Die Bausubstanz am Haus Jahnstraße 7 ist schlechter als gedacht. Die Sanierung wurde deshalb vorläufig eingestellt.

Gerlingen - Es war lange ein Wohnhaus, dann stand es leer, und es wurde immer wieder um die weitere Verwendung diskutiert. Dann waren sich Verwaltung und Gemeinderat in Gerlingen einig: Das städtische Gebäude Jahnstraße 7 soll künftig der Sozialstation zur Verfügung stehen. Doch nun wurde die vor einigen Monaten begonnene Sanierung vorläufig eingestellt. Es haben sich erhebliche Schäden am Fachwerk offenbart, die zuvor nicht bekannt waren. In der nächsten Sitzung des Gemeinderats Anfang Juni soll entschieden werden, wie es weitergeht. Auf jeden Fall wird das Vorhaben erheblich teurer. In dem Haus sollen die erste Tagesstätte für Menschen mit Demenz im Ort und die neuen Büros der Sozialstation unterkommen.

 

Untergeschoss und Fundamente schon saniert

Seit Wochen waren Bauarbeiter an dem Gebäude tätig, das erst etwa sechzig Jahre alt ist und auf einer Fachwerkkonstruktion basiert. Zunächst wurde das Untergeschoss hergerichtet – und schon dabei war mehr zu tun als gedacht. Die Fundamente mussten verstärkt werden. Diese Arbeiten sind nun abgeschlossen. Dann stellten sich bei Untersuchungen, in die auch ein Statiker einbezogen war, gravierende Schäden an dem Aufbau des Hauses über den Fundamenten heraus. Diese waren offenbar bei Stichproben zuvor nicht aufgefallen.

Fast der gesamte Verputz des Gebäudes wurde entfernt und jeder Balken untersucht. Deshalb sind jetzt viele der dicken kantigen Hölzer mit farbigen Punkten markiert. Ein Teil der Stirnseite des Hauses ist mit Planen geschützt, um das gesamte Areal ein Bauzaun aufgestellt.

„Es gibt größere Schäden als wir gewusst haben“, sagt der Stadtbaumeister Rolf Eberhart. Bevor man mit der Sanierung fortfahre, sei eine genaue Bestandsaufnahme fällig. Zudem wolle die Verwaltung dem Gemeinderat darstellen, wie bautechnisch und zu welchen Kosten weitergemacht werden könne. Das Bauamt arbeite zurzeit an einer Vorlage für die Stadträte, die Anfang Juni beraten werden soll. Es gebe für solche Fälle unter Fachleuten eine Richtschnur: Wenn mehr als die Hälfte der Tragkonstruktion ersetzt werden müsse, erreiche man einen kritischen Wert, von dem an ein Neubau lohnender sei. Das beziehe sich auf die Bautechnik wie auf die Kosten.

Es gibt drei Möglichkeiten

Generell gibt es wohl drei Optionen: das Austauschen einzelner Balken peu-à-peu, wobei das Haus erhalten bleibt. Dazu kann das neue Aufmauern einzelner Gefache – der Raum zwischen Balken – nötig sein. Die zweite Möglichkeit ist, das Gebäude über den Fundamenten abzubrechen und es auf neu saniertemUntergeschoss wieder aufzubauen. Als dritte Möglichkeit bietet sich ein genereller Neubau an, wobei dann auf die sanierten Fundamente verzichtet würde und es ein neues Grundflächenmaß gäbe. In den beiden letzten Fällen entstünde ein neues Haus mit passendem neuem Zuschnitt der Räume. Das Bauamt will dem Gemeinderat auch die Kosten der einzelnen Varianten darstellen.

Vor dem Sanierungsbeschluss im November 2015 hatten Stadträte und Verwaltung etwa zwei Jahre lang mehrere Möglichkeiten der Nutzung des ehemaligen Wohnhauses diskutiert. Zuerst war an eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz gedacht worden – bis Fachleute die Räume als zu klein bezeichneten. Die Freien Wähler hatten immer wieder den Verkauf des Gebäudes angeregt – auch wegen der Risiken, welche die Sanierung eines Altbaus in sich berge. Die Verwaltung war stets am Projekt dran geblieben – auch wegen der Zuschüsse, die an die Sanierung und bestimmte Fristen gebunden waren.