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Schmauchspuren im Lauf Vorwürfe gegen Waffenbehörde Nordfriesland: Wurde mit beschlagnahmter Waffe geschossen?

Von Lisa Bohlander | 12.04.2024, 12:45 Uhr

2019 beschlagnahmte die Waffenbehörde Nordfriesland eine Waffe. Bei der Herausgabe etwa zwei Jahre später stellt der Besitzer fest: Mit der Waffe wurde während der Aufbewahrung womöglich geschossen. Das sagt der Kreis zu den Vorwürfen.

Der Besitzer einer Waffe wirft der Waffenbehörde Nordfriesland vor, mit seiner beschlagnahmten Pistole geschossen zu haben. Demnach sollen sich im Pistolenlauf der Waffe des Typs Walther P38 nach Herausgabe durch die Behörde Schmauchspuren befunden haben, obwohl die Waffe vor der Beschlagnahmung per Ultraschall gereinigt worden sein soll. Das Onlineportal t-online hatte darüber berichtet.

Waffenkauf zu spät gemeldet: Besitzer wurde waffenrechtliche Erlaubnis entzogen

Wie der Kreis auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, wurde dem Waffenbesitzer die waffenrechtliche Erlaubnis 2019 entzogen, weil er eine Waffe für einen Verein erworben hatte, ohne dafür vorher eine Erwerbserlaubnis beantragt zu haben. Bei dem Verein handelt es sich um die Reservistenkameradschaft Husum, etwa für ehemalige Bundeswehrsoldaten. Dem t-online-Bericht zufolge besitzt der Verein Waffen etwa für Schießsportveranstaltungen.

Nachdem dem Waffenbesitzer die Erlaubnis wegen der „waffenrechtlichen Unzuverlässigkeiten“ entzogen wurde, wurde die Walther P38 sichergestellt. „Weil der Verdacht einer Straftat bestand, wurde die Waffe an die Staatsanwaltschaft abgegeben“, so der Kreis. Solange das Strafverfahren lief, konnte die Waffe demnach nicht herausgegeben werden. Bis zur Herausgabe befand sie die Waffe in der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft Flensburg und nach Abschluss des Verfahrens im Tresor der Waffenbehörde.

Beschlagnahmte Waffe in der Waffenkammer Husum nicht auffindbar?

Der Staatsanwaltschaft Flensburg zufolge wurde das Verfahren bereits im Mai 2019 wegen Geringfügigkeit eingestellt. Bevor er die Waffe abholen konnte, musste der Waffenbesitzer allerdings seine waffenrechtliche Erlaubnis vorlegen. Der Waffenbesitzer wirft dem Kreis vor, die Herausgabe der Waffe habe sich trotz mehrfacher Anfrage bis März 2021 verzögert. Die Sachbearbeiterin habe ihm gesagt, die Waffe sei „nicht auffindbar“. „Für diese Behauptung gibt es keinen Beleg“, heißt es dazu vom Kreis. „Verzögerungen gab es lediglich insoweit, als während des Strafverfahrens keine Herausgabe erfolgen konnte.“ Auf Anfragen unserer Redaktion zu dem Fall reagierte der Waffenbesitzer nicht.

Schmauchspuren im Lauf trotz Reinigung: Wurde mit der Waffe geschossen?

Im März 2021 wurde die Waffe schlussendlich an den Bruder des ursprünglichen Besitzers ausgehändigt. Erledigt war die Sache damit aber nicht. Der Besitzer soll Schmauchspuren im Lauf der Waffe gefunden haben, obwohl die Waffe vor der Beschlagnahmung per Ultraschall gereinigt worden sein soll – laut dem t-online-Bericht dreimal. Zu dem Vorwurf, dass damit geschossen worden sein könnte, äußerte sich Kai Mintrop, Leiter des Fachdienstes Recht, Ordnung und Ausländerangelegenheiten beim Kreis, nach einer Anfrage der SPD im Hauptausschuss: „Das ist Unsinn. Es gibt hier kein Interesse daran, mit Waffen zu schießen, und Munition haben wir hier auch nicht.“

Auch die Staatsanwaltschaft Flensburg verweist auf die dort geltenden strengen Vorschriften für die Aufbewahrung von Waffen und Munition. „Munition wird immer getrennt von der Waffe aufbewahrt. Und natürlich wurde hier nicht mit dieser oder einer anderen Waffe geschossen.“ Eine „Schießbahn“ oder Ähnliches gebe es bei der Staatsanwaltschaft nicht. Für einen amtlichen Beschuss einer Waffe habe man weder die Möglichkeiten noch sei man zuständig oder befugt dazu.

Einordnung vom Waffen-Fachmann: So effektiv ist ein Ultraschallbad

Nachgefragt bei Hartmut Kattlun, Betreiber des BW-Ladens für Waffen und Outdoor-Ausrüstung in Heide und des kürzlich geschlossenen Standorts Husum. Er bestätigt, dass es sich bei der Walther P38 um eine historische Waffe handelt, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. „Bei solchen alten Militärwaffen können nach der Reinigung eher Rückstände zurückbleiben. Aber nach einem Ultraschallbad ist sie sauber.“ Bei modernen, lackierten Waffen könne ein Ultraschallbad den Lack sogar teilweise abtragen, so effektiv ist es.

Der Waffenbesitzer erstattete Anzeige gegen Unbekannt, nachdem er die Schmauchspuren gefunden hatte. Ermittelt wurde mangels Tatverdacht allerdings nicht. Außerdem hatte der Waffenbesitzer wegen des Widerrufs seiner waffenrechtlichen Erlaubnisse beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Waffenbehörde erhoben. Das Verfahren endete am 12. Februar 2024 mit einem Vergleich. Dem Besitzer wurden die waffenrechtlichen Erlaubnisse daraufhin wieder erteilt.

In der Vergangenheit gab es weitere Kritik an der Waffenbehörde Nordfriesland. Ein Sammler hatte der Behörde vorgeworfen, 120 beschlagnahmte Waffen seien verschwunden. Dabei handelte es sich aber größtenteils um Waffenteile, die in den Besitzkarten falsch deklariert und die verbotenerweise zu neuen Waffen zusammengesetzt worden waren.