Anzeige

Positive Psychologie Warum Sie sich über Ihre schlechte Laune freuen sollten

Schlechte Laune
Ebenso ansteckend wie die gute Laune: die schlechte Laune
© mauritius images / Westend61 / Jan Tepass
Sie haben schlechte Laune? Dann dürfen wir Sie beglückwünschen! Denn die Übellaunigkeit hat durchaus ihren Sinn. Wir erklären, warum Sie Ihre schlechte Laune zu schätzen wissen sollten

Jeder kennt sie und dennoch mag sie niemand sonderlich gern: die schlechte Laune. Wer schlechte Laune hat, sieht alles durch eine Miesepeter-Brille und auch vor schlecht gelaunten Kollegen oder Freunden hält man sich in der Regel lieber fern. Schon der Schriftsteller Charles Dickens sagte einst: "Nichts auf der Welt ist so wunderbar ansteckend wie schlechte Laune!"

Doch kein Mensch kann immer gut drauf sein und sich zusammenreissen - manchmal müssen wir einfach das ungute Gefühl ertragen. Und das sollten wir sogar fördern, sagen Experten.

Schlechte Laune: Ein Ergebnis der Evolution?

Mit einer positiven Einstellung lebt es sich besser: Man ist flexibler, kreativer und beliebter. Und wer stets positiv denkt, der wird nach schwerer Krankheit schneller wieder gesund. Mit Argumenten wie diesen drang die "Think positive"-Welle in den letzten Jahren in unsere Köpfe.

Keine Frage - gute Laune ist eine tolle Sache! Warum also sollte die Natur ausgerechnet ein so unangenehmes Gefühl wie die Miesepeterigkeit zulassen, wenn diese uns doch nur zu schaden scheint? Tatsächlich versteckt sich hinter der schlechten Laune ein Wert, der erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.

Der australische Psychologe Joseph Paul Forgas erklärt das an einem Modell des amerikanischen Anthropologen und Psychologen Paul Ekman. Dieses geht von sechs Basisemotionen aus:

  • Freude,
  • Überraschung,
  • Wut,
  • Ekel,
  • Furcht
  • und Traurigkeit.

Dabei fällt auf: Die Mehrzahl der Emotionen sind negativ: Wut, Ekel, Furcht und Traurigkeit sind evolutionär gesehen von großer Bedeutung. Gefühle wie Ekel und Furcht bewahren uns vor Gefahren, Wut stärkt unsere Durchsetzungskraft - aber Traurigkeit? Welche Funktion soll dieses Gefühl haben?

Wer schlecht gelaunt ist, ist produktiver

Für seine Studie, deren Ergebnisse er im "Journal of Experimental Social Psychology" veröffentlichte, testete Joseph Paul Forgas die Wirkungsweise von Traurigkeit. Dabei stellte der Psychologe fest, dass Menschen mit einer negativen Stimmung - also schlechter Laune - wesentlich besser darin waren, analytisch zu denken und auch deutlich erfolgreicher dabei waren, andere von ihrer Meinung zu überzeugen. Damit besaßen die schlecht gelaunten Probanden mehr Einfluss als die gut gelaunten Probanden.

Auch der Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe Gregor Fauma ist der Auffassung, dass schlecht gelaunte Menschen produktiver bei der Arbeit seien: Wer übel gelaunt sei, mache weniger Fehler, sei konzentrierter bei der Arbeit und kritischer in der Bewertung als jemand, der gutgelaunt sei, schreibt er. Der Rückschluss: Schlechte Laune sorgt für eine schnellere Anpassung an neue Situationen. Sie hilft also dabei, aktiv zu werden, um wieder aus der unbefriedigenden Situation herauszufinden - evolutionär ein Vorteil.

Zu diesem Ergebnis kommen auch Forscher des University College London, die die Launenhaftigkeit des Menschen untersuchten. Im Journal "Trends in Cognitive Sciences" argumentiert das Team um den Psychologen Eran Eldar, dass die Stimmung dabei helfen kann, sich schnell an neue Umweltbedingungen anzupassen.

Wenn beispielsweise ein Anleger überraschend davon profitiert, dass der Kurs seiner Aktien steigt, so wird diese Tatsache seine Laune heben. Er wird durch seine Stimmung risikofreudiger und optimistischer - und damit unmittelbar eine Anlagestrategie verfolgen, die offenbar gut zur aktuellen Lage an der Börse passt. Fällt der Aktienkurs dann wieder, wird seine Stimmung umschlagen und er wird weniger risikofreudig handeln, also pessimistischer werden.

Die Stimmung reflektiere daher, inwieweit im Umfeld enttäuschte oder überfüllte Erwartungen in diesem einen Moment wahrscheinlicher seien, so die britischen Forscher. Die Launenhaftigkeit des Menschen könnte also im Lauf der Evolution zu dem entscheidenden Vorteil geführt haben, sich schneller auf Veränderungen einstellen zu können.

Wer die schlechte Laune akzeptiert, ist gelassener

Wer schlechte Laune hat, sollte diese ruhig zulassen. Denn negative Emotionen zu akzeptieren, wirkt sich auf Dauer positiv auf die eigene Gesundheit aus, wie Wissenschaftler der University of California in Berkeley herausgefunden haben. In drei verschiedenen Experimenten mit insgesamt 1.300 Erwachsenen untersuchte ein Wissenschaftlerteam um Iris Mauss, welche Auswirkung die Akzeptanz der eigenen Gefühle bei schlechter Laune auf die psychische Gesundheit hat.

Demnach seien Menschen, die ihre schlechte Laune akzeptieren, im Schnitt glücklicher als diejenigen, die ihre negativen Gefühle nicht zulassen wollen. Letzteres führe nämlich, laut Einschätzung der Psychologen, nur zu noch mehr Stress, der krank machen könne. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten die Wissenschaftler im "Journal of Personality and Social Psychology".

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel