Technik

Der Ötscherbär – Schwelge in der Nostalgie auf Schiene

Die Elektrifizierung der Mariazellerbahn war ein zukunftsweisendes Kapitel in der Geschichte der Schmalspurbahn. Vor mehr als 100 Jahren wurden die damals hochmoderne E-Lok 1099 sowie die Reisezüge angeschafft, um auf der 84 Kilometer langen Strecke von St. Pölten bis Mariazell zu fahren.

Die Loks der Reihe 1099 wurden zwischen 1910 und 1914 gebaut – elektrisch von Siemens Schuckert, mechanisch von Krauss und Co. Linz. Mit einer Stundenleistung von 420kW schaffen sie eine Anfahrzuggraft von maximal 102 kN.

Eine Skizze der Ötscherbär Lok. ©Niederösterreich Bahnen

Die Personenwagen des Ötscherbärs wurden 1908 bzw. 1912 in unterschiedlichen Ausführungen gebaut. Der Umbau im Ötscherbärdesign erfolgte ab 2007. Auf der Mariazellerbahn sind insgesamt noch zehn Wagen in Betrieb. Die Ausführungen reichen vom klassischen Sitzwagen 2. Klasse bis hin zu Gesellschaftswagen, Salonwagen und zwei Speisewagen. Darüber hinaus können in den beiden Radwagen jeweils 30 Fahrräder transportiert werden.

Regionale Schmankerl gibt es im Speisewagen. ©NB/citronenrot

Entgegen der Angaben auf dem Typenschild wurden die Wagen in den Werkstätten der Niederösterreich Bahnen von S41 Achsen auf S43 umgebaut (Rollenlager statt Gleitlager).

Von November 2013 bis April 2015 wurden in mühevoller Kleinstarbeit fünf Personenwagen 2. Klasse, zwei Wagen 1. Klasse (Salonwagen und Gesellschaftswagen) sowie ein Speisewagen saniert. Dabei wurden 42 Fenster ersetzt, 420 m² Holzverkleidung ausgetauscht und 280 m² Stoff für die Sitze verarbeitet. Der Arbeitsaufwand betrug 5.454 Stunden.

Der Ötscherbär Reisewagen. ©Niederösterreich Bahnen

Technische Daten

Die Ötscherbär-Lok: Schmalspur Elektrolokomotive Reihe 1099
Baujahr: 1910 bis 1914 (Siemens Schuckert & Krauss u. Co. Linz). Antrieb: Gruppenantrieb mit Vorgelege. Übersetzung: 1 : 3,448. Zahnzahl 29 : 100. Schlitzkuppelstange. Mechanik: Achsfolge C’C‘ – 2 Drehgestelle mit je einem Motor. Drehzapfen zur Zugkraftübertragung. 100mm Drehzapfenentfernung. 7.900 mm Gesamtachsstand. 800 mm Triebraddurchmesser. 8,3 Tonnen Achsdruck. 11.020 mm Länge über Puffer. Motor: Typenbezeichnung WBM 350. Bauart Reihenschluss. Polzahl 10. Drehzahl max. 1.1780 U/min. Leistung: 600 PS. Gewicht: 49 Tonnen. Mechanischer Teil 24 Tonnen, elektrischer Teil 25 Tonnen. Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h

Der Reisezug: 4-Achs Spantenwagen Schmalspur
Baujahr: 1908 und 1912. Betrieb: 10 Wagen. 2 Speisewagen. Salonwagen. Gesellschaftswagen. Mechanik: Achstype SLO I S41. Rollenlager umgebaut auf Gleitlager (S41 auf S43). Selbsttätig schnellwirkende Saugluftbremse. Elekt. Widerstandheizung 234 V / 266 V. Luftheizung Webasto HI 125,02 – 24 V. Elektrische Beleuchtung Trafo 500 VA. Länge: 12 Meter / 12,9 Meter über Puffer. Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h

Der Ötscherbär in der „alten Lackierung“ sowie seltener Doppeltraktion im Betriebszentrum Laubenbachmühle. ©NB/Heussler

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Titelbild: © Roman Gerstl