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Flachs: Eine traditionelle Ressource in Neuseeland und Freiburg

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Der Neuseeland-Flachs, eine einst bedeutende Kulturpflanze, findet in seinem Ursprungsland Verwendung in Kleidung, Seilen und Medizin. Mit Flachs ist in der Schweiz der gemeine Lein gemeint, der zwar nicht mit dem Neuseeländer Flachs verwandt ist, aber eine genauso faszinierende Faserpflanze ist. 

Schon während der tagtäglichen Busfahrt wird in Neuseeland mit kleinen Symbolen an den Buswänden auf verschiedene Traditionen, heimische Pflanzen und Tiere aufmerksam gemacht – darunter auch auf die Kulturpflanze Flachs. Wer sich kurz eine Minute Zeit nimmt, erfährt, dass diese starke Naturfaser einst eine essenzielle Ressource für Kleidung, Körbe, Seile oder Fischernetze war und sogar als Medizin ihre Verwendung fand.

Das Farbspektrum der Flachsblätter reicht von Grün bis Violett.
Bild zvg

Was nach einem normalen, etwas dicken Blatt aussieht, ist tatsächlich äusserst reissfest. Von Hand kann das Blatt längs in viele fadenähnliche Stränge geteilt werden. Diese Fäden aber eigenhändig zu zerreissen, ist nahezu unmöglich. Dieses kleine Selbstexperiment lässt bereits erahnen, warum diese Pflanze besonders für Seile genutzt wurde.

Gross und auffällig

Der sogenannte Neuseeland-Flachs gehört zu den markantesten einheimischen Pflanzen des Landes. Schnell fallen einem die grossen, horstbildenden Stauden auf mit ihren flachen, ein bis drei Meter hohen, immergrünen Blätter. Oft sind sie in Vorgärten oder an Strassen- und Feldrändern zu sehen. Momentan ist in Neuseeland Winter, doch im Frühling bildet der dort einheimische Flachs bis zu fünf Meter hohe, rote Blütenstängel.

Im Frühling entwickeln die Flachspflanzen rote Blüten.
Bild zvg

Zu seinem natürlichen Verbreitungsgebiet gehört neben Neuseeland nur die Norfolkinsel, welche zu Australien gehört. Aufgrund der Trockenstellung von Sümpfen, fortschreitender Bewirtschaftung des Landes und reduzierter Flachsnachfrage wurde der Neuseeländer Flachs seit dem späten 20. Jahrhundert stark zurückgedrängt. In vielen tropischen Ländern ist er aber als sogenannter invasiver Neophyt zu finden, also als nicht-einheimische Pflanze, die sich unkontrolliert ausbreitet.

Im Winter sind von den Blüten nur noch die braun vertrockneten Stängel zu sehen.
Bild zvg

Symbol und Heilpflanze

In Neuseeland hat Flachs eine lange Tradition. Schon als die Maori, die indigene Bevölkerung Neuseelands, um rund 1250 n. Chr. in Neuseeland ankamen, wussten sie sich den Flachs zunutze zu machen. Neben der nahe liegenden Fasernutzung wurde die Pflanze auch als Medizin und Süssstoff gebraucht. Beispielsweise verwendeten sie die Wurzeln zur Desinfizierung von Wunden und den Nektar der grossen Blüten zum Süssen von Getränken. Auch als Symbol kam die Pflanze vor: In Sprichwörtern und Liedern der Maori wird Neuseeland-Flachs oft als Metapher für Familienzusammenhalt oder zwischenmenschliche Beziehungen verwendet.

Neuseeland-Flachs verträgt sowohl Nässe als auch Trockenheit.
Bild zvg

Zu Beginn woben die Maori aus den ganzen Flachsblättern Körbe und Matten, später entdeckten sie die starken Fasern im Innern der grünen Blätter. Mit einer scharfen Muschel schälten sie Blätter zu Fasern und verfeinerten sie danach durch Klopfen und Waschen. Anschliessend spannen sie die langen Fasern, um daraus Alltagsgegenstände wie Fischernetze, Schuhe, Seile oder Kleider herzustellen.

Vom Handwerk zur Industrie

Die industrielle Produktion löste ab 1860 die handwerkliche Flachsverarbeitung ab. Landesweit entstanden Flachsmühlen, die einer Vielzahl Maori strenge Arbeitsplätze boten. Die industriell gewonnenen Fasern waren deutlich gröber als jene der manuellen Produktion und wurden vor allem zu Seilen und Schnüren verarbeitet, die in die ganze Welt exportiert wurden.

Von Hand ist es fast unmöglich, ein Flachsblatt zu zerreissen.
Bild zvg

Im Jahr 1930 kam der Export von industriell hergestellten Flachsprodukten jedoch zum Erliegen. Dafür waren verschiedene Probleme verantwortlich: Neben einer Flachskrankheit änderte sich auch die Nachfrage. Segelschiffe, die starke Seile brauchten, wurden vermehrt durch grosse Dampfschiffe ersetzt. Auch die Weltwirtschaftskrise 1929 setzte der Flachsindustrie stark zu.

Nach 1930 hielt der Staat die Industrie mit Subventionen und Importbeschränkungen für Fasern aus Übersee am Leben, jedoch nur für den landeseigenen Bedarf. Es wurde also kaum mehr exportiert und nur noch für den inländischen Bedarf produziert. Der Abbau dieser staatlichen Unterstützungen in den 1970er-Jahren sowie die Konkurrenz durch synthetische Fasern bedeuteten schliesslich das Ende der Flachsindustrie. So musste die letzte Flachsfabrik 1985 geschlossen werden.

Neuseeland-Flachs dient als Faserpflanze zum Beispiel zur Herstellung von Seilen, findet aber auch als Medizinpflanze Verwendung.
Bild zvg

Heute sind Produkte aus Neuseeland-Flachs zur Nische geworden, sei es als Zusatz in Kosmetika oder im Bereich Handwerk. Forschende tüfteln zudem, ob Neuseeland-Flachs mit anderen Naturfasern kombiniert werden könnte, um diese zu stärken. Ziel ist es auch, die Flachsfasern weich genug für Modekleidung zu machen.

Flachsfelder sind in Neuseeland selten, dafür sind die Pflanzen in Naturreservaten oder als Zierpflanze in Vorgärten anzutreffen.
Bild zvg

Schweizer Faserpflanze: Lein

In der Schweiz ist Neuseeland-Flachs eine Zierpflanze. Doch auch hier hat Flachs eine fast vergessene Tradition. Der Flachs, den wir in der Schweiz kennen, wird Gemeiner Lein genannt und gehört einer anderen Pflanzenfamilie an als der Neuseeländer Flachs. Obwohl aus dem Schweizer Pendant genauso Fasern gewonnen werden, sieht er dem Neuseeländischen Namensgenossen keineswegs ähnlich.

In der Schweiz wird Gemeiner Lein als Faserpflanze angebaut.
Bild Wikimedia

Der rund ein Meter hohe Faserlein ist bedeutend kürzer als der Neuseeländische Flachs und blüht pastellblau. Faserlein wird vor allem in Europa (vor allem Frankreich und Belgien) sowie in China und Russland angebaut. Seit einigen Jahren wächst Lein auch wieder vereinzelt auf Schweizer Feldern. So hat beispielsweise das Unternehmen Swiss Flax das Ziel, einen Gegentrend zu Fast Fashion («schnelle Mode») zu setzen und eine transparente Wertschöpfungskette mit fairen Löhnen aufzubauen. Im Jahr 2022 zählte das Unternehmen sechs Hektaren Anbaufläche in der Schweiz.

Auch der in Europa bekannte Flachs kennt vielfältige Anwendungen. Während die Fasern zu diversen Produkten wie Textilien, Papier, Garn oder Isolationsmatten verarbeitet werden können, enthalten Leinsamen Omega-3-reiches Öl. Die heutigen Leinsorten sind entweder auf Faser oder auf Öl spezialisiert. Tendenziell werden aus Flachs hergestellte Leinen auch immer öfters als Alternative zu Baumwolle betrachtet, da Lein lokal und ohne viel Input produziert werden kann. Jedoch kann Flachs nicht direkt mit Baumwolle verglichen werden, da in Anbau und Verarbeitung verschieden viel Emissionen anfallen und auch die Verwendung nicht identisch ist.

Zur Autorin

Von Düdingen nach Neuseeland

Johanna Bischof.
Bild zvg

Johanna Bischof studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen. Zwischen Juli und November absolviert die Düdingerin zusammen mit drei Studienkollegen in Neuseeland an der Lincoln University ein Auslandsemester. Die 21-Jährige nimmt während dieser Zeit die Landwirtschaft und anverwandte Gebiete aus Neuseeland unter die Lupe und vergleicht sie für die FN-Leserinnen und Leser mit der Schweiz.

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