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Bikekonzept für den Tölzer Landkreis: Außer Thesen nichts gewesen?

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Ausgewiesene Trails für Mountainbiker – auch das war ein Ziel der Mountainbikekonzeption für den Landkreis. Greifbare Ergebnisse gibt es nach fünf Jahren wenige. Nur ein Trail ist momentan in der Planung Acht bis zehn Trails wären das Ziel
Ausgewiesene Trails für Mountainbiker – auch das war ein Ziel der Mountainbikekonzeption für den Landkreis. Greifbare Ergebnisse gibt es nach fünf Jahren wenige. © dpa

Mit großen Erwartungen wurde der Landkreis Pilotregion für ein Mountainbikekonzept vom Alpenverein. Handlungsleitfäden und Wege für Biker sollten das angespannte Verhältnis zwischen verschiedenen Nutzern verbessern. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Bad Tölz-Wolfratshausen – „Es ist ein Zwischen-, kein Endbericht“, betonte Nicolas Gareis, der zuständige Mitarbeiter beim Deutschen Alpenverein (DAV), am Dienstag in der Sitzung des Kreisausschusses für Umwelt, Infrastruktur und Tourismus. Dass man nach fünf Jahren – angedacht waren ursprünglich mal drei – immer noch nicht fertig ist mit der Mountainbikekonzeption, sei einmal Corona geschuldet, zum anderen gab es Personalwechsel beim DAV. Die Laufzeit wurde nun um ein weiteres Jahr verlängert, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen, betonte Gareis. Er selbst hat allerdings anders als sein Vorgänger auch nur noch eine halbe Stelle, um die beiden Modellregionen zu betreuen. Neben Bad Tölz-Wolfratshausen ist das der Landkreis Oberallgäu.

Nur ein Trail ist momentan in der Planung

„Es ist schon einiges passiert, wir waren nicht tatenlos“, blickte Gareis auf die vergangenen fünf Jahre zurück. Nach dem Auftaktsymposium in Benediktbeuern mit über 200 Teilnehmern wurde ein Vorschlag für ein Beschilderungskonzept erarbeitet. Außerdem entstanden zwei Leitfäden, die sich mit Haftungsfragen und der Instandhaltung von Wegen befassen, die Wanderer und Radler gemeinsam nutzen. Ein dritter Leitfaden zur Lösung von Mountainbikekonflikten sei in Arbeit, sagte Gareis. Zudem sei einiges an Öffentlichkeitsarbeit gelaufen.

Nun hatte sich der Landkreis aber auch erhofft, dass es konkrete Trails für Mountainbiker gibt. „Es gibt elf Vorschläge“, sagte Gareis. Als erstes habe diese die Untere Naturschutzbehörde geprüft. Die „aussichtsreichsten“ habe man weiterverfolgen wollen. Wobei eines der Hauptkriterien hier ist, dass mit möglichst wenigen Grundbesitzern verhandelt werden muss. Daher gibt es momentan nur Bemühungen um eine einzige Strecke: den Benediktenwandtrail in Benediktbeuern. Die Flächen gehören den Bayerischen Staatsforsten, die Wege seien in Trägerschaft von AV-Sektionen, erklärte Gareis. Allerdings seien einige Bereiche „vielleicht nicht ganz so optimal fürs Mountainbiken“. Hier müsse man noch klären, ob kleinere oder größere Maßnahmen notwendig sind.

Dass man nicht mehr Wege habe und generell nicht schneller vorwärts komme, liege daran, „dass Abstimmungen sehr zeitintensiv sind“. Es brauche die Zustimmung der Grundbesitzer, der Gemeinden, und die Frage nach der Trägerschaft für den Weg müsse geklärt werden. Dabei gebe es „große Vorbehalte seitens der Grundbesitzer“, sagte Gareis. Viele der ehrenamtlich aktiven Mountainbiker im AV seien „zermürbt“. Zudem mangele es in der Region „ein bisschen an Eigeninitiative“, sagte Gareis und verwies aufs Oberallgäu, wo sich ein Verein gegründet habe, der die Trägerschaft für die ausgewiesenen Wege übernehme und so auch die Haftungsfrage kläre. Allerdings sind auch dort erst zwei offizielle Strecken ausgewiesen. „Auch kein Juchhe-Sprung“, sagte Landrat Josef Niedermaier (FW).

Acht bis zehn Trails wären das Ziel

„Wir sind damals mit viel Euphorie gestartet“, blickte er zurück. Er hat eine Theorie, warum es im Landkreis anders als in vielen Regionen Österreichs nicht klappt. Es drängen einfach zu viele Erholungssuchende in diesen in vielen Bereichen geschützten Naturraum. „Zu viele Leute auf zu wenig Fläche“, fasste das Franz Schöttl (CSU) zusammen. Er glaube einfach nicht, dass sich die Haltung bei den Grundbesitzern ändert. Das sei ja auch kein Wunder, wenn man sehe, wie die Gesellschaft mit den Bauern umgehe, merkte Michael Häsch (CSU) an. „Ich sehe keine Chance, dass bei dem Projekt was rauskommt“, sagte Schöttl.

Außer vielleicht, es gründe sich ähnlich wie im Oberallgäu ein Verein, wandte Wolfgang Werner (SPD) ein. „Das wäre die halbe Miete.“ Denn seien die Wege in der Trägerschaft des Vereins, haftet dessen Versicherung – und eben nicht der Grundbesitzer. „Das ist der Knackpunkt“, sagte auch Georg Riesch (FW). Natürlich wäre es nach wie vor wünschenswert, wenn sich das Mountainbiken irgendwie regeln ließe. „Es war ein Kampf, Modellregion zu werden. Es wäre schade, wenn wir jetzt kapitulieren würden.“

Förderung von 250 000 Euro vom Umweltministerium

Vielleicht müsste man noch einmal mehr verdeutlichen, welche wirtschaftliche Bedeutung Tagestouristen wie Mountainbiker für die Region haben, sagte Anton Ortlieb (FW). Es müsse das Ziel sein, Mountainbiken „sinnvoll zu steuern. Denn wenn wir nichts machen, sind die Radler trotzdem noch da“, sagte der Benediktbeurer Bürgermeister. Aber für die Steuerung brauche es mehr als einen Trail, war sich Ortlieb mit Niedermaier einig. „Da brauchen wir schon acht bis zehn in den verschiedenen Schwierigkeitsgraden“, sagte der Landrat. Wie sich das schaffen lasse? „Dafür habe ich auch keine Patentlösung.“ Das Umweltministerium fördert die Konzeption mit 250 000 Euro. Weitere gut 100 000 Euro steckt der DAV in das Projekt.

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