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Protest: Opelaner rebellerien gegen Mutterkonzern

Foto: DDP

Gescheiterter Verkauf an Magna "Die Marke Opel wird leiden"

Es ist ein Rückschlag für die deutsch-russische Partnerschaft: GM stoppt den Opel-Verkauf an Magna und Sberbank. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview kritisiert Klaus Mangold, Ost-Experte der deutschen Wirtschaft, die Hinhaltetaktik der Amerikaner. Seine Furcht: eine neue Distanz zwischen Moskau und Berlin.

SPIEGEL ONLINE: Sie haben stets für einen Einstieg von Magna und der Sberbank bei Opel geworben - und noch am 20. Oktober im Beisein des russischen Premierministers Wladimir Putin gesagt, Sie seien guten Mutes. Wie konnten Sie sich so irren?

Mangold: Leider sind die Hoffnungen in den vergangenen zehn Tagen stetig geschwunden. GM hatte sich in eine Hinhaltetaktik geflüchtet, weshalb der Schritt am Ende nicht mehr überraschend kam - sondern schon befürchtet wurde.

SPIEGEL ONLINE: Welche Gründe, glauben Sie, haben den Ausschlag gegeben?

Mangold: In den USA glaubt man, dass die Autoindustrie das Schlimmste wohl schon hinter sich hat. GM steht dank Staatsinterventionen finanziell besser da als vor einem halben Jahr - und hat verstanden, dass es im Falle eines Opel-Verkaufs sein Kleinwagensegment schwächen würde. Ich kritisiere auch nicht den Beschluss an sich, das ist das Recht von GM. Ich kritisiere den Ablauf, das Lavieren. Ich hätte erwartet, dass man die veränderte Interessenlage früher artikuliert. Jetzt bleibt ein schlechter Nachgeschmack.

SPIEGEL ONLINE: Ist Russland jetzt vergrätzt?

Mangold: Opel wird in Russland vor allem als deutsche Firma gesehen. Also müssen wir jetzt aufpassen, dass die deutsch-russischen Beziehungen unter diesem Fehlschlag nicht leiden. Der Opel-Deal hat Wunden geschlagen ...

SPIEGEL ONLINE: ... und die oft beschworene deutsch-russische Modernisierungspartnerschaft beschädigt?

Mangold: Sicherlich nicht im Grundsatz, denn es wird neue Projekte geben, und sie werden erfolgreich sein. Aber ja, das derzeit wichtigste Projekt einer möglichen Partnerschaft ist geplatzt, und letztlich gibt es dabei fast nur Verlierer. Die russische Regierung hat in einem wichtigen Bereich ihr Ziel nicht erreicht, die Wirtschaft zu modernisieren. Die Autoindustrie des Landes wird zurückgeworfen, und die in Russland erfolgreiche Marke Opel wird leiden. Auch die Bundesregierung ist von GM schwer enttäuscht, und den Opelanern steht eine harte Sanierung bevor.

SPIEGEL ONLINE: GM sagt, die Sanierung werde nicht viel härter ausfallen als von Magna angekündigt.

Mangold: Ich erwarte in der Tat, dass GM nun auf dem Konzept des Magna-Konsortiums aufbauen wird. Auch in Detroit hat man sehr genau beobachtet, zu welchen Zugeständnissen die Belegschaft und die Bundesregierung letztlich bereit waren.

Das Interview führte Benjamin Bidder