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Forscher geben Hoffnung auf Schweizer Gletscher nicht mehr zu retten

Rhonegletscher im Nordosten des Kantons Wallis in den Zentralalpen der Schweiz (Bild vom 7. Juli 2017). Der Gletscher ist stellenweise mit Tüchern abgehängt, um den Schmelzprozess zu verlangsamen.

Rhonegletscher im Nordosten des Kantons Wallis in den Zentralalpen der Schweiz (Bild vom 7. Juli 2017). Der Gletscher ist stellenweise mit Tüchern abgehängt, um den Schmelzprozess zu verlangsamen.

(Foto: imago/Arnulf Hettrich)

Allein 2016 verloren die Schweizer Gletscher einen Kubikkilometer an Eisvolumen oder 900 Milliarden Liter Wasser. Selbst eine Verlangsamung der Erderwärmung käme laut Experten für sie zu spät, der Schwund sei unaufhaltsam. Eine Folge: Der Meeresspiegel steigt.

Die Gletscher in der Schweiz sind angesichts des Temperaturanstiegs nach Expertenangaben nicht mehr zu retten. Selbst mit den größten Anstrengungen zur CO2-Verringerung würden 80 bis 90 Prozent der Eismassen bis 2100 schmelzen, sagte der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich dem "Tages-Anzeiger". "Eine Verlangsamung der Erderwärmung kommt für die Schweizer Gletscher zu spät", so Huss.

Das Blatt berichtet in einer aufwendigen Darstellung über den Rückgang der Gletscher in der Schweiz in den vergangenen 170 Jahren. Seit 1850, dem Höhepunkt der sogenannten Kleinen Eiszeit, sei das Eisvolumen von 130 auf 54 Kubikkilometer gesunken. Der Rückgang verlief gerade in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten dramatisch. 1973 zählte die Schweiz 2150 Gletscher, heute sind es noch rund 1400.

"Es wird Millionen von Klimaflüchtlingen geben"

Sechs der acht extremsten Schmelz-Jahre ereigneten sich seit 2008. Allein 2016 verloren die Gletscher nach Recherchen der Zeitung fast einen Kubikkilometer an Eisvolumen oder rund 900 Milliarden Liter Wasser. Angesichts der aktuell sehr hohen Temperaturen werde auch 2017 kein gutes Jahr für die Gletscher. Ihr Schmelzwasser trage spürbar zum Anstieg des Meeresspiegels bei, der bis 2100 insgesamt um 30 bis 100 Zentimeter steigen könnte. "Ein steigender Meeresspiegel betrifft uns in der Schweiz nicht direkt, aber es wird Millionen von Klimaflüchtlingen geben", so das Blatt.

Der Schweizer CH2014-Impacts-Bericht zur Abschätzung der Klimafolgen zeigte bereits im Jahr 2014 anhand einer Simulation an 50 Gletschern, dass deren Eismasse bis Ende des Jahrhunderts fast ganz verlorengehen wird. Auch viele weitere Alpenregionen dürften bis dahin weitgehend gletscherfrei sein. Seit Längerem wird versucht, die Gletscherschmelze durch eine Abdeckung mit Vliesplanen wenn nicht zu verhindern, so doch wenigstens zu verlangsamen - mit wenig Erfolg.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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