Günstige Zahnzusatzversicherung - warum sich "billig" nicht lohnt
Jeder der sich mit dem Thema Zahnzusatzversicherungen beschäftigt, stößt zwangsläufig auch auf Billigangebote ala "100% Zahnersatz für nur 9,90 Euro im Monat". Doch sind solche Angebote sinnvoll?
Um es auf den Punkt zu bringen: wer die billigste Versicherung abschließt, der wird später im Leistungsfall auch nur geringe Erstattungen erhalten. Bei hohen Rechnungen kann sich das böse rächen. Man sollte also nie die billigste Zahnzusatzversicherung abschließen, sondern darauf achten, dass der Tarif ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet. Tarife mit 100% sind vergleichsweise teuer - besser fährt man oft mit Tarifen, die 80 oder 90% leisten.
Tarife mit einem sehr ausgewogenen Preis-Leistungsverhältnis sind beispielsweise die Barmenia Mehr Zahn 80 + Mehr Zahnvorsorge Bonus, Gothaer MediZ Duo 80 oder der Münchener Verein ZahnGesund 75+.
Fallstrick Nummer 1: zu geringe prozentuale Leistung
Oftmals ist die Leistungshöhe für Zahnersatz bei Billigtarifen nur sehr gering, z.B. nur 30%, oder die Leistung orientiert sich an der Höhe der Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Solche Angebote, die zum Beispiel den Festzuschuss der GKV verdoppeln, gibt es einige am Markt, Kosten jeweils um die 10 Euro monatlich.
Das Problem ist ganz einfach, dass hochwertiger Zahnersatz sehr teuer ist und die Festzuschüsse der gesetzlichen Krankenversicherung oftmals nur sehr wenig, z.B. nur 10, 15 oder 20% der real entstehenden Gesamtkosten decken.
Beispiel Implantatversorgung eines einzelnen Zahnes:
Ein hochwertiges Implantat mit Keramikkrone kostet rund 2500 Euro (falls ein Knochenaufbau notwendig ist, sogar noch deutlich mehr!). Die GKV erstattet allerdings nur den Festzuschuss, welcher auf Basis einer "ausreichenden" und "zweckmäßigen" Brückenversorgung berechnet wird, das sind rund 400 Euro.
Wer also eine Zusatzversicherung hat, die nur diesen mageren Festzuschuss verdoppelt, oder die nur 20, 30 oder 40% der Gesamtkosten erstattet, der wird spätestens jetzt merken, dass er trotz der jahrelang bezahlten Zusatzversicherung noch einen erheblichen Teil der Gesamtkosten, oftmals noch über der Hälfte, selbst bezahlen muss!
Dann ist der Sinn einer Zusatzabsicherung eigentlich verfehlt, denn man möchte ja im Leistungsfall nicht mehr darüber nachdenken müssen, ob man sich den guten Zahnersatz leisten kann oder ob man mit der billigen Kassenbrücke leben muss.
Wer billig kauft, kauft zweimal - oder warum sich Beiträge erhöhen können
Aber auch günstig ist nicht immer gleich günstig! Nämlich, wenn man das Preis-Leistungsverhältnis verschiedener Anbieter betrachtet. Diesen Sachverhalt muss ich vermutlich etwas genauer erläutern:
Beim Tarifvergleich schaut man natürlich neben den Leistungen auch auf die Preise der unterschiedlichen Angebote, was ja grundsätzlich auch sinnvoll und nachvollziehbar ist. Aber eines übersehen die meisten Menschen dabei:
Die Beiträge von Zahnzusatzversicherungen sind nicht auf Dauer "garantiert" und können sich bedingt durch steigende Kosten- und Schadenquoten ändern (Beitragsanpassung). Das bedeutet im Klartext:
ein heute noch sehr "günstig" kalkulierter Tarif, der augenscheinlich ein deutlich besseres Preis-Leistungsverhältnis aufweist als eine andere Zahnzusatzversicherung, der kann möglicherweise in einigen Jahren teurer sein, wenn sich herausstellt, dass die Versicherungsgesellschaft den Tarif "zu billig" kalkuliert hatte!
Versicherungen dürfen Tarife natürlich nicht als "Lockangebote" "absichtlich" zu billig kalkulieren - dafür ist die BAFIN (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) zuständig, deren Treuhänder die Kalkulation der einzelnen Versicherungsunternehmen überwacht - aber natürlich gibt es durchaus gewisse Spielräume und eine Versicherung kann natürlich versuchen, eine Zahnzusatzversicherung günstig oder eher teuer zu kalkulieren.
Letztlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Zähne teuer sind und gute Leistungen gutes Geld kosten. Nehmen Sie nicht die billigste Zahnzusatzversicherung, sonst ärgern Sie sich später, wenn Sie merken, dass Sie sich die teure Zahnsanierung mit Implantaten doch nicht leisten können. Vergleichen Sie ruhig auch das Preis-Leistungsverhältnis der verschiedenen Zahntarife, aber behalten Sie im Hinterkopf, dass die Beiträge möglicherweise in Zukunft erhöht werden könnten, wenn die Versicherung eine steigende Schadenquote registriert. Und versuchen Sie, Ihre Zahnpflege zu optimieren, damit Zahnersatz vermieden werden kann.