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Wut Warum wir manchmal wütend werden und was in unserem Körper passiert

Wut
© fidelio / Fotolia
Dies ist ein sehr gefühlvoller Text - in ihm steckt jede Menge Wut! Aber was genau ist dieses Gefühl, das uns bisweilen auf die Palme bringt? Fünf Fragen, fünf Antworten

Was ist Wut?

Ein Gefühl, heftiger als Ärger und schwerer zu kontrollieren als Zorn. Wer wütend ist, handelt oft, ohne groß nachzudenken – und noch dazu aggressiv. Der eine schreit mit knallroter Birne, der andere boxt mit voller Wucht ins Kissen oder feuert den nächstbesten Gegenstand auf den Boden. Peng! Schepper! Klirr!

Das lateinische Wort für Wut, furor, beschreibt den Ausnahmezustand ziemlich gut: furor bedeutet Raserei, Wahnsinn, Leidenschaft. Kaum ein anderer verkörpert dieses Gefühl so sehr wie der Comic-Held Hulk: Im echten Leben ist er ein ganz gewöhnlicher Atomphysiker. Seit einem Strahlenunfall jedoch verwandelt er sich in ein sehr grünes, sehr muskulöses Monster, sobald er wütend wird…

Was passiert bei Wut im Körper?

Nun, wir werden weder grün, noch platzen uns die T-Shirt-Nähte, weil sich plötzlich hulk-dicke Muskelberge unter dem Stoff spannen. Aber: Wir ziehen die Augenbrauen zusammen, die Pupillen weiten sich. Wut versetzt den Körper in Alarmbereitschaft, er schüttet die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus. Der Blutdruck steigt, und auch der Puls klettert in die Höhe.

Aber was löst die Wut überhaupt aus?

Manchmal steckt nichts anderes dahinter als: Hunger. Das haben US-amerikanische Wissenschaftlerinnen von der Universität von North Carolina gerade herausgefunden. So oder so aber verbirgt sich hinter Wut oft ein anderes Gefühl.

Eine Kränkung zum Beispiel, wenn wir beim Training vor der versammelten Mannschaft niedergemacht werden. Oder Hilflosigkeit in einer unangenehmen Situation, aus der wir nicht rauskönnen. Dann ist in unserem Gehirn ordentlich was los, vor allem im limbischen System, das unsere Gefühlsreaktionen steuert.

Was genau passiert da im Gehirn?

Ein Teil des limbischen Systems sind die Amygdala. Sie sind mit dem Thalamus vernetzt, einem "Informationsvermittler", mit der Großhirnrinde, die unseres Sinneswahrnehmungen verarbeitet, und mit dem Hypothalamus, der unsere Atmung, den Kreislauf und die Temperatur regelt. Normalerweise hat die Großhirnrinde den Job, die Amygdala in Schach zu halten, damit wir bedacht handeln.

Schleudert uns jemand eine Kränkung an der Kopf, gelangt die Information über Augen und Ohren zunächst an den Thalamus, der sie an die Amygdala und an die Großhirnrinde weiterfunkt. Entscheiden die Amygdala, dass es sich bei der Kränkung um eine üble Angelegenheit handelt, hat die Großhirnrinde keine Chance, sie zu stoppen: Die Amygdala sind schneller. Sie aktivieren den Hypothalamus, der den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Und peng – WIR FAHREN AUS DER HAUT!

Und wie kommen wir da wieder runter?

In manchen Städten vermieten Menschen "Wuträume", in denen Wüteriche gegen Geld mit Baseballschlägern auf Möbeln herumdreschen dürfen. Psychologen sehen das skeptisch. Denn wenn unser Gehirn den Zusammenhang "Wut – Zerstörung – gutes Gefühl" lernt, greifen wir in der nächsten Situation, die uns wütend macht, womöglich darauf zurück… und werden wieder aggressiv.

Viel nützlicher ist es, die Stresshormone beim Sport abzubauen, indem wir laaaut Musik hören oder ganz bewusst tief atmen – das senkt den Blutdruck und beruhigt. Doch solange ein kurzer (!) Wutanfall wie ein reinigendes Gewitter wirkt, tut Wut auch mal gut. Nicht zuletzt zählen sie Psychologen neben Freude, Angst, Ekel, Neugier, Verachtung und Traurigkeit zu den sieben Grundgefühlen. Wut ist also normal – kein Grund zur Aufregung!!

GEOlino Nr. 09/2018 - Echt urig

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