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Technikpanne in Baden-Württemberg Daten von Grundeigentümern standen offen im Netz

Bei einem Portal des Landkreises Lörrach gab es offenbar gleich zwei Sicherheitslücken. Der Fall aus dem Südwesten Deutschlands lässt erahnen, wie schnell Behördendaten in falsche Hände gelangen können.
Blick auf die Stadt Lörrach

Blick auf die Stadt Lörrach

Foto: Björn Trotzki / IMAGO

Namen und Geburtsdaten von Grundstückseigentümern aus dem Kreis Lörrach ließen sich zeitweise offenbar mithilfe einer simplen Suchmaschinenabfrage abrufen. Wie das Landratsamt auf seiner Website mitteilt , ist der Fehler inzwischen nach einem Hinweis des Landesbeauftragten für den Datenschutz Anfang Januar beseitigt worden. Nach Recherchen des Südwestrundfunks (SWR)  waren potenziell rund 56.000 Menschen und annähernd 1000 Unternehmen von der Panne betroffen.

Die zwischenzeitlich einsehbaren Daten sollten Städten und Gemeinden eigentlich ausschließlich passwortgeschützt zur Verfügung stehen, berichtete das Landratsamt. Eine fehlerhafte technische Einstellung habe aber dazu geführt, dass der Passwortschutz deaktiviert wurde. »Wie es zu dieser fehlerhaften Einstellung kam und seit wann sie bestand, ist bisher leider nicht nachvollziehbar.« Ob tatsächlich Daten vom sogenannten Geo-Portal abflossen, sei unklar.

»Einen direkten Handlungsbedarf für die betroffenen Eigentümerinnen und Eigentümer kann das Landratsamt derzeit nicht erkennen«, teilte die Behörde mit. Zugleich könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass Daten für Betrugsversuche genutzt würden. »Bei unbekannten Anrufern, die Kenntnis über diese Daten haben, ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Das gilt ebenso bei Mail-Kontakt.«

Erste Hinweise gab es bereits Mitte Oktober

Auch in einer anderen Anwendung des Geo-Portals konnten Daten eingesehen werden, heißt es vom Landratsamt, in jenem Fall geht es um das Meldeportal für Starkregen- und Erosionsereignisse und um E-Mail- und teils auch Postanschriften. Das betroffene Portal sei mittlerweile offline genommen worden, teilt das Landratsamt mit, 15 von der Panne betroffene Personen seien informiert worden.

Wie ein Sprecher des Landesdatenschutzbeauftragten Tobias Keber am Mittwoch mitteilte, gab es erste Hinweise zu einer möglichen Datenpanne bereits Mitte Oktober. Dabei sei es zunächst um das Meldeportal für Starkregen- und Erosionsereignisse gegangen. Anfang November seien dann Hinweise auf möglicherweise ungewollt veröffentlichte Daten im Geoinformationssystem hinzugekommen.

Der Lörracher SPD-Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann forderte angesichts der Panne bundesweite Standards, die den Zugriff auf Daten regeln und automatisch dokumentieren. In Deutschland verwalte meist jede Behörde ihre eigenen Daten. »Auf allen Verwaltungsebenen fehlen verbindliche Standards für den Zugriff auf Daten und das Geld für IT-Sicherheit«, bemängelte der Parlamentarier.

mbö/dpa