Die Bremsenbude

- das schnellwirkende Steuerventil als Güterzugbremse -

 

Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa und die dadurch weiter ansteigenden Zuglasten der Güterzüge machten es erforderlich, die Druckluftbremse auch bei Güterzügen einzusetzen.

Der Großteil der Güterzüge wurde bis dahin immer noch handgebremst gefahren, was natürlich niedrige Fahrgeschwindigkeiten zur Folge hatte.

In Betracht kam für eine Güterzugbremse nur ein Steuerventil, welches eine hohe Durchschlagsgeschwindigkeit aufweisen konnte. Das schnellwirkende Steuerventil war aber in seiner bisherigen Bauform dafür nicht geeignet, da aufgrund der Länge der Güterzüge das Problem der Zugtrennung wieder aufgetreten wäre.

Es mußte also eine Einrichtung geschaffen werden, welche den Vorteil der hohen Durchschlaggeschwindigkeit nutzte und gleichzeitig den Druck im Bremszylinder aller Wagen langsam ansteigen ließ, um Zugtrennungen zu vermeiden.

Dieses Ventil ist das G -P-Wechselventil.

G-P - Wechselventil

G-P - Wechselventil

Das Wechselventil besitzt einen Umstellhahn, welcher die Stellungen "G" für Güterzug und "P" für Personenzug hat.

In der Stellung P arbeitet das Steuerventil wie gewohnt als Personenzugbremse.

G-P - Wechselventil im Schnitt

G-P-Wechselventil im Schnitt

In der Stellung G wird aber die Zufuhr der Druckluft in den Bremszylinder durch die kleine Bohrung im Umstellhahn gedrosselt, damit die Bremsen langsam anlegen und keine Zerrungen im Zugverband entstehen. Die gedrosselte Zufuhr der Druckluft in den Bremszylinder allein genügt aber noch nicht. Unterhalb des Umstellhahns befindet sich ein sogenannter Stufenkolben, der auf das Mindestdruckventil wirkt. Bis zu einem Bremszylinderdruck von 0,6 bar wirkt die Güterzugbremse wie die Personenzugbremse. Das Mindestdruckventil wird bei Erreichen des Druckes von 0,6 bar durch den Stufenkolben geschlossen. Die Druckluft vom Hilfsluftbehälter kann jetzt nur noch gedrosselt über die kleine Bohrung im Umstellhahn in den Bremszylinder strömen.

Und wozu der ganze Aufwand ?

Das Bremsgestänge hat immer einen "toten Gang", bedingt durch den Kolbenhub des Bremszylinders und den Verschleiß im Gestänge selbst. Wäre das nicht so, dann würden die Bremsklötze oder Bremssohlen ja ständig an den Radreifen schleifen. Das würde den Laufwiderstand des Zuges erhöhen und außerdem zu einem unnötigen Verschleiß an den Radreifen und Bremssohlen führen.

Der schnelle Druckanstieg auf 0,6 bar bei der Güterzugbremse, welcher als "Ansprung" bezeichnet wird, hat also die Aufgabe für das schnelle Anliegen der Bremssohlen am Radreifen zu sorgen.

In Verbindung mit dem Wechselventil konnte das schnellwirkende Steuerventil so auch als Güterzugbremse problemlos eingesetzt werden.

Steuerventil K1 mit GP-Wechselventil an einem Lokomotivtender

Steuerventil K1 mit GP-Wechselventil

Das schnellwirkende Steuerventil mit Wechselventil kann heute noch an Tendern von Dampflokomotiven und an zweiachsigen Personenwagen älterer Bauart von Privatbahnen angetroffen werden.

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