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Risikomanagement

Diese Länder wollen eine Mehrgefahrenversicherung bezuschussen

Vom Frost geschädigte Kirschblüten
Norbert Lehmann, agrarheute Redakteur
Norbert Lehmann, agrarheute
am Freitag, 14.08.2020 - 13:51 (2 Kommentare)

Gleich mehrere Bundesländer bereiten den Einstieg in eine geförderte Mehrgefahrenversicherung vor.

Bayern, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz bereiten nach Angaben der Vereinigten Hagelversicherung konkret den Einstieg in eine geförderte Mehrgefahrenversicherung vor. Bisher gibt es entsprechende Angebote nur in Baden-Württemberg und Sachsen.

Innerhalb der EU ist Deutschland mit Ausnahme von Bulgarien, Irland und den skandinavischen Ländern der einzige Mitgliedstaat, der den Abschluss einer Mehrgefahrenversicherung nicht landesweit fördert.

Geförderte Mehrgefahrenversicherungen finden mehr Anhänger

Dr. Rainer Langner

Nach Einschätzung von Dr. Rainer Langner, dem Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Hagel, kommt jetzt in Deutschland aber „Bewegung in die Sache“. Vor Journalisten in Köln verwies Langner darauf, dass sich das Präsidium des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Mai erstmals dafür ausgesprochen habe, das betriebliche Risikomanagement durch Versicherungslösungen zu stärken. Voraussetzung sei allerdings, dass der Staat dafür zusätzliches Geld zur Verfügung stelle.

Eine Kürzung der Direktzahlungen zugunsten von Zuschüssen zu Versicherungsprämien will der Berufsstand so vermeiden. Auf europäischer Ebene läuft die EU-Agrarreform aber darauf zu, dass die Mitgliedstaaten ab 2023 einen Teil ihrer nationalen Mittel für Prämienzuschüsse verwenden werden. Auch in Deutschland sehen das laut Langner die Entwürfe der Strategiepläne einiger Bundesländer vor. Vieles deutet derzeit also darauf hin, dass geförderte Ernteversicherungen in Deutschland Zug um Zug eingeführt werden.

Pilotprojekt in Baden-Württemberg gut angenommen

Ein vom Frost geschädigter Apfel

Baden-Württemberg war mit der Vegetationsperiode 2020 in ein Pilotprojekt zur Prämienförderung von Ernteversicherungen eingestiegen. Das Land gewährt im Obst- und Weinbau einen Prämienzuschuss von 50 Prozent für die Risiken Sturm, Starkregen und Frost. Dafür stehen jährlich 5 Mio. Euro Landesmittel zur Verfügung.

Nach Angaben der Vereinigten Hagel war die Nachfrage der Obst- und Weinbauern vom Start weg gut. Rund ein Drittel der förderfähigen Sonderkulturen wurde versichert, davon die Hälfte bei der Vereinigten Hagel. Die verfügbaren Zuschüsse seien fast vollständig abgerufen worden.

Da es in Baden-Württemberg von Ende März bis Anfang April zu Frostschäden auf mehreren Tausend Hektar Obst- und Weinbaufläche kam, wird die Vereinigte Hagel das Vier- bis Fünffache der eingenommenen Prämiensumme zur Schadensregulierung auszahlen.

Ein bisher eher unterdurchschnittliches Schadensjahr

Insgesamt verläuft 2020 für die Vereinigte Hagel bisher trotz der Corona-Pandemie freundlich. Bis Anfang August lagen der Assekuranz Schadenmeldungen über 130.000 Hektar aus Landwirtschaft, Obst- und Weinbau vor. Die betroffene Versicherungssumme schätzt Langner auf 320 Mio. Euro. Das entspricht knapp unter 50 Prozent der Prämien. Bei gleichbleibendem Schadensverlauf könnte die Versicherung am Jahresende etwa 70 Prozent der Prämieneinnahmen zur Entschädigung der Versicherten aufgewandt haben.

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