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Neue Studie zu Ausgrabungen Steinzeitmenschen in Europa haben schon vor 250.000 Jahren das Feuer beherrscht

Steinzeitmenschen am Lagerfeuer
Forscher könnten herausgefunden haben, dass Steinzeitmenschen in Europa schon deutlich früher Feuer kontrollieren konnten als bisher gedacht (nachgestellte Szene).
© gorodenkoff / Getty Images
Schon vor 250.000 Jahren haben Steinzeitmenschen offenbar um Lagerfeuer gesessen, gekocht und sich unterhalten. Das legen Ausgrabungen in Spanien nahe. Demnach beherrschten prähistorische Europäer schon 50.000 Jahre früher als bisher gedacht das Feuer.

Schon unsere Vorfahren haben offenbar ein Lagerfeuer als Ort des gemeinsamen Kochens und sozialer Gemeinschaft geschätzt – und das wohl deutlich früher als bisher angenommen. Ein Forscherteam der Heriot-Watt University in Edinburgh legt in einer neuen Studie nah, dass Steinzeitmenschen bereits vor 250.000 Jahren an Lagerfeuern gesessen, sich ausgetauscht und gekocht haben. Ihre Forschung bezieht sich auf Ausgrabungen einer prähistorischen Feuerstelle östlich der spanischen Hauptstadt Madrid.

Steinzeitmenschen haben Feuer offenbar deutlich früher kontrollieren können, als bisher angenommen

"Dies ist der älteste Beweis für ein von Menschen kontrolliertes Feuer, das zum Kochen und zur sozialen Interaktion diente", zitiert der britische "Guardian" den Co-Autoren der Studie, Clayton R. Magill. Bisher waren Forscher davon ausgegangen, dass es kontrollierte Lagerfeuer erst vor etwa 200.000 Jahren in Europa gab. "Wir haben dieses Datum um 50.000 Jahre nach hinten geschoben", so Magill weiter. 

Der Forscher betonte, dass dies nicht bedeute, dass es nicht auch vorher schon Hinweise auf frühere "organisierte Feuer" gab, aber mit ihrer Studie hätten die Wissenschaftler dies zum ersten Mal valide belegen können. 

In der Fachzeitschrift "Scientific Reports" berichten Magill und weitere Kollegen aus Spanien, wie sie die Fundstelle Valdocarros II östlich von Madrid untersucht haben.

Temperatur des Feuers optimal zum Kochen

Das Team stellte fest, dass die Stätte nicht nur mehrere Feuerstellen enthielt, sondern dass chemische Analysen der darin enthaltenen Substanzen darauf hindeuten, dass die Feuer bei Temperaturen zwischen 280 und 350 Grad Celsius brannten.

Dies sei nicht der Temperaturbereich, um zu heizen oder wilde Tiere aufzuscheuchen, sondern um zu kochen, so Magill. Das Team fand Hinweise auf Abbauprodukte von Kiefern und Pilzen, die darauf hindeuten, dass dort verrottetes Kiefernholz verbrannt worden war.

Das sei bemerkenswert, so Magill, denn in der Umgebung habe es keine Kiefern gegeben, was darauf hindeutet, dass das Holz möglicherweise absichtlich gesammelt wurde, um es zu verbrennen. 

"Wenn wir uns viele indigene Völker in der modernen Welt ansehen, wird verrottendes Holz gezielt gesucht, weil es sich bei den richtigen Temperaturen zum Kochen leichter verbrennen lässt", erklärte Magill.

Kontrolliertes Feuer deutet auf soziale Strukturen hin

Welche Art von Frühmenschen die Feuer genutzt haben könnte, ist unklar. Ebenso, was genau sie gekocht haben. Es wurden keine Spuren von Lebensmitteln an den Feuerstellen gefunden. Allerdings analysiert das Forscherteam nun Steinwerkzeuge, die in der Nähe der Feuerstellen gefunden wurden und Spuren von tierischen Fetten und Pflanzen sowie verkohlte Materialien aufweisen. 

"Wir beginnen zu verstehen, dass diese Feuer nicht nur kontrolliert an einem zentralen Ort entzündet wurden, sondern auch einen bestimmten Zweck erfüllten", sagte Magill und fügte hinzu, dass sie höchstwahrscheinlich zum Erhitzen von Lebensmitteln verwendet wurden.

"Wir können sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, wenn wir Essen in einer kontrollierten Feuerumgebung kochen, bedeutet das mit ziemlicher Sicherheit, dass es dort auch eine soziale Struktur und eine Sprache gibt", so Magill. Er wies zudem darauf hin, dass die Fundstelle auch Beweise dafür liefert, dass große Tiere geschlachtet wurden – eine Tätigkeit, die Zusammenarbeit erfordert habe.

Prof. John Gowlettof von der Universität Liverpool erklärte, dass die Studie zwar nicht der früheste Beweis für soziale Aktivitäten rund um das Feuer in Europa sei, aber dass die Arbeit ein "brillantes Fenster" in die frühmenschlichen Aktivitäten biete. "Hier können wir sehen, dass die Menschen mehrere kleine Feuerstellen benutzten, anstatt einer großen, vielleicht ein Zeichen dafür, dass sie nach Belieben Feuer machen konnten."

Quellen: Studie, The Guardian

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