40 Unternehmen unter einem Dach

Luzerner Unternehmen lancieren Zentrum für die Kreativwirtschaft

Die Köpfe hinter dem Projekt: Die Luzerner Unternehmer Albi Christen (links) und Sacha Willemsen sowie Projektkoordinatorin Tamara Riehemann. (Bild: zvg)

40 Kleinfirmen vereint unter einem Dach: Dieses Projekt ist auf dem Viscosi-Areal in Emmenbrücke geplant. Sie sollen gegenseitig von den Ressourcen und dem Know-how der anderen profitieren. Das Konzept sei schweizweit einzigartig, sagen die Initianten.

Luzern Nord ist im Wandel. In den nächsten Jahren soll sich das Gebiet rund um den Seetalplatz zu einem neuen Zentrum entwickeln. Mit der Hochschule Luzern – Design und Kunst wurde ein erster Schritt gemacht. Weitere sollen bald folgen. So plant beispielsweise der Kanton ein neues Verwaltungsgebäude auf der jetzigen Brache. Hunderte Arbeitsplätze sollen in den kommenden Jahren nach Emmenbrücke verlegt werden.

Diese Woche wurde nun ein weiteres innovatives Projekt für das alte Viscosi-Areal angekündigt. In den Räumlichkeiten der alten Spinnerei soll ein so genannter «New-Working-Space» entstehen, gemäss den Initianten ein Novum in der Schweiz.

Der Name ist Programm

Die Idee besteht darin, Zentralschweizer Firmen aus den Bereichen Marketing und Kommunikation, Technologie, Organisation und Beratung sowie Design unter einem Dach zu vereinen. Vorbild ist New York, wo sich solche Einrichtungen mittlerweile einiger Beliebtheit erfreuen.

Auf insgesamt 2’500 Quadratmetern sollen die Unternehmen ihre Teams, Produkte und Projekte in einer modernen und inspirierenden Umgebung weiterentwickeln und Synergien nutzen. Dass diese Verflechtungen unter dem schlichten Namen «Spinnerei» gefördert werden sollen, scheint naheliegend.

Zwei Luzerner Unternehmer als Initianten

Hinter den Plänen stehen die beiden Luzerner Unternehmer Albi Christen und Sacha Willemsen. Christen betreibt in Luzern eine Werbeagentur, Willemsen arbeitet als selbstständiger Berater im Bereich Marken und Kommunikation. «Wir möchten einen Ort schaffen, wo wir unsere Netzwerke zum Vorteil aller Beteiligten zusammenschliessen können», schildert Christen die Beweggründe.

Die verschiedenen Persönlichkeiten in der Spinnerei würden aufeinander abgestimmt, so Christen, und der Austausch untereinander werde aktiv gefördert. In diesem Punkt unterscheide sich die Spinnerei denn auch von Coworking-Spaces. 100'000 Franken haben die beiden bisher ins Aktienkapital ihrer neuen Spinnerei AG investiert.

So soll es im sogenannten Member Space der Spinnerei künftig aussehen. (Bild: zvg)

Gezielter Einbezug bestehender Netzwerke

Das Konzept funktioniert folgendermassen: Ausgewählte Partnerfirmen, sogenannte Netzwerkpartner der Spinnerei, mieten sich in den Räumlichkeiten ein. Vorgesehen ist, dass dadurch ein sogenanntes «kuratiertes und orchestriertes Business-Ökosystem» entsteht.

In dessen Zentrum steht ein Kernteam, welches die Zusammenarbeit zwischen den rund 40 verschiedenen Klein- und Kleinstunternehmen vorantreibt, oder eben orchestriert. «Dabei handelt es sich nicht um Start-ups, sondern um Unternehmen, die sich bereits erfolgreich im Markt etabliert haben», erklärt Willemsen.

So präsentiert sich der «Member Space» aktuell.

Fragestellungen werden gemeinsam diskutiert

Bei der Auswahl der beteiligten Betriebe wird darauf geachtet, dass sie verschiedene Kompetenzen mitbringen. Damit soll aber nicht nur das Konkurrenzdenken verhindert, sondern vor allem Diversität sichergestellt werden. «Es geht letztlich darum, sich gegenseitig zu ergänzen und so von den Erfahrungen und dem Wissen der anderen zu profitieren», sagt Albi Christen dazu.

Willemsen skizziert ein Beispiel: «Ein Unternehmen hat eine Herausforderung oder will sich bei einer Fragestellung eine Aussenansicht einholen. Dafür meldet es sich beim Kernteam, welches danach ein Treffen organisiert, an dem interessierte Mitarbeitende der Netzwerkpartner teilnehmen.

Das Ergebnis dieses informellen Brainstormings erfolge unmittelbar in Form einer Vielzahl von Ideen zur Problemlösung aus der Perspektive unterschiedlicher Spezialistinnen und Spezialisten.» Die Verantwortlichen nennen dieses Gefäss «Inner-Circle-Action». Auch öffentliche Events und Workshops im Fokus von «New Work» sollen in der Spinnerei regelmässig stattfinden.

Macht auch die Emmi mit?

Dieser Austausch und die damit verbundenen Synergien und Vorteile sollen aber auch Grossunternehmen der Zentralschweiz offenstehen. «Wir werden sechs sogenannte Corporate Partner mit ins Boot holen, die für ihre Teams langfristig Arbeitsplätze mieten und so ebenfalls gezielt auf die kollektive Intelligenz des Netzwerks zurückgreifen können. Dies soll jeweils projektbezogen geschehen», so Sacha Willemsen.

Das bedeutet, dass ein externer Betrieb beispielsweise sein Entwicklungs- oder Marketingteam während zwei Monaten in der Spinnerei arbeiten lässt, wo es dann unter anderem an den gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen und so vom Austausch oder auch durch aktive Zusammenarbeit mit den ansässigen Firmen profitieren kann. Dabei sollen Themen wie digitale Transformation, Potenzialentfaltung und Nachhaltigkeit im Zentrum stehen.

«Aktuell sind wir dabei, entsprechende Partnerunternehmen für unser Projekt zu gewinnen und Investoren von unserer Vision zu überzeugen», sagt Albi Christen. Mit der Gemeinde Emmen und der Milchverarbeiterin Emmi, welche die beiden Initianten in der Projektphase bei der Weiterentwicklung hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Corporate Partnern unterstützt hat, seien bereits Gespräche im Gange. Ebenso mit weiteren Zentralschweizer KMU und Grossunternehmen. Losgehen soll es auf dem Viscosi-Areal im Verlauf des Jahres 2022.

Das Areal der ehemaligen Spinnerei (rot).
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