Wissenschaft

Zusammenbruch des Ökosystems «unvermeidlich», wenn der Verlust an Wildtieren nicht rückgängig gemacht wird

Wissenschaftler, die sich mit dem grössten Massenaussterben in der Erdgeschichte befassen, haben herausgefunden, dass die stetige Zerstörung der Tier- und Pflanzenwelt plötzlich zu einem totalen Zusammenbruch des Ökosystems führen kann.
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Viele Wissenschaftler glauben, dass der derzeitige enorme Verlust der Artenvielfalt der Beginn eines neuen Massenaussterbens ist.

Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass der totale Zusammenbruch des Ökosystems unvermeidlich ist, wenn die Verluste nicht rückgängig gemacht werden.

In der Geschichte des Lebens auf der Erde gab es mehrere Massenaussterben. Das grösste von ihnen war das Perm-Trias-Aussterben – auch bekannt als «das grosse Sterben» -, das vor 252 Millionen Jahren stattfand und 95 Prozent des Lebens auf unserem Planeten auslöschte.

Heute jedoch geht das Artensterben noch schneller vonstatten als bei den fünf vorangegangenen Massenaussterben, die den Planeten heimgesucht haben. Wildtiere werden durch die Zerstörung natürlicher Lebensräume für Landwirtschaft und Bergbau, durch Umweltverschmutzung und Jagd vernichtet. Die Menschheit ist auf gesunde globale Ökosysteme angewiesen, um saubere Luft und sauberes Wasser sowie Nahrung zu erhalten.

In der neuen Studie wurden in China gefundene Meeresfossilien aus der Zeit vor, während und nach dem Grossen Sterben eingehend untersucht. Gesunde Ökosysteme beruhen auf dem komplexen Zusammenspiel von Pflanzen, Beutegreifern und Beutetieren, wobei jede Gruppe ähnlicher Arten eine einzigartige Rolle spielt.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Hälfte der Arten ausstarb, ohne dass sich die Gesamtfunktion des Ökosystems änderte, da in jeder Rolle noch einige Lebewesen verblieben. Sobald jedoch die letzte Art in jeder Rolle auszusterben begann, brach das Ökosystem rasch zusammen. «Die Ökosysteme gerieten an einen Wendepunkt, von dem sie sich nicht mehr erholen konnten», so Dr. Yuangeng Huang von der Chinesischen Universität für Geowissenschaften und Hauptautor der Studie.

«Wir verlieren derzeit schneller Arten als bei jedem anderen Aussterbeereignis in der Vergangenheit. Es ist wahrscheinlich, dass wir uns in der ersten Phase eines weiteren, schwerwiegenderen Massenaussterbens befinden», sagte er. «Wir können nicht vorhersagen, wann der Kipppunkt erreicht sein wird, der die Ökosysteme in einen totalen Zusammenbruch stürzt, aber es ist ein unvermeidliches Ergebnis, wenn wir den Verlust der biologischen Vielfalt nicht umkehren.

Das grosse Sterben wurde durch Vulkanausbrüche verursacht, die den Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre in die Höhe trieben, was zu ähnlichen Klimabedingungen führte, wie sie heute durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht werden, d. h. globale Erwärmung, Versauerung der Ozeane und Sauerstoffverlust in den Meeren.

In der ersten Phase des Aussterbens blieb eine ausreichende Anzahl von Arten übrig, um wesentliche Funktionen zu erfüllen, so Dr. Peter Roopnarine von der California Academy of Sciences: «Doch als später Umweltstörungen wie die globale Erwärmung oder die Versauerung der Meere auftraten, fehlte den Ökosystemen diese verstärkte Widerstandskraft, was zu einem abrupten ökologischen Zusammenbruch führte. Dies geschah etwa 60’000 Jahre nach dem anfänglichen Zusammenbruch der Artenvielfalt.

Die Forscher schlussfolgerten: «Ein Zusammenbruch der Artenvielfalt kann der Vorbote eines noch verheerenderen Zusammenbruchs des Ökosystems sein.» Die Arbeit zeige, dass man sich bei den Schutzbemühungen nicht nur auf die Arten konzentrieren dürfe, sondern auch auf die verschiedenen Rollen, die sie spielen.

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