestellt.<br />

Rußland: Breitangelegte Kooperation mit der Heimann Systems GmbH<br />

Großes Vertrauen auf HS-Sicherheit<br />

cd Wiesbaden/Moskau. Im Rahmen<br />

der im April diesen Jahres gelaufenen<br />

deutsch-russischen Regierungskonsultationen<br />

zwischen dem russischen<br />

Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder in Weimar<br />

ist auch eine großangelegte Sicherheitskooperation<br />

zwischen der<br />

Heimann Systems GmbH (HS/Wiesbaden)<br />

und mehreren russischen Projektpartnern<br />

vereinbart worden. Vor<br />

dem Hintergrund der Terroranschläge<br />

des 11. September 2001 werden damit<br />

die Bekämpfung von Terrorismus und<br />

Schmuggel sowie die Unterbindung<br />

des illegalen Handels mit Waffen und<br />

Drogen forciert.<br />

Hierzu soll die bereits seit Jahren erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Wiesbadener Spezialisten und<br />

russischen Unternehmen auf dem Gebiet<br />

der Sicherheitstechnik sowohl in<br />

der Russischen Föderation als auch<br />

auf dem Weltmarkt in großem Umfang<br />

ausgeweitet werden. <strong>Die</strong>ses schließt<br />

neben der Gründung von Joint ventu-<br />

res auch die Produktion bestimmter<br />

Komponenten und Teilsysteme für Heimann-Systems-Kontrollanlagen<br />

durch<br />

russische Partnerunternehmen ein.<br />

Dazu HS-Chef Hans A. Linkenbach:<br />

„<strong>Die</strong> bewährte Kooperation mit unseren<br />

Partnern in Rußland erreicht nun eine<br />

ganz neue Qualität. Insbesondere<br />

die umfassende Erschließung des russischen<br />

Marktes mit neuester Röntgenprüftechnik<br />

bietet für unser Unternehmen<br />

ein großes Wachstumspotential.“<br />

Heimann Systems – das Unternehmen<br />

erzielte im Jahr 2001 mit weltweit<br />

rund 590 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von 167 Millionen € (2000: 124 Mio €)<br />

– hat mit den jeweils zuständigen russischen<br />

Behörden bereits konkrete<br />

Vereinbarungen für die ArbeitsschwerpunkteFracht-/Containerprüfung<br />

sowie Flugsicherheit getroffen. So<br />

wurde gemeinsam mit dem Staatlichen<br />

Zollkomitee der Russischen Föderation<br />

(GTK) die Lieferung eines vollständig<br />

mobilen und eines teilstationären Röntgenprüfsystems<br />

zur Cargo-Inspektion<br />

Teil-stationäres Röntgenprüfsystem „HCV-Gantry“ zur Cargo-Inspektion.<br />

Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

für ein Pilotprojekt in der Nord-West-Region<br />

der Russischen Föderation in die<br />

Wege geleitet. <strong>Die</strong> mobile Kontrolleinheit<br />

des Typs „HCV-Mobile“ besteht aus<br />

einem Schwerlast-Transportfahrzeug<br />

und einem ausschwenkbaren „Röntgenarm“.<br />

Das komplette System ist in<br />

weniger als 30 Minuten nach Eintreffen<br />

am Einsatzort funktionsbereit und<br />

durchleuchtet einen beladenen Lastkraftwagen<br />

in rund zwei Minuten.<br />

Das teilstationäre System („relocatable“)<br />

ist in erster Linie für stationäre<br />

Kontrollen konzipiert, kann jedoch bei<br />

Bedarf innerhalb eines Tages an einen<br />

anderen Ort verlegt werden. Beide Partner<br />

gehen davon aus, daß der Bedarf<br />

zur Umsetzung der verschärften Grenzkontrollen<br />

bei rund 20 mobilen bzw.<br />

teilstationären Systemen liegen <strong>wird</strong>.<br />

Auf dem Gebiet der Flugsicherheit<br />

hat Heimann Systems mit der Staatlichen<br />

Behörde für Zivilluftfahrt des russischen<br />

Transportministeriums vereinbart,<br />

noch in diesem Jahr ein russischdeutschesGemeinschaftsunternehmen<br />

für die Produktion von HS-Röntgenprüfgeräten<br />

in Rußland zu gründen.<br />

Ziel ist die möglichst rasche Ausstattung<br />

russischer Flughäfen und<br />

Fluggesellschaften mit hocheffektiven<br />

Systemen zur zuverlässigen und<br />

gleichzeitig zeitsparenden Kontrolle<br />

von Handgepäck, „Check-in“-Gepäck<br />

und Fracht. Der Bedarf <strong>wird</strong> derzeit auf<br />

rund 2000 Systeme und ein Auftragsvolumen<br />

von 85 Millionen € veranschlagt.<br />

Neben konventionellen Röntgenprüfgeräten<br />

werden auch vollautomatische<br />

Kontrollanlagen zur Sprengstoffdetektion<br />

in großem Umfang zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Know-how ihrer IT-Spezialisten noch<br />

effektiver als bisher zum Einsatz bringen:<br />

„Im Rahmen des auf fünf Jahre<br />

ausgeschriebenen ‚Outsourcing‘-Vertrages<br />

kann die RIS hier eine sehr gute<br />

Partnerschaft bieten. Wir betreuen bereits<br />

rund 7000 SAP-User und erreichen<br />

nun eine weitere Mengenbündelung;<br />

durch den Zugang von weiteren<br />

600 SAP-Usern <strong>wird</strong> der Betrieb des<br />

Rechenzentrums zukünftig noch effizienter<br />

als bisher. Gemeinsam können<br />

wir darüber hinaus die Kompetenzen<br />

der IT-Experten zukünftig so einsetzen,<br />

daß eine effektive Arbeitsteilung<br />

erreicht und neue Leistungsangebote<br />

für die Kunden bereitgestellt werden<br />

können.“ Man sei, so Bolz weiter, zuversichtlich,<br />

daß weitere Synergien<br />

möglich seien.<br />

Neben der zu Röchling gehörenden<br />

GMC-Gruppe konnten vor allem in<br />

jüngster Vergangenheit weitere Neukunden<br />

vom <strong>Die</strong>nstleistungs-Portfolio<br />

der RIS überzeugt werden: Dazu gehören<br />

die KUKA Industrietechnik<br />

GmbH (Augsburg), die tts Global Logistics<br />

GmbH (Bremen), die Hayes Lemmerz<br />

Werke GmbH (Königswinter) und<br />

die GWK-Gruppe (Gummiwerke Kraiburg/Tittmoning).<br />

Durch die Übernahme<br />

von SCI weitet die RIS ihr flächendeckendes<br />

Netz auf nunmehr 16 bundesdeutsche<br />

Geschäftsstellen aus.<br />

Veränderungen<br />

im Management<br />

dp Düsseldorf. Dr. Thomas Küstner<br />

(49), Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der STN Atlas Elektronik<br />

GmbH, ist vom Aufsichtsrat der Rheinmetall<br />

DeTec AG mit Wirkung vom 1.<br />

Mai 2002 zum Mitglied des Vorstands<br />

der Gesellschaft bestellt worden.<br />

Klaus Lorenz (51) ist mit Wirkung<br />

vom 1. April 2002 zum Vorsitzenden<br />

der Geschäftsführung der EMG Euro-<br />

Marine Electronics GmbH (Hamburg)<br />

berufen worden. Er tritt damit die<br />

DasProfil<br />

Herausgeber: Rheinmetall AG<br />

Verantwortlich: Dr. Klaus Germann<br />

Chefredaktion: Rolf D. Schneider<br />

Anschrift: Redaktion „Das Profil“,<br />

Postfach 1042 61, 40033 Düsseldorf<br />

das.profil@rheinmetall-ag.com<br />

Nachfolge von Bodo Heise (63) an. In<br />

Personalunion hat Lorenz zugleich den<br />

Vorsitz der Geschäftsführung der STN<br />

Atlas Marine Electronics GmbH (Hamburg)<br />

übernommen. Das Joint venture<br />

EMG EuroMarine Electronics GmbH,<br />

an dem die Rheinmetall AG (Düsseldorf)<br />

und die Zenitel S.A., Brüssel (vormals<br />

SAIT STENTO), zu je 50 Prozent<br />

beteiligt sind, ist die Führungsholding<br />

der STN Atlas Marine Electronics. Nach<br />

verschiedenen leitenden Funktionen<br />

in der ABB Marine Division (Hamburg)<br />

war Lorenz zuletzt Geschäftsführer der<br />

ABB Automation Systems GmbH<br />

(Mannheim).<br />

Deutsch-russische Zusammenarbeit: Einen Vertrag für eine großangelegte Sicherheitskooperation<br />

zwischen Heimann Systems und russischen Projektpartnern<br />

unterzeichneten kürzlich der Vorsitzende des Staatlichen Fonds für Konversion im<br />

Ministerium für Industrie, Wissenschaft und Technologie der Russischen Föderation,<br />

Sergeij Ivanovich Schmadko (Hintergrund l.), und Heimann-Systems-<br />

Geschäftsführer Hans A. Linkenbach (Hintergrund r.). <strong>Die</strong> Vertragsübergabe fand<br />

am 10. April 2002 im Rahmen der deutsch-russischen Regierungskonsultationen<br />

zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (M.) und Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder (r.) in Weimar (Thüringen) statt. Bei der Übergabe ebenfalls<br />

anwesend waren Germann O. Gref (l.), Minister der Russischen Föderation für<br />

wirtschaftliche Entwicklung und Handel, und Berater Peter Wolf (Hintergrund M.).<br />

Hirschmann Electronics auf Hannover Messe 2002<br />

Starker Rückenwind<br />

und viele Kontakte<br />

cd Hannover/Neckartenzlingen. <strong>Die</strong><br />

Erwartungen in Politik und Wirtschaft<br />

waren hoch gesteckt: Vom Messeplatz<br />

Hannover sollte ein positives Signal<br />

für die gesamte deutsche Wirtschaft<br />

ausgehen. Auch wenn es für eine gesamtwirtschaftliche<br />

Bilanz noch zu<br />

früh ist – fest steht, daß sich die Hannover<br />

Messe 2002 für den Bereich Automatisierungs-<br />

und Netzwerksysteme<br />

von Hirschmann Electronics als<br />

äußerst erfolgreich erwiesen hat.<br />

Gegenüber dem Vorjahr konnten die<br />

Kundenkontakte um rund 30 Prozent<br />

<strong>gesteigert</strong> werden. Wolfgang Schenk,<br />

Vertriebsleiter für Deutschland, Österreich<br />

und die Schweiz der Hirschmann-<br />

Division „Automation and Network Solutions“:<br />

„<strong>Die</strong> Resonanz auf unsere Lösungen<br />

für die unternehmensweite Datenkommunikation<br />

war außerordentlich<br />

positiv. Zum einen konnten wir bestehende<br />

Kundenbeziehungen sowohl<br />

durch Innovationen im Steckverbindungsbereich<br />

als auch durch attraktive<br />

Preispolitik ausbauen. Zum anderen<br />

zeichnen sich sehr interessante neue<br />

Projekte insbesondere auf dem Gebiet<br />

der Netzwerktechnik für Windkraftanlagen<br />

ab.“ Als Messe-Neuheiten präsentierte<br />

Hirschmann in Hannover u.a.<br />

zwei „Ethernet-Switches“ aus der „Industrial-Line“-Familie<br />

sowie einen Autokonfigurations-Adapter,<br />

mit dem<br />

Netzkomponenten einfach und schnell<br />

in Betrieb genommen werden können.<br />

Zu den weiteren „Highlights“ gehörten<br />

die neue Netzwerk-Diagnose-Software<br />

„HiVision 6.1“ und ein neuer Interbus-<br />

Koppler für das I/O-System „EASi/oN“.<br />

<strong>Die</strong> Besucher der Hannover Messe<br />

konnten sich vor Ort davon überzeugen,<br />

daß Hirschmann mit seiner Produktpalette<br />

für eine durchgängige, unternehmensweiteDatenkommunikation<br />

hervorragend positioniert ist. Lange<br />

vor dem Wettbewerb<br />

hat das<br />

Neckartenzlinger<br />

Unternehmen darauf<br />

gesetzt, daß<br />

das Datenübertragungs-Protokoll<br />

„Ethernet“ nach<br />

seinem Siegeszug<br />

im Verwaltungsbereich<br />

auch in der Produktion verstärkt<br />

zum Einsatz kommt („Das Profil“<br />

1/2002). Eine strategisch richtige Entscheidung,<br />

denn „Ethernet“ ist inzwischen<br />

auf dem besten Weg, auch im<br />

Produktionsbereich zum Standard zu<br />

werden. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend:<br />

Zum einen erfüllt dieses<br />

Protokoll inzwischen nicht nur die<br />

hohen Anforderungen an eine sichere<br />

Datenkommunikation, sondern es bietet<br />

mit sehr hohen Übertragungsraten<br />

auch hinreichend Bandbreite. Zum anderen<br />

ermöglicht es einen unternehmensweiten<br />

Informationsfluß ohne<br />

umständliche Aufbereitung der Daten<br />

aus verschiedenen Systemen. Vor diesem<br />

Hintergrund hat die Hannover<br />

Messe 2002 für Hirschmann Electronics<br />

kräftigen Rückenwind gebracht.<br />

Satz: Strack + Storch KG,<br />

Gladbacher Straße 15, 40219 Düsseldorf<br />

Druck: DAMO Digitaltechnik GmbH,<br />

Falkstraße 73-77, 47058 Duisburg<br />

Erscheinungsweise: 5 Ausgaben/Jahr<br />

Drucktermin dieser Ausgabe:<br />

21. Mai 2001<br />

Nachdruck gestattet, Belegexemplar erbeten.<br />

Foto: Bernd Kühler/Bundespresseamt


Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 3<br />

„Vielversprechende<br />

Chancen in USA“<br />

rds Düsseldorf. <strong>Die</strong> vor wenigen<br />

Wochen gemeinsam von der Rheinmetall<br />

DeTec AG (Ratingen) und ATK<br />

(Alliant Techsystems/Minneapolis)<br />

getroffene Entscheidung, die ursprünglich<br />

angepeilte gesellschaftsrechtliche<br />

Verbindung in Form eines<br />

Joint ventures nicht weiter zu verfolgen,<br />

ändert nach Einschätzung von<br />

Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt<br />

nichts an der Qualität und den<br />

zukünftigen Perspektiven der bereits<br />

seit 1979 bestehenden, projektorientierten<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

(Fortsetzung von Seite 1)<br />

nics“ mit rund acht Prozent besonders<br />

erfreulich verlief. Der Auftragseingang<br />

entwickelte sich ebenfalls deutlich positiv<br />

(+ 10 %) und übersprang mit<br />

5,033 Milliarden € erstmals die Fünf-<br />

Milliarden-€-Marke. Auch der Auftragsbestand<br />

wuchs um zehn Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahreswert auf<br />

4,113 Milliarden €.<br />

<strong>Die</strong> positive Ertragslage des Rhein-<br />

metall-Konzerns war 2001 gekennzeichnet<br />

durch erste Auswirkungen der<br />

in den Vorjahren eingeleiteten Restrukturierungsprogramme<br />

sowie durch die<br />

mit der „Strategie der klaren Linie“ einhergehenden<br />

Desinvestitionen von<br />

Randgebieten. Danach erzielte das Unternehmen<br />

ein erstmals nach IAS ermitteltes<br />

Ergebnis vor Zinsen und<br />

Ertragsteuern (EBIT) von 197 Millionen<br />

€ (Vorjahr IAS: 103 Mio €); dazu haben<br />

die drei Kerngeschäftsbereiche „Automotive“,<br />

„Electronics“ und „Defence“<br />

mit zum Teil signifikanten Ergebnissteigerungen<br />

maßgeblich beigetragen.<br />

Weitere Kennziffern in Kürze: <strong>Die</strong> Gesamtkapitalrendite<br />

(ROCE: Return on<br />

beiden Unternehmen. Der Vorstandsvorsitzende<br />

des Düsseldorfer Konzerns<br />

auf entsprechende Journalistenfragen<br />

während der diesjährigen<br />

Bilanzpressekonferenz wörtlich: „Der<br />

11. September 2001 hat eine neue<br />

Sicherheitslage und damit veränderte<br />

politische Rahmenbedingungen<br />

geschaffen. Damit wurden die Prioritäten<br />

des amerikanischen Haushalts<br />

verändert, was aus Sicht des<br />

amerikanischen Partners zu der Notwendigkeit<br />

geführt hat, das Vorhaben<br />

neu zu bewerten. Dahinter steht der<br />

gemeinsame Wille beider Seiten<br />

– deswegen haben wir diese Entscheidung<br />

auch gemeinsam getroffen<br />

–, die Flexibilität, die beide Häu-<br />

Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall AG<br />

<strong>Die</strong> <strong>Profitabilität</strong> <strong>wird</strong><br />

<strong>nachhaltig</strong> <strong>gesteigert</strong><br />

Rheinmetall-Konzernchef Klaus Eberhardt<br />

vor der Presse: Unsere Ziele waren<br />

– und sind – die Fokussierung des<br />

Portfolios sowie die signifikante Steigerung<br />

von <strong>Profitabilität</strong> und Liquidität.<br />

Großorder für<br />

neue „E-Klasse“<br />

Capital Employed) verbesserte sich im<br />

Berichtszeitraum von 4,3 Prozent auf<br />

8,9 Prozent; in diesem Kontext ist vor<br />

allem auch das gebundene Kapital<br />

(„Capital Employed“) zu nennen, das<br />

binnen Jahresfrist deutlich um rund<br />

300 Millionen € auf nunmehr 2,075<br />

Milliarden € gesenkt werden konnte.<br />

Der „Cash Flow“ erhöhte sich von 239<br />

Millionen € auf 315 Millionen €. Das<br />

Ergebnis vor Zinsen, Steuern und<br />

Abschreibungen (EBITDA) stieg von<br />

374 Millionen € um 96 Millionen €<br />

(+ 26 %) auf 470 Millionen €.<br />

Zum Jahresende 2001 beschäftigte<br />

das Unternehmen 27828 Mitarbeiter.<br />

Der Rückgang um 2048 Personen<br />

(- 7 %) ist in erster Linie bedingt durch<br />

den Verkauf wesentlicher Teile von Jagenberg<br />

sowie aufgrund des nicht<br />

mehr konsolidierten Geschäftsbereiches<br />

„Motor Engineering“ von <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong>. <strong>Die</strong> Produktivität im<br />

Konzern stieg im Jahresvergleich um<br />

zehn Prozent.<br />

<strong>Die</strong> konjunkturell schwierigen Rahmenbedingungen<br />

stellten, so Eberhardts<br />

Fazit im Rückblick auf 2001, für<br />

Rheinmetall eine „besondere Herausforderung<br />

dar“, die der Konzern<br />

gleichwohl angenommen habe: „Wir<br />

haben unsere Projekte und Maßnah-<br />

ser haben, nicht in einem Joint venture<br />

zu verwässern. Das heißt, wir kamen<br />

gemeinsam zu der Erkenntnis,<br />

daß uns eine Zusammenarbeit in bestimmten<br />

Projekten mehr Flexibilität<br />

für beide Seiten bietet, ohne daß der<br />

Erfolg für beide Seiten ein anderer<br />

wäre.“<br />

Vor diesem Hintergrund habe man,<br />

so Eberhardt weiter, bewußt die gesellschaftsrechtliche<br />

Verknüpfung in<br />

einem Joint venture nicht vollzogen.<br />

<strong>Die</strong>s ändere aber nichts an den Chancen,<br />

die sich beide Partner durch eine<br />

Zusammenarbeit in speziellen Projekten<br />

zum Ziel gesetzt hätten. Als aktuelles<br />

Beispiel nannte der Vorstandsvorsitzende<br />

der Rheimetall AG zum<br />

Beispiel die Kooperation bei der (intelligenten)<br />

155mm Suchzündermunition<br />

„SMArt“.<br />

Gleichzeitig betonte Eberhardt, daß<br />

der amerikanische Markt für den<br />

führenden europäischen Anbieter<br />

hochmoderner Heerestechnik<br />

zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen<br />

werde: „Gerade in den USA<br />

liegen für uns langfristig erfolgversprechende<br />

Chancen. Dazu gehört<br />

zum einen die Zusammenarbeit mit<br />

General Dynamics Ordnance and Tactical<br />

Systems (St. Petersburg/Florida<br />

– früher Primex) bei der 120-mm-Munition<br />

und der 27-mm-Munition zur<br />

Bewaffung des ‚Joint Strike Fighters‘,<br />

ein großes Projekt. Zum anderen ist<br />

es die Zusammenarbeit mit Boeing<br />

Ordnance zur Lieferung der Bordkanone<br />

der Mauser-Werke Oberndorf,<br />

ebenfalls für den ‚Joint Strike Fighter‘.<br />

Drittens ist es die langjährige Zusammenarbeit<br />

mit der Firma General Dynamics<br />

Land Systems (GDLS/Sterling<br />

Heights - Michigan) auf dem Gebiet<br />

der 105mm/120mm-Waffenanlage<br />

(„Light-Wight“) von Rheinmetall<br />

W&M im Rahmen des ‚US-Army‘-Projektes<br />

‚Interim Brigade Combat<br />

Team‘. Das heißt, wir arbeiten mit<br />

Boeing Ordnance, mit GDLS und mit<br />

General Dynamics Ordnance and Tactical<br />

Systems weiter gut zusammen<br />

und sind damit in 2001 ein gutes<br />

Stück vorangekommen.“<br />

„Volles Haus” im Röchling-Auditorium der Konzern-Hauptverwaltung: 25 Journalisten von Print- und elektronischen Medien<br />

nutzten anläßlich der diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall AG die Gelegenheit, sich „aus erster Hand“ über<br />

die geschäftliche Entwicklung des Düsseldorfer Unternehmens in 2001 und im laufenden Jahr zu informieren.<br />

men forciert und konsequent durchgesetzt,<br />

was die Desinvestition von<br />

Nicht-Kerngeschäften (seit 2000 rund<br />

750 Millionen € Desinvestment) und<br />

die Restrukturierungsprogramme angeht.<br />

<strong>Die</strong>se Projekte sind nicht mit<br />

normalen Kostensenkungsprogrammen<br />

zu verwechseln . . ., sondern eher<br />

als Fitneßkur und auf lange, <strong>nachhaltig</strong><br />

andauernde Effizienzsteigerungen<br />

angelegt. Wir haben mit Immobilienverkäufen<br />

stille Reserven gehoben,<br />

mit diesen Mitteln ‚Cash Flow‘<br />

generiert und sie in den Wertekreislauf<br />

unseres Unternehmens eingeführt.<br />

Wir haben uns aber nicht nur<br />

mit uns selbst befaßt, sondern am<br />

Markt erfolgreich Punkte gewonnen,<br />

was die Marktanteile angeht.“ Darüber<br />

hinaus habe man im Finanzbereich<br />

eine Industrieanleihe überaus<br />

Weltweit intelligente Verbindungen schaffen – dank Hirschmann Electronics.<br />

cd/tho Stuttgart. <strong>Die</strong> Hirschmann-<br />

Gruppe stattet die neue „E-Klasse“<br />

von Mercedes-Benz mit modernster<br />

Automobilelektronik aus. Für die jetzt<br />

auf den Markt gekommene Oberklasse-Limousine<br />

liefert die Hirschmann<br />

Electronics GmbH & Co. KG (Neckartenzlingen)<br />

das integrierte Antennensystem<br />

sowie die Koaxialkabel für den<br />

Anschluß der verschiedenen Endgeräte.<br />

<strong>Die</strong> Hirschmann Austria GmbH in<br />

Rankweil (Vorarlberg/Österreich) ist<br />

mit Steckverbindern sowie Leitungssätzen<br />

für den Fahrwerks- und Karosseriebereich<br />

vertreten. Das Auftragsvolumen<br />

für die Hirschmann-Gruppe<br />

beläuft sich auf einen dreistelligen<br />

Millionen-Euro-Betrag.<br />

Das Antennensystem ist für den<br />

Empfang von Radioprogrammen und<br />

weiteren Kommunikationsdiensten<br />

im Auto ausgelegt. Sein innovatives<br />

HF-technisches Konzept gewährleistet<br />

beste Empfangsqualität. Ein weiteres<br />

Merkmal des Systems, das aus<br />

mehreren Elektronikmodulen und einer<br />

in die Heckscheibe integrierten<br />

Antenneneinheit besteht, ist die einfache<br />

Montage und die damit verbundene<br />

Servicefreundlichkeit. Insgesamt<br />

werden drei Ausbaustufen angeboten.<br />

<strong>Die</strong> Leitungssätze für die Achsverkabelung<br />

werden insbesondere im<br />

Bereich der Fahrzeugsicherheit eingesetzt,<br />

etwa bei der Anzeige des Verschleißes<br />

der Bremsbeläge, der Kontrolle<br />

des Reifendrucks und für die<br />

ABS-Sensorik. Darüber hinaus unterstützen<br />

Hirschmann-Leitungssätze<br />

auch Komfortfunktionen wie zum Beispiel<br />

die elektronische Einparkhilfe.<br />

<strong>Die</strong> Steckverbinder mit innovativer Folienkontaktierung<br />

zeichnen sich<br />

durch kompakte und wasserdichte<br />

Bauweise aus und kommen u. a. bei<br />

den elektrisch verstellbaren Außenspiegeln<br />

zum Einsatz. Hirschmann<br />

entwickelte hierzu ein neuartiges, patentiertes<br />

Kunststoffspritzverfahren.<br />

erfolgreich plazieren können, davon<br />

rund ein Drittel im Ausland. Eberhardt:<br />

„Das Ziel, uns auf den internationalen<br />

Finanzmärkten zu behaupten,<br />

haben wir erreicht. <strong>Die</strong>s ist als ein<br />

besonderer Erfolg des Jahres 2001 zu<br />

werten.“<br />

Wasdie Perspektiven für das laufende<br />

Geschäftsjahr angeht, so ist die<br />

Marschrichtung klar vorgegeben: weitere<br />

Steigerung der <strong>Profitabilität</strong> und<br />

damit der unternehmerischen „Performance“<br />

in ihrer Gesamtheit. Wobei die<br />

Weichen nach wie vor auf internes<br />

Wachstum stehen, wie die Eckdaten<br />

für das erste Quartal 2002 deutlich<br />

zeigen: Der Umsatz stieg um sechs<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahreswert<br />

auf 1,012 Milliarden € (bereinigt um<br />

Konsolidierungseffekte). Auch im Auftragseingang<br />

und besonders im<br />

Auftragsbestand konnten – vergleichbar<br />

gerechnet – Zuwächse von ein<br />

bzw. elf Prozent erzielt werden.<br />

Eberhardt: „Wir wollen und wir werden<br />

das Ergebnis auch in 2002 verbessern.<br />

Voraussetzungen dafür sind allerdings<br />

die weltweite Stabilisierung<br />

der Automobilkonjunktur, die zügige<br />

Entscheidung über die im Bundeswehrhaushalt<br />

2002 verankerten Projekte<br />

(mit Rheinmetall-Bezug) und ein<br />

wirtschaftlich vertretbarer, vernünftiger<br />

Tarifabschluß.“<br />

In Summe sei man, so der Rheinmetall-Konzernchef<br />

abschließend, auf<br />

dem Weg, das Unternehmen binnen<br />

dreier Jahre „flott zu bekommen und<br />

SMArt-Munition für die Schweiz.<br />

auf eine profitable Basis zu stellen“,<br />

ein gutes Stück vorangekommen: „<strong>Die</strong><br />

Hausaufgaben sind gemacht oder werden<br />

in diesem Jahr abgeschlossen.<br />

<strong>Die</strong> Restrukturierung und die Schärfung<br />

unseres Portfolios in den drei<br />

Säulen werden ebenfalls in 2002 abgeschlossen<br />

sein. Damit bekommt die<br />

Frage der Fokussierung und <strong>Profitabilität</strong><br />

eine zentrale Bedeutung . . . Für<br />

beide Ziele – in drei Jahren durch Fokussierung<br />

die <strong>Profitabilität</strong> und die Liquidität<br />

nach oben zu stemmen – haben<br />

wir die Grundlage gelegt. Es ist die<br />

Grundlage für ein <strong>nachhaltig</strong> profitables<br />

Wachstum in den nächsten Jahren.“<br />

(Lesen Sie zum Thema auch das<br />

ausführliche Presseecho auf den „Profil“-Seiten<br />

4 + 5.)<br />

Fährt mit Hirschmann-Systemtechnik: die neue „E-Klasse“ von Mercedes-Benz.<br />

Ebenfalls als kompetenter Zulieferer „an Bord“ der neuen Oberklasse-Limousine<br />

des Stuttgarter Automobilherstellers ist der Rheinmetall-Unternehmensbereich<br />

„Automotive“: <strong>Die</strong> <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe liefert Kolben, Gleitlager,<br />

motorische Klappenbetätigung, Saugrohr und Elektroumschaltventil.<br />

Fotos (2): DaimlerChrysler Communications<br />

Fotos(2): Michael Rennertz<br />

Fotos: Danetzki + Weidner


Seite 4 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 3/2002<br />

Pressestimmen zur diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall AG<br />

„Das Fitneßprogramm zeigt Erfolg“<br />

rds Düsseldorf. „Rheinmetall trimmt sich fit“, „Mit dem<br />

Kerngeschäft auf Wachstumskurs“, „Fitneßprogramm<br />

bei Rheinmetall zeigt Erfolg“, „Rheinmetall entzieht sich<br />

der Konjunkturflaute“, „Konzern richtet Kerngeschäftsfelder<br />

auf Ertragskraft aus“, „Rheinmetall schwenkt wieder<br />

auf Wachstumskurs“, „Rheinmetall im Plus“ und<br />

„Konzern will <strong>Profitabilität</strong> auch 2002 steigern“ – auf<br />

ein außerordentlich positives publizistisches Echo stieß<br />

die Bilanzpressekonferenz der Rheinmetall AG am 2.<br />

Mai 2002 am Firmensitz in Düsseldorf. Im Fokus der Be-<br />

<strong>Die</strong> Düsseldorfer Rheinmetall AG<br />

plant, den vor drei Jahren eingeschlagenen<br />

Konzernumbau im<br />

laufenden Jahr abzuschließen. „<strong>Die</strong><br />

Hausaufgaben sind gemacht und<br />

werden 2002 weitgehend beendet“,<br />

sagte Klaus Eberhardt, Vorstandschef<br />

des Mischkonzerns, auf der Bilanzpressekonferenz<br />

in Düsseldorf. Rheinmetall<br />

ist vor allem in der Wehrtechnik,<br />

Automobilzulieferung und Elektronik<br />

tätig. Auf diese drei Geschäftsfelder<br />

will sich Eberhardt konzentrieren,<br />

um so die Effizienz zu steigern.<br />

Mittelfristig strebt er ein Umsatzwachstum<br />

von rund 6% an, Renditen<br />

sollen deutlich steigen. Auch im laufenden<br />

Jahr rechnet Eberhardt mit einer<br />

Verbesserung des Ergebnisses<br />

vor Zinsen und Steuern. (Ebit).<br />

Rheinmetall hat das turbulente Jahr<br />

2001 offenbar gut verdaut. Anfang<br />

des vergangenen Jahres war der aggressive<br />

US-Investor Guy Wyser-Pratte<br />

bei Rheinmetall eingestiegen und<br />

hatte eine Konzentration des Unternehmens<br />

auf die Wehrtechnik gefordert,<br />

was die Konzernspitze ablehnte.<br />

Im Herbst kaufte der Rheinmetall-<br />

Mehrheitsaktionär Röchling Wyser-<br />

Pratte das Aktienpaket ab und legte<br />

Der Düsseldorfer Technologiekonzern<br />

Rheinmetall AG hat sich<br />

im Zuge einer zukunftsgerichteten<br />

Geschäftsführung einem Effizienzprogramm<br />

verschrieben, das über<br />

einschneidende Restrukturierungen<br />

und Desinvestitionen von Randaktivitäten<br />

die Ertragskraft deutlich verbessern<br />

soll. Damit einher ging auch<br />

eine Anpassung der Rechnungslegung<br />

des Konzerns von den wenig<br />

aussagekräftigen deutschen Normen<br />

(HGB) zu den International Accounting<br />

Standards (IAS). Ein Vergleich der<br />

beiden letzten Geschäftsjahre auf dieser<br />

neuen Basis der Bilanzierung<br />

zeigt, daß der eingeleitete Umbau des<br />

Konzerns tatsächlich schon Früchte zu<br />

tragen begonnen hat, seine volle<br />

Wir wollen und wir werden das<br />

Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />

weiter verbessern.“ <strong>Die</strong>ses<br />

anspruchsvolle Ziel hat sich Klaus<br />

Eberhardt, der Vorstandsvorsitzende<br />

der Rheinmetall AG, für 2002 gesetzt.<br />

Einerseits kann er darauf bauen, daß<br />

das 2000 gestartete Programm zur Restrukturierung<br />

in diesem Jahr voll wirksam<br />

<strong>wird</strong>. Andererseits ist die weitere<br />

Ergebnisverbesserung an einige Voraussetzungen<br />

geknüpft. Eines der mittelfristigen<br />

Ziele ist es, mit dem „Return<br />

on Capital Employed“ die Kapitalkosten<br />

zu verdienen. Das ist 2001 noch<br />

nicht gelungen.<br />

Der Konzernbereich Automotive <strong>wird</strong><br />

das Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />

(Ebit), das 2001 bei 90 Mill. Euro gelegen<br />

hatte, voraussichtlich auf gleichem<br />

Niveau halten können. Der Bereich<br />

Electronics plant eine deutliche Ausweitung<br />

des Geschäftsvolumens und<br />

damit einhergehend einen kräftigen<br />

Anstieg des Ergebnisses von zuletzt 40<br />

Mill. Euro. Für den Bereich Wehrtechnik<br />

<strong>wird</strong> eine kontinuierliche Steigerung<br />

des Ebit von 64 Mill. Euro unterstellt.<br />

Weitere Fortschritte in der <strong>Profitabilität</strong><br />

wenig später ein Wertsteigerungs-<br />

Programm mit einer Erfolgsbeteiligung<br />

für das Management auf, um<br />

Rheinmetall mittelfristig fit für einen<br />

möglichen Verkauf zu machen.<br />

„Wir liegen im Plan“, sagte Eberhardt.<br />

Das Shareholder-Value-Programm<br />

sei aber nur eine konsequente<br />

Fortsetzung der eingeschlagenen<br />

Strategie, sich auf die drei Kerngeschäftsfelder<br />

zu konzentrieren. Rheinmetall<br />

hatte sich zum Ziel gesetzt, das<br />

Unternehmen zu verschlanken und<br />

Randaktivitäten zu verkaufen.<br />

Der Konzern habe seit 2000 „lautlos,<br />

aber konsequent“ Teile abgegeben,<br />

erläuterte Eberhardt. Das Unternehmen<br />

verkaufte unter anderem den<br />

Büromöbelhersteller Mauser Waldeck<br />

oder die Verpackungstechnik von Jagenberg.<br />

Bisher hat sich Rheinmetall<br />

von Bereichen mit einem Umsatz von<br />

750 Mill. Euro und 4400 Mitarbeitern<br />

getrennt. 1,1 Mrd. Euro sollen es insgesamt<br />

werden. So liefen über den<br />

Verkauf der Jagenberg-Reste „gute<br />

Gespräche“, hieß es.<br />

Gleichzeitig suche Rheinmetall nach<br />

wie vor Allianzen, um Zugang zu ausländischen<br />

Märkten zu erlangen, sagte<br />

Eberhardt: „Nachholbedarf haben<br />

Wirksamkeit wohl aber erst ab 2002<br />

entfalten <strong>wird</strong>. Immerhin führte der<br />

erste Anlauf den Konzern bereits aus<br />

den roten Zahlen, auch wenn die Ertragskraft<br />

noch keineswegs zu befriedigen<br />

vermag. Das sieht wohl auch<br />

die Konzernleitung so, strebt sie doch<br />

eine Verbesserung der am Gewinn vor<br />

Zinsen und Steuern gemessenen Umsatzrendite<br />

von zurzeit 4,3 % auf 7 %<br />

an. <strong>Die</strong> entsprechende Rentabilität<br />

des eingesetzten Kapitals sollte im<br />

gleichen Zug fast verdoppelt werden,<br />

und zwar von gegenwärtig 8,9 % auf<br />

richterstattung stand vor allen Dingen die Tatsache, daß<br />

sich der Konzern im Geschäftsjahr 2001 trotz schwieriger<br />

konjunktureller Rahmenbedingungen gut im internationalen<br />

Wettbewerb behaupten und seine Ertragssituation<br />

<strong>nachhaltig</strong> verbessern konnte. Auch in diesem<br />

Jahr stehen die Zeichen auf Wachstum: Für das erste<br />

Quartal 2002 meldete der Düsseldorfer Konzern ein Umsatzwachstum<br />

von sechs Prozent; Auftragseingang und<br />

Auftragsbestand kletterten ebenfalls um ein bzw. elf<br />

Prozent (s. Presseecho auf dieser Seite und auf Seite 5).<br />

stehen allerdings unter drei Prämissen:<br />

<strong>Die</strong> Automobilkonjunktur weltweit und<br />

in den USA, wo der Bereich Automotive<br />

20 % des Umsatzes generiert, muß<br />

sich stabilisieren. <strong>Die</strong> Politik muß zügig<br />

über neue Projekte der Wehrtechnik<br />

entscheiden, und der Tarifabschluß in<br />

der Metallindustrie muß „wirtschaftlich<br />

vertretbar“ ausfallen.<br />

Eberhardt hat sich im Rahmen eines<br />

Shareholder-Value-Programms bis<br />

2004 das Ziel gesetzt, die Ebit-Marge<br />

von 4,3 (2000: 2,3 %) auf 7,0 % zu treiben.<br />

Das Capital Employed ist bereits im<br />

Jahr 2001 um rund 300 Mill. Euro auf 2,1<br />

Mrd. Euro heruntergefahren worden.<br />

<strong>Die</strong> Kapitalrendite (Roce) will der Rheinmetall-Chef<br />

auf 15 % steigern, nachdem<br />

sie im Berichtsjahr auf 8,9 (4,3) % mehr<br />

alsverdoppelt wurde. Damit hat Rheinmetall<br />

allerdings die Kapitalkosten von<br />

etwa 11 % noch nicht verdient. Finanzchef<br />

Herbert Müller betont indessen,<br />

daß die Kapitalkosten sehr stringent<br />

Handelsblatt<br />

wir in den USA und Asien.“ Konkreter<br />

äußerte er sich aber nicht.<br />

Durch die „Fitneßkur“ – wie der Vorstandschef<br />

das Programm nennt – erhofft<br />

sich das Unternehmen ab 2003<br />

Einsparungen von 100 Mill. Euro. <strong>Die</strong><br />

Ebit-Rendite soll mittelfristig auf 7%<br />

von 4,3% im vergangenen Jahr steigen<br />

und die Kapitalrendite auf 15%<br />

von 8,9%. „Wir sind überzeugt, daß<br />

wir dieses Ziel schaffen“, sagte Eberhardt.<br />

Dem Konzernumbau vor allem sei<br />

das Gewinnplus zu verdanken, bekräftigte<br />

Eberhardt. 2001 schloß<br />

Rheinmetall trotz „schwieriger Rahmenbedingungen“<br />

mit einem Plus<br />

beim Ebit von 91% auf 197 Mill. Euro<br />

ab. Der Umsatz erhöhte sich, bereinigt<br />

um Zu- und Verkäufe, um 3 % auf<br />

4,6 Mrd. Euro – getragen vor allem<br />

durch den Bereich Elektronik. In der<br />

Sparte Autozulieferung mußte Rheinmetall<br />

wie die Konkurrenz mit der<br />

schwachen US-Konjunktur kämpfen.<br />

In der Wehrtechnik beklagte Eberhardt<br />

die sinkenden Ausgaben der<br />

Bundeswehr, was das Unternehmen<br />

aber durch Aufträge aus dem Ausland,<br />

unter anderem aus Spanien und<br />

Kuwait, ausgleichen konnte.<br />

Neue Zürcher Zeitung<br />

15 %. Von den drei Kernsparten des<br />

Konzerns kam das Segment Elektronik<br />

diesen Zielen im Geschäftsjahr 2001<br />

mit 5,1 (i. V. 3,5) % bzw. 13,5 (8,2) %<br />

noch am nächsten. Mit der Zulieferung<br />

an die Autoindustrie wurden Werte<br />

von 4,9 (3,1) % bzw. 10,1 (6,3) % und<br />

in der Wehrtechnik solche von 4,0<br />

(2,0) % bzw. 10,2 (4,6) % erreicht. <strong>Die</strong><br />

Konzernleitung zeigt sich auch auf<br />

Grund der Entwicklung im 1. Quartal<br />

2002 überzeugt, daß die Umsatz- und<br />

Ertragsentwicklung im laufenden Jahr<br />

nach oben gerichtet sein <strong>wird</strong>.<br />

und anspruchsvoll ermittelt wurden.<br />

Faßt man sie etwas milder, dann hat<br />

sich der Roce den Kapitalkosten schon<br />

weiter genähert. Mit Erreichen des Ziels<br />

würde der Roce mit 15 % um 30 % über<br />

den Kapitalkosten liegen.<br />

Nachdem seit dem Jahr 2000 durch<br />

Fokussierung auf das Kerngeschäft und<br />

durch Fortschritte im Ergebnis für 2002<br />

eine profitable Basis gelegt wurde<br />

(„<strong>Die</strong> Hausaufgaben werden in diesem<br />

Jahr erledigt sein“), soll sich bis 2004<br />

<strong>nachhaltig</strong>es profitables Wachstum<br />

anschließen. Rheinmetall will in den<br />

Kerngeschäften organisch expandieren,<br />

die regionale Expansion – auch<br />

mit Partnern – suchen und in den Kerngeschäften<br />

auch akquirieren.<br />

Das erste Quartal 2002 jedenfalls hat<br />

erfolgversprechend begonnen mit einem<br />

Anstieg des Konzernumsatzes um<br />

6% auf 1,0 Mrd. Euro, wobei sich Electronics<br />

mit 20 % weit überdurchschnittlich<br />

entwickelt hat. Der Auftragseingang<br />

Frankfurter Allgemeine<br />

Der Düsseldorfer Rüstungs- und<br />

Elektronikkonzern unternimmt<br />

derzeit große Anstrengungen,<br />

die Ertragskraft zu erhöhen. „Wir<br />

werden bis zum kommenden Jahr die<br />

Basis für ein <strong>nachhaltig</strong>es, profitables<br />

Wachstum legen“, kündigte<br />

Rheinmetall-Chef Klaus Eberhardt in<br />

der Bilanzpressekonferenz an. Zielmarken<br />

des im Dezember verschärften<br />

Wertsteigerungsprogramms sind<br />

eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals<br />

von 15 Prozent und eine Umsatzrendite<br />

vor Steuern und Zinsen<br />

von 7 Prozent . . .<br />

Vorrangig sollen weitere Randaktivitäten<br />

mit Erlösen von rund 400 Millionen<br />

Euro verkauft werden – darunter<br />

auch die Beteiligung an der verlustreichen<br />

Jagenberg AG. Außerdem<br />

will Eberhardt die Zahl der weltweit<br />

beschäftigten Mitarbeiter um knapp<br />

1000 auf 26 900 vermindern. Schon<br />

im vergangenen Geschäftsjahr habe<br />

die vor zwei Jahren eingeleitete Restrukturierung<br />

erste Erfolge gezeigt.<br />

„<strong>Die</strong> Hausaufgaben sind gemacht“,<br />

sagte Eberhardt. So sei das auf 197<br />

Börsen-Zeitung<br />

wurde um 1 % auf 976 Mill. Euro angehoben,<br />

und der Auftragsbestand wurde<br />

um 11 % auf 4,1 Mrd. Euro aufgefüllt . . .<br />

Nachdem seit Anfang 2000 Randgebiete<br />

mit rund 750 Mill. Euro Umsatz<br />

mit einem Cash-Zufluss von rund 180<br />

Mill. Euro abgegeben wurden, sollen<br />

weitgehend noch in diesem Jahr weitere<br />

Desinvestitionen mit rund 400 Mill.<br />

Euro Umsatz folgen. Zusammen <strong>wird</strong><br />

Rheinmetall sich dann innerhalb von<br />

drei Jahren von einem Viertel des Geschäftsvolumens<br />

getrennt haben.<br />

<strong>Die</strong> Restrukturierungsprogramme<br />

seit 2000 (Eberhardt: „Keine normalen<br />

Kostensenkungsprogramme, sondern<br />

Fitneßkuren und <strong>nachhaltig</strong>e Effizienzsteigerung“)<br />

sollen, beginnend mit<br />

2003, ein jährliches Einsparpotential<br />

von 100 Mill. Euro bringen. Gemessen<br />

am Ebit von 197 Mill. Euro, das der<br />

erstmals nach IAS erstellte Jahresabschluß<br />

bietet, kann sich das sehr wohl<br />

sehen lassen.<br />

Millionen Euro beinahe verdoppelte<br />

Ergebnis vor Zinsen und Steuern<br />

(Ebit) vorrangig über eine deutliche<br />

Produktivitätssteigerung im Konzern<br />

erreicht worden. Auch das Heben stiller<br />

Reserven bei Grundstücks- und<br />

Immobilienverkäufen dürfte geholfen<br />

haben. In den drei Kerngeschäftsfeldern<br />

Wehrtechnik, Elektronik und Automobilzulieferung<br />

hat Eberhardt ein<br />

Einsparpotential von jährlich 100 Millionen<br />

Euro identifiziert. Damit sei der<br />

Konzern gerüstet, um von 2004 an ein<br />

organisches Wachstum von jährlich 6<br />

Prozent zu erreichen.<br />

Im laufenden Geschäftsjahr sollen<br />

Umsatz und Ergebnis abermals <strong>gesteigert</strong><br />

werden. Allerdings knüpfte<br />

Eberhardt die Vorhersage an die Prämissen,<br />

daß sich die Automobilkonjunktur<br />

in Nordamerika stabilisiert<br />

und es in den Tarifverhandlungen zu<br />

einem „wirtschaftlich vertretbaren<br />

Abschluß“ kommt. <strong>Die</strong> zügige Verabschiedung<br />

von vier Projekten der<br />

Bundeswehr nannte Eberhardt als<br />

Voraussetzung für das geplante<br />

Wachstum in der Wehrtechnik.<br />

Während für das Abschneiden des<br />

Bereichs Automotive in diesem Jahr die<br />

konjunkturelle Entwicklung ausschlaggebend<br />

sein <strong>wird</strong>, sind die Signale bei<br />

Electronics (Aditron AG) eindeutig auf<br />

Expansion gestellt. Hirschmann plant<br />

ein Umsatzplus von 12%, und Heimann<br />

Systems (Sicherheitstechnik) steht vor<br />

einem Umsatzwachstum im zweistelligen<br />

Bereich. <strong>Die</strong> Entwicklungsmöglichkeiten<br />

im Bereich Defence hängen von<br />

den Anschaffungen des Verteidigungsministeriums<br />

ab, dessen Beschaffungsetat<br />

von 1990 bis 2001 um 38 % auf 3,5<br />

Mrd. Euro geschrumpft ist. Bisher ist es<br />

Rheinmetall gelungen, den Ausgleich<br />

im Export zu finden . . .<br />

Rheinmetall hat 2001 die Produktivität<br />

um etwa 10 % erhöht: Der Umsatz<br />

expandierte um 1 %, und die Zahl der<br />

Mitarbeiter hat um 7 % auf 27 828 abgenommen.<br />

Hier liegt auch die Schubkraft<br />

für die Ergebnisentwicklung. Das<br />

Ebitda wurde um 26 % auf 470 Mill. Euro<br />

ausgebaut, das Ebit wuchs um 91 %<br />

auf 197 Mill. Euro, und nach einem mit<br />

110 Mill. Euro negativen Finanzergebnis<br />

<strong>wird</strong> ein Ergebnis vor Ertragsteuern<br />

von 84 (2) Mill. Euro gezeigt.<br />

Composing: frei-stil digitale Bildgestaltung


Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 5<br />

Auf dem Weg zu der bis 2004 avisierten<br />

Kapitalrendite hat der<br />

Rheinmetall-Konzern zuletzt eine<br />

große Etappe zurückgelegt. <strong>Die</strong> Restrukturierung<br />

und Konzentration der<br />

Aktivitäten auf drei Geschäftsfelder<br />

soll 2002 abgeschlossen werden.<br />

Dann könne man auch wieder Akquisitionen<br />

angehen.<br />

<strong>Die</strong> in diesem Jahr angestrebte weitere<br />

Ertragsverbesserung des Rüstungskonzerns<br />

soll im wesentlichen aus dem<br />

Bereich Electronics (Aditron) resultieren,<br />

die mit einer Kapitalrendite von<br />

dann 14 (Vorjahr: 13,5) Prozent dem für<br />

den Konzern angestrebten Wert bereits<br />

sehr nahe kommt. In der Wehrtechnik<br />

(DeTec) hängt die weitere Entwicklung<br />

sehr stark davon ab, in welchem Tempo<br />

die im Bundeshaushalt vorgesehenen<br />

Projekte vorangetrieben werden.<br />

Denn im internationalen Geschäft hat<br />

Rheinmetall zuletzt einen Rückschlag<br />

erlitten, da die geplante Gründung eines<br />

Gemeinschaftsunternehmens für<br />

groß- und mittelkalibrige Munition<br />

mit der amerikanischen ATK-Gruppe<br />

nicht zustande kam. Klaus Eberhardt,<br />

Vorstandsvorsitzender des Rheinme-<br />

tall-Konzerns, betonte aber, daß beide<br />

Unternehmen bei einzelnen Projekten<br />

Allianzen bilden werden. Zudem<br />

sei das Ziel, zu einem späteren<br />

Zeitpunkt enger zusammenzurücken,<br />

nicht aufgegeben. Im Bereich Automotive,<br />

wo die Konzern-Tochter <strong>Kolbenschmidt</strong><br />

<strong>Pierburg</strong> stark unter der<br />

schwachen Fahrzeugkonjunktur insbesondere<br />

in den USA leidet, strebt<br />

Eberhardt in diesem Jahr zumindest<br />

ein stabiles Ergebnis an.<br />

Das bei seinem Amtsantritt 2000 für<br />

Rheinmetall verordnete Fitneßprogramm<br />

zeigt indes Wirkung. Seitdem<br />

sind Aktivitäten mit einem Umsatz von<br />

750 Millionen Euro abgegeben worden,<br />

wobei die gewünschte Trennung<br />

von der ertragsschwachen Maschinenbau-Tochter<br />

Jagenberg (Verlust<br />

2001: 12,4 Millionen Euro) erst teilweise<br />

geglückt ist. Wenn alle beabsichtigten<br />

Verkäufe getätigt sind, <strong>wird</strong><br />

sich Rheinmetall mit rund 1,1 Milliarden<br />

Euro etwa von einem Viertel seines<br />

Umsatzes getrennt haben.<br />

Rund 95 Millionen Euro hat der Konzern<br />

in den vergangenen zwei Jahren<br />

für die Restrukturierung aufgewendet.<br />

Financial Times Deutschland<br />

T<br />

rotz der dahindümpelnden Konjunktur<br />

rechnet Rheinmetall-<br />

Vorstandschef Klaus Eberhardt<br />

für 2002 mit einem steigenden Ergebnis<br />

vor Steuern und Zinsen (Ebit). „Wir<br />

gehen davon aus, daß wir unser Ebit<br />

verbessern werden“, kündigte Eberhardt<br />

gestern vor Journalisten in Düsseldorf<br />

an. Besonders stark sollen die<br />

Ergebnisse in den Geschäftsfeldern<br />

Elektronik und Rüstung steigen . . .<br />

Eberhardts Zuversicht fußt nicht zuletzt<br />

auf dem erfolgreichen Restrukturierungsprogramm<br />

des Konzerns,<br />

der in den vergangenen zwei Monaten<br />

durch Reorganisation rund 95<br />

Mio. € eingespart hatte. Der Konzernchef<br />

bezifferte gestern das mittelfristige<br />

Einsparpotential des Konzerns<br />

auf weitere 100 Mio. €.<br />

Das vergangene Jahr verlief für<br />

Rheinmetall erstaunlich gut. Dem<br />

Vorstand gelang es, den Umsatz<br />

leicht auf 4,6 Mrd. € zu steigern. Bereinigt<br />

um Veränderungen im Konsolidierungskreis,<br />

entsprach dies einem<br />

Wachstum von drei Prozent. Der<br />

Auftragsbestand erhöhte sich um<br />

zehn Prozent auf 4,11 Mrd. €. Das<br />

Ebit schnellte sogar um 91 Prozent<br />

auf 197 Mio € in die Höhe – zum einen<br />

auf Grund operativer Verbesserungen,<br />

zum anderen als Folge von<br />

Sondererlösen.<br />

Einmalgewinne aus Immobilienverkäufen<br />

in Höhe von 30 Mio € sowie<br />

Desinvestitionen in zweistelliger<br />

Millionenhöhe gaben Rheinmetall<br />

vwd<br />

Nach umfangreicher Verschlankung<br />

und Konzentration<br />

auf die <strong>Profitabilität</strong><br />

schwenkt der Mischkonzern Rheinmetall<br />

AG jetzt wieder auf Wachstumskurs.<br />

Mittelfristig ist aus eigener<br />

Kraft ein jährliches Umsatzplus<br />

von sechs Prozent geplant, wie zur<br />

Bilanzvorlage verkündet wurde.<br />

Auch die Rendite soll bis 2004 deutlich<br />

steigen.<br />

Strategisch stehen in dieser Zeit<br />

die Expansion in den USA und Asien<br />

sowie Zukäufe zur Verstärkung<br />

des Kerngeschäfts auf dem Programm.<br />

In das laufende Jahr, das<br />

eine erneute Zunahme auch beim<br />

operativen Ergebnis bringen soll,<br />

startete das Düsseldorfer Unternehmen<br />

mit einem dicken Polster<br />

an Aufträgen.<br />

Rückenwind. Vorstand und Aufsichtsrat<br />

sind dennoch vorsichtig<br />

und wollen den Aktionären lediglich<br />

eine unveränderte Dividende von<br />

0,44 € je Vorzugsaktie zahlen.<br />

Dabei war 2001 auch unternehmerisch<br />

ein erfolgreiches Jahr; Rheinmetall<br />

ergatterte mehrere Großaufträge.<br />

So bekam der Autozulieferer Hirschmann<br />

den Zuschlag von Daimler-<br />

Chrysler zur Ausrüstung der E-Klasse<br />

von Mercedes-Benz mit modernen Antennensystemen<br />

– ein Auftrag mit einem<br />

Volumen von über 100 Mio €.<br />

<strong>Die</strong> Rüstungssparte Detec erhielt zahlreiche<br />

Bestellungen für Flugabwehrsysteme;<br />

Volumen: rund 200 Mio<br />

€. Der Elektronikausrüster STN Atlas<br />

schließlich erhielt einen Großauftrag<br />

über den Kauf militärischer Aufklärungsflugzeuge,<br />

Drohnen genannt,<br />

im Wert von 280 Mio. €.<br />

Auch das erste Quartal 2002 lief bei<br />

den Düsseldorfern überraschend<br />

gut. Trotz der rezessiven wirtschaftlichen<br />

Lage in Deutschland, der<br />

schwachen Autokonjunktur in den<br />

USA und zugleich erheblich sinkender<br />

Investitionen im deutschen Verteidigungshaushalt<br />

steigerte Rheinmetall<br />

den Umsatz – bereinigt um<br />

Konsolidierungseffekte – um sechs<br />

Prozent auf etwas mehr als 1 Mrd. €.<br />

Beim Auftragsstand wurde – auf vergleichbarer<br />

Basis – ein Zuwachs von<br />

elf Prozent verbucht. „Trotz schwieriger<br />

Rahmenbedingungen zeigen wir<br />

Stärke“, sagte Eberhardt.<br />

Der Restrukturierungskurs, den<br />

Vorstandschef Klaus Eberhardt<br />

der Rheinmetall AG verordnet<br />

hat, zeigt deutliche Früchte. Im ersten<br />

Quartal stieg der Umsatz um sechs<br />

Prozent auf eine Milliarde Euro, der<br />

Auftragsbestand legte um elf Prozent<br />

zu. Unter der Voraussetzung, daß<br />

sich die Automobilkonjunktur in den<br />

USA stabilisiert, die Projekte für den<br />

Bundeswehrhaushalt 2002 zügig<br />

entschieden würden und ein vernünftiger<br />

Tarifabschluß erzielt würde,<br />

rechnet Eberhardt in diesem Jahr mit<br />

einem verbesserten Ergebnis.<br />

Bis Jahresende sollen auch die Umstrukturierungen<br />

und Desinvestitionen<br />

abgeschlossen sein. Seit 1999<br />

hat sich Rheinmetall von Unternehmen<br />

mit einem Umsatz von 750 Millionen<br />

Euro und 4400 Mitarbeitern<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

Daraus erhofft sich Eberhardt ab 2003<br />

Einsparungen von 100 Millionen Euro<br />

jährlich. Bereits im vorigen Jahr resultierte<br />

die deutliche Verbesserung des<br />

Ergebnisses weniger aus zusätzlichem<br />

Geschäft als einer deutlichen<br />

Steigerung der Produktivität in allen<br />

drei Geschäftsfeldern. An diesem Kurs<br />

hat der Konzern auch im ersten Quartal<br />

festgehalten, was zu einem weiteren<br />

Personalabbau geführt hat. Bis<br />

2004 sollen noch einmal rund 1000<br />

Stellen abgebaut werden.<br />

Bei einer Eigenkapitalquote von 17<br />

(Vorjahr 15,4) Prozent ist der Handlungsspielraum<br />

von Rheinmetall zwar<br />

nach wie vor eng begrenzt. Aber die<br />

Verhältnisse haben sich im vergangenen<br />

Jahr nicht zuletzt durch die gelungene<br />

Plazierung einer Anleihe über<br />

350 Millionen Euro weiter verbessert.<br />

An größere Akquisitionen, die zur<br />

Stärkung des Kerngeschäfts in einigen<br />

Bereichen notwendig sind, ist indes<br />

vorläufig nicht zu denken. Eberhardt<br />

setzt somit vornehmlich auf<br />

Wachstum aus eigener Kraft und visiert<br />

dabei bis 2004 ein Tempo von<br />

sechs Prozent per anno an.<br />

Tagesspiegel<br />

Nach Jahren der Restrukturierung<br />

und Desinvestitionen<br />

sieht sich der Düsseldorfer<br />

Technologie- und Rüstungskonzern<br />

Rheinmetall wieder auf Wachstumskurs.<br />

Bis 2004 werde eine am<br />

Umsatz orientierte Ebit-Marge (Ergebnis<br />

vor Zinsen und Steuern) von<br />

sieben Prozent angestrebt, sagte<br />

Vorstandschef Klaus Eberhardt am<br />

Donnerstag. Derzeit sind es 4,3 Prozent.<br />

Nach deutlichen Ergebniszuwächsen<br />

im Vorjahr rechne der Vorstand<br />

wegen der guten Auftragslage<br />

trotz der unsicheren Konjunkturentwicklung<br />

2002 erneut mit einem<br />

Umsatz- und Ergebnisplus. Wachstumsträger<br />

seien die Bereiche Electronics<br />

und Defence, während der<br />

Automobilbereich dieses Jahr eher<br />

stagnieren werde. Im ersten Quartal<br />

sei der Umsatz um sechs Prozent<br />

auf eine Milliarde Euro gestiegen,<br />

hieß es. Der Auftragseingang legte<br />

um ein Prozent auf 976 Millionen<br />

Euro zu. Der Auftragsbestand wurde<br />

mit 4,1 Milliarden Euro beziffert, einem<br />

Plus von elf Prozent . . . Durch<br />

den seit 2000 realisierten Verkauf<br />

von nicht zum Kerngeschäft<br />

gehörenden Unternehmen habe<br />

sich Rheinmetall von etwa 750 Millionen<br />

Euro Umsatz und 4400 Mitarbeitern<br />

getrennt, sagte Eberhardt<br />

weiter. „Damit haben wir 180 Millionen<br />

Euro Cash Flow generiert.“ Weitere<br />

Desinvestitionen mit einem Umsatz<br />

von insgesamt rund 400 Millionen<br />

Euro seien noch vorgesehen.<br />

Rheinische Post<br />

getrennt. Weitere 400 Millionen Euro<br />

Umsatz, die nicht zum Kerngeschäft<br />

gehören, sollen noch abgestoßen<br />

werden. <strong>Die</strong> Belegschaft <strong>wird</strong> sich<br />

bis Ende des Jahres um 1000 auf<br />

26 900 verringern. Für den Verkauf<br />

der Papiertechnik-Unternehmen von<br />

Jagenberg sei man in guten Verhandlungen.<br />

Allerdings habe sich<br />

der Verlust der Unternehmensgruppe<br />

im traditionell ersten schwachen<br />

Quartal um fünf auf 12 Millionen<br />

Euro erhöht.<br />

. . . Im deutschen Rüstungsbereich<br />

hofft Eberhardt, daß die Bundesregierung<br />

noch 2002 grünes Licht<br />

für vier Rheinmetall-Aufträge gibt.<br />

<strong>Die</strong> weitere Entwicklung der<br />

Rüstungssparte sehen Analysten als<br />

ausschlaggebend für den Erfolg der<br />

Gruppe an.<br />

Wolfgang Grahnert (M.), Leiter des SAP-Geschäftsbereiches „Fertigungsindustrie“<br />

und oberster Messe-Gastgeber der Rheinmetall Informationssysteme<br />

GmbH, informiert sich über den Katalog-Generator für Produktdaten. Kompetente<br />

Gesprächspartner sind Volker Irtenkauf (l.), Mitglied der RIS-Geschäftsführung,<br />

und Bernd Walter (r.), Entwicklungsleiter Fertigungsintegration bei der RIS.<br />

RIS-Präsentation auf Hannover Messe 2002<br />

Gelungene Premiere<br />

und Positionierung<br />

as/rds Hannover/Neuss. Premiere<br />

für die Rheinmetall Informationssysteme<br />

GmbH (RIS/Neuss): Zum ersten<br />

Mal nahm der zum Düsseldorfer Technologie-Konzern<br />

gehörende IT-<strong>Die</strong>nstleister,<br />

der sein Know-how seit einiger<br />

Zeit auch extern mit Erfolg vermarktet,<br />

an der Hannover Messe 2002 (HM)<br />

teil. Als Gastaussteller in der SAP-Messehalle<br />

6 präsentierte das RIS-Team<br />

vom 15. bis 20 April unter dem Themenschwerpunkt„Fertigungsintegration“<br />

zahlreiche Lösungen für „Computer<br />

Aided Design“ (CAD), „Product<br />

Lifecycle Management“ (PLM), Betriebs-/Maschinendatenerfassung<br />

(BDE/MDE) und Fertigungssteuerung,<br />

begleitet von „live“-Demonstrationen<br />

an drei hochspezialisiertenBildschirmarbeitsplätzen.<br />

Fachlich „Flagge“<br />

zeigte man darüber<br />

hinaus mit<br />

vier Vorträgen zum Themenkreis „Fertigungsintegration<br />

in der Praxis“, die in<br />

einem offenen Forum vorgestellt wurden<br />

und auf gute Resonanz stießen.<br />

Daß sich die RIS auf der weltweit<br />

wichtigsten Industriemesse und noch<br />

dazu im unmittelbaren Umfeld des international<br />

renommierten Walldorfer<br />

Software-Konzerns als Service-Partner<br />

präsentierte, ist nach Ansicht von RIS-<br />

Geschäftsführer Volker Irtenkauf eine<br />

logische Schlußfolgerung der insbesondere<br />

in jüngster Vergangenheit<br />

vollzogenen strategischen Akzentuierung<br />

bzw. Ausweitung der geschäftlichen<br />

Aktivitäten im Bereich der Prozessintegration.<br />

Schon der Blick ins<br />

aktuelle Zahlenwerk zeigt, daß die<br />

Weichen konsequent auf Wachstum<br />

stehen: Im Geschäftsjahr 2001 erwirtschafteten<br />

die 376<br />

RIS-Mitarbeiter einen<br />

Umsatz von<br />

rund 74,4 Millionen<br />

€ – ein Plus<br />

von 9,5 Prozent<br />

gegenüber dem<br />

Vorjahr mit 67,9<br />

Millionen € Umsatz.<br />

Irtenkauf: „Wir<br />

wollen unser Geschäft,<br />

auch extern<br />

auf der Basis<br />

der Kernbereiche<br />

von Rheinmetall,<br />

ganz gezielt ausbauen<br />

und haben<br />

uns deshalb auf<br />

der diesjährigen<br />

Hannover Messe<br />

erstmals als umfassender <strong>Die</strong>nstleister<br />

für Informations- und Telekommunikations-Technologie<br />

vorgestellt. Der<br />

Themenschwerpunkt lag dabei auf<br />

dem Fertigungssektor, wobei wir unsere<br />

Prozeßkompetenz durch Lösungen<br />

zur Kostensenkung ‚aus der Praxis für<br />

die Praxis‘ <strong>nachhaltig</strong> dokumentieren<br />

konnten.“<br />

Eine Einschätzung, die Projektleiter<br />

Bodo Körber, im Hauptberuf verantwortlicher<br />

„Key Account“-Manager für<br />

den Unternehmensbereich „Automotive“,<br />

nach insgesamt sechs ereignisreichen<br />

Messetagen bestätigte: „<strong>Die</strong><br />

RIS ist im Fertigungsumfeld ein leistungsfähiger<br />

und kompetenter Partner<br />

– diese Kompetenz haben wir in<br />

Hannover durch praxisorientierte Lösungen<br />

gezeigt, bei denen insbesondere<br />

die IT-spezifisch abgebildete Tiefe<br />

der Fertigungsintegration unter den<br />

Fachbesuchern von sich reden machte.<br />

<strong>Die</strong> meisten SAP-Partner in der Fertigungsindustrie<br />

verfügen weder über<br />

eigene CAD-Kompetenz<br />

noch sind<br />

sie in der Lage, die<br />

Lücke zwischen<br />

Fertigungsauftragsverwaltung<br />

und<br />

Maschine zu schließen – genau hier<br />

sehen wir eine wichtige Chance für unsere<br />

zukünftigen Aktivitäten.“<br />

Was die inzwischen angelaufene<br />

Nachbereitung des RIS-Premierenauftritts<br />

auf der weltgrößten Industriemesse<br />

angeht – immerhin war der<br />

Rheinmetall-Stand der meistbesuchte<br />

in der SAP-Halle; auch die Qualität der<br />

Kontakte war hochwertig -, so ergeben<br />

sich nach Einschätzung Körbers gute<br />

Marktperspektiven: „<strong>Die</strong> zahlreichen<br />

konkreten, also ‚heißen‘ Projektanfragen<br />

zeigen unsere erfolgreiche Positionierung.<br />

Aus diesen Projekten werden<br />

wiederum Erfahrungen resultieren, die<br />

u. a. auch dem Rheinmetall-Konzern<br />

zugute kommen, etwa bei der Nutzung<br />

von Kostensenkungspotentialen. Vor<br />

diesem Hintergrund <strong>wird</strong> die RIS zum<br />

Für die Fachbesucher auf dem RIS-Messestand der diesjährigen<br />

Hannover Messe gab’s jede Menge Information zum Thema<br />

Fertigungstechnik – hier beispielsweise durch Entwickler<br />

Andreas Schmitz am hochmodernen CAD-Arbeitsplatz.<br />

Beispiel bestehende Beratungsabteilungen<br />

zum Schwerpunkt ,Fertigungsintegration’<br />

zusammenführen, deren<br />

Ziel die Identifizierung und Eliminierung<br />

von Prozeßlücken ist – sei es innerhalb<br />

eines Konzern-Unternehmens<br />

oder zwischen einzelnen Firmen.“<br />

Bilder (2): Kristian Rüdiger Fotografie


Seite 6 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 3/2002<br />

Sparsamkeit ist bei diesem Forschungsfahrzeug Trumpf: Mitte April diesen Jahres präsentierte Europas größter Automobilhersteller, derVolkswagen-Konzern, das sparsamste Auto der Welt. Das etwa 3,65<br />

Meter lange, 1,25 Meter breite und nur etwas über einen Meter hohe Fahrzeug – es bringt gerade einmal 290 Kilogramm auf die Waage – hat auch Systemtechnik von <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong> an Bord.<br />

„Automotive“ im<br />

VW-1-Liter-Auto<br />

rds Wolfsburg. <strong>Die</strong> letzte <strong>Die</strong>nstfahrt<br />

des inzwischen in den Aufsichtsrat gewechselten<br />

früheren VW-Vorstandsvorsitzenden<br />

Dr. Ferdinand Piëch endete<br />

mit einem publizistischen Paukenschlag:<br />

Im Vorfeld der diesjährigen<br />

Hauptversammlung von Europas größtem<br />

Automobilhersteller (16. April<br />

2002) steuerte der 65jährige Österreicher<br />

das weltweit erste 1-Liter-Auto eigenhändig<br />

vom Volkswagen-Stammsitz<br />

Wolfsburg nach Hamburg. Mit an<br />

Bord des zweisitzigen Fahrzeuges war<br />

bei der Jungfernfahrt auch der Rheinmetall-Unternehmensbereich„Automotive“:<br />

Von der KS Gleitlager GmbH<br />

stammen Gleitlager; <strong>Pierburg</strong> liefert<br />

die elektronische Regelklappe.<br />

Bei seiner ersten offiziellen Fahrt<br />

blieb das stromlinienförmige Forschungsfahrzeug,<br />

ein Einzylinder-<strong>Die</strong>sel<br />

mit nur 0,3 Litern Hubraum, sogar<br />

noch unter dem ehrgeizigen Ziel der 1-<br />

Liter-Marke: Der Durchschnittsverbrauch<br />

auf der Strecke Wolfsburg-<br />

Hamburg lag bei relativ widrigen Witterungsverhältnissen<br />

nach Herstellerangaben<br />

bei nur 0,89 Litern auf 100 Kilometern.<br />

Der jetzt vorgestellte Prototyp<br />

hat eine Höchstgeschwindigkeit von<br />

Vertreten – zusammen mit Dr. Ludwig Dammer (kleines Foto) – vom 10. Juni<br />

2002 an die Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsseite im verkleinerten Aufsichtsrat<br />

der Rheinmetall AG (v.l.n.r.): Erik Merks, Egon Friedel, Reinhard<br />

Kiel, Joachim Stöber, Gisela Walter, Wolfgang Tretbar und Felix Bader. <strong>Die</strong><br />

acht AR-Mitglieder gehören auch dem amtierenden Aufsichtsgremium an.<br />

Wahlen für den<br />

Rh-Aufsichtsrat<br />

rds Neuss/Düsseldorf. Eindeutiges<br />

Votum: Rund 300 Delegierte<br />

aus den deutschen Rheinmetall-<br />

Unternehmen wählten am 16. April<br />

2002 die sechs Arbeitnehmer- und<br />

zwei Gewerkschaftsvertreter für<br />

den neuen Aufsichtsrat der Rheinmetall<br />

AG, der seine Arbeit unmittelbar<br />

nach Beendigung der diesjährigen<br />

Hauptversammlung (HV)<br />

der Konzern-Holding in Berlin (10.<br />

Juni 2002) aufnehmen <strong>wird</strong>.<br />

Als Vertreter der Arbeitnehmer<br />

gehören Gisela Walter (Ersatzmitglied:<br />

Klaus Manske), Felix Bader<br />

(Heinrich Kmett), Egon Friedel<br />

(Hans-Peter Haug), Erik Merks (Jürgen<br />

Kölling) und Wolfgang Tretbar<br />

(Senada Vrazolina)<br />

dem zukünftig<br />

aus 16<br />

Mitgliedern bestehenden<br />

Rheinmetall-<br />

Aufsichtsrat an.<br />

<strong>Die</strong> leitenden<br />

Angestellten<br />

werden durch<br />

Dr. Ludwig Dam-<br />

Dr. L. Dammer<br />

mer (Rainer<br />

Smit) vertreten. Ein klares Votum<br />

gab es auf der Delegiertenversammlung<br />

im Neusser Swiss-Hotel<br />

auch für die beiden Gewerkschaftsvertreter:<br />

Reinhard Kiel und Joachim<br />

Stöber sind ebenfalls zukünftig<br />

im Rheinmetall-Aufsichtsrat vertreten,<br />

dessen konstituierende Sitzung<br />

im Anschluß an die diesjährige<br />

HV stattfindet.<br />

Foto: Hartmut Bühler<br />

Foto: Ariane Gehlert<br />

120 km/h und bringt gerade mal 290<br />

Kilogramm Gewicht auf die Waage.<br />

Das Ziel, ein fahrfähiges Auto zu entwickeln,<br />

das lediglich 1,0 Liter Kraftstoff<br />

auf 100 Kilometern verbraucht, konnte<br />

laut Volkswagen nur durch Vermeidung<br />

jedweder Kompromisse erreicht werden.<br />

So wurden alle vorhandenen technischen<br />

Lösungen untersucht und in<br />

enger Zusammenarbeit mit zahlreichen<br />

Zulieferern – darunter auch die <strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Gruppe<br />

– durch eine<br />

bessere, zumeist leichtere Version ersetzt.<br />

Dabei entstand ein Fahrzeug, das<br />

in seiner Erscheinung eher einem<br />

Sportwagen als einem typischen Forschungsfahrzeug<br />

ähnelt.<br />

cd/cw Düsseldorf/Wiesbaden. Als<br />

Spezialist für Röntgenprüf-Technologie<br />

präsentierte die Heimann Systems<br />

GmbH vom 24. bis 30. April 2002 auf<br />

der diesjährigen Interpack in Düsseldorf<br />

Systeme zur Produktinspektion<br />

für den Markt der Lebensmittel- und<br />

Verpackungsindustrie. Vor Ort konnten<br />

sich Messebesucher über die neuen<br />

Systeme „Eagle Tall“ und „Eagle Pack“<br />

informieren. Beide Kontrollanlagen<br />

machen Verunreinigungen in Lebensmitteln<br />

sichtbar und spüren eine Vielzahl<br />

anderer Produktmängel auf. So<br />

können fehlerhafte Nahrungsmittel<br />

bereits frühzeitig aus dem Produktionsprozeß<br />

entfernt und höchste<br />

Qualitätsansprüche gesichert werden.<br />

<strong>Die</strong> Röntgentechnologie ermöglicht<br />

es Lebensmittelherstellern, auch Pro-<br />

Aufgrund der konzeptbedingt notwendigen<br />

kleinen Windangriffsfläche<br />

wurde eine ungewöhnlich schmale<br />

und sehr flache Karosserieform gewählt.<br />

<strong>Die</strong> im Windkanal entwickelte<br />

Karosserie des 3,65 Meter langen,<br />

aber nur 1,25 Meter breiten und etwas<br />

über einem Meter hohe Fahrzeugs besteht<br />

vollständig aus unlackiertem<br />

Kohlefaser-Verbundwerkstoff. <strong>Die</strong> Spezial-Außenhaut<br />

spannt sich über einen<br />

„Spaceframe“-Rahmen, der nicht<br />

aus Aluminium, sondern aus dem<br />

nochmals deutlich leichteren Magnesium<br />

hergestellt <strong>wird</strong>.<br />

<strong>Die</strong> von <strong>Pierburg</strong> gelieferte elektronische<br />

Regelklappe reduziert die Schad-<br />

dukte mit Mehrfach- oder metallisierten<br />

Verpackungen zuverlässig auf Verunreinigungen<br />

zu prüfen. Dabei können<br />

nicht nur Rückstände und Kleinstpartikel<br />

wie Metall-, Knochen- oder<br />

Glassplitter und kleinste Steine gefunden,<br />

sondern auch auftretende Produktmängel<br />

zuverlässig aufgespürt<br />

werden. <strong>Die</strong> Heimann-Systeme analysieren<br />

beispielsweise den Zustand eines<br />

verpackten Produktes, sein Gewicht,<br />

die Vollständigkeit von Produktkomponenten<br />

und Verpackungsinhalten<br />

sowie Strukturen, Dichte und<br />

Dicke.<br />

Mit dem „Eagle Tall“, der Produkte in<br />

der Seitenansicht analysiert und daher<br />

besonders für schmale, aufrechtstehende<br />

Produkte wie zum Beispiel Dosen<br />

oder Gläser geeignet ist, lassen<br />

stoffemissionen <strong>nachhaltig</strong>. Projektleiter<br />

Edward Wieczorek vom Werk Berlin<br />

erläutert die Funktion: „Durch das<br />

geregelte Androsseln der Frischluftzufuhr<br />

können größere Abgasmengen<br />

der Ansaugluft zugemischt werden.<br />

Dadurch <strong>wird</strong> die Sauerstoffkonzentration<br />

der Ladung vermindert und deren<br />

spezifische Wärme erhöht. Beide Einflüsse<br />

senken die Verbrennungstemperatur<br />

– und damit die Stickoxyd-Bildung<br />

– und vermindern darüber hinaus<br />

die ausgestoßene Abgasmenge.<br />

Durch das schnelle Schließen der<br />

Klappe beim Abstellen des Motors<br />

<strong>wird</strong> die Frischluftzufuhr zum Motor<br />

unterbrochen; dieser ‚dieselt‘ nicht<br />

mehr nach.“<br />

Heimann Systems auf der „interpack 2002“ in Düsseldorf<br />

Neuheiten zur Produktinspektion<br />

China: Technik für<br />

Unterwasserdamm<br />

sb Bremen. <strong>Die</strong> Atlas Hydrographic<br />

GmbH <strong>wird</strong> zwei tragbare 200-kHz-<br />

Flachwasser-Fächerecholote vom Typ<br />

„Atlas Fansweep 15“ mit zugehöriger<br />

Software an die Yangtze River Authority<br />

(Shanghai) liefern. Einen entsprechenden<br />

Vertrag im Wert von 600 000<br />

US-Dollar hat die in Bremen ansässige<br />

Tochtergesellschaft der STN Atlas Elektronik<br />

GmbH unlängst abgeschlossen.<br />

<strong>Die</strong> Systeme werden beim Bau eines<br />

50 Kilometer langen Unterwasserdamms<br />

eingesetzt. Der Unterwasserdamm<br />

soll künftig die Strömung, Gezeiten<br />

und Erosion in Bereichen der<br />

Mündung des Yangtse-Flusses überwachen.<br />

In beiden Systemen, die<br />

ihren Betrieb in Kürze aufnehmen,<br />

werden Tiefenmess- und „Sidescan“-<br />

Bilddarstellungsfunktionen kombiniert.<br />

Beide Systeme werden zusammen mit<br />

jeweils einem „Atlas Hydromap NT“-<br />

Datenakquisitions- und -Processingsystem<br />

sowie einer „Offline“-Verarbeitungsanlage<br />

geliefert. Ergänzt <strong>wird</strong> das<br />

System durch Software-Module für Navigation<br />

und Isolinien der dänischen<br />

Firma EIVA a/s (Hasselager/Aarhues).<br />

<strong>Die</strong>ser jüngste chinesische Auftrag erfolgt<br />

im Anschluß an frühere Lieferungen<br />

von drei „Atlas Fansweep 20“-Systemen<br />

durch die staatliche Maritime<br />

Safety Administration (MSA) und das<br />

Shanghai Waterway Bureau.<br />

sich insbesondere auch zylindrisch<br />

verpackte Waren auf Zustand und Verunreinigung<br />

hin untersuchen.<br />

Der neue „Eagle Pack“ ist ein kompaktes<br />

System, das sich problemlos in<br />

den Produktionsprozeß integrieren<br />

und sich bei Beutel- sowie Kartonverpackungen<br />

unterschiedlichster Typen,<br />

Größen und Inhalte einsetzen läßt.<br />

Beide Systeme verfügen über bewährte<br />

Röntgenprüf- sowie Signal- und<br />

Bildverarbeitungstechnik auf höchstem<br />

technologischen Niveau.<br />

Auf der 16. internationalen Messe für<br />

Verpackungsmaschinen, Packmittel<br />

und Süßwarenmaschinen zeigten etwa<br />

2500 Aussteller aus der ganzen<br />

Welt auf rund 150000 Quadratmetern<br />

innovative Branchen-Produkte und -<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen.<br />

Zahlreiche Fachbesucher der „interpack 2002“ nutzten die Gelegenheit, um sich<br />

über die Leistungsfähigkeit der Systeme „Eagle Pack“ und „Eagle Tall“ zu informieren.<br />

Hier zwei Fachbesucher aus Dänemark im Gespräch mit Martin Hören,<br />

„Business Development und Vertriebsleiter Europa“ der Heimann Systems GmbH.<br />

Der „Eagle Pack“ macht verborgene Produktionsfehler sichtbar: In dieser Verpackung<br />

fehlt eine „Toffifee“-Praline – die Schachtel <strong>wird</strong> ausgeschleußt.<br />

Fotos(3): Volkswagen AG<br />

Fotos (2): Danetzki + Weidner


Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 7<br />

Neustrukturierungsprogramm zeigt erste Wirkung<br />

<strong>Pierburg</strong>-Einkauf hat<br />

ROCE fest im Visier<br />

Neuss. Vom traditionellen Einkauf<br />

zum Management der externen Wertschöpfung<br />

– das ist das Ziel einer umfassenden<br />

strategischen Neuausrichtung<br />

des Bereichs Einkauf bei der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH, Neuss. Das Projekt „Nachhaltige<br />

Optimierung des Einkaufs“<br />

gehört zu den vier aktuellen Top-Strategie-Zielen<br />

der <strong>Kolbenschmidt</strong> <strong>Pierburg</strong><br />

AG, die deren Vorstandsvorsitzender Dr.<br />

Gerd Kleinert auf der diesjährigen<br />

Rheinmetall-Führungssitzung in Zürich<br />

vorstellte („Das Profil“ 1/2002). Mit dem<br />

langfristig angelegten Programm leistet<br />

der Neusser Automobilzulieferer ganz<br />

gezielt einen wichtigen Beitrag zum konzernweit<br />

angelegten Wertsteigerungsprogramm,<br />

mit dem alle Rheinmetall-<br />

Kerngeschäftsfelder konsequent auf<br />

Umsatzrentabilität und Ertragskraft ausgerichtet<br />

werden. Konkret will <strong>Pierburg</strong> –<br />

beispielsweise durch internationale Abstimmungen<br />

zwischen den Einkaufsabteilungen<br />

– den Einkauf in seiner Gesamtheit<br />

optimieren, damit seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

sichern und „last but<br />

not least“ das neue Verständnis als interner<br />

<strong>Die</strong>nstleister herausstellen. Umgehend<br />

soll sich die damit verbundene<br />

Kostensenkung positiv auf die Gesamtkapitalrentabilität<br />

(ROCE) der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH auswirken und so den Wert des<br />

Unternehmens <strong>nachhaltig</strong> erhöhen.<br />

„Bei einer externen Wertschöpfung<br />

von mehr als 50 Prozent ist gerade der<br />

Einkauf dem zunehmenden Preis-, Kosten-<br />

und Innovationsdruck unterworfen“,<br />

erläutert Tobias Kasperlik, Leiter<br />

des Einkaufs Fertigungsmaterialien<br />

bei <strong>Pierburg</strong> in Neuss: „Um in Zukunft<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben, begannen<br />

wir im August vergangenen Jahres<br />

– unterstützt von den beiden externen<br />

Beratungsunternehmen Porsche Consulting<br />

GmbH und RHR International<br />

GmbH – die Planung für die Neustrukturierung<br />

der Einkaufsprozesse und -<br />

organisation.“<br />

Durch eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />

mit den Entwicklungsund<br />

Produktionsabteilungen <strong>wird</strong><br />

zukünftig eine stärkere Kostenorientierung<br />

und Qualitätssteigerung gewährleistet.<br />

Kasperlik: „Sogenannte ,Simultaneous-Engineering’-Teamskoordinieren<br />

die Zusammenarbeit zwischen den<br />

Abteilungen. Auf diese Weise können<br />

sich Einkauf, Entwicklung und Lieferanten<br />

vom Projektstart an wechselseitig<br />

konstruktiv unterstützen, um ein ‚design<br />

to cost‘ – also eine kostenorientierte<br />

Entwicklung der Produkte – zu gewährleisten.<br />

Im Rahmen der immer kürzer<br />

werdenden Entwicklungszeiten unserer<br />

Kunden muß der Einkauf bereits<br />

in der Entwicklungsphase Bindeglied<br />

zwischen den Zulieferern und der <strong>Pierburg</strong>-Entwicklung<br />

sein.“<br />

Ein weiteres wichtiges Element zur<br />

Optimierung des Einkaufs ist das „länderübergreifendeWarengruppen-Management“,<br />

also die internationale Abstimmung<br />

zwischen den Einkaufsabteilungen.<br />

„Jedes Land hat derzeit für<br />

die unterschiedlichen Warengruppen<br />

wie Kunststoff, Elektronik oder Guß seine<br />

eigenen Lieferanten“, erläutert Udo<br />

Nenning, neuer Geschäftsführer der<br />

<strong>Pierburg</strong> GmbH und in dieser Funktion<br />

verantwortlich für den Einkauf und den<br />

Vertrieb des weltweit operierenden<br />

Neusser Unternehmens: „Der Vorteil<br />

einer international abgestimmten Einkaufsstrategie<br />

– dem ‚Lead-Buyer‘-<br />

Konzept – liegt in den erheblichen Kostenvorteilen<br />

beispielsweise durch Vo-<br />

Bereichsübergreifende Preisverhandlungen im internationalen <strong>Pierburg</strong>-Einkauf (v.l.n.r.): Dr. Joachim Schmidt, Toshimasa<br />

Ito, Heinz Bardtfeld und Rainer Schröder diskutieren die Kostenstruktur von Komponenten desSekundärluftgebläses.<br />

Tobias Kasperlik Dirk Hallberg<br />

lumenbündelung, bei der Mengeneffekte<br />

zum Tragen kommen und die zu<br />

einer erheblichen Reduzierung der<br />

Zahl der Lieferanten beitragen.“<br />

Für die Auswahl von Lieferanten steht<br />

dem Einkauf zukünftig ein spezielles<br />

Beurteilungssystem zur Verfügung, zu<br />

dessen Bewertungsmerkmalen unter<br />

Bessere „Performance“: Management der externen Wertschöpfung – das ist ein Bündel von gezielt ansetzenden Einzelmaßnahmen,<br />

die gleichwohl ein gemeinsames Ziel haben: das wirtschaftliche Ergebnis in der <strong>Pierburg</strong>-Gruppe zu optimieren.<br />

Externe Partner<br />

mit viel Know-how<br />

cw Stuttgart/Köln. Bei der strategischen<br />

Neuausrichtung des Einkaufs<br />

wurde und <strong>wird</strong> die <strong>Pierburg</strong> GmbH in<br />

Neuss von zwei externen Beratungsunternehmen<br />

unterstützt – der Porsche<br />

Consulting GmbH (Stuttgart-Zuffenhausen)<br />

und der RHR International GmbH<br />

(Köln). „<strong>Die</strong> gute Zusammenarbeit mit,<br />

aber auch zwischen den Unternehmen<br />

ermöglichte es uns, alle Facetten unserer<br />

Umstrukturierung zu berücksichtigen“,<br />

faßt Tobias Kasperlik, Leiter des<br />

Einkaufs Fertigungsmaterialien bei<br />

<strong>Pierburg</strong>, zusammen.<br />

Zuständig für den Bereich Prozeßoptimierung<br />

und -gestaltung war die 1994<br />

gegründete Porsche Consulting GmbH.<br />

„Bei Porsche Consulting steht die Problemanalyse<br />

während der laufenden<br />

Produktion im Vordergrund“, erläutert<br />

Dirk Hallberg, der einen Großteil seiner<br />

Arbeitszeit in Neuss verbringt: „Lösungen<br />

erarbeiten wir zusammen mit unse-<br />

ren Kunden an Ort und Stelle und setzen<br />

sie dann auch unmittelbar um. <strong>Die</strong> Methoden<br />

entstammen unseren eigenen<br />

Erfahrungen, die wir bei der Umstrukturierung<br />

der Porsche AG gewonnen haben.“<br />

<strong>Die</strong> Gründung der Porsche Consulting<br />

GmbH war das Ergebnis eines Restrukturierungsprozesses<br />

bei Porsche<br />

und seinen Lieferanten. <strong>Die</strong> Berater<br />

konnten ihre Empfehlungen bereits im<br />

eigenen Unternehmen testen. Das<br />

56köpfige Expertenteam besteht aus<br />

Meistern, Technikern, Diplom-Ingenieuren<br />

sowie Diplom-Kaufleuten. „Wer auf<br />

einer Ebene mit den Ansprechpartnern<br />

in den Unternehmen arbeiten will, muß<br />

mit anpacken, das Geschäft verstehen,<br />

ihre Sprache sprechen sowie die gängigen<br />

Probleme und Umsetzungshürden<br />

kennen“, erklärt Hallberg das Konzept.<br />

In punkto Personalmanagement wurde<br />

<strong>Pierburg</strong> von der RHR International<br />

GmbH unterstützt. „Eine neue Aufbauorganisation<br />

ist immer eine große Herausforderung<br />

für die Mitarbeiter“, so Cordula<br />

Koenen von RHR International: „Wir<br />

haben uns bei <strong>Pierburg</strong> mit dem<br />

Kürzere<br />

Modellzyklen<br />

Erhöhung<br />

externe<br />

Wertschöpfung<br />

Verstärkter<br />

Wettbewerb<br />

menschlichen Faktor der Unternehmensstrategie<br />

beschäftigt. <strong>Die</strong> gute<br />

und durchdachte Planung der neuen<br />

Prozesse allein stellt den Erfolg einer<br />

Veränderungsmaßnahme nicht unbedingt<br />

sicher. Es kommt dabei ebenso<br />

Grafik: Porsche Consulting/frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

Traditioneller<br />

Einkauf<br />

Permanenter<br />

Innovationsdruck<br />

anderem Qualität, Logistik und Kosten<br />

gehören. Außerdem sollen bei der Entscheidung<br />

für einen Lieferanten die Anforderungen<br />

aller Firmenbereiche berücksichtigt<br />

werden. „Der Einkauf muß<br />

die Verantwortung für die Materialkosten<br />

und die Qualität der Kaufteile<br />

übernehmen“, unterstreicht Tobias<br />

Kasperlik: „Daher werden in Zukunft<br />

regelmäßig ‚Lieferantenworkshops‘<br />

stattfinden, in denen wir gemeinsam<br />

über Kostenstrukturen diskutieren und<br />

Kostenreduzierungspotentiale unter<br />

Berücksichtigung aller qualitätsrelevanten<br />

Faktoren herausarbeiten. Wir<br />

wollen zukünftig vor allem langfristige<br />

partnerschaftliche Hersteller-Lieferanten-Beziehungen.<br />

Denn starke Lieferanten<br />

führen letztendlich auch zur<br />

Stärkung unserer eigenen Wettbewerbsfähigkeit.“<br />

Insgesamt soll zur<br />

Optimierung der Gesamtstruktur die<br />

Zahl der Lieferanten in ausgewählten<br />

Materialgruppen reduziert werden.<br />

Weitere Einsparungen beim Einkaufsvolumen<br />

soll die sogenannte Kaufteilpreisanalyse<br />

ermöglichen. Sie <strong>wird</strong> den<br />

Einkauf unter anderem bei der Ermittlung<br />

von Schätzpreisen unterstützen.<br />

„Eine systematische Kalkulation der<br />

Preise erleichtert die Plausibilisierung<br />

von Angeboten, das heißt, sie macht<br />

deutlich, aus welchen Komponenten<br />

sich die Preisgestaltung zusammensetzt“,<br />

erklärt Dirk Hallberg von Porsche<br />

Consulting, der den <strong>Pierburg</strong>-Einkaufsexperten<br />

in punkto Beschaffungsmanagement<br />

beratend zur Seite steht: „Erst<br />

bei vollständiger Information macht es<br />

Sinn, über Preise zu diskutieren. Nur so<br />

können optimale Verhandlungsergebnisse<br />

erzielt werden.“<br />

Neben den unterschiedlichen Maßnahmen<br />

zur Neustrukturierung der<br />

Einkaufsprozesse beinhaltet das<br />

großangelegte Projekt des Neusser<br />

Automobilzulieferers auch eine strate-<br />

Zunehmender Preisund<br />

Kostendruck<br />

Globalisierung<br />

Strategische<br />

Neuausrichtung<br />

– Prozesse<br />

– Organisation<br />

– Methoden<br />

auf die Qualifikation und die Motivation<br />

der Mitarbeiter an.“ Das 1945 in Chicago<br />

gegründete Unternehmen arbeitet<br />

auf dem Feld der psychologisch orientierten<br />

Managementberatung. Zu den<br />

Aufgabenschwerpunkten des Kölner<br />

gische Neuausrichtung der Einkaufsorganisation.<br />

Wichtiger Bestandteil<br />

der neuen Aufbauorganisation ist das<br />

einmal wöchentlich tagende Einkaufsgremium,<br />

das die Zusammenarbeit aller<br />

Einkaufsabteilungen der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH auf internationaler Ebene ermöglicht.<br />

Einkaufs- und Abteilungsleiter<br />

aus Deutschland, Italien, Spanien,<br />

Frankreich und später den USA kommen<br />

wöchentlich zur Videokonferenz<br />

und einmal im Monat zu einem persönlichen<br />

Treffen zusammen, um gemeinsam<br />

Lieferantenempfehlungen<br />

zu entscheiden, Produkt- und Warengruppenstrategien<br />

freizugeben und<br />

andere einkaufsrelevante Themen des<br />

<strong>Kolbenschmidt</strong>-<strong>Pierburg</strong>-Geschäftsbereiches<br />

„Luftversorgung und Pumpen“<br />

zu diskutieren.<br />

„Erste Erfolge des Projektes sind bereits<br />

vorhanden“, resümiert Geschäftsführer<br />

Nenning: „Dank der neuen<br />

Prozesse konnten zum Beispiel<br />

Qualitätsrisiken frühzeitig erkannt und<br />

günstigere Preise verhandelt werden.“<br />

Für den langfristigen Erfolg ist der Einkauf<br />

vor allem auf die aktive Beteiligung<br />

seiner weltweit etwa 50 Mitarbeiter<br />

angewiesen. „Bisher gab es nur bedingte<br />

Abstimmungen zwischen den<br />

Einkaufsabteilungen. Hier mußten<br />

zunächst einheitliche Standards gesetzt<br />

werden.“ <strong>Die</strong> Reaktionen der anderen<br />

Firmenbereiche auf die Neupositionierung<br />

als <strong>Die</strong>nstleister waren<br />

bisher sehr positiv, so die Bewertung<br />

der Projektverantwortlichen.<br />

Daß die Neugestaltung des Einkaufs<br />

auch <strong>nachhaltig</strong> Einfluß auf den unternehmerischen<br />

Erfolg der <strong>Pierburg</strong><br />

GmbH hat, davon ist Udo Nenning überzeugt:<br />

„Mit den neuen Strukturen im<br />

Einkauf können wir sehr gezielt unseren<br />

Teil zur deutlichen Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität<br />

(ROCE) von <strong>Pierburg</strong><br />

beitragen.“ Claudia Wessolly<br />

Management<br />

der externen<br />

Wertschöpfung<br />

Zukunftsorientiertes Beschaffungsmanagement: Um Marktanforderungen wie zunehmendem Preis- und Kostendruck, kürzeren<br />

Modellzyklen, permanentem Innovationsdruck und verstärktem Wettbewerb in Zukunft gerecht zu werden, startete<br />

der Einkauf der <strong>Pierburg</strong> GmbH ein Projekt zur strategischen Neuausrichtung der Einkaufsprozesse und -organisation.<br />

Unternehmens gehört es, Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter bei der Entwicklung<br />

erfolgsrelevanter Kompetenzen zu<br />

unterstützen, die Effektivität von Teamarbeit<br />

zu steigern und Organisationen<br />

in ihrer Leistungsfähigkeit zu stärken.<br />

Grafik: Strack & Storch<br />

Fotos (3): Danetzki + Weidner


Seite 8 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 3/2002<br />

Neuheiten der Hirschmann Electronics GmbH & Co. KG zur CeBIT 2002 in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover (v.l.n.r.): Der universelle Telefonhalter mit induktivem Antennenanschluß macht das<br />

Telefonieren im Auto leicht. Klein, quadratisch und vielseitig montierbar – das ist die neue Antennenserie GPS 5. Der „Fiberoptic“-Empfänger OEVR 150M Sync überträgt VGA-Signale über große Distanzen.<br />

Hirschmann und Preh auf der CeBIT 2002<br />

Starker Messeauftritt<br />

mit guter Perspektive<br />

cd Hannover. Der Blickfang war geschickt<br />

gewählt: Hirschmann Electronics<br />

präsentierte seine Innovationen<br />

für die mobile Kommunikation auf dem<br />

CeBIT-Gemeinschaftsstand der Aditron<br />

AG in Hannover äußerst publikumswirksam<br />

in einem<br />

sympathisch<br />

„dreinschauenden“,<br />

nagelneuen „Mini Cooper“. <strong>Die</strong><br />

Botschaft kam an: Hirschmann-Produkte<br />

machen die Kommunikation im<br />

Auto leicht und komfortabel. Auf besonderes<br />

Interesse stieß dabei unter<br />

anderem die Messeneuheit „Unikit“,<br />

der erste universelle Telefonhalter mit<br />

induktivem Antennenanschluß für den<br />

Einsatz im Fahrzeug. Eine originelle<br />

Idee, die im Lieferumfang für 34,60 €<br />

(inkl. MwSt) auch eine „Dualband-<br />

Patch“-Antenne enthält, die einfach<br />

und sicher an die Innenseite der Frontscheibe<br />

geklebt werden kann. „Unikit“<br />

paßt für alle Handy-Modelle und ist<br />

die ideale Ergänzung zum „Plug-and-<br />

Hirschmann jetzt<br />

in Osttschechien<br />

cd Rankweil/Vsetin. <strong>Die</strong> Hirschmann<br />

Austria GmbH (Rankweil) hat<br />

mit Wirkung zum 1. Januar 2002 eine<br />

Tochtergesellschaft in Tschechien gegründet<br />

und dazu das Unternehmen<br />

Trend-V übernommen. <strong>Die</strong> neue Gesellschaft<br />

mit Sitz in Vsetin (Osttschechien)<br />

trägt den Namen Hirschmann<br />

Czech s.r.o. und beschäftigt derzeit<br />

235 Mitarbeiter.<br />

Mit der Übernahme von Trend-V und<br />

der Gründung von Hirschmann Czech<br />

vollzieht die Muttergesellschaft<br />

Hirschmann Austria einen konsequenten<br />

Schritt zur weiteren Stärkung<br />

ihrer Marktposition in ihrem Kernarbeitsgebiet<br />

„Steckverbinder Automotive“,<br />

dem Zuliefergeschäft für Steckverbindungen<br />

und Leitungssätze insbesondere<br />

für sicherheitsrelevante<br />

Fahrzeugbereiche wie ABS, Motorsteuerungen<br />

und Gurtstraffersysteme.<br />

Hirschmann Czech <strong>wird</strong> sich unter<br />

anderem auf die Montage, das Umspritzen<br />

und den Verguß von Kabelsätzen<br />

und Kabelsatzmodulen mit einem<br />

relativ hohen manuellen Fertigungsanteil<br />

konzentrieren, während<br />

am Hauptstandort Rankweil der<br />

Play“-Freisprechsystem „Dialog+<br />

Quick“ von Hirschmann Electronics.<br />

Darüber hinaus präsentierte Hirschmann<br />

auf der diesjährigen CeBIT ein<br />

umfassendes Antennenprogramm. Zu<br />

den „Highlights“ gehört hier die neue<br />

Antennenserie GPS 5 für Navigation,<br />

Flottenmanagement und Fahrzeugortung.<br />

Der Bereich Automatisierungs- und<br />

Netzwerksysteme von Hirschmann<br />

Electronics war in Hannover mit dem<br />

aktuellen Produktprogramm für die unternehmensweiteDatenkommunikation<br />

vertreten. Als Messeneuheiten<br />

wurden beispielsweise der hochauflösende<br />

Videoempfänger „OEVR 150M<br />

Sync“ und der „Fast Ethernet“-Installations-Switch<br />

IS1-TX/FX vorgestellt.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt setzte<br />

Hirschmann mit dem neu gegründeten<br />

„Competence Center“ des Bereichs Automatisierungs-<br />

und Netzwerksysteme,<br />

das sich auf professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

(Training, Consulting und<br />

Support) für alle<br />

Belange der industriellenDatenkommunikationspezialisiert<br />

hat. Standleiter<br />

Eberhard Gauger zog<br />

insgesamt ein positives<br />

Fazit: „Beide<br />

Hirschmann-Bereiche<br />

konnten in<br />

Hannover überzeugen.<br />

Aus vielen, intensivenKundengesprächen<br />

wissen wir,<br />

daß wir mit unseren<br />

Produkten gut positioniert<br />

sind.“<br />

Schwerpunkt weiterhin auf Fertigungsprozessen<br />

liegen <strong>wird</strong>, die einen<br />

hohen fachspezifischen Qualifikationsgrad<br />

erfordern und stärker automatisiert<br />

sind.<br />

Es istgeplant, die Produktions- und<br />

Logistikfläche in Vsetin von derzeit<br />

rund 2400 Quadratmetern auf 4000<br />

Quadratmeter zu erweitern. Dazu soll<br />

noch in diesem Jahr ein Neubau fertiggestellt<br />

werden. <strong>Die</strong> Zahl der Mitarbeiter<br />

in der Produktion <strong>wird</strong> bis zum Jahresende<br />

vermutlich um 40 Beschäftigte<br />

aufgestockt. <strong>Die</strong> Kapazitätserweiterungen<br />

in Vsetin werden nicht mit einem<br />

Personalabbau in Rankweil einhergehen,<br />

sondern dienen der Absicherung<br />

des weiteren Markterfolges<br />

von Hirschmann Austria.<br />

Dr. Anton Schwab, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung von Hirschmann<br />

Austria: „Durch unser Engagement in<br />

Tschechien <strong>wird</strong> auch der Standort<br />

Rankweil gestärkt. Wir verbessern damit<br />

unsere Wettbewerbsfähigkeit und<br />

sichern unser Wachstum im hart umkämpften<br />

Automotive-Markt langfristig<br />

ab. <strong>Die</strong>s ist im Sinne aller Mitarbeiter<br />

von Hirschmann Austria.“ Im<br />

Jahr 2001 hat Hirschmann Austria einen<br />

Umsatz von rund 115 Millionen<br />

€ erwirtschaftet. <strong>Die</strong> Zahl der Mitarbeiter<br />

lag Ende 2001 bei 690 Beschäftigten.<br />

CeBIT 2002 – internationales Forum in Hannover. Mit dabei: die Aditron-Tochtergesellschaften Hirschmann und Preh.<br />

Als Spezialist für Dateneingabesysteme<br />

am „Point-of-Sale“ (POS) setzten<br />

die Preh-Werke in diesem Jahr<br />

auf „customized solutions“: kundenspezifische<br />

Tastaturenlösungen rund<br />

um die „Check-out“-Zone. Zu den<br />

herausragenden Eigenschaften der<br />

Preh-Produkte gehören hier – neben<br />

hoher Zuverlässigkeit und einer Lebensdauer<br />

von über 30 Millionen<br />

Betätigungen pro Tastenposition –<br />

vor allem die modulare Vielseitigkeit<br />

und eine freie Programmierbarkeit.<br />

In Summe führt dies zu einem erhöhten<br />

Investitionsschutz und spiegelt<br />

sich in einem hohen Grad an Kundenzufriedenheit<br />

wider. <strong>Die</strong> Tastaturen,<br />

die durch ihren modularen Aufbau<br />

individuell und optimal auf die<br />

Kundenbedürfnisse angepaßt werden<br />

können, finden ihre Einsatzbe-<br />

reiche an den unterschiedlichsten<br />

POS-Sektoren: <strong>Die</strong>se reichen von<br />

den traditionellen Supermarktkassen<br />

bis zu den sogenannten „Checkout-Zones“<br />

in Restaurants,<br />

Hotels,<br />

Kinos, Tankstellen,<br />

Kiosken, Boutiquen<br />

und im<br />

Einzelhandel. Geschäftsführer<br />

Dr.<br />

Ingo Schäfer: „Wir<br />

haben auf der<br />

CeBIT gespürt, daß<br />

sich unsere konsequenteKundenorientierungauszahlt.<br />

Wir liegen<br />

hier klar vor dem<br />

Wettbewerb. Insofern<br />

war es auch<br />

Neuheit: Preh-Tastatur für den Einsatz in Lotterie-Terminals. Im Tankstellenbereich eingesetzte Tastatur der Preh-Werke.<br />

PAT-Produkte auf<br />

der Überholspur<br />

cd Amsterdam. Mit ihrer jüngsten<br />

Innovation hat die PAT-Gruppe erneut<br />

ihre technologische Führungsposition<br />

auf dem Gebiet der Verkehrstelematik<br />

unterstrichen. Auf der<br />

Intertraffic 2002 in Amsterdam präsentierte<br />

PAT jetzt die Produktneuheit<br />

„i-FLUX“, einen „intelligenten“<br />

Magnetfeldsensor zur Fahrzeugdetektion<br />

und Verkehrsdatenerfassung.<br />

Es handelt sich um einen rein<br />

passiven Sensor, der – ausgelöst<br />

durch metallische Gegenstände –<br />

bereits kleinste Veränderungen der<br />

Erdmagnetfelder erfaßt.<br />

<strong>Die</strong> Anwendungsgebiete reichen<br />

von der Verkehrszählung und Fahrzeugklassifizierung<br />

über das Parkplatzmanagement<br />

sowie Ampelanlagen-<br />

und Torsteuerungen bis hin zu<br />

der berührungslosen Erfassung bzw.<br />

Zählung von Fahrzeugachsen. Letzteres<br />

eignet sich hervorragend als Basisinformation<br />

für Lkw-Mautsysteme,<br />

die die jeweilige Gebühr nach<br />

der Anzahl der Fahrzeugachsen berechnen<br />

(z.B. Mautprojekte in<br />

Deutschland und Österreich).<br />

Zu den weiteren PAT-Messehighlights<br />

gehörte das neuartige, passivoptischeGeschwindigkeitsüberwachungssystem<br />

„OptoSpeed“, von<br />

dem die niederländische Polizei nach<br />

einer intensiven Testphase kürzlich<br />

drei Anlagen geordert<br />

hat. Darüber hinaus<br />

war PAT in Amsterdam<br />

mit dem innovativen<br />

Geschwindigkeitsanzeigesystem„SpeedVisor“<br />

und der aktuellen<br />

Produktpalette aus<br />

dem Bereich Verkehrszählung<br />

und Fahrzeugklassifizierungvertreten.<br />

Das rege Besucherinteresse<br />

zeigte: PAT<br />

befindet sich auf der<br />

Überholspur.<br />

wichtig, auf dem internationalen<br />

Messeforum in der niedersächsischen<br />

Landeshauptstadt Flagge zu<br />

zeigen.“<br />

Systemtechnik für<br />

französische Fähre<br />

dp Hamburg. <strong>Die</strong> STN Atlas Marine<br />

Electronics GmbH hat den Auftrag<br />

erhalten, die neue „RoPax“-Fähre<br />

der SNCM Ferryterranée mit einer<br />

Automationsanlage auszurüsten.<br />

Das 175 Meter lange Schiff bietet 550<br />

Passagieren und ihren Fahrzeugen<br />

Platz. Es <strong>wird</strong> Ende des Jahres die<br />

Docks der Giessen-de-Noord-Werft<br />

verlassen. Bis dahin werden die Ingenieure<br />

des Hamburger Elektronikspezialisten<br />

2500 an Bord verteilte<br />

Meßstellen in einem integrierten<br />

Steuerungs- und Überwachungssystem<br />

„Geamar 120 ISL“ erfaßt haben.<br />

<strong>Die</strong> ermittelten Daten werden<br />

von diesem System graphisch aufbereitet<br />

und auf den Monitoren der<br />

zehn Arbeitsplätze auf der Brücke<br />

und im Maschinenraum visualisiert.<br />

<strong>Die</strong>ses Leitsystem ermöglicht die<br />

Überwachung und Steuerung des<br />

Schiffsbetriebs sowie der Anlagen<br />

des Passagierbereichs durch einfachste,<br />

übersichtliche Benutzerführung<br />

von jedem der Arbeitsplätze<br />

aus. Im Gebiet der Energieversorgung<br />

werden diese Funktionen<br />

durch das Stromversorgungssystems<br />

„Geapas 10“ gewährleistet.<br />

Grafikelemente (5): frei-stil digitale Bildgestaltung<br />

Foto: Deutsche Messe AG/Hannover


Das Profil 3/2002 Das aktuelle Thema<br />

Seite 9<br />

<strong>Die</strong> Militärgeschichte weist eine Reihe von<br />

Unstetigkeiten oder Diskontinuitäten auf, die<br />

durch technische Neuerungen wie das Schießpulver<br />

oder das Flugzeug ausgelöst wurden. Militärtheoretiker<br />

der ehemaligen Sowjetunion nannten<br />

solche Diskontinuitäten „Militärisch-Technische Revolutionen“<br />

(MTR). In den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika benutzt man den Begriff „Revolution in Military<br />

Affairs“, kurz RMA. Eine Revolution ist nach Meinung<br />

der Amerikaner durch technische Neuerungen<br />

und gleichzeitige Veränderung von Organisation<br />

Ratingen. Im amerikanischen Heer<br />

läuft derzeit unter dem Arbeitstitel<br />

„Zukünftiges Kampfsystem“ („Future<br />

Combat“-System – FCS) ein Forschungs-<br />

und Technologieprogramm.<br />

Ein vernetztes System von kleinen,<br />

hoch mobilen Sensor- und Waffenträgern<br />

soll die einem Kampfpanzer vergleichbare<br />

Kampfkraft erzeugen. Wenn<br />

diese Entwicklung erfolgreich ist, <strong>wird</strong><br />

der Kampfpanzer zukünftig nur noch für<br />

spezielle Aufgaben benötigt. <strong>Die</strong>s ist<br />

ein in der Tat revolutionärer Denkansatz,<br />

und er <strong>wird</strong> entsprechend kontrovers<br />

diskutiert.<br />

<strong>Die</strong> derzeitige<br />

Revolution in militärischenAngelegenheiten<br />

zu<br />

beschreiben, ist<br />

eine Herausforderung.<br />

Weder läßt<br />

sich der Begriff<br />

eindeutig definieren<br />

noch ist eine<br />

geschlossene<br />

Dr. Burkhard Theile Darstellung möglich.<br />

Der interessierte „Profil“-Leser<br />

kann durch eigene Recherche eine<br />

große Menge von Literatur zu diesem<br />

Thema finden, ohne jedoch unbedingt<br />

ein klareres Bild zu erhalten. Das liegt<br />

in der Natur einer Revolution, die –<br />

nach lexikalischer Definition – ein<br />

„lange währender Prozeß einer sozialen<br />

oder kulturellen Umgestaltung ist“.<br />

Das vollständige Bild einer Revolution<br />

läßt sich ohnehin erst aus der historischen<br />

Distanz zeichnen.<br />

<strong>Die</strong> Militärgeschichte dokumentiert<br />

mehrere solcher Revolutionen. Das<br />

Schießpulver veränderte die Kriegführung<br />

zu Lande und zu Wasser. <strong>Die</strong><br />

Erfindung des Verbrennungsmotors ermöglichte<br />

die Mechanisierung<br />

von Streitkräften durch<br />

Panzer und anderes Gerät.<br />

Durch die Einführung des<br />

Flugzeuges wurden Luftbeobachtung<br />

und Angriff aus<br />

der Luft möglich. Ein durch<br />

Funk gestütztes, gemeinsames<br />

operatives Konzept von<br />

Land- und Luftstreitkräften<br />

war das Erfolgsrezept für<br />

den „Blitzkrieg“ der deutschen<br />

Streitkräfte im Zweiten<br />

Weltkrieg. <strong>Die</strong> Gegner<br />

hatten auch Panzer, Artillerie<br />

und Flugzeuge, setzten<br />

die verschiedenen Waffensysteme<br />

jedoch unkoordiniert<br />

ein.<br />

<strong>Die</strong> aktuelle Revolution in<br />

militärischen Angelegenheiten<br />

zeigte vor rund zehn Jahren<br />

die ersten Konturen. Sie<br />

<strong>wird</strong> noch für mindestens<br />

zwei Dekaden Techniker,<br />

Konzeptionäre, Doktrinäre<br />

und Operateure beschäfti-<br />

und Doktrin charakterisiert. Das amerikanische Verteidigungsministerium<br />

definierte bereits in den<br />

neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts den Begriff<br />

RMA mit den Worten: „Eine Revolution in militärischen<br />

Angelegenheiten ist eine erhebliche Veränderung<br />

der Art und Weise der kriegerischen Auseinandersetzung,<br />

hervorgerufen durch innovative Anwendung<br />

neuer Technologien. Durch wesentliche Veränderung<br />

der militärischen Doktrin, der operativen Konzepte<br />

und der Organisation <strong>wird</strong> der Charakter militärischer<br />

Operationen drastisch verändert.“<br />

RMA – die „Revolution in militärischen Angelegenheiten“<br />

<strong>Die</strong> Netzwerkzentrierung<br />

ist der Motor des Wandels<br />

Photoalbum durch die Festplatte. Abbildende<br />

Radare ermöglichen den<br />

Blick durch Wolkenschichten und erzeugen<br />

schwarz-weiße Radarbilder –<br />

unabhängig von der Tageszeit. Netze<br />

künstlicher Erdsatelliten sorgen für<br />

weltumspannende Kommunikation<br />

und Navigation.<br />

Neben der Elektronik treiben technologische<br />

Entwicklungen auf dem Materialsektor,<br />

bei der Energiegewinnung<br />

und -speicherung Innovationen für zivile<br />

und militärische Anwendungen voran.<br />

Software und Simulationstechnologie<br />

sind weitere wesentliche technologische<br />

Elemente der derzeitigen RMA.<br />

Komplizierte mathematische Berechnungen<br />

können heute durch Rechenverfahren<br />

auf Großrechnern durchgeführt<br />

werden; und komplizierte Zusammenhänge<br />

wie Fertigungsverfahren<br />

oder die Leistungsfähigkeit eines<br />

Kampfverbandes können durch Simulation<br />

dargestellt werden. Auch an dieser<br />

Stelle mag ein Beispiel aus der zivilen<br />

Welt zur Veranschaulichung beitragen:<br />

Im „Formel-1“-Rennsport werden<br />

Boxenstopp-Strategien durch Simulationsmodelle<br />

untersucht.<br />

<strong>Die</strong> Revolution in militärischen Angelegenheiten<br />

löst eine Abkehr<br />

von der Plattform-Orientierung<br />

aus. Was bedeutet das? Plattform-orientiert<br />

heißt, daß das Waffensystem –<br />

sei es ein Panzer oder ein Kampfflugzeug<br />

– in den Leistungen dem Panzer<br />

oder dem Flugzeug der Gegenseite<br />

überlegen sein muß. <strong>Die</strong>se Überlegenheit<br />

<strong>wird</strong> durch bessere Waffenwirksamkeit,<br />

schnellere Schußsequenz,<br />

größere Beweglichkeit und besseren<br />

Eigenschutz hergestellt, um einige<br />

wichtige Parameter zu nennen. <strong>Die</strong> Abkehr<br />

von der Plattform-Orientierung<br />

dem Teilnehmer ein aktuelles<br />

Lagebild. Durch sogenannte<br />

Hintergrunddaten<br />

(z.B. Geländemodelle, Verkehrswege<br />

und Wetterdaten)<br />

können Entscheidungshilfen<br />

gegeben werden.<br />

Schließlich kann durch Anbindung<br />

an eine Führungsstruktur<br />

durch sogenanntes<br />

Battlemanagement der Einsatz<br />

optimiert werden. Den<br />

hier skizzierten organischen<br />

Systemverbund nennt man<br />

auch das „System der Systeme“.<br />

<strong>Die</strong> Auslegung des<br />

Systemverbundes geschieht<br />

nach den folgenden Kriterien:<br />

Sehe zuerst, erfasse als erster die Lage,<br />

handele zuerst und stelle durch<br />

entschiedenes Handeln andauernde<br />

Überlegenheit her.<br />

<strong>Die</strong> Leistungsmöglichkeiten eines<br />

Systemverbundes im Vergleich zur einzelnen<br />

Plattform können an einem einfachen<br />

Alltagsproblem des Straßenverkehrs<br />

veranschaulicht werden.<br />

Gerät man ohne Kenntnis von Verkehrsmeldungen<br />

und ohne Navigationssystem<br />

in einen Stau, kann man<br />

das geduldig durchstehen oder verläßt<br />

die Autobahn an der nächsten Abfahrt.<br />

Nach der Orientierung anhand<br />

einer Karte fährt man einen Teil der<br />

Strecke über Landstraßen. Es ist eine<br />

Problemlösung ohne die für eine optimale<br />

Entscheidung erforderlichen Informationen<br />

gefragt.<br />

Wenn jedoch die Länge des Staus<br />

bekannt ist (aktuelles Lagebild), wenn<br />

im Auto eine digitale Karte verfügbar<br />

ist (Hintergrundinformation) und<br />

wenn das Navigationssystem die optimale<br />

Entscheidung für das Verhalten<br />

schiebung oder Entsendung eines<br />

Vertreters zu einem Termin.<br />

<strong>Die</strong>ses zivile Beispiel zeigt: <strong>Die</strong> Verbesserung<br />

einer Plattformleistung –<br />

z.B. die erreichbare Höchstgeschwindigkeit<br />

eines Autos – führt nicht automatisch<br />

zu einer besseren Systemleistung,<br />

nämlich in möglichst kurzer<br />

Zeit von A nach B zu gelangen. Eingangs<br />

wurde die RMA als ein lange<br />

währender Prozeß charakterisiert, der<br />

nicht vollständig definiert und beschrieben<br />

werden kann. Das Staubeispiel<br />

ist eine starke Vereinfachung<br />

und weit entfernt von der Komplexität<br />

militärischer Operationen, zeigt aber<br />

den Unterschied von Plattformorientierung<br />

und Systemorientierung. <strong>Die</strong>ser<br />

Übergang von plattformzentrierten<br />

zu netzwerkzentrierten Systemen<br />

ist ein wesentliches Merkmal der Revolution<br />

in militärischen Angelegenheiten.<br />

Das weitere wesentliche Merkmal<br />

ist der doktrinäre Wandel. <strong>Die</strong>ser<br />

schlägt sich in neuartigen Forderungen<br />

an die Streitkräftefähigkeiten<br />

Ein wichtiges Merkmal der aktuellen „Revolution in militärischen Angelegenheiten“ ist die organisatorische Zusammenfassung mehrerer gleich- oder<br />

andersartiger Plattformen zu einem Gesamtsystem (Netzwerk-Philosophie). <strong>Die</strong> dabei angewandte Technik – eine offene Internet-Architektur – erlaubt<br />

es, daß unterschiedlichste Funktionen bzw. Aufgabenbereiche miteinander kommunizieren können. UnserFoto-„Triple“ zeigt – am Beispiel hochmogen.<br />

A<br />

derner Rheinmetall-DeTec-Produkte – das Zusammenspiel von Informationserfassung (Aufklärung) und –verarbeitung mit dem „Spürpanzer Fuchs“.<br />

uf den Punkt gebracht<br />

kann man sagen: <strong>Die</strong> Miniaturi- geschieht durch die organische Zu- bei dem genannten Stau berechnet nieder. <strong>Die</strong> amerikanischen Streitkräfsierung<br />

der Elektronik macht die sammenfassung mehrerer gleicharti- („Battle“-Management), dann steht te entwickeln neue operative und ma-<br />

heutige RMA möglich. Aus dieser Miger und andersartiger Plattformen zu eine Grundlage für alternative Vorgeterielle Konzepte. In der „Joint Vision<br />

niaturisierung folgen noch vor Jahren einem Gesamtsystem.<br />

hensweise zur Verfügung. Im Ver- 2020“ <strong>wird</strong> ein Konzept teilstreitkräf-<br />

nicht denkbare Leistungen in der <strong>Die</strong> dabei angewandte Technik kann gleich zum nicht vernetzten Verkehrsteübergreifender operativer Einheiten<br />

Informations- und Kommunikations- im Prinzip eine offene Internet-Architeilnehmer kennt man die Länge des erarbeitet. Es <strong>wird</strong> eine gemeinsame<br />

technik. Sensoren im optischen und tektur sein. Durch ein solches militäri- Staus, man hat das Lagebild und Doktrin der Teilstreitkräfte entwickelt.<br />

infraroten Wellenlängenbereich liefern sches Internet können Kampffahrzeu- kann, unterstützt durch das Navigati- <strong>Die</strong>se Doktrin ist in Afghanistan be-<br />

eine hohe Bildqualität. Eine Entwickge, Aufklärungsdrohnen, zufällig im onssystem, verzögerungsfrei und entreits angewandt worden. <strong>Die</strong> vier opelung,<br />

die im übrigen auch auf dem zivi- Einsatzgebiet fliegende bemannte schieden handeln. Mögliche Folgen rativen Konzepte sind:<br />

len Sektor gang und gäbe ist: Mancher Luftfahrzeuge oder auch einzelne Sol- der Verzögerung kann man quantita- ★ Überlegene Beweglichkeit der mi-<br />

von uns hat bereits eine digital aufdaten miteinander kommunizieren. Eitiv einschätzen und entsprechend litärischen Kräfte („Dominant Maneuzeichnende<br />

Kamera und ersetzt sein ne derartige Vernetzung vermittelt je- managen, sei es durch Terminver- ver“);<br />

★ Präzisions-Bekämpfung („Precision<br />

Engagement“);<br />

★ Vollständiger Schutz („Full Dimensional<br />

Protection“);<br />

★ Bedarfsgesteuerte Logistik („Focussed<br />

Logistics“).<br />

<strong>Die</strong> Materialforderungen werden<br />

aus diesen operativen Konzepten hergeleitet.<br />

Den spektakulärsten Wandel<br />

plant das Heer mit dem „Future Combat“-System.<br />

Aber auch die Marine<br />

und die Luftwaffe arbeiten an neuer<br />

Ausrüstung. Unbemanntes Gerät<br />

nimmt dabei eine zunehmend wichtige<br />

Rolle ein. Informationsoperationen<br />

oder Informationskrieg sind ein weiteres<br />

neues militärisches Fähigkeitsgebiet.<br />

<strong>Die</strong> vier von den US-Streitkräften aufgestellten<br />

operativen Konzepte finden<br />

ihren Niederschlag in der im Frühjahr<br />

1999 verabschiedeten „Defence Capabilities<br />

Initiative“ (DCI) der Nato und<br />

die im „European Headline Goal“ zusammengefaßten<br />

militärischen Fähigkeitsforderungen<br />

der EU.<br />

Fazit: <strong>Die</strong> Revolution in<br />

militärischen Angelegenheiten<br />

ist durch Technologie-<br />

Entwicklungen, insbesondere<br />

im Informations- und Kommunikationsbereich,ausgelöst.<br />

Neue Doktrinen, neue<br />

Organisationsformen und<br />

verändertes Material führen<br />

zu einem neuen Fähigkeitsprofil<br />

der Streitkräfte. Es ist<br />

nicht vorhersehbar, wann<br />

die derzeitige RMA zu einem<br />

Abschluß kommt. <strong>Die</strong> Entwicklung<br />

von Nano-Technologien<br />

und biologische Technologien<br />

werden das Thema<br />

RMA in den nächsten Jahrzehnten<br />

weiterhin dynamisch<br />

gestalten.<br />

<strong>Die</strong> durch die RMA ausgelöstenMaterialpräferenzen<br />

der Streitkräfte können<br />

nur durch Systemfirmen<br />

erfüllt werden. <strong>Die</strong> Rheinmetall<br />

DeTec AG <strong>wird</strong> durch<br />

die Anfang diesen Jahres<br />

eingeleitete Neuorganisation<br />

in zwei System- und zwei<br />

Komponentenhäuser die strukturellen<br />

Voraussetzungen eines Systemanbieters<br />

für das Heer schaffen. Im Technologie-Bereich<br />

sind Elemente wie ein<br />

militärisches Internet und „Battle“-<br />

Management vorhanden oder in der<br />

Entwicklung. <strong>Die</strong> strategische Ausrichtung<br />

des Unternehmens <strong>wird</strong> durch<br />

die Revolution in militärischen Angelegenheiten<br />

wesentlich beeinflußt.<br />

Dr. Burkhard Theile*<br />

* Dr. Burkhard Theile leitet bei der Rheinmetall De-<br />

Tec AG die Hauptabteilung „Strategische Unternehmensentwicklung<br />

und Technologie“.<br />

Fotos(3): Danetzki+Weidner – Digitale Bildbearbeitung: Björn Schmitz


Seite 10 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Das Profil 3/2002<br />

Seit Anfang der achtziger Jahre <strong>wird</strong> in Aschau der Geschäftsbereich „Chemie“<br />

zielstrebig zum zweiten Standbein der Nitrochemie-Gruppe ausgebaut.<br />

Eines der Chemie-Hauptprodukte: Kalottenmodell des „Wasox“-Silikonvernetzers.<br />

Facts & Figures: Nitrochemie AG<br />

Nitrochemie AG (Managementholding)<br />

Sitz: Wimmis (Berner Oberland/CH)<br />

Gründung: 1.1.1998 als deutsch-schweizerisches<br />

Gemeinschaftsunternehmen<br />

Beteiligungen: 49% RUAG Schweiz AG,<br />

51% Rheinmetall DeTec AG<br />

Mitarbeiter: 700<br />

Betriebsgesellschaften: Nitrochemie Aschau GmbH, Aschau/D<br />

Nitrochemie Wimmis AG, Wimmis/CH<br />

Nitrochemie Aschau GmbH<br />

Sitz: Aschau am Inn (Oberbayern)<br />

Gründung: 1953; seit 1992 Mitglied der Rheinmetall-Gruppe<br />

Mitarbeiter: 473 (31.12.2001)<br />

Umsatz: 59 Mio. € (2001),<br />

davon Chemie: 27,6 Mio €<br />

Produktspektrum: Wehrtechnik: Ladungen, mehrbasige<br />

Treibladungspulver und Formteile<br />

Chemie: Silikonhärter (76%), Säurechloride (10%),<br />

Oxidationsprodukte (4%), Organische Zwischenprodukte<br />

und Sonstige (10%)<br />

Zertifizierungen: ISO 9001, ISO 14001<br />

Akkreditierte Prüflabors<br />

Nitrochemie Wimmis AG<br />

Sitz: Wimmis (Berner Oberland/CH)<br />

Gründung: 1917; seit 1998 über das JV Mitglied<br />

der Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />

Mitarbeiter: 205 (31.12.2001)<br />

Umsatz: 34 Mio € (2001)<br />

Produktspektrum: Wehrtechnik: Ladungen, einbasige<br />

Treibladungspulver, Nitrocellulose und Rohstoffe<br />

Zivil: Papierentsäuerung,<br />

Pulver für Autosicherheitssysteme<br />

Zertifizierungen: ISO 9001, ISO 14001<br />

Nitrochemie Aschau GmbH: Konsequenter Ausbau der zivilen Chemie<br />

Verstärkte Vermarktung in Übersee<br />

Aschau. Das zur Rheinmetall Detec<br />

AG gehörende deutsch-schweizerische<br />

Gemeinschaftsunternehmen<br />

Nitrochemie AG mit seinen beiden<br />

Standorten in Wimmis/Schweiz und<br />

Aschau am Inn ist in der Wehrtechnik<br />

bekannt als wichtiger europäischer<br />

Anbieter von Treibladungen, Ladungssystemen<br />

und Munitionskomponenten.<br />

Weit weniger bekannt, aber gerade<br />

in jüngster Zeit äußerst erfolgreich<br />

ist der zivile Geschäftsbereich Chemie,<br />

der sich am Standort Aschau zu einem<br />

Spezialanbieter von chemischen Zwischenprodukten<br />

und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

für die chemische Industrie entwickelt<br />

hat. <strong>Die</strong> im Bereich Chemie bereits<br />

überdurchschnittlich guten Ergebnisse<br />

der Jahre 2000/2001 (Umsatzwachstum<br />

14 bzw. acht Prozent) sollen<br />

weiterhin kontinuierlich <strong>gesteigert</strong><br />

werden. <strong>Die</strong> Strategie: Ausbau des<br />

Produkt-Portfolios in der Chemie und<br />

der Wehrtechnik bei gleichzeitiger Internationalisierung<br />

des Geschäftes.<br />

Es dürfte wohl kaum einen Haushalt<br />

geben, in dem nicht mindestens ein<br />

Produkt der Nitrochemie steckt. Ob in<br />

Parfüms oder Waschmitteln, Arzneiund<br />

Körperpflegemitteln oder in Silikondichtungsmaterialien,<br />

Autoreifen<br />

und Feuerwerkskörpern – die chemischen<br />

Komponenten der Spezialisten<br />

aus Aschau am Inn finden Eingang in<br />

zahlreiche Massenprodukte der chemischen<br />

und pharmazeutischen Industrie.<br />

Was 1964 als Nebenentwicklung<br />

aus den chemischen Prozessen für die<br />

Pulverherstellung entstand und<br />

zunächst vor allem den Zukauf von Additiven<br />

durch Eigenfertigung reduzieren<br />

sollte, wurde sehr bald zu einem<br />

„zweiten Standbein“ des Unternehmens.<br />

Eine frühzeitige strategische<br />

Entscheidung, die sich spätestens Ende<br />

der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />

mit dem starken Rückgang des<br />

wehrtechnischen Bedarfs als echter<br />

Glücksgriff erweisen sollte.<br />

Gefertigt <strong>wird</strong> in Aschau eine breite<br />

Palette von chemischen und pharmazeutischen<br />

Komponenten. <strong>Die</strong> stärkste<br />

Produktgruppe bilden dabei – mit<br />

fast drei Viertel vom Chemie-Umsatz<br />

(2001: 27,6 Mio. €) – die ‚Silane‘; das<br />

sind die Zusatzstoffe für Dichtstoffe<br />

auf Silikonbasis, wie sie für Fenster,<br />

Türen oder im Sanitärbereich verwendet<br />

werden. Silikone sind Produkte<br />

aus Silizium, Sauerstoff, Wasserstoff<br />

und Kohlenstoff, die für sich allein<br />

flüssig sind und daher zum „aushärten“<br />

sogenannte „Vernetzer“ benötigen.<br />

<strong>Die</strong>se Zusatzstoffe sorgen dafür,<br />

daß die Silikonketten untereinander<br />

verknüpft werden („härten“). Der<br />

Heimwerker bemerkt dabei vor allem<br />

die „Essighärter“, die als preisgünstige<br />

Vernetzer vielen Silikondichtstoffen<br />

aus dem Baumarkt beigefügt sind.<br />

<strong>Die</strong> ebenfalls zur Produktgruppe der<br />

Silikone zählenden Silikonöle werden<br />

als Emulsionen vor allem in der Textilindustrie<br />

zur Imprägnierung und Lederveredelung,<br />

aber auch als Trafoöle<br />

oder als Zusatzstoffe für Oberflächenpolituren<br />

und Haarpflegemittel eingesetzt.<br />

Im Bereich der Silikonvernetzer hat<br />

sich die Nitrochemie in den letzten<br />

Jahren zum eindeutigen Marktführer in<br />

Europa und Asien entwickelt. Mit General<br />

Electric (GE), Wacker Chemie,<br />

Rhodia Silicones und Dow Corning stehen<br />

vier der insgesamt fünf Global<br />

Player in diesem Markt auf der Kundenliste<br />

der Nitrochemie. Der Einstieg<br />

in den US-amerikanischen Markt <strong>wird</strong><br />

gerade vorbereitet. Im Februar diesen<br />

Jahres hat sich der Bereich „Chemie“<br />

beispielsweise erfolgreich auf der<br />

„Informex“ präsentiert, der größten<br />

Messe für die chemische Industrie in<br />

den USA.<br />

Das Erfolgsgeheimnis des oberbayrischen<br />

Spezialisten erklärt sich für Geschäftsführer<br />

Bodo Garbe aus den<br />

spezifischen Produktionskostenstrukturen<br />

seines Unternehmens: „Im Vergleich<br />

zur Großchemie sind wir im Bereich<br />

kleiner und mittlerer Mengen in<br />

der Regel kostengünstiger. Erst wenn<br />

die Komponenten in großen Mengen<br />

benötigt werden, rechnet sich für den<br />

Kunden eine eigene Anlage. Unterhalb<br />

dieser Grenze können wir mit unseren<br />

Mehrzweckanlagen durch sogenannte<br />

Kampagnenfertigung – das heißt Herstellung<br />

verschiedener, aber verfahrenstechnisch<br />

verwandter Produkte im<br />

Wechsel auf einer Anlage – kosteneffizient<br />

fertigen und somit zu günstigeren<br />

Preisen anbieten. Wir sind insofern<br />

ein klassischer ‚Outsourcing-Betrieb‘.“<br />

Außerdem erarbeiten sich die Mitarbeiter<br />

durch die häufigen Produktwechsel<br />

ein breites Know-how, was<br />

wiederum positiv auf die Herstellparameter<br />

Qualität und Ergebnis wirkt.<br />

„Auch hier liegt,“<br />

so Garbe, „eine<br />

Spezialität der<br />

Nitrochemie, die<br />

sehr gut ankommt.<br />

Wir müssen zwischen<br />

der Fertigung<br />

eines Produkts<br />

im Januar<br />

und der nächsten<br />

im August nicht jedesmal<br />

wieder eine<br />

‚Lernkurve‘ einplanen. Unser Personal<br />

lebt mit wechselnden Produkten.“<br />

Der zweite Schlüssel zum Erfolg liegt<br />

im spezifischen Verfahrens-Know-how<br />

der Nitrochemie, das heißt im genauen<br />

Weg „von der Formel zum Produkt“.<br />

Während die „Formel“, also die gewünschte<br />

chemische Komponente,<br />

vom Kunden in aller Regel vorgegeben<br />

<strong>wird</strong>, liegt in der Vorbereitung der Produktion<br />

eine Entwicklungsarbeit von<br />

manchmal mehreren Monaten. Bodo<br />

Garbe: „Der Unterschied zum Maschinenbau-<br />

und Montagesektor – wie ich<br />

ihn aus meiner Zeit bei Rheinmetall<br />

kenne – ist grundsätzlicher Art. In einem<br />

Chemiebetrieb liegt das Knowhow<br />

nicht in erster Linie in der ‚Konstruktion‘,<br />

sprich: der Formel. In der<br />

Chemie steckt sehr viel Wissen in den<br />

Prozessen. Der Herstellungsprozeß<br />

selber ist ein eigenes Entwicklungsthema.“<br />

So können zum Beispiel unterschiedliche<br />

Rohstoffe auf unterschiedlichen<br />

Anlagen, mit unterschiedlichen<br />

Reihenfolgen, Temperaturen und Verweilzeiten<br />

zwar zum selben Endprodukt<br />

führen. Entscheidend ist jedoch,<br />

Effektivität, Qualität und Preis jeweils<br />

insgesamt zu optimieren. „<strong>Die</strong>ses<br />

Know-how unterscheidet uns von an-<br />

deren. Unsere Flexibilität als kleiner<br />

Anbieter mit einer großen Fertigungspalette<br />

erlaubt es uns immer wieder,<br />

interessante und kostengünstige Herstellverfahren<br />

zu entwickeln.“<br />

<strong>Die</strong>se Fähigkeit des Aschauer Unternehmens<br />

gilt neben den umsatzstarken<br />

‚Silanen‘ auch für eine Vielzahl<br />

von speziellen Komponenten und Zusatzstoffen<br />

für die unterschiedlichsten<br />

Kundengrupen. <strong>Die</strong> mit zehn Prozent<br />

Umsatzanteil zweitstärkste Produktgruppe,<br />

die Säurechloride, werden als<br />

Synthesebausteine für Arznei- und<br />

Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Als<br />

Komponenten für die Herstellung von<br />

Peroxiden bilden die Säurechloride<br />

ein wichtiges Vorprodukt in der Kunststoffproduktion.<br />

Acetylchlorid, das<br />

als Nebenprodukt<br />

bei der Herstellung<br />

von Essighärtern<br />

anfällt, ist mit über<br />

2000 Tonnen/Jahr<br />

das größte Produkt<br />

in Aschau. Es <strong>wird</strong><br />

vor allem bei der<br />

Herstellung des bekanntenSchmerzmittels<br />

„Ibuprofen“ verwendet,<br />

kommt aber auch bei der Synthese<br />

von Duftstoffen zum Einsatz.<br />

Ein Beispiel aus dem Bereich Pharma<br />

ist das Produkt Methylformanilid,<br />

das quasi „über Nacht“ als ein Vorprodukt<br />

für ein cholesterinsenkendes Mittel<br />

benötigt wurde und heute mit fast<br />

40 Jahrestonnen aus Aschau geliefert<br />

<strong>wird</strong>. Weitere Pharmazeutika-Synthesebausteine<br />

aus Aschau sind die<br />

Ester, von denen beispielsweise das<br />

Produkt „BEM“ zur Herstellung des<br />

Schilddrüsentherapeutikums „Propylthiouracil“<br />

verwendet <strong>wird</strong>.<br />

Unter Wachstumsgesichtspunkten<br />

besonders interessant ist schließlich<br />

die (noch) kleine Gruppe der „Oxidationsprodukte“,<br />

worunter vor allem<br />

Epoxide (für die Waschmittelindustrie<br />

und die Schmierstoffindustrie) und<br />

Anorganische Peroxide fallen. Bekannt<br />

ist hier der antibakterielle Wirkstoff<br />

der Zahnpasta, das Magnesiumperoxid;<br />

aber auch Zinkperoxid als Katalysator<br />

in der Reifenherstellung gehört<br />

in diese Gruppe.<br />

<strong>Die</strong>ser auf den ersten Blick verwirrenden<br />

Vielfalt von Produkten liegt<br />

gleichwohl eine eindeutige Fokussie-<br />

(Fortsetzung auf Seite 11)<br />

Akkreditierte Prüflabors Ende 1999 wurde ein neues Produktionsgebäude mit Anlagen zur Synthese und<br />

Destillation von Epoxiden errichtet. <strong>Die</strong>se Aufnahme zeigt den Destillationskessel.


Das Profil 3/2002 Wirtschaft/Messen/Märkte<br />

Seite 11<br />

Blick vom Tower auf das Rollfeld des neuen Flughafens der griechischen Hauptstadt. Wegen der hohen Anforderungen des Athener Airports hinsichtlich Datenaufkommen, Ausfallsicherheit und Reserven für künftige<br />

Anwendungen war ein Hirschmann-Datennetz auf „Ethernet“-Basis die Wahl der Stunde. Auch die Beleuchtung der 4000 Meter langen Start- und Landebahn ist an das Hirschmann-Datennetz angeschlossen.<br />

MACH 3000 mit fünf „Basic-Boards“ von<br />

Hirschmann Electronics: Rund 100 dieser<br />

modular aufgebauten „Switches“<br />

steuern den Datenfluß des Athener Flughafens.<br />

Mit einer Übertragungsrate von<br />

1000 Megabit pro Sekunde ermöglichen<br />

diese hochmodernen Verteiler<br />

einen schnellen Austausch der Daten.<br />

Nitrochemie Aschau GmbH: Konsequenter Ausbau der zivilen Chemie<br />

Verstärkte Vermarktung in Übersee<br />

(Fortsetzung von Seite 10)<br />

rung zugrunde. Produktionsleiter Dr.<br />

Ludwig Waldmann: „Nicht die Produkte<br />

an sich sind entscheidend, sondern<br />

deren Produktionsverfahren,<br />

sprich die Anlagen, mit denen wir produzieren.<br />

Unsere Anlagen sind auf<br />

starken Mehrzweckcharakter ausgelegt.<br />

Der eigentliche Chemismus des<br />

Produkts ist sekundär, wenn es apparativ<br />

und von der Kostenstruktur her<br />

paßt.“<br />

Eine wesentliche „Klammer“ ist zudem<br />

durch den Kundenstamm der<br />

Nitrochemie definiert. „Es gibt sicher<br />

noch eine Vielzahl von anderen chemischen<br />

Verbindungen, die wir herstellen<br />

könnten,“ so Waldmann. „Aber der<br />

Weg ist meist umgekehrt: Zuerst<br />

kommt der Kunde und verlangt ein<br />

Produkt, das in unsere Anlagen paßt.<br />

Erst dann nehmen<br />

wir dieses<br />

Produkt in unser<br />

Programm auf.“<br />

Bodo Garbe ergänzt:<br />

„<strong>Die</strong> Fokussierung<br />

auf<br />

unsere Kunden<br />

ist zweifach ausgerichtet:<br />

Zum einen<br />

wollen wir<br />

aus unserem Fertigungsspektrum<br />

den einzelnen<br />

Kunden möglichst<br />

vollständig<br />

beliefern. Darüber<br />

hinaus zielt<br />

unsere Wachst<br />

umsstrategie<br />

aber darauf ab,<br />

möglichst große<br />

Teile des jeweils<br />

relevanten Gesamtmarktesabzudecken.<br />

<strong>Die</strong>s<br />

ist uns bei den<br />

Silikonen bereits<br />

sehr weitgehend<br />

gelungen: Vier<br />

„New Airport Athen“ mit „Ethernet“-Technologie<br />

Modernes Datennetz für höchste Ansprüche<br />

tho Neckartenzlingen. Da der alte<br />

Athener Flughafen dem steigenden<br />

Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen<br />

war, beschloß man 1995 den<br />

Bau des „New Athen International Airport“.<br />

In nur 51 Monaten wurde der<br />

Flughafen von einem Betreiberkonsortium<br />

mit der Frankfurter Hochtief an<br />

der Spitze buchstäblich aus dem Boden<br />

gestampft. Dabei war die Firma<br />

ABB zusammen mit Ericsson und<br />

Hirschmann Electronics für den Aufbau<br />

der Datenkommunikation zuständig.<br />

Für die hohen Anforderungen eines<br />

Airports hinsichtlich Datenaufkommen,<br />

Ausfallsicherheit und Reserven<br />

für künftige Anwendungen war ein<br />

von fünf relevanten Kunden in diesem<br />

Bereich beliefern wir heute schon,<br />

und bei den Essighärtern sind wir mit<br />

einem Marktanteil von über 50 Prozent<br />

Weltmarktführer.“<br />

Dr. Theodor Ederer, Bereichsleiter<br />

Marketing und Vertrieb Chemie in<br />

Aschau, erläutert die zugrundeliegende<br />

„Cross Selling“-Strategie: „Es werden<br />

bei bestehenden Kunden gezielt<br />

neue Anwendungsbereiche akquiriert<br />

– beispielsweise, indem einem<br />

großen Silikonhersteller möglichst<br />

auch für seine Pharmasparte Komponenten<br />

aus unserem Hause angeboten<br />

werden.“<br />

Gute Wachstumschancen sieht Geschäftsführer<br />

Garbe vor allem international:<br />

„Wir wollen bestehende Produkte<br />

in neuen Märkten plazieren. Da<br />

wir in Europa bereits eine sehr gute<br />

Blick ins Technikum des Nitrochemie-Standortes Aschau/<br />

Inn: Destillation eines neuen Vernetzers in einer 50 l-Anlage.<br />

Netz auf „Ethernet“-Basis die Wahl der<br />

Stunde.<br />

Der Flughafen, der Ende März 2001<br />

in Betrieb genommen wurde, liegt 20<br />

Kilometer östlich von Athen. Auf dem<br />

37 Quadratkilometer großen Gelände<br />

sind alle Gebäude über ein Datennetzwerk<br />

miteinander verbunden. Rund<br />

100 Hirschmann-„Switches“ (Verteiler)<br />

vom Typ MACH 3000 ermöglichen mit<br />

einer Übertragungsrate von 1000 Megabit<br />

pro Sekunde einen schnellen Datenaustausch.<br />

Spezielle Sicherheitsfunktionen<br />

sorgen für eine hohe Verfügbarkeit<br />

des Netzes.<br />

Dazu Knut Erpenbach, Projekt-Verantwortlicher<br />

bei Hirschmann: „Wäh-<br />

Position haben, bedeutet das für uns,<br />

unsere anerkannt guten, weltmarktfähigen<br />

Produkte jetzt auch verstärkt<br />

in Übersee zu vermarkten. In Asien<br />

sind wir bereits erfolgreich; auch in<br />

den USA haben wir bereits mehr als<br />

nur ‚einen Fuß in der Tür‘. Derzeit erzielen<br />

wir im Chemiebereich rund 20<br />

Prozent des Umsatzes in Übersee.<br />

Das ist eine sehr gute Ausgangsbasis<br />

für eine Offensive in diesen beiden<br />

Regionen.“<br />

Zusätzlich zu dem angestrebten<br />

Wachstum in bestehenden Märkten,<br />

dasGarbe mit zwei bis drei Prozent in<br />

diesem Jahr ansetzt, sollen wesentliche<br />

Impulse von neuen Produkten,<br />

die sich gut in die bestehende Anlagenstruktur<br />

integrieren lassen, ausgehen.<br />

Daß diese Erwartungen trotz der<br />

konjunkturell eher verhaltenen Stimmung<br />

durchaus berechtigt sind, beweisen<br />

die Erfolge in den beiden Vorjahren.<br />

Bei einem branchenweiten Minuswachstum<br />

von vier Prozent im Jahr<br />

2001 konnte der Chemiebereich in<br />

Aschau ein Wachstum von acht Prozent<br />

erzielen, insbesondere durch<br />

Neukunden in Japan und Korea, nachdem<br />

bereits im vorvergangenen Jahr<br />

dasGeschäft in der zivilen Chemie um<br />

stolze 14 Prozent <strong>gesteigert</strong> werden<br />

konnte.<br />

Und auch die Gefahr, daß am Ende<br />

die eigenen Anlagenkapazitäten als<br />

Wachstumsbremse wirken könnten,<br />

wurde 2000/2001 rechtzeitig durch<br />

einen großzügigen, modernen Fabrikneubau<br />

beseitigt. Neben den dort bereits<br />

arbeitenden zahlreichen neuen<br />

Reaktoren, Destillatoren und Zentrifugen<br />

können noch bestehende<br />

Raumreserven kurzfristig durch weitere<br />

Anlagen „produktiv“ genutzt werden.<br />

Zusätzlich wurde im vergangenen<br />

Jahr ein Technikum aufgebaut,<br />

das ein rasches „upscale“ für neue<br />

Produkte, aber auch die Einführung<br />

von neuen kontinuierlichen Syntheseverfahren<br />

gestattet.<br />

Wolfgang Dommershausen<br />

rend einer mehrmonatigen Testphase<br />

wurden alle erdenklichen Störfälle simuliert.<br />

Das reichte von Leitungsunterbrechungen<br />

über die Entnahme von<br />

Modulen bis hin zum Abschalten<br />

ganzer Vermittlungsknoten. Am Ende<br />

stand die Gewißheit, daß das Sicherheitskonzept<br />

einen reibungslosen<br />

Weiterbetrieb des Datennetzes gewährleistet.“<br />

Das Nervenzentrum der Airport-Kommunikation<br />

ist der Flugdaten-Server.<br />

Von dort beziehen zehn untergeordnete<br />

Netze ihre Informationen. Dazu<br />

gehören das „Campus Network“, in<br />

das sich am Flughafen angesiedelte<br />

Firmen, Hotels, Geschäfte und <strong>Die</strong>nst-<br />

Kompetenz in<br />

geballter Form<br />

rds Paris/Ratingen. Führendes europäisches<br />

Systemhaus der Heerestechnik<br />

– mit dieser zentralen Botschaft<br />

präsentiert sich die Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />

vom 17. bis 21. Juni<br />

2002 auf dem diesjährigen „Salon<br />

International de la Défence Terrestre<br />

et Aéroterreste“ („Eurosatory“) in der<br />

französischen Hauptstadt. <strong>Die</strong> 1967<br />

gegründete „Eurosatory“ gehört zu<br />

den weltweit wichtigsten Branchenforen<br />

für Wehrtechnik.<br />

Auf dem rund 1000 Quadratmeter<br />

großen, modern konzipierten Stand<br />

auf dem Messegelände in Paris-<br />

Nord/Villepinte geben die Rheinmetall-„Defence“-Firmen<br />

in geballter<br />

Form einen detaillierten Einblick in<br />

ihr breitgefächertes Systemprogramm:<br />

Zum „Eurosatory“-Produktspektrum,<br />

das die Themenbereiche<br />

Flugabwehr, Aufklärungssysteme/<br />

Krisenreaktionskräfte („Istar“/KRK),<br />

ABC-Schutzsysteme und Kampfwertsteigerung<br />

umfaßt, gehören beispielsweise<br />

„Skyguard“-, „Skyshield“-<br />

und das leichte Flugabwehrsystem<br />

(LeFlaSys) ebenso wie<br />

Drohnen (z.B. KZO und „3-Sigma“),<br />

ein „Wiesel 1“-Fahrzeug mit Aufklärungsausstattung<br />

sowie der ABC-<br />

Spürfuchs. Zur Kampfwertsteigerung<br />

leister einmieten können, ebenso wie<br />

das „Flight Information Display System“,<br />

das über 400 Monitore und<br />

große Anzeigetafeln mit Informationen<br />

versorgt. Weitere Teilnetze dienen etwa<br />

der Gepäckabfertigung, der Flugfeldbeleuchtung<br />

oder der Treibstoffversorgung.<br />

„Das maßgeschneiderte ‚Ethernet‘-<br />

Netzwerk des Athener Flughafens<br />

setzt nicht nur technologische Maßstäbe,<br />

sondern ist zugleich auch kostengünstiger<br />

als andere Lösungen“,<br />

so Erpenbach. Damit hat der „New<br />

Athen International Airport“ bei der<br />

Datenkommunikation auf jeden Fall<br />

schon heute die Nase vorn.<br />

Transparent und unter einem Dach: Auf rund 1000 Quadratmetern präsentiert<br />

sich die Rheinmetall-DeTec-Gruppe als Heerestechnik-Kompetenzzentrum<br />

vom 17. bis 21. Juni während der „Eurosatory 2002“ in Paris-Nord/Villepinte.<br />

werden der neue „E4“-Turm der<br />

Rheinmetall Landsysteme GmbH mit<br />

dem 30mm-Waffensystem von Mauser-Werke<br />

Oberndorf sowie zahlreiche<br />

Munitionsvarianten für Infanterie,<br />

Artillerie, Panzertruppen und Mittelkaliber<br />

gezeigt.<br />

Peter Eikmeier, Chef der Messeabteilung<br />

bei STN Atlas Elektronik, und<br />

Irene Stöckli von Oerlikon Contraves<br />

als verantwortliche organisatorische<br />

Standleiter nennen „Highlights“ der<br />

Konzeption: „Bei der Gestaltung des<br />

Messestandes haben wir bewußt auf<br />

eine technisch-moderne Anmutung<br />

gesetzt; sie ist Synomym für den hohen<br />

technischen Standard unserer<br />

Systempalette.“ Groß geschrieben<br />

<strong>wird</strong> auch der Faktor „Kompetenz im<br />

Verbund“. Der Fokus der Fachbesucher<br />

soll ganz gezielt auf die ausgestellten<br />

Produkte und die Systemkompetenz<br />

der Ratinger Firmengruppe<br />

gelenkt werden.<br />

Corinna Krause-Pieper, verantwortlich<br />

für die Messekoordination bei<br />

der Rheinmetall DeTec AG, ergänzt:<br />

„<strong>Die</strong> Präsentation der Systemkompetenz<br />

der Rheinmetall-DeTec-Gruppe<br />

vollzieht sich dabei in drei Stufen:<br />

Dargestellt werden das einzelne System,<br />

seine Komponenten und die<br />

Vernetzung im Zusammenspiel mit<br />

anderen Systemen aus unserem<br />

Hause.“ Verbundcharakter in Reinkultur.<br />

Grafik: Strohbach/Krey


Das Profil 3/2002 Das Portrait<br />

Seite 13<br />

Nelja Payali vom Willicher Preh-Werk bei der Sichtprüfung eines speziellen<br />

Leistungsteils für die am Standort gefertigten Stichmaschinensteuerungen.<br />

Elektronik-Spezialist Preh-Werk RMP-Willich<br />

„Füllhorn“ individueller<br />

Lösungen im Angebot<br />

Willich. Das seit Januar 2001 zur<br />

Preh-Werke GmbH & Co. KG gehörende<br />

Werk RMP-Willich ist spezialisiert<br />

auf die Entwicklung und Fertigung von<br />

kundenspezifischer Elektronik für die<br />

unterschiedlichsten Anwendungsbereiche.<br />

Von einzelnen Komponenten<br />

bis hin zu kompletten Systemlösungen,<br />

von der Auftragsfertigung bis zur<br />

Übernahme von Konzeptions- und Entwicklungstätigkeiten<br />

– das Werk im<br />

linksrheinischen Willich präsentiert<br />

sich als kompetenter Komplettanbieter,<br />

der seinen Kunden stets partnerschaftlich<br />

und mit fundiertem Fachwissen<br />

zur Seite steht.<br />

„Wir streben eine langfristige und<br />

strategisch ausgerichtete Geschäftsbeziehung<br />

an“, erläutert Dipl.-Ing. Ulrich<br />

Prediger, Vertriebsleiter für den<br />

Bereich „Bedien- und Steuersysteme“<br />

im Werk RMP-Willich, die Firmenphilosophie.<br />

„Dadurch können wir uns optimal<br />

auf die Bedürfnisse und Anforderungen<br />

der Kunden einstellen und ihnen<br />

einen maximalen Nutzen anbieten.“<br />

Daß das Konzept aufgeht, belegt<br />

ein Blick in den Kundenstamm des Unternehmens.<br />

Neben Rheinmetall-Konzerntöchtern<br />

wie Heimann Systems,<br />

STN Atlas Marine Electronics, PAT,<br />

Rheinmetall W&M und Preh (siehe Kasten<br />

auf dieser „Profil“-Seite) zählen<br />

auch externe Unternehmen wie die<br />

Siemens Verkehrstechnik GmbH (Krefeld),<br />

der Textilmaschinenhersteller<br />

Schlafhorst AG & Co. (Mönchengladbach),<br />

die ZSK Stickmaschinen GmbH<br />

(Krefeld) und viele andere zu den zum<br />

Teil langjährigen Stammkunden.<br />

Sie alle profitieren dabei vom umfangreichen<br />

Know-how und der<br />

langjährigen Erfahrung des Willicher<br />

Werks, das bereits seit 35 Jahren zum<br />

Rheinmetall-Konzern gehört. 1982 unter<br />

dem Namen „Rheinmetall Meßund<br />

Prüftechnik“ als ausgegründete<br />

Abteilung in Neuss angesiedelt, zog<br />

man später nach Düsseldorf und 1992<br />

als ausgelagerte Hauptabteilung nach<br />

Willich um. Seit Januar 2001 gehört der<br />

Standort nun zum Geschäftsbereich<br />

„Bedien- und Steuersysteme“ der<br />

Preh Werke GmbH & Co. KG und erwirtschaftete<br />

zuletzt mit 148 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 38 Millionen €; in<br />

den vergangenen zwei Jahren konnte<br />

der Umsatz am Standort im Willicher<br />

Industriegebiet Münchheide nahezu<br />

verdoppelt werden.<br />

„<strong>Die</strong> Zugehörigkeit zum Rheinmetall-<br />

Konzern verschafft uns zusätzliche<br />

Stabilität gegenüber den Wellenbewegungen<br />

des Marktes und ein zusätzliches<br />

Vertrauen bei unseren Kunden“,<br />

verrät Ansgar Schröder, verantwortlich<br />

für den Bereich „Bedien- und Steuersysteme“<br />

der Preh-Werke. „Aber Flexibilität,<br />

eine individuelle und konstruktive<br />

Beratung sowie ein hoher Qualitätsstandard<br />

und Zuverlässigkeit<br />

sind die eigentlichen Argumente, die<br />

für uns sprechen.“<br />

Bei den Bedien- und Steuersystemen<br />

erstreckt sich das Angebot des<br />

Willicher Werkes auf die Bereiche Entwicklung,<br />

Engineering, Layout, Materialbeschaffung,<br />

Bestückung, Prüfung<br />

und mechanische Integration. <strong>Die</strong><br />

Synergien unter<br />

dem Konzerndach<br />

<strong>Die</strong> Zahl der Rheinmetall-internen<br />

Kunden des Preh-Werkes RMP-<br />

Willich zeigt einmal sehr konkret,<br />

wie Synergieeffekte innerhalb eines<br />

Konzerns erfolgreich genutzt werden<br />

können. „Wir sind stolz darauf,<br />

daß sich in zunehmendem Maße auch<br />

Unternehmen des Rheinmetall-Konzernverbundes<br />

für unsere <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

entscheiden“, so Vertriebsleiter<br />

Ulrich Prediger über die Veränderungen<br />

innerhalb der Kundenstruktur.<br />

Standortchef Ansgar Schröder ergänzt:<br />

„Viele denken vielleicht, daß<br />

sich innerhalb eines Konzerns leichter<br />

neue Kunden gewinnen lassen als<br />

außerhalb. Wir legen besonderen<br />

Wert darauf, keine Bevorzugung innerhalb<br />

des Konzernverbundes zu erhal-<br />

ten. Unser wichtigstes Gut ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />

bei den weit über<br />

60 Prozent Nicht-Konzernkunden; und<br />

diesem Wettbewerb stellen wir uns<br />

natürlich auch innerhalb der Düsseldorfer<br />

Unternehmensgruppe.“<br />

Das Werk RMP-Willich konnte schon<br />

viele konzerninterne Kunden gewinnen.<br />

Für die Heimann Systems GmbH<br />

(Wiesbaden) werden – zum Einbau in<br />

die Gepäckprüfsysteme – Tastaturen<br />

und eine Reihe anderer Komponenten<br />

sowie die hochkomplexe HDX-<br />

Grafikkarte („Das Profil“ 4/2001), auf<br />

die man in Willich besonders stolz<br />

ist, hergestellt. Für die STN Atlas Marine<br />

Electronics GmbH (Hamburg)<br />

werden CPU-Boards und für die PAT<br />

GmbH (Ettlingen) 43 verschiedene<br />

Baugruppen mit verschärften Qualitätsansprüchen<br />

bei Fertigung und<br />

Test für die Verwendung in der Baugeräteausrüstung<br />

produziert. Das<br />

lichkeit) und umfangreiche Tests hinsichtlich<br />

Langzeitverhalten, Störsicherheit<br />

und zulässigen Umwelteinflüssen<br />

bis hin zur Serienreife möglich.<br />

Durch den Einsatz einheitlicher,<br />

rechnergestützter Verfahren von der<br />

Konzeption über das Layout bis hin zur<br />

Serienfertigung <strong>wird</strong> ein Höchstmaß<br />

an Transparenz des Designs und somit<br />

eine Minimierung der Fehlerquote erreicht.<br />

„Bei der Fertigung selbst sind wir<br />

ebenfalls sehr flexibel“, so Ulrich Prediger.<br />

Zur Verfügung stehen neben einer<br />

automatischen SMD-Bestückungslinie<br />

(SMD = „Service Mounted Device“)<br />

auch halbautomatische Handbestückungsplätze<br />

für bedrahtete Bauelemente.<br />

Auch das Beschichten von<br />

Leiterplatten mit einem speziellen<br />

Schutzfilm gegen Umwelteinflüsse wie<br />

beispielsweise erhöhte Luftfeuchtigkeit<br />

ist möglich. Hansjörg Pott, Leiter<br />

Einkauf und Logistik, erläutert: „Von<br />

Stückzahlen zwischen 500 und mehr<br />

als 10000 kann auf unseren Produktionsanlagen<br />

alles gefertigt werden,<br />

und für die Materialbeschaffung steht<br />

dem Kunden natürlich unsere hauseigene<br />

Materialwirtschaft zur Verfügung<br />

– mit guten Kontakten zu Herstellern<br />

und Distributoren.“<br />

Daß die gefertigten Bauteile an-<br />

komplette Leistungsspektrum von<br />

Konstruktion und Layout bis hin zur<br />

„After-Sales“-Betreuung und Übernahme<br />

der Produktpflege kommt bei<br />

der Rheinmetall W&M GmbH (Unterlüß)<br />

zum Einsatz. Und für die Muttergesellschaft,<br />

die Preh-Werke GmbH &<br />

Co. KG in Bad Neustadt a. d. Saale,<br />

werden Tastaturcontroller in 25 verschiedenen<br />

Varianten inklusive Entwicklung<br />

sowie komplette POS-Systeme<br />

(POS = „Point of sale“) gefertigt.<br />

Ansgar Schröder: „Trotz dieser Erfolge<br />

werden wir uns nicht auf dem Erreichten<br />

ausruhen. Unsere gute<br />

Marktpräsenz ist vielmehr Ansporn,<br />

auch in Zukunft konstruktiv und mit<br />

Engagement an individuellen Lösungen<br />

für die Probleme unserer Kunden<br />

zu arbeiten, damit wir auch weitere<br />

Unternehmen vom leistungsfähigen<br />

Angebot des Willicher Preh-Teams<br />

überzeugen können.“ at<br />

Bedienterminal für Stickmaschinensteuerungen: <strong>Die</strong> komplette Steuerung <strong>wird</strong> in Willich gefertigt, montiert und geprüft.<br />

Kunden können dabei wählen, ob sie<br />

das gesamte Leistungsspektrum oder<br />

nur Teilbereiche davon benötigen. Neben<br />

technischer und kaufmännischer<br />

Beratung sind im Teilbereich Entwicklung<br />

und Engineering auch der Bau<br />

von Prototypen mit EMV-Vorprüfung<br />

(EMV = Elektromagnetische Verträg-<br />

Qualität im Blickwinkel: Hülja Bahceci nimmt einen „In-circuit“-Test vor.<br />

schließend auf ihre Funktionsfähigkeit<br />

überprüft werden, versteht sich von<br />

selbst. Neben der reinen Funktionskontrolle<br />

besteht insbesondere<br />

bei größeren SMD-Flachbaugruppen<br />

die Möglichkeit des „In-circuit“-Tests.<br />

„Durch diesen Test lassen sich Fehler<br />

bei der Bestückung besser eingrenzen<br />

und gegebenenfalls korrigieren“, erläutert<br />

Prediger. Als dritte und aufwendigste<br />

Möglichkeit schließlich gibt es noch<br />

den Funktionstest in eingebautem Zustand,<br />

bei dem die fertigen Baugruppen<br />

in das Endgerät eingebaut und<br />

dort auf Herz und Nieren getestet werden.<br />

Wie es danach weitergeht, entscheidet<br />

einmal mehr der Kunde. <strong>Die</strong><br />

Baugruppen können nun entweder „fix<br />

und fertig“ in das Endprodukt eingebaut<br />

oder, falls die Weiterverarbeitung<br />

beim Kunden selbst erfolgen soll, an<br />

diesen ausgeliefert werden.<br />

Neben den kundenspezifischen Baugruppen<br />

entwickelt und fertigt das<br />

Werk RMP-Willich Sensoren zur Erfassung<br />

von Kraft, insbesondere für Anwendungen<br />

in der industriellen Fertigung.<br />

Noch einmal Ulrich Prediger:<br />

„Egal, für welche unserer <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

sich der Kunde entscheidet,<br />

wirklich zufrieden sind wir erst, wenn<br />

der Kunde es auch ist.“<br />

Andreas Tümpen<br />

Konventionelle Platinenbestückung (Foto links): Sevim Orücü positioniert einen sogenannten IC-Sockel gemäß Musterplatine. Präzision ist auch bei Gordon Buch Trumpf (Foto Mitte): Der SMD-Maschinenführer<br />

kalibriert und prüft einen intelligenten Drucksensor mit „Businterface“. Letzte Hand angelegt (Foto rechts): Entwicklungsingenieur Peter Lumma stellt Layout-Daten für die Leiterplattenfertigung ein.<br />

Fotos(6): Björn Schmitz


Foto: Andreas Lode<br />

Fotos (2): Mowag Motorwagenfabrik AG<br />

Seite 14 Aus den Unternehmensbereichen<br />

Das Profil 3/2002<br />

„Großer Bahnhof“ für den ersten „Wiesel 1 MK“ mit Nachtsichtmodul: RLS-Hauptabteilungsleiter Axel Bergmann (l.) vom Vertrieb Waffen- und Transportsysteme erläutert die technischen Details des Fahrzeuges.<br />

Optionsvertrag über die Lieferung von 40 Waffensystemen 609-CH für das gepanzerte Radfahrzeug „Piranha III C 8x8“ erteilt:<br />

Martin Sonderegger (M.), Chef der Abteilung „Infanteriewaffen und Munition“ der Gruppe Rüstung (GR), und Hans-Ulrich Staub<br />

(2.v.r.), GR-Sektionschef „Infanterie-, Flugzeug- und Flugabwehrwaffen“, beim Fototermin mit Gert Winkler (2.v.l.), Vorsitzender<br />

der RLS-Geschäftsführung und Vorstandsmitglied der Rheinmetall DeTec AG, RLS-Geschäftsführer Klaus Sander (l.) und Gert<br />

Kausträter (r.), verantwortlich für den Vertrieb „Türme, Lafetten + Munitionsfluß“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

Optionsvertrag für „WS 609-CH“-System der Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />

Prototypen gehen in die Erprobung<br />

rds Augsburg/Bern. Vermarktung mit<br />

Perspektive: Am 22. April diesen Jahres<br />

unterzeichneten Vertreter der schweizerischen<br />

Gruppe Rüstung (GR/Bern)<br />

und der Rheinmetall Landsysteme<br />

GmbH (RLS) am Firmenstandort Augsburg<br />

einen Optionsvertrag über die Lieferung<br />

von 40 Waffensystemen 609-CH<br />

(WS 609-CH). <strong>Die</strong> jetzt bestellten Systeme<br />

kommen in dem von der Mowag<br />

Motorwagenfabrik AG (Kreuzlingen/<br />

Schweiz) entwickelten, modernen gepanzerten<br />

Radfahrzeug „Piranha III C<br />

8x8“ zum Einsatz; die Serienproduktion<br />

soll Anfang<br />

2004 starten.<br />

Für den RLS-<br />

Standort Augsburg<br />

ist die neuerliche<br />

Order der<br />

Gruppe Rüstung –<br />

diese Einrichtung<br />

ist Teil des eidgenössischenDepartements<br />

für<br />

Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />

sowie Sport und<br />

vom Aufgabenspektrum<br />

her mit<br />

dem deutschen<br />

Bundesamt für<br />

Wehrtechnik und<br />

Beschaffung in Ko-<br />

blenz vergleichbar – von eminenter<br />

strategischer Bedeutung („Das Profil“<br />

5/2001). Gert Kausträter, bis Ende<br />

April 2002 Vertriebsleiter für Türme,<br />

Lafetten und Munitionsfluß in<br />

Deutschland, Österreich sowie der<br />

Schweiz und seither in ähnlicher Aufgabenstellung<br />

als Berater für die RLS<br />

tätig: „<strong>Die</strong>ser Vertrag ist ein weiterer<br />

Vertrauensbeweis unseres Kunden<br />

Gruppe Rüstung für Produkte aus dem<br />

Hause RLS-Augsburg nach dem Serienauftrag<br />

606-A1 CH, der mit insgesamt<br />

516 Stück zu liefernden Seri-<br />

Ist mit der von der RLS in Augsburg entwickelten Waffenstation<br />

609-CH ausgestattet: das moderne gepanzerte Radfahrzeug<br />

„Piranha III C 8x8“ der Mowag Motorwagenfabrik<br />

AG, das demnächst vom Schweizer Heer eingesetzt <strong>wird</strong>.<br />

entürmen für den Rad-Schützenpanzer<br />

im Juni diesen Jahres mit der letzten<br />

Lieferung von sechs Einheiten an die<br />

Firma Mowag als Systemintegrator<br />

ausläuft.“<br />

Mit der aktuellen Entwicklung der<br />

kleinen Waffenstation 609-Ch mit elektrischen<br />

Antrieben erwirbt die Gruppe<br />

Rüstung nach Einschätzung Kausträters<br />

„modernste Technologie, die strategisch<br />

auch querschnittlich für andere<br />

Rad- und Kettenfahrzeuge genutzt werden<br />

kann“: „<strong>Die</strong>ses in Augsburg vorhandene<br />

Know-how läßt Anschlußentwicklungen<br />

von Waffenstationen mit<br />

einer Kamera als ferngesteuerte Version<br />

zu, die für zukünftige Bewaffnungen<br />

leichter Transport und Gefechtsfahrzeuge<br />

eingesetzt werden können.“<br />

Daß die projektbezogen gute Zusammenarbeit<br />

zwischen der Rheinmetall<br />

Landsysteme GmbH und den beiden<br />

Partnern Gruppe Rüstung bzw. Mowag<br />

Perspektive hat, zeigt zudem folgendes<br />

Indiz: In den Rüstungsprogrammen<br />

3 bzw. 4 der Schweizer Streitkräfte<br />

sind weitere Beschaffungen des gepanzerten<br />

„Piranha“-Radfahrzeuges<br />

im Umfang von 40 bis 100 Systemen<br />

vorgesehen – selbstverständlich ausgestattet<br />

mit dem neuartigen RLS-Waffenträger.<br />

Zum System selbst: Als integraler Bestandteil<br />

des „Piranha III C 8x8“-Fahrzeuges<br />

dient die Waffenstation 609-<br />

CH als Träger für das 12,7mm Maschinengewehr<br />

64/93; diese Waffe <strong>wird</strong><br />

zur Bekämpfung von Bodenzielen und<br />

zum Selbstschutz gegen Angriffe aus<br />

der Luft eingesetzt. <strong>Die</strong> bereits an die<br />

in Bern ansässige Gruppe Rüstung gelieferten<br />

zwölf „WS 609 CH“-Prototypen<br />

– das letzte dieser Systeme verließ<br />

vor wenigen Wochen das Augsburger<br />

RLS-Werk – werden von der zweiten<br />

Jahreshälfte 2002 an zusammen<br />

mit den gepanzerten Fahrzeugen einer<br />

intensiven Truppenerprobung unterzogen.<br />

Kausträter: „<strong>Die</strong> aus dieser Erprobung<br />

gegebenenfalls resultierenden<br />

technischen Anpassungen und Modifizierungen<br />

fließen in die RLS-Waffenstation<br />

ein, deren Serienfertigung<br />

nach heutiger Planung Anfang 2004<br />

starten <strong>wird</strong>.“<br />

Serienauftrag für Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />

„Roll-out“ für „Wiesel“<br />

mit Nachtsichtmodul<br />

bau Unterlüß/Kiel. Vor wenigen Wochen<br />

übergab die Rheinmetall Landsysteme<br />

GmbH (RLS) im Rahmen eines<br />

„Roll-outs“ in der Betriebsstätte Unterlüß<br />

die ersten von 30 Serienfahrzeugen<br />

„Wiesel 1 MK“ mit der Ergänzungsausstattung<br />

Nachtsichtmodul an die<br />

Bundeswehr. Zu den zahlreichen Gästen<br />

zählten u.a. Vertreter des Vorhabensmanagements<br />

aus dem Bundesamt<br />

für Wehrtechnik und Beschaffung,<br />

des Heeresunterstützungs-Kommandos,<br />

der technischen Schule Heer, der<br />

Luftlande-/Lufttransportschule, des 2.<br />

Fallschirm-Panzer-Abwehr-Bataillons<br />

272 Wildeshausen sowie einige Besucher<br />

dieses Bataillons von der französischen<br />

Armee.<br />

Der von der RLS gefertigte „Wiesel 1“<br />

wurde 1990 in den Versionen TOW und<br />

MK 20 bei der Bundeswehr eingeführt.<br />

Aufgrund seiner hervorragenden Lufttransportfähigkeit<br />

und Mobilität wurde<br />

dieses Fahrzeug im Rahmen des<br />

geänderten Einsatzspektrums von der<br />

Bundeswehr häufig in Krisengebieten<br />

eingesetzt, zunächst während der<br />

„Unosom“-Mission in Somalia, später<br />

folgten Ifor-, Sfor- und Kfor-Operationen.<br />

<strong>Die</strong> Aufgabenschwerpunkte des<br />

„Wiesel 1“ (z.B. Konvoi-Begleitung und<br />

Konvoi-Schutz) wurden während des<br />

Kosovo-Einsatzes um das Überwachen<br />

von Geländeabschnitten und Objekten,<br />

das Beobachten und Sichern an<br />

Kontrollpunkten sowie das Verstärken<br />

von Kräften im Objektschutz erweitert.<br />

Aus diesem erweiterten Aufgabenspektrum<br />

des Fahrzeugs resultierte<br />

die Forderung nach einer Ergänzungsausstattung<br />

für den „Wiesel 1 MK“ zur<br />

Herstellung einer verbesserten Nachtsicht-<br />

und Nachtkampffähigkeit.<br />

Nachdem die Auswahl der erforderlichen<br />

Ergänzungsausstattung zugunsten<br />

des autonomen optronischen<br />

Zielgeräts AOZ 2000 (Hersteller: STN<br />

Neue Aufträge für<br />

„Nacos“-System<br />

sg Hamburg. <strong>Die</strong> STN Atlas Marine<br />

Electronics GmbH (Hamburg) hat Aufträge<br />

über weitere 16 integrierte Navigationssysteme<br />

vom Typ „Nacos“ mit<br />

Bahnführungsfunktionen von kroatischen,<br />

deutschen und süd-koreanischen<br />

Werften erhalten. Im Lieferumfang<br />

sind der „Radarpilot Atlas 1000,<br />

ECDIS“ (Elektronik zur Darstellung<br />

und Bearbeitung elektronischer Seekarten)<br />

sowie ergänzende Sensortechnik<br />

enthalten. Weltweit sind bereits<br />

750 „Nacos“-Systeme an Bord<br />

von Handels- und Passagierschiffen<br />

installiert bzw. nachgerüstet worden.<br />

<strong>Die</strong> neuen Aufträge beinhalten die<br />

„Nacos 45-4“-Ausrüstung für sechs<br />

jeweils 30 000 gt große Produktentanker<br />

(gt = gross tonnage; Bruttoregistertonnen),<br />

die in Kroatien auf<br />

der Werft Brodotrogir Shipyard<br />

(Trogir) gebaut werden. <strong>Die</strong> Lieferung<br />

an den Auftraggeber Laurin<br />

Maritime Group in Göteburg soll von<br />

2002 an bis 2004 erfolgen. Für eine<br />

Serie von acht neuen Containerschif-<br />

Atlas Elektronik) getroffen worden war,<br />

stellte Rheinmetall Landsysteme innerhalb<br />

von nur sechs Monaten ein<br />

entsprechend umgerüstetes Truppenversuchsmuster<br />

mit der Ergänzungsausstattung<br />

Nachtsichtmodul vor. In<br />

der erstaunlich kurzen Zeitspanne von<br />

nur 24 Monaten wurde dieses anspruchsvolle<br />

Programm realisiert, vom<br />

Konzept und der Anpassentwicklung<br />

über die Einrüstung in die bundeswehreigenen<br />

Fahrzeuge, die Erprobung<br />

und Serienfertigung bis zur Auslieferung<br />

der ersten Serienfahrzeuge.<br />

Das aus den drei wesentlichen Funktionseinheiten<br />

Sensorkopf, Bedieneinheit<br />

und Beobachtungsmonitor mit<br />

Großfeldlupe bestehende, autonome<br />

optronische Zielgerät AOZ 2000 ermöglicht<br />

den Waffeneinsatz der MK 20<br />

bei Tag, Nacht und eingeschränkter<br />

Sicht aus dem Stand oder aus der Bewegung.<br />

Es dient zum Zielen, Entfernungsmessen<br />

und zur Feuerleitrechnung.<br />

Im Sensorkopf des AOZ 2000<br />

befinden sich das Wärmebildgerät,<br />

der Laserentfernungsmesser mit integrierter<br />

CCD-Tagsichtkamera, der Neigesensor<br />

und die zugehörigen Elektronikbaugruppen.<br />

Durch die Ergänzungsausstattung<br />

Nachtsichtmodul erfährt der „Wiesel 1<br />

MK“ eine bemerkenswerte Kampfwertsteigerung,<br />

die bei Erhalt der Lufttransportfähigkeit<br />

CH-53 und Mobilität<br />

des Fahrzeugs den Forderungen der<br />

Truppe entspricht. Auch bei Nacht und<br />

schlechter Sicht ist mit diesem RLS-<br />

Fahrzeug nunmehr das Erkennen von<br />

Personen und Fahrzeugen bis zu einer<br />

Entfernung von 2500 Metern und eine<br />

Entfernungsmessung zwischen 50 und<br />

3000 Metern gewährleistet.<br />

<strong>Die</strong> Rheinmetall Landsysteme GmbH<br />

rechnet mit der Beauftragung von weiteren<br />

30 Ergänzungsausstattungen im<br />

Jahr 2002.<br />

fen, die im Auftrag der Norddeutsche<br />

Reederei (Hamburg) und der<br />

Mediterranean Shipping Company<br />

in Genf in den Jahren 2003 und 2004<br />

bei der Daewoo Werft in Okpo in<br />

Südkorea gebaut <strong>wird</strong>, ist die Ausstattung<br />

mit „Nacos 55-4“-Systemen<br />

vorgesehen.<br />

Vergleichbare Systeme sind zudem<br />

für zwei 350 Millionen US-Dollar teure<br />

Kreuzfahrtschiffe von Seetours<br />

(Rostock), einer Tochtergesellschaft<br />

der P&O Princess Cruises, bestellt<br />

worden. Das erste, 42 000 gt große<br />

Passagierschiff „AIDAvita“ faßt 1270<br />

Betten und <strong>wird</strong> in Kürze nach der<br />

Probefahrt in <strong>Die</strong>nst gestellt. <strong>Die</strong> Inbetriebnahme<br />

der „AIDAaura“ folgt<br />

im Jahr 2003.<br />

Fotos (2): Uwe Ullmann


Das Profil 3/2002 Aus den Unternehmensbereichen<br />

Seite 15<br />

PAT-Wiegesystem<br />

für Brücke in China<br />

dp Nanjing/Xuzhou. <strong>Die</strong> „Second<br />

Nanjing Yangtze Bridge“ (Nanjing,<br />

Provinz Jiangsu) zählt mit einer Länge<br />

von rund 22 Kilometern zu den<br />

spektakulärsten Bauprojekten in der<br />

Volksrepublik China und spielt im<br />

Verkehrsnetz des Landes eine wichtige<br />

Rolle. Der größte ihrer vier<br />

Brückenabschnitte – die „South<br />

Bridge“ – ist die Nr. 1 unter Chinas<br />

Hängebrücken und rangiert weltweit<br />

an dritter Stelle.<br />

Bei diesem Projekt wurde in China<br />

erstmalig ein dynamisches Wiegesystem<br />

der PAT-Gruppe integriert. Mit<br />

diesem System ist es möglich, das<br />

Gewicht der Fahrzeuge während der<br />

Überquerung der Brücke zu ermitteln<br />

und in Kombination mit einem Verkehrsleitsystem<br />

eine ideale Last- und<br />

Schwingungsverteilung auf dem Bauwerk<br />

zu gewährleisten. Verantwortlich<br />

für die Durchführung war Xuzhou PAT<br />

Control Technology Co. Ltd. (Xuzhou),<br />

die ein spezielles Wiegesystem für<br />

zwei Geschwindigkeitsbereiche mit<br />

unterschiedlichen Funktionen eingesetzt<br />

hat:<br />

Produktion nach einem seit langem bekannten Prinzip<br />

Ein Salzkern bringt<br />

dem Kolben Kühlung<br />

Neckarsulm. Unter Verwendung der<br />

sogenannten Salzkern-Technologie<br />

gegossene Kühlkanalkolben – in Verbindung<br />

mit Ringträgern – sind heute<br />

ein „Renner“ unter den Produkten des<br />

Geschäftsbereiches Kolben in Neckarsulm<br />

– entwickelt für neue Nutzkraftwagen-<br />

und Pkw-Turbodieselmotoren,<br />

die Kolben mit Kühlhohlräumen<br />

benötigen. Neu ist das Verfahren zur<br />

Herstellung der Kühlkanalkolben indes<br />

nicht. Es wurde im Zentrallaboratorium<br />

von <strong>Kolbenschmidt</strong> bereits Ende<br />

der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts<br />

entwickelt und in kleinem<br />

Umfang, aber technisch erfolgreich,<br />

bei Kolben für einen hochbeanspruchten<br />

<strong>Die</strong>selmotor der französischen Eisenbahn<br />

eingesetzt. Doch erst die Leistungssteigerung<br />

der <strong>Die</strong>selmotoren<br />

durch Turbolader und Direkteinspritzung<br />

führten seit Beginn der achtziger<br />

Jahre zu einem „Boom“ in der Kühlkanalkolben-Produktion.<br />

<strong>Die</strong> Geschichte<br />

der Salzkerntechnologie<br />

ist eng<br />

verbunden mit der<br />

des Zentrallaboratoriums<br />

der damaligen<br />

– zur Metallgesellschaft<br />

AG<br />

gehörenden – Karl<br />

Schmidt GmbH in<br />

Dr. Kurt Anderko<br />

Neckarsulm und derem damaligen Leiter,<br />

Dr. Kurt Anderko. Er sowie seine<br />

Mitarbeiter, der Werkzeugmacher und<br />

Werkstoffprüfer Manfred Stark (seinerzeit<br />

Gruppenleiter Verfahrensentwicklung<br />

im Zentrallaboratorium) sowie<br />

Rudolf Henle, der mittlerweile verstorbene<br />

Gruppenleiter im Laboratorium,<br />

hatten sich seit Beginn der sechziger<br />

Jahre mit dem Problem auseinanderzusetzen,<br />

daß infolge der erhöhten<br />

Beanspruchung von Aluminium-Großkolben<br />

in deren Böden Wärmespannungsrisse<br />

auftraten. Nach intensiver<br />

Forschung reichten sie am 12. Juni<br />

1965 beim Deutschen Patentamt in<br />

München eine Patentanmeldung ein,<br />

mit der sie für ein neues „Verfahren<br />

zum Eingießen von Hohlräumen“ ein<br />

Nutzungsrecht beanspruchten.<br />

<strong>Die</strong>se Hohlräume in <strong>Die</strong>selkolben<br />

sind notwendig, um ihrer hohen thermisch-mechanischen<br />

Beanspruchung<br />

entgegenzuwirken. Im Oberteil dieser<br />

Kolben darf die Temperatur nicht zu<br />

hoch werden, weil es zu einer Verkokung<br />

des Schmieröls und damit zum<br />

„Festgehen“ der Ringe kommen kann.<br />

Oberhalb von 300 Grad Celsius ist<br />

schließlich die Festigkeit der Aluminiumlegierung<br />

stark reduziert. Neben<br />

anderen Möglichkeiten (z.B. einer<br />

Innenboden-Anspritzung durch<br />

Schmieröl oder dem Einguß einer<br />

stählernen Kühlschlange) hat sich die<br />

Anlage eines Hohlraumes am besten<br />

bewährt, um eine Kühlung und damit<br />

die Verlängerung der Lebensdauer eines<br />

Kolbens herbeizuführen.<br />

Kern des von Anderko, Stark und Henle<br />

entwickelten Verfahrens war die „Verwendung<br />

wasserlöslicher Sintersalzkerne<br />

bei Leichtmetallguß“. Dabei <strong>wird</strong> bei<br />

der Herstellung des Aluminium-Kolbens<br />

ein Kern aus im Wasser löslichen Salz<br />

mit eingegossen. <strong>Die</strong> Verwendung eines<br />

definierten Salzgemisches war die eigentliche,<br />

revolutionäre Neuerung,<br />

denn es gab zuvor auch die Möglichkeiten<br />

von Sand- oder Metalleingüssen. Da<br />

sich der Sandkern jedoch nach Abschluß<br />

des Gußverfahrens nicht mehr<br />

restlos entfernen ließ, um den Hohlraum<br />

zu schaffen, und die Ausätzung<br />

von Stahl- oder Kupferkernen ebenfalls<br />

große technische Schwierigkeiten verursachte,<br />

kamen die findigen <strong>Kolbenschmidt</strong>-Entwickler<br />

auf den Gedanken,<br />

Salz zu verwenden. Der Gedanke an<br />

sich war nicht neu, jedoch waren die zuvor<br />

vorgeschlagenen gegossenen Salzkerne<br />

im Grunde wenig geeignet für das<br />

angestrebte Verfahren: Kaliumcarbonat<br />

(auch „Pottasche“ genannt) ist zu stark<br />

hygroskopisch, d. h. wasserziehend,<br />

Natriumsilikat hat eine zu geringe Löslichkeit,<br />

als daß es sich einfach aus dem<br />

Kolben herausspülen läßt.<br />

„Auf Grund dieser schlechten Erfahrungen“,<br />

so Dr. Kurt Anderko, „haben<br />

wir, als wir im Jahre 1963 mit den Versuchen<br />

bei <strong>Kolbenschmidt</strong> begannen,<br />

das Hauptgewicht auf die Sintertechnik<br />

gelegt. Das Pressen und Sintern<br />

Erfreut über die Auszeichnung als jahrgangsbester Industriemechaniker (Fachrichtung<br />

„Betriebstechnik“): Steffen Huber (M.) mit Werksleiter Hainke Werner<br />

(r.) und Ausbilder Stefan Fröhlich (l.) von der KS Gleitlager GmbH in St. Leon-Rot.<br />

★ Hochgeschwindigkeitsselektionswaage:<br />

Ein sogenanntes DAW100-System<br />

führt Stichprobenmessungen im<br />

Hochgeschwindigkeitsbereich durch<br />

und selektiert überladene Fahrzeuge.<br />

Über Induktionsschleifen und Wiegeplatten-Sensoren<br />

werden die nötigen<br />

Fahrzeugdaten (z.B. Achslast, Achsabstand<br />

und Geschwindigkeit des Fahrzeugs)<br />

ermittelt. Sobald die Vorderachse<br />

eines Fahrzeugs die Sensoren<br />

erreicht, löst das DAW100-System<br />

über ein entsprechendes Signal die<br />

hochauflösende CCTV-Kamera aus, die<br />

eine Aufnahme vom Fahrzeug macht.<br />

Beim Überqueren der Sensoren erfaßt<br />

von Steinsalz (NaCl) war bis dahin<br />

nach unserem Wissen in der Technik<br />

noch nie angewandt worden. Wir starteten<br />

Preß- und Sinterversuche mit<br />

Steinsalz, dem wir, wie sich nach langen<br />

Versuchen idealerweise ergab, bis<br />

zu insgesamt 10 Prozent Borax, Talkum,<br />

Magnesiumoxid und Wasserglas<br />

zusetzten. So konnten wir die Zusammensetzung<br />

und die Produktionsbedingungen<br />

so optimieren, daß sowohl<br />

biszur Erstarrung des Metalls die Form<br />

des Kerns erhalten blieb als auch eine<br />

rasche Ausspülung des Kerns mit Wasser<br />

gewährleistet war.“<br />

Trotz unbestreitbarer Erfolge – nicht<br />

nur beim Kühlkanalkolben, sondern u.<br />

dasSystem alle notwendigen Informationen<br />

und überträgt sie an die Wiegestation.<br />

Bei Überschreitung des zulässigen<br />

Maximalgewichts <strong>wird</strong> das<br />

Fahrzeug von einem elektronischen<br />

Verkehrswechselzeichen in den Abschnitt<br />

mit der dynamischen Langsamwaage<br />

umgeleitet. Bei Nacht sorgt<br />

eine Zusatzbeleuchtung für eine ausreichend<br />

hohe Bildqualität der CCTV-<br />

Kameraeinheit.<br />

★ Dynamische Langsamwaage: Sobald<br />

das umgeleitete Fahrzeug nach<br />

etwa 300 Metern in den Abschnitt mit<br />

der dynamischen Langsamwaage einfährt,<br />

<strong>wird</strong> ein zweiter Wiegevorgang<br />

a. auch bei der Einführung eines Vertikal-Stranggusses<br />

von Aluminium-<br />

Zinn-Lagerlegierungen im Zweigwerk<br />

St. Leon Rot – wurde das erst wenige<br />

Jahre zuvor in einem Neubau eingerichtete<br />

Zentrallaboratorium im Jahre<br />

1975 aufgelöst. „Das hängt mit der damaligen<br />

Firmenpolitik bei der Karl<br />

Schmidt GmbH zusammen“, erläutert<br />

Dr. Kurt Anderko. „Es gab im Jahre<br />

1973 die Ölkrise, verbunden mit einem<br />

Konjunktureinbruch in der Kfz-Industrie.<br />

Der damalige Gesellschafter, die<br />

Frankfurter Metallgesellschaft, verordnete<br />

unserer Geschäftsführung eine<br />

drastische Sparpolitik.“<br />

Während in den sechziger Jahren die<br />

durchgeführt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />

ermittelt ein spezielles System<br />

das exakte Fahrzeuggewicht;<br />

auch dabei <strong>wird</strong> mittels CCTV-Kamera<br />

an der Wiegestation eine Aufnahme<br />

des Fahrzeugs gemacht. Das Fahrzeuggewicht<br />

und die Überladung werden<br />

angezeigt, und das Fahrzeug <strong>wird</strong><br />

über entsprechende Signale weitergeleitet.<br />

In der Wiegestation kommen ein<br />

spezieller Systemcontroller, ein Wiegecomputer<br />

für niedrige Geschwindigkeiten,<br />

ein Wiegecomputer für hohe Geschwindigkeiten,<br />

ein Videoumschalter<br />

sowie verschiedene Monitor- und Aufnahmegeräte<br />

zum Einsatz.<br />

Produktion nach lange bekanntem Prinzip: Günter Gerner, Leiter der Gießerei in Neckarsulm, mit einem Kühlkanalkolben<br />

heutiger Bauart. Im Hintergrund Gießerei-Mitarbeiter Manfred Krüger bei der Bearbeitung der Ringträger.<br />

Moderne Kühlkanalkolben von „Automotive“ – für Nutz- (l.) und für Personenkraftwagen.<br />

Prüfungselite<br />

bei KS Gleitlager<br />

cw St. Leon-Rot. Zu den jahrgangsbesten<br />

Industriemechanikern 2001<br />

des Kammerbezirks Mannheim der<br />

Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />

Rhein-Neckar gehört der 20jährige<br />

Steffen Huber aus <strong>Die</strong>lheim-Horrenberg,<br />

der im Frühjahr vergangenen<br />

Jahres seine Lehre bei der KS Gleitlager<br />

GmbH in St. Leon-Rot abgeschlossen<br />

hat. <strong>Die</strong> Ehren-Urkunde für<br />

den besten Industriemechaniker,<br />

Fachrichtung „Betriebstechnik“, erhielt<br />

der gebürtige Heidelberger vor<br />

kurzem im Rahmen eines Festaktes<br />

im Congress Centrum Mannheim.<br />

Ausgezeichnet wurden die 174 IHK-<br />

Prüfungsbesten von insgesamt 5700<br />

Auszubildenden. „Sie gehören zur<br />

Leistungselite unseres Landes“, gratulierte<br />

der baden-württembergische<br />

Ministerpräsident Erwin Teufel, der<br />

auch das Ausbildungsengagement<br />

der Unternehmen in der Region lobte.<br />

Ausbilder Stefan Fröhlich war erfreut<br />

über die Leistung seines ehemaligen<br />

Lehrlings, der inzwischen in<br />

der Buchsenfertigung als Maschinenführer<br />

arbeitet: „Steffen Huber<br />

hat die praktische Prüfung mit der<br />

Note 1,4 abgeschlossen; das ist ein<br />

herausragendes Ergebnis.“ Um den<br />

Auszubildenden bei KS Gleitlager<br />

auch in Zukunft eine ausgezeichnete<br />

Ausbildung zu ermöglichen, werden<br />

technische Innovationen stets zügig<br />

in die Ausbildung integriert. „<strong>Die</strong><br />

gute Ausstattung unserer Lehrwerkstatt<br />

ist uns sehr wichtig“, ergänzt<br />

Werksleiter Hainke Werner: „So<br />

gehören beispielsweise eine CNC-<br />

Fräsmaschine mit entsprechendem<br />

Programmierplatz und demnächst<br />

auch Elektrohydraulik und SPS-Technik<br />

zum Standard.“<br />

breite Basis für den Einsatz der Kühlkanalkolben<br />

noch nicht gegeben war –<br />

es bestand noch Spielraum zur Verringerung<br />

der Belastungen durch bessere<br />

Brennverfahren, günstigere Brennraumformen<br />

und bessere Motorenöle<br />

–, werden heute aufgrund der gestiegenen<br />

Anforderungen keine <strong>Die</strong>selkolben<br />

mehr ohne Kühlkanal entwickelt.<br />

Deren Produktion findet auch<br />

noch immer im wesentlichen nach<br />

dem von Anderko, Stark und Henle<br />

entwickelten Verfahren statt, wie Dr.<br />

Hartmut Kamp, Entwicklungs-Chef Europa<br />

bei der KS <strong>Kolbenschmidt</strong> GmbH<br />

in Neckarsulm, erläutert. Als eine neue<br />

Lösung, die in der Leistungsfähigkeit<br />

über die genannte hinausgeht, gibt es<br />

heute die Kombination von Kühlkanal<br />

und Ringträger, genannt „GalleriKS“.<br />

Sie verstärkt die Wirkung der Kolbenkühlung<br />

besonders im Bereich der<br />

ersten Ringnut. Damit können kostengünstigere<br />

erste Kolbenringe oder<br />

preiswertere Motorenöle eingesetzt<br />

werden. Dank der nach modernen Bedürfnissen<br />

umgebauten Gießerei in<br />

Neckarsulm kann <strong>Kolbenschmidt</strong> der<br />

immer anspruchsvolleren Entwicklung<br />

der Kühlkanalkolben auch heute problemlos<br />

gerecht werden („Das Profil“<br />

5/2001). Dr. Christian Leitzbach<br />

Restrukturierung<br />

liegt im Zeitplan<br />

cd Neckartenzlingen. Das Restrukturierungsprogramm<br />

der Hirschmann<br />

Electronics GmbH & Co. KG<br />

macht gute Fortschritte: Bei einem<br />

Besuch informierte die Geschäftsführung<br />

unlängst rund 20 Bürgermeister<br />

und Gemeinderatsvertreter<br />

des Gemeindeverwaltungsverbandes<br />

Neckartenzlingen vor Ort über<br />

das Maßnahmenpaket, mit dem<br />

Hirschmann auf Kernkompetenzen<br />

ausgerichtet und in seiner Wettbewerbsfähigkeit<br />

gestärkt <strong>wird</strong>. Mit<br />

dem bisherigen Verlauf des Restrukturierungsprogramms<br />

zeigte sich<br />

die Geschäftsführung zufrieden.<br />

Hirschmann-Chef Reinhard Sitzmann:<br />

„Wir liegen im Zeitplan und<br />

stehen zu unserem Wort, möglichst<br />

sozialverträgliche Lösungen für alle<br />

betroffenen Mitarbeiter zu finden.“<br />

Foto: Thomas Klink


Seite 16 Dokumentation<br />

Das Profil 3/2002<br />

Firmenhistorische Sammlung in Unterlüß<br />

Studienobjekte wurden<br />

zu historischen Zeugen<br />

Unterlüß. Vor knapp anderthalb Jahren,<br />

am 1. Januar 2001, ging die Betreuung<br />

der firmenhistorischen Sammlung<br />

der Rheinmetall W & M GmbH in Unterlüß,<br />

die viele Jahre Anton Fabry anvertraut<br />

war, in andere Hände über. Fritz H.<br />

Contag (56), zuständig für den Aufgabenbereich<br />

„Veranstaltungen und Besuche“,<br />

zeichnet seitdem für die wehrtechnische<br />

Ausstellung verantwortlich.<br />

<strong>Die</strong>se wiederum <strong>wird</strong> in den kommenden<br />

Monaten teilweise neu gestaltet –<br />

ein Grund für die Rheinmetall-Konzernzeitung<br />

„Das Profil“, Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft dieser informativen<br />

Einrichtung näher zu beleuchten.<br />

Seit September vergangenen Jahres<br />

ist, wie ausführlich vorgestellt, im Foyer<br />

der Konzern-Hauptverwaltung in Düsseldorf-Derendorf<br />

die neue Ausstellung<br />

„Rheinmetall im Wandel“ zu besichtigen.<br />

In ihr fallen im wehrtechnischen<br />

Bereich zwei historische Gegenstände<br />

ins Auge: Eine Patrone mit dem Mantelgeschoß<br />

M 88 und das Maschinengewehr<br />

MG 42/59. Beide Gegenstände<br />

stammen aus der firmenhistorischen<br />

Sammlung in Unterlüß und symbolisieren<br />

zwei für die Geschichte Rheinmetalls<br />

sehr wichtige Stationen:<br />

<strong>Die</strong> Patrone<br />

stammt aus dem<br />

Jahre 1889 und war<br />

seinerzeit der erste<br />

Auftrag Rheinmetalls,<br />

den Firmengründer<br />

Heinrich Ehrhardt angenommen<br />

hatte, als das<br />

Unternehmen noch nicht<br />

existierte. Rheinmetall<br />

wurde mit dem M-88-Geschoß<br />

nicht groß – das<br />

geschah einige Jahre<br />

später mit der Erfindung<br />

des Rohrrücklaufgeschützes.<br />

Aber ohne den<br />

Patronenauftrag wäre das Unternehmen<br />

nicht gegründet worden. Das Maschinengewehr<br />

MG 42 wiederum war<br />

nicht nur ein Massenprodukt aus der<br />

Zeit des Zweiten Weltkrieges: Es war<br />

auch – in der auf die damaligen Bedürfnisse<br />

der „Nato“ zugeschnittenen, modernisierten<br />

Version 42/59 – das erste<br />

Produkt, mit dem Rheinmetall im Jahre<br />

1955 wieder mit der wehrtechnischen<br />

Produktion beginnen konnte.<br />

In jahrelanger beharrlicher Arbeit<br />

wurden diese und viele andere Produkte<br />

aus der Vergangenheit des „Defence“-Unternehmensbereiches<br />

in<br />

der firmenhistorischen<br />

Sammlung<br />

in Unterlüß zusammengetragen.<br />

Der frühere Name<br />

dieser Einrichtung<br />

– Wehrtechnische<br />

Studiensammlung<br />

– deutet im übrigen<br />

darauf hin,<br />

daß sie nicht als<br />

Museum geplant<br />

und konzipiert<br />

war, sondern als<br />

eine Sammlung<br />

von Studienobjekten.<br />

Der erste Ver-<br />

Exponate mit<br />

Geschichte(n)<br />

Was glauben Sie, welche Geschichte<br />

hinter diesem Flakscheinwerfer<br />

steckt?“ fragt Anton<br />

Fabry und deutet auf ein Ungetüm<br />

von Scheinwerfer, das an sich gar nicht<br />

so alt aussieht, wie man aufgrund seiner<br />

früheren Verwendung im Zweiten<br />

Weltkrieg denken könnte. „Wir bekamen<br />

einmal eine Anfrage vom Düsseldorfer<br />

Schauspielhaus“, erzählt der<br />

frühere Werbeleiter der Rheinmetall<br />

GmbH weiter: „Für eine Aufführung<br />

würde ein großer Scheinwerfer<br />

such, bei der damaligen Rheinmetall<br />

GmbH in Düsseldorf-Derendorf eine<br />

derartige Sammlung einzurichten,<br />

geht bereits auf das Jahr 1958 zurück.<br />

Der frühere Bundesverteidigungsminister<br />

Franz-Josef Strauß hatte angeregt,<br />

eine Studiensammlung mit Waffen<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg und der<br />

damaligen Alliierten anzulegen, um Ingenieuren<br />

und Technikern das Knowhow<br />

zu bieten, das beim Neuaufbau<br />

der deutschen Rüstungsindustrie notwendig<br />

war.<br />

<strong>Die</strong> ministeriale Bitte scheiterte<br />

zunächst an den Kosten, wurde aber<br />

in den folgenden Jahren gleich doppelt<br />

realisiert: Strauß‘ Vorstellungen<br />

wurden in einer eigenen Sammlung<br />

der Bundeswehr Wirklichkeit, die zuerst<br />

in Meppen, später in Koblenz<br />

beim Bundesamt für Wehrtechnik und<br />

Beschaffung (BWB) angesiedelt wurde,<br />

wo sie auch heute noch besteht<br />

und – für die Öffentlichkeit frei zugänglich<br />

– zu besichtigen ist.<br />

Auch bei Rheinmetall bestand Interesse<br />

daran, junge Techniker für die eigene<br />

Fertigung zu schulen. In einem<br />

Brief schrieb der damalige Rheinmetall-<br />

Direktor Prof. Carl Waninger<br />

im Februar<br />

1960: „Zu diesem<br />

Zweck gehe ich von<br />

Haus zu Haus betteln,<br />

um interessante<br />

Studienobjekte zu bekommen,<br />

die dann u.a.<br />

für unsere Lehrlinge<br />

von besonderer Bedeutung<br />

sind. Aber<br />

auch für unsere Konstrukteure<br />

<strong>wird</strong> diese<br />

Studiensammlung<br />

von Bedeutung sein.“<br />

Waningers Mühe<br />

machte sich bezahlt,<br />

und so wurden seit den sechziger Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts zur Unterstützung<br />

der Lehrwerkstatt zivile Lehrexponate<br />

angeschafft, an denen Auszubildende<br />

sich an Legierungen und in der<br />

Verfahrenstechnik üben konnten.<br />

Außerdem wurden für Ingenieure Handfeuerwaffen<br />

und Maschinenkanonen<br />

von „Nato“-Partnern sowie deutsche<br />

Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg zusammengestellt,<br />

um aus diesen Geräten<br />

und Systemen leistungs<strong>gesteigert</strong>e<br />

Waffen entwickeln zu können. All dies<br />

bildete den Grundstock für die Wehr-<br />

Kein Serienprodukt: Das Gewehr, das um die Ecke schießt,<br />

gehört zu den Kuriositäten der firmenhistorischen Sammlung.<br />

benötigt, ob wir nicht so etwas hätten.<br />

Wir haben zugesagt, dem Schauspielhaus<br />

aber die Bedingung gestellt, das<br />

Gerät auf deren Kosten zu restaurieren.<br />

Das ist geschehen, und nachdem der<br />

Scheinwerfer seinen <strong>Die</strong>nst getan hatte,<br />

kam er – mit neuer Leuchtkraft ausgestattet<br />

– zu uns zurück.“<br />

So wie der Flakscheinwerfer haben<br />

viele Exponate in der firmenhistorischen<br />

Sammlung ihre eigenen Geschichten,<br />

und die meisten davon drehen<br />

sich um deren Erwerb. „Viele Sachen<br />

sind durch Tausch in die Sammlung<br />

gelangt“, erzählt Fabry. „Ich hatte<br />

im Laufe der Jahre einen ausgezeichneten<br />

Kontakt zu vielen wehrtechnischen<br />

Museen und Sammlungen im In-<br />

Restaurierungsbedürftig: <strong>Die</strong> im Freigelände vor den beiden Hallen der firmenhistorischen Sammlung in Unterlüß stehende,<br />

fast acht Tonnen schwere Flak 8,8 cm Gerät 41 mit Drehscheibenunterbau war ein Prestige-Objekt der Rheinmetall-Borsig AG.<br />

technische Studiensammlung, die<br />

ihren Platz in der Rheinmetall-Entwicklungsabteilung<br />

gefunden hatte.<br />

Nach eigener erfolgreicher Entwicklungstätigkeit<br />

ließ das Interesse an diesen<br />

Sammlungen spürbar nach, bis die<br />

damalige Geschäftsführung im Jahre<br />

1970 entschied, im Gebäude 40 des<br />

Derendorfer Werksteiles 1 – dort, wo<br />

sich heute das historische Archiv der<br />

Rheinmetall-Gruppe befindet – eine historische<br />

Sammlung aufzubauen, die<br />

der Abteilung KMB (Werbung und Öffentlichkeitsarbeit)<br />

übertragen wurde.<br />

Angefangen mit einer Ausstellung im<br />

Keller der damaligen Hauptverwaltung,<br />

begann die Werbeabteilung unter<br />

ihrem damaligen Leiter Anton Fabry, eine<br />

systematische historische Sammlung<br />

zu erstellen, die mit der ursprünglichen<br />

Zielsetzung als Studiensammlung<br />

für angehende Ingenieure nun nichts<br />

mehr gemein hatte. <strong>Die</strong> Exponate wurden<br />

beschrieben und dokumentiert,<br />

und mit der Unterstützung der Wehrtechnischen<br />

Studiensammlung des<br />

BWB in Koblenz sowie in Zusammenarbeit<br />

mit anderen deutschen und europäischen<br />

Museen (z.B. Bayerisches<br />

Armeemuseum – Ingolstadt, Heeresgeschichtliches<br />

Museum – Wien, Imperial<br />

War Museum – London) konnten im<br />

Laufe der Jahre frühere Rheinmetall-<br />

Produktreihen komplettiert werden.<br />

1988, ein Jahr vor dem 100jährigen<br />

Bestehen von Rheinmetall, war bereits<br />

soviel Material zusammengetragen<br />

worden, daß die Sammlung in einer<br />

ehemaligen Werkshalle im Werksteil IV<br />

ein eigenes Gebäude beziehen konnte.<br />

Über die Eröffnung der Ausstellung<br />

berichtete „Das Profil“ in seiner Ausgabe<br />

2/1988: „Drei Jahrhunderte waffentechnischer<br />

Entwicklung spiegelt die<br />

vor kurzem eröffnete ‚wehrtechnische<br />

Studiensammlung‘ der Rheinmetall<br />

GmbH wider. Mehr als hundert Exponate,<br />

vom Original-Tagebuch des Firmengründers<br />

Heinrich Ehrhardt über<br />

seltene Gewehre, Fotoapparate und<br />

Rechenmaschinen bis hin zu einem<br />

kompletten Rohrrücklaufgeschütz von<br />

und Ausland aufgebaut – zum Imperial<br />

War Museum, zum Heeresgeschichtlichen<br />

Museum in Wien,<br />

zum Bayerischen Armeemuseum<br />

in Ingolstadt<br />

– und natürlich<br />

auch zur Wehrtechnischen<br />

Studiensammlung in<br />

Koblenz. So haben wir<br />

zum Beispiel vom<br />

Smithonian Museum<br />

in Washington<br />

DC eine einzigartige<br />

Bildersammlung von<br />

Rheinmetall-Produkten<br />

aus den Jahren 1900 bis 1918<br />

im Tausch gegen ein MG-3-<br />

Schnittmodell erhalten, mit dem wir<br />

Das MG 42 / 59 – bis 1945 ein Massenprodukt für die Wehrmacht – stand am<br />

Beginn der Rheinmetall-Fertigung für die Bundeswehr und die „Nato“.<br />

1901, fügen sich zu einem facettenreichen<br />

Bild der Rheinmetall-Geschichte.“<br />

<strong>Die</strong> Ausstellung blieb allerdings<br />

nicht lange im Heinrich-Ehrhardt-Haus<br />

im Werk IV: 1992 wurde sie zusammen<br />

mit der Produktion von Düsseldorf-Derendorf<br />

nach Unterlüß verlegt, wo sie<br />

heute organisatorisch zur Rheinmetall<br />

W&M GmbH gehört.<br />

Parallel – und zunächst unabhängig<br />

von der firmenhistorischen Sammlung<br />

– entstand seit etwa 1978 auch das<br />

historische Archiv der Rheinmetall<br />

GmbH. Zu verdanken ist es dem historischen<br />

Interesse des – bereits genannten<br />

– früheren Werbeleiters Fabry,<br />

der eine große Anzahl von Altakten<br />

aus den Derendorfer Werken I und<br />

IV für die Nachwelt bewahrte. <strong>Die</strong>se<br />

Unterlagen, von denen man sich ursprünglich<br />

hatte trennen wollen, wurden<br />

vor allem interessant, als Rheinmetall<br />

sich anschickte, das 100jährige<br />

Jubiläum (1989) zu feiern. Im Heinrich-<br />

Ehrhardt-Haus, der Heimat der Sammlung,<br />

wurden die historischen Papiere<br />

aus 100 Jahren Rheinmetall-Geschichte<br />

seit 1986 sorgfältig systematisiert<br />

und in einem Findbuch erfaßt. Dabei<br />

gelang es Fabry, technische Akten der<br />

Rheinmetall-Borsig AG, die nach 1945<br />

von den Alliierten nach England oder<br />

Amerika gebracht worden waren, im<br />

Freiburger Militärarchiv und im Imperial<br />

War Museum aufzufinden und<br />

wiederum die Washingtoner Handfeuerwaffensammlung<br />

ergänzen konnten.<br />

<strong>Die</strong> fünf Fotoalben waren bis 1918 in<br />

unserem Besitz gewesen, waren dann<br />

von den Alliierten mit vielem anderen<br />

Material beschlagnahmt worden<br />

und nach einer regelrechten Odyssee<br />

schließlich im Smithonian-<br />

Museum gelandet.“<br />

Und das Dampfflugmodell?<br />

„Dahinter verbirgt<br />

sich eine besonders<br />

lustige Geschichte“,<br />

lacht<br />

Fabry. „Es handelt<br />

sich dabei um ein<br />

originalgetreues Modell eines<br />

Rheinmetall-Lokomobils,<br />

zurück nach Düsseldorf zu holen. Viele<br />

Unterlagen gelangten nun auch aus<br />

einzelnen Abteilungen des Unternehmens<br />

ins Archiv, aber auch von Privatpersonen.<br />

So gaben z.B. die Erben des<br />

früheren Ingenieurs des Leichtmetall-<br />

Preßwerkes Hohenzollern in Düsseldorf-Grafenberg,<br />

Fritz Kühna, die bei<br />

ihnen vorhandenen historischen Unterlagen<br />

an Rheinmetall ab.<br />

Seit 1987 gab es auch bei der (damaligen)<br />

Rheinmetall Berlin AG die Überlegung,<br />

ein historisches Archiv der<br />

gesamten Rheinmetall-Gruppe aufzubauen.<br />

Für das Jubiläum Rheinmetalls<br />

spielte das neu entstandene Zentralarchiv<br />

allerdings noch keine entscheidende<br />

Rolle, die Firmenchronik von<br />

1989 entstand fast ausschließlich aufgrund<br />

der Unterlagen des Archivs der<br />

Rheinmetall GmbH. Das Zentralarchiv<br />

der Rheinmetall-Gruppe, das in seiner<br />

jetzigen Form seit 1992 existiert, und<br />

dasArchiv der Wehrtechnischen Studiensammlung,<br />

das 1992 – anders als<br />

die Ausstellung – nicht nach Unterlüß,<br />

sondern nach Ratingen transferiert<br />

wurde, bestanden mehrere Jahre lang<br />

ohne organisatorischen Bezug nebeneinander.<br />

Das änderte sich mit Beginn<br />

diesen Jahres: Vor wenigen Wochen<br />

wurden die beiden Archive unter dem<br />

Dach des Rheinmetall-Zentralbereiches<br />

Kommunikation zusammengeführt.<br />

Dr. Christian Leitzbach<br />

das sich im Besitz<br />

einer Schaustellertruppe<br />

befand. Es<br />

wurde auf Jahrmärkten<br />

benutzt,<br />

wo kleine Kinder<br />

damit herumgefahren<br />

wurden. Angetrieben<br />

wurde es<br />

mit Dampf, unterstützt<br />

durch eine Anton Fabry<br />

Sauerstoffflasche.“ <strong>Die</strong> Schreibmaschinensammlung<br />

ist auch sehr beachtlich:<br />

„Bis auf ein Modell haben wir die ganze<br />

Typenreihe der in Sömmerda hergestellten<br />

Maschinen komplett.“ Und<br />

kann man darauf auch noch schreiben?<br />

„Ja, aber selbstverständlich!“<br />

Fotos(3): Katja Kletzke


Das Profil 3/2002 Dokumentation<br />

Seite 17<br />

Spiegelbild<br />

der Identität<br />

lb Unterlüß. Fritz H. Contag, seit<br />

1999 bei der Rheinmetall W & M<br />

GmbH in Unterlüß für den Bereich<br />

„Veranstaltungen und Besuche“ zuständig,<br />

betreut seit Anfang des Jahres<br />

2000 auch die dort angesiedelte<br />

firmenhistorische Sammlung. Sein<br />

großes Interesse an Militärgeschichte<br />

und an Geschichte überhaupt sowie<br />

sein großer Erfahrungsschatz im militärischen<br />

Bereich – der langjährige<br />

Bundeswehroffizier, Oberst im Generalstab<br />

a. D., hatte zuvor die internationale<br />

Generalstabsausbildung an<br />

der Führungsakademie der Bundeswehr<br />

in Hamburg-Blankenese geleitet<br />

– sind die richtigen Voraussetzungen<br />

für eine solch interessante und verantwortungsvolle<br />

Aufgabe. „Das Profil“<br />

sprach mit dem 56jährigen „Defence“-Experten.<br />

Profil: Sie haben vor einem Jahr die<br />

firmenhistorische Sammlung in Unterlüß<br />

übernommen. Wie schätzen<br />

Sie die Bedeutung dieser interessanten<br />

Einrichtung ein?<br />

Contag: <strong>Die</strong> Sammlung hat für<br />

Rheinmetall eine ganz wichtige Bedeutung<br />

– und das keineswegs nur<br />

als ein Museum, in dem man alte<br />

Waffen bestaunen kann. Wir haben<br />

sie in zwei Teile aufgeteilt: Der erste<br />

Teil enthält Waffen und Munition aus<br />

der Zeit bis etwa 1970. <strong>Die</strong>se Gegenstände<br />

haben – neben dem historischen<br />

– natürlich vor allem emotionalen<br />

Wert. Ehemalige Mitarbeiter<br />

kommen gerne hierher, sehen sich<br />

Entwicklungen an, an denen sie<br />

selbst auch beteiligt gewesen waren.<br />

Insofern hat die Sammlung auch einen<br />

identitätsstiftenden Wert für<br />

Rheinmetall, ist gewissermaßen ein<br />

Spiegelbild der Identität des Unternehmens.<br />

Profil: Und der zweite Teil?<br />

Contag: Der befaßt<br />

sich mit Entwicklungen<br />

seit<br />

den siebziger Jahren<br />

des vergangenenJahrhunderts.<br />

Für die Geschichte<br />

der Waffentechnik<br />

sind<br />

die dort aufgebautenKomponenten<br />

noch nicht<br />

Fritz H. Contag<br />

so alt. Wir haben<br />

ganz interessante Prototypen, bei<br />

denen es sogar möglich ist, sie wieder<br />

in die aktuelle Entwicklungsarbeit hineinzubringen.<br />

Profil: Gibt es dafür Beispiele?<br />

Contag: Ja, nehmen Sie zum Beispiel<br />

die 105-mm-Glattrohrkanone,<br />

eine Rheinmetall-Entwicklung aus<br />

den siebziger Jahren. Wir haben diese<br />

Kanone aus der Sammlung hervorgeholt<br />

und den Amerikanern vorgeführt.<br />

Und sie hatte auch noch<br />

V-2-Vorgängersystem: <strong>Die</strong> vierstufige Langstreckenrakete „Rheinbote“ der<br />

Rheinmetall-Borsig AG wurde seit 1940 im Werk Berlin-Marienfelde entwickelt.<br />

<strong>Die</strong> Originalgranate für den Mörser<br />

„Karl“ mit dem Kaliber 60 cm, die im<br />

Freigelände in Unterlüß steht, bringt<br />

etwa 2000 Kilogramm auf die Waage.<br />

nach 23 Jahren, die sie nicht mehr in<br />

Gebrauch gewesen ist, ein einwandfreies<br />

Trefferbild. Sollten wir aus den<br />

USA einen Auftrag für die 105-mm-<br />

Technologie erlangen können, dann<br />

hat sich doch die Verfügbarkeit dieses<br />

„Museumsstückes“ gelohnt und<br />

ausgezahlt.<br />

Profil: Ein anderes Beispiel ist die<br />

Rh-503-Maschinenkanone . . .,<br />

Contag: . . . denn an ihr läßt sich ein<br />

ganz interessantes Zukunftsszenario<br />

aufzeigen. <strong>Die</strong> Rh 503, eine elektrisch<br />

angetriebene Maschinenkanone mit<br />

zwei Kalibern (35 und 50 mm), ist<br />

seinerzeit für den „Schützenpanzer 2“<br />

entwickelt, jedoch nicht eingeführt<br />

worden. Aber sehen Sie: Wir brauchen<br />

heute für die Krisenreaktion leichtere<br />

Fahrzeuge mit angemessener Bewaffnung.<br />

<strong>Die</strong> Technologie, auf der damals<br />

die Rh 503 beruhte, könnte zum<br />

Beispiel beim „Schützenpanzer 3“<br />

wieder eine Rolle spielen. <strong>Die</strong> Holländer<br />

haben sich bereits Anfang No-<br />

Fotos (2): Katja Kletzke<br />

vember 2001 erneut über die Waffe informieren<br />

lassen.<br />

Profil: Haben Sie vor, die firmenhistorische<br />

Sammlung entscheidend zu<br />

verändern?<br />

Contag: Das haben wir mit Sicherheit<br />

nicht vor. Ich bemühe mich allerdings,<br />

ein von Anton Fabry erstelltes<br />

Konzept umzusetzen, wie wir die Ausstellung<br />

besucherfreundlicher machen<br />

können. Dazu gehört, daß wir<br />

Teile der Halle umbauen oder Exponate<br />

besser beschriften müssen; einiges<br />

muß auch restauriert werden.<br />

Profil: Damit meinen Sie sicher die<br />

Flak 8,8, die im Freigelände vor den<br />

beiden Hallen steht.<br />

Contag: <strong>Die</strong> gehört auf jeden Fall dazu.<br />

Wir haben die Möglichkeit, von anderen<br />

erhaltenen Flaks dieser Bauart<br />

Originalteile zu erhalten. Einige Einzelstücke<br />

müssen neu hergestellt werden,<br />

und dann zieht das Geschütz<br />

auch in eine der Hallen ein. <strong>Die</strong> Flak<br />

8,8 zu erhalten, lohnt sich auf jeden<br />

Fall, denn sie ist während des Zweiten<br />

Weltkrieges das Renommiergeschütz<br />

von Rheinmetall gewesen.<br />

Profil: Kaufen Sie auch neue Exponate<br />

hinzu?<br />

Contag: Für den alten Teil nicht. Wir<br />

müßten dafür in aufwendiger Arbeit<br />

internationale Märkte abklappern,<br />

das wollen wir nicht. Sollte sich günstig<br />

etwas ergeben, was wir zur Vervollständigung<br />

noch brauchen können,<br />

beispielsweise ein Magazin für<br />

das Fallschirmjägergewehr 42, dann<br />

werden wir auch einmal zugreifen.<br />

Der neuere Ausstellungsteil, nun, der<br />

wächst sowieso mit der Prototypen-<br />

Entwicklung bei uns im Haus.<br />

Profil: Wieviele Besucher kommen<br />

in die Ausstellung?<br />

Contag: Im Jahr haben wir ungefähr<br />

eintausend Besucher. Dabei handelt<br />

es sich zumeist um Gäste des Hauses,<br />

um hochrangige Besuchergruppen<br />

aus dem gesellschaftspolitischen Umfeld,<br />

um Angehörige der Bundeswehr,<br />

um Kunden, aber auch, wie schon gesagt,<br />

um ehemalige Rheinmetaller.<br />

Besucher aus Düsseldorf und den anderen<br />

Standorten der Rheinmetall-<br />

Gruppe sind<br />

selbstverständlich<br />

jederzeit<br />

willkommen. Es<br />

ist jedoch nur<br />

möglich, sich die<br />

Ausstellung im<br />

Rahmen einer<br />

Führung anzusehen.<br />

Sie wirklich<br />

öffentlich zu machen,<br />

ist aufgrund<br />

der damit<br />

verbundenen Kosten<br />

nicht sinnvoll.<br />

Wir würden<br />

ein ganz neues<br />

Sicherheitssystem<br />

benötigen,<br />

weil die Hallen<br />

dann ja auch<br />

nicht mehr auf<br />

dem Werksgelände<br />

Neulüß<br />

liegen dürften.<br />

Dem Aufwand<br />

Einsatz in Rußland: Der Mörser „Karl“, ein schweres Belagerungsgeschütz, von dem zwischen 1939<br />

und 1941 nur sieben Exemplare gebaut wurden, existiert in der Sammlung natürlich nur als Modell.<br />

würde kein lohnender<br />

Ertrag<br />

entsprechen.<br />

Unternehmen bereits seit 1889 „Actiengesellschaft“<br />

Ehrhardt besaß nur elf<br />

Prozent an Rheinmetall<br />

Düsseldorf. <strong>Die</strong> „Harley Davidson“<br />

istals Blickfang verschwunden – an ihrer<br />

Stelle bilden seit dem 1. April 2002<br />

eine aus Aluminiumstäben konzipierte<br />

Aktienkurve sowie etliche Informationsmedien<br />

„rund um die Aktie“ den<br />

neuen „Eyecatcher“ der Ausstellung<br />

„Rheinmetall im Wandel“ in der Konzernzentrale<br />

in Düsseldorf. Worin liegt<br />

der Wert der Rheinmetall-Aktie für den<br />

Aktionär und für das Unternehmen?<br />

Warum lohnt es sich, in dieses Wertpapier<br />

zu investieren? <strong>Die</strong>se und zahlreiche<br />

andere Fragen beantwortet das<br />

neue Ausstellungs-“Highlight“. Darunter<br />

auch diese häufig gestellte Frage:<br />

Seit wann gibt es überhaupt eine Aktie<br />

von Rheinmetall?<br />

<strong>Die</strong> Rheinische Metallwaaren- und<br />

Maschinenfabrik wurde 1889 als „Actiengesellschaft“<br />

gegründet. Ihr damaliges<br />

Grundkapital von 700000 Reichsmark<br />

lag vor allem in den Händen mehrerer<br />

Bankhäuser wie Erlangen & Söhne,<br />

Sulzbach oder Schlesinger-Trier, seit<br />

1894 auch beim Düsseldorfer Bankhaus<br />

Trinkaus. Firmengründer Heinrich<br />

Ehrhardt selbst war mit etwa elf Prozent<br />

am Kapital von Rheinmetall beteiligt.<br />

Am 14. November 1894 wurden die<br />

Aktien von Rheinmetall erstmals an<br />

der Berliner Börse im amtlichen Handel<br />

zugelassen. 1903 wurden 90 Prozent<br />

des mittlerweile mehrfach – auf<br />

nunmehr insgesamt 9,2 Millionen<br />

Mark – erhöhten Kapitals in Vorzugsaktien<br />

umgewandelt, die vom 31. März<br />

1903 an ebenfalls im Berliner<br />

Börsenhandel zugelassen<br />

waren.<br />

1909 war Ehrhardts<br />

großer Konkurrent – die<br />

Friedrich Krupp AG – mit<br />

40 Prozent Großaktionär<br />

bei Rheinmetall geworden.<br />

Im Jahre 1925 stieg<br />

über die Vereinigte Industrieanlagen<br />

AG (VIAG)<br />

das Deutsche Reich als<br />

Mehrheitsaktionär mit<br />

rund 51 Prozent bei Rheinmetall ein.<br />

Das Reich, das dadurch einen bestimmenden<br />

Einfluß auf das Unternehmen<br />

gewann, setzte 1926 durch, daß<br />

Stamm- und Vorzugsaktien gleichgesetzt<br />

wurden. Krupp stieß in den<br />

dreißiger Jahren den größten Teil seines<br />

Aktienpakets wieder ab.<br />

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges<br />

beseitigte das Nazi-Regime den freien<br />

Handel mit Aktien der Rheinmetall-Borsig<br />

AG, wie das Unternehmen seit 1936<br />

hieß, weitgehend. Das Aktienrecht in<br />

Deutschland wurde schließlich ab 1943<br />

schrittweise „ausgehebelt“: Reichswirtschaftsminister<br />

Walther Funk konnte<br />

die Börsenkurse festlegen; 1944<br />

wurden die Durchführung von Hauptversammlungen<br />

verboten und der amtliche<br />

Aktienhandel ausgesetzt. Rheinmetall-Borsig<br />

durfte seit 1944 keine<br />

Dividende mehr zahlen. Trotz eines Aktienanteils<br />

von nur 51,8 Prozent sicherte<br />

sich damit das Reich die endgültige<br />

Kontrolle über den Gesamtkonzern.<br />

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

erlosch das gesamte Börsenleben<br />

in Deutschland. Das während des Krie-<br />

ges auf 75 Millionen Reichsmark angewachsene<br />

Grundkapital der Rheinmetall-Borsig<br />

AG wurde 1948 mit der<br />

Währungsreform im Verhältnis 1:5 umgetauscht<br />

und auf 15 Millionen Mark<br />

neu festgesetzt. Nach der Wiederaufnahme<br />

des amtlichen Börsenhandels<br />

im September 1949 wurde die Aktie in<br />

Frankfurt und Berlin neu notiert und mit<br />

sechs Prozent bewertet. <strong>Die</strong> Anteile des<br />

Reiches von 51,8 Prozent, die seit 1945<br />

von Treuhändern der westlichen Alliierten<br />

verwaltet worden waren, übernahm<br />

die Bundesrepublik Deutschland über<br />

die Bank der Deutschen Luftfahrt. 1956<br />

gab der Bund seine Mehrheitsanteile<br />

an die Familie Röchling ab.<br />

Sowohl die Fertigung für die Bundeswehr<br />

und die Nato-Staaten als auch<br />

die Diversifikation in zivile Arbeitsgebiete<br />

ließen den Kurs der Rheinmetall-<br />

Aktie stetig steigen. Der Erfolg gab der<br />

Geschäftspolitik Rheinmetalls recht,<br />

und für das Geschäftsjahr 1960 wurde<br />

erstmals seit 1943 wieder eine Dividende<br />

von sechs Prozent gezahlt. In<br />

den folgenden Jahren stieg das Kapital<br />

sukzessive an: 1967 auf 37,5 Millionen<br />

Mark, um die wehrtechnische Tochtergesellschaft<br />

Rheinmetall GmbH kapitalmäßig<br />

zu stärken, 1972 auf 60 Millionen<br />

Mark, um gezielt das zivile Geschäft<br />

im Bereich der Verpackungsund<br />

Umformtechnik zu erweitern.<br />

1980 wurde das Gesellschaftskapital<br />

auf 90 Millionen Mark erhöht; die Mittel<br />

flossen vor allem in den Erwerb der<br />

Maschinenbaugesellschaft Jagenberg-<br />

Werke AG. Erstmals seit der Gleichstellung<br />

von Stamm- und Vorzugsaktien im<br />

Jahre 1926 gab Rheinmetall 1984 wieder<br />

für 45 Millionen MarkVorzugsaktien<br />

aus, was zu einer Erhöhung des Grundkapitals<br />

auf 135 Millionen Mark führte.<br />

Nach drei kleineren Kapitalerhöhungen<br />

in den neunziger Jahren stieg das<br />

Kapital der Rheinmetall AG auf 180<br />

Millionen Mark und beträgt heute,<br />

nach der Euro-Umstellung, 92,160 Millionen<br />

€, zu gleichen Teilen aufgeteilt<br />

auf jeweils 18 Millionen Stamm- und<br />

Vorzugsaktien. Für das Geschäftsjahr<br />

2000 zahlte die Gesellschaft eine Dividende<br />

von 44 Cent für Stamm- und 50<br />

Cent für Vorzugsaktionäre zzgl. Bonus<br />

von jeweils 20 Cent.<br />

Eine weitere Frage, die oft gestellt<br />

<strong>wird</strong>, betrifft die Rheinmetall-Aktie als<br />

Sammlerstück. Leider kann das Konzern-Archiv<br />

keine entwerteten Aktienpapiere<br />

an Sammler herausgeben,<br />

weil nur noch wenige Stücke vorhanden<br />

sind, die für die historische Dokumentation<br />

benötigt werden.<br />

Dr. Christian Leitzbach


Rheinmetall<br />

unterstützt die Bewerbung<br />

düsseldorf rhein-ruhr 2012<br />

Rheinmetall<br />

Automotive·Electronics·Defence<br />

www.rheinmetall.com<br />

Mit dieser großflächigen Imageanzeige präsentiert sich der Rheinmetall-Konzern seit kurzem auf dem Düsseldorfer Flughafen (Flugsteig A – Star Alliance).

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