Eine Vorführung extra für Kinder stand am Freitag an den Solothurner Filmtagen auf dem Programm.
Es ist Freitagmorgen, kurz nach halb neun. Vor der Solothurner Reithalle warten zahlreiche Schulklassen mit ihren Lehrpersonen ungeduldig auf Einlass. Winterlich sind Kinder und Erwachsene eingepackt. Denn es ist trotz Sonnenschein klirrend kalt. Sie alle freuen sich auf den Heidi-Film mit Anuk Steffen als Heidi, Quirin Agrippi als Geissenpeter und Bruno Ganz als Alpöhi.
Eine Viertelstunde später ist die Reithalle proppenvoll. Pünktlich um neun Uhr begrüsst Alain Gantenbein in Mundart die quirlige Kinderschar: «Hoffentlich het jetzt jede si Platz, denn mit nünhundert Ching isch kei Platz meh frei.» Dann wechselt der Sekundarlehrer auf Hochdeutsch, da offenbar etwelche Kinder nur ungenügend Mundart verstehen. Neben mir sitzt Bekim, ein siebenjähriger Erstklässler mit Migrationshintergrund aus der Umgebung von Solothurn. Er spricht nur gebrochen Deutsch. Er kenne die Geschichte von Heidi nicht so gut, sagt er. Doch: «Ich mich freue auf den Film.»
Der Saalverantwortliche Gantenbein wünscht der Kinder- und Lehrerschar ganz viel Spass am neuen Schweizer Heimatfilm von Alain Gsponer. Dann wird es dunkel in der Reithalle. Film ab. In der saftig grünen Bündner Alpenwelt stapft Heidi an der Hand ihrer Tante zur kargen Hütte des Alpöhi. Ein Adler kreist im azurblauen Himmel. In der Ferne meckern die Ziegen. Ein faszinierendes Bergparadies tut sich dem Waisenkind auf. So beginnt die sorgfältige Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers von Johanna Spyri. In der Halle ist es mucksmäuschenstill. Gebannt schaut der zappelige Bekim auf die Leinwand. Es scheint, dass er von Heidis sprühender Lebenslust fasziniert ist.
Krass endet für Heidi allerdings die unbeschwerte Zeit in der heilen Bergwelt, als das Kind von seiner Tante nach Frankfurt gebracht wird. Dort geht alles ziemlich drunter und drüber. Die Schnupfenanfälle von Fräulein Rottenmeier lösen bei den Schülern richtiggehend Lachanfälle aus. Bei den süssen Kätzchen ertönt ein hundertfaches «Jöööö». Und als Clara in Heidis Bergen erste Schritte macht, klatschen die Kinder begeistert und ebenso lautstark. «Bravo», ruft Bekim neben mir. Offenbar hat der Bub die zentrale Botschaft des Films verstanden. Mit neunhundert Mitschülern ist er an diesem Freitagmorgen in ein packendes, weltumspannendes Filmerlebnis eingetaucht.