Die meisten Mieterinnen und Mieter in Deutschland halten eine eigene Immobilie mittlerweile für unbezahlbar. Das zeigt eine Studie des privaten Kreditvermittlers Interhyp. Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent), die in den kommenden ein bis zwei Jahren eine Immobilie kaufen möchten, gaben demnach an, dass Eigentum in ihrer Wunschregion "kaum" bis "gar nicht" finanzierbar sei. Als Gründe für die Unerreichbarkeit habe jeder Zweite die Höhe der Immobilienpreise in der Region genannt.

"Viele der von uns Befragten haben das Gefühl, dass die Preise unaufhörlich ins Unermessliche steigen", sagt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. In den vergangenen beiden Jahren seien die Preise für Kaufimmobilien jeweils um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, zeigten die Daten des Kreditvermittlers. Die Entwicklung laufe auch jetzt ungebremst weiter und die Preise stiegen schneller als im vorangegangenen Jahr.

Für die Untersuchung hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 1.000 Immobilieninteressenten sowie Käuferinnen und Käufern befragt. Die Studie sei repräsentativ für die Bevölkerung zwischen 25 und 65 Jahren, die in den vergangenen fünf Jahren eine Immobilie gekauft hätte, aktuell auf der Suche sei und in den nächsten ein bis zwei Jahren kaufen wollte oder dies in den vergangenen ein bis zwei Jahren versucht hätte. Interhyp ist nach eigenen Angaben Deutschlands größter Vermittler von privaten Baufinanzierungen.

Ins Umland oder kleinere Immobilie

"Wer in den begehrten Lagen der Metropolen eine Immobilie sucht, wird häufig Kompromisse eingehen müssen", sagt Utecht, "etwa ins Umland ziehen oder eine kleinere Immobilie wählen." Der Interhyp-Chef empfiehlt, wenn möglich Fördermittel zu nutzen und fordert von der Politik "passendere staatliche Anreize" zu schaffen, wie zum Beispiel eine "Erleichterungen bei der Grunderwerbsteuer".

Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grünen und FDP zwar festgehalten, dass man den Bundesländern mehr Flexibilität geben möchte bei der Gestaltung der Grunderwerbsteuer, die beim Immobilienkauf mit bis zu 6,5 Prozent zu Buche schlägt. Aber konkrete Vorschläge für die Einführung von Freibeträgen zum Beispiel für Familien sind bisher nicht bekannt.

Deutlich wird in der Umfrage von Interhyp auch, dass viele Menschen prinzipiell das Vertrauen in einen funktionierenden Immobilienmarkt verloren haben. Für 65 Prozent der Befragten wirken die Immobilienpreise laut Studie abschreckend, 44 Prozent bezeichnen sie als abgekoppelt vom wahren Wert der Substanz. 77 Prozent glaubten, dass es in Deutschland eine Immobilienblase gebe. Als Ursache für diese Entwicklung sehen etwa zwei Drittel die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. 46 Prozent machen das knappe Angebot an Objekten und die geringe Bautätigkeit für den Preisauftrieb verantwortlich, 37 Prozent Spekulanten und Investoren.

Tatsächlich scheint sich der Trend im deutschen Immobilienmarkt ungebremst fortzusetzen. Allein im ersten Quartal 2022 lagen die durchschnittlichen Kosten für den Bau oder Kauf einer Immobilie inklusive Nebenkosten laut einer Erhebung des Kreditvermittlers bei 540.000 Euro. Das sei ein Anstieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 14 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Anstieg im ersten Quartal bei neun Prozent. In Metropolen liegen die Durchschnittspreise sogar noch deutlich höher, etwa in München bei 905.000 Euro und Hamburg bei 750.000 Euro.