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II. Patentrecht

II. Patentrecht. 4. Patentverletzung 4.1 Unmittelbare und mittelbare Patentverletzung 4.2 Vorbenutzungsrecht 4.3 Äquivalente 4.3.1 Einrede des freien Stands der Technik (Formsteineinwand) 4.3.2 Unterkombination 4.4 Ansprüche 4.4.1 Unterlassungsanspruch 4.4.2 Schadensersatzanspruch

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II. Patentrecht

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Presentation Transcript


  1. II. Patentrecht 4. Patentverletzung 4.1 Unmittelbare und mittelbare Patentverletzung 4.2 Vorbenutzungsrecht 4.3 Äquivalente 4.3.1 Einrede des freien Stands der Technik (Formsteineinwand) 4.3.2 Unterkombination 4.4 Ansprüche 4.4.1 Unterlassungsanspruch 4.4.2 Schadensersatzanspruch 4.4.3 Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch 4.4.4 Bereicherungsanspruch 4.4.5 Besichtigungs- und Vorlegungsanspruch 4.4.6 Beseitigungsanspruch 4.5 Beweislasten 4.6 Einstweiliges Verfügungsverfahren (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  2. Unmittelbare Patentverletzung §9 PatG: Das Patent hat die Wirkung, dass allein der Patentinhaber befugt ist, die patentierte Erfindung im Rahmen des geltenden Rechts zu benutzen. Jedem Dritten ist es verboten, ohne seine Zustimmung 1. Ein Erzeugnis, das Gegenstand des Patents ist, herzustellen, anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu den genannten Zwecken entweder einzuführen oder zu besitzen; 2. Ein Verfahren, das Gegenstand des Patents ist, anzuwenden oder, wenn der Dritte weiß oder es auf Grund der Umstände offensichtlich ist, dass die Anwendung des Verfahrens ohne Zustimmung des Patentinhabers verboten ist, zur Anwendung im Geltungsbereich dieses Gesetzes anzubieten; 3. Das durch ein Verfahren, das Gegenstand des Patents ist, unmittelbar hergestellte Erzeugnis anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu den genannten Zwecken zu besitzen. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  3. Mittelbare Patentverletzung § 10 PatG: (1) Das Patent hat ferner die Wirkung, dass es jedem Dritten verboten ist, ohne Zustimmung des Patentinhabers im Geltungsbereich dieses Gesetzes anderen als zur Benutzung der patentierten Erfindung berechtigten Personen Mittel, die sich auf ein wesentliches Element der Erfindung beziehen, zur Benutzung der Erfindung im Geltungsbereich dieses Gesetzes anzubieten oder zu liefern, wenn der Dritte weiß oder es aufgrund der Umstände offensichtlich ist, dass diese Mittel dazu geeignet und bestimmt sind, für die Benutzung der Erfindung verwendet zu werden.  (2) Absatz ist nicht anzuwenden, wenn es sich bei den Mitteln um allgemein im Handel erhältliche Erzeugnisse handelt, es sei denn, dass der Dritte den Belieferten bewusst veranlasst, in einer nach § 9 Satz 2 verbotenen Weise zu handeln.  (3) Personen, die die in § 11 Nr. 1 bis 3 genannten Handlungen vornehmen, gelten im Sinne des Absatzes 1 nicht als Personen, die zur Benutzung der Erfindung berechtigt sind.  (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  4. Vorbenutzungsrecht - § 12 PatG • Die Wirkung des Patents tritt gegen den nicht ein, der zur Zeit der Anmeldung bereits im Inland die Erfindung in Benutzung genommen oder die dazu erforderlichen Veranstaltungen getroffen hatte. => ERFINDUNGSBESITZ + UMSETZUNG der Erfindung • Dieser ist befugt, die Erfindung für die Bedürfnisse seines eigenen Betriebs in eigenen oder fremden Werkstätten auszunutzen. Die Befugnis kann nur zusammen mit dem Betrieb vererbt oder veräußert werden. • Hat der Anmelder oder sein Rechtsvorgänger die Erfindung vor der Anmeldung anderen mitgeteilt und sich dabei seine Rechte für den Fall der Patenterteilung vorbehalten, so kann sich der, welcher die Erfindung infolge der Mitteilung erfahren hat, nicht auf Maßnahmen nach Satz 1 berufen, die er innerhalb von sechs Monaten nach der Mitteilung getroffen hat. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  5. Äquivalente Patentverletzung Urteil des Bundesgerichtshofs, X.Zivilsenat, vom 29. April 1986 (X ZR 28/85 - OLG Braunschweig) Stichwort: Formstein Leitsätze: • Nach § 14 PatG 1981 erstreckt sich der Schutzbereich regelmäßig auf Äquivalente der in den Patentansprüchen unter Schutz gestellten Erfindung. • Dabei ist der Einwand zugelassen, die als äquivalent angegriffene Ausführungsform stelle mit Rücksicht auf den Stand der Technik keine patentfähige Erfindung dar. Urteil des Bundesgerichtshofs, X.Zivilsenat, vom 17.Februar 1999 (X ZR 22/97) Stichwort: Kontaktfederblock Leitsätze: 1. Sind die Merkmale eines erteilten Patentanspruchs bei der angegriffenen Ausführungsform identisch verwirklicht, ist der Einwand abgeschnitten, die als patentverletzend beanstandete Ausführungsform stelle mit Rücksicht auf den Stand der Technik keine Erfindung dar – sogenannter ”Formstein ”-Einwand (BGHZ 98,12 ff.). 2. Die Prüfung des sogenannten ”Formstein ”-Einwandes setzt methodisch die Klärung aller Merkmale und ihrer Funktion im Rahmen der patentgemäßen Lehre und weiterhin die Feststellung,zumindest die Unterstellung voraus,dass von jedem einzelnen Anspruchsmerkmal des Klagepatents bei der angegriffenen Ausführungsform Gebrauch gemacht,mindestens eines dieser Merkmale jedoch nicht in wortsinngemäßer Form verwirklicht ist. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  6. Schutzbereich bei Äquivalenten Abwandlungen fallen dann in den Schutzbereich des Patents, wenn das durch die Erfindung gelöste Problem mit gleichwertigen Mitteln gelöst wird, die den patentgemäßen Mitteln hinreichend gleichwirkend sind, und wenn der Durchschnittsfachmann diese gleichwirkenden Mittel mit Hilfe seiner Fachkenntnisse und aufgrund von Überlegungen auffinden konnte, die sich an der in den Patentansprüchen umschriebenen Erfindung orientieren (vgl. BGH GRUR 1986, 803, 805 - Formstein; 1988, 896, 899 - Ionenanalyse; 1989, 205, 208 - Schwermetalloxidationskatalysator; 1989, 903, 904 - Batteriekasten-schnur; 1991, 436, 439 - Befestigungsvorrichtung II; 1994, 597, 599 – Zerleg-vorrichtung). (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  7. Äquivalenzprüfung • Gleichwirkung:Das Ersatzmittel muss – zumindest im wesentlichen – dieselbe technische Wirkung erzielen wie das im Patentanspruch beschriebene Lösungsmittel • Auffindbarkeit:Der Durchschnittsfachmann mit dem Kenntnisstand des Prioritätstages muss – ausgehend vom Sinngehalt der patentierten Erfindung – ohne erfinderische Überlegungen in der Lage gewesen sein, das Ersatzmittel als funktionsgleiches Lösungsmittel aufzufinden • Gleichwertig:Der Durchschnittsfachmann zieht die abweichende Ausführung mit ihren abgewandelten Mitteln als eine der gegenständlichen Lösung gleichwertige Lösung in Betracht (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  8. Sonderfall: Verfahrenserzeugnis § 139 (3) PatG: Ist Gegenstand des Patents ein Verfahren zur Herstellung eines neuen Erzeugnisses, so gilt bis zum Beweis des Gegenteils das gleiche Erzeugnis, das von einem anderen hergestellt worden ist, als nach dem patentierten Verfahren hergestellt. Bei der Erhebung des Beweises des Gegenteils sind die berechtigten Interessen des Beklagten an der Wahrung seiner Herstellungs- und Betriebs-geheimnisse zu berücksichtigen. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  9. Unterlassungsanspruch § 139 (1) PatG: Wer entgegen den § 9 bis 13 eine patentierte Erfindung benutzt, kann vom Verletzten bei Wiederholungsgefahr auf Unterlassung in Anspruch genommen werden Voraussetzungen: Rechtswidrigkeit, aber kein Verschulden (Vorsatz, Fahrlässigkeit). Wiederholungsgefahr.(Beseitigung der Wiederholungsgefahr durch uneingeschränkte, bedingungslose Unterlassungserklärung mit Vertragsstrafeversprechen) Beweis der Rechtsverletzung durch den Kläger. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  10. Schadensersatzanspruch § 139 (2) PatG: Wer die Handlung vorsätzlich oder fahrlässig vornimmt, ist dem Verletzten zum Ersatz des daraus entstandenen Schadens verpflichtet. Bei der Bemessung des Schadensersatzes kann auch der Gewinn, den der Verletzer durch die Verletzung des Rechts erzielt hat, berücksichtigt werden. Der Schadensersatzanspruch kann auch auf der Grundlage des Betrages berechnet werden, den der Verletzer als angemessene Vergütung hätte entrichten müssen, wenn er die Erlaubnis zur Benutzung der Erfindung eingeholt hätte. Voraussetzungen: Rechtswidrigkeit (keine Duldung durch Lizenzvertrag, Weiter- oder Vorbenutzungsrecht). Verschulden (Vorsatz oder Fahrlässigkeit). Gewerblich Tätige haben die Pflicht, sich laufend über fremde Schutzrechte zu informieren. Schaden kausal durch Verletzung verursacht. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  11. Verschulden • Vorsatz: Wissen und Wollen des rechtswidrigen Erfolges, d.h. der bewußte Eingriff in das fremde Patentrecht. • Bedingter Vorsatz: als möglich erkannten rechtswidrigen Erfolg billigend in Kauf genommen (z.B. Benutzung in der Erwartung, das Patent wird vernichtet). • Grobe Fahrlässigkeit (§ 276 (1) 2 BGB): im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besonders schwerem Maße verletzt. • Leichte Fahrlässigkeit (§ 276 (1) 2 BGB): im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer acht gelassen. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  12. Schadensberechnungsarten Grundsatz: Ausgleich der Differenz zwischen der Vermögenslage vor und nach der Patentverletzung gemäß § 249 BGB • Entgangener Gewinn: Der Verletzte nutzt das Patent, hätte wahrscheinlich Gewinn erzielt und Patentverletzung ist ursächlich für den entgangenen Gewinn (Umsatzrückgang). Der Gewinn des Verletzers ist nicht maßgeblich. • Lizenzanalogie: Anspruch auf angemessene Lizenzgebühr. • Herausgabe des Verletzergewinns: Gewinn des Verletzers wurde kausal durch die Patentverletzung erzielt und nicht durch andere Maßnahmen (Werbung etc.) (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  13. Auskunft und Rechnungslegung Hilfsanspruch zum Schadensersatzanspruch (Stufenklage) • Verschulden als Voraussetzung Auskunftsanspruch: Angaben über Gestehungs- und Vertriebskosten, Umstände für die Bemessung des erzielten Gewinns, Nennung von Namen und Anschrift von Lieferanten und Abnehmern, Angaben über Zeitpunkt, Menge und Preise der einzelnen Lieferungen. Rechnungslegung: Einnahmen- / Ausgabenrechnung. Auskunftsumfang im Rahmen des Erforderlichen. Abwägung zwischen Informationsinteresse des Verletzten und schutzwürdigem Geheim-haltungsinteresse des Verletzers (Wirtschaftsprüfervorbehalt). (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  14. Auskunftsanspruch gemäß § 140b PatG § 140 b PatG (1) Wer entgegen den §§ 9 bis 13 eine patentierte Erfindung benutzt, kann vom Verletzer auf unverzügliche Auskunft über die Herkunft und den Vertriebsweg des benutzten Erzeugnisses in Anspruch genommen werden.   (3) Der zur Auskunft Verpflichtete hat Angaben zu machen über Namen und Anschrift des Herstellers, des Lieferanten und anderer Vorbesitzer des Erzeugnisses, des gewerblichen Abnehmers oder Auftraggebers sowie über die Menge der hergestellten, ausgelieferten, erhaltenen oder bestellten Erzeugnisse.  (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  15. Besichtigungsanspruch - § 140c PatG (1) Wer mit hinreichender Wahrscheinlichkeit entgegen den §§ 9 bis 13 eine patentierte Erfindung benutzt, kann von dem Rechtsinhaber oder einem anderen Berechtigten auf Vorlage einer Urkunde oder Besichtigung einer Sache, die sich in seiner Verfügungsgewalt befindet, oder eines Verfahrens, das Gegenstand des Patents ist, in Anspruch genommen werden, wenn dies zur Begründung von dessen Ansprüchen erforderlich ist. (3) Die Verpflichtung zur Vorlage einer Urkunde oder zur Duldung der Besichtigung einer Sache kann im Wege der einstweiligen Verfügung nach den §§ 935 bis 945 der Zivilprozessordnung angeordnet werden. Das Gericht trifft die erforderlichen Maßnahmen, um den Schutz vertraulicher Informationen zu gewährleisten. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  16. Bereicherungs- und Besichtigungsanspruch a) Bereicherungsanspruch (§ 812 ff. BGB): Herausgabe des durch widerrechtliche Benutzung erlangten Vorteils • Wertersatz gemäß § 818 (2) BGB durch angemessene Lizenz • Kein Verschulden erforderlich b) Besichtigungsanspruch (809 BGB): Inaugenscheinnahme, Vermessen etc., aber keine Substanzeingriffe wie Ein-/Ausbau von Teilen oder Inbetriebnahme. • Darlegung einer erheblichen Wahrscheinlichkeit für die Anwendung der geschützten Lehre • Schutzwürdiges Interesse des Patentinhabers (keine andere einfachere Möglichkeit, sich über Patentverletzung Klarheit zu verschaffen) • Fehlendes Geheimhaltungsinteresse des Verletzers (ggf. Besichtigung nur durch Sachverständigen) (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  17. Beseitigungsanspruch § 140 a PatG -Anspruch auf Vernichtung patentverletzender Erzeugnisse und Vorrichtungen (1) Wer entgegen den §§ 9 bis 13 eine patentierte Erfindung benutzt, kann von dem Verletzten auf Vernichtung der im Besitz oder Eigentum des Verletzers befindlichen Erzeugnisse, die Gegenstand des Patents sind, in Anspruch genommen werden. Satz 1 ist auch anzuwenden, wenn es sich um Erzeugnisse handelt, die durch ein Verfahren, das Gegenstand des Patents ist, unmittelbar hergestellt worden sind. • (3) Wer entgegen den §§ 9 bis 13 eine patentierte Erfindung benutzt, kann von dem Verletzten auf Rückruf der Erzeugnisse, die Gegenstand des Patents sind, oder auf deren endgültiges Entfernen aus den Vertriebswegen in Anspruch genommen werden. (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  18. Einstweilige Verfügung 1. Verfügungsantrag bei zuständigem Gericht einreichen Ggf. mündliche Verhandlung 2. Erlass der Verfügung 3. Vollziehung der Verfügung durch Parteizustellung innerhalb von 1 Monat 4a. Widerspruch 4b. Berufung (nach mdl. Vhdl.) 4c. Antrag auf Erhebung der Hauptsache 4d. Abschlusserklärung (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

  19. Einstweilige Verfügung Voraussetzungen: Verfügungsanspruch: Bestehen eines Patents / Gebrauchsmusters Glaubhaftmachung des Verletzungstatbestandes Verfügungsgrund: Verhältnismäßigkeit (Abwägung der schutzwürdigen Interessen der Parteien) Dringlichkeit (c) Patentanwalt Dipl.-Ing. J. Gerstein

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