Winnenden

Von Anne Hieber bis Marie Huzel: Erinnerung an mutige Frauen in Winnenden

internationaler Frauentag
Marie Huzel hat sich für Kinder und ihre Mütter eingesetzt – und einen Kindergarten gebaut. © Alexandra Palmizi

Anne Hieber, Berta Thalheimer, Louise Gmelin, Marie Fetzer, Marie Huzel – an diese Frauen und ihre Geschichten hat der Winnender Ortsverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) anlässlich des Internationalen Frauentags am Dienstag, 8. März, erinnert. Bei einer Stadtführung unter dem Motto „An sie muss erinnert werden“ erfuhren die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Sonntag, wo und wie mutige Winnenderinnen vom Mittelalter bis in die NS-Zeit agiert haben.

Anne Hieber hätte eigentlich eine Gedenktafel verdient

Mutige Frauen sind heute wichtiger denn je: „Wir sagen hier laut und deutlich, dass wir jeden Krieg verurteilen und nicht wollen“ – nach diesen Worten bringen Christa und Herbert Angerbauer die Stadtspaziergänger an Gebäude, wo Winnender Frauen Leben retteten und selbstbestimmt lebten. Am Sanitätshaus Weber, wo früher einmal die Metzgerei Hieber war und wo die Metzgersgattin Anne Hieber das Ehepaar Perlen vor den Nazis im Keller versteckte zum Beispiel. Ernährt, so weiß Thomas Rabus, wurde das Paar auch von der damaligen Bäckerei Heinrich gleich nebenan. Anne Hieber wurde am 20. April 1945 auf der Marktstraße von einem amerikanischen Granatsplitter getroffen und starb. Dafür, so findet Rabus, hätte diese Frau, die den Perlens das Leben gerettet hat, eine Gedenktafel verdient.

Berta Thalheimer – gegen Militarismus gekämpft, das KZ überlebt

Um Berta Thalheimer geht es am Winnender Torturm. Sie hat nach Informationen von Wolfgang Feller zehn Jahre lang in Winnenden gelebt, um dort ihr Abitur machen zu können, was damals für Mädchen kaum möglich war. Thalheimer war eine Freundin von Clara Zetkin, der Mitbegründerin des Internationalen Frauentages, kam im Kampf gegen Militarismus für zwei Jahre ins „Zuchthaus“ und überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt.

Apothekerin Louise Gmelin beschützte ihre Mitmenschen vor den Nazis

Studierte Apothekerin oder Kräuterspezialistin? An der Apotheke am Torturm, der früheren Gmelin'schen Apotheke, begegnen die Teilnehmer des Stadtrundgangs Louise Gmelin, Tochter einer Gelehrtenfamilie. Sie wuchs in Winnenden auf und bot als approbierte Apothekerin Praktikanten Schutz vor den Nazis. Elisabeth Pfund konnte als Zeitzeugin und Angehörige einer der Praktikantinnen erzählen, wie es im „Dachhäusle“ samt Herbarium über der Apotheke war und wie es Louise Gmelin im Winnender Gemeinderat ging.

Eine selbstständige Frauen-WG, die versucht, der Ehe zu entkommen

Vier Beginen begegnen den Stadtspaziergängern an der Winnender Schlosskirche, wo Frauen bereits im Mittelalter versuchten, Gläubige vom Gottesdienst abzuhalten. Sie lebten in einer Wohngemeinschaft hinter der Schlosskirche, weil das „ihre einzige Chance war, einer Ehe zu entkommen“, wie Thomas Rabus erklärte. „Töricht Leut“, habe der Vogt auf eine Beschwerde des Bischofs hin befunden. Gelebt hat die Vierer-WG lieber vom Verkauf ihrer Handarbeiten an Jakobspilger, als sich verehelichen zu lassen und einer damals noch lebensgefährlichen Schwangerschaft auszusetzen. Selbst als nicht vermögende Frauen konnten sie ohne Verpflichtung auf Kinder, Küche und Kirche am Stadtleben teilnehmen.

Marie Fetzer, von den Nazis nach Grafeneck gebracht und ermordet

Trauer kam beim DGB-Stadtrundgang am Mahnmal des Künstlers Jürgen Görz für Euthanasieopfer wie die Winnenderin Marie Fetzer auf, wo Elisabeth Pfund Blumen niederlegte. Marie war nervenkrank und wurde innerhalb der sogenannten „Euthanasieaktion T4“ (Berliner Tiergarten Nummer 4) ermordet. Marie Anna Fetzer stammte aus einer Arbeiterfamilie, wurde mit einem der Busse für die Ermordung Kranker von der „Heilanstalt Winnenthal“ nach Grafeneck transportiert und dort mit 10.653 anderen Menschen umgebracht.

Ihr Vater, so weiß Christa Walz, bekam einen Brief mit der Nachricht, seine Tochter Marie sei am 20. Juni 1940 an Gelenkrheumatismus mit anschließender Herzinnenwandentzündung verstorben, und dazu eine Rechnung, er dürfe die 1042 Reichsmark für die „Behandlung“ seiner Tochter in Raten abbezahlen.

Bei Marie Huzel ging es Kindern und Müttern gut

Wo es Kindern schon immer recht gut ging, war nach den Ausführungen von Elisabeth Pfund der Marie-Huzel-Kindergarten. Bevor Huzel diesen Kindergarten bauen konnte, gab es Spiele für Kinder und Sitzbänke für Mütter im Garten ihres Backsteinhauses in der heutigen Robert-Böhringer Straße, wo sich der gleichnamige Kindergarten immer noch befindet.

Anne Hieber, Berta Thalheimer, Louise Gmelin, Marie Fetzer, Marie Huzel – an diese Frauen und ihre Geschichten hat der Winnender Ortsverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) anlässlich des Internationalen Frauentags am Dienstag, 8. März, erinnert. Bei einer Stadtführung unter dem Motto „An sie muss erinnert werden“ erfuhren die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Sonntag, wo und wie mutige Winnenderinnen vom Mittelalter bis in die NS-Zeit agiert haben.

Anne Hieber hätte