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Kai Lange

Der Montag im Überblick Eine Bankenhochzeit und ein Krisenfall

Jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit einer Bankenhochzeit zur Vermeidung eines Todesfalls, einem Beben am Anleihemarkt sowie einem eiskalten Geschäft mit dem Kinderwunsch.

Die hastig durchgeprügelte Notübernahme der taumelnden Schweizer Großbank Credit Suisse durch die UBS zeigt: Die Nerven im Bankensektor liegen blank. Wenn man die Fusion von Credit Suisse und UBS als Zwangsehe versteht, kann man sich die Hochzeitszeremonie bildlich vorstellen: Finanzaufsicht und Regierung stehen mit gezogener Waffe hinter dem Brautpaar, die Mitgift der Schweizer Nationalbank fällt großzügig aus. Zeit, sich wirklich kennenzulernen, hatten die Partner nicht. Oberstes Gebot während der Bankenhochzeit war: Niemand verlässt den Saal, jeder antworte mit Ja, niemand erhebe Einspruch, sonst bricht das ganze Gebäude zusammen.

Wer dabei welche Rolle spielte, haben meine Kollegen Katharina Slodczyk und Lukas Heiny skizziert und das gemischte Team der Hauptakteure porträtiert. Auch das Ergebnis der Zwangshochzeit haben wir noch einmal genauer analysiert. Die Schweizer Notoperation hat nämlich einige Nebenwirkungen, welche die Krise im Bankensektor sogar noch vergrößern könnten, wie meine Kollegin Katharina Slodczyk schreibt.

Die Frage des Tages lautete daher: Wie geht es nach der sonntäglichen Rettungszeremonie weiter? Investoren und Anleger blickten nicht nur auf die Aktienkurse der Banken, sondern auch darauf, wie teuer die Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps) für Anleihen der Geldinstitute werden. Diese CDS-Prämien gelten als Fieberthermometer der Bankenkrise: Je höher das Misstrauen der Märkte, desto höher die Prämien. Die freudige Erkenntnis: Die Aktienkurse etwa von der Deutschen Bank oder der Commerzbank haben sich am Montag von ihrem morgendlichen Kurseinbruch erholt. Der Dax drehte sogar ins Plus. Hilfreich war, dass EZB, Fed und vier weitere Notenbanken die Dollar-Versorgung erhöht haben.

Unruhe herrscht dagegen im Anleihesektor. Beim Notverkauf der Credit Suisse gingen die Gläubiger von eigenkapitalähnlichen Anleihen, sogenannten AT1 Bonds, leer aus. Papiere im Wert von 17 Milliarden Dollar mussten abgeschrieben werden – und neue Papiere dürften so schnell keine Käufer finden. Welche Schockwellen diese Entscheidung auf dem Anleihemarkt auslöst, hat mein Kollege Christoph Rottwilm analysiert.

Alle hoffen nun, von weiteren Blitzhochzeiten à la CS und UBS auf absehbare Zeit verschont zu bleiben. Auf ein Remake von "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" wollen alle Beteiligten gerne verzichten.

Braut wider Willen: Die Schieflage der Credit Suisse kostet Investoren Milliarden

Braut wider Willen: Die Schieflage der Credit Suisse kostet Investoren Milliarden

Foto: Denis Balibouse / File Photo / REUTERS

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Goldpreis steigt nahe Rekordhoch: Der Preis für eine Feinunze Gold ist am Montag zeitweise über die Marke von 2000 Dollar gestiegen. Damit notiert der Goldpreis nur knapp unter Rekordhoch: Seit November hat der Goldpreis um rund 20 Prozent zugelegt.

  • Stornierungen im Wohnungsbau nehmen zu: Im deutschen Wohnungsbau gibt es angesichts gestiegener Kosten wieder mehr Stornierungen. Jedes siebte vom Ifo-Institut befragte Bauunternehmen meldete abgesagte Aufträge. Die Bauzinsen waren zuletzt über die Marke von 4 Prozent gestiegen.

  • Bernd Osterloh muss bei Traton vorzeitig gehen: 2021 hatte Bernd Osterloh einen pikanten Wechsel vom Volkswagen-Betriebsratschef zum Personalvorstand der Lkw-Tochter Traton vollzogen. Jetzt hört er vorzeitig auf. Neben Osterloh verlässt auch Finanzchefin Annette Danielski das Unternehmen. Neuer Personal- und Finanzchef in einer Person wird zum 1. April Michael Jackstein.

Was uns sonst noch beschäftigt hat:

  • Russisches Gericht friert VW-Vermögen in Russland ein: Ein russisches Gericht hat am Montag alle Vermögenswerte des Wolfsburger Autobauers in Russland eingefroren. Auslöser dafür ist eine Klage des russischen Autobauers Gaz. VW hatte die Autoproduktion im VW-Werk in Kaluga bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine eingestellt.

  • Formel-1-Mercedes-Teamchef Toto Wolff zu Gast: Am kommenden Dienstag (28. März) laden unsere Kollegen vom Harvard Business manager zu einem neuen Live-Talk ein. Beim OPEN HOUSE ist Toto Wolff zu Gast, der Chef des Formel-1-Teams von Mercedes. Im Gespräch mit HBm-Redakteur Ingmar Höhmann erzählt Wolff, wie Teams dauerhaft Höchstleistungen erbringen können – und was die richtige Führungsphilosophie damit zu tun hat. Die Anmeldung zum Live-Talk ist kostenlos.

Meine Empfehlung für den Abend:

Social Freezing: Konservierung weiblicher Eizellen in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad

Social Freezing: Konservierung weiblicher Eizellen in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad

Foto: Science Photo Library / Getty Images
  • Das eisige Geschäft mit dem Kinderwunsch: Später Kinder bekommen und damit die Karriere selbstbestimmter gestalten? Viele Frauen denken über "Social Freezing" nach, also über das Einfrieren von Eizellen in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad. Die Wartelisten von Arztpraxen, die sich auf Entnahme und Konservierung von Eizellen spezialisiert haben, sind lang: Der Markt für Dienstleistungen rund um die Fruchtbarkeit boomt und könnte bis 2029 auf rund 31 Milliarden US-Dollar wachsen, schätzen Marktforscher von Databridge. Meine Kollegin Maren Jensen hat sich das Businessmodel Social Freezing genauer angeschaut - und fand heraus, dass weniger als 8 Prozent der Kundinnen die Eizellen auch wieder auftauen lassen. Eine Kundin, die Social Freezing nutzt, nennt dafür einen pragmatischen Grund: "Das nimmt mir den Druck, mit dem nächsten Partner zu schnell Kinder bekommen zu müssen."

Herzlich, Ihr Kai Lange

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