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Mega-Fund in Hamburg Zoll beschlagnahmt elf Millionen Schmuggel-Zigaretten

Es ist der bisher größte Schlag gegen den Zigarettenschmuggel in diesem Jahr: Zollfahnder haben im Hamburger Hafen einen Container mit Millionen unversteuerten Zigaretten konfisziert. Die Schmuggler werden bei ihren illegalen Geschäften immer aktiver und übermütiger.

Hamburg - Nach Angaben des Zolls sollte der Container am 6. März im Hafen abgefertigt werden - dabei sei er durchleuchtet und die Zigaretten entdeckt worden. Nach ersten Ermittlungen gehen die Zollfahnder davon aus, dass die Zigaretten für Belgien oder die Niederlande bestimmt waren. Den Papieren zufolge sollten sich eigentlich 1000 Kartons mit Schlafsäcken in dem Container befinden, der aus China kam. Es sei ein Steuerschaden von annähernd zwei Millionen Euro verhindert worden.

"Die Schmuggeler werden immer dreister und auch immer bequemer", sagte die Leiterin des Zollfahndungsamtes Hamburg, Sabine Heise. So hätten die Täter auf jegliche Tarnladung hinter den Türen des Containers verzichtet. "Und man greift mittlerweile, um zu sparen, offensichtlich vermehrt zu den XL-Containern", sagte Heise.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Containern fasst das beschlagnahmte, etwa 30 Zentimeter höhere Modell acht Kubikmeter mehr Ladung. Dadurch konnten die Täter statt der üblichen neun Millionen sogar elf Millionen Zigaretten laden.

Im Mai 2005 waren im Hamburger Hafen bei einer einzigen Razzia rund 216 Millionen gefälschte und nicht versteuerte Marlboro-Zigaretten sichergestellt worden. Wert: 30 Millionen Euro. Das ist bis heute Rekord - und trieb in dem Jahr die Gesamtzahl sichergestellter Zigaretten in Deutschland auf 735 Millionen Stück. 2006 waren es nach neuen Angaben des Zolls nur noch 415 Millionen Stück (siehe Fotostrecke), doch Grund zur Entwarnung gibt es nicht - das zeigt der neue Fund im Hafen.

Auch in anderen Regionen Deutschlands fällt den Fahndern eine wachsende Zahl von Zigarettenschmuggel-Delikten auf. So wurden allein in Mecklenburg-Vorpommern im vergangenen Jahr an den Grenzen, in den Seehäfen und auf den Straßen des Landes 13,2 Millionen Schmuggelzigaretten beschlagnahmt - 3,8 Millionen Zigaretten mehr als im Vorjahr, wie das Hauptzollamt Stralsund mitteilte.

Oberfinanzpräsident: Durch Piraterie 70.000 Jobs bedroht

Die deutliche Zunahme der beschlagnahmten Schmuggelzigaretten in dem Bundesland ist vor allem auf spektakuläre Großfunde zurückzuführen. So wurden im Februar, im Juli und im September 2006 am Grenzübergang Pomellen drei Lkw-Fahrer ertappt, die jeweils etwa eine Million Zigaretten versteckt hatten. Das Schmuggelgut war hinter Ladungen von Metallstühlen, Einweggrills oder Kerzen verborgen.

Neben dem Zigaretten-Schmuggel hat auch die Einfuhr gefälschter Markenprodukte über die Häfen in Hamburg und an der Ostsee drastisch zugenommen. Im vergangenen Jahr seien Plagiate in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beschlagnahmt worden, die im Original gut 625 Millionen Euro gekostet hätten, berichtete die Oberfinanzdirektion Hamburg heute. Das sei eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.

"Die norddeutschen Seehäfen sind dabei das Einfallstor für die überwiegend aus Asien stammenden Waren", sagte Oberfinanzpräsident Horst Kallenbach. Bundesweit seien etwa 70.000 Arbeitsplätze durch die Produktpiraterie gefährdet.

itz/dpa/Reuters