WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Deutschland
  4. Schulen: Digitalisierung als Allheilmittel für die Bildungskrise? Das ist schlichtweg dumm

Meinung Schulen

Digitalisierung als Allheilmittel für die Bildungskrise? Das ist schlichtweg dumm

Politik-Redakteurin
Politik-Redakteurin Hannah Bethke Politik-Redakteurin Hannah Bethke
Politik-Redakteurin Hannah Bethke
Quelle: Marlene Gawrisch/WELT
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
Die Digitalisierung in deutschen Schulen schreitet voran. Ein Grund zur Freude ist das nicht. Denn die Zahl an Tablets in Klassenzimmern sagt nichts über die Fähigkeiten der Schüler im Lesen, Schreiben und Rechnen aus. Im Gegenteil.

Es gibt Fortschritte in der Digitalisierung der Schulen. Davon hört man in Deutschland selten, und so ist die einhellige Meinung auch: na endlich!

90 Prozent der Schulen haben mittlerweile „zumindest für einen Teil der Schülerinnen und Schüler Klassensätze an Laptops, Tablet-PCs oder Smartphones“, berichtet eine Umfrage von Forsa, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Auftrag gegeben hat. Der Anteil an digitalen Geräten steigt, aber dem Verband reicht das nicht. Längst gehe der Trend zur künstlichen Intelligenz, heißt es dort, und noch immer sei jede zehnte Schule mangelhaft ausgestattet.

Der Verband ist mit dieser Kritik nicht allein. Die Aufregung ist hierzulande groß, wenn es wieder einmal heißt, Deutschland sei das Schlusslicht in der digitalen Entwicklung. Die Dynamik folgt dabei einer einfachen Logik: Mehr Digitalisierung ist gut, weniger schlecht. Dass sogar Bildungsinstitutionen an diesem Irrglauben festhalten, verwundert umso mehr, als es aus dem schulischen Bereich längst Erkenntnisse gibt, die genau das Gegenteil belegen.

Die Geräte lenken die Schüler ab, sie machen süchtig, beeinträchtigen die Konzentrationsfähigkeit, verleiten zu flüchtiger Lektüre und setzen alle einer permanenten Reizüberflutung aus. Die Folgen sind in etlichen Studien dokumentiert, und sie sind auch im Alltag fast überall sichtbar: Viele Kinder und Jugendliche können sich nicht mehr in eine Sache vertiefen, sie werden extrem ungeduldig, die soziale Interaktion leidet, sie verlieren ihre Freiheit und Selbstständigkeit. Wissenschaftler warnen angesichts des wachsenden Digitalkonsums vor psychischen Folgen und Schäden für den Entwicklungsprozess.

Andere Länder ergreifen Maßnahmen

In Frankreich hat man diese Gefahren schneller erkannt, dort existiert bereits seit Jahren ein gesetzliches Handyverbot in Schulen. Seit diesem Jahr ist auch in den Niederlanden die Nutzung von Handys, Tablets und Smartwatches in Schulen untersagt, Neuseeland reagiert auf den Leistungsabfall der Schüler ebenfalls mit einem Handyverbot, und auch in Großbritannien denkt man darüber nach.

Die Länder greifen nicht zu solchen Maßnahmen, weil sie technologiefeindlich sind; sie erkennen nur, wie ernst die Lage ist. Es ist schlichtweg dumm, in der Digitalisierung ein Heilmittel für die grassierenden Bildungsprobleme zu sehen. Niemand kann das Rad der Geschichte zurückdrehen und die Modernisierung aufhalten.

Doch die Anzahl an Tablets sagt nichts über die Fähigkeiten der Schüler im Rechnen, Lesen und Schreiben aus. Gegen ihre verheerenden Leistungsbilanzen hilft kein noch so großer Digitalpakt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn auch Eltern die abstumpfenden Geräte einfach einmal ausstellen und stattdessen mit ihren Kindern ein Buch aufschlagen würden.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema