Emmanuel Macron zeigt sich volksnah, wie hier im Gespräch mit Bewohnern der Kleinstadt Charleville-Mézières. (Bild: Francois Mori / Reuters)

Emmanuel Macron zeigt sich volksnah, wie hier im Gespräch mit Bewohnern der Kleinstadt Charleville-Mézières. (Bild: Francois Mori / Reuters)

Emmanuel Macron entdeckt sein Land – und dessen wütende Bewohner

Sechs Tage lang ist Frankreichs Präsident durch den Norden des Landes gereist. Damit wollte er alles in einem: des Ersten Weltkriegs gedenken, Wertschätzung zeigen für abgehängte Regionen sowie ein bisschen Europawahlkampf machen. Kann das gutgehen?

Nina Belz, La Flamengrie/Paris
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Unter den unzähligen Denkmälern, die in Frankreich an die Greuel des Ersten Weltkriegs erinnern, fristet der Stein von Haudroy ein Schattendasein. Das Denkmal steht unscheinbar an einer Überlandstrasse. Seit 1925 erinnert es an den Anfang vom Ende des vier Jahre langen, verlustreichen Konfliktes, dessen starre Westfront zum grossen Teil auf französischem Territorium lag. Zwar versammeln sich dort jeweils am ersten Novembersonntag Fahnenträger aus den umliegenden Gemeinden zu einer Zeremonie. Doch weder britische noch australische oder deutsche Reisegruppen verlieren sich je nach La Flamengrie, in dieses 1000-Einwohner-Dorf in der weiten, hügeligen Landschaft der Thiérache.

Macron gedenkt in La Flamengrie des Ersten Weltkriegs - und trifft unter anderem ehrenamtliche Fahnenträger. (Bild: Ludovic Marin / EPA)

Macron gedenkt in La Flamengrie des Ersten Weltkriegs - und trifft unter anderem ehrenamtliche Fahnenträger. (Bild: Ludovic Marin / EPA)

Das Denkmal wurde an der Stelle errichtet, an der am regnerischen Abend des 7. November 1918 eine deutsche Delegation von französischen Truppen in Empfang genommen wurde. Die Deutschen kamen mit vier Fahrzeugen, am ersten hatten sie eine weisse Flagge montiert. Ihr Anführer, der Staatssekretär Matthias Erzberger, wollte im Namen des Kaiserreichs über einen Waffenstillstand verhandeln. Um 20 Uhr 20 blies ein französischer Soldat das Signalhorn, und die Waffen ruhten zum ersten Mal seit vier Jahren – vorerst für einige Stunden.

Zuhören und erklären

Emmanuel Macron ist der erste französische Präsident, der das Denkmal besucht. La Flamengrie ist ein idealer Ort für die Mission, die er sich in der vergangenen Woche auferlegt hat: die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. Sechs Tage lang ist er durch den Norden des Landes gereist, durch zwei Regionen, elf Départements und siebzehn Kommunen.

Zum Ende einer Serie von Gedenkfeierlichkeiten rund um die «grande guerre» besucht er einerseits Soldatenfriedhöfe, Gedenkstätten und Kriegsschauplätze. Dazu hat er auch ausländische Staatschefs eingeladen: den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier nach Strassburg, die britische Premierministerin Theresa May an die Somme, den malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita nach Reims. Angela Merkel ist das erste Oberhaupt einer deutschen Regierung, das Compiègne nach 1945 besucht. Dort wurde der für das deutsche Kaiserreich demütigende Waffenstillstand am 11. November 1918 schliesslich unterzeichnet.

Doch Macron will auch das Gespräch mit Lokalpolitikern und «gewöhnlichen» Franzosen suchen. Seine Umfragewerte sind nach wie vor schlecht, und in einem halben Jahr findet eine Europawahl statt. Der Präsident wolle zuhören, heisst es aus dem Elysée-Palast, in Altersheimen, einem Renault-Werk, in Schulen, oder anscheinend spontan, in einer Bar für Pferdewetten oder einfach auf der Strasse.

Die Unzufriedenheit in den Regionen im Norden Frankreichs ist besonders gross. Sie alle haben unter der Deindustrialisierung gelitten. Das Département Aisne, in dem La Flamengrie liegt, gehört zu den ärmsten im Land, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Es ist landwirtschaftlich geprägt und dünn besiedelt. Die Region hat laut dem Lokalhistoriker Olivier Dirson nie mehr zu der Prosperität zurückgefunden, die sie vor dem Ersten Weltkrieg erreicht hatte; damals war sie bekannt für ihre Textilindustrie. Durch durch Orte wie Flamengrie fahren an Wochentagen Hunderte von Schwertransportern; sie vermeiden damit Autobahngebühren zwischen Paris und Brüssel.

Als Macron Mitte der Woche auf dem Weg nach La Flamengrie ist, hat er von dem Unmut einiges mitbekommen. Besonders die Empörung über die geplante Steuererhöhung auf Treibstoffe wird dem Präsidenten unter die Nase gerieben, aber auch die sinkende Kaufkraft und die Umschichtung der Sozialabgaben. Vereinzelt kommt es zu kleinen Demonstrationen, und immer wieder hört er den Vorwurf, er sei ein Präsident der Reichen und der Städte. «Ich weiss, dass nicht alles perfekt ist», hört man ihn, begleitet von Fernsehkameras, zu aufgebrachten Bürgern sagen.

Die Crux mit der Geschichte

Im Gegensatz zu den Strassenszenen geht es in La Flamengrie ruhig zu und her. Allein die über dem Ort kreisenden Polizeihelikopter locken ein paar Anwohner aus dem Haus. Zur Zeremonie dürfen die meisten nicht. Genau tausend Gäste wurden eingeladen, vor allem Lokalpolitiker aus der Region und Bürger, deren Bewerbung um einen Platz erfolgreich war. Beinahe stoisch ertragen sie Wind und Regen des kalten Novemberabends, bis der Präsident mit eineinhalb Stunden Verspätung eintrifft. Als er zu seinem Platz auf der Tribüne geht, erheben sie sich artig.

Der Präsident enthüllt eine neue Gedenkplatte am Denkmal und verharrt danach kurz in Stille. Er hört den deutschen und französischen Gymnasiasten zu, die erst aus Soldatenbriefen von den letzten Tages des Krieges vorlesen und sich dann umarmen. Ein junger Mann in der Uniform der französischen Frontsoldaten bläst schliesslich das Signalhorn, wie es vor hundert Jahren Pierre Sellier tat. Eine Sopranistin singt die Marseillaise. Die Symbolik der Zeremonie ist eindeutig.

Strassburg, 1914: Ein deutscher Offizier verliest die Erklärung des Kriegszustands. 1871–1918 gehört Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich. Nach dessen Niederlage im Krieg wird es Frankreich zugeschlagen. (Bild: CC)
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Morhange, 1914: Die Franzosen greifen an der Mosel an, um die Deutschen zu vertreiben. (Bild: Eugène Chaperon / CC)
Verdun, 1916: Eine der längsten und blutigsten Schlachten des Ersten Weltkriegs. Französische Soldaten im Schützengraben auf Höhe 304. (Bild: CC)
Reims, 1914: Defilee von Kolonialtruppen der «Schwarzen Armee» aus Senegal bei Kriegsbeginn. (Bild: CC)
Reims, 1915: Die Garnisonsstadt steht während über 1000 Tagen unter Beschuss. Die Bevölkerung wird evakuiert. (Bild: CC)
Charleville-Mézières vor 1914. Zeitweise diente die Stadt als Hauptquartier der deutschen Streitkräfte. Sie geriet mehrmals unter Beschuss. (Bild: CC)
Maubeuge, 1914: Die Festungsstadt wird als erste Stadt auf französischem Boden belagert. Die Deutschen nehmen sie nach acht Tagen ein. (Bild: Deutsches Bundesarchiv / CC)
Lens, 1917: Die Stadt wurde bei Kriegsbeginn von den Deutschen besetzt. Während des ganzen Kriegs beschossen sie die Franzosen; bei Kriegsende war ihre Bevölkerung halbiert. (Bild: Deutsches Bundesarchiv / CC)
Notre-Dame-de-Lorette: Der «Ring der Erinnerung» ist den 579 606 Soldaten gewidmet, die auf französischer Seite am nordöstlichen Frontabschnitt fielen. (Bild: Felouch Kotek / CC)
Albert,1918: Das Städtchen gerät dreimal unter schweren Beschuss und wird völlig zerstört, unter anderem in der Schlacht an der Somme. (Bild: CC)
Compiègne, 1918: In einem Eisenbahnwagen auf einer Waldlichtung wird am 11. November 1918, morgens um 5 Uhr 15, der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet. Vorne der französische Marschall Ferdinand Foch. (Bild: CC)

Strassburg, 1914: Ein deutscher Offizier verliest die Erklärung des Kriegszustands. 1871–1918 gehört Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich. Nach dessen Niederlage im Krieg wird es Frankreich zugeschlagen. (Bild: CC)

Doch die Geschichte ist ein Minenfeld. Nur wenige Stunden zuvor hat Macron eine Polemik ausgelöst, weil er Marschall Philippe Pétain vor Journalisten als grossen Soldaten des Ersten Weltkriegs bezeichnete, auch wenn er im Zweiten eine unheilvolle Wahl getroffen habe. Pétain hatte die französischen Truppen bei der Schlacht von Verdun befehligt und wurde nach Kriegsende zum Marschall ernannt, die höchste militärische Ehre in Frankreich. Im Zweiten Weltkrieg kollaborierte er als Staatschef des Vichy-Regimes allerdings mit Nazi-Deutschland. Nur in rechtsextremen Kreisen gilt er bis heute als Held.

Macron ist nicht der erste Präsident, der auf die Widersprüchlichkeit Pétains hinweist. Aber die Medien wollen seine Aussage fast unisono so verstanden haben, dass Pétain zu den Marschalls gehöre, die am Samstag in einer Zeremonie im Invalidendom in Paris geehrt werden. Historiker werden befragt, Oppositionspolitiker stänkern, in den sozialen Netzwerken ergiesst sich ein Shitstorm über Macron. Seine Sprecher und Anhänger haben alle Hände voll zu tun, die Empörung einzudämmen und immer wieder zu betonen, dass Pétain weder geehrt noch ins Panthéon einziehen werde.

Die Medien sind für Macron, der sich die Presse sonst vom Leib zu halten versucht, in dieser Woche ein wichtiges Begleitinstrument. Nicht nur hat er zugelassen, dass eine grosse Gruppe von Journalisten ihn auf dem ganzen Weg begleitet. Er gibt auch mehrere Interviews, unter anderem in Regionalblättern. Dort geht es nicht nur um die Massnahmen, mit denen die Regierung den armen Regionen auf die Beine helfen möchte – vor allem mit Geld und Investitionen.

Mit seinen besorgten Aussagen über die Rückkehr des Nationalismus, der überall mit der Angst spiele, steht er auch mitten im Europawahlkampf. Macron versucht jüngst immer öfter, den Graben zwischen dem progressiven Lager und den Nationalisten zu verdeutlichen. Das Rassemblement National, wie die Partei von Marine Le Pen seit dem Frühjahr heisst, hat bei der letzten Europawahl nicht nur das beste Ergebnis erzieht. Es kann im ganzen Nordosten Frankreichs auf grosse Unterstützung zählen.

Ein nachhaltiger Effekt?

In La Flamengrie sind solche Themen allerdings weit weg. Hier geht es um Wertschätzung, und sie kommt an. Macron schüttelt nach der Zeremonie jedem einzelnen der ehrenamtlichen Fahnenträger die Hand und bedankt sich. Einer von ihnen wird danach sagen, er mache dies seit mehr als 30 Jahren, doch noch nie habe ein Präsident einer Gedenkzeremonie beigewohnt. Es sei wirklich eine sehr grosse Ehre.

Macron entscheidet sich schliesslich spontan für einen Austausch mit Besuchern auf der Tribüne, lacht, grüsst und posiert für Fotos. Dann entschwindet er, durch das offene Fenster eines Renault winkend, in die dunkle Nacht. Ein Abend ohne Protest und ohne Vorwürfe und damit einer, der es nicht in die grossen nationalen Schlagzeilen schafft. Diese sind dominiert von dem Unmut, der dem Präsidenten begegnet, es ist von «Unwetter» die Rede, von «Konfrontation» und «Wut».

Auf Einladung des französischen Präsidenten finden sich am Wochenende siebzig Staats- und Regierungschefs in Paris ein. Sie feiern den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs. Am Sonntagmorgen findet am Triumphbogen eine Zeremonie statt. Dieser wohnen unter anderem bei (von links nach rechts): der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der marokkanische König Mohammed VI., der amerikanische Präsident Donald Trump, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron und dessen Frau Brigitte Macron, der russische Präsident Wladimir Putin und der australische Governor General Peter Cosgrove (11. November). (Bild: Ludovic Marin / AP Photo)
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Die grosse Mehrheit der geladenen Gäste folgt dem vorgesehenen Protokoll. Sie versammeln sich am frühen Morgen im Elysée-Palast, um dann gemeinsam in Bussen zu den Champs-Elysées zu gelangen. Die Schweiz vertritt Bundespräsident Alain Berset (rechts) (11. November). (Bild: Etienne Laurent / EPA)
Trotz strömendem Regen gehen die Staats- und Regierungschefs die letzten hundert Meter zum Festgelände zu Fuss (11. November). (Bild: Julien de Rosa / EPA)
Wladimir Putin (rechts), der erst am Sonntagmorgen in Paris angekommen ist, erreicht das Festgelände am Grab des Unbekannten Soldaten in allerletzter Minute (11. November). (Bild: Ludovic Marin / Reuters)
Präsident Macron erinnert in einer rund zwanzigminütigen Rede daran, wie viele Länder in diesen Krieg verwickelt waren, der 20 Millionen Opfer forderte (11. November). (Bild: Ludovic Marin / AP Photo)
Nach der Zeremonie lädt Macron zu einem offiziellen Mittagessen im Palast von Versailles. Der amerikanische Präsident Trump Donald Trump (rechts) sitzt dabei dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gegenüber (11. November). (Bild: Guido Bergmann / EPA)
Es bleibt bei diesem Zusammentreffen. Nach dem offiziellen Mittagessen hat Macron zwar zu einem Friedensforum geladen; Donald Trump ist jedoch der einzige der Staatsgäste, der nicht daran teilnimmt. Er will stattdessen einen amerikanischen Soldatenfriedhof besuchen, bevor er am späten Nachmittag nach Washington zurückkehrt (11. November). (Bild: Carlos Barria / Reuters)
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hält am Pariser Friedensforum eine Rede (11. November). (Bild: Gonzalo Fuentes / EPA)
Mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht Macron am Samstagnachmittag die Lichtung von Rethondes in Compiègne (10. November). (Bild: Etienne Laurent / EPA)
Auf der Lichtung von Rethondes, ungefähr 80 Kilometer nördlich von Paris, wurde vor hundert Jahren der Waffenstillstand unterzeichnet, der den Ersten Weltkrieg beendete. Merkel und Macron demonstrieren an diesem symbolischen Ort Einigkeit (10. November). (Bild: Etienne Laurent / EPA)
Im Gedenken an die geschätzten 17 Millionen Kriegstoten legen Merkel und Macron einen Blumenkranz nieder (10. November). (Bild: Etienne Laurent / EPA)
Am Samstagvormittag hat Macron in Paris den amerikanischen Präsidenten Donald Trump empfangen (10. November). (Bild: Vincent Kessler / Reuters)
Obwohl Trump Macron kurz vor seiner Ankunft in einem Tweet angegriffen hat, bezeichnen sich die beiden Staatsmänner bei ihrem bilateralen Treffen im Elysée-Palast gegenseitig als Freunde (10. November). (Bild: Christophe Petit Tesson / Reuters)
Auch die amerikanische First Lady Melania Trump ist zu den Feierlichkeiten nach Paris gereist (10. November). (Bild: Carlos Barria / Reuters)
Sie trifft nach ihrem Mann beim Elysée-Palast ein und wird dort von Frankreichs Präsidentengattin empfangen. Hilfsbereit nimmt Brigitte Macron ihren Gast bei der Hand. Auf dem Programm steht ein gemeinsames Mittagessen der beiden Ehepaare (10. November). (Bild: Carlos Barria / Reuters)
Unmittelbar nach der Landung der Air Force One am Freitagabend auf dem Pariser Flughafen Orly hat Trump die Forderungen Macrons nach der Gründung einer eigenen europäischen Armee scharf verurteilt (9. November). (Bild: Christian Hartmann / Reuters)
Schon am Freitagnachmittag hat der französische Präsident die britische Premierministerin Theresa May in Albert, dem Hauptort im Département Somme, empfangen und herzlich begrüsst (9. November). (Bild: Philippe Wojazer / Reuters)
In der nordfranzösischen Gemeinde Thiepval haben Macron und May der Opfer der Somme-Schlacht von 1916 gedacht. Sie gilt als eine der grössten des Ersten Weltkriegs. – May wird nicht an der Gedenkfeier in Paris teilnehmen, weil es auch in London eine Zeremonie geben wird (9. November). (Bild: Ludovic Marin / Reuters)
Bei der französisch-britischen Gedenkstätte in Thiepval legen die beiden Politiker einen Kranz nieder. – Bei der Offensive britischer und französischer Truppen von 1916 gegen deutsche Stellungen starben in viereinhalb Monaten fast 1,1 Millionen Soldaten (9. November). (Bild: Ludovic Marin / Reuters)
Im Rahmen des Gedenkens an hundert Jahre Waffenstillstand machte Macron eine einwöchige Reise durch vom Ersten Weltkrieg betroffene französische Départements. In Péronne an der Somme wird der Präsident beim Museum zum Ersten Weltkrieg, dem Historial de la Grande Guerre, von der Bevölkerung empfangen (9. November). (Bild: Philippe Wojazer / Reuters)
Der französische Präsident Emmanuel Macron spricht mit einer älteren Dame, als er vor dem Rathaus in Péronne ankommt, das Teil seiner einwöchigen Reise ist (9. November). (Bild: Philippe Wojazer / Reuters)

Auf Einladung des französischen Präsidenten finden sich am Wochenende siebzig Staats- und Regierungschefs in Paris ein. Sie feiern den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs. Am Sonntagmorgen findet am Triumphbogen eine Zeremonie statt. Dieser wohnen unter anderem bei (von links nach rechts): der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der marokkanische König Mohammed VI., der amerikanische Präsident Donald Trump, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron und dessen Frau Brigitte Macron, der russische Präsident Wladimir Putin und der australische Governor General Peter Cosgrove (11. November). (Bild: Ludovic Marin / AP Photo)

Macrons Entourage kontert, es sei genau Zweck der Reise gewesen, den Zorn und die Ängste der Franzosen zu hören. Es gebe ein Bedürfnis, sich gegenüber den Leuten zu erklären, aber fast auch eines, sie zu berühren, sagt der Präsident gegenüber der begleitenden Presse. Ende der Woche verspricht er, die Kosten für die Autoprüfung zu senken. Das Versprechen bezieht sich auf jene Klage, die ihn von Anfang bis am Ende seiner Reise begleitete: die steigende finanzielle Belastung der Autofahrer. Ob er damit die Protestbewegung besänftigt hat, die angesichts der steigenden Benzinpreise für eine nationale Blockade kommende Woche mobilisiert?

Im Tourismusbüro der Thiérache hofft man derweil, dass der Präsidentenbesuch die Aufmerksamkeit der geschichtlich interessierten Touristen auf den Stein von Haudroy gelenkt hat. Anders als Verdun oder Orte an der Somme kennt die Gegend diese Art des Tourismus kaum. Die Reisenden – vor allem Franzosen und Belgier – kommen eher wegen der Natur in die Region. Und es dürften nach dem Geschmack der Touristiker durchaus noch mehr sein.