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Diskussionen um den Wittelsbacher Ausgleichsfonds

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Herzog Franz von Bayern spricht bei der Verleihung desRomano-Guardini-Preises.
Herzog Franz von Bayern spricht bei der Verleihung desRomano-Guardini-Preises. © picture alliance/dpa

Zum Bericht „Der Millionen-Fonds für die Wittelsbacher“ (Politikteil):

Eine ganze Seite widmen die OVB-Heimatzeitungen dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF). Dem Grünen-Politiker Ludwig Hartmann werden dabei wohlwollend Bälle zugespielt, mit denen er darlegen kann, dass der WAF „nicht in unsere Zeit“ passe, frauenfeindlich, „ungerecht“ gegenüber dem Bürger und deshalb „ein Ausstieg“ notwendig sei.

Mit dem WAF hatten sich der Freistaat und das Haus Wittelsbach im Jahre 1923 auf die Versorgung des Hauses sowie den Erhalt des anvertrauten kulturellen Erbes geeinigt. Seither kümmert sich der mittlerweile eine halbe Milliarde Euro schwere Fonds durchaus erfolgreich um Kulturerhalt und schüttet Millionenbeträge an das Haus Wittelsbach aus.

Das weckt Begehrlichkeiten bei den Grünen. Man sieht, wo der Wind herweht: Es ist Wahlkampf – und Neiddebatten gegen Adlige ziehen immer. Neidisch auf den WAF könnte man durchaus sein, hat er es doch auch in schwierigen Zeiten geschafft, das Stiftungsvermögen zu erhalten und zu mehren. Hartmann beklagt, dass der Landtag trotz der hohen Summen keinen Einfluss auf die Mittelverwendung habe und der Oberste Rechnungshof keine Prüfungen vornehme.

Doch schauen wir auf die halb so alte Bayerische Landesstiftung, dem zweiten Fonds mit ehemals Wittelsbacher Vermögen, der alle Hartmann’schen Forderungen mustergültig erfüllt: volle Kontrolle der Landtagsparteien, regelmäßige Prüfungen durch den Rechnungshof und garantiert frei von Antifeminismus. Trotzdem hat er einen Gutteil seines initialen Stiftungsvermögens bereits verloren. Grund: gravierende Fehlentscheidungen des mit Landespolitikern und Beamten besetzten Stiftungsrates, obwohl der Rechnungshof rechtzeitig und lautstark gewarnt hatte. Fallen wir also nicht auf die grüne Neidkampagne herein, noch weniger aber auf die hochgefährliche Kriegspropaganda derselben.

Dr. Andreas Strasser

Bruckmühl

Man staunt nicht schlecht: Der Chef des Hauses Wittelsbach führt 42 Jahre lang ein Doppelleben wegen Homosexualität. Heute sind wir meist liberal. Von seiner Führungsrolle hätte Franz von Bayern aber vermutlich 1981 zurücktreten müssen, wenn er sich damals schon geoutet hätte, zumal er auf Staatsempfängen ständig mit Kardinälen der katholischen Kirche und politischen Eliten zu tun hatte, die in Bayern nicht zufällig betont konservativ sind. Die machten zwar ihrerseits oft im Privatleben, was sie wollten, aber heimlich.

Dazu kommt, dass Franz von Bayern und sein Clan Nutznießer des steuerfreien Milliarden-Vermögens der Wittelsbacher sind, das in der Weimarer Republik durch einen Skandal entstand: Während das Volk per Versailler Vertrag Kriegsfolgekosten in Milliardenhöhe blechen musste, verschoben die Wittelsbacher ihr Vermögen mit einem Deal in den steuerfreien Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Bis heute hat die CSU diesen Skandal nicht korrigiert. Die bayerische Art der „Demokratie“ eben – „Saustall“ würde besser passen. Die Zeitung brachte zum 80. Geburtstag von Franz von Bayern einen Bericht über das pompöse Fest mit 3000 geladenen Gästen in Schloss Schleißheim. Hat das Franz von Bayern bezahlt oder der Steuerzahler?

Gerda Wojtech

Waldkraiburg

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