Kartoffeln anbauen: Regenerative Methoden für Ertrag & Boden

Kurzgefasst

In diesem Artikel wird auf den Anbau eines der weltweit beliebtesten Grundnahrungsmittel eingegangen - die Kartoffel. Verschiedene Methoden aus der Regenerativen Landwirtschaft finden auch im Kartoffelanbau Verwendung und entfalten ihre positiven Auswirkungen auf Ertrag und Bodengesundheit. 

Wie zum Beispiel eine reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfrüchte, Untersaaten und Blühstreifen bei der Kultivierung von Kartoffeln eingesetzt werden können und welche Auswirkungen sie auf den Ertrag und eine nachhaltige Landbewirtschaftung haben, wird im Nachfolgenden thematisiert. 

 

Die Kartoffel im Fokus

Der Anbau und Konsum von Kartoffeln ist weltweit aus Ernährungssicherheitstechnischen Gründen von großer Bedeutung. Als weltweit viertwichtigstes Grundnahrungsmittel - nach Reis, Weizen und Mais - werden sie in beinahe allen Teilen der Welt kultiviert. Kartoffeln werden in Europa vorwiegend in kühlen und gemäßigten Klimazonen angebaut.

 

 Daten zum Kartoffelanbau in Deutschland

 Abbildung: Daten zum Kartoffelanbau 

 

Wieso ist regenerativer Kartoffelanbau so wichtig?

Lediglich 4 % aller produzierten Kartoffeln in Deutschland wurden 2020 unter ökologischen Bedingungen angebaut. 96 % wurden demnach konventionell produziert. Aus diesen Gründen ist es wichtig, die Umstellung auf regenerative Methoden zu beginnen: 

 

Bodengesundheit- und qualität

Ein regenerativer Kartoffelanbau fördert die Gesundheit des Bodens durch Praktiken wie Minimalbearbeitung, Fruchtfolge, Gründüngung und organische Düngung. Durch den Einsatz dieser Methoden wird die Bodenstruktur verbessert, die Bodenfruchtbarkeit erhalten und das Bodenleben gefördert. Dies ist basierend auf der hohen Beanspruchung des Bodens im konventionellen Anbau ein wichtiger Faktor zur nachhaltigen Sicherung der Ertragsfähigkeit und Resilienz des Bodens. 

Kartoffeln bei der Ernte

 
Erosionskontrolle

Laut Studien erodieren jährlich bis zu 970 Millionen Tonnen Erde durch Wassererosion auf dem Boden der EU.  

Der regenerative Anbau von Kartoffeln hilft, die Bodenerosion zu reduzieren, indem Methoden wie Mulchen und No-Till-Anbau verwendet werden. Durch die Minimierung der Bodenstörung und die Erhaltung der Bodenbedeckung wird die Erosion durch Wind und Wasser verringert. 

Klimaresilienz

Durch die verbesserte Bodengesundheit und -struktur infolge der Implementierung regenerativer Methoden kann der regenerative Kartoffelanbau dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. 

Gesunde Böden mit hohen Humusanteilen sind besser in der Lage, Wasser zu speichern und zu filtrieren, was zu einer erhöhten Dürretoleranz und Anpassungsfähigkeit der Kartoffelpflanzen führt.

Langfristige Nachhaltigkeit

Ein regenerativer Kartoffelanbau fördert eine nachhaltige Landwirtschaftspraxis, die auf langfristige Gesundheit und Produktivität des Bodens ausgerichtet ist. Durch die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und -struktur wird die langfristige Rentabilität der landwirtschaftlichen Betriebe gesichert. Einer Studie des NABU zur Folge ist die Bewirtschaftung mit regenerativen Methoden durch die Einsparungen von Betriebsmitteln und die gesteigerte Effizienz der Ressourcennutzung langfristig profitabel. 

Mehr zu den finanziellen Vorteilen von Regenerativer Landwirtschaft kann im Artikel “Regenerative Landwirtschaft - ökologisch aber auch ökonomisch profitabel” nachgelesen werden.


Regenerative Landwirtschaft im Kartoffelanbau

Die Regenerative Landwirtschaft basiert auf Prinzipien, welche diesen Bewirtschaftungsmethoden zugrunde liegen sollen: 

Fünf Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft

Im Kartoffelanbau können die fünf Prinzipien zum Beispiel durch diese Methoden integriert werden: 

1. Reduzierte Bodenbearbeitung

2. Untersaaten 

3. Zwischenfrüchte 

4. Blühstreifen

 

1. Reduzierte Bodenbearbeitung 

In der konventionellen Landwirtschaft sind intensive Eingriffe in den Boden unvermeidbar. Durch das Pflügen wird der Boden aufgelockert, Unkräuter entfernt, das Pflanzbeet vorbereitet und Schädlinge bekämpft. 

Die reduzierte Bodenbearbeitung zielt jedoch auf den Aufbau von Humus und den Erhalt der natürlichen Funktionen des Bodens ab. Der Boden als Ökosystem wird dadurch weniger gestört und behält seine Gesundheit und Qualität bei. 


Beispiel: Mulchsaat

Eine Mulchschicht auf Kartoffeln bietet sowohl Schutz vor Bodenerosion als auch vor Austrocknung. Verschiedene Materialien können als Mulch verwendet werden, darunter angewelkter Gras- und Kleeschnitt sowie Stroh oder auch abgefrorene Zwischenfrüchte. 

Kartoffelpflanze in Strohmulch

In Verbindung mit dem Zwischenfruchtanbau sind Mulchsaaten eine der entscheidendsten Maßnahmen gegen den Abtrag von Boden und der Regeneration gesunder Bodenökosysteme. Studien belegen, dass eine Mulchdecke besonders in trockenen Perioden höhere Knollenerträge hervorbringen kann. 

Die Integration von Zwischenfrüchten zu Mulchzwecken kann auf zwei Weisen geschehen: 

Nach der Bodenbearbeitung (Stoppelbearbeitung und gegebenenfalls Stallmistdüngerausbringung) folgend auf die Ernte der Vorfrucht werden die Zwischenfrüchte in den gleichmäßigen Boden gesät. Diese sollten ebenfalls vollständig abfrieren oder gesondert abgetötet werden. Ist sichergestellt, dass alle Zwischenfruchtreste abgestorben sind, kann die Grundbodenbearbeitung erfolgen. Mit einem Schwergrubber kann in 20 - 25 cm Tiefe gearbeitet werden. Darauf kann die Dammformung mit anschließender Pflanzung der Kartoffeln folgen. 

Bei diesem Verfahren werden die vorgeformten Dämme im Herbst bereits mit Zwischenfrüchten begrünt. Das Saatgut kann mit Kleinsämaschinen ausgebracht werden, die an das Dammbaugerät montiert werden können. 

Wie das funktionieren kann, wird im Artikel “Dammabau - eine Möglichkeit für alle Kulturpflanzen?” in einem Praxisbeispiel beschrieben. Besonders wichtig ist hier, dass die Zwischenfrucht vollständig abfriert oder rechtzeitig abgetötet wird, damit die Kartoffeln im Frühjahr problemlos gelegt werden können. 

Vorteile: 

Ergebnisse der Versuchsreihe vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing zur Herbstdammbegrünung bei Kartoffeln hat die Vorteile dieser Bodenbearbeitungsmaßnahme verdeutlicht: 

Neben der Mulchsaat sind derzeit Direktsaatverfahren bei Kartoffeln in der Erprobung. Durch die Empfindlichkeit der Kultur gegenüber Verunkrautung kommt diese Option der Aussaat in vielen Fällen nicht infrage. Laut LfL (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft)  können erfolglose Unkrautbekämpfungsmaßnahmen Ertragsverluste bei Kartoffeln um bis zu 75 % verursachen.

 

2. Untersaaten

Die Nutzung von Untersaaten bewirkt im Kartoffelanbau eine nachgewiesene Reduzierung von Erosion, mindert die Nitratgehalte im Boden nach der Ernte, sorgt allgemein für zusätzliche Biomassebildung und trägt somit zu einer besseren Versorgung mit organischer Substanz bei.

Werden blühende Untersaaten wie zum Beispiel Sonnenblumen gewählt, werden außerdem blütenbesuchende Insekten angelockt, was sich positiv auf die Landschaft und die Biodiversität auswirkt. 

In Westfalen haben Betriebe zusammen mit der Landwirtschaftskammer NRW feststellen können, dass Ölrettich als Untersaat geringere Spätverunkrautung und somit günstige Erntebedingungen mit geringerer Klutenbildung bewirkt. Aufgrund seiner hohen Konkurrenzkraft gegenüber Spätverunkrautung konnten Reduktionen der Unkrauttrockenmasse von bis zu 90 % im Vergleich zu den Kontrollflächen erzielt werden.

Allgemein hat in 11/17 Versuchen die Nutzung von Untersaaten die Unkrauttrockenmasse signifikant reduziert. Insbesondere wenn die Ausbringung der Untersaat direkt nach dem letzten Aufhäufeln passierte, wurde der Unkrautdruck reduziert. Beim Ausbringen mehrerer Untersaaten konnte auch keine Konkurrenz zur Kartoffel festgestellt werden, weswegen keine negativen Auswirkungen auf die Erträge zu befürchten sind. 

Zusätzlich konnte eine Reduzierung der Erosionsgefahr durch die Bedeckung durch Untersaaten um circa 50 % errechnet werden.

Wassererosion auf dem Feld

Untersaaten mindern außerdem die Restnitratmenge im Boden nach der Kartoffelernte erheblich. Besonders Sonnenblumen zeigen gute Ergebnisse, da sie im Vergleich sehr viel Stickstoff aufnehmen können. 

 

3. Zwischenfrüchte

Die positiven Effekte des Zwischenfruchtanbaus rücken seit Jahren immer mehr in den Fokus. Erosionsschutz, Stickstoffbindung, Humusaufbau oder Aufbau organischer Masse im Boden sind nur einige Beispiele für die bodenverbessernden Auswirkungen von Zwischenfrüchten.

Im praktischen Betrieb gestaltet sich die quantitative Bewertung des Vorfruchtwerts von Zwischenfrüchten oft schwierig. Verlässliche Erkenntnisse lassen sich nur durch Exaktversuche gewinnen. Um die Bedeutung des Zwischenfruchtanbaus in einer intensiven Hackfruchtfolge mit Kartoffeln genauer zu erfassen, initiierte die Landwirtschaftskammer im Jahr 2001 einen mehrfaktoriellen Fruchtfolgeversuch in Goch-Pfalzdorf am Niederrhein.

In diesem Versuch zeigte sich bereits nach einem einmaligen Anbau von Ölrettich als Zwischenfrucht ein deutlicher Ertragsvorteil bei der nachfolgenden Kartoffelernte. Insbesondere in einer dreigliedrigen Fruchtfolge mit Silomais, Winterweizen und Kartoffeln führte der Anbau von Ölrettich nach Winterweizen und vor Kartoffeln zu einem signifikanten Mehrertrag von 48 Dezitonnen pro Hektar Kartoffeln.

Schaubild zum Einfluss von Zwischenfrüchten auf den Ertrag

Die Auswahl der Zwischenfrüchte vor Kartoffeln hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Bodenbeschaffenheit, das Klima, die Anbauweise und die gewünschten Ziele für die Bodengesundheit. Hier einige weitere Zwischenfrüchte, die vor dem Anbau von Kartoffeln verwendet werden können:

Mögliche Zwischenfrüchte im Kartoffelnanbau

 

4. Blühstreifen 

Blühstreifen werden in der Regenerativen Landwirtschaft für ihre biodiversitätsfördernden Eigenschaften geschätzt. Als Lebensraum und Nahrungsquelle für eine Vielzahl an Insekten und Vögeln bieten Blühstreifen optimale Bedingungen für die Steigerung der Diversität auf dem Feld. 

Oftmals werden sie auf ertragsschwachen Flächen, wie beispielsweise beschatteten Feldrändern, angebaut. Zudem locken Blühstreifen natürliche Feinde von Schädlingen an, was chemische Pflanzenschutzmittel reduzieren und das ökologische Gleichgewicht auf dem Feld fördern kann.

Ein Versuch in der Schweiz hat ergeben, dass die Bepflanzung von Blühstreifen, angrenzend an Kartoffelfelder, die Populationen von Blattläusen um bis zu 75 % verringern kann. Zurückzuführen ist dies auf die vermehrte Verbreitung von natürlichen Fressfeinden dieses Schädlings (Florfliegen und Schwebfliegen). Eine solche Reduktion von Schädlingen würde die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln deutlich senken. 

 

Regenerative Landwirtschaft mit Klim - das lohnt sich! 

Wir von Klim erkennen die Bedeutung regenerativen Maßnahmen in der Landwirtschaft und bieten Landwirten finanzielle Anreize für die Reduzierung der Emissionen und die Speicherung von CO2 im Boden. Landwirte werden für die Umstellung auf regenerative Praktiken belohnt, was zusätzlich zur Verbesserung der Bodengesundheit und zum Klimaschutz beiträgt. 

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