Jahrelang monierten Politiker, dass zu wenige studieren. Jetzt zeigen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, dass Millionen Beschäftigte Jobs haben, die nicht ihrer Ausbildung entsprechen. Besonders Akademiker bleiben unter ihren Möglichkeiten.
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!"
Dieses Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes "Faust" beschreibt die Situation, in der sich viele Beschäftigte in Deutschland befinden. Sie haben zwar viel Zeit und Geld in Berufsabschlüsse und ihre akademische Ausbildung investiert, arbeiten aber nicht in adäquaten Positionen. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor.
Demzufolge hat jeder achte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Deutschland einen Job, der unterhalb seiner Qualifikation liegt. Insgesamt übten Ende 2019 etwa 4,05 Millionen Erwerbstätige eine Tätigkeit aus, die unter ihrem Ausbildungsniveau lag. Das entspricht zwölf Prozent der rund 33,74 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Bei den Minijobbern war den Angaben zufolge jeder Fünfte (911.000) für seinen Job überqualifiziert.
Akademiker, Frauen und Ostdeutsche oft überqualifiziert
Die Bundesagentur für Arbeit hat ermittelt, wie viele Beschäftigte 2019 einen Berufsabschluss hatten, aber nur Helfertätigkeiten ausübten und kam dabei auf 2,57 Millionen Menschen. Zudem zeigte sich, das rund 1,48 Millionen Akademiker, eine Tätigkeit als Helfer oder Fachkraft ausübten, für die ein Fachhochul- oder Hochschulabschluss nicht nötig war. Besonders bei Frauen und Beschäftigten in Ostdeutschland sei der Anteil der Arbeitnehmer, die unter ihrer formalen Qualifikationen arbeiten, besonders hoch, hieß es.
Allerdings gibt es fast ebenso viele Menschen, die unterqualifiziert für ihre Jobs sind. So waren Ende 2019 rund 2,87 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss als Fachkraft, Experte oder Spezialist beschäftigt, also in Jobs, für die eigentlich eine Berufsausbildung oder sogar ein Hochschulabschluss erforderlich wäre.