DISSERTATION / DOCTORAL THESIS
Titel der Dissertation / Title of the Doctoral Thesis
„Albanische Parteiprogramme im Balkanraum.
Ein Vergleich.“
verfasst von / submitted by
Mag. phil. Dritero Arifi
angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of
Doktor der Philosophie (Dr. phil.)
Wien / Vienna, 2017
Studienkennzahl It. Studienblatt:
degree programme code as it appears on the student record sheet:
A 092- 300
Dissertationsgebiet It. Studienblatt:
field of study as it appears on the student record sheet:
Politikwissenschaft
Betreut von / Supervisor:
Univ.-Prof. Dr. Heinz Gärtner
Eidesstattliche Erklärung
“Ich erkläre eidesstattlich, dass ich die Arbeit selbständig angefertigt, keine
anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle aus ungedruckten
Quellen, gedruckter Literatur oder aus dem Internet im Wortlaut oder im
wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte gemäß
den Richtlinien wissenschaftlicher Arbeiten zitiert, durch Fußnoten
gekennzeichnet bzw. mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe.”
Wien, am 18.04.2017
Dritero Arifi
DANKSAGUNG
Besonderen Dank möchte ich an meinen Betreuer, Professor Dr. Heinz Gärtner, richten. Mit
seiner konstruktiven Kritik und seinen wertvollen Ratschlägen hat er es mir ermöglicht, dass
ich mich im Rahmen dieser Dissertation mit dem Thema befassen konnte.
Ich möchte mich auch bei meiner Frau Lejla, meiner Tochter Dita, meiner Mutter Mensure,
meinen Schwestern Fitore und Arbresha und bei meinen Schwager, seine Exzellenz, dem ExBotschafter des Kosovo Akan Ismaili herzlich bedanken, ebenso bei meinen zweiten Schwager
Erion, meinem Onkel Fetah Veliu und seiner Frau Dr. Selvete Veliu sowie bei meinem
Schwiegervater Dr. Ismet Morina. Nur mit ihrer Hilfe hatte ich die Chance in Österreich zu
studieren.
Außerdem bin ich dem Staat Österreich sehr dankbar dafür, der mich als Kriegsflüchtling
aufnahm und mir damit die Chance für ein neues Leben gab.
Hilfreiche Stellungnahmen und Ratschläge bekam ich von meinem besten Freund und
Kollegen Dr. Bekim Baliqi, von Dr. Shpendim Hoxha, MA. Halit Hoxhaj, MA. Taulant
Kryeziu und Dr. Ylber Sela. Ich möchte mich ganz herzlich bei all denjenigen bedanken, die
mir bei der Umsetzung dieser Dissertation mit ihren Vorschlägen geholfen haben.
Vor allem danke ich meiner ganzen Familie für ihre unentwegte Unterstützung, während ich
die Dissertation schrieb. Am Ende danke ich Gott dafür, dieses Ziel erreicht zu haben.
Die vorliegende Dissertation ist meiner Frau Lejla und meinem Tochter Dita gewidmet.
INHALTSVERZEICHNIS
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
III. Abbildungsverzeichnis
IV. Tabellenverzeichnis
1
4
5
6
I. Einleitung
7
1.1. Zur Abgrenzung des themas
1.2. Problemdarstallung
1.3. Die Fourschungsziele
1.4. Die Forschungsfragen
1.5. Die Grundlegende Hypotese
1.6. Theoretischer Rahmen
1.7. Methodische Vorgehensweise
1.8. Die Gliederung der Dissertationsarbeit
14
25
31
31
32
33
36
42
II. Theoretische Ansätze in der Parteienforschung
2.1. Parteienforschung
2.1.1. Diskurss der Parteienforschung
2.2. Programmanalyse nach Jürgen Hartmann
2.2.1 Die Binnenanalyse von Parteien
2.2.2. Das Model von Lipset und Rokkan
2.2.3. Sektoren politologischer Parteienanalyse von Winfried Steffani
43
44
45
52
53
54
57
2.3. Definition und Konzepte von politischen Parteien
2.3.1. Die Geschichte und Definition der politischen Parteien
2.3.2. Das Konzept der politischen Parteien
2.3.3. Die Parteifunktion
2.3.4. Die politischen Denkweisen und Ideologien
2.3.5. Der Dualismus zwischen “ linke und rechte“ Parteien
2.3.6. Merkmale des Parteiensystems
60
60
63
64
66
72
74
2.4. Parteiorganisationstypologie
2.4.1. Verschiedene Modelle der Parteiorganisation
2.4.2. Elite-Partein Modell
2.4.3. Klientelistischen Parteien
2.4.4. Typ der Massenpartein
2.4.5. Programmatischen Parteien
2.4.6. Personalizierte Partei
2.4.7. Movement Parteien
2.4.8. Das Modell Kartellparteien
2.4.9. Wählerparteien
79
81
83
83
84
88
89
90
91
93
2.5. Typen von politischen Parteien und programmatischen-ideologischen Ansätzen
2.5.1. Sozial Demokratische und sozialistische Parteien
2.5.2. Kommunistischen Parteien und die Linke
2.5.3. Die Sozialistische Internationale (SI)
2.5.4. Sozialistische Partei Europas (SPE)
2.5.5. Konservativen Parteien
-1-
95
99
101
102
103
105
2.5.6. Demo-cristlichen Parteien
2.5.7. Demokratische Zentrist Internationale (DZI)
2.5.8. Die Eurpäische Volkspartei (EVP)
2.5.9. Liberalen Parteien
2.6. Grüne Parteien
2.6.1. Rechtsextreme Parteien
2.6.2. Regional-ethnischen Parteien
2.6.3. Agrarparteien
2.6.4. Thematische “Unterschiede und Gemeinsamkeiten” vom “Links und Rechts”
105
106
107
109
109
111
114
115
117
2.7. Das Parteiprogramm und ihre Funktion
2.7.1. Die Bedeutung des Parteiprogramm‘s
2.7.2. Zeitanalyse des Parteiprogramms
2.7.3. Das Parteiprogramm -Grundsatzprogramm
2.7.4. Die Bedeutng von Aktion-Wahlprogramm
2.7.5. Die Bedeutng von Regierung – Koalitionsprogramm
2.7.6. Politische Veränderungen und Transformationen von Parteiprogrammen
119
121
122
123
125
126
127
2.8. Zwischenfazit
130
III. Die Entwicklung der politischen Veränderungen in Südost (SOE) und Mitteleuropa nach
dem Ende des Kalten Krieges, und ihre Auswirkungen auf die Transformation der politischen
Parteien
133
3.1. Die Transformation der politischen Parteien in Südosteuropa insbesondere auf dem Balkan 136
3.2. Die Gründung und Entwicklung der albanischen Parteien auf dem Balkan
3.2.1. Politische Programme und die albanische Nationalbewegungen (1878-1912)
3.2.2. Entwicklung der albanischen politischen Parteien im Balkanraum (1990)
3.2.3. Auswahl der albanischen politischen Parteien für die Forschung aus Balkanregion
144
145
149
157
IV. Albanische Politische Parteien im Balkanraum
161
4.1. Besonderheiten des albanischen Pareiensystems und der Parteiprogamme im albanischen
Ballkanraum
161
4.1.1. Albanische Parteien im Porträt
163
4.1.2. Demokratische Partei Albaniens (DPA)
4.2. Sozialistische Partei Albaniens (SPA)
164
166
4.2.1. Demokratische Liga Kosovos (DLK)
4.2.2. Demokratische Partei Kosovos (DPK)
4.2.3. Bewegung Selbstbestimmung (BS) Kosovo
167
167
168
4.2.4. Albanische Demokratische Partei (ADP) Mazedonien
4.2.5. Demokratische Union für Integration (DUI) Mazedonien
169
170
4.2.6. Partei für Demekratische Handlung (PDH) Serbien / Preševo-Tal
4.2.7. Albanische Demokratische Partei (ADP) Serbien / Preševo-Tal
171
172
4.2.8. Demokratische Union der Albaner (DUA) Montenegro
4.2.9. Neue Demokratische Kraft (NDK) Montenegro
173
174
-2-
4.3. Die Politische Orientierung der Albanischen Parteien
175
V. Albanische Parteiprogramme im Balkanraum. Ein Vergleich
178
5.1. Die thematischen Schwerpunkte des Parteienvergleichs
181
5.2. Die Gleichstellung der Geschlechter
5.2.1. Das Thema der Religion
5.2.2. Die Albanische Frage im Balkanraum
5.2.3. Die euro-atlantische Integration
182
189
193
200
5.3. Die Auswertung der Programmprioritäten der albanischen Parteien im Balkanraum
5.3.1. Zukunftsaussichten der Albanischen Parteien (Programme)
207
217
VI. Zusammenfassung
221
6.1. Die gewonnenen Erkenntnisse
229
6.2. Die erste Hypothese
6.2.1. Die zweite Hypothese
229
231
VII. Literaturverzeichnis
234
7.1. Abstract
252
7.2 Abstract Eng
253
7.3 Curriculum Vitae
254
-3-
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
alb.
ADP
BAPMB
BS
bzw.
DLK
DPA
DPK
dt.
DUA
DUI
DZI
EVP
NATO
NDK
PDH
SPA
SPE
SI
SU
Tab.
UÇK
UÇPMB
Vgl.
z.B.
Abbildung
Albanisch
Albanische Demokratische Partei
Befreiungsarmee Presevo Medvegj Bujanovc
Bewegung Selbstbestimung
Beziehungsweise
Demokratische Liga Kosovos
Demokratische Partei Albaniens
Demokratische Partei Kosovos
deutsch
Demokratische Union der Albaner
Demokratische Union für Integration
Demokratische Zentrist Internationale
Europäische Volkspartei
North Atlantic Treaty Organization
Neue Demokratische Kraft
Partei für Demekratische Handlung
Sozialistische Partei Albaniens
Sozialistische Partei Europas
Sozialistische internationale
Sovjet Union
Tabelle
Ushtria Çlirimtare e Kosovës (dt. Kosovos Befreiungsarmee)
Ushtria Çlirimtare per Presheve Medvegje Bujanovc Bujanovc
Vergleich
zum Beispiel
-4-
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Klassifizierung des Parteiensystems von Fragmentierung und Polarisierung.
78
Abb. 2: Der Umfang der Organisation.
94
Abb. 3: Entwicklung der europäischen Parteienfamilien vom 19.-21. Jahrhundert.
98
Abb. 4: Weltanschauungen der Parteien.
116
Abb. 5: Die Balkanstaaten.
143
Abb. 6: Albanian Vilâyets.
148
Abb. 7: Die Verteilung der ethnischen AlbanerInnen auf dem Balkan.
156
-5-
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Amerikanische und europaische Parteien im Strukturvergleich von Leon D. Epstein.
51
Tab. 2: Politische Parteien. Funktionen und Organisation in demokratischen Gesellschaften.
71
Tab. 3: Parteien und Wahlen.
82
Tab. 4: Die wichtigsten Mermale der Ideologie der Sozialdemokraten,
Sozialisten und Kommunisten.
104
Tab. 5: Vergleichende Liste der Arten von Mitte-Rechts-Parteien.
108
Tab. 6: Unterschiede von “Links und Rechts”.
118
Tab. 7: Gemeinsamkeiten von “Links und Rechts”.
118
Tab. 8: Die Bipolare–Welt.
134
Tab. 9: Demokratische Transition.
136
Tab. 10: Relevante albanische Parteien im Balkanraum.
160
Tab. 11: Albanische politische Parteien im Balkanraum: politische orientierung.
177
Tab. 12: Parteipositionierung der Gleichstellung der Geschlechter.
211
Tab. 13: Die Parteiprogrammpositionierung in Bezug auf Religion.
212
Tab. 14: Das ethnische Thema und die albanische Frage auf dem Balkan.
215
Tab. 15: Die Parteiprogrammpositionierung in Bezug auf die euro-atlantische Integration.
216
-6-
I Einleitung
Politische Parteien entstanden aufgrund gesellschaftlicher Forderungen und sind deshalb ein
Produkt
der
vielen
unterschiedlichen
technologischen
und
gesellschaftlichen
Entwicklungsprozesse. Durch die Entwicklung und den Aufstieg der verschiedenen
gesellschaftlichen Schichten bildeten sich unterschiedliche Interessen diverser Gruppen aus.
Als Unterstützung dieser gesellschaftlichen Interessen, je nach politischer Strömungen, wurden
dazugehörige Ideologien beziehungsweise Inhalte zu Parteiprogramme entworfen, die jene
Interessen von Grundstückbesitzern, Unternehmern, Gewerkschaften entsprachen und sich bis
mit Umweltfragen beschäftigten. Die Entwicklung und Erforschung von Parteien hat nach dem
Zweiten Weltkrieg begonnen, und war stark in Westeuropa und in den USA ausgeprägt,
während in Südosteuropa eine fortführende Entwicklung der politischen Parteien auf Grund
des damaligen kommunistischen Systems als parteiisches System unmöglich war.
Also kann man sagen, dass im späten 20. Jahrhundert „starke politische Erdbeben“ im Sinne
eines Zusammenbruchs der kommunistischen Regime in Südosteuropa stattgefunden haben.1
In diesem Zusammenhang kann festgehalten werden, dass sich nach Ende des Kalten Krieges
in ganz Südosteuropa (SOE) der Ausgangspunkt für eine Entwicklung der demokratischen
Prozesse gebildet hat. Dies bezieht sich auf eine Vielzahl von Prozessen wie die Machtteilung
in staatlichen Institutionen, das Mehrparteiensystem, die Dezentralisierung oder Entwicklung
der freien Wirtschaft, die Manifestation von Menschenrechten etc. Auf der anderen Seite
erlebte der Nationalismus, als Folge von wirtschaftlichen Instabilität und der Kriege in ExJugoslawien am Westbalkan2 einen Aufstieg. Im Hinblick auf diese Konflikte wurde das
negative Bild des Westbalkans in Augen der europäischen Bevölkerung wiederholt bestätigt.
Denn es wird, aufgrund des gezeigten Bilds in den Medien, davon ausgegangen, dass die
Balkanregion ständig von Konflikten betroffen bleiben wird. Doch diese Wahrnehmung wurde
auf nicht den Tatsachen entsprechend dargestellt, was auch in den Erscheinungen der 1990er
Jahre im ehemaligen Jugoslawien begründet ist. Es begann mit dem Konflikt in Slowenien und
1
Carothers, Thomas: The End of the Transition Paradigm. Journal of Democracy. Vol. 13. No. 1 pp. 5-21, 2002,
S. 5
2
Zum Bereich des westlichen Balkans werden gerechnet: das ehemalige Jugoslawien (Kroatien, Bosnien &
Herzegowina, Serbien & Montenegro, Kosovo, Mazedonien) und Albanien
-7-
Kroatien, dem mehrjährigen Kriegen, welche am grausamsten in Bosnien und Herzegowina
(1991-1995) wüteten wo nach Beschluss im Sicherheitsrat ein Einsatz der NATO gegen die
Serben erforderlich war. – Man rufe sich nur das Geschehen in Srebrenica in Erinnerung, wo
die serbischen Truppen in kurzer Zeit mehr als 8.000 muslimische BosniakInnen getötet haben.
Darauf folgte der Krieg im Kosovo, wo ebenfalls die NATO (1999) gegen der ehemaligen
Föderativen Republik Jugoslawiens eingegriffen hat, um den Genozid an die albanische
Zivilbevölkerung ein Ende zu bereiten.3 Außerdem muss hier der bewaffnete Konflikt in
Mazedonien (2001) zwischen der albanischen Guerilla der Nationalen Befreiungsarmee (UÇK)
und den mazedonischen Truppen erwähnt werden.4 In den Jahren 2000 und 2001 gab es
außerdem einen bewaffneten Konflikt zwischen der albanischen Guerilla UÇPMB (BAPMB)
und den serbischen Kräften in der Region des Preševo-Tals in Südserbien.
Einer der bemerkenswertesten Punkte ist jener, dass der postkommunistisch geprägte
Westbalkan in seinen Anfängen nicht den gebotenen Anschein einer liberalen Demokratie
lieferte. Anstatt der Stärkung der Demokratie nach europäischem Modell, stärkten sie die
Modelle eines quasi “demokratischen” Regimes, eines hybriden Systems eines autoritären
Systems
mit
demokratischen
Einflüssen.
Ausgehend
von
dem
Vergleich
der
“nationalistischen” Gefühle kann man im Verhältnis von den EU-Ländern zum Balkan
feststellen, dass es auch heutzutage Unterschiede zwischen den beiden Denkweisen gibt. In den
EU-Ländern sind beispielsweise jene Parteien als “nationalistische” Parteien bekannt, die sich
in den meisten Fällen, augrund von Problematiken wie hohe Arbeitslosigkeit, der gegenseitigen
wirtschaftlichen Abhängigkeit oder Steuererhöhung seitens der EU, gegen Immigration oder
ähnliches aussprechen. Gegensätzlich dazu herrscht am Balkan “primitiver” Nationalismus
vor. Alle nationalistischen Bestrebungen haben ihren Ausgangspunkt in der Geschichte,
manchmal sogar in der ungenauen oder übertriebenen Geschichtsschreibung, der ethnischen
Zugehörigkeit, der Musik, in Denkmälern bis hin im Sport.
Wenn eine Region derartigen Problemen gegenübersteht, ist es sehr schwer sich die
Entwicklung einer demokratischen und toleranten Gesellschaft und der politischen Parteien mit
europäischen Werten, welche die umfassende Entwicklungspolitik beeinflussen können,
vorzustellen.
3
Vgl. Meier, Viktor: Jugoslawiens Erben: die neuen Staaten und die Politik des Westens. Beck, München,
2001, S. 84-87
4
Vgl. International Crisis Group Europe (2011): MACEDONIA: Ten years after the conflict. Europe Report
No. 212 – 11, S.15-16
-8-
Am meisten hat das albanische Volk unter der der Gewalt-Spirale des ehemaligen Jugoslawiens
gelitten. Erst nach Beendigung der Kriege im ehemaligen Jugoslawien, nachdem einige Zeit
vergangen war, ist die Entwicklung einer gesellschaftlichen Demokratie am Balkan sichtbar.
Was jedoch die AlbanerInnen in Ex-Jugoslawien anbetrifft, die Verteilung der Ethnien der
albanischen Bevölkerung am Balkan (siehe Abb. 7) im Kosovo, Serbien, Mazedonien und
Montenegro muss eine Trennlinie von den anderen Nationen des Ex-Jugoslawiens eingehalten
werden, weil Albanien eine dritte Nation in dieser Föderation war und trotzdem nicht als solche
anerkannt worden ist. Die systematische Diskriminierung durch die nicht-demokratischen
Regime nicht nur in Serbien, sondern auch in den anderen Republiken hatte einen starken
negativen Einfluss auf die umfassende Entwicklung der albanischen Nation. Deswegen sind
die Parteien, welche nach 1990 entstanden sind, überhaupt die ersten politischen Parteien seit
dem Jahr 1945. Auch weit in die Vergangenheit zurückgeblickt, stellt man fest, dass es keine
positive Entwicklung im Hinblick auf eine Entwicklung eines politischen Spektrums gegeben
hat. Lediglich die politischen Parteien im Kosovo hatten sich um Demokratie bemüht. 5 Was
die politischen Parteien der AlbanerInnen in Serbien, Montenegro und Mazedonien betrifft,
muss gesagt werden, dass sie sich wegen der Umstände in denen sie funktionierten mehr um
das Überleben der ethnischen Parteien bemühten als um politische Belange.6 In Albanien hat
es keinen Konflikt oder Zivilkrieg wie im ehemaligen Jugoslawien gegeben. Hier muss
besonders auf den Umstand der fast 40-jährigen Isolation Albaniens von der Außenwelt
aufmerksam gemacht werden.7 Dies hat besonders negativen Einfluss auf das Land gehabt und
dazu beigetragen, dass die nach 1990 gegründeten politischen Parteien nicht die geringste
Erfahrung damit hatten was die Aufgabe von politischen Parteien ist, geschweige denn, dass
sie das verstehen vermochten. Der Demokratie-Begriff war mehr oder weniger mit der
Bedeutungszuschreibung “des Stärkeren” konnotiert, als “mit dem Gerechten”. In diesem Fall
muss betont werden, dass auch die albanische Wirtschaft die schwächste in der Region des
Westbalkans gewesen ist.
5
Vgl. Bugajski, Janusz (2002): Political Parties of Eastern Europe: A Guide to Politics in the Post-Communist
Era. The Center for Strategic and International Studies, M.E. Sharpe, New York S. 451-453
6
Vgl. ebd. S. 379- 495 und S. 721-785
7
Vgl. ebd. S. 676-678
-9-
Was die vorliegende Forschung betrifft, wenn man vom Titel der Dissertation „Albanische
Parteiprogramme im Balkanraum. Ein Vergleich“ spricht, sollen besonders nachstehende drei
entscheidende Fragen bzw. Themen, im Fokus des Interesses der Rezipienten stehen:
Ausgangspunkt ist Albanien als Nation;
Von Interesse sind Programme der (albanischen) politischen Parteien im
Balkanraum (die das Hauptthema der Forschung darstellen);
Außerdem ist der geografische “Balkan-Raum” von Bedeutung.
Nach Auffassung des Verfassers dieser Forschungsarbeit ist es wichtig, wenn man über die
AlbanerInnen als Nation spricht, eine breitere Definition oder Bestimmung dieses Terminus zu
treffen. Das bedeutet, dass die AlbanerInnen in mehreren Staaten, genauer gesagt in fünf
Staaten des Westbalkans leben und agieren.8 Deswegen wäre in diesem Zusammenhang der
Begriff “albanischer Raum”9 zutreffender. Aus diesem Grund liegt der Fokus des Interesses
dieser Forschung auf dem Vergleich von den Programmen der politischen Parteien in der
gesamten Balkan-Region. Deutlicher gesprochen, werden in dieser Dissertation im Hauptteil
der Forschung genau jene Haltungen und Stellungnahmen der Parteiprogramme von den
albanischen Parteien in Bezug auf soziale Fragen wie: die Gleichstellung der Geschlechter, die
Religion, ethnische Themen und die euro-atlantische Integration, systematisch untersucht und
erläutert werden. In diesem Zusammenhang treten viele verschiedene Variationen von Parteien
und Inhalte ihrer Programme und Positionen in Erscheinung. Das erklärte Hauptziel ist, die
Erschließung der wichtigsten Fragestellungen, bezüglich der gröβten Auswirkungen und deren
Gewichtung in den Parteiprogrammen der Parteien im “albanischen Raum” aufzuzeigen.
Deswegen sind in dieser Forschung insgesamt elf albanische politische Parteien ausgewählt
worden, die im “Balkan- Raum” tätig sind10 (siehe Kap. III, IV und V). Es sind also nur jene
politischen Parteien, die eine entscheidende Rolle Entscheidungskraft haben und hatten,
insbesondere jene ab dem Jahr 1990 bis heute, berücksichtigt worden. Beziehen man sich auf
Giovanni Sartori, gelten jene Parteien als relevant, die für die Bildung von
8
Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien und Montenegro
Dies wird nur im Kontext verwendet/verstanden (wo es albanische Parteien gibt, d.h. in Albanien, Kosovo,
Mazedonien, Serbien und Montenegro)
10
Albanien- Demokratische Partei Albaniens Sozialiatische Parteie Albaniens. Kosovo- Demokratische Liga
Kosovos, Demokratische Partei Kosovos, Bewegung Selbstbestimung. Mazedonien - Demokratische Union für
Integration, Albanische Demokratische Partei. Serbien - Partei für Demekratische Handlung, Albanische
Demokratische Partei. Montenegro - Demokratische Union der Albaner, Neue Demokratische Kraft
9
- 10 -
Regierungskoalitionen notwendig sind oder auf andere Weise ein „Erpressungspotenzial“ auf
den Parteienwettbewerb ausüben können beispielsweise indem sie innerhalb der
Parteienlandschaft polarisieren.11
Im Hinblick auf Albanien sind besonders zwei Parteien für die starken Auswirkungen in der
Politik des albanischen Staates seit den 1990er Jahren (bis heute) verantwortlich. Dies sind die
Demokratische und die Sozialistische Partei. Bezüglich des Kosovo beschäftigt sich diese
Forschungsarbeit mit drei Parteien: Die Rolle der Demokratischen Liga des Kosovo ist seit den
1990er Jahren entscheidend für den Kosovo gewesen und ist es aktuell immer noch – sowohl
vor als auch nach dem Krieg. Der Beitrag der Demokratischen Partei des Kosovo bezieht sich
insbesondere auf die Entwicklung der Demokratie und des parlamentarischen Systems,
außerdem hat diese Partei wichtige Arbeit im Hinblick auf die Staatsgründung des Kosovos
geleistet. Bezüglich den Bestrebungen zur Selbstbestimmtheit des Landes, besteht ein
Ausnahmefall. Diese Bewegung besteht nicht nur in der politischen Szene im Kosovo, sondern
im gesamten albanischen Gebiet, in Form einer Partei die eine nationalistische Strömung
vertritt. Die Bewegung Selbestbestimung (BS) ist die drittgrößte Partei im Parlament des
Kosovo und zeigt Tendenzen auf weiter stark zu wachsen. Diese Bewegung hat eine heftige
Debatte in der kosovarischen Gesellschaft provoziert, insbesondere bezüglich des
Verhältnisses zu Serbien, und ihrer Position gegen die unmittelbare Beteiligung der
internationalen Gemeinschaft am politischen Leben im Kosovo. Außerdem regiert diese
Bewegung seit dem Jahr 2013 mit der Hauptstadt des Kosovos, in Prishtina. In Mazedonien
haben beide Parteien eine entscheidende Rolle in den schwierigsten Zeiten der albanischen
Ethnizität in Mazedonien gespielt. Gemeint sind die Albanische Demokratische Partei und die
Demokratische Union für Integration. In Montenegro bezieht sich die Wahl der
Demokratischen Union der Albaner darauf, dass diese eine der ältesten Parteien ist. Diese ist
insbesondere wegen ihrer Rolle in der Schaffung des Ministeriums für Menschen- und
Minderheitsrechte bekannt. Diese Partei genießt auch für ihren bedeutenden Beitrag in der
Aufrechterhaltung der politischen Stabilität in Montenegro großes Ansehen, ebenso für die
Unterstützung des albanischen politischen Beistands für die Unabhängigkeitserklärung
Montenegros im Jahr 2006.
11
Vgl. Müller, C. Wolfgang: Parteiensystem. S. 292-293. In: Dachs, Herbert/ Gerlich ,Peter/ Gottweis ,Herbert/
Kramer, Helmut/ Lauber, Volkmar/ Müller, C. Wolfgang/ Talos, Emmerich (2006): Politik in Osterreich. Das
Handbuch. Manzsche Vergl., Wien
- 11 -
Die Idee zu dem Forschungsthema dieser Dissertation entwickelte der Verfasser besonders seit
der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo 2008, was bedeutet, dass in der Balkanregion “der
zweite albanische Staat” gegründet worden ist. Obwohl dieser nach Art. 3 der Verfassung der
Republik Kosovo als multiethnischer Staat dargestellt wird, welcher aus der albanischen
Bevölkerung und anderen Gemeinschaften12 (wie SerbInnenen, TürkInnen, Roma etc. – in der
kosovarischen Verfassung gibt es keine Definition von Minderheiten, sondern nur von
Geimeinschaft; englisch: community) besteht, sind in Wirklichkeit 90 % der Bevölkerung
ethnische AlbanerInnen.13 Dies war der ausschlaggebende Punkt, für die Entscheidung, diese
Arbeit zu verfassen und hierfür die Stellungnahmen der Programme der albanischen politischen
Parteien, im Bezug auf die albanische Frage im Balkanraum, die euro-atlantische Perspektive,
die Religion etc., auf der Balkanhalbinsel zu analysieren. Die Motivation liegt in der
Überzeugung begründet, dass durch die Stellungnahmen der Programme unter anderem die
politischen, sozialen, kulturellen Umstände eines Landes und, wie in dem Fall der vorliegenden
Forschung, einer bestimmten Region und Nation erklärt werden können. Dies ist mit der
Tatsache verbunden, dass die programmatischen Stellungnahmen insbesondere am Balkan
öfters auch in staatliche Stellungnahmen umgewandelt werden. Daher wird die Motivation
hinter dieser Dissertation, von der Berücksichtigung beider Aspekte, des sozialen und vielmehr
der Natur der wissenschaftlichen Debatte genährt. In diesem Punkt werden bedeutsame
Elemente, Prozesse, Ähnlichkeiten und Stellungnahmen der Forschung erläutert, damit eine
klare und in vielerlei Hinsichten eine umfassende Analyse dargestellt werden kann. Diese soll
wie folgt umgesetzt werden:
1. Erforschung einer bestimmten Bevölkerung: In diesem Fall ist es klar und logisch, dass
das das Volk der AlbanerInnen im Fokus des Forschungsinteresses stehen.
2. Eingrenzung des geografischen Forschungsgebietes auf eine bestimmte Region: In
diesem Zusammenhang werden die politischen Parteien der AlbanerInnen in den Staaten des
Westbalkans wie in Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien und Montenegro untersucht.
3. Der Forschungsrahmen umfasst die Parteiprogramme der albanischen Parteien bzw.
mit einigen Themen die eigens für die Forschung ausgewählt worden sind. Die Forschung
bezieht sich also nur auf diese wesentlichen und thematischen Aspekte wie Gleichstellung der
12
13
Die Verfassung der Republik Kosovo, Artikel 3 Absatz 1
https://ask.rks-gov.net/ (Zugriff am 20.04.2015)
- 12 -
Geschlechter, albanische Frage im Balkanraum etc. Das Dissertationsthema ist geografisch
sehr breit gestreut, dennoch von der Thematik her klar begrenzt.
4. Die Beschäftigung mit einem bestimmten Zeitraum: Den Ausgangspunkt bildet die
Gründung der ersten albanischen Politischen Parteien ab dem Jahr 1990 und wendet sich hin
zu den neuen Entwicklungen bis ins Jahr 2015.
Die Positionen und Programme der politischen Parteien sind von besonderer Relevanz, da sie
als Meinungsmacher, die Grundlagen für gesellschaftliche Debatten produzieren und diese zu
Parteidokumenten und später auch zu Regierungsdokumenten geformt werden können. Dies
bedeutet, dass das eventuelle Erlangen von politischer Macht der Partei A oder B dazu führen
kann, dass diese Programme und Stellungen ganz einfach implementiert und in staatliche
Agenden umgewandelt werden können. Doch muss berücksichtigt werden, dass die politischen
Parteien der modernen Gesellschaften oft mit Umständen konfrontiert werden, die von
größeren politischen Dimensionen beeinflusst werden.
Dies
führt
zu
einer
Herausforderung
für
sie,
sich
mit
jenen
Veränderungen
auseinanderzusetzen. Hier kann man beispielsweise auf die Ereignisse der 1990er Jahre Bezug
nehmen, als die albanischen Parteien vor einer Reihe von Veränderungen und
Herausforderungen gestanden haben. Sie verfügten weder über die erforderliche Tradition,
noch über die Erfahrung zu Themen wie z.B. Menschenrechte oder Rechtsstaatlichkeit etc. Aus
einer anderen Perspektive gesehen, können (oder müssen sogar) die albanischen politischen
Parteien auf der Balkanhalbinsel eine zunehmend positive Rolle in der Veränderung der Lage
der AlbanerInnen in der Balkan-Region spielen. Sie können z.B. im Hinblick auf die Förderung
der Menschenrechte der AlbanerInnen in Mazedonien, Serbien und Montenegro arbeiten. Sie
können auch zur Stärkung des Bewusstseins der sozialen und europäischen Werte in Bezug auf
die Entwicklung des nationalen Bewusstseins und der ethnischen und religiösen Toleranz
beitragen.
Angesichts dieser Tatsachen bezieht sich der Hauptteil dieser Forschung auf drei Phasen:
Die Erste Phase:
beschäftigt sich mit den Umständen der Entstehung der albanischen
Parteien;
Die Zweite Phase: stellt die Gründung, Entwicklung und ein Porträt der entsprechenden
albanischen Parteien dar; und
- 13 -
Die Dritte Phase: bezieht sich hauptsächlich auf den Vergleich der Stellungnahmen der
Parteiprogramme albanischer politischer Parteien im Balkan- Raum.
Im Hinblick auf die vergleichende Analyse muss betont werden, dass die albanischen
politischen Parteien in der Balkan-Region sich nicht von ParteikollegInnen in der EU
unterscheiden, was die grundlegenden Ziele die ihr Verhalten wie z.B. die Maximierung der
Stimmen oder das Erlangen von Macht und Einflussnahme auf die Politik anbetrifft. Aber in
Bezug auf politische Einstellungen bzw. auf Stellungnahmen der Parteiprogramme gibt es
Unterschiede. Die albanischen politischen Parteien (in den Balkan Ländern) können ein ideales
Gebiet für die Prüfung der Auswirkung der Programmstellungen in der Förderung und
Demokratisierung der albanischen Gesellschaft bieten.
1.1 Zur Abgrenzung des Themas
Über die Geschichte und die Entwicklung einer Nation können ganze Bücher geschrieben
werden. Im gegenständlichen Fall soll jedoch ein Erklärungsversuch unternommen werden,
wie die albanische Nation sich im Laufe von Jahrhunderten entwickelt bzw. herausgebildet hat,
welche
Herausforderungen
sie
bewältigen
musste,
welche
Auswirkungen
dieser
Herausforderungen mit sich gebracht hatten und wie sich dieser Prozess schließlich bis hin zur
Bildung der albanischen politischen Parteien auf der Balkanhalbinsel entwickelt hat. Deswegen
sind die Anhaltspunkte wie z.B. Geschichte, Bevölkerung und Land oder Erdkunde
entscheidend in der nachstehenden Forschung. Dadurch wird vielschichtig und gleichzeitig
klar die Bildung der albanischen Nation dargestellt. Durch den Aspekt der historischen
Prozesse erfährt man mehr über die Auswirkungen der Ausformung einer Nation, die auch
ohne eigenen Staat fast immer in demselben geografischen Raum gelebt hat und lebt. Es
handelt sich hier um eine Nation, die sich von jeher mit den komplexen Prozessen und
unterschiedlichen politische Erscheinungen wie ständige Kriege, Sprache, Geschichte etc.
auseinandersetzen musste. Durch diese Faktoren bildet die Analyse der Geschichte ein klares
Bild darüber, was eine Nation war und ist.14 In diesem Zusammenhang der Analyse ist jedoch
eine Überprüfung des Aspekts der nationalen Identität erforderlich. In dieser Hinsicht hat
14
Vgl. Tilly, Charles: Why and How History Matters. S. 417-430. In: Gooding, E. Robert/ Tilly, Charles (2006):
The Oxford Handbooks of Political Science. Oxford University Press Inc., New York
- 14 -
Politologe Anthony Smith die nationale Identität als ein Muster der Ähnlichkeit bezeichnet,
wenn Gruppenmitglieder sich gleich anziehen, essen und dieselbe Sprache sprechen. 15 Ernest
Gellner einer der wohl bekanntesten Nationalismusforscher, meinte, dass die nationale Identität
infolge eines langen gesellschaftlichen Verfahrens gebildet wird, insbesondere mit den
Bemühungen der Standardisierung der Sprache.16 Ihm zufolge wird Nationalismus in zwei
Dimensionen dargestellt, als „movement“ und als „sentiment“. Von diesem Standpunkt,
definiert er Nationalismus: „Nationalism is primarily a political principle, which holds that
the political and the national unit should be congruent“.17 Und es wird betont: „Nationalism
as a sentiment, or as a movement, can best be defined in terms of this principle. Nationalist
sentimentis the feeling of anger aroused by the violation of the principle, or the feeling of
satisfaction aroused by its fulfilment. A nationalist movementis one actuated by a sentiment of
this kind“.18 Der Politikforscher und Soziologe Alain Dieckhoff hingegen beschreibt den
Nationalismus als eine Ideologie, aber auch als politische Bewegung, die zusammen eine
Nation mobilisieren können. 19 Für den Politologen Benedict Anderson ist die Nation mehr eine
politische Gemeinschaft.20 Doch für Anthony Smith ist die nationale Identität eine
mehrdimensionale Erscheinung, die während der verschiedenen geschichtlichen Prozesse eine
Realität bildet, die sich auf das historische Gebiet, gemeinsame Mythen und historische
Erinnerungen stützt.21
Deshalb ist die Bevölkerung in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung. In allen
politischen Prozessen ist genau die Gesellschaft diejenige, die das konstitutive Element
darstellt und alles führt.22 In diesem komplexen Zusammenhang ergibt sich die Wichtigkeit des
“Landes oder der Erdkunde” oder, anders formuliert, des “Raumes” in dem die Gesellschaft
gelebt, und gearbeitet hat oder arbeitet. Goran Therborn unterscheidet zwei sehr starke
Merkmale für ein Land, das beispielsweise eine raumfeste Sache ist und eine Fortsetzung hat.23
Das bedeutet, dass ein Land ein sozialer Raum ist, in dem Menschen interagieren. Janusz
15
Vgl. Smith, D Anthony (1991): National Identity. Verl. Penguin, Harmondsworth S. 75
Vgl. Gellner, Ernst (1995): Nationalismus und Moderne. Verl. Rotbuch, Berlin S. 82-83
17
Gellner, Ernest (1983): Nations und Nationalism. Basil Blackwell, Oxford, S. 1
18
Vgl.ebd. S.1
19
Dieckhoff, Alain: Nationalism. S. 271. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003): Understanding Democratic
Politics. An Introduction. SAGE Publications Ltd., London
20
Vgl. Anderson, Benedict (1998): Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines erfolgreichen Konzepts. Verl.
Ullstein, Berlin S. 14
21
Vgl. Smith, D Anthony (1991) S. 14
22
Vgl. Levine, David: Why and How Population Matters. S.615-616. In: Gooding, E. Robert/ Tilly, Charles
(2006): The Oxford Handbooks of Political Science. Oxford University Press Inc., New York
23
Vgl.Therborn, Göran. Why and How Place Matters. S. 510-511. In: Gooding, E. Robert/ Tilly, Charles
(2006): The Oxford Handbooks of Political Science. Oxford University Press Inc., New York
16
- 15 -
Bugajski findet drei gute Gründe, um bezüglich der Zukunft der albanischen Nation
optimistisch zu sein (nicht nur im Zusammenhang mit dem Staat Albanien): Er bemerkt das
starke Gefühl der nationalen Identität, den Unternehmergeist, welcher auch die jahrzehntelange
diktatorische Unterdrückung überlebt hat und das klare Auslesen der Verbündeten und Gegner
in der internationalen Arena.24 Wenn man in dieser Hinsicht diese wertvollen Elemente
auseinanderdividiert, kann ein viel tieferes und multidimensionales Bild von die albanische
Nation gezeichnet werden.
Im Folgenden wird sich herausstellen, dass die Entwicklung der AlbanerInnen im Laufe der
Geschichte verschiedene Kurven gezogen hat. Deswegen ist im entsprechenden Teil der
Forschung die Erklärung, die Analyse und der Vergleich vieler Ereignisse im Zusammenhang
mit der albanischen Nation als Gesamtheit unerlässlich. Deshalb ist die Definition der
albanischen Nation allgemein sehr breit. Um hier eine konkrete Eingrenzung des Begriffes
vorzunehmen, wird der Fokus auf den historischen Aspekt gelegt, wofür, wenn auch abgekürzt,
die Auseinandersetzung mit Epochen vertieft werden muss. Die Legitimation dafür liegt in dem
Bestreben begründet, die Ereignisse aus der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf das
Heute nachvollziehbar zu machen. Denn: Das Thema dieser Dissertation ist ja die
Stellungnahme der aktuellen politischen Programme der albanischen Parteien auf dem Balkan.
Trotzdem ist es sehr schwer eine Forschungsarbeit über „die AlbanerInnen“ zu schreiben, ohne
auf die Geschichte der Region hineinzugehen. Eine solche historische Skizze kann mehrere
Ausgangspunkte haben. Nachstehend sind die wichtigsten Ereignisse angeführt.
Es wird immer Bezug auf die AlbanerInnen als Nation und die Ansichten diverser
Forscher genommen: Die AlbanerInnen sind die einzigen Nachkommen der “Illyrer”.
Sie haben, im Gegensatz zu den anderen Völkern am Westbalkan, eine einzigartige
Sprache. Der Albanologe Robert Elsie führt aus, dass erst im Jahr 1998 von dem Team
um Musa Ahmeti einem albanischen Historiker, in den Geheimarchiven des Vatikans
nie veröffentlichte Schriften zur albanischen Sprache entdeckt worden sind. Diese
befassen sich mit Theodor von Shkodra, einem albanischen Schriftgelehrten, der sich
zum ersten Mal im 13. Jahrhundert der Geschichte der albanischen Sprache befasst und
das die erste schriftliche Dokumentation dazu verfasst hat. Diese hat er in einem
Manuskript zur Theologie, Philosophie und der Geschichte der Welt (1209 n.Chr.)
24
Vgl. http://www.gazetatema.net/web/2012/08/23/intervista-bugajski-e-habitshme-qe-shqiptaret-kur-votojnenuk-nisen-nga-ekonomia/ (Zugriff am 02.09.2012)
- 16 -
abgefasst.25 Auch ausgehend von Vornamen (Teuta, Agron, Genci, Liburni, Taulanti,
Dardani, Albani etc.) wird deutlich, dass diese albanisch-illyrischen Namen noch heute
in Verwendung sind. Die Illyrer-Stämme haben an der Adriaküste und im Gebiet des
Balkans gelebt.26 Oder wie Aleksandar Stipčević sich im Rahmen seiner Forschungen
über den Balkan äußerte: “Jede Erzählung über Balkan beginnt mit den Illyrern”.27
Das wird auch durch die Arbeiten einiger Autoren, vor allem durch die Arbeit von
Georges Castellan bestätigt, der offenbarte, dass die Illyrer-AlbanerInnen und die
Griechen die ältesten Bevölkerungsgruppen auf dem Balkan sind.28 Aleksandar
Stipčević auf der anderen Seite halt fest: “(...) The Albanians are the oldest Balkan
race” und “They form a solid block, differing in language and customs from their
neighbors”29
Die Zeit des römischen Reichs und die Besetzung der illyrischen Gebiete haben
zweifellos zur kulturellen und geografischen Schwächung der Illyrer beigetragen. 30
Die Bezeichnung “Albaner” (alb. “Shqiptar”) stammt aus dem zweiten Jahrhundert vor
Christus (Ptolemäus von Alexandria) und bezieht sich auf das illyrische Stamm Albani
oder auf Latein Albus: die in weiß gekleideten Menschen,31 also wurden die
AlbanerInnen mit vielen Bezeichnungen wie Arber, Arvanitas, Albani usw. versehen,
jedoch immer mit der gleichen Identität.32
Das Ende des vierten Jahrhunderts (395 n.Chr.) markiert die Teilung des
Weströmischen Reiches in Rom, in das oströmische und in das byzantinische Reich,
auch bekannt als “Linie von Theodosius”. Diese Trennung der Einflusszonen hat auch,
ausgerechnet Gebiete, in denen die Illyrer (später AlbanerInnen) beheimatet waren,
betroffen, was die Integration der illyrischen Stämme noch schwieriger gemacht hat.33
25
Robert, Elsie (2005): Albanian Literature: A Short History. I.B. Tauris, London, S.5
Vgl. Bashkurti, Lisen (2005): Diplomacia Shqiptare. Vëllimi i I-rë, Geer, Tiranë S.16-17
27
Aleksander, Sipqeviçi zittiert nach Bashkurti, Lisen (2005. S. 18
28
Vgl. Castellan, Georges: Histori e Ballkanit. Çabej, Tiranë, 1991. S. 21 und Vgl. dazu Kadare, Ismail (2006):
Identiteti evropian i shqiptarëve. Onufri, Tiranë S. 20
29
Aleksander, Sipqeviçi zittiert nach Destani, Bejtullah/ Tomes, Jason (2010): Albanian’s Greatest Firend.
Aubrey Herbert and Making of Modern Alnania. Diaries and papers 1904 – 1923. I.B. Taurius, Londom, S. 232
30
Vgl. Bashkurti, Lisen (2005). S.18-19
31
Vgl.ebd. S.20
32
Vgl. Jakupi, Ali (1995): Dy shtete Shqiptare dhe bashkimi kombëtar. QIK, Prishtinë S. 23-25
33
Vgl. Bashkurti, Lisen (2005) S. 21-23
26
- 17 -
Der Zustrom der slawischen Völker auf dem Balkan begann im siebten Jahrhundert
(n.Chr.). Sie besiedelten hauptsächlich den östlichen Teil des römischen Reiches- das
Byzantinische Reich mit dessen Hauptstadt Konstantinopel.34
Die albanischen Fürstentümer bzw. das Fürstentum Arber (1190-1257 n.Chr.) war
der erste Innenkörper, der als erste Form des albanischen Feudalstaates bekannt
geworden ist. Darüber hinaus hat es mehrere wichtige Fürstentümer wie beispielsweise
das Fürstentum Muzakaj, Dukagjini, Kastriot, Arvanitas gegeben.35
Osmanische Kolonisierung des Balkans (1389 -1912) Der Ausgangspunkt für die
osmanische Besetzung des Balkans markiert die berühmte Schlacht auf dem Amselfeld
im Jahr 1389, die zwischen der osmanischen Armee unter Sultan Murat I und einer
Armee oder besser gesagt dem Bündnis der Völker der Region, unter der Führung vom
serbischen Prinzen Lazar, geschlagen worden ist.36 Dessen Armee bestand aus den
Nationen des Balkans wie beispielweise den SerbInnen, AlbanerInnen, KroatInnen,
UngarInnen, BulgarInnen.37 Dieser Kampf wurde von der osmanischen Armee
gewonnen. Dennoch feierte die serbische Politik diesen Sieg für sich. Nach dem Fall
von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul im Jahr 1453 ist nach und nach die gesamte
Balkanregion vom osmanischen Reich erobert worden. Die Bedeutung des Wortes
“Balkan” leitet sich vom Türkischen ab und bedeutet “Wald”.38
Der Nationalheld der AlbanerInnen auf dem Balkan ist zweifellos Gjergj Kastriot –
Skenderbeu. Der 25-jährige Widerstand von Skenderbeu gegen dem osmanischen
Reich ist bis heute tief in der Geisteshaltung der AlbanerInnen verwurzelt geblieben.
Er symbolisiert den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit. 39 Aufgrund seiner
diplomatischen und kämpferischen Aktivitäten ist Skenderbeu von Papst Paul II. zum
“Athleta Christi” ernannt worden.40 Dieser Ehrentitel steht für die militärische
34
Vgl. ebd. S. 22
Vgl. ebd. S. 38-39
36
Vgl. Marjanovic, Vladislav: Sind Albener und Serben zum ewugen gegenseitigen haβ verurteilt? S. 274. In:
Gashi, Skënder(Herg.) (1999): Dardania. Zeitschrift für Geschichte, Kultur, Literatur und Politik, Nr.8/99, Band
7, VIII. Jahrgang, Wien
37
Vgl. Trautman, Reinhold (Herg): Slawisch- Baltische Quellen und Forschung. Verlag Market & Petters,
Leipzig,1937, S.30-34
38
Vgl. Castellan, Georges: Histori e Ballkanit. Çabej, Tiranë, 1991, S. 17
39
Vgl. Biçoku, Kasem: Formimi i kombit shqiptar – një process i thellë historik. S. 250-2251. In: Asanaj, Dino/
Selimaj, Bruno (Ed.) (1997): Kombi. Rrugët e bashkimit kombëtar. Onufri, Tiranë
40
Vgl. Bashkurti, Lisen (2006): National and European identity of Albanians. Geer, Tirana S. 142
35
- 18 -
Verteidigung des Christentums. Es wird davon ausgegangen, dass die albanischen
Gebiete ungefähr im Jahr 1501 von dem osmanischen Reich erobert worden sind,
womit die albanische Nation auf dem Balkan die letzte ist, die von den Osmanen erobert
wurde.
Trotz der jahrzehntelangen osmanischen Besetzung und der massiven Islamisierung der
AlbanerInnen, spielte die Erhaltung der nationalen Identität eine entscheidende Rolle
für das Überleben der Nation. Der Dichter Pashko Vasa bezieht sich im neunzehnten
Jahrhundert auf die These “the religion of the Albanians is Albanianism”.41 Das
bedeutet, dass die Identität der AlbanerInnen nicht – wie bei den anderen Völkern des
Balkans – durch die Religion definiert ist.
Die Stärkung des albanischen Widerstandes wird vor allem nach dem Vertrag von San
Stefano und durch die östliche Krise zwischen Russland und dem osmanischen Reich
klar. (Teile der albanischen Gebiete wurden Serbien, Bulgarien und Montenegro
übergegeben, während der Rest unter der Besatzung des osmanischen Reiches
verblieb). Die Existenz der albanischen Nation wurde somit fast in Frage gestellt. Die
Liga von Prizren im Jahr 1878 stellte eine politische Plattform der albanischen Nation
dar.42 Sie hatten besondere Ansprüche in Zusammenhang mit der Verbindung der
albanischen Gebiete. Hier sind zum ersten Mal nationale Behörden gegründet worden,
die der albanischen Bevölkerung eine Stimme in der internationalen Politik gegeben
hat. Im Zuge dessen ist unter anderem Albanisch als offizielle Amtssprache festgelegt
worden.43 (Das bezieht sich auf die albanischen Vilâyets44 unter der Herrschaft des
osmanischen Reiches (siehe Abb.6, Kap. III). Die albanischen Ansprüche wurden im
Berliner Kongress 1878 von den Großmächten jedoch nicht berücksichtigt. Gleichzeitig
ist der Vertrag von San Stefano annulliert worden. Als Folge des Druckes von Russland
41
Zittiert nach Judah, Tim: Kosovo. What everyone needs to know. Oxford University Press, New York, 2008,
S. 9 und vgl auch dazu Arifi, Dritero/ Ylber, Sela (2013): Kosovar Society through Secularism and Religion.
Iliria International Review. Pub. LIRIA College with Felix Verlag. Prishtina, Vol.6. No.2, pp. 312
42
Vgl. Hösch, Edgar (2002): Geschichte der Balkanländer. Von der Frühzeit bis zur gegenwart. 4 Auf., Verl,
C.H. Beck, München S. 157
43
Krasniqi, Afrim (2009): Sistemet politike në Shqipëri 1912-2008. AIPS, Tiranë S. 10
44
Aus Arabisch wilāya (t) Regierung, Landkreis. Ehemals im osmanischen Reich ein bedeutender Landkreis
oder Provinz mit eigenem Gouverneur. In: https://en.oxforddictionaries.com/definition/vilayet (Zugriff am
16.12.2016)
- 19 -
wurde die Unabhängigkeit von Serbien (ohne dem Kosovo) und von Montenegro
anerkannt.45
Einführung des albanisches Alphabets 1908 – Kongress von Monastir. Die größte
und wichtigste Invention zur albanischen Staatlichkeit ist die Verwendung des
lateinischen-europäischen Alphabets als Widerstand gegen das arabische oder
kyrillische Alphabet. Der Anführer dieser bekanntesten nationalen Bewegung im
albanischen Gebiet war der katholische Priester Gjergj Fishta. Alle muslimischen,
katholischen und orthodoxen AlbanerInnen unterstützten die Einführung des albanischlateinischen Alphabets bedingungslos.46
Die Balkankriege (1911-1913) zeigten erneut dass die Nachbarländer(Serbien,
Montenegro, Bulgarien und Griechenland) sehr daran interessiert waren, sich
gegenseitig zu überfallen, vor allem den Wunsch nach der Eroberung mehrerer
albanischer Gebiete die Anfälligkeit der Region und den Wunsch der Nachbarländer
nach der Eroberung mehrerer albanischer Gebiete; das, obwohl in dem Krieg gegen das
osmanische Reich, die AlbanerInnen gemeinsam mit allen Nationen des Balkans gegen
die osmanische Eroberung gekämpft haben.47
Die Unabhängigkeit von Albanien – Angesichts der Gefahr von den Nachbarländern
angegriffen zu werden, erklärte Albanien am 28.11.1912 seine Unabhängigkeit. Dabei
ist Albanien vom österreichisch- ungarischen Reich unterstützt worden.48 Offiziell
wurde das Land zum ersten Mal 1913 in der Botschafterkonferenz in London
aufgenommen, jedoch ohne den Kosovo und die anderen albanischen Gebiete. 49 In
dieser Konferenz wurde der Kosovo zwischen Serbien und Montenegro aufgeteilt und
Mazedonien wurde Serbien zugesprochen.50
Im Ersten Weltkrieg waren die albanischen Gebiete auf mehrere Länder aufgeteilt. Das
offizielle Albanien ist im Ersten Weltkrieg jedoch neutral geblieben.
45
Vgl. Bashkurti, Lisen (2006) S.85-85, und noch dazu Malcolm, Noel (1998): Kosovo A Short History.
Macmillan Publishers, London S. 201-209
46
Vgl. Bashkurti, Lisen (2006) S. 87
47
Vgl. Bashkurti, Lisen (2005) S.205-210
48
Vgl. Krasniqi, Afrim (2009): Sistemet politike në Shqipëri 1912-2008. AIPS, Tiranë S. 17
49
Vgl. Bakalli –Arifi, Emine: Shqiptarët besojnë në ardhmërinë e tyre. S. 145. In: Asanaj, Dino/ Selimaj, Bruno
(Hrsg.) (1997): Kombi. Rrugët e bashkimit kombëtar. Onufri, Tiranë
50
Vgl. Malcolm, Noel (1998) S. 210-218
- 20 -
Albanien hat sich 1920 dem Völkerbund angeschlossen.51
Im Zweiten Weltkrieg hat das Land Albanien selbst für die Befreiung des albanischen
Gebietes von der Nazi-Armee gekämpft, und verhalf ebenfalls dem ehemaligen
Jugoslawien, militärisch von der Nazi-Besatzung befreit zu werden.52
Die Weltordnung des kalten Krieges: Albanien hatte sich selbst für eine
kommunistische Ausrichtung entschieden und arbeitete deswegen militärisch und
wirtschaftlich mit der Sowjetunion und den Mitgliedern des Warschauer Pakts
zusammen, wovon sich das Land 1961 wieder zurückzog. Daraufhin ging Albanien
Bündnisse mit der Volksrepublik China ein, die bis ins Jahr 1978 aufrecht geblieben
sind. Danach verwandelt sich Albanien bis 1990 in das am meisten isolierteste Land
Europas. Während der andere Teil der albanischen Nation (nicht das Land) Teil der
Sozialistischen Föderative Republik Jugoslawiens bleibt.53
Die Zeit nach dem Kalten Krieg 1990: Auch Albanien hat sich in der Welle der
demokratischen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa beteiligt. Nach Beendigung
des Kalten Krieges nach den 1990er Jahren sind schmerzhafte Konflikte und blutige
Szenarien für das ehemalige Jugoslawien entstanden. Die Auflösung Jugoslawiens
wurde durch den fast zehnjährigen Krieg zwischen Serbien und anderen Republiken
begleitet. Um den Bürgerkrieg und die ethnische Säuberung zu stoppen, sind (ist) der
Eingriff der Vereinten Nationen und NATO erforderlich gewesen.54
Der Fall des Kosovo: Seit 1990 unterdrückt Serbien die Autonomie des Kosovo, die
durch die Verfassung von 1974 garantiert worden ist. Somit isolierte das serbische
Regime von Slobodan Milošević das albanische Volk als Minderheit vollständig vom
öffentlichen System. Die Kosovo-AlbanerInnen sind gezwungen worden ein paralleles
System von Dienstleistungen, angefangen vom Schulwesen bis hin zur medizinischen
Versorgung, zu gründen.55 Von 1989 bis 1997 hat der Führer oder der Präsident, wie
die Kosovo-AlbanerInnen den Leader Ibrahim Rugova nannten, den friedlichen
51
Vgl. Destani, Bejtullah/ Tomes, Jason (2010) S. 321
Vgl. Bashkurti, Lisen (2005) S. 368-369
53
Vgl. Bashkurti, Lisen (2006) S. 99-102
54
Abaz, Lleshi: Gjeopolitika e Ballkanit dhe Perspektiva e Sigurisë në rajon. Sh.B. GEER, Tiranë, 2009. S.156206 und noch dazu Bideleux, Robert/ Jeffries/ Ian (2007): The Balkans A post-Communist history. Routledge,
New York S. 1-21, Oder Transchel, Kate/ Mitchell, J. George/ Matray, I. James (2007): The Breakup of
Yugoslavia: Conflict in the Balkans. Chelsea House, New York S. 105-116
55
Vgl. MacShane, Denis (2011): Why Kosovo still matters. Haus Publishing Ltd., London S. 40-44
52
- 21 -
Widerstand angeführt.56 Doch aufgrund der kämpferischen Umstände im Gebiet des
Ex-Jugoslawiens brachten nicht die erhofften Ergebnisse.57
Nach dem Dayton-Abkommen – in dem der Kosovo nicht berücksichtigt worden ist –
haben im Kosovo die Ersten Bewegungen des kämpferischen Widerstands, mit der
Gründung der UÇK begonnen. Nach blutigen Kämpfen mit serbischen Streitkräften,
hat sich die internationale Staatengemeinschaft für Verhandlungen zwischen den
Konfliktparteien ausgesprochen.58
Nach dem Scheitern der Verhandlungen im Zuge des Friedensprozesses zwischen den
AlbanerInnen und den SerbInnen, entschloss sich die NATO zur Bombardierung von
Serbien bzw. der militärischen Ziele im ganzen serbischen Gebiet. Als Gegenreaktion
darauf hat das serbische Regime fast 1000.000 AlbanerInnen aus dem Kosovo nach
Mazedonien und Albanien vertrieben.59 Man spricht hier vom größten Flüchtlingsstrom
des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts.
Nach der Vereinbarung von Kumanovo (Mazedonien 1999) hat Serbien oder das
ehemalige Jugoslawien kapituliert und die serbischen Kampftruppen zogen sich aus
dem Kosovo zurück. Hier ist im Sicherheitsrat ein Abkommen erreicht worden, das als
Resolution 1244 bekannt geworden ist.60 Hiernach wird das Gebiet des Kosovo von
UNMIK (UNSCR-1244) verwaltet,61 was das Ende des bewaffneten Krieges im
Kosovo markiert hat.62
Im Jahr 2006 haben die Verhandlungen für Abkommen zwischen dem Kosovo und
Serbien unter der Leitung vom UN-Sicherheitsrat und dem Präsidenten Martti Ahtisaari
56
Vgl. Prorok, Christiane (2004): Ibrahim Rugovas Leadership. Eine Anlyse der Politik des kosovarischen
Präsidenden. Peter Lang, Frankfurt am Main S. 93
57
Vgl.Meier, Viktor (2001): Jugoslawiens Erben: die neuen Staaten und die Politik des Westens. Beck,
München S. 84-87
58
Vgl. Jandl, Gerhard: Der Kosovokonflikt – mögliche und wahrscheinliche Verhandlungslösungen, S. 10. In:
Riegler, Henriette(Hg.) (2000): Der Kosovokonflikt – Bestandsaufname und Lösungsszenarien. Arbeitspapier
28, Österreichisches Institut für Internationale Politik. Wien
59
Vgl. Ignatieff, Michael(2002): „Die Politik der Menschenrechte“ Hamburg, S.70
60
UN- Resolution 1244 des Sicherheitsrates und die Schaffung einer internationalen militärischen und zivilen
Präsenz in Konfliktraum. Bei der Erfüllung der Aufgaben gemäß der UNSCR 1244 ist der SRSG befugt,
Gesetze in Form von Anordnungen und ergänzender Instrumente (Verwaltungsrichtlinien) zu erlassen
61
Vgl. Kramer, Helmut/Dzihic, Vedran: Die Kosovo Bilanz. Scheitert die internationale Gemeinschaft?“ Wien,
2005, S. 22
62
Vgl. Clark, Wesley K „WAGING MODERN WAR: Bosnia, Kosovo, and the Future of Combat“ New York,
2002, S.413
- 22 -
begonnen. Nach Abschluss der Verhandlungen hat Martti Ahtisaari die bedingte
Unabhängigkeit des Kosovo vorgeschlagen.
Der Kosovo erklärte am 17.02.2008 die Unabhängigkeit. (Nach der Volkszählung im
Jahr 2011 mit einer Bevölkerungszahl von 1,820,631 besteht die Bevölkerung aus mehr
als 90 % ethnischen AlbanerInnen).63 Bisher ist der Kosovo von 109 Mitgliedsstaaten
des UN-Sicherheitsrates anerkannt worden. Zwei Mitgliedsstaaten des UNSicherheitsrates lehnen die Anerkennung des Kosovo ab: Russland und China. Weitere
fünf Mitgliedsstaaten der EU (Spanien, Griechenland, Zypern, die Slowakei und
Rumänien) erkennen die Unabhängigkeit des Kosovo eben sowenig an.
Die AlbanerInnen in Mazedonien- sind wie in jeder anderen Republik des ehemaligen
Jugoslawiens
in
allen
Aspekten
diskriminiert
worden.
Nach
der
Unabhängigkeitserklärung von Mazedonien 1991 ist die Diskriminierung der
AlbanerInnen von der “quasi demokratischen” Regierung von Mazedonien
weitergeführt worden. Obwohl die albanischen Parteien in Mazedonien an der lokalen
und zentralen Regierung partizipiert haben, sind sie in der Verfassung von Mazedonien
als ethnische AlbanerInnern nicht als Teil der Bevölkerung der Staats-Gründung
anerkannt worden (nach der Volkszählung 2002 machen die AlbanerInnen 25.2% der
Gesamtbevölkerung aus, wobei zu bedenken ist, dass diese Bezifferung in der
Balkanregion wohl von staatlichen Behörden manipuliert worden ist).64 Die Ergebnisse
des bewaffneten Konflikts im Jahr 2001 zwischen der albanischen Befreiungsarmee
UÇK und den mazedonischen Streitkräften, stellen die Fragilität des makedonischen
Staates dar. Nach dem internationalen Eingreifen, vor allem der USA und der EU,
wurde das Abkommen in Ohrid 2001 – für die Änderungen der Verfassung des
Mazedonischen Staates erreicht.65 Dieses Abkommen bezieht sich auf die
Beschäftigung der AlbanerInnen in den öffentlichen Behörden Mazedoniens, ihre
sprachliche Repräsentation auf lokaler und zentraler Ebene und auf andere Elemente
ihrer Bürgerrechte.66
63
https://ask.rks-gov.net/ (Zugriff am 20.04.2015)
http://www.indexmundi.com/macedonia/demographics_profile.html (Zugriff am 20.04.2015)
65
Vgl. Riegler, Henriette (2008): Un/Sicherheit und In/Stabilität des „Westlichen Balkan“. Österreichisches
Institut für Internationale Politik. Arbeitspapier 29, S.30
66
Vgl. International Crisis Group Europe (2011): MACEDONIA: Ten years after the conflict. Europe Report
No. 212 – 11, S 15-16
64
- 23 -
Die AlbanerInnen in Serbien bilden eine relativ kleine Minderheit (nach der
Volkszählung im 2002 leben in Serbien rund 61.647 AlbanerInnen, wobei die
Teilnahme an der Volkszählung 2011 von den ethnischen AlbanerInnen verweigert
wurde).67 Sie leben in Südserbien an der Grenze zum Kosovo und Mazedonien. Die
AlbanerInnen in Serbien werden vom serbischen Staat stark diskriminiert, was
insbesondere ist in wirtschaftlicher Hinsicht, in den von AlbanerInnen bewohnten
Gebieten zu bemerken ist. Im Jahr 2000/2001 hat sich es ein bewaffneter Konflikt
zwischen der UÇPMB und den serbischen Streitkräften im Preševo-Tal zugetragen.68
Nach dem internationalen Eingreifen der NATO und der EU wurde ein Abkommen für
einen Waffenstillstand erreicht. Trotzdem sind die Rechte der AlbanerInnen weiterhin
stark eingeschränkt.
Die AlbanerInnen in Montenegro bilden eine feste Minderheit, die zur
Unabhängigkeit von Montenegro 2006 maßgeblich beigetragen hat. Sie bemühen sich
für eine größere Autonomie und gesicherte Sitze im montenegrinischen Parlament. Die
albanischen Gebiete in Montenegro liegen im Grenzgebiet zum Kosovo und Albanien.
Die AlbanerInnen in Montenegro bilden ungefähr 5 % der Gesamtbevölkerung von
insgesamt 625,000 Einwohnern.69
Die albanische Nation und die nationale Identität: In diesem Zusammenhang kann
gesagt werden, dass die albanische Nation, obwohl sie getrennt in fünf Staaten des
Westbalkans lebt und agiert, eine standardisierte Sprache spricht und sich über einen
sozialen und geografischen Raum identifiziert. Sie werden durch historische
Erinnerungen, bezugnehmend auf die gemeinsamen Kriege und Helden, vereint. Sie
haben eine gemeinsame Kultur: Kunst, Musik, Literatur und verfolgen dieselben
Bildungsziele bzw. -standards. Heute existiert beispielsweise eine einzige
“Abetare”(alb.) (dt. Grundschulbuch) für die Grundschulen aller albanischen Gebiete.
Die visuelle Digitalisierung oder die Anwendung der Technologie in diesen Gebieten
haben zur Vertiefung und Beschleunigung der kulturellen Kommunikation beigetragen.
Die nationale Identität ist wichtiger als alles andere, wohingegen die Religion mehr als
67
OSCE Organization for Security and Co-operation in Europe: Ethnic Minorities in Serbia. An Overview.
2008, S. 4
68
Vgl. http://javanews.al/15-vjet-me-pare-filloi-lufta-e-ucpmb-se/ (Zugriff am 08.06.2016)
69
Vgl. http://worldpopulationreview.com/countries/montenegro-population/ (Zugriff am 19.04.2015)
- 24 -
Routine jedoch nicht als unbedingt erforderlich angesehen wird.70 Die AlbanerInnen
glauben mehrheitlich an zwei große Weltreligionen: an den Islam und das Christentum.
Anhänger ersteren werden in Sunniten und Bektaschi aufgeteilt und die Anhänger
zweiterer in Katholiken und Orthodoxe.71 Egal welchen Glaubens, leben die
AlbanerInnen friedlich zusammen, schließlich sind sie Teil der europäischen
Zivilisation.72 Der Tag der Nationalflagge, der 28. November wird in allen Gebieten
der AlbanerInnen gefeiert. Wenn die albanische Nation aus der Sicht des 21.
Jahrhunderts analysiert wird, ist festzustellen, dass sie sich in der finalen Phase zur
Integration in der EU (Europäischen Union) befindet.
Aber aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet, wenn man sich auf Arbën Xhaferis
Lehre zum Wohlstand der nationalen Vereinigung bezieht, lässt sich anhand seiner
Auffassung sagen, dass die Menschen in der zivilisierten Welt bereits definiert sind und
in allen Bereichen nationale Standards installiert haben, ausgehend von der Frage der
Abtreibung bis hin zu genetisch veränderten Lebensmittel, in der Frage der Demokratie
und zu Sportveranstaltungen. Nach Xhaferi sind die albanischen Gesellschaften (in
Bezug auf Albanien und auch auf die gesamte Balkanregion) nicht standardisiert, vor
allem nicht in Hinblick auf die nationalen Werte.
In diesem Kontext wurden in diesem Teilkapitel versucht die Bewegungen und die komplexen
Prozesse der albanischen Nation bis heute darzustellen. Es sollte klar aufgezeigt werden, dass
die AlbanerInnen in mehreren Staaten auf dem Balkan leben, aber dennoch eine Nation sind.
1.2 Problemdarstellung
Die vorliegende Dissertationsarbeit befasst sich in erster Linie mit den Parteiprogrammen der
angesprochenen albanischen politischen Parteien am Westbalkan. Natürlich können aufgrund
der formalen Rahmenbedingungen dieser Arbeit leider nicht die vollständigen elf
Vgl. Vinca, Agim: Bashkimi i shqiptarëve në një shtet – e vetmja zgjidhje e drejtë. S. 22-23. In: Asanaj, Dino/
Selimaj, Bruno (Hrsg.) (1997): Kombi. Rrugët e bashkimit kombëtar. Onufri, Tiranë
71
Vgl. Constante, Italo Fortino: Identiteti kulturor i popullit shqiptar. S.196. In: Asanaj, Dino/ Selimaj, Bruno
(Hrsg.) (1997): Kombi. Rrugët e bashkimit kombëtar. Onufri, Tiranë
72
Vgl. Berisha, Ibrahim: Tërësia etnike-kërkesë legjitime e shqiptarëve. S. 216. In: Asanaj, Dino/ Selimaj,
Bruno (Hrsg.) (1997): Kombi. Rrugët e bashkimit kombëtar. Onufri, und Vgl. dazu Abdullahu, Faton (1998):
Dimensionet e identitetit Qytetërues. Kultura, Feja, Politika. Gazeta Rilindja, Prishtinë S. 86-87
70
- 25 -
Parteiprogramme erforscht werden. Zur klaren Eingrenzung des Forschungsfeldes konzentriert
sich die inhaltliche Auswahl auf drei Kategorien bzw. Themen; d.h. die Untersuchung
fokussiert die sozialen, ethnisch-nationalen und europäisch-atlantischen Komponenten der
Parteiprogramme. Es werden die Einstellungen / Stellungnahmen der albanischen Parteien in
Bezug auf diese Themen verglichen und bewertet.
Diese Forschung ist an einzelnen spezifischen Themenschwerpunkten orientiert und liegt somit
mehr Wert auf eine inhaltliche Festlegung zu bestimmten Themen. Zuerst in Grundwerten wie
Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und bspw. soziale Themen. Aus diesem Verständnis heraus
bedeutet das, dass die politische Parteien sich für Verantwortungsübernahme, Toleranz und
Konsistenz einsetzen. Aus diesem Grund werden zwei Themen, die im Zusammenhang mit
Grundwerten stehen, ausgewählt wie die Gleichstellung der Geschlechter und die Religion. Ein
weiterer wichtiger, untersuchter Punkt ist die ethnische oder albanische Frage und jener, wie
alle diese Themen der euro-atlantischen Integration entsprechen. Auf Basis dieser Prämissen,
durch die Auswahl dieser bestimmten Themen, kann aus bisherigen Untersuchungen
geschlossen werden, dass in bisherigen Forschungsbestrebungen lediglich die Profilierung der
kosovarischen politischen Parteien bzw. nur die ideologische Orientierung ermittelt wurde und,
dass bislang nur ein Vergleich zwischen den Wahlprogrammen, ebenfalls nur im Kosovo
gezogen wurde.73 In Bezug auf die hier vorliegende Forschung wird die Untersuchung auch
mit ideologischen Orientierungen verbunden; es wurden 40 verschiedene Programmthemen
verglichen.74 Von diesen 40 Themen wurden vier für diese Arbeit ausgewählt. Hier könnte man
in zukünftigen Forschungsbestrebungen andenken, einen größeren Vergleich zu ziehen, was
unter den formalen Vorgaben und zur Eingrenzung einer expliziten Thematik in dieser
Dissertation leider nicht zu leisten ist. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich auf die
politischen Parteiprogramme und schließt geografisch jene fünf Länder des Balkans ein, wo
albanische politische Parteien aktiv sind. In diesem Zusammenhang ist das Werk der
Historikerin Sabile Keçmezi -Basha75 zu erwähnen, in dem die Programme der albanischen
nationalen Bewegungen zwischen 1878 und 1990 beleuchtet werden. Keçmezi -Basha
präsentiert die Genese der albanischen Bewegungen oder Gruppierungen sowie deren
politischen Ziele, die als Hauptabsicht die Befreiung der albanischen Gebiete hatten. Nach dem
73
Zulfaj, Jeton/ Mulliqi, Brikena/ Shala, Mentor/ Tahiri, Petrit (2008): Political Parties in Kosovo. Profile and
Ideology. Celnaja, Prishtine.
74
Malazogu, Leon/ Gautam, Brenna (2014): Busolla ideologjike e Kosovës. Hartë e orientimit të partive
politike. Instituti Demokracia per Zhvillim, Nr.8, Prishtinë
75
Basha, Keçmezi Sabile (2013): Programet Politike të Lëvizjes Kombëtare shqiptare 1878-1990, Instituti i
Historisë, Prishtinë
- 26 -
Zweiten Weltkrieg richtete sich der Fokus auf die diversen albanischen Bewegungen im
ehemaligen Jugoslawien, die lediglich ein Ziel hatten: eine Loslösung von dem sozialistischen
Bündnis Ex-Jugoslawien. Als weiterer Bezugspunkt für die Auswahl dieser Themen waren die
theoretischen Ansätze, die zusammen die Parteiprogrammanalyse formulieren und implizit die
oben genannten Themen diskutieren.
Aus diesem Grund wurden die spezifischen Themen nach folgenden Faktoren ausgewählt: nach
Grundwerten, die sich mit sozialen Themen beschäftigen und die ethnische und euroatlantische Integration beeinflussen. Diese sind immer mit den Forschungszielen (1.3) und den
Forschungsfragen (1.4) verbunden. Denn das Ziel dieser vorliegenden Dissertationsarbeit ist
nicht die bloße Beantwortung von Ja-Nein-Fragen, sondern das Aufzeigen welche albanische
Partei welche Ideologie vertritt.Daher ist der Schwerpunkt der Forschung tiefergehend und
signifikanter,
wodurch
sie
folglich
programmatische
Prioritäten
widerspiegelt,
Programmrichtlinien der albanischen Parteien und dadurch Zukunftsaussichten der albanischen
Partein aufzeigt.
Dies bedeutet, dass diese Dissertation albanischen Grundwerte der Parteien erkunden will, wie
offen und verantwortlich sie im Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter sind und, wie
viel tolerant sie gegenüber der Religion sind und diese akzeptieren. Welche
Programmrichtlinien auf auf ethnischer Ebene verfolgt werden und allfällige Inklusion
nationalistischer Elemente in ihren Programmen, ist ebenfalls von Bedeutung. Abschließend
ist die jeweilige Haltung gegenüber der euro-atlantischen Integration und ihre Beweggründe
(pro und contra) von Interesse.
Wenn man sich hier auf die Kategorie der sozialen Themen konzentriert, wird in dieser
Kategorie ein Zusammenhang in der Art und Weise wie die Menschen gemeinsam in einer
Gesellschaft
leben
dargestellt
beispielsweise
anhand
von
sozialen
Regeln,
zwischenmenschlichen Beziehungen, des Entwicklungs- und Fortschrittsniveau der
Gesellschaft, der in diesem Zusammenhang mit den Parteiprogrammen der albanischen
Parteien in Verbindung steht. Also findet in der sozialen Kategorie eine Auseinandersetzung
mit den zwei Hauptthemen der Gleichstellung der Geschlechter und der Religionen statt.
Hierbei ist ein Bewertungsschlüssel dafür jender, ob eine politische Partei offen und
demokratisch gestaltet ist und, ob diese allgemein für eine offene Gesellschaft steht
beispiesweise in Bezug auf Themen wie eben die Gleichstellung der Geschlechter und der
Religionen.
- 27 -
Zum Thema der Gleichstellung der Geschlechter wird dessen Darstellung in der Entwicklung,
die Einbeziehung der Frauen auf gleicher Ebene, die Bekämpfung der Vorurteile gegenüber
den Möglichkeiten für die Frauen etc. in den Parteiprogrammen der albanischen Parteien
erforscht. Hier sind die Stellungnahmen die albanischen Parteien in Bezug auf dieses Thema
relevant, ebenso deren Wahrnehmung in geschlechtlichen Gleichstellungsfragen.
Während sich das Zweite Thema auf die Religionen bezieht, wird hier jedoch nicht der Frage
nachgegangen, ob die albanischen Parteien einen säkularen Staat unterstützenEs wird hier die
Offenheit der Parteien bezüglich dieses Themas erforscht. Relevant ist ihre Botschaft im
Parteiprogramm bezüglich Religionen in der Gesellschaft Hier werden sich herausstellen, ob
die albanischen Parteien die religiöseVielfalt fördern und religiöse Werte pflegen. In dieser
Forschungsarbeit ist die Frage danach, ob die albanischen Parteien in dieser Richtung tolerant
sind, von Interesse, und es werden Vergleiche dazu angestellt. In einem ersten Schritt erfolgt
das durch die Untersuchung der ausgewählten sozialen Themen wie die Gleichstellung der
Geschlechter und Religionen. Als zweiter Schritt wird untersucht, ob diese Themen eine breite
Weltanschauung die den gesamten Bereich der Menschenrechte abdeckt, vertreten. Dadurch
wird die Offenheit und Toleranz der albanischen Parteien im Balkanraum in Bezug auf diese
Themen dargestellt. Somit sind diese zwei Themen lediglich ein Auszug des weitaus
umfangreicheren Programms, der politischen Stellungnahme und der Sichtweise der
albanischen Parteien im Balkanraum.
Der nächste Schwerpunkt der Forschung ist die Ethnizität in Bezug auf die Frage der
albanischen Ethnizität auf dem Balkan. Das ist weiterhin eines der heiβesten Themen auf dem
Balkan, welches weiterhin in politischen Kreisen am Balkan und in Europa diskutiert wird. Im
Zusammenhang dieser Forschung werden Unterschiede dargestellt, in welchem Kontext oder
in welcher Dimension die Frage der albanischen Ethnizität in den Parteiprogrammen dargestellt
wird. Das bedeutet für die albanischen Parteien eine Neuausrichtung für ihre Zukunft und die
Zukunft der Nachbarländer auf dem Balkan. Gemäß dieses Forschungsinteresses wird auch
dargestellt, wie wichtig die Frage der albanischen Ethnizität in den Parteiprogrammen ist und
welche Lösungsvorschläge für diese Fragestellung am häufigsten zur Verfügung gestellt
werden. In der Tat wird mit diesem Schwerpunkt der Zugang der albanischen Parteien zum
Thema der albanischen Frage auf dem Balkan klar gemacht. Durch dieses Thema wird mehr
oder weniger die europäische Zukunft der albanischen Parteien bestimmt. Im Folgenden wird
- 28 -
erläutert, ob die albanischen Parteien mehrheitlich eine nationalistische oder moderne
Orientierung verfolgen.
Im Dritten Schwerpunkt beschäftigt sich diese Arbeit mit der Sichtweise der euro-atlantischen
Integration, was auch ein wichtiges Thema, nicht nur für die albanischen politischen Parteien,
sondern auch für die Zukunft der Region des Westbalkans ist. Selbstverständlich werden hier
die Programme in Bezug auf die Integration und Partnerschaft mit der EU und NATO erforscht.
Hiermit wird deutlich, welche Position die albanischen politischen Parteien zu diesem Thema
haben. Die Frage steht auch im Zusammenhang mit der Nachbarschafts- und der regionalen
Politik. Davon ausgehend kann die Integration, durch die Schaffung multidimensionaler
Sichtweisen, per se mehr Positivität erwirken beispielsweise durch:
regionale Partnerschaft, und durch
Die Entwicklung einer Nachbarschaftspolitik – insbesondere auf dem Balkan. Deshalb
muss im Rahmen dieser Forschung auch dargestellt werden, welchen Zugang die
albanischen Parteien in ihren Programmen zu ihren Nachbarländern haben. Hier muss
berücksichtigt werden, dass Albanien und der Kosovo gemeinsam an Montenegro und
Mazedonien grenzen. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass der Kosovo an
Serbien grenzt. In den drei Staaten Mazedonien, Montenegro und Serbien lebt der
andere Großteil der ethnischen albanischen Nation.
Das Thema der euro-atlantischen Integration wird vielen Dimensionen zugeordnet. Denn,
wenn man sich mit der euro-atlantischen Integrationen beschäftigt, spricht man von einem
breiten Konzept an Merkmalen, die wiederum in die Merkmale der Demokratie miteinbezogen
werden sollen. Es geht hier nicht nur einfach um die Auβenpolitik als einzelner Punkt im
Programm. Der Fokus muss auf die euro-atlantische Integration, die an sich eine Vielzahl von
Reformen enthält, die ein Staat zur Mitgliedschaft in der EU und NATO benötigt, gerichtet
werden. Die politischen Parteien vertreten die staatlichen Interessen aufgrund der
Parteiposition in ihrem Programm und in der Regierung. Durch politische Parteien werden auch
die Weltanschauungen einer Gesellschaft dargestellt. Falls sich die albanischen Parteien
demnach für die Werte der EU und die Integration interessieren würden, sollten sie, so die
Annahme, viel offener und informierter gegenüber sozialer Themen sein und sich nicht nur mit
der Frage der Ethnizität beschäftigen. Denn: Der EU-Integrations-Prozess ist ähnlich der
- 29 -
Entwicklung des demokratischen Systems, der Struktur der Geschlechtsintegration und der
interreligiösen und interethnischen Toleranz. Es wird hier deutlich, dass die Erläuterung dieser
Themen gegenseitig Bezug aufeinander nehmen und die Erforschung dieser Ereignisse am
Ende ein klares Bild über die Hauptthemen der Programme und Positionen der albanischen
Parteien darstellen kann, was ebenso ein greifbares Ergebnis darstellen wird und
Schlussfolgerungen zulassen wird.
Durch die Entwicklung der politischen Parteien wird auch der Aufbau einer Zielsetzung womit
die Parteien identifiziert werden entwickelt, was später als „Parteiprogramm“ bekannt ist.
Damit werden mehr oder weniger die Positionen der Parteien dargestellt und gleichzeitig wird
die Partei mit einer bestimmten Gruppe einer Gesellschaft gekennzeichnet. Also vertreten die
politischen Parteien in diesem Zusammenhang die Interessen der verschiedenen sozialen
Gruppen innerhalb des politischen Systems. In Bezug auf das Modell von Lippset und Rokkan
stützen sich die politischen Positionen der Parteien auf bestimmte Ideologien. Kurz gesagt hat
die Schaffung und Entwicklung der stabilen Parteistrukturen nach und nach auch die
Entwicklung der demokratischen Regime beeinflusst.
Die vorliegende Forschungsarbeit beschäftigt sich hauptsächlich mit den Positionen der
albanischen Parteien oder ihren Programmen auf dem Balkan. Die Forschung bezieht sich
genau auf die Positionen rund um soziale Themen wie zum Beispiel die Gleichstellung der
Geschlechter, die Religion, die ethnische Frage der AlbanerInnen auf dem Balkan und die euroatlantische Integration. Diese Kategorien bilden die Hauptthemen dieser Dissertationsarbeit.
Hier werden alle Parteiprogramme bzw. parteiische Dokumente erforscht, die sich auf die
genannten Themen und Unterthemen beziehen. Der Grund warum diese Kategorien/Themen
gewählt worden sind, bezieht sich auf die Tatsache, dass die Erarbeitung dieses
Problemaufrisses der Identifizierung der Parteiprogramme der albanischen Parteien auf dem
Balkan dient. Es soll die Frage erörtert werden, inwiefern sich die albanischen Parteien von
einander im sozialen und ethnischen Bereich und in Bezug auf die euro-atlantische Integration
unterscheiden. Das Hauptziel ist die Beantwortung der Frage welches der Themen wie z.B.
soziale, ethnische/nationale und euro-atlantische Integration als wichtiger erachtet wird und
und präsenter in den Parteiprogrammen der Parteien im „albanischen Raum“ ist. Einerseits
wurden das Forschungsziel und die Themen auf Grund der Erläuterung der Ansichten von den
Programmen der albanischen politischen Parteien ausgewählt, andererseits wird durch die
Erforschung dieser Themen das unter anderem das politische und kulturelle Klima der
- 30 -
albanischen Gesellschaft aufgezeigt. Genau aus diesem Grund sind die Parteiprogramme dazu
gut geeignet, weil die grundsätzlichen Werte und Ziele der sozialen, ethnischen / nationalen
und europäischen Werte ebenfalls erkennbar sind.
1.3 Die Forschungsziele
Die Forschungsziele stellen ein zentrales Element der Dissertation dar. Sie ziehen sich als roter
Faden durch die gesamte Forschungsarbeit. Zentral wurden folgende Forschungsziele
erarbeitet:
1). Das erste Forschungsfrage zielt darauf ab, fundierte Grundkenntnisse zum Verständnis der
Entwicklung und der Herausforderungen der Parteiprogramme der albanischen Parteien auf
dem Balkan bereitzustellen und diese im Bezug auf die entsprechenden Themen (bzw. auf die
verschiedenen gesellschaftlichen Herausforderungen) und deren Vergleich darzustellen.
2). Ein weiteres Forschungsziel ist die Erforschung der sozialen, ethnischen und europäischen
Themen im Sinne der Verdichtung und Priorisierung der albanischen politischen Parteien auf
dem Balkan und der Vergleich von diesen Themen in den Programmrichtlinien.
3). Abschließend und gleichzeitig vordergründig soll durch die Identifizierung/Erkennung der
Hauptthemen in den albanischen Parteiprogrammen deren Auswirkungen auf die Entwicklung
der spezifischen Politik in Zusammenhang mit den Werten der Europäischen Union aufgezeigt
werden.
1.4 Die Forschungsfragen
Wenn über Programme albanischer Parteien diskutiert wird, identifiziert man diese
mehrheitlich mit den Parteien in Albanien. In diesem Fall jedoch – wie durch den
Problemaufriss bereits verdeutlicht wurde – sind unter diesen Programmen jene des
“albanischen Raum auf dem Balkan” zu verstehen. Um die oben genannten Ziele zu erreichen,
strebt diese Studie an, folgende zentrale Forschungsfrage zu beantworten:
- 31 -
Welche Themen beeinflussen die Programme der albanischen Parteien in Bezug auf die Fragen
wie: Albanische Ethnizität, soziale themen oder euro-atlantische Integration am meisten?
Dieser Forschungsfrage werden weitere drei Unterfragen zugeordnet:
Welche Programmrichtlinien verfolgen die albanischen Parteien in der Gesellschaft?
Warum sind soziale Themen für die albanischen Parteien (ParteifunktionärInnen) von
besonderer Bedeutung?
Warum ist in den Programmen der albanischen Parteien auf dem Balkan, die Strategie
der europäischen Integration stärker ausgeprägt, als die albanische nationale Frage auf
dem Balkan?
1.5 Die Grundlegende Hypothese
Untenstehende Hypothesen sind elementar für diese Forschung und sollen dabei helfen das
Phänomen der albanischen Parteiprogramme zu erklären. Aus diesem Grund folgt diese
Forschungsarbeit der Intention des Verfassers, diejenigen Thesen zu verfolgen, die im Fokus
des persönlichen Interesses stehen und welchen attestiert werden kann, dass sie die gestellten
Fragen in diesem Forschungsprozess eindeutig analysieren und beantworten können. Daher
werden bereits zu Beginn der Untersuchung einige Annahmen dargelegt:
Je mehr die Parteiprogramme der albanischen politischen Parteien in sozialen Fragen
und bezüglich des Themas der europäischen Integration (weiter-)entwickelt, verstärkt
und verbessert werden, desto mehr wird die Entwicklung der Demokratie in der
Gesellschaft und die Entwicklung der albanischen Nation gefördert.
Sollten die albanischen Parteien in den Parteiprogrammen mehr Wert auf die
europäische Integration, als auf die Frage der Ethnizität der AlbanerInnen gelegt haben,
dann ist die Frage der AlbanerInnen auf dem Balkan nicht erarbeitet worden und als
solche kein Hauptthema in den Parteiprogrammen der albanischen Parteien.
Dementsprechend wird erwartet, dass diese Parteien als treibende Kraft handeln und
die AlbanerInnen in der Balkanregion dazu ermutigen, die Konflikte zu beenden und
- 32 -
den Frieden und die nachhaltige politische und wirtschaftliche Entwicklung aufrecht zu
erhalten.
Diese zwei Hypothesen werden vollständig untersucht, um sie schließlich ihre auf
Verifizierbarkeit, bzw. Falsifizierbarkeit hin zu überprüfen.
1.6 Theoretischer Rahmen
Im theoretischen Teil dieser Dissertation geht es vor allem um die neue Erforschung und
Analyse von politischen Parteien. Das heißt, auf theoretischer Ebene, wird mit Bezugnahme
auf verschiedene Autoren,76 die bereits dazu geforscht haben, versucht die Bedeutung, Struktur,
Funktionsweise und die Parteiprogramme von politischen Parteien darzustellen. Die
Parteiforschung bezieht sich auf mehrere Elemente und Aspekte für und über die politischen
Parteien, die in der Tat viele Fragen aufwerfen, dahingehend was wir, allgemein die
Rezipienten oder die Bevölkerung unter einer politischen Partei verstehen. Auf den Ersten
Blick hinterlässt es den Eindruck einer sehr einfachen Frage, doch aus der Sicht eines Forschers
ist das eine Fragestellung die eine tiefgreifende Analyse erfordert. Denn wir (die Rezipienten
oder die Bevölkerung) beschäftigen uns mit einer politischen Organisation, mit einer
Organisation per se, mit Struktur, Ideologie, politischen Programmen, die das Hauptziel der
Machterlangung verfolgen. Diese politischen Organisationen betreiben Propaganda für deren
politische Interessen, treffen staatstragende Entscheidungen usw.77
Während der 1980er und 1990er Jahre ist eine Debatte zur „allgemeinen Parteientheorie“
entstanden, im Sinne wie diese wünschenswert wäre; aufgrund der Komplexität dieses Themas
ist diese jedoch lediglich eine Phrase geblieben. Nach Ansicht von Elmar Wisendahl sind die
Ergebnisse der Gesamtleistung relativ gering. Trotz der jahrzehntelangen Forschung
76
Katz, Richard S./ Crotty, William/ Wiesendahl, Elmar/ Duverger, Maurice/ Mair, Peter/ Stöss, Richard/
Oskar, Niedermayer/ Benoit, Kenneth/ Müller, C. Wolfgang/ Gunther, Richard/ Montero, Ramón/ Ismayr,
Wolfgang/ Seiler, Louis-Daniel/ Saalfeld,Thomas/ Hartmann, Jürgen etc.
77
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998): Partein in Perspektive. Theoretische Ansichten der Organisationswirklichkeit
politischer Parteien. Westdeutscher Verl., Wiesbaden, S. 20-26
- 33 -
insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg und auch weiterhin, nach der Verbesserung der
Forschungsinstrumente und Methoden.78
Auf der anderen Seite beklagten sich Forscher bisher nicht viel über diese mangelhafte,
allgemeine, subjektive Theorie der Parteien. Sie waren vielmehr auf der Suche nach einer
pragmatischen Lösung. Genau deswegen hat Kalus von Beyme deutlich zum Ausdruck
gebracht, dass eine derartige Theorie vielmehr wünschenswert als erreichbar ist, wobei er
hinzufügt, dass sie auch nicht dringend nötig sei.79
In diesem Zusammenhang wird der theoretische Hauptteil der Dissertationsarbeit sich
hauptsächlich auf den theoretischen Zugang in Bezug auf die Definition der politischen Partei,
wie und warum sie sich entwickelt haben, beziehen. Der Aspekt der organisatorischen
Typologie wird lediglich partiell untersucht, wohingegen der ideologische Aspekt zur Gänze
analysiert wird. In diesem Zusammenhang werden vier Ansichtspunkte der Programmanalyse
dargestellt und somit dem Forschungsschwerpunkt dieser Dissertationsarbeit angepasst.
Insbesondere wird die Rolle des Parteiprogramms einer politischen Partei untersucht. In diesem
Kontext wird besonders auf die unterschiedlichen Parteiprogramme vom Grundsatzprogramm,
Aktions-Wahlprogramm, Regierungs-– und Koalitionsprogramm eingegangen. Und es wird
die Wichtigkeit der Theorie und der Praxis erläutert. In der Tat bedeutet ein Parteiprogramm,
salopp formuliert, alles – parteiische Ideologie, Orientierung und politische Stellungnahme etc.
Von diesem Standpunkt ausgehend wird besonders auf die Typologie und Ideologie der
Parteien geachtet. In dieser Forschungsarbeit ist das Parteiprogramm wie ein Hausdach
dargestellt. Um ein Hausdach bauen zu können, benötigen wir einen Bauplan, die Idee dahinter,
man braucht detaillierte Angaben über die Entstehung, Entwicklung, Organisation und
Weiterentwicklung einer politischen Partei. Um die Wichtigkeit eines Parteiprogramms zu
verstehen, wird im theoretischen Aspekt gefordert alles rund um die Bildung, Entwicklung,
Rolle, Funktion und Ideologie der politischen Parteien zu verstehen.
Im theoretischen Teil werden vier Ansichten der Partei- und Programmanalyse, die zum
Hauptteil der Forschungsarbeit dieser Dissertation gehören, dargestellt:
78
Vgl. Greven, Th. Michael: Die Parteien in der politischen Gesellschaft sowie eine Einleitung zur Diskussion
über eine „allgemeine Parteientheorie“. S. 277- 280. In: Niedermayer, Oskar/ Stöss, Richard(Hrsg.) (1993):
Stand und Perspektiven der Parteienforschung in Deutschland. Westdeutscher Verlag, Opladen
79
von Beyme, Klaus zittiert nach Stöss, Richard/ Niedermayer Oskar. S.26. In. Niedermayer, Oskar/ Stöss,
Richard(Hrsg.) (1993): Stand und Perspektiven der Parteienforschung in Deutschland. Westdeutscher Verlag,
Opladen
- 34 -
In der ersten Ansicht, geht Jürgen Hartmann davon aus, dass jedes Parteiprogramm auf
der Prämisse fusst, die die regulierenden Normen des menschlichen Verhaltens
definiert. Ihm zufolge können diese Grundsätze klar in Parteiprogrammen zum
Ausdruck gebracht werden oder, diese können dort indirekt verarbeitet werden. Von
diesem Standpunkt ausgehend, führt Jürgen weiter aus, erarbeiten die Parteiprogramme
verschiedene Ziele / Positionen, etwa auf sozialer, politische, oder bspw. ökonomischer
Ebene.80 Diese sind direkt mit den Themen der Dissertation verknüpft.
Die zweite Ansicht bezieht sich auf die Forschungsarbeit von Oskar Niedermeier. Er
war der Meinung, dass alle parteiischen Stellungen im Zusammenhang mit den
Parteiprogrammen stehen.81 In dieser Hinsicht ist die Methode der Inhaltsanalyse von
zentraler Wichtigkeit. Hiermit werden die Unterschiede der Programmstellungen der
verschiedenen
Parteien
dargestellt82
oder,
welche
Programmbereiche,
die
beispielsweise mehr Aufmerksamkeit erhalten, wie soziale Fragen, Gleichstellung der
Geschlechter, Bildung, Umwelt, nationale-ethnische Angelegenheiten, EU etc.
In der dritten Ansicht wird theoretisches Modell der Clavage Theorie, auch bekannt ist
als das Model von Lipset und Rokkan aufgegriffen. Dieser Theorie nach ist die
Parteientwicklung in der Tat die Grundlage der sozialen Parteipolitik, welche sich auf
engagierte Gruppen und Verbände in kollektivem Handeln stützt.83 Als Folge des
politischen Engagements der verschiedenen Gruppen beeinflussen sie die politischen
Prozesse. Dies steht in Zusammenhang mit den Nach-Kriegs-Prozessen des Kalten
Krieges auf dem Westbalkan oder genauer gesagt im “albanischen Raum”.
Die vierte Ansicht, die Parteienanalyse von Winfried Steffani, bezieht sich auf die Ziele
und Anforderungen des Parteiprogramms durch welche die Verhältnisse verschiedener
Interessensgruppen innerhalb der Gesellschaft und die Stellungnahmen der Parteien
dargestellt werden.84
Ausgehend von diesen unterschiedlichen Konzepten durch welche die Haupteigenschaften der
politischen Parteien beschrieben werden, wird versucht im Hauptteil der Forschungsarbeit
80
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979): Pareienforschung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt S.54-55
Vgl. Niedermayer, Oskar: Die Analyse einzelner Parteien. S.73. In: Niedermayer, Oskar (Hrsg.) (2013):
Handbuch Parteinforschung. Springer VS, Wiesbaden
82
Vgl. ebd. S.73
83
Vgl. Lees Charles (2005): Party Politics in Germany. A Comparative Politics Approach. Palgrave Macmillan,
New York, S.17
84
Vgl. Steffani Winfried (1997): Geweltenteilung und Parteien im Wandel. Springer VS, Wiesbaden S. 194
81
- 35 -
durch ein klar gezeichnetes Bild die Plattformen (die politischen Positionen bzw.
Stellungnahmen) der Parteiprogramme der albanischen Parteien im Balkan darzustellen.
1.7 Methodische Vorgehensweise
Die methodische Vorgehensweise dient dem Zweck, die gesammelten, notwendigen
Informationen für diese Untersuchung zu ermitteln, zu analysieren und zu bewerten.85 Mit einer
Methodenauswahl untersucht man ein bestimmtes Problem aus verschiedenen Blickwinkeln.
Aus diesem Grund sind mehrere Methoden erforderlich.86 Dies, weil mit einer einzigen
Methode das Ziel der Untersuchung nicht entweder nicht vollständig erreicht oder verfolgt
werden kann, was sich in einigen Fällen sogar als mangelhaft erweisen könnte. Bemerkenswert
ist, dass einige Autoren befinden: ”die Politikwissenschaft ist keine “normale”
Wissenschaft”.87 In diesem Sinne wurde sie als anerkannte Wissenschaft erst nach dem Zweiten
Weltkrieg eingeführt.88 Die Politikwissenschaft verfügt als auch als eigenständige
Wissenschaftsdisziplin über kein spezifisches, politikwissenschaftliches Methodenspektrum,
sondern
bedient
sich
interdisziplinär
an
den
Methoden
der
Sozial-
und
Geisteswissenschaften.89 Also wird die Richtigkeit des wissenschaftlichen Denkens mit Hilfe
der wissenschaftlichen Methoden nachgeprüft.90
Die Theorie wird üblicherweise als Instrument wahrgenommen, mit dem die Komplexität einer
Fragestellung erläutert wird. während Untersuchungsmethoden Instrumente sind, die ein oder
mehrere Probleme ermitteln und erforschen. Üblicherweise weiß man in einigen Fällen, wo die
Antworten zu finden sind, auf der anderen Seite gibt es jedoch Fälle, in denen eingehender
geforscht werden muss, um Antworten finden zu können. Wie viele Informationen man
erhalten wird, hängt von der sorgfältigen Auswahl der Primär- und Sekundärquellen, wie
Bücher, Dokumente, Interviews, Texte etc. ab.91 Das bedeutet, man ermittelt, extrahiert,
85
Vgl. Mathews, Bob/ Liz, Ross (2010): Metodat e hulumtimit. Udhëzues praktik për shkencat sociale dhe
humane. CDE, Tiranë, S. 1
86
Vgl. ebd. S. S. 52
87
Aleman, von Ulrich (1995): Grundlagen de Politikwissenshaft. Ein Wegweiser. 2 Auf. Leske+ Budrich,
Opladen, S. 13
88
Vgl. ebd. S.13-14
89
Vgl. ebd. S. 74
90
Vojovic, Miroslav (2009): Hyrje në Metodat hulumtuese. Në shkencat shoqërore. Bot. i VII, Universiteti
Victory, Prishtinë, S. 41
91
Vgl. Mathews, Bob/ Liz, Ross (2010) S. 7
- 36 -
bewertet und überprüft ständig die recherchierten Informationen, denn das erklärte Ziel dieser
Dissertation, aufgrund der Forschungsfragen bis dato neue, unbekannte Ergebnisse
aufzudecken.92
Um die Forschungsziele zu erreichen, sind hauptsächlich Dokumente von Parteien, Interviews,
Bücher und verschiedene Texte zusammengetragen worden. In dieser Hinsicht stellen diese
Angaben Fakten dar, die gleichzeitig analysiert werden können und aus denen
Schlussfolgerungen gezogen werden.93 Im größten Teil der Forschungsarbeit entsprechen die
herausgesuchten und analysierten Angaben eine Darstellung der tatsächlichen Situation.
Gleichzeitig beschäftigt sich der Hauptteil der Forschungsarbeit mit einer vergleichenden
Forschung, die sich auf die Parteiprogramme und Interviews bezieht. Die Bedeutung der
Forschungsmethode ist in gewissem Sinne jene einer Brücke zwischen den Meinungen über
die objektive Realität und die Realität selber, über die gedacht wird.94 Diese Methoden werden
der Erforschung jener dienen, die nur den Zugang, die Stellungnahmen der Parteiprogramme
der albanischen Parteien auf dem Balkan wiedergeben. Der Schwerpunkt dieser Arbeit ist also
die Darstellung der Positionierung der albanischen Parteiprogramme in Bezug auf (an anderer
Stelle angeführte) bestimmte Themen.
Täglich Vergleiche anzustellen ist Bestandteil eines jeden Lebens, sei es, wenn es darum geht
welche Autos besser sind, deutsche oder französische, japanische oder amerikanische, oder
wenn es darum geht Staaten aus politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Hinsicht
gegenüberzustellen. Vergleiche gibt es beispielsweise auch was Identität, Ethnie, politische
Parteien, Ideologien, verschiedene Sprachen, Religionen, Kulturaspekte, Musik, Sport etc.
anbelangt.95 Auf akademischer Ebene jedoch werden Vergleiche zwischen Universitäten und
Untersuchungen gezogen, welche Universität von der Qualität her die beste weltweit ist,
welche Universität mehr Forschungsarbeit leistet, welche mehr in Untersuchungen investiert
etc.96 Für den Politologen Christof H. Stefes „bleibt die CP eines der innovativsten
Forschungsfelder der Politikwissenschaft.“97
92
Vgl. Miroslav, Vujovic (2009). S. 33
Vgl. Mathews, Bob/ Liz, Ross (2010) S. 43
94
Vgl. Miroslav, Vujovic (2009). S. 39
95
Vgl. Landman, Tod (2005): Issues and Methods in Comparative Politics: An Introduction. 2 Edition,
Routledge, New York, S. 3
96
Sokoli, Lekë (2009): Metodat e kërkimit në shkencat sociale. Instituti i Sociologjisë, Tiranë, S. 221-229
97
Barrios, Herald/ Stefes, H. Christoph (2006): Einführung in die Copmarative Politics. R. Oldenburg Verlag,
München, S. 15
93
- 37 -
Die vergleichenden Methoden gehen folgenden Fragen nach:98
Warum vergleichen wir?
Wie vergleichen wir?
Was vergleichen wir?
Hierfür werden Vergleichsstudien angestellt. Für diese vorliegende Arbeit bedeutet das die
verschiedenen
Parteiprogramme
der
albanischen
Parteien
bzw.
einige
wichtige
Stellungnahmen verglichen werden. Das Wesen der Vergleichsmethode ist daher die
Konzentration auf Untersuchungsfragen wie ”(...) what, when and how to compare and what
purpose”.99 Mit besonderer Aufmerksamkeit sollte das: Wie–vergleichen-wir? analysiert
werden, da diese Frage grundlegend ist. Aus diesem Grund gilt: „Sinnvoll ist es daher, einzelne
Faktoren auszuwählen und diese vergleichend zu analysieren“.100 Zweck der dieser Methoden
ist es, ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu vergleichen. In diesem konkreten Fall
ist es erforderlich Programme diverser albanischer politischer Parteien zu vergleichen, um
verstehen zu können, welche Themen mit sozialem oder ethnischem Hintergrund wichtiger
sind oder mehr Bedeutung und was diese Programme repräsentieren.
Der Zweck der vergleichenden Studien ist das Vergleichen eines Problems das in einige oder
mehrere Teile gegliedert ist. Die gegenständliche Vergleichsmethode umfasst das Vergleichen
einiger wichtigen Anhaltspunkte des Programms, in mehreren Themen, Aspekten und nach
unterschiedlichen Zugängen und betrifft die fünf Staaten des Westbalkans, besonders aber die
albanischen Parteien. Durch die vergleichende Analyse werden einige spezifische
Fragestellungen behandelt, die bei der Problemdarstellung bereits genannt worden sind.
Demzufolge muss unbedingt ein Vergleich und eine Bewertung angestrebt werden, der oder
die beispielsweise die Frage danach erörtert wie viel Aufmerksamkeit die Thematik der
albanischen Ethnizität in den Parteiprogrammen erhalten und welche Lösungen bestimmte
Programme dafür anbieten.
98
Vgl. ebd. S. 29 und also Flick, Uwe/ von Kordorff. Ernst/ Steinke. Ines: Qualitative Forschng. Ein Handbuch.
3 Auf. Rowohlt Tachenbuch Verlag, Hamburg, 2004, S.254
99
Pennings, Paul/ Keman Hans/ Kleinnijenhuis, Jan (2006): Doing Research in Political Science. 2 edition,
SAGE Publications Ltd. London. S. 6
100
Barrios, Herald/ Stefes, H. Christoph (2006) S. 29
- 38 -
Die Qualitative Inhaltsanalyse ist ebenfalls als Methode für diese Dissertation ausgewählt
worden, da ihr Hauptzweck die Interpretation des erforschten Textes darstellt.101 Das bezieht
sich auf das Lesen selbst, auf Neuformulierungen von Texten und das Textverständnis.
Letzteres unter Berücksichtigung der vorgestellten Ansichten der einzelnen Parteien sowie
deren Bekenntnisse zu bestimmten Themen, damit die Ergebnisse der im Zuge der
Untersuchung erhobenen Fragestellungen und die gefundenen Antworten gemeinsam mit dem
Originaltexten präsentiert werden können. Hierbei handelt es sich um jene Texte der
Parteiprogramme albanischer politischer Parteien.
Der Vorteil dieser Methode liegt klar auf der Hand:“Die Stärke der Inhaltsanalyse ist, dass sie
streng methodisch kontrolliert das Material schrittweise analysiert. Sie zerlegt ihr Material in
Einheiten, die sie nacheinander
bearbeitet”.102 In einer anderen Form: „Qualitative
Inhaltsanalyse will Texte systematisch analysieren, indem sie das Material schrittweise mit
theoriegeleitet am Material Entwickelten Kategoriensystemen bearbeitet.“103 Es werden drei
grundlegende
Auffassungen
einer
qualitativen
Inhaltsanalyse
unterschieden,
wie
beispielsweise die Reduktion von Material und wesentlichem Inhalt, von Erklärung und
Interpretation von Fragen in einen bestimmten Text und Filtermaterial im Allgemeinen.104
Anhand der Inhaltsanalyse wird dargestellt, wie verschiedene politische, soziale und
gesellschaftliche Probleme in den Parteiprogrammen behandelt werden und die jeweiligen
Stellungnahmen bzw. Positionen der politischen Parteien dazu. Ausgegangen von einem
Klassifikationsschema werden spezifische Themen in den Parteiprogrammen erkannt. Diese
unterteilen sich dann in verschiedene Kategorien wie z.B. Gleichstellung der Geschlechter,
Religion, ethnische Aspekte, und die europa-atlantische Integration.
Das freie Interview zeichnet sich durch ein hohes Maß an Freiheit aus. Das Ziel der Forscher
ist es, die Befragten zu ermutigen, ihre Gedanken über die Themen, die sie betreffen, frei
auszudrücken. Die in der Regel finden diese Interview in Form von Gesprächen statt und sie
enthalten viele offene Fragen. Darüber hinaus ist die Verwendung einer weiteren Methode für
diese Dissertation entscheidend gwesen: Es wurden freie Interviews durchgeführt, um die
101
Vgl. Mayring, Philipp (2002): Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem
Denken. 5 Auf. Beltz Verlag, Basel, S. 114-121, und auch dazu Feraj, Hysamedin (2007): Shkenca politike, Një
hyrje. Pegi. Tiranë, S. 230
102
Mayring, Philipp (2002) S. 114
103
Vgl. ebd. S. 114
104
Vgl. ebd. S. 115
- 39 -
Dynamik der Veränderungen auf der Wissens- und Wahrnehmungsebene und auf der Ebene
der Umsetzung der Programme und politischer Stellungnahmen der albanischen Parteien
darzustellen. Die Interviews sind direkt durchgeführt worden. Während der Erstellung der
Befragung ist ein wichtiges Teil der Forschungsarbeit aufgetreten (siehe Kap. 5.3.1). Das Ziel
ist also, so viele Angaben wie möglich über das angesprochene Problem zu sammeln. Durch
die Befragung ergeben sich einige Hilfselemente für die Forschung, die nicht in der
Fachliteratur behandelt werden oder in den Parteiprogrammen nicht klar formuliert worden
sind. Dadurch wird das aufzuzeigende „Bild oder Themenspektrum“105 inhaltlich durch
Hintergrundwissen sinnbildlich vergrößert
Die Befragungsform, die in dieser Studie eingesetzt wird, ist das “freie Interview”.106 Ein Teil
der Fragen wird in Form eines “standardisierten Interviews”107 gestellt. Zweck der
ausgewählten Interviewmethode ist die Vertiefung der zu untersuchenden Problematik.108 In
diesem Fall handelt es sich um das “problemzentrierte Interview”109, da dieses den Vorteil mit
sich bringt, dass die Befragten auf die Hauptproblemstellung zentriert sind. Damit der “Inhalt
der Parteiprogramme” auf Genauigkeit geprüft werden kann, werden auch freie Interviews und
Gespräche als zusätzliche Methoden für eine profunde Untersuchung herangezogen. Aufgrund
der Komplexität der Forschung wird eine “umfassendere” Methodologie erforderlich, damit
das Problem gründlicher dargelegt werden kann. Das begründet die Diversität der
herangezogenen Methoden. Die Einbeziehung dieser Methoden drückt die besondere
Wichtigkeit aus, zu ermitteln und analysieren, in wie weit, dass was “in albanischen
Parteiprogrammen geschrieben, erklärt und umgesetzt wird” auch richtig ist. Die Erkenntnisse
aus den freien Interviews werden eine entscheidende Rolle dabei spielen, eine exakte
Schlussfolgerung zu erreichen, was eine unmittelbare Auswirkung auf die Ergebnisse dieser
Untersuchung haben wird, wie die Ergebnisse zeigen werden. Aus diesem Grund sollen
Interviews als Informationsquelle für ein möglichst eindeutiges, valides Ergebnis dienen. Auf
der Grundlage dieser Programmansichten wird versucht zu überprüfen, ob die dargelegten
Hypothesen der Einleitung dieser Dissertationsarbeit bestätigt werden können oder nicht. Eine
wichtige Unterstützung für diese Arbeit stellen die Interviews mit den Mitgliedern der
albanischen politischen Parteien auf dem Balkan dar. Diese Interviews sind ein zusätzliches
105
Vgl. Kocani, Aleksadër (2006): Metodat e Kërkimit Sociologjik. UFO, Tiranë, S. 20
Vgl. Sokoli, Lekë (2009). S. 128-129
107
Ebd. 129-131
108
Vgl. Miroslav, Vujovic (2009). S. 187, siehe also Börz, Jürgen/ Döring, Nicola(2006): Forschungsmethoden
und Evaluation für Human und Sozialwissenschaftler. 4 Auf. Springer Medizin Verl. Heidelberg. S. 243-246
109
Mayring, Philipp (2002) S. 67
106
- 40 -
Element, da die albanischen Parteiprogramme in bestimmten Programmfrage manchmal nicht
eindeutig definiert sind oder die Programme nicht aktuell sind oder es noch keine Programme
gibt oder diese noch nicht veröffentlicht worden sind.
Die ausgewählten, durchaus "kontrovers formulierten Fragen", sollen Antworten im
Zusammenhang mit Einstellungen zu bestimmten Themen liefern, um aussagen zu können,
inwiefern eine bestimmte politische Partei modern oder pro-westlich eingestellt ist oder in
welchen Punkten das Gegenteil zutrifft. Dies steht immer in Bezug zu den politischen
Positionen in Bezug auf bestimmte Themen. Gewiss können aus Interviews die Besonderheiten
einzelner politischer Parteien erkannt und wahrgenommen werden. Das bedeutet, dass die
Interviews sich auch auf bestimmte Sachverhalte und Fragen beziehen, die darüber hinaus die
Komplexität der Fragestellungen Forschungsziele darstellen.
Für diese Dissertation wurden Interviews mit führenden Mitgliedern der genannten Parteien,
zu denen hier geforscht wird, durchgeführt. Es gilt nützliche Informationen über die Parteien
und Positionen zu den ausgewählten Themen zu erhalten. Das Hauptziel ist zuständige
Personen anzusprechen, die zumindest an den Arbeitsgruppen oder Erstellung der
Parteiprogramme teilgenommen haben (Insgesamt werden acht Parteifunktionäre der
albanischen Parteien auf dem Balkan befragt.) Durch die Interviews werden die Positionen und
die politische Denkweise in Hinsicht auf die Parteiprogramme ersichtlich. Obwohl versucht
wurde auch weibliche Parteifunktionärinnen zu finden, konnten leider nur Interviews mit
männlichen Befragten geführt werden. Die genannten Positionen bzw. Funktionen der
Befragten innerhalb der jeweiligen Parteien waren zum Zeitpunkt der Durchführung der
Interviews aktuell. Die Befragten werden als Sachverständige aus den jeweiligen Fach- bzw.
Themengebieten angesehen, da sie an vielen entsprechenden Entwicklungsprozessen im
Zusammenhang mit den Parteiprogrammen der albanischen politischen Parteien teilgenommen
haben.
- 41 -
1.8 Die Gliederung der Dissertationsarbeit
Diese Forschungsarbeit wird in systematischer Art und Weise wie folgt strukturiert:
Das zweite Kapitel bezieht sich auf die Theorie. Es umfasst in erster Linie die Hauptkonzepte
aus dem Gebiet der Forschung der politischen Parteien und die Debatten in Bezug auf die
Analyse der parteiischen Programme.
Im dritten Kapitel wird der Hintergrund der u.a. politischen und wirtschaftlichen Änderungen
nach dem Kalten Krieg in Südosteuropa beschrieben. In Erster Linie deckt dieses Kapitel die
Entwicklungsphasen der neuen Parteien in diesen Räumen und ihren Zugang zu den politischen
Herausforderungen ab. Danach erfolgt eine Auseinandersetzung mit den Unterschieden des
Fortgangs in der demokratischen Entwicklung der Gesellschaft, den Behörden und Parteien in
Südosteuropa im Vergleich zum Westbalkan. Auch wird hier über die Bildung der ersten
albanischen politischen Parteien in der Balkanregion geschrieben.
Im vierten Kapitel wird ein Porträt von allen entsprechenden albanischen Parteien im BalkanRaum dargestellt, mit denen man sich im Rahmen dieser Forschung beschäftigt hat.
Das fünfte Kapitel untersucht, vergleicht und identifiziert die Stellungnahmen der
Parteiprogramme albanischer Parteien im Balkan-Raum. Gleichzeitig werden hier die
Unterschiede und Ähnlichkeiten der Programme dargestellt beziehungsweise überprüft. Es gilt
zu erörtern welche Themen für eine soziale, ethnische oder euro-atlantische Integration von
Bedeutung sind und welche Auswirkungen diese auf die albanischen Parteiprogramme haben.
Es werden hier auch die Vorstellungen der Programme albanischer Parteien beschrieben, also
beispielsweise auch das politische und kulturelle Klima dargestellt.
Das sechste Kapitel umfasst sämtliche Ergebnisse der Arbeit die zusammen Antworten auf
die
Forschungsfragen
liefern.
Hinzugefügt
werden
auch
die
Auswirkungen
der
Forschungsbestrebungen und es werden Empfehlungen für den Aufbau der künftigen
Parteiprogramme für die albanischen Parteien in der Balkanregion ausgesprochen.
- 42 -
II Theoretische Ansätze in der Parteienforschung
Bei Fragestellungen oder wissenschaftlichen Ereignissen muss der Forscher oder die
Forscherin schon im Vorfeld die theoretische Seite des entsprechenden Forschungsfeldes
kennenlernen oder erforschen. So kann diese Fragestellung leichter analysiert, beschrieben,
besichtigt und angesprochen werden.110 Die Theorie spielt in den sozialen Wissenschaften eine
geradezu bestimmende Rolle. Die Aufgliederung von theoretischer Betrachtung einer
Forschungserscheinung unterstützt die Forschenden auch in der Erforschung der Fragestellung
in der praktischen Betrachtung. Also bietet die theoretische Seite mehrere Informationen und
Zugänge zur angesprochenen Erscheinung. Die Theorie ist diejenige, die den Weg weist:111
Wie geht man an eine Forschung heran? Was bietet diese Forschung an? Welche Fragen
werden gestellt? Welche Bedeutung stellt sich aus dem theoretischen Zugang der Forschung
heraus? Und, wie gelangt man zum erforderlichen Ziel, wenn man sich auf den theoretischen
Gesichtspunkt stützt?
Durch das Hauptziel der Theorie entsteht eine Verbindung zu den Informationen zum
bestimmten Thema; das heißt, zu allem rund um das Thema und ihre Anwendung, das Lernen
und Erläutern dieser Erscheinungen112 wie in diesem Fall über die politischen Parteien bzw.
Parteienprogramme. Mehrere WissenschaftlerInnen haben sich bezüglich der Wichtigkeit der
Theorie auf unterschiedliche Arten geäußert. Üblicherweise wird die Theorie als
Aufgliederungsmittel einer Vielschichtigkeit der bestimmten Fragestellung wahrgenommen.113
Hier kann man sich auf einen Ausspruch beziehen, der den theoretischen Zugang und dessen
Wichtigkeit erläutert und bestätigen kann, dass die Theorie die Forschungsmethode bestimmt.
Von einem theoretischen Gesichtspunkt ist die “Meso teoria” des intermediären Bereichs
gewählt worden.114 Denn die Forschung bezieht sich auf gesellschaftliche Erscheinungen wie
z.B. politische Organisationen, Vereine oder Parteien. Im gegenständlichen Fall beschäftigt
man sich hauptsächlich mit den politischen Parteien. Tatsächlich wird in den meisten Prozessen
durch dieses theoretische Niveau der Gesellschaft das kollektive -politische Verhalten
110
Vgl. Silverman, David/ Marvasti, Amir (2008): Doing Qualitative Research. A Comprehensive guide. Sage
Publications Ltd. London, S. 51-52
111
Vgl. Vojovic, Miroslav (2009) S.10 -11
112
Vgl. Mathews, Bob/ Liz, Ross (2010) S. 32
113
Vgl. Gärtner, Heinz (2005): Internationale Sicherheit. Definitionen von A-Z. Verl. Nomos, Baden-Baden,
S.13
114
Vgl. Mathews, Bob/ Liz, Ross (2010) S. 33
- 43 -
zwischen Personen und Gruppen auf der einen Seite und dem Staat und der Gesellschaft
allgemein auf der anderen Seite dargestellt.115 In diesem Sinne ist das ein:”(...) intermediärer
Bereich,116 oder ein vielseitiger Bereich, der aus politischen Vereinen, Gemeinschaften und
Parteien usw. besteht, die mit den Regierungsbehörden zusammenarbeiten etc.
2.1 Parteienforschung
Die Neugier vieler Forscher sowohl am europäischen Kontinent als auch in den USA wurde
durch die Parteienforschung angetrieben, was das Forschungsgebiet schnell wachsen ließ. Das
erscheint selbstverständlich, weil die politischen Parteien sowohl in den frühen
Entwicklungsphasen als auch in der modernen Zeit nicht nur sich selbst, sondern eine groβe
Anzahl der Staatsbürger, Interessengruppen, Gemeinschaften usw. vertreten haben. Ganz im
Gegenteil werden in dieser Forschungsarbeit an erster Stelle die analytischen Mittel die die
Erläuterung der Existenz, des Verhaltens und der Ziele der politischen Parteien erlauben,
dargestellt. In der Tat spielen die politischen Parteien eine entscheidende Rolle im politischen
System eines Staates. Aus diesem Grund ist deren Erforschung von vielschichtiger Bedeutung.
Die Parteienforschung beschränkt sich nicht nur auf individuelle Parteien, sondern vertiefert
sie
in
mehreren
Niveaustufen
Parteienorganisationstypologie,
der
wie
zum
Beispiel
Parteiensysteme,
der
auf
der
Ebene
der
Programmforschung,
der
Parlamentarismusforschung etc. Dies bedeutet, dass sie von mehreren Ausgangspunkten oder
Analysebereichen her analysiert werden können. Deshalb beschäftigen sich die folgenden
Kapitel ganz mit der Analyse der Erscheinung und dem Diskurs von politischen Parteien
(Parteipositionen bzw. Programmen). Zu Beginn wird die Entstehung der politischen Parteien,
ihre Entwicklung, die Definition einer politischen Partei, die Typisierung der politischen
Parteien, oder die Unterschiede zwischen den Parteien nach den Kriterien der Struktur,
Funktion, Systeme und Wichtigkeit der Ideologie des Parteiprogramms untersucht.
115
116
Vgl. Aleman, von Ulrich (1995). S. 80
Ebd. S. 80
- 44 -
2.1.1. Diskurs der Parteienforschung
Parteiforschung bezieht sich auf mehrere Elemente und Aspekte für und über die politischen
Parteien das in der Tat viele Fragen aufwirft beispielsweise was wir unter einer politischen
Partei verstehen. Auf den Ersten Blick scheint diese eine sehr einfache Frage zu sein, doch aus
der Sicht eines Forschers oder einer Forscherin ist das eine Fragestellung die eine tiefgreifende
Analyse erfordert. Denn man beschäftigt sich mit einer politischen Organisation, mit einer
Organisation, der Struktur, der Ideologie, dem politischen Programm, die alle Hauptziel
verfolgen Macht zu erlangen. Diese politische Organisation betreibt Propaganda für politische
Ziele, trifft staatliche Entscheidungen etc.117
Aus dem theoretischen Gesichtspunkt werden die Stellungnahmen, Diskurse und Forschungen
bezüglich der politischen Parteien in vier Etappen angegeben:118
Erste Etappe: kann als normativ wahrgenommen werden, in dem Sinne, als dass am
Anfang die Mehrheit der PhilosophInnen versucht haben die Bezeichnung “Partei” zu
definieren oder eine Norm für die Erscheinung der Partei festzulegen.
Zweite Etappe: auch bekannt als “founding fathers” im Sinne der Widerspiegelung
der wissenschaftlichen Analyse zur Erscheinung der Parteien. Mit dieser
Forschungsarbeit der Parteien beschäftigten sich zuerst viele WissenschaftlerInnen wie
Max Weber oder Lowell Ostogorski. Sie versuchten aus ihrer Sicht die Forschungen
über Parteien zu veröffentlichen, die sie als Organisationen dargestellt haben.
Dritte Etappe: bezieht sich auf den Aufbau der Typologie der Parteien hinsichtlich
der Organisation. Dies steht im Kontext der vielen unterschiedlichen Parteien.
Vierte Etappe: die Behandlung der Parteien aus der Sicht der Ideologie. In dieser
Etappe der parteiischen Entwicklung ist auch eine Entwicklung der Forschung
ersichtlich. In der Tat führte dies dazu, dass die Analysen der Parteien während der
Ideologieforschung unter anderem die Programme oder die Anhaltspunkte der Partei
117
118
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998). S. 20-26
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010): Partitë Politike. UET/Press, Tiranë, S. 14-17
- 45 -
darstellen. Im Nachhinein, im Rückschluss darauf, wird die Art der Organisation oder
parteiische Typologie geschildert.
Während der 1980er und 1990er Jahre entstand eine Debatte der “allgemeinen Parteientheorie”
wie diese wünschenswert wäre, jedoch auf Grund der Komplexität nur eine Phrase blieb.119
Nach Ansicht von Elmar Wisendahl sind die Ergebnisse der Gesamtleistung bezüglich der
Verbesserung der Forschungsinstrumente und Methoden relativ gering, trotz der
jahrzehntelangen Forschung insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg und auch weiterhin.
Der Autor ist der Meinung: „Wie alles sozialwissenschaftliche Wissen ist auch das theoretische
Wissen über politische Parteien indirekt, unvollständig, ausschnitthaft, werturteilsverhaftet,
perspektivistisch und hypothetisch - kurz: mängelhaft“.120 Aber auf der anderen Seite beklagten
sich die ForscherInnen nicht viel über diese mangelnde parteiische allgemeine Theorie der
Parteien, sie waren viel mehr nach der Suche nach einer pragmatischen Lösung. Genau
deswegen hat Kalus von Beyme dies so zum Ausdruck gebracht: Eine allgemeine
Parteientheorie sei zwar wünschenswert, aber wegen der Komplexität des Gegenstandes nur
schwer zu erreichen – wenn überhaupt, dann nur als gestelztes Leerformelgebilde. Im Übrigen
sei sie auch nicht unbedingt nötig.“121
Auch hinsichtlich der Parteienforschung klassifiziert Elmar Wiesendahl sie in zwei
Hauptteile:122
Die klassische Parteienforschung und
Die Moderne Parteienforschung
Was die klassische Parteienforschung anbetrifft, erläutert der Autor, dass sie sich mehr auf
die Entwicklungsepoche der industriellen Gesellschaft,123 genauer gesagt auf das Ende des 20.
Jahrhunderts bezieht.124 Diese Art von Forschung steht im Zusammenhang mit der
Entwicklung der parteiischen Strukturen dieser Zeit, die auf die eine oder andere Art die
Grundlage der weiteren Entwicklung der politischen Parteien bezeichnet. Die klassische
119
Vgl. Greven, Th. Michael (1993) S. 277- 280
Wiesendahl, Elmar (1980): Partien und Demokratie. Eine soziologische Analyse paradigmatischer Ansätze
der Parteiforschung. Leske & Budrich, Opladen S.40
121
Klaus,von Beyme zittiert nach Stöss, Richard/ Niedermayer, Oskar: Einleitung. S.26. In. Niedermayer,
Oskar/ Stöss, Richard(Hrsg.) (1993): Stand und Perspektiven der Parteienforschung in Deutschland.
Westdeutscher Verlag, Opladen
122
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S. 33- 66
123
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007): Partien und Wahlen. 1 Auf. Nomos Verlagsgesellschat, Baden-Baden, S. 73
124
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S. 33
120
- 46 -
Parteienforschung stammt auch von den Wahlbewegungen ab,125 in denen die Menschheit
erstmalig das Wahlrecht hatte und die Parteien in gewisser Weise begonnen haben die
politische Szene zu dominieren.126
Die vorliegende Forschung wird in Wirklichkeit durch die Typologie der Massenparteien
gekennzeichnet. Woran richtet sich dieses Modell aus? Im Modell der klassischen Bürokratie,
Zentralisierung, Schließung, persönliche Diktatur usw.127 Dementsprechend wird bestätigt,
dass die Typologie der Massenparteien die Aufmerksamkeit der klassischen Parteienforschung
geweckt hat.128
Aufgrund der Umstände wie die Massenparteien gehandelt und gewirkt haben, dessen Modell
der Parteien, also der Organisation, bereits obenstehend erläutert worden ist, stellte sich heraus,
dass in kurzer Zeit die Mitgliederzahlen anstiegen und die Parteien sich wie z.B. die “SPD1906-1914”129 entwickelte, die damals als Massenpartei oder:“(...)Heeresorganisation”130
bekannt war. Wegen der Organisation der Partei, deren Disziplinierung wie z.B. die
Zentralisierung der Partei oder Autorität und, wegen der Möglichkeit der wachsenden
Mitgliedschaften innerhalb kürzester Zeit. Während auf der anderen Seite die moderne
Parteien- bzw. Organisationsforschung steht, die Jürgen Hartmann vertritt, denn: „(...) Die
Parteien sind heute ein universelles Phänomen”.131 Hier müssen auch die unterschiedlichen
Entwicklungen in den westlich geprägten Gesellschaften berücksichtigt werden wie z.B. die
schnelle industrielle Entwicklung besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, die wirtschaftliche
Entwicklung und die Entwicklung des sozialen Wohlstandes, die Entwicklung und
Verstärkung der Werte der liberalen Demokratie, die moderne Technologie und viele weitere
Prozesse und Transformationsentwicklungen.132
All diese Entwicklungen beeinflussten auch die politischen Parteien, die Struktur,
Organisation, Ideologie etc. der Parteien. Alles beginnt demnach mit der pluralistischen
Meinung. Das bedeutet, dass die Forschung der Parteien besser untersucht ist und mit der “(...)
pluralistischen Wende”133 beginnt. Die Sicht der Organisationsumfassung der Partei stellt eine
125
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S. 69
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998). S. 33
127
Vgl. ebd. S. 59
128
Vgl. ebd. S. 34-36
129
Ebenda S.38-40
130
Ebenda S. 42
131
Hartmann, Jürgen (1979): Pareienforschung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. S. 1
132
Vgl. Wiesendahl Elmar (1998). S. 50-53
133
Ebenda S.59
126
- 47 -
vielschichtigere Entwicklung dar. Einige Modelle der Parteien versuchen hier umfangreicher
zu sein und gleichzeitig werden alle Strukturen der Partei berücksichtigt. Das bedeutet, dass
nicht alle Modelle von Parteien die gleichen Ideen und Organisationsstrukturen vertreten.134
Die zeitgenössische Parteienforschung stützt sich auf die Struktur der Parteien, die sich danach
mit sämtlichen Faktoren, die sich auf die tiefergehende Forschung beziehen, auseinandersetzt
und diese darstellt wie z.B. die Frage der Mitgliederparteien, der organisatorische Aspekt und
der Ideologie-Programm- Aspekt.
Im Rahmen der klassischen Parteienforschung vergleicht der Autor Wiesendahl Elmar auch
die Unterschiede zwischen den europäischen und amerikanischen Parteien. Aus der Sicht der
europäischen politischen Parteien im Verhältnis und Vergleich zu der Demokratie in der EU
(nach dem Zweiten Weltkrieg) und auf der ganzen Welt, kann festgestellt werden, dass: (...)
that Europe is the kontinent with the largest number of stable and successful democracies.“135
In diesem Fall haben die politischen Parteien zur Entwicklung der Demokratie in Europa im
gleichzeitigen Zusammenhang mit der Entwicklung der Parteien selbst beigetragen.136
Selbstverständlich unterscheiden sich die politischen Parteien auch infolge der historischen
Entwicklung der Kontinente in Bezug auf die Kultur der politischen Parteien und allem
anderen.
Im Vergleich und in Bezug auf Kap. II, welches insbesondere auf die europäischen politischen
Parteien verweist, kann die Ideologie der politischen Denkweise, die linken und rechten
Dualismen, verschiedene Modelle der Parteienorganisation, die Arten der politischen Parteien
und die Funktion der Parteiprogramme festgestellt werden. In dieser Hinsicht im Vergleich,
der in der die Tabelle Nr. 1 angestellt wird, wo die Zugangspunktendes Verstehens und der
Parteienorganisation miteinander verglichen werden, wird man Unterschiede, nicht nur in
Bezug auf die Organisation, sondern auch auf die Ideologie und dem Programm, bemerken.
Betonenswert ist hier, der Unterschied der amerikanischen Parteien, die nicht nach dem
Modell: European-style party,137 gemessen oder bewertet werden können. Dies auch aufgrnd
134
Vgl. ebd. S.56-59
Lijphart, Arend (2008): Thinking about democracy: power sharing and majority rule in theory and practice.
Routledge, New York. S. 157
136
Vgl. Brasher, Holly: The Dynamic Character of Political Party Evaluations. Party Politics. SAGE Publication
Vol. 15. No. 1. pp. 69-92, 2009, S.79-87
137
Wiesendahl, Elmar (1998) S. 63
135
- 48 -
der Entwicklung der Parteien in den USA. Ziel dieses Mini-Vergleichs ist auch der Ausdruck
eines anderen Organisationsmodells der Parteien der “American-style party”.138
Die frühe Geschichte der politischen Parteien in Amerika139 beginnt nach der Konsolidierung
der Unabhängigkeit der USA140 mit den Diskussionen und Zugängen zwischen Alexander
Hamilton und Thomas Jefferson141 die auch als “Federalists vs. Anti- Federalists” bekannt
sind.142 In Wirklichkeit hat diese Diskussion das Entstehen der politischen Parteien oder
obengenannten Gruppierungen beeinflusst. Alexander Hamilton (Föderalist) vertrat die
Meinung, dass eine zentralisierte Regierung stärker des Überlebens der Nation im geopolitischen, wirtschaftlichen usw. sinne dienen würde.143 Auf der anderen Seite war Thomas
Jefferson (wie die Republikaner-Demokraten) der Auffassung, dass es eine einfache zentrale
Regierung ist, die stark von den wirtschaftlichen Aktivitäten begrenzt ist und er unterstützte
die Entwicklung der landwirtschaftlichen Gemeinschaften.144 Diese Entwicklungen, Zugänge,
die Entstehung der Behörden, die Sklaverei und vieles mehr, hatten einen grossen Einfluss auf
die Entstehung der “Demokratischen” und “Republikanischen” Partei.145 Aus vielen Gründen
ist die Geschichte der USA von Bedeutung. Aus dem ehemaligen, großteils britischen
Kolonialstaat entsteht aus dieser Kolonisation, da der Großteil der Bevölkerung hauptsächlich
aus Europa stammte, ein neuer Staat. Deshalb wird das “Modell der amerikanischen Partei” als
besonders angesehen.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen den politischen Parteien in Europa und Amerika
sind:146
Die politischen Parteien in Europa werden gekennzeichnet durch: Massen-und
Mitgliederparteien; üblicherweise sind sie weniger aufgeschlossen gegenüber
138
Ebenda S.63
Vgl. Maisel, L. Sandy (2007): American Political Parties and Elections: A Very Short Introduction. Oxford
University Press, New York, S. 28-32
140
Vgl. Crotty, William: Party origins and evolution in the United States. S. 25. In: Katz, S. Richard/ Crotty,
William (Hrsg.) (2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
141
Vgl. Singh, Robert (2003): American Government and Politics. A Concise Introducion. SAGE Publications
Inc, Thousand Oaks S. 46-50. Vgl noch dazu Duverger, Maurice (1951): Die politischen Parteien. J.C.B. Mohr,
Tubingen, S. 223-225
142
Vgl. Hübner, Emil (2007): Das politische System der USA. 6 Aufl., C.H. Beck, München S. 63-64
143
Vgl. Maisel, L. Sandy (2007) S.30
144
Vgl. ebd., S. 29-32
145
Vgl. Crotty, William (2006) S.30-32
146
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S. 62. Vergleich dazu Katz, S. Richard/Kolodny, Robin: Party Organization
as an Empty Vessel: Parties in American Politics. S.32-45. In: Katz, S. Richard/ Mair, Peter (ed.) (1994): How
Parties Organize. Change and Adaptation in Party Prganizations in Western Demikracies. SAGE Publication
Ltd, London
139
- 49 -
Ernennungen, haben eine zentralisierte Organisation im nationalen Sinne, sind explzit
klassenorientiert und stark ideologisch-programmatisch-orientiert.
Die politischen Parteien in Amerika werden gekennzeichnet durch: kleine
Mitgliedsgruppen wo die Mitgliedschaft keine Verpflichtungen gegenüber der Partei
bedeutet. Im Prinzip sind sie offen gegenüber Ernennungen. Es sind Föderationen die
in jedem Staat entstehen; sie haben keine klassische Orientierung, auch kein Konzept
oder klassische Orientierung der Ideologie oder des Programms. 147 Die ganze
Wahlkampagne orientiert sich eher nach einem Modell der Kandidaten.
Der oben genannte Vergleich von den politischen Parteien in Europa und Amerika spiegelt
ihren Zugang in Bezug auf die Organisation, Funktion und Programmideologie wider Auf
diesem Vergleichsniveau kann festgestellt werden, dass die Vergleichspunkte der politischen
Parteien nichts gemeinsamhaben. Aber in Bezug auf die Entwicklung “der westlichen
Demokratie” als Konzept, kann man sagen, dass die gemeinsamen Ziele sehr ähnlich sind wie
beispielsweise in Bezug auf die Schaffung einer liberalen Gesellschaft, auf die
Meinungsfreiheit,
eine
liberale
Wirtschaft,
Rassentoleranz,
Religionsfreiheit,
Gleichstellung der Geschlechter etc.
147
Vgl. Duverger, Maurice (1951): Die politischen Parteien. J.C.B. Mohr, Tubingen S. 225
- 50 -
der
USA
Europa
Dimensionaler Aspekt
Strukturelle Charakteristika der dominanten
Partein
Wahlorganisation
Selektion von Kandidaten
Territoriale
organisation
(Beziehung
der
Basiseinheiten zur nachsten
organisatorish-politischen
Ebene)
Orientierung an Klassen
Gouvernmentale
Reprasantation
Ideologischesprogrammatisches Konzept
Rahmen-Partei
(“skeletal
par-ty”)
–
wenige
Parteifuhrer
(einschließlich
der
Kandidaten für öffentliche
(Wahl-) Ämter
-weniger Anhanger
Prinzipiell offen
Offenheit
gegenüber
WählerInnenn in Gesamtheit
(jeder
kann
KandidatIn
werden)
-offene(offentliche) Selektion
von KandidatInnen
Föderralistisch organisierte
und orientierete Partei
Massen-Mietgliderparteie
(“mass
membership-party”)
- Grosse Zahl von beitragzahlenden
AnhängerInnen
- Gruppe von Parteiführenden
Explizit
nicht
klassenorientiert/
nicht
klassenbewusst (“explicitly
non-class conscious“)
-PartieführerInnen
haben
Mittelklassen–Status
und
suchen Unterstüztung über
alle Klassen hinweg
Individualistische
Representationspartein
-KandidatInnenen
und
AmtsträgerInnen betrachten
sich als „freie Agenten/ „frei
Mandate“in
politischen
Angelegenheiten
-von der sie tragenden Partei
„unabhangige“
AmtsträgerInnen
Wenig
ideologischprogrammatisch
orientiert
(„not
so
strogly
programmatic“)
Explizit
klassenorientiert/klassenbewusst
(“explicitly class conscious“)
-socialist working-class, parties; capitalist
parties; agrarian parties
Prinzipiell geschlossen
-Geschlossenheit gegenüber allen Wahlern,
ausgenommen
die(organisierte)
Mitgliederschaft (unabhängig von der
Mitgliederzahl)
-Geschlossene Selektion von KandidatInnen
Zentralistisch-national organisierte Partei
„kohasive Parteien“
-von der Partei(maschine)
politischen
Linie
strikt
Amtstrager und Kandidaten
und ihrer
abhangige
Stark ideologisch-programmatischorientiert
(„strogly programmatic“)
-einschrankend
auch
fur
Europa:
Programatische Konzepte von rigid
doktrinar bis hoch oppurtunistisch
Tab. 1: Amerikanische und europaische Parteien im Strukturvergleich von Leon D. Epstein , S. 62 In:
Wiesendahl Elmar (1998): Partein in Perspektive. Theoretische Ansichten der Organisationswirklichkeit
politischer Parteien.
- 51 -
2.2 Programmanalyse nach Jürgen Hartmann
Der Politikwissenschaftler Jürgen Hartmann betont die verschiedenen Ebenen der ParteienProgrammanalyse. Eine der Ebenen hat mit dem Vergleich der grundlegenden Konzepte zu
tun, die jedes Parteiprogramm charakterisieren, insbesondere den Grundsatz und das
Wahlprogramm, wobei in einer definierenden Form Positionen präsentiert werden wie z.B.
Säulen oder die Attribute, ist eine progressive oder konservative Partei, oder eine linke oder
rechte Partei kennzeichnen.148
Wenn Hartmann vom Niveau der Programmanalyse in sozialen, politischen oder bspw.
ökonomischen Bereiche spricht, bezieht er sich auf den Politologen Olav Berg. Aus dem, was
in Abschnitt 1.6 im theoretischen Rahmen erwähnt wurde und was das Programm oder die
politische Partei zeigt, ist, dass dieses in gewisser Weise Normen des menschlichen Verhaltens
definiert. Von diesem Standpunkt aus, scheint es, dass die Parteiprogramme unterschiedliche
Positionen oder Einstellungen zu Grundwerten haben, ebenso zu sozialen und politischen
Fragen. Dieser theoretische Ansatz verfolgt die Programmpolitik der albanischen Parteien und
ihre Einstellung zu den erwähnten Themen im Abschnitt 1.2 und, wie sie das Verhalten der
albanischen Gesellschaft beeinflussen wird.
Das bedeutet, dass die sozialen und politischen Ebenen Themen wie Grundwerte die
Gleichstellung der Geschlechter, die Religion, die Politik auf ethnischen / nationalen Ebenen
und europäischen Integration etc. erfasst. Das bezieht sich hauptsächlich auf die
Hauptforschungsthemen die zum Vergleich der albanischen Parteiprogramme auf dem Balkan
herangezogen werden.
Dies bedeutet auch, dass mindestens eines der Ziele der jeweiligen Programme auf Werten wie
soziale Gerechtigkeit, Gleichheit etc. basiert. 149
148
149
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979): Pareienforschung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt S.54
Zittiert nach Hartmann, Jürgen (1979) S.55
- 52 -
2.2.1 Die Binnenanalyse der Parteien
Der Politik-Soziologe Niedermayer vertritt ebenfalls die Auffassung, dass die Binnenanalyse
der Parteien die Forschungsbereiche wie Eliten, Regierungen und das Parlament im
Zusammenhang mit der Untersuchung der gesellschaftlichen Zusammensetzung, der
Orientierung und dem Verhalten der Akteure zu überwachen ist.150 Doch konzentriert sich die
sektorenübergreifende Analyse im Zentrum der Binnenanalyse politischer Parteien auf:151
1.
2.
3.
Die Analyse von Parteiorganisationen, die Organisationsstruktur und die
Entscheidungsprozesse;
die Analyse der Parteimitgliedschaften;
die Analyse der ideologisch-programmatischen Positionierung von Parteien
Im Rahmen dieser Forschungsarbeit liegt das Hauptaugenmerk auf der dritten
Forschungsanalyse. Diese bezieht sich auf die Erforschung der Ideologie und Programme und
der Positionen der politischen Parteien in Bezug auf unterschiedliche Fragen in der Politik. Auf
diesem Forschungsniveau stehen alle Parteienstellungen im Zusammenhang mit den
Programmen der Partei. Weiterhin werden unterschiedliche Parteienprogramme, ihre
Funktionen, die interne und externe Auswirkung, welchen Zwecken diese Programme dienen
etc. dargestellt. Die Inhaltsanalyse spiegelt die Rolle des Parteiprogramms, wieder und verfolgt
das Ziel die Existenz darzustellen und die Parteiideologie zu vertreten.
Während der Erforschung der Parteienprogramme muss in Betracht gezogen werden, dass man
diese gemäß der Programmforschung in einige Niveaustufen unterteilen muss. Das bedeutet,
dass jede Art von Programm eine eigene Bedeutung und Funktion hat. In dieser Hinsicht erhält
die Inhaltsanalyse eine erhebliche Bedeutung und es werden die Unterschiede der
Programmstellungen der verschiedenen Parteien dargestellt152 bzw. die Gewichtung der
Aufmerksamkeit innerhalb der Programmbereichewie beispielsweise soziale Fragen,
Gleichstellung der Geschlechter, Bildung, Umwelt, nationale-ethnische Angelegenheiten, die
EU etc.
150
Vgl. Niedermayer, Oskar: Die Analyse einzelner Parteien. S.71-72. In: Niedermayer, Oskar(Hrsg.) (2013):
Handbuch Parteinforschung. Springer VS, Wiesbaden
151
Vgl. ebd. S. 72
152
Vgl. ebd. S. 73
- 53 -
2.2.2 Das Model von Lipset und Rokkan
Nach der Clavage-Theorie ist die Entwicklung des Parteiensystems die soziale Grundlage der
Politik der Parteien, die sich auf Gruppen und Verbände, die sich an kollektiven Tätigkeiten
beteiligen, stützt.153 Infolge der politischen Beteiligung der verschiedenen Gruppen haben sie
die politischen Prozesse potenziell beeinflusst. Diese theoretische Perspektive stellt den
Konflikt der verschiedenen Gruppen in modernen Demokratien dar, die sich durch die
politischen Parteien ausdrückt und als Konflikt der Klassen bezeichnet wird.154 Nach Lipset
und Rokkan stützt sich diese Theorie auf drei große Unterteilungen: “workers versus owners;
primary
versus
secondary
economy;
church
(es)
versus
government;
and
the
cultural/ideological clash between centre and periphery”.155 In dieser Hinsicht versuchen die
Autoren die Entwicklung der politischen Ereignisse insbesondere in Europa zu erarbeiten, da
hier die religiösen, kulturellen und regionalen Konflikte bekannt sind, die später auch auf
politische Trennungen übertragen worden sind.156 Lipset und Rokkan argumentieren dies auch
mit den entstandenen Umständen nach den Konflikten in Europa und den Teilungen, die in
den europäischen Gesellschaften existierten wie z.B. die religiösen,157 politischen158 und
geschlechtlichen Teilungen (Gender-Trennung). Hier wird auch das ausschließliche Wahlrecht
für Männer bis zum Ende des 19. Jahrhunderts genannt. Im Allgemeinen ist das als:”(...) frozen
153
Vgl. Lees, Charles (2005) S.17
Vgl. Mair, Peter: Cleavages. S. 371. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.) (2006): Handbook of party
politics. SAGE Publications Ltd., London
155
Lees, Charles (2005) S.19
156
Vgl. Mair, Peter: Cleavages (2006) S. 371
157
Der Erste kritische Moment bezieht sich auf die Entwicklungen des 16. Und 17. Jahrhunderts, wodurch die
religiösen Spaltungen entstanden sind, worauf infolgedessen die Länder nach evangelischem und katholischem
Bekenntnis getrennt werden. In evangelisch geprägten Ländern hat die Kirche an Macht über den Staat verloren
(Großbritannien, Schweden), in den katholisch geprägten Ländern behielt die Kirche die Macht über den Staat
(Frankreich, Spanien), während in den “geteilten Ländern” (Deutschland) ein Konflikt zwischen den
Protestanten und Katholiken entstanden ist. Vgl. Lees, Charles (2005) S.21
158
Der zweite kritische Moment war die Nationale Revolution gegen Ende des 18. Jahrhunderts, und zu Beginn
des 19. Jahrhunderts. Diese Umstände fussten auf der Verbreitung demokratischer Werte, der kulturellen
Identität, und infolge dieser Prozesse wurde auch die Schaffung der demokratischen Staaten beeinflusst. Die
Verbreitung dieser Werte beginnt in Europa besonders nach der Französischen Revolution. Diese Umstände
schafften zwei Arten von Konflikten: dem des Zentrums und der Peripherie was zur Nationalstaatsbildung
führte - mit der Fokussierung auf die territorialen, sprachlichen, kulturellen und religiösen Unterschiede. Der
zweite Konflikt war jener von Staat und Kirche, welcher mit der Dominaz der Bildungs-Frage einherging. Und
Unterdessen wird der dritte Moment durch die industrielle Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts
gekennzeichnet. Dadurch entstehen zwei weitere Teilungen wie: Stadt undLand und soziale Klassen. So wird
der Konflikt Stadt/Land in zwei Arten dargestellt: der Konflikt zwischen den Interessen der Landwirtschaft und
der Wirtschaftsindustrie, einschließlich des Konflikts zwischen den Agrarzöllen und dem Freihandel. Zum
zweiten der kulturelle Konflikt “Stadt und Land”, welcher die Teilung der sozialen Klassen darstellte und sich
gegenüber den Geschäftsführern und den Arbeitgebern gegen die Mitbewerber und die Arbeitnehmer stellte.
Vgl. Lees, Charles (2005) S.21-22
154
- 54 -
party system”159 bekannt geworden. Die gesellschaftliche Entwicklung schritt erst in den
1970er Jahren voran. Durch die Entwicklung der sozialen Umstände und durch die Schaffung
der Räumlichkeiten für neue Politiken sind verschiedene Parteienorganisationen entstanden,
die sich von den traditionellen unterscheiden. Aus diesem Grund haben Lipset und Rokkan
diese Teilungen in drei kritische Momente oder Konflikte gegliedert: Reform vs Anti-Reform,
Nationale Revolution und Industrielle Revolution.
Dieses Modell vergleicht auch die nationale und supranationaleUnterschiede sowie den
Stellenwert der Religion in einem oder mehreren Staaten. Das kann auch in zwei alternativen,
breiteren Kategorisierungen stattfinden wie bspw. segmental (Rasse, Religion) und kulturell
(Stadt / Land, traditionell / modern, liberal / totalitär). Auf einer allgemeinen Ebene kann man
drei Arten von Partitionen identifizieren, die auf alle Kulturen angewendet werden wie Rasse
/ Nation, ideologischen Vorlieben und Parteiorganisation.
Dieses Modell zieht Vergleiche in zwei Richtungen, in der vertikalen und horizontalen
Richtung; wobei in Bezug auf die Hauptforschungsthemen die vertikale Richtung zu Themen
rund um Religion, und ethnische Zugehörigkeit von besonderer Bedeutung ist.160
Dieses Modell kann sehr leicht auf Ereignisse und Prozesse angewendet werden, die die
Balkanländer nach dem Kalten Krieg betroffen haben, vor allem im Zusammenhang mit der
Entwicklung der Demokratie, unter Einbeziehung neuer Gruppen in die politische Arena und
die Vertretung der verschiedenen Gruppen in öffentlichen Institutionen161
Wie schon gesagt ist eine der Voraussetzungen der Cleavage-Struktur die Zusammenlegung
oder Vertretung der Klassen in ein Parteiensystem oder die Umstände durch die die
Gesellschaft gehen muss, um in der Lage zu sein die Interessen und Klassen zu vertreten. Nach
dem Lipset und Rokkan-Modell sind die politischen Stellungen von der Ideologie gesteuert,
doch waren, in Anbetracht der historischen Wende in Südosteuropa, insbesondere auf den
Balkan nach 1989, die Teilungen sehr unklar.162 Aufgrund des bislang vorherrschenden
absoluten kommunistischen Regimes fehlte die Erfahrung im politischen Engagement und so
wurde die Vertretung durch neue politische Parteien verhindert. Dies hatte eine Zeit lang
159
Lees, Charles (2005) S.21
Lees, Charles (2005) S.20
161
Vgl.ebd. S.22
162
Vgl. Von Beyme, Klaus (2000): Parteien im Wandel. Von den Volksparteien zu den professionalisierten
Wählerparteien. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden S. 96
160
- 55 -
negativen Einfluss auf die Entwicklung der politischen Parteien. Unter den erreichten
Umständen in diesen Ländern verlor die traditionelle Teilung ihre Bedeutung. Beispielsweise
wurde in den ehemaligen kommunistischen Ländern der Konflikt Stadt-Land mit der
allgemeinen Politik des sozialistischen Städtebaus verstärkt, während der Konflikt Kirche-und
Sekularstaat durch den Säkularismus weiterentwickelt oder mit den Überzeugungen in
Richtung der “kommunistischen Ideale” ersetzt worden ist.163
In dieser Hinsicht ist Albanien der einzige Staat auf der Welt der bis 1989 der als atheistischer
Staat bezeichnet worden ist.164 In dieser Richtung hatten weitere Konflikte keinen freien Raum
zur Entwicklung; das aufgrund der politischen Lage in den Staaten des ehemaligen Ostblocks.
Doch ist nach dem Ende des Kalten Krieges und der Entwicklung der Wirtschaft ein Konflikt
zwischen “den westlichen und Nationalisten” aufgetreten. “Die Westlichen” waren für die den
Eintritt in die EU, während “die Nationalisten” mehr die Unabhängigkeit unterstützten. Aus
dem Konflikt”Arbeit und Kapital” sind in der politischen Szene in Südosteuropa zwei große
Parteiengruppen entstanden: “Pro Marktwirtschaft und Pro Staatswirtschaft”.165 Die Parteien
die die “Marktwirtschaft” unterstützten hatten als Hauptziel die Verhinderung der Beteiligung
vom Staat an der Wirtschaft und die Privatisierung der staatlichen Mittel, sodass die Politik
keinen Einfluss auf die Wirtschaft ausüben kann oder die Wirtschaft nicht als politisches
Instrument benutzt werden kann. Auf der anderen Seite sind die Parteien die “pro
Staatswirtschaft” waren aus klassischer Hinsicht für die Tradition der dominierenden
Staatswirtschaft eingetreten und haben nicht zugelassen, dass die Entwicklungsreformen die
gewünschten Schritte durchlaufen.166
In dieser Spirale des Modells von Lipset und Rokkan kann man feststellen, dass die kritischen
Umstände in denen sich die Balkan-Staaten befunden haben nicht denselben Verlauf wie in
Westeuropa durchliefen. Trotzdem gab es eine Entwicklung von Demokratie bzw. der
Vertretung der Klassen im Parteiensystem. Also bestehen auch bei den albanischen Parteien in
der Balkan-Region unterschiedliche Meinungen in Bezug auf soziale Angelegenheiten,
ethnische- nationalistische Politik und euro-atlantische Integration etc. Ausgehend von diesen
Entwicklungen und Strukturteilungen, im historischen Kontext, in Verbindung mit den
163
Vgl. ebd. S.96
Vgl. Arifi, Dritero/ Ylber, Sela (2013): Kosovar Society through Secularism and Religion. Iliria International
Review. Pub. LIRIA College with Felix Verlag. Prishtina, Vol.6. No.2, pp. 312
165
Vgl. Eckert, Florian (2008): Vom Plan Zum Markt. Parteipolitik und Privatisierungsprozesse in Osteuropa. 1.
Aufl. VS Verlag, Wiesbaden S. 80
166
Vgl. ebd. S. 81-84
164
- 56 -
wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, den ideologischen Kriegen, dem Bewusstsein
der Bürger und verschiedenen Gesellschaftsklassen, erläutert dieses Modell am besten die
Teilung und den Grund der verschiedenen Ausrichtungen der Parteien. Also sind die
politischen Stellungen der Parteien auf die bestimmten Programme und Ideologien gestützt.
2.2.3 Sektoren politologischer Parteienanalyse von Winfried Steffani
Hier wird auf die vierte Phase der Parteienforschungen Bezug genommen, die sich auf die
Programmform bzw. auf die Art der Ideologie und die wichtigsten Unterstützungspunkte des
Programms bzw. der Partei einlässt. Der erste Punkt beschreibt die Ziele und Forderungen des
Programms.
Die Parteienforschung umfasst nicht nur die Art der Organisation, oder deren Partei- Ideologie,
sondern ist tiefergreifender und umfassender und analysiert die Parteien im Aspekt einer
Organisation oder Gesellschaftskraft im Prozess der Politikgestaltung, hinsichtlich
Entscheidungsprozesse, politischer Systeme etc. Aus diesem Gesichtspunkt können die
Ansprüche an ein politisches System mit einer entwickelten Demokratie durch die Beteiligung
der politischen Parteien analysiert werden. Laut dem Politologen Winfried Steffani sind es
folgende vier Bereiche, die den Prozess und die Hauptaufgaben der politischen Parteien
darstellen:167
1.
2.
3.
4.
Parteien als Ausdruck sozialer Kräfte sowie ideologischer und/ oder programmatischer
Ziele und Forderungen.
Parteien als Instrumente der Machtausübung (Parteien als Herrschaftsinstrumente).
Parteien als Vermittler demokratischer Legitimation für verbindliche Entscheidungen.
Parteien als Interessengruppen in eigener Sache und als Vermittler politischen
Führungspersonals (Parteien als Karrierevehikel).
Im gegenständlichen Fall der Forschung lässt man sich auf den Bereich der Parteienforschung
ein. Dies aus dem Grund, weil sich der Bereich genau auf die Forschungsziele, die die
Transformation der albanischen Gesellschaft bzw. der politischen Parteien, der politischen
Stellungnahmen in sozialen Fragen, nationalen-ethnischen Angelegenheiten und die euro-
167
Steffani, Winfried (1997): Geweltenteilung und Parteien im Wandel. Springer VS, Wiesbaden S. 189
- 57 -
atlantische Integration und die Hauptziele der Parteiprogramme der albanischen Parteien auf
dem Balkan bezieht.
Der erste Bereich der Parteiforschung befasst sich mit den verschiedenen Arten der
gesellschaftlichen
Transformation
von
-
der
Agrargesellschaft
bis
hin
zu
den
Industriegesellschaften und Dienstleistungsgesellschaften. Ausschließlich dieser Bereich
beschäftigt sich mit den sozialen Änderungen, gesellschaftlichen Positionen, den
verschiedenen Interessen und Konflikten. Dies steht in direktem Zusammenhang zum Modell
nach Lipset und Rokkan. In diesem Zusammenhang werden die politischen Parteien als
“Erfindung” der Industriegesellschaft angesehen.168 Dies geschieht nur, um die verschiedenen
Interessen der gesellschaftlichen Gruppen zu stützen. Also erlangte die Entwicklung der
Parteien auch durch die unterschiedlichen Aussichten der Gesellschaftsklassen ihre Form. In
diesem Zusammenhang achteten die großen Parteien in den westlichen Demokratien
insbesondere auf ihr politisches Profil.169 Jedenfalls wird durch dieses Bereich der Forschung
klargemacht, dass auch die Parteien sich bemüht haben, sich den Änderungen und
Entwicklungen anzupassen. Diesbezüglich bieten die Parteien auch ihre Alternativen in Bezug
auf die Programme und Ideologie der Parteien an.
In Bezug auf die Programme und Ziele der Parteien wie z.B., dass die Linke als politische
Kraft fordert je nach den Änderungen im politischen, wirtschaftlichen, sozialen usw. Aspekt,
Das bedeutet, dass “Die Linke” mehr die soziale Gleichstellung unterstützt. Während “die
Rechten” auch als „Konservative”, im Sinne, dass sie die typischen traditionellen Werte
fördern (beispielsweise stützen sie sich mehr auf moralisch konservative Werte und religiösen
Werte etc.), stark von den Arbeitgebern unterstützt werden und staatliche Reglementierung der
Wirtschaft in einem gewissen Maße befürworten.
Dennoch haben viele Parteien aaufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen, insbesondere
nach dem Kalten Krieg und der Entwicklung neuer Technologien, begonnen, weiter als in
einem Links-Rechts-Schema zu denken. Sie haben sich also den entstandenen Umständen
angepasst, weil sich auch die Anforderungen an die
Gesellschaft verändert haben
beispielsweise durch Demokratisierung der Gesellschaft, die Liberalisierung der Wirtschaft,
insbesondere in den Ländern Südosteuropas (das auch von den linken Parteien unterstützt
168
169
Vgl. ebd. S.192
Vgl. Steffani, Winfried (1997) S.192
- 58 -
wird); durch die Zunahme der Bedeutung des Umwelt- und Naturschutzes, der nicht mehr
exklusive Relevanz für für die grünen Parteien hat,; durchdie Frage der Anerkennung von
Homosexualität, die wachsende Einwanderung, den Bedarf an Arbeitskräften aus dem Ausland
und viele weitere Themen. In dieser Richtung, beschäftigt sich dieser Bereich mit den
verschiedenen Verhältnissen der Interessensgruppen innerhalb der Gesellschaft und mit den
jeweiligen Programmpositionen.170
170
Vgl. Steffani, Winfried (1997) S.194
- 59 -
2.3 Definition und Konzepte von Politischen Parteien
2.3.1 Die Geschichte und Definition der politischen Parteien
In der Regel existierten die verschiedenen Interessengruppen bereits in den Städten und
Ländern der Antike, im römischen Reich und den religiösen Bewegungen des 16. und 17.
Jahrhunderts.171 Diese Fraktionen wurden auch mit Unterstützung der jeweiligen Herrschaft
oder mit politischen Ideen in Verbindung gebracht.172 Doch stammt laut dem Wörterbuch der
sozialen Wissenschaften das Wort “Partei” vom altfranzösischen “partir” ab und bedeutet “zu
einigen Teilen geteilt”.173 Im antiken Griechenland wird die Bezeichnung der Partei für die
gegenüberliegenden Gruppen in Athen verwendet. Im alten Rom wurde die Bezeichnung als
Konzept für “pjebejane Partei” verwendet. Im Mittelalter und in der Neuzeit bedeutete der
Ausdruck “Partei” die Bezeichnung verschiedener Gruppen wie z.B. Armaner, Burginer,
Gelfer etc..174 Danach fanden im 17. und 18. Jahrhundert die Revolutionen in England,
Schweden, Amerika und Frankreich statt,175 wo sich die verschiedenen Fraktionen trafen. So
hat es sich ergeben, dass Historiker diese Fraktionen fortan als “Parteien” benannt haben.176
Bezüglich der strukturierten Organisation der Parteien erscheinen die Parteien am Ende des 18.
Jahrhunderts am stabilsten. Insbesondere unterscheiden man in England, zu Beginn des 18.
Jahrhunderts, zwei Gruppen oder Parteien wie z.B. die “Whigs” und “Tories”. Diese
unterstützten klar die konstitutionelle Monarchie und waren gegen eine absolute Regierung.
Sie unterstützten die Regierung mit dem Zwei-Parteien-System.177
Nach der politischen Wende, besonders am Ende des 18. Jahrhunderts, beginnt eine neue
Teilung der politischen Zugehörigkeit. Es erfolgt eine Neuorientierung und Neuausrichtung
der Politikideologie auf der seite der politischen Gruppe der „Tories“. Ihre Nachfolge stellt die
heute bekannte Konservative Partei Großbritanniens dar. Demnach wandelten sich die „Tories“
171
Vgl. Wiesendahl, Elmar (2006): Partein. Fischer Verl., Frankfurt am Main, S. 3
Vgl. Scarrow, E. Susan: The nineteenth- century origins of modern political parties: The unwanted
emergence of party-based politics. S. 16. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.) (2006): Handbook of
party politics. SAGE Publications Ltd., London
173
Vgl. Siri, Jasmin (2012): Parteien. Zur Soziologie einer politischen Form. Springer VS, Wiesbaden, S. 33
und Vgl. noch dazu Seiler, Louis-Daniel (2010): Partitë Politike. UET/Press, Tiranë, S. 12
174
Vgl. Duverger, Maurice (1951). S.1
175
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010). S. 20
176
Vgl. ebd. S. 12
177
Vgl. Meidani, Rexhep (2009): Mbi qeverisjen. Pjesa e parë. Dudaj, Tiranë S. 142 und noch dazu
http://www.parliament.uk/about/livingheritage/evolutionofparliament/parliamentaryauthority/revolution/overview/whigstories/ (Zugriff am
05.02.2015)
172
- 60 -
in in Konservative um und unterstützten damit den vorherrschenden Zeitgeist und die
traditionellen Werte; während hingegen die “Whigs” sich mehr mit den Veränderungen und
tiefen Reformen der Gesellschaft wie die “Liberalen” mit der Modernisierung des Staates
beschäftigten.178
Die Entwicklung der Parteien in Bezug auf die Form und Organisation ist somit erst zu Beginn
der des 19. Jahrhunderts entstanden.179 Selbstverständlich verfolgten diese Parteien keine
politische Ideologie. Trotzdem richteten sie sich den aktuellen Problemen der Zeit aus. Aus der
Sicht von Blondel: „entstehen die Parteien durch die laufenden Konflikte.“180 Laut Tatsachen
hat weder die Demokratie noch die allgemeine Wahlbestimmung die Entstehung der
politischen Parteien beeinflusst, vielmehr hat dazu die Beiteiligung der breiten Bevölkerung
auf der politischen Bühne beigetragen.181 Die Entstehung, Entwicklung und das stetige
Wachsen von politischen Parteien bezieht sich auf einen längeren Zeitraum. Im Allgemeinen
ist die Entwicklung der Parteien eng mit jener der Demokratie verbunden: Mit dem Wahlrecht
und der Rolle des Parlaments.182 Hier kann die Einstellung von Schattschneider mit einbezogen
werden. Er stellt fest, dass die politischen Parteien im Nachhinein die Entwicklung der
“Demokratischen Regime” beeinflusst haben:”(...) political parties created democracy, and
modern demokracy is unthinkable save in terms of the party”.183
Aufgrund der verschiedenen Herausforderungen der Gesellschaft und Staaten haben sich die
Parteien den Umständen angepasst. Somit kam es zu der logischen Folge der Entwicklung der
Gesellschaft in Westeuropa, was sich durch die wesentlichen Entwicklungsprozesse,
insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg darstellen lässt.184 In dieser Hinsicht erfolgte auch
eine Entwicklung der politischen Parteien, weil die Entwicklung der Demokratie, die
wirtschaftliche-industrielle Entwicklung, die der Arbeitsklasse etc.185 eine bürgerliche und
politische Beteiligung gefördert hat und der “Beruf” die Befürwortung, die Vertretung der
178
Vgl. http://mason.gmu.edu/~ayadav/historical%20outline/whig%20and%20tory.htm (Zugriff am 05.02.2015)
Vgl. Scarrow, E. Susan (2006) S.16
180
Jean Blondel zittiert nach Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 71
181
Vgl. ebd. S. 20
182
Vgl. Duverger, Maurice (1951). S. 2. und vgl. dazu Mühleisen, Otto –Hans (1970): Theoriebildung und
politisshe parteien. Bestandsaufnahme und Entwicklungsmoglichkwiten. Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg,
S. 14
183
Elmar, Eric Schattschneider zittiert nach Scarrow, E. Susan (2006) S.16
184
Vgl. Daalder, Hans: The Rise of Parties in Western Democracies. S.41. In: Gunther, Richard/ Diamond,
Larry (2001): Political Parties and Democracy. Johns Hopkins University Press, Baltimore
185
Vgl. Siavelis, M. Peter: Party and social structure. S. 360. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.)
(2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
179
- 61 -
Interessen verschiedener Klassen oder fundamentaler Freiheiten und menschlicher Wohlstand
sind Ziele oder Missionen der politischen Parteien geworden.186
Durch mehrere Definitionen aus der Wissenschaft werden die politischen Parteien als ein
Produkt bezeichnet, das die Interessen der verschiedenen sozialen Gruppen innerhalb des
politischen Systems vertritt.187 Der Zweck der Erläuterung der Definitionen soll die Bedeutung
der Entstehung der politischen Parteien im wahrsten Sinne des Wortes klären. Was ist also eine
politische Partei und was stellt sie dar? In der Literatur findet man einige kleine kosmetische
Änderungen oder unterschiedliche Perspektiven. Im Wesentlichen vertreten die politischen
Parteien eine Gruppe von Menschen, die mit der Organisation identifiziert werden und sich zur
Umsetzung gemeinsamer politischer und wirtschaftlicher Ideen vereinigen, etc..188 Dennoch
müssen hier zwei wesentliche Perspektiven dargestellt werden:
Eine bezieht sich auf die parteiischen Erscheinungen: Politische Parteien sind
freiwillige Vereinigungen, mehr oder weniger organisiert, die im Namen des Konzeptes
der gemeinsamen Interessen der Gesellschaft die Durchführung der
Regierungsfunktionen übernehmen.189
Die zweite bezieht sich auf die Art der Ideologie: Eine Vereinigung von Menschen, die
die gleiche politische Lehre predigen.190
Während der Erforschung dieser Perspektiven, kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass das
Hauptziel der Parteien jenes ist an die Regierungsmacht zu kommen,191 und Einfluss auf die
öffentliche Politik, aufgrund des versprochenen Programms zu nehmen.192 Hier kann klar
ausgedrückt werden, dass die Parteien die: „(...) Hauptträger der politischen Willensbildung
sind.“193 Obwohl sie (die politischen Parteien) seit mehr als 200 Jahren bestehen,194
unterstützen die Mehrheit der PolitikwissenschaftlerInnen die These von Weber, der der
186
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S. 143
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry: Species of Political Parties: A New Typology. Party Politics. SAGE
Publication. Vol. 9. No. 2 pp. 167-199, 2003, S. 170
188
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S. 141
189
Raymand, Aron zittiert nach: Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 23
190
Benjamin,Constant zittiert nach: Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 22
191
Vgl. White, Kenneth John: What is a political party? S. 5. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.)
(2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
192
Vgl.Grüner, Erich (1969): Die Parteien in der Schweiz. Francke Ag Verl., Bern S. 11
193
Grüner, Erich (1969). S. 11
194
Vgl. Bale, Tim (2005): European Politics. A Comparative Introduction. Palgrave Macmillan, New York, S.
105
187
- 62 -
Auffassung ist, dass: „Die Parteien Kinder der Demokratie und der Allgemeinen Bestimmung
sind."195
2.3.2 Das Konzept der politischen Parteien
Von dem was bisher gesagt worden ist, was den tatsächlichen Zustand erläutern soll, lässt sich
ableiten,
dass
die
politischen
Parteien
wichtige
Entscheidungsträger
der
Vertretungsdemokratie sind.196 Der Ausgleich zwischen der politischen-parteiischen
Beteiligung und der Behördenführung ist von wesentlicher Bedeutung. Das heißt, dass in
Prozessen dieser Art die politischen Parteien eine der entscheidendsten Einrichtungen der
Vertretungsdemokratie darstellen.197 Deswegen sind die politischen Parteien auch Vermittler
zwischen der “sozialen Gesellschaft” und der “politisch-behörderlichen Gesellschaft”. Jedoch
dienen die politischen Parteien in Krisenzeiten in erheblichem Ausmaß auch der Vermittlung
der Parteien im “Konflikt”.198 Es wurde also eine Verbindungsbrücke zwischen der sozialen
Gesellschaft
und
den
unabhängigen
staatlichen
Behörden
geschlagen. 199
Einige
Wissenschaftler wie beispielsweise Ostorgosky bezeichnen die Parteien als Hindernis zur
Entwicklung der Demokratie,200 doch wiederum andere Autoren drücken sich hier in Bezug
sin Bezug auf die Kritik der Organisation und Funktion vorsichtiger aus, als das sie die anderen
die Parteien als eine institutionelle Grundlage der Demokratie verstehen.201
Im gegenständlichen Fall ist das Konzept, die Rolle und die Bedeutung der politischen Parteien
vielseitig und umfangreich. Eine politische Partei ist in der einen oder anderen Form eine
Verbindungsbrücke zwischen den verschiedenen Interessen der Gesellschaft und des Staates
oder richtiger gesagt: „The political role of parties concerns their position between society and
the state.“202 Auf der anderen Seite auch: “In modern mass democracies it is political parties
that connect government and the governed with one another.”203 Mit allen Interessen und
195
Max, Weber zittiert nach: Seiler, Louis-Daniel (2010). S. 13
Scarrow, Susan (2005): Political Parties and Democracy in theoretical and practical Perspectives.
Implementing Intra-Party Democracy. National Democratic Institute for International Affairs. Washington, S. 3
197
Johnston, Michael (2005): Political Parties and Democracy in theoretical and practical Perspectives. Political
Finance Policy, Parties, and democratic development. National Democratic Institute for International Affairs.
Washington, S. 5
198
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010). S. 31
199
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007). S. 123
200
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010). S. 25
201
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010). S. 25-26
202
Detterbeck,Klaus: Cartel Parties in Western Europe? Party Politics. SAGE Publication. Vol. 11. No. 2
pp.173-191, 2005, S. 175
203
Römmele, Andrea: Political Parties, Party Communication and New Information and Communication
Technologies. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 9. No.1 pp.7-20, 2003, S. 7
196
- 63 -
Ideologien mit denen sich die politischen Parteien in der politischen Szene darstellen, haben
die politischen Parteien in der Geschichte der Menschheit eine unersetzliche Rolle in der
Etablierung der Demokratie gespielt. Grundsätzlich hat jeder Bürger und jede Bürgerin das
Recht seine bzw. ihre Meinung zu vertreten und in einem Rennen vertretet zu werden. Wie
bereits LaPalombara betont hat: “Historically, in the West as well as elsewhere, this has been
the strongest contribution that parties, party leaders and party systems have made to
democratic political evolucion.”204
Doch von dem was bisher nachgewiesen wurde, wer wem mehr diente, die Politische Parteien
– Der Demokratie oder umgekehrt, lässt sich ableiten, dass keine Demokratie ohne die
politischen Parteien funktioniert.205 Die Darstellung der politischen Parteien die in Wahlen
arbeiten und daran teilnehmen kann sicher gesagt werden, dass eine demokratische Regierung,
das bedeutet:”without such parties, a democracy can hardly be said to exist”.206 In dem Sinne,
dass in allen demokratischen Ländern Konkurrenz zwischen den Parteien oder verschiedenen
Ideologien besteht. Dies gilt sowohl für die politischen Parteien, als auch für das Modell der
“direkten Demokratie”. Auch in den Ländern wie z.B. die Schweiz wo insbesondere die
Parteien im Falle einer Mobilisierung eines Referendums profitiert haben.
2.3.3 Die Parteienfunktion
Die Parteien sind ein wichtiges Führungsglied der staatlichen Politik.207 Aus traditioneller
Ansicht erfüllen die Parteien mehrere Funktionen: Sie definieren die Wahlkreise, sie
mobilisieren die Bürgerbeteiligung, sie erwerben politisches Personal, sie wählen die
Kandidaten für die Wahlen,208 sie spielen eine Watchdog-Rolle oder die Rolle der Wächter von
der Partei zur Regierung und sie beeinflussen die gesellschaftliche Integration.209 In dieser
Richtung bieten die politischen Parteien außer den Kandidaten auch den Bürgern das
“politische Wahlprorgamm” an, welches einerseits die Interessen der Bürger vertreten sollte
und andererseits deren Meinungsbildung beeinflussen soll. Die politischen Parteien haben
204
LaPalombara, Joseph: Reflections on Political Parties and Political Development, Four Decades Later. Party
Politics. SAGE Publication. Vol. 13. No. 2 pp. 141-154, 2007, S. 150
205
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010). S. 26
206
Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.) (2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd.,
London S.1
207
Vgl. Eirik-Karl, Kval/ Mellebye, J. Alex/ Tranoy, Bent Sofus (2006): Politika dhe Demokracia. Rozafa,
Prishtinë S. 45
208
Vgl. Saalfeld,Thomas (2007). S. 124-125. Vgl. dazu Alemann, von Ulrich (2001): Das Parteiensystem der
Bundesrepublik Deutschland. Bundeszentrale fur politische Bildung, Bonn S. 208-210
209
Vgl. Meidani, Rexhep (2009). S. 69
- 64 -
gegenüber der Bürgermeinung mehrere Funktionen. Die lange Liste dieser Funktionen kann in
fünf Bereiche zusammengefasst werden:210 „(1) the integration and mobilization of citizens;
(2) the articulation and aggregation of interests; (3) the formulation of public policy; (4) the
recruitment of political leaders; and (5) the organization of parliament and government.“
Eine Aufgabe der politischen Partei ist vor allem die Stärkung, Verbreitung oder Entwicklung
der Partei soweit dies möglich ist. Politische Parteien sind nicht nur Maschinen die der
Rekrutierung der Wahlen dienen. Daher wird die Parteifunktion in drei Punkte unterteilt:211
Vote-Seeking;
Office Seeking;
Policy Seeking;
In Bezug auf den ersten Gesichtspunkt: – dem Streben nach dem Gewinn von möglichst vielen
WählerInnen-Stimmen, wird in erster Linie die Vorbereitung, Mobilisierung und Verbreitung
in Hinsicht der Gruppen und der territorialen Verbreitung dargestellt. Daher ist die
Hauptbeschäftigung die Wahlorientierung festzulegen und die Mobilisierung der Mitglieder,
um Stimmen zu gewinnen. “Stimmengewinn” umfasst die Bedeutung und Funktion der Partei
in organisatorischem Sinne.
Der zweite Gesichtspunkt: “Office Seeking” (Amtsgewinn) umfasst die Interessen der
HauptvertreterInnen der Partei.212 Infolge der maximalen Beteiligung der “HauptvertreterInnen
der Partei” in den Wahlkampagnen selbstverständlich bezieht man sich auf die
“Unterbringung” in öffentlichen und staatlichen Einrichtungen. Allerdings ist aus der
europäischen Perspektive der Parteienforschung klar, dass die politischen Parteien während der
Machterlangung nicht nur öffentlichen Büros füllen, sondern die Hauptbeschäftigung nach wie
vor Erreichung von politischen Zielen bleibt. Als Ergebnis dieser beiden Perspektiven gibt es
einen Gesichtspunkt: (...)“Policy Seeking”,213 das bedeutet, dass die Siegerpartei die
politischen und Wahlprogramme entwickeln wird. Das vordergründige Ziel dieser Programme
ist es die Entscheidungsprozesse politisch zu beeinflussen.214 Die Unterschiede der politischen
210
Norris, Pippa (2005): Political Parties and Democracy in theoretical and practical Perspectives.
Developments in Party Communications. National Democratic Institute for International Affairs. Washington. S.
4, und siehe dazu Janda,Kenneth (2005): Political Parties and Democracy in theoretical and practical
Perspectives. Adopting Party Law. National Democratic Institute for International Affairs. Washington. S. 7
211
Wiesendahl, Elmar (2006). S. 5
212
Vgl.Wiesendahl, Elmar (2006). S. 6
213
Ebenda S. 7
214
Vgl. ebd. S. 7
- 65 -
Parteien werden durch verschiedene Prozesse gekennzeichnetso sind beispielsweise einige
Parteien nur auf “Vote-seeking”, wie dem Cach –all oder dieelektoral-profesional party
angewiesen. Parteien die sich auf “Office-seeking” ausrichten sind normalerweise „cartel
parties“, während die anderen Parteien, die in der Gruppe der Massenintegrationsparteien
miteinbezogen werden für Policy-seeking sind.215 In der Zeit der multidimensionalen
Medienentwicklung ergibt sich eine weitere Funktion. In der Zeit der Medien- und
Informationstechnologieentwicklung, widmendie politischen Parteien der Kommunikation in
allen möglichen Formen (TV, Zeitung und soziale Netzwerke) hohe Aufmerksamkeit; damit
einhergehend auch den Pflichten und der Verantwortung die sie gegenüber den
StaatsbürgerInnen und Parteimitgliedern so gut wie möglich zu erfüllen haben.216
In diesem Zusammenhang scheint die wichtigste Aufgabe der politischen Parteien die
Aufklärung der BürgerInnen bezüglich der Wahlbeteiligung, der Auswahl der besten
KandidatInnen im Zusammenhang mit dem politischen Angebot zu sein. So können die
BürgerInnen entscheiden, wer ihre Interessen vertreten wird. Indirekt werden hier auch die
politischen Diskussionen und in der Entwicklung der öffentlichen Politik miteinbezogen.217
2.3.4 Die politischen Denkweisen und Ideologien
Die
politischen
Ideologien
bezeichnen
auf
die
eine
oder
andere
Art
die
Gesellschaftsbeziehungen, oder sind anders gesagt die Projektion der Idee wie eine
Gesellschaft aussehen soll oder muss.218 Üblicherweise stellen die Eliten und verschiedenen
politischen Parteien der Gesellschaft ihre Ideen als universelle Werte vor.219 In der Gestaltung
der Entwicklungsnatur der Einführung der Ansichten, oder haben wir in diesem Bereich auch
gleichzeitig ein Kampf für die Macht, dass nach: „Elite theories argue that in every type of
215
Vgl. Wolinetz, B. Steven: Beyond the Catch-All Party: Approaches to the Study of Parties and Party
Organization in Contemporary Demicracies. S. 151 -161. In: Gunther, Richard/ Montero, Ramón José/ Linz/
J. Juan (2002): Political parties: old concepts and new challenges. Oxford Univ. Press, New York
216
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010): Hyrje në shkencat politike. UET/Press, Tiranë, S. 100
217
Vgl. White, Kenneth John: What is a political party? S. 8. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.)
(2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
218
Vgl. Eirik-Karl, Kval, et al. (2006) S. 48
219
Vgl. Borchert, Jens/ Zeiss, Jurgen (2003): The Political Class in Advanced Democracies. Oxford University
Press Inc., New York, S. 6-10
- 66 -
society there is a continuous struggle for poker between elites and the domination of the rulin
elite(s) over the mass of society.“220
So werden an erster Stelle die Interessen einer bestimmten Gruppe unterstützt und dann, nach
der Einführung auch in einem größeren Ausmaß, die gesellschaftlcihe Meinung. 221 So haben
sich biespielsweise Demokratien entwickelt oder so wurden die Menschensrechte in den
Genfer Konventionen formuliert oder Freiheitsrechte beschlossen. Wobei heute in der Zeit der
liberalen Demokratie der Wille der Mehrheit, aber auch jener der politischen Minderheit durch
die Wahlfreiheit und durch und unabhängige Einrichtungen unterstützt wird. Das entspricht
dem Grundsatz der der Menschenrechte.222 Konkreter wird dies von Geraint Parry so
formuliert: “Die politische Ideologien erfüllen so die Ansprüche der Gesellschaft.“223 In
einigen Fällen werden die Ansprüche der Gesellschaft jedoch von politischen Ideologien
bestimmt. In den Gesellschaften der diktatorialen Systeme werden Ansprüche durch die
politischen Regime aufrechterhaltenbeispielsweise die Kontrolle der Gesellschaft in der
ehemaligen Sowjetunion.224 Wenn man sich auf diese Gegebenheiten stützt, kann man zu dem
Schluss kommen, dass einer Ideologie so viel Gewicht beigemessen werden kann, dass ein
Schema der politischen Interpretation für jede Frage eingeführt werden kann.225 Um ein wenig
auf die Darstellung der Bedeutung der Geschichte und Denkweise einzugehen, muss man sich
(hier: mit einigen wenigen) klassischen Autoren beschäftigen, die unterschiedliche Meinungen
und Konzepte vertreten haben.
Ausgegangen wird von der klassischen-griechischen Denkweise, die danach strebte die Stadtund Landregulierung bezüglich ihrer Form, in Hinblick auf Themen wie Gerechtigkeit etc. zu
verfolgen.226 Hier trifft man auf eine erweiterte politische Denkweise die sich damit beschäftigt
hat, wie die Beziehungen zwischen dem Staat und dem Individuum, der Gesellschaft, des
Rechtssystems etc. reguliert werden. Bezüglich der früheren politischen Denkweise (des
Westens) muss amn sich mit dem jahrzehntelangen Konflikt des religiösen Einflusses der
Kirche über die Gesellschaft beschäftigen. Nach diesem strengen Konflikt beginnt im 14.
Jahrhundert, in der Renaissance die politische Denkweise des Grundsatzes der
Axtmann, Roland/Grant, Robert: Class – Elites. S. 95. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003): Understanding
Democratic Politics. An Introduction. SAGE Publications Ltd., London
221
Vgl. Parry, Geraint (2010): Elitat politike. Dudaj, Tiranë. S. 80-81
222
Vgl.ebd. S. 81
223
Ebenda S. 82 (alb. Ideologjite politike kenaqin keshtu kerkesat reale shoqerore.)
224
Vgl. Parry, Geraint (2010) S. 175
225
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010): Hyrje në shkencat politike. UET/Press, Tiranë. S. 48-49
226
Vgl. Meidani, Rexhep (2009). S. 29
220
- 67 -
Gerechtigkeit.227 Hier können einige klassische Autoren hervorgehoben werden, die zur
Gestaltung der politischen, modernen Ideologien beigetragen haben. Hier ist der Einfluss des
Staatsphilosophen Niccolò Machiavelli (1469-1527) von besonderer Wichtigkeit. In seinem
Werk Il principe (dt.”Der Fürst”) stellt Machiavelli eine historische Teilung der politischen
Denkeise dar –vom politischen Idealismus zum Realismus.228 Er bevorzugte die Stärkung und
Legitimierung der Macht, wenn von der Gewalt beschützt werden sollte. Außerdem war
Machiavelli der Auffassung, dass zwei Elemente die Grundlage eines Staates sind: die
gesunden Gesetzesgebungen und eine mächtige militärische Kraft.229 Diese Ansicht unterstützt
auch der englische Philosoph Thomas Hobbes. In seinem Werk Leviathan (1651) wird der
Aufbau der staatlichen Souveränität dargestellt und argumentiert. Seiner Meinung nach ist sie
viel wichtiger als persönliche Freiheiten.230 Auf der anderen Seite ist John Locke in der
Wissenschaftsliteratur als Anhänger der liberalen Theorien bekannt.231 Zu dieser Gruppe
gehört auch der Philosoph und Ökonom, der Anhänger des freien Marktes Adam Smith. Smith
ist durch seine Idee bezüglich der Effizienz der Arbeitsteilung, wonach gesellschaftliche
Gewinne wichtiger sind als die Erfüllung von Individualansprüchen.232 Doch entwickelt JeanJacques Rousseau in seinem Werk Über den Sozialvertrag, Grundlagen des Politikrechts.
(1762) zum ersten Mal ein neues Konzept des neuen europäischen Staates. Das Ziel dieses
Werkes ist, dass kein Individuum die “absolute Macht” hat. In diesem Werk sinddie göttlichen
Rechte des Königs nicht begünstigt worden. Hiermit wird von der Regierung gefordert, die
Macht über die Regierung vom Volk aufzunehmen. Mit diesem Werk ist die Grundlage für die
modernen Demokratien geschaffen worden.233 Die sozialen und politischen Debatten
konzentrieren sich dennoch auf die wichtigen Traditionen der angeführten Ideologien.234
Deswegen ist es, aufgrund der Bedeutung für die Parteiprogramme dringend erforderlich, sich
mit den verschiedenen Ideologien vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert
zu beschäftigen.
Die Ideologien sind der Ausgangspunkt, der Anfang des Aufbaus und der Orientierung einer
Partei. Aufgrund ideologischer Konflikte und traditioneller Grundsätze müssen die liberalen
227
Vgl.ebd. S.30
Vgl.ebd. S.30-31
229
Vgl.ebd. S.31
230
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S.35
231
Vgl. Palumbo, Antonino: Liberalism. S. 232-233. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003): Understanding
Democratic Politics. An Introduction. SAGE Publications Ltd., London
232
Vgl.ebd. S.233
233
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S.33
234
Vgl. Eirik-Karl, Kval et al. (2006). S. 48
228
- 68 -
Ideen dargestellt werden. Diese entstanden aaufgrund des Anspruches der Zeit und der
historischen Prozesse. Im Anbetracht der Geschichte des 18. - 20. Jahrhunderts waren die
Prozesse der Entwicklung der Menschheit nicht einfach. In einigen Fällen waren sie sogar
beängstigend wie z.B. das Ende der absoluten Macht der Königsherrschaft, die Französische
Revolution, die verschiedenen Kriege insbesondere der Erste und Zweite Weltkrieg, der
langjährige Konflikt zwischen dem Liberalismus und dem Sozialismus (im Sinne des Kalten
Krieges- westliche Werte gegen den sowjetischen Marxismus).235 Als Folge all dieser Prozesse
sind politische Denkweisen in den Vordergrund getreten. Diese haben im kollektiven als auch
im individuellen Aspekt Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit widergespiegelt.236 Auch die
liberalen Ideen haben eine besondere Rolle in der Vertretung der Menschenrechte bzw. der
individuellen Rechte gespielt wie z.B. die politische Freiheit, Rechtsschutz, Verfassungsstaat,
Meinungsfreiheit, Religion, Wirtschaftsfreiheit.237 In den liberalen Systemen werden die
Entscheidungsträger durch die freien Wahlen beauftragt.238 Was bedeutet, dass die Autorität
von unten, aus dem Volkkommt.239 Liberale Ideen beinhalten kein bestimmtes Programm im
Sinne der modernen politischen Parteien wie sie heute in der demokratischen Welt zu finden
sind, weil heutzutage fast alle Parteien in ihren Ideologien liberale Ideen vertreten; dabei
kommt es allerdings darauf an, ob die Parteien in ihren Ansichten links- oder rechts-orientiert
sind.240
Was die repräsentative Demokratie oder Vertretungsdemokratie angeht,241 vertritt sie den
Pluralismus als System mit der größten Anzahl an Gruppen und Individuen.242 In dieser
Richtung ist es selbstverständlich, dass die Uneinigkeit, die Meinungsänderung etc. kein
Feinde des politischen Ordnung sind.243 Nach dieser Auffassung bzw. nach dieser
grundlegenden Übersicht bedeutet repräsentative Demokratie:(...)”the people do not rule
directly; rather, they do so indirectly through elected representatives.“244 Diese direkte
235
Vgl. Rupert, Mark: Makrsizmi dhe teoria kritike. S. 199- 220. In: Dunne, Time/ Kurki, Milja/ Smith, Steve
(2010): Teori të Marrëdhënieve ndërkombëtare, disiplina dhe shumëllojshmëria. UET Press, Tiranë
236
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S. 40-41
237
Vgl. Sartori, Giovanni (2010): Ç’është demokracia. Dituria, Botimi i IV-të, Tiranë, S. 196
238
Vgl. Parry, Geraint (2010) S.58
239
Vgl.ebd. S.60
240
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S. 41
241
Vgl. Katz, S. Richard: Party in Democratic Theory. S. 42. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.)
(2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
242
Vgl. Parry, Geraint (2010) S. 171
243
Vgl. Sartori, Giovanni (2010) S.149. Vgl. auch dazu Kingsbury, Damien (2007): Political Development.
Routledge, New York S 98-99
244
Saward, Michael: Representative and Direct Democracy. S. 52. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003):
Understanding Democratic Politics. An Introduction. SAGE Publications Ltd., London
- 69 -
Demokratie ist oft auch als:”referendum democracy” bekannt.245 Ein Beispiel hierfür, auf die
Führung der “Landesgemeinde” isind manche Kantone in der Schweiz, wo für verschiedene
Entscheidungen neben einem Referendum auch die Stimme des Volkes erforderlich ist. Dem
steht der liberale Verfassungsstaat gebenüber. Mit diesembefasst sich Giovanni Sartori
Machtteilung und Beachtung der Gesetze garantiert den Erfolg dieser Staatsform.246
Durch diese Ausführungen kann man schlussfolgern, dass die Ideen und politischen Parteien
sich in großem Ausmaß, insbesondere nach jahrzehntelangen Schlachten für die Freiheit,
Gerechtigkeit und Gleichheit entwickelt haben. Jedenfalls hat der Dauerkonflikt der
verschiedenen Ideen und Ideologien unvermeidbar die Entwicklung und Verbesserung der
Gesellschaften beeinflusst247 - durch die breite Einführung der Demokratie und die
Gewaltenteilung in Exekutive, Legislative und Judikative. Auf dieser Grundlage ist der
Rechtsstaat aufgebaut, also bedeutet diese Niveaustufe der Demokratie: “rule by the
people”.248 Auch wenn man sich auf das Beispiel der Demokratieentstehung bezieht, erkennt
man zwei Modelle: das erste Beispiel bezieht sich auf die Demokratie des französischen Typs
welches aus einer revolutionären Trennung entstanden ist, während das zweite Beispiel ein
angloamerikanisches ist und aus einem kontinuierlichen Prozess entstanden ist.249 Auch in
einer Demokratie gibt es unterschiedliche Auffassungen in Bezug auf die soziale
Wahrnehmung. In einigen Staaten wird die kollektive Disziplin mehr als ein Wert angesehen
wie zum Beispiel Deutschland, wobei in Frankreich oder den USA der Individualismus als
Tugend angesehen wird.250 Doch vor allem: „Die Demokratie ist ein Produkt der Leadership
Wettbewerbs.“251
245
Ebenda S. 55
Vgl. Sartori, Giovanni (2010) S. 121
247
Vgl. Kersting, Norbert/ Schmitter, Philippe/ Trechsel, Alexander: Die Zukunft der Demokratie. S. 41. In:
Kersting, Norbert (Hrsg.) (2008): Politische Beteiligung. Einfuhrung in dialogorientierte Instrumente politischer
und gesellschatlicher Partizipation. 1. Aufl. VS Verlag, Wiesbaden
248
Johnson, James: Political parties and deleberative democracy? S. 47. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William
(Hrsg.) (2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
249
Sartori, Giovanni (2010) S. 39
250
Denquin, Marie-Jean (2010) S. 66-67
251
Parry, Geraint (2010) S.16 (alb. demokracia është nënprodukt i konkurrimit të udhëheqjes)
246
- 70 -
IDEOLOGIEN AUF EINEN BLICK
Ideologien auf
einzelnen
personen
konzentriert
Egalitären
ideologien
Ideologien
auf die
kollektivität
konzentriert
Ideologien auf
die Tradition
konzentriert
Ideologie
basiert auf die
Religion
Liberalismus,
NeoLiberalismus,
Konservatism
us,
Christlichedemokratie
Sozialismus,
Kommunismu
s, Marxismus,
Leninismus,
Stalinismus,
Maoismus,
EuroKummunismu
s, NeoMarxsismus
Sozialismus,
Demikratisc
he
Sozialismus,
Sozialdemok
ratie,
Kommunism
us,
Marxismus,
Nationalism
us
Konservatism
us,
Christlichedemokratie,
NeoKonservatism
us
ChristlicheSozialismus,
Christlichedemokrati,
Islamismus,
NeoHinduismus,
Zionismus
Ideologien auf
der ethtnischen
Zugehörigkeit
oder
Nationalitä
konzentriert
Nationalismus,
Zionismus,
Regionalismus,
PanArabismus,
PanSllavismus,
NeoFaschismus,
Nationalsozials
mus
Totalitäre
n
Ideologien
Andere
Ideologie
n
Nationals
ozialsmus,
Kommuni
smus,
Stalimism
us,
Islamismu
s
Grünr
Politik,
Ökologii
e
Internati
onalität,
Kosmop
olitismus
,
Pazifism
us,
Humanis
mus,
Feminis
mus
Tab. 2: Hofmeister Wilhelm, Grabow Karsten: Partitë Politike. Funksioni dhe organizmi në shoqëritë
demokratike. S. 28 (dt. Politische Parteien. Funktionen und Organisation in demokratischen Gesellschaften.)
- 71 -
2.3.5 Der Dualismus zwischen "linken" und "rechten" Parteien
Diese Bezeichnungen einer „rechts“ oder „links“ Partei – linke oder rechte Regierungskoalition
oder die Anwendung der Regierungspolitik, die den Unterschied zwischen den Linken oder
Rechten etc. darstellt. Diese „Bezeichnungen“ trifft man in den täglichen Debatten,
insbesondere in Wahlzeiten wieder, wenn die politischen Parteien ihre Programme sowohl vor
den Wählern als auch vor dem Publikum, in Printmedien und via elektronischer Medien
vorstellen.252 In Hinsicht auf die Form und Unterscheidung zwischen den Linken und Rechten,
ist festgestellt worden, dass diese Trennung oder Unterscheidung von der Tradition des
französischen Parlaments abstammt. Üblicherweise setzten sich ein Teil der Abgeordneten die Unterstützer des alten Regimes (Aristokratie, Monarchie und Kirche),253 auf die rechte
Seite- und die anderen Abgeordneten auf die linke, Seite, um zu zeigen, dass sie die Republik
unterstützten.254 So hat sich diese Trennung in “Rechte“ und „Linke” auf der ganzen Welt
verbreitet. Diese Trennung hatte vorerst keinen ideologischen Hintergrund. Aber im Laufe der
Zeit mit der Entwicklung, Verbreitung und Organisierung der Partei beginnen auch die
farblichen Masskierungen der Trennungen. In Bezug auf die historischen Angaben Mitte des
19. Jahrhunderts, zeigen sich die Interessen der Landschaftseigentümer und der Unternehmer.
Demzufolge zeigt sich die Gründung der konservativen Partei, die sie unterstützten. Auf der
anderen Seite steht die Gründung der liberalen und sozialistischen Parteien, die verschiedene
Ideen in Verbindung mit den Beziehungen Unternehmer- und Arbeitnehmer-Seite vertreten.255
Nach dieser Trennung der gegensätzlichen Positionen, sind die meisten Politikwissenschaftler
der Auffassung, dass es das Wendepunkt der Parteien, bekannt als „(...) right and left“256, war.
In diesem thematischen Zusammenhang bezüglich der Entwicklung dieser Begriffe kann
gesagt werden, dass “die Linken” als politische Kraft für Veränderungen im politischen,
wirtschaftlichen, sozialen etc. Aspekt eintreten. “Die Linken” unterstützen mehr die soziale
Gerechtigkeit,257 treten für progressive Steuern ein, für Arbeiterrechte und zu diesem Zweck
252
Vgl. Aldrich, H. John/ Grynaviski, D. Jeffrey: Theories of Parties. S.28-29. In: Maisel, L. Sandy/ Berry, M.
Jeffrey (2010): The Oxford Handbook of American Political Parties and Interest Groups. Oxford University
Press, New York
253
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 36
254
Vgl. ebd. S. 39
255
Vgl. Mair, Peter (2002): Party System Change. Approaches and Interpretations. Oxford University Press,
New York, S. 21-22
256
Bale, Tim (2005) S. 110
257
Vgl. Eirik-Karl, Kval et al.(2006) S. 49
- 72 -
werden Bündnisse mit den Gewerkschaften gebildet.258 Das bedeutet, dass “die Linken” mehr
liberale Werte verteten und allgemein den Wohlfahrtsstaat unterstützen.259 (Vollbeschäftigung,
soziale und gesundheitliche Sicherheit und Bildung für alle).
Während sich “Die Rechten” - als politische Kraft im breiteren Sinne - mehr mit der Erhaltung
der bestehenden Einrichtungen beschäftigen. Grundsätzlich sind “die Rechten” auch als
“Konservative” bekannt, im Sinne, dass sie die typischen traditionellen Werte verbreiten (z.B.
unterstützen sie mehr die moralisch konservativen Werte, religiöse Werte etc.). Sie werden in
großem Ausmaß von den Arbeitgebern unterstützt und sind fest davon überzeugt, dass der Staat
einigermaßen begrenzt sein muss. Sie konzentrieren sich insbesondere auf den freien Markt
und beschäftigen sich hauptsächlich mit den Interessen der Industrie,260 weswegen sie
Steuererleichterungen unterstützen.261 “Die Rechten” sind fest davon überzeugt, dass die
Gesellschaftsversicherungen privatisiert werden sollen. In dieser Hinsicht bestehen auch in der
Geschichte Dualismen oder dualistische Konflikte zwischen beispielsweise Katholiken vs.
Protestanten, Konservativen vs.Liberalen, Ost vs. West, Industriellen vs. Landsleuten etc..262
Maurice Duverger erkennt bei dem linken und rechten Dualismus drei grundlegende
Feststellungen: den historischen Dualismus, den logischen Aspekt und den natürlichen
Dualismus der Natur:263
Dualismus der Geschichte bezieht sich auf die symbolische Trennung der beiden
Lager und auf parteiische Bewegungen, die sich an einer Seite orientieren oder die
Qualität zwischen der Linken und Rechten unterscheiden.264
Der logische Aspekt bezieht sich auf den Konflikt oder Bipolarisierung der beiden
Lager, Bündnisse-Verbindung, Organisation etc. was sich auch auf die strikte Sprache
und Meinungsbildung in Bezug auf die Gegenpole bezieht.265
258
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110
Vgl.ebd. S.110-111
260
Vgl. Benoit, Kenneth/ Laver, Michael (2006): Party Policy in Modern Democracies. Routledge, New York S.
129-130
261
Vgl. Bale, Tim (2005) S. 114
262
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 37
263
Ebenda S. 37
264
Vgl.ebd. S. 38
265
Vgl.ebd. S. 38
259
- 73 -
Natürlicher Dualismus - In dieser Richtung ist der Autor davon überzeugt, dass sich
dies auf die Stellung der Bürger, die auf die eine oder andere Art eine Meinung über
politische Stellungen bezüglich Partei haben, bezieht.
Deswegen wird hier die Perspektive des französischen Politologen Jean Blondel erforscht. Mit
Hilfe dieser Perspektive können die Familien der ideologischen Parteien unterscheiden was
bisher gesagt wurde und welche Parteien der Linken und welche der Rechten angehören,
unterscheidet. Nach Blondel sind es sechs Familien der ideologischen Parteien, die er von den
Linken zu den Rechten auflistet:266
Links: sozialistische und kommunistische Parteien;
Zentrum: Die Liberalen;
Rechts: Christdemokraten, Bauernpartei, Konservativen;
In Bezug auf diese Auflistung hat der Autor die angesprochenen Parteien nach den jeweiligen
Ideologien (die diese vertreten) aufgelistet. Das bedeutet, dass bei den Parteien auch eine
zentrale Orientierung besteht, die aus Elementen beider Bereiche bestehen kann wie z.B. die
Liberalen; diese passen sich am besten der These “continuum” an. Hiermit wird klar
ausgedrückt, dass “die Linken” oder “die Rechten” sich auch in entgegengesetzter Richtung
oder im Zentrum bewegen.267 Ausgehend vomDualismus der Linken gegen der Rechten und
angesichts der “continuum”-These kann man feststellen, dass besonders die westlichen
Industriegesellschaften, unddie ideologischen Unterschiede zwischen den politischen Parteien
sich auf die Ausführungen nach Blondel stützen, oder sich sich in Nuancen davon
unterscheiden.268
2.3.6 Merkmale des Parteiensystems
Das Parteiensystem sagt viel über die Art und Weise der Regierung eines Staates durch
politische Parteien aus.269 Anders gesagt, werden die Parteiensysteme durch einige Merkmale
unterschieden beispielsweise in der Konkurrenz zwischen den politischen Parteien, was das
266
Vgl.ebd. S. 44
Vgl.ebd. S. 44
268
Vgl.ebd. S. 46
269
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S.101-103
267
- 74 -
ihre Größe ausmacht, am wichtigsten aber in ihren Konzepten oder Reibungspunkten bezüglich
der Ideologien. Also zeigt das Konzept des Parteiensystems:270
Die Parteienanzahl eines Staates.
Ihre Größe
Die politischen Unterschiede zwischen ihnen.
Mit anderen Worten, ist das Parteiensystem eine strukturierte Gemeinschaft der
Beziehungen.271 Die “politischen Systeme” stellen ein Schema der Vergleichstypologie der
Einrichtungen dar. Die Modelle der repräsentativen Systeme werden wie folgt unterschieden:
Parlamentarismus, Präsidentialalsysteme und Mischsysteme.272 Wenn wman sich auf James
Bruce bezieht, stellt sich heraus, dass das Parteiensystem für das politische System
vergleichbar wie Nerven und Muskeln für den menschlichen Körper fungieren, während die
Knochen die (politischen) Einrichtungen sind.273 Viele Parteiensysteme weltweit sind in
verschiedenen zeitlichen Momenten ein Produkt der Geschichte oder das Ergebnis vieler
Faktoren beispielsweise nach dem Ersten Weltkrieg – demzufolge ist die österreichischungarische Monarchie zerstört worden; ebenso das osmanische Reich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die politische Welt geteilt. Auf der einen Seite stand die
Gründung eines demokratischen Europas und auf der anderen Seite die Gründung der
kommunistischen Sowjetischen Union. Demzufolge ist in ganz Südosteuropa der “Eiserne
Vorhang” entstanden.274 Nach
Ende des “Kalten Krieges” kam es
zum Ende des
Kommunismus und den Absturz der Sowjetischen Union.275 Zu diesem Zeitpunkt kam es zum
Sieg der liberalen Demokratie in Mittel- und Südosteuropa.276 Währenddessen haben auf dem
Balkan in dieser Zeit, zu Beginn der 1990er-Jahre mit dem Absturz von Jugoslawien die
Balkankriege begonnen.277 Zu Beginn der 2000er-Jahre hat jedoch auch im Nachkriegsbalkan
270
Vgl. Eirik-Karl Kval et al. (2006) S. 46
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 146
272
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S. 68-69
273
Vgl. Seiler, Louis-Daniel(2010) S.147
274
Vgl. Filmaier, Peter/ Gewessler, Leonore/ Höll ,Otmar/ Mangott, Gerhard: Internationale Politik.WUV, Wien
2006. S. 103-113
275
Vgl. Carothers, Thomas: The End of the Transition Paradigm. Journal of Democracy. Vol. 13. No. 1 pp. 521, 2002, S. 5
276
Vgl. Fukuyama, Francis (1992): Das Ende der Geschichte. Wo stehen wie? Kindler Verl. München, S. 11
277
Vgl. Meier, Viktor (2001): Jugosllawiens Erben: die neuen Staaten und die Politik des Westen. Verl. Beck,
München, S 84-87
271
- 75 -
die Entwicklung der liberalen Demokratie begonnen, die bis dato in diesen Regionen, die
jahrelang unvorstellbar gewesen ist.
Mit dem Parteiensystem kann “eine Regierung” durch die politischen Parteien verstanden
werden und wie diese in der Legislative und der Exekutive vertreten wird.278 Das
Parteiensystem eines Landes ist nicht mit dem Wahlsystem gleichzusetzen, das einfach ein
Mittel dazu ist ist die Stimmen in Plätze oder Parlamentssitze umzuwandeln,279 also eine
Verbindungsbrücke zwischen der sozialen Gesellschaft, den unabhängigen Behörden und dem
Staat. Wegen der Artikulation der verschiedenen Interessen und Herstellung der Politik ist die
Qualität der demokratischen Systeme oft mit den Parteien verbunden.280 Traditionell
unterscheidet
man
drei
Arten
von
Parteiensystemen:
das
Einparteiensystem,
dasZweiparteiensystem oder bipolare System und das Mehrparteiensystem oder multipolare
System.281
Es gibt auch “überparteiliche politische Systeme” wie z.B. in Saudi-Arabien und
denVereinigten Arabischen Emiraten. Dabei ist es belanglos, ob zwei oder mehrere Parteien
für die Macht der Regierungseinrichtungen “kämpfen”, wichtig ist der Wettbewerb oder der
politische Wettbewerb zwischen den Parteien.282 Bezugnehmend auf dem Modell von Lipset
und Rokkan wird demzufolge die Vertretung der verschiedenen Klassen im Parteiensystem
sichtbar, Oder wie Giovanni Sartori sagt: “System von Interaktion, das aus dem Wettbewerb
der Parteien untereinander hervorgeht.”283
Das Parteiensystem wird geteilt in:
Einparteiensystem – Als typische Beispiele für dieses System gelten die ehemalige
Sowjetische Union, China, oder Nordkorea. Die Partei und die Regierung sind fast gleich.284
Der meist männliche Regierungschef ist gewöhnlich der Führer der Partei und die
Parteimitgliederbesetzen die wichtigsten Regierungspositionen. Die Regierung und die Partei
278
Vgl. Wolinetz, B. Steven: Party System and party system types. S. 51. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William
(Hrsg.) (2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
279
Vgl. Bale Tim (2005) S.105
280
Vgl. Bardi, Luciano, Mair Peter: The Parameters of Party Systems. Party Politics. SAGE Publication. Vol.
14. No. 2 pp. 147-166, 2008, S.151-153
281
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S. 101
282
Vgl. Aldrich, H. John: Political Parties In and Out of Legislatures. S. 557. In: Rhodes, R.A.W/ Binder ,A.
Sarah/ Rockman, A. Bert (2006): The Oxford Handbooks of Political Science. Oxford University Press Inc.,
New York
283
Zittiert nach Wiesendahl, Elmar (2006) S. 76
284
Vgl. LaPalombara, Joseph: Reflections on Political Parties and Political Development, Four Decades Later.
Party Politics. SAGE Publication. Vol. 13. No. 2 pp. 141-154, 2007, S. 146
- 76 -
sind eng miteinander verbunden. Die Partei monopolisiert die Regierungsführung. 285 Als
früheres Modell des Einparteiensystems kann auch Italien (1924-1945) und Deutschland
(1933- 1945) gefunden werden.286 Ebenfalls betonenswert sind Albanien und Ex-Jugoslawien
(1945-1990). In diesem System hat es keine Oppositionsparteien, gegeben, also ist keine
politische Konkurrenz zwischen den Parteien zugelassen worden. Es gab nur eine einzige Partei
wie z.B. in Nordkorea.287
Zweiparteiensytem – Dieses System wird von zwei politischen Lagern gekennzeichnet wobei
jede Partei eine echte Chance darauf hat die Wahl zu gewinnen.288 Die kleineren Parteien haben
jedoch ernsthafte Schwierigkeiten dabei. Wegen dem Wahlsystem spielen sie eine
untergeordnete Rolle.289 Die Zweiparteiensysteme haben eine leistungsstärkere Regierung,290
wie z.B. das Zweiparteiensystem der USA.291
Mehrparteiensystem – Hier existieren mehrere Parteien mit einem Parlament und einer
Regierung. Drei oder mehrere Parteien wie z.B. in Österreich, Japan oder Israel. Der Vorteil
besteht darin, dass mehr Wahlausgänge von den WählerInnen bestimmt werden; in den (auf
die Wahlmeinung) getrennten mehr WählerInnen liegt gleichsam der Nachteil Denn: Keine
Partei kann die Mehrheit der Stimmen gewinnen.292 In einem solchen System sind in der Regel
mindestens drei Parteien bereit für die Macht.293 Die Gewinnerparteien müssen
Koalitionsregierungen bilden294 welche oft scheitern wie z.B. in Italien seit dem Zweiten
Weltkrieg.295 Die wettbewerbsfähigen Wahlen mit mehreren Parteien sind sicher, dass keine
Partei für lange Zeit herrscht. Die Parteien neigen mehr dazu aufzuklären und besonders zu
sein, um so den WählerInnen mehr Auswahl zur Verfügung zu stellen. In den meisten
europäischen Ländern gibts es Mehrparteiensysteme.296 Es ist für eine Partei jedoch ziemlich
schwer die Mehrheit zu gewinnen. Koalitionen mit ähnlichen Parteien sind notwendig. Aber es
285
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.149
Duverger, Maurice (1951) S. 242
287
Vgl. Meidan,i Rexhep (2009) S. 84
288
Vgl. Aldrich, H. John (2010) S. 558
289
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S. 102
290
Vgl. Janda, Kenneth (2005): Political Parties and Democracy in theoretical and practical Perspectives.
Adopting Party Law. National Democratic Institute for International Affairs. Washington. S. 7
291
Vgl. Maisel, L. Sandy (2007) S.23-25
292
Vgl. Aldrich, H. John (2010) S.559
293
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S.102
294
Vgl. Wolinetz, B. Steven (2006) S. 52
295
Vgl. Franzmann, Simon/ Kaiser, André: Locating Political Parties in Policy Space: A Reanalysis of Party
Manifesto Data. Party Politics, SAGE Publication. Vol.12. N0. 2. pp. 163-188, 2006, S. 174
296
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S. 84
286
- 77 -
kann vorkommen, dass die Koalitionspartner aufgrund bestimmter Regierungspolitiken
zurücktreten für die es keinen Konsens gibt. Also ist dieses System weniger stabil.
In den Kernländern Europas werden die Parteiensysteme mit virtuosen Eigenschaften
gekennzeichnet. Sie werden durch die zusammenhängenden Prozesse zusammengestellt und
respektieren die Merkmale der entsprechenden Gesellschaften. Wie schon erwähnt, werden die
Parteiensysteme durch die: Parteienanzahl des Staates, ihrer Größe und durch die politischen
Unterschiede zwischen ihnen gekennzeichnet. Zusamnmenfassend lässt sich in Bezugnahme
auf Abb. 1 festhalten:
Das moderate Zweiparteiensystem wie in Groβbritannien zeichnet sich durch eine
Distanz zwischen der linken und der rechten Parteien aus.297
Während auf der anderen Seite im moderaten Mehrparteiensystem die Distanz
zwischen der linken und der rechten Parteien nicht so groß ist, wie in Deutschland,
Spanien, Schweden oder der Tschechischen Republik.298
Die nächste Darstellung in Zusammenhang mit dem polarisierten Mehrparteiensystem
gibt es groβe Distanzen zwischen der linken und rechten Parteien (Polen, Frankreich,
Holland und Italien).299
Abb. 1: Bale Tim (2005): European Politics. A Comparative Introduction. Palgrave Macmillan, New York. S.
108. Klassifizierung des Parteiensystems von Fragmentierung und Polarisierung.
Vgl. Bale, Tim (2005) S.107, und Vgl. auch Helms, Ludger: Das Parteinsystem Groβbritanniens. S. 215-225.
In: Niedermayer, Oskar et al.(2006)
298
Vgl. Niedermayer, Oskar: Das Parteinsystem Deutschlands. S. 117-120. In: Niedermayer,Oskar et al.(2006)
299
Vgl. Höhne, Roland: Das Parteinsystem Frankreichs. S. 177-183. In: Niedermayer, Oskar et al.(2006), und
dazu Zohlnhöfer, Reimut: Das Parteinsystem Italiens. S. 284-295
297
- 78 -
Hier können die Parteiensysteme in: demokratische Parteiensysteme und nicht demokratische
Parteiensysteme aufgeteilt werden300 wie z.B.:
Nicht-demokratische: Nordkorea, China, Venezuela usw.
Demokratische: EU, USA, Canada, Australien usw.
2.4 Parteiorganisationstypologien
Die Entwicklung der politischen Parteien im organisatorischen Sinne geschah Mitte des 20.
Jahrhunderts.301 Diese ist stark mit der Geschichte der Demokratie verbunden. Die Vertretung
der Gesellschaft in den staatlichen Behörden, die Erhaltung der staatlichen Behörden und viele
weitere Elemente bilden die post-moderne Demokratie nach heutigem Verständnis. Sie sind
nur noch stärker entwickelt.302
Politische Parteien werden als politische Organisationen definiert.303 Zu dieser Definition
kommt es, weil die politischen Parteien über eine innere Organisation, Führungsämter,
Arbeitsverordnung, Parteiprogramme, Parteiverbreitung, Jugendabteilung, Studieninstitute
etc. verfügen.304 Die Organisation der Partei spielt eine wichtige Rolle in der Entstehung,
Orientierung und Verbreitung der Demokratie innerhalb der politischen Parteien und der
Entwicklung der politischen Parteien. Eine Organisierung der Partei vollzieht sich nicht nur
vor den Wahlen, um Plattformen zu entwickeln, Entscheidungen für das Wahlprogramm zu
treffen oder die Mitglieder für öffentliche Ämter zu wählen. 305 Aus diesem Grund wird in der
Literatur vordergründig die politischen Parteien als “politische Organisationen”306 oder wie
sie Duverger Maurice bezeichnet hat, als “(...) eine Gesamtheit von Gemeinschaften”307
dargestellt. Eine Organisation der Partei muss anhand der oben genannten Punkte erforscht
werden. Die Definition der politischen Partei beschreibt und zeigt die organisatorischen
300
Vgl. Bardi, Luciano/ Mair, Peter (2008) S. 151
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S. 60-70
302
Vlg. Lobo Costa Marina: Parties and Leader effects. Impact of Leaders in the Vote for Different Types of
Parties. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 14. No.3 pp. 281-298, 2008, S.281-282
303
Vgl. Saalfeld Thomas (2007) S. 123
304
Vgl. Eirik-Karl, Kval et al. (2006) S.48
305
Vgl. Scarrow Susan (2005): Political Parties and Democracy in theoretical and practical Perspectives.
Implementing Intra-Party Democracy. National Democratic Institute for International Affairs. Washington. S. 56
306
Saalfeld,Thomas (2007) S. 123
307
Duverger, Maurice (1951) S. 35
301
- 79 -
Unterschiede der Parteien und kennzeichnet einige zeitlich bedingte Veränderungen innerhalb
der Parteien.308
Die innere Organisierung einer Partei besteht aus drei Hauptbegriffen: Inklusion,
Zentralisierung und Institutionalisierung.309 Diese Begriffe provozieren die Denkweise: Wie
funktionieren die Parteiregime? Welche Rolle spielt der Parteivorsitzende oder der
Nationalrat? Werden alle Mitglieder in die Entscheidungen miteinbezogen oder nur ein Teil
von ihnen? Oder trifft nur der oder die Parteivorsitzende die Entscheidungen innerhalb der
Partei? Inwiefern oder wie stark ist die Partei zentralisiert? Wie ist die institutionelle
Organisation der Parteistrukturen? In diesem Zusammenhang wird richtiger beschrieben was
man damit meint, wenn man über die Verbreitung der Demokratie innerhalb der politischen
Parteien spricht.310 Von diesem Ausgangspunkt kann verstanden werden, auf welchem Niveau
der Inklusion die politischen Parteien funktionieren. Gibt es also eine kleine Gruppe innerhalb
der Parteien, die nur für Entscheidungen zuständig sind, ohne den Einschluss mehrerer
Mitglieder oder dem Nationalrat oder wird eine offene Debatte zu einem Thema geführen?
Dies bezeichnet eine Partei in der die Entscheidungen von einer engen Gruppe oder nur einer
oder einem Parteivorsitzenden gelenkt werden. Die “offenen” Parteien bieten mehr
Möglichkeiten für alle Parteienmitglieder (nicht nur für eine enge Gruppe), mehr
Möglichkeiten für offene Diskussionen zu wichtigen Themen bevor eine Entscheidung
getroffen wird.311 Die Zentralisierung dagegen bezieht sich auf die Niveaustufe der
Entscheidungen in einer Partei. In den zentralisierten Parteien treffen sich die Führungsregime
oft und sind Entscheidungsbevollmächtigt, was für alle Bereiche der Partei angenehm sind.
Das Gegenteil der dezentralisierten Parteien wird durch Umstände markiert wie, dass die
Führungsregime sich nicht unbedingt oft treffen, aber, dass es wichtig ist vor den
Entscheidungen Anweisungen, und Vorschläge für Veränderungen einzurechen und alle
Bereiche der Partei darüber zu informieren.312
Der dritte Punkt bezieht sich auf die institutionelle Organisation der Parteistrukturen. Durch
diesen Begriff werden viele Merkmale dargestellt, einschliesslich der Autonomie der Partei
und in gewissem Ausmaß die Entwicklung der inneren Organisation. Diese ergibt sich durch
308
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry: Types and Functions of Parties. S.4-7. In: Gunther, Richard/
Diamond, Larry (2001): Political Parties and Democracy. Johns Hopkins University Press, Baltimore
309
Vgl. Scarrow, Susan (2005) S. 6-7
310
Vgl.ebd. S. 7
311
Vgl.ebd. S. 6
312
Vgl.ebd. S. 6
- 80 -
die Bestimmung der Stufe der Institutionalisierung der Partei. In welcher Stufe die inneren
Entscheidungen formalisiert werden, ist ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt für die Stufe der
Organisierung der Parteistrukturen.313
Parteien mit
einem niedrigen Niveau der
Institutionalisierung sind normalerweise neue Parteien, weil viel Zeit für die Entwicklung der
formalen Strukturen und
für die Entwicklung eines breiteren Netzes der Organisation
erforderlich ist.314 Bei den nicht starken oder neuen Parteien kann es auch vorkommen, dass
der oder die Parteivorsitzende die “tiefe oder hohe Institutionalisierung” als eine Bedrohung
für die Macht ansieht. Die Parteien mit “hoher Institutionalisierung” haben formelle Regeln,
die vorschreiben wer Recht hat, wie die Autonomie der Entscheidungen in der Partei gestaltet
ist und, wie die strukturelle innere Organisation aufgebaut ist. Auch haben die politischen
Parteien mit den inneren Regeln die eine starke Institutionalisierung, eine starke Waffe um die
Konflikte der Fraktionen zu vermindern. Demzufolge wird allgemein festgestellt, dass dies in
der Regel eine gute Erscheinung der politischen Stabilität vor Ort bildet.315
2.4.1 Verschiedene Modelle der Parteienorganisation
Bisher wurde sich mit dem Zugang der Parteien und mit der inneren Organisation der Parteien
beschäftigt. Klar haben sich die Parteien in Hinsicht auf Parteistrukturen, Entscheidungen usw.
geändert. Im Verlauf der Zeit haben sie sich verändert und experimentierten mit dem Zugang
und den Verfahren der Organisation. Deshalb dienen diese Modelle zur Aufklärung einiger
wichtiger Herausforderungen und inneren Verfahren, die durch die demokratische Reform der
Parteien auftreten. Einige von ihnen v weisen unter bestimmten historischen Umständen
verschiedene Merkmale auf. Die Elemente der Parteienmodelle sind auch heute bei der
Mehrheit der Parteien zu finden, insbesondere in den neuen Demokratien. In Bezug auf dem
“Stil der europäischen Parteien” (gemeint sind hier die demokratischen westlichen Länder) sind
die Mehrheit der modernen politischen Parteien ideologisch organisiert.316 Grundsätzlich sind
die modernen politischen Parteien im staatlichen/nationalen Kontext nicht ethnisch, religiös
oder regional orientiert, da die ideologischen und politischen Unterschiede wichtiger und
313
Vgl. Scarrow, Susan (2005) S. 6
Vgl.ebd. S. 6-7
315
Vgl.ebd. S. 6-7
316
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S. 63
314
- 81 -
markanter sind.317 Die Typologie oder verschiedenen Modelle der Parteien die im Folgenden
dargestellt werden, beziehen sich auf die Grundlagen der inneren Organisation, Strukturen,
Funktion, des Profils, der Ideologie etc. der politischen Parteien. Logischerweise werden so,
durch die Modelle der politischen Parteien, verschiedene Arten von Parteien gegründet,
entwickelt und etabliert. Ihre Erscheinung oder Entwicklung trat in Europa Mitte des 19.
Jahrhunderts auf.318 Diese Organisationsform trat in Versammlungen oder Parlamenten auf,
weil natürlicherweise auch die Entstehung der bestimmten Gruppen damit einherging. Zum
Beispiel stützten sich einige von ihnen auf bestimmte Neigungen zu politischen Ideologien,
manchmal aufgrund der persönlichen Fähigkeiten oder des Interessenschutzes der politischen
Gruppen. So sind Parlamentsgruppen entstanden.319
Ungefahre Enstehungszeit
Bezeichnung
19. Jahrhundert
Elitenpartein (oft auch als Kader- Honorationareindividuellen Repräsentationspartein bezeichnet)
Etwa 1880 bis etwa 1960
Massenpartein (oft acuh als Massenintegrationsparteien oder
burokratische Massenparteien bezeichnet)
Seit 1945
Volksparteien (oft auch als “Catch –All”- Parteien oder
Allerweltsparteien bezeichnet)
Etwa seit den 1970er Jahren
Kartellparteien
(Katz/Mair),
Wählerpartein (Panebianco)
alternativ:
oder
profesionalisierte
Tab.3: Saalfeld Thomas (2007): Parteien und Wahlen.1 Auf. Nomos Verlagsgesellschat, Baden-Baden S.127
Von der Entwicklung der politischen Parteien bis heute, erkennt man die Vielfältigkeit der
Parteien, insbesondere in Bezug auf die Organisation und die Ideologie der Parteien. Einige
Parteien sind organisierter, während andere mehr im sozialen Leben ausgeprägt sind und
wieder andere konzentrieren sich mehr auf die Philosophie der Parteiprogramme, andere
wiederum auf ethnische, religiöse, wirtschaftliche etc. Interessen.320
317
Vgl. Janda, Kenneth (2005) S. 7
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S.88
319
Vgl. ebd. S.88
320
Vgl. Lucardie, Paul: Zur Typologie der Politischen Parteien. S.61-76. In: Decker, Frank/ Neu, Viola(Hrsg.)
(2013): Handbuch der deutschen Parteien. 2Aufl. Springer VS, Wiesbaden
318
- 82 -
2.4.2 Elite-Parteien-Modell
Diese Parteien - die ersten politischen Parteien - wurden hauptsächlich Anfang 19. Jahrhunderts
gegründet.321 Als organisatorische Struktur entstanden die Allianzen der lokalen Eliten in
einem bestimmten geografischen Gebiet. Aufgrund dieser Organisation neigen sie oft dazu
dezentralisiert zu sein, auf der anderen Seite bleiben die “Umfassung” und die
“Institutionalisierung” sehr niedrig. Grundsätzlich stützen sich diese Strukturen auf eine
Gruppe, die der gleichen Meinung ist.322 Doch sind diese Parteien-Modelle des 19.Jahrhunderts
trotz der erreichten Dezentralisierung, noch ohne Entwicklung der Institutionalisierung und
Umfassung. So beispielsweise die liberalen und konservativen Parteien in Großbritannien des
19. Jahrhunderts.323 Vielleicht nur, weil sie eine besondere oder erwählte Gruppe waren,324 in
Hinsicht auf das Programm, hatten diese Parteien keine Ideologie. 325 Vom Einsatz der Partei
fokussierten sie sich bei der Verteilung der Gewinne in bestimmten Gebieten oder für
bestimmte “Kunden”.326 In Anbetracht auf den Ehrgeiz sind sie nicht für Vorherrschaft, denn
in den meisten Fällen waren sie tolerant und kooperativ. In Anbetracht auf die Entwicklungen
der Hälfte des 19. Jahrhunderts stellt sich heraus, dass sie auch mit halb-demokratischen
Regimen
zusammengearbeitet
haben.327
Typische
Parteien
dieser
Art
sind
die
Parlamentsfraktionen in den Gemeinden in Grobbritannien zu Beginn des 19. Jahrhunderts,
die konservativen Parteien in Frankreich im 19.Jahrhundert und einige konservative Parteien
in Brasilien.328
2.4.3 Klientelistische Parteien
Die klientelistischen Parteien haben eine schwache Organisation und ein kleines oder gar kein
Programm
oder
Ideologie.
Diese
Parteien
passen
sich
immer
mehr
den
Gesellschaftsveränderungen an wie der beschleunigten Industrialisierung und Urbanisierung
321
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S.123
Vgl. Scarrow, Susan (2005) S.16
323
Vgl. Bale, Tim (2005) S.107
324
Vgl. Katz, S. Richard/ Mair, Peter (1995): Changing Models of Party Organization and Party Democracy:
The Emergence of the Cartel Party. Party Politics. SAGE Publication. Vol.1. No.1, S.19
325
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry: Species of Political Parties: A New Typology. Party Politics. SAGE
Publication. Vol. 9. No. 2 2003, S. 175-176
326
Vgl. Bale,Tim (2005) S.107
327
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.175-176
328
Vgl.ebd. S.176
322
- 83 -
und sie haben damit begonnen, dass die Wahlmobilisierung sich immer mehr an den Modellen
der Loyalität im Austausch gegen Gefälligkeiten und Verpflichtungen orientiert.329
Selbstverständlich wurden in den meisten Fällen politische Unterstützung von der
“Kundschaft” versprochen für zweiseitige wirtschaftliche Umsätze, aber in einigen Fällen
werden auch Drohungen ausgesprochen.330 Im Rahmen ihrer stärksten Tätigkeit konzentrierten
sie sich mehr auf Südeuropa und Lateinamerika. Konkret können hier die Beispiele in Italien,
insbesondere Süditalien nach dem Zweiten Weltkrieg, genannt werden. In dem Fall ist die
Kundschaft nach dem Krieg in die Struktur der Regierungspartei eingebettet (Die ChristlichDemokratische Partei). Das Gleiche gilt auch für ländlichen Gebiete in Japan (Die Liberale
Demokratische Partei).331
2.4.4 Typ der Massenparteien
In Bezug auf die Gestaltung der Massenparteien entzündete der erste Funken in der
grundlegenden Phase der Entwicklung der Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts. In
diesem Zeitraum sind auch die ersten Entwicklungen der Parteistrukturen entstanden. In
diesem Zeitraum sind also die ersten Wahlen organisiert worden;332 Menschen hatten zum
ersten Mal das Wahlrecht und die Parteien haben die Herrschaft der politischen Szene
gewonnen.333 Die ausgesprochene Art dieses Parteienmodells ist in einem Zeitraum entwickelt
worden, in der die Volksmassen nicht so stark ausgeprägt waren oder nicht im erforderlichen
Ausmaß vertreten waren. In diesem Fall muss man sich auf die europäische
Gesellschaftsstruktur dieser Zeit beziehen.334 Hier spricht man über ein klassisches
Parteienmodell, das die politische Zentralisierung, die klassische Bürokratie, persönliche
Diktaturen usw. bevorzugt. Selbst das Parteienmodell oder die Bezeichnung “Massenpartei”
erklärt das Modell der Parteien, die die totale Integration der Mitgliedschaft wie:“(...) all
inclusive”335 bevorzugt. Dieses Argument dient auch der Unterstellung der Mitgliedschaft in
diesem Modell.
329
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.176
Vgl.ebd. S.177
331
Vgl.ebd. S.177
332
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S. 69
333
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S. 33
334
Vgl. Katz, S. Richard/ Mair, Peter: The Ascendancy of the Party in Public Office: Party Organizational
Change in Twentieth-Century Democracies. S. 116-118. In: Gunther Richard et al. (2002)
335
Krouwel, André: Party models. S. 255. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William (Hrsg.) (2006): Handbook of
party politics. SAGE Publications Ltd., London
330
- 84 -
In Bezug auf dieses Modell kann festgestellt werden, dass:336
Erstens reichen die tieflegenden Wurzeln in (der Literatur) vom 19. Jahrhunderts bis
zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Zweitens wird aus diesem Modell die politische Bereitstellung der Arbeitsklasse in den
meisten europäischen Gesellschaften gezeigt.
Aus der Formulierung deines Parteinamens ist das Hauptziel der Partei der größtmögliche
Gewinn an Mitgliedschaften zu gewinnen337 und die Verbreitung der Ideologie, um in alle
Bereiche der Gesellschaft einzudringen.338 Dieses Parteienmodell, um die gründet zur
Erreichung der Programmziele der Parteien Allianzen mit Gewerkschaften und verschiedenen
religiösen und sozialen Gruppen.339 Dieses System neigt dazu an allen Lebensbereichen
beteiligt zu sein, auch medial vermittelt, durch Zeitschriften der Parteien und mittels
Freizeitklubs, um diese zwei Ziele zu erreichen:340
Um ein Rahmen zur Bereitstellung in der Zeit der Wahlen zu erreichen,
Je nach Möglichkeit Nebenleistungen für die Parteienmitglieder, nicht nur im
materiellen Aspekt zu sichern.
In der Gestaltung der Entwicklungsnatur und in Bezug auf die Umstände die die
Massenparteien und ihre Tätigkeiten beeinflusst haben, bedeutet dies, dass dieses
Parteienmodell gezeigt hat, dass von der Art der Organisation, die oben beschrieben wurde, in
kurzer Zeit viele Mitglieder angeworben worden sind und die Parteien sich weiter entwickelten
wie zum Beispiel die SPD- (1906-1914).341 Massenparteien der damaligen Zeit wurden imm
Militärjargon als“(...) Heerorganisation”342 bezeichnet; wegen der Organisation der Partei und
der Möglichkeit des schnellen Wachstums der Mitglieder.
Durch das Modell der Massenparteien wurden Parteien entwickelt die in zwei Verhältnisse
unterteilt werden:
1. Insbesondere die, die in ihren Programmen ideologische Ideen im politischgesellschaftlichen Leben einschließen wie zum Beispiel:343
336
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.177
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.114
338
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.177
339
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S.130
340
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.178
341
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S.38-40
342
Vgl. Wiesendahl, Elmar (1998) S.42
343
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.178
337
- 85 -
Sozialismus
Nationalismus und
Religion
Es wird davon ausgegangen, dass die Parteien die mehr zum Pluralismus neigen innerhalb einer
demokratischen Gesellschaft funktionieren. Aus diesem Grund nehmen sie die Einrichtungen
und Spielregeln der demokratischen Gesellschaft an.344 Die Parteien mit sozialistischen
Ideologien wurden in den meisten Fällen als sozialdemokratische Parteien gestaltet.345 So zum
Beispiel sie Sozialdemokratische Partei in Deutschland und Schweden. Die Parteien dieser
Gestaltung sind auch nationalistische Parteien, die im demokratischen System gut eingebettet
sind wie z.B. die Basque Partido Nationalista-Spanien und die demokratische progressive
Partei Taiwan etc.346 Ebenso sind die Parteien, die durch die Religion gekennzeichnet werden
in den meisten Fällen pluralistisch, demokratisch und tolerant. Die christdemokratischen
Parteien haben besonders nach dem Zweiten Weltkrieg eine sehr wichtige Rolle in Westeuropa
gespielt wie z.B. in Italien, Deutschland, Holland und in vielen anderen Staaten, zuletzt auch
in Polen, oder der Tschechischen Republik.347
2. Auf der anderen Seite sind die Parteien, die als “(...) proto-hegjemonic”,348 gekennzeichnet
werden das Gegenteil von pluralistischen –demokratischen Parteien. Diese Parteien versuchen
über einen bestimmten Zeitraum hinweg die pluralistische Gesellschaft und das demokratische
System mit einem System zu ersetzen, das für diese Parteien, ihre Ziele für eine radikale
Veränderung der Gesellschaft entscheidend ist.349 So z.B. die Leninistischen Parteien, dessen
Hauptaufgabe der Sturz des bestehenden Systems und der revolutionären Veränderung der
Gesellschaft gewesen ist.350 Ein typisches Beispiel für diese Parteien sind die Veränderungen
in der ehemaligen Sowjet-Union und in China.351 Jedoch in Bezug auf die sozialistischen oder
sozialdemokratischen Parteien in Europa muss hervorgehoben werden, dass sie sich besonders
nach dem Zweiten Weltkrieg geändert haben und gewachsen sind. Sie haben sich den
Entwicklungen oder Veränderungen der Gesellschaft angepasst. In diesem Zusammenhang
344
Vgl. ebd. S.178
Vgl. Bale,Tim (2005) S.107
346
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.180
347
Vgl. ebd. S. 182
348
Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.178
349
Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.178
350
Vgl. ebd. S. 179-180
351
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S.90-91
345
- 86 -
kann man feststellen, dass die Sozialdemokraten auf radikale Veränderungen der Gesellschaft
verzichtet haben und sich nicht mehr ausschließlich an die Arbeiterklasse richten.352
Hingegen verfolgen die ultranationalistischen Parteien Bestrebungen zur Förderung der
Ideologie die die Nation/Rasse über das Individuum stellt, während die Minderheiten die nicht
Teil der Nation/Rasse sind, gehasst werden und in einigen Fällen auch Gewalt gegen sie
ausgeübt wird. Diese Art von Parteien verlassen sich oft auf Parteimiliz.353 Typische Beispiele
für diese Parteien waren die NSDAP unter Hitler, die Partito Nazionale Fascista unter
Mussolini und im zeitgenössischen Kontext gibt es ebenfalls einige Parteien, die die gleichen
Merkmale haben wie z.B. die Kroatische Demokratische Union (HDZ) mit dem ExParteivorsitzenden Franjo Tudjman, die Russische Nationale Einheit mit Alexander
Berkashov354 und auch die Serbische Radikale Partei unter Vojislav Šešelj.355
Die letzte Partei dieser Art ist die religiös- fundamentalistische Partei. Hauptziel oder
Hauptpunkt dieser Programmideologie ist die Förderung der Neubildung der Gesellschaft und
des Staates und einer strengen Interpretation der religiösen Prinzipien.356 Für diese Parteien
dient die Interpretation der religiösen Regeln als Grundlage des Parteienprogramms und in
dieser Art werden ihre grundlegenden Ideen der Gesellschaft verhängt. 357 In diesem
Parteienmodell existiert keine Trennung zwischen der Religion und dem Staat. Für dieses
“theokratische Modell”358 sind die Religionsregeln unabhängig von ihrer Einstellung zu den
StaatsbürgerInnen hervorgehoben. Um eine stärkere Herrschaft zu gründen, werden auch die
Regeln des Lebens, des Verhaltens, der Musik und Bekleidung etc. bestimmt.359 Ein Beispiel
dieser Parteien stellen die Islamischen Staaten dar. Insbesondere die Herrschaft der Taliban in
Afghanistan360 (1996-2001.) Diese Gruppe der Massenparteien kann nach Gesichtspunkten der
352
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S.96-97
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.181
354
Vgl. ebd. S.181
355
Der vom Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag für Kriegsverbrechen gegen die
Menschheit im ehemaligen Jugoslawien verurteilt worden ist und als Verdächtigter bereits dreizehn Jahre in
Haft war. Doch am Ende ist er von allen Anklagepunkten freigesprochen worden.
356
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.182
357
Vgl. Ozzano, Luca: Religious Fundamentalism and Democracy. Politics and Religion. Vol.3. Nr.1 pp. 127153 2009, S.128-129
358
Vgl. Nohlen, Dieter/ Schunlz, Reiner- Olaf (Hrgs.) (2002): Lexikon der Politikwissenschaft. Band 2 N-Z.
Theorien, Methoden, Begriffe. C.H. Beck, München, S.967
359
Vgl.Ozzano, Luca (2009) S.129
360
Vgl. http://topics.nytimes.com/top/reference/timestopics/organizations/t/taliban/index.html (Zugriff am
24.01.2014)
353
- 87 -
Parteienprogramme mit dem Schwerpunkt der Politikführung auch als “Policy-seeking”
klassifiziert werden.361
2.4.5 Programmatische Parteien
Die programmatischen Parteien sind auch moderne, pluralistische und tolerante Parteien. Ihre
Hauptaufgabe ist ebenfalls der Wahlkampf. Jedoch ist dieprogrammatische Partei ein
klassisches Modell, welches sich ein wenig auf die Partei stützt. Es sind drei Merkmale die
eine programmatische Partei unterscheiden:362
Der wichtigste Unterschied ist die einheitliche Agenda, kohärente Ideologie und
Programm im Vergleich zu der “catch-all” Partei. Klar und deutlich werden in den
Wahlkampagnen die Ideologie, die Programmpunkte und die Regierungsagenda
dargestellt.
Selbst durch die scharfe Definition der Plattform des Parteiprogramms ist das Hauptziel
die Macht der Führung über die Partei oder ihre Mitglieder zu gewinnen.
Damit für die Organisation keine Verluste im Mehrheitssystem363 anfallen (wird nur
ein Kandidat im Wahlgebiet gewählt) und im Proportionalsystem364 (darin wird
dargestellt: der Prozentsatz der Partei in der Anzahl der gewonnenen Wahlen; der
Prozentsatz der erhaltenen Stimmen einer Partei, die Anzahl der gewonnenen Sitze).
Die programmatische Partei konzentriert sich auf eine enge Gesellschaftsgrundlage, die
klar und definiert ist und einige starke Verbindungen mit einigen Organisationen der
sozialen Gesellschaft pflegt. In diesem Fall ist der Hauptziel der Partei für die Wahlen
die Wählerschaft zu beherrschen und sie möglichst durch gemeinsame Interessen zu
erweitern.
Als Beispiel der programmatischen Parteien sind die Bürgerliche Demokratische Partei von
Vaclav Klaus, die Kommunistische Partei von Bohemia und Moravia (KCSM) und die
Tschechische Soziale Demokratische Partei (CSSD) in der Tschechischen Republik, die
361
Vgl. Wolinetz, B. Steven (2006) S.150-151
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.187
363
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S.153
364
Vgl.ebd. S.153
362
- 88 -
Demokratische Vereinigung in Polen, die Sozialistische Partei Ungarn oder Demokratische
Partei der Bürger in Ungarn.365
2.4.6 Personalisierte Parteien
Dieses Parteienmodell ist das einfachste, leitet sich nicht von den traditionellen Strukturen ab,
und es stützt sich nicht auf ein Programm oder eine Ideologie, sondern mehr auf die persönliche
Ausstrahlung des Führers oder der Führerin, der oder die verherrlicht wird und als unersetzlich
für die Lösung der Probleme des Staates angesehen wird.366 Dieses Parteienmodell wird durch
eine schwache, oberflächliche und opportunistische Organisation gekennzeichnet, die
klientelistische Netzwerke verwenden oder die Umsätze an die Parteienanhänger verteilen
kann. Dieses Parteienmodell ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und diese Parteien
gründeten neue Organisationsformen ausserhalb des Parlaments die durch die Erfolge der
neuen sozialistischen Parteien beeinflusst worden sind.367 Denn zuerst sind die sozialistischen
und laboristischen Parteien ausserhalb des Parlaments entstanden. Dieses Parteienmodell
versucht den Aufbau der Organisation so zu gestalten, dass die individuellen Mitglieder oder
die Interessengruppen in den Konventen regionaler und nationaler Parteien eingeschlossen
oder vertreten werden. In diesen Parteien bestreben die Entscheidungsstrukturen hauptsächlich
zentralisiert zu sein. Doch in Bezug auf die Einbeziehung ist es ihr Ziel sich zu verbreitern und
logischerweise verbleibt die Institutionalisierung auf hoher Ebene.368 Die Mehrheit dieser
Parteien sind oder waren pluralistisch und tolerant in ihren Verhaltensweisen. Wie zum
Beispiel die Forza Italia mit dem Parteivorsitzenden Silvio Berlusconi, die Congress Party mit
der Parteivorsitzenden Indira Gandhi oder die Pakistanische Volkspartei mit dem
Parteivorsitzenden Nauair Bhotto. Dennoch war dem nicht immer so. Zum Beispiel wird die
opportunistische Seite durch den peruanischen Ex-Präsidenten Alberto Fujimori und durch
Hugo Chavez in Venezuela dargestellt.369
365
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.187
Vgl.ebd. S.187
367
Vgl. Scarrow Susan (2005) S.17
368
Vgl. Scarrow Susan (2005) S.17
369
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.188
366
- 89 -
2.4.7 Movement Parteien
Dies ist das letzte Modell der politischen Organisation mit einem Konzept das sich im Raum
zwischen der “Partei” und der “Bewegung” verbreitet.370 Bekannteste Beispiele für diese
Organisation sind die Grünen in Deutschland und die Österreichische Freiheitliche Partei. In
Westeuropa gibt hierfür zwei Beispiele bzw. werden zwei Arten dieses Modells
unterschieden:371
Die Liberalen Linken Parteien
Und die Extremen Rechten Nachindustriellen Parteien
Die Parteien “left-libertarian”372 sind hauptsächlich post-materialistisch oder unterstützen
weitgehend die Solidarität der sozialen Verhältnisse einschließlich der staatlichen Behörden.
Sie sind gegen die Herrschaft der wirtschaftlichen bürokratischen Märkte. Aus
organisatorischer Hinsicht sind die Bewegungs-Parteien auf:”(...) loose networks of
grassroots”373 und der weniger formellen Struktur gestützt. Es kommt oft vor, dass sie sich
nicht vollständig auf die Programme beziehen oder es besteht keine Einigkeit darüber, weil
sich die vielfältigen Agenden dieser Parteien nicht scharf begrenzen lassen.374 Die politische
Haltung (Einstellungen) dieser Bewegungen können als anti-post-moderne Gesellschaften und
der staatlichen Behörden zusammengesetzt werden.375 Die Parteien dieser Form sind kritisch
gegenüber den Vertretungsverträgen, aufgrund der Rechte einer Gruppe oder eines
Individuums. Dieses Modell basiert auf den Verfahren der Vielfalt und gleichzeitig werden alle
Parteistrukturen dazu angehalten sich an Diskussionen zu beteiligen bevor Entscheidungen
getroffen werden. Diese Modelle sind also durch ihre parteiische Dezentralisierung
gekennzeichnet. Eine derartige parteiische Organisation beherrscht die “Neuen Linken”376, die
Anfang der 1980er Jahre gegründet wurden. Hier man sich auf die Grünen.377
Wobei die rechten post-industriellen extremen Parteien die Bedingungen der postmodernen
Gesellschaft und ihrer AnhängerInnen mehr fördern oder diese sich mehr auf die Identität,
370
Vgl.ebd. S.188
Vgl.ebd. S.188
372
Vgl.ebd. S.188
373
Vgl.ebd. S.189
374
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond Larry (2003) S.189
375
Vgl.ebd. S.189
376
Vgl. Scarrow, Susan (2005) S.18
377
Vgl. Robyn, Eckersley F. 315-336. In: Time, Dunne et al. (2010)
371
- 90 -
Tradition und Sicherheit stützen.378 Sie sind ebenso unzufrieden mit den Eingriffen des Staates
in der sozialen Politik. Gleich wie ihre faschistischen Vorgänger repräsentieren diese
Parteien:”(...) leadership principe”379, so werden die Anweisungen des obersten Führers oder
der obersten Führerin der Partei nicht in Frage gestellt. (Bsp.: Die Front National von Le Pen
oder die Freiheitliche Partei und Jörg Haider). Trotzdem unterscheiden sich diese Parteien von
den Faschisten zum Beispiel sind die Parteianhänger dieser Parteien gegen Flüchtlinge- in
diesem Bereich muss man sich mit einem bemerkenswerten Rassismuskonflikt beschäftigen.
Oft verwenden diese Parteien-Bewegungen auch anti-staatliche Rhetorik und bevorzugen die
angemessenen Programme des sozialen Wohlstands nach Vorschlägen der Parteiführung.380
2.4.8 Das Modell Kartellparteien
Die zwei einflussreichen Parteienmodelle mit denen sich die Arbeit im Folgenden beschäftigt,
sind in den 1970-er Jahren entwickelt. worden In er Literatur wird das Modell der
Kartellparteien besonders von Katz und Mair behandelt während Angelo Panebianco als
Experte für die Wählerparteien gilt.381 In Anbetracht der anderen obengenannten
Parteienorganisationen mit denen sich dieses Kapitel befasst, kann festgestellt werden, dass die
Parteien allgemein in der Lage sind Fähigkeiten nachzuweisen und dass sie sich den
gesellschaftlichen Veränderungen, der Umwelt und neuen medialen Gesichtspunkten anpassen
zu können. Im Zuge der Analyse der Funktionsumwandlung der unterschiedlichen Modelle ist
zu bemerken, dass beim Modell der Kartellparteien die wesentlichen Elemente für die
Gründung und Vertiefung der Beziehungen zu den staatlichen Einrichtungen bestehen.
Deshalb wurde die Etablierung dieses Modells für das Ansaugen von Subventionen (öffentliche
Gelder) verwendet.382 So beeinflusst das Modell der Kartellparteien und nutzt dafür die
staatlich kontrollierten Massenmedien und macht Gebrauch von den Massenmedien, die vom
Staat geprüft werden.383 Dieses Modell wird auch als Teil des Staates gekennzeichnet; demnach
treffen sie Entscheidungen für die Veränderung von Vorschriften wie z.B.: Entscheidungen die
Subventionen bestimmen.384 Bezüglich der Meinungen von Katz und Mair die die
378
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.189
Vgl.ebd. S.189
380
Vgl.ebd. S.189
381
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S.134
382
Vgl. Bale, Tim (2005) S.107
383
Vgl. Saalfeld ,Thomas (2007) S.134-135
384
Vgl. Krouwel, André (2006) S.259
379
- 91 -
Kartellparteien als Vermittler zwischen dem Staat und der Gesellschaft sehen, diese entwickelt
und umwandelt, sind Kartellparteien
auch
als “(...) Agent of state”385 bekannt. Die
Entwicklung der Kartellparteien bezieht sich also immer auf die gemeinsamen Interessen,
damit die Privilegien der Parteien und anderen Beamten gesichert werden können.386
Ein weiteres Element zeigt, dass die Kartellparteien keine Bereitschaft für die Zusammenarbeit
mit den anderen (neuen) Parteien zeigen.387 In einzelnen Fällen, wenn es um die Machtteilung
geht und es ermöglicht wird die amtlichen-Regierungsbüros zu teilen, sind diese Parteien nicht
wählerisch in Bezug auf die Koalitionspartner, was deren Programme angeht, es gilt nur den
Fortbestand der Partei zu sichern. Das Ziel ist es an die Macht zu kommen, also werden die
Kartellparteien als: Office-seeking gekennzeichnet.388 Parteien, die sich mit dieser
Bezeichnung identifizieren, beziehen sich auf die innere Organisation der Partei, weil es immer
eine Gruppe von FührerInnen gibt, die innerhalb der Partei vertreten sind und die bestimmte
Privilegien haben. Aufgrund der verschiedenen Wahlkreise handeln diese Gruppen zum Vorteil
ihrer AnhängerInnen (die Netzwerke der Kirche, Gewerkschaften usw.). 389 Susan Scarrow,
stellt analytisch fest, dass die: “Members of the represented groups are sometimes considered
to be indirectly enrolled in the party as a result of their corporatist representation in it.”390
Die Kartellparteien sind stark institutionalisiert, weil sie sich auf die Gruppenloyalität stützen
Auch sind die Entscheidungen dieser Parteien umfangreicher in Richtung der Vorteile der
Gruppe ausgerichtet. Aufgrund der Umstände der Entwicklung der Demokratie betrachten die
korporatistischen Parteien die Einführung anderer Gruppen in der Vertretung der
Parteihierarchie als richtig wie z.B. durch Frauen, Jugendliche, ethnische Minderheiten usw.
Abgesehen
von
dieser
“Öffnung”
haben
“alle
Gruppen”
der
verschiedenen
Interessenvertretungen sich mit der Vereinbarung der Machtteilung innerhalb der Partei
einverstanden erklärt. Diese Parteienorganisation ist also hauptsächlich zentralisiert, weil der
korporatistische Grundsatz gegen die Prinzipien der individuellen Vertretung ist.391 In diesem
Zusammenhang werden als Beispiel der Parteien mit dieser korporatistischen Organisation
insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Partei der Arbeit in Großbritannien,
385
Katz, S. Richard/ Mair, Peter (1995) S.18
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S.135
387
Vgl.ebd. S.135
388
Vgl. Wolinetz, B. Steven (2006) S.151-152
389
Vgl. Scarrow, Susan (2005) S.17-18
390
Vgl.ebd. S.17
391
Vgl. ebd. S.17-18
386
- 92 -
die Sozialdemokraten in Schweden, die österreichische Volkspartei in Österreich und die
institutionalisierte Revolutionspartei in Mexiko genannt.392 Das ist angelehnt an die
Ausführungen von Katz und Mair und spielt auf die Meinungen Klaus Detterbeck an. Der ist
der Ansicht, dass dieses Modell eine grundlegende Beschreibung der Demokratie der Parteien
im 20.Jahrhundert in Westeuropa ist.393
2.4.9 Wählerparteien
Wenn man über die “Wählerparteien” spricht, oder wenn man sich einige Parteien mit
ähnlichen Eigenschaften wie die Parteien von Angelo Panebianco (1988) anschaut,394 der das
Konzept
der:
“(...)professionalisierten
Wählerparteien”395,
entwickelt
hat,
muss
hervorgebracht werden, dass diese Parteien sich hauptsächlich mit Wahlkampagnen
beschäftigen. Für diese werden die klassischen Medien der Massenkommunikation wie das
Fernsehen verwendet.396 Diese Parteien verlassen sich bei Wahlkampagnen stark auf
professionelle Fachleute.397
Die Wählerparteien unterscheiden sich auf der einen Seite in einigen wichtigen
Ausgangspunkten, die ihr Verhalten deutlich beeinflussen und auf der anderen Seite
unterscheiden sie sich auch in Hinsicht der Qualität der Demokratie.398 Die erste dieser Parteien
ist die “the catch-all party”, die als pluralistisch und tolerant bezeichnet wird.399 Von der
ideologischen Ansicht ist dieses Modell sehr unklar, weil diese Parteien die Ideologie zum
Vorteil der Pragmatismus verkleinern.400 Deshalb beschäftigen sie sich mit den Wahlkampf
und mit der Mobilisierung der Mitglieder, um mehr Stimmen zu gewinnen.401 In diesem
Zusammenhang beschäftigen sie sich natürlich am meisten damit die Wahlen zu gewinnen und
demzufolge damit an die Macht zu kommen. Dieses Parteienmodell kann als “Vote–seeking”
bezeichnet werden.402 Um dies zu erreichen fördern diese eine breite Vielfalt der Interessen der
392
Vgl. Katz, S. Richard/ Mair, Peter (1995) S.17
Vgl. Detterbeck, Klaus: Cartel Parties in Western Europe? Party Politics, SAGE Publication. Vol. 11. No. 2
pp.173-191, 2005, S.173-174
394
Zittiert nach Wiesendahl, Elmar (2006) S.61
395
Saalfeld, Thomas (2007) S.136
396
Vgl. Krouwel, André (2006) S. 257
397
Vgl. Bale, Tim (2005) S.107
398
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.185
399
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.117
400
Vgl. Bale, Tim (2005) S.107
401
Vgl. Jun, Uwe: Typen und Funktionen von Parteien. S.132. In: Niedermayer Oskar(Hrsg.) (2013): Handbuch
Parteinforschung. Springer VS, Wiesbaden
402
Vgl. Wolinetz, B. Steven (2006) S.151
393
- 93 -
Gesellschaft und in diesem wichtigen Punkt steht die Partei im Mittelpunkt der Erscheinung
und diese gemäßigte Erscheinung macht sie anziehender und fördert die Eingebundenheit der
Wähler.403 Durch ihre Haupttätigkeit ist sichtbar, dass diese Parteien keine klare Ideologie
haben. Ihre Tendenz ist alle WählerInnen oder so viele wie möglich zurückzuerobern.404 Beste
Beispiele hierfür sind die Demokratische Partei in den USA, die Partei der Arbeit (Labour
Party) von Tony Blair, das Ungarische Demokratische Forum und die Spanische Sozialistische
Arbeiterpartei (PSOE). 405
Abb. 2: Der Umfang der Organisation - Gunther Richard, Diamond Larry: Species of Political Parties: A New
Typology. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 9. No. 2 pp. 167-199, 2003, S. 173
403
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.186
Vgl. Bale, Tim (2005) S.107
405
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.186
404
- 94 -
2.5 Typologie der politischen Parteien, ideologisch-politische Zugehörigkeit
und Programmatik
In Anbetracht der Ereignisse, wie es zu der Teilung der parteiischen Familien in bestimmten
Zeiten der historischen Umstände gekommen ist, in Zusammenhang mit der wirtschaftlichen,
politischen
Entwicklung,
ideologischen
Auseinandersetzungen,
bürgerlichen
Selbstbewusstsein und den unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen, ist es gut eine
Erläuterung dazu zu geben, welche Beweggründe es für die unterschiedlichen Zugehörigkeit
der Parteien gegeben hat, das Interesse, verschiedene Ursachen und, wie es zur Entstehung von
Ideologien und einer ideologischen Unterteilung und Trennung oder Vielfalt der Parteien
gekommen ist. Das bedeutet also, dass in Bezug auf die historischen Angaben Mitte des 19.
Jahrhundert die Interessen der Landbesitzer und der Industriellen verfolgt werden. Demzufolge
erscheint die Gründung der konservativen Parteien als Unterstützung für diese. Auf der anderen
Seite steht die Gründung der liberalen und sozialistischen Parteien. Diese repräsentierten
verschiedene Ideen in Bezug auf die Verhältnisse von BesitzerInnen und ArbeiterInnen. 406
Danach
erfolgt
die
Trennung
der
gegensätzlichen
Positionen.
Die
meisten
PolitikwissenschaftlerInnen sind der Meinung, dass die parteiische Trennung in(...) right and
left407 den letzten Augenblick markiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts vollziehen sich im
Zuge der industriellen Entwicklung ein Städtewachstum und dessen Weiterentwicklung.
Hiermit wird automatisch eine Trennung zwischen Stadt und Land vollzogen.408 In der Tat kam
es aus diesem Grund zur Entstehung der Agrar- Partei, die sich für die Unterstützung der
Interessen der Landwirte engagiert hat.409
Am Ende des 19. Jahrhunderts und während des 20. Jahrhunderts kam es zur Eskalation des
Konflikts zwischen “Kirche und Staat”. Dies markiert die Trennung des: “Staates und der
Politik von der Kirche”.410 (In der Zeit der Entwicklung des wirtschaftlichen Wohlstandes und
der raschen Entwicklung der Technologie, sind nach der “Säkularisierung” die größten
Ursachen des Säkularismus die “Modernisierung des Lebens”. Das bedeutet, dass der Mensch
auch ohne die Kirche sehr gut leben kann. Auf der anderen Seite tragen die staatlichen
406
Vgl. Bale, Tim (2005) S.109
Vgl.ebd. S.110
408
Vgl. Saalfeld, Thomas (2007) S.71
409
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110
410
Pollack, Detelf zittiert nach Arifi, Dritero/ Ylber, Sela (2013) S.309
407
- 95 -
Behörden ausreichend dazu bei, die Pflichten gegenüber der Gesellschaft, des Individuums und
umgekehrt zu erfüllen).
Dies führt zu der Gründung der konservativen Christlich-Demokratischen Partei. In Zeit ihrer
Entstehung setzte sich diese Partei dem “staatlichen Säkularismus” entgegen. Währenddessen
sind die regionalen Parteien als Interessenvertretung verschiedener Gruppen, die äußerst stark
gegen die Zentralisierung des Staates sind, entstanden. In dieser Form wurde die
Gemeindeautonomie innerhalb des Staates gewährleistet.411 Im Zeitraum des Kalten Krieges
in den 1970er und 1980er Jahren ist es außer der sozialen Demokratisierung im “Westen” und
im “Osten” auch zur Gründung einiger Parteien wie den “grünen Parteien” gekommen. Der
Schwerpunkt dieser Parteien waren Themen wie Umwelt (Klimawandel), Lebensumwelt,
Multikulturalismus.412 Gleichzeitig waren einige Parteien jedoch nicht mit der liberalen Politik
einverstanden.
Diese
Auseinandersetzungen
beziehen
sich
besonders
auf
die
“AusländerInnen”, deswegen kam es zur Gründung der rechten extremen Parteien. Dagegen
ist die Nachkriegszeit des Kalten Krieges mit einer Transformation insbesondere bekannt der
kommunistischen linken Parteien die anders als sozialistische Parteien (Sozial-Demokraten)
genannt werden.413 Aus dieser ideologisch-politischen Zugehörigkeit und Programmatik ist
erkennbar, dass sich aus allen politischen Strömungen und in einigen Fällen auch aus den
gleichen politischen Strömungen, sich verschiedene Ansichten und somit Parteien
herauskristallisiert haben wie z.B. liberale rechte oder konservative Parteien und so auch die
Linken.414 (siehe Abb.3).
Weiter beschäftigt sich diese Dissertation mit den politischen Parteien bezüglich ihrer
ideologisch-politischen
Zugehörigkeit
und
Programmatik
der
modernen-politischen
Bedeutung. Im Folgenden werden die Typen der wichtigsten Parteien des 20. und 21.
Jahrhunderts dargestellt. So können die Typen der ideologisch-programmatischen
Zugehörigkeit und die Vielfältigkeit der Parteien verstanden werden. Diese Tatsache stellt die
Bedeutung der Existenz, die Bedeutung per se und die politische Vertretung aller
Gesellschaftsschichten durch die politischen Parteien dar. In diesem Kapitel geht es um die
beiden Niveaustufen der Strömungen: Auf der einen Seite stehen die europäischen-
411
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.61-62
413
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110
414
Vgl. Poguntke, Thomas: International vergleichende Parteienforschung. S.199-201. In: Schlosser, Berg-Dirk/
Rommel–Müller, Ferdinand (2003): Vergleichende Politikwissenschaft. 4 Aufl., Leske+Budrich, Opladen
412
- 96 -
internationalen Sozialisten, auf der anderen Seite die europäischen -internationalen Zentren. In
diesem Zusammenhang wird klar, dass die “Nationalparteien” für ihre Funktion an erster Stelle
das Gesamtkonzept in ihrer Politik und Ausbau in Entscheidungen benötigen. Um dies zu
begünstigen haben die Nationalparteien das Netz der “Transnationalen Parteien” gegründet.
Wie schon gesagt, haben die Nationalparteien ihren Einfluss über Jahre hinweg entwickelt,
weil sie ihre “Vertreter” in den meisten internationalen Behörden haben. Sie haben aber auch
eine große Rolle in der Verbreitung der demokratischen Merkmale gespielt. Grundsätzlich sind
vier große internationale Netze bekannt: die Sozialisten, die Liberalen, die Christdemokraten
und Konservativen.415 Hier wird nur auf zwei dieser Netzwerke vertiefend Bezug genommen.
Die Sozialistischen Internationalen (SI) und Zentrist Demokratische Internationale–ZDI sind
wegen ihrer politischen Kraft in der internationalen Arena ausgesucht worden.416 Die nächste
Niveaustufe bezieht sich auf den transnationalen Aspekt der international für eine europaweite
Verbindung der Nationalparteien als eine “Parteienfamilie” steht. Diese sind sich über die
Gesamtkonzepte einig. In diesem Fall wird die Thematik im Hinblick auf zwei Parteien oder
internationale Gruppen vertieft. Es kann gesagt werden, dass hier die Trennung der
“Parteienfamilien” in: Europäische Volkspartei und Sozialistische Europäische Partei
vorgenommen worden ist. Diese beiden Gruppen stellen gemeinsam oder etwa 60 % des
europäischen Parlaments dar. Von 751 Sitzen des europäischen Parlaments hat die EVP 221
und die SPE 191 Sitze inne.417
415
Vgl. Lawson, Kay: The international role of political parties. S. 487. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William
(Hrsg.) (2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
416
Vgl.ebd. S.487
417
http://www.bbc.com/news/world-europe-28107633 (Zugriff am 06.06.215)
- 97 -
Abb.3: Quelle: Bale Tim (2005): Entwicklung der europäischen Parteienfamilien vom 19.-21. Jahrhundert.
S.109
- 98 -
2.5.1 Sozialdemokratische und Sozialistische Parteien
Die Tendenz einer parteiischen Zugehörigkeit begann scih ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu
entwickeln. An ihrem Beginn steht die Trennung von der besitzenden Klasse und der
Arbeiterklasse. Der Sozialismus als Idee entsteht als Folge der Arbeiterklasse über die
Klassenauseinandersetzung418 oder anders gesagt: Ziel des Sozialismus war die Gründung
einer gleichberechtigten Gesellschaft im politischen sowie im wirtschaftlichen. Sinne, also die
Ablehnung des Privateigentums.419 Hiermit wird die Gestaltung der Natur der Entwicklung der
Ideologie der sozialdemokratischen Parteien als grundlegend für die marxistische Philosophie
dargestellt.420 Die politische Orientierung dieser Parteien beginnt mit der Befürwortung der
Arbeiterrechte, nicht nur in Bezug auf die politischen Rechte, sondern auch im Sinne der
politischen Unterstützung in Bezug auf die Stimmen. Aus diesen Gründen haben die Mehrheit
der sozialistischen Parteien eine immer leistungsfähigere Allianz - die Gewerkschaften gegründet. Zum einen wegen der vorherrschenden Umstände, zum anderen teilweise
deswegen, weil sich viele Organisationen
in radikalen Formen der “kommunistischen
Parteien” nach dem Vorbild der Russischen Revolution (1917) zu formieren.421 Die Sozialisten
strebten nicht die Veränderung des damaligen europäischen Systems, an sondern die Erlangung
der Macht. So könnten sie dadurch Zugriff auf die staatlichen Dienstleistungen haben um
beispielsweise die Arbeiterrechte zu entwickeln, die Regierungskosten aufzuteilen, die enge
Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften zu forcieren und, um Arbeitsförderung, soziale und
gesundheitliche Sicherheit, und Bildung für alle durchzusetzen. Auf die eine oder andere Art
stellen diese Punkte den Kern des Programms der sozialdemokratischen Parteien dar und
bleiben weiterhin die Schlüsselpunkte dieses Programms.422 Selbstverständlich haben die
Sozialdemokraten sich den Veränderungen der politischen und wirtschaftlichen Umstände
angepasst. Auch die sozialdemokratischen Parteien haben sich in Übereinstimmung mit der
Marktwirtschaft weiterentwickelt.423 Trotzdem bleiben einige Grundsätze unverändert.
Insbesondere wenn es um soziale Sicherheit, Gesundheit und Bildung geht.424 In der
418
Vgl. Eirik-Karl, Kval et al. (2006) S.49
Vgl. Sartori, Giovanni (2010) S.197
420
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008): Manual on Political Party Identity and
ideology. Washington S. 11
421
Vgl. Criddle, Byron: Parties and Patry System. S. 135. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003): Understanding
Democratic Politics. An Introduction. SAGE Publications Ltd., London
422
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110
423
Vgl. Criddle, Byron (2003) S. 135
424
Vgl. Carver, Terrell: Socialism – Marxism. S. 253-254. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003): Understanding
Democratic Politics. An Introduction. SAGE Publications Ltd., London
419
- 99 -
Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre wurden die
sozialdemokratischen Parteien von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt. Zwei Staaten
müssen hier hervorgehoben werden: Schweden (In Schweden ist die sozialdemokratische
Partei zum ersten Mal 1920 an die Macht gekommen. Diese hatten großen Erfolg angesichts
ihres Programms und trotz der großen Depression der 1930er Jahre.) und Österreich.425
Stattdessen gab es in den anderen Staaten Westeuropas öffentliche Beschwerden die an die
sozialdemokratischen Parteien gerichtet waren beispielsweise die Sozialistische Partei in
Frankreich, die
nach dem historischen Sieg im Jahr 1981, aufgrund der großen
vorherrschenden wirtschaftlichen Probleme, Schwierigkeiten hatte sich an den nicht
wirtschaftlich ausgerichteten
Liberalismus anzupassen. Auf der anderen Seite sind die
sozialdemokratischen Parteien nach dem Sturz der Diktatur in Spanien, Portugal und
Griechenland als Hauptsieger hervorgegangen.426 Als bestes Beispiel kann hier die rasche
Transformation
und
Anpassung
an
die
politisch-wirtschaftlichen
Umstände
der
Sozialdemokratischen Partei in Deutschland (SPD) angeführt werden. Ursprünglich wurde
diese Partei 1875 gegründet. Jedoch wurde im berühmten Godesburger Kongress 1959 der SPD
mitgeteilt, dass diese ihren Stil wegen der Umstände nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen
wird.427 Die SPD verlässt den marxistischen Stil und vertretet die Idee von „social market
economy“.428 Also wenn man sich heute auf die sozialdemokratischen Parteien in Europa, aus
der Sicht der Programme und der Propaganda bezieht, stellt sich heraus, dass sie sich vom
Marxismus distanziert haben.429 Die postkommunistischen Demokratien in Südosteuropa
werden durch die Transformation, insbesondere jene der kommunistischen Parteien in Linke
odersozialistischen (sozialdemokratische) Parteien, gekennzeichnet.430 Es stellt sich heraus,
dass diese Parteien sich noch besser als erwartet anpassen konnten. Dies aufgrund der dunklen
geschichtlichen Umstände der kommunistischen Partei in den ehemaligen Ostblockländern. In
den meisten Ländern des SOE waren die sozialdemokratischen Parteien entweder Teil der
Regierung oder sind Teil der Regierung und in einigen Fällen sind sie sogar nahezu die größten
Parteien.431 Die Ideen oder besser gesagt die Zeichen der Sozialdemokraten stützen sich darauf,
dass die Kraft der Öffentlichkeitsinitiative im langfristigen Plan durch unterschiedliche
425
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.11
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110-111
427
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S. 89
428
Bale, Tim (2005) S.111
429
Vgl. Sartori, Giovanni (2010) S.199
430
Vgl. Bale, Tim (2005) S.110
431
Vgl. ebd. S.112
426
- 100 -
Strategien die Gesellschaftsgerechtigkeit gefördert wird.432 Doch ist es auch für die
Sozialdemokraten selbst klar, wie begrenzt sie sind und gleichzeitig wie vorsichtig sie sein
müssen, insbesondere in Hinsicht auf die internationalen Finanzmärkte.433 Ein weiterer
wichtiger Punkt im Programm der Sozialdemokraten ist der Staat, der immer noch eine große
Rolle in der regionalen Wirtschaft spielt. Eine Rolle die sich um den sozialen Wohlstand
kümmert und eine Regulierung ersetzt.434 Aus vielen Gründen sind alle sozialdemokratischen
Parteien des Europäischen Kontinents oder der Mitgliedsstaaten von EU oder jener, die eine
Mitgliedschaft in der EU anstreben, in der Tat für die Europäische Union und möchten die
Marktfreiheit erreichen, indem sie sich an die sozialen Bestimmungen und Arbeitsregeln
halten.435 Für diese Tätigkeit wurde die enge Verbindung mit den Gewerkschaften
weiterentwickelt. In Bezug auf weitere Programmpunkte wie z.B. Moral, Selbstbewusstsein
und Sexualität, orientieren sich die sozialdemokratischen Parteien an der liberalen, säkularen
Tradition.436 Deswegen kann man die Sozialdemokraten Europas vielleicht auch mit der
Demokratischen Partei in den USA vergleichen.
2.5.2 Kommunistischen Parteien und die Linken
Die kommunistischen Parteien sind fürals Ausdruck von Unzufriedenheit bekannt. Ihre Idee
vertritt die Auflösung des Kapitalismus. Sie streben hierzu die Gründung einer kollektiven
Gesellschaft ohne Klassen an; um diese Idee so schnell wie möglich umzusetzen schlägt diese
Ideologie die “Revolution” vor.437 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erschlossen die
kommunistischen Parteien den europäischen Raum und entwickelten sich in den meisten
Ländern Südosteuropas. Ihre Regime waren sehr ähnlich oder identisch mit dem damaligen
Regime der ehemaligen Sowjetunion.438 So haben sie in der Ideologie ihres Programms
beschlossen die zentrale Marktwirtschaft und die Beseitigung des privaten Eigentums in der
staatlichen Planung miteinzubeziehen. Jedoch haben die kommunistischen Parteien in
Westeuropa insbesondere nach dem Kalten Krieg außergewöhnliche Schwierigkeiten was die
432
Vgl. Lucardie, Paul: Zur Typologie der Politischen Parteien. S.62. In: Decker, Frank/ Neu, Viola(Hrsg.)
(2013): Handbuch der deutschen Parteien. 2Aufl. Springer VS, Wiesbaden
433
Vgl. Bale, Tim (2005) S.112
434
Vgl. Lucardie, Paul (2013) S.62
435
Vgl. Bale, Tim (2005) S.112
436
Vgl.ebd. S.112
437
Vgl. Bale, Tim (2005) S.119
438
Vgl.Criddle, Byron (2003) S.135-136
- 101 -
Unterstützung der Ideologie und die Finanzen anbelangt. Deswegen haben die
kommunistischen Parteien in Frankreich, Italien und Schweden nur mäßigen Erfolg, doch mit
der Zeit ist die Unterstützung auch in diesen Ländern gesunken, sodass die kommunistischen
Parteien in den meisten Ländern Westeuropas in Linke Parteien transformiert worden sind.439
Sinn dieser Sache ist die Gründung neuer Alternativen gegenüber der kapitalistischen
Ideologie.440 Die Linken schafften einige wesentliche Veränderungen in der Ideologie des
Programms. Sie bemühen sich den sozialen Staat zu beschützen, anders gesagt ist das die neue
Politik. Das bedeutet, dass die Linken allgemein gegen Diskriminierungen im sozialen,
gesellschaftlichen, materiellen etc. Sinne eintreten. Sie äußern sich auch immer als
Globalisationsgegner und bekämpfen sich in ihren Ansprüchen und Agenden mit den NeoLiberalen.441 In den Ländern des ehemaligen kommunistischen Ostblocks hat man bemerkt,
dass die kommunistischen Parteien allgemein in sozialdemokratische Parteien transformiert
worden sind.
2.5.3 Die Sozialistischen Internationalen (SI)
Die Sozialistischen Internationalen (SI) stellen eines der ältesten Netze dar. Diese wurden 1951
im Zuge des Frankfurter Kongress gegründet. SI hat ein außergewöhnliches Netz und erstreckt
sich weltweit von Westeuropa, Südosteuropa bis über Lateinamerika. Diese Organisation
besteht aus 110 Mitgliedsstaaten von den sozialdemokratischen, sozialistischen und
Arbeiterparteien.442 Erstmalig wurde als Vizepräsident ein Albaner gewählt. Edi Rama ist
Parteiführer der Sozialistischen Partei und Premierminister von Albanien (2014-2018).443 Die
gemeinsamen Punkte der Grundsatzerklärung im Kongress in Stockholm 1989 sind: Freiheit,
soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Anerkennung der Menschenrechte, Entwicklung der
demokratischen Behörden usw..Die Kampagnen der SI beziehen sich in der Regel auf die
Bekämpfung der Armut in Afrika, gegen Frauengewalt und auf die Beseitigung der
Todesstrafe.444 Die Todesstrafe wurde mittlerweile von Mitgliedsstaaten in der EU (28)
abgeschafft.445 Die Todesstrafe wurde auch in den Ländern des Westbalkans (Kandidaten zum
439
Vgl. Bale, Tim (2005) S.119-120
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.88-89
441
Vgl. Bale, Tim (2005) S.120
442
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.15
443
Vgl. http://www.socialistinternational.org/viewArticle.cfm?ArticleID=11 (Zugriff am 16.01.2015)
444
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.15
445
Vgl. http://www.eidhr.eu/highlights/death-penalty (Zugriff am 16.01.2015)
440
- 102 -
EU-Beitritt) wie Mazedonien, Albanien, Serbien und Montenegro und potentielle Kandidaten
wie Kosovo und Bosnien und Herzegowina, einschließlich der Türkei, abgeschafft.
2.5.4 Sozialistische Partei Europas (SPE)
Die Familie der europäischen Sozialistischen Parteien (SPE) wurde 1992 gegründet. Die
Bedeutung oder Wahrnehmung war und ist die Vertretung der lokalen Parteien auf
europäischer Ebene. Die europäischen Sozialisten haben es geschafft die Erfolge der
Konföderation der sozialistischen Parteien der europäischen Kommunität, die seit 1974 tätig
waren, zu beerben. Deshalb kann gesagt werden, dass die heutige Europäische Sozialistische
Partei: die Sozialisten, Sozialdemokraten und Arbeiterparteien der Europäischen Union
umfasst.446 Einschließlich, als Teil der SPE, auch die Sozialistische Partei Albaniens (als
associate party).447 Wenn man sich mit den sozialistischen Parteien in Europa beschäftigen,
kann man sagen, dass diese Gruppen für die Entwicklung der sozialistischen und
sozialdemokratischen Parteien Europaweit und die Entwicklung der engen Verhältnisse
zwischen nationalen Parteien, nationalen Parlamentsgruppen, der Sozialistischen Gruppe im
Europäischen Parlament (EP) sind. Damit soll das endgültige Ziel, der Schutz der
gemeinsamen Interessen der EU, erreicht werden.448
Die Parlamentsgruppe Europäische Sozialisten oder die “Sozialistische Gruppe” wurde bereits
1953 gegründet. Die Botschaft, die Bestrebung und die Hauptziele, der sozialistischen Gruppe
sind: die Schaffung von Arbeitsplätzen und der Wohlstand, indem die Menschenrechte
unterstützt werden, die Gerechtigkeit, der Umweltschutz und die Förderung des neuen Vertrags
für ein neues Europa gefördert werden. Das bedeutet, dass sie eine tiefere Integration
unterstützen.449
Allgemein
sind
die
sozialistischen
Parteien,
in
Bezug
auf
die
Integrationsprozesse, als tolerante Parteien bekannt. Doch die größte Aufmerksamkeit der
1980er Jahre liegt auf zwei Parteien: die Britische Labour-Partei und die Sozialdemokratische
Partei in Dänemark. Diese waren gegen die Mehrheit der Integrationsvorschläge. 450 Trotzdem
unterstützt diese Gruppenpartei Fragen wie soziale Politik und Gerechtigkeit, die Charta der
446
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.16
Vgl. http://www.pes.eu/parties#Albania (Zugriff am 23.07.2015)
448
Vgl.
http://d3n8a8pro7vhmx.cloudfront.net/partyofeuropeansocialists/pages/1/attachments/original/1398786390/PES
_Manifesto_DE.pdf?1398786390 (Zugriff am 16.01.2015)
449
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.16
450
Vgl. Ladrech, Robert: The European Union and political parties. S. 494. In: Katz, S. Richard/ Crotty,
William (Hrsg.) (2006): Handbook of party politics. SAGE Publications Ltd., London
447
- 103 -
Grundrechte der EU, die Zusammenarbeit in die Verteidigungspolitik der EU – Länder in
Bezug auf die Grundsätze der UNO und der größtmögliche Einbezug der Bürger in Aktivitäten
der EU.451
Social Democracy
Socialism
Communism
Governance
Public affairs are implemented
by elected leaders in a
democratic system.
Public affairs are regulated
by a hierarchical system of
councils, from local to
regional to national.
Public affairs are
governed collectively
by
all,
with
a
consensus decisionmaking process.
Election or
Selection
Government
officials
are
subject to frequent elections
mandates
from
their
community, and recall.
Council
officials
are
subject to the chosen local
election process.
Communal
government and all
forms of politics are
self-regulating.
State
A strong state is needed to
regulate social and economic
redistribution programs.
Progressive integration of
state and society.
The state is part of all
levels of society, from
governance
to
economy to leisure.
Economy
Capitalism endures with a
stable system of wealth
redistribution
and
social
services in place.
All
wages
become
standard, public provision
of most to all goods and
services.
Elimination of markets
and
exchange.
Abolition of private
property and all goods
distributed evenly.
Labor
Unity of working classes,
through unions and worker
cooperatives.
Unity of working classes,
and end of class privileges.
All remnants of classes
disappear; all are
laborers in a non-wage
economy.
Revolution
Capitalism is viable, no need for
violent revolution.
Defeat of the bourgeoisie.
Abolition of scarcity
and private property.
Social
Programs
Social
security
programs
provide a welfare state, which
redistributes
income
to
counteract poverty, and provide
a “safety net” for the sick,
unemployed, or retirees.
More equal development
of the forces of production
ensures that all basic needs
are met and people have
sufficient time to pursue
non-work activities.
All social programs
provided by the state.
All to be provided with
their basic needs.
Tab.4: Die wichtigsten Mermale der Ideologie der Sozialdemokraten, Sozialisten und Kommunisten. National
Democratic Institute for International Affairs (2008): Manual on Political Party Identity and ideology.
Washington S. 12
451
Vgl. Weidenfeld, Werner/ Wessels, Wolfgang: Evropa nga A deri në ZH. Doracak i integrimit evropian.
Botimi i II, Fondacioni – Konrad Adenauer, Prishtinë, 2005, S.208
- 104 -
2.5.5 Konservative Parteien
Die Konservativen Parteien wurden aus dem ein und einzigen Grund gegründet, weil sie die
sogenannten traditionellen Privilegien in Bezug auf die Interessen der Industrie oder
beispielsweise religiöse Werte unterstützten.452 Es heißt immer, dass die Konservativen
pragmatisch und Patrioten sind. Deswegen unterstützen sie beispielsweise traditionelle Werte,
Einrichtungen wie die Kirche und die Familie.453 In Großbritannien wurden sie von den
Landwirtschaftsinteressen und der Herrschaft der Kirche unterstützt.454 Doch sind die
konservativen Ideen vorherrschend, dass ein Staat einigermaßen begrenzt sein soll.455
Außerdem haben die Konservativen, insbesondere in Großbritannien, Rücksicht auf dem
Abbau von Subventionen für die Industrie genommen, wobei gleichzeitig die Rolle der
Gewerkschaften herabgesetzt worden ist und die staatlichen Güter verkauft werden.456
2.5.6 Demo-christliche Parteien
Diese Parteien waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts anders geformt. Doch hauptsächlich
stammen sie aus einer römisch-katholischen Tradition. Die demo-christlichen Parteien gehören
der Familien der Rechten Parteien an. Diese treten jedoch erst nach Ende des Zweiten
Weltkrieges auf.457 In Hinsicht auf die Beziehung des Staates und der Gewerkschaften waren
die christdemokratischen Ideen eindeutig positiver im Vergleich zu den konservativen Ideen.458
Klar ist für die christdemokratischen die soziale Harmonie viel wichtiger als Individualismus
und
Marktfreiheit. Die christdemokratischen Parteien entwickelten sozusagen den
“Korporatismus” als eine Art von: capitalism with a conscience”,459 als langfristige
Erleichterung für den Staat. Sie unterstützen mittels ihren Einrichtungen die Verhältnisse
zwischen den Unternehmen und den Gewerkschaften.460 In dieser Hinsicht können z.B. die
christdemokratischen Parteien mit ihrer korporatistischen Organisation, insbesondere die
österreichische Volkspartei des 20. Jahrhunderts miteinbezogen werden.461 Anhaltspunkt der
Christdemokraten ist auch die Unterstützung der Familie, insbesondere der traditionellen
452
Vgl. Eirik-Karl, Kval et al.(2006) S.49
Vgl. Lucardie, Paul (2013) S.62
454
Vgl. Bale, Tim (2005) S.112
455
Vgl.Criddle, Byron (2003) S.135
456
Vgl. Bale, Tim (2005) S.112
457
Vgl.Criddle, Byron (2003) S.135
458
Vgl. Bale, Tim (2005) S.114
459
Ebenda S.114
460
Vgl.ebd. S.114
461
Vgl. Scarrow, Susan (2005) S.17
453
- 105 -
Familie. Dies kommt Barmherzigkeit gleich, einem moralischen Wert des Christentums. Doch
was die Toleranz und der Kompromissbereitschaft der christdemokratischen Parteien
anbetrifft, haben sie auch ihre Grenzen bezüglich Themen wie Abtreibung, Scheidung und
Homosexualität. Sie unterstützen also mehr die moralischen konservativen Werte, doch sie
sind auch offen für Veränderungen, wenn sie dem sozialen Gefüge dienen.462
Die christdemokratischen Parteien sind geografisch wenig ausgebreitet. Einige Länder in denen
diese Parteien großen Einfluss haben sind Österreich, Belgien (bis 1990), teilweise Italien;
mittelmäßigen Einfluss haben sie in Deutschland und weniger in Holland. Währenddessen ist
die Lage in den post-kommunistischen Demokratien gar nicht zum Vorteil der
Christdemokraten, außer in Slowenien.463
2.5.7 Demokratische Zentristische Internationale (DZI)
Die Demokratische Zentristische Internationale (DZI) wurde 1961 im dem Namen der
Christdemokraten der Weltunion gegründet. Von der Ausbreitung der Mitgliedschaft wurde
auch der amtliche Name in Internationale Christ-Demokraten / Zentrale internationale
Demokraten geändert. Dies ist ein Netz aus zentristischen Parteien, darunter fällt auch die
Demokratische Partei von Albanien.464 Nach langer Debatte wurde 1999 der jetzige Name
bestimmt: Die Demokratische Zentralistische Internationale.465 In dieser Richtung fördert die
DZI die Prinzipien der grundlegenden Menschenrechte und die Gerechtigkeit für alle, das
Recht als grundlegender Bestandteil des liberal-demokratischen Verfassungsstaates. Sie
unterstützen auch die Gewährleistung der Marktfreiheit.
Die DZI glauben fest daran, dass die Armut durch die Zusammenarbeit der Industrieländer mit
den Ländern in Entwicklung beseitigt werden kann, deswegen befürworten sie auch diese
Tendenzen. Weitere Grundsätze umfassen die Entwicklung des Bildungssystems und die
Unterstützung für Familien. Die DZI glaubt daran, die Familie „die Grundsteinlegung der
Gesellschaft“466 sei.
462
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.24
Vgl. Bale, Tim (2005) S.114-115
464
Vgl. http://idc-cdi.com/en/parties/ (Zugriff am 24.12.2016)
465
http://idc-cdi.com/en/ (Zugriff am 24.12.2016)
466
Vgl. National Democratic Institute for International Affairs (2008) S.27
463
- 106 -
2.5.8 Die Europäische Volkspartei (EVP)
Diese Gemeinschaft von kleinen rechten europäischen Parteien besteht hauptsächlich aus den
christdemokratischen Parteien und wurde amtlich 1976 in Deutschland, Italien und in kleinen
Ländern wie Belgien, Holland usw. gegründet. Aus dieser Perspektive gesehen, ist diese
Gemeinschaft der Parteien für die Integration bzw. Erweiterung Europas. Die Europäische
Volkpartei (EVP) entwickelte sich hauptsächlich nach der Entwicklung der EU nach den
1990er Jahren, was mit dem Absturz des kommunistischen Regimes in Zentral- und
Südosteuropa einherging.467 Im Rahmen dieser Forschungsarbeit ist es erheblich wichtig zu
erwähnen, dass hier auch zwei albanische Parteien Mitglieder sind: die Demokratische Partei
Albaniens und die Demokratische Liga des Kosovo.468 Im Rahmen der EVP als
Parlamentsgemeinschaft werden die politischen zentralen Gruppen der Rechten einschliesslich
der Christdemokraten und Konservativen zusammengeführt. Diese unterstützen hauptsächlich
Themen wie die Währungsunion, die Erweiterung in Richtung Osten, die Wettbewerbspolitik,
die Entwicklung der Verteidigungspolitik, die grundlegenden gemeinsamen Werte für Freiheit
und die Verantwortung und Unverletzlichkeit der menschlichen Würde.469 In dieser Richtung
bemüht sich die EVP für ein föderales Europa, begründet auf die Subsidiarität für ein
demokratischeres, transparenteres und wirksameres Europa.470
467
Vgl. Ladrech, Robert (2006) S.493
Vgl. http://www.epp.eu/member-parties (Zugriff am 16.01.2015)
469
Vgl. Weidenfeld, Werner/ Wessels, Wolfgang (2005) S.207-208
470
Vgl. http://www.epp.eu/policy-areas (Zugriff am 16.01.2015)
468
- 107 -
Christian Democrat
Conservative
Governance
Advocates the division of power into
legislative, executive, and judicial power
to prevent the centralization of power in
the hands of individual leaders and
groups. Use of public power needs to be
as transparent as possible.
Against “big government,” or an
extensive
federal
structure
involved in social and economic
issues.
State
The duty of the state is to facilitate the best
conditions for society to care for its
members
through
non-political
communities.
Little interference of the state in
every day, with exception for law
enforcement.
Economy
Supports capitalism and market economy,
but provides public services as a safety
net.
Supports capitalism system.
Military
Sustaining a strong military important to
success.
Advocates for strong military.
Social values
Conservative moral values, but open to
change in regards to the structure of
society.
Conservative moral values, and
against changes in societal
structure.
Social
Programs
Strong
emphasis
on
prioritizing
alleviation of poverty through the welfare
state and high taxes on the wealthy.
Against social programs funded
through public funds and welfare
state practices that weaken
incentives for participating in the
capitalist system.
Tab. 5: Vergleichende Liste der Arten von Mitte-Rechts-Parteien. National Democratic Institute for
International Affairs (2008): Manual on Political Party Identity and ideology. Washington, S. 24
- 108 -
2.5.9 Liberale Partei
Am Anfang des 19.Jahrhunderts wurde die Liberale Partei als Folge der industriellen
Entwicklung gegründet. Diese fördern und unterstützen die Menschenrechte, die von ihrer
professionellen Arbeit lebten. Also ist ihr Ziel die gesetzlichen Eigentums-, Politik- und
Religionsrechte des Individuums zu unterstützen.471 Doch im 20. Jahrhundert beteiligten sich
die Liberalen an dem politschen Kampf für Marktfreiheit und gegen das Eingreifen des Staats
in die Wirtschaft.472 Trotzdem wurden in den letzten Jahren die Liberalen als zu “brav”
bezeichnet, in Hinsicht auf dieDrogenpolitik oder ihrer Haltung bezüglich ziviler Freiheit,
insbesondere aber auf die Einbeziehung der Migration in der liberalen Plattform. Erheblich
wichtig zu betonen ist jedoch, dass die Liberalen ihren Zugang dahingehend geändert haben.
Sie sind der Auffassung, dass der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaftspolitik den
Menschen helfen kann und diese von diesem Recht profitieren werden.473 Angesichts der
Angaben vieler Autoren ist die Errichtung der liberalen Parteien in Westeuropa damit
verbunden, dass sie sich nicht weiterentwickeln konnten. Hingegen sind in die
postkommunistischen Demokratien nur in drei oder vier liberalen Ländern wie Litauen und
Lettland oder Slowenien eingebunden.474
2.6 Die Grünen Parteien
Dir Grünen Parteien wurden vorerst nur in Europa zu Beginn der 1970er und 1980er Jahre
gegründet.475 Die ideologische Orientierung der grünen Parteien unterscheidet sich wesentlich
von den bisher genannten Parteien. Insbesondere in Hinsicht auf die Gründungsumstände
dieser Parteien. Der wichtigste Anhaltspunkt der Programme der grünen Parteien ist der
Postmaterialismus, das direkt mit „(...) about quality of life rather than standard of living“,476
verbunden ist. Hier muss hinzugefügt werden, dass die Rede von dem entwickelten Europa ist,
da das Bewusstsein für den Umweltschutz dort groß ist.477 In diesem Zusammenhang hat die
Umwelt als Programmthema der Grünen einen besonderen Zugang zu der industriellen
471
Vgl.Criddle, Byron (2006) S.135
Vgl. Bale, Tim (2005) S.115
473
Vgl.ebd. S.116
474
Vgl.ebd. S.116
475
Vgl. Van der Heijden, Hein-Anton: Political Parties and NGOs in Global Environmental Politics.
International Political Science Review, SAGE Publication. Vol. 23. N0. 2, pp187-201, 2002, S. 189
476
Vgl. Bale, Tim (2005) S.116
477
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.108-109
472
- 109 -
Entwicklung Europas in den Jahren 1970-1980,478 weil diese Entwicklung damals
großgeschrieben worden ist und die Angst darin bestand, dass wenn diese wirtschaftliche
Entwicklung nicht bewahrt wird, dies Folgen für die künftigen Generationen haben könnte.
(Insbesondere “das Römer Bericht” stellt fest, dass, wenn die rasche wirtschaftliche
Entwicklung nicht durch eine stabile staatliche Entwicklung ersetzt wird, werden die
Zukunftsvorhersagen negative oder katastrophale Folgen für die Ökologie haben. Dagegen
bildete der “Brundtland Bericht” die Idee der stabilen Entwicklung die als eine
Weiterentwicklung gesehen werden kann, die sich den Anforderungen der aktuellen
Generation anpasst. Doch ohne die Fähigkeit, sich auf künftige Generationen einzustellen oder
sich mit ihren Anforderungen zu konfrontieren oder sich ihnen zu opfern).479 Eine kritische
Frage ist auch die der Atomkraftenergie. Besonders nach Tschernobyl wurden viele
Veränderungen gefordert. Es kamen viele Aufrufe für eine Prüfung der Politik der
Atomkraftenergie. Die Grünen beschäftigen sich in der Politik auch mit dem Antimilitarismus
oder sprachen sich gegen die Stärkung der Militärindustrie aus. Aus dem gesellschaftlichen
Aspekt sind sie gegen jede Form von Diskriminierung, sei es rassistische, ethnische, religiöse
oder sexuelle Diskriminierung. Diese Parteien enthalten auch Elemente der Linken, sie treten
stark für soziale Gerechtigkeit ein.480 Das politische Engagement der Grünen ist von der
Parteisubstanz her tolerant und alternativ gestaltet, insbesondere in Bezug auf die
Liberalisierung von Drogen.
Doch in Bezug auf den Erfolg der grünen Parteien hatten sie diesen besonders in Deutschland,
weil sie Teil der rot-grünen Bündnisses (1999-2002) gewesen sind.481 Gleichsam erfolgreich
waren sie in Finnland, Belgien, Italien und Frankreich. Weniger Erfolg hatten sie in Schweden,
Österreich und in der Schweiz. Die Grünen hatten Schwierigkeiten Fortschritte zu machen oder
machten nur äußerst kleine oder geringe Fortschritte wie z.B. in Spanien, Portugal und
Griechenland.482 Für das Erreichen oder Nichterreichen des Erfolgs einer politischen Partei in
einigen Gebieten Europas spielt auch die wirtschaftliche Entwicklung eine große Rolle. Dazu
tragen auch das gesellschaftliche Selbstbewusstsein bezüglich der Umwelt und der Region bei.
In diesem Fall sind die Grünen in Skandinavien deshalb so erfolglos, weil das allgemeine
Selbstbewusstsein der Gesellschaft so hoch ist, dass die Hauptparteien dies in den wichtigsten
478
Vgl.Criddle, Byron (2006) S.136
Vgl. Eckersley, Robyn (2010) S.318-319
480
Vgl. Bale, Tim (2005) S.116
481
Vgl. https://www.gruene.de/partei/1999-2002.html (Zugriff am 19.02.2014), und vgl. auch dazu
http://www.n-tv.de/politik/Rot-Gruene-Regierung-article114645.html (Zugriff am 19.02.2014)
482
Vgl. Bale, Tim (2005) S.116
479
- 110 -
Punkten ihrer Plattform und in einigen ähnlichen Punkte in Bezug auf die Umwelt
implizieren.483
Was die Umweltparteien und die postkommunistischenGesellschaften (SOE) anbetrifft,
spielten sie in den ersten Phasen der Nachkriegszeit des Kalten Krieges eine entscheidende
Rolle in Bezug auf
materielle Bedürfnisse. Die damaligen Anforderungen zum Thema
Lebensqualität484 oder dessen Thematisierung per se war sehr solide oder wurden als unwichtig
oder mit geringem Interesse betrachtet. Daher, unter Bezugnahme auf diese Umstände, können
die Grünen besonders am Westbalkan nicht als wählbare Partei bestehen.
2.6.1 Rechtsextreme Parteien
Diese Parteien wurden mehr aus dem nationalistischen Aspekt heraus gegründet. Hier können
zwei wichtige Zeitaspekte unterstrichen werden:485
Erstens: Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es kann davon ausgegangen werden, dass die
schlechten wirtschaftlichen Zustände äußerst geringe Möglichkeiten für eine Verbesserung
boten. Auch der Zeitraum nach dem Sieg der Oktoberrevolution – die Rote Revolution in
Russland (1917) übte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der rechtsextremen Ideologie
aus. Mit der Zeit und nach einigen Verwirrungen kamen die rechtsextremen Kräfte wie in
Deutschland und Italien an die Macht. Diese Regime sind wegen ihrer aggressiven Politik und
den Verstössen gegen die Demokratie und Menschenrechte und deren äuβerst
diskriminierenden Theorien über eine “rassische Überlegenheit” bekannt. Diese Parteien
wurden nach dem Ende des Zweiten.Weltkrieges diskreditiert. Jedoch nach dem Zweiten
Weltkrieg, besonders izwischen 1980-1990, hatten sie am europäischen Kontinent keinen
betonenswerten Erfolg. In den 1980 -1990er Jahren beginnt die Die zweite Periode der
Entwicklung der rechtsextremen Parteien.486
Zweitens: Einige rechtsextreme Parteien waren stolz auf ihre faschistische Vergangenheit und
feierten verschiedene Gedenktage. Trotzdem konnten sie den Schlüssel zum Erfolg nicht
483
Vgl. Bale, Tim (2005) S.116
Nach der OECD während einer Umfrage, um die Definition der Lebensqualität zu finden, wurden 11
Kategorien einschlieβlich z.B.: die Einkommen, die bürgerliche Beteiligung, die Zufriedenheit mit dem Leben,
die Gesundheit, die Sicherheit und das Gleichgewicht des Arbeits- und Privatlebens analysiert In:
http://www.businessinsider.com/top-countries-on-oecd-better-life-index-2013-5 (Zugriff am 19.02.2014)
485
Vgl. Bale, Tim (2005) S.117
486
Vgl. Bale, Tim (2005) S.118
484
- 111 -
finden. In der modernen Zeit nutzten die extremen Parteien die Migrationsfrage als Mittel zum
erneuten Aufstieg, insbesondere nach der Öffnung Westeuropas gegenüber Südosteuropa in
den Jahren 1980-90er Jahren. Diese Parteien haben in ihren Programmen auch Bestandteile
wie eine Anit-Migrations-Haltung, das diese angeblich so die organisierte Kriminalität
bekämpfen würden; gleichzeitig waren und sind sie für eine strikte Reglementierung der
Zuwanderung von AusländerInnen am Arbeitsmarkt um den Wohlstand der einheimischen
Menschen zu bewahren.487 In den meisten Fällen ist diese Haltung als populistisch zu
bezeichnen, indem die Extremisten unter anderem eine große Steuererleichterungen und das
Nicht-Beschneiden der Marktfreiheit fordern, aber auch die feste Bewahrung der
gesellschaftlichen Werte beispielsweise durch die Förderung der Familie, um sich ganz offen
anderen alternativen politischen Anschauugen entgegenzustellen.
Meist werden die Populisten als rechtsextreme Parteien gelistet.488 Die Slogans oder Ideen der
Populisten bieten normalerweise einfache Lösungen zu komplexen Problemen der
Gesellschaft.489 In den letzten Jahren haben die unterschiedlichen Bewegungen der Populisten
innerhalb der Mitgliedsstaaten der EU rasch an Unterstützung gewonnen,490 obwohl in einigen
größeren Ländern der EU wie z.B. Deutschland und Frankreich ähnliche politische Kräfte nicht
gewachsen sind, Während die Tendenzen in anderen Ländern anders aussehen. In Nordeuropa
z.B. in Dänemark ist die Dänische Volkspartei seit etwa einem Jahrzehnt Teil der Regierung.491
Die Liste geht weiter, 2011 haben “die wirklichen Finnen” (Perussuomalaiset), eine Bewegung
der rechten Populisten, etwa 20 % der Stimmen gewonnen. Somit zählt sie als drittgrößte Partei
des Landes.492 In Holland ist “Die Partei für Freiheit” (Partij voor de Vrijheid, PVV)493 auch
eine laute Bewegung der Populisten und ebenfalls die drittgrößte Partei des Landes. 2010-1014
war sie Teil der Regierung.494 In Südeuropa bzw. in Italien muss die Lega Nord als Teil der
ehemaligen Regierung unter Berlusconi angeführt werden. Die Partei hat sich deutlich gegen
Migration und gegen die EU ausgesprochen.495 Diese Veränderungen bestätigen, dass die
487
Vgl.ebd. S.118
Vgl. Barr, R. Robert: Populist, Outsiders and Anti-Establishment Politics. Party Politics. SAGE Publication.
Vol. 15. No.1, 2009, S. 38-43
489
Vgl. Eirik-Karl, Kval et al.(2006) S.49-50
490
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15269736,00.html (Zugriff am 27.07.2014)
491
http://metapolls.net/danish-political-parties/#.VC7ywJSSzWc (Zugriff am 03.10.2014)
492
Vgl. http://www.perusuomalaiset.fi/kielisivu/in-english/ (Zugriff am 03.10.2014)
493
Vgl. Lucardia, Paul (2007) S. 45-46
494
Vgl. http://vorige.nrc.nl/international/election2010/article2561211.ece/The_Netherlands_shifts_to_the_right
(Zugriff am 03.10.2014)
495
Vgl. Brunazzo, Marco/ Roux, Christophe: The Lega Nord: From Regional Protest to National Government.
Paper presented at the 7th ECPR General Conference, Bordeaux, Section 30 – New Developments in Federalism
and Regionalism. Panel 282 – Regionalist Parties in National Institutions 4-7 September 2013, S. 12-20
488
- 112 -
erhebliche Anzahl der rechtsextremen Parteien in diesen Ländern gegen eine positive
Migrations- und Asylpolitik waren.496 Während diese politischen Strömungen in diesen
Ländern auch schon früher bestanden haben, ist die Tatsache beunruhigend, dass sie jetzt
wieder mehr Macht gewinnen und sich in internationalen Parlamenten vertreten sind; in einigen
Ländern sind sie sogar in Bündnissen der Regierung miteingeschlossen. Douglas Alexander
war der Meinung,497 dass die Rechtspolitik in den meisten Ländern der EU dominiert. So z.B.
im Ministerrat der EU und der Europäischen Kommission. Er fügt hinzu, dass jedoch auch die
Linken langsam aufgrund der Entwicklungen in den Gemeindewahlen in den EU-Ländern
langsam eingeführt werden.498 Der Autor betont, als Beispiel für die Rückkehr der Linken, die
letzten Wahlen in Dänemark und Schweden (2010), ebenso in Frankreich haben die Linken die
Wahlen gewonnen und führen den Senat, womit der der linke Sieg in der Präsidentschaftswahl
in Frankreich 2012 ermöglicht worden ist.499 Gleichzeitig gibt es auch in Deutschland
Neuigkeiten. In der Tat hat Angela Merkel in den Regionalwahlen einige Verluste erlitten.
Alexanders Ansicht nach kann in naher Zukunft die Eurozone und die EU von den
französischen und deutschen Sozialisten und ihre Grünen Partner geführt werden. All diese
Entwicklungen und Gewinne der rechtsextremischen Parteien sind ein wichtiges Zeichen, auch
während den Wahlen, für das europäische Parlament 2014 gewesen. Die Politikjournalistin der
britischen Tageszeitung The Guardian, Jessica Elgot lag richtig mit ihrer Einschätzung, als sie
sagte, dass nun die neun beängstigenden Parteien des Rechtsextremismus im europäischen
Parlament vertreten sind. Als Beispiel nimmt sie hierfür politische Kampagnen wie z.B.:
“Rettet das Land von den Muslimen”, wo es Anregungen gab das Ebola-Virus auf
MigrantInnen zu übertragen etc..500 Die rechtsextremen Parteien erschließen das politische
Feld insbesondere seit dem Jahr 1990, besonders in jenen Ländern wo sie schon Teil der
Regierung waren wie z.B. Italien, Schweiz. Dänemark, Norwegen und besonders Österreich.501
Festgestellt wird, dass auch in den meisten postkommunistischen Ländern rechtsextreme
496
Vgl. Mastropaolo, Alfio: Politics against Democracy: Party Withdrawal and Populist Breakthrough. S. 33-37.
In: Albertazzi, Daniele/ McDonnell, Duncan (2008): Twenty-First Century Populism. The Spectre of Western
European Democracy. Palgrave Macmillan, New York
497
Britischer Politiker: Labour Party. In: Zëri. No. 3677, Viti XII. E Enjte, 29 Shtator 2011, S. 21
498
Vgl. Zëri. No. 3677, Viti XII. E Enjte, 29 Shtator 2011, S. 21
499
Vgl. http://www.nytimes.com/2012/05/07/world/europe/hollande-and-sarkozy-in-crucial-runoff-infrance.html?pagewanted=all&_r=0 (Zugriff am 03.10.2014)
500
Vgl. Jessica, Elgot: European Elections: 9 Scariest Far-Right Parties Now In The European Parliament. In:
http://www.huffingtonpost.co.uk/2014/05/26/far-right-europe-election_n_5391873.html (Zugriff am
27.05.2014)
501
Vgl. Albertazzi, Daniele/ McDonnell, Duncan (2008): Twenty-First Century Populism. The Spectre of
Western European Democracy. Palgrave Macmillan, New York S. 2
- 113 -
Parteien existieren wie z.B. in Tschechien, Polen, Slowakei oder Ungarn, wo diese ziemlich
aktiv sind.502
2.6.2 Die Regionale und ethnische Parteien
Die Regionalparteien sind aus dem einzigen Grund entstanden, ihre Sache zu unterstützen und
die Gründe zum Vorteil ihrer Gruppe zu fördern. Sie sind der Auffassung, dass ihre Region
mehr verdient und fordern hierzu eine erweiterte Autonomie und Unabhängigkeit des Staates.
In einigen Ländern Europas spielen sie eine wichtige Rolle innerhalb des Staates. So zum
Beispiel im Fall von Belgien, wo Flandern durch die Flamen und die Wallonen vertreten sind.
Gleichwertig zu diesem Beispiel sind auch die Basken und Katalanen in Spanien.503
Betonenswert ist, dass seit dem Jahr 1945 rund 197 politische Parteien mit ethnischem,
religiösem und regionalem Hintergrund gegründet worden sind. Selbstverständlich spielen hier
auch die Kultur, Geschichte oder beispielsweise die Regionalität eine wichtige Rolle z.B. bei
der Bildung des Bloc Québécois in Kanada;504 weitere Beispiele sinddie katalanische
Konvergenz und Union in Spanien, –die Lega Nord in Italien, die bestätigten christlichen
Parteien in Skandinavien und den ethnisch-territorialen Spaltungen etc.. Die regionalen
Parteien haben wesentliche Unterschiede in der Ideologie ihrer Programme in Themen wie
Wirtschaft, Soziales und Moral, im Gegensatz zu den Linken oder den Rechten Parteien.505
Derartige Parteien gibt es auch in postkommunistischen Demokratien, die in diesem Fall die
nationalen Minderheiten vertreten.wie z.B. die ungarische Minderheit in der Slowakei und in
Rumänien, die Türkische Minderheit in Bulgarien, die ethnische Minderheit der AlbanerInnen
in Serbien und die ethnische griechische Minderheit in Albanien.506 Diese Parteien
unterscheiden sich in Form und Organisation, im Vergleich zu den Parteien, die sich auf die
Masse stützen. Die Logik oder Denkweise dieser Partei, besser gesagt die Strategie dieser Form
haben enge Konzepte. Das bedeutet, dass sie die Interessen einer ethnischen Gruppe fördern.507
502
Vgl. http://www.economist.com/node/14859369 (Zugriff am 20.02.2014)
Vgl. Bale, Tim (2005) S.121
504
Vgl. Tossutti, S. Livianna: How Transnational Factors Influence the Success of Ethnic, Religious and
Regional Parties in 21 States. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 8. No. 1 pp. 51-74, 2002, S. 51-53
505
Vgl. Bale, Tim (2005) S.121
506
Vgl. http://www.kbs-frb.be/uploadedFiles/KBSFRB/05)_Pictures,_documents_and_external_sites/09)_Publications/PUB_1854_MinoritiesPoliticalParticipation
SEE.pdf (Zugrif am 21.02.2014). Minorities and political parties – regional practice. S.43-53
507
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.181-184
503
- 114 -
Die Programmziele dieser Parteien beinhalten normalerweise keine Elemente der Sezession.
Sie streben mehr die Anwendung auf staatliche Strukturen an. In manchen Fällen erfordert das
Erreichen der angestrebten Ziele der ethnischen Parteien lediglich die Mobilisierung der
ethnischen Gruppen. Also ist der wichtigste Ziel und die Strategie der ethnischen Parteien nur
jenes materielle, kulturelle und politische Güter für ihre ethnische Gruppe zu gewinnen, als für
eine Programmkausa oder allgemeine universale Plattform.508 Aus den genannten Gründen
haben
die
ethnischen
Parteien
einen
niedrigen
ideologische
Beteiligung
oder
Programmbeteiligung. Diese Tatsachen bestimmen die ethnischen Parteien als unfähig oder
machtlos, um sich wesentlich jenseits einer ethnischen Basis zu entwickeln. Klassische
Beispiele hierfür sind die Demokratische Zusammenführung der Ungarn in Rumänien und die
Partei der Türkischen Minderheit (DPS, eine Bewegung für Menschenrechte- und Freiheiten)
in Bulgarien.509
2.6.3 Agrarparteien
Die Agrarparteien sind Ergebnis der industriellen Entwicklung und der Trennung von Stadt
und Land. Ihr Ziel war also vordergründig die Unterstützung und Förderung der Interessen der
Landwirschaft. In dieser Hinsicht wurden auch die Kleinunternehmen unterstützt, so zeigt es
der Fall Skandinavien. Trotzdem ist die Unterstützung der Landwirtschaft ihr Markenzeichen.
Doch gibt es nach der Entwicklung der Technologie, insbesondere im Landwirtschaftsbereich,
selbstverständlich immer weniger Menschen, die in diesem Bereich tätig sind.510 So haben sich
diese Parteien eine neue Position im Zentrum ausgewählt und haben sich von der
Landwirtschaft zu städtischen Interessen hingewandt. Ein nennenswertes Beispiel hierfür ist
Finnland. Im Jahr 2003 hat eine Partei dort ¼ der nationalen Stimmen gewonnen. Parteien
dieser Art sprechen üblich die mittlere Schicht der Bevölkerung an und sind besonders in
kleineren Städten aktiv. In Bezug auf diese Parteien gibt es keine spezifischen anzusprechenden
Ideologien. Es geht ihnen um privates Eigentum, worauf die Gesellschaft traditionell Wert legt.
Insbesondere spricht man hier von dem Wohlstand der LandwirtInnen, von der Unterstützung
für den Bereich der Landwirtschaft und in manchen Fällen auch vom Umweltschutz. Solche
Parteien haben in postkommunistischen Demokratien, außer in Ungarn, eine vorübergehend
508
Vgl.ebd. S.183-184
Vgl.ebd. S.184
510
Vgl. Bale, Tim (2005) S.121
509
- 115 -
positive Rolle gespielt; in anderen Ländern gibt es sie fast nicht mehr, außer in Polen. Da
spielen die Agrarparteien eine wichtige Rolle.511
Liberal
Wirtschafliche
Liberalisierung(Rechtsliberal)
Gesellschaftliche
Liberalisierung(Linksliberal)
Links
Rechts
Bewahrunf von Sitte und
Tradition (Rechtskonservativ)
Bewahrung des Wohlfartstaates
(Linkskonservativ)
Konservativ
Abb.4: Weltanschauungen der Parteien. Vgl. Hermann, Michael / Heiri, Leuthold (2003): Atlas der
politischen Landschaften. Ein weltanschauliches Porträt der Schweiz. Zürich. S.18
511
Vgl. Bale, Tim (2005) S.122
- 116 -
2.6.4 Thematische “Unterschiede und Gemeinsamkeiten” vom “Links und
Rechts”
Von dem was bisher für linke und rechte politische Gesinnung betont worden ist bzw. über die
Sozialdemokraten, die Zentralistischen und Christdemokraten festgestellt werden konnte, lässt
sich zusammenfassen, dass während der verschiedenen Prozesse manchmal auch Trennungen
vollzogen worden sind, in einigen Themen in besonders dünnen Linien. Auf der anderen Seite
haben sie auch einige nicht erwünschte Annäherungen wie die Zeit diese notwendig gemacht
hat und das bürgerliche Bewusstsein diese erfordert, durchlaufen In dieser Hinsicht kann
trotzdem gesagt werden, dass bezüglich der thematischen Unterschiede der linken und rechten
Ströme sie Veränderungen sichtbar geworden sind. Sieht man genauer auf die
Sozialdemokraten, bemerkt man den entscheidenden Unterschied, weil man in den ersten
Punkten ein Konzept hat, der die Gesellschaftsgerechtigkeit darstellt.
Dies ist auf die sozialen Dienstleistungen und vieles mehr begründet. Spricht man von einer
aktiven Regierung, meint man damit, dass der Staat in alle Lebensbereiche eindringt. Der
Ideologie der Rechten nach ist die individuelle Freiheit nicht verhandelbar, so auch in Hinsicht
auf die Wirtschaftspolitik. Sie unterstützen die Marktfreiheit und Konkurrenz am Markt und
treten für neue Steuerbegrenzungen ein. Dies stellt eine“passivere Regierung dar, und sie
fördern die typischen traditionellen Werte der Konservativen wie z.B. die Familie,
Religion/Glaube usw.
- 117 -
Unterschiede vom “Links und Rechts”
Sozial Demokraten
Mitte Rechts
Die Gleichstellung
Die Freiheit
Die Aufteilung der Realeinkommen,
progressive Steuer
Persönliche und wirtschaftliche Freiheit, Steuern sind
sehr begrenzt
Bedürfnisse Koexistenz als Ganzes
Schutz der Freiheiten, mit besonderem Schwerpunkt
auf der individuellen
Das aktive Regieren
Das passive Regieren
Progresive - fortschrittlich
Konservative
Tab.6: Unterschiede von “Links und Rechts”
Auf der anderen Seite sind sich die Sozialdemokraten und die Rechten trotz der Unterschiede
auch in einigen Themen ähnlich wie z.B. in der Entwicklung der Demokratie, was sozusagen
das wichtigste Thema dieser ideologischen Strömungen ist. Dies ist die Hauptachse der
Handlung und Orientierung im demokratischen System. Hier werden weitere Punkte
zusammengeführt; diese sind z.B. Menschenrechte, welche für die demokratische Welt das
Universalprinzip jenseits des Parteien oder der Ideologie darstellen. Zum Schluss sind die
anderen Feinheiten nur Perspektiven der Partei.
Gemeinsamkeiten vom “Links und Rechts”
Sozial Demokraten
Mitte Rechts
Die Entwicklung und Stärkung der Demokratie
Die Menschenrechte
Gleichstellung der Geschlechter
Tab. 7: Gemeinsamkeiten von “Links und Rechts
- 118 -
2.7 Das Parteiprogramm und ihre Funktion
Hier wird Bezug genommen auf die Parteienforschung, insbesondere jene der vierten
Etappe,512 die in der Tat die Ideologie der Partei erforscht, die im Programm der Partei
dargestellt wird. Aus diesem Grund ist die Hauptachse der Ideologie des Programms die
Existenzgrundlage, die Orientierung und Tätigkeitsanweisung einer politischen Partei.
Ausgehend von dem was bisher hervorgehoben worden ist, der Darstellung was eine politische
Partei ist, ihre Funktion, die Unterschiede der Ideologien und der politischen Stellungen der
Linken und der Rechten, die Parteiorganisationstypologie, die unterschiedlichen Typen der
Parteien, das Parteiensystem usw., kann verständlich zum Ausdruck gebracht werden, dass die
Arbeit nun beim Hauptpunkt einer politischen Partei angelangt ist. In Bezugnahme auf die
Einführung dieser Forschungsarbeit, den theoretischen Teils, hat sie sich bisher mit allem was
mit den “politischen Parteien” in Zusammenhang steht, beschäftigt. Im figurativen Sinne ist
dies ein Haus mit einem Dach. Das Haus ist die politische Partei und das Dach ist die Form,
Ideologie und das Programm der Partei. Das heißt, dass man in diesem Unterkapitel bei der
Forschung und Erläuterung des Hausdaches angekommen ist. Es geht also um das Programm
der Partei.
Aus dieser Sichtweise hat das Programm eine Partei einen Zweck: den Bestand der politischen
Stellungen der Programme einer Partei darzustellen und zuvertretet; das soll mit der Ideologie
einer Partei gelingen. Wenn man sich über die Programme der Parteien unterhält, muss man
wissen, dass die Programmparteien nach der Analyse in einige Niveaustufen unterteilt werden.
Also hat jedes Programm seine Bedeutung und Funktion. Aufgrund der Erforschung der
Parteiprogramme stellt sich heraus, dass es einige Typen von Parteienprogrammen gibt. Diese
unterscheiden sich in der Orientierung, Ideologie, im Inhalt und der Zeit.513 Gleichzeitig haben
sie auch Gemeinsamkeiten in einigen Grundelementen wie z.B. in Bezug auf die familiären
Werte, Menschenrechte, Gleichstellung der Geschlechter usw. Und in anderen Hinsichten
unterscheiden sie sich aus der grundlegenden Sichtweise bezüglich der Themen Wirtschaft,
Sicherheitsaspekte, Migration, Krankenversicherung etc..514 In dieser Richtung stützt sich die
ideologische Forschung auf die Konzepte des Konsens und des Konflikts, womit der Sinn der
Gemeinsamkeiten und der Unterschiede zwischen den verschiedenen Parteien dargestellt
512
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.14-17
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979): Pareienforschung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt S. 54
514
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979) S.56-57
513
- 119 -
werden kann.515 Dafür ist auch die Existenz einer ideologischen Sprache, die für die
Beschreibung der Orientierung einer Partei maßgeblich ist, verwendet worden. Diese wird
insbesondere während der Wahlkampagne deutlich.516 Also wird durch das Parteiprogramm
eine bestimmte Ideologie vertreten. Genauer gesagt werden konkrete Maßnahmen und Ziele,
die die Tätigkeiten der Parteien bestimmen, geboten. 517 Infolgedessen stützt sich das
Parteiprogramm auf vier Elemente wie grundlegende Werte, Konzeption des staatlichen
Systems, Konzeption der Welt und der politischen Positionierung. Die Parteiprogramme legen
aus diesem Grund Wert auf demokratische Systemen Diese Programme stellen die Ideen oder
Wettbewerbswerte und verschiedene Alternativen dar.518
Das Parteiprogramm sollte
auf mehreren wichtigen Punkte basieren wie z.B. die
grundlegenden Werte auf die sich ein Programm
stützt, die Wahrnehmung der
gesellschaftlichen Realität, die Folge der politischen und wirtschaftlichen Umstände und ein
gesellschaftliches Modell, wo das Parteienprogramm die politischen Anforderungen
bestimmt.519 Ein weiterer Anhaltspunkt ist der, ob die Aktions- und Regierungsprogramme
hauptsächlich im Grundsatzprogramm einer Partei gestützt sind, oder, ob deren Angebote nur
den status quo abdecken. Der letzte Schritt, die Umsetzung des Programms in der politischen
Praktik, umfasst auch den Vergleich der Programmansprüche.
Die Parteiprogramme haben noch zwei weitere bemerkenswerte Funktionen des Inneren und
Äußeren. Die äußere Funktion ist die Anzeigenwerbung im Profil der Partei. Die Hauptaufgabe
dessen ist es einen Zugewinn an WäherInnen zu erreichen.520 Die innere Funktion betrifft die
Gestaltung der Partei, die Identität und die Integration der verschiedenen sozialen Gruppen.521
515
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979) S.58
Vgl. Rath, Corinna (2000): Regierung und Parteiprograme in Italien, Portugal und Spanien: ein Beitrag zur
politischen Textlinguistik Sudosteuropas. Verl. Hansel-Hohenhausen, Egelsbach S. 2
517
Vgl. Merz, Nicolas/ Regel, Sven: Die Programmatik der Parteien. S.213. In: Niedermayer Oskar(Hrsg.)
(2013): Handbuch Parteinforschung. Springer VS, Wiesbaden
518
Vgl. Katzer, Maximilian (1948): Partei Programme und Demokratie. Westkultur Verl., Meisenheim/Glan,
S.7
519
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979) S.56
520
Vgl. Kriechbaumer, Robert/ Khol, Andreas/ Ofner, Gunther Stirnemann (1990): Parteiprogramme im
Wiederstreit der Interessen. Die Programmdiskussion und die Programme von OVP und SPO 1945 – 1986.
Verlag fur Geschichte und Politik, Wien, S.31
521
Vgl. Ickes, Andreas (2008): Parteiprogramme. Sprachliche Gestalt und Textgebrauch. Büchner –Verlag,
Darmstadt, S.50
516
- 120 -
Die Parteiprogramme werden von vielen Experten in verschiedene Typen aufgeteilt. Die drei
wichtigsten spielen eine maßgebliche Rolle in der politischen und staatlichen Szene der
demokratischen Länder wie z.B.522
Parteiprogramm - Grundsatzprogramm
Aktion-Wahlprogramm
Regierungs- bzw. Koalitionsprogramm
Egal um welche Form von Programm es sich handelt, sei es ein politisches oder ein
Wahlprogramm, ein wirtschaftliches, politisches, kulturelles, geografisches o.ä., sie
unterscheiden sich in all diesen Formen, vor allem regional. Dies lässt sich insbesondere dann
feststellen, wenn man über besondere Spezifikationen der umstrittenen Gebiete, die
AusländerInnen-Rechte, über Themen wie Abtreibung und Homosexualität etc. spricht. Jedes
Thema erhält eine besondere Form und Bedeutung je nach den politischen und geografischen
Umständen eines Landes. Dies bezieht sich vor allem auf den Ausdruck der politischen Kultur
eines Landes.523
2.7.1 Die Bedeutung des Parteiprogramm‘s
Immer wenn man sich auf ein bestimmtes Parteiprogramm bezieht beispielsweise auf das
Thema der Privatisierung einer öffentlichen Wirtschaft, kann in diesem Moment die Idee
wahrgenommen werden, dass man es mit einer rechtsorientierten Partei zu tun hat. Es stellt
sich heraus, dass die besonderen Merkmale einer Partei das Programm, die Identität und die
Ideologie sind.524 Normalerweise, wenn über die Parteiprogramme gesprochen wird, beziehen
sich die Mehrheit der Menschen auf das Grundsatzprogramm einer Partei. 525 Im öffentlichen
Diskurs wird hingegen oft die Frage gestellt, wo der Unterschied zwischen dem
Parteiprogramm und Wahlprogramm liegt. Um diese Frage antworten zu können, muss schon
am Anfang die Funktion und die“politischen Unterschiede des Aktion-Wahlprogramm und des
522
Vgl. Marcelo, Jenny: Programme. Parteien im poitischen Wettbewerbsraum. S. 305-321. In: Dachs Herbert,
Gerlich Peter, Gottweis Herbert, Kramer Helmut, Lauber Volkmar, Müller C. Wolfgang, Talos Emmerich
(2006): Politik in Osterreich. Das Handbuch. Manzsche Vergl., Wien, S.305
523
Vgl.Kriechbaumer, Robert et al.(1990) S.31
524
Vgl. Klingemann, Hans-Dieter: Die programmatischen Profile der politischen Parteien in der Politischen
Parteien in der Bundesrepublik Deutschland. Eine quantitive Inhaltsanalyse der Wahlprogramme von SPD, FDP
und CDU von 1949 bis 1987. S. 99-100. In: Herzog, Dietrich/ Wessels, Bernhard (Hrsg.): Konfliktpotentiale
und Konsensstrategien. Beiträge zur politischen Soziologie der Bundesrepublik, Westdeutscher Verl., Opladen
525
Vgl. Siri Jasmin (2012): Parteien. Zur Soziologie einer politischen Form. Springer VS, Wiesbaden S. 177
- 121 -
Regierungsprogramms dargestellt werden. Deshalb erfüllen die Parteiprogramme einige
wichtige Funktionen. Das Grundsatzprogramm ist Ergebnis eines Grundsatzkonzepts, das in
einer klaren Form die Identität einer politischen Partei darstellt.526 Gleichzeitig wird dadurch
eine politische Orientierung und ein Angebot dargestellt527 - im Sinne derallgemeinen
Anweisungsgrundsätze was und wer diese politischen Partei ist.528 In dieser Richtung
übernimmt das Parteiprogramm die integrative Rolle der verschiedenen sozialen Gruppen.529
Dagegen ist es die Aufgabe des Aktion-Wahlprogramms öffentliche Politik zu konkretisieren.
Aus diesem Grund werden in diesem Typ des Parteiprogramms detaillierte Aktivitäten in Form
der politischen Projekte dargestellt.
In diesem Fall hat das Parteiprogramm eine kurzfristige politische und klare Orientierung
gegenüber der öffentlichen Politik. Auf der einen Seite stellt das Regierungsprogramm ein
koordiniertes Programm zwischen den Parteien aus denen die Regierung besteht und dessen
Haushaltsmöglichkeiten dar. Dies bedeutet, dass in diesem Programm die Projekte für den
künftigen mindestens vierjährigen (Regierungs-)Zeitraum dargestellt werden. Natürlich
werden diesem die Rechnungen für die Finanzleistungen beigefügt. In diesem Aspekt kann es
auch mehrere Reduktionen und Begrenzungen der Tätigkeiten und der versprochenen Politik
während der Wahlkampagnen geben. Hier müssen zwei Elemente aufgezeichnet werden. Diese
sind einerseits der Kompromiss mit den Bündnispartnern und andererseits die finanzielle
Berechnung von jedem Projekt.
2.7.2 Zeitanalyse des Parteiprogramms
Was die Zeitanalyse des Parteiprogramms anbetrifft, bezieht sich diese nicht nur auf die Zeit
der Gründung einer Partei oder eines Parteiprogramms, sondern auch auf die politische
Perspektive der politischen Entwicklungen. Die Formulierung der verschiedenen Programme
ist die Folge der politischen und wirtschaftlichen Umstände. Hier bezieht man sich auf das
Grundsatzprogramm,530 während das Wahlprogramm sich in einem konkreteren Zeitraum bzw.
immer vor den Wahlen entwickelt. In diesem Fall beschäftigt man sich mit konkreten Fragen
526
Vgl. Hartmann, Jürgen (1979) S.55
Vgl. Flohr, Heiner (1968): Parteiprogramme in der Demokratie. Ein Beitrag zur Theorie der rationalen
Politik. Verl. Ottp Schwarz & Co, Gottingen, S.40
528
Vgl. Volkens, Andera: Parteiprogrammatik und Einstellungen politischer Eliten: Konsens- und
Konfliktstrukturen in Wahlprogrammen. S.120. In: Herzog, Dietrich/ Wessels, Bernhard (Hrsg.) (1989)
529
Vgl. Flohr, Heiner (1968) S.60
530
Vgl. Flohr, Heiner S.65-66
527
- 122 -
oder alltäglichen Angelegenheiten, die die Menschen im Alltag, während ihrer Arbeit oder in
der öffentlichen Politik erleben. In der Tat hat dieses Wahlprogramm einen kurzfristigeren
Effekt,
als
das
Grundsatzprogramm.
Der
Unterschied
besteht
darin,
dass
das
Grundsatzprogramm nicht alle vier Jahre geändert wird. Wie üblich wird dieses Programm für
eine längere Zeit ausgefertigt, als das Aktions-Wahlprogramm, das alle vier Jahre neu
formuliert wird. Aus diesem Grund ist die Zeitanalyse nicht so passend für den Typ dieses
Programms, weil die Zeitanalyse eine Beschreibung der Fragen in Verbindung mit den
geschichtlichen Prozessen, die die Partei in der Vergangenheit begleitet haben und in der
Gegenwart und in der Zukunft begleiten werden, ist. Das heißt, dass die politischen Stellungen
oder Denkweisen, von der Ideologie der Partei, die sich auf die Probleme der Gesellschaft
bezieht, begleitet werden.531 Zum Beispiel, wenn eine konservative rechte Partei im 19.
Jahrhundert die Eigentümer und Industriellen unterstützt hat, dann sind diese Parteien in den
modernen Zeiten für eine äußerst extreme Senkung der Steuern für Grossunternehmen
eingetreten. Dies aufgrund ihrer ideologischen Denkweise für die Marktfreiheit und
Konkurrenz, wo sie den Staat als Regulator und auf keinen Fall als entscheidend in der
Wirtschaft ansehen.
2.7.3 Das Parteiprogramm -Grundsatzprogramm
Im Parteiprogramm werden bewusst die grundsätzlichen Werte und das politische Bestreben
einer Partei bestimmt. In dieser Richtung stellt das politische Programm den Zweck, die
Richtung in Abgrenzung zu den anderen Parteien dar. Der Begriff Parteiprogramm bedeutet,
dass es sich um etwas tiefergehenderes handelt, das die Merkmale und grundsätzlichen
Kennzeichen einer Partei darstellt, die ideologische Orientierung des Programms oder der
Partei.532 Als wichtigster Anhaltspunkt oder Merkmal der Programme kann angeführt werden
für welche staatliche Form oder Regierungsform die Partei eintritt. Ebenso wird bekannt
gemacht, welche globale Ansicht eine Partei repräsentiert. Die meisten Parteien geben ihre
klare Stellungnahme zum Thema Religion und ihre Wahrnehmung bekannt, wobei in einigen
Merkmale der Parteiprogramme auch die Stellungnahme zu allgemeinen wirtschaftlichen
Themen wie Finanzen, Geldpolitik, Einkommen, Preise, Verhältnisse von Export-Import usw.
zu finden ist.533 Nach dem Kontakt mit dem“Parteiprogramm der entsprechenden Partei erklärt
531
Vgl. ebd. S.66
Vgl. Marcelo, Jenny (2006) S.306
533
Vgl. Katzer, Maximilian (1948) S.8
532
- 123 -
dieses Element deutlich, dass die Ideologie sofort auffällt. So interessiert sich jeder Mensch
dafür, was das Programm bietet, woran Interessen gebunden sind, Anfragen, politische
Ansichten usw. Aus diesem Grund wird auch vorgeschlagen, dass “Party ideology is a first
and important element to be looked at”.534 Dies im Sinne der Erfüllung der besonderen
Anfragen. So gibt es beispielsweise einige“Parteiprogramme”welche die Religion als
Grundsatzwert ansehen, was bedeutet, dass diese Parteien durch diese Werte gekennzeichnet
werden.
In dieser Hinsicht identifiziert sich ein Teil der potentiellen WäherInnen automatisch mit
diesen “Parteiprogramm” oder wird mit dieser Gesinnung in Verbindung gebracht, da diese
Partei die religiösen Werte und Gefühle einer bestimmten Gruppe anspricht. Das
Parteiprogramm ist ein Dokument das Informationen über bestimmte Themen enthält, die
debattiert werden. Besser gesagt, es wird ein Profil der Partei dargestellt.535 Genau wegen
dieser Profilerstellung oder Identitätszuschreibung werden die Parteiprogramme für eine
langfristige Zeit ausgefertigt.536 Nur so kann auch die Zielgruppe der WählerInnen viel
einfacher identifiziert werden. Es entsteht eine Tradition der Angehörigkeit zu der Partei bzw.
mit dem Parteiprogramm. Die Parteiprogramme werden so gestaltet, dass ihre Stellungnahmen
und politische Denkweise in Bezug auf besondere Themen in dicken Linien bzw. allgemeinen
Linie markiert wird wie z.B. der Zugang zur Wirtschaftspolitik, Rechtsstaatlichkeit,
Energiepolitik, Familien- und soziale Politik, Jugend- und Kulturpolitik usw. Die politischen
Parteien achten genau auf die Ausfertigung des Parteienprogramms, weil dieses wichtige
Dokument all wichtige Fragen enthält. Darüber hinaus ist ein interparteiischer Konsens
erforderlich, weil dieses Dokument viele Elemente der geschichtlichen, aktuellen und
künftigen Politik enthält.
In diesem Punkt wird der demokratische Wille und Zugang bestätigt oder festgestellt. 537 Aus
diesem Grund wird in verschiedenen Gruppen mit Sachverständigen diskutiert und gearbeitet,
bis die Endversion erstellt werden kann. Die Endversion des Parteiprogramms wird an alle
Mitglieder der Partei ausgegeben und schließlich im nationalen Parteikonvent freigegeben.538
534
Deschouwer, Kris: Political Parties in Multi-Layered Systems. European urban and Regionals Studies.
SAGE Publication. Vol 10. No. 3 pp. 213-226, 2003, S. 219
535
Vgl. Ickes, Andreas (2008) S.19
536
Vgl.ebd. S.16
537
Vgl. Flohr, Heiner (1968) S.21
538
Vgl. Ickes, Andreas (2008) S.12-13
- 124 -
2.7.4 Die Bedeutung des Aktions-Wahlprogramm
Das Aktionsprogramm präsentiert in der Regel ein politisches Thema, frei ausgewählt werden
kann. Diese Programme können zu jeder Zeit geschrieben werden. Dies hat nichts mit dem
Datum der Wahlen zu tun. In der Tat sind sie eine Beschäftigung und ein Wahlkampf. Dazu
können sie oft auch als praktischer Leitfaden betrachtet werden.539 Das Wahlprogramm der
WählerInnen ist sozusagen das Versprechen, das die Parteien für die vier künftigen
Regierungsjahre abgibt. Sollte diese Partei an die Macht kommt, sollte beziehungsweise müsste
sich diese an die Programmpunkte, die im Wahlkampf dargestellt worden sind, halten. 540 So
verpflichten sich die Parteien die Wahlkampfversprechen einzuhalten. Auf der anderen Seite
haben die BürgerInnen mehrere Möglichkeiten die Zwecke der politischen Kräfte in
Zusammenhang mit den politischen Erwartungen.541
Aufgabe des Wahlprogramms ist die Sammlung der Informationen über politische Aktivitäten
und verschiedene Themen des öffentlichen Interesses. Es ist die Lösung die für den
kommenden Führungszeitraum geboten wird, nach der Legitimation der Wahlen. In der Tat ist
dies der Sinn und die Aufgabe des Wahlprogramms für einen bestimmten Zeitraum, und dafür
ist es notwendig zukünftige Taten zu versprechen.542 Es ist Aufgabe dieses Typs des
Parteiprogramms einige öffentliche Politiken zu verdinglichen.543 Deswegen gibt es Punkte der
politischen Projekte die detailliert ausgearbeitet sind und die nicht vom Grundsatzprogramm
in Bezug auf die ideologische Überzeugung getrennt werden können.544 Es wird versprochen,
dass durch diese Programme negative Umstände, denen eine Gesellschaft entgegenblickt,
verbessert werden. Die Ziele werden also nicht nur genannt, sondern auch begründet.545
Das Grundsatzprogramm ist tiefergreifend in Bezug auf den politischen Aspekt und der
ideologischen Orientierung. Dieses Programm orientiert sich an den Erscheinung der
langfristigen Politik.546 Das Wahlprogramm enthält viele ähnliche Elemente, aber in diesem
Fall hat dieses Programm eine kurzfristige und klare Orientierung gegenüber der öffentlichen
539
Vgl. Sachs, Mathias (2011): Sozialedemokratie im Wandel. Programatische Neustrukturierungen im
europäischen Vergleich. VS Springer, Wiesbaden, S. 46
540
Vgl. Ickes, Andreas (2008) S.16
541
Vgl. Denquin, Marie-Jean (2010) S.97-96
542
Vgl. Flohr, Heiner (1968) S.67
543
Vgl. Marcelo, Jenny (2006) S.309
544
Vgl.ebd. S.307
545
Vgl. Ickes, Andreas (2008) S.17
546
Vgl. Sachs, Mathias (2011) S.46
- 125 -
Politik,
und
die
Programmpunkte
werden
detaillierter
dargestellt,
als
im
Grundsatzprogramm.547 Aber ungeachtet der Ideologie des Grundsatzprogramms ist klar, dass
die Wahlprogramme auf die Ideologie und dem Zugang oder der Orientierung der Partei, die
das Programm darstellt werden, gestützt sind. So stellt das Programm mehrere Informationen,
gemeinsam mit dem aktuellen Angebot zur Verfügung und hat hauptsächlich die Aufgabe und
den Zweck über die künftigen Tätigkeiten zu informieren und dadurch die WählerInnen zu
überzeugen.548 Das Programm bietet dafür die bessere Plattform. Grundsätzlich ist das
Wahlprogramm immer mehr mit der Konkretisierung der politischen Themen des öffentlichen
Lebens beschäftigt.549 Wenn sie sich dagegen nicht an diesen Grundsatz halten, kann dies
niemals ausreichend zur Programmpräsentation dienen und ist so nicht konkurrenzfähig.550
2.7.5 Die Bedeutung des Regierungs - Koalitionsprogramm
In der Sprache der Politik heißt es auch Regierungsprogramm. Insbesondere sind in diesem
Programm die Projekte der vierjährigen Zukunft projektiert. Diesem ist natürlich auch ihre
finanzielle Aufstellung beigefügt. Ein Regierungsprogramm ist keine: “(...) Wunschliste”,551
die üblicherweise während einer Wahlkampagne versprochen wird. In dieser Richtung gibt es
oft gemischte Elemente und die von einigen Teilen der Wahlprogramme kombiniert sind oder
es gibt eine leichte Begrenzung der Tätigkeitsbereiche in einigen verschiedenen Parteien.
In diesem Aspekt kann es viele Reduktionen oder Begrenzungen der in den Wahlkampagnen
versprochenen Tätigkeitsbereiche geben. Hier sind gibt es zwei Elemente die miteinbezogen
werden sollen:
1. Der Kompromiss mit den Koalitionspartnern.
2.
Die Finanzberechnung von jedem Projekt. In diesem Fall umfasst selbst die
Definition “Regierungs-Koalitionsprogramm” eine Mischung und Annäherung
der Parteiprogramme und mit anderen oder relativ anderen Konzepten, so z.B.
die Gründung der Koalition und des Regierungsprogramms in Österreich (1999)
547
Vgl. Flohr, Heiner (1968) S.68
Vgl.ebd. S.45
549
Vgl. Ickes, Andreas (2008) S.17
550
Vgl. Flohr, Heiner (1968) S.69
551
Vgl. Marcelo, Jenny (2006) S.307
548
- 126 -
zwischen der österreichischen Volkspartei (Eine konservative, gemäßigte rechte
Partei) und der Freiheitlichen Partei Österreichs (rechtsextreme Partei).552
In diesen Fallen bemüht sich jede Partei darum die Bestandteile des Programms so gut wie
möglich in ihrenRegierungsprogramm zu positionieren. In den politischen Parlamentssystemen
ist normalerweise auch die Genehmigung des Parlaments erforderlich, aber in den Fällen in
denen die Bündnisse stark, gemäß den Stimmen im Parlament, sind, stellt die Genehmigung
des Regierungsprogramms kein Problem dar.553
2.7.6
Politische
Veränderungen
und
Transformationen
von
Parteiprogrammen
Aus dem was bisher erläutert worden ist, wurde die Form, der Inhalt, die Typen der
Parteiprogramme, die Grundsätzlichen Werte, die ideologische und politische Orientierungen
etc. erforscht. Hier hat sich die vorliegende Arbeit hauptsächlich mit den Vorgängen der
Vergangenheit und Gegenart beschäftigt, die die Lebensweise der Menschen verändert und die
neue Politikgestaltung gefordert haben wie z.B. die Verabschiedung von Gesetzen, die sich den
wissenschaftlichen, technologischen insbesondere biotechnologischen, und genetische
Entwicklungen anpassen. Die Parteiprogramme haben sich im Laufe der Zeit auch geändert
oder werden sich in Zukunft ändern. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die
politischen Parteien es geschafft haben sich den Veränderungen um uns herum und der ganzen
Welt anzupassen.
Insbesondere wenn man sich auf die Ereignisse des ausgehenden 20. Jahrhunderts und des
beginnenden 21. Jahrhunderts vom menschlichen bis zum wissenschaftlichen Aspekt annähert.
Hier spricht man über markante Entwicklungen in einer kurzen Zeit wie z.B. das Ende des
Kalten Krieges, die Entwicklung der Technologie, die die Welt in ein globales Dorf
transformiert hat, wo der Individualismus die staatlichen Grenzen überschritten hat, die
Dynamik der Biotechnologie, die demografischen Veränderungen usw.554
552
Vgl.ebd. S.307
Vgl. Marcelo, Jenny (2006) S.307
554
Vgl. Siller, Peter/ Pitz, Gerhard (2002): Zukunft der Programmpartei. Politik zwischen Programmatik und
Pragmatik. 1 Auf. Nomos Verlagsgesellschat, Baden-Baden, S.13
553
- 127 -
Diesbezüglich ist eine ganz neue moderne Denkweise der politischen Parteien erforderlich und
gleichzeitig müssen die klassischen Ideologien vermieden werden. Deshalb sind die modernen
Parteiprogramme anspruchsvoller, weil mehr Erklärungen und Begründungen erforderlich
sind, warum die Stellungnahme einer bestimmten Partei für ein bestimmtes Thema so ist wie
sie ist. Deswegen stellt sich nun die Frage, warum gab es und gibt es Veränderungen der
Parteiprogramme? Die politischen Parteien möchten überleben und weiterhin an der Macht
sein. So zum Beispiel die Sozialdemokraten in Polen: Am Anfang des Jahres 1990 sind sie für
die starke Förderung und Unterstützung der Privatisierung und Marktfreiheit eingetreten. Die
WählerInnen konnten zu dem Zeitpunkt nicht ahnen, dass sie mit diesen Wahlversprechen
betrogen worden sind.555
Auch, wenn man die deutsche Christliche Demokratische Union (CDU) ansieht vor allem seit
der Ära Angela Merkel, die als erste Frau den Parteivorsitz (seit 2000) inne hat und seit 2005
deutsche Bundeskanzlerin ist, stellt man fest, dass durch Merkel ein anderer Pragmatismus und
einen ganz anderer Zugang, gegensätzlich zu ihren Vorgängern verfolgt wird. Weil die CDU
ihre Positionen und Haltungen geändert hat, obwohl das Programm unverändert geblieben ist,
hat sich die gesellschaftliche Realität Deutschlands verändert. So gbit es jetzt beispielsweise in
der deutschen Familie auch Platz (Raum) für unverheiratete Paare, ledige Mütter,
homosexuelle Partnerschaften usw..556 Auch in diesem Fall haben weder die Konservativen
noch die Mehrheit der deutschen Gesellschaft die Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen die
Veränderungen der Politik in der deutschen Gesellschaft kritisiert. Stattdessen stimmten sie
dreimal in Folge für die Bundeskanzlerin (2005, 2009 und 2013).557
In dieser neu entstandenen Konstellation ist die Identifizierung einer Partei sehr wichtig, weil
diese durch das Parteiprogramm verbreitet wird und so diskutieren die politischen Parteien die
möglichen Orientierungen der modernen Programme, im Sinne der Ziele und Programme der
Parteien. Es mangelt hier nicht an Diskussionen über diese neuen Ideen und Neuigkeiten der
Programme, sondern es fehlt an passenden Definitionen für neue Herausforderungen, die in
den Parteiprogrammen miteinbezogen werden können. Aus den eben genannten Beispielen,
lässt sich herauslesen, dass die Ansprüche und Prozesse größer als das bestehende
Vgl. Keating, E. Joshua: Atje ku e majta është e djathtë. In: Foreign Policy – Shqip (2010),Gusht/shtator,
S.18
556
Vgl. Hockenos, Paul: Papa dhe Kancelari. Çfarë na tregon beteja e tyre mbi të ardhmen e politikave
evropiane?. In: Foreign Policy – Shqip (2010), Shkurt/Mars, S. 66-67
557
Vgl. http://www.bundestag.de/bundestagswahl (Zugriff am 15.02.2015)
555
- 128 -
Parteiprogramm geworden sind, bzw., dass diese Veränderungen oder Reformen die
Programme beeinflussen können. Selbstverständlich orientieren sich die Parteiprogramme an
bestimmten Ansprüchen.558 Nur als Beispiel genommen, kann man sich vor Augen führen, dass
während vor 20-25 Jahren die Diskussion über die Erforschung des menschlichen Embyros
entbrannt ist, wurde das Thema Homosexualität nicht einmal angeschnitten. Heute wird dieses
viel diskutiert.
558
Vgl. Siller, Peter/ Pitz, Gerhard (2002) S.54
- 129 -
2.8 Zwischenfazit
Angesichts der Gründung, Entwicklung und der Einrichtung der politischen Parteien seit mehr
als 200 Jahren, hat ihre Untersuchung und Analyse die Neugier vieler Forscher geweckt. Das
Aufkommen der politischen Parteien ist als Folge der Vertretung verschiedener Interessen,
unterschiedlicher Gruppen, Vereinigungen usw. entstanden. Deshalb wird ihnen sowohl in
Europa, als auch in den USA große Aufmerksamkeit geschenkt. Im theoretischen Teil dieser
wurden alle Bestandteile einer politischen Partei untersucht und beschrieben. Der Zweck dieser
theoretischen Untersuchung zum Thema politische Parteien, trägt dazu bei, das Bestehen, das
Ziel, das Verhalten, die Ideologie und die Parteienprogramme verständlich darzustellen. Dies
ist eine Anleitung zur Aufgliederung des Forschungsteils der albanischen politischen Parteien
auf dem Balkan.
In dieser Hinsicht ist die Erscheinung der politischen Parteien in der Politikszene zum Zweck
der Unterstützung bestimmter Gruppen dargestellt worden. Angesichts der Ereignisse wie die
Familienparteien sich in bestimmten Zeiten und Umständen teilten und in Bezug auf die
geschichtlichen Angaben, stellt sich heraus, dass Mitte des 19. Jahrhunderts die Interessen der
GroßgrundbesitzerInnen und der Industriellen auftreten. Demzufolge werden zu ihrer
Unterstützung die konservativen Parteien gegründet. Auf der anderen Seite sind die liberalen
und sozialistischen Parteien gegründet worden, die verschiedene Ideen in Verbindung mit dem
Verhältnis von BesitzerInnen und ArbeiterInnen vertreten. Daraufhin folgt die Trennung der
gegensätzlichen Positionen. Die Mehrheit der PolitikwissenschaftlerInnen ist der Auffassung,
dass dies der Trennungspunkt der Parteien in ”right and left” ist. In diesem thematischen
Zusammenhang wird festgehalten, dass die Linke liberaler ist und allgemein den
Wohlstandsstaat unterstützt. Während die rechten Parteien im weiteren Sinn sich mehr den
bestehenden Behörden widmen. Im Prinzip sind die rechten Parteien als Konservative bekannt.
Dies im Sinne der Förderung der typischen traditionellen Werte. Von dem was bisher
dargestellt worden ist, lässt sich ableiten, dass die Parteien aufgrund der verschiedenen
Konflikte entstanden sind. Mehrere StaatsbürgerInnen konnten besonders im 17. und 18.
Jahrhundert ihre Interessen in den damaligen Regimen nicht vertreten. So sind die politischen
Parteien entstanden und dienten fortan der Vertretung dieser Interessen. Deshalb herrscht in
den Ländern, wo sie erlaubt wren oder wo die politische Konkurrenz existierte, Demokratie.
- 130 -
Die Demokratie beansprucht die Vertretung der Interessen verschiedener Gruppen. existieren
kann: wenn die Interessen der BürgerInnen durch die VertreterInnen bzw. politischen Parteien,
die durch die freien Stimmen gewählt werden, vertretet werden. Auf diese Art kann eine
friedliche Harmonie zwischen den BürgerInnen, den politischen Parteien und den staatlichen
Einrichtungen herrschen. In dieser Hinsicht haben auch Lipset undRokkan die Vertretung der
Klassen im Parteiensystem, bekannt als Clavage Theorie, dargestellt. Hier ist gemeint, dass die
politischen Parteien in der modernen Zeit überlebt haben und sich den neuen Umständen
angepasst haben. Denn: Ddie politischen Parteien sind eine Form von Verbindungsbrücke
zwischen den verschiedenen staatlichen und gesellschaftlichen Interessen. Deshalb ist ihre
Wichtigkeit und Funktion entscheidend für eine funktionierende Demokratie. In dieser
Richtung sind die politischen Parteien die Stimme und Unterstützung der Interessen der
BürgerInnen gegenüber den staatlichen Einrichtungen. Damit wird gleichzeitig die
Entwicklung und strukturelle Trennung der politischen Parteien auf dem Balkan dargestellt.
Anhand dieses Modells werden die Trennung und der Grund der verschiedenen Orientierungen
der Parteienprogramme am besten erläutert. In diesem Zusammenhang sind die thematischen
Unterschiede in sozialen und ethnischen Angelegenheiten der Linken und Rechten
offensichtlich. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch einige gemeinsame”Punkte zwischen
den Sozialdemokraten oder den zentristischen rechten Parteien; dies in Richtung der Themen
wie Verstärkung und Entwicklung der Demokratie, was vielleicht eines der wichtigsten Punkte
der Ideologie der Parteien ist. Hiermit wird die wichtigste Sache der Tätigkeit der parteiischen
Orientierung im Parteiensystem dargestellt. Dieser gemeinsame Punkt, der diese gemeinsame
Haltung der Parteien verbindet, umfasst eine breitere Definition, als beispielweise das Thema
der Menschenrechte oder der Lebensqualität, welches kontrovers diskutiert wird. Dies ist für
die demokratische Welt der universelle Grundsatz, der über die Partei oder Ideologie
hinausreicht. Die anderen Farbtöne sind einfach Gesichtspunkte der Parteien. Die anderen
Gesichtspunkte sind dann Sachen der Parteien, während die Gesinnung oder Haltung einer
politischen Partei im Parteiprogramm identifiziert werden kann. Deshalb wird das
Kennzeichen einer politischen Partei im Parteiprogramm dargestellt. Die Ideologie des
Programms einer politischen Partei umfasst die Existenz, Orientierung und Tätigkeiten einer
politischen Partei. Doch unterscheiden sich auch die Parteiprogramme voneinander wie in der
Orientierung, Ideologie, Inhalt und Zeit. Doch in Bezug auf das Grundsatzprogramm ist es so,
dass die grundlegenden Konzepte deutlich die Identität einer politischen Partei darstellen und
gleichzeitig eine Orientierung und ihre politischen Anforderung präsentieren.
- 131 -
in Hinsicht der allgemeinen und leitenden Grundsätze und, indem was eine politische Partei ist
und wer sie ist. Während hingegen die anderen Typen der Parteiprogramme (AktionsWahlprogramme Regierungs- bzw. Koalitionsprogramm) sich auf die Ideen des
Grundsatzprogramms stützen und beziehen. Diese theoretische Sichtweise ist ein Forschungsund Vergleichsmittel für die Identifizierung der Parteienprogramme der albanischen Parteien
auf dem Balkan. Inwiefern unterscheiden sich die albanischen Parteien auf dem Balkan, vor
allem in den sozialen und ethnischen Fragen und in der euro-atlantischen Integration?
Außerdem werden die programmatischen Stellungen weiterhin in der Forschungsarbeit
dargestellt.
- 132 -
III Die Entwicklung der politischen Veränderungen in Südost (SOE) und
Mitteleuropa nach dem Ende des Kalten Krieges, und ihre Auswirkungen
auf die Transformation der politischen Parteien
In Bezug auf das Ende des Kalten Krieges kann man sagen, dass im späten 20. Jahrhundert
starke politische Erdbeben, im Sinne eines Zusammenbruchs der kommunistischen Regime sin
Südosteuropa, stattfinden.559 In dieser Richtung müssen die Unterschiede zwischen den zwei
Welten (Westen vs. Osten), die von vielen verschiedenen Autoren als der Konflikt des Kalten
Krieges benannt worden sind, verstanden werden, um die Komplexität, die Frage und
Bedeutung der Integrations- und Transformationsprozesse verstehen zu können Das heißt, dass
eine Trennung der Welt in zwei Interessengebieten des Militärs, der politischen, kulturellen
und wirtschaftlichen Dimension bestanden hat. (siehe Tab. 8) Demnach hatte diese Trennung
eine negative Auswirkung, insbesondere auf die postkommunistischen Gesellschaften, weil es
in allen Bereichen der gesellschaftlichen Entwicklung Schritte rückwärts gegeben hat, im
Vergleich zu den Gesellschaften Westeuropas.560 (siehe Tab.9) Doch nach dem Sturz des
kommunistischen
Regimes
in
Südosteuropa
standen
diese
Staaten
doppelten
Herausforderungen: gegenüber die politische und wirtschaftliche Transition, für die eine
Reformation notwendig war und die kommunistische Vergangenheit, die ihre groben Spuren
in den Leben der Menschen hinterlassen hatte. Hier muss auch das soziale, politische Problem
für die Konsolidierung der Gesellschaft verarbeitet werden.561 Deshalb: „Communist societies
were not modern in the European sense“562 Also abgesehen von der politischen Entwicklung
und den demokratischen Prozesse, musste auch die Liberalisierung der Wirtschaft vollzogen
werden. Auch war die Eingliederung des Sicherheitsfaktors für die Stabilität der
postkommunistischen Gesellschaften erforderlich (NATO-Beitritt).563
Nach der großen Veränderung 1990 war es von besonderer Bedeutung, dass die
postkommunistischen Gesellschaften mit den europäischen Merkmalen gekennzeichnet
559
Vgl. Carothers, Thomas: The End of the Transition Paradigm. Journal of Democracy. Vol. 13. No. 1 pp. 521, 2002, S. 5
560
Vgl. Filmaier, Peter et al. (2006) S.103-113
561
Vgl. Rose, Richard (2009): Understanding Post-Communist Transformacion. A buttom up approach.
Routledge, New York, S.106-113
562
Ebenda S.21
563
Vgl. Bebler, Anton: Regional Security in South Eastern Europe. 2012, S. 2-4. In:
http://cenaa.org/analysis/wp-content/uploads/2013/01/Bebler_final.pdf (Zugriff am 17.01.2015)
- 133 -
werden. Diese waren und sind z.B. die Rechtsstaatlichkeit, die Transparenz, die Wirksamkeit,
der Pluralismus, die Teilnahme der politischen Parteien, die Menschenrechte, die
Minderheitsrechte usw.564
Bipolare Welt- Kalter Krieg 1945- 1989/90
Zwei hegemoniale Mächte (USA vs. SU)
territorialen Beschränkungen (West- Ost)
Macht gleichgewicht (NATO – WP)
Interessen (politischen, wirtschaftlichen, militärischen)
Tab.8: Die Bipolare –Welt. Quelle: Filmaier Peter, Gewessler Leonore, Höll Otmar, Mangott Gerhard (2006):
Internationale Politik.WUV, Wien, S.104
In diesem Sinne ist der erste Schritt die Verteilung und Wiederherstellung der Demokratie in
den Staaten Südosteuropas (SOE).565 Der zweite Schritt bedeutet, dass das Bewusstsein der
Gesellschaft und die Kräfte der Zivilgesellschaft die Hauptrolle in der Einrichtung der
Vorraussetzungen für die Transition der kommunistischen Gesellschaften in der
wettbewerbsfähigen liberalen-demokratischen Gesellschaft spielten.566 Der dritte Schritt
bezieht sich auf die Konsolidierung des ganzen Systems.567
Was bedeutet das? Die Gesellschaft ist bereit die wesentlichen Fragen wie z.B. die
Menschenrechte, das Recht der Meinungsfreiheit, der Minderheiten usw. zanzuerkennen und
zu unterstützen.568 Aus dieser Sichtweise hat die Transformation der liberalen Demokratie eine
politische Ruhe und Frische in die SOE-Staaten gebracht. In den 1990er Jahren begrenzte und
umfasste der Begriff Demokratie die moderne Welt. In der Zeit der Modernisierung war die
564
Vgl. Rose, Richard (2009) S.20-21
Vgl. Seiler, Louis-Daniel (2010) S.111
566
Verhulst, Jos/ Nijeboer, Arjen (2007): Direkte Demokratie. Fakten, Argumente, Erfahrungen. Democracy
International, Brüssel, S. 13
567
Vgl. Eckert, Florian (2008): Vom Plan Zum Markt. Parteipolitik und Privatisierungsprozesse in Osteuropa. 1.
Aufl. VS Verlag, Wiesbaden, S. 55
568
Vgl. Siavelis, M. Peter (2006) S.365
565
- 134 -
Invention neuer Technologien vorherrschend. Die Merkmale der Demokratie konnten auf die
eine oder andere Art auch durch diese Technologien vermittelt werden. Nach Giovanni Sartori
kann die Technologie und die Modernisierung in einem „(...) Prozess der nicht aufzuhalten und
nicht rückgängig zu machen ist“569 verstanden werden.
Aufgrund der Tatsache, dass in den meisten Staaten in Südosteuropa die Transition 570 in
einfachen Formen geschah (hier sind nicht die gewaltsamen Formen der Systemtransformation
gemeint), bedeutet das, dass die staatliche Transformation:“des Systemwechsels von
kommunistischen Regimen zu Demokratien”,571 im politischen als auch im wirtschaftlichen
Aspekt erfolgt.572 Das steht in Bezug auf beispielsweise die baltischen Staaten, Polen,
Tschechien und die Slowakei573 (Dort geschah die Trennung dieser Staaten ohne gewaltsame
Folgen.) oder Ungarn. Dies umfasst die Bewegung oder den Wechsel des Systems von autoritär
regierten (Gewalt-)Staaten zu friedlichen Demokratien.574
Durch die Gestaltung und Entwicklung der Natur der Konsolidierung des demokratischen
Staates in den SOE-Staaten ist auf der einen Seite die Auflösung des kommunistischen Systems
im Gang gebracht worden;575 auf der anderen Seite stehen, wenn man es so ausdrücken will,
die absoluten Sieger der liberalen Demokratie.576 Der einzige Fall wo das Regime durch Gewalt
geändert wurde, war Rumänien, durch die Tötung des Ex- Präsidenten Nicolae Ceausescu.577
Selbstverständlich gab es in einigen SOE-Staaten bedeutende Unzufriedenheiten und Proteste,
jedoch nicht in dem Ausmaß wie im Ex-Jugoslawien. Deshalb kann für Staaten wie ExJugoslawien und Albanien gesagt werden, dass sie: „(...)not ready for democracy”578 waren.
569
Sartori Giovanni (2010) S.264 (alb. proces të pandalshëm dhe thuajse të pakthyeshëm)
Transition, bezeichnet den Wechsel von einer Form der politischen Herrschaft hin zu einer anderen.
Schlumberger, Oliver/ Karadag, Roy: Demokratisierung und Transitionsforschung. S. 227. In: Barrios, Herald/
Stefes, H. Christoph (2006): Einführung in die Copmarative Politics. R. Oldenburg Verl., München
571
Röhrich, Wilfired (1999): Die politischen systeme der Welt. Vel. C.H. Beck, München, S. 37
572
Vgl. McAllister, Ian/ White ,Stephen: Political Parties and Democratic Consolidation in Post-Communist
Societies. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 13. No. 2, pp.197-216, 2007, S.200
573
Vgl. Mcfaul, Michael: Transition from Postcommunism. Journal of Democracy. Vol. 6. No. 3 pp. 5-19, 2005,
S. 5
574
Vgl. Aolain, Ni Fionnuala/ Campbell, Colm: The Paradox of Transition in Conflicted Democracies. Human
Rights Quarterly. Vol. 27. No. 1 pp. 172-213, 2005, S. 179. Vgl. auch dazu Squires ,Judith: Pluralism –
Difference. S. 75. In: Axtmann, Roland (edi.) (2003)
575
Vgl. Beyme, von Klaus: Parteien im Prozeß der demokratischen Konsolidierung. S. 30-33. In: Merkel,
Wolfgang/ Sandschneider, Eberhard (Hrsg.) (1997): Systemwechsel 3. Parteien im Transformationsprozess.
Leske + Budrich, Opladen
576
Vgl. Sartori, Giovanni (2010) S.263
577
Vgl. Egorovyand, Georgy/ Soninz, Konstantin. The Killing Game: Reputation and Knowledge in NonDemocratic Succession. 2007. S. 2. In:
http://www.kellogg.northwestern.edu/faculty/egorov/ftp/Killing%20Game.pdf (Zugrif am 07.12.2014)
578
Carothers, Thomas: The End of the Transition Paradigm. Journal of Democracy. Vol. 13. No. 1. pp. 5-21,
2002 S. 8
570
- 135 -
Dies wird am besten im Fall vom Westbalkan, genauer am Beispiel von Ex-Jugoslawien
dargestellt. Die Ereignisse die danach folgten, hatten ein anderes Glück in der Entwicklung der
Demokratie oder der friedlichen Transition.
Transition
Post-Transition
1.Democratic
Governmental legetimacy
Rule of law respected
Acknowwledgment of
violations
Transformed institutions
Pre-Transition
human
Non-Democratic
Regime Illegitimacy
Rule of law absent or degraded
rights
Denial of human rights violations
Represive institutions
2.Peace
Political contestation
Disarmament/weapons decommissioning
War
Violent conflict
Armament
Tab.9: Demokratische Transition. Quelle: Aolain, Ni Fionnuala/ Campbell, Colm: The Paradox of Transition
in Conflicted Democracies. S.184.
3.1 Die Transformation der politischen Parteien in Südosteuropa
insbesondere auf dem Balkan
Wenn wir auf den Ersten Blick sehen und analysieren wie das politische System bzw. das
gesamte politische Spektrum der SOE-Staaten oder in den postkommunistischen
Gesellschaften transformiert wurde, dann wird festgestellt, dass auch die Entwicklung des
Parteiensystems aufgrund der oben genannten Gründe vollzogen worden ist. Nach dem
Zusammenbruch des kommunistischen Regimes gewinnt eine Partei in diesen Staaten an
Schwung.579 Dies bedeutet, dass das demokratische System einen fairen Wettbewerb des
Pluralismus der politischen Gesellschaft repräsentiert und gleichzeitig eine Einbeziehung von
allen Parteien des politischen Spektrums fördert, um die besten Alternativen für die
Gesellschaft zu bieten.580 So kann in Bezug auf die Identifizierung der Bildung und
Entwicklung der neuen politischen Parteien in Südosteuropa gesagt werden, dass sie sich rasch
579
Vgl. Enyedi, Zsolt: Party politics in post-communist transition. S. 228. In: Katz, S. Richard/ Crotty, William
(Hrsg.) (2006)
580
Vgl.Graf,Patricia: Staat und organisierte Interessen un der Vergleichenden Politikwissenschaft: Pluralismus,
Neokorporatismus und Policy-Netzwerke. S. 137. In: Barrios, Herald/ Stefes, H. Christoph (2006)
- 136 -
eingelebt und die Grundsätze und Regeln der demokratischen Wahlen angenommen haben.581
Mit den ersten demokratischen oder postkommunistischen Wahlen ein einigen Staaten kamen
die ex-kommunistischen Kräfte oder die neugestalteten Sozialisten wieder an die Macht.582 Die
politischen Parteien des rechten und liberalen Spektrums, die frisch aus dem kommunistischen
Regime kamen, hatten sich noch nicht an die Regeln der Wahlen angepasst. Sie waren auf eine
Art und Weise zu naiv und hatten geglaubt, dass sie automatisch als demokratische progressive
Kräfte583 oder antikommunistische Kräfte gewählt werden würden.584 Das beste Beispiel
hierfür ist Albanien. Während in den ersten demokratischen Wahlen 1991 die Arbeiterpartei in
Albanien, die die Nachfolgepartei der kommunistischen Partei war, gewonnen hat und es zur
allgemeinen Ablehnung der Bevölkerung kam, gewann die demokratische Partei Albaniens im
Jahr 1992 die zweiten demokratischen Wahlen.585
Diesbezüglich kann die Frage gestellt werden, warum die Wahlen nicht wie erwartet verlaufen
sind? Denn, in Bezug auf den zeitlichen Zusammenhang und auch der gesellschaftlichen
Wahrnehmung, in Bezug auf die politischen Parteien, kann gesagt werden, dass die Umstände
vor der Transition die Beliebtheit nicht gefördert haben.586 All dies wirkte sich auf die niedrige
Mitgliederanzahl der demokratischen progressiven Parteien” aus. Die Ideologie und das
Parteiprogramm spielten hier ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle. 587 Das scheint für die
postkommunistischen Gesellschaften, angesichts der Welt oder Weltanschauung im Vergleich
zu einem halben Jahrhundert des kommunistischen Regimes,588 selbstverständlich zu sein; vor
allem in Bezug auf die Anfälligkeit der öffentlichen Behörden. In diesem Chaos hat es auf allen
Ebenen Mängel gegeben.589 In diesem Prozess der Veränderungen ist ziemlich klar, dass es
den Staaten des SOE an praktischen Demokratien fehlte. Deshalb waren die politischen
581
Vgl. Schmitt, Hermann: Multiple Party identifications. S.137-155. In: Klingemann, Dieter-Hans (2009): The
Comparative Study of Electoral Systems. Oxford University Press Inc., New York. S. 149-151
582
Vgl. Dawisha, Karen/ Deets Stephen: Political Learning in Post-Communist Elections. East European
Politics and Societies, SAGE Publication. Vol. 20, No. 4, pp. 691-728. 2006, S. 691-692
583
Vgl.ebd. S.695
584
Vgl. Webb, Paul/ White, Stephen (2007): Party Politics in New Democracies. Oxford University Press Inc.,
New York, S. 5-8
585
Vgl. Neke –Schmidt, Michael: Das politisch System Albanians. S. 806. In: Ismayr, Wolfgang (Hrsg.) (2004):
Die politischen Systeme Osteuropas, 2 Aufl. Leske + Budrich, Opladen
586
Vgl. Beyme, von Klaus S.50-51
587
Vgl. Erdmann, Gero/ Köllner, Patrick/ Betz, Joachim: Die gesellschaftliche Verankerung politischer Parteien
in nichtwestlichen Demokratien als Forschungsproblem. S. 8. In: Betz, Joachim/ Erdmann, Gero/ Köllner,
Patrick (Hrsg.) (2004): Die gesellschaftliche Verankerung politischer Parteien. Formale und informelle
Dimensionen im internationalen Vergleich. VS Verlag, Wiesbaden
588
Vgl. Mair, Peter (2002): Party System Change. Approaches and Interpretations. Oxford University Press,
New York S. 177-178
589
Vgl. Enyedi, Zsolt (2006) S.230
- 137 -
Parteien dieser Zeit bzw. ihre politische, organisatorische und programmatische Geisteshaltung
nicht auf demselben Niveau der westlichen politischen Parteien.
Das ist aufgrund der Lücke im pluralistischen Parteiensystem nachvollziehbar, aber auch
wegen dem Wettbewerb der Ideen und Programme. Es fehlte an Tradition und es ist völlig
normal, dass sich deswegen Schwächen offenbaren. Ein weiterer Anlass stellen die
neugebildeten postkommunistischen Parteiensysteme dar weil das Ziel der politischen Parteien
war es, sich voneinander zu isolieren bzw. waren die Neugründungen der Parteien von
Feindseligkeit
und
politischer
Rivalität
begleitet.
Als
Beispiele
können
die
Sozialdemokratische Partei vs. Solidarität (Polen), Die Sozialdemokraten vs. Zivile Partei
(Tschechien), Movement vs. Christdemokraten (Slowakei), die Sozialistische Partei vs.
Demokratische Partei (Albanien) und die Sozialisten vs. Fidesz (Ungarn) angeführt werden.590
Zu einem späteren Zeitpunkt tritt die Veränderung der Denkweise und Reformen auf allen
Ebenen in den Vordergrund, die Entwicklung der Grundsätze der liberalen Demokratie, die
Machtverteilung, die rasche Industrialisierung, die Modernisierung und das Wachstum des
Selbstbewusstseins, wer wofür eintritt und die Visionen der politischen Parteien. Damit
beginnt die Veränderung oder die Ausgewogenheit der politischen Szene.591 In der politischen
Szene der SOE waren es zwei große Gruppen/Pole von Parteien: “Pro Marktwirtschaft und
Pro Staatswirtschaft”.592 In diesem Sinne war das Hauptziel der ie Parteien, die sich ProMarktwirtschaft orientierten, die Teilnahme des Staates in der Wirtschaft und die
Privatisierung der staatlichen Mittel zu minimieren, damit die Politik keinen Einfluss auf die
Wirtschaft haben kann oder diese nicht als politisches Instrument einsetzen kann. Auf der
anderen Seite stand die Gruppe, diePro-Staatswirtschaft eingestellt war, die von der klassischen
Bedeutung dafür steht, dass der Staat in der Wirtschaft herrscht, und so haben sie nicht
zugelassen, dass die Modernisierungsreformen mit der gewünschten Geschwindigkeit
fortschreiten konnten.593
Ein Teil der Parteien waren erst nach den ersten Wahlen, Mitte oder Ende der 1990er Jahre
erfolgreich (z.B. Polen, Slowakei, Bulgarien, Lettland und Russland). So wurde bestätigt, dass
die Parteien, die ein wenig später gegründet worden sind, aufgrund ihres Erfolges eine neue
590
Vgl. Enyedi, Zsolt (2006) S.231
Vgl. Dawisha, Karen/ Deets, Stephen (2006) S.699-700
592
Vgl. Eckert, Florian (2008) S.80
593
Vgl.ebd. S.81-84
591
- 138 -
Dimension der Parteiensysteme der SOE und Mitteleuropas ablieferten, indem sie Teil von
Parlamenten und Regierungen und mit neuen Ideen wettbewerbsfähig geworden sind. Zu
diesen grundsätzlichen Entwicklungen haben die politischen Parteien einen ganz anderen
Zugang. Diese positiven Veränderungen “(...) describe a process of transformation”594, der
postkommunistischen Gesellschaften und können als ideale Bedingungen für den Aufbau der
neuen wettbewerbsfähigeren Parteienprogramme in Anspruch genommen werden.595
In diesem Vorgang der pluralistischen Entwicklung einer Partei, waren die meisten politischen
Parteien und die Mehrheit der Gesellschaft596 und die Staaten Südost-und Mitteleuropas extrem
begeistert von der Möglichkeit der Integration in die EU597 (Inzwischen wurde diese erreicht,
weil alle Bewerberländer Mittel-und Osteuropas, außer dem Westbalkan Mitglieder der
Europäischen Union sind.). Offensichtlich haben die politischen Parteien auch eine wichtige
Rolle in der Konsolidierung der politischen Transition im Rahmen der Entwicklung der
demokratischen Werte gespielt.598 Dadurch stellt sich heraus, dass die Europäisierung sich als
eine Erscheinung oder Ansicht der Mehrheit der politischen Parteien in SOE präsentiert hat.
Durch diese Orientierung oder diesem europäischen Zugang wurden die politischen Parteien
dazu verpflichtet grundlegende Veränderungen oder Änderungen in den Parteiprogrammen
vorzunehmen.599
Aus dieser Sichtweise kann festgestellt werden, dass der Wettbewerb der politischen Parteien
ein Element der politischen Veränderung und eine Weiterentwicklung der demokratischen
Behörden in den postkommunistischen Gesellschaften darstellt.600 Jedoch gab es auf der
anderen Seite auch politische Parteien, die wegen der Unsicherheit in der nahen Zukunft wie
z.B. die staatliche Souveränität, die nationale oder ethnische Identität,601 die traditionelle
594
Ladrech, Robert (2006) S.391
Vgl. Enyedi, Zsolt (2006) S.230-231
596
Vgl. Kopecky, Petr / Mudde, Cas: The Two Sides of Euroscepticism: Party Positions on European
Integration in East Central Europe. European Union Politics. SAGE Publication. Vol.3, No. 3, pp. 297-326,
2002, S.299-304
597
Vgl. Hughes, James/ Sasse, Gwendolyn/ Gordon, Claire: Saying `Maybe' to the `Return to Europe': Elites
and the Political Space for Euroscepticism in Central and Eastern Europe. European Union Politics. SAGE
Publication Vol. 3, No. 3, pp. 327-355, 2002. S.331-332
598
Vgl. Enyedi, Zsolt (2006) S.229
599
Vgl. Johansson, Magnus Karl: Party Elites in Multilevel Europe: The Christian Democrats and the Single
European Act. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 8. No.4, 2002, S. 426-427
600
Vgl. Enyedi, Zsolt (2006) S.229
601
Vgl. Vachudova, Anna Milada: Centre Right Parties and Political Outcomes in East Central Europe. Party
Politics. SAGE Publication. Vol. 14. No. 4 pp. 387-405, 2008, S.388
595
- 139 -
Kultur, nationale Symbole usw. skeptisch gegenüber Europa waren.602 Betonenswert ist hier,
dass in meisten dieser Länder, insbesondere die politischen rechten oder rechtsextremen
Parteien (Nationale Identität, Tradition) und die Linken bzw. Konservativen (durch die
wirtschaftliche Angst) gegen eine Integration in der EU und gleichzeitig auch gegen die
NATO-Mitgliedschaft waren.603 Aus dieser Sichtweise ist es klar, dass die politischen Parteien
in allen postkommunistischen Staaten o vor komplizierten Aufgaben gestanden haben und
nicht stabil waren.604 Deswegen gab es nach den 1990er Jahren keinen großen oder
bedeutsamen Unterschied zwischen den Rechten und den Linken in den SOE-Staaten.605 In
diesem Zusammenhang muss klar sein, dass “Democracy is not built in a day”,606 sondern es
kostet Zeit, verlangt Tradition, politisches und bürgerliches Engagement, staatliche Kontrolle
usw. Aus der Perspektive des Sieges des freien, wettbewerbsfähigen (bzw. kapitalistischen)
Marktes-kann aufgezeigt werden, dass die politische, parteiische oder auch ideologische
Transformation
offensichtlich
ist.607
Die
Gesellschaftstransformation
von
einer
kommunistischen in eine postkommunistische Gesellschaft erbrachte erfolgreiche Reformen
mit der Gründung einer freien und demokratischen Gesellschaft. Das bedeutet, dass auch jene
politischen Parteien Teil der Gesellschaft sind, die reif in Organisation, Wahlwettbewerb und
der Vermittlung zwischen den StaatsbürgerInnen und den Behörden agieren.
Im Vergleich zu Südosteuropa schafften es der Balkan bzw. das ehemalige Jugoslawien und
Albanien nicht den Schritt der Entwicklung der Demokratie, wie die anderen
postkommunistischen Länder, zu vollziehen; wenngleich sich diese sich stark voneinander
unterscheiden. Ex- Jugoslawien wandelte sich quasi nur in Bezug auf die Wahlen in eine
Demokratie um. Ob diese Wahlen frei waren, sei dahingestellt. Die Tatsache, dass in Serbien
Slobodan Milošević608 Jugoslawien führte und stehts als Wahlsieger (1991-2001) hervorging,
lässt dieses Infragestellen zu. Erst als sich herausstellte, dass die abgegebenen Stimmen
manipuliert gewesen sind, zog er sich zurück.609 Die politischen Parteien in Ex-Jugoslawien
602
Vgl. De Vries, E. Catherine,/Edwards, E. Erica: Taking Europe to Its Extremes: Extremist Parties and Public
Euroscepticism. Party Politics. SAGE Publication. Vol. 15, No.1, pp. 5-28. 2009, S.7-8
603
Vgl.ebd. S.7-9
604
Vgl. McAllister, Ian/ White, Stephen (2007) S.199
605
Vgl. Vachudova, Anna Milada (2008) S.390-392
606
Carothers, Thomas: The End of the Transition Paradigm. Journal of Democracy. Vol. 13. No. 1 pp. 5-21,
2002, S. 9
607
Vgl. Siavelis, M. Peter (2006) S.365
608
Slobodan Milošević endete im Gefängnis in Den Haag. Damals wurde er vom Internationalen
Strafgerichtshof für Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Ex-Jugoslawien bzw. im Kosovo verurteilt, doch
verstirbt er im Gefängnis, bevor ein endgültiges Urteil gesprochen werden konnte.
609
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S. 397-398
- 140 -
waren mehr Zentren für die Rekrutierung von Freiwilligen, die an die Fronten in Bosnien,
Kroatien und im Kosovo geschickt worden sind. Am berühmtesten war hierfür die Serbische
Radikale Partei, die von Vojislav Seselj geführt wurde.610 Zu Beginn der 1990er Jahre und im
Laufe des Jahrzehnts ist das ehemalige Jugoslawien zerstört worden. Selbstverständlich wurde
auch die Entwicklung der politischen Parteien in dieser Region stark vom Nationalismus
beeinflusst.611 Die Bedingungen, unter denen die politischen Parteien im Gebiet des ExJugoslawiens gegründet worden sind, waren nicht die üblichen. Daher können sie auch nicht
mit dem gleichen Zeitraum der Entwicklung der politischen Parteien in Südost-und
Mitteleuropa verglichen werden. Die politischen Parteien in Ex-Jugoslawien bzw. in Serbien,
aber auch Bosnien und Herzegowina und teilweise Kroatien, waren, da dort Krieg geführt
worden ist,wenig begeistert von derEntwicklung der wettbewerbsfähigen Wirtschaft, der
Rechtsstaatlichkeit oder von der Einhaltung der Menschenrechte. Die Minderheiten kamen gar
nicht in Frage. In diesem Zusammenhang kann man sich auf sie als ultranationalistische
Parteien beziehen. Ihre Bestrebungen sind für den Aufstieg einer Ideologie, die die
Nation/Rasse über das Individuum erhebt. Dagegen werden die Minderheiten, die nicht zur
Nation/Rasse gehören, gehasst und in manchen Fällen wird gegen sie sogar Gewalt ausgeübt.
Ein typisches Beispiel hierfür war die Serbische Radikale Partei von Vojislav Seselj612 und
ebenso die Kroatische Demokratische Union (HDZ) unter Franjo Tudjman.613
Was jedoch die AlbanerInnen in Ex-Jugoslawien anbetrifft im Kosovo, in Serbien, Mazedonien
und Montenegro, muss eine Trennlinie von den anderen Nationen des Ex-Jugoslawiens
gezogen werden, weil die AlbanerInnen eine dritte Nation in dieser Föderation gewesen sind
und trotzdem nicht als solche anerkannt wurden. Die systematische Diskriminierung durch die
nicht-demokratischen Regime, nicht nur in Serbien, sondern auch in den anderen Republiken,
hatte einen starken negativen Einfluss auf die umfassende Entwicklung der albanischen Nation.
Deswegen sind die Parteien nach 1990 die ersten politischen Parteien seit dem Jahr 1945. Aber
auch tief in die Vergangenheit geblickt, lässt sich feststellen, dass es keine positive
Entwicklung in Hinsicht der Entwicklung des politischen Spektrums gegeben hat. Also waren
610
Vgl. Konitzer, Andrew: The Serbian Radical Party in the 2004 Local Elections. East European Politics and
Societies, SAGE Publication. Vol. 22, No. 4, pp. 738-756, 2008, S.739-740
611
Vgl. Enyedi, Zsolt (2006) S. 229
612
Seselj ist vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag für Kriegsverbrechen gegen die Menschheit im
ehemaligen Jugoslawien verurteilt worden und als Verdächtigter 13 Jahre in Haft gewesen. Doch am Ende
wurde er von allen Anklagepunkten freigesprochen.
613
Vgl. Gunther, Richard/ Diamond, Larry (2003) S.181
- 141 -
es nur die politischen Parteien im Kosovo, die sich um Demokratie bemühten.614 Was die
politischen Parteien der AlbanerInnen in Serbien, Montenegro und Mazedonien betrifft, muss
gesagt werden, dass sie sich aufgrund der Umstände, in denen sie funktionierten, mehr um das
Überleben der ethnischen Parteien bemühen mussten.615
In Albanien gab es keinen Konflikt oder Zivilkrieg wie im ehemaligen Jugoslawien. Hier muss
besonders auf die fast 40-jährige Isolation Albaniens von der Außenwelt aufmerksam gemacht
werden.616 Dies hatte einen besonders negativen Einfluss und hat dazu beigetragen, dass die
nach 1990 gegründeten politischen Parteien kaum verstehen vermochten, was eine politische
Partei ist. Der Begriff Demokratie wurde mehr mit “'dem Stärkeren' als 'mit dem Gerechten'
verglichen. In diesem Fall muss betont werden, dass auch die albanische Wirtschaft die
schwächste in der Region des Westbalkans war.
Dennoch hatten die dominanten politischen Parteien in Albanien keine nationalistische
Orientierung. Vielleicht war das die positivste Seite der Entwicklung der albanischen
politischen Parteien. Aber auch die albanischen politischen Parteien brauchten fast 15 Jahre
nach dem Postkommunismus, um sich in Richtung der Europäischen Werte profilieren und
orientieren zu können (siehe Kap. 4). Also kann man in Bezug auf die Entwicklung der
politischen Parteien in diesem Gebiet von einem verlorenen Jahrzehnt sprechen.
In Bezug auf die Balkankrise der 1990er Jahre und den darauffolgenden Jahren erschließen
sich noch weitere Tatsachen, die die Nicht-Entwicklung der politischen Parteien beeinflusst
haben und zwar: die Vertiefung des Hasses zwischen ethnischer und religiöser Zugehörigkeit,
die Vorraussetzungen der Kriegsumstände und das starke Stolpern der wirtschaftlichen
Reformen. All dies zusammen rundet die Perspektive zur Nicht-Entwicklung der Gesellschaft
und der Reformen der Parteien ab. Die demokratischen Werte beeinflussen ohnehin zutiefst die
weiterführende Entwicklung deraAlbanischen politischen Parteien auf dem Balkan, im
organisatorischen Aspekt und auch im inhaltlichen und programmatischen Aspekt. Die
albanischen politischen Parteien haben sich auf ihrer politischen Plattform immer für die
demokratischen Werte ausgesprochen. Das heißt aber noch lange nicht, dass hier alles endet.
614
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S.451-453
Vgl. ebd. S.379- 495
616
Vgl. ebd. S. 676-678
615
- 142 -
Vielmehr beginnt damit eine neue Forschung, die sich mit der Wirklichkeit dieser Plattformen
beschäftigen muss.
Abb.5: Die Balkanstaaten. Quelle: http://www.bild.de/politik/inland/balkan/asylbewerber-und-die-fluchtgruende-42110660.bild.html ( Zugriff am 08.09.2015)
- 143 -
3.2 Die Gründung und Entwicklung der albanischen Parteien auf dem
Balkan
In den folgenden Kapiteln werden die albanischen nationalen Bewegungen, als Anfangsphase
der Entwicklung der politischen Parteien in den albanischen Gebieten, dargestellt und
analysiert. Es wird auch dargestellt, wie es tatsächlich und unter welchen Umständen es zur
Gründung der ersten albanischen politischen Parteien gekommen ist; dies im Vergleich zu den
verschiedenen politischen Phasen und Prozesse. Das Hauptziel dieser Forschung sind die
Vergleiche der Parteiprogramme der albanischen politischen Parteien und ihre Auswirkungen
auf dem Balkan. Selbstverständlich sind hier nur die Parteien die eine entscheidende Rolle in
der Politik, besonders nach 1990 und weiterhin, gespielt haben, ausgewählt worden. In diesem
Fall und bezüglich der Geschichte und verschiedenen politischen Vorgänge in de albanischen
Nation, von den Eroberungen des Römischen Reiches, der Osmanen, bis hin zur
Unabhängigkeitserklärung von Albanien, jedoch ohne die Eroberung Mehrheit der albanischen
Gebiete (was in der Einführung dieser Dissertationsarbeit beschrieben worden ist).
In Folge der vielen Eroberungen waren die AlbanerInnen als Nation jahrzehntelang ohne Staat
oder ohne albanische Regierungsbehörden.617 Davon ist auch die Nicht-Entwicklung oder
langsame Entwicklung der albanischen politischen Parteien beeinflusst gewesen. Deswegen
haben sie auch nicht dieselben formalen Strukturen wie die Parteien anderer Ländern.
Außerdem müssen die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges mitberücksichtigt
werden, insbesondere die neue Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit
ordnete sich Albanien auf der Seite der ehemaligen Sowjetunion ein. Demzufolge dominierte
die kommunistische Arbeiterpartei; es wurden die freien demokratischen Wahlen verboten und
wettbewerbsfähige politische Parteien waren nicht erlaubt. All diese unterschiedlichen
Zeitphasen und die Gebiets- und Nationentrennung hatten über eine lange Zeitspanne hinweg
Auswirkungen auf die anormale Entwicklung der albanischen politischen Parteien.
Für einen Staat oder ein Gebiet wie es einst die albanischen Gebiete waren und sind, sind die
Schwierigkeiten und die Komplexität der Transformationen oft in einem schiefen Verhältnis
zu dem Entwicklungsniveau und der politischen, sozialen-wirtschaftlichen Bereitschaft, diese
schnell und einfach zu überwinden und zu erledigen, zu sehen. Je fortschrittlicher und
wohlhabender ein Land ist, desto einfacher und einheitlicher wird die Entwicklung der
617
Vgl. Krasniqi, Afrim (2009): Sistemet politike në Shqipëri 1912-2008. AIPS, Tiranë S. 6
- 144 -
politischen Parteien erreicht (Hier steht die Entwicklung der politischen Parteien in Westeuropa
zum Vergleich.). Im Gegensatz dazu ist dieser Prozess in schwachen Ländern (abhängig vom
politischen System eines Landes) viel schwieriger und komplexer.
Obwohl die albanische Nation in fünf Staaten des Westbalkans getrennt lebt und handelt, kann
sie insoweit zusammengefasst werden als, dass sie eine gemeinsame Standardsprache hat, die
sie in einem sozialen und geographischen Raum zusammenführt und kennzeichnet, ebenso das
geschichtliche Gedächtnis, das die gemeinsamen Kriege und historischen Helden umfasst.
Außerdem eint die Nation die gemeinsame Kultur- Kunst, Musik, Literatur oder beispielsweise
die Bildung. So hat die albanische Nation (in allen Ländern, in denen sie lebt) dasselbe
Lehrbuch (Abetare) für die Grundschulbildung im albanischen Raum. Aber auch die visuelle
Digitalisierung und die Technologie hat die kulturelle Kommunikation beschleunigt. Die
Nationale Identität steht über allem. Religion wird mehr als Routine, jedoch nicht als
Wesentlichkeit angesehen.618 Die AlbanerInnen sind mehrheitlich zwei monotheistische
Religionen zugehörig: dem (katholischen und orthodoxen) Christentum und dem Islam
(unterteilt in Sunniten und Bektaschi).619 Es gelingt ein friedliches Zusammenleben, weil die
AlbanerInnen der europäischen Zivilisation angehören.620 Der albanische Flaggen- bzw.
Nationalfeiertag ist der 28. November und wird in allen Gebieten, wo AlbanerInnen leben,
gefeiert. Aus der Sicht des 21. Jahrhunderts ist die albanische Nation allgemein in der finalen
Phase der Integration in der EU.
3.2.1 Politische Programme und die albanischen Nationalbewegungen
(1878-1912)
Von dem, was bisher in dieser Arbeit festgestellt worden ist, insbesondere in der Einführung
zur Erläuterung der Entwicklung der albanischen Nation, des Landes und der wichtigsten
Ereignisse in der Geschichte der albanischen Nation, kann festgehalten werden, dass, Es
aufgrund der jahrhundertelangen Fremdherrschaften über albanische Gebiete einer albanischen
Regierung fehlte. Dieser fehlenden Regierung steht die Gründung der politischen Parteien in
Westeuropa zu Beginn des 18. und 19. Jahrhunderts gegenüber. Aufgrund der historischen
618
Vgl. Vinca, Agim (1997) S. 22-23
Vgl. Constante, Italo Fortino (1997) S.196
620
Vgl. Berisha, Ibrahim (1997) S. 216
619
- 145 -
Wende in den albanischen Gebieten gab es viel mehr albanische Nationalbewegungen, als
Partei-Gründungen oder ideologischen Trennungen dder Parteien (immer auf Modell von
Lipset und Rokkan bezogen). Unter der jahrzehntelangen Herrschaft des Osmanischen
Reiches, insbesondere Mitte des 18. Jahrhunderts, begann innerhalb der albanischen
intellektuellen Gemeinschaft die Erforschung der Lage auf dem Balkan. Sie haben die Gefahr
der Teilung der albanischen Gebiete erkannt, insbesondere die steigenden Anforderungen an
die albanischen Gebiete und die Verhältnisse zwischen Europa und dem Osmanischen Reich,
das sich in der letzten Phase der Macht als Reis befand. Demzufolge haben die Vorbereitungen
für die Unabhängigkeitserklärung vom Osmanischen Reich begonnen. Dieser historische
Augenblick markiert den Ausgangspunkt der Gründung der politischen nationalen Programme
für die Unabhängigkeit der albanischen Gebiete. Insbesondere nach der Liga von Prizren
(1878) und auch weiterhin, waren die albanischen Gebiete in der ganzen politischen und
intelektuellen Elite als albanische Vilâyets (Großprovinzen) bekannt, die unter der
osmanischen Herrschaft gestanden haben.621 (Siehe Abb.6. Albanische Vilâyets: Vilayet
Kosovo, Vilayet Shkodra, Manastir und Janina).
Als Ergebnis dieses politischen Engagements, war der wichtigste Schritt zur Schaffung des
albanischen Staates die Invention oder Einführung des lateinischen- albanischen
(europäischen) Alphabets, in Regionen, wo voher das arabische oder kyrillische Alphabet
benutzt worden ist. Federführend war hier der albanische, katholische Priester Gjergj Fishta,
der bis heute im gesamten albanischen Gebiet bekannt ist. Alle AlbanerInnen muslimischen
Bekenntnisses, KatholikInnen und AlbanerInenn orthodoxen Glaubens unterstützten diese
Bestrebungen freimütig.622 In dieser Hinsicht hatten die meisten albanischen Bewegungen in
den albanischen Gebieten also dasselbe Ziel: die Gründung eines albanischen Staates auf den
Territorien der albanischen Gebiete und Vilâyets.
Das endgültige Ziel dieser Bewegungen war das Element des Überlebens der AlbanerInnen als
Nation. Von daher hatten diese Programme die Vereinigung der AlbanerInnen in einem Staat
als Hauptthema. Seit der Liga von Prizren enthielten die Parteiprogramme eine'Ana Kombetare'
621
Vgl. Basha, Keçmezi Sabile (2013): Programet Politike të Lëvizjes Kombëtare shqiptare 1878-1990, Instituti
i Historisë, Prishtinë S. 31
622
Vgl. Bashkurti, Lisen (2006) S.87
- 146 -
(dt. die Nationale Seite)”;623 der nationale Verteidigungsausschuss für den Kosovo und viel
andere.624
Doch bemerkenswerterweise scheint in keinem Dokument der Parteien oder der wichtigsten
Bewegungen der Begriff 'Großalbanien' auf. Der Begriff wird zum ersten Mal in der britischen,
diplomatischen Korrespondenz im 'Blauen Buch' des (1880) eingeführt. Es wird darauf
hingewiesen, dass die vier Vilâyets als künftige Kerne des albanischen Staates betrachtet
werden.625 Die Idee der Briten war jene, einen mächtigen albanischen Staat zu schaffen, um
das Eindringen der Slawen auf dem Balkan zu verhindern. Also wurde der Begriff
'Großalbanien' von Fremden für ihre geopolitischen Interessen genutzt. Auf der anderen Seite
hatten die Nachbarländer wie Serbien eine politische Plattform “Nacertanie” für die Gründung
des großen Serbiens mit Hilfe von Russland und Griechenland (mit der 'Megali Idea') und mit
Bulgarien und dem Vertrag von San Stefano.626
623
Vgl. Basha, Keçmezi Sabile (2013) S.34
Vgl.ebd. S. 49-51
625
Vgl. Abaz, Lleshi (2009) S.151-152
626
Vgl.ebd. S.152
624
- 147 -
Abb. 6: Albanian Vilâyets. Quelle: http://tablo-al.com/wp-content/uploads/2014/10/Screen-Shot-2014-10-17at-16.41.12.png (Zugriff am 02.03.2015)
- 148 -
3.2.2
Entwicklung
der
albanischen
politischen
Parteien
im
Balkanraum (1990)
Angesichts dieser Umstände und nach dem Risiko der Nachbarländer hat Albanien am
28.11.1912 seine Unabhängigkeit erklärt. Diese wurde von der österreichisch-ungarischen
Monarchie unterstützt. Aber der albanische Staat wurde nur von Österreich-Ungarn und Italien
bezüglich der ethnischen Grenzen unterstützt627 (vgl. Albanische Vilâyets Abb.6). Als ein
unabhängiger
Staat
wurde
Albanien
zum
ersten
Mal
1913
in
der
Londoner
Botschafterkonferenz öffentlich anerkannt. Dort wurden auch die Staatsgrenzen, ohne dem
Kosovo und die anderen albanischen Gebiete, festgelegt.628 (vgl. Abb. 5 und Abb. 7) In dieser
Konferenz wurde der Kosovo zwischen Serbien und Montenegro aufgeteilt, während
Mazedonien unter dem Zuständigkeitsbereich von Serbien gestellt worden ist.629 Nach dem
Abzug der Osmanen wurden Albanien und die albanischen Gebiete außerhalb von Albanien
nach den Balkankriegen (1912-1913) und den expansionistischen Plänen der SerbInnen,
MontenegrinerInnen, BulgarInnen und GriechInnen für die Eroberung der albanischen Gebiete
gegenübergestellt.630 Aufgrund der Instabilität des neuen albanischen Staates, beschlossen die
europäischen Großmächte in der Londoner Botschafterkonferenz (1913), den preußischen
Rittmeister Wilhelm Friedrich Heinrich Prinz zu Wied einzusetzen.631
Unter diesen äußerst schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umständen war die
Entwicklung der albanischen politischen Parteien nach dem Modell von Lipset und Rokkan,
nach der Unabhängigkeitserklärung Albaniens, fast unmöglich. Allerdings darf nicht vergessen
werden, dass Albanien vor der Unabhängigkeitserklärung das rückständigste Land in Europa
war.632 Als Folge der jahrhundertlangen osmanischen Herrschaft bestand die Wirtschaft fast
nur aus der Landwirtschaft. 90 % der Bevölkerung beschäftigten sich mit Landwirtschaft und
nur eine kleine Gruppe beschäftigte sich mit Viehzucht.633 Die Städte hinterließen einen
mittelalterlichen Eindruck. Nirgendwo gab es funktionierende Industrie. Das osmanische
627
Vgl. Krasniqi, Afrim (2009) S. 37
Vgl. Bakalli –Arifi, Emine (1997) S. 145
629
Vgl. Malcolm, Noel (1998): Kosovo A Short History. Macmillan Publishers, London, S. 210-218
630
Vgl. Abaz, Lleshi (2009) S.51-52
631
Vgl. Puto, Arben (2009): Shqipëria Politike 1912-1939. (Politische Albanien) Toena, Tiranë S. 119-120
632
Vgl. ebd. S. 97
633
Vgl. ebd. S. 97
628
- 149 -
Reich hatte jahrhundertlang die albanische Schule verboten, daher ging man davon aus, dass
etwa 90 % der Bevölkerung Analphabeten waren.634
Erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges kann von einer Stabilisierung der politischen
Umstände in Albanien die Rede sein. Man kann sagen, dass das politische Leben in Albanien
erst seit dem Jahr 1920 zu erblühen begann.635 Es wurde der Nationalrat gegründet der die
ersten Wahlen wurden organisiert,636 womit die albanischen politischen Parteien gegründet
worden sind. Das Parteileben beginnt 1920-1921 mit der Gründung von:637
Der Albanische Volkspartei, die von Fan Noli, Ahmet Zogu et al gegründet worden ist. Das
Parteienprogramm enthielt insgesamt 20 Punkte.
Der Fortschrittspartei Albaniens, welche hauptsächlich aus Abgeordneten aus dem Kosovo
und einigen Vertreter aus Albanien bestanden hat. Das Programm war ausführlicher (mit 49
Artikeln) ausgearbeitet worden.
Es muss jedoch das richtige Bild des damaligen Albaniens gesehen werden. Damals wurden
die ersten politischen Parteien gegründet. Im Jahr 1921 wurden auch die ersten pluralistischen
und demokratischen Wahlen organisiert.638 Demzufolge wurde auch das erste albanische
Parlament nach den ersten Parlamentswahlen gegründet. Die meisten politischen Parteien oder
Gruppen waren lokal mittels eines Treuhandvertrags miteinander verbunden. Es gab demnach
ein getrenntes Parteiensystem, ohne klare politische Identitäten.639 Unter diesen Umständen
kann also nicht davon ausgegangen werden, dass die politischen Parteien hinsichtlich der
Parteienprogramme wettbewerbsfähig gewesen sind. Grundsätzlich stellen die politischen
Parteien aber das wesentliche Element der Demokratie und der Entwicklung der modernen
Gesellschaft dar. Um diese Ziele zu erreichen, benötigen die politischen Parteien Traditionen
und Erfahrungen, die die albanischen politischen Parteien im Allgemeinen nicht hatten. In
diesem Zusammenhang muss auch die Vergangenheit des albanischen Staates betrachtet
werden. Seit dessen Gründung gab es Änderungen im politischen System:640
634
Vgl. Puto, Arben (2009) S. 98
Vgl. Austin, C. Robert/ Ellison, Jonathan: Post-Communist Transitional Justice in Albania. East Europian
Politics and Societies, SAGE Publication. Vol.22, No. 2, pp. 374-401, 2008. S. 375
636
Vgl. Krasniqi, Afrim (2009) S.72-73
637
Vgl.ebd. S.79-80
638
Vgl.ebd. S. 77-78
639
Vgl.ebd. S.93
640
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S. 218-224
635
- 150 -
Die Erste Monarchie (1912-1914 bis 1925),
die Erste Republik (1925-1928),
die Zweite Monarchie (1928-1939),
die Zweite Republik- Kommunismus (1946-1990)
und die Dritte Republik -Postkommunismus (1991).
Die albanischen politischen Parteien wurden nach den jeweiligen Änderungen in den
politischen Systemen gegründet. Entweder wurden sie vereinigt oder getrennt. Wichtig zu
betonen ist, dass diese Änderungen auch die vielen politischen Krisen beeinflusst haben. Dies
hatte direkten Auswirkungen auf die Entwicklung der Wirtschaft.
In diesem Zusammenhang war Albanien, seit der Unabhängigkeitserklärung bis zur
italienischen Besetzung 1939 quasi ein „fedual state“.641 Das politische Leben und die
Parteistrukturen dieser Zeit waren in diesem Zeitraum chaotisch.642 Beispielsweise sind in der
Zeit der Eroberung in Albanien von 1939 bis 1944 drei politische Parteien gegründet worden:
die kommunistische Partei, die Nationale Front Albaniens und die Legalität. Die albanische
kommunistische Partei wurde nach der Befreiung in die Partei der Arbeit Albaniens umbenannt
und hatte bis 1990 Bestand, da Albanien sich an dem kommunistischen System oder dem
Modell Partei- Staat orientierte.643
Der Kommunismus in Albanien (1944-1990) oder das kommunistische Regime ließ keine
wettbewerbsfähigen Parteien zu, so wie es in ganz Südosteuropa unter den kommunistischen
Regimen der Fall war. Dadurch war das pluralistische Parteiensystem in Albanien fast nicht
existent oder es gab dieses nur kurzfristig, je nach dem politischen System. Erst nach dem
Zusammenbruch des Kommunismus (1990) kommt es zur Gründung und Einrichtung der
politischen Parteien oder dem pluralistischen System.644 Mit der Einrichtung des
demokratischen Systems und des politischen Pluralismus kam die Gründung der neuen Parteien
in Albanien auf. Diese waren die Demokratische Partei und die Sozialistische Partei. Durch die
Tätigkeit, Organisation und Orientierung dieser Parteien in Albanien wurde die Entwicklung
der Demokratie beeinflusst. Diese fehlte ein halbes jahrhundertlang, was sich auf die moderne
641
Austin, C. Robert/ Ellison, Jonathan (2008) S.375
Vgl.ebd. S. 375
643
Vgl. Meidani, Rexhep (2009) S.146-147
644
Vgl. Austin, C. Robert/ Ellison, Jonathan (2008) S. 376
642
- 151 -
Gesellschaftsentwicklung, hinsichtlich der Menschenrechte, die Organisation von freien
Wahlen, des Parlamentarismus, der Machtteilung, der freien Marktwirtschaft, der europäische
Integration usw. bemerkbar gemacht hat.
Währenddessen hat es in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens (1945-1989), genauer
gesagt in den von AlbanerInnen bewohnten Gebieten, die außerhalb des albanischen Staates
verblieben sind, es keine albanischen politischen Parteien gegeben. Im ehemaligen
Jugoslawien wurden verschiedene Bewegungen, je nach dem politischen System, gegründet.
Die patriotischen, nationalistischen und kommunistischen Bewegungen waren illegal, weil die
Organisation der Parteien im ehemaligen Jugoslawien verboten war. Auch, wenn die
Organisation der Parteien zugelassen gewesen wäre, waren Bewegungen der AlbanerInnen
verboten, denn ihr endgültiges Ziel war die Vereinigung der albanischen Gebiete im
ehemaligen Jugoslawien mit dem albanischen Staat.
Im Folgenden beschäftigt sich diese Arbeit mit einer Auswahl von einigen Organisationen und
Bewegungen und ihren Programmziele. Dies nur, um die damalige Lage im ehemaligen
Jugoslawien im Verhältnis zu den Zielen der AlbanerInnen darzustellen. Ab dem Ende der
1950er Jahre und zu Beginn der 1960er Jahre, mit der Gründung der Revolutionären Bewegung
für die Vereinigung der AlbanerInnen, war die Frage der AlbanerInnen tief verwurzelt. 645 Die
Regionen im ehemaligen Jugoslawien, die von AlbanerInnen bewohnt waren, mussten mit dem
albanischen Staat vereinigt werden.646 Inzwischen gab es natürlich weitere Organisationen, die
gegründet worden und verfallen sind. So zum Beispiel die Albanische National-Demokratische
Organisation, die Gruppe der Liga von Prizren, die Organisation für die Vereinigung der
albanischen Gebiete, die Bewegung der Albanischen Nationalen Demokratischen Besëlidhja,
die Marxistisch-Leninistische Organisation des Kosovo, die Nationale Befreiungsbewegung
des Kosovo und Bewegungen aus anderen albanischen Gebieten im ehemaligen Jugoslawien.
Währenddessen hat die 1982 gegründete Volksbewegung des Kosovo (alb. Levizja Popillore e
Kosoves) in ihrem Programm ihre Ziele dargestellt, den Kosovo auch durch bewaffneten Krieg
Unabhängigkeit zu verschaffen.647 Es sei darauf hingewiesen, dass diese Bewegungen sich auf
fast alle albanischen Gebieten im ehemaligen Jugoslawien erstreckt haben. In Bezug auf die
kommunistische Zeit im ehemaligen Jugoslawien und nach der Gründung der politischen
645
Vgl. Novosella Selatin (2012): Demaçi. Levizja për Bashkim. 1, Shoqata e të Burgosurve Politik të Kosovës,
Prishtinë, S. 53
646
Vgl.ebd. S.77-87
647
Vgl. Basha, Keçmezi Sabile (2013) S. 319-321
- 152 -
Parteien seit 1989, gab es bis Kriegsbeginn im Kosovo (1999) einige illegale Bewegungen.
Deswegen existierte im Zeitraum von 1913 bis 1989 keine richtige Parteiorganisation, weil
das, wiederholt ausgeführt, die Zeit des Überlebenskampfes für die albanische Nation war, die
außerhalb des albanischen Staates geblieben war. Im Jahr 1989 erlaubte das ehemalige
jugoslawische Regime die Gründung der politischen Parteien. Im Kosovo wurde durch eine
derartige Organisation erstmalig die demokratische Liga des Kosovo (LDK oder DKL)
gegründet. Es ist die erste albanische Partei im ganzen albanischen Raum (ehemaligen
Jugoslawien und Albanien). Deshalb kann sie als erste albanische Partei nach dem
Zusammenbruch des Kommunismus betrachtet werden. Es sollten deswegen die Umstände,
unter denen die LDK (DLK) gegründet worden ist, näher betrachtet werden. Sie war eine
Vereinigung der Volksbewegungen und eine Widerstandsorganisation gegen die klassische
serbische Herrschaft unter dem Regime von Slobodan Milošević. Die LDK (DLK) war also
keine traditionelle Partei mit Erfahrung oder von Pluralismus der damaligen Politik
gekennzeichnet, sondern eher eine Art politischer Partei, die sich mehr gegen das Regime von
Milošević gerichtet hat und nicht nur ein Parteienprogramm, die Verordnung der Partei und
politische Wettbewerbsfähigkeit verfolgte. Unter der damaligen Herrschaft des serbischen
Regimes im Kosovo war ein normales Leben unmöglich, was auch Auswirkungen auf den
Wettbewerb und die Alternativen der politischen Parteien hatte.
Wohingegen nach dem Krieg im Kosovo (1999) mehrere Parteien neu gegründet worden sind.
(Aufgrund der formalen Limitation dieser Forschungsarbeit, können lediglich drei von ihnen
verglichen werden). Zum einen wurde die Demokratische Partei des Kosovo (DPK) gegründet.
Diese Partei hatte erheblichen Auswirkungen auf den Aufbau des Pluralismus bzw. auf die
kosovarische Demokratie. Zum anderen wurde die Bewegung Selbstbestimmung im Jahr 2010
gegründet, doch sie war auch früher als Nichtregierungsorganisation aktiv. Diese Bewegung
provozierte eine heftige Debatte in der kosovarischen Gesellschaft, insbesondere bezüglich der
Verhältnisse zu Serbien, und ihrer Position gegen die unmittelbare Beteiligung der
internationalen Gemeinschaft am politischen Leben im Kosovo.
Die Gründung und Einrichtung der albanischen politischen Parteien im Kosovo war komplex
und hatte ihre Schwierigkeiten. Diese durchlief einige verschiedene Entwicklungsphasen,
welche im Folgenden dargestellt werden:
- 153 -
Die postkommunistische Zeit 1990 - Diese beeinflusste die Entwicklung bzw. die
Einrichtung der albanischen politischen Parteien im Kosovo zwar nicht stark, dennoch
markiert sie den Anfang der Bildung einer Idee / eines Wettbewerbs von Parteien.
Die Umstände der klassischen Okkupation (1989-1999) - Diese hatten viele
Auswirkungen u.a. auf die politische, wirtschaftliche, soziale Szene. Man kann im
Zusammenhang mit den Umständen einer Okkupation allerdings nicht von einer
Entwicklung des Parteiensystems im Kosovo sprechen.
Der Krieg zwischen der UÇK und den serbischen Militärkräften (1997-1999).
Der Einsatz der NATO gegen die serbische Armee, März- Juni 1999.
Die Befreiung des Kosovo und die internationale Verwaltung des Kosovo durch
UNMIK-UNSC -1244(1999-2008). Die albanischen politischen Parteien im Kosovo
wurden durch die internationale Verwaltung, nach der Resolution des Sicherheitsrates
der Vereinten Nationen im Zeitraum 1999-2008, sozusagen behindert. Da sie selbst
nicht in der Lage waren zu regieren, schafften sie es nicht klare Stellungen für die
wichtigsten Gesellschaftsfragen zu beziehen bzw. die Forderungen zu erreichen. Es
kann davon ausgegangen werden, dass alle politischen Augen auf die Unabhängigkeit
des Kosovo gerichtet waren.
Der Zeitraum nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo 2008 - Hier beginnt eine
politische Erholung. Das Hauptthema ist nicht mehr die Unabhängigkeit des Kosovo,
sondern es beginnen die Themen wie Menschesrechte, Minderheitsrechte, Religion, bis
hin zur euro-atlantischen Integrationen erforscht zu werden.
Ab den 1990er Jahren und auch in den darauffolgenden Phasen wurden albanische politische
Parteien in anderen Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens gegründet. Beispielsweise wurde
in der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (Unter diesem Namen ist
Mazedonien in der UNO aufgenommen worden, aber diese Forschungsarbeit verwendet die
Verfassungsbezeichnung Mazedonien.) die Partei für Demokratische Prosperität gegründet.
Diese war sozusagen seit der Unabhängigkeit von Mazedonien (bis 1998) an der Macht
beteiligt. Sie beteiligte sich auch an der vorübergehenden Regierung in Mazedonien (20012002), doch verlor diese nach dem Krieg zwischen der mazedonischen Polizei, der Armee und
der albanischen Guerilla-Kämpfer viele Anhänger und wurde sogar beschuldigt für die
bedauernswerten Lage der AlbanerInnen in Mazedonien verantwortlich zu ein. Im 1997 wurde
die Albanische Demokratische Partei (ADP), als eine Fraktion durch die Partei für
Demokratische Prosperität gegründet sowie die Demokratische Union für Integration (DUI),
nach dem Zivilkrieg in Mazedonien im Jahr 2002.
- 154 -
In Serbien bzw. im Preševo-Tal wurden 1990 die Partei für Demokratische Handlung (PDH)
und 1991 die Albanische Demokratische Partei (ADP) gegründet. Diese wurden nur zum
einzigen Zweck gegründet, die Förderung der Minderheitsrechte der Albaner in Serbien
durchzusetzen und die Probleme, die durch demokratische Prozesse im Tal entstanden sind, zu
lösen. Die albanischen politischen Parteien im Preševo-Tal haben keine erhebliche Bedeutung
auf der Republik-Ebene oder bei den Parlamentswahlen, sondern nur lokal in Südserbien.
In Montenegro wurde 1993 die Demokratische Union der AlbanerInnen (DUA) und 2005 die
Neue Demokratische Kraft (NDK) gegründet. Die albanischen politischen Parteien in
Mazedonien, Montenegro und im Presevo-Tal haben mehr einen regionalen und lokalen
Charakter.
Der Pluralismus und die politischen Parteien der albanischen Gebiete war etwas ganz neues
wie es einst für die Länder des ehemaligen Ostblocks war. Seit Beginn des pluralistischen
Parteisystems fehlte es den albanischen Parteien in erheblichem Maβe an authentischer
Erfahrung bezüglich des Lebens im pluralistischen Parteiensystem. Die albanischen Parteien
wussten, abseits von dem was sie aus der Literatur über Demokratie und Pluralismus kannten,
nur wenig über die repräsentative Demokratie. Dementsprechend fehlte es den albanischen
Parteien an Tradition in der und Erfahrung zur repräsentativen Demokratie. Dies verhinderte
auch die erfolgreiche Entwicklung der Parteien, angesichts einer zusammengebrochenen
Wirtschaft in der Region des Balkans und der Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Was den
Kosovo betrifft, war es noch schwieriger für die KosovarInnen, weil sie in einer klassischen
Okkupation lebten und am Ende der 1990er Jahre sogar noch einen bewaffneten Krieg
durchleiden mussten. Hiermit wird bestätigt, dass die albanischen politischen Parteien aus der
postkommunistischen Transition heraus und gleichzeitig als Folge der bewaffneten Konflikte,
insbesondere im ehemaligen Jugoslawien, gegründet worden sind.
- 155 -
Abb. 7: Die Verteilung der ethnischen AlbanerInnen auf dem Balkan. Colin Flint: The Geography of War and
Peace. From Death Camps to Diplomats. Oxford University Press, New York. 2005, S. 334.
- 156 -
3.2.3 Auswahl der albanischen politischen Parteien für die Forschung
der Balkanregion
Bezieht man sich Giovanni Sartori, so gelten Parteien als relevant, die für die Bildung von
Regierungskoalitionen erforderlich sind oder auf eine andere Weise ein Erpressungspotenzial
auf den Parteienwettbewerb freisetzen können beispielsweise indem sie in der
Parteienlandschaft polarisieren.648 In dieser Dissertationsarbeit finden aufgrund der
thematischen und formalen Limitation der Vorgabe, nur einige albanische politische Parteien
Beachtung. Die Auswahl der albanischen politischen Parteien wurde durch die Formen der
direkten Auswirkungen ihrer Beteiligung an der Politik in den jeweiligen Ländern, abgesehen
von der Tradition und Erfahrung der Partei, getroffen. Das bedeutet, dass das Forschungsziel
sich auf die Erforschung und den Vergleich der Programmpunkte entsprechender albanischer
Parteien beschränkt, die Auswirkungen auf die Politik der 1990er Jahre (bis heute) hatten. In
den letzten zwanzig Jahren ist die albanische politische Szene durch die Gründung von vielen
politischen Parteien gekennzeichnet gewesen, die in diesem Zeitraum ihre ihren Niedergang
aber auch ihre Glanzzeiten erlebt haben. Vielleicht hat es damit zu tun, dass die AlbanerInnen
die letzte Nation waren, die politischen Parteien gründeten. In gewisser Weise kann behauptet
werden, dass sie die verlorene Zeit während der Staatsgründung, des Kommunismus und des
Staatbaus zu kompensieren versuchten. Aus der derzeitigen politischen Perspektive gesehen,
hatten sie angemerkte Unterschiede wie in Albanien, Kosovo und in den anderen albanischen
Regionen. Die Unterschiede zeigten sich beispielsweise im Aspekt der ideologischen
Gründung, der Klasse, des Inhalts und des Programms. Die Auswahl der albanischen
politischen Parteien wurde auch stark durch einen Artikel von Arben Llalla beeinflusst. Er
betonte, dass auf dem Balkan ungefähr 7 Mio. AlbanerInnen leben, die insgesamt etwa 150
politische Parteien gegründet haben. Laut Llalla hat Albanien ca. 7 Mio. EinwohnerInnen und
durchschnittlich ungefähr 60 Parteien; der Kosovo 1,8 Mio. EinwohnerInnen und ungefähr 50
Parteien; Mazedonien hat ungefähr 10 Parteien; Montenegro umfasst die albanische Minderheit
mit ca. 50.000 EinwohnerInnen und ca. 30.000 Wahlberechtigte, mit 6 Parteien und im
Preševo-Tal ca. 7 Parteien.649 Zur Eingrenzung des Themenfeldes fiel die Entscheidung auf je
zwei Parteien der fünf von AlbanerInnen bewohnten Staaten auf dem Balkan; der Kosovo
bildet mit drei Parteien die Ausnahme. Das war notwendig, damit ein strukturierter Vergleich
648
Vgl. Müller, C. Wolfgang: Parteiensystem. S. 292-293. In: Dachs, Herbert et al. (2006)
Vgl. Arben, Llalla: Pse kaq shumë parti kanë themeluar shqiptarët? In: http://inaonline.net/opinione/7883.html (Zugriff am 17.08.2011)
649
- 157 -
dargestellt werden kann. In diesem Zusammenhang muss unbedingt noch eine Differenzierung
zwischen den nationalen und ethnischen Parteien erfolgen. Eine nationale Partei hat ihre
Ausdehnung im ganzen Staatsgebiet und vertritt die Interessen der StaatsbürgerInnen,
unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Rasse oder Religion. Dies gilt sowohl für die
rechten, als auch die linken Parteien. In diesem Fall sind es die albanischen politischen Parteien
in Albanien und im Kosovo. Diese großen Parteien vertreten die StaatsbürgerInnen,
unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft; sie sind also offen für alle Staatsbürger, obwohl in
Albanien und im Kosovo die Mehrheit der Bevölkerung aus AlbanerInnen besteht. Trotzdem
sind die entsprechenden albanischen politischen Parteien in Albanien und im Kosovo
Bürgerparteien. Es besteht demnach für niemanden ein rechtliches Hindernis von der Partei
vertreten zu werden, die Partei zu vertreten oder Mitglied zu werden. Demzufolge enthalten
auch ihre Parteienprogramme zahlreiche Punkte zur Vertretung der Interessen für alle
StaatsbürgerInnen, also auch für jene andere ethnische Herkunft.
Hingegen sind die ethnischen Parteien nur zur Interessenvertretung einer Ethnizität bestimmt.
So verhält es sich beispielsweise mit den albanischen politischen Parteien in Mazedonien,
Montenegro und Serbien (im Preševo-Tal). Ihr Einsatz, Engagement und Parteienprogramm
richtet sich nur an eine Volksgruppe. Hier können die Unterschiede zwischen einer nationalen
Partei, die sich im ganzen Gebiet eines Staates streckt und einer ethnischen Partei, die sich nur
innerhalb einen bestimmten, ziemlich begrenzten Gebiet erstreckt, dargestellt werden. In
diesem Bereich beschäftigt die Forschung die Frage, welche Themen aus den
Parteiprogrammen höher gewichtet werden; die die sozialen oder die ethnischen Fragen?
Im Hinblick auf Albanien sind besonders zwei Parteien für die deutlichen Auswirkungen in der
Politik des albanischen Staates seit den 1990er Jahren (und weiterhin) zuständig. Es ist die
Demokratische und die Sozialistische Partei. Aus dem Kosovo sind drei Parteien von Interesse.
Die Rolle der Demokratischen Liga des Kosovo war entscheidend für die Entwicklung des
Kosovo seit den 1990er Jahren (und weiterhin) sowohl vor, als auch nach dem Krieg. Der
Beitrag der Demokratischen Partei des Kosovo bezieht sich insbesondere auf die Entwicklung
der Demokratie und des Parlamentssystems, außerdem leistete diese Partei wichtige Arbeit bei
der Staatsgründung des Kosovo. Was die Bewegung Selbstbestimmung angeht, besteht hier ein
Ausnahmefall. Diese Bewegung ist nicht nur in der politischen Szene im Kosovo, sondern auch
im gesamten albanischen Gebiet als eine Partei, die die nationalistische Strömung vertritt,
bekannt. Sie ist die drittgrößte Partei im Parlament des Kosovo und im Begriff des stetigen
- 158 -
Wachstums. Diese Bewegung provozierte eine heftige Debatte in der kosovarischen
Gesellschaft insbesondere bezüglich der Verhältnisse zu Serbien und ihrer Position gegen die
unmittelbare Beteiligung der internationalen Gemeinschaft am politischen Leben im Kosovo.
Außerdem regiert diese Bewegung seit dem Jahr 2013 in der Hauptstadt Prishtina.
In Mazedonien haben beide Parteien eine entscheidende Rolle in den schwierigsten Zeiten der
albanischen Ethnizität in Mazedonien gespielt. Es sind die Albanische Demokratische Partei
und die Demokratische Union für Integration. In Montenegro bezieht sich die Auswahl der
Demokratischen Union der AlbanerInnen auf die Tatsache, dass sie eine der ältesten Parteien
ist. Diese ist insbesondere wegen ihrer Rolle in der Schaffung des Ministeriums für
Menschenrechte und Minderheitsrechte bekannt. Diese Partei ist auch für ihren maximalen
Beitrag in der Aufrechterhaltung der politischen Stabilität in Montenegro bekannt,
einschließlich der Unterstützung des albanischen politischen Beistands in Montenegro im Jahr
2006. Außerdem beschäftigt sich diese Arbeit mit der Neuen Demokratischen Kraft. Diese
Parlamentspartei der albanischen Ethnizitätbesteht wehement auf die Entwicklung der
albanischen Ethnizität in Montenegro.
Schließlich findet noch die Partei für Demokratische Handlung im Preševo-Tal in Serbien
Beachtung. Diese Partei leistete seit den 1990er Jahren einen außergewöhnlichen Beitrag für
die albanische Ethnizität in Serbien. Seit ihrer Gründung ist sie eine parlamentarische Partei,
die auch schon jahrelang in der albanischen politischen Szene im Preševo-Tal tätig ist. Diese
Partei verweigerte nach dem Konflikt des Jahres 2000 im Preševo-Tal die Teilnahme an den
Parlamentswahlen in Serbien und ist mehr oder weniger für ihre radikale Position in Bezug auf
die albanische Frage bzw. die Vereinigung mit dem Kosovo bekannt. Diese politischen
Parteien bestimmen mehr oder weniger auch die künftige Politik ihrer Staaten bzw. die der
Balkanregion, hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter, der Religion, der Frage der
albanischen Ethnizität, die guten nachbarschaftlichen Beziehungen und die euro-atlantische
Integration.
- 159 -
Relevante Parteien in Albanien
Partia Demokratike Shqipërisë
PDSH
Demokratische Partei Albaniens
DPA
Partia Socialiste Shqipërisë
PSSH
Sozialiatische Parteie Albaniens
SPA
Lidhja Demokratike e Kosovës
LDK
Demokratische Liga Kosovos
DLK
Partia Demokratike e Kosovës
PDK
Demokratische Partei Kosovos
DPK
Lëvizja Vetëvendosje
VV
Bewegung Selbstbestimmung
BS
Demokratische Union für Integration
DUI
Albanische Demokratische Partei
ADP
Relevante Parteien im Kosovo
Relevante Parteien in Mazedonien
Bashkimi
Demokratik
për BDI
Integrim
Partia Demokratike Shqiptare
PDSH
Relevante Parteien in Serbien
Partia për Veprim Demokratik
PVD
Partei für Demekratische Handlung
PDH
Partia Demokratike Shqiptare
PDSH
Albanische Demokratische Partei
ADP
Relevante Parteien in Montenegro
Unioni Demokratik i Shqiptarëve
UDSH
Demokratische Union der Albaner
DUA
Forca e Re Demokratike
FRD
Neue Demokratische Kraft
NDK
Tab. 10: Relevante albanische Parteien im Balkanraum
- 160 -
IV Albanische politische Parteien im Balkanraum
4.1 Besonderheiten des albanischen Parteiensystems und der
Parteiprogramme im albanischen Balkanraum
Nach der Auflösung des Kommunismus vor 26 Jahren bewegten sich die Parteiensysteme im
albanischen Balkanraum in Richtung der westlichen demokratischen Parteiensysteme. Doch
bei einem genaueren Blick hinter die Kulissen stellt sich heraus, dass die Parteiensysteme im
albanischen Balkanraum doch von der Vergangenheit beeinflusst werden. Ein Hindernis, das
von besonderer Bedeutung ist, ist hier der ethnische Konflikt im ehemaligen Jugoslawien, der
seine Auswirkungen u.a. auf die soziale Aushöhlung und der nichtwirtschaftlichen
Transformation usw. gezeigt hat, wobei die albanische postkommunistische Politik durch den
starken Wettbewerb zwischen zwei politischen Parteien gekennzeichnet ist: die Demokratische
Partei (DP) und die Sozialistische Partei (SP). Von daher kann man das Modell von Lipset und
Rokkan, anhand des sozialen-politischen Engagements des westlichen Modells, erst ziemlich
spät im albanischen Balkanraum erkennen. Vor allem im Kosovo und Albanien wird zwar eine
Zuständigkeitsteilung
zwischen
den
Behörden
(Verwaltung,
Gesetzgebung
und
Rechtsprechung) verkündet, dennoch besteht innerhalb dieser Behörden, insbesondere in der
Verwaltung, eine politische Intra-Referenz. Immer bezugnehmend auf einen Fortschrittsbericht
der europäischen Kommission, welcher jedes Jahr über die Fortschritte in bestimmten Kriterien
der Kandidatenländer für die EU-Mitgliedschaft wie Albanien und den potentiellen Kandidaten
wie dem Kosovo, Auskunft gibt. Im Anbetracht der Bewegungen des westlichen Balkans in
Richtung der EU-Integration und in Bezug auf diese problematischen Punkte, hat sich das
Parteiensystem im albanischen Balkanraum zwar in eine Demokratie gewandelt und zeigt
eineVielfalt der Parteien auf trotzdem bleibt noch viel zu tun. Dennoch sind Tendenzen
hinsichtlich der Entwicklung und Gründung eines europäischen Parteiensystems deutlich
erkennbar.
Bezüglich der Modernisierung des Parteiensystems besteht der Zusammenhang mit der
repräsentativen Demokratie im albanischen Raum wie z.B. in Albanien (die DP und SP) und
im Kosovo (die DPK, DLK und BS), wo ein polarisierendes Mehrparteiensystem vorherrscht.
Das bedeutet, dass viele Unterschiede zwischen den linken und rechten Parteien bestehen. Dies
- 161 -
spricht jedoch nicht die albanischen ethnischen Parteien in Mazedonien, Montenegro und
Serbien an.
Jedes Parteiprogramm steht für eine bestimmte Ideologie oder, besser gesagt, werden mehr
oder weniger Maβnahmen und konkrete Ziele zur Verfügung gestellt, die die Tätigkeit der
Parteien bestimmen. Es scheint also, dass die wichtigsten Merkmale einer Partei, das
Programm, die Identität und die Ideologie sind. Grundsätzlich gibt es drei Haupttypen von
Parteiprogrammen: das politische Programm, das Wahlprogramm und das Regierungs- bzw.
Koalitionsprogramm. Trotz der Betrachtungsweise der Orientierung, Ideologie, des Inhalts und
der Zeit, stehen diese Parteien im Zusammenhang zueinander. Das politische Programm stellt
die Identität und Ideologie der Partei grob dar. Während das Wahlprogramm sich hauptsächlich
darauf konzentriert, das Versprechen zu den verschiedenen politischen Projekten abzugeben.
Das Regierungs- bzw. Koalitionsprogramm stellt politische Projekte für die kommenden vier
Jahre zur Verfügung.
Aber im Hinblick auf die Durchführung der Parteiprogramme ist dies hauptsächlich von dem
guten Willen der Regierung abhängig, oder vom Ausgangspunkt der Koalitionsgründung mit
der Partei, die den größten Anteil im Parlament hat. Dies ist wahrscheinlich eine der
wichtigsten Fragen, mit denen sich die politischen Parteien heutzutage beschäftigen, weil,
während der Wahlkampagnen vor allem die Oppositionsparteien detaillierte Programme
erarbeitet werden, sind sie, wenn sie an die Macht kommen, oft dazu gezwungen weiterhin die
Programme der vergangenen Regierung umzusetzen. Auf der einen Seite stellt das
Regierungsprogramm ein zwischen den Koalitionsparteien und der Finanzpläne abgestimmtes
Programm dar. Auf der anderen Seite werden in diesem Programm detaillierte Projekte für den
künftigen vierjährigen (oder längeren) Zeitraum dargestellt. Diesbezüglich kann es auch
vorkommen, dass es Reduktionen oder Begrenzungen der Reichweite der versprochenen
Politik während einer Wahlkampagne gibtHier braucht es zum einen den Kompromiss mit den
Koalitionspartnern und zum anderen die finanzielle Kalkulation für jedes Projekt.
Theoretisch und praktisch ist das Regierungsprogramm oder Koalitionsprogramm stark von
der politischen und ideologischen, inhaltlichen und finanziellen Überzeugung abhängig.
Obwohl bei den Parteiprogrammen der albanischen Parteien oft das Gefühl wegen politischen
Interessen praktisch auf Null reduziert wird. Trotzdem haben die albanischen politischen
Parteien im Inneren eine Menge an ideologischen Prioritären, die in verschiedene Ebenen
- 162 -
eingeteilt werden. Deshalb besteht eine empfindliche Lücke zwischen den echten Interessen
und der im Programm genannten Positionen.
Aus diesem Grund stellen die politischen Parteien vor ihren Wählern oft eine umfangreiche
Plattform dar, um so flexibel und pragmatisch wie möglich zu sein. Es kann aber auch
vorkommen, dass sie Unvereinbarkeit zueinander darstellen wenn beispielsweise
die
politischen Parteien im albanischen Raum auf der einen Seite kostenfreie Gesundheitsdienste
fördern, während gleichzeitig private Krankenhäuser angeblich wegen der Entwicklung der
Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden.
Im Zusammenhang mit den vorherrschenden politischen Trends und dem Sturz des
Kommunismus wird die Sachlage in Albanien genauer erläutert, hier im Hinblick auf die
verschiedenen sozialen Gruppen, als Folge des Zusammenbruchs des Kommunismus und der
drastischen neoliberalen Reformen. Allerdings ist in den Parlamentswahlen der letzten Jahre
im albanischen Raum eine Sensibilisierung in Bezug auf die Darstellung des Programms, als
Lösung für die Gesellschaftsprobleme zu bemerken. Obwohl der Parteiführer immer noch eine
entscheidende Rolle im Wettbewerb der Parteien, im Vergleich zum Programm, spielt. Trotz
all dieser Hindernisse haben die albanischen Parteien im Balkanraum, insbesondere in
Albanien, dem Kosovo und in gewissem Maß auch in Mazedonien (als ethnische Parteien) eine
milde Parteiideologie. Während die albanischen Parteien in Serbien und Montenegro als
ethnische Parteien orientiert sind.
4.1.1 Albanische Parteien im Porträt
Im Rahmen dieser Untersuchung ist es notwendig die Platzierungen der albanischen Parteien
in den Nationalwahlen (2012-2014), in den Ländern des Westbalkans darzustellen. So dass
eine Übersicht vorliegt, welche Partei in den gegenseitigen Parlamenten zu wie viel Prozent
vertreten wird und welche Partei in der Position und Opposition steht, auch bezüglich der
albanischen ethnischen Parteien.
Bei den Parlamentswahlen 2013 in Albanien kämpften zwei große Bündnisse gegeneinander.
Auf der einen Seite stand das SP-Bündnis mit der Allianz für ein europäisches Albanien, die
mit 57,63 % der Stimmen der absolute Wahlsieger war, und auf der anderen Seite das DP- 163 -
Bündnis mit der Allianz für Arbeit, Wohlstand und Integration, das 39,46 % der Stimmen
verzeichnen konnte.650
Im Kosovo gewann die DPK (30,38 % der Stimmen) die vorgezogenen Parlamentswahlen
2014, gefolgt von der DLK (25,24 % der Stimmen) und der SB (13,59 % der Stimmen). 651
In den vorgezogenen Wahlen in Mazedonien 2014 hat die DUI 19 Sitze (13,47 % der Stimmen)
im mazedonischen Parlament gewonnen und wurde somit Teil der Regierungskoalition (20142018),652 während die ADP insgesamt 7 Sitze (oder 5,82%) in der Versammlung der Republik
Mazedonien gewinnen konnte.653
In den Parlamentswahlen in Serbien 2012 hat die PDH zwei Mal (ose 0.72%), während die
andere Partei, die ADP kein Mandat gewonnen hat, weil sie die Parlamentswahlen
boykottierte.654
In Montenegro (2012) hat die Neue Kraft (NDK) in den Wahlen ein Mandat mit einem
Abgeordneten-Sitz (zusammen mit der Koalition Kraft für die Vereinigung: 1,47% der
Stimmen) gewonnen, ebenso hat auch die andere albanische Koalition ein Mandat (1,07 % der
Stimmen) gewonnen, während die DUA (0,8 % der Stimmen) nicht in das montenegrinische
Parlament einziehen konnte.655
4.1.2 Die Demokratische Partei Albaniens (DPA)
Nach dem Sturz des Kommunismus kam es in Albanien zur Gründung und Entwicklung der
politischen Parteien o und zur Entwicklung des pluralistischen Parteiensystems. D.h. mit der
Etablierung des demokratischen Systems und des politischen Pluralismus wurden in Albanien
neue Parteien gegründet. Eine der wichtigsten Parteien in Albanien war die DPA. Nach dem
650
Vgl. http://www.cec.org.al/Portals/0/Documents/CEC%202013/zgjedhje-perkuvend/2013/zgjedhje_2013_web/lidhja_2.pdf (Zugriff am 10.01.2015)
651
Vgl. http://www.kqz-ks.org/Uploads/Documents/Rezu%20-%20Nivel%20Vendi%20%20sipas%20subjekteve_peufawqvmc.pdf (Zugriff am 10.02.2015)
652
http://www.sobranie.mk/bashkimi-demokratik-per-integrim-2014-al.nspx (Zugriff am 18.05.2015)
653
http://www.sobranie.mk/partia-demokratike-shqiptare-2014-al.nspx (Zugriff am 18.05.2015)
654
Vgl. http://www.vesti-online.com/Vesti/Srbija/223027/PARLAMENTARNI-IZBORI-SNS-73-DS-68mandata-SRS-ispod-cenzusa oder http://www.vreme.com/cms/view.php?id=1182625 (Zugriff am
17.010.2014)
655
Vgl. https://crnogorskapitanja.wordpress.com/2012/10/27/konacni-rezultati-izbora-2012/ (Zugriff am
17.12.2014)
- 164 -
außergewöhnlichen Einsatz der damaligen intellektuellen Elite wurde im Dezember 1990 die
Demokratische Partei Albaniens gegründet.656 Diese neue politische Kraft wandelte sich in eine
kompromissbereite Partei um, die die Interessen der verschiedenen Gruppen berücksichtigte.
Also stellte sich die DP als würdige Vertreterin der europäischen Demokratie und Normen vor.
Es konnte der Eindruck erweckt werden, dass diese Partei in der Lage sei die Interessen der
gesamten Gesellschaft zu vertreten.
Die DP kam 1992 in Albanien an die Macht und regierte das Land bis 1997 und ebenso im
Zeitraum von 2005-2013. All die Tätigkeit, Organisation und Position der DP (und der anderen
demokratischen Kräfte) führte in Albanien zu einer Entwicklung der Demokratie, die dem Land
fast ein halbes Jahrhundert lang gefehlt hatte. In diesem Zusammenhang wurde die moderne
Entwicklung der Gesellschaft im Hinblick auf die Einhaltung der Menschenrechte gefördert,
freie Wahlen garantiert, der Parlamentarismus eingesetzt, eine Machtteilung vollzogen, die
freie Marktwirtschaft, die europäische Integration uvm. gefördert. Obwohl es aufgrund der
fehlenden Sachverständigen, Menschen mit klaren Ideen und Vorstellungen für die
Bestimmung des Entwicklungsmodells gegeben hat, stand man vor außerordentlichen
Schwierigkeiten. Hier muss die Erinnerung an die fast 45 Jahre andauernde Isolation Albaniens
von der Außenwelt wachgerufen werden. Selbstverständlich hat diese vielschichtige negative
Folgen gehabt, die beispielsweise 1997 in Massenprotesten zum Ausdruck kamen. Es muss
betont werden, dass die albanische Wirtschaft zu dem Zeitpunkt die schwächste im Westbalkan
war. Trotz dieser Schwierigkeiten schaffte es die DP im Zeitraum von 1990 - 2000 einige Ziele
wie den vehementen Einsatz gegen den Kommunismus, die Marktfreiheit, die dem Land die
Wege in Richtung Westen öffnete und die Modernisierung und allgemeine Integration von
Albanien in die euro-atlantischen Strukturen zu erreichen. Unter der Regierungsperiode der DP
wurde Albanien Mitglied der NATO. (Das war auch das erklärte Ziel der anderen linken
Parteien). Allerdings tätigte die DP des Öfteren nationalistische Äußerungen. Der aktuelle
Parteivorsitzende der DP ist Lulzim Basha. Gemäß dem Parteiprogramm und iherer Tätigkeit
ist die DP eine rechtsorientierte Partei, die außerdem Mitglied im Netzwerk der Rechts Parteien
in DZI657 und EVP ist.658
656
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S.697
Vgl. http://idc-cdi.com/en/parties/ (Zugriff am 24.12.2016)
658
Vgl. http://www.epp.eu/parties-and-partners/ (Zugriff am 16.12.2015)
657
- 165 -
4.2 Die Sozialistische Partei Albaniens (SPA)
Die SPA ist ie Nachfolgepartei der ehemaligen Arbeiterpartei in Albanien und wurde 1991
gegründet. In der damaligen Zeit die Mehrheit der Bevölkerung gegen sozialistische Elemente
in der Politik, da die albanische Bevölkerung stark unter dem kommunistischen Regime
gelitten hat. Also war die Partei in der Wahrnehmung der postkommunistischen Gesellschaft
nichts Anderes als ein ex-kommunistisches politisches Produkt. Logischerweise musste sich
die SP zuerst mit sich selbst beschäftigen und sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen,
gleichzeitig musste sie die neue Idee der linken Parteien in Albanien aufbauen. Somit wurde
von der SP verlangt, dass sie zu Beginn der 1990er Jahren ein neues Profil, als politische Kraft
die gegen die kommunistische Ideologie erstellt und sich vollständig von der Ideologie der
Arbeiterpartei distanzieren würde.Auch verkündete die SP in der politischen Plattform eine
neue politische Orientierung, in Richtung der Marktfreiheit und der Europäischen Union,
einzuschlagen.659 Das passierte auch nach dem Erlangen der Macht der von 1997 - 2005. Die
SPsetzte
noch
viel
tiefergreifende
neoliberale
Reformen
um,
insbesondere
im
Wirtschaftsbereich und durch die Privatisierung der staatlichen Hauptunternehmen. Es sind
jedoch noch einige Elemente aus der ideologischen Vergangenheit vorhanden geblieben wie
z.B. die Interpretation von einigen wichtigen, historischen Erzählungen, als Erbe der Linken,
der nationale Befreiungskrieg und die Modernisierung/ Industrialisierung des Landes während
der Zeit des kommunistischen Regimes, die die Partei ausmachen. Trotzdem enthält die
politische Hauptplattform der SP (1990-2000) den Auftrag für den Einsatz für den regionalen
Frieden und die Demokratie, aufgrund der Konflikte im ehemaligen Jugoslawien und
insbesondere im Kosovo. Albanien wurde von der SP in den Jahren 1997-2005 regiert. Diese
Partei hat auch in die letzten Wahlen die Regierung für die Amtsperiode 2013-2017 gewonnen.
Der Parteivorsitzende der SP ist Edi Rama. Die Sozialisten unterstützen wie die Demokraten
die Mitgliedschaft in den euro-atlantischen Strukturen. Die SPA ist mehr in Richtung der
sozialdemokratischen Politik orientiert und ist Mitglied der Internationalen Sozialisten660 und
der SPE als associate Party.661
659
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S.693-694
Vgl. http://www.socialistinternational.org/viewArticle.cfm?ArticleID=11 (Zugriff am 16.01.2015)
661
Vgl. http://www.pes.eu/parties#Albania (Zugriff am 23.07.2015)
660
- 166 -
4.2.1 Die Demokratische Liga Kosovos (DLK)
Im Jahre 1989 erlaubte das ehemalige jugoslawische Regime die Gründung der politischen
Parteien. Im Kosovo wurde durch eine derartige Organisation erstmalig die Demokratische
Liga des Kosovo gegründet. Es ist die Erste albanische Partei im ganzen albanischen Raum (im
ehemaligen Jugoslawien und Albanien).662 Deshalb kann sie als erste albanische Partei nach
dem Zusammenbruch des Kommunismus betrachtet werden. Hier sollten die Umstände unter
denen die LDK (DLK) gegründet worden ist, dargestellt werden. Sie war eine Vereinigung der
Volksbewegung und eine Widerstandsorganisation gegen die serbische klassische Herrschaft
unter dem Regime von Slobodan Milošević. Ibrahim Rugova, der historische Präsident wie ihn
die Parteianhänger der DLK genannt haben, war der Hauptgründer dieser Partei. Er war bis
zum Jahr 2006 Parteivorsitzender, während die Partei aktuell von Isa Mustafa geleitet wird. In
Bezug auf die Nachkriegszeit und auf die Zeit nach der Unabhängigkeitserklärung von Kosovo
ist die DLK vom ideologischen Aspekt her ein Subjekt der Mitte Rechte Parteien mit starken
Eigenschaften des Konservatismus. Die DLK ist Mitglied der EPP- Europäischen
Volkspartei.663 In den Ersten Wahlen nach dem Krieg im Jahr 2001 und 2004 war sie die Erste
Partei im Kosovo. Die Hauptplattform im Rahmen des politischen Programms unterstützt die
europäische Perspektive.664 Damit steht fest, dass die jene, die heute von dieser Partei vertreten
werden, die Marktfreiheit, Anwälte der Menschenrechte und Gleichberechtigung für alle,
unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit unterstützen.665
4.2.2 Die Demokratische Partei Kosovos (DPK)
Die DPK wurde 1999 nach dem Kosovokrieg gegründet. Zu Beginn war sie die Partei für den
demokratischen Fortschritt (PPDK), bis zur ersten Wahlversammlung im Jahr 2000, wo der
Name der Partei in die Demokratische Partei des Kosovo geändert und der Parteivorsitzende
Hashim Thaçi gewählt worden ist. Thaçi war seit der Gründung Parteivorsitzender der DPK,
Vertreter der UÇK in den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Rambouillet (1999),666
662
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S.470
http://www.epp.eu/parties-and-partners/ (Zugriff am 24.12.2015)
664
Vgl. DLK Parteiprogramm “Für europäische Perspektive” Prishtine, 2012, S. 15-20 (alb. LDK Programi
partiak “Për perspektivën evropiane” )
665
Vgl. DLK Parteiprogramm S.4-7
666
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S.474
663
- 167 -
Ministerpräsident des Kosovo (2007 bis 2014), Präsident der Republik Kosovobis 2016.
Aktuell wird die Partei von dem Parteivorsitzenden Kadri Veseli geleitet. Die DPK ist als
Nachfolgepartei der politischen Strukturen der UÇK bekannt. Sie wird auch durch die
militärische Identität gekennzeichnet. Obwohl im Parteivorsitz auch AkademikerInnen und
Mitglieder der Zivilgesellschaft vertreten sind.667 Der Stellvertretende Parteivorsitzende der
DPK, Kuqi sagte, dass die Entwicklung der DPK sehr groß gewesen ist. Dafür nennt er drei
Gründe: 1. Die Marktwirtschaft im Sinne des politischen Marktes. 2. Die junge Parteivorsitz
und der junge Parteivorsitz ändern sich; sie waren also nicht konservativ und die DPK ist mit
der Zeit reif geworden.668 Die DPK war die Siegerpartei der Wahlen 2007 (und bis 2014 an der
Macht) und zusammen mit der Koalition, mit der DLK haben sie sich auf die
Unabhängigkeitserklärung des Kosovo (2008) vorbereitet. Vertreter der DKP erklären selbst,
dass sie rechtsextrem sind, jedoch auch konservative Eigenschaften in Bezug auf die Erhaltung
derTraditionen haben. Die DPK unterstützt die religiöse Neutralität des Kosovo, was nicht mit
der öffentlichen Politik verwechselt werden darf. Sie treten also für einen säkularen Staat ein
und verhalten sich respektvoll gegenüber der Verfassung des Kosovo.
Durch die politische Plattform unterstützt die DPK die Vorstellung, dass die euro-atlantische
Integration Ziel der Integrationen der AlbanerInnen sind. Um dies zu erreichen, möchte die
DPK, dass der Kosovo schnellstmöglich Mitglied der EU und NATO wird. Natürlich sind die
Verhältnisse zu den USA dafür als besonders anzusehen, aufgrund der Hilfe, die die USA
während des Krieges 1999 bis zur Unabhängigkeitserklärung f geleistet hat. In diesem Punkt
sind sich alle albanischen Parteien im ganzen Gebiet des Balkanraums einig.
4.2.3 Bewegung Selbstbestimmung (BS) Kosovo
Die Ursprünge der Bewegung Selbstbestimmung (BS) liegen in den den Unternehmungen des
Unternehmungsnetzwerks für den Kosovo, das in der Zeit der Okkupation (1997) des Kosovos
durch Serbien gegründet worden ist. Die Bestrebungen wurden weiterhin bis zum Jahr 2005
verfolgt, als die Selbstbestimmungsbewegung als Nichtregierungsorganisation gegründet
667
Interview mit Hajredin, Kuci - Demokratische Partei Kosovos, Minister der Justiz und Vizepräsident der
Demokratischen Partei des Kosovo, am 03.05.2016 in Prishtina
668
Ebd.,
- 168 -
wurde.669 Die Umwandlung erfolgte im Nachhinein (2010) in eine politische Bewegung, als
sie zum ersten Mal an der Gesetzgebung der Republik Kosovo (2010-2014) mit 12,49 % der
Stimmen beteiligt war und mit den vorgezogenen Wahlen für die Gesetzgebung (2014-2018)
mit 13,59 % der Stimmen.670 Der aktuelle Parteivorsitzende des BS ist Visar Ymeri. In Bezug
auf das Programm das BS politisch links orientiert und somit die einzige linke Partei im
Parlament des Kosovo. Das BS hat sich gegen den Einsatz der internationalen Gemeinschaft
im politischen Leben im Kosovo gestellt. Wegen der Position für die Nationale Vereinigung
mit Albanien sind diese Positionen nicht nur als patriotische Bewegungen, sondern auch als
nationalistische Ideologien anzusehen. Jedenfalls sind sie für die Mitgliedschaft des Kosovo in
der EU und der NATO, aber auch ihre Sichtweise zur euro-atlantischen Integration ist für alle
AlbanerInnen als Nation und nicht gesondert für Teile der Volksgruppe oder die Landesteile
in denen sie leben zu sehen.671
4.2.4 Die Albanische Demokratische Partei (ADP), Mazedonien
Die Ursprünge der Albanischen Demokratischen Partei (ADP) entstammen von einer Fraktion
der Partei des Demokratischen Wohlstands der AlbanerInnen mit den damaligen
Parteivorsitzenden Arber Xhaferi, Mendu Thaci und vielen anderen (Thaci ist der aktuelle
Parteivorsitzende). Danach ist sie mit der Demokratischen Volkspartei vereinigt vereinigt
worden und gemeinsam gründeten sie 1997 die Albanische Demokratische Partei.672 Das
Stammprogramm dieser Partei wurde als zu radikal angesehen. Diese Partei verlangte die
Heiligsprechung von Mazedonien je nach ethnischen Strecken. Die ADP verweigerte die
Zusammenarbeit mit der Regierung, ohne vorher einen Kompromiss in den Hauptfragen der
albanischen Gemeinschaft erreicht zu haben. Unter anderem verlangten sie, dass die albanische
Sprache als Landessprache angenommen wird. Trotz der Konflikte und der Rivalität mit der
PDW traten diese zwei Parteien gemeinsam in den Parlamentswahlen 1998 auf und gewannen
so 19 % der Stimmen. Sie hatten insgesamt 25 Abgeordnete, davon 11 von der ADP und 14
669
Vgl. http://www.vetevendosje.org/wp-content/uploads/2013/09/Historik_i_Levizjes_VETEVENDOSJE.pdf
(Zugrif am 09.03.2015)
670
Vgl. http://www.kqz-ks.org/Uploads/Documents/Rezu%20-%20Nivel%20Vendi%20%20sipas%20subjekteve_peufawqvmc.pdf (Zugriff am 10.02.2015)
671
Interview mit Rexhep, Selimi- Bewegung Selbstbestimmung, Abgeordneter des Kosovos Parlament,
Mitglied des Generalrats BS, am 08.03. 2016 in Prishtina
672
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S. 755-756
- 169 -
von der PDW. Unmittelbar nach den Wahlen wurde die ADP zum ersten Mal Koalitionspartner
der mazedonischen Parteien (1998-2001). Diese Partei war auch Teil der Regierung der
nationalen Einheit während und unmittelbar nach dem Konflikt 2001, also im Zeitraum von
2001-2002 und 2006-2008. Dennoch wurde sie anscheindend vom Schicksal der PDW
verfolgt, weil sie während dieser Zeit von den anderen albanischen Parteien, aber auch von
Innen, von der Fraktion der ADP kritisiert worden sind, dass sie zu viele Kompromisse
gegenüber Mazedonien eingegangen wären, ohne wichtige Ereignisse für die albanische
Gemeinschaft zu erzielen. Nach dem Konflikt verlor die ADP den Vorrang innerhalb der
albanischen politischen Kräfte. Heute ist die ADP für ihr Eintreten für radikale Veränderung
der Lage der AlbanerInnen, im Verhältnis zu Mazedonien, bekannt. Die ADP ist dagegen, dass
die AlbanerInenn als Minderheit behandelt zu werden; sie verlangt, dass die AlbanerInnen als
gleichberechtigte Bürger angesehen werden.673 Die ADP ist eine rechtsextreme Partei
innerhalb der albanischen politischen Parteien. Im Rahmen der neuen Plattform der ADP
(2014-2018) wird eine neue Vereinbarung hinsichtlich der Verhältnisse zwischen der
albanischen und mazedonischen Seite gefordert, weil ihrer Meinung nach das OhridAbkommen an Bedeutung verloren hat und neue Standards erforderlich sind.674
4.2.5 Demokratische Union für Integration (DUI), Mazedonien
Die Demokratische Union für Integration (DUI) in Mazedonien hat, im Gegensatz zu den
anderen politischen Parteien in Mazedonien, eine politische Struktur, die nach dem Konflikt
des Jahres 2001 in Mazedonien festgelegt worden ist. Also begibt sich die DUI auf eine
Fortsetzung der Reise oder stellt eine langfristige Bewegung in der Politik dar, die seit den
1980er Jahren eine Verbindung zu dem heutigen Parteivorsitzenden der DUI, Ali Ahmeti, hat.
Die frühe Zeit der Partei ist durch die Studentenproteste der 1980er Jahre und durch die
politische Organisation der LPK bis zum Kosovo-Krieg gekennzeichnet. Die DUI wurde 2001
von den Führern der UÇK, der Befreiungsarmee des Kosovo (von Mazedonien) und
albanischen Intellektuellen gegründet. In dieser Hinsicht wurde die DIU unter extrem
schwierigen Umständen gegründet, weil dies unmittelbar nach dem bewaffneten Konflikt
zwischen den mazedonischen Kräften und der albanischen Guerilla geschehen ist. In dem
Interview mit Junuz, Abdullai - Albanische Demokratische Partei –Macedonia, politischer Berater des
Präsidenten von ADP Menduh Thaci, am 21.04.2016 in Tetovo
674
Vgl. Platform e PDSH-se per periudhen 2014-2018. S.5 (dt. Plattform der ADP für den Zeitraum 2014-2018)
673
- 170 -
Konflikt war Ali Ahmeti, Gründer der DIU, Hauptmann, der den Krieg gegen die
mazedonischen Kräfte anführte. Ahmeti ist weiterhin Parteivorsitzender der DIU. Die meisten
Mitglieder der Parteistruktur wechselten von der UÇK über. In späteren Phasen, nach dem
Ohrid-Abkommen im Jahr 2001, das Verfassungsänderungen und für die Entwicklung der
Albaner in den staatlichen Behörden in Mazedonien garantieren sollte, schloss sich eine große
Anzahl an Staatsbürgern der Partei an. Im Juni 2002 wurde die DUI gegründet und im
September 2002 die DUI das Vertrauen der Mehrheit der albanischen Wähler in den
Parlamentswahlen in Mazedonien gewonnen. Dies als Reaktion der albanischen WählerInnen
gegenüber der ADP, weil sie nicht die Anforderungen der albanischen StaatsbürgerInnen
erfüllt hat. Anscheinend wurde sie vom Schicksal der PDW getroffen. Während dieser Zeit war
die DUI mehr als eine Bewegung tätig. So wird sie auch vom Parteivorsitzenden genannt. Die
DUI ist keine klassische politische Partei, weil in ihrer Struktur ein breites Spektrum der
Gesellschaft beteiligt ist. Die DUI unterscheidet sich von den anderen Parteien, weil ihre
Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten stammen, von gewöhnlichen Staatsbürgern bis hin
zu der Intellektuellen und der KämpferInnen des Konflikts im Jahr 2001.675 Obwohl die DUI
aus der militärischen Struktur stammt, hatte sie in den Wahlen des Jahres 2014 eine
außergewöhnlich
moderne Plattform: für eine stärkere Vereinigung –in Bezug auf die
AlbanerInnen, für eine bessere Entwicklung – in Bezug auf alle StaatsbürgerInnen und zum
Schluss für eine schnellere Integration in die EU und die NATO.
4.2.6 Partei für Demokratische Handlung (PDH) Serbien/Preševo Tal
Die Partei für Demokratische Handlung (PDH) ist eine der ersten albanischen Parteien, nach
der Bildung der politischen Parteien im pluralistischen System des ehemaligen Jugoslawiens
1989. Gegründet wurde diese am 19. August 1990, nach der Demokratischen Liga des Kosovo
und der Demokratischen Progresspartei in Mazedonien. Die PDH bietet eine politische
Plattform der albanischen Ethnizität in Serbien an. Aus diesem Grund war die regionale
Organisation und Tätigkeit der PDH von besonderer Bedeutung. Also erstreckte sich die PDH
nicht nur in Preševo, sondern auch in Bujanovac und Medveđa. In den Ersten
Parlamentswahlen in Serbien im Dezember 1990 hatte die PDH einen Vertreter
Interview mit Fatmir, Besimi- Demokratische Union für Integration – Mazedonia, Mitglied des Zentral
Vorsitzes DUI, am 13.04. 2016 in Skopje
675
- 171 -
(Abgeordneten) im serbischen Parlament. Dann gab es einen Rückzug von den
Parlamentswahlen (2000-2007), wegen dem verhältnismäßigen Wahlsystem in Serbien. In
ganz Serbien war eine Wahleinheit und die inhärente Schwelle für den ersten Sitz im Parlament
war mit der Mindestbedingung, dem Erreichen von 5 % der Wählerstimmen, unerreichbar für
die ethnischen Parteien. Nach dem Jahr 2007 änderte sich das System wieder und die PDH
nahm an allen Parlamentswahlen in Serbien teil. Die PDH führte bis 2003 mit der Gemeinde
Preševo und in zwei weiteren Gemeinden wie Bujanovac (mit einer albanischen Ethnizität von
55 %, 34 % SerbInnen und 9 % Roma) und Medveđa (eine kleine Gemeinde mit 26,17 % oder
2816 AlbanierInnen und 66,57 % oder 7163 SerbInnen), wo sie sie Teil des Gemeinderats ist.676
In Bezug auf das Profil der Partei kann kein richtiges Profil festgestellt werden, weil es eine
ethnische Partei ist, deren Hauptziel die Unterstützung der Interessen von den AlbanerInnen
im Preševo-Tal ist. In dieser Richtung ist eine eindeutige Profilerstellung kaum möglich, da sie
alle Elemente benötigen, um die Interessen der AlbanerInnen zu unterstützen.677 Die PDH
beschäftigt sich aktuell mit Bearbeitung des Parteienprogramms und der Verordnung. Im
Wahlprogramm der Partei (2016-2020) waren die Forschungsthemen für diese vorliegende
Arbeit nicht eindeutig zu finden, deswegen wird das Interview mit dem Parteivorsitzenden
Riza Halimi themtisch für die Forschung von Bedeutung sein und weiterer Forschungsgebiete
bzw. -themen erschließen.
4.2.7 Albanische Demokratische Partei ADP – Serbien/Preševo Tal
Wie schon im Kap. 4.2.6 erwähnt, ist auch bei den AlbanerInnen im Preševo-Tal mit dem
Beginn des politischen Pluralismus der 1990-r Jahre die Idee und Neugier für eine
Selbstorganisation entstanden. Diese Partei stammt von dem unabhängigen demokratischen
Verein ab und in kurzer Zeit wandelte sie sich im August des Jahres 1990 in die Albanische
Demokratische Partei (ADP) um. Die Partei wurde zum Zweck der Unterstützung der
albanischen Identität im Preševo-Tal gegründet. Die ADP bildete mit der PDH bis zum Jahr
2000 eine Fraktion. In den Jahren 1996-2000 hatte sie einen Vertreter/Abgeordneten im
serbischen Parlament. Doch nach dem Beginn des Krieges im Kosovo (1999) und im
676
Vgl. http://www.preshevajone.com/komuna-e-medvegjes-eshte-komuna-me-e-payhvilluar-ne-serbi/ (Zugriff
am 20.11.2015)
677
Interview mit Riza, Halimi- Partei für Demekratische Handlung- Serbien- Preševo-Tal, Präsident des PDH,
Abgeordneter des Serbischen Parlament, am 23.03 2016 in Preshevo
- 172 -
darauffolgenden Krieg im Preševo-Tal (2000-2001) war die ADP sechzehn Jahre lang nicht
mehr im serbischen Parlament vertreten, während sie sich in lokalen Wahlen aufgrund der
albanischen Bevölkerungsdichte von 91 % in diesem Gebiet und in Preševo beteiligen. Damit
möchten sie auch verhindern, dass die 6 % SerbInnenen mit der Gemeinde von Preševo
regieren. Die Gemeinde Preševo ist die größte Gemeinde mit albanischer Ethnizität und wird
von 2004 ständig von der ADP regiert. Auch für die ADP, die eine ethnische ist, lässt sich nur
schwer ein eindeutiges Profil erstellen. Doch erklärt der Parteivorsitzende Ragmi Mustafa, dass
diese Partei im vor dem albanischen politischen Faktor, rangiert es als das Mitte-RechtsPartei.678 Wirklich betonenswert für diese Partei ist, dass sie der Abstimmung der
AlbanierInnen 1992 im Preševo-Tal, für eine politische Gebietsautonomie, mit der Möglichkeit
der Vereinigung mit dem Kosovo, der Partei treu geblieben sind. Diese Partei ist auch für die
Unterstützung der UÇPMP (BAPMB) bekannt.
4.2.8 Demokratische Union der AlbanerInnen DUA - Montenegro
Die Demokratische Union der AlbanerInnen (DUA) ist eine der ersten albanischen Parteien die
1993, nach der Demokratischen Liga von Montenegro, gegründet wurde. Der Parteivorsitzende
von DUA betont, dass diese Partei als Bedürfnis der Zeit entstanden ist. Zu Beginn der 1990er
Jahre gab es in Montenegro nur eine albanische politische Partei, die nicht in der Lage war die
Interessen der AlbanerInnen in Montenegro zu vertreten.679 Es bestand auch die Notwendigkeit
der Entwicklung einer pluralistischen Kultur innerhalb des albanischen politischen Faktors in
Montenegro. Die Küstenstadt Ulcinj ist die Hauptstadt der AlbanerInnen in Montenegro680
(Denn aufgrund der Volkszählung von 2011 hat Ulcinj insgesamt 19.921 Einwohner, davon
14.272 AlbanerInnen, die damit 7.04 % der gesamten Einwohner ausmachen, die albanisch
sprechen.). Deswegen haben auch alle albanischen Parteien ihren Hauptsitz in Ulcinj. Weiters
regierte die DUA von 2002 bis 2011 die Stadt Ulcinj. Die Partei ist sich auch in anderen
kleineren Gemeinden wie Tuz, Plave, Gusi und Rozhaje vertreten. Selbstverständlich ist aus
der Sichtweise einer ethnischen Partei wie die DUA die politische Hauptplattform die
Interview mit Ragm,i Mustafa -Albanische Demokratische Partei – Serbien- Presevo Tal, Präsident des ADP,
Bürgermeister von Presevo, am 23.03 2016 in Preshevo
679
Interview mit Mehmed, Zenka - Demokratische Union der Albaner – Montenegro, Präsident des DUA, am
02.04. 2016 in Ulqin
680
Vgl. http://www.monstat.org/userfiles/file/popis2011/saopstenje/saopstenje(1).pdf ( Zugriff am 04.03.2015)
678
- 173 -
Entwicklung der AlbanerInnen in der Republik von Montenegro. Die DUA führte schon im
Jahr 1997 das Ministerium für Menschen- und Minderheitsrechte,681 als sie die PDS –
Sozialdemokratische Partei von Milo Djukanovic unterstützte.
In der Tat bestand die DUA auf die Gründung dieses Ministeriums, für die Unterstützung der
ethnischen Minderheiten in Montenegro. DUA spielte eine wichtige Rolle in der
Aufrechterhaltung der politischen Stabilität in Montenegro und unterstützte den albanischen
politischen Faktor für die Unabhängigkeitserklärung von Montenegro im Jahr 2006. Obwohl
die DUA eine ethnische Partei ist, wird sie als Mitte-Rechts-Partei gekennzeichnet.682 Der
aktuelle Parteivorsitzende der DUA ist Mehmed Zenka. Das politische Ziel der DUA ist es ein
Bindeglied zwischen den Verhältnissen von Montenegro, Albanien und Kosovo zu sein. Durch
die guten beidseitigen Verhältnisse werden die Minderheitsrechte dieser Staaten
weiterentwickelt. Deshalb treten sie auch für die Mitgliedschaft zur NATO und einem Beitritt
in die EU ein.
4.2.9 Neue Demokratische Kraft NDK – Montenegro
Die Neue Demokratische Kraft (NDK) ist die zweite ethnische Partei, die in Montenegro im
Jahr 2005 von AlbanerInnen gegründet worden ist. Der Hauptsitz dieser Partei ist ebenfalls in
Ulcinj. Diese Partei ist als Initiative der Gesellschaftsaktivisten entstanden. Die Partei wurde
gegründet, um die Auseinandersetzungen der albanischen Ethnizität in Montenegro zu lösen.
Genc Nimanbegu ist der Meinung, dass die patriotischen Slogans und Aufforderungen nicht
ausreichend sind, denn eine Bevölkerung benötigt auch wirtschaftlichen Wohlstand, um zu
überleben.683 Die NKD ist aktuell mit einen Vertreter aus der Koalition Kraft für Vereinigung
im montenegrinischen Parlament vertreten. Der Parteivorsitzende der NDK ist Nazif Cungu.
Auch diese Partei führte und führt mit Ulcinj. Als albanische ethnische Partei ist ihr Ziel und
ihre politische Plattform die Entwicklung der albanischen Ethnizität in Montenegro.
Siekämpfen für die Umsetzung der Europäischen Konvention für Menschenrechte, Ausbildung
in der Muttersprache in allen Studen, die Anwendung der Nationalsymbole, die
681
Vgl. Bugajski, Janusz (2002) S. 512
Interwiev Mehmed, Zenka DUA 02.04. 2016
683
Interview mit Genc, Nimanbegu - Neue Demokratische Kraft– Montenegro. Abgeordneter des Montenegros
Parlament 2012-2016. Mitglied des Generalrats NDK, und Vorsitzender des albanischen Nationalen Rat für
Montenegro, am 06.05.2016 in Ulqin
682
- 174 -
Dezentralisierung und viele andere Punkte, auch in Zusammenhang mit der Zukunft von
Montenegro in der EU und der NATO.684 Klar ist die NDK für die Mitgliedschaft von
Montenegro in den euro-atlantischen Strukturen. Doch glaubt die NDK, dass, wenn
Montenegro Teil der Europäischen Union sein möchte, sollte die aktuell schlechtgestellte Lage
der Minderheitsrechte insbesondere der albanischen Minderheit, verbessert werden.
4.3 Politische Orientierung der Albanischen Parteien
Durch die Forschung in diesem Kapitel stellt sich heraus, dass die ersten albanischen
politischen Parteien im Balkanraum zu Beginn der 1990er Jahre gegründet worden sind. Es ist
also ein relativ kurzer Zeitraum, in dem sich die Parteien, im Sinne der Organisation und der
seriösen politischen Plattform entwickeln, verstärken und etablieren konnten. Abgesehen von
der Zeit und den Hindernissen auf die die albanischen Parteien gestoßen sind, insbesondere im
Kommunismus in Albanien und der 45 Jahre andauernden Isolation, haben sie es trotzdem
geschafft sich nach den 1990er Jahren in ein multidimensionales Parteiensystem einzufinden,
während sich die albanischen Parteien im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien mit der Diktatur
wie der des Slobodan Milošević und den ethnischen Kriegen auseinandersetzen mussten. Doch
haben die politischen Parteien in den letzten 26 Jahren Erfahrung in der albanischen politischen
Szene, im Balkanraum und in Richtung des demokratischen westlichen Parteiensystems
gesammelt. Das heißt, dass sie das demokratisch –pluralistische Parteiensystem umarmt haben,
weswegen man hierfür abschließend festhalten kann, dass eine einigermassen ordentliche
Organisation der Parteien besteht. Nun haben auch die albanischen politischen Parteien in
Bezug auf das Parteienmodell nach Lipset und Rokkan im Balkanraum langsam die Vertretung
des vielseitigen soziopolitischen Einsatzes des westlichen Modells erreicht.
Auch in Bezug auf die albanischen ethnischen Parteien in Mazedonien, Serbien und
Montenegro wurden einige ethnische Parteien gegründet, die die Entwicklung einer
pluralistischen Kultur innerhalb des albanischen politischen Spektrums vertreten. Aus dieser
jahrelangen Erfahrung dieser politischen Organisation im demokratischen Parteiensystem
heraus, begannen die albanischen Parteien demzufolge den Wunsch für die Schaffung von
einem Profil der Partei und die Postionen in den Programmen hinsichtlich bestimmter
684
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
- 175 -
politischen Themen darzustellen. Welche Auswirkungen die kommunistische und
diktatorische Vergangenheit auf den albanischen Raum hatte, zeigt sich unter anderem darin,
dass unter den erforschten Parteien nur zwei von ihnen an der sozialdemokratischen Politik
orientiert sind. Auf der anderen Seite ist die relative Mehrheit der albanischen Parteien rechtskonservativ orientiert (siehe Tab. 11). Das bedeutet aber nicht automatisch, dass die rechten
Parteien mehr für die westlichen oder europäischen Eigenschaften”eintreten würden.
Denn unabhängig von der Regierungspartei werden die Länder des Westbalkans, in diesem
Fall auch die albanischen Gebiete, in allen internationalen Berichten wie Freedomhouse,685
Amnesty International686 und im Bericht der Europäischen Kommission687 als halb-freie
Länder oder Länder mit einer unvollständigen Demokratie dargestellt. Demzufolge werden in
diesen Ländern die Menschenrechte, die Rechte der Minderheiten oder die Freiheit der Medien
verletzt. Die Plattformen unterscheiden sich nur in Nuancen, je nachdem von welcher
Sichtweise aus sie gesehen werden. Alle Parteien behaupten, dass für die europäische
Integration sind, unterstützen die Menschenrechte als Grundstein der zivilisierten Welt,
unterstützen die Mitgliedschaft in der EU und der NATO, während die USA als wichtigster
Partner angesehen wird. Diese Programmpunkte und die anderen Punkte in der
Problemdarstellung werden in Kap. 5 tiefergehend untersucht und im Vergleich dargestellt.
685
Vgl. https://freedomhouse.org/country/albania, oder https://freedomhouse.org/country/kosovo, Vgl. noch
dazu https://freedomhouse.org/country/macedonia (Zugriff am 03.20.2016)
686
Vgl. https://www.amnesty.org/en/countries/europe-and-central-asia/albania/, oder
https://www.amnesty.org/en/documents/eur70/008/2009/en/, Vgl. noch dazu
https://www.amnesty.org/en/documents/eur65/1993/2015/en/ (Zugriff am 03.20.2016)
687
Vgl. http://ec.europa.eu/enlargement/countries/package/index_en.htm (Zugriff am 03.30.2016)
- 176 -
Nr.
Staat
Politische Partei
Grundunsgjahr
Politische Orientierung
1.
Albania
DPA
1990
Mitte Recht Konservativ
2.
Albania
SPA
1991
Social demokraten
3.
Kosovo
DLK
1989
Mitte RechtKonservativ
4.
Kosovo
DPK
1999
Mitte Recht
5.
Kosovo
SB
2010
Social demokraten
6.
Mazedonia
ADP
1997
Regional/etnisch
7.
Mazedonia
DUI
2002
Regional/etnisch
8.
Serbia-Presevo Tal
PDH
1990
Etnisch
9.
Serbia-Presevo Tal
ADP
1990
Etnisch
10.
Montenegro
DUA
1993
Etnisch
11.
Montenegro
NDK
2005
Etnisch
Tab. 11: Albanische politische Parteien im Balkanraum: politische orientierung
- 177 -
V Albanische Parteiprogramme im Balkanraum. Ein Vergleich
Grundsätzlich sind politischen Parteien weltweit Ausdrucksmittel und Befürworter für
Veränderungen in der heutigen Gesellschaft. Die albanischen politischen Parteien spielen eine
zentrale Rolle im EU-Integrationsprozess und in der Demokratisierung der albanischen
Gesellschaft. Durch diese Tatsache haben die albanischen Parteien eine entscheidende Rolle
bei der öffentlichen Verbreitung von Veränderungen in der Gesellschaft des albanischen
Raums inne, denn diese Parteien sind Träger der regionalen, politischen und sozialen Identität
im Land. Jede albanische Partei, die gesamte Ontologie und deren Programmvision, beruht auf
Basis wesentlicher demokratischer Konzepte, nach denen die gesamte politische Haltung, das
Verhalten zu den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, nationalen Phänomenen usw. abgeleitet
wird. In den meisten Fällen wird dies in Übereinstimmung mit den aktuellen Prozessen
manifestiert. Je nach den historischen, politischen und wirtschaftlichen Umständen, hatte das
immer Auswirkungen auf die Parteiprogramme. Natürlich konzentriert sich der Schwerpunkt
der Forschung darauf wie Parteiprogramme auf verschiedene soziale Herausforderungen
reagieren. Wie haben sich Unterschiede in Bezug auf die politischen, sozialen, kulturellen,
nationalen, usw. entwickelt? Wo liegen die Ähnlichkeiten und bewegen sie sich in den gleichen
politisch-programmatischen Linien? Welche Programmpolitik vermitteln die albanischen
Parteien in der Gesellschaft? Auf den ersten Blick ist alles durch das Prisma der
demokratischen Werte zu sehen, insbesondere die Politik der euro-atlantischen Integrationen.
In dieser Hinsicht gilt es die entsprechenden Programme und politischen Einstellungen zu
vergleichen.
Daher, wen wenn man sich auf das vierte Kapitel bezieht, in dem die organisatorischen
Erfahrungen der albanischen politischen Parteien oder deren Anfangsstadien der Entwicklung
und Bildung der Partei analysiert und präsentiert worden sind, steht fest, dass die Entwicklung
und Organisation der albanischen Parteien ab den frühen 1990er Jahren stattgefunden hat.
Hieraus ergibt sich, dass die politische Erfahrung der albanischen Parteien im Balkanraum, in
Bezug auf Aspekte des Programms zeigt, dass sie sich nicht so sehr auf die Einstellungen im
Programm konzentrieren, sondern sich mehr auf die Wahlphasen konzentrieren und erst dann
- 178 -
werden in einigen Parteiprogrammen wesentliche Punkte in Verbindung mit den
Wahlversprechen umgesetzt. Außerdem haben zweifellos die politischen Unruhen auf dem
Balkan, vor und nach dem Kalten Krieg, dazu beigetragen, wie dies am Anfang der Einleitung
und vor allem im dritten Kapitel ausgeführt worden ist.
Wenn man die albanischen politischen Parteien in Albanien betrachtet, sieht man eine extreme
Polarisierung zwischen den beiden großen Parteien DPA und SPA. In diesem Zusammenhang
sieht man, dass das Programm der DPA zu einem großen Teil gleichgeblieben ist oder nur
modifiziert worden ist, vor allem nach der Mitgliedschaft Albaniens in der NATO. So, dass für
die konservative Mitte-Rechts-Partei der freien Markt und die Integration in die EU weiterhin
Priorität hat. Auf der andere Seite steht die SPA als Mitte-Links-Partei, ihrem Programm
priorisieren sie das Wohlergehen der BürgerInnen, während dieses in Bezug auf wirtschaftliche
Programmpunkte zahlreiche Unterschiede aufweist zum Beispiel setzt sich die SPA dafür ein,
das progressive Steuern eingehoben werden. Aber im Laufe der Zeit haben diese beiden
politischen Parteien in Albanien damit begonnen das Bewusstsein für die qualitative
Entwicklung eines Parteiprogramms zu steigern, welches für die Bedürfnisse und
Herausforderungen der heutigen albanischen Gesellschaft geeignet wäre. Damit haben die
politischen Parteien in Albanien, eine zweite wichtige Phase hinter sich, d.h. sie sind
eineVerpflichtung eingegangen, qualitative Parteiprogramme zu entwerfen. Allerdings kann
man nicht in jedem Aspekt sagen, dass diese beiden Parteien in Albanien die politische
Organisation eines Parteiprogramms vertreten, auch wenn beide große Unterschiede im
ideologischen Konzept haben. In den meisten Fällen wirken beide als pragmatische
Wählerparteien.
Wenn man die drei Parteien oder tatsächlich zwei Parteien (DLK, DPK) und eine Bewegung
wie das BS in Kosovo vergleicht, sieht man, dass auch hier das gezeigte Bild n Bezug auf die
Programmentwicklung nicht das Beste ist. Im Kosovo trugen sogar doppelte Umstände dazu
bei wie der Krieg 1999 und die Befreiung des Kosovo von der serbischen Herrschaft, aber auch
die Verwaltung durch die UNMIK bis 2008. Erst in späteren Phasen nach der Unabhängigkeit
des Kosovo, begannen die albanischen politischen Parteien im Kosovo eine besondere
Bedeutung der Parteiprogramme zu entwickeln. Aber das bedeutet nicht, dass sie sich sofort in
eine Partei mit Programm umgewandelt haben. Das BS unterscheidet sich insofern von der
DLK und DPK, dass es betont keine politische Partei ist, sondern eine Bewegung zu sein und
sich in diesem Kontext als postmaterialistisch betrachtet und sich gegen die Herrschaft der
- 179 -
Wirtschaft-Märkte ausspricht. Als solche vorortet sich das Bündnis als sozialdemokratische
oder linke Politik. Zugleich hat es auch nationalistische Elemente, die dieses in seinem BSProgramm, zugunsten eines Referendums, zum Ausdruck bringt, dass auf zwei Wegen die
Vereinigung des Kosovo mit Albanien, im Rahmen des Friedensabkommens, umgesetzt
werden soll. (Die Verfassung und die Gesetze des Kosovo erlauben kein Referendum; das
bezieht sich ausdrücklich auf Artikel 1 Absatz 3 der Verfassung des Kosovos.Es ist klar, dass
die offizielle Politik des Kosovos dies in der Verfassung eingebettet hat, denn: “die Republik
Kosovo hat keine territorialen Ansprüche gegenüber einem Staat oder einem Teil eines Landes
und wird nicht versuchen, die Vereinigung mit irgendeinem Staat oder Teil eines Staates”).688
In Bezug auf die ethnischen albanischen Parteien in Mazedonien, Serbien, im Preševo-Tal und
Montenegro, kann man nicht sagen, dass ihre politischen Plattformen kein Gewicht haben, weil
sie in der Regel ethnische Partei sind und in diesem Zusammenhang die Ideologie kein
Sollgewicht hat. Aber, wenn es eine radikale Orientierung oder einen nicht-institutionellen
Ansatz gibt, kann das ernsthafte Problemen auf dem Balkan produzieren, wie es der Fall beim
bewaffneten Konflikt in Mazedonien zwischen mazedonischen Streitkräfte und der UҪK war
und beim Konflikt im Preševo-Tal zwischen der UCPMB und serbischen Truppen. Doch in
Bezug auf den Wettbewerb innerhalb des albanischen Faktors, in den oben genannten Ländern,
werden die meisten dieser Parteien, von einer Mitte-Rechts-Politik geleitet.
In dieser Hinsicht verfolgen die die albanischen politischen Parteien allgemein eine
(neo)lieberale Politik, auch wenn es geringfügige Unterschiede im Programm gibt wie zu
Themen der Gleichstellung der Geschlechter, der Religion, der albanische Frage etc. Das trifft
allerdings nicht auf das BS zu, welches eine ganz andere Perspektive auf die meisten
Programmpunkte hat. Nun, mit der Ausnahme, dass die albanischen Parteien pragmatische
Partei sind, stellen sie auch gleichzeitig eine kombinierte Parteiorganisationstypologie von
Wählerparteien dar. Erst wenn der Schwerpunkt der Wahlorientierung mit de Mobilisierung
der Mitglieder zu tun hat, es gilt Stimmen zu maximieren, verharmlosen die meisten
albanischen Parteien ihre Ideologie zugunsten des Pragmatismus.
688
Die Verfassung der Republik Kosovo, Artikel 1, Absatz 3
- 180 -
5.1 Die thematischen Schwerpunkte des Parteienvergleichs
Die folgende Analyse konzentriert sich auf die albanischen Parteiprogramme oder deren
politischen Ansichten zum sozialen Thema der Gleichstellung der Geschlechter: wie die
albanischen Parteien dieses Thema wahrnehmen, was die Bedeutung dieses Themas in den
Parteiprogrammen ist usw. Ein weiteres sozialesThema in Bezug zur Partei-Haltung stellt die
Religion dar. Wie offen sind die Parteien für dieses Thema und was ist ihre Programmbotschaft
zur Religion in der Gesellschaft? Die ethnische Frage, steht vor allem im Zusammenhang mit
der albanischen Frage auf dem Balkan; es wird verglichen in welchem Kontext die albanische
Frage in den Parteiprogrammen steht? Zu diesem Thema wird auch untersucht, wie wichtig ist
das Thema der albanische Frage in den Parteiprogrammen ist und welche Möglichkeiten es zur
Lösung dieses Problemsgibt.
Das dritte Thema hat mit den Programmrichtlinien zur euro-atlantischen Integration zu tun. In
diesem Punkt wird das Programm analysiert werden, bezüglich Einstellungen, Integration und
Partnerschaftsprogramm mit der EU und der NATO und in diesem Zusammenhang wird sehr
deutlich beobachtet werden, ob die albanischen Parteien auf dem Balkan für die
demokratischen Werte eintreten, die die EU und die NATO verkörpert. Dieser Aspekt wird
bestimmen, welche Position die albanischen politischen Parteien innehaben, was auch mit der
Nachbarschafts- und Regionalpolitik verknüpft ist.
Auf der Grundlage dieser Programmansichten wird versucht zu überprüfen, ob die dargelegten
Hypothesen der Einleitung dieser Dissertationsarbeit bestätigt werden können oder nicht. Eine
wichtige Unterstützung für diese Arbeit stellen die Interviews mit den Mitgliedern der
albanischen politischen Parteien auf dem Balkan dar. Diese Interviews sind ein zusätzliches
Element, da die albanischen Parteiprogramme in bestimmten Programmfrage manchmal nicht
eindeutig definiert sind, oder wenn die Programme nicht aktuell sind oder es noch keine
Programme gibt oder diese noch nicht veröffentlicht worden sind.
- 181 -
5.2. Gleichstellung der Geschlechter
Zu diesem Thema ist die Demokratische Partei Albaniens (DPA) bzw. sind die Parteiorgane
sowie öffentliche Institutionen dazu aufgefordert, sich für die Gleichstellung der Geschlechter
einzusetzen. Das DP-Programm zu diesem Thema bezieht sich, in der Ausführung sehr
tolerant, auch auf die repräsentative Demokratie Die Gleichstellung der Geschlechter muss
verstanden werden, nicht nur als eine rechtliche Verpflichtung in der Verantwortung für die
Gesellschaft bzw. in der Verantwortung der politischen Parteien, gehört sie gefördert.689
Bei der Sozialistischen Partei Albaniens (SPA) es gibt keinen gesonderten Abschnitt zur
Gleichstellung der Geschlechter, sondern diese ist in dem Punkt zur Familienpolitik formuliert.
Jedoch geht die SPA sehr vorsichtig, dennoch sehr klar damit um.690 Das SPA- Programm
betont, dass die Gleichstellung der Geschlechter wie ein Leuchtturm im Bewusstsein der
Gesellschaft fungiert und, dass auf diese Weise, nach der SPA, nur mit der Chancengleichheit
von Frauen und Männern eine emanzipierte Gesellschaft aufgebaut werden kann. Die SPA hebt
hervor, dass eine Gleichstellung von Frauen und Männern in der albanischen Gesellschaft noch
nicht erreicht ist und, dass lediglich die rechtliche Gleichstellung nicht automatisch echte
Chancengleichheit erzielen kann. Also kann mit der Weiterentwicklung der albanischen
Gesellschaft in dieser Dimension eine Erhöhung des bürgerlichen Bewusstseins hervorgerufen
werden und eine Entwicklung und Wohlstand erreicht werden. Demnach liegt, laut der SPA,
eine Einbeziehung von Frauen, nicht nur in der Verantwortung der Parteiorgane sondern auch
in der Verantwortung der Verwaltung und der Entscheidungsfindung.691 Nach der SPA muss
die Gleichstellung der Geschlechter verstanden werden, nicht nur als moralischer Wert der
Gesellschaft, sondern als umfassende Gesellschaftliche Dimension, die die Voraussetzung für
eine funktionierende Demokratie darstellt. Aus diesem Grund tritt SPA gegen jede Form von
Diskriminierung aufgrund des Geschlechts auf.692
689
Daher verbindet die DP Demokratie mit den Menschenrechten, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit,
ethnischen Minderheiten usw. Aus dieser Perspektive stützt sich die DP auf alle europäischen und
internationalen Dokumente über den Schutz und die Freiheit der Menschenrechte. Vgl. In:
http://www.pd.al/siguria-dhe-liria/
(Zugriff am 19.07.2015)
690
Vgl.alb. PSSH Programi partiak “Per nje rilindje Shqiptare” Tirane S. 54-55 (dt. SPA Parteiprogramm “Für
einen albanische Wiedergeburt “Tirana) 2011,
691
Vgl. SPA Parteiprogramm S.55
692
Daher steht die SPA unter dem Motto "Gleichheit für die gesamte Gesellschaft" für eine gerechtere
Gesellschaft und Solidarität ein. Es ist interessant, dass die SPA in ihrem Programm alle Formen des
- 182 -
Die Demokratische Liga des Kosovos (DLK) behandelt in ihrem Programm die
Gleichstellung der Geschlechter behandelt es in einem Unterabschnitt "DLK Vision der
Gesellschaft", die besagt, dass die DLK wird auf volle Gleichstellung der Geschlechter
verpflichtet werden.693 Das bedeutet, dass DLK für einen großen Parteiischen und
Gesellschaftlichen Schritt bereit ist. Ferner argumentiert, dass affirmative volle Gleichheit nur
erreicht werden kann, wenn die Frau der gleiche Zugang zu Bildung, Arbeit, zu Positionen von
höher Verantwortung im öffentlichen Leben und dem privaten Sektor zur Verfügung gestellt
wird. Ein weiteres starkes Argument in DLK- Programm ist eine echte Gleichstellung zwischen
den Geschlechtern zu erreichen, würde das Kosovo bzw. Kosovo-Gesellschaft gerechtere und
mit Perspektive machen.694 Humane-Vision für die DLK auf die Gesellschaft umfasst alle
Grundsätze der Menschenrechte.695 In diesem Zusammenhang, sie sind eins mit Prinzipien und
Werte der EVP Familie als die Werte der Menschenwürde, der Freiheit des Einzelnen, die
Gleichstellung der Geschlechter usw.
Das Programm der Demokratischen Partei des Kosovo (DPK) hat einen speziellen Bereich
deklariert, um die Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu stärken, der beim Aufbau des Staates
Kosovo ihre Rolle hervorgehoben hat und auch dessen Vertretung in den Institutionen verhaftet
ist. Sie achten auch besonderes auf Herausforderungen, die zukünftig auf die DPK i
zukommen, um sich auf
eine positive Veränderung und Förderung von Frauen in der
Gesellschaft zu konzentrieren.696 Die größte Herausforderung bleibt die gleichgestellte
Einbeziehung von Frauen, der Kampf gegen Vorurteile, die Herstellung der Chancengleichheit
von Frauen und insbesondere die Herausforderungen in ländlichen Gebieten und noch
vorherrschenden Probleme im Erbrecht, besonders auf Sachgüter bzw. Land oder
Liegenschaften bezogen.697 Darüber hinaus bietet die DPK Maßnahmen oder Vision, die
umgesetzt werden sollen, um die Rolle der Frauen zu stärken beispielsweise werden die
Subventionen für Unternehmen erhöht, die eine Frauenquote von 50 % erfüllen. Außerdem
wird der Bau von Kindergärten gefördert, die Frauen die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und
Familie erleichtern sollen.698 Gleichzeitig hat die DKP die Wichtigkeit der Hochschulbildung
Familienlebens und von Partnerschaften unterstützen, was beweist, dass die SPA mehr Aufmerksamkeit auf die
Menschenrechte legen und diese in einer größeren Dimension verstehen.
693
Vgl. DLK Parteiprogramm S.8
694
Vgl. ebd. S.8
695
Vgl. ebd. S.7
696
Vgl. alb. Programi zgjedhor “Misioni i ri. Zhvillim ekonomik dhe punesim” 2014-2018 S. 145-146
(dt.Wahlprogramm DPK “Die neue Mission. Die wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung” 2014-2018)
697
Vgl. Wahlprogramm DPK S. 146
698
Vgl. ebd.
- 183 -
erkannt und tritt dafür ein, dass höhere Bildung für Frauen künftig (kosten)frei sein soll. Dies
umzusetzen, würde vor allem Familien mit geringerem Einkommen helfen, und auch die
Veränderung der Mentalität beeinflussen, vor allem in ländlichen Gebieten. Auch während des
Interviews mit dem Vizepräsidenten Kuqi, kam zum Ausdruck, dass er das Hauptproblem darin
sieht, dass alle bisherigen Maßnahmen bisher als Zumutung empfunden worden sind und nicht
aus Überzeugung gehandelt würde.699 Er ist davon überzeugt, dass die Gleichstellung der
Geschlechter zu einem Umdenken beitragen sollte und betont, dass die DPK die Gelegenheit
gegeben hat, gleich zu sein, aber nicht das ganze Leben positiv diskriminiert werden sollen.700
Kuqi denkt auch, es läge nicht an dem Problem der Gleichstellung der Geschlechter, sondern
an der Wahrnehmung der anderen über die Gleichstellung der Geschlechter. Hier bezieht er
sich vor allem auf die weniger städtischen Gebiete.701 Daher werden das Programm und die
politische Einstellung der DPK auf Richtlinien ausgelegt, dass die Gleichstellung der
Geschlechter nicht als Zumutung des Gesetzes zu verstehen ist, denn sie soll in der Mentalität
der Gesellschaft manifestiert werden.702 (Die Gleichstellung der Geschlechter in Institutionen
muss mit 30 % der Quote erfüllt werden und ist eine gesetzliche Verpflichtung.)
Die Bewegung Selbstbestimmung (BS) – Kosovo: Sie hat keinen gesonderten Abschnitt für
diese Themenstellung. Der Diskurs darüber findet in dem Abschnitt zur Gleichheit aller
Bürger, unabhängig vom Geschlecht, statt. Dennoch sieht das BS es als notwendig an, Raum
für und Gleichheit für Frauen im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben zu schaffen.
Allerdings denkt die BS- Bewegung, dass die rechtliche Gleichstellung nicht wirkliche
699
Interview Hajredin, Kuqi DPK- Kosovo 03.05.2016
Interview Hajredin, Kuqi DPK- Kosovo 03.05.2016
701
Interview Hajredin, Kuqi DPK- Kosovo 03.05.2016
702
In dieser Hinsicht bezieht sich die DPK in ihrem Wahlprogramm (2014-2018) auf die allgemeinen
Grundsätze und Werte der Europäischen Union für eine offene Gesellschaft, die eine Verpflichtung betont,
maximales Engagement um die Kriterien von Kopenhagen zu erfüllen, das heißt, vor allem, dass das Kriterium
der Gleichstellung untrennbar mit Demokratie verbunden ist, ebenso Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und
die Achtung von Minderheiten. Daher gilt es alle internationalen und europäischen Übereinkommen über die
Rechte zu respektieren. Grundrechte und Freiheiten der Bürger, den Schutz der Menschenwürde, der Familie, zu
bestätigen und garantieren: Denn in der Charta der DPK (Artikel 3 Absatz 1 und 2) ist festgehalten, dass
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bedeuten, Grundrechte und Freiheiten der Bürger, den Schutz der
Menschenwürde, der Familie zu garantieren, wie die Freiheit des Denkens, Ausdruck, Solidarität, soziale
Gerechtigkeit und die persönliche Verantwortung eines jeden Bürgers, wie den Grundsatz der
Chancengleichheit und den Schutz der bürgerlichen Werte und ethnische und religiöse Vielfalt in der
Gesellschaft. Diese Haltung der DPK betreffen die grundlegenden Fragen, die eine moderne demokratische
Gesellschaft vertreten. Und dies wird durch die stellvertretende Vorsitzende der Partei, Kuqi, bestätigt, der
betont, dass: Menschenrechte der DNA des Staates sind, und wir als Partei grundsätzlich Unterstützen die
universelle Rechte, die Teil unsere Verfassung sind. Die Reflexion über die Menschenrechte spiegelt die Lehre,
so nenne ich den Grad der Demokratisierung des Landes. Diese Werte und Einstellungen der DPK zeigen einen
offeneren demokratischen Ansatz und nicht zu vergessen, dass die Parteien sehr große Chance haben in vielen
Fragen Meinung zu schaffen. In dieser Hinsicht spiegeln die DPK Haltung zu diesem Thema positiv auf zwei
Ebenen, auf der Institutionellen und gesellschaftlichen.
700
- 184 -
Gleichheit bedeutet, also werden sie sich auf die Schaffung der rechtlichen Infrastruktur
konzentrieren, um die Gleichstellung der Geschlechter in Angriff zu nehmen. In dieser
Richtung, ist das BS ist überzeugt, beschränkt der Ausschluss eines Teils der Gesellschaft deren
(Handlungs) Möglichkeiten.703 Aus diesem Grund fordert die Bewegung aktive Förderung von
Frauen.704
Die Albanische Demokratische Partei (ADP) Mazedonien: Dieses Thema ist in der Plattform
von ADP nirgends zu finden. Obwohl sie öffentlich sagen, dass sie den größten Respekt für
die Gleichstellung der Geschlechter haben. Eine sehr interessante Tatsache ist jene, dass
während des Interviews enthüllt worden ist, dass es in der Periode wo Abdullai, der mit der
Vertretung von Frauen in öffentlichen Einrichtungen betraut ist, Abgeordneter der ADP war
(1998-2002) kein einziges Amt weiblich besetzt war und es keine weiblichen Parteimitglieder
zu dieser Zeit gegeben hat.705 Angesichts dieser Tatsache kann man feststellen, dass albanische
Frauen in Mazedonien wenig Platz, in Bezug auf die Darstellung in öffentlichen Einrichtungen,
eingeräumt wird. Heute gibt es in Mazedonien ein Gesetz das den Respekt und die
Nichtdiskriminierung sowie die Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen regelt. In
diesem Fall kann man sehen, dass die Entwicklung dieses Segments spät eingesetzt hat und
sicherlich mit den unterentwickelten Lösungen der ethnischen Probleme, die in Mazedonien
703
Vgl. Alb. Programipartiak. Zhvillim dhe Shtetndertim. Bashke eshte e mundshme. S.36 (dt. BS
Parteiprogramm. Entwicklung und Aufbau des Staates. Gemeinsam ist möglich).
704
Nach dem BS gibt es ohne Freiheit gibt es keine Demokratie ohne Demokratie gibt es keine Freiheit. Daher
sind, sind die Menschenrechte, Minderheitenrechte, der Pressefreiheit, religiöse Rechte, die Gleichstellung der
Geschlechter und alle Rechte und anderen, in der internationalen und europäischen Geschichte der
Menschenrechte, für das BS Grundsätze der Demokratie und Minderheitenrechte. Nach dieser Logik des BS,
kann nur die Rechtsstaatlichkeit und die echte Demokratie den Bedürfnissen der Bürger gerecht werden,
unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Rasse, Religion, politischer Meinung, Geschlecht usw. Es hat mit der
Tatsache zu tun, dass das wichtigste Motto des BS „der Staat für den/die BürgerIN“ ist. In diesem
Zusammenhang BS besteht und betont die Notwendigkeit einer gleichberechtigten Teilhabe der BürgerInnen an
Beschäftigung, Gesundheitserziehung sowie dem gleichen Zugang zu und der Verteilung von öffentlichen
Gütern. Daher wird gefordert, dass das gemeinsame Vermögen größer und gleichmäßiger verteilt wird, weil es
bisher sehr unfair gegenüber den Bürgern verteilt gewesen ist. In diesem Zusammenhang wird für die Gleichheit
der Beschäftigung, und die Bekämpfung der Wirtschafts- und Bildungsarmut gekämpft und dem Aufbau einer
gesunden Gesellschaft. Für das BS sollte es, auf Basis von universellen menschlichen Dimension der Solidarität,
Vertrauens und soziale Gleichheit, zu schaffen sein. Dies zeigt, dass das BS glaubt, dass es, ohne die Erfüllung
dieser echten und transparenten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und sozialer Gleichheit, schwieriger sein wird
die Achtung der Menschenrechte zu erfüllen. Auch im Interviews mit dem Stellvertreter der Bewegung Rexhep
Selimi, betont dieser, dass das BS die einzige politische Einheit im Kosovo ist, dass den Mut hat, die Einstellung
und Ausrichtung alle Menschenrechte zu respektieren, von den grundlegenden elementaren Rechten bis zu den
Rechten von Homosexuellen. Selimi, glaubt, dass das BS der einzige wirkliche Kämpfer die für Menschenrechte
wäre.
705
Vgl. Inteview Junuz, Abdullai ADP-Mazedonien 21.04.2016
- 185 -
bestanden haben und bestehen, zu tun hat, ebenso mit der wirtschaftlichen und sozialen Lage
des Landes.
Die Demokratische Union für Integration (DUI) – Mazedonien: Über die Gleichstellung
der Geschlechter hat die DUI einen einzigen Abschnitt im Parteiprogramm formuliert,
insbesondere in der Wahl 2008.706 Frauen werden als das Rückgrat der Familie betrachtet,
zuständig für die Erziehung der neuen Generationen usw. Dies bedeutet, dass die politische
Plattform der DUI sich die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern zum Ziel
gesetzt hat. Der Politiker Fatmir Besimi betont, dass die DUI in dieser Hinsicht die AvantgardePartei sei. Auch die DUI hat vorgeschlagen, dass das die Frauenquote mit 30 % in der
Zusammensetzung des mazedonischen Parlaments erfüllt sein soll. Mit den jüngsten
Gesetzesänderungen hat sich diese auf 40 % in den Kandidatenlisten für die Abgeordneten und
in anderer Hinsicht erhöht. Wo es möglich ist, hat die DUI die Rechte der Gleichstellung der
Geschlechter gestärkt und bestätigt.707 In der Plattform von 2014 wird die Gleichstellung der
Geschlechter in Bezug auf die Gleichstellung nur erwähnt , obwohl das die Gesellschaft, mit
den Werten eines demokratischen Systems verbindet, und er deutete an, dass das Fundament
einer demokratischen Gesellschaft auf Nichtdiskriminierung basieren muss und, dass dies
unter der Wahrung des Grundsatzes der Gleichheit für alle passieren muss.708 Deshalb
verpflichtet sich die Partei dazu Toleranz und eine allgemeine Kultur zu schaffen und die
entscheidende Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu fördern.709 Demnach sieht die DUI das
Thema der Gleichstellung der Geschlechter nicht nur als Worthülsen an, sondern als
Bestätigung und Bekräftigung der Präsenz von Frauen in der Gesellschaft.
Die Partei für Demokratische Handlung (PDH) – Serbien / Preševo-Tal: Obwohl die PDH
keinen expliziten Punkt zu diesem Thema im Parteiprogramm haben, haben sie dieses
thematisch als Wahlmotto eingeführt: Durch das Wahlprogramm der PDH wird die Wahrung
des Grundsatzes der Gleichstellung der Geschlechter umgesetzt.710 Währenddessen vertritt der
Präsident Halimi die Position dass, neben dem Gesetz, das f die Geschlechterquoten mit
mindestens einem Drittel in den Parteistrukturen als erfüllt ansieht, die geregelte Beteiligung
an der Vertretung der Geschlechter erforderlich ist. Auch bei den letzten Parteiwahlen zum
706
Vgl. alb. BDI Programi zgjedhor 2008. Me ne fitimtar S.53 (dt. DUI Wahlprogramm 2008. Mit uns als
sieger.)
707
Inteview Fatmir, Besimi DUI 13.04.2016
708
Vgl. Platforma e BDI-se 2014-2018. Program zgjedhor (dt. Plattform der DUI 2014-2018. Wahlprogramm)
709
Vgl. Plattform der DUI
710
Vgl.alb. PDV Programi Zgjedhor 2016 (dt. PDH Wahlprogramm 2016)
- 186 -
Präsidenten einer Parteibranche ist eine Frau Gewählt worden. Dies ist jedoch nur ein kleiner
positiver Schritt, da die tatsächliche Situation nicht zufriedenstellend ist, dass wegen der sehr
schlechten wirtschaftlichen Situation, in der das Beschäftigungsniveau sehr niedrig ist, vor
allem im Preševo-Tal. Folglich scheint es in diesem Zusammenhang nachvollziehbar, dass die
Thematisierung von der Gleichstellung von Frauen von der Politik bisher weniger in Betracht
gekommen ist. Grundsätzlich gelte es als sehr schwierig eine nicht beschäftigte Frau, in das
politische Leben einzugliedern.711 Dieser Ansatz zeigt, dass politische Position der PDH in
dieser Frage sehr klar positioniert und fortgeschritten ist. Dies bedeutet, dass das Problem in
der PDH verstanden worden und gleichzeitig ein Lösungsweg zur Vertretung der Geschlechter
erarbeitet worden ist, was bedeutet, dass die Achtung der Gleichstellung der Geschlechter, mit
Ausnahme des Gesetzes, auch die Verpflichtung bedeutet Frauen im öffentlichen Leben
auftreten zu lassen, da man der Auffassung ist, dass nur so die Gleichstellung der Geschlechter
im Allgemeinen, die Rechtskonformität beider Geschlechter, erreicht werden kann.
Die Albanische Demokratische Partei (ADP) – Serbien / Preševo-Tal: In Bezug auf dieses
Themenfeld hat die Partei keinen gesonderten Abschnitt formuliert, außerdem wird an keiner
Stelle im Parteiprogramm auf die Gleichstellung der Geschlechter verwiesen. Der
Parteivorsitzende Ragmi Mustafa, sagt im Interview, dass die Partei sich bewusst ist, dass die
Gleichstellung der Geschlechter nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Familie
wesentlich ist. Daher würde die ADP daran arbeiten dieses Problem zu bearbeiten und, um die
Frauenquote in öffentlichen Einrichtungen und, wenn es nach ihm ginge, auch in
Führungspositionen anzuheben. Präsident Mustafa (ab 2004) hat, während der Führung des
ADP in den lokalen Behörden in Preševo-Tals, erreicht, dass vermehrt Frauen in führenden
Institutionen wie beispielsweise Schulleitungen oder in gemeinnützigen Einrichtungen
eingesetzt worden sind. Die ADP sei daran interessiert, dass bei den (damals) bevorstehenden
Wahlen 2016 (24. April), in den Wahlkampf-Listen eine größere Zahl an Frauen aufscheinen
soll. Er betont auch, dass die Versammlung der ADP im Jahr 2003 keine weiblichen Mitglieder
hatte, ebensowenig in der Gemeindeversammlung. Sein Versprechen ist, dass die ADP
weiterhin die Rolle der Frauen in der Gesellschaft stärken will, bis sie 50 % erreicht hat und,
dass daran gearbeitet wird.712
711
712
Vgl. Inteview Riza, Halimi PDH - Preševo-Tal 23.03 2016
Inteview Ragmi, Mustafa ADP - Preševo-Tal 23.03 2016
- 187 -
Die Demokratische Union der AlbanerInnen (DUA) – Montenegro: Das Thema der
Gleichstellung der Geschlechter wird ganz am Ende der des DUA-Programms erwähnt und
zwar, ohne eine separate Partition, also mehr als eine Verpflichtung der Partei, in der es heißt:
Die DUA verpflichtet sich weiterhin die Teilnahme der albanischen Frauen an Parteigremien
zu gewährleisten, in Übereinstimmung mit den europäischen Normen.713 Auf der anderen Seite
hat der Parteivorsitzende während des Interviews behauptet, dass die DUA bemüht sei in allen
gesellschaftlichen Bereichen die Gleichstellung der Geschlechter und die Einbeziehung der
albanischen Frauen voranzubringen.714 Das Amt des Vizepräsidenten der DUA ist mit einer
Frau besetzt, außerdem gibt es ein Frauenforum als besonderes Parteiorgan. Außerdem ist die
Frage der Gleichstellung der Geschlechter im Charta-Vertrag enthalten.715 In Bezug auf das
Programm und das Interview wurde festgestellt, dass die DUA eine Tendenz oder ein
ernsthaftes Engagement zur Ermächtigung der Frauen im öffentlichen Leben, in
Zusammenhang mit der Integration Albaniens, vorweisen kann.
Die Neue Demokratische Kraft (NDK) – Montenegro: Die Gleichstellung der Frauen ist in
der Satzung von NDK in Artikel 2, die Gleichstellung der Geschlechter verankert. Diese ist
jedoch nicht eingehend erläutert. Genci Nimanbegu, nimmt während des Interviews eine
positive Haltung bezüglich des Themas ein. Die Partei würde auf volle Gleichheit bestehen und
eine stärkere Vertretung von Frauen in politischen und Parteiischen aktiv leben. Aber auf der
anderen Seite äußerte er auch Skepsis und zeigt Gründe für die geringe Beteiligung der
albanischen Frauen im öffentlichen und politischen Leben im Montenegro auf. Laut
Nimanbegu würde die Politik manchmal als Männerarbeit wahrgenommen, wie er es formuliert
und reflektiert dadurch vielleicht die Haltung zum Beruf des Politikers, der Politikerin als
traditionelle Männerdomäne wider.716 Es zeigt auch die Probleme der Darstellung der Frauen
in das montenegrinische Parlament auf, weil es einer kleinen Gemeinde unmöglich wäre, eine
Frauenquote zu erreichen, die rechtlich erst mit 30 %iger weiblicher Beteiligung als erreicht
gilt. Jedoch können die albanischen Parteien bei den Parlamentswahlen lediglich ein oder zwei
Sitze besetzen und damitdiesen Standard auch bei Parlamentswahlen nicht erfüllen. Um das zu
erreichen, um als politische Einheit ihre Werte zu zeigen, gab es bisher drei Gemeinderäte, an
denen NDK beteiligt war, in denen Frauen als Präsidentin der Gemeinderäte fungiert haben.
Diesbezüglich agiert die NDK vorurteilsfrei und tritt für die volle Förderung und
713
DUA Parteiprogramm 2012
Inteview Mehmed, Zenka DUA- Montenegro 02.04. 2016
715
Inteview Mehmed, Zenka DUA- Montenegro 02.04. 2016
716
Interview Genc, Nimanbegu NDK-Montengro 06.05. 2016
714
- 188 -
Gleichstellung der Geschlechter ein.717 Diese Haltung bestätigt, dass die NDK an
demokratische Werten glaubt, und in diesem Fall ist das Engagement der Gleichstellung der
Geschlechter im Rahmen der Gestaltung der sozialen Mentalität verhaftet.
5.2.1 Das Thema der Religion
Die DPA erwähnt die Religion in Bezug auf die Menschenrechte, im Zusammenhang mit der
Religionsfreiheit. Für die DPA die Religion ist ein Mehrwert für die albanische Nation. Die
DPA hält Religion für mehr als einen sozialen Wert. Menschen sollen ihren Glauben frei
ausleben können, aber auch anderen Religionen gegenüber tolerant sein. 718 Dies wird jedoch
nicht präzisiert, die DPA behauptet, dass die Religion zu einer bestimmten Person gehört. Es
sei wichtig, dass jeder Mensch religiöse Gefühle ohne Angst zum Ausdruck bringen könne.
Die SPA achtet die Möglichkeit der freien Religionsausübung und die Religion selbst; dazu
gibt es einen besonderen Abschnitt im Parlamentsprogramm, in dem argumentiert wird, dass
religiösen Überzeugungen Religion Privatsache der Einzelnen sind, egal welchen Glauben er
oder sie angehört. Für die SPA, die traditionell Toleranz und Harmonie in den interreligiösen
Beziehungen in Albanien hervorgebracht hat, ist es notwendig, dass für die albanische
Gesellschaft Räume für religiöse Praxis und des Glaubens geschaffen werden.719 Dies zeigt,
dass die SPA auf Gleichbehandlung der Religionen und damit auch auf Einhaltung von Werten
einer demokratischen Gesellschaft achtet und dort keine Vorurteile zulässt.
In dem Programm der DLK gibt es keinen Raum für Religion; dieses basiert auf einer
humanistischen Vision für die Gesellschaft und den allgemeinen Bestimmungen der
Menschenrechte, wie sie einzeln oder gemeinsam in einem säkularen Staat zusammengeführt
werden können. Diese Vision garantiert das Recht des Glaubens und der Religion und würde
religiöse Toleranz fördern. Nach dem Verständnis der DLK sei die religiöse Toleranz tief in
der Kultur und Gesellschaft verankert und es sollte auch in Zukunft gefördert werden.720
717
Interview Genc, Nimanbegu NDK-Montengro 06.05. 2016
Vgl. http://www.pd.al/siguria-dhe-liria/ (Zugriff am 19.07.2015)
719
Vgl. SPA Parteiprogramm S. 77
720
Vgl. DLK Parteiprogramm S.5-7
718
- 189 -
Für das Thema der Religion es gibt keinen explizit hervorgehobenen Platz im Programm der
DPK, nur indirekt in der Satzung, gemäß Artikel 3, Absatz 2, in dem die religiöse Vielfalt der
Gesellschaft unterstützt wird. Im Grunde stünde die Partei für den Ausbau von religiösen
Werten, was, so bestätigt Kuqi, kein Dilemma für den säkularen Staat wäre, welcher, seiner
Meinung nach, als Demokratie und als säkularer Staat (per se), die DNA des Staates Kosovo
wäre.721 In Bezug auf die politische Haltung zu diesem Themasagte Kuqi jedoch, dass der
Kosovo sich Beispiel an der westlichen Welt nehmen sollte, an der Form wie dieses Thema
behandelt würde und wie der Kosovo dieses Thema widerspiegeln sollte. Es zeigt sich auch,
dass die Debatte über religiöse Lehre an öffentlichen Schulen nicht eine ausschließlich medial
geführte Debatte sein sollte, da die Gedanken zu dieser Debatte die Zukunft des Landes
gestalten können. Bezüglich dieses Themas ist die DPK sehr vorsichtig, will sich aber auch in
der Behandlung von Religion Beispiele an EU-Ländern nehmen. Man versteht anhand dieser
Tatsachen, warum sie die Religion im Programm nicht eingeführt haben Hierfür ist der
Gedanke, dass Politik und Institutionen Religion getrennt sein sollten, wesentlich. Aber in
Bezug auf die Menschenrechte steht die Partei für den Ausbau von religiöser Diversität und
macht dabei keinen Unterschied, obwohl rund 90 % der Bevölkerung im Kosovo dem Islam
angehört.
Das Programm der BS hat einen besonderen Abschnitt zur Religion. Die Haltung der
Bewegung ist jene, dass der Glaube das Recht des Einzelnen ist. Die Bewegung glaubt auch,
dass der Kosovo neutral gegenüber Religionen und für einen säkularen Staat eintreten sollte,722
wie es in der Verfassung des Kosovo festgehalten ist. Die Gleichbehandlung aller Religionen,
unabhängig davon, um welche Religion es sich handelt wird vehement vertreten. Während dem
Interview mit dem Vertreter der BS, Rexhep Selimi, sagt dieser, dass sich die Partei in diesem
politischen Diskurs von den anderen unterscheiden würde, weil sie hier ein Thema gehabt hat,
wo sie, bezüglich Religionsrechte und Religionslehre an Schulen, anderer Meinung sind. Die
Partei spricht sich sind die Lehre eines religiösen Glaubens (Anm.: die Glaubenspraxis) in der
Schule aus, ist aber für den Unterricht über Religionen. Es gäbe Leute, die das nicht
unterscheiden würden, aber die Partei glaubt, dass dies der wesentliche Unterschied ist. Sie ist
gegen den Religionsunterricht an den Schulen, weil der Staat, oder genauer gesagt, weil die
Verfassungslage neutral gegenüber Religionen ist, deshalb spricht sich die Partei dafür aus über
721
Interview Hajredin, Kuqi DPK- Kosovo 03.05.2016
In öffentlichen Schulen sowie im Kosovo, als auch in Albanien, ist die religiöse Erziehung nicht Teil des
Lehrplans.
722
- 190 -
alle Religionen zu lehren und nicht nur religiöse Lehre zu studieren, also für den Unterricht
über Religionen. Das würde die Unverwechselbarkeit der Partei aumachen.723
ADP Mazedonien - Religion wird nicht in der ADP-Plattform erwähnt, sondern nur als
Forderung eingebracht, dass der Staat auf jeden Fall das Konzept eines säkularen Staates
respektieren muss.724 Mit diesem Argument zeigt die ADP, das sie für ein Land ohne Zusatz
von geistlichen und religiösen Elementen sind. Die mazedonische Politik beweist das Gegenteil
wie zum Beispiel mit der Errichtung eines sehr großen Kreuzes am Rande von Skopje, das von
fast allen Teilen von Skopje aus zu sehen ist. AlbanerInnen betrachten dies als Provokation
und einem Interferieren von Religion in der Politik. Aber während des Interviews, sagte
Abdullai, dass bei die ADP für die Gleichbehandlung der Religionen wäre, die durch
Verfassungsänderungen erreicht worden ist und, das die Katholiken, die Orthodoxen und
Muslime als Religionsgemeinschaften gleichbehandelt werden würden. Denn nach Abdullai,
verteidigen die AlbanerInnen diese Sache, weil beide Konfessionen (Katholizismus und Islam)
in der Bevölkerung vertreten sind und es keine interkonfessionellen Probleme geben würde.725
Laut dieser Argumentation scheint es, dass die ADP in der strikten Trennung von Staat und
Religion dennoch religiösen Einfluss sehen, ohne, dass das Recht auf Glauben und
Religionsfreiheit beeinträchtigt wird.
Die Frage der Religion in der DUI ist als politische Maßnahme im Wahlprogramm (2014)
präsentiert worden und zwar im Sinne der Toleranz und der Auffassung, dass interreligiöse
Toleranz die mazedonische Gesellschaft stabilisieren würde und die Grundlage für eine echte
Demokratie zu etablieren vermögen könnte.726 In dieser Hinsicht gibt es einen moderateren
Ansatz, ohne Bezug auf eine bestimmte Religion, sondern auf der Suche nach Toleranz und
Respekt für alle Religionen. Auch Besimi meint, dass die DUI die Realität der Gesellschaft
reflektieren würde und behauptete, dass in Mazedonien AlbanerInnen traditionell mit Religion
in Verbindung gebracht werden würden, d.h. sie sei ein Teil der Mentalität und der Tradition
geworden. In diesem Sinne bezieht die DUI klare Position, dass der Staat und Religion getrennt
723
Inteview Rexhep, Selimi BS 08.03.2015
Vgl.alb. Platforma e PDSH-se per periudhën 2014-2018 S.18 (dt. Plattform der ADP für den Zeitraum 20142018)
725
Inteview Junuz, Abdullai ADP-Mazedonien 21.04.2016
726
Vgl. Plattform der DUI 2014-2018
724
- 191 -
sein sollten. Daher würde die DUI die religiöse Toleranz betonen und empfehlen diese es als
eine Wertehaltung, die u.a. den Frieden und Stabilität im Land erzeugen kann.727
Für die PDH spiegelt sich dieses Thema nicht im Wahlprogramm wider. Allerdings hält Halimi
im Interview fest, dass die PDH dieses Segment in besonderer Weise behandeln würde,
nämlich unter Berücksichtigung der geopolitischen Umstände, unter denen die AlbanerInnen
auf dem Balkan und im Preševo-Tal gelebt haben und leben würden. Die politische Position
der PDH ist der Ausbau von religiösen Werten und Toleranz.728 Das zeigt, dass diese Partei für
den Ausbau von religiösen Werte aller Religionen (Islam, orthodoxes Christentum etc.)
eintreten würde. Vor allem tritt sie aber für die für einen säkularen Staat ein. Wo die ADP, das
Thema der Religion in das Parteiprogramm aufgenommen hat,
kommt dieses in den
allgemeinen Bestimmungen der PDH mit nur einem Satz zur Geltung, in der Formulierung,
dass man eligiöse Gefühle frei ausdrücken können muss.729 Abgesehen davon besteht
diesbezüglich kein weiterer wesentlicher Unterschied zur ADP. Diese stärkt die Freiheit der
religiösen Überzeugung und verlangt in diesem Bereich den Respekt für alle BürgerInnen,
unabhängig von ihrem Glauben. In der albanischen Bevölkerung des Preševo-Tals gliedert sich
der Glaube in den sunnitischen Islam (Sunniten) und Bektaschi, auf und es wird vor allem ein
traditionell n toleranter islamischer Glaube kultiviert.730
Religion wird im Programm von der DUA gar nicht thematisiert. Allerdings hebt der
Präsidenten der DUA, Mehmet Zenka, im Interview hervor, dass die religiöse Werte einen
besonderen Platz in der Politik von DUA haben (weil die AlbanerInnen eine Nation mit zwei
Religionen sind) und die Politik der Partei im Hinblick auf die Religion jene ist, dass Freiheit
und religiöse Predigt ein Recht darstellt, welches für alle Konfessionen garantiert werden
soll.731 In dieser Hinsicht scheint die DUA extrem tolerant zu sein. Die Art der
Auseinandersetzung mit diesem Thema unterscheidet sich hier kaum oder gar nicht von den
(meisten) anderen albanischen Parteien auf dem Balkan wie beispielsweise auch nicht von er
NDK. Obwohl die Religion nicht als separates Thema in der Charta angesprochen wurde, kann
man von der Haltung Nimabegus ableiten, dass Religion ein wichtiges Element im Leben eines
Menschen ist, und, ihm zufolge die interreligiöse Toleranz eine Tradition der AlbanerInnen
727
Inteview Fatmir, Besimi DUI 13.04.2016
Inteview Riza, Halimi PDH 23.03 2016
729
Vgl. ADP Parteiprogramm 2010
730
Inteview Ragmi, Mustafa ADP 23.03 2016
731
Inteview Mehmed, Zenka DUA 02.04. 2016
728
- 192 -
darstellt, auch in Zusammenhang mit anderen religiösen Gemeinschaften. In Montenegro
besteht die albanische Gemeinschaft hauptsächlich aus Muslimen und Katholiken.732 Die NDK
hat hier während ihrer politischen Tätigkeit at außergewöhnliche religiöse Toleranz gesehen.
Es gibt in der Partei keine Tendenz zu einer bestimmten Religion; sie steht für den Aufbau von
religiösen Werten und auch für die Trennung der Politik von der Religion.
5.2.2 Die Albanische Frage im Balkanraum
DPA hat einige bemerkenswerte Haltungen gegenüber der albanischen Frage auf dem Balkan
und
in
der
Verteidigung der
nationalen
Interessen,
wobei
die
DPA
in
den
Programmeinstellungen vorsichtig it, Sie spricht in einer bestimmten Form über die albanische
Frage und hat diese in drei Bereiche unterteilt, wobei die erste mit dem Staat Kosovo zu tun
hat, die zweite mit der Stärkung der AlbanerInnen in Mazedonien und die dritte Richtung sich
mit dem Schutz der Rechte der AlbanerInnen in Serbien und Montenegro auseinandersetzt.
Also, angesichts der Haltung ihres Programms sagen sie, dass sie für Konsolidierung des
Kosovo als unabhängiger Staat eintreten würden.733 In der politischen Haltung nimmt auch die
albanische Frage in Mazedonien Platz ein, wo ausdrücklich die Garantie der Grundrechte und
Staatlichkeit Prozess der AlbanerInnen in Mazedonien gefordert wird.734 Für die AlbanerInnen
in Serbien und Montenegro die Menschenrechte nach internationalen Standards und, dass die
Konventionen respektiert werden.
Für die SPA hat die alblanische Frage keine besondere Bedeutung; es gibt in ihrem Programm
keinen separaten Abschnitt dazu. AlbanerInnen, die außerhalb Albaniens leben, werden
indirekt in dem Unterabschnitt “Wiedereintritt Europa” erwähnt. Die SPA sieht das Problem
nicht aus der ethnischen Perspektive, sondern im Rahmen der Regionalpolitik und
Menschenrechte. Die SPA sind für eine Vertiefung der Beziehungen mit der Republik Kosovo
und für die Achtung der Grundrechte für die AlbanerInnen in den Nachbarländern, für die
Erhaltung des Friedens und für die Achtung der Demokratie.735 In dieser Hinsicht hat SPA
keine klare Position zu der albanischen Frage, außer in der Achtung der Menschenrechte. Ein
732
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
Die DPA Programmpositionen. In: http://www.pd.al/politika-e-jashtme/ (Zugriff am 19.07.2015)
734
Vgl. http://www.pd.al/politika-e-jashtme/ (Zugriff am 19.07.2015)
735
Vgl. SPA Parteiprogramm S.77
733
- 193 -
weiterer bemerkenswerter Punkt ist jener, dass in der Gründung der Cham-Frage in
Übereinstimmung mit dem internationalen Recht.736
Die DLK erwähnt nirgends die albanische Frage als ethnische oder ungelöste Frage, aber das
Programm zeigt , dass die DLK es außenpolitisch gutheißen würde, wenn der Kosovo sollte
mit der Republik Albanien koordiniert werden, wie es weiter unter Berücksichtigung der
strategischen Interessen der AlbanerInnen, in der Region und in Europa, hervorgehoben
wird.737 Aus dieser Formulierung wird die Aufforderung ersichtlich, dass die Außenpolitik des
Kosovo und Albaniens ihre Zusammenarbeit zugunsten der albanischen Nation vertiefen
sollen. Die Stärkung der Position der beiden albanischen Staaten könnte noch mehr für die
AlbanerInnen beitragen, die auf dem westlichen Balkan leben. Belange der gesamten
albanische Nation präsentiert die DLK im Rahmen der Sektion “albanische Integration”, wo
durch die DLK die demokratische Politik in der albanischen Welt gefördert wird und dies
würde sicherlich die Versöhnung der Völker in der westlichen Balkanregion beeinflussen.738
Im DPK-Programm hat das Thema der albanischen Frage keinen Platz, so wird diese weder
erwähnt, noch gibt es dazu einen bestimmten Abschnitt. Gerade in Bezug auf die Satzung in
Artikel 3, Absatz 3 wird besagt, die "DPK trägt die Werte des Befreiungskriegs weiter und ist
kontinuierlich verpflichtet diese zu fördern, um den Zustand des Kosovo und die nationale
Integration und den Schutz der legitimen Rechte der AlbanerInnen außerhalb der
Staatsgrenzen der Republik Kosovo zu stärken".739 Der letzte Absatz kann mit zwei
interessanten Anmerkungen hervorgehoben werden: Die erste hat mit den nationalen
Integration zu tun, wo sich die DPK auf die Integration der AlbanerInnen in die EU ezieht, was
in der Tat auch einen Blick auf die nationale Integration präsentiert. Das bedeutet, dass die
albanische Frage nur aus der Sicht der europäischen Integration gesehen wird. Die zweite
Anmerkung, zeigt, dass die DPK versuchen wird die Rechte der Albaner zu schützen,
unabhängig davon wo sie leben. Aber es gibt keine tiefere Ausarbeitung, wie dies zu tun ist,
welche Politik genutzt wird um diese Rechte zu schützen. Die Behandlung dieses Problems
bedeutet, dass dieses Thema für das DPK-Programm keine Relevanz hat. Auch
736
Cham Problem hat mit den Albanern zu tun (Cameria ist ein Gebiet im Süden Albaniens und
Nordgriechenland), die in Griechenland gelebt und wurden gewaltsam von den Griechischen Militär nach dem
Zweiten Weltkrieg vertrieben.
737
Vgl. DLK Parteiprogramm S.19
738
Vgl. DLK Parteiprogramm S.19
739
Satzung der Demokratischen Partei des Kosovo (DPK) in: http://www.pdk.info/sq-al/partia/statuti.aspx
(Zugriff am 29.01.2014)
- 194 -
derStellvertreter für die Partei Kuqi glaubt, so führt er es im Interview aus, dass die ethnischen
Fragen sehr sorgfältig angegangen werden, müssen denn auf dem Balkan gilt es nicht nur eine
Lösung für die albanische Frage zu finden, sondern auch für andere Ethnien. Daher sollte diese
Frage, seiner Meinung nach, in einer progressiven Art und Weise gelöst werden, und er glaubt,
dass die europäische Integration der beste Weg ist, um die ethnischen Probleme auf dem Balkan
zu lösen, denn dies würde sie miteinander integrieren. Das bedeutet, dass die Integration neben
der Stabilität, die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen kann und alle Teile der
verbleibenden Integration betreffen, nicht nur AlbanerInnen, sondern auch die SerbInnen,
KroatInnen und andere. Er behauptet weiter, dass das der schnellste, annehmbarer und
einfacher Weg sei, den die Demokratische Partei unterstützt.740 Angesichts dieser Tatsachen
wird klar, warum die DPK die albanische Frage nicht als separates Thema einführen, da keinen
Wunsch besteht Verwirrung zu stiften, oder eine Politik zu entwerfen, die sich an dem Modell
der Vergangenheit orientiert. Der DPK ist es allerdings sehr wichtig, dass die nationale
Integration in die EU vollzogen wird, weil es die Nation stärken würde, auf dem Balkan und
darüber hinaus.
In Bezug auf dieses Thema hat das BS keinen bestimmten Abschnitt im Programm, obwohl
dieses in der Öffentlichkeit anerkannt wird, da es die nationalistische Idee der Vereinigung mit
Albanien unterstützt. Dies hat das Bündnis in dem Abschnitt "Citizenship" deklariert. Gemäß
dem BS muss der Kosovo Selbstbestimmung im Inneren für die ausländischen Missionen
haben, und auch externe Selbstbestimmung erreichen, das heißt in einem Zwei-WegeReferendum, im Rahmen des Friedensabkommens muss das Recht auf die Vereinigung des
Kosovos mit Albanien erreicht werden.741 Gemäß der politischen Einstellungen des BS bleibt
die albanische Frage auf dem Balkan ist es nach wie vor ungelöst. Vor diesem Hintergrund
besteht für das BS eine ungelöste Frage zum Nachteil der Interessen der AlbanerInnen, was
auch zum Nachteil der albanischen nationalen Rechte ist und sich schwer auf die albanischen
nationalen Rechte auswirkt. Das BS ist der Ansicht, dass den AlbanerInnen das Recht
verweigert wurde, zusammen in einer Republik, in einem Staat zu leben. So, laut diesen
Behauptungen, bleibt die albanische Frage anhängig und das Problem sollte gelöst werden,
denn gemäß der Ansicht des BS sei die Verbesserung des Unrechts die einzige Lösung für die
albanische Frage. Die Ungerechtigkeit besteht in der territorialen und nationalen Trennung der
albanischen Bevölkerung; die Schaffung der Gerechtigkeit im Land würde zur Vereinigung der
740
741
Interview Hajredin, Kuqi DPK 03.05.2016
Vgl. BS Parteiprogramm S. 17
- 195 -
AlbanerInnen führen. So fordert das BS, dass die AlbanerInnen das Recht auf nationale Einheit
haben. Dazu fordert das BS ein Referendum. Das BS glaubt, dass die Forderung der
albanischen Bevölkerung nach Zusamenführung nicht falsch verstanden werden soll, sondern
als Ausdruck des Wunsches der AlbanerInnen, in jenen Ländern, in denen sie leben, wo die
albanische Mehrheit einen gemeinsamen Willen hat. So befürwortet das BS, dass der Kosovo
das Recht und den Ausdruck des Willens hat mit Albanien vereinigt zu werden. Das als ein
erster Schritt in Richtung der nationalen Einheit, aber nicht als letzter. Diesen Willen müssten
laut des BS auch die AlbanerInnen in Albanien haben. Die BS sind davon überzeugt davon,
dass, wenn diese beidseitige Willensbekundung existiert, beide Regierungen ihre Fusion in
einem gemeinsamen Referendum separat verhandeln werden, innerhalb der demokratischen
Möglichkeiten, um den Willen der Mehrheit der AlbanerInnen Ausdruck zu verleihen.742 Aus
all dem wird beobachtet, dass das BS daran interessiert ist, ein Bild einer “patriotischen
Bewegung” zu schaffen, d.h. möglichst viele WählerInnen dafür zu gewinnen, denn allein die
Tatsache, dass dieses Thema in verschiedenen politischen Debatten viel diskutiert wird, aber
dies im Programm der Bewegung nur beiläufig erwähnt wird, zeigt, dass das BS diese
politische Debatte als Propaganda-Programm verfolgt und wichtig machen will.
Die ADP Mazedonien hat die albanische Frage auf dem Balkan nicht als separaten Abschnitt
im Parteiprogramm. Sie wird nur indirekt im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Kosovo
und der AlbanerInnen in Mazedonien und Albanien erwähnt,.AlbanerInnen stellen die
Mehrheit der Bevölkerung im ländlichen westlichen Mazedonien, das an beide Länder grenzt
(Albanien und Kosovo), weswegen die AlbanerInnen in Mazedonien von entscheidender
Bedeutung sind (in Bezug auf einen stabilisierenden Faktor für den mazedonischen Staat) und
nicht übersehen werden sollten.743 In dieser Hinsicht versucht die ADP einen nationalen
Konsens zur albanischen Frage in Mazedonien, innerhalb des albanischen politischen Faktors,
zu erreichen. Und in Bezug auf die Haltung der ADP zu Fragen der nationalen Einheit verortet
Abdullai ist die Vereinigung der AlbanerInnen in der Europäischen Union, denn jeder andere
Versuchwürde mehr Schäden als Nutzen verursachen.744 In Anbetracht dieser Tatsachen, zeigt
sich die ADP ist sehr verantwortungsvoll und vorsichtig in Bezug auf dieses Thema. Denn: Die
europäische Integration steht an erster Stelle.
742
Inteview Rexhep, Selimi BS 08.03.2015
Vgl. Plattform der ADP S.11
744
Inteview Junuz, Abdullai ADP 21.04.2016
743
- 196 -
Die DUI gibt sich an dieser Stelle vorsichtig, wenn die albanische Nation als Gesamtheit
erwähnt wird, wobei sie in indirekter Form die Integration der albanischen Nation in die euroatlantischen Strukturen befürworten. In diesem Zusammenhang rühmt sich die Partei damit,
dass die Regierung Mazedoniens, durch das direkte Eingreigen der DUI, während ihrer
Teilnahme an der mazedonischen Regierung, den Kosovo bereits 2008 als Staat anerkannt hat.
Dieses Engagement stärkte nicht nur in direkt die albanische Frage, hinsichtlich der
Anerkennung des Kosovos, sondern auch in der Region. Um zu verstehen das die DUI für die
Stärkung der gesamten albanischen Bevölkerung, in Form einer Nation am gesamten Balkan
eintritt, kann man die erreichten Programmziele heranziehen. Ein markantes Beispiel stellt die
Platzierung der Statue des albanischen Nationalhelden Gjergj Kastriot – Skanderbeg in Skopje
dar, welches auch in Tirana und Pristina zu finden ist. Die Enthüllung des majestätischen
Denkmals in Kičevo (eine Stadt im westlichen Mazedonien) zu Ehren der seligen Mutter
Teresa (die in 1910 als Gonxhe Bojaxhiu in Skopje geboren wurde) oder zu Ehren der
„albanischen Mutter“, wie die AlbanerInnen sie nennen, stellt ein weiteres Beispiel dar. Das
Denkmal symoblisiert Opfer, Heldentum, Mut und Ausdauer der albanischen Mutter, die Seele
und das Herz der Nation.745 In diesem Zusammenhang werden nationale Gefühle gezeigt
beispielsweise zu den Feierlichkeiten des 100. Jahrestages des albanischen Tages der
Nationalflagge oder den Feiern zum 100. Jahrestag des Manastir Kongresses oder, als das das
neugegründete Museum zum albanische nAlphabet in Manastir (Bitola) Mazedonien eröffnet
worden ist. Diese Beispiele stehen für die starke emotionale Verbindung, die AlbanerInnen im
Allgemeinen zu ihrer Tradition, zu ihren Wurzeln haben. Besimi zeigte während des Interviews
bemerkenswerte Details zu den politischen Ziele der DUI auf: Die Partei macht in der
Interessenvertretung keinen Unterschied darin, wo die AlbanerInnen leben, denn sie sieht das
gesamte Volk der AlbanerInnen und nimmt es wichtig, weswegen die Partei heute der Ansicht
ist, dass die strategische Position der AlbanerInnen auf dem Balkan als eine strategische Lage
im historischen und geopolitischen Kontext anzusehen ist, und unter der Berücksichtigung,
dass sie unter den Völkern mit einer großen Bevölkerungszahlen leben, stellen die
AlbanerInnen einen erheblichen Stabilitätsfaktor für den Balkanraum dar.746 Die albanische
Frage auf dem Balkan wird nur durch euro-atlantische Integration Gestalt annehmen, wobei
Besimi betont, dass die Integration in die EU, die nationale Identität und die kulturellen Werte
weiter fördern wird und das Land so nur noch erfolgreicher sein und den Lebensstandard noch
745
746
Vgl. Plattform der DUI
Inteview Fatmir, Besimi DUI 13.04.2016
- 197 -
fortschrittlicher gestalten wird.747 Durch diese Programmziele ist, wie bei vielen andere
Parteien auch, erkennbar, dass die DUI Auflösung der albanischen Frage ebenfalls in der euroatlantischen Integration verhaftet sieht.
Die PDH bezieht bezüglich der albanischen Frage eine sehr moderate oder gelinde ausgedrückt,
eine bescheidene Position. Laut dem Präsidenten Halimi steht die PDH für die Schaffung eines
albanischen kulturellen, wirtschaftlichen Raumes, was mittels einer liberalen Politik festgelegt
werden soll, aber wenn es um die Grenzen geht, führt er weiter aus, würde das, aufgrund
Tatsache, dass die PDH im Rechtssystem von Serbien registriert ist, bedeuten, dass dieser
festgelegte Raum das serbische System annehmen müsste. Die PDH will keine
Versprechungen machen, um politische Punkte zu bekommen, sie wäre aber klar für die
Schaffung eines albanischen kulturellen, wirtschaftlichen Raumes.748 Dies weist darauf hin,
dass die Haltung der Partei PDH innerhalb des rechtlich-politischen Systems der Republik
Serbien verortet ist, aber immer darauf bedacht wäre fortwährend die Rechte der AlbanerInnen
durchzusetzen, für Emanzipation und die Zusammenarbeit für die Schaffung der albanischen
Interaktion in verschiedenen Bereichen mit Albanien, dem Kosovo und den AlbanerInnen in
Mazedonien und, den nicht zu vernachlässigten AlbanerInnen in Montenegro, einzutreten.
Die ADP legt besonderen Wert auf die albanische Frage, vor allem in den allgemeinen
Bestimmungen, die ausdrücklich das organisierte Referendum der AlbanerInnen (1992) in
welchem die Mehrheit der AlbanerInnen sich für die politisch-territoriale Autonomie
ausgesprochen hat, ohne dass Sie das Recht auf Vereinigung mit dem Kosovo verzichten. In
diesem Zusammenhang verfolgt die ADP das Recht auf Selbstbestimmung der AlbanerInnen
umzusetzen, wie es im Programm zu dem Punkt über die nationale Einheit betont wird.749 Laut
Mustafa ist jeder Albaner und jede Albanerin in Preševo, Bujanovac und Medvedja daran
interessiert, ein integraler Bestandteil des Territoriums der Republik Kosovo zu sein.750 Das
hat mit Vernunft umzusetzen, denn, so argumentiert der Präsident der ADP weiter, der
serbische Staat ist noch nicht daran interessiert, die größte Sorgfalt in den Anliegen der
AlbanerInnen in Preševo, Bujanovac und Medvedja zu walten zu lassen. Betreffend den
Konflikt (2000-2001) im Preševo-Tal, führt der Vorsitzende des ADP aus, dass in den Jahren
2000-2001 in den Gemeinden PBM gekämpft worden ist; eine Handvoll von AlbanerInnen
747
Inteview Fatmir, Besimi DUI 13.04.2016
Inteview Riza, Halimi PDH 23.03 2016
749
Vgl ADP Parteiprogramm 2010 S.2
750
Inteview Ragmi, Mustafa ADP 23.03 2016
748
- 198 -
stellte sich gegen eine sehr große serbische Armee. Dieser Krieg wurde wegen territorialen
Fragen und nicht für Einhaltung der Menschenrechte geführt, weil die PBM immer ein
integraler Bestandteil des Territoriums Kosovo gewesen ist, bis in den Jahren nach dem
zweiten Weltkrieg; seitdem besteht eine territoriale Teilung, mit dem alleinigen Zweck die
albanische Kompaktheit, die Zusammengehörigkeit, zu untergraben. Es stellt sich während des
Interviews heraus, dass die ADP für die Realisierung der Vereinigung mit dem Kosovo keinen
blutigen Krieg anstrebt, sondern, dass sie vielmehr abwarten will, dass die albanische Frage
friedlich, in einem demokratischen, erhöhten Bewusstsein gelöst werden kann Zum einen gibt
es keine militärischen Kapazitäten, um gegen Serbien zu kämpfen, zum anderen pflegt die
ADP, nach Mustafa, sich lebenslänglich für Lösung der albanischen Frage einzusetzen, auch
wenn es tausend Jahre dauern würde, um die Eingliederung des Gebietes in den Kosovo zu
erreichen. In einem Interview mit der Informationsagentur presheva.com,751 drückt der
Präsident der ADP das Vorhaben aus, dass das das Preševo-Tal in näher Zukunft, nach der
Vereinigung mit der Republik Kosovo in die Region Ostkosovo umbenannt werden soll.752
Im DUA-Programm existiert die albanische Frage nicht im spezifischen oder als bestimmtes
Thema, aber es steht im Zusammenhang mit der albanischen Zusammenarbeit, dass in Bezug
darauf, die Position der AlbanerInnen in Montenegro zu verbessern, vor dem Hintergrund die
erforderliche Zusammenarbeit der Parteien in den Hauptstädten der albanischen Bevölkerung
(Tirana, Pristina) oder auf lokaler Ebene und auf Landesebene in Albanien, im Kosovo, usw.,
zu gewährleisten.753 In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass die
Parteiposition und das DUA- Programm moderat gestaltet sind und die Punkte zur Vertiefung
der albanischen Zusammenarbeit auf dem Balkan.
Auch bei der NDK gibt es keine besonderen Punkte zur albanischen Frage in den
Parteidokumenten. Aber ihre politische Haltung zeigt, dass es großes Interesse für dieses
Thema gibt. Daher formuliert Nimangegu für die NDK, dass man die Möglichkeiten verstehen
muss, die die albanische Macht und geopolitische Realität in der Region des westlichen
Balkans hat. In dieser Hinsicht ist die NDK fest davon überzeugt, dass die Integration der
Albaner in optimaler Weise, unter den Bedingungen der regionalen Integration und, mit der
Annahme gemeinsamer Werte, realisiert werden kann. Diese gemeinsamen Werte sind zurzeit
euro-atlantischen
Werte,
die
Menschenrechte,
751
wirtschaftliche
Inteview Ragmi, Mustafa ADP 23.03 2016
Vgl. In: http://www.presheva.com/intervista/3136.html (Zugriff am 19.11.2010)
753
Vgl. DUA Parteiprogramm 2012
752
- 199 -
Entwicklung
usw.
implizieren.754 Die NDK äußerten sich sehr vorsichtig bis moderat zu diesem Thema, verbindet
aber die albanische Frage mit euro-atlantischen Werten. Das bedeutet die Zusammenarbeit mit
allen und für alle in diesem Kontext, die Interaktion zwischen den AlbanerInnen, ohne Angst
vor eventuellen Konflikten zu fördern. Nimanbegu sagt, dass in diesen Regionen das Fest vom
28. November verboten gewesen ist,755 und jetzt frei gefeiert werden kann.756 Aber all dies
hängt davon ab, wie die EU-Integration von Balkan abläuft; wenn alle Balkanländer
gemeinsam Fortschritte hinsichtlich er Integration in die EU machen undethnische Konflikte
und Spaltungen der Vergangenheit angehören.
5.2.3 Euro-atlantische Integration
Die DPA hat als politische Vision die Integration von Albanien in die EU. Albanien ist seit
2010 bereits Mitglied der NATO. Integration als solche, sieht die DPA sehr positiv und die
Vorteile erstrecken sich in multidimensionalen Aspekten: Partnerschaft mit der EU und der
NATO, Freihandel, die Liberalisierung der Märkte, die Bewegung von Menschen, Kapital,
Sicherheit, die Bekämpfung des Terrorismus, vor allem in Bezug auf die EU-Integration (Die
albanische Armee beteiligt sich am Kampf gegen den Terrorismus im Irak und in Afghanistan);
und regionale Partnerschaft, die die nachbarschaftliche Politik verbessern würde, vor allem am
Balkan. Für die DPA ist die Entwicklung guter nachbarschaftlicher Beziehungen der richtige
Weg und zwar aus drei Gründen: zum einen, um eine Reihe nachbarschaftliche Beziehungen
zu erhalten, die sich direkt auf die Wirtschaft auswirken; zum anderen dafür, um den
AlbanerInnen, die in den Nachbarländern leben, leichter helfen können, und zum dritten würde
dies den Weg für die EU-Integration ebnen.757
Bezugnehmend auf das Programm der SPA, bekommt das Thema der europäischen Integration
einen besonderen Schwerpunk beim EU-Beitritt, da im Rahmen dieses Programms der Beitritt
zur EU ist ein nationales Ziel darstellt, weil eine solche Integration ein Mittel der
Transformation und Demokratisierung sein würde und die albanischen Gesellschaft die Werten
und Grundsätze der EU verfolgen würde. Außerdem würde es am westlichen Balkan dazu
754
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
28. November wird auch als Tag der Albanische Flagge bekannt
756
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
757
Vgl. http://www.pd.al/politika-e-jashtme/ (Zugriff am 19.07.2015)
755
- 200 -
beitragen, sich für in eine engere Zusammenarbeit zu engagieren, was sich wiederum auf die
wirtschaftliche Entwicklung der Region auswirken würde. Die SPA bezieht sich auch auf die
NATO-Mitgliedschaft, als eine Wiedervereinigung mit entwickelten demokratischen Ländern.
Auch im Rahmen der Regionalpolitik hat die SPA in ihrem Programm das Ziel betont, die
regionale Zusammenarbeit, um Frieden, Sicherheit, Wohlstand, Demokratie und Fortschritt zu
erhöhen, um die Ursachen für Konflikte zu vermeiden.758 Regionale mehrdimensionale
Zusammenarbeit würde den Balkan in eine sichere und prosperierende Region verwandeln,
weil nach Ansicht der SPA, alle westlichen Balkanländer als Hauptziel die EU-Integration
haben.
Die DLK hat diesem Thema ebenfalls genug Bedeutung in ihrem Programm gegeben. Die DLK
sieht die Integration in der EU und der NATO nicht nur als eine technische Aufgabe an, die es
für einen Beitritt zur EU zu erfüllen gilt, sondern mehr nochist, als ein Projekt der
"Europäisierung der Gesellschaft, die der Kosovo-Institutionen und der Parteien".759 Mit
Bezugnahme auf das Programm der DLK zur EU-Integration, bedeutet dies den Aufbau eines
funktionierenden demokratischen Staates , wobei die NATO die Notwendige Sicherheit bringt;
Frieden und Wohlstand, nicht nur für den Kosovo, sondern auch für die gesamte Region. In
dieser Hinsicht, nach der DLK, würde die nachbarschaftliche Zusammenarbeit einen
wesentlichen Beitrag zur Förderung von Frieden, Stabilität und regionalen Wohlstand
leisten.760
Das Thema der euro-atlantischen Integration nimmt viel Platz iim Programm der DPK ein. Die
Parteipositionierung und das Programm sind sehr gut, im Rahmen der euro-atlantischen
Integration, erarbeitet, und zielen darauf ab, dieser Organisationen beizutreten. Laut DPK hätte
die EU-Mitgliedschaft nicht nur ein Selbstzweck, sondern zeigt alle Attribute moderner
Staatlichkeit auf und ist bezeichnend für einen demokratischen Staat, der die Menschenrechte
und Minderheitenrechte respektiert und schützt, konstruktiv für Frieden und Stabilität sorgt,
also einen Staat schafft, der freundschaftliche Beziehungen mit den Ländern der Region, und
darüber hinaus, pflegt.761 Daher sind die Programmthemen, die in der Verbindung mit der EUMitgliedschaft erwähnt werden, extrem wichtig für die DPK, in vielerlei Hinsicht. Außerdem
wird besonderes Augenmerk auf die NATO gelegt; sich dieser Organisation anzunähern und
758
Vgl. SPA Parteiprogramm S.87-89
DLK Parteiprogramm S.20
760
Vgl. DLK Parteiprogramm S.19
761
Vgl. Wahlprogramm der DPK S. 231-237
759
- 201 -
eine künftige Mitgliedschaft würde sicherlich innere Sicherheit produzieren, und auch den
Kosovo in die kollektive Verteidigung integrieren. Nach Auffassung der DPK könnte auch der
Kosovo zur regionalen und internationalen Sicherheit, in internationalen Friedensmissionen,
im Dialog und der Lösung von Krisen durch humanitäre Hilfe, beitragen.762 Angesichts dieser
Programmhaltungen, präsentiert sich die DPK als pro-westliche Partei und engagiert sich für
universelle Werte wie Menschenrechte. Diese Haltungen des DPK-Programms bezüglich der
euro-atlantischen Integration, rechtfertigen die Integration und die Mitgliedschaft des Kosovos
und des Balkans in diese Organisationen (NATO und EU), was unter anderem auch die
Zusicherung bedeutet, dass in naher Zukunft keine militärischen Konflikte ausgetragen
werden. Denn: Diese Programmeinstellungen sind direkt mit den Einstellungen zu den
Nachbarländern verbunden und hängen davon ab. In ihrem Programm verspricht die Partei die
Grundsätze und Regeln der EU und der NATO zu respektieren, denn die DPK ist daran
interessiert eine konstruktive Nachbarschaft in der Region zu fördern, die auf den Prinzipien
der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, beruht, auf der Anerkennung und dem
gegenseitigen Schutz von Minderheitenrechten, auf Gleichheit in der regionalen Vertretung
sowie auf der Schaffung gemeinsamer Räume für die politische Zusammenarbeit, Wirtschaft,
Sicherheit und für ein soziokulturelles Niveau garantiert.763
Das BS hat für die Euro-atlantischen Integration sehr wenig Material im Programm, welches
lediglich betont, dass die Partei für einen Beitritt zur NATO und der EU ist. Auf der anderen
Seite präsentiert Selimi764 die Parteiziele, und betont, dass die AlbanerInnen, die euroatlantischen Integration, parallel zur albanischen Integration handhaben sollen. Aus dieser
Perspektive ergibt sich, dass das BS die euro-atlantischen Integration aus Sicht der albanischen
Frage begreift. Im Zusammenhang mit der Nachbarpolitik glaubt das BS, dass der Kosovo sich
auf die Beziehungen zu den AlbanerInnen, die in den umgebenden Nachbarländern des Kosovo
leben, konzentrieren muss.765 In Bezugnahme auf das Interview mit Selimi, die das BS keine
territorialen Ansprüche gegenüber dessen Nachbarn. In dieser Hinsicht sollte es nicht als
territoriale Ansprüche gegen jedermann verstanden werden. Das BS fordert lediglich das Recht
ein, dass die Ethnie der AlbanerInnen sich vereinigen kann Selimi führt aus, dass Behebungen
von Ungerechtigkeiten auf Kosten der AlbanerInnen gemacht worden sind. Eine territoriale
762
Vgl.ebd. S. 236
Vgl. Wahlprogramm der DPK S. 237
764
Interview mit Rexhep Selimi, Bewegung Selbstbestimmung, Abgeordneter des Kosovos Parlament, Mitglied
des Generalrats BS, am 08.03. 2016 in Prishtina
765
Vgl. SB Parteiprogramm S. 20
763
- 202 -
Zusammenführung soll als die Verwirklichung unserer (der albanischen) Rechte verstanden
werden und die Ungerechtigkeiten beseitigen, die den AlbanerInnen in den letzten 100 Jahren
widerfahren sind.766 In Bezug auf dieses Thema fordert der BS gute nachbarschaftliche
Beziehungen zu den Republiken um den Kosovo (Albanien, Serbien, Mazedonien,
Montenegro), basierend auf Gegenseitigkeit, Gleichheit und normalen Beziehungen zwischen
den Staaten. Auf keinen Fall darf das die Unterlegenheitvon Nachbarländern bedeuten.
Die ADP Mazedonien - steht in diesem Thema keinem Dilemma gegenüber, denn als Partei
stimmt sie für die demokratischen Werte der EU und der NATO. Deshalb ist es ein
strategisches Konzept gewesen, das Mazedonien zu einer schnelleren Integration in die EU und
in die NATO verhilft.767 Auf der einen Seite, spricht dieses Thema auch die Probleme, die
Mazedonien mit dem Landesnamen hat, der von Griechenland nicht anerkannt wird, da
Griechenland eine gleichnamige Provinz hat. Auf der anderen Seite steht dieses Argument in
Zusammenhang damit, dass nur ein offenes, kollaboratives Mazedonien, in die EU und die
NATO integriert werden könnte und so als Staat überleben, würde, womit es den Frieden und
die Integration für alle Gemeinden des Landes garantieren könnte. Auch die
Nachbarschaftspolitik der ADP spricht sich dafür aus, bilaterale gute nachbarschaftliche
Beziehungen mit allen Nachbarländern aufzubauen. Vor allem die Beziehungen zu Albanien
und dem Kosovo haben Priorität und, die Zusammenarbeit mit diesen beiden Ländern würde
den albanischen Faktor in Mazedonien aus wirtschaftlicher und kultureller Sicht stärken.
Abdullai, Vertreter der ADP befindet ebenfalls, dass es hartnäckig notwendig ist, den
Namensstreit mit Griechenland zu lösen, der fast von Anbeginn der Staatsgründung
Mazedoniens besteht.768 Die ADP fordert daher, dass diese Angelegenheit bald enden muss, da
die EU-Integration dadurch ins Stocken geraten ist.
Die Wahlplattform der DUI verfolgt einen ähnlichen Grundansatz für dieses Problem. und legt
den Fokus und die Aufmerksamkeit darauf. Sie glaubt, dass die einzige Möglichkeit für einr
friedliche Zukunft, die demokratische und nachhaltige Entwicklung der mazedonischen
Integration in die euro-atlantischen Strukturen ist.769 In gewisser Weise unterstützt die DUI
diese Idee sogar stärker, weil diese einerseits den Staat stärkt, andererseits die interethnischen
Beziehungen und folglich albanischen Faktor, darüber hinaus die nachbarschaftlichen
766
Interview Rexhep, Selimi BS
Vgl. Plattform der ADP S.18-19
768
Inteview Junuz, Abdullai ADP 21.04.2016
769
Vgl. Plattform der DUI 2014-2018
767
- 203 -
Beziehungen, die für die politischen Bestrebungen der DUI von entscheidender Bedeutung
sind, aufgrund der Zusammenarbeit und Intensivierung der albanischen Zusammenarbeit.
Während der Gestaltung der Politik der guten Nachbarschaft im Jahr 2008, hat die DUI ein
detailliertes Wahlprogramm erstellt, und widmet diesem Punkt einen besonderen Abschnitt. In
diesem Zusammenhang erwähnt die DUI, dass gute Nachbarschaft eine Voraussetzung für
Frieden, Stabilität und Wohlstand ist, und für die EU- und die NATO-Integration. Nach
Auffassung der DUI ermöglicht der Aufbau guter nachbarschaftlicher Beziehungen ebenfalls
eine schnellere wirtschaftliche Entwicklung, die Bewegungsfreiheit u.ä.770 In diesem
Zusammenhang, betont die DUI, dass jetzt die Grenzkontrollen nach und aus Albanien
abgeschafft worden sind. 2016 wird das auch der Kosovo erreichen. Darüber hinaus glaubt die
DUI, dass andere Aspekte Formen angenommen haben wie zum Beispiel Wirtschaft, Energie,
Handel, Sicherheit, Bildung, Gesundheit, Soziales usw.771 Aus der Sicht von Besimi, hat die
DUI den Eindruck, dass der Kosovo und Albanien sich nicht als Nachbarländer sehen, sondern
als Teil der Brüderlichkeit. Aber für die DUI ist es wichtig, so schnell wie möglich die noch
offenen Fragen mit den Nachbarländern zu überwinden wie beispielsweise mit
Griechenland.772 In diesem Punkt ist die DUI offen dafür, gute Beziehungen zu allen
Nachbarländern aufzubauen, wobei vor allem der nationale Aspekt eine entscheidende Rolle
in ihren politischen Orientierungen spielt.
Die politische Haltung der PDH zu diesem Thema ist, in den Strukturen pro euro-atlantisch
eingestellt, weil sie denkt, dass dies Frieden und Sicherheit bringt, vor allem für Minderheiten
wie die albanische Volksgruppe in Serbien.773 Dies zeigt, dass die Integration Serbiens in die
EU die Förderung der AlbanerInnen im Preševo-Tal bedeuten würde. In diesem
Zusammenhang fordert das PDH, dass die Republik Serbien ihre Politik, insbesondere
gegenüber dem Kosovo und Albanien, liberalisiert. Sie sind daher für gute nachbarschaftliche
Beziehungen zu allen, weil am Ende die AlbanerInnen die größten Nutznießer davon wären.
Daher ist die Integration Serbiens in die EU und die NATO möglicherweise von entscheidender
Bedeutung, weil es Frieden und Sicherheit bringen versprechen würde.774 Die ADP positioniert
sich in diesem Punkt weniger spezifisch, dennoch unterstützt sie die vollständige Integration
in die EU und die NATO. Daher betont der Präsident der ADP, dass die euro-atlantischen
770
Vgl. DUI Wahlprogramm 2008, S.39
Vgl. Plattform der DUI 2014-2018
772
Inteview Fatmir, Besimi DUI 13.04.2016
773
Inteview Riza, Halimi PDH 23.03 2016
774
Inteview Riza, Halimi PDH 23.03 2016
771
- 204 -
Integrationen notwendig sind, weil diese ein sicheresFundament für die Bevölkerung bilden
würde die Teil der EU und der NATO sein würden.775 Der ADP-Ansatz ist nachvollziehbar
und vernünftig, denn nur auf diese Weise kommen sie dem Anliegen näher, die Rechte der
AlbanerInnen im Preševo-Tal zu realisieren. Weil die Integration regional sein umgesetzt
würde, was g die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen erlauben würde, in
diesem Fall die AlbanerInnen auf dem Balkan. Weiters würde dem freien Handel ermöglichen,
Bildung und weitere Aspekte könnten realisiert werden.
Die DUA hat die Thematik in ihrem Programm eingebettet und misst der montenegrinischen
Integration in die EU und die NATO mehr Bedeutung zu. (Montenegro wurde bereits in der
NATO eingeladen.) Die DUA glaubt, dass Montenegro durch die Integration in die euroatlantischen Strukturen ein politisch, wirtschaftlich und militärisch stabileres Land sein wird.
Das wäre in gewisser Hinsicht ein Garant für die Weiterentwicklung der albanischen
Minderheit in diesem Land. In diesem Zusammenhang betont Zenka, der Vorsitzende der
DUA, dass die Integration der albanischen Bevölkerung als Gesamtheit, auf allen Ebenen der
euro-atlantischen Integration ein sehr großer Schritt und positiv für die Zukunft der albanischen
Nation auf dem Balkan wäre.776
Daraus kann man ableiten, dass nachbarschaftliche Beziehungen für die DUA wichtig sind, vor
allem jene mit Albanien und dem Kosovo, weil diese allen Minderheiten zugutekommen
würde, besonders der albanischen Minderheit in Montenegro. Auf der anderen Seite hätte
Montenegro als Staat den Vorteil, dass die albanische Minderheit in diesem Land stabiler sein
würde, was noch mehr zum Aufbau der Staatlichkeit und der Integration Montenegros in die
euro-atlantischen beitragen könnte. Zweck und primäre Aufgabe der DUA-Partei ist es, als
Brücke der guten Beziehungen zwischen Montenegro und Albanien und zwischen Montenegro
und dem Kosovo zu fungieren, dem durch gute bilaterale Beziehungen zu dienen und die
Rechte der Minderheiten in diesen Ländern zu fördern.777 Nach Auffassung der DUA kann nur
die vielfältige Zusammenarbeit auf dem Balkan fruchtbare positive Ergebnisse für die
AlbanerInnen in Montenegro und in anderen Ländern bringen.
Die NDK ist der Auffassung, dass nur die euro-atlantischen Werte den Balkan und Montenegro
retten können und bezieht sich hier auf die demokratischen Werte. Nach Auffassungder NDK
775
Inteview Ragmi, Mustafa ADP 23.03 2016
Inteview Mehmed, Zenka DUA 02.04.2016
777
Inteview Mehmed, Zenka DUA 02.04.2016
776
- 205 -
befindet sich die gesamte Region auf dem Weg in die euro-atlantische Integration, was
Inklusion in den Gesellschaften, die Verbesserung der demokratische Werte und eine offenere
Gesellschaft auf einem Niveau vergleichbar mit Deutschland, Italien oder Amerika, bedeuten
würde.778 Aus diesem Grund ist der Wunsch nach EU- und NATO-Mitgliedschaft enorm stark,
vor allem bei der albanischen Minderheit in Montenegro leben, was die NDK als sehr positiv
ansieht. Deswegen wird aus Sicht der NDK die Integration eines demokratischen, integrierten
Montenegros in die euro-atlantischen Strukturen, kein Hindernis darstellen, auch aufgrund
dessen, dass die AlbanerInnen dadurch, so die NDK, ihre Kultur, Traditionen und die
Weiterentwicklung
offen
ausleben
und
pflegen
könnten.
In
Bezug
auf
die
Nachbarschaftspolitik konnte dieses Thema starke Neugier in der NDK wecken, da, laut
Nimanbegu, Montenegro es es geschafft hat, positive Schritte im Bezug auf die
nachbarschaftlichen Beziehungen mit dem Kosovo und Albanien zu setzen. Dies hat auch, nach
der Erklärung der Unabhängigkeit im Jahr 2008, zur Anerkennung des Kosovo durch
Montenegro geführt.
Die Politik der NDK ist in einer Reihe von politisch-kulturellen Beziehungen dokumentiert.
Durch ihr politisches Bestreben ist bis zu einem gewissen Grad die Reisefreiheit in und nach
Albanien, als erklärtes Ziel der NDK, erreicht worden, was ihr auch angerechnet werden soll.
Im Kosovo hingegen ist dies nur in der Sommersaison mittels einer ID-Karte möglich,779 womit
die NDK allerdings nicht zufrieden ist. Sie führt dies auf die mangelnde Zusammenarbeit in
der Nachbarschaftspolitik und im fehlenden Aufbau von Straßeninfrastruktur zurück, was
keinen positiven Einfluss auf die regionale Zusammenarbeit hat. Vor diesem Hintergrund ist
die Forderung nach Erleichterungen wie Steuererleichterungen für Kleinunternehmen als
Haltung und politisches Ziel der NDK scheinbar legitim, denn es ist die Zeit der
Demokratisierung von Gesellschaften. Auch als Hauptziel nach Herr Nimanbegu erklärt, dass
die NDK, als Hauptziel bezüglich ihrer Nachbarschaftspolitik, darauf bestehen wird die Idee
eines Mini-Balkan-Schengen-Abkommens bis zur vollständigen Entfernung der Grenzen,
weiter zu verfolgen.780 Dies scheint verständlich und die logische Folge der Interaktion
zwischen den AlbanerInnen und den anderen Gemeinschaften zu sein. Dies würde eine
Erleichterung des Lebens bedeuten und neue Brücken für die Zusammenarbeit schlagen.
778
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
780
Interview Genc, Nimanbegu NDK 06.05. 2016
779
- 206 -
5.3 Die Auswertung der Programmprioritäten der albanischen Parteien im
Balkanraum
Auch dieses Unterkapitel erarbeitet programmatische Vorstellungen der albanischen Parteien,
und spiegelt daher das politische Klima und die Kultur der albanischen Gesellschaft auf dem
Balkan wider. In Anbetracht der Mentalitäten und der Programmeinstellungen der albanischen
Parteien, zeigt sich auf den ersten Blick eine Vielzahl an Gemeinsamkeiten in den jeweiligen
Programmen und den politischen Einstellungen, was bedeutet, dass es mehr Gemeinsamkeiten
als Unterschiede gibt, um die Ziele umzusetzen, als dies die Programmrichtlinien vorgeben.
Aber, in die Analyse zeigt sich auch, dass es lediglich in einem Programmthema grundlegende
Unterschiede gibt. Das betrifft vordergründig das BS-Kosovo und die ADP des Preševo-Tals
und bezieht sich spezifisch auf das Thema der ethnischen albanischen Frage.
Zusätzlich müssen noch einige Ursachen, die die Stellungnahmen in den Programmen der
albanischen Parteien in der Balkanregion beeinflusst haben, abschließend erläutert werden.
Historische Perspektive: Wie aus der Einleitung hervorgeht, war die albanische
Geschichte blutig und leidvoll, was zu der Teilung der albanischen Nation in einigen
Gebieten und Ländern und in der Religionen z geführt hat. Das hatte zahlreiche Folgen
für die albanische Nation und stellte ein wichtiges Element der kommunistischen Zeit
dar, was in Kapitel III erarbeitet worden ist.
Militärische Perspektive beginnt mit der Ankunft des römischen Reiches in den
illyrischen (albanischen Vorfahren) Gebieten, dem folgt der Zustrom von Slawen im 7.
Jahrhundert, duch das Osmanische Reich erobert worden, der Erste und Zweite
Weltkrieg, bis hin zu den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien (1991-2001). Es kann
also gesagt werden, dass sich die AlbanerInnen ständig in Kriegssituationen befunden
haben. Das hat dazu geführt, dass die AlbanerInnen als Nation zersplittert sind und sich
in verschiedenen Gebieten angesiedelt haben.
Lokale Perspektive steht im Zusammenhang mit einer Politik, die von einer
Minderheit oder einer bestimmten Gruppe gestaltet wird, in Hinsicht territorialer
Geografie, Sprachförderung, Bildung usw., außerdem hat diese mit der Lage der
ethnischen albanischen Parteien in Mazedonien, Serbien und Montenegro zu tun.
Staatliche Perspektive bezieht sich auf Einstellungen zu Fragen der Regulierung der
internen Politik wie zum Beispiel Menschenrechte, die eine viel größere Dimension für
- 207 -
das staatliche System und die Gesellschaft haben, oder auf Fragen nach Geschlecht,
Religion etc.
Nationale Perspektive richtet ihren Blick auf die gesamte Bevölkerung der
AlbanerInnen in der Balkanregion und hängt daher davon ab, wie sich eine Partei in
Bezug auf nationale Fragen positioniert und diese Handlungen auf die albanische
Gesellschaft überträgt.
Die ideologische Betrachtungsweise ist die letzte von Wichtigkeit, denn, anhand der
erforschten Programmpunkte stellte sich heraus, dass die Parteiideologie nicht
erkennbar (oder nicht vorhanden) war und, dass die Stellungnahmen in den
Programmen dadurch nicht beeinflusst worden sind, wie dies zum Beispiel bei der
Gleichstellung der Geschlechter, der Religion, der euro-atlantischen Integration oder
der Frage der albanischen Nation der Fall ist. Trotz der ideologischen Denkweise
unterstützen die Mehrheit der albanischen Parteien den Neoliberalismus, die euroatlantische Integration usw. In diesem Zusammenhang gehen die Mehrheit der Parteien,
wegen der Integrationspolitik gar nicht auf das Thema der AlbanerInnen ein.
Diesbezüglich kann, in Bezug auf das spezifisch-soziale und politische Umfeld des
Westbalkans bzw. im Raum der albanischen Nation, festgestellt werden, dass die linke
oder rechte Ideologie in dieser Region nicht dieselbe wie in Europa ist. Als
Vergleichsbeispiel wäre hier passend einen Vergleich zwischen den Linken in den USA
und in Deutschland zu ziehen. Dadurch stellt sich heraus, dass sich die meisten Themen
aus den Programmen auf die zu unternehmenden Reformen im Rahmen der Euroatlantischen Integration beziehen. Von daher sind im Rahmen der Themen der
Parteienprogramme der Parteien in der albanischen Region, die zum Vergleich
gestanden haben, mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gefunden worden. Es kann
nur von geringfügigen Unterschieden gesprochen werden, da die Mehrheit der
albanischen Parteien, unabhängig von ihrer ideologischen Betrachtungsweise
Folgendes anstreben:
1. Die systematische Steigerung der Stimmen, was beliebte Themen wie zum Beispiel
im breitem Umfang die Geschlechtergleichstellung umfasst, da mehr als 50 % der
Gesellschaft aus Frauen besteht und diese als potentielle Wählerinnnen angesehen
werden.
- 208 -
2. In Bezug auf die Entwicklung der Gesellschaft, den Frieden und die euroatlantische Integration auf dem Balkan fokussieren diese Parteien Themen wie
religiöse und interethnische Toleranz und die euro-atlantische Integration und
verbinden mit friedlichen europäischen Richtlinien. Dabei treten die Parteien als
Förderer der Demokratie, des Friedens und der Entwicklung auf, was Immer in
Bezug auf die politischen Umstände, unter denen die albanischen politischen
Parteien funktionierten, betrachtet werden muss.
Regionale Sicht hat mit nachbarlichen Beziehungen zu tun, die die Partei als bilaterale
und multilaterale Zusammenarbeit mit den Ländern des westlichen Balkans sieht.
Europäische bzw. internationale Perspektive steht im Zusammenhang mit
Einstellungen und Vision der albanischen Parteien in Bezug auf die Integrationspolitik
in der EU und der NATO.
Das Thema der Gleichstellung der Geschlechter hingegen, ist sehr gut erarbeitet, was während
der Interviews festgestellt, werden konnte. Das Engagement für die Förderung von Frauen in
der Gesellschaft bildet eigenständiges Element in der Politik. Dieses Thema ist demnach
eindeutig positiv konnotiert, was die Aussicht bietet, dass dadurch einer Steigerung des
sozialen Bewusstseins bezüglich ähnlicher Themen zu erwarten ist.
Obwohl Frauen in der Praxis häufig auf unterschiedlichste Probleme stoßen (besonders beim
Erbrecht und der Beschäftigun), haben alle albanischen Parteien auf dem Balkan diesem Thema
ausnahmslos große Bedeutung zugeschrieben, was in allen Interviews mit ausschließlich
männlichen Parteifunktionären zum Ausdruck kam, da sie zu diesem Thema großes Interesse
gezeigt und die Positionen aller albanischen Parteien dazu Stellung bezogen und ebenfalls
großes Interesse gezeigt haben, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und versuchen
Normalität in der albanischen Gesellschaft für diese Frage zu schaffen, damit diese nicht als
Zumutung betrachtet werden kann. Bezugnehmend auf die Aussagen der Parteivertreter, mit
denen Interviews geführt worden sind, kann festgehalten werden, dass dieses Thema als
Parteiprogrammpunkt die das Ausmaß der Demokratie aufzeigt, die die Gesellschaft erreicht
hat bzw. ist die Gleichstellungsfrage für die politischen Parteien, durch soziales Engagement
zu einem sozialen Werten und zur Priorität geworden. Das ist wichtig, da Werte für europäischdemokratisch orientierte Parteien bezeichnend sind.
- 209 -
In diesem Kontext die Förderung der albanischen Frauen Wirklichkeit geworden ist, wie die
Darstellung der Wahllisten der albanischen Parteien, bei den Kommunalwahlen oder
Parlamentswahlen, in denen diese zu 30 % mit Frauen besetzt waren, zeigt. Darüber hinaus
besteht ein deutlicher Teil der Parteiführung aus Frauen. Wie in Albanien, Kosovo und in
anderen Länder wo AlbanerInnen leben gibt es eine Progression zu fortgeschrittenen in Bezug
auf die Gleichstellung der Geschlechter, zum Beispiel, beginnend mit der Haltung der
ehemaligen Präsidenten Atifete Jahjaga vom Kosovo (2011-2016) bis hin zu MinisterInnen,
BürgermeisterInnen usw. An dieser Stelle kann man sagen, dass albanische Frauen begonnen
haben, mehr Platz im öffentlichen Leben einzunehmen. Außerdem ist eine erhebliche
Weiterentwicklung und Darstellung der Gleichstellung der Geschlechter in öffentlichen
Institutionen erreicht worden und es sind Gesetze zur Gleichstellung erlassen worden. Zu
diesem Programmpunkt kann man sagen, dass dieser eine äußerst positive Auswirkung in der
Übertragung in die Parteipolitik und auf den Mentalitätswandel in der Gesellschaft gehabt hat.
Das, weil in den theoretischen Abhandlungen der, den politischen Parteien, die Interessen der
BürgerInnen erkannt und aufgenomnen worden sind genannt wird, worauf in diesem Fall die
albanischen Parteien Einfluss genommen und berichtet haben, dahingehend, dass die
Gleichstellung der Geschlechter ein demokratischer Wert der freien Gesellschaften ist.
Das bedeutet, dass ohne die Gleichstellung der Geschlechter, die Demokratie als nicht
realisiert betrachtet werden kann. Die Gleichstellung der Geschlechter ist notwendig fzur
Realisierung einer vollständigen Demokratie. Unter diesem Gesichtspunkt kann aufgezeigt
werden, dass die Gleichstellung der Geschlechter erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung
der albanischen Parteiprogramme genommen hat.
- 210 -
Staat
AL
KOS
MAZ
SER
MON
DPA
DLK
DUI
PDH
DUA
ADP
ADP
NDK
Politische Partei
SPA
DPK
BS
Programm und Partei Haltung zeigt dass die Gleichstellung der Geschlechter
Parteiprogrammposition einen erheblichen Einfluss und die Wahrnehmung der albanischen
Gleichstellung der Parteiprogramme hat.
Geschlehter
Tab.12: Parteipositionierung der Gleichstellung der Geschlechter
Zum Thema Religion bzw. Zu diesem Programmpunkt kann festgehalten werden, dass alle
relevanten albanische Parteien in der Balkanregion einer Haltung der interreligiösen Toleranz
vertreten. Das liegt auch darin begründet, dass die albanische Nation von zwei großen
Religionen, vom Islam und dem Christentum geprägt ist.781 In den Parteipositionen, von
Parteifunktionären selbst, wird die Religion als nationaler Schatz der AlbanerInnen tituliert,
basierend auf der Tatsache, dass es unter den AlbanerInnen keinem interreligiösen Konflikte
gibt und gab. So ist es verständlich, dass sich alle Parteien bezüglich dieses Themas einig sind,
und stolz auf Toleranz und religiöse Vielfalt verweisen, die unter den AlbanerInnen existiert,
nicht ausschließlich deswegen, weil der Respekt für den Glauben anderer Ethnien ein
politisches Ziel ist. Dies charakterisiert ein signifikantes Merkmal, dass die albanischen
Parteien auf dem Balkan inne haben, nicht nur weil das festgeschrieben ist oder weil politische
Nachrichten religiöse Toleranz vermitteln, sondern auch, weil alle Parteifunktionäre stark
daran glauben dass die Toleranz zwischen den Religionen ein Mehrwert für die demokratischen
Gesellschaften ist, die auf den europäischen Werten basieren.782 Dies konnte in den
durchgeführten Interviews festgestellt werden. Die Programmanalyse, die Interviews und der
Vergleich der Parteiprogramme zeigen, dass keine albanische politische Partei religiösen Hass
gutheißt. Bezüglich dieses Programmpunktes zeigten sich die albanischen Parteien sehr
781
Im Prinzip fragt kein offizielles Dokument weder im Kosovo, noch in Albanien nach der
Religionszugehörigkeit. Daher spielt die Religion keine Rolle im politischen und institutionellen Leben.
782
Beispielsweise sind zwei Hauptstrassen oder Boulevards in Prishtina (Haupstadt des Kosovo) nach dem
ehemaligen Präsidenten Bill Clinton (USA) und der ehemaligen Außenministerin Madeleine Albright (GB)
umbenannt worden. Es gibt außerdem zahlreiche amerikanische Schulen und Universitäten im Kosovo und es
besteht eine allgemeine Vorliebe für die englische Sprache und amerikanische Werte. Baliqi, Bekim/ Arifi
Dritero: Ballkan aus kosovarsiche perspektive. Ballkan anderes- Südosteuropaische Dialog. Heft 1-5 jahgang
Juni 2006
- 211 -
vorsichtig und tolerant. Demnach zeigen die Programmhaltungen hier ein realistisches Bild,
dass es im Balkanraum keine albanische Partei gibt (die an der Macht ist oder parlamentarische
Opposition stellt oder in lokalen Versammlungen vertreten ist), die sich ausschließlich mit
religiösen (besonders islamischen) Elementen befasst. Davon ausgehend befinden die
albanischen politischen Parteien in ihren Programmrichtlinien in Bezug auf Religion, dass
interreligiöse Toleranz und auf freie Religionsausübung bewahrt werden muss, aber auch, dass
Religion und Politik voneinander getrennt sein sollten.
Staat
AL
KOS
MAZ
SER
MON
DPA
DLK
DUI
PDH
DUA
ADP
ADP
NDK
Politische Partei
SPA
Parteiprogrammposition
Die Religion
DPK
BS
Albanischen Parteien und deren Programmrichtlinien in Bezug auf
Religion, übertragen interreligiöse Toleranz, Achtung der Freiheiten und
religiösen Glauben
Tab.13: Die Parteiprogrammpositionierung in Bezug auf Religion
Das ethnische Thema der albanischen Frage auf dem Balkan wird am Beispiel Albaniens
zusammenfassend aufgegriffen. In Bezugnahme auf die Verfassung der Republik Albanien und
dessen Grundprinzipien des Artikels 8, Absatz 1 heißt es: “Die Republik Albanien schützt die
nationalen Rechte der albanischen Bevölkerung, die außerhalb ihre Grenzen leben.”783 Doch,
wenn man sich auf die Parteiprogramme und die Interviews bezieht, stellt sich heraus, dass es
ein untergeordnetes Thema ist, viel weniger relevant und wichtig ist und beispielsweise kaum
Einfluss auf die Parteiprogramme der DPA und SPA nimmt. So wird dieses Thema nur indirekt
im Zusammenhang mit der Euro-Integration erwähnt. Bei einem Besuch des ehemaligen
albanischen Premierministers Salih Berisha (2005-2013) im Kosovo, wo er auf die albanische
Frage ausgesprochen worden ist, stellte dieser fest: “Heute ist das nationale Ideal der Albaner
die europäische Idee.”,784 in dem Sinn, dass die nationale Einheit in einem vereinten Europa
vollzogen werden wird. Auch die wichtigsten politischen Parteien im Kosovo, die DPK und
783
784
Verfassung von Albanien. Artikel 8 Absatz 1, S. 2
Koha Ditore, Nr:4424, 7 nentor (dt.November 7) 2009, S. 2
- 212 -
die DLK, verfolgen fast dieselbe Parteilinie in Bezug auf die albanische Frage; auch für sie ist
ist die euro-atlantische Integration die einzige Option.
Im Parteiprogramm des BS hingegen wird der Stellenwert der albanischen Frage gänzlich
anders bewertet. Obwohl dieses Thema im Parteiprogramm nur indirekt erwähnt wird, hat
dieses trotzdem Relevanz, da, laut dem BS, die Vereinigung des Kosovo mit Albanien durch
gegenseitige Referenden oder durch Vereinbarung beider Regierungen geschehen sollte. Damit
deklariert das BS die Vereinigung von Kosovo mit Albanien als demokratischen Akt, bei dem
der Wille des Volkes zu respektieren ist. Allerdings wird im Zuge dessen nirgends eine
Vereinigung der albanischen Gebiete erwähnt. Hier kann man sehen, dass es Unterschiede in
der Herangehensweise der unterschiedlichen Parteien gibt, wobei diese immer auf die
Parteihaltung und deren Parteiprogramm verweisen. Die zuständigen albanischen Parteien in
Mazedonien, Montenegro und Serbien, lehnen jede Politik die Gewalt und Konflikte erzeugt
einstimmig ab und befürworten die Vereinigung der AlbanerInnen in euro-atlantischen
Strukturen. Ausschließlich die ADP im Preševo-Tal, spricht sich für eine Vereinigung mit dem
Kosovo aus, durch den Einsatz demokratischer Mittel, gewaltfrei, unter Bezugnahme auf die
Verhandlungen.
In Bezug auf das ethnische Thema bzw. die albanische Frage auf dem Balkan, und von dem,
was in den albanischen Parteiprogrammen analysiert und verglichen worden ist, gehtr klar
hervor, dass diese keine Priorität der Parteiprogramme ist, und kaum Einfluss darauf oder
Priorität hat. Daher kann geschlussfolgert werden, dass es auf dem Balkan keine Strategie oder
Programmpriorität für die albanische Frage gibt. Es kann sogar festgestellt werden, dass es sich
dabei um eine sehr abstrakte Fragestellung handelt, die wenig erklärt bleibt. Deswegen sind die
meisten albanischen Parteien auf dem Balkan moderat zu diesem Thema eingestellt. Der euroatlantischen Integration wird mehr Bedeutung beigemessen. Sie gilt als elementar wichtig zur
Erreichung der europäischen Werte und der Ziele der Öffnung der Grenzen, der
nachbarschaftlichen Zusammenarbeit und des Austauschs von intellektuellen, menschlichen,
wirtschaftlichen, und kulturellen Werten. Aus den Beobachtung und den Schlussfolgerungen,
die aus den Interviews gezogen werden konnten, lässt sich festhalten, dass das Ziel der
nationalen albanischen Integration in die EU tatsächlich Priorität für die Parteien hat. Das wird
als Art historische Wiedergutmachung gesehen, für das was die AlbanerInnen als Nation in der
Vergangenheit erleiden mussten und, um das Zusammengehörigkeitsgefühl, in dem Wissen um
die Bestrebungen einer gewaltfreien und respektvollen Integration, zu stärken.
- 213 -
Um das gerade festgestellte, zu erarbeiten, zu bewerten und besser zu verstehen, sollte diese
Programmprioritäten in zwei Ebenen unterteilt werden:
Die erste Ebene: beschriebt die Partisanen-Positionen oder die meisten relevanten albanischen
Parteien, mit einem Wort, hier ist Thema ethnischen albanische Frage auf dem Balkan fast
nicht existent, so dass dieses Thema nicht als Schwerpunktprogramm der albanischen Parteien
auf dem Balkan vorgelegt oder angezeigt werden kann.
Die zweite Ebene: hat mit staatlichen Programmen bzw. dem Regierungsprogramm zu tun
(weil die Regierung zum jetzigen Zeitpunkt aus jenen Parteien besteht). In diesem Fall spricht
man von der Regierung Albaniens und des Kosovo, der beiden kooperierenden Nachbarländer.
Im Segment der albanischen nationalen Frage, es gibt nicht hingegen keinen gemeinsamen
Konsens, was bedeutet, dass es kein Regierungsprogramm gibt, um die albanische Frage auf
dem Balkan zu sensibilisieren (Im Kontext der Unterstützung der Entwicklung
nationalistischer Ideen). Normalerweise spielen die nationalen Gefühle eine wichtige Rolle,
aber programmatisch oder regierungsvisionär gibt es keine Tendenz dahingehend, eine
Sensibilisierung für das Thema der albanischen Vereinigung zu schaffen. Es muss festgestellt
werden, dass, weder für den albanischen Staat, noch für die albanische Ethnie, noch für
politische Parteien ein eigenes nationales Programm zur Vereinigung der albanischen
Territorien existiert; in keiner Form. Als einzige Möglichkeit wird die nationale Integration in
die EU erachtet. Demnach wird diesem Programmpunkt wiederholt kein besonderer
Stellenwert beigemessen, wenn überhaupt wird dieser nur indirekt erwähnt. Das bestimmt
sicherlich auch die moderate Haltung der Übergangspolitik der albanischen Parteien. Diese hat
zur Folge, dass das enorme soziale Bewusstsein dabei hilft, Konflikte zu beenden, Frieden zu
stiften und nachhaltige Entwicklungen aufrecht zu erhalten.
- 214 -
Staat
AL
KOS
MAZ
SER
MON
DPA
DLK
DUI
PDH
DUA
ADP
ADP
NDK
Politische Partei
SPA
DPK
BS
Die große Mehrheit der Programme der albanischen Parteien, es zeigt sehr
deutlich, dass es keinen Raum und Einfluss in Parteiprogrammen als eine
Frage der Priorität gibt.
Parteiprogrammposition
die albanische
Frage
Nach dem BS sollte die Vereinigung des Kosovo mit Albanien durch die
gegenseitigen Referenden oder durch Vereinbarungen der beiden
Regierungen geschehen.
In Preševo-Tal-Serbien, es ist nur die ADP, durch die politische Position,
die sagt, dass die ADP für eine Vereinigung mit dem Kosovo ist.
Tab.14: Das ethnische Thema und die albanische Frage auf dem Balkan
Konträr zu diesen Ausführungen genießt das Themenfeld der euro-atlantischen Integration in
den albanischen politischen Parteien einen hohen Stellenwert bzw. ist dieses ein
Schwerpunktthema. Die Tatsache hierfür liegt darin begründet, dass die albanischen Parteien
die euro-atlantische Integration in drei Aspekten wahrnehmen: Erstens geht man davon aus
dass die EU- und die NATO-Integration Frieden und politische, militärische und
wirtschaftliche Stabilität bringen wird. Der zweite Aspekt hat mit der Integration der gesamten
albanischen Nation in euro-atlantischen Strukturen zu tun. Für diese Integration wäre eine
Transformation und Demokratisierung, die die Werte und Prinzipien der EU beinhaltet,
notwendig; also eine Europäisierung der albanischen Gesellschaft. Dies würde einerseits
Sicherheit und Wohlstand für die AlbanerInnen auf dem Balkan bedeuten, andererseits würde
die albanische Nation durch eine Interaktion ohne Grenzen und ohne Behinderungen, in allen
Aspekten, in der Balkanregion demokratisiert und gestärkt werden. Der dritte Aspekt entspannt
und stärkt die nachbarschaftlichen Beziehungen, die als Voraussetzung für Frieden, Stabilität,
politische und wirtschaftliche Stabilität angesehen weren. Im Allgemeinen würde eine
Integration in die EU, nach Auffassung der albanischen Parteiprogramme, alle modernen
Attribute der Staatlichkeit ermöglichen und wäre bezeichnend für einen demokratischen Staat
der beispielsweise Menschenrechte und Minderheiten achtet.
- 215 -
Staat
AL
KOS
MAZ
SER
MON
DPA
DLK
DUI
PDH
DUA
ADP
ADP
NDK
Politische Partei
SPA
DPK
BS
In
allen
Programmen
der albanischen Parteien, hat dieses Thema hohe
Parteiprogrammposition Priorität.
zur euroatlantische
Integration
Tab.15: Die Partei-programmposition über die Euro-atlantische Integration
- 216 -
5.3.1 Albanische Zukunftsaussichten der Partein (Programme)
Von dem, was bisher gesagt wurde, kann abgeleitet werden, dass die politischen Parteien ein
Verbindungsmechanismus oder eine Brücke zwischen den BürgerInnen und den Institutionen
oder dem Staat darstellen. Aus diesem Grund ist die Rolle der Parteien besonders wichtig in
der repräsentativen Demokratie wie der des albanischen Raumes; ebenso wichtig angesehen
wird diese Rolle für die weitere Entwicklung der Demokratie und der Gesamtgesellschaft.
Fälle, vor allem jene aus der Anfangszeit des Übergangs nach dem Sturz des Kommunismus
auf dem Balkan, in den 1990er Jahren, zeigen wie Parteien in Organisationen verwandelt
werden können, um Soldaten für Kriege zu rekrutieren, wie im ehemaligen Jugoslawien. Daher
haben die Parteiprogramme der politischen Parteien enormes Gewicht in der modernen
Demokratie, weil diese ein Bild von der politische Vision erzeugt, welche die Partei darstellt.
Diese Visionen können verwirklicht werden, indem beispielsweise Regierungsprogramme
entworfen werden, die, wenn etwa die Partei A an die Macht kommt, die Ziele der Partei
ausdrücken, was zeigt, welchen Bereichen das Interesse gilt und in welche Themen investiert
werden soll, wie beispielsweise in die liberale Wirtschaft, in das Verhältnis zu den
Nachbarstaaten, in Angelegenheiten der Menschenrechte, in die Gleichstellung der
Geschlechter, in die Ausländerpolitik, die Integrationspolitik hinsichtlich eines EU und eines
NATO-Beitritts u.ä. Wenn aber die Partei B an die Macht kommt, deren Programm in einigen
Punkten womöglich radikal gestaltet ist, kann man absehen, was das für die Verwaltung und
die Politik bringen wird.
Nach der Aufarbeitung des Schwerpunktprogramms der albanischen Parteien in Kapitel 5.3
zeigt sich deutlich, dass soziale Themen wie die Gleichstellung der Geschlechter und die
Integrationspolitik in die EU und die NATO außergewöhnliche Priorität beigemessen wird und,
dass der Fokus besonders auf dem Vergleich mit dem Thema der ethnischen albanischen Frage
auf dem Balkan liegt. Das zeigt die Analyse vom geografischen Raum, der Organisation, der
Tätigkeit der albanischen politischen Parteien auf dem Balkan nach den 1990er Jahren.
Anschließend sind die Parteiensysteme und die zuständigen albanischen Parteiprofile
beleuchtet
worden.
Anhand
der
Analyse
der
wichtigsten
Punkte
der
Forschungsprogrammpositionen der jeweiligen albanischen Parteien kann man sehen, welche
Perspektive die albanische Parteien in der Zukunft haben werden, welche Programmrichtlinien
der albanischen Parteien in der Gesellschaft umgesetzt werden können und wie diese
- 217 -
Programme zur Entwicklung der Demokratie und der Wahrung des Friedens beitragen können.
Zum besseren Verständnis der programmatischen Positionen der albanischen Parteien, in
Bezug auf die ausgewählten Programmpunkte und, um Antworten auf diese spezifischen
Punkte zu erhalten, geben die tatsächlichen Ergebnisse in drei Ebenen Auskunft:
Auf der ersten Ebene: wird das Bild gezeichnet, dass die nationalen albanischen
Parteiprogramme die gesamte Gesellschaft adressieren und sie sich nicht nur in einer
ethnischen Zugehörigkeit, entfalten werden.
Die zweite Ebene: lässt die Feststellung zu, dass es keine organisierte Zusammenarbeit der
albanischen Parteien auf dem Balkan gibt.
Die dritte Ebene: hat mit dem Einfluss der Partei bzw. des Programms auf die Entwicklung
der Demokratie in der albanischen Gesellschaft zu tun.
Daher ist auf der ersten Ebene, vor allem der Vergleich der nationalen albanischen Parteien in
(DPA und SPA) mit jenen des Kosovo (DLK, DPK und BS) von Bedeutung, das, was in den
Gesprächen und in ihren Programmen beobachtet werden konnte. Demnach adressieren diese
Parteien mit ihrer Politik alle Bürger ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Angesichts
dieser Tatsache haben die Parteiprogramme als Hauptziel den Rechtsschutz gegen Missbrauch
oder Diskriminierung zu verbessern, die Freiheit und Würde erhalten bzw. zu stärken und den
individuellen Menschen in seiner ethnischen Zugehörigkeit zu repräsentieren. Es versteht sich,
dass nationale albanische Parteiprogramme die albanische Mehrheit darstellen, andere
ethnische Zugehörigkeiten (die in Albanien und im Kosovo leben) jedoch nicht ausschließen.
Weiters glauben sie an eine Vision und die politische Unterstützung der albanischen Parteien.
Das bedeutet, dass albanische Parteiprogramme auf die Gesellschaft ausgerichtet sind. Diese
Tatsache zeigt sich darin, dass die albanischen nationalen Parteien offener im Hinblick auf die
Gesellschaft und die individuelle und ethnische Zugehörigkeit sind.
Bezüglich der zweiten Ebene, im
Bereich der albanischen parteiübergreifenden
Zusammenarbeit in der - Balkanregion, stieß die vorliegende Forschung auf keine echte
Vereinigung oder Organisation. Als Beleg dafür kann das Beispiel des Koordinationsrates der
albanischen Parteien im ehemaligen Jugoslawien, auf Initiative von Ibrahim Rugova genannt
werden. Der Koordinierungsrat war etwa zwei Jahre (1990-1992) tätig. Dieser Rat spielte eine
sehr große Rolle darin, die Bewegungen der Parteien im ehemaligen Jugoslawien zu führen.
- 218 -
Aktuell gibt es keinen koordinierenden Rat, weswegen es nachvollziehbar ist, dass sich die
politische Lage im albanischen Territorium (dem Balkan) wesentlich verändert hat. Es gibt
kein albanisches politisches Forum, das Themen von strategischer Priorität für die albanische
Nation diskutiert. Man kann sagen, dass die einzige Gemeinsamkeit der albanischen Parteien,
in Wahrheit ein Treffen der Führungskräfte war und sich ausschließlich darauf beschränkte.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die meisten der inländischen albanischen Parteien
(Albanien, Kosovo) und der ethnischen Parteien (Mazedonien, Serbien und Montenegro), die
Integration in die EU und NATO als wichtigstes strategisches Thema aufgreifen. Synchron,
fast wie in einem stillen Übereinkommen, verfolgen sie hier die gleiche Programmpolitik. Die
ethnischen Themen, die die AlbanerInnen am Balkan betreffen, finden hingegen in den meisten
albanischen Parteien nicht genug Platz oder die Parteien konzenrieren sich auf hier die
Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen oder auf die EU-Integrationspolitik. Die
Parteien argumentieren hier, dass die Vereinigung der AlbanerInnen immer im Zusammenhang
mit einem EU-Beitritt gesehen wird, welcher mehr Freiheit und Bewegungsfreiheit bedeuten
würde. Das Thema der Gleichstellung der Geschlechter wird gleichsam synchron und wie in
einem stillen Übereinkommen behandelt. Dieses ist ein besonderer Schwerpunkt in allen
albanischen Parteiprogrammen auf dem Balkan.
Die dritte Ebene zeigt schließlich die tatsächlichen Auswirkungen der Parteien bzw. derer
Programme, die enorm, vor allem auf die Entwicklung des Bewusstseins für die albanische
Gesellschaft nach den 1990er Jahren, gewirkt haben. Diese vollzog sich langsam und
schrittweise, hat aber automatisch zur Entwicklung der Demokratisierung der albanischen
Gesellschaft im Balkanraum geführt. Da die Orientierung der albanischen Parteien und
Programmrichtlinien noch stetig formt wird, liegt der Fokus auf der Integration in die EU und
NATO, da alle Parteien diese erzielen wollen; deswegen treten sie für die Umsetzung
europäischer Werte und Prinzipien ein. Konkret heißt das, dass die albanischen Parteien deren
Richtlinien und Programmeinstellungen übernehmen, um Menschenrechte zu fördern, die
Gleichstellung der Geschlechter und religiöse Toleranz zu pflegen, nachbarschaftliche
Beziehungen, vor allem nach den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien, zu verbessern, die eine
Voraussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung darstellen und, um den
Frieden zu erhalten. Dies sind auch Indikatoren, für den Fortschritt der Demokratisierung eines
Landes oder einer Gesellschaft, auch gemessen an dem Grad der Demokratisierung der
politischen Parteien. Denn, wenn die politischen Parteien nicht demokratisiert werden, findet
dieser Prozess in Institutionen und in Gesellschaften ebenso wenig statt, was sich während der
- 219 -
1990erim ehemaligen Jugoslawien gezeigt hat. Allgemein lässt sich sagen ausgehend von den
Feststellungen anhand der Parteidokumente und Interviews, dass die Ansichten der albanischen
Parteien auf dem Balkan eher gemäßigt sind. Allerdings wurden Maßnahmen ergriffen, die sich
positiv in Bezug auf die Einhaltung der grundlegenden Menschenrechte ausgewirkt haben und
demnach auch die Gleichstellung der Geschlechter. Das heißt, dass sich die Programmpolitik
an europäischen Werten orientiert, die für alle, unabhängig von Geschlecht, ethnischer
Zugehörigkeit, Rasse, Religion usw. Gerechtigkeit und Gleichheit schaffen sollen. Daher wird
das Engagement der albanischen Parteien, in der Umsetzung von Parteiprogrammen, immer
auf den Werten der EU und deren Grundsätze bzw. derer der westlichen Welt ausgerichtet sein,
um die europäische Zukunft der albanischen Parteien und der albanischen Nation in der
Balkanregion zu gestalten.
- 220 -
VI Zusammenfassung
Im
Rahmen
dieser
Dissertationsarbeit
wurde
versucht,
einige
Themen
und
Positionen/Haltungen der entsprechend ausgewählten albanischen Parteiprogramme auf dem
Balkan zu präsentieren. Die Annahme war die, dass die Parteiprogrammeinstellung, die von
verschiedenen politischen Parteien gefördert werden, auch die aktuelle Situation sowie die
politische und kulturelle Entwicklung einer Gruppe oder Gesellschaft darstellen würden. Nach
Maurice Duverger ist die Entwicklung und die Entstehung von politischen Parteien immer eng
mit Demokratie verbunden, da die politischen Parteien als Stimme und Haltung eines Teils
(der Mehrheit) der Gesellschaft angesehen werden und die politischen Parteien, mittels
verschiedener Initiativen und Kampagnen so die Entwicklung von Demokratien beeinflussen
oder, wie es Elmar Eric Schattschneider ausdrückt, ”(...) political parties created democracy,
and modern democracy is unthinkable save in terms of the parties”.
Der theoretische Aspekt von Hartmanns Ansatz, dass jedes Parteiprogramm auf der Prämisse
beruht, die die regulierenden Normen des menschlichen Verhaltens definiert und die Methode
der Programmanalyse wurden direkt mit den Themenschwerpunkten der Dissertation
kombiniert. Das theoretische Modell von Lipset und Rokkan, geht davon aus, dass die
Vertretung der Interessen der verschiedenen sozialen Klassen im Parteiensystem verankert ist,
was daher unterschiedliche politische Programmeinstellungen erzeugt. Also bestehen auch bei
den albanischen Parteien im Balkanraum unterschiedliche Meinungen in Bezug auf soziale
Angelegenheiten, die ethnische- nationalistische Politik und die euro-atlantische Integration
usw. In dieser Richtung, was die Sektoren politologischer Parteienanalyse angeht, beschäftigt
sich dieser Bereich, laut Winfried Steffani, mit den verschiedenen Verhältnissen der
Interessengruppen innerhalb der Gesellschaft und der Progammpositionen. In dieser Hinsicht
erhält auch die Binnenanalyse der Parteien nach Oscar Niedermayer eine erhebliche
Beachtung, da mit dieser die Unterschiede der Programmstellungen der verschiedenen Parteien
dargestellt, werden wie beispielsweise die Gewichtung der Aufmerksamkeit der verschiedenen
Programmbereiche gestaltet ist – in sozialen Fragen, bezüglich der Gleichstellung der
Geschlechter, Bildung, Umwelt, im Hinblick auf nationale-ethnische Angelegenheiten, die EU
usw. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass die Existenz und die Tätigkeit der politischen
Parteien und unterschiedliche sozialen Bedürfnisse in den Programmpositionen aufscheint. So
ist die grundlegende Identifizierung einer politischen Partei, im Parteiprogramm zu finden. Aus
diesem Grund stellen die ideologisch-programmatischen Säulen die Existenz, Ausrichtung und
- 221 -
Aktivitäten einer politischen Partei dar. Aber die Parteiprogramme unterscheiden sich
voneinander, sowohl in Bezug auf die Orientierung, den ideologischen Inhalt und die Zeit.
Aber wenn man sich auf das Grundsatzprogramm bezieht, sind die grundlegenden Konzepte,
die die Identität einer politschen Partei ausmachen sowie Leitlinien markieren und das
politische Angebot kennzeichnen, deutlich erkennbar. In den Kernpunkten oder
Programmmerkmalen wird darauf hingewiesen, welche Staats- oder Regierungsform eine
Partei anstrebt und welche globale Sichtweise eine Partei repräsentiert. Die meisten
Parteiprogramme geben die deutliche Meinung über das, was wir wahrnehmen wie zum
Beispiel die Gleichstellung der Geschlechter, ethnische Fragen, Religion usw., vor. Angesichts
der Tatsachen und Umstände kann man zu der festen Überzeugung gelangen, dass es gelungen
ist, durch die theoretische Einbettung des Dissertationsthemas, den empirischen Teil der Arbeit
schlüssig zu erläutern und einzuordnen. Darauf deuten die Darstellung und Vertretung der
gesellschaftlichen Interessen im Parteiensystem, die Anforderungen und Positionen der
Programme innerhalb einer Gesellschaft und die Unterschiede der Parteien und ihrer
Programme hin. Deshalb haben die politischen Parteien eine zentrale Rolle in der Entwicklung
neuer Demokratien, vor allem in den Ländern des westlichen Balkans, jeweils in den von
AlbanerInnen bewohnten Gebieten. Die Identifizierung der Politisierung der sozialen
Spaltungen spielen hierbei, ebenso wie der Bereich der Menschenrechte oder etwa ethische
Fragen, eine entscheidende Rolle. Die politischen Parteien können als treibende Kraft zur
Schaffung und Beeinflussung des politischen Bewusstseins, für dessen Bedeutung und dessen
sozialen Gewichts, und zur Einführung einer nationalen Verfassung gesehen werden. Das
politische Parteiengagement der verschiedenen Gruppen kann sich demnach auf politische
Prozesse auswirken. In dieser Hinsicht kann man festhalten, dass die politischen Parteien wie
eine Brücke zwischen der Gesellschaft, unabhängigen Institutionen und dem Staat fungieren.
Die vorgestellten Befunde und Analysen in dieser Arbeit basieren auf Daten, die durch
verschiedene Forschungsmethoden gesammelt worden sind. Gesamtgesehen ist diese
Forschung so konzipiert worden, dass der Kontakt zu Akteuren bzw. Parteifunktionären der
größten Parteien unumgänglich war. Die Erforschung einer breiten Palette von albanischen
politischen Parteien, hat ein Maßstab ür die Zukunft gelegt, an dem sich zukünftige
Forschungen orientieren können und gleichzeitig die Möglichkeit haben, sich auch auf andere
Gesichtspunkte konzentrieren und daran bereichern zu können, um somit noch mehr
wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der albanischen politischen Parteien auf dem
Balkan zu betreiben.
- 222 -
Albanische politische Parteien sind, allgemein in Bezug auf das Parteileben betrachtet, das zu
einem pluralistischen und demokratischen System gehört, sehr jung. Politische Erfahrungen
der albanischen politischen Parteien haben ihren Ursprung in den frühen 1990er Jahren. In
diesem Zusammenhang, im Vergleich zu den Erfahrungen der europäischen politischen
Parteien, hhat man es hier mit 'Praktikanten der politischen Parteien' zu tun. Die Indikatoren
für diese Feststellung beziehen sich auf die Entwicklung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit,
einer offenen und freien Wirtschaft, oder beispielsweise auf die Menschenrechte. Wenn man
die Umstände der Entstehung der albanischen politischen Parteien auf dem Balkan analysiert,
muss man auch auf Konflikte und Kriege Bezug nehmen, wie die Kriege im ehemaligen
Jugoslawien und die Unruhen in Albanien (1997), als der albanischen Staat einen totalen
Zusammenbruch erlitten hat, auf den Krieg im Kosovo (1997-1999), die NATO-Intervention
gegen Serbien (1999), die Beteiligung der AlbanerInnen an den Konflikten im Preševo-Tal in
Südserbien und auf den Konflikt in Mazedonien (2001). Daraus zeigt sich deutlich, dass die
langfristigen Ziele und Zielsetzung ihres Programms einen stärker ausgeprägten Pragmatismus
aufweisen, als die Ideologie und die ideologische Gruppe, zu denen sie gehören.
In Bezug auf den Vergleich der Themen und angesichts der aktuellen politischen Verhältnisse
auf dem Balkan, kann man das Extrem in einigen Themen albanischen Parteien erkennen, die
mehr auf Pragmatismus und politischer Problemlösung aufbauen und weniger ideologisch
gestaltet sind. Viele Themen werden vielleicht aufgrund des leidvollen historischen Kontextes,
der die albanische Nation betroffen hat, nicht gut ausgearbeitet oder es gibt lediglich
Änderungen der Nuancen. In Bezug auf das Thema der albanischen Identität bzw. auf die
AlbanerInnen auf dem Balkan, vertreten die albanischen Parteien eine deutlich moderate,
patriotische Haltung. Dadurch steht die albanische Identität / Nation der albanischen Parteien,
zur Bewahrung der albanischen Tradition, im Hintergrund, was bedeutet, dass die pragmatische
Parteipolitik tief in deren Unterbewusstsein verankert ist. Werden jedoch die Haltungen der
albanischen Parteien untersucht, stellt sich heraus, dass die europäische Integration und jene in
die NATO wahrscheinlich von entscheidender Bedeutung ist, die man im nationalen Kontext
untersuchen muss. Die Parteien unterstützen also die gemeinsame Integration in die EU und
NATO, da diese zum Vorteil der albanischen Nation gereichen wäre. In dieser Hinsicht würde
auch Benjamin Disraeli attestieren, dass ein/e PolitikerIn (eine Partei) im Wesentlichen einen
praktischen Charakter hat.
- 223 -
Gegensätzlich dazu ist es heute selbstverständlich und einfach die Politik der Parteien
darzustellen. Trotzdem braucht es, wegen der jahrzehntelangen fehlenden politischen
Erfahrung der Parteien, viel Zeit die Ideologie der Parteien zu erklären. Allerdings ist dieses
Phänomen nicht nur in den albanischen politischen Parteien erkennbar. Auch aus vielen
anderen Gründen haben Parteien, aufgrund der Gesellschaftsveränderungen, insbesondere nach
dem Kalten Krieg und der Entwicklung der Technologie begonnen, weiter hinaus, als über den
linken oder rechten Rand, zu sehen. Sie passten sich also den entstandenen Umständen an, weil
auch die Anfragen der Gesellschaft begonnen haben, sich zu verändern. Beispielsweise die
Liberalisierung der Wirtschaft insbesondere in den Ländern Südosteuropas (das auch von den
linken Parteien unterstützt wird), der Umwelt- und Naturschutz ist nicht mehr eine Exklusivität
der Grünen Parteien, die Frage der Homosexualität, die stetig zunehmende Einwanderung, der
Bedarf an Arbeitskräften aus dem Ausland und viele weitere Themen sind aktuell geworden.
Angesichts dieser Tatsachen, Gesichtspunkte und der späten Entwicklung der albanischen
Parteien, stellt sich heraus, dass die Themen der Programme auch durch die aktuellen Agenden
der Politik auf dem Balkan beeinflusst werden. Obwohl einige Themen der Programme
genormt sind, nicht, weil sie eine innerhalb des albanischen Faktors gut organisiert sind,
habenn sie (nach Auffassung des Autors dieser Dissertation) wegen der mangelnden
Möglichkeiten mehr zu tun, insbesondere im Bereich der Innenpolitik und des unausgereiften
Managements der unterschiedlichen Politiken. Deswegen kümmern sich die Parteien in ihren
Programmen mehr um Volksthemen, die mehr Wählerstimmen versprechen, als sich mit
ideologischen und inhaltlichen Themen versprechen.
Außerdem zeigt die Forschung die grundlegenden Programmthemen und deren Unterschiede
auf und, worin, zu welchen Themen ein gemeinsamer Standard der Parteiprogramme erstellt
werden konnte., vor allem in Hinblick auf die nationalen Werte, in diesem Zusammenhang,
bestätigt diese Forschung, dass es keine gemeinsame Strategie der albanischen politischen
Parteien zu bestimmten Fragen gibt wie beispielsweise im Fall der albanischen Frage auf dem
Balkan. Doch auf der anderen Seite wurde festgestellt, dass albanische Gesellschaften damit
begonnen haben, einige Standards zu installieren zum Beispiel durch die Standards der
europäischen Werte, welche die Menschenrechte enthalten oder in Umweltfragen, aber auch in
Bezug auf die Sprache in allen Regionen, wo die albanische Standardsprache gesprochen wird,
welche sogar von den beiden Regierungen im Kosovo und in Albanien in einem nationalen
Lehrbuch (für 4-jährige Schulsysteme) zugelassen worden ist.
- 224 -
Bezüglich der Programmthemen der sozialen Fragen und der euro-atlantischen Strukturen
konnte herausgearbeitet werden, dass diese fast alle relevanten Parteien im albanischen Gebiet
im Balkanraum standardisiert haben, immer in Bezug auf die europäischen Werte. Als Ergebnis
der Erforschung der Programmeinstellungen der albanischen Parteien und mittels der
durchgeführten Interviews, die aus der Perspektive der Themen wie die Gleichstellung der
Geschlechter und Religion geführt worden sind, lässt sich feststellen, dass diese Fragen
signifikante Auswirkungen auf albanische Parteiprogramme haben. Außerdem lässt sich
festhalten, dass sie, in Bezug auf gemeinsame Werte, vollständig standardisiert sind. Hingegen
ist die Integration in die EU und die NATO als Prozess zu sehen, welcher der gesamten
albanischen Gesellschaft und nicht nur einzelner (Volks) Gruppen, zugute kommen wird.
Deswegen wollen die albanischen Parteien auch eine 'Europäische Norm' schaffen, die die
albanische Nation sowohl innerhalb, als auch außerhalb des albanischen Territoriums
vereinigen würde, ausgehend von den Standardmodellen von Legislative, Exekutive und
Judikative, der Organisation des Marktes, dem Bankenwesen usw. Aufbauend auf dieser Logik,
wird die EU und NATO-Integration zur Priorität für jede albanische Partei auf dem Balkan und
ist unumstritten wichtig. Außerdem haben alle albanischen Parteien ausnahmslos großen
Respekt für die Vereinigten Staaten zum Ausdruck gebracht. Dieser Aspekt hat mit der
Intervention der NATO-Bombardements gegen Serbien, während des Kosovo-Krieges, zu tun.
Daher sind die politischen Parteien davon überzeugt, dass die Befreiung des Kosovo, die
Stärkung des albanischen Faktors in der Region, Albanien als NATO-Mitglied, usw., ohne die
Hilfe und Unterstützung der USA nicht zu erreichen gewesen wäre.
Dies zeigt, dass die politische Elite oder albanischen politischen Parteien nicht für die nationale
Einheit in der klassischen Wiedervereinigung eintreten (können), da es ihnen unmöglich
erscheint die Implementierung dieser Idee, aus der Perspektive der Integration der
AlbanerInnen als gesamte Nation in euro-atlantischen Strukturen zu erreichen. Das, wegen der
Beziehungen und bilateralen und multilateralen Abkommen, die die AlbanerInnen bzw. die
Staaten, in den AlbanerInnen leben (Mazedonien, Montenegro und Serbien), mit den
Nachbarländern und mit den EU-Institutionen und der NATO eingehen werden müssen und
schon getroffen haben. Ein solcher Schritt in diese Richtung würde Instabilität und
Feindseligkeit mit seinen Nachbarländern Instabilität und Feindseligkeit erzeugen, und
zugleich würde dies den AlbanerInnen in Serbien, Montenegro und Mazedonien schaden.
- 225 -
In
diesem
Zusammenhang sei
darauf
hingewiesen,
dass
die
Entwicklung
und
Programmpositionen der albanischen Parteien mit verschiedenen Aspekten, die von der
historischen, militärischen, lokalen, staatlichen, nationalen, regionalen, europäischen und
internationalen Perspektive abhängen, zu tun haben:
Historische Perspektive, wie aus der Einleitung hervorgeht, war die albanische
Geschichte blutig und voll Leid, was zu der Teilung der albanischen Nation in einigen
Gebieten und Ländern und in der Religionen z geführt hat. Das hatte zahlreiche Folgen
für die albanische Nation und stellte ein wichtiges Element der kommunistischen Zeit
dar, was in Kapitel III erarbeitet worden ist.
Militärische Perspektive beginnt mit der Ankunft des römischen Reiches in den
illyrischen (albanischen Vorfahren) Gebieten, dem folgt der Zustrom von Slawen im 7.
Jahrhundert, duch das Osmanische Reich erobert worden, der Erste und Zweite
Weltkrieg, bis hin zu den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien (1991-2001). Es kann
also gesagt werden, dass sich die AlbanerInnen ständig in Kriegssituationen befunden
haben. Das hat dazu geführt, dass die AlbanerInnen als Nation zersplittert sind und sich
in verschiedenen Gebieten angesiedelt haben.
Lokale Perspektive steht im Zusammenhang mit einer Politik, die von einer
Minderheit oder einer bestimmten Gruppe gestaltet wird, in Hinsicht territorialer
Geografie, Sprachförderung, Bildung usw., außerdem hat diese mit der Lage der
ethnischen albanischen Parteien in Mazedonien, Serbien und Montenegro zu tun.
Staatliche Perspektive bezieht sich auf Einstellungen zu Fragen der Regulierung der
internen Politik wie zum Beispiel Menschenrechte, die eine viel größere Dimension für
das staatliche System und die Gesellschaft haben, oder auf Fragen nach Geschlecht,
Religion etc.
Nationale Perspektive richtet ihren Blick auf die gesamte Bevölkerung der
AlbanerInnen in der Balkanregion und hängt daher davon ab, wie sich eine Partei in
Bezug auf nationale Fragen positioniert und diese Handlungen auf die albanische
Gesellschaft überträgt.
Regionaler Sicht hat mit nachbarlichen Beziehungen zu tun, die die Partei als bilaterale
und multilaterale Zusammenarbeit mit den Ländern des westlichen Balkans sieht.
- 226 -
Europäische bzw. internationale Perspektive steht im Zusammenhang mit
Einstellungen und Vision der albanischen Parteien in Bezug auf die Integrationspolitik
in der EU und der NATO.
Da Ziel oder die Ziele dieser Studie sind realisiert worden, da mit dieser Arbeit ein solides
Wissen über die Entstehung der albanischen politischen Parteien bzw. Parteiprogramme, durch
den Vergleich und die Analyse von spezifischen Themen generiert werden konnte. Die
Forschung hat auch bewiesen, dass soziale Themen wie die Gleichstellung der Geschlechter,
der Religion und der euro-atlantischen Integration, verglichen mit dem ethnischen Thema (das
mehr im Schatten deralbanischen Parteiprogramme auf dem Balkan geblieben ist.), einen
Einfluss und leistungsfähige Priorität im Programm der albanischen Parteien haben. Das
bedeutet auch, dass die Programmpolitik der albanischen Parteien an den Werten und
Grundsätzen der EU ausgerichtet ist; es bedeutet, dass die albanischen Parteien eine politische
Reife erreicht haben und sich dessen bewusst sind, dass sie eine entscheidende Rolle in der
Gesellschaft spielen, was auch in Zukunft bestimmend sein wird, um ein tolerantes und
demokratische Klima zu schaffen sowohl in der albanischen Gesellschaft, als auch im Ausland.
In diesem Fall, sich immer auf das System der repräsentativen Demokratie beziehen, in der die
Interessen der Gesellschaft von politischen Parteien gefördert oder politische Parteien
tatsächlich von der Gesellschaft ermächtigt werden, durch Wahlen vertreten zu sein.
Angesichts dieser Tatsache sind die politischen Parteien die Stimme der Gesellschaft sowohl
im öffentlichen, als auch im institutionellen Leben.
Aus diesem Aspekt lässt sich ableiten, dass die meisten der albanischen politischen Parteien
als “Light European political Party” eingestuft werden können, in dem Sinn, dass sie in den
früheren Phasen der Entwicklung als politische Partei stecken, im europäischen Kontext und
in Bezug auf die Parteiprogramme. Weil die albanischen Parteien sich nicht stetig entwickelt
haben und nicht mit einem richtigen Parteienmodell übereinstimmen. Das hat mit der Tatsache
zu tun, dass die albanischen Gesellschaften drei grundlegende Veränderungen durchgemacht
haben wie Postkommunismus, Kriege auf dem Balkan und die Nachkriegs-Übergangszeit.
So gibt es Unterschiede in dem, was gesagt, gefördert, und wie es realisiert wird. Daher sollten
die albanischen politischen Parteien der Parteiprogrammengroße Aufmerksamkeit widmen,
damit es nicht nur ein Papier der Partei oder ein Dokument bleibt. Zum Beispiel, wenn es um
- 227 -
gleichgeschlechtliche Ehe geht, haben diese keine richtige Einstellung und manchmal betrifft
das sogar die Freiheit der Meinungsäußerung, was ein Thema ist, dass große Schwierigkeiten
berreitet oder der Schutz von Minderheiten usw.; dies gilt insbesondere für die Parteien, die an
der Macht sind. Freedom House 2015 bestätigt, dass Albanien in Bezug auf das Funktionieren
der Demokratie als “semi-konsolidierte Demokratie”, und im Kosovo als “semi-konsolidierte
autoritäre Regime” eingestuft werden kann. Darin liegt die Begründung sie in dieser
Forschungsarbeit als “Light European political Party” bezeichnet zu haben. Wie in jedem
demokratischen Mehrparteiensystem, auch in den albanischen Gebieten, hat man es mit der
Unvollkommenheit jeder Partei oder jedes Parteiprogramm zu tun.
Doch gerade in Bezug auf die Aspekte, die diesem Kapitel erwähnt worden sind wie der
historische, militärische, lokale, staatliche, nationale, regionale und europäisch–internationale
Aspekt, kann man sagen, dass die albanischen politischen Parteien in der Balkanregion den
'Balkan-Mentalität' überwunden haben. Das bedeutet, dass vor allem in den Programmen der
nationalen albanischen Parteien in Albanien und im Kosovo die gesamte Gesellschaft
angesprochen wird. Dies zeigt, dass die nationalen albanischen Parteien offen für die
Gesellschaft, das Individuum und die ethnische Zugehörigkeit sind, und h eine ausgeprägte
Bestimmung in Bezug auf die demokratischen Werte haben. Und dieser positive Geist wird
automatisch weiter übertragen auf die ethnischen albanischen Parteien in Mazedonien,
Montenegro und Serbien.
Wenn man die Ergebnisse der Parteidokumente und Interviews genau betrachtet, stellt sich
heraus, dass die Positionen der albanischen Parteien auf dem Balkan eher moderat sind, der
auch die Politik folgt und, dass diese positiv in Bezug auf die grundlegenden Menschenrechte
sind, was auch die Gleichstellung der Geschlechter, die interreligiösen und die interethnische
Toleranz impliziert. Besonders während der Interviews konnte bemerkt werden, dass in den
meisten Fällen die Parteifunktionäre Toleranz in der Politik anstiften sowohl aus der Sicht der
Innen-, als auch der Aussenpolitik mit den Nachbarländern.
Die erste bezieht sich auf die tiefe Integration der albanischen Frau im Leben der Politik und
staatlichen Einrichtungen.Die Zweite umfasst die religiöse Toleranz innerhalb der albanischen
Bevölkerung und gegenüber anderen Nationen. Und die Dritte beeinflusst direkt das
Zusammenleben der AlbanerInnen mit anderen Nationen. Denn die meisten Parteifunktionäre
begründeten dies damit, dass jede Ausfertigung einer anderen Politik im Gegensatz zu der, die
sie vertreten, fatale Auswirkungen auf die Balkanregion, insbesondere auf die AlbanerInnen
- 228 -
im Allgemeinen haben würde. Das bedeutet, dass die Programmpolitik sich an europäischen
Werten orientiert wie Gerechtigkeit und Gleichheit für alle, unabhängig von Geschlecht,
ethnischer Zugehörigkeit, Rasse, Religion usw. Ausgehend von diesem Punkt kann man sagen,
dass die Programmeinstellungen der albanischen Parteien auf dem Balkan, die sozialen
Anforderungen der Gesellschaft erfüllen. Im Großen und Ganzen, wenn man die thematischen
Schwerpunkte der Parteiprogramme vergleicht, kann man feststellen, dass die Vielzahl der
Gemeinsamkeiten überwiegt. Diese Tatsache bringt die programmatischen Vorstellungen der
albanischen Parteien an die Oberfläche und folglich reflektieren sie das politische und
kulturelle Klima der albanischen Gesellschaft auf dem Balkan.
Letztendlich kann festgestellt werden, dass die Haltungen und Zwecke der Parteienprogramme
albanischer Parteien mehr auf pragmatische Änderungen ausgerichtet sind. Sie möchten die
albanische Gesellschaft still verändern, indem sie den Wert der nationalen Identität bestärken
und zugleich den Fortbestand demokratischer Werte manifestieren. Genaugenommen stehen
die politischen Haltungen, bezüglich der Religion bis hin zur europäischen / NATOIntegration, im Einklang mit dem allgemeinen Wohlstand der albanischen Gesellschaft.
6.1 Die gewonnenen Erkenntnisse
In diesem Kapitel wird eine abschließende Zusammenfassung der Ergebnisse dieser
Dissertation zur Verfügung gestellt. Hier wird auf die eingangs formulieren Hypothesen Bezug
genommen, welche, auf der Grundlage der gestellten Fragen, zur Diskussion gestellt werden,
damit sie verifiziert oder falsifiziert werden können.
6.2 Die erste Hypothese
Im Zusammenhang mit der ersten Hypothese stellen sie die Fragen: Welche Themen haben
größere Auswirkungen auf die Programme der albanischen Parteien, in Bezug auf ethnische,
soziale Fragen oder euro-atlantische Integration? Und weiteres: Warum haben soziale Fragen
für die albanischen Parteien (ParteifunktionärInnen) eine besondere Bedeutung?
- 229 -
In Bezug auf die erste Hypothese gilt es den Fokus der spezifischen Themen der
Parteiprogramme zu reflektieren, welche der Programmthemen mehr Priorität oder
Auswirkungen auf die Programme der albanischen Parteien am Balkan haben. Von dem was
beobachtet, analysiert und verglichen worden ist, lässt sich ableiten, dass soziale Themen wie
die Gleichstellung der Geschlechter oder Religion und euro-atlantische Integration Einfluss auf
und enorme Priorität in den meisten Programmen der albanischen Parteien haben. Deshalb
sind die meisten der albanischen politischen Parteien auf dem Balkan engagiert
Umweltbewusstsein zu schaffen, um eine Klimawende herbeizuführen und das Bewusstsein
der (albanischen und gesamtgesehenen) Gesellschaft tolerant (in Bezug auf Geschlecht,
Herkunft und Religion) zu formen, vor allem Miteinander und danach die Hinwendung zu
anderen. Obwohl interreligiöse Toleranz von den AlbanerInnen seit Jahrhunderten gepflegt
wird, zeigen sich die politischen Parteien zwar aufmerksam, aber gleichzeitig vorsichtig und
erinnern daran, dass die interreligiöse Toleranz als Element einer offenen Gesellschaft ist;
jedoch mit Bezug auf die Programmprioritäten, die in Verbingung mit der Gleichstellung der
Geschlechter und interreligiöser Toleranz stehen und automatisch mit dem Thema der euroatlantischen Integration verbunden sind, weil das Programm im Prinzip auf der europäischen
Integrationspolitik eine Gesellschaft aufbaut, die auf demokratischen Werten beruht. Also, von
diesem Aspekt der Programmprioritäten und Parteifunktionäre aus, kann man verstehen wie
soziale Probleme einen enormen Einfluss auf Parteiprogramme haben. Denn die Parteien
tendieren dazu, dass die Auffassung zu vertreten, dass die albanische Gesellschaft allgemein
fair und gerecht in Bezug auf Geschlechterfragen zu sein hat. Im Schwerpunktprogramm stellt
sich heraus, dass die albanischen Parteien behaupten, dass, umso offener, toleranter und
gleicher eine Gesellschaft ist, desto mehr demokratisiert ist diese. Dadurch wird die Toleranz
der Öffnung und Demokratisierung der Gesellschaft gefördert und gleichzeitig das
Bewusstsein und die Stärkung der Rolle der AlbanerInnen als Nation in der gesamten
Balkanregion geschärft. Denn diese Programmrichtlinien werden, wenn auch in
unterschiedlicher Formvon allen albanischen politischen Parteien auf dem Balkanvertreten.
Das bedeutet, dass sowohl in der Gesellschaft, als auch in öffentlichen Institutionen derselbe
demokratische Grundgedanke reflektiert wird. Weil, nur offene demokratische Völker oder
Gesellschaften vertreten die menschlichen, intellektuellen und humanen Werte. Letztlich
erfordert eine gesunde Demokratie gesunde politische Parteien, die zusammen eine gesunde
Nation / Gesellschaft entwickeln.
- 230 -
Zusammenfassend zeigt sich nach der Analyse und dem Vergleich der Programmprioritäten
der albanischen Parteien eindeutig, dass soziale Themen wie die Gleichstellung der
Geschlechter und die Integrationspolitik in die EU und die NATO außergewöhnliche Priorität
haben und einen besonderen Schwerpunkt im Vergleich zu dem Thema der ethnischenalbanischen Frage auf dem Balkan. Von diesem Standpunkt aus kann bewiesen werden, dass
die politischen Parteien bzw. Programmrichtlinien die Schaffung eines toleranten
gesellschaftlichen Klimas extrem beeinflussen könnten. Als Referenzpunkt wird immer das
politische Umfeld auf dem Balkan nach den Kriegen der 1990er Jahre herangezogen. Darüber
hinaus kann man sagen, dass Parteipositionen bzw. Programme eine wichtige Komponente von
Bewusstsein für soziale Fragen und Demokratisierung der Gesellschaft darstellen.
6.2.1 Die Zweite Hypothese
In der Formulierung der zweiten Hypothese: Sollten die albanischen Parteien in den
Parteiprogrammen mehr Wert auf die europäische Integration, als auf die Frage der Ethnizität
der AlbanerInnen gelegt haben, dann ist die Frage der AlbanerInnen auf dem Balkan nicht
erarbeitet worden und als solche kein Hauptthema in den Parteiprogrammen der albanischen
Parteien. Dementsprechend wird erwartet, dass diese Parteien als treibende Kraft handeln und
die AlbanerInnen in der Balkanregion dazu ermutigen die Konflikte zu beenden und den
Frieden und die nachhaltige politische und wirtschaftliche Entwicklung aufrecht zu erhalten.
Daher sind die folgenden Fragen sehr wichtig: Warum ist in den Programmen der albanischen
Parteien auf dem Balkan die Strategie der europäischen Integration stärker ausgeprägt als die
albanische Frage? Sowie: Welchen Programmrichtlinien folgen die albanischen Parteien in der
Gesellschaft?
Während der Analyse und dem dem Vergleich (und Synthese) von Programmthemen der
albanischen Parteien konnte man deutlich erkennen, welche Punkte die einflussreichsten sind,
dominieren und Priorität haben. In dieser Hinsicht kann festgehalten werden, dass den Themen
der europäischen bzw. euro-atlantischen Integration besondere Priorität zukommt, höhere, als
ethnischen Themen, die mit der albanischen Frage auf dem Balkan zu tun haben. Albanische
Parteien konzentrieren sich (besonders in den Programmrichtlinien) bewusst auf die
europäische Integration weil dadurch unter anderem auch nachbarschaftliche Beziehungen
verbessert werden. Doch die Gründe sind vielfältiger:
- 231 -
Erstens würden sich die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der AlbanerInnen verbessern;
die Entwicklung einer offeneren Gesellschaft, basierend auf den Werten und Grundsätzen der
EU, würde die gesamte albanische Gesellschaft als Nation demokratisieren, die Balkanregion
würde sich beruhigen, Frieden würde sich durchsetzen, was die Voraussetzung für eine
nachhaltige Entwicklung wäre; die politischen, wirtschaftlichen und kulturelle Beziehungen zu
den Nachbarn würden intensiviert und vertieft werden und die AlbanerInnen als Nation würden
von der Beseitigung politischer Barrieren und der Öffnung der Grenzen profitieren. Aus diesem
Grund wird enorm in die albanische Zusammenarbeit zur europäischen Integration oder in die
Demokratisierung der Gesellschaft auf dem westlichen Balkan investiert.
Aus diesen und vielen anderen Gründen Einstellungen der Parteien haben zu diesem Thema
mit der moderierten Übertragung von friedlicher und kooperierender Politik zu tun, was
bedeutet, dass die betroffenen Parteien, die albanische politische Entscheidungen beeinflussen,
daran interessiert sind ein Programm in der Politik zu etablieren und im Dienst der
interreligiösen Toleranz, der Koexistenz, der guten nachbarschaftlichen Beziehungen etc.
Stehen. Davon ausgehend, kann man klar festhalten, dass die albanischen Parteien auf dem
Balkan die Aktivitäten, Organisation und Vorstellungen von Parteiprogrammen sehr neu sind,
im Vergleich zu europäischen Parteien. Aber, die albanischen Parteien haben erreicht, vor
allem nach dem 1990er Jahren (auch nach den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien), dass die
Parteiprogramme zu einem gewissen Grad recht solide und moderat (immer unter
Berücksichtigung der Umstände auf dem Balkan) etablieren worden sidn, und eine extrem
tolerante und demokratische Politik weitergeben. In dieser Hinsicht gesagt werden, dass die
überwiegende Mehrheit der relevanten albanischen Parteien in der Balkanregion einen
gemeinsamen Nenner haben, der ist: die Verfolgung einer Friedenspolitik in toleranter,
kooperativer und demokratischer Weise. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass die
Programmpolitik der albanischen Parteien stärkere Konzentration auf soziale Fragen legt und
der euro-atlantischen Integration Aufmerksamkeit geschenkt hat, als beispielsweise den
ethnischen Themen, was bedeutet, dass diese Programmrichtlinien deutlich die Ziele
definieren, die Bedürfnisse den Entwicklungen anzupassen, um für nachhaltige Koexistenz mit
den Nachbarländern und, um allgemein für Frieden zu sorgen.
Auf der Grundlage dieser vergleichenden Studie zu den albanischen Parteiprogrammen im
Balkanraum kann man die Lehre daraus ziehen, dass selbst in Ländern mit solchen Problemen,
wie sie am westlichen Balkan vorgeherrscht haben, die politischen Parteien in der Lage
- 232 -
gewesen sind wird ihre Programme zu avancieren und zu modernisieren (wie im Fall der
albanischen Parteien mit der Idee der europäischen Integration), da diese Reformen
Wechleswirkungen begünstigt haben und die Parteien so ihre Tätigkeitsfelder modernisieren
und aktualisieren konnten. Der Aufbau von Programmhaltungen und Vision, basierend auf
Prozessen, die das Wissen über die soziokulturellen, historischen und nationalen Hintergründe
erfordern, konnte ein toleranteres Klima produzieren, das Einfluss auf die Gesellschaft, das
Leben und öffentliche Einrichtungen haben wird.
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Parteiprogramme
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27.12.2016)
Soziliatische Parteie- Albanien: Parteiprogramm “Für einen albanische Wiedergeburt “
Tirana, 2011, (alb. PSSH Programi partiak “Per nje rilindje Shqiptare” Tirane)
Demokratische Liga Kosovo: Parteiprogramm “Für europäische Perspektive” Prishtine, 2012
(alb. LDK Programi partiak “Për perspektivën evropiane” )
Demokratische Partei des Kosovo: Wahlprogramm DPK “Die neue Mission. Die
wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung” 2014-2018. (alb. Programi zgjedhor
“Misioni i ri. Zhvillim ekonomik dhe punesim” 2014-2018) und die Satzung der DPK, in:
http://www.pdk.info/sq-al/partia/statuti.aspx
Bewegung Selbstbestimmung – Kosovo: Alb. Programipartiak. Zhvillim dhe Shtetndertim.
Bashke eshte e mundshme. (dt. BS Parteiprogramm. Entwicklung und Aufbau des Staates.
Gemeinsam ist möglich
Demokratische Union für Integration – Mazedonien: Plattform der DUI 2014-2018.
Wahlprogramm (alb. Platforma e BDI-se 2014-2018. Program zgjedhor)
Albanische Demokratische Partei– Mazedonien: alb. Platforma e PDSH-se per periudhën
2014-2018 (dt. Plattform der ADP für den Zeitraum 2014-2018)
Partei für Demekratische Handlung – Serbien/ Preševo-Tal: alb. PDV Programi Zgjedhor
2016 (dt. PDH Wahlprogramm “Wir sind die Rettung” 2016)
Albanische Demokratische Partei – Serbien/ Preševo-Tal: ADP Parteiprogramm 2012
“Handlung statt Worte, Gemeinschaft statt Spaltung. (alb. PDSH “Veprim e jo fjale, bashkim
e jo percarje”)
Demokratische Union der Albaner – Montenegro: Parteiprogramm, 2012. In:
http://www.visit-ulcinj.com/blog/2013/01/15/mbahet-kuvendi-vi-zgjedhor-te-udsh-se-neulqin/
Neue Demokratische Kraft – Montenegro:Parteiprogramm, 2014. In:
http://forca.me/category/programi/ und Die Satzung der NDK, in: http://forca.me/722-2/
- 250 -
Interviews
Interview mit Fatmir Besimi Demokratische Union für Integration – Mazedonia, Mitglied des
Zentral Vorsitzes DUI, am 13.04. 2016 in Skopje
Interview mit Genc Nimanbegu Neue Demokratische Kraft– Montenegro. Abgeordneter des
Montenegros Parlament 2012-1016. Mitglied des Generalrats NDK, und Vorsitzender des
albanischen Nationalen Rat für Montenegro, am 06.05. 2016 in Ulqin
Interview mit Hajredin Kuci PhD, Demokratische Partei Kosovos, Minister der Justiz und
Vizepräsident der Demokratischen Partei des Kosovo, am 03.05.2016 in Prishtina
Interview mit Junuz Abdullai, PhD, Albanische Demokratische Partei –Macedonia, politischer
Berater des Präsidenten von ADP Menduh Thaci, am 21.04.2016 in Tetovo
Interview mit Mehmed Zenka Demokratische Union der Albaner – Montenegro, Präsident des
DUA, am 02.04. 2016 in Ulqin
Interview mit Ragmi Mustafa PhD, Albanische Demokratische Partei – Serbien- Presevo Tal,
Präsident des ADP, Bürgermeister von Presevo, am 23.03 2016 in Preshevo
Interview mit Riza Halimi- Partei für Demekratische Handlung- Serbien- Presevo Tal,
Präsident des PDH, Abgeordneter des Serbischen Parlament, am 23.03 2016 in Preshevo
Interview mit Rexhep Selimi, Bewegung Selbstbestimmung, Abgeordneter des Kosovos
Parlament, Mitglied des Generalrats BS, am 08.03. 2016 in Prishtina
- 251 -
7.1 Abstract
Politische Parteien entstanden aufgrund gesellschaftlicher Forderungen und sind deshalb ein
Produkt
der
vielen
unterschiedlichen
gesellschaftlichen
und
technologischen
Entwicklungsprozesse. Durch die Entwicklung und den Aufstieg der verschiedenen
gesellschaftlichen Schichten bildeten sich unterschiedliche Interessen diverser Gruppen aus.
Als Unterstützung dieser gesellschaftlichen Interessen, je nach politischer Strömung, wurden
dazugehörige Ideologien beziehungsweise Inhalte zu Parteiprogramme entworfen, die jene
Interessen von Grundstückbesitzern, Unternehmern, Gewerkschaften entsprachen und sich bis
hin mit Umweltfragen beschäftigten. Das Auftreten von unterschiedlichen Interessengruppen
hat den politischen Parteien ermöglicht, eine unersetzliche Rolle bei der Etablierung der
Demokratie zu spielen.
So beschäftigt sich diese Dissertation vor allem mit den relevanten Programmen der politischen
albanischen Parteien im westlichen Balkan. Daher werden während der Forschung drei Themen
aufgezeigt. Der Zweck dieser Forschung ist vor allem die Konzentration auf soziale, ethnische
und euro-atlantische Komponenten. In diesem Zusammenhang werden alle Dokumente
analysiert, die mit den oben genannten Themen zu tun haben. Die Themenauswahl richtet sich
einerseits nach dem Zweck dieser Studie, um die Ansichten der albanischen Parteiprogramme
darzustellen, andererseits liefert sie die Begründung für die Eignung der jeweiligen
Programme, um die Werte und grundlegenden Ziele der sozialen, ethnischen oder nationalen
und europäischen Politik zu identifizieren. Aus diesem Grund haben albanische politische
Parteien eine zentrale Rolle in der Entwicklung der neuen Demokratie, speziell in den
"albanischen Gebieten" auf dem Balkan. Durch die Identifizierung der Politik in den
Unterschieden wie in sozialen, ethnischen u.a. Fragen, können albanische politische Parteien
als Promotor gesehen werden, die Einfluss auf die Zunahme von politischem Bewusstsein
nehmen können und von sozialer, staatlicher, konstitutioneller und nationaler Bedeutung sein
können. Durch das Engagement verschiedener politischer Gruppierungen kann also Einfluss
auf politische Prozesse genommen werden.
- 252 -
7.2 Abstract (Eng.)
Political parties were established as a result of different societies ‘articulated needs, and for
this reason they are a product of different processes of changing societies. This means that with
the advance and development of the society there came to surface the interests of different
groups. As a support to these interests, also because of the political development, we have the
creation of ideologies, of the political parties, starting with the interests of land owners,
industrialists, syndicates and up to environmental issues. The appearance of different interests
groups, have made it possible for political parties to play an irreplaceable role in the
establishment of democracy. As so, this dissertation mainly deals with the relevant political
Albanian parties’ programs in the Western Balkans. Therefore, during the research there will
be shown three topics, or to be more precise the purpose of this research is focused mainly on
social, ethnic and Euro-Atlantic component. In this context, all programs, respectively political
parties’ documents that have to do with the above mentioned topics, will be analyzed. On the
one hand, the purpose of this study and the selection of these topics, is done in order to deliver
the outlook of Albanian political parties‘ programs, and on the other hand, it is because these
reasons that political parties‘ programs are appropriate to identify the values and basic
objectives to social, ethnic or national and European politics. For this reason Albanian political
parties have a central role in the development of the new democracy specifically in the
“Albanian areas“ in the Balkans by identifying the policies in the differences such as in social
issues, ethnic, etc. Albanian Political parties can be seen as a promoter that can have influence
the increase of political consciousness, social, state, constitutional and national importance. So,
as a result of the engagement of different political groupings there can be an influence in
political processes.
- 253 -
7.3 Curriculum Vitae
Dritero Arifi
PERSÖNLICHE DATEN
Geburtsdatum
Geburtsort
Kontakt
27. April 1972
Vranje
dritero.arifi@gmail.com
ARBEITSERFARUNG
2017
Regierung des Kosovo, Sr. Nena Tereze, Nr. 36, Prishtine,10.000
Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung. Politischer Berater
an den Minister. Formulierung und Entwicklung der Politik,
die Umsetzung der Politik, Politik Präsentation und Bewertung
der Wirksamkeit der Maßnahmen
2011 – 2015
Regierung des Kosovo, 10.000 Prishtina, Kosovo.
Ministerium für Europäische Integration. Politischer Berater für die europäische
Integration an den Minister.
2010 – 2011
Universität Prishtina, Mutter Teresa p.n. 10.000 Prishtina, Kosovo. Institut für
Politikwissenschaft, Philosophische Fakultät. Gastdozent.
Programmstipendium WUS – Austria.
Introduction to Public Policy – Winter Semester 2010-2011
2009 -2010
Universität Prishtina, Mutter Teresa p.n. 10,000 Prishtina, Kosovo. Institut für
Politikwissenschaft, Philosophische Fakultät. Gastdozent. TEMPUS -Program
Mastr in Civil Society and Local Development at the Prishtina University: Module:
Regionalism. Comparative Federalism and social cohesion (EU Policy/Law)
Winter Semester 2009/2010
2007
Universität Prishtina, Mutter Teresa p.n. 10,000 Prishtina, Kosovo. Institut für
Politikwissenschaft, Philosophische Fakultät. Gastdozent.
Programmstipendium WUS – Austria
National Security transformation and New challenges – Sommer Semester 2007
seit 2007
University College Iliria, Ass. lecturer: Einführung in die Internationalen Beziehungen
und Europäische Integration
2004 – 2007
Kursalon Betriebes GMBH, Wien. Manager für Logistik
1999 –2002
Palais Event Veranstaltungen GMBH, Wien. Assistent für Logistik
AUSBILDUNG
2001-2006
Universität Wien, Österreich
Politikwissenschaft (Mag. Phil.)
- 254 -