Die Marktgemeinde Kohlberg liegt am Schnittpunkt von gleich drei sogenannten Altstraßen: eine eher seltene Konstellation. Man darf solche Wegeverbindungen aus früheren Jahrhunderten nicht mit unseren heutigen vergleichen. Sie führten ohne Unterbau durch waldreiche Gegenden und sind – wenn überhaupt – noch teilweise als tiefe Hohlwege erhalten. Sie zu Fuß mit Saumtieren oder später in holz- oder eisenbereiften Wägen zu benutzen, war ein mühsames Unterfangen. Es ging bergauf und bergab, die Zeiten waren unsicher und die Zugtiere mussten an den Steilhängen Schwerstarbeit verrichten. Da man bei einem Wegverlauf in Senken und Flusstälern im sumpfigen Gelände versunken wäre, nahm man nicht selten große Steigungen in Kauf. Wurde ein Wegstück unpassierbar, legte man gleich daneben eine neue Fuhrtrasse an.
Zu den ältesten Fernhandelswegen in Europa zählt die von Nord nach Süd verlaufende "Bernsteinstraße". Der Name ist jedoch eine Schöpfung des späten 18. Jahrhunderts. Genau genommen handelt es sich um mehrere Routen, auf denen seit der Antike Handelsgüter und vor allem an der baltischen Küste angeschwemmter Bernstein von Nord- und Ostsee in den Mittelmeerraum gelangten. Für unser Gebiet ist die "Mitteldeutsche Landroute" von Bedeutung, deren westlicher Teil von der Elbmündung oder der Danziger Bucht nach Magdeburg führte, dann zum Fichtelgebirge und über Regensburg nach Passau und schließlich entlang des Inns und über die Alpen bis zur Adria. Den Trassenverlauf kann man heute nur noch vermuten. Das erste Teilstück des Naturerlebnisweges Klingenbachtal bewegt sich auf dieser Altstraße, an die dort ein Granitstein mit Tafel und ein zweiter auf dem Gelände der Natursteinfirma Roith erinnern.
Die "Hohe Straße" oder "Alte Heerstraße" war eine aus dem Fränkischen ins Böhmische in West-Ost-Richtung verlaufende Fernverbindung, entstanden im Mittelalter. Sie ging von Sulzbach über Hahnbach und Kindlas her an Kohlberg vorbei, querte bei Luhe die Naab und zog über Waldthurn Richtung Tachau und Pilsen. Heute ist der Wegverlauf über den Kamm des Kohlbühls, wo eine Tafel darauf hinweist, nur noch an wenigen Stellen zu sehen, denn auf der alten, unterackerten und überpflanzten Strecke wurden neue Waldwege ausgeschoben.
Die jüngste und bekannteste Altstraße ist die "Goldene Straße", deren Name erstmals 1513 auftaucht. Sie war seit dem 13. Jahrhundert eine wichtige Handelsroute. In Kohlberg vollzog sich damals ein Geleitwechsel. Auf sie weisen ein Relief am Marktbrunnen sowie eine Informations- und eine Gedenktafel an den durchreisenden Reformator Jan Hus am Evangelischen Gemeindehaus hin. Außerdem wird hierzu im Ort bei der Fortführung des Projekts "Meilensteine der Zeit" eine künstlerische Sandsteinstele errichtet werden. Die große Zeit dieses Handelsweges begann zur Zeit Kaiser Karl IV. (1316 - 1378), als dieser die Obere Pfalz erworben hatte und durch diese Landerweiterung sicher und ohne Zoll zu bezahlen von seiner Residenz in Prag nach Nürnberg und weiter über Frankfurt zu seinen luxemburgischen Hausmachtgütern gelangen konnte. Die Linienführung bei uns entsprach weitgehend dem Verlauf der heutigen Staatsstraße von Hirschau nach Weiden, die bis 1980 direkt durch Kohlberg führte.
Rundwanderweg
Ein gut sechs Kilometer langer Rundweg führt auf Teilstrecken dieser drei Altstraßen. Er ist teilweise markiert, doch eine immer noch aktuelle und detaillierte Beschreibung von Altbürgermeister Karl Prösl aus dem Jahr 2007 findet sich im Internet unter www.owv-kohlberg.de/auf-historischen-altstrassen.php oder (mit Fotos) www.kohlberg-opf.de/alt_wanderung.htm.
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