Uni-Fallstudie über Uganda Hohe Lebensmittelpreise lassen Kinderarbeit steigen

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BAYREUTH. Butter und Obst kosten mehr: Die Nahrungsmittelpreise in Deutschland sind um über drei Prozent gestiegen. Wenn Lebensmittel jedoch in Entwicklungsländern übermäßig viel kosten, nimmt die Kinderarbeit zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Universität Bayreuth.

 
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Wirtschaftswissenschaftler David Stadelmann und sein Doktorand Raymond Frempong aus Ghana werteten für ihre Fallstudie statistische Daten aus Uganda aus. Dort ist die Kinderarbeit in den Jahren 2009 bis 2012 signifikant gestiegen. Eine wesentliche Ursache dafür sei die Inflation der Lebensmittelpreise, lautet ihr Ergebnis, das die Bayreuther Ökonomen nun in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Development Studies veröffentlichten.

Weltweite Teuerung

Viele Faktoren wie etwa eine schlechte Ernte hätten seit 2009 dazu beigetragen, dass Lebensmittel weltweit teurer geworden seien, erläutert Stadelmann, Professor für Entwicklungsökonomie in Bayreuth. "Die Auswirkungen von hohen Lebensmittelpreisen sind in einem Land wie Uganda größer, weil es dort keine Ausgleichsmechanismen wie bei uns gibt." Vor allem Kinder in Haushalten, die selbst weder Ackerland besitzen noch Landwirtschaft betreiben, würden dann verstärkt als Arbeitskräfte eingesetzt.

Nach Angaben von Unicef arbeiten 152 Millionen Kinder weltweit -- auf Plantagen, Müllhalden, in der Textilindustrie und in Minen. Sie arbeiten aber auch als Kindersklaven in Haushalten und werden als Soldaten und Prostituierte missbraucht. 48 Prozent der arbeitenden Kinder sind Unicef zufolge unter zwölf Jahre alt. Am meisten verbreitet sei Kinderarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika.

Armut prägt das Land

Uganda ist eines der ärmsten Länder der Welt: Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei 650 US-Dollar. Die Wissenschaftler haben sich mit Hilfe von Daten der Weltbank die Entwicklung des Lebensstandards in Uganda näher angeschaut. Von 2009 bis 2010 haben rund 26 Prozent der Kinder in der Landwirtschaft mitgearbeitet. Von 2011 bis 2012 lag der Anteil der Kinderarbeiter sogar bei 35 Prozent. Parallel zu diesem Anstieg der Kinderarbeit hätten sich die Lebensmittelpreise von 2009 bis 2012 um etwa 48 Prozent erhöht. "Wir konnten nachweisen, dass mehr Kinder als Arbeiter eingesetzt wurden und die Zahl ihrer Arbeitsstunden gestiegen ist", sagt Stadelmann. Vor allem auf Kinder im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, aber auch auf solche zwischen fünf und neun Jahren treffe dies zu. Um das Familieneinkommen zu erhöhen und den Lebensstandard zu halten, seien Kinder verstärkt zur Arbeit geschickt worden.

Anbieter profitieren

Familien mit Landbesitz gelinge es besser, die drastische Inflation der Lebensmittelpreise auszugleichen, fand Bigsas-Stipendiat Frempong heraus. "Sie können ihre Einkommen dadurch steigern, dass sie ungenutzte landwirtschaftliche Flächen verpachten oder den Anbau von Kulturpflanzen ausweiten. Während sie als Konsumenten unter der Inflation leiden, haben sie als Produzenten und Anbieter durchaus die Chance, höhere Gewinne zu erzielen." Selbst wer Land besitzt, kommt nicht um Kinderarbeit herum: Ein Großteil der Lebensmittel wird aus dem Ausland importiert, die Preise somit von den internationalen Märkten diktiert.

Landrechte garantieren

Lehren ließen sich aus dem Beispiel Uganda auch für das übrige Subsahara-Afrika ziehen: "Die Systeme müssen stabil sein, damit Kinderarbeit rückgängig gemacht werden kann", sagt Stadelmann. Garantierte Landrechte könnten dazu beitragen, Kinder vor Ausbeutung zu schützen. Denn Kinder, die arbeiten müssen, gehen nicht mehr oder kaum noch zur Schule. Bildung bietet ihnen jedoch die Chance, der Armut zu entkommen. Eine intensive Erwerbstätigkeit von Kindern behindere ihre intellektuelle, emotionale und gesundheitliche Entwicklung. "Die Forschung sollte sich deshalb verstärkt den ökonomischen Ursachen der Erwerbstätigkeit von Kindern zuwenden“, sagt Stadelmann. "Der beste Schutz vor Kinderarbeit ist die Bekämpfung von Armut." Dazu gehörten Bildungschancen, die Möglichkeit, ein sicheres Einkommen zu erwerben und ein funktionierender Rechtsstaat, der Eigentumsrechte sichert.

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