Bad Berleburg. Zwei Politikerinnen im Sozialausschuss nehmen die Einrichtungen in Wemlighausen und Aue-Wingeshausen ins Visier – und stellen unangenehme Fragen.

Exakt 29 I-Dötze sollen zum nächsten Schuljahr 2022/23 die Eingangsklasse an der Grundschule „Im Odeborntal“ für die Bad Berleburger Ortsteile Schüllar und Wemlighausen bilden – eine viel zu große Klasse, findet die CDU-Stadtverordnete Ursula Belz. Im Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur regte sie deshalb an, die Zahl der Erstklässler zu reduzieren. Unterdessen sorgt man sich bei der SPD um den Fortbestand der Grundschule in Aue-Wingeshausen.

Lesen Sie auch: Bad Laaspher Grundschulen: Anmeldezahlen besser als gedacht

Zwei Lösungen im Odeborntal kämen für Belz in Frage: entweder zwei Klassen für die 29 Schüler oder der Wechsel einiger von ihnen an andere Grundschulen im Stadtgebiet. Die CDU-Politikerin verwies auf 17 Schulanfänger aus dem Stadtgebiet, wo die Eltern bei der Anmeldung eine andere als die nächstgelegene Grundschule gewählt hätten. Es gebe also noch eine gewisse „Manövriermasse“.

Linde: Eltern von der Burgfeldschule überzeugen

Regina Linde, im Bad Berleburger Rathaus Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste, verwies allerdings auf die gesetzlich vorgegebenen Bandbreiten für die Klassenbildung. Demnach kann eine Klasse mit 15 bis 29 Kindern gebildet werden, zwei mit 30 bis 56 und drei mit 57 bis 81 Kindern. Und selbst wenn man zwei Klassen für 29 Schüler in Schüllar-Wemlighausen einrichten könnte, so Linde weiter, würde vor Ort vermutlich das notwendige Lehrer-Personal fehlen. Aber vielleicht seien ja einige Eltern davon zu überzeugen, so die Fachbereichsleiterin, für ihre Kinder die Burgfeldschule anzunehmen.

Blick ins Schulgesetz

Laut Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen, Paragraf 83, können Grundschulen mit weniger als 92 und mindestens 46 Schülerinnen und Schülern nur als Teilstandorte in einem Grundschulverbund geführt werden, wenn der Schulträger deren Fortführung für erforderlich hält.

Kleinere Teilstandorte können ausnahmsweise von der oberen Schulaufsichtsbehörde zugelassen werden, wenn der Weg zu einem anderen Grundschulstandort der gewählten Schulart den Schülerinnen und Schülern nicht zugemutet werden kann und außerdem mindestens zwei Gruppen gebildet werden können.

Sandra Peiser (SPD) fragte mit Blick auf die vorliegende Schulstatistik nicht ohne Sorge nach, ob die Grundschule in ihrem Heimatort Aue-Wingeshausen denn noch eine Zukunft habe.

Verbundlösungen möglich

Solange „wir die Zahl von 48 Schülern nicht reißen“, so Regina Linde, sei der Fortbestand einer Grundschule gesichert. Und es seien auch grundsätzlich Verbundlösungen wie etwa in Dotzlar möglich. Die Schule dort bildet seit einiger Zeit mit der in Berghausen die Edertalschule als Grundschulverbund.

Lesen Sie auch: Berleburger Vorlesetag: Wichtige Lektion über Freundschaft

Grundschule Dotzlar: Laut Schulstatistik kommen hier in fünf Jahren höchstens 49 Schulkinder zusammen.
Grundschule Dotzlar: Laut Schulstatistik kommen hier in fünf Jahren höchstens 49 Schulkinder zusammen. © Britta Prasse | Britta Prasse

In Aue-Wingeshausen werden derzeit insgesamt 98 Schülerinnen und Schüler in vier Klassen unterrichtet, einer pro Jahrgang. Bei weniger als 92 Schülern sieht das NRW-Schulgesetz den Teilstandort im Verbund vor. Und die Zahl der schulpflichtig werdenden Kinder im Doppelort sinkt laut Statistik in den nächsten fünf Jahren tendenziell – von derzeit 22 auf 13 im Jahr 2026.

Lesen Sie auch: Berleburg: Grundschülerin Mariella leidet unter Quarantäne

Damit ließe sich unter normalen Umständen keine Eingangsklasse mit mindestens 15 Schülern mehr bilden. Da müsse man dann in den nächsten Jahren eventuell „etwas kreativ sein, was die Klassenbildung angeht“, so Regina Linde.

In Dotzlar könnte es 2026 kritisch werden

Generell stehe aber im Bad Berleburger Stadtgebiet keine Schule auf der Kippe, betonte sie in der Ausschuss-Sitzung. Kritisch werden könnte die Lage 2026 allerdings in Dotzlar, wenn nach aktueller Statistik nur noch 49 Kinder für vier Jahrgänge zusammenkämen.