Ungewöhnliche Linkswendung

21.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:38 Uhr

Das wohl spektakulärste Wappen in der Reihe der Fürstbischöfe zwischen 1648 und 1803 war das von Raymund Anton Graf von Strasoldo: Es zeigt einen Doppeladler, schwarze und silberne Straußenfedern und das Brustbild eines Mohren mit silberner Kopfbinde. - Foto: buk

Eichstätt (buk) Welche Motive führten Eichstätter Fürstbischöfe wie Marquard Reichsfreiherr Schenk von Castell oder Raymund Anton Graf von Strasoldo in ihrem Wappen? Und wo finden sich diese Wappen in Siegeln oder in Bauplastiken? Antworten auf diese Fragen gibt ein opulenter Nachschlageband, der "Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648–1803" abbildet und beschreibt. Darin ist Eichstätt ein umfangreiches Kapitel gewidmet.

Die Reihe der Eichstätter Fürstbischöfe erstreckt sich in dieser Zeit von Marquard Reichsfreiherr Schenk von Castell (1637–1685) und Johann Euchar Reichsfreiherr Schenk von Castell (1685–1697) über Johann Martin Reichsritter von Eyb (1698–1704), Johann Anton Knebel von Katzenellenbogen (1705–1725), Franz Ludwig Reichsfreiherr Schenk von Castell (1725–1736) und Johann Anton Reichsfreiherr von Freyberg-Hopferau (1736–1757) bis hin zu Raymund Anton Graf von Strasoldo (1757–1781), Johann Anton Freiherr von Zehmen (1781–1790) und Johann Reichsfreiherr von Stubenberg (1791–1821). Als identisches Motiv haben die Fürstbischöfe alle das Wappen des Hochstifts in ihrem persönlichen Wappen, nämlich einen silbernen Bischofsstab im roten Feld.

Auffällig ist, dass die Krümme des Stabs eine ungewöhnliche Linkswendung aufweist, während die heraldisch "korrekte" oder obligatorische Wendung nach rechts zeigt, Diese Eichstätter Besonderheit lässt sich nicht plausibel erklären. Heute ist das Hochstiftswappen noch als Bauplastik an der Schutzengelkirche zu erkennen.

Zu den Besonderheiten in den Wappen der drei Mitglieder des Hauses Schenk von Castell, die jeweils geviert auftreten, gehört in Silber ein rotes Hirschgeweih; der Band nennt als Nachweise unter anderem Gebäude in Titting, Berching (von 1685) und eine Bauplastik an der Kirchendecke von St. Ägidius in Dietfurt (von 1734), an denen man diese Wappen noch findet.

Während Johann von Eyb als heraldisches Detail drei gestürzte rote Pilgermuscheln einbringt, zeigt sich das Wappen seines Nachfolgers Johann Anton Knebel von Katzenellenbogen mit einem roten Schild, begleitet von einem schwarzen Ring, eher schlicht.

Goldene Kugeln auf blauem Grund finden sich bei Johann Anton von Freyberg-Hopferau, eine Art schwarz-silbernes Schachbrett mit blauen Balken bei Johann Anton von Zehmen, ein gestürzter silberner Anker auf schwarzem Grund bei Johann von Stubenberg.

Das spektakulärste Wappen in der Reihe dieser Fürstbischöfe war jedoch das von Raymund Anton Graf von Strasoldo: Es zeigt neben einem Doppeladler und schwarzen wie silbernen Straußenfedern auf Gold das Brustbild eines Mohren mit silberner Kopfbinde.

Erwin Gatz (Hrsg.): Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648–1803. Verlag Schnell und Steiner Regensburg, 680 Seiten, Preis 128 Euro.