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Ungwollt und ausgesetzt Sangerhäuser Tierheim muss 18 Fundkätzchen mit der Flasche aufpäppeln

Von Grit Pommer Aktualisiert: 29.05.2021, 11:45
Nancy Behler mit einem der Findelkinder.
Nancy Behler mit einem der Findelkinder. (Foto: Maik Schumann)

Sangerhausen - Der Hunger ist riesengroß. Und das kleine Schildpattkätzchen tut es energisch kund. Miepsend und fiepsend regt sich die Kleine in ihrer kuscheligen Handtuchhülle und sucht eine Stelle zum Andocken. „Sie ist die Kleinste, die in diesem Jahr zu uns gekommen ist - mit gerade mal 80 Gramm Gewicht“, erzählt Nancy Behler. Doch das Kätzchen ist eine Kämpferin. „Sie rollt das Feld von hinten auf, ist die Hungrigste, Lauteste und Agilste, wenn es ums Trinken geht“, sagt die Leiterin des Sangerhäuser Tierheims. Und so bringt das Minikätzchen jetzt mit zwei Wochen immerhin schon an die 140 Gramm auf die Waage.

Katzenbabys wurden ausgesetzt

Die Kleine ist eines von fünf Flaschenkindern, die zurzeit im Tierheim Sangerhausen versorgt werden. „Insgesamt haben wir dieses Jahr schon 18 hier aufgenommen, das ist relativ viel für diesen Zeitpunkt“, sagt Behler. Etliche Kätzchen seien ganz offensichtlich ausgesetzt worden. Ein Wurf steckte beispielsweise in einem Karton, den jemand fest mit Klebeband verpackt und hinter einem Glascontainer abgestellt hatte. Andere wurden an einem Feldweg zurückgelassen.

Im Tierheim bekommen die Kleinen spezielle Katzenmilch, die mit Pulver und warmem Wasser angerührt und mit dem Fläschchen verabreicht wird. Danach heißt es: Bäuchlein massieren. Normalerweise erledigt das die Katzenmutter nach der Mahlzeit, erklärt Behler. Die Kleinen brauchen die Massage, damit die Verdauung funktioniert. In den ersten Wochen brauchen die Kätzchen alle zwei Stunden ihre Milchmahlzeit. Deshalb ist Behler froh, dass man im Tierheim Stefanie Pflüger als ehrenamtliche Helferin zur Seite hat. Sie nimmt die Kleinen mit nach Hause und überbrückt die Zeit, in der die Tierheimmitarbeiter Feierabend haben.

Gerettete Katze wartet noch auf neues Zuhause

Weil Pflüger zu Hause einen Hund hat, können sich die Kätzchen auch gleich an diese Art von Vierbeiner gewöhnen. Ein Vorteil, wenn sie später in einen Hundehaushalt vermittelt werden sollen. Ab einem Alter von etwa sechs Wochen gewöhnt man die Kätzchen schrittweise an Nassfutter. Erst, wenn sie mit acht Wochen die erste Impfung bekommen haben, werden sie an neue Besitzer vermittelt. „Die Nachfrage ist riesengroß“, sagt Behler. Die jungen Katzen aus der Handaufzucht seien schon auf den Menschen geprägt und von Anfang an sehr zutraulich.

Im Tierheim aufgenommen werden ausschließlich Fundkätzchen aus Sangerhausen und den Ortsteilen. „Die Leute bringen sie uns oder wir holen sie am Fundort ab“, sagt Behler. Man müsse aber auch realistisch sein. Nicht alle Findelkinder schaffen es, an der Flasche durchzukommen. „Die Muttermilch fehlt eben doch“, sagt Behler. Nichtsdestotrotz freut man sich zurzeit mehr denn je, wenn in den Futterspendeboxen Milchpulver für Kätzchen ladet.

Im Gegensatz zu den ganz Kleinen bekomme man zurzeit vergleichsweise wenige große Fundkatzen ins Tierheim. Die einzige erwachsene Katzenbewohnerin ist aktuell die Miez, die mit ihrer Rettung durch die Feuerwehr aus einem Lüfter am Sangerhäuser Kaufland Schlagzeilen machte. Eine erste Vermittlung habe nicht funktioniert, nun warte sie weiter auf ein ruhiges Zuhause, so Behler. (mz)