Über keine Figur der deutschen Geschichte ist so viel geschrieben worden wie über ihren Verderber Adolf Hitler. Jeder Winkel seiner Biografie scheint inzwischen erforscht. Und doch gibt es immer wieder Überraschungen. Dazu gehört zweifellos das Buch Hitlers erster Krieg von Thomas Weber. Es hat bereits bei seinem Erscheinen in der Oxford University Press vor einem Jahr einiges Aufsehen erregt und wird sicher auch hierzulande für Diskussionen sorgen.

Worum geht es? Hitler hat sich in den Jahren seines Aufstiegs zum "Führer" der nationalsozialistischen Bewegung gern in der Rolle des einfachen Frontsoldaten präsentiert, der gemeinsam mit Millionen deutscher Männer auf den Schlachtfeldern gekämpft und tapfer alle Prüfungen bestanden habe. Die NS-Propaganda hat diese heroisierende Selbstdarstellung nach 1933 in unzähligen Veröffentlichungen popularisiert, und Relikte davon haben Eingang gefunden in die wissenschaftliche Literatur. Hitler, so heißt es etwa in Ian Kershaws großer Biografie, sei "ein engagierter und nicht nur gewissenhafter und pflichtbewusster Soldat" gewesen, "dem es nicht an Kampfesmut mangelte". Thomas Weber hat sich vorgenommen, dieses Bild zu korrigieren.