1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Unwetter: Trockenes Wetter entspannt Hochwasserlage

Unwetter Trockenes Wetter entspannt Hochwasserlage

Nach der tagelang kritischen Hochwasserlage zeichnet sich zum Wochenstart eine vorsichtige Entspannung ab: Wasserstände sinken dank des trockenen Wetters und Bewohner können in ihre Unterkünfte zurück. Doch Entwarnung gibt es aus mehreren Gründen noch nicht.

Von dpa Aktualisiert: 08.01.2024, 16:15
Die Talsperre Sösestausee ist zu rund 80 Prozent mit Wasser gefüllt.
Die Talsperre Sösestausee ist zu rund 80 Prozent mit Wasser gefüllt. Ole Spata/dpa

Hannover/Bremen - Trockenes Wetter und langsam abfließende Wassermassen lassen Menschen in den Überschwemmungsgebieten in Niedersachsen und Bremen auf weitere Entspannung hoffen. In Meppen im Emsland konnten rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner eines evakuierten Altenheims in ihre Einrichtung zurückkehren, wie eine Stadtsprecherin am Montag sagte. Normalität kehrte langsam auch für rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner in Lilienthal bei Bremen wieder ein, nachdem sie zurück in ihre Häuser konnten. Ausbleibende Niederschläge hätten jüngst zu leicht sinkenden Pegelständen geführt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover. Allerdings drücke nach wie eine große Wassermasse auf die Deiche.

In den sechs Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Verden, dem Heidekreis sowie in der Stadt Oldenburg ist laut Innenministerium weiterhin ein sogenanntes außergewöhnliches Ereignis festgestellt. Dadurch können Landkreise oder Städte beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.

Weiterhin teils hohe Wasserstände

Zahlreiche Flusspegel meldeten auch zum Wochenstart noch immer die höchste Meldestufe 3, wie etwa der Pegel der Hunte bei Huntlosen im Landkreis Oldenburg. „Hier fällt der Wasserstand nur langsam und wird voraussichtlich erst gegen Ende der Woche alle Meldestufen unterschritten haben“, wie die Hochwasservorhersagezentrale des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in ihrem Lagebericht am Montag mitteilte. Ähnlich sei die Situation auch am Unterlauf der Hase bei Meppen im Emsland. „Zum Ende der Woche sollten hier die Pegel unter den Meldestufen sein.“

Auch an Aller, Leine und Oker dürfen Anwohnerinnen und Anwohner vorsichtig aufatmen. „An fast allen Pegeln des Einzugsgebiets sinken die Wasserstände, sodass es insgesamt zu einer Entspannung der Hochwasserlage kommt“, hieß es in dem Lagebericht. An der Weser wurden Scheitelwasserstände demnach ebenfalls erreicht. Die hohen Wasserstände sollten aber noch anhalten und nur langsam abfließen.

Der Landkreis Verden mahnte zur Vorsicht auch wegen einer möglichen Grundwasserflut. „Wenn jetzt das Hochwasser abfließt, wird das Grundwasser noch in manche Keller reindrücken“, sagte ein Sprecher. Insbesondere Hausbesitzer, die in Flussnähe wohnen, müssten mit überfluteten Kellern rechnen. Der Landkreis warnte davor, dass Wasser zu schnell abzupumpen. „Die Häuser könnten instabil werden.“

Wetterdienst: Trocken bis zum Wochenende

Für die kommenden Tage erwarten Meteorologen keinen neuen Regen oder Schnee in den Hochwassergebieten in Niedersachsen und Bremen. „Es soll in den nächsten Tagen bis zum Wochenende trocken bleiben“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Zudem soll es weiterhin frostig bleiben. Die Temperaturen verharren der Vorhersage zufolge mindestens bis Mittwoch unterhalb des Gefrierpunktes.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnte wegen des Frosts vor dem Betreten von Eisflächen - auch in den Hochwassergebieten. „Strömungen und Verwirbelungen sorgen an vielen Stellen dafür, dass die Eisschicht nur langsam anwächst“, sagte Alexander Paffrath, Leiter Einsatz des Verbandes. Auch vom Eis umschlossene Sträucher und Büsche führten zu einer verminderten Tragfähigkeit. Unter der gefrorenen Oberfläche ablaufendes Wasser lasse Hohlräume entstehen, was die Gefahr des Einbrechens nochmals erhöhe, warnte der Rettungsverband.

Aufgeweichte Deiche und Schaulustige sorgen für Probleme

Unterdessen bereiteten durchweichte Deiche der Stadt Oldenburg weiter Sorgen. „Die Deiche müssen engmaschig kontrolliert werden“, sagte eine Stadtsprecherin. Auch wenn die Pegelstände leicht sinken, sei der Druck der Wassermassen enorm. Notfalls müsse der Deich an der Hunte gezielt mit einem Bagger geöffnet oder gesprengt werden.

Die Stadt Achim appellierte, durchweichte Deiche zu meiden - und zwar auch bei den für die Jahreszeit beliebten Kohltouren. Das Betreten und Befahren der Deiche sei wegen des Hochwassers weiter verboten, teilte die Stadt mit. Gastronomen und Veranstalter in Achim und umzu werden gebeten, die Kohlfahrtgruppen über das Betretungsverbot zu informieren. Wer die Deiche trotz des Verbots betritt, muss in den Landkreisen Verden und Osterholz 400 Euro Bußgeld zahlen.

Auch sogenannten „Hochwassertourismus“ sehen Behörden und Einsatzkräfte kritisch. Mehrfach wurden Menschen zuletzt gesichtet, die sich in das Hochwasser begaben, um Kanu zu fahren, zum Kitesurfen oder um schwimmen gehen. „Das ist absolut unvernünftig. Es ist nicht nur fahrlässig und selbstgefährdend, sondern bindet immer wieder Einsatzkräfte, die wir an anderen Stellen wesentlich dringlicher brauchen“, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg.