Osteroder Kreiszeitung 1933-04-18 - "Ernste Bibelforscher" - eine ernste Warnung
Am 18. April 1933 fand im Alten Schützenhaus zu Osterode (Harz) eine Versammlung der Osteroder Ortsgruppe der „Zeugen Jehovas", statt, wozu durch Zettelträger vorher öffentlich eingeladen war, ohne daß man viel Kenntnis davon genommen hätte. Man nahm wohl an, daß es sich um irgend eine der vielen Sekten handle, mit denen Deutschland jetzt überschwemmt wird. Man horchte erst auf, als vor einigen Tagen die Nachricht durch die Zeitungen lief, daß seitens der Mainzer Politischen Polizei bei der dortigen Ortsgruppe der „Internationalen Vereinigung ernster Bibelforscher" eine Hausdurchsuchung gehalten und dabei eine Menge staatsgefährlicher Druckschriften beschlagnahmt worden sei. Weshalb sich diese allen Kundigen schon längst anrüchigen sog. Bibelforscher den Namen der „Jehovazeugen" beigelegt haben, wird diese „internationale Bibelforschung", die ihre Sitze in allen Landen, drüben in Nordamerika in Brooklyn, bei uns in Deutschland in Magdeburg hat, nichts weniger als eine nach Wahrheit suchende („forschende") Sekte, sondern eine unter der harmlosen Bezeichnung „Wachtturm, Bibel= und Traktat=Gesellschaft" sich versteckende weitverbreitete und mit sehr großen Mitteln ausgestattete Vereinigung ist, die nach ihrer eignen Schrift: „Trost für das Volk" das Ziel verfolgt, durch den von ihr bestimmt erwarteten und kommenden Messias ein Judenreich zu erichten, das von Palästina aus die gesamte Welt regieren soll." Denn - heißt es dort weiter - die Nationen haben mit dem Jahre 1914 aufgehört zu bestehen.
Diese getarnte „Gesellschaft ernster Bibelforscher" wendet mithin nur die schon längst unrühmlichen bekannte Fälschung an, wie sie mit Erfolg bei dem Gebrauch von Uniformen und Abzeichen politischer Gegner von Kommunisten und verwandten Vertretern internationaler Zwecke oft genug verwandt worden ist und schon in den Geschichten des Alten Testaments vorkommt. Neuerdings nennt sie sich nun „Zeugen Jehovas" und kommt damit ihrem jüdischen Ursprung schon näher.
Selbstverständlich wird nun wieder der übliche entrüstete Protest gegen diese Enthüllungen des eigentlichen Zieles der „ernsten Bibelforscher" nicht ausbleiben, genau wie er immer wieder gegen die erst 1932 völlig nachgewiesene Echtheit der „Zionistischen Protokolle" mit der Wirkung erhoben worden ist, daß der gutgläubige deutsche Michel nach einem zur Verteidigung des so edeln Talmudinhalts gehaltenen Rabbinervortrages sagen konnte: „Seht ihr wohl, es ist nichts an der ganzen Rederei von der Gefahr des Judentums! Es ist alles ganz harmlos: sie haben es ja selbst gesagt" (Tatsache - sancta simplicitas!)
Aber zur Sache.
Diese „Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher" (I.V.E.B.) ist von dem angeblichen „Pastor" Russel, wahrscheinlich einem Juden, der im Jahre 1916 starb, begründet worden, der jedenfalls ein guter Geschäftsmann von unglaublicher Rührigkeit war und Hunderte von Wanderrednern unterhielt. Wie er es mit ungeheurem Erfolg getan, so hat auch sein Nachfolger, ein angeblicher „Richter" Rutherford eine gewaltige Propaganda für die Vereinigung betrieben, die in Deuschland ihren Sitz in Magdeburg, Leipzigerstraße 11 hat und von dort aus das Land mit ihren die Gehirne umnebelnden Traktaten und Vorträgen überschwemmt.
Bei unreifen Köpfen wird dieser Zweck jedenfalls oft genug erreicht werden. So ist hier und da die Teilnahme an der großen nationalen Feier des 1. Mai d. J. von solchen „Zeugen Jehovas" mit der Begründung abgelehnt worden, daß nach der Bibel das Christentum alle Welt umfasen solle, mithin international sein müsse; was dem Christen nicht gestatte, nationale Feste mitzufeiern (!)
Man sieht, die beabsichtigte Geistesverwirrung macht Schule. Woher fließen diesen „Zeugen Jehovas" nun die erforderlichen bedeutenden Geldmittel zu? Um 1924 hatte in St. Gallen in der Schweiz der Arzt Dr. Fehrmann (nach Mitteilung von Th. Fritsch in seinem sehr zu empfehlenden „Handbuch der Judenfrage") behauptet, daß diese Gelder aus Unterstützungen des internationalen Judentums stammten, und wurde, als die „Ernsten Bibelforscher" ihn wegen dieser Behauptung verklagten, in zwei Instanzen freigesprochen, weil er den Wahrheitsbeweis durch einen dem Kantonalgericht vorgelegten Brief eines Hochgradmaurers aus Amerika führte. Die Kläger haben es darauf wohlweislich unterlassen, das Bundesgericht als letzte Instanz anzurufen.
Damit ist die Vereinigung dieser „Zeugen Jehovas" wohl hinzulänglich gekennzeichnet. Also Leichtgläubige seien gewarnt! -
Uebrigens ist die R.E.B. in mehreren deutschen Ländern schon polizeilich verboten worden.
L. Parisius, P.i.R.