Herbstlaub

Ersterben im Farbenrausch
Mittwoch, 30.07.2014 | 21:30
Colourbox.de Herbstlaub: Farbenrausch aus Undercover-Pigmenten
  • FOCUS-online-Autorin

Leuchtend rot, orange und gelb färben sich die Blätter vieler Laubbäume im Herbst. Doch im Grunde genommen färben sie sich gar nicht – die feurigen Nuancen verbergen sich schon das ganze Jahr über im Blatt.

Alle Jahre wieder zwischen August und November vollzieht sich, wenn auch langsam, in gemäßigten Breiten ein Naturschauspiel: Leuchtende Rot- und Gelbtöne überziehen Bäume und ganze Wälder – bis die bunten Blätter schließlich abfallen. Die Nordamerikaner haben danach sogar eine eigene Jahreszeit benannt, den Indian Summer. Zum Vergnügen der Menschen ist das Farbenspiel indes nicht gedacht: Für die Bäume geht es ums nackte Überleben.

Hinter der Färbung – oder vielmehr der Entfärbung – steckt ein ausgeklügelter Mechanismus: Den Sommer über brauchen die Bäume den Farbstoff Chlorophyll (griechisch für Blattgrün) für die Photosynthese, aus der alle grünen Pflanzen ihre Energie beziehen. Im Winter jedoch wäre der Verlust von Wasser, das über die große Blattoberfläche verdunstet, für den Baum tödlich: Er kann den Feuchtigkeitsverlust dann nicht mehr über flüssige Niederschläge ausgleichen.

Lichtverhältnisse stellen innere Uhr des Baums


Werden die Tage kürzer und ist die Sonneneinstrahlung nicht mehr intensiv genug, ist das für Bäume das Signal, kein neues Chlorophyll mehr zu bilden. Das schon vorhandene wird in seine Bestandteile zerlegt und in Äste und Stamm zurückgezogen, wo sie vor dem Frost sicher sind. So schützt der Baum unter anderem die zentralen Magnesium-Ionen, die etwa zwei Prozent des grünen Farbstoffs ausmachen, sowie den für Pflanzen so wichtigen wie seltenen Stickstoff. Im nächsten Frühjahr bauen die Pflanzen das Chlorophyll dann erneut zusammen, sie recyceln den „teuren“ Farbstoff und nehmen die Photosynthese wieder auf. Das Blattgrün jedes Jahr neu zu synthetisieren, wäre für die Bäume äußerst energieaufwändig.

Zudem würden die Blätter ohnehin absterben, sobald das in den Zellen eingelagerte Wasser gefriert und sie dadurch platzen. Ganz abgesehen davon, wäre es kein kluges Geschäft für den Baum, seine Blätter in der kargen Winterzeit mit Nährstoffen zu versorgen: Er braucht ein gewisses Maß an Speicherenergie, um im darauffolgenden Frühjahr seine Knospen austreiben zu lassen. Eine große Schneelast in der Baumkrone könnte zudem Äste abbrechen lassen.
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