Wie Steinheim zu seinem Wahrzeichen kam

Steinheim. Dort, wo einst das Steinheimer Rathaus stand und 1835 abgerissen wurde, steht heute das Wahrzeichen der Emmerstadt: der Kump. Wohl nahezu jeder Steinheimer kennt ihn, in der fünften Jahreszeit wird er jeck besungen, und vor allem bei Sonnenschein ist der Brunnen auf dem Marktplatz noch heut ein beliebter Treffpunkt verschiedenster Generationen. Wer genau hinschaut, findet am 1855 erbauten Kump noch einige Einlasslöcher, denn: &bdquo;Einst wurde er gebaut, um als Wasserreservoir für die erste Steinheimer Wasserleitung zu dienen“, weiß Heike Sternberg-El Hotabi. Die Chronistin hat der Geschichte des Kumps jüngst gleich eine ganze Archivale auf der städtischen Homepage gewidmet. &bdquo;Rund um den Kump herum, da ist heut Karneval. Rund um den Kump herum, da tanzen wir noch mal“, so heißts in einem von Steinheims ältesten Karnevalsliedern. Doch die Geschichte des Kumps beinhaltet noch mehr als den närrischen Rummel. &bdquo;Er diente als Löschwasserreservoir, zum Tränken von Tieren sowie zur Versorgung der Einwohner mit sauberem Trinkwasser“, so Sternberg-El Hotabi, &bdquo;die Einlasslöcher für die Wasserhähne zur Entnahme des Trinkwassers sind heute noch sichtbar, und gleichfalls das leicht verwitterte damalige Stadtwappen“. Gespeist wird das Wasserbecken bish heute von einer Quelle außerhalb der Stadt durch Tonröhren, die später durch Eisenrohre ersetzt wurden. Das Protokoll einer Stadtratssitzung des Jahres 1854 sowie die Stadtchronik belegen, wie es einst zum Bau des 2,9 Meter tiefen Brunnens kam. In der Chronik steht: &bdquo;Auf den Antrag des Bürgermeisters wurde von der Stadtbehörde beschlossen, daß für hiesige Stadt eine Wasserleitung angelegt werden sollte. Nach älteren Nachrichten hat die Stadt Steinheim schon seit länger als 100 Jahren den Wunsch gehegt, eine Wasserleitung zu besitzen, da die gewöhnlichen Brunnen bei größeren Brandunglücken nicht ausreichend befunden“. Was die Originalzeichnung zeigt &bdquo;1855 hatte Steinheim 2.292 Einwohner, die ihr Trink-, Nutz- und Löschwasser aus Brunnen, dem Heubach oder der Emmer schöpfen mussten“, so Sternberg-El Hotabi. Die Brunnen waren aber häufig stark verunreinigt und hielten eben auch für die in der Gemeinde gefürchteten Brände oft nicht genug Wasser bereit. Der Stadtrat hatte bereits zuvor Pläne entworfen, wie man Wasser in die Stadt bringen konnte, etwa durch ein bei der städtischen Sägemühle anzulegendes Druckwerk. Doch alle Vorschläge waren aus Kostengründen verworfen worden. &bdquo;Auf Anregung des Bürgermeisters Vahle sollten die Quellen nun im sogenannten Schmäsieke, welche beständig fließend seien, für die Wasserleitung in Betracht kommen“, weiß Steinheims Chronistin, &bdquo;dazu beauftragte er den Bauführer Klee aus Höxter mit einem sogenannten Nivellement“. In dem Gutachten kam dieser zu dem Ergebnis, dass das Gefälle zwischen der Quelle und dem Marktplatz für eine Wasserleitung geeignet sei: &bdquo;Von dem jetzigen Wasserspiegel der Quelle bis zum Punkte des mitten am Markt liegenden Hauses Nr. 6 ergibt sich ein Gefälle von 37 Fuß 9 Zoll“, hieß es. Also rund 11,30 Meter. Die Originalzeichnung des Nivellements ist noch in der Akte im städtischen Archiv erhalten. Brunnenhäuschen nahe der Lother Straße Nach einer Besichtigung der Quelle vor Ort zusammen mit dem Stadtrat wurde der Bau der Wasserleitung beschlossen. &bdquo;Dazu erwarb die Stadt das Grundstück, auf dem die Quelle lag, für 200 Reichstaler“, hat Sternberg-El Hotabi recherchiert. Heute ist die – unterirdisch verlaufende – Quelle an der Lother Straße nicht mehr sichtbar, früher war die Stelle jedoch mit einem kleinen Brunnenhäuschen markiert. Die Stadtchronik berichtet über den Bau des Brunnens: &bdquo;Die Ausführung geschah lediglich unter Aufsicht und Leitung des Bürgermeisters ohne Zuziehung eines Technikers. Die Maurerarbeiten sind durch den geschickten jungen Maurermeister Wilhelm Lakemeyer von hier ausgeführt. Die Sandsteinarbeiten im Bruche bei den Externsteinen angefertigt und die Thonröhren vom Brunnenmeister Lamm aus Arolsen gelegt“. Der Grundstein wurde am 4. September 1855 gelegt, und die Fontaine am Geburtstag des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm IV. am 15. Oktober zum ersten Mal in Gang gebracht. Die Kosten der ganzen Anlage beliefen sich auf 2.500 Reichstaler, wie die Chronik berichtet. Bürgermeister leitete sich selbst Wasserzug ins Haus Bürgermeister Vahle ließ für sich selbst übrigens anlässlich der Arbeiten einen Wasserzug vom Kump direkt an sein Haus in der Marktstraße 6 leiten. &bdquo;20 Jahre später, 82-jährig und längst aus dem Amt geschieden, wollte ihn die Stadt dazu verpflichten, für diesen Wasserzug ein Reservat anzulegen“, so Sternberg-El Hotabi. Ein Brief des Landrats an den Magistrat von Steinheim vom 18. Mai 1876 führt dazu aus, dass dieser Kenntnis von jenem Bescheid erhalten hätte: &bdquo;Eine an Vahle gerichtete Bescheidung bezüglich des Wasserzuges, welcher aus dem Bassin in sein Wohnhaus abzuleiten ist, habe ich erfahren, daß von ihm ein reservat wegen des Wasserzuges verlangt wird“. Gemeint war damit wohl ein Wasserreservoir, so die Chronistin. Dazu war der ehemalige Bürgermeister aber offenbar nicht in der Lage. Der Landrat schrieb weiter, dass die Sache keine Angelegenheit des Rechts sei, sondern &bdquo;die Berechtigung (zur Beibehaltung des Wasserzuges) ist das Ehrengeschenk, welches die dankbaren Bürger der Stadt ihrem alten Bürgermeister, dem Gründer der ganzen Wasserleitung, zu seinem Hause gaben und belassen müßten“. Vahle wäre Jahrzehnte aufopfernd und mit großen Erfolg für die Stadt tätig gewesen, weshalb es der Emmer-stadt zur Ehre und zur Zierde gereichen würde, demjenigen, der die Wasserleitung projektiert hätte, auch den Wasserzug dauernd zu belassen. Und Sternberg-El Hotabi sagt: &bdquo;Knapp 170 Jahre später gehören wir in Steinheim inzwischen alle zu den privilegierten Nutzern einer Wasserleitung – wir müssen nur den Wasserhahn aufdrehen.“

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